"MITTHEILUNGEN
K. K. GESTERN. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
MUNATSUHNIFT FÃR KUNSTGEWERBKIE.
AÃm.-r UN.
"NEUENULUE. ZEHNTER JAHRGANG-HEFTII.
'7"s'anÃ"
WIEN;
COMMlSSIONS-VERLAGQ VON CARI." GEROLDS SOHN.
Alt-Wienirin sBild. unilsWortl
Ansichten aus dem alten Wien. in einer sorgfÃltigenkÃusxttah IrDer WienenAlterthomsvex-ein
hat sich zu diesem Vorhaben rnit der Redactinn des Wiener Illustrirten Extrahlattes vereinigt,
und sollen Lieferungen 'in' zwangloser Folge herausgegeben werden. welche je tz BlÃtter ent-
halten. Jeder Darstellung wird ein fachf erliuternder Text beigegeben als Mitarbeiter sind
bisher die Herren Boeheim, Hauser. Lind. LÃwv. Weittenhiller, Wimrner beigetreten.-
Die Redaction hat Herr Dr. Albert llg-Ãbernoinm
Das alte Wien schwindet mit seinen charakteristischen StÃtten und .Bsuten immer
mehr dahin. Die Erfordernisse des modernen Lebens, des gesteigertenyerltehres, und so
manche andere UmstÃnde bringen es unaufhaltsttmerweise mit sich, dass diese architektonischen
Zeugen der Vergangenheit in raschem Gange von der Scene abtreten und zahlreiche historische
Erinnerungen, auch manches kÃnstlerische Werk, geht damit auf imtnergverloren. Viele dieser
der Demolirung rerfallenen GebÃude 'wurden in letzter Stunde noch aufgenommen und Ãfters ist
die in rAlt-Wienc enthaltene Abbildung die einzige. welche von denselben existirt.
Die einzelne Lieferung kostet I'll. 10 "Itrsgmit franlsirtcr Zusendung auf Rolle gut
verpackt H. 20 kr. Bestellungen Ãbernehmen alle Buchhandlungen des In- und Auslandes.
Jede Lieferung. ist auch einzeln zu haben. Das Porto fÃr dreivLieferungeii zusatnmetrhetrigt
-nur 10 kr. v.
Inhalt der ersten Lieferung Der Hof des Fruhwirthhauses auf der Wiedert-
KÃnigsegghche Gartenpalais in Gumpendorf. Die Fassziehexgasse. -vDie'alte UniversitÃt.
aRothe Stern-Haus in der Leopoldstadt.
Die Salzgries-Kaserne, Im Auwinltel, Blatt. -.Der alte lileppersteig. Das alte
Generalcommando-GebÃude auf der Freyung. Die StubenthormÃhle. Dass Haus vzumi
goldenen FGBSITCVBIVTI Minoritenplatz. Der. Caivarienberg "in Heruals.
Inhalt der zweiten Lieferung Plafond im alten Rathhaus. -,Das.EisgrÃbl. Der
Jacoherhof. Haus in der Rossaul Die RosaIien-Capelle im Freihaus auf der Wieden.
Der Gasthof wzum wilden Mannn Die Pfarrkirche auf demVSchottenfeld.-'Das alte kaiserliche
RÃdenhsus in Erdberg. Das "KÃssdenpfcntrighaus-A St. Anna-GebÃude. -,Das Kipfelhlus.
in der GrÃnangergasse und das SleindelbÃcl-thaus auf de Landstrasse. Die IhuryiCapeller
Inhalt der dritten Lieferung Maria-Stiegen. Das BÃrgerspital. Das Schottenstifn,
"Die Schanzel-Capelle. Die letztenRestedar MÃlkerbastei Das Haus xzurn Pelikan
in Neulerchenfeld. Die alteVerpliegsbÃclterei im unteren Arsenal. Zum Primas von
Ungarn. Das Haus xzum schwarzen BÃreuram LugeckÃ- Das Haus nur goldenen Enten.
Die alte UniversitÃts-Bibliothekl Der iPestgiebel an der Carlsltirche.
Inhalt der vierten Lieferung Sculpturwerk am Stephansdom. -.Das Haus xzum rotheti
Igel am Wildpretmarkt. --Die SchÃniatemgasse. Huf im alten Rathhans. Das Schwabische
Haus, genannt xdie Schwahenburgc. --Das fÃrstlich Liechtenstein'scl1e Palais-in der Rossau.
Das Haus "nzum-rothen Apfels. -'Das4Herrschaftshause in der Augartenstrasse. Dasjehe-
malige Schloss am Hundsthurrn. Das ehemalige,Eszterhiizy-Palais in den Mariahilierstrasse.
Das Haus und Gasthaus xzur deutschen Eiche auf dex Brandstatt, Die frllhenhestsndene
Johannesltirche in der Jigerzeile.
Inhalt der fÃnften Lieferung Das Kloster der SiebenhÃchnerinnen Blatt. Die
jichÃnlaterngasse. Die WsissgÃrherkirche. Das sogenannte wrothe Hause in der Alservpr.
stadt. Das alterSchlnss Hundsthurm. Das Franzosenhaus. DasÃRothenthunnthor. Die
Mechilaristenltirche. Die.Gexreidemarkt-Kaserne. Das KÃrnthnerthor-Theater. Die
Reindorfer Kirche. .7
Inhalt der sechsten "Liefern Der obere Theil des Salzgrics; Das herrschaftliche;
Brauhaus in Margarethen. Derlacoberhof Die Jacoberbastei. Die Hernslser Linie.
Das nnnerhauiin der Mechitaristerigassa. er rothe Hoff- Grab-Platte des GrafenVSalrp.
Das Haus azum schwarzen Bnckx. Dielxirche in Dornhach. Der Katzensteig Dasalte-
Rathhausuf- Das neue Thor. Ã... TV
Inhalt der siebenten LieferungrDer alte Minoritenplate an der Ostseite. Die
SchleifmÃhle Blatt, Die Pfarrkirche in Heiligenstad-t. Der polnische Hof. Die xdrgei
Kronen auf der Wieden. Oher- St.Veit;"-- Die Vlfiedener Hauptatrnsse. --'Das BireithuÃ"
in der Tsborstrasse. Der Ledererhqf. Aus derlllagdalenenstrhsse im Yl- Bezirke. --"Du
Lazzenhnf und die- WÃchtergnsse. Die St. Lnrenzltirche in Ãcftiottenfeld. Privathiuser im
IX. Bezirkel Das Belvedere. RÃckseite denPjfarrItii-che- zum hlÃlieopold im li- BClirkÃJ
Der Reisnerhof. Die St. Annakirchs. DasgraÃ. Kolowrafsche GebÃude auf der Seiler?
stÃtte. Aus der Liechtensteinstrasse. Ecke der Kliebergasse. ..
Inhalt der neu nten. Lieferung Die SÃdseite des Miichaelerplatzes Blatt. Das"
Recepthaus in der Kleinschrniedgasse. Das Schottetithoru- Das Augustinerkloster auf der
Landstrasse und St. Dnrothea in der StadtlÃ- Das Franzensthonla alt";- Das Haus nun-j
Kegeln. St. Johann in Siechenals und das BÃcltenhiusel. Die Capelle an der-Hundsthurtnen
Inhalt der avc ten Lieferung Der Apollosaall Die Landstrasser Idaujirtstrasse.
Linie. Das Asyl und Werkhaus, in derLeopoldstndt Die Capelle an der Nussdnrfer,
Linie. Das gemalte Haus.
MITTHEILUNGEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEU IS
KUNST UND INDUSTRIE.
MonatschriffmlfzlÃpKligstgewerbe.
Hcnusgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums,
Im Commissionsverlag von Carl Gerold's Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Nr. 110. 353. WIEN, Februar 1893. N. F. X. Jahrg.
lnhnlt Die SchnbkuusL-Ausetcllung im Oeuterr. Museum. Von Eduard Chmelarz. Schluam Ange-
legenheilen des Oeuerr. Muleulns und der mil demselben verbundenen lnutilule. Lineralur-
herichl. Bibliographie des Kunllgewerben. Notizen.
Die Schabkunst-Ausstellung im Oesterr. Museum.
Von Eduard Chmelarz.
Schluss
Bei dem groÃen Mangel datirter BlÃtter ist es schwer, den Beweis
zu liefern, 0b der Prinz wirklich, wie ihm nachgesagt wird, keine Schab-
blÃtter mehr producirte, seitdem Wallerant Vaillant ihn verlassen hatte.
Nach einer an Ruhm und Erfolgen reichen Reise nach Frankfurt und
Paris lieà sich dieser als Bildnissmaler und Stecher gleich geschickte
Mann in Amsterdam nieder und ist in der That als der Erste zu be-
trachten, welcher die Schabkunst fachmÃnnisch Ãbte, indem er bis zu
seinem Tode im Jahre 1677 bereits Ãber 200 BlÃtter nach eigener Er-
findung und jener vieler anderer Maler lieferte. Man sieht bei W. Vaillant
sofort, wohin er mit richtigem kÃnstlerischen Blick und GefÃhl das neue
Reproductionsrnittel lenkte. Neben einer Reihe trefflicher PortrÃts, unter
denen die liebenswÃrdigsten Bilder aus der eigenen Familie, ist eine
ganze Reihe von Arbeiten nach den berÃhmten-Genre- und Volksmalern
der Niederlande zu bemerken. Dies sind die beiden Richtungen, in denen
sich die Schabkunst in Holland mit Vorliebe, aber auch mit voller Er.
kenntniss Ãber die Grenzen ihres KÃnnens bewegt Die eine wendet sich
mit dem PortrÃt an den Familiensinn und das persÃnliche Selbstbewusst-
sein der strammen, rede- und kampfestÃchtigen MÃnner aus den hÃheren
Classen und ihrer wÃrdiger Frauen, die andere wird zunÃchst Dolmetsch
der Lebensauffassung des prÃchtigen Volksstarnmes, dessen Bauer sich in
Jahrg. 1895. 22
314
hartem Kampfe fÃr Religion und Freiheit unbewusst die Existenzberech-
tigung auch auf dem Gebiete der Kunst erobert hat. Das Treiben der
unteren StÃnde in ihres Lebens MÃhsal, aber noch mehr in ihrer Ãber-
schÃumenden lauten Freude bei Tanz und Gelage wird nach der Periode
der groÃen Historienbilder von den Malern mit besonderer Vorliebe ge-
pflegt und die Schabkunst sorgt rasch und billig fÃr die Verbreitung
solcher Suiets, bis allmÃlig die Ausartung, wie auf allen Gebieten, so
auch hier Platz greift und vielfach eine ikonographische Schandlitteratur
producirt, welche kaum der Besichtigung werth, geschweige denn aus-
stellungsfÃhig ist.
S0 weit ist es bei Wall. Vaillant noch nicht gekommen und man
kann mit VergnÃgen sein Oeuvre durchblÃttern, nur bedauernd, dass
seine SchabblÃtter unter einer zu groÃen SchwÃrze des Gesammteindruckes
leiden. Es fehlt denselben noch jener unsagbare Duft der zartesten Ueber-
gÃnge und Modellirungen, welche erst durch eine Erfindung seines Lands-
mannes Abraham Blooteling ca. 1695 ermÃglicht wurde. Vielleicht
hat diesen sein kÃnstlerisches Empfinden gedrÃngt, dieselbe lichte Klar-
heit, welche seine Kupferstiche auszeichnet, auch in der Schabkunst an-
zustreben, und er erfand den noch heute fÃr die Aufrauhung
der Platte Ãblichen Granirstahl oder das Wiegmesser. Mit
der geraden Feile und der Roulette der frÃheren Meister war eine Lei-
stung, wie sein wunderbares Bildniss des BÃrgermeisters Beweringk von
Gouda Nr. 35 und so viele andere seiner x28 SchabblÃtter einfach nicht
zu erreichen. Von jetzt an war aber fÃr die Schabkunst alle Schwierig-
keit in BewÃltigung des Materiales beseitigt und der Weg zur Voll-
kommenheit geÃlTnet. Es ist begreiflich, dass Blooteling zunÃchst in seiner
Heimat groÃe Nachfolge fand, seitdem er sich nach mehrjÃhrigem Aufent-
halte in England wieder in Amsterdam niederlieÃ. Bald versuchte sich
eine groÃe Anzahl von Genremalern selbst in rascher Wiedergabe ihrer
eigenen Compositionen, und zwar manche von ihnen, wie die beiden
Verkolje, mit grÃÃtem Geschick. AuÃer diesen wÃren noch Hon de-
koeter, Jan und Paul van Sommer, Huchtenburg und dessen
SchÃler Dirk Maas, sowie Cornelis Dusart zu nennen, von denen auch
charakteristische BlÃtter in genÃgender Zahl ausgestellt sind.
Noch grÃÃer wurde natÃrlich die Zahl der fachmÃnnischen Kupfer-
stecher, welche sich nun der beliebt gewordenen Schabkunst zuwandten,
und viele von ihnen haben sich, reichen Erfolges sicher, zugleich als
rÃhrige Drucker und Verleger etablirt.
Der fruchtbarste hollÃndische SchabkÃnstler ist Jacob Gole in
Amsterdam gestorben 1730 oder 1737. Von ihm allein stammen Ãber ioo
geschabte Bildnisse, Folgen von Predigern und Gelehrten, KÃnstlerpor-
trÃts Rembrandt Nr. 7x und treffliche Genres nach verschiedenen
Meistern; weniger gelungen sind dagegen seine allegorischen Folgen
eigener Erfindung, wie die Sinne, Welttheile, Elemente, freie KÃnste etc.,
31b
theilweise mit modisch gekleideten Personen nach Art von Modebildern.
Der eifrigste Verleger von SchabblÃttern wurde Peter Sc henk in Amster-
dam, der durch Copien und Abklatschen der Arbeiten Anderer seinem
kÃnstlerischen Ruhme viel Eintrag that, wÃhrend er doch durch BlÃtter
wie Nr. St, junge Frau am Fenster, sein kÃnstlerisches KÃnnen vollauf
bewies.
Es ist auffallend, dass die Bilder von Helldunkelmalern wie Rem-
brandt, welche zur Wiedergabe in Schabkunst sozusagen prÃdestinirt sind,
in Holland selbst nur wenig reproducirt wurden; dafÃr umsomehr in
England. Schon bei HÃchtiger Betrachtung der auf unserer Ausstellung
vertretenen englischen SchabkunstblÃtter wird einerseits die Schwierigkeit
einer Gruppirung einleuchtend, wÃhrend auf der anderen Seite ein Ver-
weilen selbst nur bei den besten der ausgestellten BlÃtter sozusagen ein
Auszug aus dem Kataloge werden mÃsste, was verwirrend, gewiss aber
nicht anregend wirken wÃrde. Unsere Aufgabe wird es nun sein, nach
MÃglichkeit zwischen diesen beiden Klippen durchzulaviren.
Dass Evelyn schon im Jahre 1662 eine Geschichte der graphischen
KÃnste verÃÃentlichte, lÃsst indirect darauf schlieÃen, dass zu jener Zeit
in England ein gewisses lnteresse fÃr dieselben vorhanden war. Prinz
Rupprecht und mehrere herÃbergekornmene HollÃnder, besonders Bloote-
ling und Vandervaart u. A. bereiteten rasch den gÃnstigen Boden fÃr die
Schabkunst, welche sich von nun an in England concentrirte, dort ihre
zweite Heimat, ihre rechte kÃnstlerische Entwicklung fand und, zu einer
wahrhaft nationalen Kunst geworden, deshalb noch heute oft genug die
englische Manier genannt wird. Aus der zweiten HÃlfte des 17. Jahr-
hunderts ist nur wenig zu bemerken William Sherwin, der vom Prinzen
Rupprecht selbst unterwiesen wurde, ist allerdings mit dem seltenen Titel
eines englischen Hofstechers ausgezeichnet, war aber kein bedeutendes
Talent, und sein Hauptvertlienst besteht darin, dass er 1669 als der erste
englische SchabkÃnstler die Bildnisse von Karl ll. und der KÃnigin
Katharina verÃffentlichte Nr. 244 und 245. Es ist auch sehr bedauerlich,
dass der vielseitig begabte, mit feinem VerstÃndniss ausgestattete Will.
Place zu reich war, um sich als Fachmann mit der Schabkunst zu
quÃlen, und so bleibt dem Isaac Beckett, dessen PortrÃt des Malers
Lely Nr. 248 schon sehr schÃn zu nennen ist, die Ehre, der BegrÃnder
der englischen Schabkunstschule zu werden. Sein SchÃler John Smith
nimmt dann bis in die ersten Decennien des 18. Jahrhunderts mit seinen
etwa 500 BlÃttern, welche bereits alle Gebiete Mythologie, Biblisches,
Genre, auch sogar schon etwas freie Darstellungen umfassen, den vor-
dersten Rang ein, da er es verstand, die Schabkunst voll und ganz aus-
zunÃtzen und die Farbe von sammtartiger SchwÃrze bis zum hÃchsten
Lichte in unzÃhlbaren UebergÃngen durchzufugiren. Der berÃhmte Por-
trÃtmaler Kneller wusste ganz gut, warum er die Reproduction seiner
damals so en vogue befindlichen GemÃlde fast ausschlieÃlich dem John
22'
510
Smith Ãbergab; jedenfalls liegt der Schwerpunkt von dessen Kunst in
den PortrÃts, deren er nicht weniger als 280 machte. Er soll auch schon
den grÃÃeren Werth der frÃhen Drucke erkannt, seine Probedrucke aufge-
hoben und ganze SÃtze von dem ersten Plattenzustande bis zum vollendeten
Abdruck zusammengestellt haben, was nebenbei sein Talent als rÃhriger
KunsthÃndler und Verleger beweist. lmmer fort, und das gilt ja eigentlich
bis in's 19. Jahrhundert. finden wir dann Versuche der SchabkÃnstler,
ihren BlÃttern durch Beimischung von anderen Techniken eine grÃÃere
Kraft zu geben, aber vielleicht gerade deswegen war, trotz des Talentes
des John Faber jun. vgl. Nr. 290, die Schabkunst in Gefahr zu ver-
Hachen, wenn ihr nicht von anderer Seite frisches, gesundes Blut wÃre
zugefÃhrt worden, nÃmlich von Irland.
Dort hatte der Londoner Andrew Miller im Vereine mit dem
IrlÃnder Brook eine besondere Schule begrÃndet, welche nicht blos auf
der grÃnen Insel festen Fuà fasste, sondern durch eine Reihe von Send-
boten, welche sich in London ein breiteres Feld ihrer ThÃtigkeit suchten,
auch die dortige Schabkunstschule zu hÃherem ErblÃhen brachte. lhr
Stern ist James Mac Ardell, dem die Natur fast geniale Begabung,
aber zu kurzes Leben geschenkt hatte, denn er starb, SgjÃhrig, bereits
1765. Die beiden SÃhne des Herzogs von Lenox Nr. 279 nach Van
Dyck und mehrere BlÃtter nach Rembrandt Nr. 280-282, 285 bezeugen
seine Einsicht von der UnÃbertrefflichkeit der Schabkunst in Wiedergabe
des Helldunkels, aber nicht minder bestÃtigen die von ihm so fein
getonten PortrÃts den Ehrenplatz, welcher ihm an der Spitze der eng-
lischen Schaber vielleicht nur von Earlom streitig gemacht wird. Beson-
ders der damalige englische Kunstdirector Sir Josh. Reynolds hielt groÃe
StÃcke auf ihn und soll gesagt haben, dass sein eigener Ruhm durch
Mac Ardell's BlÃtter werde gewahrt sein, wenn seine GemÃlde schon ver-
blichen sein werden. Mit seiner Freiheit und KÃhnheit und, wo es Noth
that, wiederum ganz auÃerordentlichen Feinheit der Technik hÃtte er bei
lÃngerem Leben gewiss die Kunst vor manchen Abirrungen der spÃteren
Zeit bewahrt.
Auf dem Wege, den Mac Ardell gewiesen, folgen ihm zunÃchst
seine irlÃndischen Landsleute, ihrer sieben Thom. Frye, der hochbegabte
Houston, Dixon, Murphy, Fisher, Spooner und der seinerzeit
ÃberschÃtzte CapitÃn Baillie, welcher bekanntlich die Platte von Rem-
brandfs Hundertguldenblatt aufgestochen und schlieÃlich zerschnitten hat.
Von jedem dieser Meister wÃren einzelne BlÃtter hervorzuheben, wie die
Damen mit FÃcher, Perlenschnur, Diadem und Hermelinmantel von Frye
Nr. 292, 293, die GrÃfin von Northumberland von Houston Nr. 29g
mit geradezu unglaublicher AusfÃhrung der Goldstickerei, und Fisher's
geistvolle Wiedergabe von Reynolds Bildniss des humorvollen Pfarrers
Sterne Nr. 333. Wenn bei den zwei erstgenannten BlÃttern die wunderbar
gelungene Mache von Spitzen, Sammt, Seide und Goldstickerei in vollem
317
Lichte vor Allem auffÃllt, so ist William Pether der unermÃdliche und
schwer zu ÃbertrelTende Schaber von Lichtwirkungen der entgegen-
gesetzten Art, wie man aus seinen ausgestellten sechs BlÃttern nach
Rembrandt und fÃnf ebenso vom Licht blos durchdÃmmerten Interieurs
nach Wright entnehmen kann. Und wie sich hier die Richtungen scheiden,
so kann man nach anderer Seite noch eine Wahrnehmung machen.
Einige SchabkÃnstler lieben unendlich feine Granirung der Platte und
ihrer Gesammtarbeit, wie etwa Dean, dessen ausgezeichnete BlÃtter
Nr. 397 und 398 bei flÃchtiger Betrachtung wie schwache Drucke aus-
sehen, wÃhrend andere breit und krÃftig in's Zeug gehen, wie etwa Rob.
illiams und Finlayson, dessen BlÃtter fast auf Distanz zu besichtigen
sind. Wenn ein SchabkÃnstler beide Manieren beherrscht, dann ist er
unstreitbar der erlesenste, um dem Farbenauftrage der verschiedensten
Maler gerecht zu werden. Nur muss er die richtigen Originale vor sich
haben, und wenn z. B. Valentine Green's Lady Nuneham Nr. 344.
durch die Arbeit des Blumenmusters auf ihrem Kleide eines der besten
StÃcke der Ausstellung zu nennen ist, so muss man dagegen seine Dorf-
schule nach Jan Steen Nr. 34.6 als einen entschiedenen Fehlgriff be-
zeichnen, weil hier wegen der vielen unbedeutenden Figuren und gleich-
mÃÃigen Beleuchtung die ganze Schabarbeit in die Wirkung einer mittel-
mÃÃigen Lithographie verloren geht. Zum GlÃck hat Green diesen Fehl-
griff durch eine ganze Reihe wahrer Perlen seiner Kunst vollauf wett-
gemacht. Zu denselben gehÃren vor allen die Ladies Waldgrave nach
Reynolds, voll Leben und fesselnder SchÃnheit Nr. 356, und die Herzogin
Anna von Cumberland, das Non plus ultra an Vornehmheit, nach Gains-
borough Nr. 363. Durch Kraft und FÃrbung zeichnet sich dagegen
A. Winter's Tale Nr. 360 nach Opie, durch energische Granirung des
Hintergrundes sein Bildniss der Malerin Cosway aus Nr. 361.
Bereits frÃher wurde der Zwiespalt der Meinungen angedeutet, 0b
Mac Ardell oder Richard Earlom i822 der grÃÃere SchabkÃnstler
sei, eine Frage, welche sich nur individuell beantworten lÃsst. Die Mehr-
zahl der Beschauer wird gegenÃber dem ernsten Mac Ardell sofort durch
den vielseitigeren Earlom eingenommen werden, und die Landschaft mit
der MÃhle nach Hobbema Nr. 365, die vier Marktbilder Nr. 376-379
und nun gar seine zwei Blumen- und FruchtstÃcke Nr. 383, 384 sind
wirklich unvergessliche Bilder voll kÃnstlerischer Empfindung. Seine fast
rafiinirte Technik mit Zuhilfenahme von Aetzung und Stichel haben viele
Andere schon vor ihm versucht, nie aber so spielend und geistreich ohne
Verletzung des richtigen MaÃes zu Stande gebracht. Wie er die Schwierig-
keiten des Lichtes zu bewÃltigen wusste, zeigt das lnnere des Pantheons
in London Nr. 373 und in noch stÃrkeren TÃnen die kÃnigl. Kunst-
akademie in London vom Jahre 1772, wobei alle 34 sichtbaren Personen
portrÃtgetreu gemacht sind Nr. 371. Die technische Behandlung einer
Platte hÃngt eben von der Mache des Originals ab, und die breite, manch-
mal flÃchtige Art des Reynolds muss ebenso wie, die des Franz Hals und
Hoppner anders zum Ausdrucke kommen, als die weiche, oft geleckte
Manier der Angelica Kauffmann oder des Zolfany.
In dieser spÃteren Zeit des 18. Jahrhunderts macht sich uns auch
in England das stÃrkere VordrÃngen des Genrebildes bemerkbar. Bisher
hatte, Dank dem englischen Familiensinne, das PortrÃt die Ãberwiegende
Vorherrschaft, wÃhrend die Landschaft mit ihrem Ueberreichthum unent-
schiedener Kleinigkeiten, welche vermisst werden, wenn sie fehlen, aber
verwirrend wirken, wenn der KÃnstler auf sie eingeht, mit Fug und Recht
von der Schabkunst fast gar nicht in ihr Bereich gezogen wurde. Wohl
kommen noch ausgezeichnete PortrÃtschaber an die Reihe, wie Dickinson,
der bis zur UnliebenswÃrdigkeit kraftvolle Jones, die beiden Watson
und vor allen John Raphael Smith, der seinen Ãlteren Namensgenossen
weitaus Ãbertrifft und Schulter an Schulter steht mit den Besten seiner
Zeit. Nicht in die letzte Reihe stellt sich Hodges mit seinen BlÃttern
wie John Lee Nr. 512 und der Philanthrop Will. Wilberforce Nr. 5x6.
Des Raph. Smith's trelTlichster SchÃler ist Will. Wards, von welchem
eine Reihe von BlÃttern nach GemÃlden seines Schwagers Morland aus-
gestellt sind, nach den zahllosen PortrÃts nun wahrhaft Aug' und Herz
erquickende Familienscenen und Genrebilder aus dem Landleben. Von
dem jÃngeren Bruder James Ward muss besonders die Art und Weise,
wie er uns die Pferde auf den Bildern Georg III. Nr. 542, 546 verfÃhrt,
jeden Kupferstichfreund entzÃcken. Und schlieÃlich ist Gainsborougli
Dupont nicht zu vergessen, bezÃglich dessen Smith nicht ansteht zu er-
klÃren, dass, wenn er lÃnger gelebt, mehr Bilder seines Oheims geschabt
und so der Kenntniss des groÃen Publicums nÃher gebracht hÃtte, die
Ãffentliche Meinung den ersten Platz als Maler der graziÃsen und ele-
ganten englischen Damen nicht dem Reynolds zuerkennen wÃrde.
Aber das Jahrhundert geht zu Ende und wie im Allgemeinen auf
anderen Gebieten, will auch bei der Schabkunst ein rheilweiser Nieder-
gang bemerkt werden, besonders durch zu groÃe Elfecthascherei in der
Mischung der Techniken, um die frÃheren Meister zu Ãbertreffen. That-
sÃchlich stellt sich manches scheinbar gut gearbeitete und auf den ersten
Blick imponirende Blatt bei nÃherer Untersuchung als ein Ragout von
stecherischen KunststÃcken unfeiner Art heraus. Es musste erst wieder
ein Maler kommen, welcher wie frÃher Lely, Kneller, Romney, Gains-
borough und Reynolds eine ganze Generation, also auch die reprodu-
cirenden KÃnstler begeisternd in seine Bahnen zog, und Thomas Law-
rence war es, welcher so der Schabkunst neue Impulse gab. Die ÃberwÃl-
tigende Art, in der wir seinen KÃnig Georg IV. von Hodgetts Nr. 572
und den Papst Pius VII. Nr. 575 von dern erst 1887 verstorbenen
Cousins vor uns sehen, findet die liebreizendsten GegenstÃcke in des
letzteren unwiderstehlich einschmeichelndem Bildnisse der GrÃfin Gros-
venor Nr. 576 und Turner's Mrs. Stratton Nr. 573. Solche Kunst
.2
konnte nicht verloren gehen und die Dame mit dem Mut? von ,Hirst
Nr. 578 und die MÃdchen am Brunnen von Tomkins Nr. 579, beides
BlÃtter, welche noch nicht drei Jahre alt sind, beweisen zur allgemeinen
Ueberraschung, dass die schÃne und gute Schabkunst noch nicht ganz
erstorben ist.
Nun ist es aber hohe Zeit, sich umzusehen, welche Schicksale denn
die Schabkunst in den anderen LÃndern Europas hatte. Die romanischen
LÃnder, wieltalien und noch mehr Spanien, stehen mit ihren Leistungen
auf dem Gebiete der Schabkunst so tief, dass eine allgemeine historische
Skizze auf dieselben gar nicht einzugehen braucht. Und nicht viel besser
steht es in Frankreich, aus naheliegenden GrÃnden. Wenn England das
Land der Schabkunst wurde, so war und ist Frankreich seit dem I7. Jahr-
hunderte bis heute die Heimat des groÃen monumentalen Kupferstiches
so gut, wie der unendlich feinen, oft champagnerartig prickelnden lllu-
strationen seiner belletristischen Litteratur. Wo die Meisterwerke von
Nanteuil, Audran, Edelinck, Drevet, Wille und die CabinetstÃckchen
eines Gravelot, Eisen, Cochin und Moreau ihre mit vollem Recht be-
geisterten AnhÃnger hatten, nicht zu gedenken der Vorliebe fÃr die
Farbenstiche eines Janinet u. A., da war fÃr die Schabkunst kein Raum
frei und die wenigen BlÃtter von Barras, Bouys und Sarrabat ver-
mÃgen auf uns keinen besonderen Eindruck zu machen. Der einzige
Ludwig XIV. von Louis Bernard Nr. 584. rechtfertigt einigermaÃen
den Hymnus, welchen Laborde Ãber diesen Landsmann anstimmt. Die
virtuose Technik und echt franzÃsische fougue et verve, mit welcher sich
Debucourfs groÃe BlÃtter nach Vernet Nr. 58g und 590 prÃsentiren,
lÃsst uns wenigstens das kÃnstlerische KÃnnen dieses Meisters ahnen, der
es jedoch spÃter fÃr besser fand, sich durch seine erninenten Farbensticlte
Geld und Ruhm zu erwerben.
Auch die Ableger, welche die englische Schabkunst mit Pelham
nach Amerika und mit Walker nach Russland sandte, wo derselbe seit
1784 Hofgraveur der Kaiserin Katharina wurde, brauchen nur beilÃufig
erwÃhnt zu werden.
Ein breites und groÃes Gebiet eroberte sich dagegen die Schabkunst
in Deutschland. Seit der zweiten HÃlfte des 17. Jahrhunderts machten
sich in einer Reihe von StÃdten einzelne KÃnstler sesshaft, wie Block
in Regensburg, Huck in Hannover, Michelis in DessaufiÃlesendorf,
Freidhoff und Sintzenich in Berlin; aber schlieÃlich concentrirte sich
Alles, was in Schabkunst in Deutschland gearbeitet wurde, in den da-
maligen HauptplÃtzen des Buchhandels, in NÃrnberg und Augsburg. Ich
brauche hier nicht einzelne Meister zu besprechen, denn es ist wenig
erschienen, was historisch bedeutsam wÃre und Ãber gute Mittelleistungen
hinausginge, und es genÃgt, die bekannten Verlegerfirmen Preissler und
Weigel in NÃrnberg, Heiss, Ridinger und Rugendas in Augsburg
zu nennen, um fast lauter bekannte BlÃtter in grÃÃter Zahl in Erin-
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nerung zu bringen. Vogel in NÃrnberg ist wenigstens ein treÃlicher
Kupetzky-Slecher, wenngleich seine BlÃtter zumeist unter der Dunkelheit
der Originale leiden; aber wer kennt nicht die Thier-, Jagd- und
Schlachtenbilder, mit denen von Augsburg aus die Sportfreunde auf dem
ganzen Continente Ãberschwemmt wurden? An und fÃr sich waren diese
BlÃtter von Ridinger und Rugendas ja recht gut gemacht, aber die endlos
abgedruckten Platten wurden zumeist aufgestochen und contourirt, und
in dieser abgeschmackten Form sollen sie noch heute die GÃnge vieler
SchlÃsser zieren. FÃr die Mittelclassen gab es dagegen eine Unzahl un-
interessanter Bildnisse von Predigern und Rathsherren, und Serien von
allegorisirenden Bildern der Jahreszeiten, Monate, Elemente, illustrirten
SprichwÃrtern und Moralregeln, deren Studium heutzutage eine wahre
Tortur zu nennen ist. Alles das zusammen beleuchtet das Darniederliegen
der deutschen Schabltunst im vorigen Jahrhunderte recht drastisch, und
mich drÃngt es, mich lieber einem Gebiete zuzuwenden, wo es um die-
selbe besser stand, ja wo sie sogar eine Wiedergeburt feierte, welche sie
der englischen wÃrdig an die Seite setzte, ich meine die Schabkunst in
Oesterreich und speciell in Wien.
Dass es zuerst niederlÃndische Schabklinstler waren, welche auf
unserem Boden wirkten, ist fast selbstverstÃndlich und der Ansatz hiezu
wurde sogar ziemlich bald gemacht, denn von dem kaiserl. Hofmaler
Johann Thomas von Ypern, welcher auch r658 bei der KaiserkrÃnung
in Frankfurt war, existiren schon recht schÃtzbare BlÃtter, wie das vom
Jahre 1661 datirte Brustbild Tizian's Nr. x66. Der erste eingeborene
Wiener SchabkÃnstler ist Jacob MÃnnl, von dessen Leben wir leider so
viel wie nichts wissen. Jedoch hat er ein Werk hinterlassen, welches, an
und fÃr sich interessant, uns von seiner KunsrÃbung Zeugniss gibt, nÃm-
lich jene 32 SchabltunstblÃtter, welche er im Verein mit dem Galerie-
inspector Lauch nach Bildern der k. k. GemÃldegalerie herausgab. Die
geringe UnterstÃtzung oder der wenige Anwerth, welchen die etwas ruÃigen
Tafeln MÃnnl's fanden, lieÃen das Werk nicht zur Vollendung gelangen,
so dass bei seinem Tode erst ll Platten verÃffentlicht waren. Die Ãbrigen
wurden spÃter abgedruckt, doch ist die ganze Serie sehr selten. Die
Originalplatten werden in der k. k. Hofbibliothek aufbewahrt, womit die
MÃhre, dass dieselben von den Erben MÃnnl's aus Noth zerschnitten und
als altes Kupfer verkauft wurden, widerlegt ist.
An Stelle MÃnnl's bekam dann Gust. Adolf MÃller seit 1727 die
neu gegrÃndete Professur an der Akademie der bildenden KÃnste', und
Mit einem fÃr jene Zeiten ansehnlichen Gehnlte von 800 G. und 300 Ã. Quartier-
geld. ln seinem Gesuche kommt die folgende naive Stelle vor, nihn anstatt des verstor-
benen Maennel, welcher unxer Weyl. Kaiser Leopoldi Mai. glorwÃrdigsten Andenkens
zwur nur in schwarzer Arbeit gedient, nllergnÃdigat nnzunehmenm Lmzow, Gesch.
der k. k. Akademie der bild. KÃnste. Wien 1377, p. 19, zo.
77 Ãglw
seine ungewÃhnlich groBe Platte mit dem Bildnisse von Karls VI. Ge-
mahlin Elisabeth Christine Nr. 172 ist schon ein PrachtstÃck ersten
Ranges nach GrÃÃe und Brillanz der Farbe, mit grandioser Pose und
Draperie. Nach solchen Leistungen ist es naheliegend, dass die Schab-
kunst in Wien und speciell am kaiserlichen Hofe in der Beliebtheit stieg
und nun sogar Joh. Gottfr. Haid aus der bekannten Augsburger KÃnstler-
familie mit kaiserlicher UnterstÃtzung nach London geschickt wurde,
sich die englische Vollkommenheit in der Schabkunst anzueignen. Er
hatte sich fÃr diese allerhÃchste Gnade in der besten Weise durch das
Kolossalbild empfohlen, welches er im Jahre 1760 von der zahlreichen
kaiserlichen Familie Franz I. und der Maria Theresia geschaffen hatte
Nr. 173. Nach seiner Wiederkehr im Jahre 1766 grÃndete er, ohne mit
der Akademie in ofticieller Beziehung zu stehen, jedoch vom Hofe aus-
giebig unterstÃtzf, eine eigene Schabkunstschule.
lm selben Jahre kehrte auch der spÃter so berÃhmte Ãsterreichische
Stecher Jacob Schmutzer von seinem Studium bei Wille in Paris, wohin
ihn Maria Theresia in die Lehre geschickt hatte, nach Wien zurÃck"
und sofort wird fÃr ihn die k. k. Kupferstecherakademie erÃffnet und er
nach MÃllefs Tode 1767 als besoldeter Hofkupferstecher angestellt. Er
Ãbernahm auch zunÃchst dessen SchÃler, unter denen frÃhzeitig der
Wiener Joh. Jacobe die Aufmerksamkeit erregt haben mag vgl. Nr. 177
vom Jahre 1762, weil auch er zur Ausbildung in der Schabkunst nach
London gesandt wurde. Bald nach seiner RÃckkehr circa 1780 wurde
fÃr ihn an der Akademie der bildenden KÃnste eine Specialschule fÃr
Schabkunst errichtet, deren ZÃglinge eine neue Glanzperiode dieses Ver-
fahrens, besonders im PortrÃtfache, inaugurirten. Jacobe selbst hat in
Nr. 186, dem Actsaal der k. k. Akademie der bildenden KÃnste mit den
PortrÃts von Quadal, Schmutzer, Zauner, Hohenberg, FÃger,
Lampi u. A. eine Leistung aufzuweisen, welche dem gleichartigen
Blatte von Earlom zum Mindesten gleichkommt, wenn nicht dasselbe
Ãbertrifft.
Die Genannten sind lauter Namen von gutem Klange und es ist
sehr begreiflich, wenn um jene Zeit die Stadt Wien als die Residenz
des Kaisers, mit einem reichen, kunslsinnigen Adel, mit hervorragenden
Kunstsammlungen und einer lebensfrohen und mit entschiedenem SchÃn-
Mit einem Gehalte von 400 8., zoo H. Zulage und too fl. fÃr jeden SchÃler,
deren er in seinem Tndesjahre 1776 drei hatte. Ebendas; p. 67, Note 3.
Im Stutsrlthsprotoltoll vom 24. Mai t766 heiÃt es nNun sei Holfnung vor-
handen, die Kupferstecherei in Wien auf den hÃchsten Grad zu bringen. Mill hebe
beiden KÃnstlern Hnid und Sehmutzer junge Leute zugegeben, damit sie in dieser
Kunst abgerichtet werden mÃgenm Nur solle nun -von Zeit zu Zeit nachgesehen werden,
damit sowohl die Meister selbst ihre Kunst BeiÃig Ãbten, als auch die hiezu tauglichen
Jungen gehÃrig unterwiesen wurden, maÃen auf beide Meistern zu diesem Ende groÃe
Unkosten verwendet worden seienn. Ebendas, p. 36.
322
heitssinn begabten BevÃlkerung nicht blos das Ziel vergnÃgungssÃchtiger
Reisenden, sondern durch ihre Akademie auch die Sehnsucht einer
ganzen strebsamen KÃnstlergeneration wurde. Wenn sich heute die
Kunstanschauungen geÃndert haben und die ganze Ãsthetische Auffassung
jener Tage eines Winckelmann und Klopstock von den Modernen abge-
lehnt wird, so darf dies doch nicht das Urtheil des Historikers zur Un-
gerechtigkeit bestimmen. Es war doch ein groÃer Zug in dem kÃnst-
lerischen Streben jener Jahrzehnte, aber Winckelmann selbst, der Pfad-
finder der antiken Kunstgeschichte, wurde durch ÃberschwÃngliche Be-
gcisterung in falsche Bahnen gelenkt und zu einer Auffassung der
Antike als einer Kunst voll sÃÃlicher Lieblichkeit, Ruhe und Weichheit
gefÃhrt. Alle Welt jubelte ihm damals zu und die nÃchste Folge war,
dass die KÃnstler, welche zu Winckelmann's Fahne schwuren, die
gleichen VorzÃge und MÃngel einer Mischung von Idealismus und
Manirirtheit zur Schau tragen. Der FÃhrer der ganzen Wiener KÃnstler-
schaar war Decennien lang der Maler Heinrich FÃger, hier in milderen
Formen dieselbe akademische Tyrannis Ãbend, wie David in Paris.
Auch die SchabkÃnstler, welche aus der Schule Jacobefs hervor-
gingen, mussten sich schon als reproducirende KÃnstler der Richtung
FÃger's einordnen. Aus ihrer stattlichen Zahl ragen besonders drei
hervor.
Der erste, der Bozener Joh. P. Pichler, vertauschte nach miss-
glÃcktem Debut in der Malerei den Pinsel mit dem Schabeisen und bald
wurden seine BlÃtter denen seines Lehrers vorgezogen. Anfang der
Neunziger Jahre wurde er vom FÃrsten von Anhalt-Dessau berufen, fÃr
die neuerrichtete chalkographische Gesellschaft mehrere Platten nach
berÃhmten GemÃlden der Galerien in Braunschweig, Cassel und Dresden
zu liefern. Nach mehrjÃhrigem Aufenthalte in Dessau kehrte er nach
Wien zurÃck, bekam nach dem Tode seines Schwiegervaters Jacobe
1797 die provisorische Leitung von dessen Schule, erlebte aber die Er-
nennung zum definitiven Professor nicht. Er war wohl PensionÃr des
kais. Hofes und des FÃrsten Liechtenstein und verdiente durch seine
Arbeiten viel Geld, das er aber nicht festzuhalten wusste, so dass Frau
und Kind in Armuth zurÃckblieben. Von seinen etwa 100 BlÃttern ent-
fÃllt die HÃlfte auf zumeist treffliche PortrÃts FÃrst Kaunitz x98 und
Prinz Joh. v. Liechtenstein x99 von unendlicher Feinheit, 17 BlÃtter
bringen altes und neues Testament, 26 BlÃtter Mythologie und antike
Geschichte. Etwa 12 groÃe historische BlÃtter nach FÃger sind heute
wegen ihrer prononcirten, antikisirenden Richtung im Sinne David's
unbeliebt, wogegen einige BlÃtter nach alten Meistern, wie nDer Triumph
der Omphalea, nach A. Turchi zu, "Die SÃhne Rubensht 205 und
zwei reizende BlumenstÃcke nach Huysum 212 und 213, aus seinem
Todesjahre 1806 stammend, zu den geschÃtztesten SchabkunstblÃttern
Ãberhaupt zÃhlen.
FiÃÃ
Und was von Pichler, das gilt fast in gleichem Grade von seinen
beiden Zeitgenosssen Wrenk und Kininge r. Um sich von des Ersteren
1830 technischer Meisterschaft zu Ãberzeugen, braucht man nur das
Bildniss von FÃgefs Vater mit der wunderbaren Beleuchtung des
VisionÃr aufwÃrts gerichteten Antlitzes 214 anzusehen. WrenlÃs Mit-
schÃler, Vincenz Georg Kininger, kam mit 11 Jahren aus Regensburg
nach Wien, mit 14 Jahren an die Akademie und wurde, schon Ende
1782 als einer der besten SchÃler fÃr Schabkunst eines Stipendiums
werth bezeichnet, ein besonderer SchÃtzling des Directors FÃger, der
ihm reichliche Bestellungen auf PortrÃts verschaffte. SelbstÃndig ge-
worden, begann er seit 1801 fÃr das Wiener Industrie-Comptoir mehrere
groÃe BlÃtter nach FÃger zu schaben, von denen "Der Tod der Virginiau
von 1804 mit Recht unter die vollkommensten Erzeugnisse der Schab-
kunst gehÃrt. Seit Pichler's Tode delinitiver Professor, hat er nach Auf-
lÃsung des Industrie-Comptoirs sich wieder mehr auf das PortrÃt be-
schrÃnkt, aber Geschick und Kraft bis in's hohe Alter bewahrt, wie
seine TransHguration nach Raphael vom Jahre 1836 und das wunder-
bare Blld des Staatskanzlers Metternich vom Jahre 1836 beweisen.
Mit Kininger verschied im Jahre 1851 der letzte groÃe Wiener
SchabkÃnstler. Was neben ihm von Anderen, wie Rhein, Clerck und
A. Geiger, geleistet wird, reicht selten an ihn heran oder ist, wie die
schÃne Mohrin von Agricola 236, ein nicht weiter verfolgter Yersuch.
Mit dieser Technik ging es nunmehr bei uns wie in England aus einem
rein materiellen Grunde abwÃrts; es ist die unglÃckselige Periode der
Liebhaberei fÃr den Stahlstich, was auf die Leistungen der Folgezeit
abtrÃglich wirkte. Da wurden die AbdrÃcke von den Stahlplatten ent-
weder auch kalt und hart wie Stahl, was das sonst trelTliche PortrÃt des
Feldmarschalls Radetzky von StÃber 241 zur GenÃge beweist, oder
wenn der KÃnstler wieder zu energisch den Stahl bearbeitete, dann
kamen groÃe dunkle FlÃchen heraus. Solches geschah dem letzten
Wiener SchabkÃnstler, dem 1871 verstorbenen Christian Mayer, mit
seinen vier Welttheilen nach Rubens 243; das ist eine Riesenarbeit,
aber von Wiedergabe Rubens'scher Farbenwirkung und Mache ist darin
keine Spur.
lst aber deshalb die Schabkunst fÃr alle Zeit erstorben und abge-
than? Gewiss nicht; es wurde schon frÃher auf die neuesten englischen
BlÃtter dieser Art von Hirst und Tomkins hingewiesen, denen sich noch
miniaturartig kleine PortrÃtchen anschlieÃen lieÃen. und bezÃglich des
Continents ist auf die vielversprechenden Leistungen von Franz BÃrner
in Berlin aufmerksam zu machen. Technisch so geschickt und verstÃnd-
nissvoll gearbeitete BlÃtter, wie sein unter Nr. 164. ausgestelltes Bismarck-
PortrÃt nach Lenbach, sehen aus, als ob sie mit dem Pinsel aufdie
Kupferplatte wÃren gemacht worden, und hierin liegt vielleicht die Zu-
324
kunft der Schabkunst. Derselben fehlt momentan der fÃhrende Meister;
tritt aber ein solcher auf den Plan, dann ist gar nicht zu zweifeln, dass
sie im Kampfe mit der Photogravure ihren Ehrenpiatz unter den Ãbrigen
reproducirenden KÃnsten wieder erobern wird.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Personalnaohriohtan. Se. k. u. k. Apostol. MajestÃt haben mit
AllerhÃchster EntschlieÃung vom 23. Januar d. J. allergnÃdigst zu ge-
statten geruht, dass dem Director des Oesterr. Museums fÃr Kunst und
Industrie in Wien, Hofrath Jakob Ritter von Falke, aus Anlass der von
ihm erbetenen Versetzung in den bleibenden Ruhestand der Ausdruck
der AllerhÃchsten Anerkennung fÃr seine vieljÃhrige und sehr ersprieÃ-
liche Dienstleistung bekanntgegeben werde.
Ferner geruhten Se. u. k. Apostel. MajestÃt mit derselben Aller-
hÃchsten EntschlieÃung den Vice-Director des Oesterr. Museums fÃr Kunst
und Industrie in Wien. Regierungsrath Bruno Bucher, zum Director
dieser Anstalt allergnÃdigst zu ernennen und demselben bei diesem An-
lasse taxfrei den Titel und Charakter eines I-Iofrathes allergnÃdigst zu
verleihen.
Am 3x. MÃrz 1864 wurde der fÃrstl. LiechtensteiNsche Bibliothekar
Jakob Falke geb. 1825 in Ratzeburg zum ersten Custos und zugleich
Directors-Stellvertreter an dem neugegrÃndeten k. k. Oesterr. Museum fÃr
Kunst und Industrie ernannt. Er hatte sich in der wissenschaftlichenWelt
durch culturgeschichtlicheArbeiten,wie Die deutsche Moden- und Trachten-
weltÃ, "Die ritterliche Gesellschaft im Zeitalter des Frauencultusu, bereits
einen Namen gemacht, und die in mehrjÃhriger ThÃtigkeit am Germani-
schenMuseum in NÃrnberg gesammelten Erfahrungen befÃhigten ihn
ihn allein in dem damaligen kleinen Beamteukreise die systematische
Anordnung der Sammlungen des Museums zu Ãbernehmen. Daneben
begann er sofort eine sehr rege schriftstellerische ThÃtigkeit. Man weiÃ,
wie geringer Beachtung sich die SchÃpfungen der kleinen und gewerb-
lichen KÃnste in der ersten HÃlfte unseres Jahrhunderts zu erfreuen
IIBIICIL," Die''damalige Kunstwissenschaft berÃcksichtigte im Allgemeinen
solche Dinge nur, falls sich mit ihnen ein auch auf dem Gebiete der
sogenannten hohen Kunst angesehener Name in Verbindung bringen lieÃ.
FÃrstliche Schatzkammern conservirten wenigstens die Erwerbungen aus
frÃheren Zeiten, und einzelne Liebhaber sammelten noch wobjets d'art-x,
aber nur ausnahmsweise widmete ihrer Geschichte und ihrer Technik ein
Gelehrter wie Jules Labarte ernste Aufmerksamkeit, bis Gottfried Semper
mit dem Plane fÃr das South Kensington- Museum und dann l86o62
mit dem grundlegenden Werke wDer Stil in den technischen und tekto-
nischen KÃnstenu hervortrat. Namhafte Parlamentarier bei uns glaubten
noch das neue Museum als eine SchÃpfung bezeichnen zu dÃrfen, die
ausschlieÃlich fÃr einige AlterthÃmler Werth haben kÃnne!
Es galt also, das Interesse fÃr die Sache jvor Allem in den gebil-
deten Kreisen zu wecken, und in Ldieser Richtungiwirkte Falke uner-
mÃdlich in Wort und Schrift mit wie groÃem Erfolge, das ist
325
allbekannt. Durch seine Berichte Ãber Ausstellungen in Paris, Dublin,
London, Wien etc., vor Allem jedoch durch die aus VortrÃgen im Museum
entstandenen Werke "Geschichte des modernen Geschmacks", wKunst
im Hausen hat er mehr als irgend ein Anderer dazu beigetragen, die
Aesthetik des Kunstgewerbes populÃr zu machen, wÃhrend er durch das
Arrangement moderner Ausstellungen im Museum und als MitbegrÃnder
des Wiener KunstgewerbeaVereins fortwÃhrend auch fÃr die Belebung
und Festigung der Beziehungen der Anstalt zu den schaffenden Kreisen
thÃtig war.
Das Oesterreichische Museum, dem er seit R. v. Eitelbergers
Tode als Director Vorstand, wird ihm als Organisator und stets entgegen-
kommendem Leiter ein treues, dankbares Andenken bewahren.
Der neuernannte Director, Hofrath Bruno Bucher geb. 1826 in
KÃslin, gehÃrt dem Oesterreichischen Museum seit dem Jahre 186g, seit
1885 als Vice-Director an.
Geschenke an das Museum. Das k. k. Ministerium fÃr Cultus
und Unterricht hat die v0m'Bildhauer Arthur StraÃer in Wien aus-
gefÃhrte Terracotta-Statuette "indischer Priestern erworben, und dem
Oesterr. Museum zugewiesen.
Se. Durchlaucht FÃrst Johann von und zu Liechtenstein
hat dem Museum die Copie einer kirchlichen Glasmalerei des 16. Jahr-
hunderts aus Gries bei Bozen und die Oelskizze eines DeckengemÃldes
aus dem Palazzu Ducnle in Venedig zum Geschenke gemacht.
Wiener Congress-Ausstellung. Am 19. v. M. hielt das Executiv-
Comite dieser im nÃchsten Winter im k. k. Oesterr. Museum stattfindenden
Ausstellung unter dem Vorsitze Sr. Excell. des Herrn OberstjÃgermeisters
Hugo Grafen Abensperg-Traun eine Sitzung ab, an welcher sich die
Herren Sectionschef Graf Latour, Ministerialrath Dr. v. Haymerle,
Director Hofrath Bucher mit den Beamten des Museums, ferner Dr.
Glossy und Professor Dr. Guglia betheiligten.
Herr Graf Latour theilte mit, dass das Unterrichtsministerium an
das Ministerium des AeuBern das Ersuchen gerichtet habe, die auswÃr-
tigen Regierungen um UnterstÃtzung des Ausstellungs-Unternehmens an-
zugehen. Auch die Ãsterreichischen Landeschefs wurden um FÃrderung
der Ausstellung ersucht. Zur Beschickung der Ausstellung haben sich
bisher bereit erklÃrt Graf Franz Bellegarde, Graf Siegmund Berchtold,
GrÃfin Clotilde Clam-Gallas, Club der MÃnzen- und Medaillenfreunde,
Baronin Marie v. Ebner-Eschenbach, R. v. Fedorowicz, Graf Tassilo
Festetics, ,Graf August Fries, General-Intendanz der Hoftheater, Graf
Leopold GoÃss, Graf Johann Franz Harrach, FÃrst Isenburg-Birstein,
FÃrst Ferdinand Kinsky, Graf Karl Lanckoronski, FÃrst Karl LÃwenstein,
General-Consul Dr. Gotthelf Mayer, Graf Johann v. Meran, FÃrst
Richard Metternich, Graf Mirbach, FÃrst Alfred Montenuovo, NordbÃh-
misches Gewerbemuseum in Reichenberg, Baron Pereira-Arnstein, Graf
Anton Prokesch-Osten, FÃrst Camillo Rasumofsky, FÃrst Alain Rohan,
Baron Albert Rothschild, Baron Nathaniel Rothschild, FÃrst Adolph
Joseph zu Schwarzenberg, GrÃÃn Stadion-Lobkowirz, Heinrich Stametz-
Meyer, Graf Franz Thun-Hohenstein, FÃrst Karl Trauttmansdorf-Weins-
berg, Graf Rudolph Wrbna, Graf Karl Zierorin.
um
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden iin Monat
Januar von 452.1, die Bibliothek von 2.221, und die Vorlesungen von 123 Per-
sonen besucht.
VorleÃungen. Am 3. und to. Januar sprach Regierungsrath Direclor Dr. Jos. M.
Eder Ãber nFortschrille auf dem Gebiete der PholÃgraphiel. Wir kommen auf den
Inhalt dieses Vortrages in einer spÃteren Nummer zurÃck.
Am 17. Januar hielt Custos Jos.Folnesics einen Vortrag Ãber nDas Buch und
seine Ausstattung mit BerÃcksichtigung der Pariser Exposition du Livreti, Ãber welche
derselbe bereits in den nMitlheilungen des k. k. Oesterr. Museums Novemberheit be-
richtet hatte. Der Vortragende gab zunÃchst einen kurzen Ueberblick Ãber die Wichtigsten
Abtheilungen und Gruppen der Ausstellung und hob dabei hervnr, dass Oesterreich
wieder einmal, was Arrangement, Gehalt und VollstÃndigkeit der Ausstellung anlangt,
alle Ãbrigen fremdlandischen Theilnehmer weitaus Ãbertroffen habe. Auf den Haupt-
inhalt des Vortrages Ãbergehend, besprach Custos Folnesics das moderne franzusische
Buch nach artistischer Richtung, wobei namentlich die Luxuspublicationen, illustrirtan
Reisewerlte und KunstbÃcher der groÃen Pariser Verlagsfirina Hachette, Firmin-Didot
und Ancienne Maison Quantin in Betracht kamen, und zahlreiche Erscheinungen zum
Vergleiche mit Ãsterreichischen und deutschen VerhÃltnissen auf diesem Gebiete Anlass
boten. Dem Gegenstand entsprechend, umfassten die folgenden AusfÃhrungen drei ver-
schiedene Gebiete die typographische Ausstattung, das lllustrationswesen und die Buch-
binderei. BezÃglich des ersten Punktes wurde darauf hingewiesen, dass die Franzosen
vermbge des weitaus grÃÃeren Absatzgebietes fÃr ihre kÃnstlerisch ausgestatteten Werke
von vornherein allen anderen Nationen gegenÃber im Vortheil seien und dass die un-
unterbrochene Uebung in Herstellung solcher Publicationen zahlreiche Erleichterungen
schaffe, deren man sich andertvai-ts nicht in dem Masse erfreut. lndeB zeigen auch bei
uns manche Erscheinungen deutlich. dass die so hÃufige Aengstlichkeit vieler Verleger
heute nicht mehr die Berechtigung hat, die man ihr frÃher leider nicht absprechen
konnte. Das Vermeiden jeder Spur englierziger Sparsamkeit sei aber die unerlÃssliche
Vorbedingung einer mustergiltigeit typngraphischen Leistung. Einfachheit, Klarheit und
strenge Correctheit in der AusfÃhrung mÃssen damit Hand in Hand gehen. Alles Ueber-
HÃssige, wenn auch an sich kÃnstlerisch nicht tverthlos, wirkt eher stÃrend als fÃr-
dernd. HÃchste ZweckmÃÃigkeit bildet, wie bei so vielen anderen Dingen, so auch
hier, die eigenartige SchÃnheit einer in typographischer Hinsicht zufriedenstellenden Aus-
stattung. Auf das Illustrationswesen Ãbergehend, betonte der Vortragende deren hohe
Entwicklung in unseren Tagen und die auÃerordentliche Bedeutung, die sie fÃr wissen-
schriftliche, vrie fÃr allgemein bildende Zwecke erlangt hat. Er charakterisirte kurz die
wichtigsten, jetzt Ãblichen technischen Verfahren, ihre Eigenart und Verwendbarkeit
den verschieden gearteten Originalen gegenÃber, die Thatsache hervorhebend, dass
Oesterreich auf diesem Gebiete Mustergiltiges leiste und speciell im Lichtdruck den
Franzosen Ãberlegen sei. Die kÃnstlerische Seite des lllustrationswesens berÃhrend, wies
er namentlich auf den Einfluss des Japanismus und Naturalismus hin. Zum Schliisse
behandelte der Vortragende den modernen Pariser Bucheinband. Auf dem Gebiete der
Buchbinderei mache sieh in kÃnstlerischer Hinsicht in jÃngster Zeit eine Bewegung
bemerkbar, die es sich zum Ziele gesetzt, an Stelle der EinbÃnde nach historischen
Mustern neue Compositionen zu setzen, die mit alten Vorbildern nichts gemein haben.
Die verschiedenartigen Versuche nach dieser Richtung besprechend, gelangte er zu dem
SchlÃsse, dass der von England ausgehende, durch japanische EinHusse und die Deco-
rationsweise des I5. Jahrhunderts modihcirte Naturalismus, der neue Ptianzenfortuen or-
namental verwendet, unter den verschiedenen anderen Experimenten dasjenige sei, dem
die meiste Aussicht zugesprochen werden kÃnne, dauernden Einfluss auf den modernen
Geschmack zu gewinnen. Auch diese, an keinen historischen Stil anknÃpfende Decorations-
weise mache aber die auf kunsthistorischer Basis beruhende Ausbildung des modernen
KÃnstlers umsoweniger ÃberflÃssig, als der Gegenwart die FÃhigkeit naiven Schaffens
gÃnzlich abhanden gekommen ist.
Am 2.4. Januar besprach Regierungsrath Dr. Albert llg die Sammlung von
Elfenbeinobjecten irn kaiserl. Hofmuseum, welche eine der reichhaltigsten bei einem
halbtatisend Nummern und von der Fachwissenschaft noch beinahe gar nicht unter-
sucht ist. Der KÃrze der Zeit halber beschrÃnkte sich der Vortra eigentlich auf figurale
Kunstwerke dieser Collectien, Stutuetten, Gruppen, Reliefs und ggural verzierte GefÃÃe,
und berÃhrte die groÃe Menge der Drechselarbeiten, welche technisch und historisch
Gegenstand eines eigenartigen Interesses sind, nur im Allgemeinen. Mit einer eingehen-
deren Untersuchung Ãber die Elfenbeinplastik der Barockzeit, welche itu Jahrbuch der
kaiserl. Kunstsammlungen erscheinen soll, beschÃftigt, theilte llg vorzugsweise die all-
gemeinen Wahrnehmungen mit, welche er in kunsthistorischer Beziehung Ãber den von
der Fachlitteratur noch fast ganz brach gelassenen Gegenstand gemacht hat. Nach seiner
Ansicht ist die figurale Elfenbeinplastik nicht als eine selbstÃndige Branche kunstgewerlr
licher Thatigkeit in jener Zeit aufzufasssen; sie bildet nicht wie etwa die Goldschmiede-
kunst, Schlosserei, Tischlerei etc. ein eigenes Bereich von abgeschlossener ThÃtigkeit im
zunftmaÃigen Sinne, wie dies allerdings aber mit der Drechslerei wohl der Fall war.
Einzelne Falle ausgenommen scheint es, dass die flgurale Schnitzerei in jenem edlen
ltunstfnhigen Material mehr eine besondere LieblingsthÃtigkeit von KÃnstlern aller Art
gewesen sei, wodurch ein eigenthÃmlicher, hÃherer, idealer Zug in die Sache karu.
GroÃe Meister, deren Thatigkeit sonst den Schwerpunkt auf anderen Gebieten hat, na-
mentlich Plastiker in Marmor und Holz, Goldschmiede, ja selbst Architekten und Maler
haben nachweisbar gewissermaÃen In geistiger Feierstunde sich mit besonderer Vorliebe
jenem heiklichen Stolle zugewendet und darin oft das SchÃnste ihres Schaffens geliefert.
Damit hangt auch zusammen, dass die Vorbilder der monumentalen Plastik, auch solche
der Antike, einen groÃen Einfluss auf diese Arbeiten genommen und spÃter wieder die
malerischen Typen der Bolognesischen Schule, vor Allem aber des groÃen Rubens,
endlich auch jene der niederlÃndischen Bauernmaler fÃr sie so bestimmend wurden.
Auch in technischer Hinsicht spricht sich das aus. Die flgurale Elfenbeinplastik der Re-
naissance und Barocke ist auch in diesem Betrachte von der mittelalterlichen gÃnzlich
verschieden, denn wÃhrend diese, innig verwandt mit der Holzsculptur der Periode, auch
in Elfenbein sich als eigentliche Schnitztechnik bekennt, schwebt der spÃteren entschieden
das ldesl der Stein-, vorzugsweise der Marmorplastik vor. Die kaiscrl. Sammlung besitzt
unter vielen ausgezeichneten Sculpturen dieser Art Iauch eine ziemliche Anzahl solcher,
deren Meister bekannt sind. Ueber dieselben gab der Vortrag in biographischer und
ltunstgeschichtlicher Hinsicht zahlreiche, zum Theile neue Mittheilungen. Die wich-
tigsten dieser KÃnstler sind Christoph Angermayer, Magnus Berg, Chevalier, Antonio
Leoni. Georg Petel, Framminger, Johann Schneck, Bernhard StrauÃ, Simon Troger,
Lorenz Ziclt, lgnaz Bendel, Mnthias Stein, Christoph Mancher, lgnaz v. Elhafen, J. C.
Schenk etc. Auch des fÃr die Kunstgeschichte des Faches sehr merkwÃrdigen Vorlage-
werkes von dem BrÃsseler Maler Franeis van Bnssnit, gezeichnet von ,D1rent Graat,
gestochen von Mattys Pool in Amsterdam 1727, wurde gedacht.
Fortsetzung des Verzeichnisses der im k. k. Oesterr. Museum kÃuflichen
Gypsabgusse. Vergl. Beilage zu Heft lVder i-Mitlheilungenr, Jahrg. 1894.
Nr. Ocst. Wiihr. ll. ltr.
111.6 ThÃrfÃllung mit KriegstrophÃe aus dem Louvre in Paris, Heinrich lV., Ende
des 16. Jahrh., 45 Ctm. hoch, 66 Ctm. breit ..
111.7 FÃllung einer Wandverkleidung aus dem Louvre in Pari Zimmer Hein-
rich ll., 16. Jahrh., 53 Ctm. hoch, 40 Ctm. br. ..
1118 Rahmenecke einer Wandverkleidung aus dem Louvre in Paris, Zimmer
Heinrich ll., 20 Ctm. hoch, 37 Ctm.
.e..............-4-..... 2D
1129 Schild mit schreitendem LÃwen aus dem Louvre in Paris, Zimmer Hein-
riehll.,a6 Ctm.hoch,53 Ctm. eo
1130 Gesimsconsole mit Faunkopf aus dem HÃtel Carnsvalet in Paris, Ende des
16. Jahrh. 29 Ctm. hoch, 13 Ctm. br. 50
1131 Gesimscunsole mit Akanthusblatt aus de in Paris,
16, Jahrh., 26 Ctm. hoch, 10 Ctm. br. 5c
1132 ThÃrfÃllung mit dem Wappen Heinrich ll. aus dem Schlosse Aner, 16. Jahrh.,
62 Ctm.hoch,6oCtm.br........
1133 ThurfÃllung mit dem Wappen der Diana von Poitiers aus dem Schlosse
Anet, 16. Jahrh., 6a Ctm. hoch, 60 Ctm. hr. ..
1134 FÃllung mit den Attributen des Bacchus, Schloss Versailles, Ludwig XVli,
Ende des 18. Jahrh., 46 Ctm. hoch, 41 Ctm. br. zo
1135 EckstÃck einer Spiegelumrahmung aus dem HÃtel de Villacorf in Paris,
17. Jahrh., 73 Ctm. hoch, 58 Ctm. br.-
..
1136 Pilastercapital sammt ATClIlVOllCD-ÃHSEIZ zu 1135 ge drig,
38Ctm.br.... 5c
1137 Archivolte einer Spiegelumrahmung zu 1135 gehÃrig 20 Ctm. hvChr
37 Ctm.br. ..
1138 FÃllung mit Jagdtrophae, 106 Ctm. hoch, 75 Ctm. br. 5o
1139 Rahmen-MittelstÃck einer Wandverltleidung, 19 Ctm. h., Ctm. r. 521, 5c
1140 Umrahmung einer groÃen FÃllung zu 1141 gehÃrig, 65 Ctm. hoch,
11oCtm.br. 22 5c
1141 FÃllung mit Jagd- und SchÃferei-Attributen, 105 Ctm. h. 65 Ctm. br' 50
114a Endstnck einer FÃllung, 34 Ctm. hoch, 4a Ctm. br. .. 30
1143 Thnraufsarz mit Verkleidung, 65 Ctm. hoch, 124 Ctm. br.
1144 ThÃrfÃllung mit den Attributen des Amor, 1.7 Ctrn. h., 53 Ctm. hr. 52 50
7333
Nr.
Oesl. WÃhr. G.
1145 PlnfondstÃck einer Fenaterleibung, 50 Cttn. hoch, go Ctm. br...... Ãj
1146 Tgheil einer Fensterverkleidung mit Aufsatz, 25 Ctm. hoch, 40 Ctm. 55;;
reit........................... 0-1
1147 FÃllung mit Attributen des Amor, 25 C1111. hoch, 57 Ctm br. Ãvj
1148 Theil eines ThÃrÃÃgels, 78 Ctm. hoch, 70 Ctm. br.
114g FÃllung einer Wnndverkleidung, 27 Cxm. hoch, 78 Ctm. 151;
1150 EndstÃck einer FÃllung von einer Wandverkleidung, 30 Ctm. och, .63
56 Ctm.br. 52
1151 PilasterfÃllung, Obertheil, Louis XIV., 17. Jahrh., 36 Ctrn. h., 18 C1m. br.
1152 Pilasterfullung, Untertheil zu 1151 gehÃrig, 37 Ctm. hoch, 18 C1m. br. ..
1153 Bekronung einer Spiegelumrahmung, MittelstÃck, Louis XIV" 17. Jahr
65 Ctrn. hoch, 55 Ctrn. br. ..
1154 Kleiner Aufsatz mi1 BlÃttern und Blumen, 14 Ctn-1. hoch, 65 Ctm. ..
1155 Basrelief mit alle orischer Darstellung des Ruhmes Louis XlV., 17. Ja rh.,
105 Clm.hoch,6g3Ctm.
1156 Fnesdecorntion mit Attributen des Amor, 22 Cun. hoch, 11o Ctni. br.
PilasteriÃllung rnit aufsteigendem Rosen- und Myrthenornnment, Louis XVL.
Ende des 18. Jahrh., 62 Ctm. hoch, 13 Ctrn. br. ..
MittelstÃck eines Frieses, Louis XlV., 17. .lahrh., 10 Ctrn. h., Ctm. br.
FÃllung eines Schrank-Untertheiles aus der Bibliothek der Stadl Versailles,
Louis XVL, Ende des 18. .lahrh., 60 Ctm. hoch, 74. Clm. br.
Endstock einer FÃllung, Louis XlV., 17. Jahrh., 6c Ctm. h., 5o Ctm. br. ..
MittelstÃck einer FÃllung zu 1160 gehÃrig, 58 Ctm. hoch, 50 Ctm. br. ..
EndstÃck einer FÃllung aus dem Schlosse Rambouillet, 18. Jahrh., 65 Ctrn.
hoch, 6c Ctm. br. ..
"S7
1158
IISQ
1160
1161
1162
1163 Thcil eines ThÃrilÃgels mit Schlagleiste, Louis XlV., 95 Cun. h., 76 Ctm br.
1164 Console in durchbrochener Arbeit, Louis XlV., 25 Ctm. hoch, 30 Ctrn.
1165 FÃllung von einem Mobel, Epoche Regence, Beginn des 18. .lahrh., 70 Ctm.
hoch, 34 Ctm. br. ..
1166 Kleine FÃllung, Louis XVL, Ende des 18. Jahrh., 29 Ctm. hoch, 39 Ctm. br.
1167-1186 Elementarer Unterricht fÃr das Zeichnen, von WÃrbel in Wien
1187-1206 Heraldische Modelle aus der k. k. Fachschule in Turnnu... ..
1207 Relief, PortrÃt des Hofarchitekten Nobile, von V. Pilz 40 Ctm. Durchm.
1208 Maske des Hermes, antik, 38 Ctrn. hoch .. .. ..
1209 Verticnlfries nach einer Holzschnitzerei, deutsche Renaissance, 57 Ctrn.
16 Ctm. br. .... ..
1210 KindesbÃste, lachend, von Donatello, 31 Ctm, hoch
1211 KindesbÃste, von Donatcllo, 40 Ctrn. hoch ..
1212 PortrÃtmednillon des Hofrnthes von Klaps, von Professor Cesar. 38 Ctm.
Durchmesser ..
1213 Portrtltmedaillon Roben und Klare Scliumann, von R1etschel, 45 Ctm.
Durchmesser. .. ..
1214-1215 Pilnstercapital, fiorentinische Renaissance. 20 Ctm. hoch, 22 Ctrn. br.
siehe Nr. 381-385.....
1216 Hochrelief mit Kopf des heil. Antonius, ital msch, 26 Ctm. h., 20 Ctm. br.
1217 BÃste Goethe's, von Rauch, 62 Ctm. hoch ... ... ..
1218 FÃllung aus S. Michele in Venedig, itnl. Renaiss, 64 Ctm. 50 Ctm. br.
121g Relief mit Brusthild eines MÃdchens, von llrachowetz, 43 C1111. h., 35 Ctm. br.
1220 Nuturnhguss, Frucht mit Citronenzweig, 25 Ctrn. hoch, 18 Ctm. br. ..
1221 Nsturnbguss, Fmchu mit Apfelzweig, 30 Ctm. hoch, 21 Ctn-1. br.
1222 Naturabguss, FrÃchte mit Birnenzweig, 30 Ctrn. hoch, 21 Ctrn. br.
1223 Naturebguss, Biattzweig, 30 Ctrn. hoch, 21 Cum. br ..
kr.
Litteratur Bericht.
Die Fischer von Erlach. Mit FÃrderung des k. k. Ministeriums fÃr Cultus
und Unterricht herausgegeben von Albert Ilg. l. Leben und Werke
Johann Bernhard Fischer's von Erlach, des Vaters. Wien, C. Konegen,
1895. 8'. 81g S. fl. to.
Es sind die glanzendsten und ruhmreichsten Jahre Ãsterreichischer Geschichte, deren
Erinnerung fast jedes Blatt dieses dem Erzherzog Carl Ludwig gewidmeten Buches her-
aufbeschwort. Die Doppelmiasion, die den Ãsterreichischen Erblanden der llabsburger nach
dem Falle Konstantinopels und nach dem dreiÃigjÃhrigen Kriege zugefallen war die Er-
haltung einerseits der abendllndisch-christlichen Civilisation gegenÃber der asiatischen
Barbarei, anderseits des europÃischen Gleichgewichtes gegenÃber den ExpansivgelÃsten der
Franzosen sie war glÃcklich erfÃllt, Dank einer ebenso enthaltaamen als zielbewussten
Politik der Herrscher, einer aufopfernden Treue der Volker und unerhÃrten Siegen genialer
Feldherren. Die politische Geschichte dieser glorreichen Tage vom Ende des 17. und vom
Anfange des 18. Jahrbs. ist, in groÃen ZÃgen wenigstens, langst geschrieben, und jedem
patriotisch empÃndenden Oesterreicher seit seinen JÃnglingsjahren bekannt und vertraut.
Dass aber zur selben Zeit auch das Kunstleben in Oesterreich einen hÃchst denkwÃr-
digen und bewunderungswerthen Aufschwung genommen hat, ist eine Erkenntniss, die
erst seit verblltnissrnaÃig wenigen Jahren zum Durchbruch gelangt ist, und Ãberaus
gering ist die Zahl Derjenigen, denen sich diese Erkenntniss Ãberhaupt schon voll er-
schlossen hat. Gewiss tragt an dieserVersaumniss die seit dem Beginne der ltunsthtstoriachen
Forschungen vorherrschende Verachtung der um jene glorreiche Zeit giltigen Stilweise
der Barockkunat den vornehmsten Antheil. Aber der groÃen Masse der Gebildeten
wurde auch bisher nur spÃrliche Gelegenheit zu Theil, das Vorurtheil zu berichtigen,
weil die Kunstforscher selbst einer eingehenderen liebevollen Beschaitigung rnit dieser
Episode der Kunstgeschichte beharrlich aus dem Wege gingen. Erst seit etwa einem
Decenniutn, als man sich gewisser Parallelen zwischen dem modernen Kunstschaifen und
der Kunst des Barockzeitalters bewusst zu werden begann, konnte man ofter einer ob-
jectiveren WÃrdigung dieser letzteren begegnen, und Hand in Hand damit ging auch
eine steigende Werthschatzung fÃr die Hervurbringungen der Ãsterreichischen Barock-
ltunst, wiewohl eine grÃndliche, umfassende Bearbeitung derselben bis zum heutigen
Tage ausstand.
Diese Aufgabe ist nun mit dem Erscheinen des vorliegenden Buches, dem der
erglnzende zweite Band hoifentlich auf dem FuÃe folgen wird. wenigstens in einem ganz
wesentlichen Theile gelost. Dasjenige Kunstgebiet, das zu der in Rede stehenden Zeit die
entscheidendsten und groÃartigsten Monumentalleistungen aufzuweisen hatte, war die Ar-
chitektur. Sie ist es auch, deren Behandlung der Verfasser besonders im Auge hat, doch
geht daneben fast kein einziger namhaftercr Bildhauer oder Maler, der damals in Oester-
reich thatig war, leer aus. Den Grund zu eirer wahrhaft kÃnstlerischen Behandlung des
Bauwesens haben nach dem dreiÃigjÃhrigen Kriege in Oesterreich die oberitalienischen
Bau- und Maurermeister gelegt. lhr Wirken gehÃrt eigentlich der italienischen Bau-
geschichte an; aber weil es fÃr unsere nachfolgenden heimischen Barackkilnstler von
Bedeutung gewesen ist, hat auch Ilg dasselbe nicht Ãbersehen und in seiner Darstellung
entsprechend zur Geltung gebracht. Die eigentliche Materie des Buches beginnt aber erst
mit dem Momente, als ein einheimischer, in Oesterreich geborener und erzogener, wenn-
gleich in der Fremde fortgebildeter Meister ersten Ranges auf den Schauplatz trat
Johann Bernhard Fischer, dem in der Folge das Adelspradicat svon Erlachn verliehen
worden ist.
Die Geschichte dieses Johann Bernhard und seines Sohnes Joseph Emanuel ist es,
die uns der Verfasser in der Vorrede als'die Frucht zwanzigjahriger Forscherarbeit dar-
zureichen ankÃndigt. ln der That bietet er uns aber weit mehr. Die Geschichte der
vornehmsten zwei Wiener Barockbaumeister erweitert sich ihm unter den HÃnden zu
einer Geschichte der Wiener Barockbaultunst Oberhaupt. Und selbst darÃber hinaus em-
pfangen wir vielfache, hÃchst dankeoswerthe Aufklarungcn. Neben dem Wiener Barock,
das seine hauptsachlichatcn Wurzeln unmittelbar im rÃmischen Barock hatte, gab es
nÃmlich in Oesterreich zur gleichen Zeit noch zwei andere Nuancen der Barockbaukunst,
die sozusagen auf dem Lande erblÃht waren und mit der Ãberkommenen heimischen
Kunst, der sogenannten deutschen Renaissance und selbst mit der auf dem Lande nie
ganz ausgestorbenen Gothik FÃhlung hatten das niederosterreichische Barock des Pran-
dauer und das bÃhmisch-suddeutsche der Dienzenhofer. Auch auf die Geschichte dieser
beiden Zweige ÃsterreichischerBlrockbaukunst wusste llg gelegentlich aufhellende Seiten-
lichter zu werfen.
Jahrg. tÃgg. 33
Der Verfasser arbeitete seine Geschichte der beiden Fischer grÃÃtentheils aus
dem Rohen heraus, und weil er hiebei mit der unvermeidlichen Pedanteric des strengen
Historikers vorgegangen ist, so bleibt uns auch nicht der geringste Beweis erspart fÃr
seine Aufstellungen im Einzelnen, nicht die geringste Polemik, mit der er die lrrthÃmer.
der bisherigen Litteratur auszurotten beniÃÃigt war. Es ist nur ein leidiger Ausfluss
menschlicher Unvollkommenheit, wenn, wie Ãberall, so auch in diesem Buche jeder
Vorzug zugleich nach anderer Seite einen kleinen Nachtheil in sich birgt. Da llg mit
vollen HÃnden gibt und seine Gaben keinem Zweifel Ãberlassen will, musste nothwen-
digermaBen die Uebersichtlichkeit der Darstellung darunter leiden. Mancher wird such
die Belehrung durch begleitende lllustrationen vermissen, aber 31g Seiten zlhlt schon
dieser erste Band, und wohin ware es gekommen, wenn nur jedes in Frage kommende
Bauwerk, geschweige denn jedes interessante oder strittige Detail zur Abbildung gelangt
wlrel Der streng historische Charakter von llg'a Forschung brachte es ferner mit
sich, dass die Darstellung sich unbeugsam an die chronologische Abfolge gehalten hat.
Dieser vom Standpunkte der Methodik gewiss hÃchst achltzenswertlie Vorzug musste
unvermeidlich den Nachtheil nach sich ziehen, dass sich die kunstkritischen ErÃrte-
rungen auf verschiedene Stellen des Buches vertheilen, wodurch es dem Leser erschwert
wird, ein einheitliches Bild von der Kunstweise Fischer's und vom Wiener Barock Ãber-
haupt zu erhalten. Wie, wenn llg sich entschlÃsse, nach Beendigung des ganzen Werkes
ein compendioses, mit Illustrationen versehenes Buch Ãber die Fischer herauszugeben,
das blos die nackten Ergebnisse seiner Forschungen enthielte? Man verstehe uns nur
recht wir die Zunftgenossen mÃchte ich sagen sind zufrieden mit dem Gebo-
tenen und begehren natÃrlich nichts Anderes; aber einer Ãberaus groÃen Menge von
kunstbegeisterten Oesterreichern wÃrde llg durch eine solche rVolksausgabes gewiss zu
Danke handeln.
Bei dem Umfange des von llg behandelten Gegenstandes und der relativen Neuheit
der Materie Ãberhaupt, erscheint es ganz selbstverstlndlich, dass man Ãber Vieles, was
der Verfasser vorbringt, verschiedener Ansicht sein kann. So wollen wir, nur um der
RecensentenpÃieht zu genÃgen, beispielshalber erwÃhnen, dass uns die Beurtheilung
BorrominVs nach der Klosterfaasade von San Filippo Neri zu einseitig erscheint, weil
gerade in dieser Fassade der KÃnstler in mehr als einer Hinsicht durch die RÃcksicht-
nahme auf die danebenstehende altere Fassade der Chiesa Nuova gebunden war; dass
wir in dem Verfasser des nEntwurfs einer historischen Architektur. nicht so sehr den
Vorlaufer Winckeltnann's, als den Entwerfer der indianischen Cabinete u. dgl. fÃr den
exotischen Modegeschmack der groÃen Herren damaliger Zeit erblicken mochten; dass
uns auch das Vorkommen gothiscber Bauversuche zu Fischer's Zeit nicht als Vorbote
der spateren historischen StrÃmung, sondern als unmittelbares Nachleben der deutsch-
rnittelalterlichen Gotbik erscheint u. s. w. Das MaÃgebend bleibt immer, dass der Ver-
fasser seine Anschauungen mit einer klaren und niemals schwankenden, weil durch jahr-
zehntelange Forschung gefestigten Ueberzeugung zum Vortrag bringt, wodurch einer-
seits den minder selbstlndigen Lesern, die ja immer die Mehrzahl ausmachen, eine sichere
Anlehnung ermÃglicht, den Fachkundigen ein fester Anhaltspunkt fÃr die AnknÃpfung
eigener Wahrnehmungen, unter allen UmstÃnden aber fruchtbare Anregung geboten wird.
Alles in Allem genommen wird man sagen dÃrfen, dass das Buch in der kunsthisto-
riechen Litteratur Ãberhaupt einen hohen Rang, in der Geschichtschreibung der oster-
reichischen Kunst aber einen bevorzugten Ehrenplatz behaupten wird. Rgl.
KunstarcbÃologische Aufnahmen aus MÃhren. Von Alois Franz. Brlinn,
R. Knauthe, 1894. Fol. ioo zinkograph. Taf. ohne Text. H. 4'8o.
Eine im Ganzen dankenswerthe Publication, der k. k. Centralcommission fÃr
Erhaltung der Kunstdenkmale gewidmet. Der Herausgeber hat dabei nur eigene, recht
sorgfaltige Zeichnungen nach Kunstwerken des genannten Kronlandes publicirt. welche
er auf Reisen im Laufe der Jahre zahlreich aufgenommen. Es sind Aufnahmen im
Geiste des Architekten, von sauberer DurchfÃhrung. Stellt sich das Ganze nach der
Art seiner Entstehung auch etwas zufallig und ohne sllen Plan geworden dar, gibt es
auch nur fragmentarisch ein blos theilweises Bild von dem Kunstscbafen in Mlhren
von der romanischen Periode bis in die neueste Zeit, so hat das Werkchen doch
manche Verdienste deshalb, weil es abermals ersehen lasst, welcher noch immer unge-
hoben Reichthum in dem Lande steckt, unerforscht steckt, an dem, wie fast in allen
Ãsterreichischen Gebieten, die wissenschaftliche Forschung bisher noch so gleichgiltig
vorubergegangen ist. Zwar ist fÃr Mahren durch bildliche Illustration schon Manches
geschehen, die Mittheilungen des BrÃnner Gewerbe-Museums, das Werk Ãber die dorti
kirchliche Ausstellung, jenes Ãber die Burgen und SchlÃsser des Landes anllsslich des
Kaiser-Jubillums, sowie die schonen Lichtdruck-Publicationen Ãber die Denkrnller von
Olmutz haben in jÃngster Zeit viel dazu beigetragen, diesem Bereiche das Interesse der
Kunsthiatoriker zuzuwenden; da ist es denn aber recht erfreulich, durch eine neue
Gabe, wie die vorliegende, gewahr zu werden, wie reich die Quelle trotz solcher Aus-
beutungen noch immer hieÃe. Freilich wÃre bei all' diesen Unternehmungen Eines zu
wÃnschen. In der heute so beliebten, durch die bequemen und billigen Reproductions-
verfahren ao sehr erleichterten Publicationaweise hat sich ein bischen ungeregelter
Raubbau merklich eingenistet und es fehlt darum immer mehr an Methode und System.
Wir werden schlieÃlich vor der FÃlle von Publicationen bisher unbekannter Kunst-
objecte aus allen Ecken und Enden des lieben Vaterlandes rathloa wie der Zauber-
lehrling dastehen und nicht wissen, was wir mit den Wassern beginnen sollen, die wir
mit unseren billigen Rcproductionen sorglos und planlos beschworen haben. Der Ruf
nach einer ordnenden Hand wird immer dringender.
Damit aoll aber ltein specieller Vorwurf gegen das FranÃsche Unternehmen
ausgesprochen sein. Es ist ja ganz loblich, dass der Zeichner von seinem Standpunkt
auch beitrÃgt. was zur Kunsttopographie des Landes verwerthbar sein kann, obschon
obne jeden Text die VerÃffentlichung an einem empÃndlichen Mangel leidet. Sehen
wir aber davon ab, so kann man sich mit der Arbeit vielfach zufrieden finden.
Werthvoll sind vornehmlich die Darstellungen der deutschen Renaissance-Portale
in Mahrisch-WeiÃkirchcn, ProÃnitz, OlmÃtz, Kromau und Trubau; die barocken Stucco-
Fenster-Leibungen in Nikolsburg; die Spindeltreppe im Schlosse Kanilz; die schonen
gothischen Reste des Prlmonstratenserltlosters Rosa coeli daselbst, besonders der male-
rische Kreuzgang; die Renaissance-Architekturen des Schlosses Namiest, dessen herrliche
Bibliothek mit den Fresken von Carpofero Tencala im Barockstil Franz aber Ãber-
sehen hat; die charakteristischen Hofe rnit Laubengangen der deutschen Renaissance
des XVL-XVll. Jahrhunderts in den SchlÃssern von Namiest, Ullersdorf, Rotschitz,
WeiÃkirchen, Kromau, Eywanowitz, TrÃbau; der Grabstein im Kreuzgang bei
St. Michael in Olmntz; jene in Ungnrisch-Hradisch; die farbige Mosaikplatte der Dietrich-
stein in der Brunner Garnisonskirche; die l-lolzkirehen in Hotzendorf und GroB-Karlowitz
die reichen ChorstÃhle spÃter Renaissance in Konigsfeld die KirchenthÃre der Ursuline-
rinnen in Olmutz; die Zunfttruhen, das Taufbecken bei St. Jacob in lglau; der pracht-
volle gothische Hangeleuchter in Alt-Brunn; die vielen schonen Grabkreuze und Portale,
Gitter und Oberlichten aus Eisen, die ZinngefaÃe der Handwerlter-lnnungen und endlich
die Siegel. Dagegen sind die silbernen Bestecke aus der Sammlung Promber in Ungarisch-
Hradiach mit dem Bildnisse Kaiser Maximilian's l. und Ornamenten im deutschen
Renaissancestil Taf. 88 entschieden FÃlschungen; auch zu dem Buffet in Ullersdorf
Taf. 43 haben wir durchaus kein Vertrauen bezÃglich seines echten Alterthums.
Alles in Allem genommen, kann der Billigdenkende dem mit aichtlicher Liebe
veranstalteten Werke nur seine vollste Anerkennung zollen. Was daran mangelt, zu
vervollstlndigen, wÃre Sache anderer Factoren. Als Correspondent der k. k. Central-
Commission hat der Herausgeber einen achtenswerthen Beitrag zur Vervollstlndigung
ihrer Absichten in loealtopngraphischer Hinsicht geliefert und uberdiea gewiss auch fÃr
moderne Schaifende zahlreiche Vorbilder kÃnstlerischer Arbeit beigebracht. llg.
Sammlung von Abbildungen tÃrkischer, arabischer, persischer, central-
asiatischer und indischer Metallobjecte. Mit einleitenden Bemerkungen
herausgeg. vom k. k. Oesterr. Handelsmuseum. Wien, Verlag des
k. k. Oesterr. Handelsmuseums, 1895. Fol. H. 30.
Auf 50 Lichtdrucluafeln bringt diese Publication eine Reihe von GefÃÃen zur
Darstellung, deren Form und Decoration in gleichem MaÃe unser Interesse beansprucht.
Wie schon der Titel besagt, sind die meisten der LÃnder vertreten, die wir in dem
CollectivbegriE nOrientu zuaammenfassen, von der frankischen Einfluss zeigenden TÃrkei
bis zu dem chinesische Ornamentformen aufweisenden Nepal. Die Mehrzahl der GefÃÃe
sind gegossene Erzeugnisse des Gelb- und Kupferachmiedes und durch Gravirung,
Tauacbirung, bei Arbeiten der Hindu durch Treiben auf's Reichste verziert. Wo die per-
spectivische Darstellung der Obiecle die Decoration stark verkÃrzt, sind Abwicklungen
der betreEendcn Ornamente beigegeben. Vorwiegend sind die zu religiÃsen Waschungen
dienenden Wasserkanncn sarnmt Becken und die dieselbe Form zeigenden Theekannen
vertreten, und wie sehr sich auch all' diese Gcflsse in der Gesamrntform gleichen, so
ist doch durch Variation der Grundform und verschiedenartige Ornamentation eine groÃe
Abwechslung erzielt. Einen besonders gefÃlliger Eindruck machen die mit Gold und
Silber tauachirten sBidric-GefaÃe aus Hyderabad, und es sind in der Beschreibung der
Tafeln detaillirte Angaben Ãber deren Herstellung enthalten. H-e.
231
Ja
H-osanna in excelsis. BeitrÃge zur Glockenltunde aus der DiÃcese SitLiPÃlten.
Von Johann Fahrngruber. St. PÃlten, 1894. Im Selbstveflage uhd
in Cointnission bei J. Gregors. 8". 320 S.
Das Buch des St. PÃltener Professors der Theologie ist die Frucht sechailhrigen
Forschens, die umfassendste Glockenstatistik der Diocese. Der Aufwand an MÃhe, Zeit
und Geld bei Besteigung von 320 TbÃrmen und genauer Besichtigung von etwa zooo
Glocken berechtigt den Autor zu seinem iiBewusstsein, der heimatlichen Dioceae, dem
Vatetlande, sowie den religiÃsen Neigungen des Volkes irgendwelchen Dieiia geleistet
zu habeno. Seine AusfÃhrungen beginnen mit einer geschichtlichen Skizze Ãber die
Glocken von ihren Vorlaufern, den alten orientalischen Schallholzern und heiligen Erz-
tafeln, bis in die neuere Zeit, und Seite to bringt eine Uebersichtstafel mit X1 Mustern
von Schriften, welche sich auf den Glocken der Diocese vorfinden. Nun fol S. 11-141
das alphabetisch geordnete Verzeichnias Mmmtlicher Pfarren und Vicariate, edeamal eine
schatzenswerthe historische Notiz Ãber das Alter und den Stil der Kirchen, die Namen
der Schutzheiligen und Patronatsberren, sowie die Seelenzahl der Gemeinden enthaltend.
Die eigentliche Beschreibung bringt iri gedrangter Kurze die GroÃenverhaltniase der
Glocken, deren Namen. die Aufzlhlung der HeiligenÃguren, welche sie schmÃcken, die
liiechtiften, die Namen der Stifter und GieÃer, Ort und Jahreszahl. Eine sehr praktische
Uebersicbtttafel der too grÃÃten Glocken der DiÃcese, ein Ortsverzeichttiss der GieÃe-
reien, aus welchen die Glocken bezogen wurden, ein Index Ãber alle im Buche genannten
GlockengieÃcr und ein zweiter Ãber slmmtliche auf den Glocken genannten geistlichen
und weltlichen Personen beschlieÃen die sorgsamen Beobachtungen, so dass man sich
keinen Gesichtspunkt denken kann, welcher den Forschungen des Autors entgangen wlre.
Hierauf folgen noch einige Abschnitte allgemeinen Interesses Ãber den Guss und den
Bilderachmnck, die religiÃse Weihe und die volksthÃmlichen Gebrauche und Sagen be-
zÃglich der Glocken. Von diesen Abschnitten sind jene Ãber die Erreichung des bestimmten
Tones einer Glocke und eines Accordes beim ganzen Gelaute besonders interessant.
Das Werk ist eine trellicbe Arbeit, lehrreich fÃr Alle, die sich fÃr Cilocke-nkutide inter-
essiren, und es ist nur zu bedauern, dass einige geschmacltlose Witze das sonst so schone
Buch verunzieren. In dem Abschnitt Ãber das Zerstdrungswerlt der Glocken wÃre auch
Ãber die Umguaswuth der neuesten Zeit zu sprechen gewesen, gegen welche die k. k.
Centralcommission zur Erforschung und Erhaltung der Kurtst- und historischen Denkrnale
einen hÃufig erfolglosen Kampf mit Clerikern und Gemeinden zu fÃhren hat.
Chmelarz.
Ueber hotnerische Waffen. ArchÃologische Untersuchungen von Wolfgang
Reich el. Wien, Alfred HÃldcr, AbbandL des archÃologisch-
epigraphischen Seminars der UniversitÃt Wien, herausg. von.O..Benn-
dorf und E. Bormann, Heft XL Mit 55 Abbild. 8". 151 S. Ã. 3.
Das im lahre 1884 von Helbig verÃffentlichte Werk iDas homerische Epos, aus
den DenkmÃlern erlautert- hat zum ersten Male ein auf wissenschaftlicher Grundlage
beruhendes Gesammtbild der Cultur und Kunst jener Zeit zu geben versucht, die sich
in den Epen der llias und Odyssee wiederspieigelt. Bei der GroÃe und der Elgenlart der
zu bewaltigenden Aufgabe musste Helbigwr ver ieristvolle Arbeit ein erster Anlauf bleiben,
dessen Ergebnisse im Laufe der Zeit mehr Widerspruch als Zustimmung hervorriefen.
So haben Studniczkfs sBeitrAge zur Geschichte der altgriechischen Tracht das Capitel
Ãber die Tracht in wesentlichen Punkten berichtigt; nun folgt das ausgezeichnete Buch
Reichefe, das den Abschnitt Ãber die homerischen Schutzwiiifcn vom Grunde aus um-
gestaltet.
ReichePs Abhandlung, die bei aller Knappheit mit musterhafter Klarheit geschrieben
ist, bezeichnet schon in methodischer Hinsicht eiiieii Fortschritt, dessen Bedeutung weit
Ãber die Grenzen des von ihm bearbeiteten Capitels hinausreicht. Der Verfasser stellt
tnit Consequcnz in den Mittelpunkt seiner Forschungen die Denkmller des mykenischen
und des anschlieÃenden geometrischen Stiles; alle anderen, aus spÃteren Zeiten stam-
menden sind lÃr ihn Quellen anderer, negativer Art. Gerade die Benutzung auch der
nachmykenischen Denktnaler als gleichwerthiger Zeugen hat bis jetzt gehindert, die tiefe
Kluft zu sehen, welche die mykenische Zeit und mit ihr die der hotnerischen Gedichte
von der classiachen trennt. Denn das ist eben die schone Frucht der von Reichel befolgten
intuitiven Consequenz, dass er uns wir glauben, in den wesentlichen Punkten un-
widerleglicb zeigen kann, wie sich die Angaben und Vorstellung der homerischen
Epen, wenigstens auf dem Gebiets des Wafemileseiis, mit den Den alein der mykeni-
schen Zeit ungezwungen decken. Es ist ein wirklicher Genuss bei der LectÃre des Buches
333
zu verfolgen, wie unter der neuen Beleuchtung eine FÃlle von Stellen in du homerisehen
Gedichten, die Jahrhundertelang "einer plausiblen ErklÃrung getrotzt haben, sich nun
mit einem Schlage erledigftitrd das Kriegstvesen jener Epdcheiein ungeahnt eigenartiges
Bild annimmt.
Nach den Resultaten der Forschungen ReicheVs prÃsentirt sich der homerische
Held in ganz anderen Schutzwalfen, als wir ihn uns bis jetzt vorstellten, wo er in ider
Hauptsache, den Kriegern der hellenischen Bluthezeit glich. Der eherne Panzer, der den
ganzen Kopf bedeckende Visirhelm, die ehernen Beinschienen und schlieÃlich der runde
Schild sind erst die Ergebnisse einer vÃlligen Umgestaltung des Kriegswesens, die in der
Zeit nach der Entstehung der homerischen Gedichte eintrat. Wo der Panzer in den Epen
erwlhnt wird, ist er erst auf dem Wege der lnterpolation in dieselben gekommen. Die
Hauptschutzwafe der homerischen Helden war der groÃe gewÃlbte, fast die ganze Hohe
des Mannes einnehmendc Schild, den die mykenischen Kunstwerke in zwei Typen zeigen.
An einem Tragriemen um die linke Schulter getragen, mittelst desselben und einem
Spreizstabe in eigenthÃmlicher Weise regiert, bestimmte dieser schwere, gewÃhnlich aus
einer Ochsenhaut verfertigte Schild die ganze Kampfesweise der homerischen Zeit.
Warum z. B. die Cavallerie fehlt, der Srreitwagen eine so wichtige Rolle spielt, wird
erst durch die Form des Schildes erklÃrt. Bemerkt sei auch noch, dass das alte Problem
der antiken Kunstgeschichte, die Erklarung und Anordnung der Bilder an dem berÃhmten
Schilde des Achilles durch Reiche! in Wesentlichen ZÃgen gefordert wird. Einen directen
Leibschutz bot nur die gÃrtelartige Mitre und der Zoster, dessen Hauptfunction Ãbrigens
darin bestand, das Gewand beim Kampfe aufgeschÃrzt zu halten. Statt der Beinschienen
finden wir Gamaschen aus Leder oder StoÃ", die keine selbststÃndigen WalfenstÃcke waren
und nur den Zweck hatten, die Schienbeine vor Verletzungen bei der Handhabung des
groÃen Schildes zu schÃtzen. Als Kopfbedeckung diente nicht ein Visirhelm, sondern
eine nur den Oberkopf bedeckende kegelfÃrmige Haube, was schon seine innere Wahr-
scheinlichkeit darin hat, dass die Helme aller zeitgenÃssischen Volker diese Form auf-
weisen. FÃr einzelne Details des homerischen Heimes, die er zum Theile in einleuchtender
Weise erklÃrt, hÃtte der Verfasser die Berufung auf nuÃergriechische Analogien, von
denen einzelne schlagend sind, nicht otineweiters ablehnen sollen. Ms.
ln A. Hartleben's mechanisch-technischer Bibliothek ist kÃrzlich erschienen!
Die Praxis der mechanischen Weberei, von Hermann Dornig, Weberei-Director
Mit a4 Abbild., Tafeln und einer General-Tabelle. Das Handbuch ist eingestandener-
maÃen fÃr Webmeister verfasst und sucht diese letzteren in ihre Praxis einzufÃhren
unter Zugrundelegung eines vom Verfasser durch lange Jahre bei der Heranbildung von
Webmeistern erprobten Grundsatzes der Stellung samrutlicher stellbaren Theile des
mechanischen Webatuhls nach der Regel des quadratisch getheilten Kreises,
Die alllustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift fÃr lnnen-Decoratioi-iu
Verlag von Alexander Koch in Darmstadt wurde mit Beginn dieses Jahres von dem
Badischen Kunstgewerbeverein als Vereinsorgan gewlhlt. Als Beilage desselben erscheinen
vierteljÃhrlich im Januar, April, Juli und October die sVereins-Mittheilungenu.
Von Januar ab erscheint ebenfalls im Verlage von Alexander Koch in Darmstadt
neben der nlllustrirten kunstgewerblichen Zeitschrift fÃr lnnen-Decoration- ein vorwiegend
fÃr das Ausland bestimmtes neues kunstgewerbliehes Journal, welches nur den illustra-
tiven Stoff ohne textliche Abhandlungen enthalt. Die neue Zeitschrift fuhrt den Titel
sModerne lnnen-Decoration- und erscheint monatlich ein Heft mit I6 Tafeln Ab-
bildungen von Innen-Decorationen und kunstgewerblichen EntwÃrfen, welchen in deut-
scher, franzÃsischer, englischer und spanischer Sprache die kurze Bezeichnung des Gegen-
standea beigefÃgt ist. Der Preis des Jahrganges betragt 24 Mark.
Bibliographie des Kunstgewcrbes.
Vom 15. Dezember 1894 bis 15. lanuar tÃgg.
I. Technik u. Allgemeines. Aestherik.
Kmixtgewerblfchei- Unterricht.
Bie, Osc. Zwischen den KÃnsten. Beitrage
zur modernen Aesthetik. Aus nNeue
deutsche Rundschau-J Lex.-8'. m8 S.
Berlin, S. Fischer M.
Blomme, A. De Pexiension de Furchen-
logie depuis cinquante ans. Caen, De-
lesques. 8'. a9 p. Extr. du Bulletin mo-
numental.
Cavallueci, C. J. Manuale di storia dell'
arte. Vol. I. Arie antica. Firenze, succ.
Le Monnier. 16". p. 48. L. 3.
Doerpfeld, W. Die Ausgrabungen in
Troja 1894. Mitxlieil. des kais. deulschen
archaol. Inst. Athen. Abth., Bd. XlX, 3.
DÃliring, H. lnnendecoration. Mobel- u.
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fnrb. Bl. Teplitz, Willner Ãt Bick.
GroÃe Ausg. Fol, M. 8. Kleine Ausghoch-
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von P. Fol. Teplitz, Willner 61 Pick.
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signees du monogramme HH, surmontÃ
d'un trait, sonl elles Vneuvre de Gerard
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Leder- und Buchbinder-Arbeiten.
Dillmont, Fsnny v. Gehnkelte Klnten. l.
qu. 4'. 30 S. mit STaf. Wien, J. Lowy.
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Dornig, H. Die Praxis der mechanischen
Weberei. Ein Hilfs- und Lehrbuch fÃr
Meister und SchÃler. Verstludlich und
leichtfaselich dargestellt. Mit 24 Abblltt,
Taf. und General-Tab. gr. 8'. Vlll,
11 S. Wien, Hartleben. M. 3.
Fisehbachà Buntstiekerei Vorlagen und
SprÃche. 1. und z. Heft. 16'. 24 Bl.
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in photogr. Drucke mit 152 Mustern.
gr. Fol. Dresden Stengel Marken.
M. 75.
La Fond, P. Tapisnerie de Peglise Saint-
Vincent de Rauen. 8'. 40 p. et grnv.
Paris, 1mpr. Plon, Nourrit et Co.
Neueste, Das, in amerikanischen Tapeten.
Tapeten-Ztg. 1895, n. einer amerilt.
Zeitschrift.
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Travaux Collections, DocumentsJChembre
de commerce de Lyon., Grand in 8'.
58 p. et pllnches. Lyon, impr. Jncquet.
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seler Kunstwirltereien fÃr du DÃsseldorfer
Schloss 1701. BeitrÃge zur Geschichte
des Niederrheins, 8. Bd.
Re en bache Marie. Farbige Vorlagen
lÃr Stickerei nach arabischen, deutschen,
franzosischen, italienischen spanischen
Mustern. l. 30 Taf. Karlsruhe, J. Veith.
M. 12' 5c.
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petenmuster. Tapeten-Ztg. I.
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Tapetenfabrication. Tap.-Ztg., 1895, s.
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in unserer Wohnung. Tap.-Ztg. 1895,
n. wZeitsehr. fÃr Innendeeorm
TrachtÃltgermanische. Wiuenschaftl. Bei-
lage der Leipz. Ztg., 151.
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dernem Geschmack. 1. Heft. Muster fÃr
Gobelin- und Canevas-Hskelei. Fol. Bl.
mit S. illustr. Text. Berlin, Ebhnrdt
61 Co. M. 3.
V. Schrift. Druck. Graph. KÃnste.
Allen C. Arnerican Book Plates. 8'.
p. 436. London, Bell S. 12. sh. 6. d.
Avenarius, Ferd. Mlx Klingerà Gritfel-
kunst. Ein Begleiter durch ihre Phantasie-
welt. Mit 13 Abbild. aus den verschie-
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Berlin, Amsler 61 Ruthsrdt. M. 1'50.
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Stnmrn- und Wnppenbucb. Fnncofurti
ad M. 1593. Mit einem Vorwort Ãber
die geschiehtl. Entwickelung der Stemm-
bÃcher bis zum Ende des 16. Jahrht.
herausg. von Frdr. Warnecke.
hoch4
5., Vl, 31 S. Text und 5B Taf. in
Facsittn-Druck u. Bildniss. Berlin, J. A.
Stargardt. M. w.
Bry, Joh. Th. de. Emblemntn snecnlnris.
Culturgeschichtliches Stsmm- u. Wippen-
buch. Oppenhernii 1611. Mit einer Ein-
leitung Ãber die Slnmrnbtlcher des 17.
Jalrrhs. hernusg. von Fr. Wnrnecke. hoch-
4'. 5., 56 S. Text u. 100 Tnf. in Fies.-
Druck. Berlin, J. A. Starganit. M. 50.
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en 1520. Bull. de In Soc. de l'histoire
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I9 am. revue, nugmentÃe et mise In
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Heitz, P. Die ZÃricher BÃchermnrken bis
zimi Anfang den 11. Jahrhs. Ein hiblio-
graphischer und bildlicher Nachtrag zu
"C. RudoIphPs und S. V0gelin's Arbeiten
desx 17. Jahrhunderts und ihrer Arbeiten
Ãber ZÃrcher Druckwerke. Hernusgeg.
durch die Stiftung von Schnyder vonWar-
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Kunstwisslnsch. XVII, 5.
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sehscbntt fÃr 1893 u. 1894.
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-1894', nvec mnrques typographiquÃ
illuslrnions. '42 Xll, 234 p. avcc grÃv.
vignetles et plsnches. Paris, Clnudin.
PqllnrdLAlired W. ltnliln Book Illustra-
tion, chieÃy of the Ãfteenth Century.
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schwulen und fnrb. BÃcherzeichen. M11
einen Vorwort von Frdr. Wnrneclte.
51-. 4'. 1a S. Text, Berlin, .I. A. Ster-
gnrdt. M. 40.
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vqlkeru. Rupert. fÃr Kunstngissen
XVÃ. .7.
Schoppmeyer, Ansgnr. Schriitvorlngen
Er das Kunstgewerbe. 6G zum Theil
farb. Taf. Hrsg. vom kgl. Kunstgewerbe-
Museum zu Ber-lin. In Lizfgn. 1. Lfg.
Fol. 10 Tnf. mit Bl. Text. Berlin,
W. Schultz-Engelhnrdt. M. 5.
V1. Glas. Keramik.
hpperul. et LHenriveun. Vene et
Verrerie. 5'. 1.64 p. avec 65, ;Pnris,
Gsuthier-Villnrs etiiiln. Entyclqpi ind.
Champier, V. bes Gres emnillÃs et In
Menufncture de Sevres. Revue den Ans
decon, Dec.
Erfindungen, Neue keramische, in Frnnlt-
reich. Cenlrnlbl. fÃr Glnsind. u. Kernmik,
314 n. iKunstgewu
Koenen Consn. GeilÃkunde der vor-
rbmischen, rÃmischen u. frlnkischen Zeit
in den Rheinlsnden. gr. 9'. IV, 154 S.
mit 590 Abbild. auf a1 Tnf. Bonn, P.
Hnnstein's Verl. M. 6.
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Bronren etc.
Fshrngruber, 19h, Ev, Hosannu jn ex-
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derbiocese snPoltqn. Sc. Poltewseibn.
qerlng, J. Gregor in Conim. 319 S.
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im Bremer Gewerbe-Museum. Mittheil.
des Guru-Museums zu Bremen, u.
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guss. Wieck's Gew.-Z1g., 51.
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monuments historiques conserves dnns le
depsrtement du Nord. 8'. 93 p. Lilie,
impr. Dsnei.
Notices descriptives sur ies obiets
mobiliers conserves dsns es etsblissc-
ments publics de Parrondissement de Lille.
8'. 69 p. Lille, irupr. Dsnel.
Rosenberg, Ad. Die deutschen Kunst-
nusstellungen des Jshres 1894. Die
Grenzboten, 53. Jahrg, 51.
Werth, Ueber den, von Ausstellungen.
Ackermunds lllustr. Wiener Gewerbe-
Ztg. 1395, n. nGewerbeschsuc.
Antwerpen.
Anvers et Vexposition universelle de 1894.
Bruxelles, Lyon-Clsesen. 16'. 134 p. col.
Csrtes, grnvures dem le texte et hon texte.
B. 1-25.
Anvers et son exposition. 4'. 40 p. de
texte et dessins et pl. hon texte en
couleurs. Bruxclles. H. 1.
Bernhoeft, Ch. Exposition universelle
d'Anvers 1894. Album de 50 pl. en photo-
lypie d'spres nsture. Anvers, O. Forst.
4'. 1c Livr. Ã. T50.
Exposition universelle d'Anvers 1894.
Cstslogue ofÃciel generul. Bruxelles,
Mertene, vol. 4'. CCVlll, 610 p., plnn
et 81.2. p. H. 4.
Berhn.
Krnhl, E., s. Gruppe X.
BrÃnn.
Frsuenschmuck-Ausstellung, Die, siehe
Gruppe iX.
Chicsgo.
Bericht, OlÃeieller, der k. k. Osterr.
Ceutrsl-Commission fÃr die Weluusstel-
lung in Chicsgo 1893. 1.-5. Heft. 8'.
Wien, Gerold 61 C0. M. 14.
Exposition internetionsle de Chiugo en
1893. Rspports publies sous In direction
de M. C. Krsntz, commisssire genersi du
gourernernent francsis. Cornite 15 Soiee;
Tissus de soies lnrges; Rubens; Fils et
Tissus de lin, de chsurre", de jute de
rnmie et de coton; l'industrie lliniere
PExposition de Chicago. Rspport de M.
Auguste Chsbrieres. 91 p. Paris, lmpr.
lllllÃlllil.
Koln.
Kisa, A. Museum Wsllrsf-Richsrtz in
Koln Die neue Aufstellung der rÃmischen
Alterthurner. Correspondenzbl. der west-
deutschen Zeitschr. inr Gesch. u. Kunst,
1894, Dec.
Cstslogue des ubjets d'art et de curiosite
"compossnt ls donnfon Ozenfsnt vilie de
Lille, musee dÃrcheologie, psr M. Ni-
colle. 18'. 37 p. Lille, impr. Lefebvre-
Ducrocq.
Mnilnnd.
Fortil. Leo. Unrle nlle. esposizioni
riunite di Milnno relnzione nl minisxro
della pubblicn iuruzione. Miluno, frnclli
Dumollrd. 16'. p. 247. L. 3.
n.
Nlhmnschinen-Stickereien Ausstellung
der Firml Neidlinger. Zeinchr. des
blyer. Kunngew. Jlereins in MÃnchen
1894, Beihl.
Mix, Joh. De Bayerische Nntionul-
Museum in MÃnchen. Allgem. Kunst-
chronik, 26.
Nantee.
Chumpier, V. Une Exposition d'Art
decorntif Nnntes. Revue des Art den.
Dec.
in.
Llrroumet, G. Encore VÃxposition
de In Fleur Leltre M. VicLChlmpier.
Revue des Art deeon, Dec.
Poudum.
Kualog der Sammlungen alter und m0,-
derner Kunnsnchen, Prexiooen. MÃbel und
Einrichtungen nun dem Nnchluse der
Ehren-Stifudnme Emilie v. Wlldenburg
zu PoÃdlm. Fol. 91 S. mir TlL-in
Phozmypie. KÃln, J. M. Heberle. M. 3.
Reichenberg.
Fnchschul-Ausstellung in Reichenberg.
Minheil. des Nordbohm. Gew.-Mus., 3.
St ng z.
WÃrttembergische Gewerbe-Ausstellung
im Jnhre 1396. Gewerbebl. aus WÃrttemj
iberg, 5x.
Wien.
Duhring, H. Die Weihnlchts -Aus'
nellung des Kunstgevm-Vereins. MÃbel-
und Decornrions-Schnu, Vll, I.
Kunemickerein Muehinelle Anstellung
der Firma Neidhnger im Oenterr. Museum.
Wiener Mobelhnlle, XlX, a3.
Notizen.
Preieauesnhtelbuugen des n. H. Gewerbevarelns. Der n. o. Gewerbe Verein
verdÃentlicht in einem im eigenen Verlage erschienenen Heftchen alle vom Vereine fÃr
das Jahr 1895 geplanten Preis- und Concurrenz-Ausschreibungen. Wir entnehmen dem-
selben folgende, das Kunstgewerbe berÃhrende AbsÃtze Aus der Alois Regenhart-
Stiftung Ein Preis von a5 Ducaten fÃr den schÃnsten und originellsten Entwurf eines
Speisezimmer-Lusters fÃr elektrische Beleuchtung. Termin 15. April d. J. Preise fÃr
zweckmÃÃig gebaute und praktisch eingerichtete Schreibtische, und zwar 5oo Kronen
fÃr den besten einfachen Schreibtisch fÃr Beamte in Kanzleien, Bureaux, oEentIichen
Aetntern, Comptoirs etc.;- tooo K. und 5oo Kr. fÃr die zwei besten hÃbscher eingerich-
teten Schreibtische fÃr den Chef eines Bureau's, fÃr hÃhere Beamte, fÃr den Chef eines
PrivatgeschÃftes etc.; 100 Kr. fÃr den besten Schreibtisch fÃr das Arbeits- oder Herren-
zirnrner eines gut situirten Privatmannes. Anmeldungs-Termin 15. Mai, Aufstellungs-
Termin 15. September d.
Bewerbung zur Anfertigung von gemalten Klrchsnfanatem fÃr die Stifte-
klruha von St. Nloolas in hoiburg Schwein. FÃr Anfertigung des GemÃlde-
schmuckea der Fenster dieser Kirche wird hiemit unter den KÃnstlern der Glasmalerei
aller Linder eine freie Concurrenz erOEnet. Die zum Bewerb vorliegende Arbeit
umfasst eine Flache von 110 Quadratmeter, die aich auf acht ie durch zwei Fenster
erleuchtete Capellen vertheilt. Die Arbeit soll im spatgothischen Stil gothique Bam-
boyant ausgefÃhrt werden. Um zuerst ein allgemeines Urtheil Ãber den Werth der Ar-
beiten zu gewinnen, hat man den gegenwÃrtigen Wettbewerb auf die Anfertigungron
colorirten Cartons fÃr die zwei Fenster der ersten Capelle im MaÃstabe von einern'
Zehntel beschrankt. Die Cartons sollen von einer Beschreibung, die folgende Punkte
behandelt begleitet sein die HattptgrundzÃge, welche der KÃnstler dem ganzen
Werk zu geben gedenkt, den Preis, zu welchem er sich eventuell verpÃichten wÃrde,
das ganze Werk auszufÃhren. Eine Summe von 1000 Frcs. ist fÃr Prarnien bestimmt
Die Anzahl der zu prlrniirenden Arbeiten kann die Zahl drei nicht Ãberschreiten. Ein
anderweitiger, endgiltiger Wettbewerb wird fÃr die ArbeitsÃbergabe des ganzen Werkes
erÃlfnet werden. KÃnstler, welche die Absicht haben, an dem gegenwÃrtigen Wettbewerb
theilzunehmen. werden ersucht, sich schriftlich an Herrn Max de Diesbaeh in Villars
lea Toncs bei Freiburg, PrÃsidenten der Fenstercommission von St. Nicoles, zu wenden.
Es wird denselben hiezu unterbreitet der Plan der Fenster, die Liste der
ausgewÃhlten Themfs, die ausfÃhrlichen Bedingungen fÃr den Bewerb. Die Arbeiten
und Voranschllge mÃssen bis zum 15. Juni 1395 an Herrn M. de Diesbach ein-
geliefert werden.
PreuÃlsohex-Unterriohtaetat IQBGIQO. Der dem preuÃischen Landtage zugegangene
Staatshaushalt fÃr das Jahr tÃggfgà entihalt fÃr das Verwaltungsgebiet des Unterrichts-
miiiisteriurns eine ErhÃhung der ordentlichen Ausgabenum t,857.344 Mark, die auÃerordent-
liehen Aus eben sind auf 5,1114 10 Mark veranschlagt. AuÃer den Forderungen fÃr Be-
sehickuiftg der Berliner Gewerbe-Ausstellung durch das Kuhstgewierbe-Museum und die
Kunstschule erwlhnen wir noch Der Fonds zur Vermehrung der Sammlungen der KURSE
museen -in Berlin wird um 60.000 Mark erhÃht, desgleichen ein Betrag von 7000 Mark aus-
geworfen fÃr die weitere Rei gung u. s. w. von Bildwerkcn, insbesondere der bei Pergamon
gemachten Funde. Zur Sicherung und ordnungsmaÃigen Aufstellung der Sammlungen
von Haadzeichnungen und Kunstdrucken der Nationalgalerie in Berlin, erste Rate
4000 Mark, insgesammt 10.000 Mark. FÃr die photographische Aufnahme von Werken
der monumentalen Malerei und Plastik, sowie zurVerviellaltigun und Verbreitung der-
selben, erste Rate 6000 Mark, insgesammt 19.500 Mark. Die aus itteln des stutlichen
Kunstfonds ausgefÃhrten und fernerhin auszufÃhrenden Werke monumentaler Malerei
und Plastik bedÃrfen geeigneter Veroifentlichung und Verbreitung, um dem Urtheile der
KÃnstler und Kunstfreunde zuganglich gemacht und dem Qenuss und Studium in weiterem
Umfange dargeboten zu werden. Zu diesem Zwecke wird beabsichtigt, die aus Staatsmitteln
oder mit StaalaunterstÃtzung hergestellten Malereien u. s. w., welche ihrer Natur nach an
den Ort ihrer Entstehung gebunden sind, auf photographischem und sonstigem mecha-
nischen Wege zu veroÃentlichen. FÃr die Wiederherstellung des Schlosses in Mariena
burg sind weitere '59.ooo Mark ausgeworfen. Zur Herstellung eine Geaammtkatalogs
der kÃniglichen Bibliothek zu Berlin, der Universitatsbibliothelteh saut iniger anderen
wissenschaftlichen Bibliotheken, erste Rate 15.000 Mark. Es besteht die Absicht, nach
dem Vorgange des British Museum zu Lundon und der Bibliotheque nationale zu Paris
ein gedrucktes Gesammtverzeichniss von den Bestlnden der koniglichen Bibliothek zu
Berlin und der preuÃischen Universitatsbibliotheken unter Hinzunahme einiger wissen-
schaftlicher Specialbibliotheken in Berlin herzustellen, welches eine erweiterte Benutzung
des BÃcherbesitzes ermÃglicht und zufolge des bestehenden Austauschverhlltnisses die
BestÃnde der einen Bibliothek zugleich fÃr alle Ãbrigen leichter zugÃnglich macht. Die
Kosten sind auf 300.000 Mark veranschlagt; die Aufwendungen kÃnnen auf etwa zwanzig
Jahre mit Jahresraten von 15.006 Mark vertheilt werden. FÃr die Einrichtung tech-
nischen Unterrichts Ãber Herstellung, Beschafenheit und Behandlung der zur Kunst-
malerei dienenden Farben und sonstigen Materialien bei der akademischen Hochschule
fÃr die bildenden KÃnste in Berlin 5800 Mark. Seit geraumer Zeit werden an GemÃlden
neueren Ursprunges bedenkliche Beobachtungen gemacht, welche die Kunatverwaltungen
ndthigen, eingreifende Mittel anzuwenden, um die Haltbarkeit der Kunsterzeugaisse zu
sichern. Unter der. verschiedenen Ursachen, welche den hÃufig hervortretenden Verfall
moderner GemÃlde erklÃren, ist die mangelhafte Kenntniss der Natur und Beschaffenheit
des Malmaterialseine der erkennbarsten. Nachdem auf manni faltige Weise fÃr die Ver-
breitung technisch-handwerltlicher Unterweisung durch Schri und Wort Vorsorge ge-
troffen worden, handelt es sich darum, den jungen KÃnstern durch praktische Anleitung
in Lehranstalten die Mittel zur zweckmÃÃigen Handhabung der Materialien zu ver-
schaffen. Zu diesem Zwecke soll bei der akademischen Hochschule fÃr die bildenden
KÃnste in Berlin probeweise der Unterricht Ãber Eigenschaften, PrÃparation und Be-
handlung der fÃr die Kunstmalerei dienenden Farben u. s. w. eingefÃhrt werden.
Sammlung Rothschild. Die Kunstsammlungen der vor Kurzem verstorbenen
Witwe Idcs Barons Meyer Karl Rothschild in Frankfurt a. M. werden gegenwartig an
ihre verschiedenen Erben in Frankreich und England verthailt. FÃr Deutschland he-
deutet dies einen groÃen Verlust; nicht nur Jamnitzer's groÃer Becher, das berÃhmteste
PrachtstÃck deutscher Goldschmiedekunst der Renaissance mit 750.000 Mark vom Baron
Rothschild bezahlt, sondern eine ganze Reihe, zum Theil lhnlich bedeutender deutscher
Silberarbeiten und fast unzlhlige kostbare Arbeiten der Juwelierltunst, namentlich aus
dem vorigen Jahrhundert, verschwindet damit dauernd aus Deutschland. Die Familie
Rothschild wird von allen den Schauen der Kunat, die sie seit einem halben Jahrhundert
aufgespeichert,.nichts in Deutschland hinterlassen, als ein paar auf Frankfurt bezÃgliche
Bilder und Silberarbeiten, die schon nach dem Tode von Meyer Karl Rothschild an die
Frankturter Sammlungen gelangt sind.
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