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für
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kmlnstgewerbe.
Am l. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr E. 4.-
Redecleur Eduard Olunolerz. Expedition von C. Geroldk Sohn.
Man abonnin im Museum, bei Gerold Comp., durch die Postanstalteu, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
iNrjilräißw "wiE;;j5C;;.;ER Qgäj "igmqaig,
Inhllt lJie kurmglewerbliche Ausstellung in Innnbruck. Einige Notizen zur Geschichte des Glases
llll Mitteln er. Literaturberichl. Kleinere Mittheiluugen.
Die kunstgewerbllohe Ausstellung zu Innsbruck.
lI.
Bei der folgenden Besprechung der Einsendungen von einzelnen
Industriellen Tirols und Vorarlbergs können wir wegen der Fülle des
Stoffes hier selbstverständlich nicht sehr in das Detail eingehen, sondern
werden nur die Wahrnehmungen klar zu legen suchen, die sich uns be-
züglich der verschiedenen Gruppen der Ausstellung aufdrängten. Das
k. k. Handelsministerium hat die Ausstellung durch Bewilligung von
Staatspreisen wesentlich gefördert und das Preisgericht hat mit Berück-
sichtigung localer Verhältnisse dreizehn Ausstellern die silberne und neun-
zehn die Bronzemedaille zuerkannt. Nach den Bestimmungen des Mini-
steriums waren aber von dieser Prämiirung die Schulen, ferner die nicht
tiroler und vorarlberger Aussteller, die bereits einmal Prämiirten und alle
jene ausgeschlossen, welche kein eigentliches Kunstgewerbe treiben. Darum
hat die Jury ausser den Medaillen noch 31 Anerkennungsdiplome in Antrag
gebracht, um auch die Verdienste der in die obigen Kategorien fallenden
Aussteller zur Geltung zu bringen. Die Erkenntnisse des Preisgerichtes
sammt der jedesmaligen Motivirung bringen wir am Schlusse unseres Re-
ferates nach der ofßciellen Publication im Tiroler Boten vom i7., 19.
und 28. August. Wenn im Folgenden gleichwohl der Leistungen ein-
zelner Preisgekrönter keine Erwähnung geschieht, so hat dies seine Er-
klärung darin, dass deren Ausstellungsobjecte erst nach der Abreise des
Referenten ankamen. Beim Ueberblick über die gesammte Ausstellung
zeigten sich jene Industrien als die am meisten lebensfähigen und aus-
schlaggebenden, für welche von der Regierung in richtiger Erkenntniss
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llv
der Verhältnisse bereits Schulen ins Leben gerufen worden sind also
die Holzschnitzerei, Spitzen-, Stickerei- und Marmorarbeiten, dann die
Glasmalerei und das Mosaik und ganz zuletzt die Bearbeitung edler und
unedler Metalle und zum Theile auch die Keramik.
Aus dem Gebiete der Holzschnitzerei drängt sich sogleich die Grö-
dener Industrie allenthalben im Lande Tirol vor; leider, und es wäre
doch wahrlich vom Standpunkte der Erziehung des Volkes zum guten
Geschmack besser, das Licht des Tages hätte den grössten Theil jener
Erzeugnisse gar nie beschienen. Es ist geradezu unbegreiflich, wie
Herr Vogel neben einem vortrefflichen kleinen Crucifix so abscheu-
lich verwachsene Engel einsenden konnte, deren Breite über die Brust
etwa die Hälfte ihrer Körperlänge beträgt, daneben jammervolle Heiligen-
statuen und Christuskörper iiin feiner Oelfassungu und plattgedrückte,
wie in Blech getriebene Reliefgestalten von Kirchenvätern. Haben denn
Herr Vogel und Consorten, die sich doch alle Bildhauer nennen, über-
haupt jemals etwas von Anatomie gehört? Dabei scheinen sie auch die
Ausstellung zu sehr als Markt angesehen zu haben, was dieselbe doch
als die erste in Tirol gar nicht sein sollte; darauf deutet die grossartige
Verschiedenheit in den ausgestellten Objecten aus Rücksicht auf Besucher,
eventuell Käufer von der verschiedensten Geschmacksbildung. Die That-
sache, dass neben einem geschnitzten Bilde um etwa 200 Gulden das ganz
gleiche Sujet um 40 H. käufiich war, natürlich in entsprechend schlech-
terer Ausführung, sollte wohl gar noch die Solidität der betreffenden
Firma vor Augen führen? Von Josef Rifesser ragt eine Madonna weit
über die schläfrigen, süsslichen oder krüppelhaften Gestalten der andern
hervor, mit denen sie aber an einem allen gemeinsamen Fehler krankt.
Alle die Grödner Figuren sind wohl colorirt, aber überall bekundet
sich die Scheu, satte Farben anzuwenden, und durch die angebrachten
matten gebrochenen Farbentöne wird oben die Kraftlosigkeit der meisten
Gestalten noch erhöht. Möchten sich doch die Herren einmal offenen
Auges die geschnitzten und bemalten Altäre betrachten, die sie in ihrem
Heimatlande noch so vielfach sehen können. Einige Stühle von Leopold
Moroder, deren Lehnen in flachem bemalten Relief Kurzbauefsche Bilder
und Kaulbach's Haideröslein zeigten, wurden schleunigst von einem Eng-
länder gekauft. Gegen dieses Umsetzen der Bilder heimischer Künstler,
wie neuestens Deffreggefs wLetztes Aufgebot und nl-leimkehr der
Siegers u. s. w. in geschnitzte Gruppen sollte das gebildete Publicum,
unbeschadet des Localpatriotismus, denn doch endlich Einsprache er-
hebenfEs ist eine wahre Verschwendung manueller Geschicklichkeit, wie
solche etwa Nocker sozusagen im Dienste Unterbergefs ausübt; die land-
schaftlichen Hintergründe von 18-20 Ctm. Tiefe, coulissenartig aus drei
Stücken gearbeitet, sprechen allen Gesetzen des guten Reliefs Hohn und
gehen weit ab von dem immerhin guten Anfange, welchen Jos. Hell um
1826 als der erste Bildschnitzer in dieser Richtung machte. Es ist doch
LÄ
charakteristisch, dass bei einer Copie nach einem der Collin'schen Reliefs
in der Hofkirche der Verfertiger sich nicht scheute, den Hintergrund um
ein Bedeutendes gegen das Original zu vertiefen. Gsaller aus Wilten
hat einen grossen Doppelrahmen ausgestellt, von schönem Verhältniss und
ungewöhnlicher Virtuosität der Ausführung; leider hat er zu oberst zwi-
schen den beiden Rahmen eine Art von Vase mit einem naturalistisch
behandelten grossen Blumenstrauss angebracht und dadurch den Erfolg
seiner sonst schätzenswerthen Leistung ganz verdorben.
Dagegen wurde man beim Eintritte in den Möbelsaal von den durch-
aus stylvollen und sehr exact gearbeiteten Renaissancemöbeln überrascht,
welche Trenkwalder in Mühlau und Konzert in Innsbruck geliefert
haben. Besonders des ersteren Bett, nach der Zeichnung des Architekten
Deininger, fand als eine geradezu rnusterhafte Leistung einstimmige Aner-
kennung. Neben diesen ist noch Wasler aus Meran zu nennen wegen
eines Betschemels und der gelungenen Copie eines Tisches im Schlosse
der Margarethe Maultasch in Meran. Brucker in Innsbruck hat Salon-
garnituren ausgestellt, von denen eine braune recht hübsch ist, eine
andere aber mit sehr gut gearbeiteten lntarsien durch deren geschmack-
lose Zeichnung verunglückt ist. Uebrigens wird, wie wir eben hören,
von Innsbrucker Fachgenossen Herrn Brucker gegenüber behauptet, er
hätte diese sämmtlichen Stücke von einem Wiener Möbelhändler gekauft.
Aber das eine steht im Allgemeinen fest, dass es den Tiroler Tischlern
durchaus nicht an Geschicklichkeit gebricht, nur das Verständniss für den
Organismus des Ornamentes fehlt den meisten. Dies beweisen die Arbeiten
von Lanser, Gsaller, Colombo u. a., denen gerade das reiche Orna-
ment, das ihnen zur Zierde dienen sollte, am meisten schadet. Einer Specia-
lität kann hier noch Erwähnung gemacht werdenf, nämlich Herrn Ham-
merl's Möbel aus Bein.; An sich ist die Wahl von Hirschgeweihen selbst
Hacher Gestaltung zu Sitzlehnen nicht zu billigen, aber immerhin ist es
eine Specialität, die vielleicht gerade deswegen ihren Liebhaber Endet.
Wir selbst erkennen blos den Werth der kleinen Beinschnitzereien an,
welche Herr I-lammerl gleichfalls ausgestellt hat.
An die Zimmereinrichtung lässt sich wohl am besten gleich die Aus-
stellung der grossen Bautischlerfirma Johann Hüter 8c Söhne anschliessen,
der unbestritten eifrigstes Streben, verbunden mit Geschick und Geschmack,
nachzurührnen ist. Die beiden grossen Portale verdienen volle Anerken-
nung nach Zeichnung und Ausführung, die Muster von Fussböden zeigen
einige gefällige Motive, die neue Erfindung betreffs der Sommer- und
Winterfenster scheint die Beachtung der Baumeister in Anspruch zu
nehmen, und dort wo die Imitation kostbares Holzwerk ersetzen muss,
hat die Firma an dem geschickten Anstreicher Arnold den rechten Mann
gefunden.
12'
'72?
Bei der Besprechung der übrigen Gruppen der Ausstellung können
wir uns weit kürzer fassen, allerdings aus verschiedenen Gründen. Einmal
sind die meisten nach Qualität und Quantität weit geringer vertreten,
als die Holzschnitzerei und die Möbel, bei anderen braucht hier nicht
mehr viel zu ihrem Preise gesagt zu werden. Wir meinen mit letzterem
die Tiroler Glasmalereianstalt und Mosaikfabrik des Herrn Albert Neu-
hauser. Mit Arbeitskräften wie Director Jehle, Zeichner Schwarzen-
berger und Werkführer Gold ausgerüstet, ist dieselbe auf dem besten
Wege, sich einen Weltruf zu erringen, und was von dort eingeschickt
wurde Fenster für l-leiligenkreuz und Mosaiken für die Votivkirche, ist
nicht viel, aber ausgesucht trelTlich. Die Idee des Herrn Gold, bei einem
stylisirten Fruchtbaume in einem Glasfenster zur Darstellung der Aepfel
Buzenscheiben zu benützen, ist jedenfalls neu und glücklich.
Zu den quantitativ am schwächsten vertretenen Industrien gehört zu-
nächst die Goldschmiedekunst. Nur von Güllich 8t Dennig aus Bregenz
und von Klamer aus Innsbruck liegen Proben ihrer Leistungen vor; von
ersterem neben vieler Marktwaare auch einige sehr gut gearbeitete Me-
daillons mit gelungener Form und Zier, von letzterem sind aus vielem
Mittelrnässigen einige jour-Fassungen hervorzuheben. Qualitativ schlim-
mer steht es mit den Industrien in unedlem Metall. In Eisen ist blos von
Köllensperger ein nach Art der Gitter in der Hofkirche zu Innsbruck
sehr gediegen in der alten Technik der Durchdringung gearbeitetes Ober-
lichtgitter, und von Kahr ein sehr cxact und rein ausgeführtes Schloss
mit geätztem Ornament zu sehen. Der Salzburg-Tiroler Montangesellschaft
ist es mindestens anzuerkennen, dass sie das Bestreben hat, den Eisenguss
von dem fabriksmässigen Nützlichkeitsprincip auf den Weg des Kunst-
betriebes hinüber zu leiten. Aus der summarischen Verurtheilung ziem-
lich aller ausgestellten Bronzesachen ist blos das Schreibzeug auszunehmen,
das Unterberger nach der Zeichnung des Herrn Deininger ausgeführt
hat, ein neuer Beweis, dass es den Tiroler industriellen blos an guten
Vorlagen fehlt, um Gediegenes zu leisten. Von einer Ciselirung zeigen
nur wenige eine Spur, obwohl der Guss nicht gerade rein ist.
Das Gleiche gilt von den ausgestellten Glocken des Herrn Gras-
meier, deren schöner Accord sich wohl recht gut mit einer halbwegs
sorgfältigen Ausarbeitung des Ornaments vertriige. Zum Glücke hat das
Oesterr. Museum in seinem Saale diesen Industriellen in den Arbeiten
der Ciselirschule, der Herren Hanusch und Lux so reiche und treffliche
Muster vor Augen gestellt, dass sie selbst zur richtigen Einsicht gelangen
müssen, wenn sie nur otIenen und der Belehrung zugänglichen Sinn
besitzen. Vielleicht kann ihnen noch einmal eine Specialausstellung in
diesem Fache nachhelfen. Von anderen Metallobiecten fallen noch riesige
Kannen und Kessel von Kupfer auf das Theeservice der Frau Hütt
wurde es treffend genannt und ein Blumenständer, der aber auch nur in
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einem Salon Platz fände, wo jene Theekannen in Verwendung wären;
selbst in einem Garten würden aber die vielen Spitzen und Ranken des-
selben eine Annäherung für die Kleider gefährlich machen.
Von Eisen zu Stein ist der Sprung nicht gar zu gewaltig, im Ganzen
ist jedoch auf der Ausstellung mehr der Stein als solcher, als viele kunst-
gerechte Behandlung desselben zu bemerken. Die geschickten Tiroler
Steinmetzen haben sich der Ausstellung aus unbekannten Gründen zu-
meist fern gehalten. Der in neuester Zeit so gepriesene, von Fachmän-
nern dem Parischen an die Seite gesetzte La aser Marmor präsentirt sich
in der That prächtig in einem Relief von Steinhäuser. Prof. Fuss
von der lnnsbrucker Zeichen- und Modellirschule hat eine sehr fein aus-
gearbeitete und auch sehr schön gezeichnete Füllung ausgestellt, wahrhaft
ein Muster für seine Schüler. Zwei reizende zarte Frauenkörper ragen
aus Blattwerk hervor; die eine das Haupt traumbeschwert neigend ist als
Abend, die andere mit einem Spiegel in der Hand als Morgen gedacht.
Der gleichfalls sehr gelobte Marmor von Taufe rs ist leider gar nicht ver-
treten und es ist überhaupt fraglich, ob sich Herr Mutschlechner aus
Innsbruck, dem die dortigen Brüche gehören, zu neuen Opfern an Geld
verstehen wird, nachdem ihm vor Kurzem das Elementarereigniss im
Ahrnthale seine Marmorsäge vollständig vernichtet hat. Dafür begegnen
wir in dieser Abtheilung zum ersten Male Wälschtirolern und es ist
bei den heutigen politischen Verhältnissen doppelt erfreulich, dass sich
jene bei dem Feste ihrer deutschen Landesbrüder so zahlreich mit Ein-
sendungen eingefunden haben. Da sind also die Herren Cesare Scotoni
und Ranzi 81 Co mp. zu nennen. Beide im Trentino ansässig, haben
sie eine grosse Sammlung südtiroler buntfarbiger Marmorarten, überdies
ersterer eine grosse Vase, letzterer ein Tischchen ausgestellt. Nun wider-
strebt es uns aber fast, auch bezüglich dieser beiden Objecte schon Ge-
sagtes wiederholen zu müssen. Die Technik zeigt all' die überraschende
Virtuosität, die wir bei Werken der neueren italienischen Plastik zu sehen
gewohnt sind, die Vögel und Eichkätzchen, die sich in den Blumen-
gewinden an der Vase herumtummeln, sind mit einem Naturalismus aus-
geführt, der bis zu den äussersten Grenzen des Erlaubten geht. Aber die
sonst zur Anwendung gebrachten Ornamentmotive bekunden schon wieder
die vollständige Unkenntniss der Sprache, welche die antiken Zierglieder
reden. Am Fusse der Vase wachsen die Akanthusblätter nach abwärts,
und an dem Tischchen sind Perlen- oder Kugelschnüre so ganz rund
ausgearbeitet, dass man deren Herabfallen fürchtet. Was sonst noch von
Steinwaare vorhanden ist von Gelmo, Zefferini Piccinini, Zanotta
reicht kaum in das Gebiet der Kunstindustrie, nur Giuliani's fleissige
und hübsche Arbeiten machen noch eine kleine Ausnahme.
Ueber einige andere Gruppen der Ausstellung können wir schnell
hinwegeilen, da sie ziemlich unbedeutend vertreten sind. Auf dem Gebiete
der Keramik z. B. begegnen uns blos zwei Firmen Die Oefen der Thon-
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waarenfabrik Baumgartner 8c Comp. in Wildbühel lassen derselben
bei ihrem erst einjährigen Bestande das beste Prognostikon für die Zu-
kunft stellen und Bocksberger aus Meran verräth wenigstens in seinen
grünglasirten Kacheln nach alten Mustern anerkennenswerthes Streben.
Die Cernentfliesen weisen durchwegs keine besonderen Vorzüge auf.
In Tirol mögen wohl auch Wachszieher vielen Absatz ihrer Waaren
finden und haben Fuchs aus lnnichen und Reisch aus Innsbruck
recht umfangreich ausgestellt, leider fast durchgebends die landläufigen
blumengezierten Kerzen und elende I-Ieiligenfigürchen für Spenden an
Kirchen und Gnadenbilder. Reisch betreibt wenigstens noch die gute alte
Zwicktechnik in derWachsbehandlung. Gleichfalls für denKirchengebrauch
sind fast all' die reichen Stickereien in Gold und Seide bestimmt, welche
von Rudari aus Trient in einem eigenen Zimmerchen zu sehen sind.
Bei einzelnen Stücken muss man wohl in der Beurtheilung der Zeichnung
und Linienführung dem wälschen Geschmacke einige Zugeständnisse machen,
andererseits ist aber die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit unverkennbar, mit
der alte Stickereien auf neuen Grund aufgetragen wurden. Auch die Lei-
stungen Schneid er's in Höchst auf dem Gebiete der Kunststickerei sind
aller Beachtung werth und die Fräulein Plaseller in Innsbruck haben
einen Chorrock mit reicher Weißstickerei in guter Zeichnung mit ausser-
ordentlichem Fleisse ausgeführt. Ueberhaupt scheint sich diese Art der
weiblichen Handarbeit auch in Innsbruck bereits steigender Beliebtheit bei
den Damen zu erfreuen, da noch nachträglich, wie wir hören, zahlreiche
gute Stickereien zur Ausstellung gebracht wurden.
Es erübrigt nur einige Worte über einzelne vervielfältigende Künste
zu sagen. Die ausgestellten Photographien standen zumeist auf der Höhe
dieses lndustriezweiges, an der Grenze zur Kunstübung. In der Litho-
graphie weist Scotoni Viti aus Trient eine Fülle von hübschen
Schriftarten auf und C. Redlich in Innsbruck bewährt sich als guter
Techniker, dem aber etwas mehr Geschmack zu wünschen wäre. Von
den Buckdruckern kann sich allerdings Ferrari aus Bozen nicht entfernt
an die Seite der Wagnefschen Universitätsbuchdruckerei stellen, die über-
dies noch dadurch besonders imponirte, dass sie durch eine reiche Auswahl
erlesener Werke ihres Verlages ihren Bestand seit Mitte des XVI. Jahr-
hunderts nachwies. Dazu kommt, dass sich diese Firma unter der gegen-
wärtigen Leitung des Herrn Schumacher als Verlagshaus für historische
Literatur in ganz Deutschland grosser Anerkennung rühmen kann. Die
stattliche Reihe von Bänden aus dieser Wissenschaft, welche in neuerer
Zeit aus dieser Druckerei hervorgegangen sind, setzt auch gewisserrnassen
die Richtung fort, welche die Anstalt mit mehreren grossen historischen
Werken im XVI. und XVII. Jahrhundert eingeschlagen hatte. Freilich
sind nur die damaligen Werke, wie Burcklechnefs Thesaurus historiarum
und Schrenck's grosse römische Geschichte in lateinischer und deutscher
Ausgabe reich mit Kupferstichen, Porträts und breiten Randleisten geziert.
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Heutzutage ist ja die Herstellung solcher Pracbtwerke um des Kostenpunktes
willen fast zu den Unmöglichkeiten zu rechnen.
Von den ausgestellten Bucheinbänden ist sowohl bei Jeggle und
Moesl in Innsbruck, als bei Cairola in Trient durchschnittlich nur das
eine und das andere Stück über die Menge mittelrnässiger Arbeiten er-
haben. Sie alle können an den Bänden, welche von Rollinger aus Wien,
von der Schule und Herrn Spott aus Prag und von Mame aus Tours in
dem Saale des Oesterr. Museums zu sehen sind, noch sehr viel lernen,
besonders was die Zeichnung und die Reinheit der Vergoldung betrifft.
Wir sind damit am Schlusse unseres Referates über die lnnsbrucker
Ausstellung angekommen, denn was wir noch von der Betheiligung des
Oesterr. Museums zu sagen haben, lässt sich kurz zusammenfassen. Jeden-
falls war die Einsendung diesmal so reichhaltig, wie auf wenigen der
bisher vom Museum veranstalteten Provincial-Ausstellungen. Der Katalog,
der für unsere Abtheilung selbständig erschien, weist in 10' Gruppen 417
Nummern auf, wobei aber die herrliche Collection von Nutz- und Prunk-
gläsem, welche Herr Lobmeyr der Museums-Ausstellung angeschlossen
hatte, unter einer einzigen Nummer begriffen ist. Dasselbe gilt von den
Leclergalanteriewaaren von Pollack und Joppich, von den Thonwaaren
der Gebrüder Schütz in Liboye und A. Klammerth in Znairn, den
Silberbijouterien mit Niello und Goldrnosaik von C. Lustig. Von den
Bronzen von Dziedzinski Hanusch und von Lux in Wien haben
wir bereits oben gesprochen. Ausser diesen Industriellen ist noch Herr
Garber aus Wien mit seinen Leinen- und Baumwollwaaren, der Bild-
hauer Springer und der Goldarbeiter Augustin in der Museums-
abtheilung vertreten. Diese Zulassung geschah aus dem Grunde, weil die
meisten dieser Firmen mehr oder minder mit dem Museum in inniger
Verbindung stehen, und die Zeichnung vieler der genannten Objecte
von Professoren oder Schülern der Kunstgewerbeschule geliefert wurden.
Die Fachschule für Blumenmalerei war durch eine Reihe von Schüler-
arbeiten, Copien und Originalentwürien, vertreten. Auch die Wiener höhere
Fachschule für Kunststickerei hatte sich mit allem eingefunden, was ihr
an guten Stücken von der Pariser Ausstellung noch übrig geblieben war.
Von den Anstalten des Museums glänzte besonders die Ciselirschule durch
eine grosse Zahl sehr hübscher Stücke und die chemisch-technische Ver-
suchsanstalt unter Leitung des Herrn Reg.-Rathes Kosch. Auf die Wiener
Fayencen mit Kosch'schen Farben wurde in diesen Blättern bereits im
Augusthefte hingewiesen und wir brauchen hier nur als die neueste Erfin-
dung des Herrn Kosch verschiedenfarbige Patinirung und die Decorirung
von Metall in Gold und Silber zu erwähnen, die in Innsbruck Aufsehen
erregte und in Zukunft von besonderer Tragweite werden kann, da auch
eine Anwendung im grössten Maßstabe, also auch an monumentalen
Werken, Eisenconstructionen u. dgl. möglich ist. Ueber die meisten
übrigen vorn Museum ausgestellten Objecte können wir uns eines Urtheils
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entschlagen, weil dieselben-entweder bereits bekannt sind, oder wohl auf
unserer nächsten Weihnachts-Ausstellung wieder erscheinen dürften. Denn
obgleich der materielle Erfolg der Industriellen auf der Ausstellung die
bescheidenen Erwartungen, die man gehegt hatte, übertraf, so werden
doch die meisten grösseren und theueren Objecte unverkauft geblieben
sein und zurückkehren. Aber eines wird in Innsbruck sicherlich bleiben
die frohe Erinnerung an diese erste dortige Ausstellung, die ja von Tag
zu Tag wachsendes Interesse bei der Stadt- und Landbevölkerung wach-
rief. Und ein anderes, wünschen wir, möge gleichfalls dort bleiben und
verwerthet werden das mannigfache Gute, was die Tiroler Industriellen
von der Ausstellung des Museums und der dankenswerthen Betheiligung
anerkannter Wiener Firmen lernen konnten. An Talent zu späteren selb-
ständigen Leistungen besitzt die Tiroler Bevölkerung so viel, wie kaum
die eines anderen Kronlandes. E. Ch.
Das mit Genehmigung des h. k. k. Haudelsministeriums eingesetzte
Preisgericht hat folgenden Ausstellern Staatspreise zuerkannt
I. Die silberne Medaille
1. Boyp Friedrich in Innsbruck, Photograph, für hervorragende photographische
Leistungen; 2. Ferrari G. in Bozen, Buchdrucker, für vorzügliche typographische Ar-
beiten; 3. Güllich und Dennig, k. k. priv. Goldwaarenfsbrik in Bregenz, Gnldwaaren,
für exacte Arbeit und intelligenten Betrieb eines vom merkantilen Standpunkte wichtigen
Geschaftszweiges; 4. Euter Johann und Söhne in Innsbruck, Baugewerbe, für Hebung
verschiedener zum Baugewerbe gehöriger Industrien; 5. Konrent Michael in Innsbruck,
Tischler, für exacte Ausführung stylvoller Möbel; 6. Neuhmlxer Albert in Innsbruck,
Mosaik, für Einführung eines neuen Kunstindustrie-Zweiges; 7. Percusta und Froner
in Trient. für geschmackvoll und solid gearbeitete Möbel; 8. Rnnri Francesco in
Trient, Marmor-Atelier, für Hebung der Marmortechnik für Baugewerbe; g. Sdlgburg-
Tiroler k. k. priv. Mantanwerks- Gesellschaß in Jenbach, Eisenguss, für Forderung des
Eisengusses und Einführung künstlerischer Formen; I0. Schneider Karl und Söhne
in Höchst, Kunslsticker, für intelligenten Betrieb eines in merkantiler Hinsicht wichtigen
Gesehaftszwei es; n. Scuntone Cesare in Trient, Marmor-Atelier, für Hebung der
Marmortechni im Baugewerbe; u. Sleinhduser Johann in Lass, Marmor-Atelier, für
Verdienste um die Marrnoralndustrie; 13. Trenkwnlder Josef in Muhlau bei Innsbruck,
Kunsttischler, für exacte Ausführung stylvoller Möbel.
II. Die Bronze-Medaille
l. Arnold Nicolaus in Innsbruck, Lackirer und Zirnmermaler, für gelungene und
stylvolle Arbeit; z. Baumgarmer Johann Cümp. in Wildbochel bei Kufstein, Oefen
und Thonwaaren, für Einführung eines fabriksmässigen Betriebes für die Erzeugung von
Oefen und Hebung dieses Industriezweiges; 3. Brucker Johann in Innsbruck, Tischler,
für Verdienst um die Möbelindustrie; 4. Crichna C. A. in Innsbruck, Photograph,
Lithograph und Kunsthändler, für tüchtige photographische Leistungen im Ißndschaftsfache
und Förderung des Kunstbetriebes; 5. Gold Carl in Innsbruck, Werkführer der Glas-
malerei, fllr ein gelungenes Glasfenster mit Butzenscheiben; 6. Jeggle Max in Inns-
bruck, Buchbinder, für anerkennenswerthes Streben in seinem Fache mit Hinweis auf den
Einband des Werkes -Geschichte Oesterreichsn; 7. Källensperger Anton in Innsbruck,
Schlosserwaarenfabrik, für stylvolles, in richtiger Technik ausgeführtes Gitter für Ober-
lieht; 8. Mendel Karl in Innsbruck, Posarnentier, für einen geschmackvoll und elegant
ausgeführten Glockenzug; 9. Mösl Andrd in Innsbruck, Buchbinder, für lobenswerthes
Streben in seinem Fache mit Hinweis auf den Einband für ein Diplom; w. Möslein
Martin in Innsbruck, Tischler, für gute Tischlerarbeiten für den Hausbedarf; u. Noeker
Peter in Brixlegg, Holzschnitzer, als Anerkennung der 'im Relief i-Madonna nach Müller-
zum Ausdruck kommenden bessern Behandlung des Reliefs; u. Fräulein Plaseller in
Innsbruck, Weißstickerei, für schöne Filetarbeiten points de lace; 13. Redlich Karl
in Innsbruck, Lithograph, für vielseitiges Streben; t4. Gebrüder Reisch in Innsbruck
Kufstein, Wachszieher, für verdienstliches Streben in ihrem Fache und richtige Technik;
15. Roschmann Anna in Innsbruck, Kunststickerin, für stylvolle und vorzüglich aus-
geführte Paramenten-Stickerei; I7. Rudari Giambattista in Trient, Kunststickerei-
Anstalt, als Anerkennung für die vielseitigen, übrigens durch die Geschmacksrichtung
jenes Gebietes; für welches die Anstalt arbeitet, bedingten Leistungen; 17. Schwargen-
berger Rupert in Innsbruck, Zeichner der Tiroler Glasmalerei, für verdienstvolle orna-
mentale und heraldische Entwürfe für Glasmalerei; 18. Unterberger Stefan in Inns-
bruck, Gürtler, für Iobenswerthes Vorwartsstreben mit Hinweis auf das Tintenfass mit
Leuchtern; 19. Wassler Josef in Meran, Kunsttischler, fnr gute Ausführung eines Bet-
schemels und eines Tisches.
Anerkennung sdiplome erhielten
1. Bleicher Franz in Innsbruck, Tapezierer, für geschmackvolle und gute Tapezier-
arbeit; z. Colombo Giuseppe in Trient, Kunsttischler, als Aufmunterung seines emsigen
Strebens, mit speciellem Hinweis auf zwei Sessel; 3. Corajola F. in Trient, Buch-
binder, als Aufmunterung seines sichtlichen Bemühens vorwärts zu schreiten; 4. Fuchs
Anton in Innichen, Wachszieher, für lobenswerthes Streben in seinem Fache mit Hinweis
auf die Wachsblumen; 5. Farmer M. in Bozen, Uhrmacher, für Erfindung eines neuer.
Systems für Pendeluhren; 6. Gfall J. A. in Innsbruck, Zuckerbacker, 'fur geschmack-
volle Ornamentik seiner Spritzarbeiten; 7. Grassmayr Johann in Wilten, Glocken-
giesser, für Leistungen im Glockenguss; S. Grubhofer Marie in Innsbruck, Lehrerin,
für stylvolle Arbeit Polster; 9. Gsuller Rupert in Wilten, Holzschnitzer, für gute
Technik im Doppelrahmen; 10. Hammerle Gabriel in Innsbruck, Drechsler, für tüch-
tiges Streben zur Hebung seines Industriezweiges in Horn und Geweihen; 11. Himmer
Josef in Felclkirch, Gurtler, für lobenswerthes Streben in seinem Fache; u. Hölgl A. J.
in Bruneck, Handelsmann, für Förderung der Klöppelspitzen-Industrie im Pusterthale;
13. Kahr Simon in Innsbruck, Schlosser, für anerkennenswerthes Streben; x4. Kirch-
meier Anton in Schwaz, Tischler, für tuchtiges Vorwartsstreben; 15. Klammer" Sohne
in Innsbruck, Juweliere, für richtige iour-Fassung von Diamanten; 16. Knoll Se-
bastian in Bozen, Photograph, für gute Porträts; 17. Ladstädter P. 81 Comp. in Inns-
bruck, Uhrmacher, für solide Arbeit und intelligenten Betrieb; 18. Langer Gustav in
Innsbruck, Posaruentier, für sorgfältige und geschmackvolle Arbeit; tg. Mayer Ernst
in Innsbruck, Verfertiger chirurgischer Instrumente, für anerkannte chirurgische Instru-
mente mit Hinweis auf sein Vernikelungs-Verfahrcn, orthopädische Maschinen;
20. Miller F. in Innsbruck, Mechaniker, für tüchtige Präcisions- und Nivellir-Instrumente;
21. Mahrherr Engelbert in Innsbruck, Pianoforte-Fabrikant, für anerkennenswerthes
Streben; 22. Oberhammer Benedict in Innsbruck, Buchbinder, für anerkennenswertbes
Streben; 23. Pedevilla Anton in Innsbruck, Tischler, fur anerkennenswerthes Streben;
24. Schumacher Julie in Innsbruck, für stylgerechte und geschmackvolle Stickerei;
25. Scoltorli 81 Vilti in Trient, Lithographen, für Vielseitigkeit ihrer Arbeiten;
26. Sovrklar Pauline v. in Innsbruck, für geschmackvolle Stickerei points de Iace; 27. Ti-
roler Marmor- und Porplyr-Gezverlcschaß Ganzwohl und Riehl in Sterzing, Steinindustrie,
für Iobenswerthe Bestrebungen zur Förderung der Steinindustrie; 28. Comtessen Trupp
in Innsbruck, fur geschmackvolle Wahl und stylgerechte Stickmuster; 29. Unterberger
Franz in Innsbruck, Kunsthandler, für Förderung des Kunstbetricbes; 30. Hauber J. B.
in Innsbruck, Mechaniker, für gesuchte analytische Waagen mit Gewichtseinsützcn;
31. Melrer J. Sohne in Innsbruck, Tapezierer, für Streben nach besserer Geschmacks-
richtung im Tapezierfach.
Einige Notizen zur Geschichte des Glases im Mittelalter.
Wolfram von Eschenbach gedenkt in seinem berühmten Epos Par-
zival 1200-1207 an einigen Stellen des Glases. Einmal nennt er Schalen
aus diesem Stoffe indirect als gewöhnliches Geräth
man lruoc von golde ez was niht glas
für sie managen tiwem theuere schal. XVl. 332.
Auch bestehen Weingefässe daraus
rnil win ein glesin barel Xll. 1179.
barel auch parel, altfranzösisch baril bezeichnet einen flaschenähnlichen
Behälter. Vrgl. im lat. barillus. Den Spiegel siehe meine Geschichte der
Glasindustrie, Stuttgart 1874, pag. 62 ff. kennt der Dichter bereits nach
seiner Zusammensetzung aus Glasplatte und Folie, denn er sagt
zin underhalp aine glase I. 20,
sowie Conrad von Megenberg in seinem Buch der Natur im 14. Jahrhun-
dert bemerkt vman verzint ouch diu spiegelglas und tempert si mit
zimt. 480. 22. Dante spricht hier vom Blei im selben Sinne
CDITIC COIOI" 01118 PEI" VCIFU,
Lu qual dirietro si piombo nasconde. Purg. II. 89.
Parfümvasen hatte man zu Wolfram's Zeit gleichfalls aus Glas; er
spricht von Lichtern in
sehs glas lanc lüler wol getan,
dar inne balsam der wol hran. V. 363.
später nennt er Gefässe dieser Art kurzweg balsamvaz. 369.
Wirnt von Graveuberg, der zwischen 1208 und izto sein Helden-
gedicht "Wigaloisu verfasste, schildert ein Thürmchen, Castell, auf dem
Rücken eines Elephanten, ravorin die Königin mit ihren Frauen sass, und
fügt hinzu
der tac, des schin diu herze vreut,
schien al umbe durch diu glas. to3g9.
was mich lebhaft an die Glaskutsche erinnert, in der Johanna von Durazzo,
die Braut Herzog Wilhelnfs von Oesterreich, am 21. November t4o3 in
Wien ihren Einzug hielt in vehiculo vitreis obstructo foribus. Ebendorfer
und Pez script. II. 825. Im uWigaloisu kommt auch eine Vase, die Wohl-
gerüche enthält, vor, jedoch
ein kristalle, luterr dunne im glas. 10361
Gottfried von Strassburg's wTristanu um izio bringt an fünf Stellen
die Erwähnung des Spiegelglases und hat ausserdem die interessante Notiz
von den gläsernen Ringen. 16874 Ich habe in der Geschichte des Glases
etc., pag. 62, erwähnt, dass. die Gräfin Margaretha von Flandern 1252
eine Kiste mit Glasringen sich kommen liess; Gottfried betrachtet den
Glasring als etwas Ordinäres mit den Worten si
wolten haben gekoufet dur in
umbe ein glesin vingerlin.
So drückt sich auch Walter von der Vogelweide aus ich
nim din glesin vingerlin für einer küniginne golt. Edit. Pfeitfer, 14. 24.
Theophilus liefert in der Schedula diversarum artium Il. XXXI. die
ausführliche Beschreibung des technischen Vorganges bei der Anfertigung
dieser einfachen Schmuckgattung, deren Fabricatiou, wie es scheint, in der
That in Klosterkreisen vorkömmlich gewesen sein dürfte. Von Liudiger,
einem Operarius in Hildesheim wird berichtet, dass er, im u. Jahrhun-
dert, durch einen stützenden Balken verletzt, sich ferners mit der Imita-
tion von Edelsteinen beschäftigte, womit er den Glasern diente. Vita.
d. Godehardi ap. Pertz script. XI. 213.
X79
Man hatte auch gläserne Lampen, ein Geräth, mit welchem die Car-
mina burana die Leuchte des Nachtgestirns vergleichen
dum Dianae vitrea
sero lampas oritur.
Sehr merkwürdig ist die Verwendung des Glases bei Sculpturen jener
Zeit, wovon mir ein seltenes Beispiel bekannt ist. An der Dornkirche zu
Lodi bel-indet sich nämlich ein Relief vorn Jahre 1163, angeblich nach
der Zerstörung des alten Laus Pompeii dahin gebracht, bemalt, das letzte
Abendmahl Christi vorstellend; die Augen der Figuren sollen aus blauem
und weissem Glase eingesetzt sein.
Glastruhen was darunter zu verstehen sei, steht wohl dahin
werden 1386 als Importartikel aus Venedig in dem Zolltariie der Stadt
Enns in Oesterreich erwähnt, eine der frühesten Andeutungen über die
berühmte Fabrication Murands. In Pauli's nSchimpf und Ernstu wird
dann erzählt, dass die Venezianer Kaiser Friedrich IV. Glasgeschirre zum
Geschenke gemacht hätten. Nr. DCXXIII.
Theophilus gedenkt im II. Buche, cap. 19, einer Technik, dazu die-
nend, um auf schwarzen Glasstücken in den Fenstern durch Auskratzen
helldurchschimrnernde Buchstaben und Schnörkel herzustellen; eine Pa-
rallele bildet dazu eine Stelle in Hartmanms nEreku zwischen 1191 und
1197, woselbst der Dichter das Herz einer durch das Unglück ihres Ge-
liebten betrübten Dame vergleicht mit einem Glas von schwarzer Farbe,
welches man schabt, dass
diu varwe abe kaeme,
sü wurde iz genaeme
und licht daz vinster was. 5614 ff.
Ich füge hier noch einige Notizen über alte Glashütten in Oestcr-
reich bei, welche minder bekannt sein dürften. Bei Waidhofen an der Yps
heisst ein Bauerngut, welches bereits 1316 genannt wird und zwar unter
der Bezeichnung glashut foedum, wie vor Alters Glashütten, ebenso er-
scheint eine Ansiedlung Glashütte in der Klammer am Fuss des Schöpfel-
berges in Niederösterreich und ein Glasbüttenberg daselbst bei Klausen-
Leopoldsdorf. Andere Bestände der localen Fabrication waren und sind
zum Theil noch Ambach, Viehofen, Kleinrust, Glasberg, Steinbach, Tür-
nitz im Viertelob dem Wiener-Wald, zu Pölla im Viertel unter demsel-
ben; in Oberösterreich bei Liebenau heisst ein Ansitz noch beim Klein-
glashütterbauer. Die Neuhauser Spiegelfabrik bezog ihren Sand zum
Schleifen der Glasplatten von Aggsbach bei Furth in Niederösterreich. In
Böhmen errichtete Paul Schirmer oder Schirnr?, Glaser zu Falkenau,
1443 daselbst bei Steinschönau eine Hütte; jene von Reichenau erwähnt
der alte Tupograph Merian. ln Daubitz wird schon 1442 jene des Berka
von Duba genannt, in Kriebitz 1504 die durch Friedrich Amon gegründete.
Die Schirmer, Schierer oder Schürer, genannt von Waltheimb, müssen die
Falkenauer Industrie in ihrer Familie zu bewahren gewusst haben, denn
nach 1647 erscheint ein Simon Wolfriedt dieses Namens am Platze. Ein
von ihm gefertigtes, mit Inschrift und Bildern geziertes Glas war 1861
auf der Ausstellung des Vereines nArcadiau in Prag zu sehen. In Tirol
befand sich seit Alters eine Hütte in Mortasso in Judicarien, diejenige am
Hörbrunn, welcher ich in meinem genannten Buche als sagenumklungener
Stätte gedacht habe, unweit Hopfgarten im Brixenthale gelegen, wurde
noch 1830 von böhmischen Arbeitern betrieben. Endlich erzählt uns der
Chronist der Stadt Hall, Franz Schweyger, vom Jahre 1534. "ist das
glassmachen am erstn angfangen worden durch verlegungn Wolßgangen
Vittl von Augspurg aus vergunnen ains ersamen rats der zeit. Nachmals
durch Sebastian Hochstötter anno 1550 gwältiger und schöner erpaut
worden. 1m vergunt widerumb anno 1554. Anno 1563 ist widerumb
dem Sebastian Hochstetter von einem ersamen rath vergunt worden etc..1-
Später berichtet- uns der gute Historiker der Stadt Hall noch von einem
Gespenste, welches 1556, während Hochstöttefs Abwesenheit nin kays.
mayestät dienst", in dem vwerch-gaden des glasmachersu spuckte.
Diese kurzen Anmerkungen haben keinen anderen Zweck als Fach-
genossen auf Verwandtes aufmerksam zu machen. Mit dem Sammeln der-
artiger Notizen seit Langem beschäftigt, bittet der Verfasser ihm, beson-
ders auf Oesterreich Bezügliches, gefälligst mittheilen zu wollen, dessen
Glasindustrie umfassend zu würdigen, seit längerer Zeit in der Absicht
des Gefertigten gelegen ist. Dr. A. llg.
Litaraturbericht.
Unger, F. W., Quellen der byzantinischen Kunstgeschichte. I. Wien,
W. Braumüller, 1878. 8.
Nachdem bereits vur einem Halbjahr der Xlll. Band der Quellenschriften
fur Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renais-
sance, die Malerzeche von Prag behandelnd, verötfentlicht worden war, ist nun nach-
träglich auch der Xll. Band bei W. Braumüller in NVien erschienen. Es list dies ein
stattlichen Buch von etwa 350 Seiten und enthalt die rQuellen der byzantinischen Kunst-
geschichtew, ausgezogen und übersetzt von F. W. Unger. Wenn man erwägt, dass der
Verfasser für seine Arbeit nicht weniger als x73 byzantinische Geschichtswerke nach
jenen Stellen, welche Angaben über Kunstwerke enthalten, durchforschen musste, so wird
man dem daran gewendeten Fleisse uneingeschränkte Anerkennung zollen müssen. Erst
mit Hilfe dieses reichen Materiales, das Unger mit seiner bekannten Gründlichkeit und
Gewissenhaftigkeit zusammengetragen, wird es uns moglich sein, ein klares Bild der by-
zantinischen Kunstentwicklung zu liefern. Unger selbst war so bescheiden, seine Abhand-
lung, die er über diesen Gegenstand für Ersch und Gruber's Encyklopädie Sect. i. Bd. 84.. 85
schrieb, als einen ersten Versuch nach dieser Richtung zu bezeichnen. Leide war es ihm
selbst nicht mehr gegönnt, sein Werk zu Ende zu führen. Wir erhalten hier in drei
Büchern, nach einer allgemeinen Uebersicht über die byzantinische Geschichte, nebst No-
tizen über das Verhältnis der Kaiser zu den Denltmalen des Alterthurns und zu den
Künstlern zumeist blos die Baugeschichte von Constantinopel, die amtlichen Bauverord-
nungen, die Schicksale der Stadt und ihrer einzelnen monumentalen Bauten bis zur Er-
oberung durch die Türken 1453. Die Quellen-Excerpte für die wohl noch interessantere
Geschichte der Sculptur und der Malerei, die ein 4., 5. und 6. Buch hatten bilden sollen,
hat Unger selbst nicht mehr ganz ordnen können. Er starb am n. Decernber 1876 zu Göt-
tingen in einem Alter von 66 Jahren und Custos Chmelarz vom k. k. Oesterr. Museum hat
nun über Aufforderung des Herausgebers der Quellenschriften die Drucklegung des Mate-
riales für den vorliegenden ersten Band besorgt und demselben eine kurze Biographie und
Aufzlhlung der Schritten des Verfassers vorangeschickt.
Der Wiener Stefansdom und seine Sehenswürdigkeiten in Geschichte,
Kunst, Legenden- und Sagengebilde. Mit 3x lllustrationen. Wien,
Pest, Leipzig, A. Hartlebens Verlag, 1878. 8. Preis fl.
Der Verfasser der v-Geschichte der Wiener Stadt und Vorstädten, -Altwien in Ge-
schichten und Sagen- etc., hat neuerdings unter obigem Titel ein Büchlein publicirt, das
sich nach lnhalt und Ausstattung seinen vorgenannten volltsthümlichen Schriften über
Wiens Vergangenheit anschliesst. Der Stefansdoru, der jedem Wiener ans Herz gewachsen
und den zu sehen jedem Oesterreicher, der ausser Wien wohnt, ein Gegenstand steten
Sehnens ist, findet hier eine ausserordentlich liebevolle Behandlung. Auf die Verhältniss-
massig kurz gehaltene Geschichte des Baues folgt die eingehende Beschreibung der Kunst-
denkmaler, die sich in der Stefanskirche befinden, sammt allen Geschichten und Le-
genden, die der Volksmund von denselben bewahrt. An die Form, in der das Büchlein
erscheint, darf nergelnde Kritik nicht herantreten, und wir zweifeln darum nicht, dass es
in allen Kreisen willkommen sein wird.
Die Waffensammlung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Karl von Preussen,
mit Text herausgegeben von G. Hiltl. Durch unveränderlichen Licht-
druck ausgeführt von A. Frisch in Berlin. l. Nürnberg, Verlag von
S. Soldan. Fol.
Jeder Liebhaber schöner Waffen wird sich freuen, die berühmte Waffensammlung
des Prinzen Karl von Preussen, welche durch eine Auswahl ihrer Schätze auf der Münchner
Ausstellung gerechtes Aufsehen erregte, nunmehr im Bilde besitzen zu können. Für uns
liegt aber der Werth der neuen Publication nach anderer Richtung. Fast sammtliche
Stücke, welche auf den vorliegenden at Tafeln des l. Theiles abgebildet sind, entstammen
dem XVI. Jahrhundert, und sind über und über bedeckt mit geatzten, tauschirten, getrie-
benen und eingelegten Ornamenten im Style der deutschen Kleinmeister. Bei der grussen
Beliebtheit, deren sich diese Meister durch die gegenwärtige Strömung im Kunstgewerbe
erfreuen, können nun Kunsthandwerl-ter und Schulen an den abgebildeten Waffen eine
Fülle von Vorbildern und ornamentalen Motiven zur Belehrung und Anregung für ihre
eigenen Schöpfungen mannigfacher Ar! finden. Allerdings wäre für den Zweck als Vor-
bilder bei der photographischen Aufnahme einzelner Stücke cin grösserer Maßstab, und
den Lichtdrucken des Herrn Frisch grössere Schärfe und Deutlichkeit zu wünschen.
Herr Hiltl, der Director der Walfensammlung, liefert in dem Texte eine lehrreiche Ent-
wicklungsgeschichte der WalTen zu persönlichem Schutz und Trutz vom Xlll. bis XVlll.
Jahrhundert, und der Verleger hat es sich angelegen sein lassen, das Werk würdig aus-
zustatten.
Adolf Stahr Torso; Kunst, Künstler und Kunstwerke des griechischen
und römischen Alterthums. 2. verb. Ausgabe. Braunschweig, 1878.
Bände.
A. Srahfs Person geuiesst den Ruf eines zwar obertiachlichen aber lesbaren
Buches, das auch Lesern, welche keine Philologen und Archäologen von Fach und der
classischen Sprachen nicht mächtig sind, leicht zugänglich ist. Herr Prof. Gurlitt in Graz
hat es unternommen, das Buch in einer zweiten Ausgabe herauszugeben. Ohne von Eigenem
viel hinzuzuthun und ohne .die eigenthümliche Färbung des Textes zu alteriren, hat das
Werk in der neuen Ausgabe gewonnen und wird in derselben einen grossen Leserkreis
finden. Wir können aber die vom Herausgeber angeführten Worte Christ. Rauchs, i-der
"Torso wäre eines der wenigen kunsthistorischen Werke, aus welchen ein ausübender
Künstler etwas lernen können, wohl für nichts anderes halten als einen Ausspruch der
Bescheidenheit des grossen Bildhauers literarischen Productionen gegenüber. aber das ist
gewiss, dass' ein grosser Theil der deutschen archäologischen Literatur für Künstler fast
ungeniessbar ist. Diese Literatur, geschaffen für Fachgelehrte und Schulmänner, bleibt
Künstlern fast unzugänglich, und es ist recht begreiflich, dass Chr. Rauch sehr befriedigt
war, ein XVerk, das fasslich und anziehend geschrieben ist, in die Hande zu bekommen.
insbesondere die Berliner Archäologen in der Zeit Rauchs, Panofka, Gerhard u. A. haben
das ihrige dazu gethan, Künstlern die Lectüre archäologischer Werke zu verleiden. Wie
grosse Rückschritte sind seit Winckelmann's Zeiten gemacht werden! ln dem Masse, als
die gelehrte Literatur für Fach- und Schulmänner an Gehalt zugenommen hat, in dem
Masse sind jene Werke seichter geworden, die Künstlern zur Lectüre geboten werden.
Sie greifen bei dieser Sachlage nach Stahr's wTorso-i.
Paganini Libro primo di recami etc. Facsimile dalla stampa originale
del 1527. Venezia 1878. F. Ongania, editore.
Die Bibliothek des Museums besitzt im Original das zweite Buch von Paganinfs
Stickmusterbuche s. Katalog der Ornamentsrichsammlung, Wien i871, S. iro, das zu
den seltensten Büchern dieser Art gehört. Es ist daher sehr willkommen, dass in Ve-
nedig eine phoro-lithographische Ausgabe des ersten Buches veranstaltet und auf diese
XVeise das Werk completirt wurde. Das erste Buch enthält 16 Blätter, darunter nicht
wenige, welche auch heutigen Tages, wo venezianische Musterlslatter des XVl. Jahrhun-
derts von Stickern und Zeichnern gesucht werden, verwendbar sind. Bezeichnend ist es,
dass bei der Anrühmung des Werkes auf dem Titelblatte hervorgehoben wird, dass es
i-con grandissiina fatica composla ordinata sua utilitä prochissima spesa- ist.
Auch damals suchte man wohlfeile Musterblatter.
KLEXNERE MITTHEILUNGEN.
Personalnachrichtem Der Minister für Cultus und Unterricht
hat den Maler RudolfGeyling zum Assistenten an der figuralen Abthei-
lung der Vorbereitungsschule der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Mu-
seums für Kunst und Industrie und den Andreas Trötscher zum Assi-
stenten an der ornamentalen Abtheilung dieser Schule beide für die
Dauer der Schuljahre l878l9 und i879f80 ernannt. Ferner hat derselbe
die Zulassung des Custos Dr. Hubert Janitschek als Privatdocent für
Kunstgeschichte an der Wiener Universität genehmigt. Von dem Lehr-
körper der Kunstgewerbeschule wurde der Assistent Ta ppe als Reserve-
Lieutenant beim Fuhrwesenscorps zur Dienstleistung bei der Occupations-
armee einberufen.
COIJSBIVETSO! der Stadt-Wien. An Stelle des zurückgetretenen
Reg-Rathes Alb. Ritter von S. it wurde Architekt
Al. auser Professor der Kunstgewerbeschule, zum Conservator der Stadt
Wien ernannt.
Geschenke an das Museum. Der französische Minister für
öffentlichen Unterricht und schöne Künste hat dem Oesterr. Museum eine
prachtvolle Vase aus der Nationalmanufactur von Sevres, die Direction der
Grossherzoglich Badischen Kunstgewerbeschule in Karlsruhe eine Reihe
von 16 Gypsabgüssen nach türkischen Silberarbeiten aus dem Nachlasse
des Markgrafen Ludwig von Baden zum Geschenke gemacht. Letztere
sind Abgüsse nach sehr interessanten Theilen von Pferdeschmucltstücken
aus dem XVII. Jahrhundert. Von dem Historienmaler Herrn Ludwig
Mayer erhielt das Museum mehrere in Farben ausgeführte Cartons, dar-
stellend Scenen aus dem Leben der heiligen Brigitta, Entwürfe zu den
Fresken in der Brigittenauer Pfarrkirche, von Herrn Anreiter zwei Mi-
niaturportraits von Herbsthofer.
Eröffnung neuer Ausstellungsräume im OesterrÄMuseum.
Am 14. September ist im I. Stocke des Oesterr. Museums eine Reihe neuer
Ausstellungsräume, fünf Zimmer, welche früher von der Kunstgewerbe-
schule eingenommen wurden, der Besichtigung des Publicums eröffnet
worden. Der erste dieser Räume, ein grosser Saal, dient vorläufig zur
Aufstellung jener modernen Möbel, welche nach und nach, insbesondere
durch die Ausstellung 1873, in den Besitz des Museums gekommen sind.
Seine Wände sind mit fünf grossen Gobelins mit mythologischen Darstel-
lungen geziert, Brüsseler Arbeiten aus dem Ende des 17. Jahrhunderts,
von ausgezeichneter Erhaltung und Beschaffenheit. Sie sind Eigenthum
der Gräfin Marie Nugent, geborne Gräfin Pallavicini. Das zweite Gemach
enthält ältere Möbel und Gewebe; unter den ersteren befindet sich eine
fast vollständige Zimmerausstattung Bett, Wandkasten, Sessel u. s. w.
in französischem Reuaissance-Styl, welche erst im Laufe dieses Frühlings
zu Paris, theilweise mit den Mitteln des österreichisch-ungarischen
Comitäs, erworben wurde. Das dritte Zimmer ist der wohlbekannte
rothe Salon aus dem Kaiserpavillon der Wiener Weltausstellung, der
in seiner Vollständigkeit sammt der Einrichtung in das Oesterr. Museum
übertragen worden und so für immer. erhalten ist. Die übrigen Möbel
des Pavillons, so viele von ihnen der Aufbewahrung werth sind, sind
ebenfalls in das Museum gekommen und befinden sich im ersten der in
Rede stehenden Gemächer. Die zwei letzten noch folgenden Zimmer
sind einstweilen zur Aufnahme der textilen Sammlung des Museums ein-
gerichtet worden.
Publicationen des Museums. Bei zweien derselben hat sich die
Nothwendigkeit herausgestellt, eine zweite Auflage zu veranstalten, da die
erste bereits vollständig vergrifTen ist. So erscheinen also zunächst die
"Ornamente antiker Thongefässen zum Studium und zur Nach-
bildung für die Kunstindustrie sowie für Schulen, unverändert mit 15 Bl.
in mehrfarbigem Tondruck im Verlage von R. v. Waldheim. Fol. Preis B.
Bei dem gleichfalls vergriffenen Bibliothekskataloge kommt noch
der Umstand dazu, dass sich der Bücherschatz der Bibliothek seit der
ersten Ausgabe des Kataloges geradezu verdoppelt hat. Wohl sind all-
jährlich Nachtragsverzeichnisse der neuen Anschaffungen veröffentlicht
worden, doch erschwert deren Zahl bereits die Orientirung des Publicums
in nicht geringem Masse und somit wird die Nachricht allgemein will-
kommen sein, dass die Drucklegung des neuen Kataloges noch in diesem
Jahre beginnen wird.
Besuch der Pariser Ausstellung. Durch grossmüthige Geld-
spenden von Seite des östern-ungarischen Ausstellungs-Comitäs, der
niederösterr. Handcls- und Gewerbekammer und des Gewerbevereines
wurde es einer Anzahl von Professoren, Docenten und begabteren Schü-
lern der Kunstgewerbeschule ermöglicht, während der Ferienmonate zum
Studium der Ausstellung nach Paris zu reisen. Selbstverständlich ist diese
Verfügung für unser Museum von ausserordentlichem Wertbe und das-
selbe bleibt also den oben genannten Instituten zu grösstem Danke ver-
pflichtet.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
September von 11.110, die Bibliothek von 970 Personen besucht.
ln Folge Reparatur der Fussböden bleibt der Saal lX und der Vorlesesaal auf
6-8 Wochen geschlossen.
Neu ausgestellt. Schülerarbeiten der Webereischule in Brünn; Wasserträger,
Statuette in Bronze VOn A. Hildebrandt in Florenz; plastische Verzierungen in Stein-
masse Carton Pierre von August Rahnus in KVien; Bild in Seide gewebt, franzö-
sisch. Eigenrhum des Herrn Rix in Wien; eiserne Oefen von Holdorfdt Brnckner
in Wien; Christus und die Samaritin, Copie nach Carracci von Frl. Bertha Nadler
in Wien; Arbeiten aus dem Bregenzer Wald Vorarlberg, Eigenthum des Museums.
Weihnaehts-Ausstellung. Das Oesterr. Museum eröffnet am
1. December d. J. seine fünfte Weihnachts-Ausstellung unter den gleichen
Bedingungen wie früher. Die Zeit der Anmeldung ist vom 24. September
bis 6. November, nach welchem Tage weitere Anmeldungen nicht ange-
11.1.
nommen werden. Die Zuweisung der Plätze findet vom 13.-16. No-
vember statt; vom 19.-23. November sind die Gegenstände für die Auf-
nahmsjury in das Museum zu bringen; bis zum 28. November muss die
Aufstellung der angenommenen Gegenstände vollendet sein. Zur Theil-
nahme sind alle Verfertiger kunstindustrieller Gegenstände in der öster-
reichischen Monarchie eingeladen. Die Gegenstände dürfen verkauft und
nach dem Verkaufe auch entfernt werden. Der Verkauf ist Sache des Aus-
stellers. Platzmiethe findet nicht statt. Die Anmeldungen sind an die
Direction des Oesterr. Museums zu richten oder bei dem Vicedirector
Reg-Rat J. von Falke in dessen Bureau 12-4. Uhr zu machen. Pro-
gramme sind unentgeltlich im Museum zu erhalten. Es ist Vorsorge ge-
troffen, dass, nach Massgabe des Raumes, auch solche Gegenstände noch
Aufnahme finden, welche erst nach Eröffnung der Weihnachts-Ausstellung
von der Pariser Weltausstellung zurückkommen.
Faohaohnle Knnstatlokerel. Die vom k. k. Handelsministerium errichtete
höhere Fachschule für Kunststiclterei eröffnete am 16. September ihr fünftes Schuljahr.
Daselbst beginnt sowohl der ordentliche unentgeltliche, auf ldrei Lehrjahre berechnete
Schülercurs, als auch ein l-lospitantencurs, der Frauen und Töchtern gebildeter Stande
Gelegenheit zur Erlernung stylvoller weiblicher Handarbeiten Weiss- und Buntstickereien
und Spitzenarbeiten, in wöchentlich sechs Unterrichtsstunden gewahrt. An den allwochent-
lich an der Anstalt stattfindenden kunsthistorischen Vortragen des k. k. Custos Dr. A. llg
nehmen sowohl Schülerinnen als Hospitantinnen Theil.
Versuchsanstalt für Elsen- und Stahllnduame. Die Linzer -Tagespost-
schreibt nDas k. k. Handelsministerium hat sich, in Beachtung der Anregung des Reichs-
rathes und in Würdigung der begründet erkannten Forderungen der Eiserr- und Stahl-
industrie des lndustriebezirkes Steyr, veranlasst gesehen, die Versuchsanstalt für Eisen-
und Stahlindustrie und die Fachschule in Steyr einer gründlichen Reform zu unterziehen
und letztere Lehranstalt mit der Versuchsanstalt zu vereinen, da eben diese Fachschule
in ihrer bisherigen Organisirung nicht jene Einrichtungen für praktischen Unterricht
besass, welche dem Programme nach für Lehranstalten des k. k. Handelsministeriums
bestehen sollen. Demnach sprach das hohe k. k. Handelsministerium die Auflösung der
gegenwärtigen Fachschule aus und ertheilte den Entwürfen eines Lehr- und Stunden-
planes für die nunmehr vereinigte Versuchsanstalt und Lehrwerkstatte für Eisen- und
Stahlindustrie die Genehmigung."
Kunatgewerbeverein in München. Am 1. October d. J. wird das neue Ver-
einshaus des baierischen Kunstgewerbevereins vollendet und den Vereins-Mitgliedern zur
Verfügung gestellt werden.
Internationale Kunstausatellung in München. Für die internationale Kunst-
ausstellung, welche im kommenden Sommer in München, und zwar im Glaspalaste, statt-
finden wird, hat sich eine besondere Commission gebildet, die zunachst aus Mitgliedern
der konigl. Akademie der bildenden Künste und der Münchener Künstlergenossenschaft
zusammengesetzt ist; dieselbe wird alsbald das Programm für die Ausstellung definitiv
feststellen und mit demselben die Einladungen zur Betheiligung an der Ausstellung er-
lassen, deren Eröffnung am 1. Juli k. J. erfolgen soll.
Hobeln-Schmucksachen Der Juwelier Karl Haymann in München hat sich
zur besonderen Aufgabe die Ausführung hervorragend schöner alter Entwürfe gemacht.
Unter anderen werden namentlich die wieder neuestens in Hirth's w-Formenschatz der Re-
naissanceli publicirten Zeichnungen zu Schmuckgegenständen von Hans Holbein d. J. an-
gefertigt. ln Wien hat schon bereits vor längerer Zeit der Juwelier Kleeberg im Auf-
trage der Direction des Museums einen Theil dieser im Britischen Museum befindlichen
und 1869 von der Arundel Society in zwanzig Photographien veröffentlichten Entwürfe
ausgeführt.
Thanlow-Museum in Kiel. Am to. August wurde das Thaulow-Museum in
Anwesenheit des Oberprasidenten des Provinzial-Landtages und der Spitzen der Behörden
durch den Landtagsmarschall Grafen Rantzau eröffnet.
summen-g oum-r. Iunnln.
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