Mirmailunuen das k. k. üßstarrainh. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Ani 1. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abdnnemenispreis pei- Jahr H." 1435-
Reducreur Eduard Ohmellrz. Expedirionmon, C. Geroüfli Sohn.
Man lbonnirt im Museum, bei Geroldsöz Comp., durch die Posranstnlten, sovrievdurch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr, .35, "WIEN, 1. 18'271.
w-r
vi; Jährig.
Inhalt Die keramische Abtheiluug im Oesterr. Museum. Von J. Folnesi "Forts. Fayenoe. Vor-
trag von Dr. Fr. Linke. Form Erlüutcruder-Knmlog der permanenten Mitteilung du
eheun- teqhna Versuchsanstalt des I1. k. Oearerr. Museums. Verlecungeu im Museum
Literaturbericht. Kleinere Mittheilungen.
...s'- ü.
il .1 Hi."
.v- Die keramische Ahthailung. im Deltarr. Museum.
Fortsetzung I-r
2.'Franzbsinche,Arbeltßn der Renaissance-Zelt,
Von J. Foiuesics.
Kein Museum außerhalb der französischen Grenzen ist in der Lage,
ein Bildder künstlerischen Thätigkeit Frankreichs auf demGebiete der
Keramiklim- 16. Jahrhundert zu geben. Was vondenEx-"zeugnissen der
Fabrikexrvon Beauvais, Nevers, Savignes, La Chapelle des Pots,.Sad.irat,
Rouen, Nanres, Avignon und vieler anderer Orte aansiidieser Zeit übrig
geblieben ist, befindet sich im Musee de Cluny, Louvre," in Sevres,
in zahlreichen städtischen Sammlungen, sowie in den Händen vieler fran-
zösischer Amateurs. Indess bieten einige Publicadonen dieuMöglichkeit,
auch im -Auslande eine leidliche Kenntnis von diesen Erzeugnissen zu
gewinnen, und was speciell die berühmten Oiron-Payencen und Palissy-
Arbeiten betrifft, soß-geben nicht nur die umfassenden Publicationen von
Deiange davon ein vollkommen genügendes Bild, sondern es sind in diesen
Gattungen auch" recht gute Nachbildungeniaus unserer Zeit vorhanden
und in den Besitz des Museums gekommen. .t
Da wir in der französischen Kunstindustrie des 16. Jahrhunderts,
sowie in der hohen Kunst eine nationale und eine in den Händen ein-
gewanderter Italiener ruhende Production unterscheiden könnenfsov wird
es uns vor Allem darauf ankommen, diese beiden Gattungen "durch Bei-
spiele zu charakterisiren. Die nationale Arbeit in diesem-hlndustriezweige
hatte ihre blllhendsten Stätten in den oben erwähnten Orten, wo eine
Vlll. Bd. 1881.
meist schon aus dem Mittelalter herrührende Production in technischer
N11 künstlerischer Beziehung nur langsam in die neuen Bahnen einlenkte.
Einige Beispiele von Gefäßen und Geräthen, Bodenplatten und Dach-
verzierungen in Steingut, Terracotta und glasirtem Thon finden wir in
den Publicationen yon Jäemmin und Ris-Paquot. Aus Rouen haben wir
glasirte Thongefäße zwei Krüge und einen Topf von phantastischer
Form, dern Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts angehörig,
welche in der Art ihrer Decoration noch ganz in die frühere Epoche
fallen. Ans Beauvais stammen zwei Krüge und eine Flasche aus Stein-
gut" aus der Zeitllranz l., deren spärliche Relief-Ornamente bereits den
Charakter-der Renaissance an sich tragen. Aus Alvignon eine glasirte
Thonschüsseli austdern Anfange des 17. Jahrhunderts, auf das reichste
mit Renaissance-Ornamenten in Relief verziert, und aus der Normandie
ein Krug aus Verschiedenfarbig glasirtem Thon
Wie ausgebreitet die Fabrication von Wand- und Bodenverkleidungs-
platten in Frankreich war, zeigt uns das reich illustrirte Werk von Ameä,
aus welchem wir auch ersehen, dass diese Industrie in das frühe Mittel-
alter zurückreicl-It. Es würde zu weit führen, wollten wir uns auf dieses
Werk näher einlassen, es genügt der einfache Hinweis. Dagegen sind
einige dem 16. Jahrh. angehörige Fliesen eines Bodens aus dem Hause
Ango's zu Dleppeß zuierwlhnen, iin deren gmne Platte Ornamente aus
einer rnit Cobalt gefärbten Masse niellenartig eingepresst sind, und welche
nicht nur wiulrch ihre Schönheit, sondern auch durch ihre ganz eigen-
thtimliche Technik, die mit jener der berühmten Oiron-Fayencen im
engsterrlusammenhange steht, unser Interesse in Anspruch nehmen. Von
den huiihmten Bodenplatten endlich, des 1540 von Bullant erbauten
Schlosses zu Ecouen haben wlr bei Ris-Paquot" einige Beispiele. Diese
Fliesen rühren von Masseot -Abaquesne her, der in Rouen arbeitete, und
erinnern iin Zeichnung und Farbe lebhaft an die italienische Art, ohne
dabei-den französischen Charakter ganz zu verleugnen.
Andere in Frankreich und besonders in der Normandie sehr ver-
breitete Erzeugnisse der Thoniudustrie sind die ebenfalls schon im Mittel-
alter gebräuchlich gewesenen Giebelspitzen als Dachverzierung. Reprä-
sentanten dieser Gattung von ganz außergewöhnlichem Reichthum in
Form und Farbe finden wir bei Demmin Ris-Paquot und Delange w.
Den-imin Hist. de in Cäremique ll. Pl. 195 Fig. und PI. x96.
Dernmin a. a. O. P1. log Fig. 5.
Ebenda Pl. 79.
''Ebeud1 Pi. rr7.
Qualle Amä, bes Carrelages ernnilles du rnoyen äge erde la Renaissance. Paris, 1859.
Demmin o. a. O. Pl. 66.
Hist. genernle de la Fayeuce P1. 30 und 31.
n. u. O. PlIiß.
a. a. O. PI. 7x.
wymumgnßln de faeuvre de B. Pniixsy, Paris 1862. H. 99 und
Unter du aus Italien importirten Fayence-lndustrie nimmt als
vornehmste und älteste die von Nevers aus dem Ende des 16. Jahr-
hunderts den ersten Platz ein. Beispiele von Erzeugnissen dieser Fabrik
Enden wir bei Du Broc de Segange", R-is-Paquot und Demmin
Es sind Schüsseln, Flaschen, Vasen, Krüge, eine Fontaine und
eine Statuette. Siealle datiren aus der Zeit von x60 bis 1660, nach der
Familie, welche damals die Leitung der Fabrik in Händenhatte, rEpoche
der bnradea genannte Der Charakter dieser Majoliken in Bezug" auf
Form, Farbe und Decoration lässt sich aus den angeführten Abbildungen
recht gut erkennen. Was den ersten Punkt betrifft, so finden wir bei
Vasen, Flaschen und Krügen die Formen der Spätrenaissance, wobei der
speciell französische Typus deutlich zum Ausdruck kommt, während die
Decoration sich meist enger an die italienischemOriginale anschließt. Die
Eazben sind zum Theil brillanter als die der italienischen Majaliken, in
der Zeichnung stellen sie sich der rnittelguten Production Italiens zur
Seite. Aus einem zweiten im Jahre 1652 in Nevers vonPierre Custode
gegründeten Etablissement findet sich eine noch ganz im Geschmacke der
italienischen Renaissance gearbeitete Pilgerfiasche abgebildetibei Brogniart
Von jenen Muioliken, welche von den in Lyon, Amhoisennd in andere
Orte eingewanderten ltalienem angefertigt wurden, haben wir keineBei-
spiele aufzuweisen.
Aus dem beengten Rahmen, in welchen-wir durch die geringe An-
zahl rvdn Publicationen gezwlingt waren, hernustretend, haben wir nun
auf die Werke jenes berühmten Keramikers hinzuweisen, welche für den
Techtwlogen von hohem lnteresse und für den Kunstfreund von ganz
außergewöhnlichem Reiz, der französischen ayence-llndustrie des 1-6. Jahr-
hunderts einen 'Weltruf erwarben. Abgesehen von den einen Unterschie-
den, welche Tainturier, einen der vorzüglichsten Kenner der iWerke
Palissfs, zu deren Eintheilnng in fünf Classen veranlassen, können wir
zwei il-auptgattungen unterscheiden. Erstens jene, womit er? seinen Ruf
bßgnündethat, und in welcher ihm volle Originalität zukommt, die vru-'
stiques figulinesu, und dann eine spätere Gattung, in welcher ein allmä-
liges Hereinziehen der RenaissanceäFormen stattfindet, wddurch endlich die
vrustiques figulincsa ganz verdrängt werden. Zur erst "en "Gruppe gehören
alleljene Stücke, welche mit Fischen, Reptilien, Krebsen, PHanzen und
Muscheln aller Art in naturalistischer Weise verziert sind, und uns in
einer Reihe von Schüsseln, Becken, Krligen und Bechern entgegentreten.
In dieser Art besitzt das Museum eine sehr gelungene Nachbildung von
Pull in Paris, eine Schüssel, Schr. 25, Nr. 77 und eine andere etwas
La falence, les faienciers et les emailleurs de Nevers, Nevers 1863. P. III-VI;
XVlll u. XX.
a. a. O. Pl. 92-94, 96. 99.
s. a. O. P1. 95 u. 96 letztere die Wiederholung einer Abbildung bei Du Brocj.
Muse ceramique de Sevres Il. Paris 1845. Pl. 34 Fig. 7.
freiere Imitation dieses Genres in Nr. 76. Ferner sind hieher die Abbil-
dungen bei Delange 15, Demmin und Lievre zu rechnen.
Bezüglich der Werke aus der zweiten Gruppe hat die Scheidung
der dem Meister zuzuschreibenden Werke von jenen seiner Fortsetzer und
Nachahmer von jehen den Forschern die größten Schwierigkeiten be-
reitet. Wir wollen sie, gestützt auf die in Anm. 18 angegebenen neuesten
Untersuchungen vornehmen, und haben sonach mit großer Wahrschein-
lichkeit eine in der Sammlung befindliche Schüssel Schr. 25, Nr. dem
Atelier des Meisters selbst zuzuschreiben. Es ist die Wiederholung einer
im Louvre beiindlichen runden Schüssel, welche auf blauem Grunde in
der Mitte eine weiße Rosette und herum sechs Mascarons zeigt, während
der Rand mit srylisirten Blumen verziert ist. Moderne Nachbildungen in
diesem Genre sind "eine Schüssel Nr. 75 von durchbrochener Arbeit,
dießopie einer im Louvre befindlichen Gewürzschüssel Nr. 79, beide
von P1111, und eine dritte Schüssel von Deck in Paris Nr. 78. Von Min-
ton inStoke upon Trent haben wir die Copie einer Kanne mit einem
Becken, deremOriginal sich im Louvre befindet w. Sehr. 23, Nr. 81.
Aus derselben Fabrik sind ferner eine Schale mit Deckel von durch-
brochener Arbeit Nr. 82 und ein reich decorirter Fruchtkorb Schr. 34,
Nr.1 iqz im. Genre, des Palissy. Eine weitere Anzahl von Stücken lernen
wir durch die Abbildungen bei Delange kennen. So zwei prachtvolle
Bassins Pl. 12 und 13,..die Schüssel mit Calisto und dem Raube der
Proserpina P1. 17, die Kanne, zwei Becken und zwei Krüge nach Briot"
Pl. 18-20, 25, 26. nVenus und Adonisu Pl. 21, rdie Sündiluthv Pl. 23,
die durchbrocbenen Schüsseln Pl. 27-29, die Schüssel mit den Sirenen
Pl. 33, jene mit denGenien, Pl. 34, zwei marmorirte Schüsseln und ein
ebensolches Becken Pl. 35-37, eine Vase Pl. 38, die Schüsseln PI. 50
und 51, letztere nach einer Bronze des Benvenuto Cellini, eine Schüssel
mit Samson Pl.,6o und eine andere mit der Nymphe von Fontainebleau
nach einer Composition des Rosso Rossi Pl. 63, die Schüssel P1. 65,
ein Reliefbild nCaritasc Pl. 66, die Schüssel mit einem Kinderbacchanal,
a. a. O. P1. 1-7-11; 15 und 8a Fig. 2.
a. a. 0. Pl. 60.
Coll. Sauvngeot. ll. B. Pl. 116.
Benj. Fillon, L'art de tme chez les Poitevins. Nion 1864, wo auch die
Oiron-Fayeneen eingehende Behandlung linden. P. A. Cap, Oeuvres completes de Ber-
nprd Palissy, Paris 1814. L. Audiat, Bernard Pnlissy; etude sur sa vie et ses travaux,
Paris 1868. Sauzay et H. Belange, Monographie de Yoeuvre de B. Palissy suivierifun
choix de ses continuateurs ou imitnteurs, Paris 1861. A. Tainturier, Les terres
emnillees die B. Pälissy, Paris 1863. Anatole Prance, Oeuvres completes de Bernard
Fglißl-Plfis 1.530-
"''Ein zweites Exemplar belindet sich in der Sammlung des Barons Gustavvon
Rothschild.
Francois Briot war Goldschmied und Metallarbeiter, der urn 1550 in Paris lebte,
und'es ist unentschieden, ob nicht vielleicht er selbst die angeführten Stückeiverfenigt hat.
wie man annimmt nach Primaticcio P1. 68, "die rnitJ-lirten P1. 84 und
endlich nder Sommers P1. 86. Als zweifelhaft gelten dagegen "die
eherne Schlangen P1. 49, vdie Sybillea P1. 53, ndie Hoffnungu P1. 56,
eine andere vCaritasu Pl. '58, wdas Wassern P1. 59, vGalbaw- und
nVespasiani- P1. 61 und 62, nder Flussgottu P1. 70, ndas Feuer-ü und
drei vJahreszeitena Pl.71 und 72, nAktäona P1. 73, vKentaurenkampf-x
P1. 74, nReitergefechts P1. 75, w-Susanna im Baden P1. 77, wJupiter
und Calistoa P1. 78, dasselbe Sujet P1. 79, ndie Erschaffung der Eva
P1. 80 und "die Ehebrecherinn P1. 87.
Unter Heinrich IV. bestand in Avon nahe beim Schlosse Fontaine-
bleau ein keramisches Etablissement, aus welchem, unzweifelhaften Nach-
richten zufolge, jene emaillirten Statuetten hervorgegangen sind, wie
wdie Ammea und wder Orgelspielera, von welchen Reproductionen in
der Sammlung unseres Museums zu sehen Sehr. 25, Nr. 95 und 93
und jene Leuchter, Figuren und Lichtträger, die bei Delange P1. 88
bis 98 abgebildet sind. Aber nicht allein in Avon, sondern- auch in!
Paris und an anderen Orten wurde die Fayence- Fabrication in. deriArt
Palissy's bis gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts fortgesetzt. Als
Repräsentanten dieser Production dürften die bei Delange abgebildeten
sechs prächtigen Salzfässer und fünf Saucieren, letztere Irnit figürlichen
Darstellungen nach antiken Gemmen, anzusehen sein. v-Dielschöne Gärt-
ncrinn P1. 5a, wovon das Oesterr. Museum auch eine Nachbildung von
Pull besitzt Schr. 25, Nr. 74, wird zwar von Delange und Tainturier
dem Palissy" zugeschrieben, jedoch durch ein vollkommen übereinstim-
mendes Pendant dazu, welches in Silber getrieben ist und die Signatur
uA. Wiltz 159m trägt, sehr unsicher gemacht. iPalissfs Porträtu P1. 54
ist weder sein Porträt, noch, wie es scheint, seine Arbeit. Das letztere
gilt auch von dem in unglasirter Terracotta gearbeiteten"wFrauenporträtu
P1. 55. nDie Familie Heinrich lV.u P1. 76 nach einem Stich von Leonard
Gaultier kann schon deshalb nicht von Palissy sein, weil dieser 1590 starb,
der hier abgebildete Ludwig XIII. aber erst 1601 zur Welt kam. Aehnliche
chronologische Widersprüche verweisen-die Schüssel mit dem Wappen
P1. 83 auf eine spätere Zeit. Ebenso werden fast allgemein die Abbil-
dungen Pl. 69, 81, 82, 85 u. 88 den Nachfolgern Palissy's zugeschrieben.
Von nicht so hoher Bedeutung für die Entwicklung der Fayence-
industrie und von geringerem Einfluss auf die zeitgenössische Production,
aber in ihrer Art nicht minder reizvoll als die Palissyarbeiten sind die
Oiron-Fayencen, nach einem häufig auf denselben vorkommenden
Monogramm fälschlich auch Henri-deux-Waaren genannt. Vor nichrlanger
Zeit noch ganz unbeachtet, haben sie erst seit etwa 40 Jahren die Auf-
merksamkeit und das Studium der Keramiker und "Kunstforscher. auf
sich gelenkt. Ihre ganz eigenthümliche Decorationsweise, sowie ihre
milden, gebrochenen Farben geben ihnen ein scharf charakterisirtes Ge-
präge. Sie haben häufig plastische Ornamente und zeichnen sich durch
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Verzierungen aus, welche mittelst mit bräunlichen oder rlithächen Massen
bestrichenen Metallstetnpels eingepresst wurden, worüber eine gelbliche
Bleiglssur kam. Es ist nun sichergestellt, dass diese Erzeugnisse das
Ergebnis der Dilettantenlaune einer vornehmen und kunstsinnigen Frau
am I-Iofe Ludwig XII. sind. Helene de Hangest-Genlis, nach dem Tode
ihres Gemahls mit der Erziehung des nachmaligen Heinrich II. betraut,
lebte von 1524 bis 1537 auf ihrem Schlosse Oiron und verfertigte mit
Hilfe eines Töpfers, Frangois Cherpentier, und ihres Bihliothekars, Jehan
Bernart, jene höchst kunstvoll gearbeiteten Objecte. Unter den noch vor-
handenen Oiron-Fayencen kann man drei Gattungen unterscheiden. Erstens
jene, welche sich durch einfache Formen und eine den Bucheinbänden
jener Zeit entnommene Ornamentik auszeichnet, die in verschiedenen
braunen Tönen bis zum Schwarz auf gelbem Grunde ausgeführt ist. Hier-
her gehören die bei Belange" Pl. 1-11 abgebildeten Objecte.
Die zweite Periode charakterisiren entschieden architektonische
Formen der Gefäße und eine tiberreiche plastische Ornamentik, während
die Flachdecoration im Wesentlichen die frühere Art beibehält. Sie um-
fasst jenen Zeitraum; in welchem Helenens Sohn Claude seinen Einfluss
auf die Fabrication geltend machte, und reicht bis um die Mitte des 16.
Jahrhunderts. Unsere Sammlung besitzt Imitationen in dieser Art, wie
eine Kanne Sehr. 23, Nr. 88, zwei Salzfässer Nr. 78 und 94. aus der
Fabrik von Minton in. Stoke upon Trent, ferner einen Blumenständer als
Tafelaufsatz Sehr. 25, Nr. rz eine Nachbildung in Porzellan aus der
kgl. Fabrik in Gustavsberg bei Stockholm nach einem. Originale im Be-
sitze des Bnr. A. Rothschild in London. Endlich einen Leuchter Sehr. 25,
Nr. und eine kleinbVase Nr. in der Art der Oiron-Fayencen "von
J. Devdrs in Paris. Ergänzend treten für diese Periode die Abbildungen
bei Belange" hinzu.
"Während dritten Periode, von .562, als Claude Oirorl
verliess, Isis zur Zerstörung dieses Schlosses durch die Protestanten W68,
ist die Fabriearioii im allrdäligen Sinken begriffen, ihr schreibt Belange
die von Pl. 37456 abgebildeten Gegenstände zu".
Fortsetzung folgt.
Reinen de wenn aus a. Henrl rr. van. 1261.
a. o. v1. nßäeh
Wu" wir an weimäz Abbildungen van Oimu-Fhydnvien in' iExamples of'ar't
worlmnnahip. Heuri lLwvu-ew London 1868, oder bei Liöue coll. cäläbre, Lubnne um
industr. 84 Wming Exanzples of potxcry, etc. etc. finden, sind Wiederholungen der
bei Delnnge gesammelten Werke. Vergl. ferner Die. Fayencen von Oiron. Vonräg ge-
halten iui k. k. Ociteii. Musäülri für Kunst und Ihdüslrie von Bruno Buchzr in den
I-Mihheilüngcn des Müseuiusä 1378.
Vortrag. von Dr. Friedr. Linke gehalten. im k... l. Oestern Mlißeum- am Deebr-J 1880.,
Fortsetzung
Auf dem classischeii Boden Griechenlands, so fruchtbar? für alle
Künste, gelangte auch die bescheidene Töpfcrkumt schon in ältcsger Zeü
,zu höherer Bedeutung, zu liünstlerischerAusbildung. Theils erheischtt- die
frühzeitig entwickelte Cultur der Griechen Gefäße füirf den Gebrauch,
besonders aber und das ist maßgebend sicherte. die religiösniy-mboe
Bedeutung, die die. Gefäße erlangten, der Keramik ein. gedeihliches
Aufblühen. Bei dem hoch entwickelten Cultus der Griechen wurde bald
alle Sorgfalt und Kunst auf die Verfertigung von Thongefäßen verwendet.
Die Töpferei wurde eine freie Kunst und lieferte auch wunderbare Producte.
Unzählbar ist die Menge der Vasen, Schalen, Urnen, Arnphoren und
anderen Gefäße, welche dem Todtencultus gedient hatten und heute, den
alten Gräbern entnommen unsere Museen schmücken. Gefäße waren. den
Siegern in den öffentlichen Kämpfen als Preise verliehen worden, irdene
Gefäße waren für die Libation beim Opferdienst vorgeschrieben.
Unter den Töpfern Griechenlands gab es berühmte Künstler, die hoch
in Ehren gehalten wurden und deren Namen bis auf uns gekommen sind.
in Athen entstand eine eigene Töpfervorstadt Keramikös.
Die griechischen Gefäße zeichnen sich durch die schöne Orange-
oder Rothfarbe ihres Thonmateriales aus. Sie sind nur sehr schwach ge-
brannt, daher äußerst porös und für Flüssigkeiten durchlässig als
Gebrauchsgcfäße also höchst mangelhaft, und wenn auch große, tonnen-
artige Thongefäße, als das einzige, was man zur Verfügung hatte, im
Boden der Keller eingegraben zum Aufbewahren von Oel und Wein ver-
wendet wurden, so mag das immer eine missliche Sache und das. Zustande-
kommen eines ordentlichen Weinkellers nach heutigem Begriffe wohl ein
Ding der Unmöglichkeit gewesen sein. Die berühmte Katze hatte da
noch keine Rolle. Bereifte Hoiztonnen kannte man nicht und auch das
berühmte Fass des Diogenes war nur ein alter zerborsterler Tliontopf, wie
aus Abbildungen auf alten Münzen ersichtlich ist.
Wohl hatte die griechische Töpferkunst auch bereits das Mittel ihre
porösen Thongefäße durch einen firnißartigen Ueberztig dicht zu machen,
doch ist dies zum Unterschiede von den glasartigen glänzenden Uebera
fangen, die unsere heutigen Tltorrgefäße zeigen den Glasuren an
den alten Gefäßen ein äußerst dünner schwarzer bis schwa-rzbraürier
Ueberzug von mattem Lüster, höchst charakteristisch. Dieser unter dient
aber an deri griechischen Poterien nicht als Glasur, sondern lediglich als
Decorationsrnittel; die Zeichnungen sind mit demselben ausgeführt oder
aber in dem schwarzen Grunde dusgespum
Von den Griechen gelangte spärter" die Töpferkunst mkzh intim. Die
Römer, arm an künstlerischer Schöpfungskrafr", betrieben sie in der über-
kommenen Weise, bis mit dem Verfall des Reiches, in den Stürmen der
Völkerwanderung, in denen dieigelbdtdrhte classische Kunst und Kunst-
fertigkeit ihr Grab fand, auch die blühenden Töpferwerkstätten allenthalben
weggefegt wurden.
Im Publicum werden häufig all die griechischen und italischen Ge-
fäße, mit schwarzer Zeichnung auf dem röthlichen Thongrunde oder um-
gekehrt unter dern Namen netrurische Vasenu zusammengeworfen. Der
Mangel einer Glasur auf dem porösen Thone reiht sie in der heutigen
technologischen Nomenclatur unter die nTerracottargefäße.
Zu neuem Leben erwachte die Töpferkunst erst sehr spät wieder,
der belebende Hauch kam von weit her.
Uralt war im Oriente die Kunst Thongegenstände mit eineinglas-
artigen, opak weißen oder farbigen Ueberzuge zu versehen, zu emailllrenl
Die altassyrischen und babylonischen Baureste weisen farbig "emaillirte
Ziegel und eigenthümliche glasirte Thonnägel auf. Diese Kunst des
Emaillirens pllanzte sich im Oriente stetig fort, gelangte mit" den Mauren
im 8. Jahrhundert nach Spanien und erfuhr da nach der Eroberung des
Landes mit der Entwickelung der mauro-hispanischen'Cultur wohl auch
ihre bedeutende Ausbildung. Die auf uns gekommenen Producte jener
Zeit, prächtig ernaillirte Thonfliessen, Azulejös genannt, mit denen die
Mauren ihre Moscheen bekleideten, die prächtige über Meter hohe
Alharnbravase, welche unter demPHaster der Alhambra, jenes imposan-
ten maurischen Königsschlosses aus dem x3. Jahrhundert, angeblich mit
Gold geflillt gefunden wurde, die schönen Flachgefäße, wie sie unsere
Museen bewahren, legen Zeugniss ab für die alte maurische Töpferkunst.
Eigenthtimlich ist diesen hispano-maurischen Erzeugnissen wir
werden sie Fayencen nennen müssen ein Decorationsmittel, das sehr
viel verwendet erscheint jener schöne kupferfarbige Luster mit eminentem
Metallglanz, wie ihn heute nur wenige Töpfer zu erzeugen vermögen.
Von den Mauren kam die Kunst nach Italien. lm-g. Jahrhundert,
hatten die Sarazenen Sicilieu erobert und in Apulietrfesten Fuß gefasst.
Ihre Moscheen dort strotzten von emaillirten Fliesen. Die Insel Majorka
war der Sitz einer blühenden Töpferindustrie. Als die Insel u6o,von den
Ijisapern erobert wurde, kamen Massen der dortigen Producte nach Italien
uudwurderi,.a1lgeu1ein bewundert. Als dann auch Spanien wieder in
christliche ljlergrschaft gekommen war, wurden niaurische Töpfer nach
ljraliengezogen; vonanderer Seite brachtenbyzantinische Griechen die
dort noch erhaltenen Reste der alten Töpferkunst wieder herüber und;
so, konnte in Italien die Töpferei wieder aufblüherr, zugleich aber, auch
einen ganz neuen ßharakter gewinnen.
Neue Elemente waren hinzugetreten, die Emailglnsur und Farbe
Man lernte unter einer weißen Deckschichte, die im fFeuer glatv aus-
schmolz, den missfärbigen röthlichen Thonscherben verdecken, man bekam
WCißGylüC-lllß Geschirrehdiezobendrein farbigen Decor erhalten konnten.
iMarunanhte diese Thongefäße Majolika, vbn' derilnsel Majorka,
dem- Ausgangspunkte derselben. Koketterie der Sprache wie Fabio
Ferrari sagt, verdrehte den Namen der Insel Majorka in Majolca oder
Majolika, widdenn auch ältere idscanische Schriftsteller, so Dante, den
Namen 'der Insel noch mit schreibenf
Der Anknüpfungspunkte der italienischen Maiolikar an die alte mau-
rische Kixnst gibt es viele,-ohne dass man in dem historischen und tech-
nischen Dunkel einen directen genauen Zusammenhang herstellen-könnte.
Man-schreibt bekanntlich dem igroBen-Plastiker Luca della TRÄöbbia
zu, die selbstständige Erfindung oder Entdeckung des weißen Emails-
die maurischenMuster vor Augien urndas Jahr 7480 gemacht zuhaben.
Derselbe brachte es" baldzu' höher Vollkommenheit," lernte seinem Email
Farbe geben Wind "schufsich in Kurzem durchseine epochemachenden
Leistungen einen Weltruf.
Es waren meist Werke höheren Styls, auf die er seine Erfindung
aniwendete, großer Basreliefs mit religiösenMotiven, denen er mitiseinen
Emaillen Farbe, Glanz und Dauer verlieh.
FEs ist nicht meine Aufgabe, den Kunstwerth der Luca della Robbia-
sehen Werke zu beurtheiien; ich muss mich durchaus bescheiden, die
reine Technik einer Betrachtung zu unterziehen.
"Nachdem nun heute mit? dem Namen Luca 'della Robbia und dessen
Manier so viel herurngeworfen wird und oft in ganz unglaublicher Weise
selbst von Leuten, die es nicht nöthig hätten, keramischen Producten die
Charakieristiit wRobbia-Techniku angeheftetwird, die mit den Luca- della
Robbizfschen Werken auch nicht ein Moment gemein haben, so wollen
wir uns dieselben doch näher besehen.
Seine Reliefssind in nur Iwenigen einfachen Farben ausgeführt die
Figuren mit einfach weißen-i Email bedeckt auf die Zusammensetzung
und Natur desselben werde ich gleich zürückkonimen einenÜEmail,
wie alle Zirmernaille v6n nicht sehr hohem, aber 3DgCßEhiI1Cm,iWClChCm
Glanze; idas Uebtige aniseinen Werkenßfiewänder, Grundfund die Frucht-
kränze als Umrahmung in ABIau, "Gelb; Grün und Violett, 7Farben, wie sie
mit den einfachsten Minen; durch" 2058m, von Kobalt, Antimon, Kupfer-
und Manganbxyden zuni ivveiiiien Email herstellbar waren, slimmtliclie
Farben Opak," iieekeiiuyßiiaiier äueh ohne die Leuchuiiiri, wie wir siean
unserer modernen Fayence gewöhnt sindr
Es ist zweierlei," an "eineinWerke am" Kunstwerth oder den kunst-
historischeniWerth schätzen"untl' die Technik vom modernenluStandpunkte
aus beurtheileni
"irgend Kdnstwerkfdas vlir heute wohl besser machen können,
konnte seinei-zeirvdn enothemiiehenden Bedeutung sein. Wir müssen uns
in dei-ixiiiisegestiiieiitis iiir jene Zeit ziiruekveiserzen und dürfen den?"
Werke unsere Bewimnderungi nicht schmälern ja können oder müssen
da häufig," wenn wir denivergvleichsmaßstab jener Zeit ahlegen, betrachten?
wie sichdn das Künstlergenie Bahn gebrochen und in raschem Fluge
über seine Zeitgenossen emporgeschwungen hat, ganz gerechtfertigt in
Begeisterung gerethen.
Wenn wir solche Begeisterung über die Luczfschen Werke finden,
und darin auch seine Technik einbezogen sehen, dann ist diese Begeiste-
rung so, kunsthistoriscb, aufzufassen, die Robbia'sche Technik zählt nicht
zu jenen, die wir heute nicht mehr in der Macht hätten, sie ist überholt.
Nach Luctfs Tode, 148i, ging seine Kunst an seinen Neffen Andreas
della Rebbla, dann an dessen vier Söhne über, die sich jedoch nicht zu
den Leistungen Luca's emporzuschwingen vermochten. Mit ihnen erlosch
der Kunstsinn der Familie, aber nicht die Kunst der Majolika. Unter dem
Schutze und mit Unterstützung kunstsinniger Fürsten entwickelte sich
dieselbe an vielen Stätten weiter und erreichte sogar lange nach Luca,
in dem Zeitraume von 1540-1560, erst ihren Höhepunkt. Nicht im
Lucdschen Style.
Mm lernte farbige Zeichnungen auf weißem Grunde machen, fand
Farben, mit denen sich malen ließ, und nun waren es Gefäße, denen
sich diese Kunst- zuwnndte, die ausgeschrnückt und verziert wurden, ja
der Stempel der Kunst, gegeben durch die ganze Genesis dieser Indu-
strie, prägte sich so deutlich aus, dass endlich selbst das Gefäß unter-
geordnet erscheint, die Malerei die Hauptsache ausmacht, die nun
in reicher Entfaltung die ganze Fläche der Schüsseln, Teller und Vasen
umspimit.
Der Thon dient bloß als Unterlage für Gemälde. Die Majolika
war eine echte und rechte Blüthe der italienischen Höfe. Als die Gunst
der Großen aufhörte, war auch ihr Glanz dahin, sie erlosch und machte
AnderetrrPlatz. Pesaro, Urbino, Castel Durante, Faänza waren die be-
rühmtesten Stätten der Maiolikakunst. Als die Maiolika später von Faänza
durch Catharina von Medici, eine Tochter des Herzogs von Urbino, nach
Frankreich verpflanzt wurde, erhielt sie dort den Namen Fayence. Wir
bezeichnen die Majolika heute auch mit dem Namen ordinäre Fayence,
zum Unterschiede von der echten, feinen Fayence, und in der That
ist sie technisch genommen, vom heutigen Standpunkte, ein ganz schlechtes
Product. Der missfärbige Scherben aus so leichtschmelzigern, kalkhältigem
Mergelthon, dass derselbe nur schwach gebrannt werden kann, ist daher
mürbe, gebrechlich, höchst porös.
Diese bösen Eigenschaften erscheinen gedeckt durch ein dickes
weißes Email, welches rahrnartig das Gefäß urnßießt, keine schufen Con-
touren oder feineren plastischen Verzierungen gestattet, nicht sehr hart
und leicht zu verletzen ist, wo dann der missfärbige Thonkörper doppelt
hässlich zum Vorschein kommt. Heute können wir kritisiren, weil wir
Besseres haben, damals war aber das einzigeweiße Maiolikageschirr
ein sehr begehrtes Product, und machte vollends die Kunst, die daraus
Schaustücke und Luxusgeräthe schuf, die Majolika so weltberühmt.
Man ist über die damalige Technik der Majolika ziemlich orientirt,
sie stimmt, abgesehenivonden ersten Productengder sogenannten Mezzaß
Majolika, im Wesenlmit dem Verfahren überein, das noch heute bei der
ordinären Fayence, dem Weißgeschirr, befolgt wird.
Das Enzail ist ein bleihältiges Glas, welches durch Zusatz von Zinn-
oxyd undurchsichtig, weiß und zugleich zähüüssig gemacht ist; es bleibt
in dicken Lagen stehen, ohne im Feuer abzufließen. So war das Luca
della Robbia'sche Email, so die späteren Majoliken.
Die gebrannten Geschirre wurden mit dem Email überzogen und
nun direct auf diese noch ungeschmolzene Emailschichte die Malerei mit
den Farboxyden aufgetragen, für den Künstler eine höchst penible
Arbeit auf dem losen, kräftig saugenden Emailpulver, ohne leichte Mög-
lickeit einer Correctur, ohne sein Werk selbst sicher beurtheilen zu können
denn ein zweiter Brand schmolz nun erst das Email nieder und in dem-
selben die Malerei, die auch jetzt erst in der eigenen Farbe und Kraft
hervortrat. Manches Stück misslingt bis heute noch in dieser Art, wie sie
beispielsweise Slowak in Znaim, sowie die Fabrik von Klammerth ebenda
ausführen.
Bei der einfachen Einrichtung der Brennöfen und der ganzen Art
des Brenhens der Majolika, wobei eine Controle schwer möglich, ist der
ganze Inhalt des Ofens der Macht des Feuers sozusagen auf Gnade oder
Ungnade unterworfen. Rauch und Ruß machen das Email erblinden,
schwarzen; zu wenig Feuer lässt die Malerei trocken, unverschmolzen,
rauh, aber auch farblos erscheinen; zu viel Feuer verzehrt die Farben,
die Malerei ist wie weggeblasen, total verblasst. Aber wenn das Richtige
getroffen ist, wenn die Glasur den gehörigen Glanz erlangt, die Wechsel-
wirkung zwischen Glasur und Malerei das richtige Maß erreicht hat, wenn
die Malerei in das Email eingesunken, mit demselben gehörig verschmolzen,
die färbende Kraft der Oxyde richtig hervorgetreten ist, dann hat das
Gemälde auch einen wahrhaft schönen Effect, eine Weichheit und dabei
doch Farbenkraft, die man anders schwer erreichen kann.
Charakteristisch für die Ialte Maiolika sind die wenigen Farben, mit
denen dieGemälde ausgeführt sind Kobaltblau, Kupfergrün, Neapel-
gelb, das durch Eisenocker ins Orange getrieben wurde, jenes kräftige
Orange, das auf den Majoliken oft in solcher Fülle angewendet ist, dass
es selbst Manchen Antipathie erregt; dazu ein eigenthümliches Mangan-
violett Viulettpurpur, durch Eisenoxyde in Schwarz und Braun ge-
trieben, nebstdem Ocker und die Palette ist wohl erschöpft.
Zu bewundern ist, wie die alten Künstler die wenigen Farbmittel,
die ihnen zu Gebote waren auszunützen verstanden, welche EEecte sie
dantit zu erzielen wussten. FQl-sgunng folgt
agz
Erläutsrmler Katalog der permanenten Ausstellung der chent-leehnischen
Versuchsanstalt des k. k. Oestorr. Museums.
I. Abtlieilung.
An der Versuchsanstalt erfundene und ausgearbeitete
Deeorationsteehniken für Thon und Glas.
Nr. 1. Majolikafarben in Tuben.
Eine Collection von Farben und damit hergestellten ayencegetnälden.
Die seit dem Jahre 1875 an der Anstalt clurchgearbeitete Technik
ermöglicht die Herstellung wahrer Fayencegemälde und emancipirt
den Künstler von der Manier des Porzellanmalens.
Die Palette enthält alle dem Maler unentbehrlichen Farben, die sich
im Brande nur äußerst gering im Tone ändern. Die Farben gestatten
sowohl eine aquarellartige Behandlung ähnlich wie die Porzellanfarben
als auch die kräftige, pastose Manier des Oelrnalens, für die sie eigent-
lich gescheiten sind. Charakteristisch ist das Weiß zum Mischen,
welches bekanntlich der Porzellanfarben-Palette fehlt und welches hier
die Maltechnik der Oelrnalerei gleichartig macht. Auf bleiiger Fayence-
glasur oder dem eigens hiefür hergestellten weißen Ernailgruncle ange-
wendet, zeigen die Farben den Emailcharakter und gleichartigen Glanz,
der dieFayence vor dem Porzellangemälde auszeichnet.
Nr. 2. Frittfarben.
Eine Collection der Farben in Oel eingerieben und i-n Tuben gefüllt.
Eine Probeplatte, die dieselben aufgebrannt und zugleich die einzelnen
Stadien der Application zeigt und ein Gemälde in Frittfarben ausgeführt.
Die Technik ist 1879 und 1880 an der Anstalt ausgearbeitet und
soll die Manier der französischen Barbotine-Fayencen unseren Fayence-
malern ermöglichen pastose Malerei unter einer leichtschmelzigen im
Mutfelfeuer aufzubrennenden bleiigen Glasur.
Die Farben sind vollkommen deckend, werden auf unglasirtem am
besten mit einem eigenen Frittgrunde belegten Thone angewendet, backen
fritten beim Brennen an die Unterlage fest, ohne in Schmelz zu
gera then. Dadurch sind alle mit Farbveränderung begleiteten chemischen
Reactionen zwischen den einzelnen Farbkörpern beim Brennprocesse hintan-
gehalten, die Farben absolut mischbar. Eine Glasurdecke ertheilt dann
dem Bildeerst den glpsigen Glanz.
Nr. repräsentirt das Päte-Email.
Diese zur Anwendung auf unglasirtem Thone oder bleiiger Fayence-
glasur und zwar zur Decoration nach Art des Ernail cloisonne auf Metall
bestimmten Emaile sind im Jahre 1875 an der Anstalt erfunden, seither
der Industrie überliefert worden und werden von der Firma L. Schlitz
in Cilli fabriksmäßig erzeugt.
E99
Nr. 4. Eine weitere Collection färbiger Emaile, 187g und "1880 aus-
gearbeitet und nun unter dem Namen Relief- oder Majolika-
Emaile von der Fabrik ÄP. J. Ullrich, Wien, für den Vertrieb
erzeugt.
Diese beiden Serien. von Emaileniführen der österreichischen Fayence
eine Decorationsmethode zu, wie sie im Auslande, namentlich in der fran-
zösischen Keramik, viel geübt ist.
Die Zeichnung das Ornament erscheint in schwarzen Contouren
mit einem eigenen mattbleibenden Schwarz ausgeführt, welches das lnein-
anderfließen der Farben im Brande erschweren soll und nachträglich mit
Gold überlegt werden kann. Die durch die Contour abgegrenzten Flächen
und Felder sind mit den färbigen pastosen Emailen gefüllt.
Die Emailen eignen .sich auch zu Glasuren, wie die ausgestellten
Beispiele zeigen.
Nr. 5. Resultate von Versuchen über Lüsterfarben.
Die Versuche sind im Jahre 1876 bei Gelegenheit der Münchner
Kunstgewerbe-Ausstellung im Vereine mit anderen gleichgerichteten Be-
strebungen der Anstalt durchgeführt worden, als die österreichische
Fayence-Industrie, vertreten durch L. Schütz in Cilli, zum ersten Male
in. größerem Maßstabe mit Kunstfayencen vor's Publicum trat-
Nr. 6. Anwendungl des Glanzgoldes zur Herstellung dessinirter
Goldgründe für Fayencegemälde glänzendes Ornament auf
mattem Grunde.
Das Ornament wird mit Decklack auf dieGlasur gemalt, diese dann
mit Flnßsäure geätzt. Wird dann der Lacküberzug abgelöst und das
Ganze mit Glanzgoldlösung überlegt, so erscheint nach dem- Brande die
Vergoldung auf dem mattgeätzten Grunde gleichfalls matt, im Ornamente
glänzend.
Nr. charakterisirt eine Decoratinnsmethnde, welcher der-Name Rustic-
Technik gegeben wurde Für die Decoration der gewöhnlichen
Thonwaare aus mergeligem Thone bestimmt, mit einfachen Mitteln
und einfachem Verfahren.
Die aus den färbenden Oxyden mit wenig Flussmittel bestehenden
Farben werden mit Wasser und etwas Gummi aufgetragen, das Ganze
sodann glasirt und Alles in einem Feuer gar gebrannt.
Nr. 8'. Färbige Glasuren und Emaile für Thonöfen.
Es sind die Resultate der Bestrebungen der Anstalt, der österreichi-
'schen Ofenindustrie die Herstellung künstlerisch ausgesclimückter'poly-
chromer Thonöfen zu ermöglichen, unter Beibehaltung-ihrer Fabri-
cationsmethode und namentlich der Brennapparate. 'Die'Glas'uren und!
Emaile sind für freies Hafnerfeuer ausgearbeitet, idie Brennmethode,
wie sie in unserer Ofenindustrie eingebürgert ist.
Im Zusammenhange damit und gelegentlich der vielfachen Anwen-
dung dieser Ofenemaile durchgeführt, stehen die Versuche unter
Nr. 9. Golddecor auf Hafnerglasun,
Verschiedene Methoden der Vergoldung sowie Mit
dem Gaslöthrohr aufgebrannt also an fertig zusammengestellten Oefen
zu" appliciren.
Nr. 10. Päte-Emaile für Glasdecoration.
Eine Collecrion der Farben und damit decorirteGlasgegenstände.
Die Emaile, 1876 an der Anstalt ausgearbeitet! haben der östere
reichischen Glasindustrie ein neues Decorationsmittel gebracht;
Schon 1878 von den ersten heimischen Glasfirmen in großem Maß-
stabe verwendet, ermöglichten es dieselben auf der Pariser Weltausstellung
1878 den gepriesenen einzigen Fabricaten von Brocard in Paris sieg-
reiche Concurrenz zu bieten. Dieselben werden seither von der chemischen
Fabrik von P. Weißkopf, Morchenstern in Böhmen, lderwGlasindustrie
geliefert.
An Nr. IQA. sind diese färbigen Emaile zu jener Art Glasmalerei
verwendet, wie sie auf den grünen, mit Wappen, Figuren undllnschriften
verzierten Pnmkgeiäßen und Humpen so häufig zu sehen ist der Malerei
auf Emailgrund.
Statt des bisher verwendeten leinförmigr-kreidig-weißen Exnail-Unter-
grundes kann nun durch die stellenweise Unterlage dieser färbigen Emaile,
welche Misgzhtöne gestatten, der ,schließliche Farbeffect vorgearbeitet
werden. DieUebermalung beschränkt sich mehr auf eine Schattirung
und das Ganze erscheint,.im kräftigen Eßecte des Farben-teils.
Anhang.
Nr. 11. Versuche und Studien über Pnrzellanfarben von
J. "Oberleithner, Elevei der Anstalt.
Nach Analysen im Handel erscheinender bewährter Farben, sowie
nach Aufzeichnungen der Altwiener Fabrik.
Nr. 12. Resultate der vonHerrn A. "Kocourek irnAuftrage Sr. Durch-
laucht Johann Adolf Fürsten zu Schwarzenberg an der Versuchs-
anstalt ausgeführten Arbeiten zur Verwerthung von! Rohproducten
der fürstlichen "Güter
Ockerfarben, natürliche und künstliche Patentanmeldung d. d.
17. Februar 1880.
Graphittiege1, nach praktischer Erprobung den deutschen und eng-,
lischen Producten gleichwesthig gefunden,
Färbige Ernaile und Glasuren für freies Hafnerfeuer zur Anwendung
untersuchten T501" M09 1469 511353195951 Besitzungen zur Ofenindustrie.
II. Abüioilung.
Metalltaohniken.
Nr. 1. Beispiele von Schmelzpatinirung und Decorirung auf
Gusseisen und Eisenblech.
Eingerichtet im Atelier für Metalldecoration von "H. Heim zur Pati-
nirung und Decorirung der Dr. Meidingei-"sclmn Patent-Fülköfen.
Nr. 2. Beispiele von Schmelzpatinirung und Decorirung auf Bronze,
Messing und galvanischen! Kupfer.
In theilweiser Verwendung bei den Herren A. l-Ianusch, C. Lux,
Pollak 8c Joppich und Ciseleur Nowak.
Nr. 3. Beispiele von Erzeugung von Purrpuvrino auf Bronze und gal-
vanischem Kupfer.
Nr. 4. Neue Emailtechnik auf Eisenblech.
Zur fabriksmäßigen Verwerthung in Aussicht genommen von Herrn
J. W. Haardt oder H. Heim.
Sämrntliche Metalltechniken erfunden von F. Kosch.
Vorlesungen In lauen.
Am 9. December v. J. hielt Custos Dr. Wickhoff einen Vortrag über Fra Barto-
lommeo della Porta. Es war nicht nur ein Künstler der gldnzendsten Zeit der Renaissance
zu schildern, sondern auch ein Mann, der sich aus der Bedrängnis dieser Zeit geßüclttet
hatte, der Mönch geworden war. Der Vortragende begann mit der Erstellung desMOnchs-
wesens in altchristlicher Zeit, ging auf die Veraußerlichung, welche die Durchführung
der Benedictinerregel überall zur Folge hatte, über, und zeigte wie in dem Bettler- und
Predigerorden der echte Geist der Weltuberwindung wieder aufgelebt war. Die geistigen
Machte des Mittelalters mussten neuen ldeen Raum geben, die Renaissance der Wissen-
schaften und Künste. welche besonders in ihrer Bedeutung für Florenz naher betraehtet
wurde, erhellte die Welt, aber irn allgemeinen Wirbel n-ieb auch ungehindert auf, was
sonst verborgen am Grunde faulte. Da erhob sich aus dem Prediger-erden eine Mahn-
stimtne zur Einkehr, die Stimme des Hieronymus Savonarola. Der Vortragende schilderte
das Wirken, die Erfolge, die Anhanger des Priors von S. Marco, hob die Künstler hervor,
die sich unter letzteren befanden, vor Allen einen Jüngling Baccio di Paolo del Faltorino,
den späteren Frn Bartolornmeo. Jugend, Erziehung, Lehrzeiübei Cosimo Roselli werden
vorgeführt, vor Allem aber die Freundschaft betont, die ihn bis zu seinem Tode mit
seinem Lehrgenossen Mariotto Albertinelli verband. Die künstlerische Erziehung durch
die monumentalen Aufgaben, in der Werkstatt des Cosirno, durch das Autäreten Lic-
nardds, durch das Studium der Treeentisten, sowie die sittliche durch schwere Schick-
salsschläge, den Tod der Eltern, die unglückliche Krankheit des Bruders, endlich durch den
Martertod des geliebten Propheten werden geschildert. Der Künstler wusste sich durch ein
großartiges Werk zu lautern, durch ndas jüngste Gericht-t, jetzt in Maria "Nuova; der
Gegensatz, den dieses Werk egen das Quatrocento bildet, wurde geschildert und gezeigt.
wie es die Wurzel war fm- dsie Schopfungen der Hochrenaissanse. Bacdo della Porta, der
mit diesem Werke Vorgan er und Zeitgenossen übertrafen hatte, und rnit einem Male
an der Spitze der fiorentinrschen Maler stand, zauderte nun nicht langer, eine Welt zu
verlassen, in welcher nach dem Tode seines verehrten Meisters kein Platz mehr für ihn
war, und den Ort aufzusuchen, wo er sich in Erinnerung an ihn mit Gleichgesinnten er-
gehen konnte. Am 26. Juli täootrat er in den-Dominiqinerorden. Mariottda Schmerz,
eine Schilderung des Marcusklosters, das jetzt Fra Bartolommeds Wohnung war, Barto-
lommetfs Rückkehr-Jux Malerei, welche er aufgegeben hatte wurden noch einer Schil-
derung jener Wnket-vorgllijwahickt, die jetzt in ununterbrochener Folge, theils von
Fra Bartolomrneo allein, theils in Veghiaüalyg-jnit Mariotto ausgeführt, aus der Werkstatt
des Klosters hervorgehen. Dem Vortragenden kam es nicht so sehr darauf an, eine
chronologische Uebersicht dieser Gemgldqäzu geben,;als neben ihrer künstlerischen Be-
deutung den geistigen lnhalt dieser Werke verständlich zu machen, die im Gegensatz
zu den iahulirenden Bldern des-Quatrocento tiefsinnige Mythen von Verheißung und-Er-
füllung, von Erlösung und Beseligung durch den Glauben in wenigen beziehungsreichen
Figuren darstellen, und uns nicht nur Blicke in den religiösen Gehalt der Zeit, sondern
auch, in das bewegte Ä-Ierz ihres Schopfers estatten. Dyie Beziehungen zu Raphael, die
Nachahmung Michel ngelifs, die Reise nac Venedi wurden nicht außer Betracht ge-
lassen. Noch in jung-endlichen Alter beginnt der Mbnegh zu krankeln, und muss viele Zeit
auf dem Lande zubringen, in jener stillen Einsamkeit zu Pian de Megnone ließt sein
Leben zwischen Malerei, Musik und dem Angodenken an Savonarola, das nuninuchrvor
der Welt gereinigt war, sanft dahin, bis ihn der Tod bald nach seinem Freun Manotto
seinen Mitbrüdern enLriss. In seiner Zelle wir eine Klage um den Leichnam- risti un-
vollendet, zuruckgebl en, ein Leidenshild als Symbol des Schmerzes über den Tod des
farbenfrischen Kunst ers.
Mit einer zusammenfassenden Schilderungder Stellung des Künstlers am Beginn!
der Hochrenaissance, in dem er ihn mit der frischen Luft des anbrechenden Morgens
verglich, schloss Dr. Wickhoif seinen von dem zahlreichen Publicum.sehr bßlüvlllqvjlf-
genommenen Vortrag, der auch durch die Gegenwart Sr. kais. Hoheit Erzherzog arl
Ludwig ausgezeichnet war.
Am 16. December besprach Professor Petersen aus Prag die Giganteiriareüon
Pergsmon, also die. so überreichen Schütze antiker Sculpturwerke, welche seit 187 durch
die Ausgrabungen unter K. Humann's trefflicher Leitung zu Tage gefordert wur en und
hinfort eine der Hauptzierden der königl. Museen in Berlin bilden.- Zuerst wurde-Ivan
VortragendenvPergarnon und dessen Um ebung geschildert und die Geschichte dieses
Gebietes bis zur Einverleibung in Roms äleltherrschaft sltizzirt, sodann auf die Verbin-
dung athenischer und pergamenischer ldeen in den Weihegeschenken hingewiesen, welche
von den Attaliden nach ihrem großen Siege über die Gallier in der zweiten Hälfte des
3. Jahrhunderts vor Chr. Geb. zu Athen und zu Pergamon gestiftet wurden. In Athen
bildeten den Gegenstand der Darstellun en die Gigantomachie, Amazonenkampfeß der Sieg
von Marathon und jener über dieNMli lbeilljlhos-filliü ähnlich waren an dem großen
Altnrbau in Pergamon die Gigantornachie, der. Telephosrnythos und die Keltenschlacht.
Auf die architekt "sche Beschreibung des Altarbaues, der schon in den ältesten Nach-
richten unter dieizairacula mundi gerechnet wurde, folgte die Besprechung des Haupt-
sculptinenschmuckes, jenes 2-3 Meter hohen Gotterfrieses, mit seinen fast in voller Run-
dung herausgearbeiteten iiberlebensgroßen Figurengin einer Ausdehnung von etwa 300 Qua-
dratmen, von denen noch beiläufig x30 M. erhalten sind- erhalten wohl, aber in tausend
Stücke gebrochen, so dass vonveiner Sicherheit in der Zusammenfdgung zu einem klaren
Gesammtbilde vorerst noch keine Rede sein kann. Nur etwa die Hauptgruppen der beiden
Vorkämpfer in.der Gignntornachie, jene des Zeus und, der Athene, ferner des Helios und
der Hekate konnten festgestellt werden, daneben noch eine große Menge vonvErd- und
Meergottlzeitem- Gegenüber fijuheren Darstellungen der Gigantomachie zeigt sich hier
eine großartige Bereicherung der Composition, so viele Götterdort, so viele Götterreiche
und Kreise H". ein- rechter Ausdruck für -den auf Massenwirkung ausgehenden Sinn
jener Zeit. Durchaus ohne Gleichförmigkeit sind die Gottheiten des Himmels, der Erde
und des Meenes wie in wirklicher-Schlacht bewegt dargestellt und noch mannigfaltiger
sind die Giganten aus den Gestalten von Mensch, Vogel, Schlange, WasserthierhLüwe
und Rind wmbinirt und das mit einer Schärfe und Gründlichkeit in Ausführung des
Details, als ob an der Wirklickeit des Unwirklichen kein Zweifel bleiben sollte, in Zu-
sammenhang mit den Naturelementen und als Grundlage psychologischer Verschiedenheit.
Nachdemnoch die Oomposition. als solche und deren technische Ausmhrung gewnrdigt
wordenfolgte die kurze Schilderung des kleineren, aber darutnvkunstgeschichllieh nicht
minder wichtigen Telephosfrieses, als chronikenartiger Geschichte des Helden in einer
Reihe kleinerer Scenen, die ein treülichcs Licht werfen auf die bei den Römern "so beliebt
gewordene erzahlend vorruckcnde Darstellung, besonders der Sarkopha compositionen.
Mlißlf-lli Wunsche, dass Oesterreich, wo die Clißäsischen Studien in so ühlichem Auf-
Schwunge begriffen sind, nun nach den Fundeniin Saniothrakeauch ein Pergamon be-
Sclllßdln werde, schloss Proffetersen seinen sehr heifälligaufgennmmenenVortrag. Wir
erlauben uns beizufügen, dass" letzterer in dei- literarischen, Beilage zur,Montags-Revue,
Nr. Clß 1. vollinhnlitlich ZvrILAbdruck gelangte,
Mumm" "Ff der
Bei,
58,
BEILAGE
zu
Nr. x86 derMittheilungen des k.k.Oesterr.Muvseums".
Den Gegenstand des Vortrages von,Professor Teclu am 23. December bildeten die
Beziehungen der Chemie zur bildenden Kunst, insbesondere zur Malerei. Der Vortragende
zahlte zuerst die havuptsachlichsten Stolfe auf, welche aus den drei Naturreichen bei der
KunstübungVerwendung finden und erläuterte die Bedeutung der physikalischen und der
chemischen Veränderungen, welche diese Stoffe erleiden können. Das technische Materiale
des Künstlers, speciell der Malerei, ist zumeist aus chemischen Stotfveranderungen ent-
standen und ist solchen sowohl während als nach seiner Anwendung aus esetzt. Die an-
gewandten Stoffe, mit denen und die Stoffe, auf welche gemalt wird, die el- und Kreide-
grundirung der Leinwand, der Malgrund auf der Mauer, die Siccative de Courtrais und
de Harlem, die Malbutter oder Robetson's Medium, die Fimisse über die fertigen Ge-
mälde, die Bindemittel beimßquarell, Fresco, bei der Stereochromie, ferner bei der Glas-,
Porzellan- und Emailmalerei wurden in Kürze ihrem Wesen nach gekennzeichnet. Das
Bindemittel bei der Oelmalerei sind sehr hoch zusammengesetzte Glyceride, welche ein-
trocknend die Farbstoffe fast ganz in eine elastisch durchsichtige Masse einhüllen. Die-
selbe ist aber noch lange unter dem Eindusse des Sauerstoffs der Luft chemischen Pro-
cessen aus esetzt, welche dann eben das Reißen, Nachdunlteln und Einschlagen der Farbe
zur Folge aben können. All' diesen unangenehmen Eventualitäten soll das von Prof. Teclu
erfundene Linolein möglichst begegnen, dessen Vorzugeben darin besteht, dass das Oel
schon vor seiner Verwendung zum Malen all' jene vorangedeuteten chemischen Processe
bereits durchgemacht hatfDie unangenehmen Folgeerscheinungen bei den modernen Bil-
dern gegenüber den alten erklären sich vielfach aus dem Umstande, dass die Industrie
bei der Farbenlicferung sich vielfacher Fälschungen schuldig macht," denen durch lach-
mannische Controle und Unterweisung zu steuern wäre. Einige gelungene Experimente
erläuterten den vom Publicum sehr beifallig aufgenommenen Vortrag.
Am 30. December hielt der gelehrte Orientalist Professor W. Neumann einen
Vortrag über die Moschee. ,Da wir diesen, sowie den vorausgegangenen Vortrag in unserem
Organ vollinhaltlich veroientlichen werden, so dürfen wir uns 'hie'r in uriserem Referate
kürzer fassen. Um das Verständnis der Moschee als gottesdienstlichen Gebäudes der
Moslemin zu ermöglichen, schickte Prof. Neumann eine Würdigung der dogmatischen
Seite des Mohamedanismus voraus, der ursprünglich aus dem Judenthume und, Christen-
thume den vermeinten alten Glauben des arabischen Stammvaters Abraham reinigend
herauslösen wollte, in Verbindung mit einzelnen Concessionen an das Heidenthum und
den Parsismus. Da der neue Glaube an Stelle jedweden Opfers das Gebet setzte und
darum die Priester entbehrlich machte, so war auch schon in der Moschee kein Altar und
kein Presbyterium norhwendig. Es folgte hierauf die Erklärung der Namen Moschee,
Hat-am, Beth-Allah, Dschämi, der Hinweis auf die großartige Centralisirung der ganzen
mohamedanischen. Welt durch dies-Richtung der Gebetsnische gegen Mekka, und der Nach-
weis des Zusammenhanges der Moschee, nicht mit der altchristlichen Basilika und nicht
mit dem indischen Tempel, sondern mit der Synagoge des talmudischen Judenthums, bei
dem auch Gotteshaus und Schule nahe verwandt und oft unter einem Dache sind; auch
mit dem einfachen arabischen Hause hat die Moschee verwandte Momente. Hierauf be-
sprach der Vortragende den Grundplan der Moschee, die Entwicklung von deren Aus-
selvmückung, die Entstehung der Arabeske und die innere Einrichtung der Moschee und
ging nun zur Schilderung der wichtigsten Denkmäler in den verschiedenen Thcilen der
mohamedanischen Welt aber. Interessant war besonders die Ausführung, dass die Kuppel-
bauten ursprünglich gar keine Moscheen, sondern Denkmalsraurne über besonders heiligen
Punkten, wie heiligen Felsen, Gräbern von Heiligen oder bedeutenden Persönlichkeiten,
und erst durch die kunstsinnigc Sklavendynastie der Mameluken consequent ausgebildet
wurden. Die persischen Bauten mit Fayencedecoration und vielleicht mongolischen Ein-
Gnssen wirkten dann weiter nach Indien, wo die Bauten des Schah-Dschehan um die
Mitte des 17. Jahrhunderts zum schönsten gehören, was die Baukunst überhaupt je her-
vorgebracht hat. Nach einer Hindeutung auf die Moscheen der Balkanhalbinsd schloss
Professor Neumann mit der Besprechung von Moschee und Schule seinen das zahlreiche
Publlcum außerordentlich fesselnden Vortrag, der auch durch die Ausstellung von Zeich-
IWUBC" Architekten Schmoranz und Machytka und von Photographien in reiflicher
Weise illustrit-t wurde,
Vßlll. Bd. 188i.
uv
Litoraturherlclit.
ßFreydalu, des Kaisers Maximilian l. Turniere und Mummereien, heraus-
gegeben rnit allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers Franz
Joseph l. unter der Leitung des k. k. 'Oberstkärnmerers, Feldzeug-
meisters Franz Grafen Folliot de Crenneville, von Quirin v. Leitner.
Mit einer geschichtlichen Einleitung, einem facsimilirten Namensver-
zeichnisse und 255 Heliogravuren. Wien, A. Holzhausen, 1880. Fol.
Wir begrüßen die neue Publication, welche aus dem Kreise der kais. Hofsamm-
lungen hervorgegangen ist, mit uneingeschränkter Anerkennung und lebhafter Freude.
Dieselbe schließt sich den vorausgegangenen Monographien über die kais. Lustschlosser.
die Schatzkammer etc. in würdigster Weise an, welche sich alle durch vornehme äußere
Ausstattung, gewissenhafte Benutzung der vorhandenen historischen Quellen und mog-
lichst genaue und künstlerische Reproduction der bezüglichen Kunstobjecte auszeichnen.
So nun auch der -Freydal-. in welchem Kaiser Max die von ihm zu verschiedenen
Zeiten und an verschiedenen Orten gehaltenen Rennen. Stechen, Kämpfe und Mumme-
reien zu einem poetischen Ganzen künstlerisch gestaltet. Ein glücklicher Fund des Herrn
Regierungsrathes Leitner hat betreffs der litcrarisch- artistischen Unternehmungen des
Kaisers das einigende Band zwischen all" den poetischeh und allegorischen Conceptionen
desselben hergestellt. An den w-Freydah, die ritterliche Minnefahrt Maximilians um Maria
von Burgund, sollte sich nach der ausdrücklichen Bestimmung des Kaisers der i-Theuer-
dank- als dessen Hochzeitfahrt nach Burgund anschließen, hieran im wWeißkunigw Maxi-
milians Lebens- und Regierungsgeschichte, im wTriumplln die Verherrlichung seiner
Thaten durch einen allegorischen Siegeszug und in der v-Ehrenpfnrteu sein und seines
Hauses Ruhmesdenkmal. Was dem Kaiser selbst nicht mehr vergönnt war, die Durch-
fuhrung seines schönen Planes vollendet zu sehen, das soll jetzt uns zu Theil werden,
da nach dem -Freydal- auch der Wiederabdruck der in der Hofbibliothek aufbewahrten
Stöcke für die übrigen Werke geplant ist. Wenn all' das unter Beiziehung der in den
Archiven noch unbenützt gebliebenen historischen Notizen vollendet vorliegt, dann wird
es erst möglich sein, ein Gesammtbild des Literaten, und Künstlerkreises um Maximilian
zu schaffen. Nach dem was wir oben angedeutetgist es nicht weiter nöthig, noch etwas
zum Preise der vorliegenden fünf Lieferungen des v-Freydalu hinzuzufügen.
Wolfgang Helbig Ueber den Pileus der alten Italiker. Mit Tafeln.
Separatabdruck aus den Sitzungsberichten der Münchener Akademie.
Den Pileus der späten römischen Zeit. der von Priestern getragen und dem Sclaven
bei der Manumissio aufgesetzt wird, erklärt der Verfasser als Rudiment einer älterer. romi-
schen Festtracht, die den Einwohnern der Stadt Rom mit den Etruskern und anderen lta-
likern gemein war. Die Kopftrachtjener früheren Zeiten wird nun für Männer und Frauen
geschildert, ihre Veränderungen namhaft gemacht und endlich der beiden gemeinsame
Pileus bis zur Zeit des assyrischen Reiches hinauf verfolgt. Der Aufsatz ist ein werth-
voller Beitrag zur Geschichte des antiken Costumes.
Documents classes de Part dans les Pays-Bas du X2 au XVllF siecle,
recueillis et reproduits par J. J. van Ysendyck, arvchitecte. Bruxelles
1880. Fol.
Das Arrangement des vorliegenden Werkes lasst sich in Kürze zusammenfassen.
Es wird, wenn vollendet, ein Nachschlagewerk sein. in welchem die Tafeln mit Abbil-
dungen der Kunstgegenstände nach den Namen der letztem alphabetisch angeordnet sind,
unstreitig ein glücklicher Gedanke, der die Benutzung wesentlich erleichtert. Man wird
also z. B. alle Darstellungen von Bordures, Colliers, Escaliers, Lampes, Maisons, Mas-
carons, Navettes, Travees etc. immer gleich beisammen und chronologisch geordnet
haben. Allerdings werden die 30a Tafeln nur Kunstwerke niederländischen Ursprunges
vom X. bis XVllI. Jahrhundert bringen, aber unseres Erachtens liegt darin ein Vorzug
der neuen Publieation, wenigstens dieses eine Gebiet so viel als möglich zu erschbpfen.
Die Tafeln sind in genügend großem MaBstabe und "auch die Phototypien von J. Maes
zu Antwerpen können im Ganzen befriedigen.
Neue und neueste Wiener Bauconetructionen. lm Anschlusse an die
von Riewel und Schmidt herausgegebenen nßautechnischcn Vorlegeblatter für Maurer,
Zimmerleute, Bautischler etcm erscheint im Verlage von R. v. Waldheim, nNeue und
neueste Wiener Bauconstruciionen aus dem Gebiete der Maurer-, Steinmetz-, Zimmer-
manns-, Tischler-, Schlosser. Spengler- u. s. w. Arbeiten. Auf Veranlassung und mit Unter-
stützung des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht herausgegeben von den Fach-
lehrern der bautechnischen Abtheilung an der k. k. Staatsgewerbeschule in Wien unter
der Leitung des DirectorsGustnv G11 itz. Das in vorläufig fünf Lieferungen io Tafeln
gr. Fol. in Farbendruck erscheinende Werk bringt eine Sammlung von Darstellungen zu-
meist in Wien angewendeter Bauconstructionen in zweckmäßig großem Maßstabe vorzugs-
weise dazu bestimmt, als Vorlagen bei dem Unten-richte an gewerblichen Fotjtbildungs-
schulen, Werkmeister- und höheren Gewerbegchulen zu dienen.
Ueber den Emdener Silherschatz ist soeben eine Publication von den Herren
Starke und Dr. Koblmar erschienen Emden 188i, mit 8Tafeln Abbildungen in Licht-
druck; sie bringt einige Gefäße Kanne, Fruchtschale von sehr schöner Form; im Text
sind auch die Marken angegeben. Wir machen Zeichner und industrielle auf diese Publi-
cation aufmerksam.
Hr. Baum veröffentlicht soeben eine illustrirte Kirchengeschichte für evan-
gelische Christen. Das Werk erscheint in drei Lieferungen in der Boclfschen Buchhand-
lung in Nördlingen und ist mit Xylographien und Landkarten reich illustrirt.
G. Colombo gibt in seinem soeben in Turin bei Bocca x88! veröffentlichten
Werke über das Leben und Wirken des Malers Gaudenzio Ferrari auf Grundlage von
eingehenden archivalisehen Quellen dankenswerthe Aufschlüsse.
Der von Dr. Friedr. Linke am 2. Dezember 1880 im Oesterr. Museum gehaltene
Vortrag über Fayence ist als Separatabdruck aus den i-Mittheilungem erschienen und im
Verlage des Oesterr. Museums um den Preiyvnnläo kr. zu beziehen.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Personalnaohxiohtetc Se. k. und k. Hoheit Erzherzog Rainer hat
in seiner Eigenschaft als Protector des k. k. Oesterr. Museums für Kunst
und Industrie auf Grund der Präsentation der Handels- und Gewerbe-
kammer für Oesterreich unter der Enns zum Vertreter dieser Körper-
schaft im Curatorium des Oesterr. Museums den Baurath Eduard Kaiser
mit dreijähriger Functionsdauer ernannt. Herr Ritter von Wertheim,
der seit der Gründung des Museums, also durch t8 Jahre, Curator gewesen
war, hat nämlich die Stelle zurückgelegt und hat sich Erzherzog Rainer
veranlasst gefühlt, an denselben ein Anerkennungs- und Dankschreiben
zu richten. Der Minister für Cultus und Unterricht hat den Lehramts-
candidaten Josef Folnesics dem Museum als Hilfskraft bei Herstellung
des Kataloges der Museums-Sammlungen zugewiesen.
Oesterr. Museum. Neu ausgestellt Collection von Metalls, Fayence-,
Porzellan- und Glasgegenständen, vertretend die verschiedenen von der Chemisch-tech-
nischen Versuchsanstalt des Ocsterr. Museums erfundenen, versuchten oder neu in's
Leben gerufenen Decoratiunsmethoden; Collection ungarischer und österreichischer
Fayenren des t8. Jahrhunderts; Collection farbig decorirter Leinwandgegenstände für
Tisch und Haus aus der Fabrik Westermann in Bretefeld; Credenz von Kunst-
tischler YV. Hollmann; silberne Kirchengerathe für die Votivkirche von Wod-
warzka; gestickte Decke von Fräulein Stanzl; durch gütige Vermittlung des
Herrn Prof. Dr. Benndorf eine Photographie der jüngst in Athen gefundenen Pallas-
Athene Saal VII; Gefäße in geschlagenem und gravirtem Messing, persisch, Eigen-
thum des Herrn Professor Wahrmund; Crucitix in romanischem Styl, der Christus
von Kupfer, das Kreuz vergoldet mit Email champleve verziert, aus Malta, Eigenthum
des Herrn Wilhelm Helle; Pocal von Silber, das Postament nach Holbein, ausgeführt
von J. Kautsch an der Kunstgewerbeschule; Becher von Silber nach Zeichnungen
von Prof. A. Hauser, ausgeführt in der Ciselirschule des Museums; bulgarischer
Goldschmuck, Geschenk des Herrn Dr. Constantin Jireczek in Sofia; Hautrelief in
Marmor, darstellend den verstorbenen Bürgermeister von Marburg, Dr. Othmar Reiser,
modellirt und ausgeführt von Bildhauer Wilh. Seib.
Besuch des 11159111115. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Februar von 16.574, die Bibliothek von 34.86, die Vorlesungen von 867 Per-
sonen besucht.
Gosohehke an das" Oesterr. Museum. Seine Durchlaucht der
Fürst Johann Liechtenstein hat die Sammlung moderner Möbel im Oesterr.
Museum durch das Geschenk von werthvollen englischen Arbeiten berei-
chert Ein Wandkastcn im Style englischer Spätgothik zeigt in Claire-
obscure bemalte Einlagen auf Goldgrund, mythologische Frauen, wie
Ariadne, Medea ulslviln, einen Triumph der Venus über Dichter und Philo-
sophen in der Manier früher italienischer Bilder des Qitatrocento, die nun
schon seit lange den englischen Geschmack beherrschen. Ein anderer
Kasten aus Ebenholz in englischer Renaissance ist durch Mosaikeinlagen
und Reliefs mit den Figuren der Poesie und Musik verziert. Eine andere
Richtung der englischen Möbelfabrication vertritt ein' Stuhl im Empire-
stile, auf das zierlichste mit hellen Lackfarben bemalt, undh Wieder muster-
giltig in seiner Art, ein bequemer, leicht beweglicher Lederstuhl, der im
besten Sinne modern ist. Eine Standuhr, Holzkasten mit Fayence-Einlagen,
und Armleuchter aus Bronze vertreten andere Zweige dcrenglischen ln-
dustrie. Von älteren Gegenständen schenkte Seine Durchlaucht ein Paar
italienische Ledersessel des 18. Jahrhunderts und ein Glasgcmälde mit
Wappen aus dem v6. Jahrhundert.
Kunstgewerbesohule des Museums. Der Semesterschluss fand
am 28. Februar statt; die Aufnahme neuer Schüler konnte wegen der
Raumverhältnisse nur in sehr beschränktem Maße erfolgen. Die Schul-
ausstellung ist für die Zeit vom 5.-t3. April festgesetzt.
Internationale photographische Ausstellung. Die von der hiesigen photo-
graphischen Gesellschnft veranstaltete internationale photographische Ausstellung wurde
Samstag den u. Februar um Uhr eröffnet. Dieselbe nimmt nahezu das ganze erste
St kwerk des Oesterr. Museums ein und gibt, ein anschauliches Bild aller Errungen-
sc iiften, welche auf dem Gebiete der Photographie, des Lichtdruckes und der verwandten
Facher in den Culturstsaten Europas erzielt wurden.
Um Uhr erschien Sie. k. Hoheit der Herr Erzherzog Rainer, Protector der Aus-
stellung, in Begleitung seines Obersthofmeisters, Grafen Messe und wurde im Vesti-
bule vom Ausstellungscomite, dem Director des k. k. militär- geographischen Institutes,
Generalmajor Wtin ka, dem Hofrathe v. Ei telbe ger, Grafen Edmund Zic hy, Regie-
rungsrhthe Falke empfangen.
Nach einer kurzen Begrüßung seitens des Präsidenten der photographischen Ge-
sellschaft, Regierungsrathes Dr. Hornig, in welcher derselbe den Zweck der Aus-
stellung, die hohe Bedeutun der Photographie für Wissenschaft und Kunst nachzuweisen,
auseinandersetzte und dem unsche Ausdruck gab, die Regierung möge ehethunlichst
einen Lehrstuhl und eine Versuchsanstalt ftlr Photographie errichten, verfügte sich der
Herr Erzherzog in den ersten Stock, wo er die ausgestellten Gegenstände mit großtem
Interesse besichtigte. Regierungsrath Dr. Hornig hatte die Ehre, den hohen Protector
durch die Ausstelluugsräume zu geleiten. Der Herr Erzherzog verweilte längere Zeit bei
den unerreichten Heliogravuren des k. k. militär-geogrsphischen Institutes, bei den meister-
haft ausgeführten Mikro-Photographien von Da gron in Paris, welche mehrere während
der Belagerung von Paris durch Brieftauben beförderte Depeschen darstellen, den mikro-
skopischen Diaphanien des Amateurs Ritter v. Reisinger in Hernals, den vielfach ver-
größerten Darstellungen von Körper- und Ptlanzcntheilen, die sich in den Schulen Deutsch-
lands und Englands als bewahrte Unterrichtsmittel erwiesen haben.
Das Hauptgewicht der Ausstellung beruht eben darauf, nachzuweisen, wie weit die
Photographie es in der minuliösen Treue der Reproduction gebracht, und welche Dienste
sie dadurch der Kunst, namentlich dem Kunststudium nach alten Vorbildern und Mustern,
und der Wissenschaft, besonders der Naturforschung zu leisten vermag. ln historischer
Beziehung interessant sind die beiden ältesten Objecte der Ausstellung, zwei im Jahre
184i in Wien mit einem Doppelobjectiv aufgenommene Porträts auf einer versilberten
Kupferplatte, welche so recht deutlich zeigen, welche gewaltigen Fortschritte in einer kurzen
Spann Zeit auf dem Gebiete der Photographie gemacht wurden. Den neuesten Apparaten
zur Herstellung photographischer Aufnahmen wurde ein besonderer Saal eingeräumt.
Nach anderthalbstündigem Verweilen verließ der durchlauchtigste Herr Erzherzog
die Ausstellung, nachdem er seine vollste Befriedigung über die ebenso instructive als
reichhaltige Exposition ausgedrückt und der Holfnung Raum gegeben, die Ausstellung
werde in künstlerischer Beziehung anregend auf die heimischen Ateliers wirken.
Am ig. Februar geruhten Se. Majestät der Kaiser um Uhr Vormittags die
Ausstellung mit einem Besuche zu beehren. Von dem Protector der photographischen
Gesellschaft Se. k. und k. Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Rainer
empfangen, wurden Sr. Majestät durch den Director des Museums, Hofrath R. v. Eitel-
berger, der Vorstand der Gesellschaft, Regierungsrath E. Hornig und dessen Stellver-
treter Achilles von Melingo und Fritz Luckhardt vorgestellt. Außerdem hatten sich
eingefunden Sei Excellenz Unterrichtsminister Baron Conrad v. Eybesleld und
Generalmajor v. Wanka, Vorstand des geognlphisehen lnstitutes. Se. Majßtlt besich-
tigten die Ausstellung durch eine volle Stunde mit lebhaftem lnteresse und wulde Aller-
höchstdemselben eine Reihe von Ausstellern vorgestellt, darunter Hauptmann Pitzig-
ghel Dr. Eder und Dr. Heicl. Se. Majestät nahmen wiederholt Anlass, über die Fort-
schritte auf dem Gebiete der Photographie und aber die Ausstellung selbst Sich in der
anerkennendsten Weise auszusprechen.
Das Porträt Garls V., ausgeführt in der nMOSAikSXISIIII für
christliche Kunst in lntISbIuCku, das im Arkadenhofe des Oesterr.
Museums ausgestellt ist, Endet die größte Anerkennung. Das Mosaik-
porträt legt ein glänzendes Zeugniss für die Fortschritte ab, welche die
von Albert Neuhauser gegründete und geleitete Anstalt in den letzten
Jahren gemacht hat. Da gegenwärtig in ganz Europa, speciell in Paris,
London und Berlin die größten Anstrengungen gemacht werden, die lange
Zeit hindurch vernachlässigte Mosaiktechnike wieder in das Kunstleben
einzuführen, so verdient Herr A. Neuhauser umsomehr Förderung in
seinem Streben, als derselbe die Anstalt ohne alle staatliche Sub-
vention in's Leben gerufen und zu reicher Entfaltung gebracht hat.
Museal-Ausstellung für Quinoadllerie in Gablonz. Die Ge-
meinde Gablonz baut ein neues Schulgebäude für die gewerbliche Fach-
schule für Quincaillerie und verwendet zu diesem Schulbau 20.000 B.
Es wurde eine Concurrenz ausgeschrieben, um einen entsprechenden Plan
zu erhalten. Zur Feier der Erölfnung des neuen Schulgebäudes wird vom
Oesterr. Museum eine "Ausstellung veranstaltet, welche Gelegenheit
bieten soll, die Industrie von Gablonz zu vertreten und die Vorbilder zu
liefern. Es werden zu diesem Behufe eine Reihe von älteren und neueren
Gegenständen aus den Sammlungen des Museums geschickt und zugleich
die hervorragendsten Wiener Industriellen eingeladen werden, an dieser
Museal-Ausstellung mitzuwirken. Das Programm der im Spätherbste statt-
lindenden Ausstellung wird mit der Direction des Oesterr. Museums und
dem Director der Staatsgewerbeschule in Reichenberg, Herrn Richteir,
vereinbart.
Zur Feier der vierhundartjährigen Elnüihrung der Buch-
druekerkunat in Wien wird in den Monaten Juni, Juli, August 1882
in Wien eine "Historische Ausstellung von Wiener Buchdruck-Erzeugnissen
aus den Jahren i482-i882u abgehalten. Zur Durchführung dieser Aus-
stellung, die im Oesterr. Museum stattfindet, wurde ein Comite gewählt,
bestehend aus den Herren Hofrath v. Back, Dr. erggru Brend le
Regierungsrath v. amesi Hofrath Eitel berge Dr. Haa Hö ge
Lauter, Dr. Mayer und Custos Schesta g. Dr. Mayer beschäftigt
sich mit einer "Geschichte der Buchdruckerkunst in Wienu. Das Ehren-
präsidium führt General-Consul Dr. Karl v. Scherzer.
Fßohsohule für Holzbearbeitung in Eger. Das k. k. Handelsministerium hat
die beantragte Zusammenlegung der bisherigen Fachschulen in Tachau und Königsberg
zu einer größeren Fachschule für Holzbearbeitung in Eger genehmigt und seine Befrie-
digung darüber ausgesprochen, dass die dortige Handels- und Gewerhekammer siah bereit
erklärte, die seither den erwähnten beiden Fachschulen gewährten Subventionen in Form
von Stipendien der neuen Anstalt und zwar vorzugsweise für Schüler aus Tachau und
Königsberg zu belassen; nicht minder hat das k. k. Handelsministerium darüber seine
volle Anerkennun auszusprechen befunden, dass die Stadtvertretung der in Rede stehen-
den größeren Fachschule mit ausgiebiger Unterstützung in bereitwilliger Weise entgegen-
kam. Die Stadtgemeinde Eger hat nämlich die Beistellung nöthiger Schullocalitäten zur
Unterbringung der Anstalt, dann Besorgung der Beleuchtung, Beheizung und Einrichtung
mit den gewöhnlichen Schuleinrichtungsgegenstanden unentgeltlich übernommen. Als Zeit-
punkt der Activirung der neuen Anstalt ist der Beginn des Schuljahres 188x182 in Aus-
sich! genommen.
Errichtung von neuen Spitzenaohnlen. ln dem Centralcomite zur Forderung
der Erwerbsthatigkeit der Erz- und Riesengebirgsbewohner kam eine Petition an das
Handelsministerium zur Verhandlung wegen Errichtung neuer Spitzenschulen im Erz-
gebirge. Nach den lntentionen des Centralcotnite hätte eine solche Schule zunächst in
Gossengrün in's Leben zu treten, wahrend später derartige Fachschulen noch in Blei-
stadt, Schonfeld, Graslitz und Neudek zu errichten wären. Die betreffende, aus
der Centralspitzenschule in Wien Annagasse t8 hervorgegangene Lehrerin wäre
mit 20 bis 25 H. monatlich zu besolden, auch wäre für die voraussichtlich mittellosen
Schülerinnen eine kleine Subvention zu bewilligen. Die Gemeinde Gossengrün hat dem
Centralcomite die Bereitwilligkeit zur Ueberlaasung der Räumlichkeiten und zur Besorgung
der Heizung und Reinigung ausgedrückt. Die Petition verlangt staatliche Besoldung der
Lehrkräfte, ebenso soll die Inspection und artistische Leitung der Anstalt von der Staats-
verwaltung unter deren Auspicien auch die bestehenden Spitzenschulen in Heinrichsgrün
und Gottesgab zu stellen wären übernommen werden Bei dem sich steigernden
Bedürfnisse nach Errichtung neuer Spitzenschulen Ware es wohl an der Zeit, die Frage
zu ventiliren, ob und in welcher Weise es passend sei, nach belgischem Vorgange den
Unterricht im Spitzenklöppeln mit dem Handarbeitsunterricht in der Volks-
schule in Verbindung zu bringen. Bei diesem Anlass" können wir die Bemerkung nicht
unterdrücken, dass Wien nicht der geeignete Ort ist, um Schulen im Spitzen-
klöppeln zu errichten. Die weibliche Handarbeit in großen Städten lasst sich in Schulen
viel besser verwerthen, als durch Klüppelschulen.
TOAIOSfBIL Am 15. Februar starb in Obermais bei Meran Maitimilian Ritter
v. Dormitzer, gewesener Reichsraths-Abgeordneter und langjähriger Präsident der
Prager Handelskammer, Correspondent des k. k. Oesterr. Museums und Mitglied der
Gesellschaft zur Forderung der Bronze- und Eisen-Kunstindustrie. Der Verstorbene war
einer der hervorragendsten industriellen Böhmens, hatte sich jedoch seit dem Jahre t872,
zu welcher Zeit er seine große Cottondruckfabrik in Holeäovic bei Prag an eine Actien-
gesellschaft verkaufte, vom geschäftlichen Leben zurückgezogen.
Preisausaohraibung Ein an die Künstler und Gewerbetreibenden Deutsch-
Iands und Oesterreichs gerichtetes Preisausschreiben des Mainzer Local-Gewerbe-
vereines ladet zur Theilnahme an einer kunstgewerblichen Concurrenz ein, deren
Aufgaben Entwürfe zur Einrichtung eines Schlafzimmers im Verkaufspreise von 800 Mark
und eines combinirten Wohn- und Speisezimmers im Verkaufspreise von tzoo Mark for-
dern. Für die besten Lösungen jeder der beiden Aufgaben sind Preise von je zoo Mark
ausgesetzt, wofür die pramiirten Entwürfe und das Recht der Ausführung derselben Eigen-
thum des Vereineswerden. Die Zeichnungen sind in einem Zehntel der natürlichen Große
auszuführen und unter Beifügung der versiegelten Adressen des Urhebers und einer An-
gabe darüber, ob die Arbeiten verkäuflich sind, bis zum an. April an den Vorstand des
Vereinea einzusenden.
Ein seltener Industriezwetg. Vor einigen Monaten veröffentlichte die npfaglf
Zeitung einen Aufsatz über die in Reichenau bei Reichenberg als Hausindustrie betrie-
bene Malerkunst. Heute sollen die Leser mit einem ebenfalls in unserem Dorfe betriebenen
und zwar höchst seltenen Industriezweige bekannt gemacht werden, Es ist die Papier-
machevraaren-lndustrie. Diese ist ein sehr seltener, aber auch ein sehr eigenthümlicher
lndustriezweig. Derselbe wurde in Reichenau vor hundert Jahren, im Jahre t778, von
einem gewissen Joseph Sch offel eingeführt, beschränkte sich aber damals auf die Er-
zeugung von Dosen. Das Geschaft wollte anfangs trou mancher Unterstützung, die nament-
lich der Graf Joseph von Waldstein dem Scheffel angedeihen ließ. indem er ihm
nicht nur liooo Gulden schenkte, sondern ihm auch beim Kaiser Joseph ll. ein Privile-
gium auf seine Dosen erwirkte, nicht recht gedeihen. im Jahre 1790 verlangte man be-
malte Dosen, die sich recht bald ein beträchtliches Absatzgebiet errangen. Heute werden
nicht nur Dosen, sondern hunderterlei andere Dinge erzeugt, als Gebet- und Messbuch-
deckel, Schalen zu Cigarrentaschen und zu Portemonnaies, Theebüchsen. Handschuhbe.
haltet, Vasen, Untersetzer, sogar kleine Fässer u. dgl. Die Papiermachäivaaren bestehen
der Hauptsache nach aus Pappendeckel welcher in verschiedener Stärke und Güte aus
gesciidmackvoll und zierlich, zum Theil mit wirklichvkünstlerisch ausgeführten Malereien
geziert. Was speciell die Dosen belangt, werden in Reichenau täglich weit über hundert
Dutzend erzeugt und zwar in verschiedener Form und Grösse. Die hier erzeugten Papier-
mache-Arbeiten gehen seit langen Jahren überall hin nach Wien, Tirol, Krain, Steier-
mark, ltalien, Spanien, in die Schweiz. nach Russland wo namentlich die mit Heiligen-
bildern bemalten Dosen sehr beliebt sind selbst nach Amerika, und es gereicht unserer
Industrie gewiss zur Ehre, dass die hiesigen Fabrikanten Karl Hofrichter und Anton
Schoffel bei der letzten Industrie-Ausstellung in Philadelphia in Folge ihrer trelflichen
Papiermache-Waaren mit Diplomen und Herr SchotTel außerdem im Jahre 1872 in Moskau
mit der silbernen Medaille ausgezeichnet wurden. Auch noch andere hiesige Fabrikanten
leisten in der Papiermachewaaren-lndustrie vorzügliches. Pr. Z.
Aus Croaüen. Einem Briefe aus Agram entnehmen wir die Mittheilung, dass
die Vorarbeiten zur Publication der Kunstschätze Croatiens begonnen haben. Zunächst
soll der Agramer Domschatz, dann die in Croatien auffindbaren Miniaturen und die
Sammlungen des Bischofs Strossinayer behandelt werden. Auch bezüglich der Ver-
heerungen durch das Erdbeben äußert sich das Schreiben in folgender Weise Das junge
Kunstgewerbemuseum hat viel Schaden gehabt und ist jetzt obdachlos. Das von Schmidt
erbaute Akademiepalais, in welchem dereinst die Strossmayergallerie aufgestellt werden
soll, und welches auch das Kunstgewerbemuseum beherbergen wird, hat stark gelitten,
weil es frei und auf der ärgsten Schütterlinie steht. Es wurden nämlich nicht alle Stadt-
theile gleichmäßig mitgenommen; sowie das Erdbeben außerhalb Agram starker war als
in der Stadt selbst. Auf dem flachen Lande sind zwölf sehr schone alte Feudalsclilüsser,
einige davon mit alten runden Befestigungsthürmen, eines derselben mit 36 Sälen, dann
eine Kirche aus dem XIV. Jahrhundert zerstört. Auch die Agramer Domkirche ist arg
zugerichtet; doch ist dies vielleicht weniger zu beklagen. Dieselbe enthielt nämlich
viele unconstructive und unhistorische Einbauten, deren Beseitigung nicht recht zu hofen
war, weil sie der Bequemlichkeit des Cardinals und -der Domherren dienten. Nun wird
die Wiederherstellung der Domkirche wahrscheinlich viel gründlicher und rascher vor-
genommen werden.
Staatspreise für gewerbliche Ausstellungen. Das k. k. Handelsministerium
hat für die Verthcilung von Staatspreisen für gewerbliche Ausstellungen im lnlande fol-
gende Grundsätze aufgestellt l. Die Staatspreise des Handelsmiuisteriums sind zur An-
erkennung hervorragender gewerblicher Leistungen bestimmt. Nur der Producent, nicht
auch der Händler hat auf diese Staatspreise des Handelsministeriums Anspruch. z. Die
Staatspreise rangireu vor den Vereins- oder sonstigen Localpreisen, welche etwa zur Ver-
theilung kommen, ohne Unterschied des Metalles. 3. Bei Zuerkennung von Staatspreisen
soll in erster Linie das lland, respective der Rayon, wo die Ausstellung stattfindet, be-
rücksichtigt werden, vorausgesetzt natürlich, dass sich unter den dortigen Ausstellern der
Auszeichnung würdige Candidaten befinden. 4. Firmen von auswärts sollen erst in zweiter
Reihe bedacht werden, wenn nach Ansicht der Jury im Lande, resp. Rayon keine her-
vorragenden Bewerber mehr vorhanden sind oder besonders ausgezeichnete Leistungen
eine Ausnahme von diesem Principe rechtfertigen. 5. Staatsinstitute, Museen, von der
Regierung abhängige Fachschulen sind mit Staatspreisen nicht zu pramiiren. 6. Aussteller
von Werken der hildendemKunst oder des Unterrichts-, Bau- und lngenieurfaches sollen
nicht participiren, eben so wenig die der eigentlichen Industrie und dem Gewerbe ab-
seits stehenden Expositionen, wie Dilettantenarbeiten, alle Kunstindustrie-Objecte, Expo-
sitionen auf dem Gebiete der Land- und Forstwirthschaft u. s. w. 7. Bei jeder Pra-
miirung, welche die Jury im Sinne der vorstehenden Bestimmungen vorzunehmen beabsich-
tigt, hat dieselbe in Kürze die Motive beizufügen, welche nach ihrer Ansicht die Zuer-
kennung dieser Auszeichnung an den betrelfenden Aussteller rechtfertigen. 8. Jeder Aus-
steller kann die Staatspreise des Handelsministeriurns nur ein Mal erhalten wer bisher
bloß die Bronzemedaille erhielt, kann jedoch zur silbernen Medaille Vorrücken. Um die
Einhaltung dieses Grundsatzes sicherzustellen, ist das Namensverzeichniss derjenigen
Aussteller, denen die Jury Staatspreise zu ertheilen beabsichtigt, vor der definitiven Zu-
erkennung und Vertheilung dem Handelsministerium bekannt zu geben, welches über die
bisher auf verschiedenen Ausstellungen mit Staatapreisen ausgezeichneten Firmen ein Ge-
sammtverzeichnias fuhrt. 9. Aussteller, welche die Berufung in die Jury angenommen
haben, treten dadurch eo ipso hinsichtlich der Staatspreise außer Preisbewerbung. to.
Der Ausstellungs Commission, respective Jury steht unter Einhaltung der vorstehenden
Grundsätze die freie Vertheilung der ihr vorn Handelsministerium bewilligten Staatspreis-
medaillen zu. Eine Berufung gegen die Beschlüsse derselben an das Handelsministerium
findet nicht statt. Eben so wenig werden die Staatspreise von Seite des Handelsministe-
riums bei anderen Anlässen als bei gewerblichen Ausstellungen im Inlande zur Verthei-
lung gebracht.
tTogetthoE-lonument. Der Magistrat hat sich bezüglich der Aufstellung des
TegetthoiT-Monumentesrmit dem Bildhauer Kundmann ins Einvernehmen gesetzt und
hat derselbe erklärt, dass dieses Monument nie und nimmer auf den projectirten Platz
vor der Votivkirche hinpasse, denn -t. verdecken die riesigen Dimensionen desselben die
Votivkirche und 2. würde es die dortigen Anlagen geradezu erdrücken. Für das TegetthotT-
Monument, das eine Basis von go Quadratklaftern einnimmt, existirt in Wien nur ein
einziger-und vollkommen entsprechender Platz, nämlich der Praterstern, sagt Kundmann.
Der Magistrat hat sich mit dieser Anschauung des Künstlers auch einverstanden erklart.
und empfiehlt dem Gemeinderathe, auf diese ldeen einzugehen. Der Gerneinderath möchte
diesfallst eine Locaicommission anordnen, sich dann aber mit,'dem Coruite für das TegetthotT-
Monument in's Einvernehmen setzen, um dasselbe auf dem Praterstern mit dem Ausblicke
in die Praterstraße postiren zu dürfen.
Ktmstgewerbllohe Bestrebungen in Basel. Im Jahre 1876 wurde von der
dortigen wgemeinnützigen Gesellschaft eine Zeichnungs- und Modellierschule gegründet.
Gegenwärtig erweiterte dieselbe Gesellschaft diese Schule, indem sie neben der Lehrlings-
schule und Abend-Sonntagsschule für Gesellen eine Kunstgewerbeschule mit den
Elementar- und Kunstclassen, sowohl für das männliche als für das weibliche Geschlecht
gründet. Für die Directorstelle ist ein Concurs ausgeschrieben worden; zu gleicher Zeit
wird ein selbständiges Gebäude für die Zeichnungsschule am Petergraben aufgeführt wer-
den. Zugleich wird vom Gewerbeverein ein Gewerbe -Museum gegründet, dessen Auf-
gabe es sein soll, i-die Forderung des Baseler Kleingewerbes in technischer und nament-
lich in künstlerischer Beziehung", das Museum soll mit der erweiterten Zeich-
nungs- und Modellierschule in Verbindung gebracht werden. Es ist erfreulich, dass die
kunstgewerblichen Reformideen, auch in der Heimatsstadt Hans Holbeins und Frobens
zum Durehbruche gelangen. Auch in St. Gallen, Winterthur, Genf haben ähnliche Bestre-
bungen Boden gewonnen.
Standbild des Fürsten Wenzel Liechtenstein ln der Erzgießerei C. Tour-
bain's ist der Guss des Standbildes des Fürsten YVenzel Liechtenstein, des Regenerators
der österreichischen Artillerie zu den Zeiten Maria Theresias, vollendet. Dieser Erzguss bildet
einen Theil des Maria Theresien-Denltmals, dessen Ausführung bekanntermaßen dem
Professor Caspar Zumbusch übertragen wurde. Liechtenstein ist stehend dargestellt, den
Marschallstah in der rechten Hand haltend; zu den Fttssen liegt ein Kanonenrohr. Die Figur
ist mit dern Postamente 11 Fuß hoch. Der Guss ist nach allen Richtungen hin vollendet;
die Farbe des Erzes, die sorgfältige Ausführung. Alles vereinigt sich, um das Werk als
eine Meisterleistung Tourbain's zu bezeichnen. Die Figur ist gegenwärtig im Atelier
Tourbain's aufgestellt. Kaum dürfte es eine andere ErzgieBerei geben, die sich rühmen
könnte, größere Werke so vorzüglich ausgeführt zu haben, wie dies bei dem Standbilde
Wenzel Liechtensteink der Fall ist.
Spanische Kunstakademie inRom. Nach dem Beispiele Frankreichs hat nun
auch Spanien eine Kunstakademie in Rom errichtet. die kürzlich feierlich eingeweiht und
eröffnenwurde. Mit der Eröffnung wurde eine Ausstellung der Arbeiten der Zöglinge
verbunden. Die Zahl der Letzteren ist gegenwärtig zehn drei Maler, drei Bildhauer.
zwei Architekten, ein Graveur und ein Musiker.
Der Phlläßfilnd in Athen Der Director des deutschen archäologischen lnsti-
tutes in Athen. Dr. Ulrich Kühler. äußert sich über die archaolo ische und künstlerische
Bedeutung der gefundenen Statue in folgender Weise -Die neuge undene Athene-Statuette
-ist eine in allem Wesentlichen gctreue Nachbildung der Parthenos des Phidias also des
aus Gold und Elfenbein gefertigten Standbildes im Parthenon von einem Meter Höhe.
Die Göttin stützt sich mit der Linken auf den Schild, hinter welchem die Schlange auf.
steigt, auf der Rechten tragt sie die Nike. Als Stütze der Rechten dient eine Säule. Die
Lanze und die Reliefs des Schildes und der Basis hat der Copist weggelassen. Der Gea
sammteindruck ist ein ungemein harmonischer, die Einzelausführung verräth die Ent-
stehung in römischer Zeit. Die Gesichtsbildung lässt den Geist des Originals ahnen. Das
Werkmacht auf den Beschauer einen ahnlichen Eindruck, wie die mittelmäßige Ueber-
setzung-eines-sehr bedeutenden Gedichtes auf den Leser. Der Fund ist wissenschaftlich
von großer .Bedeutung,.-weil er uns zum ersten Male eine annähernde Vorstellung von
dem Hauptwerlte des Phidias gewahrt und schwebende Fragen über Einzelheiten der
Darsteiiung und Gornposition detinitiv lost.-
lunuodirwu h. L. 01m". min-wu-
-u.4mexm cm Gen!!!
Sei! In Wln.
ZUR REGELUNG
DES
AUSSTELLUNGSWESENS.
VORSCHLÄGE
DES
CURATORIUMS DES K. K. ÖSTERR. MUSEUMS.
BEXIAGE ZU NUMMER x86 DER .MJT'I"HEILUNGEN DES K. K. ÖSTERR. MUSEUMSE
N.
SELBSTVERLAG uns 1c x. ÖSTERR. uvsnuus.
1881.
auarßaä'x 2m
330
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ßuuazum ßsaraö .21 .x 23a amumaiuauuw
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..;. iJ...EQIIWPHPFUEQ1.GP'FQIIVIQJJ M11"
JHE!
In der Sitzung des Curatoriums des Oesterr. Museums am 22. No-
vember 1880 beantragte der Curator Se. Exc. Ritter v. Chlumecky,
das Curatorium möge sich mit der Frage beschäftigen, wie dem planlosen
Veranstalten von Gewerbe-Ausstellungen, welches das ganze Ausstellungs-
wesen zu discreditiren und abzuniitzen drohe, zu steuern sei, und welche
Schritte namentlich das Oesterr. Museum in dieserAngelegenheit thun könne.
Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen und sofort ein Comite,
bestehend aus dem Antragsteller Ritter v. Chlumecky, dem Director
des Museums Hofrath v. Eitelberger, und den Herren Regierungsrath
Buche Regierungsrath v. Falke, k. Rath lsba ry und Hof-Glaswaaren-
lieferant Lobmeyr, beauftragt, dem Curatorium über die Frage Bericht
zu erstatten, bezw. Anträge zu stellen.
Namens dieses Comite's erstattete dann Ritter v. Chlumecky in der
Sitzung am 19. Januar 1881 nachstehenden Bericht.
Die Wichtigkeit und Bedeutung des Ausstellungswesens für die Ent-
wicklung des Gewerbes und der Industrie im Allgemeinen, der Kunst-
industrie insbesondere steht außer Frage.
Nicht bloß die großen internationalen Ausstellungen, sondern in
vielleicht noch höherem Maße die Ausstellungen von kleinerem Umfange
Landes-, Regional-, Local- und Special-Ausstellungen spielen heute in
dem Entwicklungsgange aller Productionsgebiete eine sehr einflussreiche
Rolle; und was sich auch dagegen principiell und theoretisch sagen lässt,
kann man an eine Beseitigung der Ausstellungsmode um so weniger
denken, als, wie die entschiedensten Gegner der Ausstellungen selbst zu-
geben müssen, auch bei der gegenwärtigen missbräuchlichen Anwendung
eine vortheilhafte Seite der Ausstellungen nicht in Abrede gestellt werden kann.
Es kann sich also nur darum handeln, diese missbräuchliche An-
wendung thunlichst hintanzuhalten, das Ueberhandnehmen planloser und
überüüssiger Ausstellungen zu verhindern und dafür zu sorgen, dass von
berufener Seite das Ausstellungswesen in einer Weise geregelt werde,
dass es möglichst viel Gutes und Nützliches im allgemeinen Interesse
bewirke.
Bei dem Umstande, als bei fast allen Ausstellungen das Kunstgewerhe
eine hervorragende, wo nicht geradezu die erste Rolle spielt, erscheint
das Museum für Kunst und Industrie berufen, ja nach seinen Statuten
und nach seiner Stellung geradezu verpiiichtet, an der Regelung des
Ausstellungswesens thätig mitzuwirken.
Es sind sowohl didaktische als wirthschaftliche Momente,
welche, speciell mit Rücksicht auf das Kunstgewerbe, durch richtig ge-
leitete und in zweckmäßiger Art zeitlich und räumlich vertheilte Aus-
Stellungen wesentlich gefördert werden können.
In ersterer didaktischer Beziehung vermitteln solche Ausstellungen
die Kerintniss von dem Bestande, der Entwicklungsstufe be-
ziehungsweise soweit Materiale zur Vergleichung mit früheren Leistungen
vorliegt, auch die Kenntniss von dem Fortschritte des Kunstgewerbes.
Sie vermögen den Einfluss der bestehenden Einrichtungen zur Hebung
des Kunstgewerbes, also besonders des Museums für Kunst und Industrie
und der "Kunstgewerbeschule, der Staatsgewerbeschulen, der Fachschulen,
des Zeichenunterrichtes an den allgemeinen Schulen, der Gewerbemuseen,
gewisser Special-Ausstellungen u. s. w. zu constatiren, oder die Noth-
Wendigkeit einer solchen Einflussnahme und der Richtung, nach welcher
sie sich bewegen soll, ersichtlich zu machen; sie führen aber zugleich
zur Erkenntniss, inwieferne die von den erwähnten Anstalten, insbesondere
also von den gedachten Schulen geübte Einflussnahme eine zweckent-
sprechende war, und lassen am besten die Nothwendigkeit und Richtung
allfälliger Reformen dieser Anstalten erkennen.
Sie dienen in ganz hervorragender Weise zur Verbesserung der
Geschmacksrichtung des Publicums und der Gewerbetreibenden.
In wirthschaftlicher Beziehung bieten sie die Gelegenheit zu
einer Vergrößerung des Absatzgebietes kunstindustrieller Producte, und
zwar sowohl des inländischen als auch des ausländischen Gebietes.
Will man nun auf den kunstgewerblichen Theil der Ausstellungen
einen Einfluss nehmen und diese Einflussnahme hat von selbst die
Regelung und Beeinilussung des Ausstellungswesens überhaupt zur Folge
so bietet sich eine ganze Reihe von Momenten dar, welche hierbei
in's Auge zu fassen sein werden.
Zunächst kommt Zeit und Ort der Ausstellungen in Betracht. Die
verschiedenen Kategorien von Ausstellungen sollen zur rechten Zeit
und am richtigen Orte stattfinden. Die zu häufige Aufeinanderfolge,
beziehungsweise das Nebeneinanderauftreten von Ausstellungen gleicher
oder ähnlicher Productionsgebiete ist eben so nachtheilig, als das Aus-
fallen und Unterlassen von Ausstellungen, wo selbe aus didaktischen oder
wirthschaftlichen Gründen erwünscht- wären.
Die regelnde Thätigkeit wird also zu verhindern haben, dass ge-
wisse Ausstellungen am selben Orte zu rasch sich folgen, oder gleigh-
zeitig oder in zu rascher Aufeinanderfolge an zu nahen Centren gleich-
artiger Produetionsgebiete stattfinden; sie wird aber auch anderseits das
Abhalten von Ausstellungen anregen, unter Umständen selbst in die
Hand nehmen müssen, wo es aus den oberwähnten Gesichtspunkten
wünschenswerth erscheint.
Nicht minder wichtig sind die moralischen oder physischen Per-
sonen, welche die Ausstellungen unternehmen, und die Veranlas-
sungen zu solchen Unternehmungen. Person der Unternehmung und
Veranlassung derselben muss sich jenen höheren didaktischen und wirth-
schaftlichen Zwecken unterordnen können, und muss erstere die Bürg-
schaft für das Gelingen der Unternehmung und für die Förderung all-
gemeiner und nicht bloß localer oder gar persönlicher Zwecke bieten.
Gelegenheitsmotive gewisse Erinnerungsfeste, Jubiläen u. dgl.
werden wohl niemals ganz übersehen werden können, aber sie müssen
jenen höheren Zwecken dienstbar gemacht werden können. Niemals soll
Wichtigthuerei und Geschäftigkeit gewisser nstrebsameru Personen oder
Corporationen als die wirkliche Veranlassung eines Ausstellungsunter-
nehrnens erscheinen. Womöglich seien es legale Vertretungen des Lan-
des oder großer Gemeinden oder berechtigter Corporationen; Landes-
ausschüsse, Gemeindevertretungen, Handels- und Gewerbekammern
allenfalls accreditirte Gewerbe- und Kunstgewerbevereine, welche derlei
Unternehmungen in's Leben rufen, und diese nur, nachdem die gesetz-
lichen Repräsentanten der bezüglichen Productionsgebiete insbesondere
die Handels- und Gewerbekammern Gelegenheit erhielten, ein unbeein-
Husstes und objectives Voturni über die beabsichtigte Unternehmung ab-
zugeben.
Von geradezu Ausschlag gehender Wichtigkeit ist die Einflussnahme
auf das Programm solcher Ausstellungen, damit einerseits jene Gesichts-
punkte des allgemeinen Interesses demselben zu Grunde gelegt werden,
und anderseits damit dasselbe den Bedürfnissen des Productionsgebietes,
für welches die Ausstellung bestimmt ist, angepasst sei.
Ebenso wichtig als das Programm selbst ist die genaue Einhal-
tung und zweckmäßige Durchführung desselben, auf welche man
also bei einer regelnden Thätigkeit nicht vergessen darf. Das allmälige
spätere Heranziehen von, dem ursprünglichen Programme nicht entspre-
chenden Productionszweigen und Productionsgebieten so dass locale Aus-
stellungen gar bald in manchen, rein zufälligen Punkten Landes- oder
Reichs-, ja selbst internationalen Charakter bekommen, die Aufnahme von
Gegenständen, welche nicht würdig sind, zur öffentlichen Darstellung ge-
bracht zu werden- sind fast zur Regel geworden, daher auf eine ent-
sprechende strenge Thätigkeit der Unternehmung, des Comites oder einer
Vorjury nothwendig hinzuwirken, und der wohl häufig vorhandene, aber
aus localen und persönlichen Riicksichten nicht stark genug festgehaltene
Wille der Unternehmer kräftigst zu unterstützen sein wird.
Gerade für das didaktische Moment, inwieferne Gewerbetreibende
und Publicum richtig geleitet werden sollen, ist die Frage der Anerken-
nung der Verdienste der Aussteller, der Art der Preise und ihrer
Vertheilung, der Zusammensetzung der Jury und ihrer Leitung von großer
Tragweite.
Die zweckmäßige Verwerthung der bei solchen Ausstellungen
gemachten Wahrnehmungen endlich, Seitens der zur Leitung der
künstlerischen und wirthschaftlichen Interessen berufenen Organe der Re-
gierung also zunächst der Besuch und die Prüfung der Ausstellungen
durch die geeigneten, hierzu bestimmten Persönlichkeiten, die Berichterstat-
tung durch dieselben und die zweckmässige Verarbeitung und Veröffent-
lichung dieser Berichte darf auch hierbei nicht übersehen werden.
Diese Andeutungen der wesentlichsten, einer Einflussnahme und
Regelung bedürftigen Momente der Ausstellungen genügen, um die Größe
und Wichtigkeit der Aufgabe zu ermessen, welche der Regierung über-
haupt, dem Oesterr. Museum insbesondere diesfalls zufallen, und aus
welchem sich daher mancherlei Anregungen für das Oesterr. Museum
ergeben werden, um auf eine zweckmässige und einheitliche Organisirung
des Ausstellungswesens erfolgreich einzuwirken.
Wenn insbesondere auf die Nothwendigkeit eines einheitlichen
Vorgehens aufmerksam gemacht wird, so ist damit nicht ein uniformes
Einzwängen aller verschiedenartigen Verhältnisse unter ein theoretisch er-
sonnenes Schema gemeint; wohl aber muss bei unseren ganz eigenartigen
Verhältnissen mehr als irgendwo dafür gesorgt werden, dass ein leiten-
der Gedanke und eine von rein sachlichen Momenten ausgehende Auffas-
sung aller kunstgewerblichen Fragen vorherrsche und die Führung über-
nehme, damit die sonst bestehende Gefahr der Paralisirung und Atomi-
sirung der vorhandenen wohlmeinendsten Bestrebungen und besten Kräfte
beseitigt werde.
Das hohe Handelsministerium hat seine Aufmerksamkeit diesen wich-
tigen Fragen bereits zugewendet und hat schrittweise auf das Ausstellungs-
wesen Einfluss zu nehmen gesucht.
lm kurzen Wege sind die bezüglichen Verfügungen des h. Handels-
ministeriums herbeigeschalTt worden und liegen diesem Referate bei. Es
kann der Wunsch nicht unterdrückt werden, dass solche Verfügungen
auch zur Kenntniss des Oesterr. Museums gebracht werden ja wohl
auch dass dem Oesterr. Museum Gelegenheit geboten werde, seine An-b
schauungen über derartige Maßnahmen auszusprechen.
Schon mit dem Erlasse vom ro. Mai r876, Z. 13677 Beil. Nr.
welcher zunächst für Böhmen bestimmt, aber auch als Cynosur der Hal-
tung des Handelsministeriums gegenüber den Localausstellungen anderer
Länder diente, sind gewisse Punkte angegeben, von welchen die Unter-
stützung des Ausstellungsunternehmens mit Geld- oder Staatspreisen ab-
hängig gemacht wird.
In bestimrnterer und ausführlicherer Weise gescihiehtidies, und zwar
für alle Ländergebiete, durch den Handelsministerial-Erlass vorn 18. Oc-
tober 1880, Z. 32426 Beil. z. Der Erlass will-dem Ueberwuchern der
Ausstellungen insbesondere der größeren sogenannten Landesausstel-
Jungen entgegentreten, und stellt daher zunächst für das Decennium
1880 1890 die Normen auf für die Unterstützung von Landesaussrellungen.
In der Regel soll jährlich nur eine Landes ausstellungkstattfinden,
ausnahmsweise nur zwei, in von einander entfernteren Punkten, im, selben
Lande endlich mit Ausnahme von Böhmen nur alle zehn Jahrewieder.
Der größere Theil der Dotation, über welche das h. Handelsmini-
sterium zu diesem Zwecke verfügt, soll einem bestimmten Verwaltungs-
gebiete in jedem Jahre zugewendet werden.
Landesausstellungen haben in erster Reihe Anspruch auf staat-
liche Unterstützung.
Um diese Unterstützung muss spätestens in der ersten Hälfte des
dem Ausstellungsbeginne vorhergehenden Jahres eingeschritten werden.
Es ist dem Unterstlitzungsgesuche das Programm, die Nachweisung
über die beabsichtigte Zusammensetzung der Jury, die Aeusserung der
Gewerbsbehörde erster Instanz und der l-landels- und Gewerbekarnrner
über die Unterstützungswürdigkeit des Unternehmens beizuschließen.
Als Unternehmer sollen nur die Vertretungen der Landeshauptstädte,
die Handels- und Gewerbekammern oder accreditirte Gewerbevereine auf-
treten, daher auch solche Ausstellungen in der Regel nur am Sitze solcher
Corporationen stattfinden sollen.
Die Regierung behält sich vor, in das Executivcomite einen Ab-
gesandten der Landesstelle eventuell auch der Bezirksbehörden zu be-
stimmen. Ueber die Hauptstadien des Unternehmens ist dem h. Handels-
ministerium Bericht zu erstatten..
Ueber die Vertheilung der Staatspreise sind bestimmte Normen er-
lassen.
Das Subcomite hat sich, nachdem es auch mit dem Referenten des
,k. k. Handelsministeriums; Herrn k. k. Sectionsrath G. Ritter v. Thaa
zusammengetreten ist, um des Näheren die vom Museum ausgehenden
Anträge zu begründen und sich der Zustimmung des Handelsministeriums
so weit nöthig und thunlich zu versichern, zu nachstehenden Anträgen
veranlasst gefunden
l. Das Curatorium des Oesterr. Museums setzt ein ständiges
Comite für Ausstellungsangelegenheiten ein, welchem es ob-
liegen wird, die Einflussnahme des Museums für Kunst und Industrie auf
die Regelung des Ausstellungswesens zum Gegenstande seines Studiums
zu machen! dahin zielende Anträge an das Curatorium vorzubereiten,
sowie auch insbesonderedie Erfolge der bisherigen Thätigkeit des Museums
einer Prüfung zu unterziehen und etwaige Reformen desselben vorzu-
schlagen.
H. Das Curatotium erlässt die nachstehende, die Mitwirkung des
Museums zur Beeinüussung und Regelung des Ausstellungswesens inner-
halb des Rahmens des Handelsministerial-Erlasses vom 18. October 1880
Z. 32.4.26, bezwecksnde Zuschrift an den Haudelsminister
Hohes k. k. Handelsministerium
hier.
Das k. k. Oesterr. Museum für Kunst und Industrie hat mit beson-
derer Befriedigung von den Verfügungen Kenntniss genommen, welche
vom h. k. k. Handelsministerium zur Regelung des Ausstellungswesens
in Oesterreich getroffen worden sind.
Der Handelsministerial-Erlass vom i8.0ctober 1880, Z. 324.26, stimmt
in seinen Zielpunkten sowie in den zur Erreichung des gesteckten Zieles
in Aussicht gestellten Mitteln mit den Anschauungen, welche sich das
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie durch vieljährige Beobachtung
und praktische Erfahrung gebildet hat, in den wesentlichsten Momenten
so sehr überein, dass das Museum es nicht unterlassen kann, das h. k. k.
Handelsministerium zu ersuchen, bei Durchführung der beabsichtigten
Einflussnahme, soweit es sich um den kunstgewerblichen Theil des Aus-
stellungswesens handelt, der Mitwirkung des Oesterr. Museums für Kunst
und Industrie sich versichert halten und somit auch zu seinem diesfälligen
gemeinsamen Vorgehen die geneigte Zustimmung ertheilen zu wollen.
Das Oesterr. Museum hat nämlich seit jeher es als seine im
des a. h. genehmigten Statutes vom 3x. März 1864 begründete Pflicht
angesehen, dem Ausstellungswesen, soweit es sich um den kunstgewerb-
lichen Theil handelt, seine volle Aufmerksamkeit zu schenken, weil es
derlei Ausstellungen ganz besonders für geeignet hält, "durch Ermög-
lichung der leichteren Benutzung "der Hilfsmittel, welche Kunst und
Wissenschaft dem Kunstgewerbe bietena, die kunstgewerbliche Thätigkeit zu
fördern, und von den Erfolgen solcher Förderung Kenntniss zu erlangen.
Auch dem Oesterr. Museum ist jedoch die lückenhafte und missbräuchliche
Anwendung der Ausstellungsidee nicht entgangen, und es hat die Noth-
Wendigkeit einer regelnden Einflussnahme der berufenen Factoren nur zu
lebhaft gefühlt.
Das Museum dürfte, so weit es sich um den so wichtigen kunst-
gewerblichen Theil der Ausstellungen handelt, wohl unzweifelhaft in
hervorragender Weise berufen und geeignet sein, bei einer das Aus-
stellungswesen fördernden und regelnden Action erfolgreich mitzuwirken,
und dürfte es daher ganz den im oberwähnten Erlasse zum Ausdrucke
gebrachten Intentionen entsprechen, wenn das Oesterr. Museum sich seiner-
seits zu einer Mitwirkung im Sinne dieses Erlasses bereit erklärt und mit
Vorschlägen zu einer derartigen Cooperation hervortritt.
Bei diesen Vorschlägen -hat das Oesterr. Museum in jenen Punkten,
in welchen in dem erwähnten Erlasse bestimmte Normen gzur Regelung
des Ausstellungswesens aufgestellt worden sind, sich strenge an diese
Normen gehalten und helft dadurch um so znversichtlicher auf eine Zu-
stimmung des h. Handelsministeriums zu den nachstehenden Anträgen
Was znnächst jene Landes-Ausstellungen anlangt, .auf deren
Regelung der Erlass vom 18. October 1880, Z. 32426, hauptsächlich hin-
zielt, so möchte das Oesterr. Museum für Kunst und Industrie ersuchen,
demselben die Gelegenheit zu einer Einßussnahme auf die knnstgewerb-
liche Abtheilung solcher Ausstellungen dadurch zu wahren, dass der
an das h. Handelsministerium einlangende Anzeige-Bericht über die be-
absichtigten Landes-Ausstellungen sammt den Beilagen dieses Berichtes
Programme, Nachweis über Jury-Zusammensetzungen etc. vor dessen
Erledigung dem Museum zu dem Ende mitgetheilt werde, damit dasselbe
über den kunstgewerblichen Theil des Programmes, über die beabsichtigte
Zusammensetzung der Jury soweit es sich um die knnstgewerbliche
Abtheilung handelt- sowie über die Unterstützungswürdigkeit der Unter-
nehmung vom Gesichtspunkte der kunstgewerhlichen Interessen sein Gut-
achten abgebe, und damit das Museum in die Lage komme, rechtzeitig
einen Beschluss darüber zu fassen, ob und wie es seinerseits das Unter-
nehmen bezüglich seines kunstgewerblichen Theiles zu unterstützen er-
achtet, und welche Bedingungen und Voraussetzungen es an diese Unter-
stützung knüpft.
Dieses Gutachten und diesen Beschluss würde das Museum dem
h. Handelsministerium mittheilen, welches dann so gefällig wäre, von
seiner endgiltigen Verfügung das Museum in Kenntniss zu setzen. Es
muss dabei der Wunsch ausgedrückt werden, dass das h. Handelsmini-
sterium für die knnstgewerbliche Seite des Unternehmens das Gutachten
des Museums zur Grundlage seiner diesfälligen Entscheidungen und Ver-
fügungen nehme.
Liegen mehrere derlei Anzeigeberichte, resp. Subventionsansuchen,
dem h. Handelsministerium vor, so muss eine gleichzeitige Mittheilung
derselben an das Oesterr. Museum zur Beurtheilung der relativen Unter-
stützungswürdigkeit besonders erwünscht erscheinen.
Ueberhaupt wolle das hohe k.-k. Handelsministerium bezüglich aller
wichtigeren Entscheidungen .bei solchen Ausstellungen so weit es sich
um den kunstgewerblichen Theil derselben handelt dem OesterruMu-
seum Gelegenheit zu einer Meinungsäußerung bieten.
Was nun die kleineren Local- und Specialausstellungen
anbelangt, welche oft, so weit sie knnstgewerbliche Leistungen zum Gegen-
stande haben, von nicht minderer Bedeutung erscheinen, und deren Rege-
lung daher vom Standpunkte des Oesterr- Museums gleiche Wichtigkeit
hat, so beziehen sich die Normativbestimmungemdes oft citirten Handels-
10
rninisterial-Erlmses auf dieselben nicht. Das Oesterr. Museum glaubt
daher seinerseits einige Bedingungen, an welche es seine Betheiligung an
solchen Ausstellungen zu knüpfen beabsichtigt, in Vorhinein festsetzen
undb das hohe k. k. Handelsministerium ersuchen zu sollen, diese Bedin-
gungen zur Kenmniss der betheiligten Kreise in geeigneter Weise bringen
zu wollen.
Damit die Mitwirkung, resp. Unterstützung des Oesterr. Museums
an kleineren Local- und Specialausstellungen, welche auch auf knnsrgewerb-
liche Gegenstände sich ausdehnen, eintreten könne, müsste
das bezügliche Begehren, resp. die Mittheilung über die beabsich-
tigte Ausstellung in der Regel in den ersten drei Mon aten des Jahres,
in welchem jene Ausstellung statrnnden soll, jedenfalls sechs Monate vor
ihrer Eröffnung, und ebenso in allen Fällen vnr Publicirung des Pro-
grammes. zur Kenntniss des Oesterr. Museums gebracht werden, um
diesem die gebührende Einflussnahme auf das Programm zu ermöglichen;
z. dem Oesterr. Museum die Person, resp. Corporarion, von welcher
das Unternehmen in's Leben gerufen wird, sowie das Programm der Aus-
stellung mitgetheilt werden, bezüglich welchem letzteren sich das Oesterr.
Museum vorbehält, jene Abänderungen anzugeben, von deren Annahme
es seine Betheiligung an dem Unternehmen abhängig macht.
Ebenso behält sich das Oesterr. Museum fallweise vor, durch Ab-
geordnete bei Durchführung des festgesetzten Programmes, insbesondere
auch bei einer etwaigen Vorjury mitzuwirken und auf eine genaue Ein-
haltung des Programmes Einfluss zu nehmen.
.1.
noch weitere, Bedingungen an die Unterstützung des Unternehmens zu
knlügfen.
Dagegen sagt" das Oesterr. Museum solchen Unternehmungen, die
es seinerseits zu unterstützen beschließt, seinen fachmännischen Beiratli
bei Feststellung des Programmes und bei der fachlichen Durchführung
des Unternehmens zu, und; wird" es solche Ausstellungen gegen Ersatz der
Selbstkosteii Transport, Üeberwachung, Assecuranz im Rahmen des
Programms mit seinen Mustercollectibnen beschicken, und eventuell auch
seinen Einfluss geltend machen, damit dies auch Seitens anderer öffent-
liehei Anstalten und Privaten und. insbesondere auch Seitens hervorragen-
der. Knnstindustrieller gesehene.
"um man Außen hin die einheitliche Action und- das Zusammen--
wirken der berufenen Faetoren", zu welchen sich das Oesterr. Museum
wohh aunlh rechnen zu dürfen glaubt, unzweifelhaft zur. Anschauung zu
bringen; würde- dasselhe einen besondcnenWenh darauf legen; wenn das
h. Inkl Handelsministerium, dimversrialudigung der batheiligteni Kreise. von
diesem Beschlüssen, des Oesterr.. Museums bezüglich seiner Betheiligung
an. lqarndesn. ncsp, Lorala und Specialhusstellungnn veranlassen würde,
Ueberhaupt behält sich das Oesterr. Museum vor, je nach ißedarf"
ll
W058i Wunsch beigefügt wird, dass die Landeschefs alusdrüdklri-chi ein-
geladen werden wollten, diese Normativbest-immungen zur Kdnntnßilss der
Handels- und Gewerbekammern und der bedeiltenderen Gewerbe- und
Kunstindustrievereine zu bringen, was, so weit sie bekannt, bezüglich-
des Handelskammer-Erlasses vom 18. October 1-8801; Z. 324,16, nicht ge-
schehen ist.
lm Anschlüsse hieran beehrt sich das Curatorium des Oesterr. Mu-
seums mitzutheilen. dass es beschlossen hat, eirrständlgesComite für
Ausstellungsangelegenheiten einzusetzen.
Es würde sicherlich dem Zwecke nur förderlich und wohl auch für
die regelnde Thätigkeit des h. Handelsministeriums nicht ohne Werth sein.
wenn gestattet würde, dass fallweise, insbesondere, wenn es sich um
Regelung allgemeiner Fragen von principieller Wichtigkeit handelt, welche
Handelsministerium und Oesterr. Museum gleich interessiren, ein Abgeord-
neter des h. Handelsministeriums an" den Berathungen des Comitefs Theil
nehmen könne.
Durch eine solche Verfügung, sowie durch die günstige Aufnahme
der hier gemachten Vorschläge würde das "h. k. k. Handelsministerium einen
neuen Beweis seiner Fürsorge für die Regelung des Ausstellungswesens
und für die Förderung der kunstgewerblichen Interessen geben, welche
durch den oft citirten Erlass bereits in so hervorragender Weise mani-
festirt wurde.
Das eben zur Kenntniss gelangte Schreiben vom n. Jiinner 188i,
Z. 39885, an den Director des Museums kann nur als ein neuer erfreu-
licher Beleg dafür angesehen werden, dass das h. k. k. Handelsministerium
auf die Mitwirkung des Oesterr. Museums bei Regelung der Ausstellungs-
Angelegenheiten Werth legt und lässt um so mehr die Billigung der hier
gemachten Vorschläge erhoffen.
Schließlich wird noch. obwohl selbstverständlich, beigefügt, dass
ebensowenig durch den Normalerlass des h. Handelsministeriums vom
18. October 1880, noch durch die für die Betheiligung des Museums an
Local- und Special-Ausstellungen aufgestellten Normen die in Wien etwa
stattfindenden Landes- oder größeren Special-Ausstellungen berührt er-
scheinen können. Solche Ausstellungen erhalten sofort einen so bedeut-
samen Charakter für das gesammte Productionsgebiet der Monarchie, dass
für sie derlei Normen nicht ohneweiters passen, dass aber auf dieselben
seitens der maßgebenden Regierungsfactoren ein weit einschneidenderer
Einfluss genommen werden muss.
Das Oesterr. Museum wird sich mit den diesfälligen Fragen ein-
gehend beschäftigen, und würde auch hierbei einen nahen Contact mit
dem h. Handelsministerium als der Sache sehr förderlich und ersprießlich
ansehen. Schon jetzt möchte es aber die Bitte an das h. Handelsministe-
rium richten, jede etwa auftauchende Bestrebung nach Ausführung einer
121
derartigen Unternehmung, insolange nicht diese Vorstudien zu einem con-
creten Resultate geführt haben, in ihrem ersten Keime hintanzuhjalten und
die Initiative zu derlei Ausstellungen ganz und gar der Regierung zu
wahren.
Wien, den 19. Jänner 1881."
DiesegAnträge wurden vom Curatorium zum Beschlusse erhoben
und hat das k. k. Handelsministerium auch bereits seine Zustimmung zu
gemeinsamem Vorgehen im Sinne der Anträge bekannt gegeben.
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Beilage
Abschrift
des Handelsministerial-Erlasses vom 10. Mai 1876, Z. 13677,
an die Statthalterei für Böhmen.
Mit Beziehung auf das in den Berichten vom zo. November v. 1.,
Z. 63459, und 29. April l. 1., Z. 4008, gestellte Anlangen wegen Ein-
leitung von Vorkehrungen gegen die regellose Veranstaltung von gewerb-
lichen Ausstellungen in Böhmen, eröffne ich der k. k. Statthalterei das
Nach folgende
Ich betrachte es als feststehend, dass die Abhaltung von gewerb-
lichen Ausstellungen auf dem Lande und in kleineren Industrieorten im
Allgemeinen ein wesentliches Moment zur Förderung der gewerblichen
Thätigkeit bildet, indem die durch die großen internationalen Ausstel-
lungen den industriellen Centren gegebenen Anregungen und dadurch
erzielten Fortschritte auf diesem Wege sich allmälig bis in die entfern-
testen Theile des Landes verbreiten.
Anderseits ist nicht zu bezweifeln, dass derlei Unternehmungen auf
dem Lande nur in größeren Intervallen aufeinander folgen sollen, um
das Interesse der betheiligten Kreise wach zu erhalten und die Aussteller
nicht zu ermliden.
Damit nun die nützliche Wirkung, welche die Provinzial- und Local-
Ausstellungen hervorzurufen geeignet sind, nicht durch eine allzurasche
Folge derselben paralysirt werde, bedürfen diese Unternehmungen einer
Regelung, für welche ich hier nur vorläufig einige Grundzüge feststelle.
in dieser Beziehung finde ich zunächst zu verfügen, dass von der
Abhaltung jeder gewerblichen Ausstellung wenigstens vier Wochen vor
dem Tage der beabsichtigten Eröifnung derselben im Wege der politischen
Bezirks- und Landesbehärde eine Anzeige an das Handelsministerium er-
stattet werde, um sämpitliche betheiligte Behörden in die Lage zu setzen,
die im Hinblicke auf die erwartete größere Frequenz der Ausstellungs-
orte, den gesteigerten Waarenverkehr oder andere Gesichtspunkte allenfalls
gebotenen Vorkehrungen rechtzeitig zu treffen und eine genaue Evidenz
über diese Unternehmungen zu gewinnen.
insbesondere aber erscheint es von Wichtigkeit, die staatliche Sub-
ventionirung solcher gewerblicher Ausstellungen an bestimmte Bedin-
gungen zu knüpfen.
ln erster Linie schließe ich mich hiebei dem gestellten Antrage an,
dass in einem und demselben Handelskammer-Bezirke jährlich nicht mehr
I4
als eine solche Ausstellung einer Subventionirung theilhaftig werden
könne; ferner ist als Grundsatz festzuhalten, dass im Ganzen alljährlich
in Böhmen nicht mehr als höchstens drei solche Ausstellungen eine
Unterstützung von Seite des Handelsministeriums linden sollen.
ln demselben Verhältnisse, als die Zahl der Provinzial- und Local-
Ausstellungen sich vermindert, wird es möglich werden, die Bedeutung
der einzelnen Unternehmungen dieser Art durch eine größere auf die
Vorbereitung derselben verwendete Zeit und Mühe zu steigern und ebenso
auch nach Erforderniss die den Veranstaltern derselben gewährte Sub-
vention zu erhühen.
ln diesem Sinne möchte ich es als Kriterien des Umstandes, dass
eine beabsichtigte Ausstellung von solchem Belange ist, um die Erthei-
lung einer staatlichen Subvention zu rechtfertigen, ansehen, dass das be-
treffende Unternehmen sich der Unterstützung der Gemeinde des Ortes
erfreut, wo es abgehalten wird, dass dasselbe schon zum mindesten drei
Monate vor dem festgesetzten Erötfnungstage beschlossen und in Angrilf
genommen wurde und als Minimum eine r4tägige Dauer der Ausstellung
in Aussicht genommen ist, um durch die größere Zahl der Besucher der-
selben die Chancen eines den aufgewendeten Mühen und Kosten ent-
sprechenden Nutzens zu steigern.
Im Interesse von Ausstellungen, welche diesen Voraussetzungen
wenigstens zum größten Theile entsprechen, werde ich gerne sowohl die
Beschickung derselben von Seite des Handelsministeriums mit den auf der
Weltausstellung 1873 erworbenen Mustern in- und ausländischer Industrie-
erzeugnisse bewilligen, als auch für die Betheiligung an derselben Seitens
des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie oder hervorragender
hiesiger lndustrieller, falls es gewünscht wird, mich verwenden, wobei ich
es übrigens für die Mehrzahl der Fälle für richtig halte, nicht eine auf
alle Industriezweige sich verhreitende Ausstellung anzustreben, sondern
diese Ausstellungen mit besonderer Rücksicht auf die in dem betreffenden
Bezirke" vorwiegend betriebenen Gewerbsbranchen zu veranstalten.
Was endlich die zu ertheilenden Unterstützungen betrifft, in welcher
Beziehung von Fall zu Fall die Aeußerung der betreffenden Handels-
und Gewerbekammer einzuholen sein wird, so dürfte es bei einer guten
Organisation der Ausstellungen in den seltensten Fällen nothwendig und
angemessen sein, einen Geldbetrag zur Deckung der Kosten des Unter-
nehmens zu gewähren, vielmehr die Subvention sich regelmäßig auf die
Spendung einer Anzahl Preise zu beschränken haben.
Um diesen letzteren auch' in künstlerischer Beziehung einen Werth
zu geben, treffe ich unter Einem die Einleitung zur Ausprägung von
speciell zu Ehrenpreisen des Handelsministeriums für inländische Aus-
stellungen bestimmten Medaillen im Hauptmünzamte.
Diese Medaillen werden der Hauptsache nach ein für alle Ausstel-
lungen dieser Art gleichbleibendes Gepräge erhalten und nur von Fall
.15
zu Fall in einer bestimmten Anzahl von Stücken der Ort der Ausstellung
und die Jahreszahl speciell einzuprägen sein.
Um die Angemessenheit der hier aufgestellten Grundzüge erfahrungs-
mäßig zu erproben und nöthigenfalls noch weitere Bestimmungen über
diesen Gegenstand trelfen zu können, beabsichtige ich behufs eines ein-
gehenden Studiurns der einschlägigen Verhältnisse, zu den im laufenden
Jahre abzuhaltenden Provinzial- und Local-Ausstellungen je einen Ver-
treter des Handelsministeriums zu delegiren.
Von den im vorstehenden entwickelten allgemeinen Grundsätzen
über die Veranstaltung von Provinzial- und Local-Ausstellungen wolle
die k. k. Statthalterei die Handels- und Gewerbekammern von Böhmen
in Kenntniss setzen.
Beilage z.
Abschrift
eines Handelsministeyial-Erlasses an alle Länderchefs'
vom 18. October 1880, Z. 32426.
Die Erscheinungen, welche in dem Decennium 1870-1880 auf dem
Gebiete der gewerblichen Ausstellungen in mehreren österreichischen Län-
dern hervorgetreten sind, lassen es mir als geboten erscheinen, zur Rege-
lung dieser Einrichtung Anordnungen zu treffen.
lch gehe dabei von der priucipiellen Anschauung aus, dass das ge-
werbliche Ausstellungswesen eine belangreiche zur Förderung der cultu-
rellen und volkswirthschaftlichen Interessen geeignete Institution sei, welche
sich noch keineswegs überlebt hat.
Um jene ersprießlichen nicht selten lange nachwirkenden Re-
sultate herbeizuführen, deren diese Einrichtung fähig ist, ist es jedoch
erforderlich, dass von derselben ein mäßiger und richtiger Gebrauch gea
macht werde. rAllzuhäufige Wiederkehr oder unzweckmäßige Organisation
der Ausstellungen kann leicht dazu führen, die erwarteten Vortheile in
ihr Gegentheil umzuwandeln.
Damit von gewerblichen Ausstellungen ein wohlthätiger und nach-
haltiger Einfluss auf die volkswirthschaftlichen Verhältnisse des betreffen-
den Landes oder Bezirkes gewärtiget werden könne, sind es nothwendige
Voraussetzungen, dass dieselben von berufener Seite in's Werk gesetzt,
dass Ort und Zeit des Unternehmens zweckmässig gewählt, dass die Aus!
Nur für Böhmen war schon früher eine Verfügung ergangen, derzufolge dort
künftig Handelskammerbezirks-Ausstellungen von drei zu drei Jahren stattfinden sollen,
und zwar so, dass innerhalb eines Zeitraumes von 16 Jahren Prag zweimal, die übrigen
vier Bezirke je einmal an die Reihe zu kommen haben.
16
stellung nach einem reiflicb überlegten Plane, mit ausreichenden Mitteln
und nach gehöriger Vorbereitung durchgeführt werde, ferner dass auch
die Dauer der Ausstellung in der Weise festgesetzt sei, um einen den
Mühen und Kosten der Vorbereitung entsprechenden zahlreichen Besuch
und eine eingehende Besichtigung der Ausstellung zu ermöglichen. Ins-
besondere ist noch darauf zu sehen, dass nicht mehrere derartige, rasch
aufeinanderfolgende oder wohl gar gleichzeitige Unternehmungen, deren
Wirkungskreise sich berühren, sich gegenseitig Eintrag thun.
Diesen Anforderungen einer erfolgreichen Wirksamkeit des Ausstel-
lungswesens ist in dem letzten Decennium mehrfach entgegen gehandelt
worden.
Es ist mehr als einmal vorgekommen, dass Ausstellungen in nahe
gelegenen Orten bald nacheinander oder ganz gleichzeitig abgehalten wor-
den sind. Manche Unternehmungen dieser Art sind von Personen oder
Corporationen, denen ein näherer Beruf hiezu abging, oder an minder
geeigneten Orten veranstaltet worden und häufig kam es vor, dass die
Dauer der Ausstellung auf wenige Tage beschränkt blieb. ln solchen
Fällen konnte derigemachte Aufwand und die verwendete Mühe in den
Ergebnissen der Ausstellung den vollen Lohn nicht finden.
Aber selbst abgesehen von solchen bei bestimmten einzelnen Aus-
stellungs-Unternehmungen vorgekommenen Missgriffen muss schon die allzu
rasche Aufeinanderfolge der Ausstellungen an und für sich als ein Uebel-
stand betrachtet werden, indem dadurch einerseits die Gewerbetreibenden,
die sich dem Zwange der Betheiligung oft nicht entziehen können, allzu
sehr in Anspruch genommen werden und andererseits das Interesse des
Publicums für dergleichen Untemehmungeu sich abschwächt.
Ein erster Schritt zur Regelung des Ausstellnngswesens ist bereits
mit dem zunächst für Böhmen bestimmten Handelsministerial-Erlasse vom
ro. Mai 1876, Z. 13677, gemacht worden.
Mit dem erwähnten Erlasse ist die Subventionirung gewerblicher
Ausstellungen von Seite des Staates an bestimmte Bedingungen wie die
Unterstützung des Unternehmens von Seite der betretfenden Stadtgemeinde,
mehrtnonatliche Vorbereitung der Ausstellung, mindestens vierzehntägige
Dauer derselben, Einvernehmung der Handels- und Gewerbekammer über
die Ersprießlichkeit einer staatlichen Unterstützung u. s. f. geknüpft,
und ist auch die Zahl der allenfalls im selben Jahre zu subventionirenden
Unternehmungen begrenzt worden.
Die Grundsätze dieses Erlasses sind seither, entsprechend modificirt,
auch in anderen Ländern bei Veranstaltung gewerblicher Ausstellungen
zur Grundlage genommen und insbesondere über die Vertheilung der als
Staatspreise gestifteten silbernen und bronzenen Medaillen Normen er-
lassen worden.
Diese Vorkehrungen machten zwar einer gegenseitigen Concurrenz
und Beeinträchtigung verschiedener Ausstellungs-Unternehmungenv in dem-
ll
selben Handelskammersprengel oder allenfalls in demselben Verwaltungs-
gebiete ein Ende; sie hinderten aber nicht, wie ein Blick auf die im
Jahre 1880 abgehaltenen Ausstellungen lehrt, die nicht minder uuzweck-
mässige Abhaltung gleichzeitiger Ausstellungen in unmittelbar benachbarten
Ländern.
Es erscheint mir deshalb eine Abhilfe auch in dieser Richtung und
zwar mittelst planmäßiger Vertheilung der für Ausstellungs-
zwecke verfügbaren Mittel auf einen längeren Zeitraum
hinaus als geboten.
In dieser Richtung habe ich es -fl.'1r zweckmäßig erkannt, für den
Fall; als überhaupt die Bestrebungen wegen Ablialtung von gewerblichen
Local- und Special-Ausstellungen in der bisherigen intensiven Weise fort-
dauern, hinsichtlich der Betheiligung der einzelnen Länder an den für
solche Zwecke zur Disposition stehenden Staatsmitteln zunächst für
das Decennium 1880-1890 einen Plan festzustellen.
Darnach soll der größere Theil des von Jahr zu Jahr verfügbaren
Betrages jeweilig Einem bestimmten Verwaltungsgebiete, das
sodann erst nach einer längeren Reihe von Jahren wieder in Betracht zu
kommen hätte, zugewendet, eine gleichzeitige Ausstellung in anderen Ver-
waltungsgebieten aber höchstens allenfalls mit einigen Staatspreisen, nicht
aber mit Geldsubventionen, unterstützt werden.
Ein Anfang zu dieser Einrichtung liegt, aus eigener Initiative ein-
zelner Länder, bereits vor. So beispielsweise in Galizien, wo in den
Jahren 1867 und 1877 Landesausstellungen stattgefunden haben und das
nächste derartige Unternehmen, soviel hier bekannt, für das Jahr 1887
in Aussicht genommen ist.
Ferner.in Steiermark, wo die letzte Landesausstellung im Jahre 1870
stattgefunden hatte und nach der im laufenden Jahre abgehaltenen Aus-
stellung ein ähnliches Unternehmen voraussichtlich frühestens wieder in
zehn Jahren abgehalten werden dürfte. Auch in Tirol soll der im Jahre
1878 abgehaltenen Landesausstellung, wie wenigstens damals beabsichtigt
war, ein gleiches Unternehmen erst im Jahre 1888 folgen. Es hat also
in diesen Ländern das Princip der Abhaltung von Lande saus-
stellungen in Zwischenräumen von mindestens zehn Jahren
bereits Fuß gefasst.
In dieser Weise schiene es 'mir angezeigt, das Ausstellungswesen
auch in den anderen österreichischen Ländern zu organisiren, so dass mit
Ausnahme von Böhmen, wo sich nach den Verhältnissen des Landes kür-
zere Intervallen zwischen den einzelnen Expositionen empfehlen, größere
Ausstellungen in einem und demselben Verwaltungsgebiete sich erst frühe-
stens nach Ablauf von zehn Jahren wiederholen sollen. In jedem einzelnen
Jahre soll in der Regel nur in Landesausstellung oder sollen höchstens
ausnahmsweise zwei solche Unternehmungen in von einander entlegenen
Theilen des Reiches abgehalten werden.
Für die staatliche Unterstützung im Decennium 1880-1890 succes-
sive stattfindender gewerblichen Ausstellungen haben die nachfolgenden
Anordnungen zu gelten
Auf Staatsunterstützung haben in erster Linie Landesausstel-
lungen Anspruch, d. h. solche Unternehmungen, welche ihrem Pro-
gramme nach hauptsächlich auf die Heranziehung der Producenten des
betreffenden Verwaltungsgebietes berechnet sind und ein Bild der indu-
striellen und gewerblichen Entwicklung des Landes zu gewähren beab-'
sichtigen.
Die Frage, oh die Ausstellung wie wohl in der Regel in der Lan-
deshauptstadt oder in einem anderen Industrieorte des Verwaltungsgebietes
abgehalten werden soll, hat mit einen Gegenstand der Antragstellung zu
bilden. Der Bericht einer Landesstelle, mit welchem eine Staatsunter-
Stützung für ein derartiges Ausstellungs-Unternehmen beantragt wird, ist,
damit in dem Voranschlage des Handelsrninisteriums auf dasselbe ent-
sprechend Bedacht genommen werden könne und um die gehörige Vor-
bereitung desselben zu ermöglichen, schon in der ersten Hälfte
des dem Ausstellungsbeginne vorhergehenden Jahres zu
erstatten. Demselben ist ein geeignetes Programm der betreEenden
Ausstellung, sowie ein beiläufiger Kostenvoranschlag, und eine Nachwei-
sung über die beabsichtigte Zusammensetzung der Jury, ferner
eine Aeußerung der Gewerbsbehörde erster Instanz, und der Ha ndel
und Gewerbekarnruer über die Unterstützungswürdigkeit des betref-
fenden Unternehmens beizuschließen.
Als berufen zur Veranstaltung solcher Unternehmungen können,
abgesehen von Landeshauptstädten, nur Handels- und Gewerbekammern
oder notorisch tüchtige Gewerbevereine angesehen werden; es sind dem-
gemäß zunächst auch nur solche Städte, wo derartige Corporationen ihren
Sitz haben, für die Ahhaltung von Landesausstellungen in Aussicht zu
nehmen. Für ein allfälliges Deiicit bleiben auch bei subventionirten Aus-
stellungen die Unternehmer allein haftbar.
Die Landesausstellungen werden sowohl mit Geldsubventionen,
nach Maßgabe der verfügbaren Mittel, als auch mit Staatspreisen unter-
stützt werden.
In Bezug auf die Vertheilung der Staatspreise sind die in der
Beilage enthaltenen Normen als Richtschnur festzuhalten.
Auf die Leitung von Landesausstellungen, denen eine Staatsunter-
stützung bewilligt wurde, behält sich die Regierung für die Folge eine
entsprechende Einflussnahme vor.
In dieser Richtung wird zunächst bestimmt, dass in dem Executiv-
Comite jedes solchen Unternehmens ein Vertreter der Landesstelle und
bei allen außerhalb der Landesliauptstadt abgehaltenen Ausstellungen auch
der k. Bezirkshauptmann des Ausstellungsortes Sitz und Stimme haben
solle. Außerdem wird das Ausstellungs-Comite-in den Hauptstadien des
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Unternehmens Berichte an das Handelsministerium zu richten haben,
welche sub sigillo volanti der Landesstelle zu erstatten sind, und in drin-
genden Fällen direct anher gerichtet werden können.
Die Anordnung, in welcher Weise der Vertreter der Landesstelle
von den Vorgängen im Ausstellungs-Comite in Kenntniss zu erhalten sein
wird, wird dem Landeschef überlassen.
Da mit den vorstehenden Bestimmungen die Absicht verbunden ist,
dem Ueberwuchern des Ausstellungswesens entgegen zu treten
so hat die Bekanntgabe derselben lediglich den Zweck, die Einfügung
aller im nächsten Decennium beabsichtigten Landesausstellungen in den
Rahmen dieses Erlasses herbeizuführen; dagegen liegt es selbstverständ-
lich nicht in der h. 0. Intention, Landesausstellungen etwa auch dort zu
provociren wo eine Neigung hiezu in den betheiligten Kreisen nicht besteht.
Andere Ausstellungen, außer den Landesausstellungen Local-, Re-
gional- und Fach-Ausstellungen werden künftighin nur ausnahmsweise
im Sinne der Bestimmungen des h. o. Erlasses vorn I0. Mai 1876, Z. 13.677,
unterstützt werden, wenn in dem betrelfenden Jahre weder in dem Lande
selbst noch in einem zunächst angrenzenden eine Ausstellung, an welche
die erstere sich anschließen könnte, stattfindet und die Zweckmäßigkeit
und Nützlichkeit des in Rede stehenden Unternehmens von competenter
Seite bekräftigt wird. In jenem Jahre, in welchem in einem Lande eine
Landesausstellung stattfindet, werden separat veranstaltete fachliche Local-
ausstellungen nicht subventionirt werden.
Die Erledigung einlangender Gesuche um staatliche Unterstützung
gewerblicher Ausstellungen wird dem Handelsministerium Gelegenheit
bieten, auch noch in anderen Richtungen auf Reformen im Ausstellungs-
wesen Einfluss zu nehmen.
Beilage 3.
Grundsätze
im die
Vertheilung der Staatspreise des Handelsministeriums für
gewerbliche Ahsstellungen im Inlande.
1. Die Staatspreise des Handelsministeriums sind zur Anerkennung und
Belohnung he rvorragender gewerblicher Leistungen bestimmt.
Nur der Producent nicht auch der Händler hat auf diese Staatspreise
des Handelsministeriums Anspruch.
2. Die Staatspreise rangiren vor den Vereins- oder sonstigen Local-
preisen, welche etwa zur Vertheilung kommen, ohne Unterschied des
Metalls.
3. Bei Zuerkennung von Staatspreisen soll in erster Linie das Land,
resp. der Rayon, wo die Ausstellung stattfindet, berücksichtigt
werden; vorausgesetzt natürlich, dass sich unter den dortigen Ausstellern
der Auszeichnung würdige Candidaten befinden.
4. Firmen von auswärts sollen erst in zweiter Reihe bedacht werden,
wenn nach Ansicht der Jury im Lande, resp. Rayon keine hervorragenden
Bewerber mehr vorhanden sind, oder besonders ausgezeichnete Leistungen
eine Ausnahme von diesem Principe rechtfertigen.
5. Staatsinstitute, Museen, von der Regierung abhängige Fach-
schulen sind mit Staatspreisen nicht zu prämiiren.
6. Aussteller von Werken der bildenden Kunst oder des Unterrichts-,
Bau- und lngenienrfaches sollen nicht participiren, ebensowenig andere,
von eigentlicher Industrie und dem Gewerbe abseits stehende Expositionen,
wie Dilettanten-Arbeiten, alte Kunstindustrie-Objecte, Expositionen auf
dem Gebiete der Land- und Forstwirthschaft u. s. f.
7. Bei jeder Prämiirung, welche die Jury im Sinne der vorstehenden
Bestimmungen vorzunehmen beabsichtigt, hat dieselbe in Kürze die Mo-
tive beizufügen, welche nach ihrer Ansicht die Zuerkennung dieser Aus-
zeichnung an den betreffenden Aussteller rechtfertigen.
8. Jeder Aussteller kann die Staatspreise des Handels-
ministeriums nur einmal erhalten wer bisher bloB die Bronze-
medaille erhielt, kann jedoch zur silbernen Medaille vorrücken.
Um die Einhaltung dieses Grundsatzes sicher zu stellen, ist das
Namensverzeichniss derjenigen Aussteller, denen die Jury Staatspreise zu
ertheilen beabsichtigt, vor der definitiven Zuerkennung und Vertheilung
dem Handelsministerium bekannt zu geben, welches über die bisher auf
verschiedenen Ausstellungen mit Staatspreisen ausgezeichneten Firmen ein
Gesammt-Verzeichniss führt.
9. Aussteller, welche die Berufung in die Jury angenommen haben,
treten dadurch eo ipso hinsichtlich der Staatspreise außer Preisbewerbung.
10. Der Ausstellnngs-Commission resp. Jury steht unter Einhaltung
der vorstehenden Grundsätze die ifireie Vertheilung der ihr vom
Handelsministerium bewilligten Staats-Preismedaillen zu.
Eine Berufung gegen die Beschlüsse derselben an das Handelsmini-
sterium findet nicht statt.
Ebenso wenig werden diese Staatspreise von Seite des Handels-
ministeriums bei anderen Anlässen als bei gewerblichen Ausstellungen im
Inland zur Vertheilung gebracht.