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KUNST
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KUNSTHANDVE "41
61
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MODATSSCHRIFT- DES-KKÖSTE
NUSEUHQFGÜITKUDSTUDDIIDDUS
HERAUQGEGEBED-ZIRDREDIGIRT-V
AVOITSCAIA.
VERLAG VON ARTARIA 81 Co. IN VIER.
lll. JAHRG. 1800
449
FRANZ HEIN HP VON JOSEPH FOLNESICS-
WIENFIP
EITDEM auch die Künstler Gegenwartsmenschen
geworden sind, hat die Würdigung, die sie in
der Kunstlitteratur erfahren, wesentlich andere
Formen angenommen. Der historische Apparat,
der früher nöthig war, um ein Kunstwerk dem
Verständnisse der Allgemeinheit näher zu bringen,
ist in den Hintergrund getreten, das actuelle
Empfinden, das persönliche Moment, der Zu-
sammenhang mit dem Tage massgeb end geworden.
Man classificirt nicht mehr, sondern individualisirt.
Auch braucht man den Alltagsmenschen nicht
abzustreifen, sondern wird gerade an der Stelle gepackt, wo man alltäglich
ist, und je mehr es der Künstler versteht, das Gewöhnliche zu vertiefen, dem
Einfachen und immer Wiederkehrenden poetischen Gehalt zu geben, das,
was blöden Augen uninteressant erscheint, mit lebendigem Geist zu erfüllen,
desto lauter ist der Beifall, der ihm zutheil wird. In den Mitteln, womit er
dies erreicht, gestatten wir ihm die grösste Freiheit. Er ist nicht allein frei in
Bezug auf die Wahl der Technik, des Stiles, der Farbe des Materials, er ist
es auch hinsichtlich der psychischen Momente. Weder der sentimentalen,
noch der romantischen, tragischen, heiteren, phantastischen oder realistischen
Seite der Lebensauffassung räumen wir ausschliessliche Berechtigung ein.
Willig öffnen wir unser Mitempfinden allen Offenbarungsformen der
Erscheinung, mit Ausnahme jener, hinter der innere Unwahrheit lauert.
Diese im Laufe der Kunstgeschichte noch nie dagewesene Freiheit ist
das Thor geworden, durch das die Kunst in den Bereich des modernen
Lebens Eingang gefunden hat. Auf weitem merkwürdigen Umwege, dessen
einzelne Etappen keineswegs auf dieses Ziel loszusteuern schienen, sind wir
zu dieser Freiheit gelangt. Von Stil zu Stil fortschreitend, waren wir seit
Lessings und Winckelmanns Tagen auf der Suche nach Ewigkeitswerten,
einer nach dem andern brachte aber nur Enttäuschungen und was übrig
blieb, ist nichts als die Überzeugung von der nothwendigen Freiheit im
Bethätigen der eigenen Kraft.
Nichts anderes, als dieser Drang nach Entwicklung der eigenen Persön-
lichkeit hat zu den vielen freien Künstlervereinigungen geführt, die im
bewussten Gegensatze zu den Akademien seit Jahren eine so bedeutende
Rolle im Kunstleben spielen, und unter welchen in Deutschland gegenwärtig
die Worpsweder und die Karlsruher Künstlervereinigung die hervor-
ragendsten sind. Der Schwerpunkt ihrer Wirksamkeit liegt nicht in dem
Umstande, dass sie als Körperschaften Macht und Ansehen gewinnen,
sondern in der Anregung, die innerhalb derselben ein Künstler dem andern
bietet, in dem geistigen Bande, das die Gemeinde umschliesst, in der Kritik,
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die jeder einzelne an-
gesichts der Werke der
übrigen unwillkürlich
an seiner Arbeit übt,
und vor allem in der
künstlerischen Atmo-
sphäre, die sie erzeu-
gen. Diese Künstler
sind die modernen Klo-
sterbrüder von San Isi-
doro. Hier wie damals
entscheidet die gleiche
künstlerische Gesin-
nung und das Bedürf-
nis nach gegenseitiger
Inspiration über den
Eintritt und das Ver-
bleiben jedes Einzel-
nen im Bunde, und
heute wie einst war
ein ununterbrochenes
Abbröckeln und ein be-
ständiger Zuwachs für
die kleine Künstler-
gemeinde eher von
Franz Hein,Selbstporträt,Kreidezeichnung Nutzen als von Übel;
ebensowenig pflegen
Nuancen im künstlerischen Glaubensbekenntnis jene Störungen zu bewirken,
die man in der Regel als Grund der Uneinigkeit ansieht. So weichen gegen-
wärtig zum Beispiel Vogeler und Proch ziemlich stark von der Art der
übrigen Worpsweder ab, und ebenso pflegt unter den Karlsruhern jeder
sein eigenes Genre. Franz Hein, der gegenwärtige Vorstand des Künstler-
bundes, ist unter ihnen entschieden der phantasievolle Romantiker. Ein
Schwärmer nicht im Sinne der älteren Schule, sondern im Sinne Richard
Wagners, der in der Verbindung der Romantik mit moderner Weltanschauung
die Brücke zum Herzen der Gegenwart fand.
Franz Hein wurde am 30. November 1863 zu Altona in Holstein
geboren und von seinem Vater für den Kaufmannsstand bestimmt. Unter
Einwirkung der Mutter, die es nicht dulden wollte, dass des Knaben Wunsch,
Maler zu werden, unberücksichtigt bleibe, wurde jedoch zunächst ein
Mittelweg eingeschlagen, der einerseits der Neigung des Knaben zur Kunst,
anderseits der Abneigung des Vaters gegen unpraktische Berufe Rechnung
tragen sollte. So kam Franz nach beendeter Schulzeit zu einem Theater-
maler in die Lehre. Eine Erweiterung der ursprünglichen Ziele führte die
Fortsetzung der Studien
zunächst an der Ham-
burger Kunstgewerbe-
schule und späterhin
in Karlsruhe herbei, wo
Hein mit kurzer Unter-
brechung durch einen
Aufenthalt in Paris als
Schüler Ferdinands von
Keller seine Studien voll-
endete. Kellers eminen-
tes decoratives Talent
musste auf Hein von
vorneherein ungemein
anziehend wirken. Das
enorme Können dieses
badischen Makart", sei-
ne glänzende Art, Vor-
zügeberühmterVorbilder
eklektisch zu verwerten
und die Ergebnisse von
Studien nach alten
Meistern geschmackvoll
zusammenzufassen, 50' Franz Hein,Waldmärchen
wie die ungemeine Zart-
heit und Verfeinerung des malerischen Ausdrucks waren zwar nicht der
kürzeste Weg, auf dem der Schüler individuelle Eigenart erwerben konnte,
bildeten aber eine treffliche Schule soliden Könnens und technischer
Gewandtheit.
Die erste individuelle Note kam durch Heins entschiedene Neigung
zu Märchendarstellungen in sein Schaffen. Von Anfang an hatte das
Geheimnisvolle und Abenteuerliche einen unwiderstehlichen Reiz für ihn und
immer wieder kommt I-Iein in den verschiedensten Formen auf dieses Thema
zurück. Der Umstand aber, dass anfänglich ein grosser Theil seiner
Thätigkeit auf den Erwerb gerichtet sein musste, führte bedeutende Unter-
brechungen herbei, so dass er, um von seinem Hauptziele nicht gänzlich
abgedrängt zu werden, sich einer Technik zuwandte, in der ihm die Arbeit
rascher von der Hand ging dem Aquarell. Der Geiger von Gmünd, eine
figurenreiche Composition, ferner die Vision des Mönchs, Teufelsliebschaft,
Eva, daneben auch Landschaften und anderes wurden in dieser Art
ausgeführt. Diese.Arbeiten fanden verdiente Anerkennung und veranlassten
einen kunstliebenden Privatmann, ihm den Auftrag für eine Serie reich
ausgestatteter Illustrationen zu Turgeniews phantastischer kleiner Novelle
Das Lied der triumphirenden Liebe" zu geben.
61'"
In den Jahren 1892 und 1893
decorirte Hein das Stiegenhaus
in der Villa der Familie Basser-
mann in Mannheim, und zwar
waren es Scenen aus der Fami-
liengeschichte des Besitzers, die
als Fresken die Wände zu
schmücken bestimmt waren.
Die hier vorgeführten Studien für
ein Porträtgruppenbild, gleich-
zeitig mit jenen Fresken ausge-
führt, zeigen, wie anmuthig der
Künstler derartige Darstellungen
durch frische Züge aus dem
Alltagstreiben zu beleben ver-
steht. Dazwischen kam Hein
immer wieder auf sein Lieb-
lingsgebiet, die Märchenwelt,
zurück.
Es ist nicht so sehr die Er-
zählung im Märchen, die ihn
lockt, obwohl er auch hier an
Charakteristik und liebenswürdi-
gem Humor nicht leicht zu über-
treffen ist, sondern die Märchen-
stimmung in der Landschaft,
Franz Hein, Studie zu einem Porträtgruppenbild jenes lyrische mythenbildende
Element in der Natur, das seit
urdenklichen Zeiten die Phantasie zu schöpferischer Thätigkeit angeregt
hat. Er hat das feinste Gehör für den glockenhellen Zusammenklang
der Natur mit der beruhigten oder von stillem Genuss erfüllten
Menschenseele. Wenn einsame Waldgründe in träumerischer Stille
schlummern, wenn in lauschiger Waldeinsamkeit die Quelle dem Zwang der
Felsen munter entschlüpft, wenn dunkle Baumriesen sich im geheimnis-
vollen Bergsee spiegeln, wenn der Mondschein seine süssen Schauer über
Fluss und Ufer breitet, dann steigen vor seinem geistigen Auge jene
Gestalten empor, die, wie geboren aus der sie umgebenden Scenerie, das
Naturschauspiel ergänzen und erklären. Diese Menschen sind nicht in die
Landschaft hineincomponirt, sondern aus ihr heraus empfunden, eine
zweite Sprache der Natur. Mit unmittelbarer Suggestivkraft theilt sich die
innere Ergriffenheit, unter der der Künstler solche Scenen darstellt, dem
Beschauer mit, und es ist dann gleichgiltig, ob er sich der einfachen Mittel
der Lithographie bedient oder volle Bildwirkung anstrebt. Zu dieser Sicher-
heit im Ausdruck, die ihn befähigt, seine Absicht in die kürzeste Synthese
zusammenzufassen, ist aber
I-Iein erst allmählich in der
Atmosphäre des Künstler-
bundes herangereift. Wie er
von kühler Glätte und formaler
Tadellosigkeit, die er sich in
seinen Lehrjahren angeeignet
hat, an der Hand der modernen
Kunst zu gesunder, von innerer
Wärme erfüllter Kraft vorge-
schritten ist, das zeigt ein Ver-
gleich seiner älteren Arbeiten,
mit seinen späteren Compo-
sitionen.
Während dort das Absicht-
liche noch leicht zu erkennen
ist und das Wohlerwogene
der Composition den Eindruck
des Unmittelbaren nicht auf-
kommen lässt, fühlen wir hier
den frischen Hauch der Natur.
Die Sommemacht" ist in die-
ser Hinsicht besonders charak-
teristisch. In tiefer Abgeschie-
denheit eines verwilderten
Gartens strecken Kräuter und
Sträucher ihre blühenden
Zweige dem blinkenden Mond-
schein entgegen. Ein Mädchen
schreitet auf einsamem Pfade
durch die blühende Welt, die
unter dem Schleier der Nacht
das Ansehen eines Zauber-
gartens gewonnen hat. Träu-
merisch wendet sie sich den
Blumen zu, sie will ihren Duft
noch tiefer einsaugen, noch
voller geniessen. In vollendeter
Harmonie umschliessen sich
die nächtliche Natur und das
träumende Weib. Beide ge-
hören ganz sich selber, sind
gleichsam versunken in sich
selbst und fühlen sich doch
Franz Hein, Studie für ein Porträtgruppenbild im Garten
Franz Heiu, Studie
Franz Hein, Sommernachl, Ölgerxlälde
gegenseitig ergänzt und geheimnisvoll
von einander angezogen. Diese sachte
Bewegung des Mädchens, dieses
Schwanken zwischen Neugier und
Scheu ist von einer einfachen Ungeziert-
heit, wie sie nur starkes unmittelbares
Empfinden wiederzugeben vermag.
Von ähnlich zarter Empfindung
erfüllt, aber ganz in das Gebiet des
Märchens entrückt, sind Die Begeg-
nung des Prinzen mit dem Mädchen im
Walde, Das Waldmärchen ein Mädchen
und ein junges Reh schreiten durch den
nächtlichen Wald, In kühler Tiefe, und
andere ähnliche Motive. Immer ist es
das Ahnungsvolle, Unausgesprochene,
die bedeutungsvolle Ruhe und das stille
Selbstbehagen in der Natur, das den
Grundton angibt. Auch seinen Land-
schaften weiss er einen ähnlichen Stim-
mungsgehalt zu verleihen. Hier kommt
aber noch durch Unterdrücken des De-
Fm" Heim Sludiß tails und Betonen des Wesentlichen ein
derart grosser, fast heroischer Zug in das
Ganze, dass vor unserer Phantasie unwillkürlich Meuniers Bauerngestalten
auftauchen, um diese Felder und Ebenen mit Menschen zu beleben. So ist
es zum Beispiel im Vogesendorf" und im Kreuz in den Feldern" der Fall.
Im Illustrationsfache, auf das ihn bereits die Compositionen zum Liede
der triumphirenden Liebe gewiesen, ward ihm Gelegenheit geboten, die
synthetische Art seines Vortrages noch weiter auszubilden und mit einfachen
Linien und wenigen Farbtönen poetische Wirkungen zu erzielen. Seine
Blätter zu den Gedichten von Albert Roffhack, farbige Original-Lithographien,
reihen sich den vorzüglichsten Leistungen moderner deutscher Illustrations-
kunst würdig an, und das jüngst als neuntes Bändchen der Sammlung
Jungbrunnen Berlin, Fischer Franke erschienene Andersen'sche Märchen
Der Reisekamerad" mit Illustrationen in der Art des alten I-Iolzschnittes in
Linienmanier reich ausgestattet, steht hinter den besten englischen Arbeiten
der Morris-Schule nicht zurück. Was aber noch mehr ist, in diesen schlichten
Zeichnungen verkörpert sich deutsches Wesen, deutsche Poesie und Empfin-
dungsweise in so hohem Masse, dass wir uns nicht leicht eine trefflichere
Bereicherung des Nationalschatzes an illustrirten Werken des Buchdrucks
denken können. Die Charakterisirung des Vorganges und die Schilderung
des Seelenzustandes der einzelnen Theilnehmer an demselben ist mit treu-
herziger Schlichtheit und sprechender Schärfe auf das einfachste durch-
geführt und wie ihm in dieser
knorrigen Technik selbst die zar-
teste Nuancirung des Ausdruckes
in den Kinderköpfchen gelungen,
davon gibt die hier reproducirte
Schlussvignette ein anmuthiges
Beispiel.
Neben derartigen Illustra-
tionen gaben zahlreiche Gelegen-
heitsarbeiten, wie Kalender, Titel-
blätter für Notenhefte, Ein-
ladungs- und Menukarten, Ent-
würfe für Vorsatzpapiere, Wand-
teppiche, Glückwunsch- und
Ansichtskarten dem Künstler
Gelegenheit, sich auf verschie-
denen Gebieten der ins Gewerbe
hinüberspielenden Kunst zu be-
thätigen. Eine eigene Gruppe von
Arbeiten bilden seine Original-
Lithographien. Durch den Grafen
Kalckreuth hiezu angeregt, hat
Hein sich dieser Technik mit
Interesse zugewendet und darin
viel und mit ungewöhnlichem ..
Erfolge gearbeitet. Aus dem ein-
fachsten Naturmotiv intime Reize
hervorzuholen, gelang ihm in vor-
trefflicher Weise. In den litho-
graPhi-Sßhen MaPPen, Wekihe als Franz mm, Studie zum Bild Sommernachw
erste Publication dieser Art der
Karlsruher Verein für Originalradirung herausgegeben hat, stammten die
Beiträge Wunderblume, Lilie und Nixe von seiner Hand. Später folgten
Märchen, Frühlingslied, Cactusblüten, Ballade, Dornröschen und andere.
Unser Tafelbild, Die Nixe vom Goldfischteich", gehört zu seinen jüngsten
derartigen Schöpfungen, die sich sammt und sonders durch Frische und
Originalität nicht minder auszeichnen, wie durch jene moderne Naivetät, die
nicht aus Unkenntnis der Dinge entspringt, sondern aus kräftigem Darauf-
losgehen, aus unmittelbarem starken Erfassen des Motives.
Der Weg, den I-Iein bisher gegangen, war ihm durch seine Begabung
klar vorgezeichnet und er hat stets die Kraft in sich gefunden, die ihn vor
Abzweigungen bewahrte, die ihn hätten irreführen können. Stets ist er sich
selbst, seinem deutschen Wesen, und der deutschen Heimat treu geblieben.
Hoffen wir, dass uns die Poesie seines Empfindens und die Begeisterung,
mit der er am Werke ist, noch manche treffliche Gabe beschert.
62
KUNSTGESCHICHTE UND NATIONALÖKO-
NOMIE S0 VON THEODOR VOLBEHR-
MAGDEBURGSIP
IE Kunst des XVI. Jahrhunderts! Wie voll das Wort
klingt, Bewunderung, wohl gar Anbetung von
jedem Kunstfreunde heischend. Wie ganz
anders wirkt der Wortklang auf uns, wenn wir
hören Die Kunst des XIX. Jahrhunderts!
Dort spricht die Ruhe und Grösse einer
sicheren Majestät zu uns, hier die Unruhe und
redselige Hast eines vielköpfigen Parlaments.
Und wir fühlen mit einem leisen Bedauern den
Gegensatz des XVI. und XIX. Jahrhunderts.
Und dennoch behauptet die Geschichts-
schreibung der Volkswirtschaft, dass es kein Jahrhundert gegeben habe, das
dem XIX. näher verwandt gewesen wäre als eben das XVI. Jahrhundert. Der
Nationalökonom Martin sagt geradezu Eine rapide Bevölkerungszunahme,
eine enorme Vermehrung des
Edelmetallgeldes, Fortschritte
der Technik und Wirtschaft, ein
Anwachsen des Grosscapitals, der
Einfluss fremder Erdtheile auf
die europäische Volkswirtschaft,
Erschütterungen in der Wirt-
schaft, eine grossartige Preis-
revolution, vielfache Arbeitslosig-
keit, sociale Gährungen und so-
cialistische Aufreizungen, eine
relativ schnelle Zunahme der all-
gemeinen Bildung und Aufklä-
rung sind die gemeinsame Signa-
tur beider Jahrhunderte."
Man wird gegen diese Be-
hauptung kaum etwas einwenden
können. Nun ist es aber ein cul-
turhistorischer Glaubenssatz
und das seit ungefähr 150 Jahren
dass die Kunst einer Zeit im
allerengsten Zusammenhange mit
dem geistigen und materiellen
Leben dieser selben Zeit steht,
dass die Kunst geradezu das Pro-
duct der socialen Verhältnisse
ist. Schäffle behauptet, wie es einst I-Ierder mit anderen Worten behauptet
hatte Auch die erhabenste Kunst ist in das ganze Gewebe socialer
Beziehungen eingelassen, sie ist von dem Zustande und von dem
Entwicklungsgrade jedes der sonstigen Organsysteme der Volksgesittung
bedingt und von dem Gesammtzustande und von der historisch gegebenen
I-Iauptrichtung der Entwicklung der ganzen Gesellschaft abhängig".
Wenn das in der That der Fall ist und wer würde es leugnen
wollen? dann liegt doch die Reflexion überaus nahe, dass gleichen oder
verwandten Ursachen in der Regel die gleichen oder verwandte Resultate
entsprechen. Dann müssten aber die Kunst des XVI. und die Kunst des
XIX. Jahrhunderts sehr wichtige Züge gemeinsam haben, sie müssten
wesensverwandt sein.
Wird dieser Annahme mit sachlichen Gründen widersprochen, dann
hat entweder die Volkswirtschaftslehre, die jene gemeinsame Signatur" zu
sehen glaubte, geirrt, oder alle Völkerpsychologen der letzten anderthalb
Jahrhunderte haben sich geirrt. Eine dritte Möglichkeit existirt nicht.
Ist es kein Irrthum, dass alle Organsysteme der Volksgesittung"
im XVI. Jahrhundert
ähnliche Krisen und
ähnliche Entwicklungs-
reihen durchzumachen
hatten wie im XIX. Jahr-
hundert, und ist es kein
Irrthum, dass die Kunst
die natürliche Blüte am
Baume der jeweiligen
ideellen und materiellen
Cultur eines Volkes ist,
dann muss die Kunst
des XIX. Jahrhunderts
sich keck neben die
Kunst des XVI. Jahr-
hunderts als gleich-
berechtigte Schwester
stellen dürfen, denn
dann ist es unmöglich,
dass sie ihr in geistiger
und physischer Bezie-
hung so unendlich nach-
steht, wie man es uns
glauben machen will.
Die Lage der Dinge
ist interessant genug, um
einige Aufmerksamkeit 1mm Heimmäwhen
.rxlL
1d
bp.
5;.
In
F.
ixwwrgxyr xyt
62'
von den Freunden der Kunst
verlangen zu können. Es
sieht fast so aus, als müsse
sich eine neue Art der kunst-
geschichtlichen Behandlung
vorbereiten. Denn die Situa-
tion ist doch in der That
eine derartige, dass es nicht
gut möglich ist, an ihren Be-
stand zu glauben.
Bisher haben sich aller-
dings die zwei Disciplinen
der Volkswissenschaft, Na-
tionalökonomie und Kunst-
geschichte, herzlich wenig
um einander gekümmert.
Aber es kann nicht lange
mehr so bleiben. Und es
wäre gut, wenn die Kunst-
Franz "ßißisißdie geschichte bei Zeiten ein-
sähe, dass sie der volkswirt-
schaftlichen Kenntnisse gar nicht entrathen kann, und dass nur der Kunst-
historiker zu einem Urtheil über die künstlerischen Leistungen des letzten
Jahrhunderts berechtigt ist, welcher gleichzeitig ein guter Nationalökonom
ist. Sonst könnte eines Tages der Fall eintreten, dass die Volkswissenschaft
über die Geschichtsconstructionen und die Selbstherrlichkeit des Geschmacks-
urtheils in den Werken der neuesten Kunstgeschichte zu spotten anhebt.
Mag auch eine Geschichte der Kunst des XIX. Jahrhunderts nach dem
durchdachtesten Systeme zu einem Wunderwerke ästhetischer Logik
zusammengebaut sein oder mag ihr Verfasser mit der geistreichsten
Subjectivität über die künstlerischen Leistungen des letzten Jahrhunderts
zu urtheilen wissen die Dauer der Wertschätzung eines solchen Werkes
oder doch wenigstens die Geltung seiner Urtheile wird von jedem, der gewohnt
ist, nach den Wurzeln der Dinge zu graben, ausserordentlich kurz veran-
schlagt werden. Solange die Geschichtsbücher der neueren Kunst es völlig
versäumen, den Motiven eines jeden charakteristischen, neu auftauchenden
Kunsttriebes, den Förderungen und Hemmungen seiner Entwicklung bis in
die letzten Wurzeln der physischen und psychischen Existenz einer Zeit
nachzugehen, solange wird und müssen sie dem Nationalökonomen als
phantastische Bauten erscheinen, denen gerade das Nothwendigste fehlt,
nämlich die Grundmauern.
Wie gesagt, es wäre gut, wenn die Kunstgeschichte nicht mehr zögern
würde, die Arbeiten und die Erfahrungen der Volkswirtschaftskunde für
sich zu nützen.
10
Im Jahre 1812 schreibt
der berühmte Göttinger Phi-
lologe Chr. G. Heyne an
Tischbein, den verehrten
Freund und Künstler Seit
den Zeiten, da Sie hier
waren, zumal in den Jahren
des Umsturzes der Dinge,
ist nach und nach alle Kunst-
liebe erloschen. Unter den
Studirenden ist kein Ge-
danke mehr daran, seitdem
die Reisen nach Rom ganz
aus dem Gebrauche ge-
kommen sind, und was selt-
sam ist, die Kunstwerke in
Paris aufzusuchen, reizt
keinen jungen Menschen."
Und in der That, wohin man 13-1-
um diese Zeit und nicht
nur im Norden Deutsch-
lands die Blicke richtet, Fm" Bei", Smdiß
überall ist Grabesstille, so-
weit die bildende Kunst in Frage kommt. Abgesehen von ein paar fürstlichen
Aufträgen, die wie Gnadenbeweise empfangen werden, fehlt es an jedem
Antriebe zu einer künstlerischen Arbeit. Die königliche Porzellanmanufactur
zu Berlin decorirt ihre Porzellane mit Kupferdrucken, die Miniaturmaler
arbeiten bisweilen für ein Freundes-Album Die Künste vegetiren. Und wenn
einmal so etwas wie ein echtes Kunstwerk aus der Stille einer Künstler-
klause hervorwächst, dann sieht die Arbeit blass und schwächlich aus, als
fehle es ihr an gesundem Blut.
Wie anders hatte es im Anfange des neuen Jahrhunderts in denselben
Landen ausgesehen. Wie muthvoll hatte Schadow für eine freie, charakteristi-
sche Kunst gesprochen und gearbeitet, wie begeistert war Runge einer neuen
deutschen Kunst entgegengegangen, wie geistvoll hatte A. W. Schlegel für
ein neues Zeitalter der Künste die Herzen seiner Hörer vorzubereiten
gesucht. Wie war dieser plötzliche Umschwung möglich?
Er war die Folge der französischen Kriege. Nach 1806 trat in Preussen
eine vollständige Lähmung des Verkehrs, eine weitgehende wirtschaftliche
Erschöpfung ein. Was die Verwüstungen und die Kriegscontributionen
übrig liessen, das wurde von den endlosen Einquartierungen aufgezehrt. Der
Staatscredit war so völlig vernichtet, dass für eine bescheidene Prämien-
anleihe von einer Million, die in kleinen Scheinen zu 25 Thalern ausgegeben
wurde, drei Jahre nicht ausreichten, um sie unterzubringen. Der Mittelstand,
der sich um die Wende
der beiden Jahrhunderte
eines gewissen Wohl-
standes erfreut hatte,
konnte die Preise der
gewohnten Genussmit-
tel nicht mehr auftrei-
ben. Man mühte sich,
Vaterländische gelbe
Rüben an die Stelle des
Kaffees und getrocknete
Erdbeerblätter an die
Stelle des Thees zu
setzen und sich selbst zu
überreden, dass der Ge-
nuss der alte sei. Nuss-
blätter und Huflattich
mussten den Tabak
ersetzen. Aus jeder
Werkstätte, aus jeder
Bürgerstube lugte bet-
telhaftes Elend heraus;
der Kaufmann hielt
ängstlich mit jeder Un-
Fmn, Heim smdie ternehmung zurück und
wagte es nicht, einen
einzigen Groschen für nutzlose Dinge auszugeben. Kann man sich darüber
wundern, wenn die Künste betteln mussten? Man denke an das Goethe'sche
Wort, dass jede Generation Talente in Hülle und Fülle erzeugt, dass es aber
von Sonne und Wind abhängt, ob die Talente Früchte bringen können und
welche Früchte sie bringen. Wäre es nicht recht und billig, wenn die Kunst-
geschichtsschreibung beim Beurtheilen der Früchte auch ein wenig berück-
sichtigte, wie sie entstanden, unter welchen Bedingungen sie wuchsen?
Und vor allen Dingen wie ist es möglich, den langsamen Aufstieg aus
der tiefen Erniedrigung der deutschen Kunst zu verstehen, wenn man nicht
weiss, wie tief sie war und wie steil der Weg aus ihr zu den Höhen, die
heute erreicht sind?
III
Seit den Dreissiger-Jahren des XIX. Jahrhunderts bemerken wir eine
regere und vielseitigere Thätigkeit der Kunst als zuvor. Es werden illustrirte
Werke für die Familie von den Buchhändlern in Auftrag gegeben, Kunst-
vereine werden ins Leben gerufen, Ausstellungen veranstaltet, die Presse
berichtet eingehend über alle neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der
Kunst, selbst über die des Auslandes überall
zeigt sich eine stetig wachsende Antheilnahme
der Allgemeinheit an künstlerischen Bestre-
bungen, die unverständlich wäre, wenn sie sich
nicht durch volkswirtschaftliche Thatsachen
erklärte.
Der Zollverein und die Verbesserung der
Verkehrswege haben mehr als irgend etwas
anderes an dieser Entwicklung der Dinge
mitgearbeitet. Denn sie haben den Volkswahl-
stand langsam wieder gekräftigt und dadurch
das Bedürfnis nach ideellen Genüssen wieder
gesteigert. Das Wort Goethes, dass der
Mensch nach künstlerischer Bethätigung immer
trachten werde, wenn seine Existenz gesichert
sei, bewährte sich auch hier wieder.
Im Jahre 1816 regte ein Besucher der
Leipziger Messe eine Versammlung von Kauf-
leuten und Fabrikanten an, welche der Bundes-
Versammlung in einer Denkschrift die traurige
Lage der deutschen Industrie schildern und
Massnahmen zu ihrer Besserung empfehlen Franz Hßimswdie
sollte. Und von da an wurde unablässig daran
gearbeitet, die Zollschranken zwischen den einzelnen deutschen Staaten
niederzureissen, den Handel zu erleichtern, also auch den Verkehr zu
heben. Der Chausseenbau dehnte sich in der erstaunlichsten Weise aus. Im
Jahre 1283! besass Preussen bereits doppelt so viel Steinstrassen" als im
Jahre 1816. In der Zeit von 1820 bis x834 wurde von 39.5 Millionen Thalern,
die für ausserordentliche Bauten, Meliorationen und Kunstwerke ausgegeben
wurden, ein volles Drittheil für den Bau von Chausseen verwendet. Wie
sehr dem Handel und dem Verkehre damit gedient war, zeigt schon die eine
Thatsache, dass die Einnahmen der Post sich in sieben ahren nahezu
verdoppelt hatten.
Und dann gieng es weiter, Schritt um Schritt. Aus den ersten freund-
schaftlichen Abmachungen zwischen den interessirten Staaten erfolgte die
Gründung des Zollvereins. Dampfschiffe und Eisenbahnen traten in den
Dienst der Industrie, die bald mit Stolz sich eine Grossindustrie nennen
konnte. Ratzels Wort, dass der rege Verkehr Cultursymptom ist und
Cultur schafft" findet in dieser Zeit beweiskräftige Commentare. Wie er mit
der Wissenschaft in lebendigstem Zusammenhange steht, so auch mit der
Kunst. Es ist charakteristisch genug, dass List, der grosse Anreger auf
volkswirtschaftlichem Gebiete, im Zollvereinsblatt unter den Segnungen, die
der Zollverein im Gefolge haben würde, auch die Veranstaltung nationaler
Kunst- und Gewerbeausstellungen" nannte. Er wusste genau, dass mit der
Franz Hein, Das Kreuz in den Feldem, Ölgemalde
Verallgemeinerung des Volkswohlstandes, mit der Möglichkeit der Ansamm-
lung von Sparcapitalien eine neue Epoche des Interesses an der Kunst
anbrechen würde; er wusste, dass die Möglichkeit des bequemen Reisens
nicht nur das Verständnis für die Natur und alle landschaftlichen Reize
steigern würde, sondern auch die Lust am Vergleichen der mannigfachen
Lebensäusserungen der einzelnen Länder, also auch am Vergleichen jeder
künstlerischen Production.
Soll man es einen Zufall nennen, dass die Almanachkunst des
XVIII. Jahrhunderts die Landschaft völlig stiefmütterlich behandelte, dass
aber die neue I-Iausbücherkunst der geschilderten Epoche mit der Publication
malerischer Ansichten" der verschiedenen deutschen Gegenden ihre
Thätigkeit begann? Eine künftige Geschichte der Landschaftsmalerei wird
von der Geschichte des Verkehrs zweifellos mehr Aufschlüsse über wichtige
Wandlungen erhalten können als die heutige Geschichtsschreibung der
Kunst ahnen lässt. Dasselbe aber gilt von all den mannigfachen Keimen,
die in der Zeit von 1830 bis 1850 still und langsam emporspriessen und
diese viel geschmähte Zeit einer zukünftigen Betrachtungsweise der Kunst-
entwicklung überaus interessant machen werden.
Wie es kam, dass die Familie, dass die Arbeit und vor allem die Erholung
des bescheidenen Bürgers dem Künstler und dem Kunstfreunde köstliche
Vorwürfe der Kunst dünkten, wie es kam, dass die Geschichtsmalerei das
Bühnenpathos verlor, wie es kam, dass der Humor und der Witz für die
Kunst gewissermassen entdeckt wurden; das alles sind Fragen, denen man
nicht ewig wird aus dem Wege gehen können, wenn man von der Kunst
dieser Zeiten spricht, und das sind Fragen, zu deren Lösung die Kenntnis
der materiellen und ideellen Lage des Volksganzen und der einzelnen Theile
gar nicht entbehrt werden kann.
Ik 41
Die Kunstgeschichte braucht für jede Epoche ihrer Forschungen die
Nationalökonomie. Am nothwendigsten aber braucht die Geschichts-
schreibung der Kunst des XIX. ahrhunderts die Kenntnis volkswirtschaft-
licher Untersuchungen. Denn im Jahrhundert ist die Kunst nicht mehr
die Angelegenheit einer bevorzugten Classe, sondern sie ist eine Angelegenheit
der Allgemeinheit, des Volkes geworden. Solange es Geburtsvorrechte eines
Standes gab, so lange war die Kunst im Dienste dieses Standes. Im
XIX. Jahrhundert wurden und werden mehr und mehr alle Geburtsvorrechte
beseitigt. Ein ewiges Auf und Ab und Hin und Her hat alles Festnageln
unmöglich gemacht. Nicht mehr der Stand, in dem der Mensch geboren ist,
ist für seine Zukunftsstellung von ausschlaggebender Bedeutung, sondern das
persönliche Geschick, sich selbst im Leben durchzusetzen. In der stetigen
Bewegung des socialen Ganzen bleibt nur die Gesammterscheinung und die
Gesammtwirkung einheitlich. Und diese Gesammtheit ist es naturgemäss,
die auf die Kunst der Zeit Einfluss ausübt und von ihr beeinflusst wird.
6a
2.1.1.3 14149;;
üüisküüüzäääüäfFRUßH LINCS!
Franz Kein, Frllhlingaliad, Original-Lithographie
Und darum ist es nothwendig, den Lebensorganismus dieser Gesammt-
heit, die Motive ihrer Bewegungen, ihrer Bedürfnisse und ihrer Abneigungen
zu kennen, wenn man über die gleichzeitige Kunst urtheilen will. Die
Kunstwissenschaft ist zweifellos ein Theil der Volkswissenschaft. Das sollte
Grund genug sein, über den Künstlern und ihren Werken das Volk nicht zu
vergessen. aus dem sie herauswachsen.
Man mag hundertmal behaupten, dass die Kunst etwas Göttliches sei,
Sonnenstrahlen, die von aussen ins irdische Leben geworfen würden,
belebend und erwärmend aus eigener Kraft, man wird dennoch ihr Bedingt-
sein durch irdische Verhältnisse nicht wegdecretiren können auch die
Sonnenstrahlen wärmen und beleben im im Dunstkreise der Erde, sie
brauchen zu ihrer Wirkung, zu jeder Nuance ihrer Wirkung die Eigenart
der Erdfläche, auf die sie fallen, der Atmosphäre, durch die sie dringen.
Wenn aber die Kunst so irdisch bedingt ist, dann sollte es eine
Selbstverständlichkeit sein, die irdischen Einflüsse zu untersuchen, ehe man
versucht, die Resultate zu erklären. Und deshalb braucht die Kunstgeschichte
der neuen Zeit lebensnothwendig die Hilfe der Nationalökonomie. Vielleicht
dass es ihr dann auch gelingt, das Räthsel zu lösen, wie es möglich ist, dass
die socialen Voraussetzungen des XVI. und des XIX. Jahrhunderts so nahe
verwandt erscheinen und dennoch die Kunstgeschichte in den künstlerischen
Hervorbringungen der beiden Zeitalter bisher so wenig Verwandtes
entdeckt hat.
Franz Hain, Vogesendorf, Ölgemälde
SECESSION, Die achte Ausstellung der Secession ist vor allem den Wühnungs-
künsten gewidmet. Die sogenannten vier Pfähle des Menschen und wessen er
zwischen ihnen bedarf, das ist der Hauptinhalt. Wien und das Ausland sind ungefähr
gleich stark vertreten. Die Ausstattung der Räume, in der bekannten hübschen Secessions-
weise, ist von Josef Hoßmann und Kolo Moser besorgt, denen sich diesmal Leopold Bauer,
auch ein Wagner-Schüler, mit einem einladenden gelben Zimmer gesellt. Überdies hat
eine schottische Gruppe sich ein eigenes Nest zusammengestellt, von dem noch die Rede
sein soll. Die Möbelkunst nimmt natürlich den ersten Platz ein und gibt einen guten Begriff
von den Bestrebungen des Tages. Ein grosser Zeitschriftenschrank von Otto Wagner, für
sein eigenes Atelier in der Hütteldorfer Villa, ist ein Pracht- und Prunkmöbel, das zu der
BöhmXschen Opalescentwand vom vorigen Winter passt. Das Grün und die herbstlichen
Purpurfarben dieses musivischen Landschaftsgemäldes aus Glasscherben setzen sich an
dem Schranke fort. Er ist aussen moosgrün gebeizt und polirt, die Thüren haben als
Hinterglasmalerei, mit grünseidenem Untergrund, dunkelgrüne Lorbeerdickichte, mit Gold
gehöht; die Innenseite ist violett gebeizt, mit blassen Rosenzweigen als Intarsia und linearen
Perlmuttereinlagen. In der äusseren Montirung tritt Goldbronze auf. Auch entsprechende
Wandbehänge in Applicationsstickerei und einige Sessel ein gelber in geschnittenem
Leder besonders gut gehören dazu. Es ist wie eine zeitgemässe Fortsetzung jenes Wiener
Luxusgeistes, von welchem Hasenauer beseelt, oder vielmehr besessen war. Die jüngeren
Modernen streben jetzt aus dem Rauschzustande des Anfangs einer nüchtemeren Lebens-
auffassung zu. Sie knüpfen an den gesunden Biedermaier des sogenannten Altwien" an,
haben aber auch sichtlich von der Rasse Ashbee-Voysey-Newton angezogen. Charak-
53'"
teristisch ist für sie die Fähigkeit, einen ganz einfachen Grundriss und Aufbau durch
geschmackvoll gewählte Hölzer jetzt auch schon exotische, wie Schagaranda und
dergleichen und sensitiv feine Bearbeitung coloristisch und technisch so zu erhöhen, dass
ein prächtiger Gesammteindruck entsteht. Hoffmann hat in dieser Art einen Glaskasten
und einen braunen Salon-
kasten von gediegener Wir-
kung, und Moser, der sich
heuer auch im Möbel ver-
sucht, ein etwas hoffmanni-
sirendes Buffet mit seinem
bekannten Forellenzug. Bei-
der Talent ist aber so man-
nigfaltig, dass sie die ver-
schiedensten Richtungen
einschlagen. So sind von
Hoffmann mehrere Objecte
Buffet, Kamin in weissem
Ahorn, mit oder ohne Ku-
pfer, vorhanden, bei denen
dieEinfachheit sich in Hand-
licbkeit des Formats und der
Eintheilung umsetzt. Origi-
nelle Einfälle stellen sich
ein, zum Beispiel bei einem
mattblauen Herrenkleider-
schrankvonabsoluterEcken-
losigkeit und absolutem
Mangel an allem irgend ent-
behrlichen Detail. Das ist
der Geist, aus dem etwa das
steife Maroquinfutteral für
einen kostbaren Feldstecher
geboren ist. Aber auch ein
weichhölzernerSchrank, der
in drei Theile zu zerlegen
ist, trägt den Stempel der
nämlichen Vollendung, wie
ein köstlicher Schmuck-
kasten, dessen glatte Wände
Franz Hain, Garten im Schnee, Original-Lithographie dufchaus mit eingm drei-
farbigen Muster von geist-
reicher Erfindung intarsirt sind ausgeführt von W. Hollmann. So originell dieses Stück
wirkt, ist es japanisch empfunden, wie auch ein trefflicher Rauchkasten Mosers, der über
und über mit einem seiner reciproken Muster in I-lell- und Dunkelbraun bedeckt ist. Ganz
moserisch ist Moser in einem rothen Eckschrank, der innen drei verwunschene Prinzes-
sinnen" in Intarsia und aussen deren leibhaftige Thränen als irisirende Glastropfen applicirt
zeigt. Beide Künstler tummeln sich aber jetzt auch fleissig in Steingut, wozu das
Laboratorium an der Kunstgewerbeschule Veranlassung gibt, dann Moser auch in Glas,
Stoffdessins und neuestens in Bucheinbänden. Seine Einbände zeichnen sich durch die
pikante Geometrie ihrer sparsam verwendeten Muster aus, die selbst in England gefallen
würden. Eine von Hoffmann gebundene Bibelhat ein complicirteres, sehr geistreiches
Wiederholungsmuster. Einige Möbel von Leopold Bauer sind der lebendige Beweis, wie
schwer es ist, zur Einfachheit durchzudringen. Man ist so lange historisch iiberfüttert
worden, dass die moderne Entziehungscur einem nicht plötzlich all das Geglieder und
Profilzeug abgewöhnen kann. Immerhin ist von Bauer Gutes zu erwarten.
Von den ausländischen Meistern dieses Faches stehen Ashbee und Van de Velde
voran. Beide haben zahlreiche
Möbel und reichlichen Vorrath
ihres Metall-Kleingewerbes, den
Ashbee'schen Schmuck und die
Van de Velde'schen Leuchtkörper
mit eingerechnet; Ashbee übri-
gens auch die Druckwerke der
von ihm erworbenen Morris'schen
Kelmscott Press, ohne deren Ma-
schinen und Typen, die bekannt-
lich im British Museum kaltgestellt
wurden. Die Urwüchsigkeit beider
Künstler ist auch in Wien längst
anerkannt und bedarf hier keiner
Erörterung. Der gesunde Men-
schenverstand Ashbees, der allen
Dingen gleichsam die Quadrat-
Wurzel auszieht, hat etwas Er-
bauliches und Erziehliches, be-
sonders nach einer kleinen Orgie
in Schmuck und Überschmuck,
wie Wien sie von Zeit zu Zeit
durchmacht. Und Van de Velde
ist ein grosser Ermunterer zur
Courage,auch demMaterial gegen-
über. Strenge Materialmenschen
werfen ihm gerne vor, dass sein
Holz nicht holzmässig genug sei.
In der That, er scheint es mitunter
zu schmieden und zu treiben, wie
Eisen. Aber auch die Grenzen der
Materialmässigkeit verschieben
sich mitunter, und wenn nur erst
die Leute daran gewöhnt sind,
wird sogar das gebogene Holz als
holzmässig anerkannt. Die Er-
findung eines neuen technischen Hilfsmittels wird an sich schon oft den Begriff der Material-
mässigkeit erweitern. Schliesslich habenja die Materialien auch immer von einander geborgt.
Die Steinsäulen waren anfangs I-Iolzsäulen, die Reliefmuster der Alhambra waren einst
Teppiche u. s. w. Man wird sich also auch hier, wie in Musik und Dichtkunst, vor dem
Setzen definitiver Schlusspunkte zu hüten haben.
Die Van de Velde'schen Sachen sind von dem Pariser Kunsthause La Maison
moderne" julius Meier-Graefe ausgestellt, das noch einen ganzen Orbis pictus
von Kleinkunst beigesteuert hat. Erwähnen wir die nachgerade wundervoll gewordenen
farbigen Seidenspitzen Felix Auberts, die Metallarbeiten Schmuck und Geräth von
Dufrene, Debain, Orazi, Biais und anderen. Auch Stoffe, die in der holländisch-
javanischen Batiktechnik siehe unser Octoberheft verziert sind, werden da vorgeführt und
finden verdienten Beifall. Das erwähnte Glasgower Zimmer rührt von den verschwägerten
Franz Hein, Am Drachensee
Ehepaaren Mackintosh Charles R. und Margaret und Mac Nair J. Herbert und Frances
her, zu denen eigentlich noch der Metalltreiber und Kunstschriüsteller Talwin Morris gehört.
Ein weisses Zimmer in unserem Brettlstil", mit einzeln verstreuten bunten Zierquadraten
und verräuchert dreinschauenden Aquarellen von Märchenscenen, dazu schwarzes, steif-
nackiges Möbel, seltsam gestickte Fries-
ER streifen, getriebene Kupfersachen vom
Charakter des verdruckten, kmtterigen
Bleches, buntes Glas von ähnlichen Mo-
tiven, in der Decoration eine Vorliebe
für gespenster- und larvenhafte Menschen-
form, deren Überschlankheit sich nach-
gerade in fadenförmige Schwingungslinien
auszieht. Das capriciöse Element, das man
in Wien Gschnas nennt, spielt stark
hinein, so dass der Raum den Charakter
eines Privatissimums für gewisse Stunden
von Ausnahmsstimmungen erhält. Aber
hinter dem Schabernack steht ein eigen-
thümliches Können, so dass der künstle-
rische Specialcharakter nicht verloren geht.
Der Maison moderne verdankt man auch
die Vorführung des seltsamen Plastikers
George Minne in Lebensgrösse. Kolo
Moser hat für ihn einen.eigenen runden
Raum geschaffen, der einem modernen
Columbarium gleicht. In der Mitte steht
Minnes bekannter runder Brunnen, auf
dessen Kranze fünf seiner bekannten aus-
gemergelten Asketeniiguren knieen und
in das dunkle Wasser hinabstarren. Man
kann sich das am besten in einem weiss
glasirten Stoff, Robbiaartig vorstellen;
nach Glasur schreien auch die grätig und
grubigangelegten Formen, in denen Minne
schwelgt, und die Verrenkungen seiner
scheinbar nur aus Sehnen bestehenden Arme, die sich in fortwährender Selbst-
umarmung ergehen. Unter den kleinen Plastiken Minnes sei eine Gruppe von drei heiligen
Frauen hervorgehoben Holz, die nur als drei alles verhüllende Mäntel dastehen und
im strengen, eckigen Rhythmus eines symmetrischen Faltenwurfes eigenthümlich wirken.
Dass Rodin auf Minne von Einßuss gewesen, ist unverkennbar.
Neu für Wien sind zwei andere bedeutende Künstler der Moderne der früh-
verstorbene geniale Lyoner Jean Carries, dem das moderne Gres seine prächtige
Farbenblüte verdankt, und der Amsterdam-Londoner Genremaler Nico Jungmann. Von
Carries, dem auf der Pariser Weltausstellung eine ganze Rotunde gewidmet war, sieht
man hier nur eines seiner pausbäckigen, strotzenden Babies Jean Darnpt hat dieses
Motiv seither mit Erfolg wieder aufgenommen und einen kühn behelmten Kopf, beides
Bronze. Von Jungmann aber, dem unermüdlichen Studienmenschen von Volendam, sind
zwei Hauptwerke hiehergelangt die Gemälde Mutterschaft" und Pilgerzug in
Kevelaer". Das erste besonders ist ein Meisterwerk. Eine Art populärer Madonna, eine
junge holländische Mutter mit Kind unter einem dunklen Fruchtbaum, mit heller, hollän-
discher Landschaft im Hintergründe. Man denkt an l-lolbein oder einen Van Eyck-Schüler.
Eingehendstes Naturstudium, überaus genaue Zeichnung und ein Duft von Galeyjgton auf
Franz Hein, Aus den Illustrationen zu Gedichten
von Albert R03 back, Original-Lithographie
F.
D.
r.
m.
..
..
dem Ganzen, der aber bei so starkem Natursinn nicht unlebendig berührt. Der Pilgerzug,
mit vielen hellen Papierlampions, hat einen Stich in den japanischen Farbenholzschnitt,
der den Künstler überhaupt mit anzuregen pflegt. Auch der Pilgerzug strotzt von liebe-
voller Beobachtung und präcisester Durcharbeitung. Vorzügliche Bilder sind ferner von
Menzel, Böcklin, Klinger, Degas, Baertsoen, Aman-Jean, Khnopff, Kuehl und anderen
Hausfreunden der Secession zu sehen. Unter den Wienern setzt der achtundachtzig-
jährige Rudolf von Alt neuerdings in das gewohnte Erstaunen. Seine grosse diesjährige
Baumlandschaft aus Goisern ist mehr noch ein Natur- als ein Kunstwunder. Grosse Fort-
schritte, namentlich im lVIuth zur Farbe, haben Andri und Auchenthaller gemacht; Stöhr
hat zwei sehr gute Nachtstimmungen, Jettel findet im Karstgestein eine neue Quelle für
malerische Wirkung, Myrbachs Bäume stellen einen Erben Alts in Aussicht, Tichy,
List, Nowak kommen vorwärts. In Leopold Stolba hat Engelhart eine neuartige wienerisehe
Kraft für Genre und Karikatur entdeckt.
l. .. .... .. ..- v. ...c ......................g .. .......... unsunnuuuvnlayllall. uuiunux cnuc
Zugkraft für das Gesammtpublieurn in Wenzel Sochors Colossalgemälde Der grosse
Cavalleriekampf bei Strezetic". Eine für unsere Reiterei rühmliche Episode aus der Schlacht
bei Königgrätz, die nicht nur von Militärs mit grossem Interesse betrachtet wird. Sochor
ist ein tüchtiger Realist, der Mann und
Ross, Uniform und Terrain gründlich
studirt hat und gemalte Regimenter in
energische Bewegung zu setzen weiss.
Der Strom von weissen Reitern, der in
der Mitte hervorbricht, macht einen
ausgiebigen optischen Choc und die
zahlreichen einzelnen Kampfmotive
geben Anlass zu leidenschaftlichen
Gruppenbildungen. Die Porträtköpfe,
die aus dem Gewühl auftauchen, haben
noch ihren persönlichen und histori-
schen Wert. Die Atmosphäre ist durch
Staub und Rauch getrübt, auf grosse
Licht- und Schattenwirkung war der
Künstler nicht aus, überhaupt hält das
chronistische Element dem malerischen
mehr als die Stange. Dem zunächst
interessirten Publicum wird dies gerade
recht sein. Unter den Wiener Gemäl-
den fällt besonders Angelis Porträt des
preussischen Staatsministers v. Miquel
auf. Aufrecht, in Schwarz, die eine
Hand in der Hosentasche, der Kopf
scharfzügig und lebhaft gefärbt, Bei-
werk Null, erinnert das Bild an die gute
Zeit Angelis, wie er ja überhaupt jetzt
eine gewisse Haue Epoche überwunden
Franz Hein, Aus den Illustrationen zu Gedichten zu haben scheint- Ein gutes kleines
von Albert RoHhack, Original-Lithographie Porträt ist auch das des verstorbenen
Ministers Dr. Rittner, von Z. Ajdu-
kiewicz. Horovitz hat den Polizeipräsidenten I-Iabrda in Kreide gezeichnet, William
Unger, der sich jetzt erfreulicherweise auf die Originalradirung wirft, bringt auch zwei
Bildnisse, darunter sein eigenes, das hinter dem anderen an Treff zurücksteht. Unter
den Genrebildem bemerken wir ein überaus liebenswürdiges, flaumig behandeltes Pastell
Mutter und Kind" von Hedwig v. Friedländer und einzelnes Gute von Merode,
Schmid, Larwin, dann Künstlerkarikaturen von R. Swoboda. Unter den Landschaften ist
Robert Russ' grosser Olivenhain bei Arco" mit seiner warmen, schräg hindurch-
spielenden Sonne ein gutes Stück. Auch Darnaut pflegt seine jetzige wärmere Tonart
weiter und Schram hat in Schweden einige frische Landschaüsstudien gefunden. Probst
erfreut durch eine ganze Serie Naturstudien von Interieurcharakter aus Rothenburg, Italien,
Salzburg u. s. f., sämmtlich in der altersdunklen Scala, aber mitunter von vielZeitstimmung
und auch malerischem Reiz. Die stärkste malerische Note schlägt aber Hans Temple an,
besonders in seinem Interieur aus der Peterskirche, in deren warme Schatten von oben
her zwei tagesgraue Lichtilecke hereinbrechen, dann in seinem fernhin treffenden Mag-
natenporträt des Grafen August Zichy schwarz mit Gold, und in einem gelben Interieur
aus dem fürstlich Liechtensteidschen Palast in der Bankgasse, wo er auch sehr ins Detail
geht. EineNachtcafescene hat eine frappante Katerstimmung in Schwärzlich undWeisslich.
"TIJ
Eine Altwiener Hochzeit dagegen ist etwas grau ausgefallen, wahrscheinlich der leidigen
Reproduction zuliebe. Mehrere Räume sind jung-Belgien" gewidmet, das auffallend stark
nach Alt-Belgien schmeckt und seine Vaterländischen Galerien sichtlich im Leibehat. Kraft-
naturen sind jedenfalls Maurice Blieck, dessen Parklandschaft mit herbstlichen Laubmassen
ordentlich durchschlägt, und die ener-
gischen Fleischmaler Potvin und Ba-
stien. R. Wytsmans Beguinenhäuschen
aus Brügge können sich allenfalls
anschliessen, desgleichen Gouweloos'
Mutter und Kind", das in Vortrag und
Lichtführung Treffiiches bietetu Ein
grossmächtiges Bild KönigskindeWvon
G. M. Stevens ist ein versauceter Burne-
Jones, während seine kleine Pariserin"
in Grau nicht ohne Glück whistlerisirt.
Unter den belgischen Bildhauem, die hier
ausstellen Mascre, Matten und andere
hat jef Lambeaux' Muskelkunst einigen
Schaden gestiftet. Von einheimischer
Plastik ist manches Gute zu melden.
Kassin wird in derPorträtbüste Minister-
präsident Dr. v. Körber, Oberlandes-
getichtsrath v. Cischini immer stärker.
Stephan Schwartz bringt mehrere neue
Sächelchen von schneidigem Reiz Er-
wacht", eine Art lkarusfigur; Chiantiß
zwei Satyrn als Träger eines Fiaschettos.
Von Benk sieht man einen weissen Mar-
morkamin mit Museniiguren und einem
hübschen Kinderfries, bei etwas schul-
mässigem Renaissancewesen, und eine
ziemlich akademische Colossalbüste des
Franz Hein, Aus den Illustrationen zu Gedichten von
GQWCHSCYIQPTETS 381'011 Hugel- Von Albert Rotfhack, Original-Lithographie
Meixner eine Grabstele, die er nicht übel
mit Secession" aufputzt. Endlich von Weyr die reich componirte Huldigungsplaque der
Künstlergenossenschaß zum Jubiläum Sr. Majestät und ein Madonnenrelief, dessen pointirte
Flachheit an fiorentinische Frührenaissance erinnert.
QM RATIÄPIAÜSKELLER. Der Kunstmonat November hat uns unter anderem
die Vollendung des Rathhauskellers gebracht, dem die Ausgestaltung des Volks-
kellers noch gefehlt hatte. Dieser stattliche Raum ist ein 27 Meter langer, 81? Meta-
breiter Saal, dem seine Höhe von allerdings nur Meter den übrigens in weiten Kreisen
geschätzten Kellercharakter wahrt. Die künstlerische Gestaltung war, wie bei den übrigen
Räumen, dem Architekten Iosef Urban und dem Maler Heinrich Lefler übertragen. Urban
hat den ganzen Raum von neun Traveen mit acht weitgespannten, einspringenden Rund-
bogen, in roth gebeiztem Rustenholz Firma J. W. Müller, montirt, das in zierlicher
Gliederung die Construction begleitet und an den Plafonds grosse Rosetten, zum Theil für
elektrisches Licht, bildet. 'Die ornamentale Wandmalerei von Ladewig lässt diese
Monürung noch coloristisch ausklingen. Auch das Kupfer zieht Urban reichlich heran,
zum Beispiel in ganzen Reihen zierlicher Appliken mit Becher- und Traubenmotiven, die
das gesammte, des Kostenpunktes halber aus senkrechten Fug- und Nuthbrettern
bestehende Lambris mit zwei horizontalen metallischen Punktreihen durchsetzen.
64
Franz Hein, Aus den Illustrationen zu Gedichten
von Albert Roflhack, Original-Lithographie
Besonders gelungen ist eine grosse
Scheidewand in Holz mit ihrer schweren
Spielthüre, die oben mit Treillage und
Facettenscheiben, rechts und links mit
reizend entworfenen Rankenblumen ge-
schmückt ist. Dieses kupfergetriebene
Pflanzenornament entspringt aus dem
unteren Kupferbeschläge der Thüre, das
dem bekannten Fusstritt zu begegnen hat,
mit dem die schwerbeladenen Kellner
solche-Thüren aufzustossenlieben. Muster-
haft ist auch der grosse kupferne Hand-
griff der Thüre, der sich in solcher Hand-
gerechtheit hinschmiegt, dass selbst die
eilfertigste Kellnerhand sie noch an irgend
einem Zipfel erwischen muss. Zwei in
Kerbschnitt hübsch verzierteScheerwände
treten beiderseits vor, um die nächsten
Tische rücken- oder Hankenfrei zu machen.
Auch die Credenzen sind sehr hübsch und
zweckdienlich entworfen. Seitwärts ist
der Saal von einer Reihe Logen, neun an
der Zahl, begleitet, in deren Decor Urban
das Element der gemüthlichen Bieder-
maierzeit mit ausgesprochenem Glück in
die modernen Formen hineinspielen lässt.
Sie gewinnen dadurch einen angenehm
localen Charakter, der in den reizenden
Wandbildern von Leflers Hand seine
Hauptnote gibt. Diese in Öl matt auf Ölgrund gemalten Porträts und Scenen schliessen
sich zu einem richtigen Cyclus aus der Geschichte des Wiener Lebens und Lebenlassens
zusammen, wobei Musik, Tanz und Scherz die Kosten tragen. Nestroy und Ignaz Schuster,
Raimund und die Krones und so fort bis zu Stranitzky und Kurz-Bernardon zurück,
das gibt ein dem Wiener allzeit genehmes Panorama wienerischer Heiterkeit. Lefler hat
auch den Stoff mit aller Leichtigkeit und Frische vignettenhaft behandelt und seine Scenen
ohne gemalte Schauplätze flugs an die helle Wand hin improvisirt, so dass er keinen
Augenblick von dem
schwerfälligen Apparat
des altdeutschen" Knei-
pen-undKellerstilserfasst
wird. Die schönste Loge
dieser Art ist das Strauss-
Lannerzimmer in silber-
grauem Ahorn, dessen
ursprüngliches Weiss in
den Flachschnitzereien
als Fond durchbricht, in
dessen Intarsien aber
auch Mahagoni und
Korallenholz mitwirken,
während kleine Kupfer-
appliken da und dort ihre Franz Hein, Schlussvignette zum Andersewschen Märchen Der Reisekamerad
41x QWSAW
a... aß-
m1 MNÄE
Pointen schimmern lassen. In drei Logen hat Hans Ranzoni den Wiener Wein land-
schaftlich gefeiert Alsegg, Kahlenberg, Grinzing und sich dabei genau in den Grenzen des
Decors gehalten. Und eine l-Iauptwand des grossen Saales hat eine grosse Ansicht Altwiens
aus dem Jahre 1485, von Suppantschitsch. Das Ganze findet allseits den verdienten Beifall,
ist es doch an sich schon ein Fortschritt, dass das Volk" einen Keller erhält, der auch den
anspruchsvollen Classen genügen kann. Für die Gewöhnung der breiten Schichten an
gesunde, moderne Kunst thut übrigens ein solcherVolkskeller mehr, als eine moderne Galerie.
KLEINE NACHRICHTEN 50'
ERLIN. Aus Anlass der Feier des vierhundertsten Geburtstages Benvenuto Cellinis,
welcher von der Berliner Goldschmiedeinnung am 2. November besonders festlich
begangen wurde, fand im Lichthofe des Kunstgewerbemuseums eine Ausstellung von Hand-
zeichnungen, Ornamentstichen, Photographien u. a. von Werken der Goldschmiedekunst
statt. Unter den Handzeichnungen verdienen eine besondere Erwähnung die zahlreichen,
zum Theil durch eine stattliche Grösse sich auszeichnenden Entwürfe für Pokale, Becher,
Tafelaufsätze u. s. w. des Hamburger Goldschmieds Jakob Moers 16m und die
köstlichen farbigen Skizzen für Dosen, Necessaires und anderes Kleingeräth des Augs-
burgers joh. Es. Nilson 172x bis 1788. Die vom Königlichen Antiquarium ausgestellten
Probedrucke einer grossen Publication des Hildesheimer Silberschatzes lassen ein baldiges
Erscheinen dieses lang ersehnten Werkes erhoffen. Br.
REUDENTI-IAL. TEXTILAUSSTELLUNG IN DER K. K. WEBESCI-IULE.
Am 30. September war in der k. k. Fachschule für Weberei zu Freudenthal
eine interessante Ausstellung aller Textilen veranstaltet, die der Director dieser Schule,
Fliesen aus der St. Peterskirche von Bacharach Aus Forrer, Geschichte der Europäischen Fliesen-Keramik
a4!
I-Ierr Hamann, auf
der Pariser Weltaus-
stellung für die We-
beschulen zu Freu-
denthal, Jägerndorf,
Brünn, I-Iumpoletz und
Rumburg angekauft
hatte. Die Idee einer
derartigen öffentlichen
Berichterstattung war
eine sehr gute und das
Interesse an der Aus-
stellung, die unseren
Textilfabrikanten viel
neues brachte, war ein
allgemeines. Der Be-
such der Ausstellung,
die nur den einen
Sonntag dauerte, war
ein zahlreicher. Aus
Bennisch, Römerstadt,
jaselbstaus derSchön-
berger Gegend waren
Fabrikanten mit dem
gesammten Beamten-
personale, ausBautsch
waren Werkmeister-
vereinigungen gekom-
men. Auch in künst-
lerischer Beziehung hat die Ausstellung ihre Schuldigkeit gethan. Recht zahlreiche
Bitten liefen ein um Überlassung von Abbildungen oder um leihweise Übersendung der
Gewebe selbst.
Interessant war die Ausstellung schon deshalb, da sie den augenblicklichen Stand
der textilen Kunst ziemlich erschöpfend charakterisirte. Die einzelnen Gewebe waren von
einem Praktikter mit Rücksicht auf die Praxis ausgewählt und das technisch Neue nimmt
einen Hauptplatz ein. Mit Recht, denn gerade in technischer Beziehung hat die Textil-
industrie in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen, besonders
mehren sich die Gewebe mit combinirten Techniken, wobei meist überraschende Eifecte
zutage treten.
Unter den Seidengeweben zum Beispiel waren die moirirten, jene mit durchgehenden
G0ld- und Silberschützen, sowie die faconirten mit Kettendruck Neuheiten. Formell waren
es meist moderne Muster, die vertreten waren. Neben dem durch Morris, Crane und andere
begründeten und gepflegten Stil macht sich besonders bei den französischen Stücken der
Einfluss Grassets und seiner Richtung geltend. Diese beiden Richtungen sind die markan-
testen und am deutlichsten bemerkbar.
Troppau Dr. Edmund Wilh. Braun
Gotbische Reliefhiese aus Österreich Aus Forrer, Geschichte der Europäischen
Fliesen-Keramik
EINE GESCHICHTE DER EUROPAISCI-IEN FLIESEN. Auf dem
kunstgewerblichen Büchermarkte ist kürzlich ein ansehnlicher Prachtband erschienen,
mit zahlreichen Tafeln und Abbildungen im Texte ausgestattet, der ein Gebiet der Keramik
behandelt, das sich vielfach unter ganz anderen Bedingungen entwickelt hat als ihr Haupt-
gebiet, die Gefissbildnerei in Thon. Die Fliesen womit man in Asien bereits seit
der Vorherrschaft der Assyrer, in Europa
seit dem XII. Jahrhundert Fussboden und
Wände bekleidete, sind weder jähem
Temperaturwechsel ausgesetzt, noch ist
ihr Verhalten gegenüber dem Wasser von
besonderer Wichtigkeit. Haltbarkeit und
gute decorative Gesammtwirkung ist das
Wesentlichste, was man zu allen Zeiten
von ihnen verlangte.
Das hatte eine Reihe von technischen
Proceduren und künstlerischen Wirkungen
zur Folge, man braucht beispielsweise nur
an das weite Gebiet der Incrustations-
technik zu denken, die in der übrigen
Keramik kaum eine Rolle spielen. Es ist
daher in der Sache selbst sehr wohlbe-
gründet, die Fliesen als ein abgesondertes
Gebiet, getrennt von der übrigen Keramik
zu behandeln, und Dr. R. Forrer in Strass-
burg, der rührige Sucher und glückliche
Finder auf den verschiedensten Gebieten Becher aus Silber, Pressburg iszo Österr. Museum
des Kunstgewerbes. dem wir bereits man-
ches höchst willkommene, übersichtliche Sammelwerk verdanken, nimmt einen vollkommen
richtigen Standpunkt ein, wenn er die Fliesen in seinem eben erschienenen Werkeik als
selbständiges kunstgewerbliches Arbeitsfeld behandelt. Auch ist Forrer nicht etwa durch
vorangegangene Beschäftigung mit Töpferarbeiten,
sondern scheinbar seltsamer, in der That aber
sehr naheliegender Weise durch seine Arbeiten
auf dem Gebiete des Zeugdruckes auf die Fliesen-
fabrication hingelenkt worden. Fliesenmuster
gaben ihm Anhaltspunkte zur Datirung von Zeug-
drucken und technische Parallelen, wie die Ver-
wendung von Druckmodeln, auf dem einen Gebiete
zum Malen, auf dem anderen zum Modelliren,
befestigten den inneren Zusammenhang beider
kunstgewerblicher Fächer. Forrers Arbeit ist ähn-
lich seinen früheren Publicationen mehr ein Beitrag
zur Geschichte des betreffenden kunstgewerblichen
Gebietes, als eine umfassende Geschichte, aber
indem sie einerseits grosse Gesichtspunkte fest-
zuhalten sucht, anderseits zahlreiches neues
Material in Behandlung nimmt, bietet sie einen
Beitrag von ungewöhnlicher Frische der Dar-
stellung und äusserst anregendem Reichthum an
neuem unverbrauchten Material. Ganz besonders
ist es die Periode des Mittelalters, für welche
Geschichte der Europäischen Fliesen-Keramik vom
Mittelalter bis zum Jahre 1900, von Dr. R. Forrer. Mit
107 Tafeln 700 Abbildungen in Licht- und Farbendruck.
nebst 200 Abbildungen im Text. Strassburg in Elsass, igoi.
Verlag von Schlesier und Schweikhardt. Druck von Text und
Wandarrn aus Bronze, Französisch Tafeln durch die Elsässische Druckerei zu Strassburg in
Österr. Museum Elsass, 93 S.
Forrers Arbeit eine Fülle interessanten Materials
zusammengestellt hat. Aus diesen Jahrhunderten einer
geringen wirtschaftlichen Entwicklung und eines eng
beschränkten Verkehrs, aus welchem so spärliche Reste
der Kunsttöpferei vorhanden sind, sind dem Freunde
keramischer Forschung solche Beiträge ganz besonders
willkommen, denn sie allein liefern den Beweis, dass
dieses Gewerbe keineswegs jenen künstlerischen Tief-
stand aufzuweisen hatte, auf welchen wir nach den
kümmerlichen Beispielen der Gefassbildnerei zu sch1ies-
sen gezwungen wären.
Bevor uns jedoch Forrer in diese interessantesten
Partien seines Werkes einführt, geleitet er uns mit
raschen Schritten durch das Gebiet der antiken Fliesen-
keramik, durch das blühende Gefilde der arabischen und
spanisch-maurischen Arbeiten und betritt erst mit den
ältesten französischen Thonfliesen, Incrustations-
arbeiten, Grabplatten und Relieflliesen den Boden des
europäischen Mittelalters. Die prächtigen Beispiele aus
der Schatzkammer der Kathedrale zu Saint-Omer aus
dem Ende des XIII. Jahrhunderts, glasirte Fliesen aus
altfranzösischen Burgen und Schlössern, Stücke seiner
eigenen Sammlung, Arbeiten aus der Zeit der Gothik,
aus Clermont-Ferrand, Saint-Denis, sowie prächtige
Muster des XV. Jahrhunderts aus dem Museum zu
Dijon, bilden dabei die Grundlage seiner Ausführungen.
Nach Culturgebieten classiiicirend, nimmt er nach
den französischen die italienischen, niederländischen,
englischen und endlich die
deutschen, schweizerischen
und österreichischen Fliesen,
bei den ältesten Denkmälern
beginnend, bis zum Ende des
XIX. Jahrhunderts vor. Unter
den deutschen Arbeiten sind
es namentlich die schwäbi-
schen und rheinischen Fliesen
der gothischen Stilperiode
mit Ornamenten und heral-
dischen Reliefs, die unser In-
teresse ganz besonders in
Kirchenlampe aus Silber, Römische Anspruch nehmen. Auf an-
Arbf" Öswm Museum deren Gebieten, wie zum Bei-
spiel auf dem deritalienischen
und französischen Fliesenkerarnik, der Renaissance, sowie der
Delfter Fliesen des XVII. und XVIII. Jahrhunderts, stossen wir
naturgemäss in der Hauptsache auf Bekanntes, doch ist auch
hier ein recapitulirender Überblick nicht unwillkommen.
Besonders freudig müssen wir es schliesslich begrüssen,
dass der Verfasser sich dazu entschlossen hat, das gesammte
XIX. Jahrhundert in übersichtlicher Weise in Betracht zu Senfn-egel aus sah", Wim"
ziehen. Es ist kein Zweifel, dass wir bereits imstande sind, den Arbeit ÖsternMuseum
6.4185
Verlauf der Entwicklung dieser jüngsten Periode
kritisch zu überblicken und dass es an der Zeit ist,
dessen Erscheinungen ungescheut in den Kreis einer
historischen Betrachtung einzubeziehen, um so mehr,
als sich zu Ende dieses Säculums neue Kunstanschau-
ungen Bahn gebrochen haben, die ihrem Wesen und
ihrer ganzen Tendenz nach, bereits als die des
XX. ahrhunderts angesehen werden müssen.
J. Folnesics.
UR FRAGE DER KÜNSTLERISCHEN
BILDUNG DER JUGEND verdienen zwei
Schriften Beachtung, die von der Hamburgischen
Vereinigung für die Pflege der künstlerischen Bildung
veröffentlichtwurdenfDie erstgenannte beschäftigt sich
mit den Erfolgen, die sich auf dem Gebiete der Kunst-
piiege in der Schule durch den Anschauungsunterricht
erreichen lassen; die zweite, vor kurzem erschienene,
erörtert die Vortheile eines methodischen Unterrichtes,
der, von der Pflege der Handfertigkeit im Zeichnen und
Modelliren ausgehend,
die praktische künst-
lerischeThätigkeit, mit
der schon im Kindes-
alter zu beginnen wäre,
fördern und bis zur
Vollendung fortsetzen
soll.
Die Ausführungen,
die sich auf den zur
Bildung des Kunst-
sinnes beitragenden
Schmuck der Schul-
räume beziehen, knü-
pfen an ein Citat aus
des grossen Johannes
AKIIOS Comenius Dl- Leuchter aus versilbertem Kupfer,
dactica magna am uns Französisch Österr. Museum
scheint esjedoch, dass
hiebei nicht alles vollständig zur Geltung kommt, was in
den angeführten Worten des genannten Classikers der
Pädagogie liegt. Die Brochure fordert zum Schmucke
des Schulzimmers nur Bilder, eingerahmte oder sonst wie
aufzuhängende Bilder. Als einzige Ausnahme findet sich
noch die Forderung eines Blumenfensters für jedes
Zimmer, in der ausgesprochenen Absicht, dem Kinde die
Möglichkeit zu geben, zwischen Natur und Darstellung der
Natur zu vergleichen". Hiemit ist auch ein Theil des für
Künstlerischer Bilderschmuck für Schulen. Von Dr. M. Spanier,
Hamburg, Commetefsche Buchhandlung Wilh. Suhr, 8". Neue
Schlossbeschlag aus Bronze Wege zur künstlerischen Erziehung der Jugend. Von Liberty Tadd,
Österr. Museum Leipzig, R. Voigtländer, B".
die Unterstufe bestimmten Gegenständlichen bezeichnet, das wie eben die heimische
Fauna und Flora dem kindlichen Interesse nahe liegt. Die Darstellungen sollen sich
farbig, etwa in der Art guter Plakate zeigen. Eine Änderung der Auswahl finden wir auf
der Mittel- und Oberstufe, wo Reproductionen von Kunstwerken hinzutreten; sowohl
solcher aus der deutschen und modernen Kunst,
soweit sie einfach und natürlich ist", als sonst
allem Grossen entnommen, was je in der Kunst
geschaffen wurde. Der Verfasser verhehlt es nicht,
dass die Formensprache Dürers, Holbeins und
Rembrandts die Kinder zwar zuerst befremden
werde, aber die Grösse, die Gefühlsinnigkeit, der
geistige Gehalt dieser Meister ist doch so gewaltig,
dass sie auch auf das
Gemüth der Kinder
wirken und ihnen
rechte Freude machen
können". Es bleibt
wohl nochzu erwägen,
ob nicht gerade hier
schon des Kunstge-
schichtlichen zu viel,
des zum unmittelbaren
Genusse Bestimmten
zuwenig geboten wird,
denn die Kunst soll
in die Schule, nicht die
Kunstgeschichte".
Einige Streiflichter
auf die Einrichtungen
der Schulen in ausserdeutschen Ländern, in England, Amerika, Dänemark, Österreich, in
der Schweiz, in Belgien, Frankreich und Russland zeigen allenthalben mehr oder weniger
das Bestreben aller dieser Länder allerdings nach sehr differirenden Grundsätzen, die
Liebe zur Kunst schon in der Schule in die jugendlichen Herzen zu pllanzen. Wie sehr
die Ansichten über dieses Thema überhaupt schwanken, ergibt sich schon bei einem
flüchtigen Vergleiche. Wenn zum Beispiel der Autor unserer Schrift es von grösstem
Werte findet, dass die Bilder an der Wand als Schmuck bleiben, so legt man in Man-
chester besonderes Gewicht darauf, die im Art Museum geschalTenen Bilder den Schulen
abwechselnd serienweise zu leihen. Wohl mit vollem Rechte hebt Dr. Spanier hervor,
dass das Verständnis durch die lebende Persönlichkeit des Lehrers angeregt werden solle;
beschreibende und belehrende Zettel bei den Bildern sollten dieses Amt nicht üben". Dem
gegenüber steht als ein Exempel englischen Vorganges die lange, nüchterne und geschäfts-
mässige Erklärung, wie sie das genannte Art Museum einem Farbendruck beigibt.
Die zweite der genannten Schriften geht darauf aus, die Methoden festzustellen,
durch die beide Geschlechter in ihrer Wachsthumsperiode die hiefür als allein tauglich
bezeichnet wird zunächst einer freien, vorderhand möglichst theorielosen, wenngleich
bestimmt systematischen Kunstübung zuzuführen wären; einer Übung, die Auge, Hand
und Gehirn in gleicher Weise befähigt machen soll, das technische Material zu beherrschen
und Formen zu bilden bis zu automatisch" wirkender Geläul-igkeit. Es handelt sich hier
um Zeichnen und Modelliren. Beim Zeichnen überwiegt, nach den vorgetührten Beispielen
zu urtheilen, die Arbeit mit Kreide auf der schwarzen Tafel. Dem Modelliren in Thon und
Wachs schliesst sich zur Übung in der Behandlung eines starren Materials das Holz-
schnitzen an. Charakteristisch für alle diese Arbeiten ist die consequente Vermeidung aller
Stiegengeländer, Wiener Arbeit Österr. Museum
481
jener mechanischen Behelfe, wie sie zur präcisen Führung eines Zeicheninstruments oder
zum Messen geeignet sind. Was gearbeitet wird, geschieht ausnahmslos freihändig. Auch
die plastisch hergestellten geometrischen Körper und deren Durchdringungen sind aus
freier Hand hergestellt. Der kindliche Schüler beginnt mit dem Zeichnen von Kreislinien,
die wiederholt und
oftmals in sich selbst
zurückgeführt werden,
um die Händchen in
den nöthigen ununter-
brochenen Schwung
zubringen. DieserVor-
gang erinnert an die
vor etwa 50 Jahren
und darüber stark ver-
breitete, von vielen ge-
rühmte, von anderen
entschieden zurückge-
wiesene amerikani-
sche Lehrmethode des
Schönschreibens, bei
der gleichfalls die
Elemente der Buch-
staben, das Oval, die
S-Linie u. s. w. auf
einer und derselben Balkongitter, Wiener Arbeit Österr. Museum
Stelle in vielfältiger
Wiederholung geübt werden mussten. Dem Kreise folgt die Spirale, die Schlinge u. s. w.,
die sofort auch zu Compositionen ornamentaler Art verwendet werden. Die Linien
als Umrisse betrachtet, führen zum Flachornament, dessen Formenreihe die Volute
der Schnörkelä wie es im Text stets heisst eröffnet. Rosetten und Ranken
entstehen aus den Verbindungen. Kreise fügen sich masswerkartig ineinander, primitive
Blattformen folgen und palmettenartige Gebilde. Hiebei wird auch schon der Phantasie,
der Fähigkeit zu erfinden, freier Spielraum gelassen. Correcturen sind nicht erlaubt.
Missglückte Arbeiten beginnen so lange von neuem, bis die nöthige Sicherheit und
Vollkommenheit erreicht ist. Zu bemerken ist, dass alle diese Arbeiten noch nichts mit
der Natur als Vorbild zu thun haben, die Vorbilder aber, die dem Schatze der Antike und
sonst den alten Kunstweisen entnommen sind, immer in einfachst schematisirter Form
verwendet werden. Die Übungen erfolgen sowohl mit der rechten, als auch mit der linken
Hand; beide Hände sollen geschult, wo es angeht, auch gleichzeitig verwendet werden.
Nach ähnlichen Grundsätzen wird der Vorgang beim Modelliren eingehalten, das mit dem
Formen einer Kugel, eines runden Bällchens Thon beginnt und ordnungsmässig weiter
fortschreitet. Lebende Wesen und Erzeugnisse der Technik, wie Möbel und Geräthe
oder Gefässe, werden weiters beim Zeichnen, nach Umständen auch beim Modelliren
verwendet. Durch Schnitzen scheinen hauptsächlich nur ornamentale Füllungen hergestellt
zu werden.
Bei allen diesen Arbeiten wird, wie es wohl selbstverständlich ist, der Wiedergabe
der Gebilde aus dem Gedächtnisse grosse Bedeutung zugeschrieben.
Bis hieher ist der Schüler vor jeder Theorie sorgsam gehütet worden. An deren
Stelle trat die stricte zu befolgende Vorschrift. Man macht man nimmt hiezu es ist
nicht gestattet so klingt es stets ohne nähere Begründung aus dem Munde des
Lehrers. An das Warum zu denken, darf dem Schüler wohl gar nicht einfallen. Doch, wie
sagt der amerikamüde Dr. Moorfeld? We are in free country."
ßs
482
Mit einiger Theorie wird der Schüler erst, nachdem er mindestens vierzehn Jahre
alt ist also durchschnittlich nach sechs bis sieben Jahren des freien Unterrichts, aus-
schliesslich zur Förderung einer gewissen Fertigkeit vertraut gemacht. Er lernt nun-
mehr die Elemente der Lehre von den Holzverbindungen kennen und solche Verbin-
dungen auch praktisch versuchen. Ferner werden die wichtigsten Sätze des technischen
Zeichnens einschliesslich der I-Iauptregeln der Perspective gelehrt.
Es naht nun für den Schüler die Zeit, die in ihm vielleicht den Entschluss reifen
lässt, sich der Kunst berufsmässig zu widmen. Dem Buche sind in einem besonderen
Capitel Betrachtungen über einen solchen Schritt beigegeben, die den Jüngern der Malerei
oder der Plastik akademischer Richtung gute Dienste leisten mögen. I-I. Macht
REISAÜSSCHREIBEN. Die Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst
haben für Originalentwürfe für ein Wohnzimmer, das gleichzeitig als Speisezimmer
dienen und den Ansprüchen eines guten Bürgerhauses genügen soll, Preise von m00,-
5oo und 300 Mark ausgesetzt. Das Preisrichteramt haben Professor G. Kuehl, Geheimrath
Dr. v.Seidlitz, Professor O. Gussmann, Professor K. Gross, Baurath A. Richter, Kunstmaler
Wilh. Claudius und C. Schmidt übernommen. Die Einzelbestimmungen über Form und
Anzahl der Möbel, Holzgattungen, Beschläge, Schnitzereien, Intarsien, Stil und Grösse
sind im Preisausschreiben genau angeführt. Die Entwürfe sind bis spätestens 5. jänner
xgor einzureichen. Das mit dem ersten Preise ausgezeichnete Zimmer wird ausgeführt
und in der Internationalen Kunstausstellung Dresden 1901 ausgestellt. Mit der Ertheilung
eines Preises wird der Entwurf ohne weiters Eigenthnm der Dresdener Werkstätten für
I-Iandwerkskunst ohne Verpflichtung zur Provisionszahlung bei späteren Ausführungen.
An den anderen, nicht prämiirten Entwürfen behält sich die Firma das Vorkaufsrecht für
ein Vierteljahr von Bekanntmachung der Preisvertheilung an vor.
REISAUSSCHREIBEN. Die Zeitschrift für Innendecoration" erlässt ein Preis-
ausschreiben fürEntwürfe zu einem herrschaftlichen Wohnhause eines Kunstfreundes.
Für Preise undAnkäufe sind insgesammt BoooMark vorgesehen; für den I. Preis 2400 Mark,
für den II. Preis r8oo Mark, den III. Preis 1200 Mark, den IV. Preis 800 Mark ausgesetzt,
für weitereAnkäufe sind noch xSooMark verfügbar. NähereBedingungen sind in demDecem-
berheft der Innendecoration" und der Deutschen Kunst und Decoration" enthalten.
MITTHEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie
ÜRATQRIÜM. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster
Entschliessung vom 31. October d. J. dem Mitgliede des Curatoriums des k. k. Öster-
reichischen Museums, Universitätsprofessor Dr. Franz Wickhoif, den Titel eines Hof-
rathes allergnädigst zu verleihen geruht.
RÖFFNÜNG DER VVINTERAÜSSTELLÜNG. Seine Excellenz der Herr
Minister für Cultus und Unterricht Dr. Ritter von Hartel hat am 20. d. M. in
Gegenwart zahlreicher geladener Gäste die Winterausstellung des k. k. Österreichischen
Museums für Kunst und Industrie eröffnet. Um IX Uhr erschien Seine Excellenz der Herr
Minister und trat nach erfolgter Begrüssung durch den Museumsdirector Hofrath
von Scala sofort den Rundgang durch die Ausstellung an. Arn Schlusse desselben gab
Seine Excellenz der Herr Minister dem Director gegenüber seiner Befriedigung über das
Gesehene Ausdruck.
Wir werden im Jännerheß unserer Monatsschrift einen reich illustrirten Bericht über
die Ausstellung bringen.
ERSQNALNACHRICHT. Der Minister für Cultus und Unterricht hat den
Custos-Adjuncten am k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie
Dr. Moriz Dreger zum Docenten für Kunstgeschichte an der k. k. Akademie der bildenden
Künste ernannt.
EUERE ERWERBUNGEN DES ÖSTERREICHISCHEN MU-
SEÜMS. Wir bringen in diesem Hefte einige Abbildungen von Metallobjecten
Silber, Bronze, Eisen, welche in letzter Zeit erworben wurden z. Kirchenlampe, Silber,
Anfang des XIX. Jahrhunderts, Punze Rom, auf hohem, mit Akanthus decorirtem
Postament eine weibliche Figur, mit erhobener Linken die Lampe tragend; 2. Leuchter,
Kupfer, versilbert, französisch, Ende des XVlILJahrhunderts; dreitheiliges Fussgestell auf
Alabasterpostament, mit Kettenbehang; 3. Becher auf Fuss, Silber mit gepunzten
Ornamenten, Pressburger Arbeit von Schier 1820; 4. Senftiegel mit Deckel und Löffel,
Silber mit Glaseinsatz, Wiener Arbeit mit Benützung gestanzter französischer Appliquen,
Mitte des XIX. Jahrhunderts Geschenk des Herrn Dr. A. Figdor. Ferner 5. Wandarm
für eine Kerze, Bronze, feuervergoldet, französisch, Anfang des XIX. Jahrhunderts, in
reicher Ornamentirung, der Leuchter von einer Schlange gehalten; 6. Schlossbeschlag
eines Thores in Linz, Bronze, Ende des XVIXI. Jahrhunderts; 7. Balkongitter, reiche
Wiener Schmiedeeisenarbeit, XVIILJahrhundert, von einem Hause in der Gumpendorfer-
strasse; 8. Theil eines Stiegengeländers, Schmiedeeisen, Wiener Arbeit, XVIII. Jahrhundert.
ESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
October von 3279, die Bibliothek von x4x8 Personen besucht.
LITTERATUR DES KUNSTGEWERBES Sie
I. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
AESTHETIK. KUNSTGEWERB-
LICI-IER UNTERRICHT so-
Adressbuch v0n bildenden Künstlern der Gegenwart.
Jahrg. 1901. Hersusgeg. v. A. Bothe. VII,
297 S. München, A. Bothe. M. a5.
CRANE, W. Line and Form. 8'. p.
Ball. 12 s.
EBE. Architektonische Raumlehre. Entwicklung der
Typen des Innenbaues. 1. Bd. Von den ältesten
Zeiten bis zum Abschluss der gothischen Periode.
Lex. XI, 237 S. m. 134 Abbildgn. Dresden,
G. Kilbtmann. M. 18.
Die künstlerische Erziehung der Jugend. Die Kunst-
halle, VI, z.
FRIMMEL, Th. v. Die mndernsten bildenden Künste
und die Kunstphilosophie. gr. VI. 38 S. Wien,
F. Deuticke. M. 1-40.
GALLE, E. Le De'c0r symbulique, discours de reception
l'Acade'mie de Stanislas. 10-8", 18 p. Nancy, irnp.
BergePLevrault et Ce.
GANZ, PAUL. Kunstgegenstände und Antiquitäten,
ehemals im Sehlosse zu Wetzilron. Anzeiger f.
schweiz. Alterthumskunde, z.
GMELIN. Des Kunsthandwerkes junge Mannschaft.
Friedrich Adler, Georg Grssegger. Kunst u. Hand-
werk, 1901, 1.
GMELIN, L. Zum fdnfzigiährigen Bestehen des
Bayerischen Kunstgewerbevereins. Kunst- u.
Kunsthandwerk, 1901, r.
298. London,
KRAUSE, W. Das moderne Ptianzenornament f. die
Schule. Stilisirte Formen aus der Natur. 1. Th.
20 Taf. m. 100 Motiven in Farbendr. qu. gr. 4".
Nebst Textbeft gr. 8'. 23 S. Berlin, M. Spielmeyer.
M. 12.
Kunstgeschichte in Bildern. Systernat. Darstellg. der
Entwicklg. d. bild. Kunst v. class. Alterth. bis zum
Ende d. XVIIIJahrh. I. u. V. Abth. fol. Leipzig.
E. A. Seemann. I. Winter, F. Das Alterthum.
100 Taf. S. Text. M. 10-50. V. Dehio G. Die
Kunst d. XVII. u. XVHI. jihrh. 100 Taf. VIII S.
Text. M. 1z'50.
Kunstgewerbe, Das, in Elsass-Lothringen. herausgeg.
v. A. Seder u. Fr. Leitschuh. 1. Jahrg. Juli 1900 bis
juni 1901. 12 Hefte gr. 4". 1. Heft 28 S. mit Ab-
bildgn. u. 1. Taf. Strassburg, L. Beust. M. rz.
Kunstgewerbe fürs Haus. Ill. kunstgew. Monatsschr.
f. Dilettanten. Ljahrg. Oct. 1900 bis Sept. 1901.
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Rheinlsnde, Die, Monatssehr. f. deutsche Kunst. Hrsg.
durchW.Schiife1. I. jahrg. Oct. 1900 bis Sept. 1901.
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SACHS-SALM. Das Stilisiren. Sprech-Saal, 43.
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Spätgothik. Repertor. f. KunswvissenschnXxllLqJ
Richtung
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ital. dec. ind., IX, 5.
Urtheile, Ausländische, über Wiener Interieurs. Das
lnterieur, Nov.
WOERMANN, K. Geschichte der Kunst aller Zeiten u.
Völker. I. Bd. Die Kunst der vor- u. ausserchrist-
liehen Völker. Mit 515 Abbildgn. im Text, r50Tat.
in Fzrhendr. u. 35 Taf. in Holzschn. u. Tonatzg.
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pour imiter et reproduire les muvres plastiqnes des
rnusees. In-E", 144 p. avec grav. et planches. Paris,
imp. Muller; 56, boulevard Beaumarchais. fr. 50.
n. ARCHITEKTUR. SCULPTUR.
BERTRAM, A. Das eherne Taufbecken im Dorn zu
Hildesheim. Mit Lichtdn-Tai. u. Textillustr.
Aus Zeitschr. f. christl. Kunst. Leih-S", 30 Sp.
Hildesheim, A. Lax. M. 1'59-
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Rossellino in den kßnigl. Museen zu Berlin. jahrb.
der königl. preuss. KunstsammL, XXI, 4.
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Bremen und seine Bauten. Beatb. u.Ä herausgeg. v.
Architekten- u. Ingenieur-Verein Mit Boo Abbildgn.
u. rz Beil. Leim-B", VIII, 784 S.'Bremen, Schllne-
mann. M. 30.
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18th Century. Iol. p. 236. London, Bell. a8 s.
FABRICZY, C. v. Donatellos heil. Ludwig und sein
Tabernakel an Or San Michell. jahrb. d. königl.
preuss. KunstsammL, XXI. 4.
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Nov.
GOLDSCHMIDT, A. Die Stilentwicklungder Pmani-
schen Sculptur in Sachsen. jahrb. ü. ltönigl.
preuss. KunstsammL, XXI, 4.
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Metnitzthale in Kärnten. Mittbeilgn. d. k. k. Cente-
Cornm" N. F. xxvl.
HOUDEK, V. Die Grabsteine der Kirche zu Moraviöan
in M'a'hren. Mittheilgu. d. k. k. Centr.-Comm., N. F.
XXVI, 3.
Die Kirche zu Kralic bei Trebitsch. Mittheilgn. d.
k. k. Centr.-Comm., N. F. XXVI, 4.
l-IELBIG, J. Le retable de St. Vincent-de-Paul l'e'glise
Notre Dame Anvers. Revue de Part chretien. 5.
KRAUTH, Thdr. u. Frz. Sales MEYER. Das Familien-
haus und seine Bauformen. 'g'l'-4". Vm- 27!
18o Abbildgn. u. 30 Taf. Leipzig, E. A. Seemann.
M. 16.
MICl-IAELSON, l-I. Cranach des Alteren Beziehungen
zur Plastik. jahrb. d. königl. preuss. Kunstsamtnl,
XXI.
MONACI, A. Le sculture aurehane sull arco di Co-
stantino. Bullettino della Comm. Archaeologica
comunale di Roma.
NOVAK, j. Die St. johannes-Kirehe in Neuhaus. Mit-
theilgn. d. k. k. Centn-Cornnn, N. F. XXVL 4.
Raffael als Architekt. Die Kunsthalle, VI, 1.
SEMPER, I-I. Über rheinische Elfenbein- und Bein-
arbeiten des XI. bis XII. jahrhunderts. Ein Nach-
trag. Mit Abbildgn. Zeitschr. f. christl. Kunst,
xm, s.
STEIN. Ph. Max Klein. Die Kunst für Alle, XVI, 4.
WEIZSÄCKER, H. Peter Vischer Vater u. Sohn. Re-
pertor. f. Kunstwissensch, XXIII, 4.
WÜSCI-IER-BECCI-II, E. Der Grosse Gott von Schnü-
hzusen" und der Voltosanto von Lucca. Anz. f.
schweiz. Alterthumskunde, 2.
III. MALEREI. LACKMALER.
GLASMALEREI. MOSAIK so
BIZOT, E. Decouverte d'une mosaique Sainte-Co-
lombe-les-Vienne. Petit in-B", p. Vienne, Ogeret
et Martin.
Blumen, Landschaften, Figuren. Decorative Motive in
modernem Stil. gr. 1a farb. Bl. Berlin,
W. Schultz-Engelhard. M. 4-50.
Etudes de iieurs. qu. farb. Bl. Berlin, W. Schultz-
Engelhard. M. z.
FURTWÄNGLER, A. u. K. REICHHOLD. Griechische
Vasenmalerei. Auswahl hervorrag. Vasenbilder in
Phototypie-Reproductionen. In Lfgn. r. Lfg.
Imp. fol. Taf. m. illnstr. Text in fol. S. bis 54.
München, Verlagsanst. F. Bruclcmann. M. 40.
GOLDSCI-IMIDT, A. Die ältesten Psalterillustrationen.
Repertor. f. Kunstwissensch, XXIII, 4.
GOLAY, Mary. Fleuxs atilisees. Schmal fol. farb. Bl.
Berlin, W. Schultz-Engelhard. M. T20.
KLEIN. Neue Roseristudien. Schmal Gr. foI. farb. Bl.
Berlin, Schultz-Engelhard. M. 6.
KLEIN, C. Vier Blumensträusse. Gr. fol. farb. Bl.
Berlin. W. Schultz-Engelhard. M. B.
KLEIN u. A. WECZERZIK. Blumen und Vögel.
Schmal gr. fol. farb. Bl. Berlin, W. Schultz-
Engelhard. M. 6.
Kunst, praktische. Eine Sammlung ausgeführter deco-
rativer Malereien der Neuzeit, herausgeg. v.
R. Schuitz. 1. Ser. In Lfgn. 1. Lfg. gr. fol.
xo Taf. Leipzig, Schimrnelwitz Co. M. 6.
LECl-ILEITNER, Fr. Musterblätter f. Einlegearbeit od.
Holzmalerei, gr. 24 Taf. m. S. Text. München,
Mey Widmayer. M. 2.
MICI-IAELSON, H. siehe Gr. ll.
MILLER, Fr. The Decoration of London Restaurants.
The Artjourm, Nov.
OETTINGEN, W. v. Moderne Malerei. Baltische Mo-
natsschn, 10.
PATRONI, G. Pitture decorative nella Casa Vettii
Pompei. Arte italiana dec. ind., IX, 3.
QUENTIN, Ch. Mr. Kempds Painted Ginas Windows.
The Art ourn., Nov.
RIPPMAMM, E. Wandmalereien im Saal der vorderen
Krone zu Stein a. Rh. Anzeiger f. schweiz. Alter-
thumsh, z.
SCHULTZE, P. Über decorative Malerei. Decorative
Kunst, Nov.
SIVERS, C. v. Aus der Sommerzeit. Streubouquets.
gr. fol. farb. Bl. Berlin, W. Schultz-Engelhard.
M. 50.
Fruchtzweige. qu. gr.
W. Schultz-Engelhard. M. 4.
Berlin.
farb. Bl.