Md
xyxxgyxwwglßqv,
l.
MonATsscnRl FT- DES- K. KÜSTE
III,
NUSEUYIQFGSRKIIDSTUDDIIDDUS
HERAUSGEGEBED'ZII'ID'REDIGIRT' Wxkx
Avon-scßxmxs;
VERLAG vom ARTARIA Co. VIER. XI. JAHRG. 1908. uBFr 6201.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
zu JÄHRLICH 12 HEFTE um
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria. Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Inhalt
Seite
Fremdländische Ein-
fiüsse in der ostasi-
atischen Kunst von
Oskar Münsterberg 297
F41
Der Fächer als Fami-
lienzeichen der ja-
paner von H. G. '44
Ströhl 332
Ein Museum für bäuer-
liche Kunst von l-LE.
vßerlepsch-Valendäs 349
Aus demWiener Kunst-
leben von Ludwig
Hevesi 393
Kleine Nachrichten 396
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum 397
Literatur des Kunst-
gewerbes 397
50'
BINSIBDLERPLB
FREMDLÄNDISCHE EINFLÜSSE IN DER
OSTASIATISCHEN KUNST Sie VON OSKAR
MUNSTERBERG-BERLIN S0
IE in entfernten Gegenden ausgegrabenen Schätze
haben in ihren Formen und Verzierungen einen
oft überraschenden Zusammenhang zwischen den
alten Kulturen in der ganzen Welt gezeigt. je
mehr wir den Schleier der Vergangenheit lüften,
desto sicherer erkennen wir, daß es in der Welt-
geschichte nur eine in sich zusammenhängende
Kulturentwicklung gegeben hat, die in den ver-
schiedenen Gegenden, unter Anpassung an das
natürliche und kulturelle Milieu der einzelnen
Länder und Völker, zu neuen selbständigen Kul-
turgebilden umgestaltet ist. Sitten und Techniken sind nicht so innig mit
einer Rasse oder einem Volke verbunden wie die körperlichen Rassenmerk-
male, der Glaube und die Sprache, die auch in ihrer Umformung erkennbare
Einzelheiten aus der Vergangenheit bewahren. Aus Ähnlichkeiten ist daher
keine Stammesverwandtschaft ohne weiteres zu folgern, sondern nur ein
Kultureinfluß, der ebensowohl durch Kriegsziige oder I-Iandelsverbindungen,
als auch durch Missionäre oder zurückkehrende Reisende veranlaßt sein kann.
Wie heute die Völker Europas und Amerikas in regelmäßigem Aus-
tausch ihrer Kulturschätze stehen und ein abgeschwächtes Wirken bis in
das Innere von Afrika stattfindet, so dürfte auch in der alten Welt ein be-
ständiger Einfiuß der höheren Kulturvölker auf niedere, oft weit entfernt
wohnende stattgefunden haben. Es ist daher richtiger, nicht von einzelnen
Kulturvölkern, sondern von Kulturkreisen zu sprechen. Da nur zufällige Funde
an einzelnen Orten uns die Kenntnis untergegangener Kulturen übermitteln,
so pflegen wir nach den Fundorten den betreffenden Stil zu bezeichnen, ohne
damit irgend etwas über seine Ausdehnung zu besagen.
Die Beziehungen zwischen den einzelnen Völkern sicher festzustellen,
ist häufig schwierig, oft unmöglich, da durch veränderte Sitten eine spätere
Umformung oder durch Eroberungen und neue Einwanderungen, durch Erd-
beben oder Versandungen eine völlige Zerstörung der alten Kulturstätten in
vielen Ländern erfolgt ist. In solchen Fällen können wir nur zwischen ein-
zelnen entfernt liegenden Orten einen Zusammenhang aus Ähnlichkeiten der
Fundstücke vermuten, ohne die Zwischenglieder nachweisen zu können.
Bei allem, was Menschengeist geschaffen, dürfen wir nicht den Ent-
wicklungsgang der Naturgeschichte, die Entstehung des Organismus aus der
einfachen Zelle voraussetzen. In umgekehrter Weise werden die Werke einer
hohen Kunst, getragen von den geistigen Ideen eines entwickelten Kultur-
volkes, in vollendeter, meist naturalistischer Gestalt geschaffen. Erst in
späterer Zeit, durch Wiederholungen nach Wiederholungen oder durch
An
Umformung infolge der
Anpassung an verän-
derte Lebensbedingun-
gen, besonders bei
minder hochstehenden
Völkern, entstehen die
unverständlichen Fabel-
gestalten und Ornamen-
te, welche das ursprüng-
liche Vorbild, das auch
dem Verfertiger nicht
bewußt ist, kaum mehr
erkennen lassen.
Durch eine Zusam-
menstellung verschie-
Abb. x. Prähistorische Töpfereien aus Muschelhaufen zu Omori. Urne. den-er Funde aus ver"
Brenidol mitAugen und Nase. 3. 4Scherben mit eingekratztem Ornament. ganggnen Zeitgn
Schale mit Vierpaßmuster und Funffach gebuchtetem Rand. Spiralen-
rnuster. Oblongenmusler. Martenabdruck auf Unterseite eines Gefäßes. an ac Wels versu-
xo, gebuchtete Ornamentik. bis 27 GriEe und Randverzierungen mit Chef, daß ein Einßuß
Buckeln, Perlenschnur und Löchern. Aus Münsterberg, Japanische Kunst- hoch entwickelter West
geschichle, Band III, nach Morse, Shell mounds Omcri
licher Kulturvolker nach
Ostasien gedrungen ist und die dortige Ausführung einen den lokalen
Verhältnissen angepaßten Ausklang der aus dem Westen übertragenen Kunst
darstellt.
Das zur Beurteilung stehende Material ist ein sehr dürftiges. In China
sind Ausgrabungen, deren Funde nachweisbar vor dem I. Jahrhundert
vor Christi stammen, nicht gemacht. Für die Ornamentik ist der im XII. Jahr-
hundert gedruckte, reich illustrierte Katalog der Kaiserlichen Sammlung,
Pokutulu, maßgebend, insofern, als die Verzierungen der zahlreich abgebilde-
ten Bronzegefäße die ältesten Formen der chinesischen Ornamentik dar-
stellen. Eine Entwicklung innerhalb der einzelnen Perioden ist nicht mehr
feststellbar, da die von dem Verfasser des Pokutulu gegebenen Daten, die
zum Teil um 3000 Jahre zurückgehen, des historischen Wertes entbehren.
Besser sind wir über die älteste Zeit in Japan unterrichtet, wo an
mehreren tausend Stellen, sowohl aus der Steinzeit als auch aus der Bronze-
und frühen Eisenzeit, zahlreiche Gebrauchsgegenstände der verschiedensten
Art gefunden sind.
Aus China haben wir aus der historischen I-Ian-Zeit 206 vor Christi bis
265 nach Christi Bronzespiegel mit Tiertiguren und Blumenranken sowie
datierte Steinreliefs mit Menschendarstellungen. Die modernen Ausgrabungen
in Turkestan vermitteln uns eine gute Kenntnis über den Beginn der hohen
Kunst durch Vermittlung der buddhistischen kirchlichen Malerei und Plastik
in der nachchristlichen Zeit.
15
299
Die Erforschung
der ostasiatischen Völ-
ker unter den verschie-
densten Gesichtspunk-
ten der Rasse, der
Sprache, der Sitten, der
Architektur, der Waf-
fen, der Töpfereien und
Gebrauchsgegenstände
zeigt uns, daß verschie-
dene Völkerstämme
nacheinander einge-
wandert sind.
Wir können in Ja-
pan eine Mischung von
drei Menschenrassen
und drei Kulturen fest-
stellen. Das heutige
Japan ist in der ältesten
Steinzeit das Reich der
Ainos gewesen, die
heute nur noch in ge-
ringerAnzahl auf Yezzo,
der nördlichsten Insel
des Kaiserreichs, leben.
Über das chinesische
Abb. 2. Zweistöckiges Haus mit Säulenkonslruktion auf Steinbasis, niedri-
ge Galerie, vorspringendesRegendach mit Schindeln, Treppe mit Geländer;
Festland WISSCII Wlf aus oben vier Frauen, in der Mitte drei Männer, unten Bedienung. Steinrelief
vorn Grabmal derFamilie Wu, Shantung. x47 nach Christi. Aus Chavannes,
dieserfruhenZeitmchts. L3 Sculpture an China
Im Südwesten Japans
landeten viele Jahrhunderte später Malaienhaufen, welche die Bearbeitung der
Bronze kannten und die Ainos immer mehr nach dem Norden zurücktrieben.
Auf den Eroberungszügen, wahrscheinlich in Idzumo, der Korea am nächsten
gelegenen Landschaft, trafen die Eroberer eine Kolonie der höher kultivierten
Völker des Festlandes an. Die Träger dieser chinesisch-koreanischen Kultur
kannten bereits das Eisen und hatten eine Kultursprache, die der sogenannten
turanischen Sprachengruppe angehört. Die vordringenden Malaien nahmen
die Festlandssprache an, aber sprachen sie in ihrem eigenen Dialekt aus,
indem sie keine Silbe ohne Endvokal prononzieren konnten und den Plural
durch Wortverdoppelung bildeten.
Die Idzumo-Kolonisten waren die Vermittler der auf dem asiatischen
Festland entstandenen Kunst, die wiederum verschiedene fremde Einflüsse
erkennen läßt. Im Norden des heutigen Chinesenreiches siedelten sich in
unbestimmter Zeit, vielleicht im II. Jahrtausend vor Christi, die ersten
Chinesen der Bronzezeit an, aber erst im III. Jahrhundert vor Christi drangen
40'"
300
sie nach dem Süden, bis zum Yangtsekiang, vor. Das gewaltige Türkenvolk
der I-Iiungnu hatte weite Gebiete Mittelasiens erobert und vertrieb die von
den westlichen Geschichtsschreibern Indoskythen, von den Chinesen Yuetshi
genannten Völker von den Ufern Bulungirs nach dem Westen. Die Flüchten-
den eroberten Baktrien, das seit dem III. Jahrhundert vor Christi von Königen
griechischer Abstammung beherrscht wurde. Mit diesem Volke verbündeten
sich die Chinesen gegen den Fürsten von Hiungnu, der durch die Eroberungen
ihr Nachbar geworden war. Durch ein Schreiben des Hiungnufürsten aus dem
Jahre 176 vor Christi erhielt China zum erstenmal Kenntnis von den westlichen
Völkern. Seit dieser Zeit gingen politische Gesandtschaften und dann regel-
mäßige Handels-
karawanen nach
dem Westen und
ein reger Austausch
der Produkte bis zu
den Ländern des
Mittelländischen
Meeres, selbst bis
Rom, wie auch Pli-
nius berichtet, fand
statt. Eine weitere
Befruchtungerhielt
die chinesische Kul-
tur durch die Ein-
führung des Bud-
dhismus im Beginn
der christlichen
Zeitrechnung. Im
Abh. 3. Mischstil des malaiachen Pfahlbaues mit Umgang und des chinesischen NOfdCIl Indiens, in
Terrassenbnues mit Zugang durch Tore in Mittelachse. Die reiche Ausführung und der Provinz Gan
geschweifte Form der Diebe zeigt die spätere Ausführung. Aus Milnsterberg,
Japanische Kunstgeschichte, Band II dharashatte Slchauf
den Trümmern der
griechischen Kultur die buddhistische Kunst entwickelt, die etwa im IV. Jahr-
hundert nach Christi in Turkestan, Persien und China eine Blüte der Malerei
und Plastik erlebte und einige Jahrhunderte später über Korea nach Japan kam.
Jedes der einwandernden Völker und jede der einwirkenden Kulturen
hat bei den Gebrauchsgegenständen und Waffen, Ornamenten und Techniken,
Bauweisen und künstlerischen Darstellungen bestimmte Ausdrucksformen
bewirkt, die einen Zusammenhang mit gewissen Kulturkreisen der alten Welt
erkennen lassen. Die einmal eingeführte Form und Technik ist als geheiligte
Tradition immer wieder nachgeahmt und häuiig noch heute erhalten.
IP
Bereits Richthofen hat darauf hingewiesen, daß die Verwendung des
Piiugtieres in Nordchina einen Zusammenhang mit den westlichen Ländern
301
vermuten läßt, da in japan und Südchina nur die Bearbeitung mit der Hacke
bekannt sei. Irgendwelche Folgerungen hat er nicht aus dieser gelegent-
lichen Bemerkung gezogen. Immerhin können wir aus der Tatsache des
Unterschieds im Ackerbau erkennen, daß die heutige japanische und süd-
chinesische Kultur aus andern Quellen als die nordchinesische entstanden
sein muß.
Vor einigen Jahren hat I-Iirth nachgewiesen, daß die Spiegel aus der
Plan-Dynastie einen griechischen EinHuß aufweisemWeintrauben und Löwen
sind dargestellt, obgleich sie in China vorher unbekannt waren und Ranken
Abb. 4. Bronzegeflße im vorchdillichen Stil. Henkel mit Köpfen, Gefäß und Deckel mit llilisienem Ochuen-
kopf. Henkel mit Köpfen, Gellß mit stilisierter Tieronmmentik auf Mlnndergrund; am oberen Rund Ochsen-
kopf und Vögel; in der Mitte Vögel mit Blumen im Schnlbel. Vue mit Henkeln und Tierköpfen; Bnndmuater
mit Tierköpfen und ausgefüllten Mlnndermuater; Fuß mit Spiralen- und Dreieckmuner; Schuppenmuater,
oben stilisierter Ochsenkopf; bis llll Seishin Kolxlun, uns Pokutulu, gedruckt uxg
sowie Pferde sind so vortrefflich ausgeführt, daß sie edlen Vorbildern einer
hohen Kunst nachgeahmt sein müssen.
In neuester Zeit hat Reichel darauf hingewiesen, daß einzelne Ornamente,
besonders das für Ostasien charakteristische Wolkenmuster, bereits auf my-
kenischen Klingen aus dem II. Jahrtausend vor Christi vorkommt.
Unter der Leitung von Lamprecht hat Hörschelmann die altchinesische
Omamentik untersucht. Auf Grund der Zeichnungen im Pokutulu glaubt er
eine Evolutionstheorie für die ältesten Ornamente Chinas aufstellen zu
können. Seine einzige Quelle ist aber der Pokutulu, welcher, wie schon oben
erwähnt, keinen Anspruch auf Genauigkeit der Datierung erheben kann.
Abb. 5. Entwicklung desTerrain- undwolkenrnusters. Stiere zwischen
Steinornamenten, Relief auf Goldbecher von Vaphio in Lakonien,
Museum zu Athen, Mykenä, II. Jahrtausend vor Christi. Löwen
zwischen Wolkenornamenten, Edelmetalleinlagen auf Dolchklinge, aus
dem vierten Burggrabe von Mykenä. Flockenornament zwischen
Pflanzen, Wandmalerei aus Highia Triada, bei Phaistos aufKreta. Aus
Reiche. Mernnon Hall, The Oldest Zivilisation of Greece, a.
Die Entwick-
Vlungsreihe von
Hörschelrnannist
dieselbe wie die
des Verfassers
des Pokutulu,
indem alle ein-
fachen geometri-
schenOrnamente
der ältesten Zeit,
die reichenBand-
ornamente der
mittleren und die
Tierornamente
der jüngsten Zeit
vor Christi zuge-
schrieben wer-
den. Diese Ent-
wicklungstheorie halte ich
für sehr anfechtbar, da die
Formen der Bronzegefäße
schon bei den ältesten
linearen Ornamenten eine
so vollendete Technik
aufweisen und mit so vor-
züglich modellierten pla-
stischen Tierköpfen ver-
ziert sind, daß es nicht
gut angängig ist, aus dem
Flachornament allein, un-
ter Vernachlässigung der
sonstigen Ausführung, die
Entstehungszeit feststellen
zu wollen. Die Formen
der Gefäße und die Voll-
plastik setzen eine höhere
Kultur voraus als die Her-
stellung der primitiven
Flachornamentik verlangt.
Daher nehme ich an, daß Kunstwerke einer fremden hohen Kultur als
Vorbild gedient haben. Erst infolge der geringen Kunstfertigkeit der dama-
ligen chinesischen Bevölkerung wurde die Ausführung entsprechend ver-
schlechtert und dann durch Kopien nach Kopien immer mehr vereinfacht und
verändert. Es ist auch wohl möglich, daß nebeneinander von verschieden
begabten Handwerkern die einfachen und die
komplizierten Muster geschaffen worden sind.
Die Entwicklungstheorie innerhalb der Bronze-
ornamente dürfte erst Tausende von Jahren später
vom Verfasser des Pokutulu erfunden oder nach
mündlichen zweifelhaften Überlieferungen zu-
sammengestellt sein.
Eine systematische Untersuchung der For-
mensprache ist bisher nicht unternommen worden.
Durch Zusammenstellung einiger ausgegrabener,
für die Ornamentik maßgebender Stücke, unter
Vergleichung von ähnlichen Formen in der
übrigen Welt, will ich die Beziehungen zu den
älteren Kulturkreisen am Mittelländischen Meere
in historischer Folge nachzuweisen versuchen.
Abb. 5. Phönix auf Stein stehend
STEINZEIT 31120213cääcäirifäiälfifii
PRAMYKENISCHER EINFLUSS Stickerei im kaiserlichen Schatz-
hause, Nara. XVII. ynhrhunden.
Steinzextliche Reste der Amos sind an vielen Aus Münsterberg. Japanische
über die Inseln des japanischen Reichs zerstreuten gfgjffsäiecsäioäärntgg
Orten, teils in Muschelhaufen, teils in der Erde
gefunden. Die steinernen Pfeilspitzen, Äxte und Schaber sind in ähnlichen,
wenn auch nicht gleichen Formen in der ganzen steinzeitlichen Welt ver-
breitet gewesen und geben keine besonderen Anhaltspunkte. Dagegen
weisen die Töpfereien wesentliche Eigentümlichkeiten auf.
Im Gegensatz zu den späteren malaischen Töpfereien Abb. 18 finden
wir in der ältesten Zeit eine reiche Ornamentik von geschwungenen Linien,
Spiralen, Oblongen und daneben plastische Buckel und merkwürdige Griffe
Abb. I. Auch die Gefäßformen mit glattem Boden, auf dem häutig der Ab-
druck der Matte, auf der der weiche Ton beim Formen stand, erkennbar
ist zeigen eine reiche, von den späteren Malaienarbeiten völlig ver-
schiedene Gestaltung, indem der hohe Fuß ebenso wie die runde bauchige
Form noch unbekannt sind.
Die Töpfereien sind durchgehend mit freier Hand geformt. Die Buckel
und Griffe n-xy sind so wenig der Technik des Tonscherbens ent-
sprechend, daß wir die Nachahmung älterer Bronzevorbilder annehmen
können.
Wenn wir zum Vergleich Töpfereien aus dem Mittelländischen Meer
heranziehen, so finden wir in Zypern und dem frühen Mykene, etwa aus dem
III. jahrtausend vor Christi, ähnliche reiche Spiralen- und Oblongenorna-
mente. Auch finden wir dort bereits Kupfergefaße, die Buckel und Grifformen
aufweisen, die als Vorbilder für die Ainostöpfereien gelten können.
Für den Zusammenhang mit Westasien besonders charakteristisch
sind zahlreich gefundene kleine Brettidole mit Augen und Nase ohne
Mundangabe und Tonfiguren in Menschengestalt. Wenn letztere zwar erst
unter japanischem Einfluß in der nachchristlichen Zeit entstanden sein dürften,
weisen sie doch so wesentliche Abweichungen von den Formen der gleich-
zeitigen japanischen Tonfiguren auf, daß wir an diesen Unterschieden die
alten Ainosüberlieferungen erkennen können. Die japanischen Totenbei-
gaben stellen meist schlanke, bekleidete Figuren dar, während die der Ainos
mehr ins Breite laufen und in völlig unjapanischer Weise besonders stark
das Becken und die Geschlechts-
teile betonen. Dazu kommt, daß
Frauengestalten viel häufiger als
Männerfiguren gefunden sind.
Diese Eigentümlichkeiten zeigen
uns Anklänge an Figuren, die im
steinzeitlichen Südfrankreich, in
den I-Iöhlen von Matola, in den
Westalpen, in Malta und als Ton-
üguren in Ägypten sowie zahl-
reich als Steinstatuetten in spä-
terer Zeit aus Troja und der
Insel Amorgas, sowie dem ganzen
prämykenischen Kulturkreis be-
kannt sind.
Ich glaube daher, daß man
diese Gestalten nicht wie die
späteren japanischen als Ersatz
der Menschenopfer betrachten
darf, sondern als Symbol einer
vielleicht arischen Gottesidee,
nämlich der weiblichen Göttin
der Natur, die von Südfrankreich
Abb. 7. japanischer Kaiser im Krönungsornat, mit den Sym- über Länder des Mittelländi"
holen Sonne, Mond, Tiger, Löwe, Drache, Phönix, Axt, Schen Meeres bis zum fernen
Flammenol-nament; phantastische moderne Zeichnung. ..
Nach jap. Holzschnitt; Sammlung Exz.v.Radowitz-Berlin Osten der frühen Stanzen ver"
ehrt wurde. Auch dle Brettldole
sind in ganz ähnlicher Form in Zypern gefunden und ebenfalls als Symbole
der Göttin der Fruchtbarkeit bestimmt.
Desgleichen hat das Vorkommen des Phallus, der im späteren China,
soweit mir bekannt, in dieser Form nicht üblich war, im Westen zum Bei-
spiel in Troja und andern Orten sein Vorbild. Bei den Ainos werden noch
heute auf den Gräbern phallusartige Merkmale errichtet und die Dorfältesten
sollen einen phallusähnlichen Holzstab als Zeichen der Würde benutzen.
In Japan ist der Phallus bekannt, aber er hat niemals eine besondere
Erwähnung im Kultus erlangt. Die Literatur gibt uns keine Aufklärung, nur
aus Aberglauben wird er überall angewendet und noch bis vor kurzem,
305
vielleicht als Dank für überstandene Krankheit oder als Ausdruck des
Wunsches für Fortpüanzung, in verschiedenem Material und sehr ab-
weichenden Dimensionen in den Tempeln geopfert. Es handelt sich hierbei
vielleicht mehr um einen diskreten Aberglauben, der von den gefangenen
oder geraubten Ainosfrauen übertragen wurde, als um eine von den Ein-
wanderern mitgebrachte Tradition, da sonst eine offizielle Erwähnung
innerhalb der religiösen oder politischen Sitten nachweisbar sein müßte.
Abb. B. Umzug zu Pferd und Wagen; Hofleute; Einstöckiges Haus, Gefangene auf den Knieen, Reiter mit
Lanze und Bogen; jagdauszug, Ochsenwagen mit Bogenschützen; Hunde mit Treibern in Hosen mit kurzem
Rock; Sreinrelief von Hsiao Tang Shan, Shantung. I. Jahrhundert vor Christi. Aus Chavannes, La Sculpture
en Chine
Bereits auf den ältesten Darstellungen chinesischer Kaiser, Hofbeamten
und Priester werden Szepter oder breite Stäbe in der Hand getragen Abb. 8.
Diese Sitten drangen auch nach Japan und heute noch finden wir allgemein im
buddhistischen Osten Asiens den Heiligen mit dem Szepter dargestellt. In
China werden derartige zum Ornament gestaltete Szepter ähnlich wie bei
uns Ostereier als Geschenk verehrt. Meistens sind sie aus Stein gemeißelt.
Hieraus kann ihre Entstehung in der Steinzeit vermutet werden, da in Ostasien
immer diejenigen Formen und Materialien des betreffenden Gegenstands
oder der Sitte beibehalten sind, die bei der Einführung in Anwendung waren.
4x
In dem Szep-
ter ist wahr-
scheinlich eine
umgestaltete
FonndesPhal-
lus erhalten.
Dieursprüng-
liche Phallus-
form ist kaum
noch erkenn-
bar, indem der
Knopf unter
dem Einfluß
der chinesi-
schen gebuch-
teten Schnör-
kellinie, die
wir weiter
Abb. g. Kampf auf der Brücke, Bogenschützen, Schwerm-äger mit Schild, Steinrelief vom
Grabmal der Familie Wu, Shamung, 147 n. Chr. Aus Chavannes, La Sculpture en Cbine unten kennen
lernen werden,
zu einem blattförmigen Ornament gestaltet wurde, das in einer späteren,
naturalistischen Zeit mit einem ähnlich geformten Pilz Abb. in Zusammen-
hang gebracht wurde.
Die Ainos mit ihren breitschultrigen, kleinen Figuren, mit dem langen
schwarzen Haar und Vollbart, mit gerade stehenden, tiefliegenden Augen,
zeigen alle typischen Eigentümlichkeiten eines kaukasoiden Stamms. Bältz
hat in seinen Untersuchungen das Porträt von Tolstoi neben das von einem
Ainos gesetzt, um nachzuweisen, daß kaum ein Rassenunterschied zwischen
den Kleinrussen und den Ainos besteht.
Unter Berücksichtigung dieser verschiedenen Momente erscheint es
wahrscheinlich, daß ein kaukasoider Volksstamm aus dem prämykenischen
Kulturkreis, vielleicht im III. Jahrtausend vor Christi, nach dem Nordosten
ausgewandert ist. Um die persischen Völkerstämme zu meiden, zogen
die Auswanderer nach dem Nordosten, dann an den nordischen Grenzgebirgen
entlang und in der gleichen Richtung weiter bis in die heutige Mandschurei
oder Nordchina. Welche Teile Nordasiens damals bevölkert wurden, ob in
fester Ansiedlung oder von Nomadenhorden, wird erst feststellbar sein,
sobald systematische Ausgrabungen in China, der Mandschurei und Sibirien
gemacht sein werden. Etwa xooo Jahre später wurden die steinzeitlichen
Kaukasoiden durch nachdrängende Bronzevölker, die heutigen Chinesen,
zersprengt. Der eine Teil wich nach Rußland aus, während der andre sich
über das Festland hinaus auf die japanischen Inseln rettete.
In vielen Jahrhunderten haben die kaukasoiden Ainos fast das ganze
heutige japanische Inselreich besiedelt und die primitive Steinzeitkultur bis
zum Vordringen der malaiischen Japaner bewahrt. Ein Verkehr mit dem
Festland dürfte in dieser Zeit nicht bestanden haben, da ein Einfluß auf die
Formensprache nicht zu erkennen ist.
II. BRONZEZEIT IN CHINA MYKENISCI-IER EINFLUSS
Die etwa um 2000. vor Christi nach, den Chinesischen Annalen
beginnt die erste Dynastie um 2205 vor Christi vordringenden Chinesen
standen bereits unter dem Einfluß einer hohen Kultur und kannten die Bronze.
Hatten die steinzeitlichen Ansiedler als Fischer und Jäger gehaust, deren
Wohnstätten wir nur noch in Gestalt von viereckigen Löchern als Funda-
ment der winterlichen Erd-Jurten in Japan finden, so scheinen die neuen
Eroberer die Kenntnis des I-Iausbaues mitgebracht oder frühzeitig erworben
zu haben. Die ältesten erhaltenen Abbildungen befinden sich auf Steinreliefs
vom Berge I-Isiao Tang
Shan in Shantung aus
dem I. Jahrhundert
vor Christi Abb.
und vom Grabmal der
Familie Wu aus dem
Jahre x47 nach Christi
Abb. ebenfalls in
Shantung. Auf beiden
sehen wir ein- und
zweistöckige Hallen
mit I-Iolzsäulen und
vorspringendern schin-
delbedecktem Regen-
dach, das von kapitäl-
artig ausladender Holz-
konstruktion getragen
wird.
Bauten aus so
früher Zeit sind in
China nicht erhalten;
aber alle frühen Eigen-
arten in Japan, sowohl
im Grundriß der Bau-
anordnung als auch in
der Baukonstruktion,
soweit sie von dem
malaiischen Pfahlbau
Abb. xo. Wagen des Kaisers von China, Kupferstich aus Grosier, De-
abweichen, konnen scription generale de la Chine, Paris x787. -König Darius im Kriegswagen,
Ch an angegriffen von Alexander dem Großen zu Pferde links; Mosaikbild aus
wlr als ch Pompeji, verschüttet 97 nach Christi, ausgegraben x861. Abbildung aus
SpfßChen. Bei alten Overbeck, Pompeji in seinenGebäuden,Altertiimem undKunstwerken, 1884
414
japanischen Tempel-
anlagen Abb. be-
Endet sich das Haupt-
gebäude, mit einem
Zugang durch meist
mehrere Tore, in der
Mittelachse eines um-
gebenden, rechtwink-
ligen Außenhofs. Auf
steinernem Sockel
oder terrassenförmigem
Unterbau ist das Haus
in Holzsäulenkonstruk-
Abb. u. Handwerker bei der Arbeit; Schlächter und auf dem Rücken tion, die in der Grund-
liegender Ochse, daneben Hahn und Ente; Brunnen mit Schwengel, Vieh- form den chinesischen
treibst; Steinrelief von Hsiao Tang Shan, Shantung, I. jahrhundert vor
Christi. Aus Chavannes, La Sculpture en China Stemrehefs entspricht,
erbaut. Die Eingangs-
tür ist in der Mitte; Treppen vermitteln den Zugang. Während die assyrische
Königsburg und ähnlich alle Ansiedlungen von Nomadenvölkern um Innen-
höfe ihre Wohnräume lagern, Finden wir hier den Außenhoi, der ebenso
wie der terrassenförmige Unterbau in dem Palast Mykenäs und der
Totenstadt Ägyptens vorkommt. Ob diese Bauart einst am Nil zum Schutz
gegen Überschwemmungen entstanden und dann als Sitte von Land zu Land
übertragen oder an verschiedenen Orten gegen klimatische Ausdünstungen,
oder in Erinnerung an frühere Festungsanlagen beibehalten ist, wissen wir
nicht. Jedenfalls zeigen noch heute japanische Tempel die Eigentümlichkeiten
dieser Anlagen und der heutige Städtebau sowie der Palast- und Tempelb au
in China lassen die Entstehung aus der gleichen Grundform erkennen.
Als ältestes Palladium der chinesischen Herrscher werden in der Litera-
tur, zuerst 605
vor Christi,
Bronzeurnen
erwähnt. Lei-
der sind sie
245 vor Chri-
sti verloren
gegangen, so
daß wir uns
keine Vor-
stellung vor,
ihrer künstle-
rischen Aus-
führung. rna Abb. u. Oben Wolkenband mit Geistern und Vögeln. Unten Gottheit im Sternbild des
großen Bären empfängt Gesandtschaft. Steinrelief vom Grabmal der Familie Wu, Shan-
Chen kßnflen- tung, x47 nach Christi. Aus Chavannes, La Sculpture en China
Abb. 3. Rückseiten von Bromespiegeln mit Tien, Pßmzen- und Rnnkenveuierung, g-riechisch-bnku-ischer Stil
der Hin-Zeit, 206 vor Christi bis 265 nach Chriuti Aus Seiahi Kokknn
Abb. x4. Brnnzespiegel; in der Mitte Wasser, Felsen, Drachen, Vögel, Frau mit Guitarre und stehender
Mann, Rand mit Ranken und Tieren. außen Schriftrand, im kaiserlichen Schauhaus, Nara, VIII. Jahrhundert.
Aus Münsterberg, japanische Kunstgeschichte, Band nach Kokkwa Yoho
3Io
Richthofen meint, daß die Kenntnis dieser Gefäße als so bekannt vorausgesetzt
wurde, daß eine nähere Beschreibung unterblieb. Ich glaube eher, daß es sich
hier um einen Kaiserschatz handelte, der, ähnlich wie die Regalien des
Kaisers von Japan
Schwert, Amu-
lett und Spiegel
zwar immer ge-
nannt und als Hei-
ligtum verehrt, aber
niemals aus den
heiligenVerpackun-
gen gelöst und nie-
mals jemand ge-
zeigt wurde. An
historisch beglau-
bigten Stücken ist
die Feststellung,
welche Formen
und Ornamente als
die ältesten anzu-
sehen sind, nicht
möglich. In dem
oben erwähnten
Werke Pokutulu
sind zahlreiche
Bronzegefäße ab-
gebildet, derenVer-
zierungen bis zum
heutigen Tage vor-
Abb. 15. Silherschale mit eingravierten Reitern, Tieren und Püanzen, im Podaiji-Kloster, datiert 766. Aus
Milnsterberg, japanische Kunstgeschichte, Band II; nach der Originalaufnahme von Gowland
bildlich geblieben sind und von allen späteren nachweisbaren Einflüssen
völlig abweichen. Es ist anzunehmen, daß diese Omamentik in ihren Ur-
formen schon bei der Einwanderung im II. Jahrtausend vor Christi bekannt
oder im Verkehr mit dem Westen bald nachher eingeführt wurde und daß
nach der Ansiedlung in Shantung jahrhundertelang keine neuen Anregungen
von auswärts erfolgt sind. Kopien
wurden nach Kopien hergestellt und
die einst bedeutungsvollen Symbole
einer fremden Kultur zum sinnlosen
Ornament entartet Abb. 4. Bis zur
Hau-Zeit 206 vor Christi finden sich
keine Ansätze eines realistischen Natur-
studiums und kein Einfluß neuer Ge-
danken, die aus der einheimischen
Kultur entstanden wären. Die ursprüng-
lichen Tierformen wurden zu Ornamen-
ten während Pflanzen, Menschen-
und Tiergestalten nach der lebenden
Natur fehlen. Der Gedankenkreis blieb
völlig beschränkt auf die wenigen ein-
mal eingefühytgn Vgfbildef, Abb.iöffempelzulse.aGesamtansichtdes Sonnen-
Schon bei den frühen Bronzege- göm"QQIÄÜZÜETQIZTÄ?IÄÄÜÄZÄÜÜJÜÄÄIEQMS
fäßen finden wir die Beherrschung der
Gußtechnik in der verlorenen Form sowohl im plastischen Relief- und Voll-
guß als auch in der schwierigen Herstellung von Hohlgefäßen. Die Eleganz
der Gefäßformen und der plastischen Tierköpfe an den Henkeln einerseits
und die ganz mangelhafte Reliefomamentik in der zweidimensionalen Fläche
andrerseits zeigen, daß die Arbeiten nach guten Vorlagen kopiert waren,
aber überall da, wo der Techniker mit eigener Kunstfertigkeit den Entwurf der
Fläche anpassen mußte, eine min-
derwertige Ausführung stattfand
d. Charakteristisch für diese
Ornarnentik ist das Spiralen-
muster,das in denverschiedensten
Größen als selbständiges Orna-
ment oder als Füllung derZwischen-
räume rund oder in eckiger Ein-
zelform als Mäandergrund
benutzt wird. Ferner finden wir
Schuppenmuster Bandorna-
mente mitTierköpfen c,vor allem
den Ochsenkopf von dem
schließlich nur mehr der Nasen-
rücken und die Augen wiederge-
geben sind, bis auch siezueinzelnen
Abb. 17. Köpfe von Tonflguren mit Helmen. Zweischnei- Ornamenten aufgelöst werderLWie
diges Bronzeschwert und Bronzelanzenspitze aus proto- bei den Brettidolen der AlnOS wird
historischen Steingräbem. Aus Miinsterberg, Japanische Nase und Auge, allenfalls noch die
Kunstgeschichte, Band III, nach An Album of the proto-
1,5mm Remains cf Japan Homer, aber niemals der untereTeil
des Gesichtes abgebildet. Stilisierte Tiergestalten die später als Phantasie-
l-iguren, wie Phönixe undDrachen, gedeutetwurden und schließlich zu sinnlosen
Schnörkeln ausarten, lassen lebendige Bilder einer fremdländischen Natur als
ursprüngliche Vorlagen vermuten. Die kopierenden Handwerker gestalteten
im Laufe von Jahrhunderten die Studien der Künstler zu geistlosem Linien-
gefüge. Überall in der Welt ist die Beobachtung zu machen, daß das Auge
Abb. 18. Protohistorische Töpfereien aus Steingräbern im kaiserlichen Museum und in der Universität, Tokio.
Kultgefäße auf hohem Fuß. Koreawopf. h. Kultgefäß mit aufgesetzten Figuren auf dem Sockel.
Aus Milnszerberg, japanische Kunstgeschichte, Band II, nach Kokkwa, Heft 89, h. An Album of the proto-
historic Remains of Japan, bis g.
früher für die Plastik geschult ist als für die Flächendarstellung. Während
dort die lebendigen Vorbilder direkt übertragen werden können und die
Abformung ohne weitere Umgestaltung im Gehirn möglich ist, verlangt jede
Flächendarstellung eine stilisierte Wiedergabe des Gesehenen und eine
Anpassung an die betreffende Stelle, also eine selbständige künstlerische
Durcharbeitung. Diese Gehimtätigkeit verlangt offenbar eine höhere Schu-
lung. Die Arbeit wird daher dem jeweiligen Können des Handwerkers ent-
sprechend verschiedenwertig ausgeführt.
Abb. g. Drei Amulette Magatarna
aus Stein, Ohrringe aus Gold,
Arm- und Fingerringe aus Gold,
Ketten aus zylindrischen und run-
den Glasperlen, im kaiserlichen
Museum, Tokio, aus protohistori-
schen Steingräbern. Aus Gowland,
The Dolrnens of japan
Zwischenraum,
uru
Ein weiterer, diesen frühen Stil charakterisierender
Dekor ist das gebuchtete Wolkenornament, das
dauernd die altertümliche Darstellung von Wol-
ken, Felsen und vielen stilisierten Zeichnungen
beherrscht. Reichel hat bereits darauf hingewiesen,
daß eine Ähnlichkeit dieses Ornaments mit den in
mehrfarbigem Golde eingelegten Mustern auf Dolch-
klingen aus Mykenä besteht Abb. b. Zugleich
machte er aufmerksam, daß auf Freskobildern in
Kreta ein ähnliches, der Maltechnik angepaßtes,
flockenförmiges Gebilde zwischen den Blumen als
Füllung gemalt ist c.
Beide Motive dürften ein gemeinsames Vorbild
haben, das unter Anpassung an die verschiedenen
Techniken entsprechend umgestaltet worden ist.
Die berühmten Goldbecher von Vaphio aus dem
lLjahrtausend vor Christi zeigen uns eine Terrain-
darstellung in der stilisierten Art von zerklüftetem
Gebirge a. Aus ästhetischen Gründen wurde der
der sich am obem Rand des
Bechers zwischen den Menschen und Tieren ergab, ebenfalls mit derartigen
Steingebilden verziert, nur umgekehrt von oben nach unten, so daß sie von
dem obem Rand in die freie Luft herabhingen. Die ornamentale Füllung der
vom Bilde freigelassenen Flächen finden wir auf allen Reliefschnitzereien
sowohl in Ägypten wie bei den Kerbschnitzereien in Europa und den Holz-
und Steinreliefs an den Tempeln Indiens.
Ich glaube, daß die Reliefschnitzer aus
ästhetischem Gefühl die volle Fläche mit
Mustern überzogen haben und daraus ein
Schönheitsgesetz entstand, das auch für
die Freskomalereien und Metallarbeiten
maßgebend blieb.
Die Stein- oder Terrainmuster wurden
in der reskomalerei fiockenartig aus-
gebildet und bei Metallarbeiten in An-
passung an die Technik der Drahteinlagen
zur geschlossenen, abgerundeten Wolken-
form gestaltet. Diese verschiedenen
Ausführungsarten sowie das Bedürfnis, die
ganze Fläche gleichmäßig mit Mustern zu
überziehen, sind wesentliche Merkmale
der chinesisch-japanischen Ornamentik
und haben sehr erheblich sogar die Bild-
malerei beeinfiußt. Erst in viel späterer
Abb. an. Masken für Tanz, Stil VIlLjahrhunderx,
Japan. Katalog Sammlung Gillot, Paris 1904
42
314
Zeit wurde dieser traditio-
nelle Schnörkel naturalistisch
aufgefaßt und mit dem ähn-
lich geformten Glückspilz in
Verbindung gebracht. Auf
einer Stickerei des XVII.
Jahrhunderts Abb. sehen
wir den Stein am Boden,
die Wolken am Mond und
den Pilz mit dem gleichen
Schnörkel dargestellt. Für
alle Stein- und Wolkendar-
Stellungen blieb bis zur mo-
Abb. 2x. Protohistorische Grabkammer mit Steinsarkophag. Provinz
Yamato. Aus Gowland, The Dolmens of Japan defnen Zeit die ursprüng-
liche mykenische Ausfüh-
rung einzig und allein beibehalten. Diese gebuchtete Wolkenornamentik
beeinfiußte alle Verzierungen Abb. oben. In späteren Jahrhunderten kam
sie nach Japan und verdrängte dort alle bisherigen, aus Kreis und Linie
bestehenden Ornamente; ähnlich wie sie in ihrer Weiterentwicklung in
Europa als Rokokoschnörkel die konstruktiven Renaissancemotive auf-
gelöst hat.
Die Technik der Metalldrahteinlagen bedingte die Form der Spirale,
während das Bedürfnis nach Flächenfüllung das Überziehen des undekorier-
ten Metallgrunds mit zahllosen nebeneinander gesetzten Spiralen bewirkte.
Das Muster hebt sich gleichsam von einem Spiralenuntergrund ab oder
bildet selbst das Muster Abb. 4. Als anstatt der Metalleinlagen durch Relief
oder Gravüren eine ähnliche Wirkung erzielt werden sollte, verlangte die
neue Technik eine leichter auszuführende eckige Ausgestaltung, so daß eine
Art Mäandermuster entstand. Das Mäanderband kam erst in der
Han-Zeit unter griechisch-baktrischem Einfluß auf.
Suchen wir andere Beweise für die Beziehungen mit dem mykenischen
Kulturkreise, so finden sich Ähnlichkeiten in dem geraden zweischneidigen
Schwert und der weithin schattenden Lanze" sowie in der Schleuder und
dem Schilde; eine Bewaffnung, die im vollsten Gegensatz zu der später
aufkommenden malai-
isch-japanischen steht.
Auch die Kriegs-
taktik zeigt Ähnlich-
keiten mit der im Abb. 2. Einschneidige, gerade Eisenschwener mit metallbelegtem Holzgrif!
yä, und Scheide, Stichblatz aus vergoldetem Kupfer aus protohistorischen
esten und merk Steingräbern. Aus Gowland, The Dolmiens ofjapan
würdige Unterschiede
gegenüber der späteren japanischen. Wie bei den alten Germanen war in
Japan der Einzelkampf vor der zuschauenden Schlachtfront üblich. Die tapfer-
sten Ritter traten einzeln vor, nannten ihre Namen und Titel und riefen den
JÄJ
Gegner zum Zweikampf heraus. War ein Kämpfer gefallen, so trat der
nächste an seine Stelle. Als die Mongolen im XIII. Jahrhundert feindlich
die japanischen Inseln betraten, forderten
ebenfalls einzelne Japaner zum Zweikampf
auf, aber die Mongolen mit ihren Horden
gingen in geschlossenen, durch Signale ge-
leiteten Phalangen vor. Die Massen öffneten
sich, umkreisten den einzelnen Ritter und
hieben ihn nieder.
Ein Sturm vertrieb die feindlichenSchiffe
von der Küste und kein
zweites Mal hat Japan
Kämpfe gegen ausländi-
sche Feinde zu bestehen
gehabt.
Wenn wir den Kampf
der klassischen Griechen
mit den Persem verglei-
chen, so finden wir eine
ähnliche Kampfesverschie-
denheit. Etwa 1700 Jahre
später standen sich inJapan
zweiVölkerschaften gegen-
über, die durch Jahrtau-
sende hindurch ihre Tak-
tiken, wie sie zum ersten-
mal aus der Fremde einge-
führt waren, beibehalten
hatten. Keine kriegerischen
Ereignisse hatten eine Än-
derung ernstlich bedingt.
Jeder Chinese errichtet
noch heute seinen Vor-
fahren einen kleinen Erd-
hügel und fürdie kaiserliche
Familie werden gewaltige
Steinmonumente erbaut.
Wenn die moderne Aus-
führungvondenGrabstätten
in dgn alten Kulturländern Abb. a3. Turkestanische Ausgrabungen im Ueno-Museum. Tokio.
Köpfe in arischem Typus aus Gandhara, I. oder II. Jahrhundert
Wesentilch abweicht? SO nach Christi. 3-8 Köpfe in mongoliscl-i-sernitischem Typus. Freske-
durfte in Japan, wohin die malerei VOn buddhistischer Figur 1h semitischern Typus mir grie-
Idee des Erdhügels in alter chischem Kostum. ro Freskomalerei eines Buddha-Kopfes in mon-
golischemTypus. 3-10 ausgegraben vom Grafen Otani in Ost-Turke-
Zelf 8115 China über KOTCR Elan. Aus Miinsterberg, Japanische Kunstgeschichte, Band III
41'"
316
gekommen ist, die älteste Form
bewahrt sein. Während auf dem
asiatischen Festland in den krie-
gerischen und revolutionären
Zeiten die Spuren der Vergan-
genheit verwischt und vernichtet
sind, hat der konservative Sinn
des Inselvolkes die Sitten länger
erhalten. So linden wir in Japan
bis zum VII. Jahrhundert als
älteste Formen mächtige Kaiser-
gräber mit gewaltigen Erdhügeln
Dolmen-, die mit ihrem lang-
eingebauten Eingang und der
steinernen Totenkammer in der
Mitte lebhaft an die Grabformen
Europas und Westasiens er-
innern.
Chinesische Ausgrabungen
aus der Hain-Dynastie sowie die
Beigaben in den Dolmen Japans
Abb. 18 zeigen in den Gefäß-
formen große Ähnlichkeiten,
während nur in Japan eigen-
artige Menschentiguren aus Ton
als Ersatz der lebendigen Opfer
erhalten sind. In China wieder-
um finden sich Urnen in Gestalt
Abb. 24. Glücksgöttin Sri Devi,Jap. Kichijio Termin aus der von Korpspelchlern mlt Ziegel-
indischen Lehre ins buddhistische Pantheon aufgenommen, dach, Stallen mlt Schafen und
farbige Malerei, zirka 5c cm hoch, modern restauriert, Ja- Schweinen und ähnlichen Dar-
kushi-Ternpel, Nara, Mitte VIII. Jahrhundert. Aus Tajima,
Selected Relics ofjapanese Art, Band II Stellungen aus dem Leben dle In
Japan fehlen.
Im Pokutulu sowie in Japan werden Äxte als alte Tempelschätze
abgebildet, während sie als Waffe in der historischen Zeit keine Rolle spielen.
In Japan habe ich überhaupt keine Anhaltspunkte für den Gebrauch von
Äxten finden können, nur auf dem Krönungsornat des Kaisers Abb. ist
merkwürdigerweise eine Axt neben den üblichen chinesischen Symbolen
angebracht. Dieses Symbol dürfte mit der zum Ornat passenden runden
Kappe mit viereckig aufgesetzter Platte, ähnlich unseren Ulanenkäppi und
dem Doktorhut in England, in alter Zeit von China nach Japan gelangt sein.
Auf den chinesischen Steinreliefs werden nur die frühesten Kaiser mit der-
artigen Kappen dargestellt, während die späteren aus der Zeit der Herstellung
der Steinreliefs mit anderen Kopfabzeichen abgebildet sind. Zum Kaiseromat
317
der chinesischen Kaiser im XVIII. Jahrhundert gehörte wiederum die Kappe
Abb. 10. Wenn uns auch vorläufig noch die einzelnen Nachweise
fehlen, so können wir doch vermuten, daß diese eigenartige und sicher
historisch entstandene Tracht mit den andern Sitten und Symbolen zugleich
aus dem Westen stammt. Dann können wir in der Axt das alte kretisch-
mykenische Symbol des Zeus wiedererkennen.
In diesem Zusammenhang können wir die chinesischen Einwanderer
als Vermittler des mykenischen Kulturkreises, nicht etwa als Mykener, an-
sprechen.
III. GRIECI-IISCI-I-BAKTRISCI-IER EINFLUSS. MITTELCI-IINA
Aus der I-Ian-Zeit 206 vor Christi
bis 265 nach Christi sind die wiederholt
erwähnten Steinreliefs erhalten, die einen
ganz eigenartigen Stil aufweisen. Auf
dem Hügel Hsiao Tang Shan sind einige
Steine aus dem I. Jahrhundert vor Christi
gefunden und weitere sind zufällig im
XVIIIJahrhundex-tausgegrabenworden,
die nach ihrer Inschrift von dem Grab-
denkmal der Familie Wu aus dem
Jahre 147 nach Christi stammen. Beide
Fundorte liegen in der Provinz Shan-
tung, der ausschließlichen Kulturstätte
des alten China.
Hier finden wir eine völlig neue
Auffassung, indem zum erstenmal Men-
schen und Tiere teils mit gravierten
Linien, teils in Vollrelief gemeißelt sind.
Auf den ersten Blick erinnern die
kurzen gedrungenen Pferde und die
zweiräderigen Wagen an griechische
Darstellungen. Wenn auch nur wenige
Werke durch Zufall erhalten sind, so
hat sicher eine umfangreiche Kunst-
betätigung damals stattgefunden. Es
fehlt jederAnhalt, um einen allmählichen
Entwicklungsprozeß der Kunstsprache
vermuten zu können. Vielmehr dürfte,
wie einst die reichen Formen der my-
kenischen Kunst nach China kamen
und so gut es ging nachgeahmt wurden,
auch hier eine hochstehende fremde
Kunst als Vorbild gedient haben.
Abb. a5. Nioirin, farbige Freskomalerei, zirka 31m
hoch von Koreaner Donchb, an der Mauer der
Goldenen Halle Kondo des Horiuji-Klosters in
Nara, Yamato, 6x0 nach Christi. Aus Tajima.
Selected Relics ofjapanese An, Band II
Während Shantung eine isolierte Kulturprovinz im Nordosten war, hatte
eine Reihe kleinerer Staaten im Norden von Indien und in Zentralasien die
Tradition der griechischen Kultur gerettet. Aus den Annalen der Han-
Dynastie wissen wir, daß unter dem Kaiser Wu ti x40 bis 87 vor Christi
ein politischer Einfluß und ein reger Handelsverkehr Chinas mit den west-
liehen Ländern entstanden war. Durch diese Verbindung sind die Ausklänge
Abb. a6. Mann in lehrender Pose, rechte Hand erhoben, linke Hand hält Buch Pothi in oblonger Form;
Mann im Buch lesend; Frau in Stellung der griechischen Venus, mit rotem Haarband, Hals- und Armbändern,
vierfachen Beckenriemen mit Schellen oder Perlen wie Tänzerinnen in Indien; viereckiges Wnsserbassin mit
Lotosblllten in Dunkelblau und Tiefpurpurrot, Knabe mit Fußring und Knabe schwimmend, davor gesatteltes
Pferd. Freskomalerei aus Dandan-Uiliq, Ruinen, Khotan, Ende VIII. Jahrhundert. Aus Stein. Ancient Khotan
der klassischen Kunst nach China gelangt. Hirth vermutet besonders einen
griechisch-baktrischen Einfiuß. Vergleiche S. 301.
Wie die Werke des Confucius aus der Geschichte entnommene Lebens-
regeln, aber noch keine Reflexionen über das Seelenleben enthalten, und wie
die erzählenden Balladen gegenüber den lyrischen Stimmungsversen bevor-
zugt wurden, so auch sind die bildnerischen Darstellungen nur Illustrationen
zu der sorgsam registrierten Tagesgeschichte oder zu den erhaltenen Über-
lieferungen Abb. 9. Es ist im wesentlichen eine naiv erzählende Nieder-
schrift von historischen Begebenheiten. In einzelnen Bildern sind personi-
fizierte Wolken und Sternbilder ge-
zeichnet Abb. I2.
Noch fehlen alle Regeln einer Kom-
position. Die Fläche wird, wie auf den
Bronzen mit Ornamenten, so jetzt mit
figuralen Darstellungen vollgefüllt. An
freien Stellen werden mitVorliebeVögel
omamental zwischengefügt Abb. I2.
Die Technik bedingte ein Neben-
und Übereinanderstellen der handeln-
den Menschen und dadurch entstanden
jene perspektivischen Grundregeln, die
bis zum heutigen Tage auf ostasiati-
schen Malereien beibehalten sind. Da
die spätgriechische Licht-und Schatten- Abb- 21. Chißn-Chwn JßP-z Ganshirü- Pries!" aus
malerei niemals nach kamy so Yang Provinz, China, segelre 741 nach Christi nach
Japan mit x80 Schülern, unter ihnen Ssu-Vo, der
lefflte man nicht dle Raumtlefe durch Verfertiger der Statue in bemalter Papiermasse; im
Farbwerte erzielerhsondernblieb an Tosho claiji Tempel, Yarnato, VIXI. Jahrhundert.
Aus Kokka, Hefr x73
lineare Darstellung gebunden. Die
Weiterentwicklung der Malerei zur rein ästhetischen Kunst verlangte bessere
Beachtung der Perspektive. Damals wurde aus der Tradition des räumlichen
Übereinander, durch die Zeichnung aus der Vogelperspektive, jenes Gesetz
der Perspektive geschaffen, das einen so wesentlichen Unterschied gegenüber
europäischer Auffassung bildet.
Die Relieftechnik verlangte eine genaue Beobachtung der Natur und
besondere Betonung der Bewegung. Diese zeichnerische Silhouettenkunst
ist maßgebend geblieben für die figurale Darstellung in der Malerei und
noch mehr im Kunstgewerbe. Wenn wir japanische Holzschnitte aus dem
XVIII. Jahrhundert neben die Abdrücke der Steinreliefs legen, so finden wir
Menschen und Tiere sogar in Kleinigkeiten, zum Beispiel bei den Pferden
die hocherhobenen Füße mit übertrieben starken Hufen und die kurze
gedrungene Figur mit dem dicken Hals, in ganz ähnlicher Weise gezeichnet.
Auch die Menschendarstellung in ihrer geschlossenen Linienkomposition
ist in der moderneren Zeit nur durch den kalligraphischen Rythmus der
japanischen Schrift etwas mehr abgerundet, aber sonst im primitiven Umriß-
stil bis zur Neuzeit beibehalten.
Die Reliefs geben eine vortreffliche Kulturgeschichte der Hau-Zeit. Wir
sehen die Hofleute lange bauschige Gewänder und die Diener kürzere
Röcke und Hosen tragen. Der Rang der Vornehmen wird durch jene eigen-
artigen Kopfbedeckungen bezeichnet, die fast unverändert in dem konser-
vativen Japan jahrhundertelang in Mode geblieben sind, während die Fremd-
herrschaften in China Änderungen herbeiführten.
Die Ratgeber des Königs tragen in den vor der Brust zusammen-
gehaltenen Händen jenen Stab, der wahrscheinlich den letzten Rest des
früheren Phallusses darstellt S. 305. Die
Kampfbilder zeigen die Vornehmen im zwei-
rädrigen Wagen, beschützt von Reitern und
Fußsoldaten Abb. 9. Während der dach-
förmige Oberbau für Reisewagen gebraucht
wurde, hat der kaiserliche Staatswagen die
ursprüngliche Form bewahrt, die wir in der
ganz gleichen Gestalt eines einfachen vier-
eckigen Kastens auf hohen Rädern mit vier
nebeneinander gespannten Pferden auch als
Kriegswagen des Königs Darius auf dem be-
rühmten vor wenigen Jahrzehnten ausge-
grabenen Mosaikbild der Alexanderschlacht
in Pompejiwiederfinden Abb. I0.
Neben dem kleinen Bogen wird das gerade
Schwert und der gebuckelte Schild gebraucht.
Das Schwert hat einen runden durchlochten
Knauf mit langer Quaste. Die Schwerter aus
Bronze wurden in der Eisenzeit als Tausch-
geld gehandelt und schließlich als Geld im
Anklang an die alte Schwertform gegossen.
In der Weiterentwicklung blieb die Klinge fort
und die Form des durchlochten Knaufs blieb
als heutiges Cash" übrig.
Auch der Handwerker in seinen verschie-
denen Betätigungen findet sich eingemeißelt
Abb. 28. Buddhistische Figur, BIOXXZG, Abb. n. Der Fleischer will mit seinem breiten
spitzen Messer den auf dem Rücken liegenden
rundes Gesicht und Faltenwurf zeigen Ochsen schlachten, während andere Männer
i'pa"i"h'" Vm Jamimndms" am Brunnen beschäftigt sind. Neben den vier-
Aus Kokka, Heft 178
füßigen Tieren sind auch Vogel in nach der
Natur studierter Bewegung abgebildet. Auf einem Relief ist der Himmel
personiiiziert dargestellt Abb. 12. Wir sehen das Sternbild des großen
Bären mit seinen sieben Sternen und darüber die gebuchtete Form des
Wolkenornaments zu einem Wolkenband entwickelt, das von geflügelten
Engeln und Vögeln belebt ist. Hier ist vielleicht der Ursprung jenes be-
rühmten Wolkenbandmusters zu finden, das im XIII. Jahrhundert durch die
Mongolen nach Persien eingeführt wurde und dann nach Europa gelangte.
Weitere Einflüsse lassen sich aus Metallspiegeln erkennen, auf deren
Rückseiten neben verschiedenartigen Tieren zum erstenmal Pflanzenmotive
verwendet sind Abb. I3. Die meist mißverstandene fortlaufende Ranke
sowie besonders die Verwendung der erst aus Turkestan nach China ein-
geführten Weintraube sowie die Darstellung von in China unbekannten
Löwen, lassen das fremdländische Vorbild erkennen. Sogar den Pegasus der
32x
Griechen, das geflügelte Pferd und die phantasievoll ausgeschnörkelten
Pfauen oder Hähne, aus denen in fortgesetzter Übertragung der Phönix ent-
stand, finden wir hier. Auch Insekten und Pflanzen sind durchaus häufig.
Zugleich sehen wir die früher einfache Kreisform zur gebuchteten Linie
gestaltet.
War einst von den primitiven Völkern das mykenische Vorbild ent-
sprechend dem niedrigen Niveau der ausführenden Handwerker zum
Abb. 29. Buddha Bheshajya-Cvuru Yakushi mit zwei Bodhisaltvas. Bronze, zirka 70 cm hoch, in der Goldenen
Halle Kondo des Horiuji-Klosters, Yamato, vom Koreaner Kuratsukuri Tori, laut Inschrift 508 nach Christi
Aus Tajirna, Selected Relics of Japanese Art, Band
schematischen Ornament gestaltet, so dürfen wir annehmen, daß zur Han-
Zeit eine wesentlich höhere Kultur im Volk vorhanden war, da das über-
tragene griechische Vorbild zwar nicht in der Vollendung der griechischen
Kunst, wohl aber in einer viel besseren Weise, als die Urvölker es vermocht
hatten, kopiert worden ist.
Im Museum of Natural-History in New-York sind von Laufer zahlreiche
Töpfereien gesammelt, die der Han-Zeit angehören. Wir finden Schalen auf
43
hohem Fuß, wie sie in den japanischen Dolmen ähnlich vorkommen, ferner
sehr interessante Urnen, die den I-Iausurnen der alten Ägypter entsprechen
und die Form von Kornspeichern als Rundbau mit Ziegeldach erhalten
haben. Sehr interessant sind auch Gefäße in Form von Ziehbrunnen, deren
Überbau deutlich die Rolle zum Aufwinden des Eimers zeigt; ein derartiges
Gefäß enthält sogar in seinem Innern noch einen kleinen Wassereimer.
Der Brunnen mit Schwengel dürfte die ältere Form sein Abb. n.
Ebenso interessant sind die tönernen Darstellungen von Schafen und
Schweinen innerhalb von Gefäßen, die vielleicht den Hof oder Stall andeuten
sollen. Offenbar sind es Totenbeigaben, die zur Ernährung der Verstorbenen
gedacht sind. Dagegen sind bisher nicht Kultgefäße mit kleinen aufgesetzten
Figuren gefunden worden, wie wir sie unter zyprischem EinHuß in Japan
auf den Tongefäßen kennen lernen werden. Abb. I8 h.
Auf einem Spiegel, der etwa seit dem VIII. Jahrhundert in einem japani-
schen Tempel aufbewahrt wird, finden wir die verschiedenen bisher kennen
gelernten mykenischen und griechisch-baktrischen Motive in malerischer
Gestalt vereint und weiter ausgebildet Abb. 14. Die Kreisform in der Mitte
buchtet sich nach außen, um dem Außenrand eine doppelt gebuchtete Linie
zu geben. Wir sehen in der Mitte das Wasser in der bekannten stilisierten
Darstellung, belebt von Felsen, die dem antiken Vorbild entsprechen.
Darüber oblatenartig aufgesetzte Tiergestalten, zwischen denen Wolken-
ornamente, ähnlich wie auf den Dolchklingen Mykenäs, zur Füllung der
Fläche angebracht sind. Am äußern Rand finden wir die griechische Ranke
von fremden Tiergestalten belebt. Das Formgefühl für die griechische fort-
laufende Linie war verloren gegangen und daher sind die einzelnen Schnörkel
abgerissen nebeneinander gesetzt. Das Akanthusblatt ist in phantasievoller
Vielgestaltigkeit zu einem stilisierten Blattornament verarbeitet.
Auf einer Silberschale aus dem VIII. Jahrhundert Abb. I5 sehen wir
zwischen den langgezogenen Wolkenornamenten Blumenstauden und Vögel,
Reiter auf der Jagd und flüchtiges Wild, welche eine hohe Technik verraten.
Die Verwendung des kleinen Bogens und das Kostüm zeigen das chinesische
Vorbild während die Abschlußborten oben und unten den Einfiuß der grie-
chischen Ranke erkennen lassen.
IV. JAPANISCHE BRONZEZEIT ZYPRISCHER EINFLUSS
Nach alten Legenden soll etwa 660 vor Christi Jimmu Tenno, der Ahn-
herr des heutigen Mikado, auf der westlichen Insel des japanischen Kaiser-
reichs gelandet sein. Die Taten seiner göttlichen Vorfahren und seiner
irdischen Nachkommen sind uns ausführlich im Kojiki und Nihongi berichtet,
deren Niederschrift in den Jahren 7x2 und 720 nach Christi nach älteren
Berichten erfolgte. Da erst im Anfang des V. Jahrhunderts von Koreanern
die Schrift in Japan eingeführt wurde, müssen die Aufzeichnungen aus der
vorhergehenden Zeit nach mündlichen Angaben gemacht sein und ent-
behren daher der historischen Glaubwürdigkeit.
ufu
Viel bedeutungsvoller sind die zahlreich erhaltenen Zeugen der vergan-
genen Zeit, die als protohistorische Funde ausgegraben sind oder als lebendige
Sitte noch heute herrschen. Alle Abweichungen gegenüber den Gewohnheiten
der steinzeitlichen Ureinwohner und denen des späteren chinesischen Ein-
fiusses können als Eigentümlichkeiten der erobernden Einwanderer ange-
sehen werden. Rasse und Sprache lassen die malaiische Abstammung
erkennen.
Die steinzeitliche Erdjurte wurde verdrängt von dem Pfahlbau Abb. I6,
der sich in der heimatlichen Ansiedlung der Malaien am Wasser entwickelt
hatte. Das Satteldach in gerader Linie ist mit Schilf oder Rohr bedeckt und
erst unter dem späteren chinesischen Einfluß kommt die gebuchtete Linie
und das Schindel- und Ziegeldach auf. Die Tempelanlage zeigt keinen syste-
matischen Grundriß, sondern einen umfriedeten Platz, in dem der Haupt-
tempel, ursprünglich wohl nur die I-Iütte oder die Schatzkammer des I-Iäupt-
lings, das Tabu" der Australier, mit einigen Nebengebäuden steht.
Ein wirklicher Tempel als Stätte des Kultus scheint ursprünglich un-
bekannt gewesen zu sein, wie auch vor der Einführung des Buddhismus
kein eigentliches Gotteshaus existiert haben dürfte. Einzelne besonders schön
gelegene Plätze, Quellen oder eigentümliche Bäume wurden als Sitz der
guten Geister verehrt und eingezäunt. Es war eine Natur- und Ahnenver-
ehrung, der jede bildliche Darstellung fremd war.
Die Leiche wurde nach den Funden der Totenbeigaben nur wenige
Meter unter der Erde verscharrt. Die gewaltigen Grabhügel dagegen sind
erst nach der Berührung mit dem asiatischen Festland aufgekommen, da in
ihnen ausschließlich eiserne, einschneidige, gerade Schwerter gefunden wur-
den, während die zweischneidigen Bronzeschwerter der älteren Zeit nur im
flachen Boden ausgegraben worden sind. Trotz der späteren Herstellung der
zahlreich erhaltenen Kaisergräber können wir eine Reihe vonTotenbeigaben in
ihnen, besonders die Töpfereien, Glasperlen und Steinornamente als charak-
teristisch für den Stil aus der frühen Zeit der malaiischen Einwanderer
ansehen, da unter dem chinesischen Einfluß eine Umformung stattfand.
Im Gegensatz zu der mykenischen Art Chinas finden wir hier die
Bewaffnung der klassischen Griechen. Der große Bogen, das kurze zwei-
schneidige, lanzettförmig gebuchtete Schwert mit starker Mittelrippe und
breit verlaufendem Ansatz, über welchen der Griff lappenförmig herumgreift,
sowie die zweischneidige Lanze mit starker Mittelrippe könnten ebensogut
von den Helden Homers gebraucht sein Abb. 17.
Zum Schutz gegen die zurückschnellende Sehne des Bogens wird seit
altersher in Japan ein Armpolster verwendet, der auf dem asiatischen Fest-
land für die von Persien bis China üblichen kleinen Reiterbogen unbekannt
blieb. Auf Steinreliefs von Ninive aus dem VIII. Jahrhundert vor Christi sind
am Arm Lederriemen und Polster zum gleichen Zweck dargestellt.
An Stelle der lebenden Opfer wurden den Fürsten Toniiguren in die
Gräber mitgegeben. Häufig sind die Menschengestalten in Glockenform
43'"
modelliert, wie sie ganz ähnlich in der Art, wenn auch nicht in der Aus-
führung, in Zypern ausgegraben wurden. Die Krieger sind meist mit I-Ielmen in
den verschiedensten Formen dargestellt Abb. I7. Wir können Helme aus
Leder oder die lederne Hirnkappe mit horizontal verlaufenden Bronzebändern
versteift oder ganz aus Bronzeplatten zusammengenietet erkennen. Sogar
Vogelschwingen sind in Bronze nachgebildet. Da Kupfer erst im VI. Jahr-
hundert nach Christi in Japan gefunden wurde, so müssen wir eine ziemlich
bedeutende Einfuhr von Kupfer, wahrscheinlich in Bandform oder in Glocken-
form, wie es zahlreich beim Pflügen in der Erde gefunden wurde, annehmen.
Ferner sind die eigenartigen Tongefäße Abb. I8, die in großer Anzahl
ausgegraben sind, sehr charakteristisch. Im Gegensatz zu den steinzeit-
liehen, prämykenischen Ainosgefäßen sind die runden Formen an Stelle
des geraden Bodens sowie der hohe Fuß bevorzugt. Ganz besonders merk-
würdig sind die Gefäße mit mehreren Ausgüssen und die mit aufgesetzten
kleinen Tier- und Menscheniiguren h.
Die Ornamentik aus einfachsten Linien und Strichen, wie sie mit dem
Fingernagel oder wellenförmig mit dem mehrzinkigen Kamm oder Muschel-
rand eingraviert sind, steht hinter der reicheren Spiralenornamentik der Ainos
zurück.
Die ältesten Gefäße sind wie die steinzeitlichen mit der Hand geformt,
während die späteren Arbeiten aus den Steingräbem unter koreanischem
Einfiuß meist die Bearbeitung mit der Töpferscheibe erkennen lassen.
Wenn wir Umschau halten, wo in der Welt ähnliche Gefäße gefunden
sind, so müssen wir bis nach Zypern gehen. Dort waren etwa in der Zeit
vom VIII. bis V. Jahrhundert vor Christi ganz ähnliche Ausführungsarten in
Mode. Wenn auch nur auf einer Insel, wie Zypern, Arbeiten aus dieser Zeit
ausgegraben sind, so dürften doch ähnliche Formen im weiten Kulturkreis der
damaligen Welt allgemein in Anwendung gewesen sein, so finden sich zum
Beispiel Urnen mit aufgesetzten Figuren im V. Jahrhundert vor Christi in
Etrurien. Weihgeschenke in Gestalt von Tieren und Menschen waren all-
gemein üblich, aber die Verbindung mit der Urne für Kultzwecke ist eigenartig
und hört in Zypern etwa im V. Jahrhundert auf.
In Etrurien sehen wir noch im V. Jahrhundert vor Christi an Helmen die
Erinnerung an die einst wagrechten Bronzebänder durch ein Reliefornament
angedeutet und auf der Trajan-Säule finden wir ähnliche Bänder auf hohen
Mützen von Barbarenvölkern abgebildet. In Etrurien wurde auch das kurze,
zweischneidige Schwert mit dem übergelappten Griff, der große Bogen und
die Stechlanze getragen.
Somit erkennen wir, daß alle Eigentümlichkeiten dieser malaiischen Ein-
wanderer dem Kulturkreis entsprechen, der um die Zeit des VI. Jahrhunderts
am Mittelländischen Meere von Assyrien bis Italien herrschte. Es war die
Kultur am Ägäischen Meere, welche ich nach dem zufälligen Hauptfundort
die zyprische Kultur nenne.
Die Glasperlen und Glasröhren sowie die Verwendung von Arm- und
Ohrringen aus Kupfer und Gold, sowie das Auflegen von dünn gehämmerten
und gravierten Goldplättchen weisen ebenfalls auf Sitten und Arbeiten des
fernen Westens hin Abb. I9.
Dazu kommt, daß jene eigenartig geformten Steinornamente, Magatama,
für die ich bisher keine Ähnlichkeit in der Welt gefunden habe, zum Teil
aus Steinen hergestellt sind, die importiert sein müssen, da sie in Japan nicht
vorkommen.
Schließlich möchte ich in diesem Zusammenhang darauf hinweisen,
daß nach der alten Literatur schon sehr früh komische Tanzmasken ver-
wendet wurden.
Viele besonders eigentümliche Dämonenmasken zeigen unverkennbar
das griechische Vorbild des Löwenkopfes. Bei ihnen ist es ziemlich wahr-
scheinlich, daß die Formen erst mit dem Buddhismus aus Indien eingeführt
sind. Die ältesten in Japan erhaltenen Masken sollen aus dem VII. Jahr-
hundert stammen, doch zeigen sie einige Eigentümlichkeiten, die wir in der
buddhistischen Kunst nicht finden. Allerdings wäre es möglich, daß auch
in China Masken existiert haben, die später völlig verloren sind. Wahrschein-
licher erscheint es mir aber, daß die einwandernden Japaner schon Masken
mitgebracht oder sie mit den Glasperlen und Goldarbeiten zugleich ein-
gehandelt haben. Die große unjapanische Nase, der Höcker auf der Stirn,
die großen, gerade stehenden, tiefliegenden Augen und der offene Mund
erinnern so lebendig an griechische und römische Masken, daß ein gemein-
sames Ursprungsland angenommen werden muß Abb. 20.
In Griechenlandwurde erst imVII.JahrhundertvorChristi, mit demTrauer-
spiel zugleich, die ernste Maske geschaffen, während vorher für die Diony-
sus-Feste und die Komödien nur die komische üblich war. Für die alten
japanischen Tänze und speziell für den ersten literarisch festgelegten Tanz
der Uzume aus mythischer Götterzeit ist eine komische Ausführung erwähnt.
Der Einf-luß dürfte daher aus einer Zeit stammen, in der die ernste Maske
noch nicht erfunden war. Merkwürdig ist, daß in Rom zur Darstellung von
Narren am Mundwinkel rosettenförmige Aufsätze angebracht wurden, die
in ganz ähnlicher Weise sich auch an japanischen Masken finden.
Der griechische Einfiuß auf die sonst unkultivierten Malaien müßte
also nach den Masken vor dem V. Jahrhundert vor Christi und nach den Ton-
gefäßen nach dem VIII. Jahrhundert etwa stattgefunden haben.
Auf Grund dieser Untersuchungen glaube ich, daß das eingewanderte
Malaienvolk entweder aus einer Kolonie des zyprischen Kulturkreises, der viel-
leicht bis nach Indien mit seinen Ausläufern reichte, stammte, oder daß höher-
stehende Führer, vielleicht Zyprer oder Ägäer, zu den unkultivierten östlichen
Völkern verschlagen wurden und an der Spitze von unzivilisierten Malaien-
horden die kühne Erobererfahrt auf die japanischen Inseln ausführten.
In diesem Zusammenhang können wir auch vermuten, daß die ver-
schiedenen Parallelen zwischen einzelnen mythologischen Erzählungen in
einem gewissen Zusammenhang stehen. Zwar sind Sagen weit gewandert,
und es ist unmöglich, den Ursprung festzustellen, aber wenn andere Sitten
und Techniken gewisse Beziehungen aufweisen, so kann man auch einen
geistigen Austausch vermuten. Die Sagen von Perseus und Andromeda und
von den einäugigen Zyklopen des I-Iephaistos finden Anklänge in den ältesten
japanischen Niederschriften.
Besonders auffallend ist, daß die für Japan charakteristische Versform
des Fünfzeilers mit seinen 31 Silben genau der Silbenanzahl des griechischen
Dystichons entspricht. Susanow, der Bruder der Sonnengöttin, soll bereits
den ersten Vers gedichtet haben. Wir können daher annehmen, daß diese
Verskunst zu den ältesten Traditionen der eingewanderten Japaner gehört.
V. JAPANISCI-IE EISENZEIT. CHINESISCI-I-JAPANISCHER
MISCI-ISTIL
Nach der Berührung mit der koreanischen Kultur kamen jene gewaltigen
Grabhügel und kunstvollen Steinkarnrnern auf, in deren Innerem Steinsar-
kophage für die Leichen der Herrscher aus gewaltigen Steinblöcken standen
Abb. 21. In den Annalen Nihongi" aus dem Jahre 720 wird ein Erlaß des
Kaisers Kotoku von 646 nach Christi erwähnt, der die Abschaffung der kost-
spieligen Kaisergräber verlangt. Es wird ausdrücklich auf die Schrift eines
chinesischen Kaisers hingewiesen, in der verboten wurde, daß Perlen und
Edelsteine den Toten in den Mund gesteckt" werden. Diese merkwürdige
Sitte wird erst verständlich, wenn wir hören, daß nach Hirth in China
schon in sehr früher Zeit Jadestücke dem Toten als Verkörperung des Yang,
der lichten, männlichen, lebengebenden Kraft, zur Wiederbelebung der Toten
auf den Mund gelegt und in der I-Ian-Zeit nach de Groot Perlen in ähn-
licher Ideenverbindung verwendet wurden. Unter dem Einfluß des Buddhis-
mus hörte der Luxus der kostbaren Grabbauten zuerst in China und seit
obigem Kaisererlaß 646 nach Christi auch in Japan auf.
Zu gleicher Zeit wurde das Bronzeschwert durch das eiserne vertauscht,
das ausschließlich in den Dolmen gefunden ist. Mit dem veränderten Material
ist auch die Form umgestaltet Abb. 22. Das ursprünglich zweischneidige,
gerade mykenisch-chinesische Schwert ist halbiert und zum einschneidigen
Hiebschwert gestaltet. In China kommen beide Formen vor, während in
Japan das gerade zweischneidige Eisenschwert nur als Tempelszepter ver-
wendet wird.
Nicht mehr greift der Griff lappenförmig über die Klinge, sondern letztere
hat eine Zunge, die in einem Holzgriff durch einen Querstift festgehalten wird.
Aus dem kurzen Stichschwert ist ein langes Hiebschwert geworden und zum
Schutz der Faust ein Stichblatt angebracht. Um das Gewicht zu erleichtern,
sind Durchbrechungen in linearer Ornamentik vorhanden.
Die geschärften eisernen Klingen verlangten einen größeren Schutz und
so wurden Scheiden aus Holz mit oft kunstvoll getriebenen und ziselierten
Metallbeschlägen hergestellt. Trotz der reichen Ausführung finden sich auch
hier nur die primitiven Ornamente eingraviert oder herausgetrieben.
327
Bronzerüstungen scheinen
in Japan völlig unbekannt ge-
wesen zu sein und noch in der
historischen Zeit wurden Panzer
aus Leder und Baumwolle ge-
tragen. In den Steingräbern
finden sich vereinzelt eiserne
RüstungenaushandbreitenStrei-
fen zusammengenietet und eben-
so eiserneI-Ielme, die noch an die
Form der Lederkappe mit aufge-
setzten horizontal verlaufenden
Bronzebändern erinnern. Auch
der bewegliche Nackenschutz
kommt schon In dieser frühen Abb. 3c. Buddhistische Figuren mit dünnen Leinengewändem
Zelt VOf. im Stile der gräco-indischen Gandhara-Figuren, Stuck-Reliefs
Während die Formen teil-
weise an die alten Gewohnheiten
anknüpfen, finden sich aus nachchristlicher Dolmenzeit eiserne Helme, die
unter dem chinesischen Einfluß völlig umgestaltet erscheinen. Als wesentliches
Merkmal ist die Aneinanderfügung von vertikalen schmalen Streifen, die
durch einzelne Querbänder gestützt werden, anzusehen. Oben laufen die
Streifen in einem Ring zusammen, der in der Mitte ein Ventilationsloch hat;
am unteren Rand ist ein vorstehender Augenschutz angebracht. Alle tech-
nischen Grundformen, die bis zum Eindringen europäischen Einflusses im
XVI.Jahrhundert für die Helme maßgebend blieben, sind hier bereits vor-
handen.
Der verbesserten chinesischen Bronzetechnik entsprachen kleine Bronze-
Schellen als Schmuck an den Kleidern oder zum Armband vereint, oder als
merkwürdiger Klingelpaß, dessen ähnliche Form noch heute für Priester-
schellen erhalten ist. Daß derartige Schellen mit eingravierten Buchstaben die
Bedeutung eines Reisepasses erlangen konnten, läßt vermuten, daß sie nicht
in Japan selbst hergestellt, sondern importiert wurden; jedenfalls muß ihre
Nachahmung in Japan nicht leicht möglich gewesen sein.
Größere Glocken wurden den Pferden als Schmuck umgehängt, während
die ganz großen Tempelglocken erst im VI. Jahrhundert aus Korea eingeführt
wurden.
Auch ist der Steigbügel, wie wir ihn an Totenbeigaben in Gestalt von
gesattelten Pferden erkennen können, noch dem europäischen ähnlich,
Während die später allein angewandte Schuhform damals noch nicht be-
kannt war.
Unter dem chinesisch-koreanischen Einfluß wird allmählich die lineare
und Kreisornamentik, wie wir oben sahen, durch die gebuchtete Schnörkel-
linie abgelöst. Auch Gravierungen des Tierkreises, durchbrochene Reliefs
nach Christi. Aus Stein, Ancient Khotan
an der Mauer der Rawak Slupa, Khotan, III. bis VII. Jahrhundert
320
mitTierköpfenundRosettenformenkommen
vor, während Menschendarstellung und
Schriftzeichen noch völlig fehlen.
VI. BUDDI-IISTISCHE KUNST
GRIECHISCI-I-INDISCI-IER EINFLUSS
Eine hohe Kunst konnte erst wie
überall in der Welt zugleich mit der per-
sonifizierten Gottesgestalt aufkommen. Der
indische Buddhismus hat ursprünglich nur
in übereinander gebauter Reliefschnitzerei
die Gegenden dargestellt, in denen Buddha
gewandelt war. Im Norden Indiens, in Gan-
dhara, hat sich erst Jahrhunderte nach dem
Tod Buddhas aus den antiken Skulpturen
die Buddha-Figur entwickelt. Die neuesten
Ausgrabungen in Turkestan zeigen in der
Weiterentwicklung deutlich das Vorbild
griechischer Skulptur und Malerei und zu-
gleich den Einfiuß, den das Zusammen-
Abb. 3x. Angeblich Vaisravann ap. Bish-
amon, erster der vier Himmelsherrscher, auf
Yaksha stehend; in Indien Kubera, Gott des
Reichtums. daher Geldbeutel in rechter Hand;
Weste mit vertikalen und Rock mit horizon-
talen rotblau und rotgrün gemaltenReihenvon
Platten, wie Soldatenkleid aufGandhara-Relief
im Labore-Museum; Gürtel und Abschluß-
borde verziert, unten Faltenabschluß; Leder-
schuhe wie noch heute in Ost-Turkestan
treffen der verschiedenen Rassen und das
Aufkommen des neuen Gottesgedankens
ausgeübt hat.
Während bei den Gandhara-Köpfen
Abb. 23, x. der arische Typus der tietlie-
genden geraden Augen und der breiten Nase
sowie des griechisch geformten Mundes er-
üblich. Relief zirka 110 hoch aus Dandan-
Uiliq, Ruinen bei Khotnn, Ende des VIII.
Jahrhunderts. Aus Stein, Ancient Khotan
kennbar ist, zeigen die Ausgrabungen in
Turkestan aus dem IV. bis VIII. Jahrhundert
a-s den Einfluß des mongolischen und se-
mitischen Typus. Die geschweiften Augenbrauen mit den flachliegenden
Augen und langen schwerrnütigen Wimpern, das vollrunde Kinn und der
kleine Mund mit breiter herunterhängender Lippe zeigen unverkennbare Ähn-
lichkeiten mit japanischen Fresken und Malereien trotz schlechter moderner
Restaurierung Abb. 24.
Dieser turkestanische Freskostil ist bis zur modernen Zeit maßgebend
geblieben. Immer wieder sehen wir, wie die einmal für eine bestimmte Idee
oder Sitte eingeführte Darstellungsart stets unverändert beibehalten wird.
Wohl kann die Ausführung schlank oder rund, farbig oder linear, realistisch
oder impressionistisch wiedergegeben sein, aber immer ist ein gewisser
wesentlicher Grundstil beibehalten.
Die gespreizten Finger entsprechen den Fresken Turkestans ebenso wie
der Kopf. Das flatternde Gewand ist niemals nach der Natur gezeichnet,
sondern stets in der fremdartigen, die Heiligengestalt besonders charakte-
329
risierenden Stilisierung dargestellt. Auf
einem nicht restaurierten Freskobild aus
dem Jahre 6x0 nach Christi, das wahr-
scheinlich von einem eingewanderten
Koreaner gemalt ist, sehen wir ganz deut-
lich den turkestanischen Typus Abb. 25.
Der nackte Fuß, der Schmuck am Kopf
und Hals, das reiche flatternde Kostüm,
die Stellung und Bewegung ist so charak-
teristisch, daß, wenn wir nicht wüßten,
daß sich das Original an der Wand im
Horiuji-Kloster in Japan befindet, wir es
kaum von turkestanischen Bildern unter-
scheiden könnten. Aus China sind buddhi-
stische Bilder aus dieser Zeit bisher nicht
bekannt geworden, doch ist anzunehmen,
daß diese gleiche Kunst auch in China
und Korea ausgeübt wurde.
Auf Freskobildern in Turkestan
Abb. 26 finden wir die zwei verschie-
denen Stile, die nebeneinander auch in
Japan gepflegt wurden. Die Darstellung
der Götter in nackter überschlanker Figur
mit besonders stark eingezogener Taille
zeigt einen bewußten Gegensatz zu den
bekleideten, in naturalistischer Beobach-
tung gemalten Priestern. Wo Menschen
von Fleisch und Blut, Zeitgenossen der
Künstler dargestellt werden sollen, wird
das Porträt angestrebt, während für die
Gottesdarstellung die stilisierte Form der
fremden indischen Kunst in den Grund-
regeln unverändert beibehalten wird.
So war es bereits in Turkestan und
so ist es bis zur Neuzeit in China und
Japan geblieben. Da Malereien nur ganz
Abb. 32. Vaisravana, stehend auf zwei Yakshas,
zwischendenenFrau;KleidungvergleicheAbb.3
stilisierte Gewandung und chinesische Schuhe;
im Kyowago Kokuji-Tempel, Kyoto, angeblich
VIII. Jahrhundert. Aus Tajima, Selected Relics
cf Japanese Art, Band
selten erhalten sind, müssen wir Statuen zum Vergleich heranziehen. Neben-
einander finden wir in lebendiger Naturwahrheit den Priester der buddhi-
stischen Lehre Abb. 27 dargestellt, aber die Gottestigur Abb. 28 in stilisierter
Tradition. In Japan entstand eine nationale Kunst in der Weiterentwicklung
beider Stile Abb. 29, bis der realistische Zug die Tradition übertönte Kama-
kura Schule XII. Jahrhundert, um in der folgenden Zeit selbst wieder zu
Tradition zu erstarren. Was wir bei der Malerei wegen Mangel an er-
haltenen Bildern nur unsicher nachweisen können, zeigt sich in der Plastik
44
JJV
recht handgreiflich. Gut erhaltene bud-
dhistische Torsos in Turkestan, aus
vielleicht schon dem III. Jahrhundert
Abb. 30, lassen die spätantike Auf-
fassung mit in kleinen Falten gerafften,
durchsichtigen Gewändern deutlich er-
kennen, während andere Darstellungen
eine realistische Kopie der Tagestracht
aufweisen Abb. 31. Der siegreiche
Himmelsherrscher steht in der Tracht
der Fürsten auf dem gefesselten Halb-
gott Yaksha, dessen barbarischer Kopf
mit gekräuselten Haaren und großen
fletschenden Zähnen ebenfalls nach der
Natur studiert ist. Hierbei mag es frag-
lich sein, ob die übertrieben hervor-
tretenden Zähne der Wirklichkeit ent-
sprechen, oder etwas Dämonisches
ausdrücken sollen oder ob nicht viel-
mehr eine künstlerische Wiedergabe
jener Wirkung angestrebt ist, welche
bei schwarzer Hautfarbe durch den
Gegensatz der weißen Zähne erzielt
wird. Die Verzierung an den Arm-
bändern läßt den begüterten Führer
Abb. 33. Steinsäule in Form einer Ternpellateme des Feindes erkennen- Es ist frag-
mit Buddhabild auf drei Seilen, Wolkenornament lich, Ob hier eine traditionelle
und Loiusblänern, zirka rBo hoch, früher vor
der Rakancho-Kapelle im Bukkokuji-Tempel. Sienmg oder das Porträt eines Sieg"
Provinz Keisho, Korea. Anfang des VlILjahr- reichen Kriegers dargestellt ist
hundmsdmis Koummmg" realistische Ausführung läßt den bud-
dhistischen Gott in der Zeittracht des Künstlers vermuten.
Wenn wir diese turkestanische Figur mit japanischen aus dem VIII. ahr-
hundert vergleichen Abb. 32, so sehen wir deutlich, wie unter dem chine-
sischen Einfiuß die realistischen Formen zur Tradition erstarrten. Aus
dem Porträt ist der stilisierte Himmelsgeneral geworden. An Stelle des ge-
fesselten Feindes sind Geister geschnitzt, die in der Kopffonn den dämonischen,
fremdländischen Typus bewahrt haben, aber statt der einzelnen natura-
listischen Figur sind malerisch gruppierte Figurenköpfe gewählt.
Der Lederschuh Turkestans ist zum chinesischen Filzschuh umgeformt
und der mit aufgenähten Metallschuppen gepanzerte Mantel ist zum dekora-
tiven Verzierungsomament veriiacht. Der Kopf der Turkestaniigur ist leider
nicht erhalten, aber wir können sicher annehmen, daß er einen realistischen
Ausdruck des Lebens zeigte, während der Japaner einen fremdländischen,
symbolischen Typus wählte. Die Schuhform läßt deutlich den Entwicklungs-
gang über China erkennen. Die
schlanke Taille und die Embleme
sind charakteristisch für die buddhi-
stische Figur.
Sehr interessant ist eine alte
Buddha-Säule aus Korea Abb. 33.
Die Ornamentik der Lotusblätter
entspricht den griechischen Akan-
thusblättern und die Spiralenwulste
sind ganz ähnlich aus Ton in Tur-
kestan ausgegraben. Die eigenartige
Form ist aus den Standlaternen ent-
standen, die zu vielen l-Iunderten
aus Stein oder Bronze in Tempel-
höfen und Gärten als Erinnerungs-
zeichen in Japan aufgestellt sind,
während sie in dem Ursprungsland
China kaum mehr in dieser Form
vorkommen.
Gemälde aus griechischer Zeit
sind uns nicht erhalten, nur aus
Pompeji kennen wir Handwerker-
arbeiten einer römischen Provinz-
Stadt, so daß wir kaum einen Rück Christi auf der LöwenJagd; Viertel eines Seidenstoffes
in Braun, Blau und Grun rrn kaiserlichen Museum zu
schluß auf die Zelt der frühesten Tokio, früherimI-Ioriuji-Kloster, NargvonKniserShomu
griechischen Majereiziehen könnerL gestorben 748. Chinesisch wegen Schriftzeichen auf
Pferdschenkel. Aus Münsterberg, Japanische Kunst-
Aus der Literatur wissen wir, daß gescmchmlhndl
vor der Malerei der Lichtreflexe, die
allein in der europäischen Kunst herrschend geblieben ist, eine Linearkunst
existierte, deren handwerksmäßiger Ausklang sich in den Malereien der
Tonvasen erhalten hat. Ich glaube, dem geistvollen japanischen Kunst-
historiker Okakura zustimmen zu können, wenn er meint, daß die chinesische
und japanische Malerei auf der frühen linearen Kunst Griechenlands aufgebaut
ist. Die turkestanischen Ausgrabungen zeigen uns nicht Werke einer Voll-
endung im Vergleich mit denen aus der Blütezeit Griechenlands, aber sie sind
für das Verständnis der Technik, Auffassung und Stile der älteren griechischen
Malerei vielleicht die besten Vermittler.
So entsteht in dem III. bis VIII. Jahrhundert nach Christi eine rege
Kunstbetätigung von Turkestan über China und Korea bis Japan, die auf der
gemeinsamen klassischen Tradition Griechenlands aufbaut, um in der Weiter-
entwicklung in jedem Lande zu nationalen Sonderheiten sich auszubilden.
Im Westen ist auch Persien in diesen Kulturkreis einbezogen. Ein
Seidenstoff Abb. 34 mit dem Reiterbildnis des Königs auf der Löwenjagd,
mit dem persischen Lebensbaum und dem Doppelbild im griechischen
44'
332
Rankenkreis, ist als Porträt des Sassanidenkönigs Chosru II. 596 bis 628
an der Krone zu erkennen. Der Stoff selbst dürfte in China hergestellt sein,
da ein chinesisches Zeichen auf dem Schenkel des Pferdes angebracht ist.
Ein mit Emaille geschmückter Spiegel und eine elegant geschwungene
Kanne mit der Verzierung eines in Japan unbekannten geflügelten Pferdes
werden mit dem Stoff zugleich seit dem Jahre 748, dem Tode des Kaisers
Shomu,im japanischen Tempel zu Nara aufbewahrt. Da in Japan damals und
noch Jahrhunderte später diese Formen und Techniken unbekannt blieben, so
ist anzunehmen, daß die fertigen Stücke aus Persien oder China eingeführt sind.
1h
ÄF
Fassen wir unsere Untersuchungen kurz zusammen, so sehen wir, daß
in den ostasiatischen Reichen dem jeweiligen Kulturzustand der einzelnen
Stämme entsprechend, die Künste und Techniken hoher Kulturvölker des
Westens aufgenommen wurden. Die steinzeitlichen Ainos konservierten die
Formen ihrer prämykenischen Zeitgenossen. Die mongolischen Chinesen
lernten das Kunstgewerbe, die Baukunst und Bewaffnung Mykenäs, während
die malaiischen Japaner die auf dem Seeweg eingeführte Kultur Zyperns
pHegten. Der griechisch-baktrische Einiiuß brachte die Darstellung von
Menschen und Tieren und der buddhistische Glaube die hohe Kunst als
Ausklang der griechischen klassischen Skulptur und Malerei.
DER FÄCHER ALS FAMILIENZEIQHEN DER
JAPANER S0 VON H. G. STROHL-MODLING S0
IE Familienzeichen der Japaner, von ihnen Mon" oder
auch Monshoä auf Fahnen, Flaggen, Segeln,
Lagervorhängen und so weiter mit dem Namen
irushi" bezeichnet, rekrutieren sich, wie dies
bereits in dem Artikel Blumen und Blüten in der
japanischen Heraldi jahrgang 1907, Seite 535
angedeutet wurde, sowohl aus den verschiedenen
Produktionsgebieten der ewig fortzeugenden Natur
als auch aus dem Motivenschatzkästlein der
kunstreichen Menschenhand, das ja auch uns
westländischen I-Ieraldikern eine Fülle von Figuren
zur Verfügung stellt. Zu diesen Produkten der Menschenhand zählt auch der
Fächer, ohne den man sich einen regelrechten Nihonjin" gar nicht so recht
vorzustellen vermag, selbstverständlich nur einen Japaner der alten Zeit mit
I-Iaori und Obii", nicht einen modernen im Salonrock oder Sakko.
Mon Muster, Dessin, Wappen; Monsho Wappenzeichen, nicht zu verwechseln mit Shomon
echtes oder Hlllptwlppen. jirushi Zeichen, Abzeichen.
Nihonjin Japaner; Nihon Japan Ni Sonne. hon Aufgeng, jin Mensch.
Baori Überrock, Obi Gürtel.
Der Fächer war der unzertrennliche Begleiter der Männlein und
Weiblein des alten Inselreichs und spielte, wie leicht begreiflich, auch im
japanischen Volksglauben eine nicht unbedeutende Rolle. Einen Fächer
finden, bedeutet Glück; die Kleidung der kleinen Kinder bei ihrer Weihe im
Shinto-Tempel wird mit kleinen Fächern bedeckt; Knäblein gibt man als
Geburtstagsgeschenk einen Fächer als Symbol der Tapferkeit und so
weiter.
Man benutzt in Japan zwei Fächerarten den zusammenlegbaren Falt-
fächer, Ogi oder Sensu, den nationalen Fächer Japans, der in der Regierungs-
zeit des Kaisers Tenji 668 bis 672 von einem Bewohner der Provinz Tamba
oder Tan-shiu westlich von Kyoto erfunden worden sein soll, und den
starren Blattfächer, Uchiwa", den die Japaner über Chosen Korea von
den Shinajin Chinesen erhielten und von welchem sie eine Spezies direkt
mit dem Ausdruck To-uchiwa", das heißt Chinafächer TozOsten, China
belegen, der als Gumbai-uchiwa" auch als eine Art Kommandostab von den
Heerführern benutzt wurde, wenn sie, auf Klappstühlen sitzend, die Schlacht
leiteten. Der chinesische Blattfächer fand sonst bei den Japanern in alter
Zeit nur innerhalb ihrer vier Wände als bloßes Hausgerät eine Verwendung.
Die Chinesen erhielten den japanischen Faltfächer erst im XV. Jahr-
hundert, und zwar auf demselben Weg, auf den ihr Blattfächer nach Japan
gekommen war, aber er wurde erst am Ende des XVI. Jahrhunderts in China
salonfähig, weil er gleich bei seinem Eintritt in das Reich der Mitte" von
den chinesischen Kurtisanen in Gebrauch genommen worden war. Eine
Abart des Ogi ist der Suehiro" oder Chuukei-Fächer, der, mit auswärts
gebogenen Deckschienen versehen, auch im geschlossenen Zustand halb
geöffnet erscheint und einem Gingkoblatt sehr ähnlich sieht. Diese Fächerart
wurde von den Japanern vornehmlich bei Hof- und kirchlichen Zeremonien
getragen.
Der Hauptsitz der Faltfächerindustrie ist Fushimi, zwischen Osaka und
Kyoto, in der Provinz Owari gelegen; feinere Sorten werden in den beiden
Residenzstädten Kyoto und Tokyo erzeugt. Die Fächer der Männer sind
meist rein weiß und tragen nur Inschriften, bestehend in Gedichten Uta
oder Sinnsprüchen, als Dekoration. Die Frauenfächer zeigen auf matt-
grundierter Fläche Blumen, Vögel, Schmetterlinge und dergleichen in dis-
kreten Tönen, während die Fächer der Kinder eine lebhaftere Färbung
besitzen. Die Fächer der Geisha Sängerinnen und namentlich der Oiran,
der galanten Damen gewisser Stadtbezirke Yoshiwara in Tokyo, Shimabara
in Kyoto und so weiter, sind dagegen sehr groß im Format und tragen auf
Gold- oder Silbergrund eine überreiche, grelle Bemalung.
Diese verschiedenen Fächerarten kommen nun auch in der japanischen
Heraldik zur Verwendung und bieten die hier eingerückten Abbildungen eine
Anzahl von Fächerwappen, die durch ihre systematische Aneinanderreihung
einen Einblick in das eigenartige Wesen dieser ostasiatischen Dekorations-
kunst gestatten.
Der vorjährige Artikel über die Blumen und Blüten der japanischen
I-Ieraldik brachte in zahlreichen Formen verschiedene Motive aus dem Gebiet
der japanischen Flora, ohne dabei den Variationen der einzelnen vorgeführten
Motive eine besondere Beachtung zu schenken. Der vorliegende Aufsatz
dagegen behandelt ein Motiv, den Fächer, allein und bringt alle in den dem
Autor dieser Zeilen zur Verfügung stehenden japanischen Original-Wappen-
büchern notierten Variationen dieses Motivs zur Darstellung, nebst dem
Wortlaut der japanischen Blasonierung, der eine Übersetzung ins Deutsche
beigegeben wurde, weil sie sonst den meisten der Leser wohl völlig unver-
ständlich geblieben wäre. Ich habe auch sonst, so viel als möglich und wo
es notwendig schien, oft wiederkehrende japanische Namen zu erklären ver-
sucht, namentlich solche, die in der japanischen Geschichte eine hervor-
ragende Rolle gespielt haben. Bei einigen Familienzeichen wurden auch die
betreffenden Familien notiert, die diese Mon einst geführt hatten oder noch
führen, meist ehemalige Fürstengeschlechter, die in den Bukan Spiegel der
Krieger" eingetragen erscheinen und deren Fächerwappen auf kunst-
gewerblichen Gegenständen häufig zu sehen sind.
A. DER FALTFÄCHER 001.
Der Faltfächer besteht aus dem Gestell und dem über dieses gespannten
Papier. Diese beiden Bestandteile des Fächers kommen, jedes für sich, als
Familienzeichen zur Verwendung, wie dies aus den Abbildungen bis II zu
ersehen ist.
Abbildung I. Ogi no hone Fächergestell; hone Gestell oder
Gerippe, no des, der, somit wörtlich übersetzt Gestell des Fächers".
Das Fächergestell ist hier bloß aus fünf Rippen zusammengesetzt. Diese
geringe Anzahl der Rippen darf uns nicht überraschen, sie ist eine heral-
dische Freiheit, um das Bild des Mon nicht zu komplizieren. Es linden sich,
wie wir später sehen werden, sogar Fächer mit bloß drei Rippen siehe Ab-
bildung 49, mit vier Rippen Abbildung 51, aber auch sieben, zwölf Rippen
und so weiter. Das Fächergestell scheint ein wenig gebrauchtes Mon zu sein,
denn es ist nur bei der Daimyo-Familie" der Morikawa zu Oimi in der Provinz
Shimosa als deren Kaemon oder Nebenwappen nachzuweisen.
Abbildung 2. Jigami Fächerpapier in sinngemäßer Übersetzung, sonst
eigentlich Grundpapierä ji Grund, Boden; kami Papier, hier das zu
einem erweicht. Das Papier ist als Grund und Boden des Fächers gedacht.
Abbildung 3. Jigami ni kikyo Glockenblume auf in einem Fächer-
papier. Ni in, kikyo großblütige Glockenblume, Platycodon grandi-
Horum siehe Jahrgang 1907, Seite 545.
Abbildung 4.igami ni katabami Sauerklee auf in einem Fächerpapier.
Katabami Sauerklee, Oxalis comiculata. Mon der Samurai-Familie"
Suminokura.
Dnimyo "Großer Name"; dai groß, myo Name. Feudale Fürsten mit zumindest 10.000 Kolm
Reis an jährlichen Einkünften.
Samurai Garde. Ehemaliger Militär- und Bearntenadel japans.
au!
Abbildung 5. Maru ni hitotsu jigami Ein Fächerpapier im Rund.
Maru Rund; die Bezeichnung maru" wird sowohl für einen ringförmigen
Rahmen als auch für eine Kreisform siehe zum Beispiel Abbildung
benutzt. Hitotsu ist das Yamato altjapanische Zahlwort für I.
Abbildung 6. Kasane-jigami Aufeinander gelegte Fächerpapiere.
Kasane aufeinander legen, aufeinander schichten.
Abbildung 7. Mitsu kasane-jigame Drei aufeinander gelegte Fächer-
papiere. Mitsu ist das Yamato-Zahlwort für 3.
Abbildung 8. Mitsu jigami-maru Drei, ein Rund bildende Fächer-
papiere. Hier erscheint das Maru nicht als ein ringförmiger Rahmen wie bei
Abbildung sondern es wird als die Bezeichnung der Form des Umrisses
der von drei Fächerpapieren gebildeten Figur angewandt. Das Wort Maru
wird in einem solchen Fall entweder direkt mit dem Namen des betreffenden
Gegenstands in Verbindung gebracht oder es wird mit ihm mittels des Gene-
tivpartikels no" verbunden, also Jigami-maru oder Jigami no maru. Das
no" wird aber des Wohlklangs wegen sehr oft weggelassen, wie eben auch
in diesem vorliegenden Falle.
Abbildung g. Soto-jigami-maru Äußerlich sich berührende, ein Rund
bildende Fächerpapiere. Soto äußerlich das heißt mit den Außenseiten
sich berührend, aufeinander stoßend.
Abbildung 10. Maru ni soto-jigami Äußerlich sich berührende Fächer-
papiere in einem Rund. Mon der Samurai-Familie Tokuyarna.
Abbildung n. Mitsugumi-jigami Drei vereinigte Fächerpapiere.
Kumi Vereinigung, Kompagnie; hier das zu einem erweicht.
Die Abbildungen I2 bis 78 bringen den vollständigen Ogi oder
Faltfächer in seinen verschiedenen Variationen zur Darstellung. Die Ab-
bildungen 12 bis 28 zeigen den Fächer im geschlossenen Zustand, ohne
daß dies in der Blasonierung der betreffenden Mon besonders erwähnt würde.
Vergleicht man diese Blasonierungen mit jenen der später folgenden offenen
Fächer, so wird man sofort bemerken, daß eine spezielle Betonung des
Geschlossenseins nicht unbedingt nötig ist, weil gleichlautende Blasonierun-
gen ohnehin nicht vorkommen, die etwa ein Verwechseln von geschlossenen
mit offenen Fächern veranlassen könnten.
Abbildung 12. Narabi-ogi Aneinander gereihte Faltfächer. Narabi
aneinander reihen, nebeneinander stellen.
Abbildung I3. Maru ni narabi-ogi Aneinander gereihte Faltfächer
im Rund.
Abbildung 14. Narabi-ogi. Merkwürdigerweise ist bei dieser Abbildung
dieselbe Blasonierung beigesetzt wie bei Abbildung wo doch die beiden
Fächer lotrecht nebeneinander stehen. Es dürfte hier vielleicht doch ein
Versehen des Herausgebers des Koeki moncho" vorliegen. Für narabi"
dürfte nach meiner unmaßgeblichen Meinung heiko" parallel einzu-
setzen sein.
Koeki rnoncho Vermehnes Wappenbucb 1891.
45
iii-
Abbildung 15. Sambon narabi-ogi
Drei aneinander gereihte Faltfächer. Sam-
bon ist zusammengesetzt aus dem chine-
sischen Zahlwort san" für das Schluß-n
verwandelt sich vor und in und
hon" Stiel, Stengel, Stamm das hier
in verwandelt, ein Klassenwort bei Zählungen von länglichen Gegenständen.
Ähnliche Klassenwörter besitzt auch die deutsche Sprache, zum Beispiel drei
Stück Vieh, fünf Bund I-Ieu etc.
Abbildung I6. Mitsu shiriai ogi Drei befreundete" Faltfächer, das
heißt drei mit ihren Stielen sich berührende Faltfächer. Shiriai Bekannte,
Gefährte, Freund, Kamerad.
Abbildung 17. Gohon ogi Fünf Faltfächer. G0, das chinesische Zahl-
wort für hon, das bereits vorher erwähnte Klassenwort.
Abbildung I8. Ogiguruma Faltfächerrad. Kuruma Rad; hier das
zu erweicht. Mon der Familie Arnano.
Abbildung xg. Chigai-ogi Gekreuzte Faltfächer. Chigai sich
kreuzen. Vermutlich sind dies zwei gekreuzte Daimyo-Fächer mit eisernen
Deckschienen, rnit denen man ganz gewichtige Hiebe austeilen konnte
Abbildung 20. Chigai-ogi, ebenfalls zwei gekreuzte Faltfächer. Der
Unterschied zwischen den beiden Abbildungen I9 und 20 wird in der Blaso-
nierung derselben in keiner Weise angedeutet.
Abbildung 21. Maru ni chigai-ogi Gekreuzte Faltfacher in einem
Rund.
Abbildung 22. Mitsu chigai-ogi Drei gekreuzte Faltfächer. Mon der
Familie Okada.
Abbildung 23. Sambon chigai-ogi Drei gekreuzte Faltfächer. Der
Unterschied zwischen den Abbildungen 22 und 23 wird in deren Blasonierung
Die Kriegsficher Gun-sen; gun Krieg, sen von scnsu Fächer waren mitunter auch ganz aus
Eisen gefertigt Tetsu-sen; tetsu Eisen.
45'
nur durch die dabei angewandten Zahlwörter, mitsu
sambon kenntlich gemacht.
gekreuzte Faltfächer in einem Fadenring. Ito-wa
Fadenring; ito Faden, wa Ring. Die japanische
I-Ieraldik benutzt zur Umrahmung ihrer Wappen-
figuren verschieden breite Ringe, so den Fadenring
Ito-wa, den schmalen Ring Hosowa, den Mittelring Naka-wa, der mit
dem Maru ziemlich identisch ist, den mittelstarken Ring Naka-futo-wa und
den breiten Ring Futo-wa.
Abbildung 25. Maru ni mitsugumi-ogi Drei vereinigte Faltfächer im
Rund.
Abbildung 26. Yotsu ogi-bishi Vier Fächer, eine Raute bildend. Yotsu,
das Yamato-Zahlwort für hishi Raute, hier das in verwandelt.
Abbildung 27. Ogi-izutsu Faltfächer in Brunnenrohrform, das heißt
in Form eines Brunnenrohrs zusammengelegt. Izutsu Brunnenrohr qua-
dratische Form.
Abbildung 28. Igeta ogi Faltfächer in Brunnenrahmenform. Igeta
Brunnenrahmen rhombische Form.
Abbildungen 27 und 28 sind Nachbildungen des altchinesischen Brunnen-
schlings, der aus Holz oder Stein angefertigt noch heute hie und da in
japanischen Gärten zu sehen ist Abbildung A.
Abbildung 29. Chubiraki chigai-ogi Halb entfaltete gekreuzte Falt-
fächer. Chubiraki halb entfaltet; chu Mitte, hiraki entfalten, aus-
breiten, hier das in verwandelt.
Abbildung 3o. Hitotsu ogi Ein Faltfächer. Mon der Familie jimuro.
Abbildung 31. Maru ni hitotsu ogi Ein Faltfächer im Rund. Mon
einer Familie Matsudairaf.
Abbildung 32. Ogi ni hachi no ji Das Zeichen auf in einem
Faltfächer. Hachi ist das chinesische Zahlwort für ji Zeichen, Buch-
stabe. Hachi no ji Zeichen der 8.
Abbildung 33. Hi no maru-ogi Faltfacher mit dem Sonnenrund. Hi
Sonne; hi no maru Rund der Sonne. Dieser Fächer ist das Jomon
oder Hauptwappen der Satake, ehemaligen Daimyo zu Akita in der Provinz
Dewa. Denselben Fächer, aber mit zwölf Rippen Ju nihon ogi ni hi no
maru Ju I0, ni hon, das Klassenwort führte die Familie Asaba.
Dieser Fächer, schwarz mit roter Scheibe, diente im Kriege auch als Signal-
fächer.
Abbildung 34. Maru ni hi no maru-ogizlm Rund ein Faltfächer mit
dem Sonnenrund. Dieses Bild ist das Jomon der Satake, ehemals Daimyo
zu Iwasaki in der Provinz Ugo, einer Seitenlinie der Satake zu Akita. Das
Abb. A. Altchinesischer
Brunnenschling
Abbildung 24. Ito-wa ni mitsu chigai-ogi Drei.
Maxsudain. Matsu zkiefer, Fichte, min eben, nach. Ein Beiname der Shogunats-Fnmilie Minamoto
no Tokugawa Matsudnin, den sie auch anderen Familien als Auszeichnung zu führen gestattete, um sie an ihre
Partei zu fesseln.
Maru dient hier als Beizeichen, um die jüngere Linie der Familie kenntlich
zu machen, gleich wie dies in der europäischen Heraldik mit dem Schild-
bord bewerkstelligt wird. Man sehe zum Beispiel das Wappen der Bour-
bonen, den rot eingefaßten Schild von Frankreich, im Wappen von Spanien
und so weiter.
Abbildung 35. Yoichi-ogi Yoichi-Faltfächer. Dieses Mon zeigt ein Rund,
gebildet aus einem Sonnenrundfächer über Meereswellen. Zur Erklärung
dieses eigenartigen Wappenbildes diene folgendes Die Seeschlacht bei
Dan no ura Dan Plateau, Terrasse; ura Dorf an der Küste, also etwa
Klippendorf", in der Nähe des heutigen ShimonosekiÜ im Mai desjahres 185,
bildete den Schluß der sogenannten Gem-pei-Fehde, des Kampfes um
die Suprematie zwischen den beiden Kuge-Geschlechtem" der Taira oder
Heishi und der Minamoto" oder GenjiT, jenem berühmten Geschlecht, aus
dem drei Shogunats-Dynastien 1192 bis m04, 1336 bis 1573, 1603 bis 1867
hervorgingen. Minamoto Yoshitsune, der Bruder des Minamoto Yoritomo,
des Hauptes der Genji, befehligte in dieser Entscheidungsschlacht das Heer
der Genji und gab einem berühmten Bogenschützen namens Nasu no Yoichi
den Auftrag, einen zur Herausforderung der Minamoto von den Tairo auf
langer Stange aufgepflanzten Fächer mit dem Sonnenbild herabzuschießen.
Die Schlacht nahm für die Taira ein schreckliches Ende; fast alle Taira
gingen in den Wellen zugrunde, mit ihnen auch der sechsjährige MikadoTT
Antoku TennoWT.
Abbildung 36. Hana-ogi Blumenfaltfächer. Hana Blume, Blüte. Nach
der Form der Blüte zu urteilen, dürfte der Fächer im vorliegenden Fall mit
Gentianen Rindo dekoriert sein. Es finden sich aber auch Malvenblüten
Aoi in dieser Form gezeichnet.
Abbildung 37. Fusa-ogi Faltfächer mit Quasten. Fusa Quasten.
Abbildung 38. Hako-ogi Faltfächer mit Kästchen. Hako Kästchen,
Schachtel.
Abbildung 39. Hiyoku-ogizHiyoku-Faltfächer ein Fächerpaar. Hiyoku"1'
ist ein mythischer Vogel der Chinesen, mit einem Auge und einem Flügel,
so daß ein Vogelpaar Männchen und Weibchen notwendig ist, um einen
Flug zu bewerkstelligen, also eine Symbolik der innigen Zusammen-
gehörigkeit.
Abbildung 40. Kasane-ogi Aufeinandergelegte Faltfächer.
Shimonoseki; shirno unter, unterhalb, no des, seki Wachthaus, Zollhaus.
Kuge Hofadel.
Minamoto Quelle eines Flusses.
Aus den ersten Silben der beiden Numen Genji Gen, in der Zusammensetzung Gern und Heishi Hei,
davon Pei in der Zusammensetzung ist das Wort Gem-pei gebildet.
Mikudo erhnbenes oder erlauchtes Haupttor; mi erhaben, erlaucht; kado Haupttor.
TH- Tenno Tenshi Kaiser Himmelskniser, Hirnmelekönig.
l-liyoku bedeutet eigentlich die Flilgel nebeneinnnder legen" haue wo naraberu. Der Vogel
Hiyoku no tori toriL-Vogel oder richtiger das Vogelpaar ist ein Symbol der Liebe und Treue. Die japanische
Heraldik kennt auch l-liyolrumon", vereinigte Wappenüguren zweier Liebenden, unserem Ebe- oder Allinnce-
wappen entsprechend.
41'"
Abbildung 41. Shimabara-ogi Shimabara-Faltfächer.
Shimabara" ist der Name einer Stadt in der Provinz Hizen,
bekannt durch den Christenaufstand im jahre 1637, der
hauptsächlich durch die politischen Umtriebe der Jesuiten
Abb. 1a. Karigane hervorgerufen wurde und ein blutiges Ende fand. Das Bild
wird von den Matsudaira, ehemaligen Daimyo zu Shima-
ea bara, als Jomon geführt.
Abbildung 42. Chigai-hiraki-ogi Gekreuzte, aus-
gebreitete Faltfächer. Hiraki ausbreiten, entfalten. Zum
Abhc, MHSUbiJCaHEInQ Unterschied von Abbildung 20, die gekreuzte, aber ge-
schlossene Faltfächer aufweist, ist hier das Ausge-
breitetsein besonders betont.
Abbildung 43. Maru ni shiriai futatsu-ogi Zwei befreundete" Falt-
fächer im Rund. Futatsu ist das Yamato-Zahlwort für 2. Die japanische
Blasonierung dieser Figur lautet nur Shiriai futatsu-ogi, was aber, wie die
Abbildung zeigt, nicht vollkommen der Zeichnung entspricht, weil die beiden
sich berührenden Fächer von einem Maru umschlossen sind.
Abbildung 44. Chigai ogi-bishi Gekreuzte Faltfacher in Rautenform.
Abbildung 45. Mitsu-ogizDrei Faltfächer. Diese Figur wird von der
Familie Okochi Matsudaira, ehemaligen Daimyo zu Otaki in der Provinz
Kadzusa, sowie von den Familien Jia und Atsumi als Jomon benutzt.
Abbildung 46. Maru ni mitsu-ogi Drei Faltfächer im Rund.
Abbildung 47. Maru ni soto mitsu-ogi Drei äußerlich sich berührende
Faltfächer im Rund. Die Blasonierung dieses Mon im japanischen Wappen-
buch, dem diese Figur entnommen ist, lautet wie bei der Abbildung 46
Maru ni mitsu-ogi, was der Sachlage aber durchaus nicht entspricht, wenn
man die beiden Abbildungen miteinander vergleicht. In Abbildung 46 befinden
sich die Fächer in normaler Lage, während sie in Abbildung 47 eine dieser
ganz entgegengesetzte Stellung einnehmen.
Abbildung 48. Mitsu-ogi-maru-kage zRund aus drei schattierten", das
heißt bordierten Faltfächern. Kage Schatten, schattiert. Dieses Wort wird
in der japanischen Heraldik stets für den Begriff bordiext" oder eingefaßt"
gebraucht.
Abbildung 49. Mitsu hi no maru-ogi Drei Faltfächer mit Sonnenrund.
Diese Figur, die Fächer mit bloß drei Rippen, wird von den Watanabe, ehe-
maligen Daimyo zu Hakata in der Provinz Idzumi als Kaemon geführt.
Abbildung 50. Mitsu karigane-ogi Drei Wildgans-Faltfächer. Karigane
Wildgans; Kari auch Gan wilde Gans. Das vorliegende Mon zeigt aber
nicht die gewöhnliche, einfache Form der heraldisch-stilisierten Wildgans
Abbildung sondern die mit dem Ausdruck Musube-karigane oder Knoten-
Wildgans bezeichnete Form Abbildung C. Die Blasonierung sollte demnach
eigentlich lauten Mitsu musubi-karigane-ogi.
Shimabara Inselfeld; Shimz Insel, hara Feld, Heide, Wiese. Der Name ist nicht zu verwechseln
mit dem Freudenvienel in Kyoto, das denselben Namen trägt.
Abbildung 5x. Yotsu ogi-maru Rund aus vier altfächern.
Abbildung 52. Itsutsu ogiFünf Faltfächer. Itsutsu ist das Yamato-
Zahlwort für 5. Die Gruppierung der Fächer in Form eines Pentagon ist in
derselben Weise durchgeführt, wie solche bereits bei Abbildung in
Anwendung kam.
Abbildung 53. Ogiguruma Faltfächerrad.
Abbildung 54. Mai-ogi zTanzfächer. Mai Tanz; ein langsamer feier-
licher Tanz, bei dem dieser Faltfächer mit ausgezacktem Rand Verwendung
fand. Mon einer der Familien Matsudaira.
Abbildung 55. Takasaki-ogi zTakasaki-Faltfächer. Takasaki" ist der
Name einer Stadt in der alten Provinz Kodzuke, dem jetzigen Ken oder
Regierungsbezirk von Gumba. Diese Figur bildet das Jomon der Okochi
Matsudaira, der ehemaligen Daimyo zu Takasaki in Kodzuke sowie der
Familie Nize.
Abbildung 56. Itsutsu moi-ogi Fünf Tanzfächer. Gewöhnlich werden
in der japanischen Heraldik mehrere Figuren, die sich in einem Zentrum ver-
einigen, siehe zum Beispiel die Abbildungen 18 und 53, als Rad Kuruma
blasoniert, was aber eigentümlicherweise bei diesem Mon nicht der Fall ist.
Abbildung 57. Chigai-ogibishi Raute aus sich kreuzenden Faltfächern.
Hier liegt dieselbe Blasonierung wie bei Abbildung 44 vor, obgleich die beiden
Abbildungen doch sehr verschieden sind.
Abbildung 58. Ogibishi Faltfächerraute. Dieses Mon hat eine sehr
große Ähnlichkeit mit Abbildung 44, doch dürften die Fächer der Abbildung 58
als Mai-ogi anzusehen sein, weil nur der Oberrand der Fächer ausgezackt
erscheint, also die Zacken nicht etwa durch das Falten des Fächers ent-
standen sein können, da ja sonst auch der Unterrand wie bei Abbildungen 29,
57 und 59 gezackt sein miißte.
Abbildung 59. Narabi-ogibishi Raute aus nebeneinander stehenden
Faltfachern.
Abbildung 60. Asano-ogi Asano-Faltfächer. Asano" ist der Name
eines Daimyo-Geschlechts zu Hiroshima in der alten Provinz Aki, das diesen
Fächer, belegt mit dem Blatt des Wasserwegerichsw" Omodaka, als Kaemon
benutzte.
Abbildung 6x. Itsutsu Chuukei-ogi Fünf Chuukei-Faltfächer. Chuukei
chu Mitte, kei öffnen, also bis zur Mitte geöffnet, halbgeöffnet ist der
Name von Fächern, die selbst im geschlossenen Zustand oben offen bleiben,
weil ihre Deckschienen nach auswärts gebogen sind Abbildung D. Sie
fanden hauptsächlich bei zeremoniellen Gelegenheiten ihre Verwendung.
Abbildung 62. Hiraki-suehiro Entfalteter Suehiro-Fächer. Suehiro
Sue Ende, hiro breit; breites Ende ist der Name derselben Art von
Fächern, die bereits in der vorher erschienenen Abbildung 61 erwähnt wurde.
Takasaki hohes Vorgebirge; lak hoch, aaki Vorgebirge.
Asano seichten Feld; asai seicht; no Feld.
Omodakn, sich Jahrgang 1907, Seite 538, Abbildung C.
344
Diese Fächer besitzen ein breites Ende", daher auch der
Name Suehiro.
Abbildung 63. Hiraki-suehiro. Es erscheint hier dieselbe
Fächerart wie bei Abbildung 62, nur ist der Oberrand wie bei
einem Mai-ogi gezackt, ohne daß dies in der Blasonierung
besonders betont würde.
Abbildung 64. Mitsu-suehiro-maru Rund aus drei
Suehiro-Fächern. Diese Figur bildet das Kaemon der Okochi
Matsudaira, ehemaliger Daimyo zu Yoshida in der Provinz
Mikawa.
Abbildung 65. Oi-kake-itsutsu suehiro Fünf über-
einander geworfene Suehiro-Fächer. Oi-kake übereinander
AbbJlChuukeioder werfen,
Sffljljnigfjfjnhzfs" Abbildung es. I-Iiogi Hinoki-Holzfächer. Hi von
I-Iinoki, stumpiblätteriger Lebensbaum, Retinospera oder
Chamaecyparus obtusa, dessen Holz im Schiffbau und auch zur Anfertigung
von Hausgeräten Verwendung Findet. Dieser Fächer Findet sich als Kaemon
der Honjo Matsudaira, ehemaliger Daimyo zu Miyatsu in der Provinz Tango
und der zu Takatomi in der Provinz Mino.
Abbildung 67. Niwa-ogi Niwa-Fächer. Die Blasonierung sollte eigent-
lich Niwa-hiogi" lauten, weil doch ein I-Iinoki-Fächer vorliegt, es genügt
aber in diesem Fall auch die einfache Bezeichnung ogi", weil eben ein
anderer Niwa-Fächer nicht vorhanden ist. Dieser Hinoki-Fächer Endet sich als
Jomon der Niwa", ehemaliger Daimyo zu Mikusa in der Provinz Harima, so-
wie der Familien Tamba und Imai.
Abbildung 68. Kwangi-hiogi Hinoki-Fächer der Hofdamen. Kwangi
koreanische I-Iofdame.
Abbildung 69. I-Iiogi-maru Rund aus einem Hinoki-Holzfächer. Das
Rund ist hier aus dem Fächer und seinen bequasteten Schnüren geformt.
Abbildung 70. Mitsu-hiogi Drei I-Iinoki-Holzfächer.
Abbildung 7x. Akita-ogi Akita-Fächer. Die Blasonierung wäre eigent-
lich präziser Akita-hiogi, weil doch ein Hinoki-Fächer und nicht ein gewöhn-
licher Faltfächer oder Ogi als Mon erscheint. Akita" ist der Name eines ehe-
maligen Daimyo-Geschlechts zu Miharu in der Provinz Mutsu, das diesen
Fächer als Jomon führte. Der I-Iinoki-Fächer ist hier mit dem Mon Chigai-
taka no ha" gekreuzte Falkenfedern Taka Falke, ha Feder belegt.
Abbildung 72. Hiogi ni sumitate-yotsume Hinoki-Fächer mit vier über
Eck gestellten Augen. Sumitate über Eck gestellt; sumi Ecke, tate
aufrecht stehen. Yotsu me Auge, hier der Name für eine geome-
trische Figur gebraucht. Dieser Fächer wird von der Familie Hisata Hisada
als Mon benutzt.
Niwa roter Flügel; ni rot; in der Zusammensetzung wa
Akita r. Herbstliches Reisfeld; aki Herbst, ta Reisfeld.
FlügeL
Abbildung 73. I-Iiogi ni hira-yotsume Hinoki-Fächer
mit vier flachgestellten Augen. Hira flach. Der Fächer
bildet das Jomon der Yamazaki, ehemaliger Daimyo zu
Naruba in der Provinz Bitchu.
Nun kommen einige Mon, bei denen der japanische
Zeichner den Versuch machte, mittels Faltfächern die Figur
des Schmetterlings nachzubilden. Imitationsliguren, für
welche die japanereine ganz besondere Vorliebe zu besitzen
scheinen, denn wir finden derartige Kuriositäten auch auf andern Gebieten.
Abbildung 74. Ogi-cho Faltfächer-Schmetterling, das heißt Faltfächer
in Schmetterlingsform. Cho Schmetterling.
Abbildung 75. Ogi-ageha no cho Faltfächer in Form eines Schmetter-
lings mit aufgerichteten Flügeln. Age aufrichten, ha hane Flügel. Man
vergleiche das nebenstehende Mon Abbildung Ageha no cho", das der
Imitation als Vorlage diente.
Abbildung 76. Ogi-fusen-cho Faltfächer in Form eines Schmetterlings,
wie solcher als Brokatmuster zu sehen ist. Fusen, eine Kürzung von fusenryo,
ist ein erhabenes Muster auf Geweben. Derartige Fusen-Motive sind in der
japanischen I-Ieraldik keine Seltenheit. Als Vorlage für die Imitation diente
das Mon Fusen-cho" Abbildung F.
Abbildung 77. I-Iiogi-cho I-Iinoki-Fächer in Schmetterlingsform; ver-
gleiche Abbildung 5.
Abbildung 78. Ogi-ya Faltfächer aus Pfeilen. Ya Pfeil. Hier wird nicht
wie bei den vorhergehenden Figuren ein Gegenstand mittels des Fächers,
sondern dieser selbst durch einen andern, ihm im Wesen ganz fremden
Gegenstand imitiert.
B. DER BLATTFÄCHER UCHIWA.
Die weitere Reihe von Fächer-Wappen zeigt den starren, nicht zusammen-
legbaren Blattfacher, der, wie bereits eingangs erwähnt, aus China stammt
und injapan, mit Ausnahme des sogenannten Gumbai-uchiwa oder Feldherrn-
fächer Abbildung 117, nur als Hausgerät in Verwendung stand.
Abbildung 79. l-Iitotsu uchiwa Ein Blattfächer.
Abbildung 80. Maru ni uchiwa Blattfächer im Rund.
Abbildung 81. Uchiwa Blattfächer. Der Blattfächer ist hier mit einem
Bild geschmückt, das man als Futaba-aoi" Futatsu ha Blatt, aoi
Malve anspricht
Abbildung 82. Te-asobi uchiwa Blattfächer als Spiel-
zeug. Te-asobi Spielzeug. Te Hand, asobi Ver-
gnügen, Unterhaltung.
Abbildung83. E-uchiwazBlattfächer mitBild. Bild.
Abb. E.
Ageha no cho.
Über die Pflanze Aoi sind die Meinungen geteilt; die einen sehen in ihr die
Abb. F. Rosen-Malve oder Kappelrose Althaea rosea, die andern eine Asarum-An, wieder
Fusen cho. andre eine Hibiscus. Auch eine An japanischer Bergveilchen wird in ihr vermutet.
A6
340
Abbildung 84. Chigai-uchiwa Gekreuzte Blattfächer.
Abbildung 85. Mitsu chigai-uchiwa Drei gekreuzte
Blattfächer.
Abbildung 86. Mitsu sori-e-uchiwa Drei Blattfächer
mit gebogenen Stielen. Sori gebogen, Stiel.
Abbildung 87. Mitsu fukakusa-uchiwa Drei Fuka-
kusa Blattfächer. Fukakusa Fukai tief, kusa Gras,
ist ein Quartier der Stadt Shizuokal in der Provinz Suruga oder Sun-shio.
Abbildung 88. Itsu uchiwa Fünf Blattfächer. Itsu ist eine Kürzung
von Itsutsu 5.
Abbildung 89. Uchiwa neji-ume Blattfächer in Form einer gewundenen
Pßaumenbliite. Neji-ume Gewundene Pflaumenblüte neji winden,
drehen, ume Pflaume, Prunus ume, eine stilisierte Form der Pflaumen-
blüte, bei der die Bliitenblätter übereinander gewunden oder gedreht sind.
Abbildung G.
Die nächsten zwei Mon bieten wieder Imitationsfiguren von Schmetter-
ling- und Blumenformen.
Abbildung 90. Uchiwa-cho Blattfächer in Schmetterlingsform. Die
Blattfächer sind einem Schmetterling mit aufgerichteten Flügeln Ageha no
cho" siehe Abbildung nachgebildet, nur ist hier die Imitation weit weniger
gelungen als jene mit den Faltfächern.
Abbildung 91, Uchiwagiri Blattfächer in Kiriform. Das Kiri rnon,
eines der Zeichen des kaiserlichen Hauses, ist aus den Blüten und Blättern
der kaiserlichen Paulownie, Paulownia imperialis Abbildung zusammen-
gesetzt siehe Jahrgang 1907, Seite 540.
Die folgenden Bilder, Abbildungen 92 bis x01, zeigen uns Fächer, die
nicht bloß der Form nach, sondern aus wirklichen Blättern gebildet sind.
Abbildung 92. Kaji no ha-uchiwa Kajiblattfächer. Kaji no ha Blatt
des Kaji, Broussonetia Kajinoki. Kaji-no-ki, ki Baum.
Abbildung 93. Kashiwa-uchiwa Eichenblattfächer. Kashiwa Kerb-
blätterige Eiche, Quercus dentata.
Abbildung 94. Momiji-uchiwa Ahornblattfächer. Momiji Ahorn,
Acer palmatum, auch Acer polymorphum Sieb.
Abbildung 95. Sasa no ha-uchiwa Bambusblattfächer. Sasa niedriger,
breitblätteriger, nicht verholzender Bambus, Arundinaria japonica. Dieses
Mon ist, wenn man die Blattrippen übersieht, sehr leicht mit dem Mon
shuro", Palme, Chamaerops excelsa, zu verwechseln. Ver-
gleiche Abbildung I.
Abbildung 96. Maru ni sasa no ha-uchiwa Bambus-
blattfächer im Rund. Sowohl Abbildung 95 als auch Ab-
bildung 96 wird von der Familie Yonezu als Mon benutzt.
Abbildung 97. Futatsu wari-ha-uchiwa Zwei geteilte
Blätterfächer. Wari teilen. Die japanische Blasonierung Gzzäjg;
Shizuoka. Sbizu niedrig, auch arm, oka Land. go shichi
Abb. a. Neji-ume.
34'!
lautet im Koeki moncho Futatsuba-uchiwa", eine Blaso-
nierung, die aber der vorliegenden Zeichnung nicht voll-
kommen entspricht, weil die Blätter entzwei geschnitten sind.
Abbildung 98. Mitsu wari-ha-uchiwa Drei geteilte
Blätterfächer.
Die nächstfolgenden drei Mon bringen wieder Imitations-
Figuren zur Darstellung. Abb. l. Shuro
Abbildung 99. Fusen ha-uchiwa Blätterfächer in
Brokatmusterform. Hier liegt abermals eine Schmetterlingsimitation vor, ohne
daß dies in der Blasonierung zum Ausdruck kommt. Siehe Abbildungen 76
und F.
Abbildung 100. Ha-uchiwadomoeBlätterfächer in Form eines Tomoe.
omoe Bild des Tomo, das heißt auf dem omo; Tomo Hirschleder-
polster gegen den Rückschlag der Bogensehne am linken Arm der Bogen-
schützen, Bild siehe Abbildungen und L. Das Tomoe, eine Wellen-
form, kommt in verschiedenen Stellungen vor, einzeln und mehrfach, als
Futatsudomoe, Mitsudomoe und so weiter. Letztere Figur, das dreifache
Tomoe, findet sich überaus zahlreich in der japanischen Dekorationskunst,
so besonders an und in den Tempeln der Shinto-Gottheiten etc. Über das
eigentliche Wesen und den Ursprung dieser Figur sind verschiedene An-
sichten vorhanden, doch würde es zu weit führen, hier von allen diesen
Erklärungen uud Deutungen Notiz zu nehmen. Auch die Tomoe-Figur wird
in der japanischen Heraldik sehr häufig mittels anderer Gegenstände imitiert.
Abbildung x01. Ha-uchiwadomoe. Hier liegt dieselbe Blasonierung vor,
obzwar das Tomoe aus zwei Blätterfächern gebildet ist.
Abbildung 102. Ha-uchiwa Fedemfächer. Ha Feder. Dieses Mon
ist dem Meergott Kompira" oder Kotohira" beigelegt.
Die Abbildungen 103 bis 116 zeigen den chinesischen Blattfächer, To-
uchiwa T0 Osten, auch Dai-to Großer Osten China, als Familien-
zeichen der Japaner.
Abbildung 103. To-uchiwa Chinesischer Blattfächer.
Abbildung 104. Owari to-uchiwa In große Teile zerlegter chine-
sischer Blattfächer. groß, wari teilen. Diese Formation eines heral-
dischen Motivs ist unter den Familienzeichen der Japaner häufig anzu-
treffen. Das vorliegende Bild wird von den Naito, ehemaligen Daimyo zu
Murakami in der Provinz Echigo, als Kaemon geführt.
Abbildung 105. Fusa uchiwa Blattfächer mit
Quasten. Der hier erscheinende chinesische Blattfächer
bildet mit seinen bequasteten Schnüren ein Rund Maru
und besitzt mit dernlVlon, Abbildung 69, großeÄhnlichkeit.
Abbildung 106. To-uchiwa ni hitotsu-zuat Chine-
sischer Blattfächer mit einem Efeublatt. Tsuta Efeu,
Abb'K'T"'""''"i'd""" Cissus Thunb. Hier das ts zu einem erweicht.
in der Form ähnlichem
Schriftzeichen wird wie ein weiches ausgesprochen.
46'
41'
Abbildung 107. Nakatsu-uchiwa Nakatsu-Blatt-
Fächer. Nakatsu Innenhafen Naka innen, tsu Hafen
ist der Name einer Stadt in der Provinz Buzen. Der chine-
sische BlattFacher ist auf beiden Flügelüächen mit über-
einander stehenden Kiefemadelbüscheln Matsu Kiefer
geziert. Das vorliegende Fächerbild ist das Jomon der Oku-
daira, ehemaligen Daimyo zu Nakatsu in der Provinz Buzen.
Abbildung 108 zeigt eine andere Formation desselben
Mon der Okudaira zu Nakatsu.
Abb. L. Tomo mit
m... Mmudomo, Abbildung 10g. Kuwana-uchiwa Kuwana-Blatt-
Fächer. Kuwana Kuwa Maulbeerbaum, na Name ist
eine Stadt in der Provinz Ise. Der schräg liegende Fächer ist rechts mit Bambus
Take, links mit Kieferbüscheln dekoriert.
Abbildung 110. Narabi-to-uchiwa Aneinander gereihte chinesische
Blattfächer.
Abbildung 1. Hoso-wa nihon-uchiwa Zwei Blattfächer im schmalen
Ring. l-Iosowa schmaler Ring, hosoi schmal, wa Ring, ni
hon Klassenwort der Zählung.
Abbildung 112. Wari-to-uchiwa Geteilte chinesische Blattfächer.
Abbildung 113. Mitsu to-uchiwa Drei chinesische Blattfächer.
Abbildung 14. Maru ni mitsu to-uchiwa Drei chinesische Blattfächer
im Ring. Diese Figur ist das Kaemon der Kurushirna, ehemaligen Daimyo zu
Mori in der Provinz Bungo.
Abbildung 115. Mitsu wari-to-uchiwa Drei geteilte chinesische Blatt-
fächer.
Abbildung 116. Mitsu ken-kara-uchiwa Drei altjapanische Schwerter
mit chinesischen Blattfächern. Ken altjapanisches Schwert mit zwei
Schneiden, ein in der japanischen Heraldik ziemlich häufig anzutreffendes
Motiv. Kara China, chinesisch.
Abbildung 117. Gumbai uchiwa Feldherrnfächer. Gun Krieg,
Armee. Der Gumbai-uchiwa war ein schwerer Brettfächer, oft mit den
Figuren der Sonne, des Mondes und der Sterne geziert, zeigt aber auch
mitunter das Wappen des Feldherrn und diente als Kommandozeichen im
Krie
illit den hier vorgeführten 117 Abbildungen ist derVorrat an Fächerwappen
noch lange nicht erschöpft, aber sie werden genügen, dem Leser zu zeigen,
auf welche Art und Weise der Findige Nihonjin seine Wappenmotive zu
variieren versteht. Durch das Einsetzen in verschieden starke Ringe und
sonstige Umrahmungen, durch das Neben- und Aufeinanderlegen, durch das
Belegen der Fächerpapiere mit diversen Gegenständen und so weiter ist ja
eine ziemlich reichliche Vermehrung der Fächerwappen ohne besondere
Schwierigkeiten durchführbar und so wird es uns auch leicht erklärlich, daß
die japanische Heraldik trotz ihrer im Verhältnis zu unserer Heraldik doch
etwas beschränkteren Anzahl von Motiven menschliche Figuren und
349
Fische sowie die meisten der größeren Vierfüßler und Vögel fehlen ihr
gänzlich und bei dem Mangel der Farben als Unterscheidungsmerkmale,
eine so stattliche Menge von verschiedenen Familienzeichen in Gebrauch
stellen kann.
EIN MUSEUM FÜR BÄUERLICHE KUNSTSß VON
H. E. VON BERLEPSCH-VALENDAS-PLANEGG-
der Zeit, als Kunstgewerbemuseen wie die
Pilze aus dem Boden schossen und ein allge-
meiner, staatlicherseits und aus städtischen Mitteln
unterstützter Sammeleifer ohnegleichen durch die
Länder, speziell durch Deutschland ging, war
man der festen Überzeugung, daß genügend viele
Vorbilder", verbunden mit fleißigen Zeichen-
studien nach denselben hinreichen würden, um
der tief gesunkenenI-Iandwerkskunst wieder in den
Sattel zu helfen. Diese Anschauung hat sich als
völlig falsch erwiesen; bloß ein höchst unerfreuliches Ausschlachten von
Motiven" war das Durchschnittsresultat. Statt daß man der Sache auf den
Grund ging, die Herstellungsweise, das Handwerkliche, das Material vor
allem als das Wesentliche anschaute, wurden diese Sammlungen bloß Stätten
zeichnerischen Kopierens, Ursache der Heranbildung jener Sorte von Papier-
kunst, die für die Praxis völlig unbrauchbar ist. Zeichner wurden zwar en masse
herangezogen, mit dem nötigen Sachverständnis ausgerüstete Praktiker nur
in ganz vereinzelten Fällen. Auf diese allein aber kommt es an; sie denken
stofflich; der Zeichner aber denkt, während er mit Pinsel, Bleistift, Feder, Farbe
seinen Ideen durch möglichst gute Darstellung auf der Fläche Leben einzu-
hauchen versucht, an Glanzlichter und Schatten weit mehr als an das Material,
in dem gearbeitet werden soll. Zeichnen soll der Handwerkskünstler können,
gewiß, aber die Zeichnerei ist nicht das ausschlaggebende Mittel zum Zweck.
Lag schon mancherlei Verkehrtes in dem Sammeleifer zum Zweck einer
künstlerischen Wiedergeburt, so ist in bezug auf die Natur der Sammlungs-
gegenstände nicht minder neben das Ziel geschossen worden. Wirklich brauch-
bare Beispiele für die Erkenntnis derpraktischenMaterialbearbeitung brauchen
durchaus keine Kapitalstücke zu sein. Die bis zu den äußersten Grenzen ge-
triebene technische Vollendung des letzteren bildet einen Genuß für das ge-
bildete Auge des Kenners, des bereits erfahrenen Künstlers, für den Lernenden
wirkt sie eher verwirrend als anregend. Um möglichst große Reihenentwick-
lungen konnte es sich ebensowenig handeln. Für die wissenschaftliche Unter-
suchung ist das zweckdienlich, für den mit der Bearbeitung des Stoffes
Kämpfenden ebenso unfruchtbar wie der Unterricht über die durch Merkmale
350
formaler Art voneinander getrennten Entwickelungsphasen der Kunst. Er hat
mit der Erschließung fachlich-zwecklichen Denkens nichts zu schaffen; er
kann auch ohne Erörterungen historischer Art vorzügliche Beispiele geben,
bildet aber für den Lehrling meist bloß eine überflüssige Belastung. Was die
vorzugsweise im Sinne kunstgeschichtlicher Studien betriebene Erziehung
alles gezeitigt hat, lehren hunderttausend mißglückte Bauten des vergangenen
Abb. 1. Kunstgewerbemuseum zuFlensburg. Pesel von der Insel Rom Anfang des XVILJahrhundens. Ausführung
naturfarbig in Föhrenholz, bemalt blau, grün und rot urn xyoo, letzter Anstrich vom Jahre x783, rokokoartig
Jahrhunderts. Der Stilunterricht" hat an ihnen allerlei Proben seiner Wirkung
zu tage gefördert; der bauliche Gedanke wurde dagegen in den Hintergrund
gedrängt. Will man Anfängern instruktive Beispiele älteren Ursprunges aus
dem Gebiet der Handwerks- und Baukunst geben, so kann das nur an der
Hand einfacher, sachlich klarer Arbeiten geschehen, bei denen voller Einklang
zwischen Stoff, Zweck, handwerklicher Behandlung herrscht. Das ist bei
einem großen Teil der Dinge möglich, die durch den Begriff Bauernkunst"
bezeichnet werden.
Vielfach wird geleugnet, daß eine Bauernkunst überhaupt existiere
und daß, wenn man die Resultate der mit diesem Namen bezeichneten Ar-
beit wirklich beachtenswert fände, man auch alle Produkte des Küchenlateins
bei sprachlichen Studien in Berücksichtigung ziehen müsse. Die Ansicht
JJ"
hat ihre Berechtigung, wo es sich um ein Frontmachen gegen die allzuhohe
Wertbemessung jener Erzeugnisse der ländlichen Kunst handelt, die als ein
verballhornter Abklatsch guter Vorbilder gelten müssen. Mit solchen Dingen
ist die bäuerliche Kunst eines jeden Landes durchsetzt; die in hohen und
höchsten Kreisen gepflegte Kunst manchenorts nicht weniger. Es äußert
sich darin geringerer Anspruch an Formvollendung, an Verfeinerung des
Abb. z. Kunstgewerhemuseum zu Flensburg. Pesel aus der Wilstermarsch. um 177a
künstlerischen Ernptindens überhaupt. Das erklärt sich aus sehr natürlichen
Gründen. Verfeinerung der Ansprüche ist gewöhnlich nicht zu linden,
wo die schwielige Hand, der durch harte Arbeit nicht im verschönernden
Sinne entwickelte muskulöse Körper, die derbe Kost und das nicht von
schneiderlichen Meisterhänden hergestellte Gewand den Menschen drastisch
zeichnen. Wohl aber hat dieser Mensch, der in vielen Dingen handwerklicher
Art auf die eigene Kraft lange Zeit hindurch angewiesen war, natürlichen
Sinn für Zweckform.
Völlig irregehen hieße es, wollte man, wie es geschehen, die ländlichen
Bevölkerungsschichten aller und jeder künstlerischen Regung für unfähig er-
klären. Der Durchschnitts-Städter steht meist nicht um Haaresbreite höher als
der Bauer. Salons" und gute Stuben", altdeutsche" Zimmer und dergleichen
I-Ierrlichkeiten der städtischen Kultur" beweisen es zur Genüge, von den
Abb. 4. Kunszgewerbemuseum zu Flensburg. Giebelwand eines Pesels aus dem Dorfe Winnert, x70
ÄhJ-"ä-iobjn mit
Abb. 6. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Getäfeltes Zimmer von der Insel Föhr vom Jahre x637
Ausführung in Föhrenholz
47
Abb. 7. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Doppeltür aus dem Gjenner Pesel
ungezählten monumentalen Geschmacklosigkeiten nicht zu reden, die unter
Aufwand horrender staatlicher und städtischer Mittel entstanden und stündlich
noch entstehen.
Die Bauernkunst" hat es indes keineswegs bloß mit verrohten Ab-
klatschen, mit schreiend farbigen Erscheinungen, die der Städter spöttisch
als Bauemkirchwei bezeichnet, zu tun. In ihren Resultaten, die heutigen
freilich meist ausgenommen, klingt etwas von dem nach, was die Arbeiten
vieler Naturvölker als Stiläußerungen vorbildlich macht, jenes Zusammen-
gehören, jenes Zusammengewachsensein alles dessen, was auf der Scholle
entsteht, mit der Scholle selbst in Verbindung ist. Lange noch, als die Bau-
kunst der Städte schon internationaler Veriiachung des formalen Ausdrucks
verfallen war, der Verfiachung, die das Bild der modernen Großstädte von
Tag zu Tag uninteressanter, schablonenhafter erscheinen läßt, klang im
Bauernhaus noch etwas tonangebend nach Eigenart, erwachsen aus dem
Erfüllen der Forderungen, die Klima, Baumaterial, Bodenbeschaffenheit,
Lebensgewohnheit der Einwohner, wirtschaftlicher Betrieb und so weiter
stellen. Der Bauer des Tieflands, der Gebiete an der See, konstruierte anders
als jener des innerkontinentalen Hügel- oder Berglands. Das Bauernhaus ist
aus den örtlichen Bedingungen entstanden. Deshalb ist die Zahl der Typen
außerordentlich reich, vielgestaltig. Trifft das bei den Resultaten der Neuzeit
Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Verziener Balken und Knagge aus dem Gienner Pesel. 1637
nimmer zu, so liegt der Grund dafür in der Übertragung städtischer Verkehrt-
heiten aufs Land. Das Bauernhaus hat Stil, nicht Schweizer, nicht Tiroler,
nicht bayrischen Stil, sondern jenen, der aus dem Zusammenklingen von
Zweck und Stoff in der Schweiz, in Tirol, in Bayern geboren wird. Solchen
Erscheinungen künstlerisches Gepräge absprechen wollen, heißt den Begriff
Kunst vereinseitigen. Sie geben in rnehr oder weniger primitiver Form das,
was Hellas am höchsten in architektonischer Beziehung, was apan am
weitesten in handwerklich-technischer Weise zur Ausbildung brachte. Sie
sind aus zwingenden Notwendigkeiten hervorgegangen. Der Einiiuß erleich-
terter technischer Herstellungsmöglichkeiten hat sie vielfach stellenweise oder
ganz beiseite geschoben. Dafür kam die fabriksmäßige Herstellung von
Imitationen handarbeitlicher Produkte auf. Daran kranken wir.- Form-
Veränderungen der großen Architektur haben ihren Widerschein auf das
Bauernhaus geworfen insofern, als oberflächlich angeheftetes Beiwerk sich
veränderte. Das von allen Stilschwankungen völlig unabhängige Gerüst ver-
änderte sich infolge fundamentaler, konstruktiver Neuerungen, wie sie zum
Beispiel durch die allmähliche Entwicklung der Feuerungsanlage bedingt
47'
Abb. 1x. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Zimmer von der Hallig Hooge, x67
n.
.m
h.
0.
b.
358
werden. Es gibt Bauernhäuser mit gotischen Details, aber kein gotisches
Bauernhaus, es gibt Bauernhäuser mit Renaissancedetails oder Rokoko-
Verzierungen, aber ein Bauernhaus der Renaissance oder des Rokoko würde
man vergeblich suchen. Die örtlichen Verhältnisse wirkten fortdauernd
stärker als alles übrige. Wer die Entwicklung solcher Bauten in den äußerst
instruktiven Freiluftmuseen der skandinavischen Länder studiert hat, weiß,
daß nicht ornamentale Stilbeeinflussungen hier das Maßgebende der Typen-
Veränderung bilden, sondern die fortschreitende Kulturentwicklung, die aus
Abb. u. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Zimmer aus Friedrichstadt, x625
dem ursprünglich einräumigen Haus mit überdachter Vorhalle Küche,
Speicher, Stallung und so weiter getrennt und in lauter Einzelnhäusern
untergebracht durch Einbeziehung der letzteren in die Umfassungs-
Wände die mehrräumige Wohnung schafft, die weiter das ursprünglich
auf offenem Herde brennende Feuer ummantelt, dadurch nicht bloß
nachhaltige Wärmewirkung erzielt, sondern auch wesentliche Folgerungen
anderer Art nach sich zieht, zum Beispiel die Verlegung der ursprünglich
in den Dachstuhl eingeschnittenen Lichtöffnung, die gleichzeitig Rauch-
abzugsloch war, an die Wand, also die Fensterbildung. Vindoue hieß beim
schwedischen Bauernhaus ursprünglich der Rauchabzugskanal, die offene
Dachluke, die vielfach als eingeglastes Oberlicht sich erhalten hat. In
der englischen Bezeichnung für Fenster Wind0w" klingt dieses Wort
noch nach, wie man denn auch in der Ostschweiz unter Winde" den Raum
unterm Dach heute noch versteht. In diesen lehrreichen, auch mit dekora-
tivem Beiwerk reichlich ausgestatteten Beispielen, die für das Studium der
Baukunst und ihrer wesentlichen Prinzipien ungleich viel mehr Wert haben
als die sofortige Bekanntschaft der Lernenden mit den letzten, höchsten Aus-
läufern der Architektur, ist der parallel laufende Fortschritt der Technik und
des baulichen Denkens, die allmähliche Entwicklung einer stetig höher
Abb. 13. Museum zu Altona. Probsteier Stube
gearteten Grundrißanlage aus einfachen, ursprünglich voneinander getrenn-
ten Gelassen, das ganze Wesen des immer weiter emporstrebenden bau-
lichen Gedankens so klar und deutlich zu erkennen, wie es an künstlerisch
vollkommen gearteten baulichen Erscheinungen dem Lernenden nicht sofort
möglich ist. Das Elementare, das Grundlegende, auf dessen richtigem Ver-
ständnis allein alles weiter Entwickelte begreiflich wird, ist hier an Bauern-
häusem ad oculos demonstriert. An Tempeln, an Palästen das nämliche
tun wollen, ehe die Grundbegriffe festsitzen, ist zweckwidrig. Deswegen
wäre die Anlage von Bauten-Museen zum mindesten ebenso wichtig wie die
Anschaffung zahlloser Gipsabgüsse nach antiken und allen später entstandenen
a...
z.
b.
Originalen. Soll sprechende Klarstellung der Entwicklungsgeschichte ein
Vorrecht der Naturwissenschaften bleiben, wo das Faseln weit weniger
leicht ist als auf dem Gebiet der Kunst und vor allem des Kunstunterrichtes?
Sollen nicht Bauherren wie Bauende allmählich einsehen, daß richtig bauen,
vor allem mit Rücksicht auf Wohnhäuser, zunächst heißt, biologische For-
derungen erfüllen?
Die dekorativen Erscheinungen der architektonischen und häuslichen
Ausgestaltung des Bauernhauses bieten ungemein reichen Studienstoff. Hier
scheiden sich deutlich jene Erscheinungen, die aus der Sache selbst resul-
tieren oder aber importiert sind. Wo die Art von Zieraten vorwiegt, die mit
der Stoßaxt, mit dem Sternmeisen aus dem Balken herausgearbeitet sind,
bleibt der sachliche Charakter durchwegs gewahrt. Der flächig geführte
Schnitt an Säulen, an Trägern, an Friesen und so weiter alteriert nirgends
das Wesen des Konstruktionsgliedes; er verleiht ihm lediglich eine gerälligere
Form, als das viereckig zugehauene Werkstück sie besitzt.
Der Charakter der Technik, der Hächige Schnitt, führt auf geometrische
Muster, in kleineren Dimensionen zum Kerbschnitt. Es sind Motive, die nicht
da oder dort speziell sich finden, trifft man doch an hölzernem Hausgerät aus
Dalmatien Museum für Volkskunst in Wien genau dieselben Muster, wie
auf nordischen Mangelbrettern. Von Einflüssen" ist hier nicht zu reden; es
es sind eben ganz einfach
Ornamente, wie sie sich aus
dem Zusammenwirken von
Stoff und I-Iandwerkszeug
als selbstverständlich er-
gaben. Sie haften traditionell
fest, am architektonischen
Gerüst am meisten, vor
allem aber auch in den Ar-
beiten des Hausfleißesß
in jenen Gebrauchsgegen-
ständen Abb. 15 bis I9, die
der Bursche dem Mädel, die
der Bräutigam der Braut,
die der Mann seiner Gattin
schenkt, in den Arbeiten, die
während langer Winter-
abende, bei seefahrenden
Völkern während der Muße-
Stunden auf dem ent- Abb. r5. Kunszgewerbe-Museum zu Flensburg. Deckel zu einem
stehen. Oft War der Hauser Halskrausenbehälzer, Eichenholz. Nordfriesland, 1670. Haustleiß
bauerauchHausfleißkünstler.
Den von männlicher Hand unter Anwendung schneidender Instrumente ent-
standenen und zusammengefügten Arbeiten dieser Art, in denen sich die
gleichen Ziermotive während Generationen und Generationen immerfort er-
halten, stehen die von Frauenhand hergestellten Textilien gegenüber, die
dadurch erhöhte Bedeutung gewinnen, daß sie sehr oft zur Hausindustrie,
also zur Arbeit für den Markt führen. Gerade für das hier in Frage kommende
Ländergebiet ist dies vielfach der Fall. Auch hier bleiben die richtigen Stil-
traditionen, wie sie sich aus der Technik des Webstuhls ergeben, oft unver-
ändert bestehen, selbst in Zeiten, wo bereits allerlei gewagte iigurale Dar-
stellungen auftreten. Ein im Museum zu Flensburg befindliches Büchlein,
dessen Autor sich nicht nennt, gibt eine Unzahl vortrefflicher Anleitungen für
Herstellung einfacher, aus dem Viereck entwickelter Webemuster Abb. 20,
die dann in Arbeiten, wie Abbildung 22 und 23 sie zeigt, ihre Weiterent-
wicklung finden. Abbildung 24 zeigt dagegen deutlich den EinHuß malerisch-
omamentaler Tendenzen. Das für das Auge niemals ermüdend wirkende
einfache und bedeutungslose Flächenmuster ist verdrängt durch komplizier-
tere, in ihrer endlosen Wiederholung aber keineswegs abwechslungsreicher
wirkende iigurale Muster, die obschon im Bauernhaus gewoben, doch nicht-
bäuerlichen Einiiuß in deutlicher Weise zeigen. Auf dies Gebiet wird später
zurückzukommen sein.
Ursprüngliche Formen halten sich weiter in der bäuerlichen Keramik, da
und dort auch in den Edelmetallarbeiten, Einlagen von Silber auf Holz, vor
48
allem in den derben Filigranarbeiten. Diesen,
auf immerdar sich fortpflanzender Tradition
sich gestaltenden Dingen des bäuerlichen
Hauses und Haushalts stehen die importier-
ten Elemente gegenüber zunächst all das,
was in Anlehnung an architektonische Vor-
bilder andrer Art entsteht ausgesägte und
bemalte äußere Fensterumrahmungen, Ga-
leriegeländer mit ausgesägten Brettbalu-
straden und so weiter. Siehe zum Beispiel die
reichen derartigen Glieder an den Toggen-
burger Häusern", Bd. pag. I3 dieser Zeit-
schrift, die reich geschmückten Vorsatz-
wände der Fensterläden an einem Haus in
Hofstetten, pag. das nämliche an einem
Haus in Frutt und so weiter. Treten sie indes
auch noch
so reichlich
auf, an
Disposition,
Konstruk-
tion, äuße-
rem Anse-
hen und so
fort, kurz-
um am To-
talcharak-
Abb. x6. Kunszgewerbemuseum zu Flens-
burg. Tellerbrett, grün gestrichen. Buchen- ter desHal-P
holz. XVIII. Jahrhundert. Hausfleiß ses ändern
sie, wie ge-
sagt, wenig oder nichts; wird dieser auch zum
Beispiel im Sinne geräumigerer Unterkunft
weiter entwickelt, so springt doch das Ganze
nicht aus dem Rahmen heraus, der in fest
umrissenen Linien immer wiederkehrt. Man
kann in Norwegen zum Beispiel in ganz her-
vorragendem Maße die breit daherflutende
Invasion der Renaissanceformen an allem
Zierwerk des Hauses deutlich verfolgen
am Hause selbst änderte nicht sie, sondern die
Verbesserung der Anlage im ganzen. In den
schleswig-holsteinschen Ländern, von denen
im nachfolgenden die Rede ist, trifft dies eben- Abb- K""S'g"""b'm"""m Flmsbwß-
LöHelbrett, Eichenholz nalu
falls zu Die gegen Wogenprall machtlgem Im, Hmsneirßar lg vom
Balkenwerk errichteten Häuser der Halligen, die Rauchhäuser
des Landes, weisen zwar in den Stuben, zumal in den Peseln"
zuweilen eine Prachtentfaltung auf, die weit mehr an die Sitze
reicher Herren als an das Bauernhaus erinnern. Es werden
Kostbarkeiten aller Art, sichtlich unter frem-
dem Einfluß entstanden
oder überhaupt aus der
Fremde hergebracht, in
reichlicher Menge aufge-
stapelt Reliefierte, manch-
mal außerordentlich gutmo-
dellierte eiserne Ofenplatten
von beträchtlicher Größe
siehe Abb. 13, 25,
holländische Fayencen Ab-
bildung 3,reiches im eige-
nen Lande, vielfach unter
Mitwirkung fremder Künst-
ler entstandenes Schnittker-
werk an Truhen, Schränken
Abb. 5x bis 58, Tischen,
Stühlemwandvertäflungen
und Decken sowie köstliche
Schüsseln und Platten Ab-
bildung 42 ff. All dies alte-
riert indes die Bauweise des
Hauses nicht im entfernte-
sten. Die in mächtigem
Eichenholzbalkenwerk auf-
gerichtete Diele des Osten-
felder Hofes, Husumer Ge-
gend von dem weitsichti-
gen Leiter des dänischen
Volksmuseums zu Kopen- Abb. 1a. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Nordfrisische Mangel-
hagen, Bernhard Olsen, als hölzeiqnaturfarbig inEichlelxghaägrtnldlzagässämaltaus demXVIILJahr-
eines der vorzüglichsten
Beispiele der Art in das Bautenmuseum zu Lingby bei Kopenhagen
überführt und wieder aufgerichtet, gemahnt in ihrer ungeschlachten
Derbheit siehe Abb. 37 an die rohe Monumentalität der englischen Menhirs
und Stonehenges, an die aus Riesenfindlingen aufgerichteten Grabmäler der
Heidelandschaft. Über der Tür nennt sich Hans Petersen X685" als Er-
bauer. Der Pesel des Hauses Abb. 38 enthält reiche, überreiche Schnitze-
reien, die etwa aus der gleichen Zeit stammen mögen, der deutlichste
Beweis, wie wenig diese Spätrenaissanceformen das Wesen des eigentlichen
oloxiti"
48'"
bbribti,
Jurvßr;
,'.e-,.wv
Abb. xg. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. schleswigsche Mangelhölzer, bum bemalt. Eichenholz.
XVIII. Jahrhundert. Hausßeiß
I-Iausbaues zu beeinflussen vermochten. Wenn irgend wo, so muß hier,
beim Bauernhaus vergangener Zeit das so vielfältig verbrauchte und miß-
brauchte Wort von derbodenständigen Kunst" in bezug auf die Architektur
zu Recht bestehen bleiben. Ob sie sich durch Regierungsverordnungen
jemals wieder in Gesundheit groß wird ziehen lassen? Vielleicht wenn
die Einsicht Platz zu greifen imstande ist, daß derlei von der Erziehung, und
zwar von der elementaren Erziehung abhängt, nicht von einem vorgeschrit-
tenen Stadium derselben, das der einfachsten natürlichsten Grundlagen ent-
behrt. So lange an das Kind Ansprüche intellektueller Art von seiten der
Schule in einem Alter erhoben werden, wo der Intellekt noch gar nicht ent-
wicklungsfähig ist, so lange nicht der kindliche Gestaltungs-, Schaffens,
Schöpfensdrang eine weit ausgiebigere Beachtung findet als bisher, ebenso-
lange wird die Wiederkehr einer eigentlichen Volkskunst auf sich warten
lassen. In einem Alter, wo schon viele Regungen erstickt, niedergedrückt
sind, wo die Anschauung meist schon eine gemachte, keine natürlich ent-
wickelte mehr ist, dürfte es nur wenigen, vielleicht keinem gelingen, den
rechten Ton wiederzufinden.
365
In dieser Beziehung gibt die Ausstellung der Münchner Volksschulen
auf der Münchner Ausstellung 1908 außerordentlich wichtige Hinweise, wird
doch hier deutlich gezeigt, welch unheimliche Menge von Können im Kinde
schlummert und nur geweckt zu werden braucht, um sich üppig zu entfalten
welch unheimliche Mengen von Anlagen aber auch durch die noch vielfach
zu Recht bestehenden Schulmaximen verkümmern und zugrunde gehen!
Das alles tritt auch in der Kunst im Haus" zutage.
ßk ßk
III
Das Nebeneinanderbestehen volkstümlich wurzelechter und von
näher oder ferner hergebrachter Kunstäußerungen hat in den Ländern, die
bis zum Jahre 1864 zu Dänemark zählten und jetzt preußische Provinzen
sind, in Schleswig und Holstein, eine Unmenge außerordentlich bemerkens-
werter Dinge werden und glücklicherweise rechtzeitig die Beachtung eines
Mannes linden lassen, der, selbst aus dem Handwerkerstand hervor-
gegangen, ein scharfes Auge, tiefgehendes sachliches und historisches Ver-
ständnis für all das besaß, was kunstbedürftige Menschen vergangener
Zeiten um sich her in ihren großbäuerlichen Wohnhäusern entweder selbst
hervorbrachten, durch heimatliche sowohl als vorübergehend anwesende
fremde I-Iandwerkskünstler schaffen ließen oder, ihrer Behäbigkeit Ausdruck
zu geben, von außen bezogen,
ohne indes dadurch den Ge-
lassen ihrer Behausungen
den Charakter von etwas Zu-
sammengewürfeltem aufzu-
drücken. Offenbar steckte in
der ihrer Abstammung nach
keineswegs einheitlichen Be-
völkerung selbst man hat
es mit Angeln, Sachsen, Frie- '45
sen, Jüten und Leuten wen-
discher Herkunft zu tun
wenn auch nicht gleich-
mäßig, eine starke künstle-
rische Begabung. Sie äußert
sich auch heute noch haupt-
sächlich in plastischen Wer-
ken. Dies zu beweisen, bedarf
es nicht des Hinweises auf
Werke von der Bedeutung
eines Brüggemann-Altars
oder Innendekorationen, wie
die köstliche Betstube In Abb. zu. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Aus einem alten
Schloßkirche ZU GOÜOYP- S15 Musterbuch für Kleiderhandweberei, Originalzeichnung
alleinwürdennicht
bestimmend sein
für eine s0lcheAn-
nahme. Nein, die
außerordentlich
große Menge pla-
stischer Arbeiten,
die dem Alltags-
gebrauch gewid-
met und deren
Autoren nicht be-
kannt sind, spricht
auch dafür, claß
die einheimischen
Schnittker" das
größte Kontingent
der im Lande täti-
gen Bildhauer lie-
ferten.Werke,wie
der im Museum
zu Meldorfbeünd-
liche Prachtpesel
Abb. 2x. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Beiderwandstoß", Wolle und Leinen. aus defnHausg des
rot gelb eiß. XVI.
un ja un er von er nse um Marcus Schwul,
1568 datiert, weiter eine zahlreiche, verschiedenen Jahrhunderten ange-
hörende Reihe vorzüglicher Werke der Plastik aus dem Gebiet der religiösen
Kunst, endlich eine Legion von größeren und kleineren in den verschieden-
sten Museen befindlichen Einzelwerken geben Zeugnis davon, daß die Kunst-
pflege durchaus nicht bloß am Fürstenhof des Landes oder in den Sphären
hochgestellter und hochgebildeter Männer wie Graf Heinrich Rantzau blühte,
sondern im Bürgertum, vor allem in dem prävalierenden Bauernstand einen
festen Halt besaß. Wo das wohlhabende bäuerliche Element eine so hervor-
ragende Stellung einnahm, wie zum Beispiel in verschiedenen Teilen Schles-
wigs, kann von der bäuerlichen Kultur keineswegs als von etwas nebenher
Bestehendem die Rede sein. Sie trat vielmehr ausgesprochenermaßen in den
Vordergrund. Deshalb nimmt bei ihr auch das stark akzentuierte künstlerische
Bedürfnis einen Raum ein, der weit über das Durchschnittsmaß der Bauern-
kunst" hinausreicht.
Dem Begründer der umfangreichen Sammlung des Flensburger Museums
war es nicht darum zu tun, eine Ausstellung von Antiquitäten zusammen-
zutragen, wie man sie mehr oder weniger überall als Durchschnittsleistung zu
sehen bekommt. Die volkstümlichen Erscheinungen, das, womit sich der auf
der Scholle Geborene umgab, die Volkskunst, gab hier Veranlassung zu
einer in ihrer Art wohl ziemlich einzig dastehenden Sammlung. Der Volkskunst
ist in den weitaus
meisten Museen
nur ein äußerst be-
scheidener Platz,
in manchen über-
haupt gar keiner
eingeräumt oder
Volkskunstmuseen
geben ein ver-
zweifelt schlagen-
des Bild von der
Geringschätzung,
deren sich diese
äußerst wichtigen
Beiträge zur Kul-
turgeschichte zu
erfreuen haben, in
Wien beispiels-
weise." Das Flens-
burger Museum
Abb. n. Kunstgewerbernuseurn zu Flensburg. Beiderwandstoff mit Bäumchen-
etont V07 am muster. Zweite Hälfte des xvin. Jahrhunderts aus Leinen und Wolle. Wollschuß
andefn digse Seitg grün, Leinen nalurfarbig
der kulturellen Ver-
gangenheit des Landes. Mit vollem Recht. Daß übrigens neben tüchtigen
einheimischen Künstlern zweifelsohne auch zugewanderte oder durch-
reisende wesentlichen Anteil an diesem reichen Schatz von Überbleibseln
haben, ist nicht zu bezweifeln. Immer hat ein starker Zuzug süddeutscher
Künstler nach Dänemark stattgefunden. Der Weg dahin führte durch die
Herzogtümer. Bezeichnend dafür ist, daß der Dreißigjährige Krieg eine
fühlbare Lücke in der künstlerischen Produktion hervorrief. Die landläuiige
Arbeit stockte infolge der gehemmten Zuwanderung fremder Elemente.
Heinrich Sauermann, der allzufrüh verstorbene erste Direktor des Kunst-
gewerbemuseums zu Flensburg, hat das Verdienst, der systematischen
Ausplünderung, wie sie von allen Altertumsjägern seit Jahrzehnten betrieben
wurde, der Verschleppung manches für Stadt oder Land bedeutungsvollen
Werkes rechtzeitig für die Gebiete der Herzogtümer Schleswig und Holstein
begegnet zu sein. Das von ihm nach langer, fast ausschließlich mit eigenen
Kräften betriebener Sammelarbeit unter Beihilfe der Regierung zustande ge-
brachte Museum enthält kulturhistorische Schätze. Dem Begründer war es
durchaus nicht bloß darum zu tun, dieselben aufzustapeln, möglichst viel
Ein schroflerer Gegensatz als zum Beispiel die in den Treppenhäusern der Hofmuseen angeschlagene
Dekorationsweise und der überall sich fühlbar machende Platzmangel im Volkskunstmuseum Börse ist kaum
denkbar. Warum werden die Völker Österreichs nur bei Festzügen vorgeführt, nicht aber in dauernder Weise
durch das, was für ihre Kulturentwicklung von Bedeutung ist? Kaum ein Land Europas verfügt über einen
solchen Reichtum in dieser Hinsicht wie Österreich.
zusammenzubringen. Dafür
war er ein zu praktisch den-
kender Mann. Auch nicht zum
Kopieren wollte er das ge-
samte Material verwendet
wissen. Lange bevor man in
Deutschland an die Verbin-
dung von Museum und Lehr-
werkstatt dachte, hat Sauer-
mann allen Widerreden, allen
Anfeindungen zum Trotz eine
solcheAngliederungzurfrucht-
bringendenTatsache gemacht.
Ihr sollte indes nicht der hand-
werkliche Lehrgang ab ovo
zugrunde liegen. Sauermann
wußte, daß das unter den ge-
gebenen Verhältnissen ein un-
fruchtbares Beginnen sein
Abb. 23. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Beiderwandstoff werda Nur praktisch vorge'
mit Bäumchenmuster. Zweite Hälfte des xvxn. Jahrhunderts aus bildete fanden bei ihm Auf-
Leinen und Wolle. Wollschuß cochenillerot, Leinen naturfarhig nahrneIDaTinIiegtdaS Geheiß
nis seines Erfolges. Aus dem
Handwerker bildet er das ist ja die einzige Möglichkeit richtiger Erziehung
zur angewandten Kunst den Kunsthandwerker, das heißt Leute, die dem
materiell richtig bearbeiteten Kern die künstlerische Hülle zu geben verstehen?
Bei der Erziehung zur Reißbrettarbeit liegt der Fall meist so, daß die künst-
lerische Hülle zuerst in Betracht gezogen wird, das Notwendigere aber, der
materielle Kern den Künstler" verdammt wenig kümmert. Sauermann hatte
bald Schüler aus aller Herren Länder. Die von seinen mehr theoretisch als
praktisch gebildeten Kollegen anfangs angefochtenen und verlachten Schul-
prinzipien sind heute überall, wo diese Dinge wirklich ernsthaft genommen
werden, vollauf anerkannt.
Ein Fehler haftet dem Flensburger Museum an, der gleiche, der in
ungezählten andern Fällen auch gemacht wurde. Der entwerfende Architekt
hat sich mehr mit der Frage der monumentalen Erscheinung" des Ganzen
als mit der zweckdienlichen Unterbringung der vorhandenen Materialien
befaßt. Hervorragend schön auf baumumbuschter Höhe über der Stadt
gelegen, machte der Bau eine symmetrische Fassadenlösung keineswegs
notwendig. Weit eher war das Gegenteil am Platze. Aber das wäre ja nicht
monumenta gewesen. So entstand eben ein Bau, der vor andern seines-
Auch nach dieser Seite bietet die Ausstellung München 1908" ein außerordentlich instruktives Bild
der Heranziehung eines fachlich gründlich gebildeten, kaufmännisch und staatswissenschaftlich wohl unter-
richteten Handwerker- und Kunsthandwerkerstandes, ein Werk des genialen Münchner Schulrnanns Dr. Georg
Kerschensteiner.
gleichen, soweit es den architektonischen Teil betrifft, gar nichts voraus hat.
Die nach echt akademischen Prinzipien ohne jedwede Berücksichtigung des
vorhandenen Stoffes gelöste Anordnung des Ganzen schuf zwar viele Hohl-
räume zur Aufstaplung der Sammlungsstücke. Die zahlreichen, vollständig
vorhandenen, aus den verschiedensten Landesteilen stammenden Stuben
aber mußten, so gut es eben ging, in die Museumssäle eingebaut werden; in-
folgedessen korrespondieren ihre Lichtöffnungen keineswegs mit den Fenstern
des Museumsbaues. Die Einhaltung
der Achsen war ja natürlich weit
wichtiger als die sachgemäße Unter-
bringung des Stoffes.
Heinrich Sauermann ist an diesem
Kapitalfehler, der den weitaus meisten
Museumsbauten anhaftet, nicht schuld.
Er hat den Bau nicht projektiert. Sein
Teil an der Schöpfung liegt, abge-
sehen von der immensen Arbeit, die
damit zusammenhing, abgesehen
weiter von den höchst beträchtlichen
materiellen Opfern, die er, lange bevor
ihm die Regierung ihre starke Hand
bot, brachte, darin, daß die Frage des
Zusammenwirkens von Vorbild und
Neuschöpfung richtig erfaßt wurde
Auf Grund der einzig richtigen Über-
zeugung, daß Ersprießliches nur er-
reicht wird, wenn der Weg einer
wirklichen Wiederbelebung künstleri-
scher Volkskultur seinen Anfang beim
Einfachen nimmt, wenn die Entwick-
lung von innen nach außen erfolgt.
Wo das Umgekehrte erfolgt, ist und
bleibt Genuß und Erwerb künstleri-
scher Arbeit immer nur Vorrecht der
Besitzenden. DieWegdrängung breiter
Volksmassen von der Teilnahme am
Genusse künstlerisch notwendiger
Momente im Alltagsleben ist ein
großer Fehler moderner Regierungs-
weisheit. Deshalb wenden die klugen
Engländer ihr Augenmerk bei Grün-
dung und Ausbau ihrer gesundheitlich
unübertrefflichen, außerstädtischen
Volkswohnquartiere gerade diesem
Abb.24. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Beider-
wandstoff mit der Darsxellung vom verlorenen Sohn.
Zweite Hälfte des XVIII. Jahrhunderts aus Leinen
und Wolle. Wollschuß grün, Leinen naturfarbig
49
Gebiet in ganz hervorragender Weise zu,
während anderswo, zum Beispiel in
einer kürzlich stattgehabten, die Frage
der tatsächlich vorhandenen Wohnungs-
not behandelnden Versammlung der
Grund- und Hausbesitzer in München
seitens des Hauptredners, eines Rechts-
gelehrten, die Äußerung i-iel, daß man
über die mangelhaften Zustände in dieser
Richtung viel klüger sich ausschweige,
als daß man sie öffentlich bespreche.
Vogel-Strauß-Politik!
Sauermanns Tätigkeit entwickelte
sich, das ist eine der wesentlich ins Ge-
wicht fallenden Seiten seiner Schöpfung,
auf einem Gebiet, das, wie schon früher
bemerkt, keine ihrer Abstammung nach
einheitliche Bevölkerung aufzuweisen
hat. Sie komponiert sich aus ganz ver-
schiedenen Elementen. Was sie bei ihrer
Lebensgebarung umgab, ist nicht immer
bezeichnend für das ganze Land. Wohl
haben, wie überall, selbst bei relativ
rassereinen Völkern sich die verschieden-
sten Kultureinflüsse auch da gemischt,
um neue Typen hervorzubringen, indes
bleiben neben diesen und in breiterMenge
von außen her zuströmenden Einflüssen
immer für den einzelnen Stamm charak-
teristische Merkmale in reicher Menge
bestehen. Außerdem sprechen, wie über-
all, lokale Eigentümlichkeiten mit. Von
Abb. 25. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. höchstem Belang ist! daß Schleswig und
Gußeisßner Ofen. Sßzßnannlvr y-Bileesßrofßn" Holstein von jeher Crrenzgebiet zwischen
dem ausgeprägt deutschen Lande der
Niedersachsen und Skandinavien war. Die territoriale Grenze zwischen
beiden, das in Form eines riesigen Walles quer durch die ganze Halb-
insel laufende Danewerk", welches als Befestigung wohl zum letzten Male
während des 1864er Krieges von Süden kommende Truppen während einiger
Zeit aufhielt, war, von König Götrik im IX. jahrhundert zum Schutz gegen
feindliche Einfälle aufgeworfen, nicht bloß ein Verteidigungswerk. Es bildete
auch eine tatsächliche Kulturgrenze. Bezeichnenderweise war diese bloß
durch ein einziges Einlaßtor unterbrochen, das Wiegles- oder Heggedor.
Wohnten nun auch hüben und drüben Germanen, Glieder einer großen
Völkerfamilie, so sind doch zwischen ihnen Unter-
schiede einschneidendster Art in Menge vorhan-
den. Die Anlage des Bauernhofs schon gibt dafür
ein drastisches Beispiel. Übrigens sind die nörd-
lich dieses Grenzwalles wohnenden Dänen keines-
wegs immer ruhig hinter ihrer Deckung gesessen.
In manchem Feldzug wurde er überschritten, um
den Besitz des Landes in mancher blutigen Fehde
gefochten. Die Geschichte des Landes ist ein durch
kürzere oder längere Friedenspausen unterbroche-
nes ständiges Raufen um die Regierungsgewalt
und last not least um die möglichst aus-
giebige Anteilnahme der gesellschaftlich Höheren
am Besitz der ihnen Unterstellten. Kämpfe wie die-
jenigen der Ditmarsen um das Recht der freien
Selbstregierung, endigten, bloß für einen Teil des
Landes von Belang, zuerst in der blutigen Schlacht
am Dusend-Düvels Worf bei Hemmingstedt mit
der vollständigen Vernichtung eines dänischen
Ritterheeres. Ein halbesjahrhundert später rnußten
die freien Bauern nicht nur die vordem erbeuteten
Fahnen, eigenes Geschütz und Waffen an Herzog
Adolf von Gottorp, den Bruder Christians III. von
Dänemark, ihren Überwinder, abliefern, sondern
auf freiem Felde den Huldigungseid leisten und
vierundzwanzig der angesehensten Männer, da-
runter den nachmals zu hohen Ehren gelangten
Markus Schwin aus Lunden, als Geiseln stellen.
Die Verhältnisse ließen sich indes gerade im
Westen des Landes für die Bewohner weit gün-
stiger an als im Osten, blieb doch die freie Selbst-
Verwaltung der Gemeinden, die frei gewählte
Obrigkeit und manches andere bestehen, was
nicht nur eine leichtere Bewegung überhaupt ge-
stattete, sondern auch in kultureller Beziehung von
371
Abb. 26. Kunstgewerbemuseum zu
Flensburg. Madonnenstatue aus
Eichenholz mit Resten der Be-
malung, Nordschleswig. XVJahr-
hundert
größter Wichtigkeit war. Für die Bedeutung der Kunst im Hause sind
diese Verhältnisse von größtem Belang gewesen. Eine kurze Erläuterung,
wie sie Meiborg in seinem grundlegenden Werke Nordiska Bondergaarde
det x63 17' og x8' Aarhundrede, Kjpbenhavn bei Lehmann und Stager, 1893"
deutsch von Richard Haupt, Verlag von Jul. Berger in Schleswig 1896 gibt, sei
deswegen hier eingefiochten. Sie ist, weil bezeichnend für die völlig diffe-
rierende Entwicklung der Landesteile, von Belang. Es heißt da pag. 26 Im
Westen waren viele Bauern Eigentümer, doch war die Zahl der Erbpächter
weit größer. Diese standen jenen nur wenig nach, da ihnen die Gebäude mit
49'
372
allem Inhalt gehörten und sie in gewisser Weise auch
nach freiem Ermessen mit dem Grund und Boden
schalten und walten konnten. Es konnte ihnen gestattet
werden, den Hof zu verkaufen, und sie hatten das Recht,
eines ihrer Kinder nach eigener Wahl in die Nachfolge
einzusetzen. Wer so in den Besitz trat, erhielt den
einen Teil vorweg. Das übrige wurde unter die Ge-
schwister gleichmäßig verteilt. Auf manchen dieser
Feststellen zahlte man nicht einmal ein Antrittsgeld,
sondern gab nur ein jährliches. Solche Höfe konnten
also als Eigentum angesehen werden, auf dem eine
unablösliche Rente ruhte. In der ersten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts schätzte man den Anteil eines
Bauern an einem Erbpachthof auf 1000 Mark lübisch
und darüber. 1751 ward ein Eigenhof zu Rott auf
6291 Mark 12 Schilling veranschlagt für jene Zeit
eine höchst ansehnliche Summe.
Im Osten waren nahezu alle Höfe auf Lebens-
zeit in Leibfeste verpachtet. 1741 befand sich im Amte
Hütten nur ein Erbpächter, nicht ein einziger Eigen-
tümer. Hier hatten die Gutsbesitzer ganz freie Hand
über die Bauernstellen. Nicht nur das Land, auch die
Gebäude, die besten Pferde, die Wirtschafts- und Haus-
geräte gehörten der Herrschaft. Bei Sterbefällen über-
stiegen die Landgeld- und Steuerrückstände meist den
Wert der übrigen Hinterlassenschaft und das gewöhn-
liche Erbteil bestand in Schulden und Verpflichtun-
gen. Auch im übrigen zeigt sich der entschiedenste
Gegensatz in den Verhältnissen der einzelnen Teile
der Landschaft.
Abb 17' K""S'g"""bem"""m Im Westen herrschte Selbstverwaltung der Ge-
zu Flensburg. johannessmtue
aus Eichenhol, mit Resm, meinde. Die von Bauern aus ihrer Mitte gewahlte
Bmahmß- Nmdschlvswiß XIV- Obrigkeit hatte über die meisten Vergehen zu richten
Jahrhundert und die ganze Nachbarschaft vollzog das Urteil.
Lagen ungewöhnliche Sachen vor, so ging der Lade- oder Botenstock um
und berief zum Dorfding, wo dann der Ältermann die Vorschläge machte,
die Männer des Ortes abstimmten.
Im Osten waren die Gutsbesitzer Alleinherrscher. Der gemeine Mann war
leibeigenx. Den Festern gegenüber griffen die Edelleute in alle Verhältnisse
Über die Einführung der Leibeigenschaft gibt es keine bestimmte Nachricht. Dr. Georg Hausen meint,
daß sie erst ums jahr xöoo aufkam und in den Bestrebungen des Adels, seine Landwirtschaft auszudehnen und
zu verbessern, ihren Ursprung hat. Als die Anforderungen an den Staatshaushalt stark gestiegen waren, mußte
die Regierung bei den Edelleuten hohe Anleihen machen und ihnen dafür Rechte einräumen. Diese Einräumun-
gen bestanden in der Regel in Übertragung der Kronrechte über die Bauern. Nun war von den Verpfiichtungen der
Bauern ein Teil, die Spann- und Hauddienste, unbestimmt. Sie wurden nur gelegentlich verlangt, wenn sich die
Fürsten in der Gegend aufhielten. Nachdem aber das Recht darauf an eine ständig arn Ort befindliche Herrschaft
ein. Die sonst von den
Älterleuten geübte Gewalt
war auf dieI-Ierrschaft über-
gegangen, welche sie durch
ihre Reitvögte und Auf-
seher ausübte. Diese fällten
die Urteile und vollzogen
die Bestrafung. An Stelle
der Brüchen niedere Stra-
fen, die mit Geld beglichen
wurden, Sachen, die an
Haut und Haar" im Gegen-
satz zu jenen, die an Hals
und Hand" gehen trat Ge-
fängnis und körperliche
Züchtigung. Wer einen Be-
sitz erpachtete, erhielt auch
das Recht zu bestrafen mit
Peitschen, Keller und
Pfahl". Was in den Dörfern
Rechtens sein sollte, be-
stimmte der Gutsherr; selbst
die Gildeordnungen wurden
nach seiner Willkür geän-
dert oder aufgehoben; sie
tragen denn auch zum Teil
unverkennbar den Stempel
davon. So heißt es bereits
im Jahre 1587 in der Gottorper Dorfbeliebung
.173
Abb. 28. Kunstgewerbernuseum zu Flensburg. Geschnitzxe Säulen-
schäfte von einem Schrank mit zurückspringendem Geschoß.
Zirka 1590, Eichenholz
Wir Junker
haben den Kirchspielleuten gestattet, einmal im Jahre zusammen zu kommen
Doch darf sich kein junges Volk einfinden
Erdreistet sich ein
Knecht, am Gildetisch Platz zu nehmen, so soll man ihn vor seine Obrigkeit
führen, die ihn so nachdrücklich strafen soll, daß er andern als warnendes
Beispiel dienen kann." Das ging so weit, daß die Leute zum Abendmahl
gelangt war, wurden sie sozusagen täglich gefordert. Dazu kam, daß jahraus, jahrein so hohe Abgaben zu
zahlen waren, daß manchem Bauer für seine und der Familie Bedürfnisse nichts llbrig blieb. So wie der Bauer
aber verschuldet war, hatte ihn der Edelmann in seiner Gewalt. Daß diese Verhältnisse im südlichen Schleswig
viel trauriger wurden als anderswo, hat seinen Grund darin, daß der holsteinische Adel, welcher hier hauste,
die Ausnutzung seiner Rechte weit besser verstand als die übrigen Gutsherren. Die Gutsfelder wuchsen ins Un-
glaubliche und wurden ringsum eingehegt. Die Gemeindeweiden wurden beschnitten, viele Bauernstellen nieder-
gelegt und vielen das Land entzogen, das ilher ein kleines festgesetztes Maß hinausging. Die Frohuden mehrten
sich in dem Maße, je kleiner die Anzahl der Gutshauern wurde, und drückte urn so mehr, je mehr ihr Wohlstand
abnahm. Es gab Güter, auf denen jede Paehtstelle fast täglich zwei, drei Mann und vier Pferde für den Dienst
der Herrschaft stellen mußte. Noch heute sind die Folgen der Unterdrückung in diesen Gegenden erkennbar.
Auf den großen Gütern in Schwanseu triEt man es noch oft genug, daß die Nachkommen der Leibeigenen
demütig mit dem Hut in der Hand dastehen, wenn jemand mit ihnen spricht, der nicht dem Bauernstande
angehört.
57'1-
gehen mußten auf Anordnung und unter An-
führung des Reitvogtes. Das Gesagte wird aus-
reichen, um klarzustellen, daß in der Lebens-
haltung der verschiedenen Landesteile Verschie-
denheiten fundamentaler Art vorhanden waren,
die natürlicherweise auch auf das Haus und seine
Ausstattung zurückwirkten.
II
ßk
Eines trifft bei all den alten Bauernhäusern
des Landes zu, ein sichtliches Konzentrieren alles
dessen, was die Umgebung angenehm macht, auf
die Innenräume. Offenbar lebten diese zum Teil
sehr begüterten Leute bereits nach dem ver-
nünftigen englischen Prinzip, daß Häuser zum
Bewohnen, nicht aber zum Anschauen da seien.
Ist auch da und dort durch die verschiedenartige
Verfugung der in Backstein ausgeführten Fach-
werkausmauerung eine dekorative Wirkung des
Äußeren angestrebt, so tritt sie doch, was Ver-
ausgabung der angewandten Mittel betrifft, nicht
in Konkurrenz zu dem in den Wohn- und Re-
präsentationsgemächern des Innern entfal-
teten Aufwand. Leider sind nun, wie bereits
gesagt, im Flensburger Museum nur einzelne
Zimmer, keine Gesamtanlage zur Aufstellung
Abb- 15- K""stg"'"b'm"s'"m gelangt. Diese aber allein gibt schon den
Flensburg. Fensterpfosten aus einem
Flensburger Hause um 155., richtigen Begriff dafür, was die in manchmal
geradezu verschwenderischer Weise aus-
gestatteten Pesel unter den Räumen des ganzen Hauses für einen Rang
einnehmen. Im Altonaer Museum ist ein Teil des Hauses, das Flet und
die daranstoßenden Siddelser Abbildung 39, welche jedoch mit nicht ganz
richtigem Lichteinfall, in dem kleinen vortrefflichen, von einem einzelnen
Manne zusammengebrachten Museum in Celle eine Diele von mäßigen
Dimensionen aufgestellt. Ein vorzüglich in allen Teilen erhaltenes Beispiel
dagegen ist der schon einmal zitierte Ostenfelder Hof im Bautenmuseum zu
Lingby bei Kopenhagen. Schon mit Rücksicht auf seine Dimensionen verdient
er als achtunggebietendes Beispiel genannt zu werden. Um die im Flens-
burger Museum aufgestellten Pesel richtig zu würdigen, sei in Kürze die
ganze Anlage eines solchen, für die westlichen Teile des Schleswig-Hol-
steinschen Landes charakteristischen Hofes skizziert. Man hat es mit einem
Rauchhaus, das heißt mit einer kaminlosen Anlage zu tun, die von außen
gesehen Abb. 34 sich als große, einheitliche, geschlossene Baumasse,
ohne zeitliche Anbauten, ohne jedwede Gliederung darbietet. Das tief
.114
herabreichende, schilfgedeckte Dach legt sich massig breit auf die in Fachwerk
mit kleinen Füllfiächen ausgeführte Umfassungsmauer, die indes nur Abschluß
der Innenräume, nicht Trägerin des Dachstuhles ist". Letzterer hat seine
Stützen in den kolossalen Ständern des bloß bei weitgeöffnetem Haupttor
durchlichteten dreischifiigen Innern, das man durch die meist schmucklose,
große, von zwei kleinen Fensterchen Hankierte Haupttür betritt. Grundriß
und Schnitte, aufgenommen vom Verfasser, Abb. 35 und 36, Diele, Abb. 37,
Blick vom Pesel gegen die Siddelser Abb. 38. Alles Holzwerk ist durch den
jahrhundertelangen Niederschlag des durch die oHen brennende Torffeuerung
stark rußenden Rauches geschwärzt, ja, beim Betreten der gewaltigen Halle
macht sich noch heute, nach vielen Jahren des Nichtgebrauchs der Feuer-
stelle, ein scharfer Rauchgeruch bemerkbar. Wie unter anderm beim Schwarz-
wälder Hause diente der zwischen den einzelnen Bunden bloß durch lose
hingelegte Bretter gebildete Boden der Aufschichtung von Getreide, das
unter der Wirkung der rauchgeschwängerten Luft rasch trocknete. Es gab
also keinen eigentlichen Dachboden. Im gepflasterten Mittelschiff des Raumes
standen die Wagen, das Ackergerät. In den kapellenartig abgeteilten Seiten-
schiffen dagegen befanden sich
Stallungen. Geradeaus am Ab-
schluß des Mittelraumes liegt die
niedrige Feuerstelle Abb. 36.
Die dahinter befindliche Rück-
wand, durch ein reich mitSchüs-
seln, Kupferkesseln und der-
gleichen vollgestelltes Wand-
brett ausgezeichnet, das im
Scheine des lodernden Feuers
dem Platze etwas außerordent-
lich Schmuckes mag verliehen
haben, ist ursprünglich Ab-
schluß des Ganzen. Der hier
befindliche Pfosten, der Krüz-
boom oder Randboom, war die
Säule, an der sich ursprünglich
Nur liegt ein ganz charakteristischer
Konstruktionsuntersehied zwischen dem
Binnen- und dem Küstenlandbaus vor.
Während bei ersterem die Mauer das tra-
gende, den festen Abschluß nach außen bil-
dende bauliche Glied ist und der Dachstuhl
auf diesem ruht, ist da, wo Wassernot die
menschliche Ansiedlung bedroht, der fest ein-
geramrnte Pfahl, das Ständerwerk, die Stütze
des Daches, die dünne Mauer dagegen, welche
konstruktiv bedeutungslos ist, dient nur als
Abschluß nach außen. Sie ist nicht tragendes Abb. 3a. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Fensterplosten aus
Element. einem altem Flenshurger Hause um 1550. Eichenholz naturfarbig
m.
..
..
..
h.
..
w.
u.
b.
der drehbare Arm in den Rauchstuben der altnor-
wegischen I-Iäuser die Göja", der Galgen mit
Vorrichtung zum Aufhängen der Kessel über dem
Feuer befand. Hier, wo auch meist die Handmühle,
die Quern", stand, war der Platz der Hausfrau,
wenn sie zur Winterszeit im Kreise der Mägde den
Faden zu allerlei Gespinst bereitete. Daß darin
Vorzügliches in den verschiedensten Techniken
geleistet wurde, zeigen die außerordentlich zahl-
reichen, in bezug auf Ausführung geradezu muster-
gültigen Arbeiten, die das Flensburger Museum
bewahrt Köstliche Webereien aus Leinen und
Wolle, Beiderwandstoffe, stets in zwei Farben aus-
geführt und außerordentlich abwechslungsreich im
Dessin, von einfach geometrischem Muster bis zu
komplizierten figuralen Szenen Abb. 21, 22, 23,
24. So wie diese Dinge, gehören auch die vorzüg-
lichen Spitzenarbeiten, die,hauptsächlich im Kreise
Tondern hergestellt, dem Lande im XVIII. jahr-
hundert eine Quelle reichlicherEinnahmen wurden
noch x8I2 waren über 12.000 Personen mit Klöp-
pelei beschäftigt zur Hausindustrie, ebenso die in
bezug auf farbi-
ge Zusammen-
stellungoftfrap-
pierend schö-
nen, freihändig
Abb. 33. Kunstgewerbemuseum zu
Flensburg. Schmiedeeisen-m Trä-
llnd auf dem ger. XVlll. jabrhundert
Webstuhl her-
gestellten Stuhl und Bankkissen in Noppen-
technik oder mit aufgeschnittenen Büscheln
in Art der Drellweberei, auch in Gobelin-
manier Abb. 4x.
Rechts und links von diesem Platz,
quasi ein Querschiff, befinden sich die Sid-
delser, Nischen mit Tisch und ringsum-
laufenden Bänken. In den Wänden, tags-
über durch reichgemusterte Vorhänge in
Beiderwandweberei dem Blick verborgen,
befinden sich Kastenbetten Abb. 39.
Die Zahl der Räume in diesem Umfang
Abb. 3. Kunstgewerbemuseum zu Flens- bezeichnet die ältere Art der Anlagen, in
burg. Scbmiedeeiserne Krone aus Klockries. denen Herrschaft, Gesinde und unter
XVIII. Jahrhundert; diente als Träger zum
Zgugurockngn übe; dgm Bilggggfqfgn einem Dach vereinigt waren. Sind nun
so
37a
auch vereinzelte
Beispiele solcher
Bauweise, die im
prinzipiellen Ge-
gensatz zu den
skandinavischen
Anlagen stehen
ursprünglich alle
Räume in beson-
derenI-Iäusernge-
sondert, mit fort-
schreitender Ent-
wicklung mehr
und mehr unter
Abb. 34. Bautenmuseum zu Lingby bei Kopenhagen. Ostenfelder Hof. Außenansicht ein efn Dach ge-
einigt, auf unsere
Zeit gekommen oder haben sich, wie in Skandinavien, uralte Typen trotz aus-
wärtiger Einflüsse doch immer wieder neben höher entwickelten gebildet Er-
bauung der letzten Röck-Stuga", des ältesten, primitivsten Haustypus, im
Jahre 1826, so ist doch anzunehmen, daß das Zusammenwohnen von Be-
sitzer und Dienstboten, dazu die Unterbringung von Vieh im nämlichen Raum
schon im XVI. Jahrhundert nicht mehr allgemein üblich war. Eine Trennung
war möglich durch Anbauten wie beim Ostenfelder Hof und dies ist in
einer großen Zahl von Fällen eingetreten, weiter aber durch Verlegung der
Stallungen in besondere Gebäude. In diesen Anbauten nun liegt meist der
Pesel, das Staatszimmer des Hauses und, wie beim Ostenfelder Hof, auch
ein geräumiges Schlafzimmer Abb. 40 für das hausbesitzende Elternpaar. Die
Siddelser sind fast durchwegs zwei Fach groß", haben dementsprechend auch
zwei Fenster, der Pesel dagegen ist drei Fach groß", hat also auch dem-
entsprechend drei Fenster. Dort wurden die beim Fensterbier" gestifteten
Scheiben eingesetzt, wenn eine I-Iauseinweihung stattfand. Der unter Ab-
bildung gegebene Pesel aus der Wilstermarsch ist genau beim Eingang
zum Haus eingebaut gewesen, entstammt also einer Anlage, die bereits
den eigentlichen Wohnhaustypus trug.
Aus den zahlreichen älteren, noch bestehenden Gehöften ist jetzt
die ehemalige Einrichtung des Pesels überall verschwunden, Getäfel und
Plafondverkleidung abgenommen, an Altertumshändler, an Museen verkauft,
in letzteren, zum Teil wenigstens, aufgestellt, meist aber, wie schon be-
merkt, bloß als Raum", nicht aber so, daß die Bedeutung des ehemaligen
Prachtraumes dem Beschauer klar wird. Nichts erinnert mehr an die ursprüng-
liche Verfassung der Sache. Man muß es lebhaft bedauern, daß der Ge-
danke an die Konservierung kompletter, kulturell so hochwichtiger baulicher
Anlagen nicht zur rechten Zeit jene Kreise zu erwärmen vermochte, die
jeden römischen Topfscherben, jedes noch so rohgeformte prähistorische
i. .,.,
Qgäiil iä"ll'l""""l'lllll'
III-l liluuuul I.
PEÖIBpgrYnIInIÄA.
ne1ek
Abb. 35. Bautenrnuseum zu Lingby bei Kopenhagen. Grundriß und Lingsschnitt des Ostenfelder Hofes, Auf-
nahme von Berlepscb-Vnlendäs
Gefäß bergen, bestimmen, beschreiben und als Entwicklungsglied einer Kultur
schätzen. Im vorliegenden Fall handelte es sich doch gewiß um mindestens
ebenso wichtige Dinge, deren Verschwinden gewiß später außerordentlich
bedauert, deren geringwertige Einschätzung unserer Zeit einmal zum Vor-
wurf gemacht werden wird. In Berlin trägt man sich neuerdings mit der
Gründung eines Bautenmuseums, zwecks dessen Herstellung der deutsche
Kaiser ein umfangreiches Grundstück angewiesen hat. Hoffentlich wird das
Ganze eine des Themas würdige Schöpfung, nicht bloß eine Art von
Panoptikum mit Wirtschaftsbetrieb.
Das Flensburger Museum enthält unter seinen Reichtümem eine ganze
Reihe solcher Peselausstattungen Abb. xo. Als Ergänzung
mögen die zwei Abbildungen, Nr. und 13, dem Altonaer Museum entnommen,
dienen. Der Boden dieser Räume war in den älteren I-Iausanlagen nur selten
gedielt, bei späteren ist öfters Plattenbelag angewendet. Die Wände sind
zum Teil, auch ganz vertäfelt. Eine große Rolle spielt die in holländischen
50'
310
KachelnausgeführteWandverkleidung.
Bis spät ins XVII. Jahrhundert hinein
erhält sich bei der Vertäfelung die An-
ordnung senkrecht nebeneinander ge-
stellter Bretter, oben und unten durch
eine Querleiste zusammen gehalten
siehe Abb. Zimmer von der Hallig
Hooge. Unter dem Einflusse der Re-
naissance, deren Omamentformen, wie
auch anderwärts, oft weit früher in Ge-
OSTEHFELDER
Querschnitt des Ostenfelder Hofes. Aufnahme von tritt später natürlich auch mghr oder
Bmepscihvalmdas weniger reiches Rahmenwerk ein. Über
dem Getäfel ziehen sich zumeist breite Borten hin, zur Aufstellung von
allerlei dekorativem Geschirr Schien-Teller bestimmt. Das Land selbst
besaß eine Reihe keramischer Werkstätten, die außerordentlich im Flor
standen, und Ziergefäße in reicher Wahl Abb. 42 bis 46 lieferten, so
vor allem die älteste Fayencefabrik zu Schleswig gegründet 1755, dann
jene von Flensburg gegründet 1760 von Jakobsen Braderup, zu Rends-
burg gegründet 1767 von Crisebye und Eckernförde 1760 oder 1764
Abb. 37. Baulenmuseum zu Lingby bei Kopenhagen. Diele im Ostenfelder Hof
rllHJJAntnmQI
.u.n.vn..l.
1M1J711A1AJA
M.
f.
Abb. 38. Bautenmuseum zu Lingby bei Kopenhagen. Ostenfelder H0
Abb. 39. Museum zu Altona. Flee Herdplaxz und Siddels in einem niedersächsischen Hause
v...
m.
v.
o.
d.
b.
gegründet durch Johann Nikolais Otto, von Kiel,wo seit 1758 Peter Grafe eine
Porzellan- und Ofenfabrik betrieb. Manches gute Stück stammt aus Stockels-
dorf bei Lübeck; einen ganz hervorragenden Platz aber beanspruchen die
Fayencen von Kellinghusen, wo seit 1765 keramisch gearbeitet wurde.
Welchen Umfang die Sache hier annahm, geht daraus hervor, daß nach und
nach sechs gut beschäftigte Werkstätten entstanden, die letzte 1816. Vielleicht
hing das mit dem Umstand zusammen, daß die Kellinghuser Ware, dekorativ
derb behandelt, im Preis sich billiger stellte als andre Fabrikate. Neben
diesen bunten Zierstücken aus gebrannter Erde enthielten Schränke und
Borten des Pesels natürlich auch allerlei metallene Gerätschaften, unter
denen in Messing oder Kupfer getriebene Ofenstulpe und Kohlenbecken,
ein solches, an der Wand aufgehängt, auf Abb. I3 auch Beleuchtungs-
körper besonders zu erwähnen sind. Die Decke des Raumes wies zumeist
die kräftigen Unterzüge der Dachkonstruktion mit einfach gehobeltem
Bretterbelag, der, wie der Pesel aus der Wilstermarsch Abb. zeigt, Ge-
legenheit zur Anbringung von Malereien, im vorliegenden Fall aus dem
Leben Jesu, bot.
Eine Gestaltung eigener Art des Pesels zeigt Abb. 6. Das Zimmer stammt
von Nieblum, Insel Föhr, einer der dem westlichen Festlande vorgelagerten
333
Inseln, die zweifelsohne
ursprünglich mit der
Küste zusammenhin-
gen. Die I-Iäuser da-
selbst, auch in Sylt und
Amrum sind häufig
starken Stürmen und
Wasserfluten ausge-
setzt, die alles,was nicht
von außerordentlich fe-
stem Gefüg ist, nieder-
reißen. Auf den Lang-
seiten der Gebäude,
häufig auch in der
Mitte, sind deshalb
ganz schwere Unter-
züge über den kräftigen
Ständern eingelegt, auf
denen die ganze Last
des Daches ruht- ver" Abb. 4x. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. ln Smymatechnik geknüpftes
Stärkt diese Kon- Stuhlkissen vom Jahre 1829. Kette Leinen, Knüpfgarn rot und blaue Wolle
struktion durch Kopf-
bänder und Streben, die wieder jeden einzelnen Bund mit dem andern, nächsten
verbinden. Wurde nun auch bei Wassernot das Mauergefüge zwischen den
I-Iolzkonstruktions- Stücken
erschüttert oder herausge-
spült, so leistete doch das
Balkengefüge nachhaltigen
Widerstand. Zwischen den
Standern sind in diesen frie-
sischen Häusern erkerartige
Ausbauten zu finden, deren
PlafondschrägungderDach-
linie folgt. Hier ist denn auch
immer ein Fenster von be-
trächtlicher Länge einge-
setzt, in dessen Nähe sich
Arbeits- und Eßtisch be-
finden. So ein Kattschurf"
oder Kattschirm" gibt dem
ganzen Raum einen äußerst
ehaglichen Anstrich- Der
Pesel ist meist, wie schon
Abb. 42. Kunstgewerberuuseum zu Flensburg. Glasierte Schüssel gesagt, durch dreiteilige
Abb. 43. Kunslgewerbemuseurn zu Flensburg. Tonschüssel Abb. 44. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Tonschüssel mit
mit gelber Glasur und brauner Schlickerbemalung vom Jahr brauner Glasur und gelber Schlickerbemalung vam Jahre x75 aus
1747 aus Tellingstedt Tzlingstedt in Ditrnarschen
Abb, 45. Kunstgewerbernuseum zu Flensburg. Kellinghusener
Zierschüssel, Ende des XVIll. Jahrhunderts
Abb. 46. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Kellinghusener
Zierschüssel, Ende des XVIII. jahrhunderts
.......
Abb. 47. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Bauern-
stuhl aus der Wilstermarsch, 1795
Abb. 48. Kunstgewerhemuseum zu Flensburg. Hol-
ländischer Stuhl aus zinem Sch1eswig'schen Bauern-
haus, XVII. Jahrhundert
Fenster ausgiebig erhellt. Neben der Tür zur Diele befand sich auch
meist ein kleines, verglastes Guckloch, das dem Bauern ermöglichte, vom
Zimmer aus die ganze Diele und die daselbst sich vollziehende Arbeit zu
beobachten. Ursprünglich war das Holzwerk wohl meist naturfarben.
Wo Bemalung, hauptsächlich in Blau mit dezenter Anwendung von Weiß,
Rot, Grün auftritt, datiert sie aus späterer Zeit, ist aber zumeist mit großem
Geschick appliziert. Farbe spielt auch bei den Mangelhölzern Abb. I8
und 19 eine große Rolle und läßt sich deren Provenienz in vielen Fällen
aus der Tonskala bemessen, ebenso an den zuweilen dreieckigen, mit Flach-
schnitzerei versehenen Borten, an geschnitzten Deckeln zu Krausenschachteln
und anderen Objekten des Hausfleißes.
Eines ist und bleibt an diesen bäuerlichen Schaugemächern, bei denen
die Ausbildung der Wände in zierlich gegliederter Schreinerarbeit, wie zum
Beispiel bei den Peseln aus der Wilstermarsch, Abb. zund oder in Belag
mit Delfter Platten ein sehr feines Empfinden in dekorativen Dingen verrät,
51
Abb. 49. Kunsxgewerbemuseurn zu Flensburg.
Bauemstuhl aus Nordfriesland, XVIILJaI-lrhundert
I1
um Aßß
IQUQ"!
Abb. 50. Kunsxgewerbemuseum zu Flensburg. Bauern-
stuhl von der Insel Föhr
Bonnunuwm- chwmnou. QM iuuu. Co
uivmoü hau min xcuknum üäimnih zu Enomq-Eonkoiou-mnnv- .2 bei
früh tAEC .12!i.ß azfxnu
käuäcnuwvü .MuIDwG01wm an äzumnEunhuivmäcnvm .924
2..
313x111. xlllli
ißß,
seltsam. Sie waren
nämlich gar nicht
odernurinhöchstun-
vollkommener Wei-
se heizbar. Daß offe-
nes Herdfeuer, wie
es auf dem Herd
der Diele angemacht
wurde, schon auf
kurze Distanz seine
wärmende Wirkung
verliert, ist klar. Wo
eine Kachelwand,
die übrigens auch
gegen die äußere
Feuchtigkeitschützte,
allenfalls die strah-
lende Wärme der
Feuerstelleaufnahm,
trat vielleicht eine
mäßige und für Stun-
denandauerndeTem-
perierung, keines-
falls aber eine aus-
giebige Erwärmung
Abb.54.Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Schrank Jlreigeschossig, aus ein- Man stellte nun
Tondem. Ende des XVI. jahrhunderts zwar oft 1m P9561
einen Ofen auf, es ist
der Bylegger" Abb. I3, man setzte ihm unter Umständen ein
messingenes oder kupfernes,schön getriebenesRohr Abb. 25 auf und erweckte
damit den Anschein, als sei hier eine regelrechte Feuerungsvorrichtung mit
entsprechender Rauchabführung. Der Ofen hatte indes weder das eine noch
das andre. Er war vielmehr nur ein durch relietierte Eisengußplatten um-
schlossener Hohlraum ohne Anfeuerungsößnung, ohne Rauchabzug; das
darauf gesetzte Rohr führte weder zu einem Kamin, noch sonst wohin es war
lediglich Dekorationsstück, zwecklos vorhanden, denn die glimmenden Torf-
stücke, die man in den Bylegger schob, brannten ohne dieses Rohr genau ebenso
schlecht wie mit demselben, denn der Ofen hatte keinen Zug. Das Ganze war
also eigentlich überflüssig, bloß Zierat. Merkwürdig bleibt dies immerhin, nach-
dem im skandinavischen Norden die Feuerungsanlagen weit vollkommener in
ihrer praktischen Durchbildung waren, in den städtischen Niederlassungen des
Landes aber der Kachelofen, wie ein prächtiges, aus Lüneburg stammendes
Exemplar der Flensburger Sammlung beweist er stand, wenn ich nicht irre, in
einem Flensburger Hause zum mindesten nicht unbekannt war. Sauermann
359
berichtet, daß zur Er-
wärmung der Räume
stark erhitzte Steine
und Eisenplatten ver-
wendet wurden, mithin
eine durchaus primitive
l-Ieizmethode in Übung
gewesen sei, ähnlich
derjenigen, wie sie die
Finnischen Hütten auf
Skanse bei Stockholm
aufweisen.
Aus einer mit hol-
ländischen Kolonisten
besetzten Niederlas-
sung des Landes, aus
Friedrichstadt, stammt
das vom Jahre x62 da-
tierte Zimmer, Abb. 12.
Die Beheizungsanlage
ist hier nach nieder-
ländischem Muster in
Form eines großen Ka-
mins ausgeführt, mit-
hin war auch dieser
Typus der Feuerung
keine absolut landes-
fremde Sache. Und al-
les das hat der Bauer,
trotzdem er sich mit Abb. 55. Kunstgewerbempäziärgtträjäeriitgizrg. Geschnitzter Schrank
Schaustücken aller Art
umgab, seinen Vermögensverhältnissen mithin deutlichen Ausdruck verlieh,
nicht zu seinem Gebrauch herangezogen, er blieb vielmehr in ungezählten
Fällen bis in unsere Tage hinein an Dingen hängen, die schon rein aus
Nützlichkeitsrücksichten, sollte man glauben, längst durch Besseres hätten
überholt werden müssen. Bernhard Ohlsen, der Schöpfer des dänischen Volks-
museums in Kopenhagen, der nimmermüde Forscher auf dem Gebiet
nordischer Volkskunde, hat den Krieg von 1864 auf dänischer Seite als Soldat
mitgemacht. Er erzählte dem Verfasser dieser Zeilen, daß er sowohl wie seine
Kameraden oft trotz Schnee und Kälte ein Quartier im Freien dem Aufent-
halte in diesen Rauchhäusern verzogen, die, er betonte das ausdrücklich,
damals noch den weitaus vorwiegenden Typus des schleswig-holsteinschen
Bauernhauses bildeten. Man hat es also in allem, was für die bäuerliche Kul-
tur dieser Lande bezeichnend ist, mit einer höchst eigenartigen Mischung
OH"
zwischen starrer, an Primi-
tivem festklebender Tradition
und von außen gekommenen
Einflüssen zu tun, ein Beitrag
mehr zu der Tatsache, daß man
nirgends auf der Welt, außer
vielleicht bei ganz weltabge-
schlossenen Menschen, nach
längerer Zeit von einer Rein-
kultur" sprechen kann. Alles
ist Mischung, alles Zusammen-
treffen der verschiedensten
Einflüsse.
Außer der großen Reihe
wohl konservierter Innen-
räume, die das Flensburger
Museum besitzt, sind, wie das
beim Retten von Hab und Gut
vor Feindeshand Händler
und Käufer, von denen ganze
Landstriche systematisch
durchsucht und gegen Be-
zahlungausgeplündertwerden,
sind in gewissem Sinne nicht
anders zu bezeichnen nicht
anders möglich ist auch
eine Unmasse von Einzel-
stücken und Fragmenten all
jener Dinge vorhanden, die zur
häuslichen Ausrüstung ge-
hörten. Daß hiebei nicht aus-
schließlich die Volkskunst, das
bäuerlicheElementinBetracht
gezogen wurde, ist selbstver-
ständlich.Sotretendennneben
die zahlreichen Zeugen der
spezifisch ländlichen Kultur-
eigentümlichkeiten eine Men-
ge von Erscheinungen, die,
wenn auch für anders geartete
Abb. 56. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg. Eckschrank, so-
genannter Hörnschapp" aus Norder-Ditmarschen Bedurfnlsse entstanden doch
mit den ersteren in nahen Be-
ziehungen stehen. Es ist kaum anzunehmen, daß zum Beispiel die außer-
ordentlich zahlreichen Schnittker, die in Stadt und Land ansässig waren,
v7?
r.
f.
Abb. 57. Kunstgewerbemuseum zu Flensburg.
nicht für die Bedürfnisse der Stadtbewohner und ländlichen Junker ebenso
gut gearbeitet hätten als für die des reichen Bauern. Die von Künstlerhand
hergestellten Arbeiten im Hause des letzteren werden durch keinerlei aus
I-Ierrenbesitz stammende Dinge übertroffen. Der Markus Swinsche Pesel aus
Lunden würde in jedem Herrensitze als Morceau de resistance gelten
können.
An den Einzelstücken läßt sich deutlich verfolgen, wie verschieden
schnell neue Einflüsse Wurzel faßten. So ist zum Beispiel an dem leider nur
fragmentarisch vorhandenen Getäfel von Drengstädt, 1650 datiert Abb. die
Konstruktion nochvöllig mittelalterlich, das Rahmenwerk nicht tatsächlich vor-
handen, sondern durch Schnitztechnik imitiert und die ornamentale Füllungs-
weise entschieden als Versuch" zu bezeichnen. Die gleiche Konstruktion
tritt auf bei dem Getäfel von Gjenner, 1637, bei dem Zimmer von der Hallig
Hooge, 166g. Bei dem Zimmer von Föhr, 1631, steht beides, Konstruktions-
weisen, Bretterverfugung und Rahmenkonstruktion nebeneinander, während
weit früher entstandene Schränke bereits durchwegs gutgearbeitetes Rah-
menwerk mit reizvollen Füllungen, zuweilen noch mit dem an gotische
Erscheinungen gemahnenden reichen Beschläge, zeigen.Diese Erscheinungen
einzeln aufzuzählen, hat hier keinen Zweck. Abbildung 52 bis 56 erläutern
die Sache genügend.
Wo der Hang zu plastischem Ausdruck sich so energisch geltend
macht, wie es in diesen Gegenden der Fall war, ist die Voraussetzung,
daß auch metallotechnische Arbeiten in ausgedehnter Weise entstanden
seien, naheliegend. Leider haben die Zeiten eines an Verarmung gren-
zenden Rückgangs, der infolge der napoleonischen Kriege eintrat, mit
allem in Edelmetall hergestellten Gerät gründlich aufgeräumt. Nur
Weniges ist der damaligen staatlichen Sammlungsliebe und damit dem
Verderben entgangen. Einige wenige Pokale und Schützengildezeichen
sind die sparsamen Überreste aus einer Zeit, wo die Stadt Flensburg
allein infolge der Kontinentalsperre an die fünf Millionen Reichsbanktaler
verloren haben soll. Neben den städtischen Goldschmiedewerkstätten
haben auch zahlreich solche bestanden, die hier tritt nun wieder die
Volkskunst in breiter Anteilnahme auf ausschließlich den bäuerlichen
Bedürfnissen Rechnung tragend eine Reihe örtlich differierender Typen
Heiligenhafen, x5o6
m.
v...
z.
um
Abb.
entstehen ließen. Auf vielen der bäuerlichen Schmucksachen befinden sich
übrigens auch holländische Stempel. Der Verkehr mit den Niederlanden
war ein sehr reger. So ist denn die Einfuhr dort gefertigter Objekte leicht
begreiflich.
Es würde zu weit führen, sollte hier all der Stücke Erwähnung getan
werden, die entweder in ihrer Bedeutung für die kulturelle Vergangen-
heit des Landes oder als technische Leistungen von Belang sind. Darüber
gibt ein noch von Sauermann verfaßter Katalog des Flensburger Museums
eingehenden Aufschluß. Das bedeutsam hervortretende Moment an der
Schöpfung dieses einfachen und dabei so überaus tüchtigen Mannes liegt
darin, daß er nicht wie so viele andere damach strebte, ein Museum
zusammenzustellen, in dem lediglich bestimmte, einseitige Gesichtspunkte
zum Ausdruck gelangen. Er suchte zusammenfassend zu wirken, das
scheinbar Nebensächliche ebenso zur Geltung zu bringen wie das in die
Augen Fallende, durch seine Erscheinung Irnponierende. Einzig und allein
diese Tendenz ist im stande, klare Begriffe über das Wesen einer ent-
schwundenen Kultur zu geben. Jede Kultur ist etwas in sich Abgerundetes.
Wo das, was diese Kultur illustriert, lückenhaft erscheint, wo absichtliche
Weglassungen das zu schaffende Bild beeinträchtigen, da ist der Zweck, den
Museen als Volksbildungsstätten in erster Linie verfolgen sollten, nicht
erreicht. Wo sie aber instruktiv sein sollen für das Gewerbe unserer Tage,
soweit dies noch manuell betrieben wird, da muß das Einfache erst recht
in einem Rahmen untergebracht sein mit dem technisch und künstlerisch
weiter Entwickelten. Das begriff Sauermann, weil er selbst aus dem Hand-
werkerstand hervorgegangen ist. Er wußte, worauf es in diesem Falle
ankommt. Das macht seine Schöpfung vorbildlich und wertvoll.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50' VON
LUDWIG HEVESI-WIEN S0-
ER FESTZÜG. Am m. Juni hat, von allen guten Geistern des Wetters begünstigt,
der l-Iuldigungsfestzug vor dem Kaiser stattgefunden. Selbst ein prächtiger Sonnen-
ring stand in der heißen Mittagsstunde über dem Kaiserpavillon; ein meteorisches
Zeichen und Wunder, das Plutarch in einem eigenen Kapitel beschrieben hätte. Das uin-
fassende Unternehmen war unter dem Ehrenpräsidium des Grafen Hans Wilczek
senior zu wohltätigem Zweck veranstaltet. Es beanspruchte über zwei Millionen, lockte
über 50.000 Fremde nach Wien und war als Schaustück ein glänzender Erfolg, freilich auch
für die Raisonneure darin ist Wien das reine Athen ein unerschöpflicher Stoß.
Natürlich hätte der Zug auch anders ausfallen können, aber schon als optische Vision, als
Fest der inneren und äußeren Stimmung bleibt er gewiß jedem denkwürdig. Die Tribünen
des Festplatzes allein, mit ihrem in Sonne knisternden Farbengewimmel, waren ein im-
pressionistisches Erlebnis, das man gern in Sicherheit bringt. Unvermeidlich drängt sich
die Parallele mit dem Makartschen Festzug auf. Dieser stand und steht auf einer ganz
andern Stufe. Er war durchaus Kunstleistung, aus der glänzendsten koloristischen Seele
jener Zeit geboren, die abschließende Großtat eines dekorativen Zeitalters, das sich in einer
für Mitteleuropa vorbildlichen Weise ausgelebt hatte. Ein ähnlicher Festzug ist nie gewesen
und wird nie wieder sein. Nur Leute, die ihn nicht gesehen, können geringschätzig von
ihm sprechen. Der diesmalige Festzug hatte durchaus reale Absichten. In seinem ersten
Teil sah man achtzehn Momente der Habsburgischen Geschichte in historisch genau aus-
gestatteten Gruppen vorbeiziehen; in der zweiten eine Armee von 10.000 Personen, die
Volksstämme Österreichs, dargestellt von auserlesenen Menschen in echten, zum Teil
überaus malerischen Nationalkostümen. Nicht bloß vom Standpunkt der Volkskunst und
Volkskunde war dies ein hochinteressantes Schauspiel, sondern auch künstlerisch ein
Genuß, wie er bisher nie geboten worden. Das Jubelfest der Kaiserin-Königin Viktoria,
die Krönung des Orientbeherrschers in Moskau fallen doch in eine ganz andere Kate-
gorie. Die Ethnographie war dort Beiwerk, hier war sie lebendiger Selbstzweck, und
zwar nicht mit wissenschaftlicher, folkloristischer, kunstgewerblicher Absicht, sondern
mit dem Vorhaben, durch Schönheit zu erfreuen und dieser Schönheitsfreude eine
patriotisch-politische Bedeutung zu geben. Nach alldem lag der Schwerpunkt des Fest-
zuges in diesem zweiten Teil, der auch denkwürdig bleiben wird. Was nicht ausschließt,
daß auch manche Szenen des historischenTeiles, namentlich die uns zeitlich näherliegenden,
dem Publikum sehr anregend erschienen. Die meiste Kritik knüpfte sich an die bauliche
Gestaltung des Festplatzes. Das Zuvielbauen hat ihm geschadet und wenn Josef Urban ihn
heute zu gestalten hätte, würde er manche Fehler vermeiden, keinesfalls aber durch ein-
springende mächtige Pylonen jede perspektivische Wirkung eines zwölf Kilometer langen
Zuges verhindern, von dem auf dem Festplatz stets nur eine Gruppe sichtbar wurde.
Auf die baulichen Einzelheiten sei hier nicht weiter eingegangen; auch sie haben viel
Kritik erregt, insbesondere die als Pavillonkuppel verwendete Kaiserkrone. Alles in allem
52
war es ein Fest der Augen, wie es nicht oft erlebt wird, und hat wieder einmal erwiesen,
daß Wien dank seinem Temperament und gewissen künstlerischen und quasi-künstlerischen
Eignungen die Großstadt dieser Art von Schaufesten ist. Man wird es nun füglich die
Stadt der Festziige nennen können.
NTERNATIONALE BAÜKUNST-AUSSTELLUNG. Im Anschluß an den
Architektenkongreß hat in der Gartenbaugesellschaft eine große Architekturausstellung
stattgefunden. Diese Weltrundschau war überaus lehrreich und geeignet, gewisse Stand-
punkte zu berichtigen. Die auffallendste Tatsache ist, daß Fachleute und Kunstfreunde
einstimmig die russische Abteilung als Clou des Ganzen erklärt haben. Und zwar die
Modernen mit inbegriffen. Die Petersburger und Moskauer Architekten, obgleich auch aus
Akademien hervorgegangen und in Museen bewandert, halten an ihrem urwüchsigen
Nationalstil fest. Sie bauen russisch, moskowitisch, mit dem Kreml und der Aja Sophia
vor Augen. Höchstens daß sie noch das russische Empire pflegen, dessen Klassizismus
auch seinen feinen Juchtengeruch hat. Ein Versicherungshaus Salamander" braucht zwar
schwerlich eigens in diesem Stil gebaut zu sein, aber besser als die Schablone des falschen
Barockpalastes ist er doch. Die europäische Schablone war aus der russischen Abteilung
verbannt. Dagegen sah man die reizvollsten, innen und außen farbigen Bauten, heilig und
profan, ausgezeichnet durch malerische Gruppierung, farbiges Leben und eine Exotik, die
altererbt und mit dem Volksbewußtsein verwachsen, ihren gemütlichen Heirnatsreiz hat.
Selbst der alte Holzkirchenbau ist keineswegs vernachlässigt; im Gegenteil. Das ist echt
und gesund, also ewig modern, wenn auch nicht modemistisch. Und neben Rußland war
Amerika besonders anziehend. Die als barbarisch verrufenen Wolkenkratzer richtiger
Himmelkratzer, sky-scraper haben jetzt schon eine fein abgestufte Gliederung gefunden,
die sich künstlerisch vollauf rechtfertigt. Der amerikanische Wohnturm ist eine echt
moderne Form, die in der Baugeschichte mit Ehren besteht und mit berechtigtem Selbst-
bewußtsein sogar vor einem New Yorker Rathaus Wettbewerb von Stockwerken mit
mehrstöckigem Dachpavillon nicht zurückschreckt. Die Amtsbauten kleben freilich noch
immer an den klassischen Schulvorbildern fest. Die Bibliothek der Columbia-Universität
ahmt das römische Pantheon nach, die Bibliothek Pierpont Morgan hat das Fassadenmotiv
der Pazzi-Kapelle in Florenz, von Markustürmen wimmelt es bis nach Kalifornien hinein,
Westminster-Gotik und Tudor-Stil, griechische Marmorvilla und Napoleon-Grab wechseln
ab. Das eigentliche Wohnhaus ist vorn englischen aus in modernem Geschmack beeinflußt.
Das Familienhaus und Cottage waren auch der Schwerpunkt der englischen Abteilung
Baillie Scott war vertreten. Sehr wenig war in den alten Bauländern Frankreich und
Italien zu holen. In den vielen großen Pariser Mappen herrschte noch immer eine kaum
getrübte Überlieferung vom XVIII. ahrhundert. Italien suchte durch Abbildungen großer
Wiederherstellungen zu glänzen Markusturm, Sforza-Kastell und zeigte als Hauptstück den
römischen justizpalast Guglielmo Calderini, einen Riesenbau in schulbekannten Formen,
der doch in der Nähe des Palazzo Farnese zu kurz kommen muß. Einzelnes Originelle
fand sich bei den Schweden und dem Finländer Saarinen. Deutschland beschickte sehr
reich, doch war das meiste bekannt. Bismarck-Türrne kommen nicht mehr vor, dafür hat sich
das Kaufhaus einen modernen Typus gemacht. Das Tietzsche für Düsseldorf, von Olbrich,
war auch im Gipsmodell zu sehen; ein sehr fein durchgebildetes Werk. Ein anderes Gips-
modell zeigte die für Kaiser Wilhelm wieder hergestellte elsässische I-Iohkönigsburg, die
eine so erbitterte mehrmonatlige Belagerung von Kritikern, Archäologen und sogar Parla-
mentsrednern ausgehalten hat. Die Frage, ob runder oder viereckiger Turm, hat in Wien
allerdings weniger Leidenschaften entfesselt. Die österreichische und ungarische Baukunst
war gleichfalls stark vertreten. Namentlich unsere öffentlichen Bauten, älterer und neuerer
Observanz, die der Ministerien voran, bedeckten viele lange Wände. Auch große
Modelle fehlten nicht Kirche am Steinhof, hbiläurnskirche. Neues ist darüber nichts
zu sagen.
KÜNSTSCHAÜ 1908. Unter diesem Titel veranstaltet die Klimt-Gruppe eine außer-
gewöhnlich interessante Ausstellung, die bis in den Herbst hinein dauern wird. Die
moderne Kunst Wiens gibt da ihr Bestes, neue und neueste Bestrebungen kommen zu
Wort. Eine große Stegreifarbeit, da die Entscheidungen lange auf sich warten ließen, ist
sie doch in der Spanne von sechs Wochen über Erwarten glücklich aus dem Boden ge-
stampft worden. Die Regierung, der Landesausschuß, die Stadt Wien haben das Unter-
nehmen krähig unterstützt und die Energie Josef Hoffmanns tat das Übrige. Er hat eine
weiße Kunstkolonie, links der Schwarzenbergbrücke, ins Leben gerufen; Holz und Putz
sind das Material, der Stil ist einfache Zweckmäßigkeit. Einteilungen und Ausschmückung
sind in diesem Betracht mustergültig. Eine Anzahl jüngerer Architekten, meist Wagner-
Schule, sind an der Ausgestaltung mitbeteiligt Otto Schönthal, Mareell Kammerer, Emil
Hoppe, Ed. J. Wimmer, Karl Witzmann, Robert Farsky, A. 0. Holub, Otto Prutscher und
andere. Die Mannigfaltigkeit der Ausstellung ist ganz ungewöhnlich. Kunstgewerbe,
Theaterausstattung, Reformmode, Kinderkunst, Plakate, Friedhofskunst sogar sind ver-
treten. Hochinteressant die neuen Mosaikversuche Prutscher, Karnmerer, Richard Teschner,
Zeymer mit Verwendung von geformten Fayenceplatten, Glasiiüssen, Halbedelsteinen,
Metall ausgeführt von der Mosaikwerkstätte Leopold Forstner. Als baulicher Schlußpunkt
dient das billige" Landhaus von Professor Hoffmann, wo das Prinzip des gebogenen
Holzes J. und J. Kohn nutzbar wird; da ist guter Rat billig. Und sogar ein Garten schließt
sich an, mit Naturtheaterchen und Kaffeehaus; da wird es szenische Kleinkunst aller Art
geben, irgendwelche Spezialismen von Künsterlaunen für Sommerabende. Eine erstaun-
liche Vielfältigkeit, von allen Seiten her zugleich in Angriff genommen und in einem Geist
durchgeführt. Die Ausstellung ist in jeder Hinsicht ein großer Erfolg. Vor allem aber ist
Wien in ihr. In dem Sinn nämlich, daß eine solche Kunstschau schlechterdings nur in Wien
gemacht werden kann; mit dieser Art von künstlerischer Modernität, von eigenartig
geläutertem, man kann auch sagen trainiertern Geschmack und von gefälliger Virtuosität
des Hervorbringens. Nur in Wien ist auch der Klimt-Saal möglich und ebenso der Hoff-
mannsche Saal der Wiener Werkstätte. Klimt hat sechzehn Bilder vereinigt, die meist für
Wien neu sind. Damenbildnisse in seinem neuen Mosaikstil, Phantasieszenen, Land-
schaften. Das ist eine Welt für sich, eine Zierwelt, in der das Leben aus Omamentalität
besteht. Und dennoch ist sie von tiefem Naturgefühl getragen, alle Kaprice ruht auf dem
Grund eines durchdringenden Naturverständnisses. So ziellos spielend eine mosaikartig
wirkende Bildfläche erscheinen mag, sie ist das Ergebnis endlosen Suchens und Versuchens,
prüfenden und verkostenden Zusammenstellens, Harmonisierens. So ein Damenbildnis
mit seinem Apparat von Gold- oder Silbermosaik hat er gar manchesmal abgekratzt und
wieder ganz neu gemalt, so daß es schon schade ist um die vielen vernichteten Versuchs-
bilder. Ich habe diese Bilder, als ich sie vorigen Sommer in Mannheim zuerst sah, als
Malmosaik" qualifiziert. In der Tat streben sie die Wirkung musivischer Prachtarbeit
an, wie sie in unseren tapezierten Gemächern möglich ist, ohne plastisches Relief der ge-
bauten Umfassung, ohne Monumentalität und Palastmäßigkeit, also die steinernen und
gläsernen Elemente einfach durch Farbe und Metallglanz ersetzt. Eine Reihe von Jahren
hindurch ist Klimt diesen Weg gegangen; die obere Hälfte der "Jurisprudenz" ist der
erste entschiedene Schritt, diese letzten Damenporträte in ihrer tonreichen Gold- und Silber-
pracht sind der Abschluß der Versuchsreihe. Ein neues System von Innendekor ist gefunden
und kann ins Unendliche ausgebildet werden. Insofern ist dieser Klimt-Saal auch für das
moderne Kunstgewerbe wichtig. Ein kunstgewerblicher Brennpunkt ist ferner der große
Saal der Wiener Werkstätte. Hoffmanns Gepräge ist nicht zu verkennen, obgleich er gerade
die für seinen Geschmack typisch gewordenen Formen meidet. Nur er kann einen weißen
Saal so mit zierlichem, schwarzem Linienornament, wie mit Streifen applikierter schwarzer
Zwirnspitzen dekorieren. Und ebenso eigen und zweckgerecht ist die Anordnung. Fünf
hohe schmale, in die Wand versenkte Vitrinen entsprechen fünf Künstlern Hoffmann,
Moser, Czeschka, Prutscher, Löfiier-Powolny und diesen gegenüber öffnen sich fünf
.12"
ähnlich veranlagte Fenster. Das liegt so auf der Hand, wie nicht leicht etwas. Unter den
großen Einzelobjekten sind zwei ganz besondere Silberwerke von Czeschka hervorzuheben.
Das eine ist die bekannte Kassette der Skodawerke für den Kaiser, das andere eine neue
silberne Vitrine, die Arbeit von dritthalb Jahren ausgeführt von K. Erbrich unter Anleitung
des Künstlers. Eine gänzlich durchbrochene Arbeit, aus getriebenen Rankenwerk mit
Laub, Trauben, Vögeln und Eichhörnchen, alles ausgestanzt und ziseliert, jede Fläche
verziert mit feinster Gegeneinandersetzung der Motive. Zwei stilisierte Figuren, in Silber
mit blauem Email und Perlmutter, Gesichter und Hände aus Elfenbein, stützen beiderseits
die Deckplatte. Für die Trauben und andere Details ist verschiedentonige Perlmutter,
für die Augen sind Mondsteine verwendet. Das Ganze ist ein wahres Denkmal von Erfin-
dung, Liebe und Geschmack, dabei technisch vollkommen, bei Anwendung der einfachsten
Werkzeuge Punzen, Stanzen und Vermeidung der Laubsäge, die den Linien zu viel
Starrheit gibt. Die so persönliche Kunst Czeschkas feiert hier einen Triumph. Zu den
bedeutendsten Abteilungen gehört ferner der Raum Franz Metzners. Seine mächtige
Denkmalplastik für Bruno Schmitzsche Kolossalbauten, wie das Leipziger Schlachtdenkmal
und der Berliner Rheingoldpalast, lernt man hier in Hilfsmodellen kennen. Ungewöhnliche
Sachen kommen vor, etwa ein 60 Meter langes Schlachtfeldä als Fries von lauter liegenden
männlichen Akten, dann zehn Meter hohe Sitzfiguren. An solchen Aufgaben entwickelt sich
ein Muskel- und Knochenstil eigener Art, der Übermensch wird zum Überakt. Sehr wertvoll
ist sein Entwurf für das Reiterstandbild des Kaisers in Jägemdorf. Sockel und Figur sind
da in eine einzige große Kurve zusammengefaßt. Im Wettbewerb siegte das temperiertere
Wolleksche Modell der ausgeführte Guß war soeben im Gußhaus zu sehen. Das Starke
ist selten stark genug, sich bei einer Jury durchzusetzen. Glücklicherweise läßt der Verein
zur Förderung der Künste in Prag die Metznersche Reiterfigur doch in Bronze ausführen
und wird sie dem Kaiser darbringen. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, alle Abteilungen
der Kunstschau eingehend zu besprechen. Moser, Moll, Orlik mit Reichel, die Kunst für
das Kind Böhm haben eigene Räume, der Böhmsche ist überaus amüsant. Desgleichen
die Plakate, die szenischen Entwürfe auch Maquetten und Kostüme von Roller, Orlik und
anderen; die Graphik ist überreich. In einem großen gemischten Bildersaal tummelt sich
viel Jugend. Auch einen wilden Mann hat die Kunstschau, den jungen Oskar Kokoschka,
dessen verworrene Malerträume bereits angekauft nur den Durchgangspunkt eines
gärenden Talents bedeuten, aber jedenfalls eines Talents.
KLEINE
RVVERBÜNGEN DIE SAMMLUNGEN. Das k. k. Österreichische
Museum hat in jüngster Zeit mehrere Objekte für die Sammlungen erworben,
deren eingehende wissenschaftliche und künstlerische Würdigung in dieser Monatsschrift
erfolgen wird.
Vor allem ist zu nennen
Der GOESZER ORNAT, durch dessen Ankauf das Museum in den Besitz einiger der
bedeutendsten und hervorragendsten Stickereien gelangt ist, die aus romanischer Zeit
erhalten sind.
Bekanntlich ist das x782 aufgehobene ehemalige Nonnenstift Goeß bei Leoben, in
dessen Kirche die Stücke bisher bewahrt wurden, die älteste Klosterstiftung Steiermarks
und schon 994 durch Verwandte Kaiser Heinrichs 11., des Heiligen, gegründet worden. Auf
dem Omat ist zweimal eine Äbtissin Kunigunde als Urheberin genannt; die erste Äbtissin
Kunigunde gehörte noch der Stifterfamilie an; die zweite Trägerin des Namens stand dem
Stift von 1230 bis 1269 vor. In ihre Zeit wird die Entstehung des Ornats gewöhnlich ver-
setzt; eine spätere Entstehung ist nach Stil, Inschriften etc. völlig ausgeschlossen. Der
JHI
Ornat ragt durch die großartige Stilisierung der Ornamente sowie durch die überraschende
Erhaltung der Farben, aber auch durch die große Zahl der erhaltenen zusammengehörigen
Stücke Antependium, Kasel, zwei Dalmatiken, Pluviale hervor.
Die Stickerei ist vollständig in Seide und so ausgeführt, daß sie den Leinengrund
durchaus bedeckt; nachträgliche Änderungen, die den Stil irgendwie beeinilußt hätten,
sind nicht vorgekommen. Die wundervolle Erhaltung der Farben erklärt sich zum Teil
daraus, da! der Ornat jährlich nur einmal, am Todestag der ersten Äbtissin Kunigunde,
zur Verwendung gelangte.
Ferner hat das Museum aus der Auktion Greb einen prachtvollen DECKELPOKAL
IN VERGOLDETEM SILBER, ein Meisterwerk der Wiener Goldschmiedekunst aus der
Zeit um xöoo erworben, der die Wiener Beschauzeichen des XVI. und XVII. Jahrhunderts
trägt, mit dem Meisterzeichen versehen ist und einen getriebenen Dekor in der Weise
des Paul Flynt aufweist. Im Innern des Deckels befindet sich das Seinsheimsche Wappen.
Weitere Ankäufe sind ein
BERLINER PORZELLANSERVICE, ein sogenanntes Tete-ä-tete, aus der Rokoko-
periode der Fabrik, mit Medaillons in Graurnalerei weidende Schafe von zierlichen
Rosenkränzchen umgeben und ein geschnittener
GLASPOKAL mit Deckel, verziert mit dem Porträt des Prinzen Eugen zwischen
reichem Rankenwerk.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM
EÜAÜSGESTELLT im Saale VII eine große Auswahl aus der reichen Spitzen-
sammlung des Museums, umfassend Arbeiten vom XVI. bis zum Anfang des XlX.
Jahrhunderts, darunter zahlreiche Prachtstiicke aus dem Legate der Frau Emilie von
Schnapper in Wien.
ESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Mai von 2456, die Bibliothek von 1043 Personen besucht; im Monat juni belief sich
die Besucherzahl der Sammlungen auf 2329, der Bibliothek auf 996 Personen.
LITERATUR iDrES KIJNSTGEWERBES sß
I. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ÄSTHETIK. KUNSTGEWERB-
LICHER UNTERRICHT so
BROUGHTON, D. ade. The Cormoisseur, Iuni.
CHEVASSUS, A. L'Art au Caucase. L'Art delcoratif,
Mai.
Einzelforschungen über Kunst- und Altertumsgegen-
stünde zu Frankfurt am Main. Im Auftrage der
Kommission für Kunst- und Altertumsgegenstände
herausgegeben vom städtischen historischen Mu-
seum, IX, 17g S. rn. Abb. und Taf. F01. Frank-
furt am Main. j. Baer Co. M. 12.-.
GRASSET, E. L'Ecole Nationale des Arts Däcoratifs
de Bucarest. Art et Decoratiun, April.
HOWE, G. Neue Arbeiten von Max Benirschke. Deko-
rative Kunst, Mai.
LUX, j. A. Magdeburger Kunstgewerbe- und Hand-
werkerschule. Textile Kunst und Industrie, April.
PABST, A. Technische Arbeit als Erziehungsrnittel.
Deutsche Kunst und Dekoration, Mai.
ROCHE, P. L'Anatomie de. 1a Forme vivante. L'Art
decoratif, Mai.
SCHMIDT, P. F. Ignatius Taschner. Dekorative Kunst,
Mai.
SCHÖNERMARK, G. Der Kruziiixus in der Gothik.
Zeitschrift für christliche Kunst XXI, I.
SCHULZE, O. Heimatkunst und Denkmalphege. Deut-
sche Kunst und Dekoration, Juni.
Unsere Kunst. die Kunst unserer Zeit. Deutsche
Kunst und Dekoration, Mai.
TESTARD, M. Henry Cros. L'Art decoratif, April.
VALLANCE, A. Art in England during the Elizabethan
and Stuart Periods. The Studio, Special Spring
Nurnber 1go8.
Versuch, Ein, zur künstlerischen Belebung des Gewerbes.
Kunstgewerbeblatt, Mai.
WELLBERGER, H. V. Führer durch die Kunst-
geschichte bis zurn Beginn des XIX. Jahrhunderts.
Mit 15 Selbstporträts. 237 S. Kl.-8'. Berlin,
Globus-Verlag. M. 1.-.
WÖLFFLIN, 1-1. Die Kunst Albrecht Diirers. z. ver-
mehrte Auflage. VIII, 379 S. mit x44 Abbildungen.
Leg-B". München, F. Bruckmann. M. 10.-.
II. ARCHITEKTUR. SKULPTUR.
ALTl-IOF, P. Leopold Bauer-Wien. Dekorative Kunst,
Mai.
BEHRENDT, W. C. Backstein als Baumaterial. De-
korative Kunst, Juni.
Beiträge zur künstlerischen Gartengestaltung. Deutsche
Bauzeitung, 37.
BERLEPSCI-I-VALENDAS, H. E. v. Die englische
Gartenstadt-Bewegung. Mitteilungen des Erz-
herzog Rainer-Museums in Brilnn, 1908, 3.
CORWEGH, R. Ein Grabmal von Donatello in S. Maria
del Popolo. Zeitschrift für bildende Kunst, April.
CZERNY, A. Milglitzer Grabplatten. Mitteilungen des
Erzherzog Rainer-Museums in Brllnn, 1908, r.
DEMIANI, A. Zaragoza. Zeitschrift fdr bildende Kunst,
April.
ELIASBERG, A. Klassizistische Baukunst. Kunst und
Künstler, April.
ENCKE, Fr. Architektonische oder landschaftliche
Gartengestaltung. Dekorative Kunst, Mai-Juni.
Entwürfe zu Reihenlandhäiusern für eine oder zwei
Familien in Erfurt. Architektur-Konkurrenzen, III,
als.
x-mnaczsx, x. Mztsyas. Jahreshefte des Öster-
reichischen archäologischen Instituts, 2.
HEHL. C. Die englischen Kathedralen. Deutsche Bau-
zeitung, 28 E.
LASSER, M. 0. V. Restaurant Zum Paulanerbriu"
in München. Kunst und Handwerk, 1908, 8.
MICHEL, W. Neue Arbeiten von Johann Viesthaler.
Dekorative Kunst, Juni.
NOCQ, H. L'Ambassade Japonaise Paris. L'A.rt
decoratif, April.
PEDROTTI, E. Der moderne Stuckateur. Entwürfe für
die gebräuchlichsten Stuckarbeiten in modernem
Stil. I. Serie. 24 Lichtdn-Tal. F01. Wien, F. Woll-
rum Co. M. 30.-.
RIEZLER, W. Neue Arbeiten von Richard Riemer-
schrnid. Deutsche Kunst und Dekoration, Juni.
ROCI-IE, D. Un Saint-Sepulcre" de'rnen1bre'. Gazette
des Beaux-Arts, Mai.
SAUERLANDT, M. John Flaxman. Zeitschrift für
bildende Kunst, Mai.
SCHUR, E. Das Haus Molchow bei Altruppin. Deko-
rative Kunst, Juni.
SERRA, L. Alessandro Vlttoria da Tentu. Arte ital.
dec. ind., XVI, n.
SIEVERING, J. Zur Ara Pacis Augustae. Jahreshefte
des Österreichischen archäologischen Instituts,
a.
SOMBART, W. Kunstgewerbe und Kultur, VII, 13x S.
Die Kultur, hrsg. v. C. Gurlitt, KL-B", Berlin,
Marquardt Co. M. 3.-.
Stadttheater in Mährisch-Ostrau. VViener Bauindustrie-
zeitung, 21.
VENTURI, A. La scultura dalinata nel XV secoln.
L'Arte, März-April.
VITRY, P. Le Monument Scheurer-Kestner. An et
Decoration, April.
WALTZ J. J. Tllrme und Tore im Elsaß. 12 Aqua-
relle. Vorrede von J. Fleurant. In Lieferungen.
1. Lieferung farb. Tal. mit Text. Fol. Miilhausen
i. E. Ch. Baby. M. 3.-.
III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK so
siäusnrrs, 1.. Madame Marie Gautier. an et De'co-
ration, April.
BOARD, I-I. Eduard von Gebhardt. Die Kunst Iilr Alle,
1908, rg.
BONES E. Eduard von Gebhardt und seine Gemälde
in der Friedenskirche zu Düsseldorf. Die christ-
liche Kunst, Juni.
UANCONA, P. Un ignoto collaboratore del Beate
Angelico Zanobi Strozzi. L'Arte, März-April.
FRANTZ, H. The Printings of Gaston La Touche.
The studio, Mai.
HEILMEYR, A. Gottfried Gottlob Klemm. Kunst und
Handwerk, 1908, 1.
KEYSSNER, G. Fritz Boehle. Die Kunst für Alle,
1908, 16.
LECLERE, T. Frises decoratives. L'Art decoratif,
Mai.
MeisterwerkJEin, ßorentinischer Steinarbeit. Zeitschrift
für bildende Kunst, Mai.
MICHEL, W. Münchner Dekorationsgernilde. Deutsche
Kunst und Dekoration, Juni.
MÜI-ILEISEN, W. Deckenverzierungen in Antragstuck
für bürgerliche Wohnräume. Eine Sammlung von
Zirnnterdecken nebst Hauseingängen inLouis XVI-,
Biedermeier- und modernem Stil. 50 Lichtdn-Tail,
Fol. Berlin, M. Spielineyer. M. x8.-.
PANTINI, R. Masaccio. The OonnoisseuÄMai-Juni.
POPPELREUTER J. Kritik der Wiener Genesis. Zu-
gleich ein Beitrag zur Geschichte des Untergangs
der alten Kunst. 55 S. Groß-B". Köln, M. Du
Mont-Schauberg. M. 2.-.
RICKETTS, Ch. Puvis de Chavannes. The Burlington
Magazine, April.
SWARZENSKI, Geo. Denkmäler süddeutscher Malerei
des frllhen Mittelalters. II. Teil. Die Salzburger
Malerei von den ersten Anfängen bis zur Blütezeit
des romanischen Stils. Studien zur Geschichte der
deutschen Malerei und Handschriltenknnde des
Mittelalters. Tafelband mit 475 Abb. auf 135 Licht-
dr.-Taf.. VIII S. Text, Fol. Leipzig, K. W. Hierse-
mann. M. 96.-.
VERNEUIL, M. P. Lea Vitraux de Grasset. An et
Decoration, April.
599
ZUCKERKANDL, B. Gustav Klimts Deckengemälde.
Deutsche Kunst und Dekoration, Mai.
IV. TEXTILE KUNST. KOSTÜME.
FESTE. LEDER- UND BUCH-
BINDERARBEITEN ab
BREUER, R. Batiks. Textile Kunst und Industrie, Mai.
HEMPEL, A. Impressionistische Werte in der Ma-
schinenspitze. Textile Kunst und Industrie, Mai.
KLEINHEMPEL, E. Textile Arbeiten der Schülerinnen
der königlichen Kunstgewerbeschule zu Dresden.
Textile Kunst und Industrie, Mai.
KUBINA, Jos. Ida Madelaine Demuth. Zeitschrift des
Nordbührnischen Gewerbernuseurns, N.F.II, 3-4.
Kunststickereien von lda Seliger. Textile Kunst und
Industrie, April.
LOEBER, J. A. Elberfelder Batilts. Textile Kunst und
Industrie, April.
Elberfelder Batiks. Onze Kunst, Juni.
MARTEN, M. Art decoratif Tcheque. L'Art decoratif,
Mai.
RICCI, E. Le Trine. Arte ital. dec. ind., XVI, xz.
SCHULZE, P. Die Papiertapete. Textile Kunst und
Industrie, April.
Etwas über moderne Textilkunst. Textile Kunst
und Industrie, Mai.
THIELE, A. E. Teppiche. Textüe Kunst und Industrie,
April.
VERNEUIL, M. P. LaPassementerie. Art etDe'coration,
Mai.
WESTPHAL, M. L. Das moderne Reformkleid. Tex-
tile Kunst und Industrie, Mai.
WIEYNK, H. Gobelinwirkereien von Paul Hoftnann,
Gern. Textile Kunst und Industrie, Mai.
v. SCI-IRIFT. DRUCK. GRAPI-I.
KÜNSTE
BALDRY, A. L. Some Etchings by Sir Charles Hol-
royd. The Studio, Juni.
DÜRER, A. Das Leiden Christi große Passion. Mit
Einzelbeschreibungen von E. I-lakon. 12 Bl. mit
S. Text. I-lausschatz deutscher Kunst der Ver-
gangenheit 8. Herausgeg. vom Jugendschriften-
Ausschuß des allgemeinen Lehrervereins Düssel-
dorf. Berlin, Fischer Franlte. M. -.8o.
DURET, Th. Courbet, Graveur et Dlustrateur. Gazette
des Beaux-Arts, Mai.
FLOBERT, P. Cartes de Visite italiennes. L'Art de'co-
ratif, April.
G. M. Rudolf Schiestl, Proben seiner Kleinkunst. Deko-
rative Kunst, Juni.
GRASSET, E. Concours pour une Affiche. Art et De-
coration, Juni.
HENNIG, P. Alte Fibeln. Zeitschrift für Bücherfreunde,
April.
Kurse, Die technischen, in der königlichen Akademie
für graphische Künste und Buchgewerbe in
Leipzig. Archiv für Buchgewerbe, April-Mai.
LEVETUS, A. S. Ludwig Michalek. The Studio, Juni.
MENZIES, W. G. William Dickinson and bis Work.
The Connoisseur, Juni.
Thomas Watson und bis Work. The Connoisseur,
Mai.
PAULI, G. Franz Krüger. Kunst und Künstler, April.
SCHUR, E. Lucian Bernhard. Dekorative Kunst, Mai.
SELLE, F. Hugo Steiner-Prag. Archiv für Buch-
gewerbe, April.
SINGER, H. W. Die Kleinmeister. Mit 1x4 Abb. 96 S.
Künstlermonographien, herausgegeben von W.
Knackfuß. Lex.-8". Bielefeld, Velbagen Klasing.
M. 15.-.
ZUR WESTEN, W. v. Zur Kunstgeschichte des Noten-
titels. Zeitschrift für Bücherfreunde, Juni.
VI. GLAS. KERAMlKsß
BIEBER, M. Die Sammlung Vogell. Zeitschrift für
bildende Kunst, April.
BILLSON, A. Brislington Lustre Ware. The Con-
noisseur, Juni.
BRAUN, E. W. Doccia Porcelain of the Earliest Period.
The Burlington Magazine, Juni.
DILLON, E. Chinese Enamelled Porcelain. The Bur-
lington Magazine, April-Mai.
DUCATI, P. Osservazioni sull' inizio della cerarnica
apula liguruta. Jahreshefte des Österreichischen
archäologischen Instituts. z.
GRAUL, R. Einige Bemerkungen über die neueste
tigiirliche Porzellanplastilt. Kunstgewerbeblatt,
April.
HAGEDORN, 0. Neue Kunstverglasungen. I. Serie.
a4 Taf. farb. Orig-Entwürfe. II S. Text. Fol. Wien,
F. Wolfrurn Co. M. 35.-.
JERNINGHAM, Ch. E. The Oxburgh Glasses. The
Connoisseur, Mai.
KISA, Ant. Das Glas irn Altertum. Unter Mitwirkung
von E. Bassermann-Jordan. Mit einem Beitrag über
Funde antiker Gläser in Skandinavien von 0. Alm-
gren. Illustriert durch tg Taf., in Farhendr. und
395 Abb. irn Text. XXI. 91g S. Hiersemanns Hand-
biicher. 8.10. LeipzigJ-liersemann. Gr.-8".M.4z.-.
Keramik. Praktische Vorbilder für Formen und Dekora-
tionen im Geschrnacke der Gegenwart. I. Band.
12 Lieferungen. Je zum Teil farb. Lichtdn-Taf.
F01. Plauen, Ch. Stoll. M. 4..
MAYER, M. Askoi. Mit 34 Abb. Jahrbuch des kaiser-
licb deutschen archäologischen Instituts, XXII, 4.
SAUVAGET, A. La Ceramique ancienne depuis le
XVC siecle jusqu'a la fin du XVIIIC faiences et
porcelaines d'Europe et d'0rient, gres; leur valeur.
Bourges, chez l'auteur. S. M. Jn-xG. 276 p.
avec lig.
SCHWARZ, W. Alt-Wiener Porzellane. Zeitschrift
des Nordböhmischen Gewerbemuseurns, N. F. II,
a-m
SCHWEDELER-MEYER, E. Die Wiener Porzellan-
manufaktur. Zeitschrift des Nordböhrnischen Ge-
werbemuseums, N. F. II, 3-4.
400
STETTNER, Th. Ein Stück Selbstbiographie Bemard
Palissys. Kunstgewerheblatt, Mai.
ZINGERLE, j. Tonschüssel aus Karnunturn. Jahres-
hefte des Österreichischen archäologischen Insti-
tuts, X. 2.
VII. ARBEITEN AUS HOLZ.
MOBILIEN ab
FRANKE RIEGEL. Neue Schnitzereimotive. 20
Doppeltaf. mit 145 Motiven fllr Schnitzerei zur
Ausschrnückung von Möbeln und Bautischler-
arbeiten. F01. Berlin, M. Spielmeyer. M. 18.-.
KOCHMANN, J. Die moderne Bautischlerei. Eine
Sammlung erprobter Entwürfe moderner Bau-
tischlerarbeiten, als Tore, Türen, Fenster, Glas-
wände, Windfänger, Holzdecken etc. etc. 60 Taf.
FohBudapest, Technische Verlagsanstalt. M. 40.-.
Die moderne Möbeltischlerei. Möbel für das bilr-
gerliche Wohnhaus. 60 Taf. Fol. Budapest, Tech-
nische Verlagsanstalt. M. 40.-.
Moderne Laclenvorbaue und Geschäftseinrich-
tungen. Hefte. 1-3. Heft. 30 Taf. F01. Budapest,
Technische Verlagsanstalt. M. 40.-.
LEVETUS, A. S. Old Cupboards in Austrian Collec-
tions. The Studio, April.
MACFALL, H. Concerning Certain Specimens of Oak
Fumiture in Mrs. Behren's Collection. Tbe Con-
noisseur, Mai.
MÜLLER, R. Einililgelige Haustllren im neuen Stil.
24 Taf. Vorlagen. Fol. Ravensburg, 0. Maier.
M. 10.-.
VIII. EISENARB. WAFFEN.
UHREN. BRONZEN ETC. so
KRICKHAUSF. Der praktische Kunstscbxnied. I. Serie.
goTaf. Moderne Entwürfe für die gebräuchlichsten
Schlosserarbeiten. S. Text. F01. Wien, F.
Wolfrum Co. M. 25.-.
OTALLON, j. M. The Craft cf the Ironsmitb. The
Connoisseur, Juni.
SCHÄFER, Fr. Die Gasbeleuchtung von Innenräumen.
Kunst und Handwerk, 1908, 1.
IX. EMAIL. GOLDSCHMIEDE-
KUNSTsß
CZIHAK, E. v. Die Edelschmiedekunst früherer Zeiten
in Preußen. 2. T. Westpreußen. Mit 25 Lichtdr.-
Taf. und 38 Abb. im Text. XIX, 197 S. Fol. Leipzig,
K. W. Hiersemann. M. 36.-.
JONES, E. A. The Silver Plate cf Jesus College, Ox-
ford. The Connoisseur, Mai.
The Old Silver Sacramental Vessels of sorne
English Churches in Holland. The Burlington
Magazine, April.
SCHNÜTGEN, A. Krankenversehkreuz des XV. jahr-
hunderts. Zeitschrift für christliche Kunst, XXI. 3.
SELCH, E. Geschichte und Technik des Metallemails.
Mitteilungen des Erzherzog-Rainer-Museums in
Briinn, 1908, 3.
X. HERALDIK. SPI-IRAGISTIK.
NUMIS MAT. GEMMEN KUNDE.
FOVILLE, j. de. Le Medailleur l'Arnour captif".
Gazette des Beaux-Arts, Mai.
I-IABICI-I, G. Altes und Neues von der Kunst der
deutschen Medaille. Kunst und Handwerk, 19oB,B.
XI. AUSSTELLUNGEN. TOPO-
GRAPHIE. MUSEOGRAPHIE so
BERLIN
RUMPF, F. Die große Berliner Kunstausstellung
von 1908. Berliner Architekturwelt, XI, 3.
BRÜNN
LEISCHING, Int. Ausstellung modernen Kunst-
gewerbes. Mitteilungen des Erzherzog-Rainer-
Museums in Brilnn, 1908, 1.
CELLE
Vaterländiecbes Museurn in Celle. Deutsche Bau-
zeitung, 33.
FLENSBURG
Bilder aus dem Flensburger Kunstgewerbernuseurn.
Ausgewählt und herausgegeben von der Direktion
des Museums. 60 Taf. und III S. Text. Lex-B".
Flensburg. M. 2.50.
LEYDEN
Catalogus van het rijksmuseum van oudheden te
Leiden. Afdeeling praehistorie en Nederlandsche
oudheden. Gravenhage, Man. Nijhod. en 279 blz.
post 8". 1.50.
Gids voor het rijksmuseum van oudheden te Leiden.
Leiden, S. C. van Doeshurgh. en a6, m. 10 afb.
gr. 8'. -.20.
LONDON
Crafts at the New Gallery. The Studio, uni.
MARTELL, P. Die Bibliothek des British Muse-
um. Archiv für Buchgewerbe, März.
MÜNCHEN
Der Ausfdhrungsentwurf für den Neubau des
Deutschen Museums" in Mllnchen. Deutsche
Bauzeitung, 27 H.
Das Deutsche Museum in München. Gewerbeblatt
aus Württemberg, 3.
Katalog der Sammlung Franz Greb, München.
Kunstgewerbe und Ölgemälde des XIV. bis XIX.
jahrhuuderts. Auktion in München. Galerie Hel-
bing. lV, 100 S. mit Ablx, 33 Taf. und Bildnis.
Fol. München. H. Helbing. M. 6.-.
PARIS
BEAUNIER, A. Les Salons de 1908. Gazette des
Beaux-Arts, Mai.
MATI-IEY, P. L'Exposition d'Oeuvres de Rembrandt
a. la Bihliotheque Nationale. Art et Decoration,
1111113
VERNEUIL, M. P. L'Art decoratif aux Salons. Art
et Decoration, Juni.
ST. PETERSBURG
HORSTKAMP-SYDOW E. v. Seltenheiten und
Kuriositäten der kaiserlich ölfentlicben Bibliothek
zu St. Petersburg. Zeitschrift für Bücherfreunde,
April-Mai.
MARTELL, P. Die kaiserliche Bibliothek zu
St. Petersburg. Archiv für Buchgewerbe, Mai.
STUTTGART
Bauausstellung Stuttgart 1908. Für Bauplatz und
Werkstatt, E.
K. KßST ERR EICH STAATS BAH ER.
-n.vxvsz1zc1ß-v.ßwscmn.vssvßm1101101111- 11111-103111111012-
Kürzeste Zugsverbindungen.
Güllig vom 1. m11 100a.
Wien-Ponnfel-Venzdig-Rom u. Mailand-Genua.
Speisewagun zwilchen St. Michuel-Ponhfel.
zwischenWleu-Vunedig-Rom. Speisewugen zw. St Veil n. G.-
Pouhfel. Fahrtdauer- Wien-Venedig 17 59.
m01 .111 A1 m0
795 92
sss 114 1111 01g 1212
sas sse am 1000
10g zxs 210 45
uua 1a 1111 745 11g?
10m um 1x1
1045 11g 2s0 au
110 720 11151 10b0 200
5111111111111
neu Rom
Wien-Lemberg-Odessa-Kiew und Czernowix
Bukare st-Krmstanza-Konstanrincpel.
12151 swflogg 11Wie11 11.111113." 11-0151 ßnlßäömj
5111111111811 11111111111 W111 9111111111111-
21 33g aß 04a 44111111 051122 124
9m gg 355 110 11 Lomberg 1h 2151 7911m 52a
7430210 75 1101011111111 15501201 1Q11E
125 12 um 131111111110. 1.1. a1
10g 1cßß K111111111110.! 1. 51
41.110180. "11111111111111111,r.z.1 Ixow
1'116 111911111 020, 1111111111-0111111151111 110231150 51a 13
019 021 ßdessauwunmxq, SAM mnsv
0201 sw Ki11w1r1u111.z.1..ß, 9331 0121221 015
Montag 111111 Freitag. 0111111111; und Samstag. "Vom 1a. 11111" 1.11.
1111111911 zwischenWien-Iamber .'Schlzfwagenzwischen
11'1- 111 -1ux1uy. Speisewagen 11m1 en 1111111111111-1311111-151.
Im.
5111111111511
11011-111111,
zwischen Kmka
Wien-Marienbad-Karlsbad Z. B.-Berlin und
WienJiger-Franzensbad-KasselCöln-Aachen.
wm
und
510 inusunogl 11 W191 11.1". J. 11 147001 55g 1'140
11 1111111111111. 11 1020
o2 am 1111-1111111 2.11
635 m1 EEUX-nQIvqA 95a
043 1.151 Franzansbnd 011
129g 1m Leipzig B. s. .. 115
042 3.111111 A1! 1015
ß43 üä; Kassel .. 1126 240
852i 052 11 C0111. a1"
10291 10H 11 Aachen 1ag1
0111m W191 1. 11. 11.111 11111111111 Wieuiliurlsbnd z. n. 111111
zwischsn Wluu-Eger. Vom 1. Juni bis 15. S2 tembur. Direkte
I. und II. K. zwischen Wien-Franzcns xd-Lcipzig B. B.
Stadtbureau
da k. k. österreichischen Stantuhnhnen
111 Wien, 1., XValüschgasse 1a.
01113111111 Fnhrkutenausgabe, Erleilung von 1111111111011, Verknuf von
Fahr linen im Tnchenfnrmnte. Letztere Slnd auch in allen TalL-Traf.
eitungsverschleißen erhältlich. Die Nlchtzeiten von 6M abends
bis 559 früh lind durch Unterstreichen der Minutenzißern bezeichnet.
K. ILGSTERREICH STAATSBAH DER.
WLVXUSZVEGIE-u.ANSCHLUSSVERKEWlB-MIITßlEM-AVSLANHJJIFE
an
EI
Speisawaguu w. Wien-Innsbruck. Schlnfwlgen w.
Würgl-Züriclr 'Snh1nlwageu zw. Wien-Zürich, zurück
Paris-Wim; Speisswagnu nmWDIgI-Zürich. zurück
ZQrich-Wbrgl.
Wien-Paris und am, Stunden.
WIEN?CÖLN-BRÜSSEL-LONDON.
10 4.
IE 22h?
vIP
1159
Hnm ovor
i. Vliniugnn
Landau 1h
1a umuaw
lil
Hamburg nnng
Bremen
Spaiuwngen w. Wien-Frankfurt .. m. Schlaf-
Wlgnn zw. Wien-Prankfnrt n. u. Sdzlnl- u. Speise-
wagen zwischen Winn-Dsüende Ab 1. Juni.
Fnhrtdnuer Wien-London a1 oder 331;, Stunden.
'ÜNNSIRVCK'
-R.
nmmwwwm KRAIKAV
Gültig 1.1111 100a FAflzlß-äfgfu- cum; 1. Iu 190a,
Sch. Sch. Sah. Sch. lwiuhu Ddnrhcrg ud Sch. Sch. Sch. Sch.
ll 8A lrlhl lleähpl llLll. 4A ll
l. II. l.ll.lll.l. ll. 1,1l. l.ll.lIl. JIJII II
121. 100 ämy 11111-111111111111111911 au. 10a 101
42a 20 11 011mm... 122 zu sxo
14g o3 Tropplu 1291m am
528 S51 Odarhuq lä lä 854
103g 1145 531'051! iumy; 11g
130 aß äBerlinSchL-B. 14h? aus
a5 3281121111211, im 250
101 9.10, Elhmburg.... 112m sso
103a gnamum.
12311 eßreman
453 gAmstm-dam ..
Qnneearaam ..
Landau
Taschen
Bielilzn
Gruüca.
Waxschnu usw
SLPetersb... 1151i
llouknn... 10m
Iwangorad...
Krlklu.... 10!
Lumharg 124a
Podwnloczys. 11028
log
Eää
71150721 Z1
l.ll.lll.U.lll.
buu 920
am um x31 12g 11 Kuchen"
1032 1137 408 15 pmßburg
140 555 1g 7451, ßudapeslMeilhlhnhbl
"P. Schi! am. Sah, S111.
111111111412111111111111. ß.
1215 225 IOQQ lb Wlßll Nordhuhnhof 74-3 U30 805
sß 1211111111111... 41g 1211221
Prlg 729
Kaxlsbxd 939i
Tßpütl.4 114
A1 hudu, hupihnhnhnl Ab
über A11
3mm NG"
Deutschland-Italien
über Ala
iiovereto
Venedig
Verona
Mailand
Florenz
Neapel.
äsälal 62.2 lazärslälä
9119.51?
überrrCervignano
Bruck a.
illalxburg. iiaupihi.
llonialcone.
Venedig"
Mailand
Florenz
Rom
lllNeavel. ..
eTAla
Schnellzugs-Verbindungen.
Gültig vom i. Mai 190a.
Wien-Italien.
Semrnerln
Brucll a. H.
Graz ..
GIIII
199 Ylhm
125 lliiaauel
Venedig
IQ Verona
Mailand
llo Florenz
040 Rom
Neapel
aß
x22
1004
was
21
12."
uy
120
12a
500
12g
M1
1365
416
Berlin-Neu el-Expreß ab Berlin 2.,s.,9.una12.lllli. ab Neapel 1.. 6.. 9.. 13. und 16 Mai NordvSlld-Ex
VOIDIXII
LJ
lh Budlpeai .lll 1012
259 Pragerilol. 8,4
Triest
952 Glirz S. B..
ßorrnona"
Venedl ..
Venedl ..
ilallan
Florenz
ill Rom
Llem
lllllll '97"!-
Florenx .. Trleni.
10g mm liovento
540 "Neapel .. ilnri ..
über Cervigrlano
ll Blilllpell. .. II 023 m.
l'i"'l'7'"' "MM
an cnne. nimmt
Ab
über Corm an
Marburg Hallpihi.
über Pontebbn-
452 l. Nlua .......... ..Ah
über Cormons Budapestwltallen
über
nludapesi ..il 1012
ilklaqeniuriiihhl".
Villacil 5.5 ..
Tuhlach
Boxen-Erle
preß illch Cannes bis m. Mai.dnun nacb und vag
afwagen. Speisewagen. Nachizeiien von abends m. früh sind durch Ünlanllrcichen der Miuubeuzilfem beleißhnli. '31, n. Mm.
i. wg FIYIV. UGIDIYIK. Vldul-Ui.
v. r-gvär
L5 STAATS-EISERBAHR-GESEIBSCHAFT
Gültig ab LMai 1908.
Schnellzugs -Verbindung'en
zwischen
Konltunlnopel-Bulln-Bnlgud-Budnpon-Wlon,
Bukuslt-Budnpolt-Wlon
und
Wlon-Brllnn-BrolluU-Prng-Kulnbnd-Topllüybreid
Berlln-Lolpllg-Bnmbnrq.
m9, n. 1a nllllllllnopolLn m11 00.. SL,
815D!" Don St. ,Soül. 1155 248 16., Fn, H0.
417. .136 man IQ.
Bu apest mm
gwautbhi.
mwumsmunxmb
1m klglich
M9
Budaputhslbif.
AnWlillßklhbllJAh
Ahwlonßmubitmu
.. Wxandhrdhhß ms ..
Bl'ünn... 1m
Anhlhuvimldamhnu
.1 Prui.... .. 12a
,.Ku
155 4m
M6 54k 806
443 115
4m AhBodenlnch M2 12a ms
.2 AuDrudan uso um
aß uuutüvulämml. 150 91a
Isulxmguuuuu wir
u1 Lalpzl E5
.5 gw .lhsdivrx
'33 Bnm.buxg.. 448 ä-S 2.5
321., 111 Hmnnvar. wg a3
gäj Braman ass ä-ä
01 D1
llrkbnd
Spplungin Wxan Nudllagxähofl-irsnxfß-Kälegalgiaeäzüärllzigmzrwiu dm Sehnsü-
'""'"L.ä'.'. äi'ä?ä?iiäbi3'ä?ä?iäfäfäi'iß'ähää'äpäh.
SCHRECIKEMSTEEN Mm IZLßSE
Hlex. Ilehr
Kunitidlloiierei
Ugnaz
Reichenhoier
WIEII IX. Bezirk
Soblesklgasse 32
WIEIIIX
Spittelauergaiie lt
Ilöbel
in hiitorifdxen Stilen
i-ir. 11K"
mopelzne im
moßen
'17 Äi1äi1ä3j
"am
Eli-F
5411 P1335535
1-1" x12
ßncknilluslililußsenut
KiLiLrIOFlylFbRlNTtrl.
TliPPlßüEpMüößEl, C1
äTOFFEPORTIE
REN-VORHTEHGE.
WIENAI-IOHEFETLH
CHOTEBORTÄBRI
KEN
NIUJERLPFIGE-IAIIEH
OFERNRING
15,.
K. K. PRW. TEPPICH BÖQKNFABRIKÖN
III. GIIINZKEWM FFÜSDORF
WHIEDEKEAGEQ
WIETZ, PARIS, LQNDOD,
I.'ROTrEI'ZT'iVKVXSTR.1O. 13.RVE.'ISUZ.ES. 142 OXFORD-STREEI",
ADAM EVE COURT
'VIZR,KAVF' NMIFCENJ'GRQS'
REG Elfülälß RT RQYMQIE
K. K. PRIV. LEINED- VND TISCHZEVG FABRIK.
K4ISERLVHIYKQITIGLJWF-TIKHZEVG- LIEFERQNTEN.
uuuuuuIuulünulhunaanlnupuauuuuunnvuuul
FMüWßlLlbiäV-STGRR. SCIH ILESIIGN"
I!"Ilvlluuvpwnwuluunw-twltowlvnnulv
sW-I-Pnun I4. Il-anß1vq.n..-qr.
HmpnorzvPorzellan
Reproduktionen moderner Skulpturen
Porzellane, llunllpotterlen, Stelnzeuge
K. k. DtiUil. Üflttl. Pßlitllüflßlllüllllfüktllt
Kieläner und Rellel ßllmpboraß
11111 11113, ÜÜDTIICII
En grosßlliederlagen Iüien, Ileuftitt
gafte 19; Berlin 42, Ritterftr. 112; lelpzlg,
Ilm Chomasring 17 Paris, Kue de Paradls 11
Qas Ilmpbora-Porzellan zeidmet um; eine leide,
eigenartige lllalfe, kuultuolle orm. vollendete De.
malung und ausfdjlie lid edJte erqoldung aus. Es iß
in einen Porzellanß. uuip und lluutlgemerbev, m01-
nug seinrinlgtun Ilnnqunateu- und Jumellergev
du en erljältll 'Jedes Stiidx trä tueben der Krone
und den anderen im laufe der apre eutllandeueu
Zeldjen und Bekormarlten den Stempel FlllDh0lf3".
CH "GCRCRQGGSC"
K.U.K. PHOTOCHÜUGR.
HOF K11 DSTRDSTHLT
KAISKGH-fßd PRIVI LEGIRTE
TEPPIGWI 'AOKEL5TOI'F'FARRIKEN
'PI1lIlPl7'HFlFl5'u'59l1HE'
WIEN'I'STOCK' II-TUSEN PLATZ?
xv. WIEDHER nnuprsrra. mvrunnmnnreksrrz. 15, m. rmuprsrrzno.
Teppiche, Möbelstoffc, Tisch-, Bett- und Flanelldecken,
Vorhänge und Wandtapetcn aller Preislagen, orientalische
Teppiche, Haus-Knüpfen Hlleinverkauf in Östern-Ungam
solcher nach Zeichnungen von Prof. Otto Eckmann sowie
von Original-Schmiedebergern.
980H!SISDäDPHIIDSISIHIEDERIJTGEHMGIGIGG1611168168166
Budapest, Prag, Graz, Lemberg, Linz, Brünn, Innsbruck, Bukarest,
Mailand, Neapel, Genua, Rom.
aamouasaaunnß FHBRIKEH IHIIHHHHHHHHHH
Ebergassing Nieder-Ost Hranyos-Marötla Ungarn Hlinsko Böhmen.
HÄE FLHUHHEL
ARCHITEKTEN FÜR mnenngusr
VlLLEN sauren, NODELLNOBEI
FABRIK um KUNSTTISCHLEREI
FRANZ YVANICKY
M. KUILISTTISCHLER
WIEN, VIII
LERCHENFELDER!
STRASSE Nx.74
WIEN Wl,
WIEINSTKASSE N2 89
Erstes Wiener Spezialetablissement für
oriental. Teppich- u. Gobelin-Kunltstopperei
-Wäscherei und -A1.1fbewahr.mgsanstalt
Georg Eschlnger. FNZ NEIKOWEC
WIEN, XVII. BEZIRK, PEZZIßASSE 36
Telephon Nr. 121g Im eigenen Hause Telephon Nr. xug
Postsparln-Konxo im Clearingverkehr Nr. 856m Gegr. 1893
Übernahme aller Gattungen Teppiche und Vorhänge
zum StoppemWaschen, Fransenknüpfen etc. Erstes
Atelier für kunstgerechte Restaurierung antiker und
historischer Teppiche, Gobelins und Stickereien
GEROLDQC?
IN .STEPHHNSPL'RTZ8
BUCH nm-lnwne-rüR-m-u.
RIIS LTBHDISCH B-LITERHTU R1.
Q5
REICHHHLTIGES- URGER'V. PRHCHT- V.ULLUSTRÄTIQNSWERKEH,I
SOWIE'V.LEHR'V.H'RHDBZECHERN "HUS-"HLLEFPGEBIETENWLI
KTUHST-mn. KUNSTGEWERBES' IN
ÜIEVTSCW ER,IEHGLÜSCHEIRQVFIKÄNZQSÜSCW E132
SPRHCH VORZIEGLICH E-VERßlNDZJHG-EH-MlT-DEM-"RUSLNH DE'B
ERMQGLICHEH-DIDRHSCHESTE- BESORGUHO-DEIP LlTERHRlSCHEJ-PER!
SCHEIHZJHGEH WRLLER-LEHDEK-
UNTERHTILTUHGSLECTLERE-UNDÜOURHFLE-lNu
DEN EU RO PFEISCHEIWCULIURSPRHCH El-Lßäü
ESSZZZZZZSZSZZZZZZZCZZZZZZSZZZZZZSSZZF.
K. K. PRIV. LANDESB.
MÖBELFABRIK
HEINRICH RÖHRS
KAMMERLIEFERANT
SEINER K. U. K. HOHEIT ERZHERZOG
FERDINAND KARL
BESONDERE PFLEGE KÜNSTLERISCI-I
AUSGESTATTETER IN NENRÄUME IN
MODERNEN SOWIE HISTORISCHEN
STILARTEN
DDDDDDDDDDDEDDDDDDDDDDDDEDDDDDDDDDDDD
ZENTRALE xmaxnc
PRAG exaaxüunar BUBENTSCH
ßßxasmxug 13,5 KAISER-
mmmmwmmmwwm
DDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDDD
TELEPl-ION 928g ALFRED TELEPHON 91a;
OPPENHEIM
FLNIEDERNOSER aSOHN
VII., Mariahilferstr. 84 -Andreasg. u. xqustfßqnLgxgl
DDDDDDD Moderne DDDDDDD "anal-FABRIK
WILHELM NIEDERHOSER
TAYEZIEKEK
Kunsttischlermöbel
für bürgerliche Wohnungseinrichtungen
Spezialabteilung für Hotel-,
Villen- u. Bureaueinrichtung
n. r. man ERT ÜSÜFF
K.v.K. HOF-v. KHMMER JUWEL! ER v.
GOLDSCHMIED.
arcuznwß unznanmea
WIEDENEK HRQYTSTKÄSSE 84
FERNSPRECHSTELLE aus. WIEN.
JOSNEIU-ICH
KVNSTTI SCH LER
WleN-vu-eee
hßülyäRVüßSSt
HKIEWIEIIER ORZEIiM-i
Ernlt Wahlil;
Wien, l. Bez., Karntneritrahe 17
beehrt ich höilidrlt mitzuteilen, daß lie die
meilten der nodr exiltierenden Original-
Nu Elrbeitsiormen der ehemaligen MM
iener kaiierlichen
Porzellaniabrik
erworben hat mehrere hundert Figuren
und Gruppen, die ldrdnlten Spelie-, Kaiiee-
und Cee-Services etc. etc.. Die Waren
werden aus dielen Original-Elrbeitsiormen
in der eigenen Fabrik in ebenlo ausge-
zeldlneter Qualltat fabriziert, wie ehemals
um in der kailerlidren Fabrik. um
Fabrilzs-
marke
weldre aus-
idrließlidr für
Original-
modelle der
Wiener
kaiierlidren
Porzellan-
iabrik
verwendet
wird.
KJQPRN ARNAUEKMASQHINEN- PAPIER" FABRIK VON
EÜCHMZQNN C9
-WIEN-I.JOHHNNESQ7ÄSSE'ZS'
PAPI ER" FÜ LITHOQKÄ VHISQHEN FARBEN VRUQKAKIQH li-
UEFERT- KKIPFERVKKICPV,LKHTDKKIQK-LUNDEHHBHRES
FEXICHTEI" SlüiiR-PASSENVXINP SONSTIGE FEINEVRUQWAPIERE
Wmi! BRAUMÜLLER SOHN
k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhandlung
Gegründet 1765. WIEN Seit, 1348 GRABEN 21 Gegründet 1753.
empfehlen ihr gewähltes Lager von
VORLAGEN FÜR KW NSTQ EWEKE
Goldschmiedekunst, Werken über Ama-
Kunstschlosserei, teur-Photographie,
Kunstschreinerei, Kunstgeschichte,
Annahme von äbannement; auf gämtliche Uochen- und Monatygchrijten.
Direkte Verbindung mit allen größeren Verlagshandlungen des In- und Auslandes.
Säääääääßäßääääääääßäääßäßäää EIGENER YERLHCIZ Säläääßäläßäiäßääläääßäßäßäßä
BRÜCKE, Schönheit und Fehler der menschlichen Gestalt. BÜCHER, Die Kunst im Handwerk. 3. Auflage 3.60
5115118! 3-40, E95- 350 WAAGEN, Die vornehmsten Kunstdenkrniiler Wiens.
der schönen Wissen-
schaften,
Prachtwerken etc.
QUELLENSCHRIFTEN für Kunstgeschichte und Kunat- 331139 Ib-
technik des Mittelalters und der Renaiasnnce. 1B Bände EITELBERGER, Gesammelte kunnhincrische Schriften.
80.- Bände 39.-
Wbzy" VIEHER-PORZEILAH -AAnuFAcTuKiE;1-.--i
tgay.
JOSBOLK
VIEPPWIIEESEHPHAUPTSTR-QxsbEP2527
HIEDERLACEBEI?PORZEU-AHFAKRIKxSLHLALKENWERTH
ÄÜ .Ä-'CE',Kä1HbE'l'-1829 BEILARLSBAD
NIEDERLACEN LVOlLZfJLE 12.- wg LCRABEN w.
l. BOGNEBCAS v1. NAfUAHllIEHSTR.19-21. EQEFZ
PRAG GRABEN 37. BUDAPEST WAITZNEBSTHASSE. 25.
Aus der kaiserl. königl. Hof- und Sultsdruckerei.