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l-xämxxäxxxw;
MODATSSCHRlFT-DES-KJQÖST
nusEuns-rmR-Kunsrunvannus
HERAUSGEGEBED-ZIRD-REDIGI-1kkx
AVOD-SCALA.
VERLAG VON ÄRTARIA Co. II? VIER. Vl. JAHRE. 19'015. HEFT 11.
Kunst und Kunsthandwerk
Jährlich 12 Hefte Preis 24 Kronen
ohne Postversendung zssszeesressrmmszemssaem
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthand-
lungen, im Österr. Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co. übernommen sosuso-soswsv
raue-Horns BHLBR
im"
Inhalt
X31
54,1,
Die Ausstellung von
Bucheinbänden und
Vorsatzpapieren im
Österreichischen
Museum von Ludwig
Die kunsthistorische
Sammlung Pierpont
Morgans von P. G.
Kouody 148
Aus dem Wiener Kunst-
leben von Ludwig
Hevesi 160
Kleine Nachrichten x69
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum
Literatur des Kunst-
gewerbes .x7x
1.1.
ßmxrz
121
DIE AUSSTELLUNG VON BUQHEINBAN DEN
UND VORSATZPAPIEREN IM OSTERREICHI-
SCHEN MUSEUM äßVON LUDWIG HEVESI-
WIEN St!
AS Interesse am Bucheinband ist in den letzten Jahren
überraschend gestiegen. Und zwar erstreckt es
sich gleichmässig auf den Einband der Ver-
gangenheit und den der Zukunft, was natürlich
den der Gegenwart nur umsomehr als einen
Übergangsband, den richtigen Interimsband",
erscheinen lässt. Die ganze Bewegung der Luft
deutet auf Umschwung. Paris und Nancy haben
die Grenzen der buchbinderischen Ästhetik ins
Unbegrenzte hinausgerückt. Der impressio-
nistische Einband der Gruppe Viktor Prouve,
der mystische Einband" Belvilles, die Lederplastik Saint-Andres erregen
die Sinnlichkeit des Bücherfreundes. Der Liebhaberband erlebt phantasti-
sche Romane. Und andrerseits mehren sich die Symptome, dass der leinene
Interimsband im Begriffe steht, sich in einen Definitivband, ja Bibliotheks-
band zu verwandeln, indem er sich von bescheidener Handwerklichkeit zu
künstlerischem Reiz und Wert emporringt. Das voxjährige Preisausschreiben
der Buchbinderei-Aktiengesellschaft vormals Gustav Fritzsche zu Leipzig
wies nicht weniger als 1622 Entwürfe, von 437 Urhebern, grossenteils von
Künstlerhand auf. Und auf der vorjährigen Ausstellung von Bucheinbänden
im Musee Galliera trat auch die so vernachlässigte Kartonnage durch Georges
Auriol, den Virtuosen der unleserlichen Monogramme, in ein neues künstleri-
sches Stadium. Seine ausführende Hand, Baron, wurde sofort als ein relieur
de Pavenir" bezeichnet. Da ist es denn nur noch ein Schritt bis zur zeit-
gemässen Wiederbelebung des so verachteten Urväter-Pappbandes, den jeder
einsichtige Bücherkäufer schmerzlich entbehrt, was er aber meistens nicht
einzugestehen wagt. So sehen wir auf der einen Seite den Feinschmecker-
band, namentlich durch die Franzosen mit jeder Art von modernem Luxus
fortentwickelt, und andrerseits den Einband weithin demokratisiert, mit
gutem Geschmack für die Massen verbilligt und zugleich veredelt, so recht
nach dem Sinne des grossen Sozialästhetikers Morris, dessen Traktätlein
schon den modernen Pappband haben, und seines nicht minder soziali-
stisch geeichten Nachfolgers Cobden Sanderson. Auf diesem entscheidenden
Punkte, wo zwei Heerstrassen sich trennen oder vielmehr zusammentreffen,
stehen wir heute. Es ist ein interessanter Zeitpunkt. Das Jahr 1902 war das
wichtigste Buchbinderjahr innerhalb Menschengedenkens und es trifft sich
bedeutsam genug, dass am 8. Oktober desselben die ehrwürdige Bodleian
Library in Oxford ihren goojährigen Jubeltag feierte. Diese kluge, erleuchtete
17
Bibliothek, die so-
gar schon so weit
hält, dass alles
künstliche Licht
aus ihr auf ewige
Zeiten verbannt ist.
Dies entspricht be-
reits völlig den For-
derungen der Kom-
mission, welche die
Londoner Society
of Arts entsendete,
um die Ursachen
des Verderbes von
Bucheinbänden zu
ergründen. Die
verschiedenen
Subkomitees der-
selben haben viele
Büchereien durch-
forscht und nach
unzähligen Experi-
menten viel Nütz-
liches über den
decay" der älteren
und neueren Buch-
einbände veröffent-
licht 1898. Da ist
jedes Material
untersucht, jede
Art von Leder auf
ihre Zubereitung
und Haltbarkeit ausgeprobt, Schädlinge und Schädlichkeiten sind natur-
wissenschaftlich beleuchtet. Das XIX. jahrhundert kommt dabei besonders
schlecht weg. Das Jahr 1830 insbesondere ist ein verhängnisvolles Datum für
die Qualität des Leders. Von 1860 an aber kunstgewerblicher Aufschwung!
werden fast alle Leder schlechter als je, sogar das rote Maroquin, das sich drei
Jahrhunderte hindurch den Rekord der Unverwüstlichkeit bewahrt hatte.
Es ist eine trostlose Rückschau; bis 1830 der old red decay, der besonders
das gefeierte Kalbleder ergriff, von da an der new red decay, dem jedes Leder
recht ist. Das ideale Buchbinderleder", wie es die Kommission beschreibt
nun, vielleicht werden wir es nach all diesen Erkenntnissen noch erleben.
Das grosse Buchbinderjahr 1902 schloss im Dezember sehr effektvoll
mit der Versteigerung der Sammlung von Bucheinbänden des Vicomte de
Wien, um 1500, marmoriertes Kalbleder
Lacroix Laval. Diese cent
reliures d'art" brachten einen
Erlös von x3r.x96 Franks. Dies
ist um so interessanter, als es
sich um lauter moderne Lieb-
haberbände handelte. Einige
Liebhaberpreise dieser Vente
sind erwähnenswert. Dumas'
Chevalier de Maison-Rouge",
von Mercier gebunden, rotes
Maroquin mit einer grossen
Komposition aux petits fers, ein
Gitter nach Art desjenigen im
Bagatelleschlösschen dar-
stellend, XVIII. Jahrhundert
3050 Franks. Andere Bände
Merciers2720und36ooFranks.
Ein Zadig" von Meunier 2305
Franks. Eine Manon Lescaut"
von Cuzin pere 1630 Franks.
Ein Hugo, Eviradnus" von
Gruel, grosse moderne Kompo-
sition in ziseliertem und model-
liertem Leder 2080 Franks.
Guerins Gedichte in Prosa,
von demselben 2000 Franks.
Dumas' Mousquetaires",
Mosaiklederband von Petrus Wien, um 1815, roter Safflnn mit schwarzen Einlagen
Ruban 1360 Franks. Ein an-
derer Ruban'scher Mosaikband, genre vitrail, mit Guirlande genre ceramique
und pyrogravierter Schrift 1000 Franks. Ähnlich Bände von Carayon,
Rapalier und anderen. Numeri loquuntur. Die Franzosen haben eine
grosse Vorliebe für das Buch als Bijou. Sie machen daraus einen
Schmuckgegenstand, wie Edouard Grasset mit dem Cloisonne-Einbande
seiner quatre fils Aymon", die dann auch noch in graviertem Eisen,
Elfenbein u. dgl. gebunden erschienen. Oder ein polychromiertes Basrelief,
wie Saint-Andre de Lignereux mit seinen getriebenen und ziselierten
Blütenzweigen, die er mittelst Punze und Säuren noch in einen atmo-
sphärischen Fond von wolkigem Licht- undSchattenspiel taucht, oderMadame
Vallgren mit ihrem Hachen Madonnenrelief für Tissots Vie de Jesus". Oder
eglomisiertes Glas, wie Pierre Roche, der Bildhauer Loie Fullers, mit seinen
eglomisierten Einbänden. Oder ein impressionistisches Gemälde, wie die
Schule von Nancy. Auf der Juni-Ausstellung im Musee Galliera erregte diese
das Entsetzen der alten Pariser Halbfranzpartei, wie man die Leser der
11'
Bibliotheque Char-
pentier nennen
kann. Die konserva-
tiven Buchbinder
schrieen Skandal
und liessen sogar
einen gebarnisch-
ten Protest gegen
diese Umsturz-
tendenzendrucken.
Es waren die
nämlichen Szenen,
wie ein Menschen-
alter früher vor
Manets undMonets
Bildern. Aber
Nancy siegte, die
lothringische
Schule" wird sich
ausleben und dann
allerdings gewesen
sein. Es ist derGeist
Emile Galles, des
Glas- und Möbel-
dichters, des euro-
päischen Tiffany.
Er zog den jungen
Wien, 1837, roter Safüan viktcr Prouvä an
sich, den mit Dela-
croix, Rubens undWhistler vollgesogenen, der das Carnot-Denkmal für Nancy
modelte und Säle von Rathäusern Nancy und Mairien Issy-les-Moulineaux
mit Freude des Lebens" und zwölf Monaten" ausmalte. Sein Farbendurst
trieb ihn nach Tunis und was er dort an Kolorismus erlebt, wurde ihm zu
Bucheinbänden. In der Auslage eines Nancyer Papierhändlers stellte er 1893
seinen ersten Ledermosaikband aus, den er mit Camille Martin gearbeitet
hatte. Es war eine neue Technik von Färbung, Gaufrierung und Pyro-
gravierung. Seine Bände zu Salammböß Maeterlincks Aveugles", Leconte
de Lisles Poemes barbares" u. s. f. wurden berühmt. Er hatte es eigentlich
auf Bewegung und Verhältnis abgesehen, aber es wurde plastische
Stimmungsmalerei oder malerische Stimmungsplastik auf Leder daraus. Und
ein Jüngerer seiner Gruppe, Rene Wiener, ist in dieser Kunst vielleicht noch
stärker und origineller als er. Ihre mosaizierten Einbände waren das Ereignis
bei Galliera. Neben ihnen hielt sich nur Auguste Lepere, der neue Albrecht
Dürer der modernen französischen Schwarzweisskunst, nur übertroffen von
jenem Meryon, der 1868
im Irrenhause starb und
dessen Eineinhalb-
Franks-Blätter in der
letzten Auktion schon
mit 300 Pfund bezahlt
wurden. Lepere bindet
jetzt auch Bücher, unter
anderem in ein selbst-
erfundenes Niello. Das
sind solche l'art pour
Part-Künstler, die den
Buchblock als solchen
in ein Kunstwerk ver-
wandeln, ohne zu fragen,
ob er sich auch gut auf-
schlagen und lesen, legen
und einreihen lasse. Ein
Engländer begreift das
nicht. Ein Engländer
H. Buxton Forman,
The books of William
Morris" ist entzückt,
dass Earthly Paradise"
so grossartig genäht
ist und er noch nie ein
in Stücke gegangenes
Exemplar getroffen hat".
Die altfranzösische
Franzband-Solidität be-
steht freilich noch immer
fort Die Bibliotheks Wien, 1833, braunes Kalbleder
Wände, denen der alte
Bozerian'sche Bücherrücken im Empirestil einen eigenen Gesamtcharakter
gibt, gehören zu den bleibenden Lieblingseindrücken des Bücher-
menschen. Heute sind Marius Michel und seinesgleichen in Paris eine
Hochburg des unverbrüchlichen alten Arbeitens in gediegenstem Stoff, mit
dem klassischen kleinen Eisen". Ihnen mag selbst der brillanteste getriebene
Lederband Saint-Andres nicht buchbinderisch genug empfunden sein, weil
seine Arbeit nicht am Buchblock selbst, sondern im freien Leder geleistet
wird.
In Frankreich ist das Buchbinden trotz der neuesten Neuerer, die sich
ihr Spezialistentum gemacht haben, eine konservative Kunst. Viele Menschen-
alter lang hält eine marktläutig gewordene Schablone vor. Ein halbes
I3? 253 MmEm
S25 .59 102.... m55
Wien, xB33, braunes Kalhleder mit grünen Einlagen
Jahrhundert lang war selbst ein broschierter Roman nur schwefelgelb
denkbar. Und zweihundert jahre lang herrschte die Uniformität eines
Franzbandes, dass die Bibliotheken eine Tapete von Kalbleder zu haben
125
schienen. George
Sand liebt diese
beaux esprits relies
en veau" zu lesen,
sowie in Deutschland
der Begriff der Ge-
lehrsamkeit sich an
Schweinsleder heftet.
In England war man
schon früh etwas
regsamenLeigh Hunt
wünscht für seinen
Ariost, Plutarch,
Chaucer, Milton einen
guten alten glatten
Einband, wie alt
immer, wenn er nur
gut zu gebrauchen
ist, für seine Tausend
und eine Nacht aber
einen so schönen und
blumigen Stil als
möglich". J. N. Reed
The pleasures of
book-worm" erzählt
von C. C. Clarkes
Ärger darüber, dass
ihm sein Buchbinder
Hunts Gedichte
Foliage" nicht in ein
angenehmes Grün",
sondern hellblau gebunden habe. Auch Leigh Hunt selbst rügt einmal ein
ähnliches Farbenverbrechen. William Morris legte auf die Farben grosses
Gewicht. Selbst seine grauen Pappbände mit weissen Ecken hatten
eine eigene Farbeneleganz. Es bürgerte sich sogar eine Morris-grüne
Leinwand" ein. Er verwendete Haschengrünes, salbeigrünes, kirschrotes,
lebermoosfarbenes lichen-coloured art-linen, gefleckt terrakottafarbenes
Papier u. dgl. Sondernuancen, auch schon mit silbergrau aufgedruckter
Schrift. Diese Eigenheiten sollten bald wichtig werden. Sein erstes Kelmscott-
buch Sir Galahad" liess er noch von dem Franzosen Riviere in Maroquin
binden. Dann wurde T. J. Cobden Sanderson sein Binder. Er war einer
jener self-made artists, welche die neuenglische Kunst gemacht haben. Wie
der Chirurg Seymour Haden die Radierung wieder belebte, so der Dichter
William Morris das Kunstgewerbe überhaupt und der Advokat Cobden
Padua, um 1814, roter Saffian
Sanderson die Buch-
binderei. Schräg
gegenüber von
Morris' Kelmscott
Press, in dingy
Hammersmith" wie
jener Londoner Vor-
ort in News from
Nowhere" heisst,
richtet er sich seine
schlichte Werkstatt
ein The Doves
Bindery", so benannt
nach dem nahen
Doves place und dem
alten Themsewirts-
hause The Doves".
Er band, wie ein
Sozialist bindet, nach
allen Möglichkeiten
von Güte und Billig-
keit. Seine schönen
Arbeiten in Maro quin,
mit dem kleinen
Eisen", waren voll
gediegener Über-
lieferung; in der
Ellis sale" Februar
1902 wurden sie zu
99, III, 177 Pfund Mailand,i831, roter Saffian
verkauft. Dabei hatte
er aber die Tendenz, die Mittel zu vereinfachen, zum Beispiel für seine
Freihandvergoldung bloss etwa ein Dutzend Stempel statt der französi-
schen hundert zu benützen. Ganz wie der erwähnte Mystiker" Belville
sich in einem Aufsatz vermisst, alles getriebene und ziselierte Leder-
zeug, zu dem die Künstler, vom Hamburger Bahnbrecher Georg Hulbe
bis zum Pariser Saint-Andre, so vielerlei Werkzeuge verwenden, mit
einem Messer und drei Federstielen auszuführen. Aber Cobden Sander-
son entwickelte den Sozialismus des Gut und Billig" weiter. Er machte
den Interimsband permanent, indem er ihm so viel persönlichen Reiz
verlieh, dass man ihn nicht gern ungeschehen wünschte. Auf
billigem Stoff von pikanter Farbenschattierung verteilt er eigentümlich
erfundenen Schmuck, meist Pflanzliches in wiederum eigentümlichen
Stilisierungen, und eine sehr buchbinderisch geformte, aber das Auge
1B
von Frau Morris
entworfen. Ge-
schmack, Sinn
für Verhältnisse
und Einteilung,
spezifischer
Schick machten
diese Einbände
appetitlich,hand-
lich,leserlichund
überdies dekora-
tiv. Cobden San-
derson war ein
grosser Erneue-
rer, auch auf dem
Kontinent, wo
seine Vorträge
gleichen Sinn
weckten Bel-
gien, Van de
Velde. Er starb
zu früh, wienicht
minder sein
hochverdienter
Fortsetzer Giee-
son White, der
Ferd. Bakala, Wien, rotes Maroquin leitende GClSt
des Studio" in
dessen Anfängen. Dieser Meister ging noch einen Schritt weiter. Mit den
einfachsten Elementen von Form, Farbe, Schrift, Einteilung, Ornament
wusste er den billigsten Calicoband zu einem Werke von künstlerischem
Geschmack zu machen. Er sprühte Erfindung von Dingen, die gar nicht
erfunden zu sein schienen. Einbände, wie der zur Geo. Bell'schen
Biographie von Burne -ones, werden immerdar zitiert werden. Ihm
verdankt der billige Maschinenband die Möglichkeit des künstlerischen
Eindruckes. Auf seinen Schultern steht in dieser Hinsicht der ganze Kon-
tinent. Man erkannte es nach seinem Tode und die englische Kunstwelt
erwirkte von der Regierung ein Ruhegehalt für seine Witwe. Es gibt Staaten,
die für dergleichen zu haben sind. Die französische Nationalversammlung,
die revolutionäre, hatte Geld genug, dem Erfinder der Roulette für den
Faksimiledruck farbiger Zeichnungen eine Pension zu gewähren. Nach dem
Zeugdrucker Oberkarnpf ist in Paris sogar eine Gasse benannt.
j. Spott, Prag. grünes Maroquin mit weissen Einlagen
x31
Die englischen Bestrebungen haben auch auf dem Kontinent zu jener
neuen Strömung geführt. Es ist gewiss interessant, dass, wie im Porzellan,
auch im Bucheinband Kopenhagen eine führende Stellung gewonnen hat.
Die Dänische Gesellschaft des Buches" wirkt mit vielem Erfolg für Weckung
der Ursprünglichkeit und Tüchtigkeit der Arbeit. Anker Kyster, S. L. Flyge,
Petersen. In Stockholm der in Paris gebildete C. Hedberg. Auf die deutschen
Leistungen wird noch späterhin zurückzukommen sein. Nicht zu vergessen
übrigens, dass so viel deutsches Talent nach dem Westen wandert. In
18'"
.3-
Paris waren Purgold
und sein Nachfolger
Trautz Trautz-
Bauzonnet Mit-
beleber des guten
alten Bindens, in
London der Deutsch-
böhme Zähnsdorf
T1886, dessen Sohn
Josef W. in Shaftes-
bury Avenue, dem
einstigen Lokale des
berühmten Binders
Roger Payne das
Geschäft fortsetzt.
Auch Georg Collin
in Berlin ist ein
Schüler Zähnsdorfs.
Und am deutschen
Lederschnitt hat der
französische sich ge-
bildet. Man erinnere
sich an ein Kapital-
stück wie Gustav
Karl Beitel, Wien, Pergament Fritzsche's Band-
rücken aus ge-
schnittenem Leder I8g7, diese I6 Meter lange Reihe von geschnittenen
Reliefszenen aus der Geschichte der Buchdruckerei. Bei G. Hulbe in Ham-
burg sah sich Saint-Andre die Technik an, welche in früheren Jahrhunderten
an Sessellehnen und Sätteln so virtuos geübt worden. Den Lederschnitt, der
von der Oberfläche her in die Dicke des Leders arbeitet, und das Treiben,
das beide Seiten in Mitleidenschaft zieht. Dazu all die Mithilfe der Punzen
und Säuren. In Deutschland wird diese Arbeit virtuos betrieben; auch von
Collin in Berlin und Weinzierl in München. InWien ist man zurück; die regret-
tables objets viennois", sagt Belville etwas übertrieben, lackiert wie die
Hüte der Totenansager, könnten ebenso gut aus Holz oder Zink sein". In
Paris ist das Haus Gruel darin besonders stark. Saint-Andre trat mit seinen
Arbeiten auf der Weltausstellung 1900 hervor. Er hat die energische deutsche
Hand, die sich auch noch maschinell stärkt, gemildert und sich neue Werkzeuge
und Säuren erfunden. Der zierliche Realismus seiner Naturstudien verschmilzt
auf das glücklichste mit dem koloristischen Element des präparierten Leders.
Dieses moderne cuir bouilli möchte er auch seinen Landsmänninnen ans Herz
legen. Warum nicht? In England ist der Bucheinband in vielen weiblichen
Händen. Die Guild ofWomen Bookbinders allein stellt schon ihren Mann. Von
vuu anya iuuu VDlAdlJlL-
In Paris hat sich, neben
Künstlergattinnen wie
Frau Vallgren und Frau
Thaulow, auch Madame
Waldeck-Rousseau mit
Erfolg dieser schönen
Arbeit gewidmet. Sie
stammt allerdings aus
gutem Kunsthandwerker-
blute, denn sie ist eine
Tochter aus Professor
Charcots erster Ehe.
Dieser berühmte Nerven-
pathologe aber und seine
zweite Frau waren
geradezu leidenschaft-
liche Kunstgewerbler
und haben ihr Haus
auf dem Boulevard
Saint-Germain von oben bis unten in ein Museum ihrer eigenen Werke
verwandelt. Sie starben beide 189g, aber Madame Waldeck-Rousseau hat
das Talent geerbt. Der Damenhand wird man es jedenfalls verdanken, wenn
auch die Stoffeinbände für Bücher wieder aufleben sollten. Königin Elisabeth
von England las noch in Samt- und Brokatbänden. Und im Buchhandel
kommen sie auch schon oft genug vor; man denke an die abscheulichen
Originalbrokatbände der Dichtungen d'Annunzios. In der Ausstellung des
Österreichischen Museums sieht man schon zwei hübsche I-Iautelisse-
arbeiten dieser Art von Olga Irmisch München.
Überhaupt liess sich in der Ausstellung des Österreichischen Museums
813 Nummern der Gang der buchbinderischen Ereignisse im XIX. Jahr-
hundert recht gut verfolgen. Sie kam gerade zur richtigen Zeit, um diese
Entwicklung im Zusammenhange ersichtlich zu machen. Und da die k. k. Hof-
bibliothek diesen Sommer aus ihren eigenen überreichen Beständen eine
grosse Ausstellung von Bucheinbänden der früheren Vergangenheit ver-
anstalten wird, so kann der Wiener Bücherfreund das Jahr 1903 zu seinen
lehrreichsten zählen. In obigem habe ich versucht, die jüngsten Phasen
der Buchbindekunst zu skizzieren; das Material der Ausstellung bot dazu
Illustrationen genug. Ganz neu war das Unternehmen, so weit es das übrige
F. Rollinger, Wien, Pergarnenx. Entwurf von Kolo Moser
XIX. Jahrhundert betraf. Zum
besseren Verständnis diesesZ eit-
raumes, der so viel in histori-
schen Stilen gearbeitet und eine
so ansehnliche Rückwärtskunst
ausgebildet hat, ist es ungemein
dienlich, dass auch die guten
alten Quellen in der Ausstellung
berücksichtigt waren. Einem
Triglyphenfriese gleich, reihten
sich einer Wand entlang die 98
Farbendruckblätter aus William
Fletchers Werken über die
English Bookbindings" und
Foreign Bookbindings" des
British Museum. Sie bildeten
eine Art verbindendes Band
zwischen den Gruppen wert-
voller Einbände aus verschie-
denem Besitz; der italienischen
und französischen mit denen
Groliers und Majolis et ami-
corum" beginnend des Öster-
reichischen Museums, der
englischen und schottischen
Prachtstücke XVII. und
Simier, Paris 1832, gelber Safhan mit Einlagen Jahrhundert des Grafen
Vinzenz Latour, der in diesen
Blättern schon wiederholt mit eindringlicher Kenntnis die alte und
die neue Seite der britischen Buchbinderei behandelt hat. An diesen
Bänden sah man die farbigen Bändervoluten und das zierliche, zu Flächen
entwickelte Rankenwerk der Renaissance, dann die mannigfacheren
Stempel des Barock und Rokoko, wie sie zu feinsten Spitzenmustem, zu
Dickichten wuchernder, umherwehender Zweiglein, eckfüllender Fächer,
moussierender Stanzenperlen zusammengesetzt sind. Die noch fast benach-
barte Ära der Padeloup und Derome, der Roger Payne wurde lebendig. Das
XIX. Jahrhundert setzt noch ganz in der alten Gediegenheit ein. Eine Reihe
hochsolider Infolios und Inquartos aus dem ersten Drittel des Jahrhunderts
zeigen die starre, aber kräftige Kraft des Empire, wie sie durch Bozerian seit
1804 als eigentliche Empirebinderei festgestellt wurde. An Prachtbänden
dieses Saflianstiles ist die k. u. k. Familien-Fideikommiss-Bibliothek besonders
reich. Eine ganze Reihe stammt aus Oberitalien Turin, Mailand, Parma,
Padua, Venedig; man ist lebhaft an die zisalpinische Republik napoleoni-
scher Observanz erinnert, wie sie auch architektonisch aus Mailand das
R. Pexiz, Paris. braunes Kalbleder
135
dauernde Muster einer Empirestadt gemacht hat. Der Dekor bewegt sich
streng im Stil, mit vielen langen, verdoppelten, vervierfachten, gekreuzten
Linien, mit Viertelsonnen in den Ecken, mit ganzen strahlenden Sonnen in
den Rückenfeldern, mit schweren Palmettenbändern oder Streifen aus kleinen
antikisierenden Blumenvasen, die sich allerdings erlauben, in den horizontalen
Teilen ganz ungeniert horizontal zu liegen, samt ihrem Blumeninhalt
Padua 1813. Überhaupt meldet sich in diesen Bänden oft ein provinzialer
Zug. Man ist etwa nicht genug mit Stempeln versehen, hat kein passendes
Eckstück und druckt die Enden der mit der Roulette aufgedruckten Längs-
streifen einfach im Winkel
übereinander. Oder die
Winkel der Linien wollen
schlechterdings nicht klap-
pen. Immerhin ist gerade
dergleichen eine lebendige
Spur der freien Hand und
kann in der Rückschau
weiter nicht verdriessen.
Auch die Bibliothek der
kunsthistorischen Samm-
lungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses hat schöne
Bände dieser Zeit. Des-
gleichen Kunstgewerbe-
Museen Österreichisches
Museum, Berlin, Linz,
Reichenberg, Brünn.
Manche charakteristische
Form stellt sich ein,
namentlich in der Verwen-
dung gekreuzter, ver-
schränkter Linien oder
G. Hulbe, Hamburg, braunes Rindsleder mit Treibarbeit u. Bemalung SCitCUgTOSSCT Linien"
diagramme, die an Balkon-
gitter des Nachempire erinnern. Einer der typischen Züge ist die
Fügung breiter Bänder aus vier oder mehr dünnen, langen Linien,
an denen die schweren, eigentümlich patzigen oder klotzigen Eckstücke
gleich Uhrgewichten an dünnen Drähten hängen. Die Dekoration
geht gleichsam durch Dick und Dünn. Herr Biedermaier findet daran
besonderes Gefallen. Auffallend ist das schöne Dukatengold, das dem
Napoleongold" der französischen Empirebände entspricht. Dort war der
Doreur eine wichtige Person. Bauzonnet war ursprünglich Doreur bei Pur-
gold. Auch die verschiedenen Lederfarben des Empire stellen sich ein,
darunter racinierte" gefladerte und marbrierte"; lapisblaues Kalbleder
war Spezialität, die allgemeinste Empirefarbe freilich war rot. Das Alles
spielt über die Grenze herüber. Bei lokalgeschichtlichen oder amtlichen
Publikationen spielt dann auch das Wappen eine grosse Rolle. Es
bildet immer einen schweren Block, bald in trockener heraldischer
Gravierung, bald in einer verwischten Massigkeit, wie namentlich der
Doppeladler zu jener Zeit oft einen eigentümlichen, schon von weitem
datierbaren Goldklecks in der Mitte des Vorderdeckels zu bilden pflegt. Wien
bringt doch mit das Beste auch in dieser Richtung. Ein Wieland von 1815,
mit rhombischen Diagrammen in den Rückenfeldern; ein Band Ferd. Wolfs,
Wien 1833, mit
gekreuzten Linien
und füllenden
Zwickellinien über
denganzenVorder-
deckel weg, sehr
an heutiges Linien-
Wesen erinnernd;
desgleichen
Schlagers Wiener
Skizzen", Wien
1836; alles aus
kaiserlichem Be-
sitz.Aus der Hand-
bibliothek des
Fürsten Johann II.
von und zu
Liechtenstein
stammt ein ganz
auserlesener
Wiener Einband
von Krauss Rous-
seau, Paris, An
VIL, in marmo-
riertem braunem
Kalbleder mit
feinem kettenarti-
gem Band um den
Deckel und Linien-
sonnen in den
Feldern dCS flachen Paris, um 1894, braunes Schweinsleder, Bronzeappliken von Vallgren
Rückens. Auch
Cobden Sanderson empfahl die flachen Rücken, wegen Staubwidrigkeit
und Leserlichkeit. Den schwächsten Punkt dieser Zeitbände bildet meistens
die Schrift, die, mehr typographisch als kompaktorisch, meist klumpig wirkt
und nicht gar geschickt aufgedruckt wird. Sehr nett sind oft die kleinen
Bände, wie der Berliner Kalender auf 1827 Kgl. Kunstgewerbe-Museum
Berlin in rotem Safiian, mit zierlichen Palmettenstreifen und Viertelsonnen
in den Ecken. Auf unseren Biedermaierstil hat aber freilich auch wieder Paris
stark eingewirkt. Namentlich osef Thouvenin der Ältere, der Grossbinder
der Restauration, der gerade die an dünnen Linien hängenden schweren
Eckornamente mit Vorliebe anwendet. Manche unserer Bände mögen sogar
aus seinerWerkstatt stammen, denn er arbeitete für ganz Europa, sogar für
England und Russland, über 5000 Bände jährlich. Dabei hiess es schon
-Jv
gründlich gearbeitet,
wenn ein Mann an
einem Tage bis
Bände fertig brachte.
Eine ganze Bibliothek,
von Thouvenin ge-
bunden, kriegt bei
Balzac ein geadelter
Parfumeur zum Ge-
schenk. Es ent-
wickelte sich unauf-
haltsam eine Massen-
produktion. Der
praktische Gewinn
dieser Zeit war die
demireliure, der
I-Ialbfranz, der dabei
überhand nehmen
musste und jetzt die
Bibliotheken be-
herrscht.
Gegen den Vor-
märz hin bildet der
Ziergeschmack zwei
herrschende Typen
aus eine Art Neu-
rokoko und eine Art
Neugotik. Sie ent-
sprechen dem Stil des
vormärzlichen Haus-
Marie um. 13mm, grünes Maroquin fälfeS- DiCSCS R0k0k0
umrahmt die Flächen
mit fleischigen Plianzenelementen, die, als eine Art vegetabilisches Rocaille,
willkürlich auseinander herauswachsen und ihre Zwischenräume mit Netz-
mustern füllen oder auch für die Schrift leer lassen. Dieses Schnörkelwerk
wird mit der Zeit immer vegetabilischer, bis es in den Fünfziger-Jahren schon
ganz naturalistisch ist. Die Linien werden zu knotigen Ästen, die sich in den
Ecken mittels mehrfach geknickter Zweiglein verschränken und spalier-
gleich mit Rosen, Epheu und Dorngerank schmücken. Man spürt den
Schwind-Richtefschen Dornröschenstil durch. Jener vegetabilische Schnörkel
ist an vielen bürgerlich soliden Wiener Lederrücken der Vierziger-Jahre zu
einer Art Familienstil geworden und wird in den äussersten Vorstädten noch
jetzt angewendet. Der andere Geschmack ist ein neugotischer, der durch
die kirchlich-ritterliche Amts-, Salon- und Kneipenromantik aufkam. Auf den
139
Deckeln und Rücken
erscheinen gotische
Geländer, Spitzbogen
mit Masswerk, Fialen
und Kreuzblumen,
dazu bunte gotische
Schrift in Miniaturen-
stil. Ein kleines Pariser
Prachtstück dieses
genre cathedrale" ist
ein gelber Saffianband
von Simier, relieur du
roi, früher Buchbinder
der Kaiserin Josetine
Don Quijote 1832,
dessen Deckel die
zierlichste gotische
Kathedralenfassade
mitTürmchen,Fenster-
reihen und Portalen
in farbigen Lederauf-
lagen darstellt. Im
Besitze des Barons
Buschmarm.Derkirch- ESOSQY
licheVerla nei tstark
zu dieserng Stili, und WALT WHITMAN
bis auf den heutigen
Tag. Das auf musealen
Grundlagen entstan-
deneKunstgewerbeder
SechzlgerJahI-e Alfred de Sauty, London, grünes Maroquin mit farbigen Einlagen
historisch-eklektisch.
Es ahmt alle von der Schule patronisierten alten Stile nach, und zwar
mit tüchtiger Technik. Mancher Verlag, wie Alfred Marne in Tours
auch in der Ausstellung stark vertreten, erschöpft den ganzen
Arbeitskreis dieser Historik. Es gibt da auserlesene Bänderverschlin-
gungen, Filigranmuster, Lederapplikationen, Intarsien, Streublümchen, nach-
geahmtes Louis XV., Louis XVL, gestanzten Goldschnitt, bemalten Schnitt,
was man will. In Wien gewinnt die italienische Renaissance die Oberhand.
Auf vielen damaligen Prachtwerken erscheint namentlich das grosszügige
farbige Bandomament und zierliche, alles überwuchernde Rankenwerk. Die
Zeit Girardets und des Pariser Trautz, der vielen als der einzig mögliche
Buchbinder galt gibt dem Bucheinband in Wien einen gewissen Album-, ja
Kassettencharakter. Die Deckel erhalten ein stark proi-iliertes Relief und
xg"
of Women Binders. London. grünes Maroquixx
erinnern schliesslich an Balkendecken von Renaissancesälen, mit grossen,
schweren Einteilungen und ornamentalen, ja mit farbigen Szenen aus-
gemalten Füllungen. Ein Rollingefscher Einband zu Schillers Gedichten in
Folio, braunes Maroquin, von Koechlin entworfen, hat tatsächlich Malereien
von Geiger. Ein anderer Rollingefscher Prachtband Hausbrevier von
Miramar, 1860, entworfen von Koechlin ist braunes Maroquin, mit Messing-
beschlägen und elfenbeinernen Reliefköpfchen. Diese architektonische
Weise kommt daher, weil eben hauptsächlich Architekten die Entwerfer der
Bucheinbände waren. Buchbinderisch dachten die wenigsten, ebenso wenig
als tischlerisch oder glaserisch. Wenn sie Zeichnungen für Buchdeckel ent-
warfen, mussten diese erst von handwerklicher Seite für die kleinen
Stempel umstilisiert werden. Dabei konnte natürlich das ewig Richtige, das
johanna Birkenruth, London, grünes Chagrin mit farbigen Einlagen, Panneau von Mary Housl
Entwerfen aus den Eigenheiten des I-Iandwerkes heraus, das Zeichnen aus
der Natur und Verwendungsweise der petits fers, der tools und gauges
heraus, nicht aufkommen.
Und das ist auch im allgemeinen die buchbinderische Schwäche dieser
Epoche; der Architekt erdrückt den Buchbinder. An einzelnem Talent freilich
fehlte es den Wiener Buchbindern nicht. Auf der Weltausstellung 1873
erregte Franz Wunder Aufsehen durch Handvergoldung und Ledermosaik,
durch die teftliche Verwendung der Punze. Er wurde vorbildlich für
viele Deutsche, sogar für Collin Berlin und Fritzsche Leipzig; in Wien
nahmen Paul Pollack und Julius Franke seine Anregungen auf. Für die
Handvergoldung insbeson-
dere, als deren Virtuosen sich
stets die Franzosen betrach-
teten, ist seither in Deutsch-
land durch die Vergo1der-
schulen Gera, Glauchau
viel geschehen. Wien hatte
damals überhaupt sehr gutes
Gold, auch im Bronzefach. In
der Ausstellung des Öster-
reichischen Museums
spiegelten sich alle diese
Strömungen und Bestre-
bungen bis in die Neuzeit
herauf. Man sah die Entwürfe
Schrittwiesers für Rollinger,
Hermann Scheibes für
Baron Nathaniel von Roth-
schild, die prächtigen grossen
Lederbände Paul Pollacks
und Ferdinand Bakalas für
die Prinzen Heinrich und
Franz Liechtenstein eine
ganze, sehr hervorragende
Folge, aus neuester Zeit
sehr vernünftige Arbeiten
Henry Frowde, London, blaues Maroquin mit farbigen Einlagen dieses BeiWQI-t ist als
Lob vermeint von Albert
Günther, julius Franke, Franz Ziehlarz, F. W. Papke, Johann Jirak, Karl
Beitel und anderen Wienern. Neuestens geht von der Gruppe Hoffmann-
Moser ein frischer Antrieb aus. Mosers Schwarzweisseinband erinnert in
seiner Wirkung an die erwähnten Niellobände. Auch der Nachwuchs dieser
Schule arbeitet mit moderner Phantasie, im Sinne einer eigentümlichen
Stilisierung, welche die elementaren Bestandteile der Form förmlich
geometrisch kombiniert. Diese Kombinationen haben durch ihre Ver-
wendung von Spiegeln beim Entwerfen, namentlich für die sehr charakteri-
stischen Vorsatzpapiere, ein pikantes Element von Zufälligkeit, von Imprevu
gewonnen. Auch andere Künstler wenden sich gelegentlich dem Buch-
einband zu; so Rudolf Berndt, mit einem gewissen Hagenstil modernem
Biedermaier, mit einem gelinden Kinderstubenanstrich. Rudolf v. Larisch,
der Schriftenschreiber, treibt seine leserlichste aller Stilschriften in das
Emailkupferblech eines Buchdeckels. Junge Leute Otto Prutscher, Erwin
Puchinger, Franziska Esser-Reynier versuchen sich in Neuheiten, auch
flotten Malereien, halb im Plakatgeschmack, halb im Kindergartenstil. Weit
143
konservativer als Wien ist
Prag. Die zahlreichen,
gründlich gearbeiteten
Bände von J. Spott halten
sich meist innerhalb einer
bewährten Renaissance.
Ein grosses Missale ist
bunt von halbarchaischen
Lederapplikationen.Dieser
Messbuchstil betont sich
in Krakau Robertjahoda
noch gotischeroderbyzan-
tinischer; das liturgische
Element setzt sich in Glas-
fensterfarbe um.
Wenden wir uns dem
Auslande zu, so begegnen
wir allen Modernitäten des
Tages. Das solide Paris der
petits fers lebt in den tadel-
losen Maroquin- und Kalb-
lederbänden von R. Petit
Prinz Franz Liechtenstein
und Österreichisches
Museum und, etwas
modischer, von Petrus
Ruban Fideikommiss- Henry Frowde, London, rotes Maroquin mit farbigen Einlagen
Bibliothek. SeinAntipode,
der Ledertreiber und Lederschneider Saint-Andre, ist mit mehreren meister-
haften Reliefbänden vertreten, auch aus dem Besitze des Museums. Dieses
Institut besitzt auch mit allen koloristischen Ledertechniken geschmückte
Bände der Skandinavier Anker Kyster, Tegner-Flyge und jenes Kuriosum
von Ch. Doudelet Antwerpen 1901, den nur in sechs Exemplaren her-
gestellten weissen Schweinslederband, dessen Ornamentik in Blindpressung
aus primitiv-stilisierten Einzelformen Vase, Taube, Shawls, Bäumchen
besteht, womit die luxuriöse Simplizität der Ausstattung seltsam stimmt
oder auch nicht stimmt. Der Lederschnitt spielt natürlich eine grosse Rolle.
G. Hulbe Hamburg wühlt buchstäblich in gediegenem Rindsleder und
anderen Häuten. Während F. X. Weinzierl München noch mehr zum
Gaudeamus- und Hubertusstil zu neigen scheint sein kolossales Goldenes
Buch" erscheint förmlich in Lederkoller und Brustharnisch, berühren sich
bei Hulbe alle Extreme der blühweisse Pergamentband Vogelers mit
hellstem Grün und Lila der Malerei und das braune Rindsleder des
Germanischen Museums" mit farbiger Reliefvedute im Butzenscheiben-
geschmack. Das deutsche
Bedürfnis nach Haus-
chroniken", Kommers-
büchern und dergl. sogar
ein Schlarafiiabuch im
Schlaraffiastil ist vorhanden
Hösst diesen ehrenfesten
Techniken ein fast unzeit-
gemäss erscheinendes Leben
ein. Auch Wilh. Rauch
Hamburg hat seine beson-
dere Ledernote; sein blind
gestrichenesLinienornament
auf hellbraunem Schweins-
leder oder das goldene auf
graubraunem Seehundsleder
ist vortrefflich im Stil, selbst
wo er zu Umrissfiguren in
I-Iandvergoldung von zwei
Tönen emporsteigt. Dem
Bogensatz und der Linie
dürfte ja die nächste Zukunft
gehören, wie Paul Kersten
Erlangen schreibt, der sich
aber in seinen trerflichen
Bänden davon nicht beengen
Birmingham Guild of Handicraft, 1902, rotes Maroquin läSSt- In Deutsllhländ hat SiCh
Geschmack und Handfertig-
keit neuestens wesentlich gehoben. Man sieht es jedem einzelnen Bande der
bisher genannten Meister an, denen noch E. Ludwig rankfurt,W. Kämmerer
Berlin, R. Grimm Crefeld, dann auch einzelne Damen, wie die energische,
stilsinnige Marie Lühr Berlin anzureihen sind. Die eigentliche Sicherheit
des neuen Stiles haben aber doch die Engländer, die ihn mit der Wärme
und der Kühle ihrer Rasse ausgebrütet haben. Seien es nun die haarfein
gearbeiteten Maroquinbände der Hampstead Bindery, welche Graf Vinzenz
Latour ausstellt, oder die von P. G. Konody gesandten Leinenbände nach
Entwürfen von Künstlern wie Brangwyn, oder die Pergamentbände Paul
Woodroffes, oder gar nur die geschmackvollen Papierbände R. Anning
Bells, es ist immer wieder ein nationales Stilgefühl darin, und zwar ein
spezifisches Bucheinbandgefühl, das der Deutsche, der Büchermensch par
excellence, niemals hatte, allerdings aus Sparsamkeit nicht. Das kunst-
gewerbliche Verbindungswesen in England hat auch auf diesem Gebiete die
beste Frucht getragen. Die Einbände des Essex House, der Hampstead
Bindery, der Birmingham Municipal School of Art, der Guild of Woman
Binders, dann einzelner Binde-
künstler, wie der wohlbekannten
Miss Johanna Birkenruth, Miss
Mary Downing, des Meisters Leon
V. Solon, Gedye, Frowde u. s. f.,
stehen auf dem Niveau der Ge-
sundheit und Vernünftigkeit, sind
technisch tadellos und stilistisch
echte Bucheinbände unserer Zeit.
Und dabei gehören sie zum grossen
Teile einer neuen Entwicklung an,
der Übergangszeit vom Interims-
band zum Liebhaberband.
Mancher Bucheinbandlieb-
haber, oder Bibliopegophilä, wird
bald von einem sogenannten Biblio-
theksband nichts mehr wissen
wollen, weil der Calico sich seinen
eigenen Stil und seine eigenen
Künstler gemacht hat. Oder werden
in Deutschland die Einbände Otto
Eckmanns nicht wertvoll bleiben?
Ist seine Schwarz-Rot-Gold-
Vignette zuSudermanns ohannes"
oder sogar seine grosse zum
Umschlag "Woche" 35111.";ÜSÄÜZZÄÜIÄTiÄIEIbÜÄIÄÜIZZÄÜSIÄZÄIZÄZÄZZ
charaktervoller als irgend ein Aller- Eckbmhrägen
welts-Juchtenband? Die Einbände
der Lemmen, Behrens, Van de Velde, Vogeler und so vieler anderer sind an
Erfindung und Geschmack vortrefflich. Sie machen das Buch lesenswerter und
stimmen den Betrachter des Schaufensters kauflustig. Ein solcherVerlagsband
oder Verkaufsband ist zugleich Plakat und Inserat und stimmt den Sinn zu-
gleich auf die Note des Inhalts. Und das alles bei äusserster Erschwinglichkeit.
In Wien sind wir darin noch zurück und das macht es begreiflich, dass hervor-
ragende Sortimenter Lechner einen eigenen Liebhaberband für ihre Kunden
pflegen. Das Leipziger Preisausschreiben ist für Deutschland ein Markstein
des Umschwunges. In der Ausstellung sah man eine reiche Auswahl von
Verlagsbänden, namentlich von F. Volckmar Leipzig, von verschiedenen
Urhebern P. Kersten, F. Eisengräber, Konstanze Karlslake, Graf Sparre
u. a., dann andere von Prof. K. Moser das Segantini-Werk, Ars nova",
Hevesis Österreichische Kunst im XIX. Jahrhundert", von Prof. F. I-Iein
Grötzingen, Prof. O. Seyffert Dresden, weiter Leinenbände der Verlags-
firmen Eugen Diederichs Leipzig, S. Fischer Berlin, B. G. Teubner
Leipzig u. s. f., Entwürfe zu solchen Bänden von Lüderitz und Bauer
1,.
"Q...
2c
Berlin oder einzelnen
Künstlern, wie Berlepsch-
Valendas geistvoll, nament-
lich bei reicher Farbigkeit.
Mehrere jener Verlagshäuser
haben wie die Zeitschriften
Pan", ugend", Insel" ihr
bleibendes Verdienst um den
deutschen Verlagseinband.
Trotzdem sieht man auf den
ersten Blick, wie weit dieser
hinter dem englischen zurück-
steht. Vor allem ist die Farbe
selten ansprechend; die eigen-
tümlich suggestiven Töne der
Engländer fehlen, ja, das
Meiste ist noch immer spiess-
bürgerlich und unangenehm.
Auch Schrift und Vignette
steckt noch tiefer, als man
glauben möchte, im Familien-
blattwesen oder Kneip-
zeitungstypus. Der alte Adam
Essex House Press. London, grüner Saflian mit Emailmalerei in ist noch lange nicht ausge-
Umrahmung aus oxydiertem Silber trieben; nämlich der Adam der
deutschen Jahrhundextmitte.
Eine sehr wesentliche Ergänzung der Ausstellung bildete die Abteilung
für Vorsatzpapiere. Die Sammlung des I-Iofrates F. Bartsch Wien hatte
dazu reichlich beigesteuert. Das Vorsatzpapier, dieses Rockfutter des Buches,
erfreut sich jetzt mit Recht grosser Aufmerksamkeit und ist von bedeutenden
Künstlern eigens gepflegt. Wem wären die Vorsatzpapiere von Walter Crane
und Anning Bell nicht geläufig? Oder die von Angelo Jank und R. M. Eichler
für die ugend" entworfenen? Oder das von Otto Eckmann für die Berliner
Reichsdruckerei auf der PariserWeltausstellung? Oder die von G. Lemmen für
die Insel", die von Hoffmann, Roller, Moser und Benirschke für die Wiener
Sezession, und noch andere für den Gerlach'schen Verlag? Ein Saal voll
Vorsatzpapiere ist heutzutage ungemein amüsant, ein Stelldichein der ver-
schiedensten Geister. Natürlich sind die japaner wieder obenan. Was das
Österreichische Museum, Hofrat Bartsch und Herr Saenger Hamburg aus-
gestellt haben, ist Blatt für Blatt entzückend. Man denke an das Blatt voll
winziger, aus rosa Grund weiss ausgesparter Wasservögel mit schwarzen
Schnäbeln und Füssen, die wie lauter Kommas und Semikolons dazwischen
hinwirnmeln. Oder das Blatt voll Schneekrystalle, das Blatt voll goldener
Chrysanthemen im dünnsten Kritzelstil, das Blatt mit weissen Spinn-
weben in Gesträuch, oder das,
wo man einen blauen Himmel
mit weissen Wölkchen durch
einen Netzvorhang zu sehen
glaubt, oder das Wasser voll
zarter Wirbel und winziger
schwimmenderPflanzenblättchen.
An Erfindung, Naturbeobachtung
und Diskretion im Schick sind
sie unübertrefflich. Und natürlich
an richtigem Papierstil, der sich
freilich bei ihren weichen Büchern
mehr dem Tapetenhaften nähern
wird. Auch bei den Chinesen
findet sich einzelnes, wenn auch
nicht so geistreich; zum Beispiel
ein Craquele. Unter den euro-
päischen Papieren finden sich nur
einzelne, die jenen japanischen zu
vergleichen sind; so eines aus der
Zentraldruckerei in Kopenhagen,
mit blauem Meer, Buchenalleen
und weissen Hirschen, eine
richtige Sund-Landschaft, in nied-
lichem Einfaltstil. In Deutschland
ist die Bewegung lebhaft genug.
Die Aktiengesellschaft für Buntpapier- und Leimfabrikation in Aschaffenburg
hat in ihrem Musterbuche eine reiche Auswahl neuer Muster, manche im
Stil der Jugend" und daneben wieder moderne Marmorpapiere. Diese und
die Kammpapiere setzen jetzt eine Menge Koloristen in Bewegung. Man
erreicht ganz abenteuerliche, bandachat- und rauchtopasartige Mischungen
E. Leistikow, Bromberg; W. Rauch, Hamburg, Poeschel und Trepte Leip-
zig erzielen die seltsamsten Wirkungen, wie von Naturselbstdruck und
besonders stalaktitenartige in den verschiedensten Tönen. Die Kleister-
papiere von Lilli Behrens Darmstadt machen den Eindruck von ge-
strickten Stoffen, über deren Wolligkeit sich gerippte Seidenbänder
ziehen. Ed. Gabelsberger Diessen bei München verwendet Mohnblumen,
Narzissen und dergleichen in hübscher Verstreuung. Professor Franz Wien
eckmannisiert einmal hübsch, mit schwarzen Schwänen zwischen weissen
Lilien. Karl Mienzil Lemberg sendet eine grosse Auswahl bieder-
maierischer Muster, deren Motive sich ungemein putzig ausnehmen, während
die Farbe oft sehr minder ist. Auch Anton von Szmik Wien bewegt
sich auf der biederen Linie. Und ein Blatt aus der Vergangenheit sind
die Augsburger Proben aus dem XVIII. Jahrhundert, diese grossen
THE HYMNQF?
BAPXDAESAN
Essex House Press. London, rotes Ziegenleder
20'
x45
goldbrokatartigen Rosenmuster, die wie Graf Latour erwähnt damals bei
den schottischen Buchbindern obligat waren. Was unsere Kunstgewerbe-
Schüler in Phantasien für Vorsatzpapier leisten, hat man auf allen ein-
schlägigen Ausstellungen bemerken können; auch das Vorsatzpapier unserer
Monatsschrift stammt aus diesem Kreise, es ist von Else Unger. Und all
dieser Handarbeit gegenüber stehen bereits die Werke der Maschine, die
typographischen Vorsatzpapiere der Rudhardt'schen Giesserei in Offen-
bach a. M., die ein kleines heraldisches Muster von sehr guter Typisierung
ins Unendliche wiederholen lassen. Auch für die Kenntnis des modernen
Vorsatzpapieres, obgleich die Proben diesmal doch einem engeren Kreise
entnommen waren, ist jetzt ein günstiger Augenblick, den das Öster-
reichische Museum genützt hat. Noch ein Stück kunstgewerbliches Ödland,
das einst reich bebaut gewesen und nun wieder unter den Pflug ge-
nommen wird.
DIE KUNSTHISTORISCHE SAMMLUNG
PIERPONT MORGANS 51b VON P. G. KONODY-
LONDON Sh
URCH die Spalten der englischen Tagespresse
ging vor einigen Wochen ein Gerücht, dem-
gemäss der amerikanische Milliardär Mr. Pier-
pont Morgan den Entschluss gefasst hätte, die
von ihm im Laufe von zirka zwanzig jahren
gesammelten Kunstschätze in einem eigenen
Museum in New-York zu vereinigen, welches
er mit ungeheuerem Kostenaufwand neben
seinem herrlichen Stadthause zu erbauen ge-
denkt. Es seien ihm sogar die Pläne des Baues
schon vorgelegt und von ihm angenommen
worden. Da dieses Gerücht in keiner Weise dementiert wurde, kann man
wohl annehmen, dass es auf Tatsachen beruht und dass innerhalb kurzer
Zeit eine für europäische Kunstfreunde überaus traurige Auswanderung
unersetzbarer Kunstwerke stattfinden wird. Der Schlag ist umso härter,
als der Finanzheld bisher in grossmütiger Weise seine für unglaubliche
Summen erworbenen Sammlungen der Öffentlichkeit preisgegeben und
den Staats- und Munizipalmuseen von Athen bis Glasgow zur Verfügung
gestellt hat.
Obwohl von Zeit zu Zeit kurze Berichte über die Ankäufe Pierpont
Morgans ihren Weg in die Presse finden, ist es schwer, sich einen Begriff
von der weittragenden Bedeutung dieser kunsthistorischen Sammlung zu
machen. Die von ihm bezahlten Summen erreichen eine schwindlige Höhe
149
man spricht von 50
Millionen Kronen und
wenn er auch manches
Stück, wie dies unver-
meidbar ist, weit über-
zahlt haben mag, stand
ihm andrerseits der Rat
solcher Sachverständi-
gen zur Verfügung, wie
der des Mr. Duveen, des
bekannten Kunsthändlers
in Bond Street, welcher
ihm beim Erwerb seiner
bedeutendsten Schätze
behilflich war. Es ist
mir gelungen, aus bester
und absolutverlässlicher
Quelle einige der Preise
zu erfahren, welche
Pierpont Morgan für
einen Teil seiner Kunst-
schätze gezahlt hat, und
nach diesen Ziffern zu
schliessen, ist die oben
erwähnte Gesamtsumme
kaum zu hoch gegriffen.
Der Kunstwert dieser Werke bleibt ja allerdings von solcher Statistik
unbeeinflusst, doch dürfte die folgende Tabelle für die Leser von Kunst und
Kunsthandwerk" von Interesse sein
Die Garland-Sammlung von chinesischem Porzellan 3,75o.ooo Kronen
E. j. Gedye, London, rotes Maroquin
Die Gutmann-Sammlung von altdeutschem Silber r,7 50.000
Die Pfungst-Sammlung von Bronzen aus dem
15. und IÖ. Jahrhundert 1,ooo.000
Die Mannheim-Sammlung von Majolika, Bronze,
Silber und Limoges 1,ooo.ooo
Raphaels Madonna di San Antonio" 2,5oo.o00
Fragonards Roman d'Amour de la Jeunesse" 1,625.o0o
Gainsboroughs Duchess of Devonshire" 1,ooo.ooo
Drei Rose du Barry Sevres-Vasen 375.000
Ein Vlämischer Gobelin 2,5o0.ooo
Ein Limoges-Tryptichon von Nadon Penicault 500.000
Diese ansehnliche Liste, abwechslungsreich wie sie ist, repräsentiert nur
einen geringen Teil des Materials für das geplante Museum, welches unter
anderem die herrlichsten Sammlungen von Limoges Email, goldenen Tabaks-
aJv
dosen und englischen
Miniaturen aus der
Glanzperiode dieser
Kunst Cosway, Plimer
und Engleheart ent-
halten wird.
Der in der Liste
angeführte Gobelin, ein
Glanzstück in tadel-
loser Erhaltung,
stammt aus dem
Schlosse les Aygalades
bei Marseille. Mar-
schall Villars erwarb
ihn beidemVerkauf des
Besitzes des Herzogs
Mazarin, eines Neffen
des Kardinals, der ihn
seinerseits aus Spanien
gebracht hatte. Es ist
die Vermutung ausge-
sprochen worden, dass
dieser Gobelin ur-
sprünglich der Van
Eyck-Serie im könig-
lichen Schlosse zu
Madrid angehörte,
Essex House Press, London, Deckel aus Stechpalmenholz mit doch iSt diese Theorie
Seschnkmm Rdi" keineswegs über alle
Zweifel erhaben. Die
Komposition ist allerdings jenen Meisterwerken sehr ähnlich, besonders was
die Einteilung in Felder, die Säulen, welche das Mittelfeld begrenzen, und
einige der Figuren betrifft, doch ist die Arbeit selbst nicht ganz identisch.
Die Reproduktion eines der Van Eyck-Stücke ist hier beigefügt, um den
interessanten Vergleich zu ermöglichen. Der Herzog von Villars, Statthalter
der Provence, hinterliess den Gobelin einem Mons. Mestre, von welchem
ihn M. de Barras erwarb. Schliesslich gelangte er in den Besitz des Lon-
doner Kunsthändlers Duveen, der ihn an Pierpont Morgan weiter verkaufte.
Das Mittelfeld zeigt den Schöpfer auf einem gotischen Throne. Zwei
Engel mit Lilie und Schwert knieen ihm zur Seite, während zwei weitere
hinter dem Throne einen Schleier halten. Der Schöpfer hält in der linken
Hand ein offenes Buch, während die Rechte segnend erhoben ist. Zu seinen
Füssen erstreckt sich Meer und Land und imVordergmnd ist eine knieende
Gruppe, die den Kaiser, den Papst und andere weltliche und geistliche
Würdenträger ein-
schliesst. Die um-
gebenden Gruppen
stellen Szenen aus
der Geschichte von
Ahasverus und
Esther dar, eine
offenbare Anspie-
lung auf ein grosses
Missgeschick der
christlichen Welt,
demjenigen ähn-
lich, welches zu
Ahasverus' und
Esthers Zeit dem
Judentume mit
Untergang drohte.
Vielleicht ist es
eine Anspielung auf
die Vertreibung
der Mauren durch
Ferdinand und
Isabella im Jahre
1492, vielleicht auf
den Sieg über die
Türken bei Belgrad
Die beiden Antwerpen, xgor, weisses Schweinsleder mit grauem Spiegel, Entwurf von
lateinischen ln- Ch- 901'481"
Schriften lauten
Rege, rego adoravit Cum osculata fuerat
Atq int tui paratur Sceptrum Anneri
Ei cib at illa de mola ant Hester scipto utitur
Quo potuit satiatur Regis pleno meri.
Obgleich Pierpont Morgans Gobelin in selten guter Erhaltung ist, sind
doch die Jahre nicht ohne Einfluss auf die Farben geblieben, welche heute
zu einer blassen Harmonie von unvergleichlicher Zartheit abgetönt sind. Die
ganze Fläche ist mit Gold- und Silberfäden durchwirkt, welche bei dem
natürlichen Glanze der Seide nicht zu sehr ins Auge fallen und eine pracht-
volle Gesamtwirkung hervorrufen.
Raphaels Madonna di San Antonio", besser als der Colonna Raphael
bekannt, da das Bild durch lange Jahre im Besitze der Familie Colonna in
Rom war, ist ein verhältnismässig frühes Werk des Urbinaten. Er malte es
für die Schwestern von San Antonio di Padua in Perugia im Jahre 1505, also
nur ein Jahr später als das berühmte Sposalizio in der Brera zu Mailand,
und im ersten Jahre
seines Aufenthaltes
in Florenz, doch
zeigt ein Vergleich
der beiden Bilder,
wie sehr innerhalb
der kurzen Zeit
Peruginos Einfluss
in den Hinter-
grund gedrängt
ward, um einem
persönlicheren
Stile Platz zu
machen. Das Altar-
stück bestand ur-
sprünglich aus dem
Hauptbilde, einer
Lünette und einer
Predella von fünf
Feldern. Letztere,
welche kaum von
des Meisters Hand
stammen, sind in
mehreren engli-
schenPrivatsamm-
lungen verstreut,
während die
Lünette sehr durch
j. L. Flyge, Kopenhagen, lichtes Kalbleder mit farbigen Einlagen Restaurierung ge-
litten hat. So ist
zum Beispiel der
Himmel mit schwerem, undurchsichtigem Blau übermalt, was umso auf-
fälliger ist, als der Hintergrund des Hauptbildes den vollen Reiz der
zarten, durchsichtigen Atmosphäre des Meisters hat. Es ist heute Mode,
besonders in England, in Raphaels Werken Fehler zu finden, und die
Colonna-Madonna ist diesem Schicksal nicht entgangen. Nichtsdestoweniger
hat Pierpont Morgan in diesem Bilde einen Schatz erworben, der, vom kunst-
historischen Interesse ganz abgesehen, an reiner Schönheit und tiefer
Farbenpracht nicht leicht seinesgleichen findet.
Von allen den Kunstwerken der Morgan-Sammlung hat wohl keines
mehr Aufsehen erregt, als Gainsboroughs Duchess of Devonshire. Das Bild
ward vor Jahren von dem Kunsthändler Agnew zu einem zu jener Zeit sen-
sationellen Preise gekauft und in seiner Galerie in Bond Street untergebracht,
von wo es in mysteriöser Weise gestohlen wurde. Auf welche Weise der
Diebstahl einer
Leinwand von
solchen
Dimensionen
in einer der
belebtesten
Strassen von
London aus-
geführt wurde,
ist bis heute
unerklärlich,
und die merk-
würdigen Um-
stände haben
Zweifler zu
der absurden
Theorie ge-
führt, dass der
Eigentümer
selbst das Bild
versteckt habe,
um durch die
sensationelle
Raub-
geschichteden
Wert des Ge-
mäldes zu er-
höhen. Nach-
dem es Jahre
lang Vef" Anker Kyster, Kopenhagen, blauer Safüan
schollen ge-
blieben, erhielt
der Kunsthändler einen Brief aus Amerika, angeblich von dem Diebe, und
nach langen Unterhandlungen und gegen Bezahlung einer beträchtlichen
Summe fand der gestohlene Gainsborough seinen Weg zurück nach Bond
Street. Das dadurch erregte Aufsehen war enorm, umsomehr als sofort
ein wahrer Krieg der Kritik um dieses Bild ausbrach. Mehrere Kunstkenner
äusserten in mehr oder weniger verblümter Weise, dass das Porträt gar nicht
von Gainsborough sei, oder zum mindesten nicht jenes Bild, welches in zeit-
genössischen Werken als sein Meisterwerk beschrieben ist. Es lässt sich
kaum begreifen, worauf derartige Angriffe basiert sind, da diese Duchess of
Devonshire durchwegs das Gepräge von Gainsboroughs raffinierter Eleganz
und genialer Pinselführung trägt und zu den vollendetsten Werken englischer
Porträtkunst zählt.
Gohelin aus dem königlichen Palast in Madrid
Die herrliche Serie dekorativer Panneaux von Fragonard, welche unter
dem Namen Roman d'Amour de la Jeunesse" bekannt ist, war ursprünglich
für den Pavillon der Madame du Barry in Louveciennes oder Luciennes
gemalt. Aus bis auf heute unbekannt gebliebenen Ursachen verblieben die
Bilder im Atelier des Meisters, bis sie zur Zeit der Schreckensherrschaft
von ihm von Paris nach Grasse geschaEt wurden. Mit Ausnahme von solchen
MeisterwerkenWatteaUs, wieL'Embarquement pour Cythere und L'Enseigne
de Gersaint hat die französische Kunst des I8.ahrhunderts nichts geschaffen,
das dem Geiste und Charakter der Epoche besser entsprochen hätte, als diese
Serie von Liebesszenen, in welchen Mme. du Barry und Louis le Bien-Aime
sehr idealisiert und verjüngt, aber trotzdem unverkennbar die Haupt-
rolle spielen. Die vier ersten Panneaux La Poursnitz, L'Escalade ou
le Rendez-vous, Les Souvenirs, und L'Amant Couronne zeigen den
Pierpont Morgans Hämischer Gobelin
Liebesroman von seiner für die berühmte Favoritin günstigsten Seite und
waren offenbar für den Landsitz der du Barry bestimmt. Das fünfte Feld
dagegen L'Abandon ist wahrscheinlich später gemalt, denn es lässt
sich kaum annehmen, dass der Künstler den Mut gehabt, der Favoritin eine
derartige Moralpredigt zu halten. Es zeigt den öden, traurigen Herbst des
Liebesromanes sowohl, als auch der Natur, und drückt in Auffassung und
Farbenstimmung des Künstlers Gedanken mit grösster Direktheit aus. Die
übrigen Felder sind mit reizenden, rosigen Amorini und allegorischen Figuren
gefüllt. Das ganze Werk kann als Muster dekorativer Raumausschmückung
hingestellt werden und ist die wichtigste Arbeit, die uns Fragonard hinter-
lassen hat.
Fragonard hatte das Unglück, den Untergang der überfeinerten und
lasterhaften Kultur der Watteau-Periode zu erleben. Er gehört der Mitte des
achtzehnten Jahrhunderts an, lebte aber bis in den Anfang des neunzehnten,
und sein Werk war dem Zeitgeiste der Revolution so entgegengesetzt, dass
es durch lange Jahre nicht die gebührende Beachtung erhielt. Wo ein David
den Geschmack beherrschte, war kein Platz für einen Fragonard. Erst in der
21'
Houdon, Der gegebene und der erwiderte Kuss
zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts ward ihm wieder der Platz
eingeräumt, zu welchem ihn sein Genie berechtigt, und die Ausstellung der
von Morgan erworbenen Panneaux hat ihn als einen der grössten Meister
aller Zeiten enthüllt.
Der Bildhauer Houdon hat das Geschick Fragonards geteilt. Auch er
ist ein typischer Künstler der galanten Epoche; auch er war ein Zeuge des
Umschwunges, der in der Kunst sowohl als auch im politischen Leben vor
sich ging. Die beiden Doppelbüsten im Besitze Pierpont Morgans der
gegebene und der erwiderte Kuss sind Fragonards in Marmor übertragen.
Die beiden Stücke stammen aus der Mühlbacher Sammlung in Paris und
werden in dem neuen Museum in New-York die französische Skulptur des
I8. Jahrhunderts in würdiger Weise repräsentieren.
Der eklektische Geschmack des amerikanischen Millionärs wenn man
bei einem Manne, der alles kauft, was ihm von verlässlicher Seite empfohlen
wird und was ihm teuer genug erscheint, von Geschmack reden kann ist
an keinen Stil und an keine Periode gebunden. So ist es kaum zu verwundern,
dass man neben Fragonard und Houdon auch ein herrliches Relief von Dona-
tello findet. Es ist eine Madonna mit dem Kinde von unvergleichlich zarterer
und vollendeterer Ausführung als die bekannte Version desselben Motives im
Berliner Museum, an welche die Hand mit den auseinander gespreizten
Fingern erinnert. Das ganze Werk, mit Ausnahme der beiden Köpfe, ist in
ungemein flachem Relief gehalten. Dabei hat man doch ein deutliches Gefühl
Donaxello, Madonna mit dem Kinds
des zurücktretenden Raumes, und die entzückenden, in Atmosphäre
gebadeten Engelsköpfe treten weit in den Hintergrund zurück. Das Werk
stammt aus der Pepys-Cockerell Sammlung, doch ist es mir nicht gelungen,
seinen Stammbaum" weiter zu verfolgen.
Besonders gut vertreten sind in der Morgan-Sammlung italienische
Majolika- und Fayencearbeiten, englische Miniaturporträts und Limoges-
Emails in Grisaille und in Farbe aus der besten Periode dieser Manufaktur.
Das Glanzstück unter den letzteren ist ein polychrornes Triptychon von
Nadon Penicault geboren 1474 mit Szenen aus dem neuen Testament. Die
I-Iauptfelder enthalten die Kreuzigung, die Kreuzabnahme, die Grablegung
Porträt-Miniaturen von Plimer und Cosway
und die Auferstehung. Unter den hier
reproduzierten Objekten sind ferner
ein Salzstreuer aus Silber, vergoldet,
englische Arbeit der Periode der
Königin Elisabeth, welcher seinerzeit
bei der Versteigerung der Sammlung
von Lord Dover ungeheures Auf-
sehen erregte, ein Doppelsalzfass aus
vergoldetem Silber Louis XVI von
Auguste und ein äusserst rares Stück
Rose du Barry", Sevres-Porzellan.
Die Garland-Sammlung von
chinesischem Porzellan, welche
gleichfalls dem Morgan-Museum
einverleibt werden wird, gibt in
über IOOO seltenen Stücken ein voll-
ständiges Bild der Entwicklungs-
geschichte dieser orientalischen
Kunstindustrie, von den archaischen
Arbeiten der Sung-Periode bis zu
den tadellos ausgeführten und reich
dekorierten Stücken der Ming- und
Khang-he-Perioden.
Dass die Sammelwut des
Finanzhelden manchmal auch ihn
auf Irrwege führt, geht aus einem
Beispiele hervor, auf welches das
neue Londoner Kunstblatt The
Connoisseur", dem die beiden diesbezüglichen Illustrationen entlehnt sind,
die Aufmerksamkeit lenkt. Das erste Bild zeigt ein Cameo aus der Sammlung
Rose du Barry", Sevres-Porzellan
x59
33,3
wß,aä- y.
2.
a3
Triptychon, Limusiner Email von Nadon Penicault
des Herzogs von Marlborough, welches in Mr. Story Maskelynes Katalog
aus dem Jahre 1870 als eine moderne oder vielleicht eine Renaissance-
Arbeit, möglicherweise ein Arundeljuwel" beschrieben ist. Die Sammlung
ward im Jahre 1875 an einen Mr. Bromilow verkauft, der sie im Jahre 1899
wieder unter den Hammer brachte. Diesmal war schon im Katalog
der Passus eine moderne oder vielleicht eine Renaissance-Arbeit" aus-
gelassen, und das möglicherweise" in wahrscheinlich" verändert. Die
Fassung ist in beiden Katalogen auf folgende Weise beschrieben Eine
durchbrochene Rokoko-Fassung aus der Zeit Ludwigs XV., mit emaillierten
Trophäen und I0 kleinen Onyxen." Nachdem das Juwel zwei Jahre lang
verschollen, tauchte es plötzlich wieder im Besitze Morgans auf, der es
vom Konsul Gutmann mit dem Reste seiner schönen Sammlung erworben
hatte. Die zweite Illustration zeigt jedoch, in welcher Form es in Herrn
Gutmanns Besitz gelangte, und die Beschreibung lautet heute Frauen-
porträt in Cameo geschnitten in emailliertem Goldrahmen mit Trophäen
und Kameen besetzt. Ungewöhnlich glänzendes Schmuckstück. Italienisch,
IÖ. Jahrhundert." So ward dies Juwel verhältnismässig moderner Arbeit
in ein Cinquecentostück verwandelt. Auf wessen Kosten lässt sich leicht
denken!
Salzfass aus vergoldexem Silber, von August
Zum Schlusse sei noch erwähnt, dass das geplante Morgan-Museum an
gewissen Tagen frei geöffnet sein wird. Mr. Morgan gedenkt auf diese Weise
den ungeheuren Importzoll, der sich auf über I2,ooo.o0o Kronen belaufen
würde, zu vermeiden. Der Zoll ist zum Schutze der einheimischen Industrien
eingeführt. Es wäre doch interessant zu wissen, ob die amerikanische
Regierung die Manufaktur von antiken Kunstwerken damit beschützen will.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN Sie VON
LUDWIG HEVESI-WIEN 51h
PREISBEVVERBUNGEN. Noch selten hat eine Preisbewerbung in Wien so
viel Bewegung hervorgerufen, als die um das Kaiserin Elisabeth-Denkmal, das dem
Volksgarten zugedacht ist. Der erste der sechs Preise wurde nicht zuerkannt, Künstler
hielten eine Protestversammlung ab, Zumbusch als Obmann der Jury erhielt in der Zeitung
ein Vertrauensvotum, und zwar von der juryminorität und schliesslich wird eine neue
Bewerbung ausgeschrieben werden. Als relativer Sieger ging Prof. Hans Bitterlich hervor,
der erst vierzehn Tage vorher den ersten Preis für das Deutschmeister-Denkmal davon-
getragen hat. Man kennt Bitterlichs Eigenschaften. Aus dem Porträtrealismus der früheren
Generation hat er sich einen schätzbaren Kern zurückbehalten, während er im Architekto-
nischen gewisse halbfreie Allüren angenommen hat. Er sucht einen goldenen Mittelweg
und begegnet sich in diesem Streben mit vielen
Kunstfreunden, die in Juries sitzen. So hat er
immer von vornherein starke Chancen. Wer
freilich den gewissen Funken fordert, wird sich
nicht an ihn wenden müssen. Sein Entwurf
überredete hauptsächlich durch eine gewisse
Porträtmässigkeit die wir übrigens gar nicht
so ausgesprochen finden. Gewiss hat ein
solcher Zug von Authentizität seinen Wert,
aber auf das künstlerische Moment hat der
Künstler diesmal ganz verzichtet. Er lässt die
Gestalt, mit einem Buch in beiden Händen,
auf einer der sieben Stufen einer halbrunden
Terrasse, einer Art Bühne im Freien, stille-
halten. Auch alles Detail ist eigens so angelegt,
dass es möglichst wenig sage, damit nicht
gesagt werden könne, dass es etwas gesagt
habe. Den meisten Beifall der kunstfreundlichen
Kreise fand schliesslich doch der mit dem
vierten Preise gekrönte Entwurf Franz Metzners
in Friedenau-Berlin. Er ist ein junger Öster-
reicher, in Wscherau Böhmen x873 geboren,
und wird jetzt nach Wien übersiedeln. Er hat
eine eigentümliche eigene Linie und Fläche,
die selbst kleineren Arbeiten ein Element von
Stil mitteilt. Ein Anklang an heroische oder
tragische Stimmung tritt leicht hinzu. Dies ist
in seinem Denkmalentwurf der Fall. Aus einer
massigen Horizontalen Kenotaph steigt eine
strenge Vertikale auf, die hohe, schlanke, feier-
liche Gewandfigur, der man übrigens nicht
mit Unrecht etwas Dante'sches nachgesagt
hat. Rechts und links schliessen sich, ihr zu
Füssen, gedrängte Menschenmassen an, Huldi-
gende, Trauernde, auch diese grosslinig, gross-
flächig behandelt. Das Werk ist wie aus einem
Guss und hat einen ergreifenden Zug. Die
übrigen Preise fielen Alexander Jaray, Hans Müller und Georg Winkler Graz zu. Das
Deutschmeister-Denkmal Bitterlichs ist eine hohe schlanke Pyramide zwischen einem
Krieger, der eben den Feind niedergeworfen hat, und einem brüllenden Löwen. An den
Seiten Flachreliefs und Inschriften, oben ein Doppeladler mit ausgebreiteten Flügeln und
als Bekrönung ein Kissen mit der Kaiserkrone. Dieser Abschluss ist im Umriss nicht glücklich
und es ist zu viel abgebrauchte Symbolik verwendet. Der zweite Preis fiel an Wilhelm Seib,
der dritte an Arthur Strasser mit Architekt Rudolf Dick. Die Architektur hat zu viel
spintisiertes Kleindetail, vortrefflich dagegen sind vier an die Ecken der Pyramide gestellte
Deutschmeister aus verschiedenen Epochen, in dunkler Bronze und Gold, und die
St. Georgsgruppe der Spitze. Überflüssig ist eine eigene Vordergruppe mit einem toten
Krieger, den ein Löwenpaar betrauert, während ein Kissen mit der Kaiserkrone aufbeider
Rücken ruht. Eine dritte Konkurrenz galt einer Plaque des Österreichischen Museums.
Unter den 65 Entwürfen gab es fast nur einen brauchbaren, von Wilhelm l-Iejda. Dieser
allerdings ist vortrefflich. In einem achteckigen Relief sieht man das ernste, senkrecht
niedergehende Profil einer Göttin und ihre schlanke erhobene Hand, die eine reizende
Salzstreuer aus vergoldeten Silber, Periode der
Königin Elisabeth
12
Viktoria hält. Hintergrund eine Landschaft mit
einem antiken Tempel. Die Ausfüllung des engen
Raumes durch eine Abwechslung ruhiger Flächen
und belebter Ferne, der Gegensatz zwischen
Strenge und Zierlichkeit sind von grossem Reiz.
Ein zweiter Preis fiel an Josef Groh in Bubenc bei
Prag, der jedenfalls originell eine zweiköpfige Muse
erfunden hat. Die antiken Musen waren sämtlich
einköpiig, sind also in einem dualistischen Reiche
nicht recht brauchbar.
IE MODERNE GALERIE. DenWienern
ist eine grosse Freude zuteil geworden. Eine
alte Sehnsucht hat ihr Ziel erreicht, die moderne
Galerie ist Tatsache. Sie knüpft sich an den Namen
des Unterrichtsministers Ritter von I-Iartel, unter
dem die Verwaltung dieses Thema unverrückbar
im Auge behalten und folgerichtig gefördert hat.
Zur einstweiligen Unterbringung des Schaustolfes
hat der Kaiser das untere Belvedere zur Verfügung
gestellt. Diese edlen Palasträume sind eugenisch
auch im Sinne der Wohlgeborenheit oder Wohl-
Phon? Vase, Re"'f'D'k""üo" und geratenheit. In ihnen waren einst die Ambraser
tümsblau" Glasur Schätze aufgehäuR, woran noch die x7 Aquarelle
von Karl Goebel in der kaiserlichen Galerie lebhaft
erinnern. Nun spielt sich hier ein halbes Jahrhundert moderner Kunst, vor der Hand
mehr Malerei, ab. Die Räume sind in Stand gesetzt nur die Türen fehlen und durch
Scherwände in Kojen" abgeteilt. Nur in dem grossen Ecksaale links ist durch Schaffung
dreier Schiffe in T-Form, deren mittleres auf ein Fenster zugeht, der Raum eigens auf
das Bedürfnis zugeschnitten. Das Licht ist natürlich mehr oder weniger gut, die Bilder
belinden sich dabei, wie sie können. Es ist eben ein Provisorium, aber ein sehr annehm-
bares. Wir finden sogar einen eigenen, künstlerischen Reiz darin, wie in den herrlichen
Sälen, mit den spiegelnden Türgewänden und Plafondgliederungen aus rotem Marmor,
mit den lebenstrotzenden Reliefstukkaturen, den Supraporten, Spiegeln und hohen Marmor-
kaminen, die gewaltigen Bilderwände Max Klingers, das Urteil des Paris" und Christus
im Olymp" sich aufbauen. Man glaubt in den fürstlichen Malpalast eines souveränen
Malerfürsten, eines Über-Rubens hineinzuschauen, der eben den Pinsel niedergelegt hat
und hinausgeritten ist in seinen Park. Das ist kein galeriemässiger Anblick, aber ein
schöner traumhafter Eindruck, wie ihn ein wirkliches Museum, ob Wagner ob Schachner,
niemals erzeugen wird. Auch das Goldkabinett am Ende der Reihe linker Hand, ein euge-
nischer Goldraum wie jene goldene Stalaktitengrotte im jetzigen Finanzministerium,
macht sich reizvoll. Es haust Makart darin. Mit welcher Wonne hätte der kleine Gold-
geniesser seine Fünf Sinne" und die Modernen Amoretten" und allerlei Skizzen, zu
einem Vorhang, zu einem Plafond, da zusammengestellt gesehen und darüber in der Luft
schwebend seinen wundervollen Oelzelfschen Plafond. Nicht zusammengebaut, sondern
blos lose zusammengepasst, so ungefähr, wie ein phantastisches Kartenhaus. Auch hier
hat man einen Eindruck, als habe Makart dieses Prunkgemach gelegentlich für eine grosse
Fürstenarbeit als Malraum zugewiesen erhalten. Man hat die grosse Fredegonde" von
Alma Tadema dazwischen gestellt und dieser Künstler wäre gewiss sehr befriedigt, dass
er in dieser üppigen Umgebung nicht gelähmt aussieht. Überhaupt hat die einstweilige
Anordnung aus den gegebenen Verhältnissen möglichst viel künstlerisch Gestimmtes
gemacht. In mehreren einzelnen Kabinetten hängen gleichgestimmte Bilder, so dass sich
Avo
ein Gesamtkolorit bildet. Bald sind wuchtige
Bilder beisammen Böcklins Meeresidyll, Zuloagas
spanischer Dichter,Kalckreuth, Kuehl, bald heitere
Uprkas Bauernmadonna, Goltz, Darnaut, Graf,
Sigmundt, Hörmanns Znaim im Schnee, bald
tieftonige Mediz, Germela, O'Lynch, Hänisch,
bald weisse Segantinis Böse Mütter", Monets
Koch in Leinenkostüm, Gallenscher Schnee, die
Helligkeiten Klimtscher Landschaften. Das
Mittelschiff jenes vereinigt etwa 25 Rudolf
v. Alt, durchaus besten Schlages, und schliesst
mit Pochwalskis immer treßlicher werdendem
Kaiserbildnis ab. Und das letzte Kabinett links
ist mit 20 Waldmüller gefüllt, worunter die
Klostersuppe" und eine Reihe seiner köstlichen
Altwiener Frauenporträts und manches Land-
schaftliche, worin sein malerischer Freiheits-
trieb deutlich durchbricht. Die gemischten Säle
enthalten sehr gute Spezimina aller öster-
reichischen Richtungen, von Schwind, Führich,
Schnorr, Danhauser, Amerling herwärts zu den
sonnigen" Pettenkofen Leopold Müller,
Schönn, farbenwuchtigen Canon und lyrisch Vase, Zeit Ylmhnynasüe, mitReuef
gestimmten Schindler u. a.. Demnmon
Natürlich wird im Laufe der Zeit hier noch
Manches hinzuwachsen. In willkommener Voll-
ständigkeit stellt sich die neueste Entwicklung dar; Freilicht und Freiluft, die jüngste
Generation. Hier sieht man am deutlichsten, dass durch das neuere Erwerbungssystem
ein organischer Zug geht, und man bedauert desto lebhafter, dass mit dieser Systematik nicht
früher begonnen wurde. Das Ausland ist begreiflicherweise schwächer vertreten. Einigen
Kunstfreunden von hoher Gesinnung verdankt die Sammlung wertvolle Geschenke.
Der Name des regierenden Fürsten von Liechtenstein ist mit vielen Perlen der Kunst
verknüpft; auch mit jener Fredegonde" und dem grossen Andreas Achenbach. In
neuester Zeit verdankt man dem Triester Architekten Hummel einem Schmidt-Schüler
das kostbare Parisurteil, das uns auch das andere grosse Klinger-Werk gebracht hat. Es ist
unschätzbar, dass Wien diese beiden Hauptstücke moderner Malerei, Gesamtkunst viel-
mehr, gewonnen hat; sie stellen es als moderne Kunststadt mit in den Vordergrund. Das
Ausland ist ferner durch Walter Crane, Luigi Loir, Hahns marmorne judith, Rodins
Rochefort, mancherlei französische und englische Graphik u. s. f. vertreten. Es ist blos
ein Anfang, aber ein prächtiger. Nur vereinzelt kommt bisher die Plastik vor. Die grosse
Novität für Wien ist in der modernen Galerie Klingers Urteil des Paris". Es ist bis 1886
gemalt und schwillt noch von den Pariser Anregungen des damals jungen Meisters. Man
merkt dies auch in den Typen, zum Beispiel dem eigentümlich stumpfen Profil der Venus,
die etwas von der Salome hat. Zum ersten Male versucht hier Klinger eine Wand zu
bauen, die er malerisch schmückt und plastisch umrahmt. Schon melden sich seine
schlanken Hölzer, die das Bild gliedern, und der mächtige Sockel, einstweilen nur aus
majolikaartig bemaltem Gips. Die Gesamtwirkung ist wundervoll. Die Wand ist in eine
helle, luftige Ferne aufgelöst, mit Berg und Hain und wehendem Himmelsblau. Und dieser
Raum rhythmisiert sich fast architektonisch durch die vier aufrechten Gestalten des
Hermes und der drei Göttinnen, die keine Gruppe, sondern ein abgewogenes Nacheinander
bilden. Zu der Architektonik des Ganzen gehört auch, dass die Szene auf der Terrasse des
troischen Königspalastes vor sich geht. Ihre dunkelblauen Säulen und Gesimse scheinen
22'
iuq.
Vase aus der Yung-tsching-Periode
1723-1735
aus der Plastik des Sockels hervorzugehen und
der reizende Mosaikboden der Terrasse ist eine
spezifisch Klingefsche Liebhaberei. Paris ist
noch fast Knabe und sitzt ganz naiv vor der
göttlichen Schaustellung. Der Jüngling Hermes
hinter ihm ist einer der schönsten Rückenakte,
die man sehen kann. Ebenso die vorderste der
Göttinnen, Juno, einer der eigenartigsten weib-
lichen Proiilakte, mit ihrer dunklen Blankheit
und der siegessicheren Geberde der beiden
Arme Me voilä". Ihr Kopf ist übrigens schon
der der Juno in Christus im Olymp". Hinter
ihr folgt Minerva, vom Gürtel ab noch verhüllt,
das reiche Blondhaar mit beiden Händen er-
hebend. Die letzte ist die erste, Venus, eine
Profiliigur in dunkler, straff angezogener Hülle,
die sich namentlich der Rückenlinie entlang in
höchst interessante Faltenstufen legt. In dem
linken Seitenflügel des Bildes steht eine weib-
liche Hermenbüste, schon mit Klingerscher
Polychromie behandelt, im rechten Seitenfeld
der Jüngling Amor mit grossen, weissen
Fittichen. Seine Gestalt hebt sich von einem
dunklen, greulichen Gebilde ab, das meistens
nicht verstanden wird. Es ist ein schlangen-
haariges Haupt an langem Halse, der eine Kopf
der Zwietracht", deren anderes Haupt samt
dem übrigen Körper sich im Sockel plastisch
fortsetzt und dort durch einen leidenschaftlich
erregten Mann zerdrückt wird. In der Mitte des
Sockels sieht man konsolenartig Eris, unter der
sich ihre Schlangen knoten. Am linken Sockel-
ende grinst eine prächtige Satyrmaske. Das Werk gehört ohne Zweifel zu den Haupt-
stücken Klingefscher Kunst.
KLEINE AUSSTELLUNGEN. In der Galerie Miethke hat der Triester Pastell-
maler Anuro Rietti eine interessante Folge von x7 neueren Arbeiten ausgestellt.
Porträts, Studien, Farbencharakteristiken, konzertante Vorträge in bunten Stiften. Man
freut sich zunächst, dass die Schwärze von ehemals sich geklärt hat und höchstens noch
als pikanter Hauch, wie von Spanien her, durch seine Harmonien weht. Er ist jetzt ein
sehr anziehender Kolorist, der aus scheinbar wertlosen bräunlichen und graulichen Werten
Stimmungen von entschieden farbigem Reiz braut. Die Virtuosität, mit der er sie vorträgt
und mit allerlei Andeutungen von Grellheiten vor unseren Augen gleichsam knistern lässt,
ist etwas Analoges, wie die Plastik Trubetzkois, der in der Tat auf Rietti von Einfluss
gewesen. Auch die Rahmen sind von ihm entworfen und stimmen ausnehmend gut zu den
Bildern, was man von den deutschen Rahmenentwerfern selten, von den Wienern schon
weit öfter Klimt! sagen kann. Eines der merkwürdigsten Bilder stellt eine alte Frau im
Profil dar, ein Scheusal, das die Griechen zur Phorkyade oder Empuse ernannt hätten.
Der Künstler ergründet diese Missgeburt mit einer passionierten Sachlichkeit, wie sie nur
in den Karikaturen Lionardos vorkommt. Ist er in der Ambrosiana darauf verfallen, zu
Milano, wo auch Trubetzkoi wohnte? Diesen Österreicher benützt aber Herr Miethke nur
Kamee in ernaillierter Goldfassung
als Kern für feine ebenso ansehnliche als amüsante Zusammenstellung von moderner,
modernster und allermodernster Graphik jeder Art. Die besten Japaner, Pariser und
Londoner, die kecksten Meister der farbigen Lithographie, der kalten Nadel, des Bleistifts,
des Pastellstifts und Aquarellpinsels in bunter Folge. Von Manet und Puvis bis zu Rops
und Steinlen, von Shannon und Toulouse-Lautrec bis zu George Henry und Edward
Munch. Es ist eine Unterhaltung für viele Feinschmeckerstunden. Im Kunstsalon
Artaria kommt ein treBlicher Wiener Künstler, Ludwig Michalek, zu fast unerwarteter
Geltung. Als Radiermeister längst anerkannt, hat er nämlich jetzt seine Schwenkung vom
reproduzierenden zum produzierenden Künstler gemacht. Auch ein Segen der modernen
Befreiung, dass solche Talente William Unger ja auch, die durch das Schubladenwesen
der früheren Ästhetik beim Leisten des Schusters zu bleiben gezwungen waren, jetzt ihr
eigenes Talent entdecken und selbst der Mann sein wollen. Auch Michalek geht es dabei
sehr gut. Er überrascht mit lebensgrossen oder auch kleineren Damenporträts in Pastell,
mitunter als Interieur in trefflichem Fensterlicht gegeben seine Mutter, oder Frau Editha
von Mautner-Markhof. Dazu mit Landschaften von mitunter sehr feiner Stimmung und
gewandtester Anwendung des Pastells oder der Raffaellistifte. Die unmittelbaren Natur-
studien sind fast immer von grossem Reiz, desgleichen einige Nachtstücke mit Mond- oder
Fensterlicht. Aber der Künstler ist auch dem Öl gewachsen. Sein grosses Bild Alte Holz-
kirche in Garamszegh", unter hohen, dichtbelaubten Bäumen, ist von einer Saftigkeit in
Farbe und Vortrag, als wäre das eine alte Flamme des Künstlers. Unter den Porträt-
studien, zum Teil Vorarbeiten für die Radiernadel, ist uns das Pastellbild des Prof.
Theodor Gomperz, am Arbeitstische schreibend, besonders lieb. Es gehört eigentlich in
eine Wiener Galerie. Man darf sich jedenfalls freuen, dass Michalek von seinem guten alten
Wege auf einen besseren neuen gelangt ist.
1-3 durch den Kaiser eröffnet wurde, ist sehr ansehnlich ausgefallen. Sie füllt alle Räume
des Hauses. In dem Säulenhofe steht grosse und kleine Plastik. Eine lebensgrosse Gipsgruppe
Charlemonts von drei heiligen Frauen Mater dolorosa ist stark im Ausdruck, wenn sie
auch von George Minne beeiniiusst sein mag. Von Antoine Jean Carles Pasteur-Denkmal
für Döle im Jura sieht man die grosse Marmorgruppe einer sitzenden Mutter mit zwei
Kindern, von einer Art zierlicher Massigkeit. Von Professor Prell Dresden einen mäch-
tigen marmomen Akt Prometheus von korrekter Unbändigkeit. Vogls Libelle" ist ein
anmutiges Wesen mit merkwürdig vielen Extremitäten, die man ihr aber gönnt. Von
Schwerdtner, Kaan, Zinsler sieht man gute Arbeiten. In einem der Säle steht auch Mar-
schalls berühmter guter I-Iirt", diesmal in Bronze. Mehrere grosse Gruppen von Sinding
sind Kombinationen, die ungewohnt aussehen, ohne ungewöhnlich zu sein. Zu Rodins
Lebzeiten ist man an andere Verschränkungen gewöhnt. Ganz überholt sind I-Iärdtls
Figuren für einen Uhrgiebel im Parlamentshaus. Diese Uhr ist längst abgelaufen. In dem
Porträtsaal hinter dem plastischen Hofe spielt Philipp Laszlo die Hauptrolle. Sein neues
Kaiserporträt, sitzend, die linke Hand auf dem aufgestemmten Säbel, ist für ihn auffallend
breit und tief behandelt. Ein Bild für Fernwirkung, wozu der interessant verteilte rote Fleck
des Mantelfutters beiträgt. Das Brustbild der Erzherzogin Isabella hat alle Blondheiten
der Palette, das Kniestück der Erzherzogin Marie Christine Prinzessin Salm-Salm eine
dezente Pikanterie. Eines der besten I-Ierrenpomäts Laszlos ist das des Fürsten Dietrich-
stein in Oberstenuniform, ein dunkles Tonstück, wie in einem hingegossen. Dagegen das
Brustbild Alice Barbis ein Hott hingeschlenkertes Impromptu von fast arabeskenhaftem
Reiz. Dann der Kopf des Grafen Albert Mensdorlf und eine Porträtstudie seiner eigenen
Frau. Er hat doch jedesmal einen Zug, der wie ein Einfall aussieht. In dieser Nachbar-
schaft hält sich ein grosses Sitzbild von Stauffer ein Wiener Arzt, mit ruhiger Stuben-
luft, recht glücklich. Eine liebenswürdige Arbeit ist Lebiedzkis halbgrosses Porträt der
Baronin Ferstel, von sehr sauberer Zeichnung und mattem, ausgeglichenem Ton. Ein
zierliches kleines Porträt in Magnatentracht Graf Esterhazy von Z.Aj dukiewicz, Swobo das
Graf Kielmansegg, Frau Odilon als Gräfin Dubarry von Adams, ein gesundes Herren-
porträt von Louis Uhl, Scharfs elegantes Damenporträt aus Paris, ein polnisches Kostüm-
porträt von Rauchinger werden bemerkt. Genre ist reichlich, Landschaft noch reichlicher.
Den grossen ernsten Ton schlägt Egger-Lienz in seiner Heimkehr von xßog-ern bei Tages-
grauen an. Veith und Schram dagegen blühen in warmen Schmelzfarben. Isidor Kaufmann
hat wieder einen galizischen Jungen bis ins Mikroskopische erforscht. Kinzel hat in die
Anekdote von ehemals schon erkleckliche Sümmung gebracht. Geller, Strecker, Merode,
I-lessl und andere gehen ihre unterhaltenden Pfade. Unter den Jüngeren fallen einige
ernstlich auf. Larwins gut gesehene Streikende, wenn auch in der Farbe etwas leer geblie-
ben, Schattensteins Szene mit lebensgrossem kroatischern Völkchen in gut bewältigtem
Lampenlicht, jungwirths lustige, starkfarbige Episode eines bäuerlichen Pärchens, das ein
Gitter übersteigen muss. Zimmermanns heilige Familie ist von schlichter ernster Form,
bei kühlem Ton. Die Landschaften von Charlemont, der diesmal in Dettmann-Leistikow'-
scher Gegend pürscht, Tomec vortrefflich beleuchtete Böhmerwaldgegend, Russ Tor
von Orvieto, Darnaut, Schäffer kühle Waldstimmungen, A. Kaufmann, auch von den
jüngeren Kukla und Goebel, dann Pflügls Motiv aus der Stephanskirche sind nicht zu über-
sehen. Sehr reich ist das Ausland vertreten, namentlich der Pariser Salon. Therese
Schwartze Amsterdam schlägt ihre markige Note an Mädchen an der Toilette, Fräu-
lein Klumpke gibt mit etwas trockener Hand ein sehr vernünftiges Bildnis ihrer Meisterin
Rosa Bonheur, E. de Grimberghe Die Rivalin" schildert einen I-Iaremsmord, aus dem
Schwarzen heraus, mit vorzüglichem weiblichem Akt, Devambez La Charge" berichtet,
gleichfalls schwarz, mit vielen elektrischen Lichtern, über einen abendlichen Krawall auf
dem Boulevard, Rosset-Granger desgleichen, aber in farbigerer Note, über einen Unglücks-
fall, wobei der Beleuchtungseffekt einer Apotheke vorzüglich gegeben ist. Unter einigen
107
Spaniern wird man sich Constantino Gomez merken, der eine heilige Handlung in der Art
einer Fadenstickerei bizarr hinaquarelliert. Der Münchener Piepho, der Düsseldorfer
Clarenbach haben hier Glück gehabt. Die Unzahl von Einzelheiten dieser Ausstellung
macht das Referat zum Katalog.
SEZESSION. Die XVII. Ausstellung der Vereinigung folgt auf die des Pariser
Impressionismus, welche dem Wiener Publikum ein genussvolles und lehrreiches
Erlebnis gewesen ist. Diesmal ist alles eigene Kraft, zu gemeinsamem Zweck aufgespart.
Eine Reihe Mitglieder haben sich in eigenen Kabinetten konzentriert, wo sie ganze Jahres-
ernten zur Schau stellen. Diese dreizehn Räume schliessen sich um einen Eintrittsalon und
einen dahinter gelagerten Quersaal. Diese Einteilung hat viel Lauschiges und lässt jene
dreizehn in ihrer eigenen Stimmung warm werden. Der Eingangssalon vonjosef Hoffmann
ist der einzige eigentliche Raumausstattungsraum. viereckig, mit dreiseitiger Endnische,
die Wände aus aufrechten Brettern in zwei feinen Ergänzungstönen gefügt, oben ein
breites japanisches Friesbild von Hohenberger, das reich und fröhlich wirkt. Der Raum
enthält Plastik, darunter den hübschen Düsseldorfer Säulchenbrunnen von Hoffmann-
Luksch und einiges Drastisch-Plastische von Luksch, der insbesondere auch den Blei-
guss neu belebt. Unter den Malern steht Rudolf v. Alt voran, der Einundneunzigjährige.
Sein grosses Bild von 1903 stellt den Kitscheltschen Eisenhof unter seinen Fenstern vor,
als Aquarellileck von erstaunlicher Ausgiebigkeit und Detailfreude. Die Regierung hat das
unglaubliche Blatt erworben. Von Klimt sieht man zwei richtige Farbeniiimmerstudien
aus der Atterseelandschaft Buchenwald in Morgensonne und blumige Wiese, dazu eines
jener ganz und nur klimtischen Phantasiestücke lrrlichter", wo sich ein unbestimmt
koloristisches Gewühl unbestimmt ornamental gliedert. Sehr hervorragend ist Engelhart
mit einem überlebensgrossen Jünglingsakt in Bronze für das Grab seines Vaters, der,
wie man sagen könnte, seine eigene Muskelstimmung hat, und einem Einbau voll stark-
farbiger Bilder, meist aus dem Wiener Faschings- oder Strassenleben. Ein walzendes
Paar Sophiensaal" mit grellgrünem Atlaskostüm und hochgeröteten Reizen ist das
Kapitalstück angekauft von dem Lande Niederösterreich. In den Kabinetten ist viel
Fortschritt beisammen. Moll vereinigt 17 Landschaften und Interieurs von der Hohen
Warte, wo schon einige Villen und Gärtchen der Sezession stehen. Seine Sonne ist
stärker, seine Luft breiter geworden, in den Stubenansichten sieht man, wie malerisch die
moderne Ausstattung doch ist. Jettmar erregt gruselndes Lachen mit vier Szenen, wo der
Urmensch das Urvieh in Gestalt von phantastisch ausgestalteten Sauriem und Daktyliern
bekämpft. Roller hat aus einem Motiv Niederblick in den Sacre Coeur-Garten zwölf
Monatsbilder von zwölffacher Verschiedenheit der Monats-, Nacht- und Wetterstimmung
herauszuziehen gewusst und seiner grossen Vielseitigkeit eine neue Seite abgewonnen.
Wie Moll, steht er mit einem Fusse noch in der Schindler-Periode, deren Reiz ja des Fort-
spinnens wert ist. Bei Orlik sieht man ein Kunterbunt von liebenswürdiger Kleinkunst,
von japanisierendem oder biedermaiemdem Zeichengeist. Andris kolorierte Kinderplastik
geht in einer Richtung, die den sympathischen Künstler beliebt machen muss. Stöhr,
Kurzweil, List, Tichy, Nowak füllen ihre Räume mit frischen Studien oder dämmerigen
Phantasien. Schmutzer stellt unter anderem seine Riesenradierung des Joachimquartetts
x50 Meter breit aus. Franz Metzner, der Mann des Kaiserin Elisabeth-Denkmals, ist der
homo novus, den man warm begrüssen darf. Seine Art, dem Marmor und Erz in aller
Eigenhändigkeit derArbeit, so aus der Technik heraus, den eingebomen Reiz abzugewinnen,
ist ganz moderne Handempiindung, und nur aus dieser kann Kunst und Kunsthandwerk
sich fortgesetzt verjüngen. Unter den Einzelwerken sind noch anziehende zu erwähnen
von Myrbach eigen gestimmte Landschaften, Krämer Bildnis des Grafen Bylandt-Rheidt,
König Amazonen u. a., Sigmundt Hausgärtchen in Sonnengeiiimmer, Auchentaller,
jakesch, Putz starker Farbeneindruck, Radler und Stolba auch hübsche Buntdruck-
papiere.
mscnen, so dass ein blick das ganze Gelage umspannt. Die Mitglieder sind noch immer jung
und haben jenes Sprudeln derjugend, das sich immer neu ansieht. Manche machen von Jahr
zu Jahr Fortschritte. Die Landschaftsmaler voran. Man sehe Ranzonis Alte Kasematten
in Eger", mit ihrer malerischenEnergie in Rot und Grün, oder seinen so in Ruhe zusammen-
gedämpften alten Friedhof bei Marienbad. Oder Ameseders starke Mondnacht in
Krumau", Luntz' Ulm", die Sachen von Wilt, Bamberger, Payer, Suppantschitsch, Kas-
parides, auch Baron Drasche, der so rasch vorwärts kommt. Germelas Rote Kutsche"
im Rokokopark schlägt einen dankbaren Akkord mit Kraft an. Konopa, Dorsch streben.
Sehr fesch" ist das Porträt. L. F. Graf Selbstporträt und ein Pärchen im Kahn studiert
die stärksten Sonnenwirkungen, die sich etwa Kroyer noch gestattet. Schiffs Porträt der
Sängerin Abarbanell hat Schick, Walter Hampels spanische Tänzerin hat Überschick. Luise
Hahns Selbstporträt ist im Gegenteil ein konzentriertes Stück Arbeit, wie es Florenz im
XV. Jahrhundert geliebt hat. Dieses Pinturicchieren ist auch die einstweilige Form Walter
Fraenkels, dessenJ-Ierodias" in Zeichnung und antiquarischer Stimmung etwas Gediegenes
hat. Die Freunde von auswärts stellen sich bestens ein. Uprkas Herbstbild mit Kirch-
gängern in Volkstracht ist von grosser Delikatesse, dafür sein pllügendes Gespann mit
studienhafter Wucht gebracht. Slaviceks Regenschauer hat viel Natur, I-Iudeceks blau-
grünes Meer viel Verve. Starke Wirkung übt als plastisches Mittelstück der Ausstellung
die Kolossalgruppe von Heu zwei Titanen, die Felsen heben, um eine Quelle frei zu
machen; es ist ein Zug von Jef Lambeaux darin. Auch eine Büste von Heu ist sehr
lebendig. Hejdas plastisches Ehrengeschenk für Baumeister Ziiferer ist ein höchst
modernes Werk, sowohl im Material es sind auch echte Ziegel neben kostbaren Stoffen
verwendet, als auch in der metallenen Allegorie, die den Sieg der Architektur über ein
Gebrodel von Widerwärtigkeiten darstellt. Auch Stundl, Widter, Rosa Silberer zeigen
ihr plastisches Können.
UNGARISCHE KÜNSTLER. Bei Pisko hat eine Gruppe jüngerer und jüngster
ungarischer Künstler eine recht ansehnliche Gastausstellung veranstaltet. Ein Blick
in dieses ganz moderne Treiben ist überraschend. Einige fertige Meister sind auch schon
international anerkannt. So Ladislaus Paal, einer der begabtesten des Kreises von Fontaine-
bleau, Millets Intimus, von Kennern wie Mesdag in dessen Haager Sammlung er
stark vertreten mit Rousseau gleichgestellt. Der Künstler starb 187g, 3a Jahre alt, im
Irrenhause. Man kann ihn am besten den Munkacsy der Landschaft nennen. Grosse
Talente sind Alexander Csök der schon vor Jahren im Künstlerhause die grosse Gold-
medaille davontrug und Rippl-Ronai, der wie Carriere in den gespensterhaften Stimmungs-
lüften zwischen Schwarz und Weiss haust und ungemein melodische Dämmerbilder malt.
Unter den Neueren, die noch mit einem Fusse die Vergangenheit berühren, sind Bihari
und Magyar-Mannheirner interessant. Bihari, in dem Zigeunerton steckt, geht in seinen
zahlreichen Studien aus Szolnok Pettenkofens Stadt an der Theiss klareren Tönungen
nach, Mannheimer wechselt unausgesetzt seine Manieren, gelangt aber zu so starken
Wirkungen, wie in der grossartigen Luft seiner Landschaft bei Jesi" und in einem
rembrandtisierenden Studienkopf. Unter den Jüngsten sind Ferenczy, Kernstock, Vaszary
und Fenyes die stärksten. Ferenczy Landschaft mit badenden Männern gibt die knallende
Kraft der ungarischen Sonne, aber er ergeht sich auch in ganz englisch ausgeglichenen
zurückhaltenden l-Iarmonien Opferung Isaaks. Kernstock Liebespaar im Garten,
Pliaumenpflückerinnen weiss einen intensiven, tiefen Farbenfleck mühelos zusammen-
zuhalten. Vaszary liebt feine, schwebende Stimmungen, auch im weiblichen Akt, der ihm
sehr vornehm von der Hand geht. Fenyes ist der kräftige Durchgreifer und packt seine
Volksfiguren mit der Faust eines Spaniers. Als feiner Porträtist hat sich Ludwig Mark
entwickelt. Von Ligeti und Telcs sieht man sehr ehrenwerte Plastik.
RAZ. LEDERKASSETTE AUS DEM KULTURHISTORISCI-IEN um KUNST-
GEWERBEMUSEUM. Die hier abgebildete Lederkassette zählt mit zu den interes-
santesten kleineren älteren kunstgewerblichen Arbeiten, welche im vergangenen Jahre für
die kunstgewerbliche Mustersammlung des steiermärkischen Landesmuseums erworben
wurden.
Die Kassette ist
eine spätgotische fran-
zösische Arbeit um
1500 und mit ihrer
ursprünglichen Be-
malung noch sehr gut
erhalten.
Die Ornamentik
des Lederüberzuges
ist in zarten Umrissen
eingeschnitten und
ganz Bach, ohne jede
Modellierung gehalten.
Sie wird durch Ver-
goldung und mittelst
einer äusserst dis-
kreten Bemalung be-
lebt. Einige der hori-
zontalen undvertjkalen Lederkzssette mit Bronzeheschlag. aus dem steierrnärkischen Kunstgewerbe-
Bänder sind ab- Museum 6m
wechselnd weiss und
rot lasiert, die Rosetten der Füllungsornamente sind weiss, während die Blätter des
Ornamentes abwechselnd weiss und grün gefärbt sind. Von gleich vorzüglicher Ausführung
wie die Lederarbeit ist auch das in Bronze angefertigte Beschläge der Kassette. Seine
klare Konstruktion ist nur mässig verziert und der Gesamtwirkung trefflich angepasst.
Die Kassette ist 15 Zentimeter lang und Zentimeter hoch. K. Lacher
IN VORLAGENWERK FÜR FACHSCHULEN UND MÖBEL-
TISCHLER. Seitjahren macht sich das Bedürfnis nach Ausgabe von Vorbildern
auf dem Gebiete der Wohnungseinrichtung geltend, die nicht nur korrekt gezeichnete An-
sichten der einzelnen Mobilien, sondern auch die zugehörigen Detailzeichnungen mit den
erforderlichen Schnitten in sorgfältiger Durchbildung enthalten, so dass sie direkt für die
praktische Verwendung in der Werkstätte geeignet sind. Nicht nur die gewerbliche Praxis
empfindet den Mangel an derartigen, in Form und Ausführung vollkommen verlässlichen
Behelfen, auch von Seite der gewerblichen Schulen wird die Schaffung eines solchen
Unterrichtsmittels als unerlässlich zur Erhöhung der Qualität der Unterweisung bezeichnet.
Um in beiden Richtungen Abhilfe zu schaffen, hat das k. k. Ministerium für Kultus
und Unterricht die periodische Herausgabe von geeigneten Vorlagen" angeordnet und
mit der Herstellung derselben das Lehrmittel-Bureau für kunstgewerbliehe Unterrichts-
anstalten betraut.
Jährlich werden bis Hefte ausgegeben, von denen jedes bis 12 Tafeln in der
Grösse von 5643 Zentimeter enthält. Jedes Heft umfasst einen vollständigen Wohnraum
Wohnräume. Ein Lieferungswerk, im Auftrage des k. k. Ministeriums Für Kultus und Unterricht,
herausgegeben vom Lehrmittel-Bureau für kunstgewerblicbe Unterricbtsanstalten am k. k. Österreichischen
Museum für Kunst und Industrie. Druck und Verlag der k. k. Hof- und Smatsdruckerei. Wien xgog. F01.
21
170
Schlafzimmer, Speisezimmer, Küche, Herrenzimmer, Salon etc.; die sämtlichen Objekte
sind in Ansichten Masstab oder oder 10 dargestellt und mit den zur Herstellung
einer naturgrossenWerkzeichnung erforderlichen Details und Schnitten in wirklicher Grösse
versehen. Ferner wird jedem Hefte eine perspektivische Darstellung des Gesamt-Wohn-
raumes beigegeben. um die Übersicht zu erleichtern. Einzelne Hake werden Abbildungen
kleiner, im Haushalte oft benötigter selbständiger Möbel Spieltische, Etageren, Sessel,
Ständer etc. umfassen.
Der Ladenpreis pro Heft beträgt xo K. Jedes Heft ist einzeln käuflich. Die einzelnen
Hefte erscheinen nach Bedarf in allen Landessprachen.
Das soeben erschienene erste Heft enthält auf Tafeln ein einfaches Schlafzimmer,
bestehend aus Bett. Nachtkästchen, Waschkasten, Kleider- und Wäscheschrank, Toilette,
Sessel, nebst dem perspektivischen Übersichtsblatte. Das Werk eignet sich vermöge seiner
Anlage und Durchführung nicht nur in eminentem Masse für die gewerbliche Praxis, sondern
auch für Schulzwecke und zum Selbststudium.
ÄHRISCH-S LOVAKISCHE HAÜBENf" Die bei scheinbarer Gleichförmig-
keit ausserordentliche Mannigfaltigkeit der mährischen Stickereien und Spitzen,
das feine Farbengefühl, die liebevolle Durchführung haben diesen Arbeiten heute
weitgehende Anerkennung verschafft; man triiTt sie ebensowohl in den kunstgewerblichen
Sammlungen ganz Europas, insbesondere auch im österreichischen Museum, als in
den Salon-Einrichtungen und an den Kleidungen reicher Französinnen oder Amerikane-
rinnen, oft ohne dass die Besitzerinnen wissen, woher die Arbeiten stammen.
Leider ist die Herstellung dieser Stickereien aber schon im Heimatlande selbst fast
ausgestorben. Die guten Stücke dieser Art, die man heute Findet, sind fast alle im Anfange
des 19. Jahrhunderts gearbeitet worden. Es war darum ein sehr verdienstvolles Unternehmen
des Herrn Redakteurs Kretz in Ungarisch-Hradisch, dass er das noch Erreichbare das
Meiste istja durch Händler bereits in alle Winde verstreut an Ort und Stelle sammelte
und so auch noch ermöglichte, festzustellen, an welchen Orten bestimmte Muster sich
ausgebildet hatten.
Auch lernt man jetzt erst vielfach die ursprüngliche Anwendung der Stücke kennen.
Uprka hat sie auf drei farbenfrohen Darstellungen festgehalten. Andere Tafeln bringen
75 Abbildungen von Haubendeckeln. Es handelt sich diesmal eben nur um Hauben; doch
hoffen wir, dass bald weitere Sammlungen folgen werden, die auch den Schmuck der
Ärmel, Brautbinden u. s. w. umfassen.
Vorteilhaft wäre es wohl, wenn die Technik der Arbeiten etwas eingehender
beschrieben und der Text einer sorgfältigeren Korrektur unterzogen würde.
jedenfalls können solche Veröffentlichungen aber als Sammlungen von Vorbildern
und Studienmaterial nur aufs lebhafteste begrüsst werden; doch wäre es empfehlenswert,
technische Einzelheiten in grösserer Darstellung zu bringen. Dr.
PREIS-AUSSCHREIBUNG. Die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in
Wien schreibt eine Konkurrenz aus zur Erlangung eines Entwurfes für den Einband
der Jahrgänge der Zeitschrift Die Graphischen Künste", eines Entwurfes, der zugleich
auch für den Umschlag der vierteljährlich erscheinenden Hefte verwendet werden soll.
Der Entwurf soll künstlerisch vornehm und dabei einfach gehalten sein. Komplizierte
und in vielen Farben gedachte Entwürfe sind schon dadurch ausgeschlossen, dass der
Entwurf sowohl für den Papierumschlag des Heftes, als auch für den Leinwandeinband
verwendet werden soll.
Die Blattgrösse der Graphischen Künste" beträgt 40 Zentimeter in der Höhe und
30 Zentimeter in der Breite, die durchschnittliche Rückenbreite ihrer Bände Zentimeter.
Franz Kretz Mährisch-slovalrische Hauben. Wien, A. Schooll Co., rgoz.
171
Der Titel des Einbandes lautet Die Graphischen Künste. Jahrgang XXVI. Wien,
Gesellschaft für vervielfältigende Kunst xgo3. Der Titel der Hefte lautet Die Graphischen
Künste. Jahrgang XXVII. Heft X. Wien, Gesellschaft für vervielfaltigende Kunst x9o4.
Der 1. Preis beträgt 400. der z. aoo. Den Entwürfen muss ein mit einem Motto
versehenes geschlossenes Kuvert beigelegt werden, in dem der Name und die Adresse
des Einsenders enthalten sind.
Die Entwürfe sind bis zum 1. Juni 1903 an die Gesellschaft für vervielfältigende
Kunst abzuliefern.
Die Jury ist der Verwaltungsrat der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 54b
URATORIUM. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchstem
Handschreiben vom 12. April d. j. die Mitglieder des Kuratoriums des k. k. Öster-
reichischen Museums Graf Karl Lanckoronski und Markgraf Alexander Pallavicini zu
Rittern des Ordens vom goldenen Vliesse allergnädigst zu ernennen geruht.
ÜSSTELLÜNGEN. Vorn 12. bis 25. März waren die Konkurrenz-Entwürfe für
das Kaiserin Elisabeth-Denkmal im Museum ausgestellt.
Am 5. d. M. wurde durch Se. Exzellenz den Herrn Minister für Kultus und Unter-
richt Dr. Wilhelm Ritter von Harte im Museum eine Ausstellung neuerer Lehr- und
Anschauungsmittel für den Unterricht an Mittelschulen eröffnet.
Die Ausstellung von Bucheinbänden und Vorsatzpapieren wurde am 25. v. M. ge-
schlossen. Der grösste Teil dieser Ausstellung wurde von dem kunstgewerblichen Museum
der Handels- und Gewerbekammer in Prag zu neuerlicher Exposition im Prager Museum
übernommen.
ESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
März von 22720, die Bibliothek von 1907 Personen besucht.
ÜNSTGEWERBESCHULE. Se. Exzellenz der Herr Minister für Kultus und
Unterricht Dr. Wilhelm Ritter von Hartel hat am 14. d. M. die Ausstellung der
Kunstgewerbeschule im Schulgebäude eröffnet. Wir werden über diese Ausstellung im
nächsten Hefte berichten.
Mit der technischen Unterweisung in dem an der Kunstgewerbeschule bestehenden
Spezial-Atelier für Emailmalerei wurde vom 1. d. M. angefangen Fräulein Adele von Stark
etraut.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES S0
BONARDI, E. La nuova arte decorativz; che cosa
ehe cosa vuole. 8'. 36 S. Torino, S. Lattes. 1902.
ÄSTHETIK. KUNSTGEWERB- 1.......
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LICHER UNTERRICHT xvx, 4s4vs. mit 74 Abbild. gr. a". Freiburg i. B.
BERINGER, J. A. Geschichte der Mannheimer Zeich- Wwzel-
nungsakademie. Nach dem urkundlichen Material BUNSEN, M. v. John Ruskin, sein Leben und sein
dargestellt. VII, 112 S. gr. 8". Strassburg, j. H. E. Wirken. Eine krit. Studie. x23 S. gr. B". Leipzig,
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ILKGSTERREICWSTAATSBAHNER.
'LVXVSZVEGE'V.ÄNSCHLVSSVERKEHÜÜVMIPIFIENVIÄWSLÄNWE"
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Künute Zugiverblmlungen.
Giltig vom l. October 1902.
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Reise-Routen
Wien-Budapest-Sarsjavo.
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mit Triest, Fiume und allen dalmatinischen Häfen,
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