Mitlheilunußn des k. k. üeslarrßich. Musaums
KUNST UND INDUSTRIE.
uYlonatschrift für Kunst und Kunstgewerbef
Am l. eines peden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr H. 4.
Redacteur Bruno Bucher. .Expedilion von C. Gerohfs Sohn.
Man abonnirl im Museum, bei Gernld 8x Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsvhandlungen.
Nr, 131 WIEN, I. AUGUST 1876. XI, Jahrg.
Inhalt "chi der Jury fur die Schularbeiten auf der Ausstellung in München. Zur Jamnjlzerfnge.
liunslgewcrblicnc Faclischulen und ihr Arten. Der Neuhnn der k. k. Akademie der bul-
dcndeiu Kunsle in Wien. uie Mnnchener Knnslgewerbeachnle. Meinen Allnlieilnngen.
Bericht der Jury üir die Schularbeiten auf der Ausstellung in München.
Die ergebenst gefertigte Jury für die Gruppe des Ausstellungs-
programmes hat ihre Vorarbeiten behufs der Beurtheilung sämmtlicher zur
Vertretung gelangten kunstgewerblichen Unterrichtsanstalten beendet und
ist zu einer Reihe von Anträgen für die Prämiirung der hervorragendsten
lnstitute dieser Art gelangt, welche hiemit Einem hochlöblichen Directorium
zur gefälligen Genehmigung vorgelegt werden.
Ausser den Schulen selbst wurden ferner aber durch die unterzeich-
nete Jury einige denselben übergeordnete Behörden in zwei Staaten zur
Prämiirung in Aussicht genommen. Die Gefertigten gingen von der Ansicht
aus, dass bei dem heutigen Stande des kunstgewerblichen Unterrichtes in
Deutschland und Oesterreich in diesen Staaten nur durch die Sorgfalt der
betrellenden Regierungsbehörden bisher Bedeutendes geleistet werden konnte
und somit derartigen Bestrebungen aufrichtiger Dank gebührt.
Bei der Zuerkennung von Auszeichnungen gedachter Art wurde darauf
'das Hauptaugenmerk gelenkt, 0b in einem Lande die Pflege des kunst-
getverblichen Unterrichtes von Seiten der ölfentlichen Verwaltung auch
schon in einer vielseitig durchgreifenden Weise geschehe, ob eine allge-
meine Organisation derselben begründet sei und das Hauptziel dieser Thätig-
keit aul" eine möglichst weite und gleichmässige Verbreitung der Schulen
im Lande gerichtet, endlich, ob auch gegenwärtig bereits hervorragende
Resultate solcher Bestrebungen auf dem Gebiete der praktischen Gewerbs-
thätigkeit nachgewiesen werden können.
Hinsichtlich der Beurtheilung einzelner Anstalten musste selbstver-
ständlich eine gründliche Würdigung der localen Verhältnisse, aus denen
ihre Entstehung hergeleitet ist, von denen ihr Gedeihen abhängt und wel-
1876.
dheni sie hinwieder zu dienen bestimmt sind, als erste Grundlage der Au-
schauungen in's Auge gefasst werden. Es galt ausserdem in erster Linie
auf das Vorhandensein einer tüchtigen Lehrmethode, dann auf deren gewis-
senhafte Befolgung von Seiten der Lehrkräfte zu sehen, woran sich die Wür-
digung der im Lehrgange gebrauchten Vorbilder und Hilfsmittel anschliesst.
Als wesentlicher Factor für die Werthscbätzung einer Schule dieser
Art wurde weiters angesehen, ob dieselbe bereits dem endgiltigen wich-
tigsten Ziele, d. i. die Heranziehung ihrer Schüler für das praktische
Gewerbe näher gekommen sei, oder ob sie, wenn ihr Entwicklungsgang
vorderhand dazu ein zu kurzer gewesen sein sollte, wenigstens die Keime
für den Aufschwung zu praktischer Thätigkeit mit Wahrscheinlichkeit er-
kennen lasse.
ln dieser Beziehung gilt es vor Allem das Hauptgewicht darauf zu
legen, 0b am Orte vom Anfange an der Anschluss der Schule an eine in
ihrem Bezirke schon blühende Kunstindustrie bedachtsam angebahnt und-
der Unterricht für denselben vorbereitet worden sei.
Was die Beurtheilung der zur Ausstellung gelangten Lehrmittel an-
belangt, so war die gefertigte Jury nicht eigentlich in der Lage, dieselben
als einen besonderen Gegenstand ihrer Beurtheilung zu behandeln, und
zwar vorzugsweise aus dem Grunde, weil eine bedeutende Anzahl von
Lehranstalten, welche thatsächlich über einen ansehnlichen derartigen
Apparat verfügen, denselben gar nicht oder doch nur fragmentarisch vor-
geführt haben.
Die gefertigte Jury glaubte jedoch auf eine besondere Erwähnung
der Lehrmittel in ihrer Gesammt-Beurtheilung aus dem Grund verzichten
zu können, weil in denjenigen Staaten, deren Lehrmittelapparat bisher
den hervorragendsten Rang einnimmt, Württemberg und Oesterreich. die
Wahl und Beschaltung desselben der Fürsorge jener Unterrichtsbehörden
zu danken ist, welche ohnehin wegen ihrer bedeutenden Leistungen im
Allgemeinen ausgezeichnet wurden.
Gemäss der schliesslichen Umgestaltung des 31 des Ausstellungs-
programmes bestehen vier Kategorien von Prämiirungen
r. eine silberne, theilweise vergoldete Medaille,
2. eine versilberte Medaille,
3. eine bronzene Medaille,
4.. ein Ehrendiplom.
Obwohl nun laut der Geschäftsordnung für die Jury der Gruppe
den Unterrichtsanstalten das Ehrendiplom als die für Gruppe geeignete
Form der Auszeichnung bestimmt war, erlaubten sich die ergebenst Ge-
fertigten dennoch von den ihnen seitens des hochlöblichen Directoriums
zugestandenen Rechte, eine Vermehrung der Prämien-Kategorien anzu-
suchen, Gebrauch zu machen.
Es hat sich im Verlauf der Untersuchungen über sämmtliche Schulen
nämlich deutlich gezeigt, dass bei der grossen Verschiedenheit derselben
139
in Zweck, Organisation und Methode, ferner in Folge ihrer an den ver-
schiedenen Orten höchst mannigfachen Art Ader Abhängigkeit an äusseren
günstigen oder minder günstigen Umständen eine grössere Zahl von Prä-
miirungs-Kategorien allein eine gerechte Vertheilung der Anerkennungen
möglich machen könne.
Das hochlöbliche Directorium wird daher ergebenst gebeten, nach
Wortlaut des citirten Paragraphes des Programms in dessen endgiltiger
Redaction auch der Gruppe jene vier Preise, d. h. drei Medaillen und
ein Ehren-Diplom gestatten zu wollen.
Bei manchen Anstalten ergab sich die Nothwendigkeit, von der Aus-
zeichnung der Schule nach ihrer Gesammtleistung, welche theilweise Mängel
aufwies, zwar abzustehen, nichts destoweniger aber dem Institute den
Grad der Anerkennung nicht zu versagen, welchen es in Folge trefflicher
Ausbildung und Obsorge des einen oder anderen Zweiges ihrer Aufgaben
verdient.
In diesen Fällen hat die gefertigte Jury ihr Urtheil durch Zusatz
einiger Bemerkungen besonders motivirt und stellt dieselbe das ergebene
Ansuchen
"Das hochlöbliche Directoriurn möge derartige Bemerkungen den
Prämiirten zur Kenntniss bringen, indem bei der Verleihung von Medaillen
in dem Begleitschreiben, welches dem Belohnten die Zuerkennung der
Medaille anzeigt und bestätigt, der betreffende rnutivirende Passus einge-
schaltet werde, bei den Diplomen aber in dem Texte dieses Documentes
selbst eine Stelle finden
Die von der Jury, Gruppe zur Auszeichnung vorzuschlagenden
Anstalten und Schulen sind, dem Katalog folgend geordnet, die nach-
stehenden
15
hrä Name und Local der Unterrichts-Anstalt Bemerkung
n.
Königreich Sachsen.
Königl. Sächsische Akademie der bildenden Künste
inLeipzig. .. .. .. ll.
Königl. Sechs. Kunstgewerbeschule in Dresden ll.
Konixreloh Bayern.
Districts-Schmtr, Zeicben- und Modellirschule Wer-
denfels in Partenkirchen. lV. liürdie tremicheburch-
bildung der liguralen
Schnitzereien und die
dabei gehxndhabte
tüchtige Technik.
17 Frauenarbeitsschule in München lll.
gg Kgl. Kunstgewerbesebule in München l.
Stickschule, weibl. Industrieschule des Fraul. Matlx.
Jbrres in München lII.
Fmuennrbeitsschule des Cisterzienvereins des Fnuen-
HUMAN Selingenthal bei Landshut lV.
a6 Kgl. Kumtgewerbuchule in Nürnberg ll.
140V
rung
Name und Local der Unterrichts-Anstalt Bemerkung
Nr des
Kataloges
Kouigrelch PIGIISFSOI.
28 Gewerbliche Zeichenscliule in Breslau IV.
29 Unterrichtsrinstalt des Deutschen Gewerbemuseums
inBerlin. l.
Groesherzogtlium Buden.
33 Kunstgewerbeschule der grossh. Landes-Gewerbehalle
in Karlsruhe ll.
Kalserthum Oesterreioh.
55 Fnchschule Holzschnitzerei in l-lallein lV.
56 Flchschule für Gliisindustrie und Holzschnitzerei in
Haidii lll.
57 Fachzeicheii- und .Modellirsc.l'iul.en in llerbindiing mit
einer Lehrwerltstätte fm- Tischlerei etc. in Cles lV.
58 Höhere Kunststickereischule in Wien lll.
60 LehrwerkstAtte für Holzschnitzerei und Mannorbear-
beitung in Taufers lll.
6x Kuustgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums in
Wien.............l.
62 Fnchschule für Holzschniizerei in Gmund Kärnten lV.
63 Fachschule für Tischlerei und Drechslerei in Kö-
nigsberg............lV.
64 Fnchzeichen- und Modellirscliule in Verbindung mit
Lehrwerkstätten für Tischlerei etc. in Grulich lll.
65 Fiichzeichem, Modellir- u. Malerschule für Porcellan-
industrie in Karlsbad lV.
68 Fachschule für Holzschnitzerei und Marmorbearbei-
tung in Hellstadi lV. die 5,85158, Ch.
llllChC Anifiihijiiiig von
70 Fachzeichen- und Modellirschule in WalL-Meseritsch III. Mmnorgdhmm
7x Fiichschule für Goldschrriiedkunst und verwandte Ge-
werbe in Prag lV.
72 Fachzeichen- und Modellirschiile in Wallern lV.
73 Fachzeichenschiile für Holzschnitzerei und Silber-
Filigranarbei! in Cortina Anipezzo lV.
77 Atelier und Spitzenschule des Frauenerwcrbvereins
in Wien lll. für die uylvoue Nach"
alimting um spitzen-i
Königreich Württemberg. arbeiten.
75 Frauenarbeitsschule in Reutlingen lV. für die auageführlten
Toiletten und Stick-
792 Weberschule in Heidenheim IV. "bmem
90 Klosterpensionat, Fortbildungs- und lndustriescliulel
in ßonlnnden aIA. Leutkircli lV.
Gravir- und Ciselirschule in Schwäbisch-Grimm! lll.
92 Gewerbliche Fortbildungsschule iii SchwabrGmünd lV.
96 Gewerbliche Fortbildungsschule in Reutlingen lV.
log Gewerbliche Fortbildungsschule in Heilbronn lV.
Hi Weibliche Forthildungsscliule in Stuttgart lll.
1x3 Städtische Gewerbeschule in Stuttgart lll.
Gewerbliche Fortbkildungsschule in Schwäbisch-Hall lV.
lv Gewerbliche Fortbildungsschule in Biberach lV. die ,orgühnurch
bildung der Modellir-
izl Fortbildungsschulc in Rattweil lll. "baten"
H5 Gewerbliche Fortbildungsschule in itigen alb, 1l für die Aufnahmen
kunstgevterbl. Mustcr-
I1 ensignde und den
132i Gewerbliche l-ortbildungsschule in Rottenburg lV. 147- m1 des 55.1.1
raleii Zeichnens.
00.40 Kgl. Kunrtgewerbeschule in Stuttgart. ll.
x41
Ausserdem empfiehlt die gefertigte Jury den nachstehenden Behörden
aus den oben entwickelten Gesichtspunkten eine Prämiirung erster Classe
zu verleihen
Kaiserthum Oesterreich
Dem k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht für die Förderung
des Oesterr. Museums und der Kunstgewerbeschule in Wien.
Dem k. k. Handelsministerium für die Gründung, Erhaltung und
Förderung der zahlreichen gewerblichen Fachschulen.
Königreich Württemberg
Dem k. Cultus-Ministerium.
Der k. Central- Stelle.
Somit beträgt die Anzahl der ersten Preise im Ganzen der zwei-
ten der dritten 13 und der vierten zu, in Summa 46.
Nach den Ländern entfallen auf Sachsen Bayern Preussen
Baden Oesterreich 18 und Württemberg 17.
Bemerkung Bei der Preisbestimmung über die k. Kunstgewerbe-
schule in München hat sich das Jury-Mitglied l-lerr Director Lange, über
die Unterrichtsanstalt des deutschen Gewerbe-Museums in Berlin Herr
Director Ewald und über die k. k. Kunstgewerbeschule und die höhere
Kunsttickereischule in Wien Herr Docent Dr. llg, als Mitglied des Lehr-
körpers an genannten Anstalten der Abstimmung enthalten.
Die Vertreter der einzelnen Länder in dem Kreise der Jury bemer-
ken zugleich auch an dieser Stelle, dass sie in Betracht der bereits er-
wähnten Abweichungen und Gradunterschiede der mannigfachen Schulen,
deren Bezeichnung mit ein und derselben Prämiirungsnummer nicht dahin
verstanden haben und verstanden wissen wollen, als 0b die betreffenden
Schulen dadurch in der Würdigung einander vollkommen gleichgestellt
werden sollten. Vielmehr ist die Bestimmung des Gradunterschiedes für
die Schulen der einzelnen Länder als eine relative aufzufassen, in dem
Sinne nämlich, dass die prämiirte Anstalt nach den Verhältnissen des
Unterrichtes in ihrem Lande den bezeichneten Rang einzunehmen verdiene,
ohne aber, dass auf solche Weise ein directer Vergleich mit der gleich-
werthigen Rangstufe eines anderen Landes angestrebt sein wolle.
München, den 9. Juli 1876.
gez. Leins, Oberbaurath, Vorsitzender.
E. Ewald. C. Weissbach. Con. Lange. A. Thiersch. Fr. Miller.
Dr. Alb. llg, Schriftführer.
Zur lamnitzerfrage.
ljnter dem Titel Kenntniss Nürnberger Gold-
schmiedekunst-i bringt Herr Prof. R. Bergau im Heft izg dieser
Zeitschrift einige ergänzende und berichtigende Bemerkungen" zu des Unter-
zeichneten Vorwort zu den im Auftrage des k. k. Handelsministerium vom
Oesterr. Museum herausgegebenen "Gefässen der Deutschen Renaissance".
Ich muss vorausschicken, dass diese Bemerkungen keineswegs dem
Hauptinhalte jenes Vorwortes, somit weder der darin aufgestellten Ent-
wickelungsgeschichte der Punzenarbeiten, noch der historischen und künsta
lerischen Würdigung der veröffentlichten Blätter gelten, sondern dass sie
sich nur auf die Einleitung, welche die deutschen Gefässstiche des ifi.
Jahrhunderts kurz charakterisirt und einige gelegentliche Aeusserungen
über P. Flynt beziehen. Nichtsdestoweniger sind meine in dem erwähnten
Vorworte, wenn auch nur in der Einleitung und ziemlich nebensächlich
niedergelegten Aeusserungen weder ein lapsus calami, noch oberflächlich
gethan, sondern ebenfalls das Resultat eingehendster Specialforschungen-i.
Wenn ich somit von Herrn Prof. Bergau in meinen Ansichten abweiche,
so liegt der Grund nicht darin, dass ich die in verschiedenen Zeitschriften
publicirten Aufsätze des geschätzten Herrn Gegners nicht kenne, sondern
vielmehr in der offenbar zwischen uns existirenden Verschiedenheiten in
der Methode der Forschung.
Sehen wir nun die Bemerkungen des verehrten Freundes und Gegners
näher an.
Ad i. Für Bergau ist der iiMeister von i55im Wenzel Jamnitzer,
während er für mich ein unbekannter Nürnberger Goldschmied ist. Den
Beweis für seine Ansicht liefert Bergau in Nr. 30 der Kunst-Chronik, ohne
mich jedoch zu überzeugen. Das von ihm beigezogene Blatt W. Jarnnitzers
im Besitze des Berliner Kupferstichcabinetesl beschreibt er zwar sehr aus-
führlich, allein worauf es einzig und allein ankommt, die Charakteristik
der Stich manier, wird gänzlich übergangen. Ja er nennt es eine Ra-
dirung, während die Arbeiten des Meisters von i55i Grabstichelblätter
sind. Kunst-Chronik Nr. 30, p. 4.75 476. Von einer Radirung auf
den Autor von Grabsrichelblättern zu schliessen, scheint mir jedoch
etwas gewagt.
Ich bei meinen Forschungen schlug einen anderen Weg ein; ich ging
von der Darstellungsmanier des Meisters von 155i aus und suchte nach
Werken die von derselben Hand herrühren könnten und ein Monogramm
oder einen Namen tragen. Da fand ich nun ganz in der-Manier des Mei-
sters den oberen Theil einer Degenscheide, mit dem Monogramm -Il1'
unter welchem Nagler Monogr. IV. ig7i Leonhard Magerl erkennt. Allein
das Monogramm besteht nicht aus M. L., sondern aus M. Z., wie das zu
dem obigen Blatte gehörige untere Beschläge einer Degenscheide beweist,
welches die Initialen M. Z. getrennt führt, so dass über die Zusammen-
setzung des fraglichen Monogrammes kein Zweifel obwalten kann. Die
weitere Frage, die sich aufdrängt, ist Wie heisst dieser Monogramrnist?
Und da kam ich auf eine in ganz verwandter Manier ausgeführte Cartouche
mit nMatthias Zündt Faciebat A. 1553.11
Ist nun der Monogrammist M. Z. und M. Zündt ein und dieselbe
Person? Andresen hält sie dafür, da er unter Nr. 58 im Werke des Zündt
ein Blatt unseres Monograrnmisten beschreibt. Allein Andresen ist ein bei
denklicher Gewährsmann. lch konnte bisher meine Meinung nicht zu einer
zwingenden Ueberzeugung ausbilden, weil mir ein cotnpletes Oeuvre Zl'1ndt's
zum Vergleiche nicht zu Gebote stand. Da ich somit vom streng wissen-
schaftlichen Standpunkte den Meister von 1551 noch keinen Namen gehen
konnte, führte ich auch im illustrirten Katalog der Ornamentstichsamrnlung
des k. k. Oesterr. Museums und im Vorworte zu den Gefässen der deut-
schen Renaissance nur einen Meister von 1551 auf; die Begründung musste
an beiden Orten als nicht strenge hingehörig unterbleiben.
Ad 2. Was ich über die Gefässe des Solis gesagt, nämlich nDie
Zahl derselben ist eine bedeutende und die Qualität der Ausführung so
verschieden, wie bei den übrigen aus der Werkstätte dieses Meisters her-
vorgegangenen Arbeiten. Während eine ziemliche Zahl, sowohl in Bezie-
hung auf Form als auf Decoration, viel zu wünschen übrig lässt, sind
andere wieder wahre Muster der Gefässbildnerei nach jeder Richtung hinr-
sind Thatsachen, von deren Richtigkeit sich jeder durch Augenschein
überzeugen kann. Die Gefässe des Virg. Solis sind jedoch von denen des
Meisters von 1551 so verschieden, dass ich mir nicht erklären kann, wie
man die Arbeiten dieser beiden Meister auf eine gemeinsame Quelle, näm-
lich Jamnitzer zurückführen will'.
Uebrigens möchte ich bei dieser Gelegenheit auch darauf aufmerksam
machen, dass aus der Uebereinstimmung von Stich- und ausgeführter Arbeit
absolut nicht geschlossen werden darf und kann, dass der erstere immer
eine Copie nach letzterer sei. Dies führt mich unwillkürlich zu Punkt
der Bemerkungen des Herrn Prof. Bergau. Er schliesst aus der Ueber-
einstimmung eines ausgeführten Gefässes mit einem Stiche von Paul Flynt
auf die gemeinschaftliche Provenienz beider. Also weil der Stich von Flynt
herrührt, müsse das ähnliche oder ganz genaue? ausgeführte Gefäss
ebenfalls von Flynt herrühren. Diese Beweisführung überzeugt mich nicht.
Für mich existirt zwischen den Goldschmieden und Goldschmied-Graveurs
Sollten vielleicht die Geßsse des V. Solis im Münchener Kupfersrichcabinete die
Veranlassung zu Herrn Bergau's Meinung gegeben haben? Dann möge er die dortigen
Solis" einer sorgsamen Prüfung unterziehen. Im Jahre 1867, als der Meister von 1551
noch nicht in Mode war, fand ich daselbsr unter Solis oder Gefässe von ersterem
Meister, und obwohl ich dem Vorstande Freiherrn von Hefner-Alteneck davon Mittheilung
machte und die fraglichen BlAner bezeichnete, ist es dennoch nicht unmöglich, dass sie
nicht ausgeschieden wurden. Freiherr v. Hefner Verliess bekanntlich bald darauf diese
Sammlung.
'44
eine innige, doch mannigfaltige Vllechselbeziehung. Tretfe ich auf Ueber-
einstimmungen zwischen Stichen und ausgeführten Arbeiten, so gehe ich
vorerst der Individualität des Stechers nach da letzterer in der Re-
gel bekannt ist, der Schöpfer des ausgeführten Objectes jedoch nur aus-
nahmsweise.
Denselben Weg schlug ich mit Flynt ein. Auf die Frage, welchen
Charakter tragen seine Arbeiten, musste ich mir antworten Als Gold-
schmiedgesell publicirt er im Jahre 1592 in Wien stylreine Muster. Diese
so wie die der Zeit nach unmittelbar folgenden Blätter tragen die Merk-
male höchster Kunstentwickelung, während er 1603 bereits den tiefen Ver-
fall der Kunst zur Schau trägt. Siehe die kurze Charakteristik dieses
Meisters p. im Vorworte zu den Gefässen der deutschen Renaissance.
Es scheint mir unmöglich, dass ein Goldschmiedgesell mit seinen
sch öpfe risch Arbeiten das Niveau der künstlerischen Leistungen seiner
Zeit überragen könne, wenn er nicht auch in Zukunft diesen Ebcnbürtiges
leistet. Es liegt vielmehr der Schluss nahe, dass diese musterhaften Ar-
beiten wohl nur auf Rechnung seines Lehrmeisters zu setzen seien, mit
einem Worte, dass für dieselben Zeichnungen und Arbeiten anderer Gold-
schmiede als Vorlage dienten. Welche Goldschmiede können da in Betracht
kommen? In erster Reihe sein Lehrmeister, für welchen Bergau selbst
W. Jamnitzer ausgibt. Nun findet sich in Nürnberg ein Pokal, welchen
die Tradition eben diesem Meister W. Jamnitzer zuschreibt. Ist da meine
Schlussfolgerung, dass Flynt u. A. auch nach W. Jamnitzer copirt habe,
gar zu willkürlich? Ich werde der erste sein der die Tradition der Ur-
heberschaft Jamnitzefs an gewissen Objecten aufgibt, allein in diesem Falle
wurde kein Beweis erbracht, sondern nur eine Behauptung aufgestellt.
Aus den hier entwickelten Gründen bin ich in dem erwähnten Vor-
worte den Ergebnissen meiner Studien gefolgt, und habe die abweichende
Ansicht Prof. Bergau's, obwohl mir dieselben bekannt waren, nicht acceptirt.
Eine Polemik gegen Herrn Prof. Bergau lag nicht in meiner Absicht, auch
wenn sie in den Rahmen jener Arbeit gepasst hätte.
Franz Schcstag.
Kunstgoworblicho Fachachulen und ihre Arten.
Es dürfte nicht unangemessen sein, d.e verschiedenen Ausdrücke zu
erläutern, welche zur Bezeichnung kunstgewerblicher Fachschulen ge-
braucht werden; denn nichts ist schädlicher als Unklarheit im Ausdrucke,
da dieselbe häufig mit undeutlichen Vorstellungen über den Wirkungs-
kreis der Schüler in Verbindung steht. Alle kunstgewerblichen Fach-
schulen haben den Zweck einen bestimmten Zweig des Kunstgewerbes
auf dem Wege des Unterrichtes zu fördern.
Bevor man es unternimmt, eine Fachschule zu gründen, ist es un-
erlässlich nöthig, das Fach zu präcisiren, zu dessen Hebung eine solche
Fachschule nöthig ist, und den Ort mit Umsicht zu wählen, wo eine
solche Fachschule errichtet werden soll. Ist man darüber klar, wo und
für welches Fach eine Schule in's Leben gerufen werden soll, dann ist es
weiter von Wichtigkeit, die Rangstufe der Schule in's Auge zu fassen.
Alle diese Rücksichten werden zur Sprache kommen müssen, wenn man
die Terminologie der kunstgewerblichen Fachschulen zu erläutern unter-
nimmt. Die Ausdrücke, welche gegenwärtig bei den kunstgewerblichen
Fachschulen im Gebrauche sind, sind folgende
r. Kunstgewerbliche Ateliers und Laboratorien. Solche
Anstalten werden in das Leben gerufen, um hervorragenden Kunsthand-
werkern oder Künstlern oder Kunsttechnikern die Möglichkeit zu bieten,
sich selbstständig zu etabliren und in dem betreffenden Atelier einen be-
stimmten Zweig der Kunst oder Kunsttechnik auszuüben. Man verbindet
mit solchen Ateliers verschiedene Zwecke man will damit einem hervor-
ragenden Künstler oder Techniker die Gelegenheit bieten, sein specielles
Talent zu entwickeln, und dadurch auch einen bestimmten Kunstzweig zu
erhöhter Geltung zu bringen. Man kann damit auch den Zweck ver-
binden, durch solche Ateliers die kunstgewerbliche Thätigkeit einer Ge-
gend oder eines einzelnen Kunstzweiges zu beleben.
Solche Ateliers werden entweder für eine beschränkte Zeit oder für
eine Person, welche sich einem besonderen Kunstzweige widmet, gegründet,
und hören auf, sobald die Veranlassung aufhört, welche ihre Gründung
herbeigeführt hat. Sie haben daher in der Regel nur einen vorüberge-
henden Charakter und unterscheiden sich daher wesentlich von den kunst-
gewerblichen Schulen, die ihrer Natur nach auf eine längere Dauer be-
rechnet sind. Sie haben den grossen Vorzug, dass sie unmittelbar för-
dernd wirken, dass die Regierung eine grössere Freiheit der Action hat,
als bei Schulen.
ln Oesterreich und Deutschland gibt es relativ sehr wenige vom
Staate subventionirte Ateliers. Es liegt dies wohl im Nationalcharakter
der Deutschen, dass sie auf den methodischen und schulmännischen Un-
terricht ein grösseres Gewicht legen, als auf eine Förderung des Indivi-
duums. Man findet daher auch im Ganzen kunstgewerbliche Specialitäten
in den genannten Ländern selten, während an schulmännisch gut gebil-
deten Männern kein Mangel ist. Nun beruht aber die ganze Kunstindu-
strie wesentlich auf den zwei Elementen, der allgemeinen Schulung und der
Förderung der Specialitäten. Die Nationen, welche in den Kunstgewerben
die erste Rolle spielen, sind eben diejenigen, wo beide Elemente reich
entwickelt sind. Insbesondere dann, wenn sich eine Specialität durch
eigene Kraft herausgebildet hat, es derselben aber an Mitteln fehlt, sich
Geltung zu verschaffen, dann ist es nöthig fördernd und helfend einzu-
treten. Es würde mancher Zweig der Kunstindustrie besser stehen, wenn
man in früheren Zeiten, insbesondere auf dem Gebiete des Emails, der
Fayence und Porcellanmalerei, der Ciselirkunst auf das System der sub-
ventionirten Ateliers bedacht gewesen wäre. Gegenwärtig beginnt man
den kunstgewerblichen Ateliers eine erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.
2. Haben die Ateliers einen individuellen Charakter, so haben die
kunstgewerblichen Fachschulen, wie das eben der Ausdruck he-
zeichnet, einen schulmännischen Charakter, und sie unterscheiden sich
von den allgemeinen Gewerbeschulen nur dadurch, dass die letzteren das
ganze Gebiet des gewerblichen Unterrichtes umfassen und daher auch
dasjenige, was zur allgemeinen geschäftlichen Bildung eines Gewerbs-
mannes, also auch mit Rücksicht auf die kaufmännische Seite des Gewer-
bes, und auf jene Zweige des Volksunterrichtes unerlässlich ist, deren ge-
werbliche Seite eine weitere Entwicklung noch nörhig hat.
Die kunstgewerblichen Fachschulen, sind ie nach den Zielpunkten,
welche sich die Schulen stellen, verschiedener Art und zwar
Die einfachste Art von kunstgewerblichen Fachschulen sind die
Fachfortbildungsschulen. Sie sind für Lehrlinge, Gehilfen und
Arbeiter einzelner Kunstgewerbe bestimmt, also für Arbeitskräfte,
welche den Tag über in der Werkstatt sind, und in den Abend-
stunden oder in den Vormittagsstunden der Sonn- und Feiertage sich
in ihrem speciellen Fache weiter fortbilden wollen. Durch diese
Schulen sollen tüchtige Arbeitskräfte gebildet werden, die ihren Ehr-
geiz darein setzen, als gute und geschulte Arbeiter zu wirken. Der
Nutzen solcher Schulen liegt auf der Hand, und es wird insbeson-
dere die Aufgabe der Lehrkräfte, die an solchen Schulen wirken,
sein, diesen Ehrgeiz zu wecken und zu leiten, aber zugleich im Un-
terrichte auch Alles zu vermeiden, was unklare Ideen erwecken und den
Zweck solcher Schulen alteriren könnte. Eine Schule der Art z. B.
ist die Fachfortbildungsschule für Metallarbeiter, welche gegenwärtig
in Wien im Vl. Bezirke errichtet werden soll. Einer Kunstindustrie
ist nicht damit gedient, dass die Arbeiter Vielerlei wissen, sondern
dass sie das ganz genau gelernt haben. was sie praktisch im Ge-
werbe verwenden können.
Kunstgewerbliche Fachschulen haben dieAufgabe, einen be-
stimmten Zweig der Kunstindustrie auf dem Wege eines geregelten
Unterrichtes zu fördern. Es wird dabei vorausgesetzt, dass in einer
bestimmten Gegend der betreffende Kunstzweig in ausgedehnter
Weise geübt wird, denn nur dort, wo dies der Fall ist, ist die
Gründung einer solchen Fachschule gerechtfertigt. Da es aber in
der Natur vieler Knnsthandwerke liegt, dass sie untereinander ver-
banden sind, so ist es begreiflich, dass in den Kreis einer solchen
Fachschule auch alle jene. Gewerbe hereingezogen werden müssen,
welche mit dem Hauptgewerbe in Verbindung stehen. So verbindet
sich z. B. mit einer Holzschnitzschule Tischlerei, mit einer Kunst-
tischlerei die Bildschnitzerei und das Drechseln, so mit einer Gold-
schmiedeschule das Graviren und Emailliren u. s. f. Es ist aber
147,
nicht förderlich, ganz disparate Gewerbe. miteinander zu verbinden,
z. B. die Porcellanmalerei mit der Holzschnitzerei, eine Zeichenschule
für die textile Kunst mit einer Modellirschule zu verbinden. In
Oesterreich haben die kunstgewerblichen Fachschulen eine ziemlich
grosse Ausdehnung gewonnen, und es haben sich verschiedene Arten
von kunstgewerblichen Fachschulen entwickelt, je nach Bedürfnissen.
Die einfachste Art dieser Schulen sind jene, welche sich auf den
Fachzeichenunterricht für ein bestimmtes Kunstgewerbe be-
schränken, wie es z. B. bei der Drahanischen Zeichenschule für tex-
tile Gewerbe in Reichenberg der Fall ist. Einige Schulen verbinden
mit dem Zeichenunterrichte auch einen Modellirunterricht, wie es bei
den meisten Holzschnitzschulen oder wie es bei der keramischen Zei-
chen- und Modellirschule in Znaim der Fall ist. In der letzteren
Schule hat sich das Bedürfniss nach einem chemischen Unterrichte
als nothwendig herausgestellt. An den Orten, wo es vielerlei Ge-
werbe aber kein dominirendes Gewerbe gibt, ist die Gründung einer
Fachschule nicht gerechtfertigt, sondern dann thut man viel besser
allgemeine gewerbliche Fortbildungsschulen oder allgemeine Gewerbe-
schulen zu errichten.
Die eigentlichen kunstgewerblichen Fachschulen treten
über die Grenze kunstgewerblicher Zeichen- und Modellirschulen hinaus,
und umfassen das gesammte Gebiet eines Kunstgewerbes, sowohl nach
seiner theoretischen als praktischen Seite. Welche Ausdehnung
eine solche Schule haben soll, das kann nur von Fall zu Fall bestimmt
werden, da ja für die Entwicklung einer solchen Schule äussere Factoren
massgebend sind. Beispiele solcher kunstgewerblichen Fachschulen sind
die keramischen Schulen in Teplitz und Tetschcn, die Holzschnitzschulen zu
Taufers in Tirol und zu Gmlind in Kärnten, die höhere Stickereischule in
Wien u. a. m.
3. Kunstgewerbliche Lehrwerkstätten unterscheiden sich
wesentlich von kunstgewerblichen Fachschulen dadurch, dass der Haupt-
accent auf die Werkstatt und auf die praktische Ausübung des Gewerbes
gelegt wird, was nicht hindert, dass mit einer solchen Lehrwerkstätte zu-
gleich ein Schul-Unterricht verbunden wird. Bei der Gründung von
Lehrwerkstätten ist aus mehr als einer Rücksicht grosse Vorsicht nötbig,
da solche Lebrwerkstätten leicht wie Staatsfabriken aussehen und die Ri-
valität von Industriellen hervorrufen, welche einer staatlichen Hilfe ent-
behren, und andererseits eine Lehrwerkstätte ohne commerciellen Betrieb
nicht recht denkbar ist, die Führung aber eines solchen commerciellen
Betriebes eine genaue Controle voraussetzt. Es ist aber begreiflich, dass
man auf das System der Lehrwerkstlitten mit ganz besonderer Liebe ein-
gegangen ist, weil es ein sehr sicheres Mittel ist, ein im Sinken begriäe-
nes Gewerbe zu heben; oder ein neues Kunstgewerbe direct in das Le-
ben einzuführen. Die meisten Lehrwerkstätten, die in Oesterreich er-
43K
richtet worden sind, betreiben die Kunsttischlerei, wie die Schule in Gruv
lich, in Walachisch-Meseritsch und in Wallern. In Sachsen haben die
Lehrwerkstätten für Spitzenindustrie sich als praktisch bewährt.
Ein Zweig von Schulen hat bisher eine geringe Ausdehnung gewon-
nen, das sind die Fabriksschulen, d. h. jene Schulen, welche sich an
einzelnen Privatfabriken behnden, und die der Ausbildung der Arbeits-
kräfte in den Fabriken gewidmet sind. Mehrere von den bereits beste-
henden Schulen stehen mit einzelnen Fabriken bereits in directer Verbin-
dung, wie es z. B. bei den Schulen in Königsberg und Teplitz der Fall
ist. Aber es dürfte doch sich vielleicht als räthlich herausstellen, die
Frage zu ventiliren, ob und wie weit es angemessen sei, einzelne Fabriks-
schulen zu dem Zwecke zu subventioniren, um auf diese Weise ein be-
stimmtes Kunstgewerbe zu heben.
Juli 1876. R. v. E.
Der Neubau der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien.
Von Architekt Theophil Ritter v. Hansen.
Bekanntlich ist die Ansicht oft ausgesprochen worden, dass Kunst-
akademien für die Kunst selbst nur wenig Nutzen bringen, dass sie daher
eigentlich unnöthig seien. Die dies behaupten, stützen ihre Ansicht darauf,
dass die Kunst seit der Errichtung der Akademien weniger grosse Talente
hervorgebracht habe, als vordem. Ich für meinen Theil behaupte in-
dessen, dass doch zuerst bewiesen werden sollte, ob wirklich die Kunst-
akademien daran die Schuld tragen.
Dass die alten Griechen die Kunst auf die höchste Stufe gebracht
haben, ist bekannt, ebenso, dass die Römer, statt vorwärts zu schreiten,
zurück gegangen sind.
Wie die Griechen ihre Kunst lehrten, wissen wir nicht. Wir wissen
nur, dass im alten Griechenland drei Städte waren, die wie Schulen als
Mittelpunkte der Kunstbildung galten Aegina, Korinth und Sikyon, zu
denen später Ephesos und Athen hinzukamen; ob aber dort ein organi-
sirter Gesammtunterricht stattfand, wie heutzutage, oder ob es blos, wie
wahrscheinlicher, ein beständiges Fortvererben der künstlerischen Kennt-
nisse vom Meister auf einige Lehrlinge, eine Art Meisterschule war, ist
uns nicht bekannt. Ebenso wenig kennen wir die Lehrmethode der Römer.
Wir wissen nur, dass nach Beseitigung des Heidenthums und mit ihm
der erhabenen heidnischen Kunst, nach Einführung des Christenthums,
die Kunst bis zum 15. Jahrhundert nur auf schwachen Füssen stand.
Zu dieser Zeit war es, dass Italien eine Menge grosser Genie"s in
der Kunst hervorbrachte. Ich nenne nur Namen wie Michel Angele und
Raphael, deren Werke nicht nur nicht übertroffen, sondern nicht einmal
erreicht worden sind.
F49
Wir wissen, wer die Lehrer dieser grossen Meister waren und ebenso
gut, was sie von denselben lernten, indem wir bei Betrachtung ihrer
Erstlingsarbeiten diese kaum von denen ihrer Meister unterscheiden können.
Bedenkt man aber den bedeutenden Umschwung in der Welt gerade zu
jener Zeit, sowohl in der Wissenschaft als auch in humanistischer Be-
ziehung, so ist es nicht so auffallend, dass solche Künstler mit ihrem an-
gebornen Genie als es mit einem Male erlaubt war, die herrlichen
antiken Ueberreste, womit, trotz aller Barbarei des Christenthums, Rom
noch immer überfüllt war, zu bewundern und zu studiren sehr bald
ihre Lehrer übertreffen und wie mit einem Schlage die Kunst auf eine
fast nicht zu überschreitende Höhe bringen konnten.
Von Raphael wissen wir nun, dass er eine Menge Schüler hinter-
lassen hat; wir wissen auch, dass es keinem von ihnen gelungen ist, ihren
Meister zu erreichen. Dass viele Nachahmer Michel Angela's die Kunst,
statt sie vorwärts zu bringen, nur rückwärts gebracht haben, ist ebenso
bekannt; aber wem wird es einfallen, diese Meister hiefür verantwortlich
zu machen? Es scheint dies im Gegentheil zu beweisen, dass, obgleich in
der Kunst eine Menge gelernt werden muss und auch gelernt werden
kann, das Wesentliche in der Kunst, nämlich das Genie, nur die Natur
gibt. Aber alle Genialität hilft nichts, wenn damit nicht eiserner Fleiss in
der Erreichung technischer Vorkenntnisse zum Weitergeben verbunden ist.
Es ist bekannt. wie eifrig die Meister des Cinquecento die Antikel
studirten, und von Michel Angelo wissen wir, dass er, fast auf der Höhe
seiner künstlerischen Bedeutung stehend, es nicht verschmähte, 12 Jahre
lang anatomische Studien am Secirtisch zu machen. Wir kennen die Be-
mlihungen der Maler und Architekten jener Zeit, hinter die Geheimnisse
der Perspective zu gelangen.
Um unseren angehenden Künstlern die Erwerbung solcher Vorkennt-
nisse zu erleichtern, vor Allem um sie auf den richtigen Weg zu führen
und sie mit denjenigen Regeln der Kunst bekannt zu machen, die durch
ihre Dauer von Jahrtausenden erprobt und geheiligt worden sind, muss
es auch in einem wohleingerichteten Staate eine Anstalt geben, wo solche
gründliche Vorkenntnisse in der Kunst erworben werden können, und das
ist der eigentliche Zweck der Kunstakademien, statt, wie Viele glauben,
aus mittelmässigen Talenten Genie's zu bilden.
So wenig eigene Gebäude für Kunstakademien in der Welt noch
errichtet wurden, so hat doch nirgends eine Akademie ein kümmerlicheres
Unterkommen gefunden, als diejenige in Wien, die seit einem Jahrhundert
in den alten Klosterräumen von St. Anna ihre Existenz fristet. Da aber
die Frequenz immer zunahm, mussten längst schon einzelne Schulen aus-
wandern und in Privat-Loealitäten oder in provisorisch hergerichteten
Räumen ein anderes Obdach suchen. Diese zwingenden Verhältnisse riefen
nach einem Neubau, der im Jahre 1872 von Sr. Majestät genehmigt und
15o
ullsogleich in Angriff genommen wurde, und, wie wir hotfen, im nächsten
Frühjahr der Benutzung übergeben wird.
Dieser Neubau soll alles das enthalten, was nach den bisherigen Er-
fahrungen zu einer solchen Anstalt gehört, und alles wieder vereinigen,
was durch die Verhältnisse so weit auseinander gezogen wurde.
Um nun die vorliegenden Pläne erläutern zu können, ist es noth-
wendig, Einiges über den inneren Organismus der Wiener Akademie
voraus zu schicken.
An der Wiener Akademie bestehen für Maler wie für Bildhauer
Schulen, in welchenldie allgemeinen Vorkenntnisse in der Regel im Laufe
von drei Jahren erworben werden können. Schon nach Absolvirung der
Unterrealschule oder des Untergymnasiucns können hier die jungen Leute
mit den ersten Regeln der Kunst vertraut werden, haben dabei aber auch
noch den wissenschaftlichen Theil des Kunststudiums durchzumachen und
ausser Heissigem Zeichnen nach der Antike und dem lebenden Modell
Vorträge zu hören über Anatomie, Perspective, allgemeine und Kunst-
geschichte, Mythologie, Styllehre, Costümlehre, Farbenlehre und Farben-
chemie. Die Kupferstecher und Graveure geniessen ebenfalls den Unter-
richt an dieser allgemeinen Schule, während die Architekten ihre Vor-
bildung an den technischen Hochschulen des ln- oder Auslandes erlangen
können, daher an der Akademie eine solche Vorschule überflüssig ist. Nach
erhaltenen Zeugnissen über die Absolvirung dieser erwähnten Vorkennt-
nisse kann jeder Schüler nach eigener Wahl in eine der Specialschulen
der Akademie eintreten, wo er viele derselben Professoren, denen er seine
Vorbildung in der Kunst verdankt, wiedertindet. Hiedurch entsteht die
gewiss einzig richtige Methode, die Kunst zu lernen, indem der junge
Mann, ehe er noch weiter in die Kunst eingedrungen ist, nicht durch
verschiedene Ansichten verschiedener Lehrer irre geführt, sondern nach
Einer Richtung hin vollkommen gefestigt wird und dadurch eine solide
Grundlage und dauernde Anhaltspunkte erhält.
Die zweite Abtheilung unserer Akademie besteht aus den Special-
schulen der verschiedenen Fächer, und zwar
4. Specialschulen für Historienmaler,
Bildhauer,
Architekten,
dü Specialschule Landschaftsmaler,
Kupferstecher,
Medailleurs und Graveure.
ln diesen Specialschulen widmen sich die jungen Leute ausschliess-
lich der Kunstthätigkeit unter der nahezu beständigen Leitung ihrer Pro-
fessoren, zu denen sie auch dadurch in ein näheres Verhältniss treten.
Die Lehrzeit ist an diesen Specialschulen für Architekten Jahre, und
die Arbeiten, die sie in den letzten Jahren machen, sind oft von bedeu-
tender Zahl und grossem Umfang, auch oft von künstlerischem Werth.
"zu
Die Studien all' der erwähnten Hilfswissenschaften sowohl, wie die
Erlangung specieller Kenntnisse über vorhandene Werke und Kunst-
schöpfungen wird durch drei Sammlungen im hohen Grade gefördert
durch die Sammlung von Gypsabgüssen, durch die Bibliothek mit ihren
Kupferstich- und HandzeichnungenSammlungen, und endlich durch eine
Gemäldegalerie. Diese stehen täglich dem Schüler zum Besuche und Ge-
brauche offen.
Zur Anregung und Förderung des Fleisses und um talentvollen
Leuten frühe Anerkennung zollen und sie unterstützen zu können, finden
jährliche Concurrenzen um bestehende Preise statt.
Unter den Preisen, welche die Akademie zu vergeben hat, ist zuerst
der ReichePsche Künstler-Preis von 1500 fl. zu erwähnen, um den auch
ausserhalb der Akademie stehende Künstler concurriren können. Unter
den Schüler-Preisen nehmen die jedes zweite Jahr zu verleihenden Reise-
stipendien, und zwar für Maler, für Bildhauer, für Architekten und
für Kupferstecher oder Medailleure auf die Dauer von zwei Jahren im
Betrage von je 1500 H. Silber jährlich, die erste Rolle ein; dann reihen
sich die jedes dritte Jahr zur Vertheilung gelangenden Hofpreise an, be-
stehend aus goldenen Medaillen zu je 60 Ducaten im Gewichte und
aus silbernen Medaillen zu je Loth im Gewichte nebst je Ducaten.
Ferner verleiht der Kunstausstellungsfonds der Akademie ro Preisstipendien
im Betrage von je 200 5., und endlich bestehen noch eine grosse Anzahl
von kleineren Preisen und Stipendien, die, von Privaten gestiftet, theils
jährlich, theils in grösseren Zeitabschnitten mit oder ohne Concurrenz
verliehen werden.
Bei den meisten dieser Concurrenzen ist der junge Künstler ganz
frei in der Wahl des Gegenstandes und dessen Bearbeitung, und die-
jenigen, welchen Reisestipendien zu Theil werden, sind auch frei in der
Bestimmung der Route und sich selbst überlassen, wie sie die in den
gründlichen Vorstudien erlangten Anschauungen verwerthen wollen.
Um nun auf unsern Bau zurückzukommen, so lag die Schwierigkeit
in der Lösung der Aufgabe darin, den zahlreichen, verschiedenartig be-
nützten Räumen immer eine möglichst günstige zweckentsprechende Be-
leuchtung zu geben, ohne der einheitlichen Architektur zu schaden. Wenn
man bedenkt, dass ausser den erwähnten Localitäten, den grossen Sälen
für die allgemeine Zeichenschule und den damit zusammenhängenden
Professoren- und Costüm-Zimmern; ausser den zahlreichen Appartements
der Specialschulen, deren jede aus Vorzimrner, Professoren-Atelier und
den Lehrsälen besteht, noch eine Anzahl für ausserhalb der Akademie
stehende Künstler zu vergebende Ateliers und es ist dies eine sehr
wertlivolle Einrichtung, welche keine andere Akademie besitzt geschaffen,
dass einige grosse Hörsäle für Vorträge, eine Bibliothek, eine Bildersamm-
lung und ein noch grüsseres Gypsmusenrn mit den zugehörigen Locali-
täten flir zwei Professoren, das Rectorat mit einem Sitzungszimmer, Kanz-
15?
leien mit der Wohnung des Secretärs und noch Wohnungen für Diener
lauter Räume, von welchen die meisten ganz eigene Bedingungen mit
Rücksicht auf die Art der Beleuchtung mit sich bringen untergebrächt
werden mussten, so wird man einsehen, dass die Schwierigkeiten, welche
eine harmonische und künstlerische Erfüllung solcher Bedingungen bei
der Ausführung eines Gebäudes bietet, in dem die Regeln der Kunst ge-
lehrt werden sollen, nicht so ganz leicht zu lösen sind, wenn keine Ver-
stösse gegen diese Regeln begangen werden sollen.
Dieses vorausgeschickt, gehe ich zur Erklärung der Pläne über.
Schluss folgt.
Dle Münchener Kunatgswerliesehule.
Jene Gruppe monumentaler Gebäude, welche den in seiner Art einzigen Königs-
platz umschliesst. bildete zusammen mit den benachbarten Pinakotheken lange Jahre die
nordwestliche Grenze unserer Stadt. Heutzutage sehen wir nach dieser Richtung hin das
Weichbild der Stadt bedeutend vorgernckt Bauwerke verschiedener Art haben sich auf
dem gewonnenen Raume gelagert und füllen mehr und mehr das angelegte Netz der
Strassen aus.
Unter den in diesem neuen Stadtviertel in jüngster Zeit aufgeführten Bauten von
architektonisch hervorragender Bedeutung macht sich besonders die Gattung der Lehr-
anstalten bemerkbar. welche meist mit Vorliebe die Nähe der classischen Vorbilder und
damit zugleich der herrlichen Sammlungen der Plastik und Malerei, wie sie unsere Glyp-
tothek und die Pinakotheken bergen, aufsuchten. Den Anfang unter diesen Instituten
machte das -Polytechnikumu, dann folgten einige "Communalschulen- und jetzt erblicken
wir an der Ecke der Luisene und Gabelsbergerstrasse die bereits im Rohbau fertig ge-
stellte v-lndustrieschule-i. während sich dieser zur Seite erst kurz unsere wKunstgewerbe-
schule-i in den verlassenen Räumen der alten Glasmalerei häuslich niedergelassen hat.
Die Fortsetzung dieser Reihe von Schulbauten nach Osten hin wird nun ebenfalls nicht
mehr lange auf sich warten lassen. indem man auf dem Felde gegen Schwabing zu binnen
wenigen Wochen schon die kolossalen Fundamentirungen der zukünftigen -Kunstakademien
den Bnden durchkreuzen sehen wird. Allerdings müssen wir die Placirung der letzteren,
trotz der Nähe der Museen. aus mehrfachen Gründen als ungünstig betrachten. Unter den
erwähnten Lehranstalten mochten wir diesmal die dem Kunstgewerbe gewidmete Schule
sammt ihrem nicht unwesentlich vergrosserten Gebaude in's Auge fassen.
Da bei der diesjährigen grossen Ausstellung die Augen aller Kunstfreunde auf das
Kunstgewerbe gerichtet sind. dürfen wir hohen. die folgenden nrientirenden Notizen über
das vorgenannte Institut nicht uhne lnteressc aufgenommen zu sehen.
Die Kunstgewerbeschule verdankt ihre Entstehung eben jenem tliätigen Verein,
dein hiesigen Kunstgeiverbeverein, welcher auch der Urheber der jetzigen Ausstellung ist.
Mit der Gründung desselben vor 25 Jahren wurde zugleich eine Vereinsschule in's heben
gerufen, welche erst im Jahre i868 die Umwandlung in eine Stiiatsschule erfuhr. Hierbei
hielt man vorerst an einem bescheidenen Maßstabe fest, indem man derselben als Local
die. jetzt für das Gypsmuseum bestimmten me des Galeriegebaudes der nördlichen
Hofgartenarkaden zutheilte. Im Jahre i872 erhielt die Anstalt als Zuwachs eine weibliche
Abtheilung, gebildet aus der von Privaten unternommen gewesenen i-Kunstschule Mr
Mädchem; dieselbe fand indess unter den Arkaden keinen Platz, sondern musste in Privat-
ateliers untergebracht werden. In diesem, allerdings immer als provisorisch betrachteten
Zustande der Beengung und Zertheilung, war die Kunstgewerbeschule nicht wenig in
ihrer Wirksamkeit gehemmt. Man gewann aber auch die Ueberzeugung, dass dieselbe,
wenn sie gleiche Resultate wie ihre Vorgängerinnen in Nürnberg und -Wien Zerzieleti
sollte. nicht nur in eine leidliche Lage, sondern auf einen wirklich bedeutenden Fuss ge-
stellt werden müsse. Dies führte dazu, ihr das. durch Aufhebung der Glasmalerei ver-
fügbar gewordene. ansehnliche Gebäude in der Luisenstrasse einzuräumen. Dasselbe
empfahl sich für diesen Zweck namentlich auch dadurch. dass gewisse bauliche Einrich-
tungen. welche für das Glasbrennen gedient hatten, eben hiefür, wie für das Emailliren
und andere Techniken weiter benützt werden konnten. lm Uebrigen erwies sich ein
durchgreifender Umbau des Innern. sowie das Aufsetzen eines zweiten Stockwerltes und
das Anfügen eines Parterreflugels nach Norden als unumgänglich nothwendig.
153
Es war ein besonderer Glücksfall, dass dem neuen Director der Anstalt, dem als
Architekten rühmlichst bekannten Emil Lange, zugleich die Bauleitung übergeben werden
konnte. Wohl kaum dürfte sonst der Umbau in so entsprechender Weise, dabei so rasch
durchgeführt worden und zugleich der Fortgang des Unterrichts so ungestört geblieben sein,
als es der Fall war. in Angriß" genommen wurden die Bauarbeiten im April vor. Jahres,
zu Ende des letztem konnte aber die Schule bereits ihren Einzug halten, während gegen-
wärtig nur noch ein kleiner Rest der Ausstattung und Decoration zu beschatfen übrig
bleibt. Hauptzwecke des Umbaues waren Herstellung geraumiger, mit Nordlicht ver-
sehenen Schullocalitäten und Ateliers, unter Getrennthaltung der männlichen und weib-
lichen Abtheilung, sowie Gewinnung einer Bibliothek init Lesezimniern und eines Hor-
saales von grosseren Dimensionen. Dieser letztere soll nämlich ausser zu den regel-
mässigen Vortragen und den testlichen Acten der Schule, auch zu öffentlichen, dem
Publicutn zugänglichen Vortragen hiesiger wie auswärtiger Fachmänner verwendet werden
können. Um allen diesen Antorderungen zu entsprechen, bedurfte es der Anlage eines
glasgedeckten, arkadenumgebenen Lichthofes behuts Vermittlung der Communication.
Es besteht nun das Project, ahnlich wie es im Museum fur Kunst und lndustrie
zu Wien der Fall, diesen Hof, soweit es thunlich, auch dazu zu benützen, eine Anzahl
der schönsten, anerkannt mustergiltigen, kunstgeiverblichen Schöpfungen darin aufzustellen.
Durch das Zusammenwirken dieser letzteren mit der geschmackvollen Architektur soll
dann dieser Hofraum sich derart gestalten, dass sich iedem Eintretenden sofort zu er-
kennen gibt, dass er sich an einer lieimstatte des Kunstgewerbes betindct. Für die Schule
aber wird aus dieser Anordnung der grosse Nutzen entspringen, dass sich den Zöglingen
der Anstalt die edelsten Formen durch beständiges Anschauen unauslöschlich einpragen,
und sie durch dieselben zu immer neuem Streben nach Vervollkommnung angespornt
werden. Demgemass ist auch dieser Hof, wie der lnnenbau überhaupt, in demjenigen Stile
ausgeführt, den mit Recht unsere Zeit wieder zur Herrschaft erhob in Renaissance.
Anders verhält es sich mit dem Aeussern des Gebäudes, welchem sein nicht unkleidsames
modern-romanisches Gewand belassen wurde. Massgebend liiefür war neben der Pietät
gegen eine frühere Periode namentlich die Rücksicht auf die dadurch vcrmiedenen erheb-
lichen Mehrkosten.
Mit dem Einzug in das neue Local wurde auch sofort eine Erweiterung der Lehr-
thätigkeit, sowie überhaupt eine vollstandige Reorganisation der Schule angebahnt, welche
jedoch naturgemass in nicht zu raschem Tempo und nicht nacn allen Richtungen hin
zugleich durchgefuhrt werden kann. 50' mussten auch z. B. bis ietzt verschiedene Tech-
niken noch unberücksichtigt und ihre Einrcihung einem späteren Zeitpunkte vorbehalten
bleiben.
Obgleich sonach unsere Anstalt in diesem Uebergangsstadium sich nicht in voller
Entfaltung zeigen kann, hielt sie es dennoch lür geboten, sich der Betheiligung an der
grossen Ausstellung und dem Wettkampf mit den Schwesteranstalien nicht zu entziehen.
Möge dieser Kampf dem deutschen Kunstgewerbe zur Forderung und Ehre gereichen!
Südd. Presse.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Geschenke an das Museum. Vom l. Jänner 1875 bis in jüngste
Zeit wurden die Sammlungen des Oesterreich. Museums durch folgende
Geschenke bereichert Von Sr. Majestät dem Kaiser Eine Wandfüllung in
schwarzem Rahmen, Holzschnitzerei, ausgeführt vom Bildhauer Heppner;
Möbel und Möbelstotle aus dem Kaiserpavillon der Weltausstellung; ein
gehäkelles Taulgewand und Tischchen aus Aloefäden, dalmatinische mo-
derne Arbeit; eine Uhr mit Filigran und Gravirung von Fr. Homer in
Cattaro; ein Glasgemälde von Ant. Kuchenreiter in München; von
Sr. kais. Hoheit Herrn Erzh. Rainer ein byzantinisches Gemälde;
von Frau Louise Barth ein Tableau mit Monogrammstickerei; von
Herrn V. Besarel in Venedig eine Figur in Holz geschnitzt; von
Herrn Hofrath Birk, vier Porträtbüsten in Gyps aus dem Prager Dorn;
von Freiherrn v. Bourgoing ein Wandleuchter von Wiener Por-
cellan; von Herrn Brausewetter in Wagrarn eine grosse Terra-
cottavase; von Herrn Borstel Lyoner Seidenstoff; von Herrn
154,
Doppler Holzschnitzerei; von Herrn Egermann in Haida eilf Stück
Glasgefässe; von Herrn H. Fischer in Totis acht Gegenstände aus
Thon; vom k. k. Handelsministerium ein Krug und acht Schüsseln;
von Herrn Kabdebo eine Schüssel aus Messing; von Herrn Kara-
baöek einen persischen Becher; von Herrn L. Lobmeyr eine Suite
Glasarbeiten; von Herrn Michel ein Kännchen aus Messing; vom
Ministere de l'instruction publique in Paris durch Herrn Darcel ein
Tableau mit Proben der Schülerarbeiten der Ecole de Manufactures des
Gobelins in Paris; von Herrn Prof. Ortwein in Graz ein ober-
steirischer Bauerntrauring; von Herrn Prof. Radnitzky eine antike
Terracottaschale; von Herrn Architekt Rappel, Bacchus, italienische
Wachsfigur 16. Jahrhundert; von Herrn Reichmann in Mailand zehn
antike Thongefässe; von Herrn F. Riess Sammtgewebe mit Blumenbor-
düren; von der Fürst Salm'schen Eisengiesserei zwei Gefässe aus Guss-
eisen; von Herrn Ingenieur Schärer in Zürich fünf Stück Ofenkacheln;
von Herrn O. Schimek in Kremsmünster Fragment einer Gold- und
Silberspitze; von Herren Schreiber 81 Neffen eine Glasschale;
von Frau v. Schwarz eine werthvolle Sammlung alter Gegenstände aus
Holz, Marmor, Elfenbein, Emails, Leder, Thon, Glas, Bronze etc., dann
eine Collection von Glasmalereien der Renaissance etc.; von Herrn
Bürgermeister Tachezy in Eger ein Krug, ein Frauenkopfschmuck;
von Frau Wiener v. Welten ein Tableau mit alten Nadelarbeiten;
von Herrn Grafen Edmund Zichy Excell. zwei Teller von-Hartglas, vier
Ziergefässe aus Thon, ein Taschentuch aus Ananasfäden; von Herrn
Professor Zum busch Obertheil eines schwarz glasirten Ofens.
Die Bibliothek des Museums wurde von Sr. Majestät dem
Kaiser mit Ansichten aus dem kais. Thiergarten bei Wien ferner vom
Magistrate der Stadt Nürnberg mit Abdrücken von alten Holzstöcken,
endlich von den Herren Spitzer in Paris, Dücker in Hildesheim, Sie-
ber in Basel und Dr. Hallwich in Reichenberg mit einer Reihe von
Publicationen beschenkt.
Gewerbliche Zeichen- und Modelltrschule in Lemberg. Das
Unterrichtsministerium hat die Gründung einer gewerblichen Zeichen- und
Modellirschule in Lemberg genehmigt und Herrn Tschirschnitz zum
provisorischen Leiter derselben ernannt. Herr Tschirschnitz tritt sein
Amt am i. October an. Die Schule steht in directer Verbindung mit dem
dortigen Gewerbemuseum.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monat
Juli von 9414, die Bibliothek von 834 Personen besucht.
Spltzen-Albnm. Dieses gelegentlich der ersten Ausstellung von Spitzen- und
Nadelarbeiten mit Unterstützung des k. k. Handelsministeriums vom k. k. Oesterr. Museum
für Kunst und lndustrie herausgegebene Spitzen-Album enthält. 30 Blatt Lichtdrucke, auf-
genommen vom Photographen Anton Voigt. Die Blätter sind nach den Originalen aus-
gewählt und mit einem Vorworte versehen von Albert Ilg. Ueber den Zweck dieses
Albums spricht sich das Vorwort in folgender Weise aus wDiese Publication entstand
anlässlich der Ausstellung von Spitzen- und Nadelarbeiten. welche das Oesterr. Museum
im März dieses Jahres veranstaltete. Diese Ausstellung war der erste Versuch, Proben
dieses textilen Kunstzweiges in einer grüsseren Auswahl Facbmannern und Publicum vor-
zuführen und war so reich beschickt, dass die wichtigsten Spezien in vorzüglichen Exem-
plaren reprasentirt werden konnten. Das Interesse, welches die Exposition im Allgemeinen
erregte und die Wichtigkeit der vorgeführten älteren Muster für Schulen und verschiedene
gabe der schönsten Typen, welche unter den Spitzenarbeiten der Ausstellung vertreten
waren. Das k. k. Handelsministerium hat das Unternehmen auf das bereitwilligste ge-
fordert und die Eigenthllmer der Ausstellungsobiecte haben ihre Zustimmung zu deren
Aufnahme gerne ertheilt, wofür hiermit der besondere Dank der Direction ausgesprochen
f155
wird. Mit der Aufgabe, die zu publicirenden Muster auszuwählen, betraut, richtete Dr.
llg sein Hauptaugenmerk darauf, nur derartige Proben der Ausstellung zu entnehmen,
welche in erster Linie der modernen lmitation alter Nadelarbeiten durch unsere Frauen-
hande zugänglich sind, und dann ferner solche. welche sich durch ganz hervorragende
Schönheit oder Seltenheit auszeichnen, Unter dem Vorwalten dieses praktischen Gesichts-
punktes verzichtet die Publication darauf als kunsthistorischer Atlas der Spitzenkunde
dienen zu wollen und wurde der historisch-archaologische Standpunkt nicht eingenommen.
Nur in so fern als auch unter den ausgewählten Mustern dieser Sammlung eine Reihen-
folge nnch Zeit und Ort der Entstehung zu bemerken ist, wurde die Aufeinanderfolge in
ein einfaches System gebracht. Es machen daher Spitzen ltaliens, dieser Wiege der
künstlerischen Spitzenarbeit. in einfachen geometrischen Dessins geschnitten, lecht-
spitzen etc. den Anfang; es folgen die reicheren Reliefspitzen Venedigs, die zierlichen
Klöppelspitzen Genuas, Imitationen italienischer Techniken in Deutschland während des
16. und 17. Jahrhunderts hervorgebracht, die litzenspitze mit ihrem einfach-charakteri-
stischen Gefüge, welches heutzutage besonders haulig wieder angewendet wird. Frank-
reich erscheint mit ganz auserlesenen von Argentan-, Alencom, Valenciennes- und Sedan-
spitzen, so dass demnach das Lehrreiche so wie das Schönste, was die Ausstellung bot,
in unserem Album bleibend gesammelt ist Wenn es die Gelegenheit und der Zweck
der Publication nicht gestatteten, in jeder Weise vollständig zu sein ein Plan, welcher
bei der ungeheueren Vielseitigkeit dieser Fachtechnik überhaupt unmöglich durchzuführen
sein dürfte. so bietet die Sammlung trotzdem auch für das Studium über die Kunst-
geschichte der Spitzen sehr wichtige Anknupfungspunkte. Die Verschiedenheit der Lander
in ihrer Production, der Einßuss der verschiedenen allgemeinen Kunststyle auf die jewei-
ligen Zeiten, der Wechsel der Moden und die Rückwirkung der Techniken auf den Styl
dürften einem aufmerksamen Auge bei Durchsicht unserer Blätter auf lehrreiche Weise
klar werden. Wer genauere Aufschlüsse wünscht, findet in Mrs. Bury Palliser, History
of lace. London 1869, in J. Seguin l.a dentelle. Paris 1875, in Canonicus Dr. Bock
Beschreibender Katalog einer Sammlung Spitzen und Kanten. Wien, Mai 18747 und in
Ilg's Brochüre v-Terminologie und Geschichte der alten Spitzen. Wien i876c, mannig-
faches Materiale vereinigt; auch machen wir auf die vom Oesterr. Museum veranstalteten
Ausgaben alter Spitzenmuster-Bücher aufmerksam. Was die hier gebrauchte Bezeich-
nung der einzelnen Spitzenmuster anbelangt, so macht Dr. llg die Bemerkung, dass wie
jeder Fachkenner weiss, eine allgemein giltige Terminologie der Arten noch nicht fest-
steht und dieBezeichnungen der Techniken nichtin zwei, über die Spitzen handelnden Werken
bisher übereinstimmend gefunden werden. Sie sind hier nach bestem Kennen und Wissen
gewählt, ohne dass mit ihrer Aufstellung bei dem unendlich schwanken Wesen der bis-
herigen Forschungsresultate damit immer das endgiltig Richtige begründet sein sollten
Von der Münchener Ausstellung. Es hatte ursprünglich die Absicht bestanden
als höchste Auszeichnung eine goldene Medaille an einer Ehrenkette zu verleihen; doch
musste hievon abgesehen werden, weil mit einem solchen Act ein Uebergrilf in die Pra-
rogative der Krone begangen sein würde. Da ferner die Vertreter der an der Ausstellung
betheiligten Staaten einstimmig erklärten die festgesetzte Zilfer von 2c ersten Preisen
stehe ausser Verhaltniss zu der Bedeutung der Ausstellung, so ging man auch davon ab,
diesen ersten Preis in Gestalt einer goldenen mit künstlerischer Vollendung ausgeführten
Medaille zu ertheilen, bestimmte vielmehr eine einzige Medaille von Bronze, welche einfach
als dritter Preis zu gelten hat, versilbert als zweiter. vergoldet als erster, für welchen
letzteren nun keine Beschränkung in der Zahl aufrecht erhalten wurde. Die verschiedenen
Gruppen der Jury haben ihre Arbeit beendigt. Die Künstler-Jury hat nur erste und zweite
Preise zuerkannt und daher über eine grosse Zahl von Kunstwerken gar kein Urtheil
abgegeben, wogegen die Jury für kunstgewerbliche und Kunstschulen und die Jury für
neuere kunstgewerbliche Objecte jede Katalogsnummer mit einer Ziffer versehen hat, je
nachdem sie einen der drei Preise oder ein Anerkennungs-Diplom oder keinerlei Aus-
zeichnung glaubte votiren zu müssen. Die kunstgewerbliche Jury hatte sich wieder in vier
Sectionen gespalten Textil- und verwandte Stoffe, ferner graphische Künste; Möbel
und kleine Plastik; Keramik und Glas; Metalle. Es mögen etwa ioo erste Preise
zuerkannt worden sein, und zwar scheinen sich dieselben ziemlich gleich auf die Haupt-
lander zu vertheilen; nicht dass man dem alten Ausstellungsmissbtauch gehuldigt hatte,
von Land zu Land zu feilschen pramiirst du meinen u. s. w. sondern weil in ge-
wissen Zweigen, wie z. B. der Metallbearbeitung und Möbelindustrie, ein gleichartig
rustiges Streben durch ganz Deutschland geht und im Uebrigen wieder jedes Land
seine Specialitat aufzuweisen hat. AAllgemein aussert sich in den Kreisen der Bethei-
ligten der Wunsch, dass das heutige Unternehmen der Ausgangspunkt für eine Folge
von deutschen Ausstellungen werden möge, welche nach Art der Wanderversammlungen
der Gelehrten etc. in Zwischenräumen von vielleicht fünf Jahren, zwischen Norden und
Süden, Osten und Westen abwechselnd, immer neue Gebiete erschliessen und in die fort-
schrittliche Bewegung hereinziehen und Gelegenheit bieten würden, von dem Schafen
F5.
des deutschen Kunsthandwerks sich Rechenschaft zu geben. Dies brächte den grosseii
Gewinn, dass das bisherige Raubbausystem, wenn der Ausdruck erlaubt ist, im Ausstel-
lungswesen, die Planlosigkeit und Gleichgiltigkeit im veranstalten von Ausstellungen uber-
wuiiden würde, und dass solche territorial und sachlich beschränkte Expositiunen grösseren
Nutzen gewähren, als die internationalen, über iedes Mass hinauswachsenden, darüber
besteht wohl kaum noch eine Meinungsverschiedenheit.
Jütisohe Ausstellung. ln Aarhuus wurde am 13. Juli die erste allgemeine
jutische Industrie-Ausstellung erolfnet. Der Zweck dieser Ausstellung ist, soweit moglich,
einen Ueberblick über den btand der Industrie in den verschiedenen Gegenden Jütlnnds
zu geben. Daher sind keine Ausstellungsgegenstande von anderen Landestheilen aufge-
nommen worden; auch die Kunst musste nach diesem Princip ausgeschlossen bleiben.
Das Ausstellungsgebaude, im Kenaissancestyl aufgetührt, kostet gegen 100.000 Kronen.
Der Katalog umfasst gegen iioo Nummern, die in 12 Classen vertheilt sind. Dazu hat
der dänische Lehreriereiii in einer besonderen Abtheilung eine reichhaltige Sammlung
ioii Unterrichtsmaterial ausgestellt. Bei dieser Gelegenheit ist hervorzuheben, dass man
in Dänemark früher als in einem andern Lande ein olleiies Auge für den Nutzen solcher
Ausstellungen hatte, deren mehren, mit kürzeren oder längeren Zwischenräumen, vom
Anfang des Jahrhunderts an in Kopenhagen und den Provinzstldten siattfanden. 1872
wurde zu Kopenhagen eine nordische Ausstellung abgehalten. Die jetzt erolfricte jutische
Ausstellung ist die erste, welche einen ganzen einzelnen Landestheil umfasst sie bildet
somit ein Lwischenglied zwischen einer loczilen und einer Landesausstellung. Die Erotf-
nung geschah in Anwesenheit Sr. Maj. des Königs, der am Mittwoch an Bord seiner
Yacht in Aarhuus ankam. Dort wurde er vun den Spitzen der Behörden empfangen und
durch die festlich geschmückte Stadt zum Ausstellungsplatze geleitet, wo er, nachdem
eine Cantate gesungen, unter Kanonendonner die Ausstellung tür eröffnet erklärte.
Pariser Ausstellung. Das "Journal ofticieln verollentlicht die Grundzüge und
Vorschriften tur die Ausstellung des Jahres 1878. Die an der Hand dieser allgemeinen
Vorschriften entworfenen Plane nebst Preisanschlagen sind bis zum iS. Mai k. J. einzu-
reichen; sie werden dann fünf Tage ausgestellt und darauf von der Commission geprüft
werden. Für die besten Plane sind ein Preis von äooo, einer von 3000 und drei von je
2000 l-rancs ausgesetzt. Die Ausstellung soll, wie zur Urientirung der Architekten noch
hinzugefügt wird, aus zwanzig Gruppen bestehen, die sich auf zehn Galerien, wie folgt,
vertheilen sollen hrste Galerie, Gruppe Schone Künste. Zweite Galerie, Gruppe ll
Erziehung und Unterricht; Gruppe lll Bergwerke und Metallindustrie; Gruppe lV
Chemische Erzeugnisse. Dritte Galerie, Gruppe Leder, helle, Kautschuk, Papier;
Gruppe Vl Gespinnste; Gruppe Vll Kleidungsstücke lür beide Geschlechter, Mode- und
Phantasieartikel. Vierte Galerie, Gruppe Vlll; Thon- und Glaserzeugnisse; Gruppe IX
Mobel für bürgerliche und kirchliche Zwecke. Zimmerschmuck; Gruppe Verarbeitete
Metalle, Juwelen, Bronzen echt und nachgeahmt, Schlosserarbeiten u. dgl.
Geheime-Ausstellung in Paris. Dei- fraiizosische Unxei-richtsmiiiister hat auf
den Vortrag des Directeur des beaux-arts, Herrn de Chennevieres, genehmigt, dass
im Laute dieses Jahres eine grosse Ausstellung alter Tapisserien aus dem Garde-Meuble
und dem Privatbesitze veranstaltet werde. Dieselbe soll den Zweck haben, wdas Publicum
und die Regierung aufzuklären uber die lraditioncn und die natürlichen Gesetze einer
Kunst, welche zu erhalten und soweit möglich zu vervollkommnen die Aufgabe der Staats-
tabriken der Gobelins und von Beauvais ist, und zugleich die allgemeine Aufmerksamkeit
einem ausgezeichneten Industriezweige zuzuwenden, welcher den grOssten Stolz Frank-
reichs gebildet hat und noch bildetn- Diese Ausstellung wird angemessen mit derjenigen
in Verbindung gebracht werden, welche die Union centrale des arts appliques l'industrie
fur die Zeit vom Juli bis hovember vorbereitet, einer historischen Ausstellung des ge-
saixiniten Mobiliars namlich; derart, dass die Wand im Palais de l'industrie in den
Champs-Elisües ganzlich init alten Gobelins bekleidet sein werden, während die inneren
Raume für die Aufstellung der sonstigen Einrichtungsstücke der ohnung reservirt bleiben.
Verfahren, um Gegenständen von Gypa oder Pnpiermnohe das Ansehen
von Alabaster oder Marmor zu geben, von G. Bosuhnn. Man uberzielit den Ge-
genstand mit dickem weissem Dninarlirniss und bestaubt ihn dann mit Glasmehl; er
erhnlt dadurch das Ansehen von Alabaster. Tragt man darauf eine zweite imissschicht
ein, bestreut diese mit Marienglas, welches nicht iein, sondern griesformig gepulvert
wurde und lasst es abermals trocknen, so erhalt man eine Carraramarmor-lmitation, na-
mentlich wenn man vor dem Bestreuen die Steinadern mit einer zarten Lasurfarbe leicht
auttragt. Das Verfahren wird besonders iur die Verwendung bei Basreliefs und Plafond-
orniimenten empfohlen. tlniL-Bl. 13.94. Chemisches Centralblatt Nr. 18, 1876.
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