JAHRESBERICHT
DES K. K. ÖSTERR. MUSEUMS
FÜR KUNST UND INDUSTRIE
FÜR DAS JAHR 1899
WIEN
VERLAG DES NIUSEUMS
1900
Minister für Cultus und Unterricht hat im Grunde des Q. der
Statuten des Österreichischen Museums zu Mitgliedern des
Curatoriums dieser Anstalt für den Rest der laufenden Functions-
periode ernannt Se. Durchlaucht den regierenden Fürsten
Rath und Minister a. D. Arthur Graf Bylandt-Rheidt, den
kaiserlichen Rath und Mitglied des Herrenhauses Max Mauthner, Se. Excellenz den
Geheimen Rath Markgrafen Alexander Pallavicini und den Sectionschef im
k. k. Handels-Ministerium Dr. Georg Ritter von Thaa.
Die Sammlungen von Arbeiten der Goldschmiedekunst, Bijouterie, Email
wurden gesichtet, nach Zeit und Provenienz geordnet, in zweckentsprechender
Weise aufgestellt und beschrieben. Hieran reihen sich die Textilsammlung,
die Möbelsammlung und die Sammlung von Arbeiten in unedlen Metallen.
Das Österreichische Museum erhielt im abgelaufenen Jahre folgende
Geschenke
Vom k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht Gruppe von Cifariello
Christus und Magdalena".
Vom k. k. Österreichischen Handels-Museum x7 Musterstiicke von in Holz
geschnitzten Rahmen.
Vom Atelier Saint Andre in Paris Bucheinband.
Von Dr. Dreger indischen Baumwollstoff; Stück Stoffe, gemustert, aus
Inkagräbern in Peru.
Von Dr. Albert Figdor Kinder-Lehnstuhl, Sessel mit Gitterlehne, Glas
sign. Mildner von Gutenbrunn, Schale Karten-Schale mit Untertasse, Salzfass
englisch, Kaffeetasse mit Kartenspiel, Chocoladetasse mit dem Brustbilde Kaiser
Franz I., Kaffeetasse mit dem Porträt Kaiser Franz Joseph I., Lehnstuhl,
Louis XVI. vergoldet, Stuhl Louis XVI. vergoldet, bedrucktes Seidentuch mit dem
Auszuge der Verbündeten von Münster, Fauteuil Louis XVI., Fuss-Schemel
Louis XVI., Weibliche Büste mit Putto, Holzschnitzerei.
Von Professor Otto König Champagnerkühler.
Von Baron Hans Liebieg jun. Bronze-Büste Voltaires auf Sockel von
ägyptischem Marmor, männliche Bronze-Büste auf Sockel von ägyptischem Marmor.
Von Max- Ritter von Spann Zwei Schalen in Genre Tiffany. Vase in Genre
Tiffany, Teller in Genre Tiffany, Vase, blütenförmig, Genre Tißany, Vase, tropf-
fönnig, Genre Tiifany.
Vom Fachschullehrer L. Unger in Graslitz Mustextuch Maschinenstickerei,
Es wurden im Berichtsjahre für die Sammlungen rund 14.000 H. ungefähr zu
gleichen Theilen Für alte und moderne Gegenstände verausgabt.
Als bemerkenswerte Ankäufe seien hervorgehoben ein Degengriff, Silber,
vergoldet, Wiener Arbeit vom Anfang des xg. Jahrhunderts; ein Portemonnaie
CURATORIUM
NEUORDNUNG DER
SAMMLUNGEN
GESCHENKE
ANKÄUFE
AU SSTELLUNGEN IM
MUSEUM
PROVlNZ-AUSSTEL-
LUNGEN
AUSSTELLUNG IN
ST. PETERSBURG
mit Miniatur, deutsche Arbeit, 18. Jahrhundert; Terrine und längliche Platte
mit Medaillonbildnissen Louis XVI. und der Marie Antoinette, französische
Arbeit, 18. Jahrhundert; eine Collection von sieben metallisch lüstrirten Vasen
der Fabrik Clement Massier im Golfe Juan; 26 moderne englische Steingut-
Erzeugnisse der Fabriken Martin Brothers, W. Rathbone und De Morgan; eine
süditalienische rothfigurige antike Vase; sechs Ziergefässe der Fabrik Tiffany in
New-York; ein Bruder- oder Knappschafts-I-Iumpen mit Emailmalerei vom
Jahre 1718; Haubendeckel, genähte Spitze, sogenannter Point de Sedan, im
späteren Stile Louis XIV, etwa um 1700; 4c Leinenquasten, wie sie im
17. Jahrhundert an den Schnüren der Spitzenkrägen getragen worden; Modell
eines Webstuhles für nordische Gobelinwirkerei; Cassette mit gepressten Pasten,
italienisch, 16. Jahrhundert; Fauteuil Louis XVI; Figuren der Heil. Maria und
des l-Ieil. Johannes in Holz geschnitzt, deutsch, 18. Jahrhundert; Bucheinbände
von St. Andre in Paris.
Am 15. Januar wurde eine Ausstellung englischer Schülerarbeiten, am
20. Januar eine Wander-Ausstellung von I-lolzschnitten des Centralvereines für
das Buchgewerbe, am 1. Februar die Ausstellung der anlässlich des Allerhöchsten
Regierungsjubiläums angefertigten Huldigungsadressen, ferner eine Ausstellung
von Stickereien der Ursulinerinnen und von modernen belgischen, französischen,
italienischen und englischen Stoffen des Museums, am 18. Februar eine Spitzen-
ausstellung, am 25. Februar eine Ausstellung von Aufnahmen von Architekturen
und Sculpturen aus Deutschland, Frankreich und Schweden und von englischen
Wohnhäusern, am 27. Februar eine Ausstellung der Concurrenzarbeiten von
Placaten für die Pelikanfarben, am 24. März eine Ausstellung von Studien des
Herrn von Berlepsch, am 29. März die Ausstellung der Concurrenzentwürfe für
die Kaiser-Jubiläumskirche, am 27. April eine Ausstellung von Originalzeichnungen
des Professor Schmoranz und von heraldischen Kunstblättern von Hugo Ströhl, am
3. Mai eine Ausstellung von Glasmalereien der Firma Geyling, am 13. Mai eine
Ausstellung bedruckter Stoffe, am 1.Juli eine Ausstellung von Aufnahmen der Email-
und Elfenbeinarbeiten des Louvre, am u. Juli die Ausstellung des Krieger-
denkmales der Stadt Brüx von Hegenbarth, am 2x. Juli eine Ausstellung
kirchlicher Stickereien der Osiandefschen Kunstanstalt in Dombirn, am
27. September eine Ausstellung japanischer Farbenholzschnitte, am 30. September
eine Ausstellung künstlerischer Photographien des Camera-Club, am 24. October
die Ausstellung einer Placat-Concurrenz der Gesellschaft für graphische Industrie
eröffnet.
In folgenden Städten wurden auf Ersuchen der betreffenden Museen Aus-
stellungen moderner kunstgewerblicher Objecte veranstaltet, beziehungsweise die
Veranstaltung historischer Ausstellungen durch Überlassung von Sammlungs-
gegenständen unterstützt Brünn mährisches Gewerbemuseum, Budweis
städtisches Gewerbemuseum, Königgrätz städtisches Gewerbemuseum, Reichen-
berg nordböhmisches Gewerbemuseum, Troppau Kaiser Franz Joseph-Gewerbe-
museum. Ferner wurden eine Ausstellung des bayrischen Gewerbemuseums in
Nürnberg mit Möbeln, Elfenbein-, Metall-, Korbwaren, Fayencen und Stickereien
beschickt und die Fachschulen und Staatsgewerbeschulen in Arco, Asch, Bechyn,
Bergreichenstein, Bozen, Chrudim, Cortina, Freudenthal, Innsbruck, Königsberg,
Salzburg, Steinschönau, Teplitz, Wallern, Warnsdorf, sodann die Frauenerwerbe-
schule in Ischl und die gewerbliche Fortbildungsschule in Neutitschein mit
Mustern und Vorbildern versehen.
Über Auftrag des Unterrichtsministeriums hat das Museum in den Winter-
monaten des abgelaufenen Jahres eine österreichische Kunstgewerbeausstellung
in St. Petersburg inscenirt. An derselben haben sich 94 Aussteller betheiligt. Als
Delegirter des Ministeriums und Vertreter der Aussteller wurde über Vorschlag
der Museumsleitung Architekt Professor Schmoranz nach Petersburg entsendet.
Seitens des Curatoriums wirkten an dem Zustandekommen der Ausstellung die
Curatoren Seine Durchlaucht Prinz Franz Liechtenstein und Seine Excellenz Graf
Lanckoroxiski mit, wie denn auch das h. Obersthofmeisteramt durch die Gewährung
von Vorschüssen aus dem Hoftiteltaxfond an Aussteller die Betheiligung kleinerer
Kunstgewerbetreibender an dieser Exposition ermöglichte. Die Ergebnisse dieses
Unternehmens dürfen als günstig bezeichnet werden, indem eine Reihe von
Ausstellern Verkäufe erzielte und Aufträge erhielt, alle aber zur Ansicht gelangten,
dass das russische Absatzgebiet für das österreichische Kunstgewerbe gute
Aussichten biete und besondere Pflege verdiene.
Am 21. November um x21, Uhr nachmittags wurde die Winterausstellung
des Österreichischen Museums von Seiner Excellenz dem Herrn Leiter des
Ministeriums für Cultus und Unterricht Dr. Ritter von Hartel eröffnet. Anwesend
waren Der Präsident des Curatoriums Seine Excellenz Dr. Freiherr von Gautsch
mit zahlreichen Mitgliedern des Curatoriums, Ihre Excellenzen Oberstkämmerer
Graf von Abensperg und Traun, Statthalter Graf Kielmansegg, Minister a. D.
Graf Bylandt-Rheidt, Graf Wilczek, Leiter des Handelsministeriums Sectionschef
Dr. Stibral, Statthalterei-Vicepräsident Graf Giovanelli, Sectionschef von Thaa,
Vicepräsident des Landesschulrathes Baron Bienerth, Sectionsrath Dr. Müller,
Ministerial-Secretär Fesch, der Präsident der Handelskammer Herrenhausmitglied
Mauthner mit dem Vicepräsidenten Kitschelt, Rector magnificus Professor
Neumann, der Präsident des Gewerbevereines von I-Iarpke, Hofrath Baron
Weckbecker, Hofrath Benndorf, Hofrath Eder, Professor König, Professor Luntz,
Professor Neuwirth, Architekt Olbrich, Regierungsrath Schäffer, Professor Unger,
Oberbaurath Wagner, die Beamten des Museums, der Leiter der Kunstgewerbe-
schule Baron Myrbach mit dem Lehrkörper und viele andere.
Der Director des Museums I-lofrath von Scala hielt an den Leiter des
Unterrichts-Ministeriums Seine Excellenz Dr. Ritter v. Harte folgende Ansprache
Euere Excellenz! Die Winterausstellungen im Österreichischen Museum sind
ein Vermächtnis meiner Vorgänger im Amte, Eitelberger und Falke. Die besten
Leistungen des heimischen Kunsthandwerkes sollten alljährig zu einem Gesammt-
bilde in diesen Hallen vereinigt, Zeugnis geben von den Fortschritten und
Wandlungen auf diesem Gebiete des menschlichen Schaffens. So wollten auch
wir es halten, und Euere Excellenz werden prüfen, inwieweit es uns gelungen ist,
diesem Ziele näherzukommen. Indem ich Euere Excellenz im Namen des Institutes,
dem ich vorzustehen die Ehre habe, den ehrerbietigsten Dank für Ihr Erscheinen
zum Ausdrucke bringe, bitte ich Euere Excellenz, die diesjährige Winterausstellung
des Österreichischen Museums eröffnen zu wollen."
Hierauf erwiderte Seine Excellenz Dr. Ritter von Hartel Folgendes
Eine grössere Ausstellung in diesem Hause, auf welches wir stolz zu
sein ein Recht haben, eröffnen zu dürfen, ist mir, dem derzeitigen Leiter des
Ministeriums für Cultus und Unterricht, eine willkommene Plichterfüllung.
Es verbindet sich aber gerade mit dieser Ausstellung ein starkes sachliches
Interesse, welches weit hinausgreift über den Kreis dergeehrtenAnwesenden,
welche mit reger Aufmerksamkeit die Bestrebungen dieses Institutes zu ver-
folgen gewohnt sind; denn damit ist die Gelegenheit geboten, wieder einmal
an reicheren Proben die Früchte seiner ernsten und nunmehr ruhigen Arbeit
zu sehen, seine Erfolge zu vergleichen und zu prüfen. Die fortschrittliche
WINTER-
AUSSTELLUNG
Bewegung aber auf dem Felde kunstgewerblichen Schaffens fesselt heute
unsere Blicke wie kaum zu einer anderen Zeit und wie kaum eine andere
culturelle Bewegung. Der mächtigen Entwicklung, welche das Kunsthand-
werk in allen Culturstaaten genommen hat oder zu nehmen beginnt, hat sich
auch Österreich nicht verschliessen können. Mochte auch in den Augen
mancher das, was die neue Geschmacksrichtung hervorbrachte, als Product
flüchtiger Laune und vergänglicher Nachahmung gelten, immer mehr wurde
dasselbe als das natürliche Ergebnis einer allen Culturvölkem gemeinsamen
Entwicklung auf den Gebieten der grossen Kunst, der Wissenschaft, der
Technik, sowie des socialen Lebens erkannt und erzwang sich schrittweise,
wie alles natürlich Gewordene, Verständnis und Anerkennung. Und in der
That, wer wollte nicht sehen, dass das Kunstgewerbe aus dem Wandel und
dem Aufschwung der hohen Kunst und der wiederhergestellten innigeren
Verbindung mit derselben verjüngende Kraft schöpfte und dass die Er-
weiterung und Vertiefung kunstwissenschaftlicher Betrachtung seinem
Schaffen neue Quellen erschloss? Indem aber dem Österreichischen Museum
für Kunst und Industrie auf Grund seiner Statuten und nach seinen Tra-
ditionen die Aufgabe obliegt, durch Herbeischaifung und Bereitstellung der
Mittel, welche Kunst und Wissenschaft bieten, die Leistungsfähigkeit der
Kunstgewerbe zu heben, den Geschmack der Kunstgewerbetreibenden und
desPublicums zu wecken und so die kunstgewerbliche Thätigkeit zu fordern",
wurde dasselbe wie von selbst auf neue Bahnen gelenkt und fühlte sich
berufen, als Vorkämpfer neuer Geschmacksrichtungen aufzutreten. Mag man
nun mit Recht oder Unrecht an seinen Bestrebungen mäkeln oder an seinen
Erfolgen nörgeln, jedenfalls gebürt ihm das eine Verdienst, die Gleichgiltig-
keit, mit welcher das Publicum bis vor kurzem dem Kunsthandwerke gegen-
überstand, gebrochen und warme Theilnahme für jede bemerkenswerte
Leistung entfacht zu haben; mit dem wiedererweckten Interesse aber stellt
sich von Tag zu Tag regere Lust, zu kaufen, und erhöhte Freude am
Schaffen ein.
Und so stehen wir, wenn nicht alles täuscht, am Beginne einer neuen
bedeutsamen Periode der Entwicklung der Kunstindustrie und des Kunst-
handwerkes und erkennen, wenn wir uns auch noch in einem Übergangs-
stadium tastenden Versuchens und kühnen Wagens befinden, immer deut-
licher die Umrisse einer sich vollziehenden Neugestaltung. Die Unterrichts-
Verwaltung erachtet es unter solchen Verhältnissen für ihre besondere
Pflicht, mit wachsamem Auge dieser Bewegung zu folgen, die Institutionen,
welche der Pilege und Förderung des heimischen Kunstgewerbes zu dienen
haben, in zeitgemässer Weise auszurüsten, an ihren Lehranstalten brauch-
bare Hilfskräfte für das Kunsthandwerk zu erziehen, durch ihre Museen
anregend, bildend und belehrend auf die Kunstkreise und auf das Publicum
einzuwirken. Wenn wir nun in der engeren Verbindung, welche das Öster-
reichische Museum, seine Kunstgewerbeschule und fachlichen Lehranstalten
mit dem schaffenden Gewerbe pflegen, den Beweis erbracht glauben, dass
die Wege der Unterrichtsverwaltung die richtigen sind, so darf ich mit
Befriedigung constatiren, dass auch die wissenschaftlichen Aufgaben, die
dem Museum bereits bei seiner Gründung vorgezeichnet wurden, über den
praktischen nicht vernachlässigt worden sind.
Ich kann auf die neue systematische Aufstellung der Sammlungen und
deren stete planmässige Ergänzung, auf die kunsthistorischen Curse undVor-
lesungen des Museums, endlich auf die zahlreichen, von ausgezeichneten
Vertretern der Wissenschaft für die Zeitschrift des Institutes gelieferten Bei-
träge hinweisen. Ein Blick in die Liste derjenigen, die an der diesjährigen
Ausstellung des Museums sich betheiligen, zeigt die Stellung des Museums
gegenüber dem schaffenden Gewerbe in erfreulichster Weise, und ich weiss
nicht, soll ich sagen, es ist zu fürchten oder zu hoffen, dass die Räume dieses
Hauses sich bald als zu klein erweisen werden, um dem Andrange zu
entsprechen.
Indem ich allen jenen, die an diesem schönen Werke mitgewirkt haben,
den Dank der Unterrichtsverwaltung ausspreche, erkläre ich die Winter-
ausstellung des Österreichischen Museums für eröffnet."
Hierauf fand einRundgang durch die Ausstellung statt. Nach derBesichtigung
der ausgestellten Objecte hielt Architekt Hoftischler Leopold Müller folgende An-
sprache an den Leiter des Unterrichts-Ministeriums
Euere Excellenz! In meiner Eigenschaft als Obmann des Aussteller-Comites
wird mir die Ehre zutheil, der hohen Unterrichtsverwaltung und Euerer Excellenz
persönlich den Dank für das Interesse an unseren Bestrebungen zum Ausdrucke zu
bringen, welches Euere Excellenz durch Ihr Erscheinen bekunden. Auch wir dürfen
mit Befriedigung die Wendung zum Besseren constaüren, die sich in derrbeiden
letzten Jahren auf dem Gebiete der heimischen Kunstindustrie gezeigt hat, eine
Erscheinung, die wohl allen jenen von uns zustatten gekommen ist, die mit Ver-
ständnis und Mass der Bewegung der Zeit gefolgt sind. Zu nicht geringem Theile
dürfen wir diesen Aufschwung der Förderung zuschreiben, welche die hohe
Unterrichtsverwaltung durch die ihr unterstehenden Institute dem österreichischen
Kunsthandwerke zutheil werden liess, indem sie, und darauf sei in erster Linie
hingewiesen, dem Österreichischen Museum und dessen Kunstgewerbeschule jene
Bahnen und praktischen Ziele verzeichnete, welche den grossen Anforderungen
der Neuzeit auf unserem Gebiete entsprechen.
Wenn wir so mit Freude auf die Erfolge unseres Schaffens hinweisen
dürfen, so drängt es uns, mit aller Macht desjenigen zu gedenken, unter dessen
warmer Fürsorge und allergnädigstem Schutze das österreichische Kunstgewerbe
das geworden ist, was es heute bedeutet, unseres erhabenen Monarchen und
allergnädigsten Kaisers. Im Namen der Aussteller des Österreichischen Museums
rufe ich darum Seine Majestät der allergnädigste Kaiser und Herr lebe Hoch!"
Die Versammlung stimmte begeistert in das dreimalige Hoch ein.
Seine Majestät der Kaiser geruhten am 5. December die Winterausstellung
im Österreichischen Museum zu besichtigen und bei dieser Gelegenheit
Allerhöchstseine Anerkennung der Leistungen des österreichischen Kunst-
gewerbes auszusprechen.
Die Winterausstellung wurde ferner von den meisten der hier weilenden
Mitglieder des Allerhöchsten Kaiserhauses mit Besuchen beehrt. Es besichtigten
die Ausstellung am 24. November Frau Erzherzogin Maria Theresia mit der
Frau Herzogin von Parma, am 28. November Frau Kronprinzessin-Witwe
Erzherzogin Stephanie und Frau Erzherzogin Elisabeth, am 6. December Frau
Erzherzogin Isabella, am 8. December Herr Erzherzog Franz Ferdinand von
Österreich-Este, am n. December Herr Erzherzog Franz Salvator und Frau
Erzherzogin Marie Valerie mit der Frau Erzherzogin Maria Immaculata, am
15. December die Frauen Erzherzoginnen Elisabeth und Annunciata und am
3x. December v. M. Herr Erzherzog Ludwig Victor.
An der Winterausstellung haben sich x76 Kunstgewerbetreibende davon
140 in Wien, 36 in der Provinz betheiligt. Die Gesammtverkäufe, welche die
SEINE MAJESTÄT DER
KAISER IN DER
WINTERAUSSTELLUNG
CONCURRENZ AUS DEM
HOFTITELTAXFONDE
Aussteller im Museum während des Kalenderjahres x89; bis zum Schlusse der
Ausstellung zu verzeichnen hatten, werteten 32.650 5. 70 kr. ö. W.
Es entfielen hievon auf Metallarbeiten 5810-90 5., keramische Objecte
440262 5., Glasgegenstände 63518 5., Möbel 18.417 5., Juwelierarbeiten 478 5.,
Stickereien 31x 5., Elfenbeinarbeiten x81 5., Lederarbeiten 75 5. Von der
Gesammtsumme entfielen auf Verkäufe nach Deutschland 255865 5., Rumänien
1855 5., Russland 54750 5. und Schweden x50 5.
Über Genehmigung des hohen Obersthofmeisteramtes Seiner k. u. k.
Apostolischen Majestät fand im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie
eine Concurrenz für Entwürfe von kunstgewerblichen Objecten mit Preisen aus
dem Hoftiteltaxfonde statt.
Die Preisaufgaben waren nachstehende I. Einrichtung für das Wohnzimmer
eines verheirateten Arbeiters. Der Herstellungspreis einer solchen Einrichtung
inclusive Waschservice sollte 300 Kronen nicht überschreiten. Erster Preis
2000 Kronen, zweiter Preis 800 Kronen. Sollten die prämiirten Entwürfe bereits
ausgeführt zur Concurrenz gelangt sein, so sollten sie zum Preise von je
300 Kronen angekauft werden. II. Porzellan- oder Fayenceservice für einen
einfachen Haushalt für 12 Personen. Erster Preis 400 Kronen, zweiter Preis
50 Kronen. III. Glasservice dazu. Erster Preis 40oKronen, zweiter Preis 50 Kronen.
IV. Leinen-Damast-Tischzeug für 12 Personen. Erster Preis 400 Kronen, zweiter
Preis 50 Kronen. An der Concurrenz konnten sich nur Künstler oder Kunst-
gewerbetreibende betheiligen, welche die österreichische Staatsangehörigkeit
besitzen oder in einem der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder
ansässig sind. Die Entwürfe mussten bis längstens 1. December an die Direction
des Österreichischen Museums gelangen.
Das Juroramt hatten übernommen, und zwar für die Concurrenz Se.
Excellenz Graf Bylandt-Rheidt, k. k. Minister für Cultus und Unterricht; Se. Excel-
lenz Baron Di Pauli von Treuheim, k. k. I-Iandelsminister; Oberbaurath
H. Scherniil Vertreter des Obersthofmeisteramtes Sr. k. u. k. Apostolischen
Majestät; W. Ginzkey in Maffersdorf; J. Kleinpeter in Leobersdorf; A. Krupp in
Bemdorf; J. Medinger in Wien; Professor Baron F. Myrbach in Wien; R. von
Schöller in Hirschwang; Professor O. Wagner in Wien; A. von Scala in Wien;
für die Concurrenz II Se. Excellenz Graf Bylandt-Rheidt, k. k. Minister für Cultus
und Unterricht; Se. Excellenz Baron Di Pauli von Treuheim, k. k. I-Iandelsminister;
Oberbaurath Schemfil Vertreter des Obersthofmeisteramtes Sr. k. u. k. Aposto-
lischen Majestät H. von Özjzek in Schlaggenwald; Erlauchtjohann Graf I-Iarrach in
Wien; Professor j. I-Ioifmann in Wien; Professor H. Macht in Wien; O. Seiiferheld
in Pirkenhammer; Professor W. Unger in Wien; Se. Excellenz Hans Graf Wilczek
in Wien; A. von Scala in Wien; für die Concurrenz III Se Excellenz Graf
Bylandt-Rheidt, k. k. Minister für Cultus und Unterricht; Se. Excellenz Baron
Di Pauli von Treuheim, k. k. I-Iandelsminister; Oberbaurath H. Schernfil Vertreter
des Obersthofmeisteramtes Sr. k. u. k. Apostolischen Majestät; W. Göpfert in
Wien; Professor J. Hoffmann in Wien; Professor A. I-Iynais in Prag; A. von Lanna
in Prag; L. Lobmeyr in Wien; M. von Spaun in Klostennühle; Professor C. von
Zurnbusch in Wien; A. von Scala in Wien; für die Concurrenz IV Se. Excellenz
Graf Bylandt-Rheidt, k. k. Minister für Cultus und Unterricht; Se. Excellenz Baron
Di Pauli von Treuheim, k. k. I-Iandelsminister; Oberbaurath H. Schemiil Vertreter
des Obersthofrneisteramtes Sr. k. und k. Apostolischen Majestät; Se. Excellenz
N. Dumba in Wien; W. Ginzkey in Maffersdorf; Professor J. Hoffmann in Wien;
A. Kranner in Wien; F. von Oberleithner in Mähn-Schönberg; E. Regenhardt
in Freiwaldau; W. Baron Weckbecker in Wien; A. von Scala in Wien.
Die Jury für diese Preisausschreibungen hatte am 13. December ihre
Arbeiten zum Abschlüsse gebracht. Für die I. Concurrenz Einrichtung für
das Wohnzimmer eines verheirateten Arbeiters waren 45 Arbeiten eingelaufen,
darunter zwölf in vollständiger Ausführung, die übrigen in Zeichnung.
Den I. Preis 2000 erhielt Herr Karl Sumetzberger, Schüler an der
Kunstgewerbeschule des k. k. österreichischen Museums, den II. Preis
800 Herr Sigmund Jaray, ersterer für einen Entwurf, letzterer für eine
ausgeführte Arbeit. Anerkennung wurde den Urhebern der unter den
Kennwerten Wien", Zweckmässig" und Kleeblatt" eingesendeten Arbeiten
ausgesprochen.
Zur II. Concurrenz P0rzellan- oder Fayenceservice für einen einfachen
Haushalt, 1a Personen waren zehn Entwürfe eingelaufen. Diese Concurrenz hatte
die wenigst zahlreiche und wenigst tüchtige Beschickung erfahren. Mit Rücksicht
auf den geringeren Wert der Einsendungen wurde von derErtheilung des I. Preises
abgesehen; den II. Preis 150 erhielt Herr Robert Bengler, k. k. Fachschullehrer
in Znaim.
Zur III. Concurrenz Glasservice für einen einfachen Haushalt, 12 Personen
langten 16 Arbeiten ein, darunter elf ausgeführte. Den I. Preis 400 erhielt ein
von Kolo Moser entworfenes, von E. Bakalowits eingesendetes Glasservice, den
II. Preis 150 eine Arbeit von Meyr's Neife in Adolf Böhmen; ehrende
Anerkennung fand der Entwurf mit dem Kennworte Vindobonaß
Zahlreicher Betheiligung erfreute sich die IV. Concurrenz Leinen-Damast-
Tischzeug für 12 Personen. Es waren im ganzen 39' Entwürfe, mehrere mit
verschiedenen Varianten, eingelaufen. Den I. Preis 400 erhielt Herr J. Benes,
Assistent an der k. k. Staatsoberrealschule in Prag, Königliche Weinberge, den
II. Preis Herr Michael Pillis in Mährisch-Schönberg; ausserdem wurden
Anerkennungen ausgesprochen, und zwar fir die Entwürfe unter den Kenn-
worten Mohnblumeü Bahn frei", Schierling" und ParadiesvogeW.
Die zur Concurrenz eingelangten Entwürfe wurden vom 15. December an
im Österreichischen Museum in den Sälen VI und VIII ausgestellt.
Die illustrine Monatsschrift des Museums Kunst und Kunsthandwerk"
vollendete ihren zweiten Jahrgang.
Die Büchersammlung erhielt im abgelaufenen Jahre einen Zuwachs von
166 Werken, abgesehen von den Fortsetzungen zahlreicher Lieferungswerke und
der Zeitschriften. Ihr Bestand belief sich Ende 1899 auf 12.404 Nummern; von
diesen entfallen auf Geschenke 16, auf Ankäufe 150 Nummern. Die Zahl der
Bibliotheksbesucher betrug im Jahre 1899 15.524, und zwar 11.983 in den
Tagesstunden, 3.54 abends. Die Verleihungen von Büchern und Vorlagen nach
auswärts, an Schulen, Kunstgewerbetreibende und Private in Wien und in den
Provinzen erreichten die Höhe von 2.024 Posten.
Die Kunstblättersammlung wurde im Jahre 1899 um 908 Blätter vermehrt-
Wir erwähnen darunter besonders 27 prächtige japanische Farbenholzschnitte
von Masanobu, Harunobu, Shunsho, Jeishi, Utarnaro, I-Iokusai und I-Iiroshige,
den I-Iauptmeistern des japanischen Buntdruckes im 18. und 19. Jahrhundert,
ferner 393 Blätter photographische Aufnahmen der schönsten Elfenbein- und
Email-Arbeiten in den Pariser öffentlichen Sammlungen Musee du Louvre,
Bibliotheque nationale und 93 Blätter Photographien nach Kunstdenkmalen aus
Dalmatien und Istrien.
Zu den bedeutsamsten Verrnehrungen der Büchersammlung im Jahre 1899
zählen das Prachtwerk von Lambert und Gille über Versailles und die beiden
ZEITSCHRIFT
BIBLIOTHEK
VORLESUNGEN
rmaquauz
GIPSGIESSEREI
PERSONAL-
NACHRICHTEN
Trianons, 10 Bände Original-Reproductionen japanischerStoffrnuster in Buntdruck,
Wallis, Persian Ceramic Art in the Godman Collection, O. von Falkes Publi-
cation über die italienischen Majoliken der Sammlung Zschille, das reich
illustrirte Werk über die Handschriften und I-Iolzschnittbücher der Collection
Dutuit, die von W. Bode und R. Stettiner herausgegebene Veröffentlichung über
die im Jahre 1898 von der kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin veranstaltete
Ausstellung von Kunstwerken des Mittelalters und der Renaissance aus Berliner
Privatbesitz und schliesslich der Ankauf je eines zweiten Exemplares der in der
Museums-Bibliothek ausserordentlich stark benützten grossen Publicationen von
Gerlach Allegorien und Embleme" und Die Pflanze in Kunst und Gewerbe".
In der Zeit vom 1x. Jänner bis 22. März x89g wurden vier Vortrags-Cyklen
zu je fünf Vorträgen im Museum veranstaltet. Die Theilnahme an diesen Cyklen
erfolgte auf Grund einer Einschreibung, für welche eine Gebür von einem Gulden
für jeden Vortrags-Cyklus eingehoben wurde.
Nachstehend das Programm
I. Vice-Director Dr. Eduard Leisching Österreichische Kunstgeschichte,
II. Theil. Mit skioptischen Demonstrationen. Durchschnitts-Frequenz 266 Per-
sonen. II. Vice-Director der k. k. I-Iof- und Staatsdruekerei Regierungsrath
Georg Fritz Die illustrativen Reproductions-Verfahren. Mit skiopüschen und
anderen Demonstrationen. Durchschnitts-Frequenz x95 Personen. III. Frau
Natalie Bruck-Auffenberg Alte und neue Spitzen. Mit skioptischen Demonstra-
tionen. Durchschnitts-Frequenz 81 Personen. IV. Director der k. k. Staats-
gewerbeschule Regierungsrath Camillo Sitte Die innere Einrichtung des
Wohnhauses im Zusammenhange mit den jeweiligen Bauformen. Mit skioptischen
Demonstrationen. Durchschnitts-Frequenz 218 Personen.
Die Zahl der Besucher des Museums betrug im Jahre 1899 112.942
22.778?
Davon kommen 93.619 auf die Sammlungen und Ausstellungen 2r.725;
3.799 auf die Vorlesungen 1350; 15.524 -297 auf die Bibliothek, 11.983
304 amTage und 3.541 -601 amAbend; 7138 2.441 zahlten Eintrittsgeld.
Besucher im Jahr 1898 Jahr 1899
Januar 12.275 13.527
Februar 8.881 9.936
März 6.540 9.771
April 4.973 7.749
Mai 4.917 4.079
Juni 3.411 3.387
Juli 4.301 4.053
August 4.471 3.994
September 4.000 4.666
Ocxober 4.925 7.467
November 12.990" 13.6021
December 18.48 30.711
9o.r64 112.942
Die mit dem Museum verbundene Gipsgiesserei hat im abgelaufenen
Jahre einen Umsatz in der Höhe von 9.055 ü. 53 kr. gegenüber 9.689 fl. im Vorjahre
ausgewiesen.
Der Minister für Cultus und Unterricht hat den Archivs-Praktikanten bei der
k.k. niederösterreichischen Statthalterei Dr. August Schestag zum Custosadjuncten
und bedeutet mehr und weniger als im vergnngenen Jahre.
Am x3. November 189! wurde die Wintenusstellung des Museums eröffnet.
Am n. November xßgg wurde die Wintenusstellung den Museums erlißnet.
und die Kanzlisten am Österreichischen Museum Hermann Kammler und
Ferdinand Nagler zu Ofi-icialen am Österreichischen Museum ernannt. Die Officiale
Friedrich Deckelmayer und Rudolf Hoffmann wurden in den Ruhestand versetzt.
Am 16. December ist der seit Begründung des Österreichischen Museums an
demselben thätig gewesene Gipsformator Alexander Schroth gestorben.
Die Frequenz der Kunstgewerbeschule stellte sich folgendermassen dar
Im Winter-Semester 18981899
Allgemeine Ahtheilung 109 Zöglinge
FachschuleillrAi-chitektur 26
Malerei..........74
Bildhauerei
Special-Atelier filrCiselirkunst
Holzschnitzerei 11
keramische Decuration
und Emailmalerei
Special-Atelier für das Spitzenmusterzeichnen
Holzschneidekunst.
Chemisches Laboratorium
Gesammtzahl 254 Zöglinge
darunter 21 Hospitanten und 43 Damen.
Im Sommer-Semester 189g
Allgemeine Abtheilung 116 Zöglinge
Fachachule für Architektur 28
Malerei 82
Bildhauerei 10
Special-Atelier filr Ciselirkunst 10
Holzschnitzerei 11
keramische Decoration
und Emailmalerei
Special-Atelier für das Spiuenmusterzeichnen
Holzschneidekunst
Chemisches Laboratorium.
Gesammtzahl .275 Zöglinge
darunter 24 Hospitanten und 43 Damen.
lm Winter-Semester 189911900
Allgemeine Abtheilung 101 Zöglinge
Fachscbule für Architektur 25 ..
Malerei 70
Bildhauerei
Special-Atelier für Ciselirkunst. 11
Holzachnitzerei 10
keramische Decorntion
und Emailmalerei
Special-Atelier für das Spitzenmusterzeichnen
Holzachneidekunst.
Chemisches Laboratorium
Gesnmmtzahl .231Züglinge
darunter 17 Hnspitanten und 38 Damen.
Die Gesellschaft zur Förderung der Kunstgewerbeschule hat im Jahre 189g
an 23 Schüler Stipendien bewilligt, und zwar an zu 2c 5., an 14 zu 15 11.; einem
Schüler wurde ein Zuschuss zu seinem Franz Bergrnandschen Stipendium im
Betrage von 124 8., endlich Schülern je eine einmalige Unterstützung von 50 5.,
40 3., 25 H. und 15 H. gewählt.
An Schultaxen sind eingegangen
Lehnnittelbeiträge B. 837'-
Aufnahrnstaxen 166'-
Schulgelder 1363--
KUNSTGEWERBE-
SCHULE
IO
Schulgeldbefreiungen genossen x18 Zöglinge im I. und x59 im II. Semester.
Die Zahl der Schüler, welche Stipendien, beziehungsweise Unterstützungen
erhielten, betrug x34; der hiefür aufgewendete Betrag belief sich auf 28.482 5.
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschliessung
vom 17. Februar 1. J. die Versetzung des Directors der Kunstgewerbeschule
I-Iofrathes Joseph Ritter von Storck in den dauernden Ruhestand allergnädigst zu
genehmigen und demselben bei diesem Anlasse den Stern zum Comthurkreuz
des Franz Joseph-Ordens huldvollst zu verleihen geruht.
Das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht hat den Professor der
Kunstgewerbeschule Felician Freiherr von Myrbach-Rheinfeld bis auf weiteres
mit der Leitung dieser Anstalt betraut.
Ferner hat das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht die Professoren
Otto König, Oskar Beyer, Hermann I-Ierdtle, Ludwig Minnigerode, Wilhelm
Hecht, Karl Karger und Felician Freiherrn von Myrbach-Rheinfeldin die VII. Rangs-
classe und die wirklichen LehrerWillibald Schulmeister und Joseph Breitner unter
gleichzeitiger Zuerkennung des Professorentitels in die VIII. Rangsclasse befördert.
Desgleichen wurde dem Adjuncten des chemischen Laboratoriums Emil Adam
der Titel eines Professors zuerkannt. Weiters wurde der Architekt Josef Hoffmann
unter Zuerkennung des Professorentitels zum Lehrer in der VIII. Rangsclasse
ernannt. An Stelle des in den dauernden Ruhestand versetzten Professors
Otto König wurde der akademische BildhauerJosef Strasser vorläufig provisorisch
für die Dauer eines Jahres zum Lehrer bestellt und demselben gestattet, während
der Dauer dieser seiner Dienstesverwendung den Titel eines Professors an der
Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie
zu fuhren. An Stelle des erkrankten Professors Rudolf Ribarz wurde der akademische
Maler Coloman Moser provisorisch bis auf Weiteres mit der Unterrichts-
ertheilung in der bisher von dem genannten Professor geleiteten Fachschule betraut.
Der Vice-Director des k. k. Österreichischen Museums, Dr. Eduard Leisching,
wurde neuerlich mit der Ertheilung des Unterrichtes in der Kunstgeschichte,
II. Theil, betraut.
Die niederösterreichische I-Iandels- und Gewerbekammer hat dem Antrage
des Lehrkörpers und des Aufsichtsrathes der Kunstgewerbeschule die Zustimmung
ertheilt, dass für das Schuljahr xßggfxgoo die Preisausschreibung der Max
Mauthner'schen Stiftung der Abtheilung für Architektur des Professors Hermann
I-Ierdtle zugewiesen werde, und zwar wurde von den vorgeschlagenen Arbeiten
I. Entwurf zu einer Ausstellungsvitrine aus Schmiedeeisen, II. Zierschrank,
III. Kaminverkleidung aus beliebigem Material Marmor, I-Iolz, Metall, die unter
Post bezeichnete von der Kammer gewählt, und für die beste Lösung dieser
Aufgabe dem Kunstgewerbeschüler Edmund Bosch der Preis von x00 5.
zuerkannt.
Aus der Freiherr Albert von Rothschild'schen Stiftung wurden von den
Stiftungsinteressen im Schuljahre i8g818g9 an Absolventen und Schüler dieser
Anstalt folgende Unterstützungen, beziehungsweise Beiträge zu Studienreisen
zugewiesen Theodor Pogaönik 350 5., Peter Teresczuk 570 5., Josef Öfner 200 5.,
Franz Peterka 250 5., Michael Powolny 50 5., Otto von Silber x20 5., Johann
Schwathe x50 5., Emil Fink x20 5., Max I-Iiller 230 5., Ernst Borsdorf 50 5.,
Emil Richter 100 5., WilhelmWörnle 900 5., Karl Stary37o 5., FranzWerner x50 5.,
B. Francke 60 5., Willibald Schulmeister 300 5., Johann Lukesch 1.200 5., Max
Goldfeld 400 5., Rudolf Strobel 1x0 5., Rudolf Zapf 100 5., Georg Klimt 400 5.,
Karl Kauba 600 5., Edmund Bosch 300 5., Ad. Lukas x00 5., Giovanni Zago 80 H.
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Stellung haben folgende Zöglinge gefunden
Paul Thom und Johann Lanik als Musterzeichner in einem Fabriksatelier
in Wien, Wilhelm Kaller als Zeichner in einer Bronzewarenfabrik in Wien,
Albin Adlesiö als Möbelzeichner der Firma S. jaray in Wien, Edmund Bosch als
Möbelzeichner der Firma Franz Schönthaler Söhne, Giovanni Nones als
Zeichner in einem Baubureau in Triest, Johann Peterka als artistischer Leiter
und Modelleur der Silberwarenfabrik in Also Hamor Sandrik", Johann Stigger im
Atelier für Kirchenmalerei des j. Kott in Wien, Ludwig Hujer als Atelierleiter der
Firma C. Pietzner in Wien, Max Peinlich als Modelleur und Ciseleur bei A. Fleuret
in Paris, Wilhelm Günther als Zeichner bei Taenzer und Jaenichen in Leipzig;
Victor Pollack und Josef Spiske traten in das Geschäft ihres Vaters ein, Dominik
Brosik, Johann l-Iasenoehrl, Hermann Heindl, Rosa Wichtl, Emma Zündel haben
sich als selbständige Maler, Johann Schwathe als Modelleur und Peter Teresczuk
als I-Iolzschnitzer etablirt.
Auftragsarbeiten wurden durchgeführt
58 technische Prüfungen von Materialien und Fabricaten der keramischen
Industrie, darunter xz im Auftrage des k. k. Finanz-Ministeriums; ferner Analysen
von Emailen, Chamotte, Leinölen, Kalksteinen und Kreiden, Zinnoxyd,
Materialien für die Glasindustrie, 10 Wetzsteinen und Filterstein im Auftrage
des k. k. Finanz-Ministeriums, beziehungsweise des k. k. l-lauptzollamtes Wien;
archäologischen Objecten im Auftrage der k. k. Centralcornmission für Kunst-
und Historische Denkmale; Versuchsbrände mit Kalksteinen und Quarz.
Selbständige Untersuchungen und Versuche galten der Ermittlung der
beständigsten, lichtechtesten Holzbeizen in den modernen Farben für die Möbel-
industrie; die Resultate wurden den betreffenden Abtheilungen der Kunstgewerbe-
schule und der Industrie zugeführt. Ferner maltechnische Fragen Untersuchungen
über das Elaevcoccaöl und oxydirte Leinöle, worüber Referate in der Chemiker-
zeitung publicirt wurden; über Wiener Malerfarben des Handels, deren Ergebnisse
den Fabrikanten zurVervollkommnung ihrer Erzeugnisse bekannt gegeben wurden;
Versuchen zur Metallpatinirung; der Erweiterung und Ausbildung der keramischen
Decorationsmittel, deren Herstellung und Anwendung in den im Berichtsjahre an
der Kunstgewerbeschule neu eingerichteten keramischen Curse, dessen technische
und administrative Leitung dem Laboratoriumsvorstande obliegt.
Es wurden ferner die technischen Grundlagen und Decorationsmittel für
ein neues Wiener keramisches Atelier geschaffen, desgleichen für ein grosses
Emailwerk, das in einer hiesigen Werkstätte zur Ausführung gelangt; endlich
eine Scala neuartiger Emaile auf Eisen, geschaffen für ein Patent eines hiesigen
Ofenfabrikanten.
Technische Unterweisungen und Gutachten wurden an k. k. Fachschulen
und Industrielle auf schriftlichem Wege in 5x Fällen ausgegeben, ausser den
zahlreichen mündlich ertheilten Auskünften.
Die Zahl der Hospitanten des Laboratoriums betrug worunter Stipen-
disten.
Der Hospitant Herr Eduard Fickert fand Stellung in der C. Pietzner'schen
Thonwarenfabrik in Ladowitz.
Die Einnahmen des Laboratoriums betrugen
r. Honorare für Arbeiten H. 420.-
2. Laboratoriumstaxen 60.-
3. Restitutionen für Materialien, Brände etc. 23.-
zusammen fl. 503.-
CHEMXSCHES LABORA-
TORIUM
Aus der k. k. Hof- und Snatsdruckerei.