3A ä.
ff "EifT-b. 41-.
HOITATSSCHRlFT-HERAU
GEGEBED-VOM- K. KOSTE
RElCHlSCHED-MUSEUMF
KUDSTUDD INDUSTRIE?
VERLAG VON ARTARIA 8x Co. II! VIEL
XXI. JAHRG.1918. HEFT uno 2.
KUNST UND KUNST HANDWERK
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JÄHRLICH 12 HEFTE
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PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im k.k. Osterreichischen Museum, sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Inhalt
Sehe
Die Arbeiten des Bild-
nismedailleurs Leon-
hard Posch für die
Berliner Königliche
Porzellanmanufaktur,
nebst einer Selbstbio-
graphie des Künstlers
von Georg Lenz
Die Breslauer Ausstel-
lung 1913 von Eduard
Leisching
Das steirische Gold-
schmiedehandwerkbis
ins XIX. Jahrhundert
1. von Josef Loos
Eine Elfenbeiniigur Bal-
thasar Permosers von
O.Doering
Aus dem Wiener Kunst-
leben von Hartwig
Fischel
Kleine Nachrichten
Mitteilungen aus dem
k. k. Österreichischen
Museum
Literatur des Kunstge-
S0
19
.28
55
66
.70
74
76
ieu-ir-Homsenms.
ÄÄ- glfl ff
DIE ARBEITEN DES BILDNISMEDAILLEURS
LEONHARD POSCH FUR DIE BERLINER
KONIGLICHE PORZELLANMANUFAKTUR,
NEBST EINER SELBSTBIOGRAPHIE DES
KUNSTLERS 51b VON GEORG LENZ-BERLIN
Kunsteisengusses" im 6. bis 8. Hefte des XX. Jahr-
ganges dieser Zeitschrift hat Eduard Leisching auf
die großen Verdienste des Österreichers Leonhard
Posch um den norddeutschen Eisenguß und speziell
um die Porträtplakette hingewiesen. Das Lebens-
werk dieses hervorragenden Medailleurs, der auf
dem Gebiete des Bildnismedaillons ein Künstler
ersten Ranges genannt werden muß, ist von der
kunstgeschichtlichen Forschung bisher immer nur gestreift werden
Doch besitzt das Medaillenkabinett zu Wien zirka 150 Gipsabgüsse und
Wachsmodelle von Posch und das Berliner Münzkabinett eine nach vielen
Hunderten zählende, aus seinem Nachlasse stammende Sammlung der
Original-Gips- und Wachsmodelle, Eisen- und Bleiplaketten, die seit Jahren
planmäßig vervollständigt wird und auch in den Sammlungen des Hohen-
zollern-Museums und der Bibliothek der Königlichen Akademie der Künste
in Charlottenburg ihre Ergänzung findet. Es steht zu hoffen, daß die auf
dieses Material gestützte Posch-Forschung uns über kurz oder lang mit
einer ausführlichen Monographie des Künstlers und einem erschöpfenden
Abbildungswerk beschenken wird, das über das künstlerische Interesse
hinaus für die Porträtkenntnis der Wiener Gesellschaft in den letzten Jahr-
zehnten des XVIII. Jahrhunderts, der an interessanten Typen so überreichen
Berliner Gesellschaft der Biederrneierzeit, wie für die Hohenzollern-Ik0no-
graphie von außerordentlicher Bedeutung zu werden verspricht. Ist doch
der Kreis der Persönlichkeiten, die in dieser von Posch geschaffenen Porträt-
galerie sich zusammenfinden, von einer Mannigfaltigkeit und Reichhaltigkeit,
daß wir gewiß nirgends ein lebendigeres und vielseitigeres Bild des vor-
märzlichen Berlin gewinnen können. Wohl alle Mitglieder des königlichen
Hauses, zahlreiche Fürstlichkeiten und Vertreter der Aristokratie, der
Armee, der Beamten- und Künstlerschaft und des wohlhabenden Bürgertums
haben ihm gesessen. Und in seinen Frauenbildnissen, die einen breiten Raum
in dem einzigartigen Vermächtnisse einnehmen, scheint alle weibliche Anmut
unserer Urgroßmütter fortzuleben. Mit realistischer Treue hat der Künstler die
Launen der Biedermeiermode in Kleidung, Putz und Frisur so gewissenhaft
Wichtiger als die auf Seite 2x8 vermerkten Quellen sind die Aufsätze von C. von Kühlewein in Berliner
Münzblälter", Neue Folge, Band II, 1907, Nr. 72, Menadier in Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunst-
sammlungen", xgog, Seite 246, und Bimler in Oberschlesienh 1913, Heft Seite 13 f.
Abb. l. Oben Tassen mit Reliefhildnissen der Familie des Manuiakturdirektors Rosenstiel, Berlin, x829. Unten
Geburtstagslasse der Prinzeß Alexandrine von Preußen, Berlin, 1817 Schloß Charlottenburg; Tasse mit
Napoleon-Bildnis. Berlin, um 3807 Besitzer Konsistorialrat Neumann, Berlin; Gedenktassen auf die Königin
Luise mit ihrem Geburts- und Todesdatum, Berlin. um 18m
geschildert, daß trotz der ausgesprochenen Eigenart seiner künstlerischen
Handschrift von einem eintönigen Schema oder einer Manier keine Rede
sein kann. Der spielerische Reichtum besonders der Biederrneierfrisuren,
dem er ebenso liebevoll gerecht wird wie der psychischen Besonderheit
seines jeweiligen Modells, gibt jedem der kleinen Porträte eine eigene Note.
Die vorliegende Arbeit möchte mit der Veröiifentlichung einer kurzen
Selbstbiographie des Künstlers, die der Verfasser bei den Akten der König-
lichen Akademie der Künste in Berlin ermitteln konnte, der Posch-Forschung
einen Baustein liefern und zugleich einen noch wenig beachteten Zweig der
Berliner Tätigkeit des Meisters beleuchten, seine Arbeiten für die Berliner
Königliche Porzellanmanufaktur. Es schien verlockend, die Aufzeichnungen
Posch's gerade an dieser Stelle mitzuteilen, da er so besonders liebevoll
seines Aufenthalts in der österreichischen Kaiserstadt gedenkt, wo er von
1774 bis 1793 und von 1795 bis 1803 seine besten Jahre verbracht und zweifel-
los viele bedeutsame Arbeiten hinterlassen hat, denen nachzuspüren sich
gewiß verlohnen würde. Das Dokument, dessen liebenswürdige Schreib-
art ein sehr anziehendes Bild auch von der Persönlichkeit des Künstlers
gewinnen läßt, ist von ihm im Jahre 18.27, vier Jahre vor seinem Tode,
niedergeschrieben worden und trägt die Überschrift
POSCH LEONHARD, DIE HAUPTUMSTÄNDE AUS MEINEM
LEBEN.
Ich bin ein Tyroler Bub und am 7. Nov. 1750 auf dem Haasberge im
Zillerthale geboren, wo meine Eltern hausten. Ich schnitzelte und künstelte
gern, die Leute meinten ich habe Geschick und der Bildhauer Nissel zu
Fliegen meinte auch Da mögte wohl etwas drauß werden, wenn ich in
Salzburg zu einen gescheuten Bildhauer in die Lehre käme. Meine Mutter
machte sich also auf und brachte mich hin. Wir kamen am 15. juny 1766 in
Salzburg an, und fanden den dortigen Hofbildhauer I-Ierrn von Hagenauer,
der ein sehr guter wackerer Mann war, auch gleich erböthig mich in die
Lehre zu nehmen. Aber für Kost, Kleidung und sonst was man braucht,
konnte er nicht auch sorgen und sagte uns darum wir sollten uns an den
Herrn Erzbischof wenden, der ein milder Herr und großer Beschützer der
Künste sey. Das thaten wir dann auch und trafen ihn an als er aus der
Kirche kam. Sigis-
mundGrafvonSchrat-
tenbach war wirklich
wasmanvonihmsag-
te ein guter braver
Herr und that viel für
dieKünste. Ihm gefiel
der kecke Tyroler
Bub' mit seinem ge-
raden Anmuthen ,Du
sollst mich was Ge-
scheits lernen lassen'
und ich wurde mit
einem Schreiben des
Grafen Firinian nah-
mens des Herrn Erz-
bischofs entlassen, in
welchem mein nun-
mehrigerLehrmeister
Herr von I-Iagenauer
die Versicherung er-
hielt Das ich neun
jahre hindurch mit
allem was ich nur be-
dürfen würde, auf
Kosten des Fürsten
unterhalten werden
sollte. Ich benutzte
meine Zeit ut. Mein
Abb. 2. Königin Luise, von Wilhelm Riese nach Leonhard Posch, Berlin,
MBlStef, der 31H sehr 1806 neuere Ausformung im Besitz der Königlichen Porzellanmanufaktur
geschickter Künstler und
Lehrer war, bezeigte sich mit
mir zufrieden und der gute
Erzbischof hatte eine solche
Freude daran, daß er mir
gegen das Ende meiner Lehr-
Abb. 3. Napoleon-Tasse, Berlin, um 1807 Besitzer Konsistorialrat Neumann, Berlin
zeit das Versprechen gab, mich nach vollendeten neun Lehrjahren auf seine
Kosten noch sechs Jahre in Rom bey dem Cavaceppi studieren zu lassen.
Das kam aber ganz anders! Mein guter Wohlthäter starb am 16"" De-
zember 1771 und sein Nachfolger Hieronimus Graf Colloredo hatte nicht
gleiche Gesinnung. Aus der Reise nach Rom wurde nichts und er unter-
stütze mich weiter auch nicht. Dem Hagenauer mochts auch nicht mehr
recht gefallen, denn er nahm den Ruf der Kaiserin Maria Theresia nach
Wien an, die ihn zu vielen Marmor-Statuen-Arbeiten im Garten zu Schön-
Abb. 4. Tasse mit Reliefbildnis Friedrich Wilhelms 111., Königs von Preußen,
Berlin, um xSxo Keramische Sammlung der Königlichen Pcrzellanmanu-
faktur
brunn verlangte. Er ging im Jahre 1774
und ich folgte ihm auf seinen Antrag gern
als Gehülfe oder wie man es dort noch
auf gut Deutsch nannte ohne einen zu
schimpfen, als Bild-
hauer-Geselle. Was
ich in Wien als Bild-
hauer in Marmor-Ar-
beit unter Leitung
meines braven Mei-
sters geleistet habe,
könnten wohl viele
Arbeiten bezeugen;
aber ich weiß selbst
nicht mehr, wo sie
alle hingekommen sind
und mein Nahme steht nicht
daran. Eine einzige Statue mag
wohl noch vorhanden oder auf-
Abb. 5. Luisen-Tasse, Berlin, um 1810 Keramische Sammlung der Königlichen Porzellanrnanufaktur
zutinden sein. Es ist eine Pallas in weißem Marmor, die ich in Hagenauers
Werkstätte, aber ganz allein gemacht habe und so lange ich in Wien war,
immer noch einen Platz auf der dortigen Kunstakademie gehabt hat, wo sie
noch stehen mag. Es war nicht meine schlechteste Arbeit.
Die Kaiserin Maria Theresia hatte Gefallen an unserer Arbeit, besuchte
oft unser großes Atelier und ich hatte wiederum das Glück, daß meine
Arbeiten und mein gerader Sinn ihre Aufmerksamkeit auf mich zogen und
mir ihre Gnade bewirkten, ein Glück, dem ich sogar die Rettung vom
Tode verdankte. Ich muß dieses Umstandes erwähnen, weil dadurch das
künftige Geschick meines Lebens entschieden wurde. Eine Krankheit
beFlel mich so hart und nahm meine Kräfte so mit, daß man mich
sogar einmal, als eine lang anhaltende Bewußt-
losigkeit mich befallen hatte, für tod hielt. Ich
lag schon entkleidet und zum Begräbnis bereitet
auf dem Bette, als mein Kamerade, um mich noch
einmal zu sehen, sehr glücklich für mich, dazu den
ersten Augenblick meines wiederkehrenden Bewußt-
seins gewählt hatte. Nicht wenig erschreckt ver-
breiteten sie die Nachricht des unerwarten Wieder-
erwachens, die sogleich zu der theilnehmenden
Kaiserin kam, die sich öfters nach meinem Befinden
hatte erkundigen lassen. Sie schickte mir sogleich
ihren Leibarzt, ließ für alle meine Bedürfnisse
sorgen, unterstützte mich reichlich mit Geld und ihr,
der huldvollen Frau verdanke ich also, nächst Gott,
es allein, das ich damals nicht unterging. Für das
Abb. ü. Königin Luise, Berlin,
um X810
Fach der großen Bildhauerey war
indes meine Laufbahn mit dieser
Krankheit abgeschlossen. Der
Abb. 7. Luisen-Tasse, Berlin, um 18m Hohenzollern-Museum
Leibarzt verkündetemir unfehlbare Rückkehr des nemlichen Zustandes,
wenn ich wiederum zu anstrengender Arbeit, besonders zur Arbeit in
Marmor und Stein zurückkehrte.
Gezwungen mußte ich daher die Art
meiner Kunstausübung wechseln
und mich vorzugsweise mit dem
modellieren beschäftigen, wobey
ich aber wiederum vorwaltend das
Wachspoussieren und Darstellung
von Bildnissen in der mir eignen
Art wählte, weil es am mehresten
geeignet war, Brot Erwerb zu geben.
Damit verband ich auch die Aus-
übung einer nicht ganz gemeinen
Fertigkeit im Gypsformen und
Gießen, und es ist vielleicht nicht
ganz uninteressant als Anektode
wie der Kaiser Franz so großen Ge-
schmack an dieser Beschäftigung
fand, daß ich ihm eigens Unterricht
darin geben mußte.
Ein Graf Daben, der unter
einem einige Zeit lang geführten an-
genommenen Nahmen ,Müller' und
durch sein Kunstcabinet bekannter
ist, benutzte meine Wachsgüsse, um
Abb 8. Vase mit den Pralilstandbildern der Königin Luise
und ihrer sieben Prinzen und Prinzessinen, Berlin, um 18x
Schloß Charlottenburg, Wohnung der Königin Luise
ihnen durch kolorieren und Einsetzen von natürlichen Haaren ein das
Leben nachahmendes Aussehen zu geben. So machte ich mit ihm in den
1790" Jahren die beiden kayserlichen Personen mit ihren Kindern, die so
sehr gefielen, daß die Majestäten sie zum Geschenk nach Neapel dem
Geburtslande der Kayserin bestimmten, uns aber die Ueberlieferung
übertrugen. Zugleich ward uns der Auftrag, die ganze dortige königliche
Familie zu modellieren und mir besonders noch der, die vorzüglichsten
Werke der alten
Kunst zu formen.
Ich ging also im
Jahre 1793 nach
Neapel überall mit
der Ausübung mei-
ner Kunst beschäf-
tigt und kam im
Jahre 1795 wieder
nach Wien zurück.
Eine angebo-
rene Vorliebe zu
mechanischen Kün-
sten, die mich schon
in Anwendung mei-
ner Nebenstunden
zum Urmacher ge-
macht hatte und
während meines
ganzenLebens durch
manche mir gelun-
gene, theils mögli-
che, theils spielende
Erfindung belohnt Abb. 9. Rundrnedaillon mit Reliefbildnissen König Friedrich Wilhelms 1u., der
hatte trieb rnich in Königin Luise, der sieben Königskinder und des Großfürslen Nikolaus und der
Prinzessin Elisabeth von Bayern, Berlin, um 1820 Sammlung Dr. von Dallwitz,
Jener Zeit an, d1e Bann
mechanischen Vor-
richtungen zu einer Art Vorstellungen zu erfinden, welche späterhin
mehrfach, gut und schlecht, nachgeahmt wurden und die Basis zu dem sind,
was man jetzt optisch mechanische Vorstellungen mit beweglichen Figuren
zu nennen pflegt.
Ich benutzte die Spielerei in Gesellschaft mit einem Herrn Busch, und
wir ließen dergleichen Optische Vorstellungen in Wien öffentlich sehen,
wo sie, damals erst erfunden und ganz neu, als etwas unerhörtes betrachtet
wurden und ebenso großen Beyfall fanden. Dies gab uns die Veranlassung,
unsere Spielerey auch an anderen Orten zu zeigen, und wir gingen im
Jahre 1803 nach Hamburg, wo Busch wie immer dafür sorgte, während ich
Abb. m. Vase mit Reliefbildnis der Prinzessin Char-
lone von Preußen, Berlin, um xBxo Schlot! Char-
lottenburg
Abb. n. Vase mit Reliefbildnis des Kronprinzen
Friedrich Wilhelm IVJ von Preußen, Berlin, um
18m Schloß Charlottenburg
hauptsächlich meiner Kunst lebte. So kamen wir auch im Jahre später in
gleicher Absicht nach Berlinf Die Sache war indes schon nicht mehr nach
Abb. 12. Prinz Karl von Preußen, Ber-
lin, um 18m Keramische Sammlung
der Königlichen Porzellanmanufaktur
meinem Geschmack; ich überließ sie dem
Herrn Busch, der damit weiter reiste, während
ich, bis 18m in Berlin, in Ausübung meiner
Kunst lebte.
In den letzten Jahren kam der Professor
Robertsohn" hierher, machte Lustfahrten, ließ
Phantasmagorien und optische Bilder sehen
und dergleichen mehr. Mein Interesse für der-
gleichen machte uns bekannt, ich wurde ihm
für Verbesserung seiner Vorrichtung sehr
nützlich, baute ihm eine von mir aus Spielerei
erfundene Sprachmaschine u. a. m. und er fand
mich für seine Zwecke so unentbehrlich, daß
Vgl. die Inserate vom 25. Dezember x8o4 und 3.änner x8o5
in der Königlich privilegierten Berlinischen Zeitung".
Vgl. Morgenblatr für gebildete Stände", 180g, Nr. 23a,
Seite gzo Über die optisch mechanischenVorstellungen des Professor
Robertsohn."
er mit dem Zureden, ihm
nach Paris zu folgen, nicht
nachließ. Die ziemlich be-l
schränkte Unterstützung,
welche hier mehrenteils
dem allgemeinen Beifall
widersprach, den meine
Arbeiten fand-n, m4; xazz-Kfgllzszx
stützte sein Zureden und Berlin, um 1815
ich ging mit ihm im Jahre
1810 nach Paris. Herr Denon, der mich schon in
Alm Frledllcll Wilhelm als Berlin kennen gelernt und aufgefordert hatte,
Kronprinz, Berlin. um 1825 nach Paris zu kommen, empfing mich freundlich
und die Bildnisse der Fürsten und Großen auch
die Pariser Medaillons aus der Periode meiner Anwesenheit in Paris, die alle
nach meinen Modellen sind, beweisen genügsam, daß derselbe mich zu nutzen
verstand. Auch darf ich mich der Freundschaft und Achtung aller dortigen
Künstler von Bedeutung rühmen. Beydes brachte mich indes hinsichtlich
meiner pekuniären Lage nicht bedeutend vorwärts, ich besaß aber nicht
Charlatanerie genug, um mir auf diesem Wege den großen und allgemeinen
Ruf zu verschaffen, der in Paris nöthig ist, um Glück zu machen. jeder
schilderte mir ihn als notwendig; man gab mir auch Mittel und Wege genug
an, die zu benutzen, die rnir meine Annäherung an die höchsten Personen
des Staates gewähren konnten; doch hat das meinem Geburts- und Landes-
charakter von jeher widerstrebt und machte
es mir auch dort unmöglich. Jetzt trat die
Zeit ein, wo ich die Herren meiner Landsleute
in Paris sehen sollte. Mein Kaiser forderte
mich zur Rückkehr nach Wien als Professor
bei der dortigen Akademie auf, meine zahl-
reichen Berliner Freunde wollten, daß ich
dahin zurückkehren sollte. Die Rückkehr
nach Deutschland war nun bey mir be-
schlossen; aber nicht das ,Wohin'. Da führte
der königliche Dienst meinen
Schwiegersohn den königl. Ge-
neral Wardein Loos aus Berlin
nach Paris, und seine dringen-
den Vorstellungen gaben den
Ausschlag. Ich kehrte mit ihm
nachBerlin zurück imjahre 1814.
Abb. 16. König Seine Vorherverkündigung ist Abb. 17.
Friedrich Wil- .. Friedrich Wilhelm 111., König von Preußen,
helm lllqßerlin, aber auch In Erfüllung gegan Berlin, um 1815 Keramische Sammlung
um 1815 gen, und wenn iCh auch der Königlichen Porzellanmanufaktur
vielleicht bey der Wiener Professur besser gestanden
haben rnögte, so wurde ich doch nicht blos hier über-
all gern wiedergesehen, sondern auch fixiert. Es wurde
mir die Pflicht übertragen, junge Leute aus den Kunst-
anstalten der Berg- und Hütten-Departements in der
Technik des Modellierens zu unterrichten und die Mo-
delle von Köpfen zu machen, welche für die königliche
Münze, die königliche Porzellan-Manufaktur oder Eisen-
gießerey nöthig würden. Eine mäßige Pension ist mir
dabei ausgesetzt. Im Jahre 1816 gab mir die königliche
Am, Kam, wmulmL Akademie der Künste die Rechte eines akademischen
als Prinz von PreußemBer- Küngtlgfs
lin. um r825 und wählte
mich im Jahre oooo zu ihrem
ordentlichen Mitgliede.
Berlin am r. May 1827.
Leonard Posch.
Bildhauer und Bildnis-Medailleur."
starb den 1. July 1831
zu Berlinf"
Posch hat seine Lebensar-
beit also ziemlich gleichmäßig
zwischen Wien und Berlin geteilt.
Seinen Berliner Wirkungskreis, in
den er im Jahre 1804 eintritt, hat er
1810 mit Paris vertauscht, nach
denFreiheitskriegen im Jahre 814
aber auf Betreiben seines Schwie-
gersohnes, des Medailleurs Loos,
wieder aufgenommen und, wie es
scheint, bis zu seinem Tode ohne
größere Unterbrechungen beibe-
halten. Nur eine Reise nach Wei-
mar ist bekannt, die
er imJahre 827 unter-
nahm, um die groß-
herzogliche Familie
und wohl noch andere
Persönlichkeiten des
Seine Todesanzeige in
Abb. xg. der Beilage zu Nr. 155 der
Prinz Karlvon Königlich privilegierten Ber- Abb. zu. Vase mit Reliefbildnis Friedrich Wilhelms 111.,
Preußen, Ber- liniscben Zeitung" vom 6.u1i Königs von Preußen, Berlin r8x5 Besitzer Ph. Hacken-
lin. um 1815 1831. broech, Frankfurt am Main
Weimarer Kreises zu porträ-
tieren. Der Großherzog Karl
August, dessen Bildnis er schon
1807 inBerlin und 1814 inParis
modelliert hatte, schickte ihn
am 25. Februar 1827 mit einem
Billett zu Goethe, das den
Wunsch des Herzogs in die
hübschenWorte kleidet Hal-
te ihm dein halbes Haupt willig
dar und siehe freudebringend
dazu aus!" In den Annalen
der Berliner Porzellanmanu-
faktur erscheint sein Name
zuerst im Jahre 1806, in enge
und geregelte Beziehungen zu
dieser Fabrik ist er jedoch erst
nach seinerRückkehr aus Paris
getreten. Es soll hier nicht
versucht werden, alle Posch-
Bildnisse, die in Berliner Bis-
kuit ausgeformt worden sind,
im einzelnen nachzuweisen.
Wenngleich den Biskuitreliefs
ein besonderer Reiz nicht ab-
gesprochen werden kann, be-
sitzen sie doch für die Posch-
Abb. 11.
Schlangenhenkelvase mit Reliefbildnissen König Friedrich Wil-
helms III. und der Königin Luise, Berlin 1816 Keramische
Sammlung der Königlichen Porzellanmanufaktur
Forschung nur eine beschränkte Wichtigkeit, insofern sie in der Ver-
kleinerung, die sie durch die Schwindung im Brande erfahren, und infolge
anderer Zufälligkeiten des euerprozesses doch viel von der Sorgfalt und
Abb. 22. Geburtstagstasse der Prinzessin Alexandrine von Preußen,
Berlin, 1817 Schloß Charlottenburg
Zartheit der Modellierungeinbüßen, die dem
Originalwachs wie dem Gips- und Eisenguß
eignen. Und es dürfte kaum eines unter den
Biskuitreliefbildnissen vorhanden sein, das
nicht auch in einem der
anderen Materialien erhal-
ten ist.
Neben einigen Nach-
richten aus den Fabrikakten,
die gewisse Anhaltspunkte
zur Datierung der Bildnisse
geben, soll nur die Art ihrer
Verwendung in der Por-
zellanmanufaktur an einigen
Beispielen erläutert wer-
den. Daß dieselbe den
Künstler während seines
ersten Berliner Aufenthaltes
noch wenig genutzt hat, ist hin-
reichend durch die schwierigen
Umstände erklärt, unter denen
das Institut in dieser Zeit sich zu
behaupten hatte. Im alten Mo-
dellbuch ist nur die vergrößerte
Nachbildung eines Reliefbild-
nisses der Königin Luise von
Posch genannt Abb. welches Wilhelm Riese, der Sohn des Modellrneisters
der Manufaktur, auf der Berliner Akademie-Ausstellung 1806 mit einem
sehr langweiligen zweiten Porzellanreliefbild der Königin von eigener Hand
in Vergleich zu stellen wagte. Das lebensgroße Medaillen beweist nur, daß
die durch eine außergewöhnliche Zartheit der Modellierung ausgezeichneten
kleinen Posch-Bildnisse eine derartige Vergrößerung nicht vertragen. Zwei-
felhaft erscheint die Urheberschaft Posch's bei dem Napoleon-Porträt der
abgebildeten, in der Franzosenzeit hergestellten Tasse aus Berliner Privat-
besitz Abb. 3. te, mit der jah-
Nach von Küh- reszahl 1806 be-
leweint ist es zeichnete Napo-
allerdings sehr leon-Relief, das
wahrscheinlich, die Manufaktur
daß der Künst- übrigens auch
ler Gelegenheit nachgebildet
gehabt hat, den hat, wesentlich
Kaiser Napo- anders aufge-
leon, der ihm faßt.
Zu Abb. 23
Zu Abb. 23
18 I4 nochmals In derRech-
zu einer BÜSIB nung über Ein-
gesessen hat, nahme undAus-
während SBlUBS gabe der König-
BerlinerAufent- lichen Porzel-
haltes nach dem lag-Manufaktur
Ifeben zumodFl Abb. 23. Bildnistassen der Prinzessin Qharlotte von von 1810 1st
lieren. Doch ist Preußen und des Großfiirszen Nikolaus zu m... v". dann das Hono-
das von Küh1e mählungßerhn,1817KeramischeSammlungderKönig- rar für zwei
liehen Porzellanmanufaktur
wein abgebilde- Gipsmedaillons
von Posch mit den Bildnissen Ihrer Majestäten des Königs und der Königin"
verzeichnet, deren Nachbildung beispielsweise auf zwei Tassen der Kera-
mischen Sammlung der Manufaktur Abb. und nachweisbar ist. Das
A. a. O.
Abb. 24. Pfeifen-
kopf mit Relief-
bildnis der Köni-
gin Luise, Berlin,
um 1810 Hohen-
zollem-Museum
Abb. 25. Pfeifen-
kopf mit Reliefbild-
nis Friedrich Wil-
helms 111., Königs
vonPreußen,Berlin,
um r8ro Hohen-
zollern Museum
hier zu beobachtende, übrigens schon früher
geübte Verfahren der Anbringung der kleinen
Reliefbildnisse auf Obertassen in einer ge-
schmackvollen Umrahmung hat sich noch
etwa dreißig Jahre lang behauptet und wird
neuerdings wieder in ähnlicher Weise an-
gewandt. Das Königin Luise-Relief, von dem
noch vier Varianten bekannt sind, schmückt,
von einer Immortellenbordüre und der In-
schrift Sie lebt auf immer in den Herzen
treuer Patrioten" umgeben, auch die Gedächt-
nistassen mit hellgrauem Grund und den Ge-
burts- und Todesdaten der Königin im Spiegel
der Unterschale, die unmittelbar nach ihrem
Tode in größeren Mengen angefertigt wurden
abgebildet Seite 262, vgl. auch Abb. und
mannigfache andere Tassen, die ihrem An-
denken gewidmet sind Abb. und 7. Die
oben angezogene Rechnungsakte notiert etwas
später eine Zahlung von zweihundert Reichs-
talern an den Modellmeister Riese für die
zum Geburtstag Seiner Majestät des Königs
angefertigten Büsten und Basreliefporträts der
königlichen Kinder". Es unter-
liegt keinem Zweifel, daß es sich hier ebenfalls um Arbeiten
von Leonhard Posch handelt, die Riese für die Zwecke der
Manufaktur nachgebildet hat, zumal das Honorar sonst in
keinem Verhältnis zur Leistung stände. Die kleinen Büsten
finden wir auf dem stumpfblauen Grund einer Vase wieder, die
im Charlottenburger Schloß aufbewahrt wird Abb. 8. Eine
ähnliche Vase vom gleichen Modell, die auf der Akademie-
Ausstellung von 1810 ausgestellt war, wird im Ausstellungs-
katalog unter Nummer 232 folgendermaßen beschrieben
Eine große Vase mit den Profilstandbildern der höchst-
seligen Königin Luise Majestät und höchstderselben sieben
Kinder aus Biskuit-Porzellan auf gelblichem Steingrunde.
Über denselben schwebt auf mattgoldenem Grunde ein Kranz
von jungen Rosen, gleichfalls aus Porzellanbiskuitmasse, von
Fischer angefertigt. Bronzeartige Adler, statt der Henkel,
halten in ihren Schnäbeln Myrthenzweige und in ihren Klauen
ein bronzeartiges Gehänge von Eichenlaub. Von Herrn
Modellmeister Riese ausgeführt."
Die Basreliefs der sieben Königskinder, in der Reihen-
folge der Geburt kreisförmig um die Bildnisse der Majestäten
Abb. 26. Pfeifen-
kopf mit Relief-
bildnis der Köni-
gin Luise, Berlin,
um r8ro Hohen-
zollern-Museum
Abb. 27. Geheimer Finanzrat Rosenstiel, Direktor der
Königlichen Porzellanmanufaktur von 1802 bis x83x,
Berlin, um 1830 Keramische Sammlung der König-
lichen Porzellanmanufaktur
gruppiert, nebst den Bildnissen des
Bräutigams der Prinzeß Charlotte,
des Großfürsten Nikolaus 1. von
Rußland, und der Braut des Kron-
prinzen, der Prinzessin Elisabeth von
Bayern, sind, wiederum auf blauem
Grund in vergoldeter Umrahmung
mit hellbraunem Eichenlaubkranz,
in einem Medaillon des Hohenzollern-
Museums vereinigt, das uns auch in
Privatsammlungen begegnet Abb.
und finden sich einzeln auf allen
möglichen Tassen des Hohenzollern-
Museums, der königlichen Schlösser
und an anderen Orten vgl. Abb.
I3 bis 21.
Nach von Kühleweina" hat Posch
auch den Manufakturdirektor Rosen-
stiel bereits im Jahre 1810 modelliert,
doch sind Biskuitnachbildungen seines Porträts nur aus der Zeit nach den
Freiheitskriegen bekannt Abb. 27 und 29.
Ein bei der Manufaktur befindliches Aktenstück, betreffend die An-
stellung des akademischen Künstlers und Bildhauers Leonhard Posch bei
der königlichen Porzellanmanufaktur", gibt dann Auskunft über den Kontrakt,
nach welchem er vom Ljänner 18r5 ab gegen ein Fixum von 500 Reichs-
talern, von denen die Manufaktur 150
Reichstaler zu leisten hatte, und eine
niedrige Taxe die Anfertigung von
Porträten, Medaillons, Basreliefs und
anderen in sein Kunstfach einschlagen-
den Arbeiten für die Königliche Por-
zellanmanufaktur, die Münzen und die
Berliner und Gleiwitzer Eisengießerei
in der Weise übernahm, daß er außer
der Originalarbeit in Wachs die Gips-
formen und vier verschiedene Gipsab-
drücke zur Verfügung dieser Institute
zu liefern hatte. Einer ungerecht-
A. a. 0.
Bei den Verhandlungen über die Bedingungen
seiner Anstellung bezieht sich Posch auf die Ver-
sprechungen, die ihm in Wien für den Fall seiner Rück-
kehr gemacht waren "ich war im Jahre r8x3 zu einer
der Direkzorstellen bey der Akademie in Wien bestimmt
die ich aber nicht antreten konnte, weil man mir in
Paris die Pässe versagte, eine Stelle die mir moo Gulden
Abb. 28. Geheimer Oberbergrat Frick, Direktor der
Königlichen Porzellanmanufaktur von x83 bis x848,
Berlin, um 1830 Keramische Sammlung der König-
lichen Porzellanmanufaktur
Is
fertigten Konkurrenz derselben
untereinander wurde später
durch Erlaß des Königlichen
Oberbergamtes vom 6. August
Abb. zg. Tasse mit Reliefbildnissen des Manufaklurdirektors Rosenstiel und seiner Gattin, Berlin, um 183a
1816 entgegengewirkt, welcher bestimmte, daß bei Bestellungen, welche eine
der Anstalten macht, die übrigen befragt werden müssen, ob sie daran
teilnehmen wollen. Der damalige Manufakturdirektor Rosenstiel bestellte
im November 1814 als erste Arbeit eine Büste des Großen Kurfürsten von
Brandenburg in der Art wie wir bereits mündlich abgesprochen haben".
Dieser Auftrag scheint indes nicht zur Ausführung gekommen zu sein.
Ebenso war bisher von einer kleinen Büste der verewigten Königin Luise
von derselben Größe wie die welche früher von des Königs Majestät ge-
liefert", die Rosenstiel in dem erwähnten Schreiben vom 6. August 1816
angeboten wurde und die auch von ihm bestellt wurde, weder die Form
noch eine Biskuitausformung aufzufinden. Nach einem der Posch-Akte der
Königlichen Porzellanmanufaktur beigeschlossenen Verzeichnisse hat die
Manufaktur im Jahre 1815 bereits ein Por-
trät des Prinzen Albert, je ein Porträt des
Königs Friedrich Wilhelm III. Abb. 16 und
des Fürsten Blücher in Ringforrn", ein
weiteres Porträt des Königs Abb. 17, die
Bildnisse der drei königlichen Prinzen Abb.
13 bis 15, 18 und 19 und der vier
königlichen Prinzessinnen Abb. 10, 13
Spezies oder hiesige 70a Reichstaler Courant eingebracht
haben würde. Diese Besoldung versprachen mir Se. Kayserlich Abb.31.Alex-
Königliche Majestät als Pension zu lassen, obwohl seitdem die ander 1., Kai-
Abb. 30. Stelle hatte vergeben werden müssen und auf diese Summe würde ser von Ruß-
Prinz LouisFerdinandvon ich also in Wien rechnen können, ohne dafür eigentlich bescbäf- land, Berlin,
Preußen, Berlin, um 1815 tiget zu werden und also Hen- meiner Zei bleiben." um 1805
und 22 sowie die Bildnisse von
Christus und Johannes und ein
großes Basrelief von St. Jo-
hannes" von Posch zur Biskuit-
nachbildung übernommen.
Weitere aktenmäßige Be-
lege zur Datierung der Relief-
bildnisse von Posch sind bei
der Porzellanmanufaktur nicht
erhalten. Ein bisher nicht er-
mitteltes Rundmedaillon, von
dessen dem oben besprochenen
Medaillon des Hohenzollern-Museums entsprechender Anordnung eine
bei der Manufaktur befindliche Zeichnung Kunde gibt, vereinigte mit den
Bildnissen des Königs und der Königin die des Kronprinzen und der
Kronprinzessin, desPrinzen zen und der Prinzessin
Abb. 32.
Alexander I., Kaiser von
Rußland, Berlin, um 8x5
Abb. 33.
Großfürst Alexander IL von
Rußland, Berlin, um 1830
und der Prinzessin Wil-
helm, des russischen Kai-
sers und der russischen
Kaiserin, des Prinzen und
der Prinzessin Karl, des Erb-
Albrecht.
Einzeln fanden die
kleinen Porträte außer auf
Tassen auch auf Vasen,
Pfeifenköpfen und verschie-
großherzogs und der Erb- denen anderen Geräten Ver-
großherzogin von Mecklen- Wendung. Das Königin
burg, des Prinzen und der Luise-Relief wurde, von
Prinzessin Friedrich der Abb-a-o-Fürslßlüchßr- goldgraviertem Imm0rtel-
Niederlande und des Prin- B"h"'"m m5 lenkranz umgeben, gern
auf blauem Grund in schlichter Holzumrahmung als Wandschmuck benutzt.
In der Wohnung Friedrich Wilhelms III. im Charlottenburger Schloß
finden wir neben def Vase mit den Proiilstandbildern der Königskinder
zwei etwa gleichzeitig entstandene kostbare Vasen mit den Reliefbildnissen
des Kronprinzen und der Prinzeß Charlotte Abb. I0 und I1 sowie die
besonders ansprechende Geburtstagstasse der Prinzeß Alexandrine mit der
Widmung Zum 3. August 1817" im Spiegel der Unterschale
Abb. 22. Das Hohenzollern-Museum be-
wahrt Pfeifenköpfe mit Reliefbildnissen der
Majestäten Abb. 24 bis 26 und die Kerami-
sche Sammlung der Manufaktur eine kleine
Ziervase mit Schlangenhenkeln als Träger
derselben Reliefs, die nach Ausweis des
Modellbuches im Jahre 18I6 entstanden ist
Abb. 21, sowie die zur Verlobung oder Ver-
mählung der Prinzeß Charlotte angefertigten
Tassen mit ihrem Bildnis und dem des Groß-
fürsten Nikolaus Abb. 23. Auf der Jubiläums-
Abb. 36.
W. A. von Cle-
witz, Staatsmini-
ster, Berlin, 1834
Abb. 35. F. L. von
KircheisemStaatsmi-
nister, Berlin, 1815
ausstellung der Porzellanmanufaktur im Berliner Kunstgewerbemuseum 19
war eine um 1815 entstandene Vase von gleicher Form wie die abgebildete
Vase des Charlottenburger Schlosses ausgestellt, die den König Friedrich
Wilhelm III. als Sieger
feiert. Zwei Genien be-
kränzen mit einem Lor-
beerkranz sein auf der
Leibung des kraterför-
migen, vergoldeten und
graviertenVasenkörpers
angebrachtes vergol-
detes Porträtrnedaillon,
dem auf der Rückseite
ein von Trophäen in
Grisaillemalerei umge-
benes, ovales, goldenes
Schild mit dem Eisernen
Kreuz, der Jahreszahl
Abb. 37. Oppenfeld, Berlin, 182g
r815 und dem gekrön-
ten Namenszug
entspricht Abb. 20.
In den Zwanziger-
und Dreißigerjahren des
XIX. Jahrhunderts sind
schließlich die Posch-
Bildnisse als selbstän-
dige Zierstücke für den
Wandschmuck beliebt
gewesen, nicht in recht-
eckigerUmrahmung wie
die Königin Luise-Re-
liefs aus dem Anfang
des zweiten Jahrzehnts,
sondern als Rundmedaillons auf lichtgrauem, blaßgelbem, hellblauem oder
auch weißem Biskuitgrund, in vergoldeter Bronzefassung oder umrahmt von
einer glasierten glatten Proiilleiste, zuweilen in Verbindung mit einem Perl-
stab oder auch von einem stilisierten Eichenkranz umgeben Abb. 27 und 28.
In das Modellbuch der Manufaktur sind die kleinen Relieibildnisse nach
Posch nicht aufgenommen, und es ist beklagenswert, daß auch kein anderes
Verzeichnis dieser Modelle erhalten ist. In der Mustersammlung der Fabrik
sind nur etwa 90 Gipsabgüsse und x50 Biskuitausformungen der Posch-
Reliefs meist auf leicht gewölbten Scherben und oft derselbe Kopf in ver-
schiedenen Größenverhältnissen vorhanden, die den großen Umfang und
die Vielseitigkeit ihrer Verwendung ahnen lassen, ohne wohl auch nur
annähernd den Bestand an diesen Modellen zu erschöpfen. Abgesehen
von den bereits erwähnten Köpfen, die hier zum
großen Teil wieder begegnen, notiere ich soweit
möglich unter Beifügung des Entstehungsdatums
die folgenden Namen, deren Identifizierung einiger-
maßen gesichert erscheint?"
1. Von Fürstlichkeiten Prinz
und Prinzessin Albert Albrecht von
Preußen 1831, Prinzessin Alexan-
drine von Preuß en x82 Prinz Louis
Ferdinand Abb. 30, Prinzessin Elise
Radziwill, Prinzessin Wanda, Prinz
Für mehrere Feststellungen bin ich dem
Direktor beim Königlichen Miinzkahinett irn Kaiser
Friedrich-Museum zu Berlin Herrn Professor Mena-
dier zu höflichstern Dank verpflichtet.
Abb. 38. Karl Ferdinand
-von Graefe, Genera!-
arzt, Berlin, 1827
Abb. 39. Moses Mendelssohn,
Berlin, 82g
Ferdinand und andere Mit-
glieder des Hauses Radzi-
will um 1820, die Königin
und der Kronprinz von
Holland, der Herzog Paul
von Mecklenburg, der
Herzog von Anhalt-Bern-
burg 1828, der Kaiser
Alexander I. von Rußland
Am 4m Gusm Talk Abb. 31 und 32,derGroß-
bert, Malereivorsteher Furst-ThronfolgerAlexan-
derKöniglichenPorzel- der von Rußland
lanmanufaktur, Berlin,
um 1825 1830 und der Abb. 41. Boileau, Berlin, um 1815
Kaiser Napoleon 1806.
2. Die Heerführer Blücher Abb. 34, Gneisenau 1815 und Wellington.
3. Von Persönlichkeiten des politischen Lebens die Staatsminister
von Kircheisen 1815 Abb. 35, W. A. von Clewitz 1834 Abb. 36,
Albrecht, Viktor Hans Graf von Bülow und Karl Graf von Zichy sowie der
Präsident Jakobson 1828.
4. Die Ärzte Johann Goerke 1815, Ernst Ludwig Heim 1819, Christian
Wilhelm I-Iufeland 1822, Karl Ferdinand von Graefe 1827 Abb. 38 und
Johann Nepomuk Ritter von Rust 1827.
5. Von Gelehrten der Astronom Johann Elert Bode 1822, der
Physiker und Mathematiker Ludwig Wilhelm Gilbert 1821, der Chemiker
Berzelius, der Philosoph Moses Mendelssohn 1829 Abb. 39, der Propst
von St. Petri Gottfried August Ludwig Hanstein 1821.
Endlich folgende bisher nicht näher nachgewiesene Persönlichkeiten,
deren Namen überliefert sind Oppenfeld 1829, Timm 1828, wohl der Ober-
kämmerer König Friedrich Wilhelms III., Biedermann 1829, de Stassart
1819, von Goinneau," Boileau Abb. 41,
Mad. Fränkel 1825 und Frau von Halle.
Neben den führenden Meistern der
Großplastik jenerZeit,
Schadow und Rauch,
zu deren Porträtbild-
nerei Posch's Lebens-
werk eine so weit-
schichtige Ergänzung
bildet, behauptet er
Ein Rundxnedaillon
mit seinem Biskuilbildnis auf
grauem Grund in glasiener und
goldgraviener Umrahmung im
Hamburger Museum für Kunst Abb. 43.
Abb. 42. Damenbildnis. Berlin, um 180 und Kunstgewerbe. Goethe, Berlin, 1827
19
durchaus seine eigene Handschrift. Doch ist nicht zu verkennen, daß Schadows
liebevoller Realismus auf ihn gewirkt hat, und daß er in seinen letzten
Lebensjahren, beispielsweise in der Goethe-Plakette von 1827 Abb. 43,"'
dem auf großzügige Einfachheit gerichteten Ideal der Rauchschen Kunst sich
nähert. Für den Geschmack der Biedermeierzeit sind Posch's Arbeiten viel-
leicht noch bezeichnender als die der beiden größeren Künstler. Dafür spricht
die außerordentliche Verbreitung, die die kleinen Prolilbildnisse gefunden
haben, und ihre kunstgewerbliche Verwendung, mit der die Königliche Porzel-
lanmanufaktur soviel zur Volkstümlichkeit seines Namens beigetragen hat.
DIE BRESLAUER AUSSTELLUNG 1913 Sie VON
EDUARD LEISCHING-WIEN S0
IEMAND konnte ahnen, daß die denkwürdige historische
Ausstellung, welche die Stadt Breslau unter der
begeisterten Zustimmung des Deutschen Reiches,
Österreichs und Rußlands zur Jahrhundertfeier
der Freiheitskriege im Jahre x9x3 so glanzvoll
und erhebend veranstaltet hat, in ihrem Rück-
blicke auf eine gewaltige, in ihrem Leben
noch immer fortwirkende Vergangenheit, die
Deutschland aus tiefster Erniedrigung emporhob
und seine Einigkeit vorbereitete", zugleich be-
stimmt war, die Vorbereitung für eine neue
furchtbare Prüfung des Opferrnutes und der Widerstandskraft Deutschlands
und Österreich-Ungarns zu werden. Wohl war, wie uns jetzt deutlicher
zum Bewußtsein gekommen ist, als man es sich in allen Kreisen vor vier
Jahren einbekennen wollte und durfte, schon damals Europa hart an den
Rand einer neuen, noch tieferen Erschütterung gerückt; die Stimmung der
Hunderttausende aber, die 1913 nach Breslau kamen, um eine große,
tiefempfundene Gedenkfeier zu begehen, war erfüllt von tausendfältigen
Erinnerungen an einen Völkerfrühling und nicht von banger Sorge wegen
der seine Errungenschaften bedrohenden neuen Gefahren, die kurz nach
den Breslauer und Leipziger Tagen von 1913 von eben dem offiziellen
Rußland ausgehen sollten, das sich an der Breslauer Ausstellung durch
zahlreiche Dokumente waffenbrüderlicher Vereinigung mit Deutschland
und Österreich und an der Enthüllung des Völkerschlachtdenkmals in
Leipzig durch große, glänzende Missionen beteiligt hatte.
Es war halb und halb zugesichert und allgemein erwartet, daß der
Breslauer Ausstellung ein Monumentalwerk gewidmet werde, ähnlich wie
wir eines über die Wiener Kongreß-Ausstellung von x896 veröffentlicht und
Nach einer Notiz im Morgenblatt für gebildete Stände" vorn 25. Juli 1809 hat Posch bereits früher
eine Goethe-Plakette nach dem Herrn von Kiigelgen geliefert". Don sind auch die Bildnisse Wielands eben-
falls nach Kilgelgen, Klopstucks, Herrnstaedts und des Erzherzogs Karl von Posch aufgeführt.
dadurch der kulturellen Würdigung jener Zeit und ihrer lange vernachlässigten
und vermißten wissenschaftlichen Erforschung den Boden vorbereitet hatten.
Durch die Kriegslage verspätet und in seiner Gestaltung beeinflußt, ist dieses
Werk vor kurzem erschienen," von allen Besuchern der Ausstellung mit
Freude und Dank begrüßt, eine schöne, bleibende Erinnerung an jene Unter-
nehmung, welche durch Umfang, Inhalt und Aufmachung nachahmenswert
geworden ist.
Karl Masners Anregung zur Veranstaltung dieser Ausstellung erschien
1908 in der Zeitschrift Schlesien", worin er die Schaffung feines großen
ständigen Ausstellungsgebäudes für Breslau auf dem Grunde, auf welchem
es dann tatsächlich errichtet worden ist dem Gelände des ehemaligen
Rennplatzes im Scheitnig-Parke verlangte und bereits auf das Jahr 1913,
Breslaus hervorragenden Anteil an der antinapoleonischen Erhebung und
auf den naheliegenden Wunsch hinwies, durch eine große Schaustellung
die Erinnerung an jene gewaltige Zeit zu erneuern. Zunächst war wohl
nur an eine Ausstellung gedacht, welche die Geschichte Breslaus zum
Gegenstande haben sollte. Die Stadtgemeinde, mit ihrem weitblickenden
Bürgermeister Dr. Bender an der Spitze, machte den Plan zu dem ihrigen
und ließ zunächst durch Stadtbaurat Berg die Riesenhalle entwerfen, wobei
schon die Absicht bestand, zunächst Raum zu schaffen für festliche Ver-
anstaltungen allerv Art anläßlich der Jahrhundertfeier, aber auch darüber
hinaus für die Zukunft vorzusorgen. Und 1912 entschloß man sich, Hans
Poelzig, einen der trefilichsten unter den vielen ausgezeichneten modernen
Architekten Deutschlands, der an der Breslauer Akademie für Kunst und
Kunstgewerbe wirkt, mit der Aufgabe zu betrauen, ein eigenes Ausstellungs-
gebäude zu errichten, das in quadratischem Grundrisse einen großen
Gartenhof umschließend 56 durchwegs gut belichtete Räume von ver-
schiedenen Ausmaßen enthält, schlicht und imponierend in Aufbau und
Einzelformen mit Säulenvorbau, durch vier mächtige, von Säulen getragene
Kuppeln in den Achsen überhöht, unter denen die Eingangshalle und drei
weitere Haupträume zu liegen kamen im Plane der Ausstellung preußisches
Heerwesen, Breslau und Gedenkhalle. Daß eine Unterkellerung dieser
Bauten, welche in acht Monaten aufgeführt wurden, unmöglich war, ist
sehr zu beklagen, beraubt dieses für das Breslauer Ausstellungswesen so
wichtige Gebäude seiner bedingungslosen Verwendbarkeit, vor allem in
der kalten Jahreszeit, und hat sich auch schon während der Jahrhundert-
ausstellung ungünstig fühlbar gemacht. I-Iievon aber abgesehen, ist die
bauliche Schöpfung eine Glanzleistung ersten Ranges und nur mit Neid kann
das nicht nur an Ausstellungsgebäuden sondern sogar an Ausstellungsräumen
so beklagenswert arme Wien auf diese Bereicherung des Stadtbildes und
der Ausstellungsmöglichkeiten von Breslau blicken.
Die historische Ausstellung zur Jahrhundertfeier der Freibeitskriege, Breslau 1913. 1m Auftrage der
königlichen Haupt- und Residenzsnadt Breslau herausgegeben von Karl Masner und Erwin Hintze. m0 Tafeln
und viele Abbildungen im Texte. Selbstverlag der Stadt Breslau, im Kriegsjahre 1916."
Die Breslauer historische Ausstellung xglg. Das Gebäude der Ausstellung von Professor Hans Poelzig
Der großzügige Plan, der sehr bald dem ganzen Unternehmen zugrunde
gelegt wurde, hat sich aber nicht auf die Errichtung dieser Gebäude be-
schränkt, sondern das ganze weit ausgedehnte Gelände des Scheitnig-
Parkes und darüber hinaus bis an die Ufer der Oder einbezogen und dadurch
die Durchführung einer wundervollen Gartenbauausstellung im größten
Umfange, innerhalb welcher zum erstenmal in dieser Art die Anlegung
historischer Gärten erfolgt ist, sowie eine Ausstellung für Friedhofskunst
und eine Ausstellung des Künstlerbundes Schlesien ermöglicht. Auch die die
Zugangsstraßen zu den Ausstellungsgebäuden schmückenden Gartenanlagen,
der eigentliche Ausstellungspark mit Treillagen und Bassins und die Anlage
und Anordnung aller dem Massenverkehr des Ausstellungsbetriebes dienen-
den Nutzbauten Restaurationen, Pavillons und Kioske waren einem großen
durchwegs künstlerischen Plane eingeordnet und taten die trefflichste
Wirkung. Die historische Ausstellung, der wir hier auf Grund des vorliegen-
den Werkes und in erhebender Erinnerung an Geschautes und Gelerntes
flüchtig gedenken unter Wiedergabe einer Reihe von Abbildungen der reich
illustrierten Veröffentlichung, war bald nach der Fassung des Planes über
die ursprüngliche Absicht hinaus gediehen, in erster Linie ein Bild der Kultur-
geschichte Breslaus und sodann ein auf Preußen beschränktes Bild der
Freiheitskriege im Rahmen der Kunst und Kultur ihrer Zeit zu geben. Schon
bei den ersten vorbereitenden Schritten ergab sich der naheliegende Wunsch
und im Hinblick auf die begeisterte Zustimmung aller an den Freiheitskriegen
beteiligt gewesenen Völker und Länder die Möglichkeit, der Ausstellung
einen diese Beziehungen, Verbindungen und gemeinsamen Wirkungen um-
spannenden Rahmen zu geben. So hat man in der Ausstellung nicht nur
einen deutlichen, in vieler Hinsicht völlig neuartigen Eindruck des geistigen
Lebens jener Epoche empfangen, man sah auch die gesamte antinapoleonische
Welt in Wehr und Waffen, in ihren Führern und in allen Graden und Arten
ihrer organisierten und freiwilligen Widerstandskraft und Siegeszuversicht
vor sich. Es hat nie eine Ausstellung gegeben, welche eine der gewaltigsten,
schicksalsreichsten Epochen der Weltgeschichte in so anschaulich lebendiger,
erhebender und zur Selbstbesinnung mahnender Weise uns vor Augen
geführt hätte.
In drei großen Abteilungen waren die Erinnerungen zunächst an die
leitenden Männer, die Fürsten, Staatsmänner, Heerführer und geistigen
Führer der verbündeten Staaten und Völker, sodann an das Heereswesen
dieser Staaten und Napoleons, ferner an die Ereignisse vom Ende des Feld-
zuges nach Rußland im Jahre 1812 bis zum zweiten Pariser Frieden von
1815 vereinigt; die vierte Abteilung schließlich bot Einblick in das bürger-
liche Leben der Zeit, ihre Kultur, ihre Kunst und das Kunsthandwerk. Daß
in einer der Erinnerung an den bis dahin größten Krieg der Welt gewid-
meten Ausstellung der Geschichte der Uniformen und Bewaffnung der
breiteste Raum zugewiesen war, ist selbstverständlich. Nicht so feststehend
von vornherein war aber die Lösung dieser Aufgabe, die unübertroffen und
für I-Ieeresmuseen mustergültig genannt werden muß. Die Textabbildungen
Raum Preußisches I-Ieerwesen, 16 und 17 Schweden, 20 Österreich,
22 Sammlung des Wiener Malers Hollitzer, 24 Russische Abteilung,
30 Bayern, 37 bis 40 Sachsen und Braunschweig zeigen dies aufs deut-
lichste.
Wenn auch selbstverständlich das Material, dessen Aufsuchung und
Aufsammlung eine Unsumme mühevoller und zeitraubender Arbeit er-
heischte, nicht vorlag, als der Plan des Ausstellungsgebäudes durchberaten,
festgelegt und ausgeführt wurde, so waren doch die Richtlinien dieser Auf-
sammlung und die Übersichten über das zu Gewärtigende vorhanden, als
jener Plan ausgearbeitet wurde, und so konnte man sagen, daß hier, wie bei
keinem anderen ähnlichen Anlasse, das Ausstellungsgebäude für die Ausstel-
lungsgegenstände geschaffen und nicht diese einfach in ein ohne Beziehung
auf sie hergestelltes Gehäuse schlecht und recht eingefüllt worden sind. Ein
Idealfall, wie er für Ausstellungen sonst nie, aber auch für öffentliche
Sammlungen kaum je sich ergibt.
Die Vorarbeiten organisatorischer und wissenschaftlicher Natur haben
zwei Jahre gedauert, eine knappe Frist für ein so gewaltiges Unternehmen,
das ungezählte Tausende von Objekten umfaßte. Daß der Katalog nicht
rechtzeitig fertig wurde, war kein Wunder und nicht ungewöhnlich; die
geleistete Arbeit hat den Veranstaltern und ihren Mitarbeitern, den Direk-
toren des schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Altertümer,
Dr. Masner und Dr. Seger, den Direktorialassistenten Dr. Buchwald und
Die Breslauer historische Ausstellung igxg. Raum Preußisches Heereswesen
Dr. Hintze, den Direktoren des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek
Dr. Wendt und Dr. Hippe, dem Direktorialassistenten am schlesischen
Museum der bildenden Künste Dr. Lindner und Dr. Sörrensen, Hilfsarbeiter
am Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin, allgemeine Anerkennung und Dank
gebracht, der auch nach Erscheinen dieses Werkes wiederholt werden muß.
Sie fanden von österreichischer Seite bereitwillige tatkräftige Unterstützung
durch den Direktor des k. u. k. I-Ieeresmuseums Artillerieoberingenieur
Dr. john und Kustos Regierungsrat Dr. List, ersten Autoritäten auf ihrem
Fachgebiete. Direktor Masner, die Seele des Unternehmens, ein Österreicher,
der durch zwölf jahre unserem Institut zugehörte, hat bei verschiedenen
kulturgeschichtlichen Ausstellungen des darin vorbildlich gewesenen Öster-
reichischen Museums, so vor allem auch bei der Wiener Kongreß-Aus-
stellung mitgewirkt und Gelegenheit gehabt, die österreichische Ausstellungs-
technik bei dem großzügigen Breslauer Unternehmen in bis dahin uner-
reichtem und nicht leicht wieder erreichbarem Maßstabe und Umfange aufs
glänzendste zu verwerten. Das Werk bietet freilich nur ein schwaches
Abbild der Fülle und des Glanzes der Ausstellung und der von Masner
geleisteten, mühevollen und eindringenden Arbeit.
Daß die Tafeln fast ausschließlich für die Wiedergabe von Bildnissen
von ungleichem künstlerischem Werte und vornehmlich gegenständlichem
Interesse vorbehalten blieben, mag fürs erste befremdend wirken, doch
wurde durch die zahlreichen Textillustrationen mit der Wiedergabe vieler,
wenn auch nicht aller Räume mit einem Teile der kunst- und kulturgeschicht-
lich wichtigen Gegenstände dem hierauf besonders gerichteten Interesse
der Ausstellungsbesucher und aller jener, die sich nachträglich belehren
lassen wollen, Rechnung getragen. Hierin und in der Textbeigabe, welche
sich auf einen Rundgang durch die Ausstellung und eine Beschreibung
der Tafeln beschränkt, unterscheidet sich das Werk grundsätzlich von
unserem Kongreß-Werke, das sich die Aufgabe gestellt hat, die künstlerische
Kultur der Zeit in Wort und Bild darzustellen.
Die von den Herausgebern festgehaltene Aufteilung des Ausstellungs-
materials nach Staaten und Ländern, deren Reihenfolge durch einzelne
Haupträume unter Zusammenfassung der Darstellung bestimmter Ereignisse
und ihres Zugehörs an Bildern, Geräten, Uniformen, Kostümen und hand-
schriftlichen Überlieferungen unterbrochen war, machte dem Fachmann
den Überblick über das Zusammengehörige nicht eben leicht, hat aber
zweifellos der großen Mehrzahl der Besucher, welche allgemeine Belehrung
und in diesem Falle nationale Erhebung aus der Fülle des Gegenständ-
lichen anstreben und sich durch strenge Systematik ermüdet fühlen, gerade
das Richtige und Zweckentsprechende geboten. An sie in erster Linie
will sich auch das Werk wenden. Es ist daher schwer, unter zusammen-
fassenden Gesichtspunkten der Veröffentlichung gerecht zu werden, wie sie
es wohl verdiente. So kommt der reiche Überblick, welcher durch die
Abteilung Keramik und Goldschmiedekunst in den Räumen 46 und 47 der
Ausstellung geboten war, in denen sich auserlesene Stücke des deutschen,
österreichischen und französischen Porzellans und eine Fülle der größten
Kostbarkeiten in Edelmetall vereinigt fanden, in dem Werke gar nicht zur
Geltung. Es ist zu bedauern, daß von diesen Gegenständen keine Sonder-
aufnahmen mit ausführlichen katalogischen Beschreibungen veröffentlicht
worden sind, wie es gewiß beabsichtigt gewesen und nur durch die infolge
der Kriegslage erzwungene Beschränkung der Veröffentlichung unterblieben
ist. Dasselbe ist unter anderem hinsichtlich jener reizvollen Ausstellung
zu sagen, die in dem Raume unter dem Titel Die preußische Königs-
familie" vereinigt war, wo sehr glücklich die Mitte zwischen einem Prunk-
und Museumsraum gehalten worden ist. I-Iier war an Berliner Porzellan
und Geräten Allerbestes zusammengestellt. Das hiehergehörige Eiserne
Kreuz-Service der Berliner Manufaktur, welches im Hohenzollern-Jahr-
buch 1914 beschrieben ist, ist zu unserer Freude in einer guten Abbildung
dargestellt. Ebenso erfreut die Wiedergabe des Salons des Feldmarschalls
Fürsten von Wrede aus dem Schlosse Ellingen, dessen Mobiliar, Stücke
m.
D.
1..
h.
von ausgezeichneter Arbeit und mustergültiger Einheitlichkeit, durch den
Tapissier Werner in Paris in den Jahren 1815 und 1816 ausgeführt worden
ist. Ebenso erfolgte die Wiedergabe des Musikzimmers, als eines Beispiels
der bürgerlichen Wohnkultur einer größeren deutschen Provinzialstadt",
mit vollständiger Wandverkleidung in weißlackierter I-Iolzarchitektur mit gelb
bemalten Leinwandfeldern und eingebauten Spiegeln. Das Interieur stammt
aus einem Hause der Antonienstraße in Breslau und ist 1819 angefertigt
worden. Mit großer Geschicklichkeit hatte man die Schwierigkeiten der
Aufstellung von Frauenkostümen dadurch umgangen, daß man ein Mode-
magazin einrichtete, durch dessen Glasscheiben man Einblick in den mit
Toiletten, Hüten, Schmuck, Fächern, Stickereien und anderen einschlägigen
Dingen vollgefüllten Laden nehmen konnte. Auch hievon gibt das Werk
eine gute Abbildung, aber leider sind Beispiele dieser Kostüme und mo-
dischen Einzelheiten nicht wiedergegeben. Dasselbe, was von Keramik und
Goldschmiedekunst gesagt wurde, gilt auch von den Münzen und Medaillen,
von den Prachtwaffen, wie von den zahlreichen auserlesenen Gläsern, den
Bronzen, Zinn- und Eisenarbeiten, von welch letzteren wir besonders das
Fehlen von Abbildungen und Beschreibungen der Berliner und Gleiwitzer
Eisengußarbeiten bedauern, die für uns heute wieder anregend geworden
sind.
Eine Angelegenheit für sich bildete die Belehrung und Erhebung,
welche von der Gedenkhalle Raum 43 ausgegangen ist. Sie war in ihrer
ganzen Anlage, Stimmung und Ausstattung von tiefster Wirkung, geweiht
der Erinnerung an die gefallenen Helden; und es ist ein glücklicher Gedanke
gewesen, den starken Eindruck, der von diesem Raume ausging, an das
Ende der Säle unter die letzte Kuppel des Ausstellungsgebäudes zu ver-
legen. In die Mitte war ein Abguß des Scharnhorst-Denkmals gestellt, am
Kuppeltambour waren in klarer ornamentaler Schrift die Namen hervor-
ragender Todesopfer der Feldzüge 1813 bis 1815 in zeitlicher Angabe der
Schlachten und mit gleichmäßiger Berücksichtigung der deutschen, öster-
reichischen, russischen, schwedischen und englischen Verluste angebracht.
Von tiefer Wirkung und vorbildlich auch für unsere Tage sind die zahlreichen
Gedenktafeln für die Gefallenen aus schlesischen Stadt- und Landkirchen,
der Breslauer Synagoge und der Universität; ihre Schlichtheit spricht auch
heute und gerade heute in der so nahe verwandten Lage, in welcher wir
uns befinden, vernehmlicher und ergreifender zu uns als die großartigen
Monumente, mit welchen auch jene Zeit nach dem Kriege hervorzutreten
liebte. Die Textillustration erneuert die Erinnerung an diesen wundervollen
Raum.
Die starke Betonung der zeitgenössischen Porträtkunst in der Aus-
stellung, welche fast ausschließlich die Tafeln des Werkes ausfüllt, wurde
im Ausstellungsprogramme wie in der Veröffentlichung damit begründet,
daß sich letzten Endes ja alle Geschichte um Namen ranke. Damit war
auch ausgesprochen, daß die Anlegung eines einheitlich künstlerischen
Maßstabes an diese Bilderreihen nicht beabsichtigt war. Immerhin ver-
mittelte die Ausstellung und bietet nun auch das vorliegende Werk die
Kenntnis einer großen Zahl ausgezeichneter Bildnisse, welche wieder
zeigen, daß die Porträtkunst, im großen und kleinen Format, im Zeitalter
der Befreiungskriege und darnach alle anderen Zweige der Malerei über-
treffen hat. Daneben sah man eine Reihe ausgezeichneter Plastiken.
Auch hier kann es uns darauf nicht ankommen, in Einzelheiten ein-
zugehen. Hervorgehoben aber sei, daß neben vielem Bekannten, auf Aus-
stellungen Gewesenem und sodann Veröffentlichtem manch neuer Beitrag
zur Kunstgeschichte der Zeit dargeboten worden ist. Wieder sah man den
merkwürdigen Amerling Kaiser Franz, Tafel sodann Talleyrand von
Gerard Tafel LXVII, dieses in Technik und Charakterisierungskunst un-
übertroffene Meisterwerk, das unseres Wissens auf der Wiener Kongreß-
Ausstellung zum erstenmal vor die Öffentlichkeit kam und im Kongreß-Werke
ausgezeichnet wiedergegeben ist. Ebenso das merkwürdig flaue Bildnis des
Kaisers Franz und das farbenkräftig leuchtende durchgeistigte Porträt
Metternichs von Lawrence Tafel XLIX und LII. Das Beste von der Hand
dieses Modekünstlers der Kongreßzeit, der aber als ein echter Schüler des
großen Reynolds weit mehr war, als man heute unter einem Modemaler
versteht, war das Gentz-Bildnis Tafel LIII. Von den Werken Gerards
Die Breslauer historische Ausstellung 1gr3. Raum 1B Erzherzog Karl
verdienen an erster Stelle genannt zu werden das Porträt des Prinzen
Wilhelm des Älteren von Preußen Tafel VIII und vor allem das Bernadottes
Tafel LXI. Isabey war durch die den Wiener Kunstfreunden bekannten
Kleinbildnisse Napoleons und Maria Luisens vertreten Tafel LXVII und
LXVIII, welche aus dem Besitze des Erzherzogs Rainer stammen, eigentlich
recht wenig erfreuliche Werke, die allen Duft und Reiz der Isabeyschen
Technik vermissen lassen. Krügers Gneisenau Tafel XV und von der
Marwitz Tafel XXI, letzteres Bild eine feine Tuschzeichnung des auf der
Berliner jahrhundertausstellung erst wieder zu Ehren gekommenen Künst-
lers, von Graff die Elisabeth von der Recke Tafel XL, von Kügelgen das
wundervolle Selbstbildnis Tafel XLI, von W. von Schadow das liebliche
Porträt der Adelheid von Humboldt Tafel XXXVI, der Fürst Wrede von
Stieler Tafel XLIII, Jagemanns Prinzessin Karoline von Weimar Tafel
XLVIII, die Bilder von Schmeidler, Lieder ein sehr gutes Porträt Fried-
rich Wilhelms III., Tafel II, von Gröger Blücher, Tafel XII, Herrmann,
Steuben, G. Dawe Tafel LIX und LX die russischen Generale Osten-
Sacken, Wintzingerode und Wingenstein, von Darbes Prinzessin Luisc
Dorothea, Tafel XI, von der Le Brun Kaiserin Elisabeth von Rußland.
Tafel LVI, sowie die ausgezeichneten Miniaturen von Hummel aus der
Sammlung Figdor und Bossis Serie schwedischer Persönlichkeiten standen
obenan und machten die Wanderung durch die fast endlose Porträtgalerie
zum Genusse. Rauch dominierte die Plastik durch den wahrhaft formstarken,
181! nach dem Leben modellierten Porträtkopf Friedrich Wilhelms III.
und Yorks Tafel III und XVI und in der reichlich vertretenen Medailleur-
kunst der Zeit konnte kein Künstler heran an Leonhard Posch, den
Österreicher, der der Berliner Porzellanfabrik wie dem Berliner Eisenguß
die größten Dienste geleistet hat und verdient, auch in Österreich wieder
zu Ehren gebracht zu werden Tafel LXV und LXVI. All dies kommt
in dem Werke entsprechend zur Geltung dank. den durchwegs ausge-
zeichneten Aufnahmen der Firma van Delden Götz in Breslau und den
meisterhaften Kupfer- und Lichtdrucken von Meisenbach, Riffarth Co.
und A. Frisch in Berlin. Tafeln und Textillustrationen müssen ersetzen,
was der Text selbst uns leider schuldig geblieben ist, obwohl die mit dem
fast unerschöpflichen Material der Ausstellung so innig vertrauten Heraus-
geber uns und der Nachwelt soviel hierüber hätten sagen können. Aber
auch für das, was sie geboten haben, und dafür, daß dieses Denkmal einer
unvergleichlich großartigen, unvergeßlichen Leistung in dieser so furcht-
bar schweren Zeit überhaupt geschaffen worden ist, verdienen sie unseren
aufrichtigen Dank.
DAS STEIRISCHE GOLDSCHMIEDEHAND-
WERK BIS ms XIX. JAHRHUNDERT 1. se-
VON JOSEF JOOS-WIEN so-
Jäifv- Ar?" NTER den uns bekannten altsteirischen Gold-
schmiedearbeiten finden wir keine so auserlesenen
Kunstwerke, wie sie die großen Goldschmiede-
stätten des alten deutschen Reiches, etwa Augs-
burg und Nürnberg oder Wien, hervorgebracht
haben.
Da die Steiermark an der äußersten Peripherie
des Reiches, entfernt von dessen materiellen und
geistigen Brennpunkten lag und bis gegen das
Ende des XVII. Jahrhunderts den räuberischen
Einfällen namentlich der Türken preisgegeben war; von den Landesfürsten
nur wenige im Lande lebten, also ein Kunst und Handwerk fördernder
Hof nur vorübergehend anwesend war und ein arbeitsfreudiges, frei sich
betätigen könnendes Bürgertum fehlte, konnte sich das Land nur langsam
entwickeln.
Die erste Blütezeit, namentlich der Landeshauptstadt, fällt in die
55 Jahre, während welchen die steirische Linie der Habsburger 1564 bis
1619 in Graz ihre Residenz aufgeschlagen hatte. Prunk- und kunstliebend
zogen sie, besonders Erzherzog Karl II. 1564 bis 1590 und seine aus dem
bayrischen Herrscherhause stammende Gemahlin Marie viele italienische
und deutsche Künstler und Handwerker ins Land. Mit dem Regentenhause
29
Die Breslauer historische Ausstellung xgxg. Raum 20 Österreich
wetteiferten die Stände des Landes mit ihren begüterten, von der großen
religiösen Bewegung des Reiches ergriffenen Adelsgeschlechtern und auch
die Bürger von Graz und den anderen Städten des Landes begannen sich
aus ihrer spießbürgerlichen Unfreiheit emporzurecken. Soviel tüchtige
Künstler und Handwerker, darunter auch Goldschmiede, wie damals gab es
bis ins XIX. Jahrhundert nicht im Lande.
Auf diese kurze Glanzperiode folgte eine lange Zeit der Stagnation,
der stillen Beschaulichkeit des Provinzlebens. Erst mit der Wende vom
XVIII. zum XIX.Jahrhundert wird es wieder langsam besser. Die Beseitigung
der Fesseln des Zunftzwanges wirkten auf das Handwerk belebend, fähige
und unternehmende Meister konnten nun leichter vorwärtskommen und es
begannen namentlich unter dem zielbewußten Patronat Erzherzog Johanns
die halbverschütteten Quellen des Reichtums der Steiermark wieder kräftig
zu fließen.
Nach dieser kurzen Einleitung wenden wir uns zum Goldschmiedehand-
werk des Landes, welches seinen natürlichen Mittelpunkt in der Hauptstadt
Graz findet. Wie fast überall, sind auch in Steiermark die ersten Nachrichten
über die Existenz von Goldschmieden sehr dürftig.
In Schenkungsurkunden des Klosters Admont Endet sich das erstemal
im Jahre 1x52 ein Goldschmied Fridericus aurifex" und bald darauf im
30
Jahre 1175 ein Silberschmied Fridericus argentarius", vielleicht beide
Mönche, als Urkundenzeugen genannt. Die nächsten Nachrichten bringen
uns mehr als 150 Jahre später die Rechnungen des Landschreiberamtes
von Steiermark und dem Ennstale, die uns erzählen, daß am 31. Mai 1332
der Grazer Goldschmied Johannes für ein Gebetbuch weiland des Herzogs
Otto gewogene Mark, der Grazer Goldschmied Paulus gewogene Mark
Lot und der Grazer Goldschmied Wurczlinus gewogene Mark Lot,
beide für weiland der Gemahlin Herzog Ottos gemachte, nicht benannte
Arbeiten erhalten haben. Wieder 70 Jahre später, von 1402 bis 1404, sehen wir
I-Iertlein den Goldschmied" als Stadtrichter in Graz tätig und im Jahre 1468
gestattete Kaiser Friedrich III. dem Goldschmied Jörgen Amelunkh zu
Graz mit allen Kaufmannswaren ein Jahr lang gegen Entrichtung von
Maut und Zoll Handel zu treiben".
Auch aus den kleinen, abgelegenen Städtchen des Landes sind uns aus
dieser frühen Zeit Goldschmiednamen erhalten geblieben, und zwar aus
Pettau einer vom Jahre 1311, aus Judenburg je einer aus den Jahren 1360,
1398 und 1486 und einer aus Bruck vom Jahre 1467. Judenburg soll im
XIV. und XV. Jahrhundert tüchtige Siegelstecher, das waren damals durch-
wegs gelernte Goldschmiede, besessen haben.
Dies sind fast die ganzen nennenswerten Nachrichten über steirische
Goldschmiede aus dem Mittelalter.
Erst in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts werden die über dieses
Handwerk erhalten gebliebenen Aufzeichnungen reichlicher und wir haben
von dieser Zeit an in den Ausgabenbüchern der steirischen Landschaft,
dann in den Jahrbüchern der kunsthistorischen Sammlungen des Aller-
höchsten Kaiserhauses und in den Akten des Statthaltereiarchives in Graz
wahre Fundgruben nicht nur für Goldschmiednamen, sondern auch für
viele interessante Mitteilungen über angekaufte größere Goldschmied-
arbeiten. Wir werden uns hier nur mit den Gegenständen beschäftigen, bei
denen auch die Erzeuger angegeben sind. Die erste diesbezügliche Nachricht
Endet sich in den Ausgabenbüchern der steirischen Landschaft vom Jahre
1552. Dort steht eingetragen Den 12. Tag Aprils im 1552. Jahr bezahlt ich
Achazen Khoppenjäger, Goldschmid und Bürger zu Gräz, umb daß er einer
ehrsamen Landschaft ain Khopf oder zwei gepussert und gemacht, welche
Khunig Maximilian verehrt sullen werden, ßü." Von diesem Meister
erfahren wir aber auch noch aus. Wichners Kloster Admont in Steiermark
und seine Beziehungen zur Kunst", daß er im Jahre 1558 für den Abt Valentin
zwei mit Silber beschlagene Gürtel um 23 für und einen silbernen Becher
um 17 geliefert hat.
Eine andere sehr bemerkenswerte Aufzeichnung ist in den Jahrbüchern
der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, 15. Band,
enthalten. Regest 11826 vom 24. März 1553, Graz" meldet, König Ferd. I.
ernennt in Anbetracht der Erbarkeit, Schicklichkeit, Erfarnheit und Kunst,
damit uns Ulrich Schwaiger und seine Gebrüder, nemblich Gregor, Clement,
Die Breslauer historische Ausstellung 1913. Raum 24 Russische Abteilung
Stefan und Christof die Schwaiger, im Goldschmiedhandwerk, auch Sigl-
schneiden und Abgießung allerlei Tier, Gewechs und dergleichen Sachen
beruemt und erkendt sein, dieselben zu seinen und seiner Söhne Diener und
Hofgoldschmied, welche überall, wo sich der königl. Hof aufhalte, ihr Hand-
werk treiben dürften und verbietet allen Unterthanen des Reichs, namentlich
den Goldschmiedrneistern, sie daran zu verhindern."
Von anderer Seite wird uns die Mitteilung, daß Ulrich in Augsburg seine
Werkstätte aufgeschlagen hatte, während wir aus den Ausgabenbüchern der
steirischen Landschaft vom Jahre 1573, F01. 89, ersehen, daß am 3. Septem-
ber 573 dem Meister Clement Schwaiger d. Herr Einnehmer auf d. Herrn
Verordneten Ratschlag zu Machung einer ehrsamen Landschaft Wappen in
ain gulden Credenz, so man der erzherzoglichen Durchl. Erzherzog Ferdi-
nanden verehrt, zehen Cronen zuegestellt hat. Id est 15 fl. zo ü."
Eine ganz besonders interessante Post reproduziere ich aus den Aus-
gabenbüchem der steirischen Landschaft vom Jahre 156r, Fol. 112. Sie
lautet wörtlich Maister Thomas Zinsstag, Goldschmidt und Bürger zu Grätz
hat den Herrn und Landleuten ain silberen vergülten Pecher gemacht,
welcher meinen günstigen Herrn Landtshauptmann, Hansen Herrn von
Scherffenberg von ainer ehrsamen Landschaft werd verehrt werden. Darzue
Ime Goltschmidt erstlich Anderhalbhundert Taller zuegestellt. Die haben
gewegen 15 March Lot Quintel. Und darzue hat der Goltschmidt geben
Lot und ain I-Ialbes, hat also der Pecher außer der Vergültung gewegen
15 March 12 Lot. Zu solchen Pecher 32 Dukaten zen vergulten und für Macher-
lon 30 Pfund Pfennig geben. Tuet also alles'in ainer Summa 264 LT Schilling
24 Pfennig. Grätz, d. 9. Dezember 1561. Id est 264 17' und 24 ü."
Dieser 4'5 Kilogramm schwere Prunkbecher würde, wenn er noch vor-
handen wäre, als besonders lauter Zeuge der steirischen Goldschmiedekunst
damaliger Tage auftreten können. Leider sind alle Nachforschungen nach
ihm bis jetzt resultatlos geblieben und er hat wahrscheinlich, wie so viele
andere Edelmetallgeräte, bei einer der von der Regierung anbefohlenen
Gold- und Silberablieferungen in den Schmelztiegeln der Münze sein Ende
gefunden.
Das Geschlecht der Scherffenberge ist in der männlichen Linie im
XIX. Jahrhundert ausgestorben und der im Besitze der freiherrlichen
Familie Gödel-Lannoy in Marburg sich befindende Scherffenberg-Becher,
ein Meisterstück der Goldschmiedekunst, der auch in C. Lachers Kunst-
gewerbliche Arbeiten aus der kulturhistorischen Ausstellung zu Graz vorn
Jahre 1883" abgebildet ist, trägt das Nürnberger Beschauzeichen und wiegt
nur 1'o5 Kilogramm. Er kann also der gesuchte Becher nicht sein. Ich habe
aber im Ausgabenbuch der steirischen Landschaft vom Jahre 1579 6. Fe-
bruar 1580, Fol. 81, nachfolgende Post aufgefunden I-Iieher stelle ich auf
d. Herrn Verordneten Ratschlag in Ausgabe 178 fl. m7, so umb die Trink-
geschirre, welche eine ehrsame Landschaft Herrn I-Iansen von Scherffenberg
als gewesten Landtshauptmann zu Steyer umb einen lange würigen Dienst
willen zu verehren gewilligt worden." Vielleicht ist der Marburger Becher
auf einen dieser zwei Becher zurückzuführen. Da mir die Beilagen zu den
Ausgabenbüchern der steirischen Landschaft nicht zugänglich waren, mußte
ich meine Nachforschungen einstellen. Ein anderer, jedenfalls tüchtiger Gold-
schmied, namens Anton Abunt in Graz, arbeitete im Jahre 1575 die Contre-
feits des erzherzoglichen Ehepaares Karl II. und Marie in ain silbern, ver-
guldtes Kästl ein und erhielt hiefür 80 5.". Über einen sicher erstklassigen
Grazer Hofgoldschmied finden wir im Grazer Statthaltereiarchiv mehrere
Nachrichten. Konrad Stierl, I-Iofgoldschmied in Graz, sagt in einem Bitt-
gesuch um eine Gnadengabe im Jahre 1612, daß er von Augsburg nach
Graz als I-Iofgoldschmied berufen worden war, viele Arbeiten für viele
Potentaten geliefert und in einem Streitfalle sein Vermögen von 5000 Gul-
den verloren habe. Er sei jetzt 80 Jahre alt, arm, krank, gebrechlich, ver-
waist und ein ganz verlassener Mann. Die Hofkammer kann nun nirgends
finden, wann er I-Iofgoldschmied geworden war und auch von einem Frei-
brief oder einer Besoldung fand sie nirgends etwas aufgeschrieben. Der
Bittsteller bekommt am 18. April 1612 eine Gnadengabe von 20 H. und im
folgendenjahre wird ihm vom Erzherzog Ferdinand die freie Wahl gelassen,
eine Pfründe im Hospital oder 30 kr. wöchentliche Provision bis zu seinem
Ableben zu nehmen. Konrad Stierl entscheidet sich für das Letztere. Laut
Totenbuch der Stadtpfarre Graz ist er am 14. Februar 1615 gestorben.
33
Anfügen muß ich hier, daß in den Jahren 1567, 1576 und 1581 ein Gold-
schmied Konrad Stierlin in Augsburg lebte, der für den Markgrafen Karl
von Baden eine größere Arbeit machte. Vielleicht Endet ein ausdauernder
Forscher einen Zusammenhang zwischen diesen beiden aus Augsburg
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stammenden Goldschmieden und vielleicht ist auch der in den Jahrbüchern
der kunsthistorischen Sammlungen im Regest 12177 vom 3. Jänner 1594,
Graz" genannte Hoftischler Matthias Stierl, der zum fürstlichen epitaphio
in der St. Egydikirchen einen Rahmen gemacht" und dafür eine Nach-
zahlung von 73 H. ßü erhalten hat, ein naher Anverwandter unseres
Grazer Hofgoldschmiedes.
Die Breslauer historische Ausstellung xgxg. Raum 37 bis 40 Sachsen und Braunschweig
vollständig nachgehen, weil er bis zum Jahre 1600 Protestant war und mir
die protestantischen Pfarrmatriken im Grazer Landesarchiv nicht zugäng-
lich waren. Aus den katholischen Matriken der Stadtpfarre Graz erfahren
wir, daß am 21. Nov. 1616 der edl und veste Simon Walthasar, Ihrer
Fürstl. Durchl. Diener und Münzmeister alhie mit weiland auch des edl und
vesten H. Hans Praunen nachgelassenen Witwe, Frau Leonore, geb.
Scheichenstullin, zusammen geben worden ist daheimb im Hause". Vom
Landesfürsten bekam er bei dieser Gelegenheit das übliche Hochzeitspräsent
im Werte von 20 fl. Ein Jahr darnach muß er Ende 1617 oder am Anfang
des Jahres 1618 gestorben sein, weil in einem Guetbedunken dervRegierung
und Hofkammer in Graz" über einen Rechtsstreit, den die Witwe wegen
eines strittigen Clainoths" führen mußte, am 15. September 1618 gesagt
wird, daß ihr Mann nach der ersten Tagsatzung in eine unversehen schwere
Laibsschwachheit gefallen, in so er endlich verblichen". Über die Tätigkeit
Simon Balthasars sind uns folgende Nachrichten erhalten Im Jahre 1582
hatte er für den Abt Johann von Admont einen Tisakhen" Gürtel? zu
beschlagen, daran Khnöpfl" und Khleblein" anzubringen, ferner drei Löffel
und eine Pirn" zu vergolden. Den 20. März 1600 arbeitet er vier Insiegl"
für den Erzherzog Leopold, Bischof von Passau, und bekommt hiefür
200 H. Rh. Am 12. Mai 1600 erhält er als landschaftlicher Münzverwalter
für x40 guldin Ehrpfennige" vom Hofpfennigmeister 28 H. Arbeitslohn. Die
Ehrpfennige sind offenbar zur Verteilung bei den Vermählungsfeierlichkeiten
des Erzherzogs Ferdinand bestimmt gewesen und wogen 140 Dukaten.
Nachdem Simon Balthasar zirka Jahre provisorischer Münzverwalter
gewesen war, nahm ihn die steirische Landschaft im Jahre 1602 zur
besseren Ordnung des Münzwesens" zum definitiven Münzmeister auf und
motivierte dies mit den Worten Da er für ain erbarn, aufrechten Mann
belobt ist". Er möge sich vor unpassierlichen Abgang und übermäßigen
Vortl wol hüten". Zwei Jahre später, im Jahre 1604, hält er um die vakante
Wiener Münzmeisterstelle an und klagt in seinem Gesuche Er sei seit
Jahren im Grazer Münzarnt in Diensten, habe aber trotz wiederholtem
Anlangen keine Instruktion und keine Amtsbesoldung von der Landschaft
erhalten können"; Darbej? er dann anders nichts als große Sorg und seines
armen Weibes und seiner Kinder höchstes Verderben zu gewartten habe."
Da wir ihn später noch immer als Grazer Münzmeister antreffen, hat er die
Wiener Stelle nicht bekommen. Im Jahre 1607 hören wir wieder von ihm, daß
er für Anfertigung eines Hofkammersiegels 44 H. 30 kr. und ein Jahr später
für Lieferung verschiedener Amtspötschaften" 28 H. ausgezahlt erhalten hat.
Endlich am I8. November des Jahres 1607 beim Übergang der land-
schaftlichen Münze an den Landesfürsten bekam er die gewünschte Münz-
ordnung und seine Besoldung. In der Münzordnung heißt es über ihnz"
Anfänglich ist vor allem notwendig, daß das Münzmeisteramt einer quali-
Hcierten, der Feuerarbeit erfahrnen, geschwornen Person vertraut werde;
dazu ist nun von uns Simon Balthasar, hier als Goldschmidt berühmt, beeidet
und aufgenommen worden." Weiter lesen wir Und weil das Münzwesen
in geringer Arbeit und kleinen Silbergefällen ist, so wird dem Münzmeister
aus allerlei Bedenken und damit er nebstbei sein Handwerk verrichten kann,
für seinen ordinaren Unterhalt oder Besoldung 300 H. samt Holz und Licht
bestimmt, die er jährlich und quatemberlich aus dem Einnehmeramt bezieht."
Wenn er bei der Jahresrechnung gezeigt hat, daß er seinen Fleiß, Mühe
und Kunst zur allseitigen Hebung des Münzwesens angewendet hat, soll er
alsdann eine Ergötzlichkeit zu gewarten haben." Die Erlaubnis des Landes-
fürsten, sein Handwerk neben dem Münzmeisteramte betreiben zu dürfen, muß
hier besonders unterstrichen werden. Hiemit ist aber die Vertrauensstellung,
die unser Meister sowohl bei der Landschaft wie auch bei der Regierung inne-
hatte, nicht erschöpft, denn wir finden in den Grazer Hofkammerakten vom
Juni 1615 einen Auftrag an den Pfennigmeister, dem Simon Balthasar zur
Besichtigung eines Bergwerks bei Rottenmann 50 fl. Zehrung auszuzahlen.
Zum Nachfolger im Münzmeisteramte in Graz wird der Sohn des Ver-
storbenen, Wolfgang Wolf Balthasar, ebenfalls ein gelernter Goldschmied,
aufgenommen, der schon bei Lebzeiten des Vaters im Münzamte tätig
Siehe Mitteilungen des Klubs der Münz- und Medaillenfreunde in Wien", II. Jahrgang, 1891, Seite gn.
"Kleine Beiträge zur Münzkunde des Kronlandes Steiermark" von Th. Ungar.
37
gewesen ist. Im November x6r9 wird er nach befriedigenden Leistungen
zum völligen Münzmeister conürrniert", aber schon nach zwei Jahren im
Dezember 1621 seines Dienstes lizensiert". Wir finden seinen Namen aber
noch lange in den Hofkammerakten und hören, daß er im Jahre 1629 eine
äis
slsi
Die Breslauer historische Ausstellung 1913. Raum 43 Gedenkhalle
Hütte bei Peggau besaß, von der er das erhandelte Münzgekrätz in das Grazer
Münzamt abzugeben hatte. Im ahre 1636 Finden wir ihn als Besitzer eines
Streckhammers bei Frohnleiten" und eines Wäschwerks". Zweijahrzehnte
später taucht noch ein Georg Balthasar, Goldschmied in Graz, auf, von dem wir
nur wissen, daß er in die 10 Jahre lang als Geselle in Graz in Arbeit gestanden
und als Meister wenig Arbeit und daher auch keinen Gesellen gehabt hat.
Wir wenden uns nun der beachtenswertesten Goldschmiedfamilie der
damaligen Zeit zu, über welche Wastler in den Mitteilungen des historischen
Vereins von Steiermark", Band 35, Seite 151 bis154, eine längere Studie gebracht
hat. Diese Familie, die Zwigotts Zwjigoth, Zwiget, Zweygat, hat uns wahr-
scheinlich den fähigsten aller steirischen Goldschmiede, den Hans Zwigott,
geschenkt, von dem alle späteren uns bekannten Goldschmiede und Maler
dieses Namens abstammen dürften. Er ist uns durch seine Arbeiten und die
Nachrichten über sein Familienleben vom Jahre 1577 bis zu seinem im Jahre
1618 erfolgten Hinscheiden gut bekannt. Knapp neben dem alten Münzhause
in der Hofgassen" besaß er ein Haus, das im Jahre 1622 zur besseren
Accomodierung des Hofpfennigmeisteramtes und des kaiserlichen Münz-
wesens angekauf worden ist. Als Münzeisenschneider der damals bis 1607
von der Landschaft betriebenen Münze bekam er jährlich 80 fi. fixe Bezüge
und wir wissen, daß ihm die Landschaft noch im Jahre 1617 eine Gnaden-
gabe von 100 fl. reichen ließ. Unter dem 5. April 1593 findet sich im land-
schaftlichen Expeditionsbuche in der knappen Stilisierung der dort notierten
Erlässe und Schriftstücke An Herrn kais. Reichshoflagerkanzler der
Herrn Verordneten Interzession für Hans Zwigott um Erlassung der Taxe
um sein erlangtes Wäppl." Es scheint hiemit, daß unserem Meister das
Führen eines Wappens gestattet worden ist, um dessen Taxerlassung die
Verordneten sich verwendet haben. Am 31. Juli 1600 befand er sich mit
mehreren anderen Goldschmieden im Namensverzeichnis der ungehorsamen
protestantischen Bürger und Inwohner von Graz, die wieder katholisch
werden sollten oder innerhalb Wochen und Tagen das Land verlassen
mußten". Da wir ihn später in den katholischen Stadtpfarrmatriken wieder
vorfinden, so wird er gleich vielen anderen der Auswanderung die Rück-
kehr zur katholischen Lehre vorgezogen haben.
Am 18. Jänner 1616 starb ihm seine Hausfrau und am 13. März 1618
legte auch er sich nach einem arbeitsreichen Leben zur ewigen Ruhe hin,
was in den katholischen Sterbematriken mit den lakonischen Worten ver-
zeichnet steht Am 15.f3. der alte Zwigott" bestattet. Er hinterließ drei
Söhne Andreas, Paul und Jakob, von welchen der erste und letzte Gold-
schmied, der mittlere aber Maler war und über die später Näheres berichtet
werden soll.
Von Hans Zwigott sind so viele Arbeiten bekannt, daß ich hier nur die
hervorragendsten anführen kann. Als erste bedeutende Leistung nenne ich
einen goldenen Ehrpfennig mit Kette, welche die drei Länder Steiermark,
Kärnten und Krain der Erzherzogin Maria zu ihrer Niederkunft im Jahre 1577
verehrten, die 21 M. 10 L. wogen. Unser Meister wird mit dieser Arbeit von
der steirischen Landschaft betraut und schrieb bei der Ablieferung an die Be-
steller nachfolgendes Brieflein, welches uns bis heute erhalten geblieben ist
Wollgeborn, edl gestreng, gnedig und gebiettund Herrn! Nachdem
Euer Gnaden und Herrn den gulden Erpfeüig empfangen, welicher gewegen
21 M. 10 L., thuet 1730 Dukaten, bringt der breichig Macherlon, welches
Im Jahre 1578 finden wir wieder mehrere größere Arbeiten von unserem
Meister in den Ausgabenbüchern der Landschaffverzeichnet. Am 20. Juni
bekommt er für eine goldene Kette mit goldenem Pfennig, welche der Landes-
ausschuß am jüngst gehabten Landtag zu Bruck Herrn Ritter Hans Fem-
berger verehrt hat, 326 H. zßän- Bald darauf am I0. Oktober erhält er von
der Landschaft für zwei Pottenbüchsen H. 4th? und am 27. November für
einen goldenen Pfennig, welchen die Lande dem Ihr. fürstl. Durch. Rat
und Hofsekretario I-Iansen Vetter am Pruggerischen Landtag" verehrthat,
20 H. Am 20. Dezember desselben Jahres empfängt er für ein von der Land-
schaft des I-Ierzogtums Steyer dem Freiherrn David Ungnad zu verehrendes
goldenes Trinkgeschirr 626 gewichtige Dukaten in Gold und dazu 40 fl.
Macherlohn, gibt II 35 H. ßü. Als Nachtrag für diese Arbeit bekam er im
nächsten März noch 27 H. Eine sich von 1577 bis 1598 jährlich wieder-
holende Arbeit waren die Ehrpfennige, welche die steirische Landschaft
für die von ihr errichtete protestantische Stiftsschule in Graz prägen ließ.
An dieser Schule wurde der vorwiegend protestantische Nachwuchs des
steirischen Adels für den Besuch der Universität vorgebildet und am
Schlusse des Studienjahres wurden die besseren Schüler durch Verleihung
von Ehrpfennigen ausgezeichnet, deren Prägestempel von Hans Zwigott
geschnitten worden sind.
Die Ausgabenbücher der steirischen Landschaft und die Ratschläge
auf die eingereichten Rechnungen der Münzbeamten belehren uns über das
Aussehen und den Wert dieser Denkpfennige. Sie waren aus Pagament-
silber hergestellt und wurden, wie es scheint, mit zeitweiligem Beibehalt
der Bildseite, aber Veränderung der Jahreszahl oder Schriftseite alljährlich
erneuert. Es sind in den 31 Jahren des Bestehens der Stiftsschule etwa
2600 Stück zur Verteilung gekommen. Es gab von diesen Ehrpfennigen
vier, in manchen Jahren aber nur drei verschiedene Größen. Die großen
Dickpfennige mit einem Durchmesser von 26 Millimeter und einem Gewichte
von x4'2 Gramm im Werte von 35 Kreuzer hatten auf der einen Seite den
steirischen Panther, auf der zweiten Seite über einem flammenden Herzen
ein offenes Evangelienbuch, auf dessen aufgeschlagenen Seiten Schrift-
züge und ein Kruzifix zu sehen waren, überragt von einem Zweig mit drei
Rosen.
Die Umschrift und das Bild sind eine Anspielung auf die religiösen
Zeitereignisse, die Freude über das Zugeständnis, welches soeben die
Geduld und Zähigkeit der evangelischen Landstände dem Landesfürsten
abgenötigt hatte, eine Verewigung der Brucker Zusammenkunft. Die im
steirischen Landesarchiv liegende Eingabe des Münzeisenschneiders Zwigott
vom Jahre 1578 erwähnt ausdrücklich die 20 großen Dickpfennige mit dem
Buch, die er in diesem Jahre an die Stiftsschule geliefert hatte, daher ist es
sicher, daß die Stempel dazu von ihm geschnitten wurden. Als seltener Dick-
taler findet sich ein Exemplar davon in der Münz- und Medaillensarnmlung
der kaiserlichen Hofmuseen in Wien. Die mittleren Pfennige haben auf
Die Breslauer historische Ausstellung xgx3. König Friedrich Wilhelm III. vor Paris am 30. März x814. Gemälde
von Zippel
der Reversseite eine Reisuhr Sanduhr, auf welcher eine brennende Lampe
steht, die kleineren das Bild des I-Ieilandes Salvator und die kleine vier-
eckige Klippe ein Kreuz.
Über diese Ehrpfennige spricht Arnold Luschin von Ebengreuth in der
Wiener Numismatischen Zeitschrif" vom Jahre 1877 in einer längeren
Abhandlung.
Eine andere bedeutende Arbeit finden wir in den Ausgabenbüchern der
steirischen Landschaft am 2. Mai 1585, Seite x24, Post 131, verzeichnet. Die
Landschaft hat dem Herrn Obristen windischer Grenzen, Herrn Ritter
Veiten von I-Iallekh zu Ranzenekh" für seine langwierigen getreuen Dienste
einen ganz gulden Pöcher verehrt".
I-Iiefür wurden I-Iansen Lasanz, einer ehrsamen Landschaft Münz-
meister", für Gold und Macherlohn gegen seine und Hansen Zwigott, Münz-
eisenschneider, Quittung 1000 H. ausgezahlt. Im jahre 1588 machte unser
Meister für den Dachreiter am Landhause in Graz ein Panteltier" und
einen vergülten Khnopf" und vergoldete die am Turm angebrachten zwei
drehbaren Kugeln, welche die Mondphasen anzeigten, mit 50 Dukaten.
Am 13. August desselben Jahres liefert er ein silbernes übergültes Trink-.
geschirr" in Form eines Panthertiers der Landschaft, welche es dem Herrn
Wilhelm von Gleispach, Obristen über das Landsaufpot zu Fuß auf seinn
Hochzeit" verehrt hat, um 110 H.
Aber nicht bloß die Landschaft, sondern auch der Landesfürst hat den
tüchtigen Meister vielfach mit Arbeiten betraut. So lesen wir in den Statt-
haltereiarchivakten in Graz, daß er im Mai 1591 vom I-Iofpfennigmeister für
das Vergolden von 30 Bronzesäulen zum Mausoleum des Erzherzogs Karl II.
in Seckau und für einen der Erzherzogin Maria gelieferten silbernen Weih-
brunnkessel 723 fl. I0 bekommen hat. Ein Jahr darnach erhält er für
einen silbernen I-Iofbecher, den er für einen beim I-Iochzeitsfeste des Frei-
herrn Karl von Harrach verlorengegangenen gemacht hat, und für einen
silbernen Löffel 21 H. Für die Abgießung von einem großen und vier mitt-
leren fürstlichen Insiegeln werden ihm im Dezember 1595 87 fl. 36 aus-
gezahlt. Anno 1601 hat er dem Erzherzog Ferdinand für das kapuzinerische
Kirchengepäu ein Bildnis gemacht", das Silber hiezu gegeben und das
Bildnis vergoldet, wofür ihm 30 H. gereicht wurden.
Auch von dem Abte Johann vom Kloster Admont hat der alte Zwigott
Hans in Gräz" im Jahre 1608 für acht kupferne vergoldete Becher 45 fl.
erhalten.
Die letzte bemerkenswerte Post, von der wir Kunde haben, ist vom
5. November 1609 im Ausgabenbuch der steirischen Landschaft verzeichnet.
Er hat für sie einen goldenen Pfennig gemacht, welcher dem Bischof zu
Lavant verehrt worden ist und für welche Arbeit der Meister 500 H. ßAV
rechnete. Die aufgezählten Arbeiten sind noch lange nicht alle, die von
diesem Meister in den Urkunden verzeichnet sind.
Mit Bedauern müssen wir konstatieren, daß es trotz eifrigem Nach-
forschen bis jetzt nicht möglich war, das Vorhandensein auch nur einer
seiner Arbeiten nachzuweisen. Auf jeden Fall aber mußte er eine größere
Werkstätte mit mehreren tüchtigen Gesellen gehabt haben, um den vielen
an ihn gestellten Ansprüchen genügen zu können.
Aber nicht nur seine vielfache Verwendung zur Schaffung von großen
Prachtstücken, die eine besondere Leistungsfähigkeit voraussetzen, spricht
für seine künstlerische Qualität, sondern vielleicht in erster Linie die
Beanspruchung durch das streng katholische, kunstsinnige und mit mehreren
I-Iofgoldschmieden versehene I-Ierrscherhaus.
Vielleicht gelingt es mit Hilfe dieser Veröffentlichung, die Aufmerk-
samkeit auf unseren Hans Zwigott zu lenken und dadurch eine seiner
größeren Arbeiten aufzufinden.
Wer Hans Zwigott als Münzeisenschneider studieren will, kann, wie
schon früher bemerkt wurde, in den kunsthistorischen Sammlungen des
Allerhöchsten Kaiserhauses in der Abteilung für Münzen und Medaillen die
dortliegenden großen" Ehrpfennige der Grazer evangelischen Stiftsschule
aus den Jahren 1578 und 158g, einige Kupferabschläge von solchen mit der
Reisuhr und verschiedene Raitpfennige aus dieser Zeit betrachten, die alle
gut erhalten sind und deren Münzstempel von ihm gearbeitet oder aus seiner
43
Die Breslauer historische Ausstellung xgxg. Einzug der drei verbündeten Monarchen in Paris am 31. März 1Bx4
Werkstätte hervorgegangen sind. Durch das freundliche Entgegenkommen
dieses Münz- und Medaillenkabinetts bin ich in die Lage versetzt, vier solche
Medaillen in Abbildungen zu bringen.
Andreas Zwigott, der älteste Sohn unseres eben besprochenen Künst-
lers, war bürgerlicher Goldschmied und Siegelschneider. Er starb am
23. November 166g.
Paulus Zwigott, der zweite Sohn des Hans Zwigott, war ein Maler und
starb schon am 2. August 1621. Jakob Zwigott, der dritte Sohn unseres
hervorragenden Meisters, war Hofgoldschmied in Graz und starb am
19. Mai 1648.
In einer Rechnung des Klosters Admont vom Jahre 1608 heißt es nach
Wichner dem jungen Zwigoth wegen gemachten Bischofstab 39 H. 45 kr."
Ob da Andreas oder Jakob Zwigott gemeint ist, kann nicht gesagt werden.
In den Raittungsbüchern der Abtei St. Lambrecht finden wir, daß Jakob
Zwigott im Jahre 1643 eine silberne Lampe geliefert hat.
In der dritten Generation begegnen wir noch drei Malern dieses Namens,
von welchen Johann Joachim Zwigott schon im Jahre 1676 starb. Von dem
zweiten Maler Johann Baptist Zwigott wissen wir, daß ihm im Jahre 167g
ein Sohn Johann Josef Balthasar starb und daß er selbst am 18. Juni 1706
gestorben ist. Von seinen Arbeiten erfahren wir, daß er am 15. März 1681
für das Vergolden eines Rahmens zur steirischen Landkarte, die sich in der
Verordnetenratsstube befand, 12 fi. erhalten und daß er in seiner Werk-
stätte einen Gehilfen beschäftigt hat. Von Paul Zwigott, dem dritten
Maler, wissen wir, daß er im Jahre 1650 mit 14 anderen Malern bei der
Ausschmückung eines großen Baues tätig war, den der Baumeister Hans
Walter für die Stände zur Feier des Friedensschlusses von Osnabrück
aufführte. Wahrscheinlich ist er der Sohn des Paul Zwigott der zweiten
Generation gewesen.
Hiemit enden die Nachrichten über unsere Künstlerfamilie Zwigott.
Im Meisterstückbuche der Grazer Goldschmiede-Innung finden wir zwar
noch im Jahre 1710 einen Zwiget Franz, Goldarbeitergesellen, der am
1. April dieses Jahres seinen Lehrbrief erhält und ihn am zo. Mai mit
Bezahlung von H. Gebühren auslöst. Es ist jedoch fraglich, ob er ein Nach-
komme der Familie Zwigott ist.
Wir kehren nun wieder zu den Meistern dieser Zeit zurück, über die
wir Nachrichten haben, die uns über die Leistungen und Lebensverhältnisse
des damaligen Goldschmiedhandwerks Aufschluß geben.
Im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses vom Jahre 1898 finden wir das Regest 16.323 Graz, 27. Juli
1602. Erzherzog Ferdinand beauftragt seinen Hofpfennigmeister, dem Hans
Wezler, Goldschmied zu Graz, zur Anfertigung von Courier- oder Boten-
büchsen von Silber und geschmelzter Arbeit" das hiezu nötige Silber zu
geben. Die Regesten 16.868, 16.870 und 16.875 desselben Jahrbuches benach-
richtigen uns, daß im Herbste 1608 der Grazer Bürger und Goldschmied
Georg Frei Frey vom Erzherzog Ferdinand nach Venedig zur Erhandlung
eines Gmahlringes für unsere geliebste Frau Schwester Marie Magdalena"
geschickt worden ist. Da aber nur ein einziger 5000 H. kostender Diamant
für gut genug befunden wurde, sollen aus Florenz, wo viele Diamanten zur
Auswahl vorhanden waren, einige davon nach Mailand gebracht werden
per farli vedere detta serenissima sposa". Ob der Georg Frey, der im
Jahre 1609 Stadtrichter in Graz war, und der im Totenbuche der Stadtpfarre
Graz genannte Herr Frey, gewester Bürger und Ratsherr alhie", der am
14. Februar 1611 begraben wurde, mit unserem Goldschmied identisch ist,
konnte ich nicht ermitteln. Auch in den Akten der Regierung des Statthalterei-
archivs in Graz vom April 1615 fand ich ein Guetbedunken" über einen
Rechtsstreit der weiland Georg Frey hinterlassenen Erben wegen eines
Schuldbriefes des Verstorbenen".
Über den Grazer Hofgoldschmied aus dieser Zeit Abel Degen habe ich
viele Nachrichten, die aber leider nur sein Privatleben betreffen, gesammelt.
Er bemühte sich laut Ratsprotokoll der Stadt Laibach vom Jahre 1608,
Fol. 137a, 148, 155a, 162, und 160g, Fol. 29b, als Ihrer fürstl. Durchl. Gold-
schmied und Sigilschneider" von der Stadt Laibach, in der er früher ansässig
gewesen sein muß, wegen seines Vonhinnenscheidens umb eine Kund-
schaft in der gebräuchigen Form". Der Magistrat will ihm trotz wieder-
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holtem Anlangen keine geben, weil einem ehrsamen Magistrat alhier umb
des Supplicanten Abzug sonderlich nichts bewußt, er auch in so langer Zeit
Die Breslauer historische Ausstellung xg13. Pariser Szene aus dem Jahre x8x4 Aufsleckung der weißen
Kokarde, Aquarell von G. E. Opiz
umb die vermelte Kundschaft niemalen kommen". Im Jahre 1614 ist ihm
ein Söhnchen Adam und im Jahre 1623 eine Tochter Anna Marie gestorben.
In den Jahren 1615 bis 1626 finden wir in den Akten der Regierung des
Statthaltereiarchivs in Graz zahlreiche Nachrichten über Rechtsstreitigkeiten
unseres Hofgoldschmiedes mit anderen Leuten, die hartnäckig bis zur Ent-
scheidung durch den Kaiser fortgeführt wurden.
Einen langwierigen Streit führte er mit Balthasar Egkhart, Schwert-
feger, wegen einer strittigen Behausung im äußeren Sack", einen anderen
mit Corne1iusTextor, Hofgoldschmied in Graz, dessen Diener Niklas Khrump
den Abel Degen verwundet hat, und einen dritten Prozeß führte er mit Gregor
und Maria Dorothea Crisey wegen Kassierung zweier Schuldscheine.
Von den letzteren sagte die Regierung in einem dem Abel Degen recht-
gebenden Gutachten daß dieser Crisey, soweit bekannt, eine sehr gefähr-
liche Partei und dieser Art sei, daß er sich allerhand Ausflücht und unzulässige
Ränke gebrauchen und seine Creditoren dadurch aufzuziehen pflegt". Es
wird geraten, diesen Crisey nochmals in Arrest nehmen zu lassen, und ihn
nicht eher zu entlassen, bis er seinen Creditoren befriedigt hat." Diese
Streitigkeiten müssen dem Abel Degen wohl das Leben sehr verbittert haben
und so lesen wir auch schon am 15. Juni 1627, daß er in der Murgasse
gestorben und bei St. Andrä begraben worden ist.
Eine sehr interessante Nachricht bringen uns die Ausgabenbücher der
steirischen Landschaft am 25. September 1630. Es heißt dort Casparn
Khendler von Donawerth, Goldschmied hab ich die ihme, umb daß er
die Hauptstadt sambt dem Gschloß zu Grätz in ainen khloinen Khupfer-
stich gebracht und solches denen Herrn Verordneten dediciert, deswegen
verwilligte Verehrung auf Ratschlag eingehändigt. Id est 20 Thaller
30 H."
Die Stilisierung dieser Post und das Fehlen jeder weiteren Nachricht
läßt die Vermutung zu, daß dieser Goldschmied kein Grazer Bürger war,
sondern daß er erst mit Hilfe seiner Kunst Gönner sammeln und sich dann
in Graz niederlassen wollte. Immerhin ist zu vermerken, daß er der einzige
Goldschmied in Steiermark war, von dem wir hören, daß er sich als Kupfer-
stecher betätigt hat. Leider ist es mir trotz eifrigsten Bemühens nicht
gelungen, diesen Kupferstich irgendwo aufzufinden.
Wahrscheinlich ein aus dem Reiche eingewandertes Brüderpaar",
beide gebürtig aus Greiffenberg in Bayern, sind die Dietriche, von denen
Heinrich Dietrich, Goldarbeiter, sich am 4. Februar 1635 verheiratete und
laut Ausgabenbuch der steirischen Landschaft am 24. Juli 1653 für den
erwöhlten römischen König eine güldene Khetten ausgeputzt und gefärbt"
hat, wofür er H. bekommen hat. Am 27. jänner 1641 heiratete Wolf
Dietrich, seiner Kunst ein Goldschmied, Susanne, des kunstreichen H. Hans
Ulrich Marckh, Bürger und Goldschmied alhie ehel. Tochter". Am 23. Mai
1690 ist er gestorben.
Ein anderer Goldschmied, von dem wir ausführlichere Nachrichten
haben, leider aber nichts über seine Arbeiten aufiinden konnten, ist Hans
Christoph Freydenstein, aus Villach in Kärnten gebürtig. Wir erfahren über
ihn, daß er im Jahre 1657 Unterzöchmeister und der Schwager des Grazer
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Goldschmieds Bartholomäus Zwickhl war. Er starb am 3. Februar 1673
und ist am St. Leonhard-Friedhofe in Graz bestattet worden. Wir finden
Die Breslauer historische Ausstellung 1913. Pariser Szene aus dem Jahre x814 Herabnahrne der Statue
Napoleons von der Siegessäule auf der Place Vendöme, Aquarell von G. E. Opiz
noch heute in der Kirchenrnauer rechts vorn I-Iauptportal seinen kleinen,
wohlerhaltenen Grabstein eingelassen.
Aus dem Goldschmiedehandwerk der ersten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts gingen auch einige tüchtige Münzmeister, Wardeine und Münz-
eisenschneider hervor. Der Goldschmied Hans Ulrich Marckh übte sein
Handwerk vorn Jahre 1620 bis 1648 aus, wird anno 1648 Münzmeister und
stirbt als solcher im Jahre 1655. Nach dem Tode des Münzmeisters Hans
Frölich hat sich Hans Ulrich Marckh um die Grazer Münzmeisterstelle
beworben und sagt in seinem Ansuchen Er habe die zum Münzmeister-
amte erforderlichen Handgriffe von seinem seeligen Vater erlernt, welcher
in Würzburg ein Goldschmied, doch zugleich bei selbig. Hofstatt Münz-
meister gewesen."
Die Erkundigungen über seine Person ergeben, daß er eines ehrbaren
Wandels und Lebens, zimlich wolbegütet und von guten Mitln, also
tauglich" ist. Es wird ihm mit kaiserlicher Resolution vom 4. Juli 1648 gegen
700 fi. Bestandgeld Pacht provisorisch das Münzmeisteramt anvertraut. Im
Jahre 1652 wird ihm das Bestandgeld auf 400 H. ermäßigt. Die Sterbe-
matriken der Stadtpfarre Graz teilen uns mit, daß er der edl gestrenge
Herr H. U. Marckh, gewester röm. kais. Maj. Hofmünzmeister alhie am
3. Jänner 1655 bei St. Andrä zu der Erde bestattet worden".
Dort finden wir heute noch in der Nordwand der Kirche außen seinen
ziemlich großen Grabstein eingemauert. Er hinterließ einen Sohn Johann
Marckh, der ebenfalls Bürger und Goldschmied in Graz gewesen ist.
Dem Goldschmied Hans Caspar Khändlmayr ist es als Münzmeister
nicht besonders gut gegangen. An Ehrgeiz hat es ihm sicher nicht gefehlt,
wohl aber an den Erfahrungen, die sich Marckh bei seinem Vater in
Würzburg gesammelt hatte. Im Jahre 1645 wurde er landschaftlicher Gold-
schmied und aus den Ausgabenbüchern der Landschaft vom Jahre 1652
erfahren wir, daß er am 18. Oktober das bei der jüngst vergangenen
Erbhuldigungsmalzeit verloren gegangene Silbergeschirr für 45 H.
ergänzt hat". In den Raittungsbüchern der Abtei St. Lambrecht finden wir,
daß er im Jahre 1658 für die Kirche in Mariazell ein silbernes Tabernakel
angefertigt hat. Nach dem Tode des Hans Ulrich Marckh bewirbt er sich
mit noch fünf anderen Kompetenten um die vakant gewordene Münz-
meisterstelle und wird von der Hofkammer in Graz als erster und einziger
vorgeschlagen. Der Münzinspektor hat ihn ordentlich examiniert und hat
ihm die Proben, so einem Münzmeister zu wissen gebühren, aufgegeben
und ihn in solchen just und gerecht gefunden und weil er hievor ganze
Jahre bei dem verstorbenen Wardein Hans Daimer sich aufgehalten und
ihm das Münzwesen mit dem Probieren, Beschickungen und schaiden
genugsam bekannt gemacht, er auch sonsten ein guter und gerechter Gold-
schmidt ist", wird seine Ernennung besonders befürwortet. Der Kaiser
glaubt aber in dem ihm von anderer Seite ganz besonders empfohlenen
Abondio Inzago einen verwendbareren Mann gefunden zu haben und
ernennt diesen zum Grazer Münzmeister, mußte ihn aber schon im nächsten
Jahre wegen Unregelmäßigkeiten absetzen.
Khändlmayr bewirbt sich nun neuerdings um diese Stelle und wird
wieder von der Hofkammer bestens beschrieben. Dieses Mal wird noch
hinzugefügt, daß er ein künstlicher Bossierer" sei. Er wird nun mit kaiser-
licher Resolution vom 7. September 1656 zum Münzmeister ernannt und die
von ihm geprägten Münzen führen die Signatur H. C. K.
In den Hofkammerakten des Grazer Statthaltereiarchivs vom Jahre
1661 findet sich eine sehr interessante Nachricht über unseren Meister. Er
sucht bei Kaiser Leopold um eine Gnade an und sagt in seinem Gesuche,
daß er schon wiederholt in allergnädigst erteilter Audienz vor dem Kaiser
erschienen und auch sonst Memoralia" eingereicht habe. Er bittet nun
für die überreichten Raritäten, bestehend aus einem mit Gold, Diamanten
und Rubinen gezierten Basilisken, dann einem kleinen Trühel mit zwölf
Regenbogenschlüsseln, ebenfalls mit Gold und Steinen geschmückt, ferner
einer Piramspitzen", darauf eine Goldstufe, mit Gold und Stein versetzt",
neben noch drei Kugeln aus Waschgold, welche Gegenstände er mit
großer Mühe und Spesen zusammengebracht habe, um eine Gnaden-
recompens oder dero kaiserliches, allergnädigstes Belieben nach, auf etliche
Jahr Nachsehung des Münzbestandes in Steyr", welcher sich jährlich auf
400 H. beläuft. Ferner sagt er, daß er sich schon zimbliche Zeit mit
schweren Spesen in Wien aufhaltet, jedoch keine allergnädigste Resolution
bis dato erhalten habe können".
Die hierauf erfolgte kaiserliche Resolution vom 10. Mai 1661 findet,
daß die überreichten Raritäten nach eingezogenem Bericht etwa 1000 H.
wert sein möchten. Also haben wir lhme Suplicanten darfür gnädiglichst
bewilligt, daß Ihme an seinem jährlichen zu raichen habenden Münzbestand
der 400 H. auf Jahre lang, die Hälfte, also nemlich 200 H. jährlich passiert
und nachgelassen werden sollen."
Es muß dieses ganze Unternehmen als eine finanzielle Operation des
in seinen Münzabrechnungen bedrängten Münzmeisters angesehen werden.
Wir finden auch wirklich schon im Jahre 1662 eine Ermahnung der Hof-
kammer an ihn, welche lautet Allweilen derselbe mit Abgabe seiner
Schuldigen Münzamtsraittung noch bis anhero zurückständig verblieben",
deswegen hat die Hofkammer anbefohlen, daß er solche zu beiderseits
erfordernder Richtigkeit nunmehr in den nechstfolgenden Wochen gewiß
alda einraichen und sich hiezu weiters nicht vermahnen lassen solle".
Da wir aber am 27. Februar 1663 nochmals eine solche Erinnerung in den
Hofkammerakten in Graz finden, scheint die erste nichts gefruchtet zu
haben. Es muß hier betont werden, daß die ziemlich komplizierten Jahres-
abrechnungen über die Münzgeschäfte für den nur in den technischen
Handgriffen", aber in der Rechenkunst nicht geübten Münzbeamten immer
eine arge Verlegenheit bildeten.
Bald darauf, am 1. Juni desselben Jahres, wird Khändlmayr wieder
ernstlich" vermahnt, weil er wider den Befehl die Goldschmiedarbeit eine
Zeit hero wiederumb gebraucht" und Pagamente für sich eingelöst habe.
Aus dieser Mahnung erfahren wir, daß es
den Münzbeamten nicht mehr erlaubt war,
neben ihrem Amte ihr altes Handwerk zu
betreiben. Es wird nun dem Münzmeister dies
nochmals strengstens verboten, widrigen-
Hans Zwigcm Große, Ehrpfmnig falls andere Mittel ergriffen würden". Aber
evangelischen Stiflssehule aus dem Jahre schon einen Monat später findet sich 2. Juli
'578' ma's" und R"e'ss'i" 1663 wieder ein Akt, der die Unzufriedenheit
der Regierung mit seiner Amtsführung bekundet. Er wird wegen seiner
Langsamkeit im Münzwesen befragt und wie es wieder in besseren Stand
zu bringen wäre". Es muß nun zu einem Bruche zwischen der Regierung
und dem Khändlmayr gekommen sein, denn wir finden im Statthalterei-
archiv den Kontrakt zwischen der Innerösterreichischen Hofkammer und
dem Innerösterreichischen Hofpfennigmeister Sebastian Haydt von Haidegg,
was gestalten ihm das Grazer Münzwesen zu bestreiten überlassen worden",
datiert vom 9. August 1664.
Ob Meister Khändlmayr freiwillig oder gezwungen auf die Münzmeister-
stelle verzichtete, konnte ich nicht ermitteln. Daß aber die Unzufriedenheit
mit ihm vollauf berechtigt war, geht aus einer nach seiner Amtstätigkeit
vorgebrachten Beschwerde hervor, welche vorn 28. August 1665 datiert ist
und die uns mitteilt, daß dem gewesten Münzmeister Hans Caspar Khändl-
mayr eine Beschwerde wegen um Gränn zu gering haltig ausgestickelte
Dukaten communiciert wurde". Ein Jahr später lesen wir im Totenbuche
der Grazer Stadtpfarre, daß Hans Caspar Khändlmayr am g. September
1666 bei St. Andrä begraben worden.
Über den I-Iofgoldschmied und späteren Münzwardein Hans Daimer
Dämber, Thaner, Dambs, Thämer, Dämer, den Lehrmeister des soeben
besprochenen Münzmeisters Khändlmayr, linden wir in den Grazer Ehe-
matriken, daß er am 15. Februar 1615 als Ihrer fürstl. durchl. Ferdinand des
Anderen Hofgoldschmied die tugendsame Jungfrau Anna Turnin Durnessin,
der jungen Erzherzogin Maria Anna zu Österreich Kammerdienerin, des
weiland H. Johann ,Bapt. Dalatorre, gewester Bürger zu Radkersburg
Tochter" geheiratet hat. Im Statthaltereiarchiv in Graz liegen seine eigen-
händig geschriebenen Einladungen an die fürstliche Durchlaucht Erzherzog
Ferdinand und an die anderen Erzherzoge zu seinem hochzeitlichen Ehren
und Freudentag". Es wird darin gesagt, daß die Zusammenkunft beim
alten Zwigott in der Hofgassen" stattfand. Dann
erfahren wir, daß ihm der Hofpfennigmeister
hiezu ein Hochzeitsgeschenk im Werte von 20 fl.
überreichte. Von seinen Goldschmiedearbeiten
hören wir leider gar nichts, wohl aber erfahren
wir aus einem I-Iofkammerakte vom 1. August
625, daß er, nachdem er schon eine Zeit hindurch
Hans Zwigott, Großer Ehrpfennig der
evangelischen Süftsschule aus dem
dem Wardeinsdienste fleißig und bemühelich" Jahre 1539, Avers- und Reversseite
vorgestanden, mit 240 fl. Besoldung zum Münz-
wardein beim Grazer Münzamte aufgenommen
wurde. Später lesen wir, daß er am I3. De-
zember 1638 auf seinen Dienst resigniert hat. Er
war 58 Jahre alt, hatte ein schwaches Gesicht
und war 38 Jahre in I-Iofdiensten, anfangs als Hans Zwigon, Kupfmbschlag eines
I-Iofgoldschmied und dann an die 15 Jahre als Ehrvfennies mirderReisuhr-ierevßn-
Wardein tätig gewesen. Anschließend an diese gensche" Sdf'fr"s'e;"e"'""d
Goldschmiede und zugleich Münzbeamte will
ich noch kurz zwei tüchtige Münzeisenschneider dieser Zeit erwähnen, von
denen ich zwar nicht sicher weiß, ob sie Goldschmiede waren. Da aber zu
jener Zeit alle Siegel-, Wappenstein- und Eisenschneider aus dem Gold-
schmiedehandwerk hervorgegangen sind, darf ich sie nicht übergehen.
Wahrscheinlich der unmittelbare Nachfolger des Münzeisenschneiders
Hans Zwigott im Grazer Münzamte ist der Siegel- und Wappensteinschneider
Hans Hesse, aus Meissen gebürtig". In einem Gesuche vom Jahre 1624
sagte er, daß er die löbliche Kunst des Münzeisen-, Wappenstein- und Siegel-
schneidens erlernt und den höchsten Potentaten damit gedient habe. 12 Jahre
wäre er als Münzeisenschneider in der steirischen Münze tätig und habe auch
eine Zeitlang in Kärnten die Münzeisen gemacht. Außerdem habe er für die
Geheimräte der Hofkammer gearbeitet und waren alle mit seinen Leistungen
zufrieden, auch mußten sich alle anderen Eisenschneider nach ihm richten.
Er habe durch seine Kunst besonders dem Münzwesen gedient.
Kaiser Ferdinand der Andere" läßt ihm hierauf durch den Hofpfennig-
meister in Anerkennung seiner langen getreuen Dienste 200 H. für eine
goldene Kette reichen. VVir hören noch, daß er im Jahre 1637 mit einer
jährlichen Besoldung von 52 H. als Münzeisenschneider tätig war und am
3. Mai 1641 gestorben und bei St. Andrä begraben worden ist.
Der zuerst in landschaftlichen Diensten gestandene Siegel- und Wappen-
steinschneider, später kaiserliche Münzeisenschneider Kaspar Kheill Khail
und wahrscheinlich der Nachfolger I-Ians Hesses darf hier nicht übergangen
werden. Die ersten Nachrichten über von ihm geleistete Arbeiten, für die
ihm die I-Iofkammer in Graz 46 B. anwies, datieren vom Jahre 1645. In den
folgenden Jahren fertigt er verschiedene Siegel für die Innerösterreichische
Regierung und für den Herrn Präsidenten und die Verordneten der Land-
schaft an. Im Jahre 1653 schnitt er den Stempel zu dem Jeton, der anläßlich
der Krönung Ferdinand IV. zum römischen
König am 15. Juli 1653 bei dem Feste der
Landschaft in Graz zur Verteilung gelangte,
wofür er H. erhielt.
Der Sohn Kaspars, Johann Khail, muß
ebenfalls ein tüchtiger Meister gewesen sein. Er
war kaiserlicher Siegel- und I-Iofwappenschnei-
"gen, Raitpfennig vom Jahre
ans158,lAvers- und Reversseite der in Graz und hat am 15. Juli 1681 fur den
Herrn Johann Adam Grafen von Saurau, Landmarschall in Steyer, Insiegel"
verfertigt, wofür er 37 H. erhielt. Wir wissen, daß er 1688 gestorben ist.
Bevor ich in der Besprechung der Grazer Goldschmiede fortfahre,
muß ich auf eine sehr auffallende Erscheinung hinweisen. Wenn wir die
Regesten der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses,
die umfangreichen Korrespondenzen, Bestellungen, Ausgabenbewilligungen
und Paßbriefe im Grazer Statthaltereiarchive, die Ausgabenbücher der
steirischen Landschaft und Pater Wichners Büchlein durchstöbern, machen
wir dieWahrnehmung, daß die Landesfürsten, der Adel und auch die
Geistlichkeit einen großen Teil ihres Bedarfes an Goldschmiedarbeiten von
Augsburg, hie und da auch aus Nürnberg bestellten oder auf den Grazer
Jahrmärkten, die vom XVI. bis zum XVIII. Jahrhundert besonders von
zahlreichen Augsburger Silberhändlern mit großen Auswahllagern über-
schwemmt wurden, erwarben. Von diesen Firmen muß die durch mehrere
Generationen, von zirka 1570 bis ins XVIII. Jahrhundert tätig gewesene,
mit besonderer Vorliebe von allen Seiten beanspruchte Handelsfirma
Arnold, später Katharina, dann Christoph, Matthias, Christoph Schänternell
besonders hervorgehoben werden, die namentlich für den Grazer Hof zahl-
reiche Sendungen im Werte von vielen tausend Gulden lieferte, deren
Bezahlung öfters die größten Schwierigkeiten verursachte.
Wer die noch vorhandenen, infolge der in den Jahren 1526, 1703, 1793
und 180g staatlich angeordneten Gold- und Silbereinlieferungen und -ein-
schmelzungen stark reduzierten Bestände von alten Silberkunstgeräten von
den nur selten vorkommenden Goldgeräten darf man gar nicht sprechen
durchzusehen die Gelegenheit hat, findet, daß alle Stücke, die durch edle
Schönheit der Form und Zeichnung, Originalität der Gedanken, sowie durch
ihre kunstvolle Arbeit sich auszeichnen, von auswärts stammen und meist
das Augsburger, hie und da auch das Nürnberger Beschauzeichen tragen.
Welche auserlesenen Prachtstücke der Renaissancezeit der deutschen Gold-
schmiedekunst ich nenne nur den einzig in seiner Art dastehenden Land-
schadenbundbecher im Museum am Joanneum" in Graz und die silberne
Taufschüssel mit Taufkanne im Eggenberger Schloß bei Graz, beide Augs-
burger Arbeiten in Steiermark vorhanden sind, zeigt in vorzüglichen Re-
produktionen C. Lachers Atlas der kunstgewerblichen Arbeiten auf der
kulturhistorischen Ausstellung zu Graz vom Jahre 1883", in dem ich leider
keine steirischen Arbeiten finden konnte. Es ließe sich über diese Zeit der
steirischen Goldschmiedekunstbestrebungen allein eine ziemlich umfang-
reiche Studie schreibenfi
Wer sich dafür besonders interessiert, dem seien nachfolgende Schriften empfohlen Josef Wastler,
"Das Kunstleben am Hofe zu Graz unter den Herzogen von Steiermark, den Erzherzogen Karl und Ferdinand",
1897; Emil Kümmel, Kunst und Künstler in ihrer Förderung durch die sleirische Landschaft vom XVI.
bis XVIII. Jahrhundert", 1879; P. Jakob Wichner, Kloster Admont in Steiermark und seine Beziehungen
zur Kunst", 1888. Außerdem ist es sehr zu empfehlen, das Inventar aller Vamus nach dem Absterben
Erzherzogs Carl II. vom 1. Nov. 1590", veröffentlicht im Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des
Allerhöchsten Kaiserhauses", Band VII, 1888, und die späteren Inventare, veröffentlicht in den Mitteilungen
der k. k. Zentralkomrnission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler von den Jahren 187g bis 1881,
Gegen die harte Konkurrenz, namentlich der Augsburger Goldschmiede,
waren die etwas behäbigen Grazer Goldschmiedemeister ohnmächtig; es
fehlte ihnen jedenfalls an unternehmenden und fähigen Köpfen, an Orga-
nisation, vielleicht auch an Geld und Förderung. Sie flüchteten sich hinter
ihre Zunftordnung, suchten mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln die
Einwanderung und Meisterwerdung auswärtiger tüchtiger Gesellen und
Meister zu verhindern und blieben daher immer mehr hinter den Leistungen
anderer Städte des Reiches zurück.
Der Druck der Zeitereignisse und die Aufhebung des Grazer Hofes
griffen tief in das Leben des Landes ein und machten sich auch in den
Sitten des täglichen Lebens bemerkbar. Die Geschenkfreude verflachte und
man begann anstatt der Trinkgeschirre, Hof becher und Ehrenketten das Geld
dazu auszuzahlen und überließ es dem Empfänger, sich für das erhaltene
Geld anzukaufen, was er gerade notwendig hatte.
Auch das mußten natürlich unsere Goldschmiedmeister sehr bitter ver-
spüren und ihre lauten Klagen über die schlechten Geschäfte finden wir in
einer Eingabe an die römische kaiserliche Majestät in Wien vom 5. Juli 165;
im Statthaltereiarchiv in Graz. Sie sagen So spüren wir aber eine zimbliche
Zeit hero, daß unsere gemachte Arbeit uns Meistern liegen verbleibt, weil
sie nicht nach derAugsburger Probe, das ist r3lötig nach dem Striche, sondern
x4lötig gemacht ist und deswegen gar ungern angenommen wird." Daher
bitten sie um die Einführung der r3lötigen Probe.
Das Gutachten des Landeshauptmannes vom I. Dezember 1651 hiezu
führt uns aber auf eine ganz andere Ursache.
Er findet, daß seines Bedunkens nach, nicht das, was die Supplicanten
angebracht haben, die erhöbliche Ursache gewest, warum die Augsburger
Arbeit von jedem viel lieber, als das allhiesige Silber erhandelt wird, sondern
weil die allhiesigen Goldschmied auf ihr verfertigtes Silber fast nie kein
Namen, geschweigent das allhiesige Stadtzeichen aufschlagen, dasjenige auch
so sie zuebereitet als blumb und unärtig verfaßt, so daß es niemand ange-
nommen, was jetzt die allhiesigen Goldschmiede mit nicht geringen Schaden
erfahren müssen". Er rate, ihrem Wunsche nach Einführung der r3lötigen,
nachzulesen, um zu erfahren, welche Menge an kostbaren Goldschmiedekunstgegenstinden in der erzherzoglichen,
später kaiserlichen Schatzkammer in Graz vorhanden waren. Mit der Auflösung des Grazer Hofes im Jahre 151g
hörte natürlich die Entwicklung dieser Sammlung auf. Die kostbaren Stilcke kamen allmählich nach Wien und
im Jahre 1765 wurde die Grazer Schatzkammer ganz aufgehoben und die besseren Stücke davon in rg Truhen
und Kisten für immer nach Wien gebracht. 31 Stücke davon und später noch einige Stücke" sind in die
kaiserliche geistliche Schatzkammer einverleibt worden; wohin die anderen Gegenstände gekommen sind, konnte
ich nicht eruieren. Wahrscheinlich sind darunter einige Arbeiten steirischer Goldschmiede gewesen, deren
Auflindung und Bestimmung für die Bewertung der damaligen steirischen Goldschmiedekunstleistungen von
größter Wichtigkeit sein würde.
Wie sehr sich Erzherzog Karl ll. für die Goldschmiedekunst interessiert haben muß, zeigt ein im Jahre
1765 nach Wien gebrachtes Inventarstilck, bestehend aus einer Monstranze auf Thurm und sehr altvliterliche
Art mit verschiedenen Statuen, Engeln und Laubwerk, davon das meiste stark vergoldet, so Erzherzog Carl
selbst gemacht haben soll", 15 M. Lot schwer.
Aus dieser Notiz ergibt sich die interessante Tatsache, daß sich Erzherzog Karl in seinen Mußestunden
eigenhändig mit Goldschmiedearbeiten befaßt haben rnuß. Schade. daß wir darüber nichts Näheres wissen und
den Meister nicht nennen können, der den hohen Herrn in diesem Handwerk unterwiesen hat.
also Augsburger Probe zwar zu willfahren, sie aber auch zu verhalten, daß
außer den Zeichenmeistern, wie sie es verlangen, der hiesige Münzwardein
ihre verfertigten Silberarbeiten besichtige und streiche und daß dann auf die
x3lötig befundenen Waren das allhiesige Stadtzeichen aufgeschlagen werde.
DieVorschläge der Regierung, die mit den Ratschlägen des Landeshaupt-
mannes übereinstimmten, wurden vom Kaiser am ro. April 1652 sanktioniert.
Die Goldschmiedeinnung war aber nur mit der Einführung der I3lötigen
Probe zufrieden, wollte aber von der Beaufsichtigung der Probe durch den
Wardein, respektive durch das Münzamt durchaus nichts wissen. Sie übte
zuerst passive Resistenz und blieb, ohne sich um die Einführung des I3lötigen
Silbers zu kümmern, bei ihrer r4lötigen Wiener Probe von früher.
Als sich dann der damalige Münzmeister Khändlmayr bei der Regierung
am 20. Juni 1657 für die Erfrischung" der Anordnungen vom 10. April 1652
einsetzte und ihre endliche Durchführung ihm übertragen wurde, erhoben
die Goldschmiede, dagegen Einspruch und erreichten schließlich ihr ge-
wünschtes Ziel. Mit kaiserlicher Entschließung vom 21. Juli 1668 wurde
endgültig die 14lötige Probe beseitigt und die I3lötige, sogenannte Augs-
burger Probe eingeführt und die Nachkontrolle der Probe durch den Wardein
entfiel.
Wahrscheinlich hat man von da ab strenger darauf gesehen, daß die
Silberwaren mit Meister- und Stadtzeichen" gezeichnet wurden, weil wir
sie von dieser Zeit an mit diesen zwei Punzen versehen finden, während alle
Gegenstände, die ich aus der Zeit der 14lötigen Probe vorfinden konnte, gar
kein Beschauzeichen aufgeschlagen haben. Es wird daher auch der silberne
und vergoldete Kokosnußdeckelbecher Seiner Durchlaucht des Fürsten
Johann II. von und zu Liechtenstein im Schlosse Eisgrub, der aus dem Ende
des XVI. Jahrhunderts stammt und als Beschauzeichen einen Panther mit
der darüberstehenden Zahl 13 trägt, kaum als steirische Arbeit anzusprechen
sein, da in Steiermark, wie wir eben gehört haben, bis in die Mitte des
XVII. Jahrhunderts die I4lötige Wiener Probe vorgeschrieben war. Die
Einführung der 13lötigen Probe hat, wie vorauszusehen war, die Erzeugnisse
der Grazer Goldschmiede nicht beliebter gemacht, wir finden ihre Klagen
über den schlechten Geschäftsgang und die zu große Zahl der Goldschmiede
bis weit ins XVIII. Jahrhundert in den I-Iofkammerakten und ich werde an
ein paar drastischen Beispielen zeigen, wie sie mit allen Mitteln den Eintritt
von auswärtigen Meistern und Gesellen in ihre Innung zu verhindern suchten.
Ich setze nun die Besprechung der Goldschmiede mit Jakob Schmied-
huber, Bürger und Goldschmied in Graz, fort, der durch Jahre einen hitzigen
Streit mit den Goldschmieden um seine Anerkennung als Meister und seine
Aufnahme in ihre Innung führen mußte, schließlich aber doch siegte. Er
war in Linz geboren, hatte dort sein Handwerk gelernt und später drei Jahre
in Graz als Geselle gearbeitet, hatte sich da im Jahre 1648 verheiratet und
war dann nach Laibach gezogen, wo er durch fünf Jahre sein Handwerk
als Bürger und Goldschmiedmeister ausübte. Wie wir aus seinen weiteren
Angaben entnehmen, war er dann, angeblich wegen des für ihn und seine
Familie schädlichen Klimas, mit einer guten Kundschaft versehen von Lai-
bach nach Graz übersiedelt, wo er als Meister um Aufnahme in die Innung
ansuchte, die ihm aber verweigert wurde, da er in Laibach, wo damals noch
keine Goldschmiedeordnung bestand, kein Meisterstück gemacht hatte und
weil ohnehin in Graz zu viele Goldschmiede wären, von denen mancher
wegen des schlechten Geschäftsganges seine Tage im Hospital beschließen
mußte. Schmiedhuber appelliert schließlich an den Kaiser und sagt in seiner
Bittschrift in der derben Art der damaligen Zeit Es seien auch andere Gold-
schmiede, zum Beispiel H. C. Khändlmayr, ohne Meisterstück in die Innung
aufgenommen worden und daß so
viele Meister ins Hospital kämen,
seien nicht die große Zahl der
Bartholomäus Zwickhl, lnnungsbecher der Weizer Gexber, Seiten- und Bodenansicht, der natürlichen
Größe Kunstgewerbemuseurn im "josnneum" in Graz
Meister und die zu geringe Arbeit schuld, sondern ihr liederliches Leben,
so sie mit fressen und saufen zu gebrach Er mußte schließlich in die
Innung aufgenommen werden und ist am 22. September 1676 gestorben
und bei St. Andrä begraben worden.
Ein anderer, noch interessanterer Streitfall spielte sich zwischen der
Innung und dem Bartholomäus Zwickhl, später Bürger und Goldschmied
in Graz, ab. Auch hier geht der längere Zeit andauernde Streit bis zum
Kaiser und endet mit dem Siege des Meisters über die Innung. Er hat in
Cilli das Goldschmiedhandwerk erlernt, wo keine Goldschmiedeordnung
bestand, und ist gleich damach nach Graz gekommen, wo er bei Wolf
Dietrich, Hans Marckh und zuletzt bei H. Ch. Freydenstein als Geselle in
Arbeit gestanden ist.
Da er des letzteren Stieftochter heiraten wollte, hat er nach der
Meisterschaft gestrebt, ist aber von der Innung auf spätere Zeit vertröstet
worden. Hierauf hat er geheiratet und als Störer" das Handwerk getrieben,
was ihm verboten worden. Die Goldschmiedeinnung sagt, Zwickhl sei noch
zu jung zum Meister und es seien ohnehin 13 Meister in Graz, eingerechnet
die beiden Goldschmiede auf der Hauptfestung, die Soldaten wären, und
dazu die Störer" Schmiedhuber und Zwickhl.
Die Hofkammer gibt in ihrem Gutachten an, daß derzeit, anno 1657,
sieben früher zehn bürgerliche Goldschmiede bestünden, während sieben
bis acht andere Meister nicht zur Bürgerschaft gehörten. Zwickhl werde
wegen seiner fürtrefflichen Arbeit insonderheit gerühmt. Man solle sich in
Graz befieißigen, sich mit guten Arbeitern zu versehen." Nach dieser gün-
stigen Anempfehlung beim Kaiser muß Zwickhl im August 1657 in die
Innung aufgenommen werden. Im Totenbuch der Stadtpfarre Graz finden
wir, daß er am 3. Dezember 1688 in Gott verschieden und bei St. Georg
begraben worden".
Aus dem Lehrjungenbuche der Grazer Goldschmiedeinnung ersehen
wir, daß im Jahre 1695 sein Sohn Franz Anton als Goldschmiedlehrling
aufgedungen wurde. Am 22. August 1689 heiratete der Goldschmied Franz
Waizmann, später Grazer Münzwardein, die Witwe B. Zwickhls.
Die Zwickhls sind eine in Steiermark sehr verbreitet gewesene Gold-
schmiedefamilie. Aus den Sterbematriken der Grazer Stadtpfarre erfahren
wir, daß am 10. Feb. 1690 Peter Anton Zwickhl, Bürger und Goldschmied
in Graz in Gott verschiden und bei St. Andrä begraben worden".
Ein anderer Repräsentant dieses Namens, Johann Jakob Zwickhl, lebte
vor dem Jahre 1724 als Bürger und Goldschmied in Pettau, dessen Sohn,
Franz Jakob Zwickhl, ebenfalls Bürger und Goldschmied in Pettau, am
6. November 1724 in Graz die Marie Barbara, Tochter des Grazer Bürgers
und Goldschmiedes Christian Lorekh, heiratete. Außerdem finden wir im
Jahre 1748 einen Josef Zwickhl in Marburg und vor dem Jahre 1780 einen
Johann Zwickhl in Voitsberg, beide als Goldschmiede. Da wir unter den
Goldschmieden Augsburgs auch den Namen Zwickhl vertreten finden, ist es
nicht unmöglich, daß diese Familie von dort herstammt und in Steiermark
eingewandert ist.
Viel wichtiger als die Familiennachrichten ist die nicht anzuzweifelnde
Tatsache, daß wir in Bartholomäus Zwickhl den ältesten steirischen Silber-
arbeiter haben, von dem wir noch existierende Arbeiten vorzeigen können
und dessen Meisterzeichen einwandfrei festgestellt werden konnte. Wir
haben von ihm einen Innungsbecher und einen Kelch, beide aus Silber, mit
dem Grazer Beschauzeichen, dem steirischen Panther und dem Meister-
zeichen B. Z. gestempelt. Der hier in zwei Ansichten in vier Fünftel Natur-
größe abgebildete Innungsbecher gehörte der Gerberinnung des steirischen
Marktfleckens Weiz bei Graz und befindet sich jetzt in der kunstgewerblichen
Abteilung des Museums am Joanneum" in Graz. Er ist I-Iandtreibarbeit,
hat die schlichte Gestalt einer I-Iolzkufe, wie sie damals im Gerbergewerbe
in Verwendung stand, zeigt deutlich die mittels Gravierung zum Ausdruck
gebrachten Holzdauben, die durch aufgelötete, kräftige Reifen zusammen-
gehalten werden. Die zweite Aufnahme, den Boden des Bechers darstellend,
zeigt eine eingravierte Kufe mit zwei nicht erklärbaren Buchstaben wahr-
scheinlich die Anfangsbuchstaben des Namens des Spenders M. S. und die
Jahreszahl 1673, ferner sehr deutlich das Grazer Beschauzeichen und das
Meisterzeichen B. Z., darunter das Wüchsenzeichen.
Die zweite Arbeit unseres Meisters ist ein Kelch, der sich in der kleinen
Kirche Frauenberg bei Leibnitz voriindet; Fuß und Nodus sind alt, während
die Kuppe von unserem jetzigen Altmeister für Kirchengeräte Adolf Stutt-
mann in Graz erzeugt wurde. Jedenfalls ist die alte Kuppe durch den langen
Gebrauch unverwendbar geworden. Am runden vergoldeten Fuße finden
sich gut getriebene und nachträglich mit dem Stichel bearbeitete Tulpen-
omamente und Engelflügelchen, aus denen aufgeschraubte, weiß gebliebene
Engelköpfchen von guter Durcharbeitung herausragen. Auch auf dem drei-
seitigen gegossenen Nodus befinden sich flache Engelköpfe, die von der
langjährigen Verwendung etwas abgegriffen aussehen. Aus diesen zwei
Fundstücken dürfte die Leistungsfähigkeit unseres Meisters wohl ziemlich
gut festzustellen sein. Hoffentlich gelingt es mit Hilfe des jetzt bekannten
Meisterzeichens, noch andere Arbeiten Zwickhls zu entdecken.
Von den zwei Soldaten der Hauptfestung in Graz Schloßberg, welche
das Goldschmiedehandwerk trieben und die für etliche große Herrn und
Frauen der Stadt Graz arbeiteten", bin ich in der Lage, den einen zu nennen.
Er heißt Michael Hildeprandt, heiratete am 17.Jänner 1655 die tugendsame
Christine Johanna, des H. Hans Fromben, Ratsverwandten zu Voitsberg
Tochter" und starb am g. Jänner 1662. Er war natürlich kein Grazer
Bürger und konnte daher in die Grazer Innung nicht aufgenommen werden.
Um dieselbe Zeit, am 16. Mai 1662, hören wir wieder etwas von einem
Meister, der um eine Hofgoldschmiedstelle für Graz ansucht. Er nannte sich
Konrad Rudolf Littich.
Die Hofkammer berichtete an den Kaiser, daß nach glaubwürdigen
Nachrichten Littich in seiner Goldschmiedekunst und seiner Profession ge-
nügend erfahren sei, daß jederzeit eine taugliche und erfahrene Person mit
dem Titel und Privilegio des allhiesigen Hof-Goldschmiedes gnädigst begabt
worden, Jakob Zwigott gestorben 1648 seelig der letzte Hofgoldschmied
in Graz gewesen, er daher wie jener ohne Besoldung zur freien Exerzierung
seiner Kunst in gnäd. Schutz genommen werden könnte". Da wir aber
weiter nichts mehr von ihm hören, dürfte er die Hofgoldschmiedstelle
nicht erhalten haben, wahrscheinlich weil die Grazer bürgerlichen Gold-
schmiede seit Jahren mit großer Ausdauer die Abschaffung der Frei-
briefler" betrieben.
Der zweite ebenfalls im Museum am Joanneum" in Graz liegende
Innungsbecher der Weizer Gerber, der einen Deckel mit eingeschraubtem,
schlankem Globusgriff trägt, hat am Boden des Bechers und am Deckel-
chen neben dem Wüchsenzeichen den steirischen Panther und die Meister-
Johann Friedrich Strohmayr, Monstranzenkelch in Seiten-
ansieht Landschaftliches Taubsiummeninstitut in Graz
marke lVi-I eingeschlagen, ist also
nicht von Bartholomäus Zwickhl
erzeugt und wahrscheinlich von
jemand anderem gespendet worden.
Er ist mit Deckel 11'5 Zentimeter
hoch.
Um diese Zeit haben wir mit
den entsprechenden Anfangsbuch-
staben nur den Grazer bürgerlichen
Goldschmied Johann Martin Hiller,
der aus St. Veit in Kärnten gebürtig
war. Er ist am 8. März 1687 ge-
storben.
Ein ebenfalls bekannterer Mei-
ster, von dessen Arbeiten wir Nach-
richten haben, ist der landschaft-
liche Goldschmied Anton Schlatter
Schlatter. Er ist der Sohn des
Bürgers und Ratsverwandten Hans
Schlatter in Pludentz" und heira-
tete am 5. Juni 1666 die Anna
Katharina, des gewesten" Hof-
goldschmiedes Christoph Scheitter
in Graz Tochter.
Von ihm wissen wir, daß er im
Adam Meyerischen bürgerl. Hause
bei denen Augustinern seinen Laden
gehabt" und dort gestorben ist. Er
lieferte im Jahre 1671 dem Stifte
Admont zwei kleine Leuchter im
Gewichte von Lot q. um H.
56 kr. und eine silberne Schraube",
welche zu einer Steinfiasche gehörte,
um 31 H. 52 kr. Das landschaftliche
Ausgabenbuch von 1672 und das
von 1673 teilt uns mit, daß er für
in der Karmeliterkirche in Graz verrichtete Arbeiten 150 fi. und später
wieder 75 ff. erhalten hat. Am g. Jänner 1673 werden ihm für unterschied-
liche bei denen PP. Carmelitern am neu aufgesetzten hohen Altar ver-
richtete Goldschmiedearbeiten" 304 fl. 18 ausgezahlt,
Er hatte den Tabernakel am Altar mit Kupfer und Vergoldung zu zieren
und zu beschlagen. Es muß das eine ganz ansehnliche Arbeit gewesen sein,
die uns leider verlorengegangen ist, da die alte Karmeliterkirche nicht mehr
besteht. Es ist aber nicht unmöglich, daß die Herren Patres beim Umzuge
den schönen Altaraufsatz mitge-
nommen und in ihrer Schatzkammer
aufbewahrt haben.
Wegen der Namensgleichheit
mit der früher besprochenen her-
vorragendenl-Iofgoldschmiedfamilie
aus der Mitte des XVI. Jahrhunderts
will ich den Ferdinand Schwaiger,
Bürger und Goldschmied in Graz,
nicht übergehen, da er vielleicht ein
Verwandter derselben ist. Er muß
vor dem Sommer 1698 gestorben
sein, da am 7. September 1698 der
Grazer Goldarbeiter Johann Hein-
rich Spangenberg seine Witwe hei-
ratet. Pater Wichner spricht ihn als
Hofgoldschmied an und teilt uns
mit, daß er im Jahre r688 dem
Kloster Admont vier silberne Man-
telspangen um 17 fl. geliefert hat.
Über den Goldarbeiter Paul
Khrebs Chrebs finden wir im Gra-
zer Statthaltereiarchiv verschiedene
Nachrichten. Er war Protestant und
vermutlich erst kurze Zeit in Graz.
Die bürgerliche Goldschmiede-Innung
muß ihn nun wahrscheinlich als
Störer" behandelt und ihm in der
Ausübung seines Gewerbes Schwie-
rigkeiten gemacht haben. Im Be-
wußtsein seiner Leistungsfähigkeit
wendet sich nun Paul Khrebs an
die Landschaft um Verleihung der
vakanten landschaftlichen Gold-
arbeiterstelle". Seinem Gesuche
wurde, nachdem er im Jahre 1668
zum katholischen Glauben über-
Johann Friedrich Slrohmayr, Monslranzenkeich in
Vorderansicht Landschaftliches Taubstummeninstilut
in Graz
getreten war, willfahrt. Sein Geschäft nahm einen raschen Aufschwung.
Er besaß bald die größte Werkstätte in Graz mit drei Gehilfen und zwei
Lehrlingen, während die übrigen acht bürgerlichen Goldschmiede um die-
selbe Zeit zirka 1685 zusammen nur fünf Gehilfen und fünf Lehrlinge
beschäftigten. Er starb am r2. April 1697 und wurde bei den Minoriten
beigesetzt. Wahrscheinlich ist der schwere, mit vielen Edelsteinen besetzte,
goldene Kelch in der Grazer Domkirche eine Arbeit dieses Meisters, was
sich aber leider nicht nachweisen läßt, da alle Aufschreibungen fehlen. Der
im Jahre 1709 sich um ein Goldarbeiterjus" bewerbende und dann bis zum
Jahre 1721 bekannte Bürger und Goldarbeiter Johann Franz Krebs dürfte
der Sohn des Verstorbenen gewesen sein.
Neben diesem tüchtigen landschaftlichen Goldarbeiter lebte zu gleicher
Zeit ein ebenso ausgezeichneter landschaftlicher Silberarbeiter namens
Johann Friedrich Strohmayr, der am 22. Jänner 1714 gestorben und bei
St. Andrä begraben worden ist.
Wir wissen über seine Tätigkeit als Silberarbeiter ziemlich viel und
sind in der Lage, eine seiner Arbeiten vorzuweisen. In den mit dem
Jahre 1691 beginnenden Meisterstückbüchern, die sich mit anderen Schriften
in der Innungslade der Goldschmiede im Grazer Landesarchiv befinden und
die von dieser Zeit an als eine ziemlich verläßliche Quelle für Nachrichten
über das steirische Goldschmiedehandwerk dienen können, lesen wir, daß
J. F. Strohmayr am 24. Jänner 1694 mit dreijähriger Funktionsdauer, also
bis 1697, und später wieder von 1706 bis zum Jahre 1709 zum Obervor-
geher der Grazer bürgerlichen Goldschmiede-Innung gewählt worden war.
Die interessantesten Nachrichten bringen uns aber wieder die Ausgaben-
bücher der steirischen Landschaft über bei diesem Meister bestellte Arbeiten.
Wir erfahren, daß ihm am 1o. September 1685 wegen gemachter Silber-
Schuchschnallen zu der Trompeterliberej? H." und am 12. Juli 1691 wegen
zur Landschaft-Trompeter Liberej? beschlagene 10 Wärgeheng und 20 par
Schuechschnallen", die er geliefert hat, 217 H. 18 A7 bezahlt worden sind.
Die von mir im Museum am Joanneumf im Landeszeughause und im
Bürgergardemuseum über diese Gegenstände angestellten Nachforschungen
sind resultatlos geblieben.
Die wertvollste Post in den landschaftlichen Ausgabenbüchern linden
wir aber am letzten Marty 1694". Sie lautet wörtlich Joh. Friedrich
Strohmayr, landsch. Goldschmieden hab ich wegen der in das Toblbatt
verförtigten Mastrandzen, geschätzter Massen die March per 28 H. und
also von March auf anschaff und quitung entricht 168 H."
Die steirische Landschaft trug sich eine Weile mit dem Gedanken, das
Tobelbad nach dem Muster von Baden-Baden auszustatten, und erbaute dort
anno 1629 eine Kapelle, für die diese merkwürdige Monstranz, die sich jetzt
im landschaftlichen Taubstummeninstitut in Graz befindet, angefertigt wor-
den sein dürfte. Irgend ein superkluger, besonders praktisch sein wollender
Herr hat dieses Universalgerät für die Mysterien der katholischen Kirche
ausgedacht und in ihm Kelch, Monstranz und Ziborium vereinigen wollen.
Die Abbildungen, Vorder- und Seitenansicht, zeigen uns den Gegenstand.
Der untere Teil ist ein Kelch, der eine patenenartige Deckplatte trägt, die
mit Hilfe von Häkchen, die sich an ihr befinden, die in Öhrchen am Kelch
eingreifen, an diesem festgemacht werden kann. Auf dieser Deckplatte
festgelötet steht das Wappentier Steiermarks, der zweischwänzige, feuer-
speiende Panther mit dem pferdekopfartigen, gehörnten Schädel und stützt
mit seinen Vorderfüßen das Monstranzengehäuse, welches als Krönung einen
großen, auf einem Stifte aufsteckbaren steirischen Herzogshut trägt. Das
ganze sinnreiche Gebäude stellt eine Monstranz vor. Nimmt man die Deck-
platte herab, so hat man einen Kelch, der mit dem von der Monstranz ab-
genommenen I-Ierzogshut zugedeckt werden kann und dann ein Ziborium
vorstellt. Meister Strohmayr hat jedenfalls seine Aufgabe so gut als möglich
zu lösen verstanden.
Der elegant geformte, schön gegliederte Kelch ist ganz vergoldet
und mit aufgelegten, getriebenen, ziselierten, weiß gebliebenen und sehr
schön geschwungenen Blattranken und Engelköpfen überkleidet. Am Fuße
befinden sich sechs Emailplättchen, von welchen eines ein Chronogramm,
welches auf das Jahr 1694 hinweist, enthält; die fünf anderen Emailplatten
tragen rot auf weiß die komplizierten Wappen des Präsidenten und der vier
Verordneten des Landes aus dieser Zeit. Um das ovale Monstranzengehäuse
schwingen sich zierliche Blattranken mit Blüten und Fruchtfestons, über
welchen zwei liebliche Putten schweben, die mit ihren Händchen auf den
über dem Ganzen thronenden I-Ierzogshut hinweisen. Die Stilisierung und
Ausführung des Ganzen bekundet eine geschickte Meisterhand. Außer
diesem Stücke findet sich in der Grazer Domkirche ein 4'5 Meter langes und
0'138 Meter hohes, dreiteiliges, aus starkem Silberblech getriebenes und auf
roten Plüsch aufgelegtes Antependium, welches in schwungvoller Zeichnung
um das Jesusmonogramm sich windende, stilisierte Blattranken darstellt, in
denen sinnreich verteilt Blumenkörbe und Engelköpfchen eingelagert sind.
Diese auf Seite 63 abgebildete Arbeit und ein einfacher Kelch aus St. Jakob
bei Fernitz mit einer Widmung aus dem Jahre 1701 tragen den steirischen
Panther als Beschauzeichen und die Meistermarke I. S. in anderer Um-
randung wie der Monstranzenkelch vom Taubstummeninstitut.
Da die schwungvolle Zeichnung des Antependiums an den Monstranzen-
kelch erinnert, kein Silberarbeiter dieser Zeit die Anfangsbuchstaben I. S.
trägt und die Erfahrung zeigt, daß die Goldschmiede während ihrer Tätig-
keit wiederholt die Umrandung ihrer Meisterzeichen veränderten, dürften
auch diese zwei Arbeiten unserem Johann Friedrich Strohmayr zuzusprechen
sein. Ich bemerke aber, daß zu dieser Zeit auch zwei Goldarbeiter in Graz
tätig waren, die die Anfangsbuchstaben J. S. führten. Es sind dies Johann
Jakob Schober, der von 1698 bis etwa 1720, und Johann Jakob Schischeckh,
der von 1697 bis 1743 sein Handwerk trieb. Da es in Graz aber üblich war,
daß ein Goldarbeiter nur Goldwaren und ein Silberarbeiter nur Silbergegen-
stände erzeugen durfte und die Goldschmiede zähe an diesem Brauche
festhielten, kann nicht angenommen werden, daß einer von diesen oder der
Goldarbeiter Johann Heinrich Spangenberg, der von 1698 bis etwa 1747
tätig war, der Erzeuger der genannten zwei Stücke ist. Schober war durch
eine Reihe von Jahren Unter- und später Obervorgeher, während Spangen-
berg von 1722 bis 1725 das Obervorgeheramt bekleidete. Schischeckh war
zeitlebens ein armer Mann und starb im Bürgerspital.
Über den damaligen Silberarbeiter Franz Emplmann wissen wir, daß er
bei dem landschaftlichen Goldarbeiter Anton Schlätter gelernt und am 5. Mai
1686 dessen Tochter Maria Katharina zur Frau genommen hat. Er war aus
Rennberg unter Khölln" gebürtig und bekleidete das Obervorsteheramt vom
Jahre 1699 bis 1701. Er starb am 9. Februar 1707.
Ein Goldschmiedmeister, über den wir wieder etwas mehr wissen, ist
Josef Matthias I-Iändl Haindl. Er ist von 1694 bis 1697 Unter-, von 1697 bis
1699 Ober- und dann später wieder durch mehrere Jahre Untervorgeher der
bürgerlichen Goldschmiede-Innung und ist am 19. April 1706 gestorben. Die
landschaftlichen Ausgabenbücher melden uns, daß der bürgerliche Gold-
schmied Mathias Josef I-Iaindl die landschaftlichen Paugger und Trompeter
Wehrgehänge, Knie und Schuhschnallen zu den neuen Liberejien beschlagen",
wofür ihm der Einnehmer am 20. Juni 1695 128 H. ausgezahlt hat. Es ist
auffallend, daß die Landschaft diese Gegenstände diesmal nicht bei ihrem
landschaftlichen Silberarbeiter" Strohmayr, sondern bei einem von ihr
nicht geschützten Goldschmied genommen hat. Die Ursachen sind uns
nicht bekannt, vielleicht hatte Strohmayr das landschaftliche Patronat
zurückgelegt.
Aus dieser Post geht auch mit Bestimmtheit hervor, daß Händl Silber-
arbeiter gewesen ist, und wir müssen bei Betrachtung der Anfangsbuchstaben
seines Namens M. J. H. uns des zweiten Innungsbechers der Weizer Gerber
erinnern, welcher das Meisterzeichen M-I trägt. Da das Beschauzeichen
dieser Zeit von 1668 bis 1717 sich ganz gleich bleibt und keine Jahreszahl
enthält, auf diesem Becher auch keine Widmung eingraviert ist, entstehen
berechtigte Zweifel, ob Hiller oder Händl ihn angefertigt haben.
Ich habe aber in der Pfarrkirche in Oberzeiring eine sehr gut gearbeitete,
50 Zentimeter hohe Monstranz aus dieser Zeit gefunden, die das Meister-
zeichen M-I in einer anderen Umrahmung und ohne den I-Punkt eingeschla-
gen trägt. Der ovale vergoldete Fuß enthält hochgetriebene, fein ziselierte
Früchte und Engelköpfe, die Öffnung für die Lunula ist oval und von einem
schlichten Strahlenkranz umgeben, der von einem Doppelkreuz gekrönt wird.
Der Gegenstand, vielleicht früher ein Reliquienbehälter, ist mit großen, un-
echten Steinen geziert und ist jedenfalls die Arbeit eines geschickten Meisters.
Es kommen als Erzeuger nur die beiden genannten Goldschmiede I-Iiller
oder I-Iändl in Betracht.
Ein Goldarbeiter dieser Zeit, von dem wir zahlreiche Familiennach-
richten, leider aber keine Arbeiten haben, namens Christian Lorekh, darf
nicht übergangen werden, weil er in der Innung durch längere Zeit eine
führende Rolle innehatte. Er ist der Sohn des edlen und kunstreichen
I-I. Johann Andreas Lorekh, I-Iofgoldschmied zu Warschau". Wir sehen ihn
von 1697 bis 1702 als Untervorgeher, dann von 1702 bis 1706 und von 1709
bis 1716 als Obervorgeher der Grazer Innung tätig. Als Vater mehrerer
Töchter wurde er der Schwiegervater der zwei tüchtigsten Silberarbeiter
der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, L. Vogtner und Franz Pfäfünger,
und des Pettauer Goldschmiedes Franz Jakob
Zwickhl. Er starb am 26. August 1718 und fand
seine Ruhestätte bei den Franziskanern.
Der Goldarbeiter Andreas Soranzo, aus
Görz gebürtig, war von 1706 bis 1709 Unterver-
geher und muß bald darauf gestorben sein. Im
Jahre 169g prozessierte er mit dem landschaft-
lichen Steinschneider Franz Rasch in Graz wegen
eines Säbels, an dem beide gearbeitet haben.
Der letzte Goldschmied des XVII. Jahr-
hunderts, über den zu berichten ist, war Franz
Meikhl Meichel. Da er landschaftlicher Gold-
arbeiter war und von dem immer kunstver-
ständigen Kloster Admont beschäftigt wurde,
muß er ein tüchtiger Meister gewesen sein. Er
ist ein gebürtiger Linzer, starb am 12. Juli 1743
und ist bei St. Anna bestattet worden.
In dieser Zeit finden wir auch den bürger-
lichen Goldschmied aus Graz, Franz Waiz-
mann als Münzwardein und einige Zeit als
provisorischen Münzmeister in anerkannter Ver-
wendung im kaiserlichen Münzamte in Graz.
Er ist der Sohn des Philipp Waizmann, gewest.
Bürger und Goldschmied zu Prauna in Baiern".
Im Jahre 1694 bewirbt er sich um die freige-
wordene Münzwardeinstelle in Graz und muß
in einer Prüfung drei Aufgaben lösen Neben
der Silberprobe die Beschückung andertens ein
Goldprobe und Ausraitung der Fein, drittens
eine Valvationsraitung auf die negst ihme vor-
gebende Münz." Es wird darüber gesagt Der
Waizmann hat bei der gut gemachten Goldprobe
die Ausraitung nach der Reichsmanier auf die
Carat und Cren ausgeführt und nicht nach dem
Lot und Quintel und .17, welches kein Fehler
war." Dann wird hervorgehoben, daß er des
Eisenschneidens kundig sei. Er wird dem Kaiser
zum wirklichen Wardein empfohlen zu mahlen
alhier in dem Münzamt nit soviel auf die Kunst
selbsten, als auf die Treue und embsige Dienung
zu reflektieren ist. Auch ist mit unserm hiesigen
Gwardein kein solches rigoroses Examen bisher
observiert worden, als es wol sonsten bei jenen
Johann Friedrich Strohmayü, Ante-
pendium, dreiteilig Hoikirche in Graz
Gwardein, so zu denen Generalmünzprobationen gebraucht werden, von
nöten sein will, sondern genug ist, wann ein hiesiger Münzgwardein die Be-
schickung auf das Silber genugsamb versteht, die Feine des Goldes probiern
und ausraiten könne und die vorgeschriebene Instruktion treu und fleißig
nachkommt, was dieser Waizmann nach genuege verstehen können wirdet."
Er wird hierauf mit kaiserlicher Resolution vom '24. Dezember 1694
in Ansehen seiner hiezu habenden genugsamen Tauglichkeit mit 188 fl.
Besoldung", nachdem er eine Weile provisorisch die Stelle innegehabt hatte,
zum wirklichen Wardein aufgenommen. Im Jahre 1707 arbeitet er mit dem
Münzeisenschneider Michael Millner an vier großen Kammersiegeln, ver-
goldet ein Amtspottenschild" und erhält hiefür 80 H. Nach der Suspen-
dierung des unglücklichen Münzmeisters Johann Jakob Aigmann wird ihm
am 17. Mai 1710 provisorisch die Münzverwaltung übertragen. Er muß sehr
tüchtig gewesen sein, weil die Hofkammer am 24. Mai 1712 in einem
Berichte nach Wien sagt Es kann als Münzmeister kein besserer als der
derzeitige Substitut, Wardein Waizmann vorgeschlagen werden, doch will
er diese Stelle nicht nehmen, da ihm 440 fl. Besoldung zu klein, die Caution
von 1500 H. zu groß und der Dienst ein zu mühsamer und mit schweren Rech-
nungen verfangen ist." Infolgedessen ist Waizmann provisorischer Münz-
meister geblieben, bis er nach Besetzung der Münzmeisterstelle mit Paul
Anton Juli im Jahre 1715 wieder das Münzwardeinamt übernommen hat. Das
Totenbuch der Stadtpfarre Graz meldet dann, daß Waizmann am 17. März
1718 gestorben und bei den PP. Augustinern bei St. Paul begraben worden ist.
Von nun an Finden sich unter den steirischen Münzbeamten keine
Goldschmiede mehr. Der Dienst wurde immer komplizierter und erforderte
umfangreiche Kenntnisse, die nur die Bergbeamten und die seit ihrer Jugend
im Münzwesen tätigen Angestellten besaßen. Von den ziemlich zahlreichen
Siegelschneidern dieser Zeit möchte ich ganz kurz hervorheben den Lukas
Traudt, der im Jahre 1657 wegen vier geschnittenen königlichen Siegeln
160 H. erhalten hat; dann den Stein- und Glasschneider Johann Kaspar
Spengler, dem am 28. Februar 1657 von der Landschaft wegen offerierter
Landkarten pro interim 50 H. gegeben wurden, und zuletzt den Stein-, Sigi-
und Eisenschneider" Johann Hans Alt, von dem bekannt ist, daß er anno
1680 zwei steirische Panthertiere auf zwei Stück Stahl und für verschiedene
Münzprägewerke und auch für Graz Münzeisen geschnitten hat. Er war
kein Grazer, aber lange Zeit in Graz ansässig. Bevor ich in das XVIII. Jahr-
hundert hinübergehe, möchte ich noch anführen, daß uns bis zu diesem
neuen Abschnitte 102 Goldschmiede ohne die Siegelschneider in Graz
bekannt sind, von denen aber nicht wenige nur aus den Pfarrmatriken und
seit 1691 aus den Innungsbüchern der Grazer Goldschmiede genommen
wurden und über die wir fast nichts als die Namen wissen.
Von den Goldschmieden der Landstädte und Märkte von Steiermark
sind uns nichts als zahlreiche Namen erhalten und nur von Markus Ammann,
Goldschmied in Leoben, erzählt uns P. Wichner, daß er im Jahre 1614 für
die Kirche in Kalwang eine Monstranz verfertigt hat.
Besitze des Bildhauers Sebastian Osterrieder
zu München beiindet sich die hier abgebildete
Elfenbeintigur mit der Darstellung des schlum-
mernden Schäfers Endymion. Der jetzige
Eigentümer erwarb das Werk vor kurzem in
meter breit und 13 Zentimeter hoch, die Schau-
seite fast vollrund, in einzelnen Partien ganz
frei herausgearbeitet, der Stilcharakter desHoch-
reliefs aber sorgfältig gewahrt. In seiner Auf-
fassung und Durchführung erweist sich das Werk als eine Arbeit vom
Anfange des XVIII. Jahrhunderts. Diese Tatsache und der Umstand, daß das
interessante Stück sich in Kammer gefunden hat, legt die Vermutung nahe,
daß es sich um eine bisher unbekannte Arbeit des berühmten Balthasar
Permoser handelt, der 1650 in jenem Orte geboren worden ist. Wann und
wie es dorthin gekommen ist und wie es sich der kunstgeschichtlichen
Forschung bisher hat entziehen können, während doch dort ein paar andere
Arbeiten, die teils Permoser selbst, teils seiner Richtung angehören, seit
längerer Zeit bekannt waren erwähnt unter anderm von Beschorner in
seinen Permoser-Studien", Seite 107 f., von Scherer in seinen Studien zur
Elfenbeinplastik der Barockzeit, Seite 53, von Ilg in der Allgemeinen deutschen
Biographie 25, Seite 382, läßt sich bisher nicht sagen. Dagegen scheint mir
die Autorschaft
Permosers außer
Zweifel zu stehen.
Der Umstand, daß
die Darstellung
eine mythologi-
sche ist, fällt trotz
Permosers Vor-
liebe für derartige
Gegenstände an
sich nicht ins
Gewicht, da der-
gleichen dem Ge-
schmacke jener
Zeit überhaupt
entsprach. Be-
weisend aber
scheint mir die
TeChflik. Die Be- Elfenbeinfigur von Balthasar Permoser
dem Orte Kammer beiTraunstein. Es ist 15 Zenti-
handlung des Körpers zeugt von außerordentlicher Meisterschaft, von jener
feinsten anatomischen Kenntnis, die zu den ausgezeichnetsten Eigenschaften
gerade der Permoserschen Kunst gehört. Beachtung verdienen ferner
die Hände und Füße, besonders auch der Kopf, der an jenen der im
Braunschweiger Museum befindlichen Permoserschen Elfenbeinfigur des
Sommers" mahnt. An diese fühlt man sich auch durch die Ausführung
der Mantelfalten erinnert. Direkte Vergleichung des Stückes mit den be-
glaubigten Permoser-Elfenbeinen in Braunschweig und Dresden würde
jedenfalls noch weitere Anhaltspunkte ergeben. Das Münchner National-
museum besitzt bisher nichts von Permosers Hand. Die Rückseite der
Endymion-Figur ist flach abgeschnitten, woraus zu schließen wäre, daß sie
nicht für freie Aufstellung, sondern zur Befestigung an einem Hintergründe,
wahrscheinlich an einem Schranke oder dergleichen bestimmt gewesen wäre.
Auch hiefür finden sich unter Permosers beglaubigten Arbeiten mehrere
Parallelen, auf die Scherer Seite 27 unter Hinweis auf den dekorativen
Charakter der Werke dieses Künstlers aufmerksam macht. Auf alle Fälle
verdient der Endymion Bewertung als ein Stück von hoher Vorzüglichkeit.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 59 VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN 54b
USTAV KLIMT Die österreichische Kunstwelt ist um eine ihrer stärksten
Erscheinungen ärmer geworden. Die Künstler aller Länder werden seinen Heim-
gang beklagen. Aber mehr noch als der Verlust einer abgerundeten und großen Persön-
lichkeit ist das Erlöschen eines Sternes von tiefer Bedeutung, der so lange einer gänzlichen
Umwertung und Neugestaltung künstlerischer Ziele vorangeleuchtet. Durch längere Zeit
war fast jedes seiner Werke ein neuer Impuls, eine vornehme und edle Tat, an der sich
eine Künstlergeneration erquickt und gekräftigt hat in ihrem eigenen Schaffen. Von Klimt
ging jener Zauber aus, der eine Welt von neuen Schönheiten ahnen ließ, in die einzutreten
höchsten Genuß und Erquickung bot. Daß sich oft bittere Gefühle in diesen Genuß gemengt
haben, ist nicht allein dem Künstler zuzuschreiben, wie seine zahlreichen und oft un-
gerechten Feinde behauptet haben, es liegt in viel höherem Maße an der Enge jener
Verhältnisse, die ihm keine großen Entwicklungsmöglichkeiten boten. Sein Schicksal war
jenes, das so vielen großen österreichischen Künstlern beschieden war, an einer Heimat
zu hängen, die ihn verkannte und ihm die ersehnte Entwicklungsfreiheit verweigerte. Auf
den Schild gehoben von einem kleinen Kreise begeisterter Künstler und Verehrer der Kunst,
bekämpft von einer Mehrheit meist voreingenommener, aber oft allzu einfiußreicher
Verteidiger überlebter und kunstfeindlicher Anschauungen, blieb ihm der Weg der Welt-
llucht als letztes und bitterstes Rettungsmittel. Seine Kunst war von jener Art, die ohne
Gunst und ohne Sonne allmählich erlischt, den Künstler selbst verzehrt.
Daß Klimt es vermochte, einsam zu bleiben und in sich selbst und seine Welt ein-
geschlossen unermüdlich zu schaffen, war sein Glück. Daß es ihm nicht vergönnt war,
an großen Aufgaben zu wachsen und auszureifen, hat sein Vaterland um große Werke
gebracht, die er ihm zu schenken wohl berufen war. So bildete sein Schicksal die
Versenkung in Staffeleiarbeiten, in Äußerungen seiner außerordentlichen Feinheit des
Empfindens, des unaufhörlichen Vibrierens und musikalischen Erklingens einer ungewöhn-
lichen Tonschönheit, Licht- und Farbentrunkenheit in ganz persönlichem und eigenem
Sinne. Die seltene Beteiligung an monumentalen Aufgaben, die ihm vergönnt war, ist
außerhalb seiner Heimat mit Begeisterung aufgenommen, hier aber zum schweren Nachteil
unseres Kunstlebens abgelehnt worden.
So bieb er ein Mittelpunkt Auserwählter, ein Abseitsstehender, der sich selbst treu
zu bleiben vermochte, dem aber sein Vaterland die große Förderung doch schuldig blieb,
die seiner Kunst gebührte.
AQUARELLISTENKLUB IM KÜNSTLERI-IAUS. Schon lange bilden die
Schaustellungen dieses Klubs eine weit mehr abgerundete und erfreuliche Darbietung
als die bunte Bilderschau der Gesamtheit der Genossenschaft. Diesmal ist der kleinen, aber
anziehenden Ausstellung auch ein kräftiger Anziehungspunkt durch eine der stärksten
Erscheinungen gegeben, welcher dieser Kreis aufweist. Der Mittelraum ist ganz mit Arbeiten
Karl Sterrers ausgefüllt, die lebhaft fesseln und erfreuen. Der Künstler bringt Mannigfaltiges
und Gutes. Landschaftsbilder, Porträte, Figurenstudien und dekorative Entwürfe zeigen
alle eine Größe und einen Ernst der Auffassung, der die Persönlichkeit des SchaiTenden zu
einer ernsten und abgerundeten macht. Wer so in dem Porträt den geistigen Kern des
Dargestellten erkennen läßt und mit sachlichem Eingehen in alter deutscher Liebe zum
Gegenstand die Beziehung des Menschen zu seinem Wirken festzuhalten vermag, wobei
er keinen Augenblick sein künstlerisches Ziel aus den Augen läßt, erregt die wärmste
Anteilnahme. Und wie er einen Kopf, einen Körper in die Bildfläche stellt, wie er in Umriß
und Formgebung das wirklich Wesentliche herausholt und das Großzügige betont, ohne
vom Zufälligen abgelenkt zu werden, das vermittelt einen starken und bleibenden Eindruck.
Dabei zeigen größere Bildwerke, daß ernste und bedeutende Aufgaben seine Seele
erfüllen, daß ihm die Natur überall nahegeht, daß er in ihr immer die vereinfachte große
Form sieht und daß er die Konzentriertheit zum Schaffen besitzt.
Es wäre zu wünschen, daß größere Aufgaben dem Künstler beschieden werden.
Neben dieser kraftvollen Einfachheit vermag die heitere Lebendigkeit Rudolf Konopas
nicht so stark zu wirken. Man fühlt, daß die größere Intimität und Vertrautheit mit den
Reizen zufälliger Wirklichkeiten die Sammlung und Kraft zersplittern läßt. Liebenswürdige
Erzählungskunst entschädigt im einzelnen.
Diese beredte und geschmackvolle Wiedergabe reizvoller Natureindrücke ist dem
Aquarell ja natürlich und bildet den vortretenden Charakter der meisten Darbietungen;
in den graphischen Blättern wirkt dieselbe Tendenz. Nur wenige suchen auch in der
Schilderung unserer heimischen Natur die Vereinfachung und den Stilismus, die unserer
Zeit eine neue Ausdrucksmöglichkeit boten.
Unter diesen wenigen sei Vinzenz Gorgon genannt, der seine geschlossene, tonige
Einfachheit mit großem Urnriß verbindet. In kleinerem Maßstab vermochte dasselbe
Stephan Eggeler zu erreichen. Man fühlt hier das Streben nach Größe auch im kleinsten
Maßstab und denkt an die wohltuende Rückwirkung, die offenbar jener Zwang zur Verein-
fachung ausübt, der im modernen Holzschnitt und auch gelegentlich in der farbigen
Lithographie zum graphischen Ausdruck gelangte.
Abgeschlossen in einem Raume für sich ist eine kleine Gedächtnisausstellung für Karl
Karger angereiht, eine Erinnerung an eine weltfremde Künstlernatur, welche alte aka-
demische Geschmackspllege noch bewahrte und hegte, als neue große Wellen diese feine.
aber beengte, unproduktive Welt schon lange überflutet hatten. Man würde diese Entwürfe
und Zeichnungen für viel älter halten, als sie sind, wenn man sie nicht gerade in jenen
Räumen fände, die stets dem konservativen Rückblick offen blieben. Diesmal weht doch
auch wieder ein kräftigerer Wind in ihnen.
NACHLASSAUSSTELLUNG HEINRICH GOLLOB. Zwei geräumige
Abteilungen des Gebäudes der Sezession waren mit Bildern und Zeichnungen des
frühverstorbenen Heinrich Gollob gefüllt. Man stand vor dem abgeschlossenen Werk eines
Strebenden und Suchenden von entschiedener Begabung, aber noch nicht entschiedener
Überzeugung. Bilder von großer Feinheit der Tonwirkung wie jenes des Malers Couch
schienen noch abhängig von EinBüssen ganz anderer Art, wie die farbensatten und
kräftigen Bildnisse des Bildhauers Ambrosi und einiger südlicher Modelle. Spanische
Studien zeigten Gollob auf der Suche nach starker Farbe und vollends seine Blumen
scheinen nur mehr kräftiger Buntheit zuliebe gemalt. Auch in der Landschaft überwand
er verschiedene Stufen im Streben nach Großzügigkeit und Kraft. Er war Steirer und hat
im reizvollen Straßengel gehaust, wo er die Natur, die ihn umgah, in kraftvoller Weise
darzustellen verstand.
Mitten in seinem Schaffen hat er den Tod gesucht; er hat seinen Aufstieg jäh unter-
brochen und sein Lebenswerk als einen Torso hinterlassen. Nun ist auch dieser durch
eine öffentliche Versteigerung in alle Teile zerlegt und verstreut. So bilden mehr noch die
begrabenen Hoffnungen als die erreichte Erfüllung berechtigter Erwartungen das Erbe,
welches eine kräftig strebende und tätige Künstlematur einem Kreise von Freunden und
Fernstehenden hinterlassen durfte.
ALM GOLDMANNS KUNSTSALON ROBERT LENARD.
Die Kriegsgraphik hat in Österreich-Ungarn ihre eigene Art entwickelt. Die liebe-
volle, sachliche und gegenständliche Erzählungskunst, die vorwiegend die Landschaft, die
Architektur, das Bauernleben und das Stadtbild umschließt. Das Milieu. in dem die Kämpfe
sich abspielten, ihre Vorbereitung und Nachwirkung der Rahmen des Krieges wird mit
Geschmack und Sachkenntnis, mit formvollendeter Zeichenkunst geschildert.
Auch der ungarische Künstler Robert Lenard, von dem schon eine Mappe aus
dem südlichen Kriegsgebiet erschien, zeigt dieselben Vorzüge kultivierter zeichnerischer
Tüchtigkeit. Allerdings sind feintonige Radierungen unter ihnen besonders jene aus
Spanien beredte Zeugen für den Sinn des Künstlers, Stimmungen auszudrücken,
wobei er stets auch feines Verständnis für das Bauwerk und seine Bedeutung im Land-
schaftsbild bekundet. Das war aber wohl vor Kriegsbeginn, als noch die Sammlung zur
Stimmungskunst vorhanden, als noch die Möglichkeit zu Auslandsreisen und Studien-
fahrten gegeben war.
Vielleicht wird aber gerade der Zwang zur gegenständlichen Sachlichkeit eine
gute Nachwirkung hinterlassen, jedenfalls bereichert er den Schatz an Dokumenten
unserer heimischen Natur, unseres volkstümlichen Lebens, das sonst so wenig beachtet
wurde.
STERREICHISCHER KUNSTVEREIN. Eine Kunstausstellung zugunsten
des Witwen- und Waisenfonds des k. k. Schützenregiments Nr. mit nachfolgender
Versteigerung füllte durch einige Zeit die Räume des Österreichischen Kunstvereines am
Deutschmeisterplatz. Der Besucher dieser Schaustellung wurde überrascht durch die Man-
nigfaltigkeit des Gebotenen. Die Zeit ist offenbar vorüber, wo der Name einer Vereinigung
zugleich eine enge Schranke bildete. Wie der Wirtschaftsverband weiß auch der Kunst-
verein aus allen Lagern Künstler anzuziehen, offenbar haben hier die wirtschaftlichen
Erfolge persönliche Bedenken überwunden. Das Publikum hat auch dabei seinen Vorteil.
Es erhält eine Ausstellung mehr, die tüchtige Kräfte verbindet und von den graphischen
Arbeiten bis zu den Ölbildern mäßigen Umfanges, von der figuralen Keramik bis zur
Vollplastik in natürlicher Größe Werke bietet, die im bürgerlichen Heim einen guten
Platz verdienen. Es ist genug Gutes vorhanden, um die Räume angenehm zu beleben,
und gerade die Kleinheit der Räume zwang zu einer solchen Auswahl, die auch den
Bedürfnissen der guten bürgerlichen Wohnung Rechnung trug; man kann hier zugleich
die Wirkung der Werke im Zusammenhang mit der Raumgröße prüfen.
Wir begegnen Leistungen, die ebenso ihren Platz in den anderen öffentlichen Schau-
stellungen der Großstadt wie im Heim eines verständigen Kunstfreundes verdienen.
USSTELLUNG ZUR VOLKSKUNDE DER BESETZTEN BALKAN-
GEBIETE. Im großen Festsaal der Wiener Universität wurde das Resultat einer
in Kriegszeiten begonnenen und durchgeführten Sammeltätigkeit vorgeführt, die uns ein
schönes Bild der alten Kultur südlicher Grenzgebiete gibt. Wer die Einflüsse orien-
talischer Kunsttradition auf die dalmatinische und bosnisch-hercegovinische Volkskunst
verfolgt, die ein so reizvolles und mannigfaltiges Durchdringen späterer slawischer, früher
mohammedanischer und ältester lokaler Traditionen aufweist, wird auch mit größtem
Interesse diesen Wechselwirkungen weiter nach Südosten folgen. Albanien ist besonders
interessant durch eine in vielen Dingen noch größere Primitivität und Unberührtheit, die
sehr ursprüngliche handwerkliche Verrichtungen in Übung erhalten hat. Daneben gedeiht
jedoch eine kunstgewerbliche Qualität in textilen und metalltechnischen Arbeiten, die einen
erheblichen I-Iochstand der Leistungsfähigkeit erkennen läßt. Die Sammel- und Forschungs-
tätigkeit der ersten ethnographischen Balkanexpedition wurde später durch Unterstützung
der Orientabteilung des k. u. k. Kriegsministeriums wesentlich vermehrt und ergänzt.
Der Direktor des Kaiser Karl-Museums, Regierungsrat Professor Dr. M. I-laberlandt,
und dessen Sohn Privatdozent Dr. Artur Haberlandt haben aktiv und durch Ordnung
und Sichtung der Ergebnisse in hervorragender Weise bei dieser Aktion mitgewirkt. Von
letzterem liegt auch bereits als XII. Ergänzungsband zur Zeitschrift für österreichische
Volkskunde" ein wissenschaftlich wertvoller Bericht vor Kunstwissenschaftliche Bei-
träge zur Volkskunde von Montenegro und Albanien". Von der Orientabteilung des
Kriegsministeriums hat sich besonders Rittmeister Dr. R. Kühnelt an dieser Ausstellung
beteiligt und dem Fähnrich Maler Leopold Forstner sind die besonderen Aufgaben
der Aufsarnrnlung wertvoller Objekte sowie der zeichnerischen Darstellung baulich und
technisch interessanter Anlagen zugefallen.
Dieser schwierigen Arbeit ist Maler Forstner mit besonders günstigem Erfolge
gerecht geworden.
Seine klaren und reizvollen, sachlich und künstlerisch so befriedigenden Darstellungen
der volkstümlichen Bauweise, der wichtigen Einzelheiten volkskundlich interessanter
Arbeitsprozesse, der Kostüme und Typen lassen den geübten Blick und die sichere Hand
eines Künstlers erkennen, der seiner Ziele sicher ist und sein Material beherrscht.
Sie bilden einen sehr instruktiven und wertvollen Bestandteil der Schaustellung. Die
zahlreichen Trachten und Kostümteile selbst, der prächtige Schmuck, die gewebten und
gestickten Prunkstücke der Kleidung zeigen übersichtlich den Charakter ausgebildeter
Volkskunst. Sicher ist mit dem Fortschreiten nach Süden und Osten ein stärkerer
mohammedanischer Einschlag zu fühlen und doch bleibt jene Besonderheit und Eigenart
gewahrt, die eine eigene Note hervorbringt.
Das Schmuckbedürfnis, das den meisten kraftvollen primitiven Kulturstufen eigen ist,
wird hier durch die alte orientalische Tradition des Schmückens mit reich ornamentierten,
auf Gold und Silber gestimmten Schmuckstücken und Geweben in bestimmte Bahnen
gelenkt, die trotz einfachster Verhältnisse und manchmal ganz unbeholfener Hilfsmittel
doch mit unleugbarem Geschick durchschritten werden.
So rundet sich das Bild der Balkankultur immer mehr ab, je mehr Glieder derselben
uns zugänglich werden.
ÜKTIONEN. Das allgemeine Interesse an Kunstwerten, das mit dem Interesse an
Kunst nicht zu verwechseln ist, lockt unzählige neu entstehende Faktoren ans
Licht, die sich mit dem Vertrieb und mit der Erwerbung von Kunstwerten befassen.
Manchmal sind es auch wirklich wertvolle Dinge, die so ans Licht kommen, dann aber
auch den wahren Freunden der Kunst gelegentlich zugänglich werden.
So wurde bei Wawra wertvolle Keramik, zum größten Teil volkstümlicher Herkunft,
versteigert, bei A. Kende eine schöne Zinnsammlung, vorwiegend schweizerischer und
Nürnberger Herkunft, bei S. Kende und Schidloff eine Dosensammlung, die einzelne schöne
österreichische Arbeiten enthielt, und im Dorotheum einige gute Gobelins. Dazwischen
Nachlässe einiger Künstler, wie A. Kaufmann, Hans Wilt, Hans Dvorak, Karl Karger.
A. Schäffers Nachlaß kommt nun dazu. Dal alle die oft unbegründeten und überraschenden
Wertsteigerungen einen krankhaften Anschein besitzen, ist für eine so überreizte Zeit nur
eine Absonderlichkeit mehr. In Wien zeigt sich dauernd das größte Interesse den heimischen
Künstlern und Arbeiten der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts zugewendet, die so
leicht verständlich und oft so anmutig sind. Langsam kommen auch Künstler zu Ehren, die
später wirkten und im Schatten, nicht in der Sonne des Glücks gelebt. Mit dem Erlös,
den einzelne Werke ihrer Hand heute erzielen, wäre ihnen einst ein sorgloses Leben und
eine verdiente Genugtuung zu schaffen gewesen, die ihnen nicht erreichbar war.
Leider ist es ein Kennzeichen des gesamten Kunstmarktes, daß oft heute nicht die
künstlerisch wertvollen, sondern häufiger nur die kommerziell aussichtsvollen, künst-
lerisch aber belanglosen Objekte den Markt beherrschen.
KLEINE NACHRICHTEN Sie
IE MINIATURENSAMMLUNG SEINER KÖNIGLICHEN HOI-IEIT
DES GROSSHERZOGS ERNST LUDWIG VON HESSEN UND
BEI RHEIN. Die eben erfolgte Herausgabe dieses Kataloges Kurt Wolff Verlag
geschah anläßlich des fünfundzwanzigjährigen Regierungsjubiläums des Großherzogs. Die
Bearbeitung haben Professor Dr. G. Biermann und Museumsdirektor Dr. Brinckmann
besorgt. Ersterer hat nach Angabe der Einleitung die Anlage des Ganzen, die Ausstattung
und Verteilung des Abbildungsmaterials bestimmt, letzterer die gesamte textliche Arbeit
geleistet. Aber es hat den Anschein, als ob Brinckmann nicht in die Lage versetzt war, seine
große Sachkenntnis in entsprechendem Umfange zur Geltung zu bringen; das Hauptgewicht
liegt auf den Illustrationen. Es sind. 148 Tafeln mit 457 Abbildungen, welche mit wenigen
Ausnahmen die Originalgrößen der Miniaturen wiedergeben. Der Text beschränkt sich auf
eine kurze Einleitung, auf dankenswerte Anmerkungen und Beschreibung der Farben,Tracht,
Uniform der reproduzierten Bilder, ferner auf Ausstellungs- und Literaturnachweisungen
und auf ein Verzeichnis der Künstler und der Dargestellten. Die Sammlung ist zu einem
großen Teile alter Besitz des großherzoglichen Hauses und hat dementsprechend einen
ausgeprägt historisch-genealogischen Charakter". Dies muß man sich vor Augen halten.
Der künstlerische Wert der Stücke ist sehr ungleich, Werke ersten Ranges sind nur in
geringer Zahl vorhanden und das Niveau der Sammlung erscheint nicht gehoben durch die
Erfolge der höchst dankenswerten Bemühungen, die durch die Photographie völlig in
Verfall geratene Miniaturkunst durch Stellung neuer Aufgaben wieder zu erwecken".
In geschlossener Reihe treten uns in Kleinporträten die regierenden Landgrafen des
Hauses Hessen-Darmstadt, von Georg I. dem Frommen angefangen, mit den Mitgliedern
ihres Hauses sowie verwandter und befreundeter Höfe entgegen; neben den Ölbildern auf
Metallgrund aus dern XVILJahrhundert ist die Emailminiatur der Barockzeit reich und durch
manch künstlerisch sehr interessantes Stück vertreten. Den größten Teil der Sammlung
nimmt natürlich die Elfenbeinminiatur ein und auch eine Reihe von Aquarellen ist angefügt,
in der Absicht, auf die starken Zusammenhänge der auf diesem Gebiete tätigen Künstler
mit der Miniaturmalerei hinzuweisen. Das ist ein ganz richtiger Standpunkt, sofern es sich
um Kleinbildnisse handelt, deren Technik und Charakter einheitlich ist, ob es sich um Öl,
Email, Gouache oder Aquarell als Malmittel oder um Kupfer, Gold, Silber, Elfenbein,
Pergament, Papier oder Holz als Malgrund handelt.
Unter den frühen Stücken ragt, soviel man nach den Abbildungen beurteilen kann,
ganz besonders das Porträt eines unbekannten jungen Mannes Nr. 45, Öl auf Kupfer
bezeichnet Aet. 2x. FK. r622 hervor, ein Werk des Franz Keßler geboren zu
Oppenheim am Rhein, gestorben nach 1630, Schüler des Geldorp Gortzius zu Köln, wo
er 16x in die Gilde aufgenommen wurde. Ebenso sind die Bildnisse mit den gesicherten
Künstlernamen von Pierre Signac Nr. 70 Karl X. von Schweden, Email auf Silber,
um 1655,. Charles Boit Nr. 76; Friedrich I. von Schweden, Pergament, um 1720 und
Peter Boy Nr. 74 Johann Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz, Email auf Kupfer, um 1700,
wie Nr. 75 unbekannter fürstlicher Herr, Pergament und Nr. 73 Karl Landgraf zu
I-Iessen-Cassel, Pergament von hohem Interesse. Der Art des Benjamin Arlaud ist aber
wohl nur Nr. 75 zuzurechnen, das zweite Bild Nr. 73 hat mit diesem Meister kaum etwas
gemein. Auch erscheint es gewagt, die Nr. 90 Ludwig XIV. und Nr. 91 Elisabeth
Dorothea zu Hessen-Darmstadt mit Petitot in Verbindung zu bringen; die erstere trägt
die Signatur W. I-Iassel 1690 von dem sich im bayrischen Nationalmuseum zu München
eine 1674 datierte Schlachtszene in Email, Katalog Nr. 201, befindet, die Nr. 9x ist reizend
in ihrer auffallend modernen Auffassung, aber an den Genossen Bordiers und I-Iofmaler
Ludwigs XIV. erinnert kaum ein Strich des Bildchens. Glänzend vertreten ist die große
Zeit der Bildnisminiatur durch das Porträt der Freifrau Elisabeth Rüdt von Collenberg,
geborene von I-Iarpprecht, von Füger Nr. 268, Elfenbein, 1789, ein hochovales Bild
183 13 Zentimeter, das alle Qualitäten der allerbesten, geistig bewegten, technisch un-
übertrefflichen Arbeiten des großen Wiener Meisters besitzt. Das Bild reiht sich außer an
die Porträte der drei Schwestern Thun, von welchen Labans Studie ausgegangen ist,
ebenbürtig" an die von mir Die Bildnisminiatur in Österreich von 1750 bis 1850",
Artaria Co 1907, Tafel VIII, XI, XIV, XVIII, XIX veröffentlichten Hauptwerke
Fügers an. Die Nr. 243 Friedrich August, Herzog zu Nassau, Elfenbein, um 1785 als in
der Art des Füger zu bezeichnen, hat wohl manches für sich; soweit die Abbildung dies
ermöglicht, läßt sich eine gewisse Verwandtschaft etwa mit dem Andrea Perula von mir"
veröffentlicht a. a. 0., Seite 31, Katalog Nr. 82 nicht bestreiten, aber wenn man das Bild
mit dem Besten vergleicht, was Füger in den Achtzigerjahren hervorbrachte, in ihrer man
möchte sagen leuchtenden Durchgeistigung alles Individuellen, dann kommen einem doch
berechtigte Zweifel an der Richtigkeit jener Zuschreibung. Füger war übrigens erst von
1788 auf 1789 nach langem, nur durch die italienische Reise unterbrochenem Aufenthalt
in Wien, wieder in Westdeutschland, unter anderm ein halbes Jahr in Mainz, wo er
mehrere Bildnisse des Kurfürsten Freiherrn von Erthal malte ein prachtvolles Porträt in
der Sammlung Eltzbacher in Köln, die schöne Vorarbeit dazu im Besitze des Herrn
Dr. A. Figdor, von mir abgebildet a. a. 0., Tafel IV, Nr. der Herzog Friedrich August
zu Nassau müßte also um x785 in Wien gewesen sein oder die angegebene Datierung ist
unrichtig und um mehrere Jahre hinaufzusetzen. Vergleicht man die Arbeiten des Füger-
Schülers Weichselbaum und vor allem auch die Ankers siehe Die Bildnisminiatur in
Osterreich", Textabbildung auf Seite 105 Graf Khevenhüller, so sieht man, daß die
Manier des Meisters vielfach rnit großem Geschick nachgeahmt worden ist.
Von den identifizierten Meistern der übrigen zahlreichen Kleinbildnisse vorn Ende
des XVIII. und Anfang des XIX. Jahrhunderts sind hervorzuheben Johann Sebastian
Brachfeld, Fr. Jac. I-Iill, Cornelius Boyer, der Chevalier de Chateaubourg, Johann Friedrich
Tielker, J. Desvernois, Kaspar Klotz, vor allem Augustin Ritt von dem ein wundervolles
Bildchen der Kaiserin Elisabeth von Rußland aus der Sammlung des Grafen Lanckoronski
auf der Wiener Kongreß-Ausstellung 1896 und der Wiener Miniaturenausstellung r9o5
vorgeführt wurde Franz Ritter hat im Kongreß-Werke zuerst wieder auf den aus-
gezeichneten Meister aufmerksam gemacht, dann Aubry, Augustin Isabey, ferner Schrott,
I-Ieigel, J. Nehrlich. Die wissenschaftliche Ausbeute, welche das Werk bietet, ist nicht sehr
erheblich. Mehrere wertvolle Feststellungen stammen von Johann Kurzwelly, im übrigen
ist nicht durchwegs auf grundlegende Arbeiten und Vorarbeiten über die Geschichte der
Porträtminiatur zurückgegriffen worden. Anzumerken wäre unter anderm Folgendes
A. Bencini, von welchem das Künstlerverzeichnis sagt, daß seine Lebensdaten und näheren
Lebensumstände unbekannt seien, hat 1741 an der Wiener Akademie studiert und wurde
1753 Kammermaler. Von ihm stammen die 13 Miniaturen Bildnisse Maria Theresias,
Franz Stephans, des Herzogs Carl von Lothringen und seiner Gemahlin, sowie der
Kinder des Kaiserpaares Josef, Leopold, Maximilian, Ferdinand, Maria Carolina, Maria
Antoinette, Maria Amalia, Maria Elisabetha, Maria Christine und Maria Anna auf der
berühmten Dose des Wiener Hofmuseums, welche am Rande die Bezeichnung trägt
Mack Wienn" Vgl. meinen Aufsatz Der l-lofjuwelier Franz Edler von Maek" in Kunst
und Kunsthandwerk", XIX, 5. bis 7.Heft.-Der interessante Chevalier de Chateaubourg, der
um 1750 in Nantes zur Welt kam, war auf der Wiener Miniaturenausstellung 1905 durch
ein signiertes und 1801 datiertes Elfenbeinbildchen des Großherzogs Karl Louis Friedrich
von Baden vertreten Katalog Nr. 181. Josef Kaltner, 1750 in Nymphenburg geboren,
wird von Böckh als pens. königl. Baier. Hof-Miniatur-Porträt-Mahler" bezeichnet, der
1823 in Wien, Walfischgasse 10, wohnte. Kaltner lebte, nach Absolvierung seiner Studien
in Berlin, 1780 in Paris, seit 1814, vielleicht schon seit 1808 in Wien vgl. Die Bildnis-
miniatur in Österreich", Seite 207. Über Lieder vergleiche die eben erwähnte Ver-
öEentlichung Seite 120, 143, 145, 160 bis 162, 249, 259. Meytens wurde 1732 Kammer-
maler, 1750 Direktor der Wiener Akademie; daß er nach 1725 keine Miniaturen mehr
gemalt hätte, ist unrichtig, in seiner Selbstbiographie vom Jahre 1755, abgedruckt in den
Briefen über die Kunst von und an Ludwig von Hagedorn", spricht er mit größtem
Selbstbewußtsein von seiner Tätigkeit als Miniaturmaler, als ob er sie bis zu diesem Zeit-
punkte nie aufgegeben hätte a. a. 0., Seite 63 bis 64. Von Noortwyck war auf der
Wiener Miniaturenausstellung 1905 eine Bildnisminiatur der Herzogin Amalia, Gemahlin
Karls ll. von Zweybrücken, aus dem Besitze weiland des Erzherzogs Karl Ludwig aus-
gestellt Nr. 741. Pinckas, von welchem Meusel sagt ein Jude", war, wie ich nach-
gewiesen habe, l-lofminiaturrnaler in Ansbach. Ruprecht Vorname Johann? nicht R.
hat auf der akademischen Ausstellung 1828 in Wien ausgestellt siehe a. a. 0., Seite 231.
Über Maximilian Schrott vergleiche Die Bildnisminiatur in Österreich", Seite 46, 252, 26a
und Tafel XXV, Katalog Nr. 193, mit einem höchst anmutigen Miniaturbildnisse der Erz-
herzogin Sophie als Kind um 1814, aus der Sammlung Figdor. Straely meistens so ge-
schrieben, nicht Straehly nannte sichalsAnglomane Edward, nicht Eduard, von ihm ein Bild
des Kaisers Ferdinand als Kind, signiert Edward Straely' 1796 und ein anderes, den Erz-
herzog Alexander Leopold Josef, Palatin von Ungarn, darstellend, signiert Straely, um 1795
abgebildet Die österreichische Bildnisminiatur", Tafel II, Nr. Katalog Nr. 13, beide
enthalten im XVI. Tableau der zum Allerhöchsten Primogenitur-Fideikommisse Seiner
k. u. k. Apostolischen Majestät gehörenden Miniaturen im Zeremoniellappartement der k. k.
Hofburg, Hoiinventar Nr. 208. Tielker war einer der vielen unsteten Künstler des aus-
gehenden XVIII. Jahrhunderts, Meusel nennt ihn ausdrücklich Miniaturmaler auf Reisen".
Die Aufmachung des kostbaren Werkes ist reich; daß es in dieser Zeit heraus-
gekommen, gereicht der deutschen Buchkunst zur Ehre. Die Ofiizin W. Drugulin in Leipzig
hat ihr Möglichstes getan. Die Lichtdrucktafeln der l-lofkunstanstalt Albert Frisch in
Berlin sind jedoch nicht durchwegs gelungen, die schwarzen zum Teil Hau oder rußig, von
den farbigen viele grell und ohne Rücksicht auf die Farbenwerte der Originale ausgeführt
zum Beispiel Tafel 12, 24, 94 übrigens ein sehr unerfreuliches Werk des Gigola. Der
Wiener Reproduktionstechnik ebenbürtige Meisterleistungen voll Duft und Zartheit sind
die Wiedergaben des angeblichen Arlaud Tafel 25 und die oben genannte Füger-Miniatur,
die dem Werke wie der Sammlung zur höchsten Zierde gereicht. E. Leisching
LT-BERLINER GRABMALKUNSTFK Tod und Sterben füllt unser Denken,
Gräber sind ein Symbol unserer Zeit. Von den frischen Leichenhügeln, die jeder
Tag neu häuft, schweift der ruhesehnende Gedanke zurück zum Totenkult vergangener
Geschlechter und klammert sich, auch im Fernen dem Allzunahen nicht entrinnend, an
Das Alt-Berliner Grabmal 1750 bis 1850. Hundert Aufnahmen und Vermessungen von Wolfgang
Schlitz. Kunstgeschicbtlich eingeleitet von Hans Mackowsky. Berlin, Bruno Cassirer, 1917.
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jene Zeiten, die ihre Monumente das Ernste und Schlichte, das Allgemeine und Unper-
sönliche, das Düstere und Tröstliche des unvermeidlichen Menschenschicksals aus-
sprechen lassen. Immer wieder zeigt uns die laufende Kunstliteratur die Grabmalkunst
der Wende des XVIII. zum XIX. Jahrhundert, die zwischen der individuellen Repräsen-
tationssucht des vorangegangenen Barock und der industriellen Betriebsamkeit der Folge-
zeit die Mitte hält; die Zeit, in der all das Beste des Deutschtums entstand, um das wir
kämpfen, ist uns auch in der Art vorbildlich, wie sie ihre Toten ehrte.
Das knappe geschmackvolle Buch, dem I-Ians Mackowsky, der treffliche Kenner der
Berliner Kunst, eine gedankenreiche Einleitung widmet, faßt die allgemeine Zeitstimmung
in einer lokalen Variante; das Beste, was sich von der kleinbürgerlichen Friedhofskunst
Alt-Berlins in Fugen und vergessenen Winkeln der darüber wuchtenden Großstadt erhalten
hat, ist von Wolfgang Schlitz in guten photographischen Aufnahmen und sauberen
Vermessungen zusammengestellt worden. Wie anderwärts ist auch hier diese Kunst
größtenteils namenlos sie ist klassizistisch-biedermeierisch, an der Formenwelt antiker
Kunst genährt, dem geistigen Bedürfnis bürgerlicher Gegenwart entsprossen; haushälterisch
mit wenigen Typen, die sie bescheiden abwandelt, ihr Auslangen fmdend, sparsam im
Ausnützen des anspruchslosen Materials. Weder individueller Witz noch persönliche
Prunksucht stört die Ruhe dieser Gräber, die sich einst zu einheitlichen Friedhöfen
aneinanderschlossen, heute nur mehr als Einzeltrümmer und Museumsstücke fortleben. Es
liegt nahe, die Berliner Note, die in diesem Buch festgehalten wird, mit den entsprechen-
den Erscheinungen an anderen Orten, etwa mit dem ähnlichen Reichtum Alt-Wiens zu
vergleichen, auf den wohl gelegentlich schon hingewiesen worden ist, der aber als Ganzes
noch systematischer Erschließung harrt. Bei einer solchen Vergleichung drängt sich
zunächst der größere Reichtum der Wiener Friedhofskunst auf; die Anzahl der gebräuch-
lichen Typen ist größer, ihre Variationen sind leichter und geschmeidiger, die kräftigere
Nahrung im vorangegangenen stolzeren Barock macht sich bemerkbar. Weiter sind
dem Wesensunterschied der beiden deutschen I-Iauptstädte entsprechend die Wiener
Formen zierlicher und gefälliger, die Berliner ernster und schwerer; die Verhältnisse
sind hier häufig nicht glücklich, das Postament, das die Aschenurne trägt, zu schwer,
noch häufiger, umgekehrt, die dickbauchige Vase für den tragenden Sockel zu wuchtig.
Ein dritter wesentlicher Unterschied hilft die beiden ersten erklären minder als in
Alt-Wien ist in Alt-Berlin diese Friedhofskunst zu allgemeinem Volksgut zusammen-
geschmolzen. Die ausgezeichneten Bildhauer, deren sich Berlin in dieser Zeit rühmen
darf, gehen mit ihren Schöpfungen nicht in den Durchschnitt ein; was Schinkel und
Tieck ersinnen, bleibt auf einer Stufe für sich, die Grabmäler, die von Emil Wolff Abb. 38,
Ludwig Wichmann Abb. 54 oder Hermann Ernst Freund Abb. 54 entworfen worden
sind, fallen auf den ersten Blick aus der Volkskunst der übrigen heraus, in die charak-
teristisch genug von den wirklichen Meistern nur Schadow seinen Beitrag voll aus-
geschüttet hat. In Wien treten die Einzelkünstler viel mehr zurück; Zauner, noch ganz
barocker Nachfahre, hat sich an der Ausbildung des Friedhofsgrabmals nicht beteiligt, die
Späteren Kießling, Kaeßmann, Klieber, Schaller verwachsen mit den namenlosen
Trägern des Handwerks zu einer unlöslichen Kette. Mannigfache Gründe lähmten im vor-
märzlichen Wien der großen Kunst den Schwung, aber kamen der handwerklichen Ubung
zugute; viel erstickte Künstlerkraft liegt in der Friedhofskunst Alt-Wiens eingebettet. In
Berlin blieb diese hingegen eine niedere Sphäre, in die die großen Meister nur ab und zu
adelnd und klärend eingreifen. So kommt die gesunde und harmonische bürgerliche Kultur
jener Epoche da und dort in verschiedener, aber gleich gültiger Weise wohltuend und
beispielgebend zum Ausdruck. HEIIS Tieflß
RAG. EINE NEUE UNTERNEHMUNG DES KUNSTVEREINS
BÖHMEN. In dem Wunsche, seinen Satzungen entsprechend für Vertiefung
des Kunstverständnisses und gleichzeitig für die Förderung der heimischen Kunsttätigkeit
I0
dadurch Erziehungsarbeit für das künstlerische Sehen und die Ausbildung des Auges leisten.
Ihren Zweck will die neue Unternehmung, betitelt Bilderleihstelle des Kunstvereins
für Böhmen", dadurch erreichen, daß sie dem einzelnen Kunstfreunde die Möglichkeit gibt,
ein ihm zusagendes Originalkunstwerk in seinen eigenen vier Wänden genauer kennen zu
lernen und auf die Nachhaltigkeit der Wirkung gründlich zu prüfen. ohne doch den Kunst-
freund zum käuflichen Erwerb des Werkes sofort bindend zu verpflichten. Er erhält also
gewissermaßen das Bild auf Probe". Selbstverständlich ist die letzte Absicht des neuartigen
Versuches, im Entlehner auf der Grundlage eingehender Kenntnis des Werkes den Wunsch
nach dessen dauerndem Besitz zu wecken und den Ankauf des Werkes als Enderfolg
herbeizuführen.
Mit der Bilderleihstelle" wird eine ständige Ausstellung von Originalen, Bildern,
Plastiken, und Originalgraphik verbunden sein. Um insbesondere auch der Originalgraphik
die ihr gebührende Stellung im Wandschmuck des kunstfreundlichen Hauses an Stelle
der mechanischen Nachbildung zu schaffen, wird die Leihgebühr fürvgraphische Original-
werke so gehalten sein, daß jedermann an sich selbst die Probe auf die Wirksamkeit dieses
Erziehungsmittels wird machen können.
Mit dem erziehlichen Zweck der Bilderleihstelle" wird aber auch ein wirtschaftlicher
zugunsten der Künstlerschaft Hand in Hand gehen. Abgesehen von der durch die ständige
Ausstellung geschaffenen erhöhten Verkaufsgelegenheit läßt die Bilderleihstelle" den
Erlös aus den Leihgebühren großenteils wieder den Künstlern in der Weise zukommen,
daß sie jedes der von den Künstlern übernommenen Originalwerke diesen mit Prozent
in barem während der Dauer der Verwahrung verzinst.
Mit der Gründung der Bilderleihstelle" vermehrt der Kunstverein für Böhmen die
Vorrechte seiner Mitglieder um ein wichtiges neues, da die Bilderleihstelle" grundsätzlich
nur von Kunstvereinsmitgliedern benützt werden darf.
WIEN. KÜNSTLERFÜRSÜRGE. Das Künstlerfürsorgekomitee Aktion der
durch den Krieg in Not geratenen bildenden Künstler, I., Schillerplatz Akademie
hat vom September x914 bis 1. Jänner 1918 im ganzen 557g Gesuche mit dem Betrage von
303.532 erledigt. Die Gesuchsteller 808 verteilen sich auf die Gruppe der Architekten
mit 52, auf jene der Bildhauer mit 156 und auf die Gruppe der Maler mit 600. Die gesamten
Verwaltungsspesen der Aktion beliefen sich für die 40 Kriegsmonate auf 1355 Kronen.
- VMIT"I'EILUNGEN Aus DEM K. ÖSTER-
REICHISCHENMUSEUM'SSP
ÜSZEICHNÜNG. Seine Majestät der König von Bulgarien hat dem Direktor des
k. k. Österreichischen Museums Hofrat Dr. Leisching das Großoflizierskreuz des
königlich bulgarischen Zivilverdienstordens verliehen.
ERSQNALNACHRICHT. Der Minister für öffentliche Arbeiten hat den Kustos-
adjunkten am Österreichischen Museum Dr. Richard Ernst zum Kustos ernannt.
EU AÜSGESTELLT. Im Säulenhofe findet dermalen eine Ausstellung hervor-
ragender Besitzstände der Bibliothek des Institutes statt. Ausgestellt ist eine Serie
künstlerisch und kunsthistorisch höchst wertvoller indopersischer Malereien aus dem
XVI. Jahrhundert Originalillustrationen in Imperialfolio zu dem persischen Ritterroman
l-Iamzah-Nameh", erworben aus der Ausstellung des Persischen Reiches auf der Wiener
Weltausstellung 1873 und in deren Spezialkatalog auf Seite 146 aufgeführt; sodann Abbil-
dungen aus dem kurz vorBeginn desWeltkrieges in nur zooExemplaren erschienenen Pracht-
werke von Riviere und Migeon über islamitische Keramik des XIII. bis XVIII. Jahrhunderts;
schließlich Farbentafeln und zwar zunächst die auf die Mosaiken bezüglichen aus dem
während des Weltkrieges vollendeten monumentalen Werke über die römischen Mosaiken
und Malereien der kirchlichen Bauten aus dem IV. bis XIII. Jahrhundert von Josef Wilpert.
BESUCH DES MÜSEÜMS. Die Sammlungen und Ausstellungen des Museums
wurden in den Monaten Dezember x917, Jänner und Februar 1918 von 10.472, die
Bibliothek von 4.12 Personen besucht.
KUNSTGEVVERBESCHÜLE. Am n. Jänner ist Professor Julius Kajetan dahin-
geschieden. An dem Leichenbegängnis haben alle dienstfreien Lehrkräfte der Kunst-
gewerbeschuie, die Angehörigen des Österreichischen Museums und eine Abordnung der
Schülerschaft teilgenommen. In einer am 16. Jänner abgehaltenen Trauerfeier des Pro-
fessorenkollegiums hielt Hofrat Roller dem Dahingeschiedenen einen Nachruf.
Durch 33 Jahre hat Professor Kajetan an der Anstalt Technisches Zeichnen und die
zugehörigen Teilfächer vorgetragen und sein Lehramt mit unverminderter Frische noch
am letzten Tage seines Lebens ausgeübt. Er war mit seinen nahezu 73 Jahren weitaus der
Älteste im Lehrkörper der Kunstgewerbeschule. Und dennoch hat sein Tod in allen, die
ihn kannten, eine Art schmerzlichen Erstaunens ausgelöst. Denn Kajetan war nur seinen
Jahren nach ein Greis. Seine Arbeitsleistung jedoch, die den Angehörigen des Institutes
täglich vor Augen stand, die für sie sein Bild bestimmte, war die eines vollkräftigen Mannes,
sein Temperament das eines Jünglings und sein Gemüt das eines unschuldigen Kindes.
Diese wunderbare innere Jugend war der entscheidende Zug in der Persönlichkeit
Kajetans. Ihr ist es zu danken, daß er so sicher den Weg zum Herzen der Schülerschaft zu
finden verstand. Wohl war sein Wissen bedeutend und fest begründet, seine Erfahrung
groß. Aber nicht sie, sondern diese rein persönliche Gabe des Jungseins und Jungbleibens
bewirkte es, daß ein an sich trockenes und äußerlich wenig Anreiz bietendes wissen-
schaftliches Fach Jahr für Jahr von der gesamten, vielgestaltigen Schülerschaft gerne und
freudig gelernt wurde. Und mit welchem Erfolg, dafür spricht das Zeugnis der alten
Absolventen, die oft betonen, wie trefflich ihnen bei ihrer praktischen Arbeit der bei
Kajetan aufgenommene Wissenstoff zugute komme, wie durchaus auf die Wirklichkeit
sein Lehrvorgang eingestellt war und wie sehr sie diesem Lehrer verpflichtet seien.
Sein Tod hinterläßt eine schwer auszufüllende Lücke. Man wird des Dahingeschie-
denen stets mit hoher Achtung gedenken.
QBMEYR-PREISSTIPENDIÜM. Die Gesellschaft zur Förderung der Kunst-
gewerbeschule hat zur bleibenden Erinnerung an ihren ehemaligen hochverdienten
Obmann Ludwig Lobmeyr, der durch 46 Jahre die Geschäfte dieser Gesellschaft mit
größter Hingebung geführt hat, ein Preisstipendium geschaffen, welches den Namen Lob-
meyrs trägt und alljährlich vom Professorenkollegium der Kunstgewerbeschule für die
beste Gesamtleistung an einen Schüler der Anstalt verliehen werden soll. Das Stamm-
kapital in der Höhe von rund 26.000 Kronen ist bereits aufgebracht, das Jahresstipendium
wird rund 1500 Kronen betragen. An die Spitze der Teilnehmer an der Schaffung dieses
Lobmeyr-Preisstipendiums traten der regierende Fürst von und zu Liechtenstein, die
Herrenhausmitglieder Fürst Karl Auersperg, Freiherr von Eiselsberg, Dr. Exner,W.Ginzkey,
Max von Gutmann, Dr. F. Klein, Hugo von Noot, Paul von Schoeller, ferner die nieder-
österreichische Handels- und Gewerbekammer sowie Frau Senatspräsident Marie von
Schön-Kreuzenau und die Herren August Rath jun., Oberst Paul Rath und Stephan Rath.
70
LITERATUR DES KUNSTGEWERBES 5b
I. TECHNIK UND ALLGEMEINES.
ÄSTI-I ETI K. KUNSTGEWE RB-
LICHER UNTERRICHT ab
BAUM, E. M. Farbensinn. Stickerei-t und Spitzen-
Rundschau, Febr.
BRÜNING, A. Philipp Hainhofer in Augsburg. Ein
Kaufmann, Kunstfreund und diplomatischer Agent
des XVIL Jahrhunderts. Velhagen und Klasings
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63 S. m. x64 S. Abb. München, F. Bruckmann.
M. 4.-.
LOHMEYER, K. Die Trierer Domschatzkammer und
ihre Meister. Zeitschr. für christl. Kunst, XXX,
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in Deutschland. Repert. für Kunstwism, 40. Bd.,
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ZAHN. I... s. Gr. III.
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VI. GLAS. KERAMIK se-
Neue Arbeiten der k. k. Fachschule für Glasindustrie in
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VII. ARBEITEN AUS HOLZ.
MOBILIEN ab
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Der Architekt, XXI, 8-9,
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VIII. EISENARB. WAFFEN.
UHREN. BRONZEN ETC. so
CAST, W., s. Gr. II.
REBER, B. Objets en cuivre et du commencement du
hrunze, trouves Geneve et aux environs. Anz.
für Schweiz. Alterturnsk, N. F.. XIX, a.
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M. 25.-.
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11
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KUNSTsß
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PACHINGER. Becher, Kelch, Pokal. Internat. Samm-
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NUMISMAT. GEMMENKUNDE.
BERCHEM, E. Freih. v. Siegel. Bibl. für Kunst- und
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Berlin, R. C. Schmidt Co. M. 8.-.
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LEIPZIG.
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WITTENBERG.
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Alle für Kunst und Kunsthandwerk" bestimmten Sendungen sind an die Redaktion dieser Monatsschrift,
Wien, I., Stubenring zu richten. Für die Redaktion verantwortlich Franz Ritter.
K.ZJ.K. PHOTOCH EVXIGR.
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IM VERLAGE VON ARTARIA Co., WIEN, ERSCHIEN
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VON DR. MORIZ DREGER. HERAUSGEGEBEN
VOM K. K. MINISTERIUM FUR KULTUS UND
UNTERRICHT
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Textband. 4". 17 Bogen mit 45 Illustrationen in Lichtdruck
und Zinkätzung, davon farbig. Tafelband im Formate
4536 Zentimeter, mit 60 Tafeln in Lichtdruck und Heliogra-
vüre. Einmalige Ausgabe in 500 Exemplaren und 65 un-
IÖI
verkäuflichen Dedikationsexemplaren. Subskriptionspreis
für beide Teile gebunden in Original-Halbleinenband 96.
Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
Dieses Werk erschien als dritte Veröffentlichung in einer vom
k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht herausgegebenen
Serie von Werken, die das Schaffen hervorragender österrei-
chischer Künstler in musterhaften Wiedergaben und in monu-
mentaler Weise zur Anschauung bringen sollen. Der Verfasser,
Regierungsrat Vizedirektor Dr. Dreger, Dozent an der Wiener
Universität und an der Akademie der bildenden Künste in
Wien, hat sich seit langem mit Führich beschäftigt und konnte
bisnun ganz unbekannte Qgellen benützen. Der Tafelband
enthält fast durchaus Werke, die bisher niemals oder nicht
unmittelbar nach den Originalen wiedergegeben worden sind.
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IÜICIÜIQIDICIIIIIQDIÖUIÖDICIDiDIOIUIOIDIOIUIOIDIQDIDIQDiUIÖIljICIUICIEIIOICIIQWIIIOIDIOWIIICIDICCI
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JOSEF FÜHRICHS WERKE
nebst dokumentarischen Beiträ en und Bibliographie, gesammelt von
HEINRICH VON WOER DLE unter Mitwirkun von ERICH
STROHMER. Herausgegeben vom k. k. Ministerium für Kultus und
Unterricht mit Abbildungen. Preis broschiert 15, in Original-
Leinenband 1660. Dieser Oeuvre-Katalog" bildet die Ergänzung
zu der oben angezeigten großen Monographie. Beide Werke sind zu
beziehen durch alle Buch- und Kunsthandlungen sowie durch den Verlag.
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RUDOLF ALT
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HERAUSGEGEBEN VOM K. K. MINISTERIUM FÜR KULTUS UND UNTERRICHT.
TEXT VON LUDWIG HEVESI,
nach dem hinterlassenen Manuskripte für den Druck vorbereitet durch KARL M. KUZMANY.
23 Bogen Gr. 4'. 6l Tafeln, davon 3l farbig. lOO Textbilder, davon farbig. Gebunden in Original-Leinenband.
Einmalige Ausgabe in 500 Exemplaren und SO unverkiuflichen Dedikationsexemplaren.
Subskriptionspreis 200.-. Die Erhöhung des Preises wird vorbehalten.
Dieses Werk erschien als zweite Verößentlichuns einer Serie von Monographien, die in monumentaler Weise
das Schafen der größten österreichischen Kunstler des neunzehnten Jahrhunderts darstellen werden.
Der bildlichen und Buchauntattung wurde besondere Sorgfalt gewidmet und. unter vielen Hunderten
von Bildern 161 zur Re roduktion gewählt, so daß das Werk vermöiige seines interessanten Inhaltes, der
reichen Ausstattung un der kleinen einmaligen Auflage sich als IEBHABERAUSGABE repräsentiert.
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ftbaftttl, PTÖCDÜUCYRCÜ Ctlt. litt.
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Wien, I., Kämtnerfrraße 17
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