Mitthsilsnusn slss k. k. Ilsstsrrsisll. Museums
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe
Am x. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jlhr ß. 4.-
Redacmur Eduard Ohmelarz. Expedition von C. Gerold" Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold Comp., durch die Poslanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
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Inhalt
WIEN, 1. DECEMBER x88r.
xvr. jährig.
Die italienische Industrie-Aussteiiung in Mailand im Jahre 1881. Von R. v. E. Enthüllung des
Denkmales für Eduard Ritter v. Haas. Triestiner Festausuellung. lultrucüon für die Lehrer
des technischen Zeichnen nn der Kunelgewerheschule des k. k. Oeaterr. Museums für Kunst und
Industrie. Lehrplan für den Unterricht im technischen Zeichnen an der Kunstgewerbeschule
de k. k. Oeaterr. Museums für Kunst und Industrie. Vorlesungen im Museum. Verzeich-
uiss der liir den Uurerricht im Zeichnen und Modellireu an den oruarneulalen Abtheilungen der
Staats-Gewerbeschulen und an den gewerblichen Zeichen- und Modellirschulenj verwendbaren
Gypsmodaile. Ausstellung in Frankfurt u. M. Literalurberichr. Kleinere Minheiiungen.
Die italienische Industrie-Ausstellung in Mailand im Jahre 188i.
Die Esposizione industriale italiana in Mailand verdient als Symptom
der industriellen Bewegung Italiens unsere volle Aufmerksamkeit. Von
langer Hand her umsichtig vorbereitet, mit Energie durchgeführt wird sie,
wenn nicht alle Zeichen trügen, auch ein glänzendes finanzielles Resultat
haben. Sie dürfte den Anlass bieten, dass in Mailand ein lndustrial- und
ethnographisches Museum gegründet wird; abgesehen von den mannig-
faltigen Anregungen, welche diese Ausstellung geben wird, wird sie in
Mailand auch dauernde, bleibende Resultate zurücklassen.
Es ist keine zufällige Erscheinung, dass die erste italienische industrie-
und Kunstausstellung gerade in Mailand zu Stande gekommen ist. Mehr
als irgend eine andere italienische Stadt, selbst Rom, Florenz und Neapel
nicht ausgenommen, ist Mailand berufen, eine solche Unternehmung in
die Hand zu nehmen. Liegt doch die politische und militärische Stärke
des heutigen Italien wesentlich in den Provinzen Mailand und Piemont.
Der Aufschwung Ober-Italiens ist nicht zu wundern, wenn man erfährt,
wie stark sich die Bevölkerung in Lombardo-Venetien seit 1770 gehoben
hat. Es zählte die Lombardie 1,75140, Venedig 14.397.803 Bewohner;
im Jahre 187g stieg die Bevölkerung der Lombardie auf 3,362.413 und
die Venedigs auf 2,94l.735; die Bevölkerung von Sardinien zählt gegen-
wärtig 4,995.zz3; dazu kommt die Fruchtbarkeit des Bodens, die Be-
Vlll. Bd. 188i. Z1
gabung der Einwohner und speciell der Umstand, dass der lombardische
Adel es verstanden hat, sein Vermögen trotz aller Stürme der Revolution
zu erhalten. Bei dem venetianischen Adel ist das Gegentheil eingetreten.
Der größte Theil seines Vermögens ist in den Stürmen der großen Revo-
lution am Ende des verflossenen Jahrhunderts zu Grunde gegangen. Auch
scheint es, dass sich jetzt der lombardische Adel industriellen Unter-
nehmungen zuwendet.
Unter allen Städten Italiens, welche eine große Vergangenheit
hinter sich haben, ist Mailand die modernste Stadt mit ganz modernem
fast französischem Zuschnitte, ihrer ganzen Bauanlage und Stadtentwicklung
nach. Man glaubt sich nach Paris "versetzt, wenn man die neuangelegten
Straßen Vittore Emanuele, Carlo Alberto oder die Galleria Vittore Ema-
nuele betritt. Der Mittelpunkt des alten mittelalterlichen Mailand, die
Piazza dei Mercanti mit dem Palazzo della Ragione und dem alten Palazzo
della Citta ist gänzlich in den Hintergrund getreten; das Centrum der
modernen Bauanlagen ist der Domplatz geworden. Auch in der Anlage
seiner öffentlichen Gärten, seiner großen Hötels, den ausgedehnten Ver-
kehrslinien im Innern der Stadt hat Mailand einen durchaus modernen
Charakter. Die großen Bauten aus alter Zeit, aus dem Mittelalter und der
Renaissance, blicken auf eine neue Generation, die allen modernen Insti-
.tutionen zugänglich ist und die daher auch die Idee, eine italienische
Ausstellung auf ihrem Gebiete zu beherbergen, mit patriotischer Begei-
sterung in die Hand genommen hat.
Es gedeihen in Mailand die Industrie und alle wissenschaftlichen
Institute, die sich mit technischen Aufgaben beschäftigen. Für die Pflege
der strengen Wissenschaften hat Mailand nie besondere Sympathien gehabt,
so wenig wie Venedig. Mailand und Venedig sind niemals Universitäts-
städte gewesen. Die Landesuniversität für das Mailändische Gebiet ist
das vereinsamte Pavia; auch in der Pflege der Kunst folgt die Stadt
ganz modernen Inspirationen. Die Mailänder Akademie der bildenden
Künste, die Brcra, wendet sich im Ganzen und Grossen dcn Impulsen
zu, welche von Paris ausgehen. Die Oper und die Musik sind den
Mailändern an's Herz gewachsen, als modern denkende Menschen sind
sie auch jetzt Enthusiasten für Beethoven und die deutsche Musik und
Richard Wagner geworden. Thatkräftig und energisch, wie die Mailänder
sind, können sie sich nachrühmen, in allen Fragen der Wohlthätigkeit
und Krankenpflege keiner Stadt der Welt nachzustehen. Ein Beispiel
erleuchteten Bürgersinnes hat der verstorbene Poldi-Pezzoli gegeben
durch Gründung eines Museums, das jetzt geöffnet, für alle Kunstfreunde
einen Anziehungspunkt bilden wird. Es hat sich auch Mailand nicht
versagen können, seinen Berühmtheiten der alten und neuen Zeit Denk-
mäler zu errichten; wenn auch das Lionardds und Cavoufs nicht
beanspruchen können, als Kunstwerke ersten Ranges zu gelten, so sind
sie doch auf zweckmässigem Platze aufgestellt. Für seine Todten hat Mai-
land mit einem Cimiterio gesorgt, der sich mit Recht eines großen Rufes
erfreut, während der Wiener allgemeine Friedhof baulich wenig geglückt,
wohl auch kaum den Bildhauern jene Förderung verschaifen wird, wie
es in Mailand und München der Fall ist.
Obgleich die Mailänder Ausstellung wesentlich nur von Oberitalien
beschickt wurde, so ist sie doch auch, was ihr Titel bezeugt, als gesa-mmt-
italienische zu betrachten. Auf vielen Gebieten, speciell kunstgewerblichen
haben sich Venedig und Florenz in hervorragender Weise an dieser Aus-
stellung betheiligt. Ueber Anregung des italienischen Unterrichtsministeriums
nahmen ein großer Theil von Schulen an dieser Ausstellung theill. Es
haben daher auch auswärtige Schulfreunde in Mailand Gelegenheit gehabt,
sich über die Bewegungen des gewerblichen Unterrichtes in Italien einiger-
maßen zu orientiren.
Mit dieser Ausstellung war auch zugleich eine Kunstausstellung
verbunden, welche die Mailänder Kunst zu vertreten berufen war und auf
dem Gebiete der Sculptur außerordentlich reich beschickt war, was Niemand
Wunder nehmen kann, der weiss, dass seit Jahrhunderten Mailand ein
Mittelpunkt fiinBildhauerei, namentlich für Marmorarbeiten gewesen ist.
Dennoch macht die Kunstausstellung keinen so erfreulichen Eindruck, als
die Industrie-Ausstellung. Auf dem Gebiet der Malerei kommen Talente
ersten Ranges nicht zur Erscheinung. Die großen idealen Zielpunkte,
welche einst die italienische Malerei in Mailand gehabt hat in der Zeit,
in welcher Ambrogio Borgognone, Zenale und vor Allem Lionardu da Vinci
sie beherrscht haben, sind vollständig verschwunden. Nichts erinnert in der
heutigen Malerei daran, dass es in Mailand einmal eine Malerei in großem
Style gegeben hat. Die Malerei ist hyperrnodern und in gewissem Sinn
oberflächlich bis zum Excess. Die Sculptur entwickelt eine virtuose Geschick-
lichkeit. Es gibt wohl keine Schwierigkeiten in der Marmortechnik, vor
welchen die Mailänder Bildhauer zurückschrecken würden. Aber eben
deswegen, weil die Bildhauer glauben, Alles ausführen zu können, so
halten sie sichfftir berechtigt, auch das auszuführen, was allen Principien
der Plastik widerspricht. Seit Canova hat die Mailänder Plastik keine
Fortschritte gemacht. Die große Bronzestatue Napoleuns I. von Canova
im Hofe der Brera ist bei Weitem das Vollendetste, was man von neuerer
italienischer Plastik in Mailand sehen kann. Es überragt an Kopfeslänge
das Lionardo-Monument des Bildhauers Ant. Magni und das Velalsche
Cavour-Denkmal.
Um nun speciell aul die Industrie-Ausstellung zurückzukommen, so
scheint es mir, dass der industrielle und der commercielle Fortschritt un-
gleich bedeutender isl. als der rein künstlerische und kunstgewerbliche. Der
Fortschritt in der gewerblichen Bewegung Italiens ist unleugbar; er ist
''Wir helfen noch Anlass zu haben, auf diesen Theil der Ausstellung zurndx-
Jüknmmen.
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die natürliche Consequenz der Einigung Italiens, seiner gesicherten cotn-
merciellen und iinanciellen Lage, der grossen Entwicklung der Eisenbahnen
und des maritimen Verkehrswesens und des angebornen Talentes, welches
die Italiener seit jeher in der Kunstindustrie bewiesen haben. Es ist daher
gar nicht zu wundern, dass die Italiener, speciell Oberitaliener mit
gehobener Stimmung die erste italienische Ausstellung besuchen. Denn
sie finden daselbst mehrere Zweige der Industrie, in welchen bisher Italien
vom Auslande abhängig war, und die sich jetzt schon so weit entwickelt
haben, dass sie die inländischen Bedürfnisse decken können. Der Schwer-
punkt der Kunstindustrie lag in der Seidenindustrie, der Keramik, der
Marmor- und Bronzetechnik.
Die Seidenindustrie hat ihren alten Ruf bewährt. In den Früh-
renaissancen ist die Seide dem Gold und Silber gleich hoch geschätzt
worden. Für die Goldarbeiter und die Seidenweber galten dieselben Re-
glements. Es haben "sich noch die nstatuta mercatorium auri, argenti et
serici Mediolani-t vom Jahre 1504 erhalten, die auf der Piazza della Scala
und Corrobio sono tubae veröffentlicht wurden. Heute ist Mailand ein
Centrum der Seidenweberei für ganz Europa. Sie ist fast ebenso bedeutend
als die von Lyon. Die Seidenzucht wirft allein der Landwirthschaft der
mailändischen Provinz eine reine Jahresrente von I2 Millionen Lire ab. Ihr
wurde eine specielle Galleria di lavoro della seta gewidmet, die vom ein-
heimischen Publicum mit der größten Aufmerksamkeit besucht wurde.
Die große Webeschule in Como beschäftigt sich ausschließlich mit Seiden-
weberei. In der Ausstellung wurde die Seidenweberei durch ioo Aus-
steller vertreten, von denen nicht wenige bereits auf den großen Aus-
stellungen in Paris und Wienausgezeichnet worden waren.
Mehrere andere Zweige der Kunstindustrie, speciell der Keramik
Maiolika, der Bronzetechnik Neapel, Rorn, Venedig, in Glas Venedig
und Murano und den Spitzen beschränken sich auf mehr oder minder
gelungene Nachahmungen von alten Mustern, welche sich in den zahl-
reichen Museen in überreichem Maße befinden. Diese Nachahmungen
sind das Entzücken der großen Menge von Gebildeten und Halbkennern
ganz Europas So sehr man auch das Bedürfniss anerkennen muss,
die alten Vorbilder nachzubilden, so sehr man auch die Geschicklich-
keit der Geschäftsleute, unter denen z. B. Herr Guggenheim in Ve-
nedig eine hervorragende Stelle einnimmt, anerkennen muss, so ist eine
Kunstindustrie, welche von Imitationen lebt, gewiss noch nicht auf der
Höhe der artistischen Production. Es wird daher noch lange Zeit und
erst einer Belebung des alten künstlerischen Geistes bedürfen," um die
italienische Kunstindustrie aus dem Stadium der Imitation auf ein freieres
künstlerisches Gebiet zu führen, das Gebiet, welches die alten Italiener
so wundervoll beherrscht haben. Da nun diese Industrien vielfach von
dem Geschmacke der Auftraggeber abhängen, so zeigen nicht wenig Imi-
tationen, besonders in der Venetianer Holzbildhauerei und der Mailänder
Marmorsculptur einen ganz ungeläuterten Geschmack, der zu nicht ge-
ringem Theile von der Geschmacksbildung der Amerikaner und Engländer
herrührt. Excentrisch, wie diese Nationen sind, fordern sie zur Steigerung
kunsttechnischer Excentricitäten förmlich heraus. Diese Wahrnehmungen
mögen wohl auch Herrn Boito bestimmt haben, die Frage der Kunst-
industrie vorn künstlerischen Standpunkte zu erörtern.
Die Holzbildhauer von Florenz haben sehr Gutes ausgestellt; besseres
als die Venetianer, welche zu sehr von Händlern und Speculanten ab-
hängig sind. Die Möbelindustrie hingegen kann sich mit der österreichi-
schen und deutschen nicht messen. Dass denkende und einsichtige Italiener
sich der Mängel und der Lücken der heutigen italienischen Kunstindustrie
wohl bewusst sind, zeigt ein öffentlicher Vortrag, den der Architekt Pro-
fessor Boito über die Industria artistica in Mailand gehalten hat. Boito
gehört in die Reihe der hervorragenden Künstler, welche den Muth
haben, die öffentliche Meinung über die Mängel der heutigen Kunstindustrie
Italiens aufzuklären. Prof. Boito ist dazu wohl vollkommen berechtigt,
nicht bloß wegen seiner hervorragenden künstlerischen und schriftstelle-
rischen Leistungen, sondern auch durch Einsicht in die Kunstbewegung
Oesterreichs, Deutschlands und Englands.
Er entwickelte Ideen, die für Italien neu und gewiss nützlich sind,
in Oesterreich, im deutschen Reiche und in England allgemein anerkannt
werden. Herr Boito ist derselbe Architekt, der ein ganz vortreffliches Buch
über die Entwicklung der italienischen Architektur veröHentlicht hat, welches
vor Kurzem in die deutsche Sprache übersetzt wurde.
Die Mailänder Ausstellung ist, wie bemerkt, von langer Hand vor-
bereitet worden. Die Ausstellung ging von der Handelskammer aus. Ihr
haben sich die Deputazione provinciale, und die Giunta Municipale in
Mailand, die Sparcassa, die Banca populare, die Associazione sociale in-
dustriale und die Societa düncorragiamento d'arte mestieri angeschlossen.
Ein Garantiefond fondo perduto von i,6oo.ooo Lire wurde bald ge-
zeichnet. Das Parlament bewilligte einen Beitrag von einer halben Million
Lire zu diesem Fonde. Als Ehrenpräsident des Ausstellungsc0mite's fungirt
der Bürgermeister von Mailand Senator G. Belinzaghi, und als wirklicher
Präsident der Handelskammer-Präsident L. Maccia, und als Secretär der
Ingenieur A. Taruggia. Mit der Ausstellung wurde eine Nationallotterie
verbunden, dieselbe verfügt über einen Fond von zwei Millionen Lire, die
zu Ankäufen bestimmt sind, das Project einer Nationallotterie wurde durch
k. Decret v. 5. März 188i genehmigt.
Auf diese Weise Hnanziell geordnet wurden Räumlichkeiten gewonnen,
die hart am k. Garten gelegen, und es möglich machten, dass die Aus-
stellung in reizenden Gartenanlagen sich entfalten konnte.
Wir müssen dieser Ausstellung nachrühmen, dass die Ausstellungs-
bauten, unähnlich den üblichen Aussrellungsbauten, welche sonst große
Geldmittel verzehren, sehr einfach und zweckmässig hergestellt sind. Die
Lageuin öffentlichem Garten und das italienische Klima begünstigte diese
Ausstellung sehr.
Mit ganz besonderer Umsicht wurde die Ausstellungsliteratur be-
handelt. Der Katalog der Ausstellung ist mit Illustrationen versehen. Der
officielle Katalog der Industrie-Ausstellung umfasst zweispaltig 529 Octav-
seiten, ist mit einer statistischen, datenreichen Einleitung und einem
Index versehen. Um das heutige Mailand bei diesem Anlasse würdig zu
schildern, haben sich eine Reihe von hervorragenden Schriftstellern zu
einem Sammelwerke geeinigt, welches bei S. Sonzogno erschien, den Titel
führt Mediolanum und sich die Aufgabe gestellt hat, das heutige Mailand
in artistischer, antiquarischer, industrieller und gesellschaftlicher Weise zu
schildern. Das Buch, tiicht ohne wissenschaftlichen Wcrth, ist auch mit
Illustrationen versehen. Neben diesen Publicationen erschien auch ein
kurzer populärer "Guida del Visitatore-i und eine illustrirte Zeitung über
die Ausstellung. Wer sich daher über Mailand und die Ausstellung
orientiren will, hat ein reiches literarisches Materiale zur Verfügung.
Eine Eigenthümlichkeit der Mailänder Ausstellung bildete die Aus-
stellung der Costüme des heutigen Landvolkes von Italien. Bei
dem Umstande, dass die Costüme im Verschwinden begriffen und in vielen
Beziehungen interessant sind, war diese Ausstellung sehr lehrreich. Sie
bildet den Kernpunkt für ein künftiges industrielles und ethnographisches
Museum. Es sind mit den Costiimen zugleich auch die Hausgewebe und
klVerkzeuge, kurz Alles vorgeführt, was zur Illustration des Volkslebens
dienen kann. Das Material zu dieser Ausstellung haben Kunstfreunde und
Localmuseen geliefert. Diese Ausstellung wurde durch die Herren Ro-
becchi, Conalia und Pini geleitet und in dieser Costümabthcilung ist ganz
Italien vertreten
Schließlich kann man die Bemerkung nicht unterdrücken, dass die"
Veranstalter der Ausstellung sich sehr wohl der civilisatorischen und
socialen Mission großer Ausstellungen bewusst sind. Es wurden öffentliche
Vorlesungen veranstaltet und zugleich Sorge getragen, dass die Arbeiter
und das Landvolk leicht Zutritt in die Ausstellung erhielten. Da der ita-
lienische Arbeiter und Landmann bisher in fast völliger Abgeschiedenheit
vom Auslande gelebt hat, so begreift man, dass man in der Ausstellung
vielen vergnügten und erstaunten Gesichtern begegnet ist. Ihr Benehmen
ist musterhaft. Aber trotzdem kann man es sich nicht verhehlen, dass
die agrarischen und Arbeiterverhältnisse dunkle Punkte im heutigen Italien
bilden, welche ernste italienische Politiker und Nationalökonomen zum
Nachdenken auffordern.
Mailand, Ende September 188i. R. v. E.
Enthüllung des Denkmales für Eduard Ritter v. Hans.
Vor Jahresfrist war Eduard Ritter v. Haas, der werkthätige Förderer
des Oesterr. Museums, gestorben, und das Curatorium desselben hatte als-
bald den Entschluss gefasst, das Andenken dieses um die österreichische
Industrie vielverdienten Mannes durch Errichtung eines Denkmals dauernd
zu ehren. Am 14. November Vormittags nun fand die Enthüllung dieses
Denkmales im Stiegenhause des Museums statt. Lange vor Beginn der
Feier hatten sich die Familienangehörigen des Dahingeschiedenen, dessen
Sohn, Tochter und Schwiegersohn, Graf astelli im Hause eingefunden,
ebenso die Hauptbeamten der Firma Ha as mit dem Geschäftsführer, ferner
die Mitglieder des Curatoriums, Lobmeyr, Graf Edmund Zichy, Baron
Ferstel, Baurauth Kaiser u. s. f., des Lehrkörpers, die Vertreter der
Handelskammer, Präsident Gögl und Vicepräsident Isbary, die Vertreter
des n.-ö. Gewerbevereines, Präsident Dr. Banhans, Vicepräsident Harpke
und viele Andere. Kurz vor Uhr erschien der Protector des Museums,
Se. k. und k. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer, von
seinem Adjutanten begleitet, und wurde vom Director Eitelberger und
Vice-Director v. Falke empfangen. Se. k. und k. Hoheit conversirte sodann
mit Herrn v. Haas, dem er seine Befriedigung über die Enthüllung des
Denkmales für seinen um das Museum verdienten Vater ausdrückte, ferner
mit dem Grafen Edm. Zichy, mit den Vertretern der Handelskammer,
und begab sich hierauf in den Vortragssaal des Museums, wohin ihm die
ganze Gesellschaft folgte und wo Reg-Rath v. Falke folgende Gedenk-
rede hielt
nDas Curatorium des Oesterr. Museums hat beschlossen, einem treuen
Freunde und Helfer, der uns durch den Tod entrissen worden, in seinen
Räumen ein Denkmal der Erinnerung zu setzen. Der Beschluss ist zur
Ausführung gekommen, und der heutige Tag führt uns zusammen, diesen
Denkstein den Blicken zu enthüllen. Da drängt es mich zuerst, lhnen Allen,
hochgeehrte Anwesende, im Namen des Museums zu danken, dass Sie ge-
kommen sind, an diesem Acte Theil zu nehmen und durch Ihre Theil-
nahme das Andenken dieses im vollsten Sinne des Wortes wohlverdienten
Mannes zu ehren.
Ein Jahr iist es, dass Eduard Ritter v. Haas aus dem Leben ge-
schieden; von uns geschieden war er schon längere Zeit, da er, gebeugt
und gebrochen von übergroßer Thätigkeit und Anstrengung in seinem
Berufe, den Süden aufsuchte. Auch da noch in seinen Leidensjahren war
er mit Geist und Seele bei uns; auch da noch, aus weiter Ferne her, war
es sein Befehl, seine Mitwirkung, welche auf jedem industriellen Streitfelde
die österreichische Industrie erglänzen ließ.
iEr war unser von Anfang an. Er war uns Helfer und wurde uns
Freund. Und was uns seine Hilfe und Freundschaft werth war, das ver-
mögen nur Die zu schätzen, welche die ersten Jahre des Museums in jener
unzulänglichen, provisorischen Stätte am Ballplatze mit uns erlebt haben.
Heute steht das Oesterr. Museum in eigenen schönen Räumen, die
sich breit und imponirend, an vornehmster Stätte, inmitten eines reichen
Verkehres hinlagern. Heute ich darf das wohl sagen ist es eine Ans
stalt, die durch ihren weiten Ruf festgegründet ist und der Freunde und
Gönner viele und in allen Landen zählt. Vor I6, 17 Jahren war das anders.
Es erging dem Museum, wie es jeder ldee ergeht, welche neu in das Leben
gesetzt wird. Sie muss sich durch Widerspruch und Feindschaft hindurch
die Anerkennung erringen.
Damals, als die Idee des Museums zur Ausführung kam, einer An-
stalt nämlich, bestimmt, die Kunstindustrie im Vaterlande zu fördern und
zu heben, den Geschmack im Gewerbe wie im Publicum, bei Schaffenden
und Consumirenden in gleicher Weise zu bessern und überall Sinn und
Verständniss für das Schöne zu erwecken damals gab es auf dem ganzen
Continente kein Vorbild für eine solche Anstalt. England allerdings besaß
bereits ein Institut dieser Art in seinem South-Kensington-Museum, das in
voller Wirksamkeit stand; es hat ja auch die Anregung zu dem unserigen
gegeben. Aber wie Wenige hatten es gesehen, und wie Wenige von Denen,
die es gesehen, konnten sich Rechenschaft geben von seiner Thätigkeit
oder waren sich klar geworden über die Ziele und Erfolge, Erfolge, die
sich zu jener Zeit wohl gar noch bestreiten ließen!
So konnte es kommen bei der völligen Neuheit der ldee und der
Sache, so konnte es kommen und so kam es, dass, als unser Museum
in's Leben trat, dasselbe bei Weitem mehr Anklang und Verständniss im
intelligenten und gebildeten Publicum fand, als in dem Gewerbe selber,
zu dessen Nutz und Frommen es ja doch gegründet war. Ja es begegnete
nicht blos der Gleichgiltigkeit, sondern selbst entschiedenem Widerstreben.
Und das hatte auch seine guten Gründe.
Das Museum war beschlossen worden in der Voraussetzung des herr-
sehenden schlechten Geschmackes und der Unzulänglichkeit der künstle-
rischen Leistungen auf dem Gebiete der Industrie, und von dieser seiner
eigenen Unzulänglichkeit war nun das Gewerbe selber keineswegs über-
zeugt. Das Museum hatte also zur ersten Aufgabe, ihm diese Ueberzeugung
beizubringen, dass dasjenige, was es schade, nicht gut sei, dass es anders
und besser werden müsse. Gewiss eine höchst undankbare Aufgabe, denn
wenn man auch endlich widerstrebend dem Gewichte der Gründe nachgibt,
so lässt sich doch Niemand gern von der Schlechtigkeit seinerleigenen
Leistungen überzeugen und ist selten dankbar gegen Denjenigen, der solche
Aufgabe erfüllt.
Indessen, es stand kein anderer Weg oEen, da nur aus der klaren
Erkenntniss das Gute und Bessere kommen konnte.
Das Museum predigte und lehrte, stellte in reichem Wechsel die
schönsten Mustergegenstände, die besten und tadellosesten Werke alter
Zeiten zum Studium und zur Nacheiferung dar und erläuterte ihren Werth
und ihre Anwendung. ihren Nutzen für die Gegenwart. Allein das Museum
hatte gut predigen. Wir sahen wohl, dass unsere Ideen im Publicum auf
fruchtbaren Boden fielen und Wurzel fassten, das Gewerbe aber verhielt
sich spröde, zweifelnd, ablehnend. Es wollte praktische Erfolge sehen,
welche wir unsererseits ihm um so weniger vorführen konnten, als unsere
Kunstgewerbeschule damals noch nicht gegründet war.
Die praktischen Erfolge konnten nur von der Industrie selber kommen
und gezeigt werden. Es mussten sich eben Männer finden, welche mit Ver-
ständniss und Kühnheit vorangingen und durch ihr Beispiel den Beweis
lieferten, dass mit den neuen Mustern, dem neuen und besseren Kunst-
geschmacke auch etwas zu machen sei, dass mit ihnen Ruhm, Ehre und
auch materielle Erfolge zu gewinnen seien. Und diese Männer fanden sich,
wenige zwar, sehr wenige, ja nur einzelne, aber sie fanden sich, und ihr
Beispiel genügte.
Und unter diesen wenigen Männern nun nenne ich ganz vorragend
in erster Linie Eduard v. Haas. Das Haus Philipp Haas 8a Söhne war
schon zu jener Zeit ein Welthaus, das seine Fabricate auf den verschie-
densten Gebieten kunstvoller Gewebe zu allen Ländern der Cultur sendete
und an vielen Hauptorten seine ständigen Filialen und Niederlagen hielt.
Wenn dieses Haus sich der neuen Bewegung anschloss, so musste diese
schon dadurch einen mächtigen Vorschub, erhalten. Es besaß aber zugleich
in Eduard v. Haas einen Chef von glänzenden Gaben, der mit Liebe und
Eifer für seinen Beruf eine unermüdliche Thatkraft, einen weiten und klaren
Blick, raschen Entschluss und ein umfassendes und durchdringendes Ver-
ständniss der Sachlage verband. Es war eine Freude, zu sehen und zu be-
obachten, wie verständnissvoll er auf das Gute und bis dahin Fremde ein-
ging, wie rasch und sicher er in seinem Beschlusse das Richtige traf, wie
er über den weiten, die Welt umspannenden commerciellen Gesichtspunkten
auch das Kleine nicht außer Acht ließ, nicht den Ton der Farbe, nicht die
Zeichnung des Musters.
Er wusste nicht, ob das Neue Anklang finden würde, aber er ver-
traute darauf so gut wie wir und er machte sich frisch an's Werk. Schon
drei Jahre nach Gründung des Museums, auf der Pariser Ausstellung von
1867 war der erste Erfolg gewonnen. Ein paar mächtige Teppiche in orien-
talischer Art, davon die Motive dem Museum entnommen waren, stellten
die gleichen Arbeiten der englischen und französischen Fabrikanten völlig
in Schatten. Sie waren das Beste, was die Welt nach Paris auf diesem
Gebiete gesendet hatte, und auf diesem Gebiete war so der erste praktische
Erfolg der neuen Bestrebungen errungen.
Nun war kein Stillstand mehr. Schon war auch das Glas selbständig
der Teppichweberei zur Seite getreten; es folgte die Seidenmanufactur, die
Möbelfabrication, die Bronzen, die Goldschmiedarbeiten u. s. w. Der Vor-
gang von Eduard v. Haas hatte die Entscheidung herbeigeführt, und bald
konnte auch die neue Kunstgewerbeschule dem künstlerischen Bedürfnisse
mit jungen Kräften Genüge leisten. Aber der Chef des Hauses Haas blieb an
der Spitze der Bewegung, was er wiederum auf der Ausstellung der öster-
reichischen Kunstindustrie in den neuen Räumen dieses unseres Museums
bei ihrer Eröffnung bewies. Die voll eingerichteten und decorirten Gemächer
auf derselben waren die ersten in ihrer Art. Heute folgt alle Welt.
Als die Wiener Weltausstellung des Jahres 1873 nahte, da kümmerte
er sich nicht allzuviel um die Commissionen und was in denselben vor-
ging und geredet wurde es war seine Sache nicht aber er war ent-
schlossen, der Welt zu zeigen, was eine österreichische Fabrik leisten könne.
Jede gute ldee, die von den Künstlern des Museums ausging, fand bei ihm
offenen Sinn und er lieh ihr die Ausführung, und so kam eine Ausstellung
seines Hauses zu Stande von geradezu überwältigender Wirkung. Nicht
blos, dass hier auf dem Concurrenzfelde im Prater kein anderes Land ihm
nur annähernd Aehnliches zur Seite stellte, keine der vorausgegangenen
Weltausstellungen hatte etwas Aehnliches gesehen.
Die Ausstellung der Firma Philipp Haas und Söhne glänzte durch
Größe, Schönheit, Vielseitigkeit und Neuheit. Vielseitig waren die Gegen-
stände, denn neben den verschiedenen Teppichen in orientalischer wie in
europäischer Art strahlte eine Fülle der kostbarsten Decorationsstoffe in
Wolle, Seide und Gold, für Wände, Möbel und Vorhänge. Neu waren
sie, denn die Muster waren zum großen Theile nicht ohne Kühnheit alten,
unbekannten und ungeübten, sowohl orientalischen wie europäischen, selbst
mittelalterlichen Motiven nachgebildet worden, ein Vorgang, der nur durch
die Sammlungen des Museums und durch die kaiserlichen Teppichschätze
im Depöt zu Schönbrunn ermöglicht worden. In der Nachbildung eines
alten persischen Goldteppiches war selbst eine schwierige Technik wieder
belebt, welche der Orient seit zwei Jahrhunderten vergessen und Europa
niemals versucht hat. Gänzlich neu in Art und Decoration waren ferner
die zwei Reihen von Zimmercotnpartimenten, welche die Ausstellung der
Firma Haas Hankirten. Hier waren nicht blos die Steife gezeigt, sondern
sofort schon ihre Verwendung in eben so glänzender wie künstlerischer
Weise.
Und hier darf ich auch wohl ein kurzes Wort sagen von der künst-
lerischen Art aller dieser Gegenstände und dem Umschwunge derselben,
der von dem Museum theoretisch ausging und von Eduard von Haas auf
seinem Gebiete praktisch in das Leben übertragen wurde. Bis dahin war
das Reich der Fußteppiche von überströmender Blumenmasse in brutaler
Farbenpracht und riesenhaft vergrößerten Naturformen erfüllt gewesen,
eine Ornamentationsvreise, welche die Engländer zu Gärten, Landschaften
und Wäldern übertrieben hatten; die Franzosen aber hatten die ganze
architektonische Stuccatur-Decoration des Plafoncls nachahmend auf den
Fußteppich übertragen und in die Zwischenfelder Blumenbouquets hinein-
gelegt. An die Stelle beider Arten ist nun heute ganz und gar die orien-
talische Weise getreten, und zwar durchaus unter dem Vorgange der Firma
Philipp Haas u. Söhne, welche darin als die erste betrachtet werden muss.
Sie adoptirte gleicher Weise die Technik wie die künstlerische Art des
Orients. Und ähnlich ist es mit den Möbelstoden, Vorhängen, Portieren
bis zu den Tapeten und zur gewebten Wandbekleidung gegangen. An die
Stelle der grauen, stumpfen und verwaschenen Farblosigkeit ist ein leb-
hafterer, aber auch edlerer Farbengeschmack getreten; an die Stelle der
unruhigen und wilden, das Auge verwirrenden Pflanzen-Decoration stil-
volle, ruhige, wohl abgemessene und wohlvertheilte Muster, mit welchen
sich gleicher Weise in echt künstlerischer Art edle Pracht wie stille
Bescheidenheit und vornehme Ruhe erreichen lässt. Der Umschwung auf
diesem Gebiete ist nun wohl nicht von Eduard v. Haas erst begonnen
worden, aber sein entschiedenes Eintreten in die Bewegung hat ihrem
Erfolge den größten Vorschub geleistet.
Alles das nun trat auf unserer Weltausstellung Jedem, der diese
Dinge aufmerksam verfolgte, klar vor die Augen, während die Größe
und der Umfang der ausgestellten Gegenstände alle Welt in Erstaunen
setzte. Wie gesagt, ist diese Entfaltung einer einzelnen Fabrik niemals
überboten worden, auch von ihr selber nicht. Sie war auch nur auf
heimischem Boden möglich. Nichtsdestoweniger brachte jede neue Aus-
Stellung, an welcher die Firma Philipp Haas und Söhne Theil nahm,
stets neue, durch Schönheit und Originalität gleich ausgezeichnete Gegen-
stände, welche zugleich neue Wege andeuteten. So die Pariser Ausstel-
lung von 1878 mit den goldverzierten Geweben in Seidensammt, so die
Ausstellung des niederösterreichischen Gewerbevereines im vorigen Jahre
mit dem reizenden Pavillon und seinen Panneaux in applicirter Stickerei
nach japanischer Art.
Und dieser stete Fortschritt, dieses stete Bestreben, nicht blos den
Ruhm der Firma aufrechtzuerhalten, sondern durch neue Schöpfungen
zu vergrößern, dieses Bestreben verdient um so mehr die höchste An-
erkennung und Bewunderung, als die geistige und körperliche Kraft ihres
Chefs bereits gebrochen war und er fern von der Stätte seiner rastlosen
Wirksamkeit weilte. Zur selben Zeit, da die Firma mit der Wiener Welt-
ausstellung ihre größten Triumphe feierte, war über das ganze indu-
strielle Leben die große Krise hereingebrochen. Mit fester Hand hatte
Eduard von Haas, ein erfahrener Steuermann, das Schilf durch Sturm
und Brandung gelenkt und in den sicheren Hafen geführt. Das Schiff
war geborgen, aber dem Lenker versagte noch ferner die Kraft. Erschöpft
von nie rastender, übergroßer Anstrengung, brach der Körper zusammen.
Er suchte Heilung in der milden Luft des Südens, in der Entfernung von
Arbeit und Geschäft. Aber er fand nicht Herstellung, nur Milderung und
auch diese nur für eine kurze Frist weniger Jahre. Am 13. November
des vorigen Jahres ist er aus dem Leben geschieden.
Nicht aber ist er geschieden aus der Erinnerung und aus unserer
Erinnerung. Wie das, was er angeregt und geschahen, in seinem Hause
fortlebt, hochgehalten und fortgesetzt in gleichem Geiste von seinem Sohne
und Nachfolger, so bleibt auch uns hier im Museum die Spur seines Wir-
kens und der Erfolg seiner Mitwirkung zu unseren angestrebten Zielen.
Für uns, die wir rnit ihm gelebt, mit ihm gearbeitet haben, bedarf es
weiter keiner äußeren Erinnerung. Die ganze Erscheinung dieses einst so
thatkräftigen Mannes mit den schnellen Bewegungen und den klugen,
leuchtenden Augen lebt in uns fort, aber wir wünschen sein Andenken
auch den nachfolgenden Geschlechtern bewahrt. Mit uns erlöscht die per-
sönliche Erinnerung in wenigen Jahren, aber diese Mauern bleiben, und
was in ihnen besteht und vorgeht, wird hoffentlich nach Jahrhunderten
noch die gleiche Anziehungskraft auf gebildete und lernbegierige Menschen
üben. Und wer nach Jahrhunderten kommt, das Museum zu besuchen,
soll wissen, dass Eduard v. Haas zu den Ersten in erster Reihe gehörte,
welche sich um die Sache des Oesterr. Museums, um die Sache der
österreichischen Kunstindustrie Verdienste erworben haben, Verdienste, der
bleibenden Erinnerung würdig. Zu diesem Zwecke ist ihm als dem Ersten
ein Denkmal gewidmet worden, zu dessen Enthüllung ich Sie nunmehr,
hochgeehrte Theilnehmer dieser Festlichkeit, auffordere, indem ich Sie
bitte, sich zu dem Platze desselben mit uns zu begebenm
Se. k. und k. Hoheit, gefolgt von der ganzen Gesellschaft, begab
sich hierauf zur Stätte des Denkmals, wo dann die Enthüllung desselben
stattfand. Dasselbe ist an der rechten Wandfläche des Stiegenhauses
angebracht und stellt eine Votivtafel in reicher Umrahmung dar, über
welcher sich die Büste des Dahingeschiedenen befindet, welche noch bei
dessen Lebzeiten von einem italienischen Bildhauer in Nizza angefertigt
wurde. Der Entwurf der Votivtafel, welche in goldenen Lettern die In-
schrift trägt vDem Andenken des Herrn Eduard Ritter v. Haas, geboren
am 15. September 1827, gestorben am 13. November 1880, dem tbatkräf-
tigen Förderer der heimischen Kunstindustrie das k. k. Oesterr. Museumu,
rührt von Reg-Rath Prof. Storck her; ausgeführt wurde dieselbe theils
aus carrarischem, theils aus belgischem Marmor in dem Atelier Francini.
Der durchlauchtigste Herr Erzherzog ließ durch Hofrath Eitelberger den
Reg-Rath Professor Storck zu sich bitten und sich von demselben Auf-
klärungen über das Denkmal geben. Um 12 Uhr war die Feier zu Ende.
An die Anwesenden wurde eine auf die Denkmalenthüllung bezügliche
Festschrift vertheilt, welche von Reg.-Rath B. Bucher verfasst und mit
einem von Prof. W. Unger trefflich radirten Porträt geziert ist.
513
Triestiner Festauseteilunq.
Das Executiv-Comite der Industrie- und landwirthschaftlichen Aus-
stellung in Triest hat an das Cnratorium des Oesterr. Museums folgende
Zuschrift gerichtet
uWohllöbliches Curatoriuml Wie es diesem wohllöblichen Cura-
toriurn schon bekannt ist, soll über Anregung ansehnlicher hiesiger Bürger
im Jahre 1882 anlässlich der Soojährigen Jahresfeier der Vereinigung
Triesfs mit den österreichischen Ländern in dieser Stadt eine Industrie-
und landwirthschaftliche Ausstellung aller Reiche und Länder der öster-
reichisch-ungarischen Monarchie stattfinden.
Die hohe Wichtigkeit des patriotischen Unternehmens in national-
ökonomischer Beziehung bedarf der bekannten Einsicht dieses löbl. Cura-
toriums gegenüber keiner näheren Erörterung, und es bleibt wohl unbe-
stritten, dass die inländische Production in dieser Schaustellung und
Erhärtung ihrer fortgeschrittenen Entwicklung und ihrer Exportfähigkeit
nur eine willkommene Gelegenheit erblicken kann, dem die Verwerthung
und die Ausfuhr zu vermitteln berufenen Handel Triest's die Hand zu
reichen, um im gegenseitigen Contacte an dieser den größten und für
die Monarchie wichtigsten Consumsgebieten zunächst situirten Stätte mit
vereinten Kräften den gemeinsamen Zielen des eigenen Bestandes zuzustreben.
Von besonders hohem Werthe erscheint aber eine regere Bethei-
ligung aus jenen Kreisen, welche sich dem Kunstgewerbe als dem Gegen-
stande ihrer Bestrebungen oder ihres Schaffens widmen, und das unter-
zeichnete Comite muss eine möglichst zahlreiche Beschickung der Ausstellung
mit Producten der österreichischen Kunstindustrie um so mehr wünschen
und erwarten als der große, überall verdientermaßen gewürdigte und
anerkannte Fortschritt Oesterreichs auf diesem Gebiete sich namentlich
in diesem, für unser Vaterland wichtigsten Exporthafen besonders zu
erhärten und jeder Concurrenz gegenüber ebenbürtig zu erweisen, sowie
seine speciellen Vorzüge darzuthun berufen fühlen dürfte. Dass damit
der Ausstellung selbst ein mächtiger Vorschub und ein besonderer Glanz
geboten wäre, will das gefertigte Comite rückhaltslos anerkennen und
daher hiemit an diese hochansehnliche Anstalt das dringende Ansuchen
stellen das hochansehnliche Oesterreichische Mus cum für
Kunst und Industrie, dessen thatkräftigem Impulse, dessen
gediegener, ernster Kunstrichtung, kurz, dessen Wollen
und Können ja der so eben bezeich nete Aufschwung des
Kunstgewerbes in Oesterreich seine Leben sgeister in erster
Linie verdankt, wolle seinen vollen gewichtigen Einfluss
und seine hochbedeutenden Verbindungen in dem Sinne zu
Gunsten unserer Ausstellung verwenden, damit die Triester
Ausstellung des Jahres 1882 ein großes und schönes Ge-
samrnt bild der sten Leistung en unserer heimischen
Kunstindustrie zu bieten vermöge.
Auf den reellen Beistand und die regste Unterstützung seiner Be-
mühungen seitens dieses hochansehnlichen Institutes unbedingt rechnend,
und daher vertrauensvoll eine gütige Gewährung der gegenwärtigen Bitte
erwartend, lebt das gefertigte Comite der festen Holfnung, dass dieses
wohllöbl. Curatorium alle die Beschickung der Ausstellung Seitens der
berufenen Kreise förderlichen Maßnahmen und Verfügungen mit gewohnter
Energie und Sachkenntniss treffen, sowie mit seinen eigenen ausgezeich-
neten Leistungen die Ausstellung bereichern werde, und indem es sich
mitzutheilen beehrt, dass die löbl. n. ö. Handels- und Gewerbekammer
in Wien als Filial-Ausstellungs-Comite für den dortigen Kammerbezirk
fungiren wird, behält es sich vor, das Programm und das allgemeine
Reglement baldigst directe einzusenden.
Triest, den 24,. November 188i.
Das Executiv-Comitü der lndustrie- und landwirthschaft-
liehen ösL-ung. Ausstellung des Jahres 1882.
Der Präsident Der General-Secretär
C. Reinelt p. C. Burisch mlp.
Instruction
für die Lehrer des technischen Zeichnens an der Kunstgewerbeschule
des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie.
l.
Vor Allem muss sich der Vortragende darüber klar sein, dass er es hier beinahe
stets mit einem Auditorium zu thun hat, welches auf den verschiedensten Stufen der
Vorbildung für dieses Fach steht.
Der Unterricht muss demnach möglichst puf die Anschauung basirt sein.
ll.
Um die Zuhörerschaft nach und nach auf eine thunlichst gleiche Stufe zu bringen,
so sind den Vortragsstunden, welche für den Massenunterricht berechnet sein sollen, stets
ie zwei Zeichen-Uebungsstunden angehängt. Der Lehrer findet dadurch Gelegenheit,
einmal, sich über die Auffassung des Vorgetragenen von Seite der Schüler zu orientiren,
dann aber auch, Versäumtes bei den weniger vorgebildeten Schülern nachzutragen und
das Wissen der Einzelnen abzurunden.
Während der Vortragsstunden wähle der Lehrer die nllgemeinsten und markan-
testen Beispiele für seine Erörterungen. Er zeichne dieselben auf die Wandtafel vor den
Augen der Schüler und erkläre jede vorzunehmende Operation in einer Weise, dass
semmtliche Schüler nicht allein in der Lage sind, das Vorgetragene aufzufassen, sondern
auch in ihren Heften mitzuzeichnen; dies letztere hat unbedingt von Seiten der Schüler
zu geschehen.
Für die während der Zeichen-Uebungsstunden zu lösenden Aufgaben benütze der
Lehrer immer thunlichst einfache Beispiele mit Berücksichtigung kunstindustrieller For-
men, so dass die Schüler in die Lage kommen, dieselben später in der Praxis wieder
zu finden.
Es wird sich hiebei empfehlen, särnmtliche Schüler in einzelne Gruppen zu theilen
und je einer solchen Gruppe eine gemeinschaftliche Aufgabe zuzuweisen. Bei der Aus-
führung dieser Aufgaben dringe der Lehrer stets auf möglichst correcte Durchführung der
Constructionen. Er lege Gewicht auf richtiges Verständniss der Aufgaben und auf gute
instructive Anordnung der Bilder. Zeitraubende Methoden und Censtructionen vermeide
der Lehrer überhaupt. Die künstlerische Durchbildung der Schüler bleibe Aufgabe der
Fachschulen. Nur verabsaume der Lehrer nicht, seine Aufgaben möglichst aus praktischen
Beispielen herzuleiten und übersehe dabei nie gebotene gute Formen um das Auge der
Schüler an dieselben zu gewöhnen.
lV.
Was die Darstellungsweise selbst anlnngt, so ist schon im Lehrplane wiederholt,
ebenso wie auf das Vorhergehende so auch darauf hingewiesen worden, dass dieselbe
thunlichst mit einfachen Mitteln zu geschehen habe.
Wo z. B. zur Unterscheidung von Schlag- und Halbschatten Tone anzulegen sind,
eschehe dies in einfacher Weise entweder durch Strichlagen mit blassem Tusche oder
durch Ueberlegen der Flache mit Tusch oder mit Sepia.
Die Darstellungen seien nur ein Mittel zur Erreichung eines Zieles und nie
Selbstzweck.
Die Auswahl von reich decorativ ausgestatteten Beispielen aus kunstgewerhlichem
Gebiete und ebenso die malerische Wiedergabe von Gegenständen soll jedenfalls unter-
bleiben, da dies zu den Lehrgegenständen der Fachschulen gehört.
Lehrplan
für den Unterricht im technischen Zeichnen an der Kunstgewerbeschule
des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie.
Lehrziel.
Als Lehrziel gilt Technische Sicherheit in der Handhabung sowohl der recht-
winkligen, als auch der Schatten- und der perspectivischen Proiection zur praktischen,
möglichst zeitsparenden und gefälligen graphischen Darstellung technisch-kunstgewerb-
licher Objectu.
Erster Jahrgang.
Wöchentlich zwei Vortrags- und vier Zeichen-Llebungsstunden.
Derselbe umfasst zunächst als vurbereitender Theil eine kurze Belehrung über die
in Betracht kommenden Elemente der geometrischen Cnnstructionslehre, dann als Haupta
stück die Proiectionslehre mit Ausschluss rein theoretischer Deductionen und unter
steter Rücksichtnahme auf die technisch-künstlerische Praxis.
Allgemeine geometrische Constructionen, z. B. Theilungen von Linien und Win-
keln, Kreistheilungcn, Constructionen von Vielecken, Uebertragungen von Winkeln
und Vielecken, Constructionen von Ellipsen und Spiralen, Gebrauch von Maßstäben.
Allgemeine Grundsätze über die Gewinnung projectivischer Bilder auf einer und
auf zwei Bilclebenen.
Rechtwinklige Proiecrion des Punktes, der Linie und Ebene auf zwei, höchstens
drei Proiections-Ebenen Grundriss, Aufriss, Profil, mit besonderer Rücksicht auf
praktische Verwendbarkeit der Aufgaben und ebenso mit Hervorhebung jener Fälle,
die in der Schattenlehre und Perspective maßgebend sind.
Rechtwinklige Projection, mit vorhergehender Erläuterung der Pyramiden, Prismen,
Kegel und Cylinder in den verschiedensten Lagen zu den Projections-Ebenen neben
Schnitten und Netzen dieser Kbrper, stets mit Betonung aller jener Momente, welche
bei der Darstellung architektonischer und kunstgewerblicher Objecte sowie ihrer
Details später verwerthet werden können
Entstehung und Darstellung der Rotationskörper, namentlich Kugel, Ellipsoid, Wulst
und Einziehung. Ebene Schnitte an dieselben und soweit möglich annäherungs-
weise Abwicklung von Theilen der Oberflächen.
Zusammenstellungen und Durchdringungen der obgenannten ebenflächigen und runden
Körper u. zw. in solchen Combinationen, wie sie die kunstindustrielle Praxis am
häufigsten aufweist.
Die Durchführung der Aufgaben hat mit unbedingtem Ausschlusse aller zeitrau-
benden Methoden und Constructionen zu geschehen; die Darstellung an und für sich
mit einfachen Mitteln.
Zweiter Jahrgang.
Wöchentlich zwei Vortrags- und vier ZeiehenI-Üebungsstunden
umfasst die Lehre von der Bestimmung der Schatten sowie von der Perspective.
Schanenlehre. 14.1
Erläuterungen über Schlag- und Selbstschatten und ihre Bestimmung, Jiur Wieder-
holung der hierhergehörigen, bei der Projectiunslehre besprochenen Beispiele.
Einiges über Beleuchtungs-Erscheinungen im Allgemeinen Kern- und Halb-
schatten, Contraste, Reflexe etc..
Bestimmung derjenigen Schatten, welche bei parallel einfallenden Lichtstrahlen von
Linien und ebenen Figuren in verschiedensten Lagen auf die Projectionsebene ge-
worfen werden.
Streich- und Beruhrungsebenen an verschiedenen Körperformen und Zusammen-
stellungen in ihrer Eigenschaft als schattenbestimmende Ebenen. Constructive Er-
zeugung von Selbst-und Sehlagschattengrenzen bei Annahme paralleler Lichts
strahlen Pyramiden, Prismen, Kegel, Cylinder, Rotationskdrper, Durchdringungen
und Kürper-Zusammenstellungen, bei den einzelnen Aufgaben gleichzeitig auch
Hinweis auf die früher erwähnten Gesetze der Beleuchtung von Flachen.
Anwendung des bisher Erlernten bei der Darstellung einfacher technisch-kunst-
gewerblicher Objecte unter strenger Festhaltung des Grundsatzes vleitraubende
Constructionen und Darstellungsweisen sind zu Vcrmeidenm
Perspective.
i. Allgemein fassliche Erklärung des optischen Sehens und der Entstehung der
Bilder irn menschlichen Auge. n. Einleitende Grundsätze, nach welchen perspec-
tivische Bilder auf geraden und gekrümmten Flachen erzeugt werden.
Der ganze Vorgang unter dem Gesichtspunkte der centralen Projection.
Grundsätzliche Erörterung über die Bestimmung der centralen Projection eines
Raumpunktes auf einer Bildebene bei willkürlicher Lage des Projections-Centrums.
Die Wahl der Lage des projicirenden Auges mit Rücksicht auf die Bililebene.
Distanz, Sehwinkel, Horizont, Verticallinie und Grundlinie nach ihrer Bedeutung
für die Richtigkeit und Anschaulichkeit der perspectivischen Bilder gewürdigt.
Darstellung perspectivischer Bilder von Punkten, geraden Linien und ebenen Figuren
nach der Durchschnittsmethode.
Die Fluchtpunkte gerader Linien und ihre Ausmittelung bei verschiedener Lage
der Geraden gegen die Bildebene.
Darstellung ebener Figuren und verschiedener Körper nach perspectivischen Ge-
setzen unter Anwendung der Distanzinethode und mit Zuhilfenahme des Grund-
und Aufrisses sowie der Fluchtpunkte.
Die Theilungspunkte und ihre Benutzung bei der Construction perspectivischer Bilder.
Schlag- und SelbstschattenBestimmung an verschiedenen Körperformen bei parallel
einfallenden Lichtstrahlen und perspectivische Projectionsart.
Zusammenfassende Anwendung des vorstehenden LehrstoEes bei der petspectivischen
Darstellung einfacher und cumplicirterer Objecte aus den Gebieten der Architektur
und des Kunstgewerbes, jedoch immer mit Vermeidung zeitraubender Methoden
und Darstellungsweisen.
Vorlesungen In lluaeun.
Die Reihe der öffentlichen Vorträge, die alljährlich im Oesterr. Museum für Kunst
und Industrie veranstaltet werden; nahm am 1.7. October ihren Anfang. Man kennt das
allgemeine Interesse, das diesen Vortragen seitens des Publicums entgegengebracht wird,
und so war auch am obigen Tage bei dem ersten Vortrage in der neuen Saison der Saal
dicht gefüllt von Zuhörern, welche den Ausführungen des Regierungsrathes v. Falke,
äQrFüber wdie ästhetischen Grundlehren für die Kunstelndusrrie- sprach, mit reger Auf-
Fortsequng auf der Beilage.
BEILAGE
Nr. x95 der Mittheilungen des k. k. Oesterr. Museums".
merksamlteit folgten. Der Vortragende ging von der Frage aus, ob es heute noch nüthig
und nützlich sei, auf die einfachen Grundlehren in der Kunst-Industrie zurückzukommen,
da doch ganz gewiss auf diesem Gebiete bedeutende Fortschritte gemacht und bessere
Richtungen eingeschlagen wurden. Diese Frage wurde bejaht und damit zugleich die
Nothwendigkeit festgestellt, immer wieder und wieder die Grundlehren der Kunst-Industrie
zu betonen, damit erwiesen werde, dass das Gute durchaus noch nicht allgemein; die
Ueberfülle des Schlechten und Verwerflichen immer noch dem Guten zur Seite stande.
Als Beispiel der noch oft ohwaltenden Gedankenlosigkeit in der Kunst-Industrie wurde
ein neuestes Ehrengeschenk eines hiesigen großen Vereines an seinen Präsidenten kritisirt.
Der Vortragende wendete sich darnach der Sache selbst zu und behandelte zuerst die
Frage i-Wie entsteht die Grundform kunstgewerblicher Gegenstände Die Entstehung
wurde nachgewiesen aus der Zweckmäßigkeit und darnach der Einfluss besprochen,
welchen das Material und nach dem Material die Technik ausübt; sodann wurden dem
Willen und der Absicht des Künstlers, somit seiner Phantasie, Rechte und Grenzen an-
gewiesen. Nachdem so die allgemeinen Grundsatzc crlautert waren, wurden sie auf eine
bestimmte Reihe von Beispielen angewendet, nämlich auf die Gefäße für Flüssigkeiten,
die, einem Stammbaum gleich, je nach ihrer Bestimmung, sich aus der Urform, dem
Fass, ableiten lassen so die Tonne, die Töpfe und Schalen, die Kannen, die Löffel
und das ganze große Reich der Trinltgefaße. Die äußerst gründlichen und sachlich ge-
haltenen Ausführungen ernteten den lebhaftesten Beifall der Zuhörer.
Regierungsrath v. Falke hielt am 3. November im Oesterr. Museum seinen
zweiten Vortrag über die ästhetischen Grundlehren für Kunst und lndustrie. Wie der
erste Vortrag die Entstehung und Bildung der Form zum Gegenstande hatte, so besprach
der Vortragende diesmal Dasjenige, was als Verzierung an die fertige Form herantritt,
das Ornament, und zwar in doppelter Beziehung einmal in seiner Abhängigkeit von der
Form und zum zweitenmal in Bezug auf die Gegenstände, ausweichen das Ornament
sich bildet oder seine Motive nimmt. lm ersten Theile wurde betont, dass die Form das
Herrschende, das Ornament aber das Abhängige ist. Daraus ergeben sich verschiedene
Gesetze für das Ornament, denen es unterworfen ist. Es darf sich z. B. nicht an die
Stelle der berechtigten Form setzen, wie denn ein Zweig kein Geräth, eine Blume kein
Gefaß sein kann, ohne der Spielerei zu verfallen. Ferner muss das Ornament sich der
Gliederung des Gcrathes und der Bedeutung dieser Glieder fügen. Es ist daher nicht
willkürlich, ob an dieser Stelle ein laufendes, an jener Stelle ein auswarts oder einwarts,
ein aufwärts oder abwarts gerichtetes Ornament gewählt wird. Der Künstler kann diese
oder jene Richtung, das Hohe oder das Gedrungene der Form betonen, immer aber ist
er in der Wahl von der Bedeutung der Glieder abhängig. Er ist auch insofern abhängig,
als der Bedeutung des Geräthes oder des Gefäßes die Bedeutung des Ornamentes nach
dem Gedanken oder dem Gegenstande entsprechen muss. Diese Forderung erleidet aller-
dings vielfache Einschränkung, welche auch ausführlich zur Sprache kam. lm zweiten
Theile wurden dann die Gegenstände des Ornamentes besprochen, und zwar wurde das
Ornament in fünf verschiedene Arten zerlegt in das geometrische oder lineare, das
pflanzliche, das figürliche Thier- und Menschenfiguren, das gemischte, zwei oder drei
der vorausgehenden Arten verbindend, und das symbolische Ornament, welches Gegen-
stande nur um ihrer untergelegten Bedeutung willen gebraucht, wie die Symbole der
Religionen, die Embleme der Wissenschaften und Kunste u. s. w. Jede dieser Arten
wurde erortert in' ihrem Fortschritt vom Einfachen zum Reieheren und Complicirteren.
Lebhafter Beifall lußerte sich am Schlusse der äußerst gründlichen und interessanten
Ausführungen seitens des aehr zahlreichen Auditoriums.
VIII. Bd. 1881.
22
VERZElCl-INISS
der
für den Unterricht im Zeichnen und Modelliren an den orna-
mentalen Abtheilungen der Staats-Gewerbeschulen und an
den gewerblichen Zeichen- und Modellirschulen verwendbaren
Gypsmodelle.
Bemerk. Die bei den Nummern in der zweiten Rubrik befindlichen Kreuzchen
der
Sammlung
des Verzeich-
nisses der pv
abgüsxe es
k. Oesterr.
Museums
fürKuuatu. lud.
bezeichnen Leim formen.
Gegenstand
wir
14
56
ss
126
1128
26
161-269
170-280
382 385
389-391
I. Omamentale und ügurale Objecte in
Stein.
Pferdekopf vom Psrthenon in Athen in reducirter
Größe, 27 Ctm. hoch
Renaissance-Ornament vom ne des Dogenpala-
stes in Venedig, 95 Ctm. h., 13 Ctm. breit.
Trapezophor Tischbein. Der obere Theil ein 5e-
Gugelter Knabengenius, ein Becken vor sich hal-
tend, der untere Theil in einen Thierfuß endia
gend. Aus Pompeji, 66 Ctm. ..
Antiker großer Lowenfuß, 25 Ctm. br. ...
Relief von Donatello die heil. Cacilia
37 Cun. br ..
Pilaster von einem Altar in der Kirc
in Florenz, von Benedetto da Maiano, 158 Ctm.
hoch, 37 Ctm. br
Männlicher Torso, Original von Michel Angele. 30
Cnmh.
Pilaster-Detnils aus der Capelle Pellegri in Verona,
italienische Renaissance, Stück, 64. Ctrn. h.
I5 Ctm.hr.ä ..
Desgleichen, Stück, 50 Ctm. h., I5 Ctm. r.
Einzelne Ornamente aus denselben, für Schulzwecke
besonders abgeformt, 16 Stück, 30 Ctm. h.,
r8Ctm.br.
Pilaster mmmt Capitilen. Italienische Renaissance
des 16. Jahrhunderts, I3 Ctm. h.. I5 Ctm. bni
Capitale von denselben Pilastern, für Schulzwecke
besonders abgeformt, 20 Ctm. 23 Ctm. br.
Onxamentfnllungen, italienische Renaissance des I6.
Jahrhunderts, Ori von Sansovino, 38 Ctm. h.,
23 Czm.br.ä.
50
50
So
70
Nu mer
75033931113. Gegenstand
ä-E ab tee es
11 k. Oeaterr.
Jiiusenms
RirKunsIuJnd.
.1
55 393 Kindabnste nach dem Originale von Fiammingo, 26
Ctrn. ..
56 637 Johannes, Relief Donate
So Ctm. h., 25' Ctm.
57 Kiuderiiguren, nach Originnlskizzen von
58-59 Nr. 24, 26. 20 Ctm. ..
60 Atlasn-nger, 30 Ctm. h.
61 Bncchant, 40 Ctm. h. .. ..
Obertheil von einem Candelaber von M1chel Angele
Marmor,52 Ctm.
II. Ornamente und kunstgewerbliche Ob-
jecte in Holz und Elfenbein.
Trinkkanne von Elfenbein mit bacchantischen Scenen,
17. Jahrhundert, 27 Ctm. noch
165 Ornamentfriesj, Original in Holz geschnitzt, italie-
nisch modern, 20 Ctm. h., 70 Ctrn. lg. ..
24.5 Ornament, deutsche Renaisa, 6oCtm. h., 45 Ctm. br.
338 Ornament mit einem Löwen, von einer Waschpresse
des 16. Jahrhunderts, Original in Holz geschnitzt,
deutsche Renaissance, 26 Ctm. h., 45 Ctm. br.
342 Ornament von einem Holzmöbel, deutsche Renais-
sance, 33 Ctm. h., 12 Ctm. br.
345 Desgleichen aus dem 16. Jahrh, 16 Ctm. h., 51 Ctm. br.
346 16. 1. 16 C1m.h.,4z Ctm.br.
347 1. 1. 16. 13 Ctm. h.,47 Cum. br.
348 16. 29 Clm. h., Ctm. br.
1a 349 16. Ctm. h., 32 Ctm. br.
11 351 16. Ctm. h.,z6 Cun. br.
352 16. 1gCun.h.,15 Ctrmbr.
13 398 Ornament eines Holzmobels, deutsche Renaissance,
47Ct1n.h.,43Ct1n.b1-............ ..
14-15 521-522 Thßren von dem im Außrnge Sr. Mai. des Kaisers
von Val. Teirich gefertigten Schmuckkasten. Im
Style der italien. Renaiss. 60 Ctm. h., 34 Ctrn.
breit,ä.......
16 686 Gesirnsornament, u.
17 691 Mittelfüllung mit Figuren,
Ctm. breit .. Ei
18 693 Gesimsornament, 28 Ctm. h., 12 Ctm. br
419 694 Friesornnment, 42 Ctm. h., 12 Ctm. br.. .. 15,6
20 695 Gesimsornnment, 28 Ctm. h., 12 Ctm.
21 096 Fllllungsornament, 4a Ctm. h., 12 Ctm. br. Ei
12 698 Desgl. mit "Figuren, 82 Ctm. h., 39 Clm. br..
23 699 Miltel-Knryalide, 67 Cun. h., 12 Ctm. br u.
24 700 Männl. 67 Ctm. h., 12 Ctm. br
25 701 Weibl. 67 Ctm. 12 Ctm. br 11
16 70 Mann. 85 Ctm. h., 14 Ctm. br ".5
27 703 Weibl. 85 Ctm. h., 14 Ctm. br
28 704 Füilungäzrnament mit Wappen, 50 Ctrn.
4,0 tm. br
29-34 731-736 Friesornamente von einem Choramhl, 16 Ctrn.
h., 7oCtm. 1.......
22'
lIlllI--
.1 e......-.....llll
50
50
70
70
70
70
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40
30
Preis
in
nfiiißßeäfäiä; 65"
nb "use es iä
k. EuOeslerr.
Firäilrigililiislnd. km
35-40l 1-744H749 Friesornamente von einem Chorstuhl, 36 Clm.
h.. I4Cnn. br. 31H... 50
41-52 1753-764 12 Füllungen von einem Schranke mit reicher Oma--
mentik, 52 Ctm. 30 Ctm. bnä. ..
53 1'785 Fries mit Figuren, von einem Schranke, 20 Ctm.
58 CtunL So
54 1'786 Fries mit Thieren, von einem Schranke, a0 Ctm. h.,
65Ctm. 50
19
10
12
I2
36
89-
93
119
m0
x27
163
205
206
207
208
.243
283
333
337
III. Kunstgewerbliehe Objecte in Metall.
Thürklopfer von Bronze, von Giov. da Bologna,
16. Jahrhundert, 40 Ctm. hoch, 30 Ctm. hreit..
Kelch von vergolderem Silber, Ende des 15. Jahrh,
Domschatz in Pressburg, 22 Ctm. h. ..
Aufsteigende Vasen und Laubornamente im Style des
H. Aldegrever vom Jahre 1533 Füllung von
der in Silber getriebenen Scheide eines sächsi-
schen Kurschwertes aus dem Besitze des Fürsten
ClaIY.äl7 Ctm.h.,4Ctm.br.i1............
lGothischer Thürbeschlag vorn Jahre 1482 Pfarre
Mondsee in Salzburg. zu Ctm. h., 18 Ctm. br.
Gothischer Thürklopfer, desgL, 25 Ctm. h., 25 Ctm. br.
Mercur, stehende Figur von Bronze, antik, 28C1m. h.
Weibliche Gewandligur von Bronze. antik, 17 Ctm. h.
Oberer Theil eines antiken Candelabers mit einer
sitzenden Sphinx Original v. Bronze i1n Museo
Borbonico Overbeck, Pompeji ll, 61, 20 Ctm. h.
Silen als Lampenträger. Original von Bronze, pom-
peianisch Overbeck I. c. ll. 163, 65 Ctm. h....
Henkel eines Gefäßes. oben ein Lowenkopf, unten
ein Medusenhaupt, Original von Bronze, antik,
griechisch aus Locri Muller-Wieseler I. ll.
72, goo, 22 Cim. h., 15 Ctm. br.....
Henkel eines Gefässes, Original in Bronze, an
aus
Fuß eines Candelabers, Original in Bronze. antik, aus
Pompeji Antieh. di Ercol. p. 3331, 30 Ctm.
35 Ctm br..., ..
Candelaber, Original in Bronze, antik, aus Pomp
Overbcck ll. 60, 155 Ctm. h..
Knabe, Original in Bronze, Spätrenai..ance, 12 Ctm.
Henkel einer Vase in Bronze, mit einem Satyrkopien
antik, Original im Museo nazionale in Neapelf
16 Ctm.l1 ..
Henkel einer Vase in Bronze, mit Masceron u. einem
Genius, antik, Original im Museo nnzionnle in
Neapel. 15 Ctm. h.. 20 Crm. br. ..
1Henkel einer Vnse in Bronze, in zwei Seedrac
endigend, antik, Original im Museo nazionale in
Neapel, zo Ctm. br.. ... ..
Kelch, gothisch, 18 Ctm. h. ..
Thürklopfer in Form eines Greifen, ital. Renaiss. 1l,
16. Jahrh., 25 Ctm- hv, Z5 Ctm. br. ..
Pompeji Overbeck ll. 231, 23 Ctm. 15 Ctn1.br.
50
25
40
"Mmm" mPteis
in
h.
msupffäc Q. 43 es
3a ahfuue es
k. .Oesterr.
H. Museums
Kunstmlmt; i. kr.
25-
14
25
16
17
28
19
30
31V
32
33
339-
376
578
40"
457
458
459
ruchlschale, Renaiss. d. 16.Jal1rh., Orig. in Bronze,
16Ct1n. h., 14cm. br
Smtuette eines laufenden Knaben, antik, nach Bronzep
Sammlung von Pulszlty, 16 Ctm.
Statuelte eines Mannes als Licbttniger, Original in
Bronze. Ebendaber itnl. Renaiss. d. 16. Jahrh.,
53Ctm.l1.......... ..
Doppelschließe von ovalen Schildern mit Blumen-
ornamenten, Original von Metall, 17. Jahrhund.,
15 Cfrri.h.,2SCt1n. br............. ..
Flasche, Original-von Metall, jnpanisch, 16 Clm. h.
Kanne von Bronze, altpersiscb, 28 Cuu. h..
Deckelgeßß, desgL, lg Clm. ..
Antik römische Silberschale mit Reliefverzierungen
von Gerütherl, Fischen, Vögeln etc. Orig. im Klgu-
senburger Museum-Ö Ctrn. h., Ctm. Durchm.
Kohlenbecken, römisch. Originnl von Bronze, im
Museo nazionale in Neapel, 20 Ctm. h., 29 Ctm.
breit
Vase von eoee es Homer,
ginal aus Herculanum, 12 Ctm. h., 15 Ctm. br.
Vase mit einem Henkel, verziert mit Weinblültern
und Trauben, Original von Silber, aus Pompeji,
11 Ctm. h., 11 Ctm.
Krug mit einem als Drache gebildeten Henkel,
ginal in Bronze, japanisch, 28 Ctm. ..
Große Vase Misch-Krug mit zwei Henkeln,
antik, rümiseln" 39 Ctmf;l1...' 38 Ctm. br.
Groles becherförmiges Gefäß mit einem Fries
von Thiergeslalten. 56 Ctm.' h., 16 Ctrn. br.
Schale mit der Minerva, 25 Ctui. Durchm ..
m. d. Bilde des Deus Iunus, rgCtrn. Durchm.
ll m-d. Kopfe der Kybele, 19 Ctm. Durchm.
Prüsenxirteller mit Ornamenten, a7 Gtm. hoch,
,l. 14Ctm.br
Desgl. mit Schwänen ornamentirt, 25 Ctm. hoch,
14Ctm.hr.....
Schule m. Vertiefungen für Eier, der Fond gra-
virt, 21Ctm.br ..
Henkel von einem Topfe, 20 Ctm.
2c Cnn. h..
zo Ctm. h..
1. 1. zu Ctm. h..
Zweihenkelige Schale, auf einem Fuße m1! Mas-
ken en relief geziert, 1a Ctm. h.. 14 Ctm. br.
Andere dennige Schale, mit Masken und son-
stigen der Komödie entstammenden Orna-
menten, 14 Ctm. h.. 15 Ctm. br ..
Schale m. zwei Henkeln, urnarneniirt m. estons
und Blumen, Ctm. h., 13 Ctm. br. ..
Trinkscbale mit einem Henkel, mit Blättern und
Blumen in schönster Stylisirung. Ctm. h.,
15 Ctrrrbr ..
Aus dem Hildesheimer Silberfunde.
Schale mit Lorbeerzweigen verziert, 10 Ctm. h.,
16 Ctm, br ..
UN
ll.-
III-l...
So
rn
in
es Verzeich-
nciienenrlerßyps-
ab de
k. läußealcrr.
Museums kt
für Kunst u. lud!
53 46 KlelnÄ-Gefiß auf drei Füßen, Ctm. h., 13 Ctrn.
breit, aus dem Hildesheimnr Silberfunde
54 4.66 Henkel von einem Gefäße mit Epheublättern, 16 Ctm.
hoch, aus dem Hildesheimer Silberfunde .. 30
55 469 Fuß eines Gerlthes, Hermenform, 70 Ctm. h. Iu
dem Hildesheiruer Silberfunde 50
56 495 Weihwasserkessel Sirulr, romanisch. Original, von
gen-ich. Kupfer, mit Dnntellung der Verkündi-
ng, l1ClflLl1. .. 50
57 566 Nerelde, Bronzefigur des 16. Jnhrhunderts, aus dem
Anrikcneabinet, Cun. h. ..
58 567 Leuchter, desgL, 23 Cnn. h.. .. .. 80
59 57 FortulxlnahPanrhea, Orig. von Bronze, nndk, Cnn.
0c 50
60 644 Venus mit dem Apfel, Smtuette, antik, Original in
Bronze, 50 Ctm. h.. .. .. So
1-680 Die Grablegung Christi,
Bronze k. k. Aznbruer-Sammlung, 45 Ctm. 11.,
25 Ctrn. ..
63 Kärntneischnle. Originll getrieben in Silber, vergoldet,
löJahrhund. Klrnmer Landesmuseum, Durch-
meserüä Cnn... .. ..
64 Urne dazu, 37 Ctm. h. ..
G5 Schüssel mit den Elementen, getriebene Arbeit des
I6. Jahrhunderts, Durchmesser 44 Ctm
34 5G
78 90
I2
13
579
lvV. Gefäße und Ornamente in Thon.
Ornament mit einem geßhgellen Genius in Relief,
Origiuel von Terracom aus der ehem. Samm-
lung Cumpana in Rom auük 50 Ctm. hoch,
63Ctu1.br .. ..
Desgl. mit einer geflügelten wo ngur ll'l Relief,
AnKiken-Samml. Clmpnna, 45 Ctm. hoch, 34 Ctm.
breit.
Henkelkanne, Original, antik, 49 Ctrn. h.
Krug, Originnl in Thou, deutsche Renaies, I6. Jahr
2.6 Clm.h ......
Krug. deegL, Ctrn. h. ..
Thongefiß, Deckel- und
sondern rheinischer Fabrication, 16. Jnhrhund.,'
23 Cun.
Thongefäß, desgL, 30 Cum-h.
desgL, 20 Cun. h... ..
Henkelkrug. deutsche Reneissnnce, 24 Ctm. h..
mit dem Relief Melanchton's u. Lulhefs,
16 Crm.
Henkelkrug mit Decke und emges.
ünzen, 17 Ctm.
hoch..-.......... ..
mit Whppenreliefs vom J. 158g. 2.6 Ctm.
hoch
Ofenkachel Orig. im Oeslerr. Iiluseum, 34 Ctm
25 Clm. br... ..
Nummer Prgis
in
ßääiäiäzäg; Gegenstand W-W-
"M13???"
fiirKuvut uJndÄ
.'.1
V. Kunstgewerbhche Objecte in Glas und
Bergkrystall.
107 Kanne von Bergkrystall mit eingeschliäenen Or-
namenten, Renuiss. 16. Jahrh., 33 Ctm. hoch
108 Vase mit zwei Henkeln und Deckel. mit einge-
schliifenen Figur-Ornamenten, Renaissance
16. Jahrhundert, 29 Ctm. h. 5a
113 Trinkschale von Krysmll mit einges
namenten, Renaiss d. 16. Jahrh, 12 Ctm. h., '13
18 Ctm
114 Trinkschale mit eingeschli gürlichen Scenen
von Bacchanten und Tritonen, Renaissance
d. 16. 11111-1... 13 Ctm. 11.. 14 Ctm. br...... 10
115 Gefäß von Krysmll, Haschenartig, mit eingeschlif-
fenen Festons und Figuren, 17. Jahrhundert,
I3Ctm. ... 60
116 Gefäß von Krystall, becherarlig, mit Deckel. mit .5
eingeschlifenen festonartigen Ornamenten,
Renaissance, 17. Jahrh., 13. Ctm. .. 11
118 Gefäß mit Syrenenhenkeln, rings mit einge-
schliffenen Ornamenten bedeckt, Renaissance
des 16.-17. Jahrlm, 4.5 Ctm.
23 Krystallschale mit eingeschlilfenen Ornamen
21 Ctm. Durchm.
1133 Trinkgefäß sammt Deckel, mit eingeschliifenen
Ornamenten, 15 Clm. 11., 10 Ctm. br .. So
10 234 Krystallgefäß mit eingeschliffenen Ornamenten, V1
13C1m.h.,15C1m. 50
Ausstellung in Frankfurt a. II.
Vom Main.
Oesterreich war auf der Patent- und Musterschutz-Ausstellung in
Frankfurt a. M. bestens vertreten. War auch der Raum beschränkt, so war
doch die Elite des österreichischen Kunstgewerbes theilweise großartig ver-
treten. Es ist nicht der Zweck dieser Zeilen, eine eingehende Schilderung
jedes einzelnen österreichischen Ausstellers zu liefern, sondern nur einzelne
hervorragende neue Leistungen zu schildern.
In erster Reihe steht Herr E. Wahliss in Wien mit den Fortschritten,
die unter seiner Flagge in der Keramik erreicht wurden. So achtungsvoll
auch die Ausstellungen von Wessel in Bonn, Nicolaus Franz und Binz
in Frankfurt a. M. waren, so fühlte doch das Publicum sich magnetisch
zu diesen Waaren hingezogen, die durch ihre orientalische Farbenpracht
alle Augen entzückten. Die Zsolnay-Fayencen aus Flinfkirchen mit ihrem
pastosen Email-Lustre überragten Alles, was in der Fayence-Decoration
bisher geleistet worden ist. Freilich ist viel der reichen Vergoldung zuzu-
schreiben, jedoch ist diese absolut am Platz, wo nicht alltägliche Gebrauchs-
geschirre, sondern leuchtende Decorationsstiicke zu scharfen sind. Mit
großer Feinheit ist die störende, gleißende Vergoldung durch einen ge-
rauhten Fond verbessert. Diese Art nBrocatgoldu erinnert an Goldgewebe
und harmonirt vorzüglich mit der persischen Teppichornamentik, die Herr
Zsolnay mit großer Virtuosität anwendet. Wie wichtig alte Vorbilder der
Weberei selbst für andere Industriegebiete sind, ist aus dieser so erfolg-
reichen Uebertragung der Motive der Textilkunst auf die Fayence ersicht-
lich. Das Museum in Frankfurt a. M. und viele Kunstliebhaber beeilten
sich, die schönsten Stücke für ihre Sammlungen anzukaufen. Als Kaiser
Wilhelm die Ausstellung besuchte, wählte er speciell aus diesem Genre
zwei Vasen aus.
Minder großartig, aber doch überraschend schön hatten Baka lowits"
Witwe 8c Sohn in Glas ausgesellt. Der Fortschritt oder vielmehr die
Eigenart dieses Hauses beruht in dem Bestreben, das Glas so leuchtend
wie möglich zu machen und es nur hierdurch zu decoriren. Es waren
zwar auch geätzte, geschliffene und farbig bemalte Gläser und Pocale etc.
ausgestellt, jedoch überwog an Zahl wie an Schönheit die Collection
solcher Gläser, die nur durch feine Profilirung und aufgelöthete Glas-
perlen decorirt waren. Nicht das weiße, sondern das farbige Glas gelb-
liches und grünliches wird für die leuchtenden Reflexe bevorzugt. Für
die Decorationen der Wohnräume sind solche lichtverstreuende Schau-
stlicke speciell an trüben Wintertagen von Werth. Das Licht concentrirt
sich in einzelnen Punkten und schießt leuchtende Strahlen, so dass das
fehlende Sonnenlicht einigermaßen ersetzt ist. Auch diese selbst für den
mittleren Bürgerstand passenden und erschwinglichen Kunstwaaren, z. B.
Römer, Wein- und Wasserflaschen, erzielten großen Absatz.
Den Gegensatz zu den sehr gebrechlichen Glassachen boten Milde's
Eisenerzeugnisse. Die Geschicklichkeit, die sonst nur den Edelmetallen sich
zuwendet, hat gezeigt, was sich aus dem spröden Eisen machen lässt. Für
Frankfurt und seine Umgebung, wo ja die Metalltechnik blüht, war diese
großartige Ausstellung sehr lehrreich.
Ich schließe diese kleine Schilderung, ohne die Bedeutung der anderen
Aussteller, die ich nicht erwähne, unterschätzen zu wollen. Die Prämiirung
hat ja gezeigt, wie hoch dieselben geschätzt wurden. Herr Hartberger
war ein ebenso rühriger, wie geschickter und liebenswürdiger Vertreter der
österreichischen Aussteller. Viele Geschäftsverbindungen sind angeknüpft,
so dass das Kunstgewerbe Oesterreichs jetzt in Mittelwestdeutschland ein
gutes Absatzgebiet sich erobert hat. Vor Allem aber war für die Bildung
des Geschmacks wichtig, dass eine so reiche und gediegene Auswahl
schöner Gegenstände geschickt wurde, die unsere Umgebung schmücken
sollen. Haben auch die Unternehmer der Ausstellung große materielle Ver-
luste durch ihr zu kühnes und großartiges Arrangement zu tragen, so
bleibt doch für weitere Kreise der bei Weitem höher anzuschlagende ideelle
Culturgewinn. Die Anregungen, die das Oesterr. Museum für Kunst und
Industrie gegeben hat, dringen auf diesem Wege befruchtend in weitere
Kreise. Fr. Fischbach.
Lltaraturbaricht.
A. Freiherr v. Dumreicher Ueber die Aufgaben der Unterrichtspolitik
im lndustriestaate Oesterreich. Wien, A. Hölder, 1881. 8.
Soeben ist unter obigem Titel bei A. Holder in Wien die Brochure des Freiherrn
v. Durnreicher erschienen. Sie enthält außer dem Vortrage, weichen der Verfasser am
a5. November im n. o. Gewerbeverein gehalten hat, in einem Anhang eine Reihe
von Aclenstucken, welche sich auf Organisation der Staatsprüfungen der Staats-Gewerbe-
schuleu beziehen. Die schon ausgestattete Abhandlung ist durch zahlreiche instructive
Anmerkungen erweitert und als grundlegend für die BegritTe Fachschule, Gewerbeschule,
Fortbildungsschule zu betrachten; sie setzt in überxeugender Weise auseinander, in wele
chen Formen eine Förderung des Gewerbewesens durch die Schule möglich ist. Wir
kommen wohl auf das Thema der Brochüre noch öfters und eingehend zurück.
wStudien zur Kunst- und Culturgeschichte." l. Hans Sebald Beham,
Maler und Kupferstecher, und seine Zeit. Deutsche Trinkgläser
des 16. und 17. Jahrhunderts, von G. K. Wilhelm Seibt. Frank-
furt a. M., Heinrich Keller, 1882. 64 S. 8.
Der Mangel eines Prospectes lässt es ungewiss, in welcher Weise die nStudien zur
Kunst- und Culturgeschichte- erscheinen sollen, ob nach Art einer Zeitschrift in regel-
mäßigen Zwischenräumen, oder nur gelegentlich in zwangloser Folge, ahnlich Seemann's
Beitragen zur Kunstgeschichte, welche leider so spärlich geliefert werden. Wir erklären
uns übrigens mit jeder Form zufrieden, wenn die Abhandlungen den beiden oben genannten
von W.Seibt an Werth gleichlrommen. An dem ersten Aufsatze, über H. S. Beham, haben
wir nichts auszusetzen, als den etwas protzigen Titel. Die Schilderung der Zeitstrümung
beschränkt sich hier auf die reformalorische Bestrebung in Nürnberg und auf den
bekannten Process der drei gottlosen Maler, Barrel, H. S. Beham und G. Pencz vor dem
Rathe im Jahre 1525. Bezüglich H. S. Behanfs Aufenthalt in Frankfurt bis zum Lebens-
ende 1550 verwerthet der Verfasser die archivalischen Forschungen des verstorbenen
Dr. Kriegk, um den Künstler "gegen die althergebrachte und von Rosenberg leichtfertig
festgehaltene Marc zu vertheidigen, dass er einen Wcinschank in Verbindung mit einem
andern entehrenden Geschäfte betrieben habe Die Geschichte ergibt sich als eine simple
Verwechslung mit dem übelbeleumundeten Büchsenschäfter Hans Beham von Soundtraw,
welcher im Jahre t57g eine Concession für Herberge, Bier- und Weinschank vom Frank-
furter Rath erlangte. Der Charakterisirung von H. S. Beham's Verhältnis zu Dürer,
seines Stiles und der Erklärung einiger Stiche lasst Seibt einen Nachtrag zu Bartsch,
Passavant und Rosenberg folgen.
Die zweite Abhandlung, über deutsche 'I'rinltglaser, berichtigt einige minder präcise
Bezeichnungen in Dr. llg's Geschichte der Glasindustrie, welche in L. Lobrneyfs interes-
santem Buch über die Glasindustrie der Gegenwart, gelegentlich der Wiener Weltaus-
stellung 1373, vorangestellt ist. Seibt bringt nun werthvolle Beitrage zur Ge ichte und
Erklärung der Namen Römer, Willkomm, Passglas, Stiefel, Ängster, Kutrol Tummler;
ferner biographische Skizzen über den Glasmaler Joh. Schapper und den Erfinder des
Rubin- und Smaragdglasea und Phosphors Job. Kunckel und schließlich eine Notiz über
die Doppelglaser mit Zwischenvergoldung.
Der Feder J. v. Falke's verdanken wir zwei Werke, welche gegenwärtig vollendet
vorliegen, und zwar die nCostümgeschichte der Culturvolker- und i-Die Kunst im Hause-u
Letzteres Werk ist bei Gerold Wien in vierter, nun illustrirter Ausgabe erschienen,
526
mit Abbildungen in Farbendruck, 54 in Licht- und Tondruck und 219 Holzschnitten.
Falke's i-Kunst im Hause ist in Wahrheit ein Freund im Hause geworden und Allen
besten zu empfehlen, die sich mit Kunstgewerben beschäftigen. Die vCostnrngeschichte
der Culturvölker ist in Stuttgart Verlag von W. Spemnnn erschienen. Da die meisten
Werke über Costümkunde sehr theuer und schwer zugänglich sind, so erfüllt Fllkäs
Buch einen lang gehegten Wunsch von Künstlern und Kunstfreunden, die mit diesem
Werke einen verlässlichen Führer auf dem Felde der Costümkunde erhalten haben.
Von Prof. H. Herdtle's i-Möbelformen der französischen Renaissance ist die
zweite Lieferung Blatt 7-12 in Wien bei F. Paterno's Nachfolger erschienen. Die Ori-
ginale befinden sich in den Sammlungen des Oesterr. Museums, die Aufnahmen und Auto-
grnphien sind unter Herdtle's Leitung von Schülern der Kunstgewerbeschule Schünthaler,
Skomal, Bakalowitsch ausgeführt. Der Preis der Lieferung beträgt fl. Es wird dem
österreichischen Kunstgewerbe, speciell der Kunsttischlerei von grolfem Nutzen sein, wenn
diese sich mit den eleganten Formen der französischen Renaissance vertrauter macht,
als es bisher der Fall gewesen. Noch immer werden zu viele elegante Salonmöbel bei
uns aus Paris bezogen; in Berlin dagegen gibt es bereits Tischler, die sich mit Anfertigung
von Möbeln im Style der franzosischen Renaissance des 17. Jahrhunderts bescblftigen.
Wlir machen hiermit unsere Leser auf G. Birdwoodä, des Kunstreferenten
der indischen Section des South-Kensington-Museums, trelfliches Werk nThe industrial
Arts of lndia- besonders aufmerksam. Dasselbe ist irn Auftrage des englischen Unterrichts-
ministeriurns Comitfee of Council on Education bei Chapman and Hall in London er-
schienen und umfasst auf 344 Octavseiten das gesammte Gebiet der Kurmtgewerbe Indiens.
Es ist mit Karten und 76 Holzschnitten geschmückt.
Camillo Sitte's i-lnitialenwerk der Renaissanceg ein lang erwartetes Buch,
wird im Laufe der nachsten Zeit in der k. k. Suatsdruelterei erscheinen.
Wiener Dombauvereins-Blatt. Die Doppelnummer und ist am
n. November erschienen und hat folgenden Inhalt l. Das Steinmetz-Zeichen des Mei-
sters Pilgram vom k. k. Professor Franz Riiha mit einer Beilage. 2. Die Ausschuss-
sitzungen des Dombauvereines. 3. Die Fortsetzungen der Verzeichnisse der Mitglieder,
Theilnehmer und einmaligen Spenden. 4. Die Abbildungen des St. Stepbansdomes und
seiner Kunstdenkmale. Zusammengestellt von Franz Ritter.
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Die Welhnaohts-Ausstellung im k. kßesterr. Museum wurde
Sonntag den 27. November eröffnet. Sie füllt dieselben Räume, welche
sie in den früheren Jahren inne hatte. Die Zahl der Aussteller beträgt
mehr als 200. Während der Dauer der Weihnachts-Ausstellung sind die
betreifenden Säle auch an Montagen von 9-4 Uhr zum unentgeltlichen
Besuche geölTn et.
Triestiner Ausstellung. In das von der n. ö. Handelskammer
gebildete Comite sind als Vertreter des Museums eingetreten Vom Cura-
torium die Herren LIobmeyr und Ritter von Chlumecky, von der
Kunstgewerbeschule Director Prof. Sturm und Reg.-Rath Prof. Storck,
von Seite des Museums Director v. Eitelberger.
Laufberger-Ausstellung im Oesterr. Museum. Unmittelbar
nach dem Schlusse der Weihnachts-Ausstellung wird im Oesterr. Museum
der ganze künstlerische Nachlass Ferdinand Laufbergefs zur Ausstellung
gelangen. Hoffentlich wird es bei diesem Anlasse möglich sein, nicht nur
ein vollständiges Bild der rein künstlerischen Thätigkeit des so früh und
527
unerwartet gestorbenen Künstlers zu geben, sondern auch seine kunst-
gewerbliche Wirksamkeit zur Anschauung zu bringen.
Die Ausstellung wird in den Räumen des Museums Vorlesesaal und
Vorsaal stattfinden. Ein Katalog der Laufbergefschen Arbeiten wird
vorbereitet. Wir möchten die Aufmerksamkeit des Publicums schon jetzt
auf diese Ausstellung lenken, damit sich vielleicht diejenigen, welche im
Besitze von Arbeiten des Künstlers sind, veranlasst finden, etwas zur
Vollständigkeit der Ausstellung beizutragen. Mittheilungen, weiche dahin
zielen, möchten entweder an Regierungsrath J. Storck oder an die
Direction des Museums gerichtet sein.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
November von 16.837, die Bibliothek von 397i, die Vorlesungen von 973 Per-
sonen besucht.
Stipendien für Arohaologen im Deutschen Reiche. Um die archäologischen
Studien zu beleben und die anschauliche Kenntniss des classischen Alterthums möglichst
zu verbreiten, sind in diesem Jahre wiederum fünf Stipendien ausgeschrieben, jedes in
der Höhe von 3000 Mark. Die Entscheidung über die Preisarbeiten, welche an den Vor-
sitzenden der Centraldirection, Prof. Dr. Conze, im Museum einzureichen sind, erfolgt
am r. October 1882. Der Stipendiat ist verpflichtet, auf der für den Preis auszuführenden
Studienreise in Rom oder Athen den regelmäßigen Sitzungen des Instituts beizuwohnen
und dessen Interessen nach Möglichkeit zu fördern. ägl. Rundschau.
Faohaohale Hi! Holzindustrie. In Bruck an der Mur ist Sonntag den so. No-
vember die technische Fachschule für Holzindustrie feierlich erötfnet worden. Aufgabe
dieser Anstalt ist die Heranbildnng von Tischlern, Zimmerleuten, Stellmachern, Drechs-
lern etc., den heutigen an das Kleingewerbe herantretenden Ansprüchen entsprechend,
und die thunlichste Einflussnahme auf die Begründung einer Hausinduatrie. Die Leitung
der Anstalt wurde dem Ingenieur Ferdinand Walla, der auch die gleich organisirte
Fachschule in Bergreichenstein vor drei Jahren einrichtete und bis zu seiner Berufung
nach Bruck leitete, übertragen und für den praktischen Unterricht der Bautischler Johann
Herber ernannt. Es steht im nächsten Jahre eine Erweiterung dieses Instituts durch
Errichtung einer Section für Metallhearbeitung in Aussicht.
Frequenz der Staatsgewerbesohnle in Pilsen. Die Staatsgewerbeschule in
Pilsen weist heute eine namhafte Frequenz-Zunahme auf, denn die Tagesschule wird
von 1x7 und die gewerbliche Fortbildungsschule von 240 Schülern besucht.
Faohaohnle für Photographie und Reprodnotion in Salzburg. Diese rasch
auiblühende Ahtheilung der Staatsgewerbeschule in Salzburg ist heuer bereits überfüllt
und mussten Anmeldungen von Schülern für das nächste Semester vorgemerkt werden.
Die Schüler, durchschnittlich 25-30 Jahre alt, haben meist ausgezeichnete Vorbildung,
akademische, technische und andere Hochschulbildung. Welclf ausgebreitetes Renommee
diese erste Fachschule für Photographie und die Reproductionsverfahren sich bereits
erworben hat, beweist der Umstand, dass auch das Ausland aus den weitesten Grenzen,
Frankreich, Russland, Amerika, Persien Zöglinge hierher entsendet hat. Am meisten be-
gehrt sind die rein praktischen Facher, und zwar Lichtdruck, Zinkatzung, Photolitho-
graphie, Kohledruck, I-Ieliogravure und die neueren Speeialitatemwie Gelatine-Emulsionen.
Ausstellung in Rom. Während wir den in diesem Hefte vorliegenden Aufsatz
über die Mailänder Ausstellung dem Drucke übergaben, erhielten wir Nachricht von dem
Projecte einer Weltausstellung in Rom. Unter dem Vorsitze des Principe Placido Ga-
brielli hat sich eine Privatgesellschait gebildet, welche in den Jahren r585-i886 in
Rom eine Weltausstellun in's Leben rufen will. Es finden sich unter den Mit-
gliedern des Comitfs sehr vie hervorragende Namen des hohen Adels und des Parla-
mentes. Der Gedanke einer Weltausstellung begegnet großen Bedenken. Vor Allem findet
man, dass das heutige Italien noch nicht in so sichere friedliche Bahnen eingetreten ist,
als dass man schon jetzt sich für eine Weltausstellung- in Rom begeistern konnte. Eine
solche Ausstellung wird von unseren officiellen und industriellen Kreisen große Geldopfer
verlangen, während Italien bisher als Käufer nirgend besondere hervorgetreten, ist. Die
Zeit, wo man Weltausstellungen mit Acclamation aufgenommen hat, ist langst vorüber.
Dass Rom, welches mehr als irgend eine Stadt Italiens in seinen gewerblichen Bedürf-
nissen vom Auslande abhängig ist, daran geht, seine einheimische gewerbliche Produclion
zu heben, ist begreiflich. Hoffentlich wird man in Rom zur Einsicht gelangen, dass die
erste Vorbedingung einer gewerblichen Ausstellung Friede im Lande und Friede mit dem
Auslande ist. Endlich kann sich Niemand der Wahrnehmung verschließen, dass das
moderne Rom aufgehört hat, eine gesunde und wohlfeile Stadt zu sein; darüber hat
Jedermann Frfahrungen gemacht, die sich auch durch Worte nicht beseitigen lassen.
Etwas günstiger wurde sich die Angelegenheit der Weltausstellung in Rom gestalten,
wenn es sich bewahrheiten sollte, dass die italienische Staatsregierung die römische Welt-
ausstellung unter ihre Protecüon nehmen will.
D10 Union-Baugeeellschaft in Wien zeigt an, dass sie die bekannten Marmor-
brüche im Vintschgau, Tirol, suwie die Marmorwerke des Herrn Johannes Stein-
hauser in Lass, käuflich erworben und diese unter der speziellen Bezeichnung cMarmor-
-werke der Union-Baugesellschaft in Laas-Tiroi- in Betrieb gesetzt hat. Herr Johannes
Steinhauser wird seine durch langjährigen Betrieb dieser Werke erworbenen Erfahrungen
diesem Unternehmen widmen und ist mit der technischen Leitung derselben betraut.
Wethuaohts-Ansatellung des Fraueuerwerb-Vareinea. Im Sitzungssaal des
Vereinsgebaudes ist heuer wiederum eine Weihnschts-Ausstellung arrangirt worden,
welche in der That-die Wirksamkeit des Vereins im glanzendsten Lichte erscheinen
lasst und wir wünschen der Leitung aufrichtig Glück zu diesen Erfolgen ihrer opfervollen
Thatigkeit. Die Arbeiten in Wäsche für Männer, Frauen und Kinder entziehen sich natür-
lich unserer Beurtheilung, aber wir begrüßen selbe nicht minder, weil sie den Beweis
liefern, wie das Praktische über der Pflege des Schonen und Künstlerischen der Anstalt
nicht aus dem Auge gelassen wird. Dagegen fesseln einige Leistungen aus dem Atelier
für Musterzeichnen die Aufmerksamkeit auch des Fernerstehenden und ein und die andere
gestickte Decke erhebt sich durch Zeichnung, Farbenwahl und Ausluhrung geradezu zum
Range eines Kunstwerkes. Auch die Arbeiten aus dem Atelier für kunstgewerbliche Mal-
techniken sind bei dem erst einjährigen Bestande dieser Abtheilung in hohem Grade
überraschend. Die Ausstellung, welche durch Tage dauerte, fand allgemeine Anerken-
nung und bekundete sich dieselbe auch in den zahlreichen Ankaufen der ausgestellten
Objccte.
Wlenßr Dombauverain. Der Ausschuss hielt am z. November d. J. eine Sitzung,
zu deren Beginne der Vorsitzende Dr. Mnriz Lederer die Mittheilung machte, dass Se.
fßrstl. Gnaden der hochw. Herr l-"ursterzbischof von Wien, Cölestin Josef, die Wurde
des Protector-Stellvertreters übernommen und dem Vereine einen Jahresbeitrag von zooo H.
zugesichert. dass ferner der h. n. G. Landtag pro 1882 eine Subvention per 1000 H. be-
willigt hat. Der Dombaumeister Friedrich Schmidt gab eine Darstellung über die
am Dome von St. Stephan in der Zeit vom 11. November 1880 bis 18. November 1881
geleisteten Arbeiten und constatirte die Thatsache, dass mit den präliminirten Kosten das
vollständige Auslangen efunden wurde. Professor Dr. W. A. Neumann legte ein
Memoire des Herrn Pro essors Franz Riiha wegen Errichtung eines Dombau-Museums
vor, welches einem eigenen Comite, bestehend aus den Herren Dr. Neumann, Baron
Sacken und Archivdirector Weiß, zur Berathung zugewiesen wurde.
Goncnrs-Auaschreibung. An der k. k. Staats-Gewerbeschule in Graz kommt
mit Beginn des Sommersemesters 188MB die Stelle eines wirklichen Lehrers für kunst-
gewerbliche Formenlehre, Freihandzeichnen und kunstgewerbliches Fachzeichnen zur Be-
setzung, mit welcher ein jährlicher Gehalt von Eintausend zweihundert 1100 Gulden,
die Activitatszulage der IX. Rangsclasse 300 fl. in Graz und das Vorrückungsrecht in
fünf Quinquennalzulagen von je zweihundert 200 Gulden z. XV. verbunden ist.
Bewerber haben ihre an das hohe k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht
slilisirten, mit einem Curriculum vitae, sowie den Zeugnissen uber Befähigung und
Verwendung belegten Gesuche bis spätestens 1. Februar 1882 bei der Direction der
k. k. Staate-Gewerbeschule in Graz einzureichen.
Graz, am 1. November 1881.
Der Director der k. k. Staats-Gewerbeschule
Prof. C. Lauiil.
Hiezu eine Beilage
Titel und Inhaltsverzeichnis zum VIII. Bande Jahrgänge XV und XVI
dieser Monatschrift.
uulunnrlu Au k. k. Ouun. Innulun. lllßhilmukud von Cul Genndu Hohn Wen.