Mltlheilunuen das k. k. llßsmrrainll. Musßums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am r. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. 4.-
Redacteur Bruno Bucher. Expedition von C. Gerolls Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold Comp., durch die Posransralren, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr. 122, WIEN, l. NOVEMBER 1875. Jahrg,
Kunst ewerbeschule des Oesterr. Museums. Der Landschadenbund. Aus dem Bud et des
Inhllt
Hunde sministeriums. Statistische Uebersicht der kunstgewerblichen Fachschulcn, welcy sich
betheilxgt haben. Der Zeichennntemcht an
an der im October 1875 veranstalteten Ausstellunä
den Lehrer-Seminaren in Sachsem- Kleinere Mm erlungen. Publicanonen des Oesr. Museums.
Kunstgeworheschulo des Oastorr. Museums.
Mit Rücksichtnahme auf die in Wien gegenwärtig bestehenden drei
allgemeinen Zeichenschulen erhielt das Directorat der Kunstgewerbeschule
die Weisung, bei der Aufnahme darauf zu achten, dass ungenügend vor-
bereitete Candidaten, sowie auch ältere Schüler, welche sich als unges
eignet für diese Anstalt erwiesen haben, an die genannten Schulen ge-
wiesen werden. Ungeachtet der in diesem Sinne durchgeführten grösseren
Strenge bei der Aufnahme stieg die Zahl der Schüler von 20g aus dem
Vorjahre auf 230. Dieselbe vertheilt sich wie folgt
Ordentl. Hospi- Zu- Darunter
Schüler tanten sammen Damen
Vorbereitungsschule 82 27 109 18
Fachschule für Architektur 20 21
Bildhauerei 20 25
Blumen-, Thier- und Or-
namentmalerei.......... 16 18,
figurales Zeichnen u. Malen 54 57
Summe. 192 38 230 34,
Dem Vaterlande nach gehören an Niederösterreich 93 Wien 83,
Böhmen und Mähren je 28, Oberösterreich Schlesien Galizien und
Küstenland, Tirol-je Salzburg, Steiermark je Dalmatien Krain
und Bukowina je Ungarn Croatien Deutschland 15, Russland,
Frankreich, Türkei, ltalien, Amerika und Japan je 1.
Wie alljährlich, so fand auch dieses Mal während der Schüler-
Aufnahme für das neue Jahr eine Ausstellung der Schüler-Arbeiten des
verflossenen Jahres statt, und zwar in den Localitäten der Schule selbst,
1875.
430
du die sonst dazu verwendeten Räume durch die Ausstellung der kunst-
gewerblichen Fachschulen occupirt waren. Die Maxime, diese Ausstel-
lungen in die Aufnahmszeit zu verlegen, hat sich sehr bewährt, nicht
blos deswegen, weil dadurch den neu eintretenden Schülern und den
Eltern oder Vormündern Gelegenheit gegeben wird, einen Maßstab an
die Leistungen der älteren Schüler sowohl als an die Vorbedingungen
zum Eintritt in die Schulen zu erhalten, sondern auch dadurch, dass der
Aufsichtsrath Veranlassung haben kann, sich von den Leistungen der
Schule und der Methode, in der gelehrt wird, zu überzeugen.
Alle Diejenigen, welche die Schulausstellung angesehen, haben einen
in hohem Grade befriedigenden Eindruck empfangen. Man sieht es aus
der ganzen einheitlichen Leistung der Schule, dass die Lehrer nach einem
wohlüberlegten Plane vorgehen, und dass unter ihnen jene Harmonie in
den Grundanschauungen des Unterrichtes vorhanden ist, welche den
Erfolg einer solchen Schule verbürgt. Mit besonderem Interesse verfolgte
man die Compositions-Aufgaben der einzelnen Fachschulen, die Aufnahmen
des Schlosses Velthurns und einzelne Versuche zu selbständigen Arbeiten.
Ausgestellt waren die Arbeiten der Schulen der Professoren Storck,
Laufberger, König, Sturm, Hauser, des Docenten Beyer und
der von Prof. Rieser und Assistent Tapper geleiteten Vorbereitungs-
schule. Leider war Prof. Val. Teirich durch Krankheit verhindert, sich
persönlich an dieser Ausstellung zu betheiligen. Auch in diesem Winter
wird seine Schule durch einen Assistenten, Herrn Hörwarter, vertreten.
Nichts spricht deutlicher für die Erfolge der Schule, als der Um-
stand, dass die Aufnahme der Schüler in wenigen Tagen geschlossen
wurde und eine weitere Aufnahme neuer Schüler in allen Abtheilungen
der Schule ganz unmöglich ist. Glücklicher Weise ist durch den Neubau
der Schule in der nächsten Zeit für eine grössere Ausdehnung der Schul-
localitäten hinlänglich Sorge getragen
Se. kais. Hoheit der Erzherzog Rainer, Protector des Museums,
der König von Sachsen, der Handelsminister Dr. v. Chlumecky, die
Curatoren Graf E. Zichy, Lobmeyr, der Abgeordnete Prof. Suess,
der Präsident des Gewerbevereins v. Zirnmermann- Göllheim und
eine Reihe von hervorragenden Freunden der Schule beehrten die Schul-
ausstellung mit ihrem Besuche.
ln dem verflossenen Monate wurde von dem Vertreter des k. k. Ministeriums
des Innern, respective des Stadterweiterungsfonds an die Vertreter der Ministerien für
Cultus uid Unterricht und der Finanzen der Stadlerweiterungsgrund zwischen dern k. k.
Museum und der Grenze der am 27. Marz 1874 für die Kunstgewerbeschule übergebenen
Bauarea zu Zwecken der Kunstgewerbeschule übergeben. Diese Uehergabe erfolgte unter
der ausdrücklichen Bedingung, dass, falls die Bestimmung der Kunstgewerbeschule jernnls
geändert werden sollte, der ganze zwischen den zwei Gebäuden gelegene Raum als
Su-assengrund an die Stadtgemeinde Wien zu übergeben ist.
Der Landschadenhund.
Der unter dem Namen "Landschadenbundu bekannte, grosse,
silberne, vergoldete Pocal im Landhause zu Graz, über welchen in Nr. izo
dieser Blätter einige Notizen gegeben sind, ist roSm hoch und wiegt etwa
30 Pfund, geht also über die Grösse eines benutzbaren Trinkgefässes weit
hinaus. Er ist ein Geräth, welches. bei irgend einer Gelegenheit als Ehren-
geschenk dargebracht, selbst bei festlichen Gelegenheiten nicht mehr als
Trinkgefäss, sondern nur als Schaustück benützt werden konnte, auf einer
neben der Tafel befindlichen Credenz, später wohl auch auf der Tafel
selbst aufgestellt wurden sein mag.
Aus welcher Veranlassung dieser ungewöhnlich grosse Pocal gefertigt
wurde, auf welche Weise er in den Besitz der steirischen Landstände kam
und woher er seinen Namen hat, ist nicht bekannt. Er wurde vor einigen
Jahrzehnten in einer Kiste im Joanneum zu Graz gefunden.
Aus den Kunstformen des Pocals ergibt sich, dass er in der zweiten
Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts und zwar, wie die eingeschlagene
Marke nachweist, in Augsburg gefertigt worden ist. Die Marke des Gold-
schrnieds, der ihn gemacht, ist ebenfalls eingeschlagen, doch ist mir sein
Name nicht bekannt.
Der Pocal gehört seiner ganzen Kunstweise nach der Schule des be-
rühmten Nürnberger Meisters Wenzel Jamitzer an, welcher von den
bis zu seiner Zeit üblichen, decorativ meist überaus günstigen gothischen
Formen abging und die allgemeine Anwendung der Renaissanceformen
zur Geltung gebracht und damit eine gänzliche Umwälzung auf dem Ge-
biete der deutschen Goldschmiedekunst hervorgebracht hat. Die ihm über-
lieferten Formen der Renaissance hat er, mit grosser Empnndungsgabe
ausgestattet, dann in selbständiger Weise sehr reich durchgebildet und
sich einen besonderen, dem Kundigen leicht erkennbaren Formenkreis ge-
schaffen, welcher von den zahlreichen Schülern des Jamitzer mit mehr
oder weniger Verständniss angewendet, von einigen auch selbständig
weiter gebildet worden und mehr als ein Jahrhundert lang typisch ge-
blieben ist.
Der in Rede stehende Pocal ist insofern von besonderem Interesse,
als er uns einen Einblick in die Art und Weise gewährt, mit welcher
die minder begabten Schüler Jamitzer's die Arbeiten ihres Meisters be-
nutzt haben.
Die Gesammtform des Pocals ist eine Erfindung W. Jamitzefs. Sie
ist ähnlich dem grossen rryom hohen, um das Jahr 1570 gefertigten
Pocal von W. Jamitzer im Besitz des deutschen Kaisers Ortwein, deutsche
Renaissance, Abtheilung Nürnberg, Bl. 65-67 oder auch einzelnen Ent-
würfen, welche W. Jamitzer selbst v-Meister von 155x1- in Schestag's
Katalog der Ornarnentstich-Sammlung in Kupfer gestochen hat. Doch
ist er, nicht zum Vortheil des Ganzen, reicher gegliedert und zwar in
tx'
1432
einer Weise, welche keineswegs zu Gunsten des künstlerischen Verständ-
nisses seines Verfertigers spricht. Solches tritt besonders am obersten
Theile des Deckels und wohl auch am Fusse deutlich hervor. Auch die
meisten Detailformen, die Ornamente auf den einzelnen Gliederungen,
sind von W. Jamitzer und zwar nicht nur Copien nach seinen Entwürfen,
sondern sorgfältig ciselirte Abgüsse nach seinen ausgeführten Arbeiten.
Der Verfertiger hat offenbar die Modelle aus Jamitzefs Werkstatt, in
welcher er vielleicht gearbeitet hatte, sich verschafft und dieselben dann
mit grosser technischer Vollendung nachgebildet. Da alle diese Ornamente
am nLandschadenbundu durchaus richtig angewendet und zusammen-
gestellt sind sie sind zum Theil so beschaffen, dass sie für andere Ab-
messungen nicht brauchbar sind muss Jamitzer selbst einen ähnlichen
Pocal oder auch eine Schüssel gefertigt haben, dafür diese Ornamente
ursprünglich entworfen, modellirt und gegossen wurden. Diese Original-
Gefässe von der Hand des W. Jamitzer sind mir bis jetzt nicht bekannt
geworden, sind vielleicht auch nicht mehr vorhanden".
Zu diesen JamitzeHschen Formen hat der Augsburger Meister nun
aber noch einige andere Formen hinzugefügt ob er sie selbst gefertigt
oder sie von einem anderen Meister entlehnt, ist nach dem Obigen zweifel-
haft welche zu den ersteren sehr wenig stimmen. Dazu gehören be-
sonders der aus drei f-igurenreichen Reliefs Scenen aus der biblischen
Geschichte zwischen Karyatiden zusammengesetzte Fries an der Kuppe
des Pocals, die sehr schlecht modellirte Figur auf der Spitze Abun-
dantia mit Füllhorn und Schild die drei glatten Streifen mit Email-
malerei in ganz anderem Styl, die gedrehten Schnüre von sehr groben
Formen und Anderes.
Uebrigens steht diese Benutzung von W. Jamitzefs Modellen durch
andere Goldschmiede keineswegs vereinzelt da. In der Schatzkammer zu
Stuttgart befindet sich ein von einem Nürnberger Goldschmiede gearbei-
tetes Schmuckkästchen abgebildet im nKunsthandwerku, Bd. Taf. zo,
welches neben anderen, von Jamitzer zuerst angewendeten Ornamenten
mit einem Triglyphen-Friese geziert ist, der in gleicher Weise an einem
ähnlichen Kästchen von W. Jamitzer in der Kunstkammer zu Berlin und
auch an dem oben erwähnten Berliner Pocale sich findet.
Da es mir auffallend ist, dass diese für bestimmte Rundungen componirten, zum
Theil sehr reichen Ornamente so gut zusammenpassen, will ich den Gedanken nicht ganz
abweisen, dass der ganze Pocal bei W. Jamitzer bestellt und zum grossen Theil in seinem
Atelier gefertigt, nach seinem im Jahre 1586 erfolgten Tode aber von dem Augsburger
Meister vollendet wurde, der dann einige -Verbesserungen- nach seiner Art angebracht
hat. Solche Fälle kommen in der Architekturgeschichte bekanntlieh unendlich oft vor.
Gegen diese Ansicht spricht freilich die Thatsache, dass Wenzel Jamitzefs Bruder und
Mitarbeiter Albrecht, der WenzePs Atelier ohne Zweifel fortgeführt hat, erst im Jahre
1590 starb und dass Albrechts Sohn Christoph 16x8 ebenfalls Goldschmied war.
4.33
Das National-Museum zu München besitzt einen W40" hohen Pocal
aus Messingl, welcher dort unter dem Namen wPocal nach Zeichnung
von Virgil Solisu" bekannt ist. Die Gesammtform desselben erinnert an
W. Jamitzer und seine Einzelformen sind zum Theil ebenfalls von diesem
Meister entlehnt. Doch sind die Detailforrnen nur misslungene Abgüsse,
respective schlechte Copien nach Jamitzer und die Zusammenstellung der-
selben ist ohne Verständniss für den tektonischen Aufbau eines Pocals
und ohne Gefühl für Verhältnisse und Schwung der Linien gemacht, so
dass man überhaupt zweifeln darf, ob dieser Becher das Werk eines
älteren Meisters oder nicht vielmehr eine auf Täuschung berechnete,
moderne Arbeit ist. Der Deckel desselben ist viel besser gearbeitet und
seinem Formenkreise nach viel jünger als die übrigen Theile.
Auch eine Taufschüssel mit Kanne im Besitze des Grafen Herber-
stein zu Graz sind mit einzelnen Detailformen geschmückt, welche von
Jamitzer's Arbeiten abgegossen sein müssen.
Dass die überaus zahlreichen Entwürfe Jamitzefs, womit er sehr
freigebig war und welche er selbst oder Andere nach seinen Zeichnungen,
jedoch ohne Nennung seines Namens, in Kupfer gestochen haben, von den
Goldschmieden benutzt worden sind, liegt sehr nahe und findet sich un-
endlich oft. Diese Arbeiten sind dann an dem geringen Verständniss in
der Detail-Ausführung meist leicht kenntlich. R. Bergau.
Aus du Budget das lludelsllnletorluns.
Das Gesammt-Erforderniss des Handelsministeriums für das Jahr 1876 ist mit
24.257581 T. veranschlagt, die Bedeckung ist mit ,57r.ooa B. eingestellt, woraus sich
ein Abgang von 4,68678 H. ergibt, lm Jahre x87? betrug der Abgang 3.028.437 6., es
wird somit for das nächste Jahr ein um r.658,344 l. höherer Staatszuschuss erforderlich
sein. Drei Posten des Erfordernisses verdienen besondere Beachtung, weil sie zu den so-
genannten productiven Anlagen gehören, deren Vortheile jedoch erst in späterer Zeit zu
Tage treten werden; es sind dies die für gewerbliche Fuchschulen und Hilfsmittel der
gewerblichen Fachhildung, dann für eine Versuchsanstalt für Keramik, Glusund Email in
Wien, und für ein technisches Gewerbemuseum in Wien ausgeworfenen Summen. Für
gewerbliche Fachschulen und Hilfsmittel in der gewerblichen Fachbil-
dung sind 212.000 H. bestimmt, die nach dem Wunsche des Abgeordnetenhauses wieder
in das Extraordinarium übertragen wurden.
Besonders eingestellt erscheinen diesmal 6800 H. ihr die technische Versuchs-
anstalt für Keramik, Glas und Email in Wien, welche provisorisch im Jünner
1874 unter der Leitung des Chemikers der ehemaligen kais. Porcellanfabrik in Wien,
k. k. Finanzsecretärs Franz Kosch, erolfnet wurde und während der kurzen Dauer
ihres Bestandes insbesondere in Folge ihrer Verbindung mit den ausgezeichneten
Fachkräften der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie
sowie mit vielen Industriellen im Gebiete der keramischen und BronzßDecoration
bereits sehr Erspriessliches geleistet hat.
Bei dem hervorragend kunstgewerblichen Charakter der von der gedachten Ver-
suchsanstalt gepflegten und geförderten sowie wissenschaftlich erforschten Techniken er-
scheint eine fortdauernd innige locale Verbindung dieses Institutes mit dem k. k. Ostern.
Es durfte schwer sein, die yleichnung zu diesem Pocnl von Virgil Soli oder
einem andern alten Meister nachzuweisen. Dagegen gibt es Kupferstiche von Virgil Solis
nach Zeichnungen von W. Jamitzer, welche Ornamente ähnlicher An, wie an diesem
Pocale sich finden, darstellen.
434
Musetain für Kunst und Industrie in Wien höchst wünschenswerth und sind die darauf
abzielenden Verhandlungen bereits zum Abschlusse gediehen. Hiemit tritt jedoch auch
die Nothwendigkeit ein, dass der Versuchsanstalt durch deren definitive Organisirung der
Charakter der Stabilität verliehen werde.
Zur Errichtung eines technischen Gewerbemuseums in Wien sind
100.000 B. in das Budget des I-Iandelsministeriums aufgenommen worden. In den Erlau-
terungen zum Voranschlag des Handelsministeriums wird diese Forderung folgender-
massen IDOÜViNI
wSchon seit dem Beginne der erhühten Thätigkeit des Handelsministeriums zur
Hebung der gewerblichen Fachbildung hat sich das dringende Bedürfnis nach einem
technischen Gewerbemuseum in Wien als der Centralanstalt für alle gewerblichen Fort-
schrittsbestrebungen in technischer Richtung herausgestellt.
Dieses Bedürfniss musste um so empfindlicher fühlbar werden, als in kuns1gewerb-
licher Richtung von Seite des lt. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie mit wahr-
haft glänzenden Resultaten die Forderung der Industrie und insbesondere auch des gewerb-
lichen Fachunternichtes bereits seit einem Decennium in Angriff genommen worden war.
In letzterer Zeit entstanden mehrere Provinzmuseen, so z. B. jene zu Reichenberg,
Brunn, Olmtttz, Krakau, Lemberg, die Gewerbshalle zu Klagenfurt, und ist eine noch
grossere Anzahl solcher Anstalten an verschiedenen Orten in der Entstehung begrilfen.
Diese Museen haben die Piie und Unterstützun sowohl der kunstgewerblichen
als auch der technischen Richtung er Industrie zur Au gabe.
Auch diesen Anstalten mangelt das Centralorgan in technischer Hinsicht.
Geradezu unabweislich ist jedoch das Bedürfniss des gewerblichen Fachuntcrrichtes
nach einem solchen Organe.
Abgesehen von den Fachschulen technischer Richtung, wie in den mechanischen
Lehrwerkstätten, Uhrenindustrie-, Schuhmacher, Weber- und anderen Fachschulen, er-
scheint für die Fachschulen der kunstgcwerblichen Kategorie, wie die Holzschnitb,
Tischler-, Drechslen, Thon-, Porcellan- und Glasindustrie-Schulen u. s. f., die Pflege
der technischen Seite ihrer Aufgaben gleich wichtig wie jener der kunstgewerblichen.
Das Ausland ist mit der Errichtung technischer Gewerhemuseen schon vor langer
Zeit Oesterreich vorausgeschritten.
Aber auch in Oesterreich wurde der Gedanke der Errichtung eines technischen
Gewerbemuseums schon im Anfange dieses Jahrhunderts, insbesondere aber bei Errich-
tung des am 3. November 1815 eröffneten polytechnischen Institutes in Wien nachhaltig
in Erwägung gezogen.
Dieses Institut sollte nicht nur als Central-Lehranstalt für Handel und Industrie
wirken, sondern auch ein technisches Museum oder Conservatorium für Künste und Ge-
werbe sein, welches mit Hilfe der Sammlungen für Waarenkunde, der chemischen Prä-
paraten- und Fabricatensammlung, der Modellensammlung, der mechanischen Werkstätte
und dem Fabriks-Productencabinet eine anschauliche Darstellung des Zustandes der In-
dustrialcultur und der ihr zugehörigen Wissenschaften und Hilfsmittel darzubieten be-
stimmt ist.
Alljährlich im September sollte im Gebäude des polytechnischen Institutes eine
oifentliche Ausstellung von Fabriksproducten veranstaltet werden, um den Productionen
der inländischen Gewerbeindustrie einen Vereinigunspunkt zu verschalfen, von welchem
durch die gegenseitige Vergleichung sowohl eine rühmliche Nacheiferung als auch eine
lebendige Erkenntniss und Uebersicht der jährlichen Fortschritte der lndustriccultur aus-
geht und um den Fabrikanten eine günstige Gelegenheit zu verschaffen, die Fortschritte
ihres Gewerbeileisses bekannt zu machen.
Endlich sollte durch die Ernennung von Mitgliedern unter den Angesehenen und
Honoratioren aus dem Handelsstande und der Zahl gebildeter Fabrikanten das polyteeh-
nische Institut den Mittelpunkt eines Vereines zur Beförderung der Nationalindustrie
bilden, durch welchen in Verbindung mit seinen eigenen Hilfsmitteln seine praktische
Wirksamkeit in dem Masse befördert und erweitert wird, als sich dadurch die Theilnahme
an dessen wissenschaftlichen Bemühungen und die Mitwirkung zu seinem Zwecke in einen
grösseren Kreis verbreitet.
Je mehr jedoch das polytechnische Institut durch eine ausreichende Dotation und
die Mitwirkung hervorragender Lehrkräfte, theilweise sogar von europäischem Rufe, in
die Lage versetzt ward, als Lehranstalt seine grosse Mission zu erfüllen, desto unbedingter
wurden seine anderen Aufgaben dem Unterrichtszwecke neben- und untergeordnet, so
dass dieses Institut in seiner neuen Gestalt als technische Hochschule gegenwärtig natur-
gemäss nur mehr nach wenigen Richtungen hin, und nur insoferne sich dies mit dem
Schulzwecke vereinigen lässt, den Aufgaben, welche sonst technischen Gewerbemuseen
zukommen, vollständig Genüge zu leisten im Stande ware.
Im Hinblicke darauf wurde auch im Jahre 1863 die Gründung eines Museums für
Kunst und Industrie beschlossen, in welches zufolge des kaiserlichen Handschreibens vom
4.35
7. Man 1863 an Se. k. und k. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Rainer
gbÄighith-Gegenahnde aus den Sammlungen des Hofes, des Arsenales vor der Belvedere-
linie, der Wiener Universität, des Wiener polytechnischen Institutes und anderer öffent-
lichen Anstalten in der Art aufzunehmen sind, dass diese Gegenstände unter Vorbehalt
des Eigenthumsrechtes dem Museum dargeliehen und bei ihrer Zurückstellung nach Bedarf
gegen andere umgewechselt werden.
In Anbetracht dessen, dass die Gründung dieses Museums bei der zu ihrem vollen
Gedeihen erforderlichen Grossartigkeit der Schöpfung jedenfalls einige Zeit in Anspruch
nehmen muss, das Bedürfniss nach einem solchen Institute aber vorzugsweise auf dem
Gebiete der Kunstindustrie zu Tage getreten ist, ertheilten Se. Majestät der Kaiser den
Auftrag, dass die Errichtung der bezüglichen Abtheilung des Museums unter Vorbehalt
der späteren Erweiterung derselben unverweilt erfolge.
Die bisherige segensreiche Wirksamkeit und unerwartet grossartige Entfaltung des
k. lt. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie in der kunstgewerblichen Richtung lasst
es jedoch nicht wünschenswerth, ja geradem unmöglich erscheinen, dasselbe durch An-
fugung einer technischen Abtheilung zu erweitern. Vielmehr müsste ein technisches Ge-
werbemuseum in Wien als selbstständige Schwesteranstalt zur Errichtung gelangen.
Dieses Ziel strebte gelegentlich der Wiener Weltausstellung 1873 der General-
Director W. Freiherr v. Schwarz-Senborn durch die Errichtung einer gemeinnützigen
Stiftung für Kleingewerhetreihende und Arbeiter in Wien mit der Bezeichnung derselben
als wkthenaum, Gewerbemuseum und Fortbildungsinstitut- an. Die Mittel dieses Insti-
tutes, in einem passend situirten Hause VI, Gumpendorferstrasse Nr. 15, in werthvollen
Sammlungen, Fondspapieren und Barcapitalien bestehend, reichten jedoch nicht hin, auch
die Erhaltung und Erganzung desselben zum Gewerbemuseum zu gestatten, vielmehr
müsste das Vorhandene schon mit Ende 1875 der Auflösung zugeführt werden, wenn
nicht von Seite des Staates Hilfe geboten wird.
Eine einfache Dotntion des Institutes -Athenäum1 wurde deshalb nicht zum Ziele
fuhren, weil die Aufgaben desselben als Fortbildungsinsritut für das Kleingewerbe und
für Arbeiter in Wien die Zwecke eines technischen Gewerbemuseums als Centralorgan
für die diesseitige Reichshalfte und für alle jene Zweige der Industrie und des Gewerbes,
welche der Förderung durch ein technisches Museum bedürfen, nicht vollstandig zu er-
reichen im Stande ware.
Seit Beginn des Jahres 1874 machte das Handelsministerium mit erfreulichen Er-
folge den Versuch, eine Art von Anstalten, welche im Gebiete der Landwirthschaft bereits
seit längerer Zeit mit Erfolg wirken, auch für einzelne Special-Gewerbszweige in das
Leben zu rufen. Es sind dies die technischen Versuchsanstalten für Keramik, Email und
Glas, so wirweitcrs für Lederindustrie in Wien.
Der Werth dieser Versuchsanstalten beruht weniger auf dem Umfange ihrer Samm-
lungen als auf der befruchtenden Thltigkeit ihrer Organe.
Ein technisches Gewerbemuseum müsste daher als Cornplex von technischen Ver-
suchsanstalten für die wichtigsten, einer Forderung durch die Wissenschaft bedürftigen
lndustrie- und Gewerbszweige in Verbindung mit den nothigen Hilfsmitteln, wie Samm-
lungen, Bibliothek. Laboratorien, Werkstätten, achcursen, Vortragen etc" gedacht werden.
In diesem Sinne arbeitete im Auftrage des Handelsministeriums ein aus den Pro-
fessoren E. Hartig in Dresden und A. Bauer, W. Exner, L. Hauffe in Wien zu-
sammengesetztes Comite ein Programm aus, wonach das technische Gewerbemuseum aus
Versuchsanstalten, einem Lehrinstitute und Sammlungen bestehen soll.-
Die Versuchsanstalten und Laboratorien des technischen Gewerbemuseuml wurden
folgende sein
1. Section für Chemie,
Färberei, Druckerei und Appretur,
1. Gerberei,
Mechanik,
.. Untersuchung der technischen Eigenschaften von Bau- und Ma-
schinenmaterialien,
Metallbearbeitung,
1. Holzbearbeitung,
Textil-Industrie.
Die Gesammtkosten für das technische Gewerbetnuseum werden auf 104,000
die der Versuchsanstalten auf 113.000 H. veranschlagt, man hoßt aber für das Jahr i876
mit 100.000 G. auszukommen, um wenigstens mit der Errichtung beginnen zu können.
Statistische
der kunstgewerbliohen Faoheohulen, welche eich an der
Efömlßl
Fachschule für in .5
am .2
T.
.29
i". .2
Goldachmiedekunst und verw. Gewerbe Prag Böhmen 2. März1874
Porcellan- und Thunindusnie .. Carlsbad 13. Jan. 18741
Malerei und Chromolithographie .. Cvablonz 1. Oct. 1874
Zeichnen, Modelliren Holzschnitzerei
und Kunsnischlerei .. .. Grulich 26. Oct. 1873
Glasindustrie und Holzschnitzerei Halda 1871
Zeichnen und Modelliren Hohenbruck '20. Dec. 1871-
Spielwaaren-lndustrie Katharinaberg 8. Apr. 1874
Tischlerei .. Königsberg aJEger 4. Jan. 1874
Kunstgew. Zeichnen u. Modelliren. Reichenberg 1. Dec. 187
10 Zeichnen, Modelliren für Glasindustrie. Steinschünau P1. Marz 1.863
11 Holz- und Serpenlindreherei Tachau '23. Sept. 1874
12 Zeichnen u. Modell. für Thonwaar Teplitz 10. Jan. 1875
13 Zeichnen und Modelliren mit Rücksicht
auf Siderolithfabr Tetschen aJElbe 1. Dec. 1874
14 HolzindustrieTischlenßildh Drechsler Wallern 2. Jan. 1873
15 Fachschule für Holzindusxr Haindorf 17. Nov. 18711
16 .Rumburg Schlesien
17 Kunsuischlerei und Holzschnitzere WaL-Meseritsch Mehr. 13. Oct. 187
18 Zeichnen u. Modelliren f. Thoninclustrie Znaim 1. Oct. 187
19 Kunslstickerei .. Wien N.-Oeat 26. Ocr. 1874
20 Manufacturzeichnen und Weberei Wien 9. Oct. 1871
21 Holzschnitzerei u. Mannorbearbeilungn Hallstadt Ob.-Oest. I9. Mai 1878i
22 Holzschnitzerei Zeichnen u. Modelliren Mondsee 1. Mai 1871
23 Holzschnilzerei Hallein Jg", 157
'24 Holzschnitzerei lnnsbruck Tirol 1. Oct. 187
ubv.
25 Hrn. HernmUffenheimefs Klöppelschule lnzing März 187
26 Proveis Süd- Jänner 1874
27 Rietz August 1872
23 Holzschnitzerei Privatscln. lmst 1866
llhV.
29 Holzschnitzerei St. Ulrich irnGröd-
nerthale .7
30 Holzschnitzerei u. Marmorbearbeitung Taufers 1. Sept. 1871
31 Zeichnen, Modelliren. Holzschnilzerei Cles 1. Sept. 1874
32 Holzschnitzerei uhllodelliren Privatsch Tione 1. Oct. 187
33 Zeichnen für Weiss- u. Buntsxickerei Feldkirch Vorarib. 11. Nov. 187a
34 Hnlzschnilzerei .. Gmünd Karnthen 3. Jan. 187
35 Zeichnen und Mod iren .. .. Klagenfurt 7. Jan. 1875
36 Tischlerei Schlosserei u. Steinmetzarb. Wolfsberg 15. Marz1874
37 Gewerbliche Fortbildungsschule Gmundcn Salzh. 8. Nov. 1874
38 Gewerbeschule Graz Steierrml 1. Ocl. 1872i
Bemerkung. Die mit einem bezeichneten Anstalten
Uebersicht
im Ocbober 1875 veranstalteten Ausstellung betheiligt haben.
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ßäeou N77 5866.08
56565
unterstehen dem k. k. Unterrichtsminislerium.
Der Zalchenuntorrlolit an den Lehrer-Seminaren In Saollüi.
Die Lehrordnung für die evangelischen Volksschullehrer-Seminare im Königreiche
Sachsen vom 14. Juli t873 enthält Folgendes über den Zeichenunterricht
j. 26. Vertheilung des Unterrichtsstoffes.
helltandzeichnen.
Classe Vl, Stunden wöchentlich
Einübung der geraden und gebogenen Linien durch Darstellung von Flachorna-
menten mit Umrissschatten nach Tretau's Lehrbuche, ll. Theil Fig. 67 fg. Massenunter-
richt mit Herdtle's Vorlagenwerlte.
Classe Stunden wöchentlich
Fortsetzung der Uebungen nach Herdtle. Darstellung plastischer Formen nach
Gypsmodellen Stuttgarter Sammlung. Empirische Behandlung der Licht- und Schatten-
gesetze.
Classe IV, Stunden wöchentlich
Fortgesetztes Zeichnen nach Gyps Stuttgarter Vorlagen, spater Vorlagen aus der
l. Serie der von der König. polytechniachen Schule zu Dresden herausgegebenen Gypse.
Classe Ill, Stunden wöchentlich
Zeichnung von Körpern nach den Dupuisschen Drahtmodellen. Erklärung der per-
spectivischen Erscheinungen. Darstellung von geometrischen Vollltörpern, einzeln und in
Gruppen, event. mit Licht und Schatten im Sinne Peter Schmidts. Erklärung der
Principien des Zeichenunterrichtes, Bekanntmachung mit Tretauk methodischen Winken.
Bis hierher ist der Unterricht obligatorisch und wird als solcher theils durch eine
allvierteljährlich unter Anleitung des Lehrers zu fertigende Probearbeit, theils durch Un-
terricht in der Seminarschule nach Tretau's rkleinem Zeichner l. Theil bis zum Ab-
schlusse des Gesammtcursus fortgesetzt.
Für weiter strebende Schüler ist vorwiegend in's Auge zu fassen Linearperspective
und deren praktische Anwendung; weitere Studien nach Gyps und nach der Natur,
welche nunmehr die künstlerische Bildung dieser Seminaristen bezwecken; kunstgeschicht-
liche Notizen, soweit sich solche auf die Entwicklung der l-lauptstylgattungen beziehen etc.
B. Geometrisches Zeichnen.
Classe ll. Stunde wöchentlich
Constructionen in der Ebene, etwa nach Weishaupfs Elementarunterricht im
Linearzeichnen.
Classe Stunde wöchentlich
Darstellung von Körpern in Grund- und Aufriss.
Nach Befinden Drehungen gsgen die Projectionsebene. Darstellung von Flachen und
Linien in der wahren Grösse. Abwicltelungen. Kegelschnittlinien, etwa nach DietzePs
vElemente der Projectionslehru,
Q. 27. Bildungsziel.
Sicherheit in der Auffassung, Geschick zur Darstellung und Geschmack bei Beur-
theilung dargestellter Formen, vornehmlich zu dem Zwecke, den Schüler zur Ertheilung
des Zeichenunterrichtes in der Volksschule zu befähigen.
Die Lehrordnung für die evangelischen Lehrerinnen-Seminare im Konigr. Sachsen
enthält über diesen Gegenstand Folgendes
Q. 13. Vertheilung des Unterrichtsstoffes.
Classe Stunden wöchentlich
Einübung der geraden und gebogenen Linien durch Darstellung von Flachorna-
menten aus dem Herdtle'schen Vorlagenwerke. Verwerthung des Erlernten zur Herstellung
von Verzierungen für verschiedene Nadelarbeiten, als Besatz, Applications- und Stick-
muster.
Classe IV, Stunden wöchentlich
Uebergang von der Flache zum Korper durch Zeichnen'nech körperlichen Flach-
omamenten. Empirische Behandlung der Licht- und Sehattengesetze. Allmüllges Fort-
schreiten zu plastisch wirkenden und runde Formen enthaltenden Ornamenten, welche
439
ein tieferes Eingehen in die Licht- und Schattengesetze erfordern. Gelegentliche Auf-
gaben zur Entwerfung von Flachornamenten nach vorgelegten Blättern und Bluthen.
Classe IlI, Stunden wöchentlich
Contourzeiehnen nach freistehenden geometrischen Körpern mit Erklärung der per-
spectivischen Erscheinungen. Darstellung solcher Körper mit plastischer Wirkung einzeln
und irn Ganzen.
Uebungen im eigenen Erfinden, wie in Classe IV.
Classell, Stunden wöchentlich
Fortbildung der Aufgabe für Classe lll. Zeichnen nach der Natur Topfpflanzen,
Früchte und Aehnliches, wobei auch die Farbengebung mit in den Bereich des Unter-
richtes zu ziehen ist.
Classe Stunden wöchentlich
Fortsetzung des in voriger Classe Begonnenen. Einführung in die Principien des
Zeichenunterrichtes und zusammenfassende Darstellung der in Tretau's -kleinem Zeichner-
entwickelten Methode.
Bildungsziel.
Sicherheit des Auges und der Hand in der Erfassung und Darstellung dargebotener
Formen, wie Bildung des Geschmackes. Einsicht in die Methode des Unterrichtes.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Ouratm-ium. Se. kais. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog Rainer
als Protector des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie hat
über Vorschlag des Gemeinderathes der Stadt Wien dem Gemeinderath
Juwelier Josef Matzenauer das Ehrenamt eines Curators der bezeich-
neten Anstalt auf die Dauer von drei Jahren verliehen.
Die Ausstellung der österreichischen Fachsohulen wurde,
nachdem Se. kais. Hoheit Erzherzog Rainer sie bereits Tags zuvor in
Augenschein genommen hatte, am Dienstag den 5. October von Sr. Ex-
cellenz dem Herrn Handelsminister eröffnet, welcher, von dem Ausstellungsa
Cornite geleitet, eingehend die Arbeiten sämmtlicher Fachlehranstalten
und demnächst die Schulausstellung der Kunstgewerbeschule besichtigte.
Die Ausstellung fand in den Sälen IX und des Oesterr. Museums
r. Stock statt, und war täglich mit Ausnahme des Montags geöffnet.
Se. Majestät der König von Sachsen, die Herren Minister v. Lasser,
Dr. J. Glaser und Dr. K. v. Stremayr beehrten die Ausstellung mit
ihrem Besuche. Unsere Leser erhalten einen umständlichen Bericht
über diese für die kunstgewerbliche Entwicklung in Oesterreich hochwich-
tige Ausstellung.
Programm der Vorlesungen im Museum, Winterhalbjahr
1875MB. Novbr. n. Hofrath v. Eitelberger Ueber kunstgewerbliche
Fachschulen; x8. Reg.-Rath v. Falke Ueber kirchliche Kunst; 25. Reg.-
Rath Exner Ueber Biegen des Holzes; Decbr. 2., 9., 16. Reg.-Rath
v. Falke Die Kunst im Orient; 23. Oberbaurath v. Hausen Ueber den
Akademiebau; 30. Reg.-Rath Exner Teehnologisches aus Japan; Januar
13. Prof. v. Lützow Ueber M. v. Schwind; zo. 27. Custos llg Ter-
minologie und Styl der Spitzen; Februar 3. Prof. Bauer Der'Zahn der
Zeit; ro. Oberbaurath v. Ferstel Die Innendecoration der Votivkirche;
17. Prof. Hau ser Ueber römische Baudenkmäler in Dalmatien; 24. Prof.
Conze Ueber griechische Costüme; März z. Custos Bucher Ueber
Sjilelliarten; 9. Prof. Thausing Masolino und Masaccio; r6. u. 23. Reg.-
Rath v. Neumann-Spallart Gewerbe und Kunstgewerbe in Oester-
reichs älterer Zeit; 30. Custos Lippm ann Gutenberg und Laurenz Coster.
Neu ausgestellt. Gothische Monstranze in Silber, Gold und Edelstein, ausge-
führt vom Hofiuwelier F. Braun, Eigenthum Ihrer Durchl. der Fürstin zu Liechten-
stein, geb. Gräfin Kinsky; Modell zu einem Denkmalthurm für die Stadt Nancy
nach dem Entwuri! des Oberbaurathes Fr. Schmidt, ausgeführt vorn Bildhauer Berg-
lehner in Wien; Becher aus getriebenem Metall vom Kunstgewerbeschüler H. Lind,
Eigenthum des k. k. I-Iandelsministeriums; Schale von Glas mit Emailfarben in Relief
aus der Fabrik von Schreiber effen, Geschenk an das Museum; vier Porcellun-
tassen von Sevres und Schlaggenwald, zwei Steingutkannchen von Frein, Eigenthum des
Museums; die Grabdenkmaler des Pfarrers und Professors Kleckmann und der Familie
Sigenfelder in Gyps, Originale in Sandstein bei St. Stephan in Wien, erste Hälfte des
t6. Jahrhunderts; Rio de Janeiro, gemalt von Bauch, in Farbendruck ausgeführt
bei Sommer in Wien; Stucco-Mosaik, 17. Jahrh., Eigenthum des l-Ierrn F. Löwen-
feld; Thor aus Schmiedeeisen, ausgeführt von A. Milde in Wien, Geschenk des
k. k. I-Iandelsministeriums; i-Erwachen der Lieben, modellirt von Bildhauer Kalm-
steiner, Schüler des Prof Zurnbusch in Wien; Theeservice von Frankenthaler Por-
cellan und ein Dejeuner von Wiener Porcellan, letzteres mit den Emblemen der Frei-
maurer, Eigenthum der Frau Amalie Meyr.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
October von x5.2ro, die Bibliothek von 716 Personen besucht.
Wilhelm Hoffmamrs Spitzenmusterbuch ist nach der seltenen
Originalausgabe von 1607 in x8 photo-lithographirten Blättern soeben ver-
öifentlicht worden. Das Werk erscheint im Verlage des k. k. Oesterr.
Museums mit einem Vorworte von Custos F. Schestag. Die Photo-
Lithographie besorgte die k. k. Staatsdruckerei. Wir werden im nächsten
Hefte darüber berichten. Es ist dies die dritte Publication des Mu-
seums, welche sich mit der Reproduction alter, hervorragender Spitzen-
musterbücher beschäftigt.
Ausstellung in Relohenberg. Auf Wunsch des Gewerbevereines in Reichen-
berg wurden diejenigen Objecte, welche aus den Sammlungen des k. k. Handelsministe-
riums und des Oesterr. Museums zur Gewerbeausstellung in iTeplitz geschickt worden
waren, nach Schluss dieser letzteren noch für mehrere Wochen nach Reichenberg ge-
sendet, wo dieselben bis zum io. October ausgestellt waren und von den Industriellen
der Stadt und der Umgegend mit Eifer studirt worden sind.
Die Conourrenzarbeiten der Bronzeindustrie-Gesellsohaft.
Die junge Gesellschaft zur Hebung der Bronzeindustrie hat im Frühjahr
drei Preise ausgeschrieben, deren Termine am 20. October abgelaufen
sind. Ohne dem Urtheile der Jury und der Generalversarumlung, welche
Anfangs November endgiltig darüber entscheiden soll, vorzugreifen, ist
die Thatsache allein schon in hohem Grade beachtenswerth, dass alle
Preise von den besten äusseren Erfolgen begleitet sind, so weit es sich
schon jetzt übersehen lässt.
Die drei ausgeschriebenen Preise waren ein Arbeiterpreis für
Ciseleur- und Treibarbeit, ein Modellirpreis und ein Schülerpreis,
gestiftet von Graf E. Zichy, dem Präsidenten des Vereines.
Um den Arbeiterpreis für Ciseleur- und Treibarbeit con-
currirten I0 Arbeiter mit zr Arbeiten, darunter mehrere mit grösseren
Arbeiten sowohl in der Ciselir- als in der Treibtechnik Punzenarbeit,
an der Concurrenz um den Modellirpreis haben vier Bildhauer
Theil genommen, und
um den Schüler- Zichy- Preis für Zöglinge der Kunstgewerbe-
schule wurde von 15 Schülern mit 40 Arbeiten concurrirt.
So wenig die äussere Lage der Industrie eine besonders günstige
ist, so zeigt doch die zahlreiche Betheiligung das rege Interesse an kunst-
gewerblichen, technischen und künstlerischen Aufgaben gerade in den
44,
Kreisen, die bei hoffentlich bald besserem Geschäftsgange zur Mitwirkung
an kunstgewerblichen Aufgaben berufen sind. Es wäre im Interesse
der Sache wünschenswerth, dass sämmtliche Concurrenzarbeiten öffentlich
ausgestellt würden.
Bildhauer-Ateliers Se. Majestät der Kaiser hat gestattet, dass
die sogenannten Pavillons des Amateurs auf dem Weltausstellungsplatze
zu Bildhauer-Ateliers für den Zeitraum von zehn Jahren verwendet werden.
Gegenwärtig wird vorläufig der nördliche Pavillon zu diesem Behufe adap-
tirt werden und es werden daselbst für sechs Bildhauer geräumige Ateliers
eingerichtet auf Kosten des Unterrichtsministeriums, dem die Administration
dieser Pavillons untersteht.
Die Adaptirung wird von dem Architekten Herrn, Gugitz mit mög-
lichster Beschleunigung durchgeführt, so dass Aussicht vorhanden ist, diese
Ateliers vielleicht noch in dem Spätherbste den betreffenden Bildhauern zur
Verfügung stellen zu können. Da es bekannt ist, wie sehr gerade Bildhauer
unter dem Mangel von passenden Ateliers leiden, so ist wohl zu begreifen,
dass diese Massregel die betreHenden Künstler sehr angenehm berührt.
Dazu kommt, dass von Seite des Ministeriums nur der Gesichtspunkt fest-
gehalten wird, dass durch den Miethzins die Kosten der Adaptirung und
Erhaltung gedeckt werden, daher dieser ein sehr niedriger ist. ln erster
Linie wurden jene Bildhauer berücksichtigt, welche sich deshalban das
Unterrichtsministerium gewendet haben. Seiner Zeit wurde diese Petition
auch von der Akademie der bildenden Künste und der Wiener Künstler-
genossenschaft befürwortet. Die Bildhauer Wagner Silbernagel,
Costenoble, Bähr, Schmidgruber u.A. werden die Ateliers beziehen.
Diese Ateliers haben eine gemeinsame Vorhalle, welche zur Aufstellung
von Modellen u. s. w. benützt werden kann.
Maler- und Bildhauer-Ateliers in der k. k. Akademie. So lange die Be-
dürfnisse der Schulen an der k. k. Akademie der bildenden Künste die Räume des neuen
Gebäudes nicht vollständig in Anspruch nehmen, steht in demselben eine Anzahl von
Maler- und Bildhauer-Ateliers zur Verfügung, welche, entsprechend dem io des Statuts
für die k. k. Akademie der bildenden Künste zu Wien, unter den nachfolgenden Moda-
litäten vergeben werden i. Ein Theil dieser Ateliers wird an solche Künstler welche
mit einem öffentlichen Auftrage betraut sind, dessen Ausführung einen grosseren Arbeits-
raum beansprucht, oder an solche schon selbstständig arbeitende Schüler der Special-
schulen für Historienmalerei und höhere Bildhauerei, welche ein grösseres Werk ausführen,
vergeben, und zwar für eine von Fall zu Fall im vorhinein zu bestimmende Zeit. 2. Die
anderen Ateliers werden an solche hervorragende Künstler vergeben, deren künstlerische
Thätigkeit in Wien durch die Ueberlnssung eines solchen Ateliers ermöglicht wird oder
deren specielles Fach ihre Thatigkeit an der Akademie besonders wünschenswerth macht.
3. Die Ateliers werden auf Vorschlag des Professoren-Collegiums oder nach Einholung
des Gutachtens desselben vom Minister für Cultus und Unterricht vergeben. Die Ent-
ziehung eines Ateliers steht dem Minister in besonderen Fallen auch vor Ablauf der vor-
erwähnten Zeit frei. 4. Die Sammlungen der Akademie stehen den jeweiligen Besitzern
dieser Ateliers unter den durch die betreffenden Reglements festgesetzten Bedingungen zu
Gebote. Für die Benutzung der Ateliers ist ein massiges, vom Ministerium zu bestim-
niendes Entgelt zu entrichten. Die Ateliers werden auf Kosten der Akademie geheizt und
beleuchtet; für die Moblirung und Einrichtung, sowie für die Bedienung in denselben zu
sorgen ist Sache der jeweiligen Besitzer. Die Hausordnung der Akademie gilt auch für
diese Ateliers.
Die Baugawerksehule. Das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht hat
nach dem Abgange des Herrn Direetors Martens die Leitung der ersten österreichischen
Baugewerkschule in Wien den beiden Architekten Johann Gradt und Richard Jordan
übertragen. Die Anstalt, welche vorn Reiche, vom Lande Nieder-Oesterreich und von der
Commune Wien subventionirt wird, nimmt einen grossen Aufschwung. Die Schülerzahl
ist im stetigen Anwachsen begriffen und betrügt zur Zeit mehr als 500, darunter 50 pCt.
Wiener oder Angehörige der Vororte Wiens.
derselben verbundene Verlagsbuchhandlung; im folgenden Jahre wurde er zum Universitats-
Buchdrucker ernannt und als "Civis Academicus- immatriculirt, erhielt auch den Titel
Kaiserlicher Reichs-Hof-Buchdrucker, im Jahre 1730 wurde er zum Universitats-Buchhändler
ernannt. 1806 übernahm Carl Gerold das Geschäft seines 1800 verstorbenen Vaters;
unter ihm erfolgte u. a. die Verlegung des Sortimentsgescbäftes an den Stephansplatz.
184g wurden die Chefs der Firma die Herren Friedrich und Moriz Gerold, welche heute
noch der Buchdrudterei und dem Verlagsgeschäfte verstehen, während das Sortiment
1867 unter der Firma Gerold Camp. an die Herren Pauli und Demuth übergegangen
ist. Das Fest fand statt unter lebhafter Betheiligung der Geschaftsgenossen von nah
und fern, der Gelehrten, Schriftsteller und Künstler, welche durch die ausgedehnte Ver-
lagsthatigkeit des Hauses mit diesem in Beziehung stehen. Eine musterhaft ausgestattete
Festschrift nZur hundertjährigen Gründungsfeier des Hauses Geroldn gibt
einen Ueberblick über die Entwicklungsgeschichte des Geschäftes, welches in Oesterreich
den ersten Platz unter seinesgleichen behauptet und dessen Bedeutung sich weit über die
Grenzen des Reiches erstreckt.
Der Kunstverein fürBöhmen, welcher am 3. October unter Vorsitz des Herrn
Grafen Albert Kaunitz die Jahresversammlung hielt, ist nach dem Geschäftsberichte in
erfreulicbem Fortschreiten begriffen. Derselbe constatirt, dass die Zahl der Vereinsmit-
glieder von 38m Mitgliedern mit 4tgo Actien auf 3832 Mitglieder mit 4210 Actien ge-
stiegen ist. Die Kunstausstellung ergab einen Gesammterlös von 3046 B. 40 kr., von
welchem ein Reinertragniss von 354 B. 73', kr. erzielt wurde. Der Ankauf von Kunst-
werken durch Private hat ebenfalls bedeutend zugenommen. Der Verein kaufte zur Ver-
losung 32 Kunstwerke für 7253 fl. 94 kr. Der zur Schaffung von öffentlichen Kunst-
werken bestimmte Fonds erreichte wahrend seines 35iahrigen Bestandes die Summe von
253.597 G. 49 kr. Die Ausgaben betrugen dagegen 170.939 fl. 26 kr. und es erübrigten
daher Ende des Jahres 1874 82.658 fl. 23 kr., welche theils in der böhmischen Spar-
casse, theils in Silberrente angelegt sind. Aus diesem Fondsvermögen sollen vorläufig
20.000 B. zur Ausschmückung der St. Anna-Capelle im Veits-Dome verwendet werden.
Das reichhaltige Archiv des Schlosses Wolkenatein-Rodenek wurde, wie
der v-Tir. Boten meldet, vom Germanischen Museum in Nürnberg angekauft.
Das Kaulbach-Muaeam, welches die Witwe Kaulbach's für die in ihrem Besitze
betindlichen Arbeiten ihres Mannes neben ihrem Wohnhause in München erbaut hat und
welches in grosser Reichhaltigkeit Arbeiten des berühmten Meisters, anfangend von seiner
frühesten Zeit bis zu der letzten Arbeit, dem wdeutschen Micheh, enthält, ist nun vollen-
det, und wurde nach der hochherzigen Bestimmung der Witwe von Sonntag den 3. Oc-
tober an dem kunstsinnigen Publicum gebifnet. Der geringe Eintrittspreis ist zum Besten
des Münchner Künstler- und des KünstlerwitwensUnterstützungsvereines bestimmt.
Die Madonna. von Brügge. Ad. Siret veröffentlicht in Nr. 19 des Journal
des beaux-arts et de la litterature Bruxelles, t5. Octobre 1875 einen Artikel über die
Brügger Madonna, den wir hier in Uebersetzung folgen lassen
M. Ch. Noe macht uns gelegentlich der Discussion, welche sich betreffs der Echt-
heit der dem Michel-Angelo zugeschriebenen Brügger Madonna erhoben hat, aufmerksam,
dass ein, zehn Jahre vor dem Tode des grossen Bildhauers ausgestelltes Document diese
Echtheit beweist. In der Tbat liest man in dem Werke v. Vaernewyck's einen in Flamin-
discher Sprache geschriebenen Passus, aus dem sich ergibt, dass die Statue wohl von
Michel-Angelo herrtihrt. Hier die Stelle aus van Vacrnewylfs Buche
nUnd in Unserer Lieben Frauen Kirche befindet sich auch ein Marienbild von
weissem Marmor in Lebensgrdsse, verfertigt durch die sehr kunstreiche Hand von Michael
Angelus Bonarotus von Florenz, und ist mit grosseo Kosten aus Rom geholt und bezahlt
mit circa viertausend Gulden ohne die Kosten, welche sich noch daran schlossen, für
zwölf Darstellungen von Unserer Lieben Frau Xll parcken, compartiments, Felder,
damit das Stuck in eine überkostliche Tafel gekleidet werden solle, von der man glaubt,
dass sie sechs Pfund Groschen kosten wird. Der Meister davon ist Jan d'l-leere aus Gent,
der das Modell patroon gemacht hat und Meister Lucas, dessen Sohn, hat es gezeichnetm
Man sieht, die Stelle des alten Geschichtsschreibers von Gent lässt keinen Zweifel
über die Echtheit der von Michel-Angelo berrührenden Statue und die Untersuchung
kann als geschlossen betrachtet werden.
Das Citat, welches wir gegeben haben, spricht von einem köstlichen Altargehause,
welches d'l'leere hatte ausführen sollen. Ohne Zweifel ist das Proiect nicht zur Vollen-
dung gediehen oder das Werk ist bereits verschwunden. Der Guide de Bruges von
M. Weale 1862, welcher die Idee, dass die Statue dem Michel-Angelo fälschlich zugetheilt
sei, anregte, sagt uns nichts zur Aufklärung aber diesen fraglichen Altar.
Das Werk des Marcus van Vaemewyck, aus welchem jene Stelle citirt wurde, hat
den Titel Historie van Belgis die men anders namen mach den Spieghel der Neder-
lantscher audtheyt etc. Die r. Ausgabe dieses Buches erschien in Gent 1560, andere
folgten nach. Jene, der wir unser Citat entnahmen, ist vorn Jahre 1574. Eine moderne
erschien 182g bei van der l-laeghen in Gent, aber sie ist gekürzt und enthält die Stelle
bezüglich des Altares nicht.
Ueber denselben Gegenstand erhalten wir nachstehende Zuschrift
Geehrte Redaction.
Sie haben in Nr. 12x der dldittheilungem einen Artikel von Herrn L. Gnnse über
die dem Michel-Angelo zugeschriebene Madonna von Brügge aus der Pariser -Chronique
des arts- in theilweiser Uebersetzung mitgetheilt. Obschon dieser Artikel, auch in den
der darin citirten Broschüre von Reiset entlehnten Sätzen, absolut nichts Neues zu der
Streitfrage über das genannte Bildwerk beibringt, scheint es mir doch geboten, einen
Passus daraus hervorzuheben, durch den auf das Urtheil eines hochgeachteten belgischen
Forschers ein falsches Licht geworfen werden könnte.
Herr Gonse, für den die Madonna von Brügge als Originalwerk Michel-Angelds
über njeden Schatten von Zweifeln erhaben dastehg beruft sich u. A. auch auf J. Weale's
ausgezeichnetes kleines Buchu Bruges et scs environs, in welchem der Autor das von
ihm in Brügge entdeckte, auf die Widmung der Madonna an die Notre-Dame-Kirche he-
zügliche Document veröffentlicht habe.
ln Wahrheit enthält jedoch das Wealäschc Buch in der mir vorliegenden 2. Aufl,
S. 80 G. nichts von diesem Document, statt dessen vielmehr nur die einfache Notiz, dass
Pierre Moscron im Jahre 1510 die Gruppe der Kirche schenkte. Ferner aber sagt Weale,
nachdem er die Gruppe kurz beschrieben rLe tout est traite d'une maniere
trop fine et trop delicate pour etre de Michel Angew Er gehört also zu den-
ienigen, welche schon vor Jahren an der Echtheit des Werkes wie mir scheint, rnit Recht
gezweifelt haben. Wenn Herr Gonse sich auf Weale berief, hatte er auch diese That-
sache nicht ignoriren sollen.
Ich bin mit bekannter Hochschatzung
einer lobl. Redaction ergebener
Wien, m. Oct. 1875. C. von Lützow.
Publicationen des Oesterr. Museums.
IIHIIOIIIIIIIQII des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie Monatschrift für Kunst
und Kunstgewerbe. Erscheint seit 1865. Monatlich Heh von x-PI, Bogen. Prä-
numerationspreis H. ö. W. C. Gerold's Sohn.
IIIHSM antiker TMIUBÜIQI zum Studium und zur Nachbildung für die Kunstindustrie
sowie für Schulen. 2. verm. Außuge. Autographien mit Text. Preis H. 6. W.
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Rudolf ll. Facsimilirt. Preis B. 50 kx. ö. W. Beck'sche Universums-Buchhandlung
A. H6lder.
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von V. Teirich. Fünf Lief. H. 6. W. Beck'sche Univerm-Buchh. A. H0lder.
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stellungen von B. Bucher. Preis H. 50 kr. 6. W. raumüller.
lloher karuulaoho Docorlllon und Enalllaga, zwei Abhandlungen aus dem Französischen
des Salvetet. Preis H. zu kr. b. W. Braumüllen
Orlglnal-Stlcknutor der Rennlunnoo, in getreuen Cupien vervielfältigt und mit Unter-
Stützung des k. k. Handels-Ministeriums herausgegeben. Preis H. o. W. Waldheim
SÜOKIIIiIr, mit Unterstützung des k. k. Unterrichts-Ministeriums und mit Benutzung der
besten Vorbilder entworfen von E. Drahan. Hefte. Preis H. 88 kr. ö. W.
Hartinger 61 Sohn.
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