qßaxxf.upglv
wwxxwä 1.,;
NODATSSCHRlFT-HERAU
GEGEBEDVOM-KJLOSTE
REVlCHlSCHEfPNUSEUN-F
KUDST-UDD-JDDUSTRIE.
VERLAG VON ARTÄRIA Co. II? VIER. XVLJRHRG. 1913. HEFT um 7.
EIEI
Inhalt
Die Wappen der Or-
densstiRe und Ab-
teien 'in Böhmen,
Mähren und Bosnien
von H. G. Ströhl .. 333
Noch einmal der Wolf-
gangsaltar in Kefer-
rnarkt von Philipp
Maria Halm
Erwiderung von Her-
mann-Ubell
Ausstellung österrei-
chischer Tapetem,
Linkrusta- und Lino-
leumindustrie im
ÖsterreichischenMu-
seum von Hartwig
376
394
Aus dem Wiener Kunst-
leben von Hanwig
Fischel 406
Kleine Nachrichten 408
Mitteilungen aus dem
k. k. Osterreichischen
Museum .4ig
Literatur des Kunstge-
werbes 420
KUNST UND KUNSTHANDWERK
JÄHRLICH 12 HEFTE
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k.k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
EIEI
3'111
17
all?
PLHZ
333
DIE WAPPEN DER ORDENSSTIFTE UND
ABTEIEN IN BOHMEN, MAHREN UND BOS-
NIEN S0 VON H. G. STROHL-MODLING 54b
r-Üi LS Abschluß der Wappengeschichte der Ordens-
stifte und Abteien in Österreich, die dem lateini-
schen Ritus angehören, folgen die heraldischen
Symbole dieser geistlichen I-Iäuser in Böhmen,
Mähren und Bosnien. Zu diesen gehören die
Klöster der regulierten Prämonstratenser-Chor-
herren zu Prag Strahov, Selau und Tepl in
Böhmen, zu Neu-Reisch in Mähren, der Benedik-
tiner zu Brevnov St. Margaret bei Prag und
Braunau sowie von Emaus in Prag, zu Raigern in
Mähren und der Benediktinnen zu St. Gabriel in Smichov bei Prag; weiters
der Zisterzienser zu Ossegg und Hohenfurt in Böhmen, der Zisterzien-
serinnen zu Tischnowitz in Mähren und der Trappisten zu Banjaluka
Mariastern in Bosnien,
Von diesen Stiften und Abteien gehören Emaus, St. Margaret, Strahov,
Tepl sowie St. Gabriel zur Erzdiözese Prag, Braunau und Selau zur Diözese
Königgrätz, Osseg zur Diözese Leitmeritz, Hohenfurt zur Diözese Budweis,
Neu-Reisch, Raigern und Tischnowitz zur Diözese Brünn, während Maria-
stern in Bosnien exempt istfi
A. REGULIERTE CHORHERREN.
PRÄMONSTRATENSER.
STRAHOV.
Wappen Schild geviert mit Herzschild, der das Wappenbild des König-
reiches Böhmen aufweist in Rot einen goldgekrönten, bewehrten und
gezungten silbernen Löwen mit Doppelschweif. Feld und des Haupt-
schildes zeigt eine goldene Querbinde in Schwarz, der oberste Streif im
ersten Felde mit drei goldenen Lilien, im vierten Felde mit drei silbernen
Rosen nebeneinander belegt. Feld und enthält in Blau zwei gekreuzte
goldene Schlüssel. Der Schild trägt auf seinem Oberrand zwischen Mitra
und Pastorale eine goldene Laubkrone, aus der die nimbierte I-Ialbfigur des
heiligen Norbert, des Gründers des Prämonstratenserordens, emporwächst.
Er trägt die weiße Kleidung seines Ordens und als Erzbischof von Magde-
burg das Pallium. In der Rechten hält er eine Monstranz, in der Linken das
erzbischöfliche Doppelkreuz und einen grünen Ölbaumzweig Abb. r.
Das auf einer nordwestlichen Anhöhe zwischen dem I-Iradschin und
dem Laurenziusberg in der Hauptstadt von Böhmen gelegene Königliche
Auch bei diesem Arbeitsabschnitt fand ich reichliche Unterstützung von seiten der hochwürdigsten
Herren Äbte, der Herren Bibliothekare, Archivare und sonstiger Ordensmitglieder der betreffenden Abteien,
die mir die Arbeit durch ihre oft sehr wertvollen Mitteilungen und Korrekturen zu erleichtern suchten. Allen sei
hiermit mein herzlichster Dank für diese Beihilfe zum Ausdruck gebracht.
44
Prämonstratenser-Chorherrenstift Strahov," oder Berg Sion" in Prag"
Kralovskä kanonie i-ädu Praemonsträtii na Strahovö, jinak I-Iora Sion,
Praze Regia Canonia ordinis Praemonstratensis Strahov, alias Mons Sion,
Pragae war auf Veranlassung des Olmiitzer Bischofs Heinrich Zdik
25.Juli 1151, der selbst dem Prämonstratenserorden angehört hatte, von
dem Herzog, späteren König von Böhmen, Wladislav II. und dessen erster
Gemahlin Gertrud 4. August 1151 im Jahre 1140 gegründet worden. Auch
die beiden Bischöfe von Prag Johann I. und dessen Nachfolger Otto trugen
reichlich zu dieser Stiftung bei.
Das Generalkapital zu Premontre bewilligte 1142 die Besiedlung des
neuen Ordenshauses von seiten des Klosters Steinfeld in der Eifel. Der
Stiftungsbrief vom Jahre 1143 ist leider in Verlust geraten, doch ist noch das
Fragment einer Abschrift dieses Dokumentes aus dem Jahre 1410 im
Strahover Urbar vorhanden.
Der erste Abt von Strahov war Giezo oder Gezo I. 1143-1149, der
aus einem hohen deutschen Adelsgeschlechte stammte. Er war ursprünglich
Domherr zu Köln, dann in den Orden eingetreten, Chorherr im Prämonstra-
tenserstifte Steinfeld und verstand es, dem neuen Stifte in ganz kurzer Zeit
ein bedeutendes Ansehen zu verschaffen. Viele Bischöfe und Äbte gingen
aus dem Stifte Strahov hervor und verbreiteten den Ruf dieser geistlichen
Niederlassung. Der Abt stand bei dem Herzog Wladislav in besonderem
Ansehen und war dessen Ratgeber bei wichtigen Regierungsgeschäften. In
seine Zeit fällt die Errichtung des Prämonstratenserinnenklosters Doxan,
das von der Herzogin Gertrud 1141 gegründet wurde, des Stiftes Leitomischl
oder Mons Olivetus im Jahre 1145 und Selau 114g, sowie des Stiftes Chebdov
bei Krakau, das von dem Polenkönig Boleslav ins Leben gerufen wurde.
Wladislav II., seit 1158 König von Böhmen, ließ einen seiner Söhne,
Albert, späteren Erzbischof von Salzburg, im Stifte Strahov, seine Tochter
Agnes im Frauenstifte Doxan erziehen, welch beide Stifte von Anbeginn sich
der Erziehung des jungen Adels gewidmet hatten.
Im Jahre 1173 resignierte König Wladislav und verließ Prag. Er starb
am 16. Januar 1174 und wurde zuerst in der Kathedralkirche zu Meißen
beigesetzt, später aber nach Strahov überführt.
Unter dem gelehrten Abte Johann I. 125o1266 war das Stift Strahov
ein beliebter Versammlungsort der geistigen Welt; deutsche und italienische
Gelehrte hielten sich gerne in Strahov auf, weil im Stifte die wissenschaft-
liche Tätigkeit eine hervorragende Piiege gefunden hatte. Leider traf das
geistig und materiell hochstehende Stift am 19. Oktober 1258 ein harter
Schlag. Durch die Unvorsichtigkeit eines jungen Geistlichen brach Feuer
aus, das in kurzer Zeit Stift und Kirche vollständig in Asche legte. Eine
Hier befand sich ursprünglich auf einer Anhöhe, vorn Volke Syzy genannt, eine Wache Sträi zum
Schutze der Reisenden. von welcher der spätere Ort seinen Namen struchovatsi stieiiti wachen, Strahov erhielt.
Bischof Heinrich Zdik, der Veranlasser der Gründung, der Palästina besucht hatte und dort in den
Prärnonstratenserorden eingetreten war. benannte die Örtlichkeit Berg Sion", weil sie große Ähnlichkeit mit
dem Berge Sion im Heiligen Lande besaß.
335
große Menge schriftlicher Denkmäler aus verschiedenen wissenschaftlichen
Disziplinen, der Mehrzahl nach von den gelehrten Mitgliedern des Hauses
verfaßt, wurde ein Raub der Flammen. Dem eifrigen Bestreben des Abtes
Johann und mit Hilfe ausgiebiger Unterstützungen von seiten geistlicher und
weltlicher Größen gelang es, im Zeitraume von zirka fünf Jahren Kirche und
Kloster neu und schöner als früher erstehen zu lassen.
Unter den Folgen von König Premysl Ottokars II. Niederlage und Tod
im Jahre 1278 hatte auch Strahov wie alle andern Kirchen und Klöster
in Böhmen viel zu schen Tätigkeit aus-
leiden. Abt Siegfried, schmückte, gestalte-
der zu jener Zeit te sich die Lage von
dem Kloster vor- Strahov etwas gün-
stand, mußte mitden stiger, doch dauerte
Brüdern Strahov diese Erholungszeit
verlassenundSchutz nicht gar zu lange.
in den Wäldern su- Abt Budissius verlor
chen. Die Verhält- im Jahre 1297 das
nisse hatten sich für Augenlicht und ver-
Strahov recht trost- ließ das Kloster, um
los gestaltet; das im Stifte Hradisch
Stift kam trotz der sein Leben zu be-
Bemühungen seiner schließen.
Äbte immer mehr Bis zum Regie-
herab, nur unterdem rungsantritt Kaiser
vorn Stifte Hradisch Karls IV. hatte das
nachStrahovberufe- Stift viel zu leiden
nen Abte Budissius, und schien fast dem
der auch ein treffli- Untergang geweiht,
cher Maler und Bild- doch gelang es dem
hauer war und das tüchtigen Abte Pe-
Kloster mit Produk- Abb 3335322223183332"um. ter II. 1341- 1361,
ten seiner künstleri- unter dem Schutze
dieses Regenten das Kloster zu halten und wieder emporzubringen. Er erhielt
im Jahre 1341 für sich und seine Nachfolger vom Papste Johann XXII. das
Recht, die Pontifikalien zu gebrauchen. Im Jahre 1420, am 8. Mai, fiel das
schöne Stift den fanatischen Banden der Hussiten zum Opfer. Es wurde
total geplündert und niedergebrannt. Der damalige Abt Nikolaus Durynk
1410-1434 floh mit den wenigen Konventualen, die dem Blutbad entgangen
waren, nach dem Stifte St. Vinzenz in Breslau.
Erst dem drittnächsten Abte, Johann IV. I-Iankap 1454-1470, gelang
es, die tristen Verhältnisse des verarmten Stiftes wieder halbwegs in Ordnung
zu bringen. Unter seinem Nachfolger Johann V. Starustka von Hranic
147o-r486 konnte sich endlich Strahov von den früheren harten Schick-
salsschlägen wieder vollkommen erholen. Der Abt war ein Günstling des
44'
330
Königs Georg von Podebrad und auch Wladislavs, die ihn sehr protegierten,
doch wurden seine letzten Tage durch hussitische Unruhen arg getrübt.
Im Jahre 1486 wurde Strahov abermals von den I-Iussiten geplündert, die
Konventualen vertrieben, der Abt gezwungen, sich in die Königsburg am
I-Iradschin zu flüchten, wo er auch starb.
Die nachfolgenden Äbte gingen meist nicht aus dem eigenen Kloster
hervor, sondern wurden von auswärts, aus den Prämonstratenserstiften Tepl
oder Klosterbruck berufen. Es fand ein starker Wechsel auf dem äbtlichen
Stuhle statt; von 1486 bis 1560 kann man zehn Äbte nachweisen.
In dieser trüben Zeit und bei den verworrenen Zuständen, die damals
überall herrschten, gelang es einem vollständig Fremden, den äbtlichen Stuhl
in Strahov für sich zu erobern. Jakob von Stemowitz, ein ehemaliger Soldat,
später I-Iofkaplan des damaligen Statthalters von Böhmen, des Erzherzogs
Ferdinand, wußte sich diese Stellung zu erschleichen und dieselbe gründlich
auzunutzen. Durch seine Mißwirtschaft kam Strahov in kurzer Zeit an den
Rand des Abgrunds und schien unrettbar verloren zu sein. Erst im Jahre
157g wurde der Eindringling vertrieben und nach Tepl verbannt.
Die zwei nächstfolgenden Äbte, Matthias II. Gel und Andreas II. Werner,
hatten einen schweren Stand, aber es gelang ihnen doch, das hart mit-
genommene Kloster über Wasser zu halten.
Mit Johann X. Lohel Lohelius, einem Chorherrn aus Tepl 15867- 1612,
begann endlich auch eine glücklichere Zeit für das arme Stift. Es gelang dem
Abte, sich bei Kaiser Rudolf II. und einer großen Zahl von Großen des Landes
sehr beliebt zu machen, so daß sie ihn auch reichlich unterstützten, als er
daranging, das herabgekommene alte Stift wieder aufzurichten und in die
Höhe zu bringen. Unterstützt vom Kaiser baute er die Stiftspfarrkirche
St. Rochus, renovierte das Stift und die Konventskirche, legte auch im Jahre
1594 die jetzt so weltberühmte Bibliothek von Strahov an. Im Jahre 1587
zum Generalvikar des Ordens für die Länder der böhmischen Krone sowie
fiir Österreich, Ungarn und Polen ernannt, gewann der
fromme und gelehrte, aber auch kluge Abt immer mehr
an Einfluß und Macht, die selbstverständlich auch
seinem Stifte zugute kamen.
Nachdem in Strahov bei dem Antritt seiner äbt-
lichen Regierung nur mehr zwei Chorherren vorhanden
waren, gründete Abt Johann dortselbst ein Seminar
Collegium Norbertinum und berief fünf tüchtige
Chorherren aus dem Mutterkloster Steinfeld am Rhein
als Lehrer nach Strahov, die den Nachwuchs für sein
Kloster heranzubilden hatten.
Im Jahre I58g wurde die verwaiste Kanonie von
Selau vom Kaiser Rudolf II. Strahov zugewiesen, und
von diesem Zeitpunkt an dürfte auch das Wappen des
Abb. z. Wappen von Strahov
unter Abt Johann X. Lohe-
lius um 1595 Stiftes Selau, zwei gekreuzte goldene Schlüssel 1m
blauen Felde, zu dem alten Wappen von
Strahov, der goldenen Querbinde im schwar-
zen Felde, gekommen sein. Abt Johann X.
führte als Abt von Strahov und Selau um
zirka 1595 den Schild gespalten, vorn in
Schwarz eine goldene Binde, hinten in Blau
zwei gekreuzte goldene Schlüssel mit ge-
meinsamem Griffe Abb. ähnlich dem
Wappenbilde des Benediktinerstiftes Melk
in Niederösterreich.
Im Jahre 1601 begann er den Bau einer
neuen Stiftskirche, ein Jahr hierauf wurde
er Suffragan und Weihbischof. 1612 erfolgte
seine Erhebung zum Erzbischof von Prag
und gleichzeitig zum General und Groß-
meister des ritterlichen Ordens der Kreuz-
herren mit dem roten Stern. Auf Abt
Lohelius folgte Kaspar II. von Questenberg
1612-1640, ein ebenso verdienstvoller
Mann und bedeutender Abt wie sein Vorgänger. Der Dreißigjährige Krieg
war für die kirchlichen Institute eine sehr schwere Zeit, doch Abt Kaspar
war der richtige Mann zur Bekämpfung dieser mannigfachen Wirren.
Im Jahre 1622 wurde es dem Abte möglich, das Stift Selau, das sich in
den Händen der Herren Tröka von Lipa befand, auszulösen, ebenso das ver-
waiste Stift Mühlhausen Milevsko für Strahov zu erwerben.
1626 brachte er, unterstützt vom König Ferdinand, den Leib des Ordens-
stifters, des heiligen Norbertus, aus dem protestantischen Magdeburg zuerst
in das Frauenstift Doxan, ein Jahr darauf unter feierlichem Gepränge nach
Strahov. Seit dieser Zeit wird der heilige Norbert den Landespatronen des
Königreiches Böhmen zugezählt.
Nach dem Tode des Abtes Kaspar II. folgte als Abt von Strahov
dessen langjähriger Koadjutor, der Propst von Doxan, Krispin Fuk von
Hradiste 1640-1653, auch ehemaliger Propst von Schlägl in Oberöster-
reich 1609-1621, der wegen seiner Verdienste um die Schiffbarmachung
der Moldau bei Tfebenice in der stiftischen Herrschaft I-Iradistko im Jahre
1643 vom Kaiser Ferdinand III. in den Adelsstand erhoben worden war. Im
Jahre 1644 wurde Abt Krispin auch Weihbischof von Prag und Erzbischof
von Trapezunt i. p. Unter diesem Abte findet sich zum erstenmal das Stifts-
wappen in der Form und Zusammensetzung, wie es heute noch geführt wird
siehe Abb. 1.
Der Herzschild mit dem Löwen von Böhmen dürfte sich wohl auf die
Stellung der Äbte als Landesprälaten beziehen. Eine Bezugnahme auf den
Abb. 3. Königliches Prämonstratenser-
Chorherrenstift Selau
äSiehe Näheres über diesen Orden in Die l-Ieraldjk der katholischen Kirche" im XIII. Jahrgang,
S. 6397642.
ist nicht gut möglich, weil dieser König für das Land
Böhmen nicht den Löwen, sondern noch den brennen-
den Adler als Wappenbild geführt hatte. Die goldenen
Lilien im ersten Felde dürften aus dem Wappen des
Prämonstratenserordens, die silbernen Rosen im vierten
Felde aus dem Wappen des Stiftes Mühlhausen ge-
nommen worden sein; vollkommen sichere Angaben über
diese Wappenvermehrung konnte ich leider nicht erhalten.
Ein durch seine Gelehrsamkeit berühmter Abt war
Hieronymus I. von I-Iirnhaim 1670-1679, der auch
schriftstellerisch tätig war und besonders die Kloster-
bibliothek ins Herz geschlossen hatte. Er erbaute den
3'213 N2 5222132 heute als alten Saal bezeichneten Bibliotheksraum,
srxann SILOENSXS das Collegium Norbertinum, wo er eine neue schöne
St. Norbertikirche errichtete und eine Lehrkanzel für
Kirchenrecht gründete. Die nachfolgenden Äbte arbeiteten in diesem Sinne
weiter und Strahov hatte das Glück, stets tüchtige und gelehrte Männer
an seiner Spitze zu sehen.
Abt Gabriel Kaspar 1741-1764 hatte eine traurige Zeit mit seinem
Stifte durchzumachen. Gleich zu Beginn seiner Amtstätigkeit brach der erste
Schlesische Krieg los, der dem Stifte arg mitspielte. Im Jahre 1742, vom
29. August bis zum 13. September, war das Stift dem Feuer von Feind und
Freund ausgesetzt, weil es unglücklicherweise zwischen den Stellungen
beider lag. Stift und Kirche sanken dabei in Trümmer. Vierzig Jahre darauf
begannen die Klosteraufhebungen Kaiser Josefs II., und so manches Ordens-
stift wurde aus der Zahl der Existierenden gestrichen, so die Prämon-
stratenserstifte Chotieschau, Doxan, Hradisch, Obrowitz, Klosterbruck und
das Priorat Mühlhausen. Das Collegium Norbertinum und sogar das
Strahover Armenspital wurden von der Behörde gesperrt.
Abt Wenzel II. Mayer 1779-1800, der während dieser Regierungs-
aktionen an der Spitze von Strahov stand, wurde von den übrig gebliebenen
Prämonstratenserstiften in Österreich 1789 zum Präses und Visitator ernannt.
In den Jahren 1782 bis 1794 erbaute er den sogenannten neuen Bibliotheks-
saal, in dem die prachtvollen Bücherschränke aus dem aufgehobenen Stifte
Klosterbruck eingestellt wurden. Sehr verdienstvoll um den Unterricht zeigte
sich Abt Milo Grün 1804-1816, der im Jahre 1807 ein Gymnasium in
Saaz gründete und 1812 Rektor der Universität in Prag gewesen war. Auch
Benedikt Pfeiffer 1816-1834 bekleidete 1825 die Würde eines Rektors der
Universität. Unter ihm war der Chorherr Hugo Seykora als vortrefflicher
Maler besonders auf architektonischem Gebiete tätig.
Benedikts Nachfolger, Hieronymus XI. Zeidler 1834-1870 wurde fünf-
mal zum Rektor der Prager Universität gewählt und gründete die Bilder-
galerie in Strahov.
JJI!
Wie man aus dem hier nur in Notizenform Vorgeführten ersehen kann,
war Strahov in bezug auf seine Äbte stets vom Glück begünstigt und spielte
deshalb immer eine hervorragende Rolle im Kreise der böhmisch-mährischen
Abteien. Der Konvent von Strahov führt kein Wappen, sondern nur ein
Siegelbild, die Gottesmutter auf einem Halbmond stehend.
Als Hausfarben dienen Weiß und Blau, die im Wappen eigentlich keine
Begründung finden, doch sollen unter Abt Lohelius in der ersten Zeit die
Schlüssel im Wappen von Selau silbern geführt worden sein und von dieser
Tingierung die Hausfarben des Stiftes Strahov herstammen.
SELAU.
Wappen Schild geviert mit I-Ierzschild. Der mit einer alten Herzogsmütze
geschmückte Herzschild zeigt im silbernen Felde einen gekrönten und gold-
bewehrtenAdler, der
oben von den golde-
nen Buchstaben
und beseitet wird.
Das erste und vierte
Feld des Hauptschü-
des enthält in Blau
zwei gekreuzte gol-
dene Schlüssel, das
zweite und dritte
Feld in Rot zwei
ebenfalls gekreuz-
te silberne, etwas
gebogene, mit den
Zinken aufwärts
gestellte Gabeln.
Zwischen der Mitra
und dem Pastorale
erscheint oben in
der Mitte über dem
Schilde, aus Wolken
hervorragend, die
sitzende, nimbierte
Figur der Gottes-
mutter mit dem Je-
suskinde Abb. 3.
Das im östli-
chen Böhmen in der
Bezirkshauptmann-
schaft Humpoletz ge-
legene Königliche Abb. 5. Wappen des Stiftes Selau im Wappenbrief von 166g
Prämonstratenser-Chorherrenstift Selau" Kralovsky praemonsträtsky Klaster
Zeliv Regia Canonia Ord. Praemonstratensis Siloensis war ursprünglich
als Benediktinerkloster vom Herzog Sobeslav I. von Böhmen und dessen
Gemahlin Adelheid um 113g gegründet und von Mönchen aus dem Kloster
Sazau Sazava, auch St. Prokop genannt unter ihrem Abte Reginhard
Regnard, einem sehr geschickten Architekten und Musivmaler, bezogen
worden. Acht Jahre nach dem Tode der beiden Stifter, beide starben im
Jahre 1140, mußten die Benediktiner das Stift verlassen und einer Prämon-
stratenserkolonie aus dem berühmten westfälischen Stifte Steinfeld in der
Eifel Platz machen, die sich unter ihrem Abte Gottschalk oder Godeschalk
114g daselbst bleibend niederließ. Dies geschah mit Wissen und Willen des
Herzogs, späteren Königs von Böhmen Wladislavs II. und des Prager
Bischofs Daniel von Lipa, woher auch der Titel eines königlichen" Stiftes
herzuleiten ist. Eine Erinnerung an die beiden ursprünglichen Stifter enthält
das Herzschildchen des Klosterwappens, in welchem das alte Wappen
von Böhmen, der Adlerf und die beiden Buchstaben obeslav und
delheid erscheinen.
Den Prämonstratensern ging es in Selau im Anfange nicht besonders
gut, erst als sich ihrer der Bischof von Olmütz, Heinrich Zdik, selbst ein
Prämonstratenser, tatkräftig annahm, gestalteten sich die Verhältnisse in
dem armen Stifte etwas besser. Abt Gottschalk war ein gelehrter und sehr
frommer Mann, er versah das neugegründete Stift Lounovice mit Chorfrauen
aus Westfalen, besiedelte Geras" und das in dessen Nähe gelegene Frauen-
stift Pernegg sowie das imjahre 1183 eröffnete Frauenkloster in Unter-Kanitz
im südlichen Mähren. Auch die südböhmische Abtei Mühlhausen Milevsko
wurde im Jahre 1184 von Selau besetzt. Abt Gottschalk starb im Jahre 1184.
Ein eigentlicher Stiftungsbrief für Selau ist nicht vorhanden, wohl aber
eine Bulle des Papstes I-Ionorius III. vomjahre I226,mit der das Kloster Selau
samt Zugehör in den Schutz der Kirche genommen wurde. Um diese Zeit
hatte das Stift schon einen ganz ansehnlichen Besitz erworben. Es konnten
infolgedessen auch kostspielige Bauten unternommen werden. Die um diese
Zeit an verschiedenen Orten aufgeführten Kirchen tragen bereits ein aus-
gesprochen gotisches Gepräge.
In der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts hatte das Stift Selau
empfindliche Verluste zu verzeichnen. Nach dem Fall des unglücklichen
Königs Piemysl Ottokar II., 1278, war Böhmen der plündernden Soldateska
des Siegers schutzlos preisgegeben. Kirchen und Klöster wurden beraubt
und niedergebrannt, viele Ordensleute und Weltgeistliche erschlagen. Es war
eine schreckliche Zeit, als auch noch die Pest dazukam und infolge dieser,
weil der Ackerbau nicht ausreichend gepflegt werden konnte, eine Hungers-
not sich einstellte.
Das alte Wappen von Böhmen zeigte im silbernen Felde einen ungekrönten, schwarzen, brennenden
das heiß mit Flammen bestreuten Adler, der bis zum Regierungsantritt Königs Pi-emysl Ottokar II. im
Gebrauche stand. Die Zeichnung im Gosterwappen ist also nicht ganz richtig aufgerissen worden.
Der Abt von Selau führt heute noch den Titel Pater abbas canoniae Gerusensis".
3'.
Im Jahre 390 erhielten die Äbte von Selau vom Papste Bonifazius IX.
das Recht, die Pontilikalien zu gebrauchen.
In den Hussitenkriegen hatte selbstverständlich auch Selau zu leiden.
Am 9. Mai 1420 wurde das Kloster von den Hussiten geplündert und zer-
stört, doch hatte sich der Abt mit seinen Konventualen noch rechtzeitig
nach Iglau geflüchtet.
Eine ebenso traurige Zeit kam unter der Regierung des Königs Georg
von Podebrad über das alte Stift. Papst Paul II. hatte 1465 den König als
Utraquist in den Bann getan, des Thrones verlustig erklärt und jedermann
unter der Strafe des Kirchenbannes verboten, mit dem als Ketzer erklärten
König zu verkehren. Der damalige Abt
von Selau, Martin I. 1467-1468, der zur
Partei des Papstes hielt, mußte dies mit
dem Verluste des Klosters büßen, dessen
Güter dem Parteigänger des Königs, Trcka
von Lipa auf Lipnic, zufielen. Als der Abt
mit den Konventualen nach Iglau flüchtete,
wurde er auf dem Wege dahin von einer
feindlichen Schar überrascht und so arg
zugerichtet, daß er bald darauf starb. Die
nachfolgenden Äbte und der Konvent
waren in Iglau in einem Privathause
nächst der Pfarre der Patronatskirche
St. Jakob untergebracht. Der letzte Abt
von Selau in dieser unglücklichen Periode
des Stiftes war Martin Stralicky 1555 bis
1567, mit dem auch der alte Konvent
verschwand.
Vom Jahre 567 bis 158g führte
der Propst von Neu-Reisch, Kaspar
Schönauer, Pfarrer von Iglau, den Titel
eines Abtes von Selau. Nach dessen Tod übernahm Johann X. Lohel, Abt
von Strahov, die Selauer Kanonie. Sein Nachfolger Kaspar von Questen-
berg erwarb endlich 1622 wieder das Stiftsgut von Selau. Während dieser
Zeit führte der Abt von Strahov selber den Titel eines Abtes von Selau, wo
nur Administratoren das Geschäftliche leiteten, bis endlich im Jahre 1643
Selau in Stephan Magnus oder Magni 1643-1649 wieder einen recht-
mäßigen Abt erhielt. Er hatte kein leichtes Regiment; die Zeit des Dreißig-
jährigen Krieges war eine sehr schwere und ließ den Abt samt seinem
kleinen Konvent vom Jahre 1645 bis 1648 nicht einmal in seinem Stifte hausen.
Ein besonders guter Wirtschafter war Siard Falco 1661-1677, der
nicht wenig zur Hebung des Klosters beitrug. Zu seiner Zeit lebte in Bozejov,
unweit von Selau, auf seiner Burg Johann Christoph Freiherr von Leskovec
mit seiner Ehefrau Katharina Barbara von Weitmile. Dieses Ehepaar war
Abb. 5. Herzoglicbes Prämonstratenser-
Chorherrenstift Tepl
45
sehr fromm und besuchte oftmals das Stift, dem der Freiherr viele Schenkungen
machte. Als letzter Sprosse eines alten slawischen Geschlechtes bestimmte
er Selau zum Erben eines Bestandteiles seines Wappens. Sein dem Kaiser
Leopold I. unterbreitetes Gesuch wurde von diesem bewilligt und ein dies-
bezüglicher Wappenbrief d. d. Wien, 15. Januar 166g ausgestellt.
Das alte Wappen des Stiftes enthielt nur zwei gekreuzte goldene
Schlüssel mit gemeinsamem Griffe in einem blauen Felde siehe Abb. wie
solche noch unter Abt Stephan Magnus nachzuweisen sind."
Die im Wappenbrief eingetragene Malerei siehe Abb. zeigt einen
Schild, der von einer rosaroten Kartusche mit goldenen Voluten umschlossen
und mit grünem Blätterwerk unterlegt ist. Rechts ist auf die Eckvolute eine
grün gefütterte, goldene, mit einem blauen Edelstein gezierte Mitra gesetzt,
von der goldgefranste, grünsilberne Infelbänder abiiattern. Links erscheint
ein goldenes Pastorale mit goldener Rose, deren Butzen grün gefärbt ist.
Das seitwärts abflatternde weiße Velum ist mit goldenen Rändern geschmückt.
Die oben über dem Schildrand in der Mitte auf rosafarbigen Wolken
thronende Madonna trägt ein rotes Kleid, einen blauen Mantel, beide mit
Gold aufgehellt, sowie einen goldenen Reif als Nimbus, mit dem auch das
nackte Christuskind in ihren Armen ausgestattet ist. Der I-Ierzschild ist weiß
mit Silberrand, der goldgekrönte und bewehrte schwarze Adler ist mit Gold
aufgehellt, die Zunge rot, der Kopf von den goldenen Buchstaben und
beseitet. Die Purpurhaube der alten Herzogsmütze, mit welcher der Herz-
schild bedeckt ist, zeigt ebenfalls goldene Auflichtung. Alles übrige ist aus
der Blasonierung im Wappenbrief" zu entnehmen, der folgendermaßen lautet
Wir Leopold von Gottes gnaden Erwehlter Römischer Kaiser zu
allen zeitten Mehrer des Reichs in Germanien zu Hungarn Böheimb Dal-
matien Croatien vnd Sclauonien etz. König Ertzhertzog zu Österreich
Hertzog zu Burgund Marggraff zu Mähren Hertzog zu Lutzenburg in
Schlesien zu Braband. zu Steyer, zu Kärndten, Crain Würtemberg v. Teck,
Fürst zu Schwaben Marggraff zu Ober- vnd Nieder Laußnitz, Gefürster Graff
zu I-Iabspurg, zu Tyrol, zu Pfürd, zu Kyburg vnd zu Görtz, Landgraff in
Elsaß, Marggraff des Heiligen Römischen Reichs ob der Enß vnd zu Burgaw,
Herr auf der Windischen Marck zu Portenau vnd Salins.
Bekhennen offentlich mit diesem Brieff vnd thuen khundt Allermännig-
lich, Waßmafßen Vnß der Wohlgebome, Vnser Lieber getrewer Johann
Christoph Freyherr von Leskowetz vnterthänigst zuuernehmen gegeben,
wie das in dem Vhralten Stitift vnd Gotteshauß zu Selaw des Praemonstra-
teserordens, so von Vnsern Lobseeligsten Vorfahrern Königen zu Böheimb
Sobieslav dem Ersten, vnd seiner Gemahlin Adelheide, gestifftet, wie auch
von Vnserm in Gott ruehenden Hochgeehrtisten Herrn Anherrn Kaisern
Ferdinando dem Anderten, Christmildisten angedenckhens, auß dem Khätzeri-
MONASTERII PROSPECTUS SILOENSIS IN REGNO BOHEME. Anton Mlnsfelt Senior, sculpsit
Migro Pragae.
Der hochwilrdigste Herr Prälat Salesius Ronbföelr war so gütig, dem Autor den Wappenbrief im
Original zur Abschrift und Kopierung des Wappens einzusenden.
343
schen Gewaldt erobert, vnd besagtem Orden restituiret worden seye, alda
nun der Gottesdienst mit sonderbarem Eyfer vollführet werde, Dahero Er in
consideration seines obhabenden Acht vnd Sechtzigjährigen hohen Alters,
vnd das Er, der Lezte dieses Nahmbens vnd Stamens, vmb sein vnd seines
Eheweibs Seelen I-Ieyl leßer vorzusehen, bewogen worden, nach dem
Exempel seiner Vorfahre, deren Wappen gedächtnus vber Zweyhundert
Jahr in dem Chor dortiger Kirchen zutinden, Ihre Begräbnuß daselbsten
zuerwöhlen, Zu defßen etwelcher danckbarkheit, Er selbigen Abbten
vnd Conuent zu Wappengenoßen, des Vhralten, vnd an Ihm gleichsamb
absterbenden Geschlechts deren von
Leskowecz anzunemben entschloßen, mit
vnterthänigster Bitt Wir geruheten Ihme
die Kaiser vnd Königliche Gnade zu
thuen, vnd deßen Leßkowetzische Stamb-
Wappen, mit erwehnten Abbtens vnnd
Conuents Wappen zu coniugiren, vnnd
zuuereinbahren. Wann Wir nun gnä-
digst angesehen V. betrachtet haben, die
gute lobwürdige inclination, vnd daß diß
sein Johann Christophs Freyherm von
Leskowecz gehorsambstes vorhaben
zu deß Leßkoweczischen Geschlechts-
gedächtnus gereichet, Er auch mehr-
besagtem StiEt Über diß in andere
werge mehr guets zu thuen intentionirt.
Alß haben Wir Jedoch in dem ver-
standt, daß Er der letzte des Leskoweczi-
schen Geschlechts, vnd auf allen Fall,
saluo jure Tertij, in solche coniunctiö
gnädigst eingewilliget, welche folgender
gestaldt formirt vnnd eingerichtet Alß
mit Nahmben, ein Quartirten Schildt, deßen Hintere vntere, vnd fordere
obere Veldt Blaw- oder Lasurfarb ist, in welchem iede Zwey creutzweiß
über einander liegende guldene Schlüßel, deren löcher auff die Kämppe
aber abwerts gekhert zusehen, auff dem vntern fordern, vnd obern hinterm-
theil, so beed Rot- oder Rubinfarb, liegen gleichergestald Creutzweis zwey
weiße oder Silberfarbe etwas gebogene höltzerne Gabel, dem Zinckhen
Über sich gewendet In der mitte dieses Schildts, stehet ein weißes Hertz-
oder Brust Schildtlein, auf welchem ein I-Iertzoghüetlein, vnd darin ein Ein-
facher gegE der Rechten handt gewendter, gantz Schwartz- oder Khol-
farber Adler, mit beeden von sich gestreckhten Krählen, außgeschwungenen
Flügeln aufgethanem Schnabel vnd Rothausgeschlagener Zungen, neben dem
Khopff dieses Adlers seindt zwey guldene Buchstaben alß zur Rechten ein
vnd zur Linckhen ein zu sehen, ob diesem Schildt stehet auf der
Abb. 7. Reguliertes Prämonstrarenser-
Chorherrensxift Neu-Reisch
45'
fordern ein gelb- oder goldtfarbe Inful, der hintern seiten aber ein halber
von oben herab verguldt- vnd gezihrter Pastoral oder Bischoffs Staab, deßen
Crantz sambt seiner Rosen einwerts gekheret, zwischen diesen erscheinet
ob einem Gewölekhlein die Bildnus der Hochgebenedeyten Muetter Gottes
Mariae mit Hiegenden braunen Haaren, einem Blaw- oder Lasurfarben
Mantel, Purpurfarb bekhleidet, auff Ihrem Rechten Armb daß Sitzende
Nackhende JESV Kindlein haltend. Allermasßen solches unirt- vnd ge-
ziertes Wappen hierinnen, vnd in der Mitte dieses Vnsers Königlichen
Diplomatis mit seinen farben aigentlich ausgestrichen, gezihrt, vnd abge-
mahlet ist. Mainä, setzen, ordnen vnd wollen, daß dieses obbesagten Stiffts
Seelaw, Jetzig- vnd Künfftige Abbten vnd Conuent, Vorstehendes Wappen
in Groß- vnd Kleinen Innsiegeln, Pettschafften, Clainodien, Goldt vnd Silber,
Begräbnußä, Gemählten, vnd sonsten an allen orthen vnd Enden, nach
Ihren Ehren, NotturHten, Willen vnd Wohlgefallen in inlinitum führen,
khönnen, sollen vnd mögen, von Männiglich vngehinderdt.
Gebiethen diesemnach allen vnd ieden Vnsern Nachgesezten Obrig-
kheiten Innwohner v. vnterthanen, waß I-Iohen- oder Niedern Standts,
Ambts, oder Würden dieselbe seindt, Insonderheit aber Vnsern Königlichen
Statthaltern in Vnserm Erb-Königreich Böheimb hiemit gnädigst vnd wollen,
daß Sie offtberührten Johaü Christophen Freyherrn von Leskowecz, wie auch
das Stifft vnd Gotteshauß Seelaw bey dieser Vnserer Kaiser- vnd Königlichen
Begaabug, Gnad, Zierde vnd Wappensvereinbarung, ruhiglich verbleiben
laßen, Sie daran nicht hindern, noch Andern solches zuthuen gestatten, auff
Kheinerleyweiß noch weege, bey Vermeidung Vnserer schwähren Straff vnd
Vngnad, vnd darzu einer nambhafften Poen von Fünfzig Marckh Lötigen
Goldtes, die ein Jeder, soofft er freuentlich hierwieder handlete, Vnß halb in
Vnsere Königliche Böheimbische Kammer, die andere helffte aber denen
Jenigen, so hierwieder belaidiget wurden, vnnachläßlich zu bezahlen, ver-
fallen vnd schuldig sein solle. Daß mainen Wir Ernstlich.
Zu Vrkhundt diß Brieffs, besiegelt mit Vnserm Kayser- vnd Königlichem
anhangendem Grofßern Innsiegel, Der Geben ist in Vnserer Statt Wien, den
Funffzehenten Monatstagjanuary, Nach CI-IRJST Vnsers Lieben Herrn vnd
Seeligmachers gnadenreichen Geburth, im Sechzehen Hundert Neun vnd
Sechzigsten, Vnserer Reiche, des Römischen im Eylfften, des Hungarischen
im Viertzehendten, vnd deß Böheimbischen im Dreyzehendten Jahr.
Leopold
Jo. I-Iartwigius Comes de Nostitz mfp.
Bß- S. Cancellarius.
Ad mandamm Sacäß- Caesß-
Regiaq. Majestzis proprium
Adolff Wratislaus graff von
Sternberg rnfp.
V. Pachta mjp.
Viktoryn Pekreky mßp.
Dieses Kay vnd Königl Diploma, ist mit bewilligung der Röm Kay
Maj. Räthe vnd Verordneter Vnter ambtleuthe bey der Landtaffel im König-
reich Böhem, Jezt berürter Landtaffel, in den anderten Grüngoldenen Kauf
Quatem Anno 1669 am Mitwoch nach den heiligen Ptingstfeyertagen, das
ist den 12. Juny sub tit K. 26 einverleibet vnd von worth zu worth ein-
geschrieben worden.
Johan Ernst Clralla V. Crowburg
Ingroßator der Grössern Landtaffel
im Königreich Böhem.
mßp.
Johann Christoph Freiherr von Leskovec starb im Jahre 1680, seine
Gattin zwei Jahre vorher; beide wurden in Selau begraben.
Ein besonders kunstsinniger Abt war Daniel Schindler, dem es auch
vergönnt war, dem Stifte sehr lange Zeit als Leiter vorzustehen 1725 bis
1752, 1754. Der Kunsttischler Ferdinandus arcularius" genannt, der Bild-
hauer Wenzel I-Iebl, der Iglauer Maler Vaclav Nosecky arbeiteten unter
diesem Abte an der Ausschmückung des Stiftes und der Kirchen, die dem
Stifte Selau zugehörten.
Deren Werke zeugen heute noch von dem Kunstsinn des auftrag-
gebenden Abtes und dem Können seiner Mithelfer.
Zur Zeit des Abtes Gabriel Fliegl 1774-1792 unter der Regierung
KaiserJosefs II. sollte auch Selau aufgehoben werden und stand dessen Name
bereits auf der Liste mit Angabe seines Schätzungswertes 25g.154 Gulden,
doch kam die dem Stifte drohende Prozedur nicht zur Durchführung.
Im Jahre 1807 übernahm Selau das städtische Gymnasium in Deutsch-
brod Nemecky-Brod und versah es mit Direktoren und Professoren bis zum
Jahre 1885; es ist das jetzige böhmische k. k. Staatsrealgymnasium.
Als Hausfarben benutzt das Stift die beiden Farben der Felder seines
Schildes, Blau und Rot.
TEPL.
Wappen in Gold drei schwarze Hirschgeweihe, gestellt Abb. 6.
Das im nordwestlichen Teile des Königreiches Böhmen auf einer Hoch-
ebene in der Nähe von Marienbad gelegene Herzogliche Prämonstratenser-
Chorherrenstift Tepl" Klaster Tepla Ducalis Canonia Hroznatea
Teplensis war im Jahre 193 von dem Vladiken Hroznata, einem Sohne des
Sezyma und der Dobroslawa, diese aus dem Hause Öernin, gegründet worden.
Hroznata, ein sehr frommer Mann, beschloß, als Jerusalem in die
Hände des Sultans Saladin gefallen war, sich dem Kreuzzug dorthin anzu-
schließen und vermachte vor seiner Abreise im Jahre 1197 die Herrschaft
Tepl mit allem Zugehör seiner neuen Gründung.
I-Iroznata eilte darauf nach Italien, um von dort mit den übrigen Kreuz-
rittern nach dem Osten zu ziehen, als aber der Kreuzzug wegen des Todes
des Kaisers Heinrich VI. nicht zustande kam, beschloß I-Iroznata wieder
nach Böhmen zurückzukehren. Er ließ sich in Rom seine Klosterstiftung
bestätigen und verschaffte sich für dieselbe einige Privilegien, so auch das
Recht des Gebrauches der Mitra und des Ringes für die Äbte von Tepl
m97. Er bat auch den Papst, sein Kreuzfahrergelöbnis, das er nun nicht
erfüllen konnte, durch ein anderes gutes religiöses Werk ersetzen zu dürfen.
Als nun Papst Cölestin III. die Gründung eines Klosters in Vorschlag brachte,
errichtete der fromme Ritter, wieder heimgekehrt, das Prämonstratenser
Frauenstift Chotieschau, in das auch seine Schwestern, Wojslawa undjudith
eintraten und das Wojslawa, die Witwe geworden war, so reichlich
bedachte, daß dieselbe als Mitstifterin von Chotieschau betrachtet wird.
I-Iroznata, dessen Frau und Sohn gestorben waren, beschloß nun selbst
in den Orden einzutreten. Er reiste deshalb im jahre 1201 nochmals nach
Rom, wo er dem Papste Innozenz III. seine Absicht vortrug. Als Subdiakon
und Kaplan des römischen Stuhles kehrte der neue Ordensmann in die
Heimat zurück, wo ihm der erste Abt von Tepl, Johann I. Ixg7-1233,
nach einiger Zeit als Präpositus des Stiftes die Führung der äußeren Ordens-
geschäfte übertrug.
In dieser seiner Stellung mußte er gegen einige Adelige des Egerlandes
auftreten, weil sich dieselben eigenmächtig Stiftsgut angeeignet hatten. Als
er nun eines Tages, nur von einem Diener begleitet, gegen das dem Stifte
Tepl gehörige Lichtenstadt ritt, wurde der Propst von seinen Gegnern über-
fallen und auf die Burg Kinsberg geschleppt, wo er in das Verließ geworfen
wurde. Die Brüder von Tepl wollten das für ihn geforderte hohe Lösegeld
herbeischaffen, aber Hroznata beschwor sie, dies zu unterlassen, und so ging
der Stifter von Tepl am I4. Juli m17 im Kerker elend zugrunde.
Hroznata, dessen Leiche man auslöste, wurde in Tepl begraben und
als heilig verehrt, bis er am I6. September 1897 vom Heiligen Stuhl in Rom
endlich auch offiziell als Märtyrer seliggesprochen wurde.
Durch einen Streit zwischen dem Prager Bischof Andreas und König
Premysl Ottokar I. kam auch das Stift Tepl in eine schwierige Lage, die
sich erst nach der Aussöhnung der beiden wieder besserte. Am 20.Juni 1232
erfolgte in Gegenwart des Königs Wenzel I. und vieler Fürsten die Weihe
der Klosterkirche. Zur Zeit des ersten Abtes besaß das Stift Tepl einen
großen Grundbesitz, so den Markt Tepl mit Zugehör, Krukanitz nebst allen
dazu gehörigen Ortschaften und Meiereien, Sandau mit Zugehör, Lichten-
stadt mit seinen Ortschaften, sowie die Bezirke Widzin und Neumarkt, in
allem zirka 90 Ortschaften. Dieser große Besitz reizte natürlich die I-Iabsucht
der benachbarten Großen, und das Stift hatte deshalb manche Eingriffe
abzuwehren.
Als König Piemysl Ottokar II. im Kampfe gegen König Rudolf von
Habsburg in der Schlacht am Marchfelde, 1278, gefallen war, wurde Tepl
und Chotieschau eine Beute des siegreichen Heeres, das die schutzlosen
Kirchen und Klöster des Landes plünderte. Erst als der Sohn Ottokars,
,.u
1381 wütete die Pest im ganzen
Lande, der auch der Abt Her-
mann 1367-1381 und einige
Brüder von Tepl zum Opfer
fielen. Die ganze Gegend war
entvölkert worden, so daß sich
Abt Bohus 1384-1411 gezwun-
gen sah, zur Bestellung der Äcker
deutscheKolonistenherbeizurufen.
Das XV. Jahrhundert brachte
eine neue Not in das Land, den
I-Iussitismus mit den schrecklichen
Folgen eines Religionskrieges, ei-
ner großen Teuerung und einer
1--..-..
Abb. 8. Benediktinerstifte St. Margaret und Braunau
Hungersnot. Das Stift kam ganz
herab und seufzte unter einer bedeutenden Schuldenlast, die erst zur Zeit
des Königs Ladislav teilweise getilgt werden konnte. Als der Reichsverweser
Georg von Podebrad den böhmischen Königsthron bestieg, entstanden neue
Schwierigkeiten für Tepl. Der damalige Abt, Sigismund 1458-1506, der
ein Anhänger des Reichsverwesers war, wurde als solcher in die Wirren der
Zeit hineingezogen, weil der Abt, trotzdem der Papst über den utraquistischen
König den Bann verhängt hatte, treu zu diesem hielt. Der katholische Adel
in der Nachbarschaft denunzierte den Abt als einen Förderer der I-läresie
und der Ketzer und erlangte dadurch auch in Rom, daß der Abt in die
Abb. g.
Wappen der Stadt
Politz u. d. Mettau
Police nnd Metujf
Exkommunikation mit einbezogen, alle Besitzungen des
Stiftes als verfallen erklärt wurden 1467. Der beutegierige
Adel benutzte sofort den Bannfiuch zu einem Raubzug nach
Tepl, steckte das geplünderte Kloster in Brand und entriß
dem Stifte eine Anzahl von Besitzungen. Erst nach langem
Bemühen konnte sich endlich der Abt rechtfertigen, doch
erst unter dem König Wladislav wurde es ihm möglich, das
Kloster wieder aufzubauen und die entrissenen Ortschaften
zurückzuerhalten.
Trotz all dieser harten Schicksalsschläge gelang es dem
umsichtigen Abte, Tepl wieder emporzubringen und dessen
finanzielle Lage zu festigen. Er baute unter andern elf große
Fischteiche, ließ kostbare Paramente anfertigen, hob die
Ordenszucht und die Ausbildung der jungen Ordensmit-
348
glieder, pflegte die Wissenschaften, erbaute einen neuen Büchersaal, den er
mit vielen Büchern bereicherte.
Zu seiner Zeit befand sich im Stifte auch eine Maler- und Buchbinder-
schule, von welcher sich sehr schöne Einbände bis heute erhalten haben.
Tief betrauert, starb Abt Sigismund am 26. Dezember 1506.
Die Reformation wurde auch für das Stift Tepl verhängnisvoll. Unter
dem Abte Anton 1526ä1535, der vorher Abt des Stiftes Strahov in Prag
gewesen war, machte sich ihr Einßuß stark bemerkbar, doch stellte sich
der nachfolgende Abt, Johann V. Kurz 15351559, ebenfalls früher Abt
von Strahov, dem Vordringen der neuen Lehren tatkräftig entgegen. Im
Jahre 1549 Fiel das ganze Kloster bis auf den Abt und einen Pfarrer der
damals wütenden Pest zum Opfer. Überhaupt hatte dieser Abt vieles
Leid durchzumachen; Unter ihm wird zum er-
die Geldopfer für die stenmal der Marienbader
Türkenkriege und son- Heilquellen Erwähnung
stige Quälereien ließen getan.EinFreiherrLieb-
ihn nie zur Ruhe kom- steinsky von Kolowrat
men. Ebenso erging es gebrauchte auf Anraten
seinem Nachfolger, Jo- desArztesvonSchlaggen-
hann VI. Meyskönig wald, Dr. Raudewing,
1559-1585, den man die Quellenin Marienbad
unter allen möglichen mit sehr gutem Erfolge.
Steuertiteln große Sum- Von da an entwickelte
men abpreßte. Während sich langsam, aber stetig
desDreißigjährigenKrie- Marienbad zu einem all-
ges stand Abt Andreas Abb bekannten Kurort, der
Ebersbach 1599- 62g Konvent des 55,125 Bravmv heute wie Karlsbad einen
an der Spitze des Stiftes. Weltruf besitzt.
Im Jahre 1611 brach ein neues Unglück über das Stift herein. Ein großer
Brand zerstörte bis auf die Kirche das ganze Kloster.
Durch die Kriegsläufe kamen schwere Tage über das Stift. Selbst nach
der Schlacht am Weißen Berge, 1620, war Tepl noch keine Ruhe beschieden.
Erst nach dem Abschluß des Westfälischen Friedens, 1648, konnte der
damalige Abt, Friedrich Füssel 1648-1654, die Verhältnisse des Stiftes
wieder halbwegs in Ordnung bringen. Er war zum Glück für das Stift in
jeder Beziehung eine hervorragende Persönlichkeit, nur war seine Regie-
rungszeit leider zu kurz bemessen. Seine Nachfolger bemühten sich redlich,
das Stift wieder in die Höhe zu bringen, aber die Lasten der Türkenkriege
und abermalige Brände in den Jahren 1659 und 1677 verzögerten die Erho-
lung, die das Stift Tepl so sehr bedurfte.
Abt Raimund Wilfert II. 1688-1724 war ebenfalls ein bedeutender
Regent, ein zweiter Stifter des Klosters. Er verwendete große Summen für
Bauten und Verschönerungen in Tepl und andern Orten, die zum Stifte
gehörten, doch verschlangen diese Unternehmungen sehr viel Geld, und da
349
auch noch die enormen Kriegssteuern, 300.000 Gulden, bezahlt werden
mußten, sah er sich gezwungen, Schulden zu machen. Unter seiner Regierung
wurde es Sitte, den Neueingekleideten besondere Ordensnamen beizulegen.
Unter Abt Hieronymus Ambros 1741-1767 wurde von dem Stifts-
apotheker Damian Schulz aus einer Quelle in Marienbadi das sogenannte
Tepler Salz" gewonnen. Der Abt ließ diese Quelle in Stein fassen und mit
einem Kreuze schmücken, von dem die Quelle den Namen Kreuzbrunnen"
erhielt 1749.
Abt Hieronymus suchte das Stift zu einem Mittelpunkte für Kunst und
Wissenschaft zu machen. Er legte eine Sammlung von Mineralien an,
errichtete ein physikalisches Kabinett und vergrößerte die Bibliothek. Die
Mathematik wurde damals im Stifte mit besonderer Liebe gepflegt.
Tepl hatte sich unter diesem Abte wieder zu einer glanzvollen Höhe
empor-geschwungen, aber schon unter seinem Nachfolger, Christoph Grafen
Trauttmansdorff 1767 bis tige Stellung, weil er ver-
178g, verfiel das Kloster mittels seiner hohen Be-
sowohl finanziell als auch kanntschaft die seit dritt-
in disziplinärer Beziehung. halb jahrhunderten reser-
Abt Christoph war mehr viertenWaldungen, in denen
regierender und hofhalten- die Quellen von Marienbad
der Fürst als Ordensmann; lagen, um eine verhältnis-
er liebte den Luxus und mäßig niedere Summe ein-
kannte beiseinenAusgaben lösen konnte.
keine Grenzen, doch dankt Aläll-sgt-mlilngfxjzä" Der allgemeinen Klo-
ihm Marienbad seine heu- steraufhebung unter Kaiser
Josef II. sollte auch das Stift Tepl verfallen, doch waren es wohl in erster
Linie die einf-lußreichen Verbindungen des Grafen, die das Stift vor diesem
Schicksal bewahrten.
Unter dem Abte Dr. Chrysostomus Pfrogner 1801-1812, ehemaligem
Rector magnificus der Prager Universität, wurde auf Wunsch des erzbischöf-
lichen Ordinariats in Prag und mit Zustimmung der Regierung in Pilsen im
Jahre 1804 eine philosophische Lehranstalt, ein Lyzeum errichtet, auch das
Gymnasium wurde von den Prämonstratensern von Tepl übernommen, und
bald entwickelte sich diese Schule zu einer der besten des Landes.
Am 6. November 1818 wurde Marienbad eine eigene Gemeinde und zu
einem öffentlichen Kurort erklärt. Abt Karl Reitenberger 1812-1827 tat
alles Mögliche, um den neuen Kurort zu fördern," ließ Straßen und Wege
anlegen und sorgte auch für eine Kurmusik, eine Apotheke und ein Kurspital.
Abt Karl gab für Marienbad viel Geld aus und machte sich dadurch bei
seinen Konventualen unbeliebt, weil er oft deren berechtigte Ansprüche
Marienbad wurde mit Allerhöchster Entschließung vom 29. Mai 1865 zur Stadt erhoben und erhielt am
1.uni 1866 ein Wappen verliehen, das halb gespalten und geteilt, im ersten Felde ein Marienbild, im zweiten
die bekreuzte Kuppel des Kreuzbrunnens und im dritten, zwischen zwei Tannen stehend, eine Brunnenschale
mit einer trinkenden Äskulapschlange aufweist.
Goethe war mehrmals Gast in Marienbad und verkehrte auch mit dem Abte von Tepl.
46
03V
nicht befriedigen konnte. Die Verhältnisse im Stifte wurden endlich unhalt-
bar und zwangen den Abt zur Resignation. Er zog sich in das Prämon-
stratenserstift Wilten zurück, wo er 1860 starb, ohne Tepl und Marienbad je
wieder gesehen zu haben.
Der jetzige Abt von Tepl, Gilbert Helmer, seit 1900 zugleich General-
vikar der österreichischen Prämonstratenser-Ordensprovinz, in der Reihe der
Äbte der neunundvierzigste, ist ebenfalls stets bestrebt, Marienbad als Welt-
kurort zu heben und zu fördern.
Das Wappenbild des Stiftes Tepl, die drei Hirschgeweihe, sind dem
Wappen seines Stifters Hroznataä entnommen worden. Wir sehen diese
Figuren auf den Resten eines Siegels des Stifters an einer Pergamenturkunde,
des sogenannten Testaments Hroznatas aus dem Jahre 1197, die im Stifts-
archiv aufbewahrt ist. Das Siegel, dessen obere Hälfte noch erhalten ist,
enthält im Mittelfelde die oberen zwei Hirschgeweihe, im Legendenstreifen
die Buchstaben SP TA. Das älteste Siegel eines Abtes, das sich im
Stiftsarchiv von Tepl erhalten hat, ist jenes des Abtes Ivan oder Ivo 1295
bis 1302, doch läßt sich die Figur auf diesem Siegel nicht mehr erkennen.
Deutlich erscheinen dagegen die I-Iirschgeweihe auf dem Siegel des Abtes
Beneda 1339-1358 an einer Urkunde vom 15. Juni 1346. Im spitzovalen
Siegel ist die Figur eines Heiligen zu sehen, dem zu Füßen die drei Hirsch-
geweihe frei schwebend angebracht sind.
Die Äbte selbst führen keine persönlichen Wappen, sondern nur das
Stiftswappen allein, ausgenommen Graf Trauttmansdorff, in der zweiten
Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, der auch sein Geschlechtswappen im Siegel
benutzte.
Der Konvent von Tepl führt in seinem Siegel als Hauptbild die Dar-
stellung von Maria Verkündigung, als Nebenbild die drei Hirschgeweihe, die
früher in einem Schildchen untergebracht waren, derzeit aber frei über
dem Marienbilde schweben. Die Legende lautet SIGILLUM CAPITULI
CANONIAE TEPLENSIS.
Das von Hroznata und seiner Schwester Wojslawa gegründete Prämon-
stratenserinnenkloster zu Chotieschau Chotesov führte dasselbe Wappen-
bild wie Tepl. Die Leitung dieser Stiftung unterstand dem Stifte Tepl, aus
welchem die seit 1463 auch infulierten Pröpste genommen wurden. Seit 1738
standen Äbte an der Spitze des Klosters, bis im jahre 1782 die Aufhebung
erfolgte.
Die Stadt Tepl besitzt dasselbe Wappenbild wie das Stift, aber auch
andere Orte, wie Lichtenstadt, Neudek, Neumarkt, Staab, Stankau und so
weiter benutzen ganz oder teilweise das Wappen von Tepl als ein Wahr-
zeichen ihrer historischen Beziehungen zu dem alten Stifte.
Die Farben des Stiftes sind merkwürdigerweise nicht die Tinkturen
des Schildes, sondern Grün-Weiß.
Die mit der Familie des Vladiken Hroznata verwandten Guttenstein, sowie die Wnby führten dasselbe
Wappenbild. die drei schwarzen Hirschgeweihe im goldenen Felde.
331
NEU-REISCI-I.
Wappen in Blau zwischen zwei silbernen Flügeln ein roter, goldgeränderter
Marschallstab. Oben in der Mitte hinter dem Schildrande hervorkommend
die Hälfte der Figur des Apostelfürsten Petrus mit einem Schlüssel in seiner
Rechten Abb. 7.
Das im Westen der Markgrafschaft Mähren, an der Straße zwischen
Schelletau und Teltsch gelegene regulierte Prämonstratenser-Chorherrenstift
Neu-Reisch Nova Rise Neoreisch, Canonia Neorisensis war ursprüng-
lich als Frauenkloster, wahrscheinlich am 29. Januar im Jahre 1211 von
Marquard von I-Irädek de Castello und
seiner Gattin Wojslawa gegründet
worden. Marquard, der in alten Urkun-
den Supremus militiae dux" genannt
wird, starb am 24. Oktober 1220,
Wojslawa am 18. März 1221. Der
Stifter muß allem Anscheine nach
sehr reich gewesen sein, weil auch der
Besitz des Frauenstiftes gleich anfangs
ein sehr beträchtlicher gewesen war.
Die Prämonstratenserinnen, die
unter einer Priorin standen, scheinen
von Unter-Kanitz bei Brünn gekommen
zu sein. Der jeweilige Propst des
Klosters wurde aus dem Stifte Obro-
witz gewählt, dessen Abt zugleich Pater
abbas von Neu-Reisch war.
Unter dem fünfzehnten Propst des
Stiftes, Pi-edbor 1389-1428 und der
Priorin jitka 1427 erreichte Neu-
Reisch den Höhenpunkt seines Bestan-
des, aber in den letzten Jahren ihrer
Regierung, 1423 und 1424, hatte das Stift
unglückliche Tage zu verzeichnen. Es wurde von hussitischen Banden über-
fallen und geplündert. Der bekannte Anführer der Taboriten Prokop Holy
der Kahle, ein ehemaliger Mönch, zerstörte das Kloster gänzlich, doch
konnten sich die Nonnen mit ihrem Propste Andreas I. 1428-1448 noch
rechtzeitig nach Teltsch Hüchten. Neu-Reisch vermochte sich von diesem
Schicksalsschlag nie mehr so recht zu erholen, weil das Stift im Laufe der
Zeit noch manche andere Unfälle zu erleiden hatte. Unter dem vierund-
zwanzigsten Propste, Kaspar Schönauer 1562-1570, dem späteren Abte
von Selau und Obrowitz, ging es dem Stifte zwar etwas besser, aber die
Zahl der Nonnen war sehr zurückgegangen.
Bei dem Regierungsantritt des nächstfolgenden Propstes Urban 1570
bis 1595 waren nur mehr vier Chorfrauen vorhanden. Im Jahre 1596 zog
Abb. 12. Benediktinerstift Raigern
46'
352
die letzte Nonne, Anna Öernicka, nach dem Kloster Chotieschau, wo sie
auch starb. Mit ihr war der Frauenkonvent von Neu-Reisch gänzlich
erloschen.
Durch einige Jahre, von 1595 bis 1641, wurde das Kloster von ver-
schiedenen Pröpsten interimistisch verwaltet und von Prämonstratenser-
Chorherren bewohnt, aber erst im Jahre 1641 trat es als regelrechtes Chor-
herrenstift unter dem Propste Laurenz Plocar 1631-1649 auf den Plan,
nachdem bereits 1582 und 1634 mehrere junge Chorherren in Obrowitz die
Profeß für Neu-Reisch abgelegt hatten.
Über Verwendung des Erzbischofs von Prag, Ernst Adalbert Grafen
I-Iarrach, erhielten im Jahre 1654 die Pröpste von Neu-Reisch vom Papste
Innozenz X. endlich auch das Recht zum Gebrauche der Pontiükalien.
Im Jahre 1683, unter dem Propste Matthäus Sebastansk? 1661-1687,
wurde das ganze Stift und die soeben neugebaute Kirche ein Raub der
Flammen. Die Kosten des Neubaues sowie neue Steuerlasten versetzten
das Stift tief in Schulden, von denen es sich nur sehr langsam erholen
konnte.
Unter dem Propste Bernard Leupold von Löwenthal 1698-1708,
dem ersten Propste, der aus der Schar der Neu-Reischer Kapitulare gewählt
worden war, kam das heutige Stiftswappen zum erstenmal in Gebrauch.
Das Wappenbild ist eine Komposition aus der Figur des Familienwappens
des Stifters, zwei silberne Flügel in einem blauen Felde, und dessen Amts-
und Würdezeichen, dem Marschallstab. Die Klosterkirche ist den beiden
Apostelfürsten. geweiht, daher die Figur des heiligen Petrus über dem
Schilde.
Das ehemalige Frauenkloster Neu-Reisch führte allem Anscheine nach
kein Wappen, sondern nur ein Siegelbild, eine Madonna mit dem Jesuskind
am Arme, in der Formation, wie solches auch heute noch vom Konvent
des Stiftes in seinem Siegel benutzt wird.
Unter dem Propste Augustin Vyminko 1725-1755 wurde endlich
Neu-Reisch im Jahre 1733 zu einer Abtei erhoben.
Spezielle Hausfarben stehen bisher nicht im Gebrauche.
B. MÖNCI-ISORDEN.
I. BENEDIKTINER.
St. MARGARET UND BRAUNAU.
Wappen zwei Schilde; im ersten in Rot ein schrägrechts liegender natur-
farbiger Baumast, im zweiten in Blau drei silberne Schräglinksbalken, der
mittlere belegt mit drei roten Rosen nebeneinander. Hinter den Schilden,
die eine Mitra tragen, kreuzen sich zwei Pastorale," im Bezug auf die unter
einer Leitung stehenden Stifte St. Margaret und Braunau Abb. 8.
Mitunter finde sich folgende Aufstellung Zwischen den beiden Schilden die Mitra, rechts ein Pasto-
rale, links auf dem Schilde ein alter Herzogshul. Die hie und erscheinenden Rosen in goldener Tinktur sind
jedenfalls unrichtig.
JJJ
Von den unter einem Abte vereinigten Benediktinerstiften St. Margaret
in Bfevnov und Braunau Klaster Brevnovsk? Broumovskjr Archi-
sterium ad S. Margaritam Bfevnovii et abbatia Braunae ist das erste,
Archisterium Brevnoviense ad S. Margaritam V. M., zwischen Prag und dem
Weißen Berge, im Orte Bievnov, das zweite, Monasterium Braunaviense
ad S. Venceslaum M., im nordöstlichen Böhmen, nahe der schlesischen
Grenze in der Stadt Braunau gelegen. Im Jahre 993 war das Benediktiner-
kloster zu Brevnov von dem zweiten Prager Bischof, dem heiligen Adalbert
Vojtech, der Tradition nach aus dem Geschlechte der Slavnik auf Libic
bei Podebrad stammend, der bei einem Besuch in Rom in den Benediktiner-
orden eingetreten war, unter Mithilfe des Herzogs Boleslav II. von Böhmen
gegründet und vorn Papste Johannes XV. bestätigt worden.
Zu Patronen des Stiftes wurden der heilige Bonifazius und der heilige
Alexius gewählt. Brevnov der Pontitikalien erhalten
ist das älteste Männerstift haben, das übrigens im
in Böhmen undwurdezum Jahre 1265 nochmals den
Mutterkloster Erzkloster Äbten von Bievnov be-
oder Archisterium sämt- stätigt wurde.
licher Benediktinerklöster Bischof Adalbert, der
in den Sudetenländem er- Gründervon Bi"evnov,war
klärt. Als erster Abt leitete als Missionär zu den heid-
Anastasius, der Lehrer nischenPreußengegangen
des Bischofs Adalbert, die und erlitt im Jahre 997
Abb. 3. Siegel des Konvents
Geschicke der neuen St1f- von Raigem- SIGII-I-VM- an der Stelle des heuti-
CONVENTVS anvmu-
tung und soll auch schon DENSIS SB gen Kalnen bei Tenkitten
das Recht zum Gebrauche preußischer Regierungs-
bezirk Königsberg den Märtyrertod. Ein acht Meter hohes Kreuz erinnert
dortselbst heute noch an den Glaubensboten aus dem fernen Böhmerlande.
Herzog Bfetislav I. erweiterte im Jahre 1045 das Kloster zu Bievnov
und machte demselben viele Schenkungen. Auch das von ihm im Jahre m48
errichtete Kloster Raigem in Mähren wurde von Brevnov aus besetzt. und
blieb bis zum Jahre 1813 eine Filiale desselben.
Der Herzog errichtete auch aus der Zelle des Eremiten Prokop zu
Sazau Sazava im Jahre 1039 eine Abtei, deren Leitung der heilige Prokop
übernahm. Es wurden slawische Mönche aus ruthenischen Gegenden
Ungarns nach der neuen Abtei berufen und der griechisch-altslawische
Ritus dort eingeführt. Nach dem Tode Bietislavs und Prokops wurden die
slawischen Mönche verabschiedet und die Stiftung mit Brüdern aus Bievnov
besetzt, die aber eine selbständige von Bfevnov unabhängige Abtei bildeten.
Ebenso wurde das Kloster Politz Police an der Mettau, zuerst ein
Eremitorium, von Bievnov aus gegründet, das vom König Pfemysl Ottokar I.
im Jahre 1213 in eine Propstei umgewandelt wurde, aber stets vom Mutter-
kloster bis zu ihrer Aufhebung im Jahre 1785 unter Kaiser Josef II. ab-
hängig blieb. Die Propstei führte dasselbe Wappen wie Bi-evnov. Die Stadt
Politz benutzt heute noch ein auf die ehemalige Propstei anspielendes
Wappenbild in Blau zwei mit den Mundstücken vereinte goldene Jagd-
hörner, beseitet von drei goldenen Rosen, unter diesen ein brauner, schräg
links gelegter Baumast Abb. 9.
Das Mutterkloster Brevnov wurde wegen einer dort befindlichen
größeren Reliquie seit 1262 auch zu St. Margaret" benannt, nach welcher
Heiligen die vom Abte Otmar im Jahre 1715 errichtete Kirche ebenfalls den
Namen erhielt.
König Pi-emysl Ottokar I. hatte dem Kloster Bfevnov den ganzen
Bezirk dies- und jenseits des Gebirgszuges Steny, im sogenannten
Braunauer Ländchen", zum Geschenke gemacht, doch waren seine
Beamten mit dieser Schenkung ihres Herrn nicht einverstanden und suchten
dieselbe zu hintertreiben, aber vergebens.
Im Jahre 1322 wurde in Braunau die dritte Filiale von Bfevnov errichtet,
und zwar mit Benutzung des dort befindlichen königlichen Schlosses.
Am 2o. Mai 1420 wurde das Kloster Bfevnov von den Hussiten total
zerstört, ebenso erging es ein Jahr darauf der Propstei Politz. Die dem
Gemetzel entgangenen Brüder flohen teils nach Braunau, so auch der
damalige Abt Nikolaus, teils nach Raigern in Mähren. Seit diesem Schlage
konnte sich Brevnov nicht mehr erholen, während Braunau erstarkte und das
Übergewicht behielt, besonders als die Äbte seit dem Jahre 1420 ihre Residenz
in Braunau aufschlugen und in Bfevnov jährlich nur kurze Zeit verweilten.
Brevnov war zwar im Jahre 1674 wieder als Ordenshaus eröffnet
worden, doch ist dort nur ein kleiner Konvent seßhaft. Die Kleriker und
Lehramtskandidaten, die in Prag studieren, sowie die Novizen des Stiftes
sind ebenfalls im Kloster Bfevnov untergebracht. In Braunau residiert der
Abt der beiden Stifte, auch sind dort die Ofiizialen des Stiftes und die
Professoren des schon anno 1624 vom Stifte in Braunau errichteten
Gymnasiums wohnhaft.
Das vom Stifte im Jahre 1738 erkaufte Kloster Wahlstatt in Preußisch-
Schlesien, gegründet 1241, eine ehemalige Propstei des Benediktinerstiftes
Opatovice, die vierte Filiale des Mutterklosters Brevnov, mußte im
Jahre 1810 aufgegeben werden, weil die preußische Regierung die Mönche
einfach vor die Türe setzte und die Güter und das bare Geld konliszierte.
Das erste Wappenbild, der Baumast im roten Felde, soll der Legende
nach einem Vorfall bei der Gründung des Stiftes Bi-evnov seine Entstehung
verdanken. Als sich Herzog Boleslav II. und Bischof Adalbert auf der Suche
nach einem günstigen Orte für das zu erbauende Kloster befanden, kamen
sie an eine Quelle, an der ein Hirsch seinen Durst löschte. Im Wasser lag
ein loser Baumast. Man fand diese Stelle für das zu errichtende Kloster
sehr geeignet und gab ihm den Namen Bi-evnov", zu deutsch Ast". Der
zweite Schild mit den Rosen soll dem Geschlechte des Gründers, des
heiligen Adalbert, angehört haben. Dieser Wappenschild allein wird vom
Konvent des Stiftes Bfevnov SIGILLUM CONVENTUS BREVNO-
355
VIENSIS geführt Abb. m. Der Konvent des Stiftes Braunau benutzte
vormals ebenfalls das angebliche Wappen des Gründers, aber nur mit einem
Schrägbalken und dieser nach rechts liegend Abb. n.
Die Legende des Siegels lautet SIGILLVM CONVENTVS
BRAVNENSIS".
Heute führt der Konvent des Stiftes Braunau dasselbe Wappenbild wie
der Konvent von Brevnov mit der Legende SIGILLUM CONVENTUS
BRAUNENSIS". Sogenannte Haus-
farben werden weder von Bfevnov
noch von Braunau benutzt.
RAIGERN.
Wappen in Blau drei silberne Schräg-
rechtsbalken," der mittlere belegt
mit drei roten fünfblätterigen Rosen
Abb. 12.
Das in der Nähe des Marktes
Raigern in der mährischen Bezirks-
hauptmannschaft Auspitz gelegene
Benediktinerstift Raigern Rajhrad
Burg im Paradiese Monasterium
Raigradiensis Raihradiense war
von Bietislav 1., Herzog von Böhmen,
im Jahre 1048 auf der ihm gehörigen
Burg Rajhrad gegründet worden. Die
Burg bestand schon zur Zeit des groß-
mährischen Reiches und fiel nach
dem Siege des Herzogs Bretislav über
die Ungarn im Jahre m28 mit dem
südlichen Teil von Mähren in seinen
Besitz. Zu Ehren seines Verwandten,
des Eremiten, späteren Benediküners Abb 14. Wappen von Rnigem auf einem Exlibris
zu Bi-evnov, St. Günther 1045, Süfggbiblioghgk
schenkte der Herzog die Burg und
deren Umgebung dem Stifte Brevnov, dessen Abt Meinhart die Umwand-
lung der Burg in ein Kloster durchführte. Der Stiftungsbrief datiert vom
26. November 1048. Die Stiftskirche wurde den beiden Apostelfürsten Petrus
und Paulus geweiht. Das Kloster selbst wurde als Propstei dem Stifte
Bievnov unterstellt.
Im Jahre 1241 wurde Raigem von nach Mähren einbrechenden Mon-
golenhorden zerstört, ebenso im Jahre 1253 von den Kumanen verwüstet.
Das Stiftswappen von Raigern zeig! dasselbe Bild wie jenes von Bievnov-Braunau, nur sind hier die
Balken nicht scbräglinks wie bei Bievnov-Braunnu, sondern schrägrechts gestellt. welche Stellung auf allen
mir vorliegenden Siegeln von Raigern nachzuweisen ist.
Nach der Schlacht am Marchfelde fiel Raigern den alles vernichtenden
Truppen des Königs Rudolf von Habsburg in die Hände. Bis zum Jahre 1281
blieb das Kloster leer stehen, das heißt ohne rechtmäßigen Besitzer, denn
sehr bald hatte sich in dem öden Gemäuer eine mehrere hundert Mann
starke Räuberbande unter der Führung des Gerhard von Kunstadt-Obran
eingenistet und benutzte das Kloster als Stützpunkt für ihre Raubzüge, bis
es endlich dem böhmischen Feldherrn Zaviä von Rosenberg gelang, die
Bande zu überwältigen. Erst im Jahre 1287 konnten die Brüder wieder in
ihr altes Heim zurückkehren.
Nun hatte die Stiftung einige Jahrhunderte lang Ruhe und konnte sich
weiter entwickeln. Am Ende des Jahres 1527 wurde das Stift von
pikardischen Banden überfallen und total ausgeraubt, wobei der damals die
Leitung des Klosters führende Propst das Leben verlor. Zwischen den Jahren
1543 und 154g brannte das Stift Raigern zweimal nieder, vermochte sich aber
trotz all dem Unglück doch wieder zu erheben. Unter Kaiser Rudolf II. sollte
im Jahre 1602 das Stift aufgehoben werden, entging aber diesem Schicksal
über Verwendung des Kardinals Franz von Dietrichstein, der sich des arg
bedrängten Klosters in tatkräftigster Weise annahm, aber die Freude
darüber sollte von nur kurzer Dauer sein. Im Jahre 161g wurde Raigern
durch einen Beschluß der rebellischen Stände von Mähren aufgehoben.
Die Niederlage der Aufständischen in der Schlacht am Weißen Berge
am 8. November 1620 gab den Brüdern von Raigern ihr altes Eigentum
wieder zurück, doch kaum hatten die Mönche das Heim in Ordnung
gebracht, wurden sie am 8. Dezember 1623 von den ungarischen Horden des
Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen Gabor, überfallen und total ausgeraubt.
Auch das folgende Jahr war für Raigern als ein schweres zu bezeichnen;
was die ungarischen Horden etwa übersehen hatten, fraß das kaiserliche
Kriegsvolk auf. Die Geschichte von Raigern ist reich an solchen Unglücks-
noten. Im Jahre 1645 waren es die Schweden, 1663 die Türken, 1742 die
Preußen, die das arme Stift nie zu einer Erholung kommen ließen, doch war
es nicht umzubringen, es kam stets wieder in die Höhe und es hätte sich's
verdient, den Vogel Phönix als Wappentier in seinen Schild zu erhalten.
Im Jahre 1687 erhielten die Pröpste von Raigern endlich auch das
Recht, sich der Pontifikalien zu bedienen. Bis zum Jahre 1690 waren die
Pröpste stets aus der Reihe der Professen des Mutterklosters Brevnov-
Braunau gewählt oder direkt von den Äbten desselben bestellt worden. Erst
im Jahre 1690 erscheint zum erstenmal ein Raigerner Profeß, Placidus
Novotny, als Propst von Raigern gewählt, der auch zum erstenmal von
den im Jahre 1687 zugestandenen Pontifikalrechten Gebrauch machte.
Im Jahre 1813 wurde nach langem Bemühen das Stift selbständig und
eine Abtei, als deren erster Abt Augustin Koch erscheint.
An einer Urkunde des Abtes Bavarus von Brevnov vom z. Februar 1321
Findet sich zum erstenmal neben dem Siegel der Abtei Bi-evnov ein eigenes
Siegel der Propstei Raigern. Das Siegelbild zeigt den heiligen Petrus in
357
einem Nachen, das Fischnetz zur rechten Seite des Schiffes ausgebreitet.
Dieses Siegelbild blieb bis zum Jahre r690 in Verwendung. Unter Propst
Placidus Novotny erscheint ein neues Konventsiegel mit dem Schilde von
Mähren zwischen den beiden Apostelfürsten und überhöht von der Madonna
mit dem Jesuskinde. Der Schild des Stiftswappens mit den Schrägbalken
und Rosen, das angebliche Wappen des heiligen Adalbert, dem wir schon
in der Abhandlung über das Stiftswappen von Bievnov-Braunau begegnet
sind, ist zum erstenmal unter dem Propste Viktorin II. 1686-1690 nachzu-
weisen. Beide Bilder Säge entzweigesäg-
wurden" später von ter grüner Berg. Auf
der Abtei und dem demSchilderuhteine
Konvent Raigern un- goldene Laubkrone
verändert weiter be- alte Königskrone,
nutzt Abb. 12 und in welche die Mitra
r3. Abbildung I4 und dasPastorale ge-
zeigt die beiden Dar- stellt sind Abb. 5.
stellungen, hier das Das in der böh-
Siegelbild des Kon- mischenLandeshaupt-
vents in einem Schil- stadt Prag gelegene,
de untergebracht," zur Beuroner Kon-
auf einem Exlibris gregation vom heili-
der Stiftsbibliothek gen Martin des Be-
aus dem XVIILJahr- nediktinerordens ge-
hundert. hörige Königliche
Die Hausfarben Stift Emaus", auch
des Stiftes sind den AbteiUnserei-Lieben
Tinkturen entspre- Frauvon Montserrat
chend Blau-Weiß. zu Emaus" genannt
Slovan, na Slova-
EMAUS- nech Abbatia
Wappen in H. Königliches Benediktsinerstift Emaul Emautina War
ein durcheinesilberne ursprünglich von
Karl IV. im Jahre 1348 gegründet worden als ein Kloster für Benediktiner
aus Kroatien, Dalmatien, Bosnien und Serbien mit altslawischer glago-
litischer Liturgie daher auch der Name na Slovanech", und zwar zu
Ehren des heiligen Kirchenlehrers Hieronymus, von dem man damals
geglaubt hatte, er sei der Übersetzer der Heiligen Schrift aus der hebräischen
in die slawische Sprache gewesen.
Dieses Siegelbild des Konvents kommt hie und da auch als Wappenbild in Gebrauch, das heißt von
einer Schildumrahmung eingeschlossen. In solchen Fällen wird gewöhnlich Gold als Tinktur des Schildfeldes
benutzt, das mihrische Wappen erscheint aber stets in seiner alten Farbengebung, ein rot-silbern geschachter
Adler in einem blauen Felde. Der Adler sollte eigentlich rot-golden geschacht sein, weil Kaiser Friedrich III. IV.
das Wappen laut Diplom d. d. Klosterneuburg, 7. Dezember 1462 dahin "besserte", daß das Silber in Gold ver-
wandelt wurde. Nachdem dieses Diplom aber in Verlust geraten war, wurde diese Wappenbesserung von Kaiser
Ferdinand I1. d. d. Wien, a6. Juni 168 auf Ansuchen der rnährischen Stände konfirrniert.
Als Feldtinktur ist hie und da auch Blau angegeben.
47
0D"
Der Stifter hatte bereits anläßlich seines Aufenthaltes in Avignon vom
Papste Klemens VI. dessen Zusage erhalten, und wurde dies in einer Bulle
an den Erzbischof von Prag vom g. Mai 1346 bestätigt. Der Stiftungsbrief
Karls IV. datiert vom 21. November 1347. Als Patrone der neuen Stiftung
wurden die heilige ungfrau Maria, die Slawenapostel Cyrill und Method, der
heilige Adalbert und Prokop erwählt. Der damalige Prager Erzbischof
Ernst von Pardubitz brachte die Stiftung zur Durchführung.
Am zweiten Ostertag des Jahres 1372 konnte endlich die Kirche ein-
geweiht werden. Kaiser Karl IV., sein Sohn Wenzel, der Patriarch von
Alexandrien, die Kurfürsten von Sachsen und Mainz, die Erzbischöfe von
Prag und Gran, viele Bischöfe und Fürstlichkeiten wohnten der Feier bei.
Weil an diesem Tage, Ostermontag, das Evangelium von den nach Emaus
wandernden Jüngern gelesen wird, nannte das Volk die alljährlich immer
beliebter werdende Kirchweihfeier Emausfesfß das Kloster davon Emaus-
kloster".
Karl IV. bedachte seine Stiftung reichlich mit verschiedenen Schen-
kungen, unter andern sorgte er auch für die Anlage einer Bibliothek, der er
eine größere Anzahl slawischer Bücher überwies. Mit Erlaß vom 26. August
1356 bestellte er einen eigenen Schreiber, der zunächst die für den Gottes-
dienst nötigen Bücher abschreiben rnußte. Leider hat sich von diesen mit-
unter kostbaren Bücherschätzen nichts erhalten. Zur Zeit der hussitischen
Unruhen ging alles verloren, nur das sogenannte Reimser Krönungs-
evangelium" ist erhalten geblieben, eine Pergamenthandschrift in Quart-
format, welche die slawischen Übersetzungen der Evangelien in cyrillischer
und glagolitischer Schrift enthält. Der cyrillische Teil soll aus der Hand des
Abtes von Sazau, des heiligen Prokop 1053 stammen, der glagolitische
Teil aus der Feder des vorher erwähnten Schreibers 1395.
Der wertvolle Kodex, dessen Einband ursprünglich reich mit Gold,
Edelsteinen und Reliquien geschmückt war, wurde x4x9 von den Hussiten
mit vielen andern Wertsachen verschleppt, kam nach Konstantinopel und
wurde dort vom Kardinal Karl von Lothringen erworben, der ihn der
Kirche vom Reims verehrte 1574. Auf dieses Evangelium legten bis zum
Jahre 1775 die Könige von Frankreich bei ihrer Krönung
in Reims den Eid ab, weshalb der Kodex den Titel Texte
du sacre" oder Krönungsevangelium" erhielt. In den
Tagen der französischen Revolution ging dieser wertvolle
Kodex abermals verloren, bis er unter Napoleon, der den
Auftrag erteilt hatte, alle alten Handschriften zu sammeln,
wieder an das Licht des Tages kam, leider verstümmelt
und aller Kostbarkeiten beraubt. Er wurde in der Biblio-
thek der Stadt Reims aufbewahrt und 189g von der
Nationalakademie von Reims durch Louis Leger unter
dem Titel Lüävangeliaire slavon de Reims, dit Texte du
Abb. 16. Wappen des
Stiftes Mont Senat" in
Wien,x78x Sacre" publiziert.
Zum ersten Abte von Emaus wurde von
Karl IV. Paul I. Ursinus Nedved 1348-1362
ernannt, der vom Papste Klernens VI. im
Jahre 1349 für sich und seine Nachfolger das
Recht zum Gebrauche der Pontiiikalien erhielt.
Das vom Kaiser reich dotierte Stift stand im
Zenith seines Ansehens, als plötzlich schwere,
drohende Wolken am geschichtlichen Horizont
heraufgezogen kamen, die immer dräuender
wurden, bis endlich unter dem dritten Abte,
Paul II. Ki-iz 1389-1426 ein furchtbares Ge-
witter losbrach, das alles zu Boden schlug und
vernichtete. Abt Paul suchte durch Nachgiebig-
keit das Kloster zu retten, aber die hussitischen
Bedränger ließen sich dadurch nur für kurze Zeit
ablenken. Bereits sein Nachfolger, Gregor m12
r428-1434, beschloß die Reihe der rechtmäßig
gewählten katholischen Äbte von Emaus. Das
Kloster wurde der Sitz des hussitischen Kon-
sistoriums und verblieb durch x70 jahre im
Besitze desselben. Während dieser Zeit regierten
dort zwölf Pseudoäbte und einundzwanzig Ad- Bdikü,,,7,'s,Gabriel
ministratoren, bis endlich der Abt Matthäus
Philonomus 1582-1589 wegen seiner Zügellosigkeit durch ein Hofdekret
abgesetzt und des Landes verwiesen, das utraquistische Konsistorium von
Emaus nach der Teinkirche verlegt wurde. Emaus erhielt endlich wieder
einen katholischen Abt in der Person des Paul I-Iorsk? Paul III. Paminondas,
der von 1592 bis 1598 und von 1602 bis 1607 dem Kloster Vorstand. Der sehr
verdienstvolle Abt, der unter den schwierigsten Verhältnissen das Kloster
ober Wasser zu halten suchte, soll von seinen Feinden vergiftet worden sein.
Emaus war während der hussitischen Wirren sehr herabgekommen,
die Besitzungen teils verkauft, teils durch erschlichene Majestätsbriefe in
fremde Hände geraten, die Baulichkeiten unbewohnbar und dabei keine
Aussicht vorhanden, daß sich die Verhältnisse je einmal bessern würden.
Der im Dezember des Jahres 1612 ernannte Abt johann II. Benno Flaccus
von Falkenberg kehrte, bei diesen trostlosen Zuständen völlig mutlos
geworden, bereits im Juni 1613, also nach kaum halbjähriger Regierung, in
sein Profeßkloster Braunau zurück. Nun versuchte man es mit einem Admini-
strator aus dem Kloster Raigern.
P. Adam Benedikt Baworovsky unterzog sich als solcher der schweren,
fast aussichtslosen Arbeit, Emaus wieder in die Höhe zu bringen.
Mit großer Ausdauer und vielem Geschick gelang es diesem Manne, das
Kloster nicht nur zu halten, sondern dort sogar halbwegs annehmbare
Zustände zu schaffen.
41'
350
Im Jahre 1615 erhielt er die Abtwürde und regierte in Emaus bis
zur Übersiedlung des ganzen Konvents im Jahre 1635 in das Kloster
St. Nikolaus in Prag. Es folgten dort auf ihn noch zehn Äbte, bis im
Jahre 1785 unter dem Abte Emilian Mühlzwengel durch die Aufhebungs-
akte Kaiser Josefs II. der Schlußpunkt gesetzt wurde.
Das alte Kloster Emaus war nach dem Wegzug der Benediktiner unter
Abt Baworovsky mit spanischen Benediktinern besiedelt worden, die von
Wien hierher versetzt wurden.
Als die spanische Infantin Maria, eine Tochter des Königs Philipp III.
von Spanien, zur Vermählung mit Ferdinand III. im Jahre xözg nach
Deutschland reiste, pilgerte sie zuvor nach dem als Wallfahrtsort berühmten
Benediktinerkloster B. Mariae de monte serrato, das nordwestlich von
Barcelona auf dem Berge Montserrat gelegen ist. Der Abt bat die Prinzessin,
einen seiner Mönche mit nach Deutschland senden zu dürfen, damit er auch
dort die Verehrung Unserer Lieben Frau von Montserrat einführe. Der zu
diesem Zwecke mitgegebene Pater erkrankte aber auf der Reise und mußte
durch einen andern ersetzt werden; es war dies der gelehrte Pater Benedikt
Peüalossa de Mondragon. Er wurde Prior des in Wien 1633 errichteten
Benediktinerklosters Unserer Lieben Frau von Montserrat vor dem Schotten-
tore Schwarzspanierstraße und errang sich als solcher bei allen, hoch und
niedrig, Hochachtung und Liebe. Besonders schätzte ihn Albrecht von
Waldstein Wallenstein, I-Ierzog von Friedland sehr, der ihm zuliebe sogar
ein großes Benediktinerkloster auf dem Waldsteinischen Gute Bösigö in
Böhmen errichten wollte. Der Tod des Herzogs im Jahre 1634 verhinderte
die Durchführung dieses Planes. Peiialossa war über den Tod des Herzogs
sehr betrübt, doch tröstete ihn der Kaiser mit dem Versprechen, daß er nun
selbst ein Kloster errichten werde. Und so geschah es auch.
Der Kaiser hatte zur Zeit der Schwedenkriege ein Gelübde getan, der
Mutter Gottes von Montserrat, wenn sie ihm in diesem Kampfe hilfreich
beistehen würde, ein Kloster zu erbauen, und zwar am Weißen Berge bei
Prag. Als ihm dann der Erzbischof von Prag davon abriet und das damals
nur von vier Mönchen bewohnte Emaus in Vorschlag brachte, entschloß
sich der Kaiser, dieses Kloster für die Schwarzspanier" genannten
spanischen Benediktiner einrichten zu lassen. Nach längerem Verhandeln
verließen, wie bereits früher erwähnt, die dort seßhaften Benediktiner das
Kloster Emaus und siedelten nach St. Nikolaus über, während die spanischen
Mönche, vorläufig sechs an der Zahl, am 15. April 1636 in Emaus ihren
Einzug hielten.
Die Burg Bösig oder Bezdez liegt auf dem höchsten Punkt der Hochebene von Weißwasser und war
von Karl IV. im Jahre x35o unter die unverkiuflichen Krongilter aufgenommen worden, doch wechselten dessen-
ungeachtet sehr häufig ihre Besitzer. Albrecht von Waldstein errichtete dort ein Augustinerkloster Kloster der
Himmelfahrt der seligsten Jungfrau Maria", das er aber später nach Weißwasser verlegte. Nach dem Tode
Wallensteins üel die Burg wieder der Krone zu und Ferdinand III. schenkte sie dem Kloster Emaus.
Nachdem durch mehrere Jahre ein italienischer Mönch als Einsiedler dort gehaust, wurde im Jahre r666
die Burg als Kloster von Emaus besiedelt und einem Prior unterstellt. Bösig besaß einen großen Ruf als Wall-
fahrtsort. Unter Kaiser Joaef II. wurde 1785 das Idoster gesperrt.
Benedikt Pefialossa, Prior des Wiener Klosters," wurde als Abt installiert
und vom Kaiser zum Capellanus perpetuus regius und zum Visitator der
Montserratenser in Deutschland ernannt. Papst Urban VIII. bestätigte 1637
diese erneuerte Stiftung samt all ihren Privilegien.
Im Jahre 1646 schied der verdienstvolle Abt aus dem Leben. Sein
Nachfolger war ebenfalls ein Spanier, Johann III. Caramuel Lobkowitz
1647-1657, ein Phänomen auf dem Gebiete der mathematischen Wissen-
schaften, ebenso auch in fremden Sprachen ganz hervorragend bewandert.
Er war nicht Benediktiner, sondern gehörte dem Zisterzienserorden an.
Im Jahre 1657 wurde er zum Bischof der vereinigten Diözesen Campagna
und Satriano ernannt, 1673 wurde er Bischof von Vigevano in Norditalien.
Er hatte 74 Werke geschrieben, geriet aber trotz
seines eminenten Wissens mitunter auf ganz
absonderliche Ideen. So wollte er die theologi-
schen Fragen auf mathematischem Wege, mit
Zirkel "und Lineal, zur Lösung bringen. Seine
großen mathematischen und architektonischen
Kenntnisse veranlaßten den Kaiser, ihn zum
Intendanten und Generalinspektor der Festungen
in Böhmen zu ernennen, eine etwas sonderbare
Stellung für einen Priester und Mönch.
Auf ihn folgten noch zwei spanische Äbte,
dann ein Franzose, endlich eine Reihe einhei-
mischer Äbte, im ganzen fünfzehn Äbte und fünf
Administratoren bis zum Jahre 1880. Unter Abt
Martin Zedlitz 1709-1720 fielen die an den
Wänden der Kirche angebrachten alten slawi- "Abb. 1B-
schen Inschriften undWappenbilder einer Restau- wzggfxlflrdtlbgisjäälsvgrräZgizigiei,
rierung mit weißer Kalktüncbe leider zum Opfer.
Dafür gründete Abt Prokop Skoda 1801-1803 eine große Bildersammlung,
die aber nach dem Brande des Gutes Sukdol, 1822, größtenteils wieder
verkauft werden mußte. Der Rest der Sammlung ging im Jahre 1897 in den
Besitz des Museums des Königreichs Böhmen über. Als im Jahre 1812 in der
königlichen Kreisstadt Klattau ein Gymnasium errichtet wurde, stellte das
Stift Emaus unter Abt Leopold Zalda 1804-1819 die nötigen Lehrkräfte
bei. Unter dem vorerwähnten Abte Skoda lebte der unermüdlich tätige
Geschichtsschreiber von Emaus Pater Hieronymus Cechner, unter dem
letzten Abte dieser Klosterperiode, Franz Xaver Öastka, der Geschichts-
forscher von Emaus Pater Wilhelm Mentberger 1856.
Nachdem Abt Castka im Jahre 1870 resignierte, leitete der Direktor des
Klattauer Gymnasiums Emanuel Franz Hrdliöka als Administrator bis zum
Das Wiener Stift der sogenannten sChWiXZSpShiClM wurde im Jahre 1708 zu einer selbständigen
Abtei erhoben, übersiedelte aber 1780 in das Collegium academicum", das früher von den Jesuiten bewohnt
wurdeflbis im Jahre 1783 die Auflösung erfolgte.
Jahre 1880 die Geschäfte des Klosters. Das Stift befand sich in einem trost-
losen Zustande; es wargeistig und materiell tief herabgekommen, so daß ihm
selbst alle gutgemeinten Anstrengungen des neuen Administrators nicht mehr
auf die Beine helfen konnten.
Über Anregung des Fürsterzbischofs von Prag, Kardinal Schwarzen-
berg, übernahm nach eingeholter Zustimmung des Patronatsherrn, Seiner
Majestät des Kaisers Franz Joseph I., am 2. Februar 1880 die Benediktiner-
kongregation von Beuron das Kloster Emaus mit den dazu gehörigen
Gütern Sukdol und Tiebesic. Der Erzabt von Beuron, Dr. Maurus Wolter,"
der mit seinem Konvent Beuron in Hohenzollern-Sigmaringen im Jahre 1875
hatte verlassen müssen und im Servitenkloster zu Volders im Inntal Unter-
kunft gefunden hatte, nahm die Restaurierung des arg vernachlässigten
Stiftes Emaus energisch in die Hand, brachte innerhalb eines Zeitraumes
von sechs Jahren alles wieder in Ordnung und gab der Kirche mit Hilfe
seiner künstlerisch tätigen und geschulten Ordensleute eine prachtvolle
Ausstattung, die sie früher nie besessen hatte."
Im Jahre 1883 wurde von Emaus das alte Domstift Seckau in Steier-
mark neu besiedelt. Siehe Seckau" im XV. Jahrgang, 1912, Seite 446,
dieser Zeitschrift.
Der bisherige Prior von Emaus, Dr. Benedikt II. Sauter 1885-1908,
wurde am 26. April 1885 zum Abte von Emaus ernannt. Als Beuroner Abt
war er der erste, in der Reihe der Äbte von Emaus seit 1348 der sechsund-
zwanzigste. Erzabt Maurus kehrte, nachdem die Erzabtei Beuron im
Jahre 1887 wieder eröffnet werden konnte, dorthin zurück.
Das Wappenbild von Emaus, der zersägte Berg, Monte serratof" eine
Anspielung auf die Formation des Gebirges in der Nähe von Barcelona in
Spanien, wird seit dem Jahre 1635 benutzt, und zwar von dem ehemaligen
Stifte in Wien, wie auch später von jenem in Prag. Im Wappenalbum der
niederösterreichischen Landesverordneten siehe Die Wappen der Ordens-
stifte in Niederösterreich, XIII. Jahrgang, 1910, Seite 347 erscheint als
Wappen der Abtei der Schwarzspanier unter Abt Amandus, 1781 in Blau
ein naturfarbiger Felsen, in dessen oberste Spitze eine goldene Säge mit
silbernem Sägeblatt gesteckt ist. Abb. 15. Das Stift Emaus führt den Schild
meist mit goldener Feldtinktur, wie solche die Abbildung 14 zeigt.
Weil das Stift Emaus von einem König von Böhmen gegründet worden
war, führt das Wappen am Oberrande des Schildes eine königliche Krone.
Als Farben des Stiftes stehen Blau und Rot im Gebrauch.
Der Gründer der Beuroner Kongregation, Erzabt Dr. Maurus Wolter,
führte als persönliches Wappen ein schwarzes im silbernen Schilde nebst
Erzabt Dr. Maurus Rudolf Wolter, geboren 41.Juni 185 zu Bonn am Rhein, gestorben B. Juli 1890.
Siehe die detaillierten Abhandlungen über den künstlerischen Schmuck der Kirche im Stifte Emaus in
Emaus; kurzgefaßte Geschichte und Beschreibung der Kirche und des Klosters Unserer Lieben Frau von
Montserrat zu Emaus in Prag" von Pater Lennder Helmling, Prag, 1903.
SEIN" Sägen, SEHR!!! gezähnt. Montserrat zersägter Berg, ein zerklilftetes Felsengebirge, das
seinen Namen von den vielen, den Zacken einer Säge Serra ähnlichen Spitzen erhalten hatte.
36a
der Devise MONSTRA TE ESSE MATREM. Der erste Abt von Emaus,
Dr. Benedikt Sauter, benutzte einen gevierten Schild; in und4 von Rot und
Blau geteilt, oben zwei gekreuzte Pilgerstäbe überhöht von einem bekreuzten
unten zwischen den Stäben ein goldener, sechsstrahliger Stern Beuron.
Unten in Blau eine goldene Weltkugel, besteckt mit einer Lilie mit drei
goldenen Blüten und silbernen Blättern entnommen dem plastischen
Gnadenbilde Unserer Lieben Frau von Montserrat, einer Madonna, die in
ihrer Rechten eine Erdkugel mit einem Lilienstengel trägt. Feld und zeigt
das Wappenbild des Stiftes. Die Devise lautet VITAM PRAESTA PURAM.
Der seit 1908 regierende Abt Al-
ban Schachleiter hat sich folgendes
Wappenbild gewählt grünes Schild-
haupt über Rot; unten die Fassade der
doppeltürmigen Kirche von Emaus,
oben ein sechsstrahliger goldener Stern
mit drei zwischen die Türme herab-
reichenden Strahlen. Devise MANE
NOBISCUM DOMINE.
ST. GABRIEL.
Wappen von Blau und Schwarz
geteilt; oben zwischen zwei silbernen
Lilien das goldene Monogramm des
Erlösers, und Ch und die
beiden Anfangsbuchstaben des Namens
Xptcrög, unten eine brennende goldene
Katakombenlampe Abb. 17.
Die von der Gräiin Gabriela von
Sweerts-Sporck, gestorben am 17. Fe-
bruar 1884, gegründete Benediktinnen-
abtei St. Gabriel Opatstvi Svateho
Gabriela Abbatia ad S. Gabrielem-
in Smichov bei Prag wurde erst nach dem Tode der Gründerin im Jahre 1888
erbaut und bereits am 13. November 1889 von Nonnen aus dem Stifte Nonn-
berg zu Salzburg unter ihrer Priorin Donna Adelgundis Berlinghoff bezogen.
Die Frauen von St. Gabriel gehören zur Beuroner Kongregation, Gottes-
dienst und Seelsorge besorgen Benediktiner von Emaus in Prag.
Am 23. April 1891 wurde die Klosterkirche zu Ehren der heiligen
Jungfrau Maria von dem Fürsterzbischof von Prag, Kardinal Schönborn
geweiht. Am November 1893 erhielt die bisherige Priorin von St. Gabriel
die Weihe als Abtissin des neuen Klosters.
In denJahren 1893 bis 1894 und 1910 bis 1911 wurde das Frauenkloster
durch Zubauten erweitert und zählt derzeit 85 Bewohnerinnen 50 Chor-
frauen und 35 Laienschwestern. Im Jahre 1904 konnte bereits die Abtei
Abb. xg. Zisterzienserslift Ossegg
mehrere Chorfrauen und Laienschwestern zur Besiedlung des neugegrün-
deten Klosters S. Hildegard zu Eibingen bei Rüdesheim entsenden.
Das seit 1890 geführte Klosterwappen zeigt in seinen Figuren einen
Bezug auf den bekannten Vorgang mit den fünf klugen und fünf törichten
Jungfrauen. Die beiden silbernen Lilien zu Seiten des Monogramms sollen
die klugen Jungfrauen versinnlichen, die mit brennenden Lampen Christus
dem Herrn entgegengingen Matth. 25. Der Wahlspruch lautet Ex ite
obviam Xto.
Das persönliche Wappen der ersten Äbtissin Donna Adelgundis Berling-
hoff Abb. 18 zeigt in einem von Hermelin über Rot geteilten Schilde unten
einen goldenen Ring.
Die Tinkturen I-Iermelin und Rot Purpur sollen die Majestät Christi,
des Königs der Könige, der Ring dieTreue der Gottesbraut andeuten."
Die Farben der Abtei Blau-Schwarz entsprechen den Farben der beiden
Felder des Klosterwappens.
z. ZISTERZIENSER.
OSSEGG.
Wappen Schild geviert mit Herzschild, der in Blau einen quergestellten
schwarzen Sarg zeigt, hinter dem zwei gekreuzte goldene Pastorale sichtbar
werden. Im ersten Felde in Gold eine silberne Zinnenmauer, hinter der ein
neunzinkiger schwarzer Rechen aufgestellt und der mit einem schwarzen
Hufeisen mit sechs Nagellöchern belegt ist. Im zweiten Felde in Silber ein
schwarzer Ritter mit goldener Helmfeder und gezogenem Schwert auf
einem ebenfalls schwarzen Pferde. Das dritte Feld zeigt das Wappenbild
von Böhmen, in Rot einen hier einwärts gekehrten, gekrönten, doppelt-
geschwänzten silbernen Löwen, der eine goldene Hand, eine Reliquie des
heiligen Johannes des Täufers, in den Vorderpranken hält. Das vierte Feld
ist durch einen silbernen Sparren von Gold über Blau geteilt, unten eine goldene
Lilie. Der Schild liegt auf einem schwarzen Kleeblattkreuz, das in seinen
Enden die goldenen Buchstaben und aufweist. Nebst der Mitra
erscheinen noch hinter dem Schilde zwei gekreuzte Pastorale Abb. IQ.
Das im Teplitzer Tale, zirka zwei Stunden vom Kurorte Teplitz in Böhmen
gelegene Zisterzienserstift Ossegg OsekzAushau Ossecum war von
dem Grafen Johannes Milgost im Jahre 1193 ursprünglich auf seinem Gute
Mascove Maschau in der Nähe von Kaaden gegründet und von Zister-
ziensern aus dem Kloster Waldsassen in Bayern unter ihrem Abte Rudhard
1193-1206? besiedelt worden. Die Stiftung erhielt am 20. Juni 1196 die
Bestätigung vom Herzog Heinrich Bi-etislav von Böhmen, der zugleich auch
Bischof von Prag gewesen war. Nach sechs Jahren, 1x99, verließen aber die
Mönche diese klösterliche Niederlassung und zogen nach Osek am Fuße
des Erzgebirges, wo sie von Slavko von Riesenburg, Grafen von Bilin,
Das Wappen besitzt eine auffallende Ähnlichkeit mit dem alten Wnppenbilde von Seckau siehe
Abb. 13. S. 445, Jahrgang xgxz und unterscheidet sich von diesem nur durch die Beigube des Ringes.
aufgenommen wurden und der ihnen die alte Marien-
lcirche in Osek Alt-Ossegg und den I-Iof Osek nebst
einer Anzahl von Dörfern zu ihrem Unterhalt anwies.
Die Übersiedlung von Maschau nach Ossegg erfolgte
mit Einwilligung des Grafen Milgost, der mit den
Grafen von Riesenburg verwandt war. Aus welchem
Grunde diese Übersiedlung der Klosterbrüder erfolgte,
ist nicht klar nachzuweisen; es heißt nur, es habe in
Maschau an dem nötigen Bauholz gefehlt, auch seien
die Brüder häufigen Raubanfällen ausgesetzt gewesen,
kurz, die Stiftung wurde aufgehoben und in Ossegg
eine neue eingerichtet.
Graf Milgost erhielt alle seine den Zisterziensern Äbb- WePPm Stift?!
gemachten Grundschenkungen zurück, doch scheint Ossegg supm
er die Mönche in anderer Weise bedacht zu haben.
Die neue Gründung erhielt vom König Pfemysl Ottokar I. am
24. April 1203 die Bestätigung und viele sehr wertvolle Privilegien. Unter
dem zweiten Abte Hermann erfolgten dann weitere Schenkungen von seiten
Slavkos und seiner Familie, die abermals vom König Ottokar bestätigt
wurden. Der anwachsende Reichtum des Stiftes scheint aber schon seine
Neider gefunden zu haben, denn bereits am 3. April 1208 erfolgte ein Breve
des Papstes Innozenz III. an den Erzbischof von Mainz, mit dem dieser
beauftragt wird, alle jene, die das Stift Ossegg benachteiligen, mit dem
Kirchenbann zu belegen. Am 3. September 120g erfolgte auch die Bestä-
tigung von seiten des Prager Bischofs Daniel, in dessen Sprengel Ossegg
gehörte. Im Jahre 1221 vollendete Abt Hermann den Bau der Stiftskirche.
Der zweitnächste Abt war ein Enkel des Stifters, Slavko von Riesen-
burg, Sohn des Bohuslav von Riesenburg 1234-1240, 1249, der als
Missionsbischof nach dem heidnischen Preußenlande
gesendet wurde. Unter Abt Gieselbert 1260-1267,
aus Waldsassen für Ossegg postuliert, dürfte die
Schenkung des Zeigefingers Johannes des Täufers
an das Stift erfolgt sein, eine Reliquie, die König
Piemysl Ottokar II. nebst andern Schätzen im Kriege
gegen Bela von Ungarn erbeutet hatte und deren
Abbildung später im dritten Felde des Stiftswappens
eingerückt wurde.
Im Kampfe zwischen Rudolf von Habsburg und
Piemysl Ottokar II. kamen nach des letzteren Nieder-
lage und Tod bei Dürnkrut am Marchfelde, 1278,
schwere Tage über Ossegg.
Abb. 21. Wappen des Ordens- Das Stift wurde von den habsburgischen Kriegern
"Mmm" G"'""""'"s total ausgeraubt und in Brand gesteckt. Der damalige
Ab ..
WÄÜHITÄTZPHÄQÜÄ" Abt Theodonch hatte sich rechtzeitig mit seinem
48
Konvent über das Gebirge nach Meißen geflüchtet und kam erst 1281 in
das zerstörte Kloster zurück. Dieser Abt war dem jugendlichen Regenten
von Böhmen, König Wenzel II., mit Rat und Tat behilflich, und der König
hing dafür mit kindlicher Liebe an seinem geistlichen Ratgeber, wobei
natürlich das Kloster auch nicht zu kurz kam.
Im Jahre 1286 verließ Abt Theodorich das Kloster Ossegg, um als Abt
die Regierung des Mutterklosters Waldsassen zu übernehmen. Unter dem
zwölften Abte, dem sprachkundigen Dr. Johannes Griebel 1320-1322
dürfte Ossegg in seinem Besitzstande den Höhepunkt erreicht haben. Von
da an geht es zwar langsam, aber stetig abwärts. Namentlich König Johann
von Luxemburg schädigte die Klöster durch seine hohen Anforderungen an
deren Kassen 1325. In den schrecklichen Religionskriegen der Hussiten-
zeit ging auch Ossegg zugrunde. Am 12. Juli 1421 rückten die hussitischen
Scharen gegen das Kloster vor und nachdem die wenigen dort zurück-
gebliebenen Mönche errnordet worden waren, steckten sie das total aus-
geplünderte Stift in Brand. Kaum hatte sich das Kloster von diesem Schlage
etwas aufgerichtet, wiederholten sich am 23. September 1429 dieselben
Szenen, wobei abermals einige Ordensbrüder das Leben verloren. Auch
unter der Regierung des Königs Sigismund wurde den Klöstern und so auch
Ossegg arg mitgespielt. Der König verpfändete die Güter des Klosters, um
Geld zu erhalten, und wenn er auch später die Bewilligung erteilte, das Ver-
pfändete wieder einzulösen, so war diese bloße Erlaubnis für das Stift ohne
weiteren Nutzen, weil die dazu nötigen Summen nicht vorhanden waren.
Papst Innozenz VIII. verlieh durch eine Bulle vom g. April 148g dem
damals regierenden Abte Johann IV. und allen übrigen Zisterzienseräbten
das Recht, die Pontii-ikalien zu gebrauchen. Ob die Äbte von Ossegg dieses
Privilegium durch ein Spezialindult schon früher erhalten haben, läßt sich
historisch nicht nachweisen. Jedenfalls ist es merkwürdig, daß auf einem
Siegel an einer Urkunde aus dem Jahre 1488 der Abt zwar ohne Mitra,
hinter ihm aber ein Pastorale sichtbar wird, auch der Sarg mit zwei Pasto-
ralen unterlegt ist.
Wie unter dem König Sigismund erging es dem Kloster auch unter
dem König Georg von Podebrad. Der König bedrohte zwar jeden, der sich
an den Rechten des Klosters vergreifen sollte, mit seiner Ungnade und einer
Strafe von 30 Mark reinen Silbers, aber er selbst war der erste, der
gegen dieses Verbot handelte, indem er elf Dörfer, die dem Stifte zuge-
hörten, an seine Kämmerer verschenkte. Papst Paul II. wollte dem Stifte zu
Hilfe kommen und bedrohte jeden, der sich am Kirchengut vergreift, mit den
strengsten Kirchenstrafen, aber alle Mühe und alles Drohen war vergebens,
die verpfändeten Güter blieben verloren.
Unter Abt Balthasar 1563-1579 ging ein Gut nach dem andern in
fremde Hände über und als der Abt gestorben war, benutzte man die
damaligen ungünstigen Verhältnisse im Stifte als Vorwand, dasselbe aufzu-
lösen und mit dem Rest der Klostergüter das Erzbistum Prag zu dotieren,
367
das infolge der Hussitenkriege seit 1431 unbesetzt war und keine ent-
sprechenden Einkünfte besaß. Kaiser Rudolf II. wandte sich diesbezüglich
an Papst Gregor VIIL, jedenfalls mit Wissen und Willen des Prager
Erzbischofs, und brachte es dahin, daß Ossegg sowie das Kloster der
Wächterinnen des Heiligen Grabes zu Schwatz Svetec bei Teplitz gegrün-
det xzoo, ein weiblicher Zweig der Kreuzherren mit dem roten Kreuz am
Zderas in Prag, im Jahre 1580 dem Prager Erzbistum als sogenanntes Tafel-
gut zugesprochen wurde. Die in Ossegg wohnenden sechs Zisterzienser-
mönche fanden im Stifte Königssaal Unterkunft.
Einer der Erzbischöfe von Prag, Karl Freiherr von Lamberg, mochte
vielleicht befürchten, daß dieses ungerechte Vorgehen gegenüber dem
Zisterzienserorden in kurzer Zeit eineRemedur erfahren könnte, weshalb er
zur Sicherung des Be- le erwähnte Johannes
sitzes eine große Zahl Lohel, vorher Abt von
von Originalurkunden Strahov, ein frommer
des Stiftes Ossegg, die undauch rechtlichden-
sich auf Besitz, Bestä- kender Kirchenfürst,
tigung, Rechte und kam bei genauer Prü-
Privilegien bezogen, fung des Sachverhalts
einfach verbrennen zur Überzeugung, daß
ließ. Nur einige Doku- die Güter des Stiftes
mentesollen voneinem Ossegg dem früheren
Kellerschreiber geret- Eigentümer unrecht-
tet worden sein. Lam- mäßig entzogen wor-
bergs Nachfolger auf den waren, und er
dem erzbischöflichen Abt, machte sofort in Rom
Stuhle zu Prag, der Wßyvfn Süffß Omas unwrKßietIn diesbezügliche Schritte,
bereits an anderer Stel- 3mm von Bmunmd xmhmß daß diese ungerechten
Entziehungen wieder rückgängig gemacht werden. Der Erzbischof hätte
vielleicht sein Ziel erreicht, wenn nicht der Dreißigjährige Krieg dies
verhindert hätte, der unter anderm auch Ossegg dem Erzbistum Prag entriß.
Nach der Schlacht am Weißen Berge am 8. November 1620 kam Ossegg
wieder in den Besitz des Erzbistums zurück, aber die begonnene Restitution
von Ossegg konnte Erzbischof Lohelius nicht vollenden, weil er am 2. No-
vember 1622 aus dem Leben schied. Nun wurde der damalige Abt von
Königssaal, Georg Urat, zugleich Visitator und Generalvikar des Zister-
zienserordens, bei Kaiser Ferdinand II. in dieser Angelegenheit vorstellig,
worauf der Kaiser am 4. Dezember 1622 dem Statthalter von Böhmen befahl,
"das Stift Ossegg sofort zu restituieren. Unerwarteterweise fand diese Ver-
fügung einen heftigen Gegner in der Person des Prager Erzbischofs Ernst
Grafen Harrach, der sich auf sein geringes Einkommen berief, das ihm nicht
erlaube, Ossegg herauszugeben. Weil nun der Erzbischof trotz allen Vor-
Stellungen" nicht nachgeben wollte, erfolgte am r4. September 1624 mit
Wissen des Papstes Urban VIII. ein Restitutionsbefehl an den Erzbischof,
48'
der die Zuriickgabe des Stiftes Ossegg an den Zisterzienserorden anbefahl. Der
Erzbischof erhielt als Entschädigung mehrere Güter, sowie eine Summe von
34.000 Talern, von denen Ossegg allein den größten Teil zu begleichen hatte.
Am 17. Mai 1626 erfolgte endlich die Übergabe von Ossegg an den Orden.
Abt Urat trachtete nun vor allem das Süft mit Brüdern zu besetzen,
nachdem von den früheren Mitgliedern des Konvents keines mehr unter
den Lebenden weilte. Dies gelang ihm sehr bald. Auch bei der Wieder-
erlangung ehemaliger Besitzungen von Ossegg hatte er eine glückliche Hand,
aber die Freude über das Gelingen der Restauration und das Wiederaufblühen
des Stiftes sollten nicht ungetrübt bleiben. Während des Dreißigjährigen
Krieges fielen die sächsischen Truppen in Böhmen ein und plünderten im
Jahre 1632 das Kloster gründlich, doch war die Beute kaum der Mühe wert.
Auch die Schweden statteten Ossegg ein paar Jahre darauf einen
Besuch ab, bei dem das Kloster zum größten Teil in Flammen aufging. Erst
im Jahre 1650, also nach siebzig Jahren, erhielt das Stift wieder einen
eigenen Abt, Laurenz Scipio 1650-1691, zum Glück für Ossegg einen
Mann von ganz bedeutender Tatkraft und Umsicht, die aber auch notwendig
waren, denn die Kassen waren leer, das Kloster zum größten Teil nieder-
gebrannt, die Untertanen verarmt und der Konvent auf einige Mitglieder
zusammengeschmolzen.
Abt Laurenz machte das scheinbar Unmögliche doch möglich. Das
Kloster wurde wieder instand gesetzt, die Schulden zum größten Teil bezahlt,
neue Mitglieder gewonnen, überhaupt das Ganze wieder lebensfähig gemacht.
Hier sei auch erwähnt, daß Abt Laurenz im Jahre 1656 zweien seiner
Untertanen, Küttner und John, unterhalb des alten Spitals, das mit der
Katharinenkirche zusammenhing, Bauplätze anwies, aus welcher Ansied-
lung, damals Küttnersdorf genannt, das heutige Neu-Ossegg entstanden ist.
Im Jahre 1666 wurde Abt Laurenz zum Ordensvisitator gewählt, ein
Jahr darauf im Generalkapitel zu Cisterz zum Generalvikar ernannt. Nach
einundvierzigjähriger segensreicher Regierung starb er am 17. Juli 1691.
In Benedikt Littwerich 1691-1726, Professor zu Prag und Vorstand
des Bernardskollegiums, fand Laurenz Scipio einen ihm würdigen Nach-
folger. Auch diesem Abte wurde das Amt und die Würde eines Ordens-
visitators und Generalvikars zuteil. Abt Benedikt ließ die Abtei und den
Konvent neu aufbauen, ebenso die Kirche und viele andere notwendige
Baulichkeiten, wie ein Krankenhaus, Schüttboden, Amt und Brauhaus und
so weiter. Im Jahre 1696 errichtete er eine Manufaktur zur Erzeugung von
Strümpfen, die neun Webstühle beschäftigte, bei denen viele Personen
lohnenden Verdienst fanden und auch das Kloster nicht zu kurz kam.
Im Jahre 1706 wurde auch eine Fabrik zur Herstellung verschiedener
Stoffe eingerichtet, die unter der Bezeichnung Ossegger Zeug" sich bald
eines sehr guten Rufes erfreuten.
Abt Benedikt war aber nicht nur für das materielle Wohl seines Stiftes
besorgt, sondern er ließ auch das geistige nicht aus den Augen. Mit großen
Kosten legte er im Jahre 1725 eine Bibliothek an, die viele theologische und
geschichtliche Werke enthielt, die aber leider von dem preußischen Militär
175g arg mitgenommen wurde.
Abt Hieronymus Besnecker 17261749 setzte die Bautätigkeit weiter
fort, soweit die schweren Kontributionen von Feind und Freund dies
erlaubten. Auch unter Abt Kajetan Biezina von Birkenfeld 1749-1776
hatte das Kloster unter den Lasten des Krieges schwer zu leiden. Eine
Kontribution folgte auf die andere; die preußischen Soldaten unter der
Führung ihrer Offiziere wiiteten wie
asiatische Horden in den friedlichen
Klosterräumen und was sich nicht fort-
schleppen ließ, wurde gründlich zerstört
November 175g. Erst der Friede zu
Hubertusburg im Jahre 1763 machte all
diesen Greueln ein Ende.
Der einunddreißigste Abt von Ossegg
war Mauritius Elbel 1776-1798, dem
gleich im zweiten Jahre seiner Regierung
eine Kriegskontribution von 3o.oooTalern
auferlegt wurde, die das Stift längstens
innerhalb 48 Stunden hätte erlegen sollen.
Als diese hohe Summe in dieser kurz be-
messenen Zeit nicht aufgebracht werden
konnte, wurden der Subprior und der
Provisor als Geiseln vom Feinde mit
fortgeführt. Noch feindlicher als der
Feind stellten sich später die Freunde
dem Kloster gegenüber. Die Klosterauf-
hebungsakte Kaiser Josefs II. bedrohten
auch Ossegg, weil aber Abt Mauritius
erklärte, daß, wenn Ossegg, dem die beiden Frauenstifte Marienstern und
Mariental" unterstanden, aufgehoben würde, löse sich auch das Band mit
Abb. 23. Wappen des Abtes von Hohenfurt
Bruno Parnmer
Der Abt von Ossegg ist Visitator natus dieser beiden Frauenstifte, die zur österreichisch-ungarischen
Ordensprovinz des Zisterzienserordens gehören.
Das Zisterzienserinnenstift Marienstern Mariae Stella bei Kamenz in der sächsischen Oberlausitz
war von Bernhard III. von Kamenz und seinen beiden Brüdern um das Jahr 1248 gegründet worden. Der Stifter
wurde später selbst Geistlicher und starb irn Jahre 1295 als Bischof von Meissau. Als Wappen des Stiftes wird
ein blauer mit einem emiedrigten, in zwei Reihen von Silber und Rot geschachten Sparren belegter Schild
geführt, der oben zwischen zwei Lilien oder sonstigen Blumen das Auge Gottes aufweist. Unter dem Sparren
erscheint über drei sechsstrahligen Sternen ein Tatzenkreuz. Die Anordnung der Wappenhguren ist nicht fest-
stehend, sondern wird von den jeweiligen Äbtissinnen willkürlich geändert. So wurde das Kreuz öfter durch
einen Anker, das Auge Gottes durch eine strahlende Sonne und so weiter ersetzt.
St. Mariental Mariae Vallis ebenfalls in der Oberlausitz, an der Neisse gelegen, wurde von der
Königin Kunigunde 1248, Gattin des Königs Wenzel von Böhmen und Tochter des Königs Philipp IV. von
Schwaben, wahrscheinlich um 134 gegründet. Auch bei diesem Stifte ist keine feststehende Wappenfarm nach-
zuweisen. Ein in zwei Reihen von Silber und Rot geschachter Schräglinltshallren Schachbalken des heiligen
Bernhard, das Auge Gottes, Lilien und Rosen sowie der Buchstabe sind die sehr häufig wiederkehrenden
Figuren des Schildfeldes, die in verschiedenster Weise zusammengestellt erscheinen.
der Lausitz, und der letzte Rest von Majestätsrecht, das bisher der König
von Böhmen auf die Lausitz habe, käme dadurch in Wegfall, ließ man
Ossegg in Ruhe, ja das Stift erhielt eine umfangreiche Urkunde vom
20. November 1786, in der alle Privilegien neu bestätigt erscheinen.
Unter Benedikt Venusi 1798-1823, der auf wissenschaftlichem Gebiete
mit besonderer Liebe tätig war, wurde das Gymnasium in Komotau im
Jahre 1811 übernommen. Die folgenden Äbte hatten ruhigere Tage zu
verzeichnen als ihre Vorgänger, mit deren Hilfe das Stift Ossegg sich
endlich wieder konsolidieren konnte.
Das Wappenbild des Stiftes Ossegg bestand ursprünglich nur aus dem
Sarg mit zwei hinter diesem sich kreuzenden Pastoralen, so in einem Siegel
des Abtes Johann IV. aus dem Jahre 1488, in welchem diese Figuren zu
Füßen des Abtes erscheinen. Erst unter Abt Laurenz Scipio 1650-1691 sind
weitere Zutaten im Stiftswappen sichtbar. Es liegen zwei Siegeltypare vor.
Das eine zeigt im Schilde den Sarg mit den zwei ihm hinterlegten und
sich kreuzenden Pastoralen. Der Schildfuß ist gespalten und enthält vorn
eine Lilie, hinten ein schwebendes Kreuz. Die Legende lautet F. LAV-
RENTIVS A. OSSECENSIS Abb. 20.
Das zweite Siegel führte Abt Laurenz als Visitator und Generalvikar.
Der Schild ist geteilt; oben der Sarg mit den beiden Pastoralen, unten ein
Tatzenkreuz, das von den Buchstaben und bewinkelt wird
Abb. 21. Die vier Buchstaben beziehen sich auf das französische Mutter-
kloster Morimond Morimundus, das im Jahre 1115 gegründet worden
war. Die Legende lautet F. LAVRENTIVS ABBAS OSSECENSIS
VISITATOR ET VICARIVS GENERALIS.
Die nachfolgenden Äbte Benedikt Littwerich 1691- 1726, Hieronymus
Besnecker 1726-1749 und Kajetan Biezina von Birkenfeld 1749-1776
legen den Schild der Abtei auf ein Kleeblattkreuz, in dessen Enden die
Buchstaben und eingetragen erscheinen. Dabei wird, wahr-
scheinlich um Raum zu sparen, die Mitra zwischen die beiden Pastorale
in das Schildfeld gestellt. Unter dem Sarg ist in einer Spitze die franzö-
sische Lilie sichtbar Abb. 22."
Das Wappen, wie es heute in Gebrauch ist, erscheint zum erstenmal
im Siegel des Abtes Mauritius Elbel 1776-1798.
Der I-Ierzschild zeigt das ursprüngliche Stiftswappen, den Sarg mit den
beiden Pastoralen. Das Feld mit dem Rechen und dem Hufeisen ist das
Wappen der Herren von Riesenburg aus dem Hause I-Irabisice, der Ritter
im zweiten Felde repräsentiert das Geschlecht der Grafen Milgost.
Im dritten Felde erscheint der böhmische Löwe mit der Reliquie des
heiligen Johannes des Täufers, im vierten Felde wird durch die goldene
Lilie in Blau das Heimatsland des Zisterzienserordens angedeutet. Die zwei
Pastorale im und hinter dem Schilde haben verschiedene Deutungen er-
fahren; so soll sich das eine Pastorale auf Maschau, das andere auf Ossegg
beziehen; nach andern soll außer Ossegg auch das unter diesem gestandene
Magdalenitinnenkloster in Brüx ange-
deutet werden, es könnte aber vielleicht
die zu Ossegg einstmals gehörige Propstei
zu Pirna in Sachsen gemeint sein, Sicheres
läßt sich leider darüber nicht eruieren.
Der Konvent benutzt kein Wappen,
sondern nur ein Siegelbild, die Gottes-
mutter mit dem Jesuskinde. Eigene Haus-
farben stehen nicht im Gebrauch.
HOHENFURT.
Wappen des derzeit regierenden Abtes
Bruno Parnmer Schild durch ein goldenes
Kleeblattkreuz geviert; im ersten Felde
in Gold das von einem Dornenkranz
umzogene und mit einem Kreuzchen
Abb. 24. Wappen des Abtes von Hohenfun
besteckte, brennende rote Herz Jesu; kddoH-eußchmmn,8.,3
im zweiten in Schwarz das silberne
Monogramm im dritten in Blau eine goldene Lilie und im vierten
in Silber eine fünfblättrige rote Rose mit goldenem Samen Abb. 23.
Das Zisterzienserstift Hohenfurt Vyssi Brod Altovadum am
rechten Ufer der Moldau nächst der Stadt gleichen Namens im Budweiser
Kreise des Königreiches Böhmen gelegen, war von Wok I. von Rosenberg,
Landmarschall von Böhmen, und seiner Gattin Hedwig von Schaumberg
gegründet und im Jahre 125g von Zisterziensem aus Wilhering unter dem
Abte Otto I. 1259;1261 besiedelt worden. Die Stiftungsurkunde datiert
vom I. Juni 1259, in der Wok von Rosenberg dem Stifte bedeutende
Schenkungen machte. König Pi-emysl Ottokar II. bestätigte am 17. Juli 1264
diese Schenkungen, am 20. August 1281 Papst Martin IV. die Privilegien,
Ablässe und sonstige Freiheiten des Stiftes. Am 13. November 1403 erteilte
Papst Bonifazius IX. den Äbten von Hohenfurt das Recht, die Pontifi-
kalien zu gebrauchen. Während der hussitischen Unruhen war das Stift
so glücklich, mit heiler Haut davonzukommen, nur
mußte es den königlichen Truppen sämtliches
Kirchensilber ausfolgen, das von diesen versetzt, im
Jahre 1462 aber vom Stifte mit namhaften Kosten
wieder eingelöst werden konnte.
Die Schutzherren des Stiftes waren die Herren
von Rosenberg bis zum Erlöschen dieses Geschlechtes
mit Peter Wok, gestorben am 6. November 1611, der
auch in I-Iohenfurt seine Grabstelle fand. Die Vogtei
über das Stift besaßen dann Johann von Zriny und auf
Rosenberg, ein Sohn des berühmten Helden Niklas
Abb. 25. Großes Konvenl-
Siegel des Stiftes Hohenfurt Zriny aus dessen Ehe mit Eva von Rosenberg, weiters
die Freiherren, späteren Fürsten von Eggenberg, die Schwarzenberg, bis
endlich im jahre 1822 Hohenfurt gänzlich unabhängig wurde.
Unter dem Abte Quirin Mickl 1747-1767 wurde 1756 für die Biblio-
thek ein eigenes Gebäude errichtet und mit großer Ausdauer eine reiche und
wertvolle Büchersammlung zusammengebracht, die viele Hunderte von
Inkunabelwerken und sonstige Codices Manuscripti enthält.
Die Zeit der Regierung Kaiser Josefs II. ging nicht spurlos an dem
Stifte vorüber. I-Iohenfurt stand bereits auf der Liste jener Klöster. die auf-
gehoben werden sollten, doch brachte der Tod des Kaisers dem Kloster die
Rettung, das in der Folge der Klosterreforrnationen aber doch noch manchen
Verlust zu verzeichnen hatte. Im Jahre 1781 war auf Befehl dieses Kaisers
auch die Exemption des Stiftes abgeschafft und I-Iohenfurt dem neu errich-
teten Budweiser Bistum unterstellt worden.
Dem frommen und überaus gütigen und deshalb sehr beliebten Abte
Isidor Teutschmann 1801-1827 gelang es, im Stifte eine theologische
l-Iauslehranstalt zu errichten 1810-1815, die auch von Ossegger Kleri-
kern eine Zeitlang besucht wurde. Ebenso wurden im Jahre 1815 sämtliche
philosophischen Lehrkanzeln an der bischöflichen Diözesanlehranstalt in
Budweis mit I-Iohenfurter Stiftsherren besetzt. I-Ieute wirken fünf Zister-
zienser aus I-Iohenfurt als Professoren, einer als Direktor, am k. k. deutschen
Gymnasium in Budweis, wo dieselben in einem eigenen Kollegium Hohen-
furterhaus untergebracht sind.
Seit 1901 ist ein Zisterzienser von Hohenfurt als Propst und Beichtvater im
Zisterzienserinnenkloster I-Iimmelspforten" zu Tischnowitz in Mähren tätig.
Das Stift Hohenfurt führt für sich allein kein festgesetztes Wappenbild,
nur die jeweiligen Äbte benutzen persönliche Wappen, in denen das Stifts-
monogramm," die Rose des Gründers und die französische Lilie in ver-
schiedener Zusammenstellung wiederkehren. So führte zum Beispiel Abt
Quirin Mickl 1747-1767 einen von Schwarz, Rot, Grün und Blau durch
ein goldenes Kleeblattkreuz gevierten Schild, der mit einem silbernen Herz-
schildchen mit der Rose der Rosenberg belegt erscheint. Im ersten Felde ist
das goldene Monogramm des Stiftes, im zweiten ein Granatapfel, im dritten
eine Sonnenblume und im vierten Felde eine goldene Lilie zu sehen.
Abt Isidor Teutschmann 1801-1827 benutzte als Wappen einen
durch den aufrecht gestellten, rot-silbern geschachten St. Bemhardsbalken
von Schwarz und Silber gespaltenen Schild, Äder vorne das goldene Mono-
gramm des Stiftes, rückwärts die Rose der Rosenberg zeigt siehe Abb. 24.
Das Wappen des Abtes Leopold Wackai-z 1857-1901, seit 1891
Generalabt des gesamten Zistersienserordens, zeigt einen von Purpur,
Schwarz, Blau und Silber durch ein goldenes Lilienkreuz gevierten Schild.
Im ersten Felde erscheint die auf einem Halbmond stehende, nimbierte
Figur der Madonna mit ausgebreiteten Händen, im zweiten das goldene
Das Monogramm des Stiftes ist derzeit zusammengesetzt aus den Buchstaben und und kann als
Abtei Hobenfurt oder als Altovadum-Hohenfun gelesen werden.
515
Monogramm des Stiftes, im dritten eine goldene Lilie und im vierten Felde
die Rose der Rosenberg.
Der Konvent führt in seinem Siegel zwei nebeneinanderstehende
Schilde Abb. 25; in dem vorderen die Madonna mit dem Kinde, im rück-
wärtigen das Monogramm des Stiftes. Oben zwischen den beiden Schilden
ist ein zweiarmiges sogenanntes Patriarchal-Kleeblattkreuz sichtbar, eine
Nachbildung jenes kostbaren Reliquienkreuzes byzantinischen Ursprungs,
das dem Stifte im XIII. Jahrhundert von Zawis von Falkenstein geschenkt
worden war. Unten erscheint ebenfalls zwischen den beiden Schilden frei
schwebend die Wappenrose des
Gründers. Die Siegellegende lautet
SIGILLVM CONVENTVS
ALTOVADENSIS S. O. CIST.
Die I-Iausfarben des Stiftes
Hohenfurt sind Rot-Weiß, wahr-
scheinlich demWappen der Rosen-
berg, der roten Rose in Silber,
entnommen.
HIMMELSPFORTEN.
Wappen zwei Schilde; im ersten
in Blau das strahlende, goldene
Auge Gottes, im zweiten das
Wappen von Böhmen, in Rot ein
gekrönter, goldgezungter und be-
wehrter silberner Löwe mit Dop-
pelschweif. Über beiden Schilden
erscheint eine goldene Laubkrone
alte Königskrone, durch die ein
Pastorale gesteckt ist Abb. 26.
Das Königliche ZiSiCYZiP-Il- Abb. 2a. Königliches Zisterzienserinnenstift Himmels-
serinnenstift I-Iimmelspforten" Pfomn"
Porta coeli Bräna nebes war im heute Vorkloster Tischnowitz Pi-ed-
klasteH Tisnova genannten Orte der Bezirkshauptmannschaft Brünn in der
Markgrafschaft Mähren, zirka drei Stunden von der Hauptstadt entfernt, im
Jahre 1233 von Konstanzia, der Tochter des ungarischen Königs Be'la und
Witwe nach dem König Premysl Ottokar I. von Böhmen, gegründet worden.
Die Klosterkirche wurde Mariä Himmelfahrt geweiht. In den Jahren 1425
bis 1454, dann 1618 bis 1625 stand das Kloster leer, bis es endlich am
19. März 1782 unter Kaiser Josef II. gänzlich aufgehoben wurde. Sämtliche
Urkimden dieser alten Stiftung sind leider dabei in Verlust geraten. Die
Klostergebäude kamen in den Besitz der Familie Mundy, später in den der
Familie Wittinghof-Schell. Im jahre 1861 i-iel der ganze Komplex der Kloster-
gebäude wieder in den Besitz der Kirche. Er wurde von dem sächsischen
49
Zisterzienserinnenstift St. Mariental in der Lausitz käuflich erworben und
von dort aus am 23. Mai rgor neu besiedelt unter der Führung der ersten
Priorin M. Scholastika Kasper, die aber bereits im Jahre 1907 das Zeitliche
segnete. Das Priorat untersteht dem Zisterzienserstift Hohenfurt in Böhmen.
Das Wappen von Böhmen sowie die Königskrone über beiden Schilden
steht im Bezuge zur Gründerin des alten Stiftes, der böhmischen Königin
Konstanzia, das Pastorale ist ein Zeichen der Erinnerung an die ursprüng-
liche Stiftung, die den Rang einer Abtei besessen hatte. Spezielle Hausfarben
werden derzeit nicht verwendet, doch würden im Gebrauchsfalle die beiden
Schildtinkturen Gelb und Blau zu empfehlen sein.
3. TRAPPISTEN
MARIASTERN.
Wappen geteilt und halb gespalten; oben in Blau ein silberner sechs-
strahliger Stern, unten vorne im mit goldenen Lilien besäten blauen Felde
ein an die Spaltlinie stoßender, rotbordierter und zur Hälfte sichtbarer Herz-
schild, der von Gold und Blau sechsfach schräg rechts geteilt ist. Hinten
in Gold ein aus silbernen Wolken kommender rotgekleideter, einen Krumm-
säbel schwingender Arm Abb. 27.
Die bei Banjaluka in Bosnien gelegene exempte Abtei des reformierten
Zisterzienserordens MariasterrW Opatija Marija-Zviezda Abbatia
Mariastella" Ord. Cist. Ref. war von dem Trappistenpriester aus dem
Kloster Mariawaldi Franz Pfanner, einem gebürtigen Vorarlberger," am
21. Juni 1869, also noch unter türkischer Herrschaft gegründet worden. Das
Mutterhaus von Mariastern ist die Trappistenabtei Mariawald" in der Eifel
im Rheinland.
Der Name Mariastern" wurde aus Pietät gegen das Zisterzienserinnen-
kloster Marienstern" in der Lausitz gewählt, weil dieses das neu auf türki-
schem Boden errichtete Kloster in der ersten harten Zeit in großmütigster
Weise unterstützt hatte. Bereits im Frühjahre 1878 wurde ein Waisenhaus
mit vier Knaben eröffnet, das heute bereits 150 bis 170 Kinder beherbergt.
Auch ein Lehrlingsheim wurde eingerichtet, in welchem zirka 45 Knaben
zu tüchtigen Handwerkern herangebildet werden.
Die neue Gründung entwickelte sich überraschend schnell, so daß
bereits im Jahre 1880 der Gründer und erste Prior von Mariastern, Franz
Pfanner, mit einer Schar von 30 Brüdern nach Südafrika auswandern
konnte, um dort eine neue Niederlassung seines Ordens zu gründen. Der
erste Versuch in Dunbrody mißlang, weil das dortige Klima und der Mangel
an Trinkwasser ein längeres Verweilen unmöglich machte, dafür gelang
aber im ahre 1882 die Errichtung des Missionsklosters Mariannhill"""" in
der englischen Kolonie Natal bei der Eisenbahnstation Pinetown um so
Der Gründer von "Mariastern" starb als Ab des ebenfalls von ihm errichteten Trlppistenklosters
MariannhilP in Südafrika im jahre rgog.
Das heutige Mutterkloster Mariannhill besitzt zirka 3x Missionsstationen im Umkreis von mehreren
hundert Meilen.
375
besser. Im Jahre 1883 übersiedelten weitere 30 Brüder von Mariastem nach
Afrika. Der 4. Dezember 1885 brachte endlich Mariastern die Würde einer
Abtei. Als erster Abt wurde am 27. Jänner 1886 der damalige Prior, Pater
Bonaventura Baier, gewählt und am 29. Juni desselben Jahres installiert
und benediziert. Seitdem besitzt auch der jeweilige Abt von Mariastern die
Pontifikalrechte.
In den Jahren 1887 und 1893 wurde in den deutschen Kolonien Rudolfs-
thal früher Maglaj genannt und Windthorst, beide an der Straße Banja-
luka-Gradiska gelegen, je ein Filialkloster von Mariastem errichtet und dort-
selbst große Käsereien gebaut, um den neuen Ansiedlern die Verwertung
der von ihren Herden gewonnenen Milch
zu ermöglichen.
Im Jahre 1893 erfolgte die zweite
Gründung von Mariastem, die Errichtung
des Priorats Immaculata Conceptio" zu
Zemonico im Bezirke Zara in Dalmatien.
Bald nach der Proklamation des
Dogmas von der unbefleckten Empfängnis
der Gottesmutter hatte im Jahre 1864
der päpstliche Kammerherr Conte
Carlo Fontanella zu Ehren dieses
Vorganges eine Stiftung zur Errich-
tung eines Klosters in Dalmatien
geschaffen. Er übertrug die Aus-
führung dieses seines Planes der
französischen Kongregation vom hei-
ligen Kreuz in Le Mans, deren Sendlinge
jedoch Dalmatien bereits nach einem Jahre
wieder verließen.
Bis zum Jahre 1893 lag die Verwaltung
in den Händen eines Komitees, bis endlich
die dalmatiniscbe Landesregierung das Trappistenkloster Mariastern in
Bosnien einlud, diese Angelegenheit zu ordnen. Am 14. März 1893 wurde
der betreffende Vertrag abgeschlossen.
Das Kloster der unbefleckten Empfängnis Samostan Bezgrijesnog
Zaceca Zemuniku Immaculata Conceptio führt derzeit noch kein
Wappen, sondern nur ein Siegelbild, eine stehende Madonna mit Nimbus
und aus den Händen hervorbrechenden Strahlen, mit der Legende
MONASTERIUM IMMACULATIE CONCEPTIONIS O. C. R. IN
ZEMONICO.
Seit 1894 regiert als zweiter in der Reihe der Äbte von Mariastern Dom
Dominikus Assfalg.
Mariastem ist auch auf industriellem Gebiete sehr regsam. Eine Tuch-
fabrik, eine Käserei und Bierbrauerei sowie eine Walzmühle stehen im
Abb. 27. Trappiutenabtei Mariaslem
49'
37"
Betriebe, und sind diese Unternehmungen nach den neuesten Regeln der
Technik eingerichtet, so daß sie Primaqualitäten zu mäßigen Preisen liefern
können.
Bisher hatte die Abtei Mariastern kein eigenes Wappen geführt, erst
bei dem Erscheinen dieser Wappenhistorien trat man der Wappenfrage
etwas näher und einigte sich für die Annahme des hier abgebildeten
Wappens, das in der oberen Schildhälfte die redende Figur des Kloster-
namens in den Tinkturen der Gottesmutter, Silber und Blau, unten das
halbierte Wappen des Zisterzienserordens, gebildet aus dem Wappen von
Alt-Frankreich, belegt mit jenem von Alt-Burgund, und das Wappen des
Heimatlandes Bosnien, den Schwertarm, aufweist.
Als I-Iausfarben der Abtei sind, entsprechend dem redenden" Wappen-
bilde, dem silbernen Sterne im blauen Felde, die Tinkturen Weiß-Blau zu
betrachten.
41
Mit Mariastern schließe ich die Reihe der Wappenhistorien der Stifte und
Abteien in Österreich, die dem lateinischen Ritus angehören. Die im König-
reiche Galizien weiters noch befindlichen Abteien desselben Ritus, sowie
die Benediktinnenklöster im Küstenland und im Königreiche Dalmatien
besitzen, soweit dieselben auf meine Anfragen geantwortet hatten, keine
Wappen, sondern nur einfache Siegelbilder ohne heraldischen Charakter.
NOCH EINMAL DER WOLFGANGSALTAR
IN KEFERMARKT 50' VON PHILIPP MARIA
HALM-MUNCHEN Sh
ER St. Wolfgangsaltar in Kefermarkt in Oberöster-
reich hat jüngst durch Hermann Ubell in diesen
Blättern eine Veröffentlichung erfahren, die durch
die prächtige bildliche Ausstattung des unein-
geschränkten Dankes aller Kunstfreunde und
besonders der Kunstforschung sicher sein darf.
Um so weniger Zustimmung aber dürfte das End-
resultat der wissenschaftlichen Untersuchung
Ubells finden, das darin gipfelt, daß Tilmann
Riemenschneider der Schöpfer dieses Konkur-
renzwerkes" von Pachers Hochaltar in St. Wolf-
gang im Salzkammergut seif" Dieses Verhängnis hat P. ohannes Geist-
berger heraufbeschworen, der 1888 zum erstenmal auf die angebliche
Autorschaft Riemenschneiders hinwiesß" Geistberger stützt sich bei seiner
Kunst und Kunsthandwerk XVI 1913, S. r.
A. a. 0., S. 54.
Christliche Kunstbläner, Organ des Linzer Diözesan-Kunstvereins XXX 1889, S. 75 R.
Beweisführung einzig auf eine Anzahl Charakteristiken Riemenschneider-
scher Arbeiten von Anton Weber, die nach dem damaligen Stande der
Forschung sich noch in sehr allgemeinen
vagen Ausdrücken ergehen." Ubell läßt
nun wie einen Tadel durchblicken, daß
weder Weber in seinen späteren Riemen-
schneider-Auflagen noch die andern Bio-
graphen Riemenschneiders wie Streit und
Toennies von Geistbergers Entdeckung
Notiz genommen hätten, und vermutet,
daß, hätte Bode den Altar aus eigener
Anschauung gekannt, er in ihm eine
wesentliche Stütze für seinen ,Meister des
Creglinger Altars' gewonnen hätte." Es
entzieht sich meiner Kenntnis, ob irgend-
einer der Genannten den Altar aus Au-
topsie oder Geistbergers Abhandlung kann-
te, ich bin jedoch der festen Überzeugung,
daß keinem, am allerwenigsten Toennies
oder Bode mit ihrem starken stilkritischen
Urteil je der Gedanke an Riemenschneiders
Autorschaft erwacht wäre oder Geistber-
gers Anschauung auch nur das geringste
Echo gefunden hätte. Und wenn Ober-
christlt" glatt bekennt, die Frage nach
dem Künstler muß leider unbeantwortet
gelassen werden, da bisher kein sicherer
Anhaltspunkt gefunden werden konnte",
so verdient dies eher eine Anerkennung
denn einen Tadel, weil Geistbergers un-
glückliche Entdeckung damit wieder der
gerechten Vergessenheit hätte anheim-
fallen können. Auf jeden Fall hätte die
neuere kunstwissenschaftliche Forschung
sie höchstens als antiquarische Reminis-
zenz quittiert und ihr nur die gleiche ledig- Am, Heilig, lmbm von Tnmm, ymmm.
lich literarische Bedeutung beigemessen Schnßiimim Bwßdffhß" Neüonelmusßumi"
wie Adalbert Stifters Annahme von Dürers München
Beteiligung an dem Altarentwurf. Nun erhebt sich Ubell zum Anwalt Geist-
bergers und Riemenschneiders vor einem größeren Publikum. Weniger, um
Anton Weber, Dill Riemenschneider, zweite Auflage, Würzburg-Wien 1888.
Kunst und Kunsthandwerk, a. a. 0., S. 2.
Florian OberchrisLl, Der gotische Flügelakar und die Kirche in Keferrnarkt. Oberösterreich", Linz
1904. Oherchristl, der sich eng an Geistbergers Aufsatzfolge in den Christlichen Kunstblärtern" anlehnt,
nennt klugerweise nicht einmal den Namen Riemenschneidert
378
Abb. z. Heiliger Nikolaus von Tilmann Riemen-
Schneider im Luizpold-Museurn in Würzburg
nicht durch Schweigen den Eindruck
der Zustimmung zu erwecken, als viel-
mehr im Interesse des Werkes selbst
möchte ich seine Anschauung nicht un-
widersprochen lassen.
Wenn Ubell bündig erklärt, der
Stil des ganzen Werkes weist nach
Franken", so bleibt er uns den Beweis
schuldig. Der Gesamteindruck des Al-
tars, sein Aufbau, seine Gliederung, die
Anordnung seiner Figuren und Flügel-
reliefs sind vielmehr nichts weniger wie
fränkisch, wie ein einziger Blick auf den
Marienaltar in Creglingen oder den Hei-
ligen-Blutaltar in Rothenburg mit ihrem
bewegteren Aufbau und den wesentlich
veränderten Giebeltendenzen belegt.
Meines Erachtens vergriff sich Ubell
in seiner Riemenschneider-Theorie des-
halb so schlimm, weil er ähnlich wie
sich Geistberger auf Webers Riemen-
Schneider" stützte sich hauptsächlich
darauf beschränkte, die Charakteristik,
die Toennies uns von dem fränkischen
Meister gibt, als Maßstab an den Kefer-
markter Altar anzulegen, daß er also so-
zusagen Toennies als Medium benutzte,
statt, was doch das einzig Richtige ge-
wesen wäre, den Altar und seine ein-
zelnen Schnitzwerke der Reihe nach mit
authentischen Arbeiten Riemenschnei-
ders oder seiner Schule eingehend zu
konfrontieren. Zwei oder drei Figuren
oder Typen in Parallelen einander gegen-
übergestellt ich meine auch bei der
Drucklegung hätten. zum mindesten zu Zweifeln, ja zur Ablehnung der
Anschauung Geistbergers führen müssen. Wir wollen hier zunächst das
Versäumte nachholen.
Riemenschneiders Gestalten sind durchwegs zarter, weicher, feiner
organisiert als die kräftigeren, männlicheren, robusteren Figuren des Kefer-
markter Meisters, und zwar nicht nur im Gesamthabitus, sondern mehr
noch in den Typen und in den Händen. Wie ganz anders, viel zierlicher
proportioniert erscheint zum Beispiel die Münchener heilige Barbara mit
ihrem kleinen schmalen Kopf, dem schmächtigen Oberkörper und seinen
abfallenden Schultern und den kleinen Brüstchen Abb. gegenüber ihrer
Namenskollegin oder der heiligen Katharina oder Agnes in Kefermarkt
Ubell 52-54,"' die einem kräftigeren Menschenschlag mit gesund ent-
wickelter Brust und drallerem Busen angehören, einem Menschenschlag,
wie er in den Bergen daheim ist. Man stelle dann den Würzburger heiligen
Nikolaus Abb. oder den Berliner heiligen Kilian" mit ihrer fast gebrach-
lichen Konstitution dem Gesundheit strotzenden Kefermarkter heiligen
Wolfgang Ubell und dem Kefermarkter Christophorus Ubell 20, da uns
ein Christophorus von Riemenschneider als Einzelfigur nicht erhalten ist,
den heiligen Sebastian des Bayerischen Nationalmuseums gegenüber, der
uns den Typus des männlichen Aktes bei Riemenschneider in seiner
mimosenhaften Zierlichkeit oder besser Geziertheit am besten enthüllt
Abb. 3. Nirgends lassen sich auch
nur die dünnsten Fäden anknüpfen.
Dasselbe gilt auch von den beiden
kleinen Heiligenfiguren Laurentius und
Stephanus in KefermarktUbell 33-36,
die man nur mit dem Diakonenpaar der
ehemaligen Gontardschen Sammlung
in Frankfurti" zu vergleichen braucht,
um über die Kluft zwischen Franken
und sagen wir zunächst Oberösterreich
klar zu werden.
Und der Faltenstil! Bei keiner ein-
zigen Figur Riemenschneiders geht die
sanfte S-Linie so vollkommen in der
Faltenhäufung unter wie bei den Kefer-
markter Schreinfiguren. Nirgends, selbst
nicht bei den spätesten Arbeiten des
fränkischen Meisters erschöpft sich das
Gewand vollständig in Falten; überall
schaffen große muldenföimige Flächen
zwischen den Graten die für die be-
schauliche Zuständlichkeit der Riemen-
schneiderschen Heiligen bezeichnende
Ruhe Abb. 4. Wenn bei irgendeinem
spätgotischen Plastiker, bildet gerade
Die folgenden Zitate UbelV beziehen sich
auf die Abbildungen in Heft des laufenden jahrganges
von "Kunst und Kunsthandwerk".
Wilhelm Vöge. Die deutschen Bildwerke und
die der zisalpinen Länder, Band IV der Kataloge der
kaiserlichen Museen in Berlin 19m, Nr. zu, zu, 213;
Karl Streit, Tylman Riemenschneider. Berlin 1888, Abb. 3. Heiliger Sebastian von Tilmann Riemen-
Tal. 6a und 7a. schneidet im Bayerischen Nationalmuseum in
Streit, a. a. 0., Taf. 23. München
591a
bei Riemenschneider das Gewand einen wichtigen, ja den wichtigsten
Stimmungsträger. Wo finden wir nun in der auf dröhnendes Pathos hin-
zielenden Faltenfülle der drei Kefermarkter Schreiniiguren auch nur den
geringsten Anklang an die maßvolle fränkische Weise. Bei Riemenschneider
knittert und knistert es in den eckigen Faltenbrüchen, durch die Gewänder
Abb. 4. Heiliger Paulus und heiliger Simon von Tilmann Riemenschneider im Bayerischen National-
museum in München
des Kefermarkter Meisters mit den dichten langen Faltenzügen geht volles
Rauschen. Das beliebte Motiv des vom Winde umgeschlagenen Mantel-
saums", das nach Toennies' Vorgang Ubell als ein Spezifikurn heranzieht,
beschränkt sich aber keineswegs auf Riemenschneider allein, sondern kommt
in Schwaben so gut wie in Franken, im Elsaß so gut wie in Tirol vor, genau
so wie auch die Gewandsäume mit dekorativ wirkenden, meist sinnlos
Toennies kannte eben nur seinen Riemenschneider-Kreis. Ebenso unglücklich war es, auch noch der
Mondsichel, auf der die Kefermarkrer Madonna steht, als eines Kriteriums für Riemenschneider zu gedenken.
aneinander gereihten Kapitalis". Vielleicht ist kein deutscher Meister so
auf den ersten Blick an seinen Typen zu erkennen wie gerade Riemen-
schneider. Seine Gestalten sind ein empfindsames, feinfühliges Geschlecht.
WieWehmutund
stille Trauer liegt
es auf den schma-
len Gesichtern,
wie verhaltenes
Weinen zuckt es
um Augen und
Mund. Nichts von
alledem in Kefer-
markt. Wenn
Ubell die engste
Verwandtschaft
zwischen den
männlichen Ty-
pen des Creglin-
ger Marien- oder
des Rothenbur-
ger Heiligen-Blut-
altars einerseits
und den Männer-
köpfen der Kefer-
markter Altarre-
liefs andrerseits
zu erkennen
glaubt, so kann
es sich dabei nur
um die allgemein
und allerorts übli-
chentypischen"
Charakteristika
der Apostel han-
deln, nicht aber
um die gleichen
formalen und
technischenAus-
drucksgepHogen-
heiten der Meister Abb. 5-7. Wo finden wir diese feingeschnittenen,
mandelförmigen, leicht schräg gestellten Augen Riemenschneiders mit dem
eigenartigen weichen Augenbogen auch nur ein einziges Mal am Kefer-
markter Altar?! Besteht, abgesehen von der typisch allerorts wiederkehrenden
Stirnlocke, auch nur die geringste Ähnlichkeit zwischen dem dortigen
Abb. 5. Apostel vom Tod Mariens in Kefermarkz
50
Apostelgruppe vom Marienakar in Creglingen von Tilmann Riemenschneider
Petrus und der
Münchener Holz-
Abb. oder der
Würzburger Stein-
Egur an der Marien-
kapelle, zwischen
dem dortigen Bi-
schof Wolfgang
und einem der un-
gezählten Kilians-,
Nikolaus- und Bur-
kardfiguren?! Wie
prägt Riemen-
schneider selbst
seinen Porträten,
dem Grumbach,
Bibra, Scheren-
berg, Trithemius,
die familienähnli-
chen Züge seiner
ManierumAugen,
Stirne und Mund
auf, und bei den
fünf großen Figu-
ren in Kefermarkt,
beidenenUbellmit
porträtmäßigen
Entlehnungenrech-
net, sollte das der
fränkische Meister
so ganz verab-
säumt haben?!
DieEngelund
Putten am Altar in
Kefermarkt endlich
sind muntere, da-
seinsfrohe Knaben
dieser Welt, die mit den weltentrückten, mädchenhaften Geschöpfen Riemen-
schneiders mit ihren wehmütigen Zügen in den schmalovalen Gesichtern
mit langen schmalrückigen,
fast klassischen Nasen nicht das Geringste
zu tun haben Abb. bis 10. Es ist ungefähr dasselbe Verhältnis wie
zwischen Donatellos und Robbias tanzenden und singenden Engelnf" Man
Nur ein einziges Mal hat Riemenschneider sich der Punen bedient, am Grabmal des Bischofs
Lorenz von Bibra 1517 1519. S. Streit, a. a. 0., Taf. 85. Sie erscheinen dort als ausgesprochene Renaissance-
J"'D
könnte schließlich
auch noch auf die
Wesensverschie-
denheit des Jesus-
kindes bei dem Ke-
fermarkter Christo-
phorustUbellzoff.
einerseits und der
Madonneniiguren
des fränkischen
Meisters etwa
der Würzburger
Neumünster Ma-
donna Abb.
andrerseits hinwei-
sen oder auf die
beiderseitigen Ma-
donnentypen.
Noch weiter
klafft der Abstand
zwischen den bei-
den Meistern in
der Komposition
und dem Reliefstil
der Flügelszenen.
Hier genüge statt
vieler Worte die
Gegenüberstellung
der Kefermarkter
Abb. 12 und einer
Riemenschneider
schen Verkündi-
gung Abb. 13.
Dort eine Episode
in breiter Erzäh-
lung, hier ein lyri-
sches Stimmungs-
Abb. 7.
Apostelgruppe vom Marienaltar in Creglingen von Tilmann Riemenschneider
bild. Bei Riemenschneider stets ein rasch ansteigendes Terrain-vergleiche
den Münnerstädter Altar oder den Rothenburger Heilig-Blutaltar" die
Figuren selbst meist in Hacher Modellierung, in Kefermarkt ausgesprochenes
Hochrelief bei wesentlich anderer Raumanschauung. Dort stets Ruhe und
motive, die mit den gotischen Engelbuben in Kefennarkt Ubell
Geringste gemein haben.
Streit, a. a. 0., Tai. 49, 50, 63, 64, 7c.
-n. 17-19 und 23-25 auch nicht das
50x
Friede, Beschränkung auf das Notwendigste, hier die ganze Plauderhaftig-
keit des Alpenkünstlers.
So bleiben auch nicht die allerentfemtesten Beziehungen des Altars zu
Franken, geschweige zu Tilmann Riemenschneider.
Ubell meint von den großen Figuren des Altars Ubell 13, 20
Technisch stehen sie auf der Höhe seiner Riemenschneiders Kunst, und
ihre geistige Potenz übertrifft alles, was er geschaffen. Der düster glühende
Kopf des Apostelfürsten läßt uns zum erstenmal ahnen, welche Feuerseele
der Mann in sich trug, der sich zehn Jahre später gleich Florian Geyer und
Götz von Berlichingen auf die Seite der aufrührerischen Bauern schlug und
in offener Revolution sich gegen seine mächtigen geistlichen Brotgeber
empörte." Wie deckt sich das mit der von Ubell zitierten, auf die fünf
Einzelfiguren bezogenen Charakteristik Riemenschneiders bei Toennies
Über allen seinen Werken liegt eine große Ruhe, man möchte sagen
Haltung, seine Gestalten sind feinfühlige, wenn auch nicht geistreiche
Menschen voll Empfindung." Danach hätte meines Erachtens der Schluß
einzig richtig heißen müssen Riemenschneider war Lyriker, kein Drama-
tiker; starke Effekte, tief erschütternde Bewegungen der Seele waren seiner
Kunst grundsätzlich versagt. Deshalb können Gestalten wie der düster
blickende Petrus und der verhärmt in sich gekehrte Christophorus niemals
von Riemenschneider stammen."
Verführerisch wirkte wie früher schon auf Geistberger offenbar auch
auf Ubell namentlich der Umstand, daß der Altar zu Kefermarkt wie die drei
Taubertal-Altäre ungefaßtist. Es erscheint nun aber mindestens fraglich, ja in
Anbetracht der Gepßogenheiten ganz Süddeutschlands und zumal Frankens
sogar völlig ausgeschlossen, daß die drei Taubertal-Altäre von allem Anfang
an auf Nichtfassung berechnet gewesen wären. Vielmehr besteht die Wahr-
scheinlichkeit, daß Riemenschneider entgegen der sonstigen allgemeinen
Gewohnheit seine Schnitzwerke nicht im eigenen Werkstattbetrieb bemalen
und vergolden ließ, sondern die farbige Vollendung entweder selbst irgend-
einem andem Meister übertrug, oder alles Weitere den Auftraggebern
anheimstellte. Da mochte manches Werk ohne Farbe und Vergoldung,
das heißt unvollendet bleiben. Einen trefllichen Beleg für diese Annahme
bietet der Münnerstädter Hochaltar. Nachdem Riemenschneider bereits im
Herbst 1492 sämtliche ausbedungenen Zahlungen quittierte, muß man
annehmen, daß damals das Werk schon aufgestellt worden war, und zwar
ohne Fassung. So blieb es ungefähr zehn Jahre stehen, bis laut noch
erhaltenen Urkunden aus den Jahren 1502 bis 1505 kein Geringerer als Veit
Stoß es unternahm, ein tafeln in der pfarkirchen auf dem hohen altar",
das ist der Schrein mit der heiligen Magdalena, sieben Engeln und zwei
Heiligen, zu vaßen, zu malen, vergulten und auszubereiten".' Auch der
Altar von Kefermarkt war meines Erachtens unzweifelhaft auf Fassung
Die Figur der Magdalena und sechs der sieben Engel befinden sich bekanntlich jetzt im Bayerischen
Nalionalmuseum. Vgl. die einschlägigen Urkunden bei Max Loßuitzer, Veit Stoß, Leipzig 19m, S. 97 u. XXXVIII.
355
angelegt, denn der einfarbige Holzton läßt die Formen zumal in den Köpfen
und dem Faltengewirr nicht zur vollen klaren Wirkung kommen. Der Autor-
schaft Riemenschneiders widerspricht auch die Tatsache, daß er, soviel
wir bis jetzt
wissen, nie-
mals über die
Grenzen sei-
ner unterfrän-
kischen Hei-
mat hinaus-
kam. Wie
ließe sich auch
eine Berufung
ins Ausland
erklären, in
eine Gegend,
deren gesam-
te Kunst aber
auch nicht die
allergering-
sten Bezie-
hungen zu je-
ner Frankens
aufweist, son-
dern eng mit
derAlpenkunst
verknüpft ist.
Hiermit er-
übrigt es sich
zugleich, der
von Friedrich
Lübbecke
jüngst vorge-
schlagenen
Taufe auf Veit
Stoß irgend
welche Be-
deutung bei-
Abb. 8. Kopf des heiligen Petrus im Bayerischen Nationalmuseum in München
zumessen, die stilistisch ebensowenig Berechtigung hat wie die Ubellsche
auf Tilmann Riemenschneider.
Die für die Herkunft des Altars natürlichste Frage wäre doch wohl
gewesen Steht das Werk denn wirklich vereinzelt und vereinsamt im
Friedrich Lübbecke, Ein Meisterwerk deutscher Holzskulptur. Der Wolfgangaltar zu Kefermarkx, in
der Frankfurter Zeitung", Nr. 77, vom 18. März xgxg.
300
Rahmen seines Landes und seiner Zeit?" Unserer Antwort sei voraus-
geschickt, daß kein stilistisches Kriterium dafür spricht, den Altar in den
Beginn des XVI. Jahrhunderts zu verweisen. Ubell setzt ihn nach den drei
Taubertal-Altären, in die ahre 1505 bis 1510, in die Zeit, da Riemen-
schneiders größtes und schönstes Steinskulpturwerk, das Grabmal für Kaiser
Heinrich II. im Dorn zu Bamberg zirka x4gg bis 1516 entsteht". Meines
Erachtens kann der Altar spätestens im letzten Zehnt des XV. jahrhunderts
entstanden sein, und die präzise jahrzahl 1495, die Pillwein offenbar auf
Grund sicherer Quellen angibt, verdient volle Berücksichtigung. Auch Ober-
Abb. 9. Engel vom Hoclaaltar in Kefermarkt
christl bemerkt sehr richtig Diese Jahrzahl stimmt auch mit der am großen
Kruzifix zwölfte Station angebrachten Jahreszahl 1497, welches wohl erst
nach Errichtung des I-Iochaltars geschnitzt wurde."
Ubell übergeht diese beiden entschieden beachtenswerten Daten voll-
ständig; auch die Jahrzahl 1497 ist insofern für die zeitliche Fixierung des
Hochaltars wichtig, als der Cruzifixus aller Wahrscheinlichkeit nach von
dem gleichen Meister stammt, wie der Vergleich mit dem heiligen Christo-
phorus man beachte Hals und Brustbein, Beine und Lendentuch
belegt. Mit der Zeit kurz vor 1495 steht aber auch der Altar in vollem
Einklang.
Ubell sieht in dem Harnisch des heiligen Georg den gleichen Typus",
wie ihn uns Dürer auf der bekannten Zeichnung eines Reisigen in der
Albertina, von 1498, und auf dem Stich Ritter, Tod und Teufel" B. 98 zeigt.
Das ist ein absolutes Verkennen der Tatsachen. Für die Zeit der vollen
Umbildung des gotischen in den Renaissancehamisch, also um 1500, sind
Neuerungen wie das oben horizontal geschobene Beinzeug und der hoch-
gezogene Brechrand der Achsel auf Dürers Zeichnung von 1498 von
Wichtigkeit. Die Rüstung des heiligen Georg von Kefermarkt entbehrt noch
Oberchristl, a. a. 0.. S. 50.
357
beider Neuerungen, repräsentiert also einen älteren Typ und ist deshalb
wohl vor 1498 zu setzen. Noch einen älteren Eindruck macht dem Georg
gegenüber der Harnisch des heiligen Florian mit den gegen Ende des Jahr-
hunderts immer seltener werdenden Beintaschen. Also wird man auch aus
kostümlich-waffengeschichtlichen Gründen, zumal im Zusammenhang mit
den obenangeführten Daten mit dem Altar ohne weiteres in die Zeit kurz
vor 1495 zurückgehen dürfen. jedenfalls sind die beiden Rüstungen für die
von Ubell angenommene Entstehungszeit des Altars in den Jahren 1505 bis
Abb. 10. Engel vom Münnerslädter Altar, jetzt im Bayerischen Nationalmuseum in München. Von Tilmann
Riemenschneider
1510 vollkommen unmöglich. Übrigens spricht auch der Zierschritt des
heiligen Georg für das letzte Viertel des XV. Jahrhunderts.
Stets wenn man die Kirche in Kefermarkt und ihren Altar in den Kreis
kunstgeschichtlicher Betrachtung und Würdigung zog, gedachte man dabei
auch der idyllischen Wallfahrtskirche in St. Wolfgang im Salzkammergut,
die, wie man allgemein annimmt, Christoph von Zelking zur Errichtung
der ,,Konkurrenz-Wallfahrtskirche" in Kefermarkt anregte. Was lag dabei
näher, als daß man auch den Hochaltar von St. Wolfgang, Michael Pachers
Meisterschöpfung, die schon damals als das größte und glänzendste Altar-
Werk von aller Welt bewundert worden sein muß, zum verlockenden Vor-
bild für den Hochaltar der neuen Wallfahrtskirche wählte. 1481 hatte
Pacher sein Werk vollendet, kaum zehn bis fünfzehn Jahre später entstand
der Altar zu Kefermarkt.
Wie ohne weiteres ersichtlich, ist der Gesamtaufbau der beiden Altäre
im wesentlichen derselbe. Hier ist jedoch gleich zu bemerken, daß die
geschmacklose und unorganische Aufstellung der beiden Ritterheiligen Georg
und Florian auf den Oberkanten der Flügel und zwischen zwei Baldachinen
selbstredend nicht die ursprüngliche, beziehungsweise ursprünglich geplante
ist?" Wir haben uns die beiden Ritter, ganz analog wie in St. Wolfgang, in
Dambel-Nonsberg, in Möllbrücken und andern Orten als Wächter des
Schreins an dessen Seitenwänden, von Baldachinen überdacht, aufgestellt
zu denken." Daraus ergibt sich ohne weiteres, daß die jetzt feststehenden
Flügel von allem Anfang an beweglich gedacht waren und auf ihren Außen-
seiten mit Gemälden hätten ausgestattet werden sollen. Es liegt also der
Schluß sehr nahe, daß der Altar in seinem jetzigen Zustand unvollendet ist.
Für die allgemeine Erscheinung des Werkes ist es von keinerlei Belang,
daß die Flügel hier geschnitzt, in St. Wolfgang gemalt sind. Vor allem kehrt
in Kefermarkt derselbe ungewohnt reiche Giebelbau ganz ähnlich wie in
St. Wolfgangm" wieder, ein dichter Wald von Pfeilern, Fialen, Wimpergen
und Kreuzblumen, belebt von Heiligenstatuen und -statuetten. Entwickelt
sich dieser Giebel nun auch nicht ganz so logisch und organisch aus den
Baldachinen des Schreins wie in St. Wolfgangßr wo er die Türme der hoch-
gebauten Stadt, des himmlischen Zions im Innern des Schreins repräsentiert,
so entspricht er doch in seiner Gliederung, Verstrebung und den archi-
tektonischen Motiven, dann in der Einordnung der Figuren wie kein zweiter
im ganzen Bereich mittelalterlicher Altarkunst seinem Vorbild. Jedenfalls
steht er der fränkischen Kunst vollständig fern. Auch die Innenarchitektur
des Schreins mit den vorkragenden Baldachinen, die in St. Wolfgang der
geschlossenen Szene der Marienkrönung entsprechend zu einer gemein-
samen Verdachung zusammeniließen, ist nicht unterfränkisch, sondern
spezifisch alpenländisch und die seitlich der I-Iauptliguren angeordneten
kleineren Heiligen- und Engelligürchen, auf Konsolen stehend und von
zierlichen Baldachinen überdacht, gehören zum wichtigsten Hausrat Michael
Pachers und seiner Gruppe. Man findet sie in Gries so gut wie in St. Wolfgang
und wie an den Schnitzaltären, so auch an Michael Pachers gemaltem
Kirchenväter-Altar der Münchener Pinakothek, an Friedrich Pachers Taufe
Christi in Freising oder seinem Peter- und Paulbild auf Schloß Tratzberg
und an Marx Reichlichs Stephanus- und Laurentiusaltar in Müncheni-i-
Und endlich die Figuren und Reliefs! Dieser urkräftige, robuste, jeder
Sentimentalität bare Menschenschlag ist, wie wir schon berührten, nicht
aus fränkischer Erde erwachsen. Von der träumerisch weichen Stimmung
Ubell 46 und 48. Ich stelle mich hier durchaus auf die Seite Geistbergers. Wenn Ubell meint, daß
eine solche mehr dekorative als organische Verwendung von Figuren und Baldachinen ein Wagnis sei, wie
es nur der Spätgotik zuzutrauen ist", so klagt er die Spätgotik zu Unrecht an. Figuren auf Flügel und
Baldachine sozusagen auf den Boden zu stellen, sind Geschmaeklosigkeiten und Stilwidrigkeiten, die sich selbst
mit der ausgelassensten Spätgotik nicht in Einklang bringen lassen. Wo gäbe es hierfür Parallelem? Wie häßlich
und unlogisch liberkragen auch die Fußplatten der Figuren und die Baldnchine die Flügelstärke.
Friedrich Woltl", Michael Pacher, Berlin tgog, Tat. 8. -ulius Leisching, Figurale Holzplastik, Wien,
Band ll, Taf. XXX. Karl Atz, Kunstgeschichte von Tirol und Vorarlberg, Innsbruck tgog, Figur 593.
WoltT. a. a. 0., Taf. 66.
Es fragt sich. ob man bei der Restauration in den Jahren 1852 bis 1855, trotzdem man nach Geist-
berger a. a. 0., S. 34 den Giebel nur stückweise herabnahm und die einzelnen Gegenstände" dann wieder mit
Schrauben und Eisenbändem an dem wohlerhaltenen Gerippe befestigte", nicht doch, ohne es zu wollen, von
dem alten Schema abwich.
Wolff, a. a. 0., Taf. 76 bis 85. Halm, Der ehemalige St. Peter- und Paulsaltar im Jöchlsthum
zu Sterzing in Kunst und Kunsthandwerk" XV tgrz, Abb. und 13.
Abb. u. Kopf der Madonna von Tilmann Riernenschneider im Neumünster in Würzburg
Riemenschneiders ist er ebensoweit entfernt wie von der stürmischen, fast
gewalttätigen Kunst des unruhig heylosen, des irrigen und geschreiigen"
Nürnberger Bürgers. Und auf Adalbert Stifters romantische Erinnerung an
Albrecht Dürer könnte heute doch nur mehr ein ganz oberflächliches Urteil
5x
zurückgreifen. Der ergreifende Ernst, der tüchtige, aber maßvolle Naturalis-
mus und ein scharf prägender Individualismus, die, verbunden mit der Freude
an reicher, ab und zu phantastischer Gewandung und einer oft mehr
malerischen wie plastischen Faltengebung, Pachers Altar in St. Wolfgang
und seiner Schule und Nachfolge eignen, spiegeln sich auch unverkennbar
im Kefermarkter Altar wider, nur daß dessen Figuren jener monumentalen
Größe der Auffassung und der Tiefe der Empfindung ermangeln, die eben
jenes Werk über alles Gleichzeitige hinausheben; möglich, daß zum Teil
wenigstens die unterbliebene Fassung dafür haftbar ist. Der Kefermarkter
Altar reiht sich in dieser Bewertung etwa Aßlingers Altar in Heiligenblut in
Kärnten oder Schnatterspecks Hochaltar in Nieder-Lana an."
Auch der Kefermarkter Gewandstil läßt sich in seiner Mäßigung der
Knitterfalten und der Bevorzugung größerer geschlossener Faltenzüge ohne
weiteres als eine Entwicklung aus dem St. Wolfganger Altar erklären.
Mit der An- und Eingliederung des Kefermarkter Altars in den Pacher-
schen Kreis steht auch der phantastische Kopf- und Helmschmuck des
heiligen Christophorus und der beiden Ritterheiligen Georg und Florian
Ubell 21, 47, 49, der der fränkischen Kunst völlig fremd ist, im Einklang,
und etwas Wesensverwandtes spricht auch aus den Gestalten der beiden
Ritter, zumal aus dem lässig geschmeidigen Florian mit dem weich zur Seite
geneigten träumerisch blickenden Kopf; hierin berühren sich die Ritter-
heiligen der beiden Rivalen vielleicht am meisten.
Noch ein paar Worte über die Flügel! Den kompositionellen Aufbau der
Szenen, die Stellung und Anordnung der Figuren mehr in einer Ebene über-
und zwischeneinander als in räumlicher Vertiefung hintereinander teilen sie
mit der ganzen Alpenkunst von Südtirol bis Bayern hinein und vom Algäu
bis Kärnten. Man vergleiche, um nur ein Beispiel herauszugreifen, die Kefer-
markter Geburt Christi mit der des Altars von Gampern oder die Anbetung
der Könige mit jener im Dominikanerkloster in Friesach." Echt alpenländisch
und im besonderen bezeichnend für die Pachersche Richtung ist auch das
architektonische Beiwerk mit dem reichen Apparat an zuschauenden Engeln,
Halbfiguren und ähnliches. Wolfgang Aßlinger arbeitet in den Schrein-
gruppen seines Bozener oder Traminer Altars genau mit den gleichen
Mitteln.
Eine ikonographische Merkwürdigkeit im Gebiete deutscher Plastik ist
die gotische Halle, in der sich die Verkündigung Mariä abspielt. Völlig
undenkbar ist sie für Schwaben, Franken und selbst für Bayern. Mögen die
auf den Kapitälen stehenden Prophetentigürchen noch als Analogien zu
ähnlichen Staffagen des Meisters E. S. angesprochen werden, so fehlen für
die Anlage der Halle und namentlich für die mit Spitzblättern umkleidete
und die diamantierte Säule alle Parallelen. Am meisten fühlt man sich bei
Leisching, a. i. 0., Taf. u.
Leisching, a. a. 0., Taf. 16 und 37.
Hans Semper, Michael und Friedrich Facher, Eßlingen x91 Abb. x17 und 118.
diesem merkwürdigen Versatzstück an Südtiroler Malereien des XIV. und
XV. Jahrhunderts erinnert, die Säulchendekoration aber läßt sich am ehesten
aus oberitalienischen Reminiszenzen erklären, die wiederum für Südtirol am
naheliegendsten erscheinen.
So ziehen sich alle Fäden für die Herkunft des Altars in der alpen-
ländischen Schnitzkunst zusammen, die in Michael Pacher ihren Höhepunkt
und zugleich ihre bestimmende Richtungslinie fand. Noch lassen uns die
Kunsttopographie und ausführlichere Bilderkompendien der österreichisch-
tirolischen I-Iolzplastik im Stich, um den Meister des Kefermarkter Altars
genauer lokalisieren zu können. Soviel erscheint jedoch sicher, daß er der
unmittelbaren Gefolgschaft Michael Pachers angehört. Dafür spricht ja, wie
schon erwähnt, der Gedanke der Schaffung eines Konkurrenzwerkes zum
Altar in St. Wolfgang, den der Kefermarkter Meister zweifellos gekannt hat.
Aus der Verwendung von Lindenholz statt des sonst üblicheren Zirbelholzes
möchte ich annehmen, daß der Altar an Ort und Stelle oder doch mehr in
der Ebene gefertigt wurde, daß er also vermutlich als Werk eines Wander-
künstlers anzusprechen ist.
Ich kenne kein alpenländisches Schnitzwerk, in dem der Leben spenden-
den Kraft des seitlich einfallenden Lichtes, genau wie bei Pachers Wunder-
werk, eine so wichtige Rolle eingeräumt wäre wie an dem Altar in
Kefermarkt. Wie die Schreiniiguren aus dem Dämmer ihrer Nischen
und Baldachine hervortreten, wie das Licht über die Faltenkämme
huscht und sich von tief furchenden Schlagschatten abhebt, das ist alles
genau mit denselben Mitteln wie dort angestrebt. Wie müßte sich diese
jetzt schon auffallende Verwandtschaft zu ähnlich reicher Wirkung steigern,
wenn Farbe und Vergoldung dem Werke die endgültige Vollendung und
Weihe gegeben hätten. Das Visionäre und Feierliche, was aus dieser
glänzenden Ausnutzung der Höhen- und Tiefenkontraste, wie sie sonst
nirgends mehr die Bildnerei des Nordens in solch kraftvoll malerischer
Wirkung kennt, resultiert, wäre dadurch unfehlbar noch mächtiger in
die Erscheinung getreten und hätte dem Altar uneingeschränkt den Ehren-
platz neben Pachers Meisterschöpfung eingeräumt, der ihm wenigstens als
Schnitzwerk gebührt.
Für die beabsichtigte Fassung des Altars scheint mir folgende Stelle bei
Adalbert Stifter nicht ohne Belang zu sein Sämtliche Ornamente und
Rahmen sind mit weißer Leimfarbe angestrichen und so verklebt worden,
daß man die Feinheit und Reinheit des Schnittes nicht mehr sieht Die
Hauptfigur des heiligen Wolfgang hat man ganz vergoldet, ihr ein neues,
unaussprechlich gemeines und widrig sinnliches Angesicht gemacht und
dasselbe mit roter und weißer Farbe und mit einem blauen, schönrasierten
Baxte bemalt!" Wir wissen nicht, wann das alles geschah. Aber könnte der
Anstrich mit weißer Leimfarbe und die Verklebungen nicht wenigstens die
Vermutung zulassen, daß hier eine Grundierung für Anstrich und Vergoldung
S. auch Geislberger, a. n. 0., S. 33.
51'
vorlag? Sollte nicht am Ende die Statue des heiligen Wolfgang doch
noch die alte ursprüngliche Vergoldung und Fassung des XV. Jahrhunderts
besessen haben?! In welcher Zeit hätte man die Fassung sonst vorgenommen
und warum gerade nur bei dieser einzelnen Figur?! Sehen wir einen solchen
ljk-ffjq-v ,3,'l'1'
Abb. 12. Verkündigung vom Hochallar in Kefermarkt
blauen, schön rasierten" Bart und sogar manchen blauen, schlecht rasier-
ten" Bart um bei Gewohntem zu bleiben nicht auch bei Michael
Pacher, und zwar an den Schreinstatuen des Wolfgang-Altars und bei dem
heiligen Gregor des Kirchenväter-Altars?! Ein ganz hervorragendes Beispiel
bietet außerdem der große Inntaler Nikolausaltar von 1501 im Bayerischen
Nationalmuseum, auf dem außer dem Heiligen selbst die beiden Diakone
die schönsten blauen Stoppelbärte tragen." Aus ihrer farblosen Umgebung
mag freilich eine mit dem Naturalismus des Pacber-Kreises bemalte Figur
schroH genug herausgestochen haben, und wohl begreiflich konnte bei dieser
fragmentarischen, das heißt einer in den Anfängen stecken gebliebenen
Abb. 13. Verkündigung vom Marienaltar in Cxeglingen von Tilrnann Riemenschneider
Buntbehandlung des Altars, der Gedanke erwachen, daß es sich dabei um
einen späteren Eingriff in eine vermeintliche künstlerische Einheit, eben die
Belassung der Naturfarbe des Holzes, handelte. Wie man aber heute immer
ätDie dicke, bemalte Ledermaske" und die Larve", die das Gesicht des heiligen Wolfgang getragen
haben soll, wie Ubell und Geistberger a. a. O. S. 34 sich erzählen haben lassen, dürfte, wie letzterer wohl
mit Recht annimmt, Grundierungsleinwand gewesen sein.
mehr der Ansicht zuneigt irre ich nicht, so vertrat Hugo Graf zuerst diese
Anschauung daß auch Riemenschneiders Taubertal-Altäre für farbige
Fassung berechnet waren, so wird man meines Erachtens sich auch mit
dem Gedanken vertraut machen müssen, daß auch der Kefermarkter Altar
bemalt und vergoldet gedacht war."
Der Tod Christophs von Zelking, der 1491 starb, zu einer Zeit, wo der
Altar vermutlich schon in Auftrag gegeben war, da er ja in seinem Schrein
auch den Schutzheiligen des frommen Stifters birgt, mag die Vollendung des
Werkes verhindert haben. Das Distichon seines Epitaphs
Plura suis voluit sic commendare diebus
Extinctus meritam concidit ante diem
läßt sich mindestens ebensogut auf den Altar als auf die Vergrößerung der
Kirche, die nach Pillwein damals im Gange war, beziehen.
Daß erst Veit von Zelking um das Jahr 1505, wie Ubell annimmt, den
Altar in Auftrag gegeben hätte, schien mir schon aus stilistischen Gründen
ausgeschlossen. Und sollte, was so ganz den Gewohnheiten der Zeit wider-
spräche, der Stifter Veit darauf verzichtet haben, seinem Namenspatron auch
nur das allerbescheidenste Plätzchen an dem iigurenreichen Werke einzu-
räumen?! Erwähnt doch auch sein Epitaph, das ihn preist
militiae clarus pacisque per inclyta facta
quae sub caesaribus praestitit ampla tribus
nicht mit einem Wort irgend welcher Verdienste um Kirche und Altar. In
fernen Kriegsdiensten entschwand seinem Geist die Stiftung des Vaters und
so blieb dem herrlichen Werke die Krone der Vollendung versagt.
ERWIDERUNG Sie
In meiner Entgegnung auf die vorstehenden Ausführungen Halms kann
ich mich um so kürzer fassen, als ich die Absicht habe, die Beziehungen des
Kefermarkter Altars zur Werkstätte Riemenschneiders an anderem Orte
eingehender und weiter ausholend darzustellen, als es mir bei der Publi-
kation des Altars in Kunst und Kunsthandwerk" aus Raumrücksichten
opportun schien. Hier und heute sei nur das Allernötigste gesagt.
I-Ialm mißversteht mich völlig, wenn er meine Äußerung hätte Bode
den Altar aus eigener Anschauung gekannt, so hätte er in ihm eine wesent-
liche Stütze für seinen ,Meister des Creglinger Altars' gewonnen", so auf-
faßt, als ob ich hätte sagen wollen, daß Bode, falls er den Altar gekannt
hätte, ihn Riemenschneider würde zugewiesen haben; wogegen sich Halm
dann unter Berufung auf Bodes starkes stilkritisches Urteil" verwahrt.
Aber dieses starke stilkritische Urteil" konnte nicht verhindern, daß Bode
Mit dem unvollendeten Zustand des Altars, in den auch der Mangel von Gemälden auf den Außen-
seiten der Flügel einzubeziehen ist, steht im natürlichen Zusammenhang die feste Versteifung der Flügel. die,
wie wir oben sahen, wegen der Figuren der Ritterheiligen beweglich geplant gewesen sein müssen. Man
versteifte die Flügel, als man sah, daß eine Vollendung des Altars wohl aus materiellen Gründen nicht zu
erwarten stand.
dem Riemenschneider nicht nur den Creglinger Altar, sondern die ganze
Gruppe mit ihm verwandter Bildwerke also die beiden andern bis auf
Augen und Lippen unbemalten Altäre im Taubergrund, ferner das Ehepaar
im South-Kensington-Museum und die Köpfe von Adam und Eva ebenda
absprach und sie einem von Riemenschneider zu sondernden Meister des
Creglinger Altars" zuschrieb. Die fortschreitende Forschung hat diese
Trennung verworfen und dem Werke Riemenschneiders das Euvre des
Meisters vom Creglinger Altar hinzugefügt. Gerade mit dem letzteren aber
ist der Kefermarkter Altar stilistisch verbunden, und darauf bezog sich
meine Äußerung. Die Verwandtschaft der männlichen Kopftypen der Kefer-
markter Reliefs mit jenen des Creglinger Altars, vor allem aber des Heiligen-
blutaltars in Rothenburg, ist gar nicht zu verkennen; hier wie dort lang-
gezogene Gesichter mit vorspringenden Backenknochen, etwas eingefallenen
Wangen, starkem Kinn, regelmäßiger, kräftiger Nase, vollem gelockten oder
welligen Haar". Oder man vergleiche die Riemenschneidersche Wand-
gruppe der Anbetung des Christkindes durch einen der heiligen drei Könige
Nürnberg, Germanisches Museum; abgebildet bei Josephi, Nr. 330 mit
der entsprechenden Gruppe im Anbetungsrelief des Kefermarkter Altars;
wie weit geht da die Übereinstimmung.
Daß verschiedene Hände an dem Riesenwerk des 13 Meter hohen Altars
tätig waren, versteht sich von selbst; daher dürfen die sicher nicht eigen-
händigen Bestandteile, vor allem die Figuren im Giebel, nur mit Vorsicht
zur stilistischen Bestimmung mit herangezogen werden. Um so mehr, als
mir immer wahrscheinlicher wird, daß die heutige Form des Giebels mit der
ursprünglichen gar nicht mehr identisch ist vergleiche darüber Oberchristl,
Christliche Kunstblätter, 1913, Seite 34. Schon darum empfiehlt es sich, aus der
Form des Giebels nicht so weitgehende Schlüsse zu ziehen, als Halm es tut.
Wenn wir uns aber auf die fünf eigenhändigen" Schnitzwerke am Altar
die drei Statuen im Schrein und die Statuen Georgs und Florians
beschränken und uns fragen, wer in Deutschland um und nach 1500 eine
derartige Virtuosität des Schnitzmessers erreicht hatte, wie sie hier prunkt,
so kommen nur Riemenschneider und Veit Stoß in Betracht. Für Riemen-
schneider spricht vor allem der bewußte Verzicht auf die farbige Fassung,
der eben aus jener technischen Virtuosität, die ihre Künste unverhüllt zeigen
will, hervorgeht. Daß die Altäre im Taubergrund von vornherein nicht für
die farbige Fassung berechnet waren wie Halm gerne annehmen möchte,
geht schon daraus hervor wie Bode mit Recht hervorhebt, daß ja Augen
und Lippen wie am Keferrnarkter Altar farbig angegeben sind.
Für Riemenschneider spricht ferner das Schwelgen des Schnitzmessers
in der überreichen und ziervollen Durchführung der Prunkgewänder, des
modischen Kostüms der Ritter, der luftig durchbrochenem Locken; ferner die
schwächliche Haltung des heiligen Florian und der elegische Charakter
dieser Figur wie der des heiligen Christophorus. Gegen ihn spricht wie ich
selbst betont habe der volle rauschende Gewandstil der drei Mittelfiguren;
aber warum sollte der Meister im ersten Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts,
unter dem Eintiusse der Renaissancebewegung und der ungewohnten
Dimensionen dieser Figuren bis über zwei Meter hochi, nicht zu einem
Gewandstil gelangt sein, der von seinen Jugendwerken so weit entfernt ist
wie der Gewandstil der Dürerschen Apostel von den knittrigen Gewändern
in früheren Arbeiten Dürers?
Immerhin verschließe ich mich nicht der Einsicht, daß die von Lübbecke
in einem sehr lesenswerten Aufsatz über meine Publikation in der Frank-
furter Zeitung" vorgebrachten Argumente zugunsten engerer Beziehungen
des Altars und vor allem des Gewandstils der drei Mittelfiguren zu Veit
Stoß, sehr erwägenswert sind. Vielleicht hat die damals 1505-1510 in voller
Blüte stehende Werkstätte des Würzburgers die tüchtigsten Kräfte der
eben damals brach liegenden und verfehmten Werkstätte des Veit Stoß an
sich gezogen? Daraus wäre ja manches zu erklären.
In meiner Datierung des Altars gestehe ich, durch Halms Einwendungen
nicht im geringsten irre geworden zu sein. Die Rüstung des heiligen Georg
stimmt in allem Wesentlichen vollständig mit jener des Dürerschen Reiters
von 1498 überein; nun ist aber wohl zu beachten, daß dies nach Dürers
eigener Angabe die neumodische Rüstung von 1498 war, so daß sie ganz
gut an einem zwischen 1505 bis 1510 entstandenen Schnitzwerk repro-
duziert werden konnte schließlich ist ein Unterschied zwischen einem Altar
und einem Modejournal; hat sie doch Dürer selbst in einem um volle fünf-
zehn Jahre späteren Stich reproduziert in Ritter, Tod und Teufel".
Ein Kind von so ausgesprochenen Renaissanceformen wie das in den
Armen des heiligen Christophorus ist in der deutschen Skulptur vor dem
ersten Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts gar nicht zu denken; nicht zu über-
sehen sind die Renaissanceelemente in der Architektur der Verkündigung",
die Anklänge an Dürers Marienleben" 1510 und so weiter. Dagegen hängt
Pillweins Jahreszahl 1495 völlig in, der Luft, und daß das 1497 datierte
Kruzifix in der Kefermarkter Kirche wohl erst nach Errichtung des Hoch-
altars geschnitzt wurde", müßte denn doch erst bewiesen werden!
Und nun nur noch zwei tatsächliche Berichtigungen. Auf Geistbergers
Aufsatzreihe und seine Riemenschneider-Hypothese die, wie Oberchristl
am angeführten Orte inzwischen mitgeteilt hat, von vielen andern
Künstlern und Forschern geteilt wurde, bin ich durch die Freundlichkeit
Dr. Zibermayers der als erster die Konkurrenzidee der beiden Wallfahrts-
kmirchen aufgestellt und begründet hat, die jetzt von I-Ialm über Gebühr
gepreßt" wird aufmerksam gemacht worden, nachdem mir die Beziehungen
des Altars zu Riemenschneider bereits klar geworden waren; ich bin daher
nicht von Geistberger vertührt". Und die Lederrnaske des heiligen Wolfgang
ist ihm, nach der Erzählung des ältesten Kefermarkters, tatsächlich auf
Stifters Veranlassung abgenommen und noch lange gezeigt worden; es war
also doch etwas anderes als eine Grundierung". Hermann Ubell
JVI
AUSSTELLUNG OSTERREICHISCHER TAPE-
TEN-, LINKRUSTA- UND LINOLEUMINDU-
STRIE IM OSTERREICHISCHEN MUSEUM 50'
VON HARTWIG FISCHEL-WIEN 50'
AS Österreichische Museum hat seine neuen Aus-
stellungsräume diesmal einem in seiner Entwick-
lung gehemmten Zweig der Kunstindustrie zur
Verfügung gestellt. Die Tapete ist heute fast stets
ein industrielles Erzeugnis und nicht mehr in
altem Sinne ein handwerkliches. Trotzdem liegt
der Hauptanteil für ihre befriedigende Wirkung
auf der künstlerischen Seite und nicht auf der
technischen. Sie ist bestimmt, den farbigen Ein-
druck der Wandfläche, den Charakter ihrer Ober-
fläche, das Maß ihrer dekorativen Wirkung zu
bilden und zu beherrschen die Linkrustatechnik erfüllt dieselbe Aufgabe
in kleinerem Umfang. Von den Erzeugnissen der Linoleumindustrie wird
vorwiegend der Bodenbelag ausgebildet.
Während also die Tapete mit der Wandmalerei und der Stoffspannung
zu konkurrieren hat, muß das Linoleum sich gegenüber den Fliesen und
Teppichen behaupten. Da aber das Linoleum in seinen hygienischen Vor-
zügen eine starke Stütze findet und darum auch leichter auf eine künstlerisch
anspruchsvolle Rolle verzichten kann, hat die Papiertapete einen weitaus
schwierigeren und künstlerisch wichtigeren Erfolg zu erringen.
Der sorgfältig gearbeitete Katalog der Ausstellung besitzt ein inhalts-
reiches Vorwort, das vorwiegend der merkantilen und technischen Seite der
Frage gewidmet ist. Es gibt einen gründlichen Einblick in die Entwicklungs-
geschichte des Industriezweiges, beschreibt mit Hilfe interessanter Zitate
die schwierige und doch wieder glückliche Vorwärtsbewegung der Tapeten-
industrie in Österreich, welche insbesondere durch die Firma Spörlin und
Rahn einen erheblichen Aufschwung erhielt, der von Kaiser Franz unter-
stützt wurde. Tatsächlich bildet ja auch die erste Hälfte des XIX. Jahr-
hunderts eine Glanzzeit der Tapete, welche mit dem Buntdruck auf
Baumwollgeweben und den Buntpapieren für das Buchgewerbe gleichen
Schritt hielt.
Die Papiertapete ist ja in erster Linie dem bürgerlichen Milieu ent-
sprechend, indem sie ökonomische Vorteile mit künstlerischen verbindet,
aber starken Strapazen nicht gewachsen ist. Zugleich unterstützt sie die
Verbreitung bestimmter Geschmacksrichtungen und erleichtert durch große
Auswahl die Befriedigung des privaten Bedarfes.
Es ist erklärlich und leicht zu begründen, daß die Reaktion, welche dem
allgemeinen Verfall des Geschmackes und der künstlerischen Produktivität
zu Ende des XIX. Jahrhunderts folgte, vorerst von der Tapete nicht
52
398
mitgemacht wurde. Künstlerische und stark persönlich gefärbte Einfluß-
nahme auf die Ausgestaltung der Innenräume vertrug sich nicht mit der
schwerer beweglichen, für breite Schichten arbeitenden Fabriksindustrie.
Die Wand wurde vorerst durch den Maler behandelt, der vollkommen
anpassungsfähig ist und allen Versuchen entgegenkommt.
Aßwßääwßßwm
.äw
.,. 3.. NII.'MÄIYIP
rfen von Ernst Lichtblau Raum
wäämm
emsch. entwo
Zudem gab ja auch das verstärkte Streben nach Ruhe in der Wand-
bildung, nach Schaffung einfacher toniger Flächen, nach Ausschaltung des
Ornaments der Papiertapete ein geringes Arbeitsfeld.
Das Ursprungsland der modernen Bewegung, das britische Inselreich,
hat zwar von Anbeginn an der Tapete viel Aufmerksamkeit gewidmet.
Morris, Walter Crane, selbst Burne-Jones haben häufig Tapeten ent-
worfen und die Erzeugnisse von Sanderson, Woollams, Essex Mills Branch
399
und so weiter übten im Verein mit den englischen Cretonnes und Velvets,
die gleichfalls stark importiert wurden, durch einige Zeit einen erheblichen
Einiiuß auf die einheimische Kunstbewegung aus, weil sie neue Anregungen
brachten, insbesondere durch die Stilisierung des Pflanzenornaments unter
Einfluß Japans.
Je selbständiger man bei uns aber wurde, je intensiver man die
Frage des Flächenschmuckes studierte und löste, desto klarer entwickelte
Ganensalcn, Raumgestaltung von E. j. Wimmer, Tapete nach Entwurf von Franz von Zülow Wiener Werk-
stätte gedruckt von P. Piette, Bubentsch Raum 43
sich eine österreichische Art, die vorerst in der Bemalung der Wände und
in bedruckten Stoffen sich entfalten konnte.
Nur das Buntpapier für das Buchgewerbe folgte willig dem neuen Kurs.
Die Tapete blieb konservativ, und damit hing auch ein Rückgang der zurück-
gedrängten Industrie zusammen.
Es ist offenbar ein erfreuliches Zeichen des beharrlichen und erfolg-
reichen Vorwärtsdringens der österreichischen modernen Schulung, daß
auch dieser Industriezweig heute bereits mit einer selbständigen Schau-
stellung auftreten kann, die auf künstlerischer und neuzeitlicher Einfluß-
nahme fußt. Noch ist ein großer Teil der Arbeiten von der Nachahmung
51'
400
alter Stoffvorbilder abhängig, wie sie zu Ende des XIX. jahrhunderts so
verbreitet war. Noch sieht man zahlreiche Übertragungen alter Damastmotive
und anderer edler Gewebe durch Tapetendruck auf Papier. Daneben erfreuen
aber wieder so viele gute neue Arbeiten, die ganz von der Frische und
Leistungsfähigkeit einer jüngeren Künstlergeneration erfüllt sind, daß man den
Eindruck einer kommenden Regeneration der österreichischen Tapete erhält.
Die drei Firmen Piette, jacksch, Thausig Komp. haben sich der
Führung durch die ausgezeichnete Schulung und die vielfältige Begabung
der jüngeren Generation von kunstgewerblichen schaffenden Kräften an-
vertraut. So kann man das neue Leben pulsieren sehen, das in die alten
und bedeutenden Betriebe eindringt.
Professor Witzmann hat die Aufmachung der Ausstellung in geschmack-
voller Weise besorgt. Er hat mehr wie ein halbes Hundert Ausstellungs-
kojeneingebaut,von
denen jede mit Hil-
fe einer einzigen
ausgewählten Ta-
pete einen Raum-
eindruck vermittelt.
Möbelstücke mo-
derner und alter
Provenienz ergän-
zen die Wirkung
und geben zugleich
eine Probe auf die
Verwendbarkeit der
Tapeten. Es ist sehr
instruktiv, zu sehen,
wie moderne Mö-
bel und wie alte
Stilmöbel in ihrer
Umgebung die An-
wendung neuer Ta-
peten vertragen.
Man kann eine
Tapete ja nur in
bezug auf ihre Wir-
kung im geschlos-
senen Raume rich-
tig einschätzenUnd
man muß oft auf
den Fall gefaßt sein,
Tapete der Wiener Tapetenfabrik Thausig Komp., entworfen von w. Suchomel daß eine alte Elf"
Raum richtung erhalten
401
werden soll und
dennoch eine neue
Wandbespannung
einzuführen ist. Ge-
rade diese Probe
bestehen einige der
fortgeschrittensten
und kühnsten Ta-
petenentwürfe aus-
gezeichnet.
In dem We-
sen des modernen
Flächenschmuckes
liegt es, daß eine
kräftigere, energi-
schere Farbenge-
bung einsetzt, die
lieber von der Bau-
ernkunst und von
der Kunst primiti-
ver Völker als von
der raffinierten und
abgeschlossenen
Kunst hochstehen-
der Kulturen Anre-
gungen aufnimmt.
Einige der be-
sten Arbeiten die-
ser Ausstellung be-
Sitzen den Starken Tapete der Wiener Tapetenfabrik Thausig Komp, entworfen von Franz Maler
Raum
farbigen Zusam-
menklang tieftoniger Glasfenster oder kühner Bauernstickereien, wie die
Papageientapete Jungnickels und die Dorftapete von Zülows. Trotzdem
vertragen sie sehr wohl die Nachbarschaft alter Bilder und Möbel aus der
Biedermeierzeit oder die ruhigen Farben alter Keramik, denen sie einen
durchaus passenden Hintergrund abgeben. Professor Hoffmann hat für
diese Tapeten eine Raumgestaltung geschaffen, die ihre Anwendung in
einem Landhause reizvoll verführt.
Eine andere starkfarbige Tapete von Zülows hat Architekt j. Wimmer
in einem Gartensalon eigenartig verwendet. In all diesen Fällen bildet die
Tapete einen starken selbständigen Wandschmuck, der unter Umständen
Bilderschmuck leicht entbehrlich machen kann.
Das Musikzimrner C. Bambergers zeigt die Anwendung von figuralen
Tapeten Nechanskys, die nicht mehr als Hintergrund dienen wollen, sondern
402
die Bedeutung einer
selbständigenWand-
bildung im Sinne
einer Wandmalerei
erlangen.
Ebenso hat Pro-
fessor Löffler mit ei-
ner von ihm litho-
graphierten Tapete
einen kleinen Raum
für ein Gartenhaus
ausgestaltet, die für
sich vollständig den
Raum beherrscht. Es
ist eine eigenartige
Leistung eines stre-
benden Künstlers,
der sich als Maler
fühlt. Er duldet höch-
stens eine weiße Pla-
stik neben seiner far-
bigen Wand. Abge-
sehen von gewalt-
samen Knickungen
der Tapete, die eine
zu bewegte Grund-
rißform hervorruft,
besitzt die Anwen-
dung dieser groß-
formigen, zarttoni-
Tapete der Firma julxus jacksch, ÄlziSff, entworfen von Dagobert Pech gen Tapete in dem
kleinen Raum einen
großen malerischen Reiz. Diese Tapeten bedürfen nur geringer Ergänzungen
durch Möbel und Plastik, um einem Raum eine fertige Wirkung zu
verleihen.
Im Eintrittsraum zeigt Architekt Lichtblau die Fähigkeit, Anregungen
einer hochentwickelten Kunstperiode zu verarbeiten. Er beherrscht den
Farben- und Linienreiz der Barockzeit und verbindet diese Anregungen so
glücklich mit selbständigen Ideen, daß ihr Ausdruck ein solcher wird, der
ganz im Empfinden unserer Zeit liegt. Diese Arbeit tritt damit in starken
Gegensatz zu jenen, die von den alten Stoffen und Tapeten nur das Äußer-
liche des Motivs übernehmen, nicht den Geist, der die Wirkung bestimmt.
Professor Dr. Strnad geht in seiner Raumgestaltung sogar so weit, Aus-
schnitte von Tapeten in chinesischem und antikisierendem Charakter im
403
Sinne pompejani-
scherWandbildung
einer hellen, stein-
farbigen Flächen-
teilung mit Archi-
tekturmotiven ein-
zufügen.
Damit zeigt er
in geschmackvol-
ler Weise die Art,
wie man Vorhan-
denes in einem ge-
gebenen Raume
gut verwenden
kann, indem man
sich den Stimmun-
gen alterVorbilder
nähert.
In der histori-
schen Abteilung,
welche die aus dem
Bestand mehrerer
öffentlicherSamm-
lungen von Wien,
Berlin, Hamburg,
Lübeck, Dresden
und andern Orten
entnommenen Ar-
beiten vereinigt,
herrscht die Em-
pirezeit vor; damit
sind wir vollends im Banne jener Zeit, die sich der Tapete so gern bediente
und ihr einen bestimmenden EinHuß auf den Innenraum gab. Daß hier
sogar die Nachbildung von Plastiken und von Architekturforrnen auf dem
Papier vorkam, ist eine ihrer Schwächen. Die Vorzüge ihrer strengen und
edlen Formgebung, ihres architektonischen Emptindens sind solche, die eine
bleibende Bedeutung besitzen und auch für uns noch immer Anregungswerte
einschließen.
Jene Periode der Tapetenerzeugung, welche eigentlich den ersten Anstoß
zu ihrer Einführung in Europa gab, die barocke Chinoiserie, ist nicht
charakteristisch vertreten.
Die ostasiatische Kunst hat ja allen Papiererzeugnissen eine besondere
Entwicklung angedeihen lassen, und sicher bildet jene glänzende, spielerische
Dekorationskunst, die über einen hellen Papiergrund einen Teppich bunter
Tapete der Firma Julius jacksch; Atzgersdorf, entworfen von Franz Pospischil
Raum 30
Einfälle von groteskem Linien-
und Farbenreiz breitet, einen der
Glanzpunkte in der frühen Ent-
wicklung der Tapete. Die große
Verbreitung solcher Chinoiserien
in der Barockzeit wird durch die
innere Verwandtschaft der ge-
nußfrohen, prunkvollen Zeit mit
dem zu Pomp und Lebensfreude
neigendenWesen an den ostasia-
tischen Höfen erklärt.
Heute erwarten und beschäf-
tigen uns andere Aufgaben, heute
gilt es, dem Wohnbedürfnis
weiter Kreise vorerst gerecht zu
werden. Darum sind in dieser
Ausstellung außer im Empfangs-
raum überall vorwiegend in-
timere Eindrücke angestrebt.
Die reiche Skala der Möglich-
keiten aber, die in der Ausge-
staltung der Tapete gegeben ist,
wird am besten durch den Aus-
stellungsraum illustriert, der die
Arbeiten aus der Kunstgewerbe-
schule des Österreichischen Mu-
seums Schulen Öiiek, Hoffmann,
Moser und Wimmer vereinigt.
Für den, der Entwürfe zu
Tapete der Firzliaartäägfggälegchßzzäinrjcfng entwarfen von beurteile? veninag, mehr
ausge reitetaseine amm-
lung von Tapetenentwürfen. Es ist hier vielmehr ein Überblick über die
Leistungsfähigkeit der fortgeschrittensten modernen Ausbildung des Flächen-
schmuckes gegeben, der durch eigenartige präzise Formgebung und effekt-
volle Kontrastwirkung, durch Vereinfachung und zugleich Verstärkung der
Wirkungsmittel auf verschiedenen Gebieten bereits große Erfolge errang.
Unsere neuen bedruckten Wand- und Möbelstoffe, die modernen
Seiden- und Leinenstoffe haben überall schon Eingang gefunden und
beherrschen auf gewissen Spezialgebieten schon vielfach den Zeitgeschmack
durch die Neuartigkeit, Frische und Lebendigkeit ihrer Wirkungsweise.
Die Tapete ist ein spröderes Material, das mehr Zurückhaltung fordert
und eine diskretere Behandlung braucht.
In einer Reihe von trefflichen Versuchen der Herren Dagobert Peche,
H. Dittrich, F. Maier, A. Nechansky, A. Schorisch F. Pospischil, W.
49b
Weber, H. Witzmann, jos. Manfreda, der Damen V. Petter, C. Payer und
mehrerer anderer sind die Resultate der Anwendung unserer Wiener Schulung
auf die Tapete illustriert. Die Entwürfe der Wiener Werkstätte vermehren
diese reifen Arbeiten. Man freut sich, zu sehen, wie nun auch hier ein Vorrat
an guten Leistungen wächst, der viel dazu beitragen wird, die Ausgestaltung
von Räumen zu erleichtern.
Ein besonderes Augenmerk muß den Linkrustatapeten geschenkt
werden, die durch vornehme Diskretion das Material adeln. Professor Hoff-
mann hat selbst diesem Spezial-
gebiet viel Aufmerksamkeit zuge-
wendet und die schönsten Erfolge
erzielt; in den schmalen schwarz-
weißen Streifen mit zarter Plastik
ebenso wie in der edeln Gold-
tapete mit den kleinen quadra-
tischen Feldern ist das Beste aus
dem Material geholt, was daraus
geschöpft werden konnte, und die
Konkurrenz mit alten, guten Leder-
tapeten fällt nicht zu ungunsten
der Linkrusta aus. Die Bedburger
Werke haben sich mit diesen Aus-
führungen besondere Verdienste
erworben. Auch die einschlägigen
Arbeiten nach Entwürfen von
H. Geiringer seien erwähnt.
Aber auch der Fußboden-
belag der Linoleumfabriken, unter
denen die Triester hervortritt, hat
schon lange einen edleren und
diskreten Flächenreiz angestrebt.
Man hat begreiflicherweise hier
nur enge Grenzen zur Verfügung.
Innerhalb derselben zeigt sich
aber doch eine so klare und ruhige
Entwicklung, daß man die wilden
und unglücklichen Versuche der
älteren und ersten Linoleum-
periode glücklich und hoffentlich
endgültig überwunden findet.
S0 sieht man in dieser Aus-
stellung überall neues Leben auf
alten Arbeitsgebieten sprießen,
das vielverheißend für die Zukunft
Tapete der Firma julius acksch, Atzgersdorf, entworfen
von Dagobert Peche Raum 33
53
auftritt und gegenwartsfroh sich betätigt. Wenn man sieht, wie groß die
Erfolge sind, welche durch eine moderne Schulung in Wien auf dem Gebiete
des Flächenschmuckes erzielt werden; wenn man berücksichtigt, daß hier
gerade eine der stärksten Seiten der jüngsten Entwicklungsperiode in den
gewerblichen Künsten hervortritt so kann darüber kein Zweifel
bestehen, daß auch die Tapete großen Vorteil aus unseren Errungen-
schaften ziehen wird.
Der Anfang einer neuen erfolgreichen Entwicklung ist in dieser Aus-
Stellung gegeben. Es gilt nur, die Wege beharrlich und unbeirrt zu verfolgen,
die hier betreten erscheinen.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50' VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN 50'
ÜEGER-DENKMAL IN WIEN. Der engere Wettbewerb für das Wiener
Lueger-Denkmal hat wieder eine stattliche Anzahl von Konkurrenten zu Neuarbeiten
oder zur Revision und Bearbeitung ihrer ursprünglichen Entwürfe veranlaßt, und zwar die
Bildhauer J. Gruber, E. Hegenbarth, O. Hofner, j. Müllner, K. Philipp, H. Schwalbe,
F. Seifert, Th. Stundl, Ritter von Weyr, F. Zerritsch.
Im Wiener Künstlerhaus waren die neuen Entwürfe ausgestellt, sie brachten aber
keine Überraschungen.
Sichtlich traten jene Arbeiten in den Hintergrund, die auf breiter Basis mit dekorativem
Aufwand die Umgebung des Denkmals gestalten wollten. Es blieben als definitive Lösungen
naturgemäß nur jene Denkmäler zu berücksichtigen, die einen hochstrebenden Aufbau mit
besonderer Durchbildung des Sockels in vertikalem Sinne zeigten und mit einer tüchtigen
Porträttigur bekrönten. Die ungünstige Aufstellung inmitten eines Verkehrsweges und vor
einem so hochstrebenden Bauwerk, wie es das Rathaus ist, schließt jede Ausbreitung aus.
Es wurde das Müllnersche Projekt zur Ausführung bestimmt, das von der ursprüng-
lichen Lösung der ersten Konkurrenz nicht wesentlich abwich, sondern nur eine ein-
gehendere Durchbildung brachte. Der temperamentvollen Figur des Volksmannes hat der
Künstler besonderes Augenmerk zugewendet und sichtlich die Eigenschaft Luegers als
Volksredner und Agitator betont, die ihm eine große Popularität sichern konnte.
Weit ruhiger und vornehmer hat Hegenbarth seinen Bürgermeister gestaltet. Er hat
die würdige Gestalt des alternden Mannes im Straßenpelz festgehalten und auch dem früher
glatten Sockelaufbau durch größeren Reichtum mehr Gehalt gegeben.
Am strengsten hat l-lofner den Aufbau zusammengehalten, indem er das architek-
tonische Prinzip in der Struktur wie in der Behandlung der Figur energisch festhielt.
Daß er damit der populären Auffassung von sprechender Ähnlichkeit und Porträttreue in
Geste und Detail am weitesten fernblieb, ist wohl erklärlich. Auch K. Philipp hat in diesem
Sinne geschaffen und einen kubischen Aufbau von schönen Proportionen gebracht. Die
künstlerische Wirkung der Masse und die Monumentalität sind Philipp Hegenbarth und
Hofner weit wichtiger erschienen als die populäre Wirkung der Figur.
Immer ist es aber wieder die Wirkung auf die persönliche Erinnerung, die Natur-
treue und erzählende Qualität, welche den künstlerischen Qualitäten vorangestellt wird,
wenn es bei uns zu einer letzten Entscheidung in Denkmalfragen kommt.
Und doch wird stets nur die künstlerische Bedeutung eines Denkmals für die Nach-
welt wichtig bleiben, so oft auch die raschlebige und kurzsichtige Gegenwart anders
entscheiden mag. Was dem nahen Anblick noch verständlich ist, verschwindet vollends,
407
wenn die nötige räumliche Distanz eingehalten wird, die einem bedeutenden Denkmal
gegenüber eingehalten werden muß. Da sind nur mehr die Qualitäten des Aufbaues, des
Umrisses, der Masse und Proportion entscheidend.
Es wäre sehr wichtig, daß dieses grundlegende Moment bei der Ausführung des
gewählten Projektes mehr Rücksichtnahme erfahren möge, als heute noch die Neigung zur
populären Pose erfuhr.
ALERIE MIETHKE. FerdinandI-Iodlergehört zu den markantesten Erscheinungen
der modernen Malerei und zugleich zu den Repräsentanten der Nation, welcher er
entstammte. Sein Name ist ein Programm, dessen vornehmstes Thema der Mut zur monu-
mentalen Ausdrucksform, zum großen Umriß ist, welcher ohne die akademische, aber
mit der volkstümlichen Tradition zu wirken sucht.
Daß auch Studien und Entwürfe einer solchen Persönlichkeit, selbst wenn sie
nur bescheidenen Umfanges sind, willkommen geheißen werden, ist natürlich. Eine
kleine Sammlung stimmungsvoller Landschaften aus Frankreich und Spanien, die in
der Galerie Miethke zu
sehen sind, gewährt
einen Einblick in ein
frühes Entwicklungs-
stadium Hodlers, als
ihn tonige, weichge-
stimmte Naturaus-
schnitte beschäftigten,
die sichtlich unter fran-
zösischem Einfluß ent-
standen.
Einige herbere Na-
turstudien weisen auf
die allmähliche Selbst-
befreiung seiner Natur
hin, die ihre eigenen
energischen Schritte
wagt auch unmittel-
bar vor der Natur. End-
lich findet sich in Kom-
positionsskizzen und in
den ergänzenden Akt-
studien zu diesen der
ganze stark persönliche
Charakter jener künst-
lerischen Erscheinung,
die wir heute mit dem
Namen Hodler ver-
binden.
Solche Wandlun-
gen sind immer sehr
lehrreich und anre-
gend; die Studien, wel-
che sie belegen, sind
wertvolle Dokumente
mensChlicher und külßt" Tapete der Wiener Tapetenfabrik Thausig Komp., entworfen von Arlur
lerischer Art. Schorisch Raum
53'
quo
KLEINE NACHRICHTEN Sie
ERLINER SEZESSION 1913. Die erste Sezessionsausstellung unter dem
Präsidium Paul Cassirer zeigt ein überraschend jugendliches, dem Neuesten zu-
gewandtes Profil. Und der übliche Fanfarenleitartikel des Katalogs verkündet mit einer
streitbaren Entschiedenheit, die auffallend gegen die abwehrende Reserve der letzten
Jahre absticht Die Sezession ist für ihre Mitglieder keine Existenzsicherung, sondern
eine Existenzgefährdung, denn sie macht die Kräfte der Kommenden immer wieder mobil."
Diese Kommenden treten denn auch in Scharen hier auf. Die jungen Stämme, die man
auf ihrem ersten Völkerwanderungsvormarsch in der neuen Sezession, in der Juryfreien,
beim Blauen Reiter" und in Sturm" kennen lernte, sind nun unter einem Dach gelandet.
Kokoschka, der schon in den Ausstellungen seiner extremen Gruppe eine starke
Begabung für Physiognomie-Skizzierungen zeigte, die man imaginäre Porträte" nennen
konnte, tritt auch hier mit interessanten Bildnissen auf. Gesichte" möchte man zu ihnen
sagen; sie haben, auch im Ton der blassen Schatten, etwas Entrücktes, Visionäres; sie
scheinen beinahe entmaterialisiert, leidenschaftlich inbriinstig, aus dem tiefsten Klima der
Seele zum sinnlichen Abbild heraufgezwungen. Und es ist kein Zufall, daß man beim
Ausdruck dieser Köpfe an Dante denkt.
Man denkt bei dieser Malerei aber auch an Greco, und die Erregungen des toledani-
schen Ekstatikers, der seinen Pinsel in Verwesungsfarben tauchte und die krampfigen
märtyrerischen Verzückungen bannte, spürt man bei ihm und andern nachzittern so in
Batös Heiligen, fahlleuchtend in roter Lohe, mit der verrenkten Gebärde des Gottschauers,
der, sich über sich selbst steigernd, den engen Kerker des Leibes zersprengen will, und
in den Besessenheiten von Max Oppenheimer, seiner süchtigen Pietä und der Geißelung, in
Blut und Wunden wühlend, voll Golgatha-Wollust, in den Sterbetönen bleichen Fleisches
von den Rinnsalen der
Blutstriemenzerrissen.
Auf das Kindhaft-
Primitive, an altchine-
sische Sakralbilder ge-
mahnend, geht in sei-
nen religiösen Darstel-
lungen Heinrich Heu-
ser. In dem Bilderbo-
genstil seiner Heiligen
Nacht will er wohl et-
was der Glorie der Ein-
falt verdichten, die den
Himmel offen sieht.
Freilich auf dem Um-
weg des Raffinements.
Man konstatiert
bei der jungen Genera-
tion das energische
Vorherrschen der un-
gebrochen gegeneinan-
der gesetzten Lokal-
farben. Henri Matisse
macht das vor rnit
Tapete der Firma P. Piene, Bubemsch, entworfen von Valerie Pener Raum 24 seinem Tanz, dem
Ovalreigen von ko-
loristisch scharf an-
einanderprallenden
ziegelroten Silhouet-
ten über einem grü-
nen Hang auf einem
Fond von Berliner-
blau. Eine ausge-
dehnte Wanddekora-
tion, aber kalt und
leer. So stellt auch
Oswald Galle kreidig
kalkige Gestalten ge-
gen kobaltblaue See.
Schmitt-Rothluß läßt
Georginen feuerHam-
mig rotgelb zucken.
Am eindrucksvoll-
sten und überzeu-
gendsten arbeitetmit
solchenMittelnl-lans
Purrmann, zum Bei-
spiel in der Land-
schaft der roten Dä" Tapete der Wiener Tapetenfabrik Thausig Komp., entworfen von Gustav Kal-
cher gegen blaue hammer Raum
Berge, die in ihrer
Schachtelei etwas von einer geologischen Schichtung haben. Vor allem aber kommt
Exotisches echt heraus, die Kraft unverschwommener Farben ohne Zwischentöne in
klarer, dünner Luft stechendes Grün der Palmen, mit der Schärfe ihrer geschwungenen
Schwertblätter gegen blendendgelbe Häuser mit rotbraunen Fensterläden.
Ein frostig in Bläulich schimmerndes Weiß so sieht Tanger aus und es erinnert an
abgerahmte Milch bevorzugt Derain in seinem Stilleben bleich bleiig-weißes Geschirr mit
einer blauen Kanne auf tiefbraunem Holztisch.
Glitzernde irisierende Melodien spielt dafür Bondy. Sein Garten in der Provence
hängt gleichsam traubig voll sprießender Farben. Wie von Falterstaub ist er übersprüht.
Und dem verwandt erscheint das Emailspiel auf samtig weißem Schneefond in Curt
Herrmanns Winterbildern aus dem Engadin.
Pk
Von den Neusezessionisten ist Pechstein ja schon seit einiger Zeit im alten Sezessions-
haus heimisch. Jetzt kam noch Erich Heckel dazu mit einem sterbenden Pierrot von tragi-
komischer Gliederpuppeniiguration und Segall, dessen bewegte See" sowohl wie sein
Volksredner ein schwarzer Flächenumriß am Rand eines Meeres von rundkrisseligen
Köpfen mir nur mühsänilich und pedantisch ausgedacht erscheint.
Farbig temperamentvoll wirkt dagegen Erbslöh.
ßk
Eine eigene Note bringt Klaus Richter in seiner großen Schilderei Revolution".
Das Bild zeigt eine Doppelbühne, deren Szenen von großgeschwungenen Architektur-
Hanken eingerahmt werden. Die Töne erinnern an das ölige Grün des Vernis Martin und
die minutiöse Detailbehandlung der Einzelpersonen im Massenaufgebot der anrückenden
Militärkolonnen und der tobenden Volksgruppen an die treulieißige Pinselführung wackerer
Berliner Lustgartenhi-
storiographen der Epo-
che Friedrich Wil-
helms IV. Aber in die-
sem gebändigten, farb-
lich fest zusammen-
gehaltenen Ensemble
steckt trotz der Minia-
turistentechnik ein Elan,
so daß man das Dro-
hend-Katastrophische
des blutigen Nacht-
stückes ganz fühlt.
ek 1h
Im Katalog steht
noch das Wort von der
Aufgabe der Sezession
Sie muß die Kunst
Linluusta der Bedburger Linkrustafabrik, entworfen von Professor Josef zeigen. die Sehen über
Hoffmann Raum den Kämpfen der Zeit
steht, und sie muß zei-
gen, was jetzt den Künstler bewegt, erregt und angreift." Diese Kunst über den
Kämpfen der Zeit" gab immer den Ausstellungen der Sezession ein starkes Rückgrat
und befestigte sie mit dauernden Gedanken". So auch diesmal, wo sich die Jungen so
unbehindert tummeln. Van Gogh und Cezanne, die Ahnherren, fehlen nie. Von Van Gogh
sieht man diesmal außer den charakteristischen, sofort signifikanten Landschaften von
prasselnder Strichhandschrift die
danebenhängenden Brockhusens
zeigen den eifrig nachprasselnden
Schüler dieses Meisters eine Ku-
riosität, die man kaum fir einen
Gogh ansprechen würde. Nicht
nur der Titel Das Schweigen im
Walde", auch die Szenerie, eine
nackte Reiterin in der lilagrünen
DämmerungeinesMärchenwaldes,
spricht frappant Böcklinisch. Und
auch einer der Cezannes über-
rascht durch Ungewohntes. An
Goya läßt dies Nottumo Der
Mord" denken mit den unheim-
lichen Schatten wilder Stoß- und
Griffgesten in fahlblauer Nacht.
Drei interessante Toulouse-
Lautrecs sieht man dann Die
Dame im Kimono", Der Geiger",
verkrümmt vor seinem Pult, mit
der eitlen Publikumsmiene. Ich
fühle hier etwas von der Tragi-
-e.- u-me-s-w-r. q-"wvww-vw ..
S.
"m".
kümik des ViFtUQSeTI, etwa ähn" Linkrusta der Bedburger Linkrustafabrik, entworfen von Professor
liCh wie in Wedekinds Kammer- Josef Hoffmann Raum 25
sänger" und, als eine Ergänzung,
die Tänzerin mit dem leeren Lä-
cheln und der Rachen Geste. Die
blödsinnige Grimasse des Lebens
scheint hier verdichtet, vergleich-
bar den automatischen Marionet-
tengebärden voll Ennui" in man-
chen Novellen Bangs. Noch greller
zuckt das in der melancholischen
Exzentrikkarilratur des toten George
Seurat Der Chahut" die hochge-
schwungene Beinreihe in trocken
mörteliger Farbenpunktierung.
Weich und seidig aber wogen,
duftig und schaumig, die koloristi-
sehen Melodien des Meisters
Renoir.
41
Die großen Deutschen Leibl
ist hier gegenwärtig mit dem spa-
nisch anmutenden schwarzbärtigen
Mann, dessen bleiches Gesicht den
düsteren Hintergrund wie ein Blitz
zerfetzt, und zwei blassen, be-
seelten, aus dem Dunkel leuch-
tenden Händen. Trübner, dessen
Kabinett voll starker Menschen-
bildnisse in altmodischer Gewan-
dung mich in die AnnPsxfhäre von Linkustra der Bedburger Linkrustafabrik, entworfen von Professor
Kellers Grünem Heinrich" ver- Josef Hoffmann Raum 35
setzt. Liebermann mit neuen Por-
träten, unter denen der etwas verschwommen schwammige Hauptmann als Cinquantenaire
nicht das stärkste ist. Sehr leibhaftig aber blickt Louis Ullstein mit flinken rechnerischen
Augen und der unruhigen ohne Sitzfleisch" könnte man sagen Qui vive-I-Ialtung. Und
groß gefaßt der Kopf des Professors Cohen Gelehrter und Patriarch mit einem biblischen
Kopf in weißem Haar; das Doppelkinn im Urväterkragen, die Augen nach innen
gewandt unter dichten blauen Gläsern. Ganz nahe an diese Meisterporträte darf man
Kalckreuths Lichtwark rücken epikuräisch und mit Lebens- und Kunstverstand im Blick
und Kardorffs Diels, dies I-Iumanistenbild des Altphilologen, pergamenten in der Haut,
mit kühlen, scharf sinnenden Forscherblicken.
Jk vk
Außerdem der alte Stamm Von ihm fällt Ulrich Hühner mit der Reede von Trave-
münde auf in einer schwingenden, gelösten Koloristik von Himmel, Wolken und Meer;
Lederer mit einer empfundenen Landschaft; Pascin mit exquisiten Nummern aus seiner
Schmetterlingsammlung kleiner Frisson-Mädchen in trägen Räkelstellungen. Slevogt mit
sehr delikaten Geschmackskiinsten, exotischen Vogelbälgen, stahlblau schimmernd mit
Reflets metalliques und den Krevetten auf Eis, kribbelig, haarzitterig, von zartrosa
Schmelz im Glasig-Kristalligen der Eisstücke.
Pankoks Generaltype aber scheint in ihrer aufgetragenen Papageiencouleur von Gelb,
Blau, Rot mit weißem Federbusch bilderbogenhaft. Roeslers Liebespaar", zu dem der
Tod als Furchtgerippe unter dem Tisch verkriecht, bösartiger Kitsch und nicht der
Stelle wert. Beck-
manns Untergang
der Titanic" ist als
Farbensymphonie
mit dem grünblau-
en Wigalla Walla
schön, aber in der
Darstellung ohne
Grauen. Die farbi-
gen Harmonien be-
schwichtigen das
Entsetzen und stim-
men die Szene zur
tragischen Idylle.
Dämonie hat
jedoch der nackte
koboldhafte Reiter
im Meergischt auf
dem gebäumten Ge-
spensterpferd von
Berneis, und wäre
es kein Rappe, so
müßte es gewiß
Mörikes Schimmel-
reiter sein.
Linkrusta der Bedburger Linkrustafilä-glzxxerltgorfen von Professor Josef Hoffmann Ein schlul
wort über die Skulp-
turen Geballte Holzplastiken voll schwerlastender ungefüger Geschicke von Barlach.
Kolbes van de Velde, ein eigenrichtiger Philosophenkopf. Fioris Jüngling voll gotischer
Inbrunst und streng architektonischer Gebundenheit der Glieder an dem steil aufwärts
sich rankenden Rumpf.
Schließlich Gauls prachtvolle Panther, aus Stein gelagert, ganz animalisch und doch
auch ganz Kunst aus dem Material gelockt, in groß gefaßter Vereinfachung voll
schöpferischer Einsicht für das Wesentliche jeglicher Kreatur. Und nun verstand ich von
neuem, daß ich jetzt in Ägypten so oft vor den lapidaren Tiergebilden, vor allem vor dem
königlichen Horusfalken von Edfu, unseres deutschen Meisters gedachte.
IE REFÜSIERTEN DER SEZESSIQN. Eine Reihe von Stamm-Sezes-
sionisten hat in dieser Sommerausstellung, die im alten Haus soviel junge Kräfte
mobil machte, verschlossene Türen gefunden und grollend in unmittelbarer Nachbarschaft
ein Protestquartier aufgeschlagen.
Dem gewohnten Brauche folgend geben auch sie ihrem Katalog ein Vorwort-
epigramm Unsere Ausstellung verdankt ihre Entstehung persönlichen Gründen. Sie
sollen hier schweigen. Wir lassen unsere Arbeiten für uns sprechen."
Auch wir wollen uns nur daran halten und an diese Gründe, die vermutlich mit den
heftigen Parteistreitigkeiten um das Präsidium Cassirer zusammenhängen, nicht weiter
rühren.
Da ist es nun vor allem charakteristisch und in der gesamten Ausstellungsgeschichte
wohl ohne Vorgang, daß im alten Haus" eine viel revolutionärere Luft weht als im neuen
Refusierten-Salon. Man begegnet meist ruhigen, soliden Arbeiten, die in keiner Weise
413
aufregendwirkemSie
hätten durchaus ein
paar l-Iäuser weiter
am rechten Ort hän-
gen können, ohne sein
Niveau zu drücken,
freilich auch, ohne es
besonders und erre-
gend zu nuancieren.
Wir suchen das
Gute heraus. Strucks
Jude, ein ahasveri-
scher Kopf, wie sie
der eifervolle Künst-
ler, den man immer
als den letzten der
Makkabäer fühlt, oft
radierte und malte,
düster, umschattet
vom Leid der Welt,
aus der Wirrnis
von Haar und Bart
tauchend. Lebendi-
ge Tierimpressionen
von Pottner, die frei-
lich hinter seinen
leibhaftigeren Kera-
Tniken zurückbleiben- Bodenbelag aus der Triestiner Linoleurnfabrik, entworfen von Professor Josef
BESOHÜGYS gelungen Hoffmann Raum 25
die Enten im Rohr,
plustrig, weißballig mit stahlblauem Hals in Wellenkringel und Binsengestängel, und die
brütende Sonnenruhe mit dem Truthahn, über dessen kollerigem fahlrosa Geschlinge das
Licht spielt. Etwas hölzern aber wirkt der heilige Franziskus, der bei Pottner, dem Vogel-
freund, natürlich nicht den Fischen, sondern den Reihern und Pelikanen ins Gewissen und
ins Innere und somit doch indirekt auch den Fischen predigt.
Ernst Opplers Strandbilder zeigen die bekannte Technik, die man oft in der Sezession
sah. Sie sind sehr duftig und hauchig, als ob Schmetterlingstaub über sie hingeblasen wäre,
eine farbige Grazie von Flimmerpünktchen, die über der grautonigen Harmonie der Dünen
aufglitzern.
Eugen Spiros Meier-Gräfe-Porträt mit Zigarette am Schreibtisch hat im heftig
arbeitenden Intensitätsausdruck etwas vom Furorwesen dieses leidenschaftlichen, ruhe-
losen Künstlertemperaments erhascht. Doch die Mittel, mit denen diese merkwürdige
Mischung von Hackernder Fülle und Konzentration, die sie zur Darstellung händigt, hier
von Spiro ausgedrückt wird, wirken allzu mühsam und verraten alle Schwierigkeit der
Aufgabe. Bischoff-Culms Fischerstüclre sind in ihrer derbfiächig, breiten Niederländerei,
in der Trikolore von Gelb-Blau-Rot in der Fischauktion schuppig-silbrig durchsetzt
recht brav, aber etwas eintönig. Bernhard Haslers Tigerjagd quirlt ein Farbenchaos
zusammen Grau des Elefanten, Weiß des Schimmels, das Gescheckte des anspringenden
Tigers, wildgewordene Alexandersarkophag-Motive, ohne souverän bezwingende Hand.
So rutschen wir allmählich ins Negative. Und aus diesem Bereich scheinen mir von
einigen langweiligen und daher der Erwähnung unwerten Nummern am wenigsten gelungen
die Bilder von Max Neumann. Seine Potiphar und die Grabtragung sind puppig, und die
54
Porträtgruppe ist so ohne inneres und äußeres Gleichgewicht, daß sie bei einem Erdbeben
aufgenommen zu sein scheint.
In summa Es soll den Refusierten der Sezession, nachdem sie haben ihre Arbeiten
sprechen lassen, alle Gerechtigkeit widerfahren, aber das Recht auf den Namen die
refusierte Sezession", den sie sich zuerst gaben, dies Recht kann man der Gruppe weder
der Quantität noch der Qualität nach zugestehen.
ERLIN. AUSSTELLUNG VON I-IOLZBILDI-IAUERARBEITEN.
Ein Komitee hat sich begründet, ihr aufzuhelfen und ihre Produktion, vor allem auch
das handwerkliche Nachschaffen neu anzuregen. Die Ausstellung aber, die eben im Künstler-
haus eröHnet ward und Zeugnis ablegen soll, zeigt keine sehr starken Gesichte. Und man
erinnert sich, daß man, auch ohne solche Künstlervereinsmeierei, von Ignatius Taschner,
besonders aber von Barlach, der ein so tiefes Wissen von dem Wesen des Holzes hat,
großzügige und materialgerechte Skulpturen sah. Hier jedoch überwiegt eine gerade bei
diesem Stoff fatale Flauheit, Süßlichkeit, Spielerei und Leere.
Und am peinlichsten wirkt, daß so oft der Holzcharakter fad verwässert oder grell
verschminkt wird. Das hat nichts mit der lieblich-frohen Buntbemalung oder der rauch-
dunklen Vergoldung unserer alten Meister zu tun, sondern ist üble bijouteriehafte
Dekoration, die den Stoff verfälscht.
Wie Bazar-Terrakotten sehen manche Stücke drein im hellgrün und himbeerfarbigen
Anstrich. Daß darunter Weißbuche oder Linde steckt, das spricht sich nicht naturhaft aus.
Motive und Gestaltung gerieten überwiegend konventionell, mythologisch, genrehaft,
nippesniedlich. Da gibt es schönmachende Dackel, verkrampfte Genienmädchen an einen
Uhrkasten gelehnt, steife sterbende Achille und Amazonen, Maskeraden und Künstler-
festfigurinen wie Edelfräulein, Lautenspielerin und Dudelsackpfeifer fürs Paneelsofa der
guten Stube aus den siebziger Jahren.
Es sei auch einiges Gute notiert. Ein bogenschießender Kentaur, bei dem das
Scheckige des Pferdeleibes echt aus den Mitteln des Holzes herausgeholt ist, von Albert
Husmann; die physiognomischen Studien von Gotthard Sonnenfeld, einem der Führer und
Leiter der Meisterkurse fir Holzbildhauerei, die Porträtbüsten katholischer Kirchenfürsten
von Walter Schott voll Pomp und Gravität, der hagere Bischof Wigger von Brandenburg
mit dem streitbaren Gesicht der ecclesia militans und der feiste Otto von Bamberg, der an
die üppige Mahlszene im Götz denken läßt.
Die meiste Qualität haben einige Tierplastiken Peter Preuers Elefantengruppe aus
Makassar-Ebenholz mit Elfenbeinstoßzähnen, in der Art der bekannten indischen Import-
arbeiten. Viel origineller aber die Paviane und Mandrille von dem Tiroler Anton Puchegger,
höchst charakteristisch in den eingefalteten, vermantelten Hockstellungen, und der lebendig
aus dem schwarzen Ebenholz und gelbem Buchsbaum geschnitzte Mitteltukan"-Vogel
mit dem gelbem Hakenschnabelkopf im dunklen Gefieder. F. Poppenberg
BRESLAU. JAHRHUNDERTAÜSSTELLÜNG. Am 2o.v. M. wurde durch den
deutschen Kronprinzen die Jahrhundertausstellung in Breslau feierlich eröffnet. Wir
werden über dieses großartige Ausstellungsunternehmen späterhin ausführlich berichten.
EIPZIG. INTERNATIONALE BUCI-IFACI-IAUSSTELLUNG 1914.
Am 23. v. M. fand unter dem Vorsitze des vom Arbeitsministerium ernannten Präsi-
denten der österreichischen Ausstellungsgruppe Christoph Reisser im Österreichischen
Museum die konstituierende Sitzung des Exekutivkomitees statt, zu der in Vertretung des
Ministeriums für öffentliche Arbeiten Ministerialrat I-Iaas, ferner Präsident Dr. Faber, der
Direktor der Universitätsbibliothek Hofrat Dr. Himmelbaur, der Direktor des Museums
Hofrat Dr. Eduard Leisching, der Direktor des Gewerbefdrderungsamtes Hofrat Vetter,
der Direktor der Kunstgewerbeschule Professor Alfred Roller, der Sekretär der Handels-
und Gewerbekammer Kommerzialrat Dr. Pistor, Regierungsrat von Larisch, die kaiserlichen
Räte Angerer, Gerlach, Honetz und Wiesner Prag, ferner Kommerzialrat Müller, die
Industriellen Rosenbaum, Scheibe, Stenz Prag, Zelenka Prag und der Ausstellungs-
kommissär Oberinspektor Dobry erschienen waren. Bei dieser Gelegenheit wurden die
bisher geleisteten Vorarbeiten und das gesamte Ausstellungsprogramm eingehend
besprochen und die Ausstellungsbedingungen genehmigt. Österreich beteiligt sich an dieser
Ausstellung in einem eigenen Pavillon.
Die Internationale Buchgewerbeausstellung hatte zur Erlangung eines Plakates einen
Wettbewerb ausgeschrieben, zu dem zirka 600 Entwürfe eingegangen waren. Unter den
Entwürfen fand sich jedoch nicht ein einziger, der allen Anforderungen entsprochen
hätte. Die Ausstellungsleitung hatte sich daraufhin mit Professor Tiemann in Leipzig in
Verbindung gesetzt und ihn mit dem Entwurf eines neuen Plakates beauftragt. Dieser
Entwurf ist so vollkommen gelungen, daß er einstimmig gewählt und als Plakat für die
Buchgewerbeausstellung erworben wurde. Das Plakat, das im Motiv durchaus originell ist,
zeigt einen Jüngling mit einer brennenden Fackel, der auf einem Greif, dem alten Buch-
druckerzeichen, durch die Lüfte zur Erde fliegt. Es ist in drei Farben gehalten und von
außerordentlich lebendiger Wirkung. Es zeigt unten den Text Internationale Ausstellung
für Buchgewerbe und Graphik Mai bis Oktober" und oberhalb des Bildes die Worte
Leipzig xgr4, unter dem Protektorat Seiner Majestät des Königs Friedrich August von
Sachsen". Professor Tiemann wird das Plakat eigenhändig lithographieren.
ADERBORN. Am 2x. Juni wurde unter dem Protektorat des Oberpräsidenten der
Provinz Westfalen in Paderborn eine Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung
eröffnet.
ARISER AUSSTELLUNGEN. Man hört in diesem Jahre über den Salon der
Nationalgesellschatt im Grand Palais des Champs Elysees mehr anerkennende als
abfällige Urteile. Das Durchschnittsniveau der ausgestellten Bilder steht vielleicht höher,
als im Vorjahre, und man findet auch eine ansehnliche Menge von vorzüglichen
Leistungen, in deren Anblick man sich gern vertiefen würde und die zu mehrmaligen
Besuchen anregen.
Antonio de la Gandara hat uns einen Schlager" geliefert, den man eigentlich nicht von
ihm erwartete, da man bisher nur seine eleganten, aber etwas zu gezierten Frauenporträte
kannte. Sein Don Quichotte" ist eine markante Leistung, eine poetisch-allegorische Dar-
stellung des Ritters von der traurigen Gestalt, ein Bild, welches zugleich geistreich und
ergreifend ist. Die vier Damenporträte von Läszlo sind als ein neuer Erfolg dieses Künstlers
zu bezeichnen. Es sind Damen aus der diplomatischen Welt oder der Pariser Gesellschaft.
In diesen Bildern finden wir eine solide Eleganz und nicht jenen hypermodemen Schick,
wie er zurn Beispiel von Boldini gepiiegt wird. Letzterer zeigt uns diesmal auch das
Porträt eines jungen hübschen Mannes, elegant bis zur Verschrobenheit! Gewisse brillante
Qualitäten des Meisters will ich hiermit gar nicht in Frage stellen, denn seine Bilder
haben trotz ihrer anatomischen Unwahrscheinlichkeiten immer etwas sehr Anziehendes.
Ein sehr ausdrucksvolles Frauenbildnis La femme qui passe" und das Porträt der
Schauspielerin Lisette Cardoso sind vorzügliche Arbeiten von Bertieri. Sehr gut auch die
beiden Porträte von William Ablett und diejenigen des Engländers Glazebrook. Das sehr
gelungene Bild der Tänzerin Aida Boni, welches ich bereits anderweitig besprochen habe,
macht auch hier seinem Schöpfer, Guirand de Scevola, alle Ehre. Alle Achtung vor dem
entzückenden Frauenkopf von Lavery und seinem Bild der Tänzerin Pavlova in La mort
du cygne". Aus der Serie der Porträtmaler ragen auch noch die Arbeiten von Viktor Scharf
und jene von Henri Rondel hervor.
Was nun die großen Dekorationsstücke betrifft, so ist die große Deckenmalerei
von Alfred Roll jedenfalls das Aufdringlichste in bezug auf Dimensionen und Farbe.
14'
Apotheose" heißt diese Komposition; ich merkte mir davon nur eine große iiiegende in Rot
gekleidete Gestalt, welche offenbar die Republik darstellt, und überlasse es andern, sich in
die übrigen Teile des Bildes einen Sinn hineinzudenken. Mysteriös in der Bedeutung. aber
eine Freude für das Auge ist das Bild mit den drei Parzen Malgre les Parques" genannt
von Levy Dhurmer. Gaston La Touche vereinigt eine geistreich frivole Künstlerphantasie
mit einer meisterhaften Beherrschung der Farbenwirkungen. Seine Arbeiten könnten denen
der besten französischen Meister des XVIII. Jahrhunderts würdig zur Seite stehen. Die drei
Bilder im diesjährigen Salon, ziemlich große dekorative Kompositionen, heißen Jeunesse"
zwei junge Paare auf einer sonnig durchleuchteten Terrasse, La nuit joyeuse" und La
lecon d'anatomie", welch letzteres stark an die Phantasie eines Fragonard anklingt.
Von Aman-Jean sehen wir hier zwei große allegorische Stücke, La force et la loi",
welche für ein ausländisches Parlament bestimmt sind. Es stellt dies leider vor allem eine
Aufgabe dar, welche den Fähigkeiten des Künstlers nicht entspricht. Menard ist immer
klassisch, etwas düster, aber vorzüglich, so auch seine in ein fahles Dämmerlicht
gekleideten Baigneuses". Die unvermeidlichen Szenen aus dem Volksleben der Bretagne
von Cottet fehlen auch diesmal nicht, ebensowenig die stets so anziehenden I-Iafen- und
Schiiferbilder von Le Gout-Gerard. Die amüsanten Genrebildchen von Guillaume machen
auch den Eindruck von guten alten Bekannten, die immer wieder ein heiteres Geschichtchen
zu erzählen wissen. Einige weniger bekannte Namen zum mindesten in Paris fallen
durch hervorragend feine künstlerische Leistungen auf; so eine Serie von Genrebildem
aus dem Leben der arbeitenden jungen Mädchen. Jedes einzelne ist eine ganze Erzählung,
zumeist melancholischer Natur, die Myron Barlow mit den besten künstlerischen Eigen-
schaften in Form und Farbe ausgestattet hat. Ein würdiger Nachbar, ebenfalls Amerikaner,
ist Carl Frederic Frieseke. Avant de paraitre" zeigt uns eine anmutige Tänzerin, die sich
vor ihrem Toilettetisch schmückt.
Wer es liebt, das Meer in allen seinen Phasen bewundernd zu betrachten, wird auch
vor den Bildern von Harrison eine lebendige Sensation empfinden. Von seinen vier großen
Wellenbildern birgt jedes eine verschiedene wundervolle Stimmung. Le Sidaner ist einzig
in seiner Art, vibrierende Luft- und Lichteffekte zu schaEen. Von den sechs Bildern, die er
diesmal bringt, kann man nur sagen, daß er sich selbst übertroffen hat.
Meisterhaft in ihrer Art sind wie immer die Landschaften von Pierre Waidmann
sowie jene von Dauchez, von Raffaelli und von Abel Truchet.
Anläßlich der Porträte vergaß ich die Gruppe von Tade Styka zu nennen, welche die
drei Könige des Gesanges an einem Tisch vereinigt Caruso, Titta Ruffo und Chaliapine;
alle drei sind glänzend getroffen.
Die Spanier können es nicht unterlassen, durch tragische oder schauerliche Sujets
Aufmerksamkeit zu erheischen. So sehen wir die trauernden Jüdinnen arn Friedhof, welche
sich neben den Gräbern auf der Erde winden, und einen grausigen Schlangenfresser.
Beides von Andre Sureda. Dann ein großes Bild Tod des Toreador" von Vasquez-
Diaz, welches übrigens eine sehr saubere künstlerische Leistung ist. Von der goldenen
Hochzeit" von Zubiaurre ist auch nur Gutes zu sagen.
Ein großes dekoratives Panneau von Willette, eine Szene in einem Pariser Nachtlokal
darstellend, La valse chaloupee", ist ebenso interessant wie die meisten Arbeiten dieses
geistreichen Künstlers. Die so bekannte Blumenmalerin Madeleine Lemaire überrascht uns
ich möchte sagen unangenehm mit zwei großen Kompositionen, in denen nackte Frauen-
gestalten einen gar zuckrigen Eindruck machen. Eine der reizendsten nackten Gestalten,
eine Frau vor einem Spiegel, ist von Louis Picard. In dieselbe Kategorie gehören auch die
anmutigen Genrebilder von Muenier.
In der runden Halle, gleich beim Eingang, steht auch diesmal in der Mitte eine Arbeit
von Meister Rodin. Seine Kunst wird, wie mir scheint, von Jahr zu Jahr unverständlicher.
Es wird wohl für die meisten ein Rätsel bleiben, was mit dieser großen unfertigen Männer-
iigur in Gips gemeint ist? Im Katalog ist sie einfach als Plätre" bezeichnet. Buste",
1-1
offenbar ein Porträt, heißt das zweite Werk, ein Männerkopf, von dem nur das Gesicht
nach oben zu aus einer großen Steinmasse wie aus einem Kissen hervorragt.
Saint-Marceaux stellt einen lebensgroßen Entwurf für das Monument zu Ehren des
verstorbenen Forschungsreisenden Duc d'Uzes aus. In seiner ungezierten Art dürfte dieses
Werk in der richtigen Umgebung ganz vorteilhaft wirken.
Eine Serie guter Arbeiten ist von dem russischen Künstler Aronson; man bemerkt ins-
besondere die sehr ausdrucksvolle Figur, welche die Verzweiflung verkörpert le desespoir.
Die Büsten von Arnold Rechberg, darunter ein Porträt der Infantin Eulalie, sind
sehr gelungen.
Von den Künstlern aus der Monarchie, welche sich in Paris eine Stellung erworben
haben, ist vor allem l-Ienri Kautsch zu nennen, dessen Plaketten und Medaillen wie immer
vorteilhaft zur Geltung kommen. Renee von Vranycsany ist in stetern Fortschritt, wie es
ihre diesjährige Bronzestatuette einer Tänzerin beweist. Das Pomät der Gräfin Colloredo-
Mannsfeld von Hugo Zwinz ist eine sehr gute künstlerische Leistung.
Edouard Marcel Sandoz hat uns wieder mit drei vorzüglichen Stücken erfreut. Seine
drei Tänzerinnen en plein rhythme" Fragment eines Frieses zeigen eine ungemein
schwungvolle Bewegung. Eine sitzende Figur in schwarzem Marmor ähnelt einer antiken
Götterstatue und ist mit eunesse" betitelt. Ebenso interessant ist das Projekt für einen
Brunnen von demselben Künstler.
Die kunstgewerblichen Arbeiten kommen im Salon nicht sehr zur Geltung, obwohl
ihnen eine eigene Abteilung eingeräumt ist. Mit wenigen Ausnahmen finden wir hier
zumeist bekannte Künstler, über die ich an andern Stellen schon eingehend berichtet habe.
Es sind keine Wohnungseinrichtungen vorhanden, nur vereinzelte kleine Möbel, sonst
zumeist Stickereien, Schmuck, Spitzen, Lederarbeiten und Kunstsächelchen verschiedener
Art. In diesem Salon wird das Hauptinteresse den zahlreichen Sälen mit Bildern
zugewendet. Th. de Kulmer
PRAG. JAHRESBERICHT DES KUNSTGEWERBLICHEN MU-
SEÜMS. Der kürzlich erschienene Jahresbericht für das Verwaltungsjahr 1912
bringt an der Spitze die Mitteilung über die Feier des 70. Geburtsfestes des kaiserlichen
Rates osef Ritter von Wohanka, der sich um das Gedeihen des Institutes große
Verdienste erworben hat, und beginnt sodann mit dem Berichte über die Vermehrung
der Sammlungen, die sich auf 326 Nummern erstreckt, von denen 56 auf Geschenke
entfallen. Besonders bemerkenswert sind darunter ein Miniaturbildnis Rudolfs II.. zwei
Emailplättchen von Wenzel Chudy, 90 Eßbestecke aus der Sammlung Lamberg, ferner
eine Anzahl chinesischer Aquarelle und japanischer Farbenholzschnitte, endlich die
Erwerbung einer Reihe von modernen kunstgewerhlichen Objekten.
Die Besucherzahl belief sich auf 19.226 Personen. Der Bestand der Bibliothek hat
namentlich durch Erwerbungen aus der Bibliothek Lanna x92 Werke, darunter zahlreiche
Prachtwerke einen bedeutenden Zuwachs erfahren. Im ganzen wurde die Bibliothek um
360 Werke vermehrt. Wie alljährlich fand auch im Berichtsjahre ein Zyklus von öEent-
lichen, unentgeltlich zugänglichen Vorlesungen statt, und ebenso wurden die üblichen
Preisausschreibungen veranstaltet. Nebst der vom r. Dezember bis r. jänner dauernden
Weihnachtsausstellung fanden im Laufe dieses Jahres fünf verschiedenartige kleinere Aus-
stellungen im Museum statt.
OPOGRAPHIE DER KUNSTDENKMALE IM KÖNIGREICH
BÖHMENR" Nur in wenigen Bänden der böhmischen Topographie sind die Auf-
gaben, die eine moderne wissenschaftliche Gesellschaft mit einem solchen Programm zu
lösen hat, befriedigend durchgeführt; vielfach hat die Akademie die Bearbeitung kunst-
Topographie der historischen und Kunsrdenkmale im Königreich Böhmen. Die königliche Hauptstadt
Prag Hradschin. III. Die Kroninsignien des Königreiches Böhmen. Verfaßt von Dr. K. Chytil, Dr. A. Podlaha,
geschichtlich sehr bedeutsamer Gegenden dilettantischen Forschern anvertraut, denen
archäologische Liebhaberei über den allzustarken Mangel an kunstwissenschaftlicher
Bildung nicht hinweghelfen konnte. Ein Übelstand, der aber auch die besser und die ein-
wandfrei bearbeiteten Bände betrifft, sind die mangelhaften Illustrationen. Alles Dinge,
die vielleicht an beschränkten Geldmitteln liegen. Zu den wertvollsten Bänden der ganzen
Reihe gehört der neueste, der ehrwürdigen Kronkleinodien halber, die er behandelt und
ebensosehr durch seine präzise Arbeit und die meist guten Abbildungen.
Die Kroninsignien des Königreiches Böhmen sind in einer Kammer oberhalb der
St. Wenzelskapelle des Prager Domes verwahrt, eine eiserne Türe mit sieben Schlössern
schließt sie ab und sieben Schlüsselbewahrer haben ihre Schlüssel in Obhut. Zum letzten-
mal war die Kronkammer im Jahre x87 geöffnet worden, als weiland Kronprinz Rudolf
mit Kardinal Friedrich von Schwarzenberg die Kleinodien besichtigte. Als gelegentlich der
neuen Restaurierungsarbeiten und Nachgrabungen in der St. Wenzelskapelle eine Öffnung
der Kronkammer in Erwägung gezogen wurde, hat die archäologische Kommission der
böhmischen Kaiser Franz Joseph-Akademie Schritte unternommen, um eine Besichtigung
der Kroninsignien auch für wissenschaftliche Zwecke zu ermöglichen. Als nun im August
x91 die Kronkammer erschlossen wurde, durfte eine kleine wissenschaftliche Kommission,
die aus den Verfassern des vorliegenden Bandes und dem Dombaumeister Hilbert bestand,
die Kleinodien in der Wenzelskapelle untersuchen. Leider haben die Herren Schlüssel-
bewahrer hierfür nur soviel Zeit übrig gelassen, als zur Reinigung der Kronkammer erforder-
lich war; in knapp anderthalb Stunden mußten die Objekte photographiert und untersucht
werden; bei den Schwierigkeiten, die beim Photographieren in dem ungünstigen Licht und
auf dem aufgegrabenen Boden der Kapelle sich ergeben mußten, kann der Kommission
zur wissenschaftlichen Untersuchung sehr wenig Zeit geblieben sein. So ist denn auch
die wissenschaftliche Erörterung auf einen Bericht über das Schicksal der Kleinodien, auf
eine Beschreibung der Objekte und die Reproduktion der alten und neueren Beschreibungen
beschränkt worden, eine kunstwissenschaftliche Erörterung der Kroninsignien, eine
Klarstellung ihrer Provenienz, müssen wir ohne Schuld der Kommission auch weiterhin
vermissen.
Dankbar wären wir für manche Detailaufnahme und für die Reproduktion des
Krönungsmantels gewesen, aber in Anbetracht der knappen Zeit, die den Sachverständigen
und dem Photographen damals zu Gebote gestanden hat, darf man nicht unbescheiden sein.
R. Ernst
LWIN SCHULTZ, DIE BILDENDEN KÜNSTE." Unter den zahl-
reichen Büchern, die sich die Einführung in die Kunstgeschichte zur Aufgabe machen,
hat das kompendiöse Handbuch von Alwin Schultz stets eine bevorzugte Stelle ein-
genommen. In präziser, klarer Weise werden hier dem Laien die grundlegenden Begriife
des Kunstschaffens klar gemacht. Eine übersichtliche Behandlung der Stilformen, der
Maler- und Bildhauerschulen und der wichtigsten Denkmäler bringt dem Leser das Wesen
der Kunstgeschichte näher und eine systematische Reihe kunstästhetischer und kunst-
technischer Abhandlungen lehrt ihn die inneren und äußeren Bedingungen kennen, unter
denen die Kunstentwicklung vor sich geht.
AUL KERSTEN, DER EXAKTE BUCHEINBANDK" Die zweite,
vermehrte und verbesserte Auflage xgxz, welche schon nach zwei Jahren seit dem
Erscheinen dieses höchst nützlichen Buches herauskam, hat sowohl textliche Ergänzungen
Dr. K. Vrba. Herausgegeben von der Archäologischen Kommission bei der böhmischen Kaiser Franz joseph-
Akademie für Wissenschaften, Literatur und Kunst.
Die bildenden Künste. Eine Einführung in das Verständnis ihrer Werke. 3. Auflage der Einführung
in das Studium der neueren Kunstgeschichte von Alwin Schultz. Neu bearbeitet von Rudolf Bernoulli, mit 160 Ab-
bildungen. rgu. G. Freytag, Leipzig, F. Tempsky, Wien.
Verlag von Wilh. Knapp in Halle a. d. Saale.
41H
als auch ansehnliche Vermehrungen der Tafeln und der Papiermuster erfahren. Sicherlich
wird dadurch der Anregungswert des anschaulich und gründlich gearbeiteten Buches er-
höht, denn bei der Auswahl der Tafeln kam dem Verfasser in der Regel der gute Geschmack
zu Hilfe, der sich in seinen eigenen Arbeiten ausdrückt.
Allerdings wäre es besser, wenn manche Schülerarbeit weggeblieben und manche
Tafel vorsichtiger ausgewählt wäre, da vorbildliche Beispiele nicht strenge genug gesiebt
werden können. Trotzdem ist eine Fülle guter und einwandfreier Entwürfe gegeben, was
einem vorwiegend technisch-praktischen Lehrbuch zu erheblichem Vorteil gereicht.
MITTEILUNGEN AUS DEM K. K. ÖSTER-
REICHISCHEN MUSEUM S0-
ROFFNUNG DER TAPETENAUSSTELLUN G. Am 20. v. M. um Uhr
vormittags fand im Zubau des Österreichischen Museums die Eröffnung der Tapeten-,
Linkrusta- und Linoleumausstellung, verbunden mit einer Ausstellung von Tapeten-
entwürfen und von historischen Tapeten statt, die in Vertretung des Arbeitsministers
Dr. Trnka Sektionschef Dr. Adolf Müller vernahm. Zur Eröffnung waren erschienen die
Sektionschefs Dr. Exner und Dr. Franz Berger, Ministerialrat Baron Klimburg, Stadt-
kommandant Wikullil, die Hofräte Direktor des Österreichischen Museums Dr. Leisching,
Direktor des Technologischen Gewerbemuseums Lauböck, Minister a. D. Dr. Wittek,
Generalmajor Kuchinka, Sektionsrat Dr.Janeczek, die Vizedirektoren des Österreichischen
Museums Regierungsrat Folnesics und Regierungsrat Dr. Dreger, Kustos Regierungsrat
Ritter und Kustos Dr. Schestag, Amanuensis Dr. von Schönbach, Regierungsrat Dr. Klima,
der Direktor der Kunstgewerbeschule Professor Alfred Roller, die Professoren Hoffmann,
Herdtle, Stephan Schwartz, Löffler, Witzmann, Prutscher, Dr. Stmad, Powolny, Baurat
Schwerdtner, die Architekten Lichtblau, I-Iolub, Peehe und Wimmer, der Vizepräsident
der Handelskammer Kitschelt, Handelskammerrat Krampolek, Handelskammersekretär
Dr. Pistor, Gemeinderat Verlagsbuchhändler Daberkow, kaiserlicher Rat Papke, die
Industriellen Piette, Thausig, Jacksch, Alfred Hoffmann und viele andere.
Hofrat Direktor Leisching stellte Sektionschef Müller die Aussteller vor, worauf
der Rundgang durch die Ausstellung angetreten wurde.
BESUCH DES MÜSEUMS. Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums
wurden im Monat Mai von 7.428 Personen, die Bibliothek von r.3oi Personen besucht.
ÜHRUNGEN DQRCH DIE SAMMLUNGEN UND AUSSTEL-
LUNGEN DES ÖSTERREICHISCHEN MUSEUMS. Im Monate Juni
fanden Führungen" durch die Sammlungen und Ausstellungen des Österreichischen
Museums statt, und zwar Freitag, den 5. Juni, xo Uhr Vormittags Glas- und keramische
Sammlung einschließlich Alt-Wiener Porzellanzimmer aus dem Brünner Palais Dubsky;
Uhr Sammlung von Möbeln, Skulpturen etc. und ostasiatische Studiensammlung.
Mittwoch, n. Juni, xo Uhr Glas- und keramische Sammlung wie oben. Freitag,
13. Juni, I0 Uhr Sammlung von Möbeln etc. wie oben. Mittwoch, 18. Juni, 10 Uhr
Ornamentsüchausstellung; Uhr Textilsammlung Stoffe, Stickereien, Spitzen, Gobelins,
Teppiche. Freitag, 20. Juni, I0 Uhr Metallsammlung und Ausstellung historischer und
moderner Tapeten. Mittwoch, 25. Juni, 10 Uhr Ornamentstichausstellung; Uhr Textil-
sammlung wie oben; Freitag, 27. Juni, xo Uhr Metallsammlung und Ausstellung
historischer und moderner Tapeten.
Führung durch die Sammlungsvorstände Regierungsrat Folnesics, Regierungsrat
Dr. Dreger, Regierungsrat Ritter, Kustos Dr. Schestag, Kustosadjunkt Dr. Ernst.
Eintritt frei.
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES Sh
I. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ASTI-IETIK. KUNSTGEWERB-
LICI-IER UNTERRICHT aß
BINYON L. japanische Kunst. Mit 57 Original-Repro-
duktionen, Vierfarbenraf. und Gravilre, 60 S.
Fol. Berlin, Marquardt Co. M. 1'80.
NEUWIRTH, J. Illustrierte Kunstgeschichte, 1. Bd.
Mit 684 Abb. im Texte und mit 21 mehr- und ein-
arbigenTafelbildern. XI, 540 S. Leih-B". München,
Allgemeine Verlagsgesellschaft. M. 1a'50.
SCHULZE, O. Geschmacksbildung als Lebensform.
Kunstgewerbeblatt, N. F. XXIV, 8.
TAKEUCHI, K. The Chinese Appreciation of Jade.
The Burlington Magazine, Juni.
WESTHEIM, P. Weltrnännisches
Dekorative Kunst, Juni.
Kunstgewerbe.
II. ARCHITEKTUR. SKULPTUR.
ALBERTI, L. B. 10 Bücher über die Baukunst. Ins
Deutsche übertragen, eingeleitet und mit An-
merkungen und Zeichnungen versehen durch Max
Theuer. LXIV, 739S. Lex.-8'.Wien,l-I.HelleräCo.
M. 25.
BIERMANN, G. Bernhard Hoetger. Die Kunst für
Alle, 1. Juni.
Centenary Hall in Breslau. The Architect and Contract
Reporter, 2319.
CESCINSKY, H. The Star" Room, Great Yarmouth.
The Burlington Magazine, Mai.
DEIBEL, F. Stanislaus Cauer. Die Kunstwelt, Mai.
DENEKE, G. Magdeburger Renaissance-Bildhauer.
Monatshefte lür Kunstwiss, VI, 5.
F. C. Landhäuser von Wilhelm Fränkel. Die Kunst-
welt, Mai.
FISCHER, J. L. Drei süddeutsche Glasgemälde aus der
Mitte des XV. Jahrhunderts. Zeitschrift für Alte
und Neue Glasmalerei, 1913, 5.
GILDEMEISTER,F. Gärten u. Gartenmlihel. Deutsche
Kunst und Dekoration, Juni.
HARTLAUB, G. F. Zur Kenntnis der gotischen Plastik
in Westfalen. Monatshefte für Kunstwiss., Juni.
HOBSON, R. L.Jade. The Burlington Magazine, Mai.
KURZ, A. Der Schrnelzer Friedhof. Kunst und Künstler,
Juni.
LOSSNITZER, M. Veit Stoß. Die HerkunftseinerKunst,
seine Werke und sein Leben. 214 und LlUIXI S.
mit 60 Taf. Cm-B". Leipzig, J. Zeitler. M. 14.
OSTlNI, F. v. Neue Arbeiten von Th. Veit und G.
I-Ierms. Dekorative Kunst, Juni.
SCHLOSSER, J. v. Aus der Bilderwerkstatt der Re-
naissance. Jahrbuch der kunsthist. Sammlungen
des Allerh. Kaiserhauses, XXX, 2.
VIOLLET, H. L'Architecture rnusulmane du XIII!
Siecle en Irak. Paris, E. Leroux. 1913. In-8", 20 p.
avec 15 flg. Extr. de la Revue archeologique".
WIDMER, K. Keramische Plastik aus der Großherzogl.
Manufaktur in Karlsruhe. Dekorative Kunst, Juni.
WULFF, O. Giovanni d'Antonio di Banco und die
Anfange der Renaissanceplastik in Florenz. Jahrb.
der königl. Preuß. Kunstsammlungen, XXXIV, z.
III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK so-
AURIOL, A. La Voüte de Sainte-Cecile d'Albi et la
Tradition iconngraphique. Revue de PArt ehren,
März-April.
BENZIGER, C. Eine illustrierte Marienlegende aus
dem XV. Jahrhundert. Kodex mss. hist. helv.
X. 50, Stadtbibliothek Bern. 3a S. mit Abb. und
a3 Taf. Fol. Straßburg, J. H. E. I-Ieitz. M. 40.
COUSTURIER, L. Maurice Denis. L'Art decoratif,
Mai.
Die dekorativen Aufgaben des Mosaiks. Zeitschrift für
Alte und Neue Glasmalerei, 1913, 6.
DURRIEU, Le Cte. Paul. Les Heures du Marechal
de Boucicaut du Musee Jacquernart-Andre.
Revue de l'Art chre't., März-April.
FISCHER, J. L. Antikes in der Glasmalerei. Zeitschrift
für Alte und Neue Glasmalerei, 1913, 6.
GABELENTZ, Hans v. der. Die Biblia pauperum und
Apokalypse der großherzogl. Bibliothek zu
Weimar. 57 S. mit 42 Lichtdr. Taf. Fol. Straßburg,
J. 11. 11. 11m1. M. 40.
HAENEL, E. Glasgemälde Dresdener Künstler. Deko-
rative Kunst, Juni.
HIEBER, H. Die Miniaturen des frühen Mittelalters.
147 S. mit Bo Abb. Klassische Illustratoren,
X. Leih-S". München, R. Piper Co. M. G.
HÖHN 1-1. am Stammbücher irn Besitze des Germa-
nischen Nationalmuseums zu Nürnberg. Zeit-
schrift für Bücherfreunde, 1913, a.
ief. Die Wappenscheiben unter den Glasgemälden zu
Mariastern in Sachsen. Zeitschrift für Alte und
Neue Glasmalerei, 1913, 6.
KAI-IN, G. Francois Boucher. Mit 48 Orig-Reproduk-
tionen, Gravüre und Vierfarbentaf. Fol. Berlin.
Marquardt C0. M. 110.
KLEIN, R. Moritz von Schwind. Mit 17 Orig-Reproduk-
tionen und Vierfarbentaf. A. Oberländer. Mit
25 Orig-Reproduktionen und Gravüre, 3c und
30 S. Fol. Berlin, Marquardt C0. M. F80.
LEIDINGER, G. Ein verschwundenes Landshuter Glas-
gemälde vom Jahre 1488. Zeitschrift für Alte und
Neue Glasmalerei, 1913, 6.
LEHRS, M. Carlos Grethe. Zeitschrift für bildende
Kunst, N. F. XXIV, 8.
LEMBERGER, E. Die Bildnisrniniatur in Skandinavien.
Mit 100 Taf. in farb. Lichtdn, Bde. VII, 268 S.
mit 100 Bl. Erklärungen. Fol. Berlin, G. Reimer.
M. 250.
LILJEFORS, B. Tiere. 32 Malereien. Mit Text von
F. Servaes. 3a Taf. mit S. Text. Fol. Stockholm,
A. Bonnier. M. 20.
MERTON. A. Die Buchmalerei in St. Gallen vom IX.
bis XI. Jahrh. 1oo Taf. rnit 111 S. Text. Fol.
Leipzig, K. W. l-liersemann. M. 80.
MESSERER, E. Franz Ringer. Kunst und Handwerk,
8.
WOLF, J. Emil Preetorius. Dekorative Kunst, Juni.
Alle für Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift,
Wien, l., Stubenring zu richten. Für die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
'"'xu;
ägCJl RGERCRSGGSCH
älßl Klugvnorocn cvuevz.
KZ DSTT! DSTH LT
EN XVlf1.
Ellex. lehr
Rgighenhoier Kunitidlloiierei
WIGII IX. Bezirk
Soblesklgaiie 32 Wien 1x
Spittelauergaiie
maß
HZQKEFMWW
Ilöbel
ln hlitorlidlen Stilen
IIIODERIIE
KDERHTHEIÄSTRR5SE9
IM VERLAGE VON ARTARIA 86 Co., WIEN, ERSCHIEN
JOSEF FÜHRICH
VON DR. MORIZ DREGER. I-IERAUSGEGEBEN
VOM K. K. MINISTERIUM FUR KULTUS UND
UNTERRICHT
HI IIOIDICIDICICIIOIDICIDCIUIOIDCIUIOIDICIDICIDICIEIOIDIQIDICIUßIDIOIDI IDICIUIOIDICIEIIOIUTCIUICII
Textband. 40. 17 Bo en mit 45 Illustrationen in Lichtdruck und Zink-
ätzun davon faräig. Tafelband im Formate 4536 Zentimeter,
mit Tafeln in Lichtdruck und Heliogravüre. Einmalige Ausgabe
in 500 Exemplaren und 65 unverkäuflichen Dedikationsexernplaren.
Subskriptionspreis für beide Teile gebunden in Original-l-Ialbleinen-
band 96. Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
Dieses Werk erschien als dritte Veröffentlichung in einer vom k. k. Mini-
sterium fiir Kultus und Unterricht herausgegebenen Serie von Werken,
die das Schaffen hervorragender österreichischer Künstler in muster-
haften Wiedergaben und in monumentaler Weise zur Anschauung
bringen sollen. Der Verfasser, Regierungsrat Vizedirektor Dr. Dreger,
Dozent an der Wiener Universität und an der Akademie der bildenden
Künste in Wien, hat sich seit langem mit Führich beschäfti und
konnte bisnun ganz unbekannte Qgellen benützen. Der elband
enthält fast durchaus Werke, die bisher niemals oder nicht unmittelbar
nach den Originalen wiedergegeben worden sind.
Bestellungen nehmen alle Buch- und Kunsthandlun en entgegen
sowie der Verlag, WIEN, I., KOl-ILMARK 9.
Illustrierte Prospekte sind durch alle Buch- und Kunsthandlungen
sowie durch den Verlag erhältlich.
VORANZEIGE Im Herbste dieses Jahres erscheint das
VERZEICHNIS DER WERKE JOSEF
FUHRICHS
mit urkundlichen Beiträgen und einer Biblio aphie von H. VON WO ERN DLE,
herausgegeben vom k. k. Ministerium für ultus und Unterricht. 40. Zirka acht
Bogen mit fünf Abbildungen. Subskriptionspreis brosch. 9'60, gebund. 11.
II'ICIDICIDICIÜIOIÜICIÜICÄDIOIÜICIÜICÄÜIOIDICIUICIÜZO' IDICIU'01IC'Ü'OIIIIÄCIDICIUICIUIOIÜÄCIIOIl
Der Morgen
Vcrkleiuene Wisdergaba cinu Lichmdnlckzl au dann Tnfclbmdn du unben angekün-
diguu Wuku JOSEF FÜHRICH von MORIZ DREGER
IOIÜ OICTOICLOÄCIIG Dl6' D1CIÜIO,ÜIC. C119. ÜIOIÜIGÄII
IEIICIClICIÜICIEIICIÜICIUICIUIQIIIICIDI
DIOIÜIGIDICI131DICIÜ191DÄOÄÜÄCIÜICIÜIOIDICIDIC.UICIEZIC ÜÄOIIC'Ö
K. K. PRI V. TEPPICH UND DECKENFABRIKEN
J. GIKEY
MAFFERSDORF IN BÖHMEN
BERLIN S. W. Wi EN PARIS
J. C. ERBS 1., ROTENTURMSTRASZE lO 13, RUE DUZES
68, LINDENSTRASZE 15
NEW-YORK LONDON W.
34. UNION SQUARE, EAST I4, POLAND STREET
S?Q4QEEEQQQQQO
49
13-1111.
KHiSKÖNiCüpPRiMTEPPiU-l uJYIUBE STOFF
FHBREKEN
QIHUWI M31!
liSlI-IE TEPDill-IE. MÖBEl
SIOF LDECIKENCIHPEIEN
VORHiiNl-i
NEDERIHGENSQUDHPESISPRHGGRRZ. lEMM-P
BERGJJNLBRüNNJINNSBRUULPiISEMGRQS
unnnem asasom DEBRELEMKHRISBH!
nsmnna
munezuu Ralmonmßmxcum
EBERGHSSiN .N'IED.ÖSI'R.HI.'INSKO UND
590 00483 OQOQQQQQQO4EEQOOQQÄ
oooooooooooooooo
000QO000000QQ000
O1
PO
oooooo4ixilirooo4gää'
utfllütlun- ür-m
unumwsu nrillllmill
lll-niuourmulur 850ml
Jiuniili mlurui-
iranyunson luzs
A. E. KÖCHERT
K. UND K. HOF- UND KAMMER-
JUWELIER UND GOLDSCHMIED
.',;61l4I1.1J;4lt
lAiliFiU-WI
HlitliilliliF
Uhillillülfiäi-
DUIINIVII
TELEPHON NR. 569
ATELIER U.NIEDERLAGE
VVIEN,L,NEUER MARKT 15
Will! BRAUMÜLLER SOHN
k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhandlung
Gegründet um. W15 3eit1343 QRABQN 21 Gegründet um.
empfehlen ihr gewähltes Lager von
VORLAGEN FÜR KW NISTG EWERE
Goldschmiedekunst, Werken über Ama-
Kunstschlosserei, teur-Photographie,
Kunstschreinerei, Kunstgeschichte,
Annahme" von Äbonnemcnt; auf sämfliehe Uochen- und Monatygchnften.
Direkte Verbindung mit allen größeren Verlagshandiungen den ln- und Auslandes.
ßäääßäßääßßäßläiäßäläßääß EIQENER VERLAG! äßäläßßäääßäßääääßäiäiäßääß
BRÜCKE, Schönheit und Fehler der menlehlichen Gestell. BÜCHER, Die Kunst im Handwerk. 3. Auflage 3.6
Auflnge 3-49 89b- 3-50 WAAGEN, Die vcmehnuten Kunutdenkmllir Wiens.
QUELLENSCHRIFTEN für Kunutgelchichte und Kunax- Binde 14.-
lechnik den Mittelalters und der Renniunnce. 1B Binde EITELBERGER, Gesnmmllte knnllhinorllche Schi-ihm.
80.- Binde 3g
der schönen Wissen-
schaften,
Prachtwerken etc.
iüorzellanbaus Emil Wabliß
Wien. L. Kärntrierßraße 17
speßiamäte" mm" ältmiener iborzellan
G176.
lan feinfier Äusfübrung
Cafelfervice mit mong" neu bergeliellt aus den Originalarbeitsfonnen der
gramm 0d 61' Wappen ehemaligen WienerKaiferlidgenporzellanfabrik
SLZEiäTI-läfäi?" Ülißfdlöllkilftß"
uhna Iflciallumrahmungen etc. taubdiml awdylleßund,
für Illufecn, Huslhzllungun vorzüglidp geeignet.
eventuell auch Tierstücke für Sßwgßlfabrik, ölüSfdllelfüfßi
feinere kunstgewerbliehe Ge-
genstände.
Anträge unter F. K. 1912" an die Annoncen- m'a", XILX27 Sdlauergane 44
expedition M. Pozsonyi, Wien, IX., Hörlgasse 5. Tßlßuhvnv 4183, 11265 TQWDUMW 4133. 11265
EifäiiäfiHH!!!H!!!Hi!Hi!H!H!!!IIHi!!!H!!!IIHN!HIHäIäIä
GEROLD 86 CQ
IN WIEN, I., STEPHANSPLATZ
BUCHHANDLUNG FÜR IN UND AUS
LANDISCHE LITERATUR
REICHHALTIGESILAGER VON PRACI-IT- UND ILLUSTRATIONS-
WERKEN SOWIE VON LEHR- UND HANDBUCHERN AUS ALLEN
GEBIETEN DER KUNST UND DES KUNSTGEWERBES IN
DEUTSCHER, ENGLISCHER UND FRANZÖSISCHER
SPRACHE. VORZÜGLICI-IE VERBINDUNGEN MIT DEM AUSLANDE
ERMOGLICHEN DIE RASCI-IESTE BESORGUNG DER LITERARISCHEN
ERSCHEINUNGEN ALLER LÄNDER
UNTERHALTUNQSLEKTÜRE UND JOURNALE
IN DEN EUROPAISCHEN KULTURSPRACI-IEN
QÄCÄIÄÄOÄNÄOÄÄOÄÖÄÄOÄIH!!!H!Hi!HHÄOÄIHHHIIIÄIHIHNHHHIIääIä
I!!!HÄHIÖIHIÄOÄHIIQIÄ ÄHHIHIIDIIIIIIIÖI!
-II?HH!!!IIÄCÄÄIÄIIÄCHHHÄCHÄCIÄCIIICHÄCI
ID äquarellfarben
ellßhn- szzcigzmbe"
Uollkommenyte u. deghalb bevorgugteste Marke
Jchwar; und farbig, beherr-
ychen den Uelrmarlqtl
Allbiliqer Flbrlkdnf
Günther wdgflef, Jfannover u. Wien,
Gwrvmm au Hau "mm" Ipictnllüren ss Junelrluunsqcn
WLLNEM ßRAUMÜlLER SOHN
k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhandlung
Gegründet 1763. WIEN 5311; 1343 QRABQN 21 Gegründet 1765.
empfehlen ihr gewähltes Lager von
VORLAGEN FÜR KQINSTQEWJERIE
Goldschmiedekunst, Werken über Ama- der schönen Wissen-
Kunstschlosserei, teur-Photographie, schaften,
Kunstschreinerei, Kunstgeschichte, Prachtwerken etc.
Ännahme von Abonnement; auf yämrliehe Uochen- und Monatyyehnften.
Direkte Verbindung mit allen größeren Verlagshandlungen des ln- und Auslandes.
3535215155519255535355535353535 EIGENER YERLHQI ßiäiäläßääßäßäßäßääßäßäiäiäßäß
BRÜCKE, Schönheit und Fehler der menschliehen Gestüt. BÜCHER, Die Kunz im Handwerk. 3. Auflage 3.60
Aufl!!! 1-40 59b- 3-50 WAAGEN, Die vornehmsten Kunsldenlmxäler Wiens.
QUELLENSCHRIFTEN Kunstgeschichte und Kunlt- Binde 14.-
teelmlk den Mittelnlters und der Renaissance. 18 Binde EITELBERGER, Geummelte kunlthlatorische Schriften.
80.- Bände 39.-
JOSBOLK
VIEH'WIEBEN-HAKJIPT5TRASbE'2527
HIEDERLACFBEK"PORZEL-AHFABKIKüLHLALKEHWERTH
cEcmHßET-uszs ISEILARIEBADÄ
Q1315
fx
"XY
BERNDORFEIÄNEFAIE
ARTHURKRUPP
NIEDERLACEN WIEN LVOlLZLILE 12.- am LCRABEN 12.
v1. MARIAHIIJEHSTFLw-n.
PRAG CPIABEN 37. BUDAPEST WAITZNERSTHASSE 25.
Alle Nr Kunlt und Kunnthnndwcrk" bestimmten Sendungen lind nn die Redaktion dieser llonauachrih, Wien. L. Stubcnrlng
zu richun. Für Reduktion veuntwonlich Franz Ritter.
Alu der hlurl. bönlgl. l-lol- und Sunudrucksral.