MITTHEILUNGEN
DES
K. K. UESTEBR. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
MONATSCHRIFT FÜR KUNSTGEWERBE.
,yup
NEUE FOLGE. FÜNFTER JAHRGANG. HEFT X.
iaßü?
WIEN x8go.
COMMlSSlONS-VERLAG VON CARL GEROLDS SOHN.
UNVerlag von Carl Gerolcllfs Sohn in Wiep.
Zur
Culturgesehiehte Frankreichs
im xvn. und xvm. Jahrhundert.
Aus dem Nachlasse
VOII
Ferdinand Lolheissen.
Mit einer biographischen Einleitung von Anton Bettelheim.
17', Bogen gr. 8". in Ausstattung und Format wie die in1 gleichen Verlage
erschienene vLiteraturgeschichte Frankreichs im XVIl. Jahrhundert von dem
nämlichen Verfasser.
Mit einem Lichtdruckporträt Lotheisseds.
Preis geh. M., in Halbfrzbd, zu den früher erschienenen Werken
passend, M. 20 Pf.
was Lotheissen als gediegener Mann der Wissenschaft geleistet, ist
wohlbekannt, er wusste die Kunst des Schriftstellers mit der Gründlichkeit des
Gelehrten zu vereinigen, seine Geschichte der französischen Literatur wurde
von Heinrich Laube, einem seiner grössten Verehrer, wiederholt öffentlich
belobt und anerkannt. Lotheissen hat erklärt, dass er eine wahrhafte Geschichte
der Literatur nur in Verbindung mit der Culturgeschichte für möglich halte,
und im Geiste dieses Programmes hat er die ganze französische Sittengeschichte,
insbesondere den Zeitraum von der Reformation bis zur Revolution durch-
forscht. Nach solchen Gesichtspunkten ist auch das in unserem Verlage
erschienene Werk Lotheissen's vLiteratur und Gesellschaft in Frankreich
zur Zeit der Revolution r789-17g4c geschildert, und kann das neue Sammel-
werk als Fortsetzung dieses Buches sowohl. als auch als Supplement zur
französischen Literaturgeschichte betrachtet werden.
Di
K. K. WIENER PORZELLANFABRIK.
Ihre Gesehiehte und die Sammlung ihrer Arbeiten im k. k.
Oesterreiehisehen Museum.
Von
Jacob von Falke,
Director des k. k. Oeslerreichischeu Mnlcums Rar Kuun und lndunrie etc. uc.
go Seiten Text gr. 4'. Velinpapier. Mit 17 Tafeln Abbildungen, wovon eine
in Farbendruck. Elegante Cartonnage 15 Mark.
MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrißft für Kunstgeäverbe.
Herausgegeben und redigin durch die Direclion des k. k. Oesterr. Museums.
Im Commissionsverlag von Carl Geroldüs Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jnhr H. 4.-
Nr. 58. 301 WIEN, October r8go. N. F. V. Jahrg.
lnhelh Uebcr gesetzliche Formeuemwlckelungen. Von G. Graf Wnrmbrand. Das steierilche Kunst-
gewerhe nuf der Landesnusntellung in Graz. Von I. v. Falke. Die Beziehungen der orien-
talischen Teppichfabricalion zu dem europäischen Abendlande. Von Alois Riegl. Angelegen-
heiten des Oenerr. Museums und der mit demselben verbundenen lmrimre- Litterazurberiehl.
Bibliographie de Kunugewerbes. Notizen.
Ueber gesetzliche Formenentwickelungen.
Von G. Graf Wurmbrand.
Die seit einer Reihe von Jahren gemachten Ausgrabungen und
Funde haben unsere vorgeschichtlichen Sammlungen und Museen so be-
reichert, dass immer vollständiger die Culturbilder der alten Zeiten vor
unser Auge treten. Von den ersten Anfängen der menschlichen Besiedelung,
welche mit der Zeit des Mammuths zusamrnenfällt, und deren Reste
sowohl in Höhlen als in dem LöB der Flussniederungen in Oesterreich
gefunden wurden, wie aus den Pfahlbauten und Wohnstätten aus der
Steinzeit lässt sich ein annäherndes Bild ihrer Cultur entwerfen. Zur
Vollständigkeit fehlt aber noch viel, denn es sind durch die jahrtausend-
lange Lagerung nur die Stein- und Knochengeräthe, sowie die Thon-
waaren erhalten worden, während alles Gewebe, ja selbst die Holzgeräthe
dem Verfall preisgegeben wurden.
Da sind es nun zumeist die ethnographischen Sammlungen, welche
diese Lücken ausfüllen, indem wir Naturvölker auf ähnlich tiefer Cultur-
stufe noch finden, deren vollen Besitz wir sammeln und deren Lebens-
weise wir beobachten können. Auch in den von der Cultur noch wenig
berührten Volksstämrnen Europefs linden sich eine große Reihe von
Gegenständen, die sich fast unmittelbar an die ersten Anfänge der Cultur
anreihen lassen und uns zur Vergleichung sehr interessantes Material bieten.
Jahrg. 1890. 15
Es erscheint fast wunderbar, wie auf der ganzen Erde die primäre
Formenbildung ähnlich gestaltet auftritt und wie die ersten Werkzeuge,
die ersten Ornamente sich zum Verwechseln ähneln. Diese Aehnlichkeit
erscheint nur bedingt durch die unabweislichen Naturbedingnisse, die bei
verschiedenen Völkern verschieden waren; im Allgemeinen aber zeigt
sich von den gleichen Grundbedingnissen ausgehend die gleiche stufen-
weise Entwickelung, welche bis in die Metallzeit reicht. Also nicht nur
die allereinfachsten, sondern auch schon die complicirteren Culturgeräthe
beweisen durch ihre Aehnlichkeit, dass wir von gewissen naturgesetzlichen
Formenentwickelungen sprechen können, unter denen sich die culturelle
und künstlerische Vervollkommnung der Menschheit vollzog.
Zum leichteren Ueberblick möchte ich in der gesammten Formen-
welt primäre und secundäre Bildungen unterscheiden. Primäre Formen
sind diejenigen, die als die einfachsten und zweckmäßigsten überall, wo
Menschen leben, fast gleichmäßig, und zwar immer aus dem einfachsten
und passendsten Materiale hergestellt wurden. Es ist dies im großen
Ganzen die Cultur der Steinzeit, die bei uns vor mehreren Jahrtausenden
geherrscht, in welcher aber einzelne Naturvölker sich noch jetzt befinden.
Wenn wir die Feuersteinmesser, Lanzenspitzen und Pfeile, die
Steinäxte und Steinhämmer, die Knochenwerkzeuge und rohen Thon-
gefäße von unseren Voreltern in Europa, oder die von den Naturvölkern
der Südsee-Inseln Amerika's oder Afrika's neben einander legen, so werden
wir kaum irgend einen Unterschied wahrnehmen können, und dürfen
nach der Gleichartigkeit ihrer Wohnplätze in Höhlen, in Pfahlbauten
oder in Erdhütten auch noch auf weitere Analogien schließen, welche
zeitlich und örtlich so weit auseinander liegende Menschengruppen zu
einer fast ganz gleichen Lebensweise veranlassten. Selbst die Schäftung
der Holzäxte mit den darin eingeklemmten Steinäxten, die Verbindung
des Bogens, die Verarbeitung von Bast oder Hanf zu Geweben und
Stricken ist gleichartig. Aus weitergehenden Vergleichungen sehen wir,
dass nicht nur die Topfformen, sondern auch die Art ihrer Verzierung,
die Muster und die angewendeten Farben gleichartig sind; was letztere
betriEt, so fällt es in die Augen, dass überall nur die drei Farben
schwarz, roth und weiß zur Anwendung kommen und als die Grund-
lagen des erwachenden Farbensinnes gelten können.
Weit wichtiger für das innere Wesen des menschlichen Form-
sinnes gestalten sich noch die Vergleichungen bezüglich der Verzierungen.
Diese gehen wesentlich überall nach zwei Richtungen von vorneherein
auseinander. Die ersten sind immer Nachahmungen von Menschen und
Thieren, welche typisch so aufgefasst werden, dass von der Figur die
breiteste Ansicht zur Darstellung gelangt! die vierfüßigen Thiere im
Profil, das Menschenantlitz en face, ebenso die Eule, der Hirsch- oder
Ochsenkopf. Gewöhnlich werden nur jene Völker, welche nomadisirend
leben, keinen Getreidebau kennen und deren Kleidung meist aus
und nach das Schachbrett, das Dreieck, die Raute und den Mäander auf-
treten, welche in wunderbarer Mannigfaltigkeit und Gruppirung sowohl
als Webemuster verwendet, als auch zur Verzierung der Thonwaaren
übertragen werden. DieB ist die zweite Richtung der Ornamentik.
Eine sehr schöne Auswahl solcher geometrischer Ornamentirungen
bringt Julius Naue in seinem Werke über die Hügelgräber, wir finden
sie aber auch noch früher bei den Pfahlhauten in den Grundprincipien
schon angewendet und können auch hier die Parallele mit der Orna-
mentik der Naturvölker ganz direet ziehen.
Solche Muster, die durch die vervollkommnetere Technik des
Wehens, des Flechtens und Strickens sich später vielgestaltiger zeigen,
ohne den ursprünglichen Charakter zu verlieren, sind bei den slavischen
und orientalischen Völkern noch jetzt anzutreffen, und kann die ganze
Entwickelungsreihe in ununterbrochener Folge in ihren Mustern dargelegt
werden.
Der ganze Kreis dieser Formenwelt der Steinzeit mit ihren weiteren
Entwickelungen gehört also zu den primären Formen. Diese gehen aber
auch noch weiter, und zwar in die Metallzeit über, die nicht als eine
höhere Culturstufe ohne Weiteres zu betrachten ist, und welche auch
nicht von einem Volk dem andern übertragen werden musste, denn wir
finden eine Reihe von Naturvölkern, besonders in Afrika, die sich des
Eisens und des Kupfers bedienen, welches sie in der einfachsten Weise
aus den Erzen zu gewinnen wissen, ohne mit Culturwerken in Berührung
gekommen zu sein.
Die erste Bearbeitung der Metalle geschieht unzweifelhaft durch
Schmieden und werden Anfangs die Formen der Steinzeit für Aexte,
Messer, Lanzen u..s. w. nachgeahmt, bald aber wird der ausgehämmerte
Metalldraht mannigfach zum Schmucke und zum Schutze des Körpers
verwendet. Die Technik der Metallbearbeitung ist hier wieder die
Grundlage für alle Formen der Arm- und Beinringe, der Spiralen und
der später vervollkommneten Stich- und Hiebwatfen, so dass ohne Ueber-
tragung der Erfindung oder der Form eine vollkommene Gleichförmigkeit
entsteht.
ln Europa, wo, wie es scheint, die Bronze zuerst von allen Metallen
zur allgemeinen Anwendung kam, liegt die Sache allerdings etwas com-
plicirter, denn die Bronze ist eine Legirung aus Kupfer und Zinn und
setzt schon durch den Bezug des Zinns, welches nur an wenigen Stellen
auf der Erde vorkommt, sowie durch die Mischung der Metalle und durch
ihren sehr früh bekannten Guss, wie man glauben sollte, einen gewissen
15'
Culturgrad voraus. Trotzdem bewegen sich die alt-europäischen Bronzen
noch ganz innerhalb dieser primären Formen, wenn sie auch in gewissen
Ländern zu einer sehr großen Vollkommenheit sich entwickelten. Sehr
merkwürdig ist der directe Vergleich dieser BronzewaHen, Bronze-
schwerter, -I.anzen, -Arm- und Beinringe, der großen Spiralen und Hals-
ringe mit den Metallgeräthen afrikanischer Negervölker, wo nicht nur
die Formen, sondern auch wieder die Ornamentik, ja selbst das Einlegen
mit verschiedenen Metallen zu weitgehenden Analogien führt.
Die Fertigkeit, welche sich Naturvölker in der Bearbeitung der
Metalle aneignen, und der Geschmack in der Behandlung des Metalldrahtes
ist außerordentlich bemerkenswerth. So sind die alten Bronzen in einer
Weise geschmiedet und gehärtet, das afrikanische Eisen so gut gestählt,
wie wir es nur immer von einer entwickelten Industrie verlangen können.
Ja in der Bearbeitung der Bronze speciell ist die moderne Industrie auf
die Stufe der Vervollkommnung des Treibens des Metalles und der
Feinheit im Guss noch immer nicht gelangt, auf der jene alten Völker
standen. Hier wirken eben Jahrtausende in ununterbrochener Continuität
des Handwerkes fort und sammeln sich Fertigkeiten und Erfahrungen
an, die in der modernen Zeit wieder verloren gehen durch die rasch auf-
einander folgenden großen Erfindungen, welche die Technik der Voreltern
in Vergessenheit bringen.
Solche primäre Formen, die stets in Verwendung mit einer einfachen
gewerblichen Technik stehen, wenn auch das Product eine künstlerische
Vollendung erlangt hat, erhalten sich bei Völkern, die geographisch
isolirt sind, außerordentlich lange, und zwar so lange, bis fremder Einßuss
andere Formen importirt oder eine höher stehende Cultur auf sie direct
einwirkt. Kriegszüge unternehmender Völker und Handelsbeziehungen
sind es zumeist, welche in dieser Beziehung einwirken. Speciell bei
uns in Mitteleuropa haben sich beide Einliüsse sehr bald geltend gemacht.
Von Osten nach Westen und von Süden nach Norden war eine be-
ständige Bewegung der Völker wahrnehmbar, welche rückströmend nach
Osten und Süden sich in anderen Zeiten wieder geltend machten.
Ebenso haben gewisse Producte wie gerade das Zinn in Spanien
und Indien, der Bernstein im Norden und dann die Erzlager in den
Alpen Handelsbeziehungen in sehr früher Zeit hervorgerufen. Wenn
wir nun an die Besprechung der in Oesterreich gefundenen Bronzen
gehen, so müssen wir uns dieser allgemeinen Verhältnisse klar sein und
die natürlichen Consequenzen daraus ziehen. Auch hier hatten wir zur
Steinzeit und in der ersten Bronzezeit wesentlich nur die Formen-
charaktere, die wir als die primären bezeichneten, gefunden. Es war ein
lrrthum zu glauben, dass die Bronze in ihren einfachen, edlen Formen
nicht dieser primären Cultur entspringen könnte und vorauszusetzen,
dass auch diese importirt sein müsse. Diese Voraussetzung triEt nicht
zu, weil wir nunmehr wissen, dass selbst Naturvölker in der Metall-
20a
industrie sich hervorthun konnten und unsere alten Kelto-Germanen un-
zweifelhaft culturell genug entwickelt waren, um die alten Bronzen selbst
zu fertigen. Aber gerade diese früher erwähnten fremden Einflüsse haben
mit eingewirkt, um sehr bald die Formen eigenartig zu gestalten und
sogar ihnen einen fremden Charakter einzuprägen. Diese Veränderungen
sind dann als secundäre Formen zu betrachten. Den wesentlichsten Ein-
Huss hatte der Süden, und zwar nicht so sehr das alte Etrurien, als
Griechenland selbst, welches nach den epochemachenden Ausgrabungen
sehr alter Culturstätten uns als die directe Quelle der sogenannten
antiken Formenwelt erscheinen muss.
Weit mehr noch als in unseren Ländern war die italienische Halb-
insel fremden Cultureinflüssen ausgesetzt und durch die Nähe Griechen-
lands und der lonischen lnseln immerfort von ersterem beeinflusst. Alle
seefahrenden Nationen, besonders die Phönizier, lernten Italien sehr früh
kennen, und so ist dort eine secundäre Beeinflussung der Kunstformen
sehr früh eingetreten. Das, was man im alten Etrurien in Gräbern ge-
unden, mag, wenn auch im Besitze der alten Etrusker, theilweise ein Pro-
duct fremder Culturen sein, welches dorthin importirt wurde, und ist, wenn
auch ein Product etruskischen Kunstfleißes, jedenfalls wesentlich durch
griechische Formen beeinflusst. Diese Beeinflussung geht so weit, dass wir
directe Copien und Imitationen, die theilweise recht ungeschlacht sind,
neben griechischen Kunstproducten nachweisen können.
Der Rückschlag, der von Etrurien in unsere Alpenländer durch die
Kämpfe mit keltischen Völkern entstand, ist deshalb kein unmittelbarer,
sondern nur ein mittelbarer Einfluss, ein Fortpf-lanzen der von grie-
chischen Ländern ausgehenden Kunstströmungen. Aber nicht nur über
Italien, sondern wahrscheinlich auch längs der Küste des Adriatischen
Meeres hat sich der Einfluss dieser schnell sich entwickelnden griechischen
Kunst fühlbar gemacht, wie die in den Castelliere lstriens gefundenen
griechischen Vasen und die nach antiken Formen gebildeten Gefäße
bezeugen.
Diesen südlichen Einflüssen begegnen wir sowohl in Süddeutschland
wie längs der Handelsstraßen in Norddeutschland, an welchen griechische
und von griechischer Kunst beeinflusste, aus Italien stammende Kunst-
objecte gefunden wurden. Andererseits fanden sich in unseren Alpen-
ländern eine ganze Reihe von Imitationen getriebener Arbeit in Bronze,
welche von großer Bedeutung sind. So ist in Windisch-Matrei in Tirol,
besonders aber in Watsch, in jüngster Zeit eine Ciste mit getriebener
Hguraler Arbeit, und ein Gürtelblech gefunden worden, welche ein Licht
auf die Beziehungen unserer Länder zu den südlichen Culturvölkern zu
werfen geeignet sind. Diese figuralen Darstellungen von Kriegern zeigen
dieselben Waffen, dieselben Helme und Schilde, wie sie in der Metropole
von Watsch selbst gefunden wurden und ist die Zusammengehörigkeit
dieser Gegenstände mit den Funden der Bronzezeit schon durch Professor
ZU!
Hochstetter außer allen Zweifel gestellt. Die Ordnung dieser Opferzüge
und Kampfscenen ist aber nicht eine zufällige einheimische Composition,
denn wir finden solche Cisten nicht nur in Italien, sondern es weisen
gewisse Ornamente, wie die Palmetten oder die mythologisch geflügelten
Thierfiguren, ganz direct auf frühgriechische, ja selbst auf orientalische
Muster hin.
Hier haben wir es also wieder mit einer von jenen secundären Be-
einflussungen zu thun, welche im Stande sind, einen bestimmten Stil-
charakter der heimischen Production aufzuprägen und so die Form nach-
haltig zu verändern.
Unsere kelto-germanischen Völker, die in jener Periode, welche wir
die Hallstätter nennen, schon im Besitze des Eisens waren, welches sie
vortrefflich zu bearbeiten verstanden, sind zu jener Zeit durch Handels-
beziehungen und durch den Contact mit den südlichen Völkern höherer
Culturstufe bereits wesentlich beeinflusst, und wenn auch die meisten der
in ihrem Besitze befindlichen Objecte durch sie erzeugt wurden, so treffen
wir doch unleugbar fremdartige Formen und figural stylisirte Ornamente,
welche als Imitationen zu betrachten sind. Auch fremde Typen, die wir
secundäre Formen genannt haben, verbleiben, einmal angenommen, lange
im Besitze des Volkes, bis sie von einer weiteren Culturströmung wieder
verändert werden. So haben die keltischen Nachahmungen der Philipps-
münze viele Jahrhunderte lang gedauert und sind zu so eigenthümlicher
Prägung geworden, dass das Original kaum wiedererkannt werden konnte.
ln den Nationalcoslümen, in Webemustern und Thongeräthen klingt
der Einfluss der antiken Welt noch immer bei manchen Völkern aus.
Maßgebender als der griechische oder der griechisch-etruskische Einfluss,
sobald er sich über Italien direct bei den keltischen Völkern fühlbar machte,
war aber für unsere Länder der römische Formenkreis, welcher kurz vor
der Occupation der Römer in den sogenannten gallischen oder Latene-
Formen bemerkbar wird, und sich nach der Occupation in den Alpen-
ländern sehr bald so allgemein verbreitete, dass in verhältnissmäßig kurzer
Zeit die ganze Formenwelt der Bronzezeit bis auf wenige Spuren ver-
schwand und in allen Geräthen, Waden, in allen Bauwerken und Cultur-
arbeiten der dem praktischen Sinn zugewendete römische Charakter sich
ausschließlich Geltung verschaffte.
Eine Zeit hindurch kommen auch hier secundäre Beeinflussungen
durch römische Vorbilder in unseren Provinzen vor, welche Zeugniss
von diesem Umwandlungsprocesse geben.
Es gibt pannonische Fibeln und bestimmte Gefäße, welche nur hier
und im alten Noricum vorgekommen sind und haben wir in den Tumulis
bei Wies eine ganze Reihe von Gefäßen gefunden, welche zwar hei-
mische Arbeit sind. aber mehr oder minder sich der römischen Form
zuneigen. Ich will damit aber nicht sagen, dass an der Grenze zweier Cul-
turen, wovon die eine höher steht als die andere, nicht auch die höher
stehende Cultur ungünstig von dem Nachbar in seiner Formengebung
beeinflusst werden kann.
Als ein Naturgesetz der Formentvßrickelung müssen wir aber an-
nehmen, dass die weit größere Beeinflussung immer von der höher
stehenden Cultur ausgeht und besonders dort auftritt, wo sie thatsächlich
durch Eroberungen und durch sonstige Machtmittel zur Geltung kommt.
Haben sich ja doch auch jene barbarischen Völker des Nordens, welche
zerstörend in die antike Cultur eingegriffen haben, selbst als Eroberer
diesen Cultureinfllissen nicht auf die Länge entziehen können.
Nach diesen Darstellungen der Formentwickelung geht für unsere
Länder auf Grundlage der fortgesetzten Forschungen, wie mir scheint,
hervor, dass wir es bis zur Bronzezeit und bis zum Beginn der Eisenzeit
mit einer mehr oder minder vorgeschichtlichen primären Formentwickelung
zu thun haben und in späterer Zeit zwei Strömungen nachzuweisen
sind, welche dieselbe beeinflussten, und zwar erstens die griechisch-
etruskische, als eine vorübergehende, die römische, aber als eine bleibende,
denn auch nach dem Verdrängen der Römer sind die römischen Formen
nicht mehr ausgestorben. Die germanischen Völker waren gegenüber
den Römern auf einer viel zu tiefen Culturstufe, um die römischen
Formen bei dem Volke wieder gänzlich zu verdrängen. So sind fast
alle unsere Handwerks- und Ackergeräthe, die Handwerkseinrichtungen,
wie die Drehscheibe, die Bauart der Straßen und Befestigungen römischen
Ursprungs und bis in das Mittelalter hinein in sehr langsamer Ent-
wickelung begriffen gewesen.
Heute noch sind aber in slavischen Ländern die Gefäßformen
römisch, und heute noch ackert der Bauer im Gebirge mit dem römischen
Plluge, und wir Alle sehen diese Reste alter Culturen im Volksgebrauche
ohne uns von der culturgeschichtlich tausendjährigen Entwickelung,
welche jede einzelne Form bedingt, Rechenschaft zu geben.
Das steierische Kunstgewerbe auf der Landes-
ausstellung in Graz.
Von J. v. Falke.
Sowohl nach der Zahl der Aussteller wie nach der Zahl der Gegen-
stände kann rnan dasjenige, was die Grazer Ausstellung an kunst-
industriellen Gegenständen darbietet, nicht gerade bedeutend nennen. In-
dessen ist es ja eine Landesausstellung, welche prinzipiell nicht über die
Grenzen der Provinz hinausgehen wollte und nur einzelnen fremden
Firmen ausnahmsweise Zulass gewährt hat. Dessenungeachtet bietet
gerade die Kunstindustrie ein besonderes Interesse, sowohl für uns, die
wir die Dinge vorn allgemeinen Standpunkt aus betrachten, wie für das
Land selbst. Die Auswahl das machte sich angenehm bemerkbar war
mit großer Sorgfalt getroffen, und die Aufstellung desgleichen gut und
übersichtlich ohne Gedränge gemacht.
Im Vergleich zur Grazer Landesausstellung des Jahres i88o, deren
wir uns wohl erinnern, zeigt sich mehrfach ein Fortschritt, nicht blos
in der Güte und Correctheit der Arbeit, sondern auch in der Aus-
dehnung der einzelnen Kunstzweige. So ließ das heute so kräftig er-
blühte Gewerbe in geschmiedeten Eisengegenständen damals kaum den
ersten Anfang erkennen, heute sieht man schon mehrere Aussteller, deren
Arbeiten ziemlich das ganze Gebiet umfassen, wie es anderswo geübt
wird. Die Gitter, Geländer, Beleuchtungsgegenstände, Schlösser und Be-
schläge nehmen schon einen nicht unansehnlichen Raum ein. Es ist da-
mit ein weiterer Schritt geschehen zur Wiedergewinnung der alten Kunst-
industrie, wie sie ehedem in Steiermark heimisch war.
Und hierin liegt ein besonderes Interesse, in der Wiederanknüpfung
an die alte und heimische Kunstthätigkeit, deren Blüthezeit in das 16. und
in den Anfang des 17. Jahrhunderts fällt, also in die Epoche der blühend-
sten und ausgebildetsten Renaissance, soweit sie das Kunstgewerbe betriEt.
Das Verdienst dieses Vorganges gebührt der Staatsgewerbeschule in Graz
und vor Allem den Bemühungen des Bildhauers Professor Lacher, der
selber für eine große Anzahl von Gegenständen, welche die Zierden
dieser Ausstellung sind, Zeichnungen oder Modelle geliefert hat. Indem
das heutige steirische Kunstgewerbe an seine glücklichste Vergangenheit
wieder anknüpft, verfolgt es, wie es scheint, einen durchaus natur-
gemäßen Weg auf sicherem Boden, dann aber könnte es, rein künstlerisch,
auch nicht besser handeln, denn es hat die schönsten und mannigfacbsten
Vorbilder, welche den Wünschen und Bedürfnissen der Gegenwart auch
praktisch am meisten entgegenkommen. Es ist kein anderer Weg, als
derjenige, welcher vom Oesterr. Museum seit Jahren gelehrt und empfohlen
wird. Wir können also nur wünschen, dass er ohne Wanken und
Schwanken festgehalten werde und auch den rechten Erfolg finde.
Es scheint aber auch, dass Letzteres bereits der Fall ist, wenn auch
nur in langsamem Fortschritt. Für den Erfolg spricht die Ausbreitung
der Ofenfabrication. Wir sehen nicht blos eine große Reihe vortreffliche
glasirter, zum Theil bunter, zum Theil einfarbiger Kachelöfen im Stil
der Renaissance von verschiedenen Fabrikanten, sondern wir lassen uns
auch erzählen, dass dieselben in zahlreichen Exemplaren verfertigt werden
und durch jene südlichen Provinzen, Croatien, Krain, das Küsteuland
u. s. w. Verbreitung finden, welche man als das berechtigte Hinterland
und Absatzgebiet der steirischen -Kunstindustrie betrachten kann. Zu
der Ofenfabrication beginnt sich eine Faience-lndusttie hinzuzugesellen,
obwohl künstlerisch noch nicht mit dem gleichen Erfolg. Schöne Gefäße
in gravirtem Krystallglas hat die Fabrik in Voitsberg zur Ausstellung
gebracht, sie zeigen aber für das Land Steiermark keine Eigenthlim-
lichkeit, sondern sind ein Ausfluss dessen, was in Wien angestrebt und
angeregt, und in den mährischen und böhmischen Fabriken gearbeitet
und ausgeführt wird.
Selbständiger und völlig altsteirischer Landesart entsprechend stellt
sich die Tischlerei dar, ein Kunstgewerbe, das bei dem ehemaligen Holz-
reichthum des Landes gleich dem Schmiedehandwerk eine hohe Stufe
künstlerischer Ausbildung erlangt hatte. Zeugen dessen sind noch reichlich
vorhandene Möbel, insbesondere aber Vertäfelungen der Wände, Holz-
plafonds und architektonisch gestaltete Thüren in Schlössern, städtischen
Wohnhäusern, selbst in Bauernhäusern. Und das Eigenthümliche des
Landes ist dabei, dass neben der architektonischen Gestaltung mit Säulen,
Pilastern, Gesimsen und Giebeln, weit mehr die lntarsia, die eingelegte
Holzarbeit zur Verzierung benützt worden ist, als die Schnitzerei. Es ist
daher ein ganz richtiger Vorgang, wenn Lacher und andere Künstler,
welche für die Kunsttischlerei die Compositionen liefern, in jüngster Zeit
auch Theyer, den Hauptnachdruck auf die Intarsia legen, die Con-
struction, die Profile einfacher halten und den Füllungen den Haupt-
schmuck zuwenden. Das Möbelstück, ebenso künstlerisch in seiner Art,
wie ein reich mit Schnitzerei bedecktes Stück, kommt dadurch billiger
zu stehen und ist leichter erreichbar und somit größerer Verbreitung
fähig in einem gerade nicht vorn Reichthum bevorzugten Lande. Ent-
sprechend diesem Vorgange zeigt denn auch die Ausstellung eine große
Anzahl solcher mit lntarsia verzierter Gegenstände, theils in einzelnen
Exemplaren, theils in ganzen Gemächern, welche dieser Landesausstellung
auch nicht fehlen. Natürlich, wie einmal heute der Geschmack geht, sieht
man auch mancherlei Hausgeräth in späteren Stilarten, zumal bei den
Decorateuren, doch mehr vereinzelt und auch nach seiner Art ohne
vorragende Bedeutung.
Den genannten, auf nationaler Basis ruhenden Gewerben mag man
auch die Stickerei anreihen, welche ebenfalls an die Vergangenheit wieder
anknüpft, so die Abtheilung für Stickerei an der Staatsgewerbeschule
und was auf ihre Anregung in Haus und Industrie geschaffen worden
und sich auf dieser Ausstellung eingefunden hat, und ebenso der Verein
für Hausindustrie in Aussee mit seiner schönen, in Roth und Blau ver-
zierten Leinenwäsche. Minder günstig lautet das Urtheil über die Arbeiten
in Gold und Silber, die nur hie und da einzelne gute Anfänge zeigen;
fortgeschritten sieht man mit Vergnügen die Zinnarbeiten von Raimund
Zamponi und die im Oesterr. Museum wohlbekannten Messinggussarbeiten
von Samassa, die in großer Collection vorhanden sind. Diesen braucht
man keine Veränderung zu wünschen, nur Beharren auf dem einge-
schlagenen Wege. Auch zierliche und kunstvolle Drechslerarbeiten, ein
paar reizende Etageren, Arbeiten, denen man so selten begegnet, findet
man auf der Grazer Ausstellung.
So ist der Eindruck im Ganzen ein recht erfreulicher, und wir
zweifeln nicht, dass, wenn wieder zehn Jahre vergangen sind, ein weiterer
210
Fortschritt zu verzeichnen sein wird. Wird doch bis dahin das neue
Museum am Joanneum längst eröffnet sein und die vielen alten Kunst-
erzeugnisse heimischen Fleißes, welche heute noch in Magazinen ver-
schlossen sind, werden schon eine gute Weile der Benützung durch die
lndustrie gedient haben.
Die Beziehungen der orientalischen Teppichfabri-
cation zu dem europäischen Abendlande
Von Alois Riegl.
Unter den Mitteln, mit denen die moderne kunstgewerbliche Reform
in's Werk gesetzt und, soweit sich dies heute schon sagen lässt, durch-
geführt wurde, zählen die orientalischen Teppiche zu den wesentlichsten
und wirkungsvollsten. Diese ihre Bedeutung verdanken sie vornehmlich
zwei Vorzügen, die man gerade im europäischen Kunstgewerbe um die
Mitte unseres Jahrhunderts ganz besonders vermisste für's Erste der
harmonischen Farbengebung, für's Zweite der neutralen Musterung in
Flachornamenten, wie sie eben dem Begrilfe eines Teppichs als einer
Decke in stilistischer Beziehung entsprechend sind. In Bezug auf die
Farbe datirte das Zurückstehen der europäischen Textilproduction gegen-
über der orientalischen erst aus neuester Zeit. Dieses Zurückstehen war
nämlich nicht so sehr in einer allgemeinen Corruption des ästhetischen
Farbensinnes begründet, sondern vielmehr eine unvermeidliche Folge der
Revolution, die sich im Laufe der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts in
Folge der neuen Entdeckungen der Chemie und des damit zusammen-
hängenden fabriksmäßigen Betriebes auf dem Gebiete der Farbenbereitung
vollzogen hatte. Der neugewonnenen chemisch reinen Farben wusste man
in künstlerischer Beziehung nicht so bald Herr zu werden; ihre Ton-
werthe hatten gegenüber denjenigen der von altersher gebrauchten, aus
organischen Stoffen, zumeist aus Pflanzen bereiteten Farben eine Ver-
rückung erfahren, deren Ausgleichung nur sehr allmälig sich vollziehen
konnte und auch heute noch nicht in vollkommen befriedigender Weise
vollzogen ist. Die orientalische Teppichproduction hielt dagegen zunächst
fortdauernd an der ererbten Art und Weise der Farbenbereitung aus
organischen Stoffen fest, deren Verwerthung in ästhetischem Sinne sie
in Folge der Jahrhunderte, ja Jahrtausende langen Uebung vollkommen
beherrschte. Wenn nun die Mängel der europäischen Textilproduction
unseres Jahrhunderts vor dem Eingreifen der kunstgewerblichen Reform
in Bezug auf die Farbe mehr aus dem plötzlichen Dazwischenkommen
eines äußeren Factors zu erklären sind, so lassen sich dagegen die Mängel
Unter Benmzung eines am 14. October 1889 im Oesxerr. Museum gehaltenen
Vortrages über lOriennlische Teppicheu.
iP
in der ornamentalen Ausstattung rücksichtlich ihres Entstehens und ihres
Anwachsens in weit frühere Zeit zurückverfolgen.
Schon seit dem t6. Jahrhundert kann man in der Entwickelung der
europäischen Kunstverhältnisse ein zunehmendes Zurücktreten des Flach-
ornaments beobachten. Ein Grund zur Erklärung dieser Erscheinung,
von dem zwar nicht behauptet sein soll, dass er der einzige ist, der aber
ohne Zweifel als ein Hauptgrund gelten darf, liegt in jener schranken-
losen Schmuckfreudigkeit, die im Gefolge der Renaissance in die euro-
päische Kunst eingezogen war. Um diese Schmuckfreudigkeit zu be-
friedigen, bedurfte es eines so reichen Sammelvorraths an Ornamenten,
wie ihn weder die unmittelbare Vorgängerin der Renaissance die
Gothik noch die Antike oder die romanische Kunst gekannt hatten
und zu bieten wussten. Den gewaltigen Anforderungen, die man in dieser
Beziehung im 15. und 16. Jahrhundert, wie an alle übrigen Künste, so
auch an die Textilkunst stellte, vermochte die im Mittelalter stilführende
textile Technik d. i. die Seidenkunstweberei nicht mehr gerecht zu
werden. Dies vermochte überhaupt nur eine Technik, die Stickerei, deren
Werkzeug die Nadel sich mit jener Freiheit über eine textile Fläche
zu bewegen vermag, um darauf die beliebigsten Configurationen hervor-
zubringen. Zwar wusste man in der Antike, wie die sogenannten GraPschen
Funde erwiesen haben, mittelst der Wirkerei oder Gobelintechnik selbst
textile Gemälde herzustellen, die gleichwohl durch den Charakter der
Cotuposition, der Raumausfüllung, der Bordirung und Umsäumung ihre
rein ornamentale Bestimmung innerhalb der Fläche dem Beschauer
deutlich zu Bewusstsein brachten. Wo sich unter jenen ägyptischen
Funden aus spätantiker Zeit wirkliche Stickereien fanden, da verrathen
sie sichtlich das Bestreben, ein Relief auf der Fläche hervorzubringen,
wogegen die gewirkten Borten und Einsätze vollkommen flach in die
ausgesparten Kettfäden eingearbeitet erscheinen. Mit dem Aufkommen
der Seidenkunstweberei wird die zeitraubende Technik der Wirkerei im
Mittelalter immer mehr auf die Herstellung von Wandbehängen, den
später sogenannten Gobelins, beschränkt, und eine Wiederbelebung der-
selben zur Herstellung textiler Gebrauchsgegenstände in der Weise der
Antike war im Europa des 15. oder t6. Jahrhunderts schon aus wirth-
schaftlichen Gründen ganz unmöglich geworden. Während es nämlich
allerorten nach Arbeitstheilung, Zunft- und in der Folge Großbetrieb,
nach Verbesserung der Werkzeuge und Abkürzung der Arbeitszeit durch
Einführung mechanischer Hilfsmittel drängte, durfte man nicht mehr
daran denken, zu einer primitiven Technik zurückzukehren. die sich
nothgedrungener Weise auf bloßen Handbetrieb beschränken muss. Ist
man doch selbst heutzutage, nach all' den Errungenschaften der modernen
Technik, in der Gobelinfabrication über die Handarbeit nicht hinaus-
gekommen. Um also den neugewonnenen Ornamentenreichthum der Re-
naissance in die Textilkunst zu übertragen, musste man nach der Stickerei
312
greifen, deren Stilgrenzen weit weniger, als dies bei der Wirkerei der
Fall war, durch die Technik selbst gezogen waren, so dass eine Ueber-
schreitung dieser Stilgrenzen bei der außerordentlich gesteigerten Pro-
duction gar nicht zu vermeiden war. Ein Gegengewicht gegen die somit
von Anbeginn drohende Verrückung der Stilgrenzen seitens der Stickerei
lag zunächst in der vorwiegenden Verwendung der schmiegsamen Seide,
deren Fäden man im Plattstich fast völlig flach nebeneinander hinlegen
konnte, ohne dadurch in der Darstellungsfähigkeit behindert zu sein. In
dieser Beziehung sind bekanntlich die chinesischen und japanischen Seiden-
llachstickereien mustergiltig für alle Zeiten. So sehen wir auch während
der Renaissancezeit den Plattstich noch wesentlich auf die Seidenstickerei
beschränkt, während dagegen die gröbere Garnstickerei den Kreuzstich
mit seinen gebundeneren, herkömmlich stilisirten Mustern gebraucht-
Aber schon im 17. Jahrhundert erscheint der Plattstich bereits auf das
gröbere Garn ausgedehnt, werden die Blumenmuster immer naturalistischer,
das Relief erhöht sich, kräftige Schnürchen treten an die Stelle der
flachen Flockseide. Inmitten der allgemeinen Lockerung und Auflösung
der Stilgrenzen vergisst auch der Kreuzstich, dass seine Existenzbe-
rechtigung an die Fadenkreuzungen des Leinengrundes geknüpft ist, und
versucht sich in geschwungenen Conturen und naturalistischen Dar-
stellungen. Das Uebel blieb aber nicht auf die Stickerei allein beschränkt;
die Stickerei hatte nämlich seit der Renaissance überhaupt die führende
Stellung in der Textilkunst übernommen, und die auf dem Hauptgebiete
eingerissenen Ausschreitungen mussten sich naturgemäß auch auf die
übrigen textilen Techniken verpflanzen, soweit dieselben nicht etwa, wie
die Spitzennäherei, unmittelbar aus dem so beschaEenen Charakter der
Zeit venezianische Reliefspitze hervorgegangen und diesem daher auch
stilistisch vollkommen angepasst waren.
Namentlich die europäische Teppichweberei hatte im Laufe der
Zeit den Charakter der tlachgemusterten Decke immer mehr vernach-
lässigt, als man nun um die Mitte unseres Jahrhunderts zur Besinnung
kam und einen Vergleich anstellte zwischen den europäischen gewebten
Teppichen mit Thierlandschaften oder Genrescenen in ihrer unerfreu-
lichen Colorirung, und den orientalischen Knüpfteppichen mit ihren
geometrischen oder stilisirten Rankenornamenten und ihrer wenngleich
lebhaften, so doch harmonischen farbigen Ausstattung. Man musste in
der Geschichte der europäischen Textilkunst weit zurückgehen, um Flach-
muster von einer ähnlichen Reinheit zu finden; die orientalischen Teppich-
muster boten sich dagegen bis in die Gegenwart ganz ungesucht in un-
erschöpflicher Mannigfaltigkeit dar. Es kam noch hinzu, dass Semper in
seinen Untersuchungen über den Stil in der textilen Kunst, allerdings
mehr in intuitiver Ahnung, als auf Grund empirischer Wahrnehmungen
in den orientalischen Teppichen die Elemente des gesammten Tapezier-
wesens der Alten erkannt hat. So empfahl sich der orientalische Teppich
213
sowohl durch seine heutige BeschaiTenheit, als auch durch seine be-
deutsame Vergangenheit als Muster und Vorbild für die fiachgemusterte
Decke, und wurde auch in der Folge zum wirksamsten Hebel der auf
eine Reform des Kunstgeschmacks und der kunstgewerblichen Production
gerichteten Bestrebungen unseres Zeitalters.
Freilich wer sich der gewonnenen Erkenntniss von der Vortreff-
lichkeit der orientalischen Teppiche gegenüber den modernen europäischen
praktisch erfreuen wollte, der mochte und durfte nicht warten, bis ihm
die reforruirte europäische Teppichindustrie einen Teppich von ähnlichen
Vortreiflichlteit zu liefern vermochte. Denn abgesehen davon, dass es
keineswegs das Ziel jener mehrfach erwähnten Reform sein konnte, die
Werke vergangener oder exotischer Kunstübungen lediglich copirend
nachzuahmen, gab und gibt es noch gewisse schwerwiegende Umstände,
die überhaupt eine Verpflanzung der orientalischen Teppichindustrie mit
ihren technischen Eigenthümlichkeiten und den dadurch bedingten Reizen
auf europäischen Boden ziemlich aussichtslos erscheinen lassen. Wer
in den Fünfziger oder Sechsziger Jahren einen Teppich von den künst-
lerischen Qualitäten eines orientalischen besitzen wollte, der konnte
nichts Anderes thun, als was man auch heute noch in solchem Falle zu
thun pflegt er kaufte sich einen echten Teppich orientalischer Fabrication
beim Händler. Die enorme Nachfrage, die in Folge dessen gegenwärtig
nach orientalischen Teppichen herrscht, hat einen lebhaften Export der-
selben aus den morgenlänrlischen Staaten zur Folge gehabt. So viel nun
auch die moderne Geschmacksreform zur Entwickelung und zum Auf-
schwunge dieses Exports beigetragen hat man würde sich täuschen,
wenn man die Vorliebe der Europäer für orientalische Teppiche blos
ffür eine moderne Schwärmerei halten würde. Denn wir vermögen ganz
sicher nachzuweisen, dass die Europäer bereits in viel früheren Jahr-
hunderten der Geschichte die orientalischen Textilproducre im All-
gemeinen, und darunter ganz besonders die Teppiche ebenso zu schätzen
wussten, als wir heutzutage. Orientalische Teppiche finden wir nämlich
dargestellt auf den Bildern altdeutscher und niederländischer Meister aus
dem 15. bis I7. Jahrhundert, mit geometrischen oder sehr stark stilisirten
vegetabilischen Mustern, deren Nachklang wir heute noch an den Er-
Zeugnissen der kleinasiatischen Teppichknlipferei "zu erkennen vermögen.
Im tS. und 16. Jahrhundert gab es aber im Abendlande keine kunst-
gewerbliche Reform im heutigen Sinne, mit bewusster didaktischer
Tendenz, sondern ein naives Kunstschaifen, das sich das Alte und das
Fremde ohne verständige Reflexion blos nach seinen augenblicklichen
Bedürfnissen assimilirte. Der altdeutsche Meister copirte also den orientali-
schen Teppich nicht deshalb, weil er ihm gegenüber den Teppichen
heimischer Erzeugung stilgerechter erschien, sondern weil man zu den
betreffenden, vom Maler zur Darstellung gebrachten Sonderzwecken, zu-
meist Bodenbelägen, auch damals vornehmlich orientalische Teppiche
gebrauchte. Ja, wir müssen uns hiebei sogar noch immer die Frage offen
halten, ob wir es wirklich in allen solchen Fällen mit einem Vorbilde
echt orientalischer Herkunft zu thun haben. Wir werden nämlich sehen,
dass sich Technik und Ornamentik der orientalischen Teppiche selbst in
gewissen abgelegenen Landschaften Europa's aus früheren Jahrhunderten
bis in unsere Zeit hinein erhalten haben. Gehen wir aber noch weiter
zurück, bis in die Antike. Die Schriftsteller der römischen Kaiserzeit
sprechen so häufig und mit solchem Nachdruck von orientalischen
Teppichen, dass wir gar nichts Anderes denken können, als dass auch
mindestens in späterer antiker Zeit die Europäer ihren Bedarf an
Teppichen hauptsächlich durch Import aus dem Orient gedeckt haben
müssen. Und doch wird man in hellenistisch-spätrömischer Zeit, wenn
auch von vielfacher Beeinflussung von Sitten und Kunst, jedoch keines-
wegs von einer beabsichtigten kunstgewerblichen Reformirung durch den
Orient reden dürfen.
Also die Ursache unserer ererbten Vorliebe für die orientalischen
Teppiche muss wo anders liegen, als in dem heute plötzlich erwachten
Bewusstsein von der Geschmacklosigkeit unserer eigenen Teppichfabricate
aus der neueren Zeit. Darauf weist auch noch der Umstand hin, dass
wir noch heute, trotzdem unsere Teppichfabriken in Folge des An-
schlusses an die moderne Geschmackreform mitunter stilistisch und farbig
ganz vortreffliche Fabricate liefern, noch immer den größten Werth
darauf legen, einen echten orientalischen Teppich zu besitzen. Man
könnte zwar, soweit es sich um die heutigen Verhältnisse handelt, die
allgemein verbreitete und künstlich genährte Begeisterung für antiquarische
und exotische Dinge dafür verantwortlich machen. Dürfen wir aber bei
unseren Vorfahren im 15. Jahrhundert und bei den Spätrömern die gleiche
Begeisterung erwarten? Nach Allem, was wir über jene Zeiten wissen,
gab es zwar auch damals wie allezeit gewisse gelehrte Leute, die sich
für alterthlimliche und fremdartige Dinge interessirten, dass aber die
ganze Bevölkerung bis zum Kleinbürger herab sich mit exotischem Haus-
rarh umgibt, während sie mitunter einheimischen von gleicher Güte um
denselben oder selbst um billigeren Preis erwerben könnte diese Er-
scheinung blieb offenbar unserem Zeitalter vorbehalten. Wenn also die
Spätrömer und die Renaissancemenschen fortwährend orientalische Tep-
piche verwendeten, ohne aber deren Fabrication im Wege der Nach-
ahmung selbst in die Hand zu nehmen von vereinzelten erfolglosen
Versuchen in dieser Richtung darf vollständig abgesehen werden so
gibt es zur Erklärung nur zwei Möglichkeiten die Nachahmung wurde
unterlassen, entweder weil man die orientalischen Teppiche nicht nach-
machen wollte, oder nicht konnte. Das Erstere, also die Annahme,
dass man die fremden Techniken der orientalischen Teppicherzeugung
nach den europäischen Kunstländern nicht übertragen wollte, ist von
Vorneherein abzuweisen. Denn dass man im Abendlande keineswegs
davor zurückscheute, einen Zweig der orientalischen Textilkunst ganz
unmittelbar sowohl in der Technik als in der Ornamentik auf den
eigenen Boden herüberzunehmen, das beweist schlagend die Einführung
der saracenischen Seidenkunstweberei in Italien im 13. und 14. Jahr-
hundert. Warum sollte man dasjenige, was man mit der schwierigeren
Technik der Seidenweberei zu Stande brachte, nicht auch mit der, wie
wir sehen werden, höchst primitiven Technik der orientalischen Teppich-
erzeugung unternehmen? Dass man es dennoch nicht that, kann daher
aus einer Scheu vor der fremdartigen Technik und Ornamentik nicht
erklärt werden. Es bleibt somit nur die andere Annahme übrig, dass
man die orientalische Teppicherzeugung nicht übernehmen konnte. Die
entgegenstehenden Schwierigkeiten waren aber gewiss nicht rein tech-
nischer Natur, denn die Technik war eben eine höchst primitive. Man
hat daher jene Schwierigkeiten in gewissen secundären Dingen gesucht,
die ja einige Bedeutung für die Erklärung der Langlebigkeit der in Rede
stehenden Kunstübung im Oriente haben mögen, aber den Ausschluss
dieser letzteren aus der europäischen Fabrication ebensowenig erklären,
als umgekehrt die unveränderte Vorliebe der Europäer aller Zeiten für
die orientalischen Teppiche. S0 hat man gesagt, im Oriente herrschte
von uralten Zeiten her ein größeres Bedürfniss nach Wand- und nament-
lich an Fußteppichen, als im Abendlande. Man sollte aber doch denken,
dass in einem großen Theile Europa's mit Rücksicht auf die klimatischen
Verhältnisse jenes Bedürfniss mindestens ein ebenso großes gewesen wäre.
Auch die Möglichkeit einer leichteren Beschaffung des Rohstoifes soll der
orientalischen Teppichproduction Vorschub geleistet haben; aber an Wolle
und später auch an Seide hat es im Abendlande keinesvvlegs gemangelt,
abgesehen davon, dass ein solcher Mangel an RohstotTen schon im Alter-
thum nachweislich in umfassendster Weise durch den Handel Abhilfe
gefunden hat.
Die Schwierigkeiten, die sich der Einführung der orientalischen
Teppicherzeugung in die Culturländer des Westens entgegenstellten,
müssen also nach anderer Seite hin gelegen sein. Um der eigentlichen
Quelle dieser Schwierigkeiten näher zu kommen, dürfte es sich em-
pfehlen, die heutigen deutlich sichtbaren Verhältnisse der orientalischen
Teppicherzeugung in's Auge zu fassen, und behufs Gewinnung von Rück-
schlüssen jene Umstände zu untersuchen, die das Prosperiren oder das
Zurückweichen der orientalischen Teppichindustrie heutzutage begünstigen
oder hintertreiben. Es muss doch eine Analogie vorhanden sein zwischen
den Verhältnissen, die die alte Teppichindustrie im Oriente heutzutage
an bestimmten Punkten unmöglich machen, und jenen Ursachen, die sie
bisher allezeit verhindert haben, im europäischen Westen feste Wurzel
zu fassen.
Es wird bekanntlich von Jahr zu Jahr mehr geklagt über Ver-
schlechterung der aus dem Oriente einlangenden frisch erzeugten Tep-
216
piche, sowohl nach der Qualität als nach der künstlerischen Seite Farbe
und Muster. Man hat auch als Ursache dieses zunehmenden Verfalles
ganz zutreffend die Berührung mit der europäischen lnduslrie bezeichnet.
Wohin die europäische Industrie mit ihrem Fahriksbetrieb, ihrer Er-
zeugung von Marktwaaren auf Vorrath, bei möglichster Ersparniss an
Zeit und Kosten vordringt, dort wird die alte orientalische Teppich-
erzeugung corrumpirt und zersetzt, und weicht endlich zurück. Es er-
scheint ganz unzweifelhaft, dass sich die herkömmliche orientalische
Teppicherzeugung dern herrschenden europäischen Betriebssystem nicht
anpassen lässt. Der letzte Grund für diese Erscheinung liegt in der eigen-
thümlichen technischen Herstellungsweise der orientalischen Teppiche,
und zwar, wie schon betont wurde, keineswegs darin, dass diese tech-
nische Herstellungsweise zu große Schwierigkeiten darböte, sondern viel-
mehr. so paradox es auch klingen mag, gerade in dem primitiven Cha-
rakter derselben, der sich aus wirthschaftlichen Gründen mit dem indu-
striellen Betrieb nicht vereinbaren lässt. Wie ist nun diese technische
Herstellungsweise beschallen? Schluss folgt.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Personalnachrlchten. Se. k. und k. Apostol. Majestät haben mit
Allerh. Entschließung vom 5. September d. J. dem Official am k. k.
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie in Wien, Wilh. Dobrafsky,
aus Anlass seiner Versetzung in den dauernden Ruhestand den Titel
eines Hilfsämter-Directions-Adjuncten allergnädigst zu verleihen geruht.
Se. k. u. k. Apostol. Majestät haben mit Allerh. Entschließung
vom 6. September d. J. den Curator des k. k. Oesterr. Museums, Sec-
tionsrath und Vorstand des Hochbau-Departements im Ministerium des
Innern, Karl Köchlin, zum Ministerialrathe im Ministerium des Innern
allergnädigst zu ernennen geruht.
Der Minister für Cultus und Unterricht hat den Fachlehrer an
der k. k. Fachschule in Tetschen, Emil Adam, zum Adiuncten am
chemischen Laboratorium der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums
für Kunst und Industrie in Wien ernannt.
Der Vice-Director des k. k. Oesterr. Museums, Regierungsrath
Bruno Bucher, ist von seiner Urlaubsreise zurückgekehrt.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
September von 8123, die Bibliothek von 1116 Personen besucht.
Se. Majestät König Karl von Rumänien hat Donnerstag den
25. September das Museum unter Führung des Directors Hofrath Ritter
v. Falke mit einem zweistündigen Besuche beehrt, und auch die Kupfer-
stichsammlung, die Bibliothek und die Ausstellung des Kunstgewerbe-
Vereines eingehend besichtigt.
Se. kaiserl. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog Ludwig Victor
hat Samstag den 27. Septbr. Nachmittags die Ausstellung der Arbeiten der
Wiener Bildhauermeister im Oesterr. Museum mit einem Besuche beehrt.
L7
Bibliothek des Oeaterr. Museums. Vom zi. October bis zo. März
ist die Bibliothek, wie alljährlich, an Wochentagen mit Ausnahme der
Montage von bis Uhr und von bis Slf, Uhr Abends, an Sonn-
und Feiertagen von bis Uhr geöEnet.
Neu ausgestellt. lm Saal Vll ist in großen Photographien eine erste Serie von
Ansichten des rumänischen Kbuigsschlosses Pelesch und seiner Gemlcher neu zur Aus-
stellung gebracht worden; desgleichen ist im Saul Vl in der Ausstellung aus der Textil-
sarnmlung des Museums eine neue Serie, insbesondere von älteren Stickereien und
orientalischen Gegenständen, an Stelle der früheren getreten. Am 14. Sept. wurde die
Ausstellung der Zeichnungen aus dem Archiv der k. k. Cenlral-Commissinn zur Erfor-
schung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale geschlossen und Saal IX
dem Club der Wiener Bildhauermeister zur Verfügung gestellt.
Die Fach-Ausstellung des Wiener Bildhauer-Clubs, welche die Wiener Bild-
hauerrneister zum ersten Male veranstalten, wurde am 27. September erolinet. Sie enthält
vorzugsweise Gegenstände zur Ausstattung der Wohnung, sammtlich dem wirklichen
Gebrauche dienend Kasten, Tische, Sessel, Betten, Rahmen, Etageren, Spiegel, kleinere
Gegenstände in Terracotn und Holzschnitzerei, alles eigene Arbeiten der Mitglieder
des Clubs. Die Gegenstände sind verkäuflich. Die Ausstellung befindet sich im I. Stock
im Saal lX und bleibt bis zum November zu den gewöhnlichen Besuchsstunden des
Museums geolfnet.
Litteratur-Bericht.
Chinesische Studien von Fr. Hirth. Erster Band. München und Leipzig,
G. Hirth's Verlag, 1890. Leim-S". Vll, 322 S. mit Abbild. M. 15.
Die in diesem Bande vereinigten Aufsatze beschäftigen sich mit sehr verschiedenen
Gegenständen; das Augenmerk des Verfassers ist, wie er gelegentlich betont, vornehmlich
der Vergangenheit und der Gegenwart der Handelsbeziehungen zwischen dem Himm-
lischen Reiche und Europa zugewandt, daneben erhalten wir Beobachtungen über das
Beamtenwesen, sprachliche Untersuchungen u. a. m. lst schon in diesen Abschnitten
Vielerlei, was auch für die Kenntniss der Kunst der Chinesen Bedeutung hat, so verdienen
die Mittheilungen über Porzellanindustrie welchen Stoff der Verfasser schon in seiner
Schrift uAncient Porcelain- 1888 ausführlicher behandelt hat, Glas, Metallspiegel, Papier,
und über Ornamentmotive unseren besonderen Dank. Gegen die Echtheit der angeblich
aus der Pharaonenzeit stammenden chinesischen Fläschchen werden neue Beweise bei-
gebracht, aus denen sich ergibt, dass jene Stücke wahrscheinlich in derselben Periode
gemacht worden sind, in welcher irgend cin unbekannter Taschenspieler sie in Pyra-
miden entdeckt werden ließ. Was die Erfindung des Porzellans anbelangt, neigt Hirth
zu der Verrnuthung, dass die Masse bei den Bemühungen, das verlorene Geheimniss der
Glasbereitung wiederzufinden, entstanden sei, d. i. im siebenten Jahrh. n. Chr. Im fol-
genden Jahrhundert werden bereits in der Litteratur verschiedene Porzellangattungen er-
wabnt, wahrend um die Mitte des fünften die Parzellanerde nur als Medieament und als
Malerfarbe bekannt gewesen zu sein scheint. Sehr beachtenswerth sind die Bemerkungen
über unrichtig übersetzte chinesische Ausdrücke oder solche, die zu verschiedenen Zeiten
verschiedenen Sinn gehabt haben. S0 bedeutet clfing bei späteren, blau auf weißem
Gründe gemalten Porzellanen blau, bei alten einfarbigen Porzellanen aber olivengrün,
was Start. Julien nicht gewusst hat, der es immer mit blau übersetzte, auch wo von
Seladongefaßen die Rede ist, ein Umstand, der wohl dazu beigetragen hat, die vSe-
ladonfrage- noch zu verwirren. Aber auch Kuan-yao, Mandarinen-Porzellan, kann im
Mittelalter Seladou bedeuten, das beweisen die Abbildungen in einer Handschrift vorn
Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Dies Kuan-Seladon wird als fein und dünn be-
schrieben, das dicke schwere Fabricat, das man überall antrilft, ware nach Hirth's
Ansicht von Lung-eh'üan aus durch Araber über die ganze Welt verbreitet worden.
Dem kurzen Aufsatze über Metallspiegel sind mehrere Abbildungen beigefügt. B.
The Viking age, by Paul B. du Chaillu, with 1366 illustrations and
map. London, J. Murray. 8". l. Bd. 591 5., ll. Bd. 562 S. M. 5o'4o.
Das Buch will erzählen von der alten Geschichte, den Sitten und Gebrauchen
der englisch sprechenden Nationen. Diese wunderliche Definition des uleitalters
Jahrg. 1890.
Selbstverständlich steht er vollständig auf dem Boden der Dreizeitentheorie, deren
romanhafter Verfolgung er viel weiter geht, als irgend einer seiner zahlreichen Vor-
gänger. Von den Germanen ist kaum einmal die Rede, denn die Nordmänner haben
mit diesen Barbaren nichts zu schaffen sie sind vielmehr Halbbruder der Griechen, von
denen sie sich am Schwarzen Meere getrennt hatten. Etwa vom e. Jahrhundert n. Chr.
ab das v-Wikingt-Zeitalter währt vom a. bis to. Jahrh., gab es zwei ebenbürtige Cul-
turen in Europa eine mittellandische und eine nordische; dazwischen liegen dte ger-
manischen nSümpfen mit ihren wilden Bewohnern. Was in nordischen Gräbern gefunden
wurde, ob Bronze oder Edelmetall, ist natürlich alles Werk dieser nordischen Cultur
und Kunst." Nur die gefundenen Münzen weisen leider durchwegs römische Kaiser-
inschriften auf, was den Verfasser zu der naiven Bemerkung veranlasst sEs muss als
überraschend eingeräumt werden, dass die nordischen Völker, die doch, wie die Funde
lehren, in der Herstellung schöner Waffen und Gerathe so weit vorgeschritten waren,
keine eigenen Münzen gehabt haben.-
Eine Kritik solcher Anschauungen Ware bei dem heutigen Stande der Forschung
nicht mehr die Druckerschwarze werth. Und doch wird man bei Beobachtung der ent-
sprechendenVorsicht das gefällig ausgestattete Buch nicht ohne Nutzen aus der Hand legen.
Dies liegt an den zahlreichen Abbildungen, die der Verfasser insbesondere zur lllustrirung
von Citaten aus den nordischen Sagen eingefügt hat. lst z. B. in einer Sage etwa von
einem Stuhle die Rede, so folgt eine ganze Reihe Abbildungen von Stühlen, unter An-
gabe des Ortes woher sie stammen und wo sie sich gegenwärtig befinden, aber durch
wegs ohne Zeitbestimmung. Für den besonnenen Betrachter verschlägt es alsdann wenig,
wenn die abgebildeten Stühle keineswegs dem nWiking-Zeitalterc, sondern dem späten
Mittelalter und der Renaissance angehören R15-
Ueber Glasfarben. Von Emil Adam. Jahresbericht der k. k. kunst-
gewerblichen Fachschule für Gias- u. Metallindustrie in Steinschönau,
t890. 8".
Der diesjährige Bericht der Schule in Steinschonau Dircctor Architekt Leon Chilla
erregt ein besonderes Interesse dadurch, dass ihm eine Abhandlung des Chemikers und
Fachlehrers Emil Adam nUeber Glasfarbenv vorausgeschicltt ist. Diese Abhandlung ist
dem Bedürfniss und der Einsicht entsprungen, dass die bisherigen Lehrbücher über den
Gegenstand viele Ungenauigkeiten, Widersprüche und ungenügend erprobte Recepte ent-
halten und daher bei den Glasmalermselbst in Misscredit gekommen sind. Der Verfasser
stellt nun in dieser Abhandlung in aller Kürze und doch für den Praktiker genügend
die erprobten und bewährten Recepte zusammen, und zwar nach den folgenden Arten
t. Glasschmelzfarben, und zwar Farbpräparate und Flüsse für Glasschmelzfarben; z. Matt-
farben; 3. Glasemailfarben. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres tritt Emil Adam
in den Verband des Oesterr. Museums als Adjunct am chemischen Laboratorium des-
selben. J. v. F.
s.
Bayerische Bibliothek. Begründet und herausg. von Karl v. Reinhard-
stoettner und Karl Trautmann. Bamberg, Buchner, 1890. Das
Bändchen M. t'4o.
Die hübsche typographische Ausstattung, der billige Preis, vor Allem aber der gut
gewählte lnhalt dieser handsamen, mit zierlichen Illustrationen versehenen nBibliotbeku
sichern derselben einen zahlreichen und ausgedehnten Leserkreis. Da die Herausgeber
mit vollem Rechte auf das wachsende Interesse und Veratändniss im großen Publicum
für kunsthistorische Abhandlungen, namentlich soweit sie vaterllndische StoEe betreffen,
Rücksicht nehmen, befassen sich bereits fünf Nummern mit derartigen Themen. Paul
Johannes Ree, dessen nPeter Canclid- vor wenigen Jahren als fachwissenschaftliche
Arbeit "erschienen ist, führt nun im fünften Bandcben diesen treiflichen Meister der Hoch-
renaissance in populärer Form seinen Landsleuten vor und zeigt, wie viel Bayern und
namentlich München diesem hochbegabten und vielseitigen Künstler verdankt. ln der
folgenden, sechsten Nummer behandelt Hans Riggauer die Geschichte des königlichen
Münzcabinets in München, und fügt derselben im Anhang einen Führer durch dieses
Museum bei. Das 70 Seiten starke Bändchen schmücken 28 wohlgelungene Illustrationen,
Münzen mit den Bildnissen der bayerischen Regenten, sogenannte Gnadenpfennige, die
werthvollsten Schaustücke der Sammlung u. s. w. -Wilhelm Vogt spricht im folgenden
Bande über Elias Holl, der Reichsstadt Augsburg bestelltetn Werkmeister, rdessen Hand
219
sozusagen überall sichtbar ist, selbst da noch, wo spatere Zeiten änderten und umgestal-
tetenl, denn der Erbauer des Augsburger Rathhauses hat sich nicht allein in diesem
Gebäude verewigt, sondern in allen Straßen der Stadt gearbeitet und geschaffen. Die
strittige Frage über die Urheberschaft der Innendecoration des Rathhauses beantwortet
der Verfasser dahin, dass nebst einigen Arbeiten nach Entwürfen Candid's der Stadtmaler
Matthias Karger, ein persönlicher Freund Holl's, die Gedanken und Entwürfe für die
Ausschmückung des Innern gegeben hat. Das prächtige königliche Schloss Schleiß-
heim bei München in seinem Werden unter Wilhelm V., seiner Blüthezeit im 17. und
18. Jahrhundert und seiner nunmtzhrigen Verlassenheit schildert Johannes Mayerhofer,
der Verfasser des Textes zu dem t885 erschienenen Kupferwerke über Schleißheim.
Franz Friedrich Leitschuh endlich lührt im neunten Bandchen den Leser durch die
Raume des germanischen National-Museums in Nürnberg und schickt seinen Erklärungen
eine Geschichte dieses Institutes voraus. Eine Reihe hübscher Illustrationen belebt auch
hier das Interesse und Verstandniss für die anziehend geschriebene Abhandlung. Fs.
Kunsthistorischer Atlas, herausg. von der k. k. Central-Commission zur
Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale.
I. Abtheil. Sammlung von Abbildungen von-geschichtlicher und früh-
geschichtlicher Funde aus den Ländern der österreichisch-ungarischen
Monarchie. 100 Tafeln und zahlreiche Abbildungen im Texte. Wien,
Kubasta Voigt, 1889. Fol. fl. tz.
Ein äußerst verdienstvolles Unternehmen. das gewiss dazu beitragen wird, die
leider noch zahlreich verbreiteten unklaren Vorstellungen über die Kunst unserer
Vorgänger auf heimischem Boden zu beseitigen. Die geographische Lage namentlich
unserer Alpenprovinzen als eines Grenzgebietes zwischen dem consumirenden mitteleuropä-
ischen Binnenlaude und den exportirenden Mittelmeerlandern lasst die im vorliegenden Atlas
gesammelten Funde besonders wichtig und interessant erscheinen, macht aber auch die
Aufgabe des Forschen und Sichtens doppelt schwierig, wobei daher die größte Besonnena
heit und Vorsicht geboten ist. Das Gleiche gilt von den im Osten der Monarchie
gemachten Funden, wo wir es vielfach mit einer aus allen Weltgegenden zusammen-
getragenen Raubbeute zu thun haben. Die aus den verschiedensten periodischen Schriften
entlehnten und mit historischem Verstandniss angeordneten Funde betreffen hauptsächlich
das Gebiet derSteii-r, Knochen- und Bronzearbeiten. EinZurückgreifen auf das überwundene
Dreizeitensystem Endet sich nur sporadisch, man mochte meinen in Folge eines gelegent-
liehen atavistischen Rücltschlags. Im Text vermisst man hie und da die so wesentliche
Angabe des Materials. Rgl.
Denkmäler der Kunst. Bearbeitet von W. Liibke und C. v. Lützow.
203 Taf. qu.-Fol. Mit erklärendem Textband. Sechste Aufl. Classiker-
Ausgabe in 36 Liefgn. M. 1. Stuttgart, Paul Nett, 1890. Früherer
Preis M. 160.
Kaum ein anderes Mittel ist in so hohem Grade geeignet, verständige Würdigung
und liebevolle Theilnahttte für die Künste der Gegenwart in die weitesten Kreise zu
tragen, als die Beschäftigung mit der Kunst der Vergangenheit. Die Kenntniss der wich-
tigsten Marksteine der Kunstentwickelung entspricht der historischen Betrachtungsweise,
welcher wir alles Werdende zu unterziehen gewohnt sind, und weckt das Interesse für
das Einzelne, das sich organisch in die Gesammtheit fügt. Es war somit von weit-
reichender Bedeutung, als Franz Kugler vor einem Menschenalter im Vereine mit
Guhl, Caspar und Volt die nDenkmaler der Kunsu begründete, und damit ein
Compendiutn schuf, das sowohl zur Orientirung als auch zum Nachschlagen, namentlich
aber zur raschen Einführung in die Kunstgeschichte vollkommen geeignet war. Der
hohe Preis des Werkes setzte aber der Verbreitung desselben eine bestimmte Grenze,
so dass es seinen Zweck nicht in dem Maße zu erreichen geeignet war, als es seinem
Inhalte nach zu erfüllen berufen gewesen wäre. Erst die Herabsetzung des Preises auf
fast ein Fünftel der ursprünglichen Hohe, wie sie nun bei dieser neuesten Auflage erfolgt
ist, wird es bewirken, dass in ausgedehnterem Maße Kunstfreunde, Künstler und Lehrer,
kurz Gebildete aller Stande sowie Unterrichtsanstalten der verschiedensten Kategorien
sich in den Besitz dieses Werkes setzen.
In einer Reihe sorgfältig bearbeiteter Auflagen, die unter der Leitung von Wilh.
Lübke und C. v. Lützow erfolgten, hat das Werk zahlreiche Verbesserungen erfahren,
und ist endlich auch durch eine Anzahl farbiger Tafeln bereichert worden, welche die
antike und mittelalterliche Polychromie der Innenräume vorführen. Ueberdies wendet die
16'
vorliegende Auflage, den bedeutenden Funden und Entdeckungen der letzten Jahrzehnte
entsprechend, der vorderasiatischen Kunst des Alterthurns, den Schliemnnnkchen Ausgra-
bungen und der griechischen Plastik der Blüthezeit und des nlexandrinischen Zeitalters
ebnhrende Aufmerksamkeit zu, wie denn auch das Capitel der italienischen Renaissance
und der Barocke reicher illustrirt wurde, und bezüglich der modernen Kunst einige Er-
gänzungen erfolgten. Der etwa 30 Bogen umfassende Text erklärt die Abbildungen und
stellt den kunstgeschichtlichen Zusammenhang her, während ein Ortsverzeichmss mit
Angabe der Kunstwerke sowie ein Künstlerverzeichniss das Nachschlagen in bequemer
Weise ermüglichen. Fs.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
Vom 15. August bis 15. September 1890.
I. Technik u. Allgemeines. Aesthetik.
Kunstgewerblicher Unterricht.
A. K. Der Decorzteur. Fachbl. für Innen-
decoration, 17.
L'Annuaire de l'industrie francaise et du
commerce d'exportation, ayant pour but
de faciliter les rapports entre les ache-
teurs et producteurs et de favoriser le
developpement de l'exportation franeaise.
IN annee 1890. 4'. XLVlll, 867 p. Paris.
Ascher, Max. Herstellung von farbigen
damastähnliehen Zeichnungen auf Metall-
platten. Wieck's lllustr. Gew.-Ztg., 37.
Bbttcher, F. Kunstgewerbliche Betrach-
tungen. COTIBSFL-Billt für den D. Maler-
bund, 36.
Der Empire-Stil. Fachbl. für Innen-
decoration, 17.
Bok, v. Die ltdnigl. Kunstschule in Stutt-
gart. Deutsche Bauz1g., 63.
Champeaux, A. de. LlArt decoratif dans
le vieux Paris. Gazette des beaux-arts,
sept.
Desclosieres, G. Biographie des grands
inventeurs dans les sciences et l'indu-
strie, donnant un apergu de l'histoire de
leurs developpements par le recit de la
vie des hommes illustres qui en ont as-
sure le progres. 7m edit. 18'. vol. t.
Vll, 388 p. avec fig.; t. lld VII, 388 p.
avec tig. Paris, Pigoreau.
Freudenthal, Aug. Die Stiftskirche zu
Bücken, ihre Kunstschatze und Alter-
thnmer. 16'. 32 S. Bremen, Heinsius'
Nachf. 60 Pfg.
Frjtsch, K. E. O. Stilbetrachtungen. Deut-
sche Bauztg, 10.
Gebaucr. L. Th. Ueber die Entwickelung
erzgebirgiseher Industrien. Bayer. Gew.-
Ztg., 16.
Gmelin, Leop. Die St. Michaelskirehe in
München und ihr Kirchenschatz. 96 S. 8'.
Bamberg, Buchner. Bayer. Bibliothek,
ll. Serie, Bd. 16. M. l'60.
Gotz, Wilh. Das Weiß in der Decoration.
Der Colorist, 96; n. d. Deutsch. illustr.
Gew.-Ztg.
Heiden, Max. Motive. Sammlung von
Einzelformen aller Techniken des Kunst-
gewerbes als Vorbilder u. Studienmaterial.
In 3c Doppelheften. 1. z. Hfi. Fol.
10 Taf. Leipzig, Seemann. M. a.
llg, A. Urkundliches zur Kunstgeschichte
des Stiftes Klosterneuburg. 1616-1629.
Ber. u. Mittheil. des Alterth-Vereines zu
Wien, XXVI, z.
Leibig, C. Rococo-Motive nach alten Vor-
bildern. Für das Kunsthandwerk aufgen.
Neue Folge. zo Bl. Fol. S. Text. Mün-
chen, Callwey. M. 10.
Luthmer, F. Die Erziehung des Publi-
cums. Wieclds D. Gew.-Ztg., 35.
Mayr, G. v. Das Kunstgewerbe und du
tägliche Leben. Zeitschr. des KUHSKSCWr
Vereines in München, 8.
Pottier, E. Grece et Japon.
beaux-arts, aoüt.
Reymond, W. Histoire de l'urt depuis
les origines jusquä nus jnurs. Architec-
ture, Statuaire, Peinture. lllustr, däpres
les monum. 2c edit. 8'. 301 p. avec grav.
Paris, Delagrave.
Schönermark, G. Die Bedeutung des
Fußbrettes am Kreuze Christi. Zeitschr.
für christl. Kunst, lll, 4.
Tscharner, B. v. Die bildenden Künste
und das Kunsigewerbe in der Schweiz
im Jahre 1889. Uebersichtl. Darstellung.
8'. 85 S. mit Lichtdr. Bern, Schmid,
Franke Co. M. 1-60. Franzos. Ausg.
98 S. M. 1-60.
Zustande, Hausindustrielle. Die Grenzboten,
I1. Architektur. Sculptur.
Auerspergkches Grabmal in Purgstall. Ber.
u. Mittheil. des Alterth-Vereines zu Wien,
XXVl. z.
Barges, J. J. L. Notice sur quelquea autels
chretiens du moyen-Ige, avec descriptioti
des lieux oü ils ont ete decouverts. 8'.
119 p. avec gravures. Paris, Goupy et
Jourdan.
Gaz. des
Bottcher, F. Der Erker. Fachblatt für
lnnendecoration, 16.
Casran, A. Deux epitaphes romaines de
femmes ayant fait pnrtie de Vavenue se-
pulcrale de Vesontio. 8'. 39 p. Besaneon,
Dodivers. Extrait des Mem. de la Soc.
clßmulutinn du Doubs.
Christoph-Sculptur in Krems. Berichte und
Mittheil. des AIterth.-Vereines zu Wien,
XXVI. z.
Dittrich. Inneres Aussehen und innere
Ausstattung der Kirchen des ausgehenden
Mittelalters im deutschen Nordosten. Zeit-
schrift für christl. Kunst, III, 4.
Hochaltar, Der, in Besigheim am Neckar.
Christi. Kunstblatt, 9.
Richter, J. Die Restnurirung unserer
Kirchen. Zeitschr. f. christl. Kunst, III, 6.
ieh B. Skizze der Geschichte der mittel-
alterlichen Plastik im bayerischen Stamm-
lande. Zeitschr. des Bayer. KLIIISISCW."
Vereines in München, 6.
Schnütgen, A. Altar-Aufsatz von Stein in
der Ahteikirche zu Brunweiler. Zeitschr.
für christl. Kunst, lll, 6.
Die Grabdenkmaler der Erzbischofe
Adolf und Anton von Schauenburg im
Dome zu Köln. Zeitschr. f. christl. Kunst,
III, 4.
Sphongrmark, G. Ein romanischer Cruci-
fixus von 1381. Zeitschr. f. christl. Kunst,
III, 6.
Sedille P. Uarchitecture moderne
Vienne, etude. 8'. 5c p. avec grav. Paris,
Motteroz. Extr. de I'Arthitecture.
Stein, Henri. Pierres tombales du musee
municipal de St. Germain-en-Laye. 8'.
11 p. Versailles, Cerf et Iils.
Trabaud, ,P. Le della Robbia de Mar-
seille. Gaz. des beaux-arts, sept.
111. Malerei. Lackmalerei. Glas-
malerei. Mosaik.
Anleitung zur Aquarellmalerei, nebst einer
Abhandluing über die Farbenlehre. Mo-
aer's Bibl. der Handarbeiten, z. Bd. 12'.
39 S. Leipzig, Volkening. 50 Pfg.
Haeutle. Aus einem deutschen Künstler-
lehen früherer Zeit Christoph Schwarz.
Allgern. Ztg, Abendbl. 253.
ei an C. Bilderhandschrift des 11. Jahr-
hunderts in der Dombibliothek zu Hildes-
heim. Zeitschr. f. christl. Kunst, III, 5.
IseIla's, Pietro, Werke. Der Colorist, 97.
Lampel, J. Cimelien eines Wiener Nonnen-
klosters. Ber. u. Mittheil. des Alterth.-
Vereines zu Wien, XXVI, 2.
Luyt, C. Notice sur Francois Huet. 3'.
p. Chartres, Durand.
Medem, Friederike. Anleitung zur Gobelin-
malerei sowie zurTerracotramnlerei,Malen
auf Seide, Leder etc. 8'. 34 S. Dresden.
Leipzig, Levien. M. t.
Mosaik, Florentiner. Der Colorist, 96; nach
sWCFKSIBIII.
Oechelhaeuser, Ad. Der Bilderkreis
zum Wllschen Gaste des Thomasin von
Zerclaere. Nach den vorhandenen Hand-
schriften untersucht und beschrieben. Mit
Taf. 4'. VII, 87 S. Heidelberg, Koester.
M. 15.
Rupp, Hans. Die Blumenmnler von Jan
Breugel de Vlour bis auf die Gegenwart.
8". IV, 47 S. mit Portr. Brünn, Rohrer.
M. PSO.
Vasni er. La coupole du Correge Parme.
La Chrunique des Arts, 3c.
Verfahren zur Verzierung von Porzellan,
Thonwaaren u. Glas mit Bildern. Central-
blatt für Glasind. u. Keramik, 168; n. d.
Thonind-Ztg.
IV. Texlile Kunst. Coslüme. Feste.
Leder- und Buchbinder-Arbeitenm
Adam, P. Die Einbände aus den griechi-
schen .Klbstern auf dem Berge Athos.
Monatsschrift für Buchbinderei, 9.
Bickell, L. Mittelalterlicher Buchdecltel
in der Landesbibliothek zu Kassel. Zeit-
sehrift für christl. Kunst, III, 4.
Einbände, Zwei, aus der Bibliothek der
Reichsdruckerei. Monatsschr. für Buch-
hinderei, 9.
Janke, R. A. Kunstgewerbliche Betrach-
tungen über die Tapete. Fachblatt für
Innendecorah, 16,
Ledergalanteriewaaren-Industrie, DieWiener.
Handelsmuseum, 34.
Oelsner, G. Herm. Die deutsche Webe-
schule. Mechanische Technologie der We-
berei. 7. sehr verm. AuB. 24 Liefergn.
1. Lieig. 8'. 31. S. mit Illustr. Altona,
Send. 75 Pfg.
Pallisser, Bury. Histoire de la dentelle.
Traduction frangaise. Ouvrage illustre de
161 grav. sur bois et de I6 pl. en couleur.
4'. 340 p. Paris. Firmin Didot 8x Co.
Plnsky, E. Passernenteries de style pour
ameublernent. 40 pl. en 4'. Bruxelles,
Lyon-Claesen, lithogr. par C. Housiaux.
fr. 55.
SalEanband vom Jahre 1774. Monatsschrift
für Buchbinderei, 9.
Schnütgen, A. Durchhrochener Metall-
deckel als romanische Buchverzierung.
Zeitschr. für christl. Kunst, Ill. 6.
Spätgothischer Zeugdruck als Futter-
stolf für liturgische Gewänder. Zeitschr.
für christl. Kunst. lll, 6.
Spätromanische gestickte Mitra. Zeit-
schrift für christl. Kunst. lll, 4.
Smyrna-Teppiche. Wicck's illustr. Gew.-
112-. 38-
Verleger-Einbände. Monatsschrift f. Buch-
binderei, 9.
V. Schrift. Druck. Graph. Künste.
ucourt P. Les Marques typogra-
phiques des imprimeurs de Limoges.
20 avec lig. Limoges, Ducourtieux.
Extrait du Gay-Lussac.
Jouvle, L. Biographie general des Vosges
Woeiriot, les Briot, Fratrel. 18'. 80
Paris, Barnagaud.
Lchrs, M. Zur Localisirung des Erasmus-
Meisters. Repertor. für Kunstwissenscln,
Xlll, 5.
Leitsehuh, Fr. Zur Entwickelungs-Ge-
schichte von Schrift u. Druck. 8". zl S.
Bamberg, Hübscher. 40 Pfg.
Molnier, E. Peter Flotner. L'Art, 631.
Portratwerk, Allgemeines historisches. Eine
Sammlung von über 600 Porträts der be-
rühmtesten Personen von ca. 1300 bis
ca. 1840. Mit biogr. Daten von H. A. Lier.
Nach Auswahl von W. v. Seidlitz. Fol.
compl. Bde. München, Verlagsanstalt
für Kunst u. Wissensch. M. 300.
Ree, P. J. Gutenberg. Festrede zur Feier
der 450iihr. Eründung der Buchdrucker-
kunsx. 8'. 18 S. Nürnberg, Raw. 80 Pfg.
Reinigen, Ueber das, von Kupferstichen.
Gewerbebl. aus vVnrttemberghgg; nach
nBreslaner Gewerbebld
Wussin, J. Alte Wiener Drucke. Ber.
u. Mittheil. des Alterth.-Vereines zu Wien,
XXVl, z.
VI. Glas. Keramik.
Esten, R. Die Fahrieation weißer Chamotte-
Oefen. Centralbl. für Glasind. und Ke-
ramik, 168.
Faenza und Caliaggiolo. Blätter für Kunst-
gewerbe, XIX, 8.
Fliesen-Wanddecuration. Fachbl. f. lnnen-
decoration, 17.
Hymans, H. Une falence de Jean Floris
Anvers. La Chronique des Arts, 30.
Jolles, A. und F. Wallenstein. Ueber
die Ursache des lrisirens von Tafelglas.
Sprechsaal, 3;.
Porzellan, Meißner. Küln. Ztg., 203.
Scherer, Chr. Fürstenherger Porzellan-
figuren im herzogl. Museum zu Braun-
schweig. Kunstgevm-BL, N. F., 12.
S. L. Ueber ältere Herstellung von Delfter
Fayence und Bürger-Porzellan in Berlin.
Sprechsaal, 34.
Topfwaaren, Chinesische. Mittheil. des
Mähr. Gew.-Museums in Brünn, nach
nKeramike, 14.
Verfahren zur Verzierung von Porzellan,
s. Gruppe llI.
VII. Arbeilen aus Holz. Mobilien.
F. B. Beitrag zur farbigen Behandlung der
Mübel, Wandbekleidungen, Zimmerdeclten
u. s. w. Faehbl. für lnnendecon, 16.
Füllbretter, Zwei spätgothische. Zeitschr.
für christl. Kunst, Ill, 5.
Geffroy, G. propos d'une bibliotheque
du sculpteur Carubin. Revue de l'art
decoretifs, Xi, a.
Huber, A. Rococo-Möbel. Entwürfe zur
Ausführung moderner Möbel im Stile des
18. Jahrhs. Liefgn. 1. Liefg. Fol.
Taf. Berlin, Claesen Co. M. 5.
Mobiliar moderne, Le. Recueil de meubles
varies de formes et de style dans le 30m
de l'art frangais du XVC au XVlllß siecle.
Repmduclions phototypiques des compo-
sitions et dessins d'E. J. Kindts. Livr.
et lI. Paris, C. Claesen.
Pabst, A. Aus dem Kunstgewerbemuseum
zu Köln. l. Gothische Holzschnitzereien.
KunstgewerbebL, N. F., u.
Recueil pratique d'ameublements complets
de divers styles, 25 lithograph. in Fol.
Bruxelles, Lyon-Claesen. fr. 45.
Vorlage-Muster, 34ausgewahlte, für Chaisen-
Fabrikanten etc. 33 Tafeln Wagen und
Planzeichn. qu. gn-B". München, G. Mei-
tinger. M. m. Mit farb. Taf. auf starkem
Papier M. 20.
VIII. Eisenarbeiten. Wajen. um".
Bronzen etc.
lmberx et F. de Villenoyse. Les coqs
de montre, leur histoire. leur decoration.
Revue des Arts decoratifs, a.
JOnS, P. Email-Vergoldung auf Eisen. Der
deutsche Steinbildhnuer, u.
Ofenplanen, Alte. Mittheil. d. Mehr. Gew.-
Mus. in Brünn, n. lAflllqll- 215.-, n.
Schnütgen, A., s. Gruppe lV.
Schönermark, s. Gruppe H.
Schwanatus W. Der Taschenuhren-
gehausemacher. Praltt. Handbuch f. Uhr-
macher u. Goldarbeiter. 8'. 44. S. Berlin,
Kühl. M. l'80.
IX. Email. Goldschmiedekunst.
Bretagne. A. et H. Vincent. Le Bras-
Reliquaire de Mairy. 8". p. et planches.
Reims, Monce. Fxtr. du t. 85 des Tra-
vaux de l'Acedemie de Reims.
Schwanatns, W., s. Gruppe Vlll.
X. Heraldik. Sphragistik. Numis-
matik. Gemmenkunde.
Bloedau. Ein merkwürdiger Grabstein.
Der deutsche Herold, 9.
Fiala, Ed. Beschreibung der Sammlung
bühm. Münzen und Medaillen des Max
Donebauer. In numismat.geschichtLBear-
beitung. 8". Vlll, 714. S. mit geneal. Tab.
u. 83 Taf. Abbild. Prag, Dominicus. M. 80.
Hollmanns, J. Das neue Stadtwappen von
Wald. Der deutsche Herold, 9.
Meier, G. Das eidgenössische Wappen.
Anz. f. schweiz. Geschichte, N. ,F., XXI,
4.
Mülverstedt, v. Das wahre Stammwappen
der Grafen York von Wartenburg. Der
deutsche Herold, 8.
Plat, E. Les Armoiries de la ville de Ro-
morantin. 8'. p. et pl. Romorantin,
Joubert.
Quintard, L. Jetons de l'h6tel de ville de
Nancy aux XVlß, XVllß et XVllle siecles.
Description de ces jetons et de quelques
nutres qui interessant Es mßme ville. 4'.
38 p. Nancy, impr. Crepin-Leblond.
Rabe v. Pappenheim. G. Freih. v. Mit-
theilungen Ober die Gednchtniss- oder
TodtensehildsammlunginderSLElisabeth-
kirche inMarburg. Der deutsche Herold,g.
XI. Ausstellungen. Topographie.
Museographie.
Glesgefäße, Ueber, zu Ausstellungszweclten.
Mittheil. des Gew.-Mus. zu Bremen, 8.
Richter, P. E. Verxeichniss der Biblio-
theken mit gegen 50.009 und mehr Bänden.
l. Deutschland, Gestern-Ungarn, Schweiz,
England, Nordamerika. 8". 27 S. Leipzig,
Hedeler. M. 3.
Ber n.
Dahms, G. Das Hohenzollern-Museum
im Sehlosse Monbijou zu Berlin. Ueber
Land u. Meer, 46.
Bre n.
-Ahrens, H. Die Steinindustrie auf der
Nordwestdeutschen Gewerbe- u. Industrie-
Ausstellung in Bremen 189o.Der deutsche
Steinbildhauer, 24.
Gewerbe-, lndustrie-, Hnndels- etc. Aus-
stellung, Die nordwestdeutsche. lncu.
zo Liefgn. 1. Liefg. 16 S. mit Abbild.
u. farbigen Plan. Bremen, Emmerich,
Run-ien. M. 2-5c.
Graz.
Bük, Jul. v. Von der allgem. Landes-
Ausstellung für Steiermark in Graz. Wo-
chenschrift des n. 0. Gew.-Vereines, 35.
Falke, J. v. Kunstindustrielles von der
Lnndes- Ausstellung in Graz. Wiener
Ztg., 2.07 ff.
r.
Kenner-Museum in Hannover. Central-
blatt der Bauverwaltung, 314, 31-
London.
Champeaux, A. de. Sir Richard Wal-
lace et ses Collectiona. Revue de l'Art
decoratifs, Xl, 1. z.
n.
Gmelin, L., s. Gruppe l.
Jahres-Ausstellung, Münchener, v. Kunst-
werken aller Nationen. z. Jahrg.. 1890.
Text von Bierbaum. zThle. l. Th. Fol.
24 S. mit 22 Vollbild. und zz Textabb.
München, Albert 6x Co. M. 3'5o.
hen.
Katalog, lllustr., der Münchener Jahres-
Ausstellung von Kunstwerken aller NE-
tioneu im kün. Glaspalast 1890. 8". lV,
64 S. mit 144 Abbild. Mllnchen, Hanf-
staengl. M. 2x60.
01a
Verzeiclfniss der Gemälde, Gypse und
Bronzen in der großherz. Sammlung zu
Oldenburg. Mit einem Anhange der auf
den Gemälden befindlichen Monogramme,
Bezeichnungen u. lnschriften. 6. vervollst.
Auß. u". Vlll, 191 S. mit Taf. Olden-
burg, Schulze. M. l'S0.
s.
La Collection Spitzer. L'art pour tous,
juillet.
Courajod, L. Recents enrichissements
du musee de la sculpture moderne au
Louvre. 8'. p. avec grav. Versailles,
Cerf G1 Co. Extr. du Bull. des musees,
15 juin 1890.
Diner, J. Die Sammlung Spitzer. Zeit-
schrift des Kunstgem-Vereines in Mun-
chen, 8.
Fa ize, L. Une expositiun de la Plante.
Projet. Revue des arts decoratifs, XI, z.
Fourcaud, L. de. L'Art decoratif au
salon du Champ de Mars. Revue de
l'Art decoran, XI, z.
Lerui. P. La Gravure et la Lithogra-
phie au Salon de 1890 et Plixposition
du Champ de Mars. L'Art, 63a.
Paris Weltausstellung 1839.
Brincourt, Maur. Ulixposition uni-
verselle de 1889. Ouvrage nrne de 67
gravures. 8'. 256 p. Paris, Firmin-Didot.
Nicaise, A. L'Archeologie l'F.xpo-
sition univers. de 1889. 8'. ChäIons-sur-
Marne, Martin fräres.
n.
Catalogue ofliciel de VExposition de Per-
pignan pour Vannee 1890. Exposition des
arts industriels. des beaux arts, scienti-
ßque etc. 8'. 100 p. Perpignan, Latrobe.
ra g.
Fiala, Ed., s. Gruppe X.
Rom.
Erculei, R. Le Muse National Rotnain.
Courrier de l'Art, 33.
Wallis, H. The exhibition of cetamic
art et Rorne 1889. The Art jaurn., sept.
Wien Land- u. forstwirthschnftl.AusstellgJ.
Ramberg, Gerh. Die Kunst im Herren-
hause. 8'. eo S. Wien, Friclt. 60 Pfg.
Notizen.
Ausstellung des schweizerischen gewerblichen Fortbildungsschulwesens.
ln den Räumen des eidgenössischen Polylechnikums zu Zürich fand vom 14. bis 28. Sep-
tember zum ersten Male eine Ausslellung nller vom schweizerischen Bunde subventio-
nirten gewerblichen Fortbildungsschulen, Handwerkerschulen und gewerblichen Zeichen-
curse statt. Die Ausstellung sollte zunschst den Aufsichtsbehörden, Vorständen und
Lehrern der betreffenden Anstalten eine vergleichende Uebersicht über die an den ein-
zelnen Schulen üblichen Lehrmethoden und die erzielten Unterrichtserfolge ermöglichen.
Mit ihr war eine Prüfung und Begutachtung der Leistungen jeder Anstalt durch Fach-
experten und eine allgemeine Conferenz von Vertretern der Schulbehürden und Leh-
rern verbunden zur Entgegennahme der Gutachten und Besprechung organisatorischer
und didaktischer Fragen. Den Schülerarbciten war eine vollständige Ausstellung der Lehr-
mittel für das gewerbliche Fortbildungsschulwesen angeschlossen. Ein von dem Prssi-
denten der Ausstellungscommission, Professor Bendel Schaifhausen, sehr sorgfältig
gearbeiteter, reichliches Materiale zur Geschichte und Statistik des schweizerischen ge-
werblichen Fortbildungsschulwesens enthaltender Katalog orientirt in treiflichster Weise
über beide Abtheilungen der Ausstellung, welche im Ganzen von 87 Lehranstalten be-
schickt worden war.
Alter Sarkophag. In Kertsch auf der taurischen Halbinsel ist ein höchst inter-
essanler antiquarischer Fund gemacht worden. Beim Ausschaufeln eines Grabes auf dem
neuen stldtischen Friedhof stießen die Arbeiter auf einen harten Gegenstand, und als
man weiter grub, forderte man einen prachtvollen Sarkophag aus Cedernholz zu Tage.
Dieser Sarkophag befindet sich jetzt im Museum zu Kertsch; er ist vorzüglich erhalten,
und die an demselben angebrachten Schnitzereien sind vollkommen unversehrt. lm
lnnern des Sarkophages befindet sich ein Sarg, in welchem ein menschlicher Schldel
liegt. Außerdem fanden sich im Sarge zahlreiche Reste verschiedener Stoffe, Geschirre
aus Glas und Lehm vor. Nach Aussage des Professors Kulikowski stammt dieser Sar-
kophag aus dem I6. Jahrhundert. Dieser Fund wird nach St. Petersburg geschickt und
daselbst in der Eremitage ausgestellt werden.
Komische Funde in Eaaegg. Im östlich gelegenen Garten des Essegger Landes-
spitals stieß man kürzlich beim Graben einer Senkgrube auf ein zusammengestürztes
Wohnhaus aus römischer Zeit. Ganz deutlich kann man die Winde der Zimmer noch
sehen, ebenso den Fußboden, der mit Mosaikpflaster belegt erscheint. Auf den Wänden
ist die Malerei vorzüglich erhalten. lm Schutte wurden mehrere Gypsmodelle vorgefunden,
die wahrscheinlich als Schmuck der Fassade dienten. Ferner fand man Dachziegel und
Münzen aus der Rnmerzeit, wie solche in Essegg schon eine ganze Menge ausgegraben
worden. Man fand auch nebst zahlreichen Menschenltnochen deutliche Spuren eines ver-
kohlten Leichnams. Von Seite des Magistrats wurde dem Funde die gebührende Auf-
merksamkeit geschenkt und besteht die Absicht, an der bezeichneten Stelle auf Kosten
der Stadt weitere Nachgrabungen vornehmen zu lassen.
Perlen. Eine Eigenthümlichkeit Sachsens, welche sich Jahrhunderte lang erhalten
und auf die man früher einen außerordentlich hohen Werth gelegt hat, die' königliche
Perlenfischerei, wird allem Anscheine nach bald ganz verschwinden. Wenigstens hat das
Ministerium des Innern vorläufig davon abgesehen, die Stelle des mit Tod abgegangenen
Perlenfischers wieder zu besetzen', nachdem in dessen Familie das Amt seit 16er fort-
geerbt hatte. Die Weiße Elster wird in der Gegend von Bad Elster im Vogtlande bis
zu dem Städtchen Elsterberg, ungefähr in einer Ausdehnung von I6 Stunden ebenso
wie acht ihrer Nebenbsche von einer schwarzen Muschel bewohnt, welche eine Llnge
von 15 Ctm. erreicht und in deren Gehäuse Perlen gefunden werden. Dieselbe Muschel
lindet sich übrigens auch in einigen Bächen des Fichtelgebirges in Bayern und, wie erst
ganz neuerdings festgestellt worden ist, sogar in dem durch die Industrie stark verun-
reinigten Wasser des Chemnitz-Flusses bei Chemnitz. lm Jahre 16er ist die vermuthlich
von Venetianern zuerst betriebene Perlenfischerei für landesherrliches Recht erkllrt und
deren Ausübung dem Moriz Schmerler, weiterhin aber dessen Nachkommen übertragen
worden. Das Jahr 1888 war das erste, in welchem die königliche Perlenfischerei nicht
betrieben worden ist. Im vorigen Jahre hat man sie wieder aufgenommen, allein man
fand im Ganzen nur 71 Perlen, darunter nur neun helle und halbhelle, die übrigen
waren verdorben oder Sandperlen. Die Perlenlischer schreiben den fortwährend starken
Rückgang lder Ausbeute dem Umstande zu, dass die Muscheln von den Fabriken zu
leiden hatten. Auf einer sonst sehr ergiebigen Strecke sind im letzten Jahre sammtliche
Muscheln todt aufgefunden worden, so dass 4815 Stück ausgeschlachtet und an die Perl-
mutterfabriken des Vogtlandes verkauft werden mussten. Vor Zeiten, da die Perlen noch
weit hoher im Preise standen als jetzt und die Ausbeute eine reichere war, stellten die
sächsischen Fürsten die Perlenfischerei noch über den Silberbergbau des Erzgehirges.
Für die Redaction verantwortlich J. Folnuicn und F. Ritter.
Selbstverlag des k. Oeeterr. Museums für Kunst und Industrie.
Burhürurlrrtl van cm Gamltfa Eulna n. Wim.
Verlag von Carl Gero1d's Sohn in Wien.
Die
alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen
der Stadt Krakau.
Nach Balthasar Behems Cllllß! Piuturatus in der k. k. Jagelluuisuhan Bibliothek.
Herausgegeben von
Bruno Eucher.
Mit 27 Tafeln in Lichtdruck. Format 4". Preis cartonnirt 20 Mark.
Das vorliegende Werk bringt zum erstanmal eine treue, auch typngraphisch in ent-
sprechender Weise ausgestattete Wiedergabe der Vlillkilr der Sind! Krakau" in dem berühmten
yCodex piciuratusc der Krakauer Universitäts-Bihliothek, ein Unicum der sellensten Art, nebst
den 27 Miniaturen desselben in vollendeten Lichtdruckbildern. Um eine vollständige Zusammen-
stellung der auf das Bürgerlhurn der damals deutschen Stadt und vornehmlich auf das Gewerbe-
wesen sich beziehenden Urkunden aus dem XIV. bis XVll. Jahrhundert zu gewinnen. sind die
Lücken des genannten Codex soviel als möglich aus anderen Quellen ausgefüllt worden. Darf
demnach das Werk als eine allgemein cuItur-, kunst- und gewerbgeschichtlich sehr wichtige
Erscheinung bezeichnet werden, so dürfte es namentlich auch das Interesse der Sprachforschung
in Anspruch nehmen.
Den besten Orientirungsbehelf für Wien bietet Einheimischen und
Fremden der neue
Monumentalplan der Kaiserstadt.
Derselbe, 70 Gentimeter hoch, 90 Zentimeter breit, vom k. k. militär-
geographischen lnstitute in Farben ausgeführt, enthält l35 hervorragende
sehenswerthe Bauten der Haupt- und Residenzstadt in plastischer Zeichnung
und richtiger Perspective, erstreckt sich vom Kahlenberge bis zum Arsenale,
von der k. k. Sternwarte bis zur grossen regulirten Donau, incl. dem Prater
und dem Ausstellungsgebäude Rotunde. Alle Bauten, Theater, Monumente,
Brücken das Tramwaynetz, alle Verkehrslinien, Hötels, Bier- und Kaffee-
häuser, Restaurants, Verqnügungsplätze und sonstige Sehenswürdigkeiten
treten deutlich hervor, man wird nichts von Bedeutung vermissen.
Preis gefalzt in Umschlag nur ei Mark.
Gegen Postanweisung von M. 2.10 franco.
Schöner Wandschmuck für Hotels etc. etc. etc.
lllll
lllll
Vorräthig in allen Buch- und Kunsthandlungen.
Eigenthum und Verlag von
CARL GEROLDS SOHN in WIEN
l., Barbaragasse 2.
Durch alle Buchhandlungen kann auf Verlangen Imßlligßitlißh bezogen
werden
Verzeichniss
im Preise bedeutend ermüseigten Werken aus den Gebieten der
Archäologie- Bauwiuenschaft- Geographio- Geschichte
Jurisprudenz Kriegswissenschaft Mathematik
Naturwissenschaf! Philologio Technologie n. Theologie.
Verlag von Garl GeroltPs Sohn in Wien.
Verlag von Carl Gerold's Sohn in Wien.
GLASSAKÄMLUNG
k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie.
Geschichtliche Uebersichl und Katalog
VOR
BRUNO BÜCHER.
Mit einer Tafel in Farbendruck und 12 Heliogravuren.
17', Bogen. 4". Velinpapier. Elegante Cartonnage 20 Mark.
TECHNIK DER AölIEJARELL-MALEREI
LUDWIG HANS FISCHER.
Mit 17 Holzschnitten, 15 Abbildungen in Farbendruck, ausgeführt von
Angerer Göschl, einer Farben- und einer Papiermustertafci.
Vierte vermehrte Auflage.
Bogen Text. gr. 8". Elegante Cartonnage Mark.