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VERLAG VON ARTARIA Co. IN VIER. xuJAHR61gQg "gn-
24x
HAMPSTEAD. EINE STUDIE ÜBER STÄDTE-
BAU IN ENGLAND 50' VON H. E. BERLEPSCH-
VALENDAS-PLANEGG-MUNCHEN S0
IE Tatsache klingt beinahe unglaublich, daß in einem
kulturell hochentwickelten Land wichtige Fragen,
wie jene des sachlich richtig angefaßten Städte-
baues, beziehungsweise der Stadterweiterung bis
in die jüngste Zeit kaum Beachtung gefunden
haben, und daß erst neuerdings gesetzgeberisch
zweckdienliche Maßnahmen sich vorbereiten,
welche dem ständig fortschreitenden bisher völlig
plan- und ziellosen Hinausschieben der peripherisch
gelegenen Wohnquartiere bestimmte, rationelle
Bahnen zu weisen berufen sein sollen. In England
trifft es zu bei der Hauptstadt entsprechend ihrer Größe, bei einer ganzen
Reihe anderer durch ihren Handel, ihre Industrie zu höchster Bedeutung
gelangter Gemeinwesen nicht minder.
Auf dem Kontinent ist, wenn auch nicht seit allzu langer Zeit, die gleiche
Angelegenheit mächtig ins Rollen geraten, überall freilich nicht in jenem Ent-
wicklungsstadium der rasch aufstrebenden Städte, wo sie einer weitaus-
holenden günstigen Lösung entgegengeführt werden konnte. Vieles ist
versäumt, vieles unverständlicherweise verdorben worden, vieles unwieder-
bringlich verloren gegangen.
Die während der letzten 50 Jahre auf dem Kontinent in kurzen Zeit-
abschnitten stets von neuem konstatierte Tatsache der in immer beschleu-
nigterem Tempo sich vollziehenden Ausdehnung der Städte, hervorgerufen
durch rapiden Bevölkerungszuwachs, sprach eigentlich deutlich genug für
die Notwendigkeit zweckdienlicher Maßnahmen. Wiesen keinerlei andre
Umstände, wie beispielsweise das manchenorts völlig Unzweckmäßige im Ver-
hältnis zwischen freiem und überbautem Platz, zwischen Plätzen und durch-
schneidenden Straßen, das vielfach totale Vernachlässigen der architektoni-
schen Bildwirkung, das völlige Übergehen der durch die Bodenbewegung
gestellten Forderungen und so weiter auf den Tiefstand der Architektur in der
zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts hin, so spräche der völlige Mangel an
wirklich wertvollen Projekten für Stadterweiterungen aller Art, wie sie sich
bei sehr vielen Städten durch den Abbruch des mittelalterlichen Befestigungs-
gürtels, in Deutschland nach den Errungenschaften des Jahres 1870 bis 71
durch einen rasch und allgemein erfolgenden Aufschwung aller kommerziellen
und industriellen Verhältnisse von selbst hätten ergeben müssen, hinlänglich
das Fehlen wirklich großzügig baulicher Denkweise aus. Der Architekt
bekümmerte sich, der Hauptsache nach wenigstens, weit mehr um den
Spezialfall, den Einzelbau, nahm allenfalls einige Rücksicht auf die Über-
einstimmung seines Werkes mit der nächsten Umgebung. Dabei trat das
11
411.4.
BDUNDARV STRCGT
ÄGTNNIPÜREEH
eoroops nMETlR
eigentlich schöpferische Ge-
stalten des Städtebilds im
ganzen bei der vorwiegenden
Anzahl der Fälle zurück gegen-
über der allzu sehr betonten
dekorativen Erscheinung im
einzelnen. Konzentration archi-
tektonischer Prachtentfaltung
auf einige wenige Punkte,
vollste Vernachlässigung weit
bedeutsamerer Fragen, wie sie
durch die Zunahme der Wohn-
quartiere des Mittelstands und
der Arbeiterschaft geschaffen
wurden, das ist das Cachet des
KlW-IOVSINB 5119 UHU.
ßhuxusrel-nseouovarwxx .22 sogenannten Fortschritts, der
sich in Gegensatz zur guten
alten Zeit" stellte, die weit
mehr tatsächliche künstlerische
Kraftentfaltung aufzuweisen
hat im kleinen wie im großen.
Der schlimmsten, verödenden
Bauweise wurden weite Ter-
rainstrecken, ohne daß be-
hördlicherseits auch nur ein
Ansatz zu richtigerem Vor-
gehen gemacht wurde, an-
standslos überliefert. Gärten,
Parkanlagen, reizvolle Ge-
Abb. I. Oben Ein typisches Beispiel der Bauweise in den bäude frühefer ZeiteÜ Wurden
übervölkerten Vierteln Londons. Zirka 25.000 Einwohner. rücksichtslos vernichtet, nicht
Bis zu 60 Häuser pro Acre. Unten Das nämliche Terrain nach
seiner Sanierung 57rg Einwohner zum Zwecke der Neuschaffung
gehaltvoller neuer Werke. An
ihre Stelle traten Gebilde, deren Anblick deutlicher als alles sagt, inwieweit
kapitalistische Tätigkeit einerseits, soziale, hygienische und künstlerische
Fragen anderseits sich vereinigen. Kriege und andere Gewaltrnittel haben
in Hunderten von Jahren nicht so gründlich aufgeräumt mit allem künst-
lerischen Verantwortlichkeitsgefühl wie ein paar Jahrzehnte fortschritt-
licher", unbehindert zerstörender Gründerarbeit. Was die Hunnen und andere
tempelvernichtende, aber immerhin kriegerisch kraftvolle Horden an den
architektonischen Zeugen der Kultur des Altertums vollzogen, das taten
cum privilegio" in unsern Tagen die großen und die kleinen Spekulanten
und ihr Begleiter, der brutale Ungeschmack. Jene hinterließen der Nachwelt
immerhin interessante Trümmerfelder, diese bloß die konsequent überall
zutage tretende Verneinung
aller ideellen und wichtiger
vitaler Forderungen? Nie-
mand, des Wort Nachdruck
gehabt hätte, wehrte ihnen
ernstlich. Die Stimmen der
richtig Empfindenden, leider
stets Einflußlosen, sie ver-
hallten, sofern sie nicht durch
das Hohngelächter der ma-
teriell Starken in den Augen
der Erfolganbeter überhaupt
zu etwas Widersinnigem,
Rückschrittlichem gestem-
pelt wurden. Das galt in
England genau ebenso, bloß
über IOO Jahre früher als auf
dem Kontinent. In Paris
schuf das Zweite Kaiserreich Abb. 2. Bis in die neueste Zeit gebräuchliche Bebauungsweise bei
die Boulevards und an ihre der Anlage von Kleinwohnungsquartieren in England
Diese Verwilderung des Geschmacks, diese völlige Verneinung kultureller Forderungen ist um so ver-
blüffender, als es nicht gar lange vorher noch Stimmen gab, die, nicht etwa aus Liebhaberei bloß, ganz andern
Zielen zustrebten. In Nr. Jahrgang der Zeitschrift Volltskunst und Volkskunde", Seyfrieds Verlag,
München, veröffentlicht Architekt Hermann Buchner in München einen längeren. höchst interessanten Artikel
Bauwesen und Landesverschönerung in Bayern vor too Jahren". Baurat Votherr in München begründete im
jahre 1820 eine Gesellschaft für nützliche Verschönerung des bayrischen Landes" zwecks freundlicher
Gestaltung oder Verbesserung der Städte, Märkte, Dörfer, zur Vervollkommnung der einzelnen Bau- und
Kulturanlagen besonders durch Ordnung und Reinlichkeit, zur Erhöhung des häuslichen und öiTentlichen
Lebens". Zu der bald darauf erötTneten Tätigkeit der Gesellschaft bemerkt ein Skeptiker Keine Regierung der
Welt ist verrnögend genug, um in ihren tausend Dörfern Reinlichkeit der Wege und Pfade, freundliche und
bepflanzte Zugänge, Wegräurnung des Vetfallenen und Einsturzdrohenden und in den hunderttausend Bauem-
häusem gesunde Luft, zweckmäßige Geräumigkeit und Bequemlichkeit für Menschen und Vieh. selbst auf
öffentliche Kosten, herzustellen. Aber der Landrichter, der Rentamtmann, der Pfarrer, der Schullehrer, der
Gutsbesitzer, der Posthalter, der Wirt, der Gemeindevorsteher, ja jeder tüchtige Bauer, der etwas auf Ehre und
Reputation hält, sind die Männer, die ohne Kosten, nur durch Ermahnungen und Beispiele, durch Bekämpfung
eigener und fremderTrägheit diese bewundernswürdige Veränderung bewirken können". So, nur in etwas andrer
Form gebracht, lautet das Programm der Begründer von Hampstead, die durch Ansiedlung kulturell Hoch-
stehender unter den wirtschaftlich Schwachen Hebung der letzteren in allen Richtungen bezwecken. Eröffnungs-
rede des Rt. Hon. Alfr. Littleton, M. P., bei Vollzug des ersten Spatenstiches auf dem Terrain von Hampstead
They sought to gather together in natural sympathy various classes, bearing each others burdens and
taking part in the common duty Die Äußerungen des bayerischen Bautats, zum Beispiel über Schul-
gebäude, zeigen deutlich, auf welcher Höhe jene Zeit in vielen Fragen stand, die erst heute allmählich wieder
in Fluß gekommen sind; zum Beispiel Schulen sind Lichtpunkte eines Landes. Sie sollen sich, ihrem hohen
Zweck gemäß, unter den übrigen Wohnungen einer Gemeinde in Hinsicht auf Lage, Umgebung, Bau, Einrich-
tung auszeichnen. Denn die Stätten, wo wir zuerst gewisse Lehren faßten, äußern auf die Stimmung, mit der
wir sie aufnehmen, und auf den Wert, welchen sie für uns haben, ebensowohl einen bedeutenden Einfluß, wie
auf die körperliche Gesundheit. Es kommt daher viel darauf an, ob Schulgebäude geräumige helle Häuser oder
kleine, dunkle, schmutzige Hütten sind, worin die Jugend in ihrer ersten Blüte die schönsten Lebensjahre
zubringen soll. Das Schulhaus sei der Form nach ein Modell des besten Wohnhauses in der Gegend, damit die
Schüler auch diesen Eindruck schon früh erhalten und für zweckmäßige Einrichtung einer gesunden Wohnung
mehr Sinn bekommen" und so weiter. Die beigegebenen Pläne sind vorzüglich zu nennen, nicht minder die
Anschauungen über die Ausbildung der Hausgärten. der Zusammengehörigkeit von Haus und Landschaft etc.
etc. Was aus all diesen vortrefflichen Anregungen tatsächlich wurde, ist sattsam bekannt. Erst der Reaktion
gegen den wilden Triumphzug der Pluto-Aristokratie war es vorbehalten, hier Wandel wenigstens anzubahnen.
31'
244
Geschmacklosigkeiten, in Deutschland aber brachten die Siege eines großen
Krieges vielen Städten mächtigen industriellen Aufschwung, enorme kapitali-
stische Entfaltung, schärfsten Ausdruck des Niedergangs kulturwichtiger
Dinge. Die weltbeherrschende Melodie galt einzig dem Tanz um das
goldene Kalb.
Wie sollten unter derartig einseitigem Druck künstlerisch bedeutsame
ebenso wie für das Gedeihen nachkommender Geschlechter wichtige Fragen,
zum Beispiel das richtige Verhältnis zwischen bebauten und freibleibenden
Flächen bei nicht monumentalen Erscheinungen zu irgend welchem Rechte
kommen! Damit, daß man riesigen Zinskasten das Aussehen von Monumen-
Abb. 3. Slone-Way in Newcastle-on-Tyne. Typische Anlage eines englischen Arbeiterviertels
talbauten zu geben versuchte, ihre Straßenfronten mit allen möglichen, übel
angebrachten Palastmotiven überkleisterte, die Rückteile aber -vom Inneren
gar nicht zu reden- um so ärmlicher, kläglicher behandelte was übrigens
noch tagtäglich geschieht, war nach der Ansicht der Bauunternehmer und
Grundspekulanten alles geschehen, was hier überhaupt geschehen konnte.
Und dennoch bleiben diese imposanten Zinskasten weiter nichts als der
Ausdruck einer künstlerisch armseligen, in sozialen Dingen vielfach völlig
irregehenden Zeit. Über dem Studium der Einzelform vergangener Stil-
epochen und deren Verwendbarkeit beim Komponieren" war den Bau-
künstlern der Blick für das Große, sozial wie künstlerisch unabweisbar Not-
wendige abhanden gekommen. Die Sorte von Kultur, welche aus den vor-
mals geheiligten Ruhestätten der Toten Mietkasernen mit kürzester Kündi-
gungsfrist dieser
enggedrängten
Massenquartiere
gemacht und da-
mit die ganze
Grabmalkunst auf
ein äußerst nie-
driges Niveau ge-
bracht hat, sie be-
handelte ganz im
Sinne des Zeit-
altersderFabriken
auch das für die
menschliche Kul-
tur wichtige Prob-
lemdesWohnens,
des Häuser-, des
Städtebaues. Sie
drückte den Erfin-
dungen der Tech-
nik den Stefnpel
mächtiger, genia-
1erDenkweise auf.
In weite Gebiete
des Menschen-
tums aberpfianzte
sie den Unge-
schrnack, dieVer-
krüpplung der Na-
tur, den gepflegten
Verstoßgegendas
Selbstverständ-
liche. Und unter
solchen Umstän-
den wundern sich
naiveNaturenüber
die vollständige
sozialeZerrüttung!
Was bedeuten alle
Anstrengungen
Abb. 4. Plan der "Garden
Suburb Hampstend".
Nach dem Entwurf von
BarryParker und Raymond
Unwin
245
einer meist völlig verkehrt wirkenden Wohltätigkeit, wenn den Massen die
einfachste und natürlichste Wohltat, Luft und Licht, die ersten und wichtigsten
Faktoren bei der Entwicklung einer wirklich gesunden Bevölkerung, entzogen
m4 sxapgog UOA äueg UJV und 'qqv peazsduxe; qmqng uapxeg qqv
zu
.. .1
werden? Jeder große Umwandlungsprozeß bedingt Vernichtungsarbeit. Die
gewaltigen Vorstöße einer neuen Zeit haben sie in reichlichem Maße getan.
Daß die bauliche Gesetzgebung hier nicht längst bessernd eingriff, liegt
im Charakter der Gesetzgebung selbst. Sie befaßt sich mit dem Vorhandenen,
247
mit den Beispielen der Vergangenheit. Dem Kommenden, sofern sie ihm nicht
überhaupt den Weg versperrt das tut die Baugesetzgebung vielfach in
ausgiebigstem Maße, bringt sie selten Beachtung entgegen. Sie liefert in un-
Abb. 6. Garden Suburb Hampstead. Auf der Höhe über den neuen Garden-Suburb"
zähligen Fällen den Gegenbeweis zu dem Worte Wem Gott ein Amt gab,
dem gab er auch Verstand".
Wie das völlig plan-, vielfach sinnlos erweiterte London für England,
Paris für Frankreich, so ist Berlin unter den Großstädten im deutschen
Sprachgebiet eines der schlagendsten und der umfangreichsten Beispiele
hierfür. Widersinnige Überbauung großer Terrains hat dort des Unschönen
und Unzweckmäßigen, um nicht einen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen",
so viel geschaffen, daß die in Aussicht genommene Herstellung eines Planes,
der den Namen Groß-Berlin" wirklich rechtfertigt, in hundert und aber-
hundert Punkten mit unverzeihlichen Sünden zu kämpfen haben wird,
begangen und gut geheißen unter der Aufsicht von Gesetzeswächtern in
nicht weit zurückliegenden Zeiten, vielleicht auch heute noch nicht unter-
bunden. Darüber helfen selbst wohlwollende Verschönerungsbestrebungen,
wie sie sich im neuen Dome, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, in
der Siegesallee, dem Rolands-Brunnen und andern Schöpfungen gleicher
Richtung kundgeben, nicht hinweg. Wo wichtige große Forderungen über-
sehen wurden, helfen kleine Nachtragskreditbewilligungen von zweifelhafter
Güte nicht aus, vorhandene Blößen weit wichtigerer Art zu decken. Berlin
hatDeutschland zwar den Siegeszug der Mietskaserne und damit die rasche
Schaffung großer Vermögen, die nicht aufs Konto geleisteter Arbeit, sondern
ausschließlich auf das der rapiden Bevölkerungsvermehrung zu schreiben
sind, bescheert, gleichzeitig aber auch die abschreckendsten, nicht mehr
korrigierbaren Beispiele neuzeitlichen Städtebaues und deren verderbliche
Fernwirkung. Vermöge des Ansehens, welches die Anordnungen einer
Reichshauptstadt genießen, mögen sie noch so unzweckmäßig, ästhetisch
noch so verwerflich sein, wurden Verkehrtheiten in größter Zahl weit hinaus
getragen, von Kommune zu Kommune übergeimpft. Die sonst nicht leicht
versagende kritische Ader der Berliner reagierte diesen dimensional nicht
gerade kleinen Verfehlungen gegenüber erst, nachdem es zu spät war. Das
nämliche trifft fast überall zu. Es war ganz einfach, als sei die Welt der
baulich Gebietenden mit Blindheit geschlagen.
Den ersten kräftigen Anstoß zu einer, aller Oberflächlichkeit baren, wirklich
ernst gearteten Lösung der immer mehr an Wichtigkeit gewinnenden Sache
des Städtebaues gab Süddeutschland. Er kam von Wien. Camillo Sittes Name
wird für immer mit der Wiederbelebung aller, den Städtebau als soziales und
künstlerisches Problem betreffenden Fragen in erster Linie genannt werden.
Er hat den Stein ins Rollen gebracht. Was er zuerst und allein erstrebt,
dafür sind heute, wenige jahre nach seinem Tode, an mehr als einer tech-
nischen Hochschule Lehrstühle errichtet.
Merkwürdig ist, daß England, dessen EinHuß auf dem Gebiet des
Kunstgewerbes für den Kontinent von höchster Bedeutung wurde, des
Man wird vielfach unwillkürlich an Morris Ausspruch Die Aussichten der Architektur in der Zivili-
sation über London erinnert Wir befinden uns hier in der reichsten Stadt des reichsten Landes des reichsten
Zeitalters der Welt. Kein Luxus vergangener Zeiten kann mit unserem Luxus verglichen werden. Und dennoch
müssen Sie, wenn Sie sich von Ihrer zur Gewohnheit gewordenen Blindheit freimachten, gestehen, daß es kein
Verbrechen gegen die Kunst, nichts l-läßliches, nichts Gemeines gibt, an denen nicht die modernen Köten
Häuser der Armen in Bethnal Green genau ebenso teil hätten wie die modernen Paläste im Westend. Und wenn
Sie diese Lage der Dinge ernsthaft prüften, würden Sie nicht darüber klagen, sondern froh darüber sein. Und
wenn Sie an einem bemerkenswerten Exemplar der erwähnten Paläste vorbeigingen, in der Tat frohlocken
und sagen Dies ist alles, was Luxus und Geld zur Verfeinerung des Lebens tun können."
bürgerliches Hausbauwesen weit früher als das kontinentale auf gesunde,
richtige Bahnen geriet, im Städtebau zuletzt erst eingetreten ist in diese
Bewegung, war doch der Ausdruck Town planning" ein bis vor ganz
Abb. 7. Garden Suburb Hampsread. Auf dem Hügelkamm ober der Garden Suburb
kurzer Zeit völlig unbekannter. Englische Literatur existiert, von einigen
kleineren Arbeiten abgesehen, gar nicht darüber". Allerdings hat in England
Raymond Unwin wird als erster seinen britischen Landsleuten eine umfangreiche Arbeit über dieses
Gebiet bescheren.
32
die völlige Beiseiteschiebung aller, den Gelderwerb im großen, die Macht-
stellung im Welthandel, die bis zur äußersten Konsequenz getriebene
Kapitalwirtschaft hindernden Fragen des öffentlichen Lebens sich weit
früher, weit rücksichtsloser und in umfangreicherem Maße fühlbar gemacht,
als es in den heute durch ihre Industrie ebenfalls bedeutsam gewordenen
kontinentalen Ländern der Fall ist. Bei letzteren bilden die mit sozialen
Wandlungen verbundenen Entwicklungserscheinungen nicht jene lange Kette
wie in England, seitdem es ein Industriestaat geworden ist.
Ruskin gibt in dem Kapitel Moderne Fabrikation und Kunst" Band
Wie wir arbeiten und wirtschaften müssen. eine drastische Schilderung der
Veränderung auf englischem Boden Ich muß notgedrungen euch über
eure ernstlichen Absichten befragen, wieviel von unserem Land in den
nächsten fünfzig Jahren Kohlengrube, Ziegelfeld oder Steinbruch werden
soll? Einer klaren Schlußfolgerung zuliebe nehme ich an, daß euer Erfolg
ein absoluter sein wird, daß die ganze Insel von Meer zu Meer so dick mit
Schornsteinen vollgepfropft sein wird, wie der Hafen Liverpools mit Mast-
bäumen; daß keine Wiese, kein Baum, kein Garten darin sein soll; nur ein
bißchen Korn auf I-Iausdächern, mit Dampf geerntet und gedroschen; daß
man selbst für die Wege keinen Raum mehr läßt, sondern über die Dächer
eurer Fabriken auf Viadukten oder darunter weg durch Tunnels fährt; daß,
da der Rauch die Sonne nicht mehr scheinen läßt, ihr immer mit Gas
arbeitet; daß kein Morgen englischen Landes ohne Schacht, ohne Maschinen
sein wird, worauf man wird stehen können, ohne eine bestimmte, mathe-
matisch feststellbare Aussicht, irgendeinmal in kleinen Stückchen davon
weggesprengt zu werden!" Oder im nämlichen Aufsatz, wo er vom Anblick
eines aus der Zeit König Karls datierenden, kleinen Landsitzes spricht und
in ihm die Zukunftsphysiognomie ganz Englands erblickt Das Haus,
seit vielen, vielen jahren unbewohnt, stand da, dem Verfall preisgegeben;
das Gartentor schwang nur lose in den Angeln; über dem Garten lag wüste
Asche, worin selbst Unkraut nicht gedeiht. Das Dach war unförmig
geborsten. Die Fenster hingen um die Fensteröffnungen als verwitterte
Holzlappen. Der Strom vor dem Tor, einstmals das lebendige, immer die
Form wechselnde Element des Ganzen, schlich träge vorbei, ein schmieriges
Gerinnsel, schwarz wie Ebenholz, mit Uferabhängen, klebrig rußigen
Schlammes voll. Vor Hochöfen und Kaminen war von den Hügeln der
Umgebung nichts zu sehen und über dem Ganzen lag eine pestartig stinkende,
schwefelgeschwängerte, finstere Dunstwolkei", die sich träg über die brachen
Ashbee erzählt in den interessanten Ausführungen zur Geschichte der Entstehung seines heute weithin
wirksamen Unternehmens An Endeavour towards the Teaching of John Ruskin and William Morris, daß vor
dem Hause, in dem er sich zuerst mit seinen Arbeitern niederließ und wo die ersten Produkte der Essex-House-
Press" erschienen, grüne Bäume gestanden hätten, daß sie aber infolge der stärkeren Verbauung der Gegend
durch industrielle Etablissements allmählich abgestorben seien, wie alle Pflanzen in gleicher Umgebung! Die
Menschen werden ohne viel Federlesens zum Aufenthalt an solchen Örtlichkeiten durch die Not gezwungen! Was
von deren Nachkommen zu erwarten ist, liegt klar auf der Hand. Deswegen erhebt sich in ganz England
allmählich schweres Bedenken über das Verhältnis zwischen Wohnweise und künftiger Widerstandsfähigkeit der
Nation im großen und ganzen. Horsefall gibt in seinem Buche Details über die Luftverpestung in den englischen
25x
Felder hinwälzte, auf denen kein grüner Halm mehr gedeiht. Nicht mit
grünen Hecken wie ehedem waren sie umsäumt, sondern mit Steinplatten,
die durch Eisenhaken verbunden wie Grabsteine aussahen" und so weiter.
In dem Abschnitt Unsere Städte" Band Was wir lieben und pflegen
müssen? äußert er sich Es ist unmöglich, wahre Sittlichkeit, wahres
Glück, wahre Kunst in einem Lande zu haben, wo die Städte dermaßen
gebaut oder besser gesagt ein solches Mischmasch bilden wie bei uns.
Scheußliche Pestbeulen, die sich wie Pocken über das Land, welches sie
auffressen, verbreiten. Wir müssen liebliche, planmäßig gebildetei keine
aufs Geratewohl zusammengewürfelten, sondern an Umfang beschränkte
.. fxh MLIVSYiAD man
Abb. B. Garden Suburb Hampstead. Aus dem Park der Garden Suburb
Städte haben, die keine abscheulichen Weichbilder, Schlacke und Schurf
rings um sich her auswerfen; sie müssen von einem blumenreichen Kranz
blühender Bäume und lieblich geleiteter Silberströme umgeben sein.
Zukunftsbild der Gartenstadt! ,Unmöglichli entgegnet man mir. Mag
sein ich habe nicht mit der Unmöglichkeit, sondern nur mit der unbe-
Industriestätten, die ans Unglaubliche grenzen Seite x67 Smoke and Soot. Er stellt seinen Landsleuten,
nachdem er die weitaus bessere deutsche Schulerziehung mit der noch vielfach minderwertigen englischen
verglichen hat, nicht gerade ein günstiges Prognostikon. Was Ruskin in den angezogenen Zitaten sagt, triift für
die großen Induscriebezirke zu, indes hat die englische Landschaft auch andere Bilder aufzuweisen, Bilder von
einer Schönheit ohnegleichen, die weder durch stinkende Steinkohlengase, noch durch Fahriksgebäude beein-
trächtigt wird. Freilich, fragt man nach den Lehens- und Erwerhsverhälmissen der noch im Landbau tätigen Be-
völkerung, so entrollen sich keine erfreulichen Bilder. Alte Städte mit köstlichen Architekturen gibt es noch in
großer Zahl. Davon später ein Wort.
Leider geht er gerade auf dieses Thema nirgends mit positiven Vorschlägen ein.
31'
dingten Notwendigkeit zu tun. Wiewohl England vom Rasseln seiner
Webstühle betäubt wird, sind seine Kinder ohne Kleider; wiewohl es
vom Schmutz seiner Gruben geschwärzt ist, erfrieren seine Kinder; wiewohl
es seine Seele um Gold verschachert, sterben sie Hungers. Wir mögen in
diesem Triumph verharren, wenn es uns ratsam dünkt; aber dessen dürfen
wir sicher sein die schönen Künste werden ihn nicht mit uns teilen!"
Und in dem Kapitel Unsere Häuser" Wenn die Menschen so lebten wie
sie sollten, dann wären ihre Häuser wie Heiligtümer Heiligtümer, welche
wir nicht zu schädigen wagten und solche, welche uns, wenn wir sie
bewohnen dürften, gewissermaßen heiligten. Und ich schaue auf die
armseligen Kalk- und Lehmbauten, die mit frühzeitiger Unreife um die
Weichbilder unserer Großstädte aufschießen, ich schaue auf diese leichten,
schwankenden haltlosen Kartenhäuser aus splitterdünnem Holz und nach-
gemachtem Stein, auf diese düsteren Reihen gleichförmiger Geringheit, eine
wie die andere, ohne Verschiedenartigkeit, ohne fördernde Genossenschaft
so verwaist als verwandt ich schaue auf sie, nicht nur mit der
Unachtsamkeit eines durch Geschmackwidrigkeit beleidigten Auges, nicht
nur mit der Wehmut, daß sie die Landschaft entheiligen, sondern mit der
schmerzerfüllten Ahnung, daß die Wurzeln unserer nationalen Größe morsch
sein müssen, wenn sie so wenig Grund im heimatlichen Boden fassen. Ich
schaue auf diese trostlosen siehe Abb. Stone Way in Newcastle-
on-Tyne, ein Bild, das sich in jeder englischen Industriestadt auf großen
Flächen zeigt und unehrwürdigen Wohnungen als auf Merkmale einer
wachsenden Unzufriedenheit im Volk, als Zeichen einer Zeit, wo jeder
Mann eine höhere Sphäre als seine natürliche erstrebt und auf seine Ver-
gangenheit mit steter Verachtung zurückblickt. Wo jedermann in der
Hoffnung baut, die gebauten Häuser zu verlassen, und in der Hoffnung lebt,
die darin verbrachten Jahre zu vergessen; wo man Trost, Frieden, Glauben
des Heims nicht länger empfindet. Die überfüllten Behausungen einer
mühselig ringenden und rastlosen Bevölkerung unterscheiden sich von den
Zelten des Arabers und des Zigeuners nur dadurch, daß sie heilsame
Himmelslüfte erfolgreicher absperren, die Wahl eines schöneren Erdflecks
nicht gestatten, die Freiheit rauben, ohne Rast zu gewähren und den Luxus
der Ortsveränderung verhindern."
Ruskin ist nur einer unter vielen, die das nämliche Thema im gleichen
Sinne behandeln. Daraus erhellt, mit welchen Schwierigkeiten, mit welcher
Unmenge völlig falscher, aber fest eingebürgerter und von keiner gesetzlichen
Seite angefochtener Voraussetzungen der Beginn einer in völlig entgegen-
gesetzter Richtung sich entwickelnden Bewegung zu kämpfen hat, handelt
es sich doch dabei um das Eindämmen, das Zurückdrängen von Meinungen,
deren Bestand Dezennien hindurch als etwas Selbstverständliches galt,
zum Teil noch gilt. Daß eine Wendung überhaupt noch zu erwarten sei,
schien dem Verfasser obiger Worte offenbar so gut wie unmöglich. Für
die Regierung aber ist es nicht gerade ein Zeichen großer Weitsichtigkeit,
253
daß der kategorische Imperativ, der aus solchen Verhältnissen sich von
selbst ergab, nicht wahrgenommen und erst in den letztvergangenen Tagen
zum Gegenstand ernster Überlegungen Town planning Bill gemacht
wurde. Das Wesentliche an wirklich musterhaften Verbesserungen ist
auf Privatinitiative zurückzuführen. Damit ist allerdings auch eine Gefahr
abgewendet worden Die Bureaukratisierung der ganzen Angelegenheit,
das Heer von Paragraphen und Paragraphenauslegern, das, wäre es
vom grünen Tisch gekommen, sich unfehlbar mit einer solch großen Frage
entwickelt hätte.
Abb. g. Garden Suburb Hampstead. The Hearh Die Heide, Naturpark
Überall klingt bei dem großen Engländer, spricht er von der Wohnfrage,
der Wunsch nach Erfüllung einer wichtigen nationalen Angelegenheit durch,
die das heutige England zu realisieren bestrebt ist; nirgends jedoch stößt
man auf direkte Anregungen. Ruskin beklagt nur den Mangel, er ergreift
nicht die Initiative in bestimmt umrissener Form. Auch William Morris
berührt das Thema vielfach, ohne dasselbe jedoch in bestimmtem Sinne
gestaltend anzupacken. Webb, Neslield, Norman, Shaw, geistreiche Bau-
künstler, die der heutigen Entwicklung des englischen Wohnhausbaues die
Wege ebneten, nicht in Einzelanlagen allein, sondern durch die Schaffung
ganzer neuartig behandelter Quartiere Bedford Park, blieben ohne Einlluß
auf die Entwicklung der städtisch-baulichen Massen in ihrer Gruppierung,
wie sie durch den Begriff Stadterweiterung, Städtebau, für den Architekten
zum Problem im großen werden. Christofer Wren hatte nach dem großen
Brande 1668 für London einen neuen Bebauungsplan entworfen, der, wäre
er zur Ausführung gelangt, dem ganzen Stadtgebilde eine richtige Ent-
wicklungsgrundlage gesicherthätte. Es wird geradezu behauptet, daß London,
wie es sein sollte, in den Plänen Wrens bereits gewissermaßen enthalten sei.
Seine Zeit war nicht reif dafür. Erst der Gedanke der Anlage einer Garten-
stadt, das Anschneiden einer völlig neuen Sache, lenkte den Blick auf die
dringende Notwendigkeit eines andern als des bisher gewohnten Verfahrens
bei der ständigen Erweiterung der großen Fabriks- und Handelszentren.
Die Aufgaben, die sich hier bieten, nachdem ein Jahrhundert des riesig-
sten industriellen Aufschwungs die unglaublichsten, nicht wieder gut zu
machenden Fehler, Torheiten und Geschmacklosigkeiten sonder Zahl in
anderer Richtung begangen hat, wurden indes rasch begriffen. Was England
noch vor wenigen Jahren nicht wußte, nicht kannte Town planning", es ist
heute das Problem, an dem die tüchtigsten Kräfte sich erproben. Lange wird
es ja nicht dauern, so sind, zumal eine große Reihe praktisch auszuführender
Arbeiten winken, hier bedeutende Vorstöße gemacht, die Lehrzeit überwunden.
Sichere Anzeichen lassen darauf schließen. Das Thema dieses Aufsatzes ist
unter vielerlei Ähnlichem das sprechendste Argument dafür. Gründungen
wie Saltaire, Bournville, Port Sunlight siehe Kunst und Kunsthandwerk",
Band Seite x85 und Seite 352 ff, deren Wirkung im Sinne praktisch
erprobter Beispiele natürlich von allergrößter Bedeutung war, zeigen, daß
ihre Begründer in durchaus moderner Denkweise bereits radikal mit den bis
dahin gültigen Traditionen auf diesem Gebiet brachen, Neues, Vorbildliches,
vom ersten Projektstrich an weitsichtig Geplantes dafür einsetzten. Geraumer
Zeit bedurfte es auch hier, bis die Erkenntnis der Richtigkeit der Unter-
nehmungen, der Möglichkeit materiellen und erzieherischen Erfolgs allgemein
sich Bahn brach, um dann allerdings rasch große Verhältnisse anzunehmen,
nicht von lokaler Bedeutung zu bleiben, sondern eine nationale Bewegung
zu involvieren und als ersten, die Vorläufer dimensional überholenden großen
Vorstoß die Gründung der Gartenstadt nach sich zu ziehen.
Am 25. Oktober 1907 fand in der Guildhall zu London unter dem Vor-
sitz des Lord Mayor dieser Stadt eine von Gemeindevertretem ganz Eng-
lands besuchte, durch die Garden city association" veranlaßte große Ver-
sammlung statt, bei welcher Sir William Treloar, bevor er seinen Präsidenten-
sitz einnahm, gleich zu Anfang sagte It die Garden city association" has
already made its mark, because it has shown, that Town planning das heißt
systematische, ästhetischen wieVerkehrsrücksichten im gleichem Maß gerecht
werdende Stadterweiterung oder Neuanlage von Städten is an absolute neces-
sity"! Das Geständnis, daß diese anderwärts längst erkannte Necessity" erst
recht spät ihre Würdigung finde, ist damit abgelegt worden! Nach ver-
schiedenen Reden, bei denen es an der allerschärfsten Kritik der herrschen-
255
den Zustände nicht fehlte, bei denen weiter die Unhaltbarkeit des bisherigen
Vorgehens, das völlige Versagen der Baugesetzgebung und ihrer Hüter in
solch wichtigen Fragen von sämtlichen Rednern betont und die von John
10. Garden Suburb Hampstead. Wyldes, Eine der ehemaligen Farmen auf Colders Hill, jetzt Wohnhaus und Ateliers von
Raymond Unwin
Abb,
Burns, dem ehemaligen radikalen Arbeiterführer, nunmehrigem President of
the Local Governrnent Board" in Aussicht gestellte Housing and Town
planning Bill" aufs wärmste willkommen geheißen wurdei, brachte der
Erläuterungen dazu anläßlich der Einbringung im Hause of Commons im Municipal Journal" vom
5. April 1908, Seite 279 Hi, woselbst gesagt wird Mr. Burns Housing and Town-Planning Bill is the best
ZJU
Kanzler J. S. Nettlefold die Resolution ein That this meeting of municipal
and local authorities and societies and others interested in Housing Reform
and Town planning, affinns its belief that the present planless and hap-
hazarded extension of towns is detrimental to the best interests of the nation,
in as much as, by the creation of new Slums and overcrowding, it produces
mental, moral and physical degeneration, and is burdensome to the rate
payers; it therefore calls upon all parties to welcome the Governmenfs
promise of legislation upon the matter", und so weiter.
Es handelt sich dabei nicht in erster Linie um die Wohnquartiere
der materiell leidlich Gutgestellten oder Wohlhabenden. Die ganze große,
alle Parteiunterschiede völlig
außer acht lassende Bewegung
der Wohnungsreform voll-
zieht sich im Interesse der
wirtschaftlich Schwachen, im
Interesse jener, die während
mehr als hundert Jahren in
eng gebauten, ungesunden,
kleinen, oft völlig luft- und
sonnenlosen, aller hygieni-
schen Vorkehrungen entbeh-
renden Quartiere zu teuren
Mietpreisen wohnend, siehe
Abbildung 14' nicht bloß durch
sittlich erschreckenden Ver-
fall, sondern vor allem durch
mzouuv FLOOP PLAN rßzsr rwon PLAN denRückganggesundenN-ch-
wuchses, durch den Verfall
der Arbeitskraft eine nationale
DINING
FEET 10 I0 ZÜ 50 ÄÜ FIET
Gefahr allerschhmmster Art
Abb. xr. Garden Suburb Hampstead. Haus in Ternple For- gCWOTClCII Sindihk- In England
tune Lane, Architekt C. Harrison Townsend, F. R. I. B. A. wie auch anderswo hat es
Hiwi Abb nicht an Schwachköpfen ge-
mangelt, welche allem, was hier drohend immer größere Dimensionen an-
nahm, durch verschärfte Gesetze zu begegnen hofften, als ob dergleichen
drafted Bill the Government has yet produced. lt is workmanlike Bill and practical Bill. lf some cf the
mays" are converted into "shalls", it will be great Bill".
Die Sanierung dieses einen enghebauten Londoner Viertels zeigt, will man die Anlage der Straßen
einer Kritik unterziehen, einen durchaus veralteten und unzweckmäßigen Standpunkt. Die Behörde der London
County Council ging so vor, in der Voraussetzung, etwas ganz Mustergültiges geschaffen zu haben. Gleichzeitig
zeigt diese Sanierungß wie mittels solcher Umbauten die Wohnungsnot ganz wesentlich gesteigert werden
mußte, fand doch in den Neubauten kaum ein Drittel der früheren Einwohner des gleichen Quartiers ein
Unterkommen. Dadurch trat die unglaubliche Preissteigerung der an Zahl nicht wesentlich wachsenden Klein-
wohnungen ein. Die Verbesserung" war also im Grunde genommen eine Verschlimmerung, einer jener vielen
Fälle, wo die Behörden, ohne es zu wollen, der ohne Arbeitsleistung Riesenvermögen erzeugenden Kapitalswirt-
schaft direkt in die Hände arbeiten, die Lage der wirtschaftlich Schwachen aber wesentlich verschlechtern.
Eingehenderes über das Thema siehe den Aufsatz Englische Arbeiterdörfer" Jahrgang 1907, Seite x85,
dieser Zeitschrift, weiter ebenda Seite 352 B1, Jahrgang 1908, Seite 61 H. und ebenda Seite x17.
257
je geholfen hätte, allgemein sittlich verkommenen Zuständen gegenüber als
Grundlage zur Besserung zu dienen. Die Besserung liegt in der Hilfe, nicht
in der Abschreckungstheorie, eine einfache Wahrheit, die leider auch an
Orten, wo man das Evangelium stets im Munde führt, nicht erkannt wird,
vor allem nicht beim Werke der Erziehung. Die Durchführung der Woh-
nungsreform aber ist ein Erziehungswerk größten Stils.
Bei der Angliederung neu entstandener Stadtteile waren da und dort,
allerdings bloß freiwilligerweise, die äußersten Grenzen einer nur im Inter-
esse der Kapitalswirtschaft erlassenen, geradezu unerhörten Bauerlaubnis
50 I-Iäuser pro Acre 4o46,7r Quadratmeter nicht mehr in Frage
Abb. u. Garden Suburb Hampstead. Haus in Temple Fortune Lsne, Architekt C. Harrison
Townsend, F. R. I. B. A. Hiezu Plan, Abb.
gekommen. Das System der Back-to-back-I-Iäuser Zusammenstoßen der
Häuserreihen zweier Straßen ohne dazwischen liegendem I-Iofraum bestand
zwar in einzelnen Städten noch weiter fort und ist selbst heute noch nicht
überall verschwunden, indes wurde diese Art der Terrainverbauung anstands-
halber doch nicht mehr als zulässig" betrachtet, obschon die Baupolizei sie
nicht verbot". Man ging zu dem System über, das durch Abbildung
Wenn in einzelnen, durch die Vortreiflichkeit der Anlage vorbildlich gewordenen Neuschöpfungen
wie Boumville, Port Sunlight. Earswick und so fort, alle Notwendigkeiten ihre Berücksichtigung fanden. die
speziell für den Kleinwohnhausbau in Frage kommen, so sind daran weniger die vorhandenen Baugesetze, als
deren Nichteinhaltung schuld. Wo klagte man nicht über die vielfach völlig mangelnde Einsicht der Behörden
gerade auf diesem Gebiet! Wenn Goethe sein Wort Es erben sich Gesetz und Regel wie eine ew'ge Krank-
heit fort" mit Rücksicht auf die Baugesetze mancher Länder oder Städte ausgesprochen hätte, so könnte er den
Nagel nicht besser auf den Kopf getroffen haben. Werden beim Kleinwohnhaus Mnuerstärken gefordert, die
33
wurm vom "PC-"VPW Maß-M-
Abb. r3. Garden Suburb Hampstead. Häuser in Temple Fortune Lane, Architekt E. Guy Dawber, F. R. I. B. A.
Ansicht Abb. r4
erläutert wird geradlinige, rechtwinkelig sich schneidende Straßen, beid-
seitig ohne Unterbrechung. Zwischen je zwei solchen Verkehrswegen, deren
trostloses Aussehen Abb. die ganzerNichtachtung der wirtschaftlich
Schwachen ausdrückt, eine schmale, meist sehr schmutzige, oft mit Unrat
aller Art reichlich versehene Gasse. Auf letztere münden die hinter den
Häusern liegenden kleinen mauerumschlossenen stinkenden Höfe. Sie
dienen als Wasch-, Aufhängeplatz, Geriimpeldepot, Tummelplatz der Kinder
und Aufenthalt für Stallbewohner Hühner, Schweine, vielleicht eine Ziege,
alles zugleich.
Dieses System wurde nicht bei I-Iunderten, sondern bei Tausenden von
neuzeitlichen" Wohnanlagen vom Volksmund spöttisch als Brick-Boxes"
Backstein-Schachteln bezeichnet für die Wenigbemittelten bis heute in
Anwendung gebracht. Im Jahre 1908 fand in Newcastel-on-Tyne die vierte
Cottage-Ausstellung statt. Auf weitläuiigem Bauterrain wurde, wie schon
früher an andern Orten, die Möglichkeit billigen gesunden, in jeder
Hinsicht unanfechtbaren Wohnens an etwas über hundert fix und fertig
eine wesentlich viel stärkere Belastung zuließen, werden für den Verkehr einer Familie Treppenanlagen verlangt.
wie sie für den Verkehr in einer fiinfstöckigen Mietskaseme mit 30 bis 40 Wohnungen nötig sind, werden
ausgiebigste Straßenbreiten, Trottoiranlagen in Wohnvierteln verlangt, wo allenfalls ein Milch-, ein Bäcker, ein
Gemilsewagen tagtäglich durchfährt, weiterer Fuhrwerksverkehr aber kaum stattfindet, so sind das eben ganz
einfach allen Verstandes bare Vorschriften, wie sie die Meister vorn Paragraphen" allein fertig bringen. Sie sind
auf englischem Boden nicht urn Haaresbreite einsichtsvoller als auf kontinentalem, bloß geben sie in ganz
verständlichen Forderungen offenbar leichter Dispens als ihre Geistesverwandten diesseits des Kanals.
Die Billigkeit dieser durch genossenschaftliche Tätigkeit geschaffenen Wohnungen beruht in der Haupt-
sache darauf, daß auf dem nicht zur Stadt, sondern zu einer Außengemeinde gehörenden Grund nicht all jene
ungeheuerlichen Lasten ruhen wie auf städtischem Grund und Boden. Die Anlage der vorzüglich gebauten
Straßen, die vor deren Fertigstellung verlegten unterirdischen Leitungsstränge und -rohre, weiter all das, was
in alten Städten durch Straßenerweiterungen, Schaffung von Plätzen für öffentliche, zuvor nicht existierende
Gebäude, Straßendurchbriiche, Anlage von Abzugskanälen, Trinkwasser, Gas-, elektrischen Leitungen und so
weiter horrende Ausgaben verursacht, verteilte sich hier ganz anders. Während in New-Castel selbst pro Acre
dafiir 5748 Pfund gerechnet werden, betrugen in der neuen Kolonie die Gesamtauslagen dieser Art 348 Pfund
pro Acre. Unter diesen Verhältnissen müssen selbstverständlicherweise die Mietpreise der städtischen
und der nichtstädtischen Quartiere ungeheuer diEet-ieren. Das Bauen an sich kostet an einem Ort genau
so viel wie am andern. Anders steht es mit den Steuern, die sich mit Ausnahme der Einkommensteuer in
England nach der Wohnungsrniete berechnen, sehr oft vom Hauseigentümer en bloc für seine Mieter bezahlt,
diesen aber natürlich auf die Miete geschlagen werden. Wo der Baugrund sehr hoch belastet ist, die Mieten
also auch hoch geben müssen, kommt eine wesentlich andere Steuerberechnung heraus, als wo die Belastung
gering, mithin die Miete billig ist. Bei Mietpreisangaben Endet man oft die Bemerkung Rates and Taxes extra",
was so viel heißen will als der Mieter hat Gebühren und Steuern selbst zu bezahlen". Vielfach werden die
Steuern auch von den Banken, auf denen man Wertpapiere oder Geld deponiert, für die Deponenten direkt an
die Steuerkassen abgeführt, so daß der auf diese Weise Bediente überhaupt mit Steuerforderungen gar nichts
zu tun hat, Hinterziehungen mithin ausgeschlossen sind.
Abb. r4. Garden Suburb Hampstead. Häusergruppe in Temple Fortune Lane, Architekt E. Guy Dawber,
F. R. I. B. A. Pläne der einzelnen Häuser Abb. x3
erstellten, in ihrer anspruchslosen Einfachheit zum Teil sehr reizvollen
Kleinwohnhäusern vorzüglich nachgewiesen". Neben dem preisgekrönten
und zurAusfiihrunggelangtenBebauungsplan war auch ein zweiter ausgestellt.
Er zeigte das nämliche Terrainstück Teil einer großen der New-Castel-
Corporation gehörenden Fläche im Sinne spekulativer Ausnutzung bebaut
und hätte die behördlich nicht beanständete Möglichkeit der Erstellung
von 636 I-Iäusern, 39 pro Acre ergeben, während die tatsächliche, unter
wesentlich andern Gesichtspunkten ausgeführte Bebauung bloß 198 Häuser,
12 pro Acre, auswies. Wo die gesetzlichen Vorschriften in bezug auf Be-
bauungsdichtigkeit bei Stadterweiterungen größten Stils dem schlimmsten
Solche Ausstellungen werden unter dem Protektorat der National Housing Council nunmehr alljährlich,
bald in diesem, bald in jenem Landesteil, immer mit Betonung der lokalen Erfordernisse in der Weise abge-
halten, daß unter völligem Ausschalten der Grundspekulation entweder auf städtischem oder durch Korporationen
erworbenem, gemeinnütziger Bautätigkeit erschlossenen Terrain größere oder kleinere Parzellen derselben
nach einem durch Preisausschreiben erhaltenen nicht mit Geld, sondern mit Medaillen honorierten Bebauungss
plan mit bleibenden Wohnhausbauten belegt werden. Letztere zerfallen meist wieder in verschiedene Typen,
die dem dafür geforderten Mietpreis entsprechend ausgebildet, selbst beim wohlfeilsten den Anforderungen der
heutigen, auf sehr hohem Niveau stehenden Wohnhauskultur entsprechen. Letchworth hatte deren zwei siehe
jahtgang 1908, Seite x24 bis 125 dieser Zeitschrift, Wincobank bei Shefüeld Seite 92 des gleichen jahrganges
war die dritte, Newcastel-on-Tyne die vierte, Swansea in South Wales wird eine solche rgog zu zeigen haben.
Bezeichnend für das Wesen dieser Ausstellungen ist der Wegfall jedweder dekorativen Zutat, ohne die bei uns
eine solche Unternehmung völlig undenkbar wäre. Man meidet selbst den Schein, als wollte man irgendeiner
Schwäche ein Mäntelchen umhängen. Manchmal tragen Ausstattungsgeschäfte durch Möblierung zum inneren
Ausbau etwas bei. Da zeigt sich denn freilich oft genug, daß man nicht das ganze englische Kunsthandwerlw
und dessen Blllten nach dem "Studio" geartet sich vorstellen darf. Es ist unglaublich, was zum Beispiel gerade
in Newcastel unter der Bezeichnung innere Ausstattung" für griißlicher Schund geboten wurde, wahrlich nicht
zum Vorteil der durchwegs äußerst gut disponierten Hausanlagen, noch weniger zum Vorteil der Geschmack-
bildung ihrer künftigen Bewohner. HoHentlich verbannt die Zukunft derartigen Schund.
33'"
Maßnahmen zu einer, hygienische ebenso wie ästhetische Anforderungen in
vorderste Reihe rückenden Bauaufsicht bisher kaum Beachtung fanden,
konnten freilich zweckdienliche Gesichtspunkte für eine sachlich richtige
Entwicklung der Stadterweiterungen kaum erwartet werden. In einem dies-
bezüglichen Artikel der Times vom 3. August 1908 ist unumwunden gesagt
Town planning is new art in this country. Technical litterature on the
subject in the English language may be said to be non-existent. If we are not
careful, we shall have to learn over again, as, the result of costly mistakesß
the lessons which the Germans and others who have been practising town
planning for many years have already learnt and paid for, lessons which
with care and delibe-
ration in the prepara-
tion of our scheme we
may proiit by, and
thus avoid these mis-
takes In these
days of hurry and of
competitions, there is
much too great ten-
dency for plans to be
prepared without suf-
ticient study of the
conditions. Very great
harm results from this
Erdgeschoß in the case of indivi-
Abb. 15. Garden Suburb Hampstead. Cottages in Willilield Way, Architekt dual but in
Michael Bunney, A. R. 1. s. A. Plan zu Abb.
the case of town
plan, which must determine the lines of development of the whole town for
the next generation, the harm would be incalculable" und so weiter. Ebenso
offen wird der Mangel des Studiums des Städtebaues in einem durch seine
Sachlichkeit besonders bemerkenswerten Artikel des Journal of the Royal
Sanitary Institute" besprochen und Horsefall bekennt in seinem Buche The
improvement of the Dwellings and surroundings of the Poeple. The Example
of Germany", nachdem er das vorbildliche Beispiel einer ganzen Reihe
größerer deutscher Städte voller Anerkennung in allen Punkten berührt hat,
daß selbst kleinere Städte wie Ulm, welches nach Abzug des daselbst
garnisonierenden Militärs 30.000 Einwohner hat, mancher weit größeren
Stadt gegenüber im Vorsprung sei, und daß englische Weltstädte sich nicht
mit der Festungsstadt an der Donau zu messen vermöchten. Damit ist aller-
dings eine der hervorragendsten kommunalen Schöpfungen genannt, die,
weit entfernt davon, auch nur irgendwo an die gewohnten Arten von
Kasernierungssystemen zu erinnern, unter den deutschen Beispielen zweck-
2D
mäßiger Stadterweiterung im Interesse der weniger bemittelten Klassen zum
besten der Art zählfk, dank vernünftiger, von der Stadtgemeinde selbst
unternommener Bodenpolitik. Vor letzterer wird seitens mancher Munizipien
sorglich Halt gemacht, um ja die geschäftlichen Unternehmungen einHuß-
reicher Leute nicht allzu hart anzufassen. Und dennoch ist an eine Gesundung
der Wohnverhältnisse nur zu denken, wenn allseits die Gemeinden möglichst
viel Grundbesitz an sich zu bringen, ihn ungesunden Spekulationsmanövern
bleibend zu entwinden versuchen. Den in seinen kulturellen Einflüssen recht
zweifelhaften Siegeszug der Berliner Mietskaserne" durch Deutschland, wie
er sich seit Beginn der siebziger Jahre des XIX. Jahrhunderts anließ, berührt
.-. ..
NJm-uv.
Abb. x6. Garden Suburb Hampstead. Cottages in Willifield-Way, Architekt Michael Bunney, A. R. I. B. A.
Pläne Abb. 15
Horsefall nicht, auch nicht, was diese Art von Baugrunderschließungen im
Sinne von Stadterweiterungen schon für die nächste Zeit an höchst bedenk-
lichen Folgen nach sich zog. C. Fuchs bezeichnete sie treffend als das
eherne Wohnungsgesetz". Man brauchte sich in England Errungenschaften
solcher Art nicht zu nutze zu machen.
Sämtliche neuzeitlichen Unternehmungen dieser Art, auf die Ulm mit gerechtem Stolz blicken
mag, sind der weitblickenden Tätigkeit des derzeitigen Oherhürgermeisters von Wagner zu danken. Praktische
Einsicht, unheugsamer Wille zur Schaffung besserer Wohnverhältnisse ließen binnen relativ kurzer Zeit
eine Reihe mustergültiger Siedelungen entstehen, nicht für Arbeiter allein; auch der Mittelstand fand seine
wohliiberlegte Berücksichtigung.
In den Städten geht das Wohnen im Einfamilienhaus, besonders bei den materiell Gutgestellten.
allgemein zugunsten der Etagenwohnung zuriick. Nicht Abneigung gegen das Alleinwohnen veranlaßt diesen
Wechsel; die Dienstbotenfrage trägt daran wesentliche Schuld. Die meist nur drei Fenster breiten, dagegen
sehr tiefen, meist vier Etagen hohen Einfamilienhäuser Basexnent-houses werden neuerdings von den Dienst-
boten des vielen Treppensteigens wegen gemieden.
Abb. 17. Garden Suburb Hampstead. Kleinwohnhäuser Straße im nördlichen Teil, Architekten Barry Parker
und Raymond Unwin
Die Einflüsse des industriellen Aufschwungs, die Zusammenpressung
des geschäftlichen Handels und Wandels auf relativ kleinen Flächen und das
daraus resultierende Bedürfnis nach Raumvermehrung gegenüber der
früheren Bebauungsweise, haben, wie das kaum anders möglich war, in den
großen Handels- und Industriezentren wenigstens, vielfach mit allem aufge-
räumt, was einträglicher Platzverwertung, was dem Verkehr, was der Zeit im
Weg stand. Indes sind auch da Ausnahmen vorhanden. Vor manchen Er-
scheinungen der Vergangenheit machte selbst die industriell-revolutionäre
Neuzeit Halt oder sie schachtelte dieselben gewissermaßen ein. S0 hat zum
Beispiel das industriereiche York in der Nähe der Kathedrale alte Gassen
aus Elisabethäischer Zeit in beinahe unveränderter Erscheinung behalten
Stone gate; die zum Teil auf römischen Fundamenten ruhende mittelalter-
liche Stadtumwallung, auch die sehr schönen Tore sind noch vorhanden; man
kann, wie auch in Chester, auf dem alten Wehrgang rings um die Stadt gehen.
Neben den Resten des römischen Eboracum einem polygonalen Turm
und mächtigen Mauern ist, umgeben von herrlichen Parkanlagen eine
mächtige Klosterruine sozusagen mitten in der Stadt stehen geblieben. Solch
malerische Überbleibsel linden sich an mehr als einem Ort. Es sei nur an
die prächtigen Architekturreste um die Kathedrale von Canterbury, in Ely,
in Peterborough, Lincoln erinnert. In dem industriell außerordentlich bedeut-
samen Newcastle- on-Tyne ragt mitten zwischen schwarz bepuderten
Fabriksanlagen und rauchenden Schornsteinen das trotzig aussehende Nor-
mannencastell noch heut empor als Wahrzeichen der Landeseroberer; in
203
Abb. 18. Garden Suburb Hampslead. Kleinwohnhäuser im nördlichen Teil der Anlage, Architekten Barry Parker
und Raymond Unwin
dem nicht minder wichtigen Rochester hat die Neuzeit, besonders in nautisch-
militärischer Richtung Mächtiges geleistet, ohne daß die sehr frühe Kathe-
drale und das noch ältere Castell dabei Schaden gelitten hätten. Ähnliche
Beispiele ließen sich in Menge anführen. Die manchmal geradezu blöd-
sinnige Demolierungssucht, welche auf dem Kontinent manches schöne
alte Stadtbild zerstörte, bloß weil es neuzeitlichen Sturmböcken, nicht aber
irgendwelchen eigentlichen Interessen im Weg stand sie ist trotz aller
Sucht nach Gelderwerb in England nicht wie eine gehirnerweichende Seuche
durchs Land gezogen. Manches, was nicht direkt im Bannkreis unerbittlicher
Erwerbs-Interessen lag, ist in herrlichster Unberührtheit auf unsere Zeit
herübergekommen. Oxford und Cambridge beispielsweise, wo die vielen
großen, der Hauptsache nach von mittelalterlichen Formen beherrschten
Colleges und die mit ihnen in Verbindung stehenden wissenschaftlichen oder
kirchlichen Institute das Stadtbild prägen, haben den alten Gesamtcharakter
völlig gewahrt. Ebenso blieb einer großen Reihe von Städten, wenigstens im
weiteren Umkreis ihrer ehemalig gewaltigen feudalen Abteianlagen vollauf
das alte Gepräge gewahrt. Und besucht man erst abseits liegende Land-
Städtchen wie zum Beispiel Campden, wo C. R. Ashbee sich mit all seinen
Kunsthandwerkern niedergelassen hat, so gewinnt man den Eindruck, als
seien die großen Veränderungen, die England im Lauf der letzten hundert-
undfünfzig Jahre über sich kommen sah, für manch einen Ort ohne jed-
weden Belang gewesen. Stadtbilderscheinungen aber wie Durham, wie auf
schottischem Boden Edinburgh, werden durch keinerlei kontinentale Archi-
tekturveduten, italienische und spanische miteingerechnet, übertroffen. In um
so grellerem Kontrast freilich stehen dazu die armseligen, jeden Reizes völlig
baren und unendlich großen neuen Quartiere, Resultate eines geradezu
rasenden Zuwachses der städtischen Bevölkerung, hauptsächlich zu Beginn
des XIX.ahrhunderts. Sie beweisen, wie rasch unter Umständen die Lebens-
physiognomie eines an geistigen und künstlerischen Kräften reichen Landes
sich zu verändern imstande ist.
Der städtische Kern der reichen, alten Kultur Englands zeigt durchwegs
das Bild der gewachsenen" Stadt, damit all jene Momente, die für hoch-
entwickeltes künstlerisches Gefühl sprechen, zum Beispiel beim Verhältnis
von Platzanlage und Straßenführung. Wo in unseren Tagen der Versuch
gemacht worden ist, Neues, unter andern Gesichtspunkten Entstandenes an
alte Schöpfungen anschließen, sozusagen eine Verbindungsbrücke über Jahr-
hunderte hinweg schlagen zu wollen, wie zum Beispiel zwischen dem Parla-
mentsgebäude zu London und der Westminster-Abtey, der Tower-Bridge"
und dem nahegelegenen, alten und finsteren Königsschloß an der Themse,
da mißlang der Versuch genau ebenso, als er anderwärts fehlgeschlagen hat.
Für einen Riesengebäudekomplex profanen Zwecks wie das Parlaments-
haus, der nicht wie die gotischen Colleges in den englischen Universitäts-
städten in einzelne, nicht sehr hoch geführte Gebäudegruppen aufgelöst
werden konnte, sondern schon seines Zwecks halber zu einer kompakten,
in vertikaler Richtung sehr stark entwickelten Masse werden mußte, passen
die gotischen Dekorationsformen eben so wenig, als sie sich mit dem Wesen
einer großen modernen Brücke, mit dem eines Bahnhofs vertragen. Sie sind
nicht aus dem Wesen der Sache gewachsen, ihr vielmehr aufgezwungen.
Nürnberg hatte bekanntermaßen einen gotischen Hauptbahnhof. Wie alle
andern den architektonischen Stadtcharakter wahrenden", völliges Fehl-
empfinden verratenden Bauten verwandten Charakters das völlige Irregehen
solcher Tendenzen illustrieren, tat auch er es in hervorragender Weise. Das
der städtischen Physiognomie aufgezwungene romanisierende Postgebäude
in Goslar ist, um ein weiteres Beispiel zu nennen, genau so verfehlt wie die
Rekonstruktion des mit Historienbildern allerschlimmster Sorte geschmückten
Kaiserhauses daselbst, von den Neubauten, die zum Teil in der Nähe der
alten Welfenburg Dankward zu Braunschweig in völlig verkannten mittel-
alterlichen Formen aufgeführt wurden, von monumentalen Neubauten ähn-
licher Art in Hannover und so weiter gänzlich zu schweigen. All diese
Versuche, deutsche wie englische, beweisen nur das völlige Mißverstehen
der Forderungen einer neugearteten Zeit. Im Prinzip konnte ja die mittel-
alterliche Baukunst am ehesten Grundlage einer neuzeitlichen werden, denn
sie ist konstruktiv, weit mehr als die Renaissance, die allzusehr der deko-
rativen Seite zuneigt. Gerade aber in der Betonung der letzteren liegt der
Fehler fast aller neueren Versuche, in den Formen mittelalterlicher Bau-
weise sprechen zu wollen. Man verfiel zu sehr in die Betonung der Schmuck-
form. G. E. Streets Royal Courts of justice am Strand in London wie eine
G. .224 uimrw 95.25 Saum 35mm .1 .5 "E3334 Jmnidnü EI uamauuunnä 4.53.5501 ennnm C0950 du .924
Aou A34 iuind 29510 Saum 035mm .3 .5- öxoäsuud Suiumuä in onnnumuomnai nun ocmrw üußnmßar- nußnnm cuuuuü .9 .204
ganze Reihe gotischer neuer Rathausbauten des Kontinents sprechen deutlich
für das Gesagte.
Anders liegt das Verhältnis in bezug auf Straßenführung. Mit den
iner mittelalterlichen,
interessanten Verschiebungen und Krümmungen
34
Abb. zr. Garden Suburb Hampstead. Innenraum Halle und Speisezimmer in einem der Häuser am
Meadway hierzu Abb. zo und 2x
allmählich gewachsenen, durch die Bauweise des einzelnen Bauobjekts be-
dingten Straßenführung kann unsere Zeit nicht mehr rechnen. Eröffnung von
Verkehrswegen, die dem modernen Handel und Wandel entsprechend ge-
führt sind, damit im Zusammenhang die Berücksichtigung wichtiger hygie-
nischer Maßnahmenl" Wasserversorgung, Kanalisation und so weiter,
dem entsprechende, nicht aus alten Motiven herübergenommene, sondern
dem Wesen der Sache entsprechende Behandlung der Aufgabe, so lautet
die Forderung von heute. Abgesehen von einer ganzen Reihe andrer
Faktoren sind es vor allem die wirtschaftlichen Grundlagen der gesamten
Verkehrsentwicklung, die sich vergangenen Zeiten gegenüber fundamental
geändert haben. Von ihrer Durchbildung hängt die Physiognomie großer Ge-
meinwesen großenteils ab. Es mag paradox klingen, wenn die für unser
modernes Empfinden malerische Unregelmäßigkeit mittelalterlich städtischer
Bauweise, die nota bene keineswegs malerischen Absichten entsprang,
Dahin gehört weiter vor allem die in den meisten rasch zu Großstädten gewordenen Gemeinwesen
ziemlich nebensächlich behandelte, künstlerisch wie hygienisch gleich wichtige Frage des richtigen Verhält-
nisses zwischen bebauter und freibleibender Bodenliäche. Überall, wo Gesundheitspolizei geübt wird, ist
ein im richtigen Verhältnis zum Wohnungsbelag stehender Luftkubus der Wohnräume selbstverständ-
liche Forderung beim Wobnhausbau. Ebenso ist der Abstand von Rückgebiiuden, Mindestausmaß von
Hoffiäcben und so weiter fast überall gesetzlich geregelt, indes findet die vertikal eng gedrängt Wohnweise
vieler Tausender von Menschen in bezug auf die Forderung der Möglichkeit gründlicher Lufterneuerung vielfach
noch viel zu wenig Berücksichtigung. Was man Tuberkulosebehafteten in den Sanatorien in erster Linie bietet
möglichst viel frische Luft, das müßte prophylaktisch vor allem den Gesunden geboten sein, denn Wohn-
dichrigkeit und Erkrankung der Atmungsorgane stehen in engem Wechselverhältnis. Horsefall stellt die Tat-
sache fest, daß in den großen, stark bevölkerten Distrikten von Manchester, London, Birmingham, Liverpool und den
übrigen Industriezentren Englands die Instandhaltung der Wohnungen, selbst bei geschlossenen Fenstern nicht
möglich sei, ohne ein beständigesReinigen derselben, ja daß Tisch- und Leibwäsche in verschlossenen Behältern
schmutzig wird durch den alle Ritze und Fugen durchdringenden feinen Kohlenstaub. Daher denn die Erschei-
nung, daß die älteren, dicht bevölkerten Quartiere solcher Städte eine kaum glaubliche Vernachlässigung der
Reinlichkeit als wesentlichstes Merkmal an sich tragen, und daß die Schulen solcher Viertel, in denen möglichst
viel für praktische Gesundheitslehre getan werden müßte, nicht immer in einwandfreiem Zustand sind, auch
schon weil die Kinder teilweise in einem Zustand von Unsauberkeit zum Unterricht kommen, den man ander-
wärts, zum Beispiel in den rheinischen Fabrikstädten, nirgends findet. Die Volksgesundheits-Erhaltung kostet
viel, sehr viel Geld, das ist nicht zu leugnen. Weit mehr aber kostet das Ausmerzen der Folgen tiefeingreilender
Unterlassungssiinden.
auf das gleichzeitige wirtschaftliche Leben teilweise
wenigstens zurückgeführt wird. Sie ist dervollendete
Ausdruck der EigenwirtschafW genau so, wie die
endlos geraden, künstlerisch völlig reizlosen
Straßenlinien der Neuzeit dem kapitalistischen
Geiste einer Epoche entsprechen, die an Stelle
eines Weltgefühls", wie Berlage die eini-
gende Kraft vergangener Zeiten nennt, die
mehr als je vorwiegende Sucht gesetzt hat,
aus Geld wieder Geld zu machen. jede Zeit
ist künstlerisch oder unkünstlerisch durch
die großen Züge der Gesamtlebensent-
Wicklung, die den Boden fruchtbar oder
unfruchtbar in dieser Richtung machen.
Im Wesen der Kraft, die erzeugend
wirkt, liegt es aber, daß sie nicht ein-
seitig immer die gleiche Richtung verfolge. Jahrhunderte hindurch war die
künstlerische Tradition in Blüte geblieben, wechselnd neuen Anschauungen
neue Formen verleihend. Allmählich aber trat jener Wechsel ein, der die
Stärke der Erfindung vom künstlerischen Gebiet ab und in andre Bahnen
leitete. Sie haben in der Welt der kontrollierbaren Kraftäußerungen neue
Gruppierungen geschaffen. Diese aber bedingen neue Ausdrucksweise, mag
auch der innerste Kern derselbe geblieben sein.
Bei der neuen Art der Siedelungen nun, wie sie in Form der Gartenstadt",
der Garden Suburb" sich darstellen, tritt Ursprung und Zweck deutlich
ausgesprochen zutage das genossenschaftliche Moment, die in Erscheinung
tretende Einheitlichkeit gleicher Einzelkräfte, der kooperative Zug der Zeit,
das Kind, das aus kapitalistischem Geiste entstanden, sich gegen diesen
wendet.
Darin liegt auch die künstlerisch neue Aufgabe. Es handelt sich darum,
aus Elementen von nicht allzu stark differierendem, innerem Wesen und
Zweck durch geeignete Führung und Unterbrechung der Baufluchtlinien,
durch Gruppierung einzelner oder zu Reihenerscheinungen zusammen-
gefaßter Bauten, unter feinster Beobachtung der durch Terrainbewegung
gegebenen Möglichkeiten, unter weitestgehender Nutzbarmachung vorhan-
dener Baumbestände, etwas zu schaffen, das weder städtischen noch
Dorfcharakter hat, alle Vorzüge neuer Bebauungsverhältnisse in möglichst
günstiger Weise zum Ausdruck bringt, einheitliche Bilder schafft und
zwecks Wirkung zu ganz einfachen, im Charakter der Sache liegenden Mitteln
greift. Das trifft bei I-Iampstead alles zu.
Das gleichmäßigeZerstückeln desTerrains, was den Grundfehler mancher
Villenviertel" oder Cottageanlagen" bildet und architektonisch gute Wir-
kung nicht ermöglicht, ist durchaus vermieden. Ebenso, wo es sich um
Entwicklung größerer Baumassen handelt, das Prinzip der gleichmäßigen
Q.
ßäsvhz-wax
bb. 22. Garden Suburb Hampslead. Grundrißlösung
eines Eckhauses, Architekt M. H. Baillie Scon
34
Reihung; es brächte von vornherein den Stempel der Langweile mit sich.
An solchen Erscheinungen ist England überreich. Die Anlehnung an domi-
nierende Gebilde ist nicht von Anfang an gegeben sie wird erst in künf-
tigen Tagen eintreten können weil der Nützlichkeitszweck des Ganzen
die erste, die wichtigste Aufgabe, vor allem andern erfüllt sein muß. Nirgends
ist der Fehler, wie in den frühem Bauten von Port Sunlight beispielsweise,
gemacht, daß durch Ziergliederungen, herübergenommen von weit größeren
baulichen Anlagen, dem Kleinwohnhausbau ein durchaus unzutreffender
Stempel gegeben, die technische Herstellungsweise der I-Iäuser unnötiger-
weise verteuert wurde. Die Wohnungen der Garden Suburb müssen, soweit
sie dem Arbeiter zugute kommen, zu äußerst billigen Preisen hergestellt
werden. Es konnten also nur ganz schlichte Wirkungsmittel in Betracht
kommen, wie sie durch die Bautechnik, ohne Anwendung von Beklei-
Suburb Propused -Huu
N05 22 225-2226-
Vfew frum corner of bieadmuv M-H-Millie bmtf- Arzhr
wand Hampslcad Wqy mmam Jvlfunmrl hqxiiml-
Abb. 23. Garden Suburb Hsunpstead. Straßenecke Meadway und Hampstend Way, Architekt M. H. Bnillie Scott
dungen teurer Art geboten werden. Daher macht sich ein durch die Ver-
hältnisse gebotenes Zurückkehren zu der Natur der Sache geltend. Darin
liegt, abgesehen von dem durchaus spekulationslos betriebenen Charakter,
ein gesunder Zug. Siehe Abb. 17, I8, 20 ff. Es ist die architektonische
Übersetzung jener simpliiication of life", durch die sich der Kulturmensch
unterscheidet vom Emporkömmling, dem kein Trompetengeschmetter laut
genug ist, handelt es sich darum, zu zeigen, was ihm seine materiellen
Mittel gestatten.
Die Aufgabe gut zu lösen, war nicht leicht. Wer in solchem Falle nicht
aus der Anwendung ganz einfacher Mittel heraus bildnerisch vorzugehen
vermag, und das lernen die wenigsten Baukünstler beim Studieren, der
schafft kaum für diesen Zweck Brauchbares. Die beliebte Anlehnung an
berühmte Vorbilder, das Anlehnen an Motive", die Ausschlachtung von
Nachschlagwerken und Skizzenbiichem versagt hier vollständig, denn die
Art der Forderung ist neu. Theodor Fischer hat auf deutschem Boden ein
26g
ähnliches Thema mit außerordentlichern Geschick gelöst das von ihm für
die Firma Gminder in der Nähe von Reutlingen erbaute Gmindersdorf".
Die Bedingungen waren, wenn auch die Eigentumsverhältnisse wesentlich
andre sind, doch in bezug auf Unterkunftsstätten ganz ähnlich. Nicht
weniger wertvoll sind die von Regierungsbaumeister W. Holch in Ulm auf
Veranlassung der Stadtgemeinde die auch darin den stärksten Anstoß
durch ihren unermüdlich auf diesem Gebiet tätigen Bürgermeister erhielt
erbauten Viertel an der Römerstraße. Außerordentlich viel Gutes enthielten
Abb. 24. Garden Suburb Hampstead. Häusergruppe in Williüeld Way. Architekt E. Guy Dawber, F. R. I. B. A.
auch die Arbeiterhäuser der Darmstädter Ausstellung x9o8, besonders
Metzendorffs und Olbrichs äußerst reizvoll geartete Kleinwohnhäuser, von
denen das erstere die Frage des Nebengelasses und der hygienischen Ein-
richtungen ganz besonders gut gelöst zeigte.
Die auf bodenreformerischer Grundlage sich aufbauende Organisation
der Wohnungsnehmenden, ihr enger Zusammenschluß zum Zweck der
Selbsthilfe gegenüber dem Zwang der Kapitalswirtschaft bilden, abgesehen
von den allgemein menschlich erzieherischen und den in gleicher Richtung
wirkenden gesundheitlichen Zwecken den Kern der gartenstadtlichen Idee.
In Bournville, in Port Sunlight, in Earswick, schuf der Wille des Ein-
AIU
zelnen eine in jeder Hinsicht mustergültige Wohnkolonie für Besitzlose,
unter Einhaltung bestimmter baulicher Typen. Aus diesen Vorbildern,
iedoch auf genossenschaftlicher Grundlage beruhend, entwickelte sich weiter
die Gartenstadt, die Garden Suburb. Beide sorgen für das Wohnbedürfnis
nicht des Einzelnen, sondern ganzer Bevölkerungsschichten. Ihm wird
angeschlossen, was die Weiterentwicklung der Allgemeinheitsbedürfnisse
naturgemäß mit sich bringt. Der Arbeiter in erster Linie wird die Berück-
sichtigung seiner Erwerbsverhältnisse, auf die Wohnungsfrage übertragen,
auf das richtige Niveau gebracht sehen. Nicht ihm allein indes soll, wie
das verkehrterweise bei manchen kontinentalen Genossenschaften der Fall
ist, die Möglichkeit menschlich einwandfreien Wohnens erschlossen werden.
Jeder Erwerbende, sei er nun Beamter, Handwerker, Fabriksarbeiter,
kaufmännisch tätig oder verdiene er als Erwerbsmusiker, als Journalist
DINING
ROOM
Abb. 25. Garden Suburb Hampsxead. Häuser in Temple Fortune Lane, Architekt Arnold Mitchell,
F. R. 1. A. B. hierzu Ansicht Abb. 17
und so weiter sein Brot, kann hier, erfüllt er seine Verpflichtungen, mit
teilnehmen am Werke der sozialen Fürsorge. Das ist gut und ist vernünftig.
Dem Arbeiter allein alle Wege zu ebnen, ist eine jener Einseitigkeiten,
die leider auf dem Gebiet der Wohlfahrtspflege sich allzusehr einge-
nistet hat. Durch sie erfahren alle in industriellen Betrieben jeder Art
Tätigen eine Bevorzugung vor den übrigen Schichten der wirtschaftlich
Schwachen, die durchaus nicht auf dem Prinzip des gleichen Rechtes
für alle fußt.
Die alten englischen Feudalherren, die einstigen Eroberer des Landes,
fügten mancher bereits bestehenden, von ihnen nach langen Kämpfen über-
wundenen Siedelung eine mächtige Abtei, großartige Kirchen, trotzig und
machtvoll aussehende Manors" bei und schufen so ein weithin sichtbares
Zeichen ihrer Herrschaft. Unter ihren Ringmauern bildeten sich dann all-
mählich die Viertel bürgerlicher Anwohner, der kleinen Leute in immer
weiterem Umkreis. Die Garden City, die neuzeitliche Garden Suburb ist
gegensätzlich hierzu das Abbild eines durch Tatkraft und unablässige soziale
27x
Arbeit frei gewordenen Volkes, das nicht mehr untertänigst zu einem Be-
schützer auiblickt. Es ist selbst der Hüter seiner Errungenschaften. In der
künftigen architektonischen Dominante, heiße sie nun Kirche, Rathaus oder
wie immer, oder bestehe sie aus einer Gruppe von öffentlichen Gebäuden
solcher Art, wird als Herrscher nicht ein Einzelner sitzen Es werden Monu-
mente des Gemeinsinns, der großzügigen Anteilnahme vieler Einzelner am all-
gemeinen Leben der Nation gleich der Open-air-school, Letchworth sein,
wie es die Garden Suburb an sich schon ist. Die grundlegende Tat entsprang
ja nicht dem Vermögen derer, die in erster Linie Nutzen davon ziehen,
sondern dem Opfermut, dem Willen geistig hochentwickelter Persönlich-
keiten. Die Feier des ersten Spatenstichs am 2. Mai 1907 sah auf dem Boden,
um 1.
1mm"
12m1 115
Abb. 26. Garden Suburb Hampsxead. Häuser in Ternple Fortune Lane, Architekt Arnold Mixchell, F. R. I. B. A.
Plan Abb. 16
der heute bereits zum großen Teil seiner künftigen Bestimmung gemäß um-
gewandelt erscheint, die denkbar erlesenste Gesellschaft versammelt. Sie gab
in klarer, deutlicher Rede den Zweck ihres Zusammenarbeitens kund. In
dem von lauter reizenden weißgekleideten Kindern aufgerichteten, reichlich
blumengeschmückten Maibaum sah sie das Symbol einer glückverheißenden
Zukunft, erreichbar durch den Zusammenschluß aller Elemente der Be-
völkerung zu einem und demselben Zweck Hebung des Gesamtniveaus
der Nation. Bei der Gartenstadt die heute noch allerlei Provisorien auf-
weist, siehe Kunst und Kunsthandwerk", Band XI, Seite 137 Kirche, ist
wie bei der Garden Suburb vorerst der Platz für Kirchen, für Schulhäuser, für
öffentliche Gebäude reserviert. Der gemeinsame Wille der Copartnership"
erst wird diese, das Ganze bekrönenden Erscheinungen ins Leben rufen.
Abb. 27. Garden Suburb Hampstead. Einfache Cottages am l-lampsxead Way, Architekten Barry
Parker und Raymond Unwin
Entwürfe dafür Abb. 37 und 38. Wer nun da einzieht in sein Haus, wird,
obschon er dasselbe weder dauernd käuflich erwerben, noch von sich aus an
andre käuflich abtreten kann alles bleibt unveräußerliches Eigentum des
Estate" durch sein Mietverhältnis, durch die Erwerbung von Sharestt
Anteilscheine zum Share-Holder, Anteilhaber; er nimmt teil an den Ein-
nahmen, das heißt seine Shares werden ihm unkündbar zu fünf Prozent ver-
zinst. Er ist Mitbesitzer der Gesamtanlage. Unkündbar ist ebenso die
Wohnung. Ihre Instandhaltung ist Sache des Mieters, der auch die auf dem
Anwesen ruhenden Lasten Rates and Taxes zu tragen hat. Inspektionen
muß er jederzeit gestatten. Die Preise sind ganz außerordentlich billig und
beginnen beim vierräumigen Hause Grundrisse siehe Kunst und Kunst-
handwerk", Band XI, Seite 156 5., Abb. 48 bis 53 inklusive Gartenland mit
fünf Schilling wöchentlich, ein Preis, um den in London selbst kaum ein halb-
wegs anständiger Einzelwohnraum zu haben ist. Bei den Wohnhäusern der
Wohlhabenden in dieser Siedelung zum Beispiel Abb. 14, I9, 20, 22, 29 ist
ebenfalls von jeder äußeren Prunkentfaltung Abstand genommen. Sie sind der
überbauten Fläche nach entsprechend geräumiger, der Vertikalrichtung nach
zum Teil höher als die billigen Quartiere; der äußere Habitus jedoch atmet
Einfachheit, Vermeidung alles AuHallenden. Auf wirksame Gruppenbildung
dagegen ist, auch bei einfachen Anlagen, besonders aber bei den von Baillie
Scott entworfenen Gebäudekornplexen siehe Abb. 20, 23 und die reizenden
Abb. 28. Garden Suburb Hampstead. Dreihäusergruppe in Temple Fortune Lane, Architekten
Barry Parker und Raymond Unwin
273
Anlagen von R. Unwin, Abb. 29 größter Wert gelegt; wie die schlicht und
großzügig gehaltenen, überaus behaglichen Wohnräume in solchen Häusern
aussehen zeigt Abbildung 21; ihr fehlt freilich eines Der Reiz der meist
überaus fein gestimmten Farbwirkung. Darin ist Scott ein Meister.
Unter diesen Verhältnissen bei mittelalterlichen Beispielen von Stadt-
anlagen anzuknüpfen, wäre nicht wohl angebracht. Ebensowenig kann, abge-
sehen von gewissen unumstößlichen Prinzipien, der Städtebau, wie ihn die
großen Theoretiker der Renaissance, vor allem Alberti, im Auge hatten, hier
in Frage kommen. Scamozzi spricht unter anderm darüber, daß die Antike
beim Städtebau keineswegs unbedingtes Vorbild für spätere Zeiten sein
könne, weil zwischen dem Altertum und seiner Zeit denn doch ganz
bedeutende Differenzen bestünden, die auch im Städtebau ihren Ausdruck
Abb. 29. Garden Suburb Hampstesid. Ebenerdige Häusergruppen mit größeren Gärten. Architekten Barry Parker
und Rayrnond Unwin
Finden müßten. Zwischen einer mit Befestigungen umgürteten, auf eine
gewisse architektonische Prachtentfaltung hin projektierten cinquecentisti-
schen Stadt aber und einem neuzeitlich städtischen Gemeinwesen, dessen
Basis der genossenschaftliche Gemeinbesitz des Bodens bildet, das militä-
rischen Zwecken ebensowenig als Stützpunkt dient, als es in seiner Anlage
den Bedingungen eines Handels- oder Industrieemporiums zu entsprechen hat,
ist der Abstand sicher nicht minder groß. Bei der Ausbildung einzelner Teile
ist die Anlehnung an mittelalterliche Motive, so weit sie sich dem veränderten
Zweck anpassen, geplant. So soll die große abschließende Terrassenmauer
Treppentürme bekommen, durch die man in den Park gelangt siehe Abb. 38.
Weiter wird eine Gruppe hoher Giebelhäuser, in deren Erdgeschoß sich Ver-
kaufsladen befinden, an alte Marktplatz-Beispiele erinnern siehe Abb. 37,
Zugaben dekorativer Art, gegen welche sich, da sie keinen Widerspruch
zum Zweck des Ganzen mit sich bringen, nichts einwenden läßt.
35
214
Abb. 30. Garden Suburb Hampstead. Kleinhäuser an der Straße nach Asmuns PlaraNördlicherTeil der Siedelung.
Die Garden Suburb unterscheidet sich in verschiedenen Punkten prinzi-
piell von der Garden City. Letztere, obwohl dem größeren Teil nach Wohn-
zwecken dienend, muß doch mit allen Magazinen und Verkaufsstellen ver-
sehen sein, deren Stadtbewohner bedürfen siehe Jahrgang XI, Seite x22 dieser
Zeitschrift. An die Peripherie willl-Ioward, der Gartenstadtmann, den Strängen
einer Ringbahn folgend, Depots aller Art gelegt, ein ansehnlich Stück städti-
schen Bodens den verschiedensten Industriebetrieben reserviert wissen, wie
es bei Letchworth siehe Plan auf Seite x23, Band XI tatsächlich der Fall ist.
Nun liegt aber die Garden Suburb Hampstead in nächster Nähe der Stadt
Hampstead 60.ooo Einwohner; außerdem ist der Verkehr mit London ein
außerordentlich leichter, billiger und reger. Mithin konnte vieles in Wegfall
kommen, dessen die eigentliche Gartenstadt, die ohne Zusammenhang mit
einem andern, größeren Gemeinwesen ist, bedarf. Die der Garden City"
vorgelagerten, ihrer Verproviantierung dienenden landwirtschaftlichen Be-
triebe werden hier nicht benötigt, mithin auch die nach allen Windrichtungen
hin angelegten Zufahrtstraßen nicht. Die Anlagebedingungen folgen also
andern Gesichtspunkten Mit der veränderten Grundlage der Gruppierung
und Straßenführung mußten hier Anordnungen im Sinne von Neubildungen
eintreten.
Das ist bei manchen derartigen Gebilden nicht oder nur in höchst mangelhafter Weise der Fall. Die
Vororte Münchens beispielsweise, die der Hauptsache nach Wohnkolonien sind, entbehren vielfach der aller-
einfachsten Berücksichtigung lokaler Bedürfnisse. Ganz abgesehen von der zum Teil recht anfechtbaren
Straßenführung und einer aller feineren Erwägung völlig baren Bebauungsprojektierung, werden daselbst
Bauten hergestellt, für deren direkt widerwärtiges und geschmackloses Exterieur die planprüfenden Behörden
kein Empfinden übrig zu haben scheinen, obschon eine Ministerialverordnung, dem Landschaftscharakter
angepaßte Bauweise betreffend, immer wieder von Zeit zu Zeit aufgewärmt wird. Vielleicht wissen die Gesetzes-
Abb. 31. Garden Suburb Hampstead. Ansicht eines Wohnhofes mit zwölf Klein-Wohnhäusern, im närdlichen Teil
Siehe Abb. Plan rr
Bei alten Städten sind die I-Iauptverkehrsadern Eisenbahnlinien aus-
genommen noch heute durch die Einmündung von weither führender
Straßen bedingt. Das war hier nicht der Fall.
Die Sache ist anders gelagert, wenn eine planmäßig angelegte Neu-
siedelung in gar keine Verbindung mit vorher auf dem gleichen Terrain
Vorhandenem zu treten hat, wenn ferner keinerlei Verkehrsinteressen
bedeutender Art, zum Beispiel gute Verbindung von Fabriken, Depots,
Magazinen und so weiter mit Verladeplätzen ihre Berücksichtigung finden
müssen. Wenn weiter keinerlei Rücksichtnahme außer jener, vorhandene
Baumvegetation zu schonen, der Ausbildung der Gesamtlage zwecks aus-
giebiger Besonnung im Wege steht, die Anlage breiter Verkehrslinien
lediglich im Sinne der zu schaffenden Anlage selbst erfolgt und nur etwa
vorüberführende, nicht einmündende ältere Straßenzüge als Aufnahmelinien
zu ziehender Wege in Betracht kommen, die Ausdehnung der Siedelung
interpreten selbst nicht recht genau. was darunter zu verstehen sei; sie ließen sonst offenbar nicht so viel unge-
reimtes Zeug unbeanstandet passieren. Übrigens gibt dies Kapitel fast überall Veranlassung zu berechtigten
Klagen. Was ist nicht in der Nähe Wiens alles durch die Stadterweiterung zugrunde gerichtet worden! Und
wie wenig zur Landschaft passend zeigen sich die meisten, ganz mit Unrecht als Cottageanlagen" bezeichneten
Quartiere! Theodor Fischer hat in einem vortrefflichen Vortrag Stadterweiterungsfragen mit besonderer Rück-
sicht auf Stuttgart, Verlag der Deutschen Verlagsanstalt xgo5 den Bewohnern der schwäbischen Metropole
darüber ein Lied gesungen. Geradezu gräulich aber scheint es um das künstlerische Empfinden der Bauhehörden
in Bern zu stehen. Und wenn man in Basel das der neuen Rheinbriicke vorgelagerte neue plumpe und unschöne
Blnkgebäude, wenn man in Breslau den in den allerletzten Jahren so ziemlich komplett verhunzten Ring den
Platz um das alte. prächtige Rathaus, wenn man in Dutzenden anderer Städte den horrendesten Unsinn und Un-
geschmack sich unbehindert an Stelle köstlicher alter Städtebilder niederlassen, ja sich breit machen sieht, so
muß man wirklich annehmen, daß ein gut Teil der in solchen Dingen maßgebenden Persönlichkeiten entweder
mit Blindheit geschlagen oder aber jeder feineren Überlegungsmöglichkeit vollständig entrückt sei.
35'
endlich eine räumlich bestimmt umgrenzte bleibt. Wo weiter die Führung
der Straßen, die Verteilung der Baublocks nicht in Einklang zu bringen ist
mit den Erfordernissen stark pulsierenden kommerziellen Lebens, sondern
ausschließlich mit der Berücksichtigung hygienisch und künstlerisch ganz
bestimmt formulierter Forderungen, gleichzeitig aber der landschaftliche
Charakter möglichst gewahrt bleiben muß, da kann wohl von einer durchaus
neuartigen Aufgabe gesprochen werden.
Bei der Projektierung der Garden Suburb" Hampstead, lagen die
Verhältnisse so Der Bodenl Abb. auf dem heute bereits ein großer
Teil des Projekts vollendet dasteht es waren im Oktober 1908 zirka 300
Häuser fertig, ebensoviele im Bau oder unter Dach, der Rest, soweit es sich
um Wohnhäuser handelt, soll auf xgog und 1910 entfallen, trug früher außer
Abb. 32. Garden Suburb Hampstead. Häusergruppe am Green-Willitield-Way, Architekt GeoHroy Lucas,
A. R. I. B. A.
den paar auf der Höhe liegenden ehemaligen Farmgebäuden von Wyldes,
dem am Ende des XVIII. Jahrhunderts als Verschwörerschlupfwinkel be-
riichtigten Spaniard Inn und einigen Landsitzen im Terrain von Colders Hill
keinerlei Bauten. Am obern Teil des Hanges liegt die schon früher vom
Metropolitan Board of Works angekaufte und der freien Benutzung des
Publikums überlassene, ungemein malerische Heath", die Heide, Busch-
Über die Lage von Hampstead ist schon in Band XI dieser Zeitschrift, Seite x58 eingehend berichtet, nur
bedarf derPassus über den Austritt aus der Tubwinsofern einer Richtigstellung, als man am Bestimmungsort nicht
wie ursprünglich geplant, durch einen Elevator, wie das in Charing Cross und andern Stationen der Fall ist, ans
Tageslicht befördert wird. Die Bahn mündet, von London beständig steigend der Hügelkarnm über Hampstead
liegt x30 rn über dem Meer, also wesentlich viel höher als London selbst in den höheren Partien nördlich der
Themse im offenen Terrain aus. Auch beträgt der Fahrpreis nicht Two pence", sondern drei für gewöhnliche
Fahrgäste. Arbeitsleute genießen wesentliche Ermäßigung. Die Beförderung ist vortrefflich Alle zehn Minuten
ein Zug, das Fahrmaterial äußerst sauber, das Tempo der Fahrt tadellos. Vergleicht man damit zum Beispiel
den Betrieb der MünchnerVorortelinien, sowohl was Zahl der Züge als was Fahrrnaterial, Zugsgeschwindigkeit
und so weiter betrifft, so kommt einem bei letzteren stets die Zeit des ehemaligen Postomnibus in den Sinn.
wald mit vereinzelten alten Prachtexemplaren von Bäumen Abb. ff..
Weiter hinab ziehen sich grüne Wiesen, ehedem Weideland, ebenfalls mit
reichlichen Baumbeständen. Letztere wurden bei Projektierung des Ganzen
als Noli me tangere respektiert, Wege und Straßen zum Teil mit Rücksicht
auf sie zur Entwicklung gebracht. Hampstead selbst, die Stadt und ihre durch
C. H. B. Quennels famose Landhausanlagen bekannt gewordenen Garten-
viertel, liegt jenseits des I-Iiigelkammes, von dem aus man nicht bloß einen
großartigen Blick auf das I-Iäusermeer der Millionenstadt östlich, sondern
auch weite Fernsicht in die herrlichen Gelände von Middlesex hat. Die
Londoner ziehen denn auch an freien Tagen in hellen Haufen nach diesen,
Abb. 33. Garden Suburb Hampstead. GroßerWohnhof,Hampstead-Way, Architekt GeoHroy Lucas, A. R. I. B. A.
in frischer, staubfreier, bis heute von allem Kohlenruß verschont gebliebener
Luft gelegenen Geländen hinaus. Wohl denen, die da wohnen können.
Die Ausbildung einer Wohnhausstadt war die am wesentlichsten ins
Gewicht fallende Aufgabe, einer Wohnhausstadt, die unter Aufwendung
unauffälliger Mittel wie etwas logisch Entwickeltes aussieht. Mit der Auf-
stellung von Zierbrunnen, mit Bildsäulen, Flaggenstangen oder ähnlichen
dekorativen Versatzstücken, wie sie von unserer Zeit manchem verfehlten
Straßenbild zwecks Verschönerung nutzloserweise und obendrein meist am
unrechten Orte eingefügt werden, ist vorerst nicht gerechnet. Kein Krieger-
denkmal, deren es ja auch in England manche recht unbedeutende gibt, kein
Reiterstandbild mit allegorischen Figuren, mit Putten und übrigen Rezept-
anhängseln einer gewissen Sorte von Monumentalkunst, nichts von alledem
Abb. 34. Garden Suburh Hampstead. Gruppenbau mit Garxenpavillon in Hampstead, Architekten Barry Parker
und Rayrnand Unwin
ist für Aufstellung auf freien Plätzen, nach berühmten Mustern, vorgesehen.
Nichts ist versucht, um dem Scheine größeres Gewicht beizulegen als dem
Inhalt. Mancher, zu dessen künstlerischer Begeisterungsentfachung der-
gleichen Dinge nötig sind, zieht deswegen enttäuscht von Hampstead und
verkennt den wahren Wert der Sache völlig. Derartige Erscheinungen, erste
große Vorläufer einer an fundamentalen Wandlungen reichen, anbrechen-
den Zeit können unmöglich mit einem Maßstab gemessen werden, der sich
für andre Dinge ganz wohl eignen mag, bei Unternehmungen aber, die im
Sinne nationalen Großbetriebs in die richtigen Wege geleitet werden, nicht
ausreicht. Wer hier mit akademischen Grundsätzen, mit den Maximen der
seitherigen vielfach unrichtig geübten Städtebaukunst argumentiert, trifft den
Kern der Sache nicht. Sie spricht für sich selbst, ohne dekorative Krücken.
Die städtische Bevölkerung Englands wird sich mehr und mehr dem
Gebrauch der Etagenwohnung zuwenden müssen. In den Ansiedelungen
vom Typus der Garden Suburb Hampstead bleibt die gute alte Gepflogenheit
des Bewohnens eines Hauses durch eine Familie gewahrt; damit sind
gleichzeitig Garantien für die gesunde Weiterentwicklung der arbeitenden
Bevölkerung sichergestellt. Sie verfügt über eine imponierende Summe von
Intelligenzen und erscheint berufen, den Ausgangspunkt einer nationalen
Regeneration bilden zu sollen. In den Brick-Boxes" der Städte Elend, Not,
Unzufriedenheit, nichts, was erzieherisch im guten Sinne auf die kommenden
Generationen wirkt. Gehen solche Anlagen in Trümmer, so sind damit
höchstens die Bodenspekulanten geschädigt. In der Garden Suburb ständig
sich mehrende Möglichkeit guten, vernunftgemäßen, nicht verteuerten, aber
unglaublich verbesserten Wohnens, weit weg von der rußigen, vom Lärm der
279
Abb. 35. Garden Suburb Hampstead. Blick in einen Wohnhof, Architekten Barry Parker und
Raymond Unwin
Werkstätten widerhallenden Stadt, in der arbeitende Bevölkerung bloß zur
Werkzeit anwesend ist, um den größeren Teil des Tages in köstlicher Luft,
manche Stunden mit erzieherisch wichtiger Kultur des Bodens zu verbringen.
George Cadburys Wort They must be brought back to the land" war das
eines Propheten. Auch in bezug auf künstlerische Beeinflussungen der bisher
wenig gerade in dieser Richtung berührten Volksschichten läßt sich auf
solchem Wege weit mehr erwarten als durch irgendeinen andern. Wo die
Wohnung, mag sie auch noch so schlicht gehalten sein, künstlerisch wahr-
haftig wirkt, wo die Beobachtung an der Pflanze sie kommt mit deren
Kultur von selbst und des Tierlebens es steht mit der Pflanzenwelt in
Verbindung sich aus unmittelbarster Nähe einstellt, da sind die Vor-
bedingungen für die Ausbildung des formalen Emptindens weit sicherer
gegeben, als sie durch die besten Zeichenvorlagen, durch Führungen in
Museen, durch Kunsterziehungstage, Kongresse, Beschlüsse und wie diese
weit ausholenden Maßnahmen alle heißen, oder gar durch Vorträge
geschaffen werden können. Die Mehrzahl der Künstler ist aus dem Dunkel
des arbeitenden Volkes hervorgegangen. Der Weg zu höheren Zielen führt
über die Gattung der brauchbaren Menschen, die weniger durch angelerntes
Wissen der Allgemeinheit nützlich sind als durch Erfahrung, durch jenes
280
Selbsterleben", das einzig und allein die Basis höherer Arbeitsmöglich-
keiten bildet.
Natürlich ist hinlänglich dafür gesorgt, daß die Jugend sich tummeln,
spielend sich austoben kann. Der zwar ziemlich selbstverständlichen, dennoch
aber selten richtig in die Praxis übersetzten Annahme, daß ein gesunder, ab-
gehärteter, durch vielen Aufenthalt in frischer Luft gekräftigter Körper das
beste Palliativ gegen Krankheiten aller Art, das Verhüten von Krankheiten
wichtiger als ärztliche Reparaturwerkstätten und Experimente sei, ist in
ausgiebigster Weise Rechnung getragen. All das sind schwer ins Gewicht
fallende Momente für künftige Zeiten. Die projektierenden Architekten
Abb. 36. Garden Suburb Hampstead. Gruppenbau, Architekten Bnrry Parker und Raymond Unwin
Barry Parker und Raymond Unwin haben ihre Aufgabe gut, gelöst, so,
als wäre Town planning" für sie kein neues Thema gewesen. Von den
nämlichen Künstlern rührt auch die sehr wohl ausgereifte Anlage von
Earswick her. Plan siehe Kunst und Kunsthandwerk", Band XI, Seite 72.
Ebenda auch weitere Details.
Die Bebauung des Hampsteader Terrains vollzieht sich, da verschiedene
Bauunternehmungen das Wort ist hier nicht im gewöhnlichen Sinne
aufzufassen sich bei derselben beteiligen und der Vergebung der einzelnen
Bauten an verschiedene Architekten absolut nicht das geringste Hindernis
im Wege steht, keineswegs in schematischer Weise. Die verschiedensten
Künstler kommen dabei zu Worte, wie aus den beigegebenen Abbildungen
erhellt. Die Grundrißanlagen der einzelnen Bauten hier weiter zu erläutern,
hat keinen Zweck. Sie zeigen bei größeren Anlagen wie bei kleinen die Vor-
züge der englischen Bauweise überhaupt. Das Haus ist nicht im Sinne eines
Vorweisungsobjekts, sondern zur Bequemlichkeit der Bewohner erstellt.
Weit mehr als dies auf dem Kontinent der Fall ist, eingehendste Berücksich-
tigung der Wirtschaftsräume auch im Kleinhaus. Die englische Damenwelt
des wohlhabenden Mittelstands muß zwingender Gründe halber ihre frühere
Gepfiogenheit, sich um den I-Iausstand möglichst wenig zu bekümmern, nach
und nach entsagen, selbst mit anfassen lernen. Dienstboten zu halten
ist schon heute ein Luxus, den sich nicht jeder zu leisten vermag; er wird
es von Tag zu Tag mehr. Mithin ist die Anordnung praktisch gearteter
Wirtschaftsgelasse, die früher den Dienstboten zustatten kam, jetzt erst
recht zur zwingenden Notwendigkeit geworden. Wie überall ist den
Abb. 37. Garden Suburb Hampstead. Projekt für den Marktplatz; unter den Arkaden sind Verkaufsladen vor-
gesehen, Architekten Barry Parker und Raymond Unwin
Schlafräumen große Sorgfalt gewidmet, Licht- und Luftzufuhr in reichlicher
Menge vorgesehen, auf Lüftungsmöglichkeiten größter Wert gelegt.
Treppenanlagen nehmen bei den durchschnittlich geringen Stockwerkshöhen
50 bis 2'8o Meter im Lichten wenig Platz ein, auch schon weil die Stufen-
höhen, wie das bei einem noch dazu sehr kurzen und bloß von einer Familie
frequentierten Verbindungsweg zwischen zwei Stockwerken leicht zu akzep-
tieren ist, etwas größer genommen werden können als es bei vielgeschos-
sigen Mietskasernen mit starkem Treppenverkehr notwendig erscheint.
Daß das kleine, billige Wohnhaus und die von ihm besetzten Gelände
baulich ganz andern Notwendigkeiten unterliegen müssen als städtische
Wohn- und Verkehrsanlagen ist eine Tatsache, die vielfach von den Bau-
behörden vollständig ignoriert wird. In den neueren englischen Siedelungen
dieser Art kommen sowohl die Konstruktionsunterschiede im I-Iausbau wie
36
oo
über großstädtischen Bedürfnissen bereits überall deutlich zum Ausdruck,
nicht zum Schaden der Bebauungsmöglichkeiten, noch weniger zu dem einer
abwechslungsreichen Bildwirkung, wie sie nur entstehen kann, wenn breitere
Straßen mit heckenumsäumten, beiderseits von Gärten eingefaßten und nicht
nach dem Lineal gezogenen Gassen und Gäßchen abwechseln. Solch einfacher
Wirkungsmittel entbehren Anlagen wie zum Beispiel das Cottageviertel in
Wien-Währing vollständig. Die Straßenführung läßt an Einfallslosigkeit und
Langweile ebenso wenig zu wünschen übrig als die weitaus größere Zahl
der Villen" in diesem Viertel, auch der pompös aufgedonnerten.
Das Terrain von Hampstead, auf der Westseite flankiert von der alten,
nach London führenden Finchley-Road, anderseits durch die ansteigende zum
Abb. 38. Garden Suburb Hampstead. Projektierler Abschluß des bebauten Terrainabschnittes gegen die Hügel
von Hainpstend Heath siehe Abb. Plan
I-Iöhenkarnrn und nach der Stadt Hampstead führende North-End-Road, an
der die Tube" endigt, hat in der Längsrichtung zwei breite, den Verkehr
für die ganze Siedelung vermittelnde Straßen, die alte Temple Fortune Lane
und die neue Hampstead-Road, südost-nordwestlich geführt, von denen in
den tiefer gelegenen Partien sich eine Reihe von untereinander verbundenen
Wohnstraßen abzweigen. Einheitliche Bauflucht ist bei den um ziemlich tiefe
Gartengrundstücke gelegenen Wohngebäuden vermieden. Dies war nötig,
um der Gefahr der Monotonie, die bei gleichmäßiger Aneinanderreihung
einfacher I-Iaustypen leicht eintreten konnte, vorzubeugen. Durch die mannig-
faltigen Überschneidungen der Silhouetten in dem leicht gewellten, nach
Südosten kräftig ansteigenden Terrain ist interessante Wirkung gesichert.
Die projektierenden Architekten sind hier mit außerordentlich feiner Über-
legung zu Werke gegangen. Zwar konnten die interessanten Biegungen und
Krümmungen der Straßen mittelalterlicher Städte nicht in Erscheinung treten;
Durch die Stellung der Einzelhäuser ist eine eigenartige Wirkung von
großem Reiz erzielt. Seitlich von den Wohnstraßen wurden verschiedene,
dreiseitig umbaute, auf der vierten Seite offene Wohnhöfe Beispiel siehe
Abb. 31 und 33 angeordnet, eine Disposition, die das aus einfachen Elementen
sich zusammensetzende Gesamtbild äußerst günstig beeinßußt.
Den nördlichen Abschluß des Terrains bildet das Rinnsal des Mutton-
baches, längs dessen Lauf ein durch Hochwald abgeschlossener breiter
Promenadenweg geschaffen wurde. Davor erstrecken sich Terrain für
künftige bauliche Anlagen jetzt noch köstliche Wiesengründe. Über
die höchste Terrainerhebung, die künftig öffentliche Gebäude tragen soll
Plan I0, führen einige Straßen zu einem Querabschluß Plan einer
Art von Terrasse siehe Abb. 36, jenseits welcher, durch eine leichte Mulde
davon getrennt, der von keinerlei Straßenanlagen durchquerte, im vollen
Originalzustand verbleibende, dem Hang entlang sich erstreckende Heide-
Naturpark sich bergwärts zieht, so daß die dort gelegenen Wohnungen einen
landschaftlich köstlichen Ausblick gewähren. Auf der südwestlichen Seite
dieser herrlichen Baumbestände zieht sich der obere Teil von Hampstead
Road hin, bloß auf einer Seite bebaut, so daß auch hier die Anwohner des
direkten Genusses köstlicher Waldluft teilhaftig werden. Weiter zurück-
liegende, dreiseitig umbaute Wohnhöfe schaffen auch auf dieser Seite mannig-
faltige und abwechslungsreiche Bilder.
Faßt man die einer ins Breite gehenden Entwicklung nicht gerade
günstige Form des ganzen großen Terrainstreifens ins Auge, so erhellt aus
der Art, wie die Hauptstraßenanordnung getroffen, wie weiter die radien-
förmige Teilung der am meisten für Wohnungszwecke ausgenutzten Partie
nordöstlich vom Schnittpunkte von Finchley-Road und Temple Fortune
Lane außerordentlich günstig entwickelt erscheint, daß man es hier mit
einer durchaus gut getroffenen Plandisposition zu tun hat. Ihr stellt sich die
mit geringen Mitteln erzielte äußerst günstige architektonische Bildwirkung
gleichwertig zur Seite. Die beiden projektierenden Künstler, denen Town
planning" ein ebenso neues Arbeitsfeld bot, wie allen andern englischen
Architekten, haben mit dieser Lösung ein ganz außerordentlich feines Ver-
ständnis für die Aufgaben des Städtebaues bewiesen. Nirgends vertrat ihnen
weder engherzige Auffassung noch geldgierige Spekulation den Weg. Unter
vollster Wahrung aller rechnerischen Interessen sie wären bei einem
dimensional so großen Unternehmen aufs schärfste ins Auge zu fassen
ist dennoch nirgends an Raum gespart, wo es sich um die Lösung gesund-
heitlicher Fragen in künstlerischem Rahmen handelte. Sämtliche kontinentalen
Staaten haben dieser neuzeitlichen Schöpfung bis jetzt kein Gegenbeispiel vis-
a-vis zu stellen. Alle Vorbedingungen, die zur rationellen Anlage solcher Siede-
lungen vorausgesetzt werden müssen, sind erfüllt Erstens Baugelände zu bil-
ligen Preisen für jene, die ein Grundstück in Erbpacht nehmen, oder billige
Wohngelegenheit im Mietsverhältnis zu der Baugenossenschaft, durch welche
Kleinwohnungen erstellt werden; Ausschluß aller Bodenspekulation in erster
16'
Linie. Zweitens Vortreffliche und billige Verkehrsmittel. Drittens Behörd-
liche Genehmigung zweckentsprechender Bauvorschriften; Hinweglassung
aller überflüssigen Belastung der Bauenden durch hinderliche Gesetze.
Viertens Vollste Berücksichtigung der Wichtigkeit des Gartenbaues und
last not least Fernhaltung all des Unfugs, der Widerwärtigkeiten, die durch
Kneipen, Schanklokale Gelegenheiten zu Vergnügungen zweideutigen Cha-
rakters und so weiter überall sich einstellen. Es läßt sich auch leben, gut
leben ohne diese sozialen Schmarotzergewächse. Freilich bedarf es auch der
Menschen, die das zu würdigen wissen. Manchenorts müßte man sie auch
heute bei Tag mit der Laterne suchen.
FÜRSTENBERGER PORZELLAN 54b VON
JOSEPH FOLNESICS-WIEN Sh
...-
rascher Folge erscheinen ausführliche Werke
über europäische Porzellanfabriken und geben
uns willkommene Aufschlüsse über Gebiete, auf
denen Vieles bisher dunkel und unaufgeklärt war.
So ist zwei Jahre nach dem Erscheinen von
Berlings Werk über das Meißner Porzellan
Süedas Bearbeitung der Anfänge der Porzellan-
fabrikation auf dem Türingerwald gefolgt; einige
Jahre später erschienen die umfangreichen Werke
über Petersburger und Wiener Porzellan, kürz-
lich hat die Frühzeit der Meißner Fabrik durch Zimmermann eingehende
geschichtliche Bearbeitung erfahren, eine Anzahl von Detailforschungen
hat ununterbrochen kleinere Streiflichter auf einzelne Gebiete geworfen
und nun liegt uns eine reich illustrierte Bearbeitung des Fürstenberger
Porzellans von Christian Scherer vor l". Der Verfasser war in der angenehmen
Lage, sich, was den rein geschichtlichen Teil betrifft, vollkommen auf
Stegmanns 90 erschienene treffliche Arbeit Die fürstlich Braunschweigsche
Porzellanfabrik zu Fürstenberg" stützen zu können und sich dafür um
so mehr dem interessanteren Teil der Frage, dem rein kunstgeschichtlichen
Entwicklungsgang zu widmen. Hierfür diente ihm vor allem die schöne
Sammlung im herzoglichen Museum als Grundlage, und was sonst in
Museen, Privatsammlungen und auf Ausstellungen an Fürstenberger
Porzellan zu finden war, bildete willkommene Ergänzungen. Scherer
gliedert seinen Stoff in vier Partien. Er schildert, nachdem er kurz die
Vorgeschichte der Fabrik besprochen hat, die Frühzeit, als deren Grenze er
das Jahr 1770 annimmt, geht dann auf die Blütezeit zwischen 1770 und
Scherer Christian. Das Fürstenberger Porzellan. Mit Titelbild und 17g Abbildungen im Text. Berlin,
Georg Reimer xgog. Gn-B" IX. 176 Seiten. M. x8'--. Die Illustrationen dieses Aufsatzes sind mit freundlicher
Zustimmung des Verlegers dem Werke Zimmermanns entnommen.
203
1790 über, charakterisiert sodann die Leistungen unter Gerverots Leitung
und berichtet im Schlußkapitel über die Zeit von 1814 bis 1856.
Aus der Frühzeit sind einige sicher datierbare Stücke auf uns gekommen,
Erzeugnisse der Kleinplastik, die 1754 aus der Hand des Modellmeisters
Feilner hervorgegangen sind. Es sind Figuren aus der italienischen Komödie,
von denen bis vor kurzem nur ein Exemplar der ursprünglich aus 15 Stücken
bestehenden Serie bekannt war. Weitere Stücke sind anläßlich der Troppauer
Ausstellung von 1906 zutage getreten. Eine andere aus elf Einzelfiguren
bestehende Folge, die Feilner im Jahre 1758 modelliert hat, ist die der Berg-
leute, aus der wir den auf dieser Seite abgebildeten Karrenläufer hier wieder-
geben. Im übrigen bildeten kleine Tiere, ungarische Stockgriffe, sogenannte
Tscharkane, wie sie
auch in Wien er-
zeugt wurden, Sten-
gelpfeifen, Pfeifen-
köpfe, Etuis, Mes-
serhefte, gedrehte
Wandleuchter mit
Blumen und vor
allem Tabatieren
die Erzeugnisse der
ersten Jahre. Sehr
bald kamen auch
Uhrgehäuse und Re-
liefporträte hinzu.
Die Dosen hatten
oft die Form von
Früchten oder Tie-
ren und Waren in Karrenläufer, aus Feilners Folge der Bergleute
Tombak oder Gold
gefaßt. Nur aus Berichten wissen wir auch von Flöten, die um diese Zeit
in der Fabrik hergestellt, und ob ihres reinen, klaren Tones allgemein
gelobt wurden. Die Bemalung sowie die Herstellung einer reinen, gut
brennenden Masse und die Glasur verursachten in der ersten Periode noch
allerlei Schwierigkeiten. Reine weiße Porzellane ohne Brandrisse sind in
dieser Zeit eine große Seltenheit. Die frühesten Erfolge erzielten die De-
korateure mit der Purpurmalerei. Der auf Seite 287 abgebildete Teller mit dem
Gärtnerpaar zeigt eine solche. Es ist zugleich das früheste datierte Stück
und trägt die Jahreszahl 1758". Über die Schwierigkeiten der Blaumalerei
kam die Fabrik erst nach 1767 hinaus; bei der grünen Farbe gehören Blasen-
bildungen und Absplitterung zu den charakteristischen Erscheinungen der
ersten Periode.
Besser als über die Arbeiten Feilners sind wir über die Rombrichs
unterrichtet, der 1758 in die Fabrik eingetreten war. Seine früheste Arbeit ist
eine Reiterstatuette Herzog
Karls. Im übrigen waren es
ebenfalls hauptsächlich Tier-
Figuren und die sonstigen be-
reits erwähnten Gattungen, die
aus seiner Hand hervorgingen.
Auch die Butterdosenmodelle
in Form von Enten, Schnecken
und Feldhühnern glaubt Sche-
rer mit Sicherheit diesem Mo-
delleur zuschreiben zu dürfen.
Die Formen der Kaffee-,
Tee- und Schokoladeservice
sowie die des Tafelgeschirrs
zeigen im Vergleich mit denen
aus Meißen wenig Unter-
schiede. Reich und mannig-
Teller mit aufgeformten Rokaillen, bemalt von Holzmann ist der Relief-schmuck
des afelgeschirrs. Die in
Dresden und Berlin übliche Rokokoornamentik wird hier mit leichten Varia-
tionen geschmackvoll zur Anwendung gebracht. Glatt erscheinen die Ge-
fäße dieser Periode nur selten, das mindeste ist bei Kannen ein Akanthus-
ornament am Schnabelausguß. Als geradezu typisch für das Fürstenberger
Porzellan bezeichnet Scherer das sogenannte gravierte Muster. Er findet
die Eigentümlichkeit dieses Modells in der Gliederung der Tellerränder
durch abwechselnd kleinere glatte Felder und größere mit aufgeformten
Rokokokartuschen, die beide wieder durch schmale Streifen mit Schuppen-
musterung voneinander getrennt sind". Hervorragende Schöpfungen
Fürstenbcrgs aus den sechziger Jahren sind die in drei Größen auftretenden
Potpourrivasen, die am Fuß, Hals und Henkel durchbrochen, mit Rokaillen
in Relief und mit Blumen in Gold oder bunten Landschaften bemalt sind und
in einzelnen Exemplaren am Boden eingeritzt den Namen Nagel" tragen,
den wir als den des Modelleurs dieser Stücke zu betrachten haben. Ein
andres bedeutendes Stück ist ein schöner zweiarmiger Rokokotafelleuchter,
ein drittes ein prächtiges Uhrgehäuse nach Meißner Modell. Ferner gehören
mehrere Tafelaufsätze, einer davon im Hamburger Museum und ein zweiter
einfacherer Vasentypus zu den hervorragenden Leistungen dieser Zeit.
Was den Farbenschmuck betrifft, so wendet Fürstenberg in dieser
Periode bei Fondporzellanen ein Seegrün und ein Unterglasurblau an,
letzteres gelingt jedoch nicht in technisch einwandfreier Weise. Die Blau-
malerei erstreckt sich auf indianische" Muster und Blumen in natur-
getreuer Zeichnung teutsche Malerei". Für die Buntmaler aller Art
bildeten graphische Blätter, über die ein Inventar vom Jahre r77o noch vor-
handen ist, die Vorlagen. Eine Identifizierung der Malereien mit den
Teller mit Gärtnerpaar, 1758
Stichen oder sonstigen Kunstblättern, denen sie nachgebildet sind, ist daher
in den meisten Fällen leicht durchführbar. Für die Frühzeit kommen fast
nur Eisenrot oder Violett in Betracht. Innerhalb der bunten Blumen-
malerei dieser und der Folgezeit unterscheidet Scherer vier Hauptarten. In
der Landschaftsmalerei bildeten, sofern sie nicht bunt war, nebst Eisenrot
und Violett auch Purpur und Schwarzgrau beliebte Farben. Auch hier
wurde wie in andern Fabriken das Bild zunächst mit Rokaillen umrahmt
und später frei endigend angebracht, während eine Übergangszeit beide
Arten zugleich pflegte. Bei Fondporzellanen wird jedoch von der Rokaillen-
umrahmung abgesehen und die Ränder der weißen Reserven beschränken
sich auf einfachere Linien.
Die eigentliche Vedutenmalerei, deren Blüte erst der späteren Zeit an-
gehört, ist in Fürstenberg verhältnismäßig früh geübt worden. Als auf dem
Gebiet der Landschaft viel beschäftigter Maler gilt Weitsch. Seine Leistungen
werden später durch seinen Schüler I-Iartmann, der um die Mitte der sieb-
ziger Jahre als bester Landschaftsmaler gilt, übertroffen. In der Vogel- und
Geflügelmalerei war einer der Besten C. G. Albert, der sich als Fabriksmaler
288
r768 bis 1772 aktenmäßig nachweisen läßt. Natürlich war hier wie in andern
Fabriken das Darstellungsgebiet der einzelnen Maler nicht so scharf ab-
gegrenzt, daß dieTiermaler nicht auchLandschaftenund dieLandschafternicht
auch Figuren malten. Eine scharf abgegrenzte Spezialität bildeten nur die
Bildnismaler, als deren bedeutendster der aus Kassel stammende Hofmaler
joh. Andreas Oest genannt wird, der Porträte und nackende Kinder" malte.
Andre häufig auftretende iigurale Malereien bilden die Watteau- und Bauern-
szenen. Seltener sind Trachtenbilder, Chinoiserien und Darstellungen aus
der Mythologie, ganz vereinzelt Komödien- und biblische Szenen. Ein andrer
hervorragender Figurenmaler war Holzmann, von dem verschiedene Arbeiten
nachweisbar sind. Er pflegte seine Figuren fein zu konturieren, die Farben
Geschirr mit Landschaften in der Art der Schaperrnalerei
dünn aufzutragen, mit Lichtern nicht zu sparen und die Schatten nach Art
der Radierer anzugeben. Die Malweise eines andern sehr geschickten Malers
namens Nerge ist durch die Signatur auf einem Brüle-parfum bekannt ge-
worden, das die Troppauer Ausstellung vom Jahre 1906 zutage förderte.
Die ligürliche Plastik scheint zu Anfang der sechziger Jahre wenig
gepflegt worden zu sein. Von größerer Bedeutung ist nur eine Biskuitgruppe
Feilners vom ahre 1766 der Gattung der sogenannten Spitzeniiguren an-
gehörend, ein Tänzerpaar, einem Meißner Modell nachgebildet, das bei tadel-
loser Modellierung noch alle technischen Mängel der Fürstenberger Porzel-
lanmasse aufweist, woraus sich der Rückgang in der Menge der liguralen
Arbeiten leicht erklären läßt.
Die Blütezeit der Fabrik beginnt nach dem Tode des unfähigen Direktors
Trabert, x76g. Vor allem wurde die Masse verbessert, was sofort einen Auf-
219
schwung der Kleinplastik zur Folge hatte, die in den Händen der Modelleure
Rombrich, Luplau und Desoches lag. Rombrich war bis 1794, Luplau bis
1776, Desoches bloß von 1769 bis 1774 an der Fabrik tätig. Zu diesen Dreien
kommen später Schubert und Hendler hinzu. An der Hand der noch erhaltenen
Formenbücher ist nun Scherer in der glücklichen Lage einen großen Teil
der noch vorhandenen Kleinplastik einem dieser fünf Meister zuweisen zu
können. Rombrich hat Amoretten nach Meißner Art, Tiere und direkte Kopien
nach sächsischen und andern Modellen angefertigt. Mehr oder weniger freie
Nachbildungen fremder Modelle bilden auch die Hälfte der Werke Luplaus,
besonders bevorzugt wurde von ihm das derbere, humoristische Genre. Seine
Täte-ä-täte mit Landschaften, zum Teil nach Weirotter
originellsten Schöpfungen waren seine germanischen und römischen Krieger-
Eguren, für welche die auf Seite 290 abgebildete Kriegergruppe ein Beispiel
ist, und seine russischen Volkstypen. Dem galanten Genre dagegen scheint
besonders Desoches seine Motive entnommen zu haben. Er ist origineller
wie die vorhergenannten Modelleure und ihnen als Künstler überlegen.
Die besten und bekanntesten Arbeiten Schuberts sind die Reiterstatuetten
Friedrichs des Großen und Kaiser Josephs II. Als Hendler seine Tätigkeit
begann, war der Geschmack an Figürlicher Plastik bereits im Schwinden;
die Zahl der Arbeiten, die das Verzeichnis ihm zuweist, ist daher verhältnis-
mäßig gering. Ohne Zweifel gehört dieses Kapitel zu den lehrreichsten des
Buches, indem es auch hinsichtlich der figürlichen Plastik andrer Fabriken
wertvolle Aufschlüsse gibt. Sevres, Höchst, Kassel, Berlin und vor allem
37
51,9
Meißen hat viele Vorbilder
geliefert. Im übrigen waren es
entweder Stiche, die den Mo-
delleuren Motive boten und
die der Verfasser in vielen
Fällen nachzuweisen in der
Lage ist, oder Werke der
Kleinplastik aus anderm Ma-
terial, namentlich aus Elfen-
bein, die sich in den herzog-
lichen Sammlungen befanden.
Einiges dagegen ist auf selb-
ständige Arbeit zurückzu-
führen, dies gilt vor allem von
den Büsten und Reliefs in Bis-
kuit, die teils nach der Natur,
teils nach Bildnissen ange-
fertigt wurden. Hier zeigt sich,
so weit zeitgenössische Per-
Zwei altteutsche Soldatin beim Schachspiel", modelliert von Sönlichkeiten dargestellt sind,
uplau, x72
das Können der Fürstenberger
Modelleure von seiner glänzendsten Seite. Die Gefäßplastik dieser Zeit
wurde, der allgemeinen Geschmacksrichtung entsprechend, glatt und ver-
zichtete zugunsten der Malerei auf reichen Reliefschmuck. Bereits 1773 be-
gegnen wir den ersten Spuren des Klassizismus, die auch in der ursprüng-
lichen Bezeichnung dieser Stücke, wie zum Beispiel antike Leuchter",
antike Vasen" und so weiter zum Ausdruck kommen. Um die Mitte der
achtziger Jahre ist das Rokoko aus der Fabrik vollständig verbannt. Da es
in dieser Zeit üblich wurde, die Modelle mit fortlaufenden Nummern oder
Nummern mit Buchstaben zu bezeichnen, ist ein Mittel an die Hand gegeben,
die meisten Modelle und vom Anfang des XIX. Jahrhunderts an jedes einzelne
seiner Entstehungszeit nach zu bestimmen. Im Frühjahr 1774 erfolgte die
Verlegung der Buntmalerei und Modelleurwerkstätte nach Braunschweig.
Unter den Blumenmalern dieser Zeit erwarb sich Braun aus Berlin besondere
Verdienste. Hängende Zweige, geschwungene Ranken und Girlanden treten
jetzt an Stelle der Sträußchen oder bilden mit diesen den Gesamtdekor.
Blumenmonogramme, Silhouetten und Medaillons treten hinzu. Man verfügte
über eine reine Purpurfarbe, ein durch Gelb gemildertes Eisenrot und pflegte
jenes mit einem zarten Grün, dieses mit Gold zu kombinieren und erreichte
damit sowohl, wie mit Camaieumalereien, bei denen das Grün mit Graugrün
schattiert wurde, ausgezeichnete Erfolge. Die übliche Landschaftsmalerei
geht immer mehr in das sentimental-elegische Genre über, während ander-
seits ihr vedutenartiger Charakter sich weiter entwickelt. Die Vogel- und
Gefiügelmalerei war noch immer beliebt. In der Figurenmalerei nahmen
Silhouetten und Medaillons die erste Stelle ein und nebenbei entwickelte sich
eine außerordentlich zarte Grisaillemalerei.
Zu den bedeutendsten Erzeugnissen Fürstenbergs in dieser Periode
gehören die Vasen. Es sind hauptsächlich Kamingarnituren, urnen- oder
birnenförmige Deckelvasen, fünf bis sieben Stück einen Satz bildend, Pot-
pourrivasen mit Medaillons, Amoretten, antiken Köpfen oder Malereien
älteren Genres. Ein eigenartiges Modell ist das der großen Vase mit den
Figuren des Herkules, der Omphale und des Cupido in Hachen Nischen auf
dreiseitiger Basis. Die Vergoldung ist bei allen diesen Vasen ein stark bevor-
zugtes Dekorationsmittel, auch farbige Gründe, namentlich dunkelblaue
sowie Steinimitationen durch Wedgwood angeregt, sind nicht selten. Auch
direkte Wedgwood-Imitationen kommen vor. Eine eigene Gruppe bilden die
aus bestimmten Anlässen verfertigten und mit Bildnissen, Inschriften und
sonstigen persönlichen Anspielungen
versehenen Gedächtnisvasen", wie
der Verfasser diese Gattung nennt.
Mit dem Vordringen der antiki-
sierenden Richtung kam eine Deko-
ration nach Art der griechischen rot-
figurigen Vasen in Mode; namentlich
Kaffeeservice wurden in dieser Art
verziert. Ein andrer Dekor dieser
Zeit, der die Bezeichnung arabische
Vasen" führt, hat seinen Namen von
den aufgemalten urnenförmigen Va-
sen, von denen dünne Zweige und
Ranken Arabesken ausgehen, die
sich über die Gefäßfläche verbreiten.
Es ist dies eine Dekorationsart, die
viel mehr mit gleichzeitigen orna-
mentalen Kompositionen in England
als, wie der Verfasser meint, mit fran-
zösischen verwandt ist. Sie muß auf
den damals im gesamten deutschen
Kunstgewerbe herrschenden engli-
schen Einfluß zurückgeführt werden,
denn auch an einen Zusammenhang
mit den Wiener Porzellanen der
Sorgenthalschen Periode, den derVer-
fasser ebenfalls anzunehmen geneigt
ist, darf man hierbei kaum denken.
Zu völligem Durchbruch kam
der Empirestil unter Gerverots Di-
Der Winter". aus einer Folge der Jahreszeiten, von
rektion. Die Modelle dieser Periode Demhes
besitzen wenig Originalität
und stimmen im allgemeinen
mit denen andrer Fabriken
überein. In der figuralen
Plastik gewinnt auch in
Fürstenberg das Biskuit die
Oberhand. Die Zahl der in
dieser Zeit neu modellierten
Büsten, die häufig in Lebens-
größe angefertigt wurden, ist
aber nicht sehr bedeutend.
Zu den wichtigsten Stücken
zählen bekanntlich die
Büsten Herzog Friedrich
Wilhelms und seiner Ge-
mahlin, der Königin Elisa-
beth Christine, der Gemah-
lin Friedrich des Großen,
König Wilhelms III. sowie
der Königin Luise und Ale-
xanders I. von Rußland, Ar-
beiten, die von Schubert
herstammen dürften, wäh-
rend die Büsten Napoleons,
jerömes und seiner Gemahlin
nach Schuberts Tod 1804
angefertigt wurden. Die Malerei dieser Zeit bewegte sich der Hauptmenge
der Erzeugnisse nach in handwerksmäßigen Grenzen, doch fehlt es nicht
an geschmackvollen Mustern, klassizistische Ornamente und naturalistischer
Pflanzenschmuck bilden die Hauptsache. Daneben kommt reiche Gold-
dekoration, verschiedene oft matt gehaltene Fondmalerei, vollständige Ver-
silberung und die Verwendung des neu erfundenen Chromgrüns als Unter-
glasurfarbe vor. Der bedeutendste Maler an der Fabrik war in dieser Zeit
Brüning, der in seinen Veduten- und Figurenmalereien mit der Ölmalerei
wetteifert. Als charakteristisches Beispiel einer sogenannten allegorischen"
Landschaft Brünings kann das Bild der hier vorgeführten Prunkvase gelten.
In der Figurenrnalerei so wie im Bildnis hat Brüning nicht dieselbe Voll-
kommenheit wie in der Landschaft erreicht, überragte aber immerhin alle
andern an der Fabrik beschäftigten Maler.
Die Neuerungen und Verbesserungen, die nach Gerverots Abgang an
der Fabrik eingeführt wurden, sind technischer und praktischer Natur und
haben mit der kunstgeschichtlichen Seite der Produktion kaum noch Be-
riihrungspunkte. Wohl traten mit dem Wechsel des Geschmacks zahlreiche
neue Formen auf und auch der Dekor unterlag gewissen Veränderungen,
Russische Frau mit Knaben. modelliert von Luplau
die sich namentlich in den immer stär-
ker hervortretenden naturalistischen
Neigungen kundgeben, aber von der
Entwicklung einer bestimmten Eigenart
an der Fabrik kann nicht die Rede sein.
Scherer beschäftigt sich auch mit dieser
Periode eingehend und berichtetüberdie
bis zum Schluß 1856 an der Fabrik täti-
gen Künstler. Eine Anzahl den Fabriks-
akten entnommener Beilagen und ein
Verzeichnis der Maler, Bossierer, Mo-
delleure und Former bilden den Schluß.
Die klare übersichtliche Anord-
nung des Stoffes, die eingehende und
doch in maßvollen Grenzen sich be-
wegende Schilderung der einzelnen
Vorgänge und Entwicklungsphasen,
die warme und dennoch unparteiische
Teilnahme an den Erfolgen der Fabrik,
die es verschmäht, deren Verdienste
über das natürliche Maß hinaufzu-
schrauben, müssen als besonderer Vor-
zug dieser außerordentlich instruktiven
Arbeit angesehen werden. Scherer, der
Vase Mod. A. B.
sich um die keramische Literatur bereits manche Verdienste erworben, hat sie
mit der Geschichte der Fürstenberger Fabrik um ein wertvolles Buch bereichert.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 5h VON
LUDWIG HEVESI-WIEN
KÜNSTSCHAU. Der Erfolg der vorjährigen Kunstschau der Klimt-Gruppe setzt sich
heuer fort. Internationale Kunstschau" heißt sie diesmal und ihr Hauptverdienst ist
einerseits, daß sie den Wienern eine Menge allerneuester Kunst zeigt, insbesondere Pariser
Malerei, deren jüngste Phase hier noch nicht sichtbar geworden. Andrerseits ist das Klimt-
Zimmer eine kleine Kunstwelt für sich, welche Gustav Klimt unbeirrt und unbeirrbar ausbaut,
wie sein Traum sie gestalten will. Drei seiner Bilder Die Hoffnung", udith", Vision"
gehören seinem neuartigen Malmosaik an. Die Hoffnung" ist das Gerede der ganzen Stadt;
ein Geschmacksereignis könnte man das Bild nennen und zugleich wird der ganze bekannte
Rattenkönig von Schönheits- und Schicklichkeitsfragen wieder aufgerollt. Angesichts der
großen Literatur, die unsere Zeit darüber hervorgerufen, sollte wirklich jedes Wort schon
überflüssig sein. Frauen in diesem Zustand hat die Kunst unseres Jahrtausends fortwährend
dargestellt, sogar in den Kirchen Hauptaltar zu St. Peter, Rom! und lange nicht mitjener
tiefen Andacht zum Menschlichen, mit jener ergreifenden Symbolik, wie Klimt in diesem
jungen Mutterwesen, das in hilfloser Blöße und dennoch voll naiven Vertrauens zu der
Zukunft in seinem Schoß, an den Quukgestalten von Qual und Tod vorbeischreitet. Als
Malwerk ist das Bild ganz meisterhaft; technischer Witz, ornamentale Phantasie, höchste
Delikatesse in der Behandlung des Fleischtons, ein zärtlicher Schmelz des Lichts und
Helldunkels zeichnen es aus. Ganz hervorragend ist ferner seine Landschaft Das Wasser-
schloß" und in seiner Einfachheit ergreifend das Brustbild einer schwarzumhüllten Greisin.
Die modernen Pariser sind recht zahlreich eingetroffen. Nebenweniger wichtigen Sächelchen,
meist Studien der hier schon bekannten Gruppe von Nachimpressionisten" Vuillard,
Bonnard, Vollard und andre sieht man hauptsächlich die Gefolgschaft Cezannes und
Gauguins. Von Cezanne haben sie alle das Synthetische, das Sehen und Schaffen in großen,
bestimmten, wenn auch oft harten, ja rohen Einfachheiten. Der Drang zum Stil war stärker
als alle lyrischen Verführungen der Eindrucksmalerei. Von Gauguin aber nehmen die
Manguin, Guerin, Puy ihre kühne, starke, oft unvorhergesehene Farbe. Und von beiden ihr
rücksichtsloses, oft ins Unappetitliche fallendes, aber durch ihre Draufgängerei, wenn sie
sich nicht ganz verhauen, fortreißendes Handwerk. Der große Akt einer schlafenden Frau
von Henri Manguin ist ein Kapitalstück der Fleischmalerei, wie sie die Exotik Gauguins
geweckt hat. Der ereignisreiche Fleischton, tiefgegriffen und leidenschaftlich bewegt in
seiner Schwebung. Ein analoger weiblicher Akt von Valloton zeigt, wie selbst eine ganz
gegensätzliche Natur diesen Einflüssen unterliegt. Valloton malt eine Art Manetscher
Olympia, wie ein Ingres-Schüler, der durch die Japaner und das moderne Plakat hindurch-
gegangen ist. Formkenntnis, glatte Plastik und dabei ein breit anlegender Flächenstil, aber
mit pikanten Modernheiten pointiert. Für Wien neu sind Gueriri und Puy; der weibliche
Akt des ersteren ist eines der frischesten Bilder der Ausstellung. Und neu auch l-Ienri
Matisse, der heute in Paris alles in Atem hält. Ein Stürmer und Dränger, er weiß selbst
nicht wohin, einer, der alles gelernt hat und massenhaft kann, der aber alles zum Fenster
hinauszuwerfen scheint, wenn es ihm auf einen neuen Bluff ankommt. Ein Musterknabe,
den der Teufel geholt hat. Hier sieht man freilich nur zwei kleine Bilder von ihm, einen
sitzenden Frauenakt darin ist er anerkannter Meister, von wuchtig hingestrichener
Tonigkeit und eine grobe Landschaft, deren koloristisches Motiv doch eine sonderbare
Feinheit erkennen läßt. Köstlich ist wieder Maurice Denis, namentlich in seiner alle Feuer
spielenden Herbstidylle. An diesem Bild könnte man dem Unerfahrenen trefflich den
modernen Stilismus demonstrieren. Übrigens ist in der Ausstellung auch ein Zimmer voll
van Gogh, mit einem Gauguin mittendrin; da hört man die Quellen rauschen. Die Bilder
waren früher einmal bei Miethke ausgestellt, aber man sieht sie mit Nutzen und Genuß
wieder. Die Darstellbarkeit der elementaren Vibration alles Sichtbaren hat man früher
nicht geahnt. Einer ahnte sie, freilich in parodistischem Scherz Wilhelm Busch. Auf
seinem Globus von Philisterland kam auch das vor.
Mehrere Zimmer enthalten Einzelausstellungen von Bedeutung. Ein ganzer Saal ist
Olbrichs Nachlaß, dessen Reichtum aber gar nicht ganz unterzubringen war. Ein ganz
erstaunliches Quellen von Fruchtbarkeit und österreichischem Schick. Seine Freunde haben
ausgerechnet, daß der mit vierzig Jahren Verstorbene an jedem Tag seiner zwanzig Arbeits-
jahre acht solche Blätter gezeichnet haben muß. Er war eine unversiegliche Naturkraft.
Ein Zimmer ist voll George Minne; neben Marmorsachen auch etwas Unbekanntes, eine
ganze Reihe hocheigentümlicher, sehr ausgeführter Bleistiftzeichnungen, die ihren eigenen
Akt- und Draperiestil haben. Ein Zimmer soll noch mit Toorop gefüllt werden. Eine
Galerie ist mit Bleistift- und Tuschezeichnungen des Münchners Max Mayrshofer behängt.
Eine Miethkesche Bekanntschaft, die aber erst jetzt bekannt werden wird. Ein waschechtes
Zeichentemperament, nach zwei Seiten hin links der weibliche Akt, rechts der Proletarier
und Clown, beide Sorten mit einer schneidenden Originalität, einem mörderischen Humor
behandelt. Auch bedeutende Plastik hat sich zusammengefunden. Max Klingers kolossaler,
niederbrechender Bronzeathlet hat das volle persönliche Leben allerKlingeriana; dabei sieht
er schon fast historisch aus, wenn man nebenan die Stilplastik von heute sieht, die Metz-
nerschen Reiter in ihrer abstrakten Größe und Lederers gewaltige Sockeliiguren von
Bismarck und Krupp oder den reitenden St. Georg von der Fassade des Museums zu
493
Münster in Westfalen. Unsere Zeit hat diese Maßstäbe wieder ausgegraben und sich dazu
ein Auge gemacht, mit einer entsprechenden Anschauung. Von Klinger ist auch die
gewaltige Franz Liszt-Büste da in Marmor; die hat freilich den Liszt-Stil. Kleine Stilplastik
findet man reichlich von B. I-Iötger, der zu der Pariser Gruppe Maillols gehört, zu den
Archaikern und Buddhisten; dann von W. Barlach Berlin, der in seinen kleinen plumpen
Genreiiguren slawische Folklore zu verkneten weiß. Selbst die Tiere von August Gaul
Berlin haben bei all ihrer Lebenswahrheit schon zum Teil ihren Einschlag von Stil weg-
bekommen. Ein geschätzter Gast ist ferner Josef Wackerle München, dessen Nymphen-
burger Porzellanfiguren schon eine Spezialität geworden sind.lm Keramischen fehlt natürlich
auch unser Berthold Löffler nicht, wie in Mosaiks L. Forstner in der Wiener Mosaik-
werkstätte, die sich so urwüchsig fort-
entwickelt. Von den deutschen Neu-
meistern sieht man mehrere stark ver-
treten, ohne viel Neues zu sehen. Lieber-
mann und Trübner führen noch immer.
Slevogt tritt zurück, trotz starker Allüren 41mm
eines weiblichen Rückenaktes, der in
französischer Nachbarschaft erdig und
kommun wird. Corinth in der großen
Totenklage" mischt Gut und Schlecht;
in einer Landschaft ist er unerwartet
stark. Graf Kalkreuth Hamburger Pa-
trizierin ist gewachsen; man wird
übrigens an Trübner erinnert. Karl
Walser ist mit Witz neu. Th. Th. Heine
gibt eine Karte ab. Auch aus der Schweiz
sieht man einiges; Amiet ist stärker ge-
worden, die große Muritat" von Max
Buri ist eine scharfe Humoreske, doch
mit gewissen Freskoansprüchen. Die
Wiener Maler halten sich mehr im
Hintergrund. Die Interieurs von Karl
Moll haben ihre Virtuosität, ein großes
Frauenbild von Blauensteiner ist ein
gültiger Farbenversuch, noch viel weiter
geht aber Hans Böhlers großes Bild
Kritik", das durch grüne und blaue
Gläser gesehen ist. Auchentaller, Legler,
Püllßk-Käflln. List, Bfelthllt, Pillen, Prunkvase mit ldeallandscbaften von Brüning
v. Rziha, Fanny Harlfinger-Zakucka, der
Wildling Kokoschka dessen Robinsonaden viel Beifall finden und noch andere, auch
etliche Damen, wären in Betracht zu ziehen. I-lochinteressant ist eine Reihe moderner
szenischer Entwürfe, meist in Berlin ausgeführt, von L. v. Hofmann, Czeschka besonders
originell, Orlik, Munch, Walser. Man hat den Eindruck von neuem Leben, das auf ganz
alten Ruinen erwachsen ist. Selbst die lebende Architektur geht nicht leer aus. Man sieht
sogar ein liebenswürdiges neues Landhaus von Otto Wagner und eine Menge Abbildungen
von modernen englischen Neubauten. London ist übrigens auch kunstgewerblich gut ver-
treten Ashbee Schmuck, Bucheinbände und eine Menge Graphik von Londoner Meistern
füllt weitere Wände. Das Wiener Kunstgewerbe steht etwas zurück, obgleich ganz hübsche
Sachen zu sehen sind. Hervorragend ist Josef Hoffmanns mannigfaches Silberzeug mit
Malachiteinlagen. Im ganzen also eine Ausstellung, die zwar aus dem Stegreif entstanden ist,
aber die Besichtigung reichlich lohnt und selbst dem Wiener Stammgast viel Neues bringt.
LTVVIENER SYJTJCEN BILDER. In der Galerie lvliethke hatte man das Privat-
vergnügen, fünfzig Bilder dieser Art aus Privatbesitz ausgestellt zu sehen. Altwien
von der gemütlichen Seite Schwind, Waldmüller, Danhauser, Ranftl, Fendi, Karl und
Albert Schindler, Treml, Ed. Ritter, Wilhelm Richter, Mansfeld, Swoboda, joh. N. Mayer.
Vieles war ja schon früher bekannt, aber das Ensemble gab doch ein Zeitbild von seltenem
Vollklang, an dem man sich in unserer verworrenen Kunstepoche erquickte, schon weil
es jenseits von Gut und Böse ist. Von Schwind sah man die reizende Landpartie", aus der
Atzenbrugger Gegend; sie ist aus dem Erbe des Frl. Franziska von Wertheimstein an
Frau Karoline von Gomperz-Bettelheim übergegangen. Ferner den großen Spaziergang"
Besitz des Herrn Eisenbahnministers Wrba, wo links im Vordergrund Schwind selbst
zeichnend sitzt und im Volksgewühl auch der kleine Schubert im hohen Zylinder erscheint.
Von Waldmüller kam eine ganze Reihe zum Vorschein, meist brillante Sonnenschein-
bilder, die uns heute besonders nahe gehen. Welche ganz ausgetüftelte Mittel er schon
anwandte, um die Pointierung der Umrisse durch knisternde Glanzlichterchen recht effekt-
voll zu machen, dafür ist die Heimkehr von der Trauung" 1864, Besitzer Max Fischer
ein klassisches Beispiel, vielmehr ein unklassisches, weil es schon zum Kuriosum wird.
Eines der strahlendsten Sonnenscheinbilder ist Der Kuß" r858. Eines der gediegensten
Massenbilder der Petersdorfer Kirchtag" Frau Stiift. Im Versehgang" i846, Graf
Siegfried Wimpffen zeigt die prächtige Kindergruppe deutliche Galerieeinilüsse. Die
große Heimkehr vorn Kirchtag" 1856, Frau Hellmann vereinigt Kraft und Maß in
seltenem Grad. Unter den Bildern Danhausers sah man die Kuriosität Napoleon bei
der Wahrsagerin" und das Kapitalstück Liszt am Klavier" Frau Dr. Schaub. Er malte
diese Szene im Auftrag des Wiener Klaviermachers Konrad Graf, der ihn dazu r84o nach
Paris schickte. Viktor Hugo, Georges Sand in Männerkleidern, Rossini, Paganini, Dumas,
die Gräfin d'Agoult sind die Zuhörer, alle nach der Natur porträtiert; an der Wand hängt
Byrons Brustbild, auf dem gelben Kirschholzklavier steht Beethovens Büste, und draußen
bricht ein Gewitter los. In Paris würde das jedenfalls an einem Ehrenplatz im Louvre
hängen. Den elegantesten Zeitstil hat Die Verlassene", die mit ihrem nackten Baby am
stürmenden Meer sitzt. Es ist der appetitliche Jammer, wie man ihn in der Almanachzeit
gern sehen mochte. So ist auch Fendis Ofiizierswitwe" in ihrer elenden Dachkammer;
ein Meisterbildchen übrigens, das im Schatten der Mutter schlafende Kind darin eine
Delikatesse. Selbst das Militär wurde damals so putzig behandelt; mit einer spezifischen
Putzigkeit, weil vorschriftmäßiger Geputztheit, zum Beispiel alles zu den Uniformen
gehörige in Wilhelm Richters Soldatenszei-ie". Wie so ein glanzlederner Riemen aussieht
oder eine Kokarde am Tschako. Da findet der schärfste Leutnant nichts auszusetzen. Von
einem der hübschesten Bildchen Danhausers Am Klavier" wäre eine jetzt im Besitz der
Kunsthandlung I-lirschler befindliche Wiederholung, in größerem Maßstab, zu signalisieren.
Einige dieser Vormärzbilder zeigen ihre Urheber in besonders guter Form. So Karl
Schindlers Überfall durch Banditen" Graf Wimpffen, eine richtige Opemszene übrigens,
mit großer Eleganz ausgeführt; dann die Stürmische Überfahrt" von Ed. Ritter.
ESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST. Im Kunstsalon
Hugo Heller veranstaltete die Gesellschaft eine Ausstellung ihrer Leistungen, natürlich
in knapper Auswahl, die einen großen künstlerischen, aber auch materiellen Erfolg hatte. An
den ausgestellten Blättern konnte man den gewaltigen Umschwung erkennen, den der Begriff
Graphik" seit 1872, dem Ursprungsjahr der Gesellschaft, erlebt hat. Ein andrer Verein
wäre vielleicht von solchem Erdbeben in seinen Grundlagen zugrunde gegangen, diese
Gesellschaft hat sich mit ihrer Zeit immer wieder verjüngt. Als die reproduktive" Kunst
produktiv wurde und ein neues Geschlecht von Originalgraphikern aus dem Boden stieg,
war die Gesellschaft dem Ereignis sofort gewachsen. Sie hatte den modernen Geist und
eroberte sich mit erstaunlicher Schnelligkeit, aber auch Zielbewußtheit und Folgerichtig-
keit das ganze Bereich der modernen Originalgraphik, wie der reproduzierenden Techniken.
Auf ihren Blättern stehen die berühmten Namen des Auslands und unserer eigenen älteren
und jüngeren Meister. Braucht man sie zu nennen? Jedem Kunstfreund sind sie seitjahren
geläulig. In einer Zusammenstellung, wie dieser großen Blätterschau, sieht man aber erst
die künstlerische Gesamtwirkung einer solchen Leistung. Sie erfüllt mit der höchsten
Achtung und stellt die Gesellschaft in die allererste Reihe solcher Körperschahen. Und
dabei hat sie auch noch eine große wissenschaftliche Karriere gemacht. Ihre kunstwissen-
schaftlichen Publikationen in der letzten Zeit der Goya-Katalog des Dr.ulius HoFfmann
und der umfassende Kupferstichkatalog von Max Lehrs gehören zu den Standardwerken des
Faches und haben wesentlich beigetragen, das Ansehen der Gesellschaft zu einem inter-
nationalen zu machen.
KLEINE NACHRICHTEN S0
MÜNCHEN. AUSSTELLUNG BAYERISCHEN PORZELLANS. Das Bayerische
Nationalmuseum beabsichtigt in Verbindung mit dem Bayerischen Verein der Kunst-
freunde Museumsverein in der Zeit von Ende Juli bis Mitte September dieses Jahres eine
Ausstellung Bayerischen Porzellans des XVIII. Jahrhunderts zu veranstalten. In Betracht
kommen in erster Linie die Manufakturen Nymphenburg, Frankenthal, Zweibrücken sowie
Ansbach. Wenn auch im wesentlichen nur Erzeugnisse des XVIII. Jahrhunderts zur
Ausstellung gelangen sollen, so kann bei Nymphenburg die Grenze weiter etwa bis 18 30
gesteckt werden. Dabei soll die iigürliche Plastik besonders bevorzugt werden. Der
königliche Hof in München, verschiedene namhafte Museen außerhalb Bayerns und
zahlreiche Privatsamrnler haben bereits ihre Unterstützung zugesagt. Das Museum trägt
sämtliche Fracht- und Versicherungskosten. Für die Sicherheit der Objekte in den dem
Museum angegliederten Ausstellungsräumen gegen Beschädigung, dann gegen Diebs- und
Feuersgefahr ist in weitestgehendem Umfang Fürsorge getroffen. Jeder Aussteller erhält
eine Freikarte für ständigen Besuch der Ausstellung sowie ein Exemplar des illustrierten
Katalogs gratis. Selbstverständlich werden die Besitzer, beziehungsweise Aussteller der
einzelnen Objekte im Katalog jedesmal genannt. Die für die Ausstellung bestimmten Stücke
sollten bis spätestens Mitte Juli laufenden Jahres an das Bayerische Nationalmuseum abge-
schickt werden.
RAG. AUSSTELLUNG VON KLEISTER- UND TUNKPAPIEREN. Das Tech-
nologische Gewerbemuseum Gewerbeförderungsinstitut der Handels- und Ge-
werbekammer in Prag veranstaltet in der Zeit vom 19. September bis 3. Oktober in Prag
eine Ausstellung von Kleister- und Tunkpapieren und diesbezüglichen Bucheinbänden.
Das Insütut betrachtet als Zweck dieser Ausstellung die Schaffung neuer Anregungen auf
diesem Gebiet und das Erwecken des Sinnes für Wert und Schönheit der Bucheinbände.
Einladungen zur Beschickung dieser Ausstellung ergehen an Buchbinder, Erzeuger dieser
Papiere, Museen und Buchbinderfachschulen, sowohl des Inlands als auch des Auslands.
Außer Kleister- und Tunkpapieren sollen auch solche fertige Bucheinbände ausgestellt
werden, bei welchen die genannten Papiere verwendet worden sind. Für besonders gute
Leistungen ist die Zuerkennung von Diplomen in Aussicht genommen. Die Anmeldungen
wolle man bis 30. Mai xgog einsenden. Die Einsendung der Ausstellungsgegenstände hat
bis spätestens x. September zu erfolgen. Das Gewerbeförderungsinstitut übernimmt die
Kosten des Rücktransports und sorgt auch für die ganze Installation der Ausstellung.
IEN. ERSTE ÖSTERREICI-IISCIE-IE FACHAUSSTELLUNG DER MALER, AN-
STREICHER UND VERWANDTEN GEWERBE. Der österreichische Fach-
genossenschaftsverband der Maler und Anstreicher, dem auch die Gewerbe der Industrie-
38
maler, Lackierer, Vergolder, Stafiierer und Faßmaler, Schilder- und Schriftenmaler ange-
hören, veranstaltet im Monat September dieses jahres in den Räumen des k. k. Gewerbe-
förderungsamtes in Wien, IX.,Severingasseg, eine Fachausstellung, an welcher sich Meister,
Gehilfen, Gesellen, Lehrlinge der in diesem Genossenschaftsverband vertretenen Gewerbe
mit ihren Erzeugnissen, sowie genossenschaftliche Fachschulen beteiligen können. Außer-
dem wird eine besondere Abteilung üir fachliche Kunstvorlagen und für alle Fabrikate der
einschlägigen Hilfsgewerbe errichtet, so daß diese Ausstellung ein Gesamtbild dieser In-
dustrie bieten wird. Zuschriften in Ausstellungsangelegenheiten sind an dieVerbandskanzlei
Wien, Vllljz, Laudongasse Nr. 32 zu richten, woselbst auchjeden Dienstag, Donnerstag und
Samstag von bis Uhr nachmittags alle gewünschten Auskünfte mündlich erteilt werden.
REISAUSSCI-IREIBEN ZUR ERLANGUNG von ENTWÜRFEN FÜR am
KARL-WURMB-DENKMAL IN SALZBURG. Das Denkmal wird zu Ehren des Er-
bauers der neuen österreichischen Alpenbahnen, des Sektionschefs Dr. Karl Wurmb.
errichtet. Zu dem Wettbewerb werden alle Künstler eingeladen, welche in den im öster-
reichischen Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern geboren sind oder ihren
dauernden Wohnsitz haben. Das Denkmal soll in Salzburg am Franz-Joseph-Kai unterhalb
des Klausentors zu stehen kommen. Seine Kostensumme soll exklusive Fundierung
40.000 Kronen nicht überschreiten. Es werden drei gleiche Preise zu je xooo Kronen an
die Verfasser der drei vom Preisgericht als beste Arbeiten bezeichneten Entwürfe ver-
liehen. Die Entwürfe sind, mit einem Kennwort versehen, längstens bis I. Oktober laufen-
den Jahres, Uhr abends, beim Österreichischen Ingenieur- und Architektenverein in
Wien, I., Eschenbachgasse einzureichen. Auswärts lebende Künstler haben ihren Ent-
wurf längstens bis zum gleichen Tage der Post zu übergeben und die Vereinskanzlei hiervon
unter ihrem Kennwort schon vorher brieflich oder telegraphisch derart zu verständigen,
daß diese Nachricht bis längstens zum oben bezeichneten Termin eintrifft. Das Programm
und die Wettbewerbunterlagen sind in der Kanzlei des Österreichischen Ingenieur- und
Architektenvereins erhältlich.
REISAUSSCHREIBEN FÜR KUNSTMALER UND ARCHI-
TEKTEN. Die Firma Günther Wagner, Hannover und Wien, schreibt zur Erlan-
gung eines künstlerischen Entwurfs eines Xnnenplakats für flüssige Tuschen Perltuschen,
Pelikantuschen, Ausziehtuschen einen allgemeinen Wettbewerb unter in- und auslän-
dischen Künstlern aus. Die Entwürfe sind bis zum 26. Juli xgog unter Motto an die Firma
Günther Wagner, Wien, Xfx, Laxenburgerstraße 52, einzureichen. Es sind ausgesetzt Ein
erster Preis von 1200 ein zweiter Preis von goo ein dritter Preis 600 vier vierte
Preise von je 300 K. Außerdem behält sich die Firma das Recht vor, bis zu einem Betrag
von 1200 weitere Entwürfe anzukaufen, deren Auswahl und Preisfestsetzung das Preis-
gericht bestimmt. Die Preise sind nicht unter 6a und nicht über rzo K. Die Entwürfe
sollen eine Größe von 5060 cm hoch oder breit nicht überschreiten und müssen
fertig für die Reproduktion sein. Prämiierte oder angekauhze Entwürfe gehen mit allen
Rechten in das unbeschränkte Eigentum der Firma Günther Wagner über.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REÄICHISCHEN MUSEUM so
AHRESBERICI-IT DES K. K. ÖSTERREICHISCHEN MUSEUMS.
Der Jahresbericht für xgo8 gedenkt vor allem der am 2. Dezember stattgefundenen
Feier des Regierungsjubiläums Seiner Majestät des Kaisers und teilt das Glückwunscha
schreiben an Seine Durchlaucht den Fürsten Johannes von und zu Liechtenstein anläßlich
seines vor 50 Jahren erfolgten Regierungsantritts mit. Sodann wird über die neuerliche
Ernennung Sr. Exzellenz des Freiherrn von Gautsch zum Präsidenten des Kuratoriums und
der für die nächste dreijährige Funktionsdauer berufenen Mitglieder des Kuratoriums
berichtet. Im weiteren wird der innerhalb dieser Körperschaft erfolgten Ernennungen und
Auszeichnungen gedacht und der Trauer über das I-Iinscheiden des Kuratoriumsmitglieds
Handelskammerpräsidenten Julius Ritter von Kink Ausdruck gegeben.
Es werden sodann die Beteiligungen des Museums an auswärtigen Ausstellungen und
die Subventionierungen aus dem Hoftiteltaxfonds aufgezählLAufdieVermehrung der Samm-
lungen durch Geschenke übergehend, wird der Zuwendungen von seiten der Generaldirektion
des Allerhöehsten Privat- und Familienfonds, des Herrn Dr. Albert Figdor, des Bildhauers
Heinrich Kautsch, des Herrn Alfred Walcher von Molthein und andrer gedacht. Die folgen-
den Abschnitte beschäftigen sich mit den Ankäufen für die Sammlungen und die Bibliothek.
Als bemerkenswerte Ankäufe älterer Kunstwerke werden unter anderm hervor-
gehoben Dose mit dem Biskuitrelief Kaiser Josefs 11., Wiener Porzellan; Pokal, Silber
vergoldet, reich getrieben, Wiener Arbeit um 1600; ein Paar Salzfässer auf drei Füßen,
Rand durchbrochen mit Festons, Silber, Wien 1779; Salzfaßständer auf vier Füßen mit
Festons und Köpfen, Silber, Wien, XVIII. Jahrhundert; Kollektion von Arbeiten in Silber
und Email, ausgeführt in der Wiener Werkstätte. Dose, Goldemail mit Landschaften,
französisch, XVIII. Jahrhundert. Prämien der Österreichischen Gesellschaü zur Förderung
der Kleinplastik und Medailleurkunst. Leuchter auf quadratischem Fuße, Stahl mit Goldein-
lage, deutsch, 1830, Gitter vom Hause Wien I., Fleischmarkt 17, Wiener Arbeit, XVII. Jahr-
hundert. Teekanne, Deckelschale und Kasserolle, Wiener Porzellan vor der Marke;
Teller mit Ansicht des Dornbacher Schlosses; Kaffeekanne und buntbemalte satirische
Gruppe, Wiener Porzellan der kaiserlichen Periode; Rokoko-Potpourrivase, Frankenthal
Deckelvase, Fürstenberg; Frühstückservice um 1770, Berlin; Teller mit Blumendekor,
Sevres; drei deutsche Steinzeuggefäße des XVII. und XVIII. Jahrhunderts. Acht Trink-
gläser, geschliffen und geschnitten, böhmische Erzeugnisse der Empire- und Biedermeier-
zeit. Uhr, Holz und Bronze, Biedermeierarbeit; Tisch von Chippendale; Wandkästchen,
Holzintarsia, süddeutsch, XVLJahrhundert; Spiegelrahmen, Holz, geschnitzt und vergoldet,
um 1600; Schmuckkassette aus Holz mit Intarsien, und zwei Bucheinbände, Leder mit
Goldpressung, Arbeiten der Wiener Werkstätte; Tischchen, Holz mit Intarsien, deutsch,
Louis XVI; Nähtischchen aus der Biedermeierzeit. Gößer Ornat Antependium, Vesper-
mantel, Casel, Dalmatica, Tunicella, zweites Viertel des XIII. Jahrhunderts; Antependium,
italienisches Rokoko; zwei alte orientalische kilimartige Behänge; persische Knüpfteppiche
des XVI. bis XVII. Jahrhunderts; mehrere Barock- und Rokokostoße sowie Kirchen-
gewänder.
Ferner wurden im Tauschwege von der k. k. Staatsgewerbeschule im I. Wiener
Bezirke zehn Originalbüsten von F. X. Messerschmidt erworben.
Die Büchersammlung wurde im Jahre 1908 um 378 Werke, umgerechnet die Fortset-
zungen der Zeitschriften und zahlreiche Lieferungswerke, vermehrt. Ihr Bestand belief sich
im Jänner igog auf 14.997 Nummern; hiervon entfallen 71 auf Geschenke, 307 auf Ankäufe.
Die Kunstblättersaxnmlung erfuhr eine Vermehrung von 657 Blättern; darunter
werden unter andern besonders hervorgehoben 13 Blätter Darstellungen der Festlichkeiten
anläßlich der Vermählung des Kurfürsten Friedrich August von Sachsen mit der Erzherzogin
Maria Josepha im Jahre i7ig, gestochen von J. A. Corvinus; 24 Blätter farbige Holz-
schnitte von Walter Klemm und Karl Thiemann; 50 Blätter österreichische Volkstrachten,
gestochen von Vinzenz Georg Kininger; 389 Blätter Zeichnungen, zum größten Teil kunst-
gewerbliche Entwürfe von Friedrich Paulick senior aus den Jahren 1840 bis x843, die
letztern ein Geschenk des Herrn Friedrich Paulick junior.
Zu den hervorragendsten Erwerbungen der Büchersammlung im Berichtsjahr gehören
Moliniers Publikation über die Wallace-Kollektion, Bushells Werk über das chinesische
Porzellan, das große Tafelwerk von Perate Briere über die Sammlung Hoentschel, Otto
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300
von Falkes Werk über die deutschen Schmelzarbeiten des Mittelalters und die prächtige
Publikation von Bourgeois, Les Biscuits de Sevres.
Als Geschenke erhielt die Bibliothek im verflossenen Jahre unter anderm folgende
Werke Von seiner Durchlaucht dem Fürsten Johannes von und zu Liechtenstein ein
Exemplar des bereits oben erwähnten Werkes von Otto von Falke über die deutschen
Schmelzarbeiten des Mittelalters; vom k. k. Ministerium für öffentliche Arbeiten Fischbachs
Studie über den Ursprung der Buchstaben Gutenbergs; vom k. k. Ministerium für Kultus
und Unterricht ein Exemplar des großen Werkes von Max Lehrs über den deutschen,
niederländischen und französischen Kupferstich im XV. Jahrhundert.
Der Bericht führt sodann die in der Zeit vom 31. Jänner bis Ende März 1908 statt-
gefundenen neun Vortragszyklen an sowie die volkstümlichen Museumskurse, welche in
den Monaten Jänner, Februar und März an Sonntagnachmittagen für Lehrpersonen und
kunsthandwerktreibende Arbeiter veranstaltet wurden.
Die Zahl der Besucher des Museums betrug im Jahre 1908 64.192. Davon kommen
40.083 auf die Sammlungen und Ausstellungen, 1240 auf die Vorlesungen, 16.869 auf die
Bibliothek, 12.996 bei Tag und 3873 am Abend. 1457 zahlten Eintrittsgeld.
ESUCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
April von 294i, die Bibliothek von iooo Personen besucht.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES so
Wohnungskunst. Das bürgerliche Heim. Rad. Max.
Maul. xgng März 19m. 14 Nummern Nr. 20 S.
mit Abb. und Tal, Fol. Darmstadt. Verlag der
LICI-IER UNTERRICHT so "WßhnM-nßShßSW-M- 11--
BACHMANN, P. Künstler und künstlerische Arbeit.
Innendekoration, April.
Flachornamente, Neue, hergestellt mit dern Photo-
Guillochier-Apparat. 32 Taf. mit III S. Text, Fol.
Plauen, Ch. Stoll. M. 18.-.
LEITSCHUl-l, Frz. Frdr. Einführung in die allgemeine
Kunstgeschichte, XII, 326 S. mit 257 Ahb., Lex.-8".
Kempten, J. Kösel. M. 3.i.
MEURER, M. Vergleichende Formenlehre des Oma-
ments und der Plianze mit besonderer Berück-
sichtigung der Entwicklungsgeschichte der archi-
tektonischen Kunstformen. XII, 596 S. mit Ahb.,
F01. Dresden, G. Kuhtmann. M. 5o..
ROCI-I, W. Philipp Otto Runges Kunstanschauung
dargestellt nach seinen hinterlassenen Schriften"
und ihr Verhältnis zur Frilhromantik. VIII, 248 S.
Leih-S". Studien zur deutschen Kunstgeschichte,
m. um. Straßburg, j. n. E. I-Ieitz. M. a..
UTITZ, E. Stil. Innendekoration, Mai.
VELDE, H. van de. Volkskunst. Kunst und Künstler,
März.
WILLOUGHBY, L. Stoke Edith. The Connoisseur,
April.
II. ARCHITEKTUR. SKULPTUR
DEI-IIO, G. Der Meister des Gemmingen-Denkmals irn
Dom zu Mainz. Jahrbuch derKöniglich Preußischen
Kunstsammlungen, XXX, 2.
FARRER, G. Lady de Gex's Collection of Reliefs in
Coloured Ware. The Connoisseur, April.
FOERSTER, R. Die Kunst des Barock im Musiksaal
der Universität Breslau. Kaiser-Gehurtstagsrede.
rg S., 8'. Breslau, Kcebner. Pfg. 60.
I-IAENEL, A. und H. TSCHARMANN. Die Wohnung
der Neuzeit. Mit 228 Abb. und Grundrissen sowie
15 farb. Taf. 287 S. Lex.-8". Leipzig, L. Weber.
M. 7-50.
HOTTENROTH. E. Bauplastik. Künstlerischer Nach-
laß. Ausgewählt von K. Groß, mit Vorwort von
P. Schurnann. 40 Taf. u. S. Text mit Bildnis. Fol.
Berlin, O. Baumgärtel. M. 25.-.
MACKOWSKY, H. Schadows Büsten. Kunst und
Künstler, März.
PAULI, G. Schinkel. Kunst und Künstler, April.
Alle für Kunst und Kunsthandwer bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift,
Wien, 1.. Stubenring zu richten. Für die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
K.K.GSTERREICH.STAATSBAH ER.
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