Mirlheilunuen des k. k. llaslarraißll. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am 1. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Redacteur Eduard Glunolarz. Expedition von C. Gerohfs Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthnndlungeu.
N1 177, WIEN, 1. Juni 1880. XV Jahrg
Inhalt Ueber einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe Von Prof. Dr. Karahacek. Form Die
Leipziger Fachausstellung für Drechsler und Bildschnitzer Deutschlands und Oesterreicn-
Unglms. Antike Gliser aus Aquileil. Literaturbericht. KleinerejMittheilungen. Fort-
setzung de Verzeichnisses der im Museum kiiullichen Gypsabgüsse. Inserat.
lleber einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe.
Von Prof. Dr. Karabacek.
Fortsetzung
Gottfried Sempefs umfassender Blick hat in seinem Werke nder
Stils, p. 156, auch das eben genannte blattin gestreift; doch nicht, ohne
eine jener ihm eigenthllmlichen etymologischen Anschauungen zu entwickeln,
an denen sein classisches Buch kränkelt. Nach seiner Meinung gieng nämlich
die mit blatiin in gleicher Weise als Farb- und Stoffhezeichnung gebrauchte
blatta, welche er vom Purpur scheidet, "nicht zweifellos ursprünglich auf
das rothfärbende lnsect, die Kermes, sondern er denkt vbei diesem
Worte unwillkürlich an Blatt, d. h. an eine glatte Oberfläche von glän-
zender satter Färbungu. Es ist schwer, bei so knapper Aufstellung, Sempefs
Gedankengang zu erforschen, auch überflüssig, denn sei dem wie immer,
sicher ist, dass der Meister der Architektur hier eine schiefe Ebene in
philologicis construirt hat, deren Schllipfrigkeit um so deutlicher in die
Augen springt, als er unmittelbar darauf wieder das franz. satin, welches
wir bereits als eine Umbildung des arabisirten Namens der chinesischen
Stadt Tseu-thung kennen gelernt haben, mit blattin als eins vermuthet!
Prüfen wir nun, wie es sich in Wirklichkeit damit verhält.
Die Purpurfärberei der Alten schied sich in zwei Hauptarten in die
l-lerbarien- und Conchylienfiirberei. Während die letztere, als die
eigentliche Purpurfärberei, den Farbstoff dem Meere entnahm, also ani-
malische Substanzen verarbeitete, gewann die erstere ihre Färbemittel
zumeist aus vegetahilischen Substanzen des Landes. Zur eigentlichen
Vlll. Bd. 1880,
Purpurfärberei dienten indess nur zwei Arten von Scbalthiereufflonähylien,
Testaceen nämlich zwei Schneckenarten Cochleen r. Die Trom peten-
schnecke buccinum, murex, xäpuä und 2. die Purpurschnecke purpura,
pelagia, noptpüpn. Mittelst den aus ihnen gewonnenen Farbstotfenund deren
Combination mit den angedeuteten Kräutersubstanzenjerzeugte tnan eine Reihe
von dreizehn Purpurfarben, die wohl als Haupttypen gelten können
Als wichtigste und köstlichste Substanz der Herbarienfärberei schätzten
die Alten die Scharlach beere, das Caccum, indem sie dabei von der
irrigen Ansicht ausgiengen, man habe es mit einem vegetabilischen Stoff
zu thun. Wir freilich wissen, dass das coccum rubens granum des
Plinius eine thierische Substanz ist die Kermesschildlau coccus
ilicis, ein violettschwarzes kugeliges Insect, welches auf den Zweigen der
Scharlacheiche, Quercus cuccffera, in Schaaren lebt, abgelesen, getödtet,
getrocknet und als Farbstoff so lange ganz allgemein in den Handel gebracht
wurde '53, bis die amerikanische Cochenille, coccus cacti, in Gebrauch
kam. Da nun der Saft des Kermesinsectes Farbe und Glanzwirkung mit
dem übrigens leicht verfliichtigenden Buccin um gemein hatte, betrachtete
man ersteren seit den frühesten Zeiten bis hinauf ins späte Mittelalter als
ein hauptsächliches Surrogat in der Purpurfärberei; doch werden wir den
von den Alten dafür gebrauchten Ausdruck ßo-rcivn TIOPIPÜPQ jetzt nicht
mehr passend finden, sondern eher noch mit Plinius hier die terrene der
marinen Färberei gegenüberstellen.
Wie nun die Kermesfärberei seit Alters her eine grosse Rolle spielte,
hat sie dieselbe auch noch in den Zeiten des lsläm weiter geführt auf
welche Weise diese Rolle aber vertheilt ward, ist hier mit Rücksicht auf
unsere Blattin-Frage näher zu untersuchen.
Vor Allem ist festzuhalten, dass die Kermesfarbe die Wurmfarbe
m1" ääoxnv ist und mit ihrem Namen auf das Heimatland Indien hinweist
dort heisst sanskr. Kfmi, Wurm, Made, davon Krjmidscha, die Wurm-
erzeugte. Doch ist unter dieser Namensforrn des Sanskrit keineswegs
an die Farbe zu denken, welche von den Alten mit caccum bezeichnet
und, wie wir gesehen haben, der Coccus ilicis entnommen wurde. Viel-
mehr dürfte Kfmidscha zurückzuführen sein auf den Farbstoff, welcher
aus der in Vorder- und Hinterindien lebenden weiblichen Schildlaus Coccus
laccu gewonnen wird. Diese Thierchen sind dort bekanntlich massenhaft
auf verschiedenen Bäumen Croton, Butea, insbesondere Ficus etc. zu
finden, wo sie an den zarten Zweigen haften und den Rüssel beständig
in die Rinde eingesenkt haben. Hiedurch locken sie so viel Saft hervor,
dass das ganze Thier damit überzogen wird und den man, sobald er er-
W. A. Schmidt, Die griechischen Papyrusurkunden der kbnigl. Bibliothek
zu Berlin, p. 99 E.
'57 Hist. mit. 41, 65.
Heydt, c. p. 609.
daraus ein schöner rother r'ärbestort gewinnen, welcher rnenweise den
Zellen des weiblichen Thieres, theilweise aber eingetrocknet" in den von
den entschlüpften Maden erzeugten Durchlöcherungen des Harzüberzuges
vorhanden ist. Dieses farbhältige Harz heißt im Sanskrit läkschä, davon
pers. ldk, lukä, griech. Adxxa, Mixxoi, Äoxxää, Äaxää, Äuxä u. s. w.,
unser Lack.
Die soeben genannte allgemeine Bezeichnung einer speciellen indischen
Farbsubstanz als uWurmerzeugte-l, verbreitete sich über Mittelasien her
nach dem Westen in den verschiedensten Formen und Uebertragungen
auch auf die rothfärbenden Substanzen anderer lnsectenarten und auf die
Thiere selbst. So ist denn also auf Kzjmidscha hinzuführen, das Kir-mir
der Araberl", Türken '65 und Perser '66, worunter wohl im Allgemeinen
das zuerst genannte lnsect der Coccina- Gattung zu verstehen ist, von
welch" letzterer jedoch die arabischen Autoren ganz besonders eine in
Armenien heimische ausgezeichnete Species hervorheben offenbar "die
Porphyrophyra Hamelii Brandt. Diese armenische Kirmz war weit und
breit berühmt; man exportirte sie überallhin, sogar nach Indien '57. Ihrer
Färbekraft entsprechend, fand sie nur wieder Verwendung für Gespinnste
thierischer Substanz mä käna haiwänijjan, wie Flockseide kagg und
Schafwolle ßüf, nicht aber Baumwolle kuthnfss, dann insbesondere
für die feine Ziegenwolle mafiga, aus welchem Materiale die rothen
Teppiche, Kissen, Sitzpöister, Zugschulire für Beinkleider u. s. w. ver-
fertigt wurden '69. ln Folge der Provenienz und des allgemeinen Rufes,
dessen sich dieseKirmiz erfreute, hieß sie bei den Arabern vorzugsweise
ßibgh drmemj "Armenische Farbecrm.
Was nun die Etymologie von Kirmi; betrifft, so waren die Muham-
medaner weit entfernt den wahren Ursprung dieser Farbbezeichnung zu
erkennen. Während die Araber wenigstens das Wort im Persischen
suchen erklären es die Perser selbst für türkisch m. Wenngleich in
In Spanien Kenne; davon span. alquenneq; s. Dozy, Suppl. ll, p. 337, s. v.
Welche auchximü; schreiben.
Bei ihnen auch Kinne; gesprochen, s. Mußtilahäli bahiri ädschem,
Cnleutta, 1853, s. v. Ijinnig.
lstnchri, I. e. x90. Mukuddasi, l.. c. p. 380. Auch Cvhardin,
Voyages en Perse etc. 1829, IV, p. 125 sprich! davan.
Tädsch el-hrßs, l. c. tom. IV, p. 69, s. v. Kirmip
lenchri, I. c. p. x88. Ibn Haukal, p. 244.
Dschawäliki, el-Muäirrab, l. c. p. 123. Tädsch elünrüs, Tom. IV,
p. 69. Das man auch die obenerwühnten "mit Kirmiz gefärbten Teppiche anderswo
im Orienxe nachzuahmen bestrebt war, geht lus verschiedenen Berichten hervor. Ich er-
wlhne nur für Aegypten die Orte Usjüt und Uschmünejn bei Jnfkübi, l. c. p. 1x9
und Me-krizt, Chint, p. 23g.
Tldsch el-ärüs, l. c.
Mußtälahixi bnhuri ädschem, I. c.
6.
den turko-tatarischen Sprachen die Stammsilbe lgir in der Bedeutung Farbe
vorkommt so ist doch wohl unser lörmiq nur als die Umbildung
eines verbindenden arischen Mittelgliedes unter semitischem Einliusse an-
zusehen; denn die Erscheinung des käf und ze" in Kirmiz ist aus dem-
selben literalen Umgestaltungsprocesse zu erklären, der z. B. das arabisirte
Kur; Flockseide aus dem pers. Kadsch entstehen ließ.
Diesem arabisirten Kirmig und dem davon gebildeten. Relativum
Kirmirijj verdanken wir unser Kermes, der Grieche sein xtppili, xpiuäli,
Kpeueli und die romanischen Sprachen ihr chermisi, carmesi, cramoixi u. s. w.
Auch im Hebräischen finden wir dieses Wort, und zwar in dem
nachexilischen Karmilr", welches aber nicht wie man fälschlich
annahml", als ein Compositum aus pers. Kirm, Wurm und äl, roth,
soviel als Wurmroth bezeichnen sollte; oder aus dem Fremdworte
D13 Krm mit der Nominalendung 51 gebildet istl" sondern
vielmehr auf das sanskr. Adiectiv Kfmila, wurmig, hinweist, was um
so besser stimmt, wenn man an das vorher über den wurrnigen Lack
Gesagte sich erinnert. Mit dem hebr. Karmil identisch ist das armen.
Karmir in verwandelt und unser Karmin in verwandelt, wie
carmin und carminio in den romanischen Sprachen. Ist also auch hier die
Grundbedeutung des Wortes als Wurmfarbe außer Zweifel, so können wir
solches auch weiterhin in unterschiedlichen Namenswandlungen verfolgen.
Schon das vorexilische Hebräisch nennt die Kermesfarbe von ihrem
Glanze vjw" schani vom Stammworte 7112i II, glänzen und in Zu-
sammensetzung mit nyljn tholeath, Wurin, Insect, vjw nybm Glanz-
wurm oder ylyjn thola, Wurm, schlechtweg, mit welch" letzterem
Ausdruck nicht nur speciell der Kerm eswurm, sondern in übertragener
Bedeutung auf die Farbe geradezu auch die Wurmfarbe bezeichnet
wurde. Denselben Gebrauch finden wir merkwürdigerweise auch in an-
deren Sprachen. So kommt in den slavischen Mundarten die Benennung
für Roth direct von dem Worte, womit der Wurm bezeichnet wird,
z. B. russ. txcherw, Wurm, tscherwonii, roth. Auch im Provencalischen
wird das Kermes-Insect schlechtweg Ie ver genannt, die rorn. Benennungen
vermeil, vermiglio etc. gehen auf vermiculus zurück und lat. verniis ist,
wie gr. äkuii, etymologisch genommen, auch nur wieder sanskr. vrhmi
d. i. Kymi. Das altfriesische worma bedeutet endlich geradezu Purpur.
Vämbery, Etym. Worterb. etc., p. 89.
Chron. ll. 13; lll, I4.
Rosenmnller, Handbuch der bibL Alterthumskunde, IV, 2. Abth. p. 449
Gesenius, Thes. phil. crit. linguae Hebr. et Chald. etc. ll, p. 7x4, s. v. Sun-D u. A.
Delitzsch in Ztschr. D. M. G. XVll, p. 676. Nach Fürst, Hcbr. und
Chald. Worterb., 1863, 631 triRt Knnnil mit Kymidscha und Kirmir nur theilweisc
und zufällig zusammen, indem er sich einen intransitiven Verbalstvnmm mit der Bedeu-
tung glänzend roth sein bildet, von dem er Karmil ableitet!
10.1
Wenden wir uns wieder dem muhammedanischen Oriente zu. Den
Arabern und Persern war die animalische Substanz des Kermesfärhe-
mittels sehr wohl bekannt die ersteren nannten es deshalb auch
richtig düd eß-ßabbäghin, Färberwurm und, wie die Perser düd
eI-ltirmiq, Kermeswurm. Sie wussten auch, dass der ausgepresste thie-
rische Saft Cußäre die schöne Farbe gab m.
Interessant ist nun die Beobachtung, dass sowohl im Arabischen wie
im Persischen die als Färbemittel in den Handel gebrachten getrockneten
wKermeswürmer-r wegen ihres Aussehens bereits mit Beeren habb iden-
tificirt erscheinen m. Also sehen wir neben der, einem irrigen Glauben
des Alterthums entsprungenen, Bezeichnung coccum, welche in den wissen-
schaftlichen Sprachgebrauch iibergegangen ist, plötzlich im Morgenlande
einen gleichen Terminus, ebenfalls im mercantilen Sprachgebrauch ein-
gebürgert, auftreten. lst darnach eine Vermuthung gestattet, so möchte ich
wohl glauben, dass die im europäischen Mittelalter für Kerrnes gangbare
Bezeichnung grana, Beere, bewusstermaßen jener orientalischen Handels-
usance entlehnt und auf die einheimischen Producte angewendet wurde
denn dass man diese IBeerem damals auch in unserem Welttheil schon
als tbierische Substanzen erkannte, hat W. Heydt kürzlich aus dem
Forrnelbuch des Bischof Salomo von Constanz mit Glück nachgewiesen m.
Dagegen linde ich nirgends, auch nicht in dem Werke des ebengenannten
deutschen Gelehrten, auf dessen monumentale Leistung wir mit gerechtern
Stolze blicken können, den sachlichen Unterschied gekennzeichnet,
welcher nach den jüngeren mittelalterlichen Quellen zu schließen, dennoch
hie und da zwischen gruna und Kermes gewaltet haben muss.
In einem hochwichtigen, wohl um die Wende des XIV. Jahrhunderts
verfassten Tractat über die florentinische Seidenmanufacturm
finde ich dafür den deutlichsten Fingerzeig. Da wird nämlich abgehandelt
del tignere di chermiri zum Unterschied von del tignere di grana '33.
Das Werthverhältniss zwischen beiden Farbstoffen ist nach dieser Quelle
ein wesentlich verschiedenes während z. B. der Preis der doppelten
Chermisi-Färbung eines Pfundes Seidengespinnstes, also 33g'5 Gramm
Ihn Haukal, l. c. p. 245. Mukaddasi, l. c. p. 373, u. A.
Harawi X. Jhdt., Kitäb el-äbnije 'an haltäik el-adwije, Codex Vindob. ed.
Seligmann, 19.128.
Dschawäliki, I. c. Butrus el-Bustäni, Kutr el-muhit, Beirut, 1869,
ll, p. 1700. Nach dem Tädsch el-'arüs, Tom. IV, p. 69, fiel die Lese des an der
Scharlacheiche angehefteten Kerrnesinsects in den Monat März.
Tidsch el-ärüs, IV, p. 69. Burhäni Kati', Ausgabe von Calcutta
r8x8, s. v. Kirmir.
l. c. ll, p. 609.
lfarte della seta in Firenze, Trattato del secolo XV, pubblicato.... da
Girolamu Gargiolli, Firenze, 1868, p. 30 ff.
Doch kommt auch eine Färbung alla grana di galla vor offenbar einen Farben-
zusatz aus der Galle oder dem Gallapfel der Cynips ilicis enthaltend.
T02
als Waare auf 40, der einfachen Färbung auf so Soldi sich stellte,
kostete eine Herstellung di grana nur tz Soldi p. 78. Oder, das Pfund
Tafettä chermisi ward im Tauschhandel mit 14 Lire bewerthet, indess
das gleiche Gewicht dieses Stoffes di grana nur auf Lire fixirt war
p. 102 u. s. w. Schlagend sind aber im LXXI Capitel, p. 109, dieses
Tractates die Aufzeichnungen über die nValuta de! Kermes della Gnmas.
Hier stellt sich das Verhältniss folgendermaßen dar
Chermisi minuto Ia libra per danari .. F. l.--
Chermisi grosso .. -.1o
Grana di Cintri .. -.1o
Granu du" Spugnuola .. -.o9
Und darauf folgt die höchst wichtige Bemerkung
wSonci molte altre graue, come sono le barbaresche, Va-
lenga, Ia Provenga, et altre assai, ma basti 41118510."
Wir bemerken in dieser Aufstellung einen wesentlichen Preisunter-
schied zwischen der feinern minuto und gröbern grosso Kermes-
Sorte, von welchen beiden die erstere per danari d. h. contanti, also
baa Fiorino, die letztere aber nur ro Soldi kostete. Diese bedeutende
Valuta-Differenz erklärt sich aus den Vorzügen des chermisi minuto vor
dem grasso; denn während jener die doppelte Färbekraft des grosso
besaß und ein durchwegs haltbares Colorit ergab, gierig dasselbe nach der
grosso-Färhung während eines etwaigen Avivirungsprocesses in Alaun-
lösung gleich wieder verloren m.
Gehen wir in der obigen Liste weiter, so sehen wir die Werthe der
grana abfallen und zwar in der Weise, dass die Valuta aller vier ange-
führten Sorten, nach anderrn Schätzungsverhältniss ausgedrückt, der Reihe
nach sich darstellt auf 400, 120, x20 und 108 Danari. Wir finden also
die portugiesische grana von Cintra, Provinz Estremadura, welche in
den toskanischen Seidenfärbereien als die beste europäische Sorte dieses
Farbstolfartikels erkannt wurde, höher bewerthet, als die spanische grana,
aber unter einem Drittel niedriger als den chermisi minuto!
Sehr bezeichnend ist nun der schließliche Hinweis des Tractates
auf die "vielen andern Grana-Sortenu, von denen derselbe nur noch
beiläufig die der Barbaresk en, von Vale nza Valence in der Dauphine
und der Provenza Provence hervorhebt. Es ist klar diese letztern
Sorten müssen gegenüber den beiden erstgenannten minderwerthig gewesen
sein; zwischen der ersten und besten graue-Gattung aber und der echten
feinen Sorte chermisi bestand nichtsdestoweniger auch wieder ein gewal-
tiger qualitativer Unterschied, der, wie ich glaube, nicht allein durch
die oben ausgedrückten Valuten für die genannte Zeitepoche fixirt, son-
dern vielmehr noch durch den auffälligen Bezeichnungsmodus hervor-
gehoben erscheint. Und in der That sehen wir geradezu die Färbekörner
lfarta della sßln in Firenze,
c. p. 195-
luJ
derjenigen europäischen Gebiete mit dem Namen grana bedacht, von
denen wir wissen, dass in ihnen die genannte Kermesschildlaus,
coccus ilicis, einheimisch ist, also Griechenland, Spanien, Lan-
guedoc und die Provencewä, wozu nach unserm Tractat noch Estremadura
und die Dauphine kommen. Die Schlussfolgerung ergiebt demnach mit
Gewissheit, dass die italienische l-Iandelspraxis des XlVr-XV. Jahrhunderts
im Allgemeinen für die europäischen Kermesbeeren die Bezeichnung grana,
für die asiatischen Species derselben aber den einheimischen orientalischen
Namen chermisi habe gelten lassen.
So viel zur Klarstellung des sprachlichen Sachverhalts. Von einer
Darstellung des ganzen Umfangs der morgenländischen Kermesproduction
und ihres Einflusses auf die textile Kunst, muss ich, als zu weit führend,
vorläufig absehen. Nur beiläufig sei bemerkt, dass das herrliche feurige
Kermes-Colorit gerade wegen seines Lustre's von jeher hoch gehalten
wurde. Der Karmesin gehörte eben schon unter die vier ausgezeichneten
Farben des mosaischen Stiftszeltes, er erscheint weiters irn Ceremoniel
als Symbol des intensivsten Lebens und wird von esaia 18 geradezu
als Bezeichnungsmittel der schreiendsten Sünde angewandt. Seiner vorzüg-
lichen technischen Eigenschaften wegen hat man ihn aber, wie eingangs
erwähnt wurde, als ein wichtiges Surrogat in der Purpurfärberei betrachtet
und reichlich verarbeitet. Seine Bedeutung in derselben geht schon daraus
hervor, dass nach dem Sturze des byzantinischen Kaiserreichs und des
dadurch wesentlich bedingten Niederganges der Purpurfärbereien Papst
Paul II. 14.64. die ausschließliche Anwendung der Kermesfärbung statt
des bisher üblichen Purpurs für die liturgischen Gewänder anordnete m.
Fortsetzung folgt.
Die Leipziger Fachausstellung für Drechsler und Bildschnitzer Deutsch-
lands und Oeeterreich-llngarns.
Votum eines Fechmannes.
Die gedachte Ausstellung wurde in einem eigens zu Ausstellungs-
zwecken errichteten Gebäude am Königsplatze zu Leipzig installirt und
in sehr übersichtlicher und instructiver Weise in folgende sieben Gruppen
gegliedert
r. Fertige Drechsletwaaren, in verschiedenen Materialien ausgeführt;
z. Bestandtheile zur Verwendung für fertige Arbeiten, insoferne
solche zur Verzierung oder Fertigstellung von Drechsler- und Bildschnitz-
arbeiten benützt werden;
.1" Haydt, l. c. ll, p. 609.
Schmidt, Die griechischen Papyrusurkunden etc. p. 209.
1-14.
3. Schauwerkstätten, in denen während der Ausstellung gearbeitet
wird, ferner Maschinen und Werkzeuge;
4. Rnhproducte zur Verarbeitung für Drechsler und Bildschnitzer;
5. chemische Producte als Hilfsmaterialien;
6. Unterrichtsgegenstände, und zwar gewerbliche Literatur, Modelle,
Entwürfe, Sammlungen, ferner Leistungen von Fachschulen;
7. alte Facharbeiten der Drechsler und Bildschnitzer und einzelne
mustergiltige Arbeiten der Gegenwart.
Vor Allem überraschte die Ausstellung von Rohproducten Gruppe iV
durch ihre Mannigfaltigkeit an Hberseeischem und einheimischem Materiale,
wobei einige Hamburger Firmen durch die Exponirung von Elfenbein,
seltenen Horngattungen, verschiedenen Muscheln, Steinnüssen und einer
großen Auswahl meist fremdländiscber Hölzer den ersten Rang einnahmen.
Es ist leicht zu erkennen, von welch' eminenter Wichtigkeit es ist, wenn
die Producenten bei solchen AnlässemGelegenheit finden, die besten Be-
zugsquellen von gutem Rohmateriale kennen zu lernen und zugleich die
Eigenschaften der verschiedenen Spielarten eines und desselben Roh-
materials aus dem Munde der anwesenden Vertreter erfahren können.
Einen gleich praktischen Zweck verfolgte die ebenfalls zahlreich verj-
tretene Gruppe der Hilfsmaterialien und chemischen Producte. Mit
Werkzeugen und mechanischen Hilfsmitteln waren vorzugsweise deutsche
Aussteller vertreten. Mit den neueren Maschinen wurde dem Programme
entsprechend vor den Augen der Besucher in der Ausstellungshalle gearbeitet.
Wünschenswerth wäre es gewesen, in der Gruppe für Bestandtheile
zu Drechsler- und Schnitzarbeiten nicht nur solche Gegenstände zu finden,
welche zur Ausstattung von Rauchrequisiten bestimmt sind, sondern auch
andere Materialien wie Porzellan-, Metall- und Marmoreinlagen, Metall-
beschläge etc. etc.
Bei den fertigen Drechslerarbeiten Gruppe war, wie wohl zu
erwarten stand, die eigentliche Drechslerarbeit nur in wenigen Füllen
ohne Verbindung mit der Schnitzerei zu finden. Von den eigentlichen
Drechslerarbeiten in Holz stehen unter den wenigen Vertretern dieser Art
eine sächsische. und eine Berliner Firma im Vordergrunde, und hatte
namentlich letiztere O. Schwarz in Berlin feinere Holzwaaren und zier-
liche Möbel ausgestellt, welche nur mit Lack oder Vergoldung verziert
und ohne Anwendung einer Schnitzerei, als reine Drechslerarbeit ange-
sehen werden müssen, und die eine günstige Wirkung erzielten. Es ist
begreiflich, dass der beschränkte Forrnenkreis der Drehtechnik auf die
Verbindung mit Schnitzerei hinweist; es ist dies auch ganz gerechtfertigt,
doch ist zu beklagen, wenn die Schnitzerei zur Verdeckung mangelhafter
Drechslerarbeiten zu häufig in Anwendung gebracht wird.
Unter den Drechslerarbeiten in Holz mit Anwendung von Schnitzereien
nahm unter den deutschen Producenten die Collectivausstellung des Berliner
Bildhauervereines eine erste Stelle ein, obwohl die geschnitzten ornamen-
talen und figuralen Reliefs zumeist den Charakter der modernen italieni-
schen Holzbildnerei zeigen, welche mehr den Eigenschaften des Marmors
als des Holzes entspricht. Die Holzreliefs der Berchtesgadener Aussteller
entsprechen noch am meisten dem Holzcharakter und sind einige Stücke
geradezu bewunderungswürdig; bedauerlicher Weise herrscht jedoch bei
den Berchtesgadener Erzeugnissen an rund gedrechselten und mit Schnitz-
werk überladenen Nippsachen der größte Naturalismus vor und dort wo
bei figuralen Darstellungen der Versuch gemacht wird in das Gebiet der
großen Plastik einzutreten, zeigt sich der Mangel jeder Schulung.
In Horn-, Perlmutter-, Bernstein- und Meerschaumarbeiten sind die
österreichischen Aussteller durch gute Leistungen vertreten, und überragen
die deutschen Fabrikanten in den ähnlichen Erzeugnissen im hohen Grade.
Die Meerschaurn- und Bernsteinarbeiten sowohl deutschen als österreichi-
schen Ursprungs zeigen leider die noch immer stillose, unrichtige und
unpraktische Verzierungsweise dieser Gebrauchsgegenstände. Unter den
Drechslerarbeiten müssen vor Allem die Erzeugnisse der Nürnberger Indu-
striellen hervorgehoben werden. An diese schließen sich dann die Leipziger
Producenten; doch wird von den meisten der Grundsatz ignorirt, dass ein
kunstindustrieller Gegenstand nicht nur schön, sondern auch brauchbar
sein muss, denn das Lob gilt hier nur den mustergiltigen Formen, der
virtuosen Ausführung der Schnitzarbeit, aber keineswegs der praktischen
Verwendbarkeit dieser Elfenbeinarbeiten.
Von denbetreffenden Fachschulen in Oesterreich hatte bloßdie Schule
für Dreherei und Schnitzerei in Wien und die Holzschnitzereischule in
Haida in Böhmen ausgestellt. Letztere hatte eine Collection wirklicher
Lehrmittel für den Unterricht im Holzschnitzen zur Anschauung gebracht,
ein Umstand der sonst bei keiner der auf der Ausstellung vertretenen Fach-
schulen hervorgetreten ist. Von den Fachlehranstalten im deutschen Reich
war die Districts-Zeichen- und Schnitzschule in Berchtesgaden durch einige
geschmackvolle Holzarbeiten in Verbindung mit Marmor repräsentirt; ferner
hatte die Districts-Schnitzschule in Partenkirchen einige vorzüglicheHolz-
reliefs aufzuweisen. Die großherzoglich badische Schnitzereischule 'in
Furtwangen, die Fachschule des Vereines der Berliner Bildhauer, die
Schnitzabtheilung der Schule zu Sell in Sonneberg Thüringen zeigen,
dass die Wahl der verwendeten Vorlagen keineswegs als eine glückliche
bezeichnet werden kann, theils kranken sie an einseitig gewählten Lehr-
mitteln, theils zeigt sich bei den Schlülerarbeiten der Mangel eines organi-
schen Unterrichtes.
Die Gruppe der alten Facharbeiten war, wie wohl vorauszusehen,
sehr reich und durch vorzügliche Arbeiten vertreten. Sie bestand zumeist
aus Stücken der künigl. Sammlungen zu Dresden, vom Kunstgewerbe-
museum in Berlin, des sächs. Alterthumsvereines in Dresden, ferner aus
dem Besitze von Privaten, von Kuiist- und Antiquitätenhändlern. Alle
diese Arbeiten boten ein reiches Material für den Fachmann, lehrreich
durch den hier möglichen Vergleich der alten Facharbeiten mit den Lei-
stungen der Gegenwart.
eipz im Frühsommer.
Antike Gläser aus Aquiloia.
Durch die freundliche Vermittlung des Herrn Heinrich Majonika
in Görz gelang dem Oesterr. Museum die Erwerbung einer Reihe von antiken
Glasfragmenten, welche in mehr als einer Hinsicht seine Sammlungen zu
ergänzen geeignet war. Das Oesterr. Museum besitzt schon seit mehreren
Jahren eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Fundstücken dieser Art,
durchgehends römischer Provenienz, welche es freundlicher Berücksichtigung
der Secretäre des römischen Institutes, erst Heinrich Brunns, dann
W. Helbig's verdankt. Um so erfreulicher war es, diese Collection durch
Gegenstände norditalischen Ursprungs bereichern zu können, deren Interesse
für Oesterreich dadurch wächst, dass sie einem antiken Fabriksorte ent-
stammen, der jetzt innerhalb seiner Grenzen liegt. Herr Domenico Delneri,
Segretario Comunale zu Fiumicello, hat sich seit langer Zeit bemüht, die
besten Fundstücke von Gläsern aus dem Boden des alten Aquileia zu
erwerben, so dass er nun dem Oesterr. Museum 1x0 Stücke abtreten
konnte. Aquileia war im Alterthume durch die Kunst und Geschicklichkeit
seiner Glasarbeiter berühmt, und wir werden durch die vorliegenden
Fragmente belehrt, dass es diesen Ruhm mit Recht beanspruchen konnte.
Fast alle jene subtilen Techniken, welche gegenwärtig den Scharfsinn des
lmitators auf harte Probe stellen, finden wir vertreten Nachahmungen
von Achat, mille fiori, gebänderte Gläser etc., von welchen wir nur die
seltensten hervorheben wollen Fragmente von gestrickten Gläsern, wie die
meisten anderen einer flachen Schale angehörig, werden sich in wenigen
Sammlungen voründen. Dieser Technik, welche sowohl von Venezianern,
als auch von ihren böhmischen lmitatoren durch lange Zeit vortreElich
geübt wurde, wussten die Alten einen seltenen Reiz abzugewinnen.
Während in modernen Arbeiten dieser Gattung der Grund krystallhell
bleibt, winden sich hier die opaken weissen Fäden durch hellgrün schim-
merndes leise getrübtes Glas, und da der Rand der Schale, ein blauer
Streif mit weissen Faden umwunden, einer Schnur gleicht, gewinnen wir
ein Bild, das sich mit den zarten Bissusgeweben des Orients vergleichen
lässt. Eine andere Reihe zeigt auf durchsichtigem Grunde verschieden-
färbige opake Flecken, als wären volle Pinsel darüber ausgespritzt worden.
Von besonders freundlicher Wirkung unter ihnen sind sehr dünne gold-
gelbe Gläser mit rothen und weissen Tupfen. Complicirter ist ein anderes
Stück, dessen Außenseite einen schön gebänderten Achat nachbildet,
während die Innenseite weißliche Flecken auf bläulichem Grunde trägt,
wie Milch, die auf einer dunklen Tasse verschüttet wurde. Die Absonder-
lichkeit, dass die beiden Seiten des Glases verschieden behandelt sind,
begegnet uns bei mehreren der Achatgläser. Unter den mille fiori wäre
eine Reihe grüner Gläser hervorzuheben, deren Oberfläche durch den
Querschnitt zusammengeschweißter grüner, hellgelber und weißer Fäden
gebildet, an eine frisch geschmückte Wiese mahnt. Ein besonderer Elfect
wurde durch die Verwendung der Complementärfarbe bei einem dieser
Stücke hervorgebracht, indem in den grünen Grund kleine rotbe Ringe
versetzt sind. Wir müssten jedes der ioo Stücke beschreiben, von denen
keines dem anderen vollständig gleicht, wollten wir alles hervorheben,
was wegen Technik oder Wirkung zu eingehender Betrachtung auf-
fordert.
lm Anschlusse an die Erwerbung möge ein Werk erwähnt werden,
das, nur in einer beschränkten Anzahl von Exemplaren ich glaube 12.6
gedruckt, der Museums-Bibliothek jüngsthin einverleibt wurde W.
Froehner, La Verrerie Antique. Description de la Collection Cbarvet.
Le Pecq. J. Cbarvet, Chateau du Doujou. 1879 und mit den Original-
beispielen aus dem Besitze des Oesterr. Museums zusammengehalten,
dessen Besuchern einen vollständigen Einblick in die Geschichte und
Fabricationsart des antiken Glases zu geben geeignet ist. Nachdem im
Jahre 1866 die Sammlung Charvet die Bewunderung aller Freunde antiker
Kleinkunst erregt hatte, wusste der Besitzer Froehner für die Ausarbeitung
eines Kataloges zu interessiren, damit seine Sammlung, wenn sie einmal
dem gewöhnlichen Lose von Privatsammlungen verfallen sollte, für die
Wissenschaft weiter lebe. Froehner sah bald, dass ein einfacher Katalog
diese Absicht nicht erfüllen würde. Es war inzwischen M. Deville's Buch
erschienen', in dem alle Epochen der Geschichte des Glases vermischt
waren. Dessen Lectüre überzeugte Froehner von Neuem, dass der grüßte
Theil der Fragen, welche sich an diesen Zweig der Archäologie knüpfen,
bisher einer wissenschaftlichen Basis entbehren. Die Gläser waren weder
nach ihrem Stile noch nach ihrem Ursprunge, oder nach der Geschichte
ihrer Fabrication geprüft worden. Indem der Verfasser gezwungen war
selbst überall auf die Quellen zurückzugeben, hatte sich seine Arbeit aus
dem Kataloge einer Sammlung in eine allgemeine Geschichte des antiken
Glases verwandelt. Er konnte sich nicht mehr auf die Beschreibung einer
einzelnen Sammlung beschränken. Aber indem er sich bemüht hatte alle
bedeutendsten Sammlungen dieser Art in Europa kennen zu lernen, machte
er die Erfahrung, dass die Sammlung des M. Charvet die bedeutendste
sei, und dass sich durch ihre Publication beide Zwecke vereinigen ließen.
Das Buch zerfällt in zwei Theile, eine Einleitung über Ursprung, Nomen-
clatur, Ausbreitung, Fabrication etc. der Gläser, und in eine Beschreibung
der verschiedenen Glasarten der Griechen und Römer, so weit es möglich
Achill Daville, Histoire l'un 1a verrerie dlnskfantiquitä. Paris 1873.
war, in chronologischer Ordnung. Daran schließen sich auf 34 sorgfältig
mit der Hand colorirten Tafeln die Abbildungen von m7 Stücken der
SammlungiCharvet, auf welche im Texte beständig verwiesen wird. So
ist dieses Werk eine der vorzüglichsten Arbeiten; worin die schwierigen
Fragen der Entwicklung antiker Kunsttechnik dem modernen Verständ-
nisse erschlossen werden.
In neuerer Zeit hat sich die vereinigte Glusgesellsehaft in Mnrano der
Wiederbelebung antiker Technik in der Glasfahrication zugewendet, und
auf der letzten Pariser Ausstellung große klinstlerischeiund materielle Erfolge
mit Producten dieser Art gewonnen. Als einige ihrer Theilnehmer im
vorigen Herbste eine kleine Ausstellung rin den Räumen des Oesterr.
Museums veranstaltet hatten, ließen sie dessen Sammlungen nicht unbenützt,
sondern nahmen "von den damals vorhandenen antiken Gläsern manche
sorgfältige Zeichnung und Beschreibung mit, um sie in ihrer Fabrik ver-
werthen zu können. Möchten doch die reichen Schätze, verbunden mit der
instructiven Literatur, welche das Oesterr. Museum bieten kann, auch die
einheimische Glasfabrication veranlassen, sich auf diesem Gebiete, das in
Oesterreich bisher noch nicht bebaut wurde, neue Lorbeern zu holen.
Llteraturbericht.
Lehr- und Lesebuch für Männer- und Frauenkleidermacher. Wien, im
Selbstverlage der Wiener Hanclels-'und Gewerbekammer, 188d.
"Dieses zum "Schul- und Selbstunterriehte bestimmte, mit zahlreichen Xylographien
und Tafeln versehene Werk umfasst auf nahezu Soo Octavseiten das ganze Gebiet der
Kleidermacherkuttst. Die Abhandlungen über -Leibesform .und Gewandungr und über
v-Diätetilt für Beflissene des Schneidergewerbesw rühren von dem Professor der "Anatomie
an der Wiener Universität, Dr. C. Langer. her. Indem wir die Aufmerksamkeit unserer
Leser auf das Werk lenken, bemerken wir, dass uns insbesondere die Abhandlung über
vdie gewerbliche Buchführung für praktische Verwendung sehr nützlich scheint. Die
n. 6. Handels und Gewerbekammer hat sich durch die Herausgabe dieses Werkes ein
ganz besonderes Verdienst um das Schneidergewerbe erworben.
Jacob v. Falke Costlimgeschichte der Culturvölker. Stuttgart, W. Spe-
mann, 1880. Erste Lieferung.
Einzelne Perioden der Costßrngeschichte sind schon mannigfaltig behandelt und
durch trelfliche Abbildungen dem allgemeinen Verstandnisse näher gebracht worden, auch
an zusammenfassenden Werken mit mehr oder minder vollständigem Literaturnachviveise,
hat es nicht gefehlt; nie aber wurde .es bisher versucht, den inneren geistigen Zusammen-
hang scheinbar willkürlicher Formen aufzudecken, das Entstehen einer neuen Tracht aus
einer anderen, absterbenden historisch zu entwickeln, nachzuweisen, dass "Boden, Klima,
Volkscharakter auch auf diesem entlegenen Gebiete der Tektonik zwingende Gewalt üben.
Da' sich der Verfasser der wKunst im Hause- und der -Geschichte des modernen
ieschmnckesu diese Aufgabe gestellt hat, ware es überflüssig zu betonen, wie vortref-
lich sie gelost wurde. Sind wir bei dem großen Leserkreise, dernbegierig jedes neue
Werk des hochgeschdtzten Autors erwartet, der Schwierigkeit uberhoben, seine feinsinnige
Art der Darstellung näher zu eharakterisiren, so dürfen wir geplante Eintheilung und
Umfang des Buches um so weniger der gespannten Erwartung vorenthalten. .1 Sechzehn
Lieferungen, deren erste vorliegt, werden vereinigt einen starken Ocnivbandypn beiläufig
50a Seiten bilden. Furdie treiiliche Ausführung der sorgfältig gewählten Abbildungen,
von denen schon das erste Heft eine chromolithographische Tafel und I7 umfangreiche
Illustrationen bringt, bürge die Mittheilung, dass sie unter den Augen des Verfassers
gezeichnet werden. Der Inhalt gliedert sich in folgende drei" Bücher? I. Bnehjarklter-
109
thumw, beginnt mit den Aegyptern, als dem alteaten Culturvolkc, wendet sich dem zweiten
großen Reiche Assyrien zu und wird uns dem Gange der Cultur folgend uber Kleinasien
nach Griechenland und Rom begleiten, um mit dem Verfalle des antiken Costümea in
Byzanz zu schließen. Das z. Buch I-Mittelalter- soll uns aber die Alpen fuhren und die
Entwicklung der neuen Tracht nicht unter Ausschluss der Kriegstracht verfolgen. Das
3. Buch nNeuzeit-i endlich wird jene europäische Gesammttracht erläutern, welche um die
Mitte des 16. Jahrhunderts beginnt und unter dem Namen IMOGCI zeitweilig unter Füh-
rung des einen oder des andern der großen Völker Europas steht. Hoffen wir, dass dieses
Werk du- sehone Erfolg begleite, eine dilettantische Auffassung der Costürngeschichte,
welche leider noch in weiten Kreisen herrscht, gänzlich zu verdrängen.
Stillehre der architektonischen Formen der Renaissance. lm Auftrage des
k. k. Unterrichtsministeriums verfasst von Prof. Alois Hauser. 176 SS.
gr. 8. mit 1oo Holzschn. Wien, bei A. I-Iölder, 1880.
Da vorliegende, glänzend ausgestattete Buch behandelt die italienische, franzö-
siache und deutsche Renaissance. Die Stillehre der architektonischen Formen des Alter-
thums ist bereits früher erschienen, jene des Mittelalters wird im Laufe des kommenden
Jahres erscheinen. Es ist also gegründete Hoffnung vorhanden, dass die gesammte Stil-
lehre, welche vorzugsweise für Gewerbe-, Bau- und Kunstgewerbeschulcn berechnet ist,
in nicht ferner Zeit vollendet sein durfte. Die Stillehre der Gefäße und Gerath durfte
sich später anschließen. Als einen ganz besonderen Vorzug dieses Werkes müssen wir
die ausführliche Angabe der betreEenden Literatur und die ganz eminente Behandlung
der Illustrationen ansehen. Es ist hinlänglich bekannt, dass die A. I-lausefschen Publi-
cationen sich als ein hochat brauchbares Unterrichtsmaterial in vielen Schulen des ln-
und Auslandes eingebürgert haben.
A. v. Wurzbach; Martin Schongauer. Eine kritische Untersuchung
seines Lebens und seiner Werke nebst einem chronologischen Ver-
zeichnisse seiner Kupferstiche. Wien, Manz, 1880. 8.
Dieses vornehm ausgestattete Buch beschäftigt sich mit Martin Schongauer und wird
Kunstforscher besonders aus dem Grunde interessiren, weil in demselben die Kupferstiche
dieses Künstlers eingehend kritisch geprüft werden und versucht wird, dieselben chrono-
logisch zu ordnen. Wir müssen es Fachmannern überlassen, die kunsthistorischen Resultate
der Wurzbach'schen Forschung, welche sich an die chronologische Reihenfolge der
Kupferstiche anschließt, genau zu prüfen. Ein Künstler von dem Range M. Schongauefs
verdient es, dass man sich mit ihm eingehend beschäftigt. Als Kupferstecher, Goldschmied
und Maler gleichbedeutend, ist er einer der bedeutendsten Künstler deutscher Nation in
dar ersten Hälhe des fünfzehnten Jahrhunderts. Dass erade jetzt die Aufmerksamkeit auf
Schongauer gerichtet wird, ist bezeichnend und in hohem Grade zeitgemäß. Seine Werke
sind ein Anttdutum gegen dieAusartungen der modischen Manieristen.
D. Paul Lehfeldt Die Holzbaukunst. Mit 96 Abbild. in Holzschnitt.
Berlin 1880. 8.
Das Werk Lehfeldfs ist aus einer Reihe von Vorträgen hervorgegangen, welche
über Anregung Reuleaui in der Gewerbeakademie zu Berlin gehalten wurden. Die
Schrift zeigt einen fein gebildeten Geist, eine umfassende Lectüre, ein gesundes ästhe-
tisches Uttheil, und bietet eine anziehende, anregende Lectnre. Wir können sie Archi-
tekten, Lehrern und gebildeten Kunstfreunden bestens empfehlen.
Skizzen aus Pergamon. Nach der Natur gezeichnet von Chr. Wilberg,
Lehrer an der königl. Akademie der Künste zu Berlin. In Lichtdruck
ausgeführt von Albert Frisch. Mit begleit. Text. Berlin, G. Grotelsche
Verlagsbuchhandlung, 1880.
Durch die Ausgrabungen, welche die deutsche Regierung in Pergamon vornehmen
ließ, hat sich das allgemeine Interesse einem Orte zugewandt, der bisher die Aufmerk-
samkeit weiterer Kreise nicht auf sich gezogen hatte. Um lo dankenswerther erscheint
die Publication vorliegender Aufnahmen der Ruinen, Ausgrabungen und Bilder der Stadt,
durch welche uns Natur und Lage des Platzes vermittelt wird, der jene großartigen
Reliefs hervorgebracht hat und für welchen sie berechnet worden sind. Vierzehn weiß-
gehohte Bleistiftzeichnungen", sowie eine Karte der Umgegend, werden in vortrelTlicher
Reproduction geboten, begleitet von einem Bogen Text, der in Iichtvoller Weise die Be-
deutung Pergamons für Geschichte und Kunst erläutert. Wenn wir auf Tafel IX die ein-
H0
fachen Worte lesen wByzantinische Mauer. Hierin wurden die ersten Stücke der Reliefs
gefundenl, noch die Arbeiter sehen, wie sie die Platten herausziehen, und die Hütte,
welche den Leitern der Ausgrabungen zur Unterkunft diente, so müssen wir den Zeichner
beglückwünschen, dem es gegonnt war, dem künstlerischen Werthe seiner Blätter noch
einen sentimentalen hinzufügen zu können. Denn durch diese Staliage werden sie ein
erhebendes Denkmal jener Tage bilden, die in der Geschichte der Archäologie Epoche
machten und Siegestage für die deutsche Wissenschaft bleiben werden.
Adolf Furtwaengler Die Bronzefunde aus Olympia und deren kunst-
geschichtliche Bedeutung. Aus d. Abhandl. der k. Akad. der Wissensch.
zu Berlin 187g. Mit Tafel. Berlin, Buchdruckerei der k. A. d. W.
G. Vogt, x88o. In Commission bei F. Diimmlefs Verlagsbuchhandl.
Die neue Einsicht in die Geschichte der griechischen Ornamentik, welche uns der
Verfasser durch die jüngst publicirten Mykenischen Thongeßße gewahrt hat, wird durch
die vorliegende Untersuchung vertieft und erweitert. Ueber 7000 Bronzestücke vom
8. Jahrhundert an bis zur archaischen Periode der griechischen Kunst die Ausbeute
aus späterer Zeit ist geringfügig werden beschrieben, gruppirt, und mit mannigfaltigen
griechischen und ausländischen Material verglichen. Der Verfasser kommt zu dem Resultat,
dass in frühester Zeit drei deutlich unterscheidbare Ornamentntionssyeteme in Griechen-
land herrschten ein geometriaches, das leichzeitig in Italien und im europäischen Norden
in Verwendung kam; von diesem scheidet er ein zweites geomatrisches, hauptsächlich
im 7. Jahrhundert gebräuchlich, dessen Hauptreprüsentanten die Dipylon- Hirschfeld-
schen Vasen sind, und das im Westen über Griechenland nicht hinausgeht; endlich
ein drittes orientalisches, welches vor den beiden andern schon auf griechischem Boden
heimisch war. Diese ganz neuen Untersuchungen mit so überraschenden Resultaten werden
durch zahlreiche Episoden unterbrochen, von denen als die weittragendsten nur die
Formengeschichte der Dreifüße und der Greifenbildung hervorgehoben werden sollen.
Prof. D. Hans Semper hat soeben eine Biographie seinerVnters in Berlin bei
Calvary unter dem Titel i-Gottfried Setnper, ein Bildaeines Lebens und Wirkens
mit Benutzung der Familienpapiere- herausgegeben. So lehrreich diese Brochure ist, so
ist mit derselben die Literatur über G. Semper bei Weitem nicht abgeschlossen. Vor
Allem ware zu wünschen, dass die gesammelten kleineren Aufaatze vollständig er-
scheinen mochten.
ln Meyer's deutschem Jahrbuch 1879-80, Berlin 1880, finden wir unter
Anderem einen eingehenden Bericht von Bruno Bucher über wßuchbinderei nla
Kunstgewerbeu. Außerdem haben aus Oesterreich die Herren F. X. Neulnann-
Spallart, Jovanovic, Robert Hnmmerlin beachtenswerthe Beitrage geliefert.
Von Prof. F. X. Neumnnn-Spallnrt ist soe der zweite Jahrgang seiner uUeber-
sichten über Production, Verkehr und Handel in der Volkswinhschaft- erschienen.
ln Victor Champiefs wUAnnee srtistique 1879i hat der unermüdliche Kunst-
freund H. D. Oscar Berggruen die Abtheilung sLes Beaux-Arts en Anstrichen bear-
beitet. Wir dürften ausmhrlichcr noch auf V. Charnpiefs wUAnnee artistiquee zurück-
kommen, das in Paris bei A. Quanrin erscheint. Jeder, der sich über die Kunstbewegung
Europe's orientiren will, wird das Buch Champiefs mit Nutzen in die Hand nehmen.
Christian EgenolPs wModelbuch aller Artcnl, erschienen zu Frankfurt im
Jahre 1527, ist soeben in neuer Auflage bei Georg Gilbers in Dresden erschienen.
Das Original befindet sich im Kunstgcwerbemuseum in Leipzig. Prof. M. zur Strassen
hat die neue Auflage mit einem orientirenden Vorworte eingeleitet, in welchem auch be-
merkt wird, dass das Kunstgewerbemuseum von nun an eine Reihe von Publicationen
ähnlicher Art veranlassenywird. Das enolPsche Modelbuch ist die erste Publiration
des Leipziger Kunstgewerbemuseums. Die Reproduction ist eine in jeder Beziehung vor-
trelfliche. Das Modelbuch sei insbesonders Zeichnern für Stickereien und Spitzen bestens
empfohlen. Es enthält 7x Blätter in Hoch-Quart.
Knamaae MITTHEILUNGEN.
Peraonalnaohrleht Se. k. und k. Hoheit der durchlauchtigste
Herr Erzherzog Rainer hat in seiner Eigenschaft als Protector des lt. k.
Oesterr. Museums für Kunst und Industrie den Herrn Rudolf lsbary,
Vicepräsidenten der niederöst. Handels- und Gewerbekammer, Reichsraths-
Abgeordneten,-zum Curator des Museums zu ernennen befunden.
Geschenke Vom Oberstkätnmerer Sr. Mai. des Kaisers Grafen
Crenneville Eiserne Gitterthtir, Drahtschmiedearbeit des XVl. Jahrh.,
aus Schloss Spital in Kärnten; vom Grafen Karl Lanckoronski, Mit-
glied des Curatoriums Thonrelief, Maria mit dem Kinde, das einen Vogel
hält, von Desiderio da Settignano, 74 50 Ctm. groß.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Mai von 13.072, die Bibliothek von 1213 Personen besucht.
Oesteneiohisohee Museum. Zu der Ausstellung von Bucheinbanden sind neu
hinzugekommen Zwei orientalische Einbände aus der k. k. Familienfideicommiss-Biblioe
thek; gepresster Lederband, ausgeführt von Habenicht, Eigenthum des Herrn Franz
Schdnthaler; Collection moderner Einbände aus dem Buchbinder-Atelier von Hager,
von üb el 81 Denk, sowie von der Verlagsbuchhandlung von Alfons ürr, sammtlich in
Leipzig, ausgestellt durch die Buchhandlung Lechner; moderne Venetianer Einbände, aus-
gestellt durch Gerold 10.; zwei Codices mit Bronzebeschligen aus dem I3. und
dem 16. Jahrh. vom Stifte Raigern in Mehren; Collection verschiedener älterer und neuer
Einbände, Eigenthum des Herrn Dr. Heinrich Kabdebo; Gebetbuch in Silber gebunden,
18. Jahrhundert, Eigenthurn der Frau lsabella Seeliger. Neue Einbände von Rollinger
und englische Einbände, Eigenthum des Herrn von Camesina; Album mit Handpressung
aus dem Atelier Klein, Eigenthum des Herrn L. Lobmeyr; Collection von Buch- und
Albumdecken in Seide gewebt von C. Giani; Collection von Brocatpapier und anderen
Buntpapiermustern, componirt und ausgestellt von F. Fischbach in Hanau, nebst Buch-
einbänden von demselben; Muster von Buchbinderleinwand von Sigmund oldscheider
in Wien. Ferner wurden neu ausgestellt Neapolitaner Majoliken, Eigenthum der Grlßn
Chorinsky; Siebenbürger Staatssabel, Eigenthum des Grafen Edmund v. Zichy; orien-
talische Metallplatte, Eigenthum des Herrn Dr. Kuppelwieser; chinesische Stickerei,
Eigenthum des Fräulein von Kudriaffslty. Collection indischer Kunstgegenstände,
Waffen, Schmuck, Gefaße, Eigenthum des Herrn Baron Max v. Kubeck, Curator des
Museums; zehn Stück Gobelins aus dem 17. Jahrhundert, Fabrication von Mecheln; neun
Stück antiker Gefäße eus dem Schatz von Bernay in galvanoplastischen Copien von
Chrietofle, angekauft vom Museum; die Carousselcostume der Markgrafln Pallavi-
cini, des Fürsten und der Fürstin Khevenhüller und des Freiherrn von Suttner;
Kästchen mit Email und Brettsteine von Holz gepresst, Eigenthum des Freiherrn von
Werthheim; japanische Kunstgegenstände in Porzellan und Lack, Eigenthum des Herrn
J. Becker; schwedische Leinenspitze, Eigenthum der Hofräthin Gürres in München;
Wappenschild für das Palais des Fürsten von Bulgarien in Sofia, entworfen von Haupt-
mann Hey er von Rosenfeld, in Holz und Farben ausgeführt vom Bildhauer J. B.
Scheidl in Hernals.
Die Gesellschaft nur Forderung der Bronze- und IHsen-Kanettndustrle
hielt gestern ihre ordentliche Generalversammlung. Der vorn Präsidenten des Ausschusses
Herrn R. Kitschelt, erstattete Bericht über die Vorkommnisse im Vereine während des
abgelaufenen Halbjahres giebt der zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, dass es im nachsten
Vereinsinhre gelingen werde, den Aufschwung der Gesellschaft unzweideutig zu constatiren.
Nach Genehmigung des Berichtes und mehrerer vom Ausschüsse vorgeschlagenen Statuten-
anderungen, wurden die Herren A. Hanusch und O. Kün in den Ausschuss neugewählt.
Ueber Vorschlag des Ausschusses beschloss die Generalversammlung, folgende Preise aus-
zuschreiben für Zeichnungen zur Ausführung in Bronze einen Preis von H. für
einen Uhrtrager zum Stehen, als Thieretück gedacht; einen Preis von 50 H. für einen
Zimmerluster für drei Gasllammen im Renaiseancestile; einen Preis von 2a H. für Thün
und Femterbeschlage in deutscher Renaissance; einen Preis von 30 tl. für eine zweiarmige
Girandole in deutscher Renaissance. für Modelle zur Ausführung in Bronze einen
Preis von 80 ü. für eine Rauchgarnitur sammt Untertasse im Renaiasancestile; einen
Preis von 30 H. für einen Cigarrentrager mit Figurenmotiv. Für Guseeisenarbeiten
zwei Preise im Gesammtbetrege von 150 fl. gewidmet vom Gesellachaftsmitgliede Herrn
lliß
R. Th. Waagner für eine Zeichnung in natürlicher Große für ein Treppengeländer, ge-
eignet zur Ausführung in Gusseisen. Edmund von Zichy-Schüler-Preise vier Preise
zu fi. in Silber für Entwürfe von praktischen Gcbrauchsgegenstinden, geeignet zur
Ausführung in Bronze. Sämmtliche"Concurrenzarbeiten sind bis längstens X5. September d. J.
an die Gesellschaft einzusenden. Die Preisvertheilung erfolgt in der im Herbste statt-
findenden Generalversammlung.
Ausstellung in Leipzig. Zufolge des von Leipzig am 15. Mai c.
datirten amtlichen Berichtes des kön. Commissärs und Vorsitzenden des
Preisgerichtes und des geschäftsführenden Ausschusses der Fachausstellung
der Drechsler und Bildschnitzer Deutschlands und Oesterreich-Ungarns
zu Leipzig 1880 sind bei der bezeichneten Ausstellung an Angehörige
der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder folgende Preise
zuerkannt worden
Erste Preise Hermann Klotz, Holzbildhauer und Lehrer in Wien;
Georg Willfort, Meerschaumwaaren-Fabrik in Wien; Franz
Knopffabrikant in Wien; Sebastian Teyschel, Metalldreher in Wien.
Zweiter Preis J. Wei ßenberger, Drechsler und Bildschnitzer
in Wien;
DrittePreise Erste Wiener Bildh auer-Association in Wien;
Josef Lang 8c Comp. in Wien; Franz Unterberger in Innsbruck;
Adolf Lichtblau in Wien; Johann Korotin in Wien; Heinr. Scherb
in Ischl; Franz Skriwaneck in Meidling; Franz Reinisch Söhne in
Rumburg; Schwarzkopf in Wien; Matthäus Marschal in Wien; Joh.
Stummvoll in Wien; Kulka, Wiener Möbelhalle in Wien.
Außerdem erhielten seitens des Centralcomite Ehrendiplome fürihre
Function als Preisrichter folgende Herren Eduard Hanausek, Professor
in Wien; Franz Lorenz, Drechslermeister in Wien; Alois Mayer in
Wien Firma L. Hartmann u. Eidam; Franz ppelt, Fachschulleiter
in Haida; M. Schilling in Wien.
Endlich sind von der Jury dieser Ausstellung im Hinblicke auf
frühere den betreffenden Firmen zu Theil gewordene gleichwerthige Prä-
miirungen auf dasselbe Fabricat an folgende österreichische Firmen Ehren-
diylome zuerkannt worden Arnold Trebitsch in Wien; Andreas Schö
dorfer in Wien; Valentin Reich ardt in Wien; Georg Walter in Wien.
Spttzenfabrioaüon in Galizien. Gegenwärtig sind im Museum Mustervon Spitzen,
eine Barbe und mehrere Zwischensatze, entre deux, von Frau Lukasiewi cz ausChorkowka
inGalizien ausgestellt. Se. Maj.der Kaiser geruhten dieselben entgegenzunehmen, dem Museum
zu überweisen und der Erzeugerin in huldvoller Anerkennung ihrer Bestrebungen für die
Entstehung und Hebung der häuslichen Spitzenindustrie in Chorkowka und Umgebung die
goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft zu verleihen. Frau Honorine Lukasiewicz,
die Gattin des verdienten galizischen Industriellen ignaz Lukasiewicz, halte im Jahre
1875 die Idee gefasst, Bauernkinder zur Fabrication von gcklbppelten Spitzen anzuhalten
undrerrichtete aus eigenen Mitteln eine Musterschule. Sie selbst und zwei ihrer
nächsten Angehörigen lernten zuerst die Technik von einer aus Posen berufenen behrerin,
und als deren Erfahrung für die feineren Arbeiten nicht genügte, verschaffte sich Frau
Lukasiewicz eine reichhaltige Collectinn von Point Yaiguille, Valencienntzs, Entre deux
und Hausspitzen, um schließlich, tüchtig herangebildet, die Leitung ihrer Schule selbst
übernehmen zu können. Heute werden nun in Chorkowka fast alle Gattungen Klßppel-
spitzen und eine neue Art von nHausspitzenu erzeugt, welche viel schöner und dauerhafter
ala die böhmischen nWirthschaftsspitzen-l, andererseits aber sich auch viel praktischer für
Leibwasche eignen als die Valenciennes. Der Curs dauert etwa ein Jahr, je nach den
Fähigkeiten der Kinder, und sind gegenwärtig n. Bauernmadchen in der Schule zur Aus-
bildung; auch wurden mehrere Mndchen aus besseren Kreisen unterrichtet, welche Spitzen
für ihren eigenen Gebrauch anfertigen. Außer Chorkowka werden zwar noch in Bobowa
und zwei anderen Orten des Wadowicer Bezirkes Klöppelspitzen erzeugt, allein nur in
gerin eren Qualitäten. Die Schule von Chorknwka liefert jedoch Spitzen erster Qualität;
dieseäien zeichnen sich durch Reinheit, Feinheit, Gleichartigkeit der. Fadenstellung,
x13
Präzision der Arbeit und geschmackvolle Dessins aus und sind überhaupt so eminent, als
Klöppelspitzen nur sein können. So ist Chorkowka eine wahre Musterschule von namhafter
Bedeutung für die junge Industrie Galiziens geworden; ein Beweis hiefür liegt in der
Thatsache. dass gegenwärtig an derselben die gesammten Spitzen für den Trousseau der
Comtesse Baworowska angefertigt werden und zwar sind 300 Meter diverser Gattungen
vollständig beendet, während weitere zoo Meter noch in Arbeit stehen. Wir können es
im Interesse Galiziens nur wünschen, dass die Spitzenindustrie dort Verbreitung linde
und die mit seltener Ausdauer durchgeführten Bestrebungen der Frau Lukasiewicz, dem
armen Gebirgsvolke ihrer Gegend eine höchst lucrative Industrie zu begründen, von
dauerndem Erfolge für die Zukunft begleitet seien.
Triumph der österreichischen Spitzenfabriostlon. Wir beeilen uns, die er-
freuliche Thatsache bckanntzugeben, dass auf der Weltausstellung zu Sydney die Spitzen
des Herrn Stramitzer mit dem ersten, jene des I-Ierrn Bollarth aus XVien mit dem
zweiten Preise ausgezeichnet wurden. Dieser Sieg kann uns mit um so größerer Befrie-
digung erfüllen, als überhaupt nur ein erster Preis ausgesetzt war und selbst den bel-
gischen Spitzen bloß der zweite Preis zuerkannt wurde. Wir beschränken uns vorderhand
auf diese einfache Mittheilung, und gedenken in Bälde die erwiesene Concurrenzfahigkeit
der üsterreichischen Spitzenlndnstrie mit den anerkannt besten Leistungen aller Länder
eingehender zu behandeln.
Faohsohale Hi Qainoalllorle in Gablonz. Die Erößhung dieser, dem k. k.
Unterrichtsrninisterium unterstehenden Schule fand am z. Mai statt. Zu der Eröffnung
waren der Herr Bezirkshauptmann, der Herr Bürgermeister, der Herr Bezirltscommisslir
von Gablonz so wie die beiden Directoren der Bürgerschulen erschienen, und richtete
der Herr Bezirkshauptmann eine Ansprache an die Schüler, sie zum Fleiße und zur Aus-
dauer ermunternd, worauf die Schullocalitaten besichtigt wurden. Die Anmeldungen der
Schüler waren derart zahlreich, dass Hlr die Abend- und Sonntagsschule die Aufnahme
sistirt werden musste. Eingetragen sind x37 Schüler, davon sind Tagesschüler; ferner
Fortbildungsschüler 63 für das Zeichnen, 25 für das Modelliren, von denen circa auch
die Abtheilung für das Ciseliren besuchen, endlich 40 Bürgerschüler, die an drei Tagen
der Woche Nachmittags im Zeichnen unterrichtet werden. Die Raume sind somit voll-
ständig besetzt, und ist dieses günsti Resultat ein erfreulicher Beweis der Sympathie,
welche die dortige Bevölkerung der achschule entgegenbringt.
Programm dar Landosansstellnng in Braun. Das Programm für die Aus-
stellung umfasst. wie die i-Brünner Zeitung- mittheilt, fol ende Punkte I. Im Sommer
x88 soll in Brünn eine rnllhrische Landesausstellung statt nden, um ein übersichtliches
Bild der Leistungsfähigkeit der Bewohner dieses industriereichen Landes in allen Gebieten
menschlicher Thitiglteit, insbesondere der gewerblichen und landwirthschaftlichen, zu
bieten und durch Belehrung wie Aufmunterung deren weitere Enwicklung zu fördern.
lI. Diese Ausstellung soll sechs Wochen dauern und in der Zeit von Anfang Mai bis
Ende Juli 188i im Augarten, vorbehaltlich der Genehmigung des hohen Landesausschusses,
abgehalten werden. lll. Die Ausstellungsgegenstande werden in drei große Abtheilungen
getheilt, welche zusammen a2 Gruppen umfassen; ferner sind in Aussicht genommen
t. Specialausstellungen, als solche der Schafwollenindustrie, Zuckerindustrie, Milzerei,
Molkerei etc., und z. temporäre Ausstellungen. wie von Blumen, Obst, Vieh etc. IV. Ein-
zelne Gruppen sollen ausschließllclt rnihrische Erzeugnisse umfassen, worüber besondere
Bestimmungen verlautbart werden. V. Die Abhaltung von Fachversammlungen wahrend
der Ausstellung wird angestrebt. Vl. Der Verkauf von Ausstellungsgegenstanden soll
möglichst erleichtert werden.
Glasmalerei-Anstalt in Wien. Die künstlerische Leitung dieses nunmehr seit
nahezu 4o Jahren bestehenden Etablissements wurde nach dem Tode seines Begründers
Karl Geyling von dessen Erben Herrn Rudolf Geyling, Historienmaler und Assistent
an der Kunst ewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums, und die Vertretung nach Außen
Herrn Alois ow übertragen.
A. Fantastisch-Ausstellung in Berlin. Gegenwärtig ist in der k. Nationalgalerie
in Berlin der künstlerische Nachlass A. Feuerbachä ausgestellt. Der illustrirte Ausstellungs-
ltatalog ist eingeleitet durch eine kurze Biographie A. Feuerbachs aus der Feder des Di-
recturs M. Jordan. Unter den Compositionen finden wir den ersten Entwurf zum Decken-
spiegel des Festsaales der Wiener Akademie und vier unvollendete Oelgemalde, welche
für den akademischen Festsaal bestimmt sind die Gaa schwebend über der Erde mit
einem geflügelten Genius, den gefesselten Prometbeus, beklagt von den Okeaniden, den
Uranos schwebend und die Venus Anadyomene in der Muschel, von Amoretten umgeben.
Außerdem sind 52 Studien zu den Wiener Decltenhildern ausgqtellt. Die Composition des
gefesselten Promctheus lernen wir durch eine Illustration des Kataloges kennen. Die Ge-
sammtzahl der ausgestellten Arbeiten betragt 206. Den Schlusspunkt der Ausstellung
x14
bildet der Entwurf und Studien zu dem Bilde adas Concert-i. Mit der Ausführung des
Bildes beschaliigte sich A. Feuerbach in der letzten Zeit seines Aufenthaltes in Venedig.
Am 4. Janner d. J. erlag der geistvolle und hochgebildete Künstler in Venedig einem
Herzschlage. Alle Freunde der deutschen Malerei beklagen es tief, dass es Feuerbach
nicht vergönnt war, die Deckenbilder für den Festsaal der Wiener Akademie zu vollenden.
Das große Mittelbild ist gegenwärtig in der akademischen Gemäldegalerie aufgestellt, so
weit es die Raume gestatten. Die Decke des Festsaales entbehrt ihres kostbaren Schmuckes
und harn einer günstigen Zeitströmung, in der es moglich sein wird, das Begonnene zu
vollenden.
Preisausschreiben Die Stadt Schwabiseh-Gmund ließ durch das dort bestehende
Gewerbemuseurn vor einiger Zeit ein Preisausschreiben zur Concurrenzbetheiligung an
Entwürfen und Zeichnungen, die in das Fach der Biiouteriebranche einschlagen, ergehen,
das von äußerst günstigem Erfolge begleitet war. Es liefen hiczu x06 Arbeiten ein, deren
Bcurtheilun vor Kurzem stattfand. Von den fünf ersten Preisen kommen zwei nach Wien,
je einer nac Graz, Pforzheim, Dresden; zweite Preise gelangen nach München, Pforz-
heim, Gmünd und Wien. Die Preisarbeiten, welche theilweise ein Anlehnen an die besten
und schönsten Muster der Renaissance zeigen, bleiben acht Tage lang zur blfentlichen
Besichtigung ausgestellt.
Preiszuerkennung für kunstgawerblloho Arbeiten in Preasaan. Der Bericht
der Beurtheilungscommission über die Preisbewerbung für kunstgewerbliche Arbeiten, ver-
anstaltet auf Antrag des Kunstgewerbe-Museurns zu Berlin und der permanenten Bau-
Ausstellung im Jahre 187g, wurde im Dnrck veröffentlicht. Berlin, Kerstner ßt Hohmann.
Wir haben keinen Anlass näher auf denselben einzugehen, und wollen eben nur diese
Veröffentlichung des Urtheiles von Fachmannern über die eingesendeten Obiecte als nach-
ahmenswerth constatiren. Dieselbe bringt eine Rechtfertigung der Preiszuerkennung und
gleichzeitig belehrende Winke für jene, deren Erzeugnisse keiner Anerkennung würdig
befunden wurden.
Das Finger-harsche Htllüllm in Prag ist eine Schöpfung so etgenthümlicher
Art, dass einige Mittheilungen darüber wohl interessiren dürften. l-lerr Vojta Naprstek
den Namen Fingerhut hat er langst abgelegt welchen die politischen Stürme nach Amerika
getrieben hatten, brachte, als ihm die Rüc kehr in die Heimat gestattet war, den Plan
mit zurück, das viele Neue das er drüben auf dem Gebiete der Technologie kennen ge-
lernt hatte, seinen Landsleuten zugänglich zu machen. Die Zähigkeit, mit welcher man in
Böhmen, wie in dem grössten Theil Europe's, in der Werkstatte, in der Küche, im ge-
sammten häuslichen und landwirthschaftlichen Betrieb an veralteten, schwerfalligen, zeit-
raubenden, kostspieligen Arbeitsmethoden festhalt, suchte er zu überwinden durch Vor-
weisung von Werkzeugen und Apparaten, bei welchen entweder die nettesten Fortschritte
der Mechanik, der Chemie und Physik etc. benutzt sind oder die Findigkeit der Natur-
vblker sich erhalten hat. Die vervollkommnetsten Hilfsmittel der amerikanischen Industrie
und die in ihrer Einfachheit so praktischen Werkzeuge der Indianer bildeten so den Grund-
stoclt einer technologischen Sammlung, welche Herr Naprstek in seiner Wohnung auf-
stellte und Jedermann zugänglich machte. ltn Laufe der Jahre und 'Jahrzehnte wuchs
dieselbe zu einem umfangreichen ethnographisch-technologischen Museum heran. Dem patrio-
tischen Eifer, mit welchem unermüdlich an der Vervollständigung der Sammlung gearbeitet
wurde, verbündete sich bald und naturgernass die Freude am Sammeln selbst, und ebenso
naturgernass wurden die ursprünglichen Grenzen weiter hinausgeschoben. Es fand sich
das Material zur Darstellung der Entwicklungsgeschichte der einzelnen Werkzeuge nicht
nur, sondern auch der einzelnen Stücke des Hausrathes etc.; der kunstgewerblichen Rich-
tung wurde Beachtung geschenkt und eine technologische Bibliothek angelegt, welche in
mehr als einer Hinsicht einzig in ihrer Art sein dürfte. Eine Specialitat bilden die voll-
Ständig vorhandenen Zeitschriften in tschechischer Sprache, welche sich irgendwie mit der
Technologie befassen, und deren Zahl namentlich in Amerika gross ist; von allgemeineren
Werth aber für jeden auf diesem Gebiet Arbeitenden ist die Abtheilung von Druck-
schriften, welche für gewohnlich verworfen werden und splter um keinen Preis mehr
aufzutreiben sind. Da finden sich die rTimesr mit den unschätzbaren Sachregistern und
andere Zeitschriften, da werden alte Conversationslexika, Kalender, Post- und Eisenbahn-
Curabücher von den frühesten Zeiten des Eisenbahnwesens an und hundert andere Tages-
erscheinungen aufbewahrt, welche mit der Zeit hohe Bedeutung für die Culturgeschichte
ewinnen. Herr Naprstek führt im Interesse der Sache die ausgebreitetste Correspondenz
ein Beispiel dafür die vor einiger Zeit in der nAugsb. Allg. Ztgs wiedergegebenen Mit-
theilungen von Rohlfs und Strecker er hat nach und nach sein ganzes Haus dem Museum
gewidmet und ist im Begrilf auf seinem Grund und Boden ein eigenes Gebaude ihr das-
selbe zu errichten, er lebt beinahe nur für die Sache. Die leidigen Verhältnisse in Prag
bringen es mit sich, dass auch dieses Unternehmen von beiden Seiten als Parteisache
angesehen wird, wahrend der Gründer es in dem altböhmischen mtraquistisehen- Sinne
behandelt, die Aufschriften in beiden Sprachen ausführen lasst und die Besucher nicht
um ihre Nationalität befragt. Und so wird man ihm wohl, wenn die Ursachen der ge-
genseitigen Gereiztheireimml geschwunden sind, auch allseitig Dank wissen für eine
Schöpfung, welche von echtem, tüchtigern Bürgersinn ein schönes Zeugniss gibt.
A. A. Ztg.
Vorgesohlohtllohe Flllldß. Bei Este im, Venetianischen atn Fuße der enga-
neischen Berge wurden kürzlich 82 Gräber aus der vorrßmisehen Zeit aufgedeckt, von
denen 44 augenscheinlich schon in der römischen Zeit geöffnet werden waren, während in
den übrigen der ganze lnhnlt an Tüpfereien und Bronzen unberührt war. Die Graburnen
geboren drei Perioden an; die einen sind schwarz gefarbt mit Linearzeiehnung, andere
sind abwechselnd mit rothen und schwarzen Streifen geziert. Einige Vasen'sind so
hübsch gearbeitet, dass sie noch heute als Muster dienen konnten. Eine Cassette von
Bronze ist mit Figuren von Menschen und Thieren geschmückt.
Pürgßmlün lmd Olympia. Nach telegraphischer Mittheilung aus Konstantinopel
hat die dortige gelehrte griechische Gesellschaft auf Anregung der griechischen Gesandten
in Berlin und Konstantinopel, der Herren Rhangabe und Konduriütis, beschlossen das im
Besitz jener Gesellschaft befindliche, zu den Pergaraenischen Sculpturen gehüri Fragment
der deutschen Regierung zum Geschenk zu machen. Der IK. Ztg.c zu olge werden
die Herren Geheimrath Curtius und Geheimrath Adler nach Griechenland abreisen, um
in Olympia die letzten-Arbeiten anzuordnen. Sie werden begleitet vom Landvermessungs-
rath Kaupert, welcher die Umgegend von Olympia aufnehmen wird. Der Kaiser hat in
großrnüthiger Weise 80.000 Mark aus den Dispositionsfonds bewilligt, so dass das Unter-
nehmen in würdiger Weise zu Ende geführt werden kann Aus Olympia wird gemeldet,
dass der Körper des praxitelischen Dionysos aufgefunden worden ist. Der Knabe, dessen
langes Haar durch eine schnurartige Binde zusammengehalten wird, ist in lebhaft vor-
geneigter Haltung dargestellt.
D8! Palast Heinrichs 168 Lüwen. Eine höchst interessante Entdeckung be-
schäftigt im Augenblick fast alle Kreise Braunschweigs. ln der sogenannten Burgcaseme,
welche vor einiger Zeit in den Besitz der Stadt Braunschweig übergegangen ist und
deren Abbruch eigentlich schon von den städtischen Behörden beschlossen war, hat man
auf der Ostseite die ursprüngliche Facadc cingemauert gefunden, welche jedenfalls noch
aus der Zeit Heinrichs des Löwen stammt. Ein dreitheiliges Fenster, durch zwei äußerst
zierliche Säulen mit romanischen Capilalen getheilt, ist bereits frei gelegt. Dasselbe ist
vorzüglich erhalten. Weitere Untersuchungen haben festgestellt, dass die ganze Fenster-
reihe, mehr oder weniger gut erhalten, noch in den Mauern steckt. Es steht außer Zweifel,
dass man die ganze Ost-Faeade des alten Palastes Heinrichs des Lüwen wird wieder her-
stellen können. Man wird dadurch ein Gebäude gewinnen, welches ein würdiges Gegen-
stück zu dem Goslarer Kaiserhause bildet. Bisher war, als sicher aus dem tz. Jahrhundert
herrührend, nur eine Arcadenreihe des Erdgeschosses bekannt. Man hat gegründete Hoff-
nung, dass nach einer neuen Entdeckung nun das alte Gebäude, würdig restaurirt, wird
erhalten werden.
Ausstellung in Nürnberg. Die Uebernahme des Proteetorats der nBa erischen
Landesindustrie-, Gewerbe- und Kunstausstellungu durch Se. Majestät den
König hat in Nürnberg roße Freude verursacht und der Dank des Landescomitfs an Se.
Majestät hat diesem Ge ühl Ausdruck verliehen. Die Gemeindebehürden haben denselben
in ihrer Sitzung airsgm rodien und sich dem Denke des Landescomitfs angeschlossen.
Doch nicht allein Nürn erg ist dem Monarchen zu Dank verpflichtet, sondern das ganze
Land, da die ltgl. Munilicenz durch die Spende von 25.000 Mk. nahezu 5oo Ausstellern
der Kleingewerbe die-Platzmiethe erspart. Die Vorarbeiten zur Ausstellung sind in vollem
Gang, und der Finanzausschuss des Localcomitfs verfügt heute schon über mehr als
450.000 Mark, welche in Nürnberg gezeichnet wurden. Auch von auswärts mehren sich
die Anmeldungen zu Beitragen, und sind erst die Localcomitäs im Lande constituirt, so
werden betrachtliche Summen zur Verfügung stehen. Sicherlich werden die von auswarst
erwarteten roo.ooo Mark ebenso überzeichnet, wie die für Nürnberg anfänglich ange-
nommenen 250.000 Mark. A. A. Z.
Fortsetzung des Verzeichnisses
der
im k. k. llestßrr. Museum
kauflichen Gypsabgüsse.
Nr.
791 Heknterelief von Aegina, Marmor, im Besitze des Fürsten Richard Metternich
792 Büste des Merkur von Thorwaldsen, nach dem Originalmodell im Ocsterr.
Museum
793 Romanisches Capitül, 47 Ctm. hoch, 37 Ctm. breit
794, Piedestll im Charakter der italien. Renaissance, 4.7 Ctm. h., 37Ctm. hr.
795 Freies Enden in Pyremidenform im Charakter der italienischen Renaissance,
78Ctm.hoch
796 Desgl. in Kegelform, 78 Ctm. hoch ..
797 Dorisches Capitäl, 47 Ctm. hoch, 37 Ctm. breit
798 Statue des Knaben mit dem Fische von Verrocchio, Paluzo della Signo
in Florenz .. ..
799 Schale, flaches Gefäß, griechisch, 14 Ctm. hoch, 33 Ctm. breit .. ..
800 Krater in Kelchfurrn, grimhisch, 4x Ctm. hoch, 43 Ctm. breit ..
80x Amphora, hauchiges Gefäß, griechisch, 60 Cun. hoch, 36 Ctm. breit ..
802 Tulpenfbrmiger Krater, griechisch, 50 Ctm. hoch, 43 Ctm. breit
803 Hydria, dreihenkliges Geflß, griechisch, 45 Ctm. hoch, 3a Ctm. breit
IP
'ln der Nicolafschen Verlagsbuchhandlung in Berlin ist erschienen
Kritische Geschichte der Aesthetik
von. Plato "bis auf die Gegenwart.
Von
Dr. M. Schasler.
1278 Seiten. Preis I0 Mark.
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