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MITTHEILUNGEN
DES
K. K. IIESTEBR. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
MONATSCHRIFT FÜR KUNSTGEWERBE.
N1
NEUE FOLGE. FÜNriTErRhJ-ANHRGANG. HEFT Xl.
vv 14m7
WIEN x8go.
ÜÜTÜÜÜÜÜÜKÜÜÜÄÜÜÜ WFTÜUIÜ 7.57173 W773 UFTF
COMMlSSIONS-KIERLAG VON CARI. GEROLTTS SOHN.
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ÜßÜbIV
ÜÜÜUFÜÜÜ ÜÜÜÜÜTÜÜKFÜÜÜÜÜÜCF
"Ä J s äc.
Jäwxmrelllyjawg von Carl Geroldis Svohn in Wiep.
Zur
Culturgesehiehte Frankreichs
im XVTI. und XVUI. Jahrhundert.
Aus dem Nachlasse
VOD
Ferdinand Lotheissen.
Mit einer biographischen Einleitung von Anton Bettelheim.
17', Bogen gr. 8". in Ausstattung und Format wie die im gleichen Verlage
erschienene rLiteraturgeschichte Frankreichs im XVll. Jahrhundert von dem
nämlichen Verfasser.
Mit einem Lichtdruckporträt Lotheisseds.
Preis geh. M., in Halbfrzbd, zu den früher erschienenen Werken
passend, lVl. 20 Pf.
was Lotheissen als gediegener Mann der Wissenschaft geleistet, ist
wohlbekannt, er wusste die Kunst des Schriftstellers mit der Gründlichkeit des
Gelehrten zu vereinigen, seine Geschichte der französischen Literatur wurde
von Heinrich Laube, einem seiner grössten Verehrer, wiederholt öffentlich
belobt und anerkannt. Lotheissen hat erklärt, dass er eine wahrhafte Geschichte
der Literatur nur in Verbindung mit der Culturgeschichte für möglich halte,
und im Geiste dieses Programmes hat er die ganze französische Sittengeschichte.
insbesondere den Zeitraum von der Reformation bis zur Revolution durch-
forscht. Nach solchen Gesichtspunkten ist auch das in unserem Verlage
erschienene Werk Lotheissen's sLiteratur und Gesellschaft in Frankreich
zur Zeit der Revolution i789-i794c geschildert, und kann das neue Sammel-
werk als Fortsetzung dieses Buches sowohl. als auch als Supplement zur
französischen Literaturgeschichte betrachtet werden.
Die
K. K. WIENER PORZELLANFABRIK.
Ihre Geschichte und die Sammlung ihrer Arbeiten im k. k.
Oesterreichisehen Museum.
Von
Jacob von Falke,
Dnrector du k. k. Oeuerreichischen Museums fur Kuvux und lnduslrie elc. exc.
90 Seiten Text gr. 4.". Velinpapier. Mit 17 Tafeln Abbildungen, wovon eine
in Farbendruck. Elegante Cartonnage 15 Mark.
MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
im Commissionsverlag von Carl Geroltfs Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Nr. 59. 302 WIEN, November 1890. N. F. V. Jahrg.
lnhnlt Die Hauptltiicke du Schatzes von Reichenau. Von Albert Hofmlnn-Reichenberg. Ein Pariser
Attutellungs-Project ,La Plnnte". Die Beziehungen der orientalischen Teppichfabricatinn
zu dem europäischen Abcndlnnde. Von Alois Riegl. SchlunsJ -Angelegenheiten des Oesterr.
Mnleumu und der mit demlelben verbundenen Institute. Lineraturbericht. Bibliographie
de Knnltgewerbei. Notiz.
Die Hauptstücke des Schatzes von Reichenau.
Von Albert Hofmann-Reichenberg.
Anadyomenen gleich entsteigt den Fluthen des Zeller Sees, des
durch die Constanz tragende vorspringende Landzunge abgetrennten Theiles
des Bodensees, das fruchtbare Eiland die Insel Reichenau.
Nur geringe Ueberreste legen heute noch Zeugniss ab von der ehe-
maligen Bedeutung der Insel für die ganze deutsche Cultur um die
Wende des ersten Jahrtausends. Drei Kirchen, Bauwerke, welche für die
kunstgeschichtliche Forschung von höchster Wichtigkeit sind, und bereits
in Adler einen begeisterten Interpreten gefunden haben, dem neuerdings
Wien 1884. Neuwirth folgte, sind es, die zunächst unsere Aufmerk-
samkeit in Anspruch nehmen. Die Kirchen zu St. Peter und Paul in
Niederzell, die dreischitlige Pfeilerbasilika in Mittelzell, welche den voll-
ständigen Schatz der Insel Reichenau mit Ausnahme eines Stückes, aller-
dings des kostbarsten, birgt, und die Kirche zu St. Georg in Oberzell,
welche durch die in dem Anfange der Achtziger Jahre aufgedeckten Wand-
gemälde von der höchsten kunsthistorischen Bedeutung geworden ist.
Dieses Gotteshaus war Jahrhunderte lang die Stätte, wohin Tausende
der ganzen umwohnenden alemannischen und schwäbischen Bevölkerung
ihre Schritte lenkten, und das jüngste Gericht an der Westapsis war eine
laute Mahnung, welche in der Wildniss dieses Landes die Schrecken der
Jahrg. 1890. I7
226
göttlichen Gerechtigkeit predigte, aber auch den Trost der göttlichen
Gnade. Denn sie zeigt nicht, wie das später, nicht ohne Fälschung des
traditionellen kirchlichen Gedankens, Signorelli und Michel Angelo thaten,
den Christus, der der halben Welt zlirnend seinen entsetzlichen Blitz zu-
schleudert, sondern mitten in der Darstellung des schrecklichen thront
milde und versöhnend das Bild des Gekreuzigten ein lebendiger Hin-
weis, dass nur derjenige von Christus und seinem Himmel ausgeschlossen
wird, der sich selber durch Verschmähung der Heilsgnade von ihm aus-
schlieBP.
Reichenau erhob sich am Ausgange des ersten Jahrtausends und
um den Anfang des zweiten zu einer der vornehmsten Stätten des Christen-
thums. Das Kloster war ein Hauptausgangspunkt für die gesammte ro-
manische Cultur des Bodensees und Oberrbeins; Kaiser und Könige
suchten diese Bedeutung zu kräftigen und zu mehren. Zu diesem Zwecke
diente nicht im geringsten Maße der Reliquiencultus, dem eine so große
Bedeutung beigelegt wurde, dass ganze Bauanlagen lediglich auf die Ver-
ehrung der Reliquien zurückgeführt werden müssen. So hat die Ueber-
führung und Vereinigung der kostbaren Reliquien des heiligen Marcus,
dessen Leichnam man angeblich den Venetianern geraubt hatte, einen
wesentlichen Einfluss auf die Bauanlage der alten Münsterkirche von
Mittelzell gehabt. Nachdem Bischof Salomo III. in Constanz den Leib
des heiligen Pelagius von Rom nach der Reichenau überbracht hatte, wurde
hier eigens die Kirche des heiligen Pelagius aufgeführt. Dass man unter
diesen Umständen darnach trachtete, in den Besitz möglichst vieler
Reliquien von möglichst berühmten Märtyrern zu gelangen, liegt auf
der Hand. Es darf deshalb auch nicht Wunder nehmen, wenn sich all-
mälig die Juden, besonders während des 12. und 13. Jahrhunderts in
schwunghafter Weise mit dem Handel von Reliquien beschäftigten. Hand
in Hand mit dem steigenden Reliquiencultus ging dann auch die künst-
lerische Ausbildung der Reliquiare. Verwendete man ehemals Holz zur
Hülle der kostbaren Ueberreste, so war bald kein Material mehr kostbar
genug, keine Form des Reliquiars reich genug, das Andenken an die
Märtyrer zu bewahren. Für ganze Körper blieb als Form die des Sarges
mit größeren oder geringeren Veränderungen bestehen, während man da,
wo man nur einen Körpertheil eines Heiligen oder ein Stück aus dessen
näherer Umgebung besass, die abweichendsten Formen erfand, sehr oft
aber dem Principe folgte, dem Reliquiar die Form zu geben, welche
der Körpertheil hatte, dem die Reliquie entstammte, also die Form eines
Siehe F. X. Kraus, Die Wandgemälde von Oberzell auf der Reichenau, Deut-
sch Rundschau, Band XXXV, 1883, S. 56; ferner von demselben Die Wandgemälde
in der St. Georgskirche zu Oberzell auf der Reichenau, aufgenommen von Franz Barer.
Freiburg i. Br., 1884.
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Kopfes, eines Armes etc. Auf der Reichenau nun herrscht unter den be-
deutenderen Stücken des Schatzes die Sargforrn vor'.
Heute besteht nur mehr ein Theil der ehemaligen reichen Schätze,
aber man darf wohl sagen, glücklicher Weise der Hanpttheil mit den
besten und interessantesten Stücken.
Vielleicht das interessanteste Stück des Reichenauer Schatzes ist das
im Pfarrhause in Oberzell aufbewahrte Reliquiar aus der romanischen
Zeit. Dasselbe hat verhältnissmäßig sehr kleine Dimensionen seine Länge
beträgt o'i4, seine Breite o'o7 und seine Höhe bis zum beginnenden
Satteldache o'o7 Meter. Das Satteldach bildetbei mittelmäßigem Anstieg den
oberen Abschluss. Es ist die in der frühchristlichen, byzantinischen und
frühromanischen Zeit mit Vorliebe verwendete Form, die bis zur karo-
lingischen Epoche mit den Bezeichnungen arca, capsa belegt wurde.
Diese Behälter wurden in der ersten Zeit der christlichen Zeitrechnung
benützt, um theure Andenken aus den Ueberresten eines Verstorbenen
einzuschließen. Gregor von Tours berichtet im vierten Buche, dass der
Nachfolger des Kaisers Justinian, Justinus, einen solch' übertriebenen Geiz
besass, uCLll tanta fuit cupiditas, ut arcas juberet fieri ferreas, in quas
numismatis aurei talenta congereretu. Dieser weltliche Gebrauch ging
dann auch in den kirchlichen über. So berichtet Gregor aus der Zeit,
da er noch Bischof von Tonrs war, und die Kirche St. Martin recon-
struirte, dass er in einem Steine eine silberne Cassette gefunden habe,
welche Märtyrerreliquien enthielt. nEt inveni in hoc capsulam ar-
genteam, in qua lib. X".
Die Form der gedachten Kästchen ist die gebräuchlichste Form für
Reliquiare geworden; auch die meisten des Schatzes der Reichenau zeigen
diese Grundform. In den Frlihzeiten des jungen Christenthums barg man
die ganzen Leichname der Märtyrer in ähnlich geformten Särgen. Wann
dies aber zuerst geschah, ist nicht festgestellt. Von den Römern war das
Bergen der Märtyrerleichen in Sarkophagen überkommen, vor welchen sich
dann in christlichen Zeiten der Altar erhob. Mit wenigen Ausnahmen
jedoch, und besonders seit der karolingiscben Zeit schritt man dazu, die
heiligen Leichen aus den festen Gräbern zu entnehmen und sie in leicht
bewegliche Behälter zu bergen, welche bei der Ausbreitung des Christen-
thums in den Wildnissen noch unerforschter und von der christlichen
Cultur unbetretenen Gegenden die besten Dienste leisteten, und auch,
da sie an Kostbarkeit beständig zunahmen und zu den vornehmsten
Schätzen der Kirche gezählt wurden, leichter vor den kriegerischen Ein-
fällen der Normannen geschützt werden konnten. Man darf also annehmen,
Ein ausführliches Verzeichniss des Schatzes von Reichenau aus dem 6. Jahr-
hundert gibt Mone in der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, lV, 2,50 f. Dasselbe
entstammt der St. Pauier Handschrift aus der Reichenau, nach Mone aus dem 9., nach
Kraus aus dem io. Jahrhundert. Ein späteres Verzeichniss von Wolfgang Amboss besitzt
das General-Landesarchiv in Karlsruhe.
17
2,25
dass seit dem 9. und 10. Jahrhundert der Gebrauch des Bergens der
Ueberreste der Märtyrer und Heiligen in beweglichen Kästen der allge-
meinere wurde. Umsomehr interessirt das Reliquiar von Oberzell, als es
seiner ganzen stilistischen Haltung nach in eine sehr frühe Zeit
Marmor, pag. 31, setzt es in das 4. oder 5. Jahrhundert gehört, in
welcher die Reliquiare noch selten vorkommen. Kraus Die Kunstdenk-
mäler des Großherzogthums Baden, pag. 373 spricht von einer Anleh-
nung an die römisch-christlichen Typen des 4. und 5. Jahrhunderts,
welche auch die Wandgemälde in Oberzell zeigen. Indem er dies nkunst-
geschichtlich wichtigste Kleinod der Inseln als ein Erzeugniss der karo-
lingisch-ottonischen Kunst ansieht, vergleicht er es mit einem Werke
ähnlicher Art, mit dern merkwürdigen Altare des Stiftes Melk aus dem
10. bis 11. Jahrhundert. Karl Lind berichtet über die Tragaltäre des
Stiftes Melk im Jahrg. 1870 XV. der i-Mittheil. der Centralcommissionw.
Beide Altäre zeigen an den vier Umfassungsseiten Einlagen von figür-
lichen Elfenbeinschnitzereien. Den ersten, jüngeren Tragaltar setzt Lind
in den Anfang des 12. Jahrhunderts, den zweiten, älteren in den Anfang
des 11. Jahrhunderts. Für letzteres Datum bietet eine Inschrift die Grund-
lage, nach welcher der Tragaltar wahrscheinlich ein Geschenk der Mark-
grälin Schwanhilde, der Gemahlinf Ernst des Tapferen 1o56- 1075
aus dem Hause Babenberg, an das in der markgräflichen Residenz er-
richtete Stift weltlicher Chorherren war. Lind charakterisirt nun die
Elfenbeinschnitzereien folgendermaßen nWenn wir die Art der Sculptur
noch in's Auge fassen, so müssen wir wohl zugestehen, dass in der Com-
position ein klar hervortretender kindlicher Sinn, Gefühl und das Be-
streben liegt, etwas Gutes zu leisten; doch die Ausführung hielt damit
nicht Schritt, dieselbe ist roh, die Gesichtsausdrücke bedeutungslos, der
Faltenwurf der engen Kleider hart und vieles in der Darstellung typisch,
aber schon abgeschwächt-i Mit anderen Worten diese Sculpturen zeigen
bereits den entschiedenen Niedergang. Man betrachte dagegen das Re-
liquiar aus Oberzell. Sowohl die Langseiten wie die Kurz- und Dachseiten
sind durch Bogenstellungen gegliedert, deren Oeffnungen die in Silber
getriebenen Büsten von Heiligen mit der Scheibenglorie, das sogenannte
opus propulsatum oder malleaturn ausfüllen. Eine Anzahl dieser Büsten
fehlen. Eine Charakterisirung der einzelnen Büsten durch Attribute hat
nicht stattgefunden. Dieselben zeigen aber einen so merkwürdigen Indi-
vidualismus in der Erscheinung bei einer so strengen Formgebung, dass
ich sie unwillkürlich im Gedächtniss mit den berühmten gemalten Porträts
der Grafschen Funde aus den Felsengräbern von Rubaijät in der Oase
el Faijüm in Oberägypten in ideelle Verbindung brachte. Die Büsten
zeigen einen gewissen Charakter in porträtartiger Charakterisirung, der
sie in scharfen Gegensatz zu den Melker Elfenbeinschnitzereien bringt,
und ihre Entstehung wesentlich früher anzusetzen zwingt. Jedenfalls
gehe ich, was die Datirung anbelangt, mit Kraus bis in's 10. oder 9. Jahr-
hundert zurück; ich bin aber selbst geneigt, die Entstehung noch um
ein weiteres Jahrhundert hinauf zu rücken. Die meisten Köpfe sind bartlos
und haben kurz geschorenes Haar.
Die Bogenstellungen sind in anziehender Weise durch Filigran und
Edelsteine verziert, welch' letztere in einfache v-lectulau gefasst sind. Die
Filigranverzierung ist eine beliebte Decorationsweise der frührornanischen
Zeit, die unter anderem auch an dem Reliquienkasten Otto's I. im Zitter-
gewölbe der Schlosskirche zu Quedlinburg, der wtempore Agnetis Abba-
tissae 1184-1203 et Oderadis Praepositaec, also gegen Schluss des
12. Jahrhunderts gemacht ist; dann an der berühmten Reliquientafel des
Schatzes von St. Veit in Prag unter Mitverwendung antiker Cameen,
13. Jahrhundert, aus früheren Zeiten an dem Evangeliarium von St. Gau-
zelin in der Kathedrale von Nancy, 9. Jahrhundert; an dem Reliquienkasten
Pipin's, unter Verwendung von Gemmen und Cameen in der Kirche von
Conques, 9. Jahrhundert; an einem Kelch von St. Gauzelin in Nancy
unter Verwendung von Email cloisonnee und farbigen Steinen, 10. Jahr-
hundert; an einem Karl dem Großen als Stifter zugeschriebenen großen
aus dem Schatze der Kirche in Conques, an einer Reihe von Objecten
der Collection Spitzer aus der frühromanischen Periode, kurz, an zahl-
reichen Objecten des kirchlichen Geräthes sich findet.
Eine Pergamenthandschrift des 11. Jahrhunderts gibt den Inhalt des
Reliquiars von Oberzell an.
Von großem Interesse ist auch der cylindrische Theil der Cuppa
einer Elfenbeinpyxis im Schatze von Mittelzell, der einen Deckel aus
dem 15. Jahrhundert trägt und auf einem Fuße aus der gleichen
Zeit steht. Der Fuß ist als sechskantige, glatte Röhre, f1stula, ge-
bildet, endigt in einen breiten, fein profilirten Auslauf, und hat in der
Mitte des Stengels, am Nodus, sechs vierpassförmige Emaildarstellungen
mit Engelfiguren; ein hohlkehlenförmiger Anlauf stellt die Verbindung
mit der cylindrischen Cuppa her. Was nun diese selbst anbelangt, so be-
steht dieselbe aus einem circa o'o8 Meter hohen Elfenbeincylinder von
einem Umfange von circa 40 Centimeter, der an seiner Außenseite eine
figürliche Schnitzerei trägt. Es sind zwei deutlich getrennte Gruppen,
welche F. X. Kraus mit folgenden Worten zu deuten sucht va Eine
bärtige Gestalt Christus? zwischen zwei ebenfalls bärtigen Personen,
welche flehend zu ihm herantreten die zur Linken konnte spätere Er-
gänzung sein; hinter der zur Rechten stehenden, ein Buch haltenden
Person ein bartloser Mann, welcher die Rechte mit Ausspannung des
Zeigefingers erhebt, und in der Linken ebenfalls ein Buch hält. Christus,
bärtig, mit dem Kreuzstabe in der Linken, die Rechte ausgestreckt,
schreitet auf einen ihm zugeführten, lebhaft gesticulirenden Knaben wohl
einen Besessenen hin, über den eine andere Person schützend die Hand
ausstreekt, während sie ihre Linke auf einen Stab stützt. Diese Person
steht höher als die anderen. Rechts und links von diesen drei Gestalten
230
je ein bärtiger Begleiter Apostel F. Dann folgt rechts ein niedriger Tisch,
auf welchem ein geschlossenes Buch liegt und über welchem an einem
Bogen eine Lampe als ein Incensorium hängt ob die Darstellung des
Altars, an welchem der Exorcismus geschiehth
Bei der mangelnden entschiedenen Charakteristik behält die Deutung
von Kraus eine ziemliche Wahrscheinlichkeit. Was den stilistischen
Charakter der Schnitzerei anbelangt, so zeigen die Figuren bereits eine
dem Leben nachgebildete, verhältnissmäßig zwanglose Bewegung; die
Gruppenbildung ist nicht ganz ungeschickt, wenn sie auch weit entfernt
ist von schönem Fluss in der Composition der Linien. In der Charakte-
risirung der einzelnen Figuren finden sich noch Anklänge an altchrist-
liche Typen, die indess bei der sonst freieren Bewegung der Figuren nicht
zu einer zu frühen Datirung verleiten dürfen. Im Großen und Ganzen
wird man sich mit der von Kraus in das u. bis 12. Jahrhundert ge-
gebenen Datirung einverstanden erklären können. Die Thatsache einer
späteren Ueberarbeitung der Schnitzereien lässt Kraus in der Bestimmung
allerdings etwas schwankend werden, so dass ihm auch die Vermuthung
aufsteigt, dass hier vielleicht ein der karolingisch-ottonischen Zeit ange-
höriges Werk vorliegen könnte. Dem scheinen nun allerdings die ver-
hältnissmäßig natürlichen Bewegungen zu widersprechen.
In die Reihe dieser Denkmäler gehört ferner noch ein Weihwasser-
kessel, welchen der im Jahre m54 gestorbene Reichenauer Mönch Her-
mann der Lahme dem Kloster geschenkt haben soll. Das Original befindet
sich jetzt in der fürstlich Hohenzollern'schen Sammlung in Sigmaringen,
während der Schatz von Mittelzell einen Bronzeabguss des Werkes besitzt.
Dasselbe hat die Form eines abgestumpften Kegels, dessen kleinere Basis
den Boden bildet, ist o'i9 Meter hoch, und an der oberen Mündung 013 M.
weit, und trägt oben einen bügelförroigen Henkel. Die Außenseite des
Kessels ist mit einer Reliefdarstellung geschmückt, welche in zwei hori-
zontal getheilten Zonen den Kessel umzieht. Die Darstellung gibt die
zwölf Apostel mit ihren Attributen und der Scheibenglorie. Die einzelnen
Figuren stehen in Arkaden, welche durch baumartig sich verschlingendes
Astwerk gebildet werden. In den postamentartigen Untersätzen der ein-
zelnen Stützen finden sich auf die einzelnen Apostel bezügliche Darstel-
lungen, während die Zwickel durch Engelgestalten geschmückt sind. In
der oberen Zone treten an die Stelle der Engel Cherubingestalten. Auch
hier zeigt die stilistische Eigenart der Darstellung Anklänge an alt-
christliche Typen, die indess so wiedergegeben sind, dass die Verhältniss-
mäßig frühe Datirung des I0. bis n. Jahrhunderts nothwendig gefolgert
werden muss. Die Litteratur über den Gegenstand findet sich außer bei
Kraus noch in sehr dürftiger Weise bei Marmor wKurze Geschichte
der kirchlichen Bauten und deren Kunstschätze auf der Insel Reichenauu,
Constanz 1874, der auch eine sehr mangelhafte Abbildung gibt Bl. III;
dann bei Hefner-Alteneck, im Hohenzollern'scben Museum, Tafel LIV,
ZDI.
und bei Otte, vKunstarchäologieu, l., 262. Den Text von F. A. von
Lehner, nVerzeichniss der Metallarbeiten des fürstlich Hohenzollern'schen
Museums in Sigmaringenu, 1872, reproducirt Kraus pag. 352 der "Kunst-
denkmäler des Großherzogthumes Badenu.
Die drei hier genannten Denkmäler gehören noch dem altchristlichen
Kunstkreise an. Die Sculptur blüht im 4.. und 5. Jahrhunderte an den
Sarkophagen als letztes Aufflackern der großartigen, antiken Tradition.
Von da ab aber beginnt die römisch -christliche Kunst allmälig abzu-
nehmen, und neuen Einflüssen Platz zu machen. Merkwürdigerweise aber
dehnt gerade die Elfenbeinsculptur die römisch-christliche Richtung weiter
aus, ja sie tritt in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends in das
Stadium einer gewissen Blüthe. In der Folgezeit aber zeigt sich doch,
besonders in den Psalterillustrationen, dass die byzantinische und die
nordisch-occidentalische Kunst sich mehr und mehr trennen, bis schließlich
die mittelalterliche Kunst, besonders im Norden, sich selbständig aus der
Wurzel der römisch-christlichen Kunst entwickelt. Hiefür bringen unsere
drei plastischen Denkmale einen Beleg; er wird aber auch durch die
Wandmalerei von Oberzell gebracht, mit welchen die Elfenbeinsculpturen
eine nicht zu übersehende Verwandtschaft zeigen. Die Schilderung, welche
Kraus im Folgenden davon gibt, kann in ihren wesentlichen Punkten
auch auf die Sculpturen bezogen werden. Er schreibt "Deutsche Rund-
schau-x, 1883, XXXV, pag. So nUeberall reproduciren diese Bilder die
Typen der römisch-christlichen Kunst, namentlich in der stets wieder-
kehrenden jugendlichen Auffassung des bartlosen Christus; in zahlreichen
Fällen lehnen sie sich gerade wie die Elfenbeine des 6., 7. u. 8. Jahr-
hunderts direct an die Behandlung und Auffassung jener an, und wenn
wir das classische Malerbuch der Griechen stellenweise in Uebereinstim-
mung mit unseren Bildern gefunden haben, so kann dies an sich keinen
Beweis für byzantinische Beeinflussung bedingen; denn auch die byzan-
tinische Kunst geht in ihren Wurzeln auf die ältere Kunst der römischen
Christen zurück. Dagegen weisen unsere Reichenauer Wandbilder eine
Freiheit und Großartigkeit der Behandlung auf, eine dramatische Bewe-
gung der Gestalten, gepaart mit monumentaler Würde, wie sie selten
oder kaum in den Werken der Byzantiner getrotfen werden. Von den
hageren, regungslosen Gestalten, von den mürrischen, griesgrämigen
oder grimmigen Gesichtern der griechischen Bilder ist hier nichts zu
finden. Der Stil hat trotz aller Schwächen in der Behandlung des Nackten,
trotz gewisser Härten in dem Faltenwurfe der Gewänder eine edle Selb-
ständigkeit bei aller Anlehnung an die Vorbilder. Auch die architekto-
nischen Hintergründe weisen auf ltalien und Rom zurück. Dass von Per-
spective und Verkürzungen hier nicht die Rede ist, wird Niemand, der
mit dem Gange der kunstgeschichtlichen Entwickelung bekannt ist, er-
staunen. Schluss folgt.
Ein Pariser Ausstellungs-Project La Plante".
Wie wir einem Artikel der wRevue des arts decoratifsu entnehmen,
hat Lucien Falize, Mitglied des Verwaltungsrathes der nUnion centrale
des arts decoratifsu, dieser Gesellschaft den Organisations-Entwurf einer
Ausstellung vorgelegt, der die Aufmerksamkeit aller Fachkreise in
vollstem Maße verdient.
Die projectirte Ausstellung soll den einfachen Titel führen wLa
Planten; Zweck und Tendenz sind damit im Allgemeinen angedeutet. Es
handelt sich in erster Linie um das decorative, das künstlerische Moment.
Alle Zweige des Kunstgewerbes, bei welchen der Pflanze als Ornament
oder als formgebendes Motiv eine Aufgabe zufällt, sollen sich an der
Ausstellung betheiligen und aus ihr Nutzen ziehen.
Ueber die Wichtigkeit der Ptlanze als Grundlage der ornamentalen
Phantasie kann ja kein Zweifel sein; ob als Baum oder Blume, Blatt,
Same, Frucht oder Wurzel, allenthalben finden wir die PHanze als
Grundmotiv für Form und Farbengebung. Sie ist für den Architekten
wie für den Maler, für den Keramiker wie für den Weber und Wirker, für
die Werkstatt des Goldschmieds wie für die Glashütte eine förmliche Gram-
matik mit einer Fülle werthvoller Regeln und Gesetze. Die Pflanze ist
ein unerschöpflicher Born decorativer Gedanken, und selbst die mikrosko-
pischen Untersuchungen ihrer Bestandtheile enthüllen noch unergrllnd-
liche Schätze ornamentaler Anregungen. So ist es denn vollkommen
gerechtfertigt, einer in Stilfragen wohl geschulten Kunstindustrie dieses
weite, reiche Gebiet möglichst übersichtlich vor Augen zu führen.
Als erste Abtheilung der Ausstellung projectirt Falize die
lebende Pflanze. Er will sich mit den Gärtnern des ln- und Auslandes
in Verbindung setzen, sie mögen von Allem etwas bringen nicht allein
das Seltene, auch die einfachste, bescheidenste Wiesenblume, Kräuter,
Früchte, Gemüse, sie werden alle als Modell dienen für Künstler, Schüler
und Industrielle.
Die zweite Abtheilung soll die kunstindustriellen Erzeugnisse,
soweit die Pßanze dabei in Betracht kommt, umfassen. Die Fülle des
Herbeigebrachten dürfte hier wohl eine Auswahl des Besten gestatten,
und zur leichteren Anordnung und Uebersicht wäre hier die bewährte
technologische Eintheilung in acht Gruppen Metall, Gewebe, Papier,
Leder, Holz, Stein, Erde und Glas zu empfehlen. Wo sich mit pflanz-
lichen Motiven Thiere, menschliche Figuren und geometrische Combi-
nationen vermischen, soll das Vorwiegen der Pflanze für die Aufnahme
maßgebend sein. Die Erzeugnisse brauchen keineswegs neu zu sein, es
wird im Gegentheil allgemein interessiren, einen Ueberblick über die
letzten 20-30 Jahre zu erhalten. Was aber für die Ausstellung von
ganz besonderem Werthe sein wird, das sind Erzeugnisse, welche unter
dem speciellen Gesichtspunkte der Ausstellung, nach ihren ästhetischen
233
Principien, neu geschaffen worden sind. Da sollen Goldschmiede und
Bronzearbeiter, Spitzen- und Seidenfabrikanten, Graveure, Drucker, Ta-
petenfabrikanten, Buchhändler, Photographen, Erzeuger von Buntpapieren,
Buchbinder, Kunstdrechsler, Bildhauer, Ebenisten, Steinschneider, Kera-
miker, Emailleure, Glasarbeiter, Maler u. s. w. einen Wettbewerb über
das gegebene Thema eingehen und zeigen, in welcher Weise die Pflanze
auf jedem dieser Gebiete zu verwerthen ist.
Als dritte Abtheilung würden sich Entwürfe von Künstlern
einreihen, also decorative Malereien und Sculpturen, Zeichnungen, Mo-
delle, Skizzen und unausgeführte Projecte aller Art, soweit sie in den
Rahmen der Ausstellung passen.
Sodann würde als vierte Abtheilung das Unterrichtswesen
kommen. Hier würden alle hiehergehörigeu Zeichenschulen ausstellen,
dann die Verleger einschlägiger Vorlagenwerke, Bücher, wissenschaft-
licher Abhandlungen u. s. w. Vorträge und Curse, an welchen Schüler
und Gewerbetreibende sich betheiligen, würden den pädagogischen Cha-
rakter dieser Abtheilung vervollständigen.
Die wissenschaftliche Basis und das Demonstrationsmaterial für
solche Studien und Vorträge würde aber die fünfte, die retrospective
Abtheilung abgeben. Diese Abtheilung wird überdies durch die neue
und originelle Zusammenstellung unter dem Gesichtspunkte der Ver-
wendung pflanzlicher Formen noch ein ganz besonderes Interesse ge-
währen. Hier könnte man entweder jene acht Abtheilungen formiren, die
bei den modernen Erzeugnissen in Anwendung kommen, oder eine chro-
nologische Ordnung einhalten. Für Studienzwecke, wie sie diese Aus-
stellung im Auge hat, wäre aber die erste Art der Anordnung wohl die
vorzuziehende, und innerhalb derselben könnte dann noch immer die
chronologische Ordnung eingehalten werden. Die Localfrage sowie
die Frage, ob die Ausstellung 189i oder 1892 abgehalten werden soll,
harrt heute noch der Entscheidung.
Die kurze Uebersicht der Abtheilungen wäre also folgende
l. Die lebende Pflanze;
2. Kunsindustrielle Erzeugnisse;
3. Werke der Künstler;
4. Unterrichtswesen;
5. Historische Abtheilung.
Eine sechste Abtheilung, die sich mit der Gartenkunst der
Gegenwart und der Vergangenheit beschäftigt, könnte eventuell den
Schluss dieser Ausstellung bilden. Zur Theilnahme würde das Inland
wie das Ausland aufgefordert, letzteres müsste sich aber der allgemeinen
Anordnung fügen, dürfte nicht abgetrennte Gruppen bilden und würde
unter denselben Bedingungen wie das lnland in den Wettbewerb eintreten.
Ganz richtig sagt Falize am Schlusse seiner Ausführungen, die von
ihm entwickelte Idee sei keineswegs eine rein persönliche, sie liege in
234
der Luft, ihre Ausführung sei unabwendbar, und wenn Frankreich nicht
darangeht, eine solche Ausstellung in's Leben zu rufen, so wird es
Deutschland oder England thun.
Die Beziehungen der orientalischen Teppichfabri-
cation zu dem europäischen Abendlande.
Von Alois Riegl.
Schluss
Wir unterscheiden bekanntlich zwei Hauptgattungen von orientali-
schen Teppichen gewirkte und geknüpfte. Die gewirkten stehen in Bezug
auf ihre Herstellung so ziemlich auf der untersten Anfangsstufeder tex-
tilen Kunst. In eine ausgespannte Kette werden die Einschlagfäden un-
mittelbar durch die menschliche Hand eingeflochten. Es ist dies die
Technik der Wirkerei, mittelst welcher noch heute die größten textilen
Luxuswerke, die Pariser Gobelins, hergestellt werden im Wesentlichen
reine Handarbeit. Der Unterschied zwischen solchen gewirkten Teppichen
aus dem Orient, den sogenannten Kilim, und den Gobelins liegt bloß in
der Verschiedenheit der beiderseits dargestellten Inhalte. An den orien-
talischen Kilim ist dieser Inhalt ein rein ornamentaler, häufig auf bunte
Streifen beschränkt, darüber hinaus aber hauptsächlich aus geometrischen
Configurationen zusammengesetzt, wogegen die Gobelins förmlicheWand-
gernälde mit historischen, biblischen, Genrescenen u. dgl. zur Darstellung
bringen. In Bezug auf die praktische Verwendung stimmen Kilim und G0-
belins darin liberein,dass sie beide wenigstens ursprünglich nicht zum Boden-
belag, also nicht als Fußteppiche benützt werden sollten. Doch dient das
Kilim dem Minderbemittelten auch als Unterlage zur Schlafstätte. Die Go-
belins sind im Wesentlichen bloße Wandbehänge, oder wenn in kleineren
Dimensionen gehalten, Rticklaken für Sitzmöbel. Dagegen ist die Verwen-
dung des Kilim als Decke eine weit ausgedehntere. Zurn Bodenbelag
erscheint es in der Regel nur dann benützt, wenn die Einschlagfäden
nicht continuirlich fortlaufen, sondern häufig unterbrochen sind und ihre
Enden mehrere Centimeter lang auf der Rückseite herabhängen lassen.
Durch diese herabhängenden Fadenenden wird nämlich das Wollgewebe
soweit verdickt, dass es auch als Fußteppich dienen kann. Heutzutage
wird das orientalische Kilim bei uns mit Vorliebe für Portieren benützt,
und zur Deckung des großen Bedarfes massenhaft durch den Handel ein-
geführt. Da müssen wir nun gleich fragen, warum man das Kilim bei
uns nicht im Lande erzeugt hat, nachdem ia doch seine Technik, wie
die Gobelins beweisen, mindestens vom späteren Mittelalter an, in ganz
West- und Mitteleuropa wohlbekannt war. Von technischen Schwierig-
keiten kann dabei gar keine Rede sein, da doch die Gobelingemälde den
einfachen Kilim gegenüber wahre Kunstwerke bedeuten. Die Antwort
wird sich wiederum im Wege des Rückschlusses aus der Betrachtung ge-
wisser Verhältnisse der modernen Zeit ergeben. Heutzutage hat man
nämlich, namentlich in Ungarn, im Wege einer sogenannten Hausindustrie
auch die Teppichwirkerei nach Art der orientalischen Kilim einzuführen
gesucht, welche Teppichwirkerei, wie ich hier vorläufig einschalten will,
in früheren Jahren auch von den Serben in Syrmien und anderwärts be-
trieben wurde. Alte serbische Wirltteppiche aus Syrrnien haben sich in
genügender Anzahl erhalten. Vergleicht man damit einen neuen ungari-
schen Teppich, wie sie namentlich im Torontaler Comitat hergestellt
werden, so macht sich der Unterschied schon in der Farbengebung zu
Ungunsten der modernen bemerkbar. Dies wäre aber noch der geringere
Mangel; der Hauptnachthcil der modernen ungarischen Teppichwirkerei
liegt in der geringen Solidität und Dauerhaftigkeit ihrer Erzeugnisse.
Während man nämlich bei dem alten syrmischen Teppich die Einschlag-
fäden gewaltsam auseinanderzerren kann, ohne dass der Kettfaden zu-
tage tritt, lassen sich an den neueren ungarischen Teppichwirkereien die
Einschlagfäden mühelos auseinanderschieben. Ein solches schütteres Ge-
webe mag sich nun allerdings eine Zeit lang als Modeartikel behaupten,
aber zu ernstlichen Gebrauchszwecken, wie einstmals, ist es völlig un-
geeignet. Woher nun dieser Unterschied zwischen Einst und Jetzt?
Er findet lediglich in den veränderten wirthschaftlichen Verhält-
nissen, in dem damit zusammenhängenden Wechsel der Betriebssysteme
seine Erklärung. Bleiben wir bei unserem Beispiele. Der alte syrmische
Teppich wurde vor etwa hundert Jahren im Wege des Hausfleißes her-
gestellt. Eine zur sogenannten Hauscommunion vereinigte serbische Fa-
milie hat ihn in den winterlichen MuBestunden für ihre eigenen Zwecke
gearbeitet, und es weder an Material, noch an Sorgfalt bei der Ausfüh-
rung fehlen lassen, um ein in seiner Weise vollkommenes Stück herzu-
stellen. Ganz anders der neue ungarische Teppich. Dieser wird durch
eine geschäftliche Unternehmung auf den Marktvorratb hergestellt, und
zwar von Arbeitern, die nach Stunde und Stückzahl bezahlt werden. Das
persönliche, man möchte sagen ethische Interesse des Arbeiters an seinem
Teppich kann doch in dem letzteren Falle nur ein viel geringeres sein,
als bei jenem im Wege des Hausfleißes erzeugten syrmischen Teppiche.
Aber dies wäre noch immer nicht das Entscheidende. Man brauchte nur
weniger mit dem Material zu sparen, und den Arbeiter zu jener größeren
Sorgfalt anzuhalten, wie es erforderlich wäre, um die Güte der alten
Teppiche zu erreichen. Dem steht nun heutzutage absolut hindernd der
Umstand entgegen, dass die Teppichwirkerei, als ausschließliche Hand-
arbeit unzugänglich jedem mechanischen Betriebe und somit auch einer
Abkürzung der Arbeitszeit, verhältnissmäßig viel Zeit beansprucht, und
daher wenn mit der alten Sorgfalt betrieben so große Kosten ver-
ursachen müsste, dass das Product, der Teppich, der doch in seiner Art
kein Kunstwerk oder Luxusobject darstellen soll, keinen vernünftigen
ZOO
Käufer finden könnte. Die reine Handarbeit ist eben überall dort, wo
nicht etwa auf Herstellung von kunstvollen Luxusobjecten, wie z. B.
Gobelins nach Pariser Art, ausgegangen wird, mit dem europäischen ln-
dustriesysteme nicht mehr dauernd zu vereinigen. Nur wo das primitive
Betriebssystem des Hausfleißes noch lebendig ist, dort kann sich auch
noch die Handwirkerei erfolgreich behaupten. S0 liegen die Dinge heut-
zutage; bevor wir daraus die Nutzanwendung für vergangene Zeiten
ziehen, wollen wir vorerst noch die zweite Hauptgruppe der orientalischen
Teppiche betrachten, die Knüpfteppiche.
Der Knüpfteppich ist im Sinne des gewöhnlichen Sprachgebrauches
der orientalische Teppich schlechtweg. Wenn wir von orientalischen
Teppichen sprechen, so denken wir gewöhnlich an einen Knüpfteppich.
Das vorhin erwähnte Kilim steht ihm in Bezug auf, die Ausdehnung
seiner Verwendung seitens der Europäer weit nach. Das Kilim dient bei
uns eben hauptsächlich nur zu Portieren; der Knüpfteppich ist dagegen
vor Allem Fußteppich, wird aber daneben auch zu allen möglichen Ta-
pezierzwecken herangezogen. Was uns am Knüpfteppiche im Zusammen-
hange mit dem vom Kilirn Gesagten besonders interessirt, ist seine Technik.
Seine vornehmste Bestimmung als Fußteppich von entsprechender Dicke
und Widerstandsfähigkeit gegen Druck und Reibung bedingt, dass die
Fäden nicht dicht und glatt nebeneinander liegen wie beim Kilim, son-
dern plüschartig in die Höhe ragen. Diese Bedingung erscheint nun beim
orientalischen Knüpfteppich in der einfachsten Weise erreicht. Um je
zwei benachbarte Kettfäden wird ein Wollbüschel in der Weise geschlungen,
dass die beiden Enden des Blischels zwischen den zwei Kettfäden empor-
ragen. Dasselbe wiederholt man, horizontal weiter gehend, beim nächsten
Paar von Kettfäden, und so die ganze Breite der Kette hindurch. lst
eine Reihe solcher Einknüpfungen vollendet, so werden ein oder mehrere
Schussfäden in der ganzen Breite der Kette eingetragen, um die ein-
geknüpfte Reihe von Büscheln festzuhalten. Ob diese Schussfäden mittelst
des WeberschilTchens oder, wie es im Orient heute noch überwiegend
geschieht, unmittelbar mit der Hand eingetragen werden, ändert nichts
am Grundcharakter dieser Knüpftechnik, die wir gleichfalls wie beim
Kilim im Wesentlichen als bloße Handarbeit bezeichnen müssen. Sie
bereitet den Arbeitern ebensowenig technische Schwierigkeiten, wie die
Wirkerei. Dies beweist schon die rasche Verbreitung, welche die Knüpfung,
oder wie man sie auch zu nennen pliegt die Smyrna Technik, in den
Kreisen unserer modernen Dilettantinnen gefunden hat.
Wenn uun trotzdem auch der Knüpfteppich im Allgemeinen nicht
im europäischen Westen erzeugt, sondern jederzeit überwiegend aus dem
Orient eingeführt worden ist, so dürfen wir den Grund dafür nach der
obwaltenden Analogie mit dem Kilim wohl ebenfalls in der Verschieden-
heit der wirthschaftlichen Verhältnisse zwischen Orient und Occident er-
blicken. Wenn auch in Folge der Bemühungen der Kaufleute, den ge-
?3L
steigerten Bedarf an orientalischen Teppichen zu decken, das auf Massen-
erzeugung von Marktwaare gerichtete europäische Betriebssystem im
Oriente immer mehr Eingang findet, so sehen wir dennoch daneben noch
in weiten Gebieten das alte Betriebssystem des Hausfieißes in der Teppich-
erzeugung vorherrschend. Ein großer Theil der nach Europa verhandelten
Teppiche wird nämlich von den kurdischen und turkmenischen Nomaden
gearbeitet, deren wandernde Lebensweise keine dauernde Ausübung des
Aclrerbaues gestattet, aber neben der Viehzucht noch reichlich Zeit übrig
lässt für die Beschäftigung mit einer von altersher überlieferten und in
erster Linie für den eigenen Gebrauch thätigen Teppicherzeugung. Aber
auch die sesshafte bäuerliche Bevölkerung von Anatolien bis Persien ver-
steht es noch heute, so wie vor Jahrhunderten, sich ihren Hausbedarf
an Teppichen selbst zu erzeugen.
Wirthschaftliche Verhältnisse sind es also, die uns heute zwingen,
die beiden geschilderten Gattungen von Teppichen gewirkte und ge-
knüpfte aus dem Oriente einzuführen, und auf eine einheimische Er-
zeugung derselben zu verzichten. Wenn wir nun gesehen haben, dass die
Spätrömer und die Renaissancemenschen des 15. und 16. Jahrh. dasselbe
thaten, so werden wir wohl kaum fehlgehen, wenn wir für diese Er-
scheinung die gleiche Ursache verantwortlich machen, wie für den heu-
tigen Zustand. Es liegt wohl in der eigenthürnlichen Bodengestaltung und
in der klimatischen Beschaffenheit, sowie in den hiedurch bedingten
ethnographischen Verhältnissen des Orients begründet, dass sich daselbst
neben einer mitunter hochentwickelten lndustrie allezeit auch das primitive
Betriebssystem des Hausfieißes, namentlich für die Befriedigung des Be-
dürfnisses an textilen Gebrauchsgegenständen, lebendig erhalten hat.
Leider hat die Wirthschaftsgeschichte des Orients bis zum heutigen Tage
noch nicht jene eingehende Bearbeitung erfahren, die uns in Stand setzen
würde, die genannten Bedingungen genauer zu verfolgen und in ihren
verschiedenartigen Aeußerungen bestimmter zu umgrenzen. Jedenfalls bot
die abendländische Culturwelt sowohl in der spätantiken als in der Re-
naissancezeit ebenso wie heutzutage in wirthschaftlicher Beziehung ein
wesentlich anderes Bild als der Orient. Ein stark ausgebildetes Städte-
wesen, dichte Bevölkerung, intensive Bodenbewirthschaftung, ohne die
eine zur Erhaltung nothwendige Bodenrente gar nicht zu erzielen wäre,
dies sind Alles Umstände, die im Abendlande unaufhaltsam und gebieterisch
zur Ausbildung der lndustrie hindrängen mussten. Die eben genannten
Umstände finden sich allerdings stellenweise auch im Orient; die Industrie
aber, die sie dort hervorbrachten, war im Wesentlichen immer eine
höfische, für die Herrscher und die Vornehmen berechnete, während die
über das ganze weite Gebiet vom Balkan bis zum Himalaya verbreitete
Volkskunst so wie heute gewiss auch früher allezeit im Hausfieiße
wurzelte.
238
nEs ist eine Eigenthümlichkeit der Länder Vorderasiensl, sagt
A. v. Kremer', v-dass sie wegen ihrer geographischen Gestalt alle
stark auf Viehzucht angewiesen sind. Sie gehören nämlich vorwiegend
der dürren Zone an, der Niederschlag ist gering, in Folge dessen sind
die Hochebenen nicht zum Ackerbau geeignet, und können mit Vortheil
nur zur Viehzucht verwendet werden Rindvieh wird Verhältniss-
mäßig vernachlässigt man betrieb daher mit Vorliebe die Zucht der
anderen Thiere Schafe, Lämmer, Ziegen, Kameele, die alle reichlich
Wolle lieferten, welche man anfangs im Haushalte zu verarbeiten
pflegte. Aber später entstand in den meisten orientalischen Ländern eine
außerordentlich lebhafte Textilindustrie, wovon sich noch bis jetzt Manches
erhalten hat". Das Wörtchen später im letzten Satze wäre besser durch
daneben zu ersetzen, denn die Industrie geht immer parallel rnit einem po-
litischen und so'ciaIen Aufschwung; in Zeiten des Verfalls geht die städtische
Industrie zurück, während der Hausfleiß von den politischen Umwälzungen
unberührt bleibt, ja in Folge des Zurückweichens der städtischen Industrie
an Terrain gewinnt. Es darf auch hiebei nicht übersehen werden, dass
im Orient heutzutage weite Gebiete wüst liegen, die früher bis gegen
Ende des Mittelalters eine blühende Cultur und dichte Bevölkerung be-
saßen. Die hochentwickelte Industrie, die wir in diesen Ländern, z. B.
in Mesopotamien, im Mittelalter voraussetzen müssen, ist mit dem Verfall
der moharnrnedanischen Gesellschaft unter der Herrschaft der Osmanen
in den letzten Jahrhunderten Schritt für Schritt zurückgegangen und
vielfach ganz verschwunden, so dass an ihrer Stelle wieder Qdie primitive
Production des Hauslleißes sich einbürgern konnte.
Noch ein anderer, dem islamitischen Oriente eigenthümlicher Factor
muss für das Festhalten an der HausfIeiß-Production von größter Bedeutung
gewesen sein die Institution der Sclaverei. Durch diese wurde nämlich
ganz besonders der Fortschritt zum gewerblichen Betriebe, zum Hand-
werk, zur Industrie verzögert. vln der ersten Zeit des Islams", um wieder
die Autorität A. v. KremerIs zu citiren, ngab es nur sehr wenige Hand-
werke, am wenigsten aber einen Handwerkstand; in dem arabischen
Haushalte jener Zeit ward Alles von Sclaven gearbeitet, die Kleidungs-
stücke wurden im Haushalte gewebt, zugeschnitten und genäht, das
Schneiderhandwerk betrieben gleichfalls die Sclavenm Freilich waren die
Ansprüche an den Luxus in anderen orientalischen Ländern schon damals
weit größere, und als die reich gewordenen Araber selbst die Reize einer
prunkvollen Umgebung schätzen gelernt hatten, da nahmen sie die bisher
von Christen. Juden und Persern geübten Kunsthandwerke für ihre eigenen
Zwecke in Gebrauch. So entstanden unter dem Khalifate jene Staats-
Manufacturen, deren Erzeugnisse durch die überschwenglichen Schilde-
Culturgeschfchte des Orients,
A. a. 0. ll, 184.
186.
39K
rungen der Chronisten von der Pracht am Abbasidenhofe von Bagdad so
berühmt geworden sind. An solchem Luxus nahm gewiss auch die städti-
sche Bevölkerung bis zu einem gewissen Grade Theil, woraus auf dem
Gebiete des Kleidungswesens sowie der Textilindustrie überhaupt Aufgaben
erwuchsen, denen die beschränkte Geschicklichkeit der Haussclaven nicht
mehr gerecht zu werden vermochte. So mochten städtische Textilgewerbe
für einige Zeit zur Blürhe gelangt sein; daneben hat man aber für an-
spruchslosere Bedürfnisse namentlich für die Herstellung gewöhnlicher
Gebrauchsteppiche, wohl fortdauernd die Thätigkeit der Haussclaven in
Anspruch genommen. Auf solche Weise mag also das Institut der Scla-
verci conservirend für die Erhaltung des Hausfleißes auch in der städti-
schen Bevölkerung gewirkt haben.
Für das oben dargelegte Verhältniss zwischen orientalischer und
occidentalischer Kunst und Industrie sind wir heute glücklicherweise
sogar in der Lage, eine Art Rechenprobe anstellen zu können, und zwar
eben an der Hand der geschilderten zwei Arten von Teppichen. Es wurde
schon erwähnt, dass auch in gewissen Gegenden Europa's bis in unser
Jahrhundert herein Teppiche in der Technik der orientalischen erzeugt
worden sind. So haben wir gewirkte Teppiche in der Art der Kilim
kennen gelernt, die von Serben in Syrmien erzeugt wurden. Teppich-
wirkereien in dieser Art begegnen wir nicht bloß bei Serben und Bul-
garen, also bei südslavischen Stämmen, sondern auch bei den Ruthenen
in der Bukowina. Wegen ihrer Verwandtschaft mit den Kilim oder Cilim
hat man die gewirkten Teppiche der Slaven in Südosteuropa auf eine
Verpßanzung der Wirkereitechnik aus dem Orient in Folge der türkischen
und tatarischen Eroberungen zurückführen wollen. Dass dem aber nicht
so ist, sondern die Teppichwirkerei in Südosteuropa schon vor dem Ein-
dringen der Türken verbreitet gewesen sein muss, ergibt sich schon aus
einer Vergleichung der beiderseitigen Ornamentik, die sich nur in jenen
freilich sehr wesentlichen Punkten berührt, wo das Ornament durch die
Eigenthümlichkeit der gemeinsamen Technik bedingt ist. Vollends un-
möglich erscheint aber die Erklärung durch unmittelbare Einführung aus
dem Orient auf der skandinavischen Halbinsel, wo die Teppichwirkerei
ebenfalls bis hart an die Schwelle unserer Zeit ausgedehnte Pflege ge-
funden hat. Aber nicht nur die Wirkerei, auch die Knüpftechnik treffen
wir in Schweden wie auch in Norwegen. Die Art der Einknüpfung weist
zwar gegenüber der orientalischen einige kleine Abweichungen auf, aber
das Wesentliche ist überall gemeinsam Einknüpfung von kurzen Woll-
büscheln in je zwei benachbarte Kettfäden mittels der menschlichen Hand.
Dieser primitiven technischen Herstellungsweise durch bloße Handarbeit
entspricht nun in den Ländern ihres Ursprungs auch das primitive Betriebs-
system des Hausfieißes, mittels dessen alle diese südslavischen und skan-
dinavischen Teppiche hergestellt worden sind.
240
Fragen wir nach den Ursachen, warurn sich gerade in den südslavi-
schen Ländern und in Skandinavien die genannten primitiven textilen
Techniken bis auf unser Jahrhundert lebendig erhalten konnten, so werden
wir bei Betrachtung dieser Länder unschwer gleiche Züge erkennen, die
dieselben mit dern Orient gemein haben. Namentlich die Südslavenländer
fallen in wirthschaftlicher Beziehung noch vielfach in die Sphäre des
Orients, und dieser Umstand trägt gewiss Vieles bei zur Erklärung der
Thatsache, dass der Islam seine Herrschaft über die genannten Länder so
lange behaupten konnte, dieselbe aber über diese Länder hinaus nicht
mehr dauernd vorzuschiehen vermochte. Die südslavischen Länder zeichnen
sich in gleicher Weise wie die meisten Landschaften des Orients aus durch
Mangel an großen Städten, an Handel und Industrie, ferners durch
UeberHuss der Bodenproducte, die nur schwer einen Export finden, durch
Knappheit der umlaufenden Geldmittel und geringe Dichte der Bevölke-
rung. Für Skandinavien haben zwar die genannten Umstände nur be-
schränkte Giltigkeit, erscheinen aber daselbst in der bestimmendsten
Weise vermehrt durch die eigenthümlichen klimatischen Verhältnisse, die
während eines großen Theiles des Jahres die landwirthschaftlichen Ver-
richtungen auf ein Minimum beschränken, und fdaher zur Uebung des
Hausfleißes unmittelbar herausfordern mussten, bis endlich in der neuesten
Zeit parallel mit der allgemeinen Umwälzung sämmtlicher Handels- und
Verkehrsverhältnisse auch die Bedingungen für die Aufrichtung einer In-
dustrie in Schweden und Norwegen geschaffen wurden.
Hat sich nun die Analogie in den wirthschaftlichen Verhältnissen
zwischen den Südslavenländern und dem Orient für die Vergangenheit
durchführen lassen, so wird es gestattet sein, dieselbe auch auf die Zu-
kunft anzuwenden. Für die Liebhaber echter orientalischer Teppiche
dürfte ein solcher Zukunftsausblick allerdings nichts Erfreuliches bieten.
Denn überall in Europa, wo sich die Teppichknüpferei und Wirkerei im
Wege des Hauslleißes noch bis vor wenigen Jahrzehnten lebendig erhalten
hatte, ist sie gegenwärtig nahezu vollkommen ausgestorben. Die künst-
lichen Wiederbelebungsversuche, die man diesbezüglich im Norden wie
im Süden angestellt hat, entbehren so lange einer gedeihlichen Grund-
lage, bis man nicht dazu gelangt ist, durch Einführung mechanischer Be-
triebsmittel in dieser Teppichproduction eine Abkürzung der Arbeitszeit
herbeizuführen. lst dies mit Rücksicht auf die bisherigen vergeblichen
Versuche in dieser Richtung überhaupt zweifelhaft, so frägt es sich auch
erst, ob nicht mit dem Aufgeben der bloßen Handarbeit auch die eigen-
thümlichen Reize jener Teppiche verschwinden werden?
Haben sich nun die dem Orient nächstverwandten südosteuropäischen
Länder dem westeuropäischen Betriebssysteme erschlossen, und den alten
Hausfleiß aufgeben müssen so droht dasselbe auch dem Orient selbst.
Es wurde ja schon vorhin erwähnt, dass der in der orientalischen Teppich-
erzeugung eingerissene Zersetzungsprocess in Folge des europäischen Ein-
ji
flusses von Jahr zu Jahr zunimmt, und Hand in Hand damit geht die
Auflösung der mohammedanischen Staats- und Gesellschaftsformen. Die
einzige Möglichkeit, um die Reize der uralten orientalischen Teppich-
fabrication wenigstens in Muster und Farbe einer ferneren Zukunft zu er-
halten, dürfte in einer verständigen Uebertragung derselben in die moderne
europäische Teppichweberei liegen. Das Gelingen einer solchen Ueber-
tragung erscheint beute allerdings noch keineswegs verbürgt; aber dass
die Bestrebungen in dieser Richtung nicht ganz aussichtslos sind, hat ja
die letzte Schulausstellung der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums
bewiesen, wo einige aus dem Storclfschen Atelier hervorgegangene und
durch die Firma Haas Söhne ausgeführte, höchst beachtenswerthe Ver-
suche dieser Art zu sehen waren. Die Liebhaber orientalischer Teppich-
pracht mögen daher immerhin hoffen", dass die eben gedachten Bestre-
bungen einen befriedigenden Abschluss gefunden haben werden in dem
Augenblicke, da man dem letzten innerasiatischen Nomaden den letzten
aufrechten Teppich-Handwebstuhl in's Grab legen wird.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Se. Majestät der Kaiser haben Montag den 27. v. M. Nach-
mittags um Uhr die Ausstellung des Clubs der Wiener Bildhauer-
meister im Oesterr. Museum und unmittelbar hierauf auch die Ausstellung
der Perlmutterdrechsler in den Räumen des Museums zu besichtigen geruht.
Personalnaohneht. Se. k. und k. Apostol. Majestät haben mit
Allerh. Entschließung vom 27. Sept. d. J. allergnädigst zu gestatten
geruht, dass der Director des k. k. Oesterr. Museums, Hofrath Jacob
R. v. Falke, das Commandeurkreuz des königl. rumänischen Ordens
wStern von Rumänien-x annehmen und tragen dürfe.
GGSOhBDk 8.11 418.8 Museum. Se. königl. Hoheit Ernst August
Herzog von Cumberland, Herzog zu Braunschweig u. Lüne-
burg, hat der Bibliothek des Oesterr. Museums ein Exemplar des auf
seinen Auftrag hin erschienenen Werkes wDer Reliquienschatz des Hauses
Braunschweig-Lüneburg, beschrieben von Prof. Dr. W. A. Neumannn,
O. Cist., mit 14.4 Holzschnitten von F. W. Bader, Wien, A. Hölder 189m,
zum Geschenke gemacht.
Perlmuttßr-Ausstellung. Die von Seite der Perlmutterdrechsler
im Saal VII des Oesterr. Museums arrangirte Ausstellung von Perlmutter-
arbeiten wurde Sonntag den lg. October eröffnet.
Freitag den 24. October beehrte Se. Excellenz der Herr Minister
Dr. Freiherr v. Gautsch diese Ausstellung sowohl wie die des Clubs der
Wiener Bildhauermeister mit einem Besuche.
Dienstag den 28. October besichtigte Se. Excel. der Herr Minister-
Präsident Graf Taaffe die Ausstellung.
Um die Perlmutterindustrie auf neuen Wegen zu erweitern,
und zugleich auf eine höhere Stufe zu erheben, lässt die Direction des
Oesterr. Museums gegenwärtig nach den Entwürfen und unter Leitung
von Hofrath Storck Zeichnungen zu verschiedenen Arten von Schmuck-
Jahrg. 1390. 18
gegenständen aus Perlmutter anfertigen. Die Zeichnungen werden alsdann
im Atelier von G. A. Scheid auf Kosten des Hoftitel -Taxfonds aus-
geführt und zur Ausstellung gebracht werden.
Die Sammlungen des Museums haben im Laufe des letzten
Sommers mannigfache Bereicherung erfahren.
Von Arbeiten der Goldschmiedekunst nennen wir Ein jergoldetes
Salzfass mit getriebenem Blatt- und Fruchtornament auf drei Füßchen
mit Hermen und Löwenköpfchen, Marke Augsburg und HL verbunden
Rosenberg Nr. 147, 16. Jahrh.; Deckelkrug, vergoldet, mit Treib-
arbeit, Thiere in Oval, architektonische Staffage, Blumenvase, Masken
u. dgl., die Marken verputzt, 16. Jahrh.; Hälfte eines Doppelbechers,
vergoldet, mit getriebenen Büsten unter Baldachinen, Riemen- und Pflanzen-
werlt, Marke Graz und HL verschränkt, vielleicht nach gütiger Mit-
theilung des Herrn Reg-Rathes Wastler Hans Lenz, 17. Jahrh.;
Deckelpocal, vergoldet, mit getriebenen Cherubköpfchen, Früchten und
Ornamenten, Marke Augsburg und AR verbunden Abraham RiedererP,
um 1700; runde Schüssel mit getriebenen Trauben, Granatäpfeln,
Feigen, Vögeln etc., 18. Jahrh.; birnförmige Kaffeekanne, Weißsilber
mit Ebenholzhenkel, mit gravirtem Ornament und aufgelegten Rund-
stücken mit Büsten, Marke Augsburg und IPS Job. Ph. Schuch 1745,
vgl. Rosenberg Nr. 73 u. 339; Messer und Gabel, Weißsilber, auf
den Heften die Gestalten Fides, Spes, Temperantia, Fortitudo in Nischen
von Pßanzenwerk umgeben in der Art des Crispijn de Passe; Messer
und eine Gabel, die vergoldeten Hefte in geflügelte Hermen endigend,
17. Jahrn; Apostellöiel mit St. Bartholornäus, Marke HFB ver-
bunden Herr F. Benedikt in Hermannstadt, 17. Jahrh. Ende? vgl. Rosen-
berg Nr. 2372; Apostellöffel mit Bartholomäus, vergoldet, zwei ver-
putzte Marken, 17. Jahrh.; 13 japanische Messerhefte, gravirt, tau-
schirt, mit Reliefs, Vergoldung und Versilberung; Kandydolch, in
Eisen- und Eisenholz geschnitten und theilweise mit Silber belegt, singha-
lesisch; Aracanussschnelide, gravirtes Messing, singhalesisch; Helm,
Schild, Streitaxt, Sulfagos, Armkachel, Eisen tauschirt, persisch;- 4per-
sische Schalen, Stahl mit Goldtauschirung; Rahmen mit in Silber ge-
triebenen Blüthen und Blättern, 18. Jahrh.; Standuhr, Goldbronze, mit
Ecksäulchen und Gravirungen, um 1600; silberner Einband mit ver-
schlungenem Ast- und Blattwerk zu Arnd's Paradiesgärtlein 1710.
In galvanoplastischen Abformungen Krummstabbügel, Kupfer ver-
goldet und emaillirt, romanisch Original im Louvre; Jagdhorn mit
Linien- und Laubverschlingungen, 16. Jahrh. Orig. ebend.; Helle-
barde, Eisen versilbert, mit Heinrich lV., einem Triumphator, Laubwerk,
Masken etc. Orig. ebend..
Schmucksachen Gürtel aus rechteckigen vergoldeten, durch weiß-
silberne Ketten verbundenen Gliedern, aus Krain; Gürtel aus massiven,
durchbrochenen und Kettengliedern, vergoldet mit Steinen, Perlen und
Email, siebenbürgisch. 18. Jahrh.; silbernes Patriarchenkreuz mit Gra-
virungen, wahrscheinlich südslavisch; ein Paar Ohrgehänge mit ge-
triebenen birnförmigen Anhängseln, vergoldet, Marke Rom; Medaille
auf die Zusammenkunft der Könige von Dänemark, Preußen und Polen
1709 in Filigran mit Granaten gefasst; Fingerring mit Muschelorna-
ment und Edelsteinen, 18. Jahrh.
Die keramische Abtheilung wurde durch Erzeugnisse verschiedener
Fabriken vermehrt, die bisher nicht oder ungenügend vertreten waren.
Vor Allem ist eine Majolicaschüssel von Urbino vermuthlich Alfonso
Patanazzi mit der Darstellung des Wasser aus dem Felsen schlagenden
Moses zu erwähnen; ferner ein Henkelkrug aus Damaskus, 17. Jahrhs.
Ende, Porzellangegenstände aus Meißen, Höchst, Fulda beide Marken,
Kassel, Regensburg, Zürich; Fayencen aus Hannoverisch-Münden, Groß-
Alme rode, Faience revolutionnaire, moderne Flasche von Ceylon.
Glasarbeiten Blaue Vase in barocker Bronzefassung; Deckelpocal
aus Lauenstein in Hannover, 18. Jahrhs. Ende; siebenbürgische Gläser;
Arbeiten von Galle in Nancy; Weinglas mit Diamantgravirung
von B. lscovits.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Oclober von 11832, die Bibliothek von 1812 und die Vorlesungen von 363 Per-
sonen besucht.
Neu ausgestellt. Vorlesesaal Blumen- und Pßanzenstudien in Aquarell von
Richard Fallenbock, Assistenten an fder Kunstgewerbeschule, gegenwärtig in Paris.
Saal IX und Vorlesesaal Eine Sammlung architektonischer, decorativer und kunstgewerb-
licher Studien und Copien aus italienischen Palästen und Sammlungen, aus der kunst-
lerischen Hinterlassenschalt des Architekten Paul Lange. Saal Vl Eine Collection
älterer Schmuckgegenstinde, Privatbesitz.
Gypsabg-üese des Museums. Im Verlage des Oesterr. Museums
ist soeben ein neues Verzeichniss der daselbst käuflichen Gypsabgüsse
erschienen. Dasselbe umfasst nunmehr 1044 Nummern.
Programm der Donnerstags-Vorlesungen im k. k. Oesterr.
Museum im Winter 1890191.
1890. October 23. Hofrath Director v. Falke Die moderne Reform im
30. Kunstgewerbe und ihre Resultate.
Novbr. 6. Hofrath W. Exne Die österreich. Hausindustrie
vom technischen und wissenschaftlichen Standpunkt.
13. Sectionsrath Prof. Dr. He rich in Budapest Die
ungarische Hausindustrie.
7.0. Custosadj. Dr. A. Riegl Die sarazenische Kunst.
27. Custos Dr. H. Zimmermann Kaiser Rudolf ll.
und die Prager Kunstkammer.
Decbr. 4. Archit. Prof. v. Feldegg Die Stellung des Kunst-
gewerbes zum Fabriksberriebe.
.1 11. Prof. Dr. W. Neuma nn Glasmosaik als Wand-
decoration.
18. Prof. Dr. F. Linke Sevres u. das moderne Porzellan.
1891. Januar 8. ProfkDr. Jos. Bayer Bauwerk, Stadtbild und Land-
scha t.
v. 15. Secretär Dr. E. Leischin Ueber den höchsten
kunstmäßigen Stil.
.1 22. Prof. F. Lentner in Innsbruck Die Werke der Kunst
und Kunstindustrie als Obiecte des Pressrechtes und
der pressgerichtlichen Judicatur seit einem Menschen-
alter.
.. 29, Custos J. Folnesics Einfluss der Naturliebe auf
die Decorationskunst der italienischen Renaissance.
Februar 5. Director Dr. A. llg Die Geschichte des Baues der
12. kais. Wiener Hofburg seit Fischer von Erlach.
19. Custos Dr. Th. Frimmel Das Sehen in der Kunst-
Wissenschaft.
26. Hofrath Director v. Falke Die Costümausstellung
im Oesterr. Museum.
18'
241i
März
5. Custosadj. Dr. K. Masner Die Grabsculptur der
Gegenwart.
I2. Dr. A. v. Dorn Der Export der österreichischen
Kunstindustrie.
Litteratur-Bericht.
Die Reiterstatuette Karl's des Großen aus der Kathedrale zu Metz von
Dr. Georg Wolfram. Mitz Taf. Straßburg, Trübner, 1890. 8". 26 S.
M. 2.
Der Verfasser hat unter demhandschriftlichen Capitelbeschlüssen der Metzer Ka-
thedrale eine Notiz gefunden, derzufolge im Jahre 1507 von einem Metzer Goldschmiede
eine Statuette Karl's des Großen für das Metzer Domcapitel angefertigt worden ist. Es
wird nun in lebendiger und klarer Weise der Nachweis geführt, es ware diese Statuette
keine andere, als die bisher von allen französischen und dem weitaus größten Theile
der deutschen Kunstschriftsteller als karolingische Arbeit angesehene Reiterstatuette im
Musee Carnavalet zu Paris. lst dies richtig und man wird durch Wolframs Ausfüh-
rungen in der That so weit überzeugt, als man in solchen Dingen überhaupt ohne
autoptiache Kenntniss eines Kunstwerkes sich überzeugen lassen darf so Ware damit
sehr zur rechten Zeit wieder einmal der Beweis geliefert, zu welch' trügerischen Re-
sultaten die bloße stilistische Betrachtung eines Kunstwerltes führen kann, wenn ihr
nicht stellenweise die papieren Forschung pfadweisend zur Seite geht. Rgl.
Le Ceramiche Majoliche Faentine dalla loro origine ino al principio
del sec. XVI. Appunti storici del Prof. Federigo Argnani, Faenza,
Montanari. Hoch- o. XII, 83 S. u. 20 Taf. H. 1z'9o.
Dieses Werk ist bestimmt, die Ansprüche Faenza's auf den Ruhm, zuerst Majoliken
gemacht zu haben, gegen verschiedene AngriEe zu vertheidigen. Es wendet sich zunachst
gegen Jacquemart, der die im Pflaster der Cappella di S. Sebastiano zu S. Petronio in
Bologna vorkommenden Namen von Faentinern nicht auf die Verfertiger der Fliesen,
sondern auf Donatoren bezogen wissen will. lm Anschluss an eine Untersuchung von
Luigi Frati wird nachgewiesen, dass die ganze Capelle einschließlich des Pilasters u. s. w.
aus der Stiftung eines Canonicus Vaselli hergestellt worden ist, so dass kein Grund vor-
liegt, die Ausführung der Fliesen in der Werkstatt der Bettini zu Faenza anzuzweifeln.
Dann gibt der Verfasser einen Uaberblick über die alteste Geschichte der Keramik von
Faenza. Gefäße und Bruchstücke, die beim Bauen ausgegraben worden sind, und die der
Verfasser selbst für seine Publication aufgenommen bat, sprechen für das hohe Alter
der dortigen lndustrie mit der Specialitht der Sgrafiiati die Zeichnung in die Anguss-
farbe eingravirt und für den zweiten Brand mit Eisengelb und Kupfergrün colorirt.
Krüge vom Ende des I4. Jahrhs. sind mit Wappenthieren, Monogrammen u. dgl. in
Manganbraun bemalt. Wenig spater setzt der Verf. Krüge und Schüsseln an, die außen
und innen dünne Zinnglasur und häufig blauen Decor haben. Für seine Beweisführung
ist das mehrfache Vorkommen des Wappens der Manfredi von Faenza von XVichtigkeit;
er nimmt aber auch einfache Anfangsbuchstaben für Patrizierfamilien in Anspruch. Dass
Faenza von der Neuerung des Metalllüsters anfangs kaum berührt worden ist, kleidet er
in die Worte, der Ort sei -seinem strengen und unter künstlerischem Gesichtspunkte
classischeren und mehr nationalen Stile treu gebliebenu. Endlich tritt die Schrift den
Beweis an, dass die Maiolikenfabrik zu Caifagiolo nur in der Einbildung der Schrift-
steller existire, die derselben zugeschriebenen Arbeiten vielmehr in Faenza und zwar in
Cnsa Fagioli entstanden seien. Argnani bezieht sich hierbei theils auf eine Schrift von
Malagola iLn fabbricadelle maioliche della famiglia Corona in Faenzac, wo ein Guido
Faxolus als Mitglied der Hafnerzunft von Faensa 1530 und 154.0 nachgewiesen ist. theils
führt er neue Argumente in's Feld. Bei dem Neubau der Stufen vor dem Dorn zu Faenza
ist eine Menge von Scherben gefunden worden, die verschiedenfarbige Malerei auf blauem
Grunde und dieselbe Musterung zeigen, wie die Majoliken von Cajagialo. Die Ueber-
einstimmung ist nach den beigefügten Abbildungen in der That schlagend. Und da auch
die Marke des durchstrichenen auf solchen Scherben vorkommt und in alteren Büchern
über Toscana nichts von der Maiolikafabrication zu Calfagiolo berichtet ist, wird dieser
Name wohl zu streichen sein. Die Tafeln enthalten die sorgfältig colorirten Abbildungen
einer großen Zahl von Gefäßen, die der Verfasser Faenza zugesprochen wissen will, und
alle in den Handbüchern angeführten oder von ihm gefundenen Merken. B.
Catalogo della Armeria Reale, compilato dal Maggiore Angelo elu cci
per carico del Ministern della Casa Reale. Torino, Tipographia Editrice
G. Candeletti, 1890. L.
Angclo Angelucci nimmt eine hochgeachtete, aber für den heutigen Stand der
wissenschaftlicher. Litteratur Italiens eigenartige Stellung ein. Er ist als Artillerie-Officier
Historiker im WalTenwesen vom Fach, wenn nicht der einzige, doch der hervorragendste
in Italien, aber er hat sich darin nicht die engen Grenzen gesteckt, welche die Ent-
wickelung der Formen und der Technik benothigen; er hatte gleich am Beginne seiner
Thatigkeit Angesichts der innigen Wechselbeziehung zwischen Kunst und Leben sein
Augenmerk auf erstere geworfen und war damit unversehens vom trockenen Specialisten
im Watfenfache ein Kunsthistoriker geworden, der weit über sein Fachgebiet hinaus-
blickt. Er schreibt mit origineller Auffassung seines Therna's ebenso sicher und gewandt
über den Stand der Prahistorik in Unteritalien oder über eine Bronzestatue des Cinque-
cento im Museo d'Antiquitia zu Turin, wie über ein altes eisernes Geschützrobr, unc
unterscheidet sich in seinen zahlreichen Schriften ungemein vortheilhaft von der Masse
seiner Collegen in der Kunstforschung, dass er es vermeidet mit langst abgethanen ge-
lehrten Phrasen und Citaten zu prunken, sondern mit allem Ernst und Verständniss in
seinen Gegenstand eingeht und hiebei nicht allein die altere und neue Litteratur, sondern
auch bisher ungehobene Schätze aus den Archiven seinen Untersuchungen zu Grunde
legt. Dabei ist Angelucci ferne von allem nationalen Chauvinismus, er steht in Verbindung
mit den besten Autoren des Faches im Auslande und kennt die fremdlandische
Litteratur fast so gut als seine nationale, was man von seinen Collegen im Fache be-
kanntlich nicht immer sagen kann.
Wenn also irgend ein Schriftsteller in Italien. so hatte Angelucci das erste An-
recht dazu, die Bearbeitung des wissenschaftlichen Kataloges der neu geordneten Armeria
Reale zu Turin zu übernehmen, welchen das Ministerium des königlichen Hauses heraus-
zugeben beschlossen hatte und Angelucci hat, indem er sich dieser ernsten und
schwierigen Aufgabe unterzog, den Erwartungen mehr als einfach entsprochen; er hat
sie weit übertroffen und damit ein kunstwissenschaftliches Werk geboten, wie ein
ähnliches auf dem Gebiete des tnusealen Waifenwesens in der neuen Litteratur nicht
vorhanden ist.
Ein Schriftsteller gewöhnlichen Schlages hätte sich einfach auf die Beschreibung
der Objecte beschrankt undhätte geglaubt schon ein Uebriges gethan zu haben, wenn
er deren Alter, Herkunft, soweit letztere bekannt war, endlich die über den einen oder
den anderen Gegenstand vorhandene Litteratur noch beifügte. Angelucci hat sich seine
Arbeit weit sauerer werden lassen. Kein Sammlungsgegenstand ist ihm zu gering, um ihn
nicht einer eingehenden Untersuchung nach jeder Richtung hin werth zu halten, und er
schreckt vor der Mühe nicht zurück, einer unscheinbaren Marke halber die langwierigsten
Archivstudien zu beginnen. Schreiber dieses, dem eine Anzahl von Aushangebogen des
Werkes vor Augen kamen, konnte sich überzeugen, mit welchem Fleiß und welcher
Gewissenhaftigkeit, aber auch mit welchem scharfen Verstandniss der Detailgeschichte
der Verfasser vorwärts schritt. In dem Werke ist das ganze Rüstzeug des Archäologen
und Kunstforschers aufgewendet worden.
Die Armeria Reale ist erst kürzlich, und zwar in den bisher benutzten pracht-
vollen Räumen neu aufgestellt und katalogisirt worden. Eine Kritik dieser Reforrnarbeit,
welche unter der Leitung des Directors, des verdienten General-Lieutenants Conte Rafaele
Cadorna durchgeführt wurde, steht außerhalb unserer Aufgabe. Anerkennend gedenken
wir, dass die Chronologie wenigstens im Großen und Ganzen dem Werke zu Grunde
gelegt wurde und dass das Bestreben, das Schönste und Werthvollste dem Auge nahe-
zurücken, sehr angenehm sich bemerkbar macht.
Angelucci war somit an die vorliegende Reihung und Katalogisirung gebunden, er
ist nur für die Bearbeitung jeder Einzelheit an sich verantwortlich, und da genügt die
kleinste Probe um uns davon zu überzeugen, mit welcher Meisterschaft der Autor seinen
Stoß beherrscht. Wir mochten sagen, dass der Werth des umfangreichen Werkes weniger
im Texte als in den zahlreichen Anmerkungen ruht, deren jede für sich einen ab-
geschlossenen Forschungsabschnitt darstellt.
Schon die an Zahl der Gegenstände kaum etwas über ioo zahlende Ab-
theilung Vorgeschichte und antike Periode, gibt dem Autor Gelegenheit zu eingehenden
archaologischen Untersuchungen, die er auf der alten wie neuen Litteratur aufbaut. Be-
merkenswerth erscheint die Unbefangenheit, mit welcher der Verfasser das bekannte aus
Zinn gefertigte Zeichen, angeblich der VIII. Legion 88, als Falsum crklart und wie
er die ganze Falschungsgeschichte, ohne Namen zu verschweigen, klar aufdeckt. Eines
der werthvollsten Gegenstände der Armeria, der Xistus oder Widder aus Bronze 89,
veranlasst den Autor zu ebenso geistreichen als interessanten erklärenden Bemerkungen.
Wichtigen Aufschluss gibt über den Gegenstand des Jesuiten Zaccaria Werk vI-Ixcursus
literaii per Italiamt. Venezia t754. Er wurde 1597 im Grunde des Hafens von Genua
gefunden.
In der II. Abtheilung Mittelalter und Renaissance, welche den größten Theil des
33 Druckbogen starken Werkes in Anspruch nimmt, kennen wir uns begreiflicher Weise
nicht in Einzelheiten ergehen, es muss uns genügen, das Bemerkenswertheste herauszu-
greifen, urn daraus ersehen zu lassen, wie weit das vorliegende die Werke ähnlicher
Tendenz hinter sich lasst.
Schon das erste Obiect, der Prachtharnisch des Cardinals Ascanio Maria Sforza
gibt dem Autor Gelegenheit zu einer vollständigen abgeschlossenen Untersuchung der
Zuschreibung aus den gesammelten Wappen und Sinnbildern dieser Persönlichkeit.
Wenn auch durch die beigebrachten interessanten Urkundentexte ein vollkommener
Beweis nicht erbracht ist, so ist es doch sehr nahe gelegen, den schönen geatzten Reiter-
harnisch des Herzogs Emanuel Philipp als ein Werk des Giovanni Paolo Negroli zu halten.
Dieser Kunstarbeiter tritt hier ganz neu auf die Oberßache. Der Verfasser bringt an anderer
Stelle einen kleinen Stammbaum der Negroli, welchen ihm Schreiber dieses seinerzeit
vermittelte. Derselbe enthält aber gerade die berühmtesten Meister Filippo, Giacomo und
Francesco dieser Familie nicht. Aus der an sich ungemein fleißigen Arbeit ist zu er-
sehen, dass Angelucci damals nur eine Vorstudie aber die Negroli von unserer Hand
Repertorium für Kunstwissenschaft, VIII, keineswegs aber die weit eingehendere Ab-
handlung über selbe im Jahrbuche der kunsthistorischen Sammlungen des kaiserlichen
Hauses, Bd. IX" vor Augen gehabt hat. Aus dieser ist zu entnehmen, dass es sich in dem
oberwahnten Stammbaum nur um einen Zweig dieser ausgebreiteten Waffenschmied-
familie handelt, die aus Ello bei Lecco stammt und eigentlich der alten Familie der
Missaglia angehdrt. Das Studium dieser Meister ist übrigens lange nicht abgeschlossen.
Bei Betrachtung eines Harnisches, der bisher immer als einem Gliede der Familie
Rote aus Bergamo angehorig angegeben wurde, tritt der Verfasser der Angabe naher. Man
versicherte, ein Rota sei in diesen Harnisch gekleidet, von Murone gemalt, in der Galerie
Tosio in Brescia zu sehen, Angelucci reist dahin und findet auch nicht eine Spur
von Aehnlichlfeit mit dem Harnische der Armeria und kommt zu dem Urtheile, er
könne Giovanni B. Rota angehört haben, aber nur, weil die Formen seiner Zeit ent-
rechen.
Einen anderen Turnierharnisch schreibt der Autor aus guten Gründen Rocco
Guerrini, dem berühmten Ingenieur t5z5-1596, zu. Wir erwahnen dieses nur, weil die
dabei gegebenen biographischen Daten norddeutsche Kunsthistorilter interessiren durften,
da dieser Baumeister bemerkenswerthe Kriegsbauten in Preußen, wie Spandau, Küstrin etc.,
ausgeführt hatte.
Weniger können wir uns mit der Zuschreibung eines Harnisches an Sigmund
Seiberstörfer einverstanden erklären. Der Autor hat sich da ersichtlich irreftlhren lassen.
Der Blasen eines Wappens mit vier Schragebalken kommt in Deutschland und Italien
so häufig vor, dass es ohne sprechende Beizeichen gewagt ist, aus selbem auf eine be-
stimmte Persönlichkeit zu schließen. Wir erinnern uns augenblicklich nicht an die Details
der figuralen Aetzungen, mochten aber doch bei dem Umstande, als das bezeichnete
Wappen von den Contarini geführt wird und unter den Ornamenten der Doppeladler und
Sanct Paulus erscheinen, auf den Cardinal Gasparo Contarlni und seine Beziehungen zu
Karl V. und zu Paul III. hindeuten.
Auf Seite loo spricht der Verfasser von einem Harnische eines riesigen Trabanten
gigante im Gefolge des Kaisers Maximilian I. in der Sammlung des Belvederes zu
Wien. Damit kann nur jener des Tridentiners Hans Bonn gemeint sein, der jedoch in
Diensten des Erzherzogs Ferdinand von Tirol gestanden ist. Unanfechtbar sind die Beweise
für die Zuschreibungen an einen Harnisch des D. Diego Gusman 1., Marchese di Leganes,
zu deren Erbringen eine Autorität ersten Ranges, der Director der Armeria Real zu
Madrid, Conte Valencia de Don luan, wesentlich beigetragen hat.
Sehr interessant ist die Deutung der Marke POMPE, auf einem incotnpleten
Harnische vom Ende des 16. Jahrhunderts. Angelucci weist sie dem Hofplattner Pumpen
della Cesa Chiesa in Mailand zu, dessen auch Bertolotti in seinen unubertreiflichen
Quellenwerken wiederholt Erwähnung macht. Damit wäre auch der Meister des schönen
Harnisches AdolFs von Schwarzenberg in der kaiserlichen WaKensammlung zu Wien ge-
funden, welcher die gleiche Marke tragt. Richtig deutet der Verfasser ein Madonnenbild
auf einem Bruststucke des Prinzen Eugen von Savoyen, als jenes von MariawZell in
24'!
Steiermark. Vollständig neu sind die Urkundenauszüge bezüglich des berühmten Mai-
länder Waßenschmiedes Antonio Missaglia, sie bilden eine werthvolle Ergänzung zu
unseren erwähnten biographischen Ausführungen über die Familie.
Bei einigen Schwertklingen wird, vielleicht nur zufällig, übergangen, dass dieselben
das Zeichen des Passauer swolfs- tragen. Etliche jüngere zeigen zwar ebenfalls den
-Wolfc, sind aber Solinger Fabricat, da einzelne Werkstätten letzterer Stadt sich dieses
altberühmten Zeichens später bemachtigten. lm Großen und Ganzen jedoch muss man
in der Behandlung der Handwalfen mit aller Anerkennung hervorheben, dass der Ver-
fasser bemüht war, die Klingenzeichen in möglichster Treue im Bilde zu bringen. Da-
durch wird das Werk für den Sammler ungemein werthvoll, der nur durch sorgfältiges
Studium der Marken zu einer richtigen Schätzung des Werthes der Klingen ge-
langen kann.
Zum Schlusse möge noch eine interessante wissenschaftliche Controverse Er-
wahnung finden, in welche der Verfasser mit Yriarte gerath. Dieser sehr eifrige Schrift-
steller hatte in der Gazette archeologique, Bd. 14, p. 77, ein Essay über einen Meister
Ercole da Pesaro veroEentlicht, der eigentlich nur in einem einzigen Documeate des
Vaticans als Fertiger einer Halskette t5o6 erscheint, welches E. Müntz verotfentlichte.
Nach einer, auf einem SchwertgrilTe gefundenen lnschrift tOpus Herculisu, kommt nun
Yriarte zu der Ueberzeugung, sein Ercole habe nicht nur die GriKe, sondern auch die
oft sehr werthvollen Gravirungen auf Ochsenzungenklingen gemacht und zahlt deren
nicht weniger als 35 in den Sammlungen befindliche derlei Werke auf, die er ohne
viel Federlesens seinem Pesareser Meister zuschreibt. Und wie eine lrrung oft die
Quelle vieler anderer wird, baut er auf Grund von irrig aufgefassten Documenten
aus dem Archivio Gonzaga zu Mantua und anderen Wahrnehmungen auf den ihm will-
kürlich zugemutheten WatTen ein biographisches Phantasiegebilde auf, das an Kühnheit
nichts zu wünschen übrig lasst. Er lasst ihn an der Seite Pinturicchitfs inmitten der
Humanisten und Poeten wandeln, welche Alexander VI. verherrlichten, lasst ihn, der
noch das antike Rorn gesehen, einziehen in die aedes Bnrgiae, die der Papst von seinem
begünstigten Meister im großartigen Stile ausstatten ließ, lasst ihn Pisa erblicken, als
noch der Dom dem schiefen Thurme eine Stütze bot, begleitet ihn nach Mantua zu den
Gonzaga, nach Ferrara zu den Este, wo überall er arbeitet u. s. w. All' derlei Ueber-
schwenglichkeiten hätten unseren Autor kühl gelassen, wenn Yriarte nicht an einer Stelle
seines Essay's bemerkt hatte aLH celebre Armerie de Turin trois lames courtes du
maitre Ercole da Pesaro dont une ornee de nielles aux armes d'Alphons, duc de Ferrare
le mari de Lucrece Borgia -c. wlch binu, sagt Angelucci, nfßrmlich aus den Wolken über
diesen Satz gefallen, der drei Behauptungen enthalt, von welchen eine unrichtiger ist,
als die anderen 110 scrivo con documenti nelle maniu, ruft Angelucci und legt es klar
vor Augen, dass der übrigens in Pesaro unbekannte und überhaupt ganz unbedeutende
Ercole an allen den bezeichneten Orten zugleich geweilt haben müsste, um Yriarte's
Angaben zu entsprechen. Dieser Ercole da Ferrara ist, wie der Verfasser urkundlich
nachweist, der Goldschmied Salomone da Sesso, ein Jude, geboren um 1465, der t4gt
mit seiner Familie das Cbristenthum und, wie es damals üblich war, den Namen
seines Taufpathen annahm, der Taufpathe aber war Herzog Ercole l. von Este. lm
ilVeiterea constatirt der Verfasser, dass Ercole da Sesso überhaupt im Watfenfache nicht
thatig gewesen ist und somit auch nicht die 35 Ochsenzungen, deren Mache verschiedene
l-lande erkennen lassen, gefertigt haben konnte. vE questo Fta auggel ch'ogni uomo
sgannic, schließt Angelucci seinen Gegenbeweis mit einem Citate aus Dante. Der Abschnitt
ist ergützlich nachzulesen, er hatte aber, wie auch der Autor fühlt, in der nGazette ar-
cheologiquet eine entsprechendere Stelle linden können, als in einem Catalogue raisonne,
der einen ganz anderen Leserkreis besitzt.
lm Repertorium für Kunstwissenschaft Xlll,-5, beschäftigt sich C. v. F. gleichfalls
mit den famosen Entdeckungen Yriarte's und ungeachtet der Autor Angelucci's Catalogo
ersichtlich nicht gelesen hat, hegt auch er einigen Zweifel über die Stichhaltigkeit der-
selben. Die Notiz ist ganz interessant, überrascht den Kunsttechniker aber mit der
Entdeckung eines ngoldeiagelegten Nielltfsa.
Angelucci's Werk bringt überall eine richtige fachgemaße Erklärung und eine
annehmbare Terminologie, die meist auf Urkunden beruht. Sehr lobend müssen wir der
vorzüglich gearbeiteten Register gedenken, welche den Gebrauch des umfangreichen
Werkes ungemein erleichtern. Die Illustrationen, Holzschnitte, genügen im Ganzen,
wenn sie auch zuweilen hart gerathen sind. Nicht entsprechend dem Werthe des Buches
müssen wir die Leistungen der Tipograha Editrice erklaren. Der Text wimmelt, und
selbst im Italienischen, von Druckfehlern, die bei einer intelligenten Leitung hatten
leicht vermieden werden können. Wenn ein Unternehmen Anspruch auf Geltung macht,
so muss es mit mehr Erfolg den besten Leistungen des Auslandes nachstreben. Wir
besitzen in Oesterreich und Deutschland Druckereien privater Firmen, die Aufträge in
248
allen Sprachen und Sprachzeichen des Occidents und Orients tadellos durchführen.
Aehnlichen Leistungen wünschten wir auch in ltalien zu begegnen.
Wendelin Boeheim.
-Die Kunstindustrie in Steiermark und ihre allmälige Entwickelung
daselhst in der Vergangenheit bis zur Gegenwart hat Professur Karl Lacher in Graz
zum Gegenstande einer ausführlichen übersichtlichen Abhandlung genommen, welche als
Sonderabdruck aus den -Culturbildem aus Steiermark Verlag nLeykama, Graz 1890, 8".
soeben erschienen ist.
xWahrheit und Dichtung im Kestner-Museum in Hannover betitelt
sich eine kürzlich erschienene kleine Schrift von Gustav Schbnermark Hannover-
Linden, Verlag von Karl Manz, in welcher der Verfasser einige irrthümliche Bezeich-
nungen an mittelalterlichen Kunstgegenstanden in dem genannten. im Jahre 1889 erolfneten
Museum bespricht. Ueber das vorwiegend locale Interesse dieser Besprechung hinaus
geht eine dem Schriftchen vorangestellte kurze Erörterung über die Anordnung der Ge-
genstände in Museen.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
Vom 15. September bis 15. October 1890.
1. Technik u. Allgemeines. Aesthetik.
Kunstgewerblichel" Unterricht.
Barbernt, E. Histoire des stylcs d'archi-
teetures dans tous les pays depuis les
temps anciens jusqu'ä nos jours. Ouvr.
orne de 928 dessins dans le texte. vol.
8'. T. XII, 378 p.; t. 2d, 380 p.
Paris, Baudry 81 Co.
Bellay, C. P. Proportions du corps hu-
maimßbrege de Pouvrage de Jean Cousin,
avec adjonclion des canons de propor-
tions employes diGerentes epoques. 8".
79 p. avec fig. et pl. ris, Delagrave.
Bötticher, G. Naturalistische oder orna-
mentale Verzierungsweise? Das Kunst-
gewerbe, 1.
Charavay,f1., et J. Guiffrey. Quittances
er pieces diverses concernant des artistes
du XVIC et XVllß siecle. Revue de l'art
franc. anc. et mod., 6.
Culturbilder aus Steiermark. LeL-S",
2.90 S. Graz, Le kam. M. 6.
Daszynska, So e. Hausüeiß und Haus-
industrie in Oesterreich. Volkswirthsch.
Wochenschn, 351.
Empire, d'Annam et le Peuple annamite.
Apergu sur la geographie, les productions,
l'industrie, les mocurs et les eoutumes de
FAnnIm. Publie sous lcs auspices de Pad-
ministration des colonies. Annote et mis
iour par J. Silvestre. Avec une carte
d'Annam hors texte. 13'. 380 p. Paris,
F. Alcan.
Falke, O. v. Der Bernstein im Kunst-
gewerbe. Zeitschr. des Bayer. Kunstgewr
Vereines Manchen, xo.
Fleischmann. Der Staat und die Kunst-
schulen. Die Gegenwart, 36.
VII,
er, F. Die Pßanze im Ornament. Das
Kunstgewerbe, 1.
Gr othe, P. Ueber den Bernstein. Zeitschr.
des Bayer. Kunstgem-Vereines München,
10.
Ggrliti, C. Die deutsche Musterzeichen-
Kunst und ihre Geschichte. Leir-S". 63 S.
Darmstadt, Verlag der Tapeten-Ztg. M. z.
Hausindustrie und Hausgewerbe. Bayer.
GeWerbe-Ztg, 17.
Havard, H. Dictionnaire de Pameuhlement
et de la decoration depuis le XlIIC siecle
jusqu'ä nos jours. T. 4. et dernier P-Z.
4". col. 81.5 p. avec grav. en noir et
en coul. Paris, Quantin. fr. 55.
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Darstellungen asiatischer Sammelgegen-
stünde. Der Sammler, XII, 13.
Krassnigg, Jch. Die Principien des
Schönen. gr. 8'. 37 S. Nikolsburg, Nafe.
M. 1.
Kunstgewerbe, Das. Halbmonatsschau, Ver-
kchrs- und Handelsblatt. Herausgeber
Ferdinand Avenarius. 1. Jahrg. Heft 1.
1. Oct. 1890. Dresden, F. Avenarius. 4".
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blatt für Innendecoration, I8.
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dhkmbroise Pure, racontäs par lui-meme.
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siens. lnlugural-Dissertation. gn-B". 51 S.
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Der
Der
Marmor- und Sandsteinarbeiten in Nord-
amerika. Der deutscheSteinbildhauer, 28.
Monumentalbrunnen, Der neue, zu Erfurt,
Der deutsche Steinbildhauer, 28.
Puhlig, C. Th. Hauscapellen und Ge-
schlechterhauser in Regensburg. Aus
nleitschr. für bild. Kunsta. h.-4" 4.6 S.
mit Taf. u. 68 eingedr. Abbild. Regens-
burg, Bauhof. M. 1'512.
Requin. Jacques Morel.
frang. anc. et mod., 6.
Rizzini, P. Placchette bassirilievi dei
civici musei di Brescia ordinate de-
scritte. Brescia, tip. F. Apollonio. 8".
p. 99. Est. dei Cnmmentari dell' ateneo
di Brescia.
Rossi, Giov. Bztt. Tabernacolo,altare sua
capsella reliquiaria in S. Stefano presso
Fiano Romano. Bullet. di archeologia
cristinna, VI, 4.
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steine und ihre Urheber. Zeitschr. des
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britannien und Irland. In 4-6 Liefergn.
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Berlin, Wasmuth. M. 25.
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Camillo Trevisan Murano. Venezia,
Ferd. Ongania edit. 4'. 61g. p. 77 con
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Steiermark. Graz, -Leykam-, 1890.
Die italienischen Baumeister in Steier-
mark im 16. u. 17. Juhrh. Culturbilder
aus Steiermark. Graz, i-Leykamu, 1890.
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malerei. Mosaik.
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Cantalamessa, Giulio. Saggi di critica
d'arte. Bologna, Nic. Zanichelli tip. edit.
16'. p. 155. 1. ll Francia; z. Gli eredi
del Francia; 3. Giulio Reni. L.
Fassaden-Malereien furdas Geschäftshaus der
Actiengeaellschaft für Mbbelfabrication zu
Berlin, R. Schulz, Leipzig, etc. etc.
Lichtdn-Taf. mit Bl. Text. Sammel-
mappe hervorrag. Concurrenz-Entwürfe.
20. Heft. Fol. Berlin, Wasmuth. M. I8.
Ginoux, Ch. Verdier, Bonnerner, Audran
et Revel, auteura de peintures pour les
plafonds du vaisseau le Soleil-Ro el. Rev.
de Part franc. anc. et mod.,
Glasgemalde- und Kunstsammlung, Die, der
Herren C. und N. Vincent in Konstanz.
Der Sammler, XII, 13.
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Nicoles Manuel Deutsch. Gaz. des benux-
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schmied-Capelle in Augsburg. Allg. Ztg.,
256, Beil.
Schneiders, Chr. Spatgothisches Glas-
gemalde in der Pfurrkirche zu Drove.
Zeitschr. für christl. Kunst, lll, 7.
Wandgemälde im Ruthhsuse zu Berlin.
Corresp.-Bla1t für den D. Malerin, 40.
Wandmalereien in kirntnischen Kirchen.
Mittheil. der k. k. Central-Comm., N. F.
XVI, 3.
Was le J. Pfnnnberg in Steiermark und
sein Freskenschmuck. Mittheil. der k. k.
Central-Comm., N. F. XVl, 3.
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malerei. Corresp.-Bl. f. d. D. Malerb., 39.
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Leder- und Buchbinder-Arbeiten.
Berge, De la. Les industries de la soie
en Frunce. Rev. deux Mondes, sept.
Brebisson. Exposition des tapisseries de
la couronne en 1755, le iour de la fete-
dieä. Revue de Part franc. anc. et mod.,
S.
Ebenhöh, Fr. Ein Seitenstück zu den
Tapeten des Trienter Domschatzes. Mit-
thplil. der k. k. Central-Comn, N. F.,
3.
Farcy. L. de. La Broderie du Xle siecle
jusqu'i1 nos jours, düipres des specimens
authentiques et les anciens inventaires.
lßfnlgasc. Fol. 52 p. et planches. Angers,
Be omme.
Revue des industries de la mode. Chapeaux,
fleurs, plumes, soieries dentelles, orne-
ments et fournitures pour la mode. Un
numero par mois. No. 1. Acht 1890. Fol.
col., p. et planches. Paris, impr.
Schiffer. Abonn. annuel Paris, 12 fr.;
deparn, 13 fr.', union pnstale, 15 fr.
Tassart, C. L. Ulndustrie de Ia teinture.
Avcc 55 fig. interc. d. la texte. 8'. 309 p.
Paris, Bailliere et fils. Bibl. des connais-
sances utiles.
Tauss, H. Die Textilindustrie Steiermarks.
Culturbilder aus Steiermark. Graz, -Ley-
kann, 1890..
Tepplchweberei, Die persische.
Museum, 38.
Die persische. Mittheil. d. Nordbbhm.
Gew.-Mus., nach Handels-Museum.
Handels-
V. Schrift. Druck. Graph. Künste.
Beiträge zum Glas-Aetzverfahren mittelst
Umdruckes. Sprechssal, 41.
Buchwaldr Die Bildnisssammlung der
Zwickauer Rathsschulbibliothek in ihrer
Beziehung zu sächsischen Persönlich-
keiten. Wissensch. Beil. der Leipz. Ztg.,
109-111.
Eder, los. Maria. Ausführl. Handbuch der
Photographie. Mit über xooo Holzschn.
u. Taf. 4., gänzl. umgearb. Auü. In
40 Liefgn. 1. Liefg. gr. 8'. 1. Bd., S.
bis 64. Halle a. d. 5., Knapp. M. 1.
Ganz- und Halbfranzband, Der französische
und englische. Oestern-ung. Buchhändler-
Corresp., 4.1.
Gheno, Ant. Di una antica carta da giuoco
incisa in legno, esistente nel eivico museo
di Bassano. Brescia, tip. Apollonio. 16'.
p. 8. Estr. dal Bibliolilo 1890, Nr. 7.
Guiffrey, l. Une estampe satirique contre
les 6Molinisles. Revue de l'ar1 frzne. 1890,
Guillemin, V. Ferdinand Gaillard, gra-
veur et peintre, originaire de la Franche-
Comte 1834-1887. Norice sur sa vie et
son oeuvre. 8'. 71 p. avec gr. Besancon,
impr. Dodivers et Co.
Ja co t. Handboek derboekdrukkunst,voor-
afgegaau van eene inleiding overdezespor-
sprang en uitvinding. Louvain, C. Peeters.
8'. XVl, 140 p.
Kunstblatter, Neue, von Johannes Sonnen-
leiter, Wilhelm Hecht und Ludwig Kühn.
Die greph. Künste, Xlll, 4.
Schmidt, A. Ein Schweizer Kartenspiel
aus dem Anfange des 16. Jahrhs. Der
Sammler, Xll, 13.
W. Zur ualtkölnischenu Kupferstich-
schule. Chronik f. vervielf. Kunst, Ill, 8.
Stiassny, R. Bartel u. Hans Seb. Beham.
Chronik für vervielf. Kunst, lll, 7.
Georg Penz. Chronik für vervielf.
Kunst, lll, 8.
Villon, A. M. Traite eomplet de photo-
peinture, comprenant la photo-aquarelle
et la photo-miniature. 8". 132 p. Paris,
Le Bailly.
Warnecke, F. Die deutschen Bücher-
zeichen ex libris von ihrem Ursprunge
bis zur Gegenwart. Mit einem Titelbilde
von E. Doepler d. .l., 21 Abbild. im Text
und 26 Taf. 8'. lV, Vll, 25; S. Berlin,
Stargardt. M. 30.
VI. Glax. Keramik.
Bierglas oder vergoldeter Zinnkrug. Blätter
für Kunstgewcrbe, XlX, 9.
Decor, Neuer keramischer, für Architekturen.
Centralbl. für Glasind. u. Keramik, 173.
Decorirung auf gebranntem Scherben. Cen-
tralblatt für Glasind. u. Keramik, 17;
n. d. nCourier du Centreu.
251
Glaswaaren, Ueber bleifreie. Centralbl. für
Glasind. u. Keramik, 17a; nach Georg
Sacher.
Le verre. Journ. manuel de peint., z.
Winter, G. Vom Meißener Porzellan,
Ueber Land u. Meer, 50.
VII. Arbeiten aus Holr. Mobilien.
Arbeiten, Die decorativen, des Tapezirers
an Holzmobeln. Fachbl. für lnnendeco-
ration, 18.
Bett, Holländisches. Fachbl. für lnnendeco-
ration, 19.
Erkeransicht eines Herrenzimmers. Fachbl.
für lnnendecoration, 19.
Guiffrey, J. Antoine Bonsenfans, ebeniste
et fabricant de cabineis 1635. Revue
de l'art franc. 1890, 6.
interessantes über Lackmöbel. Corresp.-Bl.
für den D. Malerb., 39.
lnterieurs, Die, des Herrenhauses auf der
Allgein. land- und forstwirthschaftlichen
Ausstellung zu Wienißgo. ln 4-5 Hftn.
1. Hft. gr. Fol. Bl. Lichtdr. Wien,
Schroll 81 Co. M. 5.
Kramer, J. Fantusie- u. moderne Möbel.
Praktische Vorlagen der Gegenwart für
Möbeltischler, HolzbildhauenDrechsler etc.
30 lith. Taf. Berlin, Deutsches Litteratur-
Comptoir. M. 1;.
Möbel, Billige. Das Kunstgew., 1.
Novak, Ant. Wiener Vorlagen f. moderne
Baulischlerei. Hausthore, Zimmer- und
Salonthuren, Plafonds,Wandverkleidungen,
Ladenvorbauten, Glasverschlage u. dgL,
zumeist im Barockstil. ln Serien. 1. Ser.
gr. Fol. lith. Blau. Wien, 189i, Schroll
81 Co. M. 10.
Spiegelschmuck, Duftiger. Fachbl. f. innen-
decoration, 18.
Thür, Die, und ihr Schmuck. Fachbl. für
lnnendecoraß, 18.
VIII. Eisenarbeiten. Waßen. Uhren.
Bronpzn etc.
reyfuß, V.' La Defense d'une industrie
nationale. La fabrique d'horlogerie de
Besancon. 8'. 67 p. Besancon, impr. Millot
freres et Co.
Effmann, W. Der ehemalige frühroma-
nische Kronleuchter in der Klosterkirche
zu Korvey. Zeitschrift fnr christl. Kunst,
lll,
Ehreriwerth, J. v. Steiermarks Eisen-
industrie. Culturbilder aus Steiermark.
Graz, nLeykamI, 1390.
Kick, W. Musterbuch für Schlosser. Eine
Sammlung von Entwürfen u. ausgeführten
Schablonen in natürl. Grüße. Herausgeg.
unter Mitwirkung bedeutend. Fachmänner.
t. Serie. Ausgeführt Arbeiten von C.
Schwickert in Pforzheim. ln 10 Liefrgn.
r. Liefg. Fol. Taf. Stuttgart, Nitzschke.
M. z.
Pfanhauser W. Die galvanische Metall-
plattirung und Galvanoplastik. Gründliche
Anleitung zur galvan. Vernickelung, Ver-
kupferung, Vermessingung, Versilberung,
Vergoldung etc. 3. vollständig neu bearh.
Auß. des Werkes -Das Galvanisiren von
Metallen-r. S". Xll, 341 S. mit 35 Abbild,
Wien, Spielhagen 81 Schurich. M. 6.
Wastler. s. Gruppe ll.
IX. Enzail. Goldschmiedekunst.
Neuman W. A. Der Reliquienschatz des
Hauses Braunschweig-Lüneburg. Mit 144
Holzschnitten von F. W. Bader. Wien,
A. Holder, 1891. Fol. 368 S. ü. 4;.
Sponsel, J. L. Geschichte der Hanauer
Goldschmiedekunst. Bayer.Gew.-Ztg., 18.
X. Heraldik. Sphragistik. Numix-
malik. Gemmenkunde.
Catalogue raisonne de Ia collection de de.
niers merovingiens des XVllß et XVllIe
siecles de la trouvaille de Cimiez, donnee
au cabinet des medailles de la Biblio-
theque nation. p. M. Arnold Morel-Fatio.
Rödige par le donateur et puhlie selnn
ses voeux. 8'. XVlIl, 70 p. et 11 planches.
Paris, Rollin et Feuardent.
Clericus, L. Zur Urgeschichte der heral-
dischen Raute. Zeitschrift des Bayer.
Kunstgew-Vereines, 1o.
Cumont. Monnaies franques decouvertes
dans les cimelieres francs d'Eprave. Bru-
xelles, Gobbaerts. 8'. 56 p. fig. dans lc
texte. Extr. de la Revue belge de numis-
matique, 1890.
J. J. G. J. de Lorrain. Revue de l'art
franc. anc. et mod., 6.
Rzihn, R. v. Die Siegel der ehemaligen
Bauhütte von St. Stephan in Wien. Mit-
theil. der k. k. CentraleCommissq N. F.,
XVl, 3.
Teske, C. Das Wappen derer von Basse-
witz. farb. Taf. in verschied. Stilarten.
S. Text. 4'. Neustrelitz, Güstrow, Opitz
Co. M. 24.
Das Wappen derer v. Oertzen. farb.
Taf. in verschied. Stilarten. 4'. S. Text.
Neustrelitz, Gnstrow, Opitz Co. M. a4.
XI. Ausstellungen. Topographie.
Museographie.
llg, A. Kunsttopogruphische Mittheilungen
aus den fürstlich Schwarzenbergiachen
Besitzungen in Südbohrnen. Mittheil. der
k. k. Central-Comm. N. F., XVl, 3.
x.
La Tour-Keyrie, A. M. de. Curio-
sites particulieres de la ville tfnix, obiets
252
d'art, chapelles, maisons historiques, etc.
Avec le concours de plusieurs collabora-
teurs. 16'. p. ror 168. Aix, Makaire.
Fr. 1-25.
Berl n.
Führer, Kurzer, durch die Sammlung
des Museums für deutsche Volksrrachten
und Erzeugnisse des Huusgewerbes. 1a".
39 S. Berlin, Moeser. 40 Pfg.
re n.
Neisser. Nordwestdeutsche Gewerbe-
Aussrellung in Bremen. Ueber Land und
Meer, 64. Bd., Nr. 5x.
re cia.
Rizzini, s. Gruppe II.
Chicago.
Weltausstellung in Chicago. Centralbl.
für Glasind. u. Keramik, 17a.
Dresden.
Rosenberg, A. Die Kunstausstellungen
in München und Dresden. Die Grenz-
boten, 40.
Elberfeld.
Die Facheusstellung der Maler- und An-
srreichermeister-lnnungen von Rheinland
und Weslfslen zu Elberfeld. Corresp-
Blut! für den Malerb., 4x.
Glarus.
Schindler. Die Sammlungen des histo-
rischen Vereines des Canrons Glarus. Ver-
zeichnis der Münzen, Medaillen, Waden,
Geräthe, Gemälde u. Handschriften. Jahr-
buch des histor. Vereines für den Canton
Glarus, H. 25.
Konstanz.
Glasgemäldesammlung, s. Gruppe Ill.
München.
Rosenberg, s. Dresden.
Nürnberg.
Busch, H. Das germanische National-
museum zu Nürnberg. Vom Fels zum
Meer, l89o9l, z.
s.
Brebisson, s. Gruppe lV.
Catalogue, s. Gruppe X.
Cntalogue de la Societe nationale des
beaux-nrts, des ouvrages de peinture,
sculpture et gravure, exp. au Champ de
Mars le I5 mai 1890. 16". p. Paris,
Lemercier.
L'Exposition de Blanc et Noir. L'art
pour tous, aoüt.
Rauen.
Catnlogue des ouvrnges de peinture,
dessin, sculpture et afchitecture du musee
de Rouen, precede d'une notice hist. sur
la formnlion du musee. 16'. XClll, X38 p.
Rouen, impr. Lecerf. fr. 1.
Wien.
Falke, J. v. Die Ausstellung der Wiener
Bildhauermeister im Oesterr. Museum.
Wiener Abendposr, 231.
Frimmel, Th. Miltheilungen über die
Gemäldesammlungen von Alt-Wien. Be-
richte und Mittheil. des AlterKh-Vereines
zu Wien, XXVI, r.
Groß, F. Wiener Privutsemmlungen.
l. Baron Neth. Rothschild. Mittheil. des
Nordböhm. Geuz-Mus. nach vN. Wiener
Tagblattn.
lnterieurs, s. Gruppe Vll.
Das Kunslgewerbe auf der Lande und
furstwirthschnftl. Ausstellung. Blätter für
Kunsigewerbe, XlX, g.
Neumann, W. A., s. Gruppe lX.
Notiz.
Römische Alterthümer. Die im Laufe des letzten Sommers bei Rudolfswerth
in Krain vorgenommenen Ausgrabungen haben gute Erfolge aufzuweisen. Es wurden 38
Gräber aufgedeckt, in welchen außer dem Leichenbrande zum Theil sehr interessante
und werthvolle Gegenstände gefunden wurden; so unter Anderem drei gut erhaltene
Schwerter, davon eines aus der La Tene-Periode, dann zwei goldene Ohrgehinge, über
30 bronzene Fibeln, Schnallen, Ringe, Schalen, Urnen aus Glas und Thon, über 60 ver-
schiedene Töpfe, dann Münzen, darunter eine gut erhaltene vom Jahre 275 mit der Um-
schrift nTacirus Augustusc. Weiter wurde ein Turnulus aufgedeckt, in welchem fünf Ge-
fäße aus Thon, Perlen von Bronze und ein Pferdegeschirrschmuck vorgefunden wurden.
ln der Nähe der erzbischbflichen Residenz in Salzburg wurde kürzlich in der Tiefe
von nahezu zwei Meter ein altrömischer, aus größeren grauen Sandsreinstücken be-
stehender Mosaikbuden bloßgelegt. Ueber diesem Mosaik etwas höher, nur etwa einen
Meter unter dem Platzniveau, zeigte sich ein mit schöner Zeichnung versehener drei-
farbiger Mosaikboden. Ueberdies wurden noch einige Mörtelstücke mit römischer Wand-
malerei ausgegraben.
Für die Redaction verantwortlich J. Folneric und F. Ritter.
Selbstverlag des k. k. Oeererr. Muneunu für Kann und Indultric.
min-umarmen um Carl denn-n Sohn n. m"...
Die
alten Zunft- und Verkehrs-Ordnungen
der Stadt Krakau.
Nach Balthasar Behnms Index Picturatus in der k. k. Jagelluuiscllen Bihlintlmh
Herausgegeben von
Bruno Sucher.
Mit 27 Tafeln in Lichtdruck. Format 4". Preis cartonnirt 20 Mark.
Das vorliegende Werk bringt zum orslonmnl eine treue, auch typographisch in ent-
sprechender Weise ausgestattete Wiedergabe der Vllllkiir der Süd! Krakau" in dem berühmten
wCndex picturntusc der Krakauer Universitäts-Bihliothek, ein Unicum der sellensten Art, nebst
den 17 Miniaturen desselben in vollendeten Lichtdruckbildern. Um eine vollständige Zusammen-
stellung der auf das Bürgerthum der damals deutschen Stadt und vornehmlich auf das Gewerbe-
wesen sich beziehenden Urkunden aus dem XlV. bis XVll. Jahrhundert zu gewinnen, sind die
Lücken des genannten Codex soviel als möglich aus anderen Quellen ausgefüllt worden. Darf
demnach das Werk als eine allgemein cullun. kunst- und gzwerbgeschichllich sehr wichtige
Erscheinung bezeichnet werden, so dürfte es namentlich auch das Interesse der Spraehforschung
in Anspruch nehmen.
Den besten Urientirungsbehelf für Wien bietet Einheimischen und
Fremden der neue
Monumentalplan der Kaiserstadt.
Derselbe, 70 Zentimeter hoch, 90 Zentimeter breit, vom k. k. militär-
geographischen Institute in Farben ausgeführt, enthält ISS hervorragende
sehenswerthe Bauten der Haupt- und Residenzstadt in plastischer Zeichnung
und fißhiigßl" Perspective, erstreckt sich vom Kahlenberge bis zum Arsenale.
von der k. k. Sternwarte bis zur grossen regulirten Donau, incl. dem Prater
und dem Ausstellungsgebäude tRotundel. Alle Bauten, Theater, Monumente,
Brücken das Tramwaynetz, alle Verkehrslinien, Hötels, Bier- und Kaffee-
häuser, Restaurants, Vergnügungsplätze und sonstige Sehenswürdigkeiten
treten deutlich hervor, man wird nichts von Bedeutung vermissen.
Preis gefalzt in Umschlag nur Uei Mark.
Gegen Postanweisung von M. 2.10 franco.
Schöner Wandschmuck für Hotels etc. etc. etc.
Vorräthig in allen Buch- und Kunsthandlungen.
Eigenthum und Verlag von
CARL GEROLUS SOHN in WIEN
I., Barbaragasse 2.
Durch ßllß Buchhandlungen kann auf Verlangen unonigelflich bezogen
werden
Verzeichniss
von
im Preise bedeutend ermhssigten iVel-ken aus den Gebieten der
Archäologie Bauwissenschaft Geographie Geschichte
Jurisprudenz Kriegswissenschah Mathematik
Naturwissenschaft Philologie Technologie u. Theologie.
Verlag von Garl GeroltPs Sohn in Wien.
Verlag von Carl Ger0ld's Sohn in Wien.
GLASSAKFIMLUNG
k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie.
Geschichtliche Uehersicht und Katalog
BRUNO BÜCHER.
Mit einer Tafel in Farbendruck und I2 Heliogravuren.
17', Bogen. 4". Velinpapier. Elegante Cartonnage 20 Mark.
TECHNIK DER AöBARELL-MALEREI
LUDWIG HANS FISCHER.
Mit 17 Holzschnitten, 15 Abbildungen in Farbendruck, ausgeführt von
Angerer 8L Göschl, einer Farben- und einer Papiermustertafel.
Vierte vermehrte Auflage.
7'. Bogen Text. gr. 8". Elegante Cartonnage Mark.