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KUNST UN
KUNSTHANDVE
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VERLAG VON ARTARIA Co. IN VIER. X. JAHRG. 1901. HEFT Im! 9.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
um JÄHRLICH 12 HEFTE um
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Inhalt
Seite
Die Grnundener Bauem-
fßyencen von Alfred I'll-j XXKX
Walcher von Molt-
hein .407 I.,.
Die Ausstellung von al-
Q9;
ten Gold- und Silber-
schmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen
Museum. II. Außer-
Österreich von Eduani
Leisching 438
Niederrheinische Möbel
mit Eisenbesclzlag von
O. von Falke 48x
Richard jakitsch von
Rudolf Ameseder 488
Kleine Nachrichten 496
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum .500
Literatur des Kunst-
gewerbes .500
in 11.
..-'. 1.x
efl 175i
.EINSDLERPLHTZ was
DIE GMUNDENER BAUERNFAYENCEN 50 VON
von Kunst und Gewerbe" eine kurze Abhandlung.
Sie hatte weniger den Zweck, Ausführliches über
das Werden und die Erzeugnisse der Industrie
mitzuteilen als vielmehr das allgemeine Interesse
auf die Schöpfungen dieses heimatlichen Hand-
Werks zu lenken. So beschränkte sich der Ver-
fasser auf die Geschichte der drei bedeutendsten
Werkstätten in Gmunden vom Jahre 1799 an und
auf die Wiedergabe einzelner Geschirre in Abbildung. Die heutige Kunst-
literatur steht nun auf dem Standpunkt, die Geschichte des Kunstgewerbes,
mag sich auch dasselbe in einzelnen Techniken, im Ausdruck seiner Formen
und in den angewandten Mitteln bei der Erzeugung mehr dem Handwerk
nähern, möglichst erschöpfend zu behandeln. Dieser Standpunkt begründet
die nachstehenden Ausführungen. Wir haben ihnen noch vorauszuschicken,
daß sie sich auf die Gmundener I-Iafnerordnung, deren Abschrift wir dem
um die Geschichte der Stadt hochverdienten Dr. Ferdinand Krackowizer
verdanken, stützen, weiters auf das vorn Schreiber seit Jahren gesammelte
Material und schließlich auf mündliche Mitteilungen der Tonwarenfabri-
kanten Leopold und Franz Schleiß. Die Originalordnung des Gmundener
Handwerks sowie wichtige Akten der Hafnerlade sind auf unerklärliche
Weise im Vorjahr in Verlust geraten. Dieser unerfreuliche Umstand mag
die Verarbeitung des vorhandenen Materials und die Veröffentlichung einer
möglichst vollständigen Geschichte des Handwerks in zweiter Linie be-
gründen.
I. ANFÄNGE DER INDUSTRIE.
Die Entstehung der Gmundener Bauernmajoliken oder Bauemfayencen
beide Bezeichnungen sind in gewisser Hinsicht richtig ist auf Versuche,
italienische Fayencekunst nachzuahmen, zurückzuführen. Wir haben hier
keineswegs, wie K. Sitte behauptet, tschechoslawischen Einiiuß anzunehmen.
Wohl hat die Gmundener Industrie mit jener in Mähren und Ungarn das
gemeinsam, daß sich ganze Kolonien mit der Erzeugung beschäftigten und
die Ware nicht wie bei den oberdeutschen Fayencen fabriksmäßig herge-
stellt wurde. Dort wurde bereits 1661 in I-Ianau eine Fabrik gegründet und
es folgte ihr 1666 jene in Frankfurt. Es entstanden weitere in der unteren
Maingegend, in Flörsheim, Offenbach, Kelsterbach. Immer weiter fort-
schreitend, dehnte sich die deutsche Fayenceindustrie auf Ansbach, Kassel
und Fulda aus. Es folgte Nürnberg im Jahre 1712. Alle diese Industrien mit
ihrer hohen Blüte fußen auf dem außerordentlichen Erfolg der Delfter
54
Teller mit buntem Reliefrand. Wintherthurer
Fsyence um xGoo. Irn Besitz des Verfassers
Fayencen, deren Anfänge sich bereits
in den letzten Dezennien des XVLJahr-
hunderts äußern und deren größte Ge-
werbskraft in der Mitte des folgenden
Jahrhunderts liegt. Der holländische
Einfluß setzte in Deutschland mit un-
widerstehlicher Kraft ein. Wir werden
sehen, wie ihm auch Gmunden,
welches zu Beginn seiner Industrie
den aus Italien über Tirol und Steier-
mark hergebrachten Formen und der
Malweise italienischer Majoliken hul-
digte, folgen mußte. Gmunden wurde
die letzte Etappe des holländischen
Einflusses im Südosten Europas; zu-
gleich lag es aber auch in jenem
Grenzgebiet, wo die italienische Majo-
lika dank des lebhaften Handelsver-
kehrs und des geistigen Austausches noch ihre Einwirkung übte. Trotz aller
dieser so günstigen Lebensbedingungen behielt sie immer nur handwerklichen
Charakter, blieb stets Bauernindustrie und konnte sich nie zur Kunstkeramik
emporschwingen.
Historische Nachweise für die Zeit des Beginns der Gmundener Fayencen
fehlen nahezu gänzlich. Wiederholt wird im Traunkreis im XVI. und XVlI.
Jahrhundert von Majolikamachern
und Majolikahändlem gesprochen.
Sie waren nicht selten beides zu-
gleich und hausierten mit ihrer Ware
wie beispielsweise in St. Florian ein
gewisser Walsch, immerhin ein zu-
gereister, aber auch das Handwerk
in St. Florian ausübender Südtiroler.
Italienische Bezeichnungen Finden
sich häufig. So verzeichnet Kirch-
dorf im Kremstal 1580 einen Georg
Aichhorn als Vassator", mithin als
Töpfer zum ausdrücklichen Unter-
schied zu seinem Sohne Hans Aich-
horn, der Ofen- und Krughafner
war. Der Zeitpunkt für das Ein-
setzen der Fayencemalerei auf
weißem Grund in italienischer Art
ist für unsere Länder ebensowenig
festzustellen wie der Weg, den sie
Schüssel mit der Figur eines Trommlers. Gmunden,
bezeichnet 1639. Museum in Ischl
gegangen ist. Sie war wohl im An-
fang von Italien beeinflußt und suchte
später Anlehnung an die Schweiz,
die sehr früh bedeutende Fayence-
betriebe aufzuweisen hatte. Wir
denken uns den Herd süddeutscher
Fayencen im Gebiet, das die Nord-
und Ostschweiz, das ganze südliche
Deutschland, Tirol und die Alpen-
länder Österreichs umfaßt. Es war
eine rein deutsche Industrie, fußend
auf dem italienischen Majolikaver-
fahren und vollkommen frei von
slawischen Einflüssen. Naturgemäß
mußte sie später auf die Grenz-
gebiete hinübergreifen und wir
können dies deutlich im XVII. und
xvm. Jahrhundert verfolgen, wo 32232,??äF;'i.;;."S;Zi"Z,3222242132;
zuerst in Böhmen und Mähren,
hierauf an der deutschen Sprachgrenze gegen Ungarn ähnliche Betriebe
entstehen, durch die weit günstigeren Lebens- und Arbeitsverhältnisse sich
schließlich der Massenfabrikation bemächtigen, nach Österreich ausführen und
hier die Industrie entweder empfindlich schädigen oder gänzlich lahmlegen.
Das germanische Museum in Nürnberg besitzt eine Reihe von Schalen
und Tellern mit bunter Scharffeuermalerei auf weißer Zinnglasur. Ob es
durchgehends Nürnberger Arbeiten sind, mag dahingestellt sein. Die Schale
mit Samson und Delila, bezeichnet 1526, wird eher
den Winterthurer Fayencen anzureihen sein, von
welchen eine auserlesene Reihe in der seit 1893 auf-
gelösten Sammlung Gubler in Zürich zu sehen war.
Neben fünf Schüsseln aus dem XVI. Jahrhundert
besaß Gubler deren 24 aus dem folgenden und wir
haben darin schon einen Beweis für den bedeuten-
den und auch künstlerischen Betrieb in der Schweiz,
für den noch der Eulenkrug der vormaligen Samm-
lung Thewalt mit dem Wappen der Familie Kessel-
ring und der Jahreszahl 1540 einzutreten hat.
Knüpfen wir an die ältesten süddeutschen
Fayencen in der Schweiz und in Nürnberg an, so
sehen wir dort in erster Linie als Darstellungen wohl
in Anlehnung an die bildmäßige igurenmalerei auf
italienischen Arbeiten, einzelne Szenen, Kostüm-
äläkräzgerbizäsijffn';wägfs tiguren, Darstellungen aus dem alten und neuen
in man Testament; in zweiter Linie die Vorliebe für das
54'
410
Pflanzenmotiv, die sich in ganz hervorragendem Maße bei den Winterthurer
Fayencen des XVII. Jahrhunderts äußert. Die gleichen Mittel und Vorwürfe
treffen wir nun bei den ersten Arbeiten der Gmundener Hafner. Die Schüssel
im Museum zu Ischl mit der Darstellung eines Trommlers und dem begleiten-
den Text lch Will Diech Drumbell Rirn, Wier Miessen Mösicieren, Rundt,
Pundt, Pum" und 163g datiert, gehört in diese Richtung. Viel früher werden
wir die Majolika in Gmunden kaum ansetzen dürfen. Intensiver äußert sie
sich um die Mitte des XVII. Jahrhunderts mit ihren Gefäßen und Schüsseln,
bei welchen sich die Malerei auf stilisierte Blumen und Ranken beschränkt.
Deutlich tritt hier das Bestreben der Werkstätten zu Tage, eine schöne und
reine weiße Glasur zu erzeugen und auf diese mehr Wert zu legen als auf
die Bemalung mit bunten Farben.
Daher ist auch letztere in den
meisten Fällen eine spärliche,
beschränkt sich auf einzelne in
blauer, gelber und grüner Farbe
ausgeführte Blumen am Rande
der Schüsseln oder auf der vor-
deren Wandung der Krüge. Die
hier abgebildeten Stücke mit den
Besitzernamen Marthin Brims"
und Hans Scharinger" sind 1668
und 1651 bezeichnet und gute
Beispiele für diese Epoche. Gegen
Ende des XVII. Jahrhunderts
wächst die Freude an den Farben
und es tritt die weiße Fläche
zurück. Ein hoher Krug im Salz-
burger Museum, bei dem der stilisierte Blumendekor bereits über die gesamte
obere Hälfte der Krugwandung gezogen ist, bringt dies zur Anschauung. Ein
noch späteres Stück ist die Flasche mit den Braueremblemen im Museum
zu Linz. Damit nähern wir uns dem Beginn der Großindustrie, der Beteiligung
mehrerer Werkstätten an der Erzeugung und der massenhaften Herstellung.
Uber die Fabrikate werden wir später zu sprechen haben und lassen im
nachstehenden vorerst die Zunftordnungen und die Geschichte der Gmundener
Hafnerhäuser sowie die Reihe der Meister folgen, deren Kenntnis zum Ver-
ständnis des ganzen Betriebs unerläßlich scheint.
Gedeckeltes Gefäß in Pinienzapfenform. Um 1630
II. ZUNFTORDNUNG, LOHNVERHÄLTNISSE, HERBERGE, VER-
TRIEB DER WAREN.
Die Meister des Handwerks waren samt ihren I-Iilfsarbeitern von alters-
her", wie dies auch mit den Hafnern der übrigen sechs landesfürstlichen
Städte ob der Enns der Fall gewesen, der Welser Hafnerzunft einverleibt
und so den Bestimmungen der Welser Hafnerordnung" vom 19. Oktober
1584 unterworfen. Diese, sowie die folgenden modifizierten Ordnungen aus
den Jahren 1651 und 166g haben wir bereits im Wortlaut in Bunte Hafner-
keramik der Renaissance, Wien 1906" unter Beilage II bis IV veröffentlicht.
Ohne das Verhältnis mit Wels zu lösen, errichteten die Gmundener Hafner
am I0. Juli 1625 eine eigene Handwerksordnung, welche am 12. November
vom Stadtmagistrat bestätigt wurde. Sie enthielt ihre Satzungen in Punkten
Die Meister und Gesellen sollten in der Stadt ihre ordentliche Herberge
haben und auf derselben alljährlich
am Tage des heiligen Propheten
Jeremias 26. Juni zusammenkommen,
dann in der Pfarrkirche einen Gottes-
dienst oder Jahrtag, hernach aber auf
der Herberge die fürfallenden Not-
turften" in Gegenwart eines vom
Magistrat verordneten Beisitzers ab-
handeln und dann eine gebührliche"
Mahlzeit halten. Das Versäumnis des
Gottesdienstes wurde von einem
Meister mit 17', von einem Gesellen
mit Wachs zur Zechlade gebüßt.
Anderweitige Versammlungen des
Handwerks fanden noch viermal im
Jahr zur Quatemberzeit, gewöhnlich
um 12 Uhr mittags, auf der Herberge
statt und dienten zur Erhaltung der
Ordnung und Abhandlung dessen,
was im Handwerk fürfällt". Hiebei
erlegte ein jeder Meister zur
Lade. Diese wurde auf der Herberge
verwahrt und war mit drei Schlössern
Weihwasserbecken. Hafnerarbeit um 1600.
Versehen, Zu denen dle Zwei Zeeh" Besitzer Viktor Miller v. Aichholz
meister und der Altknecht je einen
Schlüssel besaßen. Sämtliche Einnahmen der Lade wurden von dem zweiten
Zechmeister in ein Register eingetragen und verrechnet. Die Wahl der zwei
Zechmeister, von denen der zweite als der mündere" dem ersten zuge-
ordnet" war, fand alljährlich am Quatember-Sonntag zu Weihnachten statt.
Sie geschah durch Stimmenmehrheit und waren die bisherigen Funktionäre
wieder wählbar. Jeder Zechmeister war nur das allein zu tun befugt, was ihm
von eines ganzen Handwerks wegen gebührt und mehrers nit". Wer zu den
Versammlungen ohne rechtmäßige Ursache oder Entschuldigung um eine
Viertelstunde zu spät erschien, ward um ßäß gestraft. Wenn ein Mitglied
des Handwerks die Einberufung einer außerordentlichen Versammlung be-
gehrte, so mußte der Zechmeister nur dann willfahren, wenn jener Äß zur
"ila
Lade entrichtete. In der Versammlung durfte bei Strafe
von 24A? sich kein Knecht ohne Erlaubnis niedersetzen,
bevor nicht der Zechmeister und der Altknecht Platz
genommen hatten. Eine Strafe von zahlte der
Meister oder Knecht, welcher ohne Wamms oder ohne
Leibl" und Gürtel erschien und, während die Lade auf
dem Tisch stand, den Hut auf diesen legte oder den Arm
daraufspreizte, item wer ein Wehr oder Dolch bei sich
ha Für grobe Vexirworte" zahlte ein Meister ßih,
ein Knecht die Hälfte. Wer einen im Gange der Ver-
handlung der Lüge beschuldigte, ward mit gestraft;
wenn er aber nur sagte, es ist nit wahr", hatte er nur
13A? zu geben. Jedoch war keinem mit Bescheidenheit
einem zu widersprechen verboten". Wer auf der Her-
berge einen Greinhandel", das heißt einen Wortstreit,
anfing, zahlte M91 zur Lade, folgten aber gar Schläg
daraus", so strafte ihn die Obrigkeit. Gotteslästerung und
Fluchen in der Herberge oder auf der Gasse wurde an
einem Meister mit 13A? und Wachs, an einem
Weihbrunmßungglasiexge Knecht mit einem Wochenlohn und 7,8" Wachs geahndet.
Aus Jahn Wenn die Mitglieder
hungert. Museum in Linz auf der Herberge einen
ehrlichenTrunl-Wtaten,
so sollte sich ein jeder der Gebühr nach
verhalten, das Handwerk ehren und bei 24
Strafe nicht ohne genommene Erlaubnis
aufstehen oder niedersitzen. Beim Aus-
einandergehen wie auch bei Begegnung auf
der Straße sollten sie einander ehren und
zuvor der Münder, hernach auch der
Mehrer den Hut rücken". jeder Meister oder
Knecht war bei Strafe von Wachs ver-
pflichtet, Vergehen eines Mitglieds, die dem
Handwerk Schaden bringen konnten, diesem
bei offener Lade anzuzeigen. Strafwürdige
Handlungen der Mitglieder wurden nach
Gelegenheit der Sache und Erkenntnis des
Handwerks von diesem geahndet. I-Iiebei
blieb jedoch dem Stadtgericht stets sein
Strafrecht vorbehalten und es durfte sich
das Handwerk diesbezüglich nichts zu tun
unterstehen, so gerichtsmäßig oder der
Obrigkeit gehörig" ist. Sowohl Meister als Gmlmwßwmß- 8m" Eeßimß" und
mit Reliefauflagen.
Knechte waren zum fleißigen Besuch des Mumminlzsf
413
sonn- und festtägigen Gottesdienstes und der
Predigt verpflichtet. Wer diese aus Leicht-
fertigkeit, durch Spazierengehen oder aus
Verachtung" versäumte, zahlte alsMeister
als Geselle Wachs. Ebenso wurde der-
jenige, welcher an einem Feiertag arbeitete,
um fl. Rh. gestraft und überdies noch vom
Magistrat zur Verantwortung gezogen. Die
Fronleichnamsprozession zierte das Hand-
werk mit seinen Stangen und Kerzen".
Wer derselben ohne hocherhebliche Ur-
sache" fernblieb, mußte bis Wachs
zur Lade geben. Ein jeder Meister war
verpflichtet, den nötigen Werkzeug Ton
insonderlich zu Häfen, Khacheln und
Wasserkrügen" wohlgemischt vorrätig zu
halten und wurde alle Monat eine Beschau" Büm Bmembmschn, am, und
bei ihm vorgenommen. Wurde hiebei ein bmlhääfiaml- XVnIilIi-i Jehrflßljdekrll,
erste e. useum sterreic lSC
Fehler entdeckt, so konnte ihm das I-Iand- volkskund,
werk auf ein Vierteljahr eingestellt und er
außerdem noch vom Magistrat gestraft werden.
Diese monatliche Beschau erstreckte sich auch
auf das in den Verkaufsläden befindliche Geschirr
sowohl der einheimischen als der fremden Hafner.
Fehlte auf demselben das Handwerkszeichen des
Meisters oder war es sonst mangelhaft, so wurde
er nach des Handwerks Gebrauch abgestraft.
Kein Meister sollte dem andern eine bestellte
Arbeit abwerben", auch nicht bei dem Laden
die Kunden abreden oder ihnen schreien, sondern
warten, bis sie selber zu ihm kommen; ebenso-
wenig durfte einer dem andern sein Geschirr
verachten". Kein Meister sollte einen unredlichen
Knecht über I4 Tag befürdern". Kam ein Knecht
auf die Herberge und begehrte Arbeit, so bekam
er, gleichviel ob er eine solche fand oder nicht,
von dem Altknecht das gewöhnliche Geschenk,
das in einer halben Achtering Wein und zwei
Kreuzer Brot bestand, wovon die Meister die
Knechte '13 zu zahlen traf. Er wurde dann jenem
Meister zugeschickt, der von allen am längsten
keine Knechte erhalten hatte. Übrigens durfte ein
Meister nur dann mehr als einen Knecht beschäf-
Großer Weinkrug. bunt bemalt.
Vor 1750. Museum in Salzburg tigen, wenn alle übrigen schon mit mindestens
414
einem solchen versehen waren. Verließ ein Knecht innerhalb der ersten
14 Tage seine Arbeit freiwillig, so war ihm der Meister keinen Lohn zu
geben schuldig; entließ ihn aber der Meister während dieser Zeit ohne
erhebliche Ursache, so mußte er ihm den fälligen Lohn auszahlen. Nach
Ablauf der ersten 14 Tage, die ein fremder Knecht hier gearbeitet hatte,
mußte er seinen Namen in das Gesellenbuch" eintragen lassen und dafür
12 A71 entrichten; wer sich aber mit seiner eigenen Hand einschreibt, der soll
geben 24 und ist er alsdann dem nächsten Knecht, so nach ihm kommt,
das Geschenk aushalten zu helfen schuldig". Die Knechte wählten alle
Quatember aus ihrer Mitte den Altknecht, der den anderen hiebei mehr nicht
als eine halbe Kandl Wein" bezahlen sollte, während aus der Lade eben-
soviel spendiert wurde.
Ging der Altknecht auf
die Wanderschaft, so gab
er seinen Ladschlüssel
einem anderen Knecht
oder dern jüngsten Mei-
ster. Jeder Knecht gab
monatlich im Beisein
der Zechmeister seinen
Wochenpfennig Auflag-
geld zur Zechlade. Sie
sollten sich bei einer
Strafe von stets der
Ehrbarkeit, eines guten
Wandels und eingezo-
genen Lebens befleißen,
was man in den Zu-
Runde Flasche rnit den Initi-
Sechsseitige Flasche mit Scbrauben- Sammenkünften Verhan- alen des Malergesellen Lorenz
verschluß. Bezeichner x72o. Museum
in Linz
Schreck und 1758 datiert. Mu-
delte, geheimhalten, auch "um in um
aus des Meisters Haus
das, was geredet wurde, nicht in eine andere Werkstatt tragen und sich
nicht unterstehen, die Meister aneinander zu knüpfen" und unwillig zu
machen. Wer von ihnen bei Würfeln und Karten oder aber mit einem Lehr-
jungen oder anderen Buben spielend angetroffen wurde, den strafte das
Handwerk um einen Wochenlohn. Kein Meister durfte dem andern bei Strafe
seinen Knecht mitten in seinem versprochenen Ziel" von der Arbeit abreden.
Wollte aber der Knecht selbst die Zeit nicht erstrecken, so hatte er doch
nicht das Recht, vor Ablauf von I4 Tagen bei einem anderen Meister in
Gmunden einzustehen. Wenn ein Knecht einem anderen ohne des Meisters
Willen aus der Arbeit brachte, wurde er um einen Wochenlohn gestraft. Im
Erkrankungsfall gab man dem Knecht, der selbst nichts besaß, aus der
Lade gegen künftige Wiedererstattung einen Vorschuß, und wenn er starb,
wurde er auf Kosten des Handwerks begraben. Wenn ein Meister durch
415
Feuer- oder Wassernot ins Verderben kam, sollte das Handwerk Mitleid
haben und ihm nach Möglichkeit aus der Lade Hilfe leisten. Wollte ein
fremder Knecht zu Gmunden Meister werden, so mußte er sich zunächst
beim Stadtrat unter Vorlage seines Geburts- und Lehrbriefs melden und
wurde erst nach erhaltener Zusage vom Handwerk zur Verfertigung des
Meisterstücks zugelassen. Dieses mußte innerhalb 14 Tagen auf freiem
Fueß" angefertigt werden und bestand aus folgenden Stücken
x. Ain Hafen, ain Ellen hoch.
2. Ain Essigkrueg, darein ein öster-
reichischer Eimer gehet.
3. Ain B'schnittkachel.
4. Ain enger Khrueg oder Pluzer von
einem Stuckh, zu drei Achtering Wein.
5. Ain Weinkrueg zu sechs Achtering.
6. Ainen grün geführten Ofen in ain
Werchstatt setzen und wieder abbrechen.
Merkte der Magistrat, daß die An-
fertigung des Meisterstücks rnehrers zur
Tribulation der jungen Meister als zur Er-
forschung deroselben erlerntenHandwerks-
kunst sollte gemeint werden", so konnte
er die Meister nach Gebühr strafen. Wurde
aber das Meisterstück in allen Teilen für
gerecht und gut befunden, so sollte der
Knecht zu einem Meister zugelassen
werden, und er hatte sich dann neuerlich
an den Magistrat zu wenden. damit ihn
dieser auf das Handwerk zu einem Mit-
bürger oder Untertan aufnehme. Hiefür
hat er zur Stadtkasse 1B zum Hand-
werke aber zu bezahlen, Überdies Runde Flasche mit der Darstellung der heil.
mußte er den Meistern und Meisterinnen Dmfamglmiiigxixi; QZTZ'EEFJ'"'M""'M"'
ein Meistermahl" oder anstatt dessen
Rh. geben. Wollte eines hiesigen Meisters Sohn Meister werden, so hatte er
die nämlichen Gebühren zu entrichten, als Meisterstück jedoch nur von den
oben angeführten Arbeiten und sowie einen Hafen, Ellen hoch" zu
fertigen. Die vorstehenden Taxen linden wir 1640 um ein Bedeutendes
erhöht, indem zu dieser Zeit von einem fremden Knecht 24 fl, von einem
Meistersohn 12H alles in allem für das Meisterwerden begehrt wurde. Ein
Meister vom Lande kam mit fl durch. Die Kinder eines Meisters sollten
nach dem Tode ihrer Eltern das Handwerk nur dann weiter zu betreiben
berechtigt sein, wenn die Söhne selbst Meister wurden oder die Töchter
sich wieder zu ehrlichen Meistern verheirateten. Doch konnten sie den im
Nachlaß vorhandenen Zeug verarbeiten und verkaufen, wie sie wollten.
55
Wenn ein Meister oder eine Witwe das Hand-
werk vor offener Lade aufsagte, so durfte es
später nur dann wieder aufgenommen werden,
wenn sie sich mit der Innung auf ain Neues
vergleichen".
Die Lehrzeit eines Hafnerjungen betrug
vier Jahre. Beim Aufdingen zahlte der betreffende
Meister fl zur Lade, der Lehrjunge tl. War
der Bursche stark und groß, so konnte ihm der
Meister ein halbes Jahr von der bedungenen
Lehrzeit nachlassen, war aber dann nicht zu
einem Beitrag für das Lehrklaidt" verpflichtet.
Die Müßigzählung" der Freispruch eines
Lehrjungen geschah vor dem genannten Hand-
werk. Hiefür zahlte der Meister. zur Lade,
gab dem Jungen für sein Lehrkleid und
stellte ihm den Lehrbrief aus, der in der Stadt-
kanzlei geschrieben wurde. Wollte ein Meister
seinen Lehrjungen
ohne erhebliche
Kanne mit Jagdszenen in bunter
Malerei. Bezeichnet 1725. Museum Ursache noch wäh-
in Linz
rend der Lehrzeit
we ggeben, so war er nicht berechtigt, vor völliger
Ve rstreichung dieser Lehrzeit einen anderen
Jungen aufzudingen. Im Jahre 1808 wurde be-
stimmt, daß jeder Lehrjunge, der bei einer Witwe
gelernt hatte, nach vollendeter Lehrzeit vor dem
Freispruch noch durch vier Wochen bei einem
Meister geprüft werden müsse. Die Entlohnung
der Gesellen geschah auf zweierlei Weise,
mittels des Wochenlohns oder nach dem Stück.
In ersterer Beziehung bekam 1625 ein Hafner-
knecht der in der Werkstatt alles machen thuet,
was ihm der Meister fürgibt" wöchentlich
wurde er auch zum Ofensetzen verwendet, so
gab man ihm überdies für das Setzen eines
grünen Ofens 8kr., eines schwarzen 6kr. Die
nach dem Stück arbeitenden Gehilfen hießen
Pfennwertknechteü Sie erhielten zur oben ge-
nannten Zeit für die Herstellung von
Stück Gluetpfanrf
Scheffel Doppelmaßkrug mit m2.
Fische Khraußen kr Anna, Maria das Lesen lehrend.
Mine des XVIII. Jahrhunderts.
außenglasf Pastetenrein Museurnin Salzburg
Stück außenglasf Stellrein
100
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IOO
IOO
IOO
IOO
IOO
Hillpixen
Hillhafen 25
Plutzerkrieg 25
Schüssel 25
Pfaffenkrüeg 25
Ohrenschalen 25
Hache Schalen 25
Pettkachel 20
sterkh Weitling 20
Kindsgeschirr
innenglasf Geschirr Hefen 12
Wasser-
krüeg 12
Hefen ßßl
Schüssel Iokr
Schüssel zu malen 10
innenglaste Weitling
schwarze Kachel 10
Doppelkachel 15
Hafendeckel
Für das
Setzen eines G"'ß',j,f;'jj1;;ffj;',""'
grünen Ofens
Maßkrug mit der Figur des heil. Sebastian.
Datiert 1754. Besitzer Viktor Miller von
Aichholz
erhielten die Gesellen 15 kr, für das Setzen
eines schwarzen 10 kr. Zu allen obge-
nannten Arbeiten hatten die Pfennwert-
knechte den Ton selbst zu schneiden und
zu treten".
Die Herberge des Gmundener Hafner-
handwerks wurde 1624 im Badviertel, Am
untern Platz", Stadtplatz 14 heute Theater-
gasse gehalten, 1625 in die Kirchen-
gasse 38 heute Nr. verlegt. Im Jahre
1674 ist das Haus 31 Am obern Markt"
heute Marktplatz 21 Herberge gewesen.
Der Besitzer Ferdinand Wezlhofer, ein
Bruder des I-Iafners Sebastian und des
Stadtrichters Elias Wezlhofer, schädigte
das ohnehin baufällige Objekt durch
Schatzgraben im Keller und Abbrechung
des meisten Eisenwerks derart, daß end-
lich solches zum Geschenk anzunehmen
Niemand vorhanden Ware" Ratsprotokolle
Teller mit Schäferszene in bunter Malerei.
Nach 1750. Museum in Linz
vom 6. September x679 und 2. April
1682. Die Herberge übersiedelte in
das Mittelviertel, Kirchengasse 34
heute Nr. wo sie noch 1712 nach-
zuweisen ist.
Das Handwerk der Gmundener
Hafner umfaßte auch als Geymeister"
die I-Iafner zu Ischl, Wimsbach und
anderer Orte der Landgerichte Ort
und Wildenstein. Die Werkstätten,
über deren Geschichte wir noch später
sprechen wollen, standen beinahe
sämtlich außerhalb der Stadtmauern,
wie denn schon 1492 ein Hafnerhaus
beim Stadtgraben" genannt wird.
Das einzige Hafnerhaus in der Stadt
alte Bezeichnung Spitalviertel, Pfarr-
gasse 84 wurde wegen seiner Feuer-
gefährlichkeit im Jahre 1657 von der Stadt erworben und anderer Bestimmung
zugeführt. In manchen Familien war das Gewerbe nahezu durch 200 Jahre
seßhaft, bei der Familie Kammerpauer ließ sich eine mehr als 300 jährige
Tätigkeit im Hafnergewerbe nachweisen. Allerdings trug das System des
radizierten, mit dem Hause eng verbundenen Gewerbes viel zu dessen Seß-
haftigkeit bei. Nicht nur das Haus, sondern auch das Handwerk ging bei
Todesfall des Inhabers auf dessen Rechtsnachfolger, Witwe oder Sohn über.
In wenigen Fällen wurde dasselbe
mit dem Hause erkauft, sehr häufig
dagegen durch Heirat erworben.
Standen die I-Iafnerhäuser mit ihren
Werkstätten außerhalb der Stadt,
so waren die Verkaufsläden für das
Geschirr in der Badgasse errichtet
und städtisches Eigentum. Für diese
zahlten die Meister einen jährlichen
Pacht von bis Gulden. Im Jahre
1841 verlegte man aus feuerpolizei-
lichen Gründen diese Verkaufsbuden
aus der Badgasse in das Seestadtl
und von dort 1852 auf den unteren
Graben; die drei letzten Läden
wurden 1893 von der Gemeinde ab-
gelöst.
Der Export erfolgte größtenteils
mittels Schiff die Traun flußabwärts
Teller mit Blaumalerei. Nach 1750.
Irn Besitz des Verfassers
über Wels bis zur Donau und dann nach
Linz oder über Krems nach Wien. Die
Meister, welche in solcher Weise ihre
Waren absetzten, nannte man Wasser-
hafner" und je nach der Farbe ihrer Erzeug-
nisse auch Weiß-, Blau-, Grün- oder Bunt-
hafner". Nach Linz fuhren sie gewöhnlich zu
Ostern, nach Krems auf den Simoni-Markt
und nach Wien zu Johanni. Für diesen Ver-
kauf auf den verschiedenen Jahrmärkten
galten besondere Bestimmungen, die den
Schutz der dort ansässigen Geschäftsleute
bezweckten und so den freien Handel im
gewissen Sinne einschränkten. So verfügte
die Welser Hafnerordnung vom Jahre 1584,
daß die Gmundener Hafner nur während des
Jahrmarkts, so lange die Freiung währte, in
Wels feilhalten durften. Was sie in dieser
Zeit nicht verkaufen konnten, mußte stracks Rmde Ffasch" ?i"""h'a"b""e"
von dannen geführt und durfte keinesfalls zu Schmß 11, SJÄZ"QZEQ,",ZLZZ;Z'" "so"
Wels eingelagert werden. Auch sollten die
Verkaufshütten der Gmundener I-Iafner, für deren Aufrichtung sie den
gewöhnlichen Lösepfenning" bezahlten, nicht vor denen der Welser, sondern
nach denselben aufgestellt werden. Diese Bestimmungen wurden durch eine
614 errichtete absonderliche Hafnerordnung" dahin abgeändert, daß die
Gmundener I-Iafner von nun ab das-
jenige Geschirr, was sie auf dem
Welser Markte nicht anbringen
konnten, durch bis I4 Tage danach
dort einsetzen durften. Dagegen
sollte keiner von ihnen bei sonstiger
Strafe, mehr denn ein Fuder Höfen-
geschirr" in Zukunft auf den Markt
bringen.
III. WERKSTÄTTEN UND
MEISTER.
Gmunden zählte im Jahre x594
sieben Meister, die sich 1625 auf
vier, 1747 auf drei reduzierten. Die
Besitzerreihe auf den einzelnen
Hafnerhäusern ist folgende
1. I-Iafnerhausffarrhofgasse28,
Teller mit Blaumalerei. Nach x75o. Im Besitz
des Verfassers früher Spitalviertel, Pfarrgasse 84.
Als erster Besitzer erscheint 1577
ChristofPerger, Hafner. Es folgen
die Meister; Hans Payrböckh
1592, KonradPüchler 1599, Daniel
Weingartner 1641. Im Jahre 1657
übernimmt die Stadt Gmunden
dieses Haus, das nun anderer
Bestimmung zugeführt wurde.
2. Hafnerhaus, Esplanade
früher Kueferzeil Beim See",
Seestadtl. Von dem Huterer Ulrich
Erlasperger erwirbt es 1632 der
Hafner Christof Zwischlberger.
Nach seinem Tode leitet die
Witwe die Werkstätte und ver-
mählt sich 1670 mit dem I-Iafner
Sebastian Wetzlhoffer. Nach
dessen Ableben wird Mathias Zwischlberger, Sohn des vorgenannten Christof
Zwischlberger Eigentümer und nach seinem 1703 erfolgten Tode seine Frau
Katharina Klara. Es folgen als Eigentümer und Hafner 1704 Sigmund Zirkl
seit 1707 Mitglied desAugustinerordens in Wien,
1710 Hans Georg Carnmerpaur Schätzungswert
des Hauses 1200 1731 dessen Witwe, 1732
Wilhelm Bergmayr, 1754 Maria Barbara Berg-
mayrin, 1754 Gotthart Cammerpaur, 1773
Benedikt Kazbeckh. Dieser Meister starb 1777
im Alter von 45 Jahren und bereits 1778 heiratet
die Witwe Ursula Katzböck Josef Prein, Sohn
des Gastgebers Prein in Waizenkirchen, der
damit Eigentümer des Hauses und I-Iafner wird.
Die Realität hatte damals einen Wert von nur
700 und litt noch in weiterer Folge durch ein
großes Schadenfeuer im Mai 1807. Im März 1806
starb Josef Prein im Alter von 52 Jahren und die
Witwe Ursula Prein übergab das Haus und die
Gewerbsgerechtigkeit am 11. September 1816
als Heiratsgut ihrer 24jährigen Tochter Theresia,
die sich mit Ferdinand Stadler, dem Sohne eines
Waldmeisters zu Kammer, vermählte. Ursula
Prein verblieb im Hause bis zu ihrem 1837 er-
folgten Tod an Lungenlähmung. Sie war 87 Jahre
alt geworden. Der neue Besitzer Ferdinand
Stadler starb schon sieben Monate nach Er- wdhwaswbeck"
Gruppe in Hochrelief. Vor 1750.
werbung des Hauses am 14. April 18 kaum Museum in um
Gedeckelte Terrine mit Reliefauflagen. Datiert 174g.
Museum in Linz
27 Jahre alt und wir sehen nun, wie sich
zahlreiche Bewerber um die noch jugend-
liche und dazu wohlhabende Witwe
drängen. Theresia Stadler entscheidet
sich für Ignaz Both, geboren 1794 als
Sohn des Franz Both, Wirtes zu Eber-
schwang. Im Oktober 1820 wird die
Hochzeit in Gmunden begangen. Im
Jahre 1835 im Jänner stirbt Therese
Both, worauf Ignaz Both das Handwerk
bis 1843 ausübt. Das Haus erwarben im
Juni 1843 Franz Schleiß geboren 1813
und Franziska Schleiß, geborene Wie-
singer, Tochter des Hafnermeisters Josef
Wiesinger. Franz Schleiß war von! 1864 wcihbnmngeräß in Hermm. um "so
bis 1872 und von 1876 bis 1882 gleic zeitig Museum in um
Bürgermeister der Stadt und starb im
Jahre 1887. Sein Sohn und Nachfolger, Leopold Schleiß, geboren 1853 und
vermählt mit Josetine Kienesberger, ist seit 30. Dezember 1887 dermaliger
Eigentümer der Werkstätte oder um richtiger im Sinne heutiger Zeit zu
sprechen, Besitzer der Gmundener Tonwarenfabrik, der sein, im Jahre 1884
geborener Sohn Franz Schleiß II als technischer Leiter vorsteht.
3. Hafnerhaus, Bürgerschulstraße früherVor-
stadt, Pinsdorfgasse 6. Der erste nachweisbare
Hafner auf diesem Hause war Stephan Püchler, dem
1659 Simon Kagerer folgte. Dieser Meister hatte das
Unglück, im Türkenjahr 1683 seine nach Wien
gebrachte und dort beim Hafnertor eingelagerte
Ware gelegentlich des türkischen Angriffs auf das
rechte Donauufer zu verlieren. Er ist, wie es heißt
durch den türkhischen Einfall umb das Seinige
kommen". Zwei seiner Kreditoren, Vorrig und
Sydler, werden 1686 Eigentümer des Hauses, hierauf
1687 der Hafner Franz Cammerpaur. Es folgen
1707 Matthias Katzböckh, 1738 Matthias Sceol, 1756
Anton Stibler, Februar 1785 Johann Stibler, welcher
1807 im Alter von 62 Jahren Aloisia Phüringer, die
22jährige Tochter des Johann Georg Phüringer,
Schneiders zu Wartberg, ehelichte. Johann Stibler
war ein Sohn des vorgenannten Anton Stibler und
der Maria Anna Stibler, die im April des Jahres 1806
nach Erreichen des hundertsten Lebensjahres in
diesem Hause starb. Johann Stibler erlag zehn
Monate nach seiner Hochzeit dem Lungenbrand
Krug für eine halbe Maß.
Um 1750
und seine junge Frau vermählte sich ein Jahr später, im November 1808, mit
Josef Wiesinger, Sohn des Michael Wiesinger, Zillenschoppers zu Oberzell
in Bayern und der Klara Wiesinger. Meister Josef Wiesinger starb 1837 und
so wurde Aloisia zum zweiten Mal Witwe. Der Witwenstand dauerte nicht
lange. Der Wert der Realität war in kurzer Zeit von 1000 auf 2485 H. gestiegen
und das Geschäft zu einträglich. Josef Trauner, 1805 in Schleißheim geboren
und von Profession Gärtner, bewirbt sich um die 57jährige Witwe und
ehelicht sie im Februar 1842. Die Ehe währt 10 Jahre. Im Oktober 1852
stirbt Aloisia Trauner, geborene Phüringer, verwitwete Stibler und Wiesinger,
68 Jahre alt, an Lungenlähmung. Josef Trauner bleibt bis Dezember 1873
Eigentümer, hierauf erscheint Klara Trauner als Inhaberin des Geschäfts.
4. I-Iafnerhaus, Linzerstraße frühere Bezeichnung
Klosterviertel, Am Klosterplatz, Traundorf 48. Im Jahre
1582 ist I-Iafner Benedikt Kammer-
paur auf diesem Hause. Es folgen
1608 dessen Sohn Be-
nedikt Kamrnerpaur,
1657 Elias Kammer-
paur, 1693 Eva Maria
Kammerpäurin, 1694
Simon Kammerpaur,
1705 dessen Witwe Katharina
Kammerpäurin, 1707 Alexander
Khimmerl, 1716 seine Witwe Ka-
tharina Khimmerlin, 171g Simon
Kammerpaur, 1720 dessen Witwe
Marie Franziska Kammerpäurin,
1721 Johann Michael Kholl, 1727
Tobias Katzböckh und Dezember
Vollrunde Figur eines
Salzfäßchen in Gestalt 1770 FranzKatzbockhFranzKatz- Kyggins, 3.,... bmm
einerBäuerin. Um 1750. Starb Jahre 1786 und Museum für österreichi-
Museum in Salzburg sche Volkskunde
seine Witwe Maria Anna verkaufte
179g Haus und Geschäft an Mathias Fötinger, Sohn des Jakob Fötinger, I-Iof-
tischlers zu Puchheim. Mathias Fötinger hatte das Handwerk bei Hafner-
meister Prein gelernt, wahrscheinlich aber nur formell, um den Geschäfts-
antritt zu ermöglichen. Er ehelichte 179g die Tochter eines Lederers in
Traundorf mit dem Vornamen Elisabeth und starb im März des Jahres 1817.
Seine Witwe, Elisabeth Fötinger, vermählte sich im November 1818 mit
Ferdinand Eismayr, Sohn des Greißlers Thomas Eismayr und der Franziska
Eismayr. Er war 1787 geboren, kam 179g in die Lehre, wurde 1803 Geselle
und 1818 Meister. Als solcher übte er das Handwerk bis 1843 aus. Über-
mäßiges Medizinieren führte bei ihm zum Irrsinn und so wurde das Haus im
Juni 1845 für 6573 H. an Franz und Katharina Fötinger veräußert. Franz
Fötinger war der Sohn des vorgenannten Mathias. Nach seinem im Jahre
423
1847 erfolgten Ableben führte die Witwe Katharina Fötinger das Geschäft
bis 1866, während welcher Zeit es aber von dem jüngeren Bruder ihres
Mannes, von Mathias jun. Fötinger geleitet wurde. Im Jahre 1866 ging das
Haus durch Erbschaft in den Besitz des Johann Fötinger Sohn des vor-
genannten Franz Fötinger und seiner Frau Elisabeth über. Nach seinem 1888
erfolgten Tode leitete Elisabeth Fötinger die Werkstätte bis 1894, in welchem
Jahre die Kinder Franz, Anna und Katharina Fötinger das Erbe antraten.
5. Hafnerhaus, Linzerstraße frühere Bezeichnung Vorstadt Traun-
dorf 50. Dieses Haus besaßen 1618 Hafner Georg Teibinger, 1646 dessen
Sohn Wolf. Er starb 1667 und seine Witwe Barbara Teibinger veräußerte das
Haus 1668 an Bartholomäus Koll
Kholl. Es folgen 1705 Maria
Regina Koll, Witwe nach Bartol.
Koll, 1705 Georg I-Iarl, 1718
Marie Harl, 17 18 ChristophEisen-
peiss, 742 Maria Eisenpeiss. Nach
1747 wurde das I-Iafnerhandwerk
auf diesem Hause nicht mehr
ausgeübt und ging die Realität in
diesem Jahre in den Besitz des
Salzburgerboten und Landkut-
schers Johann Stockhammer über.
6. Im Kreise der Gmundener
Innung lagen auch die Städte,
Märkte und Ortschaften Vöckla-
bruck, Ischl, St. Wolfgang, Schörf-
ling, Pettenbach, Timmelkam,
Regau und Schöndorf, deren
Meister ihre Beiträge an die
Gmundener Lade abzuliefern und um, Schäm um U50
ihre Gesellen beim Handwerk in
Gmunden freizusprechen hatten. Die Erzeugnisse der Hafner in Schöndorf
und Regau, vielleicht auch jener in Ischl, Schörfling und Pettenbach dürften
viel Gemeinsames mit denen der Gmundener Handwerksgenossen gehabt
haben. Eine Scheidung der Arbeiten konnte bisher nicht durchgeführt werden.
Der Vollständigkeit halber führen wir hier die Namen der am Ausgang des
XVIII. und in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts nachweisbaren
Mitmeister der Gmundener Innung an
In Vöcklabruck Josef Dornbichler. Ihm wurde am 4. Mai 1795 das
Meisterrecht in Vöcklabruck verliehen, weil alldort schon über zehn Jahre
kein Handwerk gehalten". Bald darauf, im Jahre 1801, etablierte sich ein
zweiter Meister, Jakob Bundschuh, in dieser Stadt.
In Ischl Martin Ennser 1795 bis 1830, Josef Dornfeind 1796 bis 1830,
Josef Plohberger 1823 bis 1849, Josef Steininger 183g bis 1847 im Hause
56
424
Nr. 253, Regina Plohberger
1849 bis 1866 und Johann
Steininger 1848 bis 1866.
In St. Wolfgang Jo-
hann Helm, nachweisbar
von 1821 bis 1866. Er
besaß das Haus Nr. im
Markt.
In Schörfling Anton
Schrott, nachweisbar tätig
von 1812 bis 1826. Er war
vor 1812 beim Franken-
markter Handwerk einge-
schrieben. Im folgte Franz
Xaver Födinger.
In Pettenbach Anton
Metz 1822 bis 1862, hierauf
seine Witwe Josefa Metz.
In Timmelkam Jo-
hann Plank, Besitzer des
Hauses Nr. 19, wurde 1823 Mitmeister der Innung.
In Regau Unter-Regau Simon I-Ioiß, 1821 bis 1830 nachweisbar.
In Schöndorf Josef Mobldaschel, von 1799 bis 1832 tätig.
Von allen Gmundener Werkstätten führte nur jene in Traundorf und
diese auch nur in der letzten Zeit
eine eigene Marke. Die Meisterin
Elisabeth ötinger wählte für
ihre Erzeugnisse die Buchstaben
im Kreise eingepreßt in die
Bodeniiäche der Krüge 1799 bis
1818. Ihr Nachfolger Ferdinand
Eismayr 1818 bis 1843 behielt
den Kreis bei und führte die
Buchstaben E. Die gleiche
Marke mit seinen Initialen
linden wir auf den Krügen des
Meisters Franz Fötinger 1843
bis 1847. Um 1850 wurde in
Reinthal bei Gmunden versucht,
das Gmundener Geschirr mit
dem dortigen Ton zu imitieren,
jedoch ohne Erfolg. Diese Er-
zeugnisse erhielten den Stempel
ReinthaVi Was schließlich eine Teller mit Füllhorn. Um 1760
Große Schüssel mit der heil. Dreifaltigkeit. Um 1780. Im Besitz
des Verfassers
nicht selten vorkommende
Marke, das in den Boden
des Gefäßes eingedrückte
alte Gmundener Stadtsiegel,
betrifft, so war es die Marke
des I-Iafners Franz Schleiß
für seine modernen Imita-
tionen italienischer Majo-
liken. Die Einführung dieser
Marke erfolgte 1866.
IV. DIE ERZEUGNISSE
UND IHRE HERSTEL-
LUNG.
Die Erzeugnisse der
Gmundener Hafner lehnen
sich in Wahl der Formen
und in Rücksicht auf die
Verteilung der bildmäßigen
425
Schüssel mit der Halbtigur Christi. Um 1780
Ausstattung besonders an die Majolikaarbeiten Italiens an. Damit ist hin-
länglich der direkte Zusammenhang, der Einfluß von dieser Seite bewiesen.
Die übermäßig großen Schüsseln, welche in erster Linie der Ausschmückung
der oberösterreichischen Bauernstuben dienten und erst in zweiter Linie dem
Gebrauch, entsprachen dem Schaugerät unter den Majoliken Italiens, den von
Piccolpasso als piatti di pompa" bezeichneten Prunkschüsseln. Waren es
Teller mit Falke. Um 177a. Im Besitz des
Verfassers
dort die herrlichsten Schöpfungen
echter Kunstkeramik, so genügte den
Bewohnern des Salzkammerguts eine
handwerksmäßig hergestellte und mit
Figuren in bunten Farben bemalte
Schüssel. Gefäße in Form der Pinien-
zapfen hat Gmunden beinahe getreu
kopiert. Die Wöchnerinnenschalen,
ein Haupterzeugnis der I-Iafner in
Gmunden, finden ihr Gegenstück in
den scudelle da donne di parto"
Italiens. Hier wie dort waren sie innen
und außen bemalt, in der Regel mit
Darstellungen von Entbindungen und
Szenen aus der Kinderpflege. Auch
kleinere Bildplatten als Hausaltäre,
Weihbrunngefäße und ähnliche Er-
zeugnisse Grnundens fanden ihre Vor-
bilder in Italien und selbst plastischen
16'
qzu
Arbeiten begegnen wir im Salzkammergut. Nur eine Form fehlt uns dort
gänzlich das Apothekergefäß, der italienische albarello" von zylindrischer
Gestalt oder als Kanne mit Ausgußrohr. Die Sitte, die Apotheken als Ver-
sammlungsräume zu wählen, hat sich auf Italien beschränkt und daher nur
dort die künstlerische Behandlung dieser Gefäße gezeitigt.
Die Gmundener Hafner erzeugten im XVIII. und XIX. jahrhundert
I. Marmoriertes Geschirr in den kombinierten Farben Grün, Blau, Grau,
Braun und Weiß. Die beliebteste Form waren die sogenannten Pfeifen-
schüsseln, bald kleinere, bald größere Teller von ovaler, seltener runder
Maßkrug mit der heil. Familie. Krug mit den Figuren der Evangelisten
Um 1770 aufGittergrund. Bezeichnet 1777. Besitzer
Karl v. Görner in Linz
Form mit gewellter, gegen die Mitte fächerartig zusammenlaufender Fahne.
Zuweilen war im Spiegel eine kleine Figur in Relief angebracht. Diese
Schüsseln dienten mehr zum Zimmerschmuck als zum Gebrauch, waren
ungemein beliebt und fanden auch außerhalb des Landes starken Absatz.
2. Grün und braun gesprenkeltes und grün geflammtes Geschirr. In
Wien führte es auf den Märkten die Bezeichnung Gmundener Geschirr",
in Gmunden selbst Wiener Geschirr". Der älteste Vertreter der gespren-
kelten Ware ist ein Weihbrunn im Linzer Museum. Über den mit relieiiertem
Kruzifix geschmückten Becken erhebt sich auf zwei gewundenen Säulchen
der muschelförmige Baldachin. Die Platte ist belegt mit dem Brustbild eines
jungen Mannes in der Tracht der Mitte des XVI. Jahrhunderts und mit der
Jungfrau Maria in ganzer Figur. Wenn auch bei diesem Stück eine spätere
Verwendung alter I-Iohlformen zur Herstellung der Reliefs nicht ausge-
schlossen ist, wird es kaum viel später als 1600 anzusetzen und somit als das
älteste bekannte Gmundener Erzeugnis anzusehen sein. Gleichfalls im Be-
sitz des Linzer Museums ist ein großer, nahezu ein Meter hoher Krug, 1704
bezeichnet und mit einem Blattkranz auf der vorderen Wandung, mit aus-
laufenden Blumenranken beim unteren Henkelansatz verziert. Die Wandung
des Kruges ist in der vorerwähnten Weise grün gesprenkelt und geilammt.
Maßkrug mit heil. Katharina. Um
1780. Besitzer Dr. v. Pausinger in
Gmunden
Krug mit der Ansicht der beiden
Schlösser Ort am Traunsee. Um
xygo. Im Besitz des Verfassers
Weiters gehört in diese Gruppe die vollrund gearbeitete Büste eines ober-
österreichischen Bauemburschen, eine Karikatur mit Blähhals, schielenden
Augen und mit Warzen im Gesicht. Besitzer dieses originellen, als Blumen-
vase gedachten Stückes ist das Museum für österreichische Volkskunde in
Wien. Größtenteils beschränkten sich jedoch die getiammten Arbeiten auf
das gewöhnlichste Gebrauchsgeschirr, Krüge und namentlich Weidlinge, die
massenhaft seit x70o erzeugt wurden und noch heute in gleicher Weise in
der Werkstätte des I-Iafnermeisters Schleiß gefertigt werden. Es waren die
Erzeugnisse, die überall, nicht zum mindesten in Wien, den Gmundener
Hafnern so viel Ehre einbrachten.
3. Das gleiche galt von der einfarbig tauben-
grauen Ware, die ebenfalls noch bei Schleiß
erzeugt wird. Aus einem alten Glasurbuch lautet
das Rezept auf I0 17' Bleiasche, Kieß,
Salz und 17 Schmaldte, was wir jedoch nur als
einen Versuch ansehen dürfen, da der beige-
setzte Vermerk des Hafners wird nicht schön"
eine längere Anwendung dieses Rezepts aus-
schließt. Das Geschirr hieß auch einige Zeit das
perlgraueß als man die blaue Glasur mehr ins
Graue zu stimmen suchte.
4. Mit der bunten Malerei auf weißem
Grunde brachten die Hafner in Gmunden ihre
Arbeiten auf eine Stufe, welche die Grenze des
Gewöhnlichen überschreiten konnte und den
Versuch darstellt, sich kunstvoller Keramik zu
nähern. Daß diese eigentlich nie vollkommen
erreicht werden konnte, hat weniger seine
Gründe im Unver-
mögen der Arbeits-
kräfte, als vielmehr
Großerl-IumpenmitBauernbrustbildern
auf gegittertem Grund. Urn 1780 In den bescheidenen
Ansprüchen der
großen Masse der Abnehmer, der ländlichen Be-
völkerung des Kammerguts. Wohl ragen einzelne
Arbeiten, besonders aus älterer Zeit, dann wieder
mit großer zeitlicher Pause, solche aus der Stil-
periode des Rokoko durch ihre Zeichnung und den
geschmackvollen Farbenauftrag hervor; der Rest
behielt jedoch mehr handwerksmäßigen Cha-
rakter. Von jenen Arbeiten, bei denen das Augen-
merk auf eine schöne weiße, gleichmäßig deckende
Glasur gelegt wurde, haben wir bereits mehrere
kennen gelernt. Sie fallen in die Zeit von 1650 bis
1750. Die Bemalung beschränkt sich auf einzelne
Blumenranken, stilisierte Blüten in der ersten Zeit;
später werden Embleme der Handwerker, einzelne
Figuren, Städteveduten, ja sogar ganze Szenen
hinzugefügt. Dies alles jedoch noch immer mit
möglichster Schonung der weißen Fläche, welche
vorwiegen sollte und daher nur eine skizzenhafte
Behandlung der Figuren mit teilweisem Farben- Humpen mit der Ansicht des Traun-
auftrag oder die Darstellung in sehr kleinem Maß- St" dm Zmlbmmhiuse und
darauf bezugnehmendem Ve s.
stab gestattete. Beispiele hiefur sind die runde icjumvg,
Flasche mit dem Vogel aus dem Jahre 1758,
beziehungsweise die große Schenkkanne mit der
Jagdszene aus dem Jahre 1725; beide im Linzer
Museum.
Um die Mitte des XVIILJahrhunderts treffen
wir schon Stücke an, bei denen die weiße Fläche
der bunten Malerei das Feld räumt. Die Figuren
sind besser gezeichnet als früher, die Glasur da-
gegen ist nicht mehr so schön. Deutlich geht
hervor, daß die Hafner den technischen Teil der
Arbeit vernachlässigten und tüchtigere Maler-
gesellen zu beschäftigen suchten. Gleichzeitig
erhalten die Erzeugnisse ein sämtlichen Gmun-
dener Werkstätten gemeinsames Merkmal in
Anwendung der Palmette als fortlaufendes Orna-
ment. Es dient, in blauer Farbe ausgeführt, als
Abschluß am Fuß- und Halsrand der Krüge, als
Einfassung der Schüsseln vergleiche den Krug
mit dem heil. Sebastian und die Schüssel mit der
Schäferszene. Auch das pokalartige Gefäß im
Linzer Museum zeigt die Palmette am Becher als absteigendes, am Stengel
als aufstrebendes Ornament gewählt. In der
Folgezeit wächst, entschieden von der Ver-
breitung und dem Weltruf der holländischen
Fayence, speziell der Delfter Ware beeiniiußt,
die Vorliebe für die blaue Farbe; gleichzeitig
aber auch die Neigung, ihre Vorwürfe, die
etwas phantastisch aufgeputzten Gärten und
Landschaften als Motive zu wählen. Wieder-
holt treffen wir in den Glasurbüchern jener Zeit
die Bezeichnungen holländisches Blau",
holländische Glasur" an. Einfarbig blau be-
malten Stücken begegnen wir häufig. Die
Zeichnung anfänglich zart und mit peinlicher
Genauigkeit ausgeführt wie bei den beiden
Tellern im Besitz des Verfassers wird
später kräftiger und flott vergleiche die Flasche
mit Schraubenverschluß. Teller und Schüsseln
zeigen schon seit 1700 das auch für die Folge-
zeit charakteristische Merkmal Gmundener
Provenienz, den mit kurzen, kräftigen grünen
oder blauen Strichen bemalten Rand. Das
ßumPen-ßemamuö "Onmtslmg" Palmettenornarnent weicht nach wenigen
Schleiß in
er 21215"? Jahren in einer der Werkstätten dem Akazien-
Humpen mit Medaillons auf Gitter-
grund. Um xBz5.
430
blatt und dieses wieder der großen Blütenranke, beziehungsweise der
einzelnen Blüte. In die Mitte des XVIII. Jahrhunderts fallen auch mehrere
gute Arbeiten mit Reliefauflagen und solche keramischer Plastik. Eine
gedeckelte, von einem liegenden Löwen gekrönte Terrine, ein Salzfäßchen
in Gestalt einer Bäuerin und die Figur eines oberösterreichischen Kretins
werden hier abgebildet. Die letztgenannte drollige Plastik hat noch einen
besonderen Reiz darin, daß die Figur in der rechten Hand einen blau und
weiß marmorierten Gmundener Krug mit dem typischen wulstartigen, im
unteren Ansatz aufgerollten Henkel hält.
Das ausgehende XVIII. Jahrhundert
wählt die einzelne Blüte oder den Blumen-
strauß als Schmuck für den Tellerrand,
zuweilen auf gitterartig gezeichnetem
Grund. Die Figürliche Malerei hat größten-
teils religiösen Charakter; Typen aus dem
Volk, Figuren einzelnerTiere, Landschaften
etc. sind selten. Auch bei den Krügen und
Humpen findet der vorerwähnte Gitter-
grund Anwendung, entweder das ganze
Gefäß oder nur einen Teil der Wandung
in Art eines Bandes, auf dem mehrere
Medaillons angeordnet sind, überziehend.
Bei den Krügen zeigt sich nun häufiger
der schon bei den Erzeugnissen aus der
Mitte des XVIII. Jahrhunderts vereinzelt
auftretende sogenannte Wiener Rand. Es
ist ein Motiv von Festons, in einfachster
Weise dargestellt und entlehnt dem Wiener
Porzellan, wo es ausgiebigste Verwen-
dung fand. Es bildet bei den Gmundener
Arbeiten den unteren Abschluß der in
bunten Farben ausgeführten Darstellung.
Um 1790 wechselt der bauchige, birn-
förmige Krug die Gestalt und es entsteht
der zylindrische, bei weitem mehr mundgerechte Trinkhumpen. Ansichten
des Traunsees, solche der Stadt Gmunden und des Schlosses Ort, Kahn-
fahrer, Typen der Bewohner des Kammerguts verdrängen nun nahezu
gänzlich die religiösen Darstellungen. Das Treiben und Leben der Leute
schildert uns am besten in der Zeit 1830 bis x85o der Malergeselle Josef
Triesberger mit seinen originellen Arbeiten. Über diesen Gesellen, mit dessen
Tod die Gmundener Bauemmajolika ihr Ende fand, wird noch später aus-
führlicher zu erzählen sein. Hinsichtlich der Formen haben wir noch nach-
zutragen, daß die Gestalt des I-Iumpens sich nach X800 etwas ändert, indem
die Mündung um ein Geringes eingezogen wird.
Humpen mit Kahnfahrt, bezeichnet 1798
"IQ;
Der Ton kam aus Viechtau grauer, kalkhaltiger Letten und Baum-
garten blauer, eisenhaltiger Dachent, beide in der Nähe Gmundens gelegen,
und wurde in dieser Zusammenstellung als Töpfermaterial mit großer Sorg-
falt bereitet und sehr fein geschlemmt. Auf dem weißen Anguß aus Zinnemail,
somit auf einem jede Flüssigkeit schnell einsaugenden Grund, begann der
Maler sein Werk. Er zog zuerst die Umrisse mit Braunstein und trug dann
die Farben auf, eine Arbeit, die keine Korrekturen zuließ. Bei Darstellungen,
Kumpan mit Darstellung der Salzah- Humpen mit Darstellung eines Waren-
lieferung vor dem Gmundener Rathaus. transports auf der Traun unter Aufsicht
Gemalt 1847 von Triesberger. Besitzer der Hafnermeisrerin Franziska Schleiß.
Gastwirt Holzinger in Gmunden Cvemalt xB47 von Triesberger. Besitzer
Leopold Schleiß in Gmunden
die oft wiederholt werden sollten, benützte er als Schablone ein dünnes Zinn-
blatt, in das die Umrisse der Zeichnung eingestochen wurden und welches
sich leicht der Wölbung des Kruges anpassen ließ. Ein derartiges, noch vor-
handenes Blatt mit der Darstellung eines Türken zu Pferde geben wir hier in
Abbildung. Das Übertragen der Umrisse auf das Gefäß erfolgte durch Ein-
stäuben mit Holzkohle auf mechanischem Weg. Hierauf erfolgte die Braun-
steinkonturierung und das Auftragen der Farben, sodann ein nochmaliges
Einstäuben mit gutpulverisiertem Bleiglas, das, im zweiten Brand mit der
Zinnglasur verschmelzend, den Farben lspiegelglatten Glanz verlieh. Der
Brand erfolgte mittels I-Iolzfeuerung in Öfen von Kubikmeter fassendem
Einsatzraum und bei einer Temperatur von etwa 1000 Grad Celsius. Über
57
die Glasuren sind einzelne Re-
zepte vorhanden. Die weiße be-
stand aus 10 Bleiasche,
Sand, Salz und Glette.
Mit ihr wurde auch die Rückseite
der Schüsseln und Teller über-
zogen. Vom Jahr 1860 an ließ
man in Gmunden diesen Überzug
fallen und übergoß den Boden
mit fein geschlemmtem flüssigen
Ton, der hierauf gelbe Glasur
erhielt. Daran sind also Schüsseln
aus der Zeit nach 1860 leicht zu
erkennen. Auch hinsichtlich der
Zusammensetzung der wichtig-
sten Malfarben sind wir unter-
richtet. Die grüne Farbe bestand
aus Maßl guter Kupferasche,
Maßl Glette und Maßl Mening.
Weitere Rezepte finden sich im
Besitz der Werkstätten Schleiß
Zinnblattschablune zum Konturieren der auf der Krug- und Fötingen Als vorlagen
Windung beabsichtigten Maler" die Hafnermalergesellen dienten
Kupferstichblätter jeder Art, Volkstypen, Kostümblätter, Gebetbuchblätter, ja
selbst Spielkarten. Eine Reihe solcher Vorlagen, die wirklich in Gmunden in
Verwendung kamen, ist hier abgebildet. Sie stammen aus I-Iafnerhäusern und
zeigen die Originale durchstochene Umrisse. Im XVIII. Jahrhundert, als man
den Dekor der Fayencen von Delft in Blaumalerei imitierte, lieferten fran-
zösische Blätter die Vorwürfe. Es gab aber auch I-Iafnermaler, welche ohne
Vorlage arbeiteten.
Die Namen der wenigsten sind uns übrigens bekannt. Auf einer runden
Flasche mit bunten Vogeldarstellungen im Linzer Museum zeichnete sich
der Malergeselle Lorenz Schrock, der 1780 in Traundorf im 74. Lebensjahre
starb. Die Flasche trägt die Jahreszahl 1758 und die Initialen S. Schrock
war, wie die meisten der Malergesellen ein gebürtiger Gmundener und damit
ist die Ansicht Kamillo Sittes, daß die Maler aus Böhmen kamen, hinfällig.
Von den in Gmunden im Jahre 179g beschäftigten 21 Gesellen, war etwa die
Hälfte gebürtige Gmundener, während der Rest aus Oberösterreich, Salzburg,
Steiermark, Tirol und Niederösterreich kam. Zwei Gesellen kamen aus Bayern.
Wir führen die Namen an Kling, Mohldaschel, Pergent, zwei Brüder Ennser,
Hering, Anton,Zeinner, zwei Brüder Asam,Trischberger,zwei Brüder Oßwald,
Staudinger, Schönberger, Fötinger, Dirnböck, Eismair, Stix, Greitroithner und
Moßreithner. In Gmunden war auch Kaspar Buchner geboren, der von 1830
an die Bemalungen in der Werkstätte des Josef Wiesinger später der Aloisia
Wiesinger und
schließlich der
Meisterin Trau-
ner besorgte
und am 4. Mai
1845 vor dem
versammelten
Handwerk er-
schien mit dem
Ansuchen, ihn
als Gesellen an-
zuerkennen
nachdem er
schon durch 14
Jahre die Ma-
lereibesorgtund
sich darin so ge-
bildet hat, daß
er anderen Ge-
sellen gleich zu
stellen kommt".
Das Ansuchen
wurde bewilligt
und Buchner
Geselle. Er war
der letzte Haf-
nermaler in der
WerkstättePins-
dorfgasse und
starb 1867. In
derHafnerwerk-
stätte in Traun-
dorf wurde be-
reits seit 1856
nicht mehr ge-
Vorlagenblätter für die Gmundener Hafnermalergesellen
malt. Am längsten hielt sich die Herstellung der bunt bemalten Bauernkrüge
in der Werkstätte im Seestadtl, dem Schleißschen I-Iafnerhaus und auch
hier haben wir sie eigentlich nur der Langlebigkeit der Malerhafner und
Gesellen zu danken. Der Geselle Karl Elsenwenger, geboren 1825, kam
1834 in die Lehre, wurde 1839 freigesprochen und war bis 1890 beschäftigt.
Er hat knapp vor seinem Tode nicht anders gearbeitet als 50 Jahre vorher.
Ein noch schöneres Beispiel der Anhänglichkeit an das alte Handwerk liefert
uns Felix Bachinger, aus Pinsdorf gebürtig. Am 3. Mai 1863 im Alter von
18 Jahren freigesprochen, wurde ihm von seinem Meister Franz Schleiß die
11'
josef Triesberger, geb. 181g, gest. 1893.
Arbeitete 50 Jahre als Hafnermaler in der
Werkstätte Schleiß
Hafnermeister Franz Schleiß I. geb. 1813,
gesl. x887. Von 1864 bis 1882 Bürgermeister
der Stadt Gmunden
Bemalung des grün geflammten Geschirrs übertragen. Er setzte diese unter
dem Sohne und Enkel seines ersten Brotherrn fort und wir fanden ihn im
Vorjahre noch immer Heißig und freudig an der gleichen Arbeit. So hat sich
die Herstellungsweise des grünen Flammengeschirrs im Laufe von nahezu
50 Jahren in nichts geändert, weder in Form und Henkelbildung, noch in der
Farbe der vertikal und horizontal gezogenen Bammenartigen Bänder.
Unter den Malergesellen, welche sich mit der Ausstattung der Humpen
und Maßkrüge in iigürlicher und landschaftlicher Malerei beschäftigten, ragt,
obwohl bereits in derVerfallsperiode tätigJosefTriesberger hervor. Schon sein
Vater Franz, ein Sohn des Josef und der Maria Anna Drischberger widmete
sich dem Handwerk, wurde am 6. Mai 1798 als Lehrling bei Meister Josef
Prein aufgedungen und am 26. Dezember 1801 bei Theresia Stadler Geselle.
Er starb am 4. März 1851. Josef Triesberger die Schreibweise des Namens
wechselt und lautet auch Trissberger, Trischberger, Drissberger und Drisch-
berger wurde 181g in Gmunden geboren, kam am 6. Mai 1832 zu Meister
Ignaz Both auch Pott in die Lehre und wurde am 8. Mai 1836 freigesprochen.
Er arbeitete dann weiters unter Franz Schleiß, erhielt 1863 die Verdienst-
medaille, später unter Leopold Schleiß 1892 das silberne Verdienstkreuz und
starb im Jahre 1893. Er war somit volle 60 Jahre an der Scheibe und bei der
Krugmalerei beschäftigt. Nicht wie die meisten seiner Vorgänger suchte
Triesberger die Vorlagen in den zeitgenössischen Kunstblättern, sondern
verfügte ein wenig über eigenes Talent und entlehnte nur zuweilen einzelne
Motive. Seine Liebe zur Vaterstadt Gmunden bewog ihn, Ansichten dieser
Stadt und Darstellungen aus ihrem geschäftlichen Leben in den Bildern zu
bringen und so sind die von ihm bemalten Krüge neben wenigen älteren
Exemplaren mit der Ansicht des Gmundener Sees und des Schlosses Ort wohl
die für unser Handwerk charakteristischesten und auch in mancher Beziehung
kulturhistorisch interessant. Einige seiner Arbeiten seien genannt und abge-
bildet. Er malte einen Maßkrug mit der Darstellung, wie seine Meisterin
Franziska Schleiß ihr Geschirr auf zwei zusammengekoppelten Zillen, der
sogenannten Gams, auf der Traun führt, Krüge mit Landschaftsskizzen aus der
Gmundener Umgebung, einen solchen mit der Ansicht des Rathauses, des
Landungsplatzes für die Salzfuhren aus Ebensee. Wir sehen auf einem
weiteren Exemplar von seiner Hand den Vorgang beim Löschen der Salz-
ladungen, zahlreiche Kufenträger und schließlich die Weiterbeförderung des
Salzes mittels Pferdebahn. Diesen Krug malte Triesberger im Jahre 1847 für
den I-Iafnerrneister Josef Steininger in Ischl. Häufig hat er seine Arbeiten
mit den Initialen unter oder hinter dem I-Ienkelansatz der Krüge gezeichnet.
Im übrigen ist seine Hand leicht an der eigentümlichen Malweise der Bäume
und Sträucher zu erkennen. Er wählte für helles Licht ein intensives reines
Gelb und setzte es in der Regel auf die äußersten Laubpartien an Baum und
Strauch, so daß diese Farbe gleich neben dem satten Grün zu stehen kommt.
Als Einfassung am Hals- und Fußrand der Krüge bevorzugte er ein Bandmotiv
aus schräggestellten, sich abwechselnd an der oberen und unteren Einfassungs-
linie berührenden Weberschiffchen. Triesberger war auch ein guter Kamerad.
Seiner Initiative war es zu danken, daß in den Vierzigerjahren eine Kasse
für kranke oder ohne eigene Schuld
verarmte Gesellen gegründet wurde.
Die Beiträge lieferten durch viele
Jahre die Gesellen allein; später be-
teiligten sich auch daran die Meister.
Schreiber dieser Zeilen hatte Ge-
legenheit, den Nachlaß dieses Mannes
zu sehen. Es fanden sich darin Dank-
schreiben seiner Mitgesellen für er-
haltene Darlehen und eine reich-
haltige Bibliothek aus allen Wissen-
schaften, wie wir sie wohl selten
heute bei einem Handwerker finden
werden. Mit Triesberger starb der
letzte Hafnergeselle, der typisches
Gmundener Geschirr in altherkömm-
licher Weise mit bunten Farben
bemalte zugleich in ihm starb
aber auch der Typus des unter der
alten Zunftverfassung so glücklichen
und so ehrlich arbeitenden Hand-
Tonwarenfabrikant Leopold Schleiß. geb. 1853. Der
WCTKBTS. Sein Todesjahr, 185 Jahr letzte Erzeuger von Gmundener Bauernmajoliken
1891, bedeutet für uns
das Ende der Gmun-
denerBauernfayence-
Industrie.
Wohl versuchten
einzelne Meister es
aufzuhalten. Die
Werkstätte Schleiß in
Gmunden sträubte
sich, zu ihrer Ehre
jardiniere, entworfen von Anton Gerhardt, ausgeführt in der Werkstätte
Leopold Schleiß in Gmunden gesagt, mit allen Mit-
teln, so mit wieder-
holten Versuchen und mit großen Geldopfern gegen diesen Niedergang,
dessen Gründe sehr tiefe, unausrottbare Wurzeln geschlagen hatten. Im
Augenblick, Wo der Stadt der alte Charakter geraubt wurde, indem man ihr
den Salzhandel, diese mittelalterliche Institution nahm, die Seeufer dem
gewerblichen Treiben entzog und sie Müßig-
gängern öffnete, war das Schicksal der einst so
blühenden und fleißigen Stadt besiegelt. Das Hand-
werk mußte auf allen Linien zurücktreten und so
haben auch die Hafnereien ihre Bedeutung ver-
loren, ihre Erzeugnisse auf das in der bäuerlichen
Bevölkerung des Kammerguts gangbare schmuck-
lose Geschirr. reduziert.
Die Werkstätte Schleiß wollte den Kampf gegen
das Unvermeidliche nicht aufgeben und versuchte sich
zu einer Zeit, wo dem Volke jeder Ausdruck einer
Geschmacksrichtung mangelte, mit bäuerlichen Majo-
liken in bizarren Formen. Die Stammbevölkerung
Oberösterreichs konnte aber diese Blumenvasen und
Ziergefäße nicht verwenden und dem Fremden waren
es keine typischen Erzeugnisse des Landes. So wäre
eine Fortsetzung der alten Industrie nur möglich
gewesen, wenn man sich auf die alten Formen, den
der Hand des Bauern noch heute geläufigen Humpen
und Krug beschränkt und mit Darstellungen, die in
verständlicher Weise zum Volke reden, bemalt hätte.
Bewegen und genötigt durch die vorhin geschil-
derten Umstände folgt die Werkstätte Schleiß der
modernen Richtung und bietet uns darin ungemein viel
Schönes und Beachtenswertes. Besonders tritt dies
in den plastischen Werken sowie in der technischen Gmundener Salzträger, mo-
Behandlung zu Tage. In den Entwürfen und der Her- dmie" Amen Gemam"
behufs Ausführung in Stein-
stellung der Modelle teilen SlCh die Herren Franz gu,indwe,ks,in,schleiß
Schleiß jun. und Anton Gerhardt,
für deren Können die hier abge-
bildete Dogge in Fayence und
die Jardiniere mit den Hechten
Zeugnis ablegen. Der für diese
Arbeiten verwendete Scherben ist
ausgesprochenes Steingut und er-
folgt die Herstellung durch freies
Aufdrehen oder im Gußverfahren,
wenn die Ausführung einer größe-
ren Anzahl gleicher Objekte be-
absichtigt ist. Beim Glasieren er-
zielt die Werkstätte glänzende
Effekte durch Reduktionsfeuer.
Wir hoffen, daß die Firma
Schleiß auf solchen Bahnen fort-
schreitet und gestützt auf ihre
Vorliebe für das plastische Mo-
ment und ihre Kenntnisse in
Herstellung brillanter Glasuren weitere Arbeiten dieser Richtung liefert.
Unterstützt wird sie, wie schon erwähnt, durch Herrn Gerhardt, der bereits
zahlreiche recht gute Plastiken geliefert hat und auch von der Königin von
Hannover behufs Modellierung ihrer Büste herangezogen wurde. Sein letztes
Werk ist das Modell eines Kufenträgers, der typischen Figur der alten Salz-
stätte, die merkwürdigerweise noch keinen sichtbaren Hinweis auf ihre einst
so bedeutende gewerbliche Tätigkeit besitzt. Der Künstler denkt sich daher
seine Schöpfung als Brunneniigur auf dem Platze vor dem Rathaus, also an
jenem Orte, wo die Zillen aus Ebensee landeten und die Träger das Salz
aus dem ganzen Kammergut entgegennahmen. Erfreulich ist es zu hören,
daß der Bürger-
meister der Stadt
dieser Idee sym-
pathisch gegen-
übersteht und so
Gmunden end-
lich ein Wahr-
zeichen erhält,
das den zahl-
reichenFremden
die historische
Bedeutung der
Salzstadt in zu-
treffender Weise
Vase. Stilisierter Kiefemdekor. Entworfen und aus-
geführt von Franz Schleiß II
Ruhende Dogge. Grnundener Fayence, modelliert und ausgeführt von Franz
offenbart. Schleiß
438
DIE AUSSTELLUNG VON ALTEN GOLD- UND
SILBERSCHMIEDEARBEITEN IM K. KQSTER-
REICHISCHEN MUSEUM. II. AUSSER-OSTER-
REICH S0 VON EDUARD LEISCHING-WIEN
TWA zwei Dritteile unserer Ausstellungsobjekte
waren außerösterreichischer Provenienz. Aus wel-
chen Erwägungen wir sie heranzogen, wurde
bereits auseinandergesetzt. Es waren durchwegs
europäische Arbeiten, vom Mittelalter bis zur
ersten Hälfte des XIXJahrhundertS, deutsche, eng-
lische, französische, italienische, niederländische,
russische. Schmuck war auch in dieser Gruppe
ausgeschlossen, die Ausstellung beschränkte sich,
wie bereits bemerkt, auf Gefäße und Geräte kirch-
licher und profaner Art. Auch innerhalb dieser Gruppe war die kirchliche
Kunst lediglich durch Typen vertreten, darunter allerdings durch eine Reihe
auserlesener Stücke.
Den größten Umfang in dieser Abteilung nahm wie begreiflich Deutsch-
land ein und wir sahen hier alle berühmten Kunststätten Augsburg, Nürn-
berg, Regensburg, Straßburg, Ulm, Frankfurt, Dresden, Breslau, Königsberg,
zum Teil glänzend vertreten.
Von einer deutschen Goldschmiedekunst kann man seit der Völker-
wanderung sprechen. Die alten Schmiede, welche Waffen, Gürtlerarbeit und
Geräte und Schmuck in Edelmetall nebeneinander schufen, haben von den
römischen Meistern gelernt, die am Rhein und in Oberdeutschland rege
Tätigkeit entfaltet hatten. Es waren Hörige der Fürsten und Edlen, für deren
Bedarf allein sie arbeiteten, Ministerialen wie alle Handwerker der Zeit, welche
einen organisierten Gewerbebetrieb in dieser Zeit nicht kannten, während in
früherer Zeit die Schmiederei ein Vorrecht der Freien gewesen war, wie ja
schon die germanische Sage vom Königssohn Wieland beweist. Hans Meyer
in seiner sozialwissenschaftlichen Studie über die Straßburger Goldschmiede-
zunft und andere haben darauf verwiesen, daß die nach dem Aufhören des
Wandems entstehenden Volksrechte, welche die Stellung der Handwerker
überhaupt hervorheben, für die Goldschmiede besondere Wertschätzung
bekunden. Wird in der Lex salica der Goldschmied noch dem Eisenschmied
gleich gestellt, so erhebt alamannisches und westgotisches Volksrecht den
Aurifex in der Festsetzung des Wehrgeldes um das Doppelte über den Faber
ferrarius und das burgundische macht schon einen Unterschied zwischen
Silber- und Goldarbeiter und klassifiziert den Eisenschmied, Silberschmied
und Goldschmied im Verhältnis von 50 zu IOO und 150 sol. Ihre Mehrzahl
gehört lange noch zu den Hörigen, aber daneben treten doch bald auch freie
Männer, auf deren Tätigkeit wohl die größten künstlerischen und technischen
sie strenge geschieden, sie wirken in ge-
Fortschritte der Zeit ruhen. Noch aus rö-
mischer Zeit waren große Gold- und Silber-
vorräte im Land, unter Karl dem Großen
war viel Beute den Avaren abgenommen
und in Spanien gemacht worden, man be-
ginnt in den deutschen Strömen, Rhein und
Donau, nach Waschgold zu suchen und in
Böhmen werden Goldminen entdeckt und
betrieben. Auf den königlichen Domänen
hat laut dem Capitulare de villis der Amt-
mann für Vorhandensein und unaufhörliche
Arbeit geschulter Edelmetallhandwerker zu
sorgen, von den anderen Arbeitern werden
meinsamer Arbeit auf dem Boden einer
festen Tradition, die sich immer weiter ent-
wickelt. So hoch ist die Schätzung der
Kunst gestellt, daß Fürsten und Edle sich
mit Vorliebe in persönlicher Übung ihr zu-
wenden und ebenso auch Kirchenfürsten
nach dem Vorbild des heiligen Eligiiis, des
Bischofs von Noyon geboren 588, gestorben
65g der aus römischer, altchristlicher Fa-
milie stammend, zu Limoges die Gold-
schmiedekunst erlernte und der Schutz-
patron ihrer Meister wurde. Und in den
Klöstern, vor allem denen der Benediktiner,
finden schon zu Beginn des IX. Jahrhun-
derts, so in St.Gallen, neben vielen anderen
Werkleuten zahlreiche geschickte Gold-
schmiede Schutz, Arbeit und geistige Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im
.. k.k. Österreichischen Museum, Becher, Augs-
rung. Aus ihrer Mitte geht spater Ja auch bu,g,xvjah,hundm Kam
jener Theophilus hervor, dessen Schedula
diversarum artium einer Beschreibung aller damaligen Kunstgewerbe und zur
Hälfte der Goldschmiedetechnik allein gewidmet ist. Unter Otto I. werden die
sächsischen Länder Hauptsitz unserer Kunst. Bischof Bernward von Hildes-
heim, selbst Künstler, übt hier und weit hinaus ins Reich mächtigen Einfluß.
In den Werkstätten der Goldschmiede erhebt sich der romanische Stil in der
Kleinkunst zu höchster Vollendung und von hier aus gehen die stärksten
Anregungen für alle Gebiete des Schaffens aus. Der Eintritt vieler Freien
in die Reihe der Mitarbeiter hängt mit der Veränderung zusammen, welche
sich am Ende des XI. Jahrhunderts in der Volkswirtschaft vollzieht. Es be-
ginnt die Entwicklung von Handel und Marktverkehr wie für jedwede andere
Produktion im Gewerbe, so auch für die Goldschmiedekunst, und damit steigt
58
der Charakter der Arbeit von der
Pflichtleistung des Knechtes zur
selbstbestimmten Tat des freien
Mannes, der das Risiko und den
Lohn der Arbeit persönlich trägt
und erntet. Gleichzeitig fast tritt
ein Umschwung in der Haltung
der Kirche gegenüber der Kunst
ein; war sie bis dahin jedem
Prunk und Glanz der Ausstattung
des Gotteshauses abgekehrt, so
erweckt der von den Kreuzzügen
ausstrahlende roman-
tische Zauber und die
Belebung des Sinnes
für höhere Kultur den
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k.k. ÖsterizMu-
seum, Schale. deutsch, XVJahrhunden, Ende Kax.Nr.477 unsch und damlt
auch das Vermögen
zu reichem Schmuck der Kirchen mit Geräten aller Art in Gold,
Silber und edlen Steinen. Die fortschreitende Entwicklung der
alten rheinischen Bischofssitze zu größeren städtischen Gemein-
wesen und die staulische Städtepolitik gedieh dem heimischen
Kunstgewerbe nach jeder Richtung zum Vorteil. I-Iofrecht und
Gewerberecht beginnen sich auseinanderzusetzen. Die Wichtig-
keit, welche der steigende I-Iandelsverkehr und die Erweiterung
der Volkswirtschaft dem Münzwesen zukommen ließ, übte ihre
Wirkung auch auf die Goldschmiede, die in vielen Orten wie
Augsburg, Basel und Wien in enger Gemeinschaft oder doch in
näherer Verbindung mit dem Münzwesen standen. Nur allmählich
und vielfach erst nach langen Kämpfen löst sich, wie Hans Meyer
und andere nachgewiesen haben, das Goldschmiedegewerbe
aus den Fesseln der bischöflichen oder landesherrlichen
Gewalt und- geht über zu einer auf sich selbst gestellten
zünftlerischen Organisation, wie sie die anderen Gewerbe
sich zumeist schon errungen hatten. Das geschieht an vielen
Orten bereits im XIII. jahrhundert; dahin gehören, wie wir
sahen, Wien, vor ihm schon Braunschweig, Cöln, Augsburg,
nach ihm Breslau und Erfurt, im XIV. Jahrhundert Magde-
burg und Straßburg.
Im Mittelpunkt unseres Interesses steht Augsburg,
dessen Goldschmiede zu allen Zeiten den größten Ruhm Gägsjääjzfaxüzfen
geerntet und der Stadt zugeführt haben. Bereits 1276, zur im k.k.Ösrei--
Zeit der Aufstellung des Stadtbuchs, war Augsburg, wie "ichisch"'m"""m'
LöEeLB slau,XVI.
Dr. August Weiß in seinem hochst lesenswerten Buch jahrh. lämNizög
W41
Das Handwerk der Goldschmiede in Augsburg
bis zum Jahre 1681" dargelegt hat, der Sitz eines
reich entwickelten Gewerbes. Auch Goldschmiede
werden um diese Zeit schon genannt. Ob die
Augsburger Gewerbe damals schon zünftisch
organisiert waren, läßt sich nicht erweisen, an-
nehmen aber dürfen wir, daß daselbst bereits im
XII. Jahrhundert eine Art von Handwerkerver-
bindungen bestanden haben mag; frühzeitig wird
hier das Recht zur Ausübung eines Gewerbes
als Vertrauensamt betrachtet und als solches
verliehen. Die Entwicklung Augsburgs als her-
vorragender Handelsplatz
Deutschlands, wohin Händler
und Produzenten aus den ver-
schiedensten Teilen Europas
strömten, hat wohl auch schon
im XIII. Jahrhundert den
Kampf der heimischen Ge-
werbe gegen die Gäste" und
das Bedürfnis nach Schutz-
bestimmungen rege gemacht. Ausstellung alter Goldschmiede-
Bischofa Büfggfaf und Stadt" arbeiten im k. k. Österreichischen
regiment Suchen und ge- Museum, Becher, Patengabe, von
währen diesen Schutz der E1'"jujgjjfgjffijiähfxf;gfh"
heimischen Arbeit. InVerbin-
dung mit einem Schutze des Publikums gegen Übergriffe
und Übervorteilungen seitens der Gewerbetreibenden
geht sehr bald schon die Regelung des Gesellen- und
Lehrlingswesens. Kein Zweifel, daß die Goldschmiede
innerhalb der Gesamtheit der Augsburger Handwerker
von jeher eine Ausnahmestellung einnahmen, dies geht
aus dem Artikel VIII des erwähnten Stadtbuches hervor
und beweist die verständnisvolle Schätzung, welche Regi-
ment und Bürgerschaft dieser Kunstübung von ihren
Anfängen an entgegenbrachten.
Um diese Zeit, in der zweiten Hälfte des XIII.Jahr-
hunderts, waren die Augsburger Goldschmiede bischöf-
liche Ministerialen, sogenannte Hausgenossen" des Bi-
schofs mit eigenen Rechten und Pflichten. Wohl werden
sie bald darauf freie Bürger, aber sie bleiben mit der
Ausstellung alter
Goldschmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen Münze eng verbunden und werden noch blS 521, als die
M"s'""" gdmilpok" Stadt in den Besitz des vollen Münzrechts trat, vom
Goldemailmonuerung,
deutsch, 1566 K.Nr.5oz Bischof mit der Hausgenossenschaf belehnt. Bis zur
18'"
442
Ausstellung alter Goldschrniedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum. Herbersteinsche Tauf-
kanne, Augsburg, XVLjahrh" Ende Kat. Nr. 36
Mitte des XV. jahrhunderts
gab es gleichzeitig kaum
mehr als zwölf I-Iausgenos-
sen, die sich schon um 1347
enger zusammenschlossen,
allerdings aber in freier Or-
ganisation, nicht in starrem
Zunftzwang wie die andern;
sie nehmen eine gesonderte
und oft vermittelnde Stellung
ein zwischen Bürgerschaft, Ge-
schlechtern und Geistlichkeit.
Die Oberaufsicht über ihre Be-
ziehungen zur Münze führt der
Münzmeister, dem bereits im
XIVJahrhundert zwei Geschau-
meister zur Seite standen; es hat
also schon zu dieser Zeit eine
amtliche Beschau der Gold-
schmiedearbeiten stattgefunden,
wenngleich sie damals noch nicht
durchgängig gezeichnet wurden.
Etwa achtzig Jahre vor dem
Übergang des Münzrechts von
dem Bischof an die Stadt, im
Jahre 1445, ging auch die Er-
nennung der Geschaumeister an
den Rat über und es erfolgt eine
Regelung der Geschau Die Gold-
schmiede wurden verhalten, ihr Werk-
silber den Geschaumeistem vorzuweisen
und es mit ihrem Zeichen zu versehen,
wenn es für vollwertig erkannt war; der
Münzmeister dagegen hatte als Amts-
bestätigung das Stadtzeichen darauf zu
drücken. Sehr bald wird auch ein Hand-
werksbrief erlassen und aus den Gold-
schmiedeakten vom Jahre 1552 ent-
nehmen wir unter anderem, daß hier
wie anderwärts es wird gesagt seit 100 Jahren, unehelich Geborene aus-
drücklich von der Handwerksübung ausgeschlossen waren. Und auch sonst
hören wir von fortschreitender Festsetzung organisatorischer Anordnungen,
nicht minder von Kämpfen und Händeln, wie sie in jener Zeit auf der Tages-
ordnung standen. Das Ende des XVJahrhundertS ist für die Geschichte des
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten irn k. k. Österreichischen Museum, Herbersteinsches Taufbecken, Augs-
burg, XVLJahrhunden, Ende Kat. Nr. 36
Augsburger Gewerbes überhaupt, und vor allem für die Goldschmiedekunst
von entscheidender Bedeutung. Alle Verhältnisse und Auffassungen emp-
fangen neuen Inhalt und neue Richtung, eben um diese Zeit erhebt sich
Augsburg zu einem der wichtigsten Emporien des Welthandels, das Ver-
mögen der Stadt und vieler einzelner seiner Bürger steigert sich in ungeahntem
Maß. Gab es daselbst, wie Buff Augsburg in der Renaissancezeit" mitteilt,
im Jahre x474 rund 5000 Steuerptiichtige, so waren 30 Jahre später deren
mehr als 10.000. Hartung hat in seiner Abhandlung über die Augsburger
Vermögenssteuer und die Entwicklung der Besitzverhältnisse im XVI. Jahr-
hundert Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswesen von
Schmoller xg, sehr interessante Einblicke in die wirtschaftliche Hebung
Augsburgs in dieser Zeit eröffnet. Daß der wachsende Reichtum im
AusstellungalterGoldschmiedearbeiten
im k. k. Österreichischen Museum,
Schürzznpokal, Regensburg 1586, von
H. S. Hans Strebe oder Hans Schmaller,
Kai. Nr. 455
Zusammenhang mit der fortschreitenden huma-
nistischen Geistesbildung vor allem unserer
Kunst zu gute kommen mußte, liegt in der
Natur der Sache. Und hiemit steht im Zu-
sammenhang, daß gerade zu Anfang des XVI.
jahrhunderts auch die traditionellen Gebräuche
und Satzungen der Augsburger Goldschmiede
einer durchgreifenden Reform unterzogen wur-
den. Die Vorschriften über Lehrzeit und Gesellen-
wesen werden zeitgemäß revidiert, die Stellung
der Meister im Rahmen der Organisation und
ihre Beziehung zum Gemeinwesen auf neue
Grundlagen gestellt. Die Kunstübung wird durch
die Festsetzung von Meisterstücken gehoben,
welche in einem goldenen Ring, einem geschnit-
tenen Siegel mit Schild, Helm und Helmdecke
und in einem rinkgeschirr bestanden. Zu welch
hoher Vollendung der Siegelschnitt in jenen alten
Zeiten an allen Orten gedieh, wo tüchtige Gold-
schmiede vorhanden waren, hat uns die treff-
liche Siegelsammlung Dr. Figdors, die wir auf
unserer Ausstellung sahen, bewiesen. Es waren
zumeist österreichische Arbeiten, die aber einen
Schluß auf die Augsburger Kunst gestatteten.
Eine große Rolle spielen unter den damals er-
lassenen Bestimmungen jene, welche sich auf
den Schutz des Publikums gegen Übervorteilun-
gen beziehen; darin vor allem äußert sich ja
auch das Selbstbewußtsein der aufrechten Mei-
ster und ihr Bestreben, ihren Ruf ungeschmälert
zu erhalten. S0 wird der Gold- und Silbergehalt
genau festgesetzt, falsche Ware in Edelmetall
wie die Verwendung von Halbedelsteinen oder
Glasflüssen statt echter Steine strengstens ver-
boten, der Verkauf oder Ankauf gestohlener
Waren bei strengen Strafen untersagt und immer
wieder aufs neue darauf Bedacht genommen, un-
berechtigte Konkurrenz von Unbefugten, Händ-
lern oder Störern rücksichtslos hintanzuhalten.
Die Leitung aller Angelegenheiten der Organi-
sation ruhte bei den Geschaumeistern und es ist eine Eigentümlichkeit der
Augsburger Goldschmiede, deren Vereinigung nicht wie anderwärts den
Charakter einer Zunft im strengen Sinn des Wortes hatte, mit kommunal-
politischen Rechten und Ambitionen, daß sie frei von anderen Bestrebungen
sich ausschließlich ihren künstlerischen Auf-
gaben widmen konnten. Um 1529 zählte Augs-
burg 56 Meister, 1571 deren 90, 1594 an 200.
Und selbst in den kriegerischenJahren des XVI.
und XVII. Jahrhunderts, in welchen so viele
hervorragende Augsburger Häuser zusammen-
brachen von 1580 bis 163g fallierten 53 Firmen,
darunter die Welser und Fugger, erlitt die Zahl
der Goldschmiede keine Verminderung. Kirche
und Bürgerhaus wetteiferten in jenen Tagen im
Verbrauch von Geräten aller Art und Schmuck
aus Edelmetall. Man macht sich heute doch
kaum mehr eine rechteVorstellung von der Fülle
und dem Reichtum der damals geschaffenen
Leistungen. Schon in der gotischen Periode
waren die Augsburger Goldschmiede von
Kirchenvorstehungen und Donatoren mit reichen
Aufträgen versehen, in der Epoche der Renais-
sance und Barocke steigern sich die Aufträge
ins Ungemessene. Wenn wir hören, daß im
Jahre 1610 Hans Jakob Bayer für Eichstädt eine
Monstranz in Arbeit erhielt, für welche Dukaten-
gold im Werte von 14.080 Gulden, 1400 Perlen,
350 Diamanten, 250 Rubine verwendet wurden,
und der Meister für dieses Werk, Welches auf
150.000 Gulden geschätzt worden ist, 3000 Gulden
an Macherlohn erhielt, so beweist dieses eine
Beispiel für viele den großen Reichtum, die
Opferwilligkeit und das Können jener Zeit. Nicht
minder aber war das Profangerät ein Gegen-
stand unausgesetzter Übung und ein wichtiger
I-Iandelsartikel der Stadt. Die reichen Familien
überboten sich in der Beschaffung des kostbar-
sten Geräts. Weiß teilt unter anderem aus den
Schriften des historischenVereins für Schwaben
mit, daß man 1478 bei der Gefangennahme des
Büfgefmeistefs Schwarz 40 gedeckte und Ver" AusstellungalterGoldschmiedearbeiten
goldete Geschirre und 300 silberne Becher bei Hi"; k-k gslßrfixißliisßgß" lsuseuygx-n
ihm vorgefunden hat. Kannen, Krüge, Schalen, Jjsüfuizertfjxm; Qälxfixifräiäna"
Platten, Bestecke, Salzfässer und ganze Service
der verschiedensten Form und Größe wurden jahraus jahrein in den Augs-
burger Werkstätten wie für die reichen Bürgerhäuser der Stadt, so für den
schwunghaft betriebenen Außenhandel hergestellt. Und mehr noch als die
auf uns gekommenen Kunstwerke und die erhaltenen schriftlichen Zeugnisse
AusstellungalterGoldschn-iiede-
arbeiten im k. k. Österreichischen
Museum, Willkommpokal von
Hans Hocke, Breslau 1577
Kat. Nr. 350
legen die Luxusverordnungen der Zeit Zeugnis ab
von der beispiellosen Fülle des in Augsburg ge-
schaffenen Kunstgutes; diese Verordnungen, welche
sich auf das tägliche Leben, auf Tracht, Schmuck
des Hauses, Aussteuer und Hochzeitsgeschenke,
wie auch auf Leichenfeierlichkeiten bezogen, waren
nicht nur gegen leichtfertige Schuldenmacher, son-
dern auch gegen die durch den allgemeinen Luxus
hervorgerufene Vervvischung der Standesunterschiede
gerichtet. Aber noch mehr fast als durch die Kirche
und das Bürgerhaus wurde die Goldschmiedekunst
durch die alte Gepfiogenheit gefördert, durch ihre
Werke Festlichkeiten zu verherrlichen und der Ver-
ehrung für ausgezeichnete Personen Ausdruck zu
geben. Bischöfe, Kaiser und Könige und viele andere
hervorragende Gäste der Stadt erhielten bei beson-
deren Tagungen und Anlässen die prunkvollsten Ge-
schenke. Stetten Kunst-, Gewerbe- und Handwerks-
geschichte der Reichsstadt Augsburg" und Weiß
a. a. O. geben genaue Verzeichnisse der von 1405
bis 168g gemachten Ehrengeschenke an goldenen
und silbernen Geräten. Unter den Beschenkten be-
finden sich Kaiser Sigmund, Maximilianus von
Österreich" zu wiederholten Malen, König Ferdinand
1547, Maximilian lI., Leopold, Josef I. Unter den
Festlichkeiten waren es vor allem die Schützenfeste,
welche Ursache immer neuer künstlerischer Hervor-
bringungen waren. 1470 fand ein Stachelschießen
statt, welches 466 Teilnehmer, 1476 ein gleiches,
welches 417 Teilnehmer fand; wir finden in der Ab-
handlung von Radlkofer über die Augsburger Schützen-
feste eingehende Mitteilungen der bei diesen Festen
dargebotenen Beste und über die Künstler, welche
sie hervorgerufen hatten. Nicht minder groß war die
Arbeitsleistung von Augsburger Meistern für die
Höfe, vor allem für den kaiserlichen und den baye-
rischen. 1547 erhielt Hans Haller Weiß nennt
am angeführten Orte, Seite 316, im Verzeichnis der Augsburger Gold-
schmiedemeister 1347 bis 1678" nach den Goldschmiedetafeln im Maximilians-
Museum und nach dem in der Augsburger Stadtbibliothek befindlichen Ver-
zeichnis einen H. I-Iiller und einen L. Haller nach Schlagers Materialien zur
Österreichischen Kunstgeschichte in Abschlag einer jährlichen Provision,
so ihme die Römische Khunigliche Majestet Ferdinand I. von wegen seiner
vleissigen Arbait, die Er Seiner Majestät, derselben Römischen khuniglichen
447
Cron, Zepter und Apfel gethann,
58 H." 1568 verfertigt, nach Schlager,
Martin Marquart dem Kaiser Maxi-
milian II. einen getriebenen Harnisch
um 700 H. bei Weiß kommt erst im
Jahre 1622 ein Jörg Marquart vor.
1580 liefert Leon-
hard Jechlin bei
Weiß Jöchlin für
das kaiserliche Haus
eine türkische Ver-
ehrung", bestehend
aus türkischen Kan-
nen, Pokalen und
Schüsseln. 1161 wird
anläßlich eines grö-
ßeren Auftrags für
das kaiserliche Haus
dem Silberhändler
Philipp Holbein aus-
nahmsweise die Ver-
Wendung von mehr als der üblichen
Zahl Gesellen gestattet; worin die
Arbeit bestand, ist den Augsburger
Goldschmiedeakten nicht zu ent-
nehmen. 1618 ließ Kaiser Mathias
durch den Goldschmied Paulus
eiye fümehmw Arbeit 335iSIZTZSMÜiilioäiiiiliäfäifäiiif24T,fläflääii
ausfuhren, fur welche der Ebenist Mm, Kamm 453
Hertel einen Kasten anzufertigen
hatte. 1636 erhält, nach Schlager, Theodor Menth, Goldschmied zu Augsburg,
für einen dem Kaiser Ferdinand II. gelieferten Kasten von Helfenbein mit
allerhand Edelgestain versetzt" 2400 fL; Weiß nennt 1634 und 1664 einen
Christoph Mendt. 1637 war Hieronymus Siebenbürger mit der Ausführung
eines Kelches für den Kaiser betraut. 1640 werden, nach Schlager, dem Georg
Lotter, Goldschmied und Stuckhmacher von Augsburg, wegen aines für Ihro
kaiserliche Majestet erkhaufften Stuckhs 1000 H. ausbezahlt; Rosenberg
nennt einen Bartolme Lotter, gestorben 1606, Füßli II. einen Abraham und
Johann Lotter, Weiß einen Matthias Lotter, Meister 1607, und zwei Abraham
Lotter, Meister 1612 und 1626, einen andern Matthias Lotter, Meister 1635,
einen Jörg Lotter, Meister 1661 oder 1662. 1650 befahl Kaiser Ferdinand III.,
daß die Augsburger Meisterschaft den Hofsilberhändler Martin Seuter bei der
Ausführung eines großen, für den türkischen Hof bestimmten Geschenkes
unterstütze und auch in den Jahren 1665 und 1698 werden die Meister Peter
59
Winter, Franz Schönfeld und Hans Jakob Baur
mit der Ausführung kaiserlicher Präsente für die
Pforte betraut. Wir wissen auch von größeren
Aufträgen an Augsburger Goldschmiede, welche
in der Zeit zwischen 1605 und 164g von ihnen in
Gemeinschaft mit den Kesselschmieden auf Ver-
anlassung des kaiserlichen Hofes ausgeführt wur-
den. Die Liste dieser Meister hat Weiß aus den
im Augsburger Stadtarchiv erliegenden Gold-
schmiedeakten veröffentlicht.
Ein Hauptabnehmer von AugsburgerArbeiten
war der bayerische Hof, der in fortwährenden Be-
ziehungen zur Stadt stand. Wohl sind die Hofzahl-
amtsrechnungen erst vom Jahre 1554 an erhalten,
aber die ständigen Aufträge reichen zweifellos viel
weiter zurück. So weit geht der Einfluß dieses
Hofes, daß er ohne ernsten Widerspruch Arbeiten
auch an solche ihm vertrauenswürdige Künstler
übertragen konnte, welche wie Georg Bemhart
nicht im Besitz des Meisterrechts waren. Ebenso
wissen wir von großen Aufträgen, welche im
XVI. Jahrhundert von Peter Thenn, für den däni-
Ausmnung am, Ggldschfnigdg- schen, von Konrad Stierlin für den badischen Hof
"um" im Ömemichischm ausgeführt wurden, wie von einem Altar, den der
h"lt 11'
HÄSQZIQmSQZSÄ Meister Bayr 1628 fur den Konig von Polen
verfertigt hat. Und bekannt ist eines der glänzend-
sten Werke, der im Berliner Kunstgewerbemuseum befindliche, aus der Zu-
sammenarbeit von Ebenisten und Goldschmieden hervorgegangene pommer-
sche Kunstschrank und der Tisch, welchen die Stadt Augsburg 1632 um den
Betrag von 9750 Gulden von dem Patrizier Hainhofer erwarb, um ihn an
Gustav Adolf zu verschenken. So ist es begreiflich, daß viele Kunststädte des
Reiches, ihre Ratsgremien oder Goldschmiedegenossenschaften sich in strit-
tigen Fällen oder bei der Ausgestaltung ihrer Satzungen an Augsburg wand-
ten, so Nürnberg, Ulm, München, Frankfurt, Wien zu wiederholten Malen
im XVI. Jahrhundert.
Die politischen Wirren, in welche Augsburg durch den Schmalkaldischen
Bund gestürzt wurde, übten wie auf die gesamten Verhältnisse der Stadt
so vor allem auch auf die Gewerbeorganisation nachhaltigen Einfiuß. Es
gelang den Geschlechtern, welche in steter Fehde mit den Bürgern lagen
und mit welchen sie auch in scharfem Glaubensgegensatz standen, die Schuld
der Teilnahme am Bunde auf die Zünfte zu wälzen. 1548 wurde das Stadt-
regiment verändert, die Bürgerschaft daraus fast gänzlich verdrängt. Hatten
früher die Meister ihre Handwerksordnung selbst aufgestellt, so wurden nun-
mehr diese Vorrechte aufgehoben, auch die Goldschmiede werden davon
.14
betroffen und 1541 wird vom Rat der Stadt eine neue Goldschmiedeordnung
erlassen. Wählten sich früher die Meister ihre Leitung selbst, so wurde sie
nunmehr vom Rat an zwei Vorgeher und zwei Geschaumeister übertragen.
Schwere Kämpfe spielten sich in den folgenden Jahren ab und die Fortent-
wicklung des Handwerks wurde vielfach gehemmt. Damit im Zusammen-
hang steht, daß der Kampf gegen unberechtigte Konkurrenz mit großer
Heftigkeit geführt wurde. Wir lernen Meister kennen, welche ihre Kunst
regelrecht erlernt, aber eben nur den Augsburger Vorschriften nicht genügt
hatten und die sich eine Stellung in der Stadt erkämpfen wollten; eine uns
heute kaum begreißiche Engherzigkeit waltete hier vor. Ein solcher Fall
betraf den ausgezeichneten Künstler Christoph Weyditz, der 1530 zu den
Meisterstücken nicht zugelassen wurde, da er nicht lange genug Geselle
war und auch mit Hülfe eines kaiserlichen Freibriefs sein Recht durch
lange jahre nicht erstreiten konnte.
Erst 1538 durfte er mit Gesellen arbei-
ten, aber diesen und seinen Lehrjungen
wurde ihre Dienstzeit nicht gerechnet
und ihm selbst die Aufnahme in die
Zunft beharrlich verweigert. Nicht
anders wurde mit dem aus den Nieder-
landen stammenden Andreas Attem-
stetter verfahren, welchem schon in
München, da er für den Hof zu arbeiten
hatte, große Schwierigkeiten gemacht
wurden; als er sich 1580 in Augsburg
niederlassen wollte, wurde ihm die
Ausübung des Handwerks verwehrt,
erst 1582 durfte er arbeiten, aber ohne
Gesellen und Lehrlinge. Sein Name
wurde in die Goldschmiedtafel nicht
eingetragen, sein Werk nicht beschaut
und gezeichnet, wir können daher,
obwohl er einer der berühmtesten und
fruchtbarsten Meister seiner Zeit war,
Arbeiten seiner Hand nicht nach-
weisen. Dem Hans Defos, welcher bei
Attemstetter in die Lehre gegangen
war, wurde gleichfalls der Eintritt in
die Zunft verweigert und er durfte
nur für den kaiserlichen Hof arbeiten,
aber ebenfalls ohne Gesellen und Jun-
gen. Nur mit Mühe gelang es dem Bild-
hauer Franz Aspruck, für den Erzher-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum, Deckelkanne,
zog Matthias einen Erzengel Michael niederländischh XVI. Jahrhundert x31. m. 788
59'
in Silberarbeiten zu dürfen,
obwohl er nicht die regel-
rechte Bahn der Gold-
schmiede durchlaufen hatte.
Ebenso wurde
dem Hans Rap-
pold, welcher
in Nürnberg
das Meister-
recht erworben
hatte, lediglich
gestattet, für
den Erzherzog
Leopold zu ar-
beiten.Wieder-
holt wird ge-
stritten um das
Recht des Kaisers, die Frei-
heit zur Handwerksübung
zu erteilen; viele glaubten
dort arbeiten zu dürfen, wo
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österr. Museum, eben der Kalsfr Hof rflelt.
Deckelkanne von Augustin Heyne, Breslau um 159g Kat. Nr. 354 Bestanden d1e zünftlgen
Meister auf der Beobach-
tung ihrer Rechte, so fanden sich immer andere, welche diese außer Kraft
setzen wollten. Zu diesen gehörten Matthias Waldtbaum Waldbaum,
Schutzmeister, Böhaim, Sittmann und viele andere. 55 wurde die Ordnung
neuerlich abgeändert, unter den neuen Bestimmungen war eine der wich-
tigsten, daß der Geselle, der das Meisterrecht erwerben wollte, zehn Jahre
beim Handwerk gewesen sein mußte. Meistersöhne und Tochtermänner
genossen nach wie vor außer der Befreiung von den Meistergebühren keinerlei
Vorzug. Immer wieder wird das Verhältnis der Lehrjungen und Gesellen
neu geregelt, die Erziehung der Lehrjungen ganz besonders verbessert und
alles getan, um die Kunst wirtschaftlich und künstlerisch fest in der Tradition
zu erhalten. Wesentlich trug hiezu auch bei, daß die Augsburger Gesellen
besonders jene, welche noch jahrelang auf die Zulassung zur Meisterprüfung
warten mußten, auf die Wanderschaft gingen, neue Eindrücke empfingen
und dann zur Erweiterung des zünftlerischen Gesichtskreises beitrugen. Wie
eingehend die Abgrenzung der Gewerbe untereinander und die Eifersucht
der Meister, keinen Fremden in ihr Arbeitsgebiet eindringen zu lassen, ging,
zeigen die wiederholten Auseinandersetzungen speziell der Goldschmiede mit
den Malern, Schmieden, Uhrmachern, Gürtlern, Säcklern, Krämern und
Händlern. Und wir sind andrerseits auch wieder darüber belehrt, wie die
öffentlichen Interessen gegenüber der Zunft gewahrt wurden. Daß der
f4"lr'1lkiI"N's
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Öster-
Österreichischen Museum. Deckelpokal von M. H.. reichischen Museum, Deckelpokal von jakob Schuh-
Regensburg urn 150a Kat. Nr. 457 macher, Augsburg, XVILjahrh" Anfang Kit. Nr. 270
Dreißigjährige Krieg vor allem auch auf die Augsburger Goldschmiedekunst
starken Einiiuß nahm, ist begreiflich, aber nicht nur diese kriegerischen Ereig-
nisse und die religiösen Kämpfe der Zeit, sondern auch die Vorgänge in
Spanien, in den Niederlanden und Frankreich erschütterten wie überhaupt
Welthandel und Finanzkraft,
so vornehmlich die Absatzver-
hältnisse der deutschen, speziell
der Augsburger Goldschmiede-
kunst. Gleichwohl aber stand
im Verlauf des XVII. und im
XVIII. Jahrhundert Augsburg
noch immer an der Spitze dieser
Kunstübung in den deutschen
Landen. Sehen wir nun, was
Augsburg uns auf unserer Aus-
stellung zu sagen hatte.
Die reiche mittelalterliche
Produktion Augsburgs, welche
allerdings im Laufe der Zeiten durch
Einschmelzung schwere Einbußen er-
litten hat und in ihrem übriggeblie-
benen Teil, wohl zumeist kirchliche
Geräte, keinen Weg in die österrei-
chischen Sammlungen fand, war nur
durch ein einziges Stück, einen koni-
schen auf KugelfüßenruhendenBecher
311.155,12," iriiiäliioiiiiifiieii iiälfnfiiiiiänssiilri mit durchbrochenem Rankenwßrk,
Drachen und menschlichen Figuren,
XVJahrhundert Besitzer Graf I-IansWilczek repräsentiert. Dafür sahen wir
aber die ganze Entwicklung der Augsburger Goldschmiedekunst vom XVI.
bis zum Ausgang des XVllLjahrhunderts, ja bis in die Zeit des Empires in
prächtigen Beispielen und in einer hier noch nicht dagewesenenVollzähligkeit.
Eine ganze Reihe feststellbarer Namen trat uns entgegen, neben ihnen
viele Stücke mit Zeichen, die wenigstens eine teilweise Deutung zuließen
und sodann die große Reihe der auf ihre Provenienz noch ungedeuteten
Werke, welche der Forschung neues, reiches Material bieten.
Mit zu den ältesten der vorgeführten Objekte gehört das im Besitz
des Herrn Engen v. Miller befindliche Osterlamm von David Kramer,
welcher 156g gestorben ist und dern auch die beiden sogenannten Jakobs-
brüder in der Sammlung des Barons Alfons v. Rothschild zuzurechnen sind.
Derselben Zeit ungefähr entstammt das Herbersteinsche Taufzeug,
welches mit Recht das größte Interesse erregte. Das daran angebrachte
Meisterzeichen ähnelt dem des Theophil Glaudich, welcher 1572 gestorben
ist und in der Karl v. Rothschildschen Sammlung in Frankfurt durch eine
Reihe trefflicher Becher vertreten war. Die Linienführung der Kanne mit
ihrem prachtvollen Henkel, das Becken mit seinem Rand und den gravierten
Bandornamenten im Fond und den gegossenen Reliefs der Verkündigung,
Anbetung, Kreuzigung und Auferstehung macht dieses Werk zu einem der
kostbarsten Schätze des heimischen Kunst-
besitzes. Dem XVI. Jahrhundert gehörten
ferner das aus derKollektion Spitzer stammende,
Herrn Paul v. Schöller gehörige Krügel an,
dessen Meisterzeichen einen Pfeil im Kreise
zeigt, bisher ungedeutet. Der Meister M. H. war
durch die Liechtensteinsche Deckelkanne ver-
treten, welche das k. k. Österreichische Museum
bereits vor Jahren aufnehmen ließ und die Schirek
in den Mitteilungen des Mährischen Gewerbe-
museums" 1887 erwähnt hat. Neu war uns der
Meister das Zeichen im runden Felde, wel-
cher mit einem Krügel der Sammlung Alfons
v. Rothschild vertreten war, ebenso wie Meister
und von denen wir einen Deckel-
pokal Fürst Adolf Josef zu Schwarzenberg
und ein Krügel Fürst Franz Auersperg sahen.
Dem Ausgang des XVI. und Beginn des
XVILJahrhunderts gehört Jakob Schuhmacher
an gestorben 1608, dessen schönen Deckel-
pokal, der zu Ehren des 1602 zum Bürger-
meister gewählten Goldschmieds David Zorer
verfertigt worden ist, Baron Alfons v. Rothschild
zur Verfügung gestellt hatte. Es folgte nun der
Meister vielleicht Georg Siebenbürger,
Vorgeher 158g, Beschaumeister 1603, von wel-
chem Dr. Jakob Singer einen Becher in getrie-
bener Arbeit besitzt; sodann Abraham Riederer
der jüngere?, Vorgeher 1601, mit dem unserem
Museum gehörigen Deckelpokal, ferner der
Meister entweder Melchior Bonir, ge-
storben 1634, oder Matthias Bregel, gestorben
1635, von welchem Dr.Pappenheim ein Henkel-
schälchen besitzt, wie ein gleiches von Hans
Kolb, gestorben 1640. Auch Andreas Wickhert
oder Abraham Winterstein, beide gestorben
1661, begegneten uns in einem gravierten Be-
steck der Frau Marie Bell und in einer Dose
der Sammlung Salzer. Die besten Augsburger
Ausstellung alterGoldschmiedeaxbeiten
im k. k. Österreichischen Museum,
Deckelpokal, Augsburg, XVII. Jahr-
hundert Kat. Nr. 218
Arbeiten des XVII. Jahrhunderts repräsentierten der Deckelpokal des Johann
Baptist Biller gestorben 1683 und die Schale des Elias Busch Beschau-
meister 1689, gestorben 1694 aus der an hervorragenden Stücken so reichen
Sammlung des Herrn Emil Weinberger. Derselben Epoche einzureihen
sind Wolfgang John gestorben 1685, Heinrich Rott, Michael Gaß und Griel,
454
dessen Meisterzeichen einen Pelikan wir auf einer Reihe von Objekten der
Baronin Mylius sahen. Auch Jäger und Philipp Küsel waren vertreten, die
uns bereits in das nächste Jahrhundert hinüberführen. Um 1700 ist Georg
Reischli gestorben, welcher 1661 Vorgeher, 166g Beschaumeister geworden
ist; unter anderem sahen wir von ihm aus der unvergleichlichen Sammlung
Dr. Albert igdors einen Becher auf Kugelfüßen mit aufgesetzten Medaillons
Ausstellung alter Goldschmiedearbeizen im k. k. Österreichischen Museum, Kanne von E. D., Augsburg 1619
Kat. Nr. 21x
männlicher und weiblicher Köpfe und einer in den Boden eingelassenen Me-
daille auf Kaiser Leopold I.
Unter den vielen anonymen Künstlern des XVII. Jahrhunderts, deren
Namensdeutung bisher noch nicht gelungen ist, nimmt der auch von Rosen-
berg genannte Meister eine ganz besondere Stellung ein. Die Platte
und Kanne mit dem Wappen des Deutschordensmeisters Erzherzog Karl,
455
in Silber getrieben und emailliert, aus der Sammlung des Barons Alfons v.
Rothschild gehört zu den großartigsten Leistungen der Augsburger Kunst.
Die Technik des Treibens vor allem in der Darstellung des Raubes der Pro-
serpina durch Pluto im Fond der Platte ist unübertrefflich. Vom Meister
besitzt Dr. Albert Figdor die Hausapotheke des Papstes Paul V. Kamillo
Borghese, von welcher ein Medizinbecher und eine Schale ausgestellt waren.
Einer der Meister aus der Familie Thelot, deren Zeichen ein Anker im
geschwungenen Schilde ist, begegnete uns mit einem teilvergoldeten Deckel-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Platte mit dern Wappen des Deutsch-
Ordensrneisters Erzherzogs Karl, von E. D., Augsburg 151g Kat. Nr. 21
pokal, reich getrieben mit Darstellung des Pluto und der Proserpina auf dem
Meereswagen, aus der Sammlung Baron Alfons v. Rothschild. Augsburgisch
ist auch ein Kännchen, gezeichnet HP, ferner eine Schale im Vierpaß mit dem
Zeichen Rosenberg 212 und der wunderschöne Pokal mit getriebener
Darstellung des Türkenkampfs vor Wien im Jahre 1683 von Meister I-I
oder aus der Sammlung Figdor. Auf den Goldschmied von
welchem Dr. Pappenheim eine I-Ienkelschale besitzt, hat bereits Rosenberg
Nr. 157 hingewiesen. Ungedeutet ist noch der Meister mit Sternchen
und jener, dessen Zeichen eine Ente ist, welche uns in zwei Deckelbechern
60
des Freiherrn von Tucher und des
Fürsten Friedrich Öttingen-Wallerstein
begegneten. Eine Schale aus letzterem
Besitz scheint auf den Meister
Rosenberg Nr. 245 zurückzugeben,
von welchem auch Dr. Pappenheim
ein ähnliches Objekt mit getriebener
und gravierter Darstellung eines
Schwans und ein solches mit Delphin
und achtfach gebuckeltem Rand be-
sitzt. Auch die Figdorsche Achtpaß-
schale mit einer Darstellung von Ball-
spielern scheint auf denselben Gold-
schmied zurückzuführen zu sein. Dem
Ende des XVII. Jahrhunderts gehört
die Figdorsche zweihenkelige Schale
mit dem Zeichen an, welche auf
dem Boden einen Fähnrich, Trommler
und Pfeifer und die gravierte Inschrift
zeigt anno 1697 den 24. Juny ist dene
Herrn Vatter Mathias Posch Burger
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k.k. Öster- und Buchbinder in def Alten
x.".,".'.1?2.';.33t"s;"1. 211'221 Stat Prag dis Geschenk von
bam Geselschafft Presendiret worden."
Als Spender finden wir zwei Steirer, zwei Brünner, einen Prager, einen
Nürnberger, einen Cölner, einen Bayreuther und andere, meist Gesellen,
welche um jene Zeit in Prag tätig waren. Anderes übergehend sei von den
Augsburger Arbeiten um 1700 auf den unserem Museum gehörigen Kelch
mit dem Zeichen hingewiesen, welches wir auch bei Rosenberg unter
Nr. 300 finden. Besonders reich repräsentierte sich das XVIII. Jahrhundert.
Graf Hompesch brachte eine Tasse von einem Meister aus der Familie
Pfeffenhauser, aus der Sammlung Josef Matsvansky und Dr. Pappenheim
sahen wir eine Schale und einen Becher von Philipp Jakob Drentwett
gestorben 1712 und aus der letzteren Kollektion ebenfalls einen Becher von
Johann Christoph Träffler. Ein ausgezeichneter Künstler war Cornelius
Poppe, Beschaumeister 1705, Vorgeher 17r8, gestorben 1723, von welchem
unser Museum einen Kelch und Baron Tucher eine schöne teilvergoldete
Deckelkanne mit Landschaftsdarstellung an Wandung und Deckel besitzt.
Der Dom von Brünn stellte von Johann Zeckel, welcher 1703 und 1724 Be-
schaumeister, 1709 und x71 Vorgeher war und x728 gestorben ist, eine aus
dem württembergischen Kloster Schussenried stammende Tasse mit 17 gra-
vierten Wappen aus; von demselben Meister hatten wir bereits auf unserer
Ausstellung kirchlicher Kunst 1887 einen dem Stift Raigem gehörigen filigra-
nierten und emaillierten Kelch exponiert. Eine gute Arbeit ist auch der der
Ausstellung alter Goldscbmiedeaxbeiten im k. k. Öste eichischen Museum, Schitflrinkgefiß und SchiHLl-inkpokal
von Esaias zur Linden, Nürnberg, XvlLjahrhundert, Anfang Kai. Nr. 420 und 4x6
Frau Helene Heymann gehörige Becher vonjohann Sigmund Aberell, welcher
169g und 1713 Beschaumeister war und 1733 gestorben ist. Philipp Stenglin,
der x7x7 Beschaumeister war und x744 gestorben ist, war durch einen Deckel-
becher und Deckelpokal aus dem Besitz des Grafen Engen Czernin und des
60'
Ausstellung alter Goldschmiede-
arbeiten im k. k. Österreichischen
Museum, Pokal der Donauschiff-
meisler, von S. B. F. Ferrn,
Nürnberg, XVlLJahrhundert, Ende
Dr. Pappenheim vertreten, der auch Salzfässer von
dem im Jahre 1757 verstorbenen J. E. I-Ieuglin be-
sitzt. Auch die Meister Philipp Schuch, Gottlieb
Menzel und Franz Thaddäus Lanz wie Georg
Ignaz Bauer und einer aus der Familie Weinodt
begegneten uns. Welch große Rolle unter den
Arbeiten der Augsburger Goldschmiede die Reise-
undWöchnerinnenservice spielten, auf deren künst-
lerische Ausstattung mit allen möglichen Gerät-
schaften man im XVII. und XVIII. Jahrhundert
das größte Gewicht legte, kam uns auf der Aus-
stellung ganz besonders zu Bewußtsein. Vielfach
wirken hier, wie dies auch im XVIILJahrhundert
und im Empirezeitalter in Frankreich der Fall ist,
mehrere Meister bei der Ausstattung einer solchen
Kassette einträchtig zusammen. Der eine ist in
der Gefäßbildnerei, der andere im Kleingerät, Salz-
behältern und Bestecken besonders tüchtig. Ge-
rade an diesen Gerätschaften kann man die Ent-
Wicklung der deutschen Spätrenaissance bis zum
Rokoko und wiederbeginnenden Klassizismus in
den allgemeinen Formen wie in den getriebenen,
gepunzten, gravierten und geätzten Ornamenten
besonders deutlich verfolgen. Die Auerspergsche
Deckeltenine von Johann Christoph Drentwett ist
ein sehr gutes Beispiel der Augsburger Gefäß-
bildnerei des XVIII.Jahrhunderts. Auch die fürst-
lich Öttingensche Deckelterrine gehört einem
Drentwett, Abraham Drentwett dem jüngern an,
welcher x785 gestorben ist. I-Iochinteressant ist das
Reiseservice des Fürsten Montenuovo, welches
von Johann Jakob Bruglocher gestorben 1752 in
Gemeinschaft mit den Meistern und ver-
fertigt worden ist, welch letzterer aber mit den
Goldschmieden Andreas Wickhert oder Wichert
oder Abraham Winterstein, wie in unserem Kata-
log irrtümlich angegeben war, nichts zu tun hat.
In dieselbe Reihe gehört das Reisenecessaire des
Grafen Hompesch, von den Meistern
und wieder einem AW, welcher auch
hier das Besteck geliefert hat. Der LS begegnet uns schließlich bei dem fein
durchgebildeten Wöchnerinnenservice aus dem Besitz des Grafen Max
Wickenburg, welches sehr feine Gravierungen auf punziertem Grund zeigt.
Ich übergehe anderes und verweise darauf, daß im Verlauf des XVIII. Jahr-
hunderts in Augsburg allmählich neben
Vermeil und teilvergoldeten Arbeiten auch
reine Silberarbeiten treten, wie wir dies
unter andern an einer Kaffeekanne mit
dem Zeichen Graf Hompesch und
einem Zuckerständer Baron Tucher mit
dem Zeichen sehen. Schließlich sei
noch hervorgehoben, daß ich den im
Katalog genannten Goldschmied Johann
Martin Lebmayer, von welchem Fürst
Schwarzenberg einen Kelch zur Ver-
fügung gestellt hatte, nicht nachzuweisen
vermag und die Frage aufwerfen muß, ob
es trotz des darauf angebrachten Augs-
burger Stadtzeichens nicht eine Wiener
Arbeit von Johann Martin Lobmayer ist,
welchen ich in meinen Wiener Meister-
listen des XVIIIJahrhunderts festzustellen
vermochte.
Was die Nürnberger Goldschmiede-
arbeit betrifft, so steht sie an technischer
Vollkommenheit, künstlerischem Wert
und einem starken persönlichen Zug auf
deutschem Boden Augsburg zunächst. Ja,
in dieser Stadt wirkte ein Meister, welcher
so hohen Ruhm wie kein anderer in
deutschen Landen geerntet hat Wenzel
Jamnitzer, ein Österreicher von Geburt,
vielleicht slawischer Abkunft, welcher
frühzeitig nach Nürnberg kam, dort lernte
und im XVI. Jahrhundert die Führung in
Händen hatte. Mit Recht hat man ihn den
deutschen Cellini genannt; 1543 wurde er
Meister, 1588 ist er gestorben. Er war
besonders für den kaiserlichen I-Iof, dann
aber auch für alle geldkräftigen Schätzer
der Kunst hervorragend tätig. Für Maxi-
milian II. lieferte er einen prachtvollen"
Pokal, für Rudolf II. den berühmten als
Lustbrunnen bezeichneten Tafelaufsatz,
459
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum,Pokal mit Darstellung
des Türkenkampfs vor Wien 1683, von H. S.
N. S.?, Augsburg. XVII. jahrhunden, Ende
Kat. Nr. 225
welcher dann später eingeschmolzen wurde, für den bayerischen Hof nebst
anderem das Reliquiar, das sich in der reichen Kapelle befindet. Die herr-
lichste Arbeit Jamnitzers ist der sogenannte Merkelsche Tafelaufsatz, 1549
auf Veranlassung der Stadt Nürnberg hergestellt, 1880 für achtmalhundert-
sfvv
tausend Mark an Karl Frei-
herrn von Rothschild in
Frankfurt verkauft. Ein
herrliches, auf österrei-
chischem Boden befind-
liches Werk mit der Augs-
burger Marke, welches den
Wetteifer der Zeit in der
Nachahmung Jamnitzer-
scher Auffassung zeigt, ist
der berühmte, dem Lande
Steiermark gehörige Po-
kal, der den Namen Land-
schadenbund führt und im
Grazer Museum verwahrt
ist; es war leider nicht
möglich, dieses herrliche Werk für
unsere Ausstellung zu gewinnen.
Über eine ganze Reihe hervor-
ragender Nürnberger Goldschmiede
sind wir vor allem informiert durch
die von Lochner in den Quellen-
Ausstellung alter Goldschrniedearbeiten im k. k. Öster- Schriften für Kunstgeschichte" heraus.
D42ißaiytfrxiüssrisiäxzäeäz eeeeeeeee Neeeeieeeee vee
lern und Werkleuten in Nürnberg aus
dem Jahre 1547, von Johann Neudörfer, nebst der Fortsetzung des Andreas
Gulden" und durch die Historische Nachricht von den Nürnbergischen
Mathematicis und Künstlern, von Johann Gabriel Doppelmayr" aus dem
Jahre 1730. Neudörfer berichtet über die beiden Hans Krug, den älteren und
jüngeren, Ludwig Krug, Hans Glim, Melchior Bayer, Wenzel und Albrecht
Jamnitzer, Jakob Hoffmann, Hans Pezold, Christoph Ritter, Hans Weßler,
Georg Schweicker. Hans Krug wurde 1484 Meister und starb 1514; Neu-
dörfer hebt hervor, daß er in allem, was zum Handwerk gehörte, geschickt
und erfahren war, sonderlich im Kornen, Probieren, Schmelzen und Scheiden
und daß er wegen des Ansehens, das er genoß, zum Beschaumeister gemacht
worden war. Sein Sohn Hans gestorben 1519, war besonders berühmt
im Schneiden von Münzeisen, hat sich aber auch als Goldschmied einen
weithin geachteten Namen erworben. Ludwig Krug wird von Neudörfer als
besonders geschickt im Reißen, Stechen, Graben, Schmelzen, Treiben,
Malen, Schneiden und Conterfetten gerühmt und seine Arbeiten in Stein und
Eisen sollen selbst von den Wälschen" anerkannt worden sein; er wurde
1522 Meister und starb 1532. Hans Glim gestorben 1550 gehörte zu jenen
Künstlern, welche mit Albrecht Dürer aufs innigste verbunden waren, seine
besondere Stärke lag im Treiben von Bildnissen aus einem Stück und auch
1.,.
als Stecher stand er in Ehren. Melchior Bayer wurde 1525 Meister und starb
1577, er schuf unter anderem für den König von Polen Sigismund II. eine
große silberne Altartafel, wahrscheinlich nach einem Entwurf von Peter
Flötner und unter Mitwirkung von Pankraz Labenwolf. Jakob Hoffmann,
Meister seit 1533, gestorben 1564, wird von Neudörfer als ein Wappenstein-
Schneider, aber auch im Treiben, Gießen und Schmelzen hervorragend ge-
nannt, er soll für verschiedene Höfe der Zeit große Aufträge ausgeführt
haben. Von Doppelmayr wird ein Hans Maslitzer hervorgehoben und von
ihm gesagt, daß er vor allen Goldschmieden der Zeit genug zu tun fand, er
arbeitete allerhand in Gold und Silber und soll durchbrochene Arbeit be-
sonders rein und scharf zu gießen verstanden haben. In allem, was die Kennt-
nis des Münzwesens betraf, war er ein Kenner ersten Rangs, seine Probier-
wagen und Probiernadeln waren vortrefflich; er starb 1574.
Von den Meistern des XVlLjahrhundet-ts nennt Doppelmayr zunächst
den Valentin Maler als hervorragenden Goldschmied, der gleichzeitig auch
Maler, Bildhauer, Eisenschneider gewesen und schöne Schaumünzen hervor-
gebracht hat; er ist 1603 gestorben. An erster Stelle steht in diesem Jahr-
hundert Hans Pezold, berühmt durch seine Pokale und Tafelgeschirre, er
wurde 1591 Genannter, 1610 kam er in den
kleinen Rat und starb 1633. Von ihm wird be-
richtet, daß er den für Rudolf II. hergestellten
künstlichen Brunnen, wohl den oben genannten
Lustbrunnen Jamnitzers, in besseren Stand
gesetzt habe. Schlager aber teilt auch mit, daß
Pezold 1611 dem Kaiser einen Springbrunnen
um 2087 Gulden lieferte. Ob das ein anderer
war oder die Reparatur jenes Werkes damit
gemeint ist, läßt sich nicht mehr feststellen.
Auch von dem Meister Hans Vodem wird
berichtet, daß er 1626 für Aufrichtung des
silbernen vergolten Brunn im Garten der Purkh
hie 500 8., den Rest 1630 Summa 1075 H."
erhalten habe.
Eine große Rolle spielen die Meister
Christoph Ritter und sein Sohn Paul Hiero-
nymus. Neudörfer nennt den ersteren einen
sehr künstlichen Mann", einen treHlichen Pos-
sierer und Eisenschneider; er hat unter an-
derem die Wappen zur Ehrenpforte des Kaisers
Leopold gefertigt und es wird weiters von
ihm berichtet, daß eines seiner berühmtesten
Werke ein großes Lampet Tafelaufsatz? Ausstellung alterGoldschmiedearbeiten
gewesen sei, das die Diana mit ihren Nymphen ös"'"ichisch'n
Becher von einem Reiseservice, Augs-
vorgestellt habe. Er soll durch seine Entwurfe burg, xvin. Jahrhundert Kat. m. 312
462
Ausstellung alter Gold-
schmiedearbeiten im k.
Österreichischen Museum,
Megillahhülse v. C. S. 6., Bres-
lau, XVIILJahrh. K. Nr. 172
zahlreiche Nürnberger Künstler beeinflußt haben; geboren
ist er 161g, gestorben 1676. Sein Sohn Paul Hieronymus
geboren 1654 lernte bei ihm, Doppelmayr lobt seine nette
Silberarbeit und seine hervorragende Fähigkeit im Bos-
sieren. In Wien, wo er sich einige Zeit aufhielt, erntete er
großen Ruhm; in Venedig verfertigte er einen ungewöhnlich
großen Spiegelrahmen in Silber daran eine rare Erfindung
von fliegenden Kindlein und allerhand Laubwerck wohl an-
gebracht war", dann noch Tische und Sessel in Silber
getrieben und vieles andere. Er starb im 25. Lebensjahre
167g in Venedig. Auch Johann Jakob Wolrab wird von
Doppelmayr besonders hervorgehoben. Er war ein ge-
bürtiger Regensburger, 1633 geboren, lernte bei Peter
Braunsmäntl, dann eine Zeitlang in Augsburg, schließlich
bei Christoph Ritter in Nürnberg, der ihn in Treibarbeit
und Eisenschneiden unterwies und an einer Reihe hervor-
ragender Arbeiten teilnehmen ließ, 1662 wurde er Bürger
und Meister in Nürnberg und bald danach erhielt er den
Auftrag, nach einer Zeichnung des französischen Kriegs-
baumeisters Vauban für Ludwig XIV. ein tigurenreiches
Soldatenspiel in Silber zu verfertigen; ein ähnliches Werk
führte er für den Großherzog von Toskana aus. Berühmt
war der Silbereinband für eine große Bibel, die er nach
Mainz lieferte. Seine Fähigkeiten erstreckten sich auch
besonders auf alle Kenntnisse des Münzwesens, seine in
Wachs bossierten Porträte wie seine Arbeiten im Stahl-
schneiden waren berühmt und er war einer der ersten,
die nach französischem und englischem Vorbild in Eisen
geschnittene Münzen mit Randschrift schicklich zu um-
geben" wußten. Johann Heel, 1637 geboren in Augs-
burg, Lehrling des Matthias Schaflhauser daselbst, ließ
sich 1668 in Nürnberg nieder und verfertigte mit
Albrecht Götzen die sogenannten Dreifaltigkeitsringe
und eine ganze Reihe in Gold getriebener mit Email
verzierter Arbeiten sowie in Eisen geschnittene Werke
und veröffentlichte auch vier Bücher mit eigenen
Entwürfen von Goldschmiedearbeiten; er starb 170g.
Dem XVII. Jahrhundert gehört auch noch Johann
k.
Philipp Höfler an geboren 1663, welcher bei seinem Vater Johann, der
ebenfalls Goldschmied gewesen sein muß, gelernt hat. Von 1681 bis 1685 war
er auf der Wande
rschaft und übte, wie Doppelmayr berichtet, in Augsburg,
München, Salzburg, Passau, Wien, Würzburg seinen Kunstfleiß glücklich
aus"; 1685 ließ er sich in Nürnberg nieder und hat vornehmlich Treibarbeiten
in Silber hervorgebracht, er starb 1722. Noch sei in diesem Zusammenhang
der ebenfalls von Neu-
dörfer genannten Gold-
schmiede Hans Weßler
und Georg Schweicker
gedacht. Weßler hat
das Glasschneiden in
Nürnberg eingeführt;
Schweicker, von Haus
aus Bildhauer, unter-
stützt Christoph Ritter
bei dem bildlichen
Schmuck zur Ehren-
pforte des Kaisers Leo-
pold und hat auch für
die Sebalduskirche und
den Johanneskirchhof
in Nürnberg, ferner am
schönen Brunnen bild-
liche Arbeit geleistet.
Wie Augsburger,
waren auch Nürnber-
ger Meister vielfach
für das kaiserliche Haus Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum,
Zuckerschale von C.F.T., Augsburg, XVIIIJabrbundert, Ende K. Nr. 335
tatlg, manche von ihnen
standen in dauerndem Arbeitsverhältnis zu ihm, außer W. Jarnnitzer I-Ians
Pezold, I-Ians Vodem und Christoph Ritter, Goldschmied und Eisen-
schneider", welcher 1644 wegen für beide kays. Majesteten verfertigte
Contrafetten Medaillen 300 H." in Empfang nahm. Schlager schließt daraus,
daß man unter Ferdinand III. solche Arbeiten in Wien und anderen öster-
reichischen Städten noch nicht ausführen konnte und sie im Ausland
bestellen mußte.
Die Nürnberger Arbeiten, die wir zur Schau stellen konnten, gehören
dem XVI. bis XVIII. Jahrhundert an. Der älteste, der uns entgegengetretenen
Meister ist Elias Lencker, der 562 Meister wurde, 1575 Geschworner, 1583
Genannter war und 1591 gestorben ist. Rosenberg hat eine ganze Reihe
seiner Arbeiten genannt. Seine reiche Technik und sein Geschick im Aufbau
der Gefäße kommt in dem Figdorschen Becher, einer Patengabe, zu bester
Geltung. Die ovoide Kupa ruht auf hohem Fuß, unterhalb des Mündungs-
randes befindet sich die Widmung, darunter eine getriebene Verzierung auf
gerauhtern Grund mit drei geflügelten Puttenköpfen in Bandwerkkartuschen,
dazwischen Früchte und I-Iängetücher. Als Griff dient die Figur der heiligen
Katharina, auf der Basis Rollwerk mit Früchten. Die Widmung lautet Anno
1588 adj ultimo maij eine halbe Stund nach zweien auf der grossen uhr vor-
mittag ward Katharina des Erbarn Caspar Purckharts und Frau ursula seiner
6x
494
ehewirttin, ein geborne I-Ientzin, ehliche Dochter geborn, und durch unkfrau
Katharina des Erbarn Hainrich Pilgrumbs seiner nachgelassenen Dochter
aus der heiligen tauf erhoben. Die verehrt ihrer liben Dohter zu christ-
licher gedechtnis diss Becherlein, mit wünschung gottes segen".
Hans Petzold, dessen wir bereits gedachten, war 1551 geboren, wurde
1578 Meister, 1591 Genannter, 1611 Ratsherr und starb 1633. Von ihm besitzt
unser Museum einen Pokal mit getriebenen Köpfen, am Mundrand mit gra-
vierten Ornamenten, am Nodus mit Widderköpfen; es ist eine besonders gute
Arbeit. Der ziselierte Fuß ist von dem Augsburger Christoph Lencker, der
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Deckelterrine von Johann Christoph
Drentwett, Augsburg, XVllLjahrhunden Kai. Nr. 320
1610 Beschaumeister war und 1613 starb. Wie diese beiden zusammen kamen,
Kopf und Fuß, wissen wir nicht, aber der Eindruck des Pokals ist so ein-
heitlich, daß man der Trennung der Teüe, welche die Meisterzeichen fest-
stellen, ohne diese nicht inne würde. Daß es neben dem oben genannten
Elias Lencker noch einen Hans in Nürnberg gegeben hat, ist von Rosenberg
nachgewiesen dieser Hans Lencker der ältere war Meister von 1550 bis 1585
und ist in der Münchner Schatzkammer und I-Iofbibliothek vertreten. Vom
Ende des XVI. Jahrhunderts hatten wir aus der Sammlung Figdor ein Krügel
eines Meisters der aber mit dem von Rosenberg Nr. 1341 Genannten
nichts gemein hat, er ist älter als dieser. Der Mantel dieses Krügels zeigt
getriebene Masken, Vasen und Fruchtgehänge in Kartuschen und Rollwerk,
der geschwungene Henkel ist als weibliche Henne gebildet, der Daumengriff
als Bacchus auf einem Fäßchen sitzend. Das Krügel war Eigentum von Augs-
burger Kaufleuten, die seit der zweiten Hälfte des XVI. jahrhunderts in Bruneck
im Pustertal saßen. Peter Wiber oder Wibers, der 1603 Meister wurde und
von Rosenberg Nr. 1305 vielfach belegt ist, war durch einen teilvergoldeten
Kugelbecher aus dem Besitz des Dr. Pappenheirn vertreten, Tobias Wolff
Meister seit 1604 durch ein Schifftrinkgefäß sehr hübscher Form aus der
Kollektion des Oberleutnants Hermann Elßler in Linz; Wolff scheint die
Spezialität dieser Gefäße besonders gepflegt zu haben, Rosenberg weist ein
Ausstellung alter Goldschmiedearheiten im k. k. Ausstellung alter Goldschrniedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum, Kanne von P.V. D.W., Österreichischen Museum Kanne, Straßburg,
Rolterdarn, XVIIXJßhrhundert, Ende K. Nr. 804 XVIII. Jahrhundert, zweite Hälfte Kai. Nr. 730
solches aus Erlangerschem Besitz in Frankfurt, ein anderes in der Eremitage
in St. Petersburg, ein drittes im Auktionskatalog Eugen Felix in Leipzig 1886
nach, die beiden ersteren sind mit kaltemaillierten Figuren versehen.
In die Reihe dieser eigentümlichen Gefäße, welche unter den Trinkver-
herrlichungssitten Nürnbergs eine so große Rolle spielten, gehören zwei ver-
wandte Stücke von Esaias zur Linden, welcher in Kunst und Künstelei einer
der ausgezeichnetsten Meister des XVII. Jahrhunderts gewesen ist. Das eine
dieser Gefäße, der Gräfin Marie Draskovich-Festetits gehörig, hat die Form
eines Segelschiiifs, auf dessen Hinterteil vollrunde Figuren stehen und ist
61'
bfvu
in getriebener Arbeit mit See-
ungeheuern geschmückt. Das
andere Stück zeigt uns den
Körper eines Schiffes mit
Meeresungeheuem in Wogen,
in getriebener und gepunzter
Arbeit verziert, am Schnabel
eine Ausgußröhre mit Drachen-
kopf und stehendem Löwen,
am hinteren Abschluß eine
Volute mit der Figur eines
römischen Kriegers, in der
Mitte ein bewimpelter Mast
mit zwei geblähten Segeln, Strickleitern
und Mastkörben, besetzt mit Matrosen
und Kriegern, am Hinterdeck Vogel
Strauß, Schildkröte und kämpfende
Krieger, auf dem Verdeck ebenfalls
Krieger und ein Frosch. Dieses in seiner
Art ausgezeichnete Werk gehört Herrn
Emil Weinberger, welcher auch eine
Aussäellungalter Goldschmiedearhe-iten im k. k. tenvergoldete, gebuckelte Schale des
sterreichischen Museum, Senfuegel von
j. B. Fouache, französisch, um 178a Kat. Nr. 716 Selben Melsters besltlt- Der Melster
Ferrn, einer der Tüchtigsten unter den
Tüchtigen war durch eine gute Treibarbeit, einen Deckelpokal, sowie den
auch hier abgebildeten wunderschönen Ehrenbecher der Donauschiffsmeister
vertreten, welcher gegenwärtig Herrn Heinrich Herzog in Rossatz in der
Wachau gehört; ein ganz ähnliches Stück befindet sich im Germanischen
Museum. Auch den Konrad Kestner Meister seit 1645, Geschworner 1675,
gestorben nach 1699 lernten wir kennen in einem Becher aus der Sammlung
Pappenheim und einer getriebenen Schüssel des Fürsten Schwarzenberg, in
dessen Besitz sich auch ein Pokal von Hans Kindsvater befindet, der 1622
Meister war. Der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts gehört auch Jeremias
Ritter an Meister seit 1605, Genannter seit 1626, Geschworner 1631, von
welchem wir ein interessantes Stück, eine Eule, aus fürstlich Montenuovo-
schem Besitz sahen; er war einer der fruchtbarsten Nürnberger Künstler,
Rosenberg hat eine große Zahl seiner Arbeiten nachgewiesen. Ein tüchtiger
Meister der zweiten Hälfte des Jahrhunderts war Reinhold Riel Meister um
1641, gestorben nach 1681; Baron Tucher besitzt einen guten Becher in
Römerform, mit Landschaftsdarstellungen und Fruchtgehängen, ein ähnliches
Stück ist bei Herrn Oberleutnant Elßler Linz, auch die Sammlung Nirenstein
hat einen Becher von ihm. Die Herstellung von Bechern war Riels Spezia-
lität, Rosenberg weist unter anderem 13 Römerbecher dieses Meisters nach.
Zur selben Zeit wirkte Jakob Pfaff, der 1685 und 1695 Geschworner war; auch
er hat hauptsächlich
in Trinkgeschirr ge-
arbeitet. Von ihm
besitzt unser Mu-
seum einen guten
Deckelbecher auf
Kugelfüßen mit
Landschaften, Blu-
men und Früchten.
Von den Stücken
mit noch ungedeu-
teten Meisterzeichen
seien noch die wert-
vollsten hervorge-
hoben. Dahin ge-
hört die Deckelkanne
unseres Instituts,
vom Meister
ein Becher mit Blu-
men in Medaillons
von und ein gra-
vierter von
mlungPappen-
heim, Rosenberg
1250 und 1350 bis
1357, ein Trauben-
becher von I-I
Sammlung G. Eiß-
1er, ein Becher in
Römerforrn von
und ein sehr schö-
ner Deckelbecher
mit getriebener Dar-
stellung eines Rei-
terkampfs von
BaronTucher, Ro-
senberg 1371 und
1277 und ein treff-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum,
Toiletiespiegel. Straßburg, XVIII. jahrhunden, zweite Hälfte Kat. Nr. 730
licher Löffel mit dem Wappen der Nürnberger Familie von Scheurl und der
Jahreszahl 1638 Sammlung Figdor.
Wenn auch nur
und Ulm vertreten.
durch wenige Objekte, aber sehr gut waren Regensburg
In Regensburg wird sich, obwohl wir erst vom
XVI. Jahrhundert an Objekte und Meisternamen nachweisen können, die
Bildung eines Werksverbands nicht viel später als in Augsburg, Nürnberg
und Straßburg vollzogen
haben. Schon 1280 wird
nach Sighart Geschichte
der bildenden Künste in
Bayern" Gottfried der
Schwabe als einer der
berühmtesten Meister ge-
nannt, dann die Meister
Johannes, Lux, Elber,
Rewter, Ulrich, Winder.
Der wundervolle Pokal der Regens-
burger Schützengesellschaft von 1586,
welchen Baron Alfons v. Rothschild
zur Ausstellung brachte, beweist
das reiche, auf alten Traditionen
ruhende Können der dortigen Meister
des XVI. Jahrhunderts. Der Pokal
ist gezeichnet, Rosenberg Nr.
1425 deutet das Monogramm auf
Hans Strobe oder Hans Schmaller.
Das Beschauzeichen im XVI. und
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österr. Jahrhundert sind Zwei ge-
Museum,Zuckerscha1e,französischmmx8ooK.Nr.7z5 kreuzte Schlüssel, Jahr-
hundert wird ein darüber gesetzt,
womit nach den Mitteilungen des historischen Vereins für Oberpfalz und
Regensburg das Gewerke bezeichnet ist, wie das bei vielen Regensburger
Zunftzeichen der Fall war. Ein anderer Pokal aus der Rothschildschen Samm-
lung, der gleichfalls zu sehen war, etwas jünger als jener, zeigt noch das
Schlüsselpaar ohne das und das Meisterzeichen MH Rosenberg 1427;
es ist auch eine Arbeit allerersten Rangs. Regensburgisch dürfte auch der
achtfach gebuckelte Becher ohne Meisterzeichen des Baron Tucher sein
und derselben Zeit, Ende des XVI. Jahrhunderts, gehört eine AH gezeichnete
Büchse der Sammlung Pappenheim an. Unser Museum hat ein paar silberne
Leuchter vom Meister MF, der deutsche Ordensschatz einen Kelch, gezeichnet
DMB Rosenberg 1440 und 143g, aus dem XVII. Jahrhundert.
In Ulm wurde seit 1394 jedes Stück, das über eine halbe Mark schwer
war, mit dem Stadtzeichen versehen. Diese Einführung läßt auf frühe
Tätigkeit der Goldschmiede in dieser Stadt schließen. Wie hoch sie
IOO Jahre später in der Schätzung der Zeit stand, beweist, daß Kaiser
Maximilian I. bei dem Ulmer Meister Jörg Oberer silbernes Tafelgeschirr
arbeiten ließ. Rosenberg weist eine größere Zahl von Zeichen und vollen
Namen Ulmer Schmiede nebst einiger ihrer Arbeiten nach. Die Gold-Elfen-
beinschale des Hans Ludwig Kienlen r572 bis 1635 aus der Sammlung Roth-
schild und die Deckelkanne des Meisters aus der Sammlung Boskowitz,
die wir nicht zur Ausstellung bringen konnten, sind nach unserer Kenntnis
die besten Ulmer Stücke in Wiener Privatbesitz. Ob das vergoldete Trink-
gefäß in Gestalt eines Pelikans, welches dem kaiserlichen Hause gehört,
Ulmer Arbeit ist, mag dahingestellt bleiben. Interessant sind die ausgestellt
gewesenen beiden Objekte aus fürstlich Liechtensteinschem Besitz eine
Deckelkanne von AR und eine Trinkschale von Rosenberg 1692, von
welchem auch Dr. Pappenheim einen Becher auf Kugelfüßen hat.
In Straßburg, wo 1362 die Zunft begründet wird, wurde schon im
folgenden jahre festgesetzt, daß die Goldschmiede ein gemeinsames Zeichen
haben sollen; daneben hatten die Geschwornen das Stadtzeichen anzu-
bringen. Man ist also früh darauf bedacht, die Qualität des Materials und der
Arbeit sicherzustellen. Bald gewinnt Straßburg Einfluß auf den gesamten
Gewerbebetrieb des Oberrheins; Speier, Freiburg, Metz richten sich im
XV. Jahrhundert nach der Straßburger Ordnung. Lange dienen der Straß-
burger Zunft andere Handwerke, wie die Maler, Schilterer, I-Iarnischer,
Armbruster, Goldschläger. 1520 kommen auffälligerweise auch die Buch-
drucker hinzu; es wird begreiflich, wenn wir bedenken, daß Gutenberg
ursprünglich Goldschmied war und der Goldschmied Dünne ihm die ersten
Buchstabenstempel und der Mainzer Goldschmied Fust die ersten Metall-
lettem geschnitten hat. Ich verweise auf
das mehrfach genannte Buch von Hans
Meyer, der uns auf Grund alter einschlägiger
Urkunden ein deutliches Bild der Straß-
burger Zunft von ihrem Entstehen bis 1681
entrollt. Er entwickelt die Ursachen ihres
allmählichen Verfalls aus der Erstarrung
des Zunftrechts, zeigt aber auch die Quellen
der Stärke der Organisation im XV. und
XVI. Jahrhundert; sie machte damals
weniger in Politik als die Zünfte anderer
deutscher Städte. In ihrer besten Zeit, im
XVI. Jahrhundert, wies sie einen mittleren
Bestand von 50 bis 60 Meistern auf, im
XVII. jahrhundert aber sank er auf und
erst der Eintritt der Stadt in die französische
Machtsphäre und die Durchdringung des
Straßburger Gewerbelebens mit den Auf-
fassungen der französischen Wirtschaft
brachte auch der Goldschmiedekunst wieder
neuen Aufschwung. Unsere Ausstellung
brachte zwei gute Stücke aus dem XVII.
Jahrhundert, einen Bechervon 1655 Samm- Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im
lung Alfons Freiherr von Rothschild und k.k.Österr.Museum,Deckelbiichsevon einem
Reiseservice von JH John Harvey?, eng-
einen Deckelkrug von 1654 aus dem Besitz lisch, XVIILJzhrh, zweite Hälfte K.Nr.838
470
des Herrn Weinberger; ich deute
das Meisterzeichen auf Daniel
Ölinger, der nach H. Meyer auf
der Stempeltafel im Jahre 1642
erwähnt ist; ein Friedrich Ölinger
erscheint 1645, ein Samuel Ölinger
1654, ein Johannes Ölinger 1667.
Die französische Einwirkung war
durch die der Frau Erzherzogin
Maria Josefa gehörige Toilette
repräsentiert, 24 Stück in Vermeil,
Stil Louis XVI. Die Original-
kassette zeigt den Namen A. J.
Becker, Straßburg, den undeut-
lichen Künstlernamen haben wir
im Katalog mit Rosenberg Nr.
1572 als Kirstein angegeben, es
könnte aber auch Hirsenstein sein.
Ein Dietrich I-Iirsenstein wird 1729
als Straßburger Meister genannt,
wir haben es hier wohl mit einem
seiner Nachkommen zu tun. Rosen-
berg indentiiiziert Kirstein mit Joh.
Jac. Kirschenstein Hirsenstein?.
Von den preußischen Gold-
schmiedestätten waren nur Berlin,
Danzig, Königsberg durch einige
wenige Stücke vertreten. Das ist
begreiflich, denn der Marktverkehr
dieser Stätten nach dem
Süden war relativ gering,
mehr als anderwärts blieb
was hier erzeugt wurde im
Lande und nur Zufälle und
Familienverbindungen haben
etwas hievon nach Öster-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen
Museum, Samovar von M.J.,französisch, um 1800 Kat. Nr. 72x relch gebfaßht, die Sammler
haben bisher nicht viel Notiz
genommen von dem, was unsere Kunst im Norden hervorgebracht hat. Berlin
hat begreitlicherweise in den Zeiten des größten Aufschwungs anderwärts
keine Rolle gespielt, erst irn XVIII. Jahrhundert wird hier tüchtigere Arbeit
geleistet, eine Deckelterrine aus dem Besitz des Herrn Paul von Schoeller,
mit der Marke FWM legt hiefür Zeugnis ab. Im alten Ordensland Preußen
treten im XIV.Jahrhundert einzelne Goldschmiede auf, in Danzig und Brauns-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im Österreichischen Museum, Taufbecken des Königs von Rom
von Manfred Mailand x8u Kar. Nr. xxz
berg gleichzeitig 1357, wie wir der interessanten Studie E. von Czihaks Die
Edelschmiedekunst früherer Zeiten in Preußen" entnehmen. Werksverbände
werden in Danzig 1378, in Elbing 1385 gebildet. Die glanzvolle I-Iofhaltung von
Marienburg zu Ende des XIV. Jahrhunderts machte den Goldschmied unent-
behrlich, Waffen und Tischgeräte wurden in großer Zahl für den Hochmeister
und als dessen Geschenke an Freunde hergestellt. Das Treßlerbuch nennt
auch eine Reihe von Namen Marienburger, Danziger und Thomer Meister.
Am bedeutendsten war damals Elbing mit dem Meister Willam an der Spitze
und dann erhebt sich auch Königsberg bald zu bedeutender Höhe. Die
dortigen Goldschmiede ersetzten ihren alten, aus dem XV. Jahrhundert
stammenden Brief" 1515 durch eine neue Ordnung, die aber keine Bestä-
tigung erhielt; erst 1624 kam nach Czihak eine Einigung zu stande; die
darauf bezügliche Rolle wurde 1690 von Kurfürst Friedrich III. bestätigt.
62
Provenienz, glatte, bauchige Kanne mit Zuckerdose und Teebüchse auf
durchbrochenem Postamenten aus dem Besitz der Frau Sternlicht, vorn Ende
des XVIII.Jahrhunderts; die Jahresbuchstaben und beziehen sich auf die
Jahre 1794 und 1795, das Meisterzeichen JLK halte ich für das des Johann
Leopold Käwerstein, der 1790 Meister wurde und 1798 Ältermann war; sein
Vater Karl Bartholomäus Käwerstein, der von auswärts kam, wurde 1723
Meister und ist 1761 gestorben. Auch Thom spielte eine ansehnliche Rolle
in der Geschichte unserer Kunst, von der Zeit der Ordensherrschaft bis ins
XVIII.Jahrhundert; Georg Vieck Meister seit 171g, von dem das Troppauer
Museum eine Deckelkanne brachte, war ein tüchtiger Künstler. Ebenso kam
Ausstellung alter Goldschmiedearbeixen im k. k. Österreichischen Museum, Kännchen von einem Reiseservice,
Geschenk Napoleons an Stephanie von Baden, französisch, XIXJahrhunden, Anfang Kat. Nr. 73x
Danzig mit einem schönen Doppelbecher von 1600 Sammlung Figdor, einem
Kugelbecher von Baron Tucher und einem Deckelkrug von PMK
Dr. A. Loew aus dem XVII. Jahrhundert zu Worte.
Was Breslau betrifft, so sei auf Hintzes ausgezeichnete Arbeit Die
Breslauer Goldschmiede" verwiesen, aus der wir reiche Belehrung schöpfen.
Wir verdankten dem freundlichen Entgegenkommen des Direktors Masner
eine Reihe typischer Breslauer Stücke aus dem schlesischen Museum für
Kunstgewerbe und Altertümer. Wir lernten den Meister Hans Hocke kennen
in einem Willkommpokal von 1577; Joachim I-Iiller war durch Pfeffer- und
Salzbehälter in Form von Truthühnern aus dem Jahre 1590 und den schönen
Buttenmann von 1602, Augustin Heyne durch eine Deckelkanne von 1599,
Hans Volgnadt durch ein ebensolches Stück vom Anfang des XVII. Jahr-
hunderts, Gottfried Heintze durch einen auf drei Schwänen ruhenden Deckel-
humpen, Kaspar Franke und Gottfried Kittel durch Becher von 1718 und
1720, Christian I-Ioensch und K. G. Haase durch silberne Tischleuchter von
temWappen von M.
Jachmann 1690 bis
1726; aus der Samm-
lung des Freiherrn
von Tucher sah man
unter anderem ein
zylindrisches Krügel
aus dem XVI. jahr-
hundert mit der Mei-
sterrnarke und
AH. Eine gute kirch-
liche Arbeit, einen
Kelch von 1675, Bres-
lauerArbeit des Chri-
stian Mentzel, hatte
das dortige Diözesan-
museum beigestellt.
Auf Dresden und
Leipzig über Leip-
ziger Goldschmiede
hat eben erst Braun
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im
k. k. Österreichischen Museum,
Girandole, französisch, um 1800 K. Nr. 727
in dieser Zeitschrift
interessante Mittei-
lungen veröffentlicht
will ich nicht näher
eingehen, nur auf das
Dresdner Plateau von
Schrödel aus dem
XVIII. Jahrhundert
Besitzer Baron und
Baronin Bourgoing
und auf den Schwar-
zenbergschen Leip-
ziger Becher von Jo-
hann Paul Schmidt
1683 verweisen. Auch
aus Halle a.S.,Ham-
burg und Frankfurt,
wo im XV. Jahr-
hundert ein Meister
wie Hans Tirmsteyn
und im XVII. Paul
Birckenholtz hervorragend tätig waren "und auch im XVIII. Jahrhundert
mancherlei Gutes geschaffen wurde, war einiges zu sehen, das beste war ein
62'
"FIT
Frankfurter Krügel des XVILJahr-
hunderts von aus dem Besitz
des Oberleutnants Elßler in Linz.
Hieran reihte sich die große Gruppe
der nur als deutsch, aber nicht nach
ihrer näheren Provenienz bestimm-
baren Stücke. Alle hervorragenden
Aussteller steuerten zu dieser Ab-
teilung bei die Fürsten Auersperg,
Kinsky, Schönburg und Schwarzenberg,
Graf Wilczek, Eugen von Miller ein
prächtiges Holzgefäß in Silbermontierung
von 570, Gustav Benda ein Trinkgefäß
in Wolfsgestalt, die Sammlung Figdor
den Kokosnußbecher des Salzburger
Geschlechts Bock von Arenholz, einen
Vexierkrug und anderes, Paul von
Schoeller, Weinberger. Zu den aus-
erlesensten Arbeiten dieser Kollektion
gehörte der Schönburgsche Pokal von
566 aus Kristall in goldemaillierter
Fassung und der Rothschildsche Hoch-
zeitsbecher von 160g, in Gestalt einer
Frau im Kostüm der Zeit. Der Figdor-
sche Pokal aus dem Rathaus von
Schwäbisch-Hall von 1600 mit zahl-
reichen Wappen und Namen von
Graven und Herren", ist nur aus Versehen
in diese Abteilung des Katalogs geraten; auf
der Unterseite des Bodens und auf der
Mündungszone ist das Beschauzeichen von
Schwäbisch-Hall, geöffnete Hand mit Kreuz,
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten und als Meisterzeichen ein Wappen mit drei
im k. k. Österreichischen Museum, Kanne Blüten an einem Stengel angebracht.
Von den außerdeutschen Ländern war,
XIX Ja-mhundem Anfang in NL 73, wie begreiflich, nur Frankreich und auch
dieses nur für das spätere XVIII. Jahrhundert
und das Empire annähernd übersichtlich durch größere Kollektionen reprä-
sentiert. Italienische Profanarbeiten waren uns nicht zugekommen, aber die
wenigen Gegenstände der religiösen Kunst, die wir vorführen konnten,
rnußten auch auf den Laien nachhaltigen Eindruck machen Das oft genannte,
unserem Museum gehörige kostbare Kruzifix von Maso Finiguerra, das
I-Iandreliquiar aus der Sammlung Benda, der in Silber getriebene Kopf des
heiligen Stephanus, florentinische Arbeit aus dem XV. Jahrhundert, dem
"IID
Grafen Wilczek gehörig, und das Taufbecken des
Königs von Rom, von den Manfredini in Mailand, ein
Geschenk der Stadt an Napoleon, das nun Eigentum
des Erzherzogs Rainer ist und sich auf Schloß Hern-
stein befindet, technisch und kulturgeschichtlich eine
der wertvollsten Reliquien des Klassizismus. Auch in
der Renaissance, man vergleiche das Herbersteinsche
aufzeug, hätte man kaum gewagt, was zu Beginn des
XIX. Jahrhunderts durchaus nicht anstößig war ein
Taufbecken mit Darstellungen des Poseidon und der
Amphitrite und von Hippokampen zu schmücken!
Russisches Silber sieht man selten und wir haben
auch wenig Kenntnis von seiner Geschichte. Neumann
hat schätzbare Mitteilungen über das Kunstgewerbe in
Livland, Esthland und Kurland gemacht, Rosenberg die
wichtigsten Marken der altrussischen Städte und dann
vor allem viele Zeichen von Riga gebracht und auch
eine ganze Reihe von Künstlernamen und Werken nach-
gewiesen. Die etwa 30 russischen Arbeiten, die wir
vereinigen konnten, erstreckten sich auf die Zeit
vom XVI. Jahrhundert bis 1840. Das älteste Werk
war eine Gold-Emailschale mit Darstellung derTaufe
eines gekrönten Paares XVI. Jahrhundert aus der
Sammlung Eugen v. Miller, das Rigaer Beschau-
zeichen des XVII. Jahrhunderts und die Meister-
marke zeigte ein Löffel des Grafen Wilczek. Ausmnungaltercoldschmizdep
Besonderes Interesse erregten die Moskauer, Peters- 8,1mm, im kkösundchisch,"
burger und Warschauer Treib- und Drahtarbeiten xrjzeääigz-cg-ßähäeülzzuiäi-
vom Anfang des XIX. Jahrhunderts aus der reichen Anfang Kit Nn
Sammlung der Frau Julie v. Rosenstock-Rostocka.
Spanien war lediglich durch die Montierung eines Bezoarsteins,
XVII. Jahrhundert Sammlung Figdor, vertreten, reicher Holland, von
dessen verschiedenen Produktionsstätten ein halbes Hundert Objekte ein-
gelaufen waren. Über die Figdorsche Deckelkanne aus Glas mit vergoldetem
Silber und Silberiiligran, eine sehr eigentümliche Arbeit des XVI. Jahrhunderts,
habe ich mich an anderer Stelle bereits ausgesprochen. Auch der Becher
mit drei Kronen im Dreipaß als Beschauzeichen und dem Meisterzeichen
Sammlung Weinberger ist ein sehr gutes holländisches Stück un-
bestimmbarer Ortszugehörigkeit aus dem XVI. Jahrhundert. Die Baron
Tuchersche Teebüchse hat das Haager Staatskontrollzeichen des XVILJahr-
hunderts, die Kanne des Grafen Seilern das Amsterdamer Zeichen des
XVIII. Jahrhunderts und die Marke W. Höchst originell ist das Service
des Baron Scherpon, mit den eigentümlich überhöhten Henkeln, das Beschau-
zeichen weist auf Rotterdam, XVIII. Jahrhundert, Ende, die Meistermarke
476
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiien
im k. k. Österreichischen Museum. Krug
von NL. C. französisch, XIX. jahr-
hundert, Anfang Kai. Nr. 755
führt die Buchstaben W.
Postdirektor Eßlinger in Leer,
der sich mit zahlreichen Klein-
geräten aller Art in Silber an der
Ausstellung beteiligt hat, brachte
Dosen, Vasen, Körbchen und
anderes meist in Rokoko aus den
verschiedensten holländischen
Kunststätten.
Über englisches Silber hat
Graf Vinzenz Latour im I. Jahr-
gang 1898, Heft ro dieser Zeitschrift
berichtet und auf den Reichtum an Silber-
geschirr in allen Schichten der englischen
Gesellschaft des XVI. Jahrhunderts ver-
wiesen; selbst der Landpächter habe
wenigstens ein Salzfaß, einen Weinkrug
und ein Dutzend Löffel in Silber besessen.
Aus der Epoche der Tudors und ersten
Stuarts ist nur wenig erhalten, die Re-
volution hat ungeheure Massen von Sil-
bergerät vernichtet, erst mitWilhelm III.
beginnt Wohlstand und höheres Kultur-
bedürfnis wieder zu wachsen und damit
die alte Vorliebe aller Kreise für gut
geformtes Silbergeschirr. Unterscheidet
sich die englische Edelschmiedearbeit
trotz aller Stilverwandtschaft schon in
den früheren Iahrhunderten von der
kontinentalen, da die Sitten und Lebens-
gewohnheiten der Engländer sich von jeher
in der eigenartigen, nationalen Gestaltung des
I-Iausrats wirksam zeigten, so vollzieht sich
diese spezifisch englische Umwertung der
Zeitkunst vor allem im XVIII. Jahrhundert.
Der Gegensatz zwischen englischem Barock
und Klassizismus zum deutschen oder franzö-
sischen ist viel größer, als der zwischen diesen
beiden kontinentalen Völkern, und dieses
Walten des nationalen Volksgeistes ist um so
auffälliger, als es ja zum größten Teil französische Silberschmiede waren,
welche vom Ende des XVII. bis zur Hälfte des XVIII. Jahrhunderts die
englische Kunst aufs stärkste beeinflußt, ja eigentlich in Händen gehabt
haben. Wir finden in den langen, von Chaffers und Cripps veröffentlichten
Meisterlisten für diese Epoche enorm viel
französische Namen auf englischem, speziell
Londoner Boden. Hier stand die Kunstübung
in höchster Blüte, aber auch in Chester,
Exeter und York, in Edinburgh, Glasgow,
Dundee und Dublin wurde trefflich gearbeitet,
später treten Birmingham und Sheffield dazu.
Nicht nur der Bedarf des Hauses gibt den
Silberschmieden immer neue Arbeit, vor allem
dankt die Kunst, wie in Augsburg und Würz-
burg, der Sitte, daß Gemeinden und Korpo-
rationen bei festlichem Anlaß Ehrengeschenke
stifteten, mächtige Förderung.
Nur wenig altenglisches Silber befindet
sich auf dem Kontinent, in Wien ist Graf
Latour wohl der erste und reichste Sammler
dieses Kunstgutes. Aber gerade diese Kollek-
tion stand uns, mit Ausnahme zweier Wein-
kühler von Buswash und Sibley, London
1810111, und einer Serviertasse von Wallis
und Hayne, London 1812, nicht zur Dispo-
sition, da das englische Gerät, eminentes
Gebrauchssilber, für die Dauer einer Aus-
stellung dem Besitzer nicht entbehrlich ist.
Unter den sonstigen Arbeiten ragten drei
Büchsen 1762, von John Harvey aus dem
Besitz des Grafen Franz Seilern hervor,
ferner ein Krügel von D. Scofield 1780
Sammlung Dr. Loew, Löffel von Crosley
1787 Frau von Rosenstock-Rostocka
und ein Tafelaufsatz ebenfalls aus der
Zeit Georg III., dem Herrn von Metaxa
gehörig. Sehr eigentümlich berührt uns
das englische Silber der Dreißigerjahre,
im Stil des sogenannten zweiten Rokoko
und des sogenannten Naturalismus jener
Ausstellung alter Goldschrniedearbeiten im k. k.
Österreichischen Museum, Leuchter von C. F. H.,
deutsch, um 1815 Kai. Nr. 622
Tage; wie im Möbel sehen wir auch hier, daß der englische Hausrat nicht
immer und durchwegs seine Formen sinnvoll und mustergültig mit den
praktischen Bedürfnissen des Tages in Einklang gebracht hat. Dahin gehört
die Liechtensteinsche Teekanne, London 1832, und das Schwarzenbergsche
Service, Dublin r838, in schwerer getriebener Arbeit mit Bauernszenen
nach Teniers.
Neben dem österreichischen und deutschen Edelmetallgerät fesselte
vor allem das französische die Kenner und Laien. Auch diese Gruppe konnte
"478
nicht annähernd auf historische Vollständigkeit Anspruch erheben, aber
sie war ausgezeichnet durch Kollektionen und Einzelstücke ersten Ranges,
und das Interesse, das sie um ihrer selbst Willen erregte, ward erhöht durch
die Freude, daß das heimischer Besitz ist, und durch die persönlichen und
geschichtlichen Erinnerungen, die sich an diese Kunstwerke knüpfen. Das
Empire überwog und offenbarte aufs neue seine technischen Reize; aber
auch Louis XV. und Louis XVI. und der Stil der Restaurationsepoche waren
durch einzelne Meisterwerke vertreten. Trotz aller Verheerungen, welche
Luxusverbote, Stilwandel, Kriegsnot und Revolution angerichtet haben, liegt
die Geschichte der französischen Goldschmiedekunst, von vielen gelehrten
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Tasse von Biennais, Paris, XIXJahr-
hundert, Anfang Kat. Nr. 759
Kennern bearbeitet, deutlich vor unseren Augen, und wer Stilentwicklung
und die Technik der Kleinkünste verstehen lernen will, kann an ihr nicht
vorübergehen. Und mehr noch als anderwärts spiegelt sich hier der Geist
der Zeiten, die Seele der führenden Gesellschaft, die Kultur des Salons, Esprit,
Koketterie, Galanterie, Prunkliebe. Sie kommen dem Talent der Meister
entgegen und empfangen von ihm immer neue Anregungen, ästhetische Ver-
tiefung und Verfeinerung der Sitten. Das Eigentümliche der Goldschmiede-
kunst in Frankreich seit Louis XIV. ist das Zusammenarbeiten ihrer Meister
mit Architekten, Bildhauern, Malern. Auch hier hat Lebrun, der mächtige
Kunstdespot, den stärksten Einfiuß genommen, und er hat für die ganze weitere
Entwicklung den Weg gewiesen.
Ein anderes Merkmal, welches die französische vornehmlich von der
deutschen Entwicklung der Kunst unterscheidet, ist die Führung seitens der
479
hötischen Kreise. Die französische Kleinkunst ist hötische Kunst, die
deutsche in erster Linie bürgerliche Kunst. Und wie die Stellung der Frau
dort und hier eine andere ist, sehen wir besonders an den Geräten der Gold-
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Ständer für Essig und Öl, französisch.
XIX. jahrhundert. Anfang Kat. Nr. 76x
und Silberschmiede. Die prachtvollsten Profanwerke der Deutschen sind
Verherrlichungen der Trinksitten der Männer, die der Franzosen Huldigungen
der Frau, Schmuck ihres Boudoirs und Salons, reichste Ausstattungen der
Tafel, an welcher die Frau anwesend oder abwesend präsidiert. Wenn der
53
Deutsche die Frau erfreuen will, so verehrt er ihr ein Wöchnerinnenservice,
wie Augsburg sie in so großer Zahl hervorgebracht hat. Voll Bewunderung
stehen wir vor dem Wiederaufleben der Goldschmiedekunst Frankreichs unter
Napoleon, dem Konsul und Kaiser, der scheinbar aus dem Nichts, aus der
völligen Vernichtung und Verödung der Revolutionstage, diesen Zweig des
Kunstlebens zu neuer herrlicher Blüte gebracht hat, von einem Jahr zum
andern, durch seinen unbeugsamen Willen, nicht aus ästhetischer, sondern
aus sozialpolitischer Erkenntnis und mit weiser Rücksichtnahme auf die
großen künstlerischen Traditionen seines Volkes.
Das alles hat uns die französische Gruppe unserer Ausstellung wieder
recht deutlich gemacht. Rokoko und Louis XVI. repräsentierten ein Essig-
und Ölständer, eine Bonbonniere und Untertasse von Ferrier aus Bour-
goingschem Besitz, die bereits erwähnte Straßburger Toilette der Frau
Erzherzogin Maria Josefa, die Auerspergsche Kanne und Deckelschale und
einiges wenige andere. Das Empire hingegen zeigte den wundervollsten
Reichtum der Formen und künstlerischen Individualitäten.
Und alles atmete Geschichte, so das Vermeilservice des Herrn von
Metaxa, Samovar, Vasen, Schalen, Becher, Kasserolen in jenen edlen Bil-
dungen, wie sie das französische Empire einleiten; es war Leuchtenbergscher
Besitz. Dann die Arbeiten von Biennais und dem Stab seiner Genossen
und von Grangeret die Figdorsche Platte, die Toilettegarnitur der Fürstin
Montenuovo, die Kassetten mit Nähgeräten und Instrumenten zur Zahnpflege
aus dem Besitz der Kaiserin Maria Louise, das dem k. k. Österreichischen
Museum gehörige Reiseservice des Königs von Rom das ich in Band VII,
Heft dieser Zeitschrift beschrieben habe, und das an 200 Gegenstände
umfassende Reisenecessaire der Stephanie von Baden, das jetzt der Gräfin
Festetits-Hamilton gehört, mit Spiegel, Waschbecken, Kaffeeservice, Puder-
büchsen, Parfümi-laschen, Leuchter, Nähzeug, Eßbesteck, ebenfalls von
Biennais und einem unbekannten G. Auch die dem Direktoire ange-
hörige Zuckervase und Schokoladekanne des Grafen Latour, die Kandelaber
des Grafen Stürgkh und eine reiche Kollektion von Bestecken aus ver-
schiedenem Besitz fesselten unser ganzes Interesse. Wie ganz anders man
dann in den Tagen des wiedererstandenen Königtums fühlte und schuf,
konnte nichts besser verdeutlichen, als ein Blick auf die Vermeilmesser von
Delporte mit französisch-biedermeierischen Emailgriffen und das Frühstück-
service von 1838, ein Geschenk des Herzogs von Orleans an den französischen
Gesandten Baron de Bourgoing Neorenaissance vor siebzig Jahren, die
außerhalb Frankreichs erst ein Menschenalter später zu vorübergehender
Herrschaft gelangte.
NIEDERRHEINISCHE MÖBEL MIT EISEN-
BESCHLAG Sie VON O. VON FALKE-COLN 5b
der Geschmacksrichtung, nach welcher Samm-
15, lungen alter Möbel des Mittelalters und der
Renaissance ausgewählt und zusammengestellt
werden, hat sich unverkennbar im Verlauf der
letztenjahre ein Umschwung vollzogen oder doch
angebahnt in dem Sinne, daß jetzt auch Stücke
von einfachster Gestaltung und bescheidener Ver-
zierung mehr und mehr zu Ehren kommen. Sie
waren früher unbeachtet geblieben, weil es leicht
war, die höchsten Ansprüche an die Erwerbungen
mit einiger Aussicht auf Erfolg zu stellen, so lange man noch aus dem
Vollen sammelte oder zu sammeln glaubte. Die große Mehrheit noch der
Sammlergeneration, als deren erfolgreichster und daher für viele Mitstrebende
maßgebender Vertreter Friedrich Spitzer gelten kann, richtete ihr Augen-
merk fast nur auf die üppigsten und prunkvollsten Denkmäler der Kunsttisch-
lerei der Spätgotik und des Cinquecento. Nicht ein kulturgeschichtlich
getreues Bild alten Hausrats wollte man haben, sondern die glänzendste
dekorative Wirkung. Auch Museen kunstgewerblichen Inhalts verfolgten viel-
fach ähnliche Ziele. Denn so lang die Rücksicht auf die unmittelbare Vorbild-
lichkeit des Museumsbestands für den retrospektiv arbeitenden Kunsthand-
werker starken EinBuß auf die Auswahl der Erwerbungen ausübte, so lange
mußten auch hier diejenigen Werke als die allein wünschenswerten erschei-
nen, die ihre Stilkennzeichen besonders reich und augenfällig ausgeprägt an
der Stirn trugen und die zugleich durch musterhafte Ausführung sich
empfahlen. Leider konnten die hochgespannten Wünsche häufig nur auf
Kosten der Ursprünglichkeit befriedigt werden, indem man es mit Ergän-
zungen und schmückenden Zutaten nicht allzu genau nahm.
Denn der allseitigen Nachfrage nach außergewöhnlichen Prunkstücken
entsprach der tatsächliche Bestand wirklich alter Möbel nicht. Namentlich
in Deutschland nicht. Den Maßstab für die begehrenswerte Qualität der
Ausführung gaben die Nußholzschnitzereien der italienischen und fran-
zösischen Renaissance. Deren wachsartig glatte Modellierung war aber
dem derberen Eichenholz der norddeutschen und niederländischen Möbel
versagt; auch die berühmtesten Denkmäler der Eichenschnitzerei, wie die
Windfangtür Paul van Scheldens im Rathaus von Audenarde oder die Ver-
täfelung Jan Küpers im Kapitelsaal zu Münster in Westfalen kamen dabei
zu kurz. Und wie wenige unter den alten Möbeln reichten auch nur an diese
besten Muster der heimischen Schnitzkunst heran.
Um ein entsprechendes Angebot zu beschaffen, legten der Kunsthandel
und seine verborgenen Helfer die verschönernde Hand an, die ein tüchtiges,
aber einfaches Möbel auf die gewünschte Stufe reichster Ausstattung und
482
Niederrheinische Bauemtruhe,
XV. Jahrhundert, Kunstgewexbemuseum in Cöln
blendender Feinheit zu heben verstand. So ist, besonders in Westdeutsch-
land, gar manche brave Möbelfüllung bis zu salonfähiger Eleganz über-
schnitten und geglättet worden; die wenig lockenden einfachen Faltwerk-
füllungen wurden durch prächtiges Rankenomament ersetzt, die glatten
Pfosten der Kastenmöbel erhielten erhöhten Reiz durch aufgelegte Fialen
und Baluster, ja den ganzen Rahmenbau der Schränke hat man oft mit
einem zusammenhängenden System gekehlter Prolilleistenl überzogen und
mit diesen vielseitigen Künsten der Verschönerung die überraschendsten
Typen der deutschen Kunsttischlerei erzeugt, allerdings auch zahlreiche
Denkmäler des bescheidenen, aber echten Hausrats vernichtet.
Diese Überproduktion an Prunkmöbeln von unwahrscheinlich tadelloser
Erhaltung hat schließlich das Mißtrauen und damit eine schärfere Kritik
geweckt. Diejenigen Sammler und Museen, weiche die Möbel nicht nur
nach ihrer dekorativen Wirkung oder als brauchbare Mustervorlagen
schätzten, sondern auch als kulturgeschichtliche Urkunden, und die daher
auf die Ursprünglichkeit größeren Wert legten, haben sich notgedrungen
viel bescheidenere Ziele stecken müssen. Wie bei den Majoliken die Vorliebe
von den glänzenden Werken der urbinatischen und faentinischen Richtung
auf die der gotischen und archaischen Periode zurückging, obwohl die
letzteren schon mit der Bauerntöpferei sich berühren, so ist auch bei den
Möbeln das Verständnis für die Vorzüge und unscheinbaren Reize einfacher
Stücke gestiegen.
Die Hinneigung zum Primitiven ist gewiß nicht allein durch das Ver-
siegen des käuflichen Vorrats echter Prachtstücke der alten Kunsttischlerei
hervorgerufen, sondern sie beruht im Grund auf einer vertieften, historischen
Betrachtungsweise auch der kunstgewerblichen Denkmäler. In der Über-
zeugung, daß diese Geschmacksrichtung noch in der Ausdehnung begriffen
Beispiele für diese Zutat sind abgebildet im Katalog der Sammlung Thewalt, Tafel III, Nr. x873, Tafel
VI, Nr. 1878, Tafel XVIII, Nr. 1874.
483
ist und daß sie für die Geschichte des Kunstgewerbes nur förderlich sein
kann, halte ich es für angebracht, hier eine sehr primitive Möbelgattung in
Wort und Bild vorzuführen. Ihre Heimat ist bekannt, ein erheblicher Vorteil
für die kunstgewerbliche Forschung, denn ohne die Möbelgeographie wird
eine Geschichte der deutschen Möbel nicht ausführbar sein. Daß sie in
den bäuerlichen Hausrat hineinreicht, braucht die Bedeutung dieser Gattung
nicht zu mindern, denn eben deshalb hat sie romanische Überlieferung bis
in die Spätgotik bewahrt und dadurch Rückschlüsse auf die denkmalsarme
Vorzeit ermöglicht.
Die Kunst des Kastenbaues aus festem Rahmenwerk und eingefügten
Füllungen, die dem Werfen und Schwinden des Holzes entgegenwirkt und
zugleich die Kastenmöbel versteift, ohne sie zu beschweren, ist zwar der
antiken Schreinerei geläufig gewesen, wie unter anderem die Abbildungen
von Schränken in den Wandmalereien der pompejanischen Casa dei Vettii"
zeigen; sie hat sich aber auf das Mobiliar des Mittelalters nicht übertragen.
Es scheint zwar, daß sie nicht ganz in Vergessenheit geriet, denn die Holz-
gehäuse mancher der großen Reliquienschreine des XII. und XIII. jahr-
hunderts, wie des Servatius-Schreines in Maastricht, des Albinus-Schreines in
Cöln aus dem Jahre 1186 und des Karl-Schreines in Aachen von 12x stehen
mit ihren hinter der Umrahmung vertieft liegenden Flächenfüllungen der
soliden Schreinerkonstruktion zum mindesten sehr nahe. Sicher ist aber,
daß man bei den eigentlichen Kastenmöbeln, den Truhen und Schränken des
I-Iausrats und der Sakristeien während des ganzen Mittelalters bis in die Zeit
der Spätgotik hinein sich mit dem rein zimmermannsmäßigen Bau aus
gleichmäßig dicken, stumpf gefugten Brettern begnügt hat.
Vergleiche Nuovi Scavi di Pompei, Casa dei Vettii, Tav. VI.
Französische Truhe
mit Eisenbeschlag, Musöe des Ans däcoratifs in Paris, nach Metman
484
Diese Möbel bedurften zur Sicherung der Fugen und Bretter unumgäng-
lich der schmiedeisernen Beschläge, die sich langgestreckt über die Flächen
hinzogen. Schon das XIII. Jahrhundert hat diese technische Notwendigkeit
zur Kunstform ausgestaltet. Der Eisenbeschlag konnte sich im spätromani-
sehen Möbel um so reicher entfalten, als die ihn einengende Schnitzkunst
sich des weltlichen Mobiliars erst im XIV. Jahrhundert bemächtigte.
Das beste und bekannteste Beispiel der Art aus der ersten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts ist die schon mehrfach veröffentlichte Truhe aus der
Abtei St. Denis im Musee Carnavalet zu Parisfk deren Beschlag den Ein-
l-luß des hervorragendsten Denkmals romanischer Schmiedekunst, der Türen
von Notre-Dame in Paris, verrät. Eng verwandt ist die von Metman und
Briere zuerst abgebildete Truhe, die mit der Sammlung Peyre dem Pariser
Niederrheinische Bauermruhe,
XIV. Jahrhundert, Kunstgewerbemuseum in Cöln
Musee des Arts decoratifs einverleibt wurde Abbildung Seite 483.
Ähnliche Truhen bewahren noch die Kathedrale von Noyon und das South
Kensington Museum.
Die Heimat solcher Möbel war nicht auf Frankreich begrenzt. Viollet
le Duc hat im Dictionnaire du Mobilier francaistl" eine englische Truhe ver-
öffentlicht; auch die Türbeschläge der Kirche in Leighton Buzzard und im
Merlton College zu OxfordT sowie aus der Schatzkammer der Lütticher
Kathedrale lassen eine ganz analoge Entwicklung des Schmiedeisens
außerhalb Frankreichs erkennen.
Daß auch die deutsche Tischlerei und Schmiedekunst in der gleichen
Richtung tätig gewesen sind, das bezeugt nebst einer Tür im Dom von
Vergleiche Champeaux, Le Meuble, Figur Molinier, Histoire genersle des Ans, II, Seite 14;
Hinhs Formenschatz, 1905, Nr. x38.
Metman et Briere Musee des Ans däcoratifs; Bois, P1. 1., N0. 5.
Viollet le Duc, l. c. Seite 24.
Digby Wyatt, Metal Werk, Pl. und Pl. 34.
Ysendyck, Monuments classes; Pentures, Pl. 18.
1'.
Braunschweig eine Reihe niederrheinischer Truhen mit Eisenbeschlag, die
zwar insgesamt bereits der Gotik angehören, deren Stil aber nur durch die
Voraussetzung romanischer Vorläufer zu erklären ist. Davon besitzt das
Cölner Kunstgewerbemuseum drei Stück, je eins die an interessanten nord-
deutschen Möbeln überaus reiche Sammlung C. Roettgen in Bonn und das
Museum des Zentralgewerbevereins in Düsseldorf. Alle diese sowie ein paar
noch im Kunsthandel befindliche Truhen derselben Gattung sind auf der
linken Rheinseite in der Gegend um Düren und Krefeld immer in bäuerlichem
Besitz gefunden worden.
Vergleicht man mit der romanischen Truhe der Sammlung Peyre die
Abbildung einer Truhe des Cölner Kunstgewerbemuseums Abbildung
Seite 482, so ist in der gleichen Anordnung der von unten und von den
Truhe vom Niederrhein, XV. jahrhundert, Sammlung Roettgen in Bonn
Seiten her über die Vorderfläche laufenden Eisenbänder das Nachleben
einer romanischen Überlieferung unverkennbar. Die einfache Form der
rheinischen Beschläge, so sehr sie auch hinter den kunstvoll gewundenen
und gefurchten Eisenbändern der Pariser Truhen zurückstehen, bedeutet
nicht eine ländliche Verkümmerung der letzteren, sondern sie ist romanischer
Abstammung so wie sie ist. Sie entbehrt nicht eines sicher romanischen
Beweisstückes aus dem XIII. Jahrhundert die Bänder des Sakristeischranks
der Kathedrale von Bayeux" endigen in genau dieselben mageren Lilien
mit den durch runde Nagelköpfe niedergehaltenen Spitzen, welche für die
ganze Gruppe dieser niederrheinischen Möbel kennzeichnend sind. An einer
anderen Truhe des Cölner Museums Abbildung Seite 484 hat sich die alte
schöne Schwingung der Lilienblätter, die dem ursprünglichen Motiv Reiz
verlieh, noch wohl erhalten. An demselben Stück finden wir auch noch die
über die Fläche verstreuten Nagelköpfe, welche auf der Truhe von St. Denis
Vergleiche Viollet le Duc, Dictionnaire du Mobiliar francais, I. Abbildung 7.
als Zierat verwendet sind und als eine
weitere Reminiszenz romanischer Eisen-
behandlung die an den verdickten Abzweig-
stellen der Äste eingeschlagenen Linien-
muster. Da dieses Möbel nur sparsam mit
Eisen beschlagen ist, blieb Raum genug
übrig, um flach und dünn eingeschnittene
lineare Ornamente, Kreise und Rauten anzu-
bringen. Da nun die romanische Tradition
hier so treu gewahrt ist, könnte man auf die
Vermutung kommen, daß diese Gattung
wirklich noch dem XIII. und nicht dem XV.
Jahrhundert angehört. Das erweist sich aber
als nicht haltbar. Auf einem cölnischen Ge-
mälde derVerkündigung im Erzbischöflichen
Museum zu Utrechtl ist eine solche nieder-
rheinische Truhe mit den kennzeichnenden
Eisenbeschlägen abgebildet; das Gemälde
stammt aus den Jahren um 1400. Eiserne
Türbeschläge gleicher Form befinden sich
auch in der Martinskirche zu Oberwesel am
Rhein," die im XV. Jahrhundert erbaut
worden ist. Dann sind zwei Truhen unserer
Gruppe, diejenige der Sammlung Roettgen
Abbildung Seite 485 und eine im Kunstgewerbemuseum der Stadt Cöln, mit
kräftig eingeschnittenen kreisrunden Rosetten geschmückt, deren Stilisierung
auf das XV. Jahrhundert hindeutet. Auch wenn man sich für das XIV. Jahr-
hundert entscheidet, befinden wir uns doch mitten in der Gotik, keinesfalls
mehr im Zeitalter der romanischen Kunst. Für die Spätgotik spricht schließlich
ein Argument, das sich nur vor dem Original aufweisen läßt, die völlig
glatt erhaltene Oberhaut des Eichenholzes. Danach sind die uns erhaltenen
Beispiele frühestens in das XIV. Jahrhundert zu setzen. Daraus ergibt sich
ferner, daß sie in einem ländlichen Betrieb geschaffen sein müssen; denn nur
ein solcher konnte in den Eisenformen wie in dem glatten Bretterbau die roma-
nische Überlieferung durch zwei Jahrhunderte mit solcher Zähigkeit festhalten.
Diese Truhen bieten uns die Möglichkeit die richtige Zeit- und Orts-
bestimrnung vorzunehmen für einen sehr altertümlichen Schrank Abbildung
Seite 486, den F. Luthrnerlwl" für das frühe Mittelalter vor 1250 in Anspruch
genommen hat. Obwohl er sich gegenwärtig in Österreich im Besitz des
Grafen Hans Wilczek befindet, ist er doch den niederrheinischen Truhen
anzureihen. Zunächst spricht für die Zugehörigkeit zur selben Gattung die
Scheibler und Aldenhoven, Cölner Malerschule, Tafel 3a.
Abgebildet bei. Raschdorff, Deutsch Schmiedewerke, V. 5.
Luxhmer, Deutsche Möbel der-Vergangenheit, Seite n. Abgebildet zuerst bei.v.Falke, Mineralterliches
Holzrnobiliar, Tafel VIII, I.
Schrank mit Eisenbeschlag, XIVJahrhundei-t,
Graf Wilczek
Form der Eisenbe-
Schläge; dann sind
in den Scheiben,
welche wie Ohren
über den Giebel des
Schrankes hinaus-
ragen, dieselben Ro-
setten aus dünnen
Linien eingeschnitten, welche
die Fußbretter der auf Abbil-
dung Seite 484 dargestellten
Dürener Truhe in Cöln ver-
zieren. Schließlich ist der Auf-
bau der Schrankvorderseite aus
zwei breiten, die Füße bildenden
Seitenbrettern und zwei ohne
trennendes Rahmenholz über-
einander stehenden Türen von Richam Jakißchßcco n.
mäßiger Breite für die meisten
niederrheinischen und westfälischen Bauernschränke des Mittelalters und
ihre späteren Nachläufer geradezu typisch geblieben. Nur der obere Giebel-
abschluß mit dem Satteldach hat über das XIV. Jahrhundert hinaus nicht
fortgelebt. Aber noch erhaltene Giebelschränke, nämlich die zwei großen
Sakristeischränke der Kathedrale von Noyon und des Doms in Brandenburg
an der Havel, weiters ein eisenbeschlagenes Exemplar und ein kleines
Wandschränkchen mit durchbrochen geschnittenem Maßwerkf beide in der
Sammlung des Grafen Wilczek, gehören teils noch dem XIIL, teils dem
XIV. Jahrhundert an. Man muß danach den niederrheinischen Schrank des
Grafen Wilczek zeitlich an den Anfang unserer Möbelgruppe stellen.
Gegenüber der von verschiedenen Seiten vertretenen Behauptung, daß
die Kastenmöbel des Mittelalters ursprünglich in der Regel bemalt gewesen
seien, ist die Tatsache beachtenswert, daß die hier besprochenen Truhen
keinerlei Farbspuren aufweisen und nach ihrer Patina auch niemals bemalt
gewesen sind, obwohl die Truhenabbildung auf dem erwähnten Gemälde im
Utrechter Museum roten Anstrich zeigt. Die Annahme der Farbigkeit mittel-
alterlicher Möbel, die sich sowohl auf die Sakristeischränke von Bayeux,
I-Ialberstadt und Noyon, als auf die Anweisungen in des Theophilus
Diversarum artium schedula stützen kann, ist nur gültig für die Zeit bis zur
Frühgotik, so lange die Möbel glattliächig waren; darüber hinaus gilt sie nur
noch für die Flachschnittarbeiten der Alpenländer. Sobald die plastische
Schnitzerei die vorherrschende Verzierungsart der Schränke und Truhen
wird, also noch im XIV. Jahrhundert, hat die Möbelmalerei als Regel ihre
Rolle ausgespielt. Es haben sich zwar manche Kastenmöbel des XV. Jahr-
Abgebildet bei J. v. Falke, Mittelalterliches Holzmobiliar, T. VIII, 3.
hunderts, auch noch der Renaissance mit alter, mehrfarbiger Bemalung
erhalten. Aber selbst wenn sich erweisen ließe, daß die Farbigkeit wirklich
ursprünglich war, was schwierig zu erkennen ist, so würden diese vereinzelten
Stücke nichts gegen die durchgängige Farblosigkeit der geschnitzten gotischen
Möbel beweisen können. Denn für die Farblosigkeit sprechen die zahlreichen
Abbildungen gotischer Stollenschränke, Bänke, Truhen auf deutschen und
niederländischen Gemälden des XV. Jahrhunderts. Sie zeigen alle den hell-
braunen, natürlichen Ton des gefirnißten Eichenholzes als den Urzustand,
wie er auch an dem Pult und der Orgel auf dem Genter Altar der van Eyck
zu sehen ist. Die zeitgenössischen Gemälde sind die einzigen einwandfreien
Zeugen für den Urzustand der gotischen Möbel; gegen ihre Glaubwürdigkeit
können die in jahrhundertlangem Gebrauch veränderten Möbel selbst nicht
aufkommen.
RICHARD jAKlTSCH 50-
VON RUDOLF AMESEDER-GRAZ St.
IE Plastik ist ein künstlerisches Stiefkind unserer Zeit.
Wenn man auf die hervorragende Stellung zurück-
blickt, die sie irn Kunstleben der Antike eingenom-
men hat, wenn man bedenkt, daß die Dekoration
architektonischer und kunstgewerblicher Schöp-
fungen des Mittelalters und der Renaissance noch
eine vorzugsweise plastische war, während heute
das abstrakte Ornament und die Malerei kaum
für etwas anderes Platz lassen, dann könnte man
leicht auf den Gedanken kommen, daß die Plastik
eine unmoderne Kunstart sei. Allein, was die
antike Welt an malerischen Leistungen besessen hat, ist in viel unvollkom-
menerem Maße auf uns gekommen als ihr Skulpturenschatz; unser Bild von
antiker Kunst ist also einseitig und würde bei genauerer Kenntnis gewiß
nicht in solchem Maß für die Bevorzugung der Plastik sprechen. Auch von
mittelalterlicher Malerei haben Zeit und Bilderstürme das meiste hinweg-
gefegt. Immerhin ist die Tatsache nicht wegzuleugnen, daß die Bildhauer-
kunst in unserer Zeit, wenigstens was die Ausdehnung ihres Schaffensgebiets
anlangt, einen erheblich geringeren Spielraum hat.
Wirtschaftliche Gründe für kunstgeschichtliche Wandlungen anzugeben,
bleibt in den meisten Fällen ein recht unerquickliches Auskunftsmittel. Allein
für das Zurücktreten der Skulptur in unserer Zeit scheinen die wirtschaftlichen
Gründe tatsächlich ausschlaggebend zu seinf" Daß unsere Zeit keinen Mangel
an künstlerischen Kräften habe, die auf plastischem Gebiet Leistungen zu ver-
zeichnen hätten, Leistungen die sich den Besten der Vergangenheit an die
Strzygowski Die bildende Kunst der Gegenwart, 1907, Seite 95 H. macht dafür das vorherrschende
Interesse an der Landschaft gegenüber dem an der menschlichen Gestalt verantwortlich.
489
Seite stellen können, wird jeder zugeben dürfen, der sich der Namen Rodins,
Klingers und Meuniers entsinnt. Auch daß das Verständnis und Interesse
für bildhauerische Werke erheblich abgenommen habe, wird kaum zuzugeben
Richard Jakitsch, Strandgut
sein. Vielleicht gab es ja in dieser Hinsicht eine Zeit des Tiefstandes seit
Canovas Tagen; aber gegenwärtig ist der Anteil des Publikums an Erz und
Marmor eher im Steigen begriffen. Was unserer Zeit in Wahrheit fehlt, oder
54'
Richard jakitsch, Segriender Erlöser, Mausoleum Kottulinsky in Neudau
doch in ihr selten zu finden ist, das ist der große Auftraggeber. Die Aus-
führung einer plastischen Idee ist meist eine kostspielige Sache, die Verkaufs-
chancen für unbestellte Skulpturen sind sehr geringe. S0 kommt es, daß viel
weniger Künstler sich der Bildhauerei zuwenden können als den Schwester-
künsten, und diese meist der befruchtenden Möglichkeit entbehren müssen,
ihre Werke in edlerem Material als Gips oder Ton ausführen zu können.
Das können nur jene, die nahe sind dem Gipfel künstlerischen Ruhmes
oder solche, denen ein glückliches Geschick schon früh das Wohlwollen
eines kunstverständigen Mäcens zu teil werden läßt.
Zu diesen Glücklichen gehört ein junger steirischer Künstler, Richard
jakitsch", dem es in jüngster Zeit gegönnt war, einen Teil des plastischen
Schmuckes für das Mausoleum des dahingeschiedenen Grafen Adalbert von
Kottulinsky zu schaffen. Wie der Künstler diese Aufgabe gelöst hat, soll
im folgenden dargetan werden. Vorher mögen aber einige frühere Werke
herangezogen werden, um einen Blick in die Entwicklung des jungen Pla-
stikers zu geben und vor allem zu zeigen, wie der religiöse Zweck ihn zu
strengerer Stilisierung vermocht hat, obwohl seine Kraft und Neigung vor-
zugsweise wohl auf das Darstellen starker Affekte abzielt.
Dies zeigt sich schon in seinen frühesten Arbeiten, die einen großen
Zug in der Auffassung der Aufgabe, zugleich eine gewisse Rücksichtslosigkeit
im Naturalismus zeigen. In der lebensgroßen Gruppe Schiffbrüchig" sind
zwei männliche Figuren vollständig freiräumig zu einem unentwirrbaren
Knoten zusammengeballt. Das Postament wird durch eine sich überschlagende
Welle gebildet, auf der die Balken eines geborstenen Schiffes treiben. Die
eine der Figuren steht hoch aufgerichtet, den Arm um den Rest des Mastes
geklammert und Heht inbrünstig und zuversichtlich mit zusammenge-
krampften Händen zum Himmel. Die zweite hockt zu Füßen der ersten,
zwischen ihre Beine hineingedrängt, klammert sich an ihr Gewand und
Geboren in Graz x872; er absolvierte 1891 die Fachschule für Modelleure an der dortigen Staats-
gewerbeschule und bezog dann die Akademie der bildenden Künste in Wien.
blickt mit tierischer Angst in das Wasser.
Keine einzige Ansicht gibt hier ein völlig
klares Bild der räumlichen Anordnung, nur
alle zusammen. Nicht plastische Auffassung
ist also für diesen jungen Künstler das Erste,
nicht gefällige Formenschönheit, sondern
der Irnpetus seiner Arbeit. Darin ist er ein
Moderner durch und durch. Die Italiener,
Bistolii voran, wagen sich gern an ähnliche
Motive. Von ähnlicher Wucht ist das
unheimliche Strandgut", ein Bronzerelief,
für das die Akademie der bildenden Künste
Jakitsch den Rompreis verlieh und das auf
der Pariser Weltausstellung mit einem
Ehrendiplom ausgezeichnet wurde. Auch
hier ist nichts von Hildebrandscher Relief-
auffassung zu finden, vielmehr ein fast zu
starkes Drängen nach Naturalismus, nach
packendem Festhalten der dargestellten
Figuren in der wirklichen Welt. Schon die
Relieftafel selbst brandet" aus den stürmi-
schen, vollplastischen Wogen des Sockels
empor. Die Komposition ist eigenartig unter
starker Betonung der Diagonale Links im
Vordergrund erhebt sich aus den Wellen
eine Klippe, an der zwei männliche Figuren
damit beschäftigt sind, den Leichnam eines
von der Flut angeschwemmten Weibes zu
berauben, während ein dritter Mann am
Gipfel der Klippe sitzt und mit Anstrengung
vorgebeugt auf das weite, tosende Meer
hinaussieht, auf dem in verschwimmender
Ferne das Wrack treibt. Dieses ange-
strengte Schauen in die Weite hat Jakitsch
schon früher 18g in der lebensgroßen
Gruppe Ecc0 1a!" interessiert. Zwei Lazza-
Richard jakitsch, Nydia
roni knien dort am Strande des Meeres und der eine. zeigt dem andern mit
weitausgestreckter Hand einen Gegenstand, der kaum mehr zu erschauen ist.
Das Meer ist nicht dargestellt und der Beschauer soll alles nur dem Ausdruck
der beiden angespannten Gesichter entnehmen. Ähnlich gespannt sieht auch
der eine der Strandräuber ins Leere hinaus. Das Seltsame dieser modern-
plastischen Komposition besteht darin, daß die auf dem Felsen stehenden oder
hockenden Gestalten ganz von der Brandung und dem Gischt des endlos den
Hintergrund füllenden Meeres umschlossen sind. Zieht man von der linken
49'
Teil, während die rechte
obere Hälfte fast völlig
leer bleibt. Die Gruppe
sieht dadurch nicht nur
landschaftlich wie ein Ge-
mälde in wirkungsvollen
Kontrasten komponiert
aus, sondern kommt in
ihrerBewegtheitdoppelt
zur Geltung gegenüber
dem ruhigen, leeren
Grunde. Die Diagonale
klingt in Einigem an
im Rücken des alten
Mannes, im rechtenArm
der Frau, im Oberarm des
Schmuckräubers und im
rechten Arm des Aus-
blickenden. Die anderen
dominierenden Linien
stellen sich unterein-
ander fast parallel in
starkem Winkel gegen
diese Diagonale und
machen sie dadurch
nur um so auffallender.
Ruhe und Bewegung prallen hart aufeinander. Und es ist bezeichnend
für unsern Künstler, daß er solchen Härten nicht aus dem Wege geht.
Im vollen Gegensatz zu dem Weg, den Richard Jakitsch in diesen
düsteren bewegten Szenen geht, steht die Art, wie er dem Weltlichen ab-
gewandte Probleme auffaßt, vor allem in den beiden Lünetten des von
Regierungsrat Gunolt erbauten Mausoleums Kottulinsky in Neudau Segnen-
der Erlöser" und Auferstehung". Obwohl auch hier durch und durch
Moderner, findet sich der Künstler durch die Verbindung mit der Architektur
und durch den religiösen Gegenstand in eine strenge, feierliche Richtung
gedrängt, die sich zunächst in der symmetrischen Komposition kundgibt.
Das Relief Segnender Erlöser", die bedeutendere der beiden Schöpfungen,
gibt drei Halbiiguren, die nach unten nicht scharf abgeschnitten sind, sondern
für den Anblick von unten berechnet wirkungsvoll in den unbehauenen Stein
übergehen. In der Mitte steht Christus, aufrecht und in voller Vorderansicht.
Das Haupt ist leicht geneigt, die Rechte mit schlichter Stellung der Finger
segnend in Schulterhöhe erhoben, die Linke wie beruhigend oder Stille
gebietend leise begleitend zur Seite gestreckt. Rechts und links stehen zwei
jugendliche Engel, gebeugten Hauptes. Der eine faltet die Hände in kind-
oberen zur rechten unteren Ecke des
Reliefs eine Verbindungslinie,
so füllen die Figuren in
ihrer bewegten An-
ordnungnurden
linken un-
teren
Richard jakitsch, Auferstehung, Detail
licher Weise,
der andere legt
sie mit schöner
Bewegung auf
die Brust. Beide
wenden sich mit
leichter Drehung
dem Erlöser zu.
Aus dem Hin-
tergrund, ähn-
lich wie in
Raffaels Sixtina,
tauchen schwe-
bende Engels-
köpfchen auf,
die ganz in
Flachrelief ge-
halten sind. Der
halbkreisförmige
Raum des Re-
liefs ist in glück-
licher Weise
ausgenütztAuch
hier kann es
der Künstler
nicht lassen,
seine Figuren
von der Bild-
fläche durch
vollständig pla-
stische Ausfüh-
71m8 zu isolieren Richard Jakilsch, Auferstehung, Detail
und zum Teil
wohl auch über den Rahmen hinauszuführen. Die Strenge der Anordnung
gibt aber das deutliche Gefühl des Reliefmäßigen; und das kaum merkliche
Überragen Christi über den Rand des Bogens dient nicht naturalistischen,
sondern idellen Zwecken. Auch in dem Christustypus hat der Künstler eine
Zurückhaltung gezeigt, die hoch angeschlagen werden sollte. Ludwig Fahren-
krog, der Maler, ist in einem Artikel Ist der herkömmliche Christustypus
echt" im Tür-mer" IX, dafür eingetreten, die bisherige Christusdarstellung,
wie sie im Norden schon bei den Cölner Malern allerdings mit den Härten
jener Zeit auftritt, am reinsten ausgeprägt bei Dürer vorliegt und sich
unverändert noch bis auf Thorwaldsen erhalten hat, fallen zu lassen. Er beruft
sich dabei auf das, was Strzygowski Beilage zur Allgemeinen Zeitung"
Richard Jakitsch, Grabmal der Frau Manha Schale
am evangelischen Friedhof in Graz
Nr. 14 vom 1g.änner r9o3 nach-
gewiesen hat, daß aus frühester Zeit
zwei Darstellungen Christi kursieren.
Die eine ist hellenistisch und zeigt
den Menschensohn als schönen hart-
losen Jüngling mit längerem in ale-
xandrinischer Auffassung mit kürze-
rem Haar. Fahrenkrog verlangt die
Darstellung mit kurzem Haar; Paulus
sagt im ersten Korintherbrief Es ist
dem Manne eine Unehre, so er lange
Haare zeiget, für das Weib hingegen
eine Ehre", und Fahrenkrog meint,
das wäre gewiß nicht gesagt worden,
wenn es nicht zu Christi äußerer
Erscheinung gepaßt hätte. Die Auf-
fassung. welche uns heute geläulig ist,
der bärtige Christus, stammt, wie
Strzygowski weiter ausführt, aus dem
Orient und kam mit jenerWelle nach
dem Abendland, die seit dem IV. Jahr-
hundert den Hellenismus überflutete.
Christus war also wohl bartlos und
vielleicht auch kurzhaarig, meint
Fahrenkrog; er ist für diese Erkennt-
nis mit der künstlerischen Tat ein-
getreten und er bildet seinen Jesus
bartlos, kurzhaarig, als schönen Jüng-
ling, ähnlich der südhellenistischen
Auffassung, die wir durch Strzy-
gowski kennen. Und nicht nur die
historische Treue ist es, die Fahren-
krog für sich in Anspruch nimmt. Er
meint auch, daß die Kunst das Recht
habe, mit der Tradition zu brechen,
um sich nach ihrer gegenwärtigen
Anschauung einen Christustypus zu
bilden, das heißt, daß ihr auch das
Recht eingeräumt werden müsse, die
historische Treue hintanzusetzen.
Das Recht auf künstlerische Freiheit wird freilich niemand verkümmert
werden dürfen. Heute liegen denn auch moderne Auffassungen Christi in der
Luft. Schon Gebhardt und Uhde haben Neues versucht; aber sie haben das
Antlitz Jesus nicht verändert; Klinger geht in seinem Christus im Olymp"
vielleicht einen Schritt
weiter. Bleibt die Kunst
aber verständlich, wenn
sie die uns geläufigen
Züge des Antlitzes Christi
durch fremde ersetzt?
Es ist kein Zweifel,
daß man auf diese Frage
unter Umständen mit ja
antworten kann. In erster
Linie ist es die graphi-
sche Kunst, dann wohl
auch die Malerei, die ge-
nügend deutliche Mittel
hat, um über die Person
des Dargestellten keinen
Zweifel aufkommen zu
lassen. Anders steht es
bei der Plastik. Würde
Jakitsch seinen Christus
bartlos und kurzlockig
dargestellt haben, so wäre
ihm nur durch äußer-
liche Mittel, etwa einen
Kreuznimbus, die Mög-
lichkeit geboten gewesen,
den Erlöser" kenntlich
zu machen. Die Plastik,
besonders aber die eines
Grabbaues, muß eine deut-
liche, klare Sprache spre-
chen, eine Sprache, die
jeder Sehende versteht
und die weder den Be-
steller noch den Gläu-
bigen beunruhigt. Ein-
TUJ
Richard jzkitseh, Humanität
mal mag ja die Zeit kommen, da die voranschreitende graphische Kunst uns
mit dem historischen und modern umgebildeten Christusideal genügend
vertraut gemacht hat. Dann wird auch der Plastiker es wagen dürfen, mit
der neuen Vorstellung vorsichtig zu operieren; jede Übereilung, jede vor-
schnelle Kühnheit würde sich durch Unverständlichkeit des Werkes rächen.
Jakitsch ist daher mit Recht beim hergebrachten Christustypus geblieben.
Die zweite Komposition an dem Grabmal des Grafen Kottulinsky in
Neudau gibt die Auferstehung". Christus entsteigt mit ausgebreiteten
ßs
Armen dem Grab, das freilich etwas nüchtern gebildet ist. Rechts und links
von ihm, vielleicht etwas zu weit, stehen anbetende Engel mit weichen, fast
süßen Formen. Die beiden Söldner stehen dazu wohl in zu hartem Gegensatz,
doch sind sie geschickt in die Ecken hineinkomponiert. Hier tritt der Künstler
des Strandgut" wieder hervor. Beide Figuren haben tierisch stumpfe Ge-
sichter, der eine staunend, der andere vor maßlosem Entsetzen über die
Erscheinung zurückprallend. Nicht nur die Verzerrung ihrer Züge wirkt
auffällig; vielleicht bringt die starke Betonung der Ecken sogar eine zu
starke Entlastung der Mittelachse mit sich.
Der Künstler hat sich schon früher in Sepulkralplastik versucht, so in
dem Holub-Denkmal auf dem Wiener Zentralfriedhof, dem Grabdenkmal
der Familie Sigl in Langenwang Obersteier und vor allem einer Figur des
Grabmals Martha Schale am evangelischen Friedhof in Graz, einer seiner
edelsten Schöpfungen. Aus dem Dunkel der umgebenden Bäume tritt die
Figur einer poetisch bekleideten Frau, die Augen mit der Rechten bedeckend,
die herabsinkende Linke hält Mohnblüten S0 scheint die junge Frau
träumend zu wandeln, ein Stück des Totengartens und ihr eigenes Monu-
ment zugleich.
Dasselbe Wandeln ohne Sehen, ein Motiv, das den Künstler offenbar
sehr angezogen hat, zeigt eine Nydia in lebensgroßer Figur. Gleichfalls an
die Antike gemahnt die weiche, schöne Frauengestalt der Humanität,
welche die Blinden beschützt. Sie ist zwei Kinder zu Füßen als Vestibül-
gruppe im k. k. Blindenerziehungsinstitut in Wien aufgestellt.
KLEINE
UNTPAPIERAUSSTELLUNG IN BERLIN. Die Bibliothek des königlichen
Kunstgewerbemuseums pflegt von Zeit zu Zeit die I-Iauptstücke ihrer Sammlungen
in übersichtlicher Gliederung dem Publikum vorzuführen. Zur Zeit ist der größte Teil der
Sammlung von Buntpapieren aus alter und neuer Zeit im Lichthof des königlichen Kunst-
gewerbemuseums ausgestellt. Ein reizend ausgestatteter kleiner Führer von Peter Jessen
orientiert über die Ausstellung. Die Sammlung ist nach dem Gesichtspunkt der ver-
schiedenen Herstellungsarten der Buntpapiere aufgestellt; den Mittelpunkt jeder Abteilung
bilden Schränke mit Beispielen von Verwendungen der verschiedenen Arten von Bunt-
papieren zu Buchumschlägen, Vorsatzpapieren, Aktendeckeln, Kästchen und so weiter.
An bestimmten Tagen wird die Fabrikation von Buntpapieren verschiedener Techniken
praktisch vorgeführt, wodurch mancherlei Anregung gegeben und das Verständnis für die
ausgestellten Papiere erhöht wird.
Die älteste Art der Buntpapierfabrikation in Deutschland, der Prägedruck, ist durch
sehr schöne Beispiele, meist ungebrauchte Bogen der Fabriken in Augsburg und Nürnberg,
vertreten. Die verwendeten Muster sind ganz dem Kreise der zeitgenössischen Ornamentik
entnommen Laub- und Rankenwerk, Groteske und Maureske, wie wir sie aus den
Ornamentstichen des XVII. und XVIII. Jahrhunderts kennen. Daneben kommen noch
Heiligenbilder und Tieriiguren, Sprüche und Alphabete in Anwendung. Die Farben sind
hauptsächlich Kombinationen von Weinrot, Indigoblau oder hellem Schweinfurtergrün mit
Gold oder Silber, in späterer Zeit wurden auch mehrfarbige Muster hergestellt.
Diese Prägepapiere wurden nachgeahmt durch den um die Mitte des XVII. jahr-
hunderts aufkommenden Modeldruck, der die goldenen Ranken indessen bloß aufdruckte,
ohne sie im Relief einzupressen. Daneben verwendete er verschiedene Farben und Muster,
dem wechselnden Geschmack der Zeit entsprechend. Die Muster der Kattunstoife wurden
oft ohne weiteres auf das Papier übertragen, ebenso Tapetenmuster. Oft wurden auch
Holzmodel auf Kleisterpapieren abgehoben.
Diese wurden durch Aufstreichen von gefärbtem Kleister hergestellt, der dann mit
Kämmen oder Stiften gitterartig oder streifig gemustert wurde. Einfachere Kleisterpapiere
wurden durch Abtupfen des Pinsels hergestellt, wobei auch mehrere Farben zur Ver-
wendung kamen.
Die weiteste Verbreitung fanden die Marrnor- oder Tunkpapiere. Ihre Herkunft ist
noch ungewiß. Es steht indessen fest, daß die Türken schon im XVI. Jahrhundert, ja viel-
leicht schon früher, diese Technik kannten und in hoher Vollendung ausübten. Die herr-
lichen Muster, welche die k. k. Hofbibliothek in Wien zur Zeit in ihrer Bucheinband-
ausstellung vorführt, beweisen dies zur Genüge. In Deutschland und in Frankreich fanden
dann die Tunkpapiere als Buchvorsätze rasch Aufnahme. Die großzügigen Muster in Rot,
Blau und Gelb bilden die Regel. Erst später, um 1800, wurden einfarbige graue und braune
Muster in größerer Menge angefertigt; durch das Einspritzen von Tropfen entstanden dann
die bekannten Muster, die dem Schnitt durch eine fettreiche Wurst nicht unähnlich sehen.
Alle diese Techniken mit Ausnahme des Prägedrucks hat die Industrie des XIX. Jahr-
hunderts übernommen. Aber je weiter man sich von der alten Zeit entfernte, je schwächer
die Tradition wurde, um so geschmackloser und lederner wurden die Muster der Bunt-
papiere. Als vollends die grellen Anilinfarben in der Buntpapierfabrikation Aufnahme
fanden, schwand der letzte Rest der alten Harmonie in Form und Farbe. Nur selten Findet
man in der Auswahl von lndustriepapieren, welche die Ausstellung bietet, ein wirklich
erfreuliches Muster, eine traurige Tatsache, wenn man bedenkt, daß selbst die ausgestellten
Papiere aus der Fülle der Marktware sorgfältig ausgewählt sind. Gegen die alten kernigen
Muster sehen diese neuen Papiere, besonders die mit der Maschine hergestellten ein-
farbigen Streich- und Kleisterpapiere, lackiert und schal aus.
Hier setzt nun die Arbeit unserer modernen Künstler ein. Otto Eckmann knüpfte als
erster wieder an die alte türkische Tradition an, welche aus den Linien und Flecken
Blumen und Blätter herausschälte und neben lebhaften Farben auch zarte Töne zur An-
wendung brachte. Was Eckmann vielen Künstlern voraus hatte, war eine scharfe Selbst-
kritik Von den vielen Papieren, die er anfertigte, ließ er nur wenige an das Publikum
gelangen; die anderen behielt er zurück, sie genügten ihm nicht. Neben Eckmann verdient
der Kopenhagener Buchbinder Anker Kyster an erster Stelle genannt zu werden, der sowohl
in der Tunkpapiertechnik als auch in der Herstellung von Kleisterpapieren Vortreffliches
leistete. Er bevorzugt stumpfe, zarte Töne und großzügige Muster, die er immer harmonisch
zueinander zu stimmen weiß. Andere Künstler, wie der Buchgewerbler Ochmann und der
Drucker Poeschel in Leipzig, kommen in der Wirkung nahe an Anker Kyster heran, ohne
indessen seine Originalität zu besitzen. Einen ganz neuen Ton schlagen die Künstler der
Wiener Werkstätten an Ein fröhliches Farbenspiel, zwischen den bunten Linien und
Feldern launige Tiere, die aber immer im Papierstil bleiben und nie auf Naturwahrheit
Anspruch machen, wie das bei den Versuchen jüngerer Künstler etwa der Fall ist. Von
dem Buchbinder Karl Beitel und den Malern Kolo Moser und Josef Holfmann sind sehr
schöne Papiere ausgestellt, die den Clou dieser Abteilung bilden.
Eine ähnliche Stellung nimmt Lilli Behrens in der Herstellung der Kleisterpapiere
ein. Ihre zarten Blumen auf leicht getöntem Grund sind vielleicht nur zu sehr naturgetreu,
aber immer zeigt die Künstlerin einen feinen Farbensinn und ein feines Gefühl für den
Rhythmus der Fläche. Sie macht es den andern Künstlern schwer, nach ihr noch etwas
Neues zu erfinden, denn die Mittel der Kleistertechnik sind beschränkt und sie hat nahezu
alle erschöpft. Der Buchbinder Kersten in Berlin ist durch die originelle Herstellungsweise
seiner Kleisterpapiere bemerkenswert Das Papier wird gestrichen und dann mannigfach
geknickt oder gefaltet, wodurch das Muster entsteht. Auch in der Herstellung von auf-
gespritzten Mustern, zum Teil mit Verwendung von Säuren und Salzen, verdanken wir ihm
einige gelungene technische Versuche. Solche sind von Poeschel ebenfalls mit Erfolg
angestellt worden.
Die alten Modeldruckmuster sind von Emil Rudolf Weiß mit großem Erfolg wieder
aufgenommen worden. Er übertriEt 0B die alten Muster, teils in der alten Holzschnittmanier,
teils in der neueren Steindrucktechnik arbeitend. Diese hat den Modeldruck mehr und
mehr verdrängt. Sie wird von vielen Künstlern, wie Hupp und dem Karlsruher Künstler-
bund mit Erfolg angewendet. Die Fabrik von l-Iochdanz in Stuttgart hat ebenfalls sehr
schöne Beispiele von Buntpapieren in Steiudruck geliefert.
Daneben werden jetzt vereinzelte Versuche mit Drucken von geschnitzten Linoleum-
platten und Schablonen angestellt. Eine Kollektion von schablonierten Mustern, die an der
Unterrichtsanstalt des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin in der Fachklasse des
Professor Orlik angefertigt wurden, sind besonders gelungen. Einen hervorragenden Platz
unter diesen neuen Versuchen nehmen die Stempelmuster des Fräulein M. von Uchatius
ein, die mit sicherem dekorativen Gefühl die Fläche mit lustigen Tieren belebt. Eine
stattliche Anzahl von Arbeiten talentierter Kunstgewerbeschüler sagt uns, daß ein kräftiger,
gut geschulter Nachwuchs da ist, der die künstlerischen Bestrebungen unserer Zeit auf-
nimmt und weiter verarbeitet.
Angesichts der meist übel beratenen Industrie und der glänzenden Leistungen einzelner
Künstler ist es nur zu wünschen, daß sich die Vereinigung von Kunst und Handwerk recht
bald vollzieht und künstlerische Kräfte von den industriellen Unternehmungen als Beiräte
oder Leiter zugezogen werden. Dann werden die geschmacklosen Artikel mehr und mehr
vom Markt verschwinden und die künstlerischen Produkte werden nicht nur dem begüterten
Liebhaber, sondern dem ganzen Publikum erreichbar sein.
Berlin Dr. Rudolf Bernoulli
UR BUNTEN HAFNERKERAMIK DER RENAISSANCE IN SALZ-
BURG. ImIXJahrgang dieser Zeitschrift habe ich bei der Besprechung des prächtigen
Werkes, das mein Freund Alfred Walcher von Moltheim über die in der Überschrift ange-
deutete, bis dahin so wenig bekannte Gruppe bunter deutscher Hafnerarbeiten geschrieben
hat, auch den jetzigen Aufenthaltsort eines interessanten Reliefs nachgewiesen, das seit 1872
verschollen war und eine Arbeit des besten Salzburger Töpfers in der zweiten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts, des Meisters I-R ist. Dieses Relief ist in der Sammlung des Herrn von
Lanna in Prag. Nun hat Architekt J. Leisching in einer Besprechung dieser Samm-
lung Mitteilungen des mährischen Gewerbemuseums in Brünn 1907, Seite 4x dieses
Relief abgebildet und einem Meister Hans Rogel zugeschrieben. Im Texte wird unter Be-
rufung auf Walcher und mich diesem Hans Rogel ohneweiters die gesamte Tätigkeit des
Meisters I-R gegeben. jaennicke und Demmin haben uns nun rnit einer so reichen Auswahl
keramischer Mythen beglückt, daß es wohl berechtigt ist, diese neue oder eigentlich schon
35 ahre alte, wenn auch bisher nur handschriftlich existierende Hans Rogel-Mythe zu
zerstören. Walcher nennt diesen Namen nirgends, im Gegenteil, er konstatiert ausdrück-
lich, daß leider kein Töpfername in den Akten der Salzburger Innung vorkommt, der auf
den Meister I-R paßt und erklärt diesen befremdlichen Umstand damit, daß letzterer wohl
Stiftshafner gewesen sei, also eine analoge Erscheinung wie die hofbefreiten Goldschmiede,
deren wir am kaiserlichen Hofe eine Reihe kennen und die von der Punzierung entbunden
waren. Woher hat nun J. Leisching seinen Hans Regel? Dieser Name steht, soweit ich
mich erinnere, mit Bleistift in moderner Schrift auf der Rückseite des Reliefs vermerkt und
geht wohl auf den Vorbesitzer oder den Verfasser des Auktionskatalogs Koller zurück, der
unter den zahlreichen lrR-Monogrammisten bei Nagler sich den ihm Geeignetsten heraus-
suchte, den biederen Augsburger Formschneider Hans Rogel, welcher mit der Keramik
117
gar nichts zu tun hatte. Nagler selbst erwähnt nichts von einer keramischen Arbeit Rogels.
Hoffentlich verschwindet mit dieser Feststellung Hans Rogel für immer aus der Geschichte
der Salzburger Hafnerkeramik. E. W. Braun
AACHEN. Die Ausstellung für christliche Kunst zu Aachen wurde am 15. August
durch den Protektor derselben, Kardinal und Erzbischof Fischer von Cöln, eröffnet.
Die Ausstellung steht unter der Leitung der Herren Professor Dr. Schmid und Museums-
direktor Dr. Schweitzer sowie des Herrn Pfarrers Dr. Kaufmann. Sie ist durch die Teil-
nahme, die sie in Belgien wie in Holland gefunden, über die ursprünglichen Grenzen weit
hinausgewachsen. Das gilt in erster Linie von der älteren kirchlichen Kunst. Durch das
Entgegenkommen der Bischöfe von Lüttich und Roermond konnten eine große Anzahl
wertvoller mittelalterlicher Stücke noch im letzten Augenblick gewonnen werden, vor-
wiegend Gold- und Silberschmiedarbeiten. So das kostbare bisher nirgends ausgestellte
Kopfreliquiar des heiligen Servatius aus dem Münsterschatz zu Maestricht, aus dem auch
ein frühromanisches Kreuz und die zwei schon auf der Lütticher Ausstellung gezeigten
Reliefs stehender Engel mit Rauchfässern XII. Jahrhundert hergeliehen wurden. St. Croix
zu Lüttich gab das vortreffliche romanische Triptychonreliquiar mit der Heiligkreuzpartikel,
Eichenholz, mit getriebenen vergoldeten Kupferplatten bedeckt, aus der Mitte des XII. jahr-
hunderts. Dem XIILJahrhundert gehört der Reliquienschrein der Heiligen Otto und Georg
an, aus der Kirche zu Amay. Aus Aachen und Umgebung sind besonders Goldschmied-
arbeiten der Spätgoük und der Renaissance in großer Zahl zusammengestellt, durch deren
Bearbeitung die Geschichte der Aachener Goldschmiedkunst wesentlich gefördert werden
dürüe, da sie eine Reihe unbekannter Beschauzeichen und wichtiger Datierungen enthalten.
Fast vollständig konnten die reichen Kirchenschätze von St. Johann zu Burtscheid und von
Cornelymünster vorgeführt werden. Von den großen Bronzegüssen sei das interessante
Adlerpult der Pfarrkirche zu Erkelenz aus der ersten Hälfte des XVJahrhunderts erwähnt,
dann der monumentale Barock-Silberaltar der Pfarrkirche St. Michael zu Aachen. In der
Abteilung der Paramente sind neben der bekannten Burgunderkasel der Pfarrkirche zu
Erkelenz noch hervorragende Chormäntel und Kaseln ausgestellt. Von Holzschnitzereien
ist ein Handrischer Altar aus der Kirche zu Elmpt zu erwähnen, ferner einige Hauptwerke
der Sammlung Moest, die bekanntlich durch Direktor Dr. Schweizer kürzlich für das
Aachener Museum erworben ist; darunter die Figur des Mohrenkönigs aus der süddeutschen
Königsanbetung, die heilige Elisabet in der Art des Veit Stoß, eine gut bewegte Heiligen-
iigur der Schule von Calcar und anderes mehr. Die moderne Kunst gliedert sich in zwei
räumlich getrennte Teile, deren einer vorwiegend dem heutigen Aachener kirchlichen
Kunsthandwerk und verwandten Schöpfungen aus Düsseldorf, Kevelaer und so weiter vor-
behalten ist und teilweise einen mehr retrospektiven Charakter hat. Die Haupträume sind
der modernen kirchlichen Kunst gewidmet. Neben den bekannten Arbeiten der deutschen
Gesellschaft für christliche Kunst zu München sehen wir zwei monumentale Entwürfe von
Thorn Pricker, eine kleine Gruppe von Werken des Berliners Melchior Lechter, einen
heiligen Georg von Lederer, vortreffliche Studien Eduard von Gebhardts, dekorative Ge-
mälde von Maurice Denis aus der Kirche zu Vezinet, Arbeiten von Toorop, Minen und
Molkenboer. Von Architekten seien Joseph Cuypers, Bentley, Schilling und Gräbner,
Peter Behrens, Fritz Schumacher, Pützer und andere erwähnt. Eine große Zahl von
Arbeiten von Wilson, Richmond, Ashbee werden noch erwartet, so daß die englische
Abteilung wohl die glänzendste wird. Besonders beachtenswert ist neben der Sonder-
ausstellung des Bildhauers Moest diejenige der Beuroner-Schule, die nicht nur bekannte
ältere Entwürfe und Kartons, sondern auch vorzügliche neue kirchliche Geräte und Sticke-
reien dar-bietet. Ihren Raum hat Pater Willibrord höchst stimmungsvoll in Weiß und Gold
gehalten. In der großen Galerie haben die Düsseldorfer Kunstgewerbeschule des Professors
Behrens und die Crefelder unter Leitung von Direktor Wolbrandt in Sonderräumen ihr
Können auf dem Gebiet kirchlicher Kunst gezeigt.
500
REISAÜSSCHREIBUNG. Das kunstgewerbliche Museum in Prag schreibt aus
den von der Handels- und Gewerbekammer in Prag hiezu gewährten Mitteln folgende
Preisaufgaben aus I. Abzeichen für Mitglieder der Ausschüsse der jubiläumsausstellung
des Bezirkes der Prager Handels- und Gewerbekammer xg08, welches auch als Legitimation
zum Eintritt in die Ausstellung dienen soll. Vorzulegen ist ein in Silber getriebenes Modell,
welches eventuell in Email verziert sein kann. Erster Preis 250 Kronen; zweiter Preis
x8o Kronen; dritter Preis x20 Kronen. II. Kinderspielzeug aus Holz, eine Prager Marktszene
darstellend und höchstens aus sechs Figuren bestehend. Die Figuren oder Gruppen dürfen
nicht über 20 Zentimeter hoch sein. Das Spielzeug muß für eine leichte und billige Ver-
vielfältigung geeignet sein. Erster Preis 200 Kronen; zweiter Preis x50 Kronen; dritter
Preis x00 Kronen. III. Entwurf eines Musikprograrnms für die jubiläumsausstellung des
Bezirkes der Prager Handels- und Gewerbekammer xg08. Das Programm soll in gefalligem
Oktavformat entweder lithographisch in drei bis vier Farben oder in Dreifarbendruck aus-
geführt werden. Erster Preis 200 Kronen; zweiter Preis x50 Kronen; dritter Preis
x00 Kronen. Die zur Konkurrenz eingereichten Gegenstände müssen sich durch selbständige
Auffassung und technisches Können auszeichnen. Nähere Bestimmungen enthält die
Konkurrenzordnung. An der Konkurrenz können sich in Böhmen ansässige Kunstgewerbe-
treibende oder bei solchen in Verwendung stehende Mitarbeiter beteiligen; ferner die nach
Böhmen zuständigen absolvierten Schüler der k. k. Kunstgewerbeschule in Prag und der
gewerblichen Fachschulen Böhrnens und die in den betreffenden Fächern selbst schaffenden
Künstler. Die Arbeiten sind längstens bis x. November 1907 an das kunstgewerbliche
Museum abzuliefern; die betreffenden Arbeiten sind mit einem Motto oder Zeichen zu
versehen und der Name und die genaue Adresse sind in einem versiegelten Umschlag,
welcher das gleiche Motto oder Zeichen trägt, beizulegen.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM
URATORIUM. Der Professor an der juridischen Fakultät der tschechischen Uni-
versität und Mitglied des Kuratoriums des k. k. Österreichischen Museums Dr. Josef
Stupecky ist am 24. August in Chlum bei Hartmanitz infolge eines Schlaganfalles gestorben.
Der Verblichene gehörte dem Kuratorium des k. k. Österreichischen Museums seit dem
Jahr 1900 als Mitglied an.
ESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden in den Mo-
naten uli und August von 4890, die Bibliothek von 158g Personen besucht.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES Sh
UND LUX, j. A. Zweclcbegriffund Materialspraclie im Kunst-
K. gewerbe. Die Grenzboten, Taf. 66, jahrgang 14.
SCHMIDT. Die Prinzipien in Peter Behrens' Flächen-
50. schmuck. Gewerheblatr aus Württemberg, 24.
SPELTZ, Architekt, Alex. Dokumente der omarnentalen
BRAUNSCHVIG- 11A" ßl "Enfinß Esüi Yädß- Baukunst unserer Zeit. Für Architekten, Bildhauer,
C3150" Csihemlue-prefue de Lahor- Toulouse, Maler, Zeichner, Maurer, Steinmetz und Zimmer-
imP- Douladßurbpfiwitw libf- Pfival- 111'151 meister, Stukkateure, Kunstschmiede. Tischler,
GURLITT, Cornel. Die deutsche Kunst des XlX. Jahr- Glaser und andere mehr. 1a Hefte. je Taf.
hundens. Gr. 8". Leipzig, E. A. Seemann. Fol. Dresden. Mk. mi.
HINDERLING, H. Zeichenreformen in Österreich und STRZYGOWSKI, jos. Die bildende Kunst der Gegen-
Deutschland. Zeitschrift für Zeichen- und Kunst- wart. Ein Büchlein für jedermann. XVI, 27g S.
unterricht, 5. mit Abb. 8'. Leipzig, Quelle Meyer. Mk. 4.-.
501
WILLOUGI-IBY, L. Monrnouth. The Connoisseur,
Aug.
II. ARCHITEKTUR. SKULPTUR.
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Renaissance. In 10 Lieferungen. 1. Lieferung.
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Renaissance. In 1o Parts. London, Grevel. 25 s.
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Wiener Bauindustriezeitung, 32 H.
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KLEINSCI-IMIDT, B. Zwei mittelalterliche Elfenbein-
kämme. Zeitschrift für christliche Kunst, XX, z.
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Sammlung einfacher Entwürfe im neuzeitlichen
Geschmack. 3c Taf. Fol. Zürich, M. Kreutzmann.
Mk. 32.-.
KURHAUS, Das neue, in Wiesbaden. Deutsche Bau-
zeitung, 36 f.
LEFEVRE, L. E. Le symbolisme du portail meridional
de la catbedrale de Chartres. Revue chretien, 1907,
März.
RIEI-IL, B. Der Dom zu Regensburg. Beilage zur Allge-
meinen Zeitung, I-Ieft 19.
SCHNÜTGEN, A. Neue Statue des heiligen Antonius
von Padua. Zeitschrift für christliche Kunst, XX, 3.
SCI-IÖNERMARK, G. Das Fußbrett am Kreuze Christi.
Zeitschrift für christliche Kunst, XX, 3.
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Wiener Bauindustriezeitung, 38.
WEBER, A. Baugeschichtliches aus der Regierungszeit
unseres Kaisers. Österreichisches Jahrbuch, 907.
WOLLE, R. Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig.
Deutsche Bauzeitung, 37 H.
III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK so
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kirche in Steglitz. Deutsche Bauzeitung, 42.
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1. Lieferung. 1c Taf. mit Text. S. -6. Fol. Berlin,
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SCI-INÜTGEN, A. Ein neues Glasgemälde in der
St. Josef-Kapelle des Doms zu Paderborn. Zeit-
schrift für christliche Kunst, XX, 2.
Spätgotisches Medaillonglasgemlilde vom Nieder-
rhein. Zeitschrift für christliche Kunst, XX, 2.
SPEIDEL, J. Praktische Anleitung zur Erlernung der
Brandmalerei etc. VII, 53 S. rnit Figuren. Kl. 8'.
Stuttgart, J. P. Perger. 75 Pf.
WARTMANN, W. Die Schweizer Arbeiten im Museum
von Dijan. Anzeiger für Schweizerische Altertums-
kunde, N. F. VIII, 4.
IV. TEXTILE KUNST. KOSTÜME.
FESTE. LEDER- UND BUCH-
BINDERARBEITEN sie
COCKERELL, D. Über das Biicherbinden. Archiv für
Buchbinderei, April.
DES FORTS, P. Les Tapisseries de Gui de Baudreuil,
Abbe de Saint-Martin-aux-Bois. In-B, p. et grav.
Caen, Delesques, 1907. Extr. du Cornpte rendu
du soixante-douzieme congres archeologique de
France", tenu en 1905, Beauvais.
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Schrift liir christliche Kunst, XIX, 11.
Elefantenstoff, Der, aus dem Reliquienschrein Karls des
Großen im Münster zu Aachen. Aus Die Gewebe-
sammlung des königlichen Kunstgewerbemuseums
zu Berlin. Doppeltaf. Folio nebst Text S. mit
Abb. Lex. 8'. Berlin, E. Wasmuth. Mk. 50.4.
GONNARD, P. Les Passementiers de Saint-Etieune
en 1833. In-G, 18 p. Lyon, Rey et 1907.
TEBBS, L.The Art cf Bobbin Lace. 8". p. 128. London,
Chapman Hall. s.
V." SCHRIFT. DRUCK. GRAPH.
KUNSTE su-
Alphabet illustre, ruo vignettes et lettres omees, des-
sinees par Girardet, Grandville, Sagot, Werner.
Tours, Marne et fils. In-18, 144 p.
URIE, Bertha v. Spitzen und ihre Charakteristik.
VIII. 79 S. mit 35 Abb. auf 21 Taf. Gr. 8'. Berlin,
B. Cassirer. Mk. 4.50.
LAWRENCE, W. j. Old Playbills. The Connoisseur,
Aug.
502
SACHS, H. Bedeutet der Aufschwung Berlins in der
Plakatkunst den gleichzeitigen Rückgang Münchens
auf diesem Gebiet? Archiv für Buchgewerbe,
März.
VI. GLAS. KERAMIK so
A. N. Modelleinrichtungen für Geschirre. SprechsaaLz
BAYER, j. Eine Töpferei aus der Bronzezeit bei Her-
zogenburg. Jahrbuch der k. k. Zentralkarnrnission,
N. F. IV. p. 53-71.
D. F. Glasätzung von photographischen Bildern. Sprech-
saal, 23.
Old English China. 12'. London, Simpkin. s.
HANAUER, A. Les faienciers de Haguenau. Ausi
Revue d'Alsace". 63 S. mit Figur. Gr. 8". Rix-
heim. Mk. a.-.
Kunstgewerbeschulen und Keramik. Sprechsaal, 23.
Die kaiserliche Porzellanmsnufalttur in St. Petersburg
1744-1906. Sprechsaal, 21.
R. R. Archäologische keramische Untersuchungen.
Sprechsaal, 18.
RYLEY, A. B. Old Bohemian Glass. The Ccnnoisseur,
Ms
Die Schaufensterdekoration des Porzellanwarengeschlf-
tes. 10 Lehrsätze. Sprechsaal, 17.
SCHERER. Chr. Die Fürstlich Braunschweigische Ge-
sundheitsgeschirr-Fabrik zu Fürstenberg. Sprech-
saal, 20.
VII. ARBEITEN AUS HOLZ.
MOBILIEN so
PEDROTTI, Ernst. Der moderne Holzbildhauer. Neue
praktische Entwürfe für Holzschnitzereien aller Art.
1. Serie. 30 Taf. Lichtdr. 1. Lieferung. 15 Taf. Fol.
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BODE, W., s. Grr. II.
DIBELIUS, Franz. Die Bemwarrlstilr zu Hildesheim.
Mit Abb. im Text und 1a Tal. v111, 152 s.
Studien zur deutschen Kunstgeschichte. Heft 81.
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FELLER, j. Bau- und Kunstschmiedesrbeiten. Neue
Entwürfe in modernem Empire- und Biedermeier-
Stil. 100 Taf. mit IV S. Text. F01. Ravensburg, O.
Maier. Lieferung Mk. 1.-.
JACOBY, G. Die Waffen von Altjapan. Zeitschrift für
historische Waffenkunde, G.
IX. EMAIL. GOLDSCHMIEDE-
KUNSTw
FALKE, O. v. Wiener Grubenschmelz des XIV. jahr-
hunderts. Zeitschrift für christliche Kunst, XIX, 1.
Register ten gebruike der gnud-en zilversrneden, hor-
logiernakers, juweliers en kooplieden in gouden en
silveren werken. s-Hertogenbosch, G. Mosrnans
Zoon. Fal. geltart. F. 50.
SCHNÜTGEN, A. Hochgotische silbervergoldete Ci-
horiummonstranz. Zeitschrift für christliche Kunst,
XX.
Die neue St. Bonifaziusbiiste als bischöfiiches Jubi-
läumsgeschenk. Zeitschrift filr christliche Kunst,
XIX, 1.
Zwei Monstranzentwiirfe romanischen Stils. Zeit-
schrift ilir christliche Kunst, XX, 1.
X. HERALDIK. SPI-IRAGISTIK.
NUMISMAT. GEMMENKUNDE
MARTIN. Die Wappenverleihungen der Erzbischöfe
von Salzburg. Jahrbuch Adler", XVII, 130.
MITIS, O. Freiherr von. Zur Geschichte der Rang-
kronen. Jahrbuch Adler", XVII, 158.
XI. AUSSTELLUNGEN. TOPO-
GRAPI-IIE. MUSEOGRAPHIE so
BASEL
VARENNE, G. La Collection d'Ohjets de Moyen
Age de BAle. Art, 81 1.
BERLIN
Die Architektur auf der großen Berliner Kunst-
ausstellung 1907. Deutsche Bauzeitung, 40.
Ausstellung der Königlichen Majolika- und Terra-
knttawerkstätten Cadinen in Berlin. Spre chsaal, 7.
MAILAND
MAIROT, H. Exposition de Milan en 1906.
Besancon, impr. jacquin. 1907. Petit in-B. 16 p.
MEISSEN
A. B. Zur Ausstellung der Königlich Sächsischen
Porzellanrnanufaktur Meißen. Gewerbeblatt aus
Württemberg. 24.
MÜNCHEN
SIEVEKING, J. Das Königliche Antiquarium in
München. Beilage zur Allgemeinen Zeitung,
Heft 18.
NÜRNBERG
SCHOSSBERGER. O. F. Die bayerische Iubi-
lüums-, Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung,
Nürnberg 1906. Wiener Bauindustriezeitung, 29H.
LEIPZIG
BÜRGER, H. Die l. Graphische Ausstellung des
Deutschen Kiinstlerbundes irn Buchgewerbemuse-
um zu Leipzig. Archiv filr Buchgewerhe, Mai.
CARNAP. W. von. Die Ausstellung Wilhelm von
Debschitz im Buchgewerbemuseurn. Archiv für
Buchgewerbe, März.
PREISAUSSCI-IREIBUNG der Firma REGENI-IART 8c RAYMANN
k. und k. Hof- und Knxnmerliefernnten in FREIWA LDAU, Österreichisch-Schlesien.
Einlieferungstermin x. Oktober 1901.
Einliefenmgsort Regenhln Raymnnn, Fteiwnldlu, Östem-Schlesien.
Die Finnl Regenhnn Rlymann in Freiwnldlu, Östem-Schlesitn, vzrmatnltet einen Wettbewerb zur Er-
hngung künnlerischer Entwürfe
A. für ein weißen Tafeltuch in der Größe von zoufzoo cm;
B. für ein weißes Tafeltuch mit fixbiger Borde in der Größe von x7ojx7o cm.
Folgende Preise sind ausgesetzt
Für Wettbewerb A.
LPreis .. .. ....1ooo Kronen
599
399
insgesamt. r8oo Kronen
Für Wenbewerb 8.
I. Preis .400 Kronen
II. .200
III. .. ..xoo
insgesamt 700 Kronen
BEDINGUNGEN Die preisgekrönten Entwürfe
gehen in das ausschließliche Eigentum der Firma über;
die Firma behllt sich ferner vor, nicht preisgekrönte
Entwürfe anzukaufen, welche dann gleichfalls mit allen
Rechten in ihren ausschließlichen Besitz übergehen.
Zur Teilnahme an diesem Wettbewerb ist jeder
Künstler berechtigt.
Die Entwürfe müssen noch nicht ausgeführte oder
veröffentlichte Originalentwürfe sein, welche sich lür
die Ausführung in Leinentischzeug eignen.
Bezüglich der Geschmacksrichtung werden solche
Entwürfe gesucht, die ANLEHNUNG an historische
Stile haben, aber frei komponiert sind. Es sind jedoch
auch Entwürfe mit naturalistischen Motiven und solche
mit ganz freier Geschmacksrichtung vom Wettbewerb
nicht ausgeschlossen.
Bezüglich der Form sind nur Skizzen für viereckige
Tücher gesucht und werden daher Zeichnungen für
runde Tafeltücher nicht akzeptiert.
Außerdem ist die Verwendung figuraler Motive
irgendwelcher Art ausgeschlossen.
Für den Wettbewerb A. müssen die Entwürfe in
natürlicher Größe sorgiIltig ausgeführt sein und min-
deatens ein Viertel des Tuches zeigen; spezielle Tei-
lungen werden hiefür nicht vorgeschrieben.
Bei dem Wettbewerb B. steht für die flrbige Borde
ein Raum in der Breite von Maximum a5 cm zur
Verfügung, in welchem die farbigen EEekte beliebig
disponiert werden können, ohne daß jedoch der ganze
dahlr verülgbare Raum damit ausgefüllt werden müßte.
Auch hiefür ist in natürlicher Größe zu zeichnen.
Die Entwürfe sind ohne Nennung des Namens und
ohne sonstigeKennzeichen der Künstler, aber mit einem
Kennwort versehen, an den oben genannten Enlieferuugs-
ort bis r. Oktober r9o7 portofrei einzusenden.
Ein beiliegendes Kuvert, auf der üußeren Seite mit
dem gleichen Kennwort versehen wie der Entwurf, muß
den Namen und die genaue Adresse des Künstlers ent-
halten, sowie den Preis. zu welchem der Entwurf ver-
kiullicb ist.
Später eingesandte Entwürfe oder solche, die den
vorstehenden Bedingungen nicht entsprechen. können
bei dem Wettbewerb nicht berücksichtigt werden.
Das Preisricbteramt haben nachstehende Herren
übernommen
Arthur von Scala, k. k. Hofrat und Direktor des
k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie
in Wien.
Oskar Beyer, k. k. Professor, Direktor der Kunst-
gewerbeschule des k. k. Österreichischen Museums für
Kunst und Industrie in Wien.
EinVertreter derAktiengesellschaft derZyrardower
Manufakturen von Hielle tDittrich in Zyrardow Russ.
Polen.
Ernst Regenhart, Chef der Firma Regenhart
Raymann in Wien.
Erwin Weiß, Prokurist der Firma Regenhart
Raymann in Freiwaldau.
Die Kuverts mit dem Kennwort der preisgekrönten
Arbeiten werden sofort nach Bekanntgabe des Urteiles
der Preisrichter geöEnet.
Die Entscheidung des Wettbewerbes wird mög-
lichst innerhalb 14 Tagen nach erfolgter Preisverteilung
bekanntgegehen werden.
Die Firma behält sich vor, auch solche Kuverts,
welche auf nicht preisgekrönte Arbeiten Bezug haben,
deren Ankauf jedoch beabsichtigt wird, zu öffnen.
Die beim Wettbewerb preisgekrönten, ebenso wie
die angekauften Entwürfe, die also in das Eigentum der
Firma übergehen, dürfen ohne Einverstlndnis derFirma
in Zeitschriften nicht veröffentlicht werden.
Die nicht prllmiierten und nicht angekauften Ent-
würfe werden dem Einsender postfrei zurückgesandt.
Mit den vorstehenden Bedingungen erklären sich
die Bewerber einverstanden. Eventuelle Anfragen
sind an die ausschreibende Firma zu richten.
FREIWALDAU, im April X907.
REGENHART RAYMANN
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gaffc 19; Bcrlin 12, Kittcrßr. 112; lcipzig,
11m Cnomasring 17; Paris, Kur Paradis 14
Das Hmpboravrorzellan zzimnzt dann eine feinz,
eigenartige mam, lunltuoll orm, vollendete 5c
maluug und ausIdJIi lid um Uzrgoldung aus. Es in
in einen Yotzellanß, unlb und llunltgcmcrbm D01-
mm scinrldgmn Ilnnquitätm- und Jumälerge-
rmä crnailtli 1mm snm uä neben der Krone
und den audrrm im laute der am zntnaudmcu
Zfidjtll und Dckormarlcu den Stcmpcl IlmpboraW.
PTOI. nllljllf Slfißlf min
gen RG6R6RsG9SCI1
K.v.K. PHOTOCH amen.
H0 K7 DSTH ITSTH LT
UIIEN XVIl1.
KMFKGHWQM PRIVI LECJRTE
TEPPIGW! 'MOBEL5TOI'F'FARRIKEN
'Pl'lII.'.I'P'l'lFlfI5'u'S6l'lHE'
VIEWPSTOUV lf-V BSEN PLATZ
w. WIEDHER HHUPTSTR. IILVLMHRIHHILFERSTR. 15, m. HHUPTSTR-lO.
Teppiche, Möbclstoffc, Tisch-, Bctt- und Flanclldcckcn,
Vorhänge und Wandtapctcn aller Drcislagcn, orientalische
Teppiche, Haus-Knüpfen Flllcinvcrkauf in Östcrn-Ungarn
solchcr nach Zeichnungen von Prof. Otto Eckmann sowic
von Original-Schmicdcbergcrn.
33H!IIÜiIßäDSDIIIIHIEDERLHÜEIEIGIGGGG 1611168168118
Budapest, Prag, Graz, Lembcrg, Linz, Brünn, Innsbruck, Bukarest,
Mailand, Neapel, Genua, Rom.
mnnnnnnnnnnm FHBNKEN Iilwßßkdumduum
Ebergassing Hicder-Ösl. Hranyos-Maröthwngam Hlinsko Böhmen.
EikT-WlEIlER ORZEkhHIl N-N
Ernlt Wahliß
Wien, l. Bez., Kärntnerltraiae 17
beehrt lidr höiiichlt mitzuteilen, daß lie die
meilten der nodr exiliierenden Original-
uu Elrbeitslormen der ehemaligen MM
iener kaileriichen
hx! Porzeilaniabrik
erworben hat mehrere hundert Figuren
und Gruppen, die lchönlten Speile-,Kaiiee-
und Tee-Services etc. etc.. Die Waren
werden aus dielen Original-Elrbeitsiormen
in der eigenen Fabrik in ebenlo ausge-
zeidrneter Qualität fabriziert, wie ehemals
um in der kaiierlidren Fabrik. um
Fabriks-
marke
weiche aus-
ldiließlidr iür
Original-
modelle der
Wiener
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