MITTHEILUNGEN
K. K. ÜESTEPIII. MUSEIIMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
MONATSCHRIFT FÜR KUNSTGEWERBE.
NEUE FOLGE. DITITTERNIAI-IRGANG. HEFT XI.
WIEN 1888.
Verlag von Carl Gero1d's Sohn in Wien.
Hundert Jahre Kunstgesehiehta Wiens
1788-1888.
Eine Festsuhrlft zur Säeularfeier der Pensionsgesellschaft der bildenden Künstler
seit deren Bestand.
Von
Dr. Cyrlak Bodensteln.
Mit einem Porträt L. Biuderä, radirt von Clnus.
20 Bogen 4'. schön ausgestattet, cart. M., in Lwdbd. mit Rothschniu 11 M.
Geschichte
k. k. Akademie der bildenden Künste
Carl von Lützow.
Mit 14 Stichen und Radirungen von H. Bültemeyer, E. Dohy. L. jaccby, VJuper, j. Klnus.
A. Pfrßndner, j. Sonnleimer, W. Unger, und 11 lllustrnionen, Vignetten und lnitillen in
Holzschniu, gezeichnet von H. Bültemeyer und j. Schßnbrunner. ausgeführt von Gümhcr,
Greis und Rücken 4'. 25 Bogen. Broschirl früher 3c M., 19h! lo M.
Die Kunst im Hause
V01
Jacob von Falke.
Geschichtliche und kritisch-ästhetische Studien über die Decoration und
Ausstattung der Wohnung.
Fünfte vermehrte Auflage, 8'. 26 Bogen. Broschirt früher M. 20 km, jetzt M.
Prachtausgabe.
Vierte vermehrte und illustrirte Auflage. Mix Abbildungen in Farbendruek, 54, in Lichl- und
Tondruek und 219 Holzschninen. 4'. 3. Bogen.
Comple früher 72 M., letzt 2.0 in Leinwandbund mit Rothschnitt früher 80 M., 19m a4 M.
in Leder geb. mit Rothschniu früher go M., 1011!. 30 M.
Alt-Wien in Bild und Wort.
Herausgegeben vom Wiener Alterthumsverein und von der Redaction des
Illustrirten Wiener Extrablatt".
Redigin von
Dr. Albert Ilg.
gr. Folio. Lieferung xrBlstt M. 20 Pf.
111a Satzungen das RBEEIISIJIIPEHT Stainmetzautaaes
im Jahre 1459
auf Grund der Klaqenfurter Steinmatzon- und llaurorordnung von l628.
Von
Dr. Joseph Nauwirth.
Privndocent du Kunstguchichle an der dcnßchen Univeniläx in Png.
gr. 8'. ggh. M.
MITTHEILUNGEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrihffffiry ÄKIiVIIStgBWBYÖE.
Herausgegeben und redigin durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
Im Commissionsvcrlag von Carl Gerolrfs Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Inhalt Vou JubiIiiums-Ausslelluug in Kopenhagen. Von s. ß. Beilräg Geschichte
Goldschmiedekunst. Von Leon. Lepszy. Schlusm Angelegenheiten des Oestcrr. Museums
und der mit demselben verbundenen Institute, Literalurberichl. Bibliugrlphie des Kunst-
gawerhes. Notizen.
Nr. 35. 278 WIEN, November 1883." IXI. F. III. Jahrg.
Von der Jubiläums-Ausstellung in Kopenhagen.
lm Mai des Jahres 1838 trat auf Anregung des noch lebenden
Goldschmiedes und Erzgießers Jürgen Balthasar Dalhoff ein kleiner Kreis
von Gewerbtreibenden und Männern der Wissenschaft in Kopenhagen zur
Gründung eines Gewerbevereines zusammen. Den letzten Platz in der
Reihe der neunzehn Gründer nimmt, dem dänischen Alphabet zufolge,
der berühmte Naturforscher Oersted ein. Dieser Verein, genannt Industri-
foreningen Kjöbenhavn, ist seitdem der Mittelpunkt aller Bestrebungen
zur Hebung des Gewerbßeißes in Dänemark gewesen Er besitzt in dem
Gebäude für die Ausstellung von 1872 ein palastartiges Haus, welches,
damals auf einem soeben erst für die Stadt an deren Peripherie eroberten
Baugrunde gelegen, jetzt im Mittelpunkte von Neu-Kopenhagen liegt; er
befindet sich in so günstigen finanziellen Verhältnissen, dass er sich auch
Unternehmungen erlauben darf, welche keinen Gewinn verheißen. In
diesem Bewusstsein veranstaltete der Verein, der gegenwärtig von dem
Director der Porzellanfabrik Philipp Schon als Präsidenten und dem um
die Geschichte des dänischen Gewerbes hochverdienten Schriftsteller Ca-
millus Nyrop als Secretär geleitet wird, zur Feier seines fünfzigiährigen
Eine umständliche Geschichte seiner Wirksamkeit, mit den Bildnissen Dalhofs
und der siebzehn bisherigen Vereinsprisidenten geschmückt, ist als Festschrift erschienen
unter dem Titel lndustriforzningeix Kjöbenlzavn 1838-1888. En liislorisk oversigl
af C. Nyrop.
Jahrg. 1888. 15
226
Bestehens eine Ausstellung. Hauptzweck derselben war, die gesammte
gewerbliche Thätigkeit des skandinavischen Nordens zur Anschauung zu
bringen; da aber, wie Jedermann weiß, die eigentliche Anziehungskraft
stets von der Kunstindustrie ausgeht, wurden auch die anderen Länder
zur Beschickung dieser besonderen Abtheilung eingeladen. Bei der Menge
ähnlicher Anforderungen, welche gleichzeitig ergangen waren, konnte auf
allgemeine Betheiligung von vornherein nicht gerechnet werden. Einige
Regierungen nahmen sich der Sache an, an anderen Orten traten indu-
strielle Verbände oder Anstalten zur Pflege des Kunstgewerbes dafür ein,
an noch anderen besorgten Händler eine gewisse Vertretung des Landes,
verschiedene Länder fehlten gänzlich. Unter diesen Umständen ist man
noch weniger, als in anderen Fällen, berechtigt, auf das Ausgestellte all-
gemeine Urtheile über den Stand der Production zu gründen; immerhin
bot sich aber Gelegenheit, Einblick in Strömungen und Bestrebungen zu
nehmen, die da und dort erst seit der letzten allgemeinen Ausstellung
in Paris 1878 aufgetreten sind oder doch seither an Bedeutung zu-
genommen haben. Nur unter diesem Gesichtspunkte möchten die nach-
folgenden Bemerkungen aufgefasst sein.
Der Ausstellungsplatz war so günstig wie möglich gewählt. Die
Stadt hatte einen noch unverbauten Theil der ehemaligen Festungswerke
überlassen, der unmittelbar an den beliebtesten Vergnügungsort Tivoli
grenzt, und mit der Leitung dieses letzteren war eine Vereinbarung
getroffen, derzufolge die bedeutenden Gartenanlagen mit ihren Teichen,
Schaubühnen, Pavillons u. s. w. in den Ausstellungsraum einbezogen
waren. Eisen- und Pferdebahnen, der neue Boulevard befinden sich in
unmittelbarer Nähe, die alte Stadt ist von dort in wenigen Minuten zu
erreichen. Da die Bauten nach dem Schlusse der Ausstellung wieder ver-
schwinden müssen, hatte der Architekt Martin Nyrop in französischen
Berichten Nuhrof geschrieben auch für das Hauptgebäude Holzcon-
struction gewählt und seine Aufgabe geradezu glänzend gelöst. Mancher
wird sich noch des norwegischen Holzpalastes von 1873 erinnern, welcher
das Fortleben des romanischen Stils in Skandinavien veranschaulichte und
zugleich erklärte etwas Aehnliches, nur in viel größerem MaBstabe und
in mehr künstlerischer Durchbildung, ist in Kopenhagen hergestellt worden.
Das Gebäude ist ungefähr 275 Meter lang und 80 Meter breit und gliedert
sich in Vorhalle, QuerschiH und Längsschiff mit Gräten auf beiden Seiten,
welche sich durch Eindachung der meisten Höfe zu SeitenschiEen ge-
stalten. Vorhalle und Vierung sind höher gelegt, so dass die letztere
einen für Feierlichkeiten, Musikaufführungen u. s. w. geeigneten Raum
bildet, von dem aus Haupt- und Querschiff zu übersehen sind; sie ist
von einer 4.0 Meter in der Höhe, 30 Meter im Umfange messenden Kuppel
überwölbt, von deren Laterne ein riesiger Danebrog weht. Der einheit-
liche Charakter des durchweg im nordisch-romanischen Stil mit Rund-
bogen etc. gehaltenen Bauwerks wurde auf der Gartenseite nur durch
die von einigen fremden Ländern vorgelegten Portale beeinträchtigt, im
lnnern war die Wirkung der Kuppel und des Längsschilfes mit seinem
Tonnengewölbe und freiliegenden Sparrenwerk bei völlig ausreichendem
hohen Seitenlicht von äußerst wohlthätigern, ruhigem Ernst, welcher
durch den Farbenreichthum der kunstgewerblichen Erzeugnisse anmuthig
belebt wurde. Denn verständigerweise war das Hauptschiff in seiner vollen
Ausdehnung denjenigen lndustrien und Handwerken überlassen worden,
welche Fühlung mit der Kunst haben, und dieser Anordnung hatten sich
Schweden und Norwegen, welche das linke und rechte Querschiß" ein-
nahmen, und Finnland, das in einer Gräte zunächst der russischen Aus-
stellung untergebracht war, durch die Aufstellung ihrer künstlerischen
Erzeugnisse zunächst dem Hauptschiff anbequemt. Dass diese Art der
Raumvertheilung nicht nur das Studium der Ausstellung sehr erleichterte,
sondern auch deren Gesamrnterscheinung zu Gute kam, versteht sich
von selbst.
Als nachahmenswerth kann noch erwähnt werden, dass der soge-
nannte Hausjlezj3 seinen abgeschlossenen Raum erhalten hatte ein däni-
sches Bauernhaus mit himmelblauem Gebälk und weißgetlinchten Mauern,
und ebenso die Dekorationqforening, eine Gesellschaft, in welcher der
verwegenste Dilettantismus gezüchtet wird. Die zahlreichen Einzelbauten
im Park fallen nicht in den Rahmen unserer Besprechung bis auf die
Werkstätte, welche Goldschmied Michelsen eingerichtet hatte, eine wirk-
liche Werkstätte, in der wirklich gearbeitet wurde, nicht nur zum Schein
und zur Belustigung des Laienpublicums, wie in der galerie du trnvail
der letzten Pariser Ausstellung.
Die dänische Kunstindustrie nahm ungefähr drei Fünftel des Haupt-
scbiffes ein, Norwegen war reichlich und würdig vertreten, Schweden in
jedem Sinne mangelhaft. Den Ausstellungen mancher nichtskandinaviscben
Länder sah man leicht an, dass die Beschickung mehr Gefälligkeitssache
gewesen und zum Theil erstim letzten Augenblick bewerkstelligt worden
war. Das hatte das Gute, dass die eigens für diese Gelegenheit verfer-
tigten Prunkstücke fast gänzlich fehlten, während sich hieraus auch wieder
die Ueberzahl von galvanoplastischen Abforrnungen, Photographien u. dgLm.
erklärt. So war z. B. als einziger Repräsentant Oesterreich-Ungarns das
Kunstgewerbe-Museum in Budapest mit seinen Nachbildungen von Gold-
schmiede- und Bronzearbeiten erschienen. Die Abtheilung Japan hatte ein
Pariser Händler besorgt, und sie hielt keinen Vergleich mit dem aus,
was 1885 in Nürnberg zu sehen war. Von Frankreich hatten, wie es
scheint, die vorausgegangenen Versprechungen mehr erwarten lassen;
ohne das Eingreifen der Union zentrale würde dieser Theil sogar ziemlich
mager ausgesehen haben. Ebenso hatte für England das Kensington-Museum
die Hauptkosten bestritten, wogegen die russische Abtheilung wohl ein
vollständiges Bild der dortigen Staats- und Privatindustrien gewährte.
15'
A40
Eingerichtete Zimmer, sowie überhaupt die Arbeiten des Tisch-
lers und Tapeziers nahmen nicht den Platz ein, wie jetzt gewöhnlich
auf gewerblichen Ausstellungen. Kopenhagener Bau- und Möbeltischler
waren vielfach an der Herstellung und Ausstattung von Ausstellungs-
bauten betheiligt; das Getäfel der Repräsentationsräume zeichnete sich-
durch sehr gelungene Intarsiamalerei von MöllmannßtCo. aus eine feine
schwarze Umrisslinie hob das lichtgelbe Ornament kräftig ab wie an alten
Einlegearbeiten; den wenigen dänischen Zimmern ist nachzurühmen, dass
sie in Zahl und Constructiou der einzelnen Möbel dem Bedürfnisse des
Mittelstandes entsprechend erschienen. Ein Schränkchen, gemeinsames
Werk des Architekten Krog, des Tischlers Gundel und des Malers Lorenz
Frölich, fiel auf durch die Nachahmung des japanischen Lederpapiers in
Holz mit ausgestochenem und vergoldetem Grunde und durch die Be-
malung mit Wasserlilien und Schmetterlingen. ln ähnlicher Weise trat
fast überall der Japonisme hervor, namentlich bei Franzosen und Eng-
ländern, auch in den Versuchen mit Lack, die nicht besser ausfallen, als
die entsprechenden der Holländer im siebzehnten und achtzehnten Jahr-
hundert.
Beachtung verdient eine Neuerung, welche Frau Hage's Husflids-
skole in Oremandsgaard eingeführt hat die Anwendung der altbekannten
Kerbschnitzerei bei der Decorirung von Möbeln von schwarzgebeiztem
Holze. Während an den Kästchen und anderen Kleinigkeiten, ebenso
wie an dem Gebälke von Häusern in Niedersachsen die gekerbten Ver-
zierungen sich nur durch Schatten und Licht von dem Grunde unter-
scheiden, erscheinen dieselben hier in der Naturfarbe des Lindenholzes
fast wie Elfenbeineinlagen; und so einfach die Elemente der Decoration
sind, lässt sich mit denselben doch eine sehr hübsche Wirkung erzielen,
wenn die Rosetten, Sterne, Laubzweige u. s. w. geschickt und mit
Maß angebracht werden, so dass nicht, wie an einzelnen Stücken der
Fall war, das Weiß vorherrscht. Sämmtliche in dieser Art behandelte
Möbel hatten Käufer und noch mehr Besteller gefunden ein "erfreulicher
Gegensatz zu den Leporelloregistern von Käufernamen, welche man sonst
grade bei den abgeschmacktesten Dingen sah; diese Möbel bildeten aber
auch den Glauzpunkt des ganzen hmtjlid, der außerdem größtentheils
unnütze Dinge und klägliche Dilettantenarbeiten zu Tage gefördert hatte-
Allerdings kann die Anstalt in Oremandsgaard nicht mehr zu den Hand-
fertigkeitsschulen gerechnet werden, sondern ist eine Lehrwerkstätte.
Die wenigen Möbel aus Frankreich zeugten für den herrschenden
EinHuss des japanischen Stils, so namentlich die Lackmöbel und die mit
Pflanzen eingelegten von Gallee in Nancy, und merkwürdigerweise standen
da Feinheit und Roheit hart neben einander. Ganz barbarisch mutbete
ein Lehnsessel an, in dessen Ueberzug ein Pfau gestickt ist der Körper
liegt auf dem Sitze, zum Theil auch noch die Schwanzfedern, die dann
einen scharfen Bruch erleiden, um an der Rücklehne aufsteigen zu können;
als Bekrönung dient eine vergoldete Maske, deren Vorbild vielleicht aus
Mexico oder Peru geholt worden sein mag.
Trifft für die deutsche Abtheilung im Allgemeinen das zu, was in
dem Bericht über die Ausstellung in München Heft gesagt worden
ist, so trat im Mobiliar in Kopenhagen Norddeutschland in den Vorder-
grund, wo die schon dem Barock zustrebenden Formen der deutschen
Renaissance nicht so beliebt sind, wie im Süden. In diesem Falle haben
Kühle und Nüchternheit ihr Gutes, wie sie auch in der Benutzung des
Rococo, das ja überall an der Tagesordnung ist, vor Uebertreibungen
bewahren. Beispielsweise hatten Vogts 8c Comp. in Berlin ein rechtes
Damenschränkchen ausgestellt, das mit vergoldeten Fasen und Ornament
von Goldlinien und feinen Schraffirungen den vor Allem zierlichen Stil
in einer originellen Ausbildung zeigt.
Das italienische Kunstgewerbe gewährt schon seit Jahren selten
mehr die Befriedigung wie früher. Selbst aus Anstalten, die sich in ganz
Europa eines ausgezeichneten Namens erfreuen, gehen zu viele Dinge
hervor, die in Stil und Technik auf ein Publicum berechnet zu sein
scheinen, welches für wenig Geld etwas recht Auffallendes verlangt.
Diese an den Schaufenstern in Florenz und Venedig zu machende Wahr-
ehmung wurde auch durch die Ausstellung bestätigt, und die neu auf-
getauchten Firmen verriethen meistens nicht den Ehrgeiz, die älteren zu
beschämen. Nur zu den Wunderlichkeiten gehörte ein von Pucci in
Florenz eingesandter Schrank, überladen mit Ornament und einem wahren
italienischen Salat von Köpfen berühmter Männer aus allen Zeitaltern.
Egidio Montanelli in Ponte Buggianese im Toscanischen rühmt sich, vier
nersteu Medaillen aus Paris, Melbourne etc. zu besitzen, und stellte zum
Beweise, wie wohlverdient die Auszeichnungen seien, einen stzlpo in legno
intarsiuto stile del secolo XIII aus, dessen geometrische Marqueterie
höchst ungenau gearbeitet und geborsten war. U. dgl. m. Eine Ausnahme
macht Materozzoli in Florenz mit Nachbildungen alter italienischer Möbel.
An einigen englischen Schränken ist, wenn ich mich nicht getäuscht
habe, Brandtechnilt in Verbindung mit Malerei Braun-in-Braun zur An-
Wendung gekommen.
Hier anzureihen sind die norwegischen Holzschnitzereien, namentlich
Kästchen für verschiedene Zwecke, mit romanischem Pflanzenornament
bedeckt und mit farblosem Firniss überzogen. Hierin lebt eine in vollem
Sinne nationale Industrie, unverändert erhalten durch die Natur des
Landes und die Bedürfnisse der Bewohner. Aehnlich verhält es sich mit
der Stickerei und Teppichknüpferei in Norwegen, Schweden und Finnland.
Gesellschaften in Christiania, Stockholm und Helsingfors erwerben sich
das Verdienst, die eigenthümlichen Arten der Technik und die Decora-
tionsweisen der Landbevölkerung zu pflegen und gegen das Verdrängt-
werden durch modische Fabrikswaare zu schützen. Eine eigene Specia-
lität hat sich Frau lda Hansen in Kopenhagen geschaffen, Wandbehänge
32?
mit PHanzenbildern in größtem Format ganz naturalistisch gestickt. Man
muss die Virtuosität der Dame bewundern, aber außerdem hat die Sache
wohl keinen Zweck. An den französischen Gobelins fiel stellenweise die
Verschwendung der vielen Mühe und Zeit an Vorwürfe der untergeord-
netsten Art auf. Das Merkwürdigste aber hatte wieder ltalien geliefert,
große Köpfe und Brustbilder aus farbigen Noppen auf Leinwandgrund
gewebt zu welchem Zwecke ist unklar, desto klarer die Abscheu-
lichkeit der Bilder.
Reisende pflegen in dänischen Gasthäusern ihre Verwunderung über
die ungewöhnliche Gestalt der silbernen Thee- und Kaffeekannen zu
äußern. Dieselben geben Zeugniss von dem trotz mancher Erscheinungen
auf dem Felde der Politik conservativen Geiste der Bevölkerung; ein
halbes Jahrhundert lang sind Architektur und ornamentale Künste von
dern Classicismus gänzlich beherrscht worden, und noch jetzt übt er auf
mehreren Gebieten seine Macht aus; die Erscheinung ist oft auf den
Einfluss Thorwaldsen's zurückgeführt worden, den aber Nyrop nach-
drücklich gegen diese Zumuthung in Schutz nimmt. So begegnen uns an
den Edelmetallarbeiten von V. Christesen, Michelsen, Dalholf u. A. noch
vielfach antikisirende Gefäßformen und entsprechendes Ornament, doch
bricht sich mehr und mehr die Renaissance und im Schmuck auch nor-
discher Stil Bahn. Von Bedeutung ist für diesen Zweig die von Frau
Charlotte Klein geleitete Zeichenschule für Mädchen Tegneskolen for
Kuinder in Kopenhagen, welche sich allmälig zu einer Kunstgewerbe-
schule herausgewachsen hat, und mit bestem Erfolge Kräfte für feinere
Metullarbeit ausbildet.
Die norwegischen Goldarbeiter, D. Andersen und J. Tostrup in
Chtistiania, M. Hammer in Bergen u. A. pflegen in bekannter Weise die
nationale Filigrankunst, welcher an Schmuckgegenständen, Löffeln u. dgl-
durch die Verbindung mit wenig Email, auch oxydirtem Silber und Gold,
größerer Reiz gegeben wird. Schweden hatte vornehmlich Eisenarbeiten
eingesandt, von den Stahlblöcken bis zu den zierlichsten Messern und
Scheeren. Von guter Wirkung, an indische Sachen erinnernd, ist die
Decorationsweise, den Grund tief zu ätzen und zu schwarzen, das Orna-
ment zu poliren oder wahrscheinlich auf galvanischem Wege goldbraun
zu färben.
Die deutsche Metallausstellung hatte ihren glänzenden Mittelpunkt
in dem Tafelgeräth des regierenden Kaisers, welches bekanntlich zu dessen
Vermählung von preußischen Städten dargebracht worden ist. Aus den
übrigen mögen die Arbeiten des Architekten Otto Lessing und die schmied-
eisernen Gegenstände von Gebrüder Armbruster in Frankfurt, einer Firma,
welche uns bisher noch nicht vorgekommen war, herausgehoben werden.
Aus Frankreich waren Froment-Meurice, Barbedienne, Christofle und
andere weltbekannte Geschäfte statvlich erschienen; auch ein "Juwelier
und Haarkünstlern hatte sich eingefunden. Um sich an den vortrefflich
lßL
gearbeiteten Emailarbeiten aus Paris zu erfreuen, musste man von" den
meistens in der Cocottenregion sich bewegenden Compositionen absehen.
Hingegen bewährten die eigentlichen Gebrauchsgegenstände, Speisegeräthe
u. dgl. wieder das oft mit Neid bemerkte Talent der Franzosen, Zweck-
mäßigkeit mit gefälliger Form zu verbinden.
Die russische Abtheilung schien dem Publicum besonders zu impo-
niren. Viel trugen dazu unzweifelhaft die aus kaiserlichen Edelstein-
schleifereien hervorgegangenen colossalen Gefäße aus Halbedelsteinen mit
ihren ebenso colossalen Preisen z. B. ein Paar Vasen aus Rodonit
28.550 Rubel! und dann der Umstand bei, dass so viele Gegenstände
das Gepräge des Exotischen haben. Arbeiten aus Abo, Twer, Perm,
Charkow, Nowgorod, Kasan, Tula, Tiilis, Dagestan, Turkestan auf einem
Platze vereinigt mit solchen aus Petersburg, Moskau und Warschau das
musste ein überraschend reiches und namentlich buntes Bild geben. Lei-
stungsfähigkeit im Allgemeinen, technische Geschicklichkeit und Fleiß
konnten Respect einflößen. Allein man wurde auch in anderer Beziehung
stets daran erinnert, sich einer völlig fremden Welt gegenüber zu be-
Finden. An jenen Vasen war nichts zu bewundern als der ungewöhnlich
große Steinblock, und unwillkürlich erinnerte man sich daran, welche Herr-
schaft die Kunst in römischer Zeit über die härtesten Stoffe, wie Porphyr,
gewonnen hatte. Das orientalische Email ließ zu oft die Farbenharmonie
vermissen, welche sonst an demselben erfreut, und grelle Farbenzusammen-
Stellungen fielen auch in anderen Zweigen auf. Die Silbergeräthe mit
nationalen Scenen in Aetzung sind nur in ethnographischer Beziehung
von Interesse. Unter den von der Staatsnotendruckerei ausgestellten
Heliogravure-Platten entdeckte ich verschiedene alte Bekannte, z. B. die
Decke einer Adresse, welche das Oesterr. Museum im Jahre 187i seinem
hohen Protector überreichte, Theile von Laufbergefs Opernvorhang u.A. m.
Die kaiserliche Glasfabrik in Petersburg, welche früher den farbigen
Decor pllegte, hatte diesmal geschliffenes Krystallglas vorzüglicher Qua-
lität ausgestellt, während das mit Weiß ob Schmelz oder Lackfarbe,
konnte ich nicht untersuchen, doch wird es wohl die letztere sein be-
malte Eisglas sich sehr unvortheilhaft ausnimrnt. Von großer Feinheit
war ein Porzellanservice in Rococostil mit mattem und mehrfarbigem
Goldornament von der kaiserlichen Porzellanfabrik. Mosaiken von bedeu-
tender Farbenwirkung hatte die Kunstakademie in Petersburg ausgestellt.
Die Keramik dies Wort hier im weiteren Sinne genommen wies
überhaupt mancherlei Interessantes auf. In Dänemark lernte man ver-
schiedene Geschäfte kennen, welche in der Art der bekannten Firma
Ipsen's Witwe antike Terracotten nachbilden und neue in antikisirendem
Stil anfertigen. V. S. Wendrich in Kopenhagen geht so weit, Bronze-
gefäße und Runensteine in gebranntem Thon zu imitiren, während eine
noch neuere Anstalt, Budde-Lund ebendaselbst, Büsten ausgestellt hatte,
an denen rothe Masse das Fleisch, gelbliche das Haar und weißer Schlicker
232
Spitzenkrägen vorstellen sollt auf mich machten diese Arbeiten einen
geradezu abschreckenden Eindruck. Unverkennbar ist deren Zusammen-
hang mit den Bestrebungen des obenerwähnten Dilettantenvereins. Thon
ist der Stoff, in welchem die Mitglieder am liebsten ihre zügellose Phan-
tasie sich ergehen lassen, und wer eine Vorstellung von diesen Kunst-
werken erhalten will, betrachte die im fünften Hefte der Üdsskrift for
Kunstindustri gegebenen Proben von Damenarbeiten, den von Mäusen
benagten Kürbis als Krug, die das Meer aussaufende Midgardsschlange
als Teller etc. Erfreulicher sind die Leistungen der von Tauber-Jensen
geleiteten Thonwaarenfabrik in Valby Oefen, Bauornamente etc. und
von Kähler in Naestved auf Seeland, der, ein Kunsthandwerker von
altern Schlage, selbst seine Formen modellirt, Farben bereitet etc. Neues
Leben ist in die Kopenhagener Porzellanfabrik früher königlich, seit
1882 Actienunternehmen und mit der Faiencefabrik Aluminia vereinigt
gekommen. Ohne die alten Muster, namentlich den feinen blauen Blumen-
decor und die gerippte Oberfläche mit ihrem Lichtspiel aufzugeben, hat
die Fabrik neue Muster in Blau und anderen Farben unter der Glasur
eingeführt und gelungene Streifzüge auf das Gebiet der ostasiatischen
Decorationsweisen unternommen. Christiania Terrakottafabrik steht sicht-
lich unter dem Einfluss Kopenhagens, während die 1887 gegründete Por-
zellanfabrik in Porsgrund im Südosten von Norwegen sich in den ver-
schiedensten Stilarten versucht, Vasen mit Shawlrnustern decorirt und
Vorliebe für die härtesten Farbenzusammenstellungen zeigt. Die schwe-
dischen Anstalten Gustafsberg und Rörstrand waren quantitativ schwach
vertreten, die erstere mit Biscuitfiguren und unbedeutenden Malereien,
die letztere z. B. mit in keltischem Stil decorirten Vasen und einem
elfenbeinfarbenen, in schwächlichem Blau etc. decorirten Ofen, und ob-
wohl diese Gegenstände von der Svenska Slöjdförening ausgewählt waren,
möchte ich dieselben in der Erinnerung an frühere Ausstellungen nicht
als maßgebend für die gegenwärtige Production betrachten. An die ältere
Art von Gustafsberg erinnerten einzelne kräftig colorirte Stücke der Pors-
Iinsfabrik Arabia in Helsingfors, die außerdem bedrucktes Gebrauchs-
geschirr liefert.
Den größten und verdienten Erfolg hatte auch in Kopenhagen die
Berliner Porzellanmanufactur, deren gegenwärtige Leitung glänzend
bewiesen hat, dass eine derartige Staatsanstalt blühen kann, ohne die
Privatindustrie zu schädigen, im Gegentheil diese durch ihr Vorangehen
fördernd. Die Betheiligung von Firmen wie Deck, Parvillee, Cazin etc.
sicherte der französischen keramischen Abtheilung Anziehungskraft. Von
Sevres hatte die Union centrale einiges ausgestellt; angenehm berührte
da, was ich acclimatisirten Japonismus nennen möchte, z. B. wirkt sehr
fein die Anwendung von zweierlei Weiß nebeneinander, dem Weiß der
Porzellanmasse, durch Wegnahme der farbigen Glasur freigelegt, und dem
Weiß des über der Glasur eingebrannten Emails. ltaliener, wie Tadolini in
Florenz, hatten in Terracotta-Carricaturen u. dgl. das Aeußerste geleistet,
und leider erfreute sich der größte Unsinn des größten Absatzes.
Was schließlich das Glas anbelangt, machte sich in den nordischen
Ländern eine künstlerische Tendenz nur selten bemerkbar. S0 hatte Ronge
in Kopenhagen recht gute Schleifarbeit ausgestellt, in der schwedischen
Fabrik Reymira Ostgothland und den norwegischen in Hurdal, Hade-
land und Hövik sämrntlich im Südosten des Landes scheint fast nur
gewöhnliche Gebrauchswaare gemacht zu werden, an dem erstgenannten
Orte mit Anwendung des Sandgebläses. Um so günstiger hoben sich von
diesem Hintergrunde die Fabrik Ehrenfeld in Köln ab, welche jetzt nicht
nur in altdeutscher, sondern auch in Venezianer Art arbeitet und das
Rubinglas wieder in voller Schönheit herstellt, und ein uns hier zum
ersten Male begegnendes Geschäft, Moritz Wentzel in Breslau, mit trelf-
lichen Gravirarbeiten. Aus Frankreich waren Baccarat mit geschlilfenen
Sachen und Gallee in Nancy, dessen mit Thieren und Blumen in Relief
decorirte Gefäße sogar auf diesem Gebiete den Einfluss Japans bekunden,
auf dem Platze erschienen. B. B.
Beiträge zur Geschichte der Goldschmiedekunst.
Von Leonard Lepszy.
Schluss.
Die Imxungsmarke der Stadt Wilna. und Hans Reinhart der
Aeltere.
An einem Renaissancekelch in der kirchlichen Ausstellung in Wien
vom Jahre 1887 KaL-Nr. 770 befanden sich zwei Marken Fig. a.
hievon war die eine sicherlich eine Goldschrniede-lnnungsmarke, die andere
eine Namenspunze ß.
Fig. u.
ln den "Mittheilungen des k. k. Oesterr. Museumsu ll, p. 379 hat
der Verfasser des Artikels über die bisher unbekannten Marken die Ver-
muthung ausgesprochen, dass dieses fragliche Namenspunzenzeichen viel-
leicht dem Hans Reinhart zugeschrieben werden könne. Diese Vermuthung
und sind den nMittheilungen des k. k. Oestcrr. Museumsc ll, 379 ent-
nommen und dreifach vergrößert werden; nach dem Werke J. Z1g6rski's vMonety
dawnei Polskh, Warschau 1345, Nr. 61; nach dem Werke K. SlronczynskPs -Dawne
monety polskieu lll. Theil, Piotrkow 1885, p. 145. Die auspunklirten Linien sind an
dem Gegenstunde nicht zu sehen.
Ei.
dürfte durch die nachfolgende Studie, welche namentlich auf die Innungs-
marke sich stützt, an Wahrscheinlichkeit gewinnen.
lm Jahre 1323 wurde die Stadt Wilna, deutsch Wildau oder Wilden
genannt, vom Großfürsten von Lithauen, Gedimin, zur Residenz erhoben.
Das Gediminische Wappen sind die "Columnenc, darstellend einen Aufbau
von drei Thürmen, von welchen der mittlere von der halben Höhe an-
gefangen gegen die Basis zu breiter gehalten ist und hier eine viereckige
Oeffnung hat, welche ein Thor vorstellt. Die Columnen aus späterer
Zeit sind, wo sie verkommen, überall gleich geformt. Die kleinen Ab-
weichungen, welche man an den Columnen aus dem 16. Jahrhundert
bemerkt, betreffen nur ihren oberen Theil. Sie tragen bald eine krönende
beiderseitige Zinnenausladung, wie auf der in einem Vierecke eingeschlos-
senen lnnungsmarke des Eingangs erwähnten Kelches Fig. ria und
auf der Münze bald ist diese Ausladung nur einseitig nach Außen
Zagörski Nr. 7x und endlich sind die Columnen auch scharf zugespitzt
Zagörski Nr. gr, oder wie auf dem Denar Fig. tt horizontal ab-
geschnitten. Diese Modificationen werden hier deshalb erwähnt, damit
vorkommenden Falles bei geringen Abweichungen von der ursprüng-
lichen Form ihre richtige Erkennung und Bestimmung leichter ermög-
licht werde.
Das Vorkommen dieser Innungsmarke an dem Kelche führt zu der
Schlussfolgerung, dass dieselbe in Wilna erzeugt wurde, was durch die
nachfolgenden Erörterungen des Näheren bewiesen werden soll.
Mit der Einführung des christlichen Glaubens in Lithauen unter
Wladislaw Jagiello 1387 drang auch die westliche Cultur in die schönen
Auen und Gefilde Lithauen's ein. An Stelle des heidnischen Tempels
erhob sich stolz eine gothische Kathedrale, und seit dieser Zeit strömte
nach der östlich gelegenen Residenzstadt das strebsame Volk des Westens
und Südens, um sich hier einen Herd der Arbeit zu gründen und die
Errungenschaften der mittelalterlichen Civilisation dahin zu verpflanzen.
Wilna blühte rasch empor und ganz besonders unter Sigismund August,
welcher im Jahre 1544 den lithauischen und später 1548 auch den
polnischen Thron bestieg. Ueber den damals vorhandenen Schatz dieses
kunstsinnigen Königs, welcher mit Vorliebe in seiner lithauischen Residenz
weilte, gibt der päpstliche Nuntius Bernard Buongiovani im Jahre 1560
die nachfolgende, charakteristische Relation
wlch habe mit einem Wort so viele Kleinodien gesehen, wie viel
an einem Ort zu finden ich nicht erwartet habe und mit welchen die
venetianischen und päpstlichen, die ich ebenfalls gesehen, nicht in Ver-
gleich gehen können. Außer dem vom Könige und der Königin ge-
brauchten Silbergeschirr sind noch im Schatze t5.ooo Pfund vergoldeten
Silbers, welches Niemand verwendet. Hieher gehören Uhren in der Größe
nkelncye nuncyuszow nposlolskich innych os6b Polsceu, Posen 1864,
eines Mannes mit Figuren, Orgeln und andere Geräthe, Universum mit
allen himmlischen Zeichen, Waschbecken, Geschirre mit allen möglichen
Land- und Meeresthieren. Sonst vergoldete Schalen, welche Bischöfe,
Woiewoden, Castellane, Starosten und andere Würdenträger, wenn sie
ernannt werden, dem Könige reichen .. .. Für jeden
Kunstzweig besitzt der König geschickte Meister, zu den Geschmeiden
und Schnitzereien auf denselben den Jacobo aus Verona etc. etc.
Die Prachtliebe des Hofes musste nothwendig auf die Großen des
Reiches und den den König umgebenden reichen Adel ihre Rückwirkung
haben und Nachahmung linden, so dass sich bei dieser kurzen Betrach-
tung ein deutliches Bild entwerfen lässt, in welchem Umfange und in
welcher Großartigkeit die Goldschmiedekunst in Wilna um diese Zeit
geblüht haben müsse.
Das Interesse Sigmund August's für die Goldschmiedekunst gibt
sich auch darin kund, dass er wahrscheinlich der Erste war, der die
Beschauzeichen im Reiche einführte, was aus den Krakauer Goldschmiede-
Ordnungen zu entnehmen ist m. Die Münzen aus den Regierungsiahren
dieses Königs erreichen eine Vollendung im Stempelgepräge, wie sie vor
und nach ihm nicht zu finden ist. Er gründete auch von Neuem eine
Münze in Wilna, zu deren Münzmeister er den Enoch Olfiirer und
später den Goldschmied Jörge Behm beruft Zagörski p. u. Die Münze
und die Goldschmiede der damaligen Zeit unterstanden dem Kronschatz-
meister und die Mehrzahl der Münzmeister, Wardeine und Probirer
wurde aus der Mitte der Goldarbeiter-Innungen genommen", gleichwie
die Goldschmiede-Innungsmarken mit dem Zeichen der betreffenden Münze
identisch waren, wie dies in Posen, Lemberg, Olkusz" etc. erwiesen
ist, demnach es auch in der lithauischen Residenz so und nicht anders
sein konnte.
Die Wilmfer Münze von der Zeitperiode der Regierung Sigismund
August's kennzeichnet das Wappen Gedimins, die Columnen; somit er-
klärt sich, dass dieses Zeichen auch der Goldschmiede-lnnung eigen ist,
woraus sich ergibt, dass besagter Kelch in Wilna erzeugt worden sein
musste.
Für die Schaffung so vieler Kunstschätze waren die in ihrer Voll-
kommenheit geschulten Kräfte am Orte nicht in genügender Anzahl vor-
handen und mussten großentheils aus den westlichen Nachbarreichen
herangezogen werden. Der Ruf eines so kunstsinnigen Hofes, als einer
Stätte, wo Arbeit, Fleiß und Geschicklichkeit die möglichste Anerkennung
IActu hiswrica res gestas Poloniae illuslrnnlial, Cracoviae 1885, I. VIII, p. 647.
Was mir die in dieser Richtung gemachten Verzeichnisse vollkommen be-
suligr haben.
Die gesammelten Goldschmiede-lnnungsmarkcn der ehemals polnischen Städte
ruhen noch im Manuscripre; deshalb muss ich mich einstweilen auf dasselbe berufen.
236
finden konnten, musste umgekehrt auf den schalfensbedürfrigen Künstler
die größte Anziehungskraft ausüben.
Leider verfügen wir nur über sehr spärliche Quellen betreffend die
Personen, welche bei der Wilna'er Münze beschäftigt waren, und ebenso
dürftig sind die wenigen Nachrichten über Mitglieder der dortigen Gold-
schmiede-lnnung. Außer dem vorgenannten Jacobo aus Verona und den
Jörge Behm welcher ein Sohn des gleichnamigen Krakauer Gold-
schmieds sein dürfte, ist der reiche Erasmus Bretner, Goldschmied und
Bürgermeister von Wilna" zu nennen.
Dies Alles vorausgesetzt, kehren wir nun zu unserem Kelche zurück,
an welchem uns nunmehr die zweite Marke, nämlich die Namenspunze,
interessirt, für deren mögliche Entzifferung wir einige Andeutungen
machen wollen.
Vergleicht man den Liniengang des Umfassungsschildes der Namens-
punze mit den äußeren Umrissen des Wappenschildes am Denar Fig.
und welcher im Jahre 1546 in Wilna unter der Regierung Sigis-
mund Augusfs geprägt wurde, so ist eine gewisse Aehnlichkeit nicht zu
verkennen, welcher Umstand deshalb Erwähnung verdient, weil es sehr
leicht möglich ist, dass der betreffende Goldschmied auch an der Wilna'er
Münze beschäftigt gewesen sein könnte.
Bekanntlich verschwindet der berühmte Leipziger Groschengießer
Hans Reinhart" aus den lnnungsbüchern seit März 1544 und erscheint
sodann am 13. März 1547, daher nach drei Jahren, wieder in Leipzig,
um die Meisterschaft zu erringen.
Wie noch jetzt, so war es namentlich in jener Zeit gang und gebe,
ja durch die Zunftordnungen bedingte Norhwendigkeit, dass der lnnungs-
geselle gleichsam zur Vollendung seiner Kunst fremde Länder und Städte
aufsuchen musste, um sich die Eigenart seines Gewerbes durch vielfache
Praxis anzueignen.
Wenn man die Analogie der Umrisse des Wappenschildes des
Wilna'er Denars mit dem Bindenschild der mehrerwähnten Namenspunze,
dann die Jahreszahl des Denars sowie auch das Buchstaben-Monogramm
HR in ihrer Zusammengehörigkeit und schließlich sein hervorragendes
Talent als Medailleur in Betracht zieht, so gelangt man zu der begrün-
deten Verrnuthung, dass der um diese Zeit in Leipzig nicht anwesende
Seine Arbeit, ein Reliquiar mit zwei wunderschönen in Silber getriebenen Sta-
luenchen wurde meines Wissens vor einigen Monaten in Wien feilgeboten.
Dubifiski, nZebranie praw przywilejow m. Wilnoxvi nadanycho, Wilna 1788,
p. 79 1A. 1547. Feria quima anre Dcminicarn Palmarum, Confirmatio Serenissimi Si-
gismundi Auguszi Teslamenti defuncti Erasmi Bremer, Proconsulis auriöcis Vilnensis,
quo Domum lspidcam suum in Platea Sancri Jnannis jacentem, Hospitali Sancti Spiritus,
pro tunc ad pruesens vero Sanctissirnee Trinitaris, in perpeluum legavi! et donavil.u....
wKunstgewerbeblßilu, Leipzig 1835, p. 164 uDie Leipziger Goldschmiede Hans
Reinbart der Aellerc und der Jüngere von G. Wuslrnann.
Künstler" Hans Reinhart in der Hauptstadt Lithauens als Goldschmied
und wahrscheinlich gleichzeitig an der neuerrichteten Münze in Wilna
beschäftigt gewesen sei, und dass der Ruf des prachtliebenden Hofes
seinen Wanderslab dahin lenkte, um hier seine Kunstgewandtheit zu
bethätigen, und zur Bereicherung der Mannigfaltigkeit der königlichen
Gold- und Silberschätze beizutragen.
Krakau, März 1888.
Richtigstellung zum Aufsaiz nDas österreichische Bindenschildc. S. 19a, Zeile
von oben lies 1A. die Stadt Wien smn 1D! die Stadt Lemberg.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Auszeichnungen. Se. k. u. k. Apostol. Majestät haben mit Allerh.
Entschließung vom z. October dem Correspondenten des Oesterr. Mu-
seums und ordentlichen Professor der Geschichte des Orients und ihrer
Hilfswissenschaften an der Universität in Wien, Dr. Josef Karabacek,
den Orden der eisernen Krone dritter Classe taxfrei allergnädigst zu ver-
leihen geruht.
Anlässlich der Vollendung des neuen Hof-Burgtheaters erhielt der
Curator des Oesterr. Museums, Professor und Oberbaurath Karl Freiherr
von Hasenauer das Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft.
Dem Professor der Kunstgewerbeschule Karl Karger, wurde die Aller-
höchste Anerkennung bekannt gegeben.
Ausstellung von Amateur-Photographien. Zur feierlichen Er-
ötfnung dieser Ausstellung am I. d. M. hatte sich ein zahlreiches gela-
denes Puhlicum eingefunden. Von ofliciellen Persönlichkeiten waren
Unterrichtsminister Dr. von Ga tsch, Baron an an Hofrath
von Falke, Ritter von Zumbusch u. A. anwesend. Um xi Uhr
erschienen Ihre k. und k. Hoheiten Frau Erzherzogin Maria Theresia
und Herr Erzherzog Karl Ludwig. Comite-Präses Herr Srna richtete
an die Erzherzogin eine kurze Ansprache und in Erwiderung derselben
erklärte die Erzherzogin die Ausstellung für eröffnet. Hierauf begann
der Rundgang. Die Ausstellung ist reich beschickt und enthält eine
Menge interessanter und sehenswerther Obiecte. Die Abtheilungen für
Amateur-Photographien, ferner eine für wissenschaftliche sowie für Fach-
photographiert, für Literatur, endlich jene für Apparate und Hilfsmittel
sind mit großer Umsicht arrangirt. Allgemeinen Beifalles erfreuten sich
die ausgestellten Photographien Ihrer kais. Hoheiten der Frau Erzherzogin
Maria Theresia, des Erzherzogs Otto, sowie des Herzogs von Bra-
ganza. Die Ausstellung zählt 275 Nummern. In der Abtheilung für
wissenschaftliche Photographie erregen die Messbildaufnahmen und Zeich-
nungen des Dr. Meydenbauer, königl. preuß. Regierungs- und Bau-
rath in Berlin, das besondere Interesse des Kunsthistorikers. Die Mess-
bildarbeiten werden im dienstlichen Auftrage des Ministers v. Gossler
zur Aufnahme der heimischen Denkmäler ausgeführt und sollen im Laufe
der Zeit über siimmtliche wichtige Denkmäler ausgedehnt werden. Die
Arbeiten bestehen in Photographien mit Messbildeigenschaft in der Größe
40 40 Centimeter und in Zeichnungen in beliebigem Maßstabe, die den
Zustand des Gebäudes so genau wiedergeben, als es durch zeichnerische
Darstellung in einfachen Linien überhaupt möglich ist. Die zur Aufnahme
an Ort und Stelle erforderliche Zeit beträgt nur wenige Wochen, das
Auftragen erfolgt an beliebigen anderen Orten und geht bei einigermaßen
ausgebildeter Handfertigkeit mindestens ebenso schnell vor sich, als
nach directen Messungen. Die Sammlung der Messbildplatten dagegen
bildet allmälig ein Denkmäler-Archiv, dessen eigentlich kein Land ent-
rathen kann.
Samstag den 20. October beehrte Se. Majestät der Kaiser die
Ausstellung mit einem Besuche. Um Uhr Nachmittags fuhr Se. Ma-
jestät, begleitet von einem Flügeladjutantcn, am Portale des Museums
vor und wurde im Vestibule vom Director des Museums, Hofrath Ritter
von Falke, begrüßt. Dieser geleitete den Kaiser in die Säulenhalle und
stellte Sr. Majestät den Präsidenten des Clubs der Amateur-Photo-
graphen und der Ausstellung Herrn Srna vor. Durch den Präsidenten
wurden dann dem Monarchen die zum Empfange erschienenen Herren
vorgestellt. Se. Majestät begab sich in das erste Stockwerk und schritt
durch den Saal IX in den "Ehrensaalw. In dem angrenzenden großen
internationalen Saale erkundigte sich Se. Majestät über die Bethei-
ligung der Fremden und interessirte sich für die englischen Platin-
drucke. Der Monarch begab sich nun hinab in das Parterre und setzte
den Rundgang durch die Säle VI und Vll fort. ln der wissenschaftlichen
Abtheilung waren es die astro- und rnikrophotographischen Arbeiten,
welche von dem erlauchten Gaste eingehend betrachtet wurden. Nachdem
der Kaiser noch die Ausstellung der Fachphotographen und photogra-
phischen Apparate besichtigt hatte, verließ derselbe um Uhr, den be-
gleitenden Persönlichkeiten für die Führung bestens dankend, das Haus.
Ihre kais. Hoheit die durchl. Frau Kronprinzessin Stefanie,
ferner Ihre kaiserl. Hoheiten die durchl. Herren Erzherzoge Ludwig
Victor, Karl Ludwig mit den Erzherzoginnen Maria Annunciata
und Elisabeth, die Herren Erzherzoge Albrecht, Friedrich und
Wilhelm, sowie die durchl. Frau Erzherzogin Maria Josefa haben
im vorigen Monat die Ausstellung mit lhrem Besuche beehrt.
Am 12. v. M. besuchte der König von Sachsen die Aus-
stellung und wurde durch dieselbe vom Comite geleitet. Nach Besichtigung
dieser Special-Ausstellung machte der König unter Führung des Hofraths
v. Falke noch einen Rundgang durch die Sammlungen des Museums.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums Wurden im Monate
October von 18.102, die Bibliothek von 1640 Personen besucht.
Programm der Vorlesungen im Winter 1888j89.
1888. Novbr. 3. Director Hofrath J. v. Falke Rococo.
14. Mittwoch Prof. Dr.Jos.Bayer Das antike, im Garten
der Farnesina in Rom 1879 aufgefundene Haus.
22. Director Dr. A. llg Prinz Eugen von Savoyen als
29. Kunstfreund.
Decbr. 6. Prof. Dr.W. Neumann Die Bedeutung desReliquien-
schatzes des braunschweig-lüneburgischen Hauses für
die Geschichte des mittelalterlichen Kunstgewerbes.
13. Custos Dr. Heinr. Zimmermann Die Holzschnitt-
werke des Kaisers Maximilian.
1888. Decbr. 20
29.
1889. Januar 3.
I0.
7.
24.
I.
Februar 7.
14,
28.
März 7.
Baurath Franz Ritter v. Neumann Villa und städti-
sches Wohnhaus.
Samstag CusKos-Adj. Dr. K. Masner Die Samm-
lung amiker Vasen im Oesterr. Museum.
Custos-Adj. Dr. A. Riegl Texrile Hausindustrie in
Oesterreich.
Prof. Dr. Franz Wickhoff Florentinische Wand-
malerei im 14. Jahrh.
Vice-Direcror Maler A. Schäffer Ueber Landschafts-
malerei.
Prof. Hans Macht Die Grundzüge der Heraldik.
Hofrath Prof. Dr. H. Zschokke Die Ruinen von
Balbek.
Custos-Adj. Dr. A. Rieg Die Entwickelung der
Schrift in ihren Beziehungen zur Reihenfolge der
Kunststile.
Prof. Dr. Jos. Bayer Der Freskencyklus des Pintu-
ricchio aus dem Leben Papst Pius II. in der Lihreria
zu Siena.
Geheimrath Graf Gundacker Wu rm ra nd Heimische
und allitalische Bronzen.
Dr. Ed. Leisching Psychologie des Geschmackes.
Literatur- Bericht.
Das proiective Zeichnen nebst den für das Zeichnen wichtigsten Aufgaben
aus der ebenen Geometrie. Im Auftrage der königl. Kunstgewerbe-
schule zu München herausgegeben von Max Kleiber. So Vorlage-
blätter mit begleitendem durch 77 eingedr. Figuren unterstütztem
Text. Stuttgart u. Leipzig, Wilh. EEenberger F. Loewe, J. Fol.
M. n.
Das sehr bequem angelegte Werk vermeidet alles Ueberßüssige oder unnothig
Erschwerende auf das Sorgfaltigste. Klar und bündig ist sowohl das aufgestellte Pro-
gramm als auch die Durchführung desselben. Nach der Vorführung der allgemeinen
Begrilfe in der Einleitung, über Linien, Winkel, Flächen etc. folgt im ersten Theile zur
kurzen Vorbereitung des Lernenden eine sehr vollständige Anleitung zum constructiven
Zeichnen, welche Alles in sich schließt, was über die Polygone, den Kreis, die Ellipse,
das sogenannte Oval und verschiedene Schneclrenlinien zu wissen nothig ist. lm zweiten
Theile wird zunächst ganz kurz der Begriß" der Projection überhaupt, sowie der rechtA
und schiefwinkeligen Parallelproiection erklärt; wobei in trefflicher Weise von der
Centralprojection unter Vorführung eines einfachen Beispieles ausgegangen wird. Die
ausführlichste Behandlung erfahrt nun, vom Einfachsten bis zum Sehwierigsten fort-
schreitend, das Verfahren der orthogonalen Proiection, wobei zwischenher die Schnitt-
Mchen, die Durchdringungen und die Abwickelungen vollständig erklärt werden. Den
Schluss bilden einige eingehende Erörterungen der klinogonalen, di- und trimutrischen
Proiection, sowie der isometrischen Projectionszeichnung der sogenannten Militar-
perspectiven. Mit dem letzten Blatte kehrt der Verfasser zu seinem Ausgangspunkte, dem
Begriff der central-perspectivtschen Darstellung zurück, und ware nur zu wünschen, dass
hier auch zugleich die Anknüpfungsstelle zur Fortsetzung des Werkes liegen möge. Die
Zeichnungen der in zweckdienlichen Fallen zweifarbig gedruckten Tafeln sind correct
und sauber ausgeführt, und um so deutlicher. als die Art des Verfassers, die denkbar
einfachsten Losungen zu finden, auch zu Darstellungen von außerordentlicher Klarheit
führt. M-t.
Die Kunst im Handwerk. Vademecum für Besucher kunstgewerblicher
Museen, Ausstellungen etc. Von B. Bucher. Dritte verbess. Auflage.
Mit 26 Holzschnitten. Wien, Wilh. Braumüller, t888. 8". VIII, 216 S.
H. i'8o.
Die soeben erschienene dritte Auflage dieses beliebten kunstgewerblichen
Taschenbuches hat neben einigen zweckmäßigen Aenderungen in üder Gruppirung des
Stoffes, wie z. B. bei der Uebersicht der Baustile, viele durch die technischen Fort-
schritte bedingte Zusätze erfahren. Namentlich gilt dies hinsichtlich der Capitel Einail,
Glas, Keramik, Metallarbeiten und graphische Künste, wo überall den neuesten Errungen-
schaften Rechnung getragen ist. Den Illustrationen sind die Darstellungen der verschie-
denen Gewebe-Bindungen zugefügt und auch die Literalurangaben sind auf den heutigen
Stand ergänzt worden. Eine dankenswerthe äußere Zugabe, auch eine Verbesserung
gegen die früheren Auflagen, ist der hübsch ornamentirte Einband, in welchen der Ver-
leger nunmehr das Buch gekleidet hat. R-f-
et
Der Erzengel Michael in der bildenden Kunst. Ikonographisghe Studie
von Dr. Friedrich Wiegan d. Stuttgart, Steinkopf, 1886. S". 83 S.
Die christliche lkonographie erfreute sich in neuester Zeit einerseits mancher
werthvoller Beiträge, wie etwa der vEtudes iconographiques- von Eugene Müntz; an-
dererseits hat sie auch herzlich missglückte Arbeiten aufzuweisen, wie eine Studie über
iiAdam und Eva in der bildenden Kunst Leipzig 1887. Es freut uns, dass wir die
neue Monographie über die Michaels-Darstellungen ohne Bedenken unter die besseren
ikonographischen Arbeiten der letzten Jahre einreihen können. Das Wiegand'sche Buch
gibt von Fleiß und Ausdauer des jungen Verfassers das beste Zeugniss und muss nicht
nur dem Kunstgelehrten, sondern auch den bildenden Künstlern empfohlen werden, be-
sonders solchen, denen es etwa zukommt, ein Michaelsbild zu gestalten. Fr.
ÄK
Die Akropolis von Athen. Nach den Berichten der Alten und den neuesten
Forschungen. Von Adolf Boetticher. Mit 132 Textfiguren und 36
Tafeln. Berlin, Julius Springer, 1888. 8". XV, 295 S. M. 20.
Der Erfolg seines Buches über Olympia hat Adolf Botticher veranlasst, ein gleich-
artiges folgen zu lassen, das die Akropolis von Athen zum Gegenstand hat. So an-
erkennungswerth das erstere war, dem zweiten gegenüber können wir weder die Idee
selbst noch ihre Ausführung als eine glückliche bezeichnen. Wohl hat das Volk das
Recht einmal von der Wissenschaft ein Buch über die Akropolis zu erhalten, über jene
Stätte, die noch mehr als der heilige Bezirk am Alpheios der ganzen Menschheit gehört,
aber ist das Erscheinen eines solchen Werkes nicht gerade jetzt verfrüht, wo die
Forschung über die Burg von Athen bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, im
Gegentheile durch neue Ausgrabungen und Funde erst recht wieder in Fluss kommt?
ln wenigen Jahren wird die von der griechischen archäologischen Gesellschaft in Angriff
genommene systematische Durchforschung der Akropolis abgeschlossen sein; bis dahin
hatte der Verfasser mit dem Abschlusse seiner Arbeit warten sollen, wenn es ihm
wirklich um die Sache ernst war, wenn er dem Belehrung suchenden Laien nicht etwas
in die Hand geben wollte, was wahrscheinlich sehr bald veraltet Iein wird. Doch ab-
gesehen davon, dass der Zeitpunkt für das Erscheinen des Werkes schlecht gewählt ist,
dieses selbst ist in Inhalt und Form gleich mangelhaft. Auf eine Besprechung der zahl-
reichen Irrthünier können wir hier nicht eingehen, nur über die Form sei ein Wort
gesagt. Das Ganze macht einen recht buntscheckigen Eindruck dadurch, dass Botticher
die von ihm benutzten Quellen oft seitenlang wörtlich citirt; was von ihm selbst stammt, ist
rein im Baedelterstil geschrieben. Die Thatsachen werden in trockenem lehrhaften Tone
berichtet, nirgends finden wir einen erhebenden Schwung der Sprache. Ein populäres
Buch aber, dessen Lectüre sich nicht zu einem Genusse, sondern zu einer ermüdenden
Arbeit gestaltet, hat im Vorhinein seine Aufgabe verfehlt. Compilii-t wie der Text sind
auch die Abbildungen. Wir glauben nicht, dass auch nur eine speciell für das Werk
angefertigte in demselben enthalten sei. Daran würde nun nicht so viel liegen, wenn die
Bilder nur ihrem Zweck entsprachen. Das ist aber vielfach nicht der Fall. Tafel bietet
doch eine auch in der Technik ganz ungenügende und unerfreuliche Ansicht der Akro-
polis; die aus den nAncient marbles- wiederholten Stiche nach den Parthenon-Bildwerken
muthen in einem modernen Buche recht fremdartig an, u. s. w. Zum Sehlusse müssen
wir noch eine Bemerkung über den Einband machen. Die Vorderseite desselben zeigt
groß und rnh in Goldcontouren auf den dunklen Leinenüherzug gepresst die Varvakion-
241
statuette. An gleicher Stelle und in gleicher Technik hatte man schon seinerzeit, als das
Buch über Olympia erschien, den praxitelischen Hermes bewundern können. Im Namen
des guten Geschmackes mochten wir aber dagegen Einsprache erheben, dass uns die
Antike in einer solchen sie entwürdigenden Form prasentirt wird. Für die Goldpressung
passen eben nur Ornamente, nicht große Figuren. Ms.
Stoßmuster des i6. bis t8. Jahrhunderts, herausg. von Emil Kutnsch.
Serie Fünfzig Tafeln in photographischem Drucke, mit einem Vor-
worte von Hofrath Prof. C. Grfaf f. Dresden, Stengel 8t Markert, i888.
Fol. M. 60.
Das königliche Kunstgewerbe-Museum iii Dresden beginnt mit dieser Publication
seine äußerst reichhaltige Textilaammlung allgemein nutzbar zu machen. Mit Rücksicht
auf die Bedürfnisse der so achtunggebietenden sächsischen Textilindustrie hatte man
sich seit jeher in Dresden die Erweiterung und Vervollständigung der Textilsammlung
besonders angelegen sein lassen, und dieselbe Kennerschaft und Umsicht, die sich beim
Zusammenbringen der genannten Sammlung so trelTlich bewahrte, hat sich auch in der
vorliegenden Publication ein glänzendes Denkmal gesetzt. Der Zeit nach vertheilea sich
die gegebenen Muster ziemlich gleichmäßig auf das 16. und I7. Jahrhundert, wogegen
das 18. Jahrhundert viel zahlreicher vertreten erscheint. Es erltlart sich dies naturgemäß
daraus, dass aus dieser letzteren Zeit weit mehr Originale erhalten sind, als aus den
früheren Jahrhunderten, wozu auch noch der Umstand kommen mag, dass diese Spßtzeit
erst in den letzteren Jahren wieder zu Ehren gekommen ist und in den Alteren Textil-
publicationen ziemlich vernachlässigt wurde. Die ganz knappen und zutreffenden Be-
schreibungen berühren blos das Technische und die Farbe;die Zeit- und Ortsbestimmungen
sind genauer und richtiger als in irgend einem ähnlichen Werke bisher. Die Ausführung
in piiotographischem Druck ist so scharf im Einzelnen, dass man den kostspieligen
Farbendruclc leicht vermisst, und doch über die Beschaffenheit der dargestellten Gewebe
und Ornamente nicht in Zweifel geräth. Rgl.
it-
Niederländische Fliesenornamente. Gesammelt und herausgeg. von Paul
F. Knochenhauer. Berlin, Max Pasch, o. J. 36 Taf. Farbendruclt
14 B1. Autogr. Fol. M. 60.
Der jüngst am Beginne einer viclverheißenden Laufbahn verstorbene Verfasser,
bekannt als Mitarbeiter an JacnbsthaPs nSüditalische Fliesenornamenteu, bringt in vor-
liegender Publication eine reiche Sammlung reizvoller, bis jetzt fast nicht bekannter oder
nicht beachteter Fliesenmuster aus den Niederlanden. Nicht ohne bedeutende Muhe sam-
melte er wlhrend eines zweimaligen Aufenthaltes daselbst sein Material. An Ort und
Stelle scheint Weniges mehr vorhanden zu sein; spärlich waren auch die Ergebnisse
aus deni Sammlungen des Amsterdamer Alterthums-Vereines und des Kunstgewerbe.
Museums in Haarlem. Die keramische Sammlung des neuen konigl. Museums in Amster-
darn war zur Zeit des Aufenthaltes des Vcrlassers daselbst in Kisten verpackt und unzu-
gänglich. Durch Ankauf bei Trodlern und Alterthumshandlern suchte er seine Sammlung
zu vervollständigen.
Nach dem Ergebnisse seiner Rundschau müssen die Marschlande der Nordsee-
küsten besonders reich an Fliesen gewesen sein. ln Harlingen und Westraven bei
Utrecht existiren heute noch Fabriken, die sich neuerdings wieder mit Fliesenfabrication
beschäftigen und fast ausschließlich nach alten Mustern arbeiten. In seiner geschicht-
lichen Studie kommt Knochenhauer zu dem Ergebniss, dass die Fliesentechnik nach
Holland aus Portugal eingeführt wurde, und zwar zu Beginn des I7. Jahrhunderts, und
dass sie um die Mitte desselben in größter Blnthe stand. Die Fliesen dienten in Holland
zunächst dazu, die lnnenwande der Kamine zu bekleiden und in der Nahe der Oefen
Wand und Fußboden vor der ausstrahlenden Warme zu schützen. Die frühesten Muster
weisen mehrere Farben auf, meist Grün, Gelb, Orange und Blau auf weißem Grunde,
die späteren zeigen nur eine Farbe, Blau oder Violett in verschiedener Intensität auf
weißem Grunde. Rein geometrische Muster, wie sie bei den sudeutopaischen und einer
großen Gruppe der orientalischen Fliesen so haußg vorkommen, treten hier nur vers
einzelt auf. Die Einfassung einer mit Fliesen belegten Flache scheint selten durch Fliesen
selbst hergestellt gewesen zu sein. Die geringe Anzahl von guten Friesstüclten gegen-
über der großen Menge von Fondmustern mag als Beweis dafür dienen. Auch eine
Gruppirung, wie sie bei genuesischen Beispielen von Wandvcrkleidungen H. Herdtle,
Eine Sammlung italienischer Maiolica-Fliesen, Wien 188;, Carl Graeser angeordnet
erscheint, war in den Niederlanden nicht gebräuchlich, es wurde zumeist Fliese an
Jahrg. i888. X5
Fliese gereiht, wie es das Muster erforderte. Die 36 Tafeln in Farbendruck enthalten dem-
nach mit Ausnahme von zwei Friesmotiven über Bo Fllchenmuster von meist prächtiger
Wirkung. Sie erinnern haußg an Decorationsmotive aus Delft und Rouen, seltener an
italienische, fast gar nicht an portugiesische. von welchem Lande aus die Verwendung
von Fayenceplattchen als Wandverkleidung nach Holland gedrungen sein soll. Der Text
enthslt schließlich noch Notizen über Herstellung und Verwendung der Fliesen. Außer
der Aufzählung der Erdarten, der Beschreibung des Formens, der Bauart des Ofens, der
Proceduren beim Glasiren und Bemalen, sind noch Recepte eines Fayencehackers aus
dem vorigen Jahrhundert zur Herstellung der beiden Hauptfarben Blau und Violett bei-
gefügt. Den Schluss bilden die ortsüblichen Musterbenennungen. H-e.
Brünns kirchliche Kunstdenkmale. Von Moriz Trapp. Brünn, Verlag
des Verfassers, t888. 8". 189 S.
Der Verfasser, Custos des Franzens-Museums in Brünn und k. k. Conservator für
jene Stadt und Umgebung, hat sich bereits manche Verdienste auf dem Gebiete der
archäologischen und localtopographischen Literatur erworben. Sein neuestes Schriftchen,
welchem, wie wir hören, noch eine analoge Arbeit über die Profangebaude der Stadt
folgen soll, ist uns zur Vervollständigung der österreichischen kunstgeschichtlichen
Literatur sehr willkommen. Eine eigentliche wissenschaftliche Leistung will die Arbeit
nicht sein, und auch manche andere Eigenschaften, welche dem Fachmann vielleicht nicht
ganz nach seinem Sinne sein mögen, finden ihre Erklärung aus der Entstehung der
Schrift, welche ursprünglich feuilletonartig für ein Provinziournal geschrieben war.
Aus diesem Anlasse stoßen wir auf allerlei Romantik, Sagen, Geschichtchen und Anek-
doten, Verse u. dgl. Zierrat für das Lesepublicum, darum sind neben den bemerkens-
werthen alten Gotteshäusern Brünn's auch eine ganze Reihe der uninteressantesten
modernen Schulcapellen u. dgl. aufgenommen und mussten wohl, wie das so aus dem
Leben in einem kleineren Orte nothwendig hervorgeht, allen den nlrunstsinnigen.
geistlichen Herren und den genialen Statthalterei-Ingenieuren die üblichen Complimente
ertheilt werden. Sehen wir davon ab, so bleibt aber noch eine ganz vorzügliche Arbeit
über, eine kenntnißreich und mit außerordentlichem Fleiß geschriebene Topographie der
Brünner Kirchen, welche von dem Gegenstand so genügende Belehrung gibt, dass wir
glücklich waren, wenn wir wenigstens von allen bedeutenderen österreichischen Platzen
dergleichen Handbücher haben würden. Namentlich die Künstlergeschichte gewinnt aus
dem Buche eine werthvolle Bereicherung. Trapp zeigt, wie auch in Brünn mit der
Renaissance sich sofort die Italiener das Terrain eroberten. Wie in jedem unserer
österreichischen Orte so irgend ein Walsclier der Capo der Bauthatiglteit wurde, ist es
hier Giorgio Gialdi. Einheimische schließen sich dann dem neuen Stile an und schaffen
demselben ein locales Gepräge. In dieser Beziehung sind in Brünn die Baumeister Moriz
und Franz Grim die hervorragendsten Namen der Barocke. Gialdi ist aber auch als
Plastiker wichtig, dann der Künigsberger Riga, der sich als Antonio Ricci in Kunst und
Leben verwalschte. Die deutsche Barocke in der Sculptur glanzt durch die Namen
Jos. Winterhalter, Schauberger und Andr. Schweigel, deren zahlreiche Werke in den
Gotteshüusern an Pracht und Schwung dem Besten aus der Zeit nicht nachstehen. Fast
noch besser ist es mit der Malerei bestellt, in deren Bereich der interessante Baldissera
d'Anna auch die strengere Hochrenaissance vertritt, Künstler wie Raab, Etgens, Eckstein,
Rotter, ScheEIer, Stern. und besonders der liebenswürdige Jos. Joh. Winterhalter aber
die eigentliche lustige Barockdecoration auf ungeheuren Deckenßachen reprasentiren. Hie
und da tritt auch ein berühmter Meister von Außen herzu, wie Sandrart, Spielberger
oder Maulbertsch. Irrthum haben wir nur Einen zu bemerken, indem der Verfasser
pag. 64, von Fresken spricht, welche uvon einem Wiener Namens Cimbalist gemalt sein
sollenc. Dieser angebliche i-Cimbaliat- ist der süßliche Jacob Cimbal oder Zimbal im
vorigen Jahrhundert aus Wien, von dem das Hochaltarblatt bei den Elisabethinerinnen
auf der Landstraße, die Fresken bei den Barmherzigen in Linz, Gemälde in der Wiener
Burg u. v. A. bekannt sind. Auch kann ich die Lesung und Losung der abbreviirten
Inschrift von 1494 auf Seite 12b mir nicht zurechtlegen. Ein Hauprverdienst des
Büchleins erblicke ich darin, dass es endlich wenigstens in den Hauptzügen genügt, um
uns ersehen zu lassen, wie auch die Hauptstadt Mahrens den großen Entwickelungs-
Process der Künste vom 16. bis zum t8. Jahrhundert in sich aufnahm und verarbeitete.
Wir haben eine Menge österreichischer Stadtegeschichten, aber auf ihre kunstgeschichtlictie
Stellung wird fast niemals neben allen möglichen Haupt- und Staatsactionen Rücksicht
genommen. In dieser Hinsicht hilft uns die Schrift einen guten Schritt weiter und gibt
ein tüchtiges Exempel für die anderwartige Bestellung dieses noch so sehr brachliegenden
Bodens. llg.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
Vom 15. September bis 15. October 1888.
I. Technik u. Allgemeines. Aesthetik.
Kunstgewerblicher Unterricht.
Ausstellung, Die, gewerblicher Schulen des
Königreichs Sachsen. Wissensch. Beilage
der Leipziger Ztg., 91.
Brunn, H. Geschichte der griech. Künstler.
LAutl. In ca. 15 Liefgn. 1. Liefg. gr. 8".
48 S. Stuttgart, Ebner 6c Seubert. M. 1.
Charnpury, Ed. Aux antipodes. L'Art
et I'Enseignement du deasin dans PEtat
de Victoria et notamment Melbourne.
Courrier de l'art, 37.
Cuvillies, Fr. de. Rococo. Eine Orna-
mentensammlung aus dem 18.Jahrh. Fol.
30 Taf. Berlin, Claesen Co. M. n.
Entwickelung von Industrie und Gewerbe
in Oesterreich in den Jahren 1848-1888.
Herausg. v. d. Commission der Jubiläums-
Gewerhe-Ausstellung zu Wien 1888. gr. 8'.
Xll, 407 S. Wien, Lechner. M. 4.
Erziehung zum Handwerk. Corresp.-Blatt
z. D. Maler-Jourm, 39.
wald, P. Das Kunstgewerbe im Orient.
Wieck's Gew.-Ztg., 38.
Fuchschule, k. k. kunstgewerbliche, in Ga-
blonz a. N. lCentralbl. f. Glasind. u. Ke-
ramik, 100.
Fachschulen, Die gewerblichen, in Oester-
reich. Centralbl. f. Glasind. u. Keramik,
99; n. d. nGewerbeschaul.
Falke, J. v. Die Kunstgewerbeschule des
Oesterr. Museums und ihr neues Pro-
gramm. Wiener Ztg., 2z5, 2.26.
Unsere Wohnung von Einst und Jetzt-
Deutsche Kunstgew.-Ztg., E.
Verzierte Tischplatten. Kunstgevn-
Blatt. 1.
Gerath, Ein neues, zur Anfertigung per-
spectivischer Zeichnungen. Deutsche Bau-
Zls. 17.
Grernpler. Der erste Fund von Sackrau.
Namens des Vereins für das Museum
schles. Alterthümer in Breslau unter Sub-
vention der Prom-Verwaltung bearb. und
herausg. Mit Bilder-ruf. u. einer Karte.
z. zusg. Fol. 16 S. Berlin, H. Spamer.
M.
Der zweite u. dritte Fund v. Sackrau.
Bearb. u. heraussg. mit Unterstützung des
Herrn A. Langenbar. Mit Bildertaf. Fol.
15 S. Ebenda. M. 8.
Gurlitt, C. Geschichte des Barockstiles
und des Rococo in Deutschland. In ca.
Liefgn. t. Liefg. gr. 8'. 48 S. Stutt-
gart, Ebner 61 Seubert. M. F40.
be rn an n,X. Rococo. Eine Ornamenten-
sammlung aus dem 13. Jahrh. 3b Taf.
Fol. Berlin, Claesen 61 Co. M. 25.
Handwerkerschule, Die. Oberosterr. Ge-
werbebund, 18.
Heiligthumsfahrt, Die Aachener, und die
Reliquienverehrung überhaupt. 12'. 65 S.
mit lllustr. Barmen, Klein. 50 Pfg.
Hoch, J. Die künstlerische Ausstattung
unserer Wohnung. D. Kunstgew.-Ztg.. 1.
Hofmann, A. Nordbohm. Kunstindustrie.
KunstgewerbebL, tz.
Kunstgewerbe-Zeitung, Deutsche. lllustrirtes
Fachblatt für das decorative Kunsthand-
werk und Kunstgewerbe. Herausg. von
S. Elzel und Edm. Pentzhorn. Nr. 1.
Berlin, 1. Oct. 1888. Fol. S.mittTaf.
Vierteljahrl. M. 3.
Lehrer-Bildungsanstalt, Die, des deutschen
Vereins für Knabenhandarbeit zu Leipzig.
Suppl. zum Centralbl. für das gewerbl.
Unterrichtswesen in Oestern, Vl, 3.
Malerschule, Die, der Stadt Köln a. Rh.
Corresp-Bl. z. D. Malcr-Jourm, 37.
Molmenti, P. G. Venise dans l'art et
dans la litterature frangais. Discours pro-
noncä la premiere seance du Congres
litteraire international Venise. Courrier
de l'art, 41 E.
Müller-Fürer, Th. Kunstgewerbe und
Furtbildungsschule. D. Kunstgew.-Ztg., 1.
Neumann, B. Das Ornament in Barock
und Rococo. Photographien nach ausge-
führten Arbeiten. I. Liefg. Fol. u. Tat.
Berlin, Claesen 81 Co. M. 16.
Rococo, Ueber. Corresp.-Bl. z. D. Maler-
Journ.; n. d. nV.-Ztg.-
R0 smaßl, Fr. Zum Lehrwerkstätten-Unter-
richt an Fachschulen für Holzindustrie.
Suppl. zum Centralbl. für das gewerbl.
Unterrichtswesen in Oestern, Vl, 3.
Ruepprecht, Chr. Die Bibliothek an der
konigl. Kunstgewerbeschule in München.
Bl. für Archit. u. Kunsthandwerk, 11.
Stingl, J. Ueber das praktische Arbeiten
in Schulwerkstatten als Unterrichtsgegen-
stand. Suppl. zum Centralhl. f. d. gew.
Unterrichtswesen in Oestern, Vl, 3.
Thur, Die. und ihr Schmuck. Mittheil. des
Mahr. Gew.-Mus., 9.
Veuclin, V. E. Quelques notes inedites
sur les artistes bernayens. Peintrea et
tailleurs d'images du XVlle siecle. 8'.
p. Bernay, impr. Veuclin.
Quelques notes inedites sur des ar-
tistes normands du XVlll siecle, ignores
ou peu connus. 8'. 16 p. Bernay, impr.
Veuclin.
I1. Architektur. Sculptur.
Bildschnitzer, Der, von Würzburg Tylmann
Riemenachneider. Bl. f. Kunstgew., to.
Hufhurgtheater, Das neue k. k., in Wien.
Die Presse, 280, 2.8, 285, a9; Wiener
16'
AbdpsL, 235-237 Allg. Kunetchronik,
40
Jacobsthal, E. Das Mausoleum des Mah-
mud Pascha in Constantinopel. D. Bau-
Ztg., 78.
Leitschuh, F. F. Ein karolingischer Elfen-
beinkanim. Anz. des Germ. Nutionalmus,
ll, 11.
Marquet de Vasselol. Histoire des
seulpteurs frangais de Charles Vlll
Henri lll Preface de Jules Claretie. 8".
lV, 404. p. Paris, Dentu.
Muschelsaal im Schlosse Friedrichskrun.
Corresim-Bl. z. D. Mnler-Jourm, 39.
Neuwirth, J. Die Sitzungen des Regens-
burger Steinrnetzentuges im Jahre 1459
auf Grund der Klagenfurter Steinmetzen-
und Maurerordnung von 1628. gr. 8'. Vl,
55 S. Wien, C. Gerold's Sohn. M. z.
Pieper, J. Romanischer Taufstein zu
Brenken. Zeitschr. f. chrisrl. Kunst, 7.
hn ntg en. Das Bronzeepitaph des Fürst-
bischofs von Cambray. Jacob von Croy,
im Dome zu Küln. Zeitsehr. für christl.
Kunst, 7.
Wagner und Strecker. Grabdenkmäler.
Original-Entwürfe im Stile der Renais-
sance,Go1hik etc. zu directer Ausführung.
Fol. 24 Taf. Berlin, Claesen 81 Co. M. m.
III. Malerei. Laclrmalerei. Glas-
malerei. Mosaik.
Albert. F. Kleine farbige Entwürfe für
deeorative Malereien, Blumen, Vögel, In-
secten, Thiere des Waldes u. des Hauses,
Landschaften, Embleme etc. Fol. 16 Taf.
Berlin, Claesen 6x Co. M. 25.
Barthely, H. lätude supplementnire sur
ln musalque de la cathedrale de Lascar
Busses-Pyrenees. 8'. zo p. Pau, Veuve
Ribaut.
Behr, v. Die Wandmalereien im südlichen
Obergeschoss des Domkreuzganges zu
Hildesheim. Blätter für Archir. u. Kunst-
handwerk, 11.
Decoretionsmalerei auf d. Münchener Kunst-
gewerbe-Ausstellung. Der Decorations-
maler, 33 E.
Glasmelereien. Corresim-Bl. zum D. Maler-
Jourm, 40; n. d. -V.-Ztg.u
Lauriere, J. de. La Mosaique romaine
de Gironde Espagne. 8'. 23 p. et pl.
Caen, Delesques.
Malerei, Die enlmustische, der Alten. Techn.
Miuheil. für Malerei, 56, 57.
Mosaikurbeiten, Russische. Corresp.-Bl. z.
D. Maler-Jourm, 39.
Sgrlfüto-Verzierungen. Der Colorist, 51.
Sgrafüto-Verzierung. Bayer. Gevin-Ztg. 18.
Trost. Die Glasgemilldc in der königl.
rurnlnisehen Sommerresidenz zu Sinaia.
Minheil. des Nordbühm. Gewn-Mus. zu
Reichenberg, 9.
TV. Textile Kunst. Costüme. Feste.
Leder- und Buchbinder-Arbeiten.
Falk. Tapezereien im Chor des Domes zu
Mainz. Zeitschr. f. christl. Kunst, 7.
Frimmel, Th. Les Tapisseries l'Expo-
sition de Salzbourg. Chrnn. des arts, 30.
Gerspach. Cartons de tapisseries peinrs
par Osudry 1761. Revue de Part fran-
ais,
Goqbelins, Ueber. Corresp.-Bl. z. D. Maler-
Journal, 38.
Grosch, H. Romanischer Wandteppich im
Kunstindustrie-Museum zu Christiania.
KunstgewerbebL, 1.
Heiden, M. Aus der Spitzensammlung des
Kunslgewerbe- Museums zu Berlin. lll.
KunstgewerbebL, 12.
Ree, P. J. Die Bucheinbinde des Bayer.
Gewerbemuseums. Bayer. Gew.-Z1g., 19.
Veuclin, V. E. Anciennes industries ho-
spitalieres. Mnnufacture de dentelle
Harcourt et Bernay. p. avec vign.
Bernay, impr. Veuclin.
V. Schrift. Druck. Graph. Künste.
Ahrendts, K. u. H. W. Schmidt. Reiter-
bilder. Original-Radirungen. gr. Fol. Bl.
Weimar, Ges. für Radirkunst. M. 20,
Cazenove, R. de. Etudes sur les pein-
tures lyonnais au XVlllß siecle le peintre
Van der Knbel et ses contemporains, avec
le catalogue de son oeuvre peinle et gravee
1631-1705. 8". 64 p. et pl. Paris,
Rnpilly.
Hennen. Die Buchdruckerei in Trier im
15. Jahrh. Fol. Sp. Düsseldorf, Selbsr-
verlag. 6c Pfg.
Hessels, J. H. Huarlem de geboorteplaars
der boekdrukkunsr niet Mainz. Haarlem,
Joh. Enschede Zonen. 20 en 167 bl.
8'. i. 2'512.
Knütgen, A. Verzeichniss mßeschreibung
der im Besitze des kbnigl. kathol. Gym-
nasiums zu Hexligenstadt beündlichen ln-
cunaoeln. 4'. 25 S. Heiligenstadt, Delion.
30 Pfg.
Lehrs, M. Ein bisher unbekannter Stich
von Albrecht Altdorfer. Chronik für ver-
vielfält. Kunst. 5.
Eine vergesseneKupferstichsammlung.
Zeitschr. für bild. Kunst, XXlV, 1.
Perini, G. B. Della viia delle opere di
Francesco Novelli, pittore ed incisore ve-
neziano. Venezia, tip. A. Cordella. 16".
p. V11, 93. L. l.
Volbehr. Zwei Dürer-Stiche als Vorlagen
zu einem Holzschnitte. Anz. des Germ.
Nationalmus, ll, 11.
VI. Glas. Keramik.
Güvldfllällngläi, Ueber. Kunsrgewerbebl,
1.
245
Heintz, A. Die Thonindustrie Schlesiens.
Sprechsaal, 38.
Keramik in Skandinavien. Centralblatt fur
Glaaind. u. Keramik, 100.
Rauter, O. Entgegnung auf den Artikel
über Goldrubinglas in Nr. 37 des Sprech-
saal. Sprechsaal, 38.
Schnutgen. Romanischer Thonkrug, als
Schallgeisß benutzt in St. Severin zu Köln.
Zeiuchr. for christl. Kunst, 7.
VII. Arbeiten aus Half. Mobilien.
Belebung, Zur, unserer eintönigen, einfar-
bigen Mobel durch Farbe. Mittheil. des
Mähr. Geun-Mus, 9.
Entwicklung des Möbels im Zusammenhang
mit der Gesellschaft, Mittheil. des Mähr.
Gew.-Mus., 9.
Falke, J. v., s. Gruppe l.
Fritzsche's Apparat für Holzbrand. Kunst-
gewerbebL, 1.
Graul, R. Bemerkungen über Möbel des
17. u. 1B. Jahrhs. Das Ende des Stiles
Louis XVI. KunstgewerbebL, t.
Mübelfabrication, Ueber die schweizerische.
Neues Schweiz. Gew.-Bl., 39.
Vorbilder der Kunsttischlerei im Stile des
Rococu von F. X. Habermann, F. de Cu-
villies u. A. Fol. 16 Taf. Berlin, Clnesen
dt Comp. M. 12-50.
VIII. Eisenarbeitert. Wafen. Uhren.
Brorqen etc.
Altar aus getriebenem blanken Metall. St.
Leopolds-Blatt, 10.
Cuvillies, Fr. de. Kunstschmiedearbeiten
im Stile des Rococo. Fol. Taf. Berlin,
Claesen St Camp. M. 12.
Effmann, W. Mittelalterliche Grabstein-
platten zu Doberan. Zeitschr. f. christl.
Kunst, 7.
Uhrenindustrie, Die. Originalbericht über
Classe 78 Jubiläums-Ausstellung in Wien.
Wochenschr. des n. 0. Gew.-Vereines;
AusstelL-Ztg, 24.
IX. Email. Goldschmiedekunst.
Armand-Calliat. L'Orfevrerie, discours
de reception Vikcademie des sciences,
belles-lettres et arts de Lyon, prononcä
en seance publique, le 19 juin 1883. 3'.
37 p. Lyon, impr. Plan.
Barbier de Montault, X. La croix me-
rovingienne de la eathedrale d'Albi. B".
p. avec üg. Toulouse, impr. Chauvin
et nls.
Bijouteriefabrication, Die, in Pforzheim.
Badische Gew.-Ztg., 37.
Condamin, J. La Nouvelle Oeuvre de
M. Armand-Calliat. Ciborium olfert äSS.
Leon Xlll par MM. Ch. Lameire etArmand-
Calliat. 3'. p. Lyon, Vitte et Perrussel.
Gouellain, G. Note sur um cuiller an-
tique en argen! trouvee Preuseville
Seine-lnferieure. 8'. 14 p. et planche.
Rauen, impr. Cagniard.
Herluison. Actes d'en civil dbrfevres
1605-1745. Revue de Part frangais, 8.
Mnntz, E. Giovanni di Bartolo da Siena
orafo della corte di Avignone nel XlV
secolo. Archivio stor. ltaL, 4.
X. Heruldik. Sphrngistik. Numis-
matik. Gemmenkunde.
Ahrens, H. Preußische Wsppenfahnen.
Der deutsche Herold, 9.
Bamps. Recherches historiques sur Fatelier
monetaire de Hasselt. 8". 37 p. Bruxelles,
impr. Fr. Gobbaerts.
Bertrand de Brousillon et P. d'e
Farcy. Sigillographie des seigneurs de
Laval 1095-1605. 8". 169 p. avec Gg.
Mamcrs, Fleury et Dangin.
Cassel, P. Der Elephantenorden und seine
Symbolik. Aus-Sunemn. gr. S". 36 S.
Berlin, Schaelfer. M. 1.
hardin, P. Recueil de peintures et sculp-
tures heraldiques. 8'. 30 p. avec grav.
Paris, Champion.
Chestret de Haneffe, de. Numismatique
de la principaute de Liege et de ses de-
pendances, depuis leurs annexions. Pre-
miere partie. 4'. 14.9 p. 29 pl. et carte.
Bruxelles, impr. Hayez. fr. 40.
P. Monographiedes sceaux de Verdun,
avec les documents iuedits qui s'y rappor-
tent. 4'. 87 p. et pl. Verdun, Laurear.
Hnllmanns. J. Das Wappen der Stadt
Oberhausen a. d. Ruhr, Der deutsche He-
rold, 8.
lm Hof. Th. Schweizerkreuz u. Baselstab.
Eine heraldische Skizze. Archives herald.
et sigillogn, 21.
Leiningen-Westerburg, K. E. Graf zu.
Das Witwensiegel der Königin lmagina,
Gattin AdnlPs von Nassau. Der deutsche
Herold, 9.
Lieboldt. er Wappenschild des General-
lieutenants Janus von Eberstldt in der
großen Michaeliskirche zu Hamburg. Der
deutsche Herold, 9.
Mansberg, R. Freih, v. Zur Entstehung
des Künstlerwappens. Zeitschr. für bild.
Kunst, XXlV, 1.
Münzen, Die van Uri, Scbwyz und Unter-
walden gemeinschaftlich geprägten. 1., ll.
Bull. de la Soc. suisse de Nurnism., 10.
Salles, F. de. Chapitres nobles de Lor-
raine. Annales, preuves de uoblesse, do-
cuments, portraits,sceaux et blasous. Aus
nlahrb. d. k. k. herald. Gesellsch. IAdlern
in Wienm Imp. 4'. 52 S. mit eingedr.
lllusatr. u. Taf. Wien, Gerold dtComp.
M.
Siegel, Zwei, Konrad's von Mure.
deutsche Herold, 8.
Der
I. Ausstellungen. Topographie.
Museographie.
Du Jardin. Chronique des expositions in"
dustrielles. propos de Fexposition de
l'Union des arts däcoratifs. 8". 8p. Gand,
Leliaert, A. Siifer 81 Co. zo cts.
lnventarisation der geschichtlichen Kunst-
denkmiler in Deutschland. Centralbl. der
Bauverwaliung, 35, 36.
Kallenberg, C. Ueber Ausfuhrverbote
auf Alienhumer. Antiquin-Zeitschn, z.
Repertoire des dix milles adresses d'arme-
teurs. Complement. Livres, gravures, des-
sins, auingraphes, curiosiies. 8". 50 p.
Paris, Renart. fr. 8.
Aix-les-Bains.
Catalogue de fexposition de peinlure et
sculpture Aix-les-Bains. Saison de 1888.
12.". 15 p. Aix-les-Bnins, impr. Gerente.
50 cts.
Barcelona.
Die Weltausstellung in Barcelona. Wo-
chenschrift des n. b. Gew-Vereines, 39.
Bar-le-Duc.
Jacob, A. Muse de la ville de Bar-le-
Duc. Dons et aquisltions du 1er ianvier
1887 au 31 decembre 1887. 8". 16 p. Bar-
le-Due, impr. de Pindep. de l'Est.
Be rlin.
Erweiterungsbauten der kbnigl. Museen
zu Berlin. Corresp.- Bl. z. D. Maler-
Journal, 37.
Heiden, s. Gruppe IV.
Brüssel.
Stübben, J. Vorn ngroßen Weltwett-
streit- zu Brüssel. D. Bauztg., 73.
Dresden.
Ausstellung, s. Gruppe l.
n.
Bluysen, P. Huit jours Copenhague
voyage de la delegatiun artistique fran-
caise. 18'. 36 p. Paris, Lahure.
Bucher B. Die Ausstellung in Kopen-
hagen. Blauer f. Kunstgewerbe. 10.
Helferic A. Die Ausstellung in Ko-
penhagen. Die Nation, 53.
n.
ericu L. Von der deutsch-nationalen
Kunslgewerbe-Ausstellung in München.
Deutsche Kunstgew.-Z1g., 1.
n.
Berlepsch. Das deutsche Kunsthand-
werk auf der nationalen Ausstellung zu
München 1888. Unsere Zeit, 9.
Decorationsmalerei, s. Gruppe lll.
Politzer, L. Von der deutsch-nationalen
Kunstgewerbe -Ausstellung in München.
Wochenschr. des n. o. Gew.-Ver., 4,0.
Sch Alex. Von der Kunstgewerbe-
Ausstellung in München 1888. Sprech-
saal, 39.
Von der Kunstgewerbe- Ausstellung in
München. WieclCs Gew.-Z1g., 38.
Nürnberg.
Abtheilung, Die graphische, in der Muster-
sammlung des Bayer. Gewerbemuseums.
Bayer. Gew.-Ztg., 17.
Paris.
Bonnaffe, E. Musee de Cluny. Les
Faiences de Saint-Pcrchaire et les pre-
tendues falences de Henri ll ou d'Oiron.
Courrier de Part, 38.
Couderc, C. Nolice sur la Bibliotheque
nationale. 12". 56 p. Paris, Lamirault 81 Co.
Extr. de la Grande Encyclopedie.
Darcel, A. Les collections Spitzer, l'or-
fevrerie civile. Gaz.des beaux-arts, sepl.
Losta lot, A. de. Ueber die graphischen
Künste im Salon von 1888. Chronik für
vervielfalt. Kunst, 5.
La gravure au Salon.
beaux-arts, sept.
es.
Audiat, L. Catalogue du musee de la
ville de Saintes.An1iquites gallo-romaines.
8". 71 p. Saintes, Trepreau.
Salzburg.
Ausstellung von Kunst- und kunsthisto-
risehen Gegenständen in Salzburg. Der
Kirchenschmuck Seckau, m.
Frimmel. s. Gruppe IV.
Leisching, E. Salzburger Kunstschatze.
Allg. Kunstchronik, 39.
Wien.
Exner, W. Jubiläums-Gewerbe-Aus-
stellung. Wiener 215., 23 ff.
Falke, J. v. Kunstindustrielles von der
JubilAums-Gewerbe-Ausstellung. Schluss-
betraehtung. Wiener Ztg., 247.
Uhrenindustrie, Die, s. Gruppe Vlll.
Zürich.
Gewerbemuseum Zürich. Berichn Neues
Schweiz. GewerbebL, 38.
Gaz. des
Notizen.
Gläser VOII Veckerhag-en, einem Städtchen im hessennassauischen
Kreise Hofgeismar, kommen in Sammlungen sehr selten vor. Sie haben
den Vorzug, mit aller Sicherheit bestimmt werden zu können, da in die
Fußplatte der hessische Löwe der sich durch erhobene Vorderpranken
?4l
von dem pfälzischen der Marke von Frankenthal unterscheidet klar ein-
geschliKen ist. Verschiedene Stücke Enden sich in der sehr interessanten
culturgeschichtlichen Sammlung des Herrn Dr. Glässner in Kassel. Von
der Fabrik ist nur bekannt, dass Landgraf Karl von Hessen, 1675-1730,
sie gegründet hat; holfentlich nimmt sich die Localforschung der Sache
an. Dass übrigens schon früher eine beträchtliche Glasindustrie im Lande
bestanden hat, geht aus Daten hervor, welche C. Nyrop dem geheimen
Archiv in Kopenhagen entnommen hat Danmarks Glasindustri indtil 1750,
S. 61 5.. Darnach erbat sich Friedrich ll. von Dänemark von dem Land-
grafen Wilhelm einige Glasarbeiter, worauf der Letztere 1585 antwortete,
die hessischen Glasbrenner seien nicht dafür, nsolchen weitten weg vor-
zunehmen, sintemahl sie sich besorgen, wen sie in Ewer Kön. Maj. König-
reich ziehen wurden, dasz sie gar Ausz der weldt vnd nimmer wider
heimkemen, wie sie den ohne dasz also genaturt, dasz sie desz Sommers
Ausz Ihrer hutten bezirckh nit bald zu Pringen, sonder da diese hasen
geheckelt vndt die Mutter Baschen vor Augen haben, Pleiben sie viel-
lieber bey Ihrem Kohll oder waszer vndt brodt, Als dasz sie In Andern
Königreichen vndt gutten feisten Landen herlich leben suchen soltenm
Nichtsdestoweniger schickte der Landgraf einen Liborius Trebing, der
dann eine Reihe von Jahren die Hütten zu Silkeborg geleitet hat.
Ausstellung der Schülern-betten der Staatsgowerbeschnle in Innsbruck.
Eine Wanderung durch die Ausstellungssale, in welchen Hunderte von Zeichnungen, Mo-
dellen und kunstgewerblichen Obiecten diverser Zweige vereinigt sind, überzeugt, dass die
Schüler dieser Anstalt für den Erwerb, für das Leben im Kunsthandwerk fest, sicher
und klar vorgebildet werden. Wohl am augenfalligsten sieht man dies gleich im ersten
Saal, wo Tischlerei, Drechslerei und decorative Plastik in einer geschmackvoll und über-
sichtlich geordneten Menge von Objecten sich zeigen. Neben den fertigen Werken sehen
wir aber auch alle Details; die Geschichte ihres Werdens vom ersten Anhauen aus dem
formlosen Klotz durch die verschiedenen Grade der Formausbildung und Detaillirung.
Man sieht mit dem Schüler das verborgene Grundgebilde, man sieht in den derb, aber
mit Empßndung angelegten Grundzügen auf Distanz bereits die feine Ausgliederung in die
zartesten Details. Der Schüler macht den Weg vom einfachsten zum reichsten, vom
Geradlinigen zur Curve, vom Flach- und Kerbschnitt zum hohlen, zum Relief und voller
Rundung. Der geometrische Grundzug wird ihm eingedrillt, dass er tactfest werde und
so auch in den freieren Formen spaterer Stile immer das mathematische und rhyth-
mische Element durchfühlend ausdrücke. Von den Möbeln sprechen die Lehnen der Tolzer
Stühle besonders an; meist freie Uebersetzung nach guten alten Vorbildern.
In der Wiedergabe der Alttiroler Möbel ist auch die so charakteristische und
schmucke Polychromirung angewendet; sie ersetzt theilweise auch das edlere Material.
Dieser begegnen wir fast durchwegs in den Arbeiten der Holzbrandtechnik, die in Pro-
fessor Tapper einen Specialisten hat. Wer wollte Angesichts seiner Publication allein an
deren Reiz voll Lebens- und Formenübermuth zweifeln, der alles Gerathe in die Gewalt
seines glühenden Brennstiftes zwingt. Die besten Stücke sind aber doch die Scheibe
mit dem Tiroler Adler und der große Schauteller mit dem orientalisirenden Blumen-
decor. Warum? Sie haben satte, ernste, marltige Farben. Die verlangt die derbe Linien-
führung, selbst wenn sie spielt. lm weichlichen Barock mit seinen madchenhaften Tan-
deleien kann wohl die Lasurfarbe darüber hinhuschen, aber was ist dieser Farbenbauch
auf einem Lierüthe, das man täglich fasst oder fegt. Die Plastik der Kleinkünste die
Wachsbossirungen, die Trcibarbeit. die Ciselirung in edlen und unedlen Metallen pra-
sentirt sich überaus günstig der Druck, der Schlag, die Gravirung heben edle Formen
lebendig, fast jugendlich scharf aus dem spröden Stoff. Ringsum liegen die Mittel solcher
Metallarbeiten, Schmelztiegel, Formen und Rohguss fehlen nicht. Uebergehen wir die
deshalb gleich verdienstlichen allgemeinen Schularbeiten des Bauzeichnens, des geome-
trischen, perspectivischen und Freihandzeichnens mit ihren Abgliederungen nach kunsl-
gewerblichen und industriellen Fächern; den prächtigen Modellirsaal, der allein ein
Studium mit seinem Berichte verdiente, so müssen wir am Schlüsse nochmals einen
Blick in du zwei Seitenraume werfen, wo Majolica- und Holzmalerei von Damen-
handen und die Decorationsmalerei in Leimfarben sich entfalten. Erstere enthalt einige
niedliche, ja äußerst geschmackvolle Sachelchen; und wenn die Emails immer in stim-
mungsvoller Weichheit die sorgfältige, ja bisweilen angstliche Zeichnung schmückten, so
würden sie der edleren Marktwaare keramischer Institute auch nicht zurückstehen. Das
ist so recht ein Damenfach; denn nirgends darf man freier phantasiren und decoriren
als auf Thon und Porzellan. IBote für Tirol-I
Alte Wandgemälde. Zufolge einer Mittheilung des Herrn Dechaiits und Stadt-
pfarrers D. Thalhammer in Gmünd wurde unlängst in der Taufcapelle der Hauptpfarr-
kirche zu Millstatt ein bisher übertüncht gewesenes Wandgemälde iiDie Kreuzigung
Christi-, etwa aus dem Jahre 1520, theilweise bloßgelegt.
Eömisuhß Alterthümer. Die wLaib. Ztgu berichtet vDie bisher bekannte, über
einen Kilometer in der Lange ausgedehnte Gräberstltte des einstigen Emona hat jüngst in
der Richtung nach Süd einen neuen Zuwachs an aufgedeckten Gräbern erfahren. Vor einigen
Wochen kam auf einem Acker an der Triester Straße beim Pflügen ein unter der Ober-
flacheigelegener großer Stein zum Vorscheine. Bei der vorgenommenen Abgrabung an einer
etwas erhohten Stelle zeigte es sich. dass diese Steinplatte einem cubischen Steinsarge
angehore. Herr Stadtingenieur Duffe veranlasste die weitere Aufdeckung und verständigte
hievon die Vorstehung des Landesmuseums. Die Arbeiter hatten bereits den mit zwei
eisernen Zapfen und Bleiverguss an dem cylindrisch ausgehöhlten Sarge angebrachten
Deckel abgehoben; unter demselben befand sich eine mit Leichenbrand vollgelüllte gla-
serne Urne und neben derselben ein langhalsiges Gefäß nebst zwei Thranentlaschchen.
ln dem von Kohlen schwarzgcfarbten Thonboden in der Nähe des Sarkophages wurde
ein zierlich gearbeitetes hohles Füßchen aus Bronze, scheinbar zur Statuette einer
menschlichen Figur gehörig, gefunden; außer diesem kamen noch zwei ahnliche de-
fecte Stücke vor. und es ist nicht unwahrscheinlich. dass diese Füßcben Votivgaben
waren. Nicht weit von jener Stelle gegen die Triester Straße zu befand sich ein ein-
gestürztes Grab aus starken Ziegeln mit Randfalz, darunter lagen zerbrochene Glaser,
verbrannte Menschenknochen, eine Grablampe mit dem Stempel CRESCE, ein kleines
Thonkrügelchen mit Henkel, eine beinerne Haarnadel mit Bernsteinknopf, eine andere
kleine Nadel nebst zwei Schalchen und einem flachen Ring, alle aus Bein. Nach einer
unleserlichen Münze der Kaiserin Faustina der Jüngeren, Gemahlin des Marc Aurel,
scheinen diese Graber der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. anzugehoren.
Bei den weiteren Nachgrabungen zeigten sich Mauerreste, wahrscheinlich von eingestürzten
gemauerten Grabern, auf deren mit 'Estrich bedecktem Boden verbrannte menschliche
Knochen und Kohlen ohne alle Beigaben lagen.-
Die -Bosnische Post berichtet -Bekanntlich wurden Ende des Jahres 1884
durch die Gewerkschaft -Bosnia- die ersten Spuren römischer Culturstatien in Gradina
und Sase Bezirk Srebrenica aufgefunden, worauf mit der Aufdeckung dieser Denltmale
langstvergangener Zeiten voii Seite der genannten Gewerkschaft begonnen wurde. Außer
verschiedenen Saulenfragmenten, Knaufen, großen Mengen von Ziegeln und einer Anzahl
von Münzen wurden die Umfassungsmauern eines großen Gebäudes und mehrere ln-
schrifisieine bloßgelegt, darunter zwei, die sich auf den Kaiser Alexander Severus und
seine Mutter Julia Mamniaca beziehen und aus denen der wahrscheinliche Name der
alten ausgedehnten Stadt hergeleitet werden kann. Im Herbste 1887 stieß man gelegent-
lich einer geologischen Begehung des linken bosnischen Drina-Ufers auf eine neue ro-
inische Ansiedlung, diesmal am Flusse selbst, Kilometer von Bielovac-Han südlich, im
Anger Segna der Gemeinde Losnic a. Es wurden, von Farnkraut hoch uberwuchert,
viele meterhohe Kalkstein-Fundamente, einige Friese, Gesimse, Sculpturen und Grabsteine
aufgefunden. Dieser römische Platz lag genau an ienem Punkte, bei welchem die silber-
führenden Erzgange des Kvarac die Drina erreichen und auf das leichteste bearbeitet
werden konnten. Villhrend des verflossenen Sommers kamen bei Segna, als der Drinn-
spiegel stark gesunken war, eine Menge von behauenen Steinblbcken und ein bereits
sculptirter Stein zum Vorscheine. Nach Ueberlieferungen, die in der hier ansässigen Be-
vnlkerung fnrtleben, bestand daselbst noch bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts eine
Ueberfuhr. Dieser Umstand beantwortet mit einem Male die Frage, woher wohl die
Römer den zu ihren Bauten und Monumenten in Sase, Gradiaa und Segna ausschließlich
verwendeten festen, marmorartigen Kalkstein hergenoininen haben mögen, auf das ein-
fachste sie bezogen ihn aus ihrer benachbarten Provinz Moesia, da das ganze rechte
Ufer der Driiia, im Gegensatze zum linken, aus Triaskallt besteht. Schließlich mag
erivahnt sein, dass sich auch in Bosnisch-Ljubovia römische Grabsteine vorfinden,
deren Ursprung wohl ebenfalls das heutige Serbien ist.-
Für die Redncliou veranlwonliöh J. Folnesicv und F. Rittzr,
Selbslverlag du k. k. Oenerr. Museums in Kunst und Induuriu
lußhlruekurd w. cm Oumkfl m... u. m".
Y9r1.a9 von Carl GäSPLQläSQPH W489;
VErzeichrdss
Eiuhunllßrl wßrlhvnllan, im vgrßise nunßmßun ßrmässlltan
VVerken
aus dem Verlage
Carl Ger0ld's Sohn in Wien.
In allen Buchhandlungen gratis zu haben.
ITHÖKA
Alexander Freiherrn von Warsberg.
148 Seiten. Lex.-8". Text auf feinem Velinpspier mit farbiger Rand-
einfassung. Aquarell-Farbendrucke, ausgeführt von der Kunstanstalt
Angerer Göschl, nach Originalen von Hans Fischer. Karte von
Ithaka. 40 Phototypien in vers chied enfarbi gem Druck, nach Zeich-
nungen von Hans Fischer. Stylvoll geprägter Leinwandband.
Preis des Prachtwerkes 20 Mark.
Vollständiger, als das bisher wohl in irgend einer Sprache geschehen ist,
wird hier dem deutschen Publicum eine Schilderung des Odyssee'schen Reiches
geboten. Denn zu dem Worte, das zuerst selbst schon an Ort und Stelle un-
mittelbar entstanden, sofort aufgezeichnet worden ist, hat einer der ersten Land-
schaftsmaler. dem Schriftsteller auf Schritt und Tritt folgend und sich ihm einend
im Geiste, in der Anschauungsweise und in der Tendenz, Reich und Volk des
Odysseus mit dem Bleistift und dem Pinsel illustrirt. Beide haben sich in ihren
Erfahrungen die Ueberzeugung geholt, und diese in dem vorliegenden Werke
jeder mit seinen Mitteln wiederholt, dass dieses Land und seine Leute diG beste
Erklärung der homerlschen Dichtung abgehen, dass man an deren Qualität
und deren Entstehung aus der Wirklichkeit selbst heraus nicht zweifeln kann,
wenn man sich nur mit den eigenen Sinnen und Empfindungen dort eingelebt.
gesehen hat, wie auch die Gegenwart noch zu der so viele Jahrtausende
älteren Vergangenheit des Dichters stimmt. Die darauf bezüglichen Vergleiche
und die also herbeigeführte vielfältige Mischung des Historischen mit dem Heurigen
geben dem Buche einen eigenthümlichen Charakter, der für den Leser die Lange-
weile ausschliesst.
Verlag von Carl Gerold's Sohn in Wien.
D.
K. K. WIENER PORZELLANFABRIK.
Ihre Gesehiehte und die Sammlung ihrer Arbeiten im k. k.
Oesterreiehisehen Museum.
Von
Jacob von Falke,
Dircctor des k. k. Oesrerrcichischen Museums fnr Kunst und lnduxtrie etc. erc.
90 Seiten Text gr. 4". Velinpapier. Mit 17 Tafeln Abbildungen, wovon eine
in Farbendruck. Elegante Carlonnage 15 Mark.
GLASSAKBMLUNG
k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie.
Geschichtliche Ucharsicht und Katalog
BRUNO BÜCHER.
Mit einer Tafel in Farbendruck und 12 Heliogravuren.
17', Bogen. 4". Velinpapier. Elegante Cartonnage 20 Mark.
TECHNIK DER AQUARELL-MALEBEI
LUDWIG HANS FISCHER.
Mit 15 Holzschnitten, 15 Abbildungen in Farbendruck, ausgeführt von
Angerer Göschl, und einer Papiermusterlafel.
z. Auflage.
Bogen Text. gr. 8". Elegante Carronnage Mark.