.3 MITTHEILUNGEN www-
Sechster Jahrgang. de, 15. 0ctober 1871.
k. k. österr. Museums für Kunst Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.
Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr d. ö.W.
Redaetsur Bruno Sucher. Expedition von G. Gerold's Sohn. Man sbonnirt im Museum,
bei Gerold Comp., durch die Poetanstslmn, sowie durch Illß Bnch- und Kunsthandlungen.
Dls ncnwieusna Industrie-Ausstellung in Ulm. Emu Jahruberleht der Heluchnluarellchull
in Blllsll. Wiener Weltluslbllung. Zur Chemie der Thonvlllten. FORM Bücher-Revue.
Kleinere Mltthlilnugen. Inleklt-
Die schwäbische Industrie-Ausstellung in Ulm.
Vom 16. Juli bis 30. September l. J. fand in Ulm eine Ausstellung
statt, die einen ziemlich vollständigen Einblick in den gegenwärtigen
Stand der Industrie des gewerbiieissigen Württemberg gestattete. Diese
Ausstellung war schon seit längerer Zeit Gegenstand der Wünsche der
Industriellen Ulms, deren Organ, Herr Herrenberger, Schlossermeister
in Ulm, d. Z. Präsident des Ausstellungscomitäs, war. Nachdem der
Krieg die Ausüihrung des Gedankens im verflossenen Jahre verhindert
hatte, kam heuer, gefördert von der k. Centralstelle in Stuttgart, insbe-
sondere Herrn v. Stein beiss Präsidenten der Centralstelle, das Unter-
nehmen glücklich zu Stande.
Die Ausstellung darf in der Tbat als ein glückliches Unternehmen
bezeichnet werden; sie erliillte ihre Aufgabe als commercielles Unter-
nehmen und als Mittel zur Förderung des Gewerbedeisses. Sie war sehr
veretändig und übersichtlich angeordnet, auch wurden alle Massregeln er-
griiien, um die Vertheilung der Medaillen und Diplome in einer Weise
vorzunehmen, welche das Verdienst anerkennt und zum Fortschritte, an-
spornt, ohne dem Schwindel Vorschub zu leisten.
Vor Allem bezeugt diese Ausstellung den normalen Fortschritt in
den Gewerben Württembergs, den glücklichen Einfluss der Fortbildungs-
schllen. Die Gewerbe Württembergs suchen mit ihren Erzeugnissen den
Bedürfnissen des Mittelstandes zu entsprechen, d. h. desjenigen Standes,
der bei den heutigen Weltverhältziissen am meisten ins Gewicht fällt und
am meisten bedarf. Mit diesen, den Bedürfnissen der Mittelelasse ent-
sprechenden Erzeugnissen hat sich Württemberg einen Weltmarkt zu
erobern verstanden. Den geringsten Theil dessen, was dies Land pro.
ducirt, consumirt es auch; es exportirt in ganz bedeutender Weise nach
der ganzen Welt.
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Diese Richtung der Gewerbe Württembergs entspricht auch voll-
ständig den Grundbedingungen der Entwicklung des Landes. Seine Be-
völkerung ist wohlhabend, ohne hervorragenden Reichthum Einzelner,
ohne drückende Noth der Arbeitenden. Das Land regt mehr zur Arbeit,
als zum Genusse an; der Unterricht wird in verständiger Weise geför-
dert; insbesondere gilt dies vom gewerblichen Unterrichts, der, mit fester
und sicherer Hand geleitet, dem Eindusse dilettantisoher Versucher ent-
rückt ist. Leider haben diesmal die Schulen Württembergs nicht aus-
gestellt; nur einzelne wenige Schulen, wie die Fortbilduugsschule in Ulm,
die Webereischule in Reutlingen, mehrere weibliche Arbeitsschulen etc.
waren auf der Ausstellung vertreten. Wenn aber im nächsten Frühjahr
die projectirte Ausstellung sämmtlicher Schulen Württemberg! zu Stande
kommen sollte, da wird es sich zeigen, nicht blos, was die Schulen leisten,
sondern auch, weleh' grosser Segen es für Württemberg ist, dass die Ge-
werbeschulen nach gesunden Principien eingerichtet, von Männern ge-
leitet und überwacht werden, welche im Schulwesen erfahren sind.
Die Kunstgewerbe waren auf dieser Ausstellung im Ganzen wenig
hervorragend und wenig zahlreich vertreten. Auf diesem Gebiete bleibt
Württemberg seit langer Zeit stationär. So wenig es im Stande war,
auf den Weltausstellungen in den Zweigen der Kunstgewerbe eine her-
vorragende Stellung einzunehmen, ebenso wenig ist dies auf der schwit-
bischen Gewerbeausstellung in Ulm der Fall. Für die Geschmacksbildung
wurde eben und wird in Württemberg wenig Sorge getragen und die
Stuttgarter Kunstgewerbeschule, erst vor wenigen Jahren gegründet, ist
noch viel zu jung, als dass man eine Wirkung auf die Gewerbe jetzt
schon erwarten könnte. Sie steht gegenwärtig unter der Leitung des
tretflichen Zeichners und Architekten Herrn Gnauth, und hat, das geht
aus der Ulmer Ausstellung klar hervor, eine grosse Aufgabe zu erfüllen.
Wenn es in der Absicht der Veranstalter dieser Ausstellung gelegen
wäre, eine hervorragende, ganz gelungene Leistung des Geschmackes
durch Medaillen oder Diplome besonders auszuzeiehnen, so würden gewiss
nur sehr wenige Werke etwa eine Christusügur in Holz geschnitzt,
die Restauration der Glasfenster des Münsters, die in einzelnen Proben
vorgelegt wurden, Muster von Parqueten und einiges Wenige noch, in
Betracht zu ziehen gewesen sein. Aber man hat dies nicht im Auge ge-
habt, sich vielmehr fast ausschliesslich die Förderung des Nützlichen und
nicht des Schönen zum Ziele gesetzt. Und um die Förderung des Ge-
schmackes ist es ein eigen Ding. Man kann diese durch vereinzelte Mass-
regeln nicht erreichen, sondern man muss das Ganze dabei im Auge bo-
halten. Nur wenn im Grossen und Ganzen die Geschmacksrichtung ge-
tbrdert wird, nur dann kann eine Kunstgewerbeschule gedeihen. Diese
bedarf eines geebneten und vorbereiteten Terrains zu ihrer Entfaltung.
Auf den weiten Gebieten der übrigen gewerblichen Thätigkeit, sowohl
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der Kleingewerbe als der Girossindustrie gibt, wie gesagt, die Ulmer
Ausstellung das Bild eines gesunden Fortschrittes, einer regen und in-
telligenten Thätigkeit. Und diese wird durch die Zeitumstände sehr ge-
fördert; mehr'als je strömen von allen Seiten Aufträge zu.
FF
Für den Besucher der Anstalt bot auch Ulm manches Bemerkens-
werthe. Seinen Münster kennt die ganze gebildete Kunstwelt. Trotzdem,
dass die Reformation arg in demselben gehaust hat, erhielt sich noch sehr
Vieles die prachtvollen Glasfenster, die in ganz vortretflicher Weise
wieder hergestellt werden, die Wappenschilder der Patrizier, die herr-
lichen Schnitzwerke des Eltern und jüngern Syrlin. Der Hauptaltar mit
dem Bilde Martin Schadnefs stammt von einer andern Kirche, ausser-
dem aber hat sich noch ein Jugendbild Schaifnefs und in der Sakristei
ein Altar mit Bildchen, gemalt von dem Bruder Martin .Schön's nach
dessen Kupferstichen, erhalten. Eine Reihe von Grabsteinen wurde in
verständiger Weise von dem Fusshoden auf die Wanddäche versetzt.
In dem verdienten Gelehrten, Oberstudienrath Hassler, hat der Dom
einen Conservstor von Einfluss, grosser Hingabe und Sachkenntniss.
Der Rathhausbau, wenn auch etwas verwahrlost, hat sehr schöne archi-
tektonische Details im Aeussern wie im Innern. Schöne Details haben
sich auch an manchen städtischen Gebäuden, in der Mädchenschule auch
treifliche Holzplafonds erhalten.
Die Stadt ist ein Bild einer wohlhabenden Bevölkerung und für
Reinlichkeit ist wohl gesorgt. Viele alte Biirgerhäuser haben sich noch
erhalten, mit charakteristischen Giebeln, vorspringenden Stockwerken und
Erkern. Noch mehr aber ist verschwunden; doch das, was vorhanden ist,
insbesondere im Dome, bezeugt die hohe Kunstbildnng jener Zeit, in der
es nicht nöthig war, das durch aussere Hilfsmittel zu fördern, was am
besten aus inneren Bedürfnissen entspringt. R. v. E.
Erster Jahresbericht der Kolssohnitlereisehule in Hnllein.
Mit l. Octoher l. J. beginnt ein neuen Schuljahr der Bolzeehnitzereischule,
es folgt daher laut Statuten ein kurzer Bericht iiher du Wirken und Gebahren derselben
seit ihrer Eröffnung.
Oenlicher Verhältnisse halber konnte die Schule statt am l. Oetuber erst am l. De-
eember eröünet werden, und zwar mit einer Anzahl von 14 Schülern, denen aber in
kurzer Zeit mehr folgten, so dass sich die Zahl auf 24 belief.
Von diesen wurden wegen körperlicher und geistiger Unfähigkeit wieder entlassen,
trat freiwillig aus, und beträgt somit die gegenwlrtige Anzahl der Schüler 21.
Der Unterricht ist täglich, Sommers von 7-11 Uhr Vormittage und. 1-5 Uhr
Nachmittags, Winters von 8-11 Uhr Vormittags und 1-4-5 Uhr Nachmittags.
Die Lehrmittel fiir den ersten Unterricht fiir Freihandleichnen sind
Das Vorlngenwerk für den Elementnrunterrieht im Freihandaeichnen von Prof.
Ed. Herrltle, Stuttgart, später Tanhingefs Ornamente, Wien.
Für Modelliren Die von der Centrnlstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart
empfohlenen, so wie die vom Oesterr. Museum Rir Kunst und Industrie in Wien bezogenen
Gypsmodelle.
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Die gamma Zeit des verflossenen Schuljahres verlief unser der Erlernung der Ele-
mentar- und Voriibungen fiir des Holzschnitzen, nämlich des Zeichnens und Model-
lirens, denn die Schüler hatten vom Zeichnen und Modelliren gsr keinen oder ganz
schlechten Begrid, so dass mit sämmtlichen mit den ersten Grundlagen in Zeichnen be-
gonnen wurde, was such mit Hilfe der ebenso einfachen als praktischen Herdtldschen
Vorlagen einen so erfreulichen Fortgang nslnn, dsss im Februar schon mit einer Abthei-
lung die Anfänge im Modelliren vorgenommen werden konnten.
Mit Uebersiedluug der Schule in die von der Stadtgemeinde Hnlleiu bereitwilligst
und auf's Beste hergerichteten Loculitäten aus den beschränkten provisorischen Räum-
lichkeiten war die Schule in die Lege versetzt, den Unten-icht nbtheilungsweiss besser
zu organisiren, und vom l. Mai an sämmtliche Schüler um Modelliren theilnehxnen zu
lassen. Die Schüler sind nun in zwei Abtheilungen eingetheilt, welche abwechslungsweise
je einen Tag zeichnen und einen Tag modellixen.
Auch im Modelliren wurden in dieser kurzen Zeit ganz erfreuliche Resultate erzielt,
se dass mit der 2. Ahtheiluug bei Beginn des neuen Schuljahres mit den Holzschnitzen
begonnen werden kann, welche schon seit einiger Zeit sich in der Hsndlubung der
Schnitzwerkzeuge etc. übt.
Der regelmlssige Schulbesuch und der Eifer, mit welchem die Schüler ihren Ar-
beiten obliegen, berechtigen zu den schönsten Hoffnungen, so des die weitere
Entwicklung und Lebensfähigkeit dieses niitzlichenlnstituts eusserFrege gestellt ist.
Noch bleiben uns zu erwähnen die Namen der Geber, welche dem jungen Insütnte
während der kurzen Zeit seines Bestehens Gehen zugewendet haben
Herr Ascen Cenrnd, Fabrikant auf Chnrlottenhiitte; Herr Dr. Albert Eder, Prälat
in Salzburg; die Direction des Oesterr. Museums fiir Kunst und Industrie in Wien; der
Gewerbeverein in Salzburg; das h. h. k. Handelsministerium in Wien; die Hundelsksmmer
in Snlzhnrg; Herr Andreas Hintner, Bürgermeister von Hnllein; Herr Kasper Schut-
teuer, Spengler in Hnllein.
Hellein, im September 1871.
Im Auhrag des Schul Comites
W. Fr. Schünhut.
Director der Holzsehnitzereischule.
w.
Wiener Weltausstellung.
Für die sllgem eine Ausstellung im Jahre 1873 ist nachstehende
Gruppen-Eintheilung festgestellt worden
l. Gruppe.
Bergbau und Hüttenwesen.
Fossile BrennstoEe Kohle, Erdöl etc;
Erze und daraus gewonnene Metalle;
im Vorstehenden nicht angeführte Mineralien Salz, Schwefel, Graphit etc. mit Aus-
nehme der sls Beumnterlnlien verwendeten 18. Gruppe;
Legirungen als RohsmBe;
Zeichnungen und Modelle von Objecten des Bergbuues, des Hilttenwssens und un-
derer Gewinnungsweiseu, Grubenkmen;
geologische Arbeiten, geologische Knrten ete.;
Werkzeuge und Vorrichtungen Hi den Bergbau, das Hüttenwesen und die Gewinnung
von zu Tege liegenden Mineralien;
Producionsstetiexik.
2. Gruppe.
Lnnd- und Fnrstwirthscheft.
Nlhrungs- und Medieinnlpßmleu, mit Ausnahme von frischem Obst und frischem
Gemüse, welche den Gegenstand temporlrer Ausstellungen bilden;
Tubnk und andere nukoüsehe Pßnnzen, welche nls Genussmittel dienen;
vegetabilische Spinnstoße Baumwolle, Flnehs, Hanf, Jute, Chinsgrss etc. und Ill-
dere Hsudelspüsulen im rohen Zustends;
Canons;
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thiefische Producte in rohem Zustande Bälge, Felle, unnugerichteteFedern, Borsten etc,
Wo 1e'
Prodnbte der Forstcultur Bsu- und Werkholz, Gerbmatßrinle, Hnn im rohen Zu-
stande, Farhhiilzer, Feuerschwunm etc.;
Torf und Terfproducln;
Dungmittel;
Zeichnungen und Modelle von Ohjecten der Land- und Foretwirthschaß; Cultur-
und Beatnndeeknrten;
Axbeiten der Verenohsntntionen, Agrar- und Ferstkatnater, Forsletatik ete.;
Darstellung der zur Erzeugung und zur Bewegung der vorbennnnten Produete die-
nenden Arbeitaproeeese und Vorrichtungen;
Preduetionnstntietik.
3. e.
Ghemieehe Industrie.
Gemische Producte fiir technische und phsrmeeeutische Zwecke Säuren, Salze, ebe-
mische Präparate aller Art;
Mnterialien und Producte der Pharmazie, Minaralwlisser etc.;
Materialien und Producte der Fett-Industrie Stenrim, Oelsänre, Glyeerin, Seifen,
Kerzen ete.
Producte de trockenen Destillation rnfünirtes Petroleum, Schieferöl, Parefßn, Phe-
nylaliure, Benzin, Anilin
ätherische Oele, Parfumerien;
Ziindwnaren;
Farbwaaren mineralischen, metallischen und organischen Ursprungea;
gewaschene, gefärbte und gehleichte Harze, Siagellnck, Firnisae, Albumin, Hausen-
blase, Leim, Stärke, Dextrin etc.;
Darstellung der zur Gewinnung chemischer Producte dienenden Vorrichtungen und
Verfnhrungeweieen
Prodnctionnstntietik.
4. Gruppe.
Nahrunus- und Genussmittel als Erzeugnisse der lnduetrle.
Mehl, Mehl- und Mahlfnbricate, Mnlz und Malzfabrioate;
Zucker Syrup etc.;
Spiritus, Liqueure etc.;
Weine;
Bier;
Essig;
Coneerven und Extracte Heischextract, Bouillontafeln, eondensirte Milch, eoneer-
v-irtes Fleisch, conservirtee Gemüse, Erbswurlt etc;
Tnhak- und verwandte Fohricate;
Erzeugnisse der Zuckerhlickerei, Lebkuchen, Chocolade, Katfeesurrogate etc.;
Dnrerellnng der zur Erzeugung und Gewinnung vorbenannter Producte dienenden
Vorrichtungen und Arbeitsprocesse;
Yroductionsetatietik.
5. up e.
Textll- und Bekleldunus-lndustrle.
Gewaschene Wolle, spinnbnro thierische Haare KnmeeL, Ziegenhanr etc., Geepinnste
und Gewebe ans den vorgenannten Materialien Tneh-, Modewauen, Filztuche, Tep-
piche, Decken, Bhawls, gemischte Gewebe. n. B. Unioncloth, Pilots etc.;
Baumwolle, Baumwollsurrognte, Bnumwollgewinnnte und Gewebe, Seilerwaaren;
Flache, Hanf, Jute und andere haniiihnliche Fasern, Geepinnete, Gewebe und Ge-
Rechte aus den vorgenannten Rohmaterialien, sowie ane Stroh Stoße zu Damenhiiten,
Strohdiinntuch, Strohdeellen etc., Behr, Bast, Haar; Drehtgewebe und Seilerwenren;
Rnlueide Grege, gezwirnte Seide, Seidennbfälle und Seidenfnhrleate;
Posamentir-Arbeiten, Gold- und Silbergespinnete, Stickereien;
Spitzen;
Wirkwnaren gewnlkte und ungewalkte;
andere fertige Bekleidnngsgegenstände Kleider, Hüte, Mützen, Pntzmnehererbeiten,
Sehuhwaaren, Hnndschuhe, Leibwüeche etc.;
Tepezierarbeiten tapezierte Möbel, Bettwaaren etc.;
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künstliche Blumen, Sehmuckfedern;
Darstellung der zur Erzeugung der vorbennnnten Pmducte und Fßhriulke dienenden
Vorrichtungen und Arbeitsproeesse;
Productionssmtistik.
6. e.
Leder- und Kautschuk-Industrie.
Leder, Lederwnuren, Riemen. Ssttler- und Tnselmerwuren etc. mit Ausschluss von
Bekleidungsgegenständen und Gnlanteriewnnren; Pergunent thierisches und Gold-
schlägerhäutchen
bg Bnuhwanren;
Wnnren aus Kautschuk und Guttsperchn, mit Ausschluss der wissenschaftlichen In-
strumente und Mnschinen-Besümdlheile; leckirte und wasserdichte Zeuge, Leder-
tuch etc.;
Darstellung der zur Erzeugung der vorhennnnten Fobrinsle dienenden Vorrichtungen
und Arbeitspmcesse;
Produptionsstntistik.
7. e.
Metall Industrie.
Gold- und Sllberwnnren, Juweliernrbeiten;
Eisen- und Stnhlwnuen, mit Ausschluss von Maschinen, Benbostendthsilen, wissen-
schaftlichen und musikalischen Instrumenten;
Wnnren aus anderen Metnllen und Lezirungen;
Wnifen ellor Art, mit Ausschluss der Kriegswnifen;
Darstellung der nur Erzeugung der vorbanßnllten Fehüente dienenden Vorrichtungen
und Arbeitsprocesse;
Prodnctiensstnlisük,
8. e.
Holz Industrie.
Beutischlernrbelten Perquetten, Fenster, Tlallren etc";
Möbeltischlernrbeiten;
Erzeugnisse aus gespaltenen! Holz Fässer, Schindeln, Bisbnengs ete.;
Holzdreht und Erzeugnisse nus demselben;
Fourniere und Mnrqueterienrbeit;
gefräste und gedrechselte Waren;
gestochene und gesehnitzm Arbeit;
Korkwnnren;
Korbilechwrwseren
Fnrbnnstxich, Beinen und Vergolden von Holzgegensßinden;
Darstellung der fiir vorgenannte Industrien dienenden Vorrichtungen und Arbeits-
processe;
Productionsstntisüh
9. Gruppe.
Steln-, Thon- und Bleswursn.
Steim, Sehiefer- und Cementwenren Röhren, Schleifsteiue, Miihlsteine, Gegenstände
uns natürlichem oder kiinstlinhem Mnrmor, Ornunente und Decornlionsgegensthnde,
Fliese etn.'
Thonwnureii Rühren, Koehgeflsse, Ornamente, Oefen, plastische Beproductionen etc.;
Glnswsnren Hohl- und Tefelglus, Spiegel, künstliche Steine, ungefnsste Perlen etc.;
Darstellung der zur Erzeugung der vorhensunten Febricete dienenden Vorrichtungen
und Arbeitsprocesse;
Productionsstntistik.
10. e.
Kurzname-Industrie.
Arbeiten uns Meerschaum, Elfenbein, Sehildpstt, Perlmutter, Fischbein, Wnehl- und
Lnclmrbeiten;
Gnlsnteriewnsren aus Leder, Bronze am;
Stöcke, Peitschen, Begen- und Sonnenschirme, Fächer;
Kemmmacher- und Bürstenbindernrbeiten;
Spislwasren;
Darstellung der nur Erzeugung der vorgenannten Fubricete dienenden Vorrichtungen
und Arbeitsprocesse;
Prodnctionsstaiistik.
ll. Gruppe.
Papier Industrie.
Papierzeug, Pappe, Papier;
Buntpnpier, Tapeten, Spielkarten etc.;
Pepiermsche, Cartonpnpisr etc;
Schreib, Zsichnen- und Maler-Requisiten;
Buchbinder, Cnrtonnage- nud Portefeuillenrbeiten;
Darstellung der nur Erzeugung der vergensnnten Fabricate dienenden Vorrichtungen
und Arbeitsprocesse;
Ptoductionsstntistik.
12. Gruppe.
Grsnhleehe Ktlnste und gewerbliches Zelehnen.
Buchdruck;
Xylographie;
Kupfer- und Stahlstichdrnclr;
Lithographie, Chromogrephie etc;
Photographie;
Gruveur- und Guillachenrerbeiten;
Mustsrzeichnungen und Decorutionsmslerei;
Apparate und Hilfsmittel;
Pruductionsststistik.
13. Gru e.
Msschlnenwesen und Transportmittel.
Motoren Dampfmssehinen, Dampferzeugungs-Vorrichtungen und Apparate, Turbinen,
Wasserrlider, Wessersäulmeschinen. cslorische Maschinen, elektro-magnetische Ma-
schinen, Maschinen, welche durch den Wind bewegt werden, Gesmsschinen;
Krsftühertrsgungsmaschinen Trnnsmissionen, IPIaschenzüge etcJ;
Arbeitsmaschinen Maschinen für Bergbau und Hüttenwesen, Maschinen zur Bear-
beitung der Metalle und des Holzes, Maschinen für Spinnerei, Weberei, Strumpf-
wirherei und Stickerei, Näh- und Strickmaschinen; Maschinen und Apparate tiir
Appreteure, Welle, Rllllq Scheermaechinen, Zentrifugen; Maschinen fiir Färberei,
Blrichersi und Lederappretur am; Maschinen nur Vsrfertigung und Bearbeitung des
Pspisres und fdr Buehbinderei; Maschinen fiir Bchrlftguss; Buchdruck, Lithographie,
Kupferdruek, Fsrhendruck stc.; Maschinen und Apparate für Zuckerfabrication, Oel-
tshricstion, Brauereien, Brennereien, Eir Stearim, Seifen- und Kenenfsbricution,
Btirkeerxeugung, Destillation, Eiserzeugung, Ziindhölzchenfshrieeüon etc, Muhl-
nsiihlen, lnndwirthsclnsftliche Maschinen etc.;
uudere oben nicht singereihte Maschinen Pumpen, Feuerspritzen, Gebläse, Ventile-
toren etc.;
Msschinenhestnndtheile;
Transportmittel für Bahnen Locomotive, Tender und deren Bestnndtheile, Eisenbahn-
wagen und deren Bestundtheile, Dreisineu, Bshnwügen, specielle Maschinen und
Werkstätten-Einrichtungen zur Erzeugung und Erhaltung des Eisenbahn-Betriebs-
materinles etc, Schneepüiige etc.;
Mnnometer, Dyusniometer, Geschwindigkeitsmesser am;
Strssseufuhrwsrke;
Prodnctiunsststistik.
14. e.
Wlssenscheftllche Instrumente.
Muthemstischs, astronomische, physicalische und chemische Instrumente Apparate sum
Messen, Wligen und Theilen, Instrumente und Vorrichtungen für elektrische und op-
tische Teleg-rsphie etc;
chirurgische Instrumente und Erzeugnisse der chirurgischen Technik künstliche
Gliedmsssen, Gebisse etc.;
ic Uhren und deren Bestsndtheils Chronoskops, Chronogrephen, elektrische Uhren etc.
Productionsststistik.
15. e.
lluelknllscho Instruments.
Musikalische Instrumente;
Bentandthuile Snibon, Bßsonnnzböien, Membranen, Rohrplütmhen am;
Sehallupparate Sigmulpfeifen am;
Geläute und Glockenspiele;
Pmducüonpstatistik.
16. Gruppe.
lloenewuon.
Heeres-Organisation und Jslrgänxung;
Truppen-Ausrüstung, Bekleidung, Bownünung.
Artilleriewesen;
Genieweseu;
Sanitätuvesen;
militäriucheu Eniehnngm, Untarrichh- und Bildunguvuan;
Kartographie und Historiographia.
17. Gruppe.
llerlnewsesn.
Schifbsurnaterielien;
Bau von Kßhnen, Flnsssehißen, Blnnenseesehißen, Cabotegefehrzs Krlegs- und
Hundelsschifen für die See, Annirungs- und Ausrüstungs-Gegenshlin Darstellungen
durch Zeichnungen und Modelle;
Werkzeuge und Apparate, welche beim Sehlfbnu in Verwendung kommen;
Bekleidung und Ausrüstung der Schilfsbexnnnuung;
Lend- und Wusserbuuten fiir die Schißfehrt Lenchtthiirme, Dock- und Hnfenbsuten,
Kiisbenbefestiguug ete.;
Hydrogrephie nautische Knrtographiei, nautische und mekeorclogische Instrumente
und Unterriehtsrnittel.
18. Gruppe.
Bau- und Civil-Ingenieurwesen.
Beurnsterielien mineralischen Ursprunges, Materials und Verfuhrungsweisen Er deren
Eueugung und Apperete zu ihrer Prüfung, eiserne Trdgerund andere metallische
Beubestundtheile, Materials und Verfehrnngsweisen nur Conservirllng des Holzes;
Msterisle und Verfshrungsweisen Hir Fundirnngen Rummen, Schrnnbenpflhle, pneu-
rnstisehe Apparate, Ceissons am;
Materials und Verfßhrlmgsweiseu Ei Erdsrbeiben Excevntenrs, Beggermssehinen,
Erd-Trsnsportmittel, Trunsportgeriisle alle;
Materinle und Vsrfahrungswsisan für Strsssen und Eisenbsbnen Etressenwlluurs-
sehinee, Eisenhehnoherbau. Wechsel, Kreuzungen, Schiebehiihnsn, Drehscheiben,
schiefe und selbstwirkende Ebenen, Seilrempen, atmosphärische Eisenbehnvn, andere
Zngsysherne, Wesserststioneu summt ellen Einrichtungen; Gebinde uller Art, die zum
Eisenbuhnbetrisb gehören, Eisenbuhn-Bignelisirungsweeen ete.;
Wasserbsn mit Ausschluss des maritimen Beuwesens Flnss- und Censlbsnten,
Wehren ein;
Modelle und Pläne von Brücken, Vieducfen, Aqueeducien ebc.;
Pläne, Modelle und Zeichnungen fir ößentliehe Gebäude, bürgerliche Wohu- und
Zinshäuser, Gefängnisse, Spitäler, Schulen, Theater; Hilfsuppereee zum Aufziehen
und Fortbewegen grosser Lasten bei Beueusiiürungen Pateruosmerwerke, Winden etc.,
Flirt und Modelle fiir billige Wohnhäuser; Werkzeuge und Verfshrungsweisen Rir
Be undw er;
jl Verfuhrungsweisen Gir die eeuiilre und bequeme Einrichtung der vor-
stehenden Bunten Beleuchtung, Venülstiou, Eeisungsanlsgen aller Art, Wessen-lei-
tungen, Aborte, Canlile, Wster-Closeis, Blitzableiter 000.;
Oulturingenienrwesen Culturplüne, hookenlegungen und Dreinsgen, Ähnlichkeiten
fiir Landwirthschaft und Viehzucht Geu-eidernsgozine, Silos, Stalleulugen
Indllslrieheufen Mühlennnlegen, Brennereien, Znckeriubriken, Sägewerke, Brauereien,
Lagerhäuser etc.
19. Gruppe.
Du blrqerliohe Wohnhaus mlt seiner Inneren Einrichtung und Aueechmiokung.
Ausgefiihrte Gebäude, Modelle und Zeichnungen des bürgerlichen Wohnhauses der
Culturvölker;
vollständig ausgestattete Wohngemicher.
20. Gruppe.
lJss Bauernhaus mlt selnen Einrichtungen und eelnem Gerilhe.
Angeführte Gebäude, Modelle und Zeichnungen von Bsuerehliusern der verschie-
denen Völker der Erde;
vollständig eingerichtete und mit Gerlthe ausgestattete Bmernstubeu.
21. Grup pe.
Ille uetloule lluslsduetrle.
Gewebe;
Gefiswe;
Sehmuekgegensllnde;
endete Objecte.
22. Gruppe.
Dsrelellung der Wlrkssmkelt der Museen Iiir Kunstuowerhe.
Proben der Gegenstände, durch deren Vorführung die Museen auf die Veredlung des
Geschmackes und auf die allgemeine Knnstbildung einzuwirken bemüht sind;
Anstellung der eigenen Leistungen der Museen.
23. e.
Kirchllche Kunst.
Kirehendecorsüon Decorstion der Wundtidchen, Glssgemllde u. s.
Gegenstände der Kirchen-Einrichtung Altlre, Kenzeln, Orgeln, Stühle, Schränke rur
Aufbewahrung kirchlicher Gefässe etc;
Altnr- und Ksnzelschmuck Cruciüxe, Kelche, Monstrnnzen, Leuchter, Altsrhehlnge,
Kenzelhehinge, Altarteppiche ein;
bei der Taufe und Leichenbestottnng in Verwendung kommende Objecfe.
24. Gruppe.
llhjecte der Kunst und Kunstuewerbe früherer Zelten, ausgestellt von Kunstllehhuhern
und Sulnlern Exposition des uulteurs.
Gemälde älterer Meister;
sogenannte Objets d'art der verschiedensten Art Bronze, Emnil, Mejolica, Miniaturen,
Porcellen, Fnyence etc..
25. Gruppe.
Bildende Kunst der Gegenwart.
Werke. welche seit der ersten Weltausstellung London 1861 geschlafen wurden
Architektur mit Inbegrif von Modellen, Entwürfen, Skizzen und Aufnehmen nrchi-
tektonischer Werke der Ge nwnrt;
Sculptur mit Inbegriß der lau Kleinkunst, Greveur- und Meduilleurkunst etc.
Malerei Miniatur, Emeilmnlerei etc.;
zeichnende Künste Kupfer, Stahlstich, Bndiruug, Holzschnitt etc..
26. e.
Erziehunur, Unterrlehts- und Bildungswesen.
Das Erziehungswesen,
dsrgestellt durch die Vorführung alles desjenigen, was sich auf die Pflege und
Erziehung des Kindes, seine physische und psychische Heraubildnn von den ersten
Lebensjehmn bis zum Eintritte in die Schule bezieht Ernährung es Kindes, Geh-
schulen, Krippen, Kindergärten, Kinderlpiele, Turnnpperete etc..
Dss Unterrichtswesen,
dargestellt durch Schillhluser und Schuleinriehtungen in Wirklichkeit, in Mo-
dellen und Zeichnungen, durch Lehrmittel, durch Vorführung von Werken und Zeit-
schrißen über das Unterrichtswesen, Beschreibung und Illustrssiou von Lehrmethoden,
Geschichte und Statistik der Schule, ihre Organisation und Gesetze;
Volks- Elemenhn Schule.
In diese Abtheilung werden auch Alle suf den Unterricht von Blinden, Taub-
stummeu und Idioten hesugnebmendan Exposihionen eingereiht;
Mittelschule Gymnasien, Benlschulen;
Fseh- und technische Hochschulen;
Universitäten.
Dss Bildungswesen im engeren Sinne,
Fortbildung der Erwschsenen. dnrgestellt durch die Leistungen der Lilerscur der
Tsgespresee, der auf Bildungsswecke gerichteten Vereine und ödentlichen Bibliotheken.
Die Arbeiümsschinen werden in die 13. Gruppe eingereiht, jedoch von der Jury
der betreffenden Fschgruppe unter Zuziehung von Msschinenfsbrikentan beurtheilt. Be-
sliglich solcher Ohjeete, welche die Einreihung in mehrere Gruppen sulsssen,
hleiht es dem Aussteller anheim gestellt, die Gruppe anzugeben, iu welche er seine Ohjeete
eingerelht wissen will.
Addltlcsslle Anstellungen.
1. Geschichte der Erfindungen.
2. Geschichte der Gewerbe.
8. Darstellung der Abfsllsverwerthung.
4. Geschichte der Preise.
li. Dsrstellung des Welthandels.
Temporäre Ausstellungen.
l. Lebende Thiere Pferde, Binder, Schsfe, Schweine, Hunde, Geflügel, Wild, Fische etc.
2. Todtes Geüiigel. Wilpret, Fleisch, Fette etc.
3. Producte der Milchwirthschsß.
4. Fäieches Obst, frische Gemüse, Blumen, der Lnnd- und Forstwirthschsli schidliche,
lebende Pflanzen.
Fiir diese Ausstellung werden besondere Bestimmungen verößentlicht werden.
zur Chemie der Thonwaaren.
Vortrag des Prof. Dr. Hlasiwetz, gehalten im Oesterr. Museum un 3. Deebr. 1870.
Fortsehungu
Italien hatte zu einer solchen Nachahmung in seiner Fayence schon
einen sehr versprechenden Anlauf genommen und auch Holland erzeugte
in seiner DelRer Waare schon ein wenigstens sich annähernde Product,
dessen Verbrauch allrnälig sehr bedeutend geworden war, da man" es nicht
nur zu Geschirren, sondern auch zu den sogenannten Fliessen, Täfelchen
von verschiedener Form, Grösse und Färbung verwendete, mit welchen
Zimmer, Kamine, Oefen, Treppen und Vorsaalmauern auszukleiden eine
bald sehr beliebte Mode wurde.
Dass Böttger, wenn er auch kein Gold machen konnte, doch ein
Mann von sehr bedeutendem Talent und grosser Erfindung war, hat er
bei seinen nun in dieser Richtung angestellten Versuchen bewiesen, denn
wirklich gelang ihm die Herstellung dieser Art von Masse und daraus
erfolgter Waare so gut, dass man ihm 1707 neben seinem Laboratorium
eine sogenannte Stein- und Rundbäckerei" für Geschirre und Fliessen.
zu errichten gestatten konnte, und mit seinen dabei erworbenen Erfah-
rungen gliickte es ihm, noch im November desselben Jahres dem Könige
Proben des ersten sächsischen Porcellans vorzulegen.
Seine ersten Producte waren zwar noch braun von Farbe, aber mit
unermüdlichen Eifer hatte er es doch dahin gebracht, Massen zu erzeu-
gen, die alle Prüfungen bestanden, die man mit ihnen und chinesischen
vergleichsweise ausfTihrte.
Tschirnhansen, der edle Veranlasser dieser für sein Land so bedeu-
tungsvollen Erfolge, erlebte leider die Freude nicht mehr, die erste
sächsische Porcellanfabrik erbaut zu sehen. Er starb 1708.
Bald darauf wurde Böttgefn die Errichtung einer solchen Fabrik in
Dresden übertragen, die im März 1710 nach Meissen verlegt wurde, ein
Ereigniss für jene Zeit, welches in mehreren fremden Sprachen publicirt,
auf gesandtschaßlichem Wege vertheilt und durch ausländische Zeitungen
verbreitet wurde.
Der Ruf und der Absatz der noch ziemlich schlecht von Dresden
aus verwalteten Fabrik, wo Böttger noch immer gefangen gehalten und
nur zu Dienstreisen unter militärischer Bedeckung Erlaubniss erhielt,
wurde übrigens erst bedeutend und jener europäische, der er jetzt noch
ist, als Böttger durch einen günstigen Zufall auf die in der Gegend von
Aue bei Schneeberg sich ündende weisse Erde nach ihrem Besitzer die
Schnorfsche Erde genannt aufmerksam wurde. Sofort erkannte er in
ihr, was ihm noch fehlte, einen fast völlig eisenfreien plastischen Thon,
der seinen Waaren nun erst zu jener inneren Vortrefflichkeit der Masse
verhalf, die sich Meissen seither immer bewahrt und es über jede spä-
tere Coneurrenz glücklich hinüber gebracht hat.
Böttger starb im März 1719. Der leitende Chemiker in Meissen
aber führt noch zu dieser Stunde den Ehrentitel Alchymist".
Die erste historische Meissner Fabrik, die im Schlosse untergebracht
war, besteht nicht mehr. Seit einigen Jahren hat man sie vor die Stadt
verlegt und in grossen zeitgemäss verbesserten Gebäuden und Oefen
wieder aufgebaut.
Nach dem, was ich in der letzten Stunde über das Wesen des Por-
cellans vorausgeschickt habe, wird es uns leicht sein, den technischen
Betrieb der Fabrik zu verstehen, wenn wir jetzt einen Gang durch ihre
Räume machen wollen.
Ich fordere Sie dazu um so mehr auf, als sich bei der Darstellung
des Porcellans am besten das Methodische der ganzen Keramik aufzeigen
lässt, deren wichtigste Producte ich Ihnen eben erklären wollte.
Wir werfen zuerst einen Blick in den Schuppen, in welchem man
die Rohmaterialien aufbewahrt, den Kaolin und den Feldspath vornehmlich.
Nebenbei sei" bemerkt, dass das Wort Kaolin chinesisch, aus Kac-
ling zusammengezetzt ist und weisse Erde bedeutet. Das Porcellan selbst
fiihrt seinen Namen von porcellanu, einer Schnecke, die glatt und milch-
weiss ist wie das Porcellan. Das Etymon von porcellmm aber ist purem,
das Schwein, und hier nicht weiter erklärbar.
Nur wenige Orte liefern einen für die Porcellanfabrication genügend
reinen Feldspath, von dem man als bekannte minerslogische Varietäten
unterscheidet den Kalifeldspatb oder Orthoklas und Adnlar. den Natron-
feldspath oder Albit, den Natron-Kalkfeldspath, Oligoklas und Labrador,
und den Kalkfeldspath oder Anorthit.
Für die Porcellanbereitung sind nur die Kali- und Natronfeldspatbe
henützbar.
Wir erinnern uns, dass in derselben der Feldspath das Flussmittel
ist, welches den beim Brennen ülr sich porös bleibenden Thon zum
Fritten und Schmelzen bringt und ihn dadurch halbglasig, dicht macht.
Bei einer Waare, bei der es nächst dieser Eigenschaft auf grösste
Weisse ankommt, müssen diese beiden Hauptmatexialien, der Kaolin und
der Feldspath, vor Allem möglichst eisenfrei sein. Absolut eisenfrei sind
sie nun zwar fast nie, und so lange der Gehalt an Oxyd unterhalb eines
Procents bleibt, stört er auch noch nicht merklich. Darüber hinaus aber
färbt er beim Brennen gelb. Eisenreicbere Kaolinsorten behandelt man
darum auch manchmal mit Salzsäure, wie sie höchst verdünnt und wohl-
feil in den Sodafabriken als Nebenproduct abfällt, in der sich des Eisen-
oxyd löst und so ausgewaschen werden kann. Natürlich aber ist jeder
Thon vorzuziehen, der diese Vorbereitung entbehrlich macht.
Immer enthält ferner der Kaolin noch Reste von Quarz oder Sand,
der in dem verwitterten Feldspath eingesprengt war, und Feldspathreste
selbst. Da man die Masse von grösster Gleiehfdrmigkeit braucht, so
muss er durch einen sehr sorgfältig betriebenen Schlämmprocess hiervon
befreit werden.
In dieselbe Form eines unfühlbar feinen Schlammes wird auch der
Feldspatb gebracht. Zu diesem Ende wird er zuerst in eigenen Oefen
geglüht, und noch glühend aus dem Ofen gezogen und in Wasser ab-
gelöscht. Man erreicht dadurch zweierlei; einmal werden die stärker
eisenschüssigen Partien dunkler rostgelb gefärbt, und können durch
Handscheidung ausgelesen und entfernt werden, und zum anderen wird
er dadurch so mürbe, das er nun zuerst auf einem Quetschwerk und
hierauf in einer Mühle mit granitenen Steinen leicht zu einem feinen
Pulver zermahlen werden kann, welches, um das feinste zu sondern, in
derselben Weise wie der Kaolin einem Schlämmprocess unterworfen wird.
Den Kaolin oder Thon überhaupt hat man zuerst durch eine Schneid-
maschine passiren lassen. In derselben Weise werden auch der Quarz,
der kohlensaure Kalk, die Scherben u. s. w. vorbereitet, die allenfalls
als Zusätze, um die Masse magerer zu machen, oder als Glasur-bestand-
theile in Verwendung kommen.
In diesem schlammigen Zustand müssen die Materialien nunmehr
auch vermischt werden, wobei natürlich ganz feste Verhältnisse einge-
halten werden müssen, um eine Masse von richtiger Beschaifenhcit zu
erhalten.
Um das zu erreichen, musste die Arbeit des Chemikers vorausge-
gangen sein.
Sie haben aus den historischen Notizen, die ich eindiessen liess, ent-
nommen, dass die Porcellanmassen durch ganz empirisches Probiren ver-
schiedener Mischungen gefunden sind, und gefunden sein mussten zu
einer Zeit, wo man keines der verwandten Materialien eigentlich scharf
qualitativ und quantitativ zu analysiren verstand.
Ein geordneter Betrieb mit einer einmal so ausprobirten Masse und
durch zahlreiche Versuche ermittelten Verhältnissen der Bestandtheile
hing ausserardeutlich vom Zufall ab, insofern eine, durch das Ansehen
oft nicht erkennbare veränderte Zusammensetzung der Rohmaterialien,
die javielleicht von verschiedenen Orten her konnten bezogen werden,
schon Differenzen im Verhalten und in der Güte konnte zur Folge haben,
die, um sie zu corrigiren, eine neue grosse Versuchsreihe erforderte, die
die ganze Arbeit unterbrechen konnte.
Diesen Störungen ist man heute nicht mehr ausgesetzt. Dadurch
dass man die Massen und Glasuren der vorzüglichsten Porcellansorten
auf's genaueste analysirt hat, dass man ferner genau die Zusammensetzung
der Kaoline und Flussmittel ermittelte, fand man die Anhaltspunkte zu
einer Rechnung, die ganz scharf von der bekannten Zusammensetzung
der Materialien einen Schluss zu machen gestattet auf die Zusammen-
setzung und die dadurch bestimmten Eigenschaften der Porcellsnmasse,
die man durch ihre Mischung und Verarbeitung erhält.
Der Chemiker der Fabrik analysirt also zuerst ein Musterporcellan,
er analysirt seinen Kaolin und seine Flussmittel, und danach berechnet
er, wie viel von den Materalien er zusammenmischen muss, um die rich-
tige gewünschte Masse zu erzielen.
S0 lange er mit demselben Material arbeitet, genügt eine Vorarbeit
dieser Art, die ihn zu einem Recept für den Betrieb führt, oder zu einer
Formel, die sich erst ändert, wenn er ein anderes Material zu verwenden
hat, dessen Zusammensetzung abweichend ist.
Um die wissenschaftliche Erforschung dieser Verhältnisse, um die
ganze hierauf basirte Theorie der Porcellan- und Thonfabrikation überhaupt
haben sich besonders zwei französische Chemiker unvergiingliche Ver-
dienste erworben Brongniart und Salvetat, ausgezeichneteGelehrte, die als
Directoren der berühmten Fabrik in Sevres gewirkt haben und deren
Nachfolger heute der geniale Regnault ist. Erst durdx sie hat die Erfin-
dung Böttgefs einen wissenschahlichen Abschluss gefunden, ihnen erst
verdankt man, dass diese Eründung zu einer der beststudirten Industrien
geworden ist, deren Wohlthaten wir gar nicht mehr entbehren könnten,
die ein Culturferment ist, und deren herrliche Erzeugnisse so wie wenige
das Nützliche mit dem Schönen verbinden.
Die Materialien also, die man nun in Form eines äusserst feinen
dünnen Schlammes vorbereitet hat, werden der ermittelten Formel nach
gemischt. Hierzu muss man wissen, wie viel in dem Schlamm Wasser
und Trockensubstanz enthalten ist.
Man erfahrt das durch Vergleichen des Gewichtes eines Volumens
Wasser und eines gleichen Volumens Schlamm, oder durch die Ermitt-
lung des spec. Gewichtes des Sohlammes mittelst eines Piknometers.
Tabellen, diejman sich nach einer grösseren Versuchsreihe entworfen
hat, lassen dann aus dem specif. Gewichte unmittelbar die Menge der
Trockensubstanz des Schlammes erkennen.
Der Schlamm wird dann in Kübeln abgemessen, und in einem Misch-
apparat, Bettichen mit mechanischen Rührapparaten, innigst gemischt.
In dieser schlammigen Form enthält aber die Masse noch viel zu
viel Wasser, als dass sie sich formen liesse.
Die nächste Operation hat daher den grössten Theil desselben zu
entfernen, den Schlamm so weit auszutrocknen, dass er knetbar und
bildsam wird.
Nur bei kleinem Betriebe in Töpfereien kann man den Schlamm
in liachen Kasten ausgebreitet an der Luft oder in der Sonne abtrocknen
lassen, bis er die nöthige Consistenz erlangt hat.
Sind grosse Massen Schlamm zu bewältigen, so muss man zu einem
Verdampfungsprocess des Wassers durch kiinstlicheWärme, oder aber,
wasßdas Gewöhnlichere ist, zu einem Pressverfahren seine Zutlueht nehmen.
Die erstere Methode wird weniger in Porcellan- als in Steingutihbriken
ausgeführt. Der Schlamm wird in grosse lange viereckige Behälter ge-
üllt deren Metallboden mit Ziegeln und Gyps ausgekleidet ist, und er-
hitzt wird.
Diese Pfanne ist meistens durch Zwischenwände in mehrere Räume
eingetheilt, deren Temperatur von der Feuerungsstelle aus abnimmt. An
dieser ersteren wallt die erhitzte Masse, und wird, wenn sie gar ist, her-
ausgenommen und durch die vorgewärmten hinteren Partien ersetzt.
Man hat beobachtet, dass der durch Kochen eingedickte Schlamm
etwas an seiner Plasticität verloren hat.
Porcellan-Etablissements, wie dasjenige, dessen Betrieb wir eben
betrachten, pressen den Schlamm in Presssäcken von einem festgewobenen
geölten Zeug, in Schrauben- oder Hebelpressen, oder man liltrirt das
Wasser durch den LuRdx-uck ab, in Saug- oder Nutsehapparaten, wo unter
einem passenden Filter von Zeug dadurch eine Luftverdünnung erzeugt
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wird, dass man aus einem Behälter Wasser durch ein möglichst langes
Rohr ablaufen lässt. Das Princip ist genau dasselbe wie bei den neuer-
dings in die Laboratoriuxnstechnik von Bunsen eingeführten Filtrirpumpen.
Wie man die Massen aber auch gepresst oder entwässert haben
mag, zum sofortigen Verarbeiten sind sie noch durchaus nicht gleichmässig
genug, auch vermindern eine Menge Luftbliischen noch erheblich ihre
Plasticitüt.
Bevor sie der Arbeiter zum Formen erhält, wird sie daher noch
auf's ausgiebigste durch Kneten, Schlagen, Schneiden, Quietschen, Anf-
werfen bearbeitet.
Auch diese Operationen sind je nach dem Thonmaterial theils Ma-
schinen übergeben, wie bei ordinarern Waaren, für die man die Masse
durch Schneide- und Stampfwerke, wohl auch durch das Treten von
Thieren vorbereitet; aber die Bearbeitung erfolgt, wie bei der Por-
eellanmasse durch Handarbeit, wobei der Arbeiter Klumpen und Ballen
so oft gegen eine Wand oder in eine Ecke schleudert, bis sie völlig
homogen geworden ist.
Schliesslich überlässt man in feuchten Kellern den soweit präparirten
Thon noch geraume Zeit, mindestens 2-3 Monate, oh aber auch Jahre
lang sich selbst.
Hierbei tritt eine Veränderung ein, die man wie eine Fiulniss be-
trachten kann. Die weisse Porcellanmasse wird im Innern allmählig ganz
schwarz und riecht nach Schwefelwasserstoff.
Diese Fäulniss ist eingeleitet durch die organischen Reste, die in
dem Thon vorhanden waren, zum Theil auch durch die Manipulationen
mit ihm hineingekommen sind.
Ein absichtlicher Zusatz von etwas Sumpfwasser oder gar Jauche,
die manche Fabriken anwenden, beschleunigt sehr den Process, der darin
zu bestehen scheint, dass durch die organischen Substanzen zuerst der
im Thon stets kleinen Mengen nach enthaltene oder auch zugesetzte
Gyps zu Schwefelcalcium reducirt wird, welches sich seinestheils mit dem
Eisenoxyd zu Schwefeleisen umsetzt. Dieses bedingt dann die graue
oder schwarze Farbe, die an der Luft indess nach wenigen Stunden
wieder verschwindet, indem sich das Scbwefeleisen rasch wieder oxydirt.
Die organische Substanz wird bei der Fäulniss ganz zersetzt,
und vielleicht nur, weil durch die Wegraumung dieses Hindernisses eine
grössere gegenseitige Annäherung und Vertbeilung der kleinsten Theile
der Masse bewirkt wird, erlangt sie eine viel grössere Plasticität als
vorher.
Die Chinesen sollen ihre Thone oft erst nach hundertjährigen Liegen
verarbeiten.
Was nun diese Verarbeitung selbst betriift, d. h. das Formen der
tausendfaltigen Geschirre, Geräthe und anderen Gegenstände aus der so
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vorbereiteten Masse, die Arbeit des Tüpfers und des künstlerisch oft
hochgeschulten Porcellanarbeiters, so werden Sie sich als Zuschauer bei
dieser Arbeit in den Modellirsälen der Fabrik, die wir jetzt betreten,
ansserordentlioh ergtitzen und die Einfachheit und Zweckmüsigkeit be-
wundern, die sich hier mit der Knnstfertigkeit zu einem überraschend
schnellen Schaffen vereinigt, während Sie sich, wollte ich darüber spre-
chen und erzählen, sehr bhld gelangweilt fühlen würden.
Noch heute genügt zunächst die einfachste Vorrichtung, die, angeb-
lich von Anacharsis ersonuene, Töpferscheibe, um den grössten Theil der
kunstvollen Gebilde zu formen, die, kaum dass der Arbeiter einen Thun-
klumpen auf den Scheibenkopf gelegt hat, nun, während er die Scheibe
mittelst Schwungrad und Fussbewegung im Rotiren erhält, durch ein ge-
schicktes Drücken mit den Fingern auf ihr entsteht, auf ihr wächst und
die zierlichsten, gefatlligsten und zweckmässigsten Formen und Dimen-
sionen annimmt, deren Gleichmäßigkeit er durch ein überraschend si-
cheres Augenmass erzielt, welches er nur zuletzt durch Zirkel und Mess-
stab und durch das Anlegen von Schablonen, die wie ein Hobel wirken,
unterstützt.
Sie sehen bei einem andern Arbeiterf, wie er Gegenstände, die ver-
möge ihres elliptischen oder überhaupt nicht runden Querschnitts sich
nicht auf der Scheibe darstellen lassen, mittelst eines Modells von Gyps
formt, in das er ausgewalzte Thonlappen hineindrückt, wobei er sich eines
Schwammes bedient, oder wie er den Lappen zuerst um einen Kern
herumlegt, der dann in die poröse Form gedrückt wird, die die Feuchtig-
keit bald so weit einsaugt, dass sich der Gegenstand nach Entfernung
des Kerns mittelst eines kleinen Kunstgriifes leicht von ihr loslüsen lasst.
Sie sehen weiter, wie er auf das schnellste und ebenmässigste mit
einem Teller fertig wird, indem er eine Gypsform von dieser Tellermo-
dellirung auf die Scheibe befestigt, einen Thonlappen in sie eindrückt,
das Ganze rotiren lässt, und nun die Ränder und Kanten mittelst einer
genau tiir die Dickenverhältnisse ausgeschnittenen und fest eingestellten
Schablone ahdreht.
Hier ist einAnderer beschäftigt, in Formen die Henkel, Ohren und
anderen freistehenden Aneatzstücke zu pressen, die ein Gehilfe an die
Schüsseln, Kannen und Töpfe mit etwas Schlicker, einem dünnen Masse-
brei, ansetzt und befestigt.
Dort zeigt man uns eine Schrauben-Presse, die manche Arbeiten
noch mehr fördert als blosses Handformen.
Teller, Schüsseln, Platten mit Hautreliefs, Lithophauien, Röhren,
Stäbe und kurz eine Menge von Gegenständen quetscht sie in dem, aus
Form und Kern bestehenden Gypsmodell, oder durch Metallschablonen
lbrlaetzung auf der Beilage.
Beilage zu Nr. 73 der Mittheilungien etc."
hindurch, sowie sie auch ihre Dienste für die Büsten", Statuetten u. dgl.
leistet, die oft aus einzelnen Theilen noch zusammengesetzt werden.
Nicht minder interessant ist das Verfahren, gewisse Waaren, beson-
ders dünnwandigc, Tassen, Cabarets, Rühren, auch Platten u. dgl., durch
Giessen herzustellen.
Ein dünnerer Schlamm und Schlicker wird mittelst einer Einßuss-
Vorrichtung, die, indem sie den Schlamm von unten in die Form eintreten
lässt, um alle Luft völlig zu verdrängen, in der porösen Form soweit
entwässert, dass der Gegenstand Halt und Festigkeit genug bekommt,
um herausgenommen werden zu können, wenn die Form auseinander-
gelegt wird.
Auch werden aus solchem Schlicker jene feinen durchbrochenen
Arbeiten und Verzierungen hergestellt, die wie ein Gewebe aussehen, und
in der That Tüll oder gehäkeltes Zeug sind, das man in den Schlicker
getaucht und dann abtrocknen liess. Beim Brennen wird dann das Zeug
ganz zerstört und die Porcellanmasse behält dessen Form bei.
Besondere Arbeiter sind beschäftigt, gewisse Gegenstände zu voll-
enden, ihnen gewissermassen die letzte Feile zu geben, Mängel auszu-
bessern, Füsse und Ausgüsse zu befestigen, scharfe Ränder und Nähte
abzuschaben u. dgl.
Und endlich linden wir in der Sculpturwerkstätte wahre Künstler
beschäftigt, aus freier Hand die schwierigsten Objecte mittelst des Bos-
sirgriffels zu formen, Blumen und Bouquets zu kneten, zu denen nur ge-
wisse Blütheblätter zuerst in Formen gedrückt werden, während die
grünen Blätter aus der hohlen Hand eine täuschende Nachahmung des
Geäders durch ihre Furchen erhalten u. dgl.
Man führt uns auch noch in die Werkstätten, in denen die zahl-
losen Gypsformen gemacht werden, die nicht den kleinsten Theil des
Anlagecapitals einer Fabrik beanspruchen.
Weiter gelangen wir nun auf unserem Gange in die Trocken-
stuben. Schon in den Localen, in welchen geformt wurde, fiel uns die
grosse Hitze auf. die nicht anders als durch einen geheizten Ofen her-
vorgebracht sein konnte, obwohl wir nirgends einen Stubenofen sahen.
Es war aber der eigentliche Porcellanofen selbst, dessen höhere Etage
durch diese Locale ging, und dessen verlorene Wärme auch benützt wird,
das erste Trocknen einzuleiten, welches sehr vorsichtig und beständig
geschehen muss.
Während desselben, welches von der Oberfläche aus stattfindet,
nähern sich in dem Masse, als das Wasser verdampft, die festen Thun-
theilchen immer mehr, und die Waare verliert etwas an Volumen, oder
schwindet". Ein zu schnelles Trocknen stört das richtige Verhältniss
der capillaren Fortbewegung der Feuchtigkeit aus dem Innern an die
Oberdäche, die Waare schwindet unregelmässig und bekommt Risse, oder
die äussere Kruste wird zu schnell dicht und verhindert den Austritt
des Wassers, das sich hinterher im Ofen mit Gewalt einen Ausweg
suchen muss, und die Waare zerherstet oder springt.
Es ist klar, dass auf das Schwinden derselben schon gerechnet ist,
und die Gegenstände sämmtlich um ein geringes grösssr geformt werden,
als sie fertig sein sollten.
Auf langen Brettern und Etagen mit mögliehster Raumersparniss
geschichtet undgeordnet, belinden sich die zahllosen Gefasse, die aus der
Formwerkstatt hervorgehen.
Sie sind nun nach dem Trocknen hegreiflicherweise sehr gebrech-
lich, matt, porös, von einem hohlen Klang, wenn man sie anklopft.
Nunmehr ist die Aufgabe, sie hart, klingend und glatt zu machen,
und wir wissen schon, dass das durch das Brennen und Glasiren ge-
schieht. Wir erinnern uns auch, welche Function die Glasur hat, aus
welchen Materialien sie dargestellt, und wie sich ihr Schmelzpunkt zum
Erweichungspunkt der Masse verhalten muss.
Sie ist für Porcellan in jedem Falle ein schwer schmelzbares Glas,
welches aus Quarz und Feldspath, oder an sich quarzigem Feldspath, und
ein solches ist der sogenannte Pegmatit, den man besonders in Sevres
benützt, hergestellt wird.
Der Verwendung eines Glasursatzes fixr einen ganzen Brand gehen
immer Proben voraus, die man vorweg auf Scherben anstellt, nach denen
man an den Mischungsverhältnissen noch ändern kann. Im übrigen
müssen die Materialien dazu auf denselben Grad mechanischer Verthei-
lung gebracht sein, wie die Flussmittel, in deren Kategorie sie ja auch
gehören, sie werden gemahlen und geschlammt und befinden sich in Kü-
beln mit Wasser, zu einem rahmartig dünnen Schlamm aufgerübrt, zur
Verwendung bereit.
Im Mittel besteht die Glasur etwa aus 73 Theilen Kieselsäure, 16
Theilen Thonerde und 8-8,? Theilen Kali.
Ist es eine Kalkglasur, von der auch schon die Rede war, so ist
das Verhältniss etwa 6-1 Kieselsäure, 10 Thonerde, 21 Kalk, Alkali.
Die Berliner Glasur besteht aus 14 Gyps, 43 Quarz, 12 Porcellan-
scherben, 31 Kaolin.
Dass man die einzelnen Bestandtheile aus verschiedenen Materialien
beziehen und diese zu einem Recept berechnen kann, ist klar. In diesem
Stücke arbeitet fast jede Fabrik nach eigenen erfundenen, berechneten
oder überkommenen Vorschriften.
Es handelt sich nun darum, eine möglichst gleichförmig dünne
Schichte dieser Glasurbestandtheile auf der ÄVaare auszubreiten, und.
das auch schnell genug auszuführen.
Beides erreicht man durch Einmachen der zu glasirenden Gegen-
stände in das rahmartige Gemisch, zu welchem man die Glasurmaterialien
mit Wasser angerührt hat. Natürlich ist ein solches Eintauchen nur mög-
lich, wenn die Masse porös genug ist, um das Wasser schnell wie ein
Filter einzusaugen, und fest genug, um durch das eingesaugte Wasser
nicht zu zerbröckvln.
Die erstere Bedingung wäre nun wohl in den getrockneten Waaren
ertiillt, nicht aber auch die zweite.
Eine genügende Festigkeit bei Beibehaltung ihrer Porosität erhalten
sie aber, wenn man sie schwach brennt, oder, wie man sagt, "verglüht".
Diese Operation geht darum beim Porcellan fast stets dem Glasiren vor-
aus, und zu dem Ende wird die Waare in feuerfeste Kapseln gepackt,
und in den höheren Etagen des Porcellanofens, den wir gleich näher be-
trachten wollen, eingestellt, wo die Hitze nur mehr schwache Rothgluth
ist, also eben noch ein Sintern und loses Zusammenbacken, nicht aber
ein Schmelzen der Flussmittel der Masse herbeiführen kann. Nach sehr
langsamem Verkühlen bekommt sie dann der Glasirer, der mit Vorsicht
und Geschicklichkeit sein Geschäft vollführen muss, soll die Schichte
recht homogen sein, und besonders vermeiden muss, einen Theil langer
als den andern eingetaucht zu halten. Er muss an den Rändern, wo die
Geschirre weniger Glasur aufnehmen als in der Mitte, und an den Stellen,
die von seinen Fingern gehalten wurden, sorgsam mit dem Pinsel nach-
fahren, dickere Partien an Füssen, Falzen u. s. w. mit dem Messer oder
Schwamm wieder abnehmen u. s. w.
Stellen, die irgend wie fettig gemacht werden, nehmen keine Glasur
an und bleiben matt. Es ist darum sehr leicht, geradezu Zeichnungen
u. dgl. matt auf glänzendem Grunde herzustellen, wenn man diese vor dem
Glasiren auf dem Geschirr mit einem in ein Gemisch von Talg und
Wachs getauchten Pinsel ausführt.
Das Brennen zerstört natürlich das Fett und die Stelle wird wieder
weiss und matt
Die vom Glasiren feuchten Waaren brauchen nicht so langsam und
vorsichtig wieder ausgetrocknet zu werden wie die formfeuchten, denn
sie sind nach dem Verglühcn schon so dicht geworden, dass ein Springen
nicht mehr zu betilrchten steht.
Sie kommen darum auch gleich in eine stark erwärmte Stube undß
sind nach kurzem Verweilen darin nun soweit vorbereitet, um zum zweiten
Male in den Ofen gebracht und seiner höchsten Gluth ausgesetzt zu wer-
den, bei welcher die Masse erweicht wird und die glasige oberste Schichte
geradezu schmilzt, und sich mit der Unterlage vollkommen vereinigt.
Das Brennen des Porcellans im Ofen ist nun, nächst dem Herstellen
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der Masse und ihrer Formgehung die dritte wichtigste Operation. Die
Oefen, denn meist hat die Fabrik deren wenigstens zwei, um, im Falie
Reparaturen nöthig sind, die Arbeit nicht ganz einstellen zu müssen, sind
meistens inmitten der Gebäude so angebracht, dass die überschüssige
Wärme noch fur die Troclrenstuben verwendet werden kann.
Sie sind und die Zeichnung kommt unserer Vorstellung zu Hilfe
zylindrisch, thurmartig, haben mehrere Stockwerke oder Etagen, in
denen die Hitze verschieden hoch ist, die durch mehrere seitlich ange-
brachte Feuerungen im Ofen erzeugt wird, und sich durch Löcher in den
Wölbungen der einzelnen Brennraume in die Höhe zieht. Von der
letzten Etage aus verjüngt sich der Ofen konisch, trichter- oder dachtiirmig
und seine Oeifnung von der Spitze ist mit einer Klappe so verschiessbar,
dass dadurch eine Regulimng des Zugs bewerkstelligt werden kann.
Zu jeder Etage führen Thüren, durch die die'Waare eingebracht
und ausgenommen wird; die Oonstruction des Ofens geschieht aus dem
feuerfestesten Material, welches sich herstellen lässt, und ein System
eiserner Reifen, Stangen und Spreizen hält ihn überdies von Anssen zu-
sammen, und sichert ihm eine grössere Dauer.
Man feuert am liebsten mit leichtem, weichem, in dünne lange
Scheite gespaltenen Holze, welches mit langer leckender Flamme bei
starkstem Zug verbrennt, die durch seitliche Ordnungen in den Ofen ein-
tritt und dort die säulenförmig aufgeschichteten Kapseln umspielt, in denen
sich die zu brennenden Waaren befinden.
Indessen hat man auch in neuerer Zeit die Porcellanöfen fir an-
dere Heizmaterialien eingerichtet, und gerade der Meissuer ist ein mit
Steinkohlen beschickter, ist tünfschürrig, hat drei Etagen, die unterste
zum Gutbrennen, die mittlere zum Verglühen, die obere zum "Kapsel-
brennen.
Das Brennen des Porcellans ist diejenige Phase im Betrieb, wo am
allerleichtesten Störungen und eine Gefährdung der Waare eintreten kann,
und sie kann darum nicht sorgfältig genug überwacht werden.
Selbst ganz unvorhersehbare Eintiüsseg wie Wind und Wetter.
können den Erfolg precär machen. Die Einwirkung der Flammengase,
ferner die Dauer der Brennzeit, die gleichmässige Befeuerung sämmtlicher
Feuerungen u. dgl. sind die Hauptmomente, die einer unausgesetztcn Auf-
merksamkeit bedürfen.
Ist die Temperatur zu hoch, so verziehen oder verschmelzen die
Stücke, die Kapselsäulen biegen sich oder stürzen wohl gar um.
Ist aber dagegen die Temperatur zu niedrig, so schmilzt die Glasur
nicht vollständig und wird rissig. Die Dauer und Stärke des Brandes
bedingt ferner den richtigen Farbenton, der normal jenes eigenthümliche
Milcbweiss ist, der aber in's Blauwcisse übergeht, wenn der Brand zu
sClHViIClI War.
Der Feuchtigkeitsgehalt des Brennmaterials, und die Natur der beim
Brennen entstehenden Gase verdienen die grösste Berücksichtigung. In
iedern Falle müssen, arbeitet man nicht mit Holz, welches die ungefähr-
lichsten Flammengase gibt, die Kapseln auf das sorgtiiltigste mit Thors
verklebt werden, um zu verhindern, dass sie das Geschirr treffen;- denn
wenn auch noch die Weisse desselben nicht immer leidet obwohl auch
oft ein gewisser gelblicher Ton dadurch entsteht, so werden doch gewisse
Farben, die, wie Sie bald hören sollen, unter der Glasur eingebrannt
werden, davon wesentlich atiicirt, besonders das Blau wird Schwarz.
Torf hat sich als Heizmaterial ganz untauglich erwiesen.
Am unsehädlichsten werden" die Heizgase namentlich von Braun-
und Steinkohlen, wenn man sich der Siememfschen Generatorconstruction,
d. h. einer eigentlichen Gasfeuerung, bedient, für welche zum Zwecke
der Porcellanfabrication besonders Venier einen Ofen beschrieben hat,
mit dem man in Meissen vorzügliche Erfahrungen gemacht hat. Auch
in Berlin ist man daran, sie nach sehr günstigen vorläufigen Versuchen
einzuführen, und in der Fabrik von Hardmuth bei Budweis bedient man
sich ihrer schon einige Zeit lang mit einer Ersparniss von 2095 Brenn-
material gegen früher. Venier's Ofen, Dinglefs Journal 175. 42; ver-
gleiche auch Musprat II. 424 und 332.
Man beginnt den Brand zunächst nur in einem Brennraum, während
die euerraume des zweiten dicht verschlossen sind.
Erst etwa eine Stunde vor dem Zeitpunkt, wo die Waare im unteren
Ofen ganz gar gebrannt ist, öffnet man die Feuerungen im oberen und
gibt anfangs nur ein kleines Feuer. Man schliesst nun die untere und
steigert in dem oberen Raum das Feuer bis zur stärksten Glutb.
Diese Gluth und ihre Wirkung beurtheilt man nach Probeobjecten
oder Probescherben, die durch eine eigene Oeifnung im Öfen leicht ein-
geschoben, und von Zeit zu Zeit herausgenommen werden können. Man
bringt diese Scherben, mit Glasur versehene Platten, in die zweite Reihe
der Kapselstösse.
Man unterscheidet die hauptsächlichsten Temperatursperioden als
Vorfeuer oder Lavirfeuer, bei welchem der Ofen und sein Inhalt nur
allmählig angewarrnt wird und zweitens als Scharf- oder Glattbrennfeuer,
welches bei Rothgluth beginnt, und bis auf Weissgluth gesteigert wird.
Die Dauer eines ganzen Brandes beträgt 22-26 Stunden.
Haben die Prohen gezeigt, dass die Waare den gehörigen Grad der
Erweichung erreicht hat, und die Glasur völlig glatt und glänzend ge-
schmolzen ist, so wird das Feuer eingestellt, die Feuerlöcher verschlossen,
und der Ofen nun auskühlen gelassen.
Nach Tagen etwa kann man auch vorsichtig die Thiire öffnen,
um allmählig kalte Luft einslriilnun zu lassen, wonach man schliess-
lieh den Ofen entleert und sofort mit frischer Waare neu beschiekt.
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Ich habe schon erwähnt, dass dieselbe in Kapseln sorgfältig ver-
packt eingebracht wird, denn sie darf weder von den Flammen unmit-
telbar getroffen, noch der stäubenden Asche ausgesetzt werden. Beides
würde sie unfehlbar verderben.
Diese Kapseln oder Behälter selbst sind eylindrisch, je nach dem
Gegenstand, den sie beherbergen sollen, verschieden hoch, und werden
säulenßrmig mit möglichster Raumausniltzung so übereinander gestellt,
dass der Boden jeder oberen Kapsel der unter ihr betindlichen als
Deckel dient.
Das Material dieser Kapseln oder Dosen ist ein sehr fenerfester
Tlmn, den man mit dem Pulver ausgedienten" zermahlener Scherben porös
und weniger schwindend macht. Jede Fabrik macht sie sich selbst, und
auch auf ihre Darstellung muss die grösste Sorgfalt verwendet werden.
Fortsetzung folgt.
Bücher-Revue.
L. II. v. Fllhrieh, Moritz von Schwind, eine Lebensskizse nach Mittbellnngen von
Angehörigen und Freunden des verstorbenen Meisters. Leipzig, 187i.
Die Biographie des geistvollen Künstlers, mit einem Holzschnitte nnd einer Ra-
dirnng noch Schwind von J. Nane ausgestattet, ist eine willkommene Erscheinung. Mit Sach-
kenntniss und Liebe geschrieben, gibt sie ein trenes Bild des tretilichen Meisters, der es
wahrlich verdient hat, dass ssln Leben der Vergessenheit entsogen, dann dass sein Wirken
nicht vergessen werde, dafür hat Schwind selbst am besten gesorgt. Der Verfasser der
Biographie, Sohn des Historienmalers Prof. Hihrivh, bat den Reinertrag der Schrift dem
an Starenberger See zu errichtendenllonumente Schwindß gewidmet.
F. Scbrnllz, Der Dom In Köln, seine Constrnction und Ausstattung; histo-
rische Einleitung von Dr. L. Ennen. Köln nnd Neuss, 187i. B. K. 2060.
Das von dem Architekten F. Schmila herausgegebene Werk über den Kölner Dom
gehört seiner artistischen Seite nach an den interessantesten deutschen Pnblicationen ähn-
licher Art. Gegenwirtig ist der erläuternde Text dazu erschienen. Derselbe zerfällt in
drei Abhandlungen, von denen die erste bis Seite l-t den alten Dom, die zweite S. 14
bis 55 den neuen Dom und die letzte S. 55-110 den Fortban des Domes behandelt. Die
historischen Daten der zwei ersten Abhandlungen, ans der Feder des tiidztigen Arehivars
der Stadt Köln, Dr. L. Ennan, enthalten ein reiches historisches Materials.
Noch interessanter ist die dritte Abhandlung des Architekten F. ehmitr. So glän-
lend das Bild ist, das derselbe von dem Anthelle des yreussischen Königshauses an den
Ausbane des Kölner Domes gibt so wenig anziehend ist die Schilderung der Banbnrean-
kratie des prenssischsn Staates. Was hätte diese aus dem Kölner Domban machen können,
wenn sie es verstanden hätte, sich von den bureaukratischsn Traditionen losznsagen nnd
die künstlerischen Elemente zu pdegen. Die Bauhiitte ist für den Dom nnd die gothische
Kunst nicht mehr das, was sie gewesen ist und was sie noch sein könnte, eine fracht-
reichs Pdanzschnle für die gothische Knnst. Der Mechanismus, die manuelle Uebnng nnd
die technische Fertigkeit sind geblieben, aber der Geist, der dem Ganzen einen so eigen-
zlxiimlichen Charakter einprügte, ist entschwnnden."
llistolre de Pürnement Ilnsse dn an XVP sibels d'aprbl les mannscrits.
Paris, 1870.
Es liegen uns die ersten Blitter eines vorn Moste d'art et d'indnstrie zu Moskau
verößenrlichten Unternehmens vor, das seit Jahren vorbereitet, ln Paris bei Morel Comp.
herausgegeben wird. Dieses Werk beabsichtigt, eine Geschichte des russischen Ornamentes
nach blanuscripten zu geben. und zwar nicht zu gelehrten Zwecken, sondern um den
495
Künstlern und den Kunstlmndwsrkern Russlands die Quellen und Typen des wahren na-
tionalen Styles zu erschliessen." Es schllesst sich daher dieses von Moskau ausgehende
Unternehmen einsm ähnlichen an, das in Petersburg erscheint, und das, wie das gegen-
würlige, die russische Ornamenük nach Miniaturen, die Ornarnentik der russieben We-
berei zum Gegenstands hat.
Wenn bslde Werke abgeschlossen vor uns liegen werden, wird man über die Frage,
was national-russisch in der Ornnmentik der Manuscrlpte und Wehstoße ist, genauer ur-
theilen können. Für den Moment erfreuen wir uns an den bisher unerschlossenen Schätzen
russischer Ornarnentik und an der trellichen Wiedergabe derselben. Insbesondere das vor-
liegende Werk ist prachtvoll nn Farbendruvke ausgestattet, in einem hnndsarneu Formate
und rnit einem erläuternden Texte in französischer Sprache versehen. Auch denjenigen
unserer Künstler. die nicht auf Entdeckung der Typen und Quellen des russischen Nu-
tionnlslyles ausgehen, wird das vorliegende Werk, das von der regen Thiitlgkeit des Mos-
kauer Museums für Kunst und Industrie ein gllnzendes Zeugniss ablegt, vielfachen Nutzen
gewihreu.
Quellenschrlften für Kunstgeschichte und Kunsttechnlk des Mittelalters
und der Renaissance. II. Baud. Aretino, oder Dialog über Malerei von Lode-
vico Dolce." Uehersetst von Caj. Cerri, mit Einleitung, Noten und Index heraus-
gegeben von R. Eitelbergcr v. Edelberg. Wien, 187. W. Brnumüller.
Soeben ist das 2. Heft der Quellsnschrifteu erschienen, enthaltend den Dialog über
Malerei von Lod. Dolce, einem venetianischen Schriftsteller, der 1508 geboren, 1668 ge-
storben ist. Ausser dem G. Vasari ist Lod. Dolce der einzige zeitgenössische Schrift-
steller, welcher iiber die Venetiauische Schule geschrieben hat. Dieser Dialog ist nicht
allein deshalb von grossem Interesse, weil sein Inhalt Einblick in die Streitfragen ge-
währt, welche damals die Parteien in der Kunst bewegten, sondern auch durch eine Reihe
wichtiger Angaben über Tizian, Giorgione und Sebsstißuo del Piombo. Die Uebersetzung
wurde von dem sprscbgewandten Dichter, Herrn Caj. Cerri, verfasst, die Einleitung ver-
reitet sich über das Leben des Lod. Dolce.
Journal-Revue.
Beugewerke-Zellung, Nr. 88 Zur Geschichte der Bsngewerken-Verrine. Form
Nr. 39 Boulbon's Thonhenrbeitungs-Maschiuen. Römische Bäder. Form Mittel-
alterliche Stndtthore und Thorthiirme der Altmnrk. Die Glssinduetrie von Mureno.
Nr. 40 Römische Bäder. Form
Buuzeilung, Deutsche, Nr. 37 Infanterie-Kssernement mit MilitEr-Cnsiuo zu Stettin. Mit
Abbild. Die Ohio-Riverbriicke bei Lcnisville. Die Reise des Berliner Archi-
tekteu-Vereinem- Nr. 33 Eine neue Bauorclnung iir Berlin. Die mittelalterlicher
Bauwerke in Lübeck. Mittheilungen aus Vereinen. Nr. 39 Eine neue Beuord-
nung für Berlin. Form
Dlngler, Polyiechn. Journal, Bund CCI. Heft Leightonä Maschine zum Verzieren der
Büchen-inhäude. Mit Abbild.
Gewerbehlaü aus Württemberg, Nr. 3T Ueber technische Anwendungen des Lichtes.
Gewerbehalle. Nr; 10 Ueber Zimmerdecoralion. Von Dr. Bsder. Ornamente und Mo-
tiv Schwarzer Lecklirniee für Eisen.
Kirehenlchlnuck Seckauer, Nr. Die Form der Cesuln. Vortrag. Ueher Umrahmnng
der Kreuzwegbilder. Sti-lrereien. Abbild
Kamel-Chronik, Nr. 23 Die Knnsteusstelluug zum Besten der ullgern. deutschen Invaliden-
Stiftung. Der künstlerische Theil der Berliner Biegesfcler. Schluss
Kunst und Gewerbe, Nr. 37 Die Tluonwueren-Indnstrle. Il. Feyencen, Porcellnu. Mug-
dehurger Zweigverein des deutschen Gewerhemueeums. Wiener Weltausstellung.
Ein vegetabilischer Kitt von groseer Biudehraft. Sessel von O. Pilz in Berlin.
Abb Nr. 38 Die Thonwuren-Industrie. Lll. Die Hefen. I. Dresden. Die
Planotyple. Schluss Mulgrund für Stereochromie, Qebrnnnten Thon etc. Brü-
stungen für Schweif- und Lauheägenrbeit. Abbild Nr. 39 Die Thonwearen-
Industrie. IV. Unsere Oefen und die deutsche Ofenfabricetion. II. Berlin, Die
Kuustiudustrie 1870. Moskau. Ausstellung. Schilde aus dem 16. und 17. Jahrh.
Abbild
496
Organ für chrlllllcho kund, Nr. 17 Die Ciatercienser Abteikirche zu Hailsbronu. Vnn
D. A. Jele. Am Strauburgar Münster. Kunst in den Briefen des h. Bonifacius.
Nr. 1B Die Cisbereienser Abteikircbe zu Heilsbronn. Schlamm Die Apostel
in der bild. Kunst. Form Artist. Beilage Die Orgel im Münster zu Straßburg.
Kleinere Mittheilungen.
'Die feierliche Schlusssteinlegung im neuen Mnseumsgebäude
und die Eröffnung der Mnsteransstellung österreichischer Kunst-
gewerbe findet unabänderlich am 4. November l. J. statt.
Besuch des Museums. Im Monate September wurden die Sammlungen des
Museums von 4690 Personen besucht.
Die Donnerstag-Vorlesungen im Oesterr. Museum werden
um 16. November l. J. Uhr Abends im Vorlesesaale des neuen
Museumsgebäudes am Stubenringe mit einem Vortrage des Directors
v. Eitelberger über das Weltausstellungs-Programm mit Rücksicht
uuf die Kunstbestrebungen Oesterreichs" beginnen, dem dann zwei Vor-
träge über "Tiziau und die Gemälde Tizinn's in der k. Galerie im Belve-
dere" folgen werden.
Zr-lchenschule des Irnuen-Erwerbrerelnes in Wien. Für den Winter-
semester 1871172 sind in dieser Zeichensehule 52 Schülerinnen inscribirt, bedeutend mehr,
als im verüossenen Jahre. In dieser Schule wird der Elementarleirhenunterricht von dem
Lehrer Herrn Sodoms jun., Musterzeichner, ertheilt, und bei fortgeschritteneren Zöglingen
das Flaehornement, mit besonderer Rücksicht auf den Frnuenerwerb. gepflegt.
In der Kunstgewerheschule hat die Aufnahme der Schüler vom 2. bis 4. d. M.
stattgefunden. Die Zahl der Schüler ist 15H, darunter T9 für die Vorbereitungsschnle, die
anderen vertheilen sich in die verschiedenen Fschschnlen. Beiliiuüg die Hälfte der Schüler
sind nus den Kronländern, darunter 12 Böhmen, Mährer, Ungarn, Gnlizianer u. s. f.
Unter den Ausländern I1 aus dem deutschen Reiche, aus der Schweiz. In dieser Zahl
der Schüler sind auch 22 Damen mit inbegriffen.
Specinlschule für Pureellnnirldrlstrie in Elbogen. Die Han-
dels- und Gewerbekammer in Eger hat am 6. October die Comiteanträge
bezüglich der Errichtung einer Specinlzeichenschule zur Heranhildung
von Arbeitern der Porcellanindustrie höherer Gattung in Elbogen unver-
ändert angenommen. Wir tragen Bericht und Anträge des Comite"s nach.
Holzschnitzschule in St. Ulrich. Die Gemeinde St. Ulrich im
Grödnerl Thsle hat sieh bereit erklärt, zur Errichtung eines eigenen Ge-
bäudes für die zu gründende Holzschnitzschule den Baugrund und nach
Möglichkeit das Bauholz zu stellen, ferner die Kosten der Bedienung,
Beheizung, Beleuchtung und Gebäudeerhaitung zu übernehmen. An den
Tiroler Landtag wird ein Gesuch um Unterstützung dieses für das ganze
Landshuchwichtigen Unternehmens gerichtet werden.
In der Arnoldiaeheu Buchhandlung in Lolpzlg ist soeben erschienen und in
allen Buch hnndlungen zu haben
Album der Blumenmalerei.
Marle v3 Musterblätter für Lehrer und Schüler.
Grösse I. HER und je Blatt, Thlr. 10 Ngn; Grösse ll. Heft Blatt,
Thlr. 10 Ngn. Grösse lll. Heft Blatt, Thlr. 12 Ngr.
Selbstverlag des knie. kön. Oesten-eichiuchen Museums.
Druck von Curl Geroldä Sohn in Wien.