SCHED-MUSEUM-FLER-KU wg
unn UDDU STRI E. tczii"ifi.
VDUAGVONRITPARIAQCQIIIVIUL
XXII. 3AHRG.1919. HEFT um 10.
KUNST UND KUNSTHANDWERK
1113 JÄHRLICH 12 HEFTE 1111
PREIS 24 KRONEN OHNE POSTVERSENDUNG
Abonnements werden in allen Buch- und Kunsthandlungen,
im Osterreichischen Museum sowie von der Verlags-
handlung Artaria Co., I., Kohlmarkt Nr. übernommen
Neuerwerbungen des
Museums Francisco-
Carolinum in den
Kriegsjahren von Her-
mann Ubell .289
Der Mercato nuovo zu
Udine und seine
Kunstdenkmale von
Oswald Kutschera-
Woborsky 31x
Aus dem WienerKunst-
leben von Hartwig
Fischel 337
Kleine Nachrichten 346
Mitteilungen aus dem
Österreichischen Mu-
Literatur des Kunstge-
werbes 353
.... .1
'24
SIBDLBRPLBTZ aus
NEUERWERBUNGEN DES MUSEUMS FRAN-
CISCO-CAROLINUM IN DEN KRIEGSJAHREN
VON HERMANN UBELL-LINZ 51b
I.
NTER den jüngsten Neuerwerbungen des Linzer
Museums nehmen die Bestände des im erstenKriegs-
jahr übernommenen Linzer Diözesanmuseums
qualitativ wie quantitativ die erste Stelle ein.
Schon seit dem jahre 1862 hatte der Linzer
Diözesankunstverein begonnen, eine Sammlung
von alten kirchlichen Kunstwerken anzulegen, die
in einem Lokal des Bischofshofes untergebracht
wurden. Im Jahre 1906 entschloß sich der ver-
storbene Linzer Bischof Dr. Franz Maria Doppel-
bauer, neben dem bereits bestehenden Diözesanarchiv auch ein Diözesan-
museum zu errichten, das die Aufgabe haben sollte, jene Denkmäler der
älteren christlichen Kunst, deren damaliger Aufbewahrungsort keine volle
Gewähr für ihre Konservierung bot, aus dem Bereiche der ganzen Diözese
aufzusammeln und dem Studium zugänglich zu machen. Gewiß ein guter
und fruchtbarer Gedanke, dessen Wert dem Kenner unserer Verhältnisse
sofort einleuchten mußte. Auf den Dachböden und in den Sakristeien der
oberösterreichischen Pfarrhöfe war noch manches wertvolle, alte Kunstgut
verborgen, das, dem lebendigen Kult schon seit langer Zeit entzogen, dem
sicheren Verfall geweiht schien. In früheren Zeiten wanderten solche Objekte
meist in die Hände der Altertumshändler und gingen der Allgemeinheit, ja
manchmal auch dem Vaterland verloren; für sie war nun eine Zentralstelle
geschaffen, der es nur noch an geeigneten Lokalitäten fehlte, um ihre wert-
vollen Bestände ins rechte Licht zu setzen.
Als daher nach dem Abscheiden des Bischofs Dr. Doppelbauer sein
Nachfolger Dr. I-Iittmaier wegen Raummangels sich im Jahre 1911 ge-
zwungen sah, das Diözesanmuseum nach Gleink zu verlegen, und es sich
bald darauf herausstellte, daß dieses Provisorium allerlei Unzukömmlich-
keiten mit sich brachte, war für die Direktion des Linzer Museums der
geeignete Moment gegeben, sich für die Übernahme der Sammlung ins
Museum einzusetzen, wo ihr ein angemessener Raum zur Verfügung gestellt
und ihre sachgemäße Aufstellung und Konservierung gewährleistet werden
konnte. Da auch der geistige Urheber des Diözesanmuseums, der General-
vikar und Vorstand des Diözesankunstvereines Balthasar Scherndl diese
Anregung warm befürwortete, so willigte Bischof Dr. Hittmair in die Ab-
tretung des Diözesanmuseums an das Linzer Museum unter Eigentums-
vorbehalt der Diözese Linz; die Überführung konnte noch im ersten Kriegs-
jahre vollzogen werden, die Eröffnung erfolgte nach der Adaptierung des
für die neue Sammlung bestimmten Saales, nach Vollendung der erforder-
38
290
lichen Maler- und Tischlerarbeiten und der Aufstellung der Sammlung am
3. Oktober 1915. Durch die Einverleibung des Diözesanmuseums ist das
Linzer Museum um eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges bereichert worden.
Der mächtige Flügelaltar von St. Leonhard aus dem Jahre 50g und die vier
bemalten Flügel des einstigen gotischen Altars in der Pfarrkirche Eggelsberg
vom Jahre 1481 haben in der doch gewiß sehr bedeutenden altdeutschen
Skulpturen- und Tafelbildersammlung des Museums nicht ihresgleichen.
Diesen und anderen gotischen Schnitzereien und Tafelmalereien des Diöze-
Abb. 1. Reste des Flügelaltars von St. Leonhard 1509
sanmuseums ist die Hauptwand des Saales eingeräumt, während an den
übrigen Wänden die zum größten Teil aus den Pfarrkirchen Neukirchen am
Walde, St. Georgen bei Tollet, St. Thomas bei Waizenkirchen, Keferrnarkt,
Garsten, Gleink und Schörfling stammenden barocken Skulpturen und Ge-
mälde des Diözesanmuseums ihre Aufstellung fanden. Gerade diese in ihrer
alten Bemalung und Vergoldung meist vorzüglich erhaltenen Werke der
Barockzeit bilden eine wesentliche Ergänzung und Bereicherung der nach
dieser Richtung noch ergänzungsbedürftigen Sammlungen unseres Museums.
Die wertvollste Gruppe der neuen Sammlungsabteilungen bilden, wie
schon hervorgehoben, die großartigen Reste der gotischen Flügelaltäre von
St. Leonhard bei Freistadt und Eggelsberg im Wildshuter Bezirk.
29x
Der Altar von St. Leonhard, der auf dem
Dachboden der Pfarrkirche reponiert gewesen war,
ist, wie es scheint, in allen seinen iiguralen Bestand-
teilen erhalten und auch von den durchbrochenen
Verzierungen der Staffel hat sich einiges gerettet
Abb. i. Die drei lebensgroßen Figuren des Schreines
stellen Maria mit dem Kinde, den heiligen Leon-
hard und den heiligen Dionysius dar, während vier
Reliefs Legenden aus dem Leben des heiligen
Leonhard erzählen. Dann sind noch vier Flachreliefs
mit Darstellungen heiliger Königstöchter da, alles
im Schmuck der alten
Bemalung und Vergol-
dung. Die Jahreszahl
der Entstehung des
großen Schnitzwerkes
ist im Sockel der Figur
St. Leonhards eingra-
viert 1509.
Die Mitteliigur des
Schreines, die Him-
melskönigin mit dem
Kinde, frappiert durch
eine ungewöhnlich le-
bendige und kühne Auf-
fassung des Motivs, die
stark von der ikono-
graphischen Schablone
abweicht das nackte
Kind schnellt in lebhaf-
tester Bewegung vom
linken Arm zum fach Abb. 2. Altar von St. Leonhard,
ten Arm der Mutter Dem,
herüber und ergreift
mit dem Händchen eine dicke, über die Brust
herabhängende Haarflechte Abb. 2. Im ge-
krönten Haupt der Madonna wie auch in den
Köpfen des heiligen Leonhard und desheiligen
Dionys, der sein Haupt auf einem Buche vor
sich herträgt, paart sich ein hoher Ernst mit
einer gewissen realistischen Lebensfülle, der
ebenso wie die Ruhe der Gesamtauffassung
und der breite "und großzügige Stil der Gewand-
Abb. 3. Altar von Sz. Leonhard, Detail behandlung an die Monumentalität der Figuren
des berühmten benachbarten Kefermarkter Altars denken läßt Abb. und 4.
Freilich, von der großartigen Phantasie, der tiefbohrenden Psychologie und
der klassischen technischen Virtuosität, welche die Hauptiiguren des Kefer-
markter Altars offenbaren und die weit über alles hinausgehen, was die
damaligen oberösterreichischen Lokalschulen
leisten konnten, sind unsere Figuren durch einen
ganzen Himmel geschieden; doch kann man sich
sehr wohl denken, daß sie von den Händen eines
jener Mitarbeiter herrühren, die zum Beispiel die
Figuren im Gestänge des Kefermarkter Altars
verfertigt haben.
Unter den vier Reliefs, die sämtlich in ziem-
lich flacher Arbeit Szenen aus der Legende des
heiligen Leonhard behandeln, ist am lebens-
vollsten eine drastische Darstellung der Teufels-
austreibung Der Besessene, ein vomehmer
Mann in roter, mit weißem Pelz verbrämter
Schaube, wird von hinten von einem schaudernd
wegsehenden Begleiter gehalten; vor ihm steht
der Heilige und beschwört unter Assistenz eines
zweiten Priesters, dessen ängstlicher Blick mit
unübertrefflicher Lebendigkeit geschildert ist,
den Teufel. Zwei kleine schwarze Teufel sind
bereits aus dem schreiend geöffneten Mund des
Besessenen entfahren und flattern durch die
Lüfte davon, ein dritter ist eben im Begriffe,
hervorzukommen Abb. 5. Eine zweite Szene
der heilige Leonhard, Gefangene befreiend ist
durch die Darstellung des Kerkers und des Fuß-
blocks, in dem die Gefangenen sitzen, auch von
antiquarischem Interesse Abb. die letzte
Darstellung, die den Tod des Heiligen erzählt, ist
wieder sehr lebendig vorgetragen. St. Leonhard
sinkt inmitten weniger Gefährten sterbend zu-
sammen, die weinend das Tuch ihres Mantels
zu den Augen führen und ihm die Sterbekerze
Abb, Almvon stlxonhmiynmn in die Hand drücken Abb. 7. Die Landschaft
ist hier wie auf dem vorhergehenden Relief
Sittenpredigt des Heiligen recht primitiv behandelt Abb. 8. Die stilistische
Auffassung ist von jener der Figuren im Schrein verschieden, wie denn
auch die Qualität der Reliefs geringer ist als jene der Statuen. Während die
hohen und schlanken Figuren im Schrein durch eine gewisse vornehme,
realistische Lebensfülle ausgezeichnet sind, herrscht in der Schilderung der
Figuren bei allem Streben nach Lebendigkeit eine stilistische Manieriertheit
293
vor, die sich zum Beispiel in der durchgängigen Gedrungenheit der dick-
halsigen und rundköpligen Gestalten mit einer gewissen Komik ausspricht.
Abb. 5. Altar von St. Lconhard, Detail Abb. 6. Altar von St. Leonhard, Detail
Von dem Flügelaltar in Eggelsberg sind im Diözesanmuseum vier große
doppelseitig bemalte Tafeln geborgen. Sie waren in der Sakristei der Pfarr-
Abb. 7. Altar von St. Leonhard, Detail Abb. B. Altar von St. Leonhard, Detail
kirche aufgehängt, wie es scheint an einer feuchten Wand, denn einige der
Malereien sind verdorben. Wohl erhalten sind die Darstellungen des Wochen-
"v1
bettes der heiligen Anna, der Verkündigung, der Geburt Christi, der Anbetung
der Könige, der Beschneidung Christi und des Todes Mariens, zerstört die
Darstellungen der Heimsuchung und der Darbringung im Tempel; das Ganze
war also eine Darstellung des in unseren Alpenländern so überaus beliebten
Marienlebens Abb. bis 14.
Die Eggelsberger Bilder sind noch zum größten Teil auf brokat-
gemustertem Goldgrund gemalt und zwei von ihnen, die Verkündigung und
die Beschneidung, weisen am vorderen Rand des bunten Marmorestrichs
und auf der Gesetztafel des Moses die Jahreszahl der Entstehung auf 1481.
Charakteristisch für die Eggelsberger Tafeln ist der Detailreichtum
der Schilderung und eine gewisse naive Lebendigkeit der Erzählung. So
ist zum Beispiel im Wochenbett der heiligen Anna, wo die Wöchnerin
mit über der Brust gefalteten Händen im Himmelbett liegt, während eine
Wärterin das Kind betreut und eine andere Frau mit aufgeschürztem Rock
der Patientin in einem blanken Zinnteller das erste warme Süppchen
bringt, mit einer richtigen Erzählerfreude alles Umständliche der Szene
berichtet die gewür-
felten Polsterüber-
züge und die go-
tischen Profile des
Tisches und der
Truhe vor dem Bett,
die Gefäße und Ge-
räte auf der Tisch-
platte darunter ein
gläserner Warzen-
becher und ein zin-
nemer Bierhumpen
und die Gewänder,
Beschuhungen und
Kopfbedeckungen
der Frauen. Der
hübsch erfundene
Zug der Erzählung,
daß die Amme die
Temperatur des Ba-
des im Wasserschaff
vorsichtig mit ihren
nackten Füßen prüft,
während das Kind
auf ihrem Schoße
mit seinen Ärmchen
Furcht davor aus-
Abb. 9. Meister des Eggelsberger Altars, Wochenbett der heiligen Anna ZUdfÜCkCU SChBlHt,
295
kehrt zwölf Jahre später auf einem Gemälde des älteren Holbeinl" im Augs-
burger Dom wieder.
Derselbe Überreichtum in der Schilderung fällt in der Darstellung der
Verkündigung auf, wo sich die Jungfrau von dem Gebetbuch, das ihr zwei
kniende Engel vorhalten, gegen den buntgetlügelten rotblonden Gabriel
umwendet, der eben mit einer zierlichen Verbeugung in die buntgetäfelte,
blumenbestreute Säulenhalle eingetreten ist und in der Linken ein Pergament
mit drei anhängenden roten Siegeln überreicht. Der Maler kann sich nicht
genugtun in Einzelheiten und die Entdeckerfreude gegenüber dem reichen
Weltwesen, die im XV. Jahrhundert wie eine gewaltige Woge aus der
niederländischen Kunst in die süddeutsche Malerei hinüberströmte, spricht
sich auch hier stark und lebhaft aus. Die Vermittlung dürften wohl auch für
den Maler unserer Tafeln die Nürnberger Werkstätten hergestellt haben, wie
eine Vergleichung der Geburt Christi mit der Darstellung von Michael Wol-
gemut in der Zwittauer Marienkirche 1479 lehrt. Der Abglanz der feinen
Psychologisierung Rogers van der Weyden, der noch auf den besten eigen-
bändigen Schöpfun-
genWolgemutsruht,
ist hier allerdings völ-
lig geschwunden; ge-
blieben ist ein trocke-
ner, handwerklicher
Ernst, der durch
treuen Fleiß über das
Schwunglose seiner
Auffassungnichthin-
wegzutäuschen ver-
mag. Die Schilderung
des Räumlichen so-
wohl der Landschaf-
ten als der Innenräu-
me steht um einen
bedeutenden Grad
tiefer als bei Wol-
gemut, die Bewe-
gungen der Figuren
sind steifer, die mas-
kenhaft modellierten
Köpfe die ebenso
wie die Gliedmaßen
zum Teil braun kon-
Abgebildet bei Heid-
rich, Altdeutscb Malerei",
x80.
Heidrich, a. a. 0., 88. Abb. xo. Meister des Eggelsberger Altars, Verkündigung datiert x48!
turiert sind be-
schränken sich auf
wenige derbe, im-
mer wiederkeh-
rende Typen, die
eine gewisse ma-
nierierte, von in-
dividueller Natur-
anschauungwenig
berührte Fertig-
keit zeigen. So
haben wir es also
auch hier zweifel-
los mit dem Mei-
ster einer lokalen
Schule zu tun, der
allerdings durch
den Kunstkreis der
Nürnberger hin-
durchgegangen zu
sein scheintf"
Unter den
gotischen Einzel-
iiguren der Samm-
lung ist eine be-
malte Holzstatue
der Maria von
Abb. n. Meister des Eggelsberger Altars, Geburt Christi Agypten hervor"
zuheben, die in
der inhaltlichen Auffassung an die berühmte, fälschlich Maria Magdalena
getaufte Holzfigur Tilman Riemenschneiders jetzt im Nationalmuseum zu
München erinnert Abb. 15. Unsere Maria Aegyptiaca stammt aus einer
Kapelle der Pfarre Alt-Schwendt, die charakteristischerweise heute noch
die Kapelle zum rauchen Weib" Rauchwerk Pelzwerk genannt wird.
Bekanntlich waren dieser heiligen Einsiedlerin die Kleider im Laufe der
Jahre in Stücken vom Leibe gefallen, der sich zum Schutze ihrer Scham-
haftigkeit mit einem zottigen Pelz bedeckte. Wie bei Riemenschneider sind
auch bei unserer Figur nur Gesicht, Brust, Hände, Knie und Füße vom
Rauchwerk freigeblieben; wie dort sind die Hände vor der Brust gefaltet
und fällt das Haar in langen Strähnen bis zu den Hüften. Sie dürfte um
die Wende des XV. Jahrhunderts anzusetzen sein. Unter den übrigen hier
nicht abgebildeten gotischen Bildwerken der Diözesansammlung sei noch
Über den Einfiuß der Wolgernut-Werkstäne auf unsere alpenländischen Lokalschulen vgl. Betty Kurth
im "Jahrbuch des kunsrhistorischen Instituts". 79K.
die in ihrer alten
Bemalung und
Vergoldung be-
sonders gut er-
halteneI-Ialbiigur
eines langlocki-
gen, vorhanghal-
tenden Knaben
im Chorrock
Wandfigur her-
vorgehoben, des-
sen Antlitz por-
trätmäßige Züge
zeigt.DasGegen-
stück dazu war
schon einige Jah-
re früher in den
Besitz des Muse-
ums gelangt. Die
Reliefiigur war
jedenfalls imHin-
tergrund eines
Schreines ange-
bracht und hielt
den Vorhang,
von dem sich die
Hauptgruppe des
Schreines abhob.
Etwa aus dem Abb. xz. Meister des Eggelsberger Altars, Anbetung der Könige
ersten Jahrzehnt
des XVI. Jahrhunderts. Ein bedeutsames Werk des XVII. Jahrhunderts tritt
uns in einer überlebensgroßen, bemalten Holzstatue des heiligen Christo-
phorus entgegen, die allem Anschein nach aus Linz selbst stammt. Wir
haben es hier wohl zweifellos mit einer alten Hausiigur zu tun; als solche
war dieser Heilige wie vor allem die vielen Christophorus-Fresken in den
südlichen Alpenländern bezeugen als Patron für die Errettung aus Lebens-
gefahr besonders beliebt. Unsere Figur dürfte wie für eine kleinere, durch
ihr modisches Kostüm interessante lebensgroße Christophorus-Statue aus
dem XV. Jahrhundert, die im Jahre 1910 für das Museum erworben
wurde, sicher bezeugt ist ursprünglich in der Nische des Flurs eines alten
Linzer Hauses gestanden haben. Die manierierte Formensprache der
Renaissanceplastik unserer Gegenden tritt besonders in der Gestaltung der
Köpfe des Heiligen und des Christuskindes deutlich hervor; speziell der
letztere ist ja bekanntlich zu einem prägnanten Typus erstarrt, der in den
39
geüügelten Engelsköpfen in Marmor, Bronze, Stuck, Holz und in den Treib-
arbeiten der Goldschmiede immer vviederkehrt. Vage Erinnerungen an
antike Anschauungsformen sind unverkennbar in der Haar- und Bart-
behandlung des Christophorus-Kopfes und in der auffallenden Stirnlocken-
frisur des Christuskindes. Leider sind die Füße der I-Iolzstatue abgebrochen.
Der Urheber des Werkes, das einer gewissen inneren Größe nicht entbehrt,
dürfte in der das ganze XVII. Jahrhundert hindurch nachweisbaren Linzer
Bildhauerfamilie der Spatz" zu suchen sein, auf die sicherlich auch die
meisten der heute noch an und in alten Linzer I-Iäusern befindlichen, ein
ziemlich gleichartiges stilistisches Gepräge aufweisenden marmornen und
steinernen Madonnenstatuen und Madonnen- und Puttenreliefs des
XVII. Jahrhunderts zurückzuführen sind. Die stilistischen Merkmale, durch
welche sich die einzelnen Mitglieder dieser Bildhauerfamilie, Johann Bap-
tist Spatz, sein Sohn oder Neffe Johann Spatz, Johann Peter Spatz und Peter
Spatz, die sämtlich archivalisch und zum Teil auch monumental mit Ar-
beiten für die Stifte Kremsmünster, St. Florian, Schlägl, Garsten und Seiten-
stetten bezeugt sind, voneinander unterscheiden, sind noch nicht festgestellt,
so daß der Versuch
der Zuweisung un-
serer Christophorus-
Figur an einen be-
stimmtenTräger die-
ses Namens verfrüht
erscheinen müßte.
Aus dem Jahre
x774 stammt der alte
Hochaltar der Pfarr-
kirche von Schörfling
am Attersee, dessen
bildhauerische Ar-
beiten nach einer er-
haltenen Rechnung
von demWelser Bild-
hauer Ignaz Mähl
stammen, der dafür
mit 3800 Gulden ho-
noriert wurde?" Von
diesem Altar sind die
Vgl. über sie E.
Hager Die Kunsrdenkmäler
des Stiftes Schlägl aus der
Zeit Manin Greysings 1627
bis 1655", Seite in.
Nach freundlichen
Mitteilungen des Herrn Pfar-
Abb. x3. Meister des Eggelsberger Altars, Beschneidung Christi datiert 1481 rers Ludwig Treuner.
299
beiden abgebilde-
ten, reich vergol-
deten, überlebens-
großen Holzsta-
tuen des heiligen
Augustinus und
des heiligen Am-
brosius sowie
zwei auf Wolken
kniende, huldigen-
de Engel von ge-
ringerer Arbeit in
das Diözesanmu-
seum gekommen
Abb. 16 und 17.
Ein kühner Ma-
nierismus, der sich
besonders in der
tänzerischen Be-
wegung der beiden
Figuren, in ihrer
gleichfalls stark
bewegten Gewan-
dung, den im
Winde Hatternden
langen Bärten und
Haarlocken sowie
in der drastisch-
effektvollen Behandlung der Köpfe ausspricht, macht die Arbeit an den
beiden Figuren, deren Proportionen übrigens stark auf die Untersicht berech-
net sind, bemerkenswert. Ignaz Mähl ist wohl ein Sohn oder Neffe des Linzer
Bildhauers Leopold Mähl, der im Anfang des XVIII. Jahrhunderts unter
anderrn auch für St. Florian gearbeitet hat."'
Aus der Pfarrkirche St. Georgen bei Tollet rühren die eleganten, etwa
meterhohen, bemalten Holzstatuen die Bemalung leider an den Fleischteilen
erneuert der Heiligen Karl Borromäus, Josef, Barbara und Katharina her
Abb. 18 bis 21. Auffallend durch ihre überschlanken Proportionen und hohen
Taillen, die anmutige und lebensvolle Bewegung und die charakteristische
porträtmäßige Behandlung des Kopfes des heiligen Borromäus der übrigens
fast überall in der Skulptur des XVIII. Jahrhunderts porträtmäßig gestaltet
ist, so zum Beispiel an der Linzer Dreifaltigkeitssäule von Stumpfenegger,
1723, erheben sie sich entschieden über den künstlerischen Durchschnitt
der Holzarbeiten jener Zeit in unseren Gegenden. Der alte I-Iochaltar der
Czerny, Kunst und Kunstgewerbe im Stift St. Florian", Seite 180.
Abb. 14. Meister des Eggelsberger Altars, Tod Mariens
Pfarrkirche, von dem die Figuren her-
rühren, wurde im Jahre 1775 von H.
Schindler, bürgerlichem Tischlermeister
in Linz, verfertigtf Diese Daten stehen
der von Dr. Oberwalder in den Mittei-
lungen des Linzer Museums 1918,
ausgesprochenen, auf stilistische Beob-
achtungen gegründeten Vermutung ent-
gegen, daß die Statuen ein Werk des
Münchner Bildhauers Franz Ignaz Gün-
'ther seien, der bereits im Juni 775, also im
selben Jahre, als die Arbeit für den Hoch-
altar akkordiert wurde, gestorben ist.
Zwei bedeutend minderwertigere,
etwas ältere Statuen des heiligen Paulus
und des heiligen Petrus stammen von
einem Seitenaltar derselben Kirche.
Das Diözeanmuseum bleibt auch
nach seiner Einverleibung in das Linzer
Museum nach wie vor ein Sammelpunkt
für kirchliche Kunstgegenstände aus
Oberösterreich, die dem lebendigen Kult
nicht mehr dienen. So gelang es im
Jahre 1917, eine prachtvoll erhaltene,
reich bekleidete, lebensgroße, spätba-
rocke SitzHgur der heiligen Jungfrau mit
dem Zepter in der Rechten und dem
gleichfalls bekleideten segnenden Jesus-
knaben auf dem Schoß Holz, bemalt
und mit natürlichem Haar; der reichge-
schnitzte Thronsessel dagegen unbemalt
aus dem Kloster der Ursulinen in Linz, wo sie auf dem Dachboden auf-
bewahrt war und übrigens pietätvoll gepflegt wurde, für das Diözesan-
museum zu gewinnen Abb. 22. Der ganze Typus des liebenwürdigen
Werkes, die schwarzen Locken der Madonna, das lebhafte und leuchtende
Email der Bemalung weisen nach Italien, und zwar nach Neapel; und so
dürfte die mündliche Tradition des Konvents, die behauptet, daß die Figur
durch die Vermittlung Bartolommeo Altomontes aus Italien verschafft wurde,
der historischen Wahrheit entsprechen. Eine Schwester des Bartolommeo,
der in den Jahren 1721 bis 1723 bei Solimena in Neapel gearbeitet hatte,
war bei den Ursulinen als M. Stanislaa eingekleidet." Ihr Vater, Martin
Altomonte, hatte sie mit dem großen Hochaltarblatt Allegorie der sieben
Abb. 15. Heilige Maria vonÄgypten, Holz, bemalt
Nach einer freundlichen Mitteilung des Herrn Pfarrers Franz Xaver Kreuzer.
Pillwein, Beschreibung von Linz", Seite 182.
Engelfürsten in der Ursulinenkirche ausgestattet, von ihrem Bruder Bar-
tolommeo rührt das feine und zarte Bild des Ursula-Altars auf der Epistel-
seite derselben Kirche her. Nach einer mündlichen Tradition des Konvents
soll die Statue ursprünglich in der Kirche selbst aufgestellt gewesen und
erst infolge des gegen die Aufstellung bekleideter Figuren in katholischen
Kirchen gerichteten joseünischen Verbotes daraus entfernt worden sein.
II.
Auch unter den durch Kauf oder Geschenk an das Museum gekommenen
Neuerwerbungen der jüngstverflossenen Jahre befinden sich einige ältere
Skulpturen, unter denen eine interessante, über 70 Zentimeter hohe Statuette
aus rötlichem Salzburger
Marmor mit reichlichen
Resten der alten Poly-
chromierung und Vergol-
dung an erster Stelle zu
nennen ist. Sie stellt in
breiter, zusammengefaß-
ter Frontalität, mit linkem
Standbein und rechtem
Spielbein, Herrn Otto von
Machland dar, mit Her-
zogshut und Herzogs-
mantel um den maximi-
lianischen Plattenpanzer,
das güldene Ehrenkettlein
über der Brust, mit der
Linken den oberen Rand
der am Boden aufgesetzten
Tartsche haltend, die das
Wappen der Herren von
Machland schmückt das
später das Wappen des
Landes ob der Enns
wurde, in der Rechten ein
Kirchenmodell tragend.
DaslockigeI-Iaupthaarund
der lockige Bart sind kurz
gestutzt, der Kopf blickt
geradeaus Abb. 23.
Diese bemerkenswer-
te Porträttigur, die bis auf
eine leichte Beschädigung
Abb. 16. lgnaz Mähl, heiliger Augustin, x774. Holz, vergoldet und
der Nase gut erhalten ist bemalt
und deren Entstehung in den Beginn des XVI. Jahrhunderts fällt, stammt
aus der Kirche des unter Josef II. aufgehobenen Klosters Waldhausen
ursprünglich Sabenich, das der mächtige Mühlviertler Dynast, auf den auch
die Gründung des Zisterzienserklosters Baumgartenberg, in dessen Kirche
er begraben ist, zurück-
geht, im Jahre 1146 stif-
tete." Das Werk, das durch
seine dem Material an-
gemessene geschlossene
Formbehandlung auch
wesentliche künstlerische
Qualitäten aufweist, ge-
langte vor einer Reihe von
Jahren in den Antiquitäten-
handel und wurde von
dem kunstsinnigen Wiener
Sammler Heinrich Von-
willer erworben, dessen
Witwe Klara sie in dan-
kenswerter Weise wieder
dem Museum des Landes
Oberösterreich überließ.
Ein zweites stim-
mungsvolles Werk der
Steinplastik, das in den
Kriegsjahren ins Linzer
Museum gelangte, stammt
aus dem Ausgang des
XVII. Jahrhunderts. Es
befand sich auf dem Dach-
boden der Ex-Domini-
kanerkirche in Steyr, wo
es früher in der ersten
Kapelle der Epistelseite die
Gruft der Familie Luckner-
Weißenfeld geziert hatte,
Abb. 17. Ignaz Mähl, Kirchenlehrer, 1774, 11011, vergoldet und bemalt bCVOT es naCh dem Einzug
der Jesuiten einem primi-
tiven Beichtstuhl weichen mußte. Anna Maria Freifrau von Weißenfeld,
eine Tochter Maximilian Luckners, der von 1658 bis 1677 Bürgermeister in
Steyr wareund der samt seiner Familie wegen ihrer Verdienste um die
Gegenreformation von Kaiser Ferdinand III. geadelt worden war, hat ihrem
Über die Herren von Machland und ihre Gründungen vgl. Pritz, Geschichte des Stiftes Waldhausen",
Seite H.
303
Sohn Maximilian Ernst, der als Fähnrich im Regiment des Generals
Scherfenberg bei der Belagerung und Erstürmung Ofens 1686 fiel, dieses
Grabmal gesetzt, das sich durch einen gewissen gelehrt-schöngeistigen
Charakter auszeichnet, der mit den literarischen Neigungen der Dame
Abb. 18. Heiliger Karl Borromäus, Holz, bemalt, Abb. xg. Heiliger Josef, Holz, bemalt, St. Georgen
aus der Pfan-kixche St. Georgen bei Toller, 1775 bei Tollet, X775
zusammenhängt, die 1696 zur kaiserlichen Dichterin ernannt und unter dem
Gesellschaftsnamen Albanie" in den Hirten- und Blumenorden an der
Pegnitz" aufgenommen wurde." Dargestellt ist, etwas unterlebensgroß, in
grauem Salzburger Marmor die Göttin Minerva, sitzend, mit leichtem ledernen
Schuppenpanzer und Mantel um Hüfte und Schoß, den aufgezogenen linken
Herdegen, Historische Nachricht von deß löblichen Hinen- und Blumenordens an der Pegnitz Anfang
und Fortgang" Nürnberg 1744, Seite 563.
394
Fuß auf einen Globus gestellt, zu dessen Seite Bücher liegen, in der erhobenen
Linken den Wappenschild der Familie Luckner-Weißenbach haltend, den
Hals von zwei Schlangen umringelt. Das behelmte Haupt der Helm ist mit
einem Pegasusrelief verziert und von mächtigen Straußenfedem malerisch
Abb. 20. Heilige Barbara, Holz, bemalt,
St. Georgen bei Tollet, 1775
Abb. 2x. Heilige Katharina, Holz, bemalt, St. Georgen
bei Tollet, 1775
überschattet ist wehmütig zur Seite gekehrt und in die Betrachtung eines
Totenkopfes versunken, den die Göttin in ihrer Rechten wiegt. Das Werk,
in den Proportionen vergriffen und manieriert in der Behandlung des Kopfes,
ist nicht ohne Empfindung für malerische Werte gearbeitet und in seiner
antikisierenden Allegorik und mit seiner Häufung gelehrter Attribute eine
typische Grabplastik aus den letzten Dezennien des XVII. jahrhunderts.
In der Abteilung der Kleinplastik
gelangte nun endlich auch der be-
rühmte Alt-Linzer Kunstschnitzer
Johann Rint 1812 bis 1900 zu einer
würdigen Vertretung. Ein Meister-
werk kunstvoller Holzbearbeitung aus
seiner besten Zeit, ein Birnholzrelief,
das das Innere der Basilika des hei-
ligen Bonifazius in München in glän-
zender perspektivischer Verkürzung
und mit minutiösester Schilderung
Abb. 23. Statue des Otto von Machland, Salzburger
Marmor, mit Resten der Bemalung, aus der ehemaligen
Stiftskirche von Waldhausen, um 15cm
Abb. 22. Thronende Madonna, Holzpuppe, bemalt und
reicb bekleidet, Neapel, um 1750
des Details, aus einem einzigen Stück
Holz geschnitzt, darstellt, hatte sich
noch im Besitze der Erben des Mei-
sters befunden und wurde aus den
Mitteln einer Spende angekauft. So ist
nun auch dieser treffliche bescheidene
Künstler, den ein Stifter" verehrte
und dessen Werke die Kaiserin Eli-
sabeth sammelte, der die Technik
Stifter, Sämtliche Werke, Band 14 Prag xgox,
Seite 297 bis 325.
300
des Holzes so virtuos beherrschte wie Blümelhuber die des Stahles, im
Museum der Stadt seines Wirkens würdig vertreten.
Aus der Gruppe der kunstgewerblichen Neuerwerbungen seien nur
einige besonders bemerkenswerte Objekte angeführt. Frau Marietta Gräiin
Weißenwolff auf Schloß Steyregg spendete für die Abteilung liturgischer
Gewänderiein offenbar aus der ehemaligen Schloßkapelle stammendes Meß-
kleid vom Jahre 1576, das durch die charakteristische Art seiner Verzierung
Hochreliefstickerei in farbiger Seide, Gold und Silber noch über die Zeit
seiner Entstehung hinaus zurückweist. In dieser Technik ist die Kasel mit
der Darstellung des Gekreuzigten und der heiligen Magdalena zu seinen
Füßen und" darunter mit einer Darstellung der Legende des heiligen Martin
verziert. Die En-
den des Kreuzes
tragen in runden
Medaillons die vier
Evangelistensym-
bole. Unter der
Martinslegende ist
eine Signatur
WK ange-
bracht; sie dürfte
sich jedenfalls auf
eine adelige Dame
als Herstellerin be-
ziehen Abb. 24.
Das Museum
besaß schon früher
das Mittelstück ei-
ner in dieser spezi-
fisch spätgotischen
Dekorationsweise
der Reliefstickerei
geschmückten Ka-
sel, gleichfalls mit
der Darstellung des
Gekreuzigten, ohne
Nebeniiguren Ko-
stüminventar Nr.
520, aus dem Ver-
mächtnis des Hof-
rates Az. Nun
sind wir im Besitz
eines vollständigen
Abb. 24. Kasel mit farbiger Reliefstickerei, 1576, aus Schloß Steyregg Stückes, zugleich
des ältesten und wertvollsten unserer
Sammlung von Meßkleidern.
Von den Neuerwerbungen der
keramischen Abteilung bilden wir hier
einen originellen barocken Figurenofen
ab, der mit drastisch-volkstümlichem
Humor einen knienden und ergebungsvoll
die Hände auf die Brust legenden bärtigen
Kapuziner in brauner Kutte und mit dem
Rosenkranz im Gurtstrick darstellt. Die
Figur ist aus drei unglasierten und be-
malten Hohlkacheln zusammengesetzt;
da sie aus der Umgebung von Steyr"
stammt, dürften wir es wohl mit einer
Steyrer I-Iafnerarbeit zu tun haben. Ich
kenne noch zwei derartige Figurenöfen,
die außerordentlich selten sind, in ober-
österreichischem Privatbesitz; der eine
stellt einen sitzenden und rauchenden
Türken, der andere eine Rokokoschäferin
dar Abb. 25. Der Unterbau unseres
Ofens ist nach einem alten Muster von
Sommerhuber in Steyr ergänzt.
Ein Prachtstück der alten Gmundner
Keramik aus der Glanzzeit der Manufak-
tur, also aus den Vierziger- und Fünfziger-
jahren des XVIII. Jahrhunderts, wurde in
Salzburg erworben. Es ist ein birnförmiger
Leberkrug, aus dessen manganviolett-
gespritztem Grund Friese, Kartuschen mit
stilisierten Blumenranken, Tierdarstel-
lungen und das Hauptbild eine Mariahilf-
darstellung in einem gekrönten Doppel-
Abb. 25. Barocke Figurenofen. aus Frauenhofen
bei Steyr Unterbau ergänzt
adler" ausgespart sind. Die Farben sind die typischen Scharffeuerfarben
Gmundens, Dunkelblau, Grün, Manganviolett und Gelb Abb. 26. Die
Art des Dekors und die Nuance des Blaus ein sattes, kräftiges Dunkelblau
weisen auf die oben angegebene Epoche der Gmundner Fabrikation, die
in unserer Sammlung durch eine Reihe sehr schöner Beispiele vertreten
ist. Interessant ist die völlige Unabhängigkeit der Dekore dieser Fayence
mit Zinnglasuren von dem Schmuck der gleichzeitigen süddeutschen Fayence-
manufakturen, die sich in einer mehr oder weniger öden Wiederholung
der holländischen und durch Holland vermittelten ostasiatischen Motive
Aus einem Haus in der Ortschaft Frauenhofen, Gemeinde und Pfarre Sierning.
Wie zum Beispiel auf dem Altarblatt der Piaristenkirche in Wien.
gefallen, während sich bei unserer Gmundner Gruppe der Dekor nie
wiederholt und von einer unerschöpflich spielenden Phantasie zeugt, die
ihre Stoffe meist dem Handwerker- und Bauemleben sowie der Landschaft
der Umgebung entnimmt, aber auch religiöse Motive, Motive aus dem Leben
der Vornehmen so finden sich zum
Beispiel bestellte Krüge mit Zitaten
und Darstellungen aus Ovid mit
größtem dekorativen Geschick und
in reicher farbiger Erscheinung zu
gestalten weiß. Die Museums-
direktion plant für das Jahr 1920
eine große Ausstellung der älteren
Gmundner Keramik, die alles, was
heute noch im Lande an einschlägi-
gem Material erreichbar ist, zu einem
Gesamtbild vereinigen und im Zu-
sammenhang mit der reichen Kollek-
tion des Museums die Grundlage für
eine erschöpfende Darstellung dieses
erst in jüngster Zeit zur verdienten
Beachtung gelangenden Zweiges
der keramischen Produktion des
XVIII. Jahrhunderts abgeben soll.
Unter den neuerworbenen
Gläsern sei hier nur ein Schitferzunft-
glas aus Aschach vom Jahre 1701
erwähnt, das in der Art der Schaper-
-gläser auf plattgedrückten Kugel-
füßen"' aufsteht und in Schwarzlot,
Gold und Blau mit der Darstellung
eines segelnden Zweimasters, eines
Wachtturmes, stilisierter Tulpen
und dem Schifferzuruf mit Gott hin
ann" geschmückt ist. Am Boden ist
der Becher mit einem gekniffenen
Abb. 26. Leberkrug mit der Darstellung der Manahilf,
Gmunden, um "so Reifen umgeben. Er stammt aus
dem Besitz der Schifferzunft in
Aschach an der Donau und dürfte von hier in Nürnberg bestellt gewesen
sein Abb. 27. Ein großer, reichbemalter Milchglasbecher aus der Mitte des
XVIII. Jahrhunderts führt uns dagegen einen oberösterreichischen Haus-
maler vor. Auf der Vorderseite des Glases präsentiert sich in eisenroter
Rocaillenumrahmung eine reiche Gesamtansicht des Stiftes Garsten, wie
es sich vor seiner Aufhebung im Jahre 1787 präsentierte, mit der alten
Vgl. zum Beispiel die im Auktionskatalog der Sammlung Lanna, II, Tafel 67, abgebildeten Typen.
399
Bertholdskirche im Hintergrund und
dem prächtigen Garten mit seinen
Springbrunnen und Beeten vor dem
Stiftsgebäude. Auf der Rückseite
sind gleichfalls in schwachgebrann-
ter farbiger Emailmalerei der heilige
Benedikt und der heilige Berthold
auf Wolken kniend und zur Madonna
betend dargestellt mit der Beischrift
Per te et Filium tuum stet mona-
sterium nostrum" Abb. 28. Die
Dekoration dieses ungewöhnlichen
Glases könnte möglicherweise von
dem Garstener Briefmaler" Josef
Georg Preiszler herrühren, der in
der ersten Hälfte des XVIII. Jahr-
hunderts für die Stifte Garsten,
Gleink und Schlierbach tätig war,
Abb. 27. Schifferzunftglas aus Aschach, Nürnberg, 1701
wie eine Reihe datierter und signierter Malereien auf Pergament bezeugt.
Zum Beispiel eine Ansicht von Schlierbach aus dem Jahre 1718 im Besitz
des oberösterreichischen Landesmuseums, das Rotelbuch von Schlierbach
aus dem Jahre 172g, das Garstener Rotelbuch im ehemaligen bischöflichen
Diözesanarchiv. Eine in doppelter Hinsicht bemerkenswerte Bereicherung
Abb. 28. Großer Milchglasbecher mit der farbigen
Darstellung des Stiftes Garsten und der Heiligen
Benedikt und Berthold, um 1760
erfuhr die Sammlung älterer österreichi-
scher Goldschmiedearbeiten Abb. 29.
Wiener Goldschmiedearbeiten der
Spätrenaissance sind bekanntlich von
großer Seltenheit und aus begreiflichen
Gründen sehr gesucht. Ein prächtiges
Stück dieser Art fiel dem Museum aus
dem Legat der Frau Hedwig Josch in
Wien zu, das außerdem die Geschichte
der Wiener Goldschmiedekunst des
XVII. Jahrhunderts um einen neuen
Meisternamen bereichert. Es ist das
silberne, zum Teil vergoldete Parade-
posthörnchen vermutlich eines alten
Linzer Postmeisters, das außerordent-
lich reich und kunstvoll gearbeitet ist.
Um den Rand der großen Rundung
läuft ein plastischer Lorbeerblattfries;
der darunter befindliche breitere Fries
ist mit der Darstellung einer Baum-
landschaft ziseliert. Auf diesen appliziert
sind vier kleine gegossene Reliefiiguren, die in verschiedener Richtung
einhersprengende Postreiter darstellen. Unterhalb dieses Frieses läuft ein
getriebener Muschelkranz. Unter der Öse zum Aufhängen befindet sich
die eingraviexte Signatur I-Ianns Geyer in Wien", darunter die Jahres-
zahl 1698. Die Signatur enthält vermutlich die Auflösung der bei Rosenberg
2.Auflage unter Nummer 5116 verzeichneten Signatur J. G., die einem
Wiener Goldschmied des XVII. Jahrhunderts angehört im Fries ist außerdem
der größere Wiener Freistempel für ältere Silberarbeiten 180g bis 1810. Das
hochsinnige Legat der Frau Josch ist uns doppelt willkommen, da es die Erin-
nerung an einen bekannten Alt-Linzer Kunstsammler im Museum für dauernde
Zeiten festhält, an den k. k. Salzverwalter Josef Valentin Josch, dessen imI-Iause
Nr. 137 am
oberen Was-
sertor aufge-
stellter Kunst-
Sammlung, die
über die Gren-
zen Oberöster-
reichs hinaus
berühmt war,
Pillwein in sei-
ner Beschrei-
bung von Linz
1824 vier Sei-
ten widmet
Abb 327 bis saß-
29. Silbervergoldetes Paradeposxhbmchen mit Rehefapphken, Wien, Hanns Geyer,
1698, aus der Alt-Linzer Sammlung Josch Aus der
Zahl der neuer-
worbenen Werke der Malerei des XVIII. und XIX. Jahrhunderts nennen
wir nur ein großes Aquarell des Linzer Barockarchitekten Johann Matthias
Krinner, von dem unsere wundervolle Ursulinenkirche gebaut ist und das
die von ihm Inventierte Triumph- und Ehren-Pordten" darstellt, die zur
Ankunft Maria Theresias vom Magistrat der Landeshauptstadt Linz bei
der Rückkehr der Kaiserin von der Krönung in Prag am 19. Juni 1743 beim
I-Iaupt- oder Brückentor in Linz aufgerichtet wurde, sowie eine wertvolle
frühe Arbeit des im Jahre 1915 verstorbenen Linzer Malers Albert Ritzberger,
eine Studie aus den Achtzigerjahren, in denen die Kunst Hans Makarts auf
ihn wirkte. Das schöne Bild, welches Romeo und Julia in einer sommerlich
prangenden Laube vereinigt darstellt, ist von hohem koloristischen Reiz und
zeigt, wie so manche andere Studien, die aus dem Nachlaß zum Vorschein
kamen, welch hoher Aufschwünge dieses Talent fähig war, wenn es ausnahms-
weise sich von den Wünschen und Neigungen des Publikums emanzipierte?"
Vgl. meine Besprechung der Ritzberger-Gedächmisausstellung des Oberösterreichischen Kunstvereines
Linzer Volksblatt", 196, Nr. 92.
Da wir uns im vorstehenden aus Gründen der Zweckmäßigkeit mit
wenigen Ausnahmen auf die Besprechung jener Neuerwerbungen be-
schränkten, die zugleich im Bilde gezeigt werden konnten, so ist damit natür-
lich auch nicht annähernd der Umfang des Zuwachses erschöpft, den die
kunst- und kulturhistorischen Sammlungen des Museums im Laufe der Kriegs-
jahre erfuhren. Immerhin vermögen sie zu zeigen, daß die Sammeltätigkeit
des oberösterreichischen Landesmuseums auch innerhalb dieser Zeitperiode
trotz ungiinstigster Finanzieller Verhältnisse und der zeitweiligen militärischen
Einberufung des Direktors keine wesentliche Unterbrechung erlitt.
DER MERCATO NUOVO ZU-UDINE UND
SEINE KUNSTDENKMALI? 50' VON OSWALD
KUTSCHERA-WOBORSKY 51h
AS Stadtbild des alten Udine wird hauptsächlich durch
zwei Platzanlagen charakterisiert, deren wesent-
lich verschiedene Wirkung von entgegengesetzten
Vorbedingungen abhängig erscheint. Die Piazza
S. Giovanni auch Piazza Contarena, heute Piazza
Vittorio Emanuele genannt bietet mit ihrer un-
regelmäßigen Grundrißform eine Anlage, die erst
im Verlaufe der Jahrhunderte zu ihrer allmäh-
lichen Ausgestaltung gelangt war Abb. x. Sie
verkörpert ein Konglomerat zahlreicher, keinem
einheitlichen System der Gliederung und gegen-
seitiger Unterstützung unterworfener Gebäude; bilden die Arkaden der von
dem Uhrturme mit seinen stundenschlagenden Erzmännern überragten
Johanneskirche und die gegenüberliegende Front der Loggia Comunale die
seitlichen Begrenzungen, so ergibt das ansteigende Niveau des Platzes die
Überleitung gegen den steil abfallenden Burgfelsen, auf dessen Plateau in
beherrschender Lage die breite Masse des Kastells und der hohe, mit der im
Winde sich drehenden Engelsiigur bekrönte Kampanile der nebenstehenden
Schloßkirche sich erheben. So resultiert aus der bunten Vereinigung der den
Platz umgebenden Bauwerke ein an Diagonalen, Überschneidungen, Ver-
kürzungen und mannigfaltigen Niveauverhältnissen überaus reiches Bild
vorgeschobene Kulissen, zurücktretende Prospekte, erhöhte Szenerien
erfüllen die Vedute, für die der Beschauer von verschiedenen Aufstellungs-
punkten stets neue Ausblicke und Ansichtsausschnitte gewinnen kann. Es
ist eine Platzbildung, in deren Bereich die Hauptstraßen der Stadt, teils als
durchschneidende Verkehrsadern, teils als seine Umgrenzung in Tangenten-
form berührende Linienzüge zusammenfließen das offizielle Leben und die
Ein Beitrag zur Geschichte des italienischen Platzbildes und zur Entwicklung der Skulptur des XIV.,
XV. und XVI. Jahrhunderts.
offiziellen Behörden haben hier unter den Wahrzeichen der venezianischen
Oberherrschaft ihren Sitz aufgeschlagen. Vergleicht man da alle Städte
der Terra ferma und der venezianischen Provinzen das Vorbild der Metropole
im kleinen nachzuahmen sich rührigst bemühten diesen Gebäudekomplex
mit der Piazza von S. Marco, so ist der Mercato nuovo, was seine Be-
stimmung betrifft, mit seiner abgelegenen Lage dem Rialto und seinem
Viertel an die Seite zu stellen. Hier ist es das buntbewegte und abwechs-
lungsreiche Treiben des Marktes, das der Stätte seinen Stempel aufdrückt.
Ein günstiges Schicksal hat den Mercato bis auf die Gegenwart als den
unversehrtesten Bestandteil des Stadtbildes vor Umbauten und störenden
Veränderungen bewahrt. Die verschiedenen Gebäude aber, die den Platz um-
säumen, und seine Ausstattung mit mehreren qualitätsreichen Monumenten
formen einen einzigartigen Anblick. Bereits im XVIII. Jahrhundert, im Jahre
1771, hat der Udineser Künstler Ulderico Moro mit Erlaubnis der Stadt-
vertretung eine Zeichnung dieser Ansicht verfertigt, die von Francesco Pedro
im Stiche herausgegeben wurde Abb. 2.
Einer klaren und großzügigen Grundrißform entsprechend, breitet sich
der Platz, dessen ebene Fläche schon gegen das Ende des XIV. Jahrhunderts
con salizo di matoni sfrizi di pietra come quella di Venezia" belegt
worden warf zwischen den vier aus ununterbrochenen Häuserzeilen
bestehenden Seitenfronten aus Abb. bis 5. Der ungefähr quadratische
Plan ist gegen die im Osten sich erhebenden Bauten orientiert. Dort stehen
zwei zu einer Fassade verschmolzene Kirchengebäude, die dem Platz sein
festliches Gepräge verleihen. Der durch ihren anmutigen Uhrturm aus-
gezeichneten Renaissancekirche S. Giacomo ist in späterer Zeit die skulp-
turengeschmückte Fassade der Zunft der Pelzhändler pelliciai" als Nachbar
beigesellt worden. Heute stößt die Seitenfläche des rechts davon gegen die
Platzmitte hervorspringenden Hausblockes recht unvermittelt und störend
an die Frontkante der Kapelle an; aber noch in der zweiten Hälfte des
XVIII. Jahrhunderts bot die durchbrochene Steinumfriedung eines Haus-
vorhofes, der diesen Raum damals einnahm, eine gefällige Überleitung vgl.
Abb. 2. Die oberen Konturen des Portals und der Mauern dieser Umzäunung
waren mit obeliskartigen, an ihrer Spitze mit Kugeln beschwerten Aufsätzen
besteckt, die mit dem bewegten und geschmückten Gefüge des Oratoriums
in günstigem Einklange standen und dessen Höhenwirkung beträchtlich
steigerten.
Die Straßenzüge, die den Verkehr der umliegenden Stadtteile mit dem
Mercato ermöglichen, verlaufen parallel zu der Front der Kirchenfassaden
und zur Schauseite der gegenüberliegenden, nach Osten hin sehenden
I-Iäuserzeile. Und links und rechts stellen längs der südlichen und nördlichen
Fronten sich hinziehende Straßen mit ihren Verlängerungen über die
Federico Braidotti, IJ acqua potabile in Udine", Atti della Acczdemia di Udine pel Triennio 1890 93
II. Ser., vol. IX, Seite 6. Diese sorgfältige Untersuchung wird mit ihrem wertvollen historischen Material die beste
Grundlage für unsere stilistischen Ausführungen bilden. Die Aufnahmen an den Abbildungen Nr.
xo. sind vom Photographen Br. Reiifenstein in Wien hergestellt.
11111111!
rulu
Abb. x. Udine im Jahre 166i Stadtplan, Ausschnitt, Nr. 3x Mercato nuovo, Nr. 32 Piazza S. Giovanni
Grenzen des Grundrißquadrates des Platzes durch zwei enge Gassendurch-
brüche den Zusammenhang mit den benachbarten Stadtquartieren her. So
gelangt der Herankommende gleichsam durch sofiittenartig angeordnete
Durchlässe in den Bereich des Mercato, dessen nach allen Seiten hin von
hohen Wänden umringter Kern ihn alsbald völlig von der übrigen Umgebung
isoliert, ihn ausschließlich der beherrschenden Wirkung des Platzes unter-
wirft, ihn von der Möglichkeit, andere Eindrücke als die hier gebotenen zu
empfangen, ausschließt, ganz im Gegensatz zu der Anlage der Piazza
Contarena, wo der in dem Zuge ihrer geschweiften Längsachse Stehende
gegen Nord und Süd. die gekrümmte Flucht der altertümlichen Hauptstraßen
mit dem Blick zu verfolgen vermag.
Die Häuser nun, die den Markt auf drei Seiten umfassen, sind an sich
recht schmucklos gehalten; mit einfachen Fensterrahmungen und schlichten
Profilen an den Gesimsen und Sohlbänken ausgestattet, wirken sie vor
allem durch ihre verschiedenen Farbenwerte, die ein ungemein abwechslungs-
reicher Anstrich ihrer Schauseiten bedingt. Das mannigfache und stets sich
verändernde Spiel ihrer Gliederung und ihrer Konturen, die durch die
4x
314
ungleiche Höhe der mit Aufbauten, Galerien aller Art besetzten Dächer
erzielt wird, die unterschiedliche Verteilung der Fassadenbreiten und die da-
durch resultierten Abweichungen in der Anordnung, in der Größe und Aus-
schmückung der Fenster und Balkontüren diese Willkür an Formen und
Formenvereinigungen findet in der Bewegung der ringsum an drei Seiten
des Platzes sich entlang ziehenden Laubengänge ein wirkungsvolles Moment
des Zusammenschlusses. Aber auch diese durch die Arkadenbogen ver-
körperte Bewegung läuft nicht im rhythmischen Gleitflusse um den Platz
herum. Denn flache Bogen, die über weitgespannte Säulenzwischenräume
sich spannen, finden für ihren vorschnellen Lauf in einer vermehrten Zahl
engerer und stärker gewölbter Rundbogen Einhalt und Zeitverlust. Dem
entspricht denn auch, daß die Form, die Stärke und Höhe der diese Bogen
tragenden Stützen sich jeweilig verändert und daß dadurch die Schatten-
Wirkung der verschiedenartig konstruierten Ausschnitte stets aufs neue variiert
erscheint. Früher freilich war das Aussehen des Platzes mit der Anbringung
von Fresken, welche die Fassaden der I-Iäuser überzogen und von den
größten Malern der Stadt, von Pomponio Amalteo und Grassi herstammten,
weit mehr belebt gewesen als in der Gegenwart, entsprechend dem alten
Brauche, wie er in der Lagunenstadt und überhaupt in Oberitalien allgemein
üblich gewesen war. Die Piazza d'Erbe in Verona, deren Verunstaltung kurz
Abb. 2. Der Mercato nuovo zu Udine x77!
Abb. 3. Der Mercato nuovo zu Udine
vor dem Kriege recht gefährlich drohte, hat dieses Gepräge bekanntlich noch
am besten bewahrt. So bildet heute die schmuckreiche Schauseite der beiden
Kirchen eine offenkundige Kontrastwirkung gegenüber der im ganzen ge-
sehen massiven und tiefenarmen Ausdehnung der übrigen I-Iausfronten da
letztere nun ihrer farbigen Ausstattung und der erzählenden Sprache ihrer
gemalten Friese entbehren, Endet der Platz in der vielfach gegliederten
Fassade von S. Giacomo und der Capella dei Pelliciai viel mehr noch als
ehemals Orientierung und Ausklang.
Die Scheinfassade von S. Giacomo Abb. zeitigt mit der Anhäufung
von Schmuck und Zieraten, mit dem kleinlichen Zuge, der in den Propor-
tionen, in dem offenkundigen Bestreben wiederholter Unterteilungen zum
Ausdruck kommt, eine intime und zierliche Wirkung, der jeder Wille nach
Monumentalität völlig femsteht. Sie ist das Werk des Maestro Bemardino
Tagliapietra, Proto da Marcote 1542, der im Jahre 1525 25. April mit
dieser Arbeit beauftragt wird." Mit der Wahl weißer und grauer Marmor-
platten, mit denen ihre Fläche verkleidet ist, mit der Teilung in zwei Ge-
schosse und nach dem Aussehen der einzelnen architektonischen Glieder und
der dort angebrachten Zieraten stellt sie sich als eine provinzielle Redaktion
der berühmten Bauten der Lombardi heraus. Und gerade der Vergleich mit
der Miracolikirche, mit S. Zaccaria usw. verdeutlicht den Abstand, den diese
joppi, Contributo quano all storia delY arte in Friuli", Venezia 1894, Seite x27; Madrassi, La pia
opera del suffragio 1a congregazione delle anime Purgami", Udine x874.
autochthone, das heißt geistig wie zeitlich zurückgebliebene Kunstschöpfung
zu den glorreichen Vorbildern im Bereiche der Lagunenstadt einnimmt"
Dies erhellt vor allem das Motiv der an den Vermittlungsdreiecken zwischen
Fassade und Uhrturm angebrachten Muscheln; allzu äußerlich ist ihre An-
gabe in offenkundig übertriebener Weise erfolgt; aber sie versinnbildlichen
hier Bauglied und Ornament und gleichzeitig die Hervorhebung des Attributes
des Heiligen, dem die Kirche geweiht ist. Hinsichtlich der Erfindung des
schönen, nach allen Seiten hin durchbrochenen Uhrturmes widerspricht
Madrassi der Ansicht, die in der Literatur zuweilen zu finden ist, daß er das
Werk des Udineser Malers Grassi bilde. Seine Konzeption ist bereits in dem
ersten Vertrage mit Bemardino vorgesehen und wir erfahren, daß im Jahre
533 der auch sonst in Udine und Cividale beschäftigte Benedetto, der Sohn
des Antonio degli Asturi di Dossena in dem bergamaskischen Gebiete sich
zu der Oberleitung architetto soprastante sopra il lavoro delforologio"
über diese Arbeit verpiiichtet." Fraglos bestehen manche Ähnlichkeiten mit
der Torre dell' orologio des Markusplatzes inVenedig; da wie dort ist die Figur
einer in einer Nische thronenden Madonna zur Aufstellung gelangt.""'"" Der
Altartisch aber, der unter dieser Statuette auf dem vorspringenden Balkon
von S. Giacomo angebracht ist, diente zur feierlichen Begehung des Meß-
opfers. Des öfteren hatte es sich ereignet, daß die Patriarchen von Aquileia
nach ihrem festlichen Einzug in die Stadt an diesem Altar ihre erste Messe
lasen. So hatte es der Patriarch Marino Grimano im Jahre 1524 geübt; zu
diesem Hochamte war wie eine zeitgenössische Quelle berichtet eine
ungeheure Menschenmenge gegen 25.000 Teilnehmer herbeigeströmtrt
Dann bildete der ringsum abgeschlossene Raum des Platzes die ungedeckte
Kirchenhalle, in der die Gläubigen den auf erhöhter Estrade allen sichtbar
sich ereignenden Vorgängen der heiligen Handlung folgten.
Im XVIII. Jahrhundert wurde die parallel zur Kirche S. Giacomo sich
ausdehnende Kapelle der Pia opera dei Pelliciai mit dem Nebengebäude
vereinigt. Die dem Oratorium vorgestellte Fassade sticht mit dem Tone
ihres weißen Marmorbelages hell gegen den grau schimmernden Gesamtton
von S. Giacomo ab, unterwirft sich aber im wesentlichen der Anordnung
des Nachbarn. Die Zweiteilung der Geschosse, deren horizontale Trennungs-
linien gleichsam eine Verlängerung der entsprechenden Gesimsbänder der
jakobskirche bilden, die Teilung der Scheinfassade in drei Vertikalachsen
bringen die Verschmelzung der beiden in ihrer Entstehung durch zwei Jahr-
hunderte getrennten Bauwerke zu einer sich gegenseitig ergänzenden und
ineinander verwachsenden Wechselwirkung. Bei näherem Zusehen kann
Über ähnliche Erscheinungen in Dalmatien vgl. H. Folnesics. Jahrbuch der Zentralkommission, 194.
Joppi, a. a. 0., IV. Seite 126.
Die kleiniichen Maße der Madonnenfigur von S. Giacomo stehen selbst zu den wenig großzügigen
Proportionen der Fassade in einem störenden Verhältnis. Übrigens bildet die Veduxe Pedros die Fassade ohne
die Figur ab.
V. joppi und Marchesi, Cronaca delle guerre dei friulmi coi Germani di Giov. Batta. di Cerneu",
Udine 1895, Seite 80 f.
JVI
man beobachten, wie die Höhenlagen der Türen und der Gebälke der
Fenster dem Vorbilde Rechnung tragen und wie nur geringfügige Abweichun-
gen in der Form der Profile die spätere Entstehungszeit verraten. Die Ver-
einigung der beiden Kirchen war das Werk des Udineser Baumeisters Luca
Andreoli 17xo bis 17x die Kapelle aber wurde erst 1748 vom Patriarchen
Daniele Dolfin eingeweiht.
Die weite und freie Fläche des um einige Stufen erhöhten Plateaus
des Platzes aber wird durch zwei bemerkenswerte Denkmale geschmückt.
Der Kirchenfassade sich nähernd, erhebt sich die hohe Säule mit dem
Abb. 4. Der Mercato nuovo zu Udine, im Vordergrund die Fontäne Giuvannis da Udine
Standbilde der Muttergottes; ihr gegen die Höhe zu sich stark verjüngender
Schaft wird mit relieiierten Ringwulsten unterbrochen" Abb. 7. Eine
Kapitälscheibe dient als Unterlage für einen von nackten, fähnchentragen-
den Putten umstellten Säulenstumpf, der als Bekrönung die hochgewachsene
Statue der Madonna mit dem Kinde und dem Stadtrnodell in den Armen
aufweist. Über den Urheber dieses Werkes erbringen die Stadtguiden und
desgleichen die wertvollen archivalischen Nachforschungen Joppis keinen
Anhaltspunkt; doch wird ziemlich allgemein die Entstehung der Guglia in
das Jahr 1487 versetzt und auf die Anregungen des Statthalters Lippornano
Pfarrarcbiv von S. Giacomo, Busta X. Madrassi, a. a. 0., Seite 58.
An dem oberen Steinring, der ein Kettenband vortäuschen soll, ist ein herausstehender Eisendorn
bemerkbar; er diente zur Befestigung der Marktglocke, wie dies noch die Lithographie von G. B. Cecchini zeigt
erste Hälfte des XIX. Jahrhunderts.
Abb. 5. Der Mercam nuovo zu Udine Ansicht gegen Westen, im Vordergrund der vom Statthalter Lippomano
errichtete Pozzo
zurückgeführtf" Die Guglia stellt sich in der Tat als typische, fraglos pro-
vinzielle Schöpfung der zweiten Quattrocentohälfte heraus. Das Motiv der
rings um die Stütze gereihten Puttengestalten kommt in zahlreichen Beispielen
in dieser Zeit im Friaul als Schmuck von Taufbecken vor; wir erinnern nur
an die Pila der Capella della Puritä, die, ursprünglich für das Dombaptisterium
bestimmt, der Hand des Bildhauers Giovanni da San Pietro di Camia ent-
stammt, oder an ein ähnliches Becken im Dom von Spilimbergof" Die
Madonnenstatue selbst aber ist eine steife und verkümmerte Reduktion
jener monumentalen Statue, die an der rechten Außenkante der Loggia
Comunale angebracht ist und die allein den großen Brand vom Jahre 1876
überstand Abb. 8. Das letztere Werk hatte Bartolommeo Buon verfertigt,
dem laut eines Dekretes vom II. Juni 1448 durch die Vermittlung des
Bauaufsehers Mag. Bartholomeus in Cistemis dieser Auftrag übertragen
worden warfw"
Giov. del Pupo in Guida del Friuli", Band Udine 1886, Seite 210; Braidotti, a. a. O.
Abgebildet bei Paoletti, architenura 1a scultura del Rinascimente in Venezia", Textband Seite 225
Vgl. ein ähnliches Taufbecken in Carona, also in der Gegend, aus der diese Bildhauer und Steinmetzen
zumeist herstarnmten Abb. bei E. A. Stückelberg, Cicerone im Tessin", Basel X918, Seite 30.
joppi ed Occioni-Bonaßons, Cermi sxorici sulla Loggia Comunale di Udine 1877", Seite 13 und 58-
ln dicto Consiglio proposuit Mag. Bartholomeus in Cisternis, qualiter fui! Veneziis er convenit cum quodam
sulempni Magistro lapicida qui fecit Portam Palacii Venetüs, de faciendo Effigiem Beate Virginis scultarn in
lapide, tenentem Glium in brachio dextero et Castrum Utini in brachio sinistro pro faeiendum dicta Eft-lgie
ducatos auri 50."
5.
Es ist charakteristisch für die Kunstentwicklung in Udine und überhaupt
in Friaul, daß durch den Verlauf der aufeinanderfolgenden Jahrhunderte,
fast ausnahmslos bei jeder Gelegenheit, wenn ein gewichtigerer Auftrag, eine
bedeutendere Umänderung oder Ausgestaltung geplant und vergeben werden
sollte, die Heranziehung fremder Künstler angezeigt erschien. Nur in seltenen
Fällen und im Schoße nicht lang andauernder Epochen, etwa zu Lebzeiten
Giovanni daUdines, Pordenones und Pomponio Amalteos fand man im eigenen
Lande Künstler vor, die den Ansprüchen der Auftraggeber genügten. Im
allgemeinen aber stellte man sich freiwillig unter eine Art von Vormundschaft,
wenn man, des eigenen Unvermögens bewußt, das Zutrauen zu den künst-
lerischen Anlagen der heimischen Meister nicht aufzubringen wagte so war
es im Jahre 1366 der Fall gewesen, als die Udineser für den Bau ihrer Kathe-
drale vom Dogen Marco Cornaro die Überlassung des magister Petrus Paulus
murator verlangten, dessen von Maniago versuchte Identifizierung mit
Pier Paolo delle Massegne Paolettiik nicht zutreffend erschien. S0 hatte Giovanni
Fontana den Kastellbau übernommen; so errichtete Palladio die Porta Bojani
am Ausgange der Kastellstiege gegen die Piazza Contarena und den präch-
tigen, unvollendet gebliebenen Palazzo Antonini. Der Dom von Cividale ist
das Werk Pietro Lombardis und Jacopo Sansovino wurde zur Begutachtung
eines Projektes der Vergrößerung des Domchores und zur Beurteilung der
Paoletti, a. a. 0., Textband Seite 5.
Umänderung der Stiege der Loggia Comunale herbeigebeten 1552."' Das-
selbe ereignete sich selbst in untergeordneten Fällen, wie etwa gelegentlich
des Umbaues des Monte di Pieta. Die von dem einheimischen Baumeister
Bartolommeo Ravä gezeichneten Pläne 1663 werden dem aus Venedig be-
rufenen Architekten Jacopo Renoni zur Überprüfung vorgelegt. Wie diese
Verhältnisse auch sonst ins XVII. und besonders ins XVIII. Jahrhundert
übergreifen, wurde in zwei kürzlich erschienenen Aufsätzen von Hans Tietze
und von mir dargelegt.
Man hat bisher die Bedeutung der Madonnenstatue Bartolommeos
keineswegs richtig eingeschätzt Abb. 8. Sie fand zwar in einigen Werken-l-
gelegentliche Erwähnung, während Venturi sie übergeht und Paoletti sich
nur auf eine kurze Anführung in einer der zahlreichen Anmerkungen seines
unübersichtlichen Buches beschränkt. Das überlieferte Datum des Arbeits-
beginnes reiht nun dieses Werk in die Spätzeit des venezianischen Bildhauers
ein. Seine Entstehung fällt etwas später als die gemeinsam mit Giovanni
1442 begonnene Arbeit der Porta della Carta, die Bartolommeo 1464
nach dem Tode seines Vaters allein fortsetzte und mit seinem Namen be-
zeichnete. Bieten bereits die um 1430 anzusetzenden Reliefs der Portallünette
des Campo San Zaccaria manche Vergleichsmöglichkeiten, so zeigt besonders
die justitiaiigur auf der Bekrönung der Porta della Carta die stärkste Ähn-
lichkeit. Der Klassizismus Bartolommeos tritt in der Gewandbehandlung der
monumentalen Udineser Figur besonders auffällig hervor.
Der Meister der Madonnenstatue der Guglia aber hat, als er sich von
der Buon-Figur inspirieren ließ, im letzten Grunde nur die äußerlichen Motive
der Armbewegungen übernommen. Seine um mehrere Jahrzehnte später
entstandene Schöpfung wirkt weit altertümlicher und schematischer; es ist
sehr bemerkenswert, wie bei Buon das Modell der Udineser Burg als neben-
sächliches Attribut nur eine untergeordnete Rolle spielt, während die starre
Statue des späteren Meisters die beiden Symbole Kind und Kastellmodell
in hieratischer Strenge in gleicher Höhe dem Beschauer entgegenhält. Mit
Recht hat Paoletti für die Guglia-Figur an die Madonnenstatue über dem
Hauptportal der venezianischen Begräbniskirche hingewiesen; doch erweist
sich die letztere Arbeit als ein viel qualitätsreicheres Werk.
Beide Statuen aber, die Madonna Buons und das Marienbild des Mercato
nuovo, wurden alsbald als Musterbeispiel angesehen und ihre qualitativen
Unterschiede nicht voneinander getrennt. Als nämlich im ahre 1505 der
V. joppi ed G. Occioni-Bonaßbns, a. a. 0., Seite 23.
Vgl. den Artikel in der Patria del Friuli" vorn 21. Juli 1894, fzsc. Nr. 173. Vermutlich aber liegt eine
Verwechslung mit dem venezianischen Architekten Giuseppe Benoni dem Schöpfer des Doganagebäudes bei
der Salutekirche vor, der im Jahre 1656 nachweisbar in Udine beschäftigt war Franc. Lazzsri, Notizie di
Giuseppe Benoni", Venezia 1840.
Zeitschrift für bildende Kunst", 1918 und 1919.
Burckhardl. Ciceroneh g. Auflage, IL, 50; Merzario, Maestri Comaeini", II, Seite A. Venturi,
Storia dell' arte italiana", VI, 985 ff.; Paoletti, Textband Seite 4c; derselbe, Allgemeines Kilnstlerlexikon" VI,
Seite 316, nur in Form einer Zuschreibung. Laura Filippini hat in ihrem Aufsatze Elia Gaggini da Bissone"
II arte", 1908, f. 22 recht verwime Ansichten über den Bau der Loggia und über diese Figur ausgesprochen.
Es fehlt ihr völlig die Kenntnis der Dokumente, so daß ihre Ausführungen keinerlei Beachtung wert erscheinen.
32x
tüchtige und fruchtbare Bildhauer Bernardino Bissone, genannt Furlanof"
vier Statuen für die Pfarrkirche in Tricesimo einem nördlich von Udine
gelegenen Städtchen zu verfertigen den Auftrag erhält, wird ausdrücklich
süpuliert, daß seine Madonnenstatue die Vollkommenheit der erwähnten
Skulpturen erreichen
müsse della perfe-
zione della Statua
posta nella colonna
della piazza del mer-
cato nuovo di Udine
della Madonna sul-
Yangolo del pubblico
palazzo". Während
das prächtige, eben-
falls von Bemardino
herstammende Por-
tal der Pfarrkirche
von Tricesimo, dessen
Stützen, Leibungs-
streifen und Tym-
panonfeld mit den
schönsten omamen-
talen und vegetabilen
Zieraten verbrämt
sind, des öfteren, auch
bei Paoletti bespro-
chen wurden, hat man
den erwähnten Fi-
guren nicht die ver-
diente Wertschätzung
gezollt; Biasutti hat
sogar einige tadelnde
Worte über ihre Steif-
heit und ihre man-
gelnde Lebendigkeit"
auszusprechen nicht
unterdrücken können.
So werden die bei-
Abb. 7. S. Giacomo und die Kapelle der Pelliciai, im Vordergrund die
Mariensäule
stehenden zum erstenmal veröffentlichten Aufnahmen der Muttergottes-
statue und der aus zwei Skulpturen bestehenden Annunziationsdarstellung
die Grazie und Lieblichkeit dieser Werke erkennen lassen" Abb. bis n.
jappi, Contx-ibuto", IV, a. a. 0., Seite x22; L. A. Cerveno, Gaggini da Bissone", Milano 1903,
Seite x60 G. Biasutu", Maestri Comacini in Friuli Bernardino da Bissone", "Ani della Aecademia di Udine.
anno 19x2-xgr3", Udine, 1914.
Die vierte Figur ist bereits seit geraumer Zeit verschollen.
42
Abb. m. Bemardino Bissone, Engel, Tricesirno,
Pfarrkirche
residente in Venezia" berufen." Nach
längeren Beratungen wird in einer
Sitzung vom 12. April 1542 der Auf-
stellungsort der Fontäne der Piazza
Contarena vorgeschrieben fieri de-
beat in capite platee nove Sti Joan-
nis inter columnam magnam et
pilastrum magnum logie quod
tieret una cisterna" iuxta dessignurn
in pictura reductum et forrnatum ex
sententia domini Joannis de Carrara
bergomensis ingenarij." Das Werk
war bald so weit fortgeschritten, daß
bereits am 29. Mai d. J. das Wasser
der Muschel des Brunnens ent-
strömen konnte; betreffs des Beckens
vernehmen wir, daß ein scapellino
mastro Cipriano" sechs Goldskudi
als sopraprezzo" für die glückliche
Vollendung ausbezahlt erhält Abb.
I2 und 1. Damals wurde auch der
Sold Carraras bestimmt er betrug
30 Dukaten zu Lire Soldi für
den Monat, für die Zeit, da er in
Udine anwesend war und an dem
Werke gearbeitet hatte.
Nach der Fertigstellung dieses
Werkes wandte man die Aufmerk-
samkeit wieder der Verfertigung des
Brunnens des Mercato nuovo zu,
dessen Errichtung in dem ursprüng-
lichen Plane eigentlich an erster
Stelle gestanden hatte. Kontroversen
erheben sich, ob die vorhandene
Wassermenge auch wirklich für die
Speisung zweier Fontänen ausreichen würde. Aber schon am n. Juni 1542
wird folgende Verfügung getroffen quod vas fontis, qui deducitur in
forum novum juxta decretum
et fabricetur secundum modellum ibi
ostensum, formatum ex sententia prudentis et honorabilis viri ser Joannis de
Über diesen Architekten hat Braidotti keine weiteren Nachrichten auffinden können; auch in der
Bibliothek und in den Archiven Bergamos sollen Anhaltspunkte über ihn fehlen. Die bei Thieme Band Vl
erwähnten Künstler dieses Namens sind fraglos ebenfalls nicht mit ihm zu identifizieren. Man beachte aber,
daß im Jahre 1532 ein jacopo da Carrara für Neapel einen Brunnen verfenigte.
Es ist charakteristisch, daß also auch für die Form der Fontäne der Ausdruck cistema" der übliche
Sprachgebrauch bleibt.
Recamatoribus civis nostri." So wur-
de der größte Meister, den die Stadt
hervorgebracht zu haben sich stets
zum Stolze angerechnet hat, Gio-
vanni da Udine mit dem Vollzug
dieses Auftrages betraut Abb. 4.
Jetzt beginnt man über den Ort der
Aufstellung zu beraten; denn darüber
ist man sich keineswegs einig. Es
wird der Platz der alten Zisterne
des Statthalters Lippomano vorge-
schlagenf dann will man die Fon-
täne zur linken Seite" der Kirchen-
fassade also an der Einmündungs-
stelle der heutigen Via Canciani
aufstellen und als Gegenstück dazu
die Mariensäule gegen den Ausgang
der Via Pietro Sarpi rücken. Ein
anderes Projekt verfolgt den Plan,
die Guglia als Mittelpunkt des Platzes
zu verwenden und die Fontäne an
ihre Stelle zu setzen; oder man denkt
an eine umgekehrte Verteilung, die
also dem heutigen Zustande ent-
sprochen hätte. Über diese Frage
war fast ein Jahr verstrichen; endlich
am 25. August 1543 einigt man sich
dahin, daß der Brunnen an der Ecke
der Via Canciani sich erheben soll
und daß ihm an der entgegengesetz-
ten Stelle ein Pendant gegeben wer-
de. Mit kurzen Worten Columna
in medio duorum fontium, res spec-
tabilis et conspicua et digna Foro
ipso novo." Auf diese Weise wäre
Abb. n.
Bemardino Bissone, Madonna, Tricesimo,
Pfarrkirche
eine ähnliche Anordnung erzielt worden, wie sie später auf dem Petersplatz
zur Ausführung gelangte dort fiankieren die beiden Brunnen Carlo Mademas
den ehrwürdigen Obelisken, der im Mittelpunkte des von den Kolonnaden
Berninis beschriebenen Kreises emporragt. Dieses Projekt aber kam nicht
ganz zustande; es wurde nur ein Brunnen errichtet. Dieser gelangte an der
Kante des Platzpodiums zur linken Hand der Guglia zur Aufstellung; in dieser
Siehe unten Seite 332 und Abb. 3.
Die Bezeichnungen rechts und links sind durchwegs von dem gegen die Kirche sehenden Beschauer
aus gerechnet.
Lage sehen wir ihn auf dem aus der Vogelperspektive gesehenen Stadtplan
Giulio Calots" 1593 bis 1635 und ganz deutlich auf einem Stadtplan vom
Jahre 1661, der im Jahre 1740 neu herausgegeben wurde Abb. 1. Erst 1687
wurde er in den Mittelpunkt des Platzes gerückt.
Mithin war die Arbeit zur glücklichen Vollendung gelangt. Die Verdienste
des Statthalters Da Ponte um die Errichtung dieses Werkes, das der Stadt
zum Heile und zur Verschönerung dienen sollte, verkünden die vergoldeten
Lettern der Inschrift an der Fontäne Carraras, während Giovanni da Udine
an seiner Schöpfung das Wappen des venezianischen Patriziers anbrachte.
Als Zierde konnten die beiden Monumente wohl das Ansehen der Stadt
verherrlichen, aber ihre nützliche Fhnktion, die den Anlaß des Werkes
bildete und ihrem Bestande die eigentliche Berechtigung gab, haben sie
keineswegs erfüllt. Denn mit dem Zeitpunkte ihrer Vollendung beginnt die
Leidensgeschichte, die der Gemeinde in der Zukunft soviel Verlegenheit und
Geldopfer auferlegte. Die Anlage war von vornherein verfehlt und bis ins
XIX. Jahrhundert erheben sich die Klagen, daß die Fontänen des belebenden
Elementes der Wasserspeisung entbehren potius dedecori sunt Civitati,
quam aliquod ei afferant omamentum" wird gegen den Anfang des Seicento
geklagt und noch 1785 turpiter ad nullos usus adhiberi".
Uns interessieren hier nur die Berichte, soweit sie aus dem Cinquecento
stammen. In den Jahren 1546 und 1550 wird Giovanni da Carrara aus Venedig
nach Udine zurückberufen, um die Ursachen der Schäden zu ermitteln und
diese zu beseitigen. Da ihm dies nicht gelingen mag, entledigt man sich
endlich seiner unnützen Hilfe und der große Stadtrat überträgt am 1.Juli 15 52
an Giovanni da Udine das Amt eines Proto und Architekten aller öffentlichen
Bauten und insbesondere der Oberaufsicht für die Brunnen der beiden Plätze
mit einem Jahresgehalt von vierzig Dukaten. Die geringen Stadteinkünfte
zwangen aber den Magistrat, diese Zahlung im Jahre 1557 wieder einzustellen.
Aber auch er ist nicht imstande, wenigstens für die Dauer, die ersehnte Abhilfe
zu schaffen, obwohl er in diesen Arbeiten wohl einige Erfahrung besessen
haben muß. Nicht nur daß er kurz vorher von der Stadtverwaltung zur
Ablegung von Gutachten über Flußregulierungen und Brückenbauten auf-
gefordert worden war," so schuf er auch in Rom, wie Vasari berichtet, ver-
schiedene Wasserwerke; für den Kardinal Giulio de' Medici in der Vigna des
Monte Mario einen Brunnen, wo der Kopf eines Elefanten als Wasserspeier
diente; ferner einen anderen naturalistischen Brunnen un' altra fonte, ma
salvatica" in einer künstlichen Tropfsteingrotte; die Wasserrnündung bildete
ein Löwenkopf, den ein vorgetäuschter Pflanzenkranz umrahmte.
Übrigens ist es recht auffallend, daß bei dem hohen Stande, zu dem
damals die Wasserbaukunst gelangte, so schlechte Erfolge erzielt wurden.
Die Mitte des Cinquecento wird durch das Auftreten zahlreicher Ingenieure
Eine schlechte Abbildung dieses Planes in dem Buche Il Seminario di Udine".
Joppi, Contributo", III, Seite 14. Nach Joppi Di alcune opere arte in San Daniele del Friuli",
Udine 1885 hat Giovanni auch für S. Daniele einen Brunnen aber eine Zisterne verfertigt.
327
charakterisiert, die in diesem Fache sehr bedeutende Leistungen aufweisen
konnten. Zumal in Venedig war dieser Zweig der Architektur und der techni-
schen Wissenschaften auf das trefflichste ausgebildet gewesen; dort arbeiteten
zahlreiche und hervorragende Künstler im Ufi-icio delle acque del sale"
für die Instandsetzung der moli und der murazzi des Lagunengebietes und
für die Regulie-
rungen der Flüsse
und Flußmündun-
gen der venezia-
nischen Ebenefk
Das lebhafte Inter-
esse, das man im
Zeitalter Barbaros
und Rusconis dem
Studium und der
Herausgabe des
Architekturwerkes
Vitruvs entgegen-
brachte, hat der
Beschäftigung mit
hydraulischenPro-
blemen die frucht-
barste Anregung
gegeben.
Die etwas aus-
führliche Darle-
gung des histori-
schen Tatbestan-
des war notwen-
dig; denn sie be-
lehrte uns, daß die
alteAnnahmeMa-
niagos, Bragatos
usw. nichtzutrifft, es
daß der Brunnen Abb. 12. Die Fontäne Piazza s. Giovanni zu Udine
der Piazza Can-
tarena von Giovanni da Udine herstamme; sie bezeugte ferner, daß seine
Vollendung jener der Fontäne des Marktplatzes vorausging vgl. aber unten
Seite 332.
Der Vergleich zeigt, daß das Aussehen der beiden Monumente fast
identisch ist. Der Unterschied besteht allein darin, daß der Brunnen des
Mercato etwas kleinere Dimensionen aufweist und gegenwärtig und bereits
Eine Aufzählung solcher Künstler bei G. Cadorin, Pareri di XVI archiieni intornc a1 Palazzo Ducale",
Venezia 1837.
328
im XVIII. Jahrhundert
nach der Zeichnung
Moros die obereKuppa
fehlt. Sonst aber geht
der Zusammenhang so
weit, vdaß die an den
Schalen befestigten
Bronzewasserspeier
fraglos der nämlichen
Gußform entstammen.
Der Eindruck dieser
trefflich gezeichneten
und modellierten Lö-
wenköpfe kontrastiert
auf das sinnfälligste mit
dem Aussehen der drei Steinmasken, die den Sockelschmuck der Fontäne
Carraras bilden" Abb. I3 bis 15. Die zuletzt erwähnten Arbeiten verraten
die Konzeption einer starken künstlerischen Schöpfungskraft, die mit einer
großzügigen Erfassung des Gegenständlichen das Nebensächliche der
Angabe vermeidet mit wenigen, eindeutigen und sicher geführten Meißel-
schlägen wird eine bedeutende Wirkung hervorgebracht. Die Masken
neigen in bedingtem Grade einem Zuge nach Verzerrung und Karikatur
hin, aber eine tektonisch-gesetzmäßige Auffassung ordnet sie völlig dem
Zwecke unter, dem sie dienen. So stellen sie sich zwanglos in die Reihe
Abb. 13. Wasserspeier der Fontäne
der Piazza S. Giovanni Stein
Abb. rq. Wasserspeier der Fontäne
der Piazza S. Giovanni Stein
ähnlicher Erzeugnisse,
wie sie in dieser Epoche
in unzähligen Beispielen
angetroffen werden.
Ihre Ableitung von den
Schluß- und Keilsteinen
an den Türen und Fen-
stern der gleichzeitigen
Bauwerke, ihre Ver-
wandtschaft mit den
Musterzeichnungen der
Architekturwerke, mit
den in den Stichen
Ghisis erhaltenen Gri-
massen Giulio Romanos
oder mit den Kopf-
Abb. 15. Wasserspeier der Fontäne
der Piazza S. Giovanni Stein
entwürfen der Zuccari
Paviment im Hofe zu
Caprarola steht außer
Frage. Dagegen ver-
treten die Bronzeköpfe
Abb. I6, die den
Schmuck der Brunnen-
schalen bilden, ein ganz
anderes Stilempiinden,
strahlen einen eigen-
artigen und fast alter-
tümlich-gotisierend an-
mutendenEindruck aus.
Die weiche und maleri-
sche Angabe des Haares
und derMähnensträhne,
die in schmiegsarnem Flusse zu beiden Seiten des zu einem spitzen Oval
geformten Hauptes herabgleiten, verdrängen doch nicht die strenge Auf-
Braidotti Seite 18 berichtet über ein Instrument r5. April 1542, das als Verfertiger der Steinstufen
der Fontäne Leonardo Domenico Fratelli fu Giacomo da Ciseriis anführt.
um?
fassung, die aus der zeichnerischen Anwendung tief eingeritzter, symme-
trisch verteilter Ziselierungsfurchen resultiert. Es ist dies nicht eigentlich das
typische Schema, nach dem man in Venedig das Symbol des Stadtheiligen
darzustellen gewohnt war. Diese Löwenköpfe, deren Bedeutung bisher
keineswegs erkannt wurde, sind augenscheinlich das Werk eines Meisters,
dem man als Stukkateur treffliche Leistungen zutrauen möchte denn selbst
in der Metallreproduktion dringt der Eindruck der weichen Tonmasse, aus
der das Modell verfertigt war, noch unverfälscht hervor. Ohne Zwang stellt
sich eine so geartete Schöpfung in
den Bereich jener Groteskenarbeiten,
deren eigentümliche Stilmerkmale sie
in ähnlicher Weise bekundet nämlich
jene Mischung antiker Elemente Ein-
fluß antiker Überreste in den Titus-
Thermen einerseits und eigener und
origineller Naturbeobachtungen ander-
seits. Ihre Vereinigung wird durch eine
maßvoll eingehaltene Stilisierung, die
vorhandene Gegensätze auszugleichen
sucht, ermöglicht. Dieser Auffassung
entspringt daher sowohl dekorativ
gelöste Erscheinung wie tektonisch
gefestigte Bildung und da nun diese
Eigenschaften die zutreffendste Cha-
rakteristik unseres Werkes ergeben,
so liefern sie auch den Beweis, daß
Giovanni da Udine selbst den Entwurf
für das Gußmodell verfertigt hat. Nicht
allein seine Grotesken und Stukkaturen Abb. 16. Giovanni Udine, Löwenkopf, einer der
in Udine, Venedig Palazzo Wasserspeier an den ächalen der beiden Fontänen
und Rom möchten wir hier zum Ver- "mm
gleich heranziehen, sondern auch jene prächtige Zeichnung, die Hans Tietze
auf einem Umschlagpergament der von ihm geretteten Familienpapiere und
Rechnungsbücher des Künstlers fand und veröffentlicht hat." Die seinem
Aufsatz beigegebene Abbildung einer sitzenden Katze verrät in ihrer strengen
und klar umrissenen Wiedergabe in der Tat ein verwandtes Stilgefühl. Die
Nachwirkung früherer Drolerienkunst, die durch den reich einströmenden
antiken Geist gestärkt und gesättigt erscheint, liegt hier vor; erinnert die
Zeichnung in manchen Zügen doch an die monumentalen Tierdarstellungen
der alten Ägypter man vergleiche den berühmten Fund von Katzeniiguren
in der Abfallgrube von Bubastis.
Ferrari, Lu stucco nel1' ane italiana", Milano, Tav. XXXI und XXXVII Szukkaturen in der Villa
Madama zu Rom. G. Volpato j. Onaviani, Le Loggie del Vaticano", Roma 1772 76.
H. Tietze, Die Familienpapiere des Giovanni da Udine", Kunstchroniw vom 12. April 1918.
43
Was aber die beiden Fontänen vor allem auszeichnet, ist ihre schlichte
und antikisch-gesetzmäßige Form. Die Schmuckverbrärnung beschränkte
sich, wie wir sahen, auf die unentbehrlichsten Beigaben, die mit ihrem
Dienste als Wasserspeier sachgerecht dem Zwecke der Anlage sich fügten.
Sonst aber wird der Reiz der Brunnen nur durch die Schönheit der Formung
der Schalen und ihrer Stützen, nurdurch das Einhalten bestimmt normierter
Proportionen erzielt. Dazu kommt noch ein wichtiger Umstand die Zweck-
mäßigkeit und die dekorative Aufgabe zur Verschönerung eines Platzes
halten sich die Wage; die Fontänen haben den Wert selbständiger Monu-
mente erlangt, unabhängig von der heilspendenden Funktion, die ihnen auf-
erlegt ist vgl. als Vorläufer Niccola Pisanos Brunnen in Perugia usw..
In Udine und zum größten Teile in den nördlichen Gegenden Italiens
lagen wohl nicht die Vorbedingungen vor, welche die Form des isolierten
tektonischen Brunnens" eine vonWölfflinf ausgesprochene Bezeichnung
begründeten. Nur die Piazza d'Erbe in Verona der Stadt des Arnphitheaters
und der Porta dei Borsari besitzt bereits seit dem Jahre 368 in der von
der berühmten Statue der Madonna Verona bekrönten Fontäne ein solches
Schaustück, das zum Teil aber aus an-
tiken Bestandteilen zusammengestellt
ist. In der Regel aber hält man noch
im XVII. und XVIII. Jahrhundert an der
altehrwürdigen Form des Pozzo fest.
Beispiele in Udine am Kastellplateau,
im Hofe des erzbischöflichen Palastes
usw. Ihre rechtmäßige Datierung wird
nur durch die Kartuschen der ange-
brachten Wappen oder durch den Wort-
laut einer Inschrift, allenfalls durch das
Aussehen des schmiedeeisernen Kra-
nes, der die zur Wasserschöpfung die-
nende Rolle hält, gewährleistet. Zumal
in diesen knapp an dem Fuße der Alpen
liegenden Städten läßt das Eindringen
nördlicher Kunstelemente das Fest-
halten an anachronistischen Formen
und höchstens ihre nur geringfügige
Modernisierung als ein ständiges Ereig-
nis erscheinen. Die Vedute des höchst
malerischen Mercato zu Belluno etwa
wird nicht nur als ein sinnfälliges
Gegenbeispiel zu der Piazza S. Giacomo
zu Udine gelten können, sondern der
Abb. 17. Entwurf einer Statue zur Ausschmückung H. Wölfflin, Renaissance undBarockWMünchen,
des Mercato nuovo Zeichnung 1908, 3. Auflage, Seite x18.
.1..-
dort zur Aufstellung gelangte Brunnen bekundet fraglos die Vermischung
italienischer und alpenländischer Stileigentümlichkeiten Abb. 6.
Andererseits bot der Zwang, den die geographische Lage Venedigs
der Stadt in dieser Hinsicht naturgemäß auferlegte, auch für die unter dem
Markusbanner beherrschten Länder ein nachahmunggebietendes Exempel.
Entbehrte die Piazza von San Marco des Schmuckes Wassergarben empor-
sendender Fontänen, die in jeder anderen Umgebung als der selbstverständ-
lichste Bestandteil der wunderbaren Szenerie angesehen worden wären,
so besaß dafür jede Platzanlage und fast jeder Haushof den zugehörigen
Pozzo; bereits Francesco Sansovino hat diese weise Vorkehrungsmaßregel
der Serenissima mit Stolz und Anerkennung hervorgehoben." Der aus diesem
Massenbetrieb" ableitbare Konservativismus konnte selbst in der regen und
entwicklungsreichen Entfaltung der venezianischen Kunst keine Gefährdung
sehen. Die alten Formen Kapitäl, Kubus, Achteck, Ring der Brunnen-
Öffnung, der Vera", bleiben unverbrüchlich bestehen.""" Zwei besonders
wichtige Beispiele mögen dies beweisen die im Jahre r467 von einem
Maestro Cristoforo di Martino Tagliapietra gefertigte Kopie einer byzan-
tinischen Vera heute auf Schloß
Kreutzenstein bei Wien- und ander-
seits der auf das Jahr 1713 datierte
Pozzo am Campo S. Ermagora und
Fortunatonl- Und selbst die berühmten
in den Jahren 1546 und 155g entstan-
denen Bronzepozzi des Dogenpalastes
sind der üblichen Grundidee nach-
gebildet. Es ist aber nicht von gerin-
gem Interesse, daß zu den geläufigen
Dekorbestandteilen, die den Schmuck
der Pozzi ausmachen, das byzantini-
sche Motiv einer kelchförtnigen Fon-
täne zum Beispiel Raccolta, Tav. Xa
zur Abbildung gelangt, entsprechend
ähnlichen Illustrationen, wie sie in
den Architekturbüchem und in Druck-
werken der venezianischen Oftizinen zu
Enden sind.
Francesco Sansovino, Venetia am nobilis-
sima", Venetia 1581, Seite 140 v. Concioaia ch' ogni
piazza, campo, corte ha il auo pozzo, fatto da! pub-
hlico
Vgl. den oben Seite 318 erwähnten Meister
Banolorneo in Cistemis.
Raccolm delle Vere da Pozzo in Venezia"
Ferd. Ongania; Cattaneo, Uarchitenura in Italia
Venezia 1888, Seite 280; Paoletti, z. a. 0., Text Seite 23. Abb. 18. Entwurf einer Statue zur Aussehmückung
Raccolta, a. a. 0., Tafel CLXVII. des Mercato nuovo Zeichnung
Der Mercato nuovo von Udine
selbst zeigt ein charakteristisches Bei-
spiel dieser altertümlichen Form. Links
von S. Giacomo, dort wo ein zurück-
weichendes Haus einen kleinen selb-
ständigen Platz zu formen mithilft, ist
die schmucke Form eines derartigen
Brunnens erhalten, der wegen seines
seltsam fragmentarischen Aussehens
mit der über der Baldachinplatte ver-
einsamt und ohne Zweck und Sinn
emporragenden Säule in Analogie des
Lysikrates-Denkmales zu Athen von
Cavalcaselle als die Lateme des
Demosthenes" bezeichnet wurde, eine
geistreiche Benennung, die in allen
Führern Anklang gefunden hat Abb.
und 3. Der achtseiüge Brunnentrog
zeigt an seinen Schranken die für
die gleichzeitige venezianische Kunst
charakteristische Schmuckanwendung
symmetrisch gebildete Vasen, zierlich
geraffte Girlanden, Fruchtkränze und
zarte Bänder, die sich gleichmäßig zu
den Seiten der Wappenschilde empor-
Abb. 19. Entwurf einer Statue zur Ausschmuckung
desmemn, nuovoaeichnung heben und senken; es sind typische
Ableitungen nach den antiken Vor-
bildern des Augusteischen Zeitalters. Das Motiv des Baldachins die Kapitäle
der Tragstützen sind mit anmutigen Tierköpfen und Sphingengestalten ver-
ziert ist möglicherweise auf nördliche Anregungen zurückzuführen. An der
Deckplatte die Inschrift Thomas Lipom. anus Patrie Praetor foru novo
puteo fonteq more Steinbeschädigung decoravit x487"; an einer der
Pozzoschranken die Buchstaben C. V. T. F. F".
Fand sich also hier im Norden nicht das maßgebende Vorbild, so boten
die Brunnenformen Roms und hauptsächlich jene von Florenz die not-
wendigen Anregungen. Es ist recht wahrscheinlich, daß Giovanni da Udine,
der-in der entsprechenden Zeit in seiner Geburtsstadt weilte, auch an der
Konzeption der Fontäne Carraras regen Anteil genommen hat. Sonst werden
wohl Vorlagenblätter die gesuchte Unterstützung geboten haben.
Gegen zwei Jahrhunderte waren ungefähr verstrichen, der Mercato
nuovo hatte inzwischen keine umfassenden Veränderungen erfahren. Die
Fontäne Giovanni da Udines, dessen versiegte Wasserkunst der Stadt und
ihren Bürgern zum Leidwesen gereichte, wurde wie bereits erwähnt
erst im XVII. Jahrhundert in dem Mittelpunkt des Platzpodiums aufgestellt.
53.1
Es ist erstaunlich, wie spät man auf
diese naturgemäße Lösung verfiel; aber
man ersieht daraus, wie ohne die Mit-
teilungen, die uns die Dokumente über-
liefern, die Gefahr drohte, die selbst-
verständliche Anordnung gleich dem
ersten Gründungsplan unterzulegen.
Im Settecento widmete man sich
wiederum mehr der weiteren Ausgestal-
tung des Marktes. Damals entstand die
Fassade der Capella dei Pelliciai mit
ihrem Skulpturenschmuck in derKunst-
art GiuseppeTorettis. Das ZiegelpHaster
wurde durch einen schönen Belag von
Steinplatten ersetzt 1731 die Guglia
durch die Einschiebung eines Sockels
emporgehoben. Die letzte Arbeit wurde
unter der Oberaufsicht des berühmten
Architekten und Ingenieurs für Wasser-
bauten Bartolommeo Ferracino vorge-
nommen, der im jahre 1755 die Fontäne
Giovannis da Udine, freilich nur für die
Dauer weniger Jahrzehnte, wieder zum
Leben erweckte."
plamodbrelcrlleriln ÄZIEZhZÄ 1323333565; 5;";;,15,';3;';;ärjigämückmg
Platzes mit der Aufstellung von vier
Statuen vermutlich an den Ecken des Plateaus und einiger Vasen steigern
sollte, zeitlich mit diesen Arbeiten Ferracinos zusammenfällt, ist vorderhand
nicht zu ermitteln. Aus stilistischen Gründen möchte man diese Neuerung
eher mit der im Jahre 1731 vorgenommenen Arbeit des Steinbelages in Ver-
bindung setzen. Braidotti hat dieses Projekt, da es nicht in das Thema seiner
Abhandlung iiel, unerwähnt gelassen; so verdanken wir den diesbezüglichen
Hinweis einem Zitate der Guida Maniagosfhi" Das Werk scheint nicht zur
Ausführung gelangt zu sein; wenigstens bildet die Vedute Francesco Pedros
1771 den Mercato ohne diese Schmuckzutat ab. Dafür besitzt die Biblioteca
Comunale mehrere reizvolle Entwürfe, derenZusammenhang mit diesemPlane
durch einen in alter Schrift geschriebenen Vermerk mercä nuovo" Beglaubi-
gung erfährt Abb. 17 bis 20. Eine nähere Kunde aber ist, soweit ich die Lokal-
literatur übersehe, darüber für den Augenblick nicht in Erfahrung zu bringen.
Occioni-Bonaßons, a. a. 0., Seite 2x0.
Braidotti, a. a. O. G. B. Verci, Elogio storico de famose ingegnier Bartolomeo Fetracino
Venezia, 1777.
Maniago, "Guida di Udine". 1825, Seite 38.
Die Entwürfei" zeigen vier Skulpturen, deren Piedestale an ihrer Vorder-
seite das Stadtwappen tragen, das seit der verdienstvollen Regierung des
venezianischen Statthalters Antonio Cavalli 1583 neben dem Emblem der
Savorgnani das steigende Pferd als Helmschmuck führt. Die Statuen reprä-
sentieren Bacchus und drei weibliche Gestalten, deren nur unterdrückt
angegebene Symbole die Erkenntnis ihrer ikonographischen Bedeutung
recht erschweren. Vermutlich versinnbildlichen sie die Personifikation der
Fruchtbarkeit im allgemeinen. Die Statuen tragen die Symbole jener
Produkte, Wein, Getreide, Früchte, die am Markte zum Verkauf aus-
gestellt werden. Die vierte weibliche Figur Abb. 18 aber streckt den
linken Arm vor und hält zwischen Daumen und Zeigefinger einen ganz
kleinen ring- oder scheibenförmigen Körper, der wohl eine Münze dar-
stellen soll es ist das Geld, das hier am Markte" die notwendigste
Voraussetzung des Handels bildet. Das Ergebnis dieser Deutung aber
bestätigt in recht einwandfreier Weise die Bestimmung der Entwürfe als
geplante Schmuckglieder des Mercato. Die Zeichnungen entstammen un-
leugbar dem tiepolesken Kunstkreise; die Affinität zu dem Stil der beiden
Venezianer, deren Schaffen mit der künstlerischen Kultur Udines so innig
verknüpft ist, äußert sich nicht allein in manchen Einzelheiten wie das
Motiv der ägyptisierenden Maske an der Gürtelschnalle jener weiblichen
Figur, die als Ceres oder als Symbol des Getreideanbaues anzusprechen
ist Abb. 20, sondern verrät sich viel stärker noch in der Technik
und in verschiedenen Eigentümlichkeiten der
Wiedergabe, wie sie für die tiepoleske Manier
besonders charakteristisch sind. Offensichtlich ist
der Einfluß der Frühwerke Giambattistas im erz-
bischöflichen Palast zu verspüren; die von ihm
dort gemalten Figuren der alttestamentarischen
Prophetinnen, die fingierte, in Nischen gestellte
Bronzestatuen vortäuschen sollen," sind ohne
weiteres als nachwirkende Vorbilder anzusehen.
Die verhältnismäßig kleinen Proportionen der
Köpfe, die typische Bildung der Füße, Ähnlich-
keiten in der Gewandbehandlung stellen eine
nahe Verbindung her, aber trotzdem möchte man
die vorliegenden Entwürfe angesichts der etwas
trockenen Zeichnungsweise, die den geistreichen
Skizzen der beiden Meister nicht gleichzukomrnen
Udine, Biblioteca Cornunale, Klebeband Signatur LL, IX.
Beschreibung der Zeichnungen Papier weiß, braune Feder, grau laviert.
Blattgröße 495x335 Millimeter. Auf der Zeichnung mit der Bacchus-
statue ein Maßstab; ihm entsprechend hätten die Figuren mit dem
Sockel eine Höhe von genau 13 piedi Veneziani" etwa 41k Meter
Abb. 2x. Holzfigur des erreichen sollen.
heiligen Rochus an der Seitenwand Eine Abbildung dieser bisher unveröffenxlichen Nischenfiguren
von S. Giacomo wird einer meiner nächsten Tiepolo-Aufsätze bieten.
9.1.1
vermagmicht
als eigenhän-
dige Schöp-
fungenauffas-
sen, sie viel-
mehr einem
den Malern
sehr nahe-
stehenden
Gehilfen zu-
schreiben.
Dagegen
muß die sehr
merkwürdige
Tatsache her-
vorgehoben
werden, daß
dieZeichnung
mit der Bac-
chusiigur Abb. 17 unstreitig auf die nämliche Vorlage Merkurligur des
Duquesnoy zurückführt, die Raphael Donner für seine Bleistatuette des
Merkur im Klosterneuburger Stiftsmuseum verwandtefk Der Vergleich zeigt,
wie der Aufbau des Körpers und das Stellungsmotiv bis in die kleinsten
Einzelheiten als kongruent sich erweisen. Die bestehenden Abweichungen
beruhen nur in der Verstärkung des als Stütze des linken Armes dienenden
Baumstrunkes, der nicht wie an der Bleistatuette einen Durchbruch unter der
Achsel der Figur zeigt, sondern dicht an den Körper des Dargestellten sich
anschließt. Die Hand des etwas mehr gegen die Brust eingebogenen Vorder-
armes aber hält das neu hinzugefügte Symbol der Weinreben, während die
Rechte statt des bei Donner fehlenden, aber leicht ergänzbaren Merkurstabes
die laubumwundene Thyrsosstange hält. Es ist nun weiter sehr aufschluß-
reich, daß die bekannte Porzellanstatuette der ehemaligen Sammlung Modern,
die ohne Frage eine weiterentwickelte Nachahmung der Bleiiigur bedeutet,
die erwähnten Abweichungen weniger stark beobachten läßt. Die Biegung
des linken Armes entspricht vielmehr dem Aussehen des Udineser Entwurfes
und die völlige Nacktheit der Bleihgur wird in der Zeichnung und in der
Porzellanreproduktion mit der Angabe eines Schurzes ersetzt.
Seitdem ist wiederum der Platz ziemlich unverändert geblieben; nur da
und dort mögen notwendige Sicherungsarbeiten und Restaurierungen, der
Umbau einiger Arkadenbogen, die Auswechslung mancher Fensterrahmungen
Abb. u. Leonardo Thanna, Pietägruppe 1488, S. Daniel del Friuli Monte di Pierä
E. Tietze-Conrat, ,.Der Röckchen tragende Satyr", Jahrbuch des kunsthistcrischen Instituts der Zentral-
kommission", Wien rgrz. Seite 78 vgl. auch den vorausgehenden Aufsatz der Verfasser-in im Jahrbuch 1907,
Seite gx. Vgl. auch die Merkurstatuette Donners im Hofmuseum. Auf den hier vorliegenden Zusammenhang
hat mich die genannfe Autorin gleich nach der Auffindung der Entwürfe aufmerksam gemacht. was mir Dank
erwähnt werden soll.
sich ereignet haben. Erst gegen den Anfang des XX. Jahrhunderts erhielt die
Nordseite die Fassade eines einer wohltätigen Stiftung gewidmeten Gebäudes,
dessen klägliche Formen nicht gerade vorteilhaft mit ihrer malerischen Um-
gebung übereinstimmen. Aber die geringe Breite dieser I-Iausfront vermag den
Gesamteindruck des Mercato noch nicht störend zu beeinüussen, kann ihm
einstweilen noch keinen wesentlichen Abbruch antun.
Doch wird die Einreihung eines geschmacklosen Bauwerkes in den Kern
der alten Häuserzeilen als warnende Mahnung gelten können, welche die
Fortsetzung neuer Bauideen zum Schaden der Vedute verpönen wird. Denn
die Unversehrtheit des ganzen Gefüges, die das höchst malerische Ambiente
des mit bedeutenden Kunstwerken verzierten Platzbildes verkörpert, für die
Zukunft in unverfalschter Weise instand zu halten und zu bewahren, bildet
eine der wichtigsten Aufgaben der Stadtverwaltung und eine kaum weniger
bedeutsame Ehrenpflicht der italienischen Denkmalpflege.
ANHANG.
Der Vollständigkeit wegen möchte ich noch auf die unterlebensgroße
Holzfigur eines heiligen Rochus hinweisen, die in einer Nische oberhalb der
Tür der linken Seitenwand von S. Giacomo steht, was fraglos nicht ihr
ursprünglicher Aufstellungsort ist Abb. 21. Diese Statue, an der trotz ihrer
hohen Lage doch Spuren alter Bemalung und Vergoldung zu erkennen sind,
gehört ohne Zweifel in jene Gruppe deutscher oder mehr oder weniger in
deutscher Manier arbeitender friulanischer Bildschnitzer des XV. Jahr-
hunderts, deren Werke aber den Einfluß der italienischen Kunst doch nicht
verleugnen. Über diese höchst interessanten Meister hat Friauls verdienst-
vollster Forscher Vincenzo Joppi sehr aufschlußreiche Dokumente und Re-
gesten mitgeteilt?" so verpflichtete sich am 20. April 1461 Joppi, Contri-
buto", IV, Seite der auch sonst genannte Stefano di Settecastelli cioe
della Transilvania, pittore, intagliatore, indoratore et vetraio", für die Kon-
fratemität der Pelliciai eine reichgeschmückte Ancona zu verfertigen, die in
dem bei Joppi abgedruckten Regest ausführlich beschrieben wird. Das Altar-
werk ist vermutlich verlorengegangen. Meister Stefano ist laut einer anderen
Nachricht im jahre 1468 in Arbeitsgemeinschaft mit dem tüchtigen Bild-
schnitzer Leonardo Thanna Leonhard Thaner oder Thoner getreten, dessen
vorzüglichstes Werk heute der Monte di Pietä von S. Daniele del Friuli
bewahrt Abb. 22. Für diese mehriigurige und an der Predella mit gemalten
Heiligengestalten geschmückte Pietagruppe, die ursprünglich den Hochaltar
der Kirche S. Maria di Fratta in S. Daniele zierte, erhielt der Meister am
10. Februar 1487 im voraus 22 Golddukaten ausbezahlt. Das Werk ist be-
zeichnet 1488 hoc opus pigit Leonardus Thanna fecitß"
Unter anderem werden erwähnt im Jahre 1446 Giorgio inlaglialore pittore, abitanre in Udine, frglio
di Odorico di Perschon, dem anche di Salisburgo" Joppi, IV, Seite r4, 1464 Leonardo di Baviera" joppi, IV,
Seiteg4, 1467 bis r47r Alberxo tedesco, abitante inTolmezzo q. ser Giovanni diVienna" joppi, IV, Seite 46 usw.
joppi, IV, Seite 16. Ich habe die Signatur nicht überprüfen können, da die Gruppe in fürsorgliche-
Weise vor Kriegsausbruch von der italienischen Regierung in Sicherheit gebracht worden war.
337
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 50- VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN 50'
EZESSION. Der zweite Teil der Frühjahrsausstellung in den Räumen der Sezession
bot das eigenartige Bild verschiedener junger und älterer Vereinigungen, die friedlich
nebeneinander auftreten und sich sehr gut zusammen blicken lassen können, obwohl sie
getrennt marschieren. Da ist neben einer Gruppe der Sezession, in der Arbeiten von
Eduard Stella und Christ. L. Martin her-
vortreten, eine ansehnliche Reihe von
Mitgliedern des Hagenbundes vertreten,
unter denen Georg Merkel, Oskar Laske
und Hugo Henneberg mit größeren
Kollektionen auffallen. Daß die neue
Vereinigung", welche erst kürzlich im
Konzerthaus auftrat, dem Hagenbund
inkorporiert wurde, stellt beiden Teilen
ein ehrendesZeugnisaus.Diesegastliche Ornament von Paul Birckenhultz
Aufnahme Wird von jungen Gn-IPPS Aus dem Katalog derOmamentstich-
mit einer sehr anziehenden Folge ihrer Sammlung des Österr. Museums
Arbeiten gefeiert; daß dies so kurz nach
dem ersten Auftreten geschehen konnte, läßt auf eine starke Produktivität
schließen. Unter dem Titel Freie Vereinigung" haben sich mehrere
Künstlerinnen verbunden, die teilweise schon aus derVereinigung bilden-
der Künstlerinnen Österreichs bekannt waren, wo sie den frischen, fort-
schrittlichen Einschlag bildeten. Hier reihen sie sich so natürlich dem
verjüngten Hagenbund an, daß man keinen Gesinnungsunterschied fühlt.
So zeigte diese Ausstellung, daß die vielen Spaltungen, die gerade
jetzt so üppig gedeihen, auf die Öffentlichkeit verwirrend wirken, für das
Ausstellungswesen
Ornament aber bedeutungslos
von dem Meister mit bleiben, weil nicht die
de" Pfeldeköpfe" zufällige persönliche
Ausdem Kaiaiogdet Verbindung, sondern
Omamentsueh-
sammmngdesösten die Qualität der Lei-
Museums stungen das Entschei-
dende bleibt, das für
das Niveau maßgebend wird. Daß in den
getrennten Gruppen ein verwandtes Rin-
gen und Suchen nach ähnlichen Rich-
tungen stattfindet, zeigte sich deutlich in
den Räumen der Sezession. Da ist vor
allem das Abrücken von dem direkten
Naturstudium mehr oderweniger deutlich
fühlbar. Der Natureindrurzk bleibt selbst Ornamente von virgü Song
düft nicht entscheidendv Wo ein Stück Aus dem Katalog derOrnamentstichsammlung des Österr.
Natur unmittelbar dargestellt ist. Das Museums
innere Erlebnis ist wesentlicher, das
zum Ausdruck drängt und vom zufälligen Reiz befreit nur das Entscheidende konzentriert
zusammenfaßt. Alles äußerlich Zufällige vergißt und nur das Essentielle behält das Ge-
dächtnis. Es ist charakteristisch für die persönliche Eigenart, was als das Wesentliche
herausgegriffen wird. Und da trennen sich die koloristisch Begabten, die echten Malertalente,
44
den herben zeichnerisch
und stilistisch Veranlag-
ten, die im Illustrativen
beharren. Dort bleibt der
Erscheinungswert maß-
gebend und alles beherr-
schend, hier der geistige
lnhalt und dieEinordnung
die Fläche.
Schalenverzierung von Paul Birckenhultz Solche Pole bilden
Aus dem Katalog der Ornamentstichsammlung des Österr. Museums unter den jüngsten Mit.
gliedern desl-Iagenbundes
die kraftvollen und farbensatten Arbeiten Sturm-Skrlas, der im Porträt wie in der Land-
schaft und im Stilleben die Reduktion des farbigen Eindruckes auf seine stärksten und
schönsten Einheiten vornimmt und die tieftonigen Arbeiten Grete Wilhelms, in denen die
Farbe zum ernsten musikalischen Zusammenklang abgedäxnpft wird. Dagegen geben sich
Hildegard Jones mystische und bunte Farbendichtungen und suggestiven Zeichnungen als
ganz verinnerlichter Ausdruck geistiger Bewegtheit, ohne an natürliche Vorgänge anzu-
knüpfen. Auch Humpliks Plastik vermag es, das Seelenleben durchgeistigter Köpfe unab-
hängiger zu formen, als es der an das Material gebundenen Bildhauerei sonst eigen war.
Unter den Künstlerinnen der Freien Vereinigung ist Helene Funke die stärkste
Bekennerin zu der Gemeinde der Ausdrucksuchenden und Irene Höher-Weineck strebt nach
derselben Richtung. Beide sind farbig und doch in Erfüllung inneren Drängens tätig, ihre
Erlebnisse zu gestalten. Fanni I-Iarlfinger-Zakucka, welche sonst abhängig vom stilistischen,
iiächenhaften Gestalten schien, ist hier in ihren Blumen und Stilleben ganz dem farbigen
Eindruck hingegeben; sie weiß ihn aber so zusammenzufassen, daß nur das Wesentliche
hervortritt. Hilde Exners Brunneni-igur erreicht mit ihrer herben, unrealistischen Form-
gebung auch in der Plastik eine Entrücktheit, die jenem Streben Humpliks nach Ausdruck
nahekommt. Größere formale Gegensätze wie Emma Schlangenhausens allzu wuchtige Holz-
schnitte, die in ältester deutscher Graphik wurzeln, und Mela Köhlers glatte, orientalisch
gefärbte und zeichnerisch raffinierte Tanz- und Kostümspiele lassen sich schwer neben-
einanderreihen und doch sind beide im Illustrativen festgelegt, allerdings mit wesentlich
verschiedenem Gehalt an innerlicher Bewegtheit und Würde.
Die Sezession war fast vorwiegend graphisch vertreten; der Raum mit den Arbeiten
Christ. L. Martins enthält zeichnerische Arbeiten, Radierungen, Holzschnitte und anderes,
in denen ein lebendiges Temperament mannigfaltige Sinneseindrücke widerspiegelt. Er
durchmißt den langen Weg von schwüler Erotik und weltzugewendeter Sinnenlust bis zu
gelegentlicher Selbst-
prüfung und zu gei-
stigem Aufschwung.
Am glaubhaftesten ist
seine fesselnde und
melancholische Sinn-
lichkeit. och inhalts-
reicher war ein gra-
phischer Saal, in dem
die verschiedenen
Vereinigungen ge-
Ornament von Floris Balthasar
meinsam erscheinen Aus dem Katalog der Omamentstichsamrnlung des Österr. Museums
JJZ!
und so ein vielstimmiges Konzert mit den
rnannigfaltigsten Instrumenten geben. Da sind
die Impressionen der Weltkinder, die flüchtig
hingeworfenen und gegenständlich sinnlichen
Darstellungen wirklicher Vorgänge, rasch ge-
schauter und festgehaltener Ausschnitte aus
dem Leben neben den verträumten, verson-
nenen Reflexen aus dem eigenen Innern. Dort
etwa Oskar Laske mit den blitzartigen Lebens-
skizzen, hier I-lildegard jone, die eine Mappe
Steinzeichnungen Meine Schwester" schafft
und selbst im Porträtumriß Visionär bleiben muß.
Der Hagenbund hat zwei Mitgliedern ein-
zelne Räume gewidmet. Georg Merkel füllte
einen Saal mit etwa 20 Ölbildern, die trotz ihrer
altertümlichen Rahmungen mit verblaßtem
Golde modernste Ausdruckskunst bringen; die
trotz ihrer gegenständlichen Anlehnung an die
klassische Mythologie ganz fern von eigentlich
gegenständlicher Darstellung bleiben; sie sind
alle aus einem Farbenakkord heraus geschaffen,
in dem das leuchtendste Goldgelb und Rot die
Grundelemente bilden, alle mit derselben natur- Goldschmiedomamente von Johannes Hanias
fremden visionären Unrealität erfüllt das Aus dem Katalog der Ornamentstichsammlung
schafft eine Ermüdung und eine Schablone. dßS Ö-Slßrr- Museums
Diese zu vermeiden und das Vielfältige mit
reichern inneren Leben zu füllen, wäre nötig gewesen, um zu überzeugen und zu erheben,
was wohl die unerreichte Absicht war, indem so vieles von einer Hand vereinigt wurde.
Auch Oskar Laske mit seinem geschwinden Pinsel, seiner beweglichen Hand, füllt
einen Raum. Er wieder kann nicht rasch genug schaffen, um all das Gegenständliche auf
das Papier zu bannen, das sich ihm aufdrängt, wenn er die weite Welt beschaut, die ihm
das Schicksal zu sehen bescherte. Da bleibt ihm wohl viel im Pinsel und Stift zurück, das
niederzuschreiben wohl nötig wäre, um ganz verständlich zu sein. Aber oft, in glücklichen
Stunden, weiß er das Feinste und Fesselndste
aus dem Natureindruck auszuschälen und wie ein
farbiges Kleinod aufseinem Blatt zu präsentieren.
Es sind Blätter dabei wie jene aus Südtirol und
aus Kiew, die an treffliche Aquarelle von Alt ge-
mahnen so fein und sicher ist der Luftraum,
die Tonung, das Skelett des Gegenstandes gefallt
und doch ist niemals ein Alt so keck und rasch
hingeworfen. Dann wieder solche mit einem
Überschuß an lebendigem Beiwerk, wie es eben
nur Laske hinzuwerfen wagt.
Ganz im gewissenhaften sorgfältigenUmriß
und in fast schematischer Tonung suchen die
Holzschnitte Hennebergs ihre Stütze. Der tüch-
tigste Amateurphotograph, der in seinen großen
Gummidrucken dem Lichtbild die malerischen
Tonwirkungen abringen konnte wie kein anderer,
er bleibt im Landschaftsbild, das er selbst nieder-
451'1- f"-"3w?ß.',-
Nielliene Goldschrniedverzierung von Giovanni
Battista Conslaniini Aus dem Katalog der
Omamentstichsammlung des Österr. Museums schrieb, fast pedantisch trocken und gewissen-
340
haft. Er hat diesem ernsten Streben den letzten Teil seines tätigen, stillen Lebens gewidmet,
das früher endete, als sein Arbeitswille erwarten ließ. Auch in Eduard Stellas Kompositionen,
in seinen zeichnerisch korrekten und liebenswürdig belebten Szenenbildern, in tüchtigen
Porträten, lebt die wohltemperierte Mäßigung einer gezügelten Phantasie, einer würdevollen
Haltung, welche der jüngeren Generation so fremd sind. So baut diese Bilderschau Brücken,
auf denen wir in die Vergangenheit zurücklinden, aber auch solche in jenes Neuland, in das
die Jugend vorzudringen so stürmisch begehrt.
OVIS KORINTI-I. Bei Halm und Goldmann zeigt sich Lovis Korinth als Graphiker.
Es fehlt ihm hier sichtlich die Farbigkeit; die breite, wuchtige Pinselkraft, mit der er
seine Impressionen hinzuwerfen liebt, ist wohl seine größte Stärke. Der Stift zwingt zu
Qvl-vomo-mnvnA-Hvmml-
-NSTEQVIL-GVBERNAT-
"ÄTERNNHWC'SEDES'
-PEnPr,WVMQvE-DECVs-
"PROÄJQ-
Niellierte Goldschrniedverzierungen von Gärard Sordm
Aus dem Katalog der Ornamentstichsarnmlung des Österr. Museums
einer hohen Kultiviertheit oder zu einer reichen Innerlichkeit, wenn er Selbständiges bieten
soll. Beides fehlt hier. Tüchtige und flüchtige Ausschnitte aus dem Leben, Studien und
Impressionen, von denen man fühlt, daß sie an sich nichts Fertiges sind, daß sie zu etwas
dienen, was wir nicht kennen. Es ist die Handschrift eines starken und mutigen Impres-
sionisten, dem nur jene Geschmackskultur abgeht, welche auch den flüchtigen Strich zu
etwas Vollendetem erhebt.
REIE BEWEGUNG. Eine Vereinigung radikal gerichteter Künstler" hat ihre
Frühjahrsschau geboten, nachdem Johannes Itten ihnen voranging, dessen Arbeiten
als reine Kulminationen ihres Willens" bezeichnet werden. Es ist angezeigt, auch in die
poetischen und ästhetischen Emanationen dieser Gruppe Einblick zu gewinnen, denn ihr
Programm ist das weiteste, ihre Ziele sind die höchsten, ihre Anstrengungen die stärksten,
34x
sie wollen den Zusammenschluß aller geistigen Künstler der Welt, die ihres Sinnes sind,
denen sie sich verwandt fühlen. Ja mehr noch, alle geistigen Menschen rufen sie auf, die
dem Bei-gebrachten, Erstarrten, Abgegriifenen der Salonkunst Widerstand entgegen-
setzen. So sehr man diese Auflehnung begreift sie zieht ja so weite Kreise, hat so viele
erfaßt, die neu aufbauen wollen und der Not des Lebens die innere Gläubigkeit gegenüber-
stellen so sehr würde man wünschen, dieses Neue überzeugend in die Erscheinung
treten zu sehen. Aber nochscheint die neue bildende Kunst mehr durch Opposition als
durch Produktivität, mehr durch den Willen als durch die Tat wirken zu können. Während
das Wort, der ausgesprochene Gedanke den höchsten Flug nimmt und die stärksten For-
-joseph Daudex
Österr. Museums
mm
mm
um
nh
0.x
vm
mm
km
cm
S3
mm
ex
14 w.
derungen stellt, bleibt die gestaltende Kraft die mit Form und Farbe dem Geist zu
dienen vermag", in den Anfängen stehen.
Das, was die Bilderschau der freien Vereinigung diesmal bietet, rechtfertigt ihr eige-
nes ireimütiges Bekenntnis, daß sie am Anfang steht. Als die klarste, positivste Persönlich-
keit tritt Friedrich Feigl auf, dem Frieda Salvendy und Katharina Zirner in bezug auf kraft-
volle Selbstbeschränkung, Einfachheitsdrang und auch in ihrer schwermütigen Farben-
gebung nahestehen. Noch fühlt man aber hier mehr die Ablehnung allesGlatten und Gefälligen
und das grüblerisclie Versinken in düstere Stimmungen als das mitreißende Werben einer
schöpferischen Neugestaltung. In Willy Nowak und O. Th. W. Stein wirken die zarten und
weich abgestimmten Raffinements alter Kunst sichtlich nach, ohne so sicher beherrscht zu
sein, wie es nötig wäre, um ein Ganzes und Neues zu werden.
342
Die Vereinigung verspricht viel in ihrem Aufruf und Programm und hat erst den Grund
gelegt, von dem sie ausgeht. Sie bedarf starkerBegabungen, um so Großes zu vollbringen, und
vieler günstiger Zusammenhänge, um überzeugend und schöpferisch wirken zu können.
IENER ZEITKUNST. Der Maler Klotz-Dürrenbach bringt in den Räumen der
Wiener Zeitkunst" eine Reihe seiner Arbeiten zur Schau. Es sind hellfarbige,
sinnenfrohe Darbietungen einer vom großen Wunder des Seins" ergriffenen Seele, die
mit kindlichem Sinn
an die große Aufgabe
der künstlerischen
Gestaltung seiner
Eindrücke und Träu-
me herantritt. Als
solche Äußerungen
eines Suchenden, der
die Bilder, die aus
seinen Kinder-tagen
vor seiner Seele ste-
hen, gestalten will
und die Masken"
flieht, die er den Din-
gen abnahm, als er
vor der Natur stu-
dierte", als solche
Anfänge eines großen
Wollens sind sie zu
begrüßen.
Danebensinder-
probte und bewährte
handwerkliche Lei-
stungen von Mitglie-
dern der Vereinigung
bildender Künstlerin-
nen Österreichs, Ke-
ramik, Em ailarb eiten,
Batik und Silber-
schmiedarbeiten etc.
zu sehen. Sie geben
Proben aus unse-
rem Wiener kunst-
gewerblichen Milieu,
das nun schon so
Ornament von Ranson ausgebreitet und ge"
Aus dem Katalog der Omamentstichsammlung des Österr. Museums fesügt iSt und endlich
anfängt, auf weite
Kreise auch außerhalb der so enge gewordenen Heimat erfreulich einzuwirken. Hier ist ein
fester Boden, auf dem uns zukunftsfrohe Möglichkeiten erwachsen.
HAUS DER JUNGEN KÜNSTLERSCHAFT. Eine zweite Ausstellung im
Haus der jungen Künstlerschaft" in derDorotheergasse führt den auffallenden Namen
Das neue Auge", glücklicherweise ohne triftigen Grund. Es ist eine Zusammenstellung von
Aquarellen, Zeichnungen und graphischen Werken, die weder an das Sehvermögen noch
343
an die Fähigkeit, das Geschaute ohne besonderen Kommentar aufzunehmen, so unge-
wöhnliche Anforderungen stellt. Wir begegnen da Zeichnungen von V. Hammer, die in
ihrer subtilen Korrektheit und Anmut an l-Iolbein gemahnen, oder Kompositionen wild
erotischer Szenen von Lilly Klein, die ihre Abstammung von Beardsley nicht verleugnen
können. Fritz Hegenbarths ernste Entwürfe reihen sich fast an unsere Klassizisten an
und A. Brusenbauchs feine Aktstudien sind unmittelbar aus emptindsamem Naturstudium
hervorgegangen.
Robert Payen bringt eigenartige Bewegungsstudien und sucht den Umriß doch
stets einem ornamentalen Linienzug einzufügen; immer ist eine schwungvolle Kurve die
11. ßuimz mxf
Goldschmiedornamente von Abraham Badollet
Aus dem Katalog der Omamentsüchsammlung des Österr. Museums
Dominante. Vielleicht ist der große, uralte Respekt vor dem Geheimnis, das im Kreisbogen,
in der Ellipse, Parabel, in den Quadraten und Dreiecken ruht, eine jener neuen Arbeits-
impulse, die zu manchen Absonderlichkeiten Anlaß gaben. Wie man den Farben musikalische
Wirkungen zuschreibt, so kann man in den geometrischen Grundformen Ausdrucks-
möglichkeiten für Bewegungs- und Ruhezustände erblicken. Den Versuchen, mit solchen
abstrakten Elementen tiefere Gedankenvorgänge festzustellen, wie dies Leskoschek will
und vor ihm andere wollten, bleibt wohl nur der Erfolg eines Experiments beschieden.
Immer bleibt doch die organische, die belebte Natur der Wurzelboden aller bildenden
Kunst und die Exkursionen in das abstrakte Gebiet, in die Welt der physikalischen Er-
scheinungen, der geometrischen Konstruktionen, können nur vorübergehende Diversionen
bilden, die allerdings heute recht häufig zu finden sind. Ob hier die Rückwirkung des
36';
sTvcK
ZEICHNEN FVR, DIE GOLD
mit dem sich der
bildende Künstler
irgendwie abzuiinden
sucht, ob nur die
Reaktion gegen allen
2A fchmid nsch M26 gClDIRUCh li Naturalismus und
Qfrßn m-f zijhmm iprarzfnrt gegen alles nur
nizrrii .;znr ZweckvolleSchu1dan
von wurlzßng diesen auffallenden
Vorgängenträggwird
wohl ihre Entwick-
lung lehren.
Die vollkom-
menste Befriedigung
und die wärmste
Freude erwecken
auch unter den Ar-
beiten der jungen
Künstlerschaft nur
jene, bei denen der
Zusammenhang mit
der Mutter Erde le-
bendig bleibt. So sind
die prächtigen Aqua-
relle Jan Oeltjens mit
ihrer flüssigen, feinen
und reichen Farbe
eine Quelle des Ge-
nusses am schillern-
den Abglanz des Le-
bens; die geistreichen
Zeichnungen Lilly
Steiners und die flüch-
tigen Niederschriften
A. Peschkas zeigen
das Streben, Unwesentliches wegzulassen und Besonderes festzuhalten im Sinne eines
anschmiegsamen weiblichen und eines derberen männlichen Temperaments.
Aber auch da, wo ganz romantische Phantasien mit Feder und Pinsel auf einem Spiel
mit den Zufälligkeiten, die aus diesen Werkzeugen stammen, aufgebaut sind, auch bei
den Illustrationen O. M. Reichers wird die Erinnerung an die organische Natur nie zu
übersehen sein. So ist hier Mannigfaltiges und Verständliches abwechslungsreich geboten.
Man darf sich dabei ruhig seiner alten Augen bedienen und wird auch für sie viel Erfreu-
liches finden.
Die verdienstvollen Auseinandersetzungen Artur Roeßlers, welche den gut aus-
gestatteten Katalogen der jungen Künstlerschaft vorangehen und zugleich in die maßvollen
und fördernden Bemühungen der Ausstellungsleitung Einblick geben, besitzen einen auf-
klärenden und anregenden Zweck. Sie sind aber richtigerweise nicht auf ein bloß Neues
eingestellt, sondern auf den Zusammenhang mit dem Vorhandenen, auf Anerkennung
62 gewßzyygflm
af
rrtäirfrrfä.
Titel der Folge gepunzter Gefäßverzierungen von Hans Hinz
Aus dem Katalog der Ornarnemstichsammlung des Österr. Museums
345
unseres uralten Kunstbesitzes, ewig währender Grundbegriffe, Ziele und Triebkräfte des
Schaßens aufgebaut und vermeiden jene Taktik des Verblüffens, die uns die Freude am
Neuen und momentan Wirksamen so leicht verdirbt.
Nicht im Abreißen der Zusammenhänge liegt das Verdienst einer jungen Generation,
nicht im Zerstören des Bestehenden liegt die notwendige Vorarbeit für das Aufbauen
neuer Werke. Wenn einzelne diese Illusion sich vortäuschen wollen, um ihren Mut zu
kräftigen, so bleibt es die Pliicht der Besonnenen, diesen Eifer zu hemmen. So ist es ein
Verdienst dieser kleinen inhaltsreichen Darbietung, neuen Raum gegeben zu haben, ohne
das Bestehende zu verhöhnen.
PROTESTAÜSSTELLÜNG. Im Palmenhaus des Kaisergartens findet eine
Sammlung von Bildern und Plastiken ihre räumlich günstige Aufstellung, die einen
Protest gegen die
Gepflogenheiten der
6.
Künstlervereinigun-
gen Künstlerhaus"
und Sezession" bil-
det, weil diese Werke
keine Aufnahme fan-
den. Bildhauer Karl
Gelles fiihrt den Rei-
gen der Zurückgewie-
senen mit Tat und
Wort.
Sicherlich ist
unser Ausstellungs-
wesen, unser zersplit-
tertes Vereinswesen
lange schon reif zu
gründlicher Umge-
staltung. Privilegien-
tum, Koterieherr-
schaft, räumliche
Schwierigkeiten ha-
ben unseren künstle-
rischen Ereignissen
einen unnötig bitteren
Grundton verliehen.
Außer den wesent-
lichen inneren Wider-
sprüchen, Zielver-
schiebungen, Kampf-
stimmungen spielen
da auch wirtschaft-
liche Reibungen mit,
die wohl aus dem
Kunstleben aus-
geschaltet werden
müßten.
Was aber im
Palmenhaus geboten
wird, läßt fast nur die
Gepunzte Gefäßverzierung von Hans Hinz
Aus dem Katalog der Ornamentstichsammlung des Österr. Museums
45
xßfüiäeie
,.i..- .J
Gepunzter Pokal von Paul Flynt
Aus dem Katalog der Omamentstichsammlung
des Österr. Museums
Frage der Existenzmöglichkeiten, der heute beson-
ders erschwerten Sorge ums nackte Dasein als
wesentliche Triebfeder erkennen. Die Qualitäts-
und Rangfrage tritt ganz zurück. Die Leistungen
übersteigen nirgends das Mittelmaß, das man ja
oft genug in Schaustellungen findet, und tat-
sächlich sind die meisten Namen der Protestie-
renden in letzter Zeit wiederholt in Ausstellungen
zu finden gewesen; es fällt darum schwer, irgend
einen künstlerischen Grund für diese stürmisch
begehrte Ausstellungsfreiheit zu finden. Ein breiter
Raum für dieses Qualitätsniveau kann nicht im
Interesse der Kunst gefordert werden, er kann
nur aus Teilnahme für die wirtschaftliche Not
anzusprechen sein. Ein hervorragender deutscher
Politiker hat erst kürzlich den Mut zu dem Wort
gefunden, daß er für die nächste Zeit jungen
Kunstbeflissenen nahelege, neben ihrem Lieb-
lingsberuf ein Handwerk zu pflegen, das auf einem
nährenden Boden ruht. Leider kann dieser Rat
bei uns nicht so leicht wiederholt werden, weil
auch das Handwerk bei uns jetzt nicht mehr
seinen Mann zu nähren vermag. Trotzdem gilt
auch bei uns jener Grundgedanke, der die Viel-
zuvielen vor dem künstlerischen Lebensberuf
schärfer wie jemals zu warnen verpilichtet.
Wenn es gelingt, die Zusammenfassung der
Tüchtigen ohne Bevormundung durch Vereins-
funktionäre zu erreichen, die günstigen Aus-
stellungsgelegenheiten allen Würdigen zugäng-
lich zu machen, dann wird auch der Kunst
und der kunstverständigen Minderheit ein großer
Dienst erwiesen. Ohne Auslese wird das aber
wohl nie zu erreichen sein. Mit der Zerstörung
bestehender Formen muß die Neuschaffung
besserer und gerechterer Ausstellungsmöglich-
keiten verbunden sein, nie aber darf die ernste
Prüfung des inneren Wertes der Arbeiten
ausgeschaltet werden. Vielleicht wird dies durch
eine ehrliche Scheidung zwischen Kunst und
Handwerk erreichbar sein.
KLEINE NACHRICHTEN 50-
UNSER TIRQL." In einer Zeit, da unsere besten Hoffnungen darauf, daß unser
Tirol" unser bleibe, nicht mehr auf Gerechtigkeit der Welt, sondern auf Vernunft
und Einsicht der Italiener in ihr eigenstes Interesse sich stützen, erscheint dieses Buch.
Ein Heimatschutzbuch" nennt es sein Verfasser, der um den Heimatschutz in Tirol
höchstverdiente zweite Vorsitzende des Heimatschutzvereines für Tirol. Das ist es in
Ein Heimatschutzbuch von Kunibert Zimmerer. Mit m7 Abbildungen im Text und 17 Tafeln. Im Verlage
des Vereines für Heimatschutz in Tirol. ln Kommission bei Grabner, Innsbruck, xgxß. Preis K.
347
vollstem Maße und nicht bloß in dem Sinne, daß es die Tiroler Heimatschutzsorgen be-
handelt. Diese führen in dem Buche zumeist auch zu grundsätzlichen Erörterungen auf
den verschiedenen Gebieten des Heimatschutzes. Dem Ganzen aber liegt ein kenntnisreich
und warmherzig gezeichnetes Kulturbild von Land und Leuten in Tirol zugrunde, das
dessen Eigenart aus ihrem ge-
schichtlichen Werden erklärt, dabei
manches in sehr eingehender Dar-
stellung erörtemd. So gab Zimmeter
seinen Tiroler Landsleuten recht
eigentlich ein Heimatbuch, das
ihnen zugleich Pflicht und Mittel
des Heimatschutzes nahebringt. Ich
meine, daß der Vorgang dieser Zu-
sammenfassung für den erstrebten
Zweck sehr vorteilhaft ist. Unsere
Heimatschutzliteratur besteht größ-
tenteils aus Einzelabhandlungen
oder Einzeldarstellungen; größere
Zusammenfassungen aber stellen
meist das Grundsätzliche in den
Vordergrund ohne die Nutzanwen-
dung auf ein bestimmtes Landes-
gebiet oder ohne Vollständigkeit auf
den einzelnen Sachgebieten des
Heimatschutzes. Diese sind in dem
vorliegenden Buche alle einbezogen.
Es mag angesichts der sowohl in
der Bevölkerung wie in der Litera-
tur oft bemerkbaren Unklarheit über
diese Gebiete, der Unsicherheit und
des Wechsels in ihrer Bezeichnung
und Abgrenzung hier ein Wort dar-
über gesagt werden, womit wir
auch den Xnhaltsbereich des vorlie-
genden Buches andeuten.
Heimatschutz im weitesten
Sinne, das heißt die Erscheinung
der ganzen Heimat umfassend, gilt
ihrer Natur, ihrer Ortssiedlung und
ihrem Volkstum.
In der unberührten oder nahe-
zu unberührten Natur trachtet der
wissenschaftliche Naturschutz
die naturdenkmalpaege Lebens- Schrank von dem Mcnogramrnisten HS
gememschaften und 913191719 Cha" Aus dem Katalog der Omamentstichsammlung des Österr.
rakteristische Naturdenkmale des Museums
Bodens, der Pllanzen- und Tier-
welt zu erhalten. In der kultivierten Natur erstrebt der schönheitliche Naturschutz
die Landschaftpflege die Erhaltung bestehender landschaftlicher Eigenart und Schön-
heit; dann die Beeinllussung der Art und Weise der notwendigen menschlichen Verände-
rungen in der Natur im täglich Neues schaffenden Wirtschaftsleben im Sinne kultur-
würdiger Erscheinung.
pnege. uaruner mnaus aber verlangt das Urtsmld, als ein Liesamtkunstwerk in ürundriß
und Aufriß aufgefaßt, Wahrung seiner wesentlichen Eigenart. Hier tritt aber angesichts der
wirtschaftlichen Gebrauchswerte und ihrer fortwährenden Umbildung die Erhaltung zurück
gegen das Neuschaffen. Von diesem fordert eine vom l-Ieimatschutzgedanken getragene
Ortsbaupflege, daß in städtebaulicher Hinsicht wie bezüglich des Einzelbaues Schönheit-
liche Forderungewneben denen des Verkehrs und des Gesundheitswesens als solche
öffentlichen Interesses gelten und durch Künstler verwirklicht werden.
Die schöpferischen Äußerungen und Eigenarten des Volkstums, wie sie in Hausrat
und I-lausindustrie, in der Tracht, in Sitten und Bräuchen, in Lied, Tanz und Volksspielen
sich darstellen, zu erhalten, soweit sie lebensfähig sind, oder ihnen durch Bewahrung vor
dem üblichen mindestwertigen, fremden Ersatz eine eigene Weiterentwicklung zu ermög-
lichen, das ist die Aufgabe der Volkstumspßege.
Der Heimatschutz ist nicht Wissenschaft, sondern Praxis. Aber diese Kulturpraxis
braucht die Wissensgrundlagen der Volkskunde für die eben genannte Volkstumspflege,
der Kunstwissenschaft für die Kunstdenkmalpflege, der Naturwissenschaft für die Natur-
denkmalpflege. Sind diese drei Tätigkeiten wesentlich auf das Erhalten eingestellt, so steht
jene der Ortsbaupflege und der Landschaftsptlege das ist der Heimatschutz im engeren
Sinne wesentlich mit den schöpferischen Kräften materieller Zivilisation und ideeller
Kultur des Gegenwartslebens und deren Zukunftsbestrebungen in enger Beziehung. Seine
dem wirtschaftlichen und künstlerischen Neuschaffen zugewandte Tätigkeit bedingt also
überdies einen klarenEinblick in die wirtschaftlichen und sozialen Vorgänge der Gegen-
wart sowie die enge Fühlung mit dem Kunstschaffen derselben.
Die gegebenen Begriffsabgrenzungen sind nicht überflüssige, theoretische Systematik,
sondern nötig, um Mißverständnisse zu vermeiden, und wichtig, um in der praktischen
Tätigkeit in sachlicher und persönlicher Hinsicht, in der Arbeitsorganisation wie in der
Personenbestellung, Kräftezersplitterung und Mißgriffe auszuschalten.
Diesen weitgespannten Rahmen füllt nun Zimmeter für den Tiroler Ausschnitt mit
dem lebensvollen Bilde des Überkommenen, des innerlich und daher auch äußerlich oft
gegensätzlichen
Gegenwärtigen
undderdaraussich
ergebenden Auf-
gaben für die Zu-
kunft. In einerkur-
zen, ausgezeichne-
ten Schilderung
charakterisiert er
die Elemente der
Tiroler Land-
schaft, um für sie
die Erhaltung der
Naturdenkmale
und derlandschaft-
lichen Schönhei-
ten im einzelnen
zu fordern. Die
Ausführungenüber
die ersteren wer-
Gitter von Johann Samuel Birckenfeld den künftighin
Aus dem Katalog der Omamentstichsammlung des Österr. Museums durch daslnvgntar
der Tiroler Naturdenkmale, das von der
Fachstelle für Naturschutz des deutsch-
österreichischen Heimatschutzverban-
des vorbereitet ist, die wünschenswerte
Erweiterung erfahren. Bezüglich der
landschaftlichen Schönheit wird für
Tirol im großen und ganzen noch ein
verhältnismäßig geringes Maß der Be-
einträchtigung festgestellt; namentlich
werden mit Verständnis für die zu er-
schließenden Naturschönheiten geschaf-
fene neuere Straßen- und Bahnbauten
hervorgehoben, wobei für den neuzeit-
lichen Betonbrückenbau eingetreten
wird. Für Stationsbauten wie auch für
alpine Unterkunftsbauten vertritt Zim-
meter die Forderung des Heimat-
schutzes nach sachlicher, ehrlicher
Erscheinung der Zweckbauten, gegen-
über den mißverständlichen, roman-
tisierenden Bestrebungen mancher
Kreise, die Baumaskeraden das Wort
reden. Beachtenswert ist sein Vorschlag,
die vielen entstellenden Reklameschilder
bei den Bahnausgängen durch zu-
sammenfassende, gut gestaltete An-
kündigungstafeln zu ersetzen.
In der Erscheinung des Ortsbildes
nehmen die Kunstbauten der Kirchen,
Klöster, Burgen, Schlösser und Rat-
häuser eine oft beherrschende Stellung Vase von Jacquesinnqois Saly
ein- Tirol besltzt Ihrer eine Füller aus Aus dem Katalog der Ornamentstichsammlung des Österr.
der Zimmeter einen Großteil bespricht Museums
unter Beibringung kunstgeschichtlicher
Daten, die ihre entwicklungsgeschichtliche Stellung im allgemeinen KunstschaHen wie ihre
örtliche Besonderung erklären. Dabei kommen auch die heute geltenden Grundsätze der
Kunstdenkmalpflege zu einer kurzen Kennzeichnung. Beachtenswert erscheint mir Zimmeters
gerechter Hinweis darauf, daß das, was die heutige Denkmalpflege als Fehler erkannt hat und
mit Recht bekämpft, wie zum Beispiel den Grundsatz der Stilreinheit und die Kopien histori-
scher Stile, vor zwei jahrzehnten noch ofiizielle Denkmalpflege war, ein Umstand, der gewiß
ebenso lange nachwirkt, als neue Ideen Zeit brauchen, um sich allgemeiner durchzusetzen.
Der langsame Erfolg auf diesem Gebiete wird uns darnach begreiflicher erscheinen.
Der weite Bereich der Ortsbaupflege gelangt in dem vorliegenden Buche zur Dar-
stellung zunächst in einer Erörterung der das Gesamtbild der Ortschaft bedingenden land-
schaftlichen und baulichen Elemente, die Grundriß und Aufriß des Ortsbildes bestimmen.
Es werden dann die städtebaulichen Grundsätze für gute Straßen- und Platzanlagen an
bestehenden alten Beispielen abgeleitet und die Stellung der Wohn- und Nutzbauten als
Glieder der Gesamterscheinung des Ortes wie als Einzelerscheinung erörtert. Zimmeter tut
dies in einer feinsinnigen Darstellung ihrer guten und schlechten Eindruckswirkungen und
deren Ursachen an zahlreichen Beispielen Tirols, für die uns C. Sitte in seinem Buche vorn
Städtebau" das erste anregende Beispiel gegeben hat. In sehr gut gewählten Abbildungen
und in volkstümlicher Anschaulichkeit werden da an Einzelfällen die Grundsätze des Heimat-
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teil
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Willlääläillllläälllliliiiil
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schutzes gegenüber Alt und Neu dargelegt und auch gezeigt, wie eine ältere, zweckrichtige,
bodenständige Bauweise im Wohnbau auch in neuesten Bauten ohne Altertümelei fortleben
kann, da die Anforderungen modernster Wohnkultur sich viel näher mit jenen älterer Zeit
berühren als mit denen vor einigen Jahrzehnten. Für die Anführung der zahlreichen Bei-
spiele möchte ich für eine zweite Auflage des Buches die Bitte an den Verfasser richten,
für Häuser in größeren Städten wie Innsbruck nicht bloß die Hausnamen, sondern Straßen-
bezeichnung und Hausnummer zu geben, da sein Buch künstlerisch interessierten Orts-
fremden vielfach das geben kann, was unsere Reiseführer größtenteils noch vermissen
lassen. Der Bedeutung des Fremdenverkehrs für Tirol entspricht eine eingehende Be-
trachtung des Gasthof- und Hotelbauwesens, die sich der Ansicht anschließt, daß wir im
alten Schloß- und Klosterbau Beispiele haben, die es allerdings nicht etwa zu kopieren gilt,
an denen wir aber anlagen gibt dem
lernen können, Verfasser Gelegen-
Zimmeter legt heit,diestilgeschicht-
bei der Betrachtung licheEntwicklungdes
des städtischen Orts- auf den Tiroler Land-
bildes den Unter-
schiedzwischennord- gen Schmiedeeisen-
und südtirolischem kreuzes kurz anzu-
Bürgerhause dar; deuten. Neue, treff-
liche solche Kreuze
bringt er nach Ent-
würfen von Professor
Artur Payr in Prag.
ebenso eingehende
Darstellung widmet
er dann der länd-
lichen Bauweise in
der Untersuchungder Ein Tiroler Hei-
Typen des Tiroler matschutzbuch hat
Bauernhauses, wobei noch genügendAnlaß,
er in Wort und Bild
die Störungen der
dörflichen Erschei-
nung durch das ver-
städterte Bauernhaus
auch das Gebiet der
Volkstumsptlege zu
betreuen. Eine Aus-
wahl der Volksbräu-
che wird mit der
und Schulhaus be- mm der Familie sessa zu venedi Forderung nach ihrer
kämpft Aus den Katalog der Omamentslichsamrnlgng des Wiederbelebung ge-
Dle Bespre" Österr. Museums geben; die freilich
chung der Friedhofs- ebenso schwer erfüll-
bar ist wie jene nach der Erhaltung der Volkstrachten und Volksspiele, die talweise be-
schrieben werden, aber nur mehr selten bei besonderen Festen zu sehen sind. Bei allen
Erhaltungs- und Wiederbelebungsbestrebungen hat man meiner Ansicht nach zu vermeiden,
daß ein schauspielerisches Gehaben in das Volk getragen wird; Schaustellungen vor Städter-
publikum bedeuten keine lebendige Erhaltung von Volkssitten im Volke.
Die reiche Fülle und Güte dessen, was die Tiroler Volkskunst an Hausrat erzeugt
hat, wie er teils noch im I-lausgebrauche des Volkes, teils in Museen sich darstellt, bewog
Zimmeter zu dem sehr dankenswerten Versuch einer zusammenfassenden, kunstgeschicht-
lichen Darstellung des Tiroler bürgerlichen Möbels, dem er die Charakterisierung des
Bauernmöbels und der sonstigen Hausgeräte anschließt. Siebzehn Tafeln und Abbildungen
erläutern diesen kenntnisreichen Exkurs, der die Arbeit Zimmeters in diesem Belang über
den l-leimatschutzzweck zu einem Tiroler Kulturbild erweitert. Sein Buch ist eine Dar-
stellung dessen, was Tirol an überkommenen Werten der Natur und Kunst birgt und zu
wahren hat; aber es weist auch darüber hinaus, was dort wie anderwärts zu tun und zu
unterlassen ist, um neue Werte zu schaffen. Es ist eingestellt auf die in der Heimatschutz-
bewegung durchaus herrschend gewordene Richtung, die sich mit der wirtschaftlichen und
friedhöfen so häufi-
künstlerischen Entwicklung der Gegenwart klar auseinandersetzt. Dieser will der Heimat-
schutz alte Kulturwerte bewahren, will, daß von ihr im Wirtschaftsleben nicht bloß zivilisa-
torische, sondern kulturelle Arbeit geschaffen werde, und will darum als Mittler zwischen
Bevölkerung und Künstler dem Künstlerischen im Alltagsleben wieder zu jener Stellung
verhelfen, die es in der Vergangenheit inne hatte. Das führt den Heimatschutz zur Ver-
bindung und Zusammenarbeit mit den sozialen und künstlerischen Reformbestrebungen,
wie sie zum Beispiel in der Wohnungsreform und im Werkbundgedanken sich darstellen.
Wenn er auf eine Besserung der äußeren Erscheinung der Heimat hinarbeitet, so muß ihm
klar sein, daß diese ja doch immer nur der sinnfällige Ausdruck von Lebenszuständen ist.
Darum muß er in letzter Linie an der Besserung dieser sozialen Ursachen selbst mitwirken.
Zimmeter hat seinen Landsleuten so nahegebracht, was sie in Kunst und Natur Tirols für
ein herrliches, Verantwortung heischendes Erbe überkommen haben. Daß er den eben
gekennzeichneten Standpunkt des Heimatschutzes überall da vertritt, wo es sich um Neu-
schaffen handelt man lese seine Worte über das Wesen des Heimatschutzes im all-
gemeinen und über Bahnhöfe, Schutzhäuser, moderne Wohnweise im besonderen nach
das verschaEt seinem Buche auch für die gewerbliche Praxis ebenso Unmittelbarkeitswert,
wie jener Standpunkt ihn der Heimatschutzbewegung als einem treibenden Faktor der
Gegenwartskultur sichert. K. Giannoni.
MITTEILUNGEN AUS DEM ÖSTERREICHI-
SCHEN MUSEUM Sie
AMMLUNGSKATALOGE DES ÖSTERREICHISCHEN MUSEUMS.
Das Österreichische Museum hat soeben den Katalog seiner reichen Ornamentstich-
Sammlung veröffentlicht. Das vom Vizedirektor Regierungsrat Franz Ritter verfaßte Werk,
das im Kunstverlag von Anton Schroll Co. erschien, ist 15 Bogen stark und mit x53 Illu-
strationen versehen. Der Katalog enthält die Beschreibung der zahlreichen vom Institut
seit dem Jahre x889 erworbenen Ornamentstiche und sonstigen graphischen Arbeiten und
schließt sich sonach dem 1889 zum Jubiläum des 25jährigen Bestandes des Museums
herausgegebenen, ebenfalls von Ritter verfaßten illustrierten Katalog der Ornamentstich-
sammlung des Österreichischen Museums auch in Format und Ausstattung an. Das nun-
mehr publizierte Material ist im Laufe dieser letzten 30 Jahre zumeist durch Einzelankäufe
auf öffentlichen Versteigerungen im In- und Ausland und im Kunsthandel zusammen-
gebracht worden und umfaßt die Zeit vom XV. bis zur Hälfte des XIX. Jahrhunderts sowie
alle Abteilungen der in zwölf Hauptgruppen angeordneten Sammlung, deren systema-
tischem Ausbau stets besonderes Augenmerk zugewendet worden ist Ornamente, textile
Kunst, Mobilien, Schmied- und Schlosserarbeiten, Wehr und Waffen, Uhren, Goldschmied-
und Juwelierarbeiten, Gefäße und Geräte, Heraldik, Architektur, Schrift und Druck,
Zeichenbücher und Zeichenvorlagen. Auf diese Art konnte trotz beschränkter Mittel der
Omamentstichsammlung, welche neben den wissenschaftlichen auch praktisch-künstle-
rische Aufgaben zu erfüllen hat, eine Fülle wichtiger Blätter und so manche hervorragende
graphische Seltenheit zugeführt werden, so neben Arbeiten der Nürnberger Ornament-
stecher aus dem XVI. Jahrhundert Blätter vom Meister mit den Pferdeköpfen", Blätter
eines Kleinmeisters in der Art des Gilich Kilian Proger, ferner bei Bartsch und Passavant
nicht beschriebene Ornamentstiche von V. Solis, sodann solche für Schmuck in Email
oder Niello von P. Nolin, Sordot, Christollien, G. B. Constantini, Punzenarbeiten von
Hirtz, Flynt und Zan. I. van Meckenem und Dürer sind gleichfalls durch schön erhaltene
Blätter Besuch bei der Spinnerin" und Titeleinfassung mit dem Laute spielenden
Engel" vertreten. Eine besondere Bereicherung der Sammlung stellen die nicht nur
technisch, sondern auch kostüm- und zeitgeschichtlich wertvollen farbigen Kupferstiche
und Schabkunstblätter dar, welche anläßlich der in den Jahren 1892 und 1894,15 im Öster-
reichischen Museum abgehaltenen Ausstellungen erworben worden sind. Höchst wichtig
sind endlich die auf der Versteigerung der Sammlung Lanna erworbenen Möbelentwürfe
des Wiener Formschneiders Mich. Zimmermann, des Monogrammisten und eines
Thurgauer Kunsttischlers mit dem Monogramm und von zwei Pfeilen durchkreuztem
Winkelmaß, ferner die Blätter zur Orfevrerie d'Eglise von J. Androuet du Cerceau und solche
von Ant. Gentile. Die umfassende Katalogarbeit ist von Franz Ritter mit größter Sachkunde
und Hingebung besorgt worden und gereicht dem Institut zur Ehre. Den Druck hat die
Firma Christoph Reißers Söhne hergestellt, für die in der gegenwärtigen Zeit hochanzu-
rechnende, mustergültige Leistung gebührt ihr warmer Dank.
Mit diesem Werke ist der Anfang einer Serie von Katalogen gemacht, in welchen
einem bereits vor Jahren gefaßten Plane gemäß nach und nach alle Sammlungen des Öster-
reichischen Museums publiziert werden sollen. ln Vorbereitung ist ein Katalog der reichen
Sammlungen von Stickereien, dem sodann Kataloge der Webereien, Spitzen, Druckstoffe,
Teppiche und Gobelins, der Keramik, des Glases, der Möbel, des Schmuckes, der Edel-
metallgefäße, der großen Plastik und der Kleinplastik, der Schnitzereien, Bucheinbände uswa
folgen sollen.
AMSTAGSFÜI-IRUNGEN FÜR DIE MITGLIEDER DES VOLKS-
BILDUNGSVEREINES UND DES VOLKSHEIMES. Das Österreichische
Museum veranstaltete am Samstag den zu. und 27. September, 4. und xi. Oktober um
vier Uhr nachmittags für die Leser der Volksbibliotheken und die Kursteilnehmer des
Wiener Volksbildungsveteines und des Volksheimes unentgeltlich und ohne Kartenausgabe
fachmännische Führungen durch die Sammlungen und Ausstellungen, die Bibliothek und
Vorbildersammlung des Institutes.
OLKSTÜMLICHE FÜI-IRUNGEN DURCH DAS MUSEUM. Nachdem
die während der Schulferien veranstalteten Führungen für Mittelschüler und -schüle-
rinnenbeendet waren, begannen wieder die allgemeinen Sonntagsführungen.
ERSQNALNACHRICHTEN. Der Staatssekretär für Handel und Gewerbe, Indu-
strie und Bauten hat den Amanuensis am Österreichischen Museum Dr. Friedrich
Schönbach über sein Ansuchen mit der Rechtswirksamkeit vom 8. November in den
dauernden Ruhestand versetzt. Dr. Friedrich Schönbach gehörte dem Institut seit dem
Jahre 188g an und war der Bibliothek zugeteilt; ferner hat der Staatssekretär für Handel
und Gewerbe, Industrie und Bauten den Feldwebel beim Militärgeographischen Institut
Adolf Penzl und den Feldwebel bei der Wirtschaftsabteilung des Landesbefehlshabers
Josef Bacin zu Kanzlisten am Österreichischen Museum ernannt.
BESUCH DES MUSEUMS. Die Sammlungen, Ausstellungen, Führungen und Vor-
lesungen des Museums wurden in den Monaten August, September und Oktober von
14.204, die Bibliothek von 4.383 Personen besucht.
ROGRAMM DER VORTRÄGE IM ÖSTERREICHISCHEN MUSEUM
Igxgjzo. Einzelverträge an Donnerstag-Abenden halb Uhr. Volkstümliche
Museumskurse an Sonntag-Nachmittagen halb Uhr. I. Einzelvorträge Oktober bis Ende
Dezember xgxg 16. Oktober Universitätsprofessor Dr. W. Worringer Bonn am Rhein
Zur Neuen Kunst Expressionismus. 23. Oktober Hofrat Professor Dr. Josef Neuwirth
Deutsche Kunst in Böhmen. 30. Oktober Universitätsdozent Dr. Ernst Diez Kultur und Zivi-
lisation im heutigen Persien Ergebnisse einer Forschungsreise. 6. November Universitäts-
professor Dr. R. Heberdey Graz Die Balustrade der Athena Nike von Athen. X3. Novem-
ber Universitätsprofessor Dr. Max Dvoi-ak Die Entstehung der christlichen Kunst. 20. No-
JJJ
vember Direktor der Gemäldegalerie Dr. Gustav Glück Über Rubens' Liebesgarten. 27. No-
vember Hofrat Universitätsprofessor Dr. josef Strzygowski Planmäßige Wege der Kunst-
forschung und Kunsterziehung. 4. Dezember Kustos Dr. Arpad Weixlgärtner Kunst und
Unkunst auf der Straße. 11. Dezember Professor Dr. Wolfgang Pauker Klosterneuburgs
Bedeutung im Kunst- und Kulturleben unseres Vaterlandes. 18. Dezember I. Vizedirektor
des Österreichischen Museums Regierungsrat Dr. Hermann Trenkwald Künstler im Kunst-
handwerk. II. Volkstümliche Museumskurse Oktober 1919 bis Frühjahr 1920 26. Oktober,
2., 9., 16., 23. November 1919 Hofrat Direktor Dr. Eduard Leisching Kunst, Kultur und
Wirtschaft in Österreich von der letzten Türkenbelagerung Wiens bis zur Revolution von
1848. I. 30. November, 7., 14., 21., 28. Dezember 1919 I. Vizedirektor des Österreichischen
Museums Regierungsrat Dr. Hermann Trenkwald Geschichte des Gobelins. 4., 11., 18.,
25. Jänner, 1. Februar 1920 Kustos Dr. August Schestag; Entwicklung der Wohnungs-
einrichtung von der Gotik bis zur Neuzeit. 8., 15., 22., 29. Februar, 7. März 1920 Sekretär
Dr. Hans Tietze Einführung in die Kunstbetrachtung. 14., 21., 28. März, 11. April 1920
Architekt Robert Örley, Dozent Architekt Dr. Dagobert Frey, Sektionsrat Universitätspro-
fessor Dr. Karl Piibram und andere Gartenstädte, Landsiedlung, Probleme des Städte-
baues. 18., 25. April, 2., 9., 16. Mai 1920 Kustos Dr. Arpad Weixlgärtner Albrecht Dürer,
Leben und Werke. Nach Neujahr werden an Donnerstagen sprechen Direktor Dr. E. W.
Braun Troppau, Universitätsprofessor Dr. M. Dreger Innsbruck, Universitätsdozent
Dr. M. Eisler, Dozent Dr. D. Frey, Frau Dr. Betty Kurth, Hofrat Direktor Dr. E.
Leisching, Professor Dr. Em. Löwy, Architekt Robert Örley, Direktor Dr. Pauli Hamburg,
Hofrat Universitätsprofessor Dr. E. Reisch, Hofrat A. Roller, Kustos Dr. Schestag, Direktor
Professor Dr. Robert Schmidt Frankfurt, Universitätsprofessor Dr. H. Sitte Innsbruck,
Hofrat Professor Dr. H. Swoboda, Universitätsassistent Dr. K. Swoboda, Frau Dr. Erica
Tietze, Sekretär Dr. H. Tietze, Professor Dr. Vogelsang Utrecht. Programm folgt.
Sämtliche Vorträge mit Projektionsbildern. Karten zum Einheitspreise von Kronen für
den Einzelvertrag und jeden Museumskurs beim Portier im Österreichischen Museum,
I., Stubenring und abends an der Kasse I., Wollzeile 45. Mitglieder der Lehrerschaft, der
Gewerkschaften, der Volksbildungsvereine, des Volksheims, des Reichsbildungsamtes und
Studierende erhalten gegen Verweisung der Legitimationen eine 50 prozentige Preis-
ermäßigung. Die Vorträge finden im Museumszubau, I., Wollzeile 45, statt.
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VIII. EISENARB. WAFFEN.
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KUNST ab
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X. HERALDIK. SPHRAGISTIK.
NUMISMAT. GEMMENKUNDE sw-
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BASEL
BURCKHARDT, R. F. s. Gr. X.
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DRESDEN
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FULDA
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skrift, XIV, 3.
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Zeitung, XI, 15-16.
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der Staatsgalerie. Die bildenden Künste, März.
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