Mitmeilunuan das k. k. llastarraiuh. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am r. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Eduard Ohmelarz. Expedition von C. Gerold" Sohn.
Man nbonnirt im Museum, bei Gerold 81 Camp, durch die Postanstallen, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
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Nr. 148.
WIEN, r. JANUAR 1878. XIII, Jahrg,
Inhalt
Die Staats ewerbcschule in Graz und die Ausstellung des Vereins zur Förderung der Kunst-
iudustrie aselbsr. Zwei kunst ewerbliche Zeilfra en. Vortrag von R. v. Ejte bergen
Die Weihnachts-Ausstelluug im esterr. Museum. ou l. v. Falke. l. Lneraturbencht.
Joumalrevue. Forlsetzuug des Kataloges der verkäuflichen Gypsabgusse des Ocstcrr. Mu-
seums. Kleinere Milthellullgen.
Die Staatsgewerbeeehule in Graz und die Ausstellung des Vereins zur
Förderung der Kunatindustrie daselbet.
Am 17. November 1877 wurde in Graz in feierlicher Weise die neu-
gebaute Staats-Gewerbeschule eröEnet und bei diesem Anlasse eine kunst-
gewerbliche Ausstellung veranstaltet. Beide Ereignisse verdienen unsere
volle Beachtung. Dem einträchtigen Wirken aller massgebenden Factoren,
speciell der unermüdlichen Fürsorge des Unterrichtsministeriums um He-
bung des gewerblichen Unterrichts und in Graz speciell des Kunstindu-
strie- und Gewerbevereines und des Curators der Gewerbeschule, Grafen
Heinrich At tems- Petzenstein, ist es zu verdanken, dass dieses Institut
zu Stande kam.
Das ehemalige Locale des Schützenhauses wurde in zweckmässiger
Weise erweitert und umgestaltet, so zwar, dass in dem Haupttracte die
k. k. Staats-Gewerbeschule sich befindet, und die Localitäten eines Seiten-
Pavillons den beiden in Graz wirkenden Vereinen, nämlich dem steier-
märkischen Vereine zur Förderung der Kunstindustrie und dem Gewerbe-
vereine zur Verfügung stehen. Diese Vereinigung der Schule mit den ge-
nannten Vereinen hat den Vortheil, dass dieselben mit der Schule in un-
mittelbarer Verbindung stehen und die nicht unbedeutende Sammlung
von kunstgewerblichen Objecten, welche sich im Besitze des steiermärki-
schen Vereins zur Förderung der Kunstindustrie befinden, gewissermassen
auch als Lehrmittel für die Schule nutzbar gemacht werden kann. Aller-
dings sind diese Locale etwas excentrisch gelegen; doch werden die Ge-
werbetreibenden sich wohl bald mit dieser Eventualität abfinden, indem
1878. Xlll.
sie den Vortheil einsehen den ihnen das Unterrichtsministerium durch
eine selbstständige Gewerbeschule zugewendet hat, und dass sich ihr Ver-
sammlungs- und Vereinslocale in den Schullocalitäten befindet.
Was die Staats-Gewerbeschule selbst betrifft, so ist sie ihrer ganzen
Organisation nach im eigentlichen Sinne des Wortes eine "Werkmeister-
schuleß mit einer speciellen Abtheilung für Bauhandwerker und einer
zweiten Abtheilung für ornamentale Gewerbe. An diese schliesst sich dann
eine "gewerbliche Fortbildungsschuleu an, welche Sonntags- und Abend-
unterricht ertheilt, während die Werkmeisterschule für den Tagesunter-
richt eingerichtet ist. Wir müssen es als einen ganz besonderen Vorzug
dieser Schule hinstellen, dass dieselbe nicht darauf ausgeht, Künstler im
eigentlichen Sinne des Wortes zu bilden, sondern es sich zur Aufgabe
macht, nach allen Seiten hin gut geschulte Handwerker und Arbeiter her-
anzuziehen, und dass sie im Ganzen und Grossen so organisirt ist, um
die Bildung des Handwerkers und Arbeiters derart abzuschliessen, dass
er mit seinem Eintritte in die Werkstätte oder in das Atelier in der Praxis
sogleich thätig sein kann. Durch diese Organisation wird der falsche Ehr-
geiz, welcher heutzutage so üppige Blüthen treibt, in der Wurzel ange-
griffen und die jungen Leute, welche doch nur für das Gewerbe bestimmt
sind, werden nicht mehr die Intentionen haben, Architekten, Ingenieure,
Künstler Maler oder Bildhauer zu werdeny sondern sie werden darauf
hingewiesen, sich mit dem handwerklichen und gewerblichen Beruf inner-
lich abzuhnden. Und wahrlich, wer die Misere eines Theiles unseres gei-
stigen Proletariats in Oesterreich kennt, wird wissen, wie viele junge Leute
sich heutigen Tages unglücklich fühlen, weil sie als Architekten und In-
genieure keinen Platz finden, und von nie befriedigtem Ehrgeiz getrieben,
keinen ruhigen Wirkungskreis sich mehr zu schaffen vermögen. Und darum
wird man das Streben billigen müssen dass der jüngere Arbeiterstand
dem gewerblichen Berufe erhalten bleibt; denn für tüchtig gebildete Kräfte
ist auch heutigen Tages, trotz der Ungunst der Zeitverhältnisse, das Ge-
werbe noch immer ein goldener Boden. Speciell jener Theil der Bevöl-
kerung, welcher mit dem Kunstgewerbe mehr oder weniger in Verbindung
steht, wird sich freuen, an der Staats-Gewerbeschule eine Reihe von Lehr-
kräften zu finden, die künstlerisch vollständig gebildet sind, und keinen an-
deren Zweck verfolgen, als die Zielpunkte dieser Schule unverrückt im
Auge zu behalten. Gegenwärtig wirken als Lehrkräfte August Ortwein,
Architekt und Director der Anstalt; August Gunolt, Architekt, ein
Schüler EerstePs; Ingenieur Alois v. Frank; Franz Ign. Kneschaurek;
Hermann Kühn, Architekt und Schüler der Wiener Kunstgewerbeschule;
Carl Lacher, akademischer Bildhauer; Johann Lepuschütz, akade-
mischer Maler; Conrad Lueff, Stadtbaurneister u. a. m.
Aus Anlass der feierlichen Eröffnung der Staats-Gewerbeschule
hat der Verein zur Förderung der Kunstindustrie in Graz eine kunst-
gewerbliche Ausstellung veranstaltet, die, so klein sie ist, doch
mehrere sehr beachtensvverthe Thatsachen an das Tageslicht gefördert
hat. Die Ausstellung umfasst eine historische Abtheilung, bestehend aus
Kunstwerken des 15., 16. und 17. Jahrhunderts, also eine Renaissance-
Ausstellung und mit dieser Abtheilung steht dann eine solche in Verbin-
dung, in welcher die modernen Kunsterzeugnisse ausgestellt sind; diese
wurden nicht nur von steiermärkischen, sondern auch vorzugsweise von
Wiener Firmen beschickt.
Was die historische Abtheilung betrifft, so ist man dabei
offenbar von dem Gedanken ausgegangen, nur jene Stylrichtung, welche
heutigen Tages sozusagen als Führerin der Kunstindustrie auftritt, näm-
lich die Renaissance im weitesten Sinne des Wortes zur Geltung zu brin-
gen; die Antike hingegen, das Mittelalter und die Barockzeit von der
Ausstellung auszuschliessen. Dieser exclusive Charakter der Ausstellung,
mag man im Uebrigen damit principielleinverstanden sein oder nicht,
bringt den Vortheil mit sich, dass diese ältere Abtheilung einen einheit-
lichen Eindruck macht. Bei dieser Gelegenheit tritt die erfreuliche That-
sache hervor, dass die Anzahl der Kunstfreunde in Graz viel bedeutender
ist, als man dies bisher in der Regel anzunehmen gewohnt war, denn die
Zahl der Amateure ist eine relativ grosse, und sie recrutiren sich nicht
nur aus den Kreisen des Adels, sondern auch aus dem Mittelstande. Be-
sonders sind da zu nennen Herr v. Pi chler, dann die Herren J. Keller,
Baron v. Mecsery, v. Wachtler, v. Mylius, Dr. Saria, Graf At-
tems, E. Moser, v. Rzehaczek, Dr. Nonveiller, Graf Wurm-
brand, Gräfin Auersperg, v. Kastenholz, v. Forcher, Oberlieut.
Beckh-Wittmanstetter, Baron Warsberg, v. Äigner, F. Nast,
Fürst E. zu Windisch-Grätz, welche die Ausstellung mit einer Reihe
erlesener Kunstwerke beschickt haben. Auch das Joanneum und der mäh-
rische Gewerbeverein hat diese Abtheilung durch eine Anzahl interessanter
Gegenstände vermehrt; ebenso hat der bekannte Wiener Amateur Herr
E. Miller zu Aichholz durch eine zahlreiche Sendung aus seiner
Sammlung den Glanz dieser Abtheilung erhöht.
Was nun die moderne Abtheilung betrifft, so können wir uns
schon aus dem Grunde kurz fassen, weil Herr Professor Wastler in
der nGrazer Tagespostu hierüber einen sehr eingehenden und lehrreichen
Bericht veröffentlicht hat. Wir begegnen mit Vergnügen in dieser Abthei-
lung einer Anzahl der hervorragendsten Firmen Oesterreichs und heben
dies schon aus dem Grunde lobend hervor, weil ohne die Wechselseitig-
keit der kunstgewerblichen Interessen in den verschiedenen österreichischen
Kronländern ein wirklicher Fortschritt auf kunstindustriellem Gebiete nur
ausserordentlich schwer zu erreichen wäre. Auch einige wenige Firmen
des Auslandes haben die moderne Abtheilung der Ausstellung beschickt.
Von kunstgewerblichen Fachschulen haben sich die höhere Stickereischule
in Wien, die Fachschule für Goldschmiedekunst in Prag, die Schule in
Cortina d'Ampezzo und die Holzschnitzschule in Hallein bctheiligt. Unter
den Grazer Industriellen, welche auf der Ausstellung erschienen sind, darf
ausser einigen Goldarbeitern, speciell Herr Josef Kelle und Jul. Hayne,
noch der Hafnermeister Herr Franz Wudia mit Auszeichnung genannt
werden. Die zahlreichen glasirten Thonöfen, welche l-lerr Wudia ausge-
stellt hat, gehören in Glasur und Form zu den besten ihrer Art, denen
wir auf österreichischen Ausstellungen begegnet sind. Mit Vergnügen neh-
men wir wahr, dass mehrere Professoren der Staats-Gewerbeschule, als
die Herren Director Ortw ein speciell auf dem Gebiete der Goldschmiede-
kunst und der kirchlichen Kunst, Bildhauer Lachner, Professor Kühn
und Lepuschütz in die kunstgewerbliche Bewegung von Graz ein-
greifen. Auch steht die kirchliche Kunst in Graz mit der Schule in mehr-
facher und erfreulicher Berührung. Jene Gegenstände, welche das Museum
zur Ausstellung gesendet hat, haben dort eine würdige und zweckmässige
Aufstellung gefunden.
Aus Anlass der Ausstellung hat der Verein zur Förderung der Kunst-
industrie in Graz eine Denkschrift veröäentlicht, aus der wir mit Ver-
gnügen den gegenwärtigen Stand des Vereines entnehmen. Derselbe be-
steht aus 6x Gründern, 19 Ehrenmitgliedern und 99 unterstützenden Mit-
gliedern und verfügt über ein Vermögen von 4162 H. 24 kr., ungerechnet
den Mitbesitz des zur Erwerbung eines Vereinshauses gemeinschaftlich mit
dem steiermärkischen Gewerbevereine gesammelten Fondes, welcher sich
auf 12.055 H. beziffert; ferner den Werth der Sammlung, der Bibliothek etc.
Da sich der Verein nunmehr im eigenen Hause beündet, und mit der
Staats Gewerbesohule im innigsten Contacte steht, so ist mit Sicherheit
zu erwarten, dass derselbe sich nach allen Seiten hin consolidiren und
ausbreiten werde. R. v. E.
Zwei kunstgewerhliche Zeitfragen.
gehalten im k. k. Oesterr. Museum am 3. November 1877 von R. v. Eitelberger.
Es sind zwei Gegenstände, welchen wir heute unsere Aufmerksam-
keit zuwenden wollen, und welche das Interesse des Museums direct und
indirect berühren zuerst der Neubau und die innere Einrichtung
der Kunstgewerbeschule im Vergleich mit den neu gegrün-
deten Kunstgewerbeschulen Deutschlands, und dann die Frage
der technischen Heranbildung des Handwerkerstand es unter
Mitwirkung der Volksschule.
I.
Was die neuerbaute Kunstgewerbeschule betrilft, so brauche ich
wohl nicht viele Worte zu machen, da ja der Bau Ihnen Allen bekannt
ist. Das neue Gebäude steht mit dem Museum durch einen Gang in Ver-
bindung, welcher theilweise zur Aufstellung von Glasgemälden, theilweise
zu einer permanenten Ausstellung von Lehrmitteln und Vorlagewerken
benützt wird, welche vom Museum, oder von dem Unterrichts- und
Handelsministerium herausgegeben werden. Auch werden die Arbeiten
der kunstgewerblichen Fachschulen des Handelsministeriums dort einen
ständigen Platz finden. Der Bau selbst ist ein Werk unseres Curators,
des Herrn Oberbaurathes v. Ferstel, der sich damit, wie mit dem Mu-
seum selbst, ein neues Derdtmal baukünstlerischer Leistungsfähigkeit ge-
setzt hat. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass es keinen
zweiten Schulbau gibt, der den Anforderungen des Renaissancestyles in
so vorzüglicher Weise entspricht als der Bau der Kunstgewerbeschule.
Vornehm in den Linien und in den Verhältnissen ohne mit Ornamenten
überladen zu sein, kommt bei ihm die architektonische Schönheit voll-
ständig zur Geltung. Der Renaissancestyl und der Materialrohbau, der
jetzt in Wien so selten geübt wird, treten hier in harmonischer Verbin-
dung auf. Wie das Aeussere so ist auch das Innere von einfacher Schön-
heit. Vestibule und Stiegenhaus sowie die Gänge, welche die einzelnen
Schulen verbinden, sind gut beleuchtet und gut ventilirt. Schade nur,
dass es nicht möglich war, das Gebäude in den ursprünglich bestimmten
Dimensionen auszuführen; denn es dürfte wohl kaum Ein Jahrzehnt ver-
gehen, so werden auch diese Räume ungenügend sein. In kunsttechnischer
Beziehung kommen bei diesem Baue, wie ich glaube, zum ersten Male die
Fliesen von der Wienerberger Ziegelfabriks-Actiengesellschaft zur Ver-
wendung, und sind dieselben vollkommen ebenbürtig denjenigen Fliesen,
wie sie in der rheinländischen Fabrik von Mettlach erzeugt werden.
Sehr interessant sind die an der Fassade etwas hoch angebrachten Köpfe,
welche von Professor Laufberg er mit Kosch'schen Ernailfarben gemalt
wurden. Die äussere Wirkung des Gebäudes wird noch durch die Allee
beeinträchtigt, die olienbar dem Gebäude viel zu nahe "gerückt ist, und
eine Zufahrt zum Eingänge beinahe unmöglich macht. An der Fassade
der neuen Kunstgewerbeschule und früher an jener des Museums sind
neue Kunsttechniken zur Anwendung gekommen, nämlich die Sgrafitto-
Technik, die Schmelzmalerei mit Kosch'schen Farben, abgesehen von der
Mosaiktechnik, welche durch das von Professor Laufberger entworfene,
von Salviati in Venedig ausgeführte Bild der Minerva vertreten ist. Die
Sgralitten von Laufberger am Museum waren für diesen ganzen Decora-
tionszweig bahnbrechend in Oesterreich, und haben dieser Technik selbst
bis über dessen Grenzen hinaus Eingang verschafft. Wir wollen hoffen,
dass auch die Anwendung der Kosch'schen Emailfarben und die Fliesen
unserer Wienerberger Ziegelfabrik bald Anklang im Publicum finden
werden, wie dies bei der Sgrafitto-Technik der Fall gewesen ist.
Wichtiger als diese kunsttechnischen Neuerungen ist die innere
Organisation in der Kunstgewerbeschule. Ich hebe aus derselben
nur wenige Punkte hervor, welche zum Verständnisse des neuen Schul-
gebäudes von Wichtigkeit sind. Es sind in ihm vereinigt Die Fach-
schulen der Kunstgewerbeschule und die chemisch-technische Versuchs-
anstalt des Museums geleitet vom Regierungsrathe Herrn Kosch; ferner
ist noch ein grosser Zeichensaal für den höheren Curs zur Heranbildung
von Zeichenlehrern für Mittelschulen und ein Vorlesesaal vorhanden. Im
Parterregeschoss des neuen Hauses befindet sich der erwähnte Vorlesesaal,
die chemisch-technische Versuchsanstalt, das Atelier des Herrn Macht,
dessen Aufgabe es ist, vorerst die neuen Resultate chemisch-technischer
Forschungen zu versuchen und künstlerisch zu verwerthen, und sie im
kunstgewerblichen keramischen und rnetallurgischen Decor durch die Schule
einzubürgern. Dann befindet sich noch im Parterre die Abtheilung für
Bildhauerei und die Ciselirschule. Die von Herrn Schwartz geleitete
Ciselirschule, welche erst seit Einem Jahre in Thätigkeit ist, war bisher
provisorisch in einem Privatlocale in der Josefstadt untergebracht und ist
deren erspriessliche Wirksamkeit bereits bei der letzten Weihnachts-Aus-
Stellung zu Tage getreten. Erst gegenwärtig konnte die Schule für Plastik
so erweitert werden, wie dies ursprünglich in den Statuten vorgesehen
war. Nebst einem Atelier fiir Professor König ist noch ein solches für
Holzschnitztechnik vorhanden und ein Raum für jene vorgeschrittenen
Schüler zur Verfügung, die sich mit selbständigen Arbeiten beschäftigen;
ein anderer Saal dient als Schullocale für die eigentlichen Fachschüler.
Gegenwärtig wird auch ein Vorbereitungsunterricht im Modelliren ertheilt,
welcher bisher ganz gefehlt hat. Durch diese Erweiterung tritt die Kunst-
gewerbeschule des Museums auf dasselbe Niveau mit der Münchener Kunst-
gewerbeschule, die allerdings mit Lehrkräften noch besser dotirt erscheint,
als dies bei uns der Fall ist, denn es wirken dort ausser dem Ciseleur
noch zwei Bildhauer an der Fachabtheilung und zwei beim Vorbereitungs-
unterricht, während wir nur einen Ciseleur, einen Bildhauer für die Fach-
abtheilung und einen für den Vorbereitungsunterricht haben. Irn Parterre-
locale befindet sich auch das Atelier des Professors Alois Hause in
dessen Händen das Lehrgebiet der Styllehre liegt. Im ersten Stock
sind die Räume für die Directionskanzlei, die Ateliers der Professoren
Storck, Laufberger, Sturm, Beyer, Herdtle und Donadini, end-
lich die Fachschulen für Architektur und Malerei. An der Fachschule für
Malerei wirken drei Kräfte, nämlich die seit Jahren bewährten Professoren
Laufberger und Sturm und der in neuester Zeit hinzugetretene Professor
Donadini, ein Dalmatiner von Geburt, der zuerst an der Wiener Akademie
und später in der Schule Piloty's in München ausgebildet wurde. Diese
drei Kräfte, die sich gegenseitig ergänzen, werden das ganze Gebiet der
kunstgewerblichen Malerei, die Blumenmalerei, die Decorationsmalerei und
das l-igurale Zeichnen und Malen zum Gegenstande ihrer Thätigkeit machen.
Früher war Professor Laufberger durch den Lehrerbildungscurs in seinem
Wirken wesentlich beeinträchtigt; gegenwärtig ist derselbe aus den Fach-
schulen ausgeschieden und als selbständige Schule den Fachschulen bei-
geordnet. Das Atelier des Professor Storck ist so erweitert worden, dass
es den Anforderungen dieses Künstlers entspricht, welcher die verschie-
densten Gebiete des Kunstgewerbes vollständig beherrscht. Den Unterricht
in der Fachschule für Architektur ertheilen die Professoren Beyer und
Herdtle; beide besitzen selbständige Ateliers. Im zweiten Stock befindet
sich der Actsaal, die Schule Donadini's, das Atelier des Professors Rieser,
der Lehrerbildungscurs und die Lehrmittelsammlung für den anatomischen
Unterricht.
Die Vorbereitungsschule ist, neu organisirt und erweitert,
gegenwärtig noch in den alten Schulräumen im Museum untergebracht,
dürfte aber schon in einigen Jahren grössere Räume nöthig haben, um
dem sich von Jahr zu Jahr steigernden Andrange von Schülern zu genügen,
denn es wurden in die Vorbereitungsschule aufgenommen
lm Jahre 1868 24 Schüler
1869 47
1870 73
1871 71
1872 115 11
1873 126
11 1874 117
1875 117
1876 133
1877 224.
Die Gesammtzahl der Schüler beträgt heuer 379 gegen 263 des
Vorjahres, darunter 57 Damen und 55 Lehramtscandidaten. Eine grossc
Anzahl von Schülern musste heuer wegen Mangel an Raum abgewiesen
werden.
In dieser erweiterten Organisation und mit den hervorragenden Lehr-
kräften, welche gegenwärtig an der Kunstgewerbeschule wirken, wird es
ohne Zweifel möglich sein, diese Anstalt auf derselben Höhe zu erhalten,
auf welcher sie gegenwärtig als Führerin der Kunstgewerbeschulen Mittel-
europa's steht. Dennoch können wir nicht verkennen, dass in den neu
gegründeten Kunstgewerbeschulen Deutschlands unserer Anstalt eine grosse
Concurrenz erwachsen ist und wir werden daher mit grosser Aufmerk-
samkeit auf Alles achten müssen, was im Auslande vorgeht, denn nichts
würde schädlicher sein, als Gleichgiltigkeit oder Selbstüberschätzung.
Die verehrten Zuhörer werden sich eines Vortrages erinnern, den
ich im October 1870 inmitten des grossen deutsch-französischen Krieges
über die österreichische Kunstindustrie und die damalige Weltlage im
Museum gehalten habe. Ich hatte mir erlaubt, auf die Veränderungen auf-
merksam zu machen, welche die Gründung des deutschen Reiches im Ge-
folge haben müsse, und meine Voraussetzungen sind vollständig einge-
trotTen. Selbstverständlich habe ich mich hiebei blos auf das Gebiet be-
schränkt, welches uns hier interessirt. Das deutsche Reich, welches auf
den Schultern des Zollvereins entstanden ist, hat die Ideen deutscher
Nationalherrlichkeit wieder wachgerufen; von allen Seiten wurde betont,
Deutschland müsse auf dem Gebiete der Kunstgewerbe wieder dieselbe
Stellung einnehmen, die es im 15. und 16. Jahrhunderte inne hatte, wo
es in der Zeit der Blüthe der deutschen Reichsstädte und des Bürger-
thums in Mitteleuropa einen fast dominirenden Einfluss geübt hat. Es
wurde in jenem Vortrag betont, dass es ein grosser Irrthum wäre, die
künstlerische Befähigung der deutschen Nation gering zu achten, da ihr
gewisse Nationaltugenden inne wohnen, die für den Erfolg des kunst-
gewerblichen Strebens von massgebender Bedeutung sind. Es fehlt zwar
den Deutschen die Eleganz des französischen Wesens, es fehlt den Deut-
schen auch jener ideale Zug, der dem Italiener innewohnt, aber was die
kunstgewerblichen Arbeiten Deutschlands von jeher ausgezeichnet hat,
das ist die feine Empfindung, die gewissenhafte Durchführung und die
Ausdauer in der Arbeit. Diese Eigenschaften des deutschen National-
charakters sind es auch, welche die hervorragende Stellung der deutschen
Kunstgewerbe im 15. und 16. Jahrhundert hervorgerufen haben, begün-
stigt durch eine Reihe von Fürsten, welche Kunstliebe mit Prunksucht
vereinigt haben, wie die Herzoge von Baiern, Albrecht V. und Wilhelm V.,
den damaligen Kurfürsten von Mainz, Albrecht von Brandenburg, und
die mit Kranach befreundeten sächsischen Fürsten u. s. f. Die vom Adel
begünstigten und mit grossen Bürgertugenden ausgestatteten Kunsthand-
werker, wie die Goldschmiede von Augsburg, die Watfenschmiede von
München und Nürnberg, die Thonwaarenerzeuger am Rhein etc. haben
Arbeiten hervorgebracht, die noch heutigen Tags als Muster in unseren
Museen zu finden sind. Dazu kommt noch, dass gegenwärtig die deutsche
Nation auf dem Gebiete des Welthandels eine ganz hervorragende Rolle
spielt, ja, nach England und Nordamerika zuerst in Betracht gezogen
werden muss, da ihre Handelsüotte auch die jfranzösische Handelsflotte
übertrifft. Diese Lage der Dinge war jedem denkenden Beobachter der Be-
wegung jener bewegten Zeit klar. Seit jener Zeit ist die deutsche Nation
rastlos bemüht, diese Lücke in ihrer künstlerischen Bildung auszufüllen und
den guten Geschmack des deutschen Arbeiterstandes zu fördern. Die Mün-
chenerlubelausstellung hat die Superiorität des österreichischen Kunstgewerbes
gegenüber dem deutschen klar dargelegt und die diesjährige Ausstellung
in Amsterdam hat diese Wahrnehmung von Neuem bestätigt. Aber schon
auf der Münchener Ausstellung 1876 konnte man deutlich sehen, dass die
Erfahrungen der letzten Jahre nicht spurlos an der deutschen Nation vorüber-
gegangen sind und insbesondere waren es die Kunstgewerbeschule in Mün-
chen, zum Theil auch jene von Leipzig und Berlin, sowie die kunstgewerb-
lichen Industriellen von der Isar und vom Rhein, welche bei dieser Aus-
stellung einen hervorragenden Platz eingenommen haben. Es ist dies ein
Zeichen, dass die kunstgewerbliche Bewegung im deutschen Reiche voll-
ständig in Fluss gerathen ist. Zwar haben auf der Wiener Weltausstellung
873 die deutschen Kunstgewerbe eine untergeordnete Stellung eingenommen.
Auch in Philadelphia hat die deutsche Industrie auf diesem Gebiete eine
Niederlage erlitten; Professor F. Reuleaux hat die Situation, wie er sie in
Philadelphia vorfand, in seinen anregenden nBriefen über Philadelphiau
Braunschweig 1877 mit klaren Worten geschildert. Aber die Misserfolge
in Wien und Philadelphia waren ein neuer Sporn zu erhöhter Thätigkeit auf
kunstgewerblichem Gebiete im ganzen deutschen Reiche. Von allen Seiten,
insbesondere von Deutschland wurde anerkannt, dass das Oesterreichische
Museum und seine Kunstgewerbeschule einen hervorragenden Antheil an
der kunstgewerblichen Bewegung in Oesterreich genommen haben und es
lag daher selbstverständlich nahe, dass man nun anfing, beinahe in ganz
Deutschland denselben Weg zu gehen, den Oesterreich schon im Jahre
1864 betreten hatte. Man war klug genug, nicht neue Experimente zu
machen, sondern das gegebene Beispiel nachzuahmen, d. h. mit Benützung
fremder Erfahrungen, verbunden mit der Wahrung der localen Interessen,
das gesteckte Ziel zu erreichen. Und so sehen wir in Folge dieser er-
höhten kunstgewerblichen Bewegung gegenwärtig in Deutschland eine Reihe
von Museen und Kunstgewerbeschulen entstehen oder in neuer Organi-
sation begrilfen. Hiezu gehören die Kunstgewerbeschule in München, das
kunstgewerbliche Museum und die Kunstgewerbeschule in Dresden, die
Kunstgewerbeschule in Leipzig und Nürnberg, das Hamburger Museum,
in gewisser Beziehung das Gewerbemuseum und die Kunstgewerbeschule
in Berlin. An die eben genannten Anstalten dürften sich in nächster Zeit
ein ähnliches Institut in Frankfurt und ein zweites am Rhein anschliessen.
Alle diese Anstalten verfolgen oder werden dieselben Zielpunkte verfolgen,
wie das Oesterr. Museum und werden auch früher oder später dieselben
Resultate erreichen. Sie stehen fast ausnahmslos auf dem Standpunkte der
modernen Renaissancerichtung; bei einigen wird mehr auf die italienische
Renaissance Rücksicht genommen, andere streben wieder mehr den Tra-
ditionen der deutschen Renaissance zu entsprechen, doch kann man
sagen, dass sämmtliche der gedachten Anstalten im Ganzen und Grossen
von Renaissance-Strömungen im eigentlichen Sinne des Wortes geleitet
werden. Allerdings ist diese Renaissance-Strömung vorläufig nur als
eine Zeitströmung zu betrachten. Denn sie berührt noch viele Zweige der
Kunst und Kunstgewerbe nur oberliächlich und zeigt sich mehr als Nach-
bildung und mehr oder minder geschickte Imitation, mit relativ geringer
selbstschöpferischer Kraft. Aber sie ist thatsächlich vorhanden, ist viel grösser
und intensiver in den kunstgewerblichen Museen und Kunstgewerbeschulen
Deutschlands, als in den Akademien der bildenden Künste des deutschen
Reiches, wo sich noch andere Stylströmungen und eine andere Geschmacks-
bildung bemerkbar machen. Nur am Rheine und in gewisser Beziehung
auch in Hannover werden mittelalterliche Kunstanschauungen in ver-
wandten Anstalten geptlegt. Bei allen diesen Instituten wird mehr oder
weniger auf den methodischen Zeichenunterricht grosses Gewicht gelegt.
Bei mehreren von ihnen ist auch die Ausbildung von Zeichenlehrern in's
I0
Auge gefasst und insbesondere in München und in Hamburg wird den
kunstgewerblichen Arbeiten des weiblichen Geschlechtes viel mehr Auf-
merksamkeit geschenkt, als dies in Wien der Fall ist. Dazu kommt, dass
für diese Schulen, welche heutigen Tags einem dringenden Bedürfnisse der
Industrie entsprechen, überall in Deutschland grosse Mittel aufgewendet
werden, relativ grösser als dies in Oesterreich geschieht. Ziehen wir nun
aus diesen Erwägungen ein bestimmtes Resultat, so geht daraus hervor,
dass seit dem Jahre 1871 im ganzen deutschen Reiche eine kunstgewerb-
liche Bewegung im Zuge ist, dass diese Bewegung organisirt ist, dass die-
selbe auf rationelle Grundlagen gestellt ist und daher auch ein Erfolg früher
oder später sicher erwartet werden kann.
Fortsetzung folgt.
Die Woihnachts-Ausstellung im Oosterr. Museum.
Von J. v. Falke.
I.
Das Museum war diesmal in der glücklichen Lage, durch die Ueber-
Siedlung der Schule in ihr neues Gebäude der Weihnachts-Ausstellung
mehr Raum bieten zu können, als in den früheren Jahren. Es war das
um so willkommener, als die Zahl der Aussteller bedeutend gestiegen ist.
Während die drei ersten Jahre, allerdings ebenfalls in stetiger Zunahme,
die runden Zahlen x20, 130, 140 zeigen, beträgt die Zahl diesmal 190.
Der Anmeldungen gab es sogar noch zwanzig bis dreissig mehr.
So ist also die Ausstellung um ein gut Theil grösser denn das letzte
Jahr. Wir wollen damit aber noch nicht sofort behauptet haben, dass sie
besser sei; eben so wenig aber wollen wir das Gegentheil aussprechen.
Hat die Rücksicht auf die Pariser Ausstellung vielleicht den einen oder
den anderen Industriellen zu erhöhten Anstrengungen veranlasst, deren
Früchte schon die Ausstellung erkennen lässt, so sind andere, die wir
in erster Linie zu sehen gewohnt waren, eben deswegen ausgeblieben,
theils weil sie mit Arbeiten überhäuft und nicht fertig waren, theils weil
sie ihre neuen Leistungen eben als Neuheiten für Paris aufsparen wollen.
So vermissen wir manchen Namen mit Bedauern, getrösten uns aber einst-
weilen des Umstandes, dass neue Namen in vermehrter Zahl hinzugekommen
sind und der Kreis sich von Jahr zu Jahr erweitert.
Drei Zweige der Kunstindustrie sind es vorzugsweise, die auf der
Ausstellung dieses Jahres das Interesse in erhöhtem Masse in Anspruch
nehmen die weiblichen Handarbeiten, einschliesslich dessen, was die ln-
dustrie auf diesem Gebiete leistet, die Metallarbeiten, insbesondere die-
jenigen in edlem Metalle, und die Möbel. lhnen zunächst dürften die
Poterien kommen. Der Besucher der Ausstellung wird wie früher so auch
II
diesmal zunächst von den weiblichen Arbeiten empfangen; wir wollen
daher auch mit ihnen unsere Besprechung beginnen.
Reichlicher als sonst sind dieses Jahr die sogenannten Confections-
arbeiten in Weisswaaren auf der Ausstellung erschienen. Die grösste
Collection zeigt J. N. Hochstädter, andere A. Geyer und R. Neu-
feld. Mit ihren zuweilen höchst vortrefflich ausgeführten Stickereien,
mit dem Besatze ihrer heimischen Spitzen lassen sich diese Arbeiten von
einer Ausstellung wie die in Rede stehende schwer abweisen, obwohl
mehr als bei anderen Zweigen der Industrie die Gefahr nahe liegt, dass
sich zu den guten und vorragenden Gegenständen die gewöhnliche Ge-
schäftswaare hinzugesellt. So ist es auch hier geschehen. Diese Gegen-
stände besitzen ein künstlerisches Element, welches, unscheinbar an sich,
doch um so bedeutungsoller erscheint, als es nach Ursprung wie Be-
stimmung populär ist und viele Hände beschäftigt. Aber heute stehen sie
allzu sehr unter der Mode, unter dem Einiiusse des nächsten Mode-
geschmackes oder richtiger der Modelaune, um eine ernstliche, auf künst-
lerischen Principien ruhende Kritik vertragen zu können. Man würde
ihnen damit vielleicht Unrecht thun, da sie nicht selbstständig sind und
nicht auf Originalität Anspruch erheben. Sie ihres naturalistischen oder
rein willkürlichen Charakters zu entkleiden, muss erst eine Regeneration
der Stickerei und der Spitzenfabrication voraufgehen, sowie eine Hebung
und Reinigung des heutigen populären Geschmackes, der-wie nicht zu
zweifeln ist sehr niedrig steht. Diesen Veränderungen würden die weissen
Confectionsarbeiten von selber folgen. Dasselbe gilt auch von den ge-
stickten Monograrnmen und ähnlichen Merkzeichen, deren eine gute Zahl,
zum Theile in vortrelilicher Ausführung, ausgestellt ist. Ihr Mangel be-
steht grossentheils in der Unschönheit der Buchstaben, begleitet von einer
Willkür, der man ansieht, dass sie nicht weiss, was das Rechte und
Wahre ist. Auch hier muss ein besseres Verstäudniss für die Schönheit
der Schriftzüge voraufgehen. Das Heil muss also von den Schriftkiinst-
lern kommen.
Stickereien und Spitzen haben ohne Zweifel auch bereits angefangen,
sich auf den richtigen Weg zu begeben, letztere allerdings noch in sehr
schüchterner Weise. Die höhere Fachschule für Stickerei, die nunmehr
ihren dritten Jahrgang und damit den ganzen Cursus zum ersten Male
vollendet hat, lässt sich diesmal in ihren letzten und höchsten Leistungen
beurtheilen. Was ihr sonst mangelte ein Mangel, der mit in dem
Schulgange der beiden ersten Jahre begründet lag das Enden wir in
diesem Jahre in erfreulicher Weise vorhanden. Wir meinen die Farbe.
Die grosse, nach Storck's Entwurfe geschaffene, blauseidene Decke mit
applicirter Stickerei, welche als reiche Bordüre über den Rand des Tisches
rings breit herabfällt und mit langen geflochtenen Fransen endigr, ist gerade
in Bezug auf die Farbe von höchst gelungener Wirkung, von poetischem
Reize. Sie stellt sich überhaupt dem Besten zur Seite, was die moderne
I2
Stickerei bis heute geleistet hat. Ohne Kleinlichkeit der Ornamente, ruhig,
satt und tief und doch prachtvoll, vollkommen in der Ausführung, ist sie
aus echtem künstlerischen Geiste geschaßen. Während sie den Charakter
der Renaissance trägt in Zeichnung wie im coloristischen Principe, ist
eine zweite Decke mit farbigen Arabesken auf lichtern Grunde," welche
die ganze Fläche überdecken, mehr orienralisirend in ihrer Art; eine dritte,
Roth auf Weiss, folgt ebenfalls Motiven der Renaissance, wie sie uns in
den Stickrnusterbüchern oder auf Originalen zahlreich erhalten sind. Es
ist dasselbe Genre, welches für Decken, Handtücher, Behänge noch ver-
schiedentlich in der nationalen Arbeit fortlebt und heute von unseren
Damen vielfach wieder aufgenommen wird. Es ist auch nichts mehr zu
wünschen, als dass die Damen gerade diejenigen Gegenstände zu verzieren
beginnen, welche zum Gebrauche dienen, statt derjenigen, welche weder
sie selbst, noch Andere gebrauchen können.
Sind die vorhandenen Arbeiten der Fachschule für Stickerei um ihrer
selbst willen anzuerkennen, so ist es noch erfreulicher, dass die Wege,
welche sie einschlägt, in der Industrie selber und im Hause Nachahmung
finden. Erst darin zeigt sich ihr praktischer Werth. Wie oft stösst man
jetzt in den Auslagen der Handlungen auf Motive und Techniken, welche
die Schule zuerst begonnen hat, allerdings mit minderer Sorgfalt und ver-
einfachter Technik ausgeführt! Das ist auch kein Unglück. Die Industrie,
die ein Recht hat, auch an den Massenverkauf und die Billigkeit zu
denken, kann darum nicht immer die gleiche Höhe und Vollendung der
Arbeit einhalten, welche eine Schule unbedingt fordern muss. Die Weih-
nachts-Ausstellung gibt einen neuen Beweis von der Wirksamkeit der
Schule nach aussen hin. Wir finden ihn z. B. in den Arbeiten von Jane
Gallenberg und ihren Schülerinnen, die aus Steiermark gesendet wurden,
und verschiedenen anderen Arbeiten aus der Damen- oder der Dilettanten-
hand; wir finden ihn in der reizenden Collection der Fabrik von Johann
Garber, in den Bademänteln, Handtüchern und anderen Gegenständen,
die mit Stickereien in Blau und Roth von den Schülerinnen der Schule
verziert worden sind. Es ist ein neuer Weg und ein guter Weg.
Herr Garber hat auch noch in anderer Weise versucht, einen neuen
Weg zu betreten. Schon im vorigen Jahre zeigte er einfache graue Decken
und Servietten für den Theetisch, die in eben so richtiger wie gelungener
Weise in Roth decorirt worden. Er hat diesen Weg fortgesetzt und hat
diesmal mehrere ähnliche Decken mit reicherer und kunstvollerer Bordüre
nach Zeichnungen von Storck in Blau und Roth ausgeführt. Dieser
Weg verdient Nachfolge und kann einmal dahin führen, das unerquick-
liche Decorationsgenre der heutigen sogenannten Kaffeetücher zu besei-
tigen. Die Weberei ist sonst wenig mit eigentlich Neuem auf der Weih-
nachts-Ausstellung aufgetreten. Es ist auch nicht nothwendig, wenn die
eingeschlagene Richtung einmal gut ist. Dies gilt zum Beispiele von den
Möbelstoffen von Philipp Haas 81 Söhne, aus deren Collection neuer
Muster die beiden Steife in Blau und Roth sowie ein höchst praktisches
und ansprechendes Vorhanggewebe in orientalischer Art hervorgehoben
seien; dies gilt ferner von E. Thieben und seinen tretilichen Leistungen
im Gebiete der Shawlweberei, der unten im Hauptsaale eine Collection
ausgestellt hat und eine zweite in Form eines Zeltes in einem besonderen
Seitengemache der Arcaden, eine Vor-Ausstellung für Paris, wo wir beide,
Haas wie Thieben, wieder zu tretfen hoffen. Eine Collection von Tep-
pichen und verwandten Geweben der Fabrik von L. Silberstern, die
sich imSaale IX befindet, macht gemischten Eindruck Gelungenes und
Misslungenes, Richtiges und Anfechtbares stehen neben einander.
Gibt uns die Weberei diesmal zu besonderen Bemerkungen wenig
Veranlassung, so ist das anders mit den Spitzen, die heute eine kleine
Tagesfrage bilden und in verhältnissmässig bedeutender Zahl ausgestellt
sind. Wir finden wie in den vorigen Jahren eine stets willkommene Col-
lection der erzgebirgischen Spitzen in Weiss und Schwarz, ausgestellt
durch Franz Bollarth, eine zweite Collection der Idrianer Spitzen, di-
rect von ldria eingesendet, eine dritte durch Herrn Stramitzer aus-
gestellt, sodann Spitzen an den Confectionsgegenständen der Herren
Hochstädter und Geyer, endlich Spitzenarbeiten der Fachschule für
Stickerei und verschiedener ihrer Schülerinnen, des Fräuleins Dalhof so
wie zahlreiche von Dilettantenhand hinlänglich, um die Gelegenheit zu
einigen allgemeinen Bemerkungen über diesen auf der Tagesordnung
stehenden Gegenstand zu benützen, W. A. P.
Literaturhericht.
Repertoriurn für Kunstwissenschaft, redigirt von Franz Schestag.
Stuttgart bei W. Spemann, 1877. XXVlII und 108 SS. 8.
Nach längerer Pause ist soeben das erste Heft des ll. Bandes des dlepertoriumsl
erschienen und wir dürfen uns nun der HotTnung hingeben, dass dieses Fachorgan unun-
terbrochen und regelmässig erscheinen werde. Das Heft enthält sieben selbstständige
Aufsätze von bewährten Fachmännern, einen eingehenden Literaturbericht und 24 doppel-
spaltige Seiten Bibliographie. In allen Theilen erkennt man die umsichtige und kennt-
nissreiche Hand des Redacteurs; es ist bei dem gegenwärtigen Stande der Kunstwissen-
schaft nicht leicht, einen Literaturbericht und eine vollständige Bibliographie herzustellen.
Die wenigsten selbst grossen Bibliotheken besitzen die notbigen Fonds, um insbesondere
die periodische Literatur zu erwerben. Vor Allem aber möchten wir den Wunsch aus-
sprechen, dass die Vorstände von Museen und Galerien jene Abtheilungen, welche sich
auf Neuerwerbungen beziehen, durch Mittheilungen bereichern möchten. Es ist gegen-
wärtig sehr schwer, sich über den Stand der Kunstbewegung innerhalb der Museen ein
Bild zu machen; am besten ist man noch über die Dresdcner Erwerbungen orientirt.
Unter den Aufsätzen befinden sich unter Anderem eine Abhandlung Woltrnann's, Beiträge
zur Geschichte der böhmischen Miniaturmalerei mit einer Abbildung des Mariule des
Arnestus, Janitschek's Randglossen des Agostino Carracci zu Vasari und ein Bericht
von R. Bergau über Peter Vischer's Gitter im grossen Saale des Rathhauses zu Nürnberg.
Album österreichischer Bildhauerarbeiten des XVIII. Jahr-
hunderts, herausgeg. von Dr. A. llg. Verlag von J. Löwy, k. k. Hof-
Photograph. Wien 1877, in Commission bei Lehrnann GL Wentzel.
Es liegt uns die erste Lieferung des Albums österreichischer Dildhauerarbeiten des
XVlll. Jahrhunderts vor, das Herr Dr. A. Ilg soeben herausgibt. Dieselbe enthält fünf
gute Lichtdruckbilder des Hofphotographen .l. Lowy nach plastischen Kunstwerken,
welche in der akademischen Festausstellung die österreichische Plastik repräsentirten,
u. zw. W. J. Matthielly's Madonna mit Josef und Anna Eigenthum des Capuziner-
Convcnts in Wien, Zacherl's Pygmalion Eigenthum des Oesterr. Museums, Mader's
vDas Rathsel der Sphinx- Eigenthum des Grafen Edmund Zichy, M. Donner's Büste
Kaiser Franz I. Eigenth. des Allerh. Hofes und Raphael Donner's nDie Marchw Eigen-
thum des Oesterr. Museums. Allen Freunden österreichischer Kunstgeschichte wird
dieses Album eine sehr erwünschte Erscheinung sein, da die österreichische Plastik des
18. Jahrlts. weniger bekannt ist. Das Album wird in Lieferungen abgeschlossen sein.
Griechische Thonfiguren aus Tanagra. Im Auftrage des kaiserl.
Deutschen archäologischen Instituts zu Berlin, Rom und Athen nach
Aufnahmen von Ludwig Otto herausgegeben von Reinhard Kekule.
Stuttgart, Verlag von W. Spemann, 1878. gr. Fol.
Wir waren es in Deutschland gewohnt, auf französische und englische Publicationen
mit einem gewissen Neid und dem beschämenden Bewusstsein zu blicken, dass wir es
jenen in Schönheit der ausseren Ausstattung nicht gleichthun können. Erst in neuester
Zeit hat sich dieses Verhältniss zum Besseren gewendet und das oben genannte XVerk
kann mit Beruhigung den besten und schönsten Leistungen des Auslandes an die Seite
gesetzt werden. Es bringt auf 17 Tafeln die Abbildungen eines Theiles, einer Auslese
aus jener Unzahl von antiken 'l'erracotten, welche nlle irn Auftrage des kais. deutschen
archäologischen Instituts durch Herrn Reinbard Kekule nach den Aufnahmen des Histo-
rienmalcrs Herrn Ludwig Otto herausgegeben werden sollen. Wer Gelegenheit hatte,
die ebenso gewissenhaften als herrlichen Originalaufnahmen Ottols zu sehen, kann deren
Wiedergabe durch die vorliegenden Chromolithographien von O. Troitzsch in Berlin und
durch die Radirungen von .l. F. Deininger in München die vollste Anerkennung nicht
versagen; und gleich vornehm stellt sich der Druck des Textes dar. Herr Kekule hat es
überdies verstanden, alles Wissenswerthe über die Tanagrafigürchen, ihre Auffindung, die
An ihrer Herstellung, ihre Zeitbestimmung und Deutung in so gefälliger Weise mitzu-
theilen, dass sich selbst Laien in der Kunstgeschichte durchaus nicht vor dem Lesen alles
dessen als wie vor ungeniessbar schwerer archäologischer Gelehrsamkeit zu scheuen
brauchen. So können wir uns also im Ganzen über das Werk nur freuen und wünschen
schliesslich nur noch dem Verleger Herrn Spemann für sein ehrenvolles Unternehmen
auch aufmunternden Erfolg.
L. Palma di Cesnola Cyprus, its ancient cities, tombs and
temples. Mit Karten u. Illustrationen. London bei John Murray, 1877.
Herr L. P. di Cesnola kennt Cypern durch jahrelangen Aufenthalt als amerika-
nischer Consul wie kaum ein anderer Alterthumsforscher; das Werk wird daher allen
Fachrnannern eine höchst erwünschte Publication sein. Für den Kreis unserer Leser ist
das prachtvoll ausgestattete Werk nicht blos im Allgemeinen lehrreich und gewahrt wich-
tige Aufschlßsse über die Kunst in Cypern, sondern es gibt auch gute Abbildungen von
Thongefassen und Schmuckgegenstanden, die in den betrelfenden Kreisen der Industriellen
und Zeichner Beachtung verdienen. lm Anhang findet sich unter Anderem eine Ab-
handlung des Herrn S. Murray über Thongefässe in Cypern.
Der Formenschatz der Renaissance, herausgeg. von Georg Hirth
in München. Verlag von G. I-lirth in Leipzig. Heft 1-4. Fol.
Eine Publication, welche so für sich selbst spricht, wie die vorliegende, bedarf
nicht vieler Worte der Anpreisung. An dem ganzen wahrhaften Schatze von Ornamenten
und Vorlagen für Kunstindustrie jeglicher Art aus dem Zeitalter der Renaissance, dessen
Bedeutung für unsere Industrie an dieser Stelle wohl nicht weiter hervorgehoben zu
werden braucht, soll nun auch der minderbemittelte Gewerbetreibende, der Zögling der
kunstgewerblichen Fachschulen und Akademien theilhaben können. Der beispiellos billige
Preis von Mark für je ein Heft von 12-15 Tafeln ohne Pranumerationszwang ermög-
licht die Anschaßung in den weitesten Kreisen, und die Reptoductionen sind unstreitig
so gut, als es bei dem gewählten Verfahren nur möglich ist.
Jacob Burckh ardt Geschichte der Renaissan ce in Italien.
Zweite vorn Verfasser selbst durchgesehene und vermehrte Auflage.
Mit zahlreichen Illustrationen in Holzschnitt. Lieferung. Stuttgart,
Verlag von Ebner 8a Seubert, 1877.
Wie kein Anderer scheint Jacob Burckhardt zum Geschichtschreiber der Kunst
und Cultur der Renaissance in Italien pradextinirt zu sein. Er vereint den Ernst und die
Gründlichkeit des Forschers mit der freien, grossen Weltanschauung des Humanisten und
dem Feinsinn des Aesthetikers. So sind seine -Cultur der Renaissanceu und seine 1G-
schichte der Renaissance" Architektur klassische Bücher im vollsten Sinne des Wortes.
Beide erscheinen nun in neuer Ausgabe; die des ersteren von S. Geiger besorgt, die des
letzteren von dem Verfasser selbst. Die "Geschichte der Renaissance-A ist in der neuen
Ausgabe herausgehoben aus dem Verbande der Fortsetzung der Kuglefschen Geschichte
der Baukunst; das ist besonders erfreulich, weil wir damit Burckhardfs Werk erst in
seiner ganzen Eigenart kennen lernen. Die früheren Angaben hat Burclthardt revidirt,
die Quellenhinweise sind zahlreicher geworden, so z. B. gleich im i. Capitel der monu-
mentale Sinn der italienischen Architektur. Das Format ist grosser, der Druck schöner,
die Abbildungen bedeutend vermehrt worden. Sobald diese neue Ausgabe vollständig er-
schienen, werden wir aufdas Werk zurückkommen und seine eigenartige Stellung in unserer
kunstgeschichtlichen Literatur eingehend beleuchten.
P. Villari Niccolo Macchiavelli suoi tempi, illustrati con
nuovi documenti. Vol. I. Firenze, Successori Le Monnier, t877. Deutsch
von Bernhard Mangold. Leipzig, H. Hartung St Sohn, i8Z7.
Dieser erste Band führt das Leben des Macchiavelli bis zum Jahre o7. Die Ein-
leitung füllt dreihundert Seiten; sie gibt eine Geschichte des Humanismus bis zu Macchia-
velli. Die Strömungen innerhalb desselben werden auch hier nicht gesondert und charak-
terisirt; die locale Gruppirung verwirrt eher, als dass sie die Uebersicht erleichterte.
Herzliche Freude aber macht es, einem durchaus selbstständigen Urtheil zu begegnen,
nicht der steten Wiederholung von Tiraboschi oder Voigt. Wird unsere persönliche
Neigung durch die Herbheit desselben nicht selten verletzt, so ist der Fremde doch am
wenigsten befugt, dagegen Einsprache zu thun. Die geistige Selbstständigkeit, eine Selbst-
ständigkeit aber, die nicht in subjectiver Caprice, sondern in gründlicher und umfassender
Quellenkenntniss ihren Ursprung hat, bekundet sich auch in der Darstellung des Lebens
Macchiavellfs. Trotz der zahlreichen Publicationen über Macchiavelli, an welchen die
Gegenwart so reich ist. bringt Villari doch manches höchst bedeutsame Document zum
ersten Male an das Licht. Soweit der erste Band ein Urtheil gestattet, wird man Vil-
lari's Macchiavelli zu den besten historischen Leistungen zahlen müssen, welche die Ge-
genwart aufzuweisen hat. Umfassendes Quellenmaterial, gründliche Herrschaft über das-
selbe, warrne lebensvolle Darstellung finden sich nicht oft in solcher Vereinigung wie hier,
Jaennicke, Friedrich Grundriss der Keramik in Bezug auf das
Kunstgewerbe. Eine historische Darstellung ihres Entwickelungsganges
in Europa, dem Orient und Ostasien von den ältesten Zeiten bis auf
die Gegenwart. Ein zuverlässiger Führer flir Kunstfreunde, Sammler,
Fabrikanten, Modelleure und Gewerbeschulen, wie auch als Ergänzung
zur Kunstgeschichte. Mit circa 400 Holzschnitten und über 2500 Marken
und Monogrammen. Stuttgart, Verlag von Paul Neff. i. Licfg.
Was mit dem Werke beabsichtigt ist, wird in dem ausführlichen Titel ziemlich
klar angedeutet und die in der vorliegenden Lieferung enthaltene Uebersicht der kera-
mis'hen Literatur beweist am besten, dass Jaennicke's Buch in der That eine auffallende
Lüc in der deutschen Literatur dieses Faches ausfüllt, und darum begrüssen wir sein
Erscheinen mit wahrer Freude. Doch wird erst die weitere Fortführung des Werkes uns
darüber belehren, ob wir mit gleicher Zuversicht wie Herr Jaennicke selbst es aus-
sprechen dürfen, dass wwer ein feiner Kenner werden will, es in erster Linie nicht ver-
säumen soll, sich mit dem Inhalte dieses Buches möglichst vertraut zu machen.-
"Echou. Centralorgan für Glas-, Porcellan- und Thonwaaren-Industrie.
Eigenthüiner und Herausgeber Josef Kaufm an unter Mitwirkung der
Herren Proff. C. H. Knoll, Dr. Hellbrunn und Ingenieur Luksch.
Beginnend mit dem i5. November, erscheinen von dieser neuen Zeitschrift monat-
lich zwei Nummern, und da es bisher für die betreffenden Kreise von Industriellen
abgesehen von der Berliner Thonindustrie-Zeitung in der That an einem Fachblatte
gebrach, ein solches aber unstreitig sehr wünschenswerth ist, so liegt es wohl ganz in der
Hand der Herausgeber, ihrem Unternehmen durch gediegene Arbeiten freundliche Auf-
nahme und weitere Verbreitung zu sichern.
Quellenschriften für Kunstgeschichte etc., herausgegeben von
R. v. Eitelberger. Wien, W. Braumüller.
In Kurzem erscheint der XIII. Band der -Quellenschriften-, enthaltend das Buch
der Malerzeche in Prag, herausgegeben von Dr. Matthias Pangerl mit Beitragen von
Dr. Alfred Woltmenn. Der lnhalt des Buches gliedert sich folgcndermassen Einleitung
von M. Pangerl; darin enthalten die Sprache des Malerbuches, von E. Martin.
Die Bruderschaft und ihre Entwicklung zur Zunft. Von A. Woltmann. Notizen zur
Geschichte der Malerei in Böhmen. Von demselben. Das Buch der Malerzeche in Prag.
Herausgegeben von M. Pangerl. l. Satzungen der Zeche. ll. Aufnahme in die Zeche
und Aufdingungen. lll. Mitglieder der Zeche. IV. Acten der Zeche. Anmerkungen.
Von M. Pangerl, mit einzelnen Zusätzen von A. Woltmann. Namen-, Wort- und
Sachregister. Von M. Pangerl.
Iournalrevue.
Anzeiger Kunde der deutschen Vorzelt. Organ des Germanischen Museums.
Nürnberg 1877. Nr. 1-11.
Essenwein, Einige mittelalterliche Feuerwalfen im Germ. Museum. Schnei-
der, Bildwirkerei zu Heidelberg im 15. Jahrh. Essenwein, Buntglasirte Thon-
waaren des 15.-18. Jahrh. im Gerrn. Museum. Stillfried, Das Gebetbuch der
Markgräfin Susanna von Brandenburg vom Jahre 1520. Bergau, Ein Reliquiar
von W. Jamitzer. Steche, Astronomische Instrumente von W. Jamitzer.
Baader, Ein nurnbergischer Glockengiesser. Wernicke, Urkundliche Beitrage
zur Künstlergeschichte Schlesiens. Messmer, Ein Buchbeutel in der kgl. Hof-
und Staats-Bibliothek München. Essenwein, Die Pistolen vom 15. 17. Jahrh.
v. Eye, Die Nurmalgewichte des Kurfürstenthums Sachsen von 1585. Schultz,
Die Sammlung von Handzeichnungen in der Breslauer Stadtbibliothek. Zur Bla-
sonnirung. Hack, Eine Glocke zu lGenin bei Lübeck. Essenwein, Ein
nHedwigsbecherl im Germ. Museum. Mummenhof, Beiträge zur Geschichte
Jamitzetds. Essenwein, Oblateneisen des 16. Jahrh. im Germ. Museum. Essen-
wein, Venetianer Glaser im Germ. Museum. Essenwein, Ein Ofen des 18. Jahrh.
im Germ. Museum. Mittelalterlicher Siegelstempel von Schiefer. Vermischte
Nachrichten etc. Mit Abbild.
Archiv für 151011110116 Baukunst 51m1 Kirahensohmuok. Herausgeg. von Th. Prüfe r.
ll. Berlin 1877. Heft 1-3.
Hacker, Umbau der Kirche zu Trossin. Prüfer, Zwei kirchliche Alterthümer
im märkischen Provinzial-Museum zu Berlin. Prüfer, Einige Bemerkungen über
die Akustik in Kirchen. Madonna von HansWild im Münster zu Ulm. Stein-
dorff, Aus den Erfahrungen eines Architekten. Mit Abbild.
Blätter für Kunstgewerbe. Begründet von Val. Teirich, redigirt von J. Storck.
Vl. Wien 1877. Heft 1-12.
Hauser, Die Möbel des Mittelalters. Hauser, Die Möbel der Renaissance.
Bucher, Messen und Ausstellungen. Kunstgewerblicher Unterricht in Oesterreich
im vorigen Jahrhundert. Bucher, Ein Bücherfreund. Die Entwicklung des
Farbensinnes. Boeheim, Das hämmerbare Eisen in der Kunstindustrie. Hol-
ländische Kunstindustrie. Uhren. Bernard Palissy. Mit Kunstbeilagen.
Schweizerisches Gewerbe-Blatt. Organ der Gewerbemuseen Zürich und Winterthur.
ll. Winterthur 1877. Nr. 1-23.
Buhlmann, Die geschichtliche Entwicklung des Kunsthandwerks. Römische
Bodenmosailten. Mit Abbild. Bühlmann, Partie vom Stuhlwerk im Dome zu
Siena. Mit Abbild. Decoration des weissen Glases. Han hart, Der gegenwär-
tige Stand der Kunsttöpferei und der Glasindustrie. Messingener Kronleuchter aus
der Petrikirche zu Lübeck. Mit Abbild. Die Stickerei-Industrie auf der inter-
nationalen Ausstellung in Philadelplqia 1876. Die Pflege der Kunst durch den
Staat. Faller, Renaissance-Stübchen im nHaggen-i bei St. Gallen. Mit Abbild.
Hartglas. Stadler, Ueber Festdecorationen. Die Gewerbe-Ausstellung in
Basel. Behles, lntarsia in Italien. Mit Abbild.. Zeichen-Ausstellung von
Handwerks, Gewerbs- und Fortbildungsschulen des Cantons Zürich. Hanh art,
Fortschritte des Hafner-Handwerks und Wiederaufleben der Ofenmalerei in Winter-
thur. Totis, Die britische Spitzenindustrie. Hanhart, Nachahrnungswerthes
aus dem Oesterr. Museum in Wien für das Handwerk und Gewerbe der Schweiz.
Schmiedeisernes Balcongeländer im Hofe des uBrolettou in Brescia. Mit Abbild.
Die Ehrenstube des Seidenhofes, aufgestellt im Gewerbe-Museum in Zürich. Han-
hart, Der sachgernasse Lehrgang der Handwerker und der Arbeiter des Klein-
gawerbes. Der Styl. Mittheilungen aus beiden Gewerbemuseen, Notizen etc.
Der Kirohensohmnok. Blätter des christlichen Kunstvereines der Diöcese Seckau. 1877.
Nr. 1-12.
Strasser, Der König der Instrumente. Zur Geschichte der Orgel. Ein Besuch
inlKlosterneuburg. Die Capelle am Seckauherge bei Leibniz. Die Renaissance
und der Altaraulbnu. Die Aenderung des MnssvSystemes im Gebiete der Orgel-
baukunst. Symbolik in der christlichen Kunst. Wie wascht man farbige Linnen-
Stickereien? Bautrax ler, Die Glocke von Palästina. Bautraxler, Die Glocken
der St. Peterskirche in Rom. Das mittelalterliche Ciborium von St. Oswald ob
Landsberg. Das Messgewand und seine Form. Der Betstuhl Kaiser Friedrich IV.
zu Rottenmann. Die Ausstellung unseres Vereines. Die Kirche der Hauptpfarre
Pöls. Die Tiroler Glasmalerei und Kathedralen-Glashutte in Innsbruck. Die
Deckengemälde in der Pfarrkirche zu Ischl. Mikovits, Die Restaurirung der
Pfarrkirche Gams bei Stainz. Ursprung und Entwicklung der Symbolik in ihrer
Anwendung auf Schrifterklärung und Erzeugnisse der christlichen Kunst. Zur Aus-
stellung des Paramentenvereines. Mit Abbild.
Zaitsohritl des Knnstgewerbevereins in München, 1877, Heft l--ro.
Pecht, Zur Eröffnung des neuen Jahrganges. Haushofer, Die Kunst im Zu-
semmenhange mit dem Volkswohlstand. Schmaedel, Ueber den Einlluss der
Kunst und des Kunsthandwerkes auf die Erziehung der Phantasie. Vortrag. Miller,
Bericht über die Jubiläums Ausstellung des Münchener Kunstgewerbevereins.
Kuhn, Ueber die Kunstweberei der Alten. Sepp, Der Königsmantel Salomons
und die Lilien darin. Sepp, Der orientalische Thronstuhl und sein ideales Vor-
bild. Kuhn, Die Bedeutung der Museen für den Volksunterricht und für die Ge-
werbe. Kuhn, Ausstellung von Arbeiten der vervielfältigenden Künste im bairischen
Gewerbemuseum zu Nürnberg. Seidl, Entwurf zum Kunstgewerbehaus. MitAblm
Zeltsohrift für bildende Kunst. Herausgegeben von Prof. Dr. C. v. Lützow. Xlll.
Leipzig 1878. Heft 1-2.
Hettner, Zur Charakteristik der Dominikanerkunst des 14. Jahrh. l. Der Fresken-
cyklus der Spanischen Capelle in S. Maria Novella zu Florenz. Julius, Die Aus-
grabungen am Südabhange der Burg zu Athen. v. Schorn, Das Jubiläum des
Germanischen Museums. Rosenberg, Baurath Orth's Proiect zur Umgestaltung
der Berliner Museumsinsel. Brun, Die Fresken Luini's in S. Maurizio zu Mailand.
Fabriczy, Die nationale Kunstausstellung zu Neapel 1877. Vogel, Die
v-Medicaergraberw in Florenz. Notizen etc. Mit Kunstbeilagen.
Kunst-Chronik. Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst. Xlll. Leipzig, 1878.
Nr. 1-9.
Die akademische Kunstausstellung in Berlin. Tidemand-Ausstellung in Christiania.
Reinhardt f. Die Auction Didot. Hans Wilhelm Kress von Kressenstein
über Dürer. Schmidt, Die Katharinenkirche in Oppenheim. Der Neubau der
Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums. Lehner, Neuere Bildererwerbungen
des farstl. HohenzollernscheniMuseums in Sigmaringen. Richter, Neue Rubens-
bilder in Antwerpen. Die Dresdener Kunstausstellung. Die kgl. Kunstgewerbe-
schule in München. Vom Christmarkt. v. Schorn, Die Nürnberger Ausstellung
der vervielfaltigenden Künste. Literaturbericht. Sammlungen und Ausstellungen.
Vermischte Nachrichten.
Fortsetzung das Kataloges der verkäuflichen Bypsabqüasa
des Oesterr. Museums.
Vgl. Nr. 14x der vMinheilungen-j
Nr.
655 Statue des Mercur. Original in Marmor von Tharwaldsen, x80 Ctm. hoch 40
G56 Hercules in der XViege antik-römisch, i6 Ctm. hoch
G5 Büste des Sommers, nach dem Original von Prof. Kopf in Rom, 70 Ctm. h.
65g Kinderschädel, nach dem Modell von Prof. Machold in natürlicher Grösse
659 Mnnnesschädel, desgl.
66a Greisenschidel, desgl.
661 Kopf eines Kindes, nach demiMoiielli von ProiliMa-choild in riatürlicixeriGrlfissei,
mit Posxamenl und mechanischen Metallgelenken zum Verändern der Stellung
versehen
G62 Kopf eines Mannes, desgl.
663 Kopf eines Greises, desgl.
r.
II? IT'S!!!"
Kusmßne MITTHEILUNGEN.
Weihnaohts-Ausstellung. Se. Majestät der Kaiser geruhten
die Weihnachts-Ausstellung im Oesterr. Museum und die neuen Räume
der Kunstgewerbeschule zu besichtigen. Se.Majestät haben Sich Stunden
im Museum aufgehalten und Allerhöchstihr Wohlgefallen sowohl über die
Fortschritte der Kunstindustrie auf der Weihnachts-Ausstellung, als auch
über die Leistungen der Fachschulen der Kunstgewerbeschule, des Lehrer-
bildungscurses und der chemisch-technischen Versuchsanstalt des Museums
auszusprechen geruht.
Ausserdem wurde die Weihnachts-Ausstellung und die Schule von
Seite des Allerhöchsten Hofes durch den Besuch des Kronprinzen Ru-
dolf, der Erzherzoge k. H. Albrecht, Karl Ludwig, Ludwig
ictor, Wilhelm, Karl Salvator und durch wiederholten Besuch des
Erzherzog-Protectors Rainer ausgezeichnet.
Ernennung Se. k. Hoheit Erzherzog Rainer hat in seiner Eigen-
schaft als Protector des Oesterr. Museums den Curator der k. k. Staats-
Gewerbeschule in Graz, Herrn Grafen Heinrich Attems-Petzensrein
zum correspondirenden Mitgliede des Oesterr. Museums ernannt.
Geschenke an das Museum. Der verstorbene Archimandrit
B. Liveropulos hat dem Museum testamentarisch zwei kleine englische
Bisquitvasen mit reicher, sorgsam ausgeführter Blurnenverzierung als Ge-
schenk hinterlassen.
Herr P. Balin in Paris hat neuerdings dem Museum eine Folge
von 54 Tafeln mit Papier-Imitationen alter Tapeten und Stoffmuster vom
13. bis 18. Jahrhundert geschenkt. ln ihrer bekannten trelflichen Aus-
führung bilden diese Reproductionen eine ausserordentlich werthvolle Be-
reicherung der Vorbildersammlung für textile Kunst, durch welche sich
Herr Balin das Museum wieder zu besonderem Danke verpflichtet hat.
Herr Hofbuchbinder Rollinger hat dem Museum einen Pracht-
einband, Herr Hofschlossermeister Ludwig Wilhelm einen schmiede-
eisernen Leuchter, Herr Hofschlossermeister Alb. Milde eine Suite treff-
licher Eisenarbeiten, Herr Thonwaarenfabrikant Brausewetter die Copie
eines alten glasirten Ofens aus dem 17. Jahrhundert, dessen Original sich
im Besitze des Grafen Kuefstein in Viehofen befindet, und die Fabrikanten
Ranzendorfer und Heller, Posamentierer, eine grosse Quaste zum
Geschenke gemacht.
Kirchlicher Kunstverein für die Diöoesen in Wien und
St. P6115911. Die n. ö. Statthalterei hat soeben die Statuten des kirch-
lichen Kunstvereines genehmigt; derselbe wird in Wien seinen Sitz haben.
Sein Zweck ist Förderung des Verständnisses und der Liebe für die kirch-
liche bildende Kunst in Clerus und Volk. Aehnliche Vereine existiren
bereits in Graz, Brixen, Prag christliche Akademie und entfalten eine
mehr oder minder erspriessliche und erfolgreiche Thätigkeit. Es unterliegt
wohl keinem Zweifel, dass der Verein in den genannten Diöcesen ein
schönes Feld für eine segensreiche Wirksamkeit hat, wenn er, jedweder
politischen Tendenz fernbleibend, sich bemüht, das gemeinsame Band,
welches Kunst und Kirche umschlingt, zu befestigen. Ein Gang durch die
verschiedenen Vereins-Ausstellungen in Wien genügt, um zu zeigen, wie
wenig die Kunst in der Kirche gepflegt wird, sei es in der Malerei und
der Sculptur, sei es in den zeichnenden Künsten, dem Email, der Keramik,
dem Buchdruck und der Buchausstattung oder anderen Zweigen der Kunst-
19
industrie. Wie anders ist es in Frankreich, Belgien, England und Holland.
Auf der diesjährigen Weihnachts-Ausstellung sind zwar einige schöne Ar-
beiten für kirchliche Zwecke ausgestellt z. B. die Tabernakelthüre für
die Kirche St. Valentin, einige Kelche und Gebetbücher, Chromoxylo-
graphien etc. aber das ist wenig im Verhältniss zu dem wirklichen
Bedlirfniss.
Die Mittel, deren sich der Verein bedient, um seinen Zweck zu er-
reichen, ist Belehrung durch Wort, Schrift und Bild, Veranstaltung von
Ausstellungen, Anschalfung von Lehrmittel-Sammlungen für den Unter-
richt in der Kunstgeschichte und der kirchlichen Archäologie an den
beiden Diöcesan-Scminarien, Einflussnahme auf die Erhaltung und richtige
Wiederherstellung der kirchlichen Kunstwerke, Gründung einer Vereins-
Bibliothek.
Besuoh des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
December von 34.285, die Vorlesungen von 984, die Bibliothek von 2266 Per-
sonen besucht.
Diese letztere Zahl spricht wohl am deutlichsten für die Zwecltmässigkeit der
neuen Einrichtung, nach welcher die Bibliothek nunmehr an fünf Abenden der Woche
statt der früheren zwei der Benutzung des Publicums zugänglich ist. Die Zahl der Be-
sucher hat sich gegen das Vorjahr fast verdoppelt; damals betrug sie wahrend der Mo-
nate October, November, December 332g, heuer aber beläuft sie sich in dem gleichen
Zeitraum bereits auf 6235 Personen.
Standbild Das für die Domkirche in Marburg bestimmte lebensgrosse Marmor.
Standbild des verstorbenen Bischofs Slomselt wird, wie man der "Tagespostw aus Lai-
bach schreibt, vom Bildhauer Saitz im Februar vollendet werden, so dass die Enthüllungs-
feierlichkeilen im genannten Monate stattfinden können.
Provinzlalmuseum in T1101. ln Trier ist ein Provinzialmuseum croffnet worden,
in welchem die bisher in den römischen Bädern, der Porta Nigra und im Gymnasial-
gebaude aufbewahrten Alterthümer vereinigt und übersichtlich aufgestellt wurden.
wKunst und Gewerbe-u
Welhnaohts-Ansatellung in Stuttgart. Wie verlautet, hat man nun auch in
Stuttgart eine kunstgewerbliche Weihnachts-Ausstellung in's Auge gefasst und soll die-
selbe im Sinne der von Prof. Reulcaux angeregten Bremer Ausstellung, nach dem Ca-
binetssysteme, veranstaltet werden. Mit derselben wird auch eine kleine Lotterie mit
30.000 Losen Mark und 400 Gewinnsten von 4000 Mark bis zu lo Mark herab ver-
bunden sein.
Weihxmchhs-Ausstellung in Berlin. Der dortige Architektenverein veranstaltete
in seinem Vereinshause eine Weihnachts-Ausstellung, auf welcher nur das Berliner Kunst-
gewerbe vertreten ist. Die Ausstellungerfreut, sich sehr reger Theilnahme des Publicums.
Braunschweiger Gewerbe-Ausstellung 1877. Es liegt uns nun der ofticielle
Bericht über jene Ausstellung vor, welche auf Anregung des w-Vereines zur Forderung
des Kunstgewerbesa zu Braunschweig daselbst unter dem Protectorate Sr Hoheit des
Herzogs vom t5. Juli bis 28. August abgehalten wurde. Da nur Braunschweigtsche Er-
zeugnisse und Kunstwerke zur Ausstellung zugelassen waren, so ist die Zahl der Aus
steller 51a immerhin eine schätzenswerthe, um so mehr. als sich gerade einige
städtische Firmen principiell der Betheiligung enthielten. Im Ganzen wurden über zoo
Preise zuerkannt; die Zahl der Besucher betrug 85.000 und der Ueberschuss 3z.ooo Mk.,
welche nun zu Zwecken des r-Vereines zur Förderung der Kunstgewerbe- verwendet
werden sollen. Dieser Erfolg ist ein wohlverdienter Lohn für die Mühe und den Muth
der Ausstellungs-Commission, welche sich mittels Reverses hatte verpHichten müssen, die
durch den Staatszuschuss von 10.000 Mk. nicht gedeckten Kosten selbst zu tragen.
Husiksohnle und Instrumentenfabrloation. Aus Schnnbach im Erzgebirge
wird der l-Bohemia- berichtet Schonbacb, die Musik treibende und Musikinstrumente
fabricirende Stadt, ist in der Welt viel zu wenig bekannt. Das nahe Markneukirchen, das
in letzter Zeit die zooiährige Gedenkfeier der Einführung des Geigenmacher-Handwcrkes
beging, wird von Schönbach nicht nur in Bezug auf lnstrumentenfabrication übertroüen,
sondern dieses Gewerbe ist hier viel älter, denn schon in der ersten Hälfte des I7. Jahr-
hunderts erscheinen im hiesigen Taufbuche Kinder von Geigenmachern. Von Schönbach
gehen viele tausend Instrumente jährlich nach Markneukirchen, theils in fertigem, theils
in halbfertigem Zustande, um sodann als Markneukirchner durch die XVelt zu gehen. llm
einen BcgritT von der Ausdehnung der hiesigen lnstrumentenfabrication zu geben, sei er-
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wähnt, dass hier an 600 Geigenmacher sind, dass jährlich an 200.000 Zollcentner Holz-
waare verbraucht oder,weiter verhandelt wird und dass die hiesige Post einen Baargeld-
verkehr von ca. 600.000 fl. aufzuweisen hat. Ausser Trommeln und Pianofortes werden
hier alle Instrumente verfertigt, insbesondere Geigen, Blasinstrumente und Zithern, Damit
die lnstrumentenmacher genügend musikalisches Verständniss besitzen, hat das k. k. Handels-
ministerium hier eine Musikschule errichtet, die ungemein gut besucht ist und die
schönsten Erfolge aufzuweisen hat. Der Schulleiter, Herr Wilfer, ertheilt an hundert
und mehr Schüler praktischen und theoretischen Unterricht in der Musik.
Idrianer Spitzen. Die zum Zwecke der Erlernung und weiteren Verbreitung
der ldrianer Spitzenarbeiten unter den Klopplerinnen des böhmischen Erz- und Riesen-
gebirges im heurigen Frühjahrs in Gottesgab in Böhmen eigens gegründete Klöppelschule
gedeiht unter der Leitung des in Prag wirkenden Centralcomite zur Beförderung der Er-
werbsthatigkeit der Erz- und Riesengebirgsbewohner vortrefflich und beschäftigt gegen-
wärtig bereits 35 Lehrmadchen. Gelernt wird ausschliesslich die sogenannte ldrianer Spitze
Ellenspitzen, Barben, Kragen u. s. w., eine Spitzengattung, welche früher in Böhmen nicht
gearbeitet wurde und gegenwärtig guten Absatz findet. Der Verdienst bei dieser Spitze
ist für eine gute Klbpplerin H. bis H. 50 kr. in der Woche. Das Centralcomite hat
die Einrichtung der Schule beigestellt und Zwirn gespendet, es bezahlt die Lehrerin und
unterstützt die Lehrmadchen während der Lehrzeit mit xo kr. täglich.
Preisausschreiben des Gewerbe- und Indnstrlevateines in Bremen. Der
Gegenstand der Concurrenzaufgabe ist folgender
uMobeleinrichtung eines einfachen Wohnzimmers des Mittel-
standesu.
Für die Lösung der Aufgabe soll diese Einrichtung bestehen aus folgenden Objecten
x. Schrank oder Commode. Dieses Möbel soll so beschaffen sein, dass es
zur Aufbewahrung der wichtigsten, im häufigen Gebrauche befindlichen Gegenstände
eines Haushaltes dient, zugleich auch eine wesentliche Zierde des Zimmers bildet und
etwa zur sichtbaren Aufstellung von nEamilienstücken- und anderen bevorzugten oder
tägliche Verwendung findenden Gegenständen geeignet ist. Die Anschliessung an be-
stehende Gewohnheitsformen ist dabei nicht erforderlich, vielmehr eine neue, eigenartige
Anordnung des Möbels erwünscht.
z. Tisch. Bei der gewöhnlich gleichzeitigen Verwendung des einfachen bürger-
lichen Wohnzimmers als Speisezimmer soll derselbe auch als Speisetisch gebraucht
werden können.
3. Stuhl. Derselbe kann Rohrgeßechte oder Polsterung erhalten nur ist auf
Dauerhaftigkeit, Bequemlichkeit und leichte Handhabung bei dessen häufigem Gebrauch
Rücksicht zu nehmen.
Weitere Gegenstände sind zur Losung der Aufgabe nicht erforderlich, jedoch er-
wünscht, wenn die Einrichtung vervollständigende Obiecte wie Sopha oder Lehnstuhl,
Bilder- oder Spiegelrahme, Uhrgehnuse etc. als leichte Skizzen beigegeben werden.
Die Bearbeitung der Aufgabe kann geschehen
in wirklicher Ausführung, wobei der Verkaufspreis der ausgeführten Ge-
genstände und derjenige einer completen Einrichtung mit Aufzählung der einzelnen Mübel
beizulegen ist; I. Preis Mark 300.-
ll. m0.-
in Zeichnungen. Dieselben sollen für jeden Gegenstand bestehen in einer
Skizze 'l.. der natürlichen Grösse und einer für die Ausführung genügenden Detail-
zeichnung, sowie einem Kostenvoranschlag mit Angabe des Materials und der Art der
Ausführung; l. Preis Mark 150.-
li. 60.-
Die Prarniirung der Lösungsart schliesst eine Pramiirung der darauf bezüglichen
Zeichnungen aus.
Bezüglich der unter prämiirten Arbeiten bleibt der Direction des Gewerbe-
und lndustrievereines das Ankaufsrecht bis acht Tage nach Entscheidung des Preisgerichts
vorbehalten; die unter prämiirten Zeichnungen bleiben Eigenthum des Gewerbe- und
lndustrievereines, mit Ueberlassung des einmaligen Ausführungsrechtes an denselben.
Die Bearbeitungen der Aufgabe sind nur mit Motto oder Buchstaben versehen an
die v-Direction des Gevirerbe- und Industrievereines in Bremen, Gewerbehaus-t, frankirt
einzusenden. Ein beigegebenes verschlossenes Couvert mit gleichem Motto oder Buch-
staben hat Namen und Wohnung des Bewerbers zu enthalten.
Der letzte Termin für die Einsendung ist der l. März 1878. Später eintreffende
Sendungen werden nicht berücksichtigt.
Die Pramiirung erfolgt in der ersten Hälfte des Monats März und werden die ein-
gesandten Arbeiten acht Tage offentlich ausgestellt.
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