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KUNST
KUNSTHANDVE
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MODATSSCHRIFT-DES-KKÖSTE
nuscuns-raiR-Kunsrunvannus
HERAUSGEGEBED-IRD-REDlGlRT-V
VERLAG VON ARTARIA 8x Co. VIER.
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Kunst und Kunsthandwerk ääö
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handlung Artaria Co. übernommen" so-so-susvsoso-
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Inhalt
Seit
Sammlungen für nordi-
sche Volkskunde und
Volkskunst von Hart-
wig Fische xx3
Schau-Essen und Por-
zellanplastik von Ad.
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Brüning x30
Neues von der Guild
of Handicraft von Ba-
ronin von Keudell 15x
Die Tapeten und Steif-
muster des Harry
Napper von P. G.
Konody x59
Aus dem Wiener Kunst-
leben von Ludwig
Kleine Nachrichten 17g
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 193
Literatur des Kunst-
gewerbes 194
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SAMMLUNGEN FÜR NORDISCHE VOLKS-
KUNDE UND VOLKSKUNST 54b VON HART-
WIG ISCHEL-WIEN 50
eine Reise durch die skandinavische Halb-
insel und hegt dabei den Wunsch, die Eigenart
seiner uns stammverwandten Bevölkerung
kennen zu lernen, so braucht er nicht unbefriedigt
zurückzukehren. Er wird die hochentwickelte
nordische Kultur wiederfinden, die es wiederholt
und erfolgreich unternommen hat, auf den inter-
nationalen Kampfplätzen der Weltausstellungen
eine ansehnliche Rangstellung zu erobern und
wird den Zusammenhang mit den immerfort lebendigen Wirkungen einer
alten wurzelkräftigen Tradition studieren können dank den energischen
Bemühungen patriotisch gesinnter Freunde nordischer Volkskunde. Die
erfrischenden Eindrücke, welche in dem Gewühle der Pariser Weltschau
vom Jahre 1900 von dem finnischen, dem schwedisch-norwegischen und
dem dänischen Pavillon ausgingen, sind wohl zum grossen Teile auf diesen
Zusammenhang zurückzuführen. Er ermöglicht es einer strebsamen und
lebensfrohen jüngeren Generation, sich in modernster, den Wünschen und
Bedürfnissen unserer Zeit Ausdruck gebender Art zu betätigen, indem sie
gleichzeitig den Anregungen folgen, welche ihnen aus der eigenen Heimat,
durch Leistungen ihrer Landsleute aus früheren Zeiten erwachsen, sowie
durch die Kenntnis jener Übungen und Fähigkeiten, welche sich im Lande
selbst erhalten haben.
Und jenes wichtige Hilfsmittel der Kunstförderung, welches an so
vielen Stellen am Kontinent durch lange Zeit fast eine hemmende Wirkung
auf die Entwicklung des Kunstgewerbes ausgeübt hat, die Aufsammlung von
wertvollen Erzeugnissen vergangener Kulturepochen, es wird im Norden in
einer Weise gehandhabt, die für den Kontakt mit der lebenden Generation
ungemein günstig ist.
Es geht ein Zug rein praktischer Erwägungen durch die Art, auf welche
im Norden gesammelt wird.
Eine Konkurrenz mit den grossen Kunstsammlungen der reichsten
Nationen ist für den reiselustigen Skandinavier naturgemäss nutzlos und
überflüssig. Je mehr es ihm in seinem patriotischen Sinne am Herzen liegt,
heimische Bestrebungen zu fördern, desto mehr sucht er im Auslande
Anschluss an die neuesten und hervorragendsten Leistungen der Gegen-
wart und im Inlande an die vorhandenen Kräfte. So findet man im Norden
überraschend häufig moderne Privatsammlungen, in denen bedeutende
Ausländer gut vertreten sind, aber auch die heimische Kunsttätigkeit
15
114
Stockholm. Skansen. Mora- und Orsa-Stuben Dalekarlien
ausreichend berücksichtigt erscheint. Besonders häufig aber Findet man
Sammlungen, welche der Volkskunde gewidmet sind. Ihr Beginn reicht
weiter zurück als ähnliche Bestrebungen bei uns, ihre Durchbildung ist
sehr weit vorgeschritten und ihre Anlage wie ihr Wachstum sind zum
grössten Teile privater Sammeltätigkeit zu verdanken, trotzdem sie öffent-
lichen Charakter tragen.
Immer mehr bricht sich die Erkenntnis Bahn, dass nicht in der Nach-
bildung der glänzendsten Leistungen fremder Völker und vergangener Zeiten
das Heil einer neuen Kunstentwicklung gefunden werden kann, sondern im
Aufnehmen lebenskräftiger und noch nicht abgeschlossener Traditionen, die
an's naheliegenden Quellen stammen. Und da bieten gerade die in der
Heimat gesammelten und dem Leben der kräftigen und konservativen
Bauernbevölkerung entnommenen Arbeiten besonders viel wichtige
Anknüpfungspunkte; die Sammlungen für Volkskunde stehen heute als ver-
mittelnde Bindeglieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart da. Wenn
auch vielleicht ursprünglich die Absicht der Sammler auf ein mehr ethno-
graphisches Ziel gerichtet war, wenn ihnen auch die Volkskunde als
Führerin diente, so bieten die reichen und vielseitigen Resultate ihrer Tätig-
keit doch ein noch höher gehendes Interesse, sie wurden zu anregenden
Bildern der nordischen Volkskunst. Sie vermitteln die Kenntnis der ver-
schiedenartigsten Einrichtungen des Hauswesens einfachster Art, in denen
Stockholm, Skansen, Haus aus Bleckingen
aber stets über das nackte Bedürfnis hinausgegangen wurde und der
charakteristische Ausdruck der Zweckmässigkeit in Verbindung mit einem
Schmuck gefunden wurde, der aus den Eigenschaften des Materials und der
Anwendung einfachster technischer Hilfsmittel hervorging.
Die waldreichen Gebirge Schwedens und Norwegens haben naturgemäss
das Holz als das Hauptmaterial für den Bau und die Einrichtung der Häuser
geliefert. Dadurch hat sich eine eigenartige und entwickelte Holzbaukunst
herausgebildet, welche besonders in Norwegen zu einer reichen Blüte gelangt
ist. Aber auch die Geräte des häuslichen Bedarfes bis zu den rinkgefässen
und Küchengeräten haben eine Durchbildung in Holz erfahren, die in vielen
Fällen das Resultat eines tüchtigen Hausfleisses" war und künstlerische
Züge aufweist.
Für den Schmuck des Körpers und der Wände hat eine ausgebildete
Hausweberei beigetragen, die ebenso wie die Stickerei eine vorwiegend
weibliche Betätigung bildete und heute wieder von den bürgerlichen Kreisen
Skandinaviens mit Ernst und Eifer gepflegt wird.
Wir wollen nun anschliessend an einige Abbildungen der schwedischen
und norwegischen Arbeiten zu zeigen versuchen, in welcher Weise sich das
Interesse an der Volkskunst auf dem skandinavischen Festlande betätigt.
Unter den Personen, welche in Schweden besonders eifrig als Sammler
tätig waren, tritt Dr. Artur Hazelius in erster Reihe hervor. Er hat aus
15'
Stockholm, Skansen, Inneres der Kyrkhultstube im Festschmuck
eigenen Mitteln eine umfangreiche Folge von Gegenständen vereinigt,
welche das Leben und Wohnen der schwedisch-norwegischen Bevölkerung
betreffen. Im ahre 1872 wurde von ihm das Nordische Museum" in
Stockholm begründet und seiner unermüdlichen Tätigkeit ist die grosse
Ausbreitung dieser Sammlung zu danken; ein Komitee von fünf Personen,
welches 1880 ins Leben gerufen wurde, förderte diese Tätigkeit, die
auch vom Staate unterstützt wird. König Oskar schenkte den Baugrund
für einen gross angelegten Neubau, der allmählich zum Bedürfnis wurde,
weil die Sammlungen an mehreren Stellen zerstreut untergebracht werden
mussten.
Einer der interessantesten Teile der Sammlung ist in dem unter dem
Namen Skansen" bezeichneten schönen Park zu finden, der eine Abteilung
des Tiergartens Djurgärden im Osten von Stockholm bildet. In einem
hügeligen, teilweise bewaldeten, teilweise von Wiesen eingenommenen
Terrain sind Bauernhäuser zerstreut, welche aus verschiedenen Teilen von
Schweden dorthin übertragen wurden, unter ähnlichen Bedingungen wie in
der Heimat aufgestellt und so viel als möglich mit den Gegenständen
des Originals eingerichtet sind. Kostümierte Figurinen repräsentieren die
Bewohner der Häuser in ihren Trachten und Beschäftigungen. Ja, man ist
so weit gegangen, auch die Bedienung der stark von Fremden besuchten
Anlage, die öfter der Schauplatz festlicher Veranstaltungen ist, durch Bauern
Stockholm, Skansen, Inneres der Mcrastube
und Bäuerinnen in Nationaltrachten vornehmen zu lassen. Diese führen
auch Nationaltänze vor, die im Freien abgehalten werden.
Die aufgestellten Objekte beziehen sich selbst auf das Leben im
höchsten Norden, auf das der Lappländer; naturgemäss haben aber haupt-
sächlich die südlicheren Provinzen vom kunstgewerblichen Standpunkte
Interesse.
Unsere Abbildungen zeigen die Anlage der Stuben aus den Distrikten
Mora und Orsa am Waldessaum, am Rande einer grossen Wiese, auf der
ein Maibaum errichtet ist. Es sind niedrige Blockhäuser, wie sie auch unser
Gebirge kennt; nur findet man nicht selten in Schweden eine tiefrote
kräftige Färbung des Äusseren. Das Innere der Morastube gibt die obige
Abbildung. Sie ist gleichzeitig Wohn- und Schlafraum und Arbeitsstätte.
Der Besitzer, ein Uhrmacher, sitzt an seinem grossen Arbeitstisch, über
dem geschickt die niedrige breite Fensterreihe angebracht ist, die ihm
Licht spendet und einen Ausblick gestattet. Die Betten sind eingebaut
wie Kastenbetten. Eine feste Feuerstelle mit Schornstein, die auch zum
Kochen dient, zeigt, dass wir es mit einer Warmstube", zu tun
haben, was zumeist erst in I-Iäusern zu finden ist, die aus den zwei
letzten Jahrhunderten stammen. Im Mittelalter waren Öffnungen im
Dach für den Rauchabzug und offene Feuer am Fussboden üblich
Rauchstuben.
IXÖ
Stockholm, Skansen, Stube aus Bollnäs
Aufgehängte Leinentücher zeigen an ihren Säumen schöne Durchbruch-
und Knüpfarbeiten, in denen noch heute die nordischen Bäuerinnen ungemein
geübt sind.
Eine grössere typische I-Iausanlage ist durch die Stuben von Kyrkhult im
nordwestlichen Bleckingen vorgeführt. Hier fällt die Dreiteilung des Bau-
körpers auf. Die Mitte wird von dem I-Iauptraum eingenommen, einer
sogenannten Firstbalkenstube" oder Sparrenstube bälastuga, die zwischen
zwei HerbergshäuseW mit je einem Oberstock eingebaut ist. Dieses eben-
erdige Mittelhaus ist besonders sorgfältig aufgeführt, hat keine Zwischen-
decke, so dass im Innern die schrägen Dachflächen sichtbar sind, die auf
den Wänden und drei schweren Balken Pfetten aufruhen. Über den Pfosten
der Dachschalung liegt Birkenrinde und dann darüber Graserde. Beleuchtet
ist der Raum vorwiegend durch ein in die Dachüäche eingeschnittenes
Oberlichtfenster, das früher auch dem Rauchabzug diente und mit einer
dünnen Darmhaut abgeschlossen werden konnte; ausserdem auch durch
niedrige Seitenfenster in Tischhöhe. Freistehende Möbel gibt es hier
ungemein wenige, dafür umlaufende Bänke, die auch als Schlafgelegen-
heiten dienen. An einer Giebelseite der Tisch für den Eigentümer, in einer
Ecke die grosse Feuerstelle. In der Nähe ein Tisch für das Gesinde. Ein
Schrank für Silbergerät und andere Kostbarkeiten ist oft selbst ein Schmuck-
stück. Die Betten sind auch hier eingebaut. Auf Brettern und Regalen stehen
119
zinnerne, hölzerne und tönerne Tischgeräte zum dauernden Schmuck.
Bei festlichen Anlässen werden Hängebilder, Bauernmalereien bonader
und gewebte Stoffe zur Verkleidung des sonst sichtbaren I-Iolzgefüges ver-
wendet, von denen die wertvollsten an der Giebelseite angebracht werden.
Zugänglich ist der Raum nur indirekt durch einen niedrigen Vorplatz und eine
Türe, die zum Bücken zwingt. Das verstärkt die Höhenwirkung des Giebel-
zimmers, das in dieser Richtung eine Ausnahme von den sonst zumeist
niedrigen Bauemstuben bildet. Auf den Bänken und anderen Sitzgelegen-
heiten liegen Kissen, für welche sogar eine besondere Webeart besteht;
durch diese und noch mehr durch den Wandschmuck, bei dem ligurale
Sujets aus der biblischen Geschichte Gegenstand der Darstellung bilden,
wurden der nordischen Webkunst dankbare Aufgaben gestellt, die sie
mitunter glänzend löste.
In den Figuralen Darstellungenrderselben hat sich die mittelalterliche
Strenge lange bewahrt und ihre herbe, aber ungemein dekorative Behandlung
reizt auch die modernen nordischen Künstler, in verwandten Bestrebungen sich
ihnen anzuschliessen. Die meist kräftigen Umrisslinien sind durch Farbentöne
ausgefüllt, die nach ihrem dekorativen Wert nebeneinandergestellt sind und
eine ausgesprochene Flächenwirkung besitzen. Häufig ist ein kräftiges Rot
der vorwiegende Grundton, der übrigens auch in der Kleidung der Bauern
nicht selten neben weiss ungemildert auftritt. Ein zartes Blaugrün mit hellem
Stockholm, Nordisches Museum, Stube aus Vingäker
Gelb bringt wieder sehr feine Tonwirkungen hervor. Die Konturen sind mit
eckigem, naivem Stilismus behandelt.
Die arbenfreudigkeit der Schweden ist auch an bemaltem Holzwerk
wieder zu finden. Die grossen Mangelhölzer" mit ihren reichen Kerbschnitt-
ornamenten sind oft charakteristisch gefärbt. Die Bier- und Branntwein-
bollen, tiefe runde Holznäpfe mit originellen Griffen und die Schneppen-
Schüsseln zeigen starke Farben und gute Inschriften.
Die Spinnrocken, Wiegen, Stühle, Truhen, welche den Wohnraum
beleben, tragen charakteristisches Schnitzwerk, welches die Hauptform
begleitet und betont, in welcher die Wirkung begründet liegt. Dass da der
Kerbschnitt beim Flächenschmuck eine grosse Rolle spielt, ist im Norden
traditionell. Auch bei stilisierten Tierformen an Enden und Vorsprüngen
und bei Laubwerk ist eine Hächenmässige Behandlung die Regel, so dass
eine Bemalung unschwer angebracht werden kann. Es ist diese letztere
eine Übung, die aus dem Mittelalter stammt, in der Renaissancezeit eine
Unterbrechung erlitt und später wieder aufgenommen wurde. Durchaus
heidnische Motive haben diese Zeit überdauert und leben neben streng
christlichen fort.
Wenn wir diese Beobachtungen verfolgen wollen, werden wir sowohl
in den übrigen Stuben auf Skansen von denen wir noch eine aus Bollnäs
in einer Abbildung vorführen, als insbesondere in den Sammlungen,
welche den Stamm des Nordischen Museums bilden, reiche Ausbeute
I2!
Dalekarlien, Bauernhaus in Ornäs
finden." Dieses enthält wohl in einer historischen Abteilung mit
Erinnerungen an berühmte Männer und in einer Abteilung für die höheren
Stände Dinge, die mehr einer fremdländischen Kultur angehören, doch ist
dort eine Abteilung für den Bauernstand nach den Ländern Schweden und
Norwegen getrennt, eine Abteilung für das Zunftwesen und für pharma-
zeutische Gegenstände, die hohes Interesse vom Standpunkte der Volkskunst
besitzen.
Eine Reihe von Stuben mit Figurinen bildet eine reiche Typenfolge.
Einige davon sind in unseren Abbildungen wiedergegeben und dadurch
kenntlich, dass sie Einbauten darstellen, denen die Vorderwand fehlt.
Die Stube aus I-Ialland ist wieder ein Zimmer mit giebelförmiger Decke
und reichern charakteristischem Festschmuck. Diese Stubenform ist wohl
die älteste und diejenige, welche eine Eigentümlichkeit des skandinavischen
Volksstammes bildet. Es besteht eine streng eingehaltene Tradition, wie
sie ausgestattet wird. Jedes Hausgerät hat seinen üblichen Platz. Die Giebel-
wand, an der der Eigentümer und angesehene Gäste auf der Hochbank ihren
Platz finden, steht im Gegensatze zu der Seite, wo das Gesinde seine Mahlzeit
nimmt und der grosse Feuerplatz mit dem mächtigen Rauchabzug steht. Auch
die stoffliche Ausschmückung hat ihre Regeln. Die Stellen sind bestimmt, wo
Diese Sammlungen erfahren jetzt eine Neuordnung, da der Teil des grossanig angelegten Neubaues
in der Nähe von SlunserW seinem Zwecke bereits zugeführt wird.
1G
Stockholm, Nordisches Museum, Stube aus Ingelstad in Schonen
die Leinentücher mit blauen oder roten eingewebten Streifen hängen, wo
die Streifen mit geknüpften Fransen hinpassen und wo die Malereien auf
Stoff oder grobem Papier, mit ihren Bibelsprüchen hingehören. Die Tisch-
geräte aus Porzellan, Glas, Ton, Holz haben ebenso ihre eigenen Regale
und Bretter, wie die getriebenen Arbeiten in Messing und Kupfer, welche
für Beleuchtungszwecke und auch bloss als Prachtstücke im Norden so
beliebt sind. Wir finden in diesen Stuben und in den Sammlungen des
Museums eine solche Mannigfaltigkeit von Gebrauchsgegenständen in sinn-
voller und eigenartiger Weise ausgebildet, dass kaum irgend ein wichtiges
Gebiet des Kunstgewerbes darunter fehlt.
Die beiden übrigen Stuben, die wir in Abbildung vorführen, jene aus
dem Distrikt Vingäker in Södermanland und jene aus Ingelstad in Schonen,
kommen unseren heimischen Typen näher. Leider ist die Farbenfreudigkeit,
welche hier herrscht, durch eine Reproduktion nicht gut darzustellen. Der
Grundton der Bemalung an Schrank und Stühlen bei der Vingäkerstube ist ein
kräftiges Blau, zu welchem die roten Röcke der Bäuerinnen denKontrast bilden.
Bei der Ingelstadstube finden wir wieder einige von den schönen
nordischen Webereien, von denen das Museum besonders tüchtige Stücke
aus Norwegen besitzt und die so gut in den Farben zusammengestimmt
sind; sie tragen einen Gobelincharakter von vorzüglicher, Hächenmässiger
Behandlung der stilisierten Motive aus der Geschichte oder aus Tier- und
Pflanzenwelt.
Bygdpi, Stabkirche aus Gels
Solcher Stuben besitzt das Museum noch mehrere. Immer ist das
charakteristische Zusammenwirken von Tracht und Umgebung gewahrt,
immer klingt ein Ton von nationaler und volkstümlicher Eigenart durch, so
einfach die Mittel sind, mit denen er erreicht wird. Man wird an die Worte
erinnert, die Herder vom Volkslied gebrauchte
Die Volkspoesie, ganz Natur wie sie ist, hat Naivetäten und Reize, durch
die sie der I-Iauptschönheit der künstlerisch vollkommensten Poesie gleichet."
Der Begründer des nordischen Museums hat auch für eine wissen-
schaftliche Behandlung des Gebotenen gesorgt. In Minnen frän Nordiska
Museet" utg. af A. Hazelius, Stockholm", sind zahlreiche farbige Dar-
stellungen der Stuben und hervorragender Stücke des Museums gesammelt,
welchen sehr ausführliche Erklärungen mit Hinweisen auf Sitten und
Bräuche beigegeben sind. Auch sorgfältige Kataloge und Abhandlungen
bestehen über verschiedene Teile der Sammlungen. Die Gesellschaft zur
Förderung des nordischen Museums" hat in ihrem Siegel den Spruch Hilf
dir selbst" und handelt danach.
In Schweden ist man auch sorgfältig bemüht, wichtige Reste heimischer
Volkskunst von historischem und künstlerischem Interesse an Ort und Stelle
zu erhalten."
Aufnahmen finden sich in Mandelgren, Atlas til Sveriges Oldingshistoria, Stockholm 1878 2.
16'
114
Bygdgx, Vorratshaus
Ein Beispiel dafür bietet das auf Seite 121 dargestellte Bauernhaus
Ornässtuga". Es ist ein in der Nähe von Falun an einer Landspitze in
prächtiger Umgebung gelegenes Gebäude, in welchem der Begründer der
Dynastie Wasa, Gustav Wasa, längere Zeit verkleidet vor den Dänen ver-
borgen blieb, bis er mit seinem Anhange aufbrach, um Reich und Krone zu
erringen 1523. Das Gebäude ist in seiner Gesamtwirkung sehr charakte-
ristisch.
Auch in Norwegen hat sich der Verein für Erhaltung der Altertümer
des Landes erfolgreich bemüht" Die Halbinsel Bygdß, zirka Kilometer
westlich von Christiania, ist von einer schönen Parkanlage eingenommen,
die zum königlichen Schlosse Oskarshall" gehört. Hier wurde im Jahre 1883
die von dem genannten Vereine angekaufte Stabkirche" von Gol in
Valders aufgestellt. Damit ist ein charakteristisches Beispiel der in den
Gebirgstälern des hohen Nordens erhaltenen norwegischen Holzkirchen
dem Studium leichter zugänglich gemacht worden. Diese schönen
Bauten sind schon lange und oft Gegenstand eingehender Unter-
suchungen und wissenschaftlicher Behandlung geworden und wer hierüber
näheres erfahren will, Findet es in den älteren Werken von Dahl, Denk-
male einer ausgebildeten Holzbaukunst, 1837; Nicolaysen Mindesmerker
Foreningen til Norske Fonidsmindesmerkers Bevax-ing.
x25
Bygdo
af Middelalderens Kunst Norge 1855; ferner in der neueren Publikation
von Dietrichson De norske Stavkirker. Kürzlich hat auch im Studio
Vol. XII, 1898 Romilly Allen eine hübsche Sammlung jener besonders
interessanten Holzschnitzereien beschrieben und photographisch repro-
duziert, welche an den Portalen dieser Kirchen vorkommen. In ihren
merkwürdigen Verschlingungen, die, von Drachenkörpern ausgehend, mit
phantastischem Reichtum die Pfosten und Stürze der hölzernen hoch-
schlanken Türöffnungen beleben, sind wertvolle Dokumente einer sehr
alten und sehr entwickelten ornamentalen Kunst erhalten.
Die Gebäude sind im Äusseren sonst fast schmucklos geblieben, wirken
nur durch ihren eigenartigen Aufbau und das Betonen der Konstruktion,
welche mit den Prinzipien des Schiffsbaues vieles gemeinsam hat. Auch die
freien Endigungen der Dachiirste erinnern an Schiffsschnäbel mit ihrem
kühnen durchbrochenen Schnitzwerk.
In Bygde ist in der Nähe der Kirche aus Gol auch eines der schönen
alten Vorratshäuser stabur aufgestellt, ein Bauernhaus mit Aufbau Loftet
und eine Rauchstube ohne Schornstein, mit Rauchabzug durch die Dach-
Öffnung.
Diese Loftstube ist eine eigenartige Form hochländischer Bauernhäuser,
welche aus dem Bedürfnis der Verteidigung entstanden sein soll. Indem die
12b
Bygdw, Rauchstube
Wohnstuben in einen Oberstock verlegt wurden und die Treppe nach aussen
gekehrt und durch eine kleine Galerie an die Räume angeschlossen wurde,
entstand eine sehr eigenartige Bauform. Die Treppen konnten in manchen
Fällen eingezogen werden. Wie aus alten Erzählungen erhellt, bildete aber
gerade diese Anlageart die Hauptursache, dass von der Familie im Ober-
stock sich niemand retten konnte, wenn es den Angreifern gelang, Feuer
an das untere Geschoss zu legen.
Eine besondere Gruppe interessanter I-Iolzbauten bilden die Vorrats-
häuser, von denen wir in Abbildung auf Seite x24 jenes nach Bygdp Über-
tragene vorführen; auf Seite 127 die in Sarasbraaten", einem gleichfalls in
der Nähe von Christiania östlich gelegenen Gute, aufgestellten Beispiele
zeigen. Sie verdanken dem nordischen Gebrauch, für jeden Zweck eigene
Bauwerke zu errichten, ihre Entstehung.
Daran schliessen sich noch Abbildungen von anderen Vorratshäusern
aus Telemarken Bolkesjgb und Breidland, sowie aus Saetersdal in Nor-
wegen. Das starke Vorkragen des Obergeschosses ist so recht dem Holz-
charakter entsprechend und ergibt sehr eigenartige Formen. Gemeinsam ist
den meisten norwegischen Holzbauten das Bestreben, die Wandbildung so
viel als möglich mit Hilfe von vertikalen Konstruktionselementen zu erreichen.
Sarasbraaten, Vorratshäuser
Damit hängt zusammen, dass es auch zumeist die vertikalen Türpfosten
sind, die durch Schnitzwerk reichen Schmuck erhalten und dass die Ecken
des Oberstockes durch stämmige geschnitzte Zierstücke betont werden.
Zierbretter und Zierleisten begleiten die Giebel- und Balkenvorsprünge.
Auch von diesen eigenartigen Bauwerken liegen geometrische Darstellungen
nach Aufmessungen vor in Kunst och I-Iaandverk fra Norges Fortid",
Christiania, 1888, herausgegeben vorn Verein für Erhaltung der Altertümer.
Das Bild aus dem Orte Rgöisheim in Gudbrandsdalen zeigt eine nor-
wegische Dorfstrasse und durch die Abbildungen der berühmten Stabkirchen
aus Borgund und Hitterdal, ferner des Kirchenplatzes aus Fantoft zeigen
wir einige der bemerkenswertesten Typen dieser ehrwürdigen Bauart. Es
sind noch etwa 40 bis 50 solcher Kirchen vorhanden, von denen die ältesten
in das XII. Jahrhundert zurückreichen und schon mehrere abgetragen und
in anderen Gegenden neu aufgestellt wurden.
In dem südlichsten der drei skandinavischen Reiche in Dänemark,
zielen ebenso wie im Norden eifrige private Bestrebungen auf Sammlung
und Erhaltung heimischer Kunstdenkmäler ab. Das dänische Volksmuseum
in Kopenhagen hat eine schöne Folge von Stuben und eine reiche Sammlung
von kunstgewerblichen Gegenständen des I-Iausrates. In neuester Zeit ist
Telemarken, Bolkesjß. Vorratshäuser
es dem nordischen Museum von Stockholm gefolgt und hat in Kongens
Have, einer schönen Parkanlage, ein eigenes Bautenmuseum eröffnet. Ein
prächtiges Bauernhaus aus Halland und andere alte Wohnbauten wurden
dorthin mit ihrer Einrichtung übertragen.
Auf deutschem Boden haben diese Anregungen weiter gewirkt und die
jüngst eröffneten Museumsbauten in Flensburg und Altona geben mit ihren
schönen Bauemstuben, die zumeist mit Privatmitteln angekauft und den
Sammlungen zum Geschenk gemacht wurden, eine Bereicherung des nordi-
schen Studienmaterials.
Wenn wir die vorläufig leider nur wenig ausgedehnten Versuche
betrachten, die in unserer Zeit so rasch verschwindenden Spuren öster-
reichischer, volkstümlicher Traditionen des Wohnens und Lebens durch
Sammlungen festzuhalten, so wird der lebhafte Wunsch lebendig, dass
hier eingegriffen werde, bevor es zu spät ist.
Schon häufig haben gelegentliche Ausstellungen ungemein reizvolles
Material geschickt vereinigt, welches den grossen Reichtum Österreichs an
mannigfaltigen und wertvollen Zeugen nationaler Traditionen bewies.
Warum sollte es künftig nicht verhindert werden können, dass solches
Material immer wieder in alle Winde verstreut wird? Warum sollte es nicht
Telemarken. Breidland, Vorratshaus
auch bei uns gelingen, den bestehenden Anfängen reichere und bessere
Hilfsquellen zur Verfügung zu stellen? Hier ist ein Punkt, wo sich die Inter-
essen der Forscher und der Künstler berühren, wo durch gemeinsame Arbeit
ein kräftiger Faktor geschaffen werden kann, der unabsehbare Vorteile für
die Entwicklung der heimischen Kunst mit sich bringen könnte.
Es handelt sich da ja nicht bloss um eine Vermehrung der ohnehin zahl-
reichen Sammlungen, sondern um die Erhaltung lebenskräftiger Traditionen.
Die Volkskunst ist eine echte und wahre künstlerische Betätigung, die
unbewusst ausgeübt wird, durch das Bedürfnis hervorgerufen ist und im
engsten Kontakt mit dem Leben steht. Je vollständiger diese Betätigung
einer zum Teil noch im Volke lebendigen Kunstübung vorgeführt wird, desto
lehrreicher wirkt sie, desto anregender erscheint sie dem stets nach An-
regungen ausblickenden Künstler. Und gerade das Zusammenwirken von
Trachten und vollständig eingerichteten Wohnräumen zeigt in schlagender
Weise dem modernen Städter, was ihm am meisten fehlt, muss ihm die
Zerfahrenheit der eigenen Verhältnisse deutlich machen.
Der Handwerker aber, der heute wieder bemüht ist, die oft schon in
Vergessenheit geratenen Techniken zu üben, wird gerade von ganz einfachen,
aber charakteristischen Arbeiten alten I-Iausfleisses viel Belehrung empfangen
können; sie bilden die lebhafteste Opposition zu den unzähligen Fehlgriffen
17
x30
der Industrie und des Handels, die den Markt mit Erzeugnissen über-
schwemmen, für welche ein Zweck erst gefunden werden muss und deren
Formen zumeist unabhängig von einer dem Material am besten entsprechen-
den Technik entstanden sind.
Der Volkskunst selbst, die im Erlöschen ist, wird dadurch natürlich
nicht aufgeholfen werden. Der zerstörende Einfluss der Maschinenindustrie,
der veränderten sozialen Bedingungen ist nicht aufzuhalten. Aber der
Kulturrnensch, der bewusst künstlerisch schaffen will, wird vor allem immer
wieder sein Gefühl für die gesunden Prinzipien an solchen guten Beispielen
kräftigen können, dem kunstbedürftigen und kunstliebenden Teile der Be-
völkerung wird durch die Einheitlichkeit der Vorführung immer wieder von
neuem gezeigt, wie Kunst und Leben in untrennbarem Zusammenhange stehen.
BRUNIjNG-BERLILJIYIÜASIPÄL
RST in jüngster Zeit sind spärliche Ansätze ge-
macht worden, die Porzellanplastik des XVIII.
jahrhunderts wissenschaftlich zu bearbeiten.
Man hat aus der grossen Masse der erhaltenen
Figuren einzelne Gruppen herauszuschälen
begonnen und dieselben bestimmten Künstlern
zugeteilt. Die folgende Untersuchung will ein
kleines Scherflein zur Aufklärung dieser reiz-
vollen Kunst beitragen, indem versucht werden
soll, die ursprüngliche Bestimmung der meisten
Porzellanfiguren festzustellen, um daraus Finger-
zeige für ihre äussere Formgebung und gegenständliche Bedeutung zu
gewinnen.
Durch die verdienstliche Arbeit Sponsels Kabinettstücke der Meissener
Porzellanmanufaktur von j. Kändler, Leipzig 1900 wissen wir, dass
Kändler, der eigentliche Schöpfer der Plastik Meissens und damit auch der
übrigen Porzellanmanufakturen, in den ersten Jahren seiner Tätigkeit bei
der Fabrik an den grossen Arbeiten für das japanische Palais, zumeist
Tieren, beschäftigt war. An diese Werke schliessen sich dann die
zahlreichen Aufträge des Grafen Brühl, zunächst das sogenannte
Schwanenservice mit seinem reichen plastischen Schmuck. Die wichtigste
Quelle für seine weiteren plastischen Arbeiten bietet sodann das bei
Berling Das Meissener Porzellan und seine Geschichte abgedruckte
Inventar der Konditorei des Grafen Brühl von 1753, das eine fast völlige
Aufzählung aller in Meissen hergestellten und zum Teile noch erhaltenen
Figuren enthält, jedenfalls sind alle wichtigeren Typen vertreten vom König
bis zum Handwerker, allegorische und mythologische Gestalten, Völker-
43;
typen u. s. w. Sie alle scheinen also, da sie in der Konditorei aufbewahrt
wurden, zunächst für den Schmuck der Tafel geschaffen zu sein, während
ja die für das japanische Palais bestimmten Tiere und Gefässe die Wände,
Konsoltische und dergleichen zieren sollten. Ausser diesen Figuren und
Gruppen werden in dem Inventar noch zahlreiche grössere Kompositionen,
Architekturstücke und anderes erwähnt, von denen nahezu nichts mehr
vorhanden ist, die aber gerade besonders interessant sind, weil sie uns über
die Beschaffenheit und Aufstellung des Tafelschmuckes Aufklärung geben.
Es werden da genannt Kirchen, Tempel, italienische Türme, 51 Stadt-
häuser, I3 Bauernhäuser, Scheunen, I3 Ställe, 20 Nischen, 48 Pyramiden,
Gondeln, ferner Felsen, Grotten, Bassins und Schaalen zu Wasser-
Künsten", Altäre, Postamente, Säulen und Kapitäle, Gesimse und Vasen,
Kronen und Kurhüte, Schilder, Palmen, Blumenkrüge" und Orangen-
töpfe" u. s. w. Wie die Verwendung aller dieser Stücke im Verein mit den
Figuren zu denken ist, werden wir später sehen. Von grösseren Aufbauten
werden aufgeführt ein Ehrentempel, aus 264 Stück, darunter 74 weissen
Figuren, bestehend, der Pamass, eine Kaskade, den Ostraer Garten vor-
stellend", eine Nachbildung des Mattiellischen Neptunbrunnens im ehemaligen
Brühlschen Palais, jetzigen Krankenhause u. a.
Auch später hören wir von Tafelaufsätzen, die auf Bestellung ausge-
führt wurden. Ein Figurenreicher Aufsatz, den Kändler für den Kurfürsten
17'
Friedrich Christian angefertigt
hatte, wurde ihm nicht abge-
nommen, so dass die Modelle im
Keller allmählich zugrunde gingen.
Im November 1762 bestellte Fried-
rich der Grosse einen Aufsatz mit
dem Urteil des Paris in der Mitte
und acht mythologischen Liebes-
paaren, und mehrfach wird ihm
ein Parnass" geliefert. In dem
Warenverzeichnis von Gottlieb
Börner, dem Inhaber des Dres-
dener Warenlagers, aus dem Jahre
177g waren verschiedene Pyra-
miden mit Allegorien, ein weisser
Tempel mit Figuren, zur Verherr-
lichung einesHerrschers bestimmt,
ein bunt bemalter Tempel, sowie
ein aus 123 Stück bestehender
Ehrentempel erwähnt, dessen An-
sichten und Grundriss drei noch
erhaltene, bei Sponsel a. a. O.
Seite 215 217 abgebildete Stiche
Architektuneil, Meissen um x74o Sammlung des Herrn
Dr. von Dallwitz, Berlin, zirka der Grösse des darstellen-
Originals Auch der grösste Teil der
Berliner Porzellantiguren scheint
ursprünglich für Tafelaufsätze bestimmt gewesen zu sein. Die besten
Leistungen der Berliner Manufaktur auf dem Gebiete der Plastik überhaupt
war der Dessertaufsatz, den Friedrich der Grosse 1772 nach eigenen Angaben
für Katharina II. herstellen liess. Er hat sich noch im Winterpalast zu
St. Petersburg erhalten, die Berliner
Manufaktur hat aus den alten Formen
neue Wiederholungen angefertigt. In der
Mitte sitzt die Kaiserin in Biskuit unter
einem Baldachin, den Thron umgeben
allegorische Figuren, die Tugenden der
Kaiserin versinnbildend, darunter die
Themis mit dem von ihr eingeführten
neuen Gesetzbuche. Rings um den Thron
herum knien und stehen huldigende
Untertanen und Stellvertreter der ver-
schiedenen zum russischen Reiche ge-
hörigen NationexL Trophäen mit an Balustrade, Wien, Mine XVIII. jahrhunderx
Sammlung der königl. Porzellanmanufaktur
geketteten Turken weisen auf die Bemn
Der Parnass, Meissen, Mine XVlII. jahrhundert Kunstgewerbemuseum zu Frankfurt a. M.
kriegerischen Erfolge der Kaiserin hin. EineVorstellungvon der ursprünglichen
Aufstellung des Dessertservices auf der Tafel gibt eine alte, in der Bibliothek
der königl. Porzellanmanufaktur in Charlottenburg aufbewahrte Zeichnung,
von der ein Teil auf Seite 14g abgebildet ist. Da der auf derselben dargestellte
Thron von dem wirklich ausgeführten in mehreren Dingen abweicht, so ist
die Zeichnung wahrscheinlich nur als eine Vorskizze anzusehen, Ein 1791
Teil einer Balustrade, Wien, Mine XVIII. jahr-
hundert Sammlung der königl. Porzellan-
rnanufaktur Berlin
fertiggestellter Aufsatz stellt die Natur
in ihren Kräften und Geheimnissen dar;
zu demselben gehörten Gottheiten,
Tempel, Altäre, Obelisken u. s. W. Auch
in den ersten Jahren des XIX. Jahr-
hunderts gingen verschiedene grössere
Aufsätze aus derFabrik hervor, darunter
1802 der Berg Olympos". 1819
schenkte Friedrich Wilhelm III. dem
I-Ierzoge Wellington ein Service nebst
Aufsatz, das 28.452 Taler kostete.
Unter anderem waren die Personi-
fikationen der Flüsse dargestellt, die Zeugen der
Grosstaten des Herzogs gewesen waren."
Für die anderen deutschen Fabriken lässt sich
ähnliches nachweisen. Als Gewinn einer Lotterie,
die am 6. Juli 1774 zu Höchst auf dem Rathause
gezogen wurde, wird einDessertservice aus Höchster
Porzellan mit drei schlafenden Schäfergruppen"
und zwölf Bauernkindern" erwähnt. Auch in
Frankenthal erscheinen die Figuren in der Begleitung
des Geschirres. Im Jahre 1785 wird dem Kardinal
Antonelli, Präfekten der Propaganda in Rom, im
Auftrage des Kurfürsten Karl Theodor ein mit
Vögelnbemaltes Tafel- undDessertservice übersandt,
bei dem sich I3 Gruppen, 60 Einzelliguren, 40 Tiere
und 36 Vasen auf Postamenten befanden. Von dem
Hauptstück, das einen Turm darstellte, in dem ein
von zwei Jünglingen beobachtetes Mädchen schläft,
befindet sich ein bemaltes Exemplar im National-
museum in München. Auch das Frankenthaler
Service, dessen sich 1790 bei derKrönungLeopolds II.
zu Frankfurt a. M. die kurpfälzische Wahlgesandt-
Blumentopf, Meissen, Mitte
XVIII. Jahrhundert Slmm- Schaft bediente, bestand ausser dem Geschirr aus
m5 I'm Fh" Liwy- zahlreichen Figuren, Göttern, Tugenden, Monaten
Berlin .. .. ..
u. a. Eine der schonsten und grossten fur den
Schmuck der Tafel bestimmten Gruppen Erde und Wasser" aus Nymphen-
burger Porzellan besitzt das Altertumsmuseum in Stuttgart in bemalter,
das Nationalmuseum in München in unbemalter Ausführung. Das dritte
Element, das Feuer", befindet sich im Besitze des Herrn Alexander Schöller
in Berlin.
Besonders grossartige Tafelaufsätze, die wir aller-
dings nur aus Beschreibungen kennen, lieferte die Lud-
wigsburger Manufaktur. Am Geburtstage des Herzogs
Karl von Württemberg im Jahre 1764 war der ganze
Hof des Ludwigsburger Schlosses in ein palais enchante
umgewandelt. Die Tafelschmückte ein riesiger Porzellan-
aufsatz in der Mitte eines I7 Fuss langen und Fuss
breiten Bassins sah man Neptun auf seinem von See-
pferden gezogenen Wagen, Grotten mit den gefesselten
Winden, Felsen mit Flussgöttern, Tritonen, Najaden,
Delphinen, Kindern und Fischern. Vielleicht gehörten
die im Altertumsmuseum in Stuttgart befindlichen Fluss-
Architekturteil, Wien,
gottheiten dazu. Bei anderen Gelegenheiten wurden Mitte xviii. Jahrhundert
Sammlung der königl.
Vgl. Kolbe, Geschichte der königlichen Porzellanmanufaktur zu Berlin, Porzellanmanufaktur
Berlin i863. Berlin
135
Architekturen aus Porzellan in der Höhe von
vier und fünf Fuss aufgebaut.
Auch die Skulpturen von Sevres waren
zunächst für den Tafelschmuck surtouts de
table bestimmt. So schenkte, um nur einige
wenige Beispiele anzufuhrenf" Josef II. dem
Grafen von Falkenstein ein Service in Grün
und Gold, mit Blumen bemalt, nebst einer
grossen Anzahl dazugehöriger Skulpturen,
darunter die Gruppen le couronnement de
la beaute, la Roziere de Salancy, la fete des
bonnes gens u.s.w. und im Jahre 1808 machte
Napoleon dem Kaiser von Russland ein
egyptisches Service zum Geschenk, dessen
Aufsatz egyptische Tempel, Obelisken und
anderes darstellte. Es kostete 44.600
Franks.
Die Sitte, die Tafel mit figürlichem
Schmuck in Verbindung mit Landschaft und
Architektur auszustatten, erscheint schon im
15. Jahrhundert und zwar am burgundischen
I-Iofe. Bei den Festlichkeiten, die Philipp der schiiduu mit dgm wappm du Grafen
Gute 1453 zu Lille veranstaltete und ebenso Bmhäersäifzoxzalfzaäzfsljlgxkgä
bei der Hochzeit Karls des Kuhnen mit
Margarete von York waren auf der Tafel
Schaugerichte inForm von Schlössern, Fontänen und anderem nebst Menschen
und Tieren aufgestellt." Seit der Mitte
des 16. Jahrhunderts scheint dieser
Brauch weitere Verbreitung gefunden
zu haben und sodann bei keinem
grösseren Feste zu fehlen. So wurden
zum Beispiel bei der Vermählung des
Herzogs Wilhelm von Bayern mit
Renata von Lothringen zu München
i568 20 Gschawessen" von Wachs
vnd essender Speiss" aufgetragen,
darunter sowohl religiöse wie mytho-
Teil einer Balusirade, Wien, Mine XVIII. jahr- logische Darstellungenfvkt Eine Ab
hundert Sammlung der liönigl. Porzellanmanufaktur
3mm bildung eines solchen Banckets
Weiteres siehe bei Havard, Dictionnaire de Parneublement etc. unter milieu de table und surtoux und
bei Ujfalvy-Bourdon, Les biscuits de porcelaine, Paris 1893.
Vgl. Alwin Schulz, Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert. Wien xßgz, S. 462 u. E.
Vgl. den Bericht Wagners über das Fest, München bei Adam Berg, 1568; voller Titel im Katalog der
Omamentstichsammlung des Kunstgewerbemuseums zu Berlin, Nr. 2087. Auch im folgenden wird der Kürze
halber nur die Nummer des Kataloges zitiert werden.
von allerhandt Zuckerwerc gibt das Werk
des Dietrich Graminaeus über die Hochzeit
des Herzogs Johann Wilhelm von Jülich-
Cleve-Berg mit der Markgrätin Jacobä von
Baden, die am 16. Juni 1585 in Düsseldorf
stattfand." Es stellte einen grossen Park dar
mit Felsen und Flüssen, Schlössern und
Festungen, sowie den verschiedensten Tieren,
sowohl natürlichen wie heraldischen mit dem
Wappen der Brautleute. In einem gereimten
Bericht" über die Hochzeit des Grafen Eitel
Friedrich von Hohenzollern mit Franziska, der
Tochter des Wildgrafen zu Daun und Kürburg,
die am 11. Oktober 1598 in I-Iechingen gefeiert
wurde, erzählt uns der Rektor der Schule zu
Reutlingen, Jacobus Frischlinus, dass die
Nische, Maßes"- Milw XVIII- Jehr- Schaugerichte das Schloss von Hechingen,
hundert den St. Georg und St. Christophorus dargestellt
hätten, und fügt hinzu
Dann darumb werden die Schawessen
Auffgsetzt das man soll nicht vergessen
Die alten Gschicht vnd was darbey
Zu lernen vnd zu bhalten sey."
Auch Philipp Hainhofer erzählt mehrfach von
solchen Schau-Essen, so beiGelegenheit derBeschreibung
der am 10. November 1613 in München stattfindenden
Vermählung der Tochter Wilhelms V. von Bayern
Magdalena mit dem Pfalzgrafen bei Rhein Wolfgang
Wilhelm. Unter anderen Schau-Essen mit Figuren aus
Wachs und Zucker, die zum Teil sich bewegten, erwähnt
er den Pamass mit dem Pegasus. Die unter dem Huf-
schlag des Rosses hervorsprudelnde Quelle ergoss sich
den Berg herunter in einen Springbrunnen, der eine Kugel
in die Luft emportriebfk" Auch bei den Festlichkeiten
aus Anlass der Taufe des Sohnes des Herzogs Johann
Friedrich von Württemberg im Jahre 1616, denen
I-Iainhofer beiwohnte, prangte ein Pegasus aus Wachs
und andere Schaugerichte beim Festmahlj- B1umgnv3SeB9l-1in um
Einen derartigen Parnass als Tafelaufsatz stellt "75 Sammlung
1.
auch der Stich von Lepautre dan-H- Bei einem Feste, Begriff wy
Katalog der Omarnentstichsammlung Nr. 2092.
Vorhanden in der Freiherr v. Lipperheideschen Kostümbibliolhek in Berlin.
Siehe Zeitschrift des historischen Vereines für Schwaben und Neuburg. 1881, S. 134.
Neue Heidelberger jahrbücher 1891, S. 30a u. f.
Vgl. Katalog der Ornarnentstichsammlung Nr. 21 15.
das Ludwig XIV. nach Abschluss des
Friedens von Aachen am 18. Juli 1668 in
Versailles feierte, wurden die Gäste nach
Beendigung des Theaters in einen grossen
Pavillon aus Laubwerk geführt, an dessen
Wänden Prunkbuffets mit den kostbarsten
Silbergeschirren und silbernen Kandelabern
standen, während die Mitte eine reich besetzte
achteckige Tafel einnahm. Im Zentrum dieser
Tafel erhob sich der Pamass. Der Felsen war
aus seltenen Steinen, Muscheln, Kristallen und
dergleichen gebildet, die auf demselben sitzenden
Figuren, Apollo mit den neun Musen und vier
Flussgöttern, bestanden aus Silber. Der unter
den Hufen des Pegasus entspringende Quell
Hoss in vier Bächen den von innen beleuchteten Nische, Meißen. Mine XVIII- Jahr-
Berg hinunter, an dessen Fuss allerhand hundm Dmm"
Zuckerwerk und Gebäck lag. Auf dem Tisch
standen acht Pyramiden aufgetürmt aus je 13 Fayenceschüsseln mit Speisen,
Bei dem Friedensmahle, das am 25. Sep-
tember x649 der Pfalzgraf Karl Gustav zu
Nürnberg den kaiserlichen und schwedischen
Kommissären und Reichsständen gab und das
Joachim von Sandrart in einem im Rathause zu
Nürnberg befindlichen Gemälde verewigt hat,
schmückte die Tafel eine Art von Triumph-
bogen mit allegorischen Figuren, sowie zahl-
reiche lebensgrosse Vögel, die auch sonst bei
derartigen Festlichkeiten nicht zu fehlen pflegten.
Vielfach nahmen die Schau-Essen direkt
Bezug auf die Festlichkeit, bei der sie aufgestellt
waren. So erschien bei der Hochzeit des
Herzogs Wilhelm Ludwig von Württemberg
und der Magdalena Sibylla, Landgräfin von
Hessen, in Stuttgart am 13. Februar 1675 auf
der Mittagstafel ein schönes und sinnreiches
Schaugericht von den zwölf Sibyllen"? Auf
dem Gipfel des Berges, an dem die Sibyllen
mit Bezug auf den Namen der Braut mit
Blumemop; Mdssm, Mm, Xvm glückverheissenden Sprüchen sassen, waren
Jahrhundert fsammhlha um" die Neuvermählten selbst in einem Triumph-
Dr" Fmz clemmßerhn wagen dargestellt, der von ihren Wappentieren
gezogen wurde. Underhalb dess Gebürgs öffnet sich eine nach der
Siehe Katalog der Omamemslichsammlung Nr. zur.
I8
Perspectiv-Kunst zu-
bereitete Spiegelhöle
Mitten in solcher I-Iöle
stehet die zwölffte Si-
bylla Agrippina, neben
sich habend eine Wiege,
welche durch die Re-
Hexion der Spiegel zum
öfftern wird gesehen
vnd hat ihr Absehen
auf die gewünschte Ver-
mehrung derI-Iochfürstl.
Würtemberg-Hessi-
schen I-Iäuser". Hinter
dem Berge war in einem
Garten die Fruchtbar-
keit in sechs Statuen
dargestellt. Am 15. Fe-
bruar veranschaulichte
ein Aufsatz die aller-
Edelste Weiber-Treu",
nämlich die Geschichte
der Frauen von Weins-
berg, ferner nach Ovid
die Andromeda, von
dem Ritterlichen
Printzen Perseo erlöset"
undjason, wie er neben
Erde und Wasser", Nymphenburg um x76o Altertumsmuseum dem goldenen Vellus
SwWa" zugleich seinen Schatz
Medeam erlanget".
Dasselbe Abenteuer des Jason schmückte die kaiserliche Tafel bei der
Krönung Karls VI. im Römer zu Frankfurt a. M. 1711 neben Pyramiden und
einem Säulenbau mit dem Bildnis des Kaisers, das die vier Weltteile und die
neun I-Iaupttugenden, Genien u. a. umgaben." Auch auf dem Tische der
Kurfürsten standen derartige Galanterie-Speisen", verfertigt von Maria
Susanna Beckerin. Eine Frau gleichen Namens stellte die Schaugerichte bei
der Vermählung des sächsischen Kronprinzen Friedrich August mit der Erz-
herzogin Maria Josefa am 20. August her.
Eine anschauliche Vorstellung von der Verteilung derartiger Schau-Essen
auf der Tafel geben zwei Grundrisse solcher Aufbauten, die bei der Ver-
mählung der sächsischen Prinzessin Maria Amalia Walpurga mit Karl III.,
dem König beider Sizilien, am g. und 10. Mai 1738 aufgestellt wurden. Sie
Vgl. Katalog der Ornarnentstichsamrnlung Nr. 2053. S. 53 u. B.
waren von dem ersten könig-
lichen Hofkonditor Cortier
angefertigt."
Das Konfekt des ersten
Abends stellete überhaupt
die Liebe nebst der Be-
ständigkeit vor Augen, und
zielete durchgehends, in
allen Stücken, auf die gegen-
wärtige Vermählung Ihrer
Majestät der neuen Königin
von Sizilien". In der Mitte
der Tafel erhob sich ein
Tempel aa, die Kuppel
von blauem, die Säulen von
gelbem, die Postamente und
die Zierate auf der Kuppel
vonrotemlucker. ImTempel
stand ein Altar mit zwei
Herzen, neben dem Altar
die Liebe und die Be-
ständigkeit die über dem
Altar die Initialen und
wie ein Liebesknoten in-
einander verschlungen"
hielten. Den Tempel um-
gaben Galerien von Caramel
und gg, auf denen
Blumentöpfe und I3 Amo- Erde und Wasser", Nymphenburg um x76o Altenumsmuseum
retten standen, von denen smmia"
eine jede einen Buchstaben
der Namen Amalia und Carolus trug. Am Eingang zum Tempel stand der
Hochzeitsgott zu beiden Seiten desselben lagen auf der Tafel je zwei
verschlungene Herzen ordentlich angedeutet durch einen schmalen Streif
von Glase, mit rothem Confect und dergleichen Candirung belegt, drey Zoll
breit, und auf kleinen gläsernen Säulen vier Zoll hoch von der Tafel erhoben,
überhaupt aber mit einem Rande von weissemDragant-Zucker, darin Hertzen,
Bogen, Pfeil, Köcher und dergleichen Zierrath waren, zu beyden Seiten ein-
gefasst". Auf beiden Herzenpaaren standen je zehn Amoretten bis I0
mit Schilden, die einen Spruch z. B. Donec in cineres trugen. In den
durch die Herzen gebildeten Schlingen sah man je eine Pyramide mit einer
Fama und und in der Mitte eines jeden Herzens ein Postament kk und ll
mit Krone, Szepter, Pfeil, Köcher und Bogen. An den vier Ecken des Tisches
Vgl. Katalog der Omamentsücbsammlung Nr. 216g.
18'
standen Brustbilder des
königlichen Paares mm
und o0, dazwischen
Schilder mit Inschriften,
von einer Glorie umgeben
p. Rings um die ganze
Tafel lief eine kleine Galerie,
die Fläche der Tafel aber
war mit Konlituren belegt
und mit lebenden Blumen
in Töpfen geschmückt.
Die Tafel des folgen-
den Tages hatte die Ge-
stalt eines grossen A.
Der Konfektaufsatz stellte
verschiedene Stücke von
Neapel" dar. Vorn befand
sich der Hafen mit einem
zwei Ellen hohen, von
Pomeranzen- und Mus-
katen-Candirung" aufge-
bauten Leuchtturm von
Wällen und Gräben
nebst Wachthäusern
umgeben. Auf der aus
Spiegelglas gebildeten See
sah man Kriegs-, Handelsschiffe und andere Fahrzeuge. Zu beiden
Seiten des Turmes lagen, etwas von der Tafel erhoben, Beete, mit
buntem Streuzucker ausgelegt, vor denselben die Wappen der Provinzen
des Königreichs Neapel bis I2. Neben und hinter den Beeten erhoben
sich vier Pyramiden mit gemalten und von innen beleuchteten Bildern
von Amoretten. Hinter dem See lag der königliche Palast mit erleuch-
teten Fenstern. Von dort aus führten Alleen zu je einem Bassin
mit Fischerkähnen und lebenden Fischen, und weiter mit Konfitüren belegte
und mit Blumentöpfen geschmückte Wege zu Brunnen von denen einer
eine Nachbildung des Springbrunnens von Medina" mit seinen acht Löwen
und dem Neptun, der andere des von St. Lucia war. Weitere Gartenwege
und Alleen fanden ihren Abschluss in Ehrenpforten r. Auf
dem beide Schenkel des verbindenden Querbalken sah man den Vesuv
aus verschiedenfarbigem Schneezucker gebildet. Es ist anzunehmen, dass
auch die Figuren aus Konditorarbeit gebildet waren.
Während in den beiden zuletzt besprochenen Beispielen nur der Grund-
riss der Tafelaufsätze abgebildet ist, werden uns in einem grossen Foliowerki",
Vgl. Katalog der Ornamentstichsammlung Nr. 2072.
Liebespaar in einer Laube, Ludwigsburg um 1760 Altertums-
museum in Stuttgart
das die Festlichkeit
schildert, die der kaiser-
liche Gesandte Baron
von Reischach zur Feier
der Krönung Franz I.
am xg. Januar 1746
im Haag veranstaltete,
die Dessertaufsätze in
perspektivischer Dar-
stellung vorgeführt.
Das Fest begann um
Uhr abends mit
einem Balle, der gegen
IoUhr durch ein grosses
Feuerwerk unter-
brochen wurde. Dann
folgte einSouper,dessen
Dessert auf vier Tafeln
serviert wurde. Die Auf-
sätze waren gebildet aus
einer breiten Bahn aus
Spiegelglas, die von
silbernen Adlerkrallen
getragen wurden. Jede
Tafel stellte eine Art von
Park dar mit Alleen,
Laubgängen, Hecken, Chinesenhaus, Frankenthal um 1770, Sammlung der Frau Mathilde
Gittern, Statuen, Vasen Swmne" Bern"
und tempelartigen Auf-
bauten in der Mitte, unter denen allegoxische Figuren thronten, eine jede
umgeben von einem Löwen und einem Einhorn, den Wappentieren Hollands
und Englands, zur Veranschaulichung der Unterstützung, die Österreich an
diesen beiden Staaten im Erbfolgekrieg erfahren. Im Tempel der ersten Tafel
sass die Stärke", die Mitte der zweiten nahm die Würde" ein und auf
der dritten herrschte das Waffenbündnis". Auf den Säulen der Halle,
in der sie sitzt, halten sieben Ruhmesgöttinnen einen Kurfürstenhut
empor, auf die einmütige Wahl des Kaisers durch die Kurfürsten bezug-
nehmend. Ein noch reicherer Aufbau schmückte die vierte Tafel. Der
Tugend", die umgeben von der Hoffnung", dem Glauben", der Stärke"
und Gerechtigkeit" in einer offenen Säulenhalle sitzt, bringt die Zeit"
vom Himmel herab die Kaiserkrone. Vor ihr fährt der Ruhm auf einem
mit zwei Hirschen bespannten Wagen. Auch hier war der ganze Grund mit
Früchten und Zuckerwerk aller Art belegt, von Porzellan scheint kein
Gebrauch gemacht zu sein.
Welcher Luxus in solchen
Schau-Essen bei Hochzeitsfesten
entfaltet wurde, zeigt am besten die
Ausführliche Beschreibung des zu
Bayreuth 1748 vorgegangenen
Beylagers, und derer
darauf sowohl zu Stuttgardt
als Ludwigsburg erfolgten Heim-
führungs estivitaeten Carls,
Regierenden Herzogs zu Württem-
berg und Teck.... und....
Elisabethae Fridericae Sophiae
gebohrener Marggräfin zu Branden-
burg Bayreuth von Wilhelm
Friederich Schönhaar zu Stutt-
gardt 174g". Bei diesen vom
19. September bis zum I7. Oktober
sich hinziehenden Festlichkeiten
schmückten fast täglich jedesmal
wechselnde Konfektaufsätze die
Tafel, darunter ein Schau-Essen mit
den Jahreszeiten, zwei mit chinesi-
schen und japanischen Darstel-
lungen, andere mit Jagden u. a.
Selbst bei Feiern ernster Art
fehlte der Tafelaufsatz nicht. Zu
der dreihundertjährigen Jubelfeier
Säule mit dem Bildnis des Prinzen Friedrich Eugen des Augsburger Religionsfriedens
von Würlernherg. Ludwigsburg, um x78oA1tertums- veranstaltete dieUniversitätWitten-
Smmäa" berg am 29. September 1755 in
Verbindung mit der Promotions-
feier von fünf Theologen ein grosses Fest im Fürstensaale des ehe-
maligen Augustinerklosters. Eine Vorstellung eines Teiles der dabei auf-
gestellten Schau-Essen gibt die Abbildung auf Seite 148. Wir erblicken
auch hier Gartenanlagen mit Gängen, Beeten, den Bildern sächsischer
Fürsten, Altären unter Tabernakeln, Springbrunnen woraus Ströhme des
ewigen Leben fliessen" u. a. In der Mitte jeder Tafel stand ein Tempel und
zwar 1. der Weisheits- und Ehrentempel" oben mit dem Apostel Paulus
und der Wahrheit", Weisheit" und Heiligkeit". Vor dem Altar liegen die
Bibel, der Doktorhut und Doktorring. Auf dem Tempel stehen Moses, Johannes
der Täufer, die Evangelisten undApostel. 2. Der Religionstempel links mit
Glaube", Liebe" und Hoffnung" und 3. der Friedenstempel rechts, in
dem sich Frieden" und Gerechtigkeit" küssen. An den Enden der Tafeln
standen die vier Weltteile, um anzuzeigen, dass der Schall des Evangelii in
Qw
.1 4h
mzrmirnmzznam m4. Im uß 145,0 A. qm, .1;
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Schau-Essen bei der Hochzeit des Herzogs Johann Wilhelm von jülich-Cleve-Berg. Düsseldorf 1585
alle Welt ausgegangen". Die Aufsätze stammten von dem Konditor Gottlieb
Reisig, die Erfindung der Tempel nebst den Porträts und Springbrunnen
von dem Promotor und Dekan Professor Christian Sigismund Georgi, die
Denksprüche von Hofrat Triller. Auch hier wird nicht erwähnt, aus welchem
Material das Ganze bestand.
Ein sehr anschauliches Bild einer solchen mit einem Aufsatze dekorier-
ten Tafel gibt ein Abbildungswerk über die Festlichkeiten, welche die Stadt
Amsterdam am I. Juni 1768 zu Ehren des Erbstatthalters Wilhelm V. von
Oranien und seiner Gemahlin Friederike Sophie Wilhelmine, Prinzessin von
Preussen, veranstaltete." Wir sehen auf dem Stiche von F. Fokke eine huf-
eisenförmige Tafel; die Mitte der Hauptseite nimmt ein grosses Schau-Essen in
Gestalt eines von einem Gehege umgebenen Gartens mit mehreren I-Iäusern
beziehungsweise Pavillons ein. Da kein Text vorhanden, lässt sich über
Inhalt und Ausführung des Aufsatzes nichts weiter sagen.
Ebenso wie hier zeigt auch der Stich von J. M. Moreau le jeune mit
der Darstellung des Festes, das die Stadt Paris am 21. Januar 1782 zur
Feier der Geburt des Dauphin veranstaltete und dessen Arrangement der
Vgl. Katalog der Omamentstichsammlung Nr. 203.
144
Stich von G. D. Heumann nach dem Gemälde von J. von Sandrart
0,.
z.
.H
Architekt P. L. Moreau geleitet, wie der Aufsatz von der breiten Tafel
noch so viel frei lässt, dass man bequem an derselben speisen konnte.
Hier darf man sicher annehmen, dass die Figuren wenigstens von Sevres-
porzellan gewesen sind. In der zwischen den beiden vorderen Tempeln
sitzenden Gestalt mit einem Kinde auf dem Schosse ist höchst wahr-
scheinlich die Gruppe La naissance du Dauphin" zu erkennen, die auf
Bestellung der Königin von Pajou modelliert worden war.
In Paris wurden derartige Aufsätze, wie wir aus dem Artikel Fleuriste
artiliciel" der grossen Enzyklopädie von Diderot und d'Alembert 1773
erfahren, mit künstlichen Blumen aus Stoff, Papier u. a. dekoriert. Der Artikel
ist von einer Abbildung begleitet, die einen Tempel der Göttin Pomona
darstellt, umgeben von Altären mit brennendem Weihrauch und Wasser-
bassins. Dieletzteren wurden von einem im Innern der Tempelkuppel befind-
lichen Reservoir gespeist, aus dem das Wasser durch die Säulen zu den
Wasserbecken geleitet wurde. Die Beeten und Vasen wurden mit Früchten
und Zuckerwerk angefüllt.
Von der allgemeinen Verbreitung dieser Sitte gibt auch der Unterricht
für ein Frauenzimmer, das Küche und Haushaltung selbst besorgen will,
aus eigener Erfahrung erteilt von einer Hausmutter. Zweyter Theil. Danzig
bey Heinrich Carl Brückner 1785" Kunde. Es heisst darin S. 439 An
Festdekoration zu Versailles 1668, Stich von Lepautrc
grossen Zeremonientafeln verbindet man mit dem Dessert öfters viele Sinn-
bilder und ligürliche Vorstellungen, zu deren gehörigen Anordnung viele
Wissenschaft aus der Historie, Poesie und Mythologie, ingleichen aus der
Architektur und Perspektive gehört. Die leichtesten Vorstellungen bey grossen
Desserts sind Lustgarten mit Spaziergängen, Gebäuden, Springbrunnen,
Parterren, Vasen und Statüen, zu welchen letzteren die Porcelainfabriken die
schönsten und zierlichsten von allen nur erdenklichen Arbeiten und Stellungen
zubereiten, und den Conditoren dadurch viel Arbeiten ersparen, weil diese
vormals dergleichenVasen und Figuren vonTraganthteige oder Caramelzucker
mühsam und mit vielen Kosten verfertigen mussten. Doch bringt der Conditor
oft mitten unter dem Porcelain Stücken von Tragantharbeit an, wenn er ein
Stück, so zum Ganzen seines Aufsatzes gehört, nicht in Porcelain haben
kann. Auch bringt er oft Figuren der Menschen und Thiere von Wachs
bossirt an, welche entweder von weissem Wachs oder nach der Natur aus-
gemalt sind. Das Mittelstück eines Aufsatzes ist auch wohl aus Spiegelglas
oder auch nur aus weissem Glase, auch sind die architektonischen Ver-
zierungen von Glas. In vornehmen Häusern hat man daher auch insge-
mein hinlänglichen Vorrath von Porcelaintiguren und Glaswerk zu den
Dessertsaufsätzen. Die Gartenparterres auf den Confectspiegeln können mit
14H
Tloxlml 1'411.11.
Schau-Essen, hergerichtet zur Feier der Krönung Franz I. in Haag x746
dem besonders dazu verfertigten Streuzucker von allen möglichen Farben,
so schön, wie man es nur verlangt, schattiert werdenf"
Die vorgeführten Beispiele dürften genügen, eine hinlängliche Vor-
stellung von dem Aussehen und Gedankeninhalte solcher Aufsätze zu geben;
ob die Figuren und Architekturen u. s. w. in Zuckerwerk, Wachs oder
Porzellan gebildet sind, macht für die vorliegende Frage keinen Unterschied.
Jedenfalls lassen sich in den Zusammenhang solcher grossen Schau-Essen
nahezu sämtliche erhaltene Porzellanliguren einreihen, ja die meisten sind
nach Gegenstand und Form nur in dieser Verwendung zu verstehen. Die
aufgeführten Schau-Essen geben schon ungefähr den ganzen Kreis der
Darstellungen. In den allegorischen und mythologischen Figuren sehen wir
Renaissancegedanken weiter fortleben. Die Gottheiten und personifizierten
Naturkräfte, die Elemente, diejahreszeiten, die Monate, die Weltteile u. s. w.,
dieser ganze Apparat der Renaissancefeste, der bei ihren Aufzügen, thea-
tralischen Aufführungen, Schau-Essen, ja selbst im Feuerwerk eine so grosse
Rolle spielte, Findet im Porzellan des XVIII. Jahrhunderts noch einmal im
kleinen eine reizvolle Verkörperung, bis er zugleich mit der neuen zerbrech-
Den Hinweis auf diese Notiz verdanke ich Herrn S. Lassar in Berlin.
147
liehen Form für immer
dahinstirbt. Wie diese
Gestalten zur Veran-
schaulichung bestimm-
ter Ideen verwandt
wurden, zeigen genug-
sam die erwähnten Bei-
spiele. Ihre Bedeutung
im einzelnen Falle fest-
zustellen, ist oft sehr
schwierig. Es bedarf
dazu eingehenden Stu-
diums der eigentüm-
lichen Vorstellungen,
die jene Zeit mit
jenen mythologischen
Gestalten verband. Be-
zeichnend für den Wert,
den man diesem Ge-
dankenkreise beimass,
ist der Umstand, dass
Kändler in Meissen
täglichen Unterricht
zur Erklärung der
schwereren mythologi-
schen Dichter" bei dem
Magistel" Christian GrundrisseinerFesttafelbei derHochzeitKarlsIILvon Sizilien, Dresden 1138
Friedrich Weise nahm.
der in der Meissener Fürstenschule von 1735-1770 unterrichtete.
Diese Verwendung der Porzellanfiguren als Tafelschmuck war vielleicht
auch für ihre Grösse bestimmend. Während Kändler in seinen für das
japanische Palais geschaffenen plastischen Arbeiten den Tieren, Aposteln
u. s. w. einen sehr grossen Masstab gewählt hatte, fand er schon bei den
ßwul-Rf .1. aywzfw4bw.
Grundriss einer Fesnafel bei der Hochzeit Karls III. von Sizilien. Dresden 1738
Schau-Essen, hergerichtet zur dreihundertjährigen jubelfeier des Augsburger Religionsfriedens zu
Witxenberg 755
das Schwanenservice schmückenden plastischen Figuren die Grösse, die
später mit wenigen Ausnahmen für die ganze Porzellanplastik Geltung
bekommen sollte und für die auf der Tafel lebende kleine Welt angemessen
war. Auch die Form des Sockels ergibt sich für viele Figuren aus diesem
Zwecke. Bei den Figuren, welche als Zierat auf die grossen plats de menage
mit ihren Salz-, Öl-, Essigbehältern u. s. w. gestellt wurden, wurde der
Sockel mit seinem Muschelwerk den Rokokoformen dieser Geschirre ange-
glichen. Sockel, mit Blumen oder Gras bewachsen, wählte man bei Figuren,
die den auf der Tafel aufgebauten Park bevölkern sollten. Kleine Postamente
in Denkmalform dienten als Untersatz für die Statuen aus Porzellan, welche
die Parterres und Terrassen zu schmücken bestimmt waren.
Auch die die Gruppen begleitenden Bäume, Lauben, Pyramiden und
Nischen erklären sich nun leicht, ferner die allseitige Komposition bei den
Gruppen, die in der Mitte der Tafel freistehend nach allen Seiten hin sich
gleichmässig entwickeln mussten, um von jedem Standpunkte aus ein
hübsches Bild zu bieten. Vielfach wurden diese Gruppen durch Aneinander-
schieben von Teilstücken gebildet, wie der in zwei Stücken gearbeitete, schon
erwähnte Nymphenburger Tafelaufsatz mit der Erde" und dem Wasser".
Besonders bei Melchior kann man beobachten, welche Mühe ihm oft die
iii
.1
Teil einer alten Zeichnung vorn Dessertservice der Kaiserin Katharina 11., Berlin um x77o
Komposition solcher Gruppen macht. Manchmal gelingt es ihm weniger
gut, wie bei der schon genannten Gruppe des schlafenden Mädchens in
einem Turm, bei der er auf der Rückseite ein Paar spielender Kinder
angebracht hat, um diese Seite nicht ganz zu vernachlässigen; bei
anderen Gruppen dagegen, wie bei der Chinesenfamilie bei der Kokosernte,
einer Gruppe aus seiner Frankenthaler Zeit 17791793, ist die Lösung
dieser schwierigen Aufgabe geradezu meisterhaft gelungen. Auch viele
Sevresgruppen zeigen derartige befriedigende allseitige Kompositionen.
Ein beträchtlicher Teil dieser grossen Tafelaufsätze aus Porzellan ist,
wie mehrere der aufgeführten Beispiele, für besondere Anlässe angefertigt
worden. Das sich so in den Konditoreien, wie in der des Grafen Brühl,
ansammelnde Material konnte dann bei anderen Gelegenheiten in anderer
Aufstellung und mit Zugrundelegung einer neuen Idee verwendet werden.
In der Manufaktur selbst wurden die einmal angefertigten Modelle vielfach
wiederholt und später in den Handel gegeben. Wahrscheinlich wird man zu
diesem Zwecke die Wappen und andere durch die besondere Veranlassung
der ursprünglichen Bestimmung erforderliche Bestandteile fortgelassen
und das Ganze mehr auf allgemeine Benutzbarkeit hin ausgestaltet haben.
So ist möglicherweise der schon genannte, aus 123 Stücken bestehende
Ehrentempel im Dresdener Warenlager in seinen Hauptteilen identisch mit
dem aus 264 Stücken bestehenden Ehrentempel im Inventar der Brühlschen
Konditorei von 1753. Es heisst von ihm in dem Börnerschen Warenver-
zeichnis er könne entweder in einer Fürstl. Gallerie aufgestellt, oder auch
n.
v.
H.
zur Besetzung einer Tafel bei Vermählungs- und anderen Festins angewendet
werden. Es wird solches auch gar leicht durch Neben-Zierrathen, Gruppen,
Figuren und Girandolen von Porcelain, annoch vermehret werden können,
z. E. als ein Tempel betrachtet kann man im Mittel desselben die Statue
eines grossen Herrn, auf einem Postament mit Stuffen umgeben, und an
den Ecken des Tempels die freyen Künste en Grouppe stellen, auch das
ganze Gebäude mit Sinnbildern und anderen Beygeräthe vermehren" u. s.
Anderseits wird man auch zahlreiche für den Tafelschmuck bestimmte
Porzellanfiguren von vorneherein für allgemeine Verwendung geschaffen
haben. Es wird Sache der
weiteren Forschung sein, zu
untersuchen, was sich etwa
von dem erhaltenenBestande
an verstreuten Figuren und
sonstigen Teilen vielleicht
zu grösseren Kompositionen
vereinigen lässt, freilich eine
schwierige Aufgabe, die in
vielen Fällen kaum noch zu
lösen sein wird.
Vgl. Sponsel, a. a. O. S. 2x8 u. i. Guild of Handicraft. Silberschnalle mit Email und Perlen
151
.m
H.
r.
D.
w.
.5.
"t. November und Dezember des vergangenen
Jahres hielt die Guild of I-Iandicraft ihre jähr-
liche Spezialausstellung ab. Sie hatte bisher
ein permanentes Lokal in Brook Street, doch
war der Raum zu beschränkt, um die vielen
dort zu gleicher Zeit ausgestellten Objekte im
günstigsten Lichte erscheinen zu lassen. Dies
bezieht sich besonders auf das Mobiliar,
welches eine so wichtige Rolle in der Arbeit
der Guild spielt. Aus diesem Grunde wurden
vor kurzem neue Räume in Dering Yard, Bond Street, unmittelbar hinter
dem Laden in Brook Street gemietet, und hier war es, wo die Ausstellung
abgehalten wurde. Dass der Wirkungs- und Einfiusskreis der Guild sich
stets erweitert, sowohl in ihrer Heimat als in der Fremde, wird von der
vor kurzem in
Hamburg abgehal-
tenen Ausstellung
bezeugt.
In den Sälen
von Georg Hulbe,
Lindenstrasse,
St. Georg, war eine
schöne Sammlung
von Möbeln, Me-
tall- und Juwelier-
arbeiten aus den
Ateliers der Guild
zu sehen. Herr
Hulbe, dessen
schöne Lederar-
beiten rühmlich be-
kannt sind, nimmt
das lebhafteste
Interesse an der
Verbreitung der
Arbeiten der Guild
of I-Iandicraft, und
Tafelaufsatz nach einer Abbildung in der Enzyklopädie von Diderot
und d'Alembert 1112 wir durfen wohl
hoffen, dass seine
Ausstellung die erste einer langen Reihe war. Und das Werk der Genossen-
schaft sollte wahrlich gerade dem Sinne der Deutschen entsprechen, denn
seine Ziele sind ernst, seine Ausführung gründlich, und der ganze Geist des
Unternehmens nüchtern und würdig!
Einer der wichtigsten Züge der Guild ist das
offen angekündigte Prinzip des ortschrittes. Die Mit-
glieder rasten nicht auf den Erfolgen der Vergangen-
heit und begnügen sich nicht damit, von Jahr zu
Jahr dieselben Vorlagen zu wiederholen, welche
bereits als vortrefHich anerkannt wurden. jede neue
Ausstellung zeigt neue Ideen und neue Versuche,
neben einer Erweiterung und Vervollkommnung
dessen, was bereits vorher erreicht worden war.
Man kennt das bewundernswerte System, welches
Mr. Ashbee bei der Erziehung seiner Handwerker
anwendet die allmähliche, sorgfältige Erziehung des
Auges und des Verstandes, zusammen mit der gleich-
zeitig stufenweise erworbenen technischen Erfahrung, Guud cf Radium Bub" aus
wodurch der Arbeiter befähigt wird, bis auf den Grund gehämmenem Silber
seines Spezialfaches zu dringen. Das Ver-
hältnis persönlicher Sympathie, welches
zwischen Mr. Ashbee und seinen Lehr-
lingen besteht, ist die beste Hülfe zur Ent-
wicklung individuellen Talentes, und die
Gewissheit, dass keine ehrliche und origi-
nelle Bemühung verächtlich behandelt
wird, ist eine mächtige Stütze des Wachs-
tums der jungen Idee.
Der Lehrling tut sein Bestes, und
die Atmosphäre, in welcher er arbeitet,
übt einen sichtbaren Einfluss auf die Rich-
tung seiner Gedanken und auf sein Auf-
fassungsvermögen aus. Einfachheit und
Harmonie bilden die Grundlage des Le-
bens und der Arbeit der Guild. Darauf ist
das gleichmässige Niveau guter Aus-
führung zurückzuführen, und der zu kon-
statierende andauernde Fortschritt, wel-
cher in Anbetracht der an der Vervoll-
kommnung einer Grundidee beteiligten
Individualitäten sonst unmöglich wäre.
Die neueren Arbeiten der Guild sind
besonders reich, was neue Entwürfe und
Experimente in
dekorativen For-
menbetrifft.
Die von der
Natur gebotenen
Hauptgrund-
füfmen sind das Guild ofHandicrafgNotenpult, Natur-eiche mit
Viereck, der Emaileinlagen
Kreis und der
Stern. Es ist unleugbar, dass die Arbeiten der
Guild lange Zeit sich mit Vorliebe dem Viereck
und dem Kreise als Ausgangspunkt zugewendet
hatten, und dass die Resultate infolgedessen etwas
trocken und zu konventionell in der Absicht aus-
fielen. Was Entwurf betrifft, seufzte man manch-
mal danach, dass die Guild etwas von jenem
Gedankenreichtum zeigen möge, der bei ihrer
V. Emailarbeit auffällt und durch welchen ihre
5mm "andicmf" 3mm Metallarbeiten so sehr an künstlerischemReich-
gehämmenem Silber mit einge-
mmn 3,6mm tum und an Abwechslung gewinnen würden. Was
20
Guild of Handicraft, Sessel, blaugebeizte
Eiche mit farbigen Iniarsien
Bis vor ganz kurzer Zeit war das von der
technische Vortreßlichkeit in Metall- und Email-
arbeit betrifft, standen die Mitglieder der
Guild stets in der ersten Reihe der modernen
Kunsthandwerker. Es ist kaum eine Uber-
treibung, wenn man konstatiert, dass in dem
letzteren Zweige keine zeitgenössische Arbeit
die der Guild of Handicraft an ausgesprochener
Farbenschönheit übertreffen kann. Die email-
lierten Schachteln, auf welchen kleine Land-
schaften mit stark markierten Gegensätzen von
Licht und Schatten abgebildet sind, sind einzig
in ihrer Art, aber bei all ihrer Schönheit muss
doch der Preis den einfachen und den gewölkten
Emails zugesprochen werden. Erstere haben
die ganze Tiefe und die Reflexe von Edel-
steinen Rubinen, Saphiren und Smaragden,
während letztere häufig einem englischen
Himmel ähneln, in welchem sich die zartesten
Töne des Opals mischen. Unter den Juwelier-
arbeiten war besonders eine Gürtelschnalle zu
bemerken, in welcher ein reiner, zarter Flieder-
ton entzückend mit dem matten Tone des Silbers
in Einklang ge-
bracht ist.
Guild für Tischgeräte und Schmuck verwendete
Silber meistens oxydiert. Unter den neuen Aus-
stellungsobjekten sind jedoch einige reizende
kleine Teelöffel und Serviettenringe aus poliertem,
weissem Silber mit b1assblauerEmaileinlage und
mit winzigen Plaketten verziert, auf welchen sich
bunte Darstellungen von Schmetterlingen, Käfern
und Vögeln befinden. Die Serviettenringe sind wie
Armbänder geformt; die Ringe schliessen in
einem kleinen Kreise ab, welcher die Email-
scheibe umfängt. Diese zierlichen Stückchen,
deren Preis äusserst mässig ist, dürften wohl all-
gemeines Gefallen erregen. Sehr nett und hübsch
sind auch die Menuständer aus gehämmertem,
mit türkisblauem Email verziertem Silber.
Bei Besprechung der Emailarbeiten darf ich
nicht unterlassen, einen ganz reizenden Hand-
spiegel zu erwähnen, auf dessen Rückseite in
naturalistischer Wiedergabe Pfauenfedern in
Guild of Handicraft, Gehänge aus Gold
mit Email, Perlen und Edelsteinen
blauen und grünen Tönen so reizend in Email
ausgeführt sind, dass sie die schimmernd wech-
selnden Farben der wirklichen Feder getreu nach-
ahmen. Eine prachtvolle Bridge"-Schachtel,
oder vielmehr Kassette aus oxydiertem Silber
mit emailliertem Deckel und ein schöner Mess-
bucheinband mit dem Bilde des gekreuzigten
Heilands, in saftigen, tiefen Tönen ausgeführt,
sind Objekte, die sich dem Gedächtnis unaus-
löschlich einprägen.
Die Metallarbeiten zeigen einen ganz ent-
schiedenen Fortschritt in dekorativer Erfindung
und in Mannigfaltigkeit der Motive. Die Be-
arbeitung des Zinnes gehört zu den aufs neue
erweckten Kunstzweigen, und englische und
deutsche Kunsthandwerker wetteifern in ihren
Bemühungen, künstlerische Muster herzustellen.
Im allgemeinen übertrifft das Nürnberger Zinn
die englischen Produkte, sowohl in Bezug
auf Form, als auch auf Ornamentierung. Jetzt
aber, wo individuelle Aufmerksamkeit und
erhöhtes Interesse auf
die Chancen gelenkt
ist, welche die Wie-
derbelebung einer all-
zulange vernachläs-
sigten Kunst bietet,
kann man auch in
Guild of Handicraft, Schrank, blau-
England dle besten geheizte Eiche mit oxydierten Kupfer-
Resultate erwarten. besßhläaßn
Die matte, weiche
Farbe des Zinnes eignet sich vortrefflich für die
Einlage von Halbedelsteinen, wie zum Beispiel
Aquamarin, Chrysopras und sibirische Saphire
und Rubine. In der Ausstellung der Guild of
I-Iandicraft im Jahre 1902 waren nur sehr wenige
Zinngegenstände, und zwar Wandarme und Stän-
der für elektrisches Licht. Heuer finden wir eine
bedeutende Zunahme in Zinnarbeiten, unter wel-
chen sich eine Standuhr aus getriebenem Zinn
besonders auszeichnet. In das Zifferblatt sind in
ebenso neuer wie reizender Weise Aquamarine
eingesetzt, doch ist es schwer, sich mit der Form
Guild of Handicraft, Gehänge aus
G014 mit Pgflmungf und qmm", zu versohnen, deren Verhaltmsse zu viereckig
20'
und schwer sind, um den Gesetzen
wahrer Schönheit zu entsprechen.
Das Ganze würde bedeutend ge-
wonnen haben, wenn die untere
Hälfte des Gehäuses undekoriert
geblieben wäre. Nebenbei bemerkt
steht dieser Teil des Entwurfes
in Widerspruch zu der Verzierung
des Zitferblattes. Gerade dieser
Vorwurf übertriebener Verzierung
lässt sich selten gegen die Arbeiten
der Guild erheben, deren Haupt-
vorzug eben in jenem schönen Ge-
fühl für richtige Verhältnisse liegt,
welches den Erzeugnissen des mo-
dernen Kunsthandwerks so oft fehlt.
Von den beiden Türbeschlägen aus
getriebenem Kupfer ist das auf
Seite 164 abgebildete bei weitem
das beste. Bei dem anderen wird
das Muster durch die Überfüllung
des wiederholten Motives unruhig.
Auch in mehreren Silberge-
genständen ist eine Tendenz nach
Üppigkeit der Formen bemerkbar.
So zum Beispiel in einem Sport-
preis-Becher aus gehämmertem Silber, verziert mit Email und Steinen, bei
welchem die Weglassung des schwer ausgebauchten Randes unter dem
Deckel von grossem Vorteil gewesen wäre, denn die Form des Bechers und
besonders der Fuss ist sonst so vortrefflich, dass die übermässige Betonung
des dekorierten Teiles umsornehr zu bedauern ist. Von reinster und
elegantester Form ist der bei Hulbe ausgestellte Silber-
becher, der mit seinem schlanken Fuss und seiner läng-
lichen Schale an eine Blume erinnert.
Besonderer Fortschritt ist in der Schmiedeeisen-
arbeit der Guild of Handicraft zu verzeichnen. Da Findet
man, dass kühne, schwungvolle Kurven häufig die früher
so beliebten geraden Linien ersetzen und schöne Muster
bilden, welche sich besonders für Kaminroste, Feuer-
schirme, Balkongeländer und Gitterwerk eignen. Ein
prächtiges Gitter ist in Schmiedeeisen und Kupfer aus-
geführt. Es ist durchaus sinngerecht in der Konstruktion 5,.
und vollendet im symmetrischen Gleichgewichte der Guüd "'"a"d'f"""3ech"
aus gehämmertem Silber
Wiederholung des Le1tmot1vs". Ebenso vortrefflich m. ginggggatgn Smnen
Guild cf Handicraft, Silberschrank, blaugebeizte
Eiche mit Inrarsien
ist ein schmiedeeiserner Feuerschirm
mit äusserst schönem Linienfluss.
In den von der Guild in neuester
Zeit ausgeführten Möbeln bemerkt man
eine gewisse Ideenkonzentrierung, deren
Fehlen sich vor einigen Jahren in
der Unsicherheit und Zaghaftigkeit der
Entwürfe fühlbar machte. Heute noch,
wie stets vorher, ist das Augenmerk in
erster Hinsicht auf praktische Verwend-
barkeit gerichtet. Erst an zweiter Stelle
kommt Originalität des Aussehens, wo-
durch der gewöhnlichste Gegenstand
einerI-Iauseinrichtung in einDekorations-
stück verwandelt
wird. Die Formen-
schönheit wird der
Schönheit der
Ornamentik unter--
geordnet. Letztere
besteht aus reicher
Einlage von ver-
schiedenfarbigen
Holzarten oder aus
Plaketten und Pan-
neaux von getrie-
benen Metallen Guild of Haridicraft, Sessel, im den Gross-
oder Eisen und herzog von Hessen hergestellt
Stahlbeschlägen,
welche dem Ganzen dekorative Abwechslung und Reiz
verleihen. Stechpalmholz, welches häufig für Intarsien
und manchmal für die innere Verkleidung von Möbel-
Stücken angewendet wird, hat ein so feines Korn und
einen so zarten Ton, dass es in poliertem Zustand sehr
dem Elfenbein ähnelt. Bei den gebeizten I-Iolzarten
findet man verschiedene Töne von Grün, Blau und
Scharlachrot und jenes Dunkelgrün, welches eine Zeit-
lang so sehr in Mode war, dessen jedoch das Publikum
schon müde geworden ist, und zwar, wie ich glaube,
mit gutem Grund. Die Farbe ist zu auffällig unnatür-
lich, wenn sie in breiten Massen vorgeführt wird,
und lässt überdies die Anwendung schlechten, billigen
Materials vermuten, welches auf diese Weise wirkungs-
Guild of Handicraft, Silberbecher
Spottpreis voll maskiert wird. Als Besitzerin eines grunen
158
Kastens spreche ich aus eigener
Erfahrung, denn ich bin an dem
Punkte angelangt, ihn zu hassen
und mich nach dem Naturholz
zu sehnen, welches die Beize
verbirgt.
Natürliches und geräuchertes
Holz, Nussbaum, Mahagoni, Rosen-
baum, Stechpalme, Ahorn und
Birke sind alle ohne Ausnahme so
dekorativ, dass sie keiner Ver-
schönerungszutaten bedürfen und
ihren gegenseitigen Reiz durch Kon-
trastierung erhöhen. In Russland
wird Birkenholz häufig bei der
Herstellung von Gegenständen
für Tischgebrauch verwendet, für
Krüge, Becher, Schüsseln und
Löffel. Diese Gegenstände wer-
den mit Email-Mosaikbändern in
byzantinischen Mustern verziert.
Die Wirkung ist ebenso glänzend,
als originell. Die Struktur des
Birkenholzes ist äusserst fein und
wunderschön blattartig gemustert,
mit so feinen Umrissen, als wären
sie mit einer Radiernadel aus-
geführt. Es wäre wünschenswert,
die Aufmerksamkeit der Guild of
Handicraft sich auf die Ausnützung
der dekorativen Eigenschaften des
Birkenholzes verlegen zu sehen, wie sie sich bereits auf die des Stechpalm-
holzes verlegt hat.
In Schmuckstücken hält sich die Guild in neuerer Zeit hauptsächlich an
Formen, die dem Vogel-, dem Insekten- und dem Pflanzenreiche entlehnt
sind. Zu letzteren gehören einige wirklich reizende Neuheiten, leicht und
anmutig in der Erfindung und äusserst zart in der Ausführung. Hier sieht
man wieder eine willkommene Entwicklung freier Phantasie und Zweck-
bewusstseins seitens der Künstler.
Die zahlreichen Bewunderer, welche die von der Guild vollbrachte
Arbeit aufmerksam verfolgen, müssen mit aufrichtiger Freude den klar
erkennbaren Fortschritt bemerken, welcher sich von Tag zu Tag in der von
Mr. Charles Ashbee geleiteten, bewundernswerten Kunstgemeinde fühlbar
macht.
Guild of Handicrafr, Porzellanschrank, weiss lackiert
159
Guild of Handicraft, Schreibkasten, Ebenholz und Stechpalmholz mit lmarsien und Silbexbeschlägen
DIE TAPETEN UND STOFFMUSTER DES
HARRY NAPPER 5b VON P. G. KONODY-
LONDON 30
IN schöner und seltener Charakter, eine Stimme
und Anregung der Kunsttätigkeit mindestens der
letzten zehnjahre er eroberte sich eine Stellung,
welche, was den Gedanken der Jugend des Tages
betrifft, weniger EinHuss als Gesetz war. Und das
erreichte er weniger durch kolossale Fähigkeit als
vielmehr durch eine gewisse eklektische Weisheit
und Sympathie, mitwelcher erinhöchstbemerkens-
werter Weise begabt war Er hatte einen fast
verblüffenden Instinkt für das, was andere Leute
interessierte; er gab für andere Leute demjenigen
Gestalt und Begrenzung, dessen sie sich selbst kaum bewusst waren
Mehr junge Dichter, Maler und Schriftsteller danken wohl Gleeson White
ihren Erfolg, als irgend einem anderen seiner Zeitgenossen."
Diese Zeilen linden sich in einem dem Andenken des im Oktober 1898
verschiedenen Gleeson White gewidmeten Nachruf in einem englischen
Kunstblatte, und bei der Betrachtung der Arbeiten Harry Nappers kann man
nicht umhin, jenes grossen, im Verborgenen wirkenden, bescheidenen Mannes
IDO
Guild of Handicraft, Schreibkasten, grüngebeizte Eiche mit gehämmerten Stahlbeschlägen
zu gedenken, der in der modernen Kunstgeschichte Englands eine so grosse
Rolle gespielt hat, der es nicht nur verstand, verstecktes Talent zu entdecken
und es mehr durch geistreiche Konversation und Anregung als durch auf-
dringlichen Rat an den Tag zu bringen, sondern auch durch tatkräftige Hülfe
die von ihm entdeckten jungen Künstler bei ihren ersten Schritten leitete.
Aubrey Beardsley, Byam Shaw, Nico Jungmann und viele andere verdanken
ihm ihre Karriere.
Auch I-Iarry Napper ward von Gleeson White sozusagen auf die Füsse
gestellt, und zwar zu einer Zeit, da letzterer noch ein einflussloser, unbe-
kannter Buchhändler und Leihbibliothekinhaber in Christchurch, einem
malerisch gelegenen, kleinen Städtchen in Hampshire, war, vor seiner Über-
siedlung nach London, wo sein Salon bald nachher ein Versammlungsplatz
alles jungen und hilfsbedürftigen alentes ward. Bei all seiner idealen Ver-
anlagung, bei all seinem Schwärmen für das Erhabene, Ungewöhnliche in
der Kunst war Gleeson White als Ratgeber äusserst praktisch, und diesem
Umstande ist es zuzuschreiben, dass Harry Napper, der von frühester Jugend
an auf seiner eigenen Hände Arbeit angewiesen war, in eine Laufbahn gelenkt
Guild cf Handicrafx, Schreibkasten, graugebeizte Eiche, innen Stecbpalmholz mit Inrarsien und
versilberten Beschlägen
wurde, die ihm zwar bisher wenig Ruhm verschafft hat, ihn aber trotzdem
befähigt, einen bedeutenden Einfluss auf den Geschmack des Publikums
auszuüben und ihn mit den Mitteln versorgt, in seinen Mussestunden der
Ausübung jener Kunst nachzugehen, zu welcher ihn sein Talent besonders
befähigt der Malerei. Denn Harry Napper, der geschäftsmässige Zeichner
von Tapeten und Stoffmustern, der anonym die ersten Fabrikshäuser
Englands mit vielen ihrer besten Entwürfe versorgt, ist in seiner freien
Zeit ein Landschaftsmaler und Aquarellist von seltener Frische und Natur-
Wahrheit.
In den Katalogen der zahlreichen Arts 8c Crafts"-Ausstellungen ist
Nappers Name nicht zu Finden. Wenn seine Arbeiten überhaupt ausserhalb
der Preislisten der Manufakturfirmen dem Publikum zu Gesichte kommen,
so ist es unter dem Namen des Fabrikanten, dessen Eifersucht ihn verhindert,
seinen Geschäftsrivalen die Identität des für ihn arbeitenden Künstlers zu
enthüllen. Auch kann Harry Napper seinen Dekorationsideen nicht freien
Lauf lassen und muss seine Entwürfe, um sie dem Auftraggeber annehmbar
2x
Guild cf Handicrafx, Aufsatzkaszen, dunkelgebeizxe Eiche mit Verzierungen aus gepresstem Leder
zu machen, den Erfordernissen dertechnischen Methoden und dem Geschmacke
des Publikums anpassen. Dass er trotzdem in der modernen Kunstbewegung
eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt hat, dass er stets bemüht war
und ist, neue Ideen langsam einzubürgem nicht durch plötzliche Sprünge,
sondern durch langsames, stufenweises Fortschreiten spricht hoch für
seinen vom praktischen Elemente untrennbaren Kunstgeist.
Im ahre 1860 in der Provinz Somersetshire geboren, verlor I-Iarry
Napper beide Eltern, ehe er sein siebentes Lebensjahr vollendet hatte.
Verwandte nahmen den elternlosen Jungen zu sich, und mit ihnen verbrachte
er vier weitere Jahre in kleinen Provinzstädten, bis ihn sein Schicksal nach
Christchurch verschlug, wo Gleeson White damals, vor seiner Übersiedlung
nach London, als Buchhändler und Inhaber eines Lesekabinetts ansässig
war. Harry Napper zeigte als kleiner Junge schon so entschiedenes zeichne-
risches Talent, dass Gleeson White ihn, der als Vierzehnjähriger schon darauf
angewiesen war, sich selbst zu erhalten, an den Direktor der ausgezeichneten
Kunstschule in Boumemouth empfahl, wo Napper denn auch als Sekretär
und Gehilfe angestellt ward und wo er auch in seinen freien Abendstunden
den einzigen Unterricht erhielt, der ihm je zuteil ward. Die damals von dem
vortrefilichen Maler, Mr. Francis Bate, geleitete Schule ist eines der Kunst-
erziehungsinstitute, welche unter dem Regime des South Kensington Royal
College of Art stehen, und Napper hatte
im Alter von zwanzig Jahren bereits alle
von der Prüfungskommission ausgestellten
Zeugnisse und Zertifikate, welche ihn
befähigten und berechtigten, selbst die
Leitung einer subventionierten Kunst-
schule zu führen.
Dass Napper die wenigverheissende
Karriere eines Musterzeichners einschlug,
hatte er wieder dem guten Rate Gleeson
Whites zu verdanken, der, den Charakter
und die Begabung des jungen Künstlers
richtig abschätzend, ihn als Zeichner von
originellen Mustern für Tapeten, Teppiche
und Stoffe jeder Art an einen Mr. Silver in London
empfahl, dessen Geschäft darin bestand, die Fabri-
kanten derartiger Waren mit neuen Entwürfen zu
versorgen. Der Rat war vortrefflich, denn die Schul-
meisterlaufbahn war keineswegs verlockend, und
als Maler hätte
Napper bei
allem Talente
einen äusserst
schweren
Kampf durch-
zufechten ge-
habt wäre
vielleicht Sog-r ß..'
unterlegen. Als mit Mondlsteinen und
Musterzeichner Pme"
ist Napper Ge-
schäftsmann; als Maler ist er unab-
hängig, eigensinnig. Als Zeichner fügt er
sich dem Willen des Publikums; seine
originellen Ideen drängt er nicht dem
Unwilligen jäh auf, sondern erzieht den
rohen Geschmack langsam, stufen-
weise. Als Maler folgt er ungefesselt
seinem künstlerischen Gefühl er malt
für sich selbst, hat hier und da in der
Royal Academy oder im New English
Art Club ausgestellt, wohl aber kaum
je ein Bild verkauft. Dabei sind seine
Guild of I-landicraft, Standuhr aus getriebenem Zinn
ngesmm, Aquafnayingn Aquarellandschaften von einer seltenen
2x"
Frische und summarischen Direktheit eine
künstlerische Schnellschrift, die sich auf das
unumgänglich Notwendige beschränkt und
auf störendes Detail verzichtet. Und störend
ist ihm alles, was nicht direkt auf den beab-
sichtigten Effekt Bezug hat. Ihm handelt es
sich niemals darum, das Hübsche, Gegen-
ständliche in der Landschaft darzustellen,
sondern das Charakteristische, zum Beispiel
die Zeit des Tages oder des Jahres, die Laune
desWetters, Sonnenschein oder Sturm. Merk-
würdig ist es, dass er, der bei seinenTapeten-
friesen und Stoffmustern sich gerade im Stili-
sieren von Pflanzenformen oder gar von
ganzen Landschaftsszenen auszeichnet, in
seiner Malerei dem entgegengesetzten Extrem
folgt er ist Naturalist, und nicht Stilist.
Während der zehn Jahre, die Napper im
Atelier Silvers zubrachte, zuerst als Zeichner,
dann als Geschäftsleiter, und nach Silvers
Tod während der Minderjährigkeit seiner
Söhne als Kompagnon, vertrat er stets das
fortschrittliche Element, die neue Richtung".
Guild ufHandicrr-fr, Türbeschläge aus Heute erscheinen seine früheren Arbeiten
gemebenem K"Pm allerdings nicht sehr gewagt, aber gerade
darauf beruht sein Einfluss in der englischen
Kunstindustrie, dass er es verstand, die altherkömmlichen Stilarten stufen-
weise mit den neueren Ideen in Einklang zu bringen. Als revolutionärer
Kunsthandwerker hätte
er sich wohl rasch einen
grossen Namen machen
können, aber die Fabri-
kanten hätten ihm seine
Entwürfe prompt re-
tourniert und er hätte
dabei verhungern
können. Heute darf er,
nach vieljähriger Arbeit,
sich weit mehr erlauben,
und die lange Routine
befähigt ihn, seine Ent-
würfe genau den Her-
stellungsmethoden an-
ZUPQSSEII. Guild of Handicraft, Kaminrost aus Schmiedeeisen
Wenn NappersTapeten und Stoffe
ausnahmslos gefällig und zufriedenstel-
lend sind, ist dies hauptsächlich dieser
technischen Kenntnis zuzuschreiben.
Viele vortreffliche Musterzeichner
leiden darunter, dass ihre Ideen in der
Übersetzung in das Stoifliche absolut
verdorben werden. In den meisten
Fällen liegt dies daran, dass sie bei ihren
Entwürfen den Herstellungsmethoden
nicht Rechnung tragen. Anstatt die
Farbenkombinationen so einfach als
möglich zu halten, Farben zu sparen
undMischtöne durchAufeinandersetzen
der einfachen Grundtöne zu erlangen,
lassen sie ihrer Phantasie freien Spiel-
raum. Der Fabrikant versucht dann
und man kann es ihm kaum verübeln
Farben zu ersparen, sei es beim
Weben oder beim Drucken, und das
Resultat entspricht in den seltensten
Fällen den Absichten des Künstlers.
Das kann Napper kaum vor Guild cf HandicrafigTixjärbefschläge aus gezriebenem
kommen. Seine Entwürfe für Textil- er
arbeiten sind solcher Art, dass sie ziemlich getreu und in einfachster Weise
von modernen Maschinen herge-
stellt werden können. Er weiss
den Webestoffen bei strikter Be-
schränkung der Farben durch ge-
schickte Mischung der Aufzug-
und Einschussfäden die grösst-
möglichste Anzahl verschiedener
Töne zu geben, und die Resultate
entsprechen im allgemeinen
seinenEntwürfen. Es liegen Stoffe
von Napper vor, bei welchen
selbst Sachverständige es kaum
glauben können, dass nur zwei
oder drei verschiedenartige Fäden
dazu verwendet sind. Dazu
kommt noch verständige Wahl
des Materials und Berücksichti-
gung neuer Methoden, durch
Guild of Handicraft, Ofenschirm aus
Schmiedeeisen welche auf billigste Weise
Guild ofI-landicrzfßTürgitter aus Schmiede-
eisen und Kupfer
schmiegt und dieselbe hervorhebt. Bei
der bedruckten Tapete ist ferner jeder
Teil gleichwertig. Der gewebte Stoff
ist kostbarer, und es handelt sich da-
her darum, das bessere Material durch
das Ornament auffällig zu machen.
Seiner persönlichen Ansicht nach
würde Napper gemusterte Tapeten
nur für grosse Vorhallen oder sonstige
nackte Wände verwenden und andere
Wohnräume mit eintönigen, neutralen
Papieren bedecken, welche über der
Bilderhöhe von einem schönen, orna-
Gewebe hergestellt werden, welche den herr-
lichsten Seidenbrokaten und Gobelins ähneln,
obgleich das Material in den meisten Fällen
geschickt präparierte Baumwolle, hie und da
mit geringem Seidenzusatz ist.
Was das Ornament selbst betrifft, be-
handelt Napper, wie jeder verständige Künst-
ler, Textilstoffe nach ganz anderen Grund-
sätzen als Tapeten. Bei letzteren hält er das
Ornament für weniger wichtig als einen
schönen Grundton, besonders in Räumen,
wo die Tapete nur als Hintergrund für dar-
über hängende Bilder und andere Objekte
dient. Der Hängestoff, Vorhang, Draperie,
Paneel, verlangt viel mehr eine ornamentale
Behandlung, da er gerade dazu dient, die
Monotonie der flachen Wand aufzuheben,
und da das Ornament mithilft, die Falten her-
vorzuheben. Von
diesem Stand-
punkte ausgehend,
verdammt er die
vertikale Richtung
des Entwurfes als
verlorene Mühe,
da der Faltenfall
die Zeichnung ver-
steckt, während bei
horizontaler Ten-
denz die Zeichnung
sich derFaltung an-
Guild of Handicraft, Schmiedeeiserner Luster für elek-
frisches Licht
zu
mentalen Fries zu krönen wären.
Da jedoch das Publikum, und
daher der Fabrikant, auf Mustern
besteht, bemüht sich Napper zum
mindesten diese Muster so unauf-
fällig als möglich zu halten, laute
Töne und schreiende Muster zu
vermeiden und seinen Entwurf so
zu gestalten, dass er so wenig als
möglich stört. Er zieht es vor, seine
Blumen so viereckig als möglich
zu stilisieren, und wählt deshalb
als Motive, auf welchen er seine
originellen Pflanzenmuster auf-
baut, mit Vorliebe die Tulpe, die
Distel und die Brombeere. Aber
nur als Grundlage, denn die schön
stilisierten Blumen und Pflanzen
auf seinen Tapeten und auf vielen
seiner Stoffe sind doch grundver-
schieden von allem, was in der
Natur zu finden ist, und verdanken
den oben erwähnten Grundformen
nur ihre Anregung.
Diese viereckige Tendenz hat wieder ihre ästhetische Begründung. Ist
doch die Wand aus viereckigen Steinblöcken oder Bauziegeln aufgebaut
und ist es doch dem modernen Sinne entsprechend, die Konstruktion in der
Dekoration nicht zu verbergen, sondern so stark als möglich hervorzuheben!
Aus derselben Ursache zieht er es vor, die Senkrechte zu akzentuieren, im
Gegensatze zu Textilentwürfen, wo sie schlecht angebracht wäre. Wo
sich bei der Zeichnung eine diagonale Tendenz ergibt, was manchmal ganz
zufällig vorkommt, ist die Diagonale gleichwertig nach beiden Richtungen.
Darin unterscheidet sich Napper von William Morris, dem Vater
der modernen Dekorationskunst, der bei aller Pracht und Phantasie seiner
Ornamentik häufig in diesen Fehler verfällt und dessen Tapeten daher im
Wohnraum manchmal geradezu unangenehm wirken, obgleich sie in kleinen
Stücken sehr effektvoll sind.
Ein anderer moderner Meister, Walter Crane, ist in die Manier verfallen,
in seinen Tapeten als Erzähler aufzutreten. In einigen seiner Wandpapiere
wimmelt es förmlich von Figuren, tanzenden Mädchen, Jägern und Hunden
und Hirschen, bekannten Märchenfiguren aus der Kinderstube, Pfauen und
anderem Federvieh. Das ist wohl amüsant und originell, aber in einem derart
verkleideten Zimmer lässt sich nicht leben! Auch diesen Fehler vermeidet
Napper. Höchstens dass er bei einem Fries einen langen Zug regelmässiger,
Harry Napper. Tulpenß Stoß Alex Morton 64 Ko.
halb stilisierter Gestalten auftreten
lässt, niemals in unruhiger Bewe-
gung, sondern steif, fast in ein
Muster verwandelt. Und so auch
seine Landschaften, seine Baum-
gruppen und Wolkenzüge. Die
grossen Flächen aber sind reine
Ornamentik, und zwar Ornamentik
einer Art, die man auf den ersten
Blick als Nappers Eigenstes er-
kennt.
Die meisten dieser Tapeten
hat Napper seit seinem Austritt
aus der Firma Silver für die wohl-
bekannte Tapetenfabrik von A. Rott-
mann Ko. hergestellt, und sind
einige seiner hervorragendsten Ar-
beiten auf diesem Gebiete seiner-
zeit anlässlich der Ausstellung einer
Idealen Offizierswohnung" in
Earls Court in Kunst und Kunst-
handwerk" reproduziert worden.
Harry Napper, Tapete Rottmann kKo. Das ganze Mobiliar dieser Woh"
nung war gleichfalls nach Harry
Nappers Entwürfen hergestellt, was
um so bemerkenswerter ist, als er sich bis dahin niemals mit Möbeln
beschäftigt hatte. Wie alle Arbeiten des Künstlers zeichnen sich auch
seine Tische, Sessel, Betten, Schränke und Schreibtische durch sinn-
gerechte Konstruktion und Solidität aus. Sie sind niemals überdekoriert,
dafür sind aber die Beschläge und Griffe höchst originell in Farbe, Form und
Material. Napper schliesst sich weder der strengen Geradlinigkeit der Schotten,
noch den kühnen Bogenlinien eines Van der Velde an. Er erlaubt sich leichte
Kurven, um die Eintönigkeit der steifen Linien aufzuheben, wendet aber diese
Kurven niemals in sinnwidriger, dem Charakter des Holzes widersprechender
Weise an.
Es ist merkwürdig, wie Napper ohne richtige Schulung und ohne
ständige Übung sich in allen Zweigen des Kunstgewerbes zu Hause fühlt.
So bereitete er für eine Diskussion über Metallarbeiten, anlässlich der monat-
lichen Versammlung der Mitglieder der Hemlock League, eine Serie von
Entwürfen für Silber- und andere Metallgegenstände, wie Tinten- und Salz-
fässer, Pfefferstreuer und Senftöpfe vor, welche nicht nur anmutig und
originell in der Form, sondern auch so sachverständig in Grundriss, Seiten-
ansicht u. s. w. ausgeführt sind, dass sie von dem praktischen Arbeiter
sofort ohne weitere Erklärung verwendet werden können. Einige dieser
die Liebenswürdigkeit des
Künstlers für die Leser von
Kunst undKunsthandwer
zur Verfügung gestellt.
Es wäre interessant zu
beobachten, nach welcher
Richtung sich Nappers Stil
entwickeln würde, wenn der
Künstler von Fabrikanten
und vom Publikum voll-
ständig unabhängig wäre.
Einstweilen stellt seine
Arbeit ein Kompromiss
zwischen seiner eigenen
Originalität und dem Ge-
schmacke des Bestellers dar,
aber gerade darin, dass
Napper nicht revolutionär
auftritt, sondern die Ge-
schmacklosen und Unwis-
senden Schritt für Schritt
auf die richtige Bahn lenkt,
besteht sein grosser Einfluss
und seine Bedeutung für die
Entwicklung der modernen
englischen Kunstindustrie.
Harry Napper, Heidelbeerw, bedruckter Cretonne
Geo. P. J. Baker
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON
LUDWIG HEVESI-WIEN Sie
ÜNSTLERHAÜS. Die XXXI. Jahresausstellung der Künstlergenossenschaft bietet
ein umfassendes und mannigfaltiges Bild jetziger Kunsttätigkeit. Wien tritt diesmal
namentlich in Porträt, Genre und Kleinplastik lebendig hervor. Einige Jüngere, ja Jüngste,
aber auch dieser undjener Ältere überraschen durch einen plötzlichen Schwung nach vor-
wärts. In der Anordnung des StoFfes nehmen einige Bildnisse von geschichtlichem Wert
Ehrenplätze ein. Vor allem ein Brustbild des Kaisers von Professor julius von Benczur
in Budapest. In Husarenuniform, Profil nach rechts, durch leicht diagonale Stellung im
Raume noch plastischer wirkend, als es schon dank der fast skulpturalen Reliefmässigkeit
einer sehr gründlichen Arbeit nach der Natur der Fall wäre. Von Benczur, dem bedeutend-
sten noch lebenden Piloty-Schüler, sieht man auch ein prächtiges Bild der Erzherzogin
Isabella, ganze Figur, in schwarzem Samtkleide, mit ihrem Söhnlein Erzherzog Albrecht.
Eine üppige Malerei, wie zur Beherrschung eines grossen Maria Theresia-Salons in einem
der Barockpalais des XVIII. Jahrhunderts. Ferner sieht man von Benczur ein lebens-
grosses Kniestück des verewigten Erzherzogs Albrecht, mit Kraft und Ruhe behandelt und
22
sehr authentisch. Alle drei Bilder
gehören dem Erzherzog Friedrich.
Heinrich von Angeli zeigt in fünf
neuen Porträts ein erfreuliches
Wiederaufleben. Die KraR, mit der
die Brustbilder der Frau Marianne
von Schoeller und der Prinzessin
Solms-Erlanger gemalt sind, hat er
auch früher nicht immer erreicht.
Auch von Läszlo sind mehrere Por-
träts zu sehen, und zwar von ganz
verschiedenem Habitus. Ein poesie-
voller Kopf Alice Barbis, mit An-
klang an Raffaels heilige Cäcilia,
griisst schon den Eintretenden. Eine
Profilskizze der Erbprinzessin von
Sachsen-Meiningen besticht durch
vornehme Klarheit der Linie und
intimen Ausdruck. Auch Fürstin
Metternich-Sandor ist von ihm ver-
ewigt. Artur von Ferraris bringt eine
überzeugende Naturstudie des deut-
schen Kaisers, im I-Iermelin, und
eine temperamentvoll arrangierte
und charakterisierte ganze Figur
seines eigenen Söhnchens. Mit un-
gewöhnlichem Ernst, auch in der
Pastellfarbe schlicht und gesund,
hat Mehotfer Herrn Philipp von
Harry Napper, MispeW, bedruckter Cretonne Schoeuer gemalt; Sterwnd, Hand in
Geo. P. J. Baker derTasche. Poehwalskis Graf Philipp
Zaleski, in schlichter Redingote, ist
ein vorzügliches Beispiel seiner in sich abgeschlossenen, ganz in malerischem Gleich-
gewicht bleibenden Existenzbilder. Sein Graf Stanislaus Badeni, im Nationalkostüm, ist
mehr ein brillantes Monumentalstück für die Öffentlichkeit. Und wieder anders sein
Porträt Anton Drehers, im agdkostüm sitzend, frei in freier Landschaft, luftatrnend und
ungezwungen. Zygmunt Ajdukiewicz, Friedrich Koch, Emil Fuchs London, Einfluss de la
Gandaras, Bukovac Erzherzog Leopold Salvator und Hofrat Parasini, Frau Rosenthal-
Hatschek und noch andere haben interessante Porträts.
Im Genre fallen zunächst einige bemerkenswerte Fortschritte auf. Oder auch Auf-
ratfungen, wie Baron Merodes DampfhammeW der Urbansche in Wien, ein für ihn
ungewöhnlich grosses und reichhaltiges Bild, von guter schwarzer Haltung, mit energischen
Lichterscheinungen. Adams' lebensgrosse Szene Totengebet im Armenhause von Volen-
dam" ist in Form und Farbe ein Kraftstück des jungen Künstlers. Leo B. Eichhorns grosse
Wallfahrt, in Kalwarija Zebzydowska bei Krakau, ist die erste bedeutende Unternehmung
eines anderen Jungen. Scharfes Typenstudium ist darin mit moderner Farbenemphndung
vereinigt, die bereits ihre Art von Kühnheit hat. Lebiedzki, jetzt ein seltener Gast, hat eine
grosse Pieta von kühl an sich haltender und dennoch intimer Stimmung, bei grosser
zeichnerischer Feinheit. Pippichs Episode Ein Held", aus dem Jahre 1859, pointiert eine
kleine Kriegsszene in markanter Weise. Wildas Turandot" ist eine Quasi-Chinoiserie von
zierlichster Durchführung und leichter kaisergelber" Farbengebung. Veiths Phantasie-
stück Am Dianabrunnen" ist mit jenem eleganten, Wienerisch gewendeten Böcklinismus
17x
behandelt, der längst seine Freunde hat.
Schrams Simson und Delila" ist ein
mit Verve hingefegtes Stück Gross-
malerei, wie eine Turnübung des sonst
auf Delikatesse eingeübten Pinsels.
Kinzels Schmiede" und Dorfgasse"
zeigen neue malerische Fortschritte
dieses rastlos strebenden Künstlers.
Temples grosse Szene Nach dem
Duell" Schauplatz das Gatterhölzl bei
Schönbrunn gibt den hellblauen Früh-
lingsmorgen im dünnstämmigen Wäld-
chen sehr echt in Licht und Luft, und
in scharfem Gegensatz dazu den tragi-
schen Duellapparat. Viktor Scharf-T
Paris zeigt eine alte Bretonin in ihrer
Stube, ganz vortrefHich in der leisen
Harmonie einer tieftonigen Farbe. Da-
gegen ist Adalbert von Kossak, in
seinem Frühling r8x3", draufgänge-
risch wie immer, hat aber doch dies-
mal einen intimen Stimmungsmoment.
Kosaken reiten über das Schlachtfeld
von Borodino und bekreuzen sich vor
der Leiche eines französischen Küras-
siers. Isidor Kaufmanns Tempel-
vater" zeigt die bekannte minutiöse
Durchbildung seiner israelitischen
Genrebilder. Larwin hat mit seinen
Frierenden Schulbuben" einen Haupt-
schlag getan. StachiewiciGrisaillen aus
dem Atelier, Kochs Ulanen, Streckers
lebendiger Kirtag in der Wachau",
einiges von Zewy, Hessl, Egger-Lienz, E. Lohwag, Mauch, Kepf u. a. zeigen die ganze
Linie an der Arbeit.
In der Landschaft möchte zunächst Tomec Mondaufgang", Parkidylle" zu
rühmen sein, wegen der prächtigen Tiefe seiner dunklen Töne, namentlich des goldigen
Braun und seiner wachsenden Beherrschung der Atmosphäre. Zoffs Boschetto am Meere",
Schaeiiers Partien bei Hütteldorf, die Bilder von Darnaut, Russ, Geller, Charlemont,
Adolf Kaufmann u. a. werden bemerkt. In der grossen Plastik sei zunächst Zinslers inter-
essante Pieta anerkannt; dieser Künstler wäre eines grösseren Auftrages würdig. Er und
der Czeche Bilek sind spezifische Kalvarientalente, die man nützen sollte. Gute Büsten
sind von Stephan Schwartz Domherr Johann Raider, Lewandowski, Kaan vorhanden,
eine gute Porträtstatuette Herr Wittgenstein von Wollek, dessen grosse Gruppe Erz-
brecher" gleichfalls Eindruck macht. Viel Reiz ist über den Medaillen und Plaketten von
Stephan Schwartz, Pawlik, Schäfer und Hujer verbreitet. Zelezny und Charlemont melden
sich noch. Das Ausland ist gleichfalls reichlich vertreten, namentlich in Landschaft Claren-
bach, Feddersen, Küstner, einige Italiener, der bijcklinierende Frobenius, Piepho, Genre
Lavery, Bouvet, Kampf, Luyten, Edelfelt, Studienreihe Janssens und Plastik Viktor
Rousseau, v. Bochmann, E. Rossi, die treffliche Büstengruppe des in Österreich geborenen
Hausmann. Grossen Genuss bieten endlich auch die Pariser Graphiker, die farbigen
Lithographen insbesondere. Jean Veber mit seinen fulminantesten Blättern auch
Harry Napper, Heckenrose und Beere", Tapete
Rottmann K0.
22'
4,4
die Ringerinnen", Lunois, die
schneidigen Radierungen Cha-
hines und die höchst gediegenen
Leperes, dieWitzblattbilder Heile-
manns u. s. f. Ein Wiener, Kar-
pellus, tut sich im phantastischen
Plakat hervor. Wir konnten nur
einen ganz rapiden Überblick
geben, um wenigstens dieVielheit
der Erscheinungen anzudeuten.
QUARELLAUSSTEL-
ALÜNG. In einer interessan-
ten Ausstellung des Aquarellisten-
klubs standen diesmal dieRaffaelli-
farben sehr im Vordergrunde.
Viele unserer Maler experimen-
tieren jetzt mit ihnen, forschen
ihren Tugenden und Untugenden
nach. Neulich erst sahen wir im
Atelier Johann Viktor Kraemers
seine wohligen Corfuer Bilder aus
dem vorigen Sommer. Er arbeitete
mit Raffaellifarben auch bei
Sonnenstichtemperatur und fand
sie in der Wärme zu bröcklig, da-
her ärgerlich zu handhaben. Bei
Miethke aber sah man Raffaelli
selbst und andere Pariser, eine
ganze Schar, an der Arbeit. Da
Harry Napper, "Gotischer Baum", Wollstoff Geo. P. J. Baker zeigte ES SiCh, dass doch die mehr
skizzierende, sprenkelnde Arbeits-
weise des Erfinders dieser Mal-
zeichnerei am besten zusagt. Selbst an einer lebensgrossen Damenligur, in allerlei tonigen
I-lelligkeiten, die dem neuen Stift sehr zusagen, war doch das krause Chrysanthemen-
muster des Kleidstoffes und das struppige Fell eines Hündchens das Materialmässigste.
Der Künstler hat sich eben ein seiner Weise gemässes Arbeitsmittel schaffen wollen.
Weniger glücklich sahen die Versuche in ausgiebigem Ternpera- oder Ölstil aus. Die
grossen insbesondere. Das schliesst freilich nicht aus, dass der rechte Mann auch für
solche Bilder noch kommen kann. Jedenfalls ist es verführerisch, so pastellmässig malen zu
können, ohne mit einer Schichte abgefallenen Pastellstaubs am unteren Bildrande in der
Ausstellung anzulangen. Und dann wieder, ölmässig auszusehen, ohne ölig zu sein und
durch feuchte Unannehmlichkeiten die Arbeit zu behelligen. Mehrere Wiener haben schon
früher bemerkenswerte Versuche gemacht. So Ludwig Michalek, in einer Ausstellung bei
Artaria. Jetzt ist Hugo Charlemont am weitesten vorgegangen und hat sehr gefallen. Ein
sehr ornamentales Stilleben mit Weinlaub und bunten Kürbissen, ein Ausblick auf das
Bozener Gebirge mit einer Veranda voll bunter Blumen und einem hübschen Mädchen im
Vordergrunde, dann eine Ansicht des nebelumzogenen Schlerngipfels, auch eine Wein-
laube in Südtirol u. s. f. waren von kräftiger Farbigkeit und ein vollgültiges Zeugnis für die
neuen Farben. Bei anderen Darnaut, Mielich, Zetsche, Larwin, Bernt zeigte sich, dass
die persönliche Gefühlsweise der Einzelnen sich bei diesem Arbeiten nicht verwischt.
jedes Bild sah seinem Urheber durchaus ähnlich. Abseits dieser neuen Sphäre konnte man
dem Riesenrad im I-Iintergrunde,
dann ein winterlicher Schottenring
von Pippich, gegen Abend, mit
städtisch malträtiertem Schnee,
zeigten, wie die Wiener Vedute an
künstlerischer Stimmung gewonnen
hat. Der sachliche Reiz des Lokalen
wird nicht im geringsten geopfert,
aber es ist auch Wiener Witterung
dabei, unsere lächelnde Sonne und
der zertretene, zeriahrene Schnee
unserer grossenVerkehrskreuzungen,
kurz was uns an der Heimatsluft so
klimatisch anrührt, was den Wiener
in den Wiener Prater oder ins
Wiener Kaffeehaus treibt. Auch bei
Darnaut, in einem Temperabilde
Erntezeit", mit üppigem Gelb von
reifer Saat, gegen saftige Massen von
Tannengrün, zeigte sich der Drang,
intensiver zu werden. Es gelingt ihm
seit einigen Jahren öfters. Unter dem
Nachwuchs sind Nikolaus Schatten-
stein Mädchen inWeiss, mit hübsch
zusammengestimmten Tönen und
der Radißfef Kühfßßf hefvßrlll- Harry Napper, Pan". Seidenstoif mit Erlaubnis v. Alex.
heben. Theodor Charlemont hatte MortonäKo.
hübsche Plastik, zum Teil von
den Reliefs Charpentiers abgeleitet. Seine Beethoven-Büste fand einen Liebhaber.
EZESSION. Die XIX. Ausstellung der Sezession war eine ganze Versammlung von
modernen Originalen, mehr oder weniger ursprünglichen. Ferdinand Hodler, Kuno
Amiet, Thorn Prikker, Edvard Munch, Ludwig von Hoffmann, die sogenannten Karls-
ruher" Wilhelm Laage und E. R. Weiss. Und mitten unter sie gestellt Hans von Marees
x837-x887, der Bahnbrecher und Begeisterer, der bisher ganz wienfremd gewesen.
Das Marees-Zirnmer war besonders interessant. Die SchleissheimerBilder aus dem goldenen
Zeitalter, der Hesperidensphäre und allerlei Einzelnes aus dem Besitz Adolf I-lildebrandts,
auch dessen jugendliches, blondes Porträt. Es war eine eigene Luft in diesem Zimmer,
dessen eine Wand ein vollständiger Mareesscher Wanddekor war. Man sah Ideale, die
zwar nicht erreicht wurden. aber andere Menschen anregten, andere Ideale zu erreichen.
Zu einer Zeit, wo die Kunst mit Handwerkergeist auf Marktläufigkeit ausging, wurde hier
Religion gekündet. Die Künstler begannen wieder religiös zu werden, auf das Heilige in
sich zu lauschen. In dem Meisten, was diese Ausstellung bot, war solche Andacht zur Kunst
zu spüren. Ferdinand Hodler zumal, der hier vor zwei jahren noch so viel Kopfschütteln
erregt hat, eroberte sich diesmal die Wiener. Von seinen 31 Bildern wurde fast alles Verkäuf-
liche verkauft. Man erkannte, dass er sich seine eigene Welt aufgebaut hat, die mit eigenen
Eingebomen in eigenen Trachten bevölkert ist und, obgleich nicht nach unserer Art
geartet, von Lebenskraft strotzt. Er ist, neben Puvis de Chavannes, der grosse moderne
Monumentalmaler. Knorriger, barbarisch frischer, als Puvis, aber ebenso die geborene
174
Harry Napper, Seidenstoff mit Chenille-Umrissen Alex.
Monon 81 K0.
Freskantennatur, die für Wände
denkt und architektonische Rah-
men vollphantasiert. Das führt ihn
auch wieder zum Stil, das heisst
zum einfachsten und kräftigsten
Ausdruck des Empfundenen, wo
bei alles durch und durch bedeut-
sam wird. Und diese Bedeutsam-
keit ist wieder von moderner Art.
Die Allegorie wird, zu allgemeiner
Überraschung, wieder möglich.
Weil sie bei ihm nicht Gedanken.
sondern Gefühle ausdrückt; nicht
begrifilich, sondern stimmungs-
mässig wird; ihren Sinn nicht
durch die Zeichensprache abge-
droschener Attribute, sondern
unmittelbar durch die selbstver-
ständliche Beredsamkeit der For-
men und Rhythmen ausdrückt.
Diese Rhythmen wieder sind in
ihren Parallelismen und syste-
matischen Einteilungen Fünf-
teilungen zum Beispiel ganz
architekturgemäss, und so schliesst sich der Kreis, den sein künstlerischer Gedankengang
durchläuft. In diesem Sinne ist denn auch bei ihm das Historienbild, an dem wir nachgerade
schon verzweifeln wollten, wieder möglich geworden Schlacht bei Marignano", Züricher
Museum, Wilhelm Tell". Es war
wieder vorhanden, sobald es den monu-
mentalen und ornamentalen Stil wieder
gefunden hatte, der seit Alfred Rethel
Aachen, Kaisersaal verloren gegangen
war. Was seither an historischen Wand-
bildern gemalt worden, war alles im
Grunde Staffeleibild, voll täuschender
Nachahmung der Wirklichkeit und ge-
zuckerter Ölfarbigkeit. An diesem inneren
Widerspruch musste es ebensoscheitern,
wie die Geschichtschreibung zugrunde
gehen würde, wenn sie sich auf
Eberssche Romane Würfe. So war
Hodlers Erscheinen in Wien von grösster
Wichtigkeit für dieWiedererziehung des
Publikums zu echter Kunst. Ganz neu
war hier der Holländer Thorn Prikker,
ein Blutsverwandter Toorops. Auch er
hat eine ornamentale Vision von der
Welt. Er malt zum Beispiel grosse Aqua-
rellstudien nach Rotkohl, bei denen von
diesem Gemüse nichts übrig bleibt, als
ein prächtigerWirbel von Farben, die in
Rotkohl vorkommen. Oder ein Ufer-
Harry Napper, SeidenstoH Alex. Morton K0.
land", das nichts ist als ein Gewimmel
von bunt umherspritzenden Farben, von
farbigen Kommabazillen der Dinge. An-
dere Blätter sind verwickelte Linienspiele,
kaum zu entwirren, oder gleichen Mosaik-
mustern, in denen sich eine Art Byzan-
tinik von hingereihten I-Ieiligenscheinen,
aber mit naturwahr charakteristischen
Köpfen, entwickelt. Der Spuk in der Natur
sucht heute viele Künstler heim. Im Mar-
mor Rodins spukt es, wie in der land-
schaftlichen Zeichnung Prikkers, wo im
Morgenschein spazierende Damen und
struppige Weidenbäume für einander ge-
nommen werden können. Kein Wunder,
dass Prikker sich oft von den Gedichten
Emil Verhaerens, des Lyrikers der ten-
takulären Städte" und halluzinierten
Kampagnen", zu Zeichnungen angeregt
fühlt. Auch Edvard Munch ist bekanntlich
ein reger Forscher nach den gespenstigen
Regungen der Erscheinungswelt, nach
dem Phantom, das in allem Körperlichen
steckt. Die Schatten, die wir werfen, die
Lichter, die wir reflektieren, der Hauch
Harry Napper, Orienzaliscl-i", Seidenstofl
Alex. Morton K0.
und Rauch unserer Existenz begleitet uns durch das Leben, wie ein unendliches Ornament
sobald einer es sehen will. Und das moderne Auge sieht es. Ein nächtliches Seebild,
mit der breiten weissen Franse der Brandung, die gleich einer kunstvoll verschlungenen
Harry Napper, Wollstotf Geo. P. j. Baker
Spitzenschleppe am
Ufer entlang fegt. Das
ist ein Munchsches
Thema. Die helle
Nacht des Nordens
mit ihrem nächtlichen
Tagesschein malt er
gern, so in demgrossen
Bilde Sommernacht
in Aasgardstrand".
Aber auch was in der
Stubenluft vorgeht,
I-Ieimliches, wie im
Porträt von vier Kin-
dern des Dr. Linde
Lübeck und Unheim-
liches, wie in jenem
Sterbekämmerlein
Der Tod und das
Kind" oder Spitals-
zimmer. Natürlich ist
es vor allem die Farbe,
durch die sich diese
Kräfte undEigenheiten
äussern. Ein Zimmer voll Bilder
und Bildchen von Kuno Amiet
Oschwand, Schweiz zeigte
wieder eine andere Phantasie,
von grosser Beweglichkeit und
nicht ohne Eigentümlichkeit.
Immer ist es eine gegenseitige
Durchdringung von Wirklichem
und Unwirklichem. Abgebildetes
und Eingebildetes in seltsamem
Verein. Es ist das romantische
Wesen von heute, mit einem
Einschlag von Märchentum und
von Nerven. Auch bei E. R.
Weiss tritt das Märchen sicht-
bar in die Natur herein. Der
Dichter Dauthendey, der unter
feurigem Abendhimmel wie ein
Schattenbild einherschreitet und
dichtet. Die im Blau schwim-
mende. Liebesinsel", die aus
Blumen und Nacktheit besteht.
Das Haus", vor dessen grün-in-
grüner Heimlichkeit eine lebens-
grosse blanke Weiblichkeit,
hoffentlich aus der vierten Di-
mension, Friedenswacht hält.
Dazu wieder nervös flammende
Landschaften, wie sie Van Gogh
hat, und mächtig in Farbe ge-
setzte Blumen, wie sie Cezanne
Harry Napper, KardendisteP, Seidenstoß" ggmalt, Man merkt die Einflüsse,
die Eigenart ist hier mehr ge-
wollt als tatsächlich.
KLEINE AUSSTELLUNGEN. In der Galerie Miethke hatte man Gelegenheit,
das plastische Werk Elsa von Kalmars zu überblicken. Sie ist die Tochter eines
österreichischen Vizeadmirals und hat sich hauptsächlich in Florenz gebildet, nachdem
sie vorher in München-Dachau Landschaft getrieben. Man schätzt sie bereits von vielen
Ausstellungen her als ein echt bildnerisches Talent von stark modernem Zug. Die strenge
Quattrocento-Schule von Florenz sieht man so manchem ihrer Werke an. Knappe Form
und energischer Ausdruck in Büsten; ein grosses Sandsteinrelief Mutter undKind", in
dem eine frühe Madonna sich modernisiert und popularisiert. Fast immer ist die Form in
irgendeiner besonderen Weise angesehen, die auch technisch zu besonderem Gestalten
führt. Es findet sich etwa ein geometrisches und zugleich brettartig Hächiges Wesen ein,
das den Stil der Linie und Fläche pflegt. Man kannte ja ihre istrische Landschaft", in der
die Gebirgslinien des Landes in die Umrisse zweier ruhender Aktüguren umgedeutet sind;
gewiss eine echt skulpturale Phantasie. Auch ihre anatomischen Ergründungsstudien, wie
der marmorne Halbakt eines Mädchens, den man kürzlich im Hagenbund sah, sind sehr
bemerkenswert. Man sieht ihnen die Freude des eigenhändigen Wühlens im Material an;
sie meisselt den Marmor selbst. Ihre Anatomie ist überhaupt vortrefflich, selbst in kleineren,
meist humoristischen Bronzen, wo sie sich mit der Wirklichkeit Freiheiten erlaubt. In den
letzten Arbeiten ist ein Fortschritt zum
Stil wahrnehmbar. Einige Büsten haben
schon alles Überflüssige abgestreift und
nähern sich dem einfachsten Ausdruck.
Eine charakteristische ältere Bronzebüste
des I-Iofschauspielers Kainz, wo noch das
Detail scharf realistisch gegeben ist, lässt
den Unterschied deutlich erkennen. Bei
Miethke sah man seither auch eine hüb-
sche Ausstellung des slovenischen jung-
bundes Sava", der sich ganz in moder-
nen Impressionen bewegt. Es sind ganz
junge Maler, meist von Dachauer Stim-
mungen berührt und recht begabt. Einem
ist man schon auf Ausstellungen begegnet
Ferdinand Vesel, der lauschige oder be-
schauliche Landschaüen bringt Menter-
schwaige", mit einem Tropfen Corot im
Grün, aber auch Stubenszenen Bann-
herzigkeit", Erzählerin", mit Beleuch-
tungen von ansprechender Schummrigkeit.
Die übrigen sind Ivan Grohar Schnee im
Abendschein und hellblumige Flachlandszenen, Richard
jakopic l-lerbststudie von reiner Kleckswirkung und lebens-
grosse Einzelfiguren mit purpurgoldigen Hintergründen,
Matthias Jama weiche Sommertöne im Grün, Matthias
sefnengfosses Harry Napper, Kombinations-
Damenportät Schreibtisch und Kästchen halb
Franz Berneker am"
ist Bildhauer;
seine beiden Büsten haben fein bewegte
Oberfläche, die das Licht spielen lässt.
Im Salon Pisko sahen wir ein paar hundert
Bilder und Studien von Otto Friedrich Sezes-
sion. Auge und Hand ganz modern, Pariser
Erfahrungen, besonders an Besnard. Seine
vornehm-pikanten weiblichen Porträtstudien
lassen diesen Farbenspielen volle Freiheit.
Vortrefilich ist ein Zyklus von Gouacheszenen
um St. Stephan", bei allen Arten vonWetter
und Beleuchtung. Manche sind ganz köstlich.
Auch ein Schwarm kleiner und kleinster
Landschaften aus allen In- und Auslanden
bietet viel Frisches, das rasch gesehen und
gegeben, die farbige Pikanterie eines Motivs
notiert. Aber auch der Akt, beider Geschlech-
ter, ist detnKünstler einel-laupt- und Herzens-
sache. ln einem grossen Bilde Waldan-
dacht" sitzt ein Kreis junger und alter Männer
andächtig um einen weiblichen Akt her, der
übrigens nicht so gut in Luft und Duft gesetzt
l-Iarry Napper, Kombinations-Schreibtisch und
Kästchen geschlossen ist, wie die Zuschauer. Andere Aktbilder sind
21
Harry Napper, Entwurf für ein Tintenfass aus Zinn
symbolisch eine Schar geplagter Menschen, die eine ungeheure Last ziehen man merkt
Henri Manzinschen Anklang, eine Anzahl weiblicher Akte, die wimmeln" Wie sie sind".
Auch hier ist immer Talent, aber es fehlt das Zwingende einer Urwüchsigkeit. jedenfalls
hat Otto Friedrich Eindruck auf die Kunstwelt gemacht und sich um etliche Stufen
höher gestellt.
RADIERKLÜB WIENER KÜNSTLERINNEN. Der Aufschwung, den das
moderne Radieren in Österreich genommen hat, bekundet sich auch in dem Zusammen-
schluss einiger weiblicher Talente Wiens zu diesem neuen Klub. In der Sphäre der Kunst-
schule für Frauen und Mädchen" ist man den Werken der Mitglieder wiederholt mit Ver-
gnügen begegnet. Nun bieten sie bereits eine volle, reife Frucht, in ihrer Jahresmappe
Zwölf Originalradierungen. Erste jahresausgabe des Radierklub Wiener Künstlerinnen
1903", deren Vertrieb die Firma Artaria übernommen hat. Ernst und Begeisterung sprechen
aus jedem Blatte. Es ist charakteristisch, dass die Damen sich durchaus nicht spielerisch,
sondern in einer gewissen arbeitsamen Weise mit der Nadel beschäftigen. Auch legen sie
Wert darauf, wenigstens die 25 ersten Drucke eigenhändig auf ihrer Presse herzustellen.
Auch wird man bemerken, dass sich die künstlerischen Individualitäten der Damen schon
ganz deutlich, nach Stoffwahl, Auffassung und Arbeitsweise, sowie in der Anwendung
verschiedener Farben, von einander abheben. Energie im Strich, kräftige Modellierung in
Licht und Schatten findet man bei Marie Spitz Kind mit Katze", Pikanterie der Kontraste
bei Joseiine Elbogen Kapelle bei Schottwien, zartes Weben im Licht bei Lilly Hoffmann
Hochwiese bei Baden, überraschenden Reichtum des l-Ielldunkels bei Anna Mik aus der
Kirche Maria am Gestade, als Gegensatz davon die grösste Feinfühligkeit für die zarten
Vibrationen der Tageshelle und starken Sinn für Perspektive bei Marie Adler Nieder-
Harry Napper, Entwurf für ein Senf- und Pfeßenöpfchen und für ein Salzfass aus Silber und Ernxü
blick in die Rauhensteingasse, eine humoristische Schneidigkeit bei Minka Podhajska Der
Teufel und die Näherin. Hedwig Gerber versucht sich nicht ohne Glück in farbiger Vedute,
Emma Mendel und Emma Hrncyrz geben hübsche Proben. Durch das Ganze geht ein Zug
von Frische und Arbeitslast, von gesundem Süeben.
KLEINE NACHRICHTEN äß
ERLINER DEKORATIVE CHRONIK. Im Lichthof des Kunstgewerbe-
museums ist im Februar eine Sonderausstellung europäischer Porzellane des
XVIII. Jahrhunderts eröffnet worden, die ähnlich wie die Ausstellungen des Wiener,
Reichenberger und Troppauer Museums vor allem die Schätze aus Privatbesitz der
Öffentlichkeit zugänglich machen will. Die kaiserlichen Schlösser, besonders Charlotten-
burg, die retrospektiven Sammlungen der Berliner Manufaktur, eine grosse Anzahl
Amateure haben bereitwillig ihre Vitrinen aufgetan.
Meissen und Berlin sind vorzüglich und vielseitig vertreten. An den Stücken, die den
Schrank des Dr. von Dallwitz füllen, kann man gut Meissener Entwicklung studieren Von
den frühen Versuchen in gelbgrauer Farbe mit den plastisch aufgelegten Akanthusblatt-
und Blumenstraussornamenten an, der Schwarz- und Goldmalerei, den Imari-Variationen,
23?
180
die nach dem Vorbild ostasiatischer
Porzellane Augusts des Starken ent-
standen, der Herold'schen Chinoise-
rien, die die Welt des fernen Ostens
in possierlicher, verniedlichender
Puppenstubenperspektive spiegeln,
bis zu der zierlichen Kleinplastik und
der echten Rokokograzie johann
Joachim Kändlers.
Von den Berliner Kollektionen
sind bemerkenswert die Geschirre.
Vorzüglich ist bei Schalen, Tellern
und Fruchtkörben der Randdurch-
bruch behandelt. Dies beliebte Motiv
tritt bald gitterartig, bald als Flecht-
werk auf und ist meistens weiss
gehalten. Lebendiger Formensinn
herrscht in Tassen und Kannen. Wie
aus den Tassen die Henkel oft gegabelt
und geflochten herauswachsen, wie
sich an die Leibung der Kannen die
Ausgussmündung ansetzt und sich
verjüngend aufstrebt, das zeigt orga-
nisches Gefühl. In der Kleinplastik ist
das Einzelne von nicht zu grosser
Bedeutung. Frappant und voll ener-
gischer Charakteristik aber ist die
grosse Alte FritzenWStatue, die nach
Schadow'schem Modell in weiss-
glasiertem Porzellan hergestelltwurde.
Die kräftige Modellierung, das bewegte
Licht- und Schattenspiel über die
mattglänzende Fläche lehrt, wie
mannigfaltig die Ausdrucksmöglich-
keiten dieses Materials sind und dass
Porzellan nicht nur der Stoff für
die Poesie fugitive der Anakreontik
ist. Diese Statue hat zugleich das
Momentane des festgehaltenen Augenblickes und den wuchtigen sicheren Griff der
Quattrocentoplastik in glasiertem Ton. Die Glasurbehandlung, die ein so reiches,
intensives Flächenspiel ermöglicht, trägt natürlich dazu sehr
viel bei; in stumpfem Biscuit wäre dies Königsmonument wohl
unmöglich.
Proben der Berliner Kleinskulptur gibt das grosse Huldigungs- o1
Ausstattungsstück des Katharina-Tafelaufsatzes. Friedrich der
Grosse machte ihn der russischen Kaiserin x772 zum Geschenk.
Das jetzt ausgestellte Exemplar ist ein Neuguss nach den alten
Fonnen der Manufaktur und daher auch unbemalt, während das
Personal des Originals farbig die weisse Kaiserin umgab.
Solche Porzellan-Szenerien und -Gruppen vermitteln charak-
teristisch die Stilwelten. und Vorstellungen des XYIII. Jahr- spämnih Ohrringe
hunderts. Überwiegend ist der emblematisch-allegorische Zug, Hofxnuseurn in Wien
Harry Napper, Entwurf für einen Zinnbecher
der in deutlichem Zusammenhange mit dem Geschmack der
pompösen Ballets und Maskeraden steht.
Die Jahreszeiten erscheinen, die Figuren des Schach-
spiels stellen ein heroisches Gruppenbild, die Pax sitzt
unter einer Fahnentrophäe, ein Uhraufsatz wirkt mit seiner
Genieninszenierung wie die Apotheose einer Festpantomime
.Der Triumph der Stunden."
Beliebt ist der Mummenschanz der fremden Volks!
tracht, die poetischen und romantischen werden dabei
bevorzugt, spanische Tänzerinnen, italienische Musikanten,
ritterliche Polen.
Mythologisches nimmt natürlich auch einen grossen
Platz ein. Der galante Olymp steigt herab und bewegt sich
zierlich und höfisch la mode. Sevres liebt diese Motive in
Biscuit Faune und Nymphen, die Anakreontik der Gemmen-
poesie, die Szenerien der griechischen Anthologie. Der
Plastiker ist Etienne Maurice Falconet. Häufig sind
diese Biscuits Verkleinerungen grosser Marmorgruppen,
so der Pygmalion, der vor der belebten Galatea auf die
Knie sinkt.
Bürgerlich Realistisches gibt es daneben, besonders
aus den kleineren deutschen Manufakturen. In Ludwigs-
burg, dessen Spezialität in den kostbaren Tafelaufsätzen für
den prachtliebenden Herzog Karl lag, schuf Johann Christian
Wilhelm Beyer seine liebenswürdigen Figürchen aus dem
täglichen Leben. Und noch inniger widmete sich der Umwelt
Johann Peter Melchior, der Künstler von Höchst; Chodo-
wiecki, Hagedorn, Voss finden ihren Gefährten in diesem
still-beschaulichen Porzellan-Alltagsdichter.
Genrebilder, kleinbürgerliche Familienszenen werden
dargestellt. Eine Gruppe schildert Mutterglück ohne alle
süssliche Empiindsamkeit, sondern mit derbkräftigem
Behagen. Die Kinderwiege mit den zerdrück-
ten Kissen ist mit ausgesprochenem Ver-
gnügen an der Wirklichkeitswiedergabe
gebildet.
Merkwürdigerweise werden auch höh-
sche Vorgänge mit solchem ungeschrninkten
Realismus illustriert, wie jene Meissener
Gruppe zeigt, mit August dem Starken als
Mixturgläsern umgeben.
behaglich bei.
Kopf eines
Nubiers
Attisches Grabgefeiss
Hofmuseum in Wien
Gichtbrüchigem von einer seiner Töchter gepiiegt und von Flaschen und
Kuriositätsreiz hat es, wenn diese realistische Neigung sich vermischt
mit der Exotik. Dann entstehen jene Chinoiserien die Meissener Stücke von
Herold illustrieren das, die wirken, als hätten sich die Figuren aus dem
70. Geburtstag oder aus Hermann und Dorothea in fabelhafte östliche
Kostüme gesteckt und behielten dabei aber ihre Gewohnheit und Art
der deutschen Kleinstädter oder der Philister des Osterspazierganges
Neben solchem bourgeoisen Realismus steht ein Realismus der Eleganz,
der mondänen Kultur. Die Koketterie und den Charme der Frauen der grossen
Welt gilt es in Porzellaniigurinen zu bannen. Die Nuancen der geblümten
Stoffe, Bewegungsrhythmus, die Delikatesse des Umrisses, das Spielen der Kleiderfalten
beim graziösen Schreiten, das werden dankbare Aufgaben. Und ihre bestrickendste
Erfüllung finden sie in Nymphenburg. Zwei erlesene Figürchen der Darmstädter Kollektion
Poru-ätmedaille von Antonio Abbondio l-lofmuseum in Wien
geben hiefiir Beispiel. Voll sprühender Verve, mit momentanem Griff sind sie gefasst und
ihre Gewänder sind mit koloristischer Finesse abgestimmt.
Wie die Ahnen moderner impressionistischer Frauenplastik in Terrakotta und
Porzellan wirken sie, wie Verwandte der Damen des Desjean und De Feures aus dem
achtzehnten Jahrhundert.
Pompöser, repräsentativer sind die Meissener Krinolinfiguren von Kändler. Grosse
Kunst liegt in der Modellierung der Silhouetten, in der grosszügigen Behandlung dieser
schweifigen Kleiderarchitektur. Subtil ist die Farbengebung. An Email cloisonne wird
man bisweilen bei den tiefen grünen und blauen Lustertönen auf schwarzem Grunde
erinnert. Diese Porzellanplastik hat auch grosses Interesse für die Tierwelt. Während
heute Kopenhagen die Alltagstiere bevorzugt, sucht sich jene alte Kunst das Rare und
Barocke der Menagerien oder die Geschöpfe koloristisch verschwenderischer Naturlaunen.
Papageien mit gesträubtem gelb und rotem Gefieder sind die eigentlichen Porzellan-
vögel. Ihre abenteuerlichen Formen und Farben mit dem Duft wunderbarer asiatischer
Ferne entsprechen dem Zeitgeschmack, die Kakadus sind in ihrer Auffassung für die Tier-
welt das, was die langzöpiigen Chinesen in bunt geblümtem Seidenkleid für die
Menschenwelt bedeuten.
Auch die indianischen" und kalekuttischen" Hähne, die ernailschimmernden Gefieder
der Perlhühner und der Fasanen sind lockende Muster.
Dabei fehlt der bürgerlich genrehafte Zug nicht, man findet ihn namentlich bei der
Hundedarstellung. Die Meissener Möpse als ehrbare Wächter eines Tintenfasses
belegen das.
Ein ganzes Reich für sich bilden die Porzellangrotesken und sie haben auch einen
eigenen Sammler in Herrn Wilhelm Gumprecht gefunden. Die Freude am Kurieusen und
Monströsen, an Hofnarren und Zwergen hat sie geschaifen. Vorbildliche Nahrung empfing
sie durch chinesische Pagoden, die sehr gern nachgebildet wurden. Aber auch viel
eigenes entstand, ein Hof der Wunder", ein Raritätenkasten der Abnormitäten ist die
Gumprechtsche Vitrine. Ein anregendes Thema müsste es sein, die literarischen, male-
rischen und Zeitbeziehungen dieser Fratzen und Grimassen zu studieren. Zusammenhänge
Räuchergefäss und Standuhr von x575 Hofmuseum in Wien
Fisch und Pferd mit einer züngelnden Flamme als Schweif. Auch der sächsische Hofriarr
Fröhlich figuriert in diesem Szenarium.
Mannigfache Kulturperspektiven öffnen sich vor manchen Kollektionen. Gebrauch und
Lebensgewohnheit sieht man gespiegelt. Der besonders interessante Schrank des Dr. Fritz
Klemm zeigt Service für Tee, Kaffee, Schokolade, reisemässig in den subtil gearbeiteten,
für Separateinpassung eines jeden Stückes eingerichteten Holz- und Lederfutteralen
verpackt. Die Holzfutterale haben hübsche Messingschlösser und die Leder-Enveloppen
sind mit goldenen Ornamenten gepresst. Die Postkutschenzeit steigt
dabei auf, und wie man mit praktischem Sinn auf das Komfort-
detail bedacht war, lehren die sogenannten Trembleux-Tassen,
die auf der Untertasse in einem zierlich durchbrochenen Gitterrand
stehen und so für unsichere Hände oder beim unruhigen Gang des
Reisewagens geschützt sind.
Die Kaminsätze aus edlen Fondsporzellanen", gelb, blau,
purpur, tief und matt leuchtend, geben eine Ahnung der edel
gestimmten Interieurs. Das Porzellan war ja viel mehr als heute
Faktor der Innenarchitektur, es diente zu Kronleuchtern, Spiegel-
rahmen, Uhren, ja es wurde fast möbelmässig verwendet, als
Ensemble grosser Prunkstücke in einem schweifigen Rahmen- und
Nischenbau aus vergoldetem Holz. An einem Beispiele ist das hier
veranschaulicht. Auch all' die Necessaireobjekte, Riechfläschchen,
Tabatieren für Tabak, Bonbons, Schönheitspflästerchen, die Pfeifen-
stopfer wurden aus Porzellan hergestellt.
Solch Kleingerät bietet sich in ausgewählten Exemplaren im
Rokokoschränkchen der Frau Schöller dar. Ein oft recht krauser
Attrapenstil waltet. Figürchen, kleine Gruppen an einen Baum
gelehnt, sehr ähnlich den Vignetten und Cul de lampes der gleich-
zeitigen Bücher dienen als Fläschchen; ein Wickelkind, eine
rnumienartig eingerollte Gestalt zeigt ebenfalls Verwendung als
Flakon. Köpfe, wie vom Rumpfe abgehackt, mit Verschluss am
Halse sind Bonbon-
nieren. Bemerkens-
wert ist ein solcher
Porzellankopf rnit
schwarzer Larve, in
der Brillanten als
Augen blitzen, aus
Capo di Monte.
Für diese Manu-
faktur sind die Por-
zellanemitdemFrutti
di mare-Dekor, den
zarten Reliefs der
Muscheln, Korallen,
Fische verwandt den
römischen Mosaiken
charakteristisch.
Von den ausser-
Waidbemeßk deutschen Fabriken
Hofmuseum in Wien ist Sävres gut vep
treten mit reichem, prächtig abge-
stimmtem Fondsporzellan in blau, grün,
rosa mit üppigen Goldvoluten.
Auch einBeispiel jener raffinierten
Porzellankunst, der Inkrustation mit
transluzidem Email ist vorhanden.
RubinHüsse sind in einen Tellerrand
eingelassen und Reliefgoldornament
rahmt sie. Reliquienbüste Hofmuseurn in Wien
x85
Diese Technik des Juwelenporzellans
ward natürlich in Ostasien früh geübt. Der
erste europäische Versuch aber wurde in
Österreich gemacht durch den Mitbegründer
der Wiener Manufaktur Chr. C. Hunger. Es
ist die bekannte Hunger-Kumme" aus der
Sammlung des Herrn Karl Mayer, die in der
Reichenberger Ausstellung lgozj3 gezeigt
und von Pazaurek in seiner Ausstellungs-
schrift beschrieben wurde. Dies Stück, ein
Spülnapf zu einem Teeservice, zeigt Chinoi-
serien in Reliefgold mit Füllungen von rotem,
grünem und blauem Translucide-Email.
In Sevres wird diese Technik heute
noch geübt, weniger auf Prunkwirkung aus-
gehend, als auf koloristische Delikatessen, auf
Laliquestimmungen in Porzellan. Thesmar
und Camille Naudot sind Meister darin.
Nicht sehr vielseitig ist hier die
Wiener Manufaktur vertreten. In der Samm-
lung des Dr. Fritz Klemm fallen einige gute
Wiener Stücke auf Tassen und Schalen,
mit Rand aus Goldgitterwerk, das Nischen
für Miniaturen ausspart empfmdsame
Landschaften geben sie meistens in zarten
Röteltönen, der Fond bleibt weiss und ist
mit Streublumen dekoriert.
Felix Poppenberg
IEN. ZUWACHS DER KAISER-
LICHEN KUNSTSAMMLUNGEN
IM JAHRE 1903. Hierüber wird uns Fol-
gendes mitgeteilt
Bei der ANTIKENSAMMLUNG des
Allerhöchsten Kaiserhauses sind als schöner
Gewinn zunächst zwei weisse attische Grab- Kabinen Helm IL Hofmuseum in Wien
gefässe mit Konturenzeichnungen anzu-
führen. Das eine, ausEretria, zeigt noch lebhafte Farben und deutlicheUmrisse. Das Bild stellt
ein aufgebahrtes Mädchen dar, daneben zwei Frauen, in die Totenklage ausbrechend, eine
dritte mit einem Behälter, der die Ingredienzien zur Einbalsamierung enthält. Die Zeichnung
des anderen Gefässes zeigt eine palmettenbekrönte Stele, dabei eine sitzende und eine
stehende Frau, Gestalten von bestriekender Anmut. Die künstlerischen Qualitäten dieser
Stücke überragen jene der wenigen in der Sammlung schon vorhandenen Objekte ähnlicher
Art. Zu erwähnen sind ferner das Bruchstück einer Marmorvase mit dem Kopfe und
Oberteil einer verschleierten weiblichen Figur; ein kleines reizvolles korinthisches Kapitäl
aus Tarent; eine runde Tonbüchse mit Darstellung eines von einem Hasen verfolgten
Hundes athenisch, V. Jahrhundert v. Chr.; ein Krüglein mit einer Szene aus der Kinder-
stube; der eigentümliche Kopf eines Nubiers mit Spitzohren Bronze; eine bronzene Sirene
mit schöner Patina; ein interessanter Glasbecher mit eingeschliFfenen Ornamenten IV. jahr-
hundert v. Chr., in Krain gefunden, Geschenk der k. k. Zentralkommission; zwei goldene
Fingerringe; ein Paar spätantiker Goldfiligran-Ohrringe mit Granatenglas-Einlagen; eine
Kollektion von 49 antiken Terrakottagefässen.
14
Von grösstem Werte
sind zwei Geschenke, die
der Sammlung zukamen
der Kopf des Zentauren zu
der in Ephesus ergrabenen
und im Theseustempel auf-
gestellten kleinen Zentau-
rengruppe und ein Skulp-
turenfragment, das auf dem
Zollfelde in Kärnten aus-
gegraben wurde und sich
als zur bekannten sterben-
den Penthesileia" der
kaiserlichen Antikensamm-
lung zugehörig erwies. Die
Zentaurengruppe war ohne
den Kopf des mit Herakles
kämpfenden Zentauren hie-
her gelangt und war dieser
Kopf unter Benutzung klas-
sischer Muster in derWerk-
statt des Museums ergänzt
worden. Ein Amerikaner,
Erzherzog Josef m11 einen Haiduken, Buchs
Hofmuseum in Wien Mr. Edward Percy Warren
aus New-York, erwarb im
Kunsthandel zufällig dieses, in seiner knollenartigen Umhüllung kaum kenntliche Objekt.
Als sich nun nach sorgfältiger Reinigung der Wert des Stückes und seine Zugehörigkeit
zur Wiener Gruppe herausstellte, fand sich der Eigentümer in wahrhaft hochsinniger
Weise bestimmt, dasselbe der kaiserlichen Sammlung zur Verfügung zu stellen. Der
ergänzte Kopf wurde nun durch den echten
ersetzt, wodurch die Gruppe ausserordent-
lich gewonnen hat, zumal sie jetzt, von einigen
belanglosen Füllstücken abgesehen, für so gut
wie völlig antik gelten kann. In nicht minder
hochherziger Art hat der kärntnerische Ge-
schichtsverein das Skulpturfragment vom
Zollfelde einen marmornen weiblichen
Schenkel geschenkweise an die Antiken-
sammlung überlassenmachdem sich erwiesen
hatte, dass dieses Stück zweifellos zur Pen-
thesileia" gehört. Das Fragment zeigt oben
den Zipfel des Kleides genau in der gleichen
archaischen Stilisierung, in der die Gewänder
der Statue behandelt sind, und im blassen
Fleische eine Stichwunde, der plastisch dar-
gestellte Blutstropfen entquellen. Die Pen-
thesileia" selbst kam 188 aus dem NachÜ
lasse des bekannten Sammlers, Augenarztes
Dr. Josef Barth, in das kaiserliche Antiken-
kabinet. Ihre Provenienz war damals nicht
festgestellt. Nunmehr ist dieselbe durch den
Fund auf dem Territorium des altenVirunum
Prähistorischer Bronzehelm aus Siebenbürgen
Hofmuseum in Wien
zur Evidenz konstatiert und kann
sogar die Hoffnung nicht völlig
abgewiesen werden, dass die
weiteren Grabungen vielleicht
noch andere ergänzende Teile der
Wiener Statue zutage fördern.
Was die MÜNZEN- UND
MEDAILLENSAMMLUNG an-
belangt, so sind für die antike Ab-
teilung im Jahre 1903 336 Stücke
erworben worden, meistens mit
Typen und Varianten, welche im
kaiserlichen Münzkabinet bisher
nicht vertreten waren und mit
besonderer Rücksicht auf klein-
asiatische Prägungen. Aus dem
grossen Goldfunde von Karnak
sind zu den 1902 angekauften
Stücken noch Exemplare von
besonders schöner Prägung hin-
zugekauft worden, so dass die
kaiserliche Münzensammlung nun
über 13 ausgezeichnete Vertreter
dieses Fundes verfügt.
Aus dem numerisch nicht
sehr bedeutenden Zuwachse,
welchen die Abteilung mittel-
alterlicher und moderner Münzen und Medaillen erfuhr, ist ein seltener Goldgulden Kaiser
Friedrichs III. für Steiermark hervorzuheben, der aus der Sammlung Pogge ersteigert
wurde; von Medaillen die schöne Porträtmedaille des Antonio Abbondio auf Jacobus
Nizzolla de Trizzia 1572. Das sehr gut erhaltene Stück zeigt auf der Rückseite Minerva,
welche dern Vulkan einen Lorbeerzweig bringt, eine Anspielung auf die Kunstfertigkeit
des Dargestellten. Jacopo Trezzo zu Madrid r589, dessen vollen Namen uns die
Medaille überliefert, war Bildhauer,
Medailleur und Edelsteinschneider
hauptsächlich am Hofe Kaiser Phi-
lipps II. Er war ein Schüler Leone
Leonis. Schon Kenner Jahrbuch
der kunsthistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses,
Bd. XIII, 92 hat aus dieser von
Armand 237, p. 30 erwähnten
Medaille gefolgert, dass zwischen
Abbondio und Trezzo ein näheres
Verhältnis angenommen werden
müsse" und dass sich daraus die
vorzüglichen Leistungen Abbondios
auch in der figuralen Komposition
erklären lassen".
Unter den übrigen neuerwor-
benen Medaillen sind besonders die
Spangenbelm aus Vid I-Iofmuseurn in Wien Wiener Meister gut vertreten
Kaiserin Maria Theresia mit einem Pagen, Buchs
I-Iofmuseum in Wien
24'
A. Scharf? mit 15 Stücken,
St. Schwartz und R. Mar-
schall mit je u. s. w.
Die SAMMLUNG VON
KUNSTINDUSTRIELLEN
GEGENSTÄNDEN ist wäh-
rend des jahres 1903 durch
Widmungen zweier Wiener
Kunstsammler bereichert
worden. Aus einem Legate
des im Jahre 1902 verstor-
benen Herrn Karl Gold-
schmidt stammen 3x Ob-
jekte zum Teil von hervor-
ragendem Kunstwert. Zu
den wertvollsten Stücken
dieses Legates gehört ein
Räuchergefäss aus gold-
tauschiertem Eisen, das aus
der Sammlung Gatterburg-
Morosini inVenedig stammt.
Seine seltsameForm erlaubt
nicht, die einstige Bestim-
mung mit Sicherheit festzu-
stellen, doch liegt die Ver-
mutung nahe, dass es ur-
sprünglich als Standspiegel
gedient hat, wobei dann
später die Spiegelliäche
durch eine goldtauschierte
Platte ersetzt worden ist.
Die hohe technische Voll-
endung macht dasStück, das
seinem Stil nach als eine oberitalienische Arbeit des Cinquecento erscheint, zu einem der
kostbarsten Erzeugnisse der subtilen Technik. Aus der Sammlung Spitzer stammt einWaid-
besteck, dessen Griffe und Scheide mit grünem Email translucide mit überaus zarten
silbernen Ornamenten geschmückt sind. Der Stil der Ornamentik deutet auf eine deutsche
Arbeit der zweiten Hälfte des XVLjahrhunderts. Unter den drei Standuhren wäre eine süd-
deutsche Arbeit aus dem Jahre 1575 besonders hervorzuheben derStänder von einer Figur
der Daphne gebildet, während der Fuss mit kleinen Reliefs im Stile der deutschen Klein-
meister verziert ist. Eine andere kleine Standuhr mit zwei vergoldeten Reliefs Taten des
Herkules trägt den Namen des Verfertigers, Hans Gruber, und nebst dem Meisterzeichen
die Jahreszahl x574. Wegen ihrer tadellosen Erhaltung und besonderen Form verdient
ferner eine Terrine mit venezianischem Kupferemail Erwähnung. Eine Reliquienbüste aus
Elfenbein und vergoldetem Kupfer, aus der Wiener Sammlung Sax stammend und wohl
als spanische Arbeit vom Ende des XV. ahrhunderts in Anspruch zu nehmen, bedeutet
eine überaus wertvolle Bereicherung der kaiserlichen Sammlungen. Die Idealbüste eines
römischen Imperators ist inschriftlich als Werk des Simone Bianco, eines venezianischen
Bildhauers, der in der Kunstliteratur des Cinquecento eine gewisse Rolle spielt, gesichert.
Nebenher seien ein vergoldeter Silberbecher mit dem Wappen des Philipp von Sigesdorf
deutsch, XVI. Jahrhundert, ein Tapisserie-Rücklaken mit jagddarstellungen deutsch,
XV. Jahrhundert, sowie eine schöne, goldtauschierte Eisentruhe deutsch, XVI. jahr-
Johann Ender, gemalt von Eduard Ende Hofmuseum in Wien
hundert erwähnt. Von den drei
alten Schränken ist besonders
ein reichgeschnitztes I-Ienri II.-
Kabinett aus Nussholz her-
vorzuheben, ebenso ein grosser
niederrheinischer Aufsatz-
schrank des XVII. Jahrhun-
derts, der mit Reliefs aus der
Geschichte Davids geschmückt
ist. Unter den keramischen
Erzeugnissen, die durch das
Legat Goldschmidt in die kunst-
historischen Sammlungen ge-
langten, befinden sich nebst
einer spanisch-maurischen
Schüssel mit Kupferlustre und
fünf italienischen Apotheker-
gefässen desXVIJahrhunderts
mehrere rheinische Steinzeug-
krüge des XVI. und XVILJahr-
hunderts aus den Fabriken von
Frechen, Siegburg, Grenz-
hausen, Raeren, Kreussen und
Nassau, zum Teil datiert oder
mit Meisterzeichen versehen.
Die Plakettensammlung erhielt
endlich ein gutes Exemplar der
bekannten Bleiplakette des
Antonio Abbondio Toilette
der Venus".
Durch eine Widmung von Baron Nathaniel Rothschild gelangten zwei deutsche
Elfenbeinstatuetten des XVII. jahrhunderts in die Sammlung, beide Kaiser Ferdinand III.
auf reichgeschnitztem Thron darstellend, jedoch einmal jugendlich, das andere Mal im
Alter von etwa 50 Jahren. Ferner zwei Gruppen aus Buchsholz von einem österreichischen
Holzschnitzer des XVIII. Jahrhunderts, nach Stichen des J. E. Ridinger angefertigt. Von
der einen, die Kaiserin Maria Theresia zu Pferd, von einem Pagen begleitet, darstellend,
wurde ein im grossen und ganzen übereinstimmendes Exemplar jedoch ohne Pagen
schon früher 1901 für die kunsthistorischen Sammlungen erworben. Das Pendant stellt
den jugendlichen Erzherzog Josef zu Pferd, von einem I-Iaiduken begleitet, dar.
Die WAFFENSAMMLUNG des Allerhöchsten Kaiserhauses erhielt durch den Ankauf
eines Fundes aus Vid bei Metkovits in Dalmatien einen besonders in archäologischer
Hinsicht hervorragenden Zuwachs.
Der Fund besteht aus zwei Spangenhelmen, einem haubenförmigen Eisenhelm, zwei
Wangenklappen, drei Speereisen, einem kleinen Rest eines Kettenhemdes, einem Feuer-
steinschlageisen und einer römischen Fibel aus dem II. Jahrhundert. Die Spangenhelme
sind, abgesehen von ihrer grossen Seltenheit es gibt nur sechs Exemplare ausser den
zwei erwähnten deshalb von eminenter Bedeutung, weil sie zu den ältesten Heimen
des frühen christlichen Mittelalters gehören. Ihr Stimreifdekor Weinranke und Tier-
kreisbilder zeigt noch stark antiken Einfluss; der Spangendekor des einen Heimes, der
mit Silberplatten belegt ist, weist Motive der altchristlichen Kunst auf. Sie gehören dem
VI. bis VII. Jahrhundert an und dürften von germanischen Söldnerfihrern, die in Diensten
des byzantinischen Hofes gestanden sind, getragen worden sein. Im übrigen muss auf die
Eduard Ender, gemalt von johnn Ender Hofmuseum in Wien
Ayu
Hermann Baisch, Maimcrgen Hofmuseum in Wien
Publikation des Fundes von Dr. C. List im jahrbuche der k. k. Zentralkommission 1904
verwiesen werden.
Für die KAISERLICHE GEMÄLDEGALERIE sind als wichtige Erwerbungen zu
bezeichnen von alten Meistern drei Bilder aus dem schon oben besprochenen wert-
vollen Goldschmidt'schen Legate, und zwar eine durch besonderen Farbenreiz und flotte
Komposition ausgezeichnete Plafondskizze von Anton Franz Maulpertsch, der nun neben
Daniel Gran und Altomonte charakteristisch in der Galerie vertreten ist; ein Interieur Die
Amme" von Pieter de Hoogh und eine Steinigung des heiligen Stephanus von Gentile da
Fabriano. Als Geschenk Sr. Majestät des Kaisers kam weiters die ehemals in Schloss
Persenbeug befindliche Heilige Familie", welche mit P. P. Rubens 1630" signiert ist, an
die Galerie.
Von modernen Meistern wären zu nennen ein Interieur Sensenschmiede" von
Hugo Charlemont; drei interessante Kiinstlerbildnisse, Johann Ender, gemalt von seinem
Sohne Eduard Ender, und Eduard Ender, gemalt von seinem Vater Johann, dann
ein breit behandeltes, koloristisch interessantes Selbstbildnis von Friedrich Amerling; ein
farbenschönes Bildchen Vor der Dorfschenke" von Ignaz Raifalt; die Gemälde Das
Khalifenschloss Amra in der peträischen Wüste" von L. A. Mielich und Maimorgen" von
Hermann Baisch, Widmungen der Herren Friedrich Dobner v. Dobenau und Dr. Paul Cohn.
Nicht unbedeutend ist der Zuwachs, den die Sammlung von Aquarellen und Handzeich-
nungen erfahren hat. An dieselbe gelangten zwei schön erhaltene Pastelle von Andr. Conr.
Lens 1739-1822, einem belgischen Maler der klassizistischen Periode, antike Sujets
darstellend, dann ein Gouachebild Trauben", der Wiener Schule dem Sebastian Wegmayr
776-1856 nahestehend, eine Federzeichnung von Ferdinand Mallitsch Widmung seines
Sohnes, drei Aquarelle von Edm. Krenn Grabmäler aus der Kaisergruft in der Kapuziner-
kirche und das Aquarell Die Eröffnung des kunsthistorischen Hofmuseums" von Robert
Raschka, Geschenke Sr. Majestät des Kaisers, endlich ein Gouachebild von Hugo Charlemont
Au bei Klosterneuburg".
lgnaz Raffalx. Dorfschexxke Hofmuseum in Wien
Die Erwerbungen der PRÄHISTORISCI-IEN SAMMLUNG DES K. K. NATUR-
HISTORISCHEN HOFMUSEUMS bewegten sich im ahre 1903 hauptsächlich in den
Gruppen der Steinzeit und der Bronzezeit, aus welchen bei uns keine Funde von besonderem
kunstgewerblichen Interesse zu erwarten sind.
Beachtenswert ist jedoch ein Bronzehelm aus dem Hatszeger Tale in Siebenbürgen,
welcher der jüngeren La Tene-Periode, etwa dem I. Jahrhunderte v. Chr. angehört und
dem Fundorte zufolge wohl als Dakisches Waffenstück angesehen werden kann. Er ist
spitzkugelförmig, mit kleinem Nackenschirm und beweglichen, abgerundet dreiseitigen
Wangenschirmen und stellt jene von Oberitalien aus ziemlich weitverbreitete Helmform
dar, aus welcher die bekannten römischen Legionarhelme und die frühmittelalterlichen
Kuppelhelme hervorgegangen sind. Die saubere Ausführung und die trotz der grösstmögli-
chen Einfachheit sehr gefällige Gesamterscheinung des Stückes sind wohl mustergiltig.
Die ETl-INOGRAPI-llSCl-IEN SAMMLUNGEN DES K. K. NATURHISTORISCHEN
HOFMUSEUMS erfuhren irn Jahre xgog hauptsächlich nur Zuwachs von ethnologischen
Kollektionen, auf welche künstlerische oder kunstgewerbliche Gesichtspunkte kaum
Anwendung finden. Es wäre nur einiger älterer chinesischer Bronzegefässe sakralen
Charakters zu erwähnen, die durch ihre Ornamentik bemerkenswert erscheinen und von
der Oberin des iilles de la charite de St. Vincent de Paul Gräfin Antonie Wagensperg
gespendet wurden. Von sonstigen Kollektionen dürfte eine kleine Zahl der von
Regierungsrat Franz Heger auf einer hinterindischen Reise erworbenen Gegenstände zu
nennen sein, so eine Holztasse mit Perlmutterinkrustation und einige chinesische Tusch-
malereien aus Annam.
"u.
Der Zuwachs, den die KUPFERSTICHSAMMLUNG DER K. K. I-IOFBIBLIOTHEK
im Jahre xgo3 erfuhr, beläuft sich auf 1033 Blätter, beziehungsweise Bände oder Mappen.
Die Erwerbungen erfolgten auch in diesem Jahre in der durch Wesen und Zweck der
Sammlung vorgezeichneten Richtung, die dem Ziele einer tunlichsten Vollständigkeit der
Werke österreichischer Kunst und einer möglichst charakteristischen Vertretung aller
übrigen Schulen zustrebt.
Im einzelnen ist zu erwähnen, dass auch in diesem Jahre die ältere österreichische
Schule namhaft vermehrt wurde, indem ihr unter anderem Blätter von W. Hollar, Krie-
hub er, G. Decker,Dauthage, R.Theer, Strassgschwandtner, Gauermann, Pettenkofen, Sonnen-
leiter, Jettel zugeführt wurden. Dazu traten eine Reihe von Werken neuerer heimischer
Graphiker, so von Jettmar, Svabinsky, Mucha, Luntz, v. Kempf, Jakesch, Hegenbart,
v. Myrbach, Orlik, Schmutzer, Moll, Unger, Wörnle. Unter dem Zuwachse der deutschen
Schule wären zu nennen Menzel, Klinger, Overbeck, Vogeler, Bantzer, Stauffer-Bern,
Graf Kalckreuth, v. Volkmann, Grethe, R. Haug, P. Halm, Wenban, E. Bracht, Steinhausen,
Kollwitz, unter jenen der französischen Schule Janinet, Descourtis, Charlet, RaHet, Gros,
Daumier, Lunois, Toulouse-Lautrec, Steinlen, Renoir, Lepere, Riviere, Desboutin, unter
den Engländern W. Ward, Strang, Shannon, Anning Bell, Pissarro, unter den holländisch-
belgischen Künstlern Lynen, Israels, Veldherr, den schwedischen und dänischen Larsson,
Zorn, Andersson, Nordhagen, Skovgard, Paulsen, den schweizerischen Van Muyden,
endlich von japanischen Arbeiten zwei Sammelbände mit Holzschnitten verschiedener
Künstler aus der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts.
In diesem Zusammenhänge sei schliesslich auch eines bedeutsamen Zuwachses
gedacht, den die HANDSCHRIFTEN-ABTEILUNG DER K. K. HOFBIBLIOTHEK
dadurch erhalten hat, dass ihr mit Allerhöchster Bewilligung Sr. Majestät drei wertvolle
Bilderhandschriften aus dem Archiv des Ordens vom goldenen Vliese leihweise zur
Aufbewahrung überlassen wurden. Es sind dies die zweibändige Handschrift Le livre de
la Toison d'or", ein historisch-allegorisches Werk des bekannten gelehrten Bischofs von
Tours und Kanzlers des Ordens vom goldenen Vliese Guillaume Filätre, in der Zeit von
1468-1475 entstanden; dann ein Codex Le tres-adnxirable Triomphe de la Noble Ordre
de la Toison d'or, celebre en
la ilorissante ville d'Anvers
en 1555 par Philipp II" und
endlich ein Manuskript La
Cour d'amour", Statuten und
Organisation des im Jahre
1400 in Frankreich errichte-
ten Liebeshofes. Alle drei
Handschriften sind mit
Miniaturen versehen, von
denen namentlich jene der
Codices von Bischof Filätre
sich den schönsten und inter-
essantesten der k. k. Hof-
bibliothek würdig an die
Seite stellen.
N. SE
VON HAINELIN.
Eines der Hauptereignisse
des an Überraschungen stets
reichen Londoner Auktions-
Louis XV-Golddose mit Malereien von Hainelin Saales der Herren Christie
193
war das sensationelle Resultat der Versteigerung eines Teiles der Tabaksdosensammlung
des verstorbenen Mr. C. H. T. l-Iawkins. Der Verkauf nahm vier Tage in Anspruch und
erzielte nicht weniger als ungefähr x,35o.ooo Kronen. Das Hauptstück war eine läng-
liche Louis XV-Golddose, für welche der Kunsthändler Mr. Duveen die Summe von
x6o.ooo Kronen erlegte. Der Liebenswürdigkeit des neuen Eigentümers haben wir für die
Erlaubnis zu danken, das seltene Stück hier zu reproduzieren. Der Deckel, der Boden und
die Seitenwände sind von Hainelin mit Buketts in Farben auf en plein Emailgrund bemalt
und mit des Künstlers Unterschrift, sowie mit dem Datum x7 58 versehen. Die Umrahmung
besteht aus in Gold ziseliertem Muschel- und Rankenwerk, und der Deckel und die Seiten
sind überdies reich mit feinen brasilianischen Diamanten besetzt. Die Dose ist in der Tat
ein Unikum, und ist ihresgleichen weder im Louvre, noch in der Wallace-Sammlung
zu finden. P. G. K.
REICI-IENBERG. AUSSTELLUNG von BELEUCHTUNGSKÖRPERN.
Das Nordböhmische Gewerbemuseum in Reichenberg veranstaltet im Mai d. j.
eine Ausstellung von alten und neuen Beleuchtungskörpern aller Art und aller Materia-
lien. Vom Öllämpchen des Altertums angefangen bis zu dem elegantesten modernen Kron-
leuchter für elektrisches Licht sollen die verschiedenartigsten Typen von Lustern, Wand-
armen und Standleuchtern bezw. Lampen die teilweise durch die Materialverschiedenheit
bedingte ungeheure Mannigfaltigkeit in den Kunstformen vorführen, sowie auch technisch
in gedrängter Kürze einen Rückblick bis zum primitiven Kienspanhalter ermöglichen. Für
die moderne Produktion werden die ersten Vertreter dieser Branche eingeladen, ihre
künstlerisch vollendetsten Stücke zur Verfügung zu stellen. Eine Prämiierung der besten
Kunstwerke ist in Aussicht genommen. Was die retrospektive Abteilung anbelangt,
ergeht an alle Museumsfreunde und Sammler die höfliche Einladung, ihre einschlägigen
Objekte aus Edelmetall, Bronze, Zinn, Schmiedeeisen, Kristall, Glas, Majolika, Steinzeug,
Porzellan, Email, Holz u. s. w. für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung zu stellen.
Anmeldungen werden schon jetzt erbeten.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM Sie
USSTELLUNG VON ALT-WIENER PORZELLAN. Montag den
2x. März um Uhr Vormittags wurde durch Seine Exzellenz den Herrn Minister
für Kultus und Unterricht Dr. Wilhelm Ritter von l-lartel in Gegenwart zahlreicher geladener
Gäste die Ausstellung von AltAWiener Porzellan im Österreichischen Museum eröffnet.
Im Säulenhofe hatte sich zum Empfange Seiner Exzellenz der Direktor des Museums
Hofrat von Scala mit den übrigen Beamten des Museums eingefunden. Ferner waren
erschienen Seine Exzellenz der Herr Eisenbahnminister von Wittek, die Sektionschefs von
l-Iasenöhrl und von Thaa, der Vizepräsident des niederösterreichischen Landesschulrates
Freiherr von Bienerth, Ministerialrat Dr. Adolf Müller, die Hofräte Dr. Benndorf und
Freiherr von Weckbecker, Sektionsrat Popovic, die Ministerialsekretäre von Förster und
Freiherr von Klimburg, der Rektor der technischen Hochschule Professor Dr. Neuwirth,
Prinz Alois Liechtenstein und Gemahlin, Prinz Chlodwig Hohenlohe. Graf Lanckoronski,
Graf Merveldt, Graf Seilern, die Gräfinnen Hoyos, Lützow, Sylva-Tarouca und Schlick,
Freiherr von Kallina, Freiherr von Doblhnff und Gemahlin, Baronin Beck, Baronin
Buschmann, Süftshofmeister Hammerl aus Zwettl. Seine Exzellenz der Herr Minister
Dr. Ritter von Harte, der in Begleitung des Ministerialrates Fesch erschien, wurde
von dem Direktor des Museums Hofrat von Scala empfangen und in die Ausstel-
lungsräume im 1. Stock geleitet, wo dann der Rundgang angetreten wurde. Seine Exzellenz
15
194
der Herr Minister besichtigte eingehend die Ausstellung und sprach sich sehr anerkennend
über dieselbe aus.
Der am Eröffnungstage ausgegebene Katalog umfasst 2320 Nummern und ist im
Verlage des Museums um den Preis von Kronen zu beziehen.
Wir werden in den nächsten Heften unserer Monatsschrift ausführliche illustrierte
Berichte über die Ausstellung bringen.
BIBLIOTHEK DES MUSEUMS. Vom I. März bis 20. Oktober ist die Bibliothek
des Museums, wie alljährlich, an Wochentagen mit Ausnahme des Montags
von 9-2 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 9-1 Uhr geöffnet.
ESÜCH DES MUSEUMS. Die Sammlungen des Museums wurden in den
Monaten Februar und März von 11460, die Bibliothek von 3552 Personen besucht.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES 50'
I. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ÄSTI-IETIK. KUNSTGEWERB-
LICHER UNTERRICHT so
DAWSON, Ch. E. The Clarion Guild of I-Iandicrafts.
The Art Workers Quarterly, jänner.
FRANTZ, H. Un Artiste suisse contemporain Ernesr
Bieler. L'Art decoratif, Febr.
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Grimm. Dekorative Kunst, Fehr.
LUX, j. A. Wie richte ich eine Wohnung ein." Das
Interieur, Febr.
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wan,
PUDOR. H. Die bildende Kunst in Norwegen. Monats-
berichte über Kunst und Kunstwissenschaft, III,
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Zu Gottfried Sempers hundertjährigern Geburtstag.
Das Kunstgewerhe in Elsass-Lothringen, jänner.
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Febr.
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Workers' Quarterly, jänner.
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L'Insecte. Art et Decoration, jänner.
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Künstler, 4.
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tion. The Burlington-Magazine, Febr.
Kunst und
Pietro Torrigiano. The Art ourn., jänner.
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etten im Sigmaringer Museum des Filrsten von
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Der Wiederaufbau des Campanile von San Marco.
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Handbock voor ambachtslieden, onderbazen, op-
zichters en a. s. architecten. Met ongev. zooo
teelreningen. AG. en Vel en z. Amsterdam,
Van Mantgem de Does. I. Blz. 1-32. roy. B".
Per vel f.-.3o. Compleet in 40 aß. of deelen.
L'Art decoratif,
III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK
AVENARIUS. Schwind. m. Kunstwart, s.
Berliner Kunst. Melchior Lechter. Berl. Architektur-
welt, III. Sonderausgabe.
Breviario Grimaui, I1, della bibliotheca di S. Marco in
Venezia. Riproduzione fotografica cornpleta publi-
cata da Scato de Vries. Prefazione del Sal.
Morpurgo. Livr. r. Leida, A. W. Sijthoff. blz. en
plt. 1-144, waarvan 25 in Kleurendruk. F01.
Cornpl. in rz aii. f. x20.
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Palazzo Murxicipale di Bologna. Arte italiana
decorativa industr., XII, 7.
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FESTE. LEDER- UND BUCH-
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hors texte. Paris, Imprim. nationale; libr. I-Iachette
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196
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schrift für Bücherfreunde, jänner.
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Künstler, Fehr.
SCHEFFERS, O. Siehe Gruppe III.
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Edwards. Zeitschrift für Bücherfreunde, Febr.
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Qahrbuch der königl. Preuss. Kunstsammlungen,
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Zeitschrift für Bücherfreunde, Febr.
VI. GLAS. KERAMIK 50
BEMROSE,W.Notes an the lateE. M. Kidds'Collection
of Porcelain. The Connoisseur, Febr.
Geschichte der Spiegel. Zentralblatt f. Glas-Ind. und
Keramik, 614. aus Cremer F. Die Fabrikation
der Silber- und Quecksilberspiegel.
Glasfabrikation, Moderne. Zentralblatt f. Glas-lnd. und
Keramik, 614; aus einem Vortrag Goslichs.
Industrie, Die keramische, Polens. Zentralblatt f. Glas-
Ind. und Keramik, G14; aus dem Berichte des
ösrern-ung. Konsuls in Warschau.
NILSSON, M. P. Attische Vasen mit Tierstreifen-
dekoration. jahrb. d. kais. deutschen archäol.
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Collection of English Glass in the Victoria and
Albert-Museum. The Burlington Magazine, Febr.
VII. ARBEITEN AUS HOLZ.
MOBILIEN
H. Spielsachen und Holzarbeiten der Geschwister
Klcinhempel. Dekorative Kunst, Febr.
FISCHEL, H. Ein einfaches Speisezimmer.
Interieur, jänner.
Das
HELBIG, J. Decoration polychrorue du rnobilier des
eglises. Revue de l'Art chretien, 1.
LEVETUS, A. S. Modern Austrian Wiclter Furniture.
The Studio, jänner.
LUX, j. A. Der Esstisch. Das Interieur, Jinner.
Ein bürgerliches Speisezimmer. Das Interieur,
jänner.
Möbel, Neue englische, von Wm. Bartlett Son, I-Iigh
Wycombe. Innen-Dekoration, Febr.
SCHWARZ, C. Verschiedene Verbindungsarten bei
modernen Möbeln. Badische Gewerbezeitung, 4.
South Kensington re-visited. Über Möbel. The Cabinet
Maker, Febr.
VALLANCE, A. The Drawing-room; the Bedroom. The
Magazine of Art, Jänner, Febr.
Vorplatz-Möbel, Moderne. Deutsche
Dekoration, März.
Kunst und
VIII. EISENARB. WAFFEN.
UHREN. BRONZEN ETC.
BeleuchtungskörpegModerne, von Paul Stotz.Deutsche
Kunst und Dekoration, März.
CZERNY, A. Der mährische Glnckengiesser johann
Benescboffsky. Mitteilungen d. Mähr. Gewerbe-
Museums, 1903, 22.
Metallarbeiten, Neue, von W. j. Stokvis, Arnhem.
Dekorative Kunst, Febr.
PHILLIPS, C1. Siehe Gruppe II.
SARRE, Friedr. Ein orientalisches Metallheclten des
XIII. jahrhunderts irn Königl. Museum für Völker-
kunde in Berlin. Iahrbuch der Königl. Preuss.
KunstsammL, XXV, 1.
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Fahnenkreuz der Stiftskirche zu Xanten. Zeit-
schrift f. christl. Kunst. XVI, 11.
WAL. R. van der. Handboelt voor smeden, tevens ten
dienste van inrichtingen voor ambachts-onderwijs
en self-studie. Met ongev. man afbeldingen. AG. 1.
Amsterdam, Van Mantgem de Does. blz. -16,
roy B". Compl. in ongev. 25 an. f.-.3o.
IX. EMAIL. GOLDSCHMIEDE-
KUNST Nr
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Heiligtümem. Monatsberichte über Kunst und
Kunstwissenschaft, III, 11-12.
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The Connoisseur, Febr.
RIEGEL, E. Über die Ausbildung der Goldschmiede.
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SCHNÜTGEN, A. Spätgotisches silbervergoldetes
Ciborium der Stiftskirche zu Fritzlar. Zeitschrift
f. christl. Kunst, XVI, 9.
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in Napuli. Due orafl. Arte ital. decor. industn,
x11, s.
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VERNEUIL, M. P. L'Etnai1 et les Ernailleurs. Art et
Decoration, Febr.
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