u"-10- INIITTHEILUNGEN wg"-
Sechster Jahrgang. 15. Juli 1871.
k. k. österr. Museums für Kunst 81 Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunsfgewerbe.
Am 15. einen jedan Monat! eracheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. ö.W.
Bedaeteur Bruno lachst. Expedition von C. Geroldh Sohn. Man abonnirt im Museum,
bei Gerold Comp., durch die Posmnstalten, sowie durch alle Buch- luui Kunathandlungen.
uhllt Die Indultrle-Anlllzlluug zu London von 1571. Zur Chemie 11er Thonwureu. Bücher-
Revuß. Kluiuuh Millhailuugrll.
Die Industrie-Ausstellung zu London von 1871.
I.
Wer die diesjährige internationale Industrie-Ausstellung zu London
in den Räumlichkeiten der Roynl horticultural gardens richtig würdigen
und beurtheilen will, der muss sich die Zeitumstände gegenwärtig halten,
unter welchen sie zu Stande gekommen ist, der muss eingedenk sein, dass
sie von vorn herein wohl eine international allgemeine, aber auch sach-
lich sehr beschränkte sein sollte.
Nach dem, was die Welt seit Jahresfrist erleht hat, ist es fast ein
Wunder zu nennen, dass diese Ausstellung noch so dasteht, wie sie eigent-
lich ist, und man muss ihren Unternehmern Dank wissen für den Mutb
und die Beharrlichkeit, mit der sie an ihrem einmal gefassten Plane
festgehalten haben. Eine grosse Lückenhaftigkeit vom nationalen nnd
folglich auch vom sachlichen Gesichtspunkt aus konnte nicht ausbleiben.
Die Commission musste sie durch die Schönheit der Gegenstände und
durch den Reiehthum dessen, was sie aus den Vorrätheu des South-
Kensiugton-Muscums bieten konnte, zu ersetzen trachten, und das ist zum
Theil gelungen. Viel Interessantes ist auf diese Weise hinzugefügt worden,
was vielleicht vom Lande selbst vernachlässigt worden wäre; und Länder
sind vertreten, die sonst gar nicht erschienen wären.
Die grösste Lücke bietet natürlich Frankreieh, das ja sonst mit
seiner Kunstindustrie und diese spielt gerade diesmal die Hauptrol
nach Massenhaftigkeit, Reichthum und Verschiedenartigkeit auf allen
Ausstellungen dominirte. Frankreich hat allerdings trotz seines Missge-
schickes den Kampf auf dein friedlichen Wahlplatze nicht aufgegeben. Man
hatte ihm einen Platz zur Errichtung eines eigenen Palastes oder Hofes,
und zwar in engster Verbindung mit den übrigen Anlagen eingeräumt.
Es hat früh angefangen sich hier einzurichten, doch gerieth natürlich die
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Arbeit in Stocken. Nunmehr schreitet sie der Vollendung entgegen,
viele Gegenstände sind aufgestellt, doch dem Publicum noch unsichtbar.
Dieses erhält nur Ahnung von dem, was seiner wartet, indem es eine
offene Halle zu passiren hat, einen zum Cafe frangais bestimmten Kreuz-
gaug, der dem Friedhof in San Giovanni im Laterano zu Rom, wenn ich
nicht irre, mit seinen gewundenen mosaicirten Säulehen nachgebildet ist.
Bis jetzt haben aber die Säulen des französischen Hofes diesen Schmuck
noch nicht erhalten. Man erwartet von Oesterreich einen ähnlichen Bau,
der allerdings zu spät käme, wenn er nur für ein Jahr bestimmt wäre,
aber man muss eben erwägen, dass die Ausstellung zehn Jahre dauert
und zehnmal wechselt. Von den übrigen Staaten hat Schweden mit
verhaltnissmässig grossem Aufwands ein Schulhaus von seiner nationalen
Art erbaut, ein elegantes hölzernes Gebäude, und hat darin alle zur Schule
und zum Unterrichte gehörigen Gegenstände ausgestellt, welche dieser ge-
rade in Beziehung des Schulwesens hinter keinem der vcrgesclirittensten
Länder zuriickstehende Staat aufzuweisen hat. Schade nur, dass dieses
mit seinem Inhalt so interessante Gebäude zu abseits steht und daher
weniger besucht zu werden scheint, als es verdient.
Wie bekannt, war die Ausstellung auf sieben Jahre berechnet, wel-
chem Zeitraum jetzt IIOClI drei Jahre hinzugefügt worden sind. Das ge-
satnmte Gebiet der menschlichen Thätigkeit ist in zehn Theile zerlegt und
jedes Jahr soll für die Sommermonate ein Theil davon zur Ausstellung ge-
langen. lllas uns dieses Jahr allerdings in einer durch die Umstände
veranlassten grossen Lückenhaftigkeit bietet das ist vorzugsweise die
Kunst und Kunstindustrielles, ich sage Kunstindustrielles, denn während
die hohe Kunst mit Malerei, Sculptur und Architektur, also in allen ihren
drei Abtheilungen repräsentirt ist, sind es für diesmal nur gewisse Zweige
der Kunstindustrie, welche uns vor Augen geführt werden. Es sind Terra-
cotten und Poterien jeder Art, sowohl Gt-fässe und Geräthe, wie Orna-
mente, zumal in ihrer architektonischen Anwendung, dann Gewebe,
Stickereien und spitzenartige Fabrication, die feineren Metallarbeiter in
Schmuck und Gcrätb mit verwandten Zweigen, Decorationen verschiede-
ner Art, Möbel, Glasmalereien und Mosaik. Neben diesen dem allgemei-
nen Plane entsprechenden Gegenständen sind aber auch manche andere
die eigentlich erst späteren Jahrgängen angehörten, vereinzelt aufge-
nommen, indem man sie gewissermassen als Gegenstände der schönen
Kunst betrachtet und unter diese eingereiht hat. Man hat nicht gut daran
gelben, denn einestheils brach man die Consequenz seines Systems, das
ohnehin nicht sehr folgerichtig ist, anderseits erhöhte man nur den überall
bei näherer Betrachtung sich aufdrängenden Charakter der Lückenhaftig-
keit und Unvollständigkeit. Zwischen Kunst und Knnstindustrie inne-
stehend, ist ferner die grosse Gruppe der vervielfaltigenden Künste zur
Ausstellung gelangt, der Stich, die Lithographie, der Holzschnitt, die
Photographie n. a. Weiter das gesammte Scbul- und Lehrmateriul, ver-
schiedene Zweige der Industrie, z. B. Weberei, nebst einer Anzahl in
Betrieb gesetzter Maschinen, bei denen die Neuheit der Erfindung der
Hauptgesichtspunkt war, was alles uns an diesem Orte nicht weiter in-
teressirt.
Die Gebäude, welche diese Gegenstände aufzunehmen hatten, waren
in der Hauptsache wenigstens vollkommen in der Grundanlage gegeben.
Es sind die Baulichkeiten, welche die weiten Gartenanlagen der Royal
hortienltural society in einem grossen Viereck umschliessen. Auf der einen
Seite hinter dem Conservatory oder dem Glashause, das seine ganze
tropische Ausstattung bewahrt hat, schliesst sich daran die grossartige
Albert Hall, ein für Vorlesungen und Concerte bestimmter Rundbau, er-
baut von Colonel Scott, demselben, der jetzt die Oberleitung der gegen-
wärtigen Ausstellung führt. Ihre langen Gallerien und Nehenräume haben
einen grosseuTheil der Ausstellung aufzunehmen gehabt, zumal die ge-
sammte Scbulausstellung. die graphischen Künste, die architektonischen
Zeichnungen und den Haupttheil der Webereien. Auf der gegenüber-
liegenden Seite hinter den noch von der zweiten Ausstellung herrühren-
den Refreshment rooms, nur durch eine Strasse getrennt, befindet sich
das South-Kensington-Museum, das die in demselben aufbewahrte be-
rühmte Meyrick'sehe Watfensammlung an die Ausstellung abgetreten hat.
Sie befindet sich in einer langen Gallerie auf dieser Seite der Refresh-
ment rooms und Fügt wenigstens ein neues Interesse hinzu, wenn es
schwer in das System passt. Es scheint, man war eben durch den Ab-
gang, den die Zeitumstände verursachten, gezwungen, das Interesse
mannigfaeh zu erhöhen, auch in einer Weise, welche nicht im Plane ge-
legen war.
Der Haupttheil der Gegenstände ist in den Gallerien aufgestellt,
welche sich an den Längsseiten des Gartens hinabziehen. Diese sind
mit den Gebäuden an den Schmalseiten, sowie auch mit der Albert Hall
durch eine Menge schmaler Gallerien, Gänge und Stiegen, die nicht ohne
den Eindruck einiger Verwicklung sind, in Verbindung gesetzt. Nach
aussen hin schliessen sich an sie die Nebenbauten, wie der französische
Hof, oder sie befinden sich in ihrer Nähe, wie das schwedische Schul-
gebiude. Die Hauptgebäude der Längsseiten enthalten im Parterre zwti
Gallerien, neben einander laufend, die eine mit offenen Arkaden gegen
den Gurten zu, die andere ist geschlossen. Diejenige Gallerie, welche
sich zur Linken befindet, wenn man von den Refreshment rooms zum
Conservstory und zur Albert Hall hinüber sieht, enthält vorzugsweise
die Maschinen die ihr gegenüberliegende zur Rechten, welche ebenfalls
in mehrere Salons zerlegt ist, die Poterien, insbesondere die Fnyencen
und Porcellane, mit den höchst heachtenswertheu Poterien von nationaler
Fabricstion. Das minder feine Gesnhirr, sowie die für architektonische
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Ornamentik bestimmten Terracotten befinden sich in der otfenen nach
dem Garten hinausschauenden Arkadengallerie zur Seite. Ausserdem sind
Poterien durch verschiedene andere Corridore und Gange zerstreut. Ueber
den langen Gallerien, welche zur einen Seite die Maschinen, auf der an-
dern die Porcellane und Fayencen enthalten, befinden sich andere Gal-
lerien mit Oberlicht, welche bestimmt waren, die Bilder aufzunehmen,
während daneben über der olTenen Arkadengallerie an der Gartenseite
lange Terrassen hinahlaufen, die, einen wundervollen Üeberhlick über
die ganze Anlage gewährend, uns stets erlauben, aus den überfüllten
Räumen zur Erholung an die freie Luft zu treten. Die Oberlicht-
gallerien waren, wie gesagt, bestimmt, die Bilder aufzunehmen, aber ihre
Wände haben zu diesem Zwecke nicht ausgereicht, und man hat sich
genöthigt gesehen, einen sehr grossen Theil der Bilder, den jene Wände
nicht mehr zu fassen vermochten, an verschiedenen anderen Orten zu ver-
theilen, so dass auch hier eine unerwünschte Zerrissenheit eingetreten ist.
Man hat sich dazu von dem Motive leiten lassen, dass es besser sei,
lieber in dieser nicht ganz entsprechenden Weise auszustellen, als ange-
messene Kunstwerke überhaupt zurilckzuweisen, ein Motiv, das auch bei
der getrennten Aufstellung der Terracotten mitgewirkt hat. Auch die
Sculptnren sind vertheilt und befinden sich theils in den Bildergallerien,
zum Theil in den unteren Hallen und Corridoren.
Die Bildergallerien haben mit ihrem Raume in der Mitte aber noch
einem anderen Zwecke dienen müssen. Sie haben einen grossen Theil
der feineren Kunstindustrie aufgenommen, zumal die Arbeiten in edlem
Metalle, die feineren Gewebe und Stickereien und die Möbel, die aller-
dings sämmtlich der reichsten luxuriösesten Art angehören, darum aber
immer noch keine "Kunst", sondern nur Kunstindustriä sind. Man
hat hier meines Erachtens in der systematischen Grundlage einen grossen
Fehler gemacht, der auch auf den Katalog übergegangen ist. Es ist
allerdings schwer, die Kunst, die vom lGrössten bis zum Kleinsten zu-
sammengehört, in Ahtheilungen zu zerlegen. Will man aber einmal Kunst
und Kunstindustrie oder Kunst und Industrie trennen, so kann das unter-
scheidende Merkmal nicht dasjenige scin, ob mehr oder weniger Kunst
angewendet worden, sondern unterscheidend ist die Bestimmung, der
Zweck. Jeder Gegenstandjwelcher wirklich oder scheinbar dem prak-
tischen Gebrauche dient, wie viel Ornamentation er auch erhalten
haben mag, gehört der Industrie, specieller der Kunstindustrie an, jeder
Gegenstand, der keinen bestimmten Gehrauchszweck zeigt, dessen Be-
slimmung der Genuss seiner Schönheit ist, gehört der Kunst, der freien
Kunst an. Bei dieser Ausstellung aber ist der Unterschied ganz will-
kiirlich gemacht und der Kunst' eingereiht, was man eben in die für
die "Kunst" bestimmten Räume mit aufnehmen wollte.
Ganz so ist es mit dem Katalog, welcher den Räumlichkeiten folgt,
und in zwei separate Abtheilnngen zerfallt, in ein Fine Arts Department
und ein Industrial Department. Die erstere Ahtheilung enthält die Oel-
gemälde, die Aquarelle, Miniaturmalereien, Zeichnungen, Decorations-
malereien, Emails, Mosaiken, Glasgemälde und Fächer, dann folgt die
Scnlptur in Marmor und Terracotta, die Medailleurkunst, die Plastik in
Metall, welche letztere die ganze Goldschmied- und Juwelierkunst in
sich begreift, darunter sich auch Prachteinbände von Büchern mit Metall-
arbeit befinden. Hieran kann man dann auch, wenn man einmal so
ordnet, die indischen Metallarheiten anreihen und unter die "Kunst"
rechnen. Es folgen nun mit den Sculpturen in Holz die Möbel, die ein-
gelegten Arbeiten, die Elfenbeinschnitzereien und Aehnliches; sodann
die vervieliältigenden Künste, Stiche und Radirungen, Lithographien
und Photographien; weiter die architektonischen Zeichnungen, die Ge-
webe, Stickereien, Sbawls und Spitzen, nebst gezeichneten Entwürfen
für dergleichen Gegenstände, endlich zum Schluss die galvanoplastischen
und anderen Copien. Bei einer solchen Abtbeilung sieht man nicht ein,
warurn nicht auch die Fayencen und Porcellane, die auf dieser Aus-
stellung ganz vorzugsweise den höchsten Luxuscharakter tragen, eben-
falls der "Kunst" sind zngetheilt worden; sie befinden sich aber in der
zweiten Abtheilung, dem Industrial Department, das dann noch alle
worsted and woollen Fahrics enthält, nebst dem gesammten Unterrichts-
wesen. Im Uebrigen ist der Katalog im Detail mehr ausgearbeitet worden,
als es bisher bei den grossen Ausstellungen der Fall war und die Gegen-
stände sind durchgängig mit den entsprechenden Nummern und Be-
schreibungen versehen, was allerdings dem Forschenden eine angenehme
Hilfe gewährt.
Wie man sieht, ist aber durch solche Anordnung die Aufgabe des
Studirenden durchaus nicht erleichtert, und sie wird noch mehr erschwert
durch die locale Zerrissenheit der Gegenstände und die ausgedehnten,
des Oentrums entbehrenden Räumlichkeiten. Man kommt erst langsam
zu localer Orientirung und muss die verschiedensten Dinge neben ein-
ander betrachten. Hat man diese Schwierigkeiten überwunden, so ent-
schädigt allerdings wohl die Fülle des Schönen, Interessanten und Lehr-
reichen für die überstandene Mühe.
Seitdem Vorstehendes geschrieben wurde, ist die französische Ab-
theilung eröffnet worden und zwar als eine Art Bazar, aus dem unmittelbar
verkauft wird. Aehnliches wird für Oesterreich und Belgien gemeinsam
projectirt. Auf den Inhalt der französischen Abtheilung kommen wir
später zu sprechen. J. Falke.
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Zur Chemie der Thonwaaren.
Vortrag des Prof. Dr. Hlasiwetz, gehalten im Oesterr. Museum am 3. Dacbr. 1870.
Wenn man nach Beispielen sucht, um zu zeigen, wie vollständig
die rein empirische Praxis, die intuitive Eründung ihren Weg macht,
und bedeutende Ziele erreicht, wie sie oft wissenschaftliche Ueberle-
gungen und Theorien in unserem Sinne gar nicht braucht, und durch
blosses instinctives Suchen und Probiren, Vergleichen und Nachahmen
ansserordentlieh schwierige Aufgaben löst, Aufgaben deren Schwierig-
keiten wir erst einsehen, nachdem wir sie wissenschaftlich abschätzen
können, wenn man, wiederhole ich, nach Beispielen hiefür sucht, so
bietet sich nicht leicht ein schlagenderes dar, als die ganze Industrie
des Thons.
In ihr ist es dem Menschen gelungen, einem der unansehnlichsten
Naturproducte eine Verwendbarkeit, Umwandlung und Gestaltbarkeit tiir
die Bedürfnisse des täglichen Lebens sowohl wie für künstlerische Be-
strebungen abzugewinnen, die geradezu unsere Bewunderung heraus-
fordert, wenn wir ihre Leistungen mit dem Material vergleichen, welches
für sie zu Gebote steht.
Heutzutage zählen wir die Keramik, oder die Kunst den Thon zu
bearbeiten zu den chemischen Industrien, und gewiss mit Recht, weil
eine Anzahl rein chemischer Processe für sie aufgeboten werden.
Allein die Wahrheit zu sagen hat die wissenschaftliche Chemie sich
erst zu einer Zeit mit den hierher gehörigen Fragen befasst, als die
Kunst, Thonwaaren der verschiedensten Art zu erzeugen, schon völlig
entwickelt, sicher, und des Zufalligen beraubt war, was unfertige Indu-
strien noch an sich haben.
Man machte in Meissen und Sevres schon Geräthe und Kunstgegen-
stände aus Porcellan von höchster Vollendung, sowohl der Masse als der
Form, Farbe und Decoration nach, lange bevor man nur den Thon, mit
dem man arbeitete, chemisch präeis zu deßniren wusste, bevor man den
ganzen Process der Massebereitung wissenschaftlich verstand, und man
versteht ihn in China und Japan, wo das Porcellan zu den ältesten Er-
Endungen gehört, vielleicht heute noch nicht.
Allein das hindert nicht, dass, seit die Chemie mit ihren Erklä-
rungen die Processe verfolgen kann, die hier im Spiele sind, sie dieser
Industrie schon die nützlichsten Dienste geleistet hat, und noch zu lei-
sten berufen ist, dass sie ihr im Verein mit der Mechanik doch erst ein
wissenschaftliches Gepräge verliehen hat, wie sie denn überhaupt ord-
nend, berichtigend und vereinfachend und neue Bahnen erschliessend
in allen den technischen Künsten waltet, die von einem chemischen Pro-
cess oder einem chemischen Material ausgehen.
411
Es soll meine Aufgabe sein, Sie heute mit dem wissenschaftlichen
Theil dieser Industrie in seinen Umrissen wenigstens bekannt zu machen,
und in einer nächsten Stunde will ich dann zu dem Methodisehen der
Fabrication übergehen.
Ich habe dabei einen Stoff in diesen knappen Raum zu bringen,
der in unseren Schulen nur in mehreren Wochen erst erschöpft werden
kann. Sie werden daher meine Entschuldigung gelten lassen, dasslich
nur bei dem Wichtigsten verweile, und eine Menge, besonders tech-
nischen Details eben nur flüchtig berühre, was sonst wohl eine ausführ-
liche Darlegung verdient.
Beginnen wir damit, daslMaterial verstehen zu lernen, mit dem wir
zu arbeiten haben, den Thon.
Ueber die Entstehung des Thons müssen wir die Geologen zu Rathe
ziehen. Sie belehren uns, dass er ein Zersetzungsproduct des, oder der
Feldspathe ist, und zwar jener Art von Zersetzung, die man Verwitterung
nennt. Das Wesen der Verwitterung beruht auf einer sehr andauernden
Wirkung der Kohlensäure und des Wassers, der Kohlensäure, die die
Luft als Gemengtheil enthält, und jener, die fast in jedem Wasser aufge-
löst enthalten ist. Die Feldspathe, die dieser zerstörenden Wirkung
unterliegen, sind wissenschaftlich ausgedrückt Doppelsilicate der Alkalien
und der Thonerde, l. h. Verbindungen von kieselsaurem Alkali Kali,
Natron, Lithion und kieselsaurer Thonerde oder kicselsaurern Alumi-
niumoxyd.
In die Elemente aufgelöst, erscheinen demnach die Feldspathe aus
einem Alkalimetall Na, Li aus dem Metall Aluminium, aus 'Silicium
oder Kiesel, und aus Sauerstoff, vorausgesetzt, dass sie ganz rein sind,
d. h. keine Nebenbestandtheile enthalten. Zu den letzteren gehören
kleine Mengen anderer alkalischer Erden Kalk, Magnesia und anderer
Metalloxyde, vornehmlich Eisenoxyd.
Die Feldspathe gehören zu jener Classe von Silicaten oder Kiesel-
säureverbindungen, die aus Lösungen, also auf sogenanntem nassen Wege
entstanden, krystallisirt sind. Wir können sie zwar künstlich nicht nach-
bilden, allein es gibt schlagende Gründe, sie nicht, wie es lange Zeit ge-
schah, als platonische, durch Schmelzung entstandene Mineralien zu
betrachten.
Ihre Bildung geschieht ohne Zweifel in tiefern Erdschichten, und
ist unserer directen Beobachtung unzugänglich.
In diesen überhaupt ist die Herrschaft der Kieselsäure die vorwie-
gende. In den oberen Schichten und auf der Oberiiäche der Erde da-
gegen herrscht die Kohlensäure, und sie zerstört oben, was die Kiesel-
säure unten gebildet hatte. Silicatbildung ist da, wo freie Kohlensäure
vorhanden ist, nicht möglich.
QIZ
Aber die Zersetzung der Silicate, der Feldspathe insbesondere,
können wir, da sie in uns zugänglichen Regionen vor sich geht, ver-
folgen. Man unterscheidet die Feldspathe besonders nach den Alkalien,
die sie enthalten, als Kali, Natron, Lithion, Feldspathe.
Sie bilden niemals grosse Massen oder gar ganze Gebirge wie die
Schiefer oder Kalke, aber sie sind nie fehlende Bestandtheile einiger
der wichtigsten Gebirgsarten, des Granits, Syenits, Porphyrs, Gneiss, des
Phonolyths, Trachyts u. a.
Von allen Bestandthcilen dieser Gebirgsarten ist der Feldspath
ziemlich der am leichtesten zersetzliche, wenn er andauernd der Wir-
kung der Atmosphärilien und des Wassers ausgesetzt ist.
Den Modus dieser Zersetzung kennen wir jezt ganz genau; man
kann sie künstlich nachahmen, und in kürzester Zeit bewirken, wozu die
Natur ausserordentlich lange braucht.
Diese zerkleinert und zertrümmert das Gestein durch die Ausdeh-
nung des, in die Capillarräume desselben eingedrungenen frierenden
Wassers ein mechanischer Act, mit dem fast jede Verwitterung be-
ginnt, und sie hat weiter nur unendlich verdünnte Lösungen von Kohlen-
säure zur Verfügung, mit denen sie fast immer unter gewöhnlichem At-
mosphärendruck operiren muss, und bei jenen niederen Temperaturen,
die Klima und Jahreszeiten mit sich bringen.
Wir können alle diese Bedingungen und Operationen der Zerset-
zung oder Verwitterung willkürlich steigern oder forciren, und bringen
sie so, natürlich nur im kleinen Masssmbe, ziemlich schnell zuwege.
Wir zerreiben den Feldspath zum feinsten Pulver, und er widersteht
dann nicht lange der Einwirkung eines mit Kohlensäure beladenen
Wassers, welches man unter dem Drucke mehrerer Atmosphären bei
etwa. 200" C. auf ihn wirken lässt. Die Producte der Zersetzung sind
dann Thon, in der Form eines feinen Schlammes, und kieselsaurcs Kali,
welches im Wasser gelöst blieb.
Der Thon erweist sich bei 'der Analyse als eine Verbindung von
Kieselsäure und Aluminiumoxyd kieselsaure Thonerde und die Verwit-
terung bestand also darin, dass die Doppelverbindung von kieselsaurem
Alkali und kieselsaurer Thonerde, die wir Feldspath nennen, in ihre
beiden kieselsauren Einzelverhindungen zerlegt wurde, deren die eine im
YVasser löslich, und darum bei dem natürlichen Vorgang weggespült wird,
während die andere, der Thon, unlöslich ist und zurückbleibt.
Indessen geht der Vorgang meist etwas weiter, insofern ein Theil
des kieselsauren Kali's durch die Kohlensäure weiter zersezt wird, und
llllfCll dieselbe ein Antheil Kieselsäure frei gemacht wird, der sich dem
Thon nunmehr als Gemengtheil beimischt.
Er lässt sich demselben durch schwach alkalische Laugen schon
entziehen, worin die kieselsnure Thonerde unlöslich ist. Der wasserfreie
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Thon, der so erhalten werden kann, beträgt 4096 vom Feldspath, voraus-
gesetzt, dass dieser ganz rein war. In diesem Falle ist er selbst farblos,
und der entstandene Thon kreideweiss.
Meistens aber sind die der Zersetzung unterworfen gewesenen Massen
nicht rein, und der rückständige Thon enthält darum grössere oder klei-
nere Mengen von Nebenbestandtlieilen, die ihn färben, und auch sonst
seine Eigenschaften etwas modiiiciren.
Häufig findet sich im Thon kohlensanrer Kalk, Bittererde Reste
unzersetzten Feldspaths, Quarz Sand, organische Stoffe und vornehm-
lich Eisenoxyd.
Es ist leicht einzusehen, dass diese Nebenbestandtheile theils von
dem Ursprung des Thones selbst abstammen, theils später hineinge-
kommen sind.
Enthalten die feldspathigen Gesteine Kalkfeldspathe Labrador, so
erklärt sich das Hineinkommen des koblensauren Kalkes, sowie vorhan-
den gewesener Augit, Hornblende in Form von Basalt oder Diorit leicht
den Eisengehalt erklärt.
Durch eine Behandlung mit Salzsäure lässt sich der grösste Theil
dieser Beimen un en und Verunreini un en ausziehen und in der That
gehört sie öfters zu den vorbereitenden Operationen, bevor man den
Thon zu Porcellan oder Steinzeug verwendet.
Der reinste, weisseste Thon, der sich so in der Natur findet, ist
der sogenannte Kaolin oder die Porcellanerde, das Material unserer
ganzen Porcellan- und Fayence-Industrie, der unreinste, gefärbteste
ist der Lehm, das Material unserer Backsteine oder Ziegel.
Zwischen diesen beiden Endgliedern liegen alle die Thone verschie-
dener Reinheit, die unsere Geschirre, unser Töpferzeug und sonstwie ge-
formte Waare liefern. Im Allgemeinen gibt reiner Feldspath Kaolin,
Basalte und Dolerite plastischen Thon, Hypersthenfels und Gabbro geben
Walkerde.
Kaolin und plastischer Thon liegen überall noch auf der ersten
Stelle ihrer Entstehung. Nur so ist ihre Reinheit auch möglich. Wären
sie einmal anfgeschlämmt worden, so würden sie in dieser reinen Gestalt
nicht verblieben, sondern mit anderen hinein gescbwemmten Bestand-
theilen vermischt worden sein.
Es ist wahrscheinlich, dass Feldspathlager durch eine andauernde
Strömung von koblensaurem Wasser zersetzt und zu Kaolinlagern ge-
worden sind. Es ist auch gewiss nicht zufällig, dass Tbon- und Braun-
kohleulager sich meistens zusammentinden. Die Braunkohlenlager sind eine
nie versiegende Quelle von Kohlensäure, die sich aus ihnen durch Ver-
wesung oder Qxydation entwickelt, und diese wirkt unfehlbar thonbildend
auf benachbarte feldspathige Gesteine, und so erklärt sich sehr einfach
die geologische Beziehung dieser beiden Vorkommnisse.
Q1?
Sind die Thone von ihrer Bildungsstätte weggeschwemmt und in
Mulden wieder gesammelt, so sind sie auch durchweg reicher an Ver-
witterungs-Nebenbestandtheilen, wenn sie auch oft ärmer an unzersetztem
Gesteine nnd darum plastischer sind.
Diese weggeschlämmten und wiedergesammelten Thone sind bei
weitem verbreiteter als der Kaolin, von dem man nicht viele ausgiebige,
und darum berühmte Lager hat.
Die wichtigsten derselben sind das zu Sedlitz bei Meissen, eine,
einen kleinkörnigen Granit einhiillende Schale, dessen Feldspath sich
mehr oder weniger zersetzt hat; das hei Morl in der Nähe von Halle
aus einem, Feldspath und Quarz enthaltenden Porphyr entstanden, das
von Passau, aus verwittertem Porcellanspath, dann die französischen Lager
bei St. Yrieix unweit Limoges, das englische bei St. Austle in Cornwall,
endlich die Lager in China und Japan.
Die nächst reinste Sorte von Thon, die sich vom Kaolin nur durch
einen ganz kleinen Gehalt von Kalk und Eisen unterscheidet, und mei-
stens auf Fayence und Steingut verarbeitet wird, wohl auch zu Porcellan
selbst, dann zu Porcellankapseln und Pfeifen, führt auch die Namen Fay-
encethon oder Pfeifenthon, und die gewöhnlichen Thonpfeifen repräsen-
tiren dieses Material am besten. Es Endet sich schon viel häufiger als
der Kaolin und Böhmen, Sachsen, die Rheinlande, Hessen, Frankreich
und England haben vielbenützte Lager davon.
Die grauen, bläulichen und gelblichen Sorten des Thons verdanken
ihre Farbe wechselnden Mengen von Eisenoxydoxydul, Eisenoxyd, auch
organischen Substanzen. Sie enthalten überdies etwas kohlensauren Kalk;
es sind unsere gewöhnlichen Töpferthone. Sie heissen endlich Lehm,
wenn sie reich sind an Eisenoxyd und auch ziemlich viel Sand enthalten,
Der Bolus, die Gelberde u. a. gehören unter die stark eisenschüssigen
Lehmarten.
Braust eine Thonart mit Salzsäure ühergossen stark auf, so ist das
ein Zeichen eines beträchtlichen Gehalts von kohlensaurem Kalk. Solche
Gemische von Thon und kohlensaurem Kalk sind die Mergel, die man
je nach dem Verwalten des einen oder des andern dieser Bestandtheile
als Thonmergel oder Kalkmergel unterscheidet. Der Mergel geht schliess-
lich über in den nthonigen Kalkstein".
Den Thonen kommt allen die bekannte Eigenschaft zu, plastisch,
bildsam zu sein, mit wenig Wasser angemacht einen zähen, formharen
Teig zu geben. Die Plasticität wird durch grössere Mengen von Kalk
und Sand wesentlich beeinträchtigt; sie ist natürlich am grössten bei den
reinsten Thonen, die man darum auch fette nennt, im Gegensatz zu den
weniger reinen, mageren.
Es gibt ausser der kieselsauren Thonerde kaum eine unorganische
Verbindung, die diese merkwürdige Eigenschaft in gleichem Masse hätte,
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die sie uns so überaus werthvoll macht. Offenbar ist sie bedingt durch
die Fähigkeit der reinen Thonerde, des sog. Aluminoxydhydrats sowohl,
wie durch die des Kieselsäurehydrats, jene Aggregatform anzunehmen,
die wir gallertig nennen. Es ist der Zustand einer unendlich feinen Ver-
theilung bei vollständiger Amorphic, wodurch diese Verbindungen die
Fähigkeit erhalten, ausserordentlich grosse Mengen von Wasser zwischen
sich einzuschliessen, so dass ein gewisses Aufgequollensein dadurch ent-
steht, welches ganz charakteristisch für dieselben ist. Entfernt man dieses
Wasser durch Trocknen, so schrumpft die früher kleisterartige Masse auf
eine ganz geringe Menge eines pulverigen oder erdigen oder gummi-
artigen Restes ein.
Einmal ganz ausgetrocknet nimmt das Thonerdehydrat oder die auf
nassem Wege bereitete Kieselsäure, jedes für sich, die Gallertform nicht
wieder an, wenn man Wasser hinzubringt; sind aber beide zu kiesel-
saurer Thonerde verbunden, so verbleibt der trockenen Masse die Fähig-
keit, eine grosse Menge Wasser aufzusaugen und durch dasselbe, wenn
auch nicht gallertig, so doch zähe und plastisch zu werden.
Ihr Volumen vergrössert sich dadurch beträchtlich, und ebenso ver-
kleinert es sich wieder, wenn die feuchte Masse austrocknet, oder wie
man sich in diesem Falle ausdrückt, sie schwindet. Sie schwindet um
so mehr, je fetter sie war, und war sie geformt, so verzieht sie sich
dabei und bekommt wohl auch Risse und Klüttungen.
Fette Thone sind darum sehr schwierig und unsicher zu verar-
beiten; viel leichter aber die magem, oder die, durch indiffereate Zu-
thaten, wie fein gemahlenen Quarz, Sand, Feldspath u. dgl. mager ge-
machten. Die Magerkeit darf natürlich nicht so weit gehen, dass die
Bildbarkeit darunter leidet; dann aber trocknen sie schnell, schwinden
nur wenig und behalten ihre Form, ohne zu reissen oder Sprünge zu
bekommen.
Jedermann. kennt das Aussehen und die Eigenschaften bis zu diesem
Punkt gearbeiteter Massen. Sie sind ausserordentlich porös, saugen sich
an die Zunge an, sind höchst gebrechlich und zerfallen mit Wasser wie-
der, wenn auch nicht gerade zu einem Thonbrei, der sie früher waren,
doch zu zerbröckelten Stücken. An einem ungebraunten Ziegel lassen
sich diese Verhältnisse alle aufzeigen.
Es ist auch allgemein bekannt und gehört zu den ältesten Erfah-
rungen, dass diese nur getrockneten und darum sehr losen zerbrechlichen
Thonmassen wesentlich an Dichtigkeit und Härte gewinnen, wenn man
sie bis zum Glühen erhitzt, oder wie man sagt "brennt".
Ich erinnere noch einmal an den gebrannten Ziegel und seine Eigen-
schaften gegenüber denen des nur getrockneten, ungebrannten. Er ist
nunmehr fest, hart, klingend geworden, und wenn er auch noch porös
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ist und viel Wasser einsaugt, so vermag doch das Wasser nicht mehr
ihn zu zerbröekeln oder zu desaggregiren.
Man ist erst seit kurzer Zeit im Stande, diese, viele tausend Jahre
alte Beobachtung zu erklären. Folgendes ist der Grund davon
Die Kieselsäure sowohl wie die Thonerde, die beiden Bestandtheile
des reinen Tbons also, sind im Stande, verschiedene Aggregatformen an-
zunehmen, die krystallinische Form und die nicht krystallinische oder
amorphe.
Dieses Verhältniss wiederholt sich bei einer grossen Menge von
Körpern. Der Diamant im Gegensatz zur Kohle oder zum Russ, der
gewöhnliche, krystallisirbare Phosphor im Gegensatz zum rothen amorphen,
der krystallisirte und der unkrystallisirte Schwefel sind bekannte Bei-
spiele desselben.
Die Kieselsäure in ihrer krystallisirten Form ist der Bergkrystall
oder Quarz, dann der Tridymit. In ihrer amorphen Form ist sie jene
Gallerte, die durch Zersetzung löslicher oder durch Säuren aufschliess-
barer" Silicate erhalten wird und die zu einem leichten staubigen Pulver
austrocknet, welches auch unter dem Mikroskop betrachtet keine Spur
eines regelmässigen, krystallinischen Gefüges zeigt.
Diese beiden verschiedenen Formen haben auch eine Dißerenz an-
derer Eigenschaften im Gefolge, wenn auch in beiden Formen das rein
chemische Verbindungsverhältniss zwischen dem Element Silicium und
dem Sauerstoii, den Bestandtheilen der Kieselsäure, genau dasselbe ge-
blieben ist. Die krystallisirte Kieselsäure ist z. B. in alkalischen Laugen
fast gar nicht mehr löslich, die amorphe ziemlich leicht. Die krystalli-
sirte Kieselsäure hat ein höheres spec. Gewicht 2,65, die amorphe ein
niedrigeres 2,2. Wir sind nicht im Stande, die Kieselsäure künstlich
in der Quarzform, also in der krystalliairten, darzustellen. Wir wissen
nur ziemlich bestimmt, dass diese Krystallisation aus Lösungen stattge-
funden hat, dass aller Quarz auf nassem Wege entstanden ist. Aber wir
können sehr leicht den Quarz in amorphe Kieselsäure umwandeln.
Dazu genügt einmal, ihn zu schmelzen. Zwar schmilzt er ausser-
ordentlich schwer, und nur die höchsten Temperaturen, die das Knallgas-
gebläse gibt, vermögen das zu bewirken, allein die glasartigen Massen,
die man so erhält, sind nun amorphe Kieselsäure, und das spec. Gewicht
ist von 2,6 auf 2,2 gesunken.
Nun weiss man, dass, je grösser das spec. Gewicht ist, desto kleiner
ist das Volumen eines Körpers und umgekehrt. Der Quarz hatte also
beim Schmelzen sein Volumen vergrössern müssen, und zwar sind aus
22 Volumen Quarz 26 Volumen amorphe Kieselsäure geworden.
Unsere künstlich darstellbare, gallertartig amorphe Kieselsäure be-
hält beim Schmelzen ihr spec. Gewicht. Diese beiden geschmolzenen
Massen sind dann ganz identisch. Ohne auf die weiteren chemischen
417
Verhältnisse, die sich bezüglich der Löslichkeit u. s. w. noch ergeben,
hier einzugehen, wollen wir für unsern Zweck nur so viel merken, dass
einmal nach dem starken Erhitzen krystallisirter Kieselsäure eine Ver-
grösserung des Volumens und eine Verminderung des spec. Gewichts
eintreten muss, so wie zum zweiten, dass dem eigentlichen Schmelzen
bis zum Verilüssigen der Zustand der Erweiehung, des Sinterns und Zu-
sammenbackens der kleinsten bis dahin vielleicht pulverförmigen Par-
tikeln vorausgeht.
Der zweite Bestaudtheil unseres Thons, die Thonerde, oder die
Sauerstoifverbindung des Elements Aluminium, theilt mit der Kieselsäure
die Fähigkeit, krystallisiren zu können und auch amorph aufzutreten. Aus
einem ihrer löslichen Salze, z. B. dem gewöhnlichen Alaun durch Ver-
setzen seiner Lösung mit Ammoniaklliissigkeit ausgeschieden, erscheint
sie immer als eine kleisterartige, gallertartige Masse. die sich zu einem
weissen Pulver austrocknen lässt. Durch starkes Glühen wird dieses
dicht und hart, unlöslich auch in starken Säuren, während die frisch
gefällte, gallertartige Thonerde sich in Säuren leicht wieder lösen liess.
Sie kennen die krystallisirte Thonerde in mancherlei Gestalt
der Rubin, Sapphir, der Korund endlich bestehen daraus, und die Ver-
schiedenheit des Aussehens rührt nur von kleinen Mengen verschieden
färbender Metalloxyde her.
Die künstlich dargestellte Thonerde lässt sich schmelzen und zeigt
dann das spec. Gewicht 4,15.
Rubin und Sapphir haben das spec. Gewicht 3,5, der Korund 3,9
bis 4,0, und man sieht also, dass die Thonerde durch Schmelzen nicht
an spec. Gewicht verliert wie der Quarz, sondern wohl noch etwas
zunimmt. Ihre Art des Schmelzeus ist überdies etwas verschieden von
der der Kieselsäure. Die Kieselsäure bildet Tropfen oder Kugeln, ist
überhaupt zähdüssig, die Thonerde dagegen wird dünnflüssig und breitet
sich aus.
Bei den Nebenbestandtheilen oder Gemengtheilen des Thons, dem
Kalk, der Bittererde, den Oxyden des Eisens und Mangans hat man keine
Differenzen des spcc. Gewichts vor und nach dem Brennen wahrgenom-
men, wohl aber büssen Eisen- und Manganoxyd wesentlich an Löslich-
keit in Säuren ein.
Wenn nun die Kieselsäure mit der Thonerde in chemischer Ver-
bindung zu Thon sich befindet, so treten beim Erhitzen Erscheinungen
ein, die die Folge der Eigenschaften und des Verhaltens dieser beiden
Bcstandtheile sind. Der Thon ist ein sogenanntes Bisilicat der Thon-
erde. Wird er nur schwach erhitzt, bis zur dunkeln Rothglut etwa, so
dehnt er sich aus, in Folge der Ausdehnharkeit der Kieselsäure. die er
enthält; erhitzt man ihn aber sehr stark, so wird er sehr dicht, harg
was von dem Verhalten der Thonerde in hoher Temperatur herrührt.
418
Es venüth sich in dem Verhalten des Thons in höherer Temperatur
auch ganz deutlich seine Abstammung vom Feldspath. Auch dieser ver-
liert wesentlich an spec. Gewicht, wenn man ihn schmilzt, sowie auch
das spec. Gewicht des Thons beim Brennen abnimmt.
Der Thon, welcher durch nasse Zersetzung des Feldspaths ent-
standen ist, enthalt die Kieselsäure in derselben Cohäsion wie der Feld-
spath und daher seine Üulöslichkeit in natürlichem Zustande; durch
Glühen geht die Kieselsäure theilweise in die amorphe, weiche Modifi-
cation über, daher die Zersetzbarkeit des schwach geglühten Thone durch
starke Säuren. Durch heftiges Glühen geht die Thonerde in die dichte,
unlösliche Form über, und daher die Eigenschaften der Töpferwaareu."
Mohfs Geologie.
Der reine Tbon erfordert zum eigentlichen Schmelzen eine Tempe-
ratur, die weit über der durch unsere Oefen erzeugbaren liegt. Unsere
Ofentemperaturen reichen eben nur hin, ihn zum Sintern zu bringen.
In dem Masse aber, als die Thone Beimengungen enthalten, die leichter
schmelzbar sind als er selbst, also z. B. unzersetzten Feldspath, Gyps,
phosphorsauren Kalk, Alkalium enthaltende Mineralien, ferner freie Kiesel-
säure und zugleich Oxyde, wie Eisenoxyd z. B., die mit ihr leichter
schmelzbare Silicate geben, in dem Masse werden die Thone nicht nur
leichter sintern, compacter, dichter und härter werden können, sondern
sogar ein halbgeschmolzeues Aeussere und einen entsprechenden Bruch
zeigen.
Sie errathen, dass mit der Zunahme solcher schmelzbarer Verbin-
dungen sich die gebrannten Massen immer mehr dem Glase nähern,
welches in seiner reinen Form gewissermussen der Gegensatz zu den
Thouwaaren ist. Das Glas ist ein Doppelsilicat von kieselsaurem Kalk
und kieselsauren Alkalien mit nur Spuren kieselsaurer Thonerde, Eisen-
oxyd, Mangan u. dgl.
Der Thon dagegen ist seiner Hauptmasse nach kieselsaure Thon-
erde, und das, was die Schmelzbarkeit des Glases bedingt, ist in ihm
entweder nur spurenweise oder doch nur in solchen Mengen vorhanden,
dass nicht ein völliges Schmelzen, sondern nur ein Weichwerden und
Sintern beim Erhitzen eintreten kann.
Der echte eisenfreie Kaolin kann nur durch einen Zusatz von na-
türlichem Feldspath der für sich glasartig schmilzt jenen Grad von
Schmelzbarkeit bekommen, welcher dem Porcellan das Durchscheinende,
das "Fleisch" gibt, während die reine, unschmelzbare Porcellanerde
als das "Gebein" erscheint.
Indem nun dieser natürliche Feldspath mit der, in ihm enthaltenen,
verdichteten Kieselsäure zu immer höheren Graden erhitzt wird, muss
sein spec. Gewicht abnehmen, und dadurch erklärt sich die eigenthüm-
liche, zuerst von Brogniart, dem berühmten Chemiker der Porcellanfabrik
419
in Sevres, gemachte Beobachtung, dass das Porcellan irn Glutofen beim
letzten Brennen zwar schwindet, aber auch an spec. Gewicht abnimmt.
Er hat festgestellt, dass die weichen Ziegelsteine, die Steingutmasse und
das grobe Töpfergut ein viel beträchtlicheres spec. Gewicht haben, als
die harte und so stark gebrannte Masse des Feldspathporcellans.
Das spec. Gewicht dieser Massen, fand er, steht im umgekehrten
Verhältnisse zu dem Grade des Brennens. Nach dem Mitgetheilten ist
die Erklärung dafür leicht. Wenn die Massen nur schwach gebrannt
werden, wie alle ordinären Thonwaaren und Ziegel, so ist in der Regel
eine Vergrösserung des Volumens wahrzunehmen. Werden sie aber wie
das echte Porcellan auf's Heftigste gegliiht, so schwinden die Waaren und
werden speciiisch leichter.
"Das Schwinden ist dann die Abnahme des äusseren Umfanges
durch das Zerschmelzen von Hohlräumen; das Geringerwerden des spec.
Gewichtes ist wirkliche Ausdehnung der Substanz" Mohr.
Alle schmelzbaren Mineralien, Silicate, oder die Materialien zur
Bildung solcher, die man einem an sich so gut wie unschinelzharen Thon
znsetzt, werden also die Wirkung haben, dass, wenn die Menge dieser
Zusätze gross ist, die Massen dadurch wirklich zum glasartigen Schmelzen,
oder wenn sie kleiner ist, zum Sintern und Fritten, zum Weichwerden
und Halbschmelzen gebracht werden, eine Beschaffenheit, die einen Blick
auf die Bruchiiäche solcher Massen sofort erkennen lässt.
Diese Beschaffenheit ist in vielen Fällen eine höchst werthvolle,
die man künstlich herbeiführt, denn in der That sind in ihr dann die
am Glase und die am Thon zugleich geschätzten Eigenschaften vereinigt,
die Glätte, Undurchdringlichkeit und lrviderstandsfahigkeit des Glases,
aber auch die dem Thon eigene Beständigkeit bei verchiedenen, schnell
wechselnden Temperaturen, die die Waare vor dem Springen bewahrt,
dem das Glas so sehr unterworfen ist.
Zusätze dieser Art nun werden in der Thonfabrication "Fluss-
mittel" genannt.
Es ist ohne weiteres klar, dass eine geringere Menge Flussmittel
und Anwendung einer höheren Temperatur denselben Zweck erreichen
lässt, wie niedrigere Temperatur und eine grössere Menge Flussmittel.
Die Farbe der verschiedenen Gattungen von Thonwaaren wechselt
natürlich mit der grösseren oder geringeren Reinheit des verwandten
Materials.
Kaolinwaaren sind völlig weiss, es ist die Farbe oder Farblosigkeit
der ganz reinen kieselsanren Thonerde und farbloser Flussmittel. Die
meisten Fatbennüancen bewirkt das Eisenoxyd und dessen Oxydoxydul,
es sind die gelben, braunen, rüthlichen bis rothbraunen Töne, die wir
an den verschiedenen Thonwaaren kennen. Das Eisenoxyd aber ist nicht
nur ein farbender indilferenter Bestandtheil, sondern es kann ganz leicht
zum Flussmittel werden, wenn die Waare stärker gebrannt wird, denn
es schmiltzt dann dasselbe mit der Kieselsäure zu einem Silicat zu-
zumuten.
Die aller-verbreitetsten Thone, der Töpferthon, Ziegelthon und der
Lehm, enthalten reichlich Eisenoxyd neben kohlensaurem Kalk, der in
höherer Temperatur gleichfalls zum Flussmittel wird.
Die bisher erörterten Verhältnisse erlauben uns nun schon, eine
eigentliche Eintheilung sämmtlicher Thonwasren zu treffen, wobei wir
natürlich völlig absehen von der Form oder künstlerischen Ausstattung,
die man ihnen gegeben hat, die zwar ihren Preis ändern und erhöhen
können, die aber auf ihre sonstige Beschaffenheit so wenig bestimmend
sind, dass z. B. die ordinärste Porcellanschale als ein unendlich viel
besseres Fabrieat erklärt werden muss, als die theuerste Mojolicaschüsscl
irgend eines Museums.
Indem wir diese Waaren zu classiticiren versuchen, sprechen wir
auch hlos von ihrer Masse, ihrem leisch,' nicht von ihrem Ueberzug,
ihrer Glasur, ihrer Iirnissähnliclren WL
Wir zerbrechen sie, um sie 'ihrem Werth erkennen zu können,
und sehen zunächst, dass sie entweder 1. porös und nur gesintert, oder
2. dass sie nicht porös und halb geschmolzen sind.
Damit haben wir zwei grosse Classen gewonnen, in die wir nun nach
ihren sonstigen Eigenschaften die verschiedenen Gattungen unterbringen
können.
Wir unterscheiden nunmehr nur verschiedene Grade von Feinheit,
Weisss und Farbigkeit, Homogeneität der Masse in diesen beiden grossen
Kategorien, und zuletzt darin, oh sie einen glasartigen Ueberzug haben,
eine Glasur besitzen, oder nicht.
Zu den porösen, nur gesinterten Waaren gehören als rohesteg-
Produet die Ziegel, als Mittelwaare die gewöhnlichen Töpfergeschirre, als
feinstes Produet die Fayence oder das Steingut, endlich alle antiken
Thonwaaren.
Zu den nicht porösen, halb geschmolzenen Wanreu gehören als or-
dinäre Sorte das sogenannte Steinzeug, die Masse der Mineralwasserkrüge
u. dgl., als Mittelsorte das sogenannte Wedgewoodgeschirr, als feinste
endlich das Porcellan.
Die Waaren der ersten Classe sind aus einem Thon verfertigt,
der entweder keine Zuthat von Flussmitteln erhält, oder, wenn sie ihm
als natürliche Beimischung doch schon eigen sind, die bei einer Tem-
peratur gebrannt sind, die ein Erweichen oder Schmelzen dieser Fluss-
mittel nicht zulässt, sondern nur ein Zusammensintern und Dichterwerden
lbrtnlzung auf der lielluyv.
Beilage zu Nr. 70 der Mittheilungen etc."
gestattet. Die Masse bleibt darum voller Zwischenräume, porös, zer-
brechlich, schwindet und verzieht sich wenig im Brande, der Bruch ist
matt erdig oder kreidig, saugt Wasser ein oder lässt es gar durchsickern
und schwitzen, wenn das durch eine Glasur nicht verhindert ist.
Ein Ziegel, ein Blumentopf, eine Kölner Thonpfeife, ein unglasirtes
Stück Steingut sind Repräsentanten der Eigenschaften dieser Sorte von
Waaren.
Die Waaren der zweiten Classe haben einen muschligen glän-
zenden Bruch, sind hart und klingend, völlig unporös und undurchdring-
lich für Flüssigkeiten, selbst wenn sie keine Glasur besitzen, adhäriren
darum nicht an der Zunge, und sind bereitet aus einem Thon, der Fluss-
mittel entweder von Natur aus enthält, oder dem man solche künstlich
zugesetzt hatte, und gebrannt bei einer Temperatur, bei welcher dieses
Flussmittel schmolz, und die damit innigst vermischte Masse weich wurde,
also in ihrer Totalität eine anfangende Schmelzung erlitt.
Es gibt einige, aber nicht viele Uebergengsglieder zwischen diesen
beiden Hauptclassen von Waaren, wo die Masse zwischen porös und
dicht mitten inne steht.
Die WVaaren der ersten Classe, der porösen, sind, sagte ich soeben,
für Flüssigkeiten durchdringlich. Sie würden also einer Menge von Ver-
"Wendungen gar nicht fähig sein, wenn man ihnen diese störende Eigen-
schaft nicht benähme durch einen Ueberzug, der glasartig und undurch-
dringlich ist, den man, nachdem sie schon gebrannt und gesintert sind,
auf sie aufschmilzt, durch die Glasur nämlich.
Aber auch die Waaren der zweiten Classe erhalten der Mehrzahl
nach eine Glasur; diesmal freilich nicht, um sie undurchdringlich für
Flüssigkeiten zu machen, was sie schon sind, sondern nur um ihnen eine
gewisse Rauhigkeit zu benehmen, die ihre Oberfläche hat, jene Rauhig-
keit, die wir an dem sogenannten Biscuit-Porcellan, den Lithophanien,
Statuetten u. dgl. aus Porcellnn kennen, die sie so leicht schmutzig
werden lässt.
Die Glasur ist darum für die Waaren beider Classen mit der wich-
tigste Bestandtheil, auf deren Herstellung die grösste Sorgfalt verwendet
werden muss, denn es kommt darauf an, sie wohlfeil, haltbar, und schön
zugleich zu machen, so dass das Geschirr erst durch sie Ansehen und
Verwendbarkeit gewinnt.
Die Glasur ist, wie es im Worte schon liegt, in der Thnt eine dünne
Glasschichte, mit der die Waare überzogen ist. Sie der Wsare zu ap-
pliciren ist in verschiedener Weise, durch verschiedene Glasfiiisse, mög-
lich. Allein auch die Art, die Waare zu glasiren ist je nach den beiden
Classen, die wir unterschieden haben, eine andere, und in der Besehatfen-
heit der Glasui-"sowohl, so wie in der Art ihrer Befestigung auf der
thonigen Masse liegt ein zweiter Hauptunterschied der beiden grossen
Classen von Waareu.
Betrachten Sie einmal genau den Scherben eines Tellers von Stein-
gut oder Fayence neben dem eines von echtem Porcellan,
Sie sehen sogleich, dass der Fayencescherben einen etwas rauhen,
matten, kreidigen Bruch hat, seine Begrenzung aber ist glatt und scharf.
Von dieser kreidigen Masse unterscheiden Sie als äusserste Schichte
leicht eine glasige geschmolzene Linie oder Umrahmung, die es Ihnen
bei missrathener Waare vielleicht sogar gelingt mit einem Messer abzu-
sprengen, die jedenfalls nur auf eine ganz geringe Tiefe in die Masse
eingedrungen ist, und nicht auf das festeste, untrennbar mit ihr zusam-
menhängt. Sie atlhärirt ihr nur etwa so wie ein Firniss einem Stück Holz.
Immerhin aber ist sie völlig geschmolzen", während die Masse selbst nur
gesintert iSiZ. Schluss folgt.
Bücher-Revue.
A. Salvelat, Ueher Decoration von Thonwaaren und Emaillsge. Ans
dem Dictionneire des arts et mnnufaetures übersetzt und herausgegeben vom k. k.
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie. Wien, bei W. Braurniiller, 1871.
Die Herausgabe dieser Schritt verdankt das Museum der Muuificenz des Herrn
O. Edlen v. Bauer, Correspondenten- des Museums in Briinn. Die Leitung der Ueber-
satzung übernahm Dr. Ludwig. Professor der Chemie an der hiesigen Handelsakademie.
Diese Broschüre enthält zwei Abhandlungen des berühmten Leiters der chemischen Ateliers
der Porcellanfabrik in Sevres, Herrn L. A. Salvätat. Die erstere behandelt das ganze
Gebiet der Verzierung der Thonvraaren vom Standpunkte der Chemie und gibt eine voll-
ständige Uebersicht der Theorie und der Farben, die hei Farbendecoration auf Thon-
waaren in Anwendung kommen.
Die zweite Abhandlung untersucht die Emaillnge vom chemischen Gesichtspunkte,
gibt in den einleitenden Bemerkungen eine genaue Definition der zu wählenden Ausdrücke,
und dann ein Verzvichniss aller beim Emailliren in Anwendung kommenden Chemikalien.
Wir hoden, dass die Uehersetzuug dieser Schrift Chemikern, Thon- und Porcellanfabri-
kanten, Emaillenrs und Kunsttechnikern von Nutzen sein wird. Druck und Ausstattung
sind vollkommen genügend.
A. Batheau, Instruction In! In. fortification des villes, hourgs et ehe-
teaux" par Albert Dürer. Tradnit de Pallemand. B. K. 1332.
Ausser einer anonymen Uebertragung von geringem Werth, welche ISß in Berlin,
Maurer, berauskam, wurde Diirer's wichtiges Werk von Befestigung der Städte und
Flecken etc. von Seiten der modernen Kunstliteratur kaum berücksichtigt. Durch Ra-
theauha Arbeit ist nun das Nachbarland früher dieser Aufgabe gerecht geworden und zwar
durch eine im Allgemeinen sehr schlitzensvrerthe Leistung. Der Verfasser, cin Fachmann,
spricht in einer Einleitung mit sorglicher Beniibzung der Literatur über die Geschichte
des Fortiiicationswesens und theilt auch in den Noten historische und sachliche Erläu-
terungen mit. Die Ueberselzung ist genau, die beigegebenen Zeichnungen so ziemlich getreu.
A. Mlchaells, Der Parthenon. Text mit einer Hilfstafel. Leipzig, Druck und Verlag
von Breitkopf Hiirtel, 187i. Dazu ein Band von XV Tafeln in Fol. B. K. 3150.
Dieses dem Andenken Otto Jahnü gewidmete Werk unternimmt es, den Parthenou,
,den eigentlichen Mittel- und Glanapnnkt der griechischen Kunstgeschichte", in seiner Ge-
ramuxthait darzustellen, nachdem die Anfräurnnngen auf der Akropolis so weit gefördert
sind, dass auf neue Made kann noch an holen ist, und nachdem die Sammlungen
Europe's so eifrig durchforscht worden sind, dass auch hier sich kaum noch eine erheb-
liche Ausbeute erwarben liisst. Ein an Alex. Cunze gerichtetes Vorwort gibt über die
Gesichtspunkt Aufschluss, welche Prof. A. lldichaelis bei diesem Werke leiteten.
Der Text 370 Seiten gr. 8. enthKlt einen historischen Theil, eine Uebcrsicht und
Kritik der Quellen, eine eingehende Erklärung der Tafeln und als Anhang l. die In-
schritten, Schatzverzeichnisse und Restaurationen, 2. eine Abhandlung über die Panathc-
näen, 3. iilters Berichte über den Psrthenon bis zum Jahre 1688, und 4. Actenstiicke
über Lord Elgins Erwerbung der Bildwerke vom Parthenon.
Die Tafeln bringen in sachkundiger Anordnung Alles, was zum Verstlindnisse des
Pnrthenons niithig ist; die letzte XI Tafel ist der Athene Parthenos gewidmet.
Das Werk du Tüblnger Universitiitaprofeasors Dr. A. Michaelia ist in der Gessmmt-
literuur Europe's das erste, das sich in umfassender und vollständiger Weise vom Stand-
punkte der Alherthumslrunde der Gegenwert mit dem Pnrthenon beschäftigt und nimmt
unbr den archäologischen Puhlieatinnen der jüngsten Zeit einen ersten Rang Sein. Es
wendet sich an gelehrte Leser und behandelt rein künstlerische Fragen nur gelegentlich.
Trotzdem aber werden Künstler, insbesondere Architekten, in diesem Werke Vieles so
vollständig und klar dargestellt iindcn, wie in keinem anderen Buchs ähnlicher Art. Auf
die Ansichten von Architekten wie Penrose, Sempcr, insbesondere aber Bötlicher, wird an
mehr als Einer Stelle eingegangen. Besonders wcrthvall fiir das Verständnis der crhals
tensn architektonischen und plastischen Theile des Parthenon und der chryselephantinen
Stanze der Psrthenos ist die ausführliche Erklärung der XV Tafeln, S. 106-284. Für
wissenscbaßliche Zwecke reichen diese Tafeln vollständig aus; Künstler und Kunstfrcnnde
wünschten aber sehr, dass Mittel bsschadit werden könnten, um den Parthenon in einer
künstlerisch vollendeten Ausgabe vor sich au sehen, wie die 1816 in London erschienenen
Elgin Mublss.
J. A. Crnwe and G. B. Cavalcxlselle, histnry of paintlng in North ltaly."
vol. London, Juhn Mnrray, 1871. B. K. 3120.
Dieses Wcrkr bildet eine Ergluzuug zu der Geschichte der Malerei Italiens der-
selben Verfasser, die bereits in drei Bänden verößentlicht, vorzugsweise die Geschichte der
Malerei Mittclitaliens behandelt.
Die vorliegenden zwei Bände behandeln die Geschichte der Malerei in Venedig,
Pnduß, Viccnzs, Verona, Ferrara, Friaul und Brescia. Auf die Malerschnlen in Vcrcclli,
Genus. und Piemont wird in diesem Werke keine Rücksicht genommen.
Das Werk wird Kunstfreunde lebhaft beschäftigen. Es behandelt Malerschulen, die
in der neueren Literatur vielfach vernachlässigt werden, mit eingehender Kritik und um-
fassender Kenntniss sowohl der Literatur als auch der Gemillde in den G-lericn Europe's.
Wer heutigen Tages Anspruch machen will, über ältere Gemälde ein massgebendes Urtheil
auszusprechen, der bedarf mehr als eines rein snbjectivcn künstlerischen oder ästhetischen
Urtheils er muss Fachgelehrsamkeit, nicht blos Fncbkenntniss haben, und diese beruht
auf zwei Factcren, dem eingehenden Studium an den Kunstwerken selbst und einer fach-
gelehrfen Bildung. Cavnlcaselle, derzeit Inspector des Museums im Bargello zu Florenz,
besitzt beides im cmincnten Masse. Seit Jahrzehnten hat er alle Galerien Europxfs durch-
stöbert und dabei die literarischen Quellen nicht hintaugcsetzt. Crowe und Cavalcaselleh
Arbeiten, nicht geschrieben auf Buchhändler-Commando, gehen der scbablonenartigen Be-
handlung der Kunstgeschichte gründlich aus drin Wege; sie behandeln in den vorliegenden
Bünden Schulen, die bisher sehr wenig beachtet worden sind, wie die Maler in Frisul,
Verona u. s. und setzen viele Maler in das gehörige Licht, wie Pordenone, Giorgione,
Romauino, Palma vecchio, Cariani u. s. w. Wir werden wohl noch Gelegenheit haben,
auf das Werk zurückzukommen. da es eingehend Gemälde einer kritischen Betrachtung
unterzieht, die sich in östcrr. Gcmäldegalerien befinden. Das Werk. der deutschen Kron-
prinzessin Victoria gewidmet ist mit gut gearbeiteten Indices versehen.
C. Grnnow, ,Schinksls Bedeutung für das Kunstgewerbe." Festrede, gehalten
bei der Schinkelfeicr am I3. März 1871. Berlin. B. K. 3138.
Diese höchst gehaltvolle Rede des Architekten Grunow, Dircctors des Deutschen
Gewerbemusoums in Berlin, welche im dortigen Gewerbevercin gehalten wurde, charakte-
risirt in treEcndeu, kurzen Sitzen das unermüdliche, ausgebrein-ts, mit seinem Blick alles
umfassende Wirken des grussen Schinkel auf dem Gebiet des Kunstgcwerbes und ver-
knüpft damit lehrreiche und beherzigenswerthe Worte über die Bedeutung der Architektur
überhaupt für die Kunstiudustrie und die Aufgabe, welche ihnen in dieser Beziehung
gerade für die Gegenwart zngefallcn ist.
Ü.
424
Mad. Gonbeaucfs embruldery book. London, 1871. B. K. 3126.
Das mit 85 Holzschnittcn ausgestattete Büchlein hat den Zweck, den Damen will-
kommene Muster fir Stickerei, von der einfachen englischen Broderie bis zu den neuen
Pointe Busses und der reichen und efllllgen Broderie Appliqub zu bieten." Der Samm-
lung soll ein Monogrammenbueh un Initialen liir feine Wäsche folgen. Die hier enthal-
tenen Vorlagen zeichnen sich übrigens durch vorwiegend nsturalistische Motive und noch
schlimmeres wle z. B. Tabahspfelfen etc. nicht sehr vortheilhaf! aus.
Le Beifroy. B. K. 1306.
Der dritte Band, welcher die Jahre 1866-70 umfasst. enthält gleich den früher
erschienenen eine Reihe schltzenswerther Aufsltne. Wir heben hervor die vom Gesichts-
punkt der Kunstgeschichte wie der Kunsttechnik in gleichem Grade interessante Arbeit
über ein Ostensorium der Ursulinerinnen in Arras, dessen Beschreibung brauchbare Finger-
neige über die Unterschiede des Kölner und Lizuouslner Emails beigegeben sind. Wir
könnten demjenigen, der sich über die Geschichte des Emsils in Deutschland unterrichten
möchte, keine bequemere Uebersicht empfehlen. Zwei in Furbendruck gut ausgeführte
Tafeln zieren diese Bllitter, deren Verf. Ch. da Liuas ist. Nicht minder wird der folgende
Aufsatz von Dr. F. Bock, über Kirchens-pitzen nach Vorbildern aus dem Mittelalter, will-
kommen genannt werden dürfen. Als Illustrationen finden wir hier Bpitzenmnster des 13.
und 14. Jahrhunderts in Holzschnitt ausgeführt. Aus mehreren rein archäologischen und
historischen Artikeln nennen wir ferner Mubilier ecolesiastique", "Le lutrin", besonders
such Le tresor de Yeglise collegiale de Ssint Auhain Namur" 1047-1790, dessen altes
Inventar archäologisch wichtige Benennungen der Klrehrngeriithe enthält. Wenn wir nun
auch in den "Documenta inddits sur les peintres Brugeoiü und in der ausgezeichneten
Arbeit Hugo Goltzius" Lobeuswerthes erblicken. so berührt um so unangenehmer der
dumpfe mönchische Geist, welcher sich in Sagettds Artikel Du paganisme renaissant"
gegen den natürlichen Gang der Dinge in Kunst, Leben und Geschichte stemmen will.
L. Gorlach, Illustrirtes Wörterbuch der mittelalterlichen Kirchenhan-
kunst. Stuttgart, 1871. B. K. 3156.
Bediirfniss ist ein derartiges Büchlein heutzutage gerade nicht mehr, nachdem
Ottefs Handbuch der Archäologie und dessen kleines Lexicon den Gegenstand vom archäo-
lngisch-kiinstlerischeu, Jacob's Kunst im Dienste der Kirche" dann auch vom Standpunct
der Liturgie nn-l Kirchengeschichte überaus gediegen behandelt haben. Es ist jeder neue
Versuch so sehr auf diese und ähnliche Arbeiten gestützt, dass demselben kaum ein ori-
ginaler Werth innewohnt. So auch im vorliegenden Falle. Der Verf. nimmt nach den
Worten der Vorrede namentlich auf den Anfänger Bedacht, bedient sich aber bei den Er-
klärungen kaum derjenigen Prlicision und Allgemeinheit, durch welche "eben ein Unbe-
wunderter allein zum klaren Verständniss geführt werden kann. Die Erklärung des By-
zantinischen Style z. B., pag. 16, wo es heisst, das antike Vorbild seien die Bundbsuten
der Römer, das Pantheon, ein Mauercylinder mit einer Halbkugel überwölbt, welcher so-
zusagen das lllittelschid bildet, und weiter nichts, das muss direct dahin leiten,
dass dann der Schüler unsere romanischen Rundcapsllen, wie es vormals geschehen, für
byzantinisch ansieht. Auch Bezeichnungen wie Ageminf welches nebstdem auch nicht
Einlagen von Golddraht, vielmehr von eingeschlagenen Plättchen bedeutet werden durch
so ungenaue Schreibung dem Anfänger kaum nützen. Kalvarieuberge und Oelherge sind
nicht einerlei, wie pag. 65 die Abbildung und deren Unterschrift zeigen wollen etc.
G. Kllllißl, Die Gypsabgiisse der Archäologischen Sammlung im Gebäude
des Polytechnicums in Ziirieh. Zürich, 1871. B. K. 3116.
Die archäologische Sammlung, welche das vorliegende Werk beschreibt, ist durch
den Ertrag von Vorträgen zusammengestellt worden, welche von Docenteu beider Hoch-
schulen in Zürich durch viele Jahre gehalten worden sind. Prof. Kinkel hat die Absicht,
in diesen Zeilen auf populäre, belehrende Weise die hervorragendsten der Abgüsse zu
schildern, wobei Friedericifs gelehrte Fachwerk über die Berliner Gypsabgdsse als Vorbild
genommen scheint. Wir glauben, dass der Zweck des Verfs., welcher, ohne Gymnasial-
oder Universitlitsbildung vorsuszusetzen, Jedermann in ganz verständlicher Sprache den
Blick für diese Schätze erschliessen möchte," nur auf dem von ihm eingeschlagenen Wege
zu erreichen sei, da er es verstanden hat, die einfachsten kunsthistorischen lind ästhe-
tischen Grundsätze bei der Schilderung, und zwar fiir den Anfänger unvennerkt, im Fluss
der Beschreibung, einzudechten.
Jul. Schnuller, Bynchronlstlsche Geschichte der bildenden Künste. Berlin,
1870. B. K. 3125.
Wir hegriissen diese Arbeit mit besonderer Freude, denn sie ist beinahe das erste
Zeichen eines ervmchenden Interesses am Kunststudium von Seiten der Mittelschule,
welche bisher auf einen filr das Verstiindniss der Geschichte so iiberaus bedeutsamen
Facher schier kein Gewicht gelegt hat. Die Kunstgeschichte eines Zeitraumes, eines
Volkes macht dem Lernenden es erst möglich, diese Menschen, deren Regierungen,
Schlachten, Herrscher und hervorragende Persönlichkeiten ihn das historische Studium
kennen gelehrt hat, sich auch als lebendige Erscheinungen, als Gestalten der Wirklichkeit
im vernünftigen Zusammenhangs unter einander und im vernünftigen Verhältnisse zu Ver-
gangenheit und Zukunft vorzustellen. Man macht in Folge dieser Vernachlässigung eines
Studiums, das durchaus geeignet ist, das trockene Wort der Geschichte als Illustration
in frischen Farben zu erläutern, die traurige Bemerkung, dass an den Mittelschulen und
nicht viel anders auch auf den Hochschulen Studirende, deren Talent und Fleiss bis zur
subtilsten Kenntnissnahme des historischen Steins vorgedrungen und denen der Kopf von
Facten und Jahreszahlen voll ist, sich diese Menschen derVergangenheit, ihre Lebensverhält-
nisse, Cultur und Sitte, Tracht, Verkehr und Gottesdienst wahrlich nicht richtiger denken,
als die Chroniken des Mittelalters, wenn sie von den Heideu" erzählen. Das sind wahre
Fahelgeschöpfe, schwankende Bilder, uns den zufälligen Reminiscenzeu aller möglichen
Anschauungen zusammengediclct, Harlequins des Anachronismus, wie man sie nur wieder
in den historischeü Stücken unserer Bühnen erblicken kann.
Der Verfasser, Director des k. französischen Gymnasiums in Berlin, hat einen sehf
praktischen Modus gefunden, um dieses Studinm auf's leichteste mit dem der Geschichte
zu verschmelzen, und in der That, kann der Lernende auf solche Weise sich der An-
eignung der Kenntnisse nicht entziehen. in Form einer Geschichtstahelle, also in einer
dem Historiker bekannten und bequemen Form, ist die chronologische Uehersicht der
Kunsientwickelung bei allen Völkern seit den ältesten Zeiten zusammengestellt und durch
äusserst riicise Beschreibungen der Charakter der Knnstgehilde kurz angedeutet, so zwar,
dass der ehrer volle Gelegenheit hat, von diesen knappen Einweisungen ausgehend, ein
klares und umfangreiches Bild des Gegenstandes zu entwerfen. Wir wünschen dem Buche
die griisste Verbreitung sn Realschuleu und Gymnasien.
Journal-Revue.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorseit, Nr. Die Diirefschen Portriitzeichnungen
zu Berlin, Bamberg und Weimar.
Archäologische Zeitung, Nr. Antike Bsrnstein-Schnitzwerks. Von J. Friedllinder.
Zur Topographie von Attica. Von E. Cmtius. Neuestes aus Athen. Von dems.
L'Arte in lialia, Nr. Musei Sau Murco Firenze. Lu Chiesa di S. Giov. in Civil.
Dell' arte Ceramica di Gins. Devers. Arte applicata alPIndustria. Esposi-
zioni di belle arti.
Art-journal, Ths, Nr. The royal scademy-exhibition. Institut water-eulonr society.
Exhihition. British artists, their style and churacter. Nr. XCIX. Birket Poster.
By J. Dodbrne. Japanese literature and urt. Art Union oi London. Werks
of the old mssters. exhihited hy ths Burliugton iiue arte club. Radhelleä Madonna
del libro. Schuols of art. The international exhibition. Nr. The royai
academy-exhibition. Schluss The Bath Museum. By Liewellyen Jewitt. Xilo-
iechnography. How the Louvre was saved. The International cxhihition.
Europe. The group oi" sculpture, hy Mac Dowell, B. A. Mural Decorstien at
Litha Hall.
Badische Gewsrbezeiillng, Nr. Beilage Die Londoner Ausstellung.
Baugewerks-Zeiiung, Nr. 22 Andreas Schliiter. Nr. 23 Die Gründung neuer Bauge-
vverkenvereine. Die Ausstellung. Zur Geschichte des Befestigungswesens.
Andr. Schliiter. Nr. 24 Fortsetzungen. Nr. 25 Ein Spiegel des deutschen
Baugevverksmeisters. Das Kaiserhaus zu Goslar. Nr. 2T Der Architektenvereiu
zu Berlin. Der Saalhau der norddeutschen Brauerei zu Berlin. Nr. 28 Die
Einführung des General-Entreprise-Verfahrens iiir städtische Neubauten zu Berlin.
Bsuzeitung, Deutsche, Nr. 21 Ueber amerik. Bauwesen. Architektonischer Verein xzu
Hamburg. Gründung eines Ostpreuss. Iugenieur- und Architektenvereins. Aus-
stellung von Schülerarheiten im Deutschen Gewerbe-Museum. Die neue Börse in
'426
Bremen. Dss Project für die Fwnls des Dumel zu Florenz. Eln neues Paus-
verfahren. Nr. 23 Die neue Börse in Bremen. Forts. Das Münster zu Strass-
burg. Nuehtrugn Mittlseilungen aus Vereinen. Zur Coneurrenl für das Arndt-
denkrnul auf dem Rugnrdt. Nr. 24 Die Bronze und ihre Putinu. Wllh. Liier.
Nekrulogß- Vereinsnnchrichten. Concurrenzeut Für Entwürfe zu einem silbernen
Vereinssebilde lür General v. Werder. Nr. 25 Fortsetzungen. Du Stadttheater
zu Breslau. Nr. 26 Gellinderpfosten eus dem Treppenhnuse des Tribunal de Bo-
nifnee eu Paris.
Dingler, Polyleolm. Journal, Band CG. Nr. Ueber die Versllberung des Gelstins.
Reliufbilder Gir Gnlvunoplastik. Nr. Das Copiren von Zeichnungen auf photo-
graphisehern Wegn. Von H. Meissner.
Otwerbeblatt nur Württemberg, Nr. 18 Ueber die Erkennung eines iehten Sllbertlber-
enges euf Metallen. Nr. 21 Die Webeschule in Reutlingen. Nr. 22 Die Thl-
Iigkeit der Gewerbevereiue. Die aehwlb. Industrie-Anstellung zu Ulm. Interni-
üonllu Ausstellung von Erleug-riiaaen der Kunst und Industrie, der Lsndwirtbschnit etc.
au Lima. Volkswirthschahl. Unterricht in der Fortbilduugsschule. Nr. 23 Die
Thitigkeit der Gewerbevereino. Nr. 24 Form Nationale Industrie-Ausstellung
in hlsilnnd. Nr. 26 Der lüjährige Turnus der internationalen Ausstellung von
Werken der Kunst und Industrie in London. Die Unterstützung des gewerblichen
Fortbildungsnnterrichts durch den Staat in England. Nr. 27 Der Gewerbeverein
Stuttgart und die Lehrlinge vom Lande.
ßwerbehelle, Nr. Fortsetzungen. Ornamente und Motivs. Nr. Das Aeunthus-
blntt. Von O. Uhde. Mit Abbild. Eine porcellnnihnliche Masse. Nr. Die
Farbe vom ästhetischem Standpunkt. Von L. Pfau. Ornamente und Motive.
Naarmane, Zeitsehrlll Nr Bauhandvrerker, Nr. Die Schönheit in der Baukunst.
Lsndwirthschaßliehe Bunten. Nr. Zimmermnnnsßrbeiten in Nordamerika. Die
Schönheit in der Baukunst. Form Aufspannen der Zeichenbogen. Nr. Die
einzelnen Zweige des inneren Ausbuues. Ports. III. Die Decken. Beitrag zur
Bautechnik. Lßudwirthschnftliche Bauten. Von B. Ijebold. Form Nr. Die
Schönheit in der Baukunst. Ports
Kirehennchrnuek Seckuner, Nr. Form Dss grosse Wandgemälde sn der Siidwnnd
der Domkirche zu Graz und seine Restnurution. Von H. Schwach.
Kunst und Gewerbe, Nr. 19 Ideen über die Bedeutung des Ornamentes. Die Ham-
hurger Gewerbe- und Fortbildungssehule für Mädchen. Nr. 21 Deutsches Gewerbe-
rnuseum in Berlin. Die Industrie des Grödner Thsles in Tirol. Nr. 22 Die Dii-
rerfeier. Nr. 23 FortsJ Die Kunstgewerbeaehule in München. III. Nr. 24
Ports Heinrich v. Mnyr in München. Nr. 25 Die Diirerausstellung in
Nürnberg. Nr. 26 Kunstindustrielle Briefe von Jul. Friihauf. l. Bemerkungen zur
Tageskritik. Die k. Kunsrgewerheschule in München.
Llltzow, Zeitschrill für bildende Kunst, Nr. Zur Chunkteristik Maria v. Schvrind's.
Von Fr. Pecht. Noch einmal die ,l's.lschen Diirerseichnungen."
Beiblntt Kumt-CVh-mik Nr. 16 Das Hermnnnsdenlrmsl. Nr. 17 Gothiechel
nus TiroL Aus Rum.
Mlttheilungan der k. k. OentraI-Commiaalon um, Nr. Die Kunst des Mittelalters in
göhmemllllon B. Grueber. Form Zur Kßllllbllill der lltdeutschen Kunatspruche.
nn A.
Monateblltlar gftlr Zelchenlumat etc. Nr. CmnißBei-icht über die Ausstellung des Ver-
eines deutscher Zeichenlebrer. Die eentrele Projectionsmetbods in ihrer Anwendung
in der Perepeetive. Von J. Horechik. Neues Msterinl fir den Zeichenunterricht.
Nr. Zuschrift an den Vorstand nur Förderung des Zeiehenunterrichts au Berlin.
Von Dir. Stein, Neues Material für den Zciehenunhrrieht.
Organ Hlr christliche Kunst, Nr. 10 Die Restauration des Huuptdtars der Marienkirche
zu Danzig. Zur Wiederherstellung des Wurmser Domes. Die Mnlerzunit in
WONTI.
Rom arlistica, Nr. Biogrelis di Giulio Romnuu. II pslsuo di Venezie. Altusliti
urtistiehe. Oreäcerie moderne. Abln Bnncone ui legno intsglinto. Abb
Pnvimenti per Murmi artiüciali. Abb
Sleierrnärk. Industrie- und Handelsblatt Nr. 17.- Der österreichisch-ungarische Export.
Woehenachriü des n. ö. Oewerbevorelnes, Nr. 25 ort nach Tunis und Tripolis.
Russlands Fortschritte auf industriellem Gebiete. ereiusangelegeuheiten. Nr. 27
Oesterreicbs Theilnnhme um nsiar. Welthandel. Von L. v. Pnrsdis. Die Wiener
Weltausstellung v. J'. 1873. Kunst und Kunstgewerbe. Technische liittheilungeu.
427
Kleinere Mittheilungen.
Neu ausgestellte Gegenstände. Am 18. Juni Der Jllfentanz", Hautrelisi
in Holz geschnitzt von C. Pdugmscher in Rodaun; zwei Medaillons, Hsutreliefbrustbildel
in Thon, bemalt, Ende des I6. Jahrh., italienisch, Eigenthuru des Museums; eine
Kanne von Fayence, mehrere Venetisnergliiser etc" Eigonthum des Museums.
Im Juli Dss Urtheil Sslomonä, Oelgsmälde von Lucns Krsusch, munogrummirt
und datirt 1526; Selbstporträt des Tiroler Glasmslers P. Dax, 1530, Oelbild, beide
Privateigentliuin; sntik römischer Krug von Bronze, Privateigenthum; Gobelin,
niederländische Fsbricstion, 17. Jshrh, Eigenthum des Museums; drei Figuren uns
einer Darstellung des Kindermordes, Papier mache, bemalt, Eigenthum des Museums;
zwei Tritone, Gruppe aus Thon, bemslt, Eigenthum des Museums; Triumphzug des
Kaisers Maximilian I., iu Wasserfarben suf Pergement ausgeführt von Haus Bnrgkrnuir,
Eigenthuni des Stiftes St. Florian; Umschlsgdecke Hir die Publicstionen der Gesell-
schsft für vervielfdltigende Kunst nuuh dem Entwurfs des Architekten V. Teirich ausge-
üihrt; Copien nach im Museum susgsstellten Gegenständen; Gypssbguss nach einer
Grnvirung in Stahl von Despresux, 1865 in Versailles, Geschenk des Herrn Archi-
tekten E. Chsrdon in Puris sn das Museum; "Wendeltreppe im Schlosse zu Bleis,
Photographie von G. Blsck, ausgestellt von Henn Baron Schwarz.
Besuch des Museums. Im Monate Juni wurden die Sammlungen des Mu-
seums von 5119 Personen besucht.
In Eger Endet die schon im vorigen Jahre projectirts Ausstellung vom 9. bis
zum 23. Juli statt. Auch sn dieser hnt sich das Oesterr. Museum in reicher Weise he-
theiligt Vorn 27. August bis 10. September folgt dnuu eine Ausstellung in Bielitz und
Mitte September eine solche in Olmiitz.
Das h. Abgeordnetenhaus hat in seiner 52. Sitzung am 14. Juni
d. J. den Voranschlag für das Oesterr. Museum und die Kunstgewerbe-
schule für 1871 nach dem Autrsge des Finanzausschusses ohne Debatte
genehmigt. Der Ausschussbericht sagte unter Erforderniss Titel 16,
Oesterreichisches Museum für Kunst und Industrie und Kunstgewerbe-
schule" Diese jugendlich nufbluhenden Anstalten, welche der österrei-
chischen Kunstindustrie die wesentlichsten Dienste leisten, erhalten im
laufenden Jahre in dem ihnen gewidmeten neuen Gebäude eine bleibende
Stätte. Ohne Zweifel wird die hiedurch ermöglichte Entfaltung der
vollen Wirksamkeit der Anstalten eine Erhöhung des ordentlichen Auf-
wandes nothwendig machen. Im laufenden Jahre ist eine solche noch
nicht beansprucht, wohl aber erscheinen im ausserordentlichen Erforder-
niss unter Post 30 und 31 für das Museum Auslagen
fir innere Einrichtung mit 104.418
iiir Uebersiedlung mit 3.000
ferner sind für die Uebereiedlung der Kuustgewerbeschnle
Post 11 angesetzt 500
Es wäre zu bewilligen
I. Museum
Ordentliches Erforderniss 48.680 d.
rund 48.500
Ausserordentliches Erforderniss 107.418
rund 107.400
II. Knnstgewerbeschule
Ordentliches Erforderniss 14.350 d.
rund 14.300
Ausserordentliches Erforderniss 500
ltlnlseums. Am 20. Juli wird sowohl die nunstgeweroescnuie als uns
Bibliothek des Museums geschlossen, damit die nöthigen Vorbereitungen
für die Uehersiedelung in das neue Gebäude am Stuhenring getroffen
werden können. Am 1. October l. J. werden Kunstgewerbeschule und
Bibliothek des Museums im neuen Gebäude erötTnet werden, letztere
während der Dauer der Ausstellung zum ausschließlichen internen Ge-
brauche der Schule und des Museums.
TeiricHs Inlarsienwerk wurde von dem k. k. Handelsministe-
rium sämmtlichen'Haudelskarninern empfohlen und von der Faehcommis-
sion für die Reform des Zeichenunterrichts an den technischen Schulen
Baierns als eines der ausgezeichnetsten für Zwecke des Unter-
richts" einstimmig anerkannt.
Die Kunsliudustrie-Ausstellung in Klagenfurt ist am 28. Juni
in dem sog. Masselgarten, in einem grossen Saale und mehreren Neben-
localen, eröffnet worden. Dem Interesse und der regen Thätigkeit des
Comites ist es gelungen, eine Exposition herzustellen, welche für eine
Provinzialstadt und für einen ersten Versuch wirklich überraschend reich-
haltig genannt werden darf. Die Kunstindustrie Kärntens hat eine reiche
Vergangenheit und die Ueherreste aus den Bliithezeiten des Mittelalters
und der Renaissance sind in diesem Lande, wo sich italische und germa-
nische Kunstweise oft ganz eigenartig und reizend mischten, trotz massen-
hafter Ausfuhr doch in ganz respectabler Menge vorhanden. Dafür legt
Zeugniss ab eine grosse Zahl von Möbeln, Goldschmiedarbeiten, Glas-
malereien, Stickereien, welche von den Besitzern bereitwillig der Aus-
stellung überlassen wurden. Die modernen einheimischen Arbeiten, wie
eingelegte Möbel, reich verzierte Walfen und Anderes zeigen, dass sich
in so manchem stillen Gebirgsthal wenigstens in der Technik eine gute
Tradition erhalten hat, und dass sich unter richtiger Leitung manche
ganz concurrenzfabige Industrie entwickeln könnte. Hauptsächlich bei-
getragen hahen zur Ausstellung der Fürstbischof, das Kloster St. Paul,
die Grafen Thurn und Fugger; ferner das Oesterr. Museum, die Herren
Haas 8c Söhne und Trau in Wien u. A. m.
Die Kuustindustrie-Ausstellung in Klagenfurt wird nach neuerer
Bestimmung bis zum 30. Juli dauern. Die k. k. priv. Kaiser Ferdinandr
und die mähriseh-schlesiscbe Nordbahn bewilligt allen mit auf Namen
lautendem Legitimationsschein versehenen Besuchern der Ausstellung vom
12. Juli au, die k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft allen nach Klagenfurt
Reisenden vom 16. Juli bis 30. Juli eine Fahrtermässigung von 5095 des
gewöhnlichen Postzugpreises in Waggons II. und III. Classe. Die reich-
haltige Ausstattung dieser Ausstellung mit vielem Sehenswerthen und
Seltenheiten, ferner die sich anscbliessende instructive Ausstellung des
berg- und hüttenmännischen Vereines von Kärnten, dürfte eine genü-
gende Veranlassung sein, die sich darbietende Gelegenheit zu benützen,
gleichzeitig das südliche Alpengebiet Oesterreichs kennen zu lernen.
Einen ausführlichen Bericht über diese Ausstellung wird die August-
Nummer der Mittheilungenu bringen.
Selbstverlag des kuis. kön. Oesterreichisehen Museums.
Druck von Csrl Geroldü Sohn in Wien.