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MONATSCHRIFT FÜR KUNSTGEWERBE.
WIEN 1891.
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Verlag von Carl Gero1d's Sohn in Wien.
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Seit Beginn des Jahres tB88 erscheint dem Wunsche zahlreicher Fachmänner, Alter-
thumsfreunde, Sammler und Künstler entsprechend
Alt-Wien in Bild und Wort"
Ansichten aus dem alten Wien, in einer sorgfältigen Auswahl. Der Wiener Alterthumsverein
hat sich zu diesem Vorhaben mit der Redaction des Wiener Illustrirten Extrablattes vereinigt
und sollen Lieferungen in zwangloser Folge herausgegeben werden, welche je 12 Blätter ent-
halten. Jeder Darstellung wird ein fachlich erläuternder Text beigegeben; als Mitarbeiter sind
bishefdie Herren Boeheim, Hauser, Lind, Löwy, Weittenhiller, Wimmer beigetreten.
Die Redaction hat Herr Dr. Albert Ilg übernommen. Die Tafeln sollen nicht geheftet, sondern
als lose Blätter in Umschlag gebracht werden, damit der Sammler sie nach beliebigem System
in seine Collection einschalten könne.
Das alte Wien schwindet mit seinen charakteristischen Stätten und Bauten immer
mehr dahin. Die Erfordernisse des modernen Lebens, des gesteigerten Verkehres, und so
fnanche andere Umstände bringen es unaufhaltsameriveise mit sich, dass diese architektonischen
Zeugen der Vergangenheit in raschem Gange von der Scene abtreten und zahlreiche historische
Erinnerungen, auch manches künstlerische Werk, geht damit auf immer verloren. Viele dieser
der Demolirung verfallenen Gebäude wurden in letzter Stunde noch aufgenommen und öfters ist
die in vAlt-Wienu enthaltene Abbildung die einzige, welche von denselben existirt.
Uebrigens wird das Werk auch zahlreiche andere Gassen, Plätze und Baulichkeiten im Bilde
bringen, welche zur Stunde noch bestehen, durch Alterthum, geschichtliche Bedeutung oder
künstlerische Zier aber gleichfalls von Interesse sind.
Die einzelne Lieferung kostet d. 10 ltr., mit franltirter Zusendung auf Rolle gut
verpackt fl. 20 ltr. Bestellungen übernehmen alle Buchhandlungen des In- und Auslandes.
JedelLieferung ist auch einzeln zu haben. Das Porto für drei Lieferungen zusammen beträgt
nur llr.
Inhalt der ersten Lieferung Der Hof des Fruhwirthhauses auf der Wieden. Das
Königseggache Gartenpalais in Gumpendorf. Die Fassziehergasse. Die alte Universität.
Die Salzgrics-Kaserne. Im Auwinkel la Blatt. Der alte Kleppersteig. Das alte
GeneralcornmandoeGebäude auf der Freyung. Die Stubenthormühle. Das Haus nzum
goldenen Fasane am Minoritenplatz. Der Calvarienberg in Hernals.
Inhalt der zweiten Lieferung Plafond im alten Rathhaus. Das Eisgrühl. Der
Jacoberhof. Haus in der Rossau. Die Rosaliea-Capelle im Freihaus auf der Wieden.
Der Gasthof szutn wilden Manne. Die Pfarrkirche auf dem Schottenfeld. Das alte kaiserliche
Rüdenhaus in Erdberg. Das Küssdenpfennighaus. St. Anna-Gebäude. Das Kipfelhaus
in der Grünangergasse und das Steindelbäckhaus auf der Landstrasse. Die Thury-Capelle.
Inhalt der dritten Lieferung Maria-Stiegen. Das Bürgerspital. Das Schottenstift.
Die Schanzel-Capelle. Die letzten Reste der Mölkerbastei. Das Haus xzum Pelikan
in Neulerchenfeld. Die alte Verpliegsbäckerei im unteren Arsenal. Zum Primas von
Ungarn. Das Haus xzum schwarzen Bären am Lugeclt. Das Haus nur goldenen Entei.
Die alte Universitäts-Bibliothek. Der Pestgiebel an der Cstlsltirche.
Inhalt der vierten Lieferung Sculpturwerk am Stephansdom. Das Haus azum rothen
Igel am Wildpretmarkt. Die Schönlaterngasse. Hof im alten Rathhaus. Das Schwabische
Haus, genannt xdie Schwabenburge. Das fürstlich Liechtenstein'sche Palais in der Rossau.
Das Haus rzum rothen Apfels. Das xHerrschaftshausc in der Augartenstrasse. Das ehe?"
malige Schloss am Hundsthurm. Das ehemalige Eszterhäzy-Palais in der Mariahilferstrasse.
Das Haus und Gasthaus xzur deutschen Eiche auf der Brandstatt. Die früher bestandene
Johanneskirche in der Jagerzeile.
Inhalt der fünften Lieferung Das Kloster der Siebenbüchnerinnen Blatt. Die
Schönlaterngasse. Die Weissgirberltirche. Das sogenannte nrothe Haus in der Alservor-
stadt. Das alte Schloss Hundsthurm. Das Franzosenhaus. Das Rothenthurmthor. Die
Mechitaristenltirche. Die Getreidemsrkt-Kaserne. Das Kirnthnerthor-Theater. Die
Reindorfcr Kirche.
Inhalt der sechsten Lieferung Der obere Theil des Salzgries. Das herrschaftliche
Brauhaus in Margarethen. Der Jacoberhof. Die Jacoberbastci. Die Hernalser Linie.
Das Lannerhaus in der Mechitaristengasse. Der rothe Hof. Grab-Platte des Grafen Salm.
Das Haus rzurn schwarzen Docks. Die Kirche in Dornbach. Der Katzensteig. Das alte
Rathhaus. Das neue Thor.
Inhalt der siebenten Lieferung Der alte Minoritenplatz an der Ostseite. Die
Schleifmühle Blatt. Die Pfarrkirche in Hciligenstadt. Der polnische Hof. Die ndrei
Kronen auf der Wieden. Ober-St. Veit. Die Wiedener Hauptstrasse. Das Bärenhaus
in der Taborstnsse. Der Ledererhof. Aus der Magdalenenstrasse im VI. Bezirke. Das
rRothe Stem-Hausc in der Leopoldstadt.
MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrivft für Kuistgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction den k. k. Oesterr. Museums.
lm Commissionsverlng von Carl Gerold's Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr B. 4.-
Nr. 67. 3io. WIEN, Juli 189. N. F. VI. Jahrg.
lnhnlt Die Ausstellung orientalischer Teppiche im k. k. Oesterr. Handelsmuseum. Von Alois Riegl.
Schluss Sevres und das moderne Porzellan. Vnn Dr. F. Linke. Schluss Angelegen-
heiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. Lilteraturbericlrt.
Bibliographie des Äunstgewerbes. Notizen.
Die Ausstellung orientalischer Teppiche im k. k.
Oesterr. I-Iandelsmuseum.
Von Alois Riegl.
Schluss
Hat sich das kryptogrammatische Kriterium in Bezug auf das Genre
"Susandschirdu wenig bewährt, so wird man auch in anderen Fällen, in
denen dasselbe bisher zur Anwendung gebracht wurde, Vorsicht obwalten
lassen müssen. Es gilt dies insbesondere von einem Teppich des Herrn
Th. Graf, wozu W. Bode ein in allem Wesentlichen identisches Exemplar
eingesendet hat. Das Charakteristische und Seltsame dieser beiden Tep-
piche beruht in breiten, starren, rohen Bändern, von denen die einzelnen
Compartimente umzogen sind, und in wunderlich stilisirten Thieriiguren,
die in der sonstigen orientalischen Teppichornamentik anscheinend ihres-
gleichen nicht finden. Man warnun geneigt, den steifen, unschönen
Charakter der Linienführung für archaisch zu halten, und hat auf Grund
kryptograrnmatischer Bestimmung der Thieriiguren als Herstellungsort
des GraPschen Teppichs eine syrische Stadt, als Zeit das 13. Jahrhundert
feststellen zu können geglaubt. Worauf sich die ähnliche Rückdatirung
des Bode'schen Teppichs stützt, ist mir unbekannt geblieben. Analogien
aus anderen Gebieten der sarazenischen Kunst des 13. Jahrhs. Seiden-
Weberei, Holzschnitzerei, Metallarbeiten beizubringen wird man kaum in
der Lage sein. Man hat zwar im Allgemeinen auf angeblich ganz nahe-
Jahrg. r89!.
stehende Seidenstoffmuster hingewiesen in den zugänglichen Publicationen
ist aber derlei nirgends zu finden, und der Charakter der anerkannt sara-
zenischen Stoffmuster des 13. Jahrhunderts ein wesentlich anderer. Die
Stilisirung der Thierßguren an den beiden in Rede stehenden Teppichen
weist vielmehr auf ein ganz bestimmtes Kunstgebiet hin, das nachweislich
und zweifellos zur persischen Teppicherzeugung vielfache Beziehungen
gehabt hat, nämlich das chinesische. Die von der geschwungenen per-
sischen und selbst von der gebrochen verlaufenden vorderasiatischen
Rankenführung so hässlich abstechende Linienführung an jenen beiden
Teppichen ist auch weit eher denkbar etwa in einer Grenzlandschaft,
die sich nur unvollkommen und missverstanden die allerdings als latente
Grundlage auch in diesen Fällen nicht zu verkennende orientalische
Teppichornarnentik zu eigen gemacht hat, als in einer Stadt des nörd-
lichen Syrien im 13. Jahrhundert. Um archaischen Charakter in der
Roheit zu erblicken, muss man eben einerseits die historische Wurzel
der orientalischen Teppichornamentik, soweit sie nicht von rein geome-
trischen Motiven bestritten wird, verkennen, anderseits die Teppich-
ornamentik als ein ganz isolirtes Gebiet ansehen, das mit der übrigen
Entwickelung der orientalischen Ornamentik nichts Wesentliches ge-
meinsam hatte.
Hiemit haben wir bereits einen Factor erwähnt, der in der Geschichte
der orientalischen Teppichornamentik und sagen wir gleich der orien-
talischen Kunst überhaupt, denn es empfiehlt sich der willkürlichen
Trennung und Isolirung beider Gebiete, von denen das erstere ja doch
nur ein integrirender Bestandtheil des letzteren ist, ein Ende zu machen
eine überaus bedeutsame Rolle spielt. Es ist eines der wichtigsten
und augenfälligsten Ergebnisse dieser Ausstellung die Rolle, die der
chinesische Einfluss in der Geschichte der orientalischen Teppich-
ornamentik gespielt hat, in's volle Licht lgesetzt zu haben. Wir kennen
eine ganze Reihe sarazenischer Kunstwerke etwa vom 9. bis zum 14. Jahr-
hundert chinesischer Einfluss ist daran fast nirgends wahrzunehmen. Und
zwar sind darunter nicht blos westsarazenische Arbeiten, aus Syrien und
Aegypten, Spanien und Sicilien, sondern auch unzweifelhaft persische
Metallarbeiten, die wir als einer localen Herkunft mit den späteren per-
sischen Kunsterzeugnissen unmittelbar mit diesen vergleichen dürfen. Nun
findet sich an jenen unzweifelhaft persischen Metallarbeilen mit Ausnahme
einiger geometrischer, mäanderartiger Motive, die ihrer primitiven Natur
halber nur mit Vorsicht auf historische Zusammenhänge zurückgeführt
werden dürfen, kein einziges Motiv, das als unmittelbare Vorstufe der
an den persischen Arbeiten des 16. Jahrhunderts uns neu entgegen-
tretenden chinesirenden Motive angesehen werden könnte. Die Orna-
mentik jener Metallarbeiten zeigt unter den Thieren noch keine chine-
sischenVögel, Drachen und Khilins, unter den vegetabilischen Motiven noch
keine Lanzettblätter mit vorguckenden Rosetten. Zwischen dem 14.. und
I6. Jahrhundert muss daher der Uebergang gelegen sein; dieses Resultat
stimmt auch mit dem Datum der politischen Ereignisse, die für die Er-
möglichunglund unmittelbare Herbeiführung der längst schon beobach-
teten wechselseitigen Beeintiussung zwischen beiden Kunstgebieten, dem
west- und dem ostasiatischen, bisher gewöhnlich geltend gemacht worden
sind der Epoche des Timurlenk und seiner nächsten Nachfolger.
Ueberblicken wir von diesem Gesichtspunkte aus das auf der Aus-
stellung versammelte Material an älteren Teppichen, so sehen wir, dass
gerade die bedeutendsten und vornehmsten Stücke alle mehr oder minder
chinesischen Einfluss aufweisen, daher selbst die ältesten darunter kaum
über das 15. Jahrhundert hinaufdatirt werden dürfen. Als eines der
ältesten Stücke erweist sich unter demselben Hinblick ein kleiner, dem
Handelsmuseum angehüriger Teppich mit Pfauen und Goldfasan in
einer Waldlandschaft. Dass der chinesische EinBuss nicht auf Persien
beschränkt geblieben ist, sondern die ganze islamitische Welt sich erobert
hat, beweisen zahlreiche Denkmäler aus neuerer Zeit in Aegypten, Syrien
und Kleinasien. Um so bedeutsamer muss uns daher ein Teppich er-
scheinen, der vun chinesischem Einflüsse gar Nichts zur. Schau trägt
wie z. B. ein Seidenteppich aus dem Besitze des Allerhöchsten Hofes,
der auf spanisch-maurischen Ursprung zurückgeführt wird.
Das zweite Ergebniss allgemeiner Art, das bei der Betrachtung der
ausgestellten alten sowohl wie der modernen Teppiche sich dem Be-
schauer aufdrängt, ist die Erkenntniss, dass die gesammte orientalische
Teppichornarnentik im Wesentlichen eine Rankenornamentik ist
Es durchzieht ein und dasselbe Grundmotiv alle orientalischen Teppiche
von Nordafrika bis lndien, soweit dieselben nicht rein geometrisch ge-
mustert sind. Es ist die flexible vegetabilische Ranke in einer mehr oder
minder abstrakten, mathematischen Projection, nirgends ein naturalisti-
scbes Vorbild unmittelbar nachahmend, auf persischem und von da aus
beeinflusstem Gebiete in rundem Schwunge verlaufend, auf vorder-
asiatischem Gebiete mehr eckig gebrochen, wahrscheinlich um den latenten,
vegetabilischen Charakter noch mehr zu unterdrücken. Auch die pHanz-
lichen Motive, die sich an die Ranken ansetzen, die Blätter und Blüthen.
lassen sich zum Theile auf gemeinsame Grundformen zurückführen. Es
gilt dies insbesondere von den sogenannten Palmetten, d. h. Motiven von
spitzovalem bis kreisrundem Kern, der von einem Blattkranz gleich einer
Flammenglorie eingefasst erscheint. Und zwar sind es hauptsächlich zwei
typische Grundformen, in denen die Palmette an den Teppichen uns ent-
gegentritt. Die eine ist die persische Palmette im engeren Sinne, mit von
unten auf sich entwickelnden Blättern, die den Kern umschließen; sie
findet sich schon auf sassanidischen Kapitälen gemeinsam mit dem
Akanthus, und an den älteren Mosaiken vom Ende des 7. Jahrhunderts
der Felsenmoschee zu Jerusalem. Die zweite Art reiht die contourirenden
Blattzacken im Kreise nebeneinander, anstatt dieselben vorn Stiel herauf
9.
sich entwickeln zu lassen; man kann diese Art als Fächerpalmette be-
zeichnen und am ehesten auf das Weinblatt zurückführen, ein in früh-
mittelalterlicher Zeit im Orient überaus verbreitet gewesenes deco-
ratives Motiv.
Die geschilderte Rankenornamentik tritt am greifbarsten an den
persischen Teppichen im engeren Sinne entgegen. Aber auch die Orna-
mentik der vorderasiatischen, insbesondere der anatolischen und der Smyrna-
Teppiche, verräth unzweifelhaft denselben Grundzug. An den älteren,
noch nicht fabrikmäßig nach persischen Vorlagen gearbeiteten Smyrna-
Teppichen herrscht die gleiche Rankenornamentik wie in Persien, aber die
Ranken sowie die Blumenmotive sind eckig geknickt und gebrochen,
was einerseits der Knüpftechnik weniger Schwierigkeiten bereitete, ander-
seits aus dem gesteigert abstrakten Grundcharakter aller vorderasiatisch-
sarazenischen Kunst erklärt werden kann.
Was ist nun im letzten Grunde die Ursache für die dargelegte
Gemeinsamkeit aller orientalischen Teppichornamentik? Am bequemsten
ist es da, mit der großen Ueberzahl derjenigen, die sich für diese Dinge
interessiren, eine selbständige Entwickelung aus sich selbst heraus anzu-
nehmen. Und in der That, wenn man das scheinbar kraus verlaufende
Linienspiel des Rankenwerkes auf orientalischen Teppichen näher verfolgt,
so findet man bald, dass man es da mit einer verhältnissmäßig geringen
Anzahl von Grundmotiven und mit einer trotz der scheinbaren, haupt-
sächlich durch die Buntfarbigkeit erzeugten Verworrenheit ziemlich ein-
fachen Linienführung zu thun hat. Bedarf es zur Erklärung einer im
Grunde so einfachen Ornamentik historischer; Vorbilder und Zusammen-
hänge? Auch die seit Jahren alleinherrschende Theorie von der technisch-
materiellen Entstehung aller primitiven Schmuckformen hat ganz wesent-
lich dazu beigetragen, die Ueberzeugung von der autochthonen Entstehung
der orientalischen Teppichornamentik immer mehr zu befestigen. Ist es
doch unter dem Einflüsse jener allmächtigen Theorie, deren Berechtigung
unter Anwendung entsprechender Vorsicht und Vermeidung doctrinärer
Uebertreibungen gar nicht bestritten werden soll, schon dahin gekommen,
dass namhafte Kunstforscher sich förmlich entschuldigen zu müssen
glauben, wenn sie sich herausnehmen, zwei "bloßen Ornamente in histo-
rische Beziehung zu einander zu setzen.
Und doch bedarf es nur eines Blickes auf die Entwickelung der
Künste im Alterthum, um das Irrthtimliche der Annahme eines selbstän-
digen Ursprunges der Teppich-Rankenornamentik im Orient einzusehen.
Aus dem gesammten so reichhaltigen Gebiete der altorientalischen Orna-
mentik vermag man nicht ein Beispiel für die Anwendung der ausgebil-
deten Ranke beizubringen. Die Bogen, die die assyrischen und altägyp-
tischen Lotushlüthen und Palmetten untereinander verbinden, sind keine
freibewegten Ranken, sondern starre, ewig einseitig verlaufende Bänder.
Eher vermochte man in der ägyptischen Spiralornamentik eine Vorahnung
der griechischen Ranke zu entdecken. In der griechischen Kunst ist aber
die Ranke von Anbeginn in einer für alle folgenden Zeiten typischen
Gestalt vorhanden Zu Mykenä treffen wir schon in den Schachtgräbern
die fortlaufende sowie die intermittirende Wellenranke, d. i. die zwei in
der orientalischen Teppichornamentik weitaus am häufigsten wiederkeh-
renden Bordürenmotive. In hellenistischer Zeit überzieht die Ranke in
freiem Schwunge, aber in regelmäßigem Zusammenschlusse bereits ganze
Flächen; genau dasselbe, was das Charakteristische der persischen Teppich-
Rankenornamentik ausmacht.
Das hieraus folgende Ergebniss ist ein so zwingendes, dass nur
derjenige es negiren kann, der entweder annimmt, dass in der alt-
orientalischen Zeit die anderweitig nicht nachweisbare Rankenornamentik
an den in Denkmälern nicht erhaltenen Teppichen dennoch im Ge-
brauch gewesen istg, für welche Annahme sich nicht einmal technisch-
materielle Gründe in's Feld führen lassen, oder der glaubt, dass die Inspi-
rationen des Islam oder die Berührung der Syrer, Aegypter, Perser u. s. w.
mit den Arabern im Mittelalter diese Ornamentik gleichmäßig überall im
ganzen Orient aus dem Nichts hervorgerufen haben. Wer sich aber von
den herrschenden Vorurtheilen freizumachen weiß und den für andere
Gebiete menschlichen SchaEens widerspruchslos geltenden Satz, dass die
schwächere Cultur vor der stärkeren zurückweichen muss und ein jedes
Volk auf den Schultern eines andern emporsteigt, auch für die Geschichte
des Kunstschaßens gelten lässt, der wird nicht einen Augenblick länger
zweifeln können, dass die Rankenornamentik der orientalischen Teppiche
in der hellenistischen Zeit, der Zeit des Culturaustausches und Cultur-
ausgleiches zwischen Orient und Occident, im Osten ihren Einzug ge-
halten hat. Von einzelnen Motiven lässt es sich heute schon beweisen,
und eine gründlichere Erforschung der bezüglichen Denkmäler wird es
zur durchgängigen Evidenz erhärten, dass die orientalische Kunst der
römischen Kaiserzeit und des frühesten Mittelalters unmittelbar mit der
hellenistischen, und zum weitaus geringeren Grade mit der römischen zu-
sammenhängt, was übrigens schon vor nahezu dreißig Jahren der scharf-
sichtige Marquis de Vogüe auf Grund seiner Untersuchungen über die
centralsyrischen und ierusalemitanischen Denkmäler klar eingesehen und
ausgesprochen hat. Das Gleiche gilt ja fast in demselben Ausmaße auch
von der byzantinischen Kunst, die man heute noch immer mit ewig un-
fruchtbarer Consequenz auf einen Isolirschemel stellt, als ein in sich ab-
geschlossenes fertiges Product betrachtet, anstatt die Frage darauf zu
Fichten was ist an der byzantinischen Kunst römisch, was local-helle-
nistisch, was Neubildung etwa vom 5. Jahrhundert ab?
Die an den orientalischen Teppichen zur Verwendung gebrachte
Ranke wäre somit im letzten Grunde griechischen Ursprungs. Lässt sich
aber die Ranke nicht auch außerhalb des geschlossenen Kreises der
Mittelmeerkunst nachweisen? ln der That begegnen wir ihr auch innerhalb
der chinesischen Kunst. Wie alt ist sie bei diesem Volke, dessen Cultur
wir gewohnt sind, als eine uralte, streng autochthone anzusehen? Konnten
die Chinesen, denen wir schon so manches Einzelmotiv der späteren per-
sischen Teppichornamentik haben zuweisen müssen, nicht auch die Ver-
mittler des Rankenmotivs gewesen sein? Die Antwort lautet dahin, dass
die chinesische Ranke doch eine ganz eigenthümliche, unverkennbare
Stilisirung aufweist, und die Ranke der orientalischen Teppiche in Bezug
auf die Linienführung der griechischen Ranke weit näher steht als der
chinesischen. Ueberdies bleibt zu erwägen, dass bei unserer fast völligen
Unkenntniss der chinesischen Kunstgeschichte über das Alter des decora-
tiven Rankenmotivs bei den Chinesen gar nicht geurtheilt werden kann.
Eine Abhängigkeit der chinesischen Rankenornamentik von der westlichen
ist zwar mit den heutigen Mitteln nicht nachzuweisen, und soll auch gar
nicht behauptet werden; aber Niemand wird die Möglichkeit einer solchen
von vornherein für ganz ausgeschlossen halten dürfen. Ist doch die in-
dische Rankenornamentik unzweifelhaft hellenistischen Ursprungs, ein
Product der Zeit Asoka's und seiner Nachfolger, da sich das bis dahin
kunstarme, denkmallose Indien dem von den Diadochen regierten Westen
erschloss. Haben sich dann weite Landschaften mit chinesischer Bevöl-
kerung dem religiösen Einiinsse der Inder durch Annahme des Bud-
dhismus gebeugt, warum sollten sie nicht auch ihren künstlerischen
Einfluss erfahren haben?
Ein weiteres strittiges Capitel der orientalischen Teppichgeschichte,
hinsichtlich dessen man Aufklärung von dieser Ausstellung erwartete, ist
dasjenige über etwaige europäische Imitationen orientalischer Tep-
piche in älterer Zeit. Von der einen Gruppe, die hier in Betracht kommt,
den sogenannten Polenteppichen, ist schon im vorigen Artikel die Rede
gewesen. Europäisirenden Charakter in den Einzelmotiven tragen mehr-
fache Teppiche zur Schau, ohne dass wir uns gleichwohl dadurch für
berechtigt erachten dürften, europäische Imitation anzunehmen. Anders
scheint aber der Fall zu liegen bei einem vom Berliner Kunstgewerbe-
museum ausgestellten Teppich mit drei Eichlaubkränzen, von denen
stilisirte Ranken in kreuzförmiger Zusammensetzung umrahmt erscheinen.
In Berlin soll noch ein größeres Stück von gleicher Art und Musterung
vorhanden sein. Man ist geneigt, diesen Teppich auf eine spanische
Teppichknilpferei im 15. und 16. Jahrhundert zurückzuführen, von welcher
bei älteren Schriftstellern mehrfach die Rede ist, ohne dass wir angesichts
der Vieldeutigkeit der Bezeichnung vTeppichu auch in den nißhfdcutgchen
Sprachen bestimmt sagen könnten, ob darunter Knüpfteppiche zu ver-
stehen sind. Aus dem Charakter des Ornaments an jenem Berliner
Teppicli ist aber auch Nichts zu entnehmen, was zwingend für spanischen
Ursprung sprechen würde; dasselbe lässt sich vielmehr am besten dem
italienischen Renaissance-Ornament der zweiten Hälfte des Quattrocento
einreihen, und Professor Wickhoff macht mich aufmerksam auf ganz
411
ähnlich gemusterte gewebte Tapeten aus dieser Zeit, insbesondere eine
zu Assisi befindliche, mit denselben drei Eichlaubkränzen, unter deren
Füllungen sich Cardinalinsignien befinden sollen. Man wird also bis zu
dem Augenblicke, da die vormalige Existenz einer spanischen Teppich-
knüpferei mit entscheidenden Gründen außer Zweifel gesetzt erschiene,
in dem vorliegenden Falle als das Wahrscheinlichste eine orientalische
Arbeit nach italienischer Vorlage annehmen, oder doch wenigstens die
Frage der Provenienz vorläufig dahingestellt sein lassen müssen.
Die Betrachtung der ausgestellten er ne Teppiche unter
historischen Gesichtspunkten bestätigt für's Erste die Wahrnehmung, die
man schon früher hinsichtlich der Musterung moderner orientalischer
Teppiche im Allgemeinen gemacht hat dass nämlich die von Nomaden
erzeugten Teppiche nicht die uniforme sarazenische Rankenornamentik,
sondern geometrische Motive, oder auch Menschen und Hausthiere in
geometrischer Stilisirung zur Schau tragen. Wo Ausnahmen vorkommen,
dort scheinen die besonderen, in diesen Fällen obwaltenden Verhältnisse
nur die Regel zu bestätigen. Ein recht lehrreiches Beispiel dieser Art
liefern die Kaschkai-Teppiche, die zwar noch heute von türkischen No-
maden erzeugt werden, aber ihrer Vorzüge halber schon seit längerer
Zeit in Persien selbst ein Gegenstand des Luxus geworden sind. Wir
treffen nun an diesen"Teppichen einerseits das rein geometrische Aschkali-
Muster, das wir zum Theil auch bei einzelnen Stämmen am kaspischen
Meer wiederfinden, anderseits vegetabiliscbe Musterung, insbesondere ver-
setzt gereihte Palmwipfel, was zweifellos auf Beeinflussung seitens der
persischen Kunden zurückzuführen ist. Den geometrischen Charakter am
reinsten haben sich die Turkmenen in ihren Teppichen bewahrt.
Ferner spielt das geometrische Element eine sehr große Rolle bei
jenen Teppichen, die wir im Allgemeinen als kaukasische zu bezeichnen
pflegen, weil sie nördlich und südlich vom Kaukasus angefertigt werden.
Aber so zahlreich und vielsprachig die daselbst angesiedelten Stämme,
ebenso vielgestaltig sind die von ihnen erzeugten Teppiche. Die Aus-
stellung hat hievon reichliche Proben beigebracht, aber doch nicht so
viele, um das Gebiet auch nur annäherungsweise vollständig uud gründ-
lich kennen zu lernen, worauf angesichts des ebenso umfangreichen als
verwickelten Materials und der von Ost und West, Nord und Süd ein-
ander kreuzenden Einflüsse von vornherein verzichtet werden musste.
Eine Gruppe von modernen kaukasischen Teppichen ist deshalb
von besonderem historischen Interesse, weil sie die seinerzeit von Julius
Lessing geäußerte Ansicht bestätigt, dass die Originale der meisten in
desselben Verfassers Altorientalischen Teppichrnustern publicirten Teppich-
abbildungen nach abendländischen Gemälden des 15. und 16. Jahrhun-
derts in der Umgebung des Kaukasus gefertigt worden seien. Es kann
in der That nicht Zufall sein, dass sich die gewöhnlich für kufische
Schriftzüge erklärten Bordürenmuster der meisten jener Teppichbilder
412
heute nur mehr an Teppichen kaukasischer Herkunft wiederfinden. Die
conservative Beibehaltung kufischer Schriftzüge müsste aber befremden
in einem Lande, in welchem der Mohammedanismus und das arabische
Element niemals eine so bedeutsame Rolle gespielt hat, wie in den
übrigen Ländern des Orients. Ich bin daher geneigt, in den angeblichen
Schriftzügen kaukasischer Teppichbordüren, die meines Wissens Niemand
bisher gelesen und gedeutet hat, verschlungene Bandmotive zu erkennen,
deren Vorbilder wir in den Bordürenornamenten georgischer und arme-
nischerArchitekturdenkmäler aus dem Mittelalter zu erblicken haben dürften.
Besondere Verbreitung im Abendlande scheinen seinerzeit die kleinen
Teppiche mit gebrochenen gelben Ranken auf rothem Grunde gefunden
zu haben, deren Bordüre von der Art der eben beschriebenen sie der
kaukasischen Gruppe zuweist. Graf A. Enzenberg hat allein ihrer ein
halbes Dutzend zur Ausstellung gebracht, das nachweislich seit 1770 sich
im Besitze dieses gräflichen Hauses befindet.
Die Mehrzahl der modernen persischen Teppiche weist das Herati-
Muster auf, das zwar insbesondere den Ferahan- und Kurdistan-Teppichen
eigen ist, aber auch über diese Landschaften hinaus einerseits nach Kho-
rassan, anderseits nach dem Kaukasus Verbreitung gefunden hat. Dieses
Muster stammt zweifellos aus der typischen persischen Rankenornamentik
mit den großen Palmetten und Rosetten, die man als Schah-Abbas-Muster
zu bezeichnen pflegt. In klar disponirter Rankenform ohne die verwirrenden
Fllllsel zwischen den durch immer dieselben Glieder gebildeten Diagonal-
bändern begegnen wir ihm auf älteren Fliesen. In der kleinblumigen,
vielfach eckig stilisirten Form, in der es an den modernen Teppichen
entgegentritt, ist es auf älteren Beispielen nicht nachzuweisen; es scheint
dieses daher eine neuere Phase der persischen Teppichornamentik zu
bezeichnen, wofür auf der Ausstellung ein datirtes und signirtes Stück
mit der Jahrzahl 1832 und dem Namen eines Kaschkai-Khans eine wenn
auch gewiss nicht absolute Grenze nach rückwärts andeutet.
Die Lanzettblätter mit den vorguckenden Rosetten in den Diagonal-
bändern des modernen Herati-Musters sind Lessing und Kumsch geneigt
als pickende Vögel aufzufassen, und Kumsch macht sich sogar anheischig,
zum Beweise hiefür einen älteren orientalischen Seidenstoff in der Dres-
dener Sammlung beizubringen, an welchem der Vogel nicht zu verkennen
wäre. Aber nach den alten Fliesen zu schließen, an denen das Lanzettblatt
des Herati-Musters in keinem mir bisher bekannt gewordenen Falle mit
einem Vogel verwechselt werden kann verschiedene Beispiele bei Prisse
d'Avennes, liegt es näher, das von Kurnsch erwähnte Beispiel als bisher
ganz vereinzelt etwa auf Rechnung einer zufälligen Uebertragung zu
setzen, und als das Typische, dem Motiv zu Grunde Liegende das Lanzett-
blatt anzunehmen, dessen Ursprung übrigens nicht auf persischem, son-
dern auf chinesischem Gebiete zu suchen sein dürfte wenigstens lassen
sich Lanzettblätrer mit vorguckenden Rosetten auf modernen chinesischen
Holzschnitzereien nachweisen, wie denn überhaupt das "Vorguckenn weit
mehr dem Charakter der ostasiatischen, als demjenigen der mittelländisch-
persischen Ornamentik entspricht. Es wäre übrigens zu wünschen, dass
Kurnsch das von ihm gesprächsweise erwähnte, zweifellos sehr inter-
essante Stoifmuster zur Veröffentlichung brächte.
Bei der Wichtigkeit, die nach dem zuletzt und auch früher wiederholt
Gesagten das chinesische Element für die Geschichte des orientalischen
Teppichs besitzt, traf es sich sehr günstig, dass sich Gelegenheit bot,
auch Teppiche von ostasiatischer Provenienz in verhältnissmäßig
reicher Auswahl auf der Ausstellung zu versammeln. Die japanischen
dürfen wir ohne Weiteres übergehen, da sie sich durchwegs als abge-
leitete Erscheinungen von keinerlei selbständiger historischer Bedeutung
darstellen. Auch die chinesischen Teppiche stehen in Bezug auf die
Qualität hinter den persischen weit zurück. Teppiche werden es daher
kaum gewesen sein, woraus die persischen Teppichknüpfer die chine-
sische Decoration für ihre eigenen Zwecke gelernt und herübergenommen
haben. Das interessanteste Gebiet ist unter solchem Hinblick dasjenige von
Khotan oder Chinesisch-Turkestan, d. i. nämlich ein Gebiet, das ethno-
graphisch zum Westen gehörig, stets das Grenzland zwischen Ost- und West-
asien gebildet hat und gegenwärtig wie schon öfter früher unter chinesischer
Herrschaft steht. Der Grundcharakter der khotanischen Teppichornarnentik
ist zwar der, sarazenische eine gebrochene Rankenornarnentik pflegt in
den meisten Fällen den Grund zu überziehen, und auch gewisse Einzel-
motive, wie z. B. der Granatapfel, sind augenscheinlich westlicher Ab-
kunft. Wir finden aber an diesen khotanischen Seidenteppichen zwei
Blattmotive, die einerseits der persischen und der von Persien beein-
flussten Teppichornamentik besonders geläufig sind, anderseits aber auch
auf rein chinesischen Teppichen vorkommen nämlich das dreispältige
Blatt von Karabacek kryptograrnmatisch für Ali gelesen und erklärt
und ein ausgezacktes, häulig gekrtimmtes Lanzettblatt, augenscheinlich
nächstverwandt dem persischen Lanzettblatt, das wir vom 16. Jahr-
hundert ab kennen. Da diese beiden Blattmotive in der älteren, sara-
zenischen Ornamentik bis in's 14.. Jahrhundert nicht nachzuweisen sind
erscheint es ziemlich sicher, dass dieselben aus China über Chinesisch-
Turkestan nach Persien und dem muharnmedanischen Westen überhaupt
gelangt sind.
Die bisher besprochenenen Knüpfteppiche nahrnen den größten Theil
nicht blos der Ausstellungsräume, sondern auch des Interesses im Publicum
und selbst von Seiten der Fachmänner in Anspruch. Die zweite, an
Alter mindestens ebenso ehrwürdige Classe von orientalischen Teppichen,
die gewirkten oder in Gobelintechnik hergestellten sogenannten Kilim,
waren zwar principiell zur Ausstellung zugelassen, aber als eine Gruppe
zweiten Ranges, die weder ein besonderes künstlerisches Interesse zu er-
wecken noch unseren modernen praktischen Bedürfnissen sich besonders
414
zu empfehlen geeignet schien. Die Zurücksetzung war aber keine ganz
verdiente, insbesondere von historischem Gesichtspunkte.
Selbst unter den ganz primitiv gemusterten Kilims aus der Land-
schaft Karamani in Kleinasien, mit ihren aus einzelnen Farbenquadraten
zusammengesetzten concentrischen Rautenmustern, fanden sich beachtens-
werthe Stücke, so z. B. ein besonders sorgfältig ausgeführtes, dem Aus-
sehen nach älteres Stück, das an einzelnen Stellen eingewirkte Goldfäden
aufwies, worin man also einen Beweis dafür erblicken darf, dass man
früher selbst so primitive Arbeiten bei sorgfältiger Ausführung für werth
gehalten hatte, durch Anwendung von kostbarem Material zu Luxus-
gegenständen erhoben zu werden.
Aber auf blos geometrische Musterung beschränkt sich die moderne
Kilimwirkerei keineswegs. In Kurdistan werden von Bordüren umzogene
Kilims erzeugt, die das Herati-Muster oder die versetzten Palmwipfel
der Knüpfteppiche, mitunter in recht sorgfältiger und feiner Ausführung
aufweisen. Was aber an den Kurdistaner Kilims das Allerbemerkens-
wertheste ist, das ist die Hervorbringung von Mustern im weißen Grunde
mittels der natürlichen Durchbrechungen oder Schlitze im Gewebe, also
die Benützung eines natürlichen Gebrechens oder Mangels der Technik
zur künstlerischen Ausstattung. Dieser Vorgang lässt sich unmittelbar
zur Seite stellen demjenigen der Chinesen, die das Schwinden und Reißen
der Glasur an ihren Seladon-Fayencen zur Hervorbringung der Craquele-
Musterung verwenden.
Endlich sind auch in die alte Abtheilung zwei in Gold, Silber und,
Seide gewirkte Teppiche 'gelangt, die sich in Anbetracht ihres decora-
tiven lnhalts neben die -abendländischen Gobelins stellen lassen. Der eine
dem Fürsten Johann Liechtenstein gehörige, zeigt neben den alten histo-
rischen Thiergruppen dieVotivgaben spendenden und empfangendenGenien
des Jagdteppichs, und zwar bezopft, was wohl zu beachten ist. Im Be-
sitze der Kaiserin Friedrich soll sich ein ähnliches Exemplar befinden.
Der zweite Wirkteppich älteren Ursprungs der Ausstellung, aus dem
Gardemeuble des königl. sächsischen Hofes, enthält blos vegetabilische
Musterung, und zwar das gewöhnliche persische Rankenwerk. Der Ver-
gleich mit den abendländischen Gobelins fällt freilich zu Ungunsten der
orientalischen aus und zeigt den großen Abstand zwischen diesen beiden
Gebieten, sobald es sich um Figürliche Ausstattung eines Kunstgegen-
standes handelt. Auchfder Unterschied im Material Seide und Gold
gegenüber der im Abendlande überwiegend gebrauchten Wolle ver-
dient nachdrücklich hervorgehoben zu werden, zumal die durch Nichts
bewiesene und durch so Viel widerlegte Meinung, das Abendland hätte
seine Figurenwirkerei erst von den Sarazenen gelegentlich der Kreuzzüge
erlernt, noch heute vielfach gläubige Anhänger findet.
415
Sevresund das moderne Porzellan.
Von Dr. F. Linke.
Schluss
In flotterer, weniger mühsamen Behandlung hat man in Sevres
einen Schritt weiter gehend die päte cfapplication dann auch male-
risch in Verwendung genommen zu förmlichen Malereien mit den
gefärbten Pasten oder Massen natürlich in breiter, flotter Behandlung
oder zu ornamentaler Zier. Die von der Glasur durchleuchteten Farb-
rnassen sind auch da nicht ohne coloristischen Reiz, und bilden namentlich
das passendste Decorationsmittel für Service in Hartporzellan.
Da der Decor hier in, respective unter der harten Glasur liegt,
so ist er durch dieselbe vor zerstörenden Einßüssen vollkommen geschützt.
Härte, Unverletzlichkeit, die Eigenschaften, die das Porzellan als Material
par excellence für das Tafelgeräthe Stempeln, kommen da also ganz zur
vollen, Geltung.
Unzweifelhaft gehört diesen neuen, in Scharffeuer decorirten Ge-
brauchsporzellanen die Zukunft. Die private Porzellanindustrie Frank-
reichs, namentlich in Limoges, hat sich derselben auch bereits bernächtigt;
in den dortigen Schulen wird die Technik gelehrt und geübt, die großen
Porzellanfirmen brachten Collectionen solcher Service mit Scharffeuer-
decor zu'r Ausstellung.
Vergoldungen lassen sich allerdings nicht auch unter die Glasur
bringen, und man wird solche an verziertem Porzellan nur ungern missen.
Durch den Gebrauch abgenutzte, corrodirte Goldlinien, Contouren u. dgl.,
die meist zur Farhzier in geringem Ausmaße hinzutreten, sind indess
leicht wiederherzustellen, nicht so, wo der Farbdecor mit den alten
Mutfelfarben verletzt, zerstört erscheint.
Bei reinen Schaustücken, Prunkgefässen, wie sie Sevres vor Allem
schafft, kommen solche praktische Momente nicht in Betracht; da ist es
nur der harmonische, edle Etfect, der die pätes d'application zu einem
so hervorragenden, kostbaren Decorationsmittel stempelt. Der Armuth
der Farbenscala, die in der Technik einzig hinderlich im Wege stand,
suchte man in Sevres damit entgegenzuarheiten, dass man ein Mittelding
zwischen den leichtfltissigen Porzellanfarben und den Scharffeuerfarben
schuf sehr strenge und daher glasigere, dem Charakter der Porzellan-
glasur näher kommende Mutielfarben couleurs au demi grand feu,
Halbscharffenerfarben.
Da ist die Palette reicher zu gestalten, und wurden nun diese Farben
zu Fonds und da, wo die Scharffeuerpasten nicht ausreichten, mit in
Verwendung genommen.
ln dem Streben, das der modernen Porzellantechnik innewohnt, die
breitgetretenen Bahnen der alten Porzellanmalerei für die höchsten deco-
rativen Aufgaben der Porzellankunst zu verlassen und den Decor in die
110
Glasur, in's Scharffeuer zu verlegen, musste der Blick von unserer selb-
ständig so hoch entwickelten europäischen Porzellankunst immer wieder
auf den Orient, den Ausgangspunkt des Porzellans, zurückfallen.
Schon in den frühesten Zeiten brachte die chinesische Keramkunst
Porzellane mit Farbglasuren, deren Herstellung der europäischen Technik
nicht wohl gelingen wollte, so namentlich die berühmten seladon-
grünen und rothen Glasuren.
An der apparten charakteristischen Erscheinung der bemalten chine-
sischen Porzellane ist ferner nicht blos das künstlerische Moment betheiligt,
technische Unterschiede machen sich da auch geltend die Farben an den-
selben sind großentheils nicht gleichen Charakters mit unseren Muffel-
farben, es sind Ernaile, dick, pastüs aufliegende, vielfach durchsichtige
Farbgläser, durch und durch mit gelöstem Oxyd gefärbt, von satten
Tönen, hohem Schmelz, wenn auch nur oberflächlich fixirt, doch in
Glanz und Schimmer einheitlich mit der Glasur zusammengehend, deco-
rativ unsere MuHelfarben weit überragend.
Die Nachbildung derselben auf unserem Porzellankörper wollte gleich-
falls nicht gelingen, und es war wieder den Forschern von Sevres vor-
behalten, den Grund dieser eigenthümlichen Verschiedenheit zu ermitteln.
Es stellte sich heraus, dass die chinesischen Porzellane viel weich-
flüssiger seien, weit geringerer Brenntemperaturen zu ihrer Fertigstellung
bedürfen Stücke chinesischen Porzellans in die Brennöfen von Sevres
gestellt, schmolzen zusammen, deformirten sich gänzlich. Die Masse erwies
sich aus zahlreichen Analysen thonärmer, kiesel- und flussmittelreicher;
die Glasur demzufolge auch leichtflüssiger, Färbungen entwickelnd, die
in höherem Feuer nicht möglich sind, Emails tragend, die auf anderer
Unterlage reißen, abschuppen. Die Folge dieser Erkenntniss war das
Streben, auch in Sevres solche Massen la Chine herzustellen.
Die ersten Versuche rühren von Salvetat aus den Fünfziger Jahren
her; er brachte es zu einigen gelungenen Probestücken, die das Museum
von Sevres noch aufbewahrt, und konnte daran zeigen, dass die Voraus-
setzungen richtig, auf solchen Massen Emaile und Glasurfärbungen la
Chine möglich seien. Aber technische Schwierigkeiten, die wohl ihren
Hauptgrund in dem verschiedenen Charakter der chinesischen Rohmate-
rialien haben, ließen die Sache über diese Versuche nicht hinausgelangen,
und erst der neuesten Zeit, den Bemühungen von Lauth und seinen Mit-
arbeitern war es vorbehalten, da total umgestaltend zu wirken.
Das lang und heiß ersehnte Ziel ist endlich erreicht in der nNou-
velle poreelainen, wie man in Sevres das Product getauft hat.
Mit dieser neuen Masse ist alles ermöglicht, was man nur er-
sehnen konnte.
Die Glasuren des wNeuen Porzellans-x sind so gefügig für Farbe
und Decorationstechnik, die Techniker und Künstler von Sevres wussten
die Chancen so vortreülich auszunützen, dass alle Welt staunend den
41'!
neuen Leistungen gegenüberstand, die Sevres bald auf den Ausstellungen
in Paris, Amsterdam, endlich in großartigster Weise auf der letzten
Pariser Weltausstellung der Welt vorweisen konnte.
Die Commission de perfectionnement, ein aus einigen zwanzig her-
vorragenden Vertretern der Kunst, Technik, Wissenschaft und Publicistik
zur Beaufsichtigung und Leitung des correcten Fortschrittes von Sevres
eingesetztes Consilium, hatte, als zufolge der selbständigen, privaten Be-
strebungen Theodor Deck's die Frage der Glasurfarben für Sevres eine
brennende geworden war, in einem umfangreichen Berichte Principien
für die Porzellankunst, ein Programm für die Arbeiten und Forschungen
in Sevres festgestellt. Dieser Bericht weist nachdrücklichst auf den Scharf-
feuerdecor.
nDas Porzellan soll und muss glänzend, heißt es darin, wleuchten,
brilliren aus der Zimmerausstattung herausblitzen. Trockene Farbe
schädigt diese Effecte, nimmt dem Porzellane mit dem Lustrereflex, Spiegel
und Schillern die besten Eigenschaften.
uDie päte d'applicati0n zu geschnittenen, gemmenartigen Reliefs bildet
für die kostbarsten Stücke die passendste, weil höchste und kostbarste
Decorationsart.
"Zu malerischer Verwendung sind Farbglasuren und transparente
Emaile für das Scharffeuer vorzuziehen, welche auf weicherer Porzellan-
masse nach Art der chinesischen zu versuchen wärenm
Dass Sevres nun all' dies erreicht hat, ist wohl nicht Verdienst
dieser wßeschllisseu, wohl aber ein Triumph für seine Techniker.
Die Masse der Nouvelle porcelaine, über deren Zusammensetzung
ich mir persönliche Mittheilungen in Sevres erholen konnte, zeigt an und
für sich gegenüber den alten harten Massen keine Verringerungen der
elden Qualitäten des Porzellans soferne Kunstobjecte in Betracht
kommen wohl aber noch Vorzüge.
Sie ist gut plastisch, gestattet subtilste Ueberarbeitung, ist zart, von
warmem, weichem Ton.
Sie lässt sich färbig abtönen. Reizende Figurengruppen in zart
elfenbein- oder amberfärbiger Masse waren auf der Pariser Ausstellung
zu sehen das Schönste, was bisher in der Richtung producirt wurde.
Die Glasur ist absolut durchsichtig, von glasiger Klarheit; wie
Krystall, wie klarstes Wasser liegt sie da, von den feinsten Modellirungen
geht kein Minimum verloren.
Mit Oxyden versetzt, löst sie diese klar auf und bis zu hohem
Procentsatze.
Das Resultat sind farbkräftige, leuchtende Farbglasuren, die Alles,
was die Fayence zu Stande bringt, wett machen.
Aber auch in den hellsten, zartesten Tönungen zeigt sich der Vorzug
vor dem alten Hartporzellane; nichts da von der Störung, welche die
milchige Trübung der alten Porzellanglasur in den daraus entwickelten
418
Farben verursachte hier Alles durchwegs klar, rein im Tone von den
tiefsten sattesten Farben, wie sie in Hartglasur nicht möglich waren, bis
zu den zartesten, so zu sagen nur mit einem Hauche von Farbe ver-
sehenen Glasuren.
Eine solche, nur schwach grünlich angehauchte Glasur kam be-
sonders reizend an plastischen Werken, kleinen Statuetten in der Sevres-
Ausstellung zur Geltung Aus den Falten und Tiefen mit etwas kräf-
tigerem Farbtone wirkend, weil dicker sitzend als an den Höhen, unter-
stützte sie Licht- und Schattenwirkung, erhöhte die Plastik des Kunst-
werkes, ohne die Modellirung irgend zu verkleistern, nichts, wie eine
zarte Farblichtfluth, die das Bildwerk umhlillte und angenehm tönte.
Welch' ein Gegensatz zu den mit brauner Schmiere überwischten
Porzellanstatuetten, die neuester Zeit so massenhaft auf den Markt ge-
worfen werden und den Eindruck alten Elfenbeins machen sollen. Schade
um das schöne Porzellanmaterial, das durch diese nPatinaschmiereu so
verunziert wird.
In der Päte nouvelle ließen sich in Sevres nicht nur alle früher in
Hartporzellan geübten und beliebten Massefärbungen. der Pate sur päte-
Technik wiederholen und so zeigen, dass die neue Masse in allen Fällen
und in jeder decorativen Aufgabe für das alte Porzellan eintreten könne,
die große Reihe neuer Massen und Glasurfarben, pastose Emaile, die für
Scharffeuer und den Muffelofen hergestellt wurden, die Verwendbarkeit
der Unterglasurfarben, ja die Möglichkeit, auf die Masse selbst weiche
Steingutglasuren aufzubringen, wo eine besondere Farbe dies erheischt,
all' das verleiht der neuen Porzellantechnik den gesammten Reichthum
der Decorationsbehelfe der Fayence. Daher die erstaunliche, neuartige,
blendende Wirkung der Porzellane, wie sie in der Sevres-Ausstellung
1889 den Beschauer verblülTte.
Vereinzelte Kritik hat dem neuen Porzellan vorgeworfen, dass es
nicht vollauf die edlen Qualitäten des alten Hartporzellans habe.
In der äußeren Erscheinung steht es ihm, wie wir gesehen haben,
in nichts nach; Dichte, Härte, Durchschein hat es auch.
Es ist nicht so widerstandsfähig gegen raschen Temperaturwechsel,
sagte man, wie das alte thonreiche Product.
Nun, dies Moment kommt doch wohl nur bei Kochgeschirr und La-
boratoriumsgeräthen, Schmelztiegeln oder dergleichen in Betracht; die
werden nach wie vor aus alter Hartmasse angefertigt werden, Prunk-
gefäße, Kunstobjecte und selbst das Tafelgeräthe haben mit dem directen
Feueranpralle nichts zu thun. Und vielmal höher steht das neue Por-
zellan auch in dieser Beziehung noch als die Fayence oder gar das Glas,
das wohl noch Niemand deshalb verdammt und verurtheilt hat.
41H
Es wäre ungerecht, Sevres allein das Verdienst in der besprochenen
modernen Umgestaltung der Porzellantechnik zuzusprechen.
Gleichen Schritt mit den Bestrebungen in Sevres gingen auch aus-
wärtige Fortschritte so die Arbeiten von Professor Seger, dem vor-
maligen Vorstande der keramischen Versuchsanstalt an der königl. Por-
zellanfabrik in Berlin, der ein ähnliches Porzellan, das sogenannte Seger-
Porzellan, erfand. Mit reich ausgestalteter Decorationstechnik präsentirt
sich das Seger-Porzellan als vollauf geeignet, mit dem Sevres-Producte
in Concurrenz zu treten.
So schuf Alfred Stellmacher in Teplitz mit seinem Elfenbein-
porzellan eine reizende keramische Neuheit dieser Kategorie. An der
Ausarbeitung des schönen Materiales und der Decorationstechnik mit
Scharffeueremailen auf demselben gebührt wohl ein großes Verdienst
seinem Chemiker, Herrn Bardos, einem ehemaligen Schüler des Laborato-
riums an der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums.
Scharffeueremaile eigener Art brachte in den Achtziger Jahren
Bünzli in Krummnussbaum.
Vielleicht darf ich an dieser Stelle auch der Versuche unseres La-
boratoriums der Kunstgewerbeschule erwähnen, ähnliche Emaile für das
Halbscharffeuer unseren Brennereimitteln entsprechend und unserem
böhmischen Hartporzellan angepasst herzustellen.
Mit den neuen weicheren Porzellanmassen, beziehungsweise Glasuren,
konnte man auch gewissen hochgeschätzten chinesischen Specialitäten an
den Leib rücken, die bis dahin nicht nachzubilden waren. Unter anderen
den berühmten Seladon-Porzellanen, die die ostasiatische Keramik schon
in den frühesten Zeiten zu Stande brachte und namentlich der tiefrothen,
unvergleichlich schönen Glasur in China Tsihoung, zu deutsch
nOchsenblutu genannt.
Die Untersuchungen in Sevres, die bis 1852 unter Ebelmen und
Salvetas zurückreichen, hatten unzweifelhaft dargethan, dass diese rothe
Glasur ihre Färbung dem Kupfer verdankt, und zwar ist es metallisches
Kupfer oder die niedrigste Oxydstufe desselben das rothe Kupfer-
oxydul das da in der Glasur gelöst die Färbung bedingen muss. Es
handelt sich also um eine Reductionswirkung während des Aufschmelzens
der Kupferglasur, die nur durch richtige Leitung des Brennprocesses, richtige
Anwendung einer rußenden, reducirenden Flamme im Ofen zu erzielen ist.
In der Glasur des Hartporzellans kommt die Farbe aber überhaupt
nicht zu Stande. Das Kupfer verflüchtigt theils in allzuhoher Glut des
Scharffeuers, oder aber es löst sich nicht mit der schön rothen Farbe.
Also auch richtige, weichere Glasurcomposition ist da Erforderniss.
In China sind die beiden bedingenden Momente empirisch, d. h.
wohl zufällig gefunden worden. Der schwache Faden, an dem diese
Empirie dort hing, scheint aber auch schon zerrissen, das Geheimniss
der Ochsenblutglasur verloren gegangen zu sein.
Der französische Consul Scherzer berichtete 1882 an seine Regie-
rung, im Jahre 1862 hätte die kaiserliche Porzellanmanufactur in Peking
sich genöthigt gesehen, in einem Berichte an Se. Majestät sich zu ent-
schuldigen, dass sie einen Auftrag in Tsihoung nicht auszuführen im
Stande sei. Die europäische Technik hat nun diese Kunst übernommen.
Eine Reihe von Keramikern ist in letzterer Zeit mit Anwendung
leichterer Glasurcompositionen hinter das Geheimniss der rothen Kupfer-
glasuren gekommen Th. Deck in Paris, Haveland in Limoges, Bünzli in
Krummnussbaum, Prof. Seger in Berlin, bis endlich die erschöpfenden
Forschungen des Letzteren sowie jene von Lauth und Dutailly in Sevres
die Sache vollkommen klargestellt haben und man die Technik nun
beherrscht.
Das Spiel der Flammengase im Ofen, das man nun ziemlich in der
Hand hat, bringt an den Kupferrothglasuren wunderbare Varianten, Farb-
tönungen hervor, die schon an den chinesischen Rothporzellanen so be-
wundert waren. Kunst, d. h. Nebeneinander- und Uebereinandersetzen ver-
schieden zusammengesetzter Glasuren kommt da der Flammenwirkung
zu Hilfe und so entstehen die berühmten Flamboyes mit ihren lichten
oder blauen, blaugriinen Flammen auf dem sattrothen Grundtone, die
Sevres und Berlin heute am schönsten produciren.
Unvergleichlich steht Sevres da durch Lauth's und Deck's Resultate
in den Seladonglasuren, die an Schönheit und Klarheit die chinesischen
Originale bedeutend übertreffen. Diese gebrochen grünen, so angenehmen
und decorativen Farben kommen besonders schön zur Geltung als Email
ombrant, d. h. wo sie flach gravirtc, mit leichten Reliefs ornamentirte
Flächen überziehen und, die Vertiefungen füllend, durch die verschieden
dicke Lage schattirt, das Ornament weich und zart durchschimmern lassen.
Für diesen Zweck hat Deck Sevres mit einer eigenen Porzellan-
masse bereichert, der wgrosse Porcelaineu, also Grob-Porzellan. Die
Masse, aus gröberen Elementen und unter Zusatz von plastischem Thon
zusammengesetzt, entbehrt des feinen, dichten Bruches und des Durch-
scheines, ist also ein Mittelding zwischen Porzellan und Steinzeug, und
vornehmlich für große und größte Decorationsstücke in einfacher, billi-
gerer Ausführung berechnet, besonders für die eben geschilderten Seladons.
Bei den mehrere Meter großen Kübeln, Jardinieren, Vasen, die nur
durch Form, Farbe und breite Ornarnentation zu wirken haben, mit
einer nothwendigen Wandstärke von 3-4. Centimeter ist der Charakter
der Masse, Durchschein und Feinheit ohnehin nicht von Belang.
Die neue Masse lässt sich dafür durch einfaches Einformen in Gyps
ausgestalten, bedarf also des kostspieligen Gießverfahrens nicht; die Scul-
pirung, Gravirung der Ornamente auf das rohe, ungebrannte Gefäß ist
durch dic Plasticität der Masse erleichtert und der freien Handhabung
des Künstlers, auch des nicht speciell keramisch geübten Sculpteurs
anheimgegeben.
421.
Und nun kann noch das zweimalige Brennen erspart werden, indem
Deck die Glasur gleich auf das Rohgeschirr durch Zerstäuber aufsprengt
und alles zusammen, Masse und Glasur dann in einem Brande fertig
gestellt wird eine bedeutende Kostenersparniss!
Dass auch Sevres für solche Kolossalstücke die Kosten mit in Be-
rücksichtigung nimmt, erscheint wohl nicht verwunderlich, wenn man
erfährt, dass die Ausformung allein bei mancher großen Vase nach dem
Gießverfahren in Sevres bis 10.000 Frcs. gekostet hat.
Noch in einer Richtung hat Sevres der Porzellankunst neue Bahnen
geschaffen. Die alte Päte tendre, die seit 1804 unter Brogniart der Un-
sicherheit der Fabrication halber aufgelassen worden war, ist wieder neu
erstanden, durch die Forschungen von Lauth und Dutailly so umgestaltet
und auf so sichere Basis gestellt, dass jetzt in Sevres selbst die größten
Stücke daraus hergestellt werden können.
Die engen Grenzen einer Vorlesung gestatten mir nicht mehr, das
Wesen dieser Neuerung darzulegen. Es muss mir genügen, wenn es
mit gelungen sein sollte, mit der flüchtigen Skizze über Sevres und
seine Errungenschaften dargethan zu haben, welche vielfältigen, neuen,
glänzenden Bahnen die Porzellankunst dem französischen Kunstinstitute
verdankt.
Ich bedauere, dass ich nicht in der Lage war, diese Schilderungen
mit glänzenderen, kostbareren Beispielen, als den hier vorgefllhrten Ob-
jecten unserer Sammlung zu illustriren, bedauere auch, dass ein ungün-
stiges Moment, die künstliche Beleuchtung, die Schönheit manches, sonst
ganz prächtigen Schaustlickes hier beeinträchtigt, indem es die Farben
abstumpft, tödtet.
Auch dies Moment hat Sevres nicht außer Acht gelassen. Aus dem
reichen Schatze seiner Decorationsmittel kann es wählen und schafft nun
mit Auswahl jener Farben, die in Gas- oder Lampenlicht ihre Brillanz
behalten, geradezu Kunstporzellane für den Abend.
Bei der großen Rolle, welche das künstliche Licht im Salon spielt,
in den langen Abendstunden, wo der Salon gerade seine Hauptfunctionen
zu erfüllen hat, sind diese durch Beck's Anregung aufgegritfenen Be-
strebungen von Sevres nicht zu unterschätzen, und erklärlich erscheint
das allgemeine Entzücken, das die Abendausstellungen von Sevres in
Paris und auf der Amsterdamer Ausstellung erregten.
So lehrt und führt Sevres in allen Richtungen des Fortschrittes.
Das Porzellan ist heute aus seinen engen Grenzen, aus seiner starren
Sonderstellung heraus; mächtig Huthet es in die anderen Gebiete der
Keramkunst hinüber, eignet sich ihre Decormethoden, ihre EEecte an,
durch den charakteristischen Reiz und Vorzug seines Materials dabei
immer den höchsten Rang unter den keramischen Producten behauptend.
422
Ängelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Ernennung. Se. Excellenz der Herr Minister für Cultus und
Unterricht hat den Kanzlisten am Oesterr. Museum für Kunst und In-
dustrie in Wien, Friedrich Deckelmayer, zum Official an diesem
Institute ernannt, und den Kanzlisten daselbst, Hermann Kammler,
mit der Führung der Handcassa des Museums, sowie mit der Führung
des Material-Contobuches über die Gypsabgüsse und Publicationen betraut.
Personalnaoht-icht. Der Director des Museums, Hofrath v. Falke,
trat am 16. Juni einen längeren Urlaub an. Für die Zeit seiner Ab-
wesenheit hat der Vice-Director, Regierungsrath Bucher, die Leitung des
Museums übernommen.
Geschenke an das Museum. Se. Majestät der König von
Rumänien hat dem Oesterr. Museum galvanoplastische Nachbildungen
der als nSchatz von Petrossaß bekannten alten Goldgegenstände zum
Geschenke gemacht. Der größere Theil, nämlich Kanne und Schüssel,
eine Schale mit Relieffiguren, zwei korbartig durchbrochen Gefäße und
zwei Gewandschließen, ist bereits eingetroffen und im Saal aufgestellt.
Die Originale, im Jahre 1837 bei dem Dorfe Petrossa in der Walachei
im Boden gefunden, nun im Besitze des Museums in Bukarest, 1867 in
Paris und 1873 in Wien ausgestellt, gehören- mit Ausnahme der zuerst
genannten, ein Gemisch von spätantilten und orientalischen Zügen auf-
weisenden, wahrscheinlich byzantinischen Schale der noch so dunklen
Völkerwanderungskunst an und erinnern namentlich an die in Spanien,
Frankreich, Ravenna etc. gefundenen gothischen Goldschmiedarbeiten, zum
Theil an den Fund von Vettersfelde in der Lausitz u. A. m. Dr. Albert
Figdor hat dem Museum ein Exemplar des eben erschienenen Pracht-
werkes von Henry-Reue d'Allemagne wHistoire du luminaireu, als Ge-
schenk libergeben; dasselbe wurde der Bibliothek des Museums einverleibt.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Juni von 7120, die Bibliothek von 1148 Personen besucht.
Neu 1115388126118. Saal Eine reiche Sammlung von Schmuckgegenständcn,
meistens Münchener Arbeit, 16. u. 17. Jahrh. Saal VI Stuccoreliefs aus dem antiken
Hause im Garten der Villa Farnesina zu Rom, modellirt nach den Originalen und zu-
sammengesetzt von Prof. Adolf Ginzel, Obertheil eines großen Kastens mit Schnitzerei,
Bronze und alten Emails verziert, nach dem Entwurfe des Architekten Max Fleischer
ausgeführt vom Kunsttischler Franz Wellas in Wien; Kasten, außen mit Bronze, Marmor
und Lapis-Lazuli, innen mit Holzschnitzereien und Metallreliefs reich verziert, ausgeführt
vom Bildhauer und Tischler Johann Zajda ll1 Wien; Büste ldes Dichters R. Hamerling,
modellirt von H. Spory in Frankfurt a. M., in Bronze gegossen von H. Frommel in
Wien; Fahne des Militär-Veteranenvereines in Eibenberg-Grunberg, ausgeführt von den
Frauen Antonia und Olivia Sandner in Eibenberg-Graülitz; Schreibtisch und Rahmen,
ausgeführt vom Bildhauer A. Baumann in Wien.
Programm der Donnerstags-Vorlesungen wahrend des Winters tßgrjgz.
Chntelarz, Custos Eduard! Farbige Kupferstiche des I8. Jahrhunderts Vorles.;
Exner, Hofrath Dr. W. F. Ueber das technische Versuchswesen VorlesJ;
Falke, Hofrath Director J. v. Geschichte des Geschmacks im Mittelalter Vorles.;
Feldegg, Architekt F. v. Rythmus, Symmetrie u. Proportion in Natur u. Kunst Vorles.;
Folnesics, Custos Ueber altorientalischen Schmuck Vorles.;
llg, Director Dr. A. Die österreichischen Klosterstifte im Barockzeitalter Vorles.;
Leisc hing, Dr. Ed. Ueber Originalität und Nachahmung im Kunstschaffen VorlesJ;
Masner, Custosadiunct Dr. K. Die Gold-Elfenbeinbildnerei der Griechen Vorles.-,
Neu man, Prof. Dr. W. Die Katakomben und ihre Kunst Vorlcs.;
Riegl, Custosadjunct Dr. Ruthenische Teppiche Vorles.;
St rzygowski, Privatdocent Dr. 1. Geschichte der layzantinischen Kunst Vorles..
Zusammen 18 Vorlesungen.
423
Litteratur-Bericht.
La Collection Spitzer. Antiquite. Moyen-äge. Renaissance. Tome 2"".
Fol. 223 S. Text und 45 Tafeln. Paris, Quantin, 189i. 250.
Mit dem Erscheinen dieses zweiten Bandes ist der beste Beweis geliefert, dass
das großartige Werk fortgesetzt und zu Ende geführt wird, zur Freude aller Kunst-
freunde und Kunstforscher. Spitzer selbst hat noch testamentarisch für die Fortführung
Vorsorge getroffen. Die Redaction des Ganzen liegt in den Händen von Emile Molinier,
während nach wie vor eine Reihe der ersten Archäologen Frankreichs die einzelnen
Abtheilungen der großartigen Sammlung bearbeiten, und zwar so, dass ieder Ab-
theilung eine geschichtliche Abhandlung voraufgeschickt ist, worauf der beschreibende
und im Text reich illustrirte Katalog folgt. Dieser zweite Band ist also dem ersten
ganz entsprechend. Die Kunstzweige, welche er enthält, sind die folgenden t. Gemaltes
Email, bearbeitet von Claudius Popelin; z. Mobel und Holzschnitzereien tvon Edmond
Bonnalfe; 3. die Fayencen von Saint-Porchsire, ebenfalls von E. Bonnaffe; 4. die Fayencen
von Bernard Palissy von Emile Molinier; 5. Schlosserarbeiten von Henry l'Allemagne;
6. Lederarbeiten von Alfred Darcel. J. v. F.
Autour des Borgia. Les monuments les ortraits Alexandre Vl
Cesar Lucrece. Etudes d'histoire et dart. Par Charles Yriarte.
Avec 18 planches en couleur, en noir et sur cuivre et x56 illustra-
tions d'apres les monuments contemporains. 4'. 220 S. Paris, Roth-
schild, t89t. M. 5o.
Ein etwas sonderbarer Titel! Er will sagen, dass es sich um alle die konst-
lerischen und monumentalen Erinnerungen handelt, welche von den drei auf Italiens
Boden berühmt gewordenen Mitgliedern der spanischen Familie Borgia, von Papst
Alexander Vl., seinem Sohne Cäsar und seiner Tochter Lucrczia geblieben sind. Das
Werk bildet eine Ergänzung zu dem alteren Buche desselben Verfassers, der Geschichte
des Hauses Borgia. Es beginnt mit den Stätten der Erinnerung, zunächst mit den Borgia-
Gemachcrn im Vatican, und sucht dann jene Orte auf, wo sich insbesondere das Ge-
schwisterpaar aufgehalten, wo es gewirkt, gelebt, auch wohl gelitten hat. Es ist auf-
fallend, wie wenig sich erhalten hat, was direct an sie erinnert. Es scheint, als ob,
zumal in Bezug auf Cäsar Borgia, wie mit Absicht Alles vernichtet worden, was ihr An-
denken hätte wach erhalten konnen. Dies gilt auch in Bezug auf ihre Porträts. Von Papst
Alexander existiren wenigstens Medaillen, und auch seine Figur ist in verschiedenen
Bildwerken aufzufinden; von Cäsar aber ist keine gleichzeitige Abbildung nachzuweisen.
Was unter seinem Namen gilt, z. B. das berühmte Porträt in der Galerie Borghese,
wahrscheinlich ein Werk Brunzinds, stimmt nicht nach Zeit und Costürn. Am wahr-
scheinlichsten gibt seine Züge der Holzschnitt im Werke des Paulus Jovius, der aller-
dings nicht gleichzeitig ist, aber einem gleichzeitigen Porträt nachgebildet erscheint.
Auch auf den Namen der Lucrczia sind fälschlich Porträts getauft worden; so ein be-
kanntes Bild im Palazzo Doria, aber es gibt von ihr echte und gleichzeitige Medaillen,
und nach diesen weist Yriarte einige Gemälde nach, welche, wenn auch nicht Meister-
werke der Kunst, doch vollkommen echte und zuverlässige Abbildungen gehen. Ein
paar derselben, so insbesondere dasjenige im Besitz von M. Guggenheim in Venedig, in
vortreiflirhem Fsrbendruck cnpirt, zieren unser Werk. Die letzte Abtheilung desselben,
begleitet mit einer Reihe Abbildungen, beschäftigt sich mit dem unter allen Kunst-
freunden berühmten Degen "Asafs i-la reine des epem, der sich, jetzt im Besitze des
Herzogs von Sermoneta in Rom befindet. Das Werk ist, was die Ausstattung betrilt,
wiederum ein Muster französischer lllustrirkunst und Typographie. J. v. F.
IIJart decoratif l'exposition universelle de t88g. Ameublement, tapis-
serie, bronzes, orfevrerie, ceramique, vitraux etc. etc. 60 planches
reproduites en Phototypie d'apres les originaux. Paris, A. Calavas,
1890. Fol. M. 60.
Es sind durchaus hervorragende Leistungen der Kunstindustrie, welche uns in
dieser kleinen Sammlung vorgeführt werden; theils zeichnen-sich dieselben durch virtuose
Ueberwindung technischer Schwierigkeiten aus, theils erwecken sie in künstlerischer Be-
ziehung ungewohnlicbes Interesse. Am reichsten ist die Gruppe der Tapisserien und der
Möbel vertreten. Unter den ersteren finden sich die prachtigsten und vornehmsten Re-
to'
424
prasentanten der französischen Kunstindustrie, und wenn einerseits unter den Mobeln
Manches allzu prunkvoll und überladen erscheint, so zeichnen sich andererseits die kera-
mischen Prodncte, namentlich die Erzeugnisse von Sevres, sowie die Goldschmiede-
arbeiten von Christolle, Froment Meurice u. s. w. durch vorzüglichen Geschmack aus.
Bronzen sind in dieser Publication sowohl an Zahl wie an künstlerischem Werth nicht
so bedeutend wie man es erwarten sollte. im Ganzen haben wir eine hübsche und in-
structive Auswahl aus der gewaltigen Fülle von kunstgewerblichen Objecten vor uns, an
denen die Ausstellung so reich war. Fs.
at-
ll Palazzo di Camillo Trevisan Murano. Per G. M. Urbani de
Gheltof. Venezia, Ongania. Fol. 77 S. u. 27 Zinkätzungen.
In Murano hatten bekanntermaßen die reichen Venezianer dereinst ihre Sommer-
palaste. Ein solches Gebaude, von dem wegen seiner Beredsamkeit vielgepriesenen Ad-
vocaten Camillo Trevisan um die Mitte des I6. Jahrhunderts erbaut und mit allem Luxus
ausgestattet, in neuerer Zeit als Magazin benutzt und furchtbar verwahrlost, hat der un-
ermüdliche Forscher auf dem Gebiete der Kunst seiner Heimat zum Gegenstande seiner
neuen Publication gemacht. Der Bau wird von der Tradition einem Scholer Palladicßs,
Daniele Barbara, zugeschrieben; plastische Decorationen rühren zum Theil von Ales-
aandro Vittoria, Francesco und Baldassare da Salö, Malereien von Battista Zelotti aus
Verona, einem Mitschüler Paolo's, von dem Letzteren selbst und von Battista d'Angelo
oder del Moro her. Viel von dem, was die Bewunderung der Zeitgenossen erregte, ist
verschwunden, und auch die meisten nicht gänzlich zerstörten Kunstwerke befinden sich
in einem traurigen Zustande. Um so verdienstlicher ist es von Urbani, wenigstens fixirt
zu haben, was ebenfalls nicht mehr zu lange den Unbilden der Zeit widerstehen dürfte.
Auch gewahrt das Werk eine anregende Lectüre, da er viel herangezogen hat, was das
Bild des vornehmen Lebens in Venedig in der letzten Blüthenperiode der Stadt vervoll-
ständigen kann. B.
Wer ist Rembrandt? Grundlagen zu einem Neubau der holländischen
Kunstgeschichte. Von Max Lautner. 8'. 470 S. mit Tafeln in
Photogravlire. Breslau, Kern, 189i. M. u.
Diese Buch beabsichtigt nicht mehr und nicht weniger, als die gesammten Ge-
tnlllde Rembrandüs, welche ihm heute als echt von der Kunstwissenschaft zugeschrieben
werden, etwa 500 an Zahl, samrnt einer unbestimmten Anzahl der Radirungen, diesem
Meister abzusprechen und auf den Namen Ferdinand Bol zu übertragen. Alle die großen
und kleinen Meisterwerke sollen Arbeiten Bol's sein gewiss, eine Behauptung, die,
man kann nicht anders sagen, verblüffend auf jeden Kunstfreund wirkt. Wie soll dieselbe
bewiesen werden? Der Beweis wird durch das ganze Buch in einer ruhigen und sach-
lichen Weise durchgeführt, ohne in der Polemik, welche sich ja gegen die ganze bis-
herige Rembrandtforschung richtet, einem unangemessenen Tone zu verfallen oder per-
sdnlichen Charakter anzunehmen.
Der Beweis stützt sich zunächst auf die neuen documentarischen Entdeckungen
zum Leben Rembrandts Die Biographen unseres Jahrhunderts haben den großen Maler
auch zu einem großen und edlen Menschen machen wollen; jene Entdeckungen beweisen,
dass er es nicht, vielmehr das Gegentheil war. Die Biographen haben aus der Große
seiner Werke geschlossen, dass die alten ihn arg compromittirenden Erzählungen der
Zeitgenossen nicht wahr sein können. Lautner schließt mit Hilfe der Documente um-
gekehrt, vreil sie wahr sind, kann er die Bilder nicht gemalt haben. Das ist ein Schluss,
eine Meinung, aber kein Beweis. Lautner kommt daher mit weiteren Gründen. Er sucht
zu beweisen, dass die der zweiter. Hälfte seines Lebens Rembrandt zugeschriebenen, an
Zahl höchst bedeutenden Gemälde nicht von ihm sein können, denn in dieser zweiten
Halfte seiner Lebens, von Schulden bedrückt, ernährt durch das Kunstgeschäft, das sein
junger Sohn mit seiner Rembrandfs Maitresse eingegangen, hat er nach seinem eigenen
documentarischen Geständniss so gut wie gar nicht gearbeitet. Die Bilder müssten also
auf frühere Jahre vertheilt, oder dem Meister abgesprochen werden. Es ist aber un-
wahrscheinlich, dass er, der nach dem Urtheil seiner Zeitgenossen und Schüler langsam
malte und die Besteller warten ließ, in den ersten etwa zwanzig Jahren seiner kunst-
lerischen Thütigkeit jene übergroße Zahl von 50a Bildern gemalt haben sollte. Aber es
gibt noch einen schwerer wiegenden Grund, einen Grund, der direct auf Ferdinand Bol
hinweist. Auf einer übergroßen Anzahl der berühmten Bilder findet sich der Name
.F. Bol, immer ziemlich gleichmäßig eingeschrieben, meist mit dem Stiel des Pinsels in
die nasse Farbe eingegraben, daher vom bloßen Auge nicht oder kaum gesehen, von
der Photographie aber entdeckt und durch deren Verstärkung deutlich gemacht. Auf
den Tafeln werden einundzwanzig solcher lnschriften in Photogravüre mitgetheilt. Des
Weiteren, nach der Besprechung und Feststellung einzelner der vorragendsten, bisher
nach Rembrandt benannten Bilder, sucht nun Lautner nachzuweisen, einmal, dass Fer-
dinand Bol, der während eines langen Lebens ein geehrter Künstler und angesehener,
wohlhabender Bürger war, wirklich der Verfertiger aller jener Bilder hat sein können,
und andererseits, wieso es gekommen ist und kommen konnte, den jener lrrthum ent-
stand, dass alle die Gemllde auf den Namen Rembrandt übertragen oder vielmehr durch
die Kunsthandler des 17. und 18. Jahrhunderts gefllscht werden sind.
lnwiefem alle diese, wie gesagt mit Ernst geführten Untersuchungen und Erörte-
rungen Glauben verdienen oder überzeugend wirken, mag der Leser des Buches selber
entscheiden. Gewiss wird die Antwort von Seiten der Rembrandt-Specialisten nicht
ausbleiben; wir überlassen es ihnen den Kampf auszufechten, den sie sicherlich auf-
nehmen werden und aufnehmen müssen. .l. v. F.
achschrift. So ist es bereits geschehen und die Entscheidung gegen Lautner
ausg efal len.
it-
Die königl. Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Leipzig. Fest-
schrift und amtlicher Bericht, verfasst und erstattet vom Director der
Akademie tmd Schule Hofrath Prof. Dr. Ludwig Nieper. Mit 4c Ab-
bildungen. Fol. Leipzig, 1890. Nicht im Handel.
Dem im Jahre 138i veröffentlichten ersten Berichte folgt dieser zweite ebenfalls
in Form einer typographisch künstlerischen Prachtausgabe, um über den Stand und die
Entwickelung der Akademie und Schule im Laufe der letzten zehn Jahre in Wort und
Bild Zeugniss abzulegen. Mit Rücksicht auf das hervorragendste Gewerbe Leipzigs,
das Buchgewerbe, gehort die Pflege der graphischen Künste zu den wichtigsten Aufgaben
beider Institute. Vierzig Proben der Leistungen auf diesem Gebiete sind theils dem
Texte einverleibt, theils in Tafeln beigegeben. Es sind durchwegs tvohlgelungene Ar-
beiten, sowohl in jenen Fallen, in welchen die Composition in erster Linie steht, wie
bei den hübsch erfundenen Kopfleisten, als auch in solchen, in welchen die technische
Durchführung in den Vordergrund tritt, wie bei den Proben moderner malerischer Holz-
schnitthehandlung, den vortrefflichen Radirungen, den Lithographien in Kreide- und
Federtechnik, den Lichtdrucken, den Zeichnungen für Zinkographien und den Chromolitho-
graphien. Die Darstellungen beziehen sich meistentheils auf das Leben und Treiben in
der Anstalt und um dieselbe, und stehen fast durchwegs in engster Beziehung zum Texte.
Dieser selbst bringt uns nach dem vom Director verfassten Vorworte einen Artikel von
Anton Springer über die Aufgaben der graphischen Künste, sodann eine Geschichte
des Akademießngels von 1765-1843, und von 1870-1890, ferner einen, dem Andenken
des dritten Directnrs der Anstalt Schnorr v. Carolsfeld gewidmeten Aufsatz vorn
Verfasser der Festschrift, sowie einen über den ältesten der noch lebenden Schüler
Schnorr's, über Karl Werner. Den Schluss bilden Schulnachrichten, Personalien, ein
Bericht über das neue Geblude der Kunstakademie und Kunstgewerbeschule, und das
Schülerverzeichniss von 1882-1890. Fs.
Das Schlosserbuch, Von Th. Krauth und F. S. Meyer. Vollständig
in Liefergn. Mark. Leipzig, E. A. Seemann, 1891. 1. Liefg.
Bog. 1-4. Taf. 1-12. 4". Compl. M. 18.
Bei der stets fortschreitenden Technik der Eisenbearbeitung und der immer weiter
greifenden Anwendung des Eisens im Bauwesen ist es ein dankenswerthes Unternehmen,
alles Wissenswürdige innerhalb entsprechender Grenzen in klarer, leicht fasslicher und
den neuesten Stand der Dinge berücksichtigender Weise darzustellen. ln ähnlicher Art
wie das Schreinerbuch soll auch das Schlosserbuch die technische und künstlerische
Seite des Gewerbes umfassen, und beginnt daher mit einer Besprechung des Materiales,
auf welche in weiteren Capiteln Abhandlungen über die Werkzeuge, die Bearbeitung
und Behandlung des Schmiedeeisens, die üblichen Eisenverbindungemdie meistgabrauchten
Zierformen, das Eigenthümliche der verschiedenen Stile u. s. w. folgen sollen, wahrend
in den folgenden Capiteln, nach Gegenständen gruppirt, die verschiedenen Iüzeugnisse
durchgenommen und durch Beispiele erläutert werden sollen.
Nach der vielseitigen Anerkennung, welche das Schreinerbuch gefunden hat, und
nach den werthvollen Erfahrungen der beiden Verfasser in der Herausgabe praktischer
Handbücher für Gewerbetreibende liest sich annehmen, dass auch diesem Unternehmen
der erwünschte Erfolg nicht ausbleiben wird. Fs.
3426
Bibliographie des Kunstgewerbes.
Vom 15. Mai bis 15. Juni 1891.
I. Technik u. Allgemeines. Aesthetik.
Kunstgewerblicher Unterricht.
Allernagne, H. R. d'. Histoire du lurni-
naire depuis Pepoque romaine jusqu'au
XlXß siecle. Cum. goo grav. dans le texte
et 80 grandes planches hors texte impr.
en deux teintes. lllustr. de M. E. Solvet,
avec le concours de MM. Bertault et
Vaucanu. 4". Vl, 710 p. Paris, Picard.
fr. 4.0.
Antichitä ticinesi Musco nazinnale. Ball.
stor. d. Svizz. ital. 1390, 10-12.
Arte artisti del Ticino.
Svizz. ital. 1899. 10-11..
Bedeutung, Die, der Lehrwerkstalten für
das Kunsthandwerk. Wieckk Gewerbe-
Ztg., 19; n. d. wlll. Ztg. f. Buchb. etc.-
Bilderschau für das Kunstgewerbe. Eine
internationale Rundschau über die her-
vorragendsten Abbildungen aus d. kunst-
gewerblichen Publicationen aller Länder.
1. Jahrg. 1891192. 12 Hefte 1c Taf.
mit eingedr. Text. Fol. Stuttgart, J. Hoff-
mann. M. P20.
Boyes, J. F. The Chiefs of our National
Museums. lll. The Brit. Mus. Mr. A. W.
Franks and Mr. Sidney Colvin.Art Journ.,
June.
Bucher, B. Ruthenische Hauakunat. Allg.
Ztg., Beil. 94.
Denkschrift, Die, des königl. preuß. Mini-
steriums für Handel und Gewerbe über
die Entwickelung der Fortbildungsschulen
und der gewerblichen Fachschulen in
Preußen wlltrend der Jahre 1833 bis 1890.
Zeitschr. f. gewerbl. Untern, Vl, 3.
Fachschulwesen, Das keramische, Preußens.
Sprechsaal, a4.
Fortbildungsschule und ihr Unterricht. Mo-
natsschrift für Buehbinderei, 5.
Hauser, Alois. Ausgrabungen in Car-
nuntum. Arch. epigraph. Mittheil. aus
Oesterreich-Ungarn, Jahrg. XIV.
Japonismus, Der. Das Kunstgewz, 16.
Kunst, Die armenische. Manch. N. N., 225.
Legendrc, A. Nantes Vepuque gallo-
romaine rfapres les decouvertes faites
la porte Saint-Pierre. 8'. 113 p. Nantes,
impr. Mellinet et Co.
Lubke, W. Lebenserinnerungen. gr. 8'.
Vll, 379 S. mit Bildnis in Lichtdr.
Berlin. M. 6.
Luthmer, F. Etwas aber Wohnungaein-
riehtungen. lllustr. kunstgew. Zeitachr.
für lnnendecon, 6.
Mayr, G. v. Ueber die Grenzen zwischen
Kunst und Gewerbe. Zeitschr. d. Bayer.
Kllnstgevm-Vereines München, 6.
Merz, H. Die Siegeafahne Christi. Christi.
KunstbL, 6.
Milani, Alfr. Svaghi artistici femminili
ricami, pizzi, givielli, ventagli specchi
vetri di Murano. Milano, Ulrico Hoepli
edit. 8'. ßg. p. 348. Con 16 tavole.
Pantobiblion. internationale Bibliographie
der polytechn. Wissenschaften. Monatliche
Uebersicht der auf diesen Gebieten neu
erschienenen Buch- und Journallitteratur.
Redacn A. Kerscha, Ingenieur. Jährlich
rz Nrn. Nr. 1. IV, 287 S. 8'. St. Peters-
burg, Fontanka 64. M. 24 jährlich.
Pohlig, C. Th. Die Bedeutung des Zeich-
Boll. stor. d.
nens für das Gewerbe u. die allgemeine
Bildung. Corresp.-Bl. für den D. Maler-
bund, n.
Polisch, C. Ornamentale Entwürfe. Eine
Sammlung von Friesen, Füllungen, Eck-
srücken etc., bearb. von A. Schiller. In
Liefrgn. Fol. Lichtdn-Taf. Stuttgart,
J. Hoffmann. M. 3.
Programme des conditions d'admission aux
ecoles nationales d'arts et metiers en 1891.
18'. 14 p. Paris, Nony et Co.
Schulwesen, Das gewerbliche, Preußens, im
Hause der Abgeordneten. Zeitschr. für
gewerbl. Unterr., Vl, 3.
Stilverirrungen, Die, bei Bauten und Woh-
nungseinrichtungen. Illustr. kunstgew.
Zeitschr. für lnnendecor, 6.
Unding, Fr. Gothik und Renaissance.
Der Kunstwart, 16.
Veit, Ph. Zehn Vortrage über Kunst. Mit
Anmerkungen und einem Vorwort von
L. Kaufmann. Vereinsschriften d. Görres-
Gesellschaft. gr. 8'. lll, 12.0 S. Köln,
J. P. Bachem. M. z.
Verzierungsweise, Naturalistische oder or-
namentale? Wieclfs Gew.-Ztg., nach
G. Botticher im i-Kunstgew...
Vnges, E. Die sociale Nothlage des Hand-
werkerstandes und ihre Ursachen. M0-
natsschrift für Buchbinderei, 5.
I1. Architektur. Sculptur.
Adam, G. L'Arc de Triumphe de YEtQiIe,
monographie ill. 16'. 48 p. Paris, Dela-
plane. 75 cts.
Blumner, H. Der Meister der Parthenon-
Sculpturen. Allg. Ztg. 115, Beil.
Bode, W. Ein romanische Kästchen 1n
der Elfenbeinsammlung des Berliner Mu-
seums. Zeitschr. f. christl. Kunst, lV, 3.
A. Unhrchitecteuru Hugues
Sarnbin, createur de Fecole bourguignonne
de rnenuiserie d'art au XVIR siecle, auteur
de la facade du Palais de Justice de Be-
aan on notice biographique. 8'. 48 p.
et planches. Dijon, Lamarche.
427
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Revue de l'art Franc. lnc. et mod., 4.
Gabriel Levray et Francois Job, sculp-
teuts. Revue de l'art franc. ancien er
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antiques pour le Cardinal de Mazarin.
1659. Revue de l'art frang. ancien et
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Heereman, Cl. Frh. v. Mitteilungen über
Antependicn. Zeitschr. f. christl. Kunst,
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schichtliche Studie. Bayer. Bibliothek,
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of the Lady Chapel of Glastonbury abbey.
Archaeologier Lll, i.
Jullien, Adolphe. Un vieil hötel du Ma-
rais. L'art, Nr. 10 G.
hunstschltze aus Tirol. In Abthlgn.
1. Abth. Malerische lnnenraiime. Helio-
grav. nach Photograph. Aufnahmen von
O. Schmidt in Wien. Mit erliut. Text v.
J. XV. Deininger. ln Lfgn. t. Lfg. gr.
Fol. 10 Bl. rn. S. Text. Wien, A. Schroll
Co. M. 14.
Luthmer. Schweizerhäuser. Vom Fels
zum Meer, io.
Maiolilta-Metallplatten, Emaillirte, für Fa-
gaden und Innenräume. Wieck's Gewa-
Ztg., 23, n. iUhland's Techmkundschaun.
Muyden, Th. van. l.a restauration de la
oathedrale de Lausanne. Gazette de Lau-
sanne 67.
Poulbriere, J. B. Ueglise Saint Martin
de Brive. 8'. 23 p. avec grav. et plan.
Paris, May ct Motteroz.
Sauer, B. Untersuchungen über die Giebel-
gruppen des Paijthenon Mitteilungen d.
archaul. Instituts Athen. Abihlg. Bd. XVI.
Schubert-Feder. Cl. La Loggia di Or'
San Michele Archivio stor. luiliano,Vll, I.
Seinper, H. Ueber Monuinentalbrunnen
und Fontainen. Stilgeschichtlizher Ueber-
bliclt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Zeitschrift d. Bayer. Kunsigem-Vereins
München, u. 6.
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Music, in the cathedral churcii ot" Rimini.
Archaeologia Lll, i.
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malerei. Mosaik.
usinger. Galerie des tableaux du Pont
de la Chapelle in Lucerne trad. de
Vallern. p. H. de Crousaz. Avec 75 pho-
totyp. ln 8'. Vlll. 184 p. Lucerne, Peyer.
Durieu, P. Alexandre Blening et les pein-
tres du breviaire Grimani Gaz. de beaux
arts, Mai.
Elis, C. Handbuch der Mosaik- und Glas-
malerei. Zum Gebrauch für Musailt- und
Glasmaler, Architekten, Künstler u. De-
corationsmaler, sowie für liunstgewerbl.
Schulen bearb. Nach dem Tode d. Verf.
herausgegeben v. J. Andree. Mit 8. Ab-
bildgn. Vll, 131 S. M. 3. Seemann's Kunst-
handbücher, Vlll.
Försch, Leo. Skizzen f. Maler, entworfen
und praktisch angewandt. qu. gr. 8'.
farb. Tai. Hamburg, Boysen Marsch.
M. 430.
Geschichte, Zur, des Ultramarins. Correstn-
Bl. f. d. D. Malerb., 23; n. d. iChemiker-
Zßilllhga.
Gurlitt. Die Ausschmückung der Ruhmes-
halle. Die Gegenwart, 17.
Hausman n. Die Klosterkunstschule Beu-
ron. Frankf. Ztg, 114.
Innendecoration, Aeltere, Berlins. Corresp.-
Bl. f. d. D. Malerb., 23.
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ben und ihre Stellung in Natur u. Kunst.
D. Maler-Jourm, XlV, 1.
autner Max. Wer ist Rembrandt? Grund-
lagen zu e. Neubau der holland. Kunst-
geschichte. gr. 8'. Vlll, 470 S. m. Tat.
in Photograv. Breslau. J. U. Kern. M. 11.
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Handelsschule zu München. Corresp.-Bl.
f. d. l. Malerb, 21.
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Landeron. Anz. f. achweiz. Alterthurns-
kunde, z.
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du Vatican et les Cartona de Raphael,
propos des peintures de la collection
Loulthmanotl exposees au palais du
Louvre. p. Paris, imp. Dupont.
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sammlung in Konstanz u. d. Schweizer-
vollt Schweiz. Rundschau 189i, 4.
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Gobelin, Berliner. lllustr. kunstgewerbl.
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Etat acluel des connaissances chimiques
concernant la soie; ll, Thermoehimie de
la soie, de la laine et du coton; lll, Sur
la theorie des phenomenea de teinture;
lV, La Densite de la soie", lnüuence
de l'eau dens la tilazure des cucons. 4'.
x24 p. Lyon, imp. Pitrat aine.
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Chennevieres, H. de. Un Graveur in-
termittent, Martial Deveaux. La Chro-
nique des arts, so.
Forrer, R. u. Gerschel, P. Holztafel-
drucke u. e. Kupferstieh-lncunabel der
Sammlung Forrer. photograph. Tafeln
Facs. in Orig-Große, nebst erlaut. Text.
gr. 4'. S. Straßburg i. E. M. Gerschel.
M. 15, m. Hand eolorirt M. 24.
Frizzoni, G. Erfolge des isochrontati-
sehen Verfahrens der Photographie in
Italien. Kunst-Chronik, N. F. ll, 28.
Gautier. D'Agoty, Edouard. Graveur en
couleur. Revue de l'art franc. anc. et
mod. 4.
Initialen, Rahmen, Titel u. Vignetten aus
dern Verlag v. J. J. Weber in Leipzig.
gr. Fol. lV, a7t S. m. Abbildgn. Leipzig
J. J. Weber. M. so.
Jessen, P., s. Gruppe lV.
Lautner, M., siehe Gruppe lll.
Paris-Pholographe, revue mensuelle ill. de
la phutographie et des ses applications
aux arts, au-x sciences el'a l'industrie. IM
annee. Nr. 15 avril 189i. 8'. 48 p..
Paris, Lahnre. Ahonn. nnnual, Paris, fr. 25-,
dep. ir. 2610; union postale fr. 2B. Un
nurnero fr. 2'5o.
Reinigen, Ueher das, von Kupferstichen.
Corresp.-Bl. i. d. D. Malerlm, 19; n. d.
sßresl. Gew.-Bl.u
Rivoli, Duc de, et Charles Ephrttssi.
Zoan Andrea et ses homonyrnes. Gaz.
des heaux artl, Mai.
Ruepprecht, Chr. Die Münchener lncu-
nabeln. Allgem. Ztg. 12a, Beil.
Schmidt, F. Compendium der praktischen
Photographie f. Amateure u. Fachphoto-
graphen. gr. 5'. XI, 33g S. rn. lO Text-
Abbildgn. u. Lichtdn-Beil. Karlsruhe.
Netnnicb. M. ygo.
Stein, H. L'Atelier typographique de Wolf-
ang Hopyl Paris orn het huwelijk
aul Bergmans, Louisa Claes. 4'. 31 p.
Fontainebleau, impr. Bourges. Nicht im
Handel.
VI. Glas.
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der Busnier. Das Kuustgewerbe, 16; n.
d. nBosn. Pose.
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sulle antiche fabbriche di maiolica di
Cafaggiolo del Mugello in Toscana su
quelle di Faenza riposta al prof. Fed.
Argnani. Arezzo, stab. tip. Bellotti. 8'. p. n.
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Drouot. 8'. 304 p. Paris. Lecene, Oudin
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des Ver. f. Geschichte der Deutschen in
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des de la eeramique grecque. 8'. XV,
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Porzellan, Das kupferrothe und das ge-
tiammte. Sprech-Sul, eo.
Porzellan-Druckverfahren, Das, auf warmem
Wege. Sprech-Saal, so.
Schricker, A. Straßburger Fayence und
Porzellan und die Familie Hannong. 1710
bis 172a. KunslgewerbebL, N. F. ll, 9.
Seladonporzellan. Sprech-Saal, u.
Keramik.
VII. Arbeiten aus Holg. Mobilien.
Altern, Künstliches, des Holzes. Wiener
Mobelhalle, 10.
ottch er, Fr. Einiges ober Kochen-Motel.
lllustr. lrunntgewerbl. Zeitschr. f. Innen-
Decoration, 6.
429
Bute. Der Hofzug Sr. Maj. des deutschen
Kaisers, Königs v. Preußen. I. Der Salon-
wagen. Aus nleitschr. Bauwesenu gr.
Fol. S. m. Text-Abbildgn. u. Tafeln.
Berlin, W. Ernst 81 S. M. 10.
Grienberger, J. v. Bosnische Holzthüren.
Kunstgewerbebl. N. F. Il, 9.
Ma nsfeld, J. Der Großvaterstuhl und die
dilettantische Schnitzerei auf dem Lande.
Der Sammler, XIII, 4.
Perl, H. Andrea Brustolcn. Mitth. des
Mahr. Gewerbe-Museums in Brünn, n.
nwochenschr. des Niederöst. Gew.-Ver.u
Renaissance-Möbel, Französische. Illustr.
kunstgewerbl. Zeitschr. für Innen-Deco-
ration, 6.
Wort, Ein, über den Stand der Kunsttisch-
lerei in Amerika. Wiener Mbbelhalle, 10.
VIII. Eisenarbeiten. Wajen. Uhren.
Brongen etc.
Allemagne, H. R. de, s. Gruppe I.
Aluminium, Das. Das Kunstgewerbe, 16;
n. d. 12er. 213..
Bau- u. Kunstschlosser, Der. Eine Samm-
lung von Entwürfen und theilweise aus-
geführten Zeichnungen von Gittern, Fül-
lungen, Thoren und sonstigen Schlosser-
und Schmiedearbeiten jeder Art. Herausg.
von einem Kreise von prskt. Fachleuten
unter Mitwirkg. d. bedeutendsten, Zeichner
u. Architekten. I. Serie in 10 Liefergn.
1. Liefg. Fol. Photolithogr. mit Bl.
Text. Ravensburg, Dorn. M. 1-50.
Bormann, E. Antike Bleigewichte aus
der Dobrudscha. Arch. epigr. Mittheil.
aus Oesterreich-Ungarn, XIV.
Fel lenberg E. Ein merkwürdiger Fund.
Anz. für schweiz. Alterthumsln, z.
Heierli, J. Alemannische Grabfunde aus
der Gegend von Kaiscraugst. Anz. für
schweiz, Alterthumsk, z.
Ladek Fr. Alterthümer von Brigetio.
Arch. epigrnph. Mittheil. aus Oesterreich-
Ungarn, XIV.
Mnindron, Maurice. L'art dans les armes
au XVlß siecle. L'Art pour tous, Avril.
T6p fe r. Beschläge. Mittheil. des Crew.-
Museums zu Bremen, 5.
Weiße, R. Dresdner alte Schmiedearbeiten
de Barock und Rococo. Zeichnerische u.
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de nurnismat. 1891, 1.
Siegelabbildungen zum Urkundenbuch der
Stadt und Landschaft Zürich. Herausg.
von der Stiftung Schnyder v. Wartensee
in Zurich, bearb. von P. Schweizer und
H. ZelIer-Werdmuller. In Lichtdr. her-
gestellt von J. Brunner in Winterthur.
In ca. 10 Lfrgn. 1. Lfg. Fol. Taf. mit
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Museographie.
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interessant Parcheologie ou l'on. Mobilier
des egliaes rurales. Statistique monumen-
tale du departement du Pas-de-Calais.
4'. Vlll, 33 p. Arras, impr. Laroche.
Uzielli, G. Leonardo da Vinci le Alpi,
con carte antiche in fac-simile. Torino,
tip. G. Candeletti, 1890. 8'. p. 76, con
tavole.
Avignun.
Exposition, industrielle d'Aviguon,
organe des expositions industrielles, des
beaux-arts et arts decoratifs, ne formera
qu'un seul journal avee ule Coneours re-
gional d'Avignunu. No. 1. avril 1891.
Fol. col., p. Avignon, impr. Millo
Co. Abonn. trirneatriel fr. un
numero I0 cts.
Bamberg.
re e. Die Kunstsammlung
Buchner in Bamberg. Der Sammler,
Xlll, 4.
P. Die Sammlung Buchner in Bam-
berg. Kunstchronik, N. F. ll, 2.6.
Berlin.
Schmid, M. Die Plastik auf der inter-
nationalen Ausstellung des Vereines Ber-
liner Künstler. Der deutsche Steinbild.
hauer, 1b.
Bordeaux.
Explication des ouvrages de peinture,
sculpture, architecture, gravure et litho-
grapbie des artistes vivants exposes dans
les salona de la sonne des amis des
arta de Bordeaux terrasae du jardin
public le io mars 1891. 39H expos. 11'.
p. Bordeaux, impr. Gounouilhou.
5a cts.
Budapest.
Radiaica, E. Ueher die Flcberaus-
stellung in Budapest. Müveszi lpar, 1,1l.
Chicago.
Weltausstellung, Die, in Chicago 1893.
Gewerbebl. aus Württemberg, zo.
Dletmold.
Kisa, A. Aus dem Schlosse zu Detmold.
Kunstgewerbehlatt, N. F. ll,
n.
Ausstellung, Die, im Kunstgewerbemuseum
zu Dresden. Zeitschr. des Vereines deut-
scher Zeichenlebrer, 12.
Flor enz.
Catalogo del museo di S. Maria del
Fiore. Firenze, tip. diG. Carnesecchi
ügli. 8". p.'35. 5c cts.
Melani, A. Die Sammlung Carrand im
Museo nazionala zu Florenz. Zeitschr.
des Bayer. KunatgevA-Vereinea München,
mbu g.
elch or, C. Das Gewerbeschulmuseurn
in Hamburg. gr. B". 4.0 S. Hamburg,
Boysen dt Maasch. M. 1.
Konstanz.
Vetter, s. Gruppe Ill.
on.
Die deutsche Ausstellung in London.
Mlß- Zlß-i 141-
Legg Wickham, J. On an inventory
of the vestry in Westminster abbey,
taken in 1388. Archaealogia Lll, 1.
oskau.
Ausstellung, Die franzbsische, in Moskau.
Die Grenzboten, u.
Exposition de Moscou de 1891,
journ. hebdomadaire. N0. 1. mai 1891.
col. p. avec grav. et supplem.
Sceaux, impr. Charaire et tils. Paris.
Abnnn. annuel Paris et depart. fr.
un numero 50 cts.
Paris.
Beraldi, H. Exposition de la litho-
graphie. Gaz. des beaux-arts, Juin.
Champeaux, A. de. Exposition des
arts au debut du aiecle. Gaz. des beaux-
arts, Juin.
Explication des ouvrags de peinture,
sculpture, architecture, gravure et litho-
graphie des artistes vivants exposäa au
palais des Champ-Elyaöes le mai 1891.
28'. CCXlll, 343 p. Paris, P. Dupom.
r. 1.
Leroi, Paul. Exposition geaäral de la
lithographie, L'art, 648.
Paris Weltausstellung 1889.
Roussi alle, D. Quelques etudeß aur
Phorlogerie PExpos. univers. de Paris
de 1889. 8'. 55 p. et planches. Lyon,
impr. Plan
St. Petersburg.
Zwei Kunstausstellungen in S1. Peters-
burg. Allg. Ztg., 135.
a.
Lowis of Menar. Das Doa-ikloster-
museum in Riga. Balt. Monatschn, 4.
Troy es.
Le Clert, L. Catalogue du muaee de
Troyes, contenant la description metho-
dique des obiäts qui ont servi la con-
struction et la decoration des anciens
monumenta religieux ou civils, publics
uu prives. Archäologie monumentale. 8'.
194 p. Troyes. 75 cts.
Tübingen. description des applrtaments, ulles et
Local-Gewerbeeusstellung, Die, zu TO- gnlleries, dom on rapelle Pnncienne de-
bingen. Gewerbebl. aus Wümemim, n. stination, elc. I6". 71 p. Versailles, impr.
Versailles. C5" el m5
Guide du musäe de Versailles illustre Wien.
pour 1891. Abrägä de l'histoire du pulnis; Poslmuseum, K. k. Wr. 215., 113.
Notizen.
Theodor D601! "I". Wir betrauern den Verlust eines der größten
Keramiker, nicht nur unserer Zeit. Josef Theodor Deck ist am 15. Mai
1891 in Sevres gestorben. Deutscher von Abkunft, geboren 1823 in Geb-
weiler im Elsass, war er Anfangs in der Seidenfärberei thätig, wandte
sich aber bald der Fabrication von Oefen zu, und wurde 1856 Leiter
einer großen Ofenfabrik in Paris. Seine Erfolge auf diesem Gebiete
wurden von denen überstrahlt, die er seit 1859 durch Gefäße und Fliesen
in verschiedenen Arten der Faience errang. Seine Nachahmungen von
Oiron-Gefäßen gehören zu den gelungensten; Weltruf verschafften ihm
die Nachbildungen und freien Schöpfungen in maurischem, persischem,
chinesischem etc. Stil. Die mit Fliesen bekleidete Fassade des Gebäudes
der bildenden Kunst auf der Pariser Ausstellung von 1878 erregte allgemeine
Bewunderung. ln neuester Zeit hat das Oesterr. Museum von ihm eine
Facsimile-Copie der Alhambravase erworben. In Frankreich wurde ihm
die höchste Anerkennung gezollt durch Berufung an die Spitze der Staats-
fabrik zu Sevres. Seine eigene Faiencefabrik wird von einem Bruder,
der schon seit längerer Zeit sein Gesellschafter war, weitergeführt.
Gesellschaft patriotischer Kanstfreanda in Bohnen. Dem Berichte des Aus-
schusses für das Verwaltungsiahr 1890 ist zu entnehmen, dass die Gemäldegalerie der
Gesellschaft im abgelaufenen Jahre bernerkenswerthe Bereicherungen, sowohl durch Ge-
schenke wie durch Ankauf erfahren hat. Unter ersteren, die sich im Ganzen auf
Nummern belaufen, seien besonders erwahnt die Bildnisse Jasper Schade von Wertrum
von Franz Hals d. A., der Bürgermeister von Dewenter und seine Gemahlin von Gerard
Ter-Borch und ein Gemalde von Gerard Dow. Durch Ankauf wurde die Gemälde-
galerie urn 10 Nummern vermehrt, darunter ein Salomon Ruysdael, ein Hans Dahl
und ein Pettenltofen. Desgleichen erfuhr die Sammlung der Aquarelle eine Bereiche-
rung von 1c Blättern, wahrend für die Sammlung der Sculpturen ein bemaltes Thon-
relief von Andrea della Robbia erworben wurde. Bekanntlich erfreut sich die Gemalde-
galerie eines in jeder Hinsicht den Anforderungen des heutigen Standes der Kunstwissen-
schaft entsprechenden Kataloges, der vom Galerie-lnspector Victor Barvitius verfasst
wurde und in zwei Ausgaben mit und ohne Illustrationen in beiden Landessprachen
erschienen ist.
Das Hahrlache Geverbamuaeum in Btünn versendete kürzlich seinen Jahres-
bericht für das abgelaufene Vereinsjahr. Aus demselben geht hervor, dass das Museum
in dem nuu vergroßerten Gebäude die Neuaufstellung aller Sammlungen vorgenommen
hat, welcher demnlchst die Beschreibung der Ausstellungsobiecte nachfolgen wird. Die
Sammlungen wurden irn abgelaufenen Jahre um 919 Objecte vermehrt, wofür die Summe
von fl. 781810 ausgegeben wurde; die Bibliothek erfuhr eine Bereicherung von 334
Nummern um den Betrag von H. 1801-01. Besonders ansehnliche Bereicherungen haben
die Gruppen Metallarbeiten, Keramik. Glas und Textilarbeiten erfahren. Der Besuch des
Museums belief sich auf 48.902, jener der Bibliothek auf 671 Personen, womit die Be-
suchszitfern der vorangegangenen Normaljahre Obertroien erscheinen. Das Museum hat
auch im abgelaufenen Jahre Vortrage veranstaltet, welche 10 an der Zahl zusammen
eine Frequenz von 2.933 Personen aufweisen. Endlich hat sich das Museum in aua-
giebiger Weise an der 1890 in lglau abgehaltenen Regional-Ausstellung betheiligt und
überdies an neun kleineren Special-Ausstellungen im Lande theilgenommen.
402
Waihnaohta-Ausstellnng des Wiener Kunstgewerbe-Verelnea 1891. Dt-r
Wiener Kunstgewcrbe-Vcrein veranstalte! in diesem Jahre zu Weihnachten im k. k.
Oesterr. Museum auf Einladung des Curatoriums dieser Anstalt unter denselben Bedin-
gnngen wie im verllossenen Jahre eine Ausstellung moderner Kunstindustriegegenslände.
Zur Beschickung dieser Ausstellung sind, außer den Mitgliedern des Wiener Kunstgewerbe-
Vereines, alle sonstigen Kunstindustriellen, sowie Künstler und Künstlerinnen, welche
kunstgewerbliche Objecte erzeugen, höflichst eingeladen. Die Ausstellung beginnt am
1.8. November 1891 und endet mit dem 6. Januar 1892. Die Anmeldezeit schließt
mit dem 14. Octuher; spätere Anmeldungen werden nicht mehr berücksichtigt.
Die Tiroler Glasmalerei erolfnet am r. August J. eine Filiale in New-York.
Preisausschreiben. Die v-Zeitschrift für innendecoratioul erlasst ein Preisaus-
schreiben für perspectivische Entwürfe von Wohn- und Repräsentationsraumen, und zwar
für Salons, für Speise- und Wohnzimmer, für Boudoirs, für Schlafzimmer und für Herren-
zimmer mit daransmssendem Rauchzimmer. Es steht dabei jedem Bewerber frei, eine
oder die andere dieser Zimmereinrichtungen zu wühlen. Für diese Entwürfe sind sechs
Preise im Betrage von zusammen 640 Mark in baar ausgesetzt, welche nach Maßgabe
folgender Punkte zur Vertheilnng gelangen sollen t. Nach einem von dem Preisrichter-
collegium abgegebenen Gutachten werden vertheilt zwei erste Preise x50 Mark 30a M.,
zwei zweite Preise too Mark eoo M., zwei dritte Preise 70 Mark 140 M.
z. Ein Hauptaugenmerk ist auf Originalität der Gedanken und zwanglose Gruppirung
der Möbel zu richten. 3. Für nicht pramiirte Entwürfe wehrt sich die Redaction das
eventuelle Vorkaufsrecht. 4. Die Zeichnungen sind in Federmanier und in Größe von
35 go Centimeter zu halten. 5. Schlusstermin für Einreichungen, welche an die Redaction
der wleitschrift für lnnendecorationt in Darmstadt zu erfolgen haben, ist der r. October
r89t und sind die Entwürfe mit einem Merltspruch zu versehen und in einem Brief-
umschlag rnit gleichem Merkspruch ist der Name des Künstlers zu verzeichnen. 6. Die
pramiirten Entwürfe gehen in den unumschranltten Besitz der I-Zeitschrift für innen-
decoration über.
Eine Ausstellung von Lehrlingaarbeiten der Berliner Gewerbe wird für
1892 geplant. Sie soll von Lehrlingen hergestellte gewerbliche Erzeugnisse aller Art
bringen; ferner Zeichnungen und Modellirarbeiten aus der kbuigl. Kunstschule, dem
königl. Kunstgewerbemuseum, der fiandwerkerschule, den Fortbildungsschulen, Fach-
sehulen und anderen Anstalten; auch Frauenarbeiten aus den Fortbildungssehulen für
Mädchen, dem Lettehause u. s. w.
Ein Museum für Textilkunst in Wiesbaden unter der Directinn F. Fischbach's
wird in den nächsten Monaten eröffnet werden. Für diese Sammlung und einen damit
verbundenen Zeichensaal hat die Stadtbehbrde geeignete Raume im neuen Rathhause
zur Verfügung gestellt.
Gefundene Alter-zimmer. Aus Dux wird der i-Prager Z'g.l berichtet nßei den
Thonbrüchen zwischen Dux und Ladowitz wurde ein heidnische Grab aufgedeckt, in
welchem sich nebst anderen Gegenständen eine thbnerne Doppelurne von seltener Schünheit
in Form und Ornament vorfund. Dieselbe besitzt zu beiden Seiten der Verengung in der
Mitte zwei flachgedrückte Henkel mit kleinem Ohr; die untere Hälfte des Gefäßes ist
mit Ring- und Strichornamenten geziert, die obere Hälfte ist glatt. Das Gefäß ist mit
Graphit geglättet, misst in der Hohe Zentimeter, in der Bauehweite er Centimeter
und gehört wie das ganze Grab der Keltenzeit an. Weiter fanden sich ein aus grobem
Thon gearheitetes, bienenkorbartiges Gefäß, ein Webstuhlgewicht mit Bohrloch, der
knopffbrmige Boden einer Thonlampe, ein runder Glatlstein, ein Theil eines Menschen-
Schädels sowie ein Theil eines überaus starken Hirchgeweihes vor. Der interessante Fund
wurde dem FassePsclien Museum in Teplitz einverleibt.-
Aegyptlsohe Alterthünter. Die im Februar in Deir-el-Bahari entdeckten ägyp-
tischen Alterthümer sind kürzlich in Kairo angekommen und im Ghizeh-Museum unter-
gebracht werden. Sie befinden sich in vorzüglichem Zustande. Die Mumien gehören
meist der zr. Dynastie an und sind, wenn auch Ammonpriester genannt, doch wahr-
scheinlich die Körper von Würdenträgern, welche außer ihren sonstigen auch Priester-
titel trugen. Es dürfte in Folge der Reichhaltigkeit des Fundes noch einige Zeit ver-
gehen, ehe die wissenschaftliche Welt nähere Mittheilungen erhalten wird.
Für die Redacüon verantwortlich. Faluericr und F. Rmrr.
Selhllverlng du k. k. Oulerr. Muuuml für Kuml und lndultrie.
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Direnor des k. k. Oeucrreichischen Museums für Kunst und Industrie etc. uc.
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Bruno Bucher.
Mit 27 Tafeln in Lichtdruck. Format 4.". Preis cartonnirt 20 Mark.
Das vorliegende Werk bringt zum srstenmal eine treue, auch typugraphisch in eur-
sprechender Weise ausgestattete Wiedergabe der Willkür der Slllil Krakau" in dem berühmten
rCndex picturatusc der Krakauer Universitats-Bibliothek, ein Unicum der seltensten Art, nebst
den 27 Miniaturen desselben in vollendeten Lichtdruckbildern. Um eine vollständige Zusammen-
stellung der auf das Bürgerthum der damals deutschen Stadt und vornehmlich auf das Gewerbe-
wesen sich beziehenden Urkunden aus dem XIV. bis XVll. Jahrhundert zu gewinnen, sind die
Lücken des genannten Codex soviel als möglich aus anderen Quellen ausgefüllt worden. Darf
demnach das Werk als eine allgemein cuItur-, kuust- und gewerbgeschichtlich sehr wichtige
Erscheinung bezeichnet werden, so dürfte es namentlich auch das Interesse der Sprachforschung
in Anspruch nehmen.
lm Verlage von Carl Geroltfs Sohn in Wien ist soeben erschienen und
durch alle Buchhandlungen zu beziehen
Fünfzig Ansißhten van Wien und Umgebung.
llillill Allllllllßll 1011 I. Vlll llE lllll L. PlIT llÜYI TS lll Pllllßllllllßl lllßlßllillll.
Verzoiehnlss und Reihenfolge der Ansichten.
Nr. 1. Wien vorn Belvedere aus. Nr. 2. Stefanslrirche. Nr. 3. Graben. Nr. 4..
Neuer Markt, Donner-Brunnen. Nr. 5. Kapuzinerkirche. Nr. 6. Palais Albrecht und
Philipphof. Nr. 7. Hof-Operntheater Aeußeres. Nr. 8. Hof-Operntheater Inneres.
Nr. 9. Akademie der bildenden Künste und das Schiller-Monument. Nr. 1a. Hochstrahl-
brunnen und Schwarzenberg-Palais. Nr. 11. K. k. Belvedere. Nr. 11. Das k. und k. Arsenal.
Nr. 13. Theresianum. Nr. 14. Karlskirche und Polytechnikum. Nr. 15. Künstlerhaus
und Musikvereinsgebaude. Nr. 16. Beethoven-Denkmal. Nr. 17. Cursalnn im Stadtpnrk.
Nr. 18. Schubert-Denkmal im Stadtpark. Nr. 19. Blumen-Säle und Palais Coburg. Nr. 20.
Museum für Kunst und lndustrie. Nr. 21. Tegettholf Denkmal. Nr. 22. Fürsttheater im
Prater. Nr. 23. Rotunde im Prater. Nr. 24. Wettrennplatz in der Freudenau. Nr. 25.
Hbtel Metropole. Nr. "'26. Kirche Maria-Stiegen. Nr. '27. Kahlenberg und Leopoldiberg.
Nr. '28. Klosterneuburg vom Kahlenberg aus. Nr. '29. Augartenbrücke und Rudolfs-
Kaserne. Nr. 30. Börse. Nr. 31. Sühnhaus. Nr. 32. Votivkirche. Nr. 33. Universität.
Nr. 34. Rathhaus. Nr. 35. Hof-Burgtheater Aeußeres. Nr. 36. Hof-Burgtheater
Inneres. Nr. 37. Reichsrathsgebäude. Nr. 38. Justizpalast. Nr. 39. Deutsches Volks-
theater. Nr. 40. Die Hof-Museen und das Maria Theresia-Denkmal. Nr. 41. Grillparzer-
Monument. Nr. 42. Theseus-Gruppe. Nr. 43. AeuBerer Burgplatz mit den Reiterstatuen.
Nr. 44,. Innerer Burgplatz mit dem Franzens-Monument. Nr. 45. Christinen-Denkmal von
Canova Augustinerkirche. Nr. 46. Kirche in Lerchenfeld. Nr. 47. Kirche in Fünfhaus.
Nr. 4B. Schönbrunner-Schlossgarten. Nr. 11g. Laxenburg. Nr. '50. Singerfesthalle 1890.
Die mit bezeichneten fünf Ansichten sind nach Originalen von L. Petrovits, die
übrigen nach Aquarellen von J. Varrone.
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