Mitlheilunuen des k. k. llesterrßich. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am l. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Bruno Bücher. Expedition von C. Gerolßs Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold 8x Camp, durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
WIEN! I. Oc-rossn 1874. IX, Jahrg,
ler Marmor in Laas. Schloss Vellhurns in Tirol. Zur Geschichte der Spitgen-
industrie. lSchlussJ- Kleinere Miitheilungen. Fortsetzung des Kataloges der Omameutsnch-
Sammlung. Inserate.
Der Tiroler Marmor in Laas.
ln den letzten Tagen des August d. J. unternahm ich einen kleinen
Ausflug über Botzen nach Laas, um daselbst die Martnorwerkstätten in
Augenschein zu nehmen. Die Wiener Bildhauer werden, Dank der Ini-
tiative des Unterrichtsministers, bald Gelegenheit haben, die Eigenschaften
des Laaser Marrnors zu erproben. Die beiden Bildhauer Wagner und
Schmidgruber werden in der nächsten Zeit die überlebensgrossen Fi-
guren des Michelangelo und Dürer, welche für die Fassade des Künstler-
hauses bestimmt sind, in diesem Stein ausführen. Die ganze Frage der
Benützung des Marmors von Laas für statuarische Zwecke ist daher
glücklicherweise auf ein praktisches Gebiet geleitet worden. Bisher hatte
von Wiener Künstlern nur Prof. C. Zumbusch bei der Kolossalbüste
des Prof. Schönlein den Laaser Marmor und zwar mit bestem Erfolg
gebraucht. Es liegen uns auch die Kostenvorschläge für die Punktirung
und den Marmor zu der Schönlein-Büste vor und wir können mit den
Daten sehr zufrieden sein.
In Meran sah ich schon sehr viel Marmor aus dem oberen Etsch-
thal verwendet und zwar bei alten Werken einem Grabstein aus dem
Anfange des 16. Jahrhunderts, vielen anderen Grabsteinen aus dern 17.
und 18. Jahrhundert. Auf dem Platze von Meran steht eine überlebens-
grosse Marienstatue aus Marmor des Vintschgau's, errichtet zur Erinne-
rung an den grossen Erbfolgekrieg. Die Statue, barok, aber sehr schön
in der Draperie, schön in der Farbe, ist ohne alle schwarzen Moose, wie
sie an den Carrara-Marmorfiguren sichtbar werden.
Der König Ludwig von Baiern war der erste deutsche Fürst, welcher
den Marmor aus Laas in reichem Masse bei seinen Werken benützt hat.
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Eine Anzahl von Figuren an der Glyptothek Vulcan u. A., bei der
Ruhmeshalle, bei der Walhalla sind in diesem Materiale ausgeführt und
überall hat sich der Marmor aus Laas bewährt. Davon kann man sich
überzeugen, wenn man nur will ebenso davon, dass auf dem Peters-
platze in Rom die kolossalen Figuren aus Marmor von Carrara, Petrus
und Paulus, gleich nach der Thronbesteigung Papst Pius IX. errichtet,
heutigen Tages schon voll von schwarzen mikroskopischen Pilzen sind.
Aber die Architekten des Königs Ludwig von Baiern zerstörten
vielfach die Brüche; es war nur ein Raubbau. Man suchte Marmor so
viel als möglich herauszubrechen und verwüstete vielfach das Material;
von einer geordneten Benutzung des Steinbruches war keine Rede. Nach
den Zeiten dieses Königs blieben die Laaser Werke fast ganz unbenutzt.
Hie und da benützte man den Marmor zu kleinen Grabdenkmälern.
Herr Lenz und dann der Bildhauer Joh. Steinhäuser letzterer angeregt
durch seinen Vater, den Prof. Steinhäuser, jetzt in Karlsruhe, studirten
förmlich den Tiroler Marmor und nützten die Brüche von Laas in geord-
neter Weise aus. Römer von Geburt, von Jugend auf vertraut mit der
Marmortechnik, vereinigt Herr Joh. Steinhäuser die Kenntniss eines Bild-
hauers mit der eines Steinmetzen; in der Schule seines Vaters hat er
eine pünktliche und gewissenhafte Bildhauertechnik kennen gelernt.
Die Vorzüge des Marmors in Laas sind in erster Linie die schöne
Farbe, welche ihn dem Parischen Marmor sehr nahe stellt, seine Witte-
rungsbeständigkeit und dass er in grossen Stücken bricht. Er ist etwas
härter als der Marmor in Carrara, lässt sich aber sehr gut bearbeiten,
schleifen, drehen und mit dem Meissel behandeln. Diese Vorzüge lernte
Bildhauer L. Sussrnann-Hellborn kennen und er lenkte die Aufmerk-
samkeit des Curatoriums und der Direction des Oesterr. Museums auf
dieses schöne Materiale.
Als ich im August die Marmorwerke in Laas besuchte, fand ich
dieselben in bestem und in rationellem Betriebe. Gegenwärtig sind drei
Brüche im Gange; einer in der Nähe von Laas, ein zweiter ebenfalls bei
Laas 6ooo' hoch gelegen, eingerichtet für einfache Vorpunktirwerkstätte,
und ein dritter im Martellthale für eine ordinärere Marmorqualität.
Die Werkstätten in Laas sind eingerichtet für das Drehen, Schleifen,
Punktiren und für die iigurale und die Ornamentbildhauerei. Mit Aus-
nahme dreier Italiener sind nur Arbeiter aus Laas und Umgebung ida.
Die kleinen Tiroler Burschen, die hier im Winter im Zeichnen geübt
werden, sind sehr geschickt, auch mehrere ältere Leute; im Ganzen
mögen an 40 Leute beschäftigt sein. Der von dem k. k. Handelsministe-
rium organisirte Unterricht bezweckt die Heranbildung tüchtiger Marmor-
arbeiter, nicht für künstlerischen Dilettantismus. Schritt für Schritt hat
sich seit sieben Jahren diese Werkstätte entwickelt. In dem stillen Thale
sieht man eine einheimische Industrie aufblühen auf einer gesunden Basis
und in einem geordneten Betriebe.
Die Art und Weise, wie die Marmorblöcke aus den beiden Brüchen
auf den Höhen herabgebracht werden, erinnern mich an die Schilderungen
des Marmorbetriebes zur Zeit des Michelangelo. Wie viel Mühe und
Verdruss hat diesem Künstler diese Angelegenheit gekostet; wie drastisch
drückte er sich in seinen Briefen aus! Er war ein wahrer Pfadfinder, der
erste, der in dem Labyrinthe der Marmorgebirge bei Carrara eine künst-
lerische Bahn zu brechen verstand.
Das Marrnorgebiet von Vintschgan erstreckt sich von Meran an,
vom Martell- und Laaser Thal bis zum Ortler. Was wir gesehen haben,
ist eine industrielle und zugleich eine künstlerische Arbeit, für architek-
tonische Bedürfnisse und für Aufträge künstlerischer Art. In Arbeit
fanden wir eine Pieta für ein Grabdenkmal in Frankfurt, einen grossen
Altar für Heidelberg, einen Altar für Ettlingen im Badner Oberland etc.;
eine grosse Büste aus Zumbusch's Atelier, ein Altar für Terlan ist die
einzige künstlerische Arbeit für Oesterreich! Die industrielle Arbeit für
Stiegen, Tische etc. ist reichlich vorhanden.
Die punktirten figuralen Arbeiten sind sämmtlich sehr genau, die
ornamentalen präcise ausgeführt. Was für uns Bedürfniss ist, ist vor
Allem die vorbereitende Arbeit für unsere Bildhauer zu organisiren, die
in grossen Städten zu theuer kommt und nur auf diese Weise möglich
gemacht wird-und in erster Linie ist es für Tirol wichtig, die Marmbr-
brüche in grösserem Style nutzbar zu machen, die einheimische Kunst-
industrie zu wecken und den Geist der Industrie zu heben. Aber es wird
lange Zeit brauchen, bis wir uns gewöhnt haben werden, für unsere
eigenen Bedürfnisse Sorge zu tragen. Die Italiener sind rührig, indu-
strieller und haben einen praktischen Patriotismus, den wir wenig pflegen.
Laas in Tirol, 30. August 1874. R. v. E.
Schloss Velthurns in Tirol.
Zum Theil nach Miltheilungen des Hen-n Prof. Grissemann in Brixen aus dem
dortigen Archive.
Das südwestlich von Brixen gelegene Schloss Velthurns Feld-
thurns, dessen Innenräume in diesem Sommer von Schülern der Kunst-
gewerbeschule unter Leitung des Prof. Storck aufgenommen worden sind,
wurde von Johann Thomas v. Spaur im Jahre seiner Erhebung auf den
bischöflichen Stuhl von Brixen 1578 zu bauen begonnen. Pfleger des
Bischofs auf Velthurns war der fürstl. Rath und Kammermeister Georg
Leopold v. Schwarzenborn zu Hofstätt, an welchen sämmtliche Baurech-
nungen gerichtet sind. Als Baumeister erscheint Mathias Parlati, Bürger
und Maurermeister zu Brixen. Ob von ihm auch der Riss des Gebäudes
herrlihrt, ist leider nicht ersichtlich.
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In den Jahren t578--r 580 sind etwa noo Robotfuhren mit Ziegeln
nachgewiesen. Für die nächsten Jahre fehlen die Baurechnungen. Doch
begab sich 158i Meister Hans von Albeins nach Velthurns um zwei
Sonnenuhren herzurichten, so dass damals der Bau schon bis zum äusseren
Verputz vorgeschritten zu sein scheint. Bis 1585 dauern die Ziegelfuhren
fort; auch wird 1583 ein behauener Stein aus Tramin gebracht, für welchen
allein i8 Gulden Fuhrlohn gezahlt wurde.
Zirnmermeister war Wolfgang Posch, welcher 17 Kreuzer, Tischler-
meister Hans Pineider und Hans Rumpfer, welche 20 Kreuzer Tagewerk
bei eigener Verköstigung erhielten. Das Paar grosse lärchene Flecken
kostete 30 Kreuzer. Die Tischler scheinen, nach einem Gesuche um Re-
muneration zu schliessen, fünf Jahre lang gearbeitet zu haben. Pineider
erhielt auch für die Täfelung zweier Zimmer und andere Arbeiten 220 H.
Dass irgend ein anderer Tischler eine grössere Arbeit gemacht habe,
Endet sich in dem Archive nicht erwähnt, namentlich ist von einem Siga
mund Tuschl, der in Starllefs Handbuch über Velthurns vorkommt,
nirgends die Rede. Dem Pineider wird daher das schöne Getäfel im Für-
stenzimmer zuzuschreiben sein, falls dasselbe nicht etwa nach 1590 ent-
standen sein sollte.
Zu Vergolderarbeiten wurden 1584 400 Buch Gold aus Venedig be-
stellt, im folgenden Jahre Thürbeschläge und Schlösser für einige Zimmer
von Hans Megger in Augsburg bezogen, die übrigen Schlosserarbeiten
lieferte ein Meister von Brixen; Damast, Goldfranzen und Seide um 272 fl.
kamen aus Mantua. Dem Bildhauer Thomas Bart von Bruneck wurden
30 vergoldete Rosen mit 105 H. bezahlt. Für Meisselung des fürstlichen
Wappens erhielt der Steinmetz Silvester Huber H. Die Fenster, jedes
zu 30 kr., wurden von David Salbach und Albrecht Knoll gemalt.
Ferner finden sich Rechnungen über bronzene Nymphen für eine
Wasserstube, Vergoldung von Kirchenstühlen, Altarfiügeln, Leuchtern, über
acht türkische Teppiche 165 Bettstellen, das Aufmachen der Vor-
hänge von einem Schneidermeister in Brixen besorgt, welcher für Gang
und Arbeit 20 kr. rechnet, für das Einrichten eines Fasangartens und
Vogelherdes, Vogelfutter etc. etc. Eine Berechnung der gesammten Kosten
ist jedoch nicht vorhanden.
Gegenwärtig ist Velthurns Eigenthuiu des Herrn Ritter v. Goldegg
in Botzen, welcher mit der grössten Bereitwilligkeit das ganze Schloss
behufs der Aufnahme zur Verfügung gestellt hatte.
Die ganze Aussenseite ist mit Fresken bemalt gewesen, von denen
freilich, wo sie nicht durch das Dach gegen den Regen geschützt sind,
nur wenig noch vorhanden ist. Thüren und Fenster waren von reichen
Cartouchen in Grau und Gelb umrahmt, das ganze Mauerwerk nach der
Gartenseite von Sgraflito-Rustiken bedeckt.
Das Gebäude besteht aus einem gewölbten Erdgeschoss und zwei
Stockwerken, welche letztere in der Eintheilung ganz genau überein-
stimmen in der Mitte eine grosse Halle, welche sich durch die ganze
Tiefe des Schlosses zieht, auf jeder Seite zwei Zimmer, zu welchen im
Zweiten Geschosse noch die Capelle kommt. Dieses zweite Geschoss ist in
der Einrichtung das ausgezeichnetere; dort befindet sich auch das bereits
erwähnte "Fürstenzirnmeru, aus welchem eine Thür und ein Theil des
Täfelwerks sich seit einiger Zeit im Museum befinden.
Sämintliche Zimmer sind bis zu etwa zwei Dritteln der Wandhöhe
vertäfelt, darüber befinden sich Temperagemälde biblischen und allegori-
schen lnhalts, welche durch die Zeit stark gelitten haben. Von Mobiliar
ist nichts mehr vorhanden.
Die Hauptbedeutung dieses Schlosses für unsere Zeit besteht in den
musterhaften Tischler- und Schlosserarbeiten. Thüren und Larnbris sind
durchgängig in Holzintarsia ausgeführt und haben, was den Reichthum
der Zeichnung anbelangt, kaum ihresgleichen.
Herr Prof. Storck hat durch seine Schüler sämmtliche Holzarbeiten,
Beschläge, Schlösser etc. aufnehmen lassen und von den Malereien das
noch halbwegs in gutem Zustande Erhaltene, die Details zum Theil in
Naturgrösse.
Die erste mit Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung der
Kunstgewerbeschule unternommene Excursion darf daher als vollkommen
gelungen bezeichnet werden. B.
Zur Geschichte der Spitzenindustrie.
Schluss
Es würde für den Zweck der vorliegenden allgemeinen Notizen über
die Entwickelungsgeschichte der Spitzenfabrication in den industriellen
Districten des südlichen und nordöstlichen Europa zu weit führen, wenn
an dieser Stelle noch das Weitere über die Spitzenfabrication in Schles-
wig-Holstein, Schweden und Dänemark berichtet werden sollte. Ausführ-
liches befindet sich in dem vorhergedachten Werke von Bury Palliser.
Kaum hatte sich in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhun-
derts auf dem Gebiete der Spitzenindustrie, bei dem ungeheuren Ver-
brauch, den für kirchliche und profane Zwecke die dentelles und guipures
in allen Classen der Gesellschaft fanden, der Einfluss des überladenen
Rococostyles in Bezug auf Composition und Dessins in einer Weise gel-
tend gemacht. dass meistens nur platte und nichtssagende Musterungen
den Markt überschwemmten, da traten am Ende des vorigen Jahrhunderts
zwei Momente ein, die der früheren fast krankhaften Vorliebe für An-
wendung von kostbaren Spitzen eine Grenze setzten. Wir meinen die
Erfindung des Webestuhls für mechanisch angefertigte Spitzen und ferner
den Anfang und Durchbruch der französischen Revolution in Frankreich
und den angrenzenden Ländern, der tausend und abermals tausend Heissige
Hände bei der Spitzenfabrication erlahmen machte.
Was die letzte betrifft, so machten schon die Vorwehen derselben
im Beginn der Neunziger-Jahre mit einem Schlage dem übertriebenen
Luxus, der mit theuern Spitzen getrieben wurde, ein baldiges Ende. Be-
reits um das Jahr 1794 nahte für die französische hohe und niedere Ari-
stokratie die Stunde der Emigration. Grosse Kostbarkeiten an Gold und
Edelsteinen, die sich leicht tmnsportiren liessen, nicht weniger Schätze
von werthvollen Spitzen wanderten mit den Exilirten über den Rhein,
um hier zur Fristung einer oft kläglichen Existenz manchmal für Spott-
preise verkauft zu werden. S0 gelangten auf deutschen Boden Massen
von prachtvollen Spitzen, deren Anfertigung jahrelangen Fleiss und Hin-
gabe und deren Erwerbung grosse Summen erfordert hatte. Auch die
Kleidermode, für beide Geschlechter, welche noch wenige Decennien vor-
her in Anwendung von Spitzengarnituren sich überboten und Ungeheuer-
liches geleistet hatte, war unter dem republikanischen Regime und dem
spätem Consulat fast in das Entgegengesetzte umgeschlagen. Man gefiel
sich jetzt in einem Costüm, welches in Bezug auf Knappheit der Form
und des Stoffes an griechische Vorbilder streifend, den ehemaligen Bom-
bast von Spitzen und Kanten fast mit Verachtung von sich wies. Auch
nach den glänzenden Siegen des ersten Consuls und spätern Welterobe-
rers Napoleon I. gelang es trotz der Anstrengungen des Letztem und
seiner Gemahlin Josephine und der spätern Marie Louise der namentlich
auf französischem Boden tief darnieder liegenden Spitzenindustrie nicht sich
nur vorübergehend von dem durchgreifenden Ruin zu erholen, den die-
selbe beim Ausgangedes vorigen Jahrhunderts erlitten hatte. Die Periode
der Blüthe für Anfertigung kunstreicher dentelles war nun einmal un-
wiederbringlich dahin, die geschicktesten Spitzenklöpplerinnen starben ent-
weder nach und nach aus oder wendeten ihren Fleiss lohnenderen indu-
striellen Erzeugnissen zu. Zur Beförderung dieses beklagenswerthen Rück-
schtittes, welcher ungeachtet der grossen Anstrengungen des französischen
Hofes und bedeutender Spitzenhändler und Fabrikanten in Brüssel, Me-
cheln, Alencon, Chantilly, noch immer grössere Dimensionen annahm,
trug, wie oben angedeutet, auch noch der andere Umstand am meisten
bei, dass beim Ausgange des vorigen Jahrhunderts, gegen 1768, ein ge-
nialer Engländer, Hammond zu Nottingham, einen Stuhl für Strumpf-
wirkereien in Gang gebracht hatte, vermittelst dessen man auch'ein
Reseau in Tüll für Spitzen und Kanten herstellen konnte. Erst im Jahre
1809 wurde von John l-Ieathcoat ebenfalls zu Nottingham eine Maschine
zur Anfertigung eines feinen Tüll erfunden. Dieser Tüll zur Herstellung
von Spitzen hatte anfangs nur die mässige Breite von Centimeter und
man nannte ihn im Englischen bobbin net und zwar in Hinblick auf die
kleinen Spulen bobines, welche zur Herstellung desselben verwandt wur-
den. Bis zum Jahre 1823 erhielt sich dieser Tüll, ausschliesslich auf
englischen Webstühlen nach dem System von Heathcoat angefertigt, ver-
hältnissmässig hoch im Preise und war in England und auf dem Conti-
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nent sehr gesucht. Mit dem Jahre 1824 erlosch jedoch das Brevet des
ebengedachten englischen Fabrikanten, und alle Classen der Bewohner
Nottinghanfs warfen sich jetzt mit einer krankhaften Hast auf Anferti-
gung von Tüllspitzen. Es würde bei Gelegenheit der vorliegenden kurzen
Uebersicht über die Spitzenfabrication zu weit führen, nachzuweisen, wie
die patentirte Maschine des Engländers Heathcoat auch nach Frankreich,
trotz der strengen Ueberwachung von englischer Seite, übergebracht
wurde, und wie man auch in Frankreich, namentlich aber in der Vor-
stadt St. Pierre zu Calais, zu St. Quentin, Douay, Cambray Tüllspitzen
auf dem mechanischen Webstuhle anzufertigen begann". Erst im Jahre
1837 wurde durch den neuen, von Jacquard erfundenen Stuhl und die An-
Wendung desselben auf Tüll es überflüssig, den englischen und französischen
Tüll bobin mit der Nadel zur Hervorbringung von Dessins zu besticken,
indem das System Jacquard es ruit Leichtigkeit gestattete, die verschieden-
artigsten Muster auf dem Webstuhl hervor-zubringen.
Durch den Jacquard'schen Stuhl in seiner Anwendung für gewebte
Leinen- und Baumwollenspitzen, besonders in seiner Vervollkommnung,
die er auf englischem Boden gefunden hat, ist nun in neuester Zeit eine
vollständige Revolution auf dem Gebiete der Spitzenindustrie einge-
treten. Die früher so hoch geehrte Kunst der Spitzenmanufactur,
die, wie eingangs angedeutet worden ist, an Königshöfen, in Bur-
gen und Schlössern, in Patrizierwohnungen und Klöstern, nicht we-
niger aber auch in den letzten Jahrhunderten von einer fleissigen
Landbevölkerung in verschiedenen Districten Frankreichs und Deutsch-
lands mit Hingabe und Ausdauer als einträgliches Kunsthandwerk be-
trieben wurde, hat in den letzten Jahren den platten und geistlosen Er-
zeugnissen von meistens in Baumwolle gewebten Spitzen des Jacquard-
schen Stuhls weichen müssen. S0 ist es gekommen, dass man heute,
sowohl für kirchlichen wie profanen Gebrauch in tändelnden, nichts-
sagenden Musterungen prahlendes Spitzenwerk im werthlosen Material
von Baumwolle überall da gewahrt, wo früher die kunstsinnige Hand in
den schönsten und gewähltesten Dessins, im feinsten Leinengespinust ge-
diegene Kunstwerke anzubringen wusste, die heute noch nach Jahrhun-
derten als Ueberbleibsel einer untergegangenen Kunstindustrie bleibenden
Werth haben, und die von Museen und Sammlungen nicht selten für
hohen Preis gesucht werden.
Erst in jüngster Zeit hat sich bei dem Bestreben, das sich in allen
Kreisen geltend macht, die Kunst der freien Hand wieder zu emancipi-
ren von dem Druck und der Concurrenz der mechanischen Massenerzeu-
gungen, die Spitzen-Anfertigung in erfreulicher Weise als Kunstindustrie
Diejenigen, die es inleressirt, sich hierüber des Nähercn zu unterrichten, mögen
das Einschhgende in dem Werke Histoirc du tulle a1 des dunelles mecaniquea en Franc
en Angleterre par S. Fergusnn Eis, Paris 1862, nachsehen.
208
wieder gehoben. Dank einer geläuterten, besseren Geschmacksrichtung,
die sich in vielen Kreisen der Gesellschaft Bahn gebrochen hat, ist so-
wohl für Herstellung von kunstreich geklöppelten Spitzen, als auch für
Spitzen in Nadelarbeiten in den zwei letzten Jahrzehnten von Industriellen
in Frankreich, England und Deutschland Anerkennungswerthes geleistet
worden. Die letzten grossen Weltausstellungen in Paris, London und
Wien lieferten in den zahlreich eingesendeten Concurrenzarbeiten den
schlagenden Beweis, dass man in Frankreich, Deutschland, Belgien und
sogar in Russland, wieder anknüpfend an die Traditionen der alten In-
dustrie-Kreise, mit Eifer und Entschiedenheit abermals bestrebt ist, der
Spitzenfabrication ihren ehemaligen Rang unter den industriellen Künsten
zu vindiciren und der leeren und unsoliden Massenproduction von meist
baumwollenen Fabrikspitzen erfolgreiche Concurrenz entgegen zu stellen.
ln Belgien sind es besonders die Spitzen-lndustrieschulen von Brüssel,
Mecheln, Gent, Brügge und Ypern, die mit grossem Erfolge die schönsten
Pruductionen der Spitzenindustrie früherer Jahrhunderte wieder zu Tage
fördern. Auf dem grossen Weltmarkt finden diese belgischen Erzeugnisse
der freien Hand allgemeine Anerkennung und zahlreiche Käufer. Auch
in Frankreich ist man in den alten lndustrie-Districten mit Aufbietung
aller Kräfte bestrebt, den ehemaligen französischen Vorrang auf dern Ge-
biete der Spitzenfabrication den Industriellen Englands und Belgiens
gegenüber, dauernd wieder zu erringen. Namentlich werden zu Mire-
court, Caen, Bayeux, Chantilly, le Puy und überhaupt in der Auvergne,
welche heute mehr als 100.000 Spitzenwirkerinnen beschäftigt, Kunst-
werke mit der Nadel und auf dem Kissen neu hervorgebracht, welche mit
den schönsten Leistungen früherer Jahrhunderte von Aleneon, Venedig und
Genua abermals kühn in die Schranken treten können Auch England
und Irland, insbesondere aber Deutschland ist bei dieser allgemeinen
Concurrenz, die Spitzenindustrie von dem Druck des Webstuhls zu- be-
freien und dieselbe zu ihrer früheren Bedeutung wieder zu erheben, nicht
zurückgeblieben.
Erfreulich ist es wahrzunehmen, wie namentlich auch in Sachsen
und Böhmen die Spitzenindustrie nach tiefem Verfall in den letzten Jahr-
zehnten, neu verjüngt, zu schönerem Schaffen sich wieder emporgerichtet
hat. Zu diesem Aufschwung der Spitzenfabrication im sächsischen Erz-
gebirge trugen nicht wenig bei die vielen daselbst durch Staatsmittel in
jüngster Zeit gegründeten Klöppelschulen. Einem uns in Druck vorliee
genden Berichte des Klöppelschul-lnspectors Richter in Schwarzenberg
zufolge zählt Sachsen gegenwärtig mehr als 20.000 Spitzenklöpplerinnen
und ist der Gesammtwerth der sächsischen Spitzenfabricate in den letzten
Jahren durchschnittlich zu Millionen Thaler jährlich anzuschlagen.
Vg. über die Entwickelung der Spitzenfabricalion
Jury international 1867.
Frankreich Rapport du
209
Auch die böhmische Spitzenindustrie erfreut sich heute einer gleichen
Blüthe, wie dies die grosse Zahl der auf der Wiener Weltausstellung ex-
ponirten böhmischen Spitzen in reicher Abwechselung der Musterun-
gen und der Technik bewies. Was ferner zur Hebung und Pflege der
heimathlichen Spitzenmanufactur das Genie und die Thatkraft einzelner
Fabrikanten zu leisten vermag, wurde uns einleuchtend, als wir erst vor
wenigen Wochen in den Verkaufslocalen von Stramitzer Reuter,
Sedelmeyer, Arnold in Wien jene reichhaltigen Lager der schönsten
und vortrefilichsten Spitzen eingehend in Augenschein zu nehmen Gele-
genheit hatten, die im Auftrage und nach den Mustervorlagen der eben-
gedachten kunstsinnigen Industriellen von ausgezeichnet geübten Spitzen-
macherinnen im böhmischen Erzgebirge in lohnender Concurrenz mit
französischen und belgischen Erzeugnissen angefertigLwurden. Sicher-
lich wird die sächsische und österreichische Spitzenindustrie noch einer
schöneren Zukunft entgegengehen, wenn in der Folgezeit das gebildete
Publicum den bleibenden Werth und die Gediegenheit kunstreich aus freier
Hand gearbeiteter Spitzen besser würdigen und anerkennen wird.
Am Schlusse dieser geschichtlichen Notizen über den Entwickelungs-
gang, den die Spitzenfabrication vom XVl. bis zum XlX. Jahrhundert ge-
nommen hat, dürfte es hier am Orte sein, noch einige allgemeinere An-
deutungen über die Anlage und Eintheilung unserer Sammlung folgen zu
lassen, deren einzelne Bestandtheile im folgenden Katalog eine kurze Be-
schreibung gefunden haben. Ueberschaut man die Sammlungen der
meisten, in neuester Zeit entstandenen Kunst- und Gewerbe-Museen, In-
dustrie-Schulen etc., so stellt es sich alsbald heraus, dass man nicht ein-
mal den Versuch gemacht hat, die grossartige und reichhaltige Industrie
von Spitzen und Kanten in ihren vielgestaltigen Arten und Abarten so in
eineriübersichtlich geordneten Sammlung dem Studium und der Nach-
ahmung vorzuführen, wie man dies bereits bei andern industriellen Kunst-
zweigen mit Erfolg begonnen hat. Man hat sich nämlich in den meisten
Kunst- und Industrie-Museen darauf beschränkt, eine Anzahl von älteren
Spitzen und Kanten in besonders reicher Musterung und delicater Tech-
nik anzusammeln und aufzustellen, die in der Regel darauf berechnet
sind, Elfect zu machen und namentlich die Bewunderung der grossen
Damenwelt auf sich zu ziehen. Dass solche meist kostspielige Parade-
stücke den theoretischen und praktischen Bestrebungen zur nachhaltigen
Regenerirung der Spitzenindustrie in heutiger Zeit nur geringe Vortheile
bieten, leuchtet ein. Sollen solche öffentliche Aufstellungen von Sammlungen
älterer durchbrochener Weisszeugarbeiten dem praktischen Neuschaffen
dauernde Vortheile zuführen, so müssen nicht nur allein die feineren und
selteneren Spitzen aus der Blüthezeit der Fabrication in einzelnen Exem-
plaren repräsentirt sein, sondern es muss bei solchen öffentlichen Samm-
lungen besonders darauf Gewicht gelegt werden, dass sämmtliche genera
und species dieser in früheren Jahrhunderten so sehr bevorzugten ln-
310
dustrie und zwar in den reicheren, mittleren und einfachen Sorten mög-
lichst vollständig zur Anschauung gebracht werden. Bei Anlage und Ein-
richtung solcher instructiven Sammlungen, wie sie nur grössere Museen
und Pachschulen anzuschaffen in der Lage sind, entsteht naturgemäss die
Frage welche Classificirung und systematische Eintheilung ist für die
wissenschaftliche Aufstellung einer solchen Collection von Spitzen, welche
das Gesammtbild einer vierhundertjährigen lndustrie veranschaulichen soll,
einzuhalten? Soll dieselbe chronologisch angelegt oder nach den Städten
und den einzelnen Districten der Anfertigung geordnet werden, oder aber
soll die Musterung und die Fabricatiousweise der verschiedenen Spitzen-
gattungen bei der Eintheilung und Anordnung massgebend sein? Aus
mehreren Gründen gaben wir einer Classif-icirung nach den Dessins und
den technischen Fabricationsarten unbedingt den Vorzug. Chronologisch
eine solche Sammlung zu ordnen, geht aus dem Grunde schon nicht an,
weil man in verschiedenen Perioden sehr häufig die Musterungen und die
Technik einer älteren Epoche wieder aufgegriffen und mit grosseru Ge-
schick wieder in Schwung gebracht hat. S0 wurden, um unter den vielen
nur eine Reproduction von älteren Spitzengattungen hervorzuheben, die
schönen venetianischen Spitzen aus der spätem Blüthezeit der Republik,
bekannt unter den Namen points de rose, in Frankreich unter Louis XIV.
und in England unter Jacob ll. so täuschend in Technik und Muster
wieder nachgeahmt, dass man sie von den älteren Original-Spitzen Vene-
digs und Genua's gar nicht unterscheiden konnte. Auch die Sammlung
nach den verschiedenen Fabrications-Districten einzutheilen und zu be-
nennen dürfte deswegen nicht zulässig sein, weil die Spitzen-Klöpple-
rinnen häufig auswanderten und man in nördlichen Gegenden jene Spitzen-
muster in derselben Technik, je nach Bedarf der Mode, mit Erfolg nach-
ahmte, wie sie in südlichen oder westlichen Fabrications-Stätten bereits
lange Zeit hindurch geübt und angefertigt worden waren. Wir haben es
desshalb im folgenden Katalog, in Uebereinstimmung mit den Anschauungen
von Miss Bury Palisser, versucht, die Classilicirung unserer Sammlung
möglichst auf Grundlage der gleichartigen Technik und der formver-
wandten Musterungen so durchzuführen, dass dennoch, so viel es angeht,
die chronologische Aufeinanderfolge nicht ausser Auge gelassen wird.
Dass die consequente Durchführung dieser letztgedachten Eintheilung und
Rubricirung oft grosse Schwierigkeiten bereitet, davon ist derjenige am
besten überzeugt, der längere Zeit hindurch die verschiedenen genera
und species der Spitzen und Kanten genauer durchforscht hat und dem
es dabei klar geworden ist, dass auch bei den sorgfältigsten Vergleichungen
der vielen Spielarten von durchbrochenen Weisszeugarbeiten manche
Spitzensorten vorkommen, die sich nun einmal nicht nach ßxirten Nor-
men eintheilen und rubriciren lassen. Wir geben die HoEnung nicht
auf, dass bei Anlage und Aufstellung ähnlicher grösserer Sammlungen in
nächster Zeit und bei Fortsetzung der erst begonnenen Vorstudien über
2T!
den Entwickelungsgang der Spitzenfabrication es einem kundigeren Auge
möglich werden wird, die Schwierigkeiten zu überwinden und den Ir-
rungen auszuweichen, die bei der Katologisirung einer ersten derartigen
Sammlung fast kaum zu vermeiden waren.
Aachen, im Mai 1874. Dr. Fr. Bock.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Die Kunstgewerbesohule des Oesterr. Museums ist in dem
abgelaufenen Semester von 167 Schülern 121 ordentlichen, 46 Hospi-
tanten darunter 33 Damen besucht worden; im Vorjahre betrug die
Gesammtzahl 138. Von obigen 167 waren 72 aus Wien, 14 aus dem
Lande Niederösterreich, 20 aus Böhmen, 14 aus Mähren, ie aus Ober-
österreich und Ungarn, aus Schlesien, je aus Galizien und der Mili-
tärgrenze, je aus Steiermark, Tirol, Salzburg und Dalmatien, je aus
Siebenbürgen und Kroatien, aus Deutschland, aus Holland, aus
Japan. Davon kommen 77 auf die Vorbereitungsschule, 39 auf die Schule
für figurales Zeichnen und Malen, 21 auf die Bildhauerschule, 16 auf die
Architekturschule, 14 auf die Fachschule für Blumen- und Decorations-
malerei. Mit Stipendien wurden betheilt 11 Candidaten des Zeichenlehrer-
arntes, ferner von Seite des k. k. Handelsministeriuuls 28 Zöglinge
darunter Stipendien für Spitzenindustrie, für Xylographen, für
Manufacturzeichner, von der Gesellschaft zur Förderung der Kunst-
gewerbeschule 17, aus der Freiherr v. Haber-Linsbergschen Stiftung
aus der fürstl. Liechtenstein'schen Savofschenl Stiftung für Porcellan-
malerei von der n. ö. Handels- und Gewerbekammer für Manufactur-
zeichner endlich vom Generalcommando in Agram Lehramtscandi-
daten aus der Militärgrenze.
An den Vorträgen über Styllehre nahmen 60, über Kunstgeschichte
48, über Perspective und technisches Zeichnen 84. Zöglinge theil. Fleiss
und Erfolg wird von den Lehrern im Allgemeinen als befriedigend be-
zeichnet.
Der Besuch des Museums belief sich im Monat August auf 10.071 Personen.
Die Esposizione storica. d'Arte mdustriale in Mailand 1874-.
Diese Ausstellung ist in hohem Grade lehrreich; sie umfasst 8722 Obiecte;
der Katalog 283 Seiten 8. Die Gegenstände sind in Xll Classen geordnet
Mobiliars, Keramik, Weberei, Fächer, Waffen, Glassachen, Elfenbein,
Bronze, kleines Mobiliare, Email, Oreficeria und diverse Objecte Buch-
binderei und moderne Kunstindustrie. Die moderne Kunstindustrie ist
sehr schwach vertreten; etwas Glasindustrie, die keramische Fabrik des
Herrn Richard Farina Pruvini, und die Gipsmodelle des Herrn Pierotti
Pietro, Kirchenstoife. Desto glänzender sind die alten Gegenstände ver-
treten und zwar aus dem Besitze zuerst aus dem Kreise der Mailänder
Amateurs, dann aus Genua, Venedig, Bergamt, Como, Parma, Turin, den
Kirchen-Schätzen der Lombardie; endlich aus den Museen in Mailand,
Turin, Parma u. s. f. 290 Amateurs finden wir in dem Kataloge ange-
führt; von Kirchenschätzen in erster Linie die aus Monza und Mailand;
von Amateurs namentlich Poldi Pezzoli, Trivulzi, Morbio, Fortis, Castel-
212
barco, Litta, Melzi, Visconti, Passalaqua, D'Adda, Reichmann, Mylius.
Der Katalog ist sehr gut, genau gearbeitet. Nutzen wird diese Ausstellung
nur in sehr beschränktem Grade haben, da weder Photographien noch
Gipsgüsse von den ausgestellten Objecten angefertigt werden. Nur dann,
wenn solche Ausstellungen periodisch in Italien sich wiederholen und wenn
man sich zu Reproductionen entschliessen würde, erst dann wird mit der
Zeit sich ein Nutzen für Kunst und Kunstindustrie herausstellen.
KATALOG
man
ORNAMENTSTICH SAMMLUNG.
Fortsetzung.
1V. SCHMIED- UND SCHLOSSERARBEITEN.
Dzu-rscur-z Scr-runz.
XVl1l. Jahrhundert.
Johann Konrad Reiff.
B1. Stiegem. Balkon- und Thürgitter, Schlossbleche. Schlüsseigriife u. dgl. Nr. 1-4
und ein unnurnerirtes B. Auf B1. J. C. Reiß sc. F01. 2291.
Fnmzösrscnz SCHULE.
XV11. Jahrhundert.
H. Brisseville.
B1. Schlossbleche und Eiscnornamente. Berain fec. Nr. 3. 6'712. 8. 2364
Antoinc Jacquard.
Zwei reich verzierte Schüsselgriffe. Durchbruchenes Groteskenornament. Ohne Bezeichnung.
8. 275o.
Nicolns d'Jardi11s.
Reichverziertes Schlossblech. 1646. kl. F01. 2502
XVIII. Jahrhundert.
Jean Lamour.
Rzcucil des ouvrages an serrurerie, que Stanislus 1a bienfuisant, Roy de Pologne, Duc
Lorruine et de Bar, fait poser sur 1a Place Royale Nancy, 1a gloire de Louis 1c
BienVAimK-S; Composä et exäcurä par Jean Lamour son Serrurier ordinaire avec un dis-
cours sur L'art de Serrurerie plusieurs autres desseins de son lnvention. Nun
CY
ehe Pauteur. Privileg vom J. 1767. gr. F01. Gestochener Titel und-Dedicarion, B1.
Text und 21 Kupfer, gestochen von Collin und Nicole 1'115. 437o.
NrsnznLiiunlscnr-z SCHULE.
XV1. Jahrhundert.
nbekannt.
Bl. 12 und 16 Thurklopfer nuf einem Blauc. Von De Bry? qu. F01. 2296
V. WAFFEN.
Vergl. auch Goldschmied- und Juwelierarbeiten.
FRANzöslscx-IE SCHULE.
XVII. Jahrhundert.
Anxoine Jacquard.
B. Degengrilfe, Degenknöpfe und Scheidenbeschläge mit Groteskenornament auf schwere
zem Grunde, Nr. 2-5. 7. der Folge. Mit den Initialen des Meisters. 4. M495.
Monogrammist N.
Gewehrschioss mit Thieren, Ornamenten und Figuren, grösstemheils auf schwarzem
Grunde, verziert. In der Weise des Philipps Cordier lTAubigny. Das Monogramm auf
dem Deckel der Pulverpfanne. Ausgeschnitten. Grösste Breite 0'170". 2758
VIII GOLDSCHMIED- UND JUWELIERARBEITEN.
Daurscm Sc1-1111.s.
XVI. Jahrhundert.
Erasmus Hornick.
Sieben reich verzierte Juwelen- und Ohrgehange mit Pallas, David, Edelsteinen, Perlen
und liguralem Schmuck. Radirt. qu. 4. P. z,d. 2749J
Virgil Solis.
Juwelengehange mit vier Steinen und einer Perle besetzt. In den Ornamenten eine
männliche und eine weibliche Figur, Masken, Fruchtbouquets u. dgl. Unten hingt eine
Perle. Bezeichnet. S. 2774,
Juwelengehange. Die Hauptform ein Kreuz, verziert mit Arabesken. Rings herum Orna-
mente mit Figuren, Köpfchen u. dgl. Unten eine hängende Perle. Bezeichnet. 8. 2775
Juwelengehange, Vorder- und Rückseite, zwischen beiden ein Ring. Mit dem Monogr.
u. 8. 6.
g. Juwgel7e7ngehänge. 8. und qu. 8. Gegenseitige Copien der Folge, welcher das vorher-
gehende Blatt 2776 angehört. Von einem unbekannten Meister. 2266.
Bl. Goldschmiedarbeiten Juwelengehänge, Broschen, Kettenglieder. 8. Fehlen B. und P.
2662.
Bl. mit ie drei Goldschmiedarbeiten in Form von Cartouchen. Mit den Initialen des
Meisters. 8. 2772
Schnalle, reich verziert mit WatTentrophäen in Pßanzenornamenten. Mit dem Monogramm.
h. 17774
411i
Der obere Theil eines Degenbeschlags. In der Mitte eine Cartouche mit dem Monogramm,
oben auf der Cartouche ein nackter Mann und eine Frau, unten zwei Satyrn in reichen
Groteskenornamenten. Radirung und Stichelarbeit. Br. oben c. 0'062, unten 0'048,
Höhe 0'108. 2482
Oberes und unteres Beschläge einer Degenscheide. Auf ersterem oben zwei Kinder, deren
einander zugekehrte Arme in Blattwerk ausgehen. Ohne Mcnogramm. jedoch sicher
von obigem Meister. Ohne Plattenrand. H. 0'076, Br. 0'090. 2481
Schnalle mit abgebrochenem Dorn und mit einem Kinde in einer Cartouche. Ohne
Plattenrand. B. 0.045, H. 0'097. Wohl von obigem Meister. 24.84.
Unteres Beschläge einer Degenseheide, mit einer nackten Frau in einer Cartouche. Ohne
Plattenrand. H. 0'114, Br. 0'047. Von obigem Meister. 2485
Unbekannt.
Gürtelbeschlage mit einem Medusenhsupte, einem Löwenkopfe und einem Mascaron.
H. 0'060, Br. 0'084. 2486,
XVII. Jahrhundert.
Jacob Custos.
Titel einer Folge von Goldschmiedebouquets in Form von Masken. 1628. Ph Ja Harz
lnventzl Aug 8. 2396
114
Johann l-leel.
Goäilschmiedsbüchlein, zu linden bey David Funcken in Nürnberg. Num. Folge von Bl.
4. 13770
Ein Kranz von Akanthusornament, in der Mitte und in den Ecken Medaillons und Eck-
stücke. Für Guldschmiede. Zweifelhuft. kl. Fol. 2378
Fr. J. Morisun.
Titel zu einer Folge von Goldschmiedarbeiten. lnv. 1698 in Wienn. Augsbg Jos. Fr.
Leopold exc. Joann. von Langgratf sr. Nr. 1. qu. Fol. z3zz.
Job. Ernst Nicolaj.
Vorstellung Allerhand Lauber, Bündel, Carmosirter und anderer Zum Schneiden und
grsviren denen Gold und Silber Arbeitern dienlicher Erfindungen. Johan Hinrich Fürst
sculpsit 1695. Num. Folge von Bl. Fol. 2321
Unbekannt.
Bl. Goldschmiedqrnamente verschiedener Form für Beschläge, Broschen, Knöpfe u. dgl,
Auf einem Blatt 12 Wappen in drei Reihen. qu. 8. 2782
XVlIl. Jahrhundert.
Paul Schmittmeyer.
Bl. Goldschmiedarbeiten, Bijouterien etc. E. D. sculp. Jer. WoltT exc. Nr. 3-5, 7-10
und scharf beschnittene Blätter. qu. Fol. 2311
FRANZÖSISCHE SCHULE.
XVI. Jahrhundert.
Jacques Androuet Du Cerceeu.
Bl. Goldschmiedarbeiten, Ketten, Ohrgehenge. qu. 8. Radirt. 2281
Drei Rahmen für Kusstäfelchen Paces. qu. Rad. 2239,
Pierre Woeiriot.
Ohrgehänge mit Marcus Curtius. Unten eine Perle. 8. R-D. 368. 2752
Zwei Glieder einer Kette durch eine Bandschleife verbunden. Auf dem linken Kettengliede
ein Edelstein in der Mitte, auf dem rechten zwei Perlen und zwei Frauenmasken. Ohne
Zeichen. Br. 0'078, H. 0.052". 2751
Juwelengehänge mit drei hängenden Perlen. kl. 8. Zweifelheft. 2471.
Unbekannt.
B1. Juwelengehänge. Oben ein Ring oder eine Schleife zum Aufhängen, unten eine
hängende Perle. ln der Mitte ein oder mehrere Edelsteine in oruamentalen und Egu-
ralen Fassungen, mit Fruchtenbouquets u. dgl. kl. 8. 2480,
Unbekannt.
Bl. Juwelengehänge. Oben ein Ring, unten eine hängende Perle, die Mitte bei dem
einen ein Kreuz, bei dem zweiten eine Cartouche und bei dem dritten Nischen mit je
einer allegorischen weiblichen Figur. kl. 8. 2481
Unbekannt.
Bl. Medaillonrehmen für Ausführung in Geld und Emnil bestimmt. Oben ein Ring zum
Aufhängen, unten eine hängende Perle. Br. 0'080, H. 01m". Stich. 2478
XVIIÄ Jahrhundert.
Jacques Cnil lnrt.
Lulf-werck- In koper gesneden van W. Hondius 1628. Bl. Fol. 22.43.
Goldschmiedbouquet aus einer ähnlichen Folge. Fol. 22.14.
Nicoles Cochin.
Titelblatt zu Livre nouveau de ßeurs tres-util pour l'un aforfevrerie, et autres. Dedie
Jean de Leins. Paris Chez Baltazar Moncornet 1645. ,Herren und Damen in einem
Ziergarten. Das Monogr. des Stechers links unten in der Ecke. qu. 8. 27t4.
J. L. Durant.
Stylisirtes Bluttornarnent. Nr. einer Folge. lpse sc. 4. 2521
L. Roupert.
Goldschmiedornamente. Platten auf einem Blatte abgedruckt. J. Cossinus sculp. qu. Fol.
maßen-l
2x5
Jean nuquer.
BI. Livres De Fleurs Propre Pour Orfevres Et Graueurs. Blois pur J. V. Titel und
numerirte Folge von Bl. reichstcs Blumen- und Grotcskenornßment für Dosen, Uhren,
Schliessen u. dgl. weiss in schwarz und schwarz in weiss. Br. 160, H. 127"". Titel
und lezztes Blatt 10-1511" grösser. 2751
Unbekannt.
Kreuz. Vorlage für Email. kL 4. 2261
XVIII. Jahrhundert.
Pierre Bou rdon.
Bl. Livre premier Essais de Gravüre Par Pierre Bourdon Maitre Graveur Paris. Ou
l'on voit de beaux Contours dbrnemens traites dans le goüt de l'Art, propre aux Hor-
logeurs, Orfevres, Cizeleurs, Graveurs et routes autres persones curieuses. Paris 1703.
Titel und Nr. 3-6. lpse sc. et exc. Der Titel von Guerard gestochen. qu. Fol. 297.
Bl. Livre second Essais de Gravüre 1703. lpse sc. et exc. Der Titel von Guerard
gestochen. Nurn. Folge. Vor den Nummern Sternchen. qu. Fol. 22.11.
Bl. Ornamente für Goldschmiede, Uhrmacher, Graveure etc. Mit dem Namen. lpse sc.
qu. Fol. 2517
Bl. Goldschmiedeornamente. Dosendeckel etc. Nr. 2-6. Gegenseitige deutsche Cdpien.
qu. Fol. Joh. Fr. Leopold exc. 2271.
Bl. Juwelierarbeiten. Gegenseitige deutsche Copien. qu. Fol. 2369
Bl. Goldschmied- und Bijouteriearbeiten. Gegenseitige deutsche Copien P. qu. Fol.
2281.
S. Gribelin.
Dosendeckel, Siegelstöcke, Friese etc., reich ornamentirt. lpse sc. qu. Fol. z281.
Massen.
Neue Vorrisse. Jos. Fr. Leopold exc. 1710. Goldschmiedearbeilen. Fol. 2321
Pouget, Gls.
Traite des pierres precieuses et de la maniere de les employer en Parure. Paris, chez
Fauteur et chez Tilliard. Apprubirt 1762. 4. Gestochener Titel, 90 p. Text u. 79 von
Mlle. Raimbau gestochene Tafeln mit Juweliernrbeiten. B. N. 3765.
NnznEnLÄunlsct-le Scnuua.
XVI. Jahrhundert.
Johann Theodor de Bry.
Zwei Scheidenheschläge mit der allegorischen Figur der Stärke und mit der Cleopalra
in Ovalen. Bez. J. D. de Bry fe. 8. 2675,
Messergrili". 8. ad D. gu. 2334
Theodor de Bry.
Beschläge mit Mutius Scaevola. 8. 2331
De Bry.
B1. rnit je zwei Messer-griffen mit den Darstellungen der vier Elemente. 8. Ohne Be-
zeichnung. 2476
Unbekannt.
B1. Juwelengehänge in Form von Ruinen, Bl. mit allegorischen Frauengestalten.
Unten drei hängende Perlen. H. ofi3x-o138", Br. o'o87-o'o89'. 2614
XVII. Jahrhundert.
M. Le Blond.
Bl. Messergriffe. Folge A. I. Abdr. Vor den Buchstaben no. vor A. 8. 0256.
B1. Messergrilfe. Folge B. Arnbeskcn mit Vögeln und anderen Thieren. weiss in
schwarz. 8. Vor d. Adr. des Janssonius. 2257
Bl. Degengnrnitur Hacken, Beschläge, Bügel etc. Folge H. Vor d. Adr. des Jnnssonius.
8. 257a.
iäfbf". VR
Vase mit einem Goldschmiedbouquet. 1615. 8. 2518
Unbekannt.
Guldschmiedeornament. In der Mitte ein Zierbeschläge mit Blumenarabesken, schwarz
auf weiss. Rings herum Judith, ein Salamander, zwei Vögel, Gravierungen für Ringe
u. dgl. qu. 8. 11508.
XVIII. Jahrhundert.
Unbekannt.
Onyx in Renaissancefussung. Onix te zien geweest in September 1765 te Amsterdam.
Aus Mercurius Augustus 1765. 4. 1374
Im Verlage von Gehen Risoh in Hannover und Leipzig ist soeben vollständig
erschienen
HERDTLE,
Professor an der königl. Baugewerkschule in Stuttgart.
jlüdyrnutrgitrtligtu hrs Qlitttlultrrs uuh htr ßruuissuurt.
llßll dllll Ülllllilllll llllllllßllllll llllll ll llhllllllllllß llllilüllhll.
Lieferung, ll Fliesen. H. 18 ö. W.
lll,lVStolTtnuster. H. 18
Durch die soeben erschienenen Lieferungen lll und IV ist dieses Pruchtwerk vßll-
ständig. Dasselbe wurde wiederholt von den ersten Autoritäten äusserst lobend besprochen
und auf den Ausstellungen zu Wien und llnaltau prämiirt.
Preis des vollständigen Werkes 102 Blatt in Folio in eleganter Mappe. nebst Schlüssel
zur Construction der Muster H. 36 ü. W.
Im Verlage von Fr Bartholomßus in Erfurt erscheint! und ist durch jede
Buchhandlung des in? und Auslandes zu beziehen
1L.rad"s
PIlllillSßllES Jllllllllll lll Bllll- llllll MÜllßl-Tlßlillllil
1874-.
XXI. Jahrgang.
12 Hefte mit je Blatt reichhaltigen Vorlagen und den dazu gehörigen Modellen
in natürlichen" Grosse Heft 15 Sgr. oder per Jahrgang Thlr.
Dieses Journal zeichnet sich vor allen anderen derartigen Llnterneh-
inungen dadurch ruhmlichst aus. dass die von ihm gebrachten Vorlagen wirklich
praktisch und ausführbar sind. Es kann daher den verehrlichen Tischlere
meistern und den vorwarrs strebenden jungen Gehilfen auf das wärmste und
mit bestem Grunde empfohlen werden. Der Name des an der Spitze der Rcdaction
stehenden Fnchmannes, llerr A. Grzief, hat einen so allgemein begründeten guten
Klang, dass zur Empfehlung obigen Journals ierzl beim Beginn des 21. Jahrgnnges
wohl nichts weiter zur Einführung ilessellwen zu sagen nüthig ist.
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