"32. NIITTHEILUNGEN wg"-
Sechster Jahrgang. es 15. Septbr. 1871.
k. k. österr. Museums für Kunst 8L Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.
Am 15. einen jeüen Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. ELW.
Reüacteur Bruno Bunker. Expedition von C. Geroldüz Sohn. Man abonuirt im Museum,
bei Gerold Comp., durch die Postnnstalten, nowiu durch alle Buch- und Kunntlmudlungeu.
DIE lnduilrie-Alllsltllnng Iu Lontlnll Vnn 1871. II. Die Kuultlurlultrln 1m Waineu Meera.
Mustnnulslellllllz 01km. Kunstgawcrbe. Die Schulz für Gllslndullrh in Hlldl. Büchn-
Bnvue. Kllluen Mlltheiluugen.
Die Industrie-Ausstellung zu London von 1871.
II.
Zweierlei Gegenstände sind es, welche, wie schon angegeben wor-
den, den Hauptinhalt der diesjährigen Ausstellung bilden sollten, die
Thonwaaren und die Wolle. Letztere ist von den ersten Wollfabri-
kanten, Schaf und Lama, an durch alle Stufen der Verarbeitung bis zu
den grossartigsten Teppichen ausgestellt und bietet dennoch, zumal vom
kunstiudustriellen Gesichtspunkt aus, nur einen äusserst lückenhaften An-
hlick, den die locale Zerrissenheit nur erhöht.
Von diesem, dem kunstindnstriellen Gesichtspunkt aus, sind es
eigentlich nur zwei Richtungen, nach welchen hin die Wollausstellung
sich interessant erweist. Das sind einerseits die ussteppiehe, anderer-
seits die nationalen Gewebe. Jene, fast einzig von englischer Fabrica-
tion wozu erst später französische und indische Gewebe karren
befinden sich durch die ganze bauliche Anlage hin zerstreut, überall die
Wändebedeckend, wo sich sonst eine Leere geboten hätte. Trotz dieser
Zerstreutheit liess sich an ihnen doch eine wichtige Wahrnehmung machen,
diejenige nämlich, dass die orientalische Verzierung dieser StcEe in der
guten Gesellschaft Englands zur fast alleinigen Mode gekommen sein
muss, denn kaum befindet sich ein einziges Stück unter der zahlreichen
Menge, welches die alten Verzierungsweisen, die naturalistischen Blumen
oder die Ornamentationsweise Louis XVI. auch nur andeutet. Wir werden
später sehen, dass es mit Frankreich nicht ganz so ist. Mag immerhin
der alte Geschmack auf diesem Gebiete in den unteren Classen noch
grosse Verbreitung haben, aus den tonaugebenden Kreisen Englands
scheint er so gut wie verbannt zu sein.
Die zweite Seite des Interesses bieten die nationalen Wollgewebe,
Stoffe, welche für Costüme, Volkstrachten, sowie für den Hausgebrauch
24
454
dienen. Ihre Ausstellung ist aber weit entfernt von irgend einer Voll-
ständigkeit, ja sie kann sich in keiner Weise mit. dem vergleichen, was
die Pariser Ausstellung von 1867.uns sehen liess. Dennoch wollen wir
das Interesse nicht unterschätzen, welches uns diese Abtheilung gewährt,
und die Originalität, die Neuheit, die Richtigkeit und Schönheit der or-
namentalen Motive auf den spanischen, türkischen und österreichischen
Geweben der Donauländer, welche vorzugsweise diese Abtheilung bilden,
nicht unerwähnt lassen. Ihre Bedeutung für die moderne Industrie ist
noch lange nicht genug anerkannt noch ausgebeutet worden.
Weit grossartiger, weit einheitlicher und vollständiger auch ist der
Eindruck, den uns die Ausstellung der Poterien macht. Wenn wir die
lange Reihe der Säle, die ihnen in einer Folge gewidmet sind, durch-
wandern, so will es uns auf den ersten Blick scheinen, als ob hier einmal
eine Ausstellung ganz grundsatzxnässig mit voller Kenntniss und sicherer
Beherrschung der Sache gemacht sei. Wenn wir aber weiter gehen, so
machen wir die Wahrnehmung, dass es auch sonst vieler Orten noch
Poterien gibt, und dass genau dieselben Gegenstände oben unter den
Fine arts" sich befinden, welche unten in den Hallen dem Industrial
department" angehören. Derartigen Inconsequenzen begegnen wir auf
Schritt und Tritt.
Fragen wir nun weiter nach den Ländern, welche zu dieser Aus-
stellung beigetragen haben, so ist es von der separirten französischen
Abtheilung abgesehen fast einzig England, welches den Inhalt dieser
grossen Gruppe bildet und neben England noch "Her lirlajestys Commis-
sioners", welche sehr häufig als Aussteller fungiren, oder richtiger gesagt,
das Soutb-Kensington-Museum, welches mit seinen reichhaltigen Samm-
lungen in die allzuklaEenden Lücken eirgetreten ist. So überwältigend
ist der Eindruck, den die englischen Arbeiten im Verhältniss zu den
fremden machen.
Das Wenige, was andere Länder zu dieser Poterienausstellung bei-
getragen haben, verschwindet noch mehr dadurch, dass es in Folge der
beliebten sachlichen Anordnung unter das englische Fabricat eingereiht
ist. Selbst die Arbeiten einer und derselben Fabrik und von demselben
Material, wie z. B. der Berliner Fabrik, stehen nicht beisammen. Neben
dieser, der königlichen Porcellanfabrik in Berlin, welche sich selbst, von
der Zerstreutheir der Gegenstände abgesehen, würdig repräsentirt hat,
sind es nur noch wenige Namen aus der Fremde, denen wir in den Po-
teriesälen begegnen March zu Charlottenburg bei Berlin, einige Fabriken
von Kopenhagen und Stockholm, aus Oesterreich Fischer von Herend,
Brausewetter, Klammert und Slowalr. Das dürfte, wenn nicht alles, doch
so ziemlich ktllttä sein, was im eigenen Namen gesendet und ausgestellt hat.
Ausserdem gibt es allerdings italienische, spanische, marokkanische, tür-
kische und andere 'l'honwaaren, die aber so ziemlich alle nur den sehr
455
kurzen Weg vom Kensington-Museum in die Ausstellung eben über die
Strasse hinüber zu machen hatten. Kaum anders verhält es sich mit den
japanischen und chinesischen Poreellanen, zu denen Lady Alcock das Beste
gestellt hat.
Die allgemeine sachliche Anordnung wenn sie nur consequent
durchgeführt wäre! ist insofern nicht unrichtig, als sie mit den natio-
nalen Thonarbeiten, also dem Rohesten und zugleich auch Originellsten
auf diesem Gebiete beginnt; dann folgen die Fayencen und Majolika-
imitationen, von denen man zum eigentlichen Porcellan gelangt. Eine
vierte Abtheilung, in den offenen Arcaden nach dem Garten zu aufge-
stellt, bilden die Terracotten in ihrer ornamentalen Anwendung auf die
Architektur nebst roherem Thongeschirr zum häuslichen Gebrauch oder
zur Verwendung in Fabriken. Die ornaxnentirten Fliesen bedecken die
Wände oder erfüllen die Verbindungsgänge "zwischen den einzelnen
Theilen der grossen baulichen Anlage. Sie sind in zahlloser Menge aus-
gestellt und legen ein Zeugniss ab, zu welcher reichen Verwendung sie
bereits in englischen Bauten gelangt sind.
Die Gegenstände der nationalen Thonwaaren sind wohl sämmtlich
von dem Keusington-Musenm für die Ausstellung hergeliehen. Das ver-
ringert aber ihren Werth und ihre Bedeutung nicht im mindesten, im
Gegentheil, das Museum bürgt einigermassen für die Trefflichkeit der
Auswahl. So ist in der That diese Abtheilung sehr interessant, obwohl
sie durchaus nicht umfassend ist. Sie begreift eine grosse Anzahl
schwarzer und rother ägyptischer Thonwaaren von schönem, aber sehr
zerbrechlichem Material, eine kaum minder bedeutende Anzahl spanischer
Kühlgefasse in rothcm und gelbem Thon, sämmtlich unglasirt, nebst ma-
jolikaartigen Gefässen aus demselben Lande, an denen sich noch mau-
rische Reminiscenzen hie und da. geltend machen; ferner nordafriknnische
Gefasse, unter denen weissglasirte Schüsseln mit vortrefflich angeordneten
blauen Ornamenten vor allem das Auge auf sich ziehen, grün, gelb und
braun glasirte türkische Gefasse, zum Theil mit goldenen Ornamenten
verziert übrigens sämintlich Gegenstände, die uns von der Pariser
Ausstellung her bekannt und auch wohl dort gekauft sind. Zu ihnen ge-
sellen sich indische Gefässe für den Volksgebrauch von sehr mannigfacher
und in ihrer Erscheinung meist sehr eigenthümlicher Art, die übrigens
in der besondern indischen Abtheilung lndian court noch weit zahl-
reicher und interessanter sich betinden. Auch eine Reihe Portugiesischer
Gefässe, die übrigens unter den Fayencen ausgestellt sind, wären hierher
zu rechnen, obwohl sie von etwas raffmirter Erfindung sind. Völlig aber
gehören hierher die italienischen Bauernmajoliken, Gefässe aus dem Volke
und für den Volksgebrauch. fabricirt in den verschiedensten Gegenden
Italiens und technisch wie in Form und Ornament voll Anklänge und
Erinnerungen an ältere Thonfabricate, selbst an alliike- Die tusgestellten
24
iöi
Beispiele gehören einer Sammlung an, welche Castellani in Neapel für
das Kensington-Museum angelegt hatte. Eine gleiche, vielleicht noch in-
teressantere, hat derselbe Kunstfreund vor Kurzem dem Oesterr. Museum
zum Geschenke gemacht. An diese nationalen Poterien schliessen sich
in grosser Auswahl ähnliche glasirte Thongefässe, welche tiir den Haus-
und Küchengebranch niederer Ordnung bestimmt sind. Sie haben nichts
Nationales, nichts Originelles, sondern vertreten etwa den Geschmack vor
fünfzig oder sechzig Jahren in unschöner Erstarrung. Sie bilden den
Uebergang zu den Fayencen.
Vor wenigen Jahren noch waren Fayencen nur da im Gebrauch,
wo das Porcellan zu theuer war oder wo es nicht in der rechten Weise
hergestellt werden konnte. Die Kunst kam wenig oder gar nicht dabei
in Frage, am wenigsten die eigentliche Luxusindustrie. Wie aber gerade
in dieser Beziehung der Geschmack sich in so kurzer Zeit umgeändert
hat, das lehrt diese Ausstellung in eminenter Weise. Zwar ist es eigent-
lich nur England, welches in der grossen Poterienausstelluug mit Fayencen
vertreten ist denn die wenigen belgischen oder schwedischen Fayencen,
oder was sonst noch da ist, fallen für das Auge ganz hinweg und neben
England noch Frankreich in seinem eigenen Bazar, nichtsdestoweniger
erscheint auch so die Entwicklung, welche die Fayenceindustrie in den
jüngsten Jahren genommen hat, eine wunderbare. Es gibt kein Genre
alter Kunstfayenceu mehr, welches nicht imitirt wird oder zu neuen
selbstständigen Schöpfungen angeregt hat. Man hat mit der Nachahmung
der italienischen Majoliken begonnen, dann die Palissyarbeiten, die
Henrydeuxwaare, die französischen und holländischen Faycncen, die per-
sischen und indischen und nunmehr auch jede Art glasirter und ungla-
sirter chinesischer und japanischer Thonwaare in den Kreis einbezogen.
Es gibt Fabrikanten, wie Minton und Simpson, die es förmlich darauf
angelegt haben, jede der zahlreichen und oft wohl verzweidungsvollen
Farbenvarianten der Japaner und Chinesen auf ihren steingutartigeu Ge-
fässen herauszubringen, und sie haben es mit höchst anerkennenswerthem
Erfolge gethan, wie ihre entsprechenden Ausstellungen beweisen.
Ueberwiegend unter all' diesen modernen Fayencen sind aber zwei
Richtungen, bei den Franzosen die Imitationen ihrer weissglasirten Fayencen
von Runen, Monsticrs, Marseille etc., bei den Engländern ein gewisses,
nunmehr bereits sehr bekanntes Genre, das sich Majolika nennt und aus
einer gemischten Imitation der italienischen und der französischen Majo-
liken d. b. der Palissyarbciten hervorgegangen ist. Auf die ersteren
kommen wir in einem folgenden Artikel zu sprechen, welcher der fran-
zösischen Abtheilung besonders gewidmet sein soll. Das zweite, das
englische Genre, lwgann als specitisches Lnxusgeräth; man kann es aber
heute bei der V1 rschiedenartigkeit des Gebrauchs, dem es zu dienen hat,
kaum noch so nennen, obwohl Colorit und Formen noch sehr darnach
7457
aussehen, und zahlreiche mit Figuren und sonst mit Relief geschmückte
Gegenstände ganz dem Geschlecht der Scbein- und Prunkvasen angehören.
Ausgestellt in diesem Genre haben so ziemlich ausnahmslos alle eng-
lischen Thonwaarentabrikanten.
Ich habe dieses Genre als eine gemischte Imitation der Palissy-
arbeiten und der echten Majolica bezeichnet, künstlerisch betrachtet steht
es aber hinter beiden zurück, sowohl in der Farbe wie in der Form.
Man sieht nur zu deutlich, dass wir in einer Zeit leben, in welcher das
Gute und wirklich Schöne wohl wieder zur Schätzung gelangt, in welcher
das Verständniss wohl wieder anfängt, dass wir jedoch im Allgemeinen,
das Ganze überschlagend, noch sehr fern von dem Besitz eines reinen und
guten Geschmackes sind. Er ist noch lange nicht so wie im 16. Jahr-
hundert zum Allgemeingut geworden, weder in der Industrie noch im
Publicum. Unter diesen modernen Majoliken gibt es ohne Frage sehr
schöne Sachen; wenn wir aber das ganze Genre als solches betrachten,
so werden wir wohl, dem bisherigen Porcellan-Luxusgeschirr gegenüber,
dessen Stelle es einnimmt, einen grossen Fortschritt anerkennen, nichts-
destoweniger ist es noch lange nicht das, was zu wünschen steht. Es
stehen ihm tiefe, satte, schmelzende Farben zu Gebote, aber es verwen-
det sie zu bunt, zu hart und unharmoniscb. Der moderne Geschmack,
scheint es, kann der grellen Wirkung noch nicht entsagen. Ebenso ent-
behren die Formen der Einfachheit und Schönheit sie sind zu complicirt,
zu willkürlich, zu gegliedert oder künstlich, was bei solchen glasirten
Thonwanren niemals der Fall sein sollte.
Neben diesem gemischten Genre gibt es nun auch zahlreiche directe
Nachahmungen der Majoliken wie der Palissyarbeiten. Namentlich sind
die ersteren von drnen des 15. Jahrhunderts an in verschiedenen Arten
vertreten und hier wäre auch manche gelungene Neuerung zu erwähnen.
Ich muss das alles aber einem ausführlicheren Berichte an-anderem Orte
vorbehalten
Die Entwicklung der Fayencen musste umsomehr auch auf die Ge-
staltung des Porcellans einen Einfluss ausüben, als demselben ja da-
durch ein grosses Gebiet entzogen wurde. Dieses macht sich auch auf
der Ausstellung geltend, nicht dadurch freilich, als ob es an Porcellan-
gegeuständen fehlte, sondern in der Art und Gestaltung derselben. Die
Porcellanausstellung ist glänzend genug und die Lücken machen sich
hier weniger geltend, denn ausser den englischen Fabrikanten stehen hier
die erwähnten österreichischen, deutschen, schwedischen und dänischen
Fabriken, und eine jede derselben man muss ihnen das Zeugniss
geben ist nicht mit dem ersten besten erschienen, sondern hat sich
eine würdige Erscheinung redlich angelegen sein lassen. Die königliche
Fabrik zu Berlin hat glänzende, zum Theil grossartige und vorzüglich
gearbeitete Sachen gesendet, wenn auch nicht alle in richtigem Geiste
458
geschaffen sind; Fischer von Herend hat eine gegen früher kleine, aber
sehr feine Auswahl getroEen, die grossen Beifall findet; Kopenhagen und
Stockholm glänzen beide wieder mit ihren Biscuits und ersteres noch
mit reizenden Gefassen, blau auf weiss nach alten Mustern. Dagegen
fehlen Sevres und die Limogesfabriken selbst in der separirten franzö-
sischen Abtheilung, es fehlt Meissen, es fehlen die böhmischen Fabriken
und viele andere, die uns sonst von den Ausstellungen her bekannt sind.
Weit überwiegend und den ganzen Charakter der Porcellanausstellung
heherrschend ist also auch hier das englische abricat.
Bei der Betrachtung desselben springt eine Eigenthümlichkeit, an
welcher übrigens auch alle anderen Fabriken mehr oder weniger theil-
nehmen, klar in die Augen. Das Gebiet, welches dem Porcellan durch
die Fayence entzogen worden, ist die schwere Luxuswaare schwer
im körperlichen und schwer im künstlerischen Sinne. Ihm ist vorzugs-
weise das eigentliche Speise, Tafel- und Theegeschirr geblieben, bei
welchem Leichtigkeit ein Vorzug ist. Da die moderne hfajolika das
schwerere Geräth und die schwerere Ornamentation auf sich genommen
hat, so ist ganz folgerichtig und ganz sachgemäss die Ornamentation des
Porcellangeräths leichter, feiner, zierlicher und eleganter geworden, und
selbst die Formen haben diese Richtung genommen. Das ist natürlich
dem Fabrikanten selber unbewusst geschehen, nichtsdestoweniger ist es
richtig und vollkommen klar und deutlich erkennbar. Von der alten
wilden, naturalistischen Blumenornamentation, von den plumpen und will-
kürliehen Formen ist fast keine Spur mehr vorhanden. Darum ist der
allgemeine Anblick der Porcellanausstellung, so viel man auch im Ein-
zelnen tadeln mag, unleugbar ein ausserordentlich befriedigender, ein
Eindruck, der sich noch dadurch erhöht, dass das englische Porcellau
ür den Schmelz der Farben, welche es in seine glasig-e Masse tief ein-
sinken lässt, so äusserst günstig ist. Ein Gang durch diesen Theil der
Ausstellung ist daher ein wirklicher Genuss. Es gibt eine Fülle des
Reizenden, die nicht aus den Einfällen einzelner begabter Ornamen-
tisten, sondern aus einer naturgemässen Wendung der Dinge hervor-
gegangen ist. Ünd das ist das Richtige.
Aehnlich verhält es sich mit den glasirten und ornamentirten Fliesen,
insofern als sie aus dem Bedürfniss hervorgegangen sind und ihre Ver-
zierung fast durchweg richtigen Grundsätzen folgt. Leider waren sie in
so bunter Unordnung und in solcher localen Zerstreutheit ausgestellt,
dass man zu genussvoller ordnender Betrachtung nicht recht kommen
onnte. Gradezu verfehlt war weniges, mittelgut vieles, einzelnes auch-
und hier haben wir besonders die Arbeiten von Simpson Sons, die
von auegezeichneter ornamentistischer Begabung zeugen, im Auge
vorrageud durch Schönheit und Originalität. Wann werden wir dieses
Gebiet auch einmal bei uns mit Eifer und Nachdruck in Angriff genommen
sehen? wann werden unsere Architekten und Baumeister sich der Reize
und der Vorzüge dieses Materials, das so vielfacher Anwendung fähig
ist, bedienen? J. Falke.
Die Kunstindustrie am weissen Meere.
Seit Jahrhunderten besteht ein sehr reger Handel zwischen den
Russen am weissen Meere und der norwegischen Bevölkerung in den
Städten Tromsö, Hnmmerfest, Vardö und Vadsö; eine sehr bedeutende
Menge eigenthümlich geformter russischer Segelschiffe kommtin der kur-
zen Zeit des Sommers, wo dieses Meer eisfrei ist, von Archangel und
andern Plätzen mit Mehl, das man zollfrei einführt, und erhält dafür Fische.
Zugleich mit dem Mehl jedoch werden auch eine Anzahl kunstgewerb-
lieber Erzeugnisse mitgeführt, die um mancher Eigenschaft willen eine
eingehende Behandlung verdienen.
Es sind Stickereien und Guipuren auf Handtüchern, Kunstkürschner-
arbeit auf dem Fellcostum der Samojeden, Geräthe aus Birkenholz und
Schalen aus Birken- oder öhrenholz, bemalt und lackirt.
Besonders die "ersten die Bordüren auf den Handtüchern sind
höchst interessant und oft sehr schön. Sie werden längs der ganzen Küste
des weissen Meeres in nicht unbedeutenden Quantitäten veriertigt. Die
Dienstmädchen haben an den langen Winterabenden von Uhr an
frei und sind dann gerne bis gegen Mitternacht mit der Nadel thätig. Es
gehen mehrere zusammen in eine Stube, wobei sie Licht ersparen was
heim hiesigen Winter, wo oft um Mittag der Mond scheint und die Sterne
zu sehen sind, und bei den spärlichen Verkehrsmitteln gar viel zu be-
deuten hat und an Geselligkeit gewinnen. Für die männliche Jugend
sind diese Plätze weiblicher Wirksamkeit dadurch bezeichnet, dass ein
Fenster der untersten Etage offen bleibt, während in den anderen Häusern
nach russischer Einrichtung am Abend die Fensterläden der Parterre-
wohnung geschlossen werden und bei Scherz und Erzählung Biegen die
Nadeln fieissig. Sie weisen gern ihre Arbeit vor, rühmen selbst die tüch-
tigsten unter ihnen frei von Neid und diese sind dem Kenner gegenüber
unermüdet, ihre Künste, die zahllose Menge ihrer Sticharten und die naive
Methode der Formbildung zu zeigen. Solche Zusammenkünfte an Winter-
ahenden nennt man da Witschirne. Während etwa im Freien eine Kälte
von 35 bis 40" R. bei einer Luftklarheit ist, über die sich Südlän-
der keinen Begriff bilden können, oder aber Sehneegestöber wüthet in
einer Weise, die gleichfalls über die Begriffe der südlicher wohnenden
Bevölkerung geht, Witterungsverhältnisse, die alles starr machen, geht es
um den mit Birkenholz oder Föhrenstiickeu gefüllten Ofen recht lebendig
zu die ungeübteren arbeiten nach Vorlagen, d. h. sie benützen eine fer-
tige Arbeit von anderer Hand, andere formireu mit dem Kettenstich,
wieder andere sticken ihre Muster mit dem Perlstich oder Plattstich, in
der Regel mit rothem Faden in den weissen Grund ein, die geübteren
haben auf einem simplen Stickrahmen das untere Ende des Handtuches,
also des Gewebes eingezwangt und auf drei Seiten auf Rollen befestigt,
mittelst deren sie leicht die Leinwand von einer Seite nach der andern
ziehen können und arbeiten so ihre wunderschönen Gruipuren. Bei diesen
Arbeiten zeigt sich eben der Reicbthum an Sticharten und die Geduld
der Meisterin; sie braucht zu einer 16" langen und 12" breiten Guipure
mindestens 30-40 solcher Abende, also 150-200 Stunden und erhält
dafür oft kaum Thaler preussiscb.
Bei allen besseren Arbeiten und ihre Zahl ist die vorwiegende
ist geometrisches oder stylistiscbes Ornament im Gebrauche. Die
Formen der geometrischen Ornamentation sind verschiedene Linien-
gefüge, theils willkürliche, theils Quadrate, Sterne, Dreiecke, Kreuze
und dergleichen; ihre Form ist gewöhnlich sehr einfach, die reichere
Ausfüllung geschieht durch einfaches Muster in anderem Stich. Die sty-
lisirten Ornamente beschränken sich wohl auf Blumen, Löwen, Pfauen,
Adler und Herzen. Löwen und Pfauen kommen in diesen Gegenden
gar niemals vor, sind aber mit dem Adler sehr wahrscheinlich als grie-
chisch-katholische Symbole herübergebracbt worden. Es gebt dies auch
zweifelsohne aus der Art der Stylisirung hervor, die ganz mit dem Ver-
fahren der Künstler auf den alten textilen Gegenständen zusammen-
stimmt, das in der ehemals Bock'schen Sammlung des k. k. Oesterr. Mu-
seums für Kunst und Industrie zu studiren ist. Es findet sich in der
Regel auch dieselbe typische Symmetrie und mehrere Vorgangsarten, die
zur Annahme berechtigen, dass ein altes liturgisches Gewebe Muster ge-
wesen ist. Gut wie die Stylisirung ist auch die Vertlieilung der orna-
mentalen Motive über den zu schmückendes Raum; jede nur einiger-
massen störende freie Fläche wird mit irgend einem bedeutungslosen und
glcichgiltigen Ornamente ausgefüllt, ebenso auch das Innere der Gestalten
so der Vögel, des Löwen mit sehr einfachem, regelmässig wiederkehren-
dem Plattstichmuster. Sobald sie das geometrische Ornament verlassen
und naturalistisch werden wollen, so verfallen sie augenblicklich in die
krassi-ste Geschmacklosigkeit, zwingen die Technik zu Unmöglichkeiten
und beweisen das Unpassende, das für sie darin liegt, indem ihre grosse
technische Fertigkeit und die reichen Mittel missbraucht werden. Die tüch-
tigeren kommen übrigens gar bald zur Einsicht und gehen dann wieder
zurück zu dem, Was Tradition und Instinct zu ihrem Arbeitsfelde gemacht
hat. Zweifelsohne ist es.Tradition, was diese Ornamentik erhält; es ist
nicht anders möglich, als aus dem Zeuge selbst und etwa aus der Ver-
änderung in der Farbe ein altes Stück vom neuen zu unterscheiden, die
Form muss Jahrhunderte lang dieselbe gewesen sein.
Es wäre wohl höchst schätzenswerth, wenn die Kunstindustrie durch
au;
ihren historischen Theil heute schon wie die vergleichende Philologie dazu
beitragen könnte. über den Zusammenhang der einzelnen Völker, die Ent-
wicklung derselben Licht zu verbreiten, doch ist dies wohl erst dann
möglich, wenn die asiatischen Kunstindustrietechniken genau formell, co-
loristisch, technisch und historisch untersucht sein werden. Mag sein, dass
die geometrische Ovnamentation, die Flaehornamentation, entschieden die
erste und wichtigste für textile Gegenstände dieser Art, von den Mädchen
dieser Gegenden seit der Zeit geübt werden, wo sich Russen am weissen
Meer angesiedelt haben; soviel ist keinem Zweifel unterworfen, dass die
stylisirten Ornamente die freilich schon aus langer Zeit adoptirten Formen
sind, Motive, die heutzutage besonders beliebt sind. Das Geometrische
ist allezeit das ursprüngliche, die Stylisirung der organischen Form jedoch,
wenn einmal gekannt, die beliebteste Manipulation.
Symmetrie zeigt sich bis zur griechisch-byzantinisch-katholischen
Trockenheit an vielen dieser Arbeiten, Eurythmie ist gleichfalls nicht selten,
Unregelmässigkeit der Form ist oft hlos in der höchst einfachen Muster-
bildung begründet; sie zählen, wie es beim Kreuzstich geschieht, doch ist
auf diese Weise hier bei einem dichten Gewebe ein Muster weit schwie-
riger zu erhalten.
Die Eintheilung der Musterung ist an beiden Enden dieselbe ein
kleiner schmaler Ornamentstreifen mit den Elementen der Bordüren-
rnusterung, wenn diese geometrisch ist, und mit asymmetrischen Motiven,
wenn die Musterung der Bordüre stylistisch erscheint. Auf beiden Seiten
des schmalen Streifens sind einfache Stiche als verbindende Nähte.
Zwei reichere Nähte umgeben darauf den breiten Ornamentalstreifen oder
die eigentliche Bordüre; wieder umgeben zwei einfachere Nähte einen
schmalen Streifen und eine ganz einfache Naht geht der Fransenendigung
voran, die oft durch ein zickzackformig laufendes Ornament dargestellt
ist, dessen Auflösung durch denselben Stich verhindert wird, den man
zum Nähen der Knopflöcher verwendet. Die Bänder zwischen der Bor-
dürebwerden, zumal bei den gesticktea Enden, mit einem Mäanderorna-
mentl decorirt, das in der Form dem chinesischen Mäander entspricht.
Die Farben, die verwendet werden zur Hervorhebung des Musters,
sind roth, braun, blau, gelb u. s. w., doch gewöhnlich blos roth. Im
Allgemeinen kann man sagen, dass Farben nur bei den gestickten Ar-
heiten in Gebrauch sind, wo das Muster nicht so hervortritt, wenn die
Farbe des Gewebes beibehalten wird, wie bei den Guipuren, ganz be-
sonders da, wo der Kettenstich oder der Perlstich einzige Technik ist.
Doch habe ich auch eine Guipure für das Oesterr. Museum erworben,
die die hervorragenden Theile des Musters in Farben hat. Die Darstel-
lung ist ein Baum mit ll Blumen, an jeder Seite und an der Spitze;
an den beiden oberen Ecken steht ein Pferd. Der Hauptstamm des Ge-
wächses, die activen Blüthentheile Staubgefasse und Stempel, die Krone,
462
Auge, Fuss und Federaugen des Pfaues sind mit farbigen Seidenfäden
guipurt; die Farbenvertheilung ist symmetrisch, ldoch mangelte an einer
Stelle die gleiche Farbe, ein Mangel, der in so hohen Breitegraden und
bei der Aermlichkeit des russischen Postverkehrs, der Abgeschlossenheit
dieser Gegenden sehr oft vorkommt. Noth ist hier gar häufig die Lehr-
meisterin, von Pflege der Kunstindustrie und von Versorgung mit den
nothwendigen Materialien ist hier gar nicht zu reden.
Nun zu den verschiedenen Techniken dieser Fabrication.
Da die Mädchen am weissen Meere selbstverständlich spinnen und
weben, so ist auch das Einwehen rother Fäden eine ziemlich natürliche
Sache.
An die Stelle der durch einen farbigen Schuss angezeigten Bordüre
kommt sehr oft ein Bandornament mit rothem Faden im Kettenstich aus-
geführt. Der Kettenstich wird meist mit der gewöhnlichen Nadel gear-
beitet, da nur wenige Mädchen Häkelnadeln haben und davon wieder
nicht viele die Technik des Tambourirens kennen, obwohl sie bei dem
Stoffe, den sie gewöhnlich benützen, viel vortheilhafter wäre. Doch be-
rechnet man in diesen hohen Breiten nicht die Zeit, auch nicht die Kraft,
ökonomisirt höchstens mit dem Raume. Die Muster, die mit dem Ketten-
stich verfertigt werden, sind die schwächsten und steht auch die Ausfüh-
rung weit zurück hinter den persischen tambourirten Teppichen. Auf
persischen Arbeiten dieser Art wird oft das Ornament durch verschieden-
farbige Flecken gebildet, die mit dem Tambourirstich festgeheftet werden;
auch auf einzelnen Arbeiten vom weissen Meere sieht man eine ähnliche
Vorgangsweise, wobei Schmuck mit der Nothwendigkeit verbunden ist.
Sie schneiden den Schuss des Gewebes vmit der Scheere nach einem be-
stimmten Muster aus und der verbleibende Rest, das Muster eine Blume
u. s. w., wird mit dem Kettenstich doppelt gefestet, wobei der Ketten-
stich nicht blos eine festhaltende Naht, sondern auch begrenzendes Orna-
ment wird.
Eine andere Manipulation ist die, dass einzelne Schussfäden ausge-
zogen und an die Stelle derselben entweder bedeutend dickere oder glän-
zendere, aus anderem Rohmaterial bestehende oder andersfarbige haupt-
sächlich rothe Fäden in der Weise des Webens eingezogen werden,
wodurch das Muster gebildet wird. Eine andere Technik erzeugt die Or-
namentation durch einzelne Plattstiche, die auf einander senkrecht stehen,
gebildet. Die Technik ist sehr simpel, fadensparend, aber die Muster
sind allezeit geometrisch, oftmals schön, die geraden Stiche alle gleich
lang. Seltener ist der Perlstich in Verwendung. Beide diese, wie über,
haupt alle jene Techniken, die zur Stickerei gerechnet werden können-
fiihren sie mit dem rothen Faden auf weissem Grunde aus. Die Weiss-
stickerei, die an einzelnen Stellen Norwegens z. B. im Bergener Stift
in vollendeter Weise geübt wird, ist hier niemals zu sehen,wenn man
nicht etwa die Umsäumung runder Löcher dazu rechnen will. Eine an-
dere, gleichfalls seltene Technik ist die, dass zuerst ein Muster gehä-
kelt wird und sie darauf die wichtigeren Theile des Musters durch äden
weisse, welche mit der Nadel eingezogen werden, hervorheben. Eine
andere Technik, welche ganz besonders auf Bettdecken im Gebrauche ist,
besteht darin, dass sie die Muster, welche im geblümten Zeuge sind, mit
der Nadel nachstechen und ihnen folgen.
Am reichsten in den Mustern, am schönsten in der Durchführung
und am häufigsten ist die Guipurtechnik im Gebrauche. Erst wird
mit vieler Mühe und Geduld der Schussfaden ausgezogen, der ganzen
Breite nach die Ränder an den beiden Seiten ausgenommen und zwar
nach einem bestimmten Gesetz oder auch in ungeraden Zahlen.
Darauf werden die schmalen Ränder an den Seiten festgenäht; danach
geben sie wieder nach einem gewissen, von dem Muster, das sie bilden
wollen, abhängigen Zahlgesetz die Kettenfaden fest zusammen, indem sie
einen Faden herumwinden. Auf diese Weise erhalten sie Gitter mit
starken Rändern, damit erlangen sie den Fond. Und nun guipuren sie,
theils mit horizontal geführten Stichen stellenweise einen neuen Schuss
einsetzend, der das Muster bildet, theils mit vertical geführten Stichen
die einzelnen Gitter ornamentirend.
Hier entstand die Guipurteclmik aus Mangel an Material; der
durch das Ausziehen des Schusses gewonnene Faden wird verarbeitet
und auf diese Weise der Trieb nach Schmuck befriedigt. In der kalten
Zone und besonders am weissen Meere sieht man gar viele Stellen, wo
schon im März und April Mangel desNothwendigsten an Nahrung, Klei-
dung u. dgl. einreisst, die Hausthiere auf ihre Excremcnte, die Menschen
auf Wasser und Brod wochenlang angewiesen sind, die Mädchen, wenn
sie nähen wollen, auf das Ausziehen des Schussfadens, bis die immer-
während am Himmel stehende Sonne den Schnee und das Eis schmelzt,
die Segel sich im Winde blühen und die Schiffer hinausziehen nach Nor-
wegen oder nach anderen Stellen Arcliangel, um die nothwendigen Pro-
ducte, die nun schon seit Wochen entbehrt wurden, den Sehnenden zu-
zuführen.
Eine andere Frage ist gleichfalls interessant. Die geometrischen
Ornamente sind ganz allgemein, die Stickerei gleichfalls, byzantinische
Ornamentmotive hat man eingeführt die Technik des Kreuzstiches, die
sich nur für geometrische und stylisirte Ornamentik, nicht fiir natura-
listische eignet kennt man nicht. Ist diese Technik zu kostspielig,
die schon die alten Aegypter gekannt und geübt haben, oder nahm
die völlig traditionelle Kunstindustrie der Bewohner des weisseu Meeres
ihren Weg von Ostasien her? Hiefür fehlt uns noch das Material zur
Beurtheilung.
Die übrigen Zweige der russischen Kunstindustrie dieser Gegenden
bedürfen keiner besondern ausführlichen Behandlung. Üeber die ell-
arbeiten der Samojeden, von denen ich eine weit reichere Musterung
zu sehen bekam, habe ich an anderem Orte berichtet. Die tektonischen
Arbeiten beschränken sich, wie schon gesagt, auf Töpfe mit Deckeln aus
Birkenrinde gefertigt, in welche theils Ornamente eingeritzt werden, theils
leicht aufgemslt sind; die meisten Gegenstände dieser Art sind jedoch
ohne weitere Zier. Sie sind ihrer Billigkeit und verhältnissmässig grossen
Solidität und Leichtigkeit wegen in Norwegen sehr beliebt und in Finn-
marken darum nicht selten zu sehen.
Ebenfalls von den bald aus Birken- bald aus Föhrenhclz mit einem
einfachen Messer ganz correct ausgeschnitzten Schalen, welche bemalt
und lackirt sind, werden viele nach Norwegen gebracht. Die Muster sind
naturalistische Blumen und simple Schnörkel im chinesischen Stil? Der
Lack ist sehr fein und so solid, dass man warme Speisen in den Schalen
haben kann; er ist goldgelb und hat einige Verwandtschaft mit dem ja-
panesischen Goldlack. "Woher kommt der Lack?" war meine Frage.
Aus China", war die Antwort. Mehr konnte man nicht sagen. Der
Verkehrsweg zwischen Archangel und China wäre aufzusuchen?!
Hoffentlich gelingt es einer spätern Zeit, viele dunkle Gebieteelieser
Art zu erhellen; ich wollte hier blos beschreiben, was ich gesehenl, ge-
hört und theils in Mustern der verschiedenen Formen und Techniken für
das Oesterr. Museum erworben habe.
Heinrich Frauberger.
Musterausstellung der österreichischen Kunstgewerbe.
Leitende Grundsätze für das Urtheil der Jury.
Obwohl es an sich misslich oder wenigstens schwierig erscheint,
unter den gegenwärtigen Verhältnissen, wo die Kunstindustrie, was den
Geschmack betrifft, in einem Uehergangsstadinm sich befindet, feste Grund-
sätze für eine Beurtheilung aufstellen zu. wollen, so ist doch diese Aus-
stellung des Oesterreichischen Museums unter so bestimmten Voraus-
setzungen nnd Gesichtspunkten hervorgerufen, dass sich wenigstens all-
gemeine Normen für die Beurtheilung auffinden lassen, ja selbst ails noth-
wendig erscheinen.
Um diese Normen zu entdecken und richtig zu stellen, müssen wir
uns gegenwärtig halten, an welchen Fehlern die moderne Kunstindustrie
vorzugsweise litt und welche Ziele das Oesterr. Museum verfolgt.
Die Fehler der modernen Kunstindustrie bestehen oder bestanden,
I. in einer gänzlichen Vernachlässigung der schönen Form, vorzugsweise
in der Grundbildung der Geüisse und Geräthe;
2. in der Ersetzung der eigentlichen, von dem Zweck bedingten
Form durch irgend einen anderen beliebigen Gegenstand, durch irgend
einen vermeintlichen Gedanken oder eine Idee, welche mit dem Gegen-
stande der Aufgabe in gar keiner Verbindung stehen;
3. in der Willkür, Unschönheit und Styllosigkeit des Ornamente;
4. in der rücksichtslosen Art, wie dieses Ornament mit dem Ge-
genstande, den es zu schmücken hat, gewöhnlich verbunden ist, einer
Art, die keinen Bedacht auf die Grundform des Gegenstandes und ihre
Gliederung nimmt, noch darauf, dass das Ornament sich der Grundform
unterzuordnen hat; man sieht vielmehr häufig, dass es dieselbe ganz und
gar zu ersetzen trachtet, und sich wirklich an seine Stelle setzt;
5. in der Willkür der Construction bei denjenigen Gegenständen,
bei welchen, wie z. B. den Möbeln, ein architektonisch constructives Ele-
ment wesentlich ist;
6. in willkürlicher wirklicher oder scheinbarer Vertauschung der
Materialien, wie das, beispielsweise gesagt, mit Metall, Leder und Holz
der Fall ist;
7. was die Farbe betrifft, einerseits in dem Mangel an Gefühl für
eine ruhige ccloristische Harmonie, welcher Mangel sich durch harte,
grelle, bunte Farbenzusammenstellung ausspricht, andererseits auf anderem
Gebiete, wie z. B. bei den Tapeten und sonstiger Wanddecoration, in
der Verblassung und Verwaschung aller Farben, ein Geschmack, der, für
das Graue und Schmutziggebrochene eingenommen, echte cnloristische
Etiecte verhindert. Dieser allmählig klar erkannte Zustand der Dinge hat
zu einer bewussten Reform und demgemäss auch zur Gründung des Oester-
reichischen Museums geführt, dessen Ziel und Aufgabe es also war, die
Industrie von den aufgezählten Fehlern zu befreien und zu den entgegen-
gesetzten Eigenschaften und Tugenden hinzuleiten. Indern das Museum
dieses Ziel verfolgte, dachte es aber nicht daran und durfte nicht daran
denken, etwa durch Empfehlung oder Verschreibung eines bestimmten
historischen Knnststyles der freiesten Entwicklung der Kunstindustrie in
Bezug auf ihre technische oder ästhetische Seite irgend eine Schranke
setzen zu wollen. Es musste sich begnügen, auf das Gute, Schöne und
Richtige aller Zeiten hinzuweisen und durch seine Kunstschule zugleich
befähigte, jeder Aufgabe völlig gewachsene Kunstjiinger zu erziehen.
Aus diesen Thatsachen und dieser Aufgabe des Museums scheinen
sich auch die Gesichtspunkte zu ergeben, welche für die in Rede stehende
Ausstellung eine Jury zu leiten haben, worauf sie ihre Aufmerksamkeit
richten muss. Es ergibt sich daraus wenigstens im Allgemeinen, was an-
zuerkennen, was zu verwerfen und zurückznweisen ist.
Da wir uns aber, wie schon oben angedeutet, auf dem Gebiete der
Kunstindustrie in einem Ucbergangszustande befinden, so möchte es für
die Jury kaum rathsam erscheinen, an die Gegenstände, welche ihrem
Urtheil vorgelegt werden, den absoluten Massstab der Schönheit und der
Vollendung anzulegen, und das um so weniger, als ja diese Ausstellung
zugleich ein Zeugniss sein soll, wie weit die bisherigen Bestrebungen
des Museums zum Ziele geführt, wo und wie weit sie Boden gefasst haben.
Die Jury wird also darum auch schon das Bestreben, jene Fehler zu
vermeiden und einen besseren und richtigeren Weg einzuschlagen, gerne
anerkennen, und wird die Aufnahme solcher Gegenstände als eine ihrer-
seits gewährte Ermuthigung betrachten.
Die Jury wird sich ferner gegenwärtig halten dass es nicht der
Zweck dieser Ausstellung ist, so wenig wie es derjenige des Museums
oder derjenige der modernen kunstindustriellen Reformbestrebungen ist,
einzelne glänzende, durch Reichthum oder Grossartigkeit vorragende Lei-
stungen hervorzurufen. Es wird also nicht dieser Gesichtspunkt ein ent-
scheidender sein, sondern vielmehr auch der einfachste, zum gewöhnlichen
Gebrauch dienende Gegenstand zur Aufnahme geeignet erscheinen, wenn
er sich durch Schönheit seiner Form, durch die Angemessenheit seines
Ornamentes oder durch den Reiz harmonischer Farben als gelungen zeigt.
Ausgeschlossen dagegen würden solche Gegenstände bleiben, die
lediglich und allein die Künstlichkeit und Fertigkeit der Technik zum
Ziele gehabt haben, ohne irgend auf Schönheit der Form und der Ver-
zierung Rücksicht zu nehmen, und die sich darum keines anderen Vor-
zuges als desjenigen einer mühsamen Arbeit rühmen können. Ausgeschlos-
sen sind damit auch alle jene Arbeiten, die mit mühseligcr Technik,
lJlos um des gbesonderen technischen Verfahrens willen, eine künstlerische
Aufgabe zu lösen trachten, ohne dass in diesem Verfahren irgend eine
fruchtbare, industrielle Nutzanwendung liegt, ohne dass sie irgend Ge-
winn und Folge für die Zukunft verbeissen. Gemeiniglich sind dergleichen
verkehrte Arbeiten auch nur Dilettantenarbeiten, die principiell auszu-
schliessen wären.
Hingegen kann die blosse Technik zur Aufgabe berechtigen, wenn
sie ein neues, zukunftreiches Verfahren enthält, oder wenn sie eine alte,
verloren gegangene Kunstweise wieder aufnimmt und neu ins Leben zu
rufen trachtet. Musterproben dieser Art, auch wenn sie nichts als Proben
sind und nicht einmal vollendet erscheinen, würden dennoch zur Aufnahme
vollkommen berechtigt sein.
Dies dürften die Hauptgesichtspunkte sein, welche sich der Jury zur
Beachtung empfehlen. Sie trifft ihre Entscheidung mit Majoritiit und zwar
durch Ballotage. Ihre Entscheidung ist endgiltig, und die Jury ist nicht
verpiiichtet, über ihre Entscheidung irgend eine Rechtfertigung abzulegen
oder die Gründe für ihr Urtheil anzugeben.
ausstirbt. Ihr Verdienst ist um so mehr ein schlechter, als sie feine Krystnllgcfiisse im
Falle des Zerbrechens, welches noch beim letzten Bandsnlegen geschehen kann, zu ersetzen
verpflichtet sind. Selbstverständlich wendet sich jeder der ordinären gefshrloseren Arbeit zu.
Abgesehen dnvon hat auch das englische Pressglu, das in Qualität und Pressung das böh-
mische hinter sich lässt, den Getnllen ein Krystnllglas bei den Bestellern verdrängt. Der
Berichterstatter der Schule hat des Verdienst, dem Ungeschmnck der Verzierung von Glnsvssen
mit Jagden und änlichem entgegengearheitet und auf gute, blns ornumeutnle Decorstion
hingewirkt zu heben, wobei, wie er engt, seitens der Hnndelsherren wie der Arbeiter unglaub-
liche Schwierigkeiten zu überwinden sind.
In der Modellirschule arbeiten gegenwlrtig sehr vorzügliche Schüler, welche nament-
lich Spiegel- und Bilderrahmen formen. Diese werden dann in Schwefel gegossen, um
Mnssenmodelle Rir die Holzrahmen zu erhalten.
So sehr dem Mitgetheilten zufolge die Zustände der Schule und namentlich die ins-
seren Erfolge vielleicht noch manches zu wünschen übrig lassen, so dürfen wir doch die
gute, ernste Absicht und den rsdlichen Eifer der Leitung, besonders des Lehrers. Herrin
Fritzsche, nicht verkennen, die so beschaffen ist. dass anderen Instituten, die nicht mit
denselben schweren Hindernissen von nussen zu kämpfen haben, eine gleiche Regsunket
nur zu wünschen wäre. A. llg.
Bücher-Revue.
Kerl, B12, Abriss der Thonwaarenindustrie. Mit 27 in den Text eingedruckten
Holzschnitten. Braunschweig, Schwetschke, 1871. B. K. 3161.
Das starke, 524 Seiten umfassende Buch ist im Wesentlichen ein Wiederabdruck
des vom Verf. herriibrenden Artikels "Thonwaarenindnstrie" in der von ihm herausge-
gebenen Muspratfsehen Chemie, jedoch reichlich nmgearbeitet und ergänzt. Nach einer
ziemlich kurzen Einleitung, welche sich über das Historische verbreitet, behandelt der
1. Abschnitt die Rohmaterialien, der 2. die Operationen bei der Thonverarbeitung, der
3. die Fabiication der verschiedenen Thonwnaren, endlich der 4. die farbige Deeoration.
Wenn an Einem Werke. so haben wir an diesem eine gründliche, strengkritische und
dabei fasslich belehrende Darstellung zu rühmen; es wird in der deutschen Literatur der
Keramik um so eher zahlreichen Wisshegierigen willkommen sein, als bei uns mehr als
in Frankreich und England die Beiträge in Fachjonrnalen verstreut sind und Werke,
welche denen eines Brongniart, Salvelat, Marryat etc. an die Seite gestellt werden könnten,
bisher gefehlt haben. Wir halten diese Lücke durch KerPs Arbeit ersetzt, welche nament-
lich über die farbige Ausstattung der Thonwaaren sehr nützliche Winke enthält.
Campari, G. Notizie storiche artistische dells. majolicn della porcel-
lane di Ferrara nei sscoli XV XVI. Modem 1871. B. K. 3154.
In neuester Zeit sind von italienischen Autoren mehrere sehr beachtenswerthe Mono-
graphien über die keramische Industrie jenes Landes im 15. und 16. Jahrh. ausgegangen.
Das vorliegende Schribchen reiht sich denselben in würdiger Weise an. Die historischen
Verhältnisse der Fayencenindustrie, die örtliche Vertheilung der Majolikenfabrication und
namentlich die charakteristischen Unterschiede der einzelnen Producte dieses Styles ge-
hören in Allgemeinen noch zu den weniger erörterten Fragen. Daher werden allen Sammlern
die von Campari gebrachten Mittheilungen n-illkommen sein, welche die Merkmale des
Gefässstyles von Urbino, von Cssteldurante, Pesaro, Gubhio und Faensa sorgfältig geson-
derßangeben und in der Entwicklung archivarischer Beweise für des Alter und den Zu-
sammenhang der ferraresischen Töpferei mit dem nnderwänigen Betriebe dieser lndustrie
nichts zu wünschen übrig lässt. Von vorzüglichem Werthe dürften unseren Thonwanren-
erzeugen aber die alten Becepte sein, welche pag. 74 E. abgedruckt wurden. Unter au-
dern finden sich hier Anweisungen, die Gold- und Silberfarbe auf Schulen anzubringen,
die Majolicamßsse zu bereiten, die Bleiglasur. die Zinnglasur zu fertigen, sog. Damascns-
gefässe und solche in der Farbe des rosso antico an malen etc.
Furlaelzuny auf der Beilage.
Beilage zu Nr. 72 der Mittheilungen etc."
Schreiber, 0., Das lineare Zeichnen. 2. Aud. Leipzig, Spanner, 1871. B. K. 3192.
Der überaus deissiga Verfasser, bereits durch eine Anzahl brauchbarer Musterwerke
und theoretischer Sehrißen bekannt, hat in dieser Arbeit abermals das lrunstgewerblicha
Zeichnen vorwiegend im Auge. Er betont hauptsächlich den Werth des freien Hand-
seichnens gegenüber dem geistlossn Copirverfahren, welohm allzu hiiniig in den Zeichen.
schulen anautrsifen ist, dem nutzlosen Bildchenmachen", wie in dem Vorwort diese Spie-
lerei genannt ist. Der Stoß ist in drei Abtheilungeu gethsilt, welche das Ganze des linea-
ren Zeichnens umfassen, nämlich in freies Handzeichnsn. Ornamentzciehnau und geo-
metrirches Zeichnen. In lobenswerther Weise sehen wir das Buch überall auf bestehende
Vorbilder der alten Kunst zurückgehen, die künstlerisch-geistige Umbildung der Piianzen-
hilder zum Ornament sehr verständig auffassen. Solche innige Verbindung des modernen
Zeichenuntsrrichtes mit dem kunsthistorischen Gesichtspunkte ist es, was in unseren
Schulen gänzlich ausser Acht gelassen wird; dem nun in sehr vermehrter Gestalt er-
schienensn Buche ist deshalb die weiteste Verbreitung zu wünschen.
lilßlß, G. La porta Arsho-Normannn nel exmonastero della Martorana. Pa-
lermo ran. e. K. 3112.
Die Gründung des Klosters, genannt della Msrtorana, in Palermo durch Aloisia,
Gemahlin des GoiIredo Martorana, ereignete sich im Jahre 1193 oder 1194, dasselbe wurde
Benediktinerinnen übergeben. ln den folgenden Jahrhunderten wurde Convent und Kirche
durch verschiedene Schenkungen von Gebinden erweitert, in deren einem sich die he-
sprochene, interessanta Thüre befindet. Sie ist 4.58 Metres hoch, 2.28 breit und durch-
aus mit einen, in Holz geschnittenen Ornamenten des sicilisch-nmurisehen Styles bedeckt,
deren Eleganz und klare Entwicklung verwandte, gleichzeitige Decorationen derselben Styl-
richtung weit iibertrift, ohne dabei aber das National-charakteristische zu verläug-nen. In
Folge dessen diirße modernen Architekten und Decersteurs, denen, wie die Erfahrung ge-
zeigt hat, doch auch solche Aufträge zuweilen gegeben werden, die Benutzung dieser
wahrhaft gefiilligen Motive anzurathcn sein. Auf lithographirten Tafeln sind zahlreiche
Details nach den Zeichnungen von A. Terzi wiedergegeben.
Arundel soelety In London. B. K. 3189-3191.
Die neuesten Publimtionen der Gesellschaß, welche in photographischer Reproduction
vorzügliche Examples fiir das moderne Kuustgewerbs enthalten, sind von ganz besonderem
Interesse. Namentlich wird in der einen Folge von 20 Blatt Photographien der schönsten
Fächer aus dem 17.-19. Jahrh. etwas sehr willkommenes geboten, da unsere Fächer-
und Seidenmaler leider meistens vergeblich entsprechende Muster für ihren Kunstzweig
suchen. Die Flichermalerei befindet sich gegenwärtig beinahe auf derselben Stufe, im
selben Verfalls heisst das, wie unsere Stickerei. In vorliegender Sammlung nun Enden wir
italienische Fächer, in deren Malereien noch die beste Tradition der classischen Periode
naehklingt, iiberans edel und einfach in der Composition ihrer mythologischen Bbnie, vor-
nehm in Ornament und der Wahl des Gegenstandes nach so sinnig, wie es eben nur die
alte Zeit bei der Ausschmiiclrung ihrer knnstgewerblichen Arbeiten gewesen ist. Es reihen
sich daran gut ausgewiihlw Beispiele der Zeit Louis XIV. mit ihrem tänddnden Ornament
und nichmssgenden, doch hier eben an einem Fächer ganz angemessenen Schiferscenen,
deutsche und chinesische. Nebst gemalten tredbn wir auch überaus zierliche, in Elfenbein
geschnitzte Exemplare und einen modern-französischen Spitsenficher bester Motive. In-
teressant ist auch ein modern-dänischer von Elfenbein, dessen iigürlicbe Verzierung durch-
weg den Styl und die Stode der Kunst Tborwsldsen's zeigt, während das rein Ornament-als
einen textilen Charakter in Nachahmung der Spitzen nicht verläugnet.
Eine zweite Folge Decorative furniture french, sowie eine dritte Decorative fur-
niture english, itslian, germsn, damish etc., bietet eine Auswahl Möbel, die zum vorziig.
Jiehstsn gerechnet werden müssen. Jene breiten, behaglichen Polstsrstiihle des 16.-11.
Jahrh., weiche ganz geeignet wären, statt unserer iibeln gnthiseiren' Monsln in die Speise-
zimmer eingeführt au werden, Schränke, Toiletteüsche, Cassetsen etc. In ornameatnler Hin-
sicht und was Materinlvu-wendung betrifft, wird von diesen Vorbildern unendlich viel zu
lernen sein, daher ihr Stadium dringend anzuempfehlen ist. Bei so vielßutem bedauern
wir aber, dass in diese wahrh Musberssmminug sich auch so unsinnige Dinge eingeschlichen
haben, wie eine Gruppe eines Eiehhöruchsns auf einem Asthrorrsn oder ein Papagei bei
470
einem Blnmenkorh, ganz uns Hol geschnitzt. Dergleichen unter die Jäxnmplen" nnfzn-
nehmen, verntöut wohl gegan die nllarßnten Grnndulße, nach denen heute nur Hebung
unsern Knnstindnatrie vorzugehen ist.
Journal-Revue.
Anzeiger fllr Kunde der deutschen Vorzeit, Nr. Die mittelalterliche Orgel zu Ostbevern.
Nr. Sphragistischs Aphorismen. Die neueste Dürer-Literatur.
Ulrte in lhlil, Nr. Del I1. Cong-resso artistico delln Esposizione Italiens in Milanu
in ngosto del 1872. C. F. Bisonrre. Ifincisione in rsme Venelin alle prima
metd del sec. XVIIL Nic. Cuvslli. M. Cufli. Intsgli in legno, eornici, mohili
in Firenze. Monumente sll' ing. Sarti, dsl cav. prof. Strauß. Cornice ovale,
scolpita du E. Gniani di Firenze. Mobile di stile del cinquecentn, eleguito dnAn-
drea Picehi di Firenze. Pnnello in legno du. L. Frullini in Firense. Vnso di stile
del einquecento delln Fshbrice Ginori di Doecis.
Badische Gewerbezeitung, Nr. Oberbndische Gewerbeausstellung in Freiburg. Die
schwäbische Industrieausstellung in Ulm. Die Industrie-Gesellschaft in Mühllmlllell.
Baugewerks-Zeitung Nr. 84 Forts. Nr. 35 Fortsetzungen. Kunstnotizen.
Nr. 36 Die Äönigsbriiche in Berlin und ihr Erbauer. Form Nr. B7 Zur
Geschichte der Bnugewerken -Vereine. Vereins-Angelegenheiten. Die Glasindu-
strie von Mursno. Form
Einleitung, Deutsche, Nr. 32 Forts. Nr. 35 Forts. Tschuuschwitaer Msjoliken.
Nr. 84 Form Mittheilungen aus Vereinen. Nr. 86 An die deutschen Ar-
chitekten- und Ingenieur-Vereine. Mittheilungen aus Vereinen. Die Brücke über
den Mississippi bei St. Louis. Nr. 36 Der Plan Hi die Neugestaltung der Stadt
Rom. Motive zu ornementalen Eisenconstrnctiouen von Jul. Martin. Ornsmentik
für Schlosser und Architekten von Ad. Krug n. A. Pertzel. Der moderne Schlosser
von A. Griff.
Dingler, Polyleohn. Journal, Band CCI. Heft Ueber du Goldrubinglns. Von W. Müller.
Mit einem Nachtrag von Dr. F. Knnpp. Ueher eine neue Claese von Farbstofen.
Von Ad. Bseyer. Heft Herstellung transparenter Locke zum Färben von Glss
und Glimmer. Heft Maschine zum Zerreiben von Blattgold und andern Farben,
von Bewley und Cotton. Mit Abbildungen. Ueber die Phenolfarbstolfe. Von A.
Baeyer. Goldllhnliche Legirung zu Uhrschliisseln. Vorschlag zu einem neuen
photolithogrsphisehen Verfnhren.
Gewerbehalle, Nr. Die Kunst von China und Japan und ihre Bedeutung für diemn-
derne Kunstindustrie. Von Jsc. Falke. Ornamente und Motive. Die Befestigung
von Verzierungen an grössere Gnestheile. Stuhlsilher.
Gewerheblatt aus Württemberg, Nr. 33 Se. Maj. der König in der sehwlih. Industrie-
Ausstellnng. Nr. 34 Photographische Specinlitllten. Masse zum Schutz polirier
uzetsllener Gegenstände vor dem Anlaufen. Nr. 86 Die Notizen für das Preisge-
richt der schwäb. Industrie-Ausstellung.
Hssrmsnn, Zeitschrift fllr Bauhsndwerker, Nr. Forts. Ausgefiihrte Binder-Construc-
tionen mit Tafel. Nr. Entwürfe zu einem Sehnlgebäude.
ndustrielle, der, Nr. Fortschritte in der Glssindustrie.'
Journal Mßnuel des Peintu res, Aodt 1870, Nr. Vestibnl. Planche 15. Alphabet.
Pl. 16. Sur ls febricstion des conleurs dites bronnes en poudre, per B. Wagner.
Emploi da Pucide picrique pour teindre en rouge Pivoir, ln corns et les os.
Notice industrielle sur le vernis d'huile de lin, par M. Mulder.
Kirehensclunuck Seckener, Nr. Forts. Chrietusbilder. Zur Pumentik. Die
Pulle. Notizen. Vereins-Chronik.
Kunst-Chronik, Nr. 21 Form Georg Beroldt 1-. Nr. 22 Fortan Kunstverein-
Ssnunlungen und Ausstellungen.
Kunst und Gewerbe, Nr. 32 Schwind und des deutsche Kunstgewerbe. Von G. A. Regnet
Die Industrie-Ausstellung in London. Form riel eines Fensters,
entworfen von B. Hilgenbsrg in Leipzig. Nr. 33 Form Münchener Netionsl-
museum. Vnse für Metsllguss comp. von Stegxnsnn. Nr. Form Console
Gir Schweif- und Lnuhslgenrbeit gezeichnet im Atelier von Dr. Stegmenn. Dresden.
Die Plsnotypie. Darstellung verschiedener guter Wuchspolituren. Nr. 85 Schlimm
Rr-liilrln und Minima. inne Hlfpnlmin nnrl MAL-II Entwurf-n im Atnlhv inn n. gfpnenlnn
471
in Weimar. Coplrpepier für Drucksachen. Nr. 5G Die Thonwseren-Industrie. Ge-
werbliche Bemerkungen für Werkstatt und Haus von Jul. Friihsuf. I. Wien. Die
Weltausstellung. Ulm. Die schwüb. Industrie-Ausstellung. Dresden. Dle Piano-
typie. Bordure von F. Liuck und Hieder in Berlin.
Mitthsilungen der k. k. GsnlrsI-Colnmiulen 010., Nr. Evangelienbuch eus dem 9. Jnhr-
hunderte im Prager Domschats. Von Fr. Bock. Die St. Egydiuekirche su Bnrtfeld.
Vun V. Myskovsnky. Volksssge und Kunstgeschichte. Von A. llg. Wanderungen
durch Regensburg. Beiträge nur mittelulterliehen Sphragietik. Von K. Lind.
Organ fllr christliche Kunst, Nr. I6 Form Eine gothisuhe Kmsel. Die Bilder-
rahmen. Nr. 16 Form
Revue de I'ert Ohretien, Nr. Le temple de Sslumon Jerusalem per Mgr. Barthelini.
Monographie des Sybilles pur Mgr. Barbier de Montault. Essni de stetistique
mouumentdle du canton de Versy Marne par M. Ed. de Barthälänsy. Le portail
de Benulieu, au diocese de Tulle par M. Pnhbe Poulbriere. Chronique per M. J.
Corblet.
Wiener Weitausstellungs-Zeitung, Nr. Freiherr v. Bchwnrz-Senborn. Zur Orientirung.
Nr. Der Weltausstellungsplute. Die Gegner der Weltausstellung. Das
öeterr. Museum iiir Kunst und Industrie und die Wiener Weltausstellung. Die Welt-
ausstellung und die Verkchrsanstalten. Collectivuusstellung der nationalen Haue-
induetrie.
Wochenschrift des n. ö. Gewerbevereinee, Nr. 32 Weltausstellung 1873. Von der Aus.
stellung in Eger. Kunst und Kunsündustrie. Nr. 38 Ostasiatische Expedition.
Technische Mittheilungen. Der Gold- und Silherdruck suf Zeugen. Nr. 34
Gewerbliche Rundschau. Mueterstatut fiir Industrie-Actiengesellscheften. Die De-
cerution von Thouwnaren. Nr. 35 Aus dem Eger-Laude. Technische Mittheie
lungen. Nr. 36 Wochen-Chronik. Der Besuch des Bresleuer Gewerbe-Vereins.
Lsndwirthschaftliche Ausstellung in Bielitz-Bisla. Ausstellung und Volksfest in
Linz. Form Nr. 37 Errichtung eines österreivh. Waerenbuzare in Londnn.
Oesterreich. Porcellenwnareu. Nachahmung von feinen Ledersorten.
Zeitschrift fllr bildende Kunst, Nr. 11 Dänische Kunst. Von H. Lücke. Eine Anbe-
tung der Könige von H. v. Kulmbach. Von C. von Liitnow. Willem und Adrian
Vuu de Velde. Von Voeumer. Form Kunetliterutur. Ueber einige seltene
Meister. Van C. Rost. Das Grabmal des Gregor Löflier.
Kleinere Mittheilungen.
Neu ausgestellte Gegenstände. lm September Engere und Cssssm von
Lack, modern-chinesische Arbeit; ein Pasr Poreellanvssen mit Lackmalerei, ein Paar
üssere, ganz mit Leck überzogen, chinesisch, siimmtlieb Eigenthum der Frau A. Benigni
Edlen von Mildenberg; Gypsabgüsse von Pdansen nach der Natur vom Bildhauer
A. Brnndl in Pressburg; zwei reich ornasnentirte Teppiche mit vergcldeteu Silber-
flden und bunter Weberei. alt-persische Fsbricstion, Eigentbum des Museums; hohe
Vase mit blauem Deeor, Delfter Porcellsu, Eigenthum des Museums.
Besuch des Museums. Im Monate August wurden die Sammlungen des
Museums von 5148 Personen besucht
Wiener Weltausstellung. Mehrfaehen Anfragen zufolge, sowie beseelt von
dem Wunsche, die vsterländische Industrie auf der Weltausstellung von 1873 auf's Basis
vertreben zu sehen, fühlt sich die Direction des österr. Museums zu der besonderen Er-
klirung verunlnsst, dass diese Anstalt stets bereit sein wird, die Industriellen in allem,
was sie für diese Ausstellung zu unternehmen gedenken, zu unterstützen, insoweit dies
innerhalb der Sphäre des Museums liegt. Sie mseht dabei besonders auf die nunmehr
reich angewachsenen Sammlungen des Museums sufmerksam, suf die Zeichnungen und
Photographien, welche alle Zweige der Kuustindustrie umfassen, auf die Sammlung der
Ornamentstiche, der Webereien, der Zeichnungen von Gefilssen und Einrichtungsstiiuken,
auf die Kunslbibliothek u. s. w. Auch werden die Mitglieder des Museums sich be-
reitwilligsl auf eine Bernlhuug von Zeichnungen und Entwürfen einlassen, die ihnen vor-
gelegt oder augesendet werden.
lluuhnsstelluug. In den Rlnmsn des nsuen lunnms Enden bmiu Vor-
bereilmrgsn III der Ausstellung österr. Kunstgewerbo statt, die gleichxdiig mit der feier-
liohm Bchllssstelnlegung um 4. November l. J. erbdnet werden wird.
Es wird in dieser Ausstellung mgeslzsbt, nicht melssuhsß, sondern Gnks snszn-
Ihlleu. Einige hervurragendo Firmen Ph. Hsnl Söhne, Schmidt Sngg, Schön-
thsler uellon ganz eingerinhtete Appnrtemenh her, andere wieder werden eine Reihe von
neuen Erzeugnissen bringen. Die ersten Namen der österr. Knnslrindustrie werden sich fast
vollständig bei diesem Anlnsse einfinden. Die Kronlinder werden gut vertreten sein Prag,
Briinn, Innsbruck n. s. f. Die Zahl der angemeldeten Aussteller ist 327. Die Einsen-
dungen finden vom l. bis 15. October statt, n. z. in das neue Gebäude um Stubenringe.
Auch die übliche Jnhresausstellnng der Kunstgewerbeschnle ist auf den 4. November
d. J. verlegt worden. Sie Endet gleichzeitig mit der knnstgewesilichen Ausstellung statt.
KllnstgewerbeschuleJ Die Aufnahme der Schüler in die
Knnstgewerbeschnle ündet am 2.; 3. und 4. Oetober 1. J. von 8-12
Uhr Vormittags im neuen Museelgebände am Stnbenringe im ersten
Stecke statt.
Der Aufgang zu dem Sitzungssale und den Schulzimmern ist über
die Schulstiege, links im Vestibule.
Personalien In die kaiserliche Ausstellungscornmission
fiir die Weltansstellnn 1873 in Wien, als deren Präsident der Protector
des Museums, Se. k. äoheit Herr Erzherz Rainer fungirt, wurden
unter Andern berufen die Gnratoren des useums Se. Durchl. Fürst
Constantin v. Hohenlohe-Schillingsfiirst und Se. Dnrchl. Fürst Job.
von Liechtenstein als Vice-Präsidenten, Se. Exc. Graf Crenne ville,
Se. Exc. Graf Edmund Zichy, Herr Hofreth Prof. Brücke, Herr Prof.
v. Feretel, Herr Dr. Stumm, Herr Gemeinderath Melingo, Herr Ritter
v. Wertheim, Herr Galeriedirector v. Engerth, Herr N. Dumba,
Herr Regierungsrath v. Eitelberger, Herr Custos Falke als Mitglieder;
ferner in gleicher Eigenschaft Herr Präsident v. Reckenechuss, Mit-
glied des Aufsichfsruthes der Kunstgewerbeschule, Herr Prof. Lanfber
ger, Directnr der Kunstgewerbeschule, und die Gorrespondenten des
Museums Herren Hofrath v. Scherz er, Freiherr v. übeck und
Prof. Exner.
An unsere Abonnenten.
Verschiedene Umstände lassen es wünanbenswerth ersobeinen, dass
der neue Jahrgang der Mittheilungen" erst mit dem neuen Jahre be-
gonnen werde. Um jedoch keine Unterbrechung eintreten zu lassen,
werden wir unseren Abonnenten die Nummern 73 bis 75 Ocfober bis
December 1871 unberechnet als zum 6. Jahrgange gehörig liefern. Die-
selben werden sich vorzugsweise mit der Musteransstellung österreichi-
scher Kunstgewerbe bsschähigen und können desshnlb auch in beson-
derem Abonnement zum Preise von H. Oe. W. bezogen werden.
Die Bednction.
Selbltverlng den knie. kön. Oeeterreichisehen Museums.
Druck von Csrl Gerold" Sohnjn Wien.