Mitthailunuen das k. k. lestßrraißh. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am I. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Bruno Bucher. Expedition von C. Gerold" Sohn.
Man zbonnirt im Museum, bei Gerold 81 Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr. 141. WIEN, JIM 1877. XII. Jahrg.
lnlnlc Die Kunstindustlie im Pariser Salon im Jahre 1877. Curs für Zeichenlehrer an der Kunst-
gewerbeschule des Gesten. Museums für Kunst und Industrie. Die Anfänge der Manllfactur-
und Graveurschnie nyss-iyyrl. Wilhelm Kralik v. Mcyrswnlden 4;. Organisznon des
Muneums rnr Kunst und Gewerbe in Hamburg. Pariser Weltausstellung rs s. Literatur.
Fortsetzung des Kataloges der verkäuflichen Gypsnbgüsse. Kleinere Min leilungen.
Die Kunstindustrie im Pariser Salon im Jahre I877.
Die Kunstindustrie ist salonfähig geworden. Der Pariser Salon in
diesem Jahre gibt derselben einen grüsseren Spielraum, als dies je bei
einer Kunst-Ausstellung der Fall war. Die ziffermässigen Nachweise,
welche durch den Katalog geliefert werden, geben einen interessanten Ein-
blick in das Kunstgewerbe in Frankreich. Wir können uns über diese
Thatsache nur freuen; denn seit der Eröffnung unseres Museums wurde
der Grundsatz festgehalten, dass das Gebiet der Kunstindustrie auch zu-
gleich ein Gebiet der Kunst sei. Es geht absolut nicht an, die Kunst-
industric aus dem Gebiete der Kunst und dem der Industrie auszuscheiden.
In den ersten Paragraphen der Statuten des Oesterreichischen Museums
ist es ausdrücklich betont, dass die Aufgabe des Museums darin besteht,
durch I-Ierbeischatiung der Hilfsmittel, welche Kunst und Wissenschaft den
Kunstgewerben bieten und durch Ermöglichung der leichteren Benützung
derselben, die kunstgewerbliche Thätigkeit zu fördern und vorzugsweise
zur Hebung des Geschmackes in dieser Richtung beizutragen. Ueberall,
wo auf dem Gebiet der Industrie das Bedürfniss hervortritt, sich mit der
Kunst in Verbindung zu setzen, da ist auch der Augenblick für das Ein!
greifen der Kunst in die Industrie und das Gewerbe gegeben; überall,
wo ein selbstständiges kunstgewerbliches Schaffen von Künstlerhand möglich
ist, da ist auch das kunstgewerbliche Werk als ein wahres Kunstwerk zu
betrachten. Daher haben die Franzosen vollständig recht gethan, in ihrem
Salon in den Gruppen der Malerei, Sculptur, Architektur. der Medailleur-,
Kupferstichkunst und Lithographie auch Werke der Kunstindustrie, als zur
Kunst gehörig, aufzunehmen. Wir finden daher in dem diesjährigen Salon
1877.
6D
Arbeiten in Fayence, Porcellan, Email, Kohlenzeiclinungen, Aquarelle u. s. f.
ausserordentlich zahlreich vertreten. Aber es tritt diesmal ausserdein noch
die im höchsten Grade bezeichnende Thatsache hervor, dass auf dem Ge-
biete der französischen Kunstindustrie die Frauenarbeit eine
hervorragende Rolle spielt. Um dies anschaulich zu machen, haben
wir eine statistische Zusammenstellung der in den verschiedenen Zweigen
der Kunstindustrie beschäftigten Künstler und Künstlerinnen versucht.
Auf dem Gebiete der Plastik Enden wir 437 Künstler und 26
welche sich auf die einzelnen Zweige folgendermassen
vertheilen
Frauen Männer
Gyps 202
gemalter plätre teinte et plätre bronce i7
Marmor .. 98
Terracotta .. 5i
Bronces .. 52
Bronces argente ..
Bronzirtes Eisen ..
Eisenguss
Goldschmiedearbeit
Getriebenes Silber ..
Wachs ..
Elfenbein ..
Buchsbaum
Auf dem Gebiete der zeichnenden Künste mit Ausschluss der
Malerei und des Kupferstiches finden wir folgende Daten
Frauen Männer
Federzeichnung 12
Carton ..
Glasmalerei
Fayence .. 74 63
Porcellan i80 31
Aquarelle 34 202
Email .. i7 2i
Kohlenzeichnungen 53
Miniature 33 15
Pastell .. 25 4.x
Gouache zi 20
Kupferstich und Radirung .. 13 258
Lithographie 34
Graveurkunst für Medaillen und Edelsteine 39
Zeichnungen verschiedener Art .. 32 gi
Zusammen 438 885
ßz
Ausserdem treten diesmal auf dem Gebiete der Oelmalerei 156
Künstlerinnen auf.
Die Thatsache dass zahlreiche Künstlerkräfte beiderlei Geschlechts
für Fayence- und Porcellanmalerei verwendet werden, ist zu bezeichnend,
als dass dieselbe der Aufmerksamkeit unserer Leser entgangen sein könnte;
aber trotzdem gibt es Leute, welche naiv genug sind, zu glauben, dass
der österreichischen Porcellanfabrication mit einer Schule geholfen sei, wo
nur ein einziger Porcellanmaler angestellt ist, und welche an der Meinung
festhalten, dass der künstlerischen Ausbildung des Frauengeschlechtes für
"Kunstgewerbe keine grössere Bedeutung beigelegt werden darf.
R. v. E.
Ours üir Zaichenlohrer an der Kunstgeworheschulo des Oastorr. Museums
für Kunst und Industrie.
Genehmigt mit h. Erlass des k. k. Unterrichtsministeriums.
Q. l.
Für Diejenigen, welche sich zu Lehrern im Freihandzeichenfache
auszubilden die Absicht haben, wird an der Kunstgewerbeschule des Oesterr.
Museums für Kunst und Industrie ein Specialcurs eröffnet. Die Dauer
desselben wird in den einzelnen Fällen von der individuellen Begabung
des Candidaten abhängig sein und darnach bemessen werden.
Q. 2.
Der Specialcurs umfasst als Minimum einen Zeitraum von Jahren,
wovon Jahre für die Vorbereitungsschule und Jahre für die Kunst-
gewerbeschule gerechnet werden. In Fällen, in denen die gänzliche Talent-
losigkeit des Schülers constatirt werden konnte, steht dem Lehrkörper die
sofortige Entlassung desselben zu. Hievon ist jedoch in jedem Falle der
Aufsichtsrath in Kenntniss zu setzen.
Wenn der Candidat in der Hilfswissenschaft eine ungenügende Prüa
fung abgelegt hat, so ist ihm die Wiederholung des Curses und die Ab-
legung einer Nachprüfung gestattet. Sollten auch nach letzteren sich keine
befriedigenden Resultate ergeben haben, so erfolgt die Entlassung unter
denselben Umständen wie in obigem Falle.
g. s.
Zum Eintritt in diesen Specialcurs werden entsprechend den 13
und 14, IV. des Statuts der Kunstgewerbeschule erfordert
i. Das vollendete 16. Lebensjahr;
2. der Nachweis über die beendeten Studien eines Untergyrnnasiums,
einer Unterrealschule oder einer vollständigen Bürgerschule;
3. der Nachweis über einen Grad der Zeichenfertigkeit, welcher mit
Wahrscheinlichkeit annehmen lässt, dass der Candidat nach einem mehr-
jährigen Besuche die Befähigung zum Lehrfache erlangen wird.
6.
Der Candidat hat während dieses mehrjährigen Curses sich eigen
zu machen
l. Die entsprechende Fertigkeit in figuralem und ornamentalem
Zeichnen;
z. hat derselbe folgende theoretische Curse durchzumachen, deren
Reihenfolge nach Bedarf und verfügbarer Zeit von der Direction und dem
Aufsichtsrathe der Kunstgewerbeschule bestimmt wird
einen zweijährigen Curs über Styllehre mit den entsprechenden
Zeichenübungen
einen zweijährigen Curs über die Elemente der Projections- und
Schattenlehre und Perspective mit den entsprechenden Zeichen-
übungen, in dessen erstem Jahre Projections- und Schattenlehre und
in dessen zweitem Jahre Perspective vorgetragen wird;
den zweijährigen Curs über Anatomie und
den ganzjährigen Curs über Kunstgeschichte.
Ueber diese theoretischen Gegenstände sind halbjährige Prüfungen
abzulegen a. d..
g. s.
Zu Beginn seiner Thätigkeit in der Schule wird jedem Candidaten
von dem betreffenden Professor die Reihe der von ihm zu besuchenden
Vorträge bestimmt; ebenso werden demselben die entsprechenden Prü-
fungen vorgeschrieben.
g. 6.
Nach Vollendung seiner Studien hat der Candidat in Gegenwart des
Directors der Kunstgewerbeschule, des Fachlehrers und eines Mitgliedes
des Aufsichtsrathes eine Abgangsprüfung abzulegen, in welcher er nachv
zuweisen hat, dass den Anforderungen des vollständig Genüge ge-
leistet wurde.
Als Abgangszeugniss erhält der Candidat ein motivirtes Zeugnis über
die an der Anstalt erreichten Erfolge.
Dieses Abgangszeugniss wird von dem Vorsitzenden des Aufsichts-
raths vidirt.
s. s.
Jene Candidaten, welche nicht den regelmässigen Curs, sondern
zur Ergänzung ihres bereits erlangten Wissens undKönnens
nur einzelne Abtheilungen desselben zu besuchen beabsichtigen, können
als ausserordentliche Hörer aufgenommen und zur Ablegung einzelner der
im aufgeführten Prüfungen zugelassen werden.
Solche Candidaten erhalten jedoch kein Abgangszeugniss, sondern
blos Studienzeugnisse über ihre Leistungen in den frequentirten Gegen-
stünden.
Der Status der Lehramts-Candidaten ist zum Zwecke der Kenntniss-
nahme seitens des Aufsichtsrathes in fortwährender Evidenz zu halten und
desgleichen am Jahresschlusse dem Ministerium davon Mittheilung zu
machen.
ä. 10.
Für die Candidatinnen des Zeichenlehramtes für jene Anstalten, wo-
selbst Lehrerinnen Anstellung finden können, werden besondere Verord-
nungen gegeben werden.
Die Anfänge der llanufactur- und Graveurschule l758-I772.
Aus der Geschichte der kaiserlichen Akademie der Künste in Wien von K. v. Lützow.
Wien, C. Gerold's Sohn.
Die Geschichte des kunstgewerblichen Unterrichts in Oesterreich ist
im Detail noch wenig erforscht. Nur soviel weiss man, dass bereits bald
nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts sowohl allgemeine Handwerker-
Fortbildungsschulen, als auch specielle gewerbliche Fachschulen bestanden i.
Eine Anzahl der ersteren Gattung in Wien verdankt dem Fürsten Kaunitz
ihre Entstehung. Als derselbe Botschafter am französischen Hofe war
1750-52, richtete er eine Vorstellung an den Hof-Commerzienrath, in
welcher dargethan wurde, wie nothwendig die Errichtung einer Schule
für Fabrikanten sei. Sie sollte ein Mittel sein, um Oesterreich von der
Production des Auslandes unabhängig zu machen. Als Director der Schule
brachte Kaunitz den in Paris gebildeten Florian Zeiss in Vorschlag und
am ll. Jänner 1758 konnte diesenden Unterricht beginnen. lgnaz La-
minger fungirte neben Zeiss als Adiunct und erhielt später die'Lehr-
stelle. Protector war Thacldäus Freiherr von Reischac h. Den Charakter
der Anstalt schilderte Fuhrmann" richtig, wenn er sagt, dass daselbst
nicht nur eine gewisse Anzahl Söhne von Wienerischen Bürgern zur Er-
lernung der Zeichnungen, welche zu Commerzial-Professionen gehören,
unentgeltlich unterrichtet und jährlich nach erwiesenem Verdienste an's
allerhöchster Milde mit Prämien beschenkt werden, sondern dass alle an-
deren Professionen und Handwerker, welche auch nicht unter der Commer-
zial-Obrigkeit stehen, dennoch in dieser Akademie unterwiesen werden
können". Es war also eine Zeichnungs- und Handwerker-Fortbildungs-
schule allgemeinen Charakters. Die Schulordnung ist uns in den Acten
der Akademie erhalten. Danach wurde der Unterricht an die Schüler drei-
mal wöchentlich, im Sommer von 7-11, im Winter von 9-12 Uhr er-
Vergl. G. Kosak in W. Fr. Exner's Beiträgen zur Geschichte der Gewerbe
und Erfindungen Oesterreichs, Wien, 1873, ll. 208-215.
Beschreibung der Residenzstadt XVien. lll. 330. Demzufolge befand sich die Schule
irn Jahre 1770 auf der hohen Brücke im Stadtanwaldischen Hause".
theilt; für Gesellen und Lehrjungen bestand eine besondere S0nn- und
Feiertagsschule. Zur Aneiferung des Fleisses waren vom Commerzien-
Consess Prämien ausgesetzt. Besondere von den Fabrikanten selbst be-
strittene Preise bestanden für die Seiden- und Brocatzeugmacher, welche
die Sonntagsschule besuchten. Die Preisvertheilung fand alljährlich am
Vorabende des Namenstages der Kaiserin statt. Nach einer Beschreibung
der Anstalt vom Jahre 177i besass dieselbe eine beträchtliche Sammlung
von Zeichnungen und Kupferstichen, und wurde von Kaufleuten, Kanze-
listen, Schreibmeistern, Tapezierern, Zuckerbäckern u. A. fleissig besucht.
Sechzehn geprüfte Scholarn" in der Lehre stehende Bürgersöhne ge-
nossen unentgeltlichen Unterricht. Auf Verlangen wurden für Gewerbs-
leute auch Entwürfe und Muster in der Schule angefertigü.
Mit dieser Zeichenschule für den allgemeinen gewerblichen Unterricht
war nun freilich den speciellen Anforderungen einzelnerFächer noch nicht
Genüge geleistet. Für einen der wichtigsten Zweige der industriellen
Kleinkunst errichtete man daher lO Jahre später die Erzverschneider-
schule" oder Possier-, Verschneid- und Graveur-Akademie", wie sie ab-
wechselnd genanntwird. Als die Seele dieser Schöpfung istJacob Schmutzer
zu betrachten. Der Grundgedanke war derselbe, den Kaunitz bei der
Gründung der Manufacturschule gehegt hatte. In einem "Promemoria,
worin er die Unentbehrlichkeit der Schule nachweist, äussert chrnutzer,
dass man auf diese Weise mit der Zeit in der Heimat selbst geschickte
Meister in geschnittener und getriebener Arbeit heranbilden werde und
künftig diese Arbeiten von Paris kommen zu lassen entböhren könnte".
Acten d. Akad. Abgesehen ist hierbei von der mit der k. k. Münze da-
mals, wie heute noch, verbundenen Graveur-Akademie, bei welcher z. B.
Math.Donner und sein Lehrer Antonio Maria de Gennaro als Münz-
graveur-Kunstscholarn-Directoren" fungirtenä- Zum Director der neuen
Anstalt wurde der treffliche Bildhauer und Graveur Anton Domanöcksl
Realzeitung 1771, S. 44 ü". Danach befand sich die Schule um jene Zeit in der
Bognergasse. im Burg'schen Hause gegenwärtig in Nr. verbaut.
Gennaro kam 1713 aus Neapel nach Wien und wurde noch in demselben Jahre
von Carl VI. zum kuis. Munz-Eysenschneyder" ernannt. Ueber sein Verhaltniss zu M.
Donner gibt folgendes Attest vom 13. Jänner 1738 Aufschluss .,Attesto io Sottoscritlo,
qualmente sin clall' anno 1734 ed anche prima el Signore Matteo Donner venuto da me
per osservare, ed apprenderc il metodo, regole de la professione d'lnt.agliatore di Zecca.
La onde fu il rnedesimo con Cesareo Decreto me costituito, come prirno Scolaro, perche
imparasse detta professione, la quale glie l'ho io, con lutte le regole nppartenenti in essa
successivamente insegnata, come chiaro si conosce della diGerenza miglioramentß di per-
fezione, che vi da' prirni agPultimi suoi lavori ch'egli ha fatto, Percioche il pre-
falo Signure Donner capace di servire come a1 presente serve nela Cuarea Zecca di
Vienna tutto cid Yatferrno ecc. Anton Maria de Gennaro, Direttore dell' Academia
dell' lntagliatori di Zecca. Reichsfim-Arch, Holfim-A.
Auch Domaneck oder Domanek geschrieben. Er war ein Schüler Mauhäus
Donner's und seit 1775 Mitglied der MalervAkadernie. ln der Eingabe des Commerzien-
geb. in Wien 1713 ernannt und die Schule mit Anfang d. J. 1767 im
gräflich Breunefschen Hause eröEnet, von wo sie zunächst in das
Alfsche, dann zu Michaelis 1769 in das Kaiserstein'sche Haus über-
siedelte. Die Schulordnung, welche Domanöck im October 1767 publi-
cirte bestimmt in äjt die Grenzen der Zulässigkeit der Frequentanten.
Aufgenommen wurde darnach jeder Gesell von denen Commerzial-Pro-
fessionisten, denen Gold- und Silber-Arbeitern, Compositionsarbeitern,
Gürtlern, Schwertfegern und Langmesserschmieden", ferner jeder Lehr-
junge dieser Professionen, sowie endlich auch alle diejenigen, nicht dem
Handwerksstand angehörige Personen, welche sich auf das Modellieren,
Gravieren und Verschneiden verlegen wollen" und sich beim Director in
gehöriger Form anmelden. Den Unterricht betreffend heisst es Alle
Sonn- und Feiertage, die hohen ausgenommen, wird das ganze Jahr hin-
durch vor die HH. Liebhaber das Modell stehen", und zwar Vormittags
1o-12 und Nachmittags 2-4 Uhr. Nach vorheriger Anzeige bei dem
Director wird auch denen HH. Liebhabern und Gesellen, wann sie einen
Act begehren, solche selbst zu stellen erlaubet seyn." Vor die Jungen
aber ist die Lection die ganze Woche hindurch, Sonn- und Feiertage aus-
genommen, von 587 Uhr." Q. z. Jeder ist verbunden nach denen Mo-
dellen mit zu zeichnen und zu pussiren, welche ein Anderer mit Genehm-
haltung des Directors gestellt hat." Q. 3. Wenigstens alle drei Monate
hat Jeder eine mit seinem Namen versehene Zeichnung, Modellirung oder
Pussirung" dem Director einzuhändigen, damit dieser solche zur Beur-
theilung des Fleisses auch anderen Künstlern und Kennern vorlegen und
ein solcher sich andurch von selbsten bekannt machen könne." Q. 4,.
Der Schlussbestimmung zufolge wurde auch ausser den angegebenen
Stunden Solchen, die sich desswegen an den Director wendeten, besonderer
Unterricht in anderen Zweigen der Kunst ertheilt.
Die mit dem geringen jährlichen Aufwande von etwa 1500 5.3 in's
Leben gerufene Schule gelangte schnell zur Anerkennung und Erfolg.
Sie, hat zur Begründung des Ruhmes der Wiener Medailleur- und Gra-
veurkunst mächtig beigetragen. Abgesehen von sechs unter unmittelbarer
Aufsicht des Directors arbeitenden Scholaren"', für welche der Staat ihm
Cons. vorn 25. Juni 1767 an die Kaiserin wird er auch als Gold-Galanterie-Arbeiter"
bezeichnet. Reichstim-Arelrh, Comm-A.
Acten der Akademie vom Jahre 1770. Das Breunefsche Haus stand 1766
auf der Wasserkunstbastei. Weiskern, Topogr. von N. 0. lII. 64. Das Kaisersteinß
sche Haus hat heute Nr. in der Braunerstrasse.
ln Abschrift bei den Acten der Akademie; Beschluss des Cornmerz-Consensses
vorn 27, October 1767.
Cab.-Arch., Staatsn-A. v. 19. Juni 1767. Dem Beschluss, durch welchen die Summe
bewilligt wurde, ist die Bemerkung beigefügt Anbei hat der Commerzienrath diesen
löblieheu Eifer auch auf andere Künste und Fabricaturen zu erstrecken."
Die ersten, zwischen dem 1. August 1767 und 1. December 1769 eingetretenen
Schüler waren Franz Domanöck der Sohn des Directors, unten Not. Michael
Kostgeld und eine besondere Remuneration zahlte, wurde die Schule im Jahre
1770 täglich von 72 Lehriungen, und ausserdem an Sonn- und Feiertagen
von 74 Gesellen besucht. Die Gesammtsumme der Frequentanten während
der ersten drei Jahre belief sich auf 328. Zur Aufmunterung der Schüler
waren Preise ausgesetzt welche alljährlich in Gegenwart einer ansehn-
lichen Menge von Kunstliebhabern und Kennern" feierlich vertheiltwurden 9.
in Würdigung der schnellen Aufnahme der Schule übernahm Fürst Kaunitz
auf Domanöclös Wunscha am 28. April 1770 auch über diese Anstalt
das Protectorat. Der Director war Anfangs zugleich der einzige besoldete
Lehrer an der neuen Akademie; später wurde ihm zur Aushilfe sein Sohn
Franz, der schon von Anbeginn der Schule dem Vater beim Corrigiren
geholfen hatte, als bestellter Corrector beigegeben, und derselbe war auch
unter Domanöclfs Nachfolger lange Jahre hindurch als Adjunct an der
Graveurschule thätig 4.
Behrner Goldgraveur, Christian Würth, Johann Schmallekher Stahlarbeiler,
Hieronimus Rigler und Anton Langer Silberarbeiter. Am 3. Mai 1769 kam Johann
Moll dazu. Acten d. Akad., Ausweis v. J. 177a.
Der Staatsrath bewilligte am 3. August 1768 auf Antrag des CommerzienACon-
sesses 7V, Souverainsdüar für die Scholarn auf jährliche Prämie". Cab.-Arch., Staetsr. A.
Ueber die Preisvertheilung vom a8. Juli 1770, vergl. die k. k. a. priv. Anzeigen,
l. S. 44; die Prämiirung vom 9. August x77! schildert ein handschriftl. Bericht in den
Acten der Akad.
In seiner Vorstellung gibt Domanöck der Befürchtung Ausdruck, dass die
Anstalt ohne einen dieser Kunst verständigen Schützer durch einige ihr abgeneigte lndi-
vidua in ihrem Fortgang gehindert werden möchte".
ln dem eben citirten Ausweis über die Frequentation der Graveur-Akademie vom
Jahre 1770 wird Franz Domnnück Scholar" und zugleich d. Z. Allergnadigst resol-
virter Corrector" genannt. Domanöck hatte für die Ausbildung des Sohnes geb. in
Wien 1746 trefflich gesorgt, ihn auf seine Kosten eine fünfjährige Studienreise nach
Deutschland und den Niederlanden machen lassen und wandte sich nun, nachdem der-
selbe mit 24 Jahren die Schule verlassen hatte, mit der Bitte an den Commerlzilen-Consess,
ihm zu einem dreijährigen Aufenthalte in Paris ein Stipendium von zoo H. zu verleihen,
,.zur weiteren Perfectionirung seiner Kunst und besonders zur Erlernung der Giessung
und Vergoldung der Bronze". Auf den darüber von Kaunitz erstatteten Vortrag vom
8. November 1770 resolvirte die Kaiserin eigenhändig er hat bei mayer 50 Dugaten
angewisen, mercy disen jungen mensch recomendiren das er nicht liderlich anstatt was
zu lehrnen wird." Act. d. Akad. Meyer war Zahlrneister der Geheimen Kammer. Unter
mercy" ist der damalige Minister Oesterreichs am französischen Hofe, Graf Mercy
d'Argenteau zu verstehen; das an denselben auf Befehl der Kaiserin von Kaunitz
am folgenden Tage ausgefertigte Empfehlungsschreiben für den jungen Domanö ck enthält
u. A. die interessante Mittheilung, dass der Künstler einen von ihm und seinem Vater
auf Befehl des Hofes aus Stahl nach antiquer Art verfertigten kleinen Tisch und ein
desgl. Vase, als Geschenk der Erzherzogin Maria Anna und des Herzogs Albert zu
Sachsen für Madame la Dauphine" Maria Antoinette mitbringe. Staats-Arch. ln dem
Gesuche des alten Domanöck an den Commerzien-Consess erwähnt der Künstler unter
den Arbeiten seines Sohnes, ausser diesem Tisch noch I9 Portraits in Silber", welche
derselbe zu denen in die schetz-Cammer nach Maria-Gel! ullergnädigst abgeschikhet
wordenen Antipendien" verfertigt hatte.
93
Wilhelm Krallk v. luyrswnldau i.
Der am 9. Mai d. J. in Adolf verstorbene Glasfabrikant Wilhelm Kralik Ritter
von Meyrswalden war eine von jenen Personlichkeiten, welche am meisten mit dazu
beigetragen haben, dem böhmischen Glase einen Weltruf, zu verschaffen. Auf allen Welt-
ausstellungen wurde der Name Wilhelm Kralik, des Chefs der Firma wMeyrs Neffe in
Adolf-I, mit Auszeichnung genannt Er wurde 1807 in Kaltenbach im Pilsner Kreise in
Böhmen geboren. ln bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, wurde es ihm durch die
Unterstützung des Glasfabrikanten Meyr möglich, die Schulen in Winterberg und später
in Wien zu besuchen. Nach seiner Rückkehr aus Wien trat er in die Fabrik des Herrn
Meyr und vermählte sich spater mit der Nichte desselben.
Meyr starb circa 1848 ohne directe Nachkommen und setzte seinen leiblichen
Neffen Josef Taschek und Wilhelm Kralik zu seinen Erben ein, die auch die Fabriken
auf immer hohere Stufen brachten. Namentlich war es Kralik, dessen Kenntnisse, That-
kraft und Fleiss das gesammte Unternehmen forderte und insbesondere, als Taschek
186 starb und das Geschäft an Kralik allein überging, arbeitete er mit doppelter Lust und
Liege, den alten Ruf der Meyr'schen, x77 gegründeten Fabriken zu befestigen und zu
me en.
Er erfand selbstständig eine ganze Reihe neuer Glasfarben, entwickelte andere neue
Erfindungen, wie neuester Zeit die des irisirenden Glases, zu jener Vollkommenheit, die
ihnen erst Bedeutung gab, sicherte die technischen Verbesserungen auf seinem Gebiete
mit namentlich in den letzteren Jahren, in denen er nicht so sehr seines Alters er er-
reichte nahezu das 70. Jahr als seines sich immer mehr entwickelnden Herzleidens
wegen oft nur mit Anstrengung den vielseitigen Anforderungen des sehr ausgedehnten Ge-
schäftes nachkommen konnte. um so bewunderungswürdigerer Ausdauer und scheute dann
selbst nicht vor umfassenderen Unternehmungen, wie dem Erbauen zweier ganz neuen
Fabriken und einer Dampfschleife zurück, um den gesteigerten technischen Anforderungen
gerecht werden zu konnen. Er hatte in den letzteren Jahren sieben Fabriken im Be-
triebe, namlich Adolf, Leonorenhain, Ernstbrunn, FranzensthalyKaltenbach, ldathal und
Louisenhütte.
Mehr als sonst Einer verstand er es, seine Arbeiter tüchtig zu schulen. ihren Ehr-
geiz rege zu erhalten, ihnen Freude an der Losung heikler, ja schwieriger Aufgaben zu
machen, und galt es, ein bisher noch ungelostes Problem in Angriff zu nehmen, so fand
er keine Ruhe, kannte er keine höhere Befriedigung. als auch dieser Anforderung Genüge
zu leisten. Oft meinte er -Machen lasst sich Alles, nur muss man erst die Mittel und
Wege dazu suchen, aber sie lassen sich schon finden, wenn man nur erst ernstlich will-i,
und er wollte stets! Sein humanes Wesen gegenüber den Arbeitern machte es auch, dass
sie ihm alle zugethan waren und er sicherer als Andere auf seine Leute zahlen konnte.
Nur durch diese seine unermüdliche Hingabe an seinen Beruf von seiner frühen
Jugend an bis zu seinem vorgerückten Alter war es möglich, dem Fabriksunternehmen
nicht nur solche Vielseitigkeit zu geben, die es erzielte, sondern auch die Artikel, welche
er ausfuhrte, in solcher Qualität zu liefern, wie sie von keiner anderen österreichischen
Glasfabrik so gut, so gediegen, geschweige denn besser geliefert werden können. Den
einstigen WVeltruf des böhmischen Glases wieder auf kunstindustriellem Gebiete zu er-
neuern und zu mehren, dazu bedurfte es eben eines so strebsamen. umsichtigen Tech-
nikers, eines so tüchtigen Fabrikanten, wie Kralik einer war.
Vor 26 Jahren vermahlte er sich zum zweiten Male und zwar mit einer Schwester
L. Lobmeyfs, jenes Mannes, der von Allen in erster Linie genannt wird, wenn von
der Cvlasmdustrie als Kunstindustrie gesprochen wird und wer spricht heutigen Tages
nicht von ihr?
Die Leistungen der Fabrik wurden bei den Ausstellungen bis in die neueste Zeit
stets mit den ersten Auszeichnungen anerkannt, Kralik auch Allerhochste Anerkennungen
wiederholt zu Theil. Die letzte erhielt er wenige Tage vor seinem Tode, wo er in den
österreichischen Ritterstand und zwar mit dem Prädicate 11V. Meyrswaltlenl erhoben
wurde. Er erbat sich dieses, um damit auch seinem Dankgefühle gegen seinen Onkel
Meyr Ausdruck zu geben, dem er zumeist seine Entwicklung, seine Stellung verdankte.
Ob dieser Anerkennung strebte er mit gesteigerter Lust und Freude, die Arbeiten für die
nachstjahrige Ausstellung in Paris bestens zu bewältigen, als ihn inmitten voller Thitig-
keit ein plötzliches Unwohlsein überfiel; wenige Minuten des Kampfes und das Izben
war entflohen! Ein Leben voll des besten Schaffens war so plötzlich abgeschlossen!
Seine vier Söhne erster Ehe, welche nun berufen sind, das Geschäft gemeinsam
fortzuführen, können gewisss das Andenken ihres Vaters, dieses hochverdienten Mannes,
nicht höher in Ehren halten, als wenn sie das Fabriksunternehtnen in gleichem Geiste
fortführen, die Entwicklung desselben noch zu steigern suchen. W. A. P.
94
Organisation des Museums tiir Kunst und Gewerbe in Hamburg.
Wir theilcn unseren Lesern nach dem officiellen Acte des Hamburger Senates iene
Daten über das neu zu gründende Museum für Kunst und Gewerbe mit, welche sich auf
die Or anisation beziehen. Es geht aus Letzterem deutlich hervor, dass in Hamburg im
Wesentichen dieselben Wege eingeschlagen wurden, welche seiner Zeit in Wien zur
Gründung des osterreichischen Museums geführt haben.
23. Februar
"Durch Senats- und Bürgerschaftsbeschluss vom wurde in Hamburg
der von der Gesellschaft zur Beforderung der Künste und nützlichen Gewerbe im Jahre
1369 eingesetzten Commission zur Begründung eines l-lamburgischen Museums für Kunst
und Gewerbe ein jährlicher Beitrag von Crt. Mark 12.500, theils zur Anschaffung von
Museumsgegeitstanden, theils zur Miethe eines Locals und zu sonstigen Verwaltungskosten
fur die Jahre 1874, 1875 und 1876 aus Staatsmitteln unter der Bedingung bewilligt, dass
auch der aus Privatmitteln angeschalfte Theil der von der Commission angelegten Samm-
lung in das Eigenthum des Staates übergeben solle, sobald die für das Museum bestimm-
ten Raume in dern damals in Aussicht genommenen Schulbau am Steinthorplatz herge-
stellt sein wurden. Dieses Gebaude, welches zugleich zur Aufnahme der Realschule des
Johanneums und der Gewerbeschule bestimmt war, ist seitdem vollendet und im Sep-
tember v. J. eingeweiht und von den beiden Schulanstalten bezogen worden. Das Ge-
werbemuseum, dessen gegenwärtig gemiethetes Local am t. Mai d. J. geräumt sein muss.
wird nun im Anfang 1877 gleichfalls in das neue Gebäude und zwar in das Erdgeschoss
desselben verlegt werden können. Dadurch wird dasselbe Staatsinsritut werden.
Nach Massgabe des schon erwahnten Senats- und Burgerschaftsbeschlusses von 1874
ist die Anstalt der Oberschulbehörde unterstellt und zwar speciell der den wissenschaft-
lichen Anstalten vorgesetzten l. Section derselben.
Zweck und Aufgabe des Museums für Kunst und Gewerbe ist im Allgemeinen
Kunst und Wissenschaft zur Forderung der Gewerbthatigkeit und zur Hebung des Ge-
schmackes der Gewerbtreibenden nutzbar zu machen. Dabei ist also die Absicht, wie
auch der Name andeuten soll, auf eine engere Verbindung des Gewerbes mit der Kunst
binzuwirken; es wird deswegen zwar vorwiegend das sogenannte Kunstgewerbe in Be-
tracht kommen, doch aber sollen diejenigen Gewerbe, welche nicht in diese Kategorie
gebären, keineswegs ganz unberücksichtigt bleiben, wie andererseits auch verschiedene
Zweige der bildenden Künste, namentlich der Architektur und der Plastik, insoweit zu
berücksichtigen sein werden, als nicht schon durch die Sammlungen der Kunsthalle das
vorhandene Bedurfniss befriedigt wird.
Als Mittel zur Erreichung der vorgedachten Zwecke werden zunachst die folgen-
den namhaft gemacht, durch deren Aufzählung aber keineswegs gesagt sein soll, dass
nicht bei weiterer Entwicklung des Institutes auch noch in anderer Weise durch dasselbe
auf die Gewerbethätigkeit anregend und fördernd wird gewirkt werden können.
r. Die Hauptsache ist die Ansammlung einer grosseren Anzahl mannigfaltiger und
möglichst sorgfältig ausgewählter Erzeugnisse des Gewerbßeisses verschiedener Zeiten und
Länder, hauptsächlich in Originalen, aber vorkommenden Falls auch in guten Gypsab-
gussen oder Abbildungen; dazu Sammlungen von Rohstoffen und Halbfabricaten, von
Modellen und von Werkzeugen, so dass also mit der eigentlichen kunstgewerblichen
Sammlung auch eine technische verbunden sein wurde, letztere aber nur nebensächlich,
im Anschluss an die erstere, wobei etwa der Gedanke zu Grunde gelegt würde, dass es
darauf ankornme, die Entstehung der Kunstgewerbs-Erzeugnisse in den verschiedenen Stu-
fen ihres Werdens von dem Rohstoff ab bis zur vollendeten Arbeit zu veranschaulichen.
wesentlich zu dem Zwecke, den Zusammenhang von Stoff und technischem Verfahren mit
der Form und dem Schmuck der Erzeugnisse vor Augen zu fuhren.
2. Mit diesen, dem betheiligten Publicum jederzeit zugänglichen Sammlungen des
Museums ware sodann eine dauernde Ausstellung zu verbinden, hauptsächlich um den
Gewerbtreibenden die rasche Kenntniss neuer Maschinen und Werkzeuge zu vermitteln,
indem von der Aufnahme von Maschinen in die eigentliche Sammlung mit Rucksicht auf
den raschen Wechsel der Erfindungen, auf die Kostspieligkeit der regelmassigen Anschaf-
fung und Unterhaltung und auf das grosse Raurubedürfniss besser abzusehen sein wird.
Gleichzeitig wird den Gewerbtreibenden zu gestatten sein, wirklich hervorragende Erzeug-
nisse ihrer Geschicklichkeit oder Erfindungsgabe im Museum auszustellen.
3. Da auch bei der Aufwendung weit betrachtlicherer Mittel, als dem bisherigen
Privatvereine zur Verfügung standen, die kunstgewerbliche Sammlung nur sehr allmalig
wachsen kann, so ist weiter auf die Veranstaltung zeitweiliger Ausstellungen von Kunst-
und Gewerbs-Erzeugnissen aus dem Besitz anderer öffentlicher Museen oder aus dem
Privatbesitz Bedacht zu nehmen.
4. Als dringend nothwendig wird ferner die Begründung einer Fachbibliothek be-
zeichnet, welche solche Werke enthält, die durch Abbildungen und durch geschichtliche,
technische, künstlerische Erläuterungen die Zwecke des Museums zu fördern geeignet
sind. Bei einer solchen Bibliothek würde es aber nicht blos darauf abgesehen sein dürfen.
der Verwaltung des Museums das Material zur Sammlung, Ordnung und Nutzbarmachung
der Museumsgegenstände an die Hand zu geben, sondern es müsste auch dafür gesorgt
werden, dass zur Benutzung der Bücher durch Gewerbtreibende und Lernende, sei es in
dem einzurichtendcn Lesezimmer, sei es in den Clnssenzimmern der in demselben Ge-
baude befindlichen Anstalten, sei es unter Umständen auch im eigenen Hause, möglichst
bequeme Gelegenheit geboten werde. Die Begründung der Büchersammlung wird um so
nothwendiger, als es den hiesigen öffentlichen und Gesellschaftsbibliotheken theils an
neuerer kunstgewerblicher Literatur, theils an leichter Zugänglichkeit für das Publi-
cum fehlt.
5. Ausser dem Lcsczimmer der anzulegenden Bibliothek müssen auch geeignete
Raume mit zweckmässigcir Zeichen- und Mudellirtischen vorhanden sein, um den Gewerb-
treibenden, Meistern und Gehilfen, zum Zeichnen und Modelliren im Museum selbst nach
den Vorbildern seiner Sammlung Gelegenheit zu geben.
6. Wie bisher die Commission die von ihr gesammelten Gegenstände dadurch nutz-
bar zu machen suchte, dass sie nicht blos dem Publicum die Beschauung derselben sn
viel wie möglich gestattete, sondern sie auch durch beigefügte Erläuterungen über Her-
kunft, Stolf, Technik, Styl und bemerkenswerthe Vorzüge oder Mängel dem Verständ-
niss der Beschauer näher brachte, durch kurze Veröffentlichungen in den hiesigen Tages-
blättern auf die neu ausgestellten Stücke aufmerksam machte, und für die kunstgewerh-
liche Formenlehre und den Zeichnenunterricht in der allgemeinen Gewerbeschule und
der Gewerbeschule für Mädchen die begehrten Stücke mit gewissen durch die Umstände
gebotenen Ausnahmen an diese Anstalten auslieh, so wird die künftige staatliche Ver-
waltung des Museums durch ähnliche Mittel die Nützlichkeit desselben befördern müssen.
7. Endlich wird als ein besonders wichtiges Mittel, durch welches die neue An-
stalt ihrer Aufgabe gerecht werden könnte, die Verbindung einer regelmässigen Lehr-
thätigkeit mit dem vorhandenen Material bezeichnet. Es würde diese von der Verwaltung
des Museums ausgeübt werden können theils durch öifentliche Vorträge, welche geeignet
wären, das kunsthistorische Verständniss des Publicums im Allgemeinen zu fordern, theils
durch Curse für die Genossen einzelner Gewerbszweige, bestimmt die technischen und
stylistischen Kenntnisse derselben zu entwickeln.
Pariser Weltausstellung l878.
Speulalprogrsmm für Gruppe II, Olnase Kunstnnteunioht und
Kunstwissensohaft. Berichterstatter Hofrath Ritter von Eitelberger, Directar
des Oesterr. Museums für Kunst und Industrie.
ln der Collectiv-Ausstellung des Kunstunterriehtes seilen die Fortschritte Oester-
reichs auf dem Gebiete des Kunstunterrichtes, des Musealwesens und der sachverwandten
Gebiete vor das Auge gebracht werden.
Lehrinstitute für Kunst Akademieen der bildenden Künste und Schulen
für das Kunstgewerbe. Plane der eigens fnr Zwecke solcher Anstalten erbauten
Gebäude und Ateliers. Programme, enthaltend Angaben über die Errichtung der Schule,
das Lehrpersonale, die Frequenz der Schüler
Die Kunstgewerbeschule des Oesterr. Museums für Kunst und lndustrie in Wien
wird insbesondere eine Auswahl der Arbeiten bieten, welche den Lehrgang der Schulen
verdeutlichen sollen; ebenso eine Auswahl der vorzüglicheren Lehrmittelbehelfe.
Anmerkung. Die Kunstgewerbeschule wird ausserdem in Verbindung mit den
kunstgewerblichen Fachschulcn des k. k. Handelsministeriums in der Gruppe lll Ein-
richtungsstncke und Zugehtir mit selbständigen Arbeiten vertreten sein; nur die höhere
Kunststickereischule des Handelsministeriums wird in der Gruppe ll zugleich mit den
weiblichen Schulen ausstellen.
Zeiehenunterricht in den Schulen. Der gessmmte Gang des Zeichen-
unterrichtes von der Volksschule angefangen bis einschliesslich die Mittelschule, soll durch
systematische Vorführung der Vorlagewerke und Lehrbehelfe, sowie der jetzt geltenden
Unterrichtspläne dargestellt werden.
Insbesondere sollen die allgemeinen Zeichenschulen bezüglich ihrer Organisation,
ihrer Lehrmittel und ihrer Statistik vorgeführt werden. Schülerarbeiten sind ausgeschlossen;
doch ist, um den Lehrgang klar zu machen, eine Auswahl von Schülerzeichnungen in
einem Portefeuille beizubringen.
Kunst- und kunstgewerbliche Museen. Die neu gegründeten Kunst- und
kunstgewerblichen Museen sollen durch Darlegung ihrer Statuten, ihres Budgets, ihres
Wirkungskreises, unter Hervorhebung der vorzüglichen Momente ihrer Bestrebungen,
ihrer hervorragenden literarischen und artistischen Leistungen, sowie nicht minder durch
Vorführung der Pläne von eigens für Zwecke dieser Institute errrichteten Gebäuden ver-
treten sein.
Anmerkung. Es soll angestrebt werden, diese verschiedenen Richtungen in einer
Denkschrift zur übersichtlichen Darstellung zu bringen, um die modernen Bestrebungen
auf dem Gebiete der Museen in Oesterreich nach Gebühr zu beleuchten.
Kunstwissenschaftliche Institute und Gesellschaften. Statuten und
Organisation. Kunstwissenschaftliche Publicationen aller jener Vereine, die sich mit
den einschlägigen Wissenschaften beschäftigen, als z. B. der Central-Commission zur Er-
haltung und Erforschung der Baudenkmale, der archäologischen Vereine, der Vereine für
Landeskunde u. dgl.
Kunstwissenschaftliche Missionen. Hier waren die Erfolge der in
jüngster Zeit veranstalteten Expeditionen z. B. nach Samothrake, Aquileia, Salona durch
Abbildungen und Gypsabgüsse der Funde vorzuführen.
Darstellung sämmtlicher auf Staatskosten im jüngsten Decen-
nium vorgenommenen Restaurationen alter Baudenkmale und Vorfüh-
rung sammtlichcr öffentlicher Denkmaler aus derselben Zeitperiode in Photo-
graphien und sonstigen Abbildungen.
Literatur.
Prof.W. F. Exner Die mechanischen Hilfsmittel der Bildhauer." Vor-
trag, gehalten im k. k. Oesterr. Museum. Mit Tafeln. Wien, bei Leh-
manu öt Wentzel.
Prof. Exner hat wiederholt im Museum Fragen der Technologie erörtert, von der
Lieberzcttgung ausgehend, dass technologische Fragen viel zu wenig VOn Künstlern und
Kunsthandwerltern erörtert werden. Der stationäre Charakter, in dem sich unser Kunst-
handwerk belindet, ist nicht zum geringsten Theile dem Umstande zuzuschreiben, dass
die Werkzeuge unvollkommen, die Fortschritte in der Technologie dem arbeitenden Künstler
nicht hinlänglich bekannt sind. Es ist zweifellos, dass spcciell in der Bildhauerei die
Stcinbearbeitungswerkzeuge seit Jahrhunderten keine wesentlichen Fortschritte gemacht
haben. Es ist daher sehr dankenswcrth, dass Prof Exner sich die Mühe genommen, in
gcmeinfasslicher Weise die mechanischen Hilfsmittel der Bildhauer vom technologischen
Standpunkte zu erörtern. 'Seine Untersuchungen haben den Zweck, "das bei uns allge-
mein übliche mechanisch-technische Rüstzeug des Bildhauers zu schildern, um damit auch
Unbewanderte in der Bildhauerei oberliachlich bekannt zu machen, die lnferioritat dieser
Hilfsmittel gegenüber dem Apparate anderer Productionsrichtungen nachzuweisen, die Ur-
sachen des in diesem Zustande ausgedrückten Anachronismus zu erklären, die Wege an-
zudeuten, welche vielleicht zur Nutzbarmachung der einen oder andern Errungenschaft
der modernen Technik führen könnten".
Wie wenig in der mechanischen Technologie die Steinbearbeitung beachtet wird,
geht aus der Thatsache hervor, dass in dem Fundamentalwerk der beschreibenden Techno-
logie, dem v-Handbuche der mechanischen Technologie- von Carl Karmarsch im vorigen
Jahre in fünfter Auflage erschiencnl die Steinbearbeitung mit keiner Silbe erwähnt wird.
Der hübsch ausgestatteten Broehure sind drei Tafeln beigegeben, welche eine ge-
naue Beschreibung der Werkzeuge, einige in halber, einige in ganzer Naturgrosse ausge-
führt, geben. Es ist daher dieselbe Bildhauerateliers und Gewerbeschulen zu empfehlen.
97
Fortsetzung des Kataloges der verkäuflichen Gypeabqüese
des Oesterr. Museums.
Vgl. Nr. 133 der v-Mittheilungenu.
Nr. ü.
615 Relief vom Parthenon, Original in Marmor, Eigenthum des rnodenens. Mu-
seums in Wien, 45 Centim. hoch, 35 Centim. breit ..
616 Feston mit Früchten und Blumen, 8o Ctm. lang, 44 Ctm. br.
617 Narciss, Statuette, Original von Bronze aus Pompeji, 65 Ctm. h.
618 Antinous, Statuette, 65 Ctm. h. ..
619 Karyatide, männlich, vorn Bildhauer 26
620 weiblich, von demselben, 170 Ctm. h. .. 26
621 Frauenbüste, Original von Bronze, italien. Renaissance, 10 Ctm. h.
622-625 Pilasterornamente nach antiken und Renaissance-Vorbildern, 46 Ctm. h.
30 Ctm. br. .. ..
626 Bekronungsornament, Renaissance, 38 Ctm. h. 40 Ctm. br.
627 23 Ctm. h. 38 Ctm. br.
628 Pilaster-Capitäl, ital. Renaissance, 32 Ctm. h. 35 Ctm. br.
629 11 32 h. 40 br.
630 32 h. 40 br.
631 34 h. 35 br.
632 1. 36 h. 40 br.
633 w. 45 h. 50 br.
634 Ornamentfüllung, 92 Ctm. h. 38 Ctm. br. .. ..
635 Adam, Statuette, Copie nach dem im Besitze des Oesterr. Museums befind-
lichen Originale in Holz aus der Zeir A. Dürer's, 28 Ctm. h.
636 Eva, Statuette, desgl.
637 Johannes, Relief von Donatello, Original Marmor, 50 Ctm. tm
638-641 Ornamente nach antiken und Renaissance-Vorbildern, 50 Ctm. h.
30 Ctm. br. ..
642 Gesimsleiste, 50 Ctm. lang 23 Ctm. br.
643 Stele, 25 Ctm. h. 25 Ctm. br.
644 Venus mit dem Apfel, Statuetle, antik, Original in Bronze, 5a Ctm. h.
645 Antinous, Statuette, antik, Original in Bronze, 25 Ctm. h.
64.6 Venus, Statuette, antik, Original in Bronze, 12 Ctm. h.
647 Henkelkrug, deutsche Renaissance, 32 Ctm. h. ..
.............l....lll
.. 24 .. 11.
649 15 h. ..
650 mir dem Relief Melanchthons und Luthers, 16 Ctm. h. ..
65 mit Deckel und eingesetzten Münzen. 17 Ctm. h.
65; .. mit Wappenreliefs vorn Jahre 1589, 26 Ctm. h.
653 mit religiösen Darstellungen, romanisch, 25 Ctm.
654 Relief, spielende Kinder darstellend, Ende des 17. Jahrh., Origin
17Ctm.h.2oCt1n.br.1.... ..
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Mosaikmalerei Das werthvolle, 17 Fuss hohe und uss breite,
von A. Salviati in Venedig nach dem Entwurfe des Prof. Laufberger
ausgeführte grosse Mosaikbild vPallas Athene", welches in der Wiener
Weltausstellung die Vorhalle des Pavillons für bildende Kunst schmückte,
ist, um dasselbe der Stadt Wien zu erhalten, vom Museum für Kunst und
Industrie übernommen worden. Da weder im Museum, noch in dem nahezu
vollendeten Gebäude der Kunstgewerbeschule Wandlliichen von jener Aus-
dehnung verfügbar sind, um das Gemälde im Inneren aufzustellen, soll
es nebst einem Auslaulbrunnen im Aeusseren desVerbindungsganges zwischen
beiden Gebäuden angebracht und damit zugleich die praktische Verwendung
eines so ausgezeichneten Decorationsmittels für die Aussenseiten monu-
mentaler Bauten anschaulich gemacht werden. Dieser ornamentale, mit dem
Mosaikbilde geschmückte Brunnen wird nach dem Entwurfe des Architekten
Heinr. v. Ferstel ausgeführt werden. Zur Bestreitung der Kosten der
Durchführung dieses Projectes leistet die Gemeinde Wien einen Beitrag
von 2000 H. Se. Majestät der Kaiser haben nunmehr huldvoll den zur
Deckung der weiter erforderlichen Kosten noch erübrigenden Betrag von
2500 H. aus dem Stadterweiterungsfonds, der namentlich bereits auch für
die Statuen auf der Elisabeth-Brücke, für das Schiller- und das Beethoven-
Denkmal Beiträge gewidmet hat, zu bewilligen und damit der Stadt Wien
und insbesondere der Ringstrasse eine neue Zierde seltener Art zuzu-
wenden geruht.
T836 für Hofhitel. Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit
Allerhöchster Entschliessung vom rg. Mai d. J. die Einführung einer axe
für die Verleihung des k. k. Hoftitels allergnädigst zu genehmigen
geruht. Die Taxe beträgt zweihundertfünfzig Gulden, gleichviel ob die
Verleihung an einen Einzelnen oder an mehrere Theilhaber einer Gesell-
schaftstirma erfolgt. Für die Verleihung an einen neu eintretenden Gesell-
schafter, auf welchen der l-Ioftitel ausgedehnt werden will, ist der halbe
Tnxbetrag zu entrichten. Die Uebertragung des I-Ioftitels an einen Geschäfts-
nachfolger ist einer neuen Verleihung gleichzuachten und unterliegt der
ganzen Taxe.
Von Seiten der Bewerber aus den im Reichsrathe vertretenen König-
reichen und Ländern oder aus dem Auslande sind, sobald ihnen die Ge-
neigtheit, ihrem Gesuche um Verleihung des I-Ioftitels überhaupt zu will-
fahren, intimirt sein wird, die Taxbeträge bei der Direction des k. k. Oesterr.
Museums für Kunst und Industrie in Wien, von Seiten der Bewerber aus
den zur ungarischen Krone gehörigen Ländern bei der Präsidialkanzlei des
kön. ungarischen Handelsministeriums in Budapest einzuzahlen. Die ein-
gehenden Taxen sind der Förderung der Industrie und des Kunstge-
werbes gewidmet und werden zu Bestellungen an Schüler der Kunst-
gewerbeschule in Wien, an Industrielle und Gewerbetreibende, zu Reise-
stipendien und dergleichen, beziehungsweise zum Besten des ungarischen
Gewerbemuseums in Budapest verwendet werden. W. Z.
Alte Stickereien. Im Saale IV. des Oesterr. Museums ist eine
vor kurzer Zeit angekaufte Sammlung von Stickereien zur Ausstellung ge-
kommen. Dieselben sind französischen Ursprungs und zwar aus der Zeit
des Regime's Ludwig XV. und Ludwig XVI. Als Unterlage dient Tuch,
Seide und Gaze. Der vornehme Geschmack des französischen Rococo be-
kundet sich ehensosehr in der Farbenwahl und Farbenzusammenstellung,
wie in der delicaten Schönheit der Zeichnung meist Blumen. Die Technik
Kreuzstich und Plattstich ist elegant und solid zugleich. Es ist wün-
schenswerth, dass unsere Stickerei-Schulen von dieser Sammlung recht
angelegentlich Notiz nehmen.
Weltausstellung in Paris. Es ist mehrfach der Wunsch aus-
gesprochen worden, dass den österreichischen Kunstindustriellen Gelegenheit
geboten werden möge, ihre für die Pariser Ausstellung bestimmten Arbeiten,
falls sie rechtzeitig fertig werden, schon vorher dem hiesigen Publicum zur
Besichtigung zugänglich zu machen. Das Oesterr.Museum hat diesenWunsch
in Berücksichtigung gezogen und, begünstigt durch den Umstand, dass
durch Uebersiedlung der Kunstgewerbeschule in das neue Gebäude ihm
im nächsten Winter mehr Räume zur Verfügung stehen werden, hat es
beschlossen, demselben zu entsprechen. Demnach wird das bisherige Pro-
99
gramm der Weihnachts-Ausstellung dahin abgeändert, dass von Mitte
October an bis gegen Ende Februar k. J., das heisst bis zu der Zeit, als
die Sendungen nach Paris beginnen, die Räume des Museums allen jenen
Gegenständen oden stehen, die für Paris bestimmt sind, soweit sie über-
haupt innerhalb der Aufgaben des Museums liegen. Ein bestimmter Termin
der Anmeldung oder Aufnahme wird nicht festgesetzt. Sowie die Gegen-
stände fertig werden, kann ihre Ausstellung stattfinden. Verkäufliche,
blos für eine Weihnachts-Ausstellung bestimmte Gegenstände werden da-
neben ebenfalls aufgenommen, wie es in den letzten Jahren der Fall ge;
wesen ist. Nur entfällt für diesmal die Jury und die Zuerkennung des
Diplomes. Nähere Bestimmungen werden später bekannt gemacht werden.
Neu ausgestellt. Vase, verziert in päte sur päte, französisch, Geschenk Sr. kais.
Hoheit des Herrn Erzherzogs Rainer an das Museum; weissgestickte Tischdecke
XVIII. Jahrh, Eigenthum der Frau Antonie Freiin v. Mierasky; Necessaire-Cassette,
Elfenbein, geschnitzt von Gustav Steinmetz in Wien; Gewehre und Pistolen sammt
Requisiten von Gustav Springer in XVien; Cigarrentrockenkästchen und Schreib-
necessaire mit eingelegter Arbeit, ferner ein Korb in Laubsagearbeit von M. Hescheles
in Wien; Schmuckcassette. entworfen und ausgeführt von Siegfried Stein in Wien;
Photolithographien und Lichtdrucke aus dem Atelier von Max Jaffe in Wien; die
vier Tageszeiten, Kreidezeichnung von Mai-ak in Wien; Chocolsde-Service, Wiener
Porzellan, Geschenk der Frau M. v. Schivitzhofen an das Museum; Schmuckschale
in Bronze ausgeführt von Ciseleur Schwarz in Wien; südslavische Goldstickereien
aus Semlin; zwei grosse Gefässe, Alt-Wiener Porcellan und zwei persische Schalen,
Geschenk des Baron von Bourgoing an das Museum; Copien alter Stickmuster-
bücher aus St. Gallen, ausgeführt von Fräulein Leopoldine Uhl; französische Sticke-
reien, XVlll. Jahrh.. Eigenthum des Museums; Spiegel von Kölbl 8x Threm in
Wien; Schreibtisch von Anton Schmitts Sohn in Wien; Fächer und Filigran-
schmuck, Eigenthum des Fräulein Otto; zwei Portratbüsten, modellirt vom Bildhauer
Ludwig Gloss.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Mai von 11.312, die Bibliothek von 1094 Personen besucht.
Laufbergers Puhlication nSgraflito-Decorationem ist vorläufig auf Hefte
zu Blattern berechnet, welche im Laufe von Jahren ausgegeben werden sollen.
Italienische Reuaissunoe-Spitzen- und Stiokmusterblatter. Von diesen schon
in der Mainummer angezeigten Blättern ist eine ganze Collection der grösseren, 26 Blätter
zum Preise von fi. So kr., einzelne Blätter zu 30 kr., ferner eine Collection von kleinen
Blättern zum Preise von H. So kr., einzelne der kleineren Blätter um 25 kr. durch das
österr. Museum zu beziehen. Für inländische Schulen werden dieselben zu ermässigten
Preisen abgegeben.
Vorlesungen im Winter l877f78. Der nächste Cyklus der Donnerstagsvorlesungen
wird sich in nachstehender ÄVeise zusammensetzen Hofr. v. Eitelberger über den Me-
dailleur J. D. Bohm; Reg-R. v. Falke über Costume dreimal; Reg-R. Exner über Joh.
Bec kman als Begründer der Technologie; Custos Dr. Janitschek über die Gesell-
schaft der Renaissance in Italien im Verhültniss zur Kunst dreimal; Prof. Dr. Bauer über
Glas zweimal; Prof. Dr. Tscherma über Perlen und Korallen; Oberbaurath ch mid
über das Stadthaus; Prof. Dr. Benndorf über Mykenae; Prof. Dr. Murchet über ge-
werbliche Schiedsgerichte.
Alte Stahlindustrie. Herr Dr. llg schreibt uns lch habe im vorigen Jahre ge-
legentlich der Ausstellung alterer Stahlarbeiten, welche Herr Ritzinger im Museum ver-
anstaltete, Einiges über die frühere Pflege dieses jetzt ganz unkünstlerisch betriebenen
Faches in Oesterreich mitgetheilt. Hier noch ein kleiner Beitrag. Ludwi XVI. hatte
Kaiser Joseph Il. einen prachtvoll gearbeiteten Stahldegen geschenkt, der in ien grossen
Beifall fand. Zu jener Zeit excellirte aber die österreichische Hauptstadt gerade in vor-
züglichen Galanteriearbeiten aus genanntem Materiale, welche es mit den englischen auf-
nahmen, und so fertigte ein Wiener Stahlarbeiter; sein Name war Schwarz, einen Degen,
welcher das französische Product an Schönheit weit übertraf. Diesen Degen kaufte der
König von Sicilien für tausend Gulden und berief den Bruder des Verfertigers mit einem
Jahresgehalt von fünfhundert Gulden nach Neapel. Wo sind diese Zeiten des Kunsthand-
werks im Stahlfache an der schönen blauen Donau? Vergl. den Artikel wDie Anfange der
Msnufuctur- und Graveurschulel.
Gewerbemuseum in Auaalg. Am 6. Mai fand in Aussig die Erdtlhuug des neu-
errichteten Gewerbemuseums statt, dessen Locahtateh von der Gemeindevertretung im
Stadthause beigestellt wurden. Die meisten Gewerbevereine des nordwestlichen Bnhmens
hatten Deputationen entsendet und auch der Dresdner Gewerbeverein liess sich durch
Delegirte vertreten. Insbesondere participiren die Tischlerei und die Schlosserei, weiche
beiden Gewerbe in Aussig auf einer Stufe erfreulicher Entwicklung stehen. an den Ob-
iecten des Museums; das Curatorium des österreichischen Museums und das k. k. Handels-
ministerium haben mit gewohnter Bereitwilligkeit Collectionen ihrer Muster und Modelle
zur Verfügung gestellt.
Industrie-Ausstellung in Leltmeritz. Das Oesterreichische Museum veranß
staltet mit dem Leitmeritzer Gewerbemuseum und dem Gewerbevereine vom t2. August
bis 16. September d. J. in den Lncalitaten des bischöflichen Seminars in Leitmeritz eine
Filial-Ausstellung, welche als Kunst-, Industrie- und Gewerbe-Ausstellung folgende drei
Hauptgruppen enthalten wird 1. Lehrmittel für Schulen, 2. die Haus-Industrie, 3. die
gewerblichen Erzeugnisse von Leitmeritz und Umgebung. Letztere Abtheilung zerfällt in
folgende Gruppen 1. Holzwaaren, 2. Metallwaaren. 3. Porcellan-, Thons und Glaswaaren,
4. Chemische Producte, 5. Nahrungs- und Genussmittel, 6. Textil- und Bekleidungs-ln-
dustrie, 7. Lederwaaren, 8. Kurzwaaren, 9. Papier-Industrie, Schreib- und Zeichnen-Re-
quisiten, Buchbinderarbeiten, 1o. graphische Künste, 11. Maschinenwesen und Transport-
mittel, 1z. musikalische Instrumente, 13. Bau- und Civil-Ingenieurwesen. Die Leitung der
Ausstellung ist der Commission für die KUTISP, lndustrie- und Gewerbe-Ausstellung Leit-
meritz 1877 unter dem Vorsitze des Gewerbevereins-Obmannes Herrn k. k. Finanzrath
a. D. Eduard Stark übertragen.
gLaaser Marmor. Am 14. Mai traf, wie das -lnnsbrucker Tagblatt- berichtet, von
1z Pferden gezogen, eine colossale MosesvStatue aus Laas in Bozen ein, welche für Phis
ladelphia bestimmt ist. Sie besteht aus einem einzigen, reinweissen Marmorblocke aus dem
Steinhauserkchen Bruche in Laas und wiegt 250 Ctr. Die Bildnerarbeit, ein Werk des
Herrn Hermann Kirn, stellt Moses in aufrechter Stellung dar, mit einer Hand empor-
zeigend, während er an der anderen einen Knaben führt. Die Statue geht per Bahn bis
Antwerpen, wo sie eingeschilft wird. ln der ersten Hälfte des Juli soll sie bereits im Parke
des Massigkeitsvereines in Philadelphia enthüllt werden Eine noch viel grössere Statue ist
bei Herrn Steinhauser für Stuttgart bestellt.
Allgemeine Zeitschrift für Lehrerinnen. Von Neujahr an erscheint in Klagen-
furt die genannte Zeitschrift unter der Redaction des Dr. F. W. Wendt in Truppau,
welche den loblichen Zweck verfolgt, die Interessen der Lehrerinnen und des Unterrichts
für das weibliche Geschlecht in Oesterreich zu vertreten. Die Nummern, die uns zuge-
kommen sind, verfolgen diesen Zweck mit Umsicht und pädagogischem Tacte, den wir
bei einem solchen Organe vor Allem verlangen müssen.
Rubens-Jubiläum in Siegen, dem muthmasslichen Geburtsnrte Peter Paul
Rubens, wird am 29. Juni d. J. der dreihundertste Geburtstag des Meisters festlich be-
gangen werden. Am Rathhause zu Siegen, in welchem die Feier abgehalten wird, soll
eine marmorne Gedenktafel, im Rathhaussaale ein Reliefporträt des grossen Künstlers
angebracht werden.
Sir Hatthew Dlgby Wyatt 1-. Einer der thätigsten Kunstforscher Englands ist
am 21. Mai im Alter von 57 Jahren gestorben. Seinem Berufe nach Architekt hat sich Wyatt
besondere Verdienste durch seine zahlreichen Publicationen über die decorativen Künste
erworben, namentlich gehörte er zu den Ersten, welche die Aufmerksamkeit der Gegen!
wart wieder auf die Mosaikmalerei lenkten. Auch war er bei der Gründung und Einrich-
tung des Krystallpalastes in Sydenham in hervorragender Weise thatig und wirkte 1870
bis 1873 als Lehrer in Cambridge. Die Zahl seiner Schriften beträgt mehr als dreissig.
Zuerst trat er im Jahre 1847 mit zwei Abhandlungen über die Mosaikkunst und deren
Anwendung in der modernen Architektur hervor. 1849 folgten eine Sammlung von Ab-
bildungen mittelalterlicher Mosaiken mit Text und ein Bericht über die elfte französische
lndustrie-Ansstellung; 1850 eine Abhandlung 1ber polychrome Decoratiop in Italien vom
Xll-XVl. Jahrh. Die erste Londoner Ausstellung gab ihm Anlass zu einem zweibändigen
Werke nlndustrial Arts of the XlX. century- mit 158 Farbendrucktafcln; ferner publie
eine er Berichte über einzelne Abtheilungen der Ausstellungen in Paris 1855 und 1867
und in Florenz 1862. An den Krystallpalast knüpft sich eine ganze Reihe von Publica-
tioncn. 1860 erschien das in Gemeinschaft mit W. R. Tymens verfasste grosse Werk
i-The Art of illuminating, what it was etc.- Ausserdem hat er vieles über Decoration,
Metallarbeit, textile Künste, über indische Bauten, über Herbert Minton u. a. 1n., meist für
gelehrte Gesellschaften Englands, geschrieben. 180g wurde er in den Ritterstand erhoben.
Qnlbvlvorlax 11.- mm". llllueurnl. Rurtulrunkarrl von cm n-mur. nam- In Wim