"'31 MITTHEILUNGEN wg"-
Zweiter Jahrgang. 15. Juli 1867.
k. k. österr. Museums für Kunst 8. Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.
Am 15. eines jeden AMonats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. ö. W.
Rednctenr Dr. G. Ihn. Expedition von C. Geroldh Sohn. Man abannirt im Museum, bei
C. Geroldü! Sohn, durch die Postanstalten, sowie durnh alle Buch- und Kunsthandlnngen.
nun min-u Kunltindultrle. m. Jänolo impemu xpecille u. Duuin a. lhthnmlliqna ponr
Fßppliudun du Bulnx-Arts et i'llldlllll'iß' in Pnris. Die Knnllindllslrie Spmiens In du Pnriuer
Ausstellung. Heber den Bllhnd du König. Knnslgeverheaelzule In Nürnberg. Kleiner! Milv
thellnngen. Knnnfblittorummlnng.
Belgiens Kunstindustrie.
So klein Belgien ist, so gilt es auf dem Gebiete der Industrie und
der Kunst als ein Musterland. Fast alle Zweige der Industrie und Kunst
werden in Belgien gepflegt. Die Finanzen des Landes sind geordnet, die
Verkehrsmittel vortreülich, Unterrichtsmittel aller Art im Ueherllxissr
vorhanden.
Im J. 1865 repräsentirte der Import den Werth von 2l21,363,695
Francs, der Export von lS05,950.207 Fres, Ziffern, die deutlicher
sprechen, als es Worte vermögen.
Im J. 1843 kostete der Primärunterricht Belgien 21550000 Frcs.,
im J. 1864 1l,O00.000 Frcs., für das Jahr 1867 sind l2,000.000 Frcs.
veranschlagt, Summen, die sich auf den Staat, die Provinzen und
Communen vertheilen. Für Lehrer entfielen von dieser Summe im Jahre
1843 1,850.000 Frcs, im J. 1866 6,684.000 Frcs. Die Zahl der Volks-
schulen belief sich im J. 1843 auf 2070, im J. 1865 auf 3400.
Die Zahl der Universitäten beträgt in Belgien die Zahl der
Kunstschulen 45 rnit 10.000 Schülern; Museen existiren in fast jeder
grösseren Stadt.
Diese allgemeinen Bemerkungen vorausgeschickt, theilen wir an der
Hand des oEliciellen Weltausstellungskataloges einige Notizen mit, be-
treffend einige Zweige der Kunstindustrie. Sehr lehrreich sind die An-
gaben über den gegenwärtigen Stand der Spitzen-Industrie.
Belgien ist das klassische Land für pi tzen-Industrie. Es werden
daselbst viererlei Arten von Spitzen erzeugt Die Mahnen-Flachs-
spitzen, die dentelles de Grrammont, Baumwoll- und Seidenspitzen,
die Brüssel; Spitzen und die sog. Valenciennes.
Die Malines sind gegenwärtig nicht in der Mode; sie werden zu
Antwerpen, Mecheln Malines, Lüttich, Turnhaut u. s. f. erzeugt.
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Die Stadt Grammont erzeugt weisse Spitzen, vorzugsweise aber schwarze
Seidenspitzen mit runden Maschen und Blumen. Die Spitzen von Gram-
mont sind sehr wohlfeil, und machen daher, abgesehen von der besseren
Arbeit, den französischen Spitzen aus Calvados eine bedeutende Concur-
renz. Die Brüsseler Spitzen, die schönsten der Welt, sind gegenwärtig
weniger theuer als früher. Brüssel exportirt zur Zeit nach Frankreich
allein Spitzen im Werthe von Mill. Frcs. Die Fabrication der Brüsseler
Spitzen ist in jüngster Zeit auch in dem Bezirk von Audenarde einge-
führt worden.
Der hauptsäehlichste Betrieb von Spitzen in Belgien ist aber der
von Valencienne. Früher wurde diese Art von Spitzen ausschliesslich
in der Stadt Valencienne fabricirt, heutigen Tages aber werden sie an
verschiedenen Orten, in Ypres, Courtrai, Brügge, Gent u. s. f. gearbeitet.
Die Industrie der Valenciennespitzen hat sich insbesondere nach der Re-
volution von 1830 gehoben. Frankreich verbraucht von dieser Art Spitzen
mehr, als alle anderen Länder zusammengenommen.
Die Spitzenfahrication beschäftigt 130.000 Arbeiter und ein Betriebs-
capital von 50 Millionen Fres; mehr als die Hälfte dieser Summe ver-
zehren die Arbeitslöhne. Ausfuhr und Einfuhr von Spitzen und Tüll
repräsentiren in dem letzten Decennium folgende Werthe in Frcs.
Einfuhr Ausfuhr
1855 960.000 2,61l.000
1862 1,7l0.000 3,220.000
1863 1,692.000 2,615.000
1864 l,593.000 2,109.000
1856 1860 1864
Aus England 888.120 684.155 568.464
Frankreich 394.405 598.271 916.358
Preussen 44.678 58.878 29.523.
1856 1860 1854
Nach Frankreich 2,920.262 2,04021? 970.623
England 690.029 581.895 220.254
Preussen 432.792 848.598 567.508.
Die Glasindustrie ist Hir Belgien von grösster Wichtigkeit. Sie
wird gegenwärtig in Mons, Namur, Lüttich und Charleroi geübt und vor-
zugsweise ist es der letztere Ort, wo sich alle Materialien finden, welche
Die Abnahme der Ausfuhr in diesem Jahre ist theilweise Folge des amerikanL
scheu Krieges.
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zur Fabrication von Glas nöthig sind. 35 Fabriken beschäftigen 3500
Arbeiter, und der Werth des Glases, welches in diesen Fabriken erzeugt
wird, belief sich im Jahre 1865 auf 12,378.000 Frcs. Nach dem ameri-
kanischen Kriege hat die Glasindustrie einen bedeutenden Aufschwung
genommen und in diesem Jahre kann man den Werth des in Belgien er-
zeugten Glases auf mehr als 20 Mill. Fres. schätzen.
Das belgische Glas ist für den Export bestimmt. Es exportirt sehr
viel nach Amerika, nach England, nach Holland, aber auch nach den
Hansestädten, nach der Türkei und nach Oesterreich. Der Export des
belgischen Glases nach den letzteren Punkten ist für Oesterreich selbst-
verständlich von grösster Wichtigkeit.
Der hauptsächlichste Export des belgischen Glases betrifft Fenster-
glas; während im Jahre 1864 Fensterglas nach Belgien im Werthe von
6000 Frcs. eingeführt wurde, wurde belgisches Fensterglas im Werthe
von 8,875.428 Frcs. ausgeführt. Die Hälfte dieses Betrages geht auf den
Handel von England, Amerika. und Holland. Auf die Türkei fallt die
Summe von 749.490 Frcs., auf die Hansestädte 667.194, auf Oesterreich
152.172, auf Italien 118.693, auf Egypten 148.567 Frcs.
Der Werth des Flaschenglases belief sich im Jahre 1864 auf
976.000 Fros., im Jahre 1865 auf 1,003.000 Frcs.
Das Krystallglas wird zumeist in der Provinz Namur, Val Saint-
Lambert und Seraing verfertigt. Es repräsentirte im Jahre 1864 einen
Werth von 3,76825? Frcs, während es in den Jahren 1840-1850 nie
die Summe von 850.000 Frcs. erreicht hat. Der Handel mit Krystall
und decorirtem Glase geht vorzugsweise nach Amerika, England, denf
Hansestädten und Preussen.
Spiegelglas wird vorzugsweise in den zwei grossen Etablissements
Sainte-Marie d'Oignies Hainaut und Florette Namur erzeugt.
Porcellan, Fayence und Luxns-Poterien werden in den Orten
Tournai, Saint-Vaast. Jemappes erzeugt. In Tournai wird weiches Por-
cellan gearbeitet; hartes Porcellan wird nach Belgien vorzugsweise aus
Sachsen und England eingeführt. Die Fabrication von hartem Poreellan.
welche in Frankreich so kolossale Dimensionen angenommen hat, wird in
Belgien erst seit 1820 betrieben und gegenwärtig in Hainaut Baudoier
und Saint-Vaast, Brabant Bruxelles und Hal, Namur Saint- Servais
und Andenne.
Obwohl man in Belgien genöthigt ist, Caolin aus dem Centrum von
Frankreich zu beziehen, so hat man doch durch Verbesserungen, welche
in der Behandlung der Massa, in der Beheizung u. s. w. vorgenommen
wurden, Fortschritte in der Fabrication des Porcellans gemacht.
Für Belgien hat auch die Thonpfeifen-Industrie eine ganz besondere
Bedeutung.
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Der Handelsvertrag mit Frankreich im Jahre 1861, welcher für die
ordinäre Thonwaare Belgiens günstig war, bedroht die eigentliche Por-
cellanindustrie mit einer schweren Ooncurrenz. Die Einfuhr und die
Ausfuhr beziffert sich in Belgien in den Jahren 1864 und 1865
in
Fayence, Porceltun etc. Gewöhnl. Thonwuare Pfeifen
1864 1,534.048 Frcs. 128.858 Frcs. 81.562 Frcs.
1865 2,08023! 167.379 unbekannt.
1864 1,136.602 95.817 3337 rcs.
1865 l,327.37Ü 166.823 unbek.
Von der Einfuhrsumme von Porcellan und Fayence für das Juhr
1865 fallt auf Frankreich allein die Summe von 1,190.776 Frcs., Preussen
führte ein 232.515 Frcs., Oesterreich figurirt gar nicht.
Die Bronzeindustrie findet sich in Belgien in einer sehr schwie-
rigen Lage. Seit 40 Jahren sind Versuche gemacht worden, insbesondere
von Seite des Gouvernements und der niederländischen Herrschaft, eine
Bronze-Industrie im Lande zu etabliren; aber alle diese Versuche sind
so ziemlich vergeblich gewesen.
Zur Hebung der Bronzeindustrie gehören nicht blos eine grosse
Anzahl sehr ausgezeichneter Künstler, sondern auch ein sehr starker
Verbrauch der Waaren. Aus diesen beiden Rücksichten und wegen seiner
Nachbarschaft zu Paris ist Belgien nicht im Stande, die Bronzeindustrie
zu heben. Frankreich, vor allem Paris, beherrscht heutigen Tags diese
Industrie vollständig und übt sozusagen ein Monopol aus. Die Hälfte
sämmtlicher Kunstproducte, welche in Paris verfertigt werden, gehen
ausserhalb Frankreich; ein Thcil kommt nach Belgien.
Trotzdem wird in Belgien fortwährend einiges in Bronze gearbeitet,
wie eben die Weltausstellung zeigt, und die Gesellschaften. zur Aufmun-
terung der Kunstindustüe bemühen sich ununterbrochen, der Bronze-
Industrie einen Boden zu verschaffen.
Es sind auch mehrfach Versuche gemacht worden, an die Stelle
der Bronze andere Metalle zu setzen Blei, Zinn und vor allem galvani-
sirtes Zink.
Eine grosse Ausdehnung hingegen haben jene Zweige der Kunst-
industrie genommen, welche sich auf Kirch neinriehtnn gen beziehen.
Lüttich allein besitzt drei grosse Ateliers für Bildhnuerei in Holz und in
Stein, und die Eigenthümer derselben sind kaum im Stande, den Auf-
trägen zu genügen, welche sie von allen Gegenden der Welt erhalten.
Nach Lüttich ist Brügge der wichtigste Ort für Fabrication kirchlicher
Einrichtungsgegenstände. Obwohl die Ateliers in Brügge erst in jüngerer
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Zeit eröEnet wurden, haben dieselben doch schon einen sehr grossen
Absatz und wegen der Reinheit des Stiles einen sehr guten Ruf. Auch
in Brüssel, Antwerpen und Tournhaut haben sich Ateliers für kirchliche
Einrichtungsstücke etablirt.
Luxusmöbel werden in Belgien sehr viele und sehr gute gear-
beitet und wie die Ziffern nachweisen, ist der Export der Luxusmöbel,
der vorzugsweise nach Holland, England, Frankreich und Preussen geht,
ein sehr bedeutender; doch muss bemerkt werden, dass von Frankreich
um 100.000 Frcs. mehr Luxusmöheln nach Belgien eingeführt als von
Belgien nach Frankreich ausgeführt werden. Die nachfolgenden Zlifern
repräsentiren den Werth des Verkehrs in den letzten Jahren
Einfuhr Ausfuhr
1864 395.256 Frcs. 1369319 Frcs.
1865 443.512 1,490.709
Die Ilicole imperiale speciale de Dessin et de Mathematiques
pour Papplication des Beaux-Arts et l'Industrie" in Paris.
Für diejenigen, welche Iudustrie- und Volkszeichenschulen ihre Auf-
merksamkeit zuwenden, dürfte von einigem Interesse sein, die Organisation
jener Schulen in Paris genauer kennen zu lernen, welche die Aufgabe
haben, den Zeichenunterricht als solchen zu püegen. In diesen Schulen,
deren es in Paris fünf gibt, wird nichts anderes gelehrt, als das, was zum
Unter-richte im Zeichnen und Modelliren gehört.
Diese Schulen haben einen Tages- und einen Abendunterricht. In
dem Tagesunterrichte wird nichts anderes gelehrt als Geometrie,
Trigonometrie, Arithmetik, Perspective, geometrisches Zeichnen, und
ausserdem als Hauptgegenstand Zeichnen nach Vorlagen, nach Pflanzen,
Ornamenten und Figuren und für diejenigen, welche sich der Bildhauerei
widmen wollen, Modelliren nach Vorlagen und nach der Natur. In dem
Abendunterrichte werden dieselben Gegenstände gelehrt mit Hinzu-
fügung der Elemente der Archifectur und Anatomie.
Um zum Tagesunterrichte zugelassen zu werden, muss der
Schüler mindestens Jahre alt sein und es wird nichts weiter verlangt,
als dass er lesen und schreiben kann. Um an dem Ahendunterricht
theilnehmen zu können, muss der Schüler älter als 15 Jahre sein; es
werden nur jene zugelassen, welche in den Vormittagsstunden bei irgend
einem Handwerker arbeiten, die also nach den Gewohnheiten des fran-
zösischen Arbeiters von Uhr früh bis Uhr Abends in einem Atelier
als Tischler, Schlosser, ManuEactur-Zeichner, Bildsehnitzer u. s. f. be-
schaftlgt sind.
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Sowohl für den Tagesunterricht als auch für den Abendunterrieht
wird Schulgeld bezahlt; es gibt keinen unentgeltlichen Unterricht. Der
Schüler zahlt Fir den Tagesunterricht eine Einsehreibgebühr von
Fres. 50 Cent, für den Abendunterrieht 25 Cent.
Der Tagesunterrieht dauert mit Unterbrechung einer Stunde
zur Mittagszeit von Uhr früh im Sommer, von Uhr früh im
Winter bis Nachmittags Uhr. Der Abendunterricht für Erwachsene
im Zeichnen dauert von ',8--9 oder" 10 Uhr; iiir diejenigen, welche
Abends nach der Natur arbeiten oder modelliren wollen, wird der Unter-
richt regelmässig um 'l,8 Uhr eröffnet und dauert bis oder 10 Uhr.
Bei aufmerksamer Beobachtung wird man finden, dass sich diese
Organisation wesentlich von der unserer Schulen unterscheidet, dass die
Vorbedingungen zum Eintritt in diese Schulen auf ein Minimum redueirt
sind, dass Niemand danach üägt, welchen Religionsunterricht, welchen
Geschichtsunterricht der Eintretende empfangen, in welcher Normal- oder
Speeialschule er lesen und schreiben gelernt hat. In diesen Schulen legen
die Franzosen nicht das geringste Gewicht auf sogenannte allgemeine
menschliche Bildung, sondern sie haben ausschliesslich im Auge specielle
Bildung im Zeichnen, Modelliren und in jenen Zweigen der mathema-
tischen Wissenschaft, welche für das Zeichnen und Modelliren nöthig sind-
Mit der Schule, welche sich in der Rue de Pecole de Medicine
findet, ist auch eine Schule für Xylographie verbunden; in dieser
Schule müssen sich die Zöglinge verpdiehten, drei Jahre zu bleiben; sie
werden zugelassen im Alter zwischen 12 und 20 Jahren und erhalten
Werkzeuge sowie alles auf diesen Kunstzweig Bezügliche von der
Schule selbst.
Die Vorlagen, welche sich zum Zeichnen- oder Modellirunterricht
in allen diesen Schulen befinden, unterscheiden sich in gar nichts von
jenen Vorlagen, welche in höheren Kunstschulen vorkommen.
Diejenigen, welche in die ersten Elemente des Zeichnenunterricbtes
eingeweiht werden müssen, erhalten einfache Vorlegeblätter, meist litho-
graphirte. Man geht so schnell als möglich über zum Zeichnen nach dem
Runden, nach Gipsgüssen und nach der Natur. Die Antike und die Natur
bilden die Hauptgrundlage der Vorbilder 'des Zeichnenunterrichtes. Aus
diesen Schulen gehen die Massen von gebildeten und gründlich geschulten.
Zeichnern und Modclleuren in die verschiedenen Handwerke Frank-
reichs über.
Das Reglement dieser Schulen ist ein ausserordentlich strenges und
es wird mit grosser Sorgfalt darauf gesehen, dass die Ruhe in der Schule
aufrecht gehalten wird und dass der Schüler ununterbrochen mit Zeichnen,
Modelliren oder seinen verschiedenen Studien beschäftigt ist.
Als Zeichnenmaterial ist einzig und allein crayon noire schwarze
Kreide gestattet.
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Die Stundeneintheilung in diesen Schulen ist folgende
Tngesnnterricht.
Montag Geometrie, Trigonometrie, Perspective, Arithmetik, geo-
metrisches Zeichnen.
Dienstag Zeichnen; Zeichnen nach Püanzen.
Mittwoch Zeichnen; Zeichnen nach Thieren.
Donnerstag Geometrie und geometrisches Zeichnen wie Montag.
Freitagz-Zeichnen; Zeichnen nach der Figur und nach dem Ge-
dächtniss.
Samstag Zeichnen; Zeichnen nach Ornamenten.
Jeden Tag wird in getrennten Sälen gearbeitet Bildhauerei, Zeichnen
nach der Natur und nach dem Runden.
Abendnnterricht.
Montag Vom October bis Jänner Arithmetik, vom Jänner bis
August Geometrie, jeden Tag zugleich geometrisches Zeichnen.
Dienstag das ganze Jahr hindurch Architectur, in Februar und
April Anatomie.
Mittwoch Figurenzeichnen, Zeichnen nach Thieren, Composition
von Ornamenten.
Donnerstag wie Montag.
Freitag wie Dienstag.
Samstag Zeichnen der Pflanzen, der Ornamente und Composition
von Ornamenten.
Für Schüler der Xylographie jeden Tag durch Stunden Unterricht
im Xylographiren, im Zeichnen für Xylographie und in allem, was sich
auf Xylographie bezieht.
Die Kunstindustxie Spaniens in der Pariser Ausstellung.
J. F. Wenn wir der heutigen Isolirtheit Spaniens gedenken und so vieler alther-
gebrachter Sitten und Gebräuche, die noch im Lande lebendig sind, wenn wir gar damit
die mittelalterlichen Zustände Spaniens zusammenstellen, die lange Herrschaft der Araber
und ihre hohe und eigenthümliche Cultur, so erwarten wir gewiss auch auf dem Gebiet
der Kunstindustrie viel Eigenthiimliehes zu sehen und namentlich noch viele Anklänge an
die altorientalische Kunst zu finden, denn diese dehnte sich ja einst weitaus über den
grössten Theil Spaniens aus. Die Cultur der Araber hatte aus diesem nun grösstentheils
verödeten und trockenen Lande einen lachenden Garten geschaßen, der von zahllosen Ca-
nälen, Bächen und Brunnen mit Hilfe des Fleisses und der Kunst ausgiebig bewiissert war;
eine hoch ausgebildete Kunstindustrie breitete sich über das Land hin, Schritt haltend mit
der entsprechenden Naturproduction, zum Theil so dicht gesiiet, dass schwerlich heute
die dichtbevölkertsten Indnstriebezirke des modernen Europa ihnen gleich kommen. Die
Schilderungen arabischer Schriftsteller klingen fabelhaft und doch müssen wir ihnen Glauben
schenken, wenn wir nur die wenigen noch erhaltenen Beste der arabischen Kunst in Se-
villa, Cordova und Grenada, die Ruinen ihrer Wasserleitungen, die Ueherhleibsel ihrer Be-
wässernngssysteme, die Anlagen ihrer hlnmendnßenden Felsengärten, die von den kühlen-
den Schneegewässern durehrauscht und iiberiluthet waren, betrachten.
In der Erwartung aber, davon noch in der modernen Knnstindustrie Spaniens die
Ueberreste zu finden, werden wir auf der Pariser Ausstellung gründlich getäuscht. Ein
pur Jahrhunderte liegen dazwischen, die allerdings die Zeiten und die Namen von Murillo
und Velasquez, von Cervantes und Calderon in sich schliessen, aber diese Zeiten der
hohen Kunst und der classischen Literatur, sie sind oder wurden doch alsbald die Zeiten
industrieller Verödung und einer vollständigen europäischen Modernisirung der spanischen
Kunstthiitigkeit. Mit dem Untergangs des granadinischen Reiches wsr auch der Untergang
der arabischen Cultur Spaniens, der eben so gut des "Mohren letzter Seufzer" gelten
konnte, gegeben. Unter Isabella. und Ferdinand kamen Renaissance und Inquisition, und
wie diese die Anhänger Mohammeds verfolgte und ansrottete, so sanken auch vor der neuen
Kunst die Paläste der Kalifen in Trümmer und Schutt. Zwar ihre erste blühende Orna-
mentation nahm die Frührenaissance Spaniens noch in sich auf und schuf durch die Ver-
bindung beider Kunstweisen einen neuen und originellen Stil, der sich mit der ganzen
Bliithenpraclnt der spanisch arabischen Kunst überlnd.
Aber bald gegen die zweite Hälfte des 1G. Jahrhunderts, als der askctische Fana-
tismus wuchs, üel ihm diese ganze künstlerische Blüthenpracht zum Opfer und die spa-
nische Renaissance wurde zur schwersten, iinstersten und entsagendsten von allen. An
ihre Stelle trat dann im 17. Jahrhundert der Jesuitenstil mit dem Uebermass seiner Bizar-
rerien, ganz wie im übrigen Europa, ohne dass Nation und Kunst einen Widerstand lei-
steten, und selbst als die Bourbonen auf den Thron Spaniens kamen, vermochten sie
höchstens die Barockheit zu mlissigen und dem Rococo zu nähern, nicht aber nationale
Kunstelemente zu fördern oder wieder ins Leben zu rufen.
So dürfen wir uns denn freilich nicht verwundern, wenn, wie uns die Ausstellun
zeigt, die ganze industrielle Kunst Spaniens, so weit sie sich auf die eigentlichen Cultur-
stände bezieht, vollständig modern oder französisch sich darstellt. Alles, was für die-
vornehmen oder gebildeten Classcn gearbeitet ist, der Hausrath, die Miibellmße, die Klei-
derstoEe, alles sind Kinder der modernen Zeit, der heutigen Mode. Selbst die Spitzen,
schleier und Mantillen der Damen, die uns doch als originell-spanisches Costume gelten
zeigen in ihren Verzierungen nur moderne Blumenranken, wenn diese vielleicht auch etwas
regelmissiger, symmetrischer und minder naturalistisch gehalten sind, als es die fmnzö-
sische Mode des Tages zu sein pflegt. Nicht einmal die Steife, worin sich das Landvolk
Spaniens kleidet, Einzelnes ausgenommen, erscheinen in dieser Beziehung originell, was
uns freilich nicht Wunder nimmt, wenn wir wissen, dass auch die Formen der spanischen
Volkstrachtcn nicht in das Mittelalter zurückgehen.
Von solcher ganz modernen Art hat Spanien eine Reihe Prachtmöbel ausgestellt,
mit Vergoldungen und Schnitzereien, mit seidenen Ueberzügen, in welche die bekannten
Blumenstreifen oder jene willkürlich geformten, umrahmten Felder und Bilder aus den'
Zeiten dcs Rococo eingewebt sind, Gegenstände, vielleicht blendend für das an heutige
Eleganz gewiilnxtc Auge, aber selbst in ihrer Art schwer in Form und Farbe. Nicht
minder vollständig modern erscheint die grosse Porcellan- und Fayencefahrik von Pickman
in Sevilla, die erste Spaniens, dic, in Form und Verzierung ganz auf dem Standpunkt der
letzten Jahrzehende stehend, gar kein Interesse bieten würde, wenn sie es nicht versucht
hätte, die bekannten auf der Alhambra gefundenen Fayencevasen maurisch-urahischen
Ursprunges aus dem 15. Jahrhundert zu verwerthen. Sie hat diese Vasen imitirt, aber
nur in der Form. Die Oberfläche, welche bei den Originalen dem Material gemüss glasirt
und mit Ornamenten bemalt ist, ist auf den Copien unglasirt und mit erhabenen Verzie-
rnngen überdeckt, welchc in Zeichnung, Modcllirung und Farbe den Wänden der Alhamhra
entnommen sind. Es sind somit misslungene Versuche, ein Beispiel von jener gedanken-
losen und willkürlichen Art, wie man heutzutage nur allzu häufig die Elemente älterer
Knnstweisen zu erneuter Verwendung zu bringen sucht.
Die Thonfahrication Spaniens zeigt allerdings auf der Ausstellung etwas Originelles,
und das sind Wassergcfiisse der verschiedensten Art, welche, aus hellem Thon, leicht ge-
brannt und unglnsirt, durchschwitzcn und dadurch als Kühlgefvisse dienen. Es sind Gegen-
stände desVolksgebr-anrhs und so finden sie sich noch vielerOrten, zumal in heisseren Lün-
dern, mit durchweg originellen Formen, die an ursprüngliche Zustände erinnern. Das ist
auch mit diesen spanischen der Fall, nur sind die im Relief aufgelegten Verzierungen so
charakterlos geworden, dass sie weder an arabische Kunst, noch sonst an einen anderen
älteren Kunststil erinnern und erst in den letzteren Jahrhunderten entstanden sein können.
Das möchte man auch von den Verzierungen der spanischen Volkstracht behaupten,
mit Ausnahme jener wollcnen, mantel- oder shawlartigeu Decke, welche der spanische
Landrnann in einigen Gegenden auf der Schulter zu tragen P1195; Unter den Cosmme-
figuren, welche in der spanischen Abtheilnng aufgestellt sind, findet sich ein solches
Prachtexemplar, bochroth mit eingewebten vielfarhigen Streifen, welches durch seine Wir-
kung den ganzen dahinter stehenden Kasten mit modernen Seidenstolfen todtschlägt. Das-
selbe ornamentale Princip, welches in diesen Decken obwaltet, vielfarhige, horizontale, in
einfarbigem Grunde eingewebte Streifen, deren Farben mit geometrischen, schachhrett-
artigen Mustern auf kleinsten Flächen durcheinander vertheilt sind, findet sich auch in
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Spanien liir schwere Möbelstode und insbesondere für Vorhänge verwendet, und ist mit
diesen bei uns schon vielfach in Mode gekommen. Wir bezeichnen diese Stoffe gewöhn-
lich als türkische, ihr Ursprung dürfte fir uns aber aus Spanien herzuleiten sein. Dic
Ornamentstion ist entschieden in Farbe und Zeichnung orientalischer Art und ist wohl
einer der wenigen Ueberreste arabischer Kuustindustrie, welche sich in Spanien erhalten
haben. Auch gewirkte Decken mit gestreißen Mustern, von denen manche in der Zusam-
menstellung der Farben sehr gelungen und harmonisch erschienen, diirßen noch auf den-
selben Ursprung hinweisen.
Am bedeutendsten von unserem Gesichtspunkte aus und ebenfalls an alte Traditionen
sich anlehnend, erscheinen von der Kunstindustrie Spaniens die Metallsrbeiten. Hiermit
meinen wir nicht eine an hervorragender Stelle aufgestellte kolossale Arbeit von Silber in
Form eines gothischen Thurmes, der uns weiter kein Interesse nbgewinnt, als das einer
iibelaugebrachten Uebertragung architektonischer Formen auf ein fremdes Gebiet und
fremdes Material, sondern jene mit Gold und Silber tnuscbirten Eisenarbeiten, welche vor-
zugsweise zur Verzierung der Watfeu dienen. In der Walfenfabrication ist Spanien von
Alters her berühmt und nicht hlos durch seine Tuledo-Klingen, sondern ganz besonders
auch durch die reizende Verzierung, welche es denselben ruitzngeben wusste. Hier sehen
wir bei WaEen und Ziergeßssen die alte hochberührnte Kunst des Tsuschirens oder des
eigentlichen Damascirens, d. h. die Kunst, ein Metall in ein anderes einzuschlagen, die
im civilisirten Europa so gut wie ausgestorben ist, noch in voller und ausgezeichneter
Uebung. Diese Kunst, heute im Kaukasus, in Persien und Indien noch viel geptlegt, ist
von Hause aus eine specifische Kunst des Orients und kam im Anfang des 16. Jahrhun-
derts durch Vermittlung der Türkeukriege und mit Hilfe der Waifensammlungen, die da-
mals bei grosseu Herren Mode wurden, nach Europa, wurde hier von den Wnifenschmieden
von Mailand, Innsbruck, Augsburg und Nürnberg aufgenommen und mit grosser Vollen-
dung geübt. Ihre reizenden Ornamente, welche in zierlichen schönen Linien und wunder-
voll über den Raum vertheilt die Flächen bedeckten, wurden die Liebhaberei jener Kupfer-
stecher, welche für die Goldschmiede componirten, und gingen selbst au! die Buchdeckel
über, in die sie mit Gold eingepresst wurden. In Spanien, wo die alten Walfenscbmiede
des 16. Jahrhunderts wohl durchweg Mauresken waren, haben sich Technik und Zeich-
nungen ti-aditionell erhalten; die Arbeiten von Zuloaga in Madrid, Schilde, Gefiisse,
Schreibzeug u. s. w., zeigen sich jener Arbeiten dieser Art, die zu bewundern das öster-
reichische Museum vielfach Gelegenheit geboten hat, nicht unwürdig.
Mit solcher Thiitigkeit ist Spanien sicherlich uf dem rechten Wege. Möchte es
seine alten Traditionen pdegen, die untergegangenen ünste und Kunstweisen der Araber,
unter denen wir uns vergebens nach den farbigen glasirten Fliesen der Alhambra oder
den metallschimmernden Tbongetiiseen maureskischer Töpfer umgesehen haben, wieder ins
Leben rufen und es wird sich selber zuln Vortheile arbeiten. Es kommt damit nur dem
Zeitgesohmsnk entgegen, der sich an nationalen Kuusttrnditionen und zumal auch an
orientalischer Ornameutation zu erfrischen trachtet. Wiener Ztg.
Ueber den Bestand und die Wirksamkeit der königl. Kunstgewerbeschule
in Nürnberg.
Die Anstalt wurde, wie wir aus dem für die Pariser Weltausstellung gedruckten
Prospecte entnehmen, von dem Maler J. v. Sendrart 1662 als Nürnberger Akademie"
gegründet.
Sie war die zuerst errichtete Kunstschule Deutschlands. Im Verlaufe der späteren
Jahre hatte sie bedeutende Männer, J. D. Preissler und zuletzt A. Reindel, zum
Vorstande.
1852 wurde Kreling in München von Sr. Majestät dem Könige Maximilian lI.
die Leitung dieser Anstalt übertragen.
Aus der damals nur noch von wenigen Schülern besuchten bisherigen Zeichnen-
echule wurde nach Einführung eines vollständig neuen Lehrplnnes die Reorganisation der
Anstalt angebahnt.
Um eine einheitliche Lehrmethode zu erzielen, bildete Kreling seine talent-
vollsten Schüler su Lehrern seiner Anstalt heran, welche neben einigen älteren Lehrern
Professoren der Anstalt wurden.
Als leitendes Princip bei der Ausbildung der Schüler gilt lediglich deren Befähigung.
Jeder Schüler, der begabt ist, sich einer höheren künstlerischen Thätigkeit zu wid-
men, hat Gelegenheit, sich in der Anstalt in allen Kunstiiiclzern vollständig susznbilden.
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Die Miuderhegabten oder solche, welche eine vorwiegende Anlage und Neigung zu
einer ku.nst- oder baugewerblichen Richtung zeigen, erhalten ihre künstlerische und tech-
nische Ausbildung in allen hierauf bezüglichen Fächern.
Es liegt in dem Plane der Wirksamkeit der Schule nicht allein, die Schüler in ihrer
Ausbildung zu fördern, sondern auch die entstandenen Studien fiir alle Bedürfnisse des
Lebens anzuwenden. Von Seite des Staates, der städtischen Behörden und Kirchenverwal-
tung des In- und Auslandes ergingen bereits grüssere Außräge an die Anstalt selbst,
welche von den Schülern und Lehrern ausgeführt wurden.
So entstanden für die St. Sebnlduskirche in Nürnberg eine neue Kanzel, für Heil-
bronn, Poppeureuth die innere Ausstattung mit Altären, Kanzeln, Portalen u. s. w. Für
andere Kirchen wurden Altargemiilde, Leuchter, Crucitixe in der Schule hergestellt. Für
die Malerei eröGnete sich ein weiteres Feld durch die Cultivirung der Nürnberger Glas-
malerei. Zahlreiche Entwürfe und Gartens zu Glasgemülden entstanden in der Anstalt.
In profanem Gebiet beschäftigte die Schule in mannigfaltigster, sowohl in künst-
lerischer wie kunstgewerblicher Beziehung die Schüler.
Besonders wurden Werkzeichnungen und Modelle fiir bauliche Zwecke, ferner für
Brunnen, Möbeln, Hausgeräthe ausgeführt und den Gewerken verabfolgt.
Zum ersten Male trat die Schule bei Gelegenheit einer in München von höchster
Stelle veranstalteten Ausstellung sämmtlieher technischer Lehranstalten Bayerns im Sommer
1863 vor die Oeßentlichkeit.
Die entschiedenen Erfolge, welche die Schule damals darlegte, hatten zur Folge,
dass von auswärtigen Regierungen das Ansuchen gestellt wurde, die Schiilersrbeiten der
Anstalt an verschiedenen Orten zur Anschauung zu bringen. So wurde eine derartige Aus-
stellung der Schule von Modellen und Zeichnungen in Stuttgart mehrere Monate hindurch,
ferner in Wien und Carlsruhe veranstaltet.
Zahlreiche Modelle sind sowohl von den bayerischen als auch auswärtigen Lehran-
stalten als Vorbilder benützt worden, mit dem Bestreben, die Lehrmethode der hiesigen
Schule auch dort einzuführen. Das Lehrerpersonal besteht aus
dem Director A. v. Kreling;
den Professoren F. C. Mayer, G. Eberlein, G. Jäger, F. Wanderer, W. Düll;
den Lehrern A. Ortwein, B. Klingenstein, Ch. Lenz, J. Baumeister,
und den Hilfslehrern J. G. Wolff, Dr, Göschel.
Kleinere Mittheilungen.
Ankäufe des Museums auf der Pariser Weltausstellung.
Die diesjährige Pariser Weltausstellung mit ihrem unermesslichen Reich-
thum an Schätzen der Kunst und Kunstindustrie bietet eine ausserordent-
liche Fülle solcher Gegenstände, die als mustergiltig und zur Erweckung
neuer, in Oesterreich nicht geübter Zweige der Kunstindustrie für das
Museum von grosscm Nutzen wären und deren Erwerbung sich früher
oder später als Nothwendigkeit herausstellen wird. Die Gelegenheit hiezu
wird sich vielleicht nie wieder in gleicher Weise ergeben, da sich alle
competenten Stimmen darüber einigen, dass die nächstfolgenden Ausstel-
lungen, wann und wo sie auch stattfinden mögen, nur nationellc und ge-
genständlich partielle sein dürften, die Reihe der Weltausstellungen aber
mit der Pariser Ausstellung des Jahres 1867 für lange Zeit abgeschlossen
sein möchte, weil überhaupt das Höchste erreicht wurden ist, was zu
leisten war und ein Ueberhieten nicht möglich erscheint, sowie weil an-
dererseits die Herstellungskosten auf das Enormste gestiegen sind. Es
erscheint darum die Ausstellung nicht blos als eine in eminentester Weise
günstige Gelegenheit zu Erwerbungen für das Museum, sondern auch als
eine Gelegenheit, die, wenn sie nicht benützt wird, verloren sein dürfte.
Die Direction des Museums hat nicht verfehlt, vom Anfange an diese he-
sondere Bedeutung der Weltausstellun zu würdigen und war bemüht,
die Mittel, die ihr zu Ankäufen zu Ge ote stehen, für jene Möglichkeit
379
zusammen zu halten; aber die diesbezügliche Summe steht in keinem
Verhältnisse weder zu demjenigen, was sich zur Erwerbung darbieter,
noch was für das Museum wünschenswerlh und nothwendig erscheint.
In Erwägung dieser Sachlage und bei der vorhandenen Dringlich-
keit, in dieser Richtung eine Veranstaltung zu trelfen, hat das Curatoriurn
des Museums über Vcrschla jener Mitglieder derselben, welche von dem
Besuche der Pariser Ausstelung zurückgekehrt sind, in seiner Sitzung
vom 26. Mai den Beschluss gefasst, an Se. kais. Hoheit den durchlauch-
tigsten Herrn Erzherzog Rainer, als Protector des Museums, die aller-
unterthänigste Bitte zu richten, sich bei Sr. Majestät gnädigst dahin ver-
wenden zu wollen, dass dem Museum zum Zwecke von Ankäufen auf der
Pariser Ausstellun eine Summe von 20.000 H. in Silber aus Staatsrnitteln
allergnädigst bewiiligt werde. Diese Bitte wurde zum Gegenstande eines
motivirten An es gemacht, von dem Curator des Museums, Excellenz
Grafen Edmund ichy im Namen und im Auftrage des gesammten Cu-
ratcriums, sowie in Abwesenheit des Director's von Custos J. Falke ge-
fertiget und am 27. Mai von Graf Edm. Zieh Sr. kaiserl. Hoheit
überreicht.
Unter dem 16. Juni hat nun Se. kais. Hoheit der ehrfurchtvollst
efenigten Direetion die hocherfreuliehe ltlittheilung gemacht, dass Se.
ajestät mit a. h. Entschliessung vom 3. Juni dem Museum zu dem er-
betenen Zwecke die Summe von 20.000 ü. in Silber, die auf den Etat
des k. k. Handelsministerinms zu verrechnen ist, allergnädigst zu bewilli-
gen geruht haben.
Se. kais. Hoheit hat unter dem 18. Juni der Directicn den Auftrag
zu ertheilen geruht, diese aller ädigst bewilligte Summe zu Ankäufen
auf der Pariser Ausstellung mit unlichster Beschleunigung zu verwenden
und hierbei auf die Acquirirung folgender Objecte besonders zu reliectiren
Figuralische und architektonische Bleigegenstände von Monduit 8. Bechet
in Paris; Gefasse der Goldschmiedekunst von Franchi Son in London;
galvancplastische Thürbeschläge, Rahmenverzierungen, Arabesken aus dem
Atelier von Christoße in Paris; messing- und eisen etriebene Arbeiten,
Glaswandarme, Oandelaber und Kronleuchter von Har 8x Son in London
und Skidmere in Coventry; Metallgegenstände aus der Fabrik von Lerolle;
Gegenstände von Aluminium, Muster von Glasfenstern, Muster englischer
Ledertapeten, englische und französische Tischlerarbeiten, indische StoE-
muster und Gefasse, Terracottabüsten von Carrier u. s. w. Von Seite
der Direction ist bereits das Nöthige eingeleitet werden, diesem Befehle
Sr. kais. Hoheit zu entsprechen.
Zu dem Zwecke von Ankäufen des Museums auf der Pariser Aus-
stellung haben neuerlich der Galanteriewaarenhändler Herr Rode ek in
Wien 100 H. ö. W., der Bronzewaarenfabrikant Herr Han usch 100 Fres.
und Herr Voigtländer in Wien 500 H. ö. W. gewidmet.
Auszeichnung auf der Pariser Weltausstellung. Das öster-
reichische Museum hat daselbst für "Vorbilder des Zeichnenunterrichtes"
die silberne Medaille erhalten.
Die Kunstgewerbeschule im k. k. Unterrichlsrathe. Am
29. Juni haben im Unterrichtsrathe die Berathungen über die Kunst-
ewerbeschule, welche mit dem Museum in Verbindung treten soll, ihr
nde erreicht. Die Beschlüsse wurden mit sehr geringen Ausnahmen
und diese Ausnahmen betrafen nur Nebensächliches mit Einstimmigkeit
efasst. Referent in dieser Angele enheit war Herr Prof. Dr. A. Beer;
itglieder der Gornmission zur Ab ssung des Statutes ausser Professor
Dr. Beer die Herren Oberbaurath Van der Null, Prof. E. Engerth
und Director R. v. Eitelberger.
Die Bersthungen im Unterrichtsrathe wurden in einem aus zwei
Sectionen des Unterrichtsrathes gebildet und ausserdem die Herren Wilh.
Engerth und Director v. Eitelberger be' ezogen. Den Vorsitz führte
der Präsident des Unterrichtsrathes Hofrath r. Haimerl.
Nach dem Pro'ecte des Unterrichtsrathes soll die Kunstgewerbe-
schule aus vier sel ständigen Fa ehschulen bestehen für figurales
und ornamentales Zeichnen, für Plastik in ihrer Anwendung auf Gewerbe,
für Manufacturzeichnen und für Architectur in ihrer Beziehung auf innere
Haus- und Kircheneinrichtungen. In diesen Schulen soll 'ene zu den
Zwecken der Kunstäewerhe gehörige Fertigkeit im Malen lumenmalen,
Aquarell u. s. f. ge ehrt werden, ausserdem die Elemente der Anatomie
und die Grundzüge der Geschichte und Nationalökonomie der Gewerbe.
Neben den vier Fachschulen soll eine Classe für den vorbereitenden
Zeichnenunterricht errichtet werden.
Die Zahl der Schüler in den Fachschulen ist auf 40 beschränkt.
Die Aufnahme der Assistenten bei wachsender Anzahl von Schülern ist
untersagt; in diesem Falle soll die Zahl der Professoren vermehrt werden.
Ein Aufsichtsrat bildet das verbindende Glied zwischen der
Schule und dem Museum; die Professoren bilden ein Collegium, an dessen
Spitze ein aus der Mitte der Professoren auf drei Jahre ernannter Di-
rector stehen soll.
Votum des Wiener Gemeinderathes über den Bau des Mu-
seums. In der Sitzung vom 14. Juni d. J. hat der Gemeinderath den
Beschluss gefasst,
1. sich mit der Bitte an das k. k. Ministerium des Innern zu wen-
den, dass das Museum an einem Platze, wo möglich in der Nähe
der anderen beiden Museen und in der Nähe der Industrie-
bezirke der Stadt Wien zur Errichtung kommen möge;
2. an dasselbe Ministerium die Bitte zu richten, dass der Bau des
Museums so schnell als möglich, und wenn thunlich noch heuer
begonnen werde.
Ueber diese hochinteressante Sitzung wird die nächste Nummer
dieser Zeitschrift eine eingehende Mittheilung enthalten.
Geschenke an das Museum. Vorn Photographen Herrn Julius Leth eine
Vase im Alt-Wiener Geschmacks und drei Teller, decorirt mit Emnilphotographien nach
seiner eigenen Methode. Von den Herren M0 nduit Bechet in Paris drei Bleigüsse
plomps d'art mit Blumen und Früchten. Von dem Herrn Dowleans, Cornmissär der
indischen Exposition auf der Pariser Ausstellung, eine Reihe von Exemplaren ostindischer
Industrie, Msnufactur- und Kunstobjscte jeder Art. Von dem Correspondenten Herrn
v. Welcher, Consul in Palermo, mehrere orientalische Seidenstodmnster.
hülesueh des Museums. Die Anstalt wurde im Monate Juni von 7589 Personen
esuc t.
Vorlesungen im Museum. Es fanden im verdossenen Monate vier Vorlesungen
statt, welche Director R. v. Eitelherger nach seiner Rückkehr von Paris und London
über die Pariser Weltausstellung hielt. Die ersten zwei Vorlesungen waren für ein
grösseres Publicnm bestimmt, und zwar für alle jene, die nach Paris zur Weltausstellung
zu reisen beabsichtigen. Die erste Vorlesung besprach des Verhältniss der grossen Cultur-
nation auf der Pariser Weltausstellung, die zweite behandelte das Gebinde und das Princip,
nach dem die Ausstellung ungeordnet ist.
Die dritte und vierte Vorlesung gehalten am 24. und 27. Juni wnr über
Ersuchen der n. "o". Handelskammer jenen Arbeitern und Werkfiihrern gewidmet,
welche die Handelskammer nach Paris entsendet. Ueber Ersuchen vieler Betheiligten
wurden die Säle des Museums auch jenen Arbeitern geötfnet, welche vom n. ö. Gewerbe-
vereine aus nach Paris gehen.
Der Saal des Museums war gefüllt mit Männern, die mit sichtlichen, leicht
heg-reiliichem Interesse der Beschreibung des Gebäuden und der Auseinandersetzung der
Principien folgten, nach welchen die Ausstellung geordnet ist. Director Eitelberger
rieth in der ersten Vorlesung seinen Zuhörern, sich vorzugsweise auf daqienige Fach,
weldies jeder einzelne betreibt, zu beschränken, nicht Alles sehen zu wollen, das hingegen
gründlich, was in das Fach jedes Einzelnen einschlägt. Unbefaugenheit der Anschauung
sei die Hauptsache und gleichmllssig eine Ueberschätzung des Fremden und eine Unter-
schätzung des Einheimiseben oder das umgekehrte Extrem zu vermeiden. Da in der
Weltausstellung die Intelligenz und gediegene Arbeit zur Geltung kommt, so kann jeder.
der etwas Gutes leistet oder anstrebt, mit gehobener Stimmung den Boden der Weltaus-
stellung betreten.
In der zweiten Vorlesung wurde in grossen Ziigen die Geschichte der Entwick-
lung der Stadt Paris auseinandergesetzt. Nach Erwähnung jener Monumente, die aus der
Vergangenheit heriiberragend heute noch existiren, ging Director Eitelberger auf das
napoleonische Paris, welches jetzt eine Bevölkerung von l,825.000 Menschen zählt und die
Principien ein, nach denen der Umbau der heutigen Stadt vorgenommen, Raum für Licht
und Luft geschaffen wurde. Im letzten Decennium hat sich die Mortalität um lO pCt.
vermindert. Der Vortragende rieth auch diesmal, vor allem die Hauptsachen zu sehen
und einen odeneu Blick iiir Alles zu haben, dem die Reisenden begegnen. Mit dem Auf-
rufe. mit derselben Treue gegen das Vaterland im Herzen wieder zurückzukehren, mit der
sie ihre Heimat verlassen, schloss Direcwr Eitelberger den Vortrag, der eben so zahl-
reich besucht war und eben so aufmerksame Zuhörer fand, wie der erste.
Mehrere Mitglieder der Handelskammer, darunter das Kammermitglied Herr Ditmar,
in dessen intelligente Hände die Leitung der Arbeiterentsendung gelegt wurde, wohnten
der Vorlesung bei. Der Präsident der n. ö. Haudels- und Gewerbekammer hat in einem
Schreiben vom 4. d. M. dem Director v. Eitelherger den wärmsten Dank liir diese Vor-
lesungen im Namen der Handelskammer ausgesprochen.
Vorlesungen im Wintersemester l867l68. Im Museum werden im nächsten
Winter folgende Vorlesungen abgehalten werden
1. R. v. Eitelberger Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung." Vorles.
2. J. Falke Die Kuustiudustrie auf der Pariser Weltausstellung." Vorlesungen.
3. Prof. Dr. J. Langer Ueher menschliche Proportionen." Vorlesungen.
4. Prof. Dr. Jul. Glaser Ueher geistiges Eigenüium mit Beziehung auf Kunst."
5. Dr. K. v. Liitzow Ueber griechische Götterideale."
6. Prof. Dr. Ad. Beer ßlational-ökonomischc Vorträge."
Neu ausgestellte Gegenstände. Am 17. Juni Die Portriitbiiste Richard
Wagners von Zumbusch und eine antike Marmorbüste, Eigenthum des Herrn Dr. tand-
hartner; die Büste Grillparzefs vom Bildhauer L. Scbrödl; ein Carton für ein Glas-
fenster in der Kirche zu Diiren am Rhein von Prof. Klein; drei moderne Glasgemälde
des Nürnberger Glasmalers J. Klaus; eine indische Decke aus dem 14. Jahrhundert; zwei
Aquarelle von Alex. Kaiser nnch Gemälden der k. Porccllaufabrik, und Bausteine", ein-
geschickt aus den Brüchen der Herren C. und R. Paugrlitz zu Miillcndorf bei Eisen-
stadt, des Herrn Oberingenieur Heider aus dem Bruchs S. Girolnmo bei Pola, und den
Steinbrüchen der Creditanstalt zu Triest und Grisiguano.
Am 24. Juni Decorative Gipsabgiisse nach französischen Originalen aus der Zeit
Ludwig XVÄ; ein Bett mit Bildhanerarbeit von Heinrich Becker; ein 081381115136 "Ma-
donna mit dem Kiude" von Michael Bieser; ein Spiegeln-ahmen aus gepfeößem Hülle
von Latrio in Paris.
Am 27. Juni Eine Suite von Manuscripten meist aus dem 15. und 16- Jahrhundert
und Siniea. aus der Privatbibliothek Sr. Majestät; eine Suite von Haudzeichmlßgeß älter
Meister unter ihnen Handzeichnuugeu von Albrecht Dürer und Annibale Caracci
aus dem Besitze Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht; eine Reihe W11 Gips-
abgiissen der iiorentiuischen Renaissance und der byzantinischen Kunst; eine grössere Ex-
position von Patent-Decor in Emaildruck auf Glas, Steingut und Porcellan von F. Kosclx;
eine Sammlung von Consolen in verschiedenem Stile; Bleigiisse von Mondnit 8x Bechet
aus Paris; ein Bücherschrank aus Nussbaurnholz vom Bildhauer Rudrich.
Am 5. Juli Entwürfe von Alüiren im sltchristlichen Stile, zwei davon zur Aus-
führung in Diakovar bestimmt, vom Architekten A. V. Barvitius; Zeichnungen nach
Prnchtgeiiieseu der Renaissance, als Vorlagen" fiir Goldschmiede, vom Architekten Valentin
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Teirich; ein Mosaikfusshoden. nach dem Entwurfs des Architekten Petschnig in ver-
schiedenen Mannorgattnngen ansgeüihrt von O. Odorico, bestimmt für die Szegszarder
Stefanscapelle; gemalte Fächer von Frl. Mathilde Hendes Steinproben aus den Brüchen
des Herm Schwarz in Triest, Geschenk desselben an das Museum.
Am 11. Juli Das Ehrenbiirgerdiplom der Stadt Wien für den Viceadmiral v. Te-
getthotf, die Aqnarellmalerei hiezu von Laufberger, die Schrift von Altenburgsr, der
Pracht-Einband vom Hofbuohbinder Groner; Gipsabgüsse nach Ternscotten des Musee
Napoleon III. aus der französischen Unterrichtsausstellnng der Pariser Weltausstellung;
moderne französische Reliefs in farbigem Porcellan; gnlvanoplastische Reproductionen von
Metallschüsseln des Meisters Enderle aus Nürnberg, Eigenthnm des Herrn Fischbaeh;
die Zeichnung einer im Stiftsschatze an Klosterneuburg befindlichen Monstranze, von
J. Banko; der Entwurf eines Altnrleuchters von V.Teirich, für die Kirche an Allgund
in Tirol ausgeführt von C. Haas in Wien; Oelgemiilde von Theodor van Thulden und
Rubens, und zwar das Fest des Herodes" nnd Ahasverust, mit den gleichzeitigen Sti-
chen von Schelte Bolswert und Eynhontts, Eigenthum des Herrn Posonyi; die "Ma-
donna del Baldacchino" von Rafael, gestochen von Fosella; ein Portriitrelief Kaiser Leo-
pold I. in Marmor, Eigenthum des Herrn W. Bahr; ein Prachtstück der Goldschmiede-
und Emaillirkunst der Renaissance, den heil. Georg dar-stellend, Eigenthum des Herrn
Ritter v. Neuberg in Prag; endlich ein Pax, Niello ans dem 15. Jahrhundert, Florentiner
Arbeit, Eigenthum des Herrn Posonyi.
Palent-Decor- linld- und ElnaiIglasfarben-Druck suflithographischem
Wege, von F. Kosch, Chemiker der bestandenen k. k. iirar. Porcellan-Manufactur. Privat-
Atelier und Laboratorium gegenwärtig Liechtensteinstrasse 31.
Die Einführung dieses Dnickverfahrons Gold- und Emailglasfsrben auf lithogra-
phischem Wege durch Uebertrsgung auf Porcellan, Steingut, Glas und Email einzuschmel-
zen, datirt vom Jahre 1856. Die Einrichtung desselben in grösserem Massstabe wurde
von Herrn Kosch an der k. k. ärar. Porcellan-Manufactur vorgenommen. Späterer Zeit
hatten Kramer, sowie Wirth und Rathmann in Leipzig derartige Drnckabsiige in
Emailglasfarben in den Handel gebracht, welche jedoch durch ihre gänzliche Unbrauch-
barkeit in kürzester Zeit ihr Ende erreichten. Seit 3-4 Jahren ist es namentlich Paris,
von wo aus brauchbarere Handelswaare in diesen Erzeugnissen erzielt wurde, jedoch ist
dabei in den meisten Fällen eine weitere Ausbesserung mittelst des Pinsels-nach dem
Brennen erforderlich.
Die Bemühungen der Chemiker und Lithographen sowohl des In- als Auslandes,
ein tiir den Fahriksgebrauch "vollkommen praktisches Verfahren" zu schaden, waren be--
reits vor 15 Jahren und länger mehr oder weniger erfolgreich, am wenigsten jedoch be-
züglich der Emailfarbentechnik, dieselbe dem Porcellan wie dem Steingut und Glas gleich
vollkommen anzupassen. Herr Kosch kann nach Vorlage der nfabriksmiissig erzeugten
Gegenstände" sein Verfahren in Beziehung auf vollendete Sicherheit der Uebertrag-ung
sowie auf Reinheit und Schönheit der Farben, als von allen ausländischen Erzeugnissen
dieser Art noch unerreicht, anführen. Die grosse Bedeutung dieser Decorationsmothode
für das Gebiet der Porcellan- und Glas-Industrie kann erst dann vollkommen annlysirt
werden, wenn grössere Anstalten in diesen Industriezweigen selbst im Besitze dieses Ver-
fahrens Eir ihre speciellen Zwecke sich befinden. Dass dies bisher nicht der Fall, hat
einerseits seinen Grund in der giiusserst schwierigen und kostspieligen Ermittlung eines
vollkommen brauchbaren Verfahrens, anderseits in dem Riickhalte, wirklich werthvolle Er-
fahrungsresultate zu erkaufen.
lPhutochromotypie von J. Leth in Wien, ausgestellt im österreich. Museum.
Durch diese Erfindung bei welcher die Photographien aus Kohle und Farbstoffen be-
stehen, also billig und haltbar sind ist die Möglichkeit gegeben, sowohl nach plasti-
schen Gegenständen nach der Natur als auch nach Copien und Handeeichnnngen alter
Meister nicht nur in einer Farbe, sondern selbst in mehreren Farben Abdrücke zu erzeugen.
Da diese Photographien, wie oben bemerkt, weder aus Silber, Gold, Platin am,
überhaupt nicht ans edlen Metallen bestehen, so werden bei fabriksmässiger und massen-
hafter Erzeugung dieselben bedeutend billiger sein als Chlorsilber-Photogrnphien. Die
ersteren sind vollkommen lichtbestiindig und unveränderlich, in jeder Beziehung von hohem
Werthe, da sie mit der Haltbarkeit der Kohle Farbe die Feinheit und urkundliche Ge-
nauigkeit der Photographie verbinden, und selbst nach- hunderten von Jahren gleich ge-
schriebenen oder gedruckten Documenten als historische Belege dienen werden.
WeltuusslellungsJjlrrillur. Dcr bekannte Archäologe Charles de Linus
veröffentlicht bereits seine Berichte über die Histoire du travail". Dieselben erscheinen
sowohl in der Revue de l'Art chretien", als auch selbständig bei Didier. Die zwei bereits
erschienenen Hefte behandeln Schweden und Norwegen und Portugal. Herr Auguste
Mariette hat als Führer durch die egyptische Ausstellung eine archäologische Descrip-
tion du parc egyptien" Paris chez Dentu und ebendaselbst einen sehr lehrreichen Aperqu
de l'histoire dwgyptß" herausgegeben.
Das Budget des SouthJüanslngton-Museilms im verßossenen Jahre belief
sich auf 52,175 Pfd. St; davon fallen 1. auf Beamte und die Bewachung 14,926 Pfd. St;
2. auf Einkäufe 16,050 Pfd. St. Für das Jahr l86768 ist die Summe für die Ankäufe
auf 17,750 Pfd. St. erhöht; darunter für die Kunstebtheilung 14,000 Pfd. St; üir
die Bibliothek 2500 Pfd. St; für die Drucklegung von Katalogen, lnventeren u. s. f.
l866f67 1500 Pfd. St, IBI-iiföß 2500 Pfd. St; 3. für Zettelkataloge 1000 Pfd. Sh; 4. für
Einrichtungsstüeke 9700 Pfd. St; 5. für Beleuchtung und Feuetung 7600 Pfd. St; S. tiir
Erwerbung naheliegender Griinde 1050 Pfd. St; 7. fir unerwartete Ausgaben 300 Pfd. St.
Wir erfahren aus diesem Berichte auch, dass das Kensington-Mnseum im J. 1866
vun 756,075 Personen besucht wurde, und zwar von 515,674 Personen Morgens und
240,401 Personen Abends. Die Bibliothek wurde im Jahre 1866 von 11,622 Personen be-
sucht; an jedem Objecte ist die Bezeichnung des Gegenstandes angeklebt.
Gegenwärtig befindet sich das Museum in theilweise provisorischen Räumen. Zur
Herstellung von permanenten Gebäuden sind im Ganzen angewiesen l95,0X Pfd. St; da-
von fallen auf das Budget 1866167 20,000 Pfd. St, auf das Budget 186768 32,500 Pfd. St.
Kunstblättersammlung
des k. k. österreichischen Museums üir Kunnt und Industrie.
Photographien, Lithographien, Handzeichuungan etc.
Fortsetzung aus dem vorigcn Hefte.
XlX. Bronzen.
Vase mit zwei Heuschrecken, Bronze, chinesisch. Orig. im Besitze des Grafen Ed. Zichy
Phot. 526.
Bronze, chinesisch. Orig. im Besitze des Grafen Ed. Zichy. Phot. 525
Leuchter, Bronze, chinesisch. Orig. im Besitze des Grafen Ed. Zichy. Phot. 5271
Lenchferfuss. Orig. im Dome zu Prag. Phot. 744.
Leuchter aus Bronze, 1400 von Erzbischof Trivulzio der Mailänder Domkirche geschenkt.
Phot. 5.
aus Bronze, ans der Certosa bei Pavia. Phot. 6.
Bronzelenchter ans der Mnrcnskirche in Venedig. Anfgen. von C. König und Schwen
berger, Federzeichnung mit Sepia. Originalgriisse. Gr. F01. 799.
Zwei Leuchter von Silber und ein Salzfzss von Fayence. 16. Jehrh. Phot. 825
Leuchter von Bronze. Italienische Arbeit. 16. Jnhrh. Phot. 821
Fenerbock von Bronze. Italien. 16. Jahrh. Phot. 823
Thürklopfer, Bronze, Knabe zwischen zwei Delphinen. ltal. 16. Jnhrb. Phot. 528
Bronze, Neptun zwischen zwei Seepferden. Von Johann v. Bologna. Orig. im Be-
sitze des Freih. Anselm v. Rothschild. Phot. 5211
XX.
Kirchliche Goldschmiedekunst.
Krnmmstnb, Elfenbein, mit dem heil. Bernhard vor Maria aus vergoldeten Silber.
13. Jabrh. Orig. im Stifte Zwettl. Phot. 535
Silber, vergoldet. c. 1500. Orig. im Stefnnsdome in Wien. Phot. 53h
Bischofstuh mit der Krönung Mariens in der Krümmung. 1514. Pergamentzeichnnng.
F01. 619.
Vortrngekgenz von vergoldetem Silber mit Steinen besetzt. 1259. Benov. 1653 u. 1839.
Orig. im Stifte Zwettl. Phot. 61.
aus vergoldeten Silber und Krystall, mit Figuren und Ornamenten. Deutsche Arbeit.
Um 1500. Orig. in der k. k. Schatzkammer. Phot. 1146
um 1500. Orig, in der k. k. Schatzkammer. Gez. von F. Jubst und J. Macker.
Gr. F01. 801.
Weib brunnsu in Silber getrieben. l6. Jahrh. Ende. Orig. im Besitze des Herrn Ritter
v. Franok. Phot. was.
Rauchfass von Bronze. 16. Jahrb. Orig. im Besitze Leroy-Ludnrids. Phot. 860
Orig. in der Antoniuskirche in Phduh. Pbot. 732
Messkiinnehen von Bergkrystall mit emaill. Goldfassung. 16. Jnbrb. Orig. in der Am-
brasersnmmlung. Phot. 531
von Bergkrystall mit emailL Gnldfßssung. 16. Juhrb. Orig. in der Ambraserssmml.
Gezeichnet von Jos. Stork. Gr. Fol. 775.
Kelch, Orig. im Dome zu Prag. Phot. 742
Orig. in der Autoniuskircbe in Padua. Pbot. 731.
Silber, vergoldet und emaillirt. I5. Jabrh. Ende. Orig. in St. Paul in Klirntbeu.
Phot. G34.
aus vergoldeten Silber mit Relieüiguren auf emaillirtem Grunde. 15. Jßbrh. Orig.
im Dornscbatze zu Pressburg. Phot. 114-4.
Zwei Kelche aus vergoldetexn Silber, der eine mit Filigran, der andere mit architekto-
nischem Ornament bedeckt. I5. Jahrh. Orig. im Domschatzs zu Pressburg. Phot. ll4ö.
Kelch, Orig. in Sebönberg in Steiermark. Fol. Pbot. 413
Orig. Gross-Lobming. Fol. Plrot. 4l4.
Orig. in Judenhurg. Phot. 4l6.
Monstranze aus vergoldeten Silber mit Figuren. Deutsche Arbeit, 1443. Orig. in Maria-
Scbein im Lungen. Phot. 11432
BL, aus der Kirche St. Leonhardt in Pongau. 15. Jahrh. Mit Details. Gezeichnet
von F. Jobst und Lauiil. Gr. Fol. 800.
Silber, vergoldet. 15. Jahrh. Ende. Orig. in St. Paul in Kürntben. Phot. 533
Silber, vergoldet, die Figuren in kalter Emaille. 1468-72. Orig. in Waidbofeu a. Y.
Phot. vor der Restauration. 6l8.
Reliquiarium, Silber vergoldet, mit Figuren in gotbischer Arcbitectur. 14. Jahrb. Orig.
in St. Paul in Kärnthen. Phot. 530.
Ori im Dome zu Prag. Phot. 738
O11 im Dome zu Prag. Pbot. 7555.
Ong. im Dome zu Prag. Pbot. U40.
Reliquienbehälter aus der Antoniuskirche in Padus. Phot. 71.22.
Orig. in der Antoniuskirche in Padua. Phot. 723
Reliqniar, Orig. in der Autoniuskirche in Paduß. Phot. 72-1.
Orig in der Antoninskircbe in Padun. Pbot. 725
Or der Antoniuskircbe in Padna. Phot. U26.
in der Antoniuskirche in Padun. Phot. 727
in der Antouiuskirche in Padua. Phot. GE.
Ong. in der Antoninskirche in Padua. Pbot. 723
Orig. in der Antmiiuskirche in Padua. Phot. 730
Aufsatz hinkgefiss in Form eines Schilfes. Orig. in der Antoniuskircbe in Padua.
Pbot. was.
Ein Reliqniariuru mit Christus am Kreuze. Maria und Johannes und zwei Heilig-
thümer Kleinode auf Ebenlmlzständern von Gold, emaillirt und mit Edelsteinen be-
setzt. Um 1600. Orig. in der k. Hofburgkapelle. Phot. 1141
lteliquienkreuz, Orig. im Dome zu Prag. Phot. 70.
Ciborium, Silber vergoldet, mit Darstellungen in Email ehampl. 14. Jnhrh. Anfang. Orig.
in Klosterneuburg, Phot. 428
Hostieubiichse, Silber, auf dem Deckel Christus am Oelberge. 15. Juhrh. Orig. im
Besitze der Stadtgemeinde Melnik. Phot. 532
Gefiss Köpfchen von Bergkrystall mit Fassung von vergoldetem Silber. c. 1500. Mit De-
tmils. Orig. in Laxenburg, cop. von V. Teirieh. Gr. Fol. 1101
Gefisse von Silber.
Gefiss von Silber mit einem Henkel. Antik. Orig. gefunden auf der Ofener Schißswertte.
Phot. x100.
Corvinuspocal in Silber getrieben, vergoldet und theilweise emaillirt. 1462. Orig. im
Besitze der Stadtgemeinde Wiener Neustudt. Phot. ll48.
Foruetlung in du uiduteu Nummer.
Selbstverlag des kais. kön. österreichischen Museums.
Druck von Carl Gerold's Sohn in Wien.