Aviv. Qgg-JQD
KUNST UN
Kuusmnmnwc m1
NS-
lä
MonATsscnRl FT- DES-K. 14.6511 3,.
nusEuns-rcER-Kunsrunnannus
HERAUSGEGEBED-ZIRD-REDIGI-V
AVOD-SCALA.
1x.
VERLAG VON ARTARIA 8x Co. lfl VIER.
I. JAHRG. was HEFT Jeuno S.
Kunst und Kunsthundwerki
Jährlich 12 Hefte 59 Preis 12 fl. ohne
Postversendung mwsßssemzasseeasßssrmw
Abonnements werden in ullen ßuch- und Kunsthand-
lungen, im Osterr. Museum, sowie von der Verlags
handlung Artaria 8c Co. übernommen sususo-suso-so
11511"!ßßßißiiiißßi!1!11iQiiiiiiißfiidifiäißdßdß!14155111151111151116661511116
Inhalt
Seite
Eugene Grasset von
Berlepsch .. x29
Aus der Burg Kreuzen-
stein IIL, Schluss
'vonSitte. .155
Die Architektur vund
das englischeI-Iome
von Newton 164
Das Schreibzeug einer
Erzherzogin aus der
Renaissancezeit von
Modern .x77'
Hat
Aus dem Wiener
Kunstleben von I-Ie-
Kleine Nachrichten 19x,
Mittheilungen aus dem
k. k. Österr. Museum x95
Litteratur des" Kunst-
gewerbes k. 198
S0
511414? 1511! 1151419811111111111111441141141114 51ßß111166ß5E1 Uälßßiiißif 51W?! 1111111
v.
lll iyiläzlßika MIT
wir Hjluilqf
FREITL-y. bcrlM.M.oonnc
SRME-T. FRFIHZ P.
MoHTH. Eäuaoraww...
IDIEHST. VIHIEHE..."
MlTfWo. smTu7........
norme. QRUHDOHH?
FREITAG CHFURTREI...
snmsm u-amasnmsm
1315047111 E-Juuus.
MFTTWO. HERMENEqlLra.
DONMER TßäuRTluam.
FREITHE; r-myrflöan.
SFIVßTH. TURIBIU5ncu
MOHTHG; FPOLLOHIU
DIENST. cxsscencvp.
MITTW. ÖUpLlTlUSo.
DOHHE. FDOLHROOO
FREITQ- crlnusßor.
srlmsm. "FUDTIL-BERT
mmpq. MFlRCLJfaß-wua
DIEHST CLJEWTJbIPR.
MITTWOCM PEREeRrv-a.
DONHER. VITH 1.1 00..
FRElTC-l. PETERQGQQ
bHMsT. KPTHHRIHH.
14"" ÄPBUQEN-a... äN-ÄPRII;
FLOCKIJEINE ßQQRCC-EN
öRlNOiHwlä-z- QQEPäSIST-VIEU
MSMCNObOCKbElN QEQSOEIJEGENI
EUGENE GRASSET 50 VON H. E. VON
dem hier die Rede ist, ein self-made-
man wie die meisten ausserordentlichen
Erscheinungen zum erstenmale,
obschon er seit lange in Paris lebt und
unzählige Werke verschiedenster Art
ausgeführt hat, mit einer geschlossenen
Ausstellung in die Öffentlichkeit. Es
geschah im Salon des Cent". Die An-
regung dazu gieng nicht etwa von ihm
selbst aus. Er war im Gegentheil der Unternehmung wenig hold und
frug, die ihn zu der Sache veranlassten, allen Ernstes Wird man
mich denn nicht auslachen?" Am Abend des ersten Ausstellungstages
erwartete Grasset seine Freunde in einem kleinen Cafe', um zu
erfahren, wie der Eindruck auf das Publicum sich äussere. Erst wollte
er gar nicht recht an die Wirklichkeit eines unbestrittenen grossen
Erfolges glauben, lebt er doch zu still, zu zurückgezogen in seinem
Atelier, das keine Empfangsstätte für die elegante Welt, für die
Flaneurs aller Schattirungen, sondern ein ernster Arbeitsraum ist,
dessen Ausstattung in keinem Verhältnisse steht zu der immensen
Phantasie, über welche dieser einfache, bescheidene, grosse Künstler
Herr und Gebieter ist. Als dann die officiellen Regierungsmänner,
Herr Spuller, ministre de instruction publique, und Herr Roujon,
directeur des Beaux-Arts, kamen, den Ankauf eines Werkes von
Grasset für das Luxembourg zu bewerkstelligen, da war nichts mehr
zu haben. Man hatte sich um Skizzen förmlich gerissen. Das Meiste
indes war schon zuvor in Privathänden. Wohl hatte man längst
seine Affichen gekannt; wenige aber wussten, dass dieser Maitre
d'Affiches" gleichzeitig ein genialer Architekt sei, dass Stickereien,
Bronze- und Emailgegenstände, Fayencen, Stoffe, Illustrationen sonder
Zahl, Lithographien, Möbel, Mosaiken, Glasfenster, typographische
Schmuckstücke, Aquarelle und Ölbilder, Kunstschlosserarbeiten,
Webereien aller Art seiner Arbeit entsprungen seien. Jetzt erfuhr es
tout Paris". Der Anerkennung in allen Tonarten war kein Ende.
Man sollte glauben, dass nach solch einem Siege die Berufung
des Künstlers in eine ihm gebürende Stellung hätte erfolgen müssen.
Mit nichten. Er blieb nach wie vor Lehrer an einer kleinen Schule
des Quartier Montparnasse. Dass seine Schüler ein über das andere
Mal bei öffentlichen Wettbewerben die ersten Preise davontragen,
ändert an der Sache nichts. Somit hatte I-Ienri de Cleuziou nicht
unrecht, wenn er angesichts dieser und freilich auch anderer That-
sachen spöttischer Weise die Worte Rabelais' citirte Par Saint
Alipantin, la chose, puisque chose il devient grotesque!
Grasset könnte für Frankreich von gleicher Bedeutung sein, wie
Morris und Crane es für England waren. Früher galt des Künstlers
zweite Heimat in künstlerischen Dingen als das Land, wo alle
Neuerungen, basirten sie auf starker Anschauung und Ausdrucks-
weise, zu Worte kamen. In Dingen der decorativen Kunst ist indes
ein seltsamer Stillstand eingetreten. In einer Conference faite aYUnion
centrale des Arts decoratifs" veröffentlicht in der Revue des Arts
decoratifs", MaP-Juniheft 1897, hat sich unser Künstler darüber
unumwunden ausgesprochen. Er beginnt diese mit den Worten
Immerfort hört man von der neuen Kunst". Gibt es eine solche oder
befindet sich die Kunst nicht in einem steten Umwandlungsprocesse?
Vielleicht bezeichnet der Ausdruck neue Kunst" weit mehr den
Wunsch, etwas wirklich Neues entstehen. zu sehen. Wünsche und
Thatsachen decken sich jedoch nicht immer. Eines aber ist gewiss Das
gierige Aufnehmen der Bezeichnung ist ein Krankheits-Symptom, ein
Beweis dafür, dass wir uns so, wie die Verhältnisse jetzt stehen, nicht
wohl fühlen." Mit scharfen Worten geisselt er die Industriellen, die
keinen Sinn für einen frischen Zug im künstlerischen Leben haben, denn
wäre es anders, so sähen wir heute nicht eine ganze Reihe von
Magazinen mit Arbeiten englischer Provenienz hier in Paris blühen.
Wahrscheinlich warten unsere Fabrikanten so lange, bis noch
hundert andere sich aufthun und uns aus aller I-Ierren Länder die
Lehre zutheil wird, dass man anderswo der Entwicklung der Dinge
nicht so gleichgiltig gegenübersteht, wie bei uns in Frankreich".
Nach einer eingehenden Beleuchtung dieser Verhältnisse kommt
er auf die Frage zu sprechen Und woran krankt nun vor allem die
Sache, soweit sie nicht die Unternehmer und Auftraggeber, sondern
die Künstler selbst betriffti" Die Antwort lautet An der Sucht, die
Realistik auch hier zur Herrschaft zu bringen. Statt die Natur dem
Stoffe entsprechend, mit dem wir schaffen, zu interpretiren, ist in die
Malerei und die mit ihr verwandten Gebiete der decorativen Kunst
der absolut widersinnige Zug hineingekommen, etwas der Natur Ähn-
liches schaffen, plastische Wirkung an Stelle der wirklich malerischen,
farbigen setzen zu wollen. Man scheut sich nicht, an den Mauern
Seine Anschauung direct hier zuzuführen, ist wohl das Beste. Aus ihr erklärt sich der
Künstler am besten.
Selbstporträt-Skizze
Von dem Künstler für "Kunst und Kunsthandwerk" gezeichnet
öffentlicher und privater Gebäude Malereien anzubringen, welche die
Natur, wie sie ist, wiedergeben sollen; statt farbiger, wohlthuender
Decoration huldigt man an solcher Stelle dem Plein-air! Und umgekehrt
ahmt man in Stein, in Marmor die Erscheinung seidener Stoffe, die
natürlichen Haare nach, von jenen Geschmacklosigkeiten ganz zu
schweigen, wo man sich soweit verstieg, sogar die Structur der Haut
wiedergeben zu wollen, statt, wie es dem Charakter des Materials
zukommt, dem breiten Meisselhieb die Vorhand zu lassen. Und was
wird nicht in Holz gesündigt, was ist aus den Stoffen geworden, welche
die Natur des Gusses zeigen müssten! In welche ganz widersinnige
Formen zwängt man das Eisen! Auf allen Gebieten scheinen zwei
Forderungen gebieterischer Art vergessen worden zu sein
Erstens, dass jedes Ding zunächst seinem Zwecke gerecht werden
müsse und dieser in keiner Weise durch irgend welche ornamen-
tale Übel-Wucherung beeinträchtigt werden dürfe, zweitens aber,
dass jedes Material der Nachahmung der Natur seinen Charakter
entgegensetze und ganz bestimmte Grenzen der Bearbeitung in
sich schliesse.
x71
Studie
Wer diese überschreitet, macht sich einer Vergewaltigung schuldig
und sündigt gegen selbstverständliche Stilbedingnisse. Die Natur ist
nicht da, um nachgemacht, sondern um künstlerisch nachgefühlt zu
werden. Ein Naturproduct in absolut anderer Materie realistisch nach-
machen wollen, heisst den einfachsten und leichtest begreiflichen Stil-
gesetzen direct den Rücken kehren. Stilgesetze wird es aber immer
geben, weil sie in unmittelbarstem Zusammenhange mit dem Material
stehen, mit dem man baut, das man schmiedet, giesst, webt, treibt,
meisselt, hobelt, das man zu Stickereien, zu Mosaiken, für Arbeiten in
Leder, Metall, Holz verarbeitet. Das zu verneinen, bringt nur die völlige
Unwissenheit, der Ungeschmack fertig. Wer aber das Kunstwerk,
heisse es wie immer es wolle, in seiner ganzen Wesenheit denkt, wer
sich über den Werdeprocess bis zum Schlusse klar ist, wird sich
vernünftigerweise nie gegen jene Nothwendigkeiten auflehnen, die
im Material begründet, mithin natürlich und vernünftig sind.
Bevor die hier auszugsweise wiedergegebene Überzeugung
Grassets weiter verfolgt wird, sei ein Punkt berührt. Er geht von der
Anschauung aus womit er übrigens nicht allein steht dass die
Malerei von dem Moment ab aufhörte, ihrem eigentlichen Zwecke
gerecht zu werden, da man die einfache lineare, durch Anwendung
kräftiger Töne
nicht Modellirun-
gen gehobene Art
der Darstellung verliess, dem Staffe-
leibilde sich zuwandte, Principien
der Plastik auf die Arbeit rnit
Farbe übertrug. Hat er auch in
jüngeren Jahren selbst gemalt, von
dem Moment ab, wo er sich der
praktischen Kunst zuwandte dies
war Anfangs der Siebziger Jahre
folgte er in allen decorativen
Arbeiten dieser Anschauung. Das
hat ihm oft den Vorwurf ein-
getragen, er sei kein Maler im
eigentlichen Sinne des Wortes, er
illuminire" lediglich seine Zeich-
nungen. Das trifft zu. Ein Maler im
landläufigen Sinne ist ernie gewesen,
Aus den Qllutre flls Aymon"
H. Launette edit, Paris
dafür ist er viel zu hoch angelegt.
Indes hindert dies nicht, dass er
Blättern, wie dem Printemps de adis", dem Enchantement", seinen
Titelblättern zu den Weihnachtsnummem der Illustrationi den
feinfiihligen Douze mois de la belle Jardiniere", den ungezählten
Illustrationen zu den Vier Haymonskindern", durch Anwendung der
134
allerbescheidensten Farbmittel einen Reiz zu verleihen wusste, wie
man ihn vergeblich bei manchem Olbilde sucht. Er ist dabei oft die
gleichen Wege gegangen, wie die japanischen Maler, d. h. er ver-
Studie
zichtete vollständig auf ausgesprochene Licht- und Schattenwirkung
und man vermisst sie auch gar nicht. Das rundlich Dargestellte
passt nicht für die decorative Kunst," sagt er, denn jede Reliefwirkung
zieht in der Farbe ihre Consequenzen nach sich, wird doch ein Theil
der Darstellung stets den Localton des dargestellten Gegenstandes
geben, ein zweiter, der dem Lichte zugekehrte, heller sein, der dritte,
im Schatten liegende aber dunkler. Dadurch wird die eigentliche
decorative Erscheinung nicht gehoben, sondern beeinträchtigt."
Was nun die Verwendung der durch die Natur gebotenen Motive
betrifft, so betont er stets, dass jede Art der Darstellung, die auf
Täuschung hinausläuft, die also dem Original möglichst nahe zu
kommen sucht, mit künstlerischer Verirrung identisch sei. Wer
Mühe und Arbeit darauf verwendet, dem Naturobject so nahe wie
möglich zu kommen, macht unnütze Anstrengungen, denn nie wird es
135
ihm gelingen, die Vollkommenheit des Originals nach allen Seiten
hin zu erreichen. Bin ich auch weit davon entfernt, ein Bild zu tadeln,
wenn es in gewissen Intimitäten die liebevolle Versenkung in die
.8
....
D.
Natur docurnentirt, so muss anderseits für die decorative Erscheinung
das Vorwiegen der Nachahrne-Tendenz als durchaus schädlich
bezeichnet werden." Die Naturform ist für ihn stets nur point de
depart", Ausgangspunkt, nicht Endzweck. Seine Meinung hierüber hat
er kurz und präcis in dem übrigens vortrefflich geschriebenen Vor-
worte zu dem Werke La Plante et ses applications ornementales"
niedergelegt, das seine Schüler, vor allem auch Schülerinnen er ist
auf das starke Geschlecht" durchaus nicht immer gut zu sprechen"
Was mich betrifft, so bin ich zuversichtlich, steht rnir auch nur ein kleines Trllppchen
junger Kräfte zur Seite. Es sind frische Truppen, noch von nichts sngekränkelt, und mit Freude sage
ich es, dass sich darunter auch viele junge Mädchen finden. Was dem starken Geschlecht" an
Pßichtgeflihl nur allzu oft rnsngelt, hier ist es vorhanden im vollsten Masse. Die Männerwelt, eitel
wie sie nun einmal ist, fühlt sich für so Vieles zu gut und hält es beinahe fllr einen Schimpf, wenn
man ihr Anderes als "Hohes" zurnuthet. Die Zeit wird weisen, wer da Recht behält jene, die dem
Drucke der Zeir folgend keine redliche Arbeit scheuen, oder die Anderen, die eine grosse Meinung
von sich, sonst aber blutwenig Brauchbares haben."
herausgegebenhaben;
er verleiht dort zum
Schluss auch seiner
Anschauung über die
FarbeAusdruckFort
mit grauen Stimmun-
gen, und wären sie
noch so fein abge-
wogen. Wenn wir von
Farbe sprechen, so
sei es auch wirkliche
Farbe, kein Spielen
mit verwaschenen
Tönen. Nein, wir
wollen alle Register,
über die wir verfügen,
ziehen und etwas
wieder zu Ehren brin-
gen, was über der
unglückseligen Nach-
ahmerei alterthüm-
licher Erscheinungen
zu Grunde zu gehen
drohte." All dem, was
er früher und später in
theoretischer Weise aus-
gesprochen hat, wusste er
und das ist schliesslich
die Hauptsache auch
immer praktisch Ausdruck
zu geben. Man wird ihn
nie darüber ertappen, dass
er, was er für illustrative
Zwecke als geeignet er-
achtete, auch unbedenk-
lich auf das Gebiet
der handwerklichen, der
Aus dem Programm der Madrider jubiläums-
Ausstellung 1894
eigentlich stofflichen Behandlung überträgt. Der zeichnerische Strich
auf der Fläche, ist er lediglich für die Reproduction bestimmt, erfreut
sich weitester Freiheit.
Nicht so ist es, sobald die Frage der stofflichen Verarbeitung eines
Entwurfes auftritt. Hier verlangt sozusagen schon der erste Schritt
die Überlegung der stofflichen und constructiven Bearbeitungsweise.
Nun ist aber Grassets künstlerische Arbeit aus der Schule der Praxis
hervorgegangen. Dieser Weg allein führt
zum Ziele. Arsene Alexandre sagt deshalb
auch durchaus zutreffend Man sieht bei
ihm, dass der Denker dem Künstler die
Hand führt."
Die Realisirung der stofflichen Aus-
führung beschäftigt ihn von dem Mo-
mente an, wo er sich mit einem Pro-
jecte befasst. Sein eminentes Wissen
ebenso, wie sein umfangreiches Können
werden nicht allein vom malerischen
Gefühl beherrscht, vielmehr denkt er
stofflich.
Er selbst überwacht die Herstellung
seiner Drucke aller Art, er selbst be-
stimmt die Papiersorten, die zur An-
wendung kommenden Typen, deren er
unzählige gezeichnet hat, er selbst
wählt bei seinen wundervollen Glas-
Aus dem Kalender pro 1886 der
Mzgasins du Bon Mai-chi"
malereien die Gläser, um sie
fleckenweise zu einem Gesammt-
Farbenbilde zusammenzuziehen.
Je sicherer das handwerk-
liche Können bei all solchen
Fragen auftritt, desto überzeu-
gender, autoritativer wirkt der
Gedanke, der dem Kunstwerk zu-
grunde liegt. Dabei weiss er in
der Verausgabung der Mittel
Mass zu halten; ist doch immer
und überall klare, einfache Ge-
staltungsweise die erste Grund-
bedingung harmonischer Ge-
sammtwirkung.
Zuvor schon ist gesagt
worden, Grasset erstrebe die Neu-
belebung der decorativen Kunst
durch Anlehnung an die Natur
freilich bedingter Weise. Ein-
seitigkeit liegt ihm hiebei ferne.
Dabei weiss er genau, worin die Wirkung, worin die Charakteristik
dessen beruht, was andere, frühere Zeiten geschaffen haben. Aber
nie verführt ihn dies dazu, Anleihen zu machen, die Selbständigkeit
seiner Gestaltungskraft auch nur im geringsten preiszugeben und
dafür nach berühmten Mustern" zu empfinden. Hat er sich auch
vielfach mit Stoffgebieten der Vergangenheit es seien nur die
HaymonskindeW angeführt beschäftigt, so lag es ihm doch
ferne, ins Alterthümlerische zu verfallen. Was er macht, trägt den
Stempel seiner Individualität. Ausser Viollet-le-Duc der freilich schon
todt ist giebt es vielleicht keinen Künstler, der so tief in das Wesen
und in die Formenkenntnis der Architektur und alles dessen, was
damit in Verbindung steht z. B. Belagerungswesen eingedrungen
ist. Grasset cornponirt mit der grössten Leichtigkeit für seine Figuren-
bilder umfangreiche Architekturen, Städte mit Wällen und Thoren,
Schlösser und Burgen, aber er componirt sie als Architekt, nicht als
malerischer Luftschlossbaumeister. Sie sind wahrscheinlich, denn
sie vereinigen alles, was die Wirklichkeit der Ausführung erfordern
würde. Nicht anders ist es, wenn er Interieurs darstellt. Man sehe nur
z. B. die frühromanischen Gemächer in seinen Illustrationen zu Le
Saint Pleur", oder zu Le comte de Maugrignon". Nicht die räumliche
Skizze
13H
Disposition allein ist das
Frappirende an der Dar-
stellung, nein, jedes Möbel-
stück ist so geartet, als ob
Studien nach der Natur dazu
gemacht worden wären. Es
offenbart sich eben auch hier
wieder die volle Stärke der
stofflichenAnschauung. Man
ist bei Grasset, auch wo er
die Farbe nicht als Hilfsmittel
der Darstellung heranzieht,
nie im Zweifel, ob etwas in
Holz, Eisen, Bronze oder
einem anderen Stoffe ge-
dacht sei. In der Behandlung
des Costüms zeigt sich genau
dasselbe. Das Material für
eine solche Unmenge von
Darstellungen aus der karo-
üngischen Zeit vvie es Aus dem Douze mois de la belle jardiniere"
die HQYXTIOIISIKIDCIBIM VBT- de Mgherbe mit
langten, ist ja gar nicht vor-
handen. Freilich, wer mit klarem Blicke das Wesen, die ganze
Logik, die in der äusserlichen Erscheinung einer Zeit sich kund-
gibt, zu erfassen versteht, der baut sich auch leicht jene Brücken,
die von einer Thatsache zur anderen führen. In welche Verlegenheiten
gerathen nicht so viele Künstler, zumal die I-Iistorien-Maler", wenn
die Frage an sie herantritt, ergänzend, erfindend das im Geiste einer
bestimmten Zeit darzustellen, wofür keine Museums-Belege existiren!
Die Phantasie allein reicht in diesem Falle nicht aus, vielmehr muss
das eigentliche Wissen, die geistige Klarstellung des Kerns der Sache
und die daraus entwickelbaren Consequenzen sich geltend machen.
So ist es denn nur selbstverständlich, dass Grasset in der bereits
erwähnten Conference" sich nicht gerade schmeichelhaft über die
jetzige künstlerische Erziehung auslässt, ihr Mangel an Gründlichkeit,
Mangel an gedanklicher Entwicklungsfahigkeit, Mangel an jenen
Dingen vorwirft, über die der Schaffende eigentlich gebieten müsste,
die ihm aber gar oft gleichbedeutend mit einem Buche mit sieben
Siegeln sind. Unsere Kunsthandwerker sind vorerst noch ganz und
gar aufs Copiren aus. Ist das einmal überwunden, ist das Vorurtheil
xß"
"n.
gefallen, dass lediglich
das Alte mustergiltig
sei, dann liegt auf dieser
Seite der Fortschritt,
weit mehr als auf Seite
der Maler und Bild-
hauer, die mit ihrer
Phantasie leicht aufs
Pröbeln kommen und
Dinge aufs Papier wer-
fen, über deren Ausführ-
barkeit sie sich keinerlei
Sorgen machen, natür-
lich ihr ganzer Studien-
gang verweist sie nicht
auf Fragen praktischer
Art, somit ist, was sie
in der Neuen Kunst"
an thatsächlich Wert-
vollem leisten, nicht gar
allzuhoch anzuschla-
gen. Der Handwerker
hat guten Willen, er ist
dem Lernen nicht ab-
geneigt, aber er ist
vorerst noch befangen.
Dann aber darf eine
Plaka" künstlerische Arbeit
nicht erst durch unzählige Hände gehen, ehe sie vollendet ist.
Wo an einem Stücke nacheinander zwanzig Leute arbeiten und
jeder nur seinen speciellen Beitrag liefert, da geht der ursprünglich
frische Gedanke verloren, er wird verwaschen, verwässert."
Grasset will den ausführenden Künstler soweit wie nur immer
möglich vereinigt sehen mit dem erfindenden nur dann wird
das Erfundene auch eigenartig gestaltet werden können. Nie ist das
der Fall, wenn der Eine zeichnet, sein Elaborat aus der Hand gibt
und dann weiter kaum mehr erfährt, in welche Hände es weiterhin
zwecksAusführung gekommen sei. Freilich ist er sich der Schwierigkeit,
dies anzubahnen, wohl bewusst, denn früher es ist noch gar nicht
lange her lernten alle, die es mit der Kunst zu thun hatten, das
ABC gründlich. Mochten sie diesen oder jenen Zweig als Specialität
Titelblatt zu einer Composition von j. Massenex Heugel Cie. e'dix., Paris
treiben, immer hatten sie
ein gutes Fundament damit
gelegt, dass sie Kenntnis
der Geometrie, der Archi-
tektur, der Perspective, der
Anatomie besassen. Woher
kämen denn sonst all die
trefflichen Werke gerade
auf diesen Gebieten, wenn
sie nicht von Künstlern
freilich früherer Zeit her-
rührten! Von selbst ent-
stehen dergleichen Dinge
nicht". Dass er damit voll-
auf Recht hat, beweisen
die fortdauernden Erfolge
seiner Schüler. Ein solcher
Lehrer verlangt nicht blos,
er gibt auch viel und
schliesslich muss in Fleisch
und Blut übergehen, was
tagtäglich in immer neuer
Form, an immer neuen
Aufgaben gelehrt wird Klarstellung des Begriffes einer Aufgabe,
Gefühl für Verhältnisse, für organisch richtige Gliederung im Einzelnen
wie in der Totalgruppirung, Sinn für constructive Erscheinung, wie
sie aus allen Gebilden der Natur sich erkennen lässt, Sinn endlich
für die Mannigfaltigkeit der Ausgestaltbarkeit der Formen und ihre
künstlerische Formulirung für den speciellen Zweck, kurzum Logik
im ganzen künstlerischen Schaffen.
Daher denn auch die kategorische Forderung, dass, wer decorativ
sich ausdrücken wolle, in erster Linie mit architektonischen Studien
im weitesten Sinne sich zu befassenhabe,weil darin der Anfang und
das Ende alles dessen enthalten ist, was sich unter dem Begriffe
Zweckmässigkeit, volle Hingabe an das Material bei möglichster
Ausnützung desselben im Sinne bestehen bleibender Schöpfungen"
und damit Ausbildung des Sinnes für künstlerisches ebenso wie
mathematisches Gleichgewicht zusammenfassen lässt. Darin wird
gefehlt, da heisst es zur Änderung schreiten. Darin aber beruht auch
die Sicherheit des Fortschreitens, nicht in der gewollten Schaffung
eines neuen Stils.
Mosaik der Kirche zu Briare
Illustration zu Jean des Fxgues"
Verfolgt man dengeradezu unglaublich rasch aufeinanderfolgenden
Wechsel der Ornamentik, wie er zum Beispiel in dem kurzen Zeit-
raume von etwa 1700 bis 1720 sich vollzog, so wird niemand bestreiten
wollen, dass in der That
damalsneueIdeenmassen-
weise entstanden. Sprach
aber zu jener Zeit jemand
von einer Neuen Kunst"?
Kein Mensch! Sie kam
von selbst dadurch, dass
geniale und handwerklich
unübertroffene Leute ihre
ganze Erfindungskraft
spielen liessen und, wie
das nicht anders zu er-
warten ist, dabei ganz von
selbst in neue Bahnen ein-
lenkten aber vom be-
wussten Machen einer
neuen Kunst" sprach
Niemand. Man braucht
nicht dem Auskunfts-
sprüchlein mittelmässig
angelegter Köpfe zu folgen,
die da sagen es gibt nichts
Neues unter der Sonne,
ebenso wenig aber ist es
Aufgabe der SchafTenden, alles neu zu erfinden. Wer das will, beweist
seine totale Unfähigkeit von vorneherein. Stets wird es sich darum
handeln, mit neuen Hilfsmitteln einer schon vorhandenen Idee Aus-
druck zu geben, oder mit Hilfe bewährter, schon bekannter Verfahren
eine neue Idee lebensfähig zu gestalten. Darin müssen die Bestrebungen
gipfeln, welche darauf ausgehen, unserer Zeit eine eigene Sprache zu
schaffen. Eine ganz neue Sprache erfinden wollen, das sind Ideen,
die keinem gesunden Gehirn entspringen. Je ungeberdiger sie aus-
gesprochen werden, je heftiger ihre Betonung ist, desto sicherer ist
ihre innere I-Ialtlosigkeit."
Leider ist hier der Raum nicht, um all den Ausführungen Grassets
zu folgen, die seinen Arbeiten völlig conform sind. Die Art, wie er sich
ausdrückt, ist klar, ungesucht, einleuchtend. Aus allem spricht der
erfahrene, gereifte Geist, der sich über jeden Eindruck Rechenschaft
Entwurf für eine Glasmalerei ausgeführt
Le Prinxemps de Jadis" Paris iiluslrä
x46
zu geben imstande ist, ihn auf eigene Weise gewonnen hat und
deshalb auch vermag, alles Aufgenommene und von den geistigen
Kräften Verarbeitete neu zu gestalten und ihm ein persönliches
Cachet zu geben. Dass ein
Künstler, der ebensoviel über
das Wesen seiner Thätigkeit
nachgedacht hat, als er gleich-
zeitig schöpferisch wirkte, das
Heil der Kunst nicht in einer
Qjüg" gewissen Schubladenwirtschaft,
sondern im Zusammenfassen
aller Ausdrucksmöglichkeiten
sucht, ist klar. Für solche
Geister gibt es nicht Künste",
nur Kunst". Kunst und Leben
aber sind ihnen ebenso untrenn-
bare Begriffe, als Natur und
stete Fortpflanzung, stete Neu-
bildung.
Eugene Grasset ist im
Jahre 1850 zu Lausanne am
Genfer See geboren. Wer diese
Landschaft, wer den herrlichen
Blick auf die jenseits der
Anzeige für das Lexicon Larousse Larousse blauen WaSSernä-che sich erbe"
ädiß- Paris benden savoyischen Hochalpen
kennt, wird es begreiflich finden,
dass diese Eindrücke in der Erinnerung unseres Künstlers eine
bedeutsame Rolle spielen und er bei Gestaltung seiner landschaftlichen
Hintergründe oft in Reminiscenzen sich ergeht. Natürlich zeichnete er
als Kind alle weissen Papierfetzen, die ihm unter die Finger kamen,
voll. Dass die bestechenden Illustrationen Dore's grossen Eindruck
machten, ist kein Wunder. Wer hätte in den Tagen, da dieser beispiel-
los arbeitende künstlerische Prestidigitateur die Welt mit den Resultaten
seiner Schaffenskraft überschwernmte, sich dem Eindrücke dieser
Dinge zu entziehen vermacht!
Die Eltern widersetzten sich dem Projecte nicht, dass ihr Sohn
Künstler werde, nur wollten sie ihm mit dem Studium der Architektur
festen Boden unter den Füssen schaffen.
Dazu sollte in Zürich am Polytechnicum das Fundament gelegt
werden. Vor Ablauf des ersten Jahres indes wurde er mit vielen
ezw-rrzs ammsea Fzci
55V wo e.
Der Herbst" aus der Iconographie däcorative"
anderen Commili-
tonenanlässlicheines
Protestes gegen das
etwas allzu schul-
meisterliche Regi-
ment, das jede freie
studentischeRegung
soweit wie mög-
lich zu unterdrücken
suchte, relegirt. Er
trat dann über ins
praktische Leben,
wurde bei einem
Entwurf für ein Bett Bauunternehmer
seiner Vaterstadt
künstlerisches, technisches, ja sogar kaufmännisches Factotum,
führte er doch nicht nur die Geschäftsbücher, sondern schrieb
auch Rechnungen und vertrat seinen Brotherrn gelegentlich
sogar in Processsachen. Dort habe ich mich mit den prak-
tischen Forderungen des Lebens befreunden gelernt, vor allem
aber lernte ich kennen, was Geduld haben heisst. Eines
Tages handelte es sich darum, für den Arbeitgeber ein leidlich
elegantes Haus zu bauen, bei dem auch ein Stück Bildhauerarbeit
in Betracht kam. Als ich nun sah, wie diese allmählich entstand,
hielt es mich nicht länger im Bureau. Ich verliess eine Laufbahn,
die mir sicheres Brot, bürgerliches Ansehen versprach, um Stein-
metzlehrling zu werden und damit war der erste Schritt zu einem
Leben gethan, dessen unsichere Existenzbedingungen ich nur allzu
oft verspürt habe. Indes wurde ich der Architektur keineswegs
untreu, im Gegentheil studirte ich, was nur irgendwie von Interesse
war, vor allem die Monumente der griechischen Baukunst. Als ich
aber Viollet-le-Duds Dictionnaire unter die Augen bekam, gab es
für mich nur noch den einen Wunsch Das alles, was da zusammen-
getragen ist, von bis kennen zu lernen. Er ist mein eigentlicher
Lehrer geworden, obschon ich diesem vortrefflichen Manne nie im
Leben persönlich begegnet bin. Da lernte ich, was knapper und
dennoch künstlerischer Ausdruck sei."
Es bot sich Gelegenheit, erst nach Marseille, später nach
Ägypten zu kommen. Dort erfuhr er, was Hungern heisst.
Nach dem Kriege von r87o-x87r liess sich Grasset dauernd
in Paris nieder, zeichnete viel für Tapetenfabriken und Seiden-
Webereien" und betrat
damit dauernd das
Gebiet der praktisch
angewandten Kunst.
Abends besuchte er
den Actsaal. Dass die
Arbeiten japanischer
Künstler, die damals
auf ihren Wert hin er-
kannt zu werden be-
gannen, geradezu fas-
cinirend auf ihn wirk-
ten, ist kein Wunder,
sah er doch darin
den deutlichsten Aus-
druck decorativer In-
terpretirung der Natur.
In den Beginn der
achtziger Jahre fallen
seine ersten grösse- Engwufffüp B...
ren Arbeiten illustra-
tiver Art. Eines der ersten Bilder dieser Art dürften die Contes
de toutes les couleurs" Le petit Nab, Librairie Baschet, sein,
deren Inhalt die Schilderung einer phantastischen Märchenwelt,
ihrer Zauber und Wunder behandelt. Daneben entstanden Tapeten-
Entwürfe, in denen sich eine der herrschenden Geschmacksrichtung
durchaus entgegengesetzte Tendenz aussprach, ebenso entwarf
Grasset Möbel für seinen Freund Gillot, dessen Thätigkeit als Photo-
Chemiker für unseren Künstler dadurch eine ausserordentliche Bedeu-
tung erlangte, als er in Gemeinschaft mit diesem das umfangreichste
Werk unter dem Vielen, was er geschaffen, unternahm, die schon
öfters citirten Quatre ils Aymon", eine Heldengeschichte aus der Zeit
Karls des Grossen, in der Mord und Todtschlag, Krieg, Raub, Hinrich-
tungen und Ähnliches den Hauptbestandtheil des Ganzen ausmachen.
Was Grasset hier als Künstler geleistet, grenzt ans Unglaubliche.
Abgesehen von der reichen Erfindungsgabe für igürliche Scenen,
die ihm dabei zu Gebote stand, äussert sich sein Wissen und Können
Bekanntlich beginnt der Musterzeichner in Frankreich damit, dass er sich mit dem rein
Handwerklichen, mit der Herstellung der Werkzeichnungen beschäftigt und so genau rnit den
Anforderungen der Technik bekannt wird. Das künstlerische Entwerfen kommt zuletzt. Erst müssen
alle Vorstufen der Praxis überwunden werden, der einzige Weg, um zu brauchbaren Resultaten zu
kommen.
in Bezug auf Trachten, Architekturen, Belagerungsmaschinen u. s. W.
in einer Weise, die einfach verblüffend wirkt. Das indes ist es nicht,
was dem Werke einen ganz besonderen Stempel gibt. Dieser liegt
vielmehr im ornamen-
talen Beiwerk, in den
einfachen Zierleisten, die
ganz specielle Beachtung
verdienen. Wohl findet
sich Verwandtes schon
in früheren Arbeiten des
Meisters. Hier aber ist
die Anwendung von Zier-
formen, die aus directer
Anlehnung an die Natur
entstanden, in künst-
lerisch ausgegohrener
Weise erfolgt. Vieles
muss als geradezu ent-
zückend bezeichnet wer-
den. Nirgends hat er sich
mit einer Omamentik
befasst, wie sie etwa
durch Originale aus dem
frühesten Mittelalter ge-
boten ist; er machte
keinerlei Anleihen bei
alten Meistern. Neigt
auch manches im Ge-
Stuhl aus einem füf M. Gillot entworfenen Mobiliar Sammtarrangement
typischen Erscheinungen
der Zeit, so ist es doch immer persönlich umgedeutet. Mit der
Verwendung pflanzlicher Motive aber hat Grasset eine durchaus
eigenartige neue Bahn betreten. Er gieng diese Wege, die jetzt als
modern" gelten, vor achtzehn Jahren schon, ohne sich an andere
Vorbilder zu halten als jene, die er direct in der Natur fand. In den
I-Iaymonskindern" sind die allerfrühesten Repräsentanten einer auf
neuen Pfaden sich bewegenden Decorationsweise enthalten. Sie sind
deswegen auch durchwegs origineller als das Meiste, was Andere,
dieselben Wege betretend, später schufen. Übrigens sind die darin
gegebenen Anregungen manchenorts in einer Weise ausgeschlachtet
worden, die beweist, mit welcher Gier neue Gedanken erfasst, um nicht
Ei
.l.n
w.
.44
Credenzschrank aus einem für M. Gillot entworfenen Mobiliar
zu sagen geSt0hlen" werden. Das Werk hatte anfangs den Erfolg
nicht, der ihm hätte zukommen müssen. Seine ganze Eigenart wurde
nicht verstanden, bot es doch nichts, was an den gemeinen Publicums-
geschmack, an den Chic der Pariser Witzblätter oder an die steif-
leinene Classicität der Werke officieller Kunstvertreter erinnerte. Dann
entschwand Grasset der Öffentlichkeit wieder für einige Zeit. Er schloss
sich ein, arbeitete ohne Unterlass, las und studirte mit einer Energie
ohnegleichen, und zwar nicht etwa Dinge, die nur speciell den Kreis
seiner künstlerischen Thätigkeit berührten, bewahre, ihn beschäftigen
die Arbeiten grosser Geister aller Zeiten, daher denn auch seine weite
Anschauung über Kunst. Nie hat er sich an Künstler-Cliquen, bei
denen Unselbständige I-Ialt und Unterkunft suchen, angeschlossen.
Immer gieng er, wie ausnahmsweise geartete Menschen es ja stets
thun, seine Wege allein. Deshalb ist er auch er selbst geblieben.
Soll eine Sparte seiner Thätigkeit berührt werden, die reichlichen
Stoff für eine eigentliche Abhandlung böte, so muss ausser dem geist-
reichen und unglaublich fruchtbaren Illustrator in erster Linie der
Glasmosaicist Grasset genannt werden. Ausdrücklich sei hier nicht
von Glasmalerei, sondern von Glasmosaik gesprochen. Jenes wider-
sinnige Verfahren, das Wesen des Staffeleibildes auf in farbigem Glase
ausgeführte Darstellungen zu übertragen, muss jeden nur einiger-
massen feinfühligen Menschen förmlich zurückstossen. Was bei alten
Cabinetsstücken schweizerischer Glasmalerei angeht, weil es neben-
sächlich, in kleinen Flächen untergeordnet ist, das hat unsere Zeit
glücklich auf den Gipfel der Geschmacklosigkeit zu treiben gewusst,
indem sie so weit ging, Darstellungen von Haupt- und Staatsactionen in
Glasrnalertechnik darzustellen. Dass solchen Verirrungen goldene wie
silberne Medaillen und spaltenlange Besprechungen zutheil wurden,
ändert an der Sache nichts, ebensowenig, wie das Unsinnige solchen
Verfahrens damit vertheidigt werden kann, dass Künstler ersten
Ranges" dabei mitarbeiten. Um so schlimmer für diese Künstler
ersten Ranges", die damit direct den Beweis erbringen, dass sie keine
Idee von richtiger Materialanwendung besitzen. Grasset hat zurück-
gegriffen auf die ursprüngliche Technik, die sich nicht so sehr darauf
caprizirte, den Sinn der Darstellung, als vielmehr die Erscheinung zu
betonen, das durchscheinende Material wieder zu Ehren zu bringen
und die manuelle Nachhilfe so weit wie möglich zu beschränken. Er
hat darin geradezu Ausserordentliches geleistet, nicht blos bezüglich
der technischen Bewältigung des Stoffes, sondern vor allem auch in
Hinsicht auf die ernste, strenge,
man möchte oft sagen fromme
Axt, womit er dem Gegenstand
die richtige Wirkung zu verleihen
wusste. Zusammen mit dem be-
kannten Peintre-Verrier Gaudin
hat er eine stattliche Anzahl solcher
Arbeiten dahin, dorthin geliefert.
Sein Heiliger Georg" Besitzer
M. Begule in Lyon, der Stamm
jesseßinVie-le-Comte, die grossen
Fenster für die Kirche von Saint
l.
Lö, jene im Transept und in der
Vf Apsis in der Kirche zu Merville,
Qllfll
zu Riom, die Fenster im Museum
zu Lille, andere im Besitze von
M. Chaillot zu Paris, kurzum die
Summe dessen, was Grasset auf
diesem Gebiete geschaffen und wozu er notabene nicht blos die
Cartons gezeichnet hat, ist vielleicht der stärkste Ausdruck seiner
Beanlagung und für die Beurtheilung seiner künstlerischen Individuali-
tät ausschlaggebender als irgend etwas anderes. Als es sich darum
handelte, die Kathedrale von Orleans mit neuem Schmucke in Glas-
malerei zu versehen, betheiligte er sich an der zu diesem Zwecke aus-
geschriebenen Concurrenz. Obschon nun seine Entwürfe einstimmig
als die besten Leistungen bezeichnet und ihnen der Preis zuerkannt
wurde, erhielt ein ganz inferiorer Künstler man sagt, er sei mit
dem Bischof von Orleans verwandt die Ausführung. Moralischer
Sieger blieb Grasset aber doch, denn jene Concurrenz nicht weniger,
als sein Erfolg in der Preisbewerbung um eine neue Briefmarke
rückten ihn mit einem Schlage in die vorderste Reihe derer, auf die
es ankommt.
Neben diesen Dingen ist es noch ein anderes Gebiet, das ihn
vielfach beschäftigt hat Das Placat. Wie sehr er auch da der Sache
ihre eigenen Reize abzugewinnen wusste, das lehren Blätter wie
die Jeanne d'Arc" Sarah Bernhardt, die Librairie romantique", die
Fetes de Paris" und so viele andere. Grasset hat nicht wie Cheret
z. B. ein bestimmtes Princip, das sich in jedem neuen Placat wieder-
bx
15W
Flachrelief an der Credenz auf Seite 15x
holt, vielmehr geht er immer vom Sujet aus und weiss diesem die
rechte Seite abzugewinnen. Der Katalog seiner Ausstellung wies an
solchen Arbeiten allein 35 Nummern auf. Weniger bekannt dürfte
sein, dass er vorzügliche lithographische Blätter geliefert hat, in denen
er ich nenne nur la Vitrioleuse" und die Morphinistin" der
realistischen Charakteristik die Zügel im vollsten Masse schiessen
lässt. Rein nur dem Zwecke, für billig Geld künstlerischen Schmuck
zu bieten, haben die in allerletzter Zeit entstandenen Panneaux
decoratifs" ihre Existenz zu verdanken. Es sind grosse, auf lithogra-
phischem Wege hergestellte Arbeiten, mit wenigen, aber leuchtenden
Farben in Effect gesetzt. Ein überaus reizendes Blatt, ebenfalls
Lithographie, ist die Heilige Cäcilie", Titelblatt zu den bisher noch
nicht erschienenen Poemes chantes" von Charpentier. Es würde zu
weit führen, hier auch nur das Verzeichnis der nach dieser Seite hin
entstandenen Arbeiten zu geben. Ihre Zahl ist Legion.
Woher nimmt der Mensch nur die Zeit, das Alles zu schaffen",
fragt sich die Pariser Welt! Je nun Grasset benützt die Arbeitszeit
zum Arbeiten, das ist das ganze Geheimnis, hinter das manche ihr
Leben lang nicht kommen. Seine Ausstellung wies 366 Nummern
auf und dabei bemerkte er Ich habe momentan nichts aus-
zustellen. Was ich gemacht habe, befindet sich zerstreut in aller Welt
und ich musste eben das Nächstliegende zu bekommen suchen!"
AUS DER BURG KREUZENSTEIN IH. 50
MILLO SITTE-WIEN S0
der Südseite der Burg liegt neben dem
grossen Waxtthurm noch eine zweite
Loggia, und zwar im Gegensatze zu der
nach dem Hof sich öffnenden schon
eingangs beschriebenen mit ihren Bogen-
öffnungen nach Süden ins Freie hinaus
sich erschliessend. Sie ist noch in Fertig-
stellung begriffen und daher noch nicht
eingerichtet. Von den drei Steinsäulen,
welche die vier Bogen tragen, ist die
mittlere eine doppeltheilige aus dem XIV. Jahrhundert, aus Murano;
die zwei Säulen daneben haben Knotenschäfte, nach dem Typus, wie
er sich von der longobardischen Zeit an bis in die Renaissance hinein
erhielt; die eine derselben ist alt und die andere eine getreue Copie.
P5
"Sä-
20'
Die in derber Zickzackornamentation dazu gestimmten Bögen sind
eine Arbeit des Bildhauers Spira. Derselbe hat auch die in der Nord-
westecke der Halle in einem Erkervorsprung aufsteigende Wendel-
treppe nach der Zeichnung des Grafen Wilczek ausgeführt. Der
Grabstein daneben, aus dem XV. Jahrhundert, gehört der Familie der
Poitzenfurter an, aus der Radstädter Gegend. An den Wänden herum
sind ausserdem folgende alte Kunstwerke angebracht Zweimal
der Einzug Christi in Holzsculpturen des XV. Jahrhunderts vom
Bodensee; eine Gruppe der Frauen unter dem Kreuze, ein Holz-
schnitzwerk der Ulmerschule aus dem XV. Jahrhundert und aus der-
selben Zeit ein Ecce homo in alter Fassung aus der Augsburger
Schule und eine grosse, bleierne Wandlaterne aus Köln. Der Durch-
zug, der die schwere Balkendecke tragen wird, stammt aus dem
Schloss Biebersburg in Ungarn, ist 10 Meter lang, 60 Centimeter
breit und 70 Centimeter hoch; die beiden Sturzträger der einen Seite
sind Figuren des XIV. Jahrhunderts aus Florenz, das Paar der
entgegengesetzten Seite darnach ergänzt. An den Bogenöffnungen ist
noch die Anbringung von Arnbonen beabsichtigt. Ganz besonders
malerisch und künstlerisch bedeutend ist die Aussenseite dieser
Loggia, ein weiter Söller mit mächtigem, reich decorirtem Bogen
überspannt. So muss man sich die Söller der reichsten Burgen
vorstellen, von denen in den höfischen Dichtungen berichtet wird,
dass von ihnen aus die edlen Damen den Turnieren und reckenhaften
Zweikämpfen der fahrenden Ritter zugesehen haben. Zwei kleine
Treppen führen auf den Balkon hinaus, dessen Balustrade aus rothem
Marmor theilweise alt, theilweise ergänzt ist. Der obere Hauptbogen
wird getragen von zwei grossen Säulen aus Venedig. Die figurale
Ausschmückung, wieder eine Arbeit des trefflichen Spira, stellt eine
Weinlese dar; alles, Bogen und Capitäle, im Stile des XIV. jahr-
hunderts. Den Abschluss der Steinwand darüber bildet ein roma-
nischer Bogenfries aus theilweise alten, theilweise ergänzten Stücken.
An der Wand befinden sich Ziersteine, darunter wohl der bedeu-
tendste ein byzantinischer heiliger Georg des VIII. oder IX. Jahr-
hunderts aus parischem Marmor.
Zur architektonischen Durchbildung dieses, wie alles übrigen,
vom Bauherrn selbst concipirten Ensembles war der Architekt Karl
Gangolph Kaiser ausersehen und es ist dies jedenfalls seine
bedeutendste Leistung auf Burg Kreuzenstein. An dieser Stelle
erscheint es nothwendig, das ganz eigenartige Verhältnis des Bau-
herrn zu seinem Architekten zu erörtern, denn es handelt sich hier
um nichts geringeres, als um die Scheidung des geistigen Eigenthums-
rechtes an einer hervorragenden Kunstschöpfung.
Es hat sich schon im Vorhergehenden einigemale die Gelegenheit
ergeben, zu betonen, dass Graf Wilczek nicht blos die Ideen angab
oder dem Künstler blos auftrug, was gemacht werden solle, sondern
dass er auch selbst die Entwürfe zeichnerisch herstellt, ja selbst die
Naturdetaile regelrecht in allen Ansichten mit allen constructiven
Angaben eigenhändig ausführt und persönlich eingreift bei Herstellung
von Maquetten und von Modellen. Auch am Bauplatz trifft Graf
Wilczek selbst die wichtigsten Anordnungen; kurz er ist sein eigener
Architekt, sein eigener Bauleiter. Das ist auch geradezu noth-
wendig, wenn ein Bau wie dieser gelingen soll; denn die innere
Conception des Baues begann ja schon mit dem Ankaufe all der
ungezählten Bautheile und Einzelkunstwerke, die hier ihre Verwendung
finden. Die einheitliche Stimmung des Ganzen muss aber gleichfalls
von hier aus schon ihren Ausgangspunkt nehmen. Dazu kommt aber
noch, dass Graf Wilczek infolge seiner umfassenden litterarischen und
Museumsstudien, seiner vielen Reisen und steten Beobachtungen
thatsächlich eine solche Kennerschaft mittelalterlicher Kunst und
Kunsttechnik und insbesondere des mittelalterlichen Burgenbaues
nach jeder Richtung hin sich erworben hat, dass ihm hierin nur
Specialisten wie Viollet le Duc oder Essenwein zur Seite gestellt
werden können. In der intimsten Kennerschaft des mittelalterlichen
Burgenbaues überragt Graf Wilczek ohne Zweifel alle lebenden
Architekten und was die regelrechte Erlernung der Baukunst als
besonderen Beruf betrifft, so wurde das bischen Schulbildung und
Atelierpraxis reichlich ersetzt durch decennienlange Übung im Bauen
selbst. So ist Graf Wilczek gleichsam ein Architekt und Baumeister
von dem Schlage früherer Zeiten, als derjenige, der Kathedralen und
Schlösser zu bauen wusste, noch nichts verstand von Graphostatik
und Geometrie der Lage.
Trotzdem war für die Ausführung des Werkes ein Berufsarchitekt
noch erforderlich, als dasjenige stetig ziehende Gewicht im Uhr-
werk, das immer da ist, immer anordnet, immer alles überwacht,
damit die Arbeit nicht stille steht und alles klappt. Dieser Architekt
159
durfte aber kein blosser Baufihrer sein, sondern er musste gleichfalls
aus eigener Kraft einem solchen Werk gewachsen, musste vor
allem selbst ein ganzer Künstler sein und diesen Künstler hatte Graf
Wilczek in der That
an dem Architek-
ten Kaiser gefunden.
Kaiser war ein phan-
tasievoller Künstler,
selbst Romantiker
durch und durch und
gerade zu einem sol-
chen Bauwerke von
einem solchen Bau-
herrn berufen zu sein,
war seine Freude, sein
Lebensglück. Wie
sehr er hier auch am
Platze war, wie er
sich mit dem Werke
verwoben hatundihm
dies auch in herz-
lichster Weise aner-
kannt wurde, bestä-
tigt seine in der Süd-
halle aufgestellte Por-
traitbüste, ein Werk
Tilgners, und derUrn-
stand, dass er nach
Sginemwunsch untgr Loggia von Aussen mit Söller
den Stufen des Gruft-
altares seine Ruhestätte finden wird, wenn die Exhumirung und
Übertragung zulässig sein wird. Ein heute seltsames Verhältnis
zwischen Künstler und Bauherrn.
Dieser poetisch schöne Zug geistigen Zusammenwirkens und rein
menschlichen Fühlens steht zu Kreuzenstein nicht vereinzelt da,
er bildet vielmehr ein Bindemittel, welches alle an ihrer Arbeit
theilnehmen, allen ihre Arbeit nicht als widerwärtige Nothwen-
digkeit um leben zu können, sondern als die Freude des Tages
empfinden lässt. Hier gibt es keine sociale Frage, keine Accordarbeit,
keine Schleuder-, keine Zwangsarbeit; hier wird die Arbeit um ihrer
selbst willen gethan, weil es so schön ist, das alles werden zu sehen,
weil es fesselnd ist, so milde geführt und belehrt, so freundlich belobt
zu werden, so angenehm untergebracht zu sein. Dieser Umstand
verdient und fordert eingehende Besprechung, weil er wesentlich zum
Gelingen des Werkes beiträgt, und auch weil diese Verhältnisse im
Gegensatze zur modernen socialen Zerfahrenheit deutlich zeigen, dass
auch heute noch echtes, frohes, künstlerisches Schaffen möglich ist,
wenn die Sache nur richtig angefasst wird.
Ein lebendiges Beispiel hiezu ist in erster Linie der schon
erwähnte Venezianer Bildhauer Spira. Seine Vorfahren sind bis zum
Grossvater als Bildhauer bekannt und haben nach alter Familien-
tradition im XV. Jahrhundert am Kölnerdome gearbeitet; sein Bruder
ist Professor der Plastik an der Akademie in Venedig; er selbst
arbeitete früher fast nur in italienischer Renaissance, aber kurze Zeit
auch am Kölner Dombau und bei den Restaurirungen am Dogen-
palaste; in den romanischen Stil und in deutsche Gothik hat er
sich erst zu Kreuzenstein unter Führung des Grafen Wilczek so
eingearbeitet, dass er Figurales und Decoratives gleichmässig
beherrscht, Modelle und Ausführung gleichmässig besorgt, wobei
vieles alla prima in Stein gehauen wird. Diese Art der Thätigkeit regt
ihn auch so sehr an, dass er einige besonders verlockende Angebote
zwar ab und zu schon angenommen hatte, aber stets wieder aufgab
und zu seiner rihm bereits ans Herz gewachsenen Kreuzensteiner
Arbeit zurückkehrte. Dabei arbeitet er wie ein Steinmetz von Uhr
früh bis Uhr abends und hält gemeinsamen Mittagtisch mit den
Steinmetzen und anderen Werkleuten.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Bildhauer Milani aus
Padua, der vor neun jahren durch Spira als dessen Gehülfe an den
Bau gebracht wurde und sich bereits ebenso eingearbeitet hat.
Der jetzige Verfertiger der Tischlerarbeiten, der Täfelungen,
Ergänzungen etc., Angelo Furlani, war Matrose und trat nach
vollendeter Dienstzeit bei der österreichisch-ungarischen Kriegsflotte
in die Dienste des Grafen Wilczek; er hat als jüngster die zweite
Wilczek'sche Polarexpedition von 1881-1883 mitgemacht. Da er
grosses Talent für Tischlerarbeiten zeigte, wurde er dazu verwendet
und ist heute hierin ein Meister, besonders im Ergänzen und Copiren
alter Stücke.
Der schon genannte Burgschmied Reginato von Fansollo wurde
zunächst nur als Werkzeugschmied aufgenommen, infolge seiner
grossen Begabung für stilgerechte Ergänzungen jedoch wurde er bei
diesen Arbeiten belassen und ist heute im Stande Leistungen hinzu-
stellen, wie das Gerüste der Sakristeiglocke. Als Baumeister steht den
Arbeiten Klass vor, der seit Beginn des Baues hier thätig war, zuerst
als Polier, später als Baumeister.
Diese Angaben nur als Probe. Eine Art Künstlergenossenschaft,
besser gesagt Gefolgschaft, denn sie sind, wie eben gezeigt, alle nicht
bloss das vom Bauherrn
aus aller Welt, meist
aber aus Italien zu-
sammengeworbene, so-
zusagen künstlerische
Landsknechtsfähnlein,
sondern die hier am Bau
freigewordenen Lehr-
linge, die Schüler des
Bauherrn. Untereinander
in steter bester Freund-
schaft, theilweise ver-
schwägert, auch Italiene-
rinnen sind bereits hier
angesiedelt, während sich
Milanieine Österreicherin
heimgeführt hat, welche,
wie die anderen Frauen,
für Küche und Hauswirt-
schaft sorgt, sind diese "allg"
glücklichen Leute sogar
wie zu einer Familie zusammengewachsen. Man muss mit eigenen
Augen den Frohsinn dieser kleinen Künstlergemeinde bei der Arbeit,
das ganze sorglose Behagen ihres Daseins gesehen haben, um
ein heutigen Tages so ungewöhnliches Bild zu begreifen. Hat man
das gesehen und bewundert, dann erkennt man aber auch den hervor-
ragenden Einfluss dieser Verhältnisse auf das Gelingen des Werkes
selbst; man sieht hier neben alten echten Kunstwerken auch ein Stück
alten gesunden Kunstlebens, ein Stück alten Bauhüttenlebens vor sich
wiedererstanden.
Dies alles wäre aber nicht möglich geworden, wenn der einzig in
seiner Art dastehende Bauherr nicht ebenso wie er unermüdlich
und zielbewusst Alterthümer sammelte, auch Menschen zu sammeln
verstünde und diese mit seiner eigenen Begeisterung für sein Werk
zu erfüllen und durch tiefe Herzensgüte zu fesseln wüsste.
Wie die Eisenspäne amMagnet, so haften die hier Beschäftigten
an ihrer Aufgabe, an ihrem Auftraggeber.
Der Führer der Truppe und Leiter der Arbeiten nach dem Hin-
gange von Karl Kaiser ist der junge Architekt Walcher von Moltheim,
selbstverständlich eine verjüngte Auflage des alten Meisters in
Verständnis und Liebe zur Sache, wie das hier ja nicht anders
möglich wäre.
Noch ist des schon genannten Grissemanns zu gedenken, dessen
letzte Arbeit der I-Iauptaltar in der Kapelle war. Er war eine Schule
bildende Persönlichkeit, wenn auch ohne Titel und ohne Anstellung.
Unter seinen zahlreichen Schülern der bekannteste ist der Lehrer für
I-Iolzplastik an der Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen
Museums Professor Klotz. Im Begriffe nach Vollendung seiner Arbeit
heimzukehren stürzte er in Seebam, als er den Fuss auf den Wagen-
tritt setzte, bewusstlos zusammen und war in wenigen Minuten ver-
schieden. Am Friedhofe der Seebarner Pfarrkirche zu I-Iarmannsdorf
liess ihn Graf Wilczek begraben und eine Säule als Denkmal setzen.
Zu der blos in allgemeinen Umrissen gegebenen Beschreibung der
Burg, ihrer Entstehung und ihrer Kunstschätze erübrigt nur noch die
Erwähnung von einigem Wenigen.
In dem nördlichen Hoftracte ebenerdig ist eine bedeutende
Waffensammlung aufgestellt, und zwar so, wie vermuthlich die Rüst-
karnmern im Mittelalter angeordnet waren, nicht decorativ, sondern
wie zum Gebrauch. Ober der Thür befindet sich eine Trophäe aus
eroberten orientalischen Waffen; alle übrigen stammen aus mittel-
alterlicher Zeit bis zum Beginn der Renaissance. An den Wänden
stehen zahlreiche gothische Truhen nach alter Gepflogenheit zur
Aufbewahrung von Waffen bestimmt. Von hier aus den Weg wieder
zum Eingangsthor zurücknehmend, überschreitet man zunächst die
Baustelle des künftigen ersten Hofes und ausserhalb des Burgthores
die steinerne Brücke, welche neu gebaut ist, aber auf alten Pfeiler-
fundamenten. Schon von hier aus sieht man wie in einen Felsen-
schlund hinab. Es ist dies der Steinbruch, auch eine Besonderheit von
Kreuzenstein. Der natürliche Fels, auf welchem die Burg steht, bildet
nämlich zugleich das vortreffliche Baumaterial für dieselbe. Das
Materiale wird aber nicht in gewöhnlicher Art offenliegend ab-
gebrochen, sondern nach Art eines Bergwerkes wurde zuerst das
grosse Schachtloch ausgebeutet und dann im Innern des Berges
stollenartig weitergebrochen. Zu Beginn des Stollenganges befindet
sich eine grosse, hallenartige Höhle, wo bei einem lustigen
Feuer die Werkstücke behauen werden; an der rauchgeschwärzten
Decke hängen an mächtigen Eisenklammern ein riesiger Walfisch-
kiefer und zwei grosse Knochenschädel von der Insel Jan Mayen,
Ruine Kreuzenstein im Jahre 1824
von der schon genannten Nordpolfahrt als Beute mitgebracht. Das
Ganze macht einen geradezu prähistorischen, cyklopenartigen
Eindruck. Die Burg steht übrigens wirklich auf prähistorisch denk-
würdigem Boden. Sie ist umgeben von einem prähistorischen Ringwall
und sonach eine spätere Ansiedelung, in der Mitte desselben nach dem
Princip der von Essenwein beschriebenen Mottas. Prähistorische
Fundstücke, Steinbeile etc. vom Burghügel und seiner Umgebung sind
den Sammlungen einverleibt.
Zum Abschiede nur noch wenige Worte über die Stilrichtung des
Ganzen.
Der Erbauer hat sich nicht die Aufgabe gestellt, für einen einzigen
Stil ein Musterbauwerk zu errichten, denn grosse Bauten, wie eine
bedeutende Burg, wurden durch mehrere Jahrhunderte hindurch
gebaut und verändert, so dass der romanische und der gothische Stil,
ohnehin nur gleichsam Jugend und Alter derselben Individualität,
vollkommen berechtigt nebeneinander zum Ausdruck gebracht werden
konnten. Gewiss stammen auch die schweren Mauern der nun im
Neubau verschwindenden ehemaligen Burgruine aus der frühmittel-
alterlichen Zeit, während zum Beispiel die noch vorhandenen Theile
des Presbyteriums der Kapelle dem Ende des XV. Jahrhunderts
angehören. So folgte auch der Neubau dem in der Natur unausweich-
lich gegebenen, in den Resten der alten Burg noch sichtbaren Wandel
der Zeiten, Stile und Stimmungen. Durch die Combination beider Stile
konnte sich der Bau auch interessanter und für die Lösung archi-
tektonischer Fragen praktischer gestalten; auch entspricht er nur in
an
dieser Weise dem auf das gesammte Mittelalter sich erstreckenden
Umfange der hier untergebrachten Kunstsammlungen.
Unsere Abbildung auf Seite 163 stellt die Ruine Kreuzenstein dar
nach einem Aquarell von J. Alt aus dem Jahre 1824, und zwar in der
Ansicht von Osten her. Von den Schweden 164 in die Luft gesprengt,
haben die Trümmer der alten Burg seither als Steinbruch für die
angrenzenden Dörfer gedient. Eine Geschichte der alten Burg und
ihrer Herrengeschlechter von Dr. K. Fronner dargestellt, so weit diese
urkundlich zu ergründen war, enthalten die Berichte und Mittheilungen
des Alterthumsvereines zu Wien vom Jahre 186g.
DIE ARCHITEKTUR UND DAS ENGLISCHE
HOME 50' VON E. NEWTON-LONDON S0
CHREIBT man über die heutige englische
Architektur, den I-Iausbau und das englische
I-Iome, so wird man vor allem klarlegen
müssen, worin die allerjüngsten Leistun-
gen auf diesem Gebiete radical von jenen
unserer Vorfahren sich unterscheiden und
worin sie von den verschiedenen Ver-
suchen der letzten Jahre, das Alte neu zu
beleben, abweichen. Indern man Methode
und Ziel der modernen Architektur kenn-
zeichnet, wird man gleichzeitig auf die Schranken hinzuweisen haben,
welche die Lebensbedingungen unserer Zeit dem Architekten und
seinem Genius ziehen, vielleicht auch manchen Wink erhalten, durch
dessen Beachtung diese Schranken theilweise zu Falle gebracht
werden können.
Die Architektur oder die Kunst zu bauen ist sozusagen das
Ergebnis des constructiven Instinktes des Menschen, welcher durch
den geheimnisvollen und nicht zu erklärenden Wunsch, Schönes zu
schalTen, in Form gebracht wird. Ihre Bedeutung als etwas, was das
nationale Leben beeinflusst und zum Ausdruck bringt, ist wohl kaum zu
überschätzen. Sie ist nicht eine Erscheinung des Luxus der Reichen
und Gebildeten, sondern vielmehr ein allgemeines Ausdrucksmittel,
welches sich des Bauens in eben der Weise bedient, wie der Einge-
borene seine Zunge für den Austausch von gesprochenen Gedanken
gebraucht. Das Werk des Architekten lässt sich nicht gut verbergen
oder zerstören, wenn es dem Auge nicht zusagt oder unserem Gefühle
Lnndhnul von Architekt Ema Newton
166
nicht entspricht. So lange es besteht, zeugt es für Geschmack und
Überzeugung seines Schöpfers, für den Geist der Zeit, die es hervor-
brachte. Aus der Architektur früherer Zeiten spricht vielfach und klar
Landhaus von Architzkt Ems Newton
die Geschichte des Volkes, das sie geschaffen. Das, was die Völker von
ehedem in ihren Bauten geleistet, lebt noch gegenwärtig und erregt
heute noch unsere Bewunderung. Die Helden auf dem Schlachtfelde,
Gesetzgeber und Monarchen haben oft kaum mehr als einen Namen
hinterlassen. Völker sind verschwunden, ihre Bauten aber bestehen
und geben Zeugnis ab für die Art der Menschen, die sie ins Leben
gerufen und die ihre Kunst mitunter zu so hoher Vollendung gebracht
haben.
Dem Architekten und dem Handwerker fiel sonach die Aufgabe
zu, die Geschichte ihrer Zeit künftigen Generationen zu erzählen. Die
Architektur wurde zu der Alles durchdringenden Kunst; ihre Träger
bekundeten ihre Befähigung nicht allein in der Errichtung imposanter
und prächtiger Bauten, sondern auch in intimeren Schöpfungen und in
der Herstellung und Ausschmückung von Gegenständen des täglichen
Lebensbedarfes. Möbel und Geräthschaften, schmiedeeiserne Arbeiten,
solche in Edelmetallen, sie alle sind in gewissem Sinne Schöpfungen
der Architektur und verdanken ihr Dasein der directen Arbeit des
Handwerkers. Man wird zugeben, dass der Einfluss der jeweilig
bestehenden Architektur auf das Leben ganzer Gemeinden von ehedem
167
kaum hoch genug angeschlagen werden kann. Der Besitz eines schönen
Heims, geschmückt mit passenden und reizvoll ausgeführten Meister-
stücken des Handwerks, hat ehedem weit mehr als in unsern Tagen
Llndhluu von Architekt Ernst Newton
des Lebens Freuden erhöht, während die Schöpfung des Erzeugers
diesem einen Bom der Freudigkeit erschloss und seine Arbeit in einer
Weise adelte, die uns heute fast unbekannt ist.
Es fehlt gleichwohl auch heute nicht an Wertschätzung und
Verständnis für die grundlegenden Principien der Architektur,
und noch besteht, wenn auch nicht allgemein, der Wunsch nach
Gebäuden, die den Rücksichten auf Schönheit und Gesundheit
entsprechen.
Es lässt sich nicht leugnen, dass es einen stets wachsenden
Theil der Bevölkerung gibt, dem es klar wird, dass eine rein
commercielle Architektur nicht wahr, nicht schön, ja sogar nicht
Interesse erweckend sein kann und dass eine solche Architektur,
wiewohl sie gewisse Ziele und Aspirationen der Mehrzahl der
Bevölkerung zum Ausdruck bringen mag, nicht wert ist, in dem
Capitel der Geschichte der Kunst behandelt zu werden dass sie
LIMA,
A4? M553 3....?
159111.. da Puäi-oi-no 51 2133
weder dem Auge Freude bereiten, noch dem Geiste besondere
Befriedigung gewähren kann.
Trotzdem können wir uns der Thatsache nicht verschliessen, dass
die Masse der heutigen modernen Bauwerke einen commerciellen
Charakter hat und die Geschichte ihres Zeitalters erzählt.
Gleichwohl aber entwickelt sich nebenher langsam ein völlig
verschiedener Typus; er gleicht nicht der alten Arbeit, indem er
individuell statt collectiv sich zeigt. Dieser ganz wesentliche Unter-
schied ist gleichwohl unvermeidlich. Die Zustände unserer Zeit machen
es unmöglich, dass die Architektur das sei, was sie ehedem gewesen,
der künstlerische Ausdruck einer Nation durch ihre Bauten und durch
das gemeinsame, stets wachsende Geschick ihrer Handwerker. Der
Meister-Maurer und Zimmermann mit ihren Organisationen bestehen
nicht mehr und die Continuität des Gedankens und die traditionellen
Methoden sind verloren gegangen.
Es wäre zu umständlich, den Zusammenbruch, das Verschwinden
der Handwerker-Ziinfte und das Wachsen der prädominirenden
Stellung des Individuums als Zeichner und Constructeur der Gebäude
auf seine Ursachen hin zu kennzeichnen Zustände, welche aus dem
freien Handwerker eine Art lebendiger Maschine gemacht haben. Wir
haben hier nur mit Thatsachen zu rechnen. Der Architekt muss sich
heute einer anderen Ausdrucksweise bedienen, wenn er Spuren seines
Wirkens hinterlassen will, die zeigen sollen, dass das commercielle
Element, wiewohl dominirend in unsern Tagen, den Geist der Archi-
tektur nicht vernichtet, sondern nur in neue Bahnen gedrängt habe.
So sehen wir, dass durch den Verlust traditioneller Methoden
und das Verschwinden der geschickten Arbeiter die Architektur
sich nothwendigerweise zu einer individuellen Kunst gestaltete; der
Architekt wurde der Zeichner von Bauten, der für die Verwirklichung
seiner Pläne von der mechanischen Arbeit abhing, statt wie
ehedem der Leiter und das Haupt einer Vereinigung befähigter
und begeisterter Arbeiter. Die geschickten Maurer, die fähigen Holz-
und Metallschneider, in deren individuellem und collectivem Werke
die lebende Architektur wurzelte, wurden durch Leute ersetzt, deren
Fähigkeiten, wie bedeutend sie auch mitunter sind da sie nicht von
ihren Trägern dirigirt werden für die Architektur verloren bleiben.
In dieser Richtung, wie in manch anderer Beziehung unter-
scheidet sich die heutige Entwicklung wesentlich von Umgestaltungen
früherer Epochen. Eingestandenermassen hat es sich bei diesen um
die Neubelebung von Stilarten gehandelt. Man hat die bekannten
Stil-Perioden der Architektur zu dem Zwecke studiert, um ihre
uo-Bvz GEH 33334 Gab näunuddd
äusserlichen Charakteristica den herrschenden Bedürfnissen und den
an das moderne Haus gestellten Anforderungen anzupassen. Man
hielt den betreffenden Stil und dies war der Grundgedanke für
derart entwicklungsfähig, dass die Umformung seiner Hauptmerkmale
der Befriedigung neuer Bedürfnisse dienen könnte. Der Architekt aber,
der sich mit der Arbeit früherer Perioden vertraut gemacht hat,
gelangte zu der Überzeugung, dass die einzelnen Stilgattungen absolut
nur gewissen Perioden angehörten und das natürliche, logische und
vollendete Gebilde des Baukünstlers, sowie das zunehmende Geschick
seiner Handwerker bedeuteten. Die lebendige Architektur entwickelte
sich stufenweise mit dem Wachsthum und der künstlerischen Ent-
faltung einer Nation, jede Generation fügte etwas bei. Eine blosse
Wiederbelebung des Stils sei es nun der classische oder der
gothische wie geschickt man dieselbe auch anfasse, bedeutet das
Wiedererstehen der Form ohne das des Geistes, sie konnte nie zu
weiterer Entwicklung führen, noch die Architektur aufs neue zu einer
lebenden Kunst gestalten. Der moderne Architekt ist ein gewissen-
hafter Zeichner, er hat die entschiedene Absicht, Charakteristisches zu
schaffen, eine bestimmte Idee in Form zu bringen; er trägt in vollem
Masse den constructiven Erfordernissen der Eigenheit des aufgewen-
deten Materiales Rechnung und hütet sich vor einer mehr oder minder
genauen Reproduction aus einer verflossenen Periode. Nicht als ob
das moderne Bauwerk keine Tracen aus der Vergangenheit zeigen
sollte das Plagiat wird unbewusst begangen, jedes Detail nach
Bedeutung und Zweckmässigkeit geprüft und beides durch die Art
der Verwendung zum Ausdruck gebracht.
Die Liebe zum heimischen Herde, die Wertschätzung dessen,
was wir mit home life" bezeichnen, ist allen Völkern und allen
Zeiten gemein und der moderne Architekt, der in seinem Baue einen
Gedanken zum Ausdrucke bringen will, findet hier ewig neue und
würdige Inspiration. Längs der Landstrassen Englands und in dessen
kleinen Städten und Dörfern finden sich zahlreiche alte Häuser von
jeder Grösse, mannigfache Typen, alle von unsagbarem Reiz, alle in
unzweideutiger Weise den Duft des Heims ausstrahlend. Kein Auf-
häufen des Materiales auf gut Glück, noch allein Schutz gegen die
Unbill des Wetters der ganze Bau vielmehr der Ausdruck des
home feeling". Von Blumengärten und breiten sammtigen Rasen-
plätzen umgeben, von Bäurnen beschattet und von geschnittenen
Eibenhecken eingefasst, geben sie ein lebendiges Zeugnis ab für die
guten alten Zeiten, die weniger hastig an einfacheren Menschen
vorüberzogen, die sich mit den Freuden des Landlebens begnügten.
lntörieur aus einem Landhause von Architekt Ernst Newton
Bewegt umfangt unser Blick diese Stätten, nichts möchten wir
geändert wissen; jedes Ding am rechten Orte seine eigene Geschichte
erzählend, das Ganze Frieden und Befriedigung athmend. Die
verschiedenen Landestheile weisen mannigfache Typen auf je nach
dem Materiale, das zur Hand Eines aber, der Charakter des
Heims ist allen gemeinsam.
Diesem Gefühle sucht der moderne Architekt bei seinen
Schöpfungen Ausdruck zu geben. Die Architektur ist heute eine völlig
individuelle Kunst, jeder ihrer jünger sucht im Wohnhause sein Ideal
des Homes zu verwirklichen und keiner mag sich mit dem Entwurfe
von Bauten begnügen, die nichts darthun, als eine mehr oder weniger
genaue Kenntnis der Stile vergangener Zeiten.
Der Versuch, allen praktischen Bedürfnissen des Haushaltes
Rechnung zu tragen, die Lebensweise der Bewohner zum Ausdruck
zu bringen, dem Ganzen aber Charakter zu geben, hat zur Entwick-
lung völlig neuer Typen des Grundrisses geführt.
Eine Beschreibung des modernen englischen Wohnhauses kann
wohl nur in einer allgemeinen Weise gegeben werden. Hat ja doch
jedes Haus seinen Platz auszufüllen, dessen Art und Lage die Dispo-
sitionen bedingen. Einfachheit und Breite der Behandlung, eine
natürliche, bequeme Folge der Wohnräume, Verschiedenheit des
Ausmasses und Anblickes derselben charakterisiren den Bau,
und derselbe Wunsch, den Gedanken des Heims zum Ausdruck
zu bringen, den wir am Äussern des Hauses erkennen, beherrscht
auch das Innere. Der Kamin, der heimische Herd", dem man
fast abergläubische Verehrung zollt, hat in jedem Gemache eine
bevorzugte Stellung. Die Halle, der Versammlungsraum für die
Familie, kennzeichnet auch heute noch das englische Wohnhaus.
Jeder Raum ist seinem Zweck entsprechend ausgestattet ernst,
heiter oder lieblich und die Kunst eines William Morris bietet uns viel
des Schönen, um Wände und Fussboden der Gelasse zu bedecken.
Dass der Architekt, nachdem er für sein Object die günstigste
Lage gefunden, alles aufbieten wird, um selbes in einen passenden
Garten zu stellen, der ja den Reiz des Baues um vieles zu erhöhen
vermag, bedarf nicht der Erwähnung.
Die Verhältnisse unserer Zeit haben, wie dargethan, die Archi-
tektur zu einer individuellen Kunst gemacht und so in gewissem Sinne
einen bestimmten Typus oder Stil von Wohnhäusern gezeitigt, der
sein specielles Interesse hat. Man hat bei diesem vor allem unsere
heutigen Verhältnisse in Betracht gezogen und nach Massgabe
derselben den Regeln der Baukunst Rechnung getragen, jede
Aufgabe für sich in einfacher Weise zu lösen getrachtet, passende,
ungesuchte Formen und geeignetes Material verwendet und so des
Architekten Individualität und Absichten in dem Werke zum Ausdruck
gebracht.
Einfachheit scheint uns Erfordernis. Nicht, dass wir dem
Ornament in der Architektur die Berechtigung versagen wollten;
soll dieses aber befriedigen und den Bau verschönern, so soll es
unserer Meinung nach klar und deutlich die selbständige Leistung
des Handwerkers zeigen. Es muss den Charakter der Spontaneität an
sich tragen wie etwa, wenn der Arbeiter leichten Sinnes und mit
allem Aufwande seines Geschickes, von der Natur selber inspirirt,
durch den Zauber seines Handgriffes all die prächtigen Formen ins
Leben gerufen hätte, die das Entzücken seines Auges bilden und
nichts mit der Leistung eines sauren Arbeitstages gemein haben.
Die moderne Schnitzarbeit lässt allzusehr den Stift des Zeichners
erkennen, nicht minder die Anstrengung des mechanischen Arbeiters.
Die Ausführung lässt vergeudete Arbeit errathen und wirkt darum
weder wohlthuend noch verschönernd. Nicht oft genug kann wieder-
53302 SEE A34 nsunvnud
holt werden, dass die Kenntnis der Grundregeln der Baukunst nur
durch die handwerkliche Arbeit und völlige Vertrautheit mit dem Bau-
materiale zur Vollkommenheit gesteigert werden kann diese Arbeit
war es, aus der die Schönheit der Formen entstand.
Der Individualismus in der Architektur beschränkt deren Können,
er bedeutet nicht mehr als den Einfluss, den die Zeichner fühlen,
nicht aber jenen, den der Arbeiter empfindet. Soll die Architektur
wirklich wieder aufleben, so muss sie tiefer wurzeln als in der
Auffassung je einer Persönlichkeit. Mag dieser Zustand auch genügen,
um den Wunsch nach schönen Bauten wach zu erhalten. Die
Architektur kann nur blühen und sich wie in'ihren besten Zeiten
entfalten, wenn sie auf dem Zusammenwirken von Kenntnis und
Geschicklichkeit des organisirten Handwerks basirt, wenn der
Architekt zum wirklichen Meister wird, den die verständige freie
Arbeit anderer unterstützt, nicht aber der Zeichner, der mit harter
Mühe Linien und Formen auf das Papier bringt.
Der Weg, der einzuschlagen ist, liegt klar vor uns. Maurer,
Zimmermann und Schmied, all die Arbeiter, die die unentbehrlichen
Erbauer sind, sie müssen sich dess' bewusst werden, dass sie nicht
länger Maschinen abgeben; nicht länger Klopfer, Holz- und Stein-
schneider bleiben dürfen, die dem Materiale allein nach dem Willen
anderer die Form geben. Sie müssen verstehen lernen, dass der
Handwerker der frühem Tage es war, dessen Arbeit uns die gross-
artigen Bauten gab, die wir heute als die Überreste einer verschwun-
denen Kunst bewundern. Diesem Zwecke der Pflege ihres Handwerks
und der Wiedererschliessung seiner Geheimnisse mögen sie ihre
Organisationen dienstbar machen und sie nicht allein zu politischen
Mechanismen gestalten. Langsam, ohne flüchtige Übereilung möge
der Handwerker durch die tüchtige Schule der Lehrzeit zur vollendeten
Beherrschung seiner Fertigkeit gelangen zum Meister werden. Der
stete natürliche Contact mit dem Materiale führt zur Meisterschaft,
sie aber ist es, die zu Ausdruck und Form gelangt.
Man habe keine Sorge, dass es an leitenden Persönlichkeiten
fehlen werde, die den Bau führen, dessen Gesammtheit übersehen.
Sogar unter dem gegenwärtigen System ist fast jeder Maurermeister
oder dessen Vorarbeiter fähig, ein Haus zu bauen allerdings ent-
behren diese Bauten der Einheitlichkeit und bringen, wenn überhaupt
etwas, das entstellte Bild der herrschenden Schablonenarchitektur,
vielleicht auch das ehrliche Bekenntnis kleinlicher Auffassung oder
wohlfeilen Prunk zum Ausdruck der constructive Instinct, die
Befähigung zusammenzubauen, sie fehlt auch hier nicht.
177
DAS SCHREIBZEUG EINER ERZHERZOGIN
AUS DER RENAISSANCEZEIT 50 VON
HEINRICH MODERN -WIEN 50'
AS Schreibzeug fürstlicher Standespersonen
im XVI. und XVII. Jahrhundert, oft ein
Bestandtheil des Toilettezeuges, manch-
mal ein selbständiger Theil der Silber-
kammer, war Gegenstand reichster
künstlerischer Ausführung. Tintenfässer
und Streusandbüchsen wurden aus
Halbedelsteinen und Bergkrystallen ge-
schliffen, mit Edelsteinen in Gold und
Silber montirt, auch aus Silber oder Gold
getrieben und gegossen. Verhältnis-
mässig wenige Stücke sind uns erhalten, noch viel seltener sind
die dazu gehörigen Schreibtischgarnituren. Nach alten Inventaren
und Schilderungen bestanden die Schreibzeuge hauptsächlich aus
Tinten- und Streusandbüchsen, Schere, Messer, Pfriemen und Brief-
stecher Perce-lettres. Der Briefstecher, der sich nur bis zum Aus-
gange des XVII. Jahrhunderts erhalten hat, weil damals bequemere
Briefformen in Aufnahme kamen, ist besonders charakteristisch, es
war ein spitzes Werkzeug zum Durchbohren des Briefpapieres und
Durchziehen der Seidenschnur, an welche das Wachssiegel geheftet
wurde.
Die vier Stücke eines Renaissance-Schreibzeuges, die wir in
umstehenden Abbildungen reproduciren, dürfen deshalb erhöhte
Aufmerksamkeit beanspruchen.
Die Griffe und Stiele sämmtlicher Stücke sind aus getriebenem
Silber, die Werkzeuge selbst aus Eisen mit geschnittenen, gravirten
und vergoldeten Ornamenten, Symbolen und Monogrammen. Die
Fingergriße der Schere sind von je einem Amor, der einen Löwen
zügelt, gekrönt, die beiden Stangen sind mit den Wappenfiguren der
Medici, den Palle" und den Lilien, zwischen welchen sich das
Monogramm befindet, geziert, die Scherenblätter tragen Mono-
gramme und Insignien des goldenen Vliesses, der Scherenschild hat
die Form eines Helms, geschnittene, gravirte und vergoldete Flammen
leiten zu den Stangen über.
Der Briefstecher besteht aus einem sehr spitzen, glatten Bohrer,
auch hier leiten die eben geschilderten Flammen zu dem Silberstiele
über, der mit einem stilisirten Lorbeerzweige geschmückt ist, welcher
zweimal durch je eine heraldische Lilie unterbrochen wird und mit
einer von drei Kugeln überhöhten gleichen Lilie endigt. Ein Quer-
streifen oben und unten rahmt drei, beziehungsweise zwei Palle ein.
Der Briefstecher ist von einem Amor gekrönt, der in der linken Hand
den Bogen, in der rechten einen Pfeil hält, am Rücken einen Köcher
trägt. Die zwei letzten Stücke, das Messer und das Ohrlöffelchen
Pfrieme?, sind aus glattem Eisen, die Stiele gleichen vollkommen
dem des Briefstechers, nur sind sie von je einem kauemden Löwen
gekrönt, die im Verhältnisse zu einander sich gegenüberstehen.
Sämmtliche Stiele sind an den Schmalseiten mit Pilastem, deren
Capitäle cylindrisch sind, decorirt.
Die sechs gleichen, in Silber getriebenen Ornamente der Stiele
des Briefstechers, Ohrlöffelchens und Messers sind aber nicht etwa
mit Stempeln oder Stanzen gearbeitet, sondern aus freier Hand
getrieben, wie die zahlreichen kleinen Abweichungen zeigen. Keines
der Stücke trägt Beschauzeichen oder Meistermarke, über ihre
Provenienz ist nichts bekannt. Der derzeitige Eigenthümer, Dr. Max
Strauss, dem wir Für die freundliche Überlassung zur Publication
Dank schulden, hat sie in Wien bei einem Antiquar vor wenigen
jahren erworben und doch erzählen uns diese vier Werkzeuge ihre
interessante Geschichte.
Die Stiele aller Stücke weisen in dem edlen Renaissance-Oma-
mente die Wappenfiguren der Medici auf, es ist kaum zweifelhaft, dass
eine Fürstin dieses Hauses einst Besitzerin des Schreibzeuges war,
näher bezeichnet ist nur die Schere, die auf den Stangen viermal
das von den Medici-Wappenfiguren gekrönte Monogramm trägt.
Die Eigenthümerin war johanna, Grossherzogin von Florenz, Gattin
Francescds von Medici, die Tochter Kaiser Ferdinands I. Das ergibt
sich nicht nur daraus, dass auf keine andere Medici dieses Monogramm
Bezug haben könnte, sondern mit Klarheit aus den Insignien und den
Monogrammen der Scherenblätter.
Im Jahre 1565 freiten gleichzeitig Herzog Alfons II. von Ferrara
um die Erzherzogin Barbara und I-Ierzog Francesco von Medici um
die um acht Jahre jüngere Erzherzogin Johanna, deren Schönheit viel
gerühmt wurde gleichzeitige Porträts sind in Schönbrunn und in den
Ufiicien erhalten, ein Stich in Khevenhüllers Annalen. ohanna hatte
die Wahl unter drei Freiern, ohann Sigismund von Siebenbürgen,
Friedrich II. von Dänemark und Francesco von Medici. Letzterer blieb
Sieger, war doch sein Vater Cosimo I. allmählich die zuverlässigste
Stütze der Habsburgischen I-Iauspolitik in Italien geworden, überdies
die Vermählung Francescos gemäss geheimen Artikels des Vertrages
von Florenz vom 3. Juli 1557 von der Zustimmung Philipps II.
abhängig und schliesslich soll auch der Florentinische Gesandte
Ricasoli, der Vertreter der Werbung in Innsbruck, durch seine klug
zur Schau getragene Be-
wunderung der Erzher-
zogin zum guten Erfolge
beigetragen haben.
Die Töchter Ferdi-
nands I. lebten in Inns-
bruck, wenig ist über
ihre Erziehung bekannt,
nur eine culturhistorisch
interessante Notiz sei er-
wähnt als dreijähriges
Kind erhielt Erzherzogin
Johanna 550 wohl als
erstes Bilderbuch den
Theuerda der um
sechs Gulden für sie ge-
kauft wurde. Die Erzher-
zoginnen Barbara und
johanna, die schon
reichen Schmuck aus dem
Nachlasse ihrer Mutter,
Kaiserin Anna, erhalten
hatten, vermehrten nach
ihrer Verlobung diesen Schreibzeug aus der Renaissancezeit
durch Ankäufe, insbe-
sondere auchvon ihren Schwestern Magdalena, Margarethe und Helene,
die alle im Kloster ihr Leben beschlossen, die Heiratsausstattung selbst
aber besorgte ihr Bruder Kaiser Maximilian II., der in Venedig, Mailand
und Neapel, in Antwerpen, in Augsburg und Nürnberg, aber auch in
Wien Hüte, Barette und die prachtvollen Betten, deren ausführliche
Schilderung sich aus den I-Iofzahlamtsrechnungen ergibt reiche Bestel-
lungen und Einkäufe machte. Einzelne bereits angefertigte Schmuck-
stücke, die gekauft wurden, ausgenommen, erhielten die beiden Erzher-
zoginnen dieselbe Ausstattung, dieselben Stücke um den gleichen Preis.
Die Kosten wurden zur Hälfte vom Kaiser, zu je einem Viertel von den
Erzherzogen Ferdinand von Tirol und Karl von Steiermark getragen."
wann"
.x v6.1"-
11.3
Hierauf bezügliche Urkunden sind in dem Jahrbuch der Kunstsammlungen des Aller-
höchslen Kaiserhauses, B. VII, XI und XV veröffentlicht.
2311
180
Das Schreibzeug der Erzherzogin Johanna aber ist ein Geschenk
des Kaisers und der Kaiserin, das lehren die Monogramme und
Insignien der Scherenblätter.
Auf der einen Scherenschneide findet sich ein Feuerstein des
goldenen Vliesses, dann folgt das kaiserliche Monogramm, das grosse,
das Monogramm durchschneidende gibt sowohl den letztenBuch-
staben des Maximilianus" als auch die Bezeichnung für Secundus",
auf das Monogramm folgen wieder Insignien des goldenen Vliesses,
die zwei Feuereisen und der Feuerstein, hierauf das Monogramm
mit den gekreuzten Schrägbalken. Dieses findet sich auf einer
Medaille, die Kaiser Karl V. zur Vermählung seiner Tochter Maria
mit Maximilian II. prägen liessf eine höchst sinnige Beigabe, die an
die Vermählung der Schenker selbst erinnert. Die Spitze des Scheren-
blattes füllt ein Zeichen, das vielleicht ein darstellen soll, dann
ein Hinweis auf Francesco, den Bräutigam wäre, aber auch einen
missverstandenen Liebesknoten darstellen oder gar nur ornamental
zur Ausfüllung des Raumes angebracht sein könnte.
Das zweite Scherenblatt ist ganz ähnlich decorirt, abweichend ist
nur das kaiserliche Monogramm, das hier Max" nicht Maxi-
milianus" lautet und von zwei verschlungenen Herzen durchkreuzt
wird. Das nach den Insignien des goldenen Vliesses folgende weitere
Monogramm ist nicht klar. Ich vermuthe, dass auch hier ein Doppel-
monogramm des Kaisers und der Kaiserin vorgeschrieben war, dass
der Künstler hiezu aber nicht den nöthigen Raum fand. Das Mono-
gramm, das ich hiebei im Auge habe, ist das nachstehende
wobei der Graveur aus diesem Monogramme höchst ungeschickter
Weise nur den zwischen den Verticalstrichen befindlichen Theil
copirte, weil ihm offenbar die Bedeutung dieser acht sich kreuzenden
Striche nicht bekannt war.
Die Liebessymbole, der Amor mit Bogen, Pfeil und Köcher, die
Liebesgötter, die den Löwen bändigen, das in das Monogramm des
Kaisers gelegte Herz deuten darauf hin, dass das Schreibzeug ein
Hochzeitsgeschenk des Kaisers und der Kaiserin an Erzherzogin
Johanna war.
Es ist erwähnt worden, dass die Erzherzoginnen Barbara und
Johanna, die gleichzeitig heirateten, auch die gleiche Ausstattung
erhielten. Glücklicherweise hat sich im Haus-, Hof- und Staatsarchive
ein Inventar des Silbergeschirres der Herzogin von Ferrär" vom
Abgebildet in Sadelers Symbola divina et humana Tafel 2c, von Typotius auf F01. XIV als
doppeltes Maximilian und Maria erklärt.
Abgebildet bei Sadeler Tafel a3, Typ. Fol. XIV.
11. November 565 erhalten Jahrbuch der Kunstsammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses XV, 11860. In diesem finden wir
unvergolt weiss silbergeschirr 10. Mer ain silberin schreibzeug wigt
Wienerisch Gewicht Mark 11 lot". Das silberne Schreibzeug der
Erzherzogin Barbara war das Gegenstück zu dem bis auf das
Tintenfass und die Streubüchse erhaltenen der Erzherzogin Johanna.
Wie schon bemerkt, trägt das Schreibzeug kein Beschauzeichen,
keine Meistermarke, was, da es für den Hof auf kaiserliche Bestellung
gemacht wurde, ziemlich selbstverständlich ist. Im Jahre 1565, in
welchem es gearbeitet wurde, waren nebst Wenzel Jamnitzer in
Nürnberg und dem spanischen I-Iofgoldschmiede Juan Mazuelo, an
die bei dieser Arbeit nicht gedacht werden kann, hauptsächlich
Wiener Goldschmiede für den Kaiser thätig und zwar Michel Pöspart,
Erhart Hipflkofler, Barthelme Müllner, Hans Jungkpauer, Balthasar
Zollner undjoseph Vischer. Von diesen waren die zwei Erstgenannten
bei allen grösseren und wichtigeren Arbeiten beschäftigt, der Letzt-
genannte war auch Medailleur, vielleicht ist einer von den Dreien der
Verfertiger des Schreibzeugesfi
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50'
VON LUDWIG HEVESI-WIEN S0
DIE UBELAUSSTELLUNG IM KÜNSTLERHAUSE. Das Jubel-
jahr des Monarchen, der als Kunstfürst so schöpferisch ist, wie neben
Ludwig I. von Bayern lrein zweiter in diesem Jahrhundert, wirft seinen Glanz
auch auf das Künstlerhaus. Am rg. April hat Seine Majestät der Kaiser in huld-
reichster Weise die Frühjahrsausstellung der Künstlergenossenschaft eröffnet. Sie
ist die bedeutendste seit dem Bestehen des Hauses. Grosse Veranstaltungen
wurden dazu getroffen. Das Künstlerhaus erhielt einen Zubau für Plastik und
wurde rnit dem Musikvereinsgebäude durch einen reizenden, spitzgiebeligen
Brückenbau vom Architekten Josef Urban in den modernsten Formen und
Farben verbunden. Die Gasse darunter ist ein hübscher kleiner Park geworden,
wo im frischen Grün allerlei neue Grossplastik steht, darunter Breneks Kaiser-
standbild für Olmütz. Der grosse Concertsaal der Musikfreunde ist durch Blumen-
schmuck und weltberühmte Gobelins aus kaiserlichem Besitze in einen Festsaal
verwandelt, in dem die Empfangsceremonie stattfand. Ihren bedeutsamen Rahmen
bildete eine Ausstellung von Gipsmodellen und Plänen der Neu-Wiener Monumen-
talbauten, in deren Hintergrunde auf der Estrade der imposante Minervabrunnen
Kundmann u. A. für die grosse Rampenbucht des Parlamentshauses hervorragt.
Die Hofzahlamrsrechnungen geben über dieses Geschenk des Kaisers und der Kaiserin
keine Aufklärung, die Verrechnungen der geheimen Kammer sind fast särnrntlich vernichtet worden,
sie hätten Aufschluss über den Meister geboten. Gerade vom Kaiser Max II. sind derartige Verrech-
nungen über einige Jahre erhalten lr. k. Hof-Bibliothek, Cod. Nr. 9089, sie beginnen aber r568.
Die Ausstellung, die über Preise und eine Lotterie zur Verfügung hat, gruppirt
sich mit ihren etwa 900 neuen Werken folgendermassen Der Säulenhof mit seinen
Nebenräumen und der neue Annex sind international und der Plastik gewidmet.
Im übrigen enthält das Erdgeschoss ausländische Malerei, während der erste
Stock den österreichischen Malern gehört. Das Charakteristische der Ausstellung
ist der nahezu vollständige Sieg der modernen Richtungen. Was man vor einigen
Jahren Secession getauft hat, ist heute das Herrschende. Allerdings sind die Bahn-
brecher selbst seither gereift, oder doch älter geworden und das Stadium ver-
wegener Jugendlichkeit ist überwunden. Was als Ergebnis bleibt, ist eine
gesteigerte Frische des Schaffens auf der ganzen Linie; von der Schule weg eine
Annäherung an die Natur, und von der akademischen, also zunftmässigen Kunst-
übung weg, ein entscheidender Schritt zum Individuellen. Mit einer Kunst-
emeuerung in diesem Sinne kann man denn wahrlich zufrieden sein. Schon dass
sie es vermeidet, wie bisher der Fall gewesen, statt der alten Recepte ein neues
Recept vorzuschreiben, sichert auch eine gesunde Weiterentwicklung. Es liegt
freilich in der Natur der Sache, dass die Wiedergeburt sich einstweilen mehr in
den Beiträgen des Auslandes, als in denen unserer einheimischen Kunst ausdrückt.
Die Wiener Secession hat die Genossenschaft einen Theil ihrer jungen Garde
gekostet, ein grosser Theil des neuen Strebens ist also jetzt am Parkring zu
suchen, der ältere Körper aber ist nicht mehr gefügig und flügge genug, um neue
Aufschwünge zu versuchen. Wie ein wohlthätiger Sauerteig erscheinen in diesem
Kreise gewisse junge Bemühungen, die weit über die gewohnte Schablone hinaus-
gehen. Nennen wir vorderhand Ad. Hirschls grosses Gemälde Die Seelen am
Acheron", wo unfehlbare Zeichnung sich mit einer unheimlichen, auf Violett und
Grün gebauten Farbenstimmung verbindet; dann Alois Delugs grosses Trip-
tychon der Familie Burchard, mit einer thronenden Madonna inmitten gemüthlich
adorirender Kinder; auch Veiths hübsche Scene Das Wunderthier", wo er
fortfahrt, neuenglische Märchenfarben mit seidigen Hauttönen aus Paris zu
mischen. Auch Goltz Ad artem" fehlt in dieser Richtung nicht, ohne aber
diesmal zu überzeugen, und Seligmann JugenderinnerungenÜ kokettirt gerne
mit ihr, was aber der neuen Muse nicht zu genügen scheint. An der Hauptstelle
hängt bei den Österreichern Julius Bergers grosses Gemälde Artes faventes";
der Kaiserbüste an deren Stelle wir die lebendige Figur gewünscht hätten. wird
da eine bunte Huldigung dargebracht. Das meiste Interesse unter den Wienern
erregt Hans Temples Interieur bei Excellenz Dumba". Man sieht das berühmte
Makartzimmer und darin eine Anzahl Wiener Kunstgrössen, die eben das Modell
zu Tilgners Makartdenkmal betrachten. Da sitzen oder stehen Nikolaus Dumba,
die Künstler Zumbusch, Kundmann, Lichtenfels, Scharff, Angeli, Rudolf Alt und
Professor Benndorf. Hinter diesem erkennt man auf einer Staffelei Angelis Bildnis
der l-laustochter. Im Hintergründe ist ein Fenster gelb verhängt, ein zweites lässt
Tageslicht ein. Die robuste Hand des Künstlers hat es sehr gut verstanden, all die
Pracht des Gemaches und die acht Porträtiiguren wie aus einem Guss zu geben.
Die Ungleichheiten seiner früheren Bilder dieser Art sind hier vermieden, die
Erfahrung ist eben seither gewachsen. Ein zweites derartiges Interieur des
Künstlers zeigt ein five o'clock im Wintergarten des Kunstfreundes Dobner von
Dobenau, wo auch die weibliche Toilette ein Wörtchen mitzusprechen hat. Das
Wiener Porträt ist überhaupt die starke Seite der einheimischen Kunst. Von
Horowitz sieht man u. A. den Grafen Lanckoronski, ein vornehm zurück-
haltendes Bild, und ein reizend gemaltes Töchterchen des Künstlers, von
Pochwalski eines seiner besten neueren Herrenporträts, von Z. Ajdukiewicz das
pariserisch niedliche Sitzbildchen des Grafen Pininski, von Angeli ein elegantes
Damenporträt, dann bekannte Persönlichkeiten von L'Allemand und Stauffer,
in Pastell von Fröschl, Pausinger, Mehoifer, Michalek. Das grosse Reiterporträt
des Kaisers von jul. v. Blaas will nicht lebendig genug werden. Unter den älteren
Meistern des Genre finden wir Defregger mit einer grossen Scene Kraft-
probe"; unter den Jüngeren fallen Egger-Lienz und Wilda auf; Isidor Kaufmann
bringt Galizisches, Ivanovits Hahnenkampf" Südslavisches in mehr als der
gewohnten Güte.
In der grossen Kunstbewegung der Zeit kann man sich allerdings erst im
Erdgeschoss mitbewegen. Dank der gewaltsamen Aufrüttelung unserer Verhält-
nisse durch die Secession, hat auch die Genossenschaft eine höchst bedeutende
I-Ieerschau von fremden Meistern zusammengebracht. Die Wiener können nur
dankbar sein, dass die bisherige träge Masse nun plötzlich von zwei Seiten her
mit allen Hebeln um und um gewälzt wird. Besonders dankenswert ist es, dass
die grosse Kreuzigung" Max Klingers und seine Marmorstatue einer Badenden
hieher gelangt sind. Moderneres gibt es nicht, denn diese todtgehetzten Stoffe sind
unter Klingers so höchst persönlicher Hand förmlich Neuheiten geworden. Die
Scene der Kreuzigung ist auf ihre menschliche Form ohne Heiligenschein!
zurückgeführt und erscheint nur umso ergreifender. Durch die herkömmliche
Erhebung in die Sphäre des Wunders hatte sie für den Beschauer längst den
Stachel verloren und auch das Conventionelle der dabei beschäftigten Figuren
liess den Vorgang mehr als symbolisches Schauspiel, denn als wirklichen Leidens-
tod empfinden. Nun betrachte man blos die Gestalt Mariens und man wird sofort
den Unterschied fühlen. Klingers Maria ist eine alte, hagere, verkümmerte Frau,
eng in ein schwarzes Tuch eingehüllt, eine aus dem Volke. Aufrecht, vor Schmerz
versteinert, thränenlos, die Hände hoch vor der Brust zusammengekrampft, so
steht sie da, in ganzer Silhouette von der Landschaft der Hügelstadt abgehoben.
Eine der ergreifendsten Figuren der neueren Kunst. Rechts stehen die drei Kreuze,
in der Mitte die Gruppe Maria Magdalenas, links die Heiden und juden in scharfer
Charakteristik. Das Ganze ist mehr friesartig gestellt und mit allem Spuk von
Lichtelfect verschont, so dass man jede Linie in ihrer strengen Eigenart geniesst.
Die Statue der Badenden ist wieder ein Meisterwerk. Die stehende Figur stellt
den rechten Fuss hoch auf einen Baumstrunk, neigt sich vor- und seitwärts und
die beiden Hände fassen sich rückwärts in der Weiche. Aus dieser complicirten
Bewegung zieht der Künstler allen erdenklichen Formreiz Zug um Zug, ohne
die Natur zu verlassen, ohne sie kleinlich zu beschnüffeln", wie Klinger in seiner
Schrift über Malerei und Zeichnung sich vornimmt. Die Statue ist, nach Klingers
Art, leicht getont. Auch von anderen Modernen sieht man wertvolle Bilder. Von
Böcklin zwei ältere, hier noch nicht gesehene Sachen Ruine am Meer" und
den Fischenden Pan". Von Mackensen das bedeutendste grosse Bild der Worps-
weder Gruppe, den Gottesdienst" im Freien. Liebermann, Schönleber, Skarbina,
Firle, Grethe u. A. sind da. Unter den Porträts fallt Lenbachs Lola Beeth
auf, in der Art von Rubens' Helene Fourrnent aufgefasst, eine weisse Gestalt
in unten zusamrnengefasstem dunklem Pelz, Arm auf der Brust, Blick auf-
wärts gewendet. Der Berliner Max Koner hat ein eindringlich und schlicht
gemaltes Porträt Herbert Bismarcks. Auch der Director der Berliner Akademie
A. v. Werner ist da, aber seine Militärscenen sehen sich doch gar zu veraltet an.
Auf der germanischen Seite der Ausstellung fällt noch der Vlame Leempoels mit
zwei allbekannten Meisterbildern auf, darunter jenem Schicksal", zu dem sich
unzählige Menschenhände emporstrecken. De Vriendt hat seine Wandbilder für
den Schöffensaal in Brügge gesandt; im kleinen, aber voll alterthümlicher Tüchtig-
keit. Fritz Thaulow Alte Fabrik in Norwegen" ist entzückend mit seinen
unerreichten Wasserwirbeln zwischen Jungschnee. Unter mancherlei guten Eng-
ländern überrascht Solomon durch eine Schaurngeborne, in der sich alle Reflexe
ein Stelldichein geben und Abbey gibt eine Harnletscene von abgrundtiefer Farbe.
Reid, Nisbet, Davies erfreuen, wie so oft, durch ihre Landschaften, doch ist der
in Paris lebende Alexander Harrison in seiner grossen Waldlandschaft Arcadia",
mit badenden Mädchen, stärker als Alle; sein mächtiger alter" Ton ist von ganz
modernem Lichterspiel bewegt und die saftige Breite des Vortrages schlägt Alles.
Sehr gut ist auch der französische Saal gamirt. Die kühle Harmonie einer
Magdalena von Puvis de Chavannes ist so freskenhaft als möglich, brauchte aber
für ihre Wirkung eine ruhigere Stätte. Denn ringsum tobt Farbe; alte und neue.
Man hat die alten Meister des zweiten Empire in Contribution gesetzt, sogar
l-Ienners mondbleiche Fleischtöne leuchten auf und der alte Harpignies gibt von
seinen schneidigen Landschaften. Carolus-Duran, Bonnat Adler, einen Hasen
zerfleischend, P. A. Laurens u. A. fehlen nicht. Aber auch die Jungen tummeln
sich, und zwar unter der Führung Claude Monet's, des Ur-Secessionisten von
Anno Kaiserreich. Einiges ist von niederlegender Wirkung. So Rochegrossds
ungeheures Bild Angoisse humaine", eine etwas komische Pyramide von modern
gekleideten Menschen, die nach dem oben vorbeischwebendem Glüclw haschen.
Andre Broui1let's grosse Scene Czar und Czarin in einer Sitzung der französi-
schen Akademie" ist eine nüchterne Porträtgallerie. Aime Morot's Stiergefecht-
scene von sehr schönem Ton, J. E. Blanche's appetitliche anglomane Damen-
bildnisse, Jean Beraud's Armand Silvestre und seine beiden Musen", Chabafs
energisches Porträt Robert Mitchell's u. A. sind treffliche Sachen. Dem franzö-
sisch-russischen Bündnisse zuliebe schliessen wir hier zwei grosse Bilder des
russischen Meisters Ilia Jelimowitsch Rjepin an; voll Volksseele, aber in der
Farbe weniger frisch als seine berühmten Kosaken, der Spanier Pradilla entzückt
wieder durch eine seiner Winzigkeiten Markttagü
Unter den Plastikern sind einige allererste Künstler. Auguste Rodin hat eine
ganze Reihe seiner heftigen Bewegungsstudien in Marmor und Gips, Fremiet
zwei seiner wirksamsten Gruppen, der urwüchsige Russe Antokolski einen
kauemd-sitzenden Mephisto von interessanter Action und einen hochmodem
empfundenen Christuskopf, der Belgier Van der Stappen kolossale ruhende
Arbeiter und einen zu Boden geschmetterten Luzifer von gewaltiger Form. Victor
Rousseau's femme de trente ans" ist eine der untemehmungslustigsten Büsten
der Gegenwart, Dupon's römischer Thierkämpfer in Elfenbein und zweierlei
Bronze ist ein ausgiebiges Pröbchen der neuen Elfenbeinkunst, wie sie voriges
Jahr in Tervueren aufmarschirte. Der Römer Cifariello erregt Aufmerksamkeit
durch die Realistik seiner farbigen Büste Monsignore Daniele" und eine kleine
Fakirfigur. Auch Gustav Deloye, der halbe Wiener", ist mit allerlei polychromer
Plastik da; darunter Medaillen, auf welchem Gebiet übrigens der Pariser Gross-
meister Chaplain den Vogel abschiesst. Unter den österreichischen Plastikem
bringt Benk seine neue Kaiserbüste, Zumbusch sein gediegenes Hochrelief der
MONTAG. RTHFIHFIÖILIö.
nuzusnne. ERFlHDUl-Kqf
MITTWöGL FLORTFTFCann
s.
IDOHHER. PIUsV.
VWX FHElTHä. aon.v.m.;.
SHMSTHG. STHHISUHUS.
14g
MONTRGv. GREGORJ-I.
IÖIENSTFIG. Uslnoa-m
Mlwwocn. em-Ieolnu
DONNERS- PäHCRFlTlus.
FREITHG. sERvm-lus.
SHMSTHG. ßOI-ITFTITILJS.
MO NTFIC SOHN. HEPOH.
DIENSTE. FFISCHHLIS.
MITTWOCH. VEHFI HTIUS.
FREITFG. PÖERHHTIHD.
EnHMSTHCq. "FELJXJQQQQ
MOHTHQ. DESlDERlub.
IDIENSTPIQ. UOHHHHFl-ll.
MITTWOCH. UR BH Mus?
DOHHERS. PHlLnPPCr-TER.
FREITHG. DOHFIHHIRE
SnMsTnq. WlbHEL-Pku.
DIEHSTÄG. HHGELTFLQ.
Sitzfigur Hasners für die Arkaden der Universität, Myslbek seine kolossale
kniende Grabfigur des Cardinals Schwarzenberg, Weyr ein inhaltreiches Gruft-
denkmal für Triest mit einer aufrechten verschleierten Frauengestalt im Vorder-
grunde, Seifert sein hübsches Bauernfeld-Denkmal, Friedl eine sehr decorative
Marmorgruppe, Schwartz drei Grazien Bronze von eigenthümlicher Haltung und
seine reizende Plaquette mit dem Kopfe der Frau Michalek. Scharff und Pawlik
erfreuen durch einen Überblick ihrer Medaillenkunst. Die österreichische Plastik
ist hier jedenfalls bedeutender als die Malerei.
AUSSTELLUNG DER "SECESSION." Die Vereinigung bildender
Künstler Österreichs" hat am 25. März ihre erste Ausstellung im Gebäude
der Gartenbaugesellschaft eröffnet. Es ist ein grosser innerer und äusserer Erfolg
festzustellen. der sich sofort selbst in einer ungewöhnlichen Anzahl von Verkäufen
ausdrückte, obwohl "Marktware" programmgemäss ausgeschlossen war. Es ist
dies abermals ein unwiderleglicher Beweis, wie sehr auch das Wiener Publicum
nachgerade der alten Schablone satt geworden. Für das Kunstgewerbe ist ja dies
schon durch die letzte Winterausstellung des Österreichischen Museums nach-
gewiesen. Die Ausstellung enthält gegen 500 Arbeiten und das Ausland ist durch
viele seiner Meister glänzend vertreten. Es lag dies auch im Plane des Unter-
nehmens, da dem Publicum vor allem ein breiterer Umblick, als bisher, im Reiche
der ausländischen "Secessionen" ermöglicht werden sollte. Manche der grössten
Künstler unserer Zeit Meunier, Rodin erscheinen in Wien überhaupt zum ersten-
male. Die Ausstellungsräume sind durch Mitglieder der Secession, die Architekten
Josef Olbrich und Josef Hofmann, im modernen Geschmack umgeschaffen worden.
Das zeitgemäss stilisirte Pflanzenornament, darunter interessante Friese von
Ad. Böhm und Maximilian Lenz, spielt eine grosse Rolle. Die Anbringung der
Kunstwerke ist musterhaft, namentlich ist als nachahmungswert hervorzuheben,
dass Werke des nämlichen Künstlers stets eine Gruppe bilden, so dass jeder als
etwas möglichst Ganzes wirken kann. Der Hauptraum ist ein viereckiges Foyer.
das mit lebenden Pflanzen, modernen Möbeln, Gläsern, Fayencen, Bronzen reizend
eingerichtet ist. Es öffnet sich mit einem mächtigen Rundbogen nach einer halb-
runden, mit hellen Bildern behängten Apsis, wo am Ehrenplatz, einem Altar-
Triptychon gleich, die prächtigen Cartons zu Puvis de Chavannes' noch nicht
ausgeführtem Dreibild für das Pariser Pantheon angebracht sind. Die Scene stellt
feiner Stimmungsmensch, in seinen Fleischstudien als Geniesser der flüchtigen
Farbenregung. Henri Martin lässt alles abendlich glühen, während bei Raifaelli
das milde Pariser Tageslicht sichtbar weht, ja die Conturen zum Vibriren bringt,
und selbst Dagnan-Bouverets feste Hand in seiner bretonischen Wallfahrerstudie
die Luft zu haschen sucht. Aman-Jean, Wengel, selbstA. Berton in zwei eleganten
Deshabilles, der Abendlandschafter Pierre Lagarde, Alle pllegen das Lauschig-
Unbestimmte, Lhennitte sogar am hellen Tage, in seinem köstlich papillotirenden
Marktbilde. Bei den Deutschen tritt dieses atmosphärische Wesen nicht minder
hervor, von Gotthard Kuehl Vor der Schicht" bis zu Mackensens, des jungen
Worpsweders, stillender Mutter, die lebensgross in ihre unfrohe Marschenluft
gehüllt dasitzt. Max Klinger hat, nebst seinen lebenwimmelnden Randzeichnungen
zu Amor und Psyche", zum erstenmale ein Ölwerk nach Wien geschickt nackte
Schönheit auf der Düne ruhend, ganz ins Grosse gesehen und ein bedeutender
Farbenton ertrotzt. Mehrere Stuck'sche Frauenköpfe wirken mit seinem sammtigen
Schwarz, auch eine neue Sünde" hat er geschickt, diesmal eine horizontale, in
seinem bekannten Dreiklang. In blühender Farbe, die an Anders Zorns Jugend
gemahnt, tritt der Münchner Fritz Erler stark hervor. Dettmann, Zügel, Kalkreuth
fehlen nicht. Liebermann tritt stark auf mit einem wahren Durcheinander von
Luftleben in einer grossen Allee und einer hellen Werkstatt, beides Öl. Unter den
Belgiern intriguirt Fernand Khnopff, der reizende Räthselmaler, die Wiener bis
zu einer wahren Kaufwuth. Es sind sogar grosse Ölbilder von ihm da, darunter
die grosse Sphinx mit dem Gepardleib, und allerlei Plastik von unqualilicir-
barem Reiz. Selbst jene blaue Säule, die in so vielen seiner Bilder vorkommt, hat
er mitgeschickt, und das hellblaue Glaskrüglein darauf. Mit altväterischer Wucht
tritt dagegen Laermans in seinem Abend des Strike" auf, wo das Arbeiterschicksal
in einem wahren Strom von Charaktertiguren vorüberzieht. Ein grosses Dreibild
von Leon Frederic fasst dieses Schicksal in mehr Wiertz'scher Symbolik. Eine
der bedeutendsten Erscheinungen ist der Alpinist Segantini, mit einer ganzen
Sammlung neuerer und neuester Sachen. Die Wirkung seiner krystallklaren
Höhenluft ist immer wieder von einer seltsamen Poesie, und seine noch eigen-
thümlichere Art, einen fahlen Gesammtton aus dessen localfarbigen Elementen
zusammenzustricheln, reizt den Sehnerv. Auffallend ist bei ihm ein lebensgrosses
männliches Porträt mit Lampenbeleuchtung, das aus der ersten l-Iälüe des XVIII.
Jahrhunderts sein könnte Auch sein allerjüngstes Bild Ein Rosenblatt" ist da;
es stellt ein rosiges Erwachen im mädchenhaften Bette dar. Reizvoll ist noch eine
Reihe seiner leicht getonten bukolischen Zeichnungen, mit fein geführtem Lichte.
Unter den Engländern und Amerikanern fallen besonders die Porträts auf. Einige
weibliche Bildnisse von John W. Alexander, auf ungnindirte Leinwand gemalt,
sind von schneidiger Eleganz und gleich originell in Farbenemplindung wie
Vortrag. Englisch vornehm ist eine Dame in Weiss von Lavery. Der Bahnbrecher
Whistler hat eine Sammlung in meisterhafter Handschrift hingeworfener Litho-
graphien und Radirungen geschickt; desgleichen Shannon. Sargent Fellah-
mädchen", nackt in ganzer Figur ist unvergleichlich in der knappen, sicheren
Modellirung eines braun-in-braunen Fleischtones. Neu für Wien sind die brillanten
Thierstudien von Swan; auch plastische. Die rembrandtbraunen Londoner
Stimmungen Muhrmanns, die verwaschenen Gobelintöne Walton'scher Land-
schaften, die submarine Grünlichkeit Fowlers und die orientalischen Teppichfarben
Brangwyns bringen vier ganz verschiedene Colorismen zur Anschauung. Dabei
gedeihen in England noch genaue Acte, wie der von Strang. Von den Skandinaviem
erwähnen wir den Dänen Kroyer mit seinen Herrenporträts von greifbarer
Wahrheit und Liljefors mit seiner Fuchshatz in Schnee.
Die einheimischen Secessionisten haben in so internationaler Gesellschaft
einen schweren Stand, doch übertreffen sie unstreitig alle Erwartungen. Ihr
Ehrenpräsident Rudolf v. Alt malt in erfreulicher Frische weiter. Ein grosses Salz-
burg, sein neuester Stefansthurm, ein Wiener Petersplatz sind erstaunliche Blätter,
Pilanzenstudien aus Gastein athmen eine unversiegliche Kraft der Naturliebe.
Klimt bringt ausser einer Reihe höchst interessant beleuchteter weiblicher Porträt-
studien ein für Excellenz Dumbas Musikzimrner gemaltes Supraport voll hoch-
modernen Farben- und Formenreizes. Engelharts reilexreiche Freilichtstudien,
seine überaus zierlich gegebene Sylphide der Wind", eine mit mächtigem
Farbengefühl hingesetzte Spanierin sind vollwertig. lVlolls Schönbrunner Ruine,
die ein warmer Lichtstrahl streichelt, und ein Lübecker Interieur von vielem
Lichtreiz, dann Krämers und Bachers treffliche Porträts, die stimmungsvollen
Landschaften von Bematzik, Jettel, Stöhr, Sigmund, Ottenfeld Vedette" u. a.,
behaupten sich selbst in dieser Umgebung. Krämer Verkündigung" und
Kurzweil Daphne" unternehmen auch grosse Lichtexperimente, in denen so
manches malerisch glückt. Interessant ist es, dass einige der Jüngsten l-Iochen-
berger, Tichy, Hänisch, Kniis, Novak von der Gesammtströmung getragen, zu
wirklichem Erfolge gelangen. Falat in Krakau und Bukovac in Agram sind
vortreülich und der junge Krakauer Mehotfer erregt durch den wuchtigen
Colorismus eines grossen Damenbildes weitgehende Hoffnungen.
Sehr bedeutend ist die französisch-belgische Plastik, deren Matador-e hier
zum erstenmale erscheinen. Auguste Rodin sendet zahlreiche Proben seiner
leidenschaftlich erregten Kunst; darunter Theile des Victor Hugo-Denkmals, mit
dem tiefsinnigen Kopfe des Dichters, dann die berühmte, höchst persönlich
gegebene Büste des Bildhauers Dalou, mehrere seiner energisch bewegten Gruppen
und Figurengefiechte, darunter auch Skizzen zu Episoden, die an die sinnlichen
Phantasien Felicien Rops' gemahnen. Ein ganzes Cabinet ist mit Werken Con-
stantin Meuniers gefüllt, dessen Welt die schwarze Gegend" des belgischen
Borinage ist. An den Wänden hängen seine Pastelle, auf den Sockeln stehen seine
bewunderungswürdigen Statuetten von Arbeitern, mit der Einfachheit und
unverrückbaren Logik der antiken Statuen gegeben, und dabei absolut realistischer
Ausdruck von Lebensformen unserer Zeit. Auch jene ergreifende Thierfigur ist
darunter, der in unterirdischer Arbeit verkommene Grubengaul, über den eine
ganze Litteratur geschrieben worden. Nicht minder reich vertreten ist Alexander
Charpentier, der vielseitigste Plastiker und plastische Erfinder unserer Zeit. Seine
energische oder hauchfein verschwirnmende Reliefkunst ist in zahlreichen
Plaquetten ausgelegt, dazu kommt andere Kleinplastik verschiedenster Art; auch
sein Schrank für Kinderwäsche mit meisterhaften Zinnreliefs ist da; und an den
Wänden hängen seine originellen gaufrirten Zeichnungen", in Papier gepresste
Reliefs, zum Theil mit Farbendruck combinirt. Die entzückenden Kinderköpfchen
von Jean Dampt sind gute Proben der nicht minder unerschöpflichen Bildner-
kunst dieses hier noch fremden Pariser Künstlers von allererstem Rang. Carabin
hat eine Reihe seiner pikanten Serpentinösen in Bronze geschickt, Baffier einiges
von seinen neuesten Zinngebilden, Vallgren Mann und Frau fehlen nicht mit
ihrer vielgestaltigen Kleinkunst. Ein Ehrenplatz im Halbrund ist dem ergreifenden
Grabmal Bartholomes zutheil geworden; Vater, Mutter und Kind im Tode vereint,
eine Gruppe, wie sie an den merkwürdigen Grabmälem der französischen Früh-
renaissance nicht echter vorkommt. Photographien versinnlichen den weiteren
Aufbau des grossartigen Monuments. Schliesslich geht auch das moderne Kunst-
gewerbe nicht leer aus. Zwei ganz originelle Paravents von Engelhart haben mit
Recht ungewöhnlichen Beifall gefunden; das eine in gerauhtem Leder von allen
Tönen, mit Appliquen in Gold und patinirter Bronze, das andere in auserlesenen
Hölzern, mit Intarsien und umkerbten Flachreliefs. Beide wurden am ersten Tage
angekauft. Die hochkünstlerischen Bucheinbände von Van de Velde und die
Kopenhagener Porzellane sind weltbekannt; auch von ihnen sieht man ganze
Collectionen. Endlich gibt es moderne Möbel die im Ver Sacrum-Zimmer nicht
zu vergessen, Teppiche, Entwürfe für Glasfenster Walter Crane und Flächen-
omamente Grasset, kurz, die Vielseitigkeit des modernen Kunstschaffens tritt
hier dem Beschauer lebendig entgegen.
INE MYRBACH-AUSSTELLUNG. Im Kunstsalon Artaria Kohl-
markt war jüngst eine Sammlung von etwa 60 neueren Arbeiten desProfessor
Felician Freiherrn von Myrbach ausgestellt. Sie zeigte ihn in der vollen Frische
seiner militärisch-künstlerischen Eigenart und war von beiden Gesichtspunkten aus
der Anerkennung sicher. Die Hauptsache waren drei für die Kunstfirma Artaria
zum Zweck der Vervielfältigung gemalte Aquarelle. Das grösste, das als Kupfer-
ätzung von 42x74 Centimeter vervielfältigt wird, stellt die zu Ehren Kaiser
Wilhelms II. abgehaltene Kaiserparade auf der Schmelz am 22. April x8g7 dar.
Vorne und seitwärts umschliesst ein Rahmen von vielgestaltigem und vielfarbigem
Publicum das Paradefeld, dessen Vorgänge mehr in den Mittelgrund gerückt sind.
In der Darstellung der Zuschauer bewährt Myrbach eine grosse Meisterschaft.
Das Gewimmel von Frühjahrstoiletten in allen Farben und nach allen Schnitten,
die Gruppen und Reihen von Köpfen und Hüten, unter denen die capriciösenFormen
der weiblichen sich hervorthun, das Zusammenfassen solcher Gebilde zu ganzen
lebendigen Blumensträussen, dann das Hintereinander nach den Deutlichkeits-
stufen der verschiedenen Gründe, und wiederum dazwischen die mancherlei
Portraits gleich im Vordergrunde zum Beispiel Graf Goluchowski, und dazu
wieder all das Material für Reiter und Fahrer, die Fiaker und ihr Drum und Drauf
in authentischer Stilechtheit die Wiedergabe dieses Schauspiels, und zwar in
reiner Aquarelltechnik mit ausgesparten Lichtern, ist eine starke Virtuositäts-
probe. Dazu kommt, dass der Künstler auch die Landschaft mit frühlingsmässig
gemischter Luft reizvoll zu geben weiss. Ferner sah man zwei Reiterflguren in
Aquarell Erzherzog Karl 1809 und Erzherzog Albrecht 1866, die in Kupfer-
ätzung sowie in farbigem Facsimiledruck von 61x48 Centimeter vervielfältigt
werden. Diese Feldherrenbilder zeichnen sich durch bedeutende Auffassung und
vollkommene Bildnistreue aus. Man wird bemerken, dass auch die Pferde vor-
züglich sind; es ist auch die Naturstudie für das Pferd Sultan" des Erzherzogs
Albrecht ausgestellt. Überhaupt ist Myrbach ein Künstler, der trotz seiner Kraft
zu improvisiren sehr gründliche Vorstudien macht. Für das Publicum der Kaiser-
parade ist eine ganze Reihe von leicht hingewaschenen Toilettestudien, namentlich
Damen, vorhanden, aber selbst die Farbenstudie der Pferdedecke eines Fiakers
ist ein Kabinetstück voll wienerischer Wahrheit. Der erste Aquarellentwurf für
die Kaiserparade, blos auf die Flecke und ihre Vertheilung hin gemacht, ist
Ävollends ein Blatt von urwüchsigem Farbenleben. Es waren dann noch mancherlei
Studien in verschiedener Technik zu sehen, für französische und österreichische
Prachtwerke. Auf denen für das jubiläumswerk Viribus unitis" sieht man zahl-
reiche Porträts hoher Militärs, die in den Manöverscenen von Totis vorkommen.
Wertvoll sind ferner die militärischen Typenbilder. Aber auch Studien aus
London, Paris, Margate u. s. w. waren vorhanden. Einige derselben haben wir in
Nr. veröffentlicht. Selbst eine einfache Vordergrundstudie, die mit einem Nichts
an Mitteln ausgeführt ist, verfehlt bei Myrbach ihre Wirkung nicht. Erwähnen
wir schliesslich, dass die Gemahlin des Künstlers die stramme Statuette eines
bosnischen Infanteristen beigesteuert hatte.
INE WIENER LANDSCHAFT VON RUDOLF VON ALT.
Unter den letzten staatlichen Ankäufen ist einer der interessantesten das
1895 gemalte Aquarell Rudolf von Alts Der letzte schöne Baum am Wieniluss."
Jeder Wiener ist mit diesem Baum befreundet, der nun auch der Wien-
regulirung zum Opfer gefallen ist. Er ist eine prächtige Silberpappel, wie sie im
Prater eine so grosse Rolle spielen; der Baum der Donau-Auen, der Wiener Baum
schlechtweg. Dass diese Baum- und Flusslandschaft des Altmeisters mitten aus
Grosswien herausgeholt ist, scheint fast unglaublich. Aber man erinnere sich,
dass noch vor wenigen Jahren auf dem kleinen" Stephansthurrn zwei lebendige
Bäume standen und auf dem Minoritenplatz, dicht an der Kirche, Reben wuchsen,
aus denen thatsächlich Wein gekeltert wurde Wiener Wein vom I. Bezirk. Alts
Landschaft 52X35 Centimeter, die wir in einem Farbenlichtdruck der k. k.
Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt wiedergeben, zeigt den gefeierten Baum
in der vollen Schönheit seiner vegetabilischen Architektur. Er gliedert sich in
zwei mächtige Massen von Bimmerndem Laubwerk, zwischen denen nacktes
Geäst mehrere helle Durchblicke gewährt. Auf der unteren Laubmasse spielt ein
kühler Silber-Himmer; augenscheinlich geht ein Luftzug durch das Flussthal und
streicht die Blätter aufwärts, so dass ihre versilberten Unterseiten sichtbar
werden. Auf der oberen Laubmasse liegt mehr das goldige Nachmittagslicht.
Links das Gebüsch des Stadtparks hält sich in localerem Grün. Der Wienfluss
zieht schnurgerade dem Hintergründe zu; sein Wässerchen kräuselt sich lustig
über dem Geröll und zwei Kinder steigen ebenso munter in den mattblauen
Reflexen herum, die der Himmel ins Wasser legt. Ganz hinten schlüpft der Fluss
noch unter ein paar lichten Querstreifen hindurch; dort liegt eine Brücke über
ihm. Der canalartige Wasserlauf ist durch das fein bewegte Profil des rechten
Ufersaumes reizvoll betont, und von der Uferböschung herab kommen die weichen
Schatten anderer Uferbäume zu ihm herabgellossen. Die Durchführung des Bildes
ist meisterhaft, sowohl in der unglaublich lebendigen Behandlung einer so reg-
samen Laubart, als auch in der kraftvollen Frische der Färbung. Hinsichtlich der
Vervielfältigung verweisen wir auf folgende Erläuterung aus berufener Feder.
ÜBER FARBENLICHTDRUCK. Die modernen photomechanischen Farben-
drucke, welche als lllustrationsmittel hervorragende Bedeutung erlangt haben,
werden nach verschiedenen Principen hergestellt. Dieselben werden entweder
mittels Buchdruckcliches erzeugt, unterBenützung linearer Conturzeichnungen, oder
man sucht Halbtonzeichnungen mittels Rasterphotographie Autotypie in Mehr-
farbendruck zu combiniren Dreifarbendruck, Vierfarbendruck, Mehrfarbendruck.
Diese Technik ist namentlich für g-rosse Auflagen sehr geeignet und wird auch von
mehrerenWienerAnstalten Angerer und GöschL. Löwy mit grossem Erfolge aus-'
geübt. In ähnlicher Weise lassen sich chromolithographische Drucke unter Zuhilfe-
nahme der Rasterphotographie oder auch eventuell gekömter Steine verwenden,
wozu auch der in neuerer Zeit bekannt gewordene Aluminiumiiachdruck gehört.
So vortrefflich die Autotypiemethoden für Illustrationszwecke sind, so lässt
sich doch nicht leugnen, dass sehr zarte Feinheiten durch das Autotypienetz
gestört werden. Hierin sind die Heliogravure und der Lichtdruck überlegen.
Erstere kommt jedoch derzeit für farbige Bilder wegen der enorm hohen Her-
stellungskosten fur die Buchillustration in seltenen Fällen in Gebrauch, während
der Farbenlichtdruck wohl wesentlich theurer als die Autotypie zu stehen
kommt, jedoch bei mässig grossen Auflagen ganz gewiss concurrenzfähig und bei
zarten detailreichen Vorlagen entschieden der Autotypie überlegen ist.
Der Farbenlichtdruck, welcher in Wien seit Jahren von J. Löwy ausgeführt
wird, wurde zum Gegenstande speciellen Studiums an der k. k. Graphischen Lehr-
und Versuchsanstalt in Wien gemacht, weil das Gelingen desselben nach den
wissenschaftlichen Grundlagen des Dreifarbendruckes nur durch Ermittlung und
strenge Einhaltung der physikalischen Bedingungen bei der Auswahl der drei
Grundfarben, durch passende farbige Schichten Farbeniilter, Steigerung der
Empfindlichkeit der Platten für jene Spectralbezirke des farbigen Lichtes, welches
durch die Farbeniilter hindurchdringt, und passende Wahl der Druckfarben
ermöglicht wird. Dabei erstrebt der Photochemiker die thunlichste Vermeidung
der Retouche, obgleich man mit derselben Grossartiges leisten kann, aber immer-
hin von individueller Willkür abhügig bleibt.
Zur Herstellung des in der Beilage veröffentlichten Vierfarbenlichtdruckes
dienten als Componenten Gelb, Roth, Blau und eine graue Schlussplatte. Die
Farbentilter liessen schmale Zonen von Roth, Grün und Blau durch, mit denen
die Druckfarben complementär waren. Als Roth-Sensibilisator sind mehrere in der
Praxis bisher kaum in Verwendung gezogene Farbstoffe verwendet worden, da
ja die schwierige Aufgabe zu lösen war, das Alfsche Aquarell mit den vielen
grünen, blauen und bräunlichen Farbtönen getreu zu facsimiliren. Die Schwierig-
keiten bei dieser Reproduction waren grössere, als der Beschauer meinen sollte,
weil die Wirkung des Bildes in der zarten Farbenstimmung und den minutiösen
Details des Laubwerks liegt, welches letztere in der Verkleinerung fast mikro-
skopische Kleinheit erreicht. Dadurch wird auch die Technik des Schnellpressen-
Lichtdruckes sehr erschwert, da ja bekanntlich die geringfügigsten Nebenumstände
das Passen der verschiedenfarbigen Überdrücke vereiteln. Solche Arbeiten können
nur auf präcise arbeitenden Schnellpressen vollführt werden und eine solche
lieferte die Maschinenfabrik Karl Neuburger Co. in Wien auf Grund der ihr
gemachten Angaben; es ist dies die erste in Österreich erbaute Lichtdruckschnell-
presse, welche sich vortreiTlich bewährt hat.
Es sei noch erwähnt, dass nicht jedes Papier für Lichtdruckzwecke sich
eignet. Das für die vorliegende Beilage verwendete Papier, welches österreichisches
Fabrikat ist Firma Eichmann Co. in Wien bewährte sich hiezu gut. Druckfarben
gelangten bei diesem Blatte von den Fabriken F. Wüste in PfaHstätten bei Baden
und von Kast und Ehinger in Stuttgart zur Verwendung. Die Auflage wurde unter
Verwendung eines automatischen Abdeckrahmens gedruckt, so dass der Rand des
Papieres intact blieb und das Blatt unmittelbar als Beilage beigegeben werden
konnte. Dr. J. M. Eder.
KLEINE NACHRICHTEN Sie
RESDEN. GEORG LÜHRIG, der Dresdner Künstler, der sich vor einigen
Jahren durch einen phantastischen Todtentanz so vortheilhaft einführte, hat
neuerdings wieder ein Werk vollendet, das sich jener ersten Bilderfolge würdig
anschliesst. Es ist betitelt Der arme Lazarus" und umfasst i6 Lithographien,
die der Künstler selbst auf den Stein gezeichnet und gedruckt hat. Der Titel ist
allegorisch gemeint, in Wirklichkeit meint der Künstler das Elend der Enterbten,
das er theils in Schilderungen voll kräftiger Realistik, theils in allegorischenPhantasie-
schilderungen dem Beschauer eindringlich zu Gemüthe führt. Das Titelbild gibt
das Thema Arme und Elende sind versammelt um ein hochgewachsenes Weib,
das ihnen die Geschichte des armen Lazarus erzählt; der Vorhang ist zurück-
gezogen, als Lichtbild tritt vor die Augen der Beschauer der armselige Mensch,
der nackt und krank draussen in der Einöde hingestreckt liegt, das müde Haupt
auf einen Felsen gelagert. Allegorische Randleisten veranschaulichen den Gegen-
satz zwischen Mühsal und Genuss. Auf dem zweiten Blatte sehen wir das neu-
geborene Kind am Boden liegen, umgeben von grausigen Nachtgestalten, wie
Armuth, Trübsal, Hunger, Zwang, Wahnsinn, Krankheit und Tod, die dem Kind
ein freudloses Dasein als Pathengeschenk in Aussicht stellen. Es folgt Im
Kehricht der Grosstadt" das Proletarierkind, das in der Vorstadt auf den verwahr-
losten Wiesen spielt, im Hintergründe rauchen die Schlote des Fabrikviertels.
Sodann ein frierender Junge, der mit seinem Schwesterchen vor den hellerleuch-
teten Läden der grosstädtischen Strasse seinen Christbaumschmuck anbietet.
Weiter führt uns der Künstler in die Lehmgruben der Ziegeleiarbeiter. Dann sehen
wir das emsige Getriebe eines Neubaues; den gesammten Vordergrund nimmt ein
vielstärnrniger Baum sammt seinen mächtigen Wurzeln ein, welcher der wach-
senden Grosstadt zum Opfer gefallen ist. Es folgen die Schneeschaufler, im Vorder-
grunde ein annseliger Alter rnit lrrummem Rücken und wankenden Knien, der die
erstarrten Hände reibt; weiter folgt das Brustbild eines stumpfen gleichgiltigen
Greises, dann der Tod des in armselige Lumpen gehüllten Armen Lazarus"
draussen hinterm Zaune in der Vorstadt. Eine trostlos melancholische Landschaft
symbolisirt das freudlose Leben des Proletariers. Zwei bedeutende allegorische
Darstellungen veranschaulichen dann mit eindringlichem Ernst den Gegensatz
zwischen den zu ewiger Mühsal Verurtheilten und den sorglos Geniessenden. Hier
sehen wir den Lebensweg der Bedrängten in einem langen Zuge nackter und
halbnackter Männer, Frauen und Kinder, die, von Geiern zerhackt, theils in stumpfer
Ergebung, theils in wiithender Gegenwehr über alle Gefallenen hinweg unaufhaltsam
vorwärts drängen.
Das zweite Blatt zeigt den Triumphzug des Geldes den Ausschnitt einer von
menschlichen Pfeilern getragenen Brücke, über die singend und tanzend, küssend
und jubilirend die fröhliche Welt dahinzieht, hinter ihnen schreitet mit der Knute
die stolze machtvolle Gebieterin des Treibens das Geld. Endlich wohnen wir den
Qualen des Reichen in der Hölle bei, der, auf einem Haufen von Goldstücken sitzend
und von Schlangen urnringelt, vergeblich von seinen Schätzen ausbietet, um mit
einem Tropfen Wassers seine brennende Zunge zu kühlen. Den Gegensatz zu
diesen trüben Bildern aber bilden drei Visionen eines künftigen schönen Zeitalters
Freude fröhlich auf der Wiese spielende Kinder, Freiheit Mann und Frau mit
frohen Geberden auf sonnigem Bühel vom frischen Windhauch umspielt und Friede
ausruhender Greis an der frischen Quelle an umfriedetem Ort, den schöne Frauen
beschirmen. jedenfalls haben wir es hier, mag auch Einzelnes unzulänglich
erscheinen, mit einem bedeutenden Werke eines ernst und energisch schaffenden
Künstlers zu thun. Die sociale Tendenz der aus Gegenwartsanschauungen erwach-
senen Schilderungen mag einseitig erscheinen, aber abgesehen von dem mittel-
alterlich anmuthenden Höllenbild, ist der Grundgedanke einheitlich und mit grosser
Mannigfaltigkeit der künstlerischen Anschauung durchgeführt. Ideale Schilderung
der Freude und des Frohsinns ist dabei offenbar nicht das Feld des Künstlers, die
Bilder Freude und Freiheit leiden an Erzwungenheit und Pose. Dagegen ist das
Winterbild mit den Schneeaufladem von grosser realistischer Kraft und hoher
malerischer Vollendung; letzteres gilt auch von dem Frieden". Der Lebensweg
der Bedrängten aber und der Triumphzug des Geldes an Bellamys berühmte
Kutsche erinnernd reicht an die Kraft Klingerischer Grösse der Anschauung
und des Stils heran. Technisch sind die Lührigschen Lithographien aufs sorg-
fältigste durchgearbeitet; der Künstler bemeistert die Schwierigkeiten des Ver-
fahrens in hohem Grade und weiss dessen besondere Vortheile mit Geschick
zu benützen, um höhere Wirkungen zu erreichen. Jedenfalls fesselt das
Werk den Beschauer von Anfang bis zu Ende und als ein bedeutsamer künst-
lerischer Niederschlag socialer Anschauungen unserer Zeit verspricht es dauernden
Wert zu behalten. Paul Schumann.
IEN. DIE PERLMUTTERBECHER FRANZ HILLEBRANDTS im
kunsthistorischen Hofmuseum. Erzherzog Ferdinand von Steiermark,
nachmals Kaiser Ferdinand 11., heiratete am 23. April 1600 die Tochter
seines Oheims Wilhelm V., von Bayern, unter dessen Vormundschaft er bis
zum 18.Lebensjahre von den Jesuiten in Ingolstadt erzogen worden war. Herzog
Maximilian 1., der seit 1597 nach Abdankung seines Vaters,Wi.lhelm V. in Bayern
regierte, geleitete seine Schwester Maria Anna mit zahlreichexn Gefolge zur Hoch-
zeit nach Graz. Von den neun Söhnen des Kaisers Maximilian II. hatte keiner
legitime Nachkommen und nachdem auch die Söhne des nächsten Agnaten,
Ferdinands von Tirol, aus seiner Ehe mit Philippine Welser nicht successions-
berechtigt waren, musste dereinst an Erzherzog Ferdinand von Steiermark die
Gesammterbschaft des Hauses und die deutsche Kaiserkrone fallen. Es versteht
sich, dass das hoffnungsreiche, junge Ehepaar mit prächtigen Hochzeits-
geschenken überhäuft wurde, deren gleichzeitiges Verzeichnis in den Acten des
Familienarchives erhalten ist; es wurde im Jahrbuche der kunsthistorischen
Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses XV. Band, Reg. Nr. 12524 publicirt.
Das Geschenk des Brautvaters, Herzogs Wilhelm V. von Bayern, ist im
Verzeichnisse folgendermassen geschildert Fürstlich Durchlaucht Herzog
Wilhelm in Ober- und Niederbayern hat geschenkt zehen drinkgeschier auswendig
mit perlnmuetter gar künstlich, inwendig aber wie Weintrauben von silber und
verguldt aus getribne arbeit gemacht."
Diese zehn Trinkgeschirre" lassen sich in den kunsthistorischen Samm-
lungen des Allerhöchsten Kaiserhauses nachweisen.
Es linden sich doit elf Becher, welche der Beschreibung des erwähnten
Verzeichnisses entsprechen, und zwar sind dies die im Saale XIX, Vitrine
aufgestellten Nr. x08, 1x8, x25, 13x, x32, x35, x39, 147, 15x, x96 und 201. Hievon
ist aber der Deckelpokal Nr. x08 sofort auszuscheiden, er trägt das Meisterzeichen
Lilhrig, Im Kehricht der Grosstadt aus Der Arme Lazarus"
des Nürnberger Goldschmiedes Georg Barst, der erst x6z7 Meister wurde vgl.
Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen", Nr. 1336. Die übrigen zehn Becher
sind von einem Goldschmiede, von Friedrich I-lillebrandt, der 1580 zu Nürnberg
Meister wurde und 1608 dort starb vgl. Rosenberg, l. c. rz56-x258 p-y und des-
selben Die Nürnberger Goldschmiedemarke F. HN, Kunst und Gewerbe XIX,
S. 110 fil. Von diesen zehn Trinkgeschirren sind die acht erstbezeichneten
vollständig gleich, es sind Doppelbecher, deren oberer Becher sich wieder in
zwei Becher zerlegen lässt, von vergoldetem Silber mit fünf- und sechs-
eckigen Perlmutterblättchen mosaikartig belegt, jedes Perlmutterblättchen trägt
ein Ornament aus Silber, das in der Hauptsache aus zwei gegenständigen
heraldischen Lilien besteht, deren Blätter mit verschiedenfarbigem Email geziert
sind; wo die Lilienstile aufeinander stossen, sitzt abwechselnd ein kleiner Rubin
und ein kleiner Smaragd in einem Kästchen. Nicht weniger als etwa 180 solcher
emaillirter Ornamente bilden den Schmuck eines Doppelbechers. Der Becher-
rand ist omamental geätzt, auch Fuss und Henkel sind mit Ornamenten
ausgestattet.
Die Deckelpokale x96 und zur sind in ganz gleicher Weise decorirt, sie
weichen nur in der Form ab, die oberen zwei Becher ersetzt hier ein mit einem
Blumenstrausse gezierter Deckel. Der Blumenstrauss ist mit Lackfarben kalt bemalt.
Es scheint also alles in bester Ordnung, diese zehn gleichgearbeiteten Trinkgeschirre
von einem Meister sind das Hochzeitsgeschenk des Herzog Wilhelm V., gebe es
nicht doch noch ein Bedenken zu widerlegen. In der oben citirten Beschreibung
heisst es inwendig aber wie Weintrauben von Silber und verguldt aus getribne
arbeit gemacht." Thatsächlich sind die zehn Becher innen vergoldet, thatsächlich
scheint es, dass sie in der Art der Traubenbecher fälschlich Ananasbecher
genannt ausgebuckelt getrieben seien, das scheint aber nur so; betasten wir die
lnneniiäche, so fühlen wir, dass sie völlig glatt gearbeitet sind. Diese Sinnes-
täuschung, wohl beabsichtigt und hervorgerufen durch Reflexlichter, ist so gross,
dass man bei einfallendem, directem Lichte nur durch Betasten sich von der
Täuschung überzeugt. Der Verfasser des Verzeichnisses war derselben auch
unterworfen, wir können dies um so ruhiger und bestimmter behaupten, als
selbst Quirin Leitner, der fleissige und gewissenhafte Schatzmeister der Schatz-
kammer, auch ein Opfer dieser Täuschung wurde. In seinem Prachtwerke Die
hervorragendsten Kunstwerke der Schatzkammer des österreichischen Kaiser-
hauses Wien, Hof- und Staatsdruckerei, x87o" bildet er einen Doppelbecher
ab Abbildung 4x, in der Beschreibung aber heisst es Das Futter des Bechers
ist aus vergoldetem Silber und ausgebuckelt." Hiedurch ist jedes Bedenken beseitigt
und die Geschichte der eigenartigen Perlrnutterbechergarnitur Franz Hillebrandts
festgestellt.
In den bayerischen Hofzahlamtsrechnungen, soweit dieselben von Westen-
rieder Beyträge zur Vaterländischen Historie veröffentlicht wurden, ist der
Ankauf dieser zehn Becher nicht erwähnt, es erklärt sich aber dies daraus, dass
Herzog Wilhelm V. im Jahre xöoo bereits als Privatmann lebte. Dass aberFriedrich
I-Iillebrandt für das herzogliche Haus Bestellungen auszuführen hatte, beweisen
die vergoldete Lichtputzscheere in der Reichen Capelle zu München und die
prächtige St. Georgsgabel in der königlichen Schatzkammer daselbst.
Heinrich Modern.
IEN. HANDBUCH DER LITI-IOGRAPHIE, HERAUSGEGEBEN VON
GEORG FRITZ. Die Zeit, die für die Vorzüge der Lithographie kein Ver-
ständnis besass, ist noch in frischer Erinnerung; die verhältnismässig lange Zeit,
die diesem graphischen Verfahren allenfalls nur seiner bequemen Anwendung
halber im Dienste des sogenannten Mercantildruckes eine, wenn auch einge-
schränkte Existenzberechtigung zuschrieb. Doch die Lithographie hat die Periode
überstanden, in der man mit ihr nichts anzufangen wusste," und sie feiert eine
glänzende Wiedergeburt. Es haben sich die Künstler gefunden, die ihre bedeutenden
Vortheile ausgiebig zur Geltung zu bringen verstehen. Die so überaus geschmeidige,
vielseitige, den verschiedensten künstlerischen Forderungen willig entsprechende
und dabei noch mannigfaltiger Weiterbildung fähige lithographische Technik hat
nun in jüngster Zeit in dem Vicedirector der k. k. I-Iof- und Staatsdruckerei in
Wien, Regierungsrath Fritz den berufensten literarischen Anwalt gefunden. Das
Werk, dessen erstes Heft Halle a.S., W.Knapp vorliegt, wird dem behandelten
Gegenstande Freunde, eifrige ausübende Künstler, sowie den Schöpfungen der
Lithographie die gesteigerte Gunst der Amateure verschaffen. Eine solche Vorher-
sage ist nur möglich, wenn wie hier den Äusserungen des eminenten Fachmannes
sich noch Eines beigesellt die Liebe, die nicht müde wird, mit vollen Händen nur
das Beste zu geben. So zeigt sich uns Regierungsrath Fritz in seinem Werke in
dreifacher Eigenschaft als klar blickender Künstler, als ausgezeichneter Techniker
und als liebevoller Lehrer.
ßyü
Zugleich mit einem kurzen geschichtlichen
Abriss der Lithographie entwickelt sich in der
Einleitung die Reihe der Abarten dieser Technik,
im wesentlichen schon die Hauptpunkte des zu
behandelnden Programmes andeutend. In der
darauf folgenden Charakterisirung der beste-
hendenDruckmethoden sind, durch sehr instruc-
tive schematische Darstellungen unterstützt, die
eigenthümlichen Merkmale des Hoch- und Tief-
druckes erklärt. Hieran schliessen sich in klarer,
jede Weitschweifigkeit verrneidender Weise die
Bestimmungen des Wesens der Lithographie,
des Grundsätzlichen und Eigenthiimlichen
dieser Technik.
Wir denken uns das bis jetzt Angeführte
als eine kurze Propädeutik, mit deren Inhalt sich
jeder angehende Lithograph vertraut machen
kann und muss, bevor er es mit der praktischen
Übung versucht. In der That beginnt auch erst
jetzt der erste Abschnitt des Handbuches,
mit dem wir in das lithographische Atelier
eingeführt und mit seinen Einrichtungen
bekannt gemacht werden. Wir lernen die
Materialien und Werkzeuge und deren Bestim-
mung kennen und es beginnt die praktische
Untewveisung.
Zahlreiche treffliche Holzschnitte ver-
mitteln hiebei das Verständnis durch An-
schauung. Von den als Beispiele der ver- Becher von Hillebrandt
schiedensten Arten der lithographischen Tech-
nik dem Werke beigegebenen 16 Tafeln befinden sich im ersten Hefte vier, jede
von einem ausführlichen, den Arbeitsgang schildernden Text begleitet eine Auto-
graphie-Zeichnung, eine Pantographie, eine Chromolithographie nach einem
Aquarell und eine Federzeichnung auf Stein; sämmtlich in der k. k. Hof- und
Staatsdruckerei in vorzüglichster Weise hergestellt.
MITTHEILUN GEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sh
INTERAUSSTELLUNG IM K. K. ÖSTERREICHISCHEN
MUSEUM. Seine Excellenz der Herr Unterrichtsminister Graf Bylandt
empfing am x. April den Director des Österreichischen Museums und nahm die
Darlegung des Programmes für die diesjährige Winterausstellung im Museum
entgegen, deren Abhaltung in einer Versammlung von Kunstgewerbetreibenden
am 2x. März beschlossen und in der Tagespresse am 23. März publicirt wurde.
Diese Ausstellung von österreichischen Kunstgewerbe-Erzeugnissen, für welche
25'
die Monate November und December d. J. und Jänner x899 in Aussicht genommen
sind, wird den Säulenhof des Museums, die Gallerie, den Saal IX, den Sitzungssaal
und, insoweit dies die abzuhaltenden Curse gestatten, auch den Vorlesungssaal
des Museums einnehmen, also namentlich durch die Einbeziehung des Säulen-
hofes eine wesentliche Erweiterung gegenüber der vorjährigen Winterausstellung
zeigen. Sie soll schöne Objecte aus allen Stilperioden bieten, selbstverständlich
auch moderne Schöpfungen in den verschiedenen Zweigen des inländischen
Kunstgewerbes vorführen. Der Director des Museums wird auch diesmal über die
Zulassung jedes einzelnen Objectes entscheiden. Seitens einer Anzahl hervor-
ragender Firmen, die auf Grund der ersten Bekanntmachung dieses Planes an den
Museumsleiter herangetreten sind, liegen bereits sehr bemerkenswerte An-
meldungen von grösseren Interieurs vor. So haben Portois und Fix einen Raum
im Louis XVI-Stil angemeldet, während das Atelier J. W. Müller, welches sein
trauliches englisches Zimmer aus der vorjährigen Winterausstellung zweimal nach
Deutschland verkauft hat, abermals einen Raum im englischen Genre einrichten
wird. Von hohem Interesse verspricht die getreue Copie eines Louis XV-Saales
aus dem Schlosse Esterhaza 1761 bis 1765 zu werden, welche die Firma Ludwig
Otto Schmitt mit specieller Bewilligung des Fürsten Paul Esterhazy zur Aus-
stellung bringen wird.
Den Glanzpunkt der Exposition wird der Säulenhof bilden, in welchem eine
grössere Zahl bedeutender Einzelstücke zur Aufstellung gelangen und zu einem
malerischen Ensemble vereinigt werden soll. Für die Ausschmückung der Halle
haben ausser den genannten Firmen eine ganze Reihe von Kunstgewerbetreiben-
den ihre Mitwirkung zugesagt.
Ganz specielle Aufmerksamkeit will auch diesmal der Director den kleinen,
aber tüchtigen Handwerkern zuwenden, unter welchen er bisher schon manch
wackeren Mitarbeiter gefunden hat.
Ausser den neuen Schöpfungen, die auch noch bei der diesjährigen Aus-
stellung im Museum in bescheidener Zahl auftreten dürften, sollen correcte Copien
mustergiltiger alter Objecte, den verschiedenen Zweigen des Kunsthandwerks
angehörig, zur Ausstellung gelangen und stehen hielür zahlreiche Originale aus
dem Privatbesitze zur Verfügung. Es seien hier unter anderen die Fürsten
Schwarzenberg und Clary, Markgraf Pallavicini, die Grafen Harrach, Latour, die
Herren Baron Albert Rothschild, Baron PfaEenhofen, Paul von Schöller genannt,
welche Zusagen in diesem Sinne machten.
Auch hat der Director bereits Fühlung mit einzelnen Provinzmuseen
Graz, Salzburg, Linz genommen, um wo thunlich auch das Kunsthandwerk
der Provinz an der Ausstellung theilnehmen zu lassen. Für das künstlerische
Arrangement der Winterausstellung hat sich der Director die Mitwirkung der
Maler Hugo Charlemont und Heinrich Leiier, der Architekten Baumann und
Urban gesichert, während auch die Grafen Wilczek und Lanckororiski an dem
Werke rnitzuhelfen versprachen. Was den Verkauf der exponirten Objecte
anlangt, so werden die Aussteller diesen selbst, und zwar durch ihre eigenen
gemeinsam bestellten Organe besorgen, wie auch die Vorschläge mit Rücksicht
auf die Bewilligung von Vorschüssen durch einen von den Ausstellern gewählten
Ausschuss dem Director des Museums unterbreitet werden sollen. Schliesslich
fügte der Director diesen Ausführungen, um Missverständnissen vorzubeugen an,
dass die sogenannte Weihnachtsausstellung des Wiener Kunstgewerbevereines,
wie eine solche in der Versammlung dieses Vereines vom 29. März angeregt oder
beschlossen wurde, sich wegen Platzmangels unter allen Umständen im Museum
nur auf die von dem genannten Vereine bisher das ganze Jahr hindurch inne-
gehabten Räume zu beschränken haben wird. Der Herr Minister nahm die Aus-
führungen des Directors zur Kenntnis und ertheilte demselben die Ermächtigung,
im Sinne der von ihm entwickelten Grundsätze vorzugehen.
Gelegentlich eines Besuches, mit welchem der Herr Unterrichtsminister das
Museum am 23. April beehrte, nahm der Director abermals Anlass, sein Actions-
programm für das laufende Jahr dem Minister in eingehender Weise darzulegen
und zeigte sich Graf Bylandt mit den Mitteln und Wegen, die der Leiter des
Institutes zur Hebung unseres heimischen Kunstgewerbes in Anregung brachte,
nach jeder Richtung hin völlig einverstanden.
EU AÜSGESTELLT. Die Kunststickerei-Schule des Wiener Frauen-
Erwerbvereines hat im Arcadenhofe des Österreichischen Museums ihren
Lehrplan in einer Anzahl von Mustertüchern und Stickproben der verschiedenen
alten und modernen Techniken ausgestellt. Diese Ausstellung, welche vier Wochen
dauert, wurde am 16. v. M., eröffnet. Ferner ist im Arcadenhofe des Museums das
für den verstorbenen Bildhauer Professor August Kühne bestimmte Grabdenkmal
ausgestellt; die Architektur, entworfen von den Architekten Frauenfeld undBerghof,
ausgeführt von I-lauser, ist mit einer von Kühne modellirten, vonTurbain in Bronze
gegossenen Grabfigur geschmückt.
Sonntag, den 17. v. M., wurde der Saal IV wieder eröffnet. Er zerfallt in zwei
Abtheilungen, von denen die eine im Anschlusse an den keramischen Saal die
bekannte und an interessanten Stücken sehr reiche Sammlung antiker Vasen und
Terracotten in vollständiger Neuordnung enthält; in der anderen Abtheilung wird
die grosse Textilsamrnlung des Museums in wechselnden Ausstellungen gruppen-
weise vorgeführt werden. Gegenwärtig sind hier ältere europäische und orien-
talische Goldstickereien vereinigt.
Im Saal gelangte eine Collection von 54 Objecten, Gefasse und Geräthe in
Silber, zur Ausstellung. Die kleine Sammlung umfasst drei Gruppen Wiener und
österreichisches Silber aus dem XVIII. und dem Anfange des XIX. Jahrhunderts,
englisches Silber aus derselben Epoche und europäisches Silber anderweitiger
Provenienz aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert. Die Objecte sind Privat-
eigenthum und zeichnen sich nicht allein durch geschmackvolle und für
Gebrauchsgegenstände sehr geeignete Formen aus, sondern gewinnen noch
dadurch besonderes Interesse, dass Punzen und Meisterzeichen fast bei jedem
Stücke eine genaue Datirung und Zuschreibung ermöglichen.
ESUCH DES MÜSEÜMS. Seine k. u. k. Hoheit der durchlauchtigste
Herr Erzherzog Ludwig Victor hat am x6. v. M. Vormittags die Stickerei-Aus-
stellung des Wiener Frauen-Erwerbvereines im Österreichischen Museum mit
einem längeren Besuche ausgezeichnet.
Seine Excellenz der Herr Minister für Cultus und Unterricht Graf Bylandt
hat am 23. v. M. diese Ausstellung eingehend besichtigt.
Die Sammlungen des Museums wurden in den Monaten März und April
x8g8 von 8072, die Bibliothek von 2905, die Vorlesungen von 536 Personen
besucht.
190
LITTERATUR DES KUNSTGEWERBESSF
I. TECHNIK UND ALLGEMEI-
NES. AESTHETIK. KUNSTGE-
WERBLICI-IER UNTERRICHT
Art in the Home in Cornwall. The Hause, Febr.
AUCAMUS, E. Menuiserie, Serrurerie, Plornberie,
Peinture et Vitrerie. In-xü". VIII-35a p. avec
Iig. Paris, Vicq-Dunod et Cie.
BENET, Arm. Notes sur les artistes caennais de la
iin du XVIIe siecle et du commencernent du
XVIII e. Reunion des Soc. des Beaux-Arts,
XXI. p. x49.
Bewegung, Die neueste, im deutschen Kunst-
gewerbe. Köln. Ztg. 13. März.
Bewegung, Zur, auf dem Gebiete der neueren
Kleinkunst. Deutsche Bauzeitung, 1897, xoo.
BOEHEIM, W. Albert Ilg. jahrb. der kunsthistor.
Samml. des Allerh. Kaiserhauses, XIX.
BREDT, E. W. Mehr Wahrheit und Persönlichkeit
in jederrnanns Heim. Zeitsehr. für Innen-
Decon, januar u. H.
CHAMPEAUX, A. de. L'Art decoratif dans le
vieux Paris. In-4", 356 p. avec grav. Paris,
Schmid.
CUMONT, G. Manufactures etablies Tervueren
par Charles de Lorraine et industries creees
ou soutenues en Belgique par le Gouver-
nement Autrichien. Annales de la Soc.
d'Arche'ol. de Bruxelles, XII. x.
DAY, L. P. Art for Winter Evenings. The Art
joum., Febr.
HOFMANN, A. Neue" Kunst in Berlin. Kunst-
gewerbehl. N. F. IX, 5.
HOPF, 0. P. Die Volkserziehung zur Kunst. Die
Gegenwart, 6.
Kunst, Die, für das Volk. Die Grenzboten, 5.
LAMPRECHT, K. Das deutsche Porträt bis auf
Holbein und Dürer. Das Museum, III, 6.
MAXE-WERLY, L. Notes et docurnents pour
servir l'histoire de I'm-t et des artistes dans
le Barrois anterieurernent Pepoque de la
Renaissance. Reunion des Soc. des Beaux-
Arts, XXI. p. 997.
Möbel und Dekoration. l-Irsg. Hans Schmank.
x. jhrg. 1898. a4. Hfte. gr. 4'. x. Hit. 12 S. m.
Abbildgn. Nürnberg, j. P. Raw. M. 8.
Opere d'arte industriale, Alcune, nella Galleria
Estense di Modena. Arte ital. dec. ind.,
vx, xx.
RUSKIN, john. Wege zur Kunst. Eine Gedanken-
lese aus den Werken des R. Aus dem Engl.
übers" zusammengestellt und eingeleitet v.
j. Feis. I. u. II. 8'. Strassburg, j. H. E. Heitz.
M. 4'511.
SCI-IAEFER, K. Die sogen. verdeckte, unerlaubte
Nachbildung im Kunstgewerbe. Zeitschr.
für Innen-Decon, März.
SCHAEFFER, A. v. Eduard R. v. Engerth.
jahrb. der kunsthistor. Samrnl. des Allerh.
Kaiserhauses, XIX.
SCHMID. H. S. Entwürfe I. modernes Kunst-
handwerk. Hrsg. v. H. S. Schxnid u. Hub.
Kühler z. u. a. Hit. Fol. München, H. Luka-
schik. Hfte. M. xa.
SCHUHMACHER, Fritz. Die Sehnsucht nach dem
Neuen". Deutsche Bauzeitung, x8g7, xox.
Le scuole del Museo artistico-industriale in Roms.
Arte ital. dec. ind., VI, u.
SOMBART, c. M. Über die Zukunft des Klein-
gewerbes. Eine Studie mit Orgnnisationsvor-
schlagen für Preussen. Zeitschr. f. gewerbl.
Unterm, 23. Auszug aus dem gleichnamigen
Werke des Verfassen, Magdeburg, C. E.
Klotz.
Stil, Der, in den bildenden Künsten u. Gewerben.
Hrsg. v.G.l-Iirth. x. Serie. Der schöne Mensch
in der Kunst aller Zeiten. In 4a Lfgn. x. Lfg.
gr. 4'. Alterthum, bearb. v. H. Bulle, S. 1-6,
m. Abbildgn. u. 12 Tal. München, G. Hirth.
M. x.
II. ARCHITEKTUR. SCULPTUR
ARNOLD, Hugo. Die Walhalla. Allgemeine
Zeitung, 8a.
BOSSEBOEUF, L. Le tornbeau de Batarnay, a.
Montresor. Reunion des Soc. des Beaux-
Arts, XXI. p. 206.
CORREL, Ferd. Portale u. Thilren. Ein Formen-
schatz deutscher Kunst vom Mittelalter biszur
Neuzeit. Mit einem Vorwort von P. j. Re'e.
gr. 4". xoo Licbtdn-Taf. rn. erkl. Text. Frank-
furt a. M., H. Keller. M. a0.
CUMONT, F. Note sur une statuette de bronze
decouverte äAgrigente. In-B". Bp. et planches.
Paris, Leroux. Extr. de la Revue archeol.
El-IRENBERG, H. Comelis Floris. Kunstchrom,
N. F. IX, 14.
ENDELL, A. Möglichkeit und Ziele einer neuen
Architektur. Deutsche Kunstu. Decoration, 5.
FABRICZY, C. v. Domenico Rosselli. jahrb. der
königl. Preuss. KunstsarnmL, XIX, x.
GRAND-MAISON, Louis de. Les auteurs du
tombeau des Poncher. Reunion des Soc. des
Beaux-Arts, XXI. p. 87.
HENAULT. Les boiseries de l'abbaye de Vicoigne
et les SchleiH, sculpteurs valenciennois. Reu-
nion des Soc. des Beaux-Arts, XXI. p. 5x8.
jACQUOT, Alb. Les Adarn; resume biographique
et actes d'e'tat civil. Reunion des Soc. des
Beaux-Arts, XXI. p. 650.
Les Michel etClodion; re'sume' biographique
et actes d'e'tat civil. Reunion des Soc. des
Beaux-Arts, XXI. p. 667.
KARAGEORGEVITCI-I, Prince Bolidar. Vallgren.
The Magazine of Art, Febr.
KAUTZ SCH, Rud. DieBamberger Domsculpturen.
Beilage zur Allg. Zeitung, 59.
LE VAYER, P. La Stele funeraire de Gervais de
Mezerettes, au cirnetiere de Saint-Etienne-du-
Mont. In-B". x6 p. avec flg. Mamers, Fleury et
Dangin. Extr. de la Revue historique et
areheologique du Maine I. 42.
LEYMARIE. Carn. Les freres Üausseau et Ie
palais episcopal de Limoges. Reunion des
Soc. des Beaux-Ans, XXI. p. 74g.
MARGADANTJ. Onze koninklijke paleizen. Her
Loo. Huis-ten-Bosch. Paleis te Amsterdam.
Paleis in Noordeinde. Soestdijk. Haarlem.
H. D. Tjeenk 36. 28, 16, 16 blz. 4'.
H. 4'512.
MAZEROLLE, F. jacques-Denis Antoine, archi-
tecte de In Mounaie 1733-1801. In-S". 15 p.
Paris, irup. Plon, Nourrit et Cie.
MITCHELL, A. Modern English Country Hause.
The Studio, jan.
MOELLE, W. Das Kaiserdenkxnal an der Porta
westphalica. Deutsche Bauzeitung, 1898, 1.
P. K. Der Dresdener Tndtentanz. Wegweiser für
Sammler, 1898, t.
REQUIN, Uabhe. Le sculpteur Antoine Volard.
Reunicn des Suc. des Beaux-Arts, XXI.
p. 21 1.
ROSEROT, A. Fonte de la statue e'questre de
Louis XV, oeuvre de Bouchardon. Reunion
des Soc. des BeauxVArts, XXI. p. 22a.
SCHELTEMA, P. H. Practisch handboek voor
bouwkundigen en ambachtslieden, ornvattende
alle voorkomeude werkzaamheden, gereed-
schappen, vourwerpen en hulpmiddelen,
alphabetisch gerangschikt, heschreven. ver-
klaard, en van eenige honderden afheeldingen
voorzien. Ad. 1. Rotterdam, D. Bulle. en
1-32 hlz. post. 8". Gompleet in 25 30 ad.
tl. -'3o.
SCHUMANN, P. Constantin Meunier. Kunst-
wart. 8.
STRZYGOWSKI, J. Das byzantinische Relief aus
Tusla ixn Berliner Museum. Jahrb. derkönigl.
Preuss. KunstsammL, XIX. 1.
WHITE, GI. Mr. Moirfs Paintings and Bas-
Reliefs. The Studio. Jan.
WISMES, G. de. Les Peisonnages sculptes des
rnonuments religieux et civils, des rues, places,
promenades et cirnetieres de Iaville de Nantes
Du petit nomhre de ceux qui existent; De
quelle maniere on devrait Paccroitre. 111-8",
116 p. Vannes. Lafolye.
YRIARTE, Ch. The Camerino cf Isabelle d'Este,
Marquise de Mantua. The Art ourn., Febr.
III. MALEREI. LACKMALER.
GLASMALEREI. MOSAIK so
BERENSON, Bernh. Die Borentinischen Maler
der Renaissance. Mit e. Index zu ihren
Werken. Aus d. Engl. v. O. Dammann. 8'.
III, 164 S. Oppeln, G. Maske. M. 4.
BRAQUEI-IAYE, Ch. Les peintres de PHOteI de
ville de Bordeaux et des entre'es royales,
depuis 1525. Reunion des Soc. des Beaux-
Arts, XXI. 817. 1122.
CHENNEVIERES, H. de. Les Tiepolo. Grund
in-B", 15g. p. avec 75 grav.. Paris, Iib. de
I'Art. Fr.
COURNAULT, Ch. Les peintures murales de
l'e'glise de Malzeville. Reunion des Soc. des
Beaux-Arts, XXI. p. 248.
199
DOLLMAYR, H. Hieronymus Bosch und die
Darstellung der vier letzten Dinge in der
niederländ. Malerei des XV. und XVI. jahrh.
jahrb. der kunsthistor. Samml. des Allerh.
Kaiserhauses, XIX.
FAULWASSER. J. Moderne Kunsrverglasung
und Glasmalerei. Deutsche Kunst und Deco-
ration, 5.
FAVARCQ. L. Peintures du XIVe siecle decou-
vertes dans Pancienne chapelle de Ia Chartreuse
de Suint-Croix. In-B". 11 p. Monthrison, imp.
Brassart.
FRIEDLÄNDER, Max j. Lucas Cranach. Das
Museum, III, 5.
FUCHS. G. Melchior Lechter. Deutsche Kunst
und Decoration. 6.
HERMANN. H. J. Miniaturhandschriften aus der
Bibliothek des Herzogs Andrea Matteo III.
Acquaviva. Jahrb. der kunsthistor. Samrnl.
des Allerb. Kaiserhauses. XIX.
HERON, L. Les Nouvelles Verrieres de Notre-
Dame de Beaune. Description; I-Iistoire;
Projets. Petit in-8'.z7p.Beaune, irnp.Batault.
Lacunari dipinti da Domenico Campagnula nel
1531. Arte ital. dec. ind., VI. u.
LANGE, K. Primitivismus. Die Kunst fllr Alle,
XIII, 11.
LAVA, B. Due fregi dipinti da Dornenico Campa-
gnola nel 1531. Arte ital. dec. ind., VI, 11.
MAGUIRE, A. Nouveaux panneaux decoratifs.
schmal gr. Fol. Farbendr. Berlin, Schultz-
Engelhard. M. 3.
MATSCH, E. E. u. G. KLIMT. Die Decken-
gemälde in den grassen Stiegenhäusern des
k. k. l-Iofburgtheaters in Wien. ln Radirgn.
v. W. Wörnle. Mit Text v. Prof. Jos. Bayer.
qu. Fol. S. Text. Wien, Ges. für vervielfiilt.
Kunst. M. 15.
POTTIER. E. La Peinture industrielle chez les
Grecs. In-16. 64 p. avec üg. Paris, Henry May.
Prells Wandgemälde im Rathhaussaalezu Danzig.
Die Kunst für Alle, XIII, 12.
RENAN, A. Theodore Chasseriau et les Peintures
du Palais de la Cour des Comptes. Gaz. des
Beaux-Ans, Fevr.
SCHAEFER, K. Über die Grundsätze mittelalterl.
Decoratiunsmalerei. Mittheil. d. Gewerbe-
Museums zu Bremen, 1.
Schildershoek, I-let. Noorden Zuid-Nederlandsche
schilders der 1ge ecuw, in monographieen
door tijdgenooten. 1e deel. Amsterdam.
Uitgevers-Maatsch. Elzevierü 4". Compl.
in dln.
SCHLOSSER, J. v. Tomrnaso da Mudena und die
ältere Weberei in Treviso. Jahrb. der kunst-
hist. Sarnml. des Allerh. Kaiserhauses, XIX.
Thema Hans. 1B Photogravuren nach den
Originalen des Meisters. gr. F01. Bl. Text.
München, F. I-Ianfstaengl. M. 40.
TI-IOMASJ. LesVitraux de Notre-Dame deDijon.
In-16. 55 fig. etaplanches. Dijon. irnpnjobard.
U. Th. Wiederauflindung von Fresken Domenicc
Ghirlandaids in der Kirche Ognissanti in
Florenz. Kunstchron. N. F. IX, 15.
WEBER, Paul. Profane Wandmalereien des
Mittelalters. Beil. zur Allg. Zeitung x6lx7.
WElSSENBACl-I, ltjapanische Figuren im Style
Toyo-Kunis, u. A. Vorlagen f. Malerei,
Brennerei etc. gr. F01. Farbendr. m. S.
Text in Fol. Leipzig, I-Iaherland. M. xo.
WHITE, Gl., s. Gr. II.
WICKHOFF, Fr. Sacchis Restauration der ster-
benden Mutter des Aristides. jahrb. der
kunsth. SarnmLdes Allerh. Kaiserhauses, XIX.
IV. TEXTILE KUNST. CO-
STUME. FESTE. LEDER- UND
BUCI-IBINDER-ARBEITEN so
ADAM, P. Der Vorsatz" irn Buche und die Innen-
seite des Deckels. Zeitschr. fiirBiicherfreunde,
u.
BART, Vict. Le couvre-pied du lit d'apparat de
Louis XIV. Reunion des Soc. des Beaux-
Arts, XXI. p. 556.
BEAUMONT, Ch. de. Une tapisserie bruxelloise
du XVIe siecle. Reunion des Soc. des Beaux-
Arts, XXL, p. 1x5.
Book-backs in Repousse Leather. The House,
Fehr.
The Draping of Mantel-hoards The House, Febr.
PERATl-ION, Cyprien. Evrard jabzch, Directeur
de la manufacture royale de tnpisseries
d'Aubusson. Reunion des Soc. des Beaux-
Arts, XXI. p. 1063.
PIETRKOWSKI, Edm. Die Geschichte der Tuch-
macherei in Schünlanke. Zeitschr. d. hist.
Gesellsch. für die Prov. Posen, XII. p. 27x.
SIMON, A. lätudes analytiques des principaux
tissus. In-S". VII-u! p. avec 2x9 fig. Paris,
imp. Fayolle.
Tapeten, Neue Pariser. Tapeten-Zeit. 3.
V. SCHRIFT. DRUCK. GRAPH.
KÜNSTE so
ADVIELLE, V. Notices sur les calligraphes
Bernard dit de Paris et Bernard dit de Melun.
Reun. des Soc. des Beaux-Ans, XXI.p.x54.
Notice sur le cbevalier deBemy, dessinateur
et calligraphe du XVIIIe si'ecle. Reunion des
Soc. des Beaux-Arts, XXI. p. x72.
BAYARD, E. Ijlllustration et les Illustrateurs.
Ouvrage ome' de vignettes des principaux
artistes et de ponraits par l'auteur. Avec une
preface de M. Henry I-Iavard. Grand in-B".
XI, 38g p. Paris, Delagrave.
CLAUDIN, A. Les Origines de Pimprimerie en
France. Premiers essais Avignon en 1444.
In-B". rg p. Paris, Claudin.
FRICK,G. Die Elzevirschen Republiken. Zeitschr.
für Bücherfreunde, I. u.
FRITZ, G. Das Aluminium für die graphischen
Künste. Vortrag, gehalten im N. ö. Gewerbe-
Verein. Wochenschrift. d. N.ö.Gew.-Ver.,5.
F. v. Z. Neuere deutsche Drucker, Verleger- und
Antiquariats-Marken. Zeitschr. für Bücher-
freunde, xz.
GROSSE, E. Ein vergessenes Illustrationsver-
fahren. Zeitschr. für Bücherfreunde, I. xx.
MOUREY, G. French Caricaturist Caran
d'Ache. The Studio, Febr.
Steinlen as Lithographer. The Studio,
an.
SCHJMID. H. A. Der Monogramrnist HF und der
Maler I-Ians Frank. jahrb. der königl. Preuss.
Kunstsamml. XIX, x.
UZANNE, 0. L'Art dans la decuration exterieure
des livres en France et Yetr-anger. In-4".
VI, 281 p. avec grav. Paris, May. 40 Fr.
VI. GLAS. KERAMIK ab
LHOEST, Em. Note sur diverses pieces de cera-
mique belge, exposees lors de 1a aeance du
2.janv. 1897. Annales de la Soc. d'Arche'ol.
de Bruxelles, XII, x.
Meissner Porzellan, Neues. Central-BI. ilr Glas-
Ind. u. Keramik, 43g.
Neuheiten der königl. Porzellan-Manufactur in
Berlin. Central-Bl. f. Glaselnd. u. Keramik,
439-
Neuheiten, Pariser, in Kunstsachen aus Porzellan.
Central-Bl. f. Glas-Incl. n. Keramik, 434; n.
d. ThonincL-Ztgß
PAP. Ungarisches Porzellan. Cenual-Bl. f.
Glas-Ind. u. Keramik, 438 n. d. Centr.-Anz."
PAZAUREK, Gustav. Vortrag irn Verein für
deutsches Kunstgewerhe in Berlin über
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
unserer Gläserdecoration." Central-Bl. f.
Glas-Ind. u. Keramik, 43g.
ROBINSON, F. S. Decorative Art nt Windsor
Castle The Porcelain. The Magazine of
Art, Febr.
VIOLARD, E. De 1a ceramique herhere, rapport
adresse M. le gouverneur general de l'Al-
ge'rie, la suite d'une rnission en Kabylie.
In-B", 34 p. Alger, irnp. Fontana et Cie.
VII. ARBEITEN AUS HOLZ.
MOBILIENsß
A. L. Möbel- und Holz-Arbeiten im Charakter der
Tiroler Gothik. Zeitschr. ilr Innen-Dem,
Januar.
BERTIN, L. La Menuiserie moderne compcsitions
nouvelles. Avec concours de M. jJeaunin,
j. L. Fouquet, V. Meunier, Barberot, Dufour-
rnante1le,A. Me'nard,Porte'-Secre'tain, Gachard,
Duhourg, Carlin, H. Rolland, etc. ln-4'. 292 p.
avec fig. Dourdan, juliot.
DIESBACI-I, M. de. Stalles de 1a Colleginle de
St. Nicolas. Fribourg artistique, 1898, x.
DOLLMAYR, H. Alte Bilderrahmen. Die Kunst
für Alle, xm, xx.
K.ILGSTERREICHSTAATSBAHNER.
'LVXVSZWGE'V.ÄNSCHLVSSVIERKIEHR'MIT'mEM'AVSILÄüNWE'
sw .111 Wien weich
Wien arm.
an Villach ..
Ponldfol.
an Mai
Genu-n
Rom
Schlafwagen zwinh0nVVienYK' m. u. Wlenexh;
Fuhrkdauer Wien-Venedng 1. n'a-p. 17 aL, um?
Rom 341
Wian-Lemberg -0dassa-liaw und
Czernnwilz-Bukaresl.
313m Wien um n.
Krakau
Lemherg.
a2, B09 0.19
11m, 931W Kiew
.,. Speismvugen zwiwchen OderbergfLL-nxherg.
Schlafwagen! zu clmn Wien und Krakau
Fahriduucr wmhod smsr. ien-
Wien-Prag-MarienbadJranzensbad-Karlshad.
'QÜah' ISE"
73W 5x2
Schlafwagen Wien-Karlsbad.
Die Nachtzeiten von 6M Abends bis Früh bind
durch Untcrslrexchexx der Minlllen-Ziffern bezcichnrl.
Auskuufts-Bureaxx
der
k. k. österr. Staatsbahnen
Wien, lohannesgasse 29.
Dortselbst Fahrkarten-Ausgabe, Ertheilung vunAußkürxften,
Verkauf der auslührliclxen Fnllrordnungen im Taschen-
formale. Letztere sind auch in allen Tabaläfrafiken und
Zeitungs-Versthleissen erhältlich.
K.ILOSTERREICHSTAATSBAHIPEIT.
ßßzßlm
Giltig vom 1. Mai 1898.
Wien-Arlbergf Paris-Genf.
Wien wwh.
an Inn-"bruck ..
ich
slhlilfhäißull
Speißewagoxl
rldmlt
ELL-Am-SEE
ImnJuIn
Schlafwagen zu" hen Wien und Mainz.
xOslennlc naßh Köln
ewugen zwkchen Wienf dvndo.
101141011 zum, oder 33m, Münden.
m.
Wien-München-Paris.
74a aäxm wlellwillnßll a4
lau Münchvn ...1.
am Shxm-hurg
mm.
25 m.
Schlafwagen zxrischen Wim und
München.
Schlaf- und Spei-ewngex Wien-Paris.
numwvav
JNNSIRVCK
x58
FR
FLORU1111ITFIOR 1111 FUMKÄV
1111111, ab c'11' 11
1.51111191. "Fiahlyaplanl 1. Nllailnlüaäß
T211. S011. 51-11. s1111"s1-11.1s1-11
1.11.J1.11.1.11.111.!
81012401 93111 Wien 11111111111111111111 .11" am 31,
1121 41 2211 011111111 .. 1251111155
40571 521 Brümx
12 46' Tmppau
lä H5 Odgrbeäg ..
res au
113g 5311011 äßerlin S0 .111
11 19 Berlixl 1311011511
11 '11 51 Hamburg...
12 11 '11 Hannover
"52143 Glß FBremenHW 14
5T 10 ff Amsterdam.
an 10 1101191111111.
7B älimimy
12 57 Taschen 11 806"
zw 111111111. 1111311
41 Granicu ..
571 571 Warschau
15 151 St. Petershur
4510 45 11105111111
lwangorml ..
.13 4a es!
aoj
10
700
21! 511
10 11 44 59
a0 111 10711
10 E1
71507 111511 231523
1. I1. l11.'l. 11.7111 l. ll.
8151311103" 1111111111 ..
916144312211111111111111911.
PRHV 9151 526 13 1112551111113.
5121121521121
1. 11. 111.11. 11 111.
..11n 110 615
75111202 44-4
'21
71511211 33-1
301. 915
15" 850 145 Budapest.
E. 75' 5011m P. 51111 21-11.
111101 1,1111 0,11109 1mm 1222221111110 20112
IR im 1.11,ß.11 1. 11.11.111,1.11.111.1.11 111.
Ü1511Z4Ü1 YAbWien .. .111 3071925 2351102
104". 325 50 Darum! 412 6351151112
Prag... .. "lf 11151313
Carlsbad .. 1033., 1115i
Tep1itz.... 211, 1222
2231121
21'111 1111111111011. 11 451
YWÄXMXA
I.
VVVVVVVVV
YUVUQYVUVVIVVVVIV
i.
7.5
Reise-Routen 35
Wien-Budapest-Sarajevo.
Wien IÄäIMhIl 45 Früh.
Budapest .. 4D Ächm.
Sarajevo... ... ... ..Auh.nfI10 39 Term.
Wlen-Agra angaluka- Jce-Saragevo. bDj
Wien huhn 4011111.
Banjaluka .. .11.'.11fz 10 5b Turm. ,,.. äb
Banjaluka Mhühn Diligence .. 12 1111;.
Jajce Häuhnnft 40 Ahds.
Iajce Abfahrt 11 11111.
Sarajevo Ankunft Ahdx.
SarajevoJlostar-Metkcvid. gß
Sarajevo ,.lhhhrt ll 18 Yoml.
Mostar .. Ankunft I.
Mostar Ahhhrt Früh.
Meikovic .. .. Aukuufl 43 Früh.
Schiffsverbindung
mit Triest, Fiume und allen dxxlmzxtinischen Häfen,
besonders täglich Rugusa.
Diligencen
Banjnlnxka-Jznjce- Bugojnu -l'1'0z0r-Jnblan1c1 F.
11105131.
Rundreiseverkehr Cock-Billets. .5
Landesararxsche Hotels
Jnjce, Ilidie, Jahlnnicn, Moslnr und Gacko. E.
Auskünfle erlheill
Badeverwaltung llidze.
ZD
DP
D.
nmvuvmnnmnnnnnnn
vvvvvvvvvvvvvvvvv
ÄIÄIXIVXYÄIIIXI
'.'l"
vvvvuvu
31mm 3191293111111.
fMIMIIIIIIIIIIIIÜIÄ
'11
51'
OSNISCH-PIERZEGOW
K. K. PRIV.
0111121110
..
Fahrplan.
Giltig vom 1. Mai 1898.
Wien-Italien.
145 aß aäab Wien Slldbhl. 91-4 söß 95
DE SITanAbbaIia. .ab1 DE 8439
900 9M 11m1. 916i 1106155
319Z1ovßI 11111.... 111i 1101
1105 sah 215 Venedig. 2101059 51g
655. 225 11131131111. 1051112
ew 69102 Florenz... 611131111911
l250,11271 "I3? Rom HE 930" 23"
62 700 läölanNeapel .111 2557124 B90
Wien- Südtiro.
Qab Wien Südbhl. an 35
12m1 Villach ab I0
42 Bozen-Grivs 21
59 Meran 90
15 Trieni 19
6153 Arco. .. 1129
4162m Ala ab 233
Brenner-Route.
11g 10311 151111131111111 .311"
95511251 aß 1111111011911
1244i 3mll2ä Innsbruck
413 114; Sägan Boxen-Brie ab'
"IQ HE 80'? Meran ..
516 11g 19 Trient.
"IQIIQIOW Verona
10H 6351 225 Mailand.
610 621 Florenz
IZMIHE Rom.
1-1 621 "lßßjan Neapel ab
SCH ER KER sßVl ER.
'JNTERN'HTIOHHLE'TRRHSPORTE'FILJH LBURERU
EIHITEIRIIYZTHOIJYZÄLES REHSIEZZJREÄU
rfzäeuäsäeiww Sam QTTZN ßg WQ inßvlalervßäwläa
MIT FÜLÜÜÄILEH
"HVF "HEEFI
nAvPTPuaTzßr-Ü
ÄQQM FYER -HL',E. TRHHSPOKTHHSTH LTEN 1414.
EVROPASAMER uns. AFRI KRS, ASI aus, HVSTRA aus.
VERAHSTALTVHG VOH
GESEILSCHAFTS REISEN nach
HORWEGEl-LSCHWEDEH, HORDCHP VHD 225355375597527517551
SPITZBERGEH
Mllühtlrluq
NIILIREIISEN. ORIENT-REISEN, SEß-IREIISEN
RESEN um ms WELT ZWJ-ZMZWZVL
grzgßwzvxzvazvazlgnzüziüzßuuzzwß
COZI POHSJFG
ASSECUKAHZ-
TICKETS ßää
VERKAU Fvou
COVKSBVCH ERH,
EIS EHH
BIECH ERH ETO.
WÜHZEK
yRosäß-Huswä H1 m-FEI
NEH-PORZZELLHN-ät-
ßRaucHs-uula. puxus
HHHSÄ
SHLRQOENVRLR. uumcvponllu
BEI. KFRLbBFl m. m. BGH-
N.
VPTNIEDERLFIQEJM ...
WTE uonooueqnammuooue
TTKELN. Cloßßnoondnoßllßos
w-SvxüißRENl-liäväzl-KäRNTl-tlifk
an s-rlmava. s.
VERlAGvouWllH am BAIIMEER
K.v. K. H0 F-vll IVBRSFTT-EFS'BUCC;IÄ;1BH DLBR- III-WIEN.
SCH EßTßwmeß WEH LEFÄQWER
MENSCHLJCH GESTALT
VON ERNST BRIECKE WEIL' EMER. PROF. DEW PHYSIOLO
GIE 41H DER WIENER UNIVERSITÄT-u EHEMÄILGER" LEHRER
DER HNHTOMIIDHN DER "HKHDEMIE DER KXEHSTE- lH-BEREN.
MIT' 29 HOLZSCHHITTEN 'VON HERMHHH PHTIR'
IT. IJHVERBNDERTE-"HUFIAGE-MIT- DEM BILDHIS DES 'VER
FHSSERS PREIS BROSCH. FLF SMK. ELEG. GEBßrFL? GMKSO
KVFPSTQVQRILEGEIÜPD FÜR" Kü ITÜSBTGEWIEIRIZ GCQ
SQHMI IZITD IZIKÜ NST" K15 IHISITSGH PS3 IEIRIZU IKU HISTSQEÜ Rläüä
IFJIZIREI WEIRKEPEIZIJYRZQMÄTIZÜ IR" WIHIQTOGIRE PIH IZ.
DIRECTBVERBIHDUHGWMT-"RLLEH "GROSSEREH-VERLT!6SHAHDL1JNGEN'DES'lN-VRD"HVSLBH DESIW
'Rumow ßmmxß PIÄINNÄQL am
KßIäERL.UhI1n.Ke1-uem. VQRMHLS FR XFIVJ-TOL
3-10? UHJD lH-UNIERSITHTS. TETNEIK MITEN .vnl.9cr-n.el5H
JA
ERNÄKÄ
CJIRGCRCRsGGSCH
K.ll. K. PHOTOCH EMIGR.
H0 K11 DSTR DSTR LT
UIIEN XVlf1.
4M
vcw mmßärrs zum äs.
3T
ää
11
K.V.,K,WÜF'TEPFÜCH'LHEF
WIEN I. LVG ECK
CGEDERSICH
ßOREITDI
REG EHS BVRGERHOF.
awrßmcwßß mßcmm Qvonzwßmalaß
ELSTQ FFE,"
ERAHTEH.
iäf" GEROLDQC?
Jxx. xmä INWIEN.I.STEPHRNSPL'HTZ8
BUCH HRNDLUNG-FÜR-lflzu.
RIIS UR-LH DISCH LITERHTU Ru.
Qß"
RElCHHHLTIGES-LJÄGEIR'V. PRHCHT- V.ÜLL.'LISTRRTIONSWE,RKEH,N
SOWIE'V.LEH R'v. HÄNDBZECHERN "RUSJÄLLEFPGEBIETEN-DJ
KUNST-wo. KUNSTGEWERBES
IDEVTSCW ER, ENGLISCH ERWI" FRANZQSÜSCH IEIRä
SPRFCH VORZLEGLICH EJVERß!NDUHGEH-MW-DEM-"HUSLHHDExB
ERMOGLlCHEH-DIERHSCHESTE- BESORGUNG'DER'LlTERHRlSCHEP-PER."
SCHEIHZJFIGEHWÄLLER-LTEHDER-
ää
UHTERHHLTUHGSLECTLEREAUHD"JOURHFLE-IN'.
DEN EUROPFEISCHEN ULTURSPRHCH ENJZQLQED
v1"
Vl-HOFMLENLC17177E4o"
ERI EUQTW
MOEEELrTÜ
HLIIET-IISTIIIÄIRSVI LERÖTILFR
12 1.x
soeazu zusammen;
VORBILDERMLEIIRGEIPGE HER
K.v.K. HOF-v. KHMMER ÜUVELI ER v.
G0 ED. JNVRVFTKlGE-DES-KJLMIHISTERIVMS JWR-CVUVS-Vl-ID
vumzmcnT-zvsnmcuecsn an -nm- muavsnuwan
mEU ER 1.4 15g m35 STRJTEFWEK4KORBFLECHTEREI-IH-WlENVQLGJKÖÄRG.
wnzmßwzvzaa-mmaznsvws ""52""""'""' "Km"
VERLÄG DER KJQHOF-VHD
WM TELEPHOH sss. srmwsnnvcxeazumw
KJQPRIV; TEFPICFMDECKENFFBRI KEN
l-GIHZKEYNHFFERSDQRF
HIEDERÜIGEN
WIEN.
LRdFEPFH URMSTRJO.
PFIRIS,
15-RUE-D'UZ ES.
LQNDON.
sr-sa WHRWICK-IBHE.
VERKHUFNUR- EN' GROS
KHRL
KEIEERMFINR
BRONZE-FUND 2.
METHLLGE GEN
STEIN
wmu w.
STIFTGFIS
x. 515 es .91;
O0
.19. 1.. .1
u.
..
ßncl-znausliii UNDSGHHEä
TT""'
FRIID RUGUST.
UNCETHLEPI
ÄMOBELTJäCHLEREI-
neßzum-Emrmu.
äwwrßmßfTßaamraaan,
Üwlnrv
OBE Rf zu
HMTSHRUS
62551-327.
KDERHTHERSTRR5SE9
K.U PLHOFLAFEJRÄ u-ru-l
TEPPILFIE "P4655513,
STOFFE? ORTIE
REN-YOBHEHGE.
Q2
WIEN- HOHEHEIQH
CHOTIEB OH FFÄBRI
KEN
NIUDERLHGE-IUIEH
OPERNRINGA-
WAREN FABRIH
ARTHUR-KRUPP
NlEDEBLAC-EN WIEN LVOILLEILE 12.- l. SPIEGELCASSE z.
1. BOCNEBGASSE z. v1. MARIAHIIIEHSTPLJea-zu.
PRAG? GRABEN 37. BUDAPEST WAITZNCBSTBASSE. 25.
Aus der kalserl. königl. Hof- und uuuuuuuuuu ei.