KUNST UN
KUNSTHANDVE "41
10
1."
Jfäl.
MonATsscnRl FT- DES-KKÖSTE
HUSEUHQFCER-KIIITSTUDDJDDUS
HERAUSGEGEBEITIIRD-REDlGIRT-V
AVOITSCALIÄ.
VERLAG VON RRTARIA Co. IN VIER. IX. JAHRG. 1907. HEFT IIIZD 7.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
111 JÄHRLICH 12 HEFTE um
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Inhalt
Die Ausstellung von a1-
ten Gold- und Silber-
schmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen
Museum. I. Öster-
reich Ungarn von
Eduard Leisching
Englische Arbeiterdör-
fer. II. Port Sunlight
von H. E. von Ber-
lepsch -Valendas
Die Ausstellung von
Goldschmiedearbeiten
Leipziger Ursprungs
und von deutschen
Bildwirkereien des
XVLJahrhundei-ts im
Leipziger Kunstge
werbemuseum von
Edmund Wilhelm
Petersburger Porzellan
von j.Folnesics
Aus dem Wiener Kunst-
leben von Ludwig
Kleine Nachrichten
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 40x
Literatur des Kunst-
gewerbes 402
J-I
DIE AUSSTELLUNG VON ALTEN GOLD- UND
SILBERSCHMIEDEARBEITEN IM K. K. OSTER-
REICHISCHEN MUSEUM. I. OSTERREICH-
UNGARN Sie VON EDUARD LEISCHING-WIEN
IE Ausstellung alter Gold- und Silberschmiedearbeiten,
welche wir in diesem Frühjahr veranstaltet haben,
war eine große über Erwartung gelungene Schau
des heimischen Besitzstands auf diesem Gebiet.
Sie hat rege Teilnahme gefunden und wir haben
manches hiebei gelernt und mit allen, die sie be-
suchten und studierten, viel Freude an ihr gehabt.
Zunächst an den Schaustücken selbst, an der
vollendeten Technik, dem Formensinn und Ideen-
reichtum vergangener Zeiten, an dem treuen
Spiegelbild, das sie von dem geistigen Leben ihrer
Epoche bieten, an der bewunderungswürdigenArbeitsfreudigkeit ihrerMeister,
welche scheinbar oder wirklich nur um der Sache willen ihr Bestes einsetzten,
voneinander lernten und sich zu überbieten suchten. Daß diese Freude mit
Wehmut gemischt ist, wer wollte und dürfte das leugnen. Wohin ist all dies
Können und Wollen geschwunden, diese Selbstlosigkeit und Hingebung, die
ihren höchsten Lohn nur in sich selbst sucht und Endet! Wer aber hätte den
Mut, solche Rückschau zu gestalten für sich und andere, wenn in irgend einem
Winkel des Herzens nicht doch die Hoffnung lebte, daß es vereintem Be-
mühen und klarer Erfassung von Vergangenheit und Gegenwart doch gelingen
könnte, den Weg zu weisen, auf dem ähnliches aus eigenem wieder hervor-
zubringen wäre wie ehedem. Daß dies nicht allein an den Schaffenden liegt,
an den Künstlern, denen heute vom Staate so reiche Mittel an Lehre und
Vorbildern geboten werden, und von denen viele vollkommen durchdrungen
sind von dem Wunsch, zu einem in sich selbst ruhenden Zeitstil und
entsprechender Technik sich hindurchzuarbeiten, ist allen Einsichtigen be-
wußt. An den Genießenden und Arbeitheischenden liegt es in noch viel
höherem Maße. Jede Zeit hat die Kunst, die sie verdient, und sie verdient die,
welche sie versteht. Nur aus erhöhter Kultur der Gesellschaft kann ein er-
höhtes Können des Künstlers hervorgehen, selten oder nie aus sich selbst
allein. So vereinigen wir denn stets verschiedene Absichten mit solchen histo-
rischen Ausstellungen. Dem künstlerischen SchaHen und dem ästhetischen
Empfinden, Empiindenlernen, soll gedient werden, und neben der direkten
praktischen Einwirkung streben wir nach der Gewinnung neuer, umfassender
Materialübersichten zur Erweiterung und Vertiefung unserer wissenschaft-
lichen kunst- und kulturgeschichtlichen Erkenntnis, die mit Technik und
Stil und der Wechselbeziehung der hohen Kunst und Kleinkunst ebenso zu
schaffen hat, wie mit sozialen Fragen, gewerblicher Organisation, staatlicher
Kunstpflege und Mäcenatentum.
318.
Das Ausstellungswesen unter diese Gesichtspunkte zu fassen und die
Ausstellungen nicht als Selbstzweck, sondern als Ausgangspunkt bestimmter
praktischer und wissenschaftlicher Aktionen zu betrachten, ist Tradition des
k. k. Österreichischen Museums und eine gute. Es ist echt musealer Betrieb
kunstwissenschaftlicher Arbeit. Auf diesem Boden gedieh schon manche nütz-
liche Frucht forschender Tätigkeit, die ja in der Kunstwissenschaft, wie sie sein
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Speisekelcb, Salzburg, XllLjahr-
hundert Kalt. Nr.
soll, nicht von ästhetischen Reflexionen, die in der Luft schweben, sondern
vom Objekt und von möglichst reichern Material ausgehen soll. Die Scheu
vor dem Objekt, die so manchem Ästhetiker anhaftet, muß überwunden
werden, wenn man zu wirklichen Einsichten gelangen will; und man hat sich
oft mit scheinbar kleinlichen Dingen abzugeben, wenn man größere ver-
stehen lernen will. Dort übrigens, wo wir es tatsächlich mit Kunst zu tun
haben, gibt es nichts Kleinliches, auch im kleinen nicht. Wir sind auch hier
319
vom Nächstliegenden zum Fernerliegenden, von heimischer zu fremder, von
der österreichischen zur außerösterreichischen Kunst übergegangen. Wir
hatten die Absicht, Material zusammenzutragen zu einer Geschichte der
österreichischen Goldschmiedekunst, für welche vorläufig nur Bausteine vor-
liegen. Und es ist uns gelungen, sehr viel in weiteren Kreisen bisher Unbe-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Paten zum Salzburger Speisekelch.
XIII. Jahrhundert Kat. Nr.
kanntes vorzuführen, das Bekannte in geschichtlicher Ordnung zu vereinigen,
manche dunkle Punkte in der Entwicklung der heimischen Arbeit aufzu-
hellen, viele Künstlernamen, die bisher nur Namen waren, mit Tatsachen
zu belegen. Wir dürfen wohl sagen, daß es uns, dank der bereitwilligen
Unterstützung, die wir allseits fanden, gelungen ist, ein gutes übersichtliches
Bild darzubieten und Österreich die ihm gebührende ehrenvolle Stellung im
Rahmen dieses Kunstzweiges eingeräumt zu haben. Nicht in jedem Belang
41'
320
war das Bild voll-
ständig; vieles, von
dem wir wissen,
blieb uns versagt,
vieles zweifellos
noch Vorhandene
unter den trotz aller
Verheerungen frü-
herer böser Zeiten
noch immer sehr
zahlreichen über-
lieferten mittelalter-
lichen, vor der Ein-
führung der genos-
senschaftlichen und
landesherrlichen Be-
schau entstandenen
Kirchengeräten ist
die Scheidung der
heimischen von der
fremden Arbeit noch
lange nicht voll-
zogen. Hier müssen
beim Aufbau einer
Geschichte der öster-
reichischen Edel-
schmiedekunst die
Hebel zunächst an-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeixen im
k. k. Österreichischen Museum, Melker Kreuz,
Vorderseite, XIV. jahrhundert Kat. Nr.
muß erst noch aus-
geforscht werden.
Vor allem die kirch-
liche Kunst war nur
durch einzelne Ty-
pen vertreten und
gesetzt werden. Aber
trotz all dieser Män-
gel und Lücken war
die Repräsentanz
Österreichs hocher-
freulich und in vielen
Beziehungen über-
raschend. Ganz von
selbst, nicht etwa
weil wir uns des Er-
folgs der heimischen
Gruppe nicht sicher
fühlen durften, hat
sich die Ausdeh-
nung des Ausstel-
lungsrahmens auf
Arbeiten außeröster-
reichischerHerl-runft
ergeben. Wir be-
schränkten uns mit
einziger Ausnahme
der durch das Bres-
lauer Museum dargeliehenen Stücke preußisch-schlesischer Kunst auf in Öster-
reich befindliches Kunstgut. Hervorragende Sammler Wiens besitzen vor-
u. auLUSLSULICS UHU
englisches Silber; in
einer großen Reihe
alter Familien, wel-
che die Schätze
österreichische Adel
in Familienbeziehun-
gen stand und steht.
Die öffentlichen
Sammlungen Öster-
reichs, die großen
und kleinen, haben
mit Ausnahme un-
seres Instituts fast
mehr gute außer-
österreichische als
österreichische Ar-
beiten. Und auch
die Kirche erhielt
von den Tagen des
Mittelalters bis ins
XVIII. Jahrhundert,
unter den Babenber-
gern und Luxembur-
gern in Niederöster-
reich und Böhmen,
und vornehmlich
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen Museum, Melker Kreuz,
Rückseite, XIV. jahrhundert Kat. Nr.
erhalten haben, be-
iindet sich Kunstgut
aus den verschie-
densten Ländern,
mit welchen der
unter den Habsbur-
gern von Maximilian
I. bis auf Karl VI.
aus den deutschen
Kunststätten manch
herrliches Werk der
Edelschmiedekunst,
das aus allen Stür-
men der Hussitem,
Schweden-,Türken-
und Franzosennot
gerettet geworden
ist. Und gerade diese
Gegenüberstellung
der fremden und
heimischen Stücke
und die Einreihung
der Zeugnisse un-
seres Kunstschaf-
fens in das Große
und Ganze der
Kunstgeschichte, die
ja in allen ihren Teilen zusammenhängt und stets die fruchtbarsten Wechsel-
beziehungen unterhalten hat, ist von höchstem Interesse, lehrreich, anregend
Ausstellung alter Goldschmiedearbeixen im k. k. Österreichischen Museum, Reliquiar von Maria Pfarr bei Tams-
weg, bezeichnet 1443 Km. Nr. 12
und die wissenschaftliche Forschung fördernd. Aus Büchern und Akten kann
man das nicht lernen, was die Objekte selbst uns lehren; sie machen die
schriftlichen Überlieferungen erst lebendig.
Als erstes und wichtigstes Hilfsmittel für die Ausstellungsbesucher nicht
nur, sondern für unsere weitere Arbeit und für die Forschung haben wir einen
nach Möglichkeit ausführlichen Katalog betrachtet und herausgegeben. Er
mag manchen Irrtum enthalten und ist keine durchwegs ausgeglichene Arbeit;
J-J
wer je Ausstellungen gemacht und während der verwirrenden Einlieferung und
Ordnung der Ausstellungsobjekte in fliegender Eile einen Katalog herzustellen
hatte, weiß, daß es ohne Mängel und Unebenheiten hiebei nicht abgehen
kann. Trotzdem glauben wir nicht ganz erfolglos gearbeitet zu haben; wir
scheuten die große Mühe nicht, wo nur irgend möglich die Beschau- und
Meisterzeichen zu bringen und in der überwiegenden Zahl der Fälle auch zu
deuten. Herr Dr. Schestag hatte an dieser Arbeit wie an der Installation der
Ausstellung hervorragenden Anteil.
Von den 1409 Katalognummern entfallen zirka 550 auf Gegenstände
von nachweisbar österreichischer Herkunft. Sie erstrecken sich der Zeit
ihrer Entstehung nach auf die Epoche vom Mittelalter bis auf die Mitte des
XIX. Jahrhunderts. Empire- und Biedermeierzeit, also die Zeit nach der
Silbereinlieferung der Jahre 1806 und 18m, war naturgemäß quantitativ am
reichsten vertreten.
Die Absicht dieser Darstellung, welche zunächst der österreichischen
Produktion gewidmet ist, kann weder sein, schon jetzt den Hauptplan einer
Geschichte der heimischen Edelschmiedekunst zu entwerfen, die in Vor-
bereitung ist und geschrieben werden
soll. noch kann sie darin bestehen,
auch nur das Wichtigste, was wir
gesehen haben, im einzelnen zu be-
sprechen. Ich will nur einen Überblick
geben und Daten liefern und zusam-
menstellen, welche später ausführ-
licher und im Zusammenhang verar-
beitet werden sollen. Ein reiches Illu-
strationsmaterial wird diesen Mittei-
lungen zu gute kommen und sie aufs
beste ergänzen.
Wir beginnen mit Wien.
Camillo List hat in seinem im
XXXIII. Band der Berichte und Mit-
teilungen des Altertumsvereins zu
Wien veröffentlichten Vortrag Zur
Geschichte derWiener Goldschmiede-
zunft" als Erster eine Reihe wertvoller
Notizen über die Altwiener Gold-
schmiedekunst zusammengestellt.
Schon unter den Babenbergern, denen
Wien und Niederösterreich so viel an
Kultur des Bodens und der Kunst zu
danken hat, waren Goldschmiede in
Wien ansässig. Der Codex traditio AusstellungalterGoldschmiedearbeitenim k.k.Öster-
teichischen Museum, Ciborium, böhrnisch. XIII. jahr-
num claustroneoburgensls nennt die hundert, Ständer xvl. Jahrhundert K... m.
324
Meister Engylbertus, Fridericus, Hen-
rich, Philippus, Sintram, und Walther.
Es waren Bedienstete des Babenberg-
schen Hofes, die nur für ihn arbeiteten.
Man nannte sie später, als aus der Mitte
der erstarkenden Bürgerschaft bürger-
liche Meister hervortraten, die in ge-
schlossener Gemeinschaft ein öffent-
liches Gewerbe betrieben, im Gegensatz
zu Diesen Hofbefreite". In den Kämpfen
der mit eigenen Rechten und Pflichten
ausgestatteten Zunft um die Anerken-
nung und Ausbreitung ihrer Stellung
spielt dann dieser Gegensatz zwischen
den bürgerlichen Meistern, den Zunft-
genossen und den Hofbefreiten" eine
große Rolle. Gewiß schon im XIILJahr-
hundert schließen sich die bürgerlichen
Goldschmiede zusammen und es bildet
sich in ihrem Kreise ein Gewohnheits-
recht in Ansehung ihres Gewerbebe-
triebs, ihres Verkehrs untereinander und
mit den Gesellen und Lehrlingen, wie
für ihre Haltung der Stadtgemeinde
und dem Publikum gegenüber. In
diese Verhältnisse schützend, aber
auch Anmaßungen abwehrend ein-
zugreifen, erschien bereits im XIV.
Ausstellung alter Goldschrniedearbeiten im k. k. Öster-
reichischen Museum, Kelch, bezeichnet "Matheus Jahrhundert den Landesherren ge"
custos et canonicus Charmensis fecit heri 1506", boten, diesem weg gesetzlicher
Kimunm Regelung der überkommenen Zu-
stände auch bei den anderen Zunftorganisationen der Stadt bereits betreten
hatten. Übelstände wurden abgestellt, was Rechtens war, wurde verbrieft.
S0 erließen Albrecht III. und Leopold am Sannd Cholmanstag" 13. Oktober
1366 den brieff der Goldsmid", der uns, wenn auch nicht im Original, so
doch in der wörtlichen Bestätigung durch Friedrich IV. x446 erhalten ist.
Ich will sie hier nicht wiederholen, man findet sie bei List. Aber hervor-
gehoben zu werden verdient, daß schon dieser Brief" die wichtige Be-
stimmung einer Beschau der Goldschmiedearbeiten enthält, denn es heißt im
Punkt Die Meister sollen auch zween erber mann under In seczen und
kiesen, die Ir aller werch beschawen und versuechen das es gerecht sey."
In einem späteren Zechbuche wird mitgeteilt, daß erstlich anno 136g" ein
Ersambs Handwerckh von der Löbl. N. Ö. Cammer den Prob Punzen emp-
fangen hat". Die Probpunzen, mit welchen die genossenschaftliche Beschau
des richtigen Silbergehalts bestätigt
wurde, sind, wie ebenfalls angegeben
ist, in den Jahren 1409, 1576, 1596,
1602, 1615, 1620, 1643, 165g ausge-
wechselt worden; von 1675 an wurde
den Beschaumeistern jährlich ein neuer
Probpunzen gegeben. Er zeigt ein
über einem Schild mit dem Kreuz im
Feld Wiener Kreuz. Aber List hat
schon darauf aufmerksam gemacht,
daß gewiß wiederholt innerhalb der
oben bezeichneten Termine eine Pun-
zenauswechslung stattgefunden hat.
So trägt die Schattauer Monstranz
von 1524, das älteste unter den bisher
bekannten, mit Beschauzeichen versehenen Werken der
Wiener Goldschmiede, eine Marke, deren Schriftcharakter
nicht dem XV. Jahrhundert angehört, und die vergoldete
Fassung des Schneckenbechers von 1562 aus der Karl
Freiherr von Rothschildschen Sammlung in Frankfurt hat
wieder eine etwas andere Form des Punzen neben dem
zwei Punkte.
Schon zu Ende des XVII. Jahrhunderts verschwindet
allmählich das über dem Wiener Kreuz, und zwar
zunächst für das 13lötige Silber die sogenannte Augsburger
Probe, das nunmehr neben und an Stelle des früher vor-
geschriebenen 15-, beziehungsweise 14lötigen verwendet
wird. Die neue Punze erhält die Form des Österreichischen
Bindenschildes das I-Iabsburger Wappen mit Jahreszahl
und Feingehaltsangabe. Diese Einführung dürfte in die Zeit
Kaiser Leopolds fallen.
1737 wird diese Form der Silberpunzen neuerlich ver-
ändert. Das 15- und 14lötige Silber die eigentliche Wiener
Probe" wie das 13lötige erhalten ein und dieselbe Punze,
ein gevierteiltes Oval das sogenannte Radel", das als
die Darstellung des Wiener Stadtwappens anzusehen
ist nebst Jahreszahl und Feingehaltsziifer 15, 13, über-
dies in dem Kopf den Buchstaben zur Bezeichnung der
Wiener Probe".
Von 1494 bis 1582 fand keine neue Zunftbestätigung
in Wien statt. Die inzwischen eingetretenen Übelstände
abzustellen war Sorge der Regierung, welche dem Kaiser
Rudolf einen umständlichen Bericht hierüber erstattete.
Auch die Goldschmiede selbst schließen sich diesem Schritt
Ausstellung alter
Goldschmiedearbeiten
im k. k. Öster-
reichischen Museum,
Salzburger Pastorale,
XV. Jabrb. Kai. Nr. 16
41
an. Vor allem bitten sie um strenge Einhaltung der Beschau
und um Konfiskation der nicht probehaltigen Stücke. Auch der
alte Gegensatz zwischen den Zunftgenossen und den hof befreiten
Goldschmieden kam wieder zu Tage, denen nach Wunsch der
ersteren das Verkaufsrecht entzogen werden sollte. Diesem
Wunsch wurde nicht willfahrt. Noch 1612 verbesserte König
Matthias als Erzherzog von Österreich die Zunftordnung, welche
von Ferdinand II. 1621 und von Ferdinand III. 1639 bestätigt,
von Leopold I. 1666 neuerlich erweitert wurde, durch die Be-
stimmung, daß das gezeichnete Silber 14lötig sein müsse.
Karl VI. erließ im Jahre 1716 neue Verordnungen in Be-
zug auf die Offenhaltung der Läden und gegen die Störer,
Frötter und Winckelarbeiter". Auch die Gesellenordnung wurde
verbessert.
Die weiteren Ordnungen des XVIII. Jahrhunderts mit den
Listen sämtlicher Meister vom Anfang des XVIII. Jahrhunderts
bis zum Jahre 1850 sowie Auszüge aus einer Reihe hochwich-
tiger Urkunden der Wiener Genossenschaft habe ich im
VII. Bande von Kunst und Kunsthandwerk" veröffentlicht
und verweise darauf.
List hat auf die ältesten Arbeiten der Wiener Gold-
schmiede aufmerksam gemacht; es sind mehrere Tafeln zum
Verduner Altaraufsatz von Klosterneuburg, welche Propst
Stefan von Siemdorf in Wien hat herstellen lassen. 1324
berichtet die Klosterneuburger Chronik Er schuef, dass
man die schön taffel gen Wien fuert under die goldschmit,
die vemeuerten sie wieder mit Goldt." List hat mit Recht
darauf hingewiesen, daß der Ausdruck under die Gold-
Ausstellung
alter Goldschmiede- schmit" als Bezeichnung einer bereits vorhandenen Ver-
arbeiten im
k. Östmmhb einigung der Goldschmiede anzusehen sei, was von großer
mm, Musgun, Wichtigkeit ist, da der erste brieff der Goldsmid", wie wir
113"", Sißbenbü" sahen, erst aus dem Jahre 1366 datiert. Auch die Patene
gisch, XVLJahrhun-
Kü des genannten Propstes ist Wiener Arbeit, ebenso das be-
rühmte Klosterneuburger Ciborium mit Emails, welches
früher für italienische Arbeit gehalten wurde.
Jüngst hat Otto von Falke über diesen Gegenstand sowie über eine
Reihe verwandter Objekte sechsseitiges Ciborium der ehemals Freiherr
Albert von Oppenheimschen Sammlung in Cöln, jetzt im Besitz von
Pierpont Morgan; ein im XV. Jahrhundert neu montiertes und aus der
Sammlung von Sallet stammendes Ciborium und Vortragskreuz des Cölner
Museums; Reliquienkästchen des Kestner-Museums zu Hannover, früher in
der Sammlung Habich in Cassel; Almosenbüchse im Louvre, aus der Samm-
lung Sauvageot; Reliquiar des bairischen Nationalmuseums in München;
Vortragskreuz der Sammlung Schnütgen in Cöln und Kreuz in Frauen-
327
Chiemsee in Nr. Jahrgang 1906 der Zeit-
schrift für christliche Kunst", eine interessante
Abhandlung veröffentlicht und damit den Be-
weis einer hochentwickelten Goldschmiede-
und Grubenschmelzkunst im Wien des XIV.
Jahrhunderts erbracht.
Es ist bisher noch nicht gelungen, für das
XV.Jahrhundert eine Wiener Arbeit mit Sicher-
heit nachzuweisen. Besser sind wir unterrichtet
über das XVI. Jahrhundert durch Arbeiten und
durch Meisternamen. Die früheste Arbeit dieses
Jahrhunderts ist, wie ebenfalls List nachge-
wiesen hat, die Schattauer Mon-
stranz von Ehrhard Efferdinger aus
dem Jahre 1524; es war uns leider
nicht vergönnt, dieses Werk un-
serer Ausstellung einzureihen. List
hat im "Jahrbuch der kunsthi-
storischen Sammlungen", Band
XVIII, verschiedene Notizen
über Efferdinger beigebracht,
der im Wiener Steuerrema-
nenzbuch Effinger, Erdringer
und Erdünger genannt Er Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen Museum, Kelch aus
ist 1551 gestorben. Eine andere Kädow, man"... JWu. nur.
wichtige, von uns ausgestellte
und hier reproduzierte Wiener Arbeit des XVI. Jahrhunderts
ist der dem Hofmuseum gehörende Nautilus, der als Meister-
marke drei Kornblumen zeigt, die von List sehr scharf-
sinnig als Zeichen des Meisters Marx Kornblum gedeutet
worden ist. Kornblum war aus dem Rheingau gebürtig,
wurde 1570 Meister und starb r5g1. Auch Klosterneuburg
besitzt eine Arbeit seiner Hand, die silberne Einfassung
eines emailliertenReliefs in Silberguß. Ein anderer bisher
unbekannter Wiener Goldschmied, Christoph I-Iedeneck
1574 bis 1594, trat uns in den Montierungen zweier
Tonbecher Sammlung Figdor entgegen. Geradezu ver-
blüffend ist die Leistung des Meisters im Schilde,
welcher das ebenfalls in der Sammlung Figdor gehörige
Ausstellung alter Gßld- Taufbecken geschaffen hat. Es trägt in der Mitte eines
im c,l'g'iäi'hen hohen dreifach gekehlten Umbilicus eine Gußplakette
Museum, mit Darstellung der Jordan-Taufe, an derWandung geätzte
I'M" bmichml" Arabesken und acht Gußplaketten mit Darstellungen der
56 'eben- ..
bürgischoüäainltlr. 897 Thisbe und Dido, im Tellerspiegel drei spatere Besitzer-
43'
Wappen. Der Meister ist in seinem Können dem Schöpfer des Herberstein-
schen Taufzeugs verwandt. Ebenfalls dem XVI. Jahrhundert gehören der
Deckelpokal mit dem Zeichen F. L., der Stehlöffel mit der Marke H. K.
Figdor und die beiden schönen Auerspergschen
Becher mit demselben Zeichen an.
Schlagers Materialien zur österreichischen Kunst-
geschichte", welche den landesherrlichen Hofregesten,
den Verzeichnissen der durch das kaiserliche I-Iofzahl-
amt bestrittenen Ausgaben an Künstler entnommen
sind, verdanken wir eine Reihe höchst wertvoller
Notizen über Wiener und Prager Meister, von Fer-
dinand I. bis auf Karl VI. Wir hören von
bestimmten Aufträgen und den dafür
gezahlten Preisen. Auch die auswärtigen
Meister sind genannt, welche dem Wie-
ner I-Iofe verpflichtet waren.
So treten unter Ferdinand I. 542 bis
1564 von hiesigen" Meistern auf Martin
Papierer und Heinrich Welle, Bürger und
Goldschmiede in Wien. Papierer liefert
schon 1540 und 1541, dann 1542 Arbei-
ten nach Hof" um 50 Gulden. 1556 wur-
den dem Meister Papierer und Hans
Welle, Bürgern und Goldschmieden in
Wien, für ain Neuen Credenz- und Silber-
geschirr, darunter Trinckgeschirr, Cou-
vertschalen, Beck und Kändeln", welche Ferdi-
nand I. verfertigen ließ, 1000 Gulden gezahlt.
Unter Maximilian II. 1564 bis 1576 ist als
anderer hiesiger Meister" Michael Postport
Poßport eingetragen. Es heißt Possport Mi-
chael, Bürger und Goldschmid zu Wien, erhielt
1561 am achten Tag Octobris auf der fürstlichen
Durchl. Erzherzogen Ferdinandt beuelch Befehl,
und der herren N. O. Camer Rat geschafft An-
Ausslenung an" ordnung, umb ein Drinkgeschirr so Mk Mark
Goldschmiedearbeiren im lclnöster- I2 Lot und 211 Quintl Wienerisch gewicht halt
reiChiSßhßnMl-Sßum-Nßvlilus-Pvkßl- und die Marckh Pr. Ain und zwainzig Gulden
von Marx Kornblum, Wien, XVI.
Jahrhundert, Ende Kn NL 909 angeschlagen, weliches Drinkgeschirr der Frauen
Freyin zu Entzesfeldt auf Ihrer Tochter Freylin
Anna hochzeitliches Freydt, von Ihrer Frst. Durchlaucht wegen durch Herr
Sigmunden reyherrn zu Herberstein verehrt worden, laut beuelch, und des
Goldschmidt Quittung etc." Noch war es nicht möglich, die Tätigkeit dieser
Künstler durch beglaubigte Arbeit zu belegen. Dem XVII. Jahrhundert gehört
329
der mit transluzidem Email geschmückte Kelch im Archiv des Stiftes Melk
aus dem Jahre 1660 an, welcher von Michael Dietrich geschaffen wurde.
Dieser Meister stammt aus einer Goldschmiedfamilie, die bereits im XV. Jahr-
hundert auftritt. Der Kelch ist vielleicht Michaels Meisterstück gewesen, der
erst 1660 Meister wurde und 1661 starb. Daß Dietrich vor 1660 in Prag
Ausstellung alter Goldschmiedearbeixen im k. k. Österreichischen Museum, Taufbecken, von F., Wien, XVLjal-n-
hundert, Ende Kat. Nr. 9x0
tätig war und dort unter dem Einfiuß des Augsburger-s Altenstetter stand,
hat List wahrscheinlich gemacht. Unsere Ausstellung brachte mit dem
Wiener Beschauzeichen des XVII. Jahrhunderts aus der Sammlung Figdor
zwei Löffel, dann zwei Krügel mit dem Zeichen E. R. und. eine Kanne
mit M. R. P. und einen Becher, auf dem eingraviert ist Hans Mannz ferert
disen Pecher zu der Master sie! Lat 1656." Auch zwei Uhren von Pöller
339
und eine von Scheirer sowie die ebenfalls
Figdorscheri Jagdhörnchen stammen aus
diesem Jahrhundert. Dahin gehört auch
die Silbermontierung des Meisters J. F. an
dem Muschelgefäße des Hofmuseums, ein
Nußbecher des Breslauer Museums und
drei hervorragende Stücke, deren Meister
festgestellt werden konnten Der Becher
aus geschnittenem Rhinozeroshom mit ver-
goldeter und teilweise emaillierter Mon-
tierung allerbester Art vom Meister P. P.
Peter Pachmayer aus dem Jahre 1660;
es war ein Ehrengeschenk an den Proto-
medicus von Mannagetta und gehört der
Mannagetta-Stiftung; ferner der in die
Sammlung Figdor gehörige Kelch und die
Beschläge des Wiener Ratswappenbuches
von Leopold Wildten, der einer der bedeu-
tendsten Wiener Edelschmiede um 1650
gewesen sein muß. Wenn wir diese Stücke
überblicken, so begreifen wir den von
mir schon an anderer Stelle hervor-
gehobenen Zuzug Augsburger und
Nürnberger Lehrlinge nach Wien.
Als angestellte Hofkünstler er-
scheinen im XVII. Jahrhundert unter
Rudolf II. 1576 bis 1612 neben den
Ausszellungakei- Goldschmiedearbeiten Auswärtigen, der Kaiser in
im k. k. Österreichischen Museum, Deckelkanne, be-
zeichnet P. n. m37, siebenbürgisch Kai. Nr. 920 kelt Setzte, Wle den Numbergßr Hans
Petzold, der Kammervergolder Daniel
Sadeler, wohl ein Wiener, und Hans Vormayder in Prag. Von ersterem wird
berichtet Sadeler Daniel, Ihrer Majestet Cammervergülder, wurde vom
Hof am 1. Octob. 1603 mit 10 Gulden monatl. aufgenumben." Im nächsten
Jahre verschwindet er wieder aus den Hofakten. Ich nehme an, daß der
CammervergüldeW ein Goldschmied war, nicht etwa ein Holzvergolder;
auch Fueßli nennt diesen Sadeler. Von Vormayder teilen die Akten mit
Vormayder Franz, Hofgoldschmidt, faßt 1610 des Kaisers Contrafett in einen
Kranz von Diemandt für den wallachischen Fuerst bestimmt; Macherlohn
70 Gulden, die 59 stückh Diemandt 660 Gulden."
Unter Kaiser Matthias 1612 bis 1618 verfertigt der Goldschmied
Matthias Pergamenter 1615 das Postament zum springenden Brun im Hof-
Lustgarten" der Wiener Burg um 34 Gulden, unter Ferdinand II. 1618 bis
1637 erscheint als angestellter Hofkünstler der Goldarbeiter Christoph
Amender, welcher im Jahre 1637 wegen der zu der K. Majestät Bildnuss
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten
im k. k. Österreichischen Museum, Kriigel, von im k. k. Österreichischen Museum, Krilgel, von
J. F., Wien, XVII. Jahrhundert Kai. Nr. 978 E. R., Wien, XVILJahrhunden Kat. Nr. 977
gemachten Ziehr von Gold" 550 Gulden erhält. Während der Regierung
Ferdinands III. 1637 bis 1657 treten als I-Iofkünstler Melchior Volkhmayer
und Hans Bramber auf, von denen jener als Kammergoldschmied, dieser als
Kammergoldarbeiter bezeichnet wird. Wir sehen aus den Aufträgen nicht
deutlich, welcher Unterschied mit dieser unterschiedlichen Bezeichnung auf-
gewiesen werden soll. Volkhmayer verfertigt 1637 ein Biltnuss von Gold der
in Gott ruhrenden Kays. Majestet Ferdinand II. um 1ooo Dukaten in specie,
1642 ain Silbern Bildtnuss St. Ignazii um 737 Gulden"; während Bramber 1641
wegen verierttigter guldenenPlatten, darauf die Schlacht von Nördlingen
geschmelzt worden, 86 Gulden" erhält.
Ist es uns bisher nicht gelungen, Arbeiten dieser Meister ausiindig zu
machen, so sind wir über den Kammergoldschmied Johann Kanischbauer
Kannisbauer, Känischbauer von Hohenried besser unterrichtet. Er ist 1668
in Angern in Niederösterreich geboren, kam 1683 in Wien beim Meister Hans
Christoph Muhrbeck in die Lehre und wurde 1696 Meister, 1703 junger
Vorsteher. Ich habe ihn in meiner Meisterliste vom Jahre 1722 als Meister
und der königl. kaysl. Mayss. Cammergoldschmidt Undt Schaz Cammer
adjunct" aufgeführt. Schlager berichtet über ihn a. a. O. S. 75 Kanisch-
bauer, Johann von I-lohenried, kais. Kammergoldschmidt, verfertigt. 1717
332
das von Ihrer kais. vnd katholischen Majestet
Kaiser Karl VI. nach dem Gottshaus Maria-
Zell in Steyerrnarkht verlobte goldene Kind
um 1222 Gulden erhält ferners wegen Verfört-
tigung eines Cruzifix von Silber eben dahin
verlobt, Macherlohn 1200 Gulden, dann die
kleineren Ausgaben 600 Gulden". 171g erhält
er für ein in Lebensgröße geliefertes Metal-
lenes" Cruziiix in die k. Schatzkammer 1500
Gulden, 1720 für den nach Maria-Zell verlob-
ten silbernen Gott-Vater" 2925 Gulden. Dem
Kanischbauer wurde später die k. Schatz-
kammeradjunkten-Stelle verliehen, in welcher
Eigenschaft er im J. 1739 starb."
Das goldene Kindel ist eingeschmolzen
worden. Als früheste Arbeit des Meisters gilt
die Strahlenmonstranz in der Schatzkammer
von Maria Loretto am Hradschin zu Prag,
welche auf Veranlassung der Ludmilla Eva
Franziska Gräfin Kolowrat nach ihrem Tod
hergestellt wurde.
Zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts, in
dessen weiterem Verlauf wir nach den von
mir publizierten Listen alle bürgerlichen"
Meister mit Namen und den Daten ihres
Meisterschaftsantritts kennen, wird als an-
Ausmmmg al"'Goidsch"'i'd"'b'i"" gestellter Hofkünstler der Medailleur Karl
im k. k. Österr. Museum, Pokal, von
o. s., Schärding, um um im. m. 45g Gustav Haerens genannt, der 1710 kaiser-
licher ,,Antiquitäten-Inspektor" wird. Er dürfte
um 1725 gestorben sein; ob er als Medailleur auch Goldschmied war, wie so
mancher andere Medailleur der Zeit, vermag ich allerdings nicht zu erweisen.
Sein Nachfolger als Antiquitäteninspektor war der Medailleur J. B. Banaglia.
ObermedailleuW ist unter Karl VI. auch Benedikt Richter Richter, der von
1715 bis 17 35 mit einem Jahresgehalt von 1500 Gulden als Münzpräginspektor
aufgeführt wird. Auch er hat der Wiener Goldschmiedekunst gewiß nahe
gestanden. Das gleiche ist von dem Kammermedailleur Philipp Christoph
von Becker anzunehmen, der 1732 mit einem Jahresgehalt von 600 Gulden
angestellt wird und 1742 stirbt.
Eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte der Wiener Goldschmiede
spielt der Bildhauer und Graveur Anton Domanöck Domaneck, Domanek,
Domanick und der in alle Verhältnisse des Wiener Kunstlebens eingreifende
Stecher Jakob Schmutzer. Domanöck geboren 1713, ein Schüler des Mat-
thäus Donner, seit 1755 Mitglied der Malerakademie und in einer Eingabe
des Kommerzien-Consesses vom Jahre 1767 als ,,Goldgalanteriearbeiter"
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Becher, von Peter Pachmayr, Wien
1660 Kai. Nr. 927
bezeichnet, erscheint in der von mir veröffentlichten Liste schon 1736 als
Meister; er wird hier Antonius M. J. Domanick genannt, 1767 wird er
Direktor der eben begründeten Erzverschneiderschuld' oder Possier-,
Verschneid- und Graveur-Akademie", deren Inspirator Schmutzer, deren
Schöpfer Kaunitz war. In diese Schule, von welcher Schmutzer laut einem
in den Akademieakten vorhandenen Prornemoria erwartete, daß man durch
sie geschickte Meister in geschnittener und getriebener Arbeit heranbilden
werde und künftig diese Arbeiten von Paris kommen zu lassen entböhren
könnte", hatte laut Statut das Recht einzutreten jeder Gesell von den
Commerzial-Professionisten, denen Gold- und Silberarbeitern, Compositions-
arbeitern, Gürtlern, Schwertfegern und Langmesserschmieden", ferner jeder
Lehrjunge dieser Professionen. Alle Sonn- und Feiertage, die hohen aus-
genommen, wird das ganze Jahr hindurch vor die H. H. Liebhaber das Modell
stehen", heißt es in der Unterrichtsordnung Vor die Jungen aber ist die
Lection die ganze Wochen hindurch, Sonn- und Feyertäge ausgenommen,
von bis Uhr." Domanöck war zuerst der einzige Lehrer dieser Anstalt,
später trat ihm sein Sohn Franz als Korrektor und Adjunkt zur Seite. Franz
war vom Vater auf Studienreisen geschickt worden, erhielt auch von Maria
Theresia ein Stipendium für Paris und hat dahin einen von seinem Vater
und ihm auf Befehl des Hofes aus Stahl nach antiquer Art verfertigten
kleinen Tisch und ein desgl. Vase, als Geschenke der Erzherzogin Maria
Anna und des Herzogs Albert zu Sachsen für Madame la Dauphine"
44
334
Maria Antoinette mitgebracht, wie einem im k. k. Haus-, Hof- und Staats-
archiv erliegenden Akte zu entnehmen ist. In dem Gesuch Domanöcks
senior an den Commerzien-Conseß" ist auch davon die Rede, daß Franz
IQ Portraits in Silber zu denen in die Schatzkammer nach Maria-Zell aller-
gnädigst abgeschikhet wordenen Antipendien" verfertigt hatte. Der Vater
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k.k.
Österreichischen Museum, Kelch, von Österreichischen Museum, Kelch, von C. C.
G. Brulus, Prag, XVIII. Jahrh. Kai. Nr. 97 CDCkS21?,Pl'3g, XVIII. jahrhqMitte K. Nr.9!
selbst aber ist durch das im Hofmuseum verwahrte Nachtzeug" der
Kaiserin Maria Theresia als einer der bedeutendsten österreichischen Gold-
schmiede des XVIII. Jahrhunderts repräsentiert.
Neben Känischbauer muß zu Ende des XVII. Jahrhunderts und in den
ersten Dezennien des XVIII. Jahrhunderts Johann Josef Abbt, dem ich den
Kelch des Breslauer Matthias-Gymnasiums zuschreibe, dann der Meister A. F.
53b
Löffel mit tigürlichem Griff von 1675, k. k. Österreichisches Museum
und Michael Leichamschneider eine hervorragende Rolle unter den Wiener
Silberschmieden gespielt haben. Leichamschneider kann ich allerdings in
der von mir veröffentlichten Meisterliste nicht nachweisen, aber auf dem
Schwarzenbergschen Jagdhorn, das wir ausstellten, sieht man ganz deutlich
M. L. 1730 und im fürstlichen Archiv findet sich die Notiz am g. Dezember
r73o erhielt Michael Leichamschneider in Wien vor Vorrichtung eines
silbernen Jagdhorns sambt neuer Vergoldung ein Honorar von 27 fl. aus-
bezahlt".
Von den Meistern, welche ich nach den Akten der Wiener Genossen-
schaft von 1722 bis 1850 in fortlaufender Reihenfolge ihres Eintritts feststellen
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Meßkännchen mit Plane, Wien,
um 1760 Kat. Nr. m0
konnte, sind etwa hundert durch Arbeiten auf unserer Ausstellung reprä-
sentiert gewesen eine ungewöhnlich große Zahl, wenn wir bedenken, daß
die Tätigkeit von mehr als der Hälfte dieser Meister in die Zeit vor dem
Silbereinlieferungspatent fällt. So begegnet uns ebenfalls im Schwarzen-
bergschen Besitz der J. J. Plächl Plöchl, welcher 1737 Meister wurde.
Ferner treten auf Daius 1741, Straßer 1743, Strohmayer 1750, Wipf
1762, Trischitz 1767, F. A. Dermer 1770, Stelzer 1789, Krothmayer
1774, Wiener 1796, Tolener 1798, Sandmayer und Stark 1792, Streithoff
1799, Tvrinsky 1789, Köll 1797, Faul 1775-
Neben ihnen, die alle durchwegs die alte Tüchtigkeit der Wiener Schule
aufrecht erhielten und vor allem in dem edel geformten und mit allen Mitteln
44'
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum, Nautilus- Pokal, von
J. E. C., Wien 16g Kit. Nr. 908
der Technik reich durchgebildeten Gebrauchssilber
Hervorragendes leisteten, das in unserer heutigen
Schätzung wieder hoch steht, ragt eine ganze
Gruppe von Künstlern hervor, die als die Führer
innerhalb der Genossenschaft angesehen werden
müssen. Dahin gehört Josef Moser,
seit 1747 Meister, 1752 junger und
1760 alter Vorsteher der Genossen-
schaft, welcher 17 59 die wundervolle
Sonnenmonstranz aus dem alten
Lainzer Versorgungshaus jetzt im
Museum der Stadt Wien und auch
das der Genossenschaft gehörige
Reliquiar des heiligen Eligius wahr-
scheinlich 1764 geschaffen hat. Ob
das in die Sammlung Figdor gehö-
rige sehr ähnliche Eligius-Reliquiar,
welches besonders reich mit Edel-
steinen besetzt ist und das Wiener
Beschauzeichen 1762 und ebenfalls die
Meistermarke J. M. trägt, von dem Hof-
goldschmied der Kaiserin MariaTheresia
J. von Mack und nicht etwa auch von
J. Moser herrührt, muß vorläufig noch
unentschieden bleiben; ich kann nur
sagen, daß der Name Macks sich nicht
in den Wiener Listen und sein Zeichen
J. M. sich auch nicht unter den von Knies
veröffentlichten Wiener Goldschmiede-
zeichen befindet. Wäre dies aus dem
Umstand zu erklären, daß Mack ein so-
genannter Hofbefreiter war, so wüßte
ich doch nicht anzugeben, wieso dann
dieses Reliquiar Beschaumarke und
Meisterzeichen aufweist. Ein anderer
hervorragender Künstler war Gerhard
Cocksel Kocksel, Meister seit 1755.
Er war allerdings durch einige nur
kleinere Gegenstände vertreten aus der
Sammlung Rothberger und aus ano-
nymem Besitz, die aber durch ganz besonders hohe Qualität hervorragten.
Die Cocksel waren eine alte Wiener Goldschmiedefamilie, ich konnte bereits
in der Liste von 1722 einen Oktavian Cocksel nachweisen. Die Familie
ist auch unter den Prager Meistern des XVIII. Jahrhunderts vertreten.
Ausstellung alter Goldschmiedearheiten im k. k. Ausstellung alter Goldschrniedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum. Kelch, von Österr. Museum. Kelch, von Franz Reymannä
Anton Czrl Wipf, Wien 1751 Kat. Nr. m1 Wien, XVIII. Jahrhundert, 2. Hälfte Kar. Nr. 87
Waren wir auch nicht in der Lage, den aus dem Nachlaß des Herzogs
Albert von Sachsen-Teschen stammenden Tafelaufsatz von Würth zur Schau
zu stellen, so war doch Ignaz josef Würth durch eine ganze Reihe trefflicher
Arbeiten, eine Terrine, ein Vermeil-Besteck aus dem Besitz des Erzherzogs
Rainer, ein Silberbesteck Fürst Schwarzenberg, zwei Pokale Museum der
Stadt Wien repräsentiert und auch unser Museum konnte mit dem ihm ge-
hörigen Tafelaufsatz von 1807 ein interessantes Werk des Meisters beisteuern.
J. S. Würth, F. Würth, dann A. Würth, Meister seit 1804, und vor allem
D. Würth schlossen sich dem Vorgenannten an; von letzterem war ein
schöner Tafelaufsatz aus der Sammlung Eisler von X816 und eine jardiniere
von 1820 aus der Sammlung des Dr. Anton Löw zu sehen. Als eine der über-
raschendsten Erscheinungen trat aber Georg Hann auf, von welchem wir aus
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum, Eligius-Reliquiar, von
j. Moser, Wien 1764 Kat. Nr. x02
meiner Liste nur wußten, daß er 1781
mit neun anderen zugleich Meister ge-
worden war. Es kamen dank eines
glücklichen Zufalls die hier gleichfalls
abgebildeten prachtvollen Terrinen aus
Paris in unsere Ausstellung nach Fertig-
stellung unseres Katalogs; sie gehörten
zweifellos zu einem umfangreichen
Tafelservice und es wird behauptet,
daß sie von Rußland nach Paris ge-
kommen seien und ihre Entstehung
einem Auftrag der Kaiserin Katharina
zu danken haben. Läßt sich dies auch
nicht erweisen, so unterliegt es doch
keinem Zweifel, daß wir es hier mit
einem der glänzendsten Aufträge zu
tun haben, welcher in Wien im Jose-
phinischen Zeitalter zur Vergebung
gelangte. Der Aufbau und der figurale
Schmuck am Fries, an Henkeln und am
Deckel, sowie die ganze technische
Mache dieser monumentalen Stücke
gehört zum Besten der Zeit und stellt
sie, man kann es wohl sagen, ebenbürtig
neben die französischen Arbeiten eines
Germain. Wir wollen hoffen, daß diese
Objekte durch die Ausstellung Öster-
reich dauernd zurückgewonnen wurden.
Auch Franz Leonhard Mößner, welcher,
wie ich nachweisen konnte, 1787 Meister
wurde, zeigte sich in den Pirquetschen
Kannen von 178g als ein Gefäßbildner
allerersten Ranges; und ebenso erschien
J. Krautauer, welcher x77 Meister
wurde, in der Platte und dem Tafel-
aufsatz der Baronin Dürfeld als einer
jener Wiener Künstler, die sich in die
österreichische Prägung des Empirestils
mit großem Talent eingearbeitet haben.
Etwa dritthalbhundert Objekte re-
präsentierten das ausklingende Em-
pire und den Biedermeierstil Österreichs
und ungefähr 50 Meister dieser Zeit sind uns auf der Ausstellung entgegen-
getreten. Etwa vom Jahre 1812 an beginnt die stark gelichtete Reihe der
Ausstellung alter Goldschmiedearbeizen im k. k. Österreichischen Museum, Terrine, von A. Graz, XVIILJahr-
hundert, Ende Kai. Nr. 1070
Wiener Meister sich immer mehr zu verdichten. Bis x824 wuchsen jährlich
durchschnittlich neun, von 1825 bis 1837 rund hundert neue Meister hinzu.
Unter ihnen I-Iartmann, Starkoff, Kern, Kriebeth, Chalupetzky, Stubenrauch,
Plandinger, Fabritius, Teltscher, Trisch, Koppelli, j. Weiß, Hosp, Reiner,
dann die Wallnöfer, Mayerhofer, Klinkosch und die Nachkommen der Haupt-
mann und I-Iofstätter, deren Namen bereits im XVllLjahrhundert unter den
Meistern unserer Kunst genannt wird. Wohl verfiacht Formengebung und
Technik in mancher Hinsicht, die gepreßte und gestanzte Arbeit muß oft die
getriebene, geschnittene und gravierte ersetzen, aber zumeist ist es doch
noch immer sicheres, weil aus dem Zeitbewußtsein hervorgehendes Form-
gefühl und jene vollendete technische Mache, die uns entgegentreten und die
Arbeiten der Biedermeierzeit so lieb und wert machen.
Von den aus dem XII. und XIII. Jahrhundert in Böhmen noch vor-
handenen Goldschmiede- und Emailarbeiten läßt sich nur zu geringem
Teil vermuten, daß sie im Lande selbst erzeugt worden sind. Das gilt von
dem Reliquiar des Prager Domschatzes aus dem XII. Jahrhundert, das eine
rheinische Arbeit ist; die Opoönitzer Kreuzchen sind byzantinische Werke.
Aber Grueber und Neuwirth haben mit Recht darauf aufmerksam gemacht,
340
daß die erwachende heimische Tätigkeit auf diesem Gebiet in ihrer Ent-
wicklung von diesen und ähnlichen im Laufe der Zeit zu Grunde gegangenen
Arbeiten wesentlich beeinflußt worden ist. In der Zeit des Übergangsstils,
also unter Przemysl Ottokar I. und Wenzel I., als eine rege Kirchenbaukunst
Ausstellung alle Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Terrine, von Georg Bann,
Wien 1788
sich entfaltete und auch Malerei, Plastik und Kleinkünste viel Förderung
erhielten, hat das Bestreben nach reicher Ausstattung der Gotteshäuser
sowohl viel Kunstgut an ausländischen Goldschmiedearbeiten ins Land
gebracht, als auch vor allem an Fassungen für Reliquien den im Lande vor-
handenen Meistern mannigfache Arbeit gegeben. In der Zeit Ottokars II. bis
341
zum Tode Wenzels III. hat sich die Goldschmiedekunst in Böhmen zweifel-
los auf bedeutender Höhe befunden. Der prunkliebende Ottokar besaß reiches
Tafelgeschirr in Gold und Silber, das in der Schlacht auf dem Marchfeld in
Ausstellung alter Goldschmiedearbeilen im k. k. Österreichischen Museum, Terrine, von Georg Hann,
Wien 1788
Rudolfs Hände Fiel. Wenzels II. Krönungsschmuck und die Mitteilungen,
welche der Königsaaler Chronist über die Prachtliebe Wenzels III. macht,
beweisen, daß auch sie die heimische Goldschmiedekunst fortwährend in
Tätigkeit setzten. Dies galt wie für Haus und Hof, so für die Kirche. Das
berühmte Hohenfurter Kreuz ist zwar eine ausländische Arbeit, aber das
45
von Wenzel II. dem
Kloster Königsaal
geschenkte, reich
mit Steinen gezier-
te Goldkreuz ist
sicher in Böhmen
gearbeitet worden.
Die Inventare der
Kirchen und Klö-
ster berichten von
zahlreichen, kost-
baren Erwerbungen ihrer
Vorstände, von Leuchtern,
Kannen, Becken, Monstran-
zen, Kelchen, Rauchfässern
und Ringen. Das wenigste
hievon hat sich in den Stür-
men der I-Iussitenkriege er-
halten. Was die böhmischen
Goldschmiede jener Zeit zu
leisten vermochten, beweist
aber der in späteren Tagen
allerdings vielfach umgear-
beitete Krumrnstab, welchen
Wenzel II. 1303 für seine Schwester
Kunigunde, die Äbtissin des St. Georgs-
klosters auf dem I-Iradschin in Prag, hat
anfertigen lassen. Wie viel Böhmen
der glorreichen Regierung Karls IV. an
Kunstförderung verdankt, wissen wir;
daß er auch den Prager Goldschmieden
wohlgeneigt und ein ständiger Arbeits-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. geber War und daß Sie ganz besonders
Österreichischen Museum, Kanne. von C.W., Graz
"89 KM NL m45 vom zweiten Dombaumeister von Sankt
Veit, Peter Parler, beeinflußt wurden, ist
durch zahlreiche Zeugnisse belegt. Zur Anerkennung ihrer hochentwickelten
Leistungsfähigkeit hat Karl IV. ihnen 1378 die Infel des heiligen Eligius
geschenkt. Wie die anderen Gruppen von Künstlern und Gewerbsleuten
hatten sich auch die Prager Goldschmiede im XIV. Jahrhundert zu einer
festen Organisation vereinigt, ihre Satzungen sind von 1324, älter als die
der Plattner 1328 und der Maler 1348. Ferdinand I. bestätigte 1562 die
alten Zunftartikel und auch Rudolf II. tat 1596 das gleiche.
Wie es um die zur Ausstellung gelangten Königgrätzer Löffel und den
ebenfalls im dortigen Museum befindlichen Gürtel der Königin Elisabeth, der
JTJ
vierten Gemahlin Karls IV., steht, läßt sich im Augenblick nicht mit voller
Sicherheit angeben. Daß aber vor allem der Gürtelschmuck, sowohl in der
Arbeit der Spangen als auch in den Rosetten und besonders im Email viel Auf-
fälliges bietet, soll nicht verschwiegen werden. Die Gotik in der romantischen
Epoche hat nicht viel anders ausgesehen. Die Stücke selbst und die hierüber
in Königgrätz erliegenden Urkunden bedürfen jedenfalls einer neuerlichen
gründlichen Prüfung. Ein prächtiges Stück aus dem XV. Jahrhundert ist der
Kokosnußbecher der Goldschmiedeinnung der Kleinseite Prag Sammlung
Figdor. Reicher ist das XVI. Jahrhundert repräsentiert durch eine Reihe
hervorragender Kelche, den Kadower von 1528, den Zleber von 1531, den
Krumauer von 153g.
Mit Ferdinand von Tirol, dem Gatten der Philippine Weiser, der von
1547 bis 1564 Statthalter von Böhmen war, beginnt allerdings wieder, wie
schon zu Karls IV. Zeiten, ein starker internationaler Einschlag, der schon
unter Maximilian und vor allem unter Rudolf II. immer mächtiger wird,
aber das heimische Schaffen wird dadurch nicht verdrängt, im Gegenteil, es
wird vertieft und erweitert. Geht das Streben Ferdinands mehr auf die hohe
Kunst, so das Maximilians und Rudolfs mehr auf die Kleinkunst. Chytil hat
in seiner Abhandlung Die Kunst in Prag zur Zeit Rudolfs II." ein anschau-
liches Bild dieser Epoche und ihrer Tendenzen entworfen. Für Maximilian
arbeitete, worauf wir im folgenden Artikel noch zu sprechen kommen
werden, der Augsburger Martin Marquart und vor allem Wenzel Jamnitzer,
der um 1570 unter anderm an den Kaiser einen Kompaß um 79 fl. 30 kr.
verkauft, aber auch die silberne Fontäne mit allegorischen Figuren und
Spielwerk, welche später leider vernichtet wurde. Unter Rudolf spielt die
Goldschmiede- und Juwelierkunst eine ganz besonders bevorzugte Rolle.
Was von diesen Arbeiten
erhalten ist, zeigt dieVer-
änderung des Stils, die
sich gerade um dieWende
des XVI. zum XVILJahr-
hunderts vollzieht. Der
klare gemessene archi-
tektonische Aufbau der
Gefäße wird durch phan-
tastische Formen ver-
drängt, Muscheln, Schwä-
ne, Fische werden reich-
lich verwendet und nach-
gebildet. Chytil verweist
mit Recht auf den Einüuß,
den die von Ottavio Strada
gezeichneten Entwürfe
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Öster-
füf Prachtgefäße 1D Slibef reichischen Museum, Zuckerdose, von C.W., Graz 178g Kat. Nr. m24
41'
und Gold auf diese Stilrichtung
geübt haben; ihre Bedeutung für
die Kunst der Zeit liegt aber vor-
nehmlich darin, daß sie sich
auch für jedes andere Material
eigneten und so weitere Kreise
zogen. Immer reicher wird an den
Goldschmiedearbeiten der Schmuck
an Perlen, Muschelkameen und
Halbedelsteinen, der böhmische
Granat gewinnt Bedeutung, die
Technik des transluziden Emails wird virtuos
gehandhabt. Was die Prager Künstler zu
leisten vermochten, beweist die Hauskrone
des habsburgischen Hauses, auf Rudolfs
Befehl 1602 von Prager Meistern geschaffen,
der Reichsapfel und das Szepter der böhmi-
schen Reichskleinodien. Diesen Prager Mei-
stern tritt in dem aus Utrecht stammenden
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im und lU Italien gebildeten Paul VOI. Vianen
k"Ltgrälfggifgffalziuäfg?käfääios" ein ausländischer Meister gegenüber. Er
war 1599 Goldschmiedemeister in München
geworden und ist noch auf Veranlassung Hans van Aachens 1603 nach
Prag an den Hof Rudolfs II. berufen worden,
wo er 1614 starb.
Wir dürfen ihn also als einen der Uns-
rigen betrachten und müssen annehmen, daß
er sich um die Fortentwicklung der böhmischen
Goldschmiedekunst die größten Verdienste er-
worben hat. In Prag hat er jene zwei getrie-
benen Silberreliefs geschaffen, welche sich in
der Sammlung Rothschild befinden, und groß
muß die Zahl der aus seiner Werkstatt hervor-
gegangenen, mit reichstem iiguralen Schmuck
versehenen Gefäße gewesen sein, deren edle
Durchbildung die im Hofmuseum befindliche,
in Gold montierte Kanne vom Jahre 1608 aufs
glänzendste illustriert. Wie die große Mehrheit
der für Rudolf II. gearbeiteten Kunstwerke .-.....,.,
noch zu seinen Lebzeiten und dann nach
seiner Thronentsetzung zerstreut und ver-
nichtet worden ist, so ist auch die durch ihn
geschaffene Kunstrichtung durch die Stürme A""""""g al"'G"ldschmiedea'b'i"n
im k. k. Österr. Museum, Salzfaß, von
des dreißigjahngen Krieges tief erschuttert FJ-iarlmann, Wien IBI4KIK.NLIXZI
worden; aber die rudolfini-
sche Kunsttradition, vor
allem in der Goldschmiede-
und Juwelierkunst, hat doch
in Böhmen im XVII. und
XVIII.Jahrhundert kräftigst nach-
gewirkt. Im XVII. Jahrhundert
treten uns zwei verschiedene For-
men des Prager Beschauzeichens,
das altstädtische und das Klein-
seitner entgegen. Das Altstädter
zeigt uns dieTürme über der Stadt-
mauer, einen Arm mit Schwert im
geöffneten Tor. Wir finden es noch in
den Zwanzigerjahren des XVIII. Jahr-
hunderts und wohl auch später. Da-
neben und auch früher sehen wir ein
Zeichen mit der zweitürmigen Stadt-
mauer und dem heiligen Wenzel. Von
1776 an zeigt die Altstädter Marke den
böhmischen Löwen von der Jahreszahl
umgeben. Auch die Stadtmauer mit dem
Löwen begegnet uns. Die Kleinseitner
Beschaumarke zeigt schon in der zwei-
ten Hälfte des XVII.Jahrhunderts zwei
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum, Zuckerbehälter, Wien,
um 1800 K31. Nr. 1086
Türme mit dem Tor dazwischen und der Jahreszahl auf Türmen und Mauer.
Zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts fünf Türmchen auf der Mauer, darüber
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Öster-
reichischen Museum, Salzfaß, um 18m Kat. Nr. x6
die Jahreszahl, später drei große und
zwei kleine Türme, darüber dieJahres-
zahl, im geöffneten Tor der böhmi-
sche Löwe. Die Tätigkeit der Gold-
schmiede im XVII. und XVIII. Jahr-
hundert vor allem auf dem Gebiet der
kirchlichen Kunst war außerordent-
lich fruchtbar und es ist relativ noch
viel im Prager Domschatz, bei Sankt
Loretto am Hradschin und in zahl-
reichen Kirchen und Klöstern Böh-
mens hievon erhalten.
Von böhmischen Städten haben
neben Prag vor allem Eger und
Kuttenberg eine alte zünftische Gold-
schmiedekunst aufzuweisen. Hier wie
dort ist der benachbarte Silberbergbau
34"
für deren Entwicklung maß-
gebend geworden. Braun hat
auf die aus dem XlV.Jahrhun-
dert stammende Monstranz
der Egerer Erzdekanalkirche
zu Sankt Niklas hingewiesen,
wie auf den im Kasseler
Museum befindlichen,
aus dem XVII. Jahr-
hundert stammenden
Strauß, der von Drach
in seinem Werk über
die Silberarbeiten des
dortigen Museums pu-
bliziert worden ist. Das
Egerer Beschauzeichen
ist von Bucher in seiner
Geschichte der tech-
nischen Künste" und nach
ihm von Rosenberg bekannt-
gemacht worden. Braun hat
einige Auszüge aus den noch
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen
Museum, Korb, von C. Chalupetzky, Wien 1824 Kai. Nr. m62 vorhandenen Egeref Akten
publiziert. Die älteste Nach-
richt stammt aus dem Jahre 1574 und bezieht sich auf die Anwendung des
I3lötigen Silbers, was durch die teueren Zeiten" begründet wird; 1584 er-
teilte die Stadt dem Handwerk eine Ordnung. Es wird das Nürnberger und
Egerer Gewicht und die Anwendung des 13lötigen Silbers verfügt. Zu Ende
des XVII. Jahrhunderts werden die Meister Bartel MalsdorHer, Martin Burg-
hart und Linhart Berger sowie Wilhelm I-Iohldorf genannt; schon 1636 fragt
der Prager Goldschmied Berchtoldt an, ob er, da seines Wissens in Eger kein
Goldschmied sei, daselbst arbeiten dürfe, 1737 wird Ignaz Strauß Meister,
1747 dem Josef Aycher durch kaiserliche Entschließung das Bürgerrecht
zum Zwecke der Ausübung des Goldschmiedegewerbes erteilt, 1770 der aus
Bayern stammende Goldschmied J. A. Kühbüchler als Bürger aufgenommen;
zu Ende der Achtzigerjahre des XVIII. Jahrhunderts werden die Meister
Christian Strauß und Karl Reitzner genannt.
Mit der Geschichte der mährischen Goldschmiedekunst hat sich Schirek
in seiner in den Mitteilungen des Mährischen Gewerbemuseums veröffent-
lichten Abhandlung 1894 und in seinem Werke Die Punzierung in Mähren"
1902 eingehend beschäftigt und uns sowohl über die Marken der einzelnen
Kunststätten als über einzelne Meister wertvolle Nachrichten vermittelt.
Brünn und Olmütz stehen voran. Vor allern Olmütz hat in der Geschichte
der österreichischen Goldschmiedekunst eine hervorragende Rolle gespielt.
Im XV. Jahrhundert treten hier auf ein I-Ians-
licenus, ein Johannes aus Krakau, ein Laurencius,
ein Nicolaus, sowie der Kupferstecher Wenzel.
Wie hoch entwickelt die Olmützer Arbeit im
XVI. Jahrhundert gewesen ist, geht aus der von
Schirek veröffentlichten Beschreibung des sil-
bernen Sarkophages des heiligen Leopold her-
vor, welchen der Meister Martin Baumgartner
von 154g bis 1553 für Klosterneuburg geschaffen
hatte; auch dieses monumentale Werk ist der
Silbereinschmelzung von 1810 zum Opfer ge-
fallen. Die Olmützer Zunftordnung von 1590 ist
uns erhalten und sie wurde auch in Schlesien, so
in Glogau, zum Vorbild genommen. 1666 ließ
der Kaiser ein Siegel bei einem Olmützer Gold-
schmied anfertigen. Mehrere Löffel mit dem
Olmützer Zeichen des XVII. Jahrhunderts sind
erhalten. Es ist ein Adler im kreisrunden Schilde,
der noch im XVIII. Jahrhundert als Marke dient.
Später erhält das Zeichen den Buchstaben im
Brustschilde des Adlers. In Olmiitz war es ferner
üblich, daß neben der Beschaumarke und dem
Meisterzeichen auch die Jahreszahl zweireihig
gesondert eingeschlagen wurde.
1731 verlangt nach Schireks Mitteilung
Kaiser Karl VI. von der Landeshauptmannschaft
Bericht, in welchen Städten und Orten Mährens
sich Goldschmiede befinden, wie viel ihrer an
jedem Orte sind und ob sie ihr Handwerk zunft-
gemäß erlernt haben. Die eingelaufenen Berichte
vom April 1732 ergaben, daß sich in Brünn elf,
Ausstellung alter Goldschmiede-
arbeiten im k. k. Österreichischen
Museum,Kanne,vonFranzLeonhard
Mössner, Wien 178g KanNr. 1047
in Wischau und Nikolsburg einer, in Olmütz neun, in Kremsier sechs, in
Znaim drei, in Iglau ebensoviele inkorporierte und nicht inkorporierte Meister,
in ganz Mähren deren 39 befanden. Eine Reihe mährischer Künstler ist uns
auf unserer Ausstellung entgegengetreten. Aus der frühen Zeit der Olmiitzer
Kunstübung XVI. Jahrhundert stammt der Kelch der Breslauer Bernhardin-
kirche mit dem Meisterzeichen C. V. S. Von Franz Roßmajer, welcher x73o
Meister wurde, ist der Kelch der Pfarrkirche zu Maria Himmelfahrt in Troppau,
Silber vergoldet mit sechs ovalen Emailmedaillons, aus demJahre 1735, sowie
jener des Brünner Domes von 1736.
Die Brünner Arbeit des XVIII. Jahrhunderts war durch einen ebenfalls
der Himmelfahrtskirche in Troppau gehörigen Kelch von Anton Ignaz Anderle
aus dem Jahre 1786 repräsentiert. Dieser selbe Anderle hat laut Rechnung
von 1787 für das Benediktinerstift Raigem ein Besteck von Probsilber gemacht.
Ausstellung alter Goldschmieden-heizen im k. k. Österreichischen Museum, Tafelaufsatz, von Ignaz Krautauer,
Wien 181g Kai. Nr. 1x42
Aus derselben Zeit datiert ein silbernes Körbchen Dr. Singer vom Meister
C. L. Die übrigen ausgestellt gewesenen mährischen Arbeiten, Teller, Tassen,
349
Ausstellung alxer Goldschmiedearbeiten im k. k. Österr. Museum, Tasse, von M. L., Wien x83 Kar. Nr. 1x99
Vasen, Schalen, Leuchter, gehörten der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
an und zeigten die tüchtige, sichere Mache des heimischen Biedermeierstils.
Über die schlesische, speziell Troppauer Goldschmiedekunst hat Braun
im Katalog seiner 1904 abgehaltenen Ausstellung altösterreichischer Gold-
schmiedearbeiten eine Reihe sehr wertvoller Notizen veröffentlicht und uns
mit manchen trefflichen Meistern vertraut gemacht, von denen einige auch
dank der Vermittlung Brauns auf unserer Ausstellung erschienen. So Andreas
Franz Kremser, tätig von 1741 bis 1748, von welchem wir einen interessanten
Kelch der katholischen Pfarrkirche in Schurgast Preußisch-Schlesien erhielten.
S0 vor allem der von Braun ausführlich behandelte akob Manlich, tätig
zwischen 1630 und 1650, von welchem wir Ciborium Jesuitenkirche Troppau
und Deckelkanne Troppauer Museum sahen. Auch die Meister A. H. R.
und I. B. vielleicht Franz Ignatz Bardon sind für uns von hohem Interesse.
Die steirische, speziell Grazer Goldschmiedekunst bedarf noch gründ-
licher Aufsuchung von Objekten und umfassender archivalischer Nach-
forschung; Ilg und Lacher haben sich mit diesem Gegenstand beschäftigt.
Das eine hat uns die mit Grazer Arbeiten verhältnismäßig reich beschickte
Ausstellung alterGoldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Zuckerzange, um 1830 KanNr. 1x92
46
Ausstellung aller Goldschmiedearheiten im k. k. Ausstellung alter Gnldsehmiedearbeiten im
Österreichischen Museum, Kanne, von k. lr. Österreichischen Museum, Kanne,
A. Rungalclier, Graz 1807 Kam. Nr. x355 von A. Köll, Wien 185 Kat. Nr. m74
Ausstellung gelehrt, daß Graz unter den österreichischen Kunststädten mit
an allererster Stelle steht. Die Figdorsche Zuckerdose mit dem Meisterzeichen
C. W. von 178g, die Kannen des k. k. Österreichischen Museums vom selben
Jahre und vom selben Meister, die Kasserolle Figdors, die Kannen und der
Zuckerständer des Grafen Wickenburg sämtliche von 1807, bezeichnet A. R.
und die Kannen des Museums von 1810,
ebenfalls von A. R., welches Zeichen ich
auf A. Rungaldier, den Vater des bekannten
Miniaturisten, deute, sind in ihrer gesetzten
Punzen- und Treibarbeit mit das Beste,
das wir kennen.
Auch Bozen, Czernowitz, Krakau,
Lemberg, Linz, Salzburg waren mehr
oder minder gut, wenn auch keineswegs
ausreichend vertreten, auf Schärding hat
bereits Braun aufmerksam gemacht, wir
sahen den merkwürdigen Pokal des Für-
sten Liechtenstein von 1600 mit der Marke
G. S., der zu den wertvollsten altösterreichi-
schen Arbeiten gehört. Es wird hoffentlich
gelingen, in diese Erscheinung, die auf eine
fest begründete lokale Tradition hinweist,
Licht zu bringen. Was Ungarn be-
trifft dessen reiche Schätze Seinerzeit auf Ausstellung alterGoldschmiedearbeiten im k.k.
Österreichischen Museum, Fruchtschale, von
der Goldschmledeausstellung 1m Palais EB, Wim m9 KüNn
Schwarzenberg und auf der Millenniumsaus-
stellung allgemeine Bewunderung erregten, so kam Siebenbürgen, dieser alte
Sitz fruchtbarer, von eingewanderten und einheimischen deutschen Meistern
geübter Goldschmiedekunst zu bester Geltung. Die reiche Kollektion sieben-
bürgischer Löffel des XVI. Jahrhunderts aus der Sammlung Figdor mit
ihren abwechslungsreich gestalteten, zum Teil wundervoll profilierten Stielen,
zum Teil signiert, aber in diesen Signaturen noch nicht durchwegs gedeutet,
ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Nicht minder interessant ist die
ebenfalls Figdorsche Deckelkanne mit Goldmünzen römischer Kaiser und
Kaiserinnen, gezeichnet P. R. x6 37, und mit der gravierten Inschrift versehen
Diese Kann hab ich Petrus Fronius lassen verfertigen meinen lieben Sohn
Danieli Fronio zum gedechtniss." Der Hermannstädter Meister Sebastian
I-Iann 1644 bis 1713 trat uns in einer Schale des Kaiserslauterner Museums
wie in einem Deckelpokal der Baronin Mylius aufs beste entgegen; auch
das Taufbecken, eine auf hohem Fuße ruhende Schale mit getriebenen
Darstellungen der Evangelisten und der Taufe Christi und der Inschrift.am
Rande Gott zu Ehren, der Kirche zum Gebrauche, dem N. E. W. H.
Valent. Röhrich Wohlmert H. Bürgerm. der königl. I-Ierrnannstadt zum
Gedächt. lasst diese Taufschale verfertigen die Tugens. Fr. Magar. Aredini,
Reli, Anno x685, die I4. Sept." ist eine glanzvolle Leistung des Meisters H. S.
All diesen Beziehungen, Objekten und Archivalien auf Grund des durch
unsere Ausstellung vorbereiteten Materials und des durch sie gewiesenen
Weges nachzugehen und den Aufbau einer Geschichte der österreichischen
Goldschmiedekunst zu versuchen, wird unsere nächste Sorge und Arbeit sein.
46'
ENGLISCHE ARBEITERDÖRFER. II. PORT
SUNLIGHT 51b VON H. E. VCN BERLEPSCH-
VA LANEGG-MUNCHEN Sie
LS Mr. W. H. Lever im Jahre r885 anfing, sich
mit der Fabrikation von Seife in einem nicht zu
umfangreichen Betriebe zu befassen, lag ihm der
Gedanke noch völlig ferne, eine Niederlassung zu
gründen, für welche die Bezeichnung Dorf" in-
soferne nicht mehr ganz zutreffend ist, als man,
gewöhnlich wenigstens, in derartig benannten Ge-
meinwesen keine technischen Institute, hervorragend
schöne Schulgebäude, Hallen zum Zwecke musi-
kalischer oder dramatischer Aufführungen, wohl-
gepflegte Freiluftbäder für Männer und Frauen, Spielplätze, Turnhallen,
Bibliotheken und andere Einrichtungen, die Unterrichtszwecken, der Unter-
haltung, der öffentlichen Hygiene und so weiter dienen, vortindet. Weiter
pflegt die Dorfarchitektur, sei sie auch noch völlig unberührt von den ver-
bessernden oder auch meist verschlechternden Einflüssen neuzeitlicher
Baumeister, die alles andere eher als sachlich, einfach und dennoch schön
zu bauen gelernt haben, jene reiche Abwechslung an Erscheinungen nicht
aufzuweisen, die geradezu verblüffend für jeden wirken muß, der zum ersten
Male die Straßen dieser Gartenstadt das ist wohl die richtigere Be-
zeichnung durchwandert. Das Dorf ist etwas in Einklang mit dem Erd-
boden und seinen Eigentümlichkeiten, den Sitten der Einwohner gemäß
Gewachsenes. Seine baulichen Erscheinungen zeigen einen durchgehenden
Typus der Grundrißlösungen und diesem entspricht die äußere Gestalt
der Häuser. Anders in vielen Punkten verhält sich die Sache bei Neu-
gründungen. Fehlt schon jenen Städten, wie zum Beispiel Karlsruhe, Mann-
heim, Petersburg, die ihre Existenz der Gründungslust eines Monarchen
verdanken, all das, was ältere Städte ungleich viel interessanter erscheinen
läßt, so ist dies in weit höherem Maße durchschnittlich der Fall bei ländlichen
Ansiedlungen, die sich nicht um die Kirche und das Wirtshaus, sondern um
ein riesiges industrielles Unternehmen gruppieren, in erster Linie mit Bezug
gerade darauf ihre Gliederung erfahren. Man erkennt in der Anlage der
Straßenzüge meist nur, daß der projektierende Architekt oder Ingenieur den
Gebrauch des Lineals allen anderen Überlegungen vorzieht, auch alles kurzer
Hand wegrasiert, was etwa an alten Baumbeständen scheinbar hindernd im
Wege steht. Das schlechteste Beispiel geben durchschnittlich hierin staat-
liche und städtische Behörden. Ihr Sündenregister in dieser Richtung ist
länger als Leporellos Aufzählung der Liebesaffären seines Herrn. Wenn in
neuerer Zeit gegen dieses geradezu zum groben Unfug ausgeartete
Ruinieren aller landschaftlichen Reize energisch Front gemacht wird, so hat
es seine vollste Berechtigung und ist ein Zeichen gesunder Reaktion. Das im
353
vorigen Aufsatz behandelte Bournville, nicht minder Port Sunlight, neuerdings
auch Earswick bilden schlagende Beispiele für das entgegengesetzte Vor-
gehen. Es sind praktisch gedachte Anlagen in künstlerischem Rahmen. Diese
neuzeitlichen englischen Arbeiterdörfer entstanden aus anderen Zwecken
als bäuerliche Anlagen, ihre Bevölkerung ist eine völlig anders geartete, in
ihnen drückt sich vor allem der Wunsch aus, einen bisher vernachlässigten
Teil der menschlichen Gesellschaft kulturell in jeder Hinsicht zu heben, die
soziale Stellung zu bessern, die moralische und physische Hygiene in allen
Punkten anzustreben, den Menschen nicht in seiner täglich gleichmäßigen
Beschäftigung untergehen zu lassen, kurzum sie sind der Ausdruck modern
Abb. i. Chesler, Straße mit alten Fachwerkbauten
menschlichen Willens in seiner höchsten und besten Ausbildung. Es sind
Schöpfungen, bei denen zwar auch eine gewisse Verwandtschaft der
Wohnungsanlagen vorhanden sein mußte, soweit es die Plandisposition
betrifft, indes sind sie weit davon entfernt, in der äußeren Erscheinung die
Gleichheit des Zweckes zu verraten. Das hat seine guten, es hat auch seine
Schattenseiten. Auf alle Fälle sind es Erscheinungen, die keine Vorläufer,
keine weit zurückreichende Entwicklungsgeschichte haben und dennoch
heute auf einem Grad der Vervollkommnung angekommen sind, der durch
keinerlei Parallelbestrebungen übertroffen wird.
Die erste Fabrik, die aus der Sunlight-Soap" hervorging, wurde im
Jahre 1886 in Warrington-Liverpool in Betrieb gesetzt. Schon ein Jahr
später erwies sie sich als räumlich unzureichend. Der Besitzer versuchte
v.
21;;
ÄJJngILQQäQÖH
Abb. 2. Cheszer, alte Fachwerkbauten
gar nicht erst Vergrößerungen am vorhandenen Fabriksbetrieb vorzu-
nehmen und seine Arbeiter noch in den zumeist durchaus unzulänglichen
Wohnungsverhältnissen zu belassen, mit denen sie sich bisher abzuiinden
hatten, vielmehr entschloß er sich zu einer völligen Verlegung des Betriebs
vor die Stadt hinaus mit der Absicht, auch gleichzeitig seine Arbeitskräfte
in ganz anderer Weise unterzubringen als bisher. In der ganzen Art, wie
diese Aufgabe angefaßt, baulich und rechnerisch geplant und ausgeführt
wurde, spricht jener kühle, weitblickende, menschenfreundliche, aber nicht
etwa sentimental-wohltäterische Zug, mit einem Wort das große Denken in
sozialen Dingen, wie es spezifisch englisch ist, außerordentlich sympathisch
an. Keine langen Redensarten, keine an die Öffentlichkeit gerichteten Apostro-
phierungen mit allerlei Schlagworten selbstgefälliger Art, keine Bedingungen,
die dem Arbeiter Verpflichtungen anderer als rein menschlicher Art auf-
erlegen und ihn zum ewig Dankschuldigen des schöpferischen und genialen
Mannes machen, der hier den Ausdruck der gemeinsamen Arbeit aller in
großartiger Weise verkörpert hat unter Zugrundelegung von Prinzipien, die
edelsten Gerechtigkeitssinn offenbaren.
Das neue Bauterrain mußte so beschaffen sein, daß die Abfuhr der
fertigen Handelsartikel durch die unmittelbare Nähe von Verkehrswegen
ermöglicht und die Erwerbung des Platzes mit nicht allzu erheblichen Kosten,
wie sie durch die Grund- und Bodenspekulation unter Umständen über Nacht
geschaffen sind, verknüpft war. Gerade der letztere Umstand ist für die
Bebauung eines Geländes mit billigen, dennoch aber nicht kasernenhaft
wirkenden Häu-
sem ausschlag-
gebend. Brombo-
rough Pool, sie-
ben Meilen von
Liverpool strom-
aufwärts gelegen,
wurde das Ter-
rain der neuen
Ansiedlung. Einer-
seits bot der über
eine englische Mei-
le breite Mersey,
auf der anderen
die dicht an den
zukünftigen Bau-
gfünden vorüber" Abb. 3. Chester, alte Fachwexkbauten
führende London-
North Western and Gr. Western Joint Railway die nötigen Verkehrsmöglich-
keiten. Ehe man ans Bauen denken konnte, mußten erst umfassende Vor-
arbeiten geleistet werden, denn bei Flutzeit spülten die Wasser des mächtigen
Stromes über die ganze Fläche hin. Dammbauten, Hafenanlagen, Boden-
entwässerung, Erdbewegungen großen Stils und gleichzeitige Anlagen für
Trinkwasserzuleitung, für ein Kanalnetz zur Entfernung der Schmutzwasser
und menschlichen Abfallstoffe, für Gasbeleuchtung oder elektrisches Licht
Dinge, derentwegen der Boden der Großstädte nie zur Ruhe kommt das
alles bildete die nötigen Voraussetzungen. Weiter Straßenbauten, die gleich-
zeitig als Verkehrswege für den Fabriksbetrieb praktisch, mit Rücksicht auf
die neuen I-Iäuserquartiere aber auch so angelegt werden mußten, daß sie
allen Erfordernissen der Hygiene, besonders in Bezug auf Besonnung der
Wohnungen, entsprachen. Allen Punkten gesellte sich aber gleich vom
Anfang an künstlerische Überlegung, die mit der architektonischen Bild-
Wirkung rechnete. Alle Fragen haben eine vorzügliche Lösung gefunden.
Zwischen den mächtigen Anschüttungen blieben mit dem bewußten Zwecke,
dern ganzen eine gewisse Abwechslung des Anblicks zu schaffen, einzelne
Teile, Niederungen, stehen, um die daselbst projektierten Parkanlagen
interessanter in der Erscheinung zu machen. Die anfängliche Ausdehnung
der Anlage betrug 56 Acres Acre 40, 4671 Ar, wovon 24 auf die Fabriks-
anlagen, der Rest zur Anlage von Arbeiterwohnhäusern gerechnet wurden.
Der Preis pro Acre, auf dem im Durchschnitt zehn Wohnhäuser zu stehen
kommen, betrug 240 Pfund. Unter ständiger Erweiterung umfaßt heute die
Anlage 230 Acres, go für die Werke, 140 für das Village". Der Preis der
letzten Erwerbungen Primrose I-Iill, woselbst sich bereits eine seither völlig
demolierte und neu aufgebaute Arbeiterhäuserkolonie befand betrug bereits
xooo Pfund pro Acre. Mr. Lever befolgte dabei konsequent die Anwendung
des Prinzips des Prosperity Sharing". Ausgehend von der Anschauung,
daß Profit Sharing", das heißt Gewinnteilung, wie sie bei einer Reihe großer
Unternehmungen eingeführt ist, untunlich sei, da die unter Umständen ein-
tretende Teilung eines Verlustes Loss Sharing nicht eingeführt werden könne
und der Arbeiter, gehen die Geschäfte gut oder schlecht, immer der erst-
berechtigte Gläubiger des Brotherrn sein müsse, sprach er klar und in un-
zweifelhafter Form den Grundsatz aus One of the best methods for the
application of the principle of prosperity sharing is to be found in building
cottages to be let to labour at low rentals. This plan is most effective in eleva-
ting and bettering the condition of labour and has the additional advantage of
ensuring that the wives and children shall have it. But this method is the one
that is most often impossible of application, and in any case is only one of
hundreds of schemes. Contributions me be made towards the building of clubs,
recreation halls, institutions, summer holidays, winter entertainements sick
and burial societies and hundred of others. By contributions to objects such
as these, labour enjoys the fullest liberty in managing its own institutions
outside the business, whilst management is maintained in its proper place
inside the business." Um die Prinzipien des Prosperity Sharing" in möglichst
praktische Form zu bringen, empfiehlt es sich am meisten, aus Geschäftsüber-
Schüssen Arbeiterwohnungen zu möglichst niedrigen Mietbeträgen zu bauen.
Die auf diese Weise verbesserten Lebensbedingungen der Arbeiter haben
den Vorzug, der Familie, den Frauen und Kindern zu gute zu kommen. Immer
ist es kaum möglich, die Sache gerade in dieser Weise zu regeln, und mein
System ist nur eine unter Hunderten von Möglichkeiten. Zuschüsse in der
Form von Erbauung von Klubhäusern, Erholungsräumen und ähnlichen Ein-
richtungen, zu sommerlichen Ferien," zu winterlichen Unterhaltungen, zu
Kranken- und Sterbekassen und anderem müssen als selbstverständlich vor-
ausgesetzt werden. Auf diese Weise kommt der Arbeiter zur wünschenswerten
Freiheit, die ihm die absolut selbständige Führung seiner eigenen Angelegen-
heiten ermöglicht. Die Geschäftsführung der Gesamtanlage bleibt Sache der
Unternehmung, das heißt sie enthebt den Arbeiter mancher Umständlichkeit.
Mit der Verbesserung des gesamten Lebenshaushalts der arbeitenden
Bevölkerung, die niemals charitativen Charakter haben, sondern zur stetigen
Erweiterung der Unternehmung beitragen soll, muß gleichzeitig Sorge ge-
tragen werden, daß jeder Geschäftszuwachs allen Beteiligten zu gute komme,
Prosperität des Kapitals also gleichzeitig Wohlfahrt der Arbeiter bedeute.
Lever betont dabei ausdrücklich, daß man immer nur die Schlagworte
Kapital und Arbeit vernehme als die Bezeichnung zweier feindlicher Kräfte,
während sie sich doch ergänzen sollten; zwischen beiden muß aber unbedingt
ein Mittelglied vorhanden sein, das Management" ein Ausdruck, für den
Die Fahriksleitung bewilligt ohne jedweden Lohnabzug ihren Arbeitern im Sommer eine volle Ferien-
woche. Diese wird von vielen derselben zu Ausüilgen benützt. So besuchte zum Beispiel eine größere Gesell-
schaft die Pariser Weltausstellung im Jahre 1900.
Abb. 4. Alte Farrnhäuser in Broadway. Worc.
die deutsche Sprache keine kurze treffende Übersetzung hat. The better
the management the greater the success. The worse management the greater
the failure." Je besser die Geschäftsführung management, desto größer der
Erfolg. Je schlechter sie aber ist, desto größer der negative Erfolg ein
Prinzip, das, obwohl es alle Lebensverhältnisse gleichmäßig trifft, in der Er-
ziehung so gut wie gar keine Rolle spielt, verstehen doch unzählige Erzieher
es absolut nicht, mit den ihnen anvertrauten Pfunden den Ausgleich zwischen
Vereinnahmung von Wissen und Verausgabung von Kraft zu finden.
Um die Sache in Zahlen kurz zu erläutern, den Unterschied zwischen
Prosperity Sharing" und Profit Sharing" zu zeigen, diene folgendes Der
Durchschnittspreis der Landerwerbung war anfangs, wie schon gesagt,
240 Pfund pro Acre. Da auf den Acre nicht mehr als zehn Wohngebäude
zu stehen kamen das englische Baugesetz erlaubt deren bis zu fünfzig
so beträgt der Bodenwert pro Haus 24 Pfund. Nimmt man die Preise wären
wmuum-
.?xÜÄV?-'xü!'1
uyyln-g .'.c1'xlH''-X'xxxt,
19 MWW 1x
Abb. 5. Aus Willersey bei Broadway
47
17.! Mr! Vßf W015i.
an, so entfallen also auf jedes Haus 354 Pfund,
Gartenanlagen, Pflanzenkulturen zur Benützung
für die Einwohner, Straßenerhaltung, Wasser-
verbrauch etc. nicht eingerechnet. Nimmt man
nun, Abnützung der Bauten und so weiter mit-
gerechnet, eine Verzinsung dieses Kapitals zu
Prozent an, so betrüge der Wochenmietzins pro
Haus mindestens Schilling Pence. Wird aber
die Verzinsung samt Nebenbeträgen zu 3'f,Prozent
gerechnet, so betrüge sie, für die Anlagesumme
von 354 Pfund allein gerechnet, 4Schilling gPence,
unter Hinzurechnung aller weiteren, nicht zu um-
gehenden Ausgaben Gärten, Straßen etc. Schil-
ling oder 22 Pfund Schilling pro Jahr. Faktisch
gehen aber bloß I3 Pfund ein, daher Differenz
Pfund Schilling. Für diese Differenz kommt der
Gewinnanteil des Arbeiters am Geschäftsbetrieb
auf. Eigentlich gehen sie aus der Tasche des Eigen-
Am iFensteranordnunganzinem tümers. 350.000 Pfund beträgt die Gesamtsumme
Raum, Ryg der für Wohnhäuser aufgewendeten
Mittel. Zu Prozent gerechnet, müßten
diese eine Rente von 17.500 Pfund abwerfen. Sollte nun die Rente
zu gleichen Teilen auf die 2200 Seelen" zählende
Bevölkerung verteilt werden, so träfe das pro
Kopf zirka Pfund. Statt nun die genannte
Summe in bar auszuzahlen das wäre
Profit Sharing und sie auf diese Weise
mit absoluter Sicherheit der Schenke,
dem Putzmacherladen, dem Zucker-
bäcker oder anderen Geldschluckern
zugeführt zu sehen, wird daraus die
Differenz zwischen den Zinsen des An-
lagekapitals und tatsächlicher Verzin-
sung gedeckt. Dem Arbeiter und seiner
Familie wird dadurch eine Wohnweise
ermöglicht. wie sie diesem Stande sonst
absolut unzugänglich wäre. Er hat, ohne
Seit dem Zeitpunkte, wo Mr. Lever diese Worte
niederschrieb, xgox, ist die Bevölkerungsziffer auf iiber
300a Köpfe gestiegen. Ebenso haben sich die Baupreise
in kurzer Zeit wieder verändert. Ein Cottage, das in der
Begriindungszeit von Port Sunlight zoo Pfund Bau-
kosten verursachte, würde heute 330, ein Parlour-Cottage,
zum Preise von 35a Pfund damals, heute 550 Pfund kosten. Abb. 7. Fachwerkhaus in Petworth
359
einen außerordentlichen Beitrag leisten zu
müssen, eine ausreichend große Wohnung,
die ohne jedwede Zugabe unter den gewöhn-
lichen Verhältnissen das Doppelte kosten
Hilf würde, er hat ein Stück Gartenland, zu dessen
ililiil, Bebauung, da jahraus, jahrein die Tätigkeit in
der Fabrik nachmittags Uhr aufhört, Zeit
Abb. S. Hauseingang in Luntley
genug übrig bleibt. Es deckt ihm nicht bloß
den eigenen Bedarfi an Vegetabilien voll-
ständig, sondern es bringt, wie Bournville es
zeigt, gegebenenfalls sogar noch einen Über-
schuß. Der erzieherische und gesundheitliche
Einfluß einer derartigen Ausnützung der freien
Stunden liegt klar auf der Hand. Außer den
wenigen Tuberkulosekranken, die schon bei
Bezug der Wohnungen in Port Sunlight leidend waren, sind seither keine
England ist bekanntermaßen das Land des Fleischkonsums par excellence. Durch die Zunahme
des Vegetabilienbaues ist eine zunehmende Ernährung vegetativer Art ermöglicht, damit gleichzeitig die
Gelegenheit zu Ersparnissen geboten. In Boumville zum Beispiel ist der Fleischkonsum merkbar zurück-
gegangen, seit dessen Bewohner selbst vortreffliches Gemüse ziehen. Die Arbeitskraft der so Ernährten
ist nicht zurückgeblieben, der allgemeine Gesundheitszustand ein vortrefflicher, die Kindersterblichkeit, wie
schon im vorigen Aufsatz gesagt, äußerst gering. Allerdings spielt dort der Alkohol gar keine Rolle.
Man lebt abstinent. Port Sunlight hat eine Wirtschaft. Bei einer Bevölkerungsziffer von zirka 3000 Seelen
würden sich in Deutschland, der Schweiz u. s. w. wahrscheinlich zwanzig oder mehr Kneipen finden lassen.
Manche Handwerkerorganisationen Englands setzen Enthaltsamkeit vom Genuß geistiger Getränke als
Bedingung der Mitgliedschaft voraus. In Deutschland hat die Sozialdemokratie diesen Punkt bis dato nie berührt,
auch spielt bei staatlichen Wirtsehaftskonzessionen nur die Bedilrfnisfrage eine Rolle, nicht aber die Volks-
hygiene. ebensowenig der Alkohol als Exzeßerreger, die Rücksicht auf psychische Hygiene. Betrunkenheit gilt im
Gegenteil ja bei allen Kriminaliällen als rnildemder Umstand. justitia wird also rnit vollem Recht dargestellt
mit verbundenen Augen. Gerichtshöfe, Geschwornengerichte, aus Nichttrinkern zusammengesetzt, würden wahr-
scheinlich in vielen Fäl-
len anders urteilen, als
es jetzt der Fall ist. Die
Trinksitten eines großen
Teiles derakademischen
Jugend werden von vielen,
deren Urteilsbefähigung
als selbstverständlich vor-
ausgesetzt wird, ins spä-
tere Leben mit hinüber-
genommen, die Unsitte
der Früh- und Spätschop-
pen",besondersinkleinen
Städten, als eine gesell-
schaftlicheUnterhaltungs-
möglichkeit kultiviert,
während sie doch ganz
anderemnichtgeradekul-
turiördernden Motiven
entspringt. Die gleichen
Leute aber, die solchen
Dingen fröhnen, wollen
vom Volk unbedingt
als Vertreter der guten
Sitte. als geistig Höher-
stehende betrachtet sein. Abb. g. Das "Gate-House", Moreton Old Hall
47"
300
neuen Fälle aufgetreten. Die vielen hundert Millionen, welche in den
letzten Dezennien zwecks Errichtung von Lungenkranken-Heilstätten auf-
gewendet wurden, obschon deren erhoffte Wirksamkeit durchaus nicht ein-
getreten ist, hätten ihre Verwendung weitaus besser im Dienste der Woh-
nungsverbesserung gefunden. Wird in der ganzen Medizin die Bedeutung der
Prophylaxe außerordentlich hoch eingeschätzt, warum wird dann das weitaus
wirksamste Mittel gegen physische und psychische Erkrankung, Schaffung
rationeller Wohnzustände für die wirtschaftlichen Schwachen, nicht mit allen
Mitteln angestrebt? Will man alle gerade nach dieser Richtung bei englischen
Arbeiterdörfern in Frage kommenden Gesichtspunkte ihrem ganzen Gewicht
nach ins Auge fassen, dann kann das Verdienst ihrer Urheber überhaupt gar
ARBEFFERDORF PORT ÖVNUGHT
uvcavoon.
KIRILHE Mnucnrn-svlnruxu
SONLGEBAVDE FRElLVFT-BAD
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I4
HALL
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wxnrusnavs
nAvsoimn
Fuasßau-PLAH
Knaaru-svnzirm
.5 WERKE w... v... 717a wo w. um ENGL-HISS
Abb. m. Pan Sunlight, Situationsplan
nicht hoch genug angeschlagen werden, und zwar im speziellen Falle um so
mehr, als den Nutznießern dieser Schöpfungen keinerlei Verpflichtungen auf-
erlegt werden, die sie zu einer Art von I-Iörigen den Stiftern gegenüber machen.
Das ganze geschäftliche Prinzip dabei ist das der Kooperation von Arbeitenden
und Leitenden, denn die möglichste Förderung des gemeinsamen Arbeitsresul-
tats liegt im Interesse beider Seiten. Einer freilich muß die Leitung der ganzen
Sache in Händen haben. Man könnte also das gesamte Unternehmen als eine
Kooperativ-Monarchie im kleinen bezeichnen. Lever äußert sich dazu selbst
Laßt den Monarchen verschwinden und ihr habt die Kooperativ-Republik.
Der Monarch ist indes ein erträglicher Tyrann und der Versuch eines rein
demokratischen Regimes erscheint vorerst noch als etwas sehr Zweifel-
haftes." Wie soll man Leute, die ihr Vorleben unter den elendesten Ver-
hältnissen verbrachten, die weiter keine Lehrer als durch Entbehrung und
Alkoholgenuß herabgekornmene Eltern und Genossen hatten, für reif zur
vernünftigen Unterweisung und Erziehung, werden sie das Recht zu erlangen
im stande sein, sich selbst, und zwar gut zu regieren. Es kam vor, daß die
gut kultivierten Vorgärten der Häuser in Port Sunlight von den ersten
Bewohnern, denen der Begriff für den Wert eines blumigen Fleckchens Erde
völlig fehlte, zur Anlage von Misthaufen, Schweineställen und so weiter be-
nützt wurden. Daraus konnte man ihnen, die niemals in halbwegs anständigen
PORT SuNuohT
ARBEITERWOHNHAUSER ARmu-J-TALßoT
wonuxüw; OFFENER HOF
ABWASLHKULHE ABORT
VORRATSRAUM KOHLENRAVM
IM OBERGESCHOSSE SIND ALLE RÄUME
ALS SÜHÄFZIMMER GEDALHT.
BERG ESCHOSS
ANLAGEN VOM COTTABE TVPUE
39 ENGL" FVSS
Abb. n. Port Sunlight, Gruppenhau von sieben Häusem, Cottagetypus. ..Talbot, Architekt
Verhältnissen lebten, keinen Vorwurf machen, indes bekundeten sie damit
doch die völlige Unfähigkeit zum Self Governement. Ihre Kinder, ihre Enkel
werden anders geartet, menschlich reifer zum Genuß der Freiheit sein und
Verständnis besitzen für die komplizierten Bedingungen, für die Notwendig-
keit eines weit ausschauenden Blickes, die allein das fortgesetzte Blühen
großer Unternehmungen, deren Erfolg oder Schädigung jeden der Beteiligten
trifft, zu erhalten im stande sind. Vorerst haben sie indes genug damit zu tun,
sich alles dessen zu entledigen, das, widerwärtigen Schmutzflecken ähnlich,
ihr früheres Leben beeinträchtigte.
ßk 1B
Was die eigentliche bauliche Anlage von Port Sunlight betrifft, so weicht
sie in manchen Punkten von George Cadburys Schöpfung, Bournville, ab.
PORT SUNUQHT Blieben auch bezüglich
YRASü" "ECK" Lo-SUHG aller wichtigen nach der
ARCHITÄHALBOT. sozialen oder hygieni-
schen Seite ins Gewicht
fallenden Punkte die
Grundlagen die nämli-
chen, wurde sogar in
mancher Beziehung von
Anfang an, soweit es
sich um die bauliche
Disposition der l-Iäuser
handelt, ein weiter ent-
wickeltes Resultat erzielt,
so differieren die Anlagen
AEWASCMKÜOIE
orrzm nor in mancher Beziehung
KOHLENRAUM doch anz wesentlich.
ABORT
In Bournville bildet
Abb. u. Cotlagetypus des Arbeirerwohnhauses das DüpPelhauS den vor"
wiegenden Typus; der
Gruppenbau, der eine stärkere Ausnützung des Terrains gestattet, ist nicht
die Regel; in Port Sunlight ist er es. Das Einfamilien-, das Doppelhaus als in
sich geschlossene Erscheinung bildet hier den Ausnahmefall. Bournville ent-
hält pro Acre sechs Wohngebäude, Port Sunlight deren zehn. Das spricht
natürlich hinsichtlich der Terrainteilung im ganzen, hinsichtlich der Grund-
rißausbildung der zu einem Verband von fünf, sechs, auch sieben Baueinheiten
gestalteten Gruppenbauten, weiter hinsichtlich der äußeren Durchbildung
wesentlich mit. In Bournville bilden Haus und Garten ein in sich und nach
außen geschlossenes Ganzes. Die einzelne Bewohnerschaft der Häuser genießt
eine deutlichere Wahrung ihrer individuellen Entwicklung, die durch den
Gartenzaun, der jedes einzelneWohngrundstück umgibt, ihren Ausdruck findet.
In Port Sunlight schließt an jedes Haus rückwärtig ein mauerumschlossener
Hof, in dem sich, völlig getrennt vom Wohnhaus, Kohlenraum, Werkzeug-
kammer und Abort befinden. Die rückwärtigen Räume der I-Iäuser in Bourn-
ville haben freien Blick nach dem Garten, in Port Sunlight nach diesem Hof,
von dem aus eine Pforte nach den zwischen den I-Iäuserreihen liegenden
Allotment-Gardens Plan I2, Abb. 10 führt. Letztere sind zwar ihrer Zuge-
hörigkeit zu den I-Iäusern nach abgesteckt, bilden aber keine sichtlich
getrennten Parzellen. In Bournville ist eine bestimmte Bauflucht eingehalten,
wogegen in Port Sunlight die Gruppenbauten eine äußerst kräftige Gliederung
durch Eckrisaliten je ein Haus und zurückliegende Teile erfuhren. Die
Straßenecken erhielten in ersterer Niederlassung dadurch, daß auf ihnen
keine ausgedehnteren Gebäudekomplexe zur Entwicklung gelangen, keine
besonders markante Ausbildung. In der anderen gab dagegen die gruppenweise
ausgeführte Bebauung des Terrains Veranlassung zu eigentlichen Straßen-
353
COWASES EIN
ecklösungen, die sowohl in
FALHEK TiPUS
Bezug auf die Grundriß-
disposition siehe Abb. 12
dem Architekten Gelegen-
heit boten, die Platzausnüt-
zung in vorzüglichster Weise
durchzuführen, als sie an-
derseits Grund zu reich
silhouettierten Architektur-
veduten wurden. Endlich ist
die Erscheinung am einen
Orte gründlich verschieden
von der des anderen da-
durch, daß am ersteren von
Anfang an das allein rich-
tige Gefühl vorherrschte,
nirgends die ormenbehand-
lung baulich großer Objekte
in kleinerem Maßstabe zu
wiederholen. Durchwegs hat
die einfach reizvolle Aus-
bildung des älteren englischen Bauernhauses zur Grundlage gedient. In Port
Sunlight spielen Stilformen bei den älteren Häusern eine nicht unwesentliche
Rolle; man wird stellenweise des Gefühls nicht Herr, als hätten die daselbst
tätigen Architekten ganz entgegen der Art ihrer Grundrißlösungen in Bezug
auf die äußere Erscheinung nicht gleich den richtigen Ton gefunden, als
hätten sie sich erst gewisser schulmäßiger Anhängsel entschlagen müssen,
ehe sie ihrer Aufgabe auch äußerlich völlig Herr wurden.
Der heute ziemlich kostspielige Riegelbau hat in Anbetracht des Um-
Stands, daß die Existenzdauer dieser Häuser nicht auf Hunderte von Jahren,
sondern vielleicht auf zwei, drei Generationen veranschlagt werden kann,
eine in Bezug auf die Baukasten sehr weitgehende Ausbildung erfahren wie
Lever selbst es betont. Die Resultate der letzten Baujahre dagegen, bei denen
äußerste Knappheit in der Verwendung dekorativer Mittel zur Regel wurde,
sind anderseits vielleicht das Beste, was bisher auf diesem Gebiet ent-
standen ist; sie müssen als geradezu mustergültig bezeichnet werden. Die
ständig steigenden Baupreise verbieten bei Objekten, welche die Über-
schreitung gewisser Grenzen ganz von selbst unmöglich machen, jedwede
Anlehnung an ältere, durch ihre technische Ausführung zwar mustergültige,
aber kostspielig nachzuahmende Vorbilder; allein schon aus sachlichen
Gründen müssen allmählich Lösungen eintreten, die einen gewissen Ausgleich
zwischen Anlagekapital und Rente ermöglichen. Im Interesse einer weiteren
Entwicklung dieser gesunden Art, das Leben des Arbeiters und seiner
Familie zu heben, erscheint dies geboten, besonders solange nicht die
PORT SUNLlGHT
Abb. 13. Schnitt durch ein Haus vom Cottagetypus
--2ss-- w.
In
Zwangsexpropriation von Grundstücken zwecks Ausführung von staatlich
anerkannten Wohlfahrtseinrichtungen erträgliche Bodenpreise schafft. Es
wurde zuvor bereits bemerkt, daß bei der Anlage von Port Sunlight für den
Acre 230 Pfund, bei der Erwerbung von Primrose Hill aber schon IOOO Pfund
für das nämliche Flächenausmaß bezahlt wurden. Und noch ist dies der End-
punkt der Preiserhöhung nicht, die, zusammengenommen mit den Baukosten,
schließlich zu Resultaten führen muß, welche die Fortführung solcher
Unternehmungen direkt unmöglich machen, mag sie nun von Einzelpersonen
oder von Korporationen angestrebt werden. Schließlich muß doch das Wort
Zschokkes Unsere Menschheitsrechte haben wir nicht für den Staat, sondern
der Staat ist erschaffen für sie" zum Rechte kommen. Speziell im vorliegen-
den Falle sind keinerlei Garantien vorhanden dafür, daß Mr. Levers
hochherzige Art des Prosperity Sharing" für immer bestehen bleibe.
Die Frage der weiteren Ausbildung solcher Arbeiterdörfer wird immer und
überall zunächst von rechnerischen Faktoren abhängig sein, zumal dann,
wenn sich die Fortführung der ganzen Angelegenheit zu einer vorzugsweise
kommunalen auswächst. Auf diesem Wege allein ist eine Anbahnung zur
Lösung der ganzen Arbeiterwohnungsfrage zu erwarten.
Auch in Port Sunlight ist an einer Ausbildung von zwei Haustypen fest-
gehalten worden, dem einfachen Cottage Abb. Mietpreis pro Woche samt
Garten Schilling bis Schilling Pence, und dem Parlour-Cottage Abb. I4,
Mietpreis pro Woche Schilling bis Schilling Pence; vereinzelte Häuser
machen bezüglich der Raumzahl eine Ausnahme, sie wurden als Wohnungen
für den Arzt, den Geistlichen und die höheren Angestellten der Leverschen
Werke erbaut und fallen also nicht unter die Kategorie der Arbeiter-
wohnungen. Bei der einfacheren Klasse der Cottage enthält das nicht
unterkellerte, gegen Bodenfeuchtigkeit aber hinlänglich durch Isolierschichten
gesicherte, eine Stufe über dem Terrain liegende Erdgeschoß einen größeren
Koch-Wohnraum von mindestens 15x18 englischen Fuß 4,6 5,5 Meter,
Scullery Abwaschküche mit Waschkessel und Ausguß, Badezimmer mit
Warmwasserzuleitung von der Scullery her, Speisekammer und kleines
Entree vor der Treppe. Kohlenraum, Werkzeugkatnmer und Abort sind ent-
weder ganz vom Hause getrennt an der I-Iofmauer an- oder, wenn im Hause
befindlich, so eingebaut, daß keinerlei Gasentwicklung im Klosett Anschluß
an Kanalisation wurde schon bei Anlage der Niederlassung, unterschiedlich
zu mancher stolzen kontinentalen Villenkol0nie" vorgesehen" entstehen
kann. Das im Dachstuhl eingebaute Obergeschoß hat drei heizbare, gut
ventilierbare Schlafzimmer. Abbildungen x3 und 15 geben den Schnitt eines
Cottage und eines Parlour-Cottage, aus denen die vollständig ausreichenden
Gerade in diesen hygienisch außerordentlich wichtigen Dingen zeigen sich die Schwächen umfang-
reicher, neuer baulicher Anlagen. Bei sämtlichen Villenkolonierw an Münchens Peripherie spielt die Grube"
noch immer ihre alte Rolle. Das sind ja für so viele Architekten kleinliche Nehensachen", wenn nur die
Häuser ordentlich Figur machen. Die Behörden aber, die hierauf bei Bau-Erlaubniserteilungen offenbar nicht
den nötigen Wert legen. zeigen lediglich, wie rilckstindig man im allgemeinen ist, als ab nicht derlei ständige,
ihren widerwärtigen Einiiuß bemerkbar machende Einrichtungen, wie Gruben oder gar Versitzgruben, mindestens
ebensosehr ins Gewicht fallen als Vorkehrungen gegen Feuersgefahr und so weiter.
55
Stockwerkshöhen, 2,50 Me-
ter, ersichtlich sind. Die Ven-
tilation der Räume leidet
darunter nicht im geringsten,
denn alle Fenstermaße sind
so gehalten, daß reichlicher
Luftzutritt gesichert ist.
Außerdem wirken die keinen
Platz versperrenden Kamine
vorzüglich als Abfuhrwege
der verbrauchten Luft. Be-
merkenswert ist die Führung
der Züge, wie sie aus Ab-
bildung hervorgeht, außer-
dem die Ausbildung der Ka-
mine über Dach, die nicht
wenig zur Totalerscheinung
der Bauten beiträgt. Die Trep-
pen, einfach aber hübsch
durchgebildet, sind nicht
über 70 Zentimeter breit PORTEUIQUGHT
und nehmen vermoge der srxhssErbtugLösuna
mäßigen Stockwerkshöhen AammwlL-IAM OwEN-
wenig Raum ein. Geradezu EiRVHTERTERF-CWAGETYPV5
frappierend wirken die stark PARWV."
durchlichteten Zimmer durch WOHNKUm-E Konßmm.
QAßwAsmnumz QABORT
ihre nichts weniger als ärm-
liche Ausstattung. Fast nir-
gends fehlt es an bequemen Sitzgelegenheiten. Der Cosy-Corner" der
gemütliche Winkel rechtfertigt durchwegs seinen Namen und spricht von
geordneten Verhältnissen. Billig aufgeputzte Stücke, wie man sie in
bürgerlichen Wohnungen häufig trifft, gehören zu den ungewohnten Er-
scheinungen. Der praktische Arbeiter entwickelt nach dieser Seite wie nach
vielen anderen oft weit gründlicheres Verständnis als der Bourgeois, der
in Bezug auf Qualität seiner Bedarfsartikel häufig total urteilslos und damit
zufrieden ist, wenn's nach etwas aussieht". Die Wände sind durchwegs
tapeziert, mit Bildern geschmückt. Überall tritt auch die Vorliebe des Eng-
länders für blühende Pflanzen zu Tage. Bücherschrank und Klavier sind keine
seltenen Erscheinungen, der gedielte Fußboden ist mit großen Teppichen
belegt, die Fenster mit sauberen weißen Vorhängen versehen, kurzum durch-
wegs tritt ein wohltuendes Verständnis für den Wert behaglicher Wohnlich-
keit zu Tage, die sich nur da entfalten kann, wo nicht der größere Teil des
Verdienstes in Alkohol umgesetzt wird. Der Eindruck, als hätte man es hier
mit Wohnungen der Besitzlosen zu tun, kommt gar nirgends auf. Und
ENGU F055
Abb. x4. Port Sunlight, Arbeiterwohnhäuser, Parlounypus
4B
3-".
welchen Einfluß übt dies alles nicht auf die heranwachsende Generation
aus! Sie wird sich zum wohlhabenden Arbeiterstand entwickeln, der ver-
möge der am Orte selbst gebotenen Bildungsmöglichkeiten" sich zu einem
Grade von Tüchtigkeit emporschwingen muß, so daß die Bezeichnung
Arbeiter" zum Ehrentitel wird. Vor allem ist durch diese Art des Wohnens
der ewigen Ab- und Zuwanderung der Arbeiter und damit einem Ubelstand
vorgebeugt, der an den meisten Orten der kulturellen Entwicklung des ganzen
Standes hemmend den Weg vertritt. Die auf solche Weise seßhaft gemachte
Bevölkerung gewinnt ganz von selbst das richtige Interesse daran, die er-
rungenen Vorteile durch die erforderliche Mitarbeit an industriellen Unter-
nehmungen zu unterstützen, deren Prosperität gleichbedeutend mit der
POPxT SUNUGHT
ERWEITERTER T-rvus PARwuRconAßEs
Abb. 5. Port Sunlight, Schnitt durch ein Haus vom Parlourtypus, William Owen. Architekt
eigenen ist. Schließlich weist die Sterblichkeitsstatistik, das Zurückgehen
der Tuberkulose-Erkrankungen, die Zahl der Geburten, das Nichtvorhanden-
sein unehelicher Kinder, das sozusagen auf den Nullpunkt zurückgeschraubte
Vorkommnis krimineller Fälle auf ganz positive Errungenschaften hin, die
nur einer allseitigen Erstarkung zu danken sind.
Die künstlerische Stärke der baulichen Erscheinungen von Port Sunlight
ist wohl vielfach nicht ganz richtig bewertet worden. Sie kommt im vollsten
Maße zur Geltung da, wo mit den einfachsten Mitteln gerechnet wurde, ist
Die in Port Sunlight vorhandenen Bildungsanstalten ermöglichen die ganze Stufenleiter des Ent-
wicklungsgangs, vom Kindergarten angefangen bis zur Universitätsreife. Hoffentlich trägt dieser Umstand
nicht dazu bei, den sicher gestellten Arbeiter auf Wege zu führen, die das "gebildete Proletariat" vermehren,
die Zahl der brauchbaren Hände vermindern und eine Gesellsehaftsschicht schaffen, deren Hader mit dem
Schicksal lediglich dem Bestreben zuzuschreiben ist, nicht durch praktisches Arbeiten den Suuggle of life"
zu überwinden. Schließlich ist nicht das "Mehr sein" der Kern des Lebens, sondern das Glücklich sein".
367
aber anderseits recht zweifelhaft, wo man in Anlehnung an berühmte Vor-
bilder zu wirken versuchte. Gegen die technische Ausführung von gotischen
Details zum Beispiel, wie sie an Häusern der Cross-Street, erbaut von
Grayson und Ould, bei den zierlichen Dachfensterbekrönungen, bei Gesimsen
und Lisenenwerk vorkommen, gegen die Ausführung abgetreppter oder ge-
schwungener Giebelformen, wie sie sich in Wood-Street Architekten Grayson
und Ould und Park Road Architekten W. und S. Owen, weiters Ecke von
Bridge-Street finden, läßt sich nicht der geringste Einwand erheben, indes ist
ihre Verwendung bei Gruppenbauten, deren einzelne Teile kleine Häuser sind,
Abb. xE. Port Sunlight, Arbeiterhäuser, Cottagexypus, W. und S. Owen, Architekten
nicht in dem Maße berechtigt, als es allenfalls bei großen Herrensitzen der
Fall sein mag, obschon auch an diesen bei neuzeitlichen Bauten historische
Stilformen durchaus nicht das Alpha und das Omega zu bedeuten brauchen,
wie zumBeispiel derartige Schöpfungen von Baillie Scott deutlich beweisen. An
einigen I-Iäusern sind zum Beispiel vortrefflich genau gearbeitete Formsteine
für die fein profilierten Doppelfenster und Hausflurgewände und deren aus
keilförmigen Werkstücken gut verfugten Stürze verwendet. Die Zierlichkeit
und Güte der Arbeit anerkannt, ist es anderseits aber doch fraglich, ob der-
gleichen unnötige Verteuerungen der Bauten zu rechtfertigen sind, zumal
ihre Wirkung, nur ganz von nahe gesehen, sich geltend macht. Weitaus zweck-
dienlicher als Erscheinung ist die Art jener Häuser, die nach bäuerlichen
Originalen, besonders den alten, sehr schönen Riegelbauten in Kent, Sussex,
48'
iiJlaX .i
wlmziiilliiiiü
Abb. 17. Port Sunlight, Gruppenbau von fünf Häusern, Cottagetypus, Douglas und Fordham, Architekten
Chestershire und so weiter entstanden Abb. bis 9. Ein gerade bei dieser
Art von Häusern aus der Konstruktion hervorgehendes Wirkungsmoment ist
das Auskragen der Obergeschosse, das Gelegenheit zu geeignetem Abschluß
darunter liegender Erkerausbauten bietet. Die zum Teil mit Schlinggewächsen
aller Art überwucherten Fronten wirken dadurch außerordentlich malerisch,
wie denn überhaupt die architektonische Bildwirkung vielfach eine über-
raschend schöne und abwechslungsreiche zu nennen ist. Kostspielige Bei-
gaben freilich, wie zum Beispiel geschnitzte und durchbrochene Giebel-
bretter, den alten Originalen in Cranbrock, Penshurst, Tonbridge, Mayfield
nachgebildet, weiters relielierte Stuckfüllungen zwischen den Riegeln oder aus
Vollholz in derber Behandlung hergestellte Konsolen und so weiter können
auch nur da bei Arbeiterhäusem Verwendung finden, wo der Bauherr mit
den Mitteln nicht allzu scharf rechnet und seiner in der Jugend stark aus-
gesprochenen Freude am Bauen auch in späteren Jahren nicht entsagt hat.
Neuerdings ist vielfach auch der in den Grafschaften Kent und Sussex zum
Beispiel Goudhurst, Horsmonden und so weiter öfters angewandte Ziegel-
behang der Außenwände wieder zu Ehren gekommen. Großes Geschick
verraten durchwegs die massigen Dachlösungen und die Ausbildung der in
dieselben sich einfügenden, nirgends stark über die Mauerflucht vorsprin-
genden Giebel. Zusammen mit den weit über Firsthöhe emporragenden
Schornsteinen tragen gerade diese Teile nicht wenig zu der Erhärtung der
Ansicht bei, daß die Wirkung des Hausbaus, zumal des freiliegenden, keines-
Wegs von irgend welchen Details abhängt, sondern ausschließlich in der Aus-
bildung der Massen, in der Entwicklung einer guten Silhouette beruht. Die
Abb. rB. Port Sunlight, Gruppenbau von sieben l-läusern, Parlourcottagetypus, ..Ta1bot, Architekt
detaillosesten I-Iäuser, an denen ausschließlich das architektonische Dis-
positionsvermögen, das Empfinden für kubische Wirkung zum Ausdrucke
kam, sind in Port Sunlight die weitaus geglücktesten Leistungen. Wo die
Gruppierung es mit sich brachte, daß die Haustüren ein Schutzdach be-
kommen konnten oder mehrere Hauseingänge zusammengelegt wurden, sind
trotz aller Einfachheit ganz entzückende Dinge entstanden. Die Haustüre,
mag sie auch sonst noch so schmucklos sein, weist überall eine gute
Gliederung meist zusammen mit einem Oberlicht auf und der noch vielfach in
England gebräuchliche Türklopfer bot ebenfalls Gelegenheit, gut entwickelten
Formensinn auch am bescheidenen Gebilde zu offenbaren. Wohltuend
berührt es, jeden in Frage kommenden Teil in richtiger Weise gewürdigt zu
sehen. Man merkt es an allem, daß hier der Bauspekulant keine Rolle spielte,
daß nichts modern Überhastetes, Überhudeltes vor der Kritik des Bauherrn
in Anwendung treten konnte, daß es vielmehr darauf ankam, wirklich gute
Arbeit zu liefern. Wie in der ganzen durchdachten Weise der Gesamtanlage
sich eine Gesinnung kundgibt, die von echtem Seelenadel des Begründers
spricht, so ist auch sein Werk geartet das scheinbar Nebensächliche steht
in keinem Punkte hinter den Haupterfordernissen zurück. Das ist beim
Spekulationsbau nie und nimmer der Fall.
Natürlich konnte bei einer so weitsichtig angelegten Unternehmung
auch das nicht fehlen, was außer dem Wohnbedürfnis an allgemeinen Wohl-
fahrtseinrichtungen in Frage kam. Das sind in erster Linie Schulhäuser für
379
Kinder und Studienanstalten für Erwachsene.Abbildung 24 gibt den Grundriß
des älteren, beiDellBridge gelegenen Volksschulhauses, Plan Abbildung 25,
die Ansicht desselben. Unmittelbar daran stößt eine äußerst reizvolle Park-
anlage. Da es binnen kurzer Zeit dem Bedarf nicht mehr genügte, wurde
ein zweites erbaut, so daß die mehr als tausend Schüler betragende Jugend
vorerst reichlich Platz hat. Die Vermeidung mehrstöckiger Aufbauten hat
außerordentliche Vorteile dadurch, daß die Anlage großer Treppenhäuser
vermieden, die rasche Entleerung der Klassenzimmer durch zahlreiche Aus-
gänge ermöglicht ist, wobei Knaben und Mädchen gesondert ihrer Wege
gehen. Äußerst praktisch ist die Anlage geräumiger Kleiderablagen. Alle auf
Abb. xg. Port Sunlight, Arbeiterhäuser, Parluunypus, W. und S. Owen, Architekten
Hygiene abzielenden Vorkehrungen sind aufs beste berücksichtigt. Sieht
man die wohlgepilegten und sauber gekleideten Kinder zu Spielen oder
bei Festlichkeiten versammelt, so denkt man an alles andere eher als an
den Nachwuchs von Fabriksarbeitern. Das Girls Institute" Plan Abb. 26
enthält im Erdgeschoß die Verkaufsläden der LebensmittelgenossenSchaft,
aus denen die Arbeiter ihre sämtlichen Nährstoffe zu billigen Preisen
beziehen." Im ersten Stock liegen die schönen Unterrichtsräume. Das
Technical Institute im Plan das Gebäude unter dem Wort Gymnasium"
Auch ein Hinweis für Villenkolonien, wie man sich auf Basis gemeinschaftlichen Zusammenwirkens
zu helfen im stande ist. Manche Villenkolonien leiden gerndezu unter dem Mangel zweckdienlicher oder der
Unzulänglichkeit vorhandener Nahrungsmittelhandlungen, an deren hohe Preise sie ständig gebunden sind.
Freilich ist bei den Arbeitern meist ein höheres Verständnis für gemeinsame Interessen vorhanden als unter den
.,Villen"besitzern großstädtischerVororte, wo es selbst bei den einfachsten gemeinsamen Unternehmungen nicht
an Zänkereien um den Vorrang fehlt. Die Worte Einigkeit macht stark" treffen eben auch in diesem Fall zu.
Abb. 2c. Port Sunlighl. Arbeiterhaus, Parlourtypus, W. und S. Owen, Architekten
Abb. 21. Port Sunlighx, Das Brücken-Wirtshaus", Grayson und Ould, Architekten
Abb. 21. Port Sunlight. Erdgeschoß Räume der Employees Co. operative Stores, Douglas und Fordham, Architekten
ist der Heranbildung der männlichen Jugend in naturwissenschaftlichen und
technischen Lehrgängen gewidmet. Für die künstlerische Erziehung wirkt
die Arts and Crafts Guild", begründet von Mr. Blomfield Bare, Vorstand der
von Lever ins Leben gerufenen Arts and Crafts School"; an ihren Unterrichts-
kursen beteiligen sich übrigens nicht bloß junge Leute, sondern auch Arbeiter
in ihren freien Stunden. Der Unterricht Findet seinen stärksten Ausdruck in
Lehrwerkstätten. Eine Free Library" ist zu allgemeiner Benützung von
morgens bis abends geöffnet. Sie enthält gleichzeitig ein kleines Museum
der bildenden Künste. Mens Sozial Club", ein reizender Riegelbau von
Grayson und Ould, enthält Gesellschaftslokalitäten für Männer, geräumige,
mit Zeitschriften aller Art ausgestattete Lesezimmer, Billardsaal etc. Kneip-
zimmer, ohne die ein solches Institut in den Ländern deutscher Zunge
schwerlich bestünde, fehlen. Wer leiblichen Bedürfnissen dieser Art huldigt,
findet in dem reizenden Bridge Inn" Abb. 21, Plan ein vorzügliches
Restaurant, wo gleichzeitig auch billige, sehr saubere Fremdenzimmer zu
haben sind. Plan 14 und bezeichnen die ausgedehnten Spielplätze für
Knaben und Mädchen. Der Platz dicht bei der höheren Mädchenschule ist
dem Lawn-Tennis gewidmet. Plan I3 gibt den großen Spielplatz der
Erwachsenen, die im Gymnasium" Plan bei schlechtem Wetter und im
Winter ihre körperlichen Übungen betreiben, zu denen übrigens auch die
Exerzizien einer wohlorganisierten, einheitlich uniformierten Feuerwehr
gehören. Zu den Erholungen geistiger Art zählen die musikalischen Abende
muxuuliql
Abb. 23. Port Sunlight, Postgehäude, Grayson und Ould. Architekten
eines zahlreichen, aus Männern und Frauen bestehenden Orchesters, dem
ein tüchtiger Dirigent versteht. Für szenische Aufführungen, die freilich nur
Während der warmen Monate vor sich gehen können, dient das Auditorium"
Plan das einzige in England bestehende Freilufttheater, das, am Hange
einer Bodensenkung gelegen, in durchaus origineller Weise das Problem
gelöst zeigt, wie sich eine für große Zuschauermassen berechnete Lokalität
in Eisenkonstruktion ausführen läßt. Architekten waren Grayson und Ould.
Für Konzerte, Vorträge und so weiter dient Gladstone Hall Plan ein riesiger
Saalbau mit großer Bühne; außer den Aufführungszeiten wird der Hauptraum
als Speisesaal für die ledigen männlichen Arbeiter der Leverschen Werke
benützt. Die Küchenanlage ist eine mit allen Vorrichtungen, die der Zweck
erfordert, aufs beste bedachte Einrichtung, nicht minder die vorzüglichen
Lavatorien. Gleichen Zwecken dient die für die unverheirateten weiblichen
Arbeiter erbaute riesige Hulme Hall Plan 10. Es ist ein Anblick erfreulicher
Art, in diesen zwar einfach, aber gediegen ausgestatteten, in weitem Bogen
überwölbten Hallen Hunderte junger Mädchen, deren ganzes Aussehen und
Auftreten nichts von mühseliger und angestrengter Arbeit erzählt, beim
Mahle vereinigt zu sehen. Diese Restaurationshäuser waren eine Notwendig-
keit, da durchaus nicht alle Leverschen Angestellten in Port Sunlight, sondern
auch im nahen Birkenhead wohnen.
Hygienischen Zwecken dient außer dem selbst in den kleinsten Cottages
vorhandenen Wannenbad ein großes Freiluftbad Plan dessen elliptisches
49
374
PORT ÖUNUGHT-scnumeßläuva- ARmHI GRAYSON aouua-
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rua KINDER KINDER"
Abb. 24. Port Sunlight, Grundriß des Schulgebäudes in Park Road
Bassin einen Längsdurchmesser von etwas über 30 Meter, einen Quer-
durchmesser von 23 Meter hat. Rings um dasselbe gruppieren sich Ankleide-
zellen, Räume mit Duscheapparaten und so weiter, beschattet von breit-
Abb. 25. Pan Sunlight, Schulhaus in Park Road, Douglas und Fordham, Architekten
JIJ
wipfeligen Bäumen. Als letztes, der ganzen Gemeinde gewidmetes Gebäude
ist schließlich noch die von W. und S. Owen erbaute Christus-Kirche, eine
dreischiffige, massiv steinerne Anlage innen zirka 50 Meter lang mit breit
ausladendem Transept zirka 30 Meter im Lichten und polygonal ge-
schlossenem Chor, alles in den Formen englischer Spätgotik gehalten, zu
nennen. Projektiert ist außerdem noch ein umfangreicher Krankenhausneubau.
Aus dem Gesagten geht hervor, daß dieses Arbeiterdortm Einrichtungen für
private und öffentliche Wohlfahrt besitzt, wie sie nicht überall in Städten von
weit größerer Bevölkerungsziffer sich finden. Noch sind eine ganze Reihe
Abb. 26. Port Sunlight, Girls Institute", Douglas und Fordham, Architekten
von Grundstücken unbebaut, indes ruht die weitere Tätigkeit nicht einen
Augenblick.
So wurde ein früher ödes, unbenütztes Stück Land durch die Tatkraft
eines einzigen Mannes, dessen geistige Größe sich auch in seinen die
Arbeiterwohnungsfrage betreffenden Abhandlungen kundgibt, zu einem
blühenden Gemeinwesen umgeschaffen, das, besser als irgend ein bild-
hauerisches Monument mit den obligaten allegorischen Figuren es zu tun
vermag, den Namen Lever in hervorragender Weise unter die wahren Wohl-
täter der Menschheit versetzt. Möchten die Volksbeglücker aller Nationen
sich daran ein Beispiel nehmen!
Abgesehen von allem übrigen ist hier wie in Bournville der Beweis
erbracht, daß die Anlage großer industrieller Etablissements keineswegs die
49'
Abb. 27. Port Sunlighl, Christ Church Baukasten 40.000 Pfund, W. und S. Owen, Architekten
Landschaft zu verunzieren braucht, wie es leider meist der Fall ist, sondern
daß sich solche mit menschlichen Wohngelegenheiten in einer Weise zu-
sammenschließen lassen, die als ästhetisch geglückt bezeichnet werden
muß. Auch in dieser Hinsicht sind die beiden Arbeiterdörfer" Taten, die
ganz neue Perspektiven eröffnen und geeignet erscheinen, in den großen
Fragen der Zukunft wie eine Erlösung von bisherigen Gepflogenheiten zu
wirken.
Mit der Begründung und dem Ausbau von Port Sunlight allein ist indes
die Tätigkeit seines Schöpfers keineswegs abgeschlossen. Nicht nur die Lage
der Fabriksarbeiter ist in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle eine
durchaus unwürdige, das gleiche gilt in nicht geringerem Maße von den
Landarbeitern. Bauernhäuser gibt es zwar in England noch genug, allein
sie datieren aus einer Zeit, wo es auch noch Bauern gab. Heute werden die
Güter der Großgrundbesitzer ausschließlich durch Pächter bewirtschaftet,
die keineswegs mit der Scholle, die sie bearbeiten, eins sind, sondern ihr
lediglich das abzugewinnen versuchen, was zur Existenz nötig ist, daher
denn keineswegs überall eine rationelle Kultur und Pflege des Bodens Platz
greift. Natürlich unternimmt der Pächter keinerlei Wohnverbesserung für
den bei ihm in Dienst stehenden Arbeiter. Ebensowenig bekümmern sich die
adeligen Grandseigneurs um deren Wohl- oder ÜbelbeFmden, daher denn
letzteres weitaus im Übergewicht ist. Zu einem Mr. Lever gehörenden Gute
zählt das nicht sehr weit von Port Sunlight, auch in Chestershire gelegene Dorf
Thornton I-Iough, das ausschließlich von ländlichen Lohnarbeitern besiedelt
ist. Was den Arbeitern in Port Sunlight geboten wurde, ist, wenn auch
Jll
nicht unter gleichzeitiger Schaffung so vieler Wohlfartseinrichtungen, aber
immerhin vorzüglicher Unterrichtsgelegenheit in einem neuen, sehr schönen
Schulhause, auch den Bewohnern des genannten Dorfes geboten worden.
Die malerischen alten, von Efeu und Rosen umrankten Häuser daselbst
waren ihrer größeren Zahl nach so baufällig, daß an ein Ausbessern in den
meisten Fällen nicht zu denken war. Außerdem genügte der Belag der
Wohnungen, in denen die Leute aufeinandergepfercht waren, den Begriffen
von Hygiene und Sittlichkeit keineswegs, erzählt doch Lever selbst, daß
zum Beispiel in einem Hause das Elternpaar und zehn Kinder in einer und
derselben Schlafkamrner kampierten. Was an Gebäuden älteren Ursprungs
noch in leidlich baulichem Zustand war, wurde nach Tunlichkeit ausgebessert,
den modernen Begriffen gesundheitlichen Schutzes gemäß neu hergerichtet,
alles Unhaltbare aber durch Neubauten unter Beibehaltung des altenDorfplans
ersetzt und so der ursprüngliche Charakter gewahrt. Zwar kommt der Besitzer
dabei günstigsten Falles zu einer einprozentigen Rente, indes zog er dies dem
ständigen Wechsel der Arbeitskräfte oder der in absehbarer Zeit eintretenden
Unhaltbarkeit der Dorfanlage vor. Tüchtige Architekten, wie William und
Segar Owen in Warrington, Grayson und Ould in Liverpool, Douglas und
Fredham in Chester, standen dem Bauherrn helfend zur Seite und schufen
auch hier, freilich unter einem Kostenaufwand, der wohl zuweilen über das
eigentliche Ziel hinausschießt, manches außerordentlich reizvolle Bild mit
I-Iäusergruppen, deren einzelne Glieder die gleichen innerlichen Vorzüge
aufweisen, die den Arbeiterwohnungen in Port Sunlight eigen sind und sie
als die höchstmögliche Erfüllung jener Pflicht erscheinen läßt, die gerechtes
Empfinden und vor allem die Sorge um nationales Wohlergehen eigentlich
jedem eingeben müßten, der sich großen Besitzes, erarbeitet und erhalten
Ausstellung im Kunslgewerbemuseum zu Leipzig, Bildwirkerei mit Wappen und Porträten
des Herzogs Georg Friedrich von jägerndorf und seiner Gemahlin. Um 1580. Jägemdorfer Arbeit? Kat. Nr.
378
durch Besitzlose, erfreut. Patriotische Reden halten ist nicht schwer.
Patriotisch und menschlich groß denken und handeln, wie Mr. Lever es tut,
erfordert vor allem volle Einsicht in die ungeschminkten Tatsachen. Vor
diesen freilich scheuen sich bekanntermaßen die meisten Menschen mit dem
sehr bequemen Grundsatz Apres nous le deluge".
DIE AUSSTELLUNG VON GOLDSCHMIEDE-
ARBEITEN LEIPZIGER URSPRUNGS UND
VON DEUTSCHEN BILDWIRKEREIEN DES
XVLJAHRHUNDERTS IM LEIPZIGER KUNST-
GEWERBEMUSEUM 50' VON EDMUND WIL-
HELM BRAUN-TROPPAU 50'
OLCI-IE Spezialausstellungen wie die im Leipziger
Kunstgewerbemuseum im März dieses Jahres ver-
anstaltete von Goldschmiedearbeiten Leipziger
Ursprungs und aus Leipziger Besitz, sowie von
deutschen Bildwirkereien des XVI. Jahrhunderts
bringen unsere Wissenschaft immer ein gutes
Stück vorwärts. Organisch entstanden an dem
Orte, dessen alte künstlerische Vergangenheit
untersucht werden soll, alles noch in demselben
enthaltene Material sammelnd und im Zusammen-
hang mit der historisch-archivalischen Forschung
erfüllen sie ihre Aufgabe vortrefflich. Es ist ungemein wertvoll und lehrreich,
eine derartig lokal und künstlerisch geschlossene Gruppe zusammen zu sehen
und zu studieren. Und durch den Vergleich mit anderen bereits bekannten
Gruppen lernen wir viel Spezielles und Allgemeines kennen und erklären. Der-
artige Ausstellungen müssen durch genaue Kataloge gut erläutert und später
nach gründlichen Studien in Sonderpublikationen festgehalten werden. So
gewinnen wir zuverlässiges und klares Material. Gerade die Geschichte der
Goldschmiedekunst hat in den letztenJahren durch solche Spezialausstellungen
wertvolle Bereicherungen erfahren. In Troppau hat die Ausstellung vom
Jahre 1904 eine Reihe interessanter Aufschlüsse über die altösterreichische
Goldschmiedekunst gebracht, dann folgte die Ausstellung schlesischer
Goldschmiedekunst im Breslauer Museum, über die bereits die wertvolle
historische Publikation von I-Iintze vorliegt und der das große Tafelwerk
hoffentlich recht bald folgt. Im Vorjahr hat das Braunschweiger Museum
für sein Land und seine Stadt dieselbe Arbeit geleistet. Die jetzt schon
geschlossene Leipziger Ausstellung stellte nicht nur ausgezeichnet das
Material für eine Geschichte der Leipziger Goldschmiedekunst zusammen,
sondern hat auch über ein anderes bisher sehr vernachlässigtes Gebiet, die
Ausstellung im Kunstgewerbemuszum zu Leipzig, Avers und Revers der silbernen Dreifaltigkeitsmedaille Hans
Reichardts des älteren, von 156g Kat. Nr. x53
deutschen Bildwirkereien des XVLjahrhunderts, wertvolle Aufschlüsse ge-
bracht. Auch hier war ein lokales Moment der Anlaß zur Ausstellung. Wust-
mann hat seinerzeit archivalische Notizen über den Leipziger Teppichwirker
Seger Bombeck gebracht, von dem uns nun nicht weniger als fünf zum Teil
datierte und signierte Arbeiten vorliegen, die ein klares und wertvolles Bild von
der Art dieses tüchtigen Meisters geben. Die von Dr. Kurzwelly, dem zweiten
Direktor des Leipziger Kunstgewerbemuseums, vorbereitete Arbeit wird alle
Resultate zusammenfassend bringen. Aus dem Besitz des Delitzscher Magis-
trats tauchte ferner ein Bildteppich mit dem kursächsischen Wappen, dem
Monogramm und dem Datum 1559 auf, der nach des Leipziger Stadt-
archivars Wustmann Angabe eine Arbeit des Leipziger Teppichtmachers"
Egidius Wagner ist, welcher am 28. Jänner 1558 in die Leipziger Bürgerliste
eingetragen wurde. Eine Reihe anderer Teppiche aus dem Beginn und der
ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts lassen sich als oberdeutsche Arbeiten er-
kennen, eine derselben mit Wappen Augsburger Geschlechter läßt sich wohl
auf diese Stadt lokalisieren. Fränkisch ist ein bisher ganz unbekannter Gobelin
von Schloß Mespelbrunn im Spessart, ein schon durch seine Dimensionen
imposantes Stück, das 340 Meter hoch und 770 Meter breit ist, nach Kurz-
wellys Vermutungen vielleicht eine Lauinger Arbeit um 1565. Der Teppich
zeigt die Familie des Peter Echter von Mespelbrunn inmitten eines rückwärts
durch Zaun und Rosenbusch abgeschlossenen Gartens. Die Anordnung ist
eine streng symmetrische. Vom Mittelpunkt aus, den ein von einem Pelikan
gekrönter Brunnen einnimmt, steht rechts Peter Echter mit seinen fünf Söhnen
hinter sich, links seine Hausfrau Gertraud mit ihren vier Töchtern. Links und
rechts schließen die Reihe der Diener Michael Vetter und die Magd Chritina".
Den Hintergrund bildet eine hügelige Landschaft mit Ortschaften, darüber
schwebt in Wolken die Dreifaltigkeit. Über den Figuren sind die Wappen-
350
schilder des Echter, seiner Gattin und der
Ahnherren sowie Schriftbänder mit den
Namen eingewoben.
So erhalten wir zum ersten Male die
Möglichkeit, landschaftliche Gruppen unter
der leider so kleinen Anzahl deutscher Re-
naissancegobelins zu fixieren. Eine Publi-
kation wird auch die Nürnberger Arbeiten
so. den herrlichen datierten Teppich der
Nürnberger Lorenz-Kirche aus dem ersten
jahrzehnt des XVLjahrhunderts zu berück-
sichtigen haben.
Schlesischen Ur-
Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu Sprungs sind zwei
Leipzig, Revers der Medaille Hans Reicliardts Gobelins das
des älteren auf Karl V. Kai. Nr. x37
Schlesische Muse-
um für Kunstgewerbe und Altertümer in Breslau
gesandt hat. Der eine derselben, bereits im Breslauer
Jahrbuch II, Seite 106, abgebildet, ist eine Brieger Ar-
beit um 1566, mit den Wappen des Herzogs Georg II.
von Liegnitz und Brieg 1547 bis 1586 und seiner
brandenburgischen Gemahlin. Der zweite, der hier
zum ersten Male abgebildet wird, zeigt das Wappen
des Herzogs Georg Friedrich von Brandenburg und
jägerndorf in einem Laubkranz und die Porträtiigu-
ren des Herzogs und seiner Gemahlin Sophie, die
den Kranz halten. Die ganzen Figuren stehen in-
mitten hoher Blütenstengel auf tiefblauem Grunde.
Der Teppich stammt aus der Brieger Kirche und
dürfte um 1580 entstanden sein. Es ist wohl an-
zunehmen, daß derselbe auch in Jägerndorf ange-
fertigt wurde. Ich habe bereits im Katalog der Aus-
stellung österreichischer Goldschmiedearbeiten, die
das Troppauer Museum 1904 veranstaltet hat, auf
die allerdings nur noch in wenig vorhandenen Be-
legen bezeugte Kunsttätigkeit der Brandenburger am
Jägerndorfer hingewiesen. Urkundliches Material ist
so gut wie gar keines vorhanden und wahrscheinlich
in den Stürmen der Gegenreformation, als die Bran-
denburger vertrieben wurden, verloren gegangen.
Das alte Schloß ist noch vorhanden, ein großer und
Ausstellung im Kunstgewzrbe-
immerhin respektabler, in den Formen allerdings ein- museumzu Leipzigßäebuckelter
vergoldeter Deckelpokal aus
facher Renaissancebau, auch einige Sgraftitogemalde Silben Nürnberger Arbeit, XVL
in den Zwickeln des Arkadengangs im Schloßhof sind JahrhunderLAnfangUQNr. X88
noch erhalten. Wir haben nun genug archi-
valische Notizen von den anderen kleinen
deutschen Höfen des XVI. bis XVIII. Jahr-
hunderts, die von der Existenz eigener Tapis-
siers" an denselben zeugen, daß wir mit einer
gewissen Berechtigung annehmen können,
der Teppich sei auch in Jägerndorf ent-
standen. Auch Masner nimmt an, der Teppich
sei eine Widmung des Jägerndorfer Herzogs
Ausstellung im Kunst-
gewerbemuseurn zu
Leipzig. Vergoldeter und
teilweise kalt emaillierter
Straußenpokal, Arbeit des
Leipziger Goldschmiedes
Elias Geyer,
um 160a Kat. Nr. 44
an das Brieger Haus.
Allerdings lebte gerade
Georg Friedrich selten in
Jägemdorf, meist in seiner
Stammresidenz Ansbach,
aber die unleugbare Ver-
wandtschaft des Teppichs
mit dem bereits angeführ-
ten und in Brieg entstan-
denen spricht für den
schlesischen Ursprung.
Die Leipziger Gold-
schmiedekunst ist in ihrer
ganzen Entwicklung auf
der Ausstellung vertreten.
Es sind inklusive der
Medaillen 130 Arbeiten.
Weitaus überragt gegen
das Ende des XVI. und
in dem ersten Viertel
des XVII. Jahrhunderts
Elias Geyer seine Zunft-
genossen, ein Meister er-
sten Ranges, der Bestel-
lungen seiner Fürsten und
Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu
Leipzig, Reichgetriebene vergoldete Silber-
kanne mit ovalen Perlmunereinlagen,
Arbeit des Leipziger Goldschmiedes Elias
Geyer, um 1610 Kat. Nr. 49
seiner Stadt mit außerordentlicher Kunst ausführte.
Meister ward er 158g. Die Leipziger Stadtbibliothek
bewahrt von
ihm einen silbernen Bibeleinband von
vortrefflicher Arbeit. Seine besten Werke jedoch besitzt
das königliche Grüne Gewölbe in Dresden und dank
dem Entgegenkommen des Königs von Sachsen waren
dieselben alle auf der Ausstellung und konnten mit dern
Den Namen des in den fränkischen Starnrnlanden des Herzogs tätigen
Teppichwebers kennen wir durch Ehrenberg Die Kunst am Hofe der Herzoge von
Preußen 189g, Seite 1x5. Er heißt Hans Mülrnann.
50
gleichfalls vertretenen Ar-
beiten Geyers, welche das
Leipziger und Brüsseler
Museum besitzen, ver-
glichen werden. Ein Satz
merkwürdig geformter,
nämlich dreiseitiger koni-
scher Nephritbecher des
Grünen Gewölbes auf
hohem dreieckigen Fuße
zeigt die meisterhafte Be-
herrschung seiner Kunst
durch Geyer. Die Um-
rahmung des Steingefäßes, der
Fuß und Deckel sind reich
geziert mit getriebenen Oma-
menten aus Roll- und Blattwerk,
Mascarons, Fruchtbündeln und Girlanden,
teilweise mit Hguralen Reliefs. Den Deckel
krönen die vollrunde Figur einer Minerva
mit Speer und Schild, eines Mars mit
Schild und Speer oder eines Vogel Strauß.
Dieselbe Straußbekrönung trägt der hier
abgebildete Straußeneipokal um 1602 Mu-
ggfsgggjjggmjjgiigijf31333;7,1351 seum Brüssel, dessen Knauf ein Indianer
mahlskßnn mikzßviebenßn musizißrßndwßn- auf einem hohen Fuß bildet. Das Silber ist
525xtztrltüoiizääfgfä,üäisägxlfgfärzz; vergoldet und wie bei einigen anderen
Arbeiten Geyers mit Spuren von kalter
Emaillierung. Ein Gegenstück zu diesem Pokal mit reich bemaltem Ei ist in
der Sammlung Rothschild. Von edelster und kräftiger schwungvoller Form
sind zwei Trinkgeschirre in Form eines Seepferds mit Perlmuttermuschel.
Auf der Muschel steht der Neptun mit dem Dreizack Grünes Gewölbe.
Auch in Budapest ist ein derartiges Seepferd. Pendants zu denselben gleich-
falls im Grünen Gewölbe bilden zwei Geschirre in Form eines vierüügeligen
Greifen, der eine Hellebarde hält, mit abnehmbarem Kopf und einer Perl-
muttermuschel als Schwanz. Zwei Flügel und ein Delphin dienen als Stütze.
Eine reich und prächtig getriebene eiförmige Kanne von edler Form mit
ovalen Perlmuttereinlagen auf Leib und Schulter zeigt auf dem zierlich und
hoch geschwungenen Henkel wiederum einen Neptun, diesmal auf dem
Delphin reitend. Zu dieser hier abgebildeten Kanne gehört eine große runde
Platte aus reich mit Perlmuttereinlagen versehenem Holz, von orientalischer
Arbeit. Rand und Mittelrosette bestehen aus prächtig verziertem und ver-
goldetem Silber und sind mit kleinen vergoldeten aufgenieteten Fröschen
geziert. Die Rückseite zeigt in bunter Ölmalerei vier Meeresgötter auf
Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu Leipzig, vergoldetes silbernes Gießbecken rnit getriebenen Jagdszenen,
Arbeit des Leipziger Goldschmiedes Elias Geyer, um xüxo Kat.Nr.5r
Meereswogen. Die Kunstkammern der Fürsten und großen Herren jener Zeit
waren ja reich an derartig montierten Raritäten fremdländischer Natur und
Kunst. Ich erinnere an meine Besprechung ähnlicher Werke aus den Kunst-
karnmern der Schaffgotsche und rachenberg, die auf der Breslauer Gold-
schrniedeausstellung 1905 zu sehen waren Kunst und Kunsthandwerk 1906,
Seite 22g.
Ein weiteres Beispiel bietet die Kassette des Grünen Gewölbes, von
Geyer in Silber gefaßt, eine vorderasiatische Intarsiaarbeit des XVI. Jahr-
hunderts aus Perlmutter und Ebenholz, mit Rosetten und Blattzweigen.
Offenbar diente die Kassette einem sächsischen Fürsten als Reisenecessaire.
Sie enthält 34 Gebrauchsgegenstände, meist Speise- und Toilettegeräte von
Nürnberger Arbeit, deren Formen nahe Verwandtschaften mit dem gleich-
zeitigen Pommerschen Kunstschrank und den Geräten im Lobkowitzschen
Inventar zeigen. Es sind Salzfässer, Messer, Gabeln und Löffeln, eine Kristall-
kugel, Dosen, Tellerchen, eine Sanduhr, zwei schlanke venezianische Faden-
glasiiakons mit Stöpseln, ein Tinten- und Sandfaß, eine gravierte und grün ge-
beizte Beinbüchse mit Spielrnarken, ein Muskatreiber und eine Schreibtafel
etc. Ein großes ovales hier abgebildetes Gießbecken des Grünen Gewölbes,
dessen Kanne leider nicht nachzuweisen ist, ist ein prächtiges Specimen der
50'
reifen und freien Kunst Geyers, auch tech-
nisch ein Meisterwerk. Um den ornamental
mit Muschel- und Laubwerk getriebenen
ovalen Nabel zieht sich
eine umgehende liguren-
reiche Jagdszene. Kava-
liere zu Pferde jagen mit
Hunden, Degen und Spieß
Hirsche und Eber. Den
Rand zieren in breiten
eleganten Rollwerkkartu-
sehen Gruppen kämpfen-
der Tiere, Cherubimköpfe
und Mascarons. Diese und
zwei außerordentlich weit
hervorspringende Pferde-
leiber in der Jagdszene
sind separat getrieben und
dann aufgenietet. Aus
der langen Reihe der tüch-
tigen Leipziger Goldschmiede des
XVIl. Jahrhunderts hebe ich noch
drei hervor, die wohl die bedeutend-
sten und gesuchtesten waren. Zu-
nächst Andreas Kaurdorf der ältere,
welcher 1618 Meister wurde und
Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu Leipzig, Si1- aus dessen Werkstätte die bifnföf-
berner, teilweise vergoldeter Deckelhumpen rnit getrie-
benenMeeresgottbeiten undDelphinen, Arbeit des Leip- mlge Abendmahlskanne der Evan-
zigerGoldschmiedes Hans Scboller, um 1561 K.Nr.g3 gelischen Hofkirche in Breslau
stammt, die wir abbilden. Es ist dies
eine bei den Leipziger Goldschmieden beliebte und öfters vorkommende
Form. Kräftig ausgebaucht und vergoldet ist sie mit drei musizierenden
nackten Engeln in Kartuschen getrieben, die bereits den entwickelten Ohr-
muschelstil zeigen. Näheres über diese Ornamentik mag man in Neumanns
großem Rembrandt-Werk nachlesen. Der Zwischenraum ist mit Engelsköpfen
und Fratzen ausgefüllt. Die Deckelbekrönung bildet ein Pinienzapfen. Zu
datieren ist die Kanne um 1636.
Aus dem dritten Viertel des XVII. Jahrhunderts stammt ein Abendmahls-
kelch abgebildet des Fürsten Stolberg im Schloß Roßla, der die Form eines
Glasrömers imitiert. Er ist getrieben mit Engelsköpfen, Früchtenbündeln und
Palmzweigen, dazwischen sind eine Reihe von Medaillons, Medaillen und
Plaketten eingesetzt; an der kugeligen Kuppa sind es die Brustbilder Christi
und fünf protestantischer Theologen aus jener Zeit, am walzenförmigen Schaft
die Evangelisten, am Fuß ältere Silbermedaillen. Im Boden ist eine Luther-
305
Medaille eingelassen, die durch eine vermittels eines Scharniers bewegliche
Silbermedaille Papst Innozenz XI. von 1688 verdeckt ist. Der Kelch ist eine
Arbeit des fruchtbaren Goldschmieds Balthasar Lauch, der 1670 in die Meister-
liste eingetragen wurde.
Als dritter Meister, von dem gleichfalls zahlreiche Arbeiten noch vor-
handen sind, sei Hans Scholler genannt, der 1642 Meister ward und von
dem der hier abgebildete große, walzenförmige, zylindrische Deckelhurnpen
um 1661 herstammt, welcher dem Kammerherrn von Winckler in Dresden
gehört, ein Werk, das von der Trunkfreudigkeit des XVII. Jahrhunderts schon
durch seine Dimensionen Höhe 33,4 cm zeugt. Die Laibung ist in flacher
Treibarbeit mit einem lustigen Zug von Meeresgöttern, Hippokampen und
Delphinen in hochwogender See bedeckt. Die Wölbung des Fußrandes und
des Deckels trägt naturalistische Blütenzweigfriese. Den kugelförmigen
Deckelknauf bekrönt ein Putto mit einer Girlande. Eine Gravierung um die
ÖffnungSibylla Winckler geborene Henninger anno 1671" bezeugt, daß der
Humpen seit seiner Entstehung im Besitz
derselben Familie war.
Wissenschaftlich von höchstem Werte
ist die erstmalige Zusammenstellung der Me-
daillen des älteren Hans Reinhardt. Die be-
rühmte Dreifaltigkeitsmedaille desselben, ein
Meisterwerk deutscher Goldschmiedekunst,
ist längst berühmt und bekannt. Ältere
numismatische Werke bilden sie ab, das
Monogramm I-R allerdings wurde früher auf
einen Hans Reitz oder Rietz gedeutet, bis
Gersdorf in den Blättern für Münzfreunde"
1872 den wackeren Leipziger Goldschmied
in seine Rechte einsetzte. G. Wustmann hat
dann im ersten Band des Kunstgewerbe-
blattes" 1835, Seite 161 ein reiches ur-
kundliches Material über Reinhardt veröffent-
licht. Lepzcy hat in den Mitteilungen des
k. k. Österreichischen Museums die Theorie
eines Aufenthalts von Reinhardt in Wilna
aufgestellt. Endlich hat Dr. Julius Cahn in den
Blättern für Münzfreunde" 1905, Seite 333gff.
zum ersten Male .auf die verschiedenen Typen
dieser Medaille aus den Jahren 1544, 1561,
1569 und 1574 sowie die Kopien aus dem
XVII. Jahrhundert aufmerksam gemacht und Ausstellung im Kunstgmmbemuseum zu
das bisher einzig bekannte Exemplar von 1561 Leipzig, Silberner vergoldeter Abend-
mahlskelch Rörnerform, bei des
abgebildet. Die Leipziger Ausstellung hat nun Leipzigerqofdschmiedes BauhasLrLluch,
noch eine neue Variante aus dem Jahre 1556 um 1696 KamNnGE
gebracht und außerdem von dem Typus des
Jahres 156g, das bisher nur in dem Exemplar
des Victoria und Albert-Museums zu London
bekannt war, noch ein zweites gezeigt, das
hier zum ersten Male abgebildete des Trop-
pauer Museums mit der österreichischen
Repunze von 1806. Der Corpus Christi ist
auf demselbenviel größer als auf den übrigen
Typen. Die letzten Wochen haben die von
Cahn gegebene Liste wieder um zwei Exem-
plare von 1544 erweitert, die des Wiener
Kabinetts, von denen eines Domanig in
seiner Deutschen Medaille" unter Nummer
758 abgebildet hat. Auch die übrigen Me-
daillen Reinhardts waren in Leipzig voll-
zählig vertreten und wir dürfen von Grauls
vorbereiteter Publikation wertvolle Auf-
klärungen erwarten, so über die Bedeutung
der öfter neben dem Monogramm Rein-
hardts und dem Leipziger Beschauzeichen
äfr';a;r 522921123 eingeschlagenen, respektive eingravierten
ßkwin Shpmßbum Buchstaben I-IS, den Wilnaer Aufenthalt
des Meisters etc. Von den anderen Me-
daillen Reinhardts ist hier noch der Revers derjenigen mit dem Brustbilde
Karl V. mit Szepter und Reichsapfel abgebildet. Er trägt in prächtiger
Komposition und kraftvoller Model-
lierung den gekrönten Doppeladler mit
dem spanischen Schild auf der Brust.
Rechts und links das bekannte Symbol
des Kaisers, die Säulen des I-Ierkules
und sein stolzer Wahlspruch PLVS
OVLTRE. Zu beiden Seiten desToison-
ordens stehen die Buchstaben HR des
Künstlers.
Eine weitere Abteilung der Aus-
stellung enthielt Goldschmiedewerke
fremden oder nicht nachweisbaren Ur-
sprungs aus Leipziger Besitz. Die bei-
den Leipziger Universitätsszepter von
1476 sind zwar ohne Beschauzeichen,
aber mit aller Wahrs cheinlichkeit trotz-
dem Leipziger Arbeiten. Dasselbe Teller mit der Ansicht der kaiserlichen Porzellan-
von einigen anderen wohl Leipziger fabrik in St. Petersburg, gemalt von J.Sernenow
Aus dem Werke über die
Arbeiten, die ebenfalls aus der Zeit vor kaiserliche Porzellanmanufaktur in st. Petersburg
387
einer geordneten und vorgeschriebenen Punzierung stammen. Eine sehr
beachtenswerte Nürnberger Arbeit ist der hier abgebildete gebuckelte ver-
goldete Doppelpokal mit dem Leipziger Stadtwappen, aber mit Nürnberger
Beschauzeichen, ein Besitztum des Leipziger Rates.
Wichtig für die Geschichte der österreichischen Goldschmiedekunst sind
zwei teilvergoldete Haüfebecher, deren Rand mit Frührenaissanceranken
graviert ist, und die der Mitte des XVI. Jahrhunderts angehören. Sie tragen
das Salzburger Beschauzeichen, aber kein Meisterzeichen. Es sind mir noch
einige andere Salzburger Haüfebecher von ähnlicher Form, teilweise prächtig
ernailliert, bekannt, die eine hohe Blüte der Salzburger Goldschmiedekunst
in der Renaissancezeit bezeugen. Eine demnächst erscheinende Publikation
dieser Arbeiten wird das gesamte mir bekannte Material in Abbildung und
Beschreibung vorlegen.
Der große wissenschaftliche Gewinn, den die Leipziger Ausstellung ge-
bracht hat, läßt hoffen und recht sehr wünschen, daß man in Bälde für andere
Städte dieselbe Arbeit unternimmt, in erster Reihe für Dresden und dann auch
für andere sächsische Städte wie Bautzen, Halle und andere, eine Aufgabe,
der sich am besten das Dresdener Kunstgewerbernuseum unterziehen könnte.
PETERSBURGER PORZELLAN 50' VON
J. FOLNESICS-WIEN 50'
IE Verwaltung der Petersburger Porzellanfabrik hat
kürzlich ein reich ausgestattetes Werk über die
Geschichte dieser Manufaktur herausgegeben. Bei
der geringen Kenntnis, die wir bisher über diesen
Gegenstand hatten, scheint es uns am Platze,
uns mehr mit dem Inhalt dieses grundlegenden
Werkes zu befassen als mit dessen kritischer Be-
urteilung, und zwar nicht allein deshalb, weil es
schwierig ist, über ein Werk, dessen Entstehungs-
bedingungen uns unbekannt sind, ein gerechtes
Urteil zu fällen, sondern auch weil die Arbeit trotz
augenfälliger Mängel so viel Neues bietet, daß sie unter allen Umständen als
eine höchst dankenswerte bezeichnet werden muß.
An der Abfassung des Werkes, das bereits im Jahre Igoo in Angriff
genommen wurde, ist eine Reihe von Mitarbeitern beteiligt, die vorwiegend
dem Beamtenkreis der Fabrik selbst angehören. Dasselbe ist in russischer
Sprache abgefaßt und präsentiert sich mit seinen nahezu 500 Illustrationen
und zwölf Heliogravüren nebst Markentafel als stattlicher Folioband. Am
Schluß belindet sich ein ausführlicher Auszug des Textes in französischer
Sprache. Die ersten Anfänge der Fabrik stehen mit dem auch als Mitbegründer
der Wiener Fabrik bekannten Christoph Konrad Hunger in Verbindung und
fallen in die Regierungszeit der
Kaiserin Elisabeth. Am I. Fe-
bruar 1744 schloß der in diplo-
matischer Mission in Stockholm
weilende kaiserlich russische
Kammerherr Baron Korff mit
Hunger einen Kontrakt, worin
sich dieser verpflichtete, in Pe-
tersburg eine Porzellanfabrik zu
errichten. Er übersiedelte noch
in demselben Jahre mit seinem
Schwager Heinrichson, der Mi-
niaturmaler war, von Stock-
holm nach Petersburg und be-
gann gemeinsam mit dem Che-
miker Winogradow, der ihm an
die Seite gegeben wurde, die
Errichtung einer Fabrik. Hun-
gers Kenntnisse erwiesen sich
aber nicht als vollkommen aus-
reichend und so übernahm
Winogradow, nachdem er sich
das, was ihm Hunger ver-
mitteln konnte, zu eigen ge-
macht hatte, imJahre 1748 selb-
ständig die Leitung und Hunger
wurde entlassen. Ein halbes
Dutzend ziemlich schlecht geratener Tassen war der Erfolg dieser ersten
langwierigen und sehr kostspieligen Bemühungen. Erst im Jahre 1751 war
man über das erste Versuchsstadium hinausgelangt und konnte der Kaiserin
die erste gelungene Tabatiere überreichen. Zwischen 1751 und 1753
fanden wegen Unverläßlichkeit Winogradows verschiedene Besetzungen der
Direktorstelle statt, die jedoch mit der Wiederanstellung Winogradows
endeten, der jetzt in Nikita Woinow einen technischen Mitarbeiter erhielt.
Als Brennmeister und Kapselmacher fungierte ein gewisser Christian Werner,
außerdem waren zwei Maler, ein Modelleur und zwei Bossierer angestellt.
In den nächsten Jahren arbeiten zwei Italiener, der Bildhauer Vistarini und
der Modelleur Karl Monti, an der Fabrik. Die zwei ersten Maler waren die
beiden Tscherssows, Vater und Sohn; jedoch bald wurden ähnlich wie in
Wien Akademieschüler zur Porzellanmalerei herangezogen. Der Porzellan-
scherben glich anfangs mehr dem chinesischen als dem aus Meißen. Die
Erde aus Gjel gab den Gegenständen einen etwas gelblichen, die aus Orenburg
einen weißen, etwas bläulichen Ton. Bis 1753 wurden nur kleinere Gegen-
stände, wie Tabatieren, Tassen, Messer- und Degengriffe, Glocken, Ostereier,
Vase aus dem Jahre 1762 Aus demWerke über die kaiserliche
Porzellanmanufaktur in St. Petersburg
Tabakpfeifen etc. gemacht und in der Weise der
Meißener Vorbilder bemalt. Allmählich ging man
aber zu größeren Gefäßen über und nachdem
1756 ein großer Brennofen erbaut worden war,
konnte man daran gehen, ganze Speiseservice
zu verfertigen. Ein Service mit Jagdszenen, das
Fürst Dolgoruky erhielt, zählte zu den ersten ge-
lungenen Arbeiten dieser Art. 1758 starb Wino-
gradow und Woinow trat an seine Stelle. Gleich-
zeitig hatte ein Modelleur aus Meißen, Johann
Gottfried Müller, seine Dienste angeboten und
wurde als Arkanist angestellt. Nach dem Tode
der Kaiserin, 1762, ging die Fabrik aus der Hof-
verwaltung in die des Staates über und erhielt
in Professor Michael Lomonosow ihren Direktor.
Da die Bereitung der Farben großen Schwie-
rigkeiten unterlag, suchte man sie aus dem Aus-
lande zu beziehen und hatte namentlich in einem
Hamburger Maler namens Grote, der auch einige
Rezepte zur Verfügung stellte, einen hilfbereiten I-ßußhwrvlsf ßus-ißmJfhrefwäuAu-S
Vermittler. Die einfarbige Malerei in Purpur, gisgüiziisebäfgi;
Grün, Schwarz oder Gold herrschte noch vor.
In dieser Weise wurden Blumensträuße, Landschaften und später auch Figu-
rale Vorwürfe, wie Rokokofiguren, holländische Bauern- und Kriegsszenen
in weißen Reserven auf vergoldetem Grund oder auf dem weißen Porzellan
ausgeführt. Manchmal wurden auch die Innenfiächen der Gefäße vergoldet.
Eine besondere Gruppe bildeten die
Chinoiserien. Auch Wappen, Mono-
gramme und Miniaturrnalereien, nament-
lich Porträte, kommen in dieser Periode
bereits vor.
Die Zustände an der Fabrik waren
indes nach dem Tode Winogradows
recht traurige geworden und besserten
sich erst mit dem Regierungsantritt
Katharina II. Die Kaiserin ernannte den
Leutnant der Garde Alexander Tsche-
potiew zum Direktor und dieser brachte
wieder einige Ordnung in den Gang der
Dinge. Aus Wien kam Josef Regens-
burg, von dem dort weilenden Grafen
Tschernyschew empfohlen, aus Meißen
der Bildhauer Karlowsky und als Werk-
Teller aus demjnhre x76 Aus dem Werke über die
kaiserliche Porzellanmanufaktur in St. Petersburg mElStCf, dem hauptsachlich die BYOUZC-
51
fassungen oblagen, wurde 1764 der Franzose
Arnoult angestellt. Zur Heranziehung geeigneter
Arbeitskräfte wurde eine Fabrikschule gegrün-
det und auch an einen soliden Neubau der
Fabrik geschritten; dieser
wurde jedoch erst unter dem
inzwischen neu ernannten Di-
rektor Wiazemsky zu Beginn
der Achtzigerjahre vollendet.
Unter den Ausländern, die
Wiazemsky anstellte, ist na-
Tasse mit Unterschale und dem Monograrnm der Kaiserin Eli- mentlich der Bildhauer
sabeth Aus dem Werke über die kaiserliche Porzellanmanufaktur Rachette zu nennen
in St. Petersburg
Maler, die nach 1783 in der
Fabrik arbeiteten und unter denen einige in der Miniaturmalerei Vorzügliches
leisteten, waren aber sämtlich Russen. Zur selben Zeit wie in Wien trat
ein sichtlicher Aufschwung ein. Die Produktion steigerte sich 1794 bis zu
38.000 Objekten im Jahre, wozu 657 Formen in Anwendung kamen und von
denen 19.000 Stück mit Malereien verziert waren. Der Wert der Erzeugnisse
belief sich nahezu auf 10.000 Rubel.
Als Vorbilder galten noch immer die Erzeugnisse des Westens. Antike
Motive verdrängten die des Rokoko. Gleichzeitig begann man auf nationale
Darstellungen größeren Wert zu legen und malte Völkertypen Rußlands,
hauptsächlich nach einem Werke von Georgi, ferner russische Kaufleute
und Gewerbetreibende auf die Porzellane.
Auch Zeitereignisse und Porträte, namentlich das der Kaiserin, bildeten
den Schmuck zahlreicher Objekte. Das
Service der achten", das damals nach
einem MeißenerVorbild ausgeführt wur-
de, erinnert an die Siege, welche Ruß-
land zur See über die Türken errang.
Andere Stücke verherrlichten in alle-
gorischer Form die Taten der Kaiserin
auf dem Gebiet der Politik und der Ver-
waltung. Arnoult modellierte prächtige
Vasen, Armleuchter, Statuetten, Eßbe-
stecke und so weiter. Der Einfluß von
Sevres kommt vielfach zur Erscheinung.
Eines der schönsten und reichsten Ser-
vice wurde 1784 ausgeführt; es bestand
aus 973 Stücken, war für 60 Gäste be-
rechnet und kostete 25.000 Rubel. Es ist
mit antikisierenden Ornamenten verziert,
Teller Aus dem Werke über die kaiserliche Por-
die von antiken Kopfen unterbrochen zellanmanufaktur in st. Petersburg
werden; der dazu gehörige Tafel-
aufsatz besteht aus sieben Grup-
pen und wurde von Rachette
modelliert. Das Mittelstück bildet
eine 62 Zentimeter hohe Statuette
der Kaiserin auf einem von alle-
gorischen Figuren flankierten Po-
stament. Das Service befindet sich
im Museum des Winterpalais, der
afelaufsatz im Fabriksmuseum.
Ähnlich umfangreiche Service
mit Tafelaufsätzen allegorisch-
mythologischen Charakters wur-
den zur selben Zeit im Auftrag
des Hofes zu Geschenkszwecken
angefertigt. Werke Clodions, Fal-
conets und des russischen Bild-
hauers Schubin sowie antike Sta-
tuen dienten hiebei als Vorbilder.
Andere Service dieser Zeit sind
mit Feldblumen oder mit Vedu-
ten, worunter nebst russischen
Stadtprospekten namentlich sol-
che aus Italien beliebt waren, ge-
schmückt. Die Blumen erscheinen
manchmal auf Goldgrund. Auch
figurale Malereien, sowohl Alle-
gorien als auch genreartige Sujets
wurden ausgeführt. Neben der
Plastik der Tafelaufsätze fioriert Vase aus dem Jahre x78o Aus dem Werke über die kaiser
ailctilikeldqe liche Porzellanmanufaktur in St. Petersburg
as ie name
büsten und Medaillons oft Vorzügliches leistet. Das Beste dieser Art ist auf
Rachette zurückzuführen.
Auch unter der folgenden Regierung Pauls I. nahm die Fabrik einen
ungestörten Fortgang; sie beschäftigte jetzt über 200 Arbeiter. Rachette stand
noch immer an der Spitze der Bildhauer und Modelleure, die Leitung der
Maler, die Brennöfen und das Laboratorium waren dagegen in russischen
Händen. Müssen die künstlerischen Leistungen im allgemeinen als be-
friedigende bezeichnet werden, so waren dagegen die Resultate der Fabrik
vom kommerziellen Standpunkt recht traurige. Die Preise waren unver-
hältnismäßig hoch, die Menge des nicht verkauften Porzellans nahm von
Jahr zu Jahr zu, von 1797 bis 1801 stieg sie von 86.000 auf 141.000 Rubel.
Aber mochten die finanziellen Ergebnisse auch noch so weit hinter einem
5X
Solixär Aus dem Werke über die kaiserliche Porzellanmanufaktur in St. Petersburg
kaufmännischen Gewinn zurückbleiben, der Staat kargte nie mit seinen
Mitteln. Im Jahre 1798 präsentierte der offizielle Protektor der Fabrik, zu
dieser Zeit Prinz Jussupow, dem Kaiser ein neues Prachtservice, dessen
Tafelaufsatz einen Apollotempel darstellte, in der Mitte die Statuette des
Gottes, zu beiden Seiten allegorische Figuren, Nymphen, Vestalinnen und
so weiter.
Von den um 1800 für den Kaiser hergestellten Servicen erinnerten
die meisten in ihrem malerischen Schmuck an die in Italien empfangenen
Eindrücke. Die Formen werden in dieser Zeit einfacher, an Objekten von
mittlerer Größe werden zylindrische Wandungen bevorzugt. Kombinationen
von Porzellan mit Bronze und schönen Steinsorten sind häufig. Ein Wasch-
service, das 1801 für die Kaiserin Maria Feodorowna bestellt wurde, wurde
demjenigen nachgebildet, das die Königin Marie Antoinette der Gräfin Du
Nord in Paris geschenkt hatte. Es wurde erst unter Kaiser Alexander I.
beendet und befindet sich im Palais Pawlowsk in Petersburg. Einen Haupt-
stolz. der Fabrik bildeten ungewöhnlich große dekorative Vasen von antiki-
sierender Form; sie haben in der Regel breite Mündungen und überhöhte
Henkel, die sich zum Vasenrand von oben herabbiegen, an Stelle der Henkel
finden wir oft antikisierende schlanke Frauengestalten. Zu Ende der Re-
gierung Alexanders I. erhalten die Vasen schlankere Formen. Daneben wurden
aber auch in dieser Zeit noch weiter Vasen in chinesischer Art erzeugt. Zu
Beginn der Regierung Alexanders I. trat an der Fabrik ein starker Personal-
wechsel ein. Gleichzeitig wurde von Professor Hattenberger, einem Mann,
393
der sich beson-
ders durch Anfer-
tigung von Aqua-
rellentwürfen im
Empirestil für die
Dekoration der
Porzellane her-
vortat, ein neues
Reglement ausge-
arbeitet, das der
Kaiser 1804 bestä-
tigte. Es wurde
ferner beschlos-
sen, drei Werk-
fiihrer aus der kö-
niglichen Fabrik
in Berlin nach Suppenrerrine, um 1770 Aus dem Werke über die kaiserliche Porzellanmanufaktur
in St. Petersburg
Petersburg zu be-
rufen. Einer derselben, namens Seifert, erbaute drei Brennöfen nach neuestem
System, wodurch der Fortgang der Arbeiten in außerordentlicher Weise ge-
fördert wurde. Guriew, der zu dieser Zeit trotz aller sonstigen Schwankungen
in der Besetzung der wichtigsten Posten ununterbrochen die künstlerische
Leitung der Fabrik in Händen hatte, verstand es, geeignete Talente heran-
zuziehen, deren Einiluß sich bald in erfreulicher Weise geltend machte. So
berief er den Privatdozenten an der Kunstakademie Stephan Pimenow, der zu
den besten russischen Bildhauern dieser Periode zählte, und ließ aus Paris
den Maler Adams kommen. Als dieser
den Erwartungen nicht vollkommen ent-
sprach, bewarb er sich unter Zusicherung
hoher Gagen um weitere Kräfte und
erreichte es, daß r8x5 der Porzellan-
erzeuger Peter Karl Landelle, der Dre-
her Ferdinand Davignon, derDekorateur
Denis j. Moreau, der auch Soldaten-,
Landschafts- und Genremaler war, und
Schwabach, genannt Fontaines, nach
Petersburg kamen.
Die Farben wurden noch immer,
wenigstens zum Teil, aus dem Ausland
bezogen, und zwar aus Berlin und Paris.
Charakteristisch für die Porzellane
aus der letzten Zeit der Regierung
Alexanders I. ist das Auftreten krie-
Teller, nach x8a4 Aus dem Werke über die kai-
serliche Porzellanmanufaktur in st. Petersburg gerischer Embleme an Tellerrandern
und als Füllungsornamente, die durch
eine gewisse Schwerfälligkeit der
Komposition auffallen. Im übrigen
werden nationale Typen häufiger,
ebenso wie Typen aus der Armee
und Porträte. Gleichzeitig fängt die
Wiedergabe von Gemälden an, sich in
den Vordergrund zu drängen, wobei
das keramische Erzeugnis als solches
an Bedeutung zurücktritt. Mehr als
je blieben jetzt die bedeutendsten und
gelungensten Erzeugnisse im Besitz
des Hofes, während das Mittelgut als
Geschenk an den hohen Adel verteilt
wurde und nur das Minderwertige
zum Verkauf an Private gelangte.
Das Todesjahr Kaiser Alexan-
ders 1825 war auch das des Direk-
tors Guriew. Die nächsten Jahre
brachten abermals tief einschneidende
Veränderungen sowohl in admini-
strativer Beziehung sowie hinsichtlich
des Personals. Man trachtete die Aus-
länder allmählich durch einheimische
Kräfte zu ersetzen. Um 1844 waren
fast sämtliche Bildhauer und Model-
leure, Maler und Dreher Russen; aber
wenige Jahre später sah man sich
wieder genötigt, verschiedene Arbeits-
Vase aus dem Jahre x828 Aus dem Werke über die kräfte aus Sievres heranzuziehen, so
kaiserliche Porzellanmanufaktur in St. Petersburg Jakob DeriViäTC und darauf
die französischen Maler Boudet und
Beauce. In technischer Hinsicht wurden neuerdings die verschiedensten
Versuche gemacht; so wurde 1836 Erde aus Limoges verwendet, um die
Porzellane in ihrer Farbenwirkung den französischen zu nähern, um 1844
wurde Erde aus England bezogen. Der Stil der Arbeiten folgte hiebei fast
stets den Modeströmungen des Westens. Das Neurokoko und der Natura-
lismus der Fiinfzigerjahre herrschen vor. Nur ab und zu werden nationale
Motive aufgegriffen, wie zum Beispiel das des Kremlservices", komponiert
nach einer silbernen russischen Platte des XVII. Jahrhunderts. Unter Ale-
xander II. wurde nach Abgang Beauces der Maler Lippold aus Dresden
angestellt; unter den besten russischen Malern dieser Zeit sind dagegen
Krjukow und Tytschagin für Figuren, Dudin für das japanische Genre und
Nesterow zu nennen. Zu Beginn der Siebzigerjahre wendete man sich auf
Wunsch der Kaiserin
Vorbildern aus Eng-
land zu und der Bild-
hauer Spieß mußte
Modelle von dorther
nach Petersburg brin-
gen; aber weder die-
ser Versuch noch der,
nationale Motive zu
verwenden, führte zu
günstigen Resultaten
und die Preise, wel-
che die Fabrik auf den
Ausstellungen von
1861 und 1870 in
Petersburg, 1863 in
London, 1867 in Paris
sowie der erste Preis,
den sie 1873 in Wien
errang, erklären sich
mehr durch den Nie-
dergang der Kunst
im Westen als durch
ihre positiven Verdienste. Die folgende Zeit unter der Regierung Ale-
xanders III. 1881 bis 1894 brachte nach technischer Richtung zahlreiche und
eingreifende Verbesserungen sowohl hinsichtlich der Masse und der Farben
wie in Bezug auf die Brandöfen. Nach
künstlerischer Seite wurde durch An-
stellung vorzüglicher Maler, wie Timo-
feiew für das Figurale, Lapschin für
Ornamente, Lukin für Blumen und Suli-
man-Grudzynsky für Malereien unter
der Glasur manches Gute erzielt. Was
die Unterglasurrnalereien betrifft, so
wurden sie unter spezieller Leitung des
dänischen Malers Liisberg an der Fabrik
eingeführt und werden bis heute mit
vielem Erfolg weitergepf-legt. Nachdem
Guriew 20 Jahre an der Spitze der Fabrik
gestanden, nahm er im Jahre 1900 seinen
Abschied und der gegenwärtige Direktor,
Baron N. B. von Wolff trat an seine Stelle.
Teller mit Soldatentypen aus der Zeit Alexanders l. des Markenwesens ist
"ber die kaiserliche Porzellan-
emrnaäixfgkltlur in St. Petersburg folgendes als das Wichtigste hervorzu-
Platte aus der Zeit Alexanders l. Aus dem Werke über die kaiserliche Por-
zellanmanufaktur in St. Petersburg
Jyv
Tischplatte aus der Zeit Alexanders I. Aus dem Werke über die kaiser-
liche Porzellanmanufaktur in St. Petersburg
heben Für die Zeit der
Kaiserin Elisabeth und
Peters III. 1751 bis 1762
war der Reichsadler als
Fabriksmarke üblich. Seit
Katharina II. 1762 bis
1796 kam das Mono-
gramm des jeweiligen Re-
genten als Fabriksmarke in
Verwendung. Da jedoch
die Magazine nach jedem
ThronwechselWeißporzel-
lane der vorangegangenen
Epoche enthielten, so kam
zur alten Unterglasur-
marke noch eine neue in
Muffelfarben eingebrannte
hinzu, die die Zeit der De-
koration bezeichnete. Der
Reichsadler der ersten
Periode ist entweder ver-
tieft in die Masse einge-
preßt oder in Schwarz
oder Gold aufgemalt. Unter Katharina II. wurde das Monogramm der Kaiserin
in Blau unter der Glasur angebracht. Objekte, die für die I-Iofküche ange-
fertigt wurden, erhielten überdies die Bezeichnung Hofküche" pridworin.
Bei kleinen Objekten, die nach Sevres-Modellen erzeugt wurden, Findet man
neben dem Monogramm oft die Marke von Sevres. Seit Paul I. 1796 bis 1801
erscheint die Krone über dem Monogramm. Unter Alexander II. und seinen
Nachfolgern wurden die Marken in Chromgrün unter der Glasur angebracht,
manchmal aber auch in Blau über der Glasur. Gegenwärtig ist eine braune
Marke üblich.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50' VON
LUDWIG HEVESI-WIEN 50'
AS KAISERIN ELISABETH-DENKMAL. Am 6. Juni wurde in Anwesen-
heit des Kaisers und des Hofes das Denkmal im Volksgarten enthüllt, das ein privates
Komitee auf Grund einer sehr erfolgreichen Sammlung dem Andenken der edlen Märtyrerin
errichtet hat. Die Künstler sind Oberbaurat Friedrich Ohmann für den Entwurf und Pro-
fessor Hans Bitterlich für die Figur. Es ist ein Gartendenkrnal mit allen Elementen einer
Gartenstimmung. Im hohen Eisengitter des Volksgartens ist ein eigenes Tor eröffnet, von
dem man über breite Parterreanlagen hinweg bereits den Blick auf das Denkmal hat, das
sich in der Perspektive zwischen zwei hohe, jonisierende Säulen mit eirunden Vasen ein-
ordnet. Eine junge Lindenallee mit Sitzbänken fuhrt darauf hin, an einem vertieften Rasen-
JVI.
parterre vorbei, das die Figur im Verhältnis noch erhöht und einem viereckigen Bassin, in
dem auf zwei viereckigen Ständern halbrunde Marmorschalen Wasserstrahlen empor-
senden. Auch in zwei rechteckigen Marmoreinbauten, die hübsch mit Reliefs geschmückt
sind, springt und fällt reichliches Wasser, unter anderm aus vier von Putten gehaltenen
Urnen. Plätschern des Wassers und Gesang der Vögel, dazu reichlicher Blumenschmuck
in Beeten, die in dem Marmor des baulichen Rahmens eigens ausgespart sind. Wasser-
pflanzen im großen Becken, grünes Rankenwerk über die Wände hin, mit dem Marmor-
ornament wetteifernd, das auch zumeist Pflanzenmotive zeigt, sogar ganze Blumenkörbe,
die als Eckabschlüsse der Hauptwände angebracht sind. Um die Statue her zieht sich im
Halbkreis eine Wand, mit langem Inschriftstreifen unter der Attika, darauf die Worte
Ihrer unvergeßlichen Kaiserin errichteten dieses Denkmal in unwandelbarer Liebe und
Treue Österreichs Völker 1907." Abschließend die Jahreszahlen 1837 und x898. Die
grüne Umfassung bilden hohe Treillagewände, die sich mit Feldahorn füllen werden, und
dahinter sollen fünf hohe
Pappeln den Blick gegen
die unruhigen Massen des
Burgtheaters begrenzen.
Die 2-50 Meter hohe sitzen-
de Figur ist aus einem roh
15.000 Kilogramm, behauen
8.000 Kilogramm wiegen-
den Block Laaser Marmors
gearbeitet. Der Künstler
suchte nach einem Mittel-
weg zwischen der wirk-
lichen Erscheinung und der
monumentalen Wirkung
und das führte ihn zur Sti-
lisierung oder vielmehr
Idealisierung. So hat er an
der Haartracht wesentlich
geändert und die Stirnfran-
sen durch antikisierende
Scheitel ersetzt. Auch das
Gewand ist frei erfunden;
der obere Teil mit den auf
der Brust gekreuzten Vor-
derblättern und den weiten
offenen Ärmeln erinnert am
ehesten an ein japanisches
Kimono; der untere Teil ist
weitfaltig und drapiert sich
gut. Der Schliff des Mar-
mors weckt den Eindruck
von seidenem Schimmer.
Über der linken Schulter
liegt ein leichtes Fransen-
tuch, das auch die eine
Lehne des einfachen Sitzes
bedeckt. Auf der anderen
Lehne liegen Rosen, da- Vase aus dem jahre 1830
neben zwei Bücher, das Aus dem Werke über die kaiserliche Porzellanmanufaktur in St. Petersburg
52
Bemalte Figuren, modelliert von Spieß, 1864 bis x866 Aus dem Werke iiber die kaiserliche Porzellanmanu-
faktur in St. Petersburg
obere offen. Die Kaiserin hat gelesen und sinnt nun, die Hände müßig im Schosse, still vor
sich hin. Ein auffallendes Motiv sind zwei prächtige Leonberger Hunde, die beiderseits des
Sockels ruhen, die Köpfe am Boden, und die Silhouette des Aufbaues ergänzen. Am Sockel
ist eine graue Marmortafel eingelassen mit der Inschrift Elisabeth, Kaiserin von Öster-
reich." Im Detail der Architektur hat Obmann die verbrauchten Schulformeln gemieden;
bloß die zwei Säulen gestattet er sich und in den beiden Brunnennischen sind die Reliefs
in gewohnter Art als Füllungen verwendet. Die Flächen haben höchstens einzelne Kehlun-
gen, eventuell ein fast nur angedeutetes Kymation. Nach genauem Soll und Haben ist es
ein Vermittlungsstil, der aber doch den modernen Habitus anstrebt. Die Statue hält sich
von Modernitäten frei. Als Material dienen für die Architektur mattweißer marmorartiger
Kalkstein aus einem alten, wiedereröffneten Bruch zu Seghetta bei Trau, grauer Marmor
von St. Veit an der Glan und wetterbeständiger schwedischer Verdatre", grau und weiß
gestriemt mit grünlichem Stich. Die Kosten des Denkmals betragen 400.000, die der Park-
anlagen gegen 100.000 Kronen.
ALLENSTEIN-BILDER. Der k. u. k. Restaurator Hermann Ritschl hat
soeben eine Anzahl von Bildern des Wallenstein-Zimmers im Egerer Stadt-
museum, die vor einigen Monaten durch einen im Nebenzimmer ausgebrochenen
Brand stark gelitten hatten, vortrefflich restauriert; darunter das bekannte Bildnis Wallen-
steins, das lange als Kopie nach Van Dyck" ging und mit dem Graf Waldstein-
schen auf Schloß Dux in Verbindung gebracht wurde, und zwei große Szenen der
Ermordung. Eine der letzteren zeigt, wie der Herzog im Nachthemd von Macdonald
und Deveroux mit Hellebarden getötet wird. Das Interieur ist umständlich abgebildet.
Zwei eisenbeschlagene Koffer stehen im Zimmer, auf dem Tische liegt die sehr ansehn-
liche Uhr, die auf halb zwölf zeigt; neben der einzigen Kerze, mit dickem Lichthof
um die Flamme, liegt die Lichtputze, neben dem Schreibzeug ein Zirkel, unter dem
Bette Hausschuhe. Die Unterschrift lautet Wahre Abbildung der Execution so zu Eger
den 25. Febr. Anno 1634 fürobergangen". Die Figuren sind bezeichnet als Gewesenden
Generalissimus Von Fridtlandt", Herr Hauptmann Walder de Ebrevc" statt Deveroux;
x..... ...
Wahre Abbildung der Jenigen Execution So zu Eger den 25 Februar A0 1634 fürüber-
gangen", bei den Figuren Ziffern zur untenstehenden Namensliste stellt die Ermordung
der Generäle vor. Gedeckte Tafel, einzige Kerze, gezogener Degen, Musketenfeuer; nebenan
die Küche, wo Rittmeister Neumann getötet wird. Der Kunstwert ist Null; es ist augen-
scheinlich lokale Malerei, die aber an Ort und Stelle kurz nach dem Ereignis entstanden
sein muß, denn die Gemächer haben noch ihre Renaissancemöbel. Die späteren, noch
populärer gefaßten Kopien, vielmehr Varianten, bei denen aber die Aktion genau bei-
behalten ist, haben schon Barockmöbel und anderes Kostüm. Diese Bilder sind nun wieder
ganz hergestellt. In dem ruinösen Zustand befinden sich noch zwei Porträte des sechs-
jährigen Wallensteins, von 1589, einst dem Sanchez Coello zugeschrieben, und das statt-
liche Bild der auch bei Schiller vorkommenden Bürgermeisterin Anna Margaretha Renner
geborene Pachhälbel oder Pachhäubel. Hier fehlt die obere Hälfte ganz und wird nach
den Photographien neu zu malen sein; das schöne Kostüm ist erhalten. Die Bilder hatten
namentlich auch durch den metallischen Niederschlag von Dämpfen zu leiden, die sich
aus geschmolzenem Zinngeschirr entwickelten.
""v"'"'a'-"-""'"" W-W-
HARLES WILDA. In der Nacht zum 11. Juni ist dieser liebenswürdige Maler im
Wiedener Krankenhaus den Folgen eines am 27. Mai erlittenen Schlaganfalls
erlegen. Er war in Wien am 2c. Dezember 1854 geboren und Schüler Leopold Müllers,
dessen ägyptisches Erbteil er auch antrat. Sein Arabischer Märchenerzähler" gewann ihm
1895 den Kaiserpreis. Dieses Wiener Ägypten um 1870, das ein volles Menschenalter
währte, lebt eigentlich von Pettenkofen und ist ein brillantes Atelierprodukt, noch unbe-
rührt von den optischen Freiheiten der Neuzeit. Alfons Mielich ist der letzte Ausläufer,
J. V. Krämer hat schon das Phänomen als solches auf ägyptische Motive anzuwenden
versucht. Wilda nahm allerdings das Thema damals mit einer knisternden Jugendfrische
auf, man liebte daran die neue Hand. Aber auch das frischgrüne Dorf, dem der Heim-
gekehrte sich wieder zuwandte, ließ man sich gern gefallen, obwohl es nach all der Wärme
sogar auffallend kühl ausfiel. Wilda war jedenfalls ein ansprechendes Talent, das auch seinen
regelrechten Weg der Ehren machte x898 kleine goldene Staatsmedaille, 1900 Dobner-
Preis, 1904 große goldene Staatsmedaille. Und er strebte nach Kräften ins Höhere. Seine
preisgekrönte Prinzessin Turandot" von 1904 war ein ganz neuartiges Unternehmen,
vermutlich von Boutet de Monvel und irgend welchem Engländer angeregt. Eine märchen-
hafte Szene von größter Appetitlichkeit, ein ganzer Hofstaat in Gold und Juwelen, gold-
gelb die herrschende Farbe und ausgeführt mit der Zierlichkeit eines juweliers. Es war
ein Erfolg und nicht bloß bei den Unkritischen. Auf diesem Wege war sogar modem"
weiterzukommen. In der Tat sehen wir 1996 sein Bild Gulliver und die Riesenfräulein",
allein dieses ist schon für die Vervielfältigung geschaffen und trägt mehr dem großen
Publikum Rechnung. Es ist leicht ins Chinesische pointiert Schlitzaugen und dergleichen
und mit einer glitschigen Glätte behandelt. Sein diesjähriges Bild Prinz und Bauern-
mädchen" ist wieder künstlerischer beabsichtigt, das Märchenmäßige auch als malerische
Stimmung ausgedrückt durch die wunderartige Plötzlichkeit der schwefelgelben Prinzen-
iigur in all dem dämmerigen Grau der Szene. Man merkt, daß das Anschlagen dieser
gelben Note etwas Seltsames ankündigt. Immerhin ist der Einfall nicht ausreichend durch-
geführt. Schade, daß dies sein Letztes bleiben sollte. Er war eine feine lichtempfindliche
Natur und stand noch auf der Höhe des Schaffens. Er war innerlich noch lange nicht zu Ende.
AS KIND. In der dem Kinde gewidmeten Ausstellung, welche die Rotunde füllt,
erregt modernes Spielzeug bei Groß und Klein viel Gefallen. Wien ist auf diesem
Gebiete jetzt weit voraus. Die für Edinburg geplante Spielzeugausstellung wird dies
neuerdings bekräßigen. Auch Paris merkt es bereits und Fräulein Marie von Uchatius,
u..." .......... Je... ..... ..... ......- .....- b.....-..- .-.a ..- ...e.. w. n.
sieht man Arbeiten der Wiener Werkstätte. Im Vordergrund steht C. O. Czeschka, der in
einer großen Vitrine eine ganze Schlacht ausgestellt hat, zwischen Rittern hoch zu Roß
und Fußvolk, alles bis an die Zähne geharnischt. Die Figuren sind im lebensgefährlichen
Handgemenge begriffen. Lanzen von allen Farben kreuzen sich, Schilder mit allerlei bunter
l-Ieraldik stemmen sich entgegen, Schwerter sind geziickt, Rosse überkugeln sich, Gefallene
versuchen zu sterben. Und dabei sind es lauter einzelne Figuren, in der primitivsten Weise
gestaltet und bemalt. Der Rumpf ist immer gedrechselt und sieht arg einem Kegel ähnlich,
die Gliedmaßen und WalTen sind angeleimt. Und trotzdem ist eine eigene Art von Leben in
den Figuren, wie ja in den Puppen des Puppenspiels auch, und ein naives Publikum kommt
alsbald hinter die Güte dieses Ulks. Sehr putzig ist auch das von Kolo Moser ausgestellte
Dorf. Lauter einzelne Häuser in allen Farben, ganz simpel im Blockstil gebildet und zu
einer Gasse zusammengestellt, die auf einen Markt mit zweitiirmiger romanischer Dorf-
kirche, Gemeindehaus und allem sonstigen Zubehör führt. Das Zusammenstellen dieser
unverwiistlichen, in ihrem geometrischen Bestand unantastbaren Objekte ist gewiß ein
großer Spaß für kleine Leute und ihr künstlerischer Instinkt geht dabei auch nicht leer aus.
Auch die gedrechselten und effektvoll bemalten Kostümtiguren Mosers sind in ihrer Art
vorzüglich. Der Begriff Puppe" ist da gewissermaßen kristallisiert. Einige Damen dieses
fleißigen Kreises haben sich durch Erschaffung solcher Figuren nützlich gemacht. Minka
Podhajska zeichnet sich in Tieren aus, mit verstellbaren Gliedmaßen, und manche haben
auch Humor im Leibe. Ein gewisser schwarzer Löwenpudel zum Beispiel erinnert auf-
fallend an eine Kanone, in der die Protze steckt; natürlich vierfüßig, was viel zweckmäßiger
ist als die Räder des wirklichen Geschützes. Ausnehmend heiter wirkt ein Aufzug von
weißgekleicleten kleinen Mädchen unter der Obhut zweier Gouvernanten von echter Typik,
sie sind von Fanny I-Iarliinger-Zakucka. Schließlich ist auch ein kleines Puppentheater von
drastischer Wirkung vorhanden, mit stoifbekleideten Charakterpuppen, die selbst ein
Japaner gelten lassen dürüe.
KLEINE NACHRICHTEN 50'
LT-LÜDVVIGSBURGER PORZELLAN. Anschließend an die im Herbst 1905
im königlichen Residenzschloß in Stuttgart veranstaltete Ausstellung von Erzeug-
nissen der ehemaligen Ludwigsburger Porzellanmanufaktur, hat Herr Otto Wanner-Brandt
unter dem Titel Album der Erzeugnisse der ehemaligen württembergischen Manufaktur
Alt-Ludwigsburg nebst kunstgeschichtlicher Abhandlung von Professor Dr. Berthold
Pfeiffer, Stuttgart x9o6, eine Publikation veranstaltet, die der kunstgeschichtlichen Forschung
ein umfassendes Material zur Verfügung stellt. Außer den Stücken der Ausstellung wurden
Aufnahmen in verschiedenen Sammlungen sowie im Museum vaterländischer Altertümer
in Stuttgart gemacht, so daß eine, wenn auch nicht vollständige, so doch sehr reichhaltige
Übersicht über die Erzeugnisse dieser Manufaktur geboten werden konnte. Das Album
enthält eineMarkentafel mit den Fabrikszeichen allerPerioden sowie mit jenen Malerzeichen,
die auf den herangezogenen Porzellanen vorgefunden wurden. Darauf folgt ein Verzeichnis
der im Album vertretenen Sammlungen, es sind ihrer 103. Daran schließt sich eine kurze
geschichtliche Darstellung der Entwicklung der Fabrik, die uns auf 24 Seiten mit dem all-
mählichen Aufblühen und langsamen Sinken der x7 58 ins Leben gerufenen Anstalt ver-
traut macht. Den Schluß des textlichen Teiles bildet die Beschreibung der Abbildungen.
Diese selbst umfassen unter Nr. bis 562 Gruppen und Figuren, und unter Nr. xooo bis
1317 Vasen, Geschirre und Geräte, daran schließen sich noch als Anhang acht Tafeln mit
Porzellanen aus dem Besitz der Großfürstin Konstantin von Rußland. Sämtliche Reproduk-
tionen sind in Lichtdruck hergestellt. Was die Größe der Abbildungen betrifft, so hat man
sich bei der Mehrzahl der Objekte auf das kleinste noch zulässige Maß beschränkt. Als
Nachschlagewerk zum Zweck des Vergleichs wird diese Publikation sowohl in Museen wie
in den Händen der Sammler ohne Zweifel ihren Zweck erfüllen, als abschließende Arbeit
kann sie und will sie wohl auch nicht betrachtet werden. J. Folnesics
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM so-
KÜRATORIÜM. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Ent-
schließung vom 2. Juni d. J. in Würdigung hervorragend verdienstlicher Leistungen
und erfolgreicher Mitwirkung bei der Errichtung des Kaiserin Elisabeth-Denkmals in Wien
dem Mitglied des Kuratoriums des k. k. Österreichischen Museums, Oberbaurat Friedrich
Ohmann, den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse mit Nachsicht der Taxe allergnädigst
zu verleihen geruht; ferner haben Seine k. und k. Apostolische Majestät mit Allerhöchstem
Handschreiben vom 14. Juni d. j. in Anwendung des Grundgesetzes über die Reichs-
vertretung vom 2x. Dezember 1867, beziehungsweise des Gesetzes vom 26. Jänner xgo7
Allerhöchstihrem Zweiten Obersthofmeister, Geheimen Rate und Kämmerer Alfred Fürsten
von Montenuovo, Mitglied des Kuratoriums des k. k. Österreichischen Museums, die
erbliche Reichsratswürde allergnädigst zu verleihen geruht.
AHRESBERICI-IT DES K. K. ÖSTERREICHISCHEN MUSEUMS.
Der kürzlich zur Ausgabe gelangte Bericht des k. k. Österreichischen Museums über
das Jahr x9o6 beginnt mit der Feststellung der Ergebnisse der Hausindustrieausstellung.
Von ganz besonderem Werte für die Ausnutzung derselben erwies sich die seitens des
Unterrichtsministeriums veranlaßte Einberufung einer großen Zahl von Fach- und Gewerbe-
schuldirektoren und -professoren zum Zwecke des Besuches der I-lausindustrieausstellung.
Was den durch die Ausstellung bewirkten Aufschwung einzelner Industrien betrifft, so
war vor allem eine bedeutende Zunahme des Absatzes an gehäkelten Spitzen zu ver-
zeichnen, der rund 70.0o0 betrug.
Ferner war die Ausstellung für die Weißstickerei namentlich in der Chrudimer
Gegend, wo sie an 3000 Frauen beschäftigt, für die Durchbrucharbeit der Gegenden von
Wallachisch-Meseritsch und Bleiberg, für die Passementerien aus Weipert sowie für die
Handweberei gewisser Gegenden nicht ohne Nutzen. Auch auf die Teppichindustrie im
Waldviertel, auf die Blumenfabrikation der Schluckenauer Gegend, die Grödener Heiligen-
schnitzerei und die Cortinenser Kleinkunst übte die Ausstellung ihren fördernden Einfluß
aus. Von besonderem Werte war die Vorführung bemalter Bauernmöbel der Alpenländer
aus der Barockzeit, die namentlich von Möbelfabrikanten sowohl aus Wien wie aus der
Provinz mit Befriedigung begrüßt wurde.
An diese Ausstellung reihte sich die auf Anregung Ihrer k. u. k. Hoheit der Frau
Erzherzogin Maria josefa veranstaltete Spitzen- und Porträtausstellung. Sie brachte eine
Übersicht über fast alle wichtigen Spitzentypen seit ihrer Entstehung im Orient und in
Italien bis in die neueste Zeit. Am Eröifnungstag dieser Ausstellung 24. März wurde
nebst dem Katalog ein Kaiserin Elisabeth-Album, 31 Porträte weiland Ihrer Majestät der
Kaiserin Elisabeth enthaltend, ausgegeben.
Am 28. April besuchte Seine Majestät der Kaiser diese Ausstellung, welche auch
von mehreren anderen Mitgliedern des Allerhöchsten Kaiserhauses besichtigt wurde.
Vom xo. bis 24. uni fand eine Ausstellung von Schülerarbeiten der Kunstgewerbe-
schule des k. k. Österreichischen Museums statt. In 24 Abteilungen gegliedert, umfaßte sie
alle zur Verfügung stehenden Räume des Hauses und repräsentierte alle Abteilungen des
vorbereitenden Unterrichts, die Hilfsdisziplinen mit ÜbungsFachern, ferner alle Fach-
schulen, Spezialschulen und Kurse. Am 2c. November wurde die Winterausstellung
eröffnet. Sie bot eine ungewöhnlich große Reihe von Interieurs in historischen Stilen,
sowie solcher, die in moderner Weise komponiert waren, und wurde von Seiner k. und k.
Hoheit Herrn Erzherzog Franz Ferdinand und einer Reihe anderer Mitglieder des Aller-
höchsten Kaiserhauses besucht.
Neu ausgestellt wurden in den Sarnmlungssälen zahlreiche Sevres-, Altwiener
und japanische Porzellane aus fürstlich Metternich-Winneburgschem Besitz, die für
längere Zeit im Museum verbleiben sollen.
An Geschenken kamen dem Museum nebst anderem von seiten des Unterrichts-
ministeriums eine Plakettensammlung nach P. Flötner und einige farbige Skizzen für
Mosaikbilder von Professor A. Roller und J. v. Mehoifer, ferner durch Dr. A. Figdor einige
Silbergegenstände zu. Graf Karl Lanckororiski schenkte dem Museum ein Exemplar eines
großen Werkes über den Dom von Aquileia, das königliche Kunstgewerbemuseum in
Berlin das Tafelwerk über den Pornmerschen Kunstschrank. Als bemerkenswerte An-
käufe sind unter anderem ein deutscher Goldschmuck des XVIII. Jahrhunderts, Wiener
Silber von J.Würt.h, 1807, ein Standührehen in Goldemail, rheinisches Steinzeug, eine
Sevres-Porzellanterrine, ein Kruzifix von Aimong, ein kleinasiatischer Teppich und drei
große venezianische Reliefspitzen des XVII. Jahrhunderts zu erwähnen.
An Publikationen erschienen der IX. Jahrgang der Monatsschrift des Museums
Kunst und Kunsthandwer die zwei ersten Lieferungen des Werkes Altorientalische
Teppiche", die Publikation über die Spitzenausstellung und der Katalog der Hausindustrie-
ausstellung mit einleitenden Berichten.
Die Museumsbibliothek wurde um 296 Werke ungerechnet die Fortsetzungen und
zahlreichen Lieferungswerke vermehrt. Ihr Bestand belief sich im Jänner 1907 auf
14.272 Nummern. Hievon entfallen 59 auf Geschenke, 237 auf Ankäufe. Die Zahl der
Bibliotheksbesucher betrug 17.437, und zwar 3.848 in den Tagesstunden und 3589 in den
Abendstunden. Die Verleihungen von Büchern und Vorlagen nach auswärts, an Schulen,
Kunstgewerbetreibende und Private in Wien und in den Kronländern erreichten die Höhe
von 1656 Posten. Die Kunstblättersammlung wurde um 51g Blätter vermehrt.
In der Zeit vom 7. Februar bis g. März 1906 wurden fünf Vortragszyklen zu je zwei
Vorträgen, ferner im Laufe der Monate Februar und März an Sonntagnachmittagen zwei
volkstümliche Museurnskurse für Lehrpersonen und kunsthandwerktreibende Arbeiter
veranstaltet.
Die Frequenz des Museums wies eine Steigerung um rund 15.000 Personen auf.
ESÜCH DES MÜSEUMS. Die Sammlungen des Museums wurden in den Mo-
naten Mai und Juni von xo.o57, die Bibliothek von 2408 Personen besucht.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES 50'
I. jAUMANN, A. Die Farbe im modernen Wohnraum.
ÄSTH ETIK KUNSTGEWERB-
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Deutsche Kunst und Dekoration, Mni. iuL dem man xvl,
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Collection de 1a Princesse TenicheE. L'Art deco-
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Grabüguren. Eine Auswahl ausgeführter moderner
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bauten, Dachlucken, Dächer, Giebel, Balkone etc.
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A. Schroll Co. Mk. 15.-.
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Würzburg, Prometheus-Verlag. Mk. 1.-.
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L'Arte, a.
Denkmäler der Malerei des Altertums. Herausgegeben
von Paul I-lerrmann. In Serien zu je ao Lieferun-
gen. 1. Serie, 1. Lieferung. 1c Taf. Fol. Mit Text.
München, F. Bruckmann. Mlt. 20.-.
FRILING, H. Der farbige Plafond. Eine Sammlung von
Entwürfen zur Bemalung der Decken von Wohn-
und Festräumen, zumeist im Stile des modernen
Empire. farb. Taf. Fol. Berlin, B. Heßling.
Mk. 8.-.
Fürstenzug, Der sächsische, nach Prof. Walther. 7Blatt.
Fol. Leipzig, F. E. Wachsmuth. Mk. z.-.
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farb. Tal. 126 S. 8'. Ravensburg, 0. Maier.
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SCI-IMITT, H. Stickereien. Entwürfe in Lieferungen.
1. und 2. Lieferung. 18 Blatt mit Blatt Text. Fol.
Basel, Selbstverlag. Mk. 8.-.
SIGERUS, Emil. Siebenbürgisch-sächsische Leinen-
sticlrereien. 18 Taf. in Farbendruck. VII S. Fol.
I-Ierrnannstadt, j. Drotleff. Mk. 8.50.
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VII, 130 S. mit 3a Abb. Gr. 8'. Berlin, Edm.
Meyer. Mk. 6.-.
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MOBILIEN so
FELLINGER, E. Bürgermöbel. Praktische Originalen!-
würfe für bürgerliche Wohnungseinricl-ltungen in
allen modernen Stilarten. I. Serie. 6o Taf. 1. Liefe-
rung 12 Tat, Fol. Wien, F. Wolfrum Co.
Mk. 9.-.
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sammelte Dokumente. 36 Lichtdn-Taf. mit erläu-
terndem Text, 1a S.mit Abb. Fol. Berlin, B. Heßling,
Mk. 40.-.
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Allied Arts. 4'. London. a5 s.
ULBRICH, A. Vorlageblätter für Modelltischler. Zum
Gebrauch an gewerblichen Fortbildungsschulen,
etc. a5 Taf. Fol. 25 S. Text mit Abb. 8'. Wien, F.
Deuticke. Mk. 17.-.
VOSS, F. Küchenmöbel. 10 Kücbeneinrichtungen in
moderner Ausstattung. 30 zum Teil farh. Taf.
Vorlagen und 10 Detailbogen. Fol. Mit Text. S.
4'. Ravensburg, O. Maier. Mk. 21.-.
VIII. EISENARB. WAFFEN.
UHREN. BRONZEN ETC. sie
CRONQUIST, A. W. Über Zimmerlampen. In schwe-
discher Sprache. Svenslra Slöjdföreningens
Tidslrrift, III, 1.
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KUNSTso
CHAFFERS I-Iandhook to Hall Marks an Gold and
Silver Plate. 211d ed. Edit. and extended by Chr. A.
Mackham. p. 128. London, Reeves äTurner. s.
HABERLANDT, M. Völkerschrnuclr mit besonderer
Berücksichtigung des metallischen Schrnuckes.
109 Taf. mit 22. S. Text. 8'. Die Quelle. Heraus-
gegeben von M. Gerlach. VII Wien, Gerlach
Wiedling Mk. 1.20.
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The Gold and Silver Plste of Wolf Dietrich von
Raitenau in the Pitti Palace. The Connoisseur,
Mai.
SKETCHLEY, R. E. D., s. Gr. VIII.
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schmiedekunst im XVI. Jahrhundert. Mit 25 Tat.
und 18 Abb. im Text. B". XIV, 188 S. Studien
zur deutschen Kunstgeschichte, 77. Straßburg,
J. H. E. Heitz. Mk. 15.-.
WILPERT, G. L'Acheropita ossia Yimmagine dell'
Emrnanuele nella cappella del Sancta Sanctorum.
L'Arte, 3.
X. I-IERALD IK. PHRAGI STI K.
UMIS MAT. GEMMENKUNDE
SAUNIER, Ch. Victor-D. Brenner, Medailleur. CJAn
decoratif, März.
XI. AUSSTELLUNGEN. TOPO-
GRAPI-IIE. MUSEOGRAPHIE aß
Cl-IAMPNEYS, A. L. Public Libraries. 8'. p. XIII, 183.
London, B. T. Batsford. 12 s. 6. d.
PAUR, H. Museen und ihre Einrichtung. a6 S. Gr. 8'.
Burghausen, W. Trink. 50 Pi.
BERLIN
Miniaturenausstelluug, Berlin 1906, in den Salons
Friedmann Weber. Katalog 13g S. rnit Taf.
8'. Berlin, K. Schnabel. Mk. r.ao.
FRANKFU RT
TRENKWALD, I-I. v. Das Frankfurter Kunstge-
werbemuseum. Neuere Erwerbungen. Kunstge-
werbeblatt, April.
LEIPZIG
Ausstellung, I. Graphische, des Deutschen Künstler-
bundes im Deutschen Buchgewerbemuseum,
Leipzig. Deutsche Kunst und Dekoration, Mai.
LONDON
Bericht über die Österreichische Ausstellung Lon-
don 1906, erstattet an die österreichisch-unga-
rische Handels- und Gewerbekarnrner in London.
49 S. 8'. Wien, M. Perles. Mk. 1.60.
MANNHEIM
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MÜNSTER i. W.
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zu Münster i. W. Zeitschrift für Bücherfreunde,
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PREISAUSSCHREIBUNG der Firma REGENHART RAYMANN
k. und k. Hof- und Knmmerlieferantan in FREIWALDAU, Österreichisch-Schlesien.
Einüeferungstzrmin x. Oktober 1907.
Einlieferungson Regenhnn Raymmn, Freiwlldnu, Östenz-Schlesien.
Die Firma Regenhan Raymnnn in Freiwnldau, Öutem-Schlesien, verunstaltet einen Wettbewerb zur Er-
langung künstlerischer Entwürfe
A. für ein weißes Tafeltuch in der Größe von aoolzoo cm;
B. für ein weißes Tafeltuch mit firbiger Borde in der Größe von 1701170 cm.
Folgende Preise sind ausgesetzt
Für Wettbewerb A.
I. Preis 1000 Kronen
II. 500 11
390
insgesamt. 1800 Kronen
Für Wettbewerb 3.
I. Preis .400 Kronen
II. 200
III. m0
insgesamt 700 Kronen
BEDINGUNGEN Die preisgekrönten Entwürfe
gehen in das ausschließliche Eigentum der Firma über;
die Firma behält sich ferner vor, nicht preisgekrönte
Entwürfe anzukaufen, welche dann gleichfalls mit allen
Rechten in ihren ausschließlichen Besitz übergehen.
Zur Teilnahme an diesem Wettbewerb ist jeder
Künstler berechtigt.
Die Entwürfe müssen noch nicht ausgeführte oder
veröffentlichte Originalentwürfe sein, welche sich für
die Aulfühnrng in Leirrentischzeug eignen.
Bezüglich der Geschmacksrichtung werden solche
Entwürfe gesucht, die ANLEl-INUNG an historische
Stile haben, aber frei komponiert sind. Es sind jedoch
auch Entwürfe mit naturalistischen Motiven und solche
mit ganz freier Geschmacksrichtung vom Wettbewerb
nicht ausgeschlossen.
Bezüglich der Form sind nur Skizzen für viereckige
Tücher gesucht und werden daher Zeichnungen für
nrnde Tafeltücher nicht akzeptiert.
Außerdem ist die Verwendung üguraler Motive
irgendwelcher Art ausgeschlossen.
Für den Wettbewerb A. müssen die Entwürfe in
natürlicher Größe sorgültig ausgemhrt sein und min-
destens ein Viertel des Tuches zeigen; spezielle Tei-
lungen werden hiefür nicht vorgeschrieben.
Bei dem Wettbewerb B. steht für die fürbige Borde
ein Raum in der Breite von Maximum 25 cm zur
Verfügung, in welchem die farbigen Effekte beliebig
disponiert werden können, ohne daß jedoch der ganze
dafür verfügbare Raum damit ausgefüllt werden müßte.
Auch hiefür ist in natürlicher Größe zu zeichnen.
Die Entwürfe sind ohne Nennung des Namen! und
ohne sonstige Kennzeichen der Künstler, aber mit einem
Kennwortversehemandenoben gennnntenEinlieferungs-
ort bis x. Oktober 1907 portofrei einzusenden.
Ein beiliegendes Kuvert. auf der Äußeren Seite mit
dem gleichen Kennwort versehen wie der Entwurf, muß
den Namen und die genaue Adresse des Künstlers ent-
FREXWALDAU, im April 1907.
halten, sowie den Preis, zu welchem der Entwurf ver-
käuflich ist.
Später eingesandte Entwürfe oder solche, die den
vorstehenden Bedingungen nicht entsprechen, können
bei dem Wettbewerb nicht berücksichtigt werden.
Das Preisrichteratnt haben nachstehende Herren
übemommen
Arthur von Scala. k. k. Hofrat und Direktor des
k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie
in Wien.
Oskar Beyer, k. k. Professor, Direktor der Kunst-
gewerbeschule des k. k. Österreichischen Museums für
Kunst und Industrie in Wien.
Ein Vertreter derAktiengesellschaft derZyrardower
Manufakturen von Hielle dzDittrich in Zyrardow Russ.
Polen.
Ernst Regenhart, Chef der Firma Regenhart
Raymann in Wien.
Erwin Weiß, Prokurist der Firma Regenhart
Raymann in Freiwaldau.
Die Kuverts mit dem Kennwort der preisgekrönten
Arbeiten werden sofort nach Bekanntgabe des Urteile
der Preisrichter geöffnet.
Die Entscheidung des Wettbewerbes wird mög-
lichst innerhalb I4 Tagen nach erfolgter Preisverteilung
bekanntgegeben werden.
Die Firma behält sich vor, auch solche Kuverts,
welche auf nicht preisgekrönte Arbeiten Bezug haben,
deren Ankauf jedoch beabsichtigt wird, zu öffnen.
Die beim Wettbewerb preisgekrönten, ebenso wie
die angekauften Entwürfe, die also in das Eigentum der
Firma übergehen, dürfen ohne Einverständnis derFirma
in Zeitschriften nicht verbßentlicht werden.
Die nicht prlitniierten und nicht angekauften Ent-
würfe werden dem Einsender postfrei zurückgesandt.
Mit den vorstehenden Bedingungen erklären sich
die Bewerber einverstanden. Eventuelle Anfragen
sind an die ausschreibende Firma zu richten.
REGENHART RAYMANN
K.K.GSTERREICH.STAATSBAHNEU.
l'LWVSZVEGlE-w.ANSCHLVSSVEIRKIEHÜPvMR-naM'AVSLANlBE'
Kürzeste Zugsverbindungen.
Gültig vorn 1. uns 1907.
Wien-Pomafel-Venedig-Rom u. Mailand-Genua.
WQ ab Wwn Wastb. .11 1750
Wien Sldh.
nn vulnnn. sg; 1m
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R15 E10 49
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zwiuchouWisu-Venedig-Rom.
Flhrldnnor Wim-Venedig 17 52.. Wien-Rom SL
Wien-Lemberg-Odessa-Kiew und Czernowitz-
Bukarest-Konstanz-Konnantiuopel.
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und eitungsverschlelßen erhältlich. Die Nnchueiten von 500 nbendl
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WIEN-JIÖLN-BRÜSSEL-LONDON.
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muxmm Wim-London a1 DdGX 331;, Stunrlnn.
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K. K. PRIV.
SIEDBAHIPGESEESCHAFT.
Schnellzugs-Verbindungen.
Gültig vom l. Mai 1907.
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Sevmnerlng Sennmerlng
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Korn Florenz
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Nizza Ab 350
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IißcTiTäu Selnmlrlngn 1Qä aus
Gux ..
Marburg Haupihl. Bfucl- d'u' 049D 207
Anklagonlurt NIIIFHILA Leaben Juw 5005 145
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Klagenfurt Hlupthf. x35!
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Florenz .. 015i am
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Boxen-Gnu
718 gßerln.
708 Trllnl
151 Ruvmdo Roveredu
7b! Iorl .. Venedig
019 lroo Varonn
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