J.-
HODATSSCHRlFT-HERAU
GEGEBEDVOM-ILKOSTE
REICHISCH ElT-NUSEUN-F
KUDST-UDD-JITDLISTRIE.
VERIAG VON RRTAHIR Co. VIER. XV. JÄNRUJDIZ. HEFT 2.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
1113 JÄHRLICH HEFTE um
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k. k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria 10., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Die Salzburger Grab-
rnalplastik vor Hans
Valkenauer von K.
Fr. Leonhardt 77
Amerikanische Kunst-
ausstellungen der Sai-
son xgxo bis x91
von Clara Ruge. 95
Königlich Sächsische
Porzellanmanufaktur
Meissen von J. Fol-
nesics x13
AusdemWienerKunst-
leben von Hartwig
Fische x17
Kleine Nachrichten 123
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum .133
Literatur des Kunstge-
werbes x34
4.,
WEIN IBDLERPLATZ 51x
'l'l
DIE SALZBURGER GRABMALPLASTIK VOR
HANS VALKENAUER Sie VON K. FR. LEON-
HARDT-MUNCHEN 50'
lE Grabdenkmäler Salzburgs erfreuen sich, seit Walz"
sie vor anderthalb Menschenaltern zum Gegen-
stand einer umfangreichen Beschreibung machte,
eines nicht geringen Ansehens in den Kreisen
der Genealogen und Heraldiker wenigstens. Daß
die kunstgeschichtlichen Anregungen, die der ver-
dienstvolle Verfasser trotz mancher ihm unter-
laufenen Irrtümer zu geben versuchte, nicht auf
fruchtbaren Boden fielen, kann bei der in der
Kunstwissenschaft noch immer verbreiteten Ab-
neigung vor heraldischen Dingen und diese
spielen nun einmal eine Hauptrolle in der mittelalterlichen Grabplastik
nicht weiter wundemehmen. Das Verdienst, zuerst darauf hingewiesen zu
haben, daß das heraldische Ornament ein fast untrügliches Hilfsmittel ist,
aus der unerschöpflichen Menge bisher unbeachtet gelassener Denkmäler
bestimmte Künstlerpersönlichkeiten mit ihrem Werk herauszulesen, gebührt
Ph. M. Halm." Nachdem derselbe Autor in diesen Blätterni" nun die unter
dem Zeichen Valkenauers stehende Grabplastik Salzburgs in den letzten Jahr-
zehnten des XV. und den ersten des XVLJahrhunderts geschildert hat, soll im
folgenden die unmittelbar vorhergehende Periode untersucht und gewürdigt
werden, in der das heraldische Element besonders stark hervortritt.
Ein Gang durch den s1illen Kreuzgang und über den denkmalreichen
Friedhof von St. Peter lehrt, daß in dieser frühen Zeit in Salzburg selbst die
Wappenplastik fast ausschließlich herrscht, während in der Periode Valken-
auers das figiirliche Element die führende Stelle einnimmt. Der wohl
bekannteste Wappenstein aus Salzburger Material, dem schönen braunroten
Marmor, steht nichtin Salzburg selbst, sondern in dem ehemals salzburgischen
Friesach in Kärnten. Es ist der eines 1470 gestorbenen Erhard Überacker
in der dortigen Propsteikirche Abb. 1. Er gibt in einer merkwürdigen
schildfdrmigen Umrahmung das quadrierte Überackersche Wappen unter
zwei Helmen wieder, die Zwickel in den unteren Ecken werden durch zwei
leere Ortschilde ausgefüllt. Mit ungewöhnlicher Sorgfalt und in meisterhafter
Technik ausgeführt, zeigt das Wappengebilde höchst charakteristische For-
men, deren Eigenart sich am besten aus der Gegenüberstellung eines der
schönsten Wappensteine aus dem innern Bayern erkennen lassen. Der in
den sechziger jahren entstandene Grabstein für Albrecht Lenberger in Pfarr-
Mich. Walz, Die Grahdenkmäler von St. Peter und Nonnberg zu Salzburg, Salzburg 1867-1875.
Vergleiche dazu Ph. M. Halm, Wolfgang Leb, Zeitschrift des Münchener Altenumsvereins 1904. Jörg
Gartner, Ein Beitrag zur Geschichte der Plastik Altbayerns, München 1907. Sebald Bocksdorfer. zur Grabstein-
plastik der Frühreuaissance in Innsbruck, Kunst und Kunsthandwerk", XIV. jahrgang igr Heft und g.
XIV. Jahrgang 1911, Heft 3.
11
7a
kirchen im Rottale Abb. zeigt die
Decken in einzelne, streng voneinander
gesonderte Streifen aufgelöst, die, mit
zierlichen Zaddeln besetzt, in elegantem
Schwunge die Bildfläche seitlich von
Helm und Schild, namentlich aber unter
letzterem beleben. Die Decken des Über-
acker-Steins dagegen umgeben den
Schild als ungeteilter Mantel; peinlich
ist vermieden, zwischen dem gebuckel-
ten Blattwerk der Zaddeln ein Stück-
chen des Hintergrundes durchscheinen
zu lassen. Zwei beiderseits straff nach
unten ziehende Falten betonen die fast
ängstliche Geschlossenheit des Bildes
nochmals innerhalb des Rahmens. Auf-
merksamkeit verdient die verschiedene
Bildung der Helme von dem Unter-
schied zwischen Stech- und Spangen-
helm natürlich abgesehen.Die schnabel-
förmige Zu-
spitzung in
der Höhe
des Augen-
schlitzes ist
ebenso wie
die lappen-
förrnigeHer-
abziehung
desvorderen
Kragenrandes eine Eigentümlichkeit, die in Bayern
nur die Landshuter Wappenkunst aufweist. Da-
gegen findet man in jener Zeit in Salzburg aus-
nahmslos die gleichmäßige Rundung des Kragens,
wie sie der Überacker-Stein aufweist.
Fast sämtliche Eigentümlichkeiten des letz-
teren finden wir wieder auf einem weit entfernten
Rotmarmordenkmal, dem Grabstein des Engel-
hard Marschalk von Dornsperg im Kloster Nieder-
schönenfeld am Zusammenfluß von Lech und
Donau Abb. 3. Die scharfe Herabziehung der
Decken mit dem fast geradlinigen Knick, dieselbe
Art der knopfartig durchgedrückten Zaddelenden,
Abb. i. Grabplatte des Erhard Überacker in Friesacli
Abb.z. am, Alb mi.
die gleiche charakteristische Helmform lassen auf bergerp iäratiiircij
"I9
die Herkunft aus derselben Werkstatt schließen. Technische Unterschiede
erklären sich aus der verschieden geplanten Aufstellungsart. Der Nieder-
schönenfelder Stein war als Vortritt eines Altars gedacht und hat jahrhun-
dertelang als solcher gedient. Er mußte daher in ganz Hachem Relief gear-
beitet werden und ist einer gleich-
mäßigen Abnutzung unterworfen
gewesen. Der Friesacher Stein
dagegen sollte in einer Wand der
Kirche eingelassen werden. Der
Vertiefung seines Reliefs waren
daher keine andern Grenzen ge-
setzt, als sie die durch die aufge-
wandten Geldmittel bestimmte
Arbeitszeit zog. Kleine stilistische
Unterschiede ergeben sich aus der
zwischen beiden Steinen liegen-
denZeit.DerNiederschönenfelder
wird in die Mitte der fünfziger
Jahre zu setzen sein, der Frie-
sacher, wenn er überhaupt schon
zu Lebzeiten Erhard Überackers
begonnen wurde, kaum vor Mitte
der sechziger. So zeigen die
Decken des ersteren, namentlich
unter den Schilden, noch einen
mehr bandartigen Charakter, das
Zaddelwerk des Friesacher da-
gegen eine Bereicherung durch
aufzüngelnde, lanzettförmig zuge-
schnittene Endigungen. Beiden
gemeinsam ist eine auffällige Par-
alleladerung der einzelnen Strei-
fen. Die weite Entfernung beider
Steine in entgegengesetzter Rich-
tung vom Fundort des gemein-
samen Materials läßt darauf
schließen, daß wir es mit Werken
eines von letzterem aus exportie-
renden Meisters zu tun haben, der sich eines beträchtlichen Rufes erfreut
haben muß. In der Tat findet sich auch in Salzburg selbst ein Grabstein,
dessen Zusammengehörigkeit mit dem besprochenen sich trotz der schlechten
Erhaltung nicht verkennen läßt. Es ist der eines andern Überacker, des 1456
gestorbenen Virgilius, und liegt im Boden der zierlichen Margaretenkapelle
im Salzburger Petersfriedhof. In einem schlichten eingetieften Viereck zeigt
Abb. 3. Grabplatte des Engelhard Marschall von Dornsperg
in Niederschönenfeld
11'
er Abb. das quadrierte Überackersche Wappen unter einem in der Heraldik
sehr selten vorkommenden Helm, dem burgundischen, mit aufklappbarem
Visier versehenen. Zwei Schilde begleiten die Helmzier, vier andere sind
unter dem Wappen in einer Reihe angeordnet. Die Entfaltung der Helm-
decken wird dadurch etwas eingeschränkt, die für die Werkstatt unseres
Meisters charakteristischen Eigentümlich-
keiten, die scharfe Umknickung, die par-
allele Aderung, die Art der Zaddelung
zeigen sich unverändert. Das Denkmal ist
wegen der auf ihm angebrachten Ort-
schilde von grundlegender Bedeutung für
die ältere Genealogie des Überackerschen
Geschlechtes. So mag hier, zumal uns der
Name Überacker in folgendem noch öfter
begegnen wird, kurz darauf eingegangen
werden. Die Bedeutung der unteren Schild-
reihe ist durch eine ausführliche Erklärung
gesichert. Sie lautet
Seins vatt' vatt' sein Anher ist gebest hans
Uberakcher Ritt'
Seins vatt' muett" sein Anfrau ist gebest
ein Ekkerin
Seins muett' vatt' sein En ist gebest ein
Stockharner Ritt'
Seins muett' muett' sein Andl ist gebest
Spanin.
Das ist auf einem süddeutschen Grab-
stein die erste reguläre Ahnenprobe, das
heißt eine Aufzählung der Geschlechter,
aus denen der Verstorbene stammt, unter
Zugrundelegung des Gedankens, daß zur
Existenz eines jeden Menschen zwei
Eltern, doppelt so viel Großeltern und so
fort beigetragen haben. Ältere Grabsteine
und auch noch viele spätere sind in der
Auswahl der Wappenschilde, die seit Mitte
des XIV. Jahrhunderts als ein vorzügliches Mittel erkannt worden waren,
solche Stellen der Bildfläche eines Grabsteines, welche die noch primitive
Ornamentik des Hauptwappens nicht auszufüllen vermochte, zu beleben,
weniger wählerisch. Nur ein Prinzip wurde, soweit sich sehen läßt, streng
befolgt, nämlich das, die Schilde der beiden dem Verstorbenen nächstver-
wandten Frauen nicht fehlen zu lassen. Als solche gelten, war der Verstor-
bene vermählt, Gattin und Mutter. Dieser alten, in der Folgezeit aufgegebe-
nen Gewohnheit macht auch dieses Denkmal noch eine Konzession, indem
Abb. 4. Grabplatte für Virgilius Überacker in
Salzburg
es das Wappen von Virgils Gattin, der in der Umschrift des Steines genannten
Kunigund Aichpergerin von Rab, an der dafür von alters her üblichen Stelle
heraldisch rechts der I-Ielmzier zeigt. Das Wappen der Mutter, identisch mit
dem des mütterlichen Großvaters, findet sich schon in der unteren Reihe;
so wird der dem Aichpergerschen korrespondierende Schild nicht damit aus-
gefüllt, sondern mit dem einer
Tante des Verstorbenen, Hed-
wig von Wald, die nach einer
Urkunde von 1390 mit einem
Erhard Überacker vermählt
war. Der Grund, daß man
gerade auf diesen Schild ver-
liel, scheint mir der zu sein,
daß Hedwig von Wald die
Stammutter des andern Zwei-
ges der Überacker war, der
mit Virgil zugleich das Stamm-
wappen mit den Velberschen
Rändern quadrierte und als
dessen Vertreter wir oben den
Friesacher Erhard kennen
lernten. Der interessante Stein
kann, da Virgil erst 1454 für
sein Geschlecht das Begräb-
nisrecht in der Magaretenka-
pelle erwarb, nicht vor diesem
Jahre entstanden sein. Ich
möchte ihn wegen der kompli-
zierten Schildform am liebsten
erst in die sechziger Jahre
setzen, jedenfalls aber noch
vor den Friesacher Stein, da
ihm noch die auf diesem
bereits vorhandenen zungen-
förmigen Endigungen fehlen.
Etwa auf der Stufe des
letzteren steht der Grabstein
des Sigmund von Spaur in der Neuklosterkirche zu Wiener-Neustadt. Er zeigt
das Wappen Abb. unter einem krabbenbesetzten Spitzbogen von der
Form, wie ihn die Eintiefung des Dornsperger-Steines bereits zeigt, wie sie
auch der Einfassung des Friesacher Überacker-Denkmals zugrunde liegt. Die
Jahreszahl 1472 unter dem wie auf dem Salzburger Stein tartschenförmigen
Schild gibt uns das Vollendungsdatum. Der Umstand, daß die Umschrift trotz
reichlichen Platzes nur den Todestag, nicht aber das Jahr nennt, scheint
Abb. 5. Grabplane des Sigmund von Spaur in Wiener-Neustadt
82
mir zu besagen, daß Sigmund von Spaur kurz nach Vollendung seines Grab-
steines noch im gleichen Jahre gestorben ist.
Das sichere Jahr der Anfertigung, das zugleich den Höhepunkt des
künstlerischen Schaffens des Salzburger Meisters bedeutet, nennt uns auch
der Denkstein der Murar in Knittelfeld Abb. 6. Peter Murar ließ sich und
Abb. 6. Denkstein der Murar in Knittelfeld
mm
.SH
um
MM
h.
seiner Familie 1476 im Anschluß an die Stiftung der Katharinenkapelle das
prächtige Monument errichten, das sich heute, wie übrigens auch der vor-
genannte Stein, noch in demselben Zustand präsentiert, in dem es die Werk-
statt verließ. Außer dem Eindruck von der außerordentlichen technischen und
künstlerischen Befähigung gibt es uns auch die Signatur des Meisters. Der
ernst mahnende, auf die Stiftung bezügliche Spruch Da tua dum tua sunt post
mortem non tua sunt, der die Unterschrift des Steines bildet, wird unter-
brochen durch ein Schildchen mit dem Meisterzeichen
Ein besonders interessantes Stück, für das ich leider auf die nicht ganz
ausreichende Abbildung im kunsthistorischen Atlas der k. k. Zentral-
kommission" verweisen muß,
ist der Grabstein des Jörg Grad-
ner und seiner beiden Frauen in
Straßgang in Steiermark, der
wohl ziemlich gleichzeitig er
trägt ein Todesdatum aus dem
Jahr 1475 entstanden ist.
Hier ist der interessante Ver-
such gemacht, drei vollständige
Wappen mit insgesamt fünf
Heimen in einer Bildfläche zu
vereinigen. Die viermalige Wie-
derholung des Knickes bewirkt
eine noch größere Starrheit, als
sie das Friesacher Denkmal
bereits besitzt. Die technische
Ausführung dürfte auf gleicher
Höhe stehen wie die des Knittel-
felder Steines, eine omamentale
Bereicherung bedeutet die Aus-
gestaltung des Hintergrundes
zu einem Teppichmuster. Der
dreiteilige Baldachin ist genau
der gleiche wie dort.
Die ältere, noch ungezwun-
genere Form vertritt der Grab-
stein für Jörg Pawmann 1456
in Waidhofen an der Thayafhp"
bei dem ich auf die für unseren
Meister charakteristische scharf
vorwärts geneigte Stellung des
I-Ielmiiuges hinweise. Der Stein
des 1460 gestorbenen Ulrich von Abb. s. Grabdenkmal Bischof Georg Überacker von Seckau
Diese Signatur ist mir sonst nicht wieder
begegnet. Dagegen Endet sich nach einer Notiz
in den Mitteilungen der k. k. Zentralkommission
N. F. Band 19, Seite 130 f. fast genau dasselbe
Meisterzeichen, nur mit Vertauschung der Seiten
und Vermehrung um ein kleines Häkchen auf
dem Grabstein, den der aus Salzburg stammende
Bildhauer Hans Eybenstock seinem 1524 ver-
storbenen gleichnamigen Sohn in Olmütz setzte.
Es ist daher nicht unwahrscheinlich, daß wir es
damit mit einem Sohn unseres Meisters zu tun
haben, der die väterliche Marke mit der geringen
in solchem Fall üblichen Veränderung weiter
führte.
Kunsthistorischer Atlas der k. k. Zentralkommission, Band i8g2Ar8g4, Tafel XXXXV, z.
Ebenda Tafel XXXI, 3.
v4
Eytzing" mit einem Nachtrag für
die 1480 gestorbene Gattin in Schrat-
tental steht dem Friesacher Über-
acker-Stein auch in der Anordnung
zweier Helme über einem Schild
näher. Der leider sehr stark abgetre-
tene Grabstein für Christian von Nuß-
dorf und seine 1467 gestorbene Gattin
im Kloster Michaelbeuern Abb. mit
einem sehr fein stilisierten Einhorn
als I-Ielmzier steht bereits dem Sig-
mund von Spaurs nahe.
Die drei letztgenannten Steine
begnügen sich mit der Wiedergabe
des Wappens in schlichtem, vierecki-
gem Rahmen. Nur der für den Eytzin-
ger läßt an den oberen Ecken zwei
Blättchen in die Bildfläche einsprin-
gen, technisch erheben sie sich kaum
über die Stufe des Niederschönen-
felder Steines.
Um auf das Knittelfelder Denk-
mal zurückzukommen, so leitet es
weiter zur Darstellung der mensch-
lichen Figur über. Aus der Helm-
krone wächst ein bärtiger Mann her-
vor, der eine Lanze auslegt. Trefflich
ist der grimmige Gesichtsausdruck
getroffen, betont durch hochgezogene
Augenbrauen und gerunzelte Stirn.
Sorgfältig ist das Haar ziseliert; nur die Handbildung scheint etwas vernach-
lässigt. Es kann gar keinem Zweifel unterliegen, daß der prunkvolle Grab-
stein für Bischof Georg von Seckau, wieder ein Überacker, aber aus einer
dritten Linie des Geschlechtes, von der gleichen Hand herrührt Abb. 8.
Abgesehen von dem Maßwerk, das dem des Knittelfelder Steines völlig
gleicht, beweist es die Gesichts- und Handbildung. Im schwachen Halb-
proi-il steht der Kirchenfürst vor einem Teppich mit ähnlicher Musterung
wie die des Straßganger Steines. Etwas grimmig dreinblickend man
spürt die Mühe, die sich der Künstler gibt, das Antlitz zu beleben lang-
gezogene, schlichte Falten, die sich am Boden flach auseinanderlegen,
gliedern das Gewand. Das aus alten Aufbahrungsdarstellungen traditionell
übernommene Kissen fehlt nicht, trotzdem der Bischof in aufrechter Stellung
gedacht ist. Mit unendlicher Sorgfalt ist die Stickerei des Ornates wieder-
Kunsthistorischer Atlas, Tafel XXXVHI, 3.
Abb. g. Grabdenkmal für Propst Peter von Au
hineingezogen hat. Dem
gegeben, selbst die das
Maßwerk tragenden Säul-
chen sind mit zierlichem
Laubornament überzo-
gen. Der Befund der für
ein Salzburger Bildwerk
ganz ausnahmsweise ein-
mal in erhabenen Buch-
staben gehaltenen Um-
schrift zeigt, daß Todes-
datum und Regierungs-
zeit zwar nachgefügt sind,
aber offenbar von dersel-
ben Hand herrühren wie
die übrige Schrift. Man
wird daraus folgern müs-
sen, daß der Meister des
Werkes zur Zeit des 1477
erfolgten Todes des Bi-
schofs noch in der Nähe
Seckaus weilte. und es ist
wohl das Nächstliegende
anzunehmen, daß sich die
Arbeit an dem Monument
für das benachbarte Knit-
telfeld bis in dieses jahr
Seckauer Stein lassen sich
weitere Figürliche Denk-
mäler anschließen; nach
einer Hüchtigen Skizze Abb. m. Detail vorn Grabdenkmal für Propst Peter von Au
ich habe das Original
nicht gesehen muß ich schließen, daß das gemeinsame Denkmal für
die beiden Gurker Bischöfe Johann Schalermann 1465 und Ulrich von
Sonnenberg 1470 in Straßburg in Kärnten ebenfalls von unserm Meister
herrührt.
Die verwandtschaftlichen Verhältnisse Bischof Georgs von Seckau führen
uns in eine andere Gegend. Vor seiner Erwählung zum Bischof war er Pfarrer
in Pöls in Kärnten; er suchte jedoch in seine Heimat zurückzukommen und
erlangte 1451 die Expektanz auf das Kanonikat in Freising" Schon 20 Jahre
früher hatten die Geschwister Überacker Margarete, Georg, Wolfhart, Konrad
und Seitz mit dem Kloster Au unter seinem Propste Peter, zu dem sie vordem
in recht gespannten Beziehungen gestanden haben müssen, einen förmlichen
Erteilungsurkunde im Allgemeinen Reichsarchiv in München Freisinger Domkapitel.
12
OU
Friedensvertrag" geschlossen und zehnjahre später, 1441, räumt ihnen dieser
das Begräbnisrecht in der Klosterkirche ein, wo schon einige Vorfahren der
Überacker aus früheren Jahrhunderten begraben lagen. Nun ist es sehr be-
merkenswert, daß der Grabstein dieses bald darauf, nämlich 1445, gestorbenen
Propstes die allergrößte Verwandtschaft mit dem Bischof Georgs aufweist
Abb.g.Die Anordnung
ist eine etwas andere.
Der Propst steht unter
einem vonFialen beglei-
teten krabbenbesetzten
Spitzbogen von der un-
serm Meister geläufigen
Form; die Linke hält
den Kelch, die Rechte
ist segnend darüber er-
hoben; Kissen und Lei-
chentuch sind auch hier
nicht vergessen. Eine
Bereicherung hat der
Stein durch zwei die
ZwickelzwischenFialen
und Kreuzblume füllende
Prophetenhalbliguren
gefunden. Der energi-
sche Kopf Abb. 10 ist
in genau derselben
des Seckauer Bischofs,
und zwar so auffallend,
daß man von angestreb-
ter Porträtähnlichkeit
nur in sehr bedingtem
Maße sprechen kann.
Die Bildung von Augen,
Nase und Mund, die
Abb. n. Grabdenkmal für Propst Thomas Surauer von Gars Scharfe Falte unter dem
Kinn, die ganze Kopf-
form beweist die Abhängigkeit des einen Bildwerkes von dem andern. Auch die
Art derFalten, namentlich wie sie unten abknickend zur Horizontalen der Stand-
linie überleiten, lassen keinen Zweifel daran aufkommen. Kleine Differenzen
scheinen mir belanglos. Daß zum Beispiel das Haar des Seckauer Bischofs in
lockigen Ringeln endigt, das des Auer Propstes aber in gleichmäßigen Sträh-
nen verläuft, besagt nichts gegenüber dem Umstand, daß beidemal jede ein-
Urkunde ebendon Kloster Au.
Weise gebildet wie der
zelne Strähne denselben dreieckigen Quer-
schnitt und die gleiche parallele Haarzeich-
nung aufweist. Auffällig stimmt die Bartbe-
handlung des einen Propheten mit der der
Knittelfelder I-Ielmzier überein.
Von dem Grabstein des Propstes Peter
in Au läßt sich der des Propstes Thomas
Surauer von Gars nicht trennen Abb. u.
Er zeigt nahezu dieselbe Anordnung, aber
im einzelnen eine viel weichere Behandlung,
die sich sowohl im Faltenwurf, namentlich
in den unteren, leider durch Gestühl verdeck-
ten und daher nicht abzubildenden Partien
wie in den Ge-
sichtszügen, be-
sonders der
Zwickeltiguren,
zeigt. Der Stein
ist, wie das in der
Umschrift nach-
gefügte Todes-
jahr beweist, vor
1455 entstanden
und scheint mir
eine nicht unbe-
trächtlichfrühere
Stufe als der des Auer Propstes zu vertreten. Ich
stehe nicht an, den letzteren noch später als den
des Seckauer Bischofs anzusetzen, da ich einen
Fortschritt gegenüber diesem sowohl in der doch
ein klein wenig plastischeren Behandlung der
linken Hand und der perspektivischen Bildung
der Säulenfüße erblicke. Ich möchte glauben, daß
die Geschwister Georg Überackers, die sämtlich
in Au begraben liegen, sich ihre leider verlorenen
Grabsteine von demselben Meister, der sein
Hauptwerk in dem Denkmal für jenen schuf,
fertigen ließen, nachdem er von einem mehr-
jährigen Aufenthalt in Kärnten zurückgekehrt
war, und die Gelegenheit wabrnahmen, auch
ihrem alten Gönner, dem sie das Begräbnisrecht
im Kloster verdankten, ein würdiges Denkmal
zu setzen. Ich sehe eine Bestätigung dieser An-
,.,,,,,.1" an"
i.
Abb. u. Grabplatte für Hans Helfendorlier
in Gars
Abb. 13. Grabstein des Matheus Granns
aus Raitenhaslach jetzt in Burg-
hausen nahme dann, daß auch der damals regierende
Propst von Au, Wilhelm I-Ielfendorffer, seinem 1474 verstorbenen Vater einen
Wappenstein Abb. 12 setzen ließ, der alle Merkmale der Heraldik unseres
Meisters aufweist. Dieser Stein ist jetzt in einem Tordurchgang des Klosters
Gars eingemauert. Wenig später als letzterer Stein dürfte der eines weiteren
Mitgliedes der Familie Überacker fallen, der einer mit Christoph Strasser zu
Alm vermählten, erst 506 gestorbenen Tochter Wolfhart Überackers, Ursula.
Er zeigt die Wappen beider Ehegatten über den Schilden ihrer Mütter. Den
Standort des Denkmals habe ich nicht ermitteln können; ich kenne es nur
aus einer in Salzburg erhältlichen Photographie und schließe daraus, daß
es sich in nächster Nähe Salzburgs befindet. Ein ganz ähnlicher Stein mit
dem Wappen Schedlinger und Panichner befindet sich in leider ganz ab-
gewetztem Zustande im Kreuzgang des Stiftes Mattsee. Ihn ließ Wilhelm
Panichner anläßlich des 1479 erfolgten Todes seiner Gattin Magdalena
Schedlingerin errichten. Die Anord-
nung ist insofern ungewöhnlich, als
die beiden Wappen in einer genau
quadratischen Eintiefung die Mitte des
Steines einnehmen; oben darüber sollte
die Inschrift für Panichner zu stehen
kommen; unten erfolgte der Eintrag
für seine Gattin. Für die soziale Wer-
tung beider Geschlechter scheint mir
von Interesse zu sein, daß die Worte
wieder ausgekratzt wurden. Solche Be-
seitigungen angemaßter Prädikate auf
Grabsteinen gehören zu den größten
Seltenheiten.
Älter als alle diese Steine, deren
Mehrzahl den siebziger Jahren ange-
hört, die die fruchtbarsten des Meisters
waren, ist ein Ritterstein, der aus dem
Abbruch des Raitenhaslacher Kreuz-
ganges in das Burghausener Museum
gerettet wurde, der eines 1449 gestor-
benen Matheus Granns Abb. 13. Der
Stein ist, wie die nachgefügte Jahres-
zahl beweist, noch zu Lebzeiten des
edlen Herrn angefertigt worden. Auf
dem traditionellen Löwen steht der
Ritter, das Haupt mit einer großen
Mütze bedeckt, nahezu in derselben
Stellung wie der Seckauer Bischof, nur
Abb. X4. Denkstein der Fröschl in Marzoll kommt die Durchbiegung des Unter-
Edl" und Edl und vest" nachträglich
Unterschied. Auch die Haarlocken
leibes in der starren Rüstung, durch
kein fließendes Gewand gemildert, zu
härterem Ausdruck. Ein Mantel fällt
in langen schlichten Falten von den
Schultern bis zu den Füßen herab.
Die Rechte hält, wie der Bischof das
Pedum, ein Rennfähnlein, die Linke
ruht auf einem ungewöhnlicherweise
nicht mit dem Wappen, sondern mit
einer grotesken Fratze geschmückten
Schild. MancheVergleichspunkte sind
durch die starke Abwetzung des
Steines verwischt, aber wenn man
die Augen mit den hochgezogenen
Brauen in der gleichen, ein wenig
von der Horizontalen abweichenden
Stellung wie auf den drei abgebildeten
Prälatendenkmälern oder die ebenfalls
allen Vieren gemeinsamen Formen
von Mund und Nase vergleicht, so
ergibt sich kein ins Gewicht fallender
stimmen in der Grundform, allerdings
nicht in der technischen Durchbil-
dung überein. Die Faltenbildung zeigt
durchweg denselben schlichten Cha-
rakter.
Halm reiht dem Seckauer Denk-
Abb. I5. Grabplatte für Wilhelm Steinhauf in St. Zeno
mal noch zwei weitere Steine an, den bei Reichenhal,
schon im Jahre 1444 vorhandenen
des heiligen Rupertus in der Peterskirche zu Salzburg und den der Stifter des
Klosters Reichersbergf Nur ungern weise auch ich den ersteren unserm
Meister zu. Die Übereinstimmung der Gesichtszüge ist aber so schlagend,
daß sich nicht darum herumkommen läßt. Gänzlich unfaßbar ist es mir aber,
wie der Reichersberger Stein mit diesem bescheidenen Machwerk in Zu-
sammenhang gebracht werden soll. Alles was Halm mit Recht an jenem
Denkmal, das zu den besten Leistungen bayrischer Plastik in der zweiten
Hälfte des XV. Jahrhunderts zählt, rühmt, fehlt diesem gänzlich; das, was
das Seckauer Denkmal, den Rupertus-Stein und die andern hier noch dazu
gerechneten am meisten charakterisiert, ist die absolute Flächenhaftigkeit
der Darstellung. Am deutlichsten zeigt sie der Rupertus-Stein, wo der Stein-
metz sich damit begnügt hat, abgesehen von der Ausarbeitung der Gesichts-
züge lediglich die Hintergrundüächen auszustechen, die Innenzeichnung aber
Abgebildet bei Halm, Hans Valkenauer, l. c. Seite 18x.
90
nur durch eingeritzte Linien anzu-
deuten. Wie das Denkmal auf uns
gekommen ist möglicherweise ist die
weitere Ausführung vom Steinmetz
beabsichtigt gewesen, aber an der
Kostenfrage gescheitert, bedeutet es
eine Vorstufe, die alle hier genannten
Figurensteine durchgemacht haben.
Bei sämtlichen ist lediglich die Zeich-
nung vertieft und in eine der beiden
parallelen Flächen, zwischen die die
Figur gepreßt erscheint, durch Ab-
rundung übergeleitet. Ganz anders
das ReichersbergerDenkmal, bei dem
von der ursprünglichen Fläche des
Steines so gut wie nichts stehen
geblieben ist. Am deutlichsten tritt
die Andersartigkeit des plastischen
Ernptindens in letzterem Monument
an den Gesichtern zutage, derenWöl-
bung gegen die Grundfläche schräg
geneigt erscheint. Größere Unter-
schiede, als wie sie sich in der Hand-
bildung finden, lassen sich innerhalb
der bayrischen Plastik nicht Finden.
Es ist fast verwunderlich, wie
gering die künstlerischen Fortschritte
des Salzburger Meisters in nahezu
vier Jahrzehnten sind. Er ist im
Abb. 16. Grabplatte für l-Iadmar von Volkenstorff
sdzburg Grunde genommen doch ein altmo-
discher Herr, dessen Begabung sich
im Ornamentalen und einer allerdings eminenten Technik erschöpft. Auch
wo er alle Finessen seines Könnens glänzen läßt, wie auf dem Seckauer
Denkmal, täuscht er nicht darüber hinweg, daß er sich lediglich bemüht, ein
veraltetes Schema genießbar zu machen. Diese unverkennbaren Schwächen
des Salzburger Meisters werden auch Kaiser Friedrich III. bewogen haben,
einen andern Künstler für sein Grabmonument zu suchen. Es muß ein harter
Schlag für jenen gewesen sein, als der Kaiser nicht ihn, trotz der großen
Beliebtheit, deren er sich in dem weiten von Lech, Donau und Drau um-
schlossenen Gebiete, ja, wie es scheint, noch darüber hinaus erfreute und
trotz seiner von keinem ostdeutschen Bildhauer seiner Zeit übertroffenen
technischen Meisterschaft, sondern einen landfremden Mann, Nikolaus von
Leyden aus Straßburg berief. Vielleicht ist dies der Grund für die immerhin
eigentümliche Tatsache, daß der Salzburger auf allen Stücken, die nach dem
9x
Osten des Reiches gehen, eine unermüdliche Sorgfalt auf die technische Voll-
endung verwendet, zu immer subtilerer Kleinarbeit fortschreitet, während
die für den Westen und das Salzachgebiet selbst bestimmten Stücke mit
den beiden Ausnahmen in Gars und Au eine bescheidene Stufe handwerk-
licher Vollendung nicht überschreiten. Ich habe an anderer Stelle aus-
zuführen versucht," was auch von anderer Seite bereits vermutend angedeutet
worden ist," daß Nikolaus von Leyden nach Vollendung des Denkmals für
die Kaiserin Eleonore etwa 1469 zunächst wieder in andere Dienste, die des
Passauer Bischofs Ulrich von Nußdorf trat. Erst gegen Ende der siebziger
Jahre scheinen die Arbeiten für das Kaiserdenkmal selbst ernstlich in AngriE
genommen zu sein. Denn erst 1479 wird der doch wohl noch unbehauene
Stein nach Wiener-Neustadt transportiert. Bis dahin konnte sich der Salz-
burger immer noch der Hoffnung hingeben, den fremden Künstler auszu-
stechen. Daher sein Bemühen, seine Fähigkeiten im hellsten Lichte strahlen
zu lassen.
Es ist selbstverständlich, daß der große oberrheinische Meister das
Material für das Werk, das den Gipfel seines Schaffens bedeuten sollte, am
Fundort selbst auswählte. Ich nehme an, daß er in der Zeit des dadurch
bedingten Aufenthaltes in Salzburg das liebliche Grabdenkmal für den gerade
verstorbenen Bruder seines Passauer Herrn, das weitaus reizvollste unter den
zahlreichen Epitaphien der Laufener Pfarr-
kirche, geschaffen hat, jenes Monument, das
den sich in derselben Zeit in Salzburg selbständig
machenden jungen Valkenauer zu seiner dann
nach Regensburg gelangten Madonna begei-
sterte.""""
Die Wiedereinführung des Prinzips der
strengen Symmetrie, das Nikolaus von Leyden
in seinen letzten Werken beobachtet, auch in
die Salzburger Monumentalplastik geht wohl
auf die persönliche Berührung, die dieser
Meister während seines Salzburger Aufent-
haltes mit den dortigen Steinmetzen genommen
haben wird, zurück. Die erste Frucht dieser
Beziehungen scheint mir neben der Regens-
burger Madonna Valkenauers der prächtige
Grabstein eines unbekannten Ritters in St. Ge-
orgen in Ungarn zu sein, der sich durch seine
Heraldik sofort als eine Salzburger Arbeit aus
Leonhardt, Nikolaus von Leyden und seine Nachfolge in
Bayern, Monatshefte für Kunstwissenschaft xgn, Seite 553 B.
Franz Ottmann, Das Grabdenkmal Kaiser Friedrichs III. in
der Wiener Stephanskirche. Mitteilungen der Zenlralkornmission,
3. Folge V., Seite 89.
Leonhnrdl, a. a. Q., Seite 554 f. Abgebildet auch bei Halm, Abb. 17. Grabplatte für Georg RordorGer
Hans Valkenauer, l. e. Seite x74 bis 177. in St. Peter
92,
dem Kreise unseres Meisters zu
erkennen gibtf" Ich glaube aller-
dings nicht, daß es sich um ein
eigenhändiges Werk desselben
handelt, da er sich kaum in seinen
Strömung angepaßt haben wird.
Vielmehr werden wir es mit der
Arbeit eines bereits selbständigen
Schülers zu tun haben, vielleicht
desselben, der um 1500 den präch-
tigen Ritterstein für den jüngeren
Virgilius Überacker in der Marga-
retenkapelle in Salzburg schuf.
In beiden Denkmälern ist die
Stellung des Ritters völlig die
gleiche, mit Ausnahme der die
Rennfahne haltenden Hand. Das
ältere Monument knüpft, da es auf
den Löwen und das traditionelle
Kissen noch nicht verzichten mag,
an dem Ritterstein des Burghau-
sener Museums an, mit dem es
auch die Tracht, Mütze und Man-
tel verbindet. Das jüngere leitet
dagegen bereits zu den späteren
von Halm Valkenauer zugeschrie-
benen Porträtsteinen über, und
namentlich eine wenig veränderte
Werkstattreplik für einen Fröschl
in Marzoll Abb. 14 ist die offen-
bare Vorstufe für die Grabplatte
Hans Herzheimers in Aussee." Daß sich 1480 in der Schule des alten Meisters
eine Trennung vollzogen hat, beweist die Wappenplastik der folgenden Jahre.
Neben eigenhändigen Spätwerken, wie dem Grabstein für den erst 1498
gestorbenen Wilhelm Steinhauff im Kreuzgang von St. Zeno bei Reichenhall
Abb. an dem sich der Meister ohne rechten Erfolg bemüht, zu zierlicheren
Formen zu gelangen dies Streben zeigt sich in der schlankeren Helmbildung
wie in der beginnenden Auflösung der Decken in schmale Streifen lassen
sich Arbeiten zweier anderer Steinmetzen deutlich erkennen. Der eine gefällt
sich in einer unerfreulichen Übertreibung der charakteristischen Formen des
Meisters. Seine Art zeigt am besten das Denkmal für den 1498 gestorbenen
Kunsthistorischer Atlas, Tafel XXVUI, 5.
Abgebildet bei Halm, Hans Valkenauer, 1. c. Seite 20 wo auch bereits auf diesen Zusammenhang
hingewiesen wird.
Abb. I8. Grabplatte in Raitenhaslach für Ortolf von Trenbach
späten Jahren noch der neuen
93
Hadmar von Volkenstorff und seine ihm
1477 im Tode vorausgegangene Gattin
Barbara von Frundsberg Abb. 16 in der
Salzburger Franziskanerkirche. Aus der
verschiedenen Schreibweise der beiden
Jahreszahlen lateinisch und arabisch
läßt sich schließen, daß die Inschrift zu
verschiedenen Zeiten gesetzt, der Stein
also sicher vor dem späteren jahre ent-
standen ist. Dieselbe outrierte Eleganz
der Formen findet sich wieder auf dem
Grabstein des 1482 gestorbenen Ernst
Prancker zu Pranck im Seckauer Dome?"
Die Grabplatte Abb. 17 für Georg
Rordorffer 1482 im Kreuzgang von
St. Peter scheint mir den Übergang zu
dieser unsympathischen Manier zu be-
deuten, in der die Kunst unseres Meisters
zugrunde geht.
Ein weit geschmackvollerer Künst-
ler tritt uns in dem Meister des Grab-
steins für Georg Aigl zu Lind 1487 an
der Margaretenkapelle in Salzburg ent-
gegen." Offensichtlich sind hier die An-
klänge an die heraldische Auffassung des
ältesten Meisters; im einzelnen zeigt sich
aber bereits eine weitgehende Emanzipa-
tion von dessen FonnerL Charakteristisch Abb. 19. Grabplatte für Hans Preys von Pilgreins-
sind neben der Auflösung der Decken, die grein in St, Peter
ja auch jener in den letzten Arbeiten ver-
sucht, die schneckenförmig eingerollten Endigungen. Auch die Bildung der
I-Ielmzier zeigt im Vergleich mit dem Reichenhaller Stein, daß wir es mit
einem neuen Meister zu tun haben. Ein Wappenstein in Lorch bei Ennsi"
für Siegfried Khojan 1482 schließt sich diesem Stück aufs engste an; das
gleiche scheint auch bei dem für Eustach Frodnacher 1477 zu Pulgarn bei
Linz-f der Fall zu sein. Die Selbständigkeit des Meisters geht aber wohl am
besten aus seinem Denkmal für den 1502 gestorbenen Ortolf von Trenbach
in Raitenhaslach Abb. 18 hervor. Dieses originelle Monument, das wohl noch
in die achtziger Jahre zu setzen ist, vereinigt nicht weniger als fünfzehn
Wappen in einer Bildfläche, denen sich noch vier auf den Kanten des Steines
Kunsthistoriscber Atlas, Tafel XXV, 3.
H. G. Ströhl, Heraldiscber Atlas 189g, Tafel LXVI, 2.
Kunstbistorischer Atlas, Tafel XLXI, r.
Ebenda, Tafel XLVI, r. Das Denkmal. wurde gelegentlich der Renovierung der Kirche von seinem Platze
entfernt und liegt zur Zeit unbeachtet mit der Bildseite nach unten im Gutsbofe.
13
anschließen. Es galt die Abstammung des Stifters aus fünfzehn verschiedenen
Geschlechtern übersichtlich darzustellen, und es wurde dabei so vorgegangen,
daß in die Mitte das eigene Stammwappen, rechts und links davon die von
Mutter und Gattin gesetzt wurden. jedes dieser Wappen gilt weiter als das
eines Urgroßvaters und unter jedem finden sich dann wieder die Schilde von
deren Müttern und Gattinnen. Das Wappen des vierten Urgroßvaters von
Eps mit den entsprechenden Schilden findet sich in der rechten oberen Ecke,
die drei korrespondierenden Schilde sind die von älteren Stammüttern aus
der Trenbachschen Filiation. Wie bei fast allen derartigen umfangreichen
Ahnenproben sind auch hier gewisse Irrtümer und absichtliche Modifikationen
zu konstatieren. Es ist hier nicht der Ort, auf diese Fragen näher einzugehen?
Was uns hier interessiert, ist außer den neuen Formen des Blattschnittes
das peinliche Vermeiden jeder harten Linie, die, wie es scheint, im bewußten
Gegensatz zu der Art steht, wie der ältere Meister bei dem oben erwähnten
Stein für Jörg Gradner und seine Frauen in Straßgang die ähnliche Aufgabe,
mehrere Wappen auf einem Stein zu vereinigen, erledigte.
Die gleiche Auffassung zeigt bereits der schöne Stein, den sich Hans
Preys von Pilgreinsgrein 1485 in einer Kapelle der Salzburger Peterskirche
Abb. I9 noch bei Lebzeiten setzen ließ. Die einzelnen Formen schließen
sich enger an die ältere Art an; der Blattschnitt kommt dem des Helfendorfer
Steines zu Gars am nächsten. Die Anordnung der Decken aber ist ganz neu-
artig, und ich möchte glauben, daß für sie das Vorbild des Laufener Epitaphs
für Marx von Nußdorf nicht ohne Einfluß gewesen ist. Erwähnenswert
scheint mir an diesem Stein der erste schüchterne Versuch einer mit
dem Bohrer hergestellten Schnecke im Blattwerk, wie wir sie auf den
späteren Steinen als Regel finden. Sie wird für das Deckenwerk des jungen
Salzburger Meisters, der sich mit diesem Stück aus der Schule des älteren
zu befreien beginnt, in der Folgezeit höchst charakteristisch und in seiner
Werkstatt bis in die Mitte des ersten Jahrzehnts des XVI. jahrhunderts regel-
mäßig, schließlich bis zum Überdruß verwendet. Dann dringen wieder neue
Formen ein, die den späten Wappengebilden dieses Meisters ein gänzlich
anderes Aussehen verleihen. Es soll auf diese Entwicklung, die weit von der Art
des Meisters, dem diese Ausführungen in der Hauptsache gelten, abführt,
nicht weiter eingegangen werden. Das Gesagte genügt, um zu zeigen, wie
wenig nachhaltig seine Kunst gewesen ist. Technisch von hervorragender
Befähigung, ist er in der langen Zeit seines Wirkens es erstreckt sich
über mindestens ein halbes Jahrhundert über die Variation eines einmal
gefundenen Schemas nicht hinausgekommen. Stillstand ist das Stichwort
seines Schaffens. Dennoch schien es mir gerechtfertigt, die wichtigsten
Werke" dieses in seiner Art alleinstehenden Salzburger Steinmetzen einmal
Ich habe den Fall ausführlich besprochen in den familiengeschichtlichen Blättern Leipzig, Zentralstelle
für deutsche Familien- und Personengeschichte, Jahrgang VIII 1910, S. x57 E.
Auf lückenlose Aufzählung seiner Werke machen diese Ausführungen selbstverständlich keinen
Anspruch. Es wird namentlich östlich der Salzach noch manches Stück von seiner Hand zu finden sein, dessen
Einreihung in die hier zu geben versuchte Entwicklung der lokalen Forschung überlassen bleiben muß.
9D
zusammenzustellen, erhebt er sich doch trotz aller Mängel noch weit über den
Durchschnitt seiner bayrisch-österreichischen Zeitgenossen mit Ausnahme
vielleicht derer des Straubinger Kunstkreises, und ist doch die hohe Bedeutung
Valkenauers für die süddeutsche Kunst erst aus der Betrachtung dessen voll
zu würdigen, was vor ihm war.
AMERIKANISCHE KUNSTAUSSTELLUNGEN
DER SAISON 1910 BIS 1911 50' VON CLARA
RUGE-NEWYORK 54b
AS Gesamtbild der Newyorker Kunstsaison wird immer
komplizierter. Unser Ausstellungswesen ist so zer-
splittert, daß es gar nicht so leicht ist, einen rich-
tigen Überblick zu gewinnen. Um das zu können,
muß man vom üblichen Pfade, der nach den jähr-
lichen Ausstellungen führt, abweichen. Das gilt
zunächst für Bilder und Skulpturen, deren Schöp-
fer in den Jahresausstellungen nicht immer ge-
nügend mit charakteristischen Werken ihrer
Kunst vertreten sind.
Um zu einem richtigen Urteil zu gelangen,
muß man in die vielen Spezialausstellungen der verschiedenen Kunst-
galerien an der Fünften Avenue gehen und überdies noch die Künstler
in ihren Ateliers besuchen. Mit jedem Jahr wird die Zahl der Künstler und
Künstlerinnen größer, die sogenannten offiziellen Ausstellungsräume sind
aber noch nicht vermehrt worden. Amerikas Metropole hat große Theater
und Musiksäle, sie hat auch die höchsten Gebäude der Welt, die bildenden
Künste aber müssen sich noch immer mit ungenügenden Räumen begnügen,
in denen nur wenige Künstler ausstellen können. Fast noch schwieriger aber
ist es, sich ein Urteil über den Stand unseres Kunsthandwerks zu bilden, das
quantitativ und besonders auch qualitativ fortschreitet. Der Fortschritt ist
aber in keiner allgemeinen umfassenden Ausstellung zu sehen, weder in
Newyork noch anderswo in den Vereinigten Staaten.
Die Newyorker National Society of Craftsmen hat sich zwar schon
seit einiger Zeit bemüht, durch ihre Ausstellungen ein Gesamtbild des kunst-
gewerblichen Schaffens zu bringen. Auch sollten sie den Kunsthandwerkem
so viel als möglich helfen, bekannt zu werden; vor allem auch beim Ver-
kauf der Gegenstände den verteuernden Zwischenhändler zu ersparen. In
den ersten Jahren nach der Gründung dieser Gesellschaft konnten natürlich
noch keine umfassenden Ausstellungen erwartet werden. Es galt zunächst,
das Vertrauen der Künstler zu erwerben. Immerhin waren mit jedem neuen
jahr Fortschritte zu verzeichnen. Man erweiterte die Gebiete und hoffte, daß
sich auch solche Teile des allgemeinen Kunstgewerbes in beträchtlicher Zahl
13'
beteiligen würden, die nicht nur die Kleinkunst, sondern auch die Kunst-
industrie im großen vertreten. Man dachte namentlich an Möbel und Tapeten,
wie überhaupt an die Gegenstände, die zur Hauseinrichtung gehören und
von Geschäften künstlerisch hergestellt werden. Doch hat man sich bis jetzt
in dieser Erwartung getäuscht; die Beteiligung ist nur unbedeutend.
Dafür gibt es nun viele Ursachen. Eine der wesentlichsten ist der zu
enge Raum, der infolge der kargen Mittel noch nicht erweitert werden
konnte. Hinzu kommen die teuren Versandkosten. Ein nicht geringes Hin-
dernis bildet auch der Cliquengeist, der mit schuld ist, daß so manche, die
mit den Zielen der Gesellschaft übereinstimmen, fernbleiben. Es ginge zu
weit, wollte ich noch mehr Gründe nennen, die es der National Society of
Craftsmen unmöglich machen, die Vertreterin unserer Kunstindustrie zu
sein. Es soll aber noch hervorgehoben werden, daß bei der letzten Aus-
stellung dieser Gesellschaft künstlerisch wertvolle Arbeiten abgewiesen
wurden. Man begnügte sich mit einer Art Verkaufsbasar, für den der Ge-
schmack des Durchschnittspublikums maßgebend sein sollte.
Die Folge war, daß nun eine große Anzahl Spezialausstellungen auf
den verschiedensten Gebieten des Kunsthandwerks abgehalten wurden.
Man bekam sie zum größten Teil auch in den Räumen der National Society
of Craftsmen zu sehen. Manche waren aber auch in Kunstgalerien und in
Geschäften, die künstlerische Gegenstände verkaufen, sowie in allerlei Aus-
stellungen in andern Städten veranstaltet worden.
Alle diese Vorkommnisse haben nun dazu beigetragen, daß in Newyork
eine neue kunstgewerbliche Vereinigung gebildet wurde. Sie nennt sich die
Arts and Crafts Society of Newyork.
Ehe ich nun das Bemerkenswerteste von dem, was die kunstgewerb-
lichen Ausstellungen an interessanten Arbeiten gebracht haben, beschreibe,
will ich zunächst einen Rückblick über die hauptsächlichsten Ausstellungen
der Malerei und Bildhauerei geben.
In den Räumen der Society of American Artists wurden, wie gewöhn-
lich, die Ausstellungen des Water Color Club sowie die Winter- und Früh-
jahrsausstellung der Academy of Design abgehalten. Auch gab es in diesen
Räumen noch die Ausstellung der Water Color Society und dazwischen die
Ausstellung der Architectural League. Diese war besonders durch dekora-
tive Gemälde hervorragend.
Der Newyork Water Color Club hatte die erste Ausstellung der Saison
veranstaltet. Die zweifellos bedeutendsten Leistungen waren Colin Camp-
bell Coopers Gemälde Die Brücke zu Laufenburg" und Alte Häuser".
Dieser reichbegabte Künstler war einer der ersten, der den Wolkenkratzern
und dem mächtig pulsierenden Leben der amerikanischen Metropole gerade-
zu poetische Stimmungen und wundersame Farbeneffekte abzugewinnen
wußte. Und nun hat uns dieser Großstadtamerikaner auf einmal mit Idyllen
aus einem deutschen Städtchen überrascht. Die Laufenburger Brücke" und
Alte Häuser" aus Laufenburg haben ihm Gelegenheit gegeben, feine
97
koloristische und atmosphärische Effekte meisterhaft zu gestalten. Andere
Gemälde, für die er seine Motive in Rothenburg und in sonstigen deutschen
Städten fand, sind in Galerien gezeigt und viel bewundert worden.
Vom Water Color Club sind auch flott gemalte Pastelle von Marion H.
Beckett ausgestellt worden. Besonders interessant waren Die Parzen".
Trotz des alten Themas wirkte das Gemälde nicht im geringsten konven-
tionell. Die moderne Behandlung und die seelische Tiefe des Ausdrucks
gaben dem Bilde neues Leben. Den Frieden der Natur in einfachen schönen
George Bellow, Am Hudson
Stimmungsbildern wiederzugeben, ist vor allem Adelaide Denning gelungen.
Ihre Bilder Abend auf der Farm", I-Iafen" und Sommernacht" sind von
bleibendem Wert.
Edward Dufners Septemberstürme", Henry R. Snells Sommernach-
mittag an der holländischen Küste", Harold Camps Meeresstimmungen"
und manches andere Bild haben wieder die koloristischen Vorzüge amerika-
nischer Landschaftsmalerei bewiesen.
Einen besonders schönen Charakterkopf hatte Francesco j. Spicuzza
gesandt. Es war das Bildnis seiner Mutter. Der tiefe Schatten, der über das
Antlitz gebreitet ist, verdeckt es nicht, sondern harmoniert mit dem Ernst
und der stillen Trauer des Gesichtes.
Ein recht anmutiges Pastellporträt war von Elsie Southwick ausgestellt
worden, die bis jetzt nur als Miniaturmalerin bekannt war. Übrigens hat es
an guten Miniaturen, die zu den Spezialitäten der Amerikaner gehören, in
dieser Ausstellung nicht gefehlt. Namentlich hat Helen Winslow Duckee mit
Beigneuse" ein Meisterstück der Kleinkunst geliefert. Gute Porträte waren
auch von Meta Stennge und Viola Steele geschickt worden.
Die nächste Jahresausstellung, die die Räume der Fine Arts Society
belegt hatte, war die Winterausstellung der Academy of Design. Diesmal
machte sich der Raumrnangel geradezu drastisch bemerkbar. Es mußten
etwa 1600 Bilder, unter denen sich viele gute Werke befanden, abgewiesen
werden. Von den drei Sälen, die den Malern gewöhnlich zur Verfügung
stehen, ist einer noch den Bildhauem gegeben worden. Sie zeigten vor
allem Eigenart in kleinen Bronzen. Diese Arbeiten hingen eben von keinem
Besteller ab und verursachten den Künstlern für die Herstellung auch keine
großen Ausgaben, die es so manchem Bildhauer unmöglich machen, mit
seiner Kunst durchzudringen. So konnten nun selbst bekannte Bildhauer,
über deren Arbeiten man schon beinahe zu einem abschließenden Urteil
gekommen war, mit neuartigen Werken überraschen.
Es sei vor allem Isidor Konti genannt. Schon längst als würdiger Epigone
der Renaissance, als Schönheitssucher ein beliebter Bildhauer, ist uns
dieser Ungar nun auf einmal als ein Moderner entgegengetreten. Er hat
Gruppen und Gestalten geschaffen, die uns nicht mehr allein durch Formen-
schönheit, sondern namentlich durch seelische Bewegung fesseln. Besonders
intim wirkte die kleine Gruppe von der alten Hexe, die mit ihren Erzählungen
Kinder in ihrem Bann hält. Auch die übrigen neuen Werke, die Konti aus-
gestellt hatte, waren nicht unbedeutend.
Hervorragende Arbeiten brachte auch wieder Abastenia St. Leger-Eberle,
eine Meisterin der realistischen Kleinkunst, vor allem in der Gestaltung
spielender Proletarierkinder. Ihr ward der Helen Foster Barnett-Preis für die
Gruppe Auf der windigen Vortreppe" zuteil.
Recht graziöse Porträtskizzen waren von Bessie Potter Vonoh aus-
gestellt worden. Außer den vielen kleinen Gruppen und Figuren gab es auch
verschiedene Arbeiten in größerem Maßstabe, unter denen ich besonders die
Werke des jungen Chester Beach nennen möchte. Gedankenreich und groß-
zügig ausgeführt war seine Cruppe Ideale". Sehr viel Ausdruck und
Bewegung in den Gliedern hatte auch C. A. Hebers Gruppe In Banden".
Die Moderne hat namentlich James Earles Werke Melisande" und
Kummer" beeinflußt. Ein realistisches Werk von echtem Empfinden war
Mahouri Youngs Müder Arbeiter".
Es sei hier noch bemerkt, daß die Academy mit der Ausstellung kleiner
Bronzen einer Anregung folgte, die vorletztes Jahr durch den Newyorker
Kunsthändler Macbeth gegeben wurde. Im vergangenen Winter hatte
Macbeth wieder eine sehr gute Ausstellung kleiner Bronzen veranstaltet, in
der auch der größte Teil der Künstler vertreten war, die in der Academy
ausgestellt hatten. Unter den Bildern in der Academy-Ausstellung waren die
Gemälde des vor kurzem verstorbenen Winslow Homers die bedeutungs-
vollsten. Man hatte die besten aus der Zeit seinerreifsten Periode ausgewählt.
Fast gleichzeitig war auch im Metropolitan Museum eine Spezialausstellung
von Winslow Homers Gemälden veranstaltet worden. Sie bot recht Inter-'
essantes, doch zeigte sie vor allem die Entwicklung des Künstlers vom etwas
altmodischen Maler mit einem Einschlag in die Düsseldorfer und Hudson
W. Kuhn, Der Hudson im Winter
River-Schule bis zum Beginn seiner eigenen Kunst mit der kühnen Technik
und der großartigen Auffassung von Meer und Sturm und dem gefahrvollen
Leben der Hochseelischer. Mit Winslow Homer ist einer der kraftvollsten
amerikanischen Künstler gestorben.
In der Nähe von Homers Gemälden in der Academy hing ein großes
Bild von einem Maler, der vor etwa 18 Jahren von München zu uns gekommen
war, aber erst jetzt die amerikanische Natur entdeckt zu haben scheint.
Dieser Künstler ist Wilhelm Ritschel. Seine Gemälde, die sich an die neu-
holländische Schule anschlossen, entbehrten nie der feinen Stimmung und
der vorzüglichen Technik. In der Auffassung aber war wenig Eigenart. Die
gibt nun in vollem Maße sein Ge-
mälde Nachtschatten im großen
Canyon von Arizona", das die
Ausstellung brachte. Das Bild ist
von großer Wirkung, auch hat
es zugleich ein ma-
lerisches Problem
gelöst. Viele unse-
rer Maler haben
sich schon am
Canyon versucht,
aber nur, um zu
finden, daß an
diesem Motiv ihr
Können scheitert.
Wie soll auch die-
ses amerikanische Naturwunder
mit seiner eigentümlichen Farben-
pracht, seinem Gewirr von tiefen
Schluchten und mächtigen Fel-
senwänden gemalt werden? Rit-
schel hat eine Lösung gefunden.
Er nahm die friedliche Nacht zu
Hilfe. Die bringt mit ihren blauen
Paul Troubelzkoy, Tolstoi zu Pferde 3611811811 Harmmlien in die Wilde
Größe, ohne ihr aber die Wirkung
zu nehmen. Mit kräftiger Technik hat Ritschel diese machtvolle Natur ge-
meistert. Hier sei gleich hinzugefügt, daß der Künstler später in der Folsom-
Galerie eine Spezialausstellung hatte, die fast lauter Motive aus der noch
nicht ganz gebrochenen Natur des amerikanischen Südwestens zeigte. Sie
brachte den Beweis, daß Ritschel der glückliche Wurf nicht nur einmal
gelungen ist und daß er sich dauernd mit der Landschaft der Vereinigten
Staaten beschäftigt hat.
In der Ausstellung der Academy interessierte auch besonders ein Bild
von Louis Davis Vaillant, das er Schlaf der Diana" nannte. Kein gerade
neues Thema, aber mit feinem Empfinden und in zarter, stimmungsvoller
Weise gestaltet.
Lillian Genths Garten des Schlafes" war ein anderes Gemälde mit
idealem Motiv, aber mit kräftiger und moderner Auffassung durchgeführt.
An guten Landschaften war wieder kein Mangel. Hervorgehoben seien
die Bilder von Edward Gey, George Davidson, Cullen Yates, Arthur Hoeber,
Daniel Garber, Van Laer, George Ines junior, Leonard Ochtmann, Gardner
Symons und H. R. Poore. Von Seebildern waren die des Bostoners
R. Waugh am bedeutendsten. Sie haben durch die eigens dafür gestimmten
Holzrahmen noch besonders gewonnen. Als Großstadtbild istjoseph Pennells
Newyorker Broadway" hervorzuheben.
Edward Potthast hat Bemer Alpen" gemalt. Besonders gelungen ist ihm
die klare, kalte Atmosphäre der schönen Bergriesen. Schweizer Städtchen
aber malte mit eigenem Reiz Frau Lampert Cooper, des bereits genannten
Colin Campbell Coopers Gemahlin.
Im Figuralischen kam wohl kein anderes Bild Maccamerons Porträt
von Joseph B. Thomas gleich, das mit den tiefen, ungemein ausdrucksvollen
Augen die ganze Galerie zu beherrschen schien. John Alexander, der Präsi-
dent der Academy, hatte wieder eines seiner Gemälde, die anmutige Mädchen
zeigen, ausgestellt. F. Luis Mora brachte recht gute Wirklichkeitsbilder,
darunter Passagiere in einem Lokalzug". Bemerkenswerte Figurenbilder
waren auch Glackens Die Badezeit", Jerome Myers Kalikoverkäuferß
Charles W. I-Iawthornes Petroleumreiniger" und Margaret Richardsons Bild-
nisse. Im allgemeinen aber kam in dieser Ausstellung das Figurengemälde
nicht recht zur Geltung. Mehr davon brachte die Frühjahrs-
ausstellung der Academy. Auch hier nahm wieder Mac-
cameron eine dominierende Stellung ein. Das Porträt, das
er in dieser Ausstellung hatte, war ein geistvolles Bildnis
Rodins. Es ist dunkel gehalten, nur der Kopf leuchtet hervor.
Charles W. I-Iawthorne bekam für sein fein gestimmtes
Gemälde Die Aussteuer" den Clark-Preis. Dieser Preis
wird für die beste Eguralische Komposition gegeben. Das
Gemälde ist nun vom Metropolitan Museum angekauft
worden. Hawthorne hat sich, seit er in Italien war, einen
besonderen Stil angeeignet. Seine Bilder zeigen nun tiefe
Farbenharmonien, die etwas Klassisch-Ruhiges an sich
haben, dabei aber doch eine moderne Auffassung und
Technik nicht verleugnen. Er malt an sich einfache Motive,
aber in der Art, wie er sie malt, werden sie bedeutend.
Seine reife Kunst zeigte nicht nur das Preisbild in der
Galerie, sondern mehr noch eine Spezialausstellung in der
Macbeth-Galerie, die charakteristische Gemälde enthielt.
Die meisten Künstler, die in der Winterausstellung der
Academy vertreten waren, hatten auch im Frühjahr wieder
ausgestellt. Man sah guten Durchschnitt, nur wenige aber
brachten eine neue Note.
Zu diesen Ausnahmen gehörte Albert L. Groll,
der schon seit mehreren Jahren als der Maler
von Arizonas Wüsten einen klangvollen Namen
in der amerikanischen Kunstwelt hat. Nament-
lich wurde er durch die Art, wie er die Wirkung
der Wolken über der Wüste malte, berühmt. Sein
Paul Troubetzkoy, Frau Wil-
ausgestelltes Gemalde Goldene Wolken" brachte liam x. Vanderbilt
neue Wirkungen der Beleuchtung. Licht und Atmo-
sphäre sind eigentümlich und von großer Schönheit.
Die Technik ist fein und doch auch voller Kraft. Gute
Porträte hatten Richard Maynard und Henry Hubells
ausgestellt, ein schönes Stimmungsbild Charles A.
Miller.
Die Skulpturen waren in allen Sälen der Aus-
stellung verteilt. Hervorzuheben ist Brennas Lilie",
eine jugendschöne Frauengestalt. Ungemein ein-
drucksvoll war auch die Figur eines zum TodeVer-
urteilten von Dorothy Rice. Diese Künstlerin hat sich
auch unter den hiesigen sezessionistischen Malern
durch Gestalten aus dem Volke hervorgetan.
In der Ausstellung der Water Color Society
waren zum größten Teil dieselben Künstler vertreten,
die in der Academy ausgestellt hatten und die nun
auch ihre Kunst im Aquarell zeigten. So brachten
Colin Campbell Cooper, der die Aquarelltechnik voll-
kommen meistert, und Jerome Myers Ansichten aus
Newyork, anderes Charles Warren Eaton, Marion
Kavanaugh Wachtel, Alathea Hill Platt und j. C.
Nicoll. Dem Andenken Winslow Homers wurde auch
in der Water Color Society Tribut gezollt. Eine An-
zahl kraftvoll gemalter Aquarelle bewies auch des
Meisters Eigenart in der Technik der Wasserfarbe.
Originell waren seine Bilder von Fischen.
Die Ausstellung der Architectural League machte
mehr den Eindruck einer Gemäldeausstellung. Man
hatte die dekorativen Bilder und Entwürfe, die zum
Schmucke öffentlicher Gebäude bestimmt sind, aus-
gestellt. Der ganze erste Saal war eine Art Farbensinfonie, in Gold, Rot,
Grün und Gelb als Hauptfarben. Die Veranstalter der Ausstellung hatten
sich Mühe gegeben, durch passendes Arrangement die grellen Farben-
effekte etwas zu mildern, immerhin trat das Gold noch etwas zu aufdringlich
hervor.
Unter den dekorativen Gemälden fiel C. Y. Turners Bild für das
Gerichtsgebäude von Mahoning besonders auf. Es stellt in realistischer und
doch breit dekorativer Weise die erste Gerichtssitzung dar, zu der Indianer
geladen wurden. Für das Gerichtsgebäude in Jersey City hat Howard Pyle
eine Anzahl dekorativer Gemälde geschaffen, die gleichfalls historische
Motive aus Amerika bringen. Die Bilder sind Hächenhaft gehalten und
erzielen mit den gut komponierten Gestalten hübsche Effekte. Dana Marsh,
der mit Vorliebe und großem Geschick Arbeiter malt, die auf schwindelnder
Höhe riesiger Wolkenkratzer oder auf Brücken bauen, hatte ein Gemälde
Paul Troubetzkoy. William
K. Vanderbilt
gesandt, das beinahe eine ganze Wand einnahm. Es
ist eine kraftvolle, durch schaffende Arbeiter darge-
stellte Allegorie der Ingenieurkunst, deren Eisenkon-
struktion die modernen Gebäude- und Brückenwunder
hervorbringt.
Die Ausstellung war auch mit dekorativen Skulp-
turen gut beschickt. Von diesen sei vor allem H. A.
Mac Neils Soldiers and Sailors Monument" genannt,
das für Albany bestimmt ist. Besonders gelungen ist
die Komposition der anmutigen Reliefs. Erwähnt zu
werden verdienen auch Henry Reuterdahls Matrosen-
gestalten, die das Marine- und Ingenieurwesen dar-
stellen, sowie Henry M. Shradys Gruppe für das Grant-
Monument in Washington. Cyrus F. Dalan hatte be-
rittene Indianerfiguren gesandt, die recht ausdrucks-
voll gestaltet waren. Von hervorragendem Interesse
war eine Bronzestatue des Generals Hancock von
J. Q. A. Ward, des nun verstorbenen alten Bildhauers
letztes Werk. Ward war der erste amerikanische Bild-
hauer, der auch ein wirklicher Künstler war. In einer
Spezialausstellung wurden viele seiner Werke sowie
auch Photographien von seinen Skulpturen gezeigt.
Von Architekturwerken hat die Ausstellung der
Architectural League auch Entwürfe und Zeichnungen
der nun fertigen neuen Station der Pennsylvania-Eisen-
bahn gebracht. So imponierend auch seine Größe
wirkt, der hier zum Überdruß wiederholte griechische
Tempelstil paßt für den Zweck einer Eisenbahnstation Paul Troubmkoy, Indische
nicht. Schön ist die Konstruktion der weiten, glasüber- Tänzerin
dachten Höfe. Einen günstigeren Eindruck machten
die Bilder von dem Bahnhof bau in Havanna, den der Newyorker Architekt
Kenneth M. Murchison in den Formen der spanischen Renaissance mit
ihren Dächern und graziösen Türmen errichtet hat.
Einen Bau von eigenartigem Effekt, der durch viele hohe und nur durch
schmale Mauerstreifen unterbrochene Fenster hervorgerufen wird, zeigt das
Mason-Laboratorium für die Yale-Universität. Charles C. Hacht von New-
york ist der Architekt.
Von den vielen Gebäuden, die im Kolonialstil ausgeführt wurden, gefiel
mir die Bostoner Windsor-Schule am besten. Auf die schönen Proportionen
des Stils ist das moderne Empfinden nicht ohne Einfluß geblieben.
Groß war die Zahl der Bilder und Entwürfe von Wolkenkratzern. Die
meisten zeigten aber nur wieder häßliche, kistenförmige Häuserriesen. Und
doch ist in Newyork der Nachweis geliefert worden, daß auch dieser Typus
eine gewisse Schönheit aufweisen kann. Auch in der Ausstellung bewiesen
dies wenigstens einige Bilder, wie das Woolworth-Gebäude, das gegenwärtig
durch den Architekten Gilbert in Newyork errichtet wird. Da der turmartige
Bau über 50 Stockwerke enthalten wird, so ist er einstweilen das höchste
Gebäude der Welt. Es ist im gotischen Stil durchgeführt, eine Stilform, die
Charles Gilbert auch mit Glück für ein Hospital in Warwick angewendet hat.
In Kürze sei nun noch der übrigen größern Kunstausstellungen gedacht.
Vor allem muß gesagt werden, daß jetzt das Newyorker Metropolitan
Museum der modernen amerikanischen Kunst viel zugänglicher ist als früher.
Es waren Neuerwerbungen von dem Freilichtrnaler Gari Melchers, dem
jungen George Bellows, dem feinen Stimmungsmaler Leonard Ochtman
und einigen andern ausgestellt. Auch aus dem Hearn Fond waren Ge-
mälde jüngerer amerikanischer Künstler angekauft worden. Ferner waren
im Museum Bilder von Whistler ausgestellt.
In der Montrose-Galerie hatte Cari Melchers eine Spezialausstellung.
Den Glanzpunkt bildete eine Madonna, ein Name, den Melchers der jungen
Mutter gibt, die das Gemälde darstellt. Für Melchers, realistische Kunst, die
dem Freilicht schöne Wirkungen abzugewinnen weiß, ist das Bild bezeich-
nend. Es wurde vom Metropolitan Museum gekauft.
Unsere Sezessionisten, die sich als The Independents" zusarnmen-
getan haben, hielten ihre zweite jahresausstellung ab. Es muß gesagt
werden, daß sie der ersten gegenüber keinen Fortschritt zeigte. An Zahl
der Bilder war die zweite Ausstellung kleiner und bedeutend waren eigent-
lich nur die Arbeiten in Schwarz und Weiß, die für Illustrationszwecke
bestimmt sind. Diese Arbeiten zeigten ein ausgesprochenes Kompositions-
talent und kecke Technik. Neu auf dem Gebiete der Ausstellungen war der
Klub der Pastellmaler, der sich sehr gut einführte. Zu
diesem Klub gehören auch einige der Independents", die
für diese Ausstellung vollendetere Arbeiten gesandt hatten
als für die eigene. In ihrer Ausstellung verwechselten
sie nur zu oft das Unschöne und Unfertige mit Individua-
lität und Originalität. Doch sind unter ihnen Künstler von
der Bedeutung eines W. J. Glackens, George W. Bellows
und Everett Shinn.
Leon Dabo, der bis vor kurzem mit seinen traum-
haften Farbenharmonien abseits von allen Gruppen stand,
hatte bei den Pastellmalern ausgestellt. Seine Bilder ge-
wannen durch etwas stärkere Farbentöne, als er sie bisher
angewendet hatte.
Zu den Ausstellern, die dem Klub der Pastellmaler
Erfolg brachten, gehörten auch Marion Bechett, Jerome
Myers, Mary Caratt und Colin Campbell Cooper. Die
Ten American Painters", die bereits mehrere Jahre vor
den Independents" von den Akademikern" abwichen,
Bemalte Tonfigur von
Karoline Risque, Tan-
Rum Mädchen hatten eine recht gute Ausstellung in der Montrose-
Galerie. Zu dieser Gruppe zählen gegenwärtig die folgen-
den neun bedeutenden Künstler F. H. Benson, William
M. Chase,oseph de Camp, T. W. Dewing, Childe Hassam.
Willard L. Metchalf, Robert Reid, Edmund C. Tarbell
und J. Alden Weir.
Auch in der Macbeth-Galerie gab es wieder viele gute
Einzel- und Gruppenausstellungen von Werken jüngerer
amerikanischer Maler, von denen die hervorragendsten
bereits genannt wurden. Dem Womens Art Club hatte
Macbeth seine Galerie zur Verfügung gestellt. Im allge-
meinen machte die Ausstellung einen nicht übeln künstleri-
schen Eindruck. Der Mac Mellen-Preis für die beste Arbeit
wurde Susan Watkins für ihr Bild Das Morgenzimmer"
zuteil, es besitzt Farbenreiz und feine Interieurstimmung,
ob es aber das beste Bild der Ausstellung war, darf stark
bezweifelt werden. In einer Spezialausstellung Fiel ein sehr
individuell erfaßtes Porträt von Anna Belle Kindlund auf. B"""'"'T"""'S"'
von Karohne Risque,
Die Ausstellung der Miniaturmaler wurde wieder in Mädchen
Knoedlers Galerie abgehalten. In der Miniaturmalerei
leisten die Amerikaner vorzügliches. Besonders Helen die Arbeiten von Martha
S. Baker auf, die außer Bildnissen auch Studienköpfe ausstellte. William
j. Baer, der langjährige Präsident der Gesellschaft der Miniaturmaler, hatte
eine edel gehaltene Egeria", auch eine Anmut" und verschiedene sehr
schön ausgeführte Porträte ausgestellt, auch andere hatten zum Teil beach-
tenswerte Arbeiten gesandt.
Eine neue Galerie, die sehenswerte Ausstellungen bot, ist die Madison
Art-Galerie. Hier fand man meist Bilder der impressionistischen Richtung.
jonas Lie, der mehrere Jahre von Newyork abwesend war, hatte ebenfalls
in der Madison Art-Galerie seine Wiederkehr durch eine Ausstellung ange-
zeigt, die bewies, daß Lie von der symbolistisch-phantastischen Kunst zur
realistisch-impressionistischen übergegangen ist. Seine Motive hat er während
der letzten Jahre in Norwegen, Frankreich und namentlich in Paris gefunden.
In derselben Galerie war auch eine interessante Ausstellung von Elmer
Livingston Macraes veranstaltet worden. Die Großstadt und das Land haben
diesem Künstler für seine großzügig impressionistischen Bilder die Anregung
gegeben. Er hatte auch Pastellporträte von Kindern, richtiger Skizzen aus-
gestellt, die mit wenigen Strichen das Charakteristische der Kleinen zeigte.
Eine weitere Ausstellung war hier die des Impressionisten W. Kuhn;
unter einer Reihe vorzüglicher Gemälde iiel besonders eine kraftvoll gemalte
Winterlandschaft vorn Hudson auf.
Viel besucht wurde die Ausstellung des russischen Bildhauers Fürsten
Paul Troubetzkoy, von dem eine größere Zahl Werke in den Räumen der
amerikanischen numismatischen Gesellschaft von Newyork zu sehen war.
Der Künstler ist Impressionist. Um den Gesamteindruck nach seiner Auf-
fassung zu fördern, verändert er selbst die Proportionen der Gestalten und
zieht die Gestalten auf seinen Porträten amerikanischer Frauen gewaltig in
die Länge. In den meisten der Skulpturen lag aber viel Kraft, Leben und
Sicherheit der Ausführung. Namentlich schienen die Porträte das Typische
des Menschen festzuhalten. Es waren Büsten und ganze Figuren von Tolstoi,
Segantini, Bernard Shaw, Sorolla, Rodin, Graf Witte und einer Anzahl Ameri-
kaner und Amerikanerinnen ausgestellt, namentlich Mitglieder der William
K. Vanderbilt-Familie. Auch waren "Porträte von des Künstlers Gattin und
Kindern vorhanden. Besonders interessiert haben auch die Tierfiguren.
Eine interessante Skulpturenausstellung gab es ferner in Glanzers
Galerie. Dort wurden Werke des Newyorker Impressionisten J. Davidson
gezeigt. Er hat hauptsächlich in Paris studiert. Seine Kunst ist gedanken-
reicher als die des russischen Fürsten,
auch ist mehr Idealismus in Davidsons
Werken. Dagegen ist die Kunst des Russen
reifer. Viele Skulpturen Davidsons, der
noch ein junger Mann ist, sind unfertig,
aber in ihrer auf den Ausdruck des Ge-
dankens konzentrierten Form von starker
Wirkung. Jedenfalls ist er ein Talent, dem
wohl noch eine reiche Entwicklung be-
schieden sein wird.
Manches Bemerkenswerte haben
auch die kunstgewerblichen Ausstellungen
gebracht. Zuerst soll die Ceramic Society
genanntwerden, die nur jedes zweite Jahr
Relißfvlallßn in mmslßißrlßm Tvn- von Asms eine Ausstellung veranstaltet. Die letzte
und Fnd Rhead Saison brachte nun eine Ausstellung, durch
die die Aufmerksamkeit auf Künstler gelenkt wurde, die zum Teil in New-
york noch unbekannt waren. Besonders aufgefallen sind die Arbeiten von
Frederick H. Rhead und der Frau Agnes Rhead sowie die von Fräulein
Karoline Risque aus St. Louis. Herr Rhead ist Professor der Keramik an der
Academy of Art in St. Louis, die einen Teil der People's University bildet.
Fräulein Risque war die Schülerin von Rhead und des Bildhauers Professor
Julian Zolney. Diese St. Louis-Kunstakademie wird vollständig von der
American Woman's League erhalten. Der Unterricht ist für Talentierte
kostenlos. Man hat auch Zeichenunterricht durch Korrespondenz eingeführt;
den Schülern werden Gipsmodelle gesandt. Dieses System, das über das
ganze Land verbreitet werden kann, soll vor allem dazu dienen, Talente zu
entdecken. Die Home-Students", wie man diese Schüler nennt, werden
dann nach St. Louis eingeladen, wo sie einer Aufnahmsprüfung unterzogen
werden. Wenn sie die bestehen, bekommen sie während der Studienzeit
außer dem freien Unterricht noch monatlich 60 Dollar für den Lebens-
unterhalt.
;vl
Professor Rhead ist der Ansicht, daß man dem Schüler Motive geben
muß, doch soll ihm bei der Ausführung soviel als möglich die Selbständigkeit
gelassen werden. Der Unterricht habe namentlich das Ziel, den Schülern die
Kenntnis der verschiedenen technischen Methoden der Keramik zu vermitteln.
Außer mit den jetzt üblichen Arbeitsmethoden in der Töpferei und dem Glasur-
verfahren sucht Herr Rhead die Schüler auch mit Sgraiitto, Majolika und
andern Prozessen bekannt zu machen, die nicht mehr so häufig angewendet
werden. Auf diese Weise kann der Schüler am leichtesten finden, was ihm
zusagt, und er kommt in die Lage, seine Ideen in einer persönlichen Art aus-
zuführen. Herr und Frau Rhead haben längere Zeit Experimente gemacht, um
Arbeiten mit Mattglasuren, die detaillierten Dekor zeigen, herzustellen. Als
Tonplanen und Vasen mit Hnchzm Relizfdekor, man glasiert, von Fred H. Rhead
aber die Glasuren immer wieder ineinanderflossen, benutzte Herr Rhead
schließlich Nadeln von verschiedener Stärke, mit denen er die Konturen
einritzte. Er befolgte dabei eine ähnliche Methode, wie man sie bei der Blei-
einfassung in der Glasmalerei benutzt. Zwei Paneele mit Pfauenmotiv sowie
eine Vase mit Figuralem Dekor, die in Newyork ausgestellt waren, bewiesen,
daß diese Technik ausgezeichnet wirkt. Diese Art Arbeiten werden, wenn
die Zeichnung mit der Nadel in den weichen Ton geritzt und dann mit
.Mattglasur bedeckt ist, nur einmal gebrannt. Auch sonst brachte die Aus-
stellung noch künstlerische Keramik von Herrn und Frau Rhead; Arbeiten,
die in einer andern Dekorationsweise ausgeführt waren und zum Teil durch
das Pilzmotiv eigenartig wirkten.
Fräulein Risque, die auch Bildhauerin ist, aber viele ihrer Arbeiten in
Keramik ausführt, hat sehr bewegte Figuren geschaffen. S0 war die Figur
einer jungen Tänzerin ausgestellt, deren Gestalt mit matter, weißer Glasur
bedeckt war. Eine andere Figur wurde mit Zinnemail Majolikaprozeß
dekoriert. Auch ähnliche Figuren wie die Meißner mit Unterglasurfarben
hat sie ausgeführt. Ferner hat sie Fliesen mit tiguralem Dekor, meistens
Märchengestalten, für Kinderzimmer ausgeführt.
Sowohl in der keramischen als auch in der Bostoner kunstgewerblichen
Ausstellung haben wieder die Arbeiten von Professor Charles F. Binns
großes Interesse erregt. Herr Binns leitet die Staatsschule für keramische
Arbeiten in Alfred im Staate Newyork. Als Lehrer unterrichtet er in den
Grundprinzipien der Keramik. In letzter Zeit hat er große Vasen, die in der
Form den japanischen ähnlich sind, ausgeführt. Die Tönung, die in vielen
Farben spielt, macht den Eindruck, als wären sie aus kleinen, bunten
Steinchen zusammengesetzt, und dadurch, daß ein Grundton vorherrscht,
wird eine harmonische Wirkung erzielt. Die Vasen sind eine Art Steingut-
ware mit Mattglasur-
Sehr gute Arbeiten waren für die Newyorker keramische Ausstellung
wieder von den Schülerinnen des Newcomb College in New Orleans gesandt
worden. Diese Anstalt steht unter der Leitung des Professors Woodward.
Für die Motive der Dekoration wird noch immer Kaliforniens Flora vor-
gezogen. Doch ist jetzt die Färbung matter und stimmungsvoller geworden.
Auch hatte die frühere, etwas naive Wiedergabe einheimischer Blumen-
motive durch eine moderne Stilisierung gewonnen.
Wie immer hat Rookwood in Cincinnati, unsere älteste amerikanische
Kunsttöpferei, wieder prächtige Vasen und Kacheln ausgestellt. In der
Rookwood-Töpferei werden jetzt die Arbeiten hauptsächlich in Mattglasur
ausgeführt. Rookwood hat sich in den letzten Jahren aber ganz besondere
Verdienste durch die künstlerischen Architekturkacheln erworben. Das
Material, das für diese Innen- und Außendekoration von Gebäuden ver-
wendet wird, ist terrakottaartig. Hierbei ist die Mattglasur vorherrschend.
Man verfertigt die Kacheln aus einer Mischung von roher und bereits
gebrannter Tonerde, die in pulverisierter Form hinzugetan wird. Die matten
Kacheln werden so hergestellt, daß Färbung und Dekor ganz zur Architektur
passen. Dafür bietet besonders der nordische Saal im Fort Pitt Hotel in Pitts-
burg ein treffliches Beispiel. Der liguren- und farbenreiche Dekor der Kacheln
harmoniert in künstlerischer Weise mit der Architektur des schönen Saales.
Hervorragend waren auch wieder die ausgestellten Töpferarbeiten von
Charles Volkmar aus Metuchen. Besonders geschmackvoll war die Tönung
in dunklem Mattgrün. Hübsche Arbeiten sind auch von der Clinton Pottery
gesandt worden. Im allgemeinen waren sie in hellen Farbenharmonien
gehalten. Von den vielen Porzellanen möchte ich besonders die Arbeitenvon
Lucy Philpot in Roselle, New Jersey, hervorheben. Die Künstlerin Endet für
den Dekor eigenartige Motive, auch zeigt sie in der Farbe viel Geschmack.
Die Überglasurmalerei wird viel von Damen betrieben. Sie kommen
nun immer mehr aus dem Dilettantismus heraus, in dem sie bis vor wenigen
Jahren noch gesteckt hatten.
109
Durch die Ausstellung der Ceramic Society wurden wir auch mit dem
Atlan Club" von Chicago bekannt. Der hatte neben manchen Stücken, die
mehr technisches Können als Geschmack zeigten, auch Arbeiten mit
originellem Dekor ausgestellt. Ferner sandte der Klub gute Nachahmungen
der chinesischen Dekorationsweise.
Als eine besondere Neuheit wurden in der Ausstellung massive Hals-
ketten aus gebranntem Ton gezeigt, sie waren verschieden gefärbt und
wirkten recht plump.
Interessante Neuheiten wurden von einer neuen Kunstgewerbever-
einigung ausgestellt, die sich die New York Arts and Crafts Society" nennt,
und von Herrn und Frau Harris geleitet wird. In besonders schönen Exem-
Tiipferarbeiten, rnatt glasiert, von Agnes und Fred H. Rhead
plaren wurden Herters Textilarbeiten gezeigt. Herr Herter hat sich als Maler
viel mit orientalischer Kunst befaßt, und deren Einiluß ist auch in seinen
Textilsachen zu Enden. Zuerst hatte er nur für den eigenen Gebrauch
Draperien und Vorhänge angefertigt, da sie aber viel Anklang fanden,
arbeitete er schließlich für den Verkauf und besitzt heute ein großes Geschäft.
Jedes Stück ist Originalarbeit. Allerdings muß er sich bei Bestellungen auch
zuweilen nach dem Geschmack der Auftraggeber richten, gewöhnlich reiche
Leute, die noch immer für Rokoko und Empire schwärmen. Nennenswert
ist, daß es Herter gelungen ist, die alten Gobelins in prachtvoller Weise
nachzuahmen.
Iri der permanenten Ausstellung der New York Arts and Crafts Society
gehörten die Arbeiten des Handicraft Club in Brooklyn zu den besten Sachen.
Lob verdienen namentlich die Silber- und Schmuckarbeiten. Sie waren
modern gehalten und bewiesen Geschmack, zuweilen auch Originalität in
der Zeichnung. Der Handicraft Club existiert seit sieben Jahren. In Brooklyn
ls
hält er zweimal im Jahr Ausstellungen
ab. Bisher sind aber die Bestrebungen
des Klubs, der sich auf Brooklyn
beschränkte, nur einem kleinen Kreis
bekannt geworden. Das änderte sich,
seit der Klub in seiner Gesamtheit in
Newyork ausgestellt hat. Die besten
Arbeiten, die in Newyork ausgestellt
wurden, sind von G. R. Westbrook,
Moritz Loeffler, J. I-Iusson, Grace
Munroe und Ella S. Underwood.
Immer mehr Aufmerksamkeit er-
regt in Newyork, Boston und in
andern Städten des Ostens die San
Franciscoer Firma Vichery, Atkins
und Torrey. Sie verfertigt nicht nur
künstlerische Wohnungseinrichtun-
gen, sondern auch Altäre und andern
Kirchenschmuck. Von Künstlern, die
mit der Firma in Verbindung stehen,
werden einzelne Stücke des Kunst-
gewerbes, namentlich schöne Mar-
Schränkchen aus Eichenholz mit Eisenverzierungen, "ICI-arbeiten ausgeführt Die Forrnen
emwoifen "ZJSCiiZLQQI,evßljjjljihiegm Kunsb des Dekors sind öfters originell und
modern gehalten. Allerdings Finden
wir auch vielfach die Nachahmung älterer Stilarten, doch stets in geschmack-
voller Ausführung. Auf das Material wird große Sorgfalt verwendet. Amerika,
vor allern der Südwesten, ist reich an Holzarten, Steinen und fast jedem
Naturprodukt, das dem Kunstgewerbe dienen kann.
Seit mehreren Jahren nimmt in Newyork für künstlerische Wohnungs-
einrichtungen Josef Mac Hugh eine erste Stelle ein. Er hat sich in neuester
Zeit hauptsächlich auf Möbel aus geflochtener amerikanischer Weide kon-
zentriert. Namentlich deshalb, weil die aus Holz verfertigten Arbeiten im
Missionsstil, die er eingeführt hat, zu viele minderwertige Nachahmungen
finden. Er behält aber auch im allgemeinen für die geflochtenen Möbel die
einfachen Formen des Missionsstils bei, doch nennt er sie jetzt als Flecht-
werk Craftstyleß. Die Möbel, die hauptsächlich für Sommerwohnungen
bestimmt sind, wirken in ihrer Schlichtheit vortrefflich.
Während des ganzen Sommers hatte in Newyork Oliver A. Olson
Ausstellungen von künstlerischen Möbeln abgehalten. Vorherrschend war
die gelungene Nachbildung des Kolonialstils. In Olsons Galerie war aber
auch schöne amerikanische Keramik zu finden. Besonders Stücke aus dem
Newcomb College und von J. S. Taft und C0. aus Keene im Staate
Newyork.
Eine der Ausstellungen, die am meisten beachtet wurden, war die in
den Tiffany Studios, wo der Mosaikvorhang für das Nationaltheater in
Mexiko ausgestellt war. Das Theater kostet über Millionen Dollar. Etwa
3000 Menschen haben darin Platz. Der Bau wurde in weißem Marmor aus-
geführt, der teils aus Mexiko ist, teils aber von Carrara geholt wurde. Adamo
Boari, ein Mexikaner, ist der Architekt. Er hat für das Gebäude klassische
Formen benutzt. Die schönen Skulpturen, meistens reich bewegte Gruppen,
wurden von drei Bildhauern ausgeführt, dem Ungarn Marotti, dem Italiener
Bistolfi und dem kürzlich verstorbenen Spanier Querol.
Für den Vorhang waren Boaris Ideen maßgebend. Für das Bild nahm
er ein heimisches Motiv, das die Schneeberge Ixtaccihautl und Popocatepetl
gaben, an die sich eine Nationalsage knüpft. Ixtaccihautl war die Tochter
eines mächtigen mexikanischen Herrschers. Sie wurde von vielen Freiern
begehrt, doch wollte sie nur des Prinzen Popocatepetl Gemahlin werden.
Der Vater war damit einverstanden, wenn der Prinz zuerst in einer gewissen
Zahl Schlachten gesiegt hätte. Dadurch sollte er zeigen, daß er einst fähig
sein wird, das Land zu regieren. Inzwischen durfte er aber die Prinzessin
nicht sehen. Doch war die Sehnsucht zu groß. Der Prinz kehrte vorzeitig
zurück und traf die Geliebte im geheimen. Das erfuhr der Vater. Sein Zorn
war so groß, daß er die Liebenden in Vulkane verwandelte. Am schlimmsten
wurde der Prinz bestraft. Vor ihm liegt die Geliebte kalt und tot, während
in ihm das Feuer der Liebe nie erlöschen wird. Stets aber sieht er vor sich
die tote Geliebte.
Diese Legende wurde nun für den Vorhang das Motiv. Man machte
allerlei Versuche mit verschiedenem Material, ohne aber das gewünschte
Resultat zu erzielen. Schließlich entschied man sich für Tiffany-Glasmosaik.
Es wurden von Tiffany Künstler nach Mexiko geschickt, die nach der Natur
Skizzen ausführten. Der
Vorhang, zu dessen Aus-
stellung ein Teil der New-
yorker TiHany Studios in
einen Theatersaal umge-
baut wurde, hat über 2500
Quadratfuß Glasmosaik. Sein
Gewicht beträgt 27 Tonnen.
Um nach Mexiko transpor-
tiert zu werden, mußte der
Vorhang in 200 Paneele zer-
legt werden. Der Bronze-
rahmen, der ihn umgibt,
wurde ebenfalls in Tiffanys
Werkstätten hergestellt.
Hydraulische Kraft bewegt
Eichentisch, entworfen und ausgeführt von Elda Kutz, Kunst-
den Vorhang. Sieben Sekun- gewerbeachule Philadelphia
15'
den sind nötig, um ihn in die Höhe oder herunter zu ziehen.
Das Bild zeigt, wie die letzten Strahlen der untergehen-
den Sonne die Gipfel der beiden Berge bescheinen. Zu
Füßen der Berge weitet sich die liebliche Landschaft.
Durch geschickte Beleuchtungseffekte wird allmählich
aus dem Blau des Himmels und der hellen Pracht der
Bergspitzen die dunkle Abendglut. Die mehr originelle
als geschmackvolle Schöpfung des Vorhangs beweist
immerhin die außerordentliche Verwendbarkeit des ame-
rikanischen Kunstglases. Die opalisierenden und irisieren-
den Nuancen des Glases kommen bei diesem Vorhang
prachtvoll zur Geltung. Natürlich fand die Ausstellung
im Publikum einen großen Erfolg, obgleich die Saison
schon weit vorgeschritten war.
Im Gebäude des National Arts Club gab es den ganzen
Sommer hindurch bis Ende Oktober Ausstellungen. In
den untern Räumen war eine gute Gemäldeausstellung
von Klubmitgliedern, die vor allem ausgezeichnete Werke
von William R. Derrick brachte. Die obern Räume hatte
die National Society of Craftsmen für eine Kunstgewerbe-
ausstellung, Töpfereien, Silberwaren, Schmuck, Leder-,
Textilarbeiten und so weiter in Anspruch genommen.
Diese Gesellschaft legte indes im letzten Sommer den
Eiserne Ampel, entworfen
und ausgeführt von l-Iauptwert auf eine Kunstgewerbeausstellung in New
K"'D"bs'K""s'g"'"b" Port, dem Badeort der Millionäre. Ein Haus war dort
schule Phüadelphia
gemietet und als Ausstellungsgebaude verwendet worden.
Man hatte gute keramische und andere Arbeiten, besonders aber viele
Juwelierarbeiten ausgestellt.
Für den kommenden Winter sind von der National Society of Craftsmen
Kunstgewerbeklassen im größeren Stile vorbereitet worden. Sie sind dringend
nötig, damit Newyork im Kunsthandwerk nicht von andern Städten des
Landes überflügelt werde.
Eine der ersten Stellen nimmt die School for Industrial Art in Phil-
adelphia ein. Sie steht mit dem Pennsylvania Museum of Fine Art in Ver-
bindung. Professor Edwin Astee Barber, der Direktor des Museums, hat mit
dieser Schule enge Fühlung. Es werden darin Lehrer für Kunstindustrie-
schulen ausgebildet sowie auch künstlerisch und technisch geschulte Leiter
für industrielle Etablissements. Das Pennsylvania Museum und die damit
verbundenen Schulen verdanken ihre Entstehung der Zentennarausstellung.
Man bezweckte von Anfang an die Hebung der Industrie durch die Kunst.
Doch war es nicht möglich, gleich kunstgewerbliche Klassen einzuführen.
Man beschränkte sich zunächst auf den Zeichen-, Mal- und Modellierunter-
richt. Die Schule hat sich dann allmählich so erweitert, daß Abteilungen
für Töpferei, Möbelschreinerei, Schnitzerei, Juwelierarbeiten und Illustrationen
113
eingeführt werden konnten. Auch wurde für Textil-
arbeiten eine große Abteilung geschaffen, die ein
ganzes Gebäude" einnimmt. Die meisten Seiden-
fabriken und Baumwollspinnereien Pennsylvaniens
und andrer Staaten beziehen von dieser In-
dustrieschule ihre künstlerischen und tech-
nischen Kräfte. Für Schüler aus Philadelphia
ist der Unterricht frei, auch erleichtern noch
viele Stipendien den Schulbesuch.
Die Textilabteilung, die über eine große
Zahl Webstühle verfügt, liefert künstlerische Ar-
beiten, ebenso die Möbelschreinerei und besonders
die Abteilung für Metallarbeiten. Die besten Leistun-
gen werden dann im Museum ausgestellt. Der Früh-
sommer brachte nach Schluß der Klassen noch
eine große Ausstellung, die Einsicht in die viel-
seitige und bedeutende Tätigkeit der Schule gab. Wßßerfahnß- mlwßffßnund IM-
jedenfalls können sich nur wenige Kunstgewerbe- geiähvzrsggtgggeiääzäfäzs"
schulen der Vereinigten Staaten mit ihr messen.
Überall aber mehren sich die Zeichen, daß unser Kunsthandwerk sich immer
besser entwickelt und an Ausdehnung gewinnt.
KÖNIGLICH SÄCHSISCHE PORZELLANMANU-
FAKTUR MEISSENSIPVONLFOLNESICS-WIEN
AS ubiläum ihres zweihundertjährigen Bestandes, das
am 6. Juni 1910 gefeiert wurde, bildete für die
Meißener Porzellanfabrik einen willkommenen
Anlaß für eine reich ausgestattete Publikation, die
sich als Ergänzung und Erweiterung der im Jahre
1900 von Dr. Karl Berling bearbeiteten Geschichte
des Meißener Porzellans darstellt."
Nicht anders als bei den meistenjubiläums-
schriften ist das Fest mit all seinen Interessen
die Hauptsache und der wissenschaftliche Teil
nur der willkommene Schmuck. Wer ihn ver-
tritt, muß sich mächtigeren Faktoren beugen, das Ephemere wird zum
Wesentlichen, die ernsten Forderungen der Wissenschaft müssen sich zu
unfreiwilliger Bescheidenheit bequemen. Wir besitzen bereits eine nicht
unansehnliche Literatur über Meißen, und Dr. Ernst Zimmermann hat sie
Festschrift zur zweihundertjährigen jubelfeier der ältesten europäischen Porzellanmanufaktur
Meißen xgro. Die Illustrationen dieses Aufsatzes sind mit freundlicher Zustimmung der königlichen Manufaktur
der Festschrift entnommen.
Meißener Porzellan. Kannenvase, rot
lackiert
erste Bedingung ist, da in der
Regel nicht früh genug an
deren Herausgabe gedacht
wird. Die Erforschung des
Meißener Porzellans ist ge-
genwärtig an dem Punkte an-
gelangt, wo es sich darum
handelt, das gesamte Euvre
der Fabrik wissenschaftlich zu
ordnen. Das ist allerdings
keine kleine Sache. Es ist
vielmehr eine Aufgabe, die
einen derartigen Aufwand von
Arbeit, Zeit und Geld fordert,
daß es schier unmöglich ist,
daßeinEinzelnerdieseRiesen-
last auf sich nehme. Nach
dem kolossalen Material, das
noch dazu über die ganze
Welt verbreitet ist, wäre es
auch gar nicht möglich, zu
einem Abschluß zu gelangen,
ohne eine Gliederung und
erst kürzlich mit seinem Buche Die ErEn-
dung und Frühzeit des Meißener Porzellans"
um einen wertvollen Beitrag bereichert. Er hat
eine wissenschaftliche Forscherarbeit über
Böttger und sein Werk geboten, die an Klar-
heit und erschöpfender Behandlung des Mate-
rials an die Grenze des Erreichbaren geht, was
auch dann anerkannt werden muß, wenn man
mit der Apotheose des Helden nicht vollkom-
men einverstanden ist. Eine solche Arbeit kann
aber nur die Frucht jahrelanger Beschäftigung
mit einem Gegenstande sein. Daläßt sich nichts
überhasten und an bestimmte Beendigungs-
termine binden, wie dies bei Festschriften
Meißener Porzellan. Vase mit Schwanenhenkel
Teilung des Stoffes vorzunehmen,
und auch das Streben nach Voll-
ständigkeit müßte sich manche
Einschränkung gefallen lassen. Aber
darüber läßt sich nicht mehr streiten,
daß es notwendig ist, einmal zu
wissen, was da ist, und dieses ganze
Material zeitlich und nach kunst-
geschichtlichen Gesichtspunkten zu
ordnen und zu bearbeiten. Zu diesem
Zwecke müßten zuerst in vielen
großen Städten Ausstellungen von
Meißener Porzellan veranstaltet
werden, die vor allem den Zweck
verfolgen, den Privatbesitz ans Licht
zu fördern, namentlich Rußland, MeißenerPorzeHnrLTelleAr aus dem Brühlschen Allerlei
DtSSlnu-SCTVICC
Spanien und die Türkei wären zu
berücksichtigen. Erst auf Grund einer Katalogisierung und Reproduktion
aller dieser Stücke könnten auf dem Wege kunstkritischen Vergleicherxs die
Grundlagen für eine abschließende wissenschaftliche Publikation gewonnen
werden, die den Anforderungen der Gegenwart nach allen Richtungen genügt.
Solange es unmöglich ist, die ganz ungewöhn-
lichen Schwierigkeiten zu überwinden, die
einem derart großzügigen Unternehmen im
Wege stehen, so lange wird jede weitere
Bearbeitung des Meißener Porzellans empfind-
liche Lücken aufweisen und sowohl dem
Bedürfnis der Sammler wie dem der Forscher
nicht vollkommen genügen.
Aus dem Gesagten geht hervor, was wir
von dem neuesten Werke über Meißen er-
warten dürfen, und was zu fordern unbillig
wäre. Dr. Berling war nicht nur an Raum und
Zeit gebunden, er mußte auch zahlreichen
andern Anforderungen der Fabriksleitung,
die mit kunstgeschichtlichen Dingen nichts zu
tun haben, Rechnung tragen. Dies kommt
bereits im Umfang des kunsthistorischen
Textes zum Ausdruck, der von den 207 Seiten
des Buches nur 89 Seiten umfaßt, wobei
allerdings noch 29 Seiten auf Anmerkungen
und Register entfallen. Ferner erfolgte der
Auftrag zu dieser Neubearbeitung des von
MeißenerPorzellan.MariarnitdemKinde ihm bereits vor zehn Jahren behandelten
Stoffes zu einer Zeit, die es unzulässig erscheinen ließ, die wichtigsten Samm-
lungen und einschlägigen Archive zu revidieren. Endlich durften als Illu-
strationsmaterial nicht die echten, alten Stücke benützt werden, sondern
nur solche Porzellane, die heute entstanden sind und jederzeit von der
Fabrik angefertigt werden können, und zwar aus oder nach den alten
Formen mit Bemalungen, die sich möglichst genau an die Vorbilder
anschließen. Haben somit die Abbildungen, deren Zahl 300 übersteigt,
für den Forscher nur beschränkten Wert, so bringen sie dagegen dem
sammelnden Publikum den Vorteil, leicht konstatieren zu können, welche
alten Typen heute noch erzeugt werden.
Dem Texte liegt in der Hauptsache der des 1890 erschienenen Werkes
zugrunde. Ihm schließt sich als neuer Teil die Geschichte der Fabrik während
des XIX. Jahrhunderts an. Außerdem hat Berling verschiedene nach 1890
erfolgte Forschungen auf kommerziellem, technischem und künstlerischem
Gebiete, die inzwischen erschienene Literatur, namentlich Sponsel, Brüning
und Zimmermann, sowie seine
eigenen inzwischen erworbenen
Kenntnisse verwertet. Besonders
wertvoll sind die aktenmäßig be-
legten Zuweisungen der meisten
Modelle an die einzelnen Künst-
ler, wodurch die Möglichkeit ge-
schaffen wurde, für jeden einen
bestimmten Typus zu konstruieren.
Bei dieser höchst verdienstvollen
Arbeit war für Berling die Mit-
hilfe des gegenwärtigen Vor-
standes der plastischen Abteilung
in Meißen, des Professors Hösel,
von ganz besonderem Wert.
Diesen dem Vorworte ent-
nommenen Angaben ist hinzu-
zufügen, daß nicht nur das Kapitel
über die Ausbildung der Gefäß-
formen und der figuralen Plastik
unter Kändler zahlreiche Erweite-
rungen erfahren hat, sondern daß
auch die Periode Marcolini bedeu-
tend ausführlicher als früher be-
handelt worden ist. Auch in die
Periode der Napoleonischen Kriege
und in die Periode Kühn gewinnen
Meißener Porzellan. Das FcuerKVase, aus der Reihe der wir erst hier einen mehr als ganz
vier Elemente allgemeinen Einblick. Die neuer-
liche Durchforschung der Meißener
Akten und Formen hat auch nach
manchen Seiten willkommene Auf-
schlüsse gebracht. So ist zum Bei-
spiel die bisher geltende Anschau-
ung, daß Acier es war, der die ele-
ganten Rokokofigürchen der zwei-
ten Blütezeit modelliert hat, nicht
mehr aufrecht zu erhalten. Diese
Figuren, zu denen auch die fran-
zösischen Ausrufer" gehören, sind
vielmehr auf Kändler und seine
Schüler, besonders Reinicke, zu-
rückzuführen, und dürften schon
während des Siebenjährigen Krie-
ges angefertigt worden sein. Auch
bei einer ganzen Reihe anderer
FigurentrittnundieseVerschiebung
ein, und wir lernen Kändler von
einer neuen Seite kennen, und zwar
als Modelleur, der sich, nachdem
er vorerst im Barockgeschmack
gearbeitet hat, mit großem Geschick
in das zierlichste Rokoko einzu-
leben und schließlich sogar dem
antikisierenden Geschmack einiger-
Meißener Porzellan. Kannenvase Erde", aus der Reihe
der vier Elemente
maßen Rechnung zu tragen versteht. Interessant sind die dem kunsthistori-
schen Teile sich anschließenden Ausführungen des Oberbergrates Heintze
über die Entwicklung des chemisch-technischen Betriebes vom Beginn der
Fabrik bis zur Gegenwart. Auch die vom Geheimen Kommerzienrat Gesell
bearbeiteten Mitteilungen über Organisation, Finanzwirtschaft und Sozial-
statistik würde man in diesem Zusammenhange ungern vermissen. Das Werk
schließt mit der Beschreibung der Feier des zweihundertjährigen Jubiläums
und ist außergewöhnlich reich ausgestattet. 43 Tafelbilder sind im Texte
verteilt und überdies finden wir 377 Klischeedrucke.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 51b VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN 54b
ALERIE MIETI-IKE. Wie fast alljährlich hat auch diesmal die Galerie Miethke
eine Auswahl erlesener Franzosen nach Wien gebracht. Man freut sich ja immer,
wenn man in den Mauern unserer alten Stadt den am stärksten vorwärts treibenden Persön-
lichkeiten der modernen Kunstentwicklung begegnet, die einst ebensosehr verkannt
wurden, wie sie jetzt verehrt und gepriesen werden, deren Werke aber leider nur Gast-
xG
rollen bei uns zu spielen pflegen. Diesmal ist der große Courbet mit einem kraftvollen Haupt-
werk da. Aber auch Manet ist mit dem Porträt seiner Frau und jenem des Sängers Faure
glänzend vertreten. Den liebenswürdigen Renoir kann man sogar in zehn Werken
studieren, die in die siebzigerjahre zurückreichen und bis in das Ende der neunzigerjahre
die Entwicklung des Künstlers vorführen. Von Pissaro und Sisley sind wundervolle Land-
schaften vorhanden. Endlich sind Blumenstücke von D'Espagnat und ein herrliches kleines
Stilleben von Monet zu sehen. Aber Cezanne, der heute noch den stärksten und nach-
haltigsten Einlluß ausübt, wirkt diesmal in seiner Vielseitigkeit am überraschendsten. Es
sind kleinere Arbeiten, aber von großer Mannigfaltigkeit des Gegenstandes. Eine Kompo-
Meißener Porzellan. Triumphzug der Amphitrite
sitionsskizze, eine Landschaft und zwei Porträte, welche die ganze Konzentration, Energie
und vornehme Tonemplindung des Meisters zeigen.
Es ist sehr interessant zu sehen, wie frisch und unmittelbar diese Arbeiten heute zu
wirken vermögen, wie dauernd ihr Wert ist, trotz intensivster Arbeit der Künstler der
nachfolgenden Generation, die von ihnen beeinfiußt wurden und über sie hinausschritten.
Die Tonschönheit und Verve Manetscher Pinselführung, seine geistvolle Art, den
lebendigen Eindruck festzuhalten, wirkt unvermindert nur hat man inzwischen ver-
gessen, welcher Mut einst dazu gehörte, so unmittelbar ins tägliche Leben zu greifen und
so bravourös einen Süchtigen Eindruck zu bannen.
Das flimmernde, vibrierende Licht der Pissaro- und Sisleyschen Landschaften, ihre
Raumemphndung und Luftwirkung erquickt noch immer, obwohl viele neuere und tüchtige
Künstler gerade in dieser Richtung Bedeutendes geleistet haben. Die Cezannesche Energie
und strenge Einfachheit imponieren stets von neuem, obwohl er gar manchem den Mut
gegeben, kraftvolle Einfachheit zu pflegen. So
bildet die französische Kollektion einen immer
wieder erquickenden Born von Anregungen
und gibt zugleich einen sehr hoch reichen-
den Maßstab derKritik, den nur äußerst wenige
lebende Künstler vertragen. Gerade für Wien
wäre es sehr wichtig, wenn recht viele Künst-
ler und Kunstfreunde diese Sammlung in der
Galerie Miethke aufsuchen würden. Glück-
licherweise haben von letzteren schon einige
den Mut gefunden, von den so hoch bewerte-
ten Bildern einzelne festzuhalten. Und wenn
man sich überzeugen will, wie fördernd der
Einiluß dieser Kunst auf eine begabte und
ernste Nation wirken kann, so braucht man
nur die gleichzeitige so anregende Ausstellung
norwegischer Künstler im l-lagenbund anzu-
sehen und wird finden, wie fruchtbringend
diese Anregungen sind.
Meißener Porzellan. Uhrgehäuse mit Amor
AGENBÜND. Nordische Gäste haben uns mit ihrem Besuch erfreut. Eine
Gruppe norwegischer Maler füllt die Räume in der Zedlitzgasse mit anregenden und
tüchtigen Arbeiten, die jene erfrischende, belebende Atmosphäre atmen, welche ja im
Norden Europas auch auf geistigem Gebiete vorherrscht.
Denn dieser geographische Norden ist mit der übrigen Welt in stetem Kontakt, er
sendet überall dort seine Landessühne hin, wo Fortschritt und Entwicklung zu Hause sind.
Der norwegische Künstler ist in den großen Kunstzentren Europas ein aufnahmsfähiger
Gast, der in seine Heimat zu-
rückkehrt mit weitem Blick und
doch ungeschwächtem National-
gefühl.
Diesmal war das Programm,
die jüngeren norwegischen Künst-
ler vorzuführen.
Diese Jugend erscheint aber
nicht führerlos und nicht oppo-
sitionell. Ihnen voran schreitet ja
Edward Munch, der, x863 ge-
boren, einst in seiner kraftvollen
und höchst bestimmten Eigenart
revolutionierend auftrat, heute
wie ein Führer und Lehrer einer
großen Gruppe dasteht.
Er erscheint noch immer
als der Stärkste, in ungebrochener
Kraft, mit seinem prachtvollen
Schwung und seiner feinen Ton-
empfmdung, seiner wuchtigen
konzentrierten Art der Malerei
und seinem entwickelten Sinn für
farbige Stimmungswerte. Energie
Meißener Porzellan. Elßler und Taglioni und Sentiment verbinden.
x15"
Neben ihm steht unter den Veranstaltern der Ausstellung gar mancher tüchtige
reife Künstler, der französische Malkultur auf sich wirken ließ. So Thorolf Holmboe, der
an Thaulow mahnt, oder die vornehme Harriet Bäcker mit ihren feinen Interieurstim-
mungen aus alten nordischen Bauten geboren 1845, die jenen G. Kuehls in Feinheit
verwandt sind. Dann wieder Harald Sohlberg, der gewissenhafter, sorgfältiger deutscher
Arbeit näher steht, und Erik Werenskiold, der eine stilistische nordische Note entwickelt
hat. Jeder hat auf seinem Gebiet Eigenes zu sagen. Die jungen sind nun diesen Weg-
weisern gefolgt, haben im Ausland viel gelernt und gehen auch oft um einiges weiter.
Ihnen macht das Malen Freude, sie zeigen Lust an Farbe, an kraftvollem Umriß und ein-
fachen Kontrasten, die fein entwickelt sind.
Man findet tüchtige, breite Malerei wie bei Henrik Lund, oder feine Stimmungskunst
wie bei Soeren Onsager, nervöse Impressionen wie bei Arne Kavli und Per Krohg und
dann wieder die glänzende Charakterisierungskunst und zeichnerische Meisterschaft Olaf
Gulbranssons, der ja im Simplicissimus" längst die bedeutendste Kraft geworden ist.
Mitunter wird auch strenger Stilismus angestrebt wie von Dagfm Werenskiold, der an
alte skandinavische Flächenkunst anknüpft und sie auf seine Art zu neuen Wirkungen
bringt. So blickt überall von den Wänden gediegenes Können und Streben. Jenes kraftvolle
Zugreifen, das jugendfrisch wirkt, dabei eine durchaus moderne Kultur, die den besten
Errungenschaften unserer Zeit gerecht wird.
Das, was überall hervortritt, ist jene echte und ehrliche Kunstbegeisterung, die
höchste Qualität erreichen will, die das Beste aufnimmt, was bisher geleistet wurde, die
über lokale Bedürfnisse und Traditionen weit hinausgreift, um Leistungen hervorzubringen,
die neben dem Besten bestehen können.
Diese Konzentration der Kräfte ist ein höchst erfreulicher Eindruck, der uns die
Nordländer sympathisch macht.
ÜNSTLERHAUS. Wenn man vor den französischen und norwegischen Kunst-
werken das Wirken einer leidenschaftlichen Hingabe an die Kunst und eines hoch-
gestellten Zieles moderner Bestrebungen erkennt, die in der stärksten Konzentration der
Ausdrucksfähigkeit das Anstrebenswerte sieht, so darf man mit diesen hochgespannten
Empfindungen nicht die Ausstellung des Aquarellistenklubs betreten. Man würde ähn-
liches erfahren, als wenn man nach erfrischender Wanderung in Wald und Feld den
mondänen Salon einer Dame der guten Gesellschaft aufsuchen wollte.
Wir finden auch im Künstlerhaus eine aus vielen Ländern zusammengeführte und
gewählte Gesellschaft, der die Konvenienz, die Rücksicht auf die guten Manieren ihre
Temperamentsäußerung aber erheblich beeinträchtigt hat. Überall Geschicklichkeiten und
gefällige Formen, die nicht ahnen lassen, welche kraftvolle Tätigkeit und Kampfstimmung
außerhalb dieser Zirkel herrscht. Eine Ursprünglichkeit und Frische wie in Fahringers
bosnischen Studien wirkt hier schon wie Naturburschentum. Ein Stilismus und Persönlich-
keitsreiz, wie in W. Hampels und I-Iede von Trapps Arbeiten, wirkt fast wie Extravaganz.
Und Gulbranssons fabelhafte Zeichenkunst und furchtlose Satyre mahnen an eine größere,
an eine andere Welt.
Die vielen Schilderungen heimischer Natur, bodenständigen österreichischen Volks-
tums, wie sie Tomec, Ameseder, Suppantschitsch, O. Ruzicka pflegen, haben sicheren
Geschmack und gegenständlichen Wert, erwecken lokales Interesse; man bedauert nur,
daß außer diesen ernsteren Arbeiten auch so viel Dilettantisches und Schwächeres auf
diesem Gebiet Aufnahme fand, das dann das allgemeine Niveau herabdrückt und es den
Ausländern wie l-I. Herrmann, O. Modersohn, R. d. Saegher, C. Grethe und andern so
leicht macht, stärker zu erscheinen, als sie ohne diese Folie wären.
Das sorgfältige Arrangement würde auch eine strengere Auswahl nötig erscheinen
lassen; die gewählte Form sollte auch einen gewählteren Inhalt umschließen. Das erforden
allerdings auch viel Selbstverleugnung und viel Härte, bei der manche persönliche Rück-
sichtnahme fallen müßte. Aber gerade jenes Entgegenkommen, das für die Gesellschaft so
wichtig ist, wird für die Kunst so gefährlich.
EZESSIQN. Die Vereinigung bildender Künstler Österreichs Sezessiorw hat dies-
mal ihre Räume einer Sammlung von Plakaten und einer Ausstellung von Arbeiten
des Architekten Leopold Bauer geöffnet auch im buchstäblichen Sinne. Ein großer
l-Iauptsaal, der die volle Breite und Höhe des Gebäudes einnimmt, ist bis an die Decke mit
Plakaten der verschiedensten Formate, Auffassung und Wirkungsweise angefüllt. Und
obwohl an vielen Stellen des Raumes durch Schriftbänder verkündet wird, daß auch das
beste Plakat durch schlechtes Aufhängen um seine Wirkung gebracht wird, so kann man
doch beim besten Willen in der vorgeführten Art der Anbringung keinerlei künstlerisches
Prinzip auflinden man kann in der Rundplanke des Hofes nur einen Anlauf dazu ent-
decken. Das hat in ihrem Plakatraum seinerzeit die Kunstschau besser durchgeführt. Es
muß dies um so mehr bedauert werden, als wirklich viel Vortreflliches vorhanden ist. Dafür
kann man sogar die Entwicklung der Plakatkunst studieren, weil aus Privatsammlungen
viele Arbeiten entnommen wurden, die der Geschichte des Plakates und damit der
Geschichte der graphischen Kunst angehören. Nur muß man sich das Zusammengehörige,
das nach der Provenienz, nach der Auffassung Verwandte mühsam zusammensuchen.
Man kann ja auch im Plakat und hier sogar leichter wie anderwärts die künstlerische
Zusammengehörigkeit nach Rassen und Ländern als ein treffliches Orienüerungsmittel
benutzen. Auffallend tritt dieses Moment bei den Franzosen in die Erscheinung, die wohl
bahnbrechende Plakatkünstler haben, aber doch die letzten Konsequenzen dieser vom
modernen Stilismus heute ganz beherrschten Kunstform nicht mehr mitmachen wollen.
Hingegen hat der europäische Norden die Führung an sich gerissen und in Beardsley,
Beggarstaff und andern Plakatkünstler vom reinsten Wasser erhalten.
Man kann neben dieser rein ilächenhaften Plakatkunst, die in Beggarstaff wohl die
markanteste Erscheinung zeitigte, die geistreichen Arbeiten von Steinlen, Leandre, Cheret,
Veber mehr als riesenhafte Skizzenbuchblätter bezeichnen. Nur Toulouse-Lautrec, Grasset
nähern sich entschiedener dem eigentlichen Plakatstil.
Deutschland und Österreich haben indessen viel zur besten Entwicklung des Plakates
beigetragen. Die Sezession selbst kann in ihren eigenen Plakaten eine Reihe von glänzenden
Erfolgen auf diesem Gebiete vorführen, nur müßte sie damit auch bis auf die Gründung
der Vereinigung zurückgehen Andri, Klimt etc.. Die vortrefflichen Leistungen, die gerade
die jüngere Wiener Schule im Plakatwesen zu verzeichnen hat, treten in dieser Ausstellung
nicht genügend hervor, leider ebensowenig Polen und Böhmen. Dafür nimmt Deutsch-
land einen sehr breiten Raum ein und zeigt, daß heute bereits eine große Zahl außerordent-
lich tüchtiger Künstler dem Plakat nicht nur ihr Interesse zuwenden, sondern auch wirk-
lich praktisch beschäftigt werden. Zu den Interessantesten zählt unter andern julius
Klinger, der von den Simplicissimus-Kräften vieles und gutes ins Plakat hinübergenommen
hat, und Scheurich, der von Engländern viel gelernt hat.
Räumlich benachbart, aber ohne inneren Zusammenhang schließt sich Leopold Bauers
Sonderausstellung an die der Plakate. Der vielbeschäftigte Architekt ist erst kürzlich zu
einer sehr wichtigen und großen Wiener Aufgabe herangezogen worden und hat damit
einen starken praktischen Erfolg seiner künstlerischen Politik errungen. Mit einem Begleit-
schreiben, das er dem Katalog seiner Ausstellung vorausschickt, hat er nun seinen
persönlichen Standpunkt den künstlerischen Zeitfragen gegenüber motiviert. Er hat sich
damit dazu bekannt, daß er es jetzt vermeidet, vorwiegend dasjenige besonders heraus-
zuholen und zu betonen, was für unsere Zeit das Neue und Charakteristische bildet
was er aber früher doch mitunter und mit Glück geübt hat und heute lieber vorzieht,
der Tradition zu folgen, Anknüpfungen an die Leistungen der Vergangenheit zu suchen,
die für uns wertvoll sind. Seine ausgestellten, sehr sorgfältig durchgearbeiteten Pläne,
Schaubilder, Modelle sprechen eine noch viel deutlichere Sprache. Über das Maß von
Vollkommenheit, mit welchem seine neueren Arbeiten den praktischen Bedürfnissen der
Auftraggeber, der guten Benutzbarkeit, dem wohnlichen Behagen entgegenkommen, kann
natürlich in einer solchen Schaustellung von Zeichnungen und Photographien nicht geur-
teilt werden, es sprechen nur die zahlreichen Aufträge dafür; hingegen ziehen insbesondere
jene Seiten seiner Betätigung an, die ein Hervortreten persönlicher Eigenart in den Raum-
lösungen, in der Flächenbehandlung, in der Materialsprache erkennen lassen, wie dies
etwa bei seinem so reizvollen Bau der Troppauer Handels- und Gewerbekammer in
erfreulichster Weise der Fall ist und auch an der Bielitzer Kirche auftritt.
In diesen Leistungen liegt etwas, was man unbedingt als modern" in bestem Sinne
ansprechen kann und als wahrhaft künstlerisch empfindet, gerade weil man dabei die
Einheitlichkeit der konstruktiven und formalen Elemente unabhängig von unwesent-
lichen Äußerlichkeiten" herausfühlt, während man wieder bei andern Objekten mit der
"äußerlichen" Anwendung von erprobten und überkommenen Motiven das Gefühl nicht
los wird, daB diese Bauten in ihrer äußeren Erscheinung nicht immer ganz von innen
herausgewachsen sind, sondern daß vieles eben diesen Traditionen zuliebe geopfert
wurde, daß Kompromisse geschaffen sind. Sicherlich gibt es Fälle, wie den Um- und
Ausbau alter Schloßanlagen, die Einfügung von Neubauten in historische Platzbilder, wo
eine Annäherung an Bauformen, die einer älteren Kulturperiode angehören, begründet ist
und ja oft gefordert wird. Ebenso sicher ist es ja auch, daß die wahre Originalität nicht in
der Anwendung irgendeiner formalen Eigenheit besteht.
Daß aber neue Kulturformen, neue Konstruktionsmittel, neue Ideen und neue prak-
tische Bedürfnisse, kurz die Errungenschaften einer neuen Zeit auch zu neuen Ausdrucks-
formen in der Baukunst drängen, das kann wohl ernstlich nicht mehr in Frage gestellt
werden.
Nur dort, wo bei einer bestimmten praktischen und neuen Aufgabe durch die best-
mögliche Erfüllung des Gebrauchszweckes, der Benutzungsmöglichkeit, durch die Anwen-
dung der besten und geeignetsten Konstruktionen und Vorkehrungen, durch die beste
Ausnutzung der Lage ein Bauwerk entstand, in dem trotz aller technischen und praktischen
Rücksichten und über sie hinaus die persönliche Eigenart einer künstlerischen, starken
Individualität zum Ausdruck kam, nur dort kann von einem Kunstwerk gesprochen werden,
dem Bedeutung innewohnt, gleichgültig ob es konventionellen Anschauungen entspricht
oder nicht. Die Annäherung an vorhandene Lösungen älterer Perioden, in welchen die
Lebensbedingungen und -formen doch andere waren wie heute, wird viel leichter den
allgemeinen Beifall finden als die Schaffung neuer Gestaltungen, die sich erst einzuleben
haben.
Die größte Entwicklungsmöglichkeit, die höchste Leistungsfähigkeit wird aber sicher
öfter auf dem steilen und einsamen Pfade der Selbständigkeit als auf dem breiten und
gangbaren Wege der Konvenienz erreicht.
Die führenden Menschen sind stets ihre eigenen Wege bis zu Ende gegangen. Die
besten Leistungen aller Zeiten sind oft auch am lautesten angegriffen, am gründlichsten
mißverstanden und sehr oft auch erst von der Nachwelt gewürdigt worden. Sie sind eben
immer zu modern" gewesen.
Das war ja auch stets die Ursache, warum alle jene, die sich zur Führerrolle nicht
opfermütig genug fühlten, der Tradition vor allem huldigten. Auch sie können Tüchtiges,
Wertvolles, aber nichts Fortreißendes vollbringen. Feine Talente sind auch unter ihnen
zu finden und viele Künstler des Erfolges. Ganz besonders aber gilt dies für die Baukunst,
die einen großen Ballast kunstfremder Bedingungen mitzuschleppen hat. Sie braucht be-
sonders starke, auf sich selbst ruhende Persönlichkeiten, die zugleich zielbewußt sind und
etwas Eigenes zu sagen haben.
KLEINE NACHRICHTEN Sie
ÜDERNE GARTENKÜNST. Mit dem Hausbau ist auch die Gartenkunst von
einem modernen Geist erfüllt worden. Der Zusammenhang zwischen Baukunst,
Raumkunst und Gartenkunst, der ja heute als Selbstverständlichkeit nicht erst nachge-
wiesen zu werden braucht, war lange genug durch den Landschaftsgärtner gestört worden.
Nun weiß der Baukünstler wieder, daß sein Bereich nicht bei der Haustüre endet er
gestaltet das Terrain im Zusammenhang mit den Niveaux und Geschoßhöhen, die sein
Bauwerk festlegt. Er schafft Richtungslinien, die aus seinem Grundriß heraus entstehen;
der Ausblick, die Gliederung der oft engen Einfriedung, die sein Grundstück umschließt,
Ganenterrasse mit Sitzplätzen, entworfen von Fr. Gildemeisier in Bremen
ist eine wichtige Aufgabe. Aus einem knappen Grundstück muß er eine möglichst
großformige und weiträumige Anlage schaffen, die größer erscheint durch kluge Wahl
optischer Hilfsmittel. Er engt zu weite Fluchtlinien, zu ausgedehnte grüne Flächen ein, um
den Maßstab seines Hauses in der nächsten Umgebung nicht zu verlieren, um Intimität
auch im Freien zu erreichen.
Die größten Aufgaben stellt ihm das Stadtbild, die Planung großer Plätze und Parks,
in denen die Grundzüge der Gebäudemassen mitbestimmend sein werden. Die kleinste
Aufgabe ist der Gartenhof, der ja so reizvoller Lösungen fähig ist. Das ebene Grün der
Rasenüäche, der Farbenfleck von Beeten und blühendem Gesträueh, die führenden Linien
von Wegen, Treppen, Terrassenmauern helfen ihm den Grundplan seines Gartenraumes
zu gliedern. Die aufragenden Kulissen von Laubmassen, von hochragenden Einzelpflanzen,
von Laubengängen geben ihm die reichen Behelfe zum Gliedern des Aufbaues. Villen.
Lusthäuser, große Gartenmöbel, iigurale und dekorative Plastik, Brunnen, Sonnenuhren etc.
geben die Abschlußmotive oder betonen die Grundrißidee. So operiert er auch hier mit
strengen Linien, mit weise gestalteten kubischen Massen, die er der grünen oder bunten
Natur abgewinnt. Der Zufall naturalistischer Formen, der Naturnachahmung im kleinen
ist ihm ebenso verhaßt wie die Zusammenhanglosigkeit zwischen dem Haus und seiner
Umgebung, die bisher bei uns so allgemein war.
In der korrekten Durchführung dieser grundlegenden Bestimmung muß der kundige
Gärtner dem Baukünstler zur Seite stehen oder aber der Garten erhält seinen eigenen
künstlerisch schalfenden Spezialisten, der mit architektonischem Sinn begabt ist und den
Intentionen des Baukünstlers zu folgen geneigt ist.
Man findet heute schon Gartenarchitekten, die solche Aufgaben als Sondergebiet
pflegen; die Umgebung alter Gebäude, die Umgestaltung vorhandener und falsch dispo-
nierter Gartengestaltungen, die Mitarbeit an größeren Projekten wird ihre häufige Aufgabe
sein. Sie werden am besten dort wirken können, wo ihnen die Baukunst schon ihren
Boden vorbereitet, ihren Rahmen günstig geschaffen hat.
Wir bringen heute in einigen Abbildungen Arbeiten des Gartenarchitekten Fr. Gilde-
meister in Bremen, die Beispiele neuzeitlicher Gartenbehandlung vorführen. Im Aus-
stellungsgarten der Kunsthandlung Keller und Reiner, Berlin, hat der Genannte einen
Binnengarten, umschlossen von hohen Hausfronten, geschaffen. In einem Landgut bei
Bremen konnte er Terrassenanlagen schaffen, einen Nutz- und Blumengarten als strengere
Gartenform an einen Park anschließen und so den Übergang zur freien Natur vermitteln.
Anderwärts hat er die Umgebung von Villen gestaltet, die das Rückgrat, den festen Halt
der Gesamtanlage bilden und den Ausgangspunkt der Dispositionen geben, überall arbeitet
er mit Raumgefühl nach guten modernen Grundsätzen, fügt sich der architektonischen
Idee mit Geschmack und Geschick. H. Fischel
DRESSLERS KUNSTJAHRBUCH 1911112. Der erste Jahrgang dieses nütz-
lichen Nachschlagebuches xgoü hatte 548 Seiten. Heute hat sich seinUmfang nahezu
verdoppelt, ohne daß das Buch unhandlich und unübersichtlich geworden wäre 904 Seiten.
Das ist ein Zeichen für fleißige Umschau und rührige Betätigung durch Sammeln, Sichten,
Verbessern. Man kann diesen Führer durch die Arbeitsgebiete der deutschen Kunstpflege
um so wärmer empfehlen, als auch die einschlägigen österreichischen Verhälmisse aus-
giebig berücksichtigt erscheinen. Zu den sichtlichen Vereinfachungen und Klärungen
sowohl in bezug auf den Inhalt als in bezug auf die äußere Erscheinung des Bandes muß
man unbedingt seine Zustimmung äußern. H. F.
UDOLF VON LARISCH, UNTERRICHT IN ORNAMENTALER
SCHRIFT. Schritt für Schritt, bedächtig und zielbewußt wie man Neuland
bebauen muß hat Rudolf von Larisch das Gebiet urbar gemacht, auf dem er sich seine
Lebensaufgabe gewählt hat. Die Propaganda für die künstlerische Schrift ist der weite
Rahmen, in dem sein Lehrbehelf stetig wächst, den er im Auftrage des Ministeriums für
öffentliche Arbeiten herausgibt. Die dritte Auflage ist wieder reicher und anregender
geworden, als es die zweite bereits war. Er nennt dieses Büchlein ja selbst eine Mosaik-
arbeit, eine Sammlung seiner methodischen Erfahrungen. Nun, da seine Erfolge als Metho-
diker wie als Lehrer und Anreger weiter gewachsen und reicher geworden sind, kommt
dies auch dem bewährten und vortrefflichen Führer zugute, als welcher sein Unterrichts-
buch dient. Sicherlich wird es ihm in dieser neuen Form auch neue Freunde und Ver-
ehrer werben, neue Schüler zuführen. H. F.
ANS THOMAS IMMERWÄHRENDER KALENDERW" Der dreiund-
siebzigjährige Thema brachte in diesem Jahre seinen Freunden eine Weihnachts-
gabe dar. Mit einer handschriftlichen Einbegleitung, mit Schnörkelscherzen und Knittel-
Druck und Kommissionsverlag Künstlerbund Karlsruhe.
115
versen versehen, schickt er die teilweise alten. teilweise neuen Blätter wieder in die Welt
hinaus, um seine Getreuen zu erfreuen.
Er sagt selbst darüber folgendes Wie ich in meiner ugend Schwarzwälder-Uhren-
schilde bunt bemalt habe, so wollte ich jetzt den Kalender, diesen Maßstab der Zeit, mit
Bildern verzieren; ich entwarf und verwarf, später sammelte ich das Übriggebliebene,
und vor Jahren entstand der Kalender in größeren Lithographien, in wenig Exemplaren
gedruckt und kaum im Handel.
Im Alter erwacht wohl der Trieb, noch so viel wie möglich von seiner Ernte unter
Dach zu bringen, man sucht nach Ähren, so lang man sie im Dämmerlicht noch sieht,
man eilt sich, ehe die Nacht anbricht."
Aus einer Gartenanlage von Fr. Gilderneister in Bremen
Diese aufrichtigen Zeilen werden jene versöhnen, die von dem Karlsruher Patriarchen
größeres erwartet hätten, und erklären vieles, was man sonst nicht ohne Widerspruch hin-
genommen hätte. Man muß das Schwächere übersehen und das Wertvolle genießen.
H. F.
ERLINER KÜNSTSCHAU. Im Salon Gurlitt sah man eine fesselnde Aus-
stellung badischer Künstler, an der Spitze als Senior den Meister Thema. Eine sehr
interessante Rarität zog zuerst die Blicke an ein langes Tafelbild, Musikanten auf der
Veranda. Hans Thema hatte es 1887 als Fresko auf die Wand eines Cafes in Frankfurt
am Main gemalt. Beim Abbruch des Hauses gelang es, das Bild abzulösen und auf
Leinwand zu bringen. Nun ist es erhalten und spricht zu uns voller Schalkhaftigkeiten und
Humor.
Die Laune und Saftigkeit Gottfried Keller-
scher Geschichten steckt in dieser musikalisch-
malerischen Schnurrpfeiferei. Auf schmalge-
strecktem Holzbalkon in gelbblauen Tönen mit
dem Blick ins weite Land eine Fülle kauziger
Typen, Musikantentemperamente, die ihren In-
strumenten wesensähnlich wurden. DerBrumm-
baß, dickbäuchig, mit gewölbter bunter urväteri-
scher Weste, einem gewaltigen Brillengeschirr
auf der knolligen Nase im Rotweingesicht; die
schmachtend versonnene Klarinette; der lyrisch-
romantische Geigenjüngling mit langem Blond-
haar, ein Vorläufer des Geigers in der Abend-
stunde auf dem deutschen Holzschnitt; der
Dirigent in gelber Hose und asthmatischem
Frack, der voll Grandezza den Stab führt. Scherz-
haft umspielte Porträte der Jugendfreunde kann
der Kenner hier herausfinden und ThomasSelbst-
bildnis entdeckt man im Hintergrund, er bläst
freundlich und behaglich ins Waldhorn, und das
Waldhorn, des Knaben Wunderhorn, ist nun
wirklich das echteste Instrument für ihn, der
die deutsche Landschaft so zum Tönen brachte.
Auserwählt sind auch die andern Thomas
der Junimorgen mit dem welligen Abhang voll
grüner Laubbäume, die ihre raschelnden Häup-
Gartensessel, entworfen von Fr. Gildemeister in ET S0 eng ZUSBYIIIUCDTÜCRCII, daß dB!" Anblick
Bremen dem einer wollig-wuscl-iligen Herde gleicht; die
weite grüne Wiese mit dem blau-weiß schim-
mernden Wolkenmeer darüber voll Unendlichkeit und den im Gras spielenden Kindern, die
wie im weiten Raum verloren scheinen, und endlich das glückhafte Bild von der Wonne
des Fliegens, die Reiher in blauer Luft, auf und ab tauchend, in Kurven schwebend, in den
Figurationen und Touren ihrer eigenen Menuette ziehend, hellliedrig mit den drahtförrnig
abgestreckten Stelzen.
Von Trübner sieht man einen Studienkopf, ein knorrig zerrunzeltes Altrnännergesicht
mit Käppchen, unter dem die Haarfransen sich verschieben. Von Dill Crepuscule-Stim-
mungen, einen verwunschenen Birkenwald mit balligen Wipfeln im fahlgelben Abend,
orange Barkensegel, die, gegen blaue Wolken gestellt, selbst als Wolken wirken.
Man merkt sich noch eine hübsche Arbeit von Adolf Luntz, die Bachwehr mit den
Herbstbaumen zwischen dem Forellenwasser und der blanken Wiese.
Ein ulkiger Gesell scheint Hans Sprung. Er malt sich selbst, umprasselt von einem
Farbenflockengestiebe, als rot verfrorenen Garnin, schlemihlhaft hilflos mit aufge-
schlagenem Kragen. Rasse und Temperament steckt in dem andern Bild, dem Absinth-
trinker, ein Zuavenkopf, grau-kraushaarig, vom roten Fremdenlegionärkäppi bedeckt in
den Kissen eines tiefen Lehnsessels, iieberäugig, mit wulstigen Lippen durch den Stroh-
halm das grüne süße Gift saugend.
Zu diesem Süddeutschen als Ergänzung noch einen Stuttgarter von Qualitäten,
Christian Landenberger, der eine Kollektion bei Schulte hat. Ein Charakteristiker voll
Blick und plastischem Griff. Seine Bulgarin in lila Bluse, mit weißen Spitzen, dem anämisch
abgezehrten gelben Gesicht darüber, von schwarzen Haarsträhnen umhangen, ist malerisch
leidenschaftlich empfunden. Dann seine Typen alter und junger Bäuerinnen in stark
lebendiger Farbenfülle unter volltönendem Zusammenklang der Blumenkoloristik mit den
buntgemusterten Schals und Bauschröcken; sie sind nie genrehaft oder nur Figurinen
eines Trachtenmuseums. Sie wurden eigenschaftlich erkannt in menschlicher Wesenheit
und als Geschöpfe de la Terre dargestellt.
Eine Geschmackskünstlerin von hohen Graden ist Ottilie Michail Bukarest. Ihre
Emailwerke haben bestrickenden Reiz. Man sieht sie bei Gurlitt. Schalen und Platten
bildmäßig zum Einrahmen führt sie in dieser edlen Technik aus. Ihre Dekore werden rein
aus dieser Technik entwickelt. Ein schaumig glitzernder Schneeballenzweig in farbig
changierender Luftstimmüng von irisierenden Faltern umspielt; ein Schlummerkind durch
Engel bewacht, von einer blühenden Rosenhecke überrieselt, dann Tiefseemotive voll dunkel
schimmerig tiefem Glast und Glanz. Braun-gelb-blaues Gewoge, tauchendes Spiel der
Glimmerfarbe, Netzgeäder und phosphoreszierende Schuppenschmelzkoloristik. Und in
diesem Element schnellende, auf- und abgleitende gleißende Märcheniische.
Ohne stoflliche Motive, nur in Koloristik getaucht, sind die Schalen, mit Goldgitter
auf den Mosaikwänden und mit Juwelengeäder, überhaucht von leuchtenden Aufgängen
und Dämmerungen und durchzuckt von sprühenden farbigen Eiskristallen. Eine Art du Feu
voll verwirrender Schönheit. F. P.
ERLIN. DIE FRIEDRICH-AUSSTELLUNG. Die Akademie der Künste
huldigte dem Friedrichstag mit einer großzügig inszenierten Ausstellung Friedrich
der Große in der Kunst". Ein Kulturausstattungsstück von hoher Bedeutung ist das
geworden. Vor allem kam eine reiche Porträtgalerie des Friederizianischen Kreises und
seines I-Iaupthelden zusammen. Von der Kindheit, wo er mit Trommel und Jagdspieß
spielt, bis ins späte Alter führen diese Bildnisse. Sie geben uns freilich mehr Variationen
über das Thema Friedericus Rex als reale Auf-
nahmen, denn der König hatte eine heftige Ab-
neigung dagegen, Malern zu sitzen. Nur einmal
gelang es, ihn dazu zu bewegen, und das war
bei seiner Schwester in Braunschweig, wo ihn
der Hofmaler Ziesenis nach dem Leben auf die
Leinwand brachte. Und dies Bildnis sieht man
hier. Es zeigt Wickelfrisur um die Ohren, einen
Schnurrbartschatten auf der Oberlippe; das Ge-
sicht mit den durchdringenden Augen wirkt
voller, als es die stilisierten Bilder zeigen, die
das traditionelle scharfschmale Adlerproiil her-
ausarbeiten. Und eine Büste E. Bardous, die
Fritz Stahl im Weimarer Wittumspalais ent-
deckte und die hier auch nicht fehlt, weist
manche Verwandtschaft dazu auf. Es ist nicht
das Feldherrnhaupt mit dem Eroicablick in die
Weiten des Schlachtfeldes, es ist viel mehr von
der vie privee darin; das Nachdenklich-Philo-
sophische, das Einsame, Insichgekehrte kommt
zum Ausdruck und sicher mehr der Mensch
als die Majestät. Künstlerisch behalten natür-
lich die andern Bildnisse, vor allem die von
Antoine Pesne, durch den Schmelz ihrer Farben-
gebung ihre Bedeutung.
Interessante Typen der Zeit entdeckt man
in effigie. Madame Rocoulle, die Oberhof-
meisterin ein fabelhafter Pesne in der D37" Gartensessel, entworfen von Fr. Gildemeister in
stellung des elfenbein-pergamentenen Gesichtes Bremen
in weißen Spitzenkrausen, der langen, schmalen Hand, wächsern bleich mit der Gold-
tabatiere auf dem schwarzen Kleid, Prinz Heinrich von Anton Graif, dessen Züge an
Max Reinhardt erinnern könnten, auch er hat im Blick etwas vom stählernen Schein der
Fritzen-Augen, die so stark waren, daß selbst Casanova, der abgehärtete Abenteurer,
davon durchdrungen wurde.
Merkwürdig dann der Graf Schwerin eines unbekannten Malers. Er sitzt lässig, breit-
spreizig, die haarige Männerbrust zum Gefechte gelüftet, fast ein Karl Moorscher Gefährte
aus den böhmischen Wäldern.
Noch lebendigere Kulturatmosphäre haben die Bildnisse, die in den mit feinem
Sinn aus echten alten Stücken komponierten Friederizianischen Interieurs hängen.
Da ist der blaue Saal mit der Lyoner Seidentapete, die einer Wandbespannung aus
dem neuen Palais in Potsdam nachgebildet ist. Schreibtisch und Konsole aus Zedernholz
mit Silberbeschlägen, ein Spieltisch mit Schachbrett in Holzintarsien, ein Kaminschirrn mit
geschnitzten Emblemen der Maske, Laute, Tamburin, sowie eine Garnitur, Sofa und
Sessel, aus versilbertem Holz mit blauer Seide stehen darin. Alles Mobiliar ist aus der
Wohnung Friedrichs im Potsdamer Stadtschloß, vor allem aus dem Schlafzimmer des
Königs. Von den Wänden herab sehen fürstliche Frauen der Zeit in der schrneichlerischen
Darstellung Antoine Pesnes die Markgräiin Wilhelmine von Bayreuth, Friedrichs
Schwester, ein kluges Frauenantlitz unter der kleidsamen weißen Perücke, mit Spitzen-
manschetten über den feinen Händen, am Büchertisch, und die andere Schwester, Friederike,
sehr bestrickend mit dem pikant-kapriziösen Oval des Antlitzes, dem koketten Mund, dem
Reiherstutz ganz 1a mode von heut im Haare der Frisur. Sehr raffiniert ist die Schwarz-
Weiß-Wirkung des tief dekolletienen Samtkleides zu der weißen Büste und der Samt-
larve zu der graziösen Hand, die sie hält.
Dann der grüne Saal mit den kostbaren Möbeln aus furniertem Schildpatt, mit
Bronzebeschlägen, mit Marmor- und Lapislazuliplatten. Melchior Cambly hat diese Kom-
moden und die aus dem gleichen Material gefertigten Notenpulte gebaut. Auf dem einen
liegt die eigenhändige Partitur Friedrichs Arie pour il Paulino del Opera di Demofouche.
Die Polstergarnitur ist hier grün und vergoldet und vor dem Sofa steht auf einem Sockel
ein lebendig modelliertes Windspiel aus Bronze mit federndem Gliederbau.
Hier hängen Männerporträte. Originell ist Pesnes Bildnis des Grafen Keyserlingk,
feist und vollblütig strotzend, mit der Korbflasche in der Hand, aus der er in hohem
Bogenstrahl den Wein ins Glas rinnen läßt, und der Chevalier de Zasot des gleichen
Künstlers im lila Domino, mit der Maske in der Hand, in Attackehaltung.
Eine Ergänzung zu der offiziellen Welt bringt das Kabinett, das man überschreiben
könnte die Schauspieler des Königs. Eine Galerie, meist von Pesne und Graff. Hier
gaukelt die Barberina, üppig, mit dem Tamburin; dann die Cochois, in einem Watteau-
Park, zwischen dämmernden Büschen tanzend, die Reggiani als Leda im Reifrock, mit
Rosengirlanden, und der Schwan ist mit Rosen bekränzt.
Es kommen noch dazu Säle mit Graphik, Chodowieckis und Menzels, die Abteilung
Friedrich in der modernen Kunst, worin die große Menzel-Kollektion mit dem Hauptstück,
dem Hochkirch-Bild voll Helldunkel, mit lohenden Wachtfeuern durch die Nacht. Und
schließlich allerlei reizolles Bric-a-Brac in Vitrinen.
Weiße Porzellanstatuetten, so ein Duo Friedrich und Voltaire aus der Sevres-
Manufaktur ein Tisch mit Büchern, am Boden liegt das Windspiel, der König sitzt
zuhörend, Voltaire doziert in voller Bewegung, er spricht nicht nur mit den Händen, auch
die spitze Nase scheint sich in das Problem einzubohren. Miniaturen, Tassen und sehr
viel Tabatieren, teils kostbare aus Silber und Perlmutter, dann aber auch die fast noch
interessanteren Schlachtendosen, schmal und lang wie ein Pennal, mit eingeprägten
Reliefs, hauptsächlich Porträte und Kriegssituationen.
Und die am tiefsten berührende Reliquie ist vielleicht die Flöte des alten Fritz mit
ihrer Porzellankassette.
129
Lebensvoll erfüllte Vergangenheitswelt tut sich hier auf und man fühlt sich um-
klungen von der Marschweise der Kriegslieder des preußischen Grenadiers Friedericus
Rex, unser König und Herr 1-1
RQTHMANN, DEKORATIVE SCHRIFTÜk Ein Zeichenlehrer und Päd-
agoge,der zu seinen Fachgenossen über die Notwendigkeit künstlerischer Einfluß-
nahme auf das Schriftwesen sprach, erweiterte diese Auseinandersetzung zu einer Bro-
schüre, die Heintze und Blankertz ihren Veröffentlichungen über die Ausbildung der
Ganenbank, entworfen von Fr. Gilderneister in Bremen
Schrift anreihen. Wenn diese kleine Arbeit auch von einer Fabrik von Kunstschriftgeräten
herausgegeben wird, so bildet sie doch keineswegs eine bloß tendenziöse Schrift, Sie ver-
einigt in übersichtlicher Form die beherzigenswerten Resultate der modernen Bemühungen
auf dem Gebiete der Reform unseres Schriftunterrichtes. Ein Literaturnachweis vervoll-
ständigt das Gebotene, das anregend zu wirken vermag. Wenn verschiedene Schrift- und
Ornamentproben eingeschaltet sind, die rnit den Schreibgeräten der Fabrik hergestellt
wurden, so bilden diese doch ein sehr brauchbares Illustrationsmaterial, das für den
Schreiber wie für dasWerkzeug spricht, mit dem die Proben hergestellt sind. Den Anfängern
und Lehrern ist so ein guter Behelf geboten. H. F.
Normalduklus, Natürliche Handschrift, Dekorative Schrift von Heinrich Grothmann. Verlag Heimze
und Blankenz, Berlin.
LTENGLISCHE HERRENSITZEJ? Auf x04 Blättern sind Faksimiledrucke
der englischen Originalausgabe von Joseph Nash erschienen, welche in den jahren
r83g bis 1849 unter dem Titel The mansions of England in the olden time" herauskam.
Alle Freunde des prächtigen Werkes, welches nicht nur im Inselreiche viel zur
Hebung des guten Geschmackes beitrug, sondern auch am Kontinent einflußreich wirkte,
werden es freudig begrüßen, daß eine Reihe von Farbentafeln diese Neuausgabe schmücken,
welche der handkolorierten alten Ausgabe nachgebildet sind.
Dadurch und durch die große Sorgfalt und technische Vollkommenheit der Repro-
duktion auf gelblichem Kunstdruckpapier ist eine sehr handliche und ansprechende Wieder-
gabe des seltenen lithographischen Werkes entstanden, welche die bisherigen Neuausgaben
überragt. Nash hat es verstanden, durch ein Versenken in die Eigenart des XV. und
XVI. Iahrhunderts, in die Kultur der Zeit, die den romantischen Neigungen seiner eigenen
Epoche so sympathisch war, einen Spiegel der adeligen Hausbaukunst jener Tage und des
Lebens, für welches diese Schlösser bestimmt waren, zu geben. Seine persönliche Art ist
so ansprechend und geschmackvoll, daß sie überzeugend und zugleich anmutig wirkt. Der
Reichtum an dargestellten trefflichen Innenräumen ist so mannigfaltig und überraschend,
daß man diese sachlichen Aufnahmen wie ein Bilderbuch durchblättert, das für den Archi-
tekten ebenso gut wie für den Bauherrn und Kunstfreund zum Nutzen und Vergnügen
dient. H. Fischel
IE PFORZHEIMER SCHMUCKINDUSTRIE VON R. RUCKLIN.
Im Verlage der Technischen Monatshefte" FrankhscheVerlagshandlung, Stuttgart
erschien kürzlich ein Bändchen, das als zweites der Serie Deutsche Arbeit" herauskam.
Schon der Titel mit der Bezeichnung Schmuckindustriw führt darauf hin, daß es
sich hier nicht um eine künstlerische Angelegenheit dreht. Die sachlich abgefaßte kleine
Monographie über ein industrielles Gebiet, das einige Berührungspunkte mit dem Kunst-
gewerbe besitzt, zeigt den außerordentlich großen Umfang, welchen die maschinelle
Schmuckerzeugung angenommen hat. Wenn man diese Tatsache in ihrem ganzen Umfang
erkannt hat und aus den Abbildungen sieht, wie kunstfremd doch diese Erzeugung
materiell oft hoch bewerteter Stücke ist, muß man eine stärkere künstlerische Einflußnahme
auf dieses Gebiet nur sehnlichst herbeiwünschen. Daß diese Einliußnahme auch in anderer
Richtung sehr wertvoll werden könnte, zeigt ein Zitat aus der Broschüre, das wir hier
folgen lassen
Einen selbständigen Künstlerstil für Schmuck im modernen Sinne haben Deutsch-
land, Frankreich, England, Dänemark, Holland und Österreich Er findet in all diesen
Ländern Anklang, Verständnis und Absatz nur in verhältnismäßig kleinen Kreisen. Viel-
leicht ist Deutschland in dieser Beziehung am weitesten vorgeschritten.
Einen national ausgeprägten Volks- und Bauernschmuck hat Deutschland nur noch
in kümmerlichen Resten lebendig Bayern und etwa die Vierlande. Dagegen ist er in Hol-
land und Norwegen noch in Fabrikation und Absatz lebenskräftig. In starkem Rückgang,
namentlich technisch und künstlerisch, ist er in Spanien und Italien begriffen; ebenso ist
es in allen orientalischen Mittelmeerländem der Fall, wie auch in den Donauländern und
der Türkei. Der herrliche indische Volksschmuck ist nur noch ein Schatten seiner früheren
künstlerischen Größe und Bedeutung.
An dem Rückgang all dieser einst selbständigen Produktionsgebiete hat die Pforz-
heimer Fabrikation einen nicht unwesentlichen Anteil ihre Erzeugnisse paßten sich stets
zunächst der lokalen Geschmacksrichtung an, waren raffinierter hergestellt, glänzender im
Aussehen, auch wohl billiger, und haben so nach und nach überall die einheimische Pro-
duktion aus den Städten verdrängt, so daß sie sich jetzt aufs Land zurückgezogen hat, wo
sie nach und nach verkommt."
Altenglische Herrensitze von joseph Nash. Verlag für Kunstwissenscbaft, Berlin.
Also auch hier zeigt sich die außerordentlich dringende Notwendigkeit, der Zer-
störung alten Kulturbesitzes Einhalt zu tun, und die modernen Betriebe in Bahnen zu
lenken, die einer gesunden und kräftigen künstlerischen Erziehung und Einiiußnahme in
weitem Maße Spielraum gibt. H. Fischel
IIEIPZIG. INTERNATIONALE AUSSTELLUNG FÜR BUCHGE-
WERBE UND GRAPHIK Ig 14. Am 23. v. M. fand im Buchgewerbehaus zu
Leipzig eine gemeinsame Sitzung des Direktoriums mit den Vertretern der verschiedenen
wirtschaftlichen Vereinigungen des Buchgewerbes statt, um deren Mitwirkung an dem
großen Unternehmen zu sichern Es wurde der vorläufige Organisationsplan ergänzt und
grundsätzlich festgestellt, so daß nun demnächst an die Bildung eines Gesamtausschusses
und der verschiedenen Arbeitsausschüsse der Gruppen herangetreten werden kann. Die
Arbeiten an der Ausstellung werden nun zunächst von den einzelnen Gewerbezweigen
noch weiter beraten und gefördert werden.
ARISER AUSSTELLUNGEN. Der Salon d'Hiver" findet im Grand Palais
des Champs Elysees" statt. Diesmal sind nur einige der oberen Räume in Anspruch
genommen und diese Ausstellung ist, trotzdem sie über xzoo Nummern umfaßt, nicht
gerade ein bedeutendes künstlerisches Ereignis! Man muß viel suchen und an vielen
konventionellen Dingen vorübersehen, um sich an den wenigen guten Arbeiten er-
freuen zu können. Die schrecklichsten Malereien sind leider an Ehrenplätzen so auffällig
zur Schau gestellt, daß sich ihre unvorteilhafte Wirkung oft auf den ganzen Raum
erstreckt. So zum Beispiel La Coupe symbolique" von Du Thoit, lebensgroße allegorische
Figuren, welche als Afi-iche, für ein Mineralwasser vielleicht, zu verwenden gewesen
wären. Sehr aufdringlich unschön ist auch das Gemälde von Caucaunier, welches die
Wohltaten der Republik Kindererziehung und Altersfürsorge, trotz bester Absicht, recht
abschreckend darstellt. Die Bilder von Serendat de Belzim dürften immerhin bei gewissen
Besuchern Anerkennung finden. Sie stellen zumeist jene süßlichen Frauenschönheiten
dar, welche wie große Puppen aus glänzendem Porzellan aussehen. Kowalsky ist, abgesehen
von modernen Ansprüchen, gerade noch erträglich mit einer Tennisspielerin" in einem
bescheideneren SommeridylW. Vor dem Bad" von Marguerite Delorme Kinderszene im
Badezimmer ist recht niedlich für Kinderfreunde! Etwas kräftiger behandelt sind die Genre-
bilder von Raoul Carre. Gabriel Ferrier ist ein zu berühmter Porträtmaler, um es zu wagen,
an seinen Bildern etwas auszusetzen. Es ist auch nicht immer möglich, aus einem bestellten
Porträt eine interessante Darstellung zu machen. Boisselier malt kleine, miniaturartig aus-
geführte Ölporträte; es ist dieselbe Manier, mit welcher Weerts so viel Erfolg gehabt hat.
Die winzigen, äußerst sorgfältig und dabei künstlerisch behandelten Interieurbildchen
von Victor Lecomte sind immer von angenehmer Wirkung. Es gibt im Salon d'Hiver sehr
viele gute LandschaRen. Die modernste Technik und die besten Lichteffekte verdanken
wir hier Gustave Cariot. Georges Dantu ist für seine blühenden Bäume und guten Strand-
bilder aus der Bretagne bekannt und geschätzt.
Dambourgez bringt glänzende Farbeneffekte aus Venedig und Marokko. Debreaux
verlegt sich hingegen auf beinahe farblose holländische Landschaften und erzielt mit
diesen Grau-in-Grau-Bildern hübsche Stimmungen. Eine Serie charakteristischer Studien
aus der Provence ist von Ribeaumont. Dagnac-Riviere stellt seine Skizzen aus dem Orient
aus, und Venedig ist auch noch vielfach durch die Bilder von Roullet vertreten. Hübsche
kleine Aquarellbildchen, Ausblicke auf das stille Leben in der Provinz sind von Pierson.
Die drei Blumenstücke von Pallandre gehören zu den besten Bildern des Salon dT-liver".
Im großen Saale der Galerie Georges Petit fand diesen Monat die Ausstellung der
Gesellschaft La Cimaise" statt. Sehr viele von den bekannten Pariser Künstlern sind
Mitglieder von mehreren dieser Künstlervereine, welche sich hauptsächlich zu Aus-
stellungszwecken gebildet haben.
La Cimaise" umfaßt ebenso wie die Societe Internationale" eine Anzahl sehr
geschätzter Künstler. Raymoud Woog nimmt diesmal mit seinem l'Univers" den Ehren-
platz ein. Das Bild stellt ein reizendes kleines Mädchen im Kostüm einer Infantin von
Velasquez dar, welches sinnend einen großen Globus betrachtet. Die Darstellungen von
Raymond Woog zeichnen sich immer durch eine äußerst geschickte geschmackvolle Wahl
der Farben und der Sujets aus. La robe ileurs" von Desch, wieder ein Kind in einer
geblumten Robe, ist leicht impressionistisch behandelt und gehört zu den besten Bildern
der Ausstellung. Etwas modern angehaucht sind auch die hübschen Landschaften von
Blanche Camus. Von den Landschaften, welche Andre Chapuy ausstellt, ist besonders
ein Schneebild von geradem vorzüglicher Wirkung.
Chahines kräüige und absolut individuell behandelte Kohlenzeichnungen fast lauter
Frauenporträtstudien sind ausgezeichnet. Besonders beachtenswert ist noch ein Sonnen-
untergang Le Moulin" von Paul Lefebure. Landschaften und Typen aus Marokko von
exotischem Zauber sind von Morerod. Penat erzielt mit seinen leicht kolorierten Zeich-
nungen dessins rehausses sehr angenehme Effekte. Zu erwähnen sind noch die farbigen
Holzschnitte von Joyau, Landschaften in Gouache von Lechat, Bilder von Lecreux,
Marret, die sonnigen italienischen Skizzen von Remond und sehr gute Stilleben von
Calvet.
Die Skulptur ist sehr glänzend vertreten durch die unerschöpflich vielseitigen
Leistungen von Edouard Sandoz. Es ist hier unter anderem ein sehr merkwürdiger kleiner
affenartiger Adam, eine griechische Tänzerin und ein mittelalterlicher Ritter zu Pferde in
voller Rüstung. Die beiden letzteren sind kleine Statuetten in Bronze.
Andere Bronzestatuetten stellen charakteristische Typen der römischen Landleute
dar. Diese Arbeiten von Henry Bouchard gehören zu den Sehenswürdigkeiten der
Cimaise". Mademoiselle Jozon arbeitet mit Geschick und Geschmack. Ihre Entwürfe für
Porzellanstatuetten sind reizend, ebenso ihre Tänzerinnen in-Bronze und eine kleine
Szene von spielenden Kindern am Strand.
Eine von Email und Edelsteinen glitzernde Vitrine trägt stolz den Namen Eugene
Feuillätre. Die darin enthaltenen modernen Schmuckgegenstände, kostbaren kleinen Vasen
und Dosen sind alle geschmackvoll in Form und Farbe. Einige glückliche Ideen für
Beleuchtungskörper mit Efeu, Distel- und Algenmotiven werden von Brindeau de jarny
ausgestellt. Madame Lecreux macht hübsche kleine Kunstgegenstände in geschnitztem
Perlrnutter. Marguerite Bossard befaßt sich mit der Herstellung kostbarer Spitzen-
arbeiten nach alter Art. Sie erzielt sehr prunkvolle Wirkungen mit ihren Nadelkunst-
werken.
In den eleganten Räumen des Volney" cercle artistique et litteraire ist die
Qualität der Besucher ebenso gewählt wie die der ausstellenden Künstler, welche alle
Mitglieder des Klub Volney sein müssen. Der Umstand, daß jeder mit einer regelrechten
Einladung versehen sein muß, um hier Eintritt zu erhalten, macht es umso wünschens-
werter, sich über die hier befindlichen Bildnisse der Pariser eleganten Welt ein persön-
liches Urteil zu holen! Als das gelungenste Porträt ist jenes der Madame P. von Chabas zu
bezeichnen. Es vereinigt alle Qualitäten eines Kunstwerkes; obwohl das Modell nicht
gerade als eine absolute Schönheit zu bezeichnen wäre, ist das Bild in jeder Hinsicht
entzückend. Es liegt unendlich viel Bewegung und Farbenfrische in allen Kompositionen
von Grün. Bei seinem portrait de monsieur J. T." kommt dies nicht so sehr zur Geltung,
aber seine femme au chapeau rose" ist ein reizendes Bild. Raymond Woog ist auch hier
mit einem vielbesprochenen Porträt der schönen Madame H. B. vertreten. Ebenso Gabriel
Ferrier, welcher zwei gute Porträte bekannter Persönlichkeiten ausstellt. Jules Cayron
hat große Fortschritte gemacht. Sein Bild der Schauspielerin Berthe Cerny und ein "Portrait
de rna mere" sind äußerst schätzenswerte Arbeiten. Baschet, Lauth, Dechenaud, Fournier
gehören zu den Meistern der modernen Porträtmalerei. Über Weerts zwei Männer-
porträte wäre noch zu sagen, daß er seine Manier einigermaßen geändert, modernisiert
133
und gekräftigt hat. Ein Genrebild von Guinier ein trauernder Amor wird vielfach
bewundert.
Hier und dort ist die Reihe der Porträte von einigen fast durchwegs vorzüglichen
Landschaften von Le Gout Gerard, Leroux, Waidmann, Remond, Nozal und einigen andern
bekannten Künstlern unterbrochen. Th. Kulmer
IEN. MODERNE GALERIE. Seine Majestät der Kaiser hat mit Aller-
höchster Entschließung vom 30. Dezember v. die Abänderung der Bezeichnung
der Modernen Galerie" in Wien in Österreichische Staatsgalerie" genehmigt. Diese neue
Benennung hat ihren Grund darin, daß die bisherige Moderne Galerie durch Erweiterung
des Samrnlungsprogrammes auf die österreichische Kunst der Vergangenheit ausgestaltet
werden soll. Die Tätigkeit der Staatsgalerie wird sich sonach in l-Iinkunft im wesentlichen
auf zwei Gebiete erstrecken. Ihre hauptsächliche Aufgabe wird jene sein, der die bisherige
Moderne Galerie gewidmet war, das ist in ideellem Anschluß an den übrigen öffentlichen
Kunstbesitz in Wien die allgemeine Kunstentwicklung vom Ende des XVIII. Jahrhunderts
bis zur Gegenwart in ihren wesentlichen Linien und Phasen durch große, typische Beispiele
der schöpferischen, richtunggebenden Kräfte zur Darstellung zu bringen, wobei natur-
gemäß das Ausland nur in den überragenden, die gesamte Entwicklung beeinflussenden
Erscheinungen, die österreichische Kunst hingegen in reicherer Ausgestaltung und Berück-
sichtigung aller rein künstlerischen Richtungen und führenden Meister zur Geltung kommen
soll. Darüber hinaus ist der Staatsgalerie die neue Aufgabe gestellt, auch die ältere öster-
reichische Kunst ohne zeitliche Einschränkung also von ihren Anfängen an aufzunehmen.
Diese Seite der Sammeltätigkeit wird, da sie sich in engster Fühlung mit den Grundsätzen
der modernen Denkmalpiiege zu vollziehen hat, einen vorwiegend erhaltenden Charakter
haben und sich im wesentlichen darauf beschränken, solchen älteren österreichischen
Werken, die bereits von ihrem Ursprungsboden losgelöst sind oder die an Ort und Stelle
dem Verderben ausgesetzt wären, eine Stätte zu bieten.
IEN. AUSSTELLUNG FÜR KIRCHLICHE KUNST 1912. Seine
Eminenz, Kardinal Fürsterzbischof Dr. Nagl hat das Protektorat über diese von
Seiner Majestät Obersthofmeisteramte, dem k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht,
dem k. k. Ministerium für öffentliche Arbeiten, der Gemeinde Wien und andern Faktoren
geförderte Ausstellung übernommen.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM 54b
DIE AUSSTELLUNG ÖSTERREICHISCHER KUNSTGEWERBE
wurde am Sonntag, den 4. Februar geschlossen. Die Ausstellung wurde im ganzen
von Io2.og3 Personen besucht.
FRÜHJAHRSAUSSTELLUNG OSTERREICI-IISCHER KUNST-
GEVVERBE. In den Monaten Mai bis Juni 1912 wird irn Zubaue des Öster-
reichischen Museums eine Ausstellung neuer Qualitätsarbeiten österreichischer Kunst-
gewerbe veranstaltet werden. Die Ausstellungseröffnung erfolgt am x. Mai 1912. Zur
Beschickung derselben sind alle Kunstgewerbetreibenden aus den im Reichsrate ver-
tretenen Königreichen und Ländern und auch die im Auslande domizilierenden Kunst-
handwerker, welche österreichische Staatsbürger sind, eingeladen. Die Aufnahme der
X8
1.34
Gegenstände erfolgt nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten. Zulässig
zur Ausstellung sind jene kunstgewerblichen Gegenstände, welche nach erfolgter recht-
zeitiger Anmeldung mit Rücksicht auf ihre künstlerisch und technisch einwandfreie Ausa
führung von der Museumsdirektion angenommen worden sind. 'Anmeldungsformulare
sind im k. k. Österreichischen Museum erhältlich und werden auf Verlangen zugesendet.
Platzmiete wird nicht eingehoben. Die Kosten des Transportes und der Installation ein-
schließlich der Tische, Postamente, Vitrinen und der Stohbespannung etc. übernimmt der
Aussteller. Die Installation wird von der Direktion besorgt. Das Museum bewacht durch
seine Diener die der Ausstellung gewidmeten Räume. Es ist jedoch jedem Aussteller
gestattet, mit der Aufsicht und der Reinigung der von ihm ausgestellten Gegenstände auf
seine Kosten eine eigene Person zu betrauen. Die Anmeldungszeit beginnt mit dem Tage
der Veröffentlichung des Programmes und schließt nach Maßgabe der einlaufenden
Anmeldungen. Die Anmeldungen sind bei der Direktion des Österreichischen Museums
schriftlich zu erstatten. Der Anmeldung sind Angaben über die Art der Gegenstände und
das Raumerfordernis sowie über die als Mitarbeiter Entwerfer tätigen Künstler beizu-
fügen. Die Verständigung über die Annahme der Anmeldung und über die Platzzuweisung
wird jedem Aussteller schriftlich zugestellt. Nach Schluß der Ausstellung sind sämtliche
ausgestellten Gegenstände, sofern nicht eine andere Vereinbarung getroffen wird, von den
Ausstellern auf ihre eigenen Kosten wieder abzuholen.
Gleichzeitig mit dieser Ausstellung wird im k. k. Österreichischen Museum eine Aus-
stellung der Kunstgewerbeschule des Museums veranstaltet.
ESÜCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
jänner 1912 von 8000, die Bibliothek von 2x24 Personen besucht.
QRTRÄGE IM ÖSTERREICHISCHEN MUSEUM. Der für den 15. Februar
anberaumte Vortrag konnte infolge Erkrankung des l-Ierrn Professors Dr. Paul Ganz
nicht stattfinden. Die zwei Vorträge des Herrn Direktors Dr. Wilhelm Braun Troppau
über den Einfiuß der Habsburger auf die spanische Renaissance wurden auf den 8. und
15. Februar verschoben.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES Sh
I. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ASTI-IETIK. KUNSTGEWERB-
LICI-IER UNTERRICHT so
BONNEFONT, G. L'Art dans 1a Famille. Paris, C01-
lection Hetzel. i8, rue Jacob. 1911. In-B", 368 p.
avec fig.
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Interieur, Dez.
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Kunst, Febr.
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III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK sw-
MOES, E. W., en K. SLUYTERMAN. Nederlandsche
Kasteelen en hun Historie. Met ongeveer goo I1-
lustraties in en buiten den Tekst; Fotogralieön van
het in- en uitwendige der Kasteelen; Afbeeldingen
van Prenten, Teekeningen, Ponretten, Zegels. enz.
AG. r. Amsterdam. Uitgevers-maatschappij Eise-
vier" r-48, m. uitsl. genealog. tab. gr. pro
compl. 24 aß. H. 42.
135
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une Renovation de la Fresque? Montdidier, impr.
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Emanuel Josef Margold-Darmstadt. Stickerei-
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8". London, Lippincoff. 21 s.
LOUBIER, Johann Riehenbachs Bucheinbände.
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KÜNSTE
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Jän.
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des Beaux-Arts, jän.
POSTMA, I-I.W.en ROOVERS. Calligraphische Letter-
vormen en hunne Toepassingen ten Dienste van
Czndidaten voor de acte Schoonschrijven middel-
baar Onderwijs. Groningen, Postma C0. en
zu hlz. 4". obl. gekart. F1. 1.25.
Schabltunst. Ausstellung im Erzherzog Rainer-Museum
in Brünn. Mitteilungen des Erzherzog Rainer-
Museurns in Brilnn, 1911. 10.
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technischen und künstlerischen Ausdrucksmittel
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et de libr. 1911. In-1Bje'sus, 98 p. Union centrale
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RETTELBUSCH, E. Herrenzimmer-Möbelentwiirfe.
Spezialwerk. 24 farb. Taf. F01. Leipzig,
G. I-Iedeler. M. 24.
Kilchenmöbel-Spezialwerk. 20 farb. Taf. F01.
Leipzig, G. Hedeler. M. zu.
Salonzimmer-Möbelentwürfe. Spezialwerk.
farb. Taf. Fol. Leipzig, G. I-Iedeler. M. 20.
Schlafzimmer-Möbelentwilrfe. Spezialwerk. 30 10
Iarb. Taf. Fol. Leipzig, G. I-Iedeler. M. 25.
Speisezirnrner-Möhelentwürfe. Spezialwerk. 31 11
farh. Taf. Fol. Leipzig, G. Hedeler. M. 25.
Wohnzirnrner-Möbelentwilrfe. Spezialwerk. zo
farb. Tat. F01. Leipzig, G. Hedeler. M. zu.
The Medinzw and its Interiors. The Connoisseur,
Dez.
Zimmereinrichtungen, Neue. Moderne praktische Ori-
ginalentwiirfe für Speise- und Schlafzimmer sowie
für Salons und Herrenzimmer. 1. Serie. In Ab-
teilungen. 1. und z. Abteilung, 48 farb. Taf. Fol.
Wien, F. Wolfrum C0. Abteilung 143 M. 100.
Zimmerperspektiven. Offertenentwilrfe für Wohnräume
und Dekoration. 50 farb. Taf. Fol. Leipzig.
G. Hedeler. M. 80.
VIII. EISENARB. WAFFEN.
UHREN. BRONZEN ETC. so
Beschläge, 100. 29 Tat. Motivenschatz für Schlosser.
VIII. Dresden, G. Wolf. M. 3.
DALTON, 0. M. Mediaeval Personal Ornaments from
Chalcis in the British and Ashmolean Museums.
Archaelogia, Vol. Gz, Part z.
DOENGES. Die Zinnsammlung Demiani im Königlichen
Kunstgewerhemuseum zu Dresden. Illustrierte
Zeitung, 3576.
Galanterieschlosserarbeiten, 100. z7 Taf. Motiven-
schatz für Schlosser, X. Dresden, G. Wolf. M. 3.
18'
x36
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r8th Centuries. p. 37a. London, Batsford. 4z s.
Grabgitter und Kreuze, 75, sowie Kindergrabschmuck.
57 Taf. mit 24 S. Text. B". Motivenschatz für
Schlosser, VI. Dresden, G. Wolf. M. 3.
HESSLING, E., Bronzebeschläge und Verzierungen im
Empiresril. 36 Taf. in Lichtdruck mit erläutemdetn
Text. VI S. Fol. Leipzig, Baumgärtner. M. 24.
Bronzebeschläge und Verzierungen in den Stilen
Louis XIV und Louis XV. 48 Taf. in Lichtdr. nebst
erläuterndem Text. VI S. Fol. Leipzig, Baum-
girtner. M. 32.
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GRAPI-IIE. MUSEOGRAPI-IIEso-
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durch das Kunstgewerbemuscum. Amtliche Be-
richte aus den Königlichen Kunstsammlungen, Dez.
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Führer durch die königlichen Museen zu Berlin.
Herausgegeben von der Generalverwaltung. Das
Kupfersticbkabinett. Eine Anleitung zur Benutzung
der Sammlung. 85 S. und Grundriß. KL-B".
Berlin, G. Reimer. 5a Pf.
R. BR. Ausstellung moderner Handarbeiten bei
A. Wertheim. Stickereizeitung, Dez.
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Kunstgewerbemuseums. Der Cicerone, III, a3.
BRÜNN.
Schabkunst, s. Gr. V.
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