K. UK. ÜESTERR. MUSEUMS
MITTHEILUNGEN
---o.-.-.-----.--
KUNST UND INDUSTRIE.
MONATSCHRIFT FÜR KUNSTGEWERBE.
30
NEUE FOLGE. ZWETTER JAHRGANG. HEFT VI.
"'äabS' 77
WIEN 1887.
COMMISSlONS-VERLAG VON CARL GEROLUS SOHN.
'.'.'.'.'.'.'.'.'.'.'.'.'.'.'. .'.'.'.'.'.'.n' ','.'.'. .'.'.'-'-
iHLBERWschß künigl. Huf-Verlagsbuchhandlung J. BLEYL in Breslau.
Im Erscheinen begriffen
lluslzerzimmer.
Vollständige Decoratinnen für bürgerliche und herrschaftliche Wohnungen in Form und
Farbe. Entworfen und gezeichnet von
Prof. Jean Pape,
Architekt und Fachlehrer a. d. königl. Xunstgewerbcschule zu Dresden.
Bände zu je Lieferungen Blatt. Preis pro Lieferung Mark fi. 30 kr.
Band enthält vollständige Zimmer in einfacher. Band Il dergleichen in reicherer
Ausstattung. Jeder Band wird apart abgegeben.
Ferner von demselben Autor
Der Möbeltlachlor der Renaissance. 60 Blatt in Mappe. 63 Mark,
Barook- und Boeoco-Ornamente. 60 Blatt in Mappe. 63 Mai-k,
sowie eine Anzahl anderer für Bau- und Möbeltischler, Holzbildhauer und Tapuierer
werthvoller und rühmlichst bekannter Yorlagenwerke.
Kataloge und Proapecte gratis und franco.
Durch alle Buch- und Kunsthandlungen zu beziehen.
in Wien.
211.158
von Jacob von Falke.
Geschichtliche und kritisch-ästhetische Studien über die Decoration und
Ausstattung der Wohnung.
Fünfte vermehrte Auflage. 8. 26 Bogen.
Broschirt H. 60 kr. M. 20 Pf., in Leinwand gebunden H. 20 kr. M. 40 Pf.
Prachtausgabe.
Vierte vermehrte und illustrirte Auflage. Mit Abbildungen in Farbendruck, 54 in Licht- und
Tondruck und 219 Holzschnitten. 4. 32 Bogen.
Complet früher 36 i. 7a M., jetzt 18 H. 36 M., inieinwandband mit Rothachuitt früher
40 H. 80 M., 1011i 10 B. 40 M., in Leder geb. tnit Rothschnitt früher 45 B. 90 M.,
ein 23 a. 46 M.
GlLBERSsche ltünigl. Hof Nerlagsbuchhandlung J. BLEYL in Dresden.
PRUF. ne ERNST JULIUS HÄHNEUS SGULPTUREN.
Zu dem im Jahre 1882 vollendeten Hauptwerke erscheint vom November 1886 bis
Januar 1887 ein
Nachtrag von 30 Blatt,
welcher auaser einigen älteren, noch nicht publicirten Werken, die neuesten Schöpfungen des
Meisters bringt. Dieser Nachtrag ist in
Lieferungen Mark,
das ganze, nun 150 Blatt umfassende Werk für l50 lark oder in 25 Llßfßfllßßll lark
zu beziehen.
Einzelne Blätter bei Entnahme von t-m Expl. Mark 50 Pf.
und mehr Expl. Mark 20 Pf.
Inhaltaverzeichniee gratis und iranco.
Ferner werden empfohlen
Hauptmann, A., Moderne ornamentale Werke im Style der italienilchen Renaissance. 138
Blatt Lichtdruck in a3 Lieferungen Mark, complet in eleg. Mappe x23 Mark.
Nlcolni, Prof. Hermann, Das Ornament der italienischen Kunst de x5. Jahrhunderts. Eine
Sammlung der hervorragendsten Motive. Nach photographischen Original-Aufnahmen durch
Lichtdruck vervielfältigt. too Blatt in to Lieferungen to Mark, complet in eleg. Mappe
106 Mark.
MITTHEILUNGEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
M0Il3tSChIiNf ür uxgnstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
Im Commissionsverlag von Carl Gerokfs Sohn in Wien.
Abunnernentspreis per Jahr H. 4..-
gNr. 1a. 261 wusu, Juni .887. N. F. n. Jahrg.
Inhalt hie deutschen Klcinmeister des xG. Jahrhunderts. Von Ed. Chmelarz. Arbeiten Matthäus Wall-
baum's aul der Ausstellung von kirchl. Kunngegenständcn irn Oesterr. Museum. Von J. Fol-
ncsics. Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute.
Literalurhericht. Bibliographie des Kunstgcwerbes. Notizen.
Die deutschen Kleinmeister des 16. Jahrhunderts.
Von Eduard Chmelarz.
Das Gebiet der bildenden Kunst, auf welches wir heute unsere
Aufmerksamkeit vereinigen wollen, ist mit wenigen Worten bezeichnet
es sind die Arbeiten jener Meister, welche als die Schöpfer des Orna-
mentes der deutschen Renaissance anzusehen sind, und wenngleich die
allermodernsten Bestrebungen des Kunstgewerbes über die Renaissance
hinaus bereits in's Baroceo und Rococo abzielen, so verlohnt es sich
doch der Mühe, eine Stunde dankbaren Erinnerns jenen Künstlern zu
widmen, deren Arbeiten zu dem ruhmvollen Aufschwunge unserer heimi-
schen Kunstindustrie in den letzten zwei Jahrzehnten wesentlich bei-
getragen haben. Die Meister, um welche es sich hiebei handelt, sind
Heinrich Aldegrever, Albrecht Altdorfer, Barthel und Hans Sebald Beham,
Jacob Binck, Hans Brosamer, Peter Flötner, die drei Hopfer, Augustin
Hirschvogel, Georg Pencz, Kilian Proger, Mathias Zündt, Jost Amman,
Virgil Solis und noch eine große Reihe Anderer, deren Namen wir nicht
einmal kennen, sondern deren Werke wir blos nach den darauf vor-
kommenden Initialen oder Jahreszahlen bezeichnen, wie z. B. den Meister
l. B. oder den Meister von 155i.
in den Vordergrund des Interesses treten die Nürnberger Hans
Sebald Beham, dessen Bruder Barthel Beham und Georg Pencz. Sie sind
Vortrag, gehalten im k. k. Oesterr. Museum am 20. Jänner 1887.
Jahrg. 1887.
so ziemlich Altersgenossen, denn Hans Sebald wird 1500, Barthel 1502
zu Nürnberg geboren und auch Georg Pencz dürfte nicht viel älter
gewesen sein. Er heiratete 1524 Dürer's Magd, vielleicht jene Susanna,
welche den Meister und dessen Frau Agnes auf der niederländischen
Reise begleitete und mit beiden zu dem Festmahle geladen ward, welches
die Antwerpener Maler dem Dürer zu Ehren veranstalteten. Demnach
ist der Ausdruck Magd wohl nicht strenge in modernem Sinne zu nehmen,
so wenig als der Name Dürer's Knecht Jörg, welcher dem Pencz in der
bezüglichen Urkunde des Nürnberger Archives beigelegt wird. Gleich-
zeitig wird Pencz Bürger von Nürnberg, was aber nicht verhinderte, dass
er im nächsten Jahre mit seinen Malercollegen Hans Sebald und Barthel
Beham kraft eines Rathsbeschlusses aus der Stadt verbannt wurde. Diese
drei zusammen sind eben jenes Trifolium ngottlosern Maler, welche wegen
irreligiöser, socialistischer und communistischer Umtriebe einem peinlichen
Verhöre vor dem Stadlrathe unterzogen wurden, dessen Inhalt ich mir
wegen seines culturgeschichtlichen Interesses in Kürze mitzutheilen erlaube.
Zum Verständnisse der Situation müssen wir uns die damaligen
Zeitverhältnisse und die Aufregung vergegenwärtigen, welche sich seit
Luther's Auftreten aller Gemüther bemächtigt hatte. An und für sich
von den besten Absichten eingegeben und von allen Gebildeten, auch
den kirchlich gesinnten, freudig begrüßt, schlugen die Lehren Luther's
aber bald eine Richtung ein, welche von schwärmerischen und fanatischen
Köpfen in die Menge getragen auf Abwege führte. Wie eine geistige Epi-
demie weiter grassirend, und vom religiösen auf das politische Gebiet über-
springend, strebte dieselbe zuletzt nach communistischem Umsturz der Ge-
sellschaft, bis sie im Bauernkriege und in dem hirnverbrannten Königthum
der Wiedertäufer in Münster einen tragischen vorläufigen Abschluss fand.
Auch in Nürnberg hatte die reformatorische Bewegung auf kirch-
lichem Gebiete warme Anhänger gefunden und Dürer selbst zählte zu
ihnen. Der Stadtrath ließ, objectiv genug, die Parteien ruhig gewähren,
bis die Neuerer die Sache zu arg trieben und die obrigkeitliche Autorität
in Gefahr zu kommen drohte. Unsere drei Maler ließen sich in dieser
Richtung gar manches zu Schulden kommen, und zwar dürfte der ent-
laufene Cisterciensermönch H. Pfeiffer Schwertlisch, der Haupturheber
des Bauernkrieges und Parteigänger von Thomas Münzer und dessen
Theorien der Gütergemeinschaft, indirect die Anklage der jungen heiß-
blütigen Maler zu Beginn des Jahres 1525 verschuldet haben. Hans
Sebald Beham äußerte sich damals, man solle nicht mehr arbeiten, man
müsse einmal theilen und er erkenne keinen Oberen an als Gott den
Allmächtigen; und als Pencz vor Gericht gefragt wurde, ob er an Gott
glaube, sagte er er empfinde es zum Theile, was er aber für Gott
halten solle, das wisse er nicht; von Christus, dem Evangelium und
Worte Gottes, vom Abendmahle und von der Taufe halte er gar nichts.
Auf die Frage, ob er eine weltliche Obrigkeit und den Rath von Nürn-
berg als seinen Herrn über sein Leben, sein Hab 'und Gut anerkenne,
antwortete auch er, er wisse von keinem Herrn als allein von Gott. Auf
das hin wurden alle drei gottlosen Maler aus Nürnberg verwiesen und
in der Urtheilsbegründung kommt der Passus vor nman kenne sy; sein
auch für prächtig, trutzig und von lnen hochhaltend für andere berümbtu,
d. h. als von sich selbst eingenommen, vor Anderen berüchtigt.
Wohin sich die Ausgewiesenen wandten, ist nicht ganz bestimmt;
von Pencz wissen wir, dass er schon im nächsten Jahre die Erlaubniss
erhielt, sich in dem benachbarten Windsheim aufzuhalten. Ja, er scheint
sich bald vollständig der phantastischen Pläne seiner Jugend ent-
schlagen zu haben, denn im Jahre 1532 wurde er sogar zum Nürnberger
Rathsmaler ernannt, kam jedoch zeitlebens auf keinen grünen Zweig und
starb in Dürftigkeit im Jahre 1550. Dass er aber, etwa in den Dreißiger
Jahren, eine Reise nach Italien unternahm, ist nach dem starken Zuge
italienischer Formengebung in seinen Gemälden und Stichen unzweifelhaft
und sein größter Kupferstich vom Jahre 1539, die Eroberung Karthago's,
ist geradezu nach einer Zeichnung von Giulio Romano gemacht.
Den Barthel Beham treffen wir 1527 als Hofmaler des streng-
katholischen Herzogs Wilhelm IV. in München und hier eröEnete sich
ihm ein neuer, in den engbürgerlichen Kreisen Nürnbergs unbekannter
Wirkungskreis. Er lieferte ganze Serien von Porträten der bayerischen
Fürsten, und wenn deren 13, welche sich in der Ahnengalerie zu Schleiß-
heim befinden, als commandirte Arbeit und Bilder zum Theile längst
verstorbener Persönlichkeiten freudlos, ledern und unsympathisch hin-
gemalt sind so dürfen wir dagegen um so größere Anerkennung
jenem in Augsburg befindlichen Porträte des Pfalzgrafen Otto Heinrich
zollen, abgesehen von der Sympathie für den Dargestellten, den Erbauer
unserer deutschen Alhambra, des Schlosses in Heidelberg. Barthel bekam
in München, mitten im Hofleben stehend, Gelegenheit, Karl V. auf der
Rückreise von der Kaiserkrönung zu Bologna und auch dessen Bruder
König Ferdinand zu conterfeien. Die Originalgemälde sind verschollen,
aber seine herrlichen Stiche nach denselben vom Jahre 1531 erregten
ihrerzeit gerechte Bewunderung und wurden selbst von italienischen
Stechern mehrfach copirt. Barthel Beham machte auf Kosten seines
kunstsinnigen Herzogs eine Reise nach Italien, vielleicht sogar zweimal,
und starb 1540 angeblich in Venedig. Aus allen diesen Factoren zusammen-
genommen ist der große Zug, die Klarheit und überraschende Formen-
schünheit in Barthel's Schöpfungen zu erklären.
Auch der ältere Bruder, Hans Sebald Beham, scheint vom Nürn-
berger Stadtrathe bald wieder zu Gnaden aufgenommen worden zu sein.
Schon 1526 erschien bei Wandereysen von ihm "Das Bapsttum mit
seinen Gliedern abgemalt und beschrieben-x das sind die Costüme der
Geistlichkeit und 1528 sein Büchlein über nmass und proportion der
Ross, nutzlich jungen Gesellen, malern und Goldschmiden, getruckt zu
360
Nürnberg-i, angeblich ein Plagiat aus Dürer's Schriften, weshalb der
Stadtrath dessen Veröffentlichung untersagte, bis Dürer's Witwe das
Originalwerk ihres Mannes publicirt hatte. Aus demselben Jahre 1528
stammt der große Holzschnitt Beham's Das Bauernfest zu Mögelsdorf,
einem Nürnberger Pfarrdorfe an der Pegnitz.
Aber bereis 1529 ward Hans Sebald Beham neuerdings aus seiner
Vaterstadt verwiesen; wahrscheinlich wegen einiger anstößiger Bilder,
beziehungsweise Stiche und speciell wird als Corpus delicti ein unzüch-
tiges nacktes Liebespaar erwähnt, welches vom Tod überrascht wird
B. 15a, also eigentlich ein Sujet, welches sich sogar moralisch ausdeuteu
ließe; aber der löbliche Stadtrath wachte eifrig über die öffentliche Sitt-
lichkeit, um den Gegnern der Reformation keinen Grund zur Klage
zu bieten.
Nach einem großen Holzschnitte B. 169 mit der Darstellung des
militärischen Schauspiels bei dem Kaiserbesuche in München 1530 zu
schließen, begab sich nun Sebald zunächst zu seinem Bruder Barthel,
aber seit 153i finden wir ihn ansässig in Frankfurt. ln der nächsten Zeit
war er mit Miniaturen und derartigen kleinen Malereien für den Kur-
fürsten und Erzbischof von Mainz, Albrecht von Brandenburg,
beschäftigt und malte für denselben unter Anderem eine Tischplatte, das
berühmteste von allen derartigen Ziermöbeln, nunmehr im Louvre zu
Paris. Dann ist er jedoch vorwiegend im Kupferstich thätig und er
scheint in seiner neuen Heimat auch mit sich selber über seine Stellung
zur Reformation klar geworden zu sein, und reifer und vernünftiger
geworden, enthielt er sich seither der früher von ihm beliebten unzüch-
tigen Bildchen. Dass eine Sinnesänderung und Besserung bei ihm wirklich
statthatte und all" die unschönen Geschichten von seinem Wirthsgeschäfte,
dessen Heißigster Gast er selber gewesen, und von seinem liederlichen
Lebenswandel, um dessentwillen er zum Tode durch Ersäufen verurtheilt
worden sei, einfach unwahr sind, das ist heute documentarisch erwiesen.
lm Gegentheile erfreute sich Hans Sebald Beham einer gewissen Gönner-
schaft durch den Frankfurter Stadtrath, und auch seiner Witwe wurden
von demselben Begünstigungen zu Theil, welche gewiss entfallen wären,
wenn der üble Leumund ihres Mannes eine wahre Grundlage gehabt hätte.
Eine weit ruhigere bürgerliche und künstlerische Individualität ist
Albrecht Altdorfer, der eigentliche Regensburger Meister, wenngleich
wir nicht bestimmt wissen, ob er dort und zwar um i48o das Licht der
Welt erblickte. Aber 1505 erlangt er bereits das Bürgerrecht und ward
schließlich wohlhabend, Besitzer mehrerer Häuser, seit r526 Rathsherr
und nebenbei Stadtbaumeister. Diese letztere Eigenschaft zeichnet ihn
unter Anderem wesentlich vor den übrigen Kleinmeistern und einer Reihe
deutscher Renaissancemaler überhaupt aus, welche uns in ihren Gemälden,
Stichen und Holzschnitten oft ganz unmögliche Bauten vor Augen stellen,
welche kaum technisch ausführbar, geschweige denn wohnlich wären,
sondern nur malerisch prächtig erscheinen. Altdorfer ward durch seine
praktische Bauthätigkeit vor solchen architektonischen Fehlern bewahrt
und besonders zwei seiner Radirungen sind uns in mehrfacher Hinsicht
interessant, nämlich die Vorhalle und das Innere der jüdischen Synagoge
darstesllend. welche Altdorfer noch schnell abzeichnete, bevor dieselbe
1519 auf Rathsbeschluss zerstört wurde. Es war dies ein schöner Bau
in gothischem Uebergangstile und Altdorfer's Blatt dürfte eines der ersten
sein, welche vom historischen Sinne für alte Kunstdenkmale hervor-
gerufen wurden, um deren Erinnerung für die Nachwelt zu erhalten. An
der Stelle der Synagoge wurde eine Marienkirche gebaut und vor der-
selben stand eine hochverehrte Statue der Madonna vom Dombaumeister
Erh. Haydenreich, deren Configuration vielleicht dem Altdorfer bei
seinem Farbenholzschnitt vdie schöne Mariau als Vorbild diente. ln
größtem Ansehen starb der Meister 1538, aber eigentlich gehört er, der
auch als Baumeister und Maler vielfach beschäftigt war, gar nicht zu
den Kleinmeistern, wie denn überhaupt ausgesprochen werden muss, dass
mit dieser Bezeichnung trotz ihrer allgemeinen Anwendung noch viel
Unklarheit verbunden ist. Altdorfer hat auf Zurechnung zu dieser Gruppe
kein größeres Recht, als der Sachse Hans Brosamer aus Fulda, geboren
zwischen 1480 und 1490, gestorben zu Erfurt 1554.. Hätte Brosamer, der
sich selbst inschriftlich als Formschneider bezeichnete und auch ziemlich
gute Bildnisse malte, nicht sein Kunstbüchlein mit trefflichen Entwürfen
für Pocale, Kannen und Geschmeide veröffentlicht, so dürften wir ihn
mit Fug und Recht aus unserer heutigen Betrachtung ausschließen.
Fortsetzung folgt.
Arbeiten Matthäus Wallbaunfs auf der Ausstellung
von gkirchl. Kunstgegenständen im Oesterr. Museum.
Von J. Folnesics.
Auf Ausstellungen wie zu Karlsruhe 188i, Pest und Klagenfurt 1885,
Augsburg 1886 sowie aus dem Besitze verschiedener Museen und Schatz-
kammern sind Silberarbeiten eigenthümlicher Art bekannt geworden,
deren Aehnlichkeit auf gemeinsamen Ursprung hinweist. Wiewohl örtlich
auf weite Entfernungen von einander getrennt, bilden sie eine zusammen-
gehörige Gruppe von Kunstwerken, als deren Ausgangspunkt Augsburg
angesehen werden muss. Eigenartig in Form, Technik und Material, sind
dieselben auch höchst charakteristisch für die ersten Decennien des
17. Jahrhunderts, in welchen spielende, gekünstelte Formen, Combina-
tionen verschiedenen Materiales und Subtilitäten aller Art als die höchste
Verfeinerung der Kunst galten. Die berühmten Kunstschränke, wie der
Pommefsche in Berlin mit seinen Verwandten in Upsala, München,
Dresden, Frankfurt, Wien u. s. w. sind als Gipfelpunkt dieser zierlichen
Producte deutscher Kleinkunst zu betrachten, während eine ansehnliche
Zahl einfacherer und sowohl künstlerisch als materiell weniger werth-
voller Stücke, wie Altärchen, Reliquiarien, Kusstafeln, Cassetten u. s. w.
gleichsam die Ausläufer dieser Gattung von Silherarbeiten bilden. Nicht
selten dürften ein und dieselben Meister sowohl jene Prachtstücke als
diese einfacheren Arbeiten hergestellt haben. Einer der Goldschmiede,
dessen Name hier wie dort nachgewiesen werden kann, ist der des Augs-
burger Meisters Mathäus Wallbaum. Für den bayerischen Hof lieferte er
einen Spiegel und einen Schreibtisch, nahm Theil an der Ausführung
des großen in Silber getriebenen Altares an der Ostwand der Reichen-
Capelle in München, wo auch ein überaus reich emaillirtes Reliquiar aus
seiner Werkstätte aufbewahrt wird, und verfertigte eine Schreibzeug-
Cassette mit getriebenen Platten und einer weiblichen Figur auf dem
Deckel, eine vorzügliche Arbeit, die in der Münchener königlichen Schatz-
kammer aufbewahrt wird. Auch sonst sind Arbeiten Wallbauufs nicht
selten; Frankfurt, Heiligenberg, Gotha, Dresden etc. besitzen Stücke von
ihm Am Pommefschen Kunstschrank ist seine Mitarbeiterschaft durch
Philipp Hainhofefs Tagebuch vom Jahre 1617 sichergestellt, ein Altär-
chen des Münsters zu Ueberlingen, zwei Kusstafeln im Besitze des Grafen
Thurn Valesarmia und eine Anzahl anderer Werke sind durch Wall-
baum's Meisterzeichen als dessen Arbeiten unzweifelhaft erwiesen
Ueberdies sind in letzterer Zeit Arbeiten bekannt geworden, welche mit
jenen theils verwandt, theils fast identisch sind, so dass sie, obwohl das
Meisterzeichen, ein stilisirter Baum, hier nicht ersichtlich ist, von Kennern
als Erzeugnisse Wallbaum's angesprochen wurden.-Diese nicht uninter-
cssante Gruppe wird nun noch erweitert durch zwei hervorragende Stücke
aus dem Besitze der k. k. Hofburgcapelle in Wien. Dieselben befinden
sich gegenwärtig auf der Ausstellung im Oesterr. Museum es sind
zwei Altärchen, deren Zusammengehörigkeit selbst dem oberiiächlichsten
Beschauer sofort auffallen muss. Leider haben wir auf diesen Stücken
weder ein Beschauzeichen noch ein Meisterzeichen entdecken können. Die
Altärchen sind aus Ebenholz und Silber, das eine mit einer Miniatur-
malerei, das andere mit einem in Silber getriebenen Relief in der Mitte.
Letzteres Stück stimmt im Aufbau, in der Ornamentirung, sowie in der
Darstellung des Mittelbildes mit dem als Arbeit Wallbaum's sicherge-
stellten Ueberlinger Altärchen fast vollkommen überein.
M. Rosenberg, Allgem. Ztg. 1884, Nr. 60, Beil.
Siehe M. Rosenberg, Alle kunstgewerbliche Arbeiten auf der Badischen Kunst-
und Kunstgewerbe-Ausslellung zu Karlsruhe 138i; A. Pnbst, Kunstchronik XVHI, S. 493;
E. Radisics v. Kutas, Kunstgewerbebl. 5.
Katalog, Nr. 74g und 759.
Abgabe Rosenberg, Alte kunslgewerbl. Arbeiten auf der Badischen Kunst-
und
Kunstgewerbe-Aussteilung, 188i.
Der wesentlichste Unterschied besteht in der Größe, das Ueberlinger
Altärchen misst o'62 Meter in der Höhe, das der k. k. Hofburgcapelle
nur 0'365 Meter. Auf einem viereckigen Fuß, der aufsteigend sich zum
Stiel verjüngt, sind an den Ecken Engelsköpfe, auf den vier glatten
Seitenfeldern die vier Evangelisten in Relief und verschiedene kleine
Ornamente angebracht. Der Fuß geht über in einen Knauf, der mit einer
von sechs freistehenden Figlirchen gebildeten Gruppe, die Geburt Christi
darstellend, verziert ist. Dieser Knauf trägt auf einem üherleitenden Ver-
mittlungsgliede, das zierliche Blumen schmücken, ein horizontales Gesimse,
auf welchem ein Rundbogen steht, der das erwähnte Relief einschließt.
Der Rundbogen selbst ist mit Rosetten u. dgl. besetzt. Das Relief zeigt
uns Maria mit dem Kinde in der Glorie von sieben musicirenden Engeln
umgeben, zu ihren Füßen der Halbmond und drei Engel mit Kränzen in
Wolken schwebend, am Boden eine Landschaft mit der Fernsicht auf
eine Stadt. An die constructiven Theile des Aufbaues aus Ebenholz
schließt sich eine in zierliche Ornamente aufgelöste und zum Theil ver-
goldete Silberarchitektur, welche durch zahlreiche kleine Figürchen
mannigfach belebt wird. Alle diese Theile sind gegossen und in der
Regel keiner feineren Ausarbeitung durch Ciselirung unterzogen. Rechts
und links vom Mittelbilde ist in kleinen durchbrochenen Nischen die
Verkündigung Mariä dargestellt, auf der Bekrönung der Nischen sehen
wir je einen Engel, der auf einen Todtenkopf tritt, und einmal das alte,
einmal das neue Testament an seiner Seite hält. Ueber der Mitte des
Rundbogens baut sich ein reicher Aufsatz auf, der in ein Mittelstück und
zwei Seitentheilezerfällt, in letzteren sehen wir die allegorischen Darstellungen
des Glaubens und der Hoffnung, während die Mittelgruppe aus fünf
scheinbar ohne Beziehung zu einander stehenden Figürchen zusammen-
gesetzt ist. Die dahinter sich aufbauende Architektur zeigt in ihrem
obersten Abschlusse nochmals die Figur der Hoffnung. Auf der Rückseite
des Altärchens ist in der Mitte das Monogramm "Matthias", umgeben
von der Ordenskette des goldenen Vließes und bekrönt mit dem öster-
reichischen Herzogshute angebracht. Das Altärchen war also ohne Zweifel
für den Erzherzog Mathias, der 1612 seinem älteren Bruder Rudolf II.
in der Kaiserwürde folgte, bestimmt.
Das zweite Altärchen ist in Anlage und Aufbau dem eben beschrie-
benen sehr ähnlich, und stimmt mit einem Altärchen im Pester National-
museum und einem anderen im Besitze des Barons Nathaniel v. Roth-
schild in Wien fast vollkommen überein. Dasselbe ist 0'413 Meter hoch,
hat einen ebensolchen Fuß wie das erste, am Knaufe ist eine kleine
Gruppe die Beweinung Christi angebracht, darüber befindet sich ein
Christus mit Kelch und Kreuz. An Stelle des Relielbildes ist jedoch bei
diesem Altärchen auf einem predellaartigen Untertheile ein Triptychon
mit fein durchgeführten Miniaturen angebracht. Wir sehen da in der
Mitte die Anbetung der Hirten, links die Beschneidung, rechts die
001
Darstellung im Tempel, eine genaue Wiederholung der Bilder des
erwähnten Triptychons im Pester Nationalmuseum, das von dem Augs-
burger Maler Anton Mozart herrührt, einem Künstler, dessen Name auch
zum Pommefschen Kunstschrank in Beziehung steht, und der das Pester
Exemplar mitA.M. F. signirthaL- Die Außenseiten der zwei Altarflligel sind
mit silbernen Ornamenten und mit derselben Darstellung der Verkündigung
Mariä versehen, die wir am ersten Altärchen der k. k. Hofburgcapelle
bemerkt haben. Auch hier umgibt ein ungemein leichtes Spiel architek-
tonischer Ornamente verbunden mit Blumen, Rosetten und Figuren den
festen Kern, doch sind hier St. Georg und der Erzengel Michael, beide
mit dem Drachen, als Seitentiguren angebracht und darüber jene vorher
beschriebenen zwei allegorischen Engel, die mit dem alten und neuen
Testament in der Hand den Tod bezwingen. An den oberen Ecken bilden
rechts und links Petrus und Paulus den Uebergang zum mittleren, das
Ganze bekrönenden Ornamentaufsatz, den die Auferstehung Christi ziert.
Am geöffneten Grabe, an welches die drei Frauen des Evangelisten Markus
mit Salbgefäßen herangetreten, steht der Engel und weist mit der Rechten
nach oben, wo man den auferstandenen Heiland mit der Siegesfahne
erblickt. Die Rückseite dieses Altärchens ziert eine Vase mit hübsch
stilisirten Blumen.
Vergleichen wir nun diese zwei Arbeiten mit einigen anderen,
welche entweder das Meisterzeichen Wallbaum's tragen oder diesem
Meister zugeschrieben werden, so zeigt sich, dass wir es hier wie dort
mit Erzeugnissen zu thun haben, die in gewissem Sinne in fabriks-
mäßiger Weise entstanden sind. Es lag nämlich für das einzelne Stück
nicht etwa ein Modell, ein Entwurf oder eine Werkzeichnung vor, sondern
dasselbe wurde in musivischer Weise zusammengesetzt, und zwar aus
einem fertigen Vorrathe von Einzelformen, der eine große Zahl von Com-
binationen und Variationen zuließ. Die zahlreichen in Silber gegossenen
und zum Theile vergoldeten winzig kleinen Figlirchen, die Rosetten, Vasen
mit zierlichen Blumen, die geflügelten Engelsköpfchen und Ornamente
verschiedener Art bildeten, ähnlich wie die Initialen, Holzschnitte Rand-
leisten und Schlussstücke des Buchdruckers, bereitstehende Typen, die
der Meister nach seinem Geschmacke bald in dieser bald in jener Weise
zu einem Ganzen vereinigte, oder vielmehr um den festen Kern aus
Ebenholz anmuthig gruppirte.
So finden wir dieselbe Darstellung der vier Evangelisten, welche an
dem zuerst beschriebenen Altärchen der k. k. Hofburgcapelle vorkommt,
nicht allein auch auf dem zweiten Altärchen mit dem Triptychon, sondern
auch auf der Ueberlinger Kusstafel, auf dem Altärchen des Pester National-
museums auf dem Altärchen des Baron Rothschild", auf zwei Altar-
Siehe Chefs d'oeuvre dknrfevrerie ayant figure Fexposition de Budapest X885.
Abgebildet in Rosenberg, Deutsche Goldschmiede der Renaissance, Wester-
mamfs Mcmatshefte, 1886.
343?
aufsatztafeln im Besitze des Fürsten Karl Egon von Fürstenberg in
Donaueschingen auf einem Hausaltar im Besitze des Herrn W. Metzler
in Frankfurt a. M. und auf zwei Kusstafeln des Grafen Thurn
Valsassina in Bleiburg Kärnten. Maria mit dem Verkündigungs-
engel kommt auf beiden Exemplaren der k. k. Hofburgcapelle vor, auf
dem des Baron Rothschild und auf der Ueberlinger Tafel. Die Allegorie
des Engels mit dem Todtenkopf finden wir ebenso auf unseren zwei
Altärchen wie auf den Bleiburger Kusstafeln, auf einem der Altaraufsätze
des Fürsten Fürstenberg und auf dem Triptychon des Pester National-
museums". Dieselbe Gruppe des Erzengels Michael und des hl. Georg,
welche auf der Ueberlinger Tafel angebracht ist, kehrt auf dem Triptychon
der k. k. Hofburgcapelle, dem des Baron Rothschild und dem in Pest
wieder. Endlich ist die Auferstehungsgruppe, die Mater dolorosa, die
Allegorie der drei göttlichen Tugenden sowie manche der anderen Figuren
wiederholt vorhanden. In derselben Weise kehren figurale und orna-
mentale Details, deren Aufzählung ermüdend wäre, auf verschiedenen
Stücken wieder. Interessant ist es ferner, dass auch das Relief der Ma-
donna mit den Engeln auf dem Altärchen der k. k. Hofburgcapelle in
mehreren Wiederholungen vorkommt, und zwar auf der Ueberlinger
Altartafel, auf einem der Altaraufsätze des Fürsten Fürstenberg, auf einer
der Bleiburger Kusstafeln und auf einem Hausaltar in der Kunstsamm-
lung I-Iasselmann in München, in einigen Fällen mit dem Meisterzeichen
Wallbaum's, in anderen ohne dieses Zeichen.
Schließlich dürfen wir nicht unerwähnt lassen, dass die Ausstellung
im Oesterr. Museum noch einige andere Gegenstände enthält, die eine
gewisse Verwandtschaft mit den Wallbaum'schen Silberarbeiten zeigen,
die ebenfalls einige Ornamente aus dem Formenvorrath seiner Werkstätte
aufweisen, deren Identität mit uns bekannten und vollkommen sicher-
gestellten Arbeiten dieses Meisters jedoch nicht so auffallend ist, als dass
sie uns ein defmitives Urtheil über deren Urheberschaft erlauben würden.
Es sind da vor Allem drei Gegenstände aus dem Besitze der k. k. Hof-
burgcapelle ein kleiner Obelisk aus Ebenholz auf gegliedertem Fuße,
der im Inneren eine Reliquie birgt, an seinem unteren Theile Hügelartige
Ansätze zeigt und in sehr anmuthiger Weise mit silbernen Ornamenten
verziert ist, ferner ein Flügelaltärchen, von schlichten Aufbau und weniger
reich verziert, mit sieben kleinen Silberreliefs, wovon die drei größeren
die Anbetung der Hirten, die Darstellung im Tempel und die Beschnei-
Siehe Meisterwerke Schwlbischer Kunst aus der kunsthistor. Abtheilung der
Schwäbischen Kreisausstellung zu Augsburg, 1886, Taf. XXllI.
Siehe Histor. Ausstellung kunstgewerblicher Erzeugnisse zu Frankfurt n. M.
1875, Nr. 75.
Radisics v. Kutus, Zwei Arbeiten des Mnnhäus Wallbaum. Kunstgewerbe-
blm 1886.
Katalog Nr. 745, 747 u. 758.
366
dung zeigen, während im mittleren Aufsatze eine freistehende Figur, die
AuferstehungChristi, angebracht ist, endlich ein Medaillen, Christus am Oel-
berge, in einer Umrahmung aus Ebenholz, auf zierlichem Fuße, umgeben
von silbernen Ornamenten. Ferner erinnern an die Arbeiten Wall-
baunfs ein Reliquienkästchen des Kapuzinerklosters in Wien und eines
aus Brixen Das Reliquienkästchen des Kapuzinerklosters ist ebenfalls
aus Ebenholz und mit silbernen und vergoldeten Ornamenten verziert,
während vier der vertieften, rnit Perlmutter belegten Felder die vier Evan-
gelisten einnehmen. Auf dem Deckel ist eine plastische Gruppe angebracht.
Das Reliquiar aus Brixen endlich hat die Form einer Cassette, ist aus
Holz mit Elfenbein überkleidet und reich verziert mit silbernen und ver-
goldeten Beschlägen. In zwölf um alle vier Seiten laufenden Nischen einer
Bogenstellung sind die Könige des Alterthums in Relief auf blauem
Seidengrunde angebracht. Zwischen den Bogen und in verschiedenen
Feldern des dachartigen Deckels befinden sich durchbrochene Silberorna-
mente, deren Grund mit rother und grüner Farbe ausgefüllt ist. Auf der
Innenseite des Deckels sehen wir zu Seiten eines kleinen Spiegels die
heil. Barbara und die heil. Margaretha in Relief.
Diese Arbeiten stammen ohne Zweifel aus Augsburg und gehören
ebenfalls den ersten Decennien des 17. Jahrhunderts an, wenn wir aber
dennoch anstehen, aus der an denselben vorkommenden Wiederholung
einzelner Ornamente, die uns von Wallbaum's Arbeiten her bekannt sind,
einen Schluss auf die Werkstätte zu ziehen, aus der sie hervorgegangen,
so leitet uns die Erwägung, dass solche kleine Bestandtheile, die in Masse
erzeugt wurden, auch außerhalb der Werkstätte dieses Meisters Verwen-
dung fanden. Bildeten ja einzelne Bestandtheile von Silberarbeiten, wie
Ornamente, Beschläge und Zierglieder aller Art zu jener Zeit ebenso einen
Handelsartikel wie die Fileten und Stempel der Buchbinder, die Zier-
Typen der Buchdrucker und Aehnliches; finden wir ja bekanntlich selbst
noch auf Arbeiten des 18. Jahrhunderts ab und zu einzelne Engelsköpf-
chen, Blumenvasen oder Zierstäbe, die aus dern großen Vorrathe der vor-
angegangenen Epoche noch zurückgeblieben waren. Immerhin ist aber
die Verwandtschaft dieser Gegenstände mit Wallbaum'schen Arbeiten so
groß, dass wir dieselben nicht unerwähnt lassen durften und sie für
künftige Forschungen über diesen Meister einer eingehenderen Unter-
suchung empfehlen.
Katalog Nr. 744 u. 935.
367
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Oesterr. Museum. Se. kaiserl. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog
Ludwig Victor hat Freitag den 13. Mai das Museum besucht.
Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände. Durch die nun-
mehr erfolgte Einsendung des berühmten Ornates aus der ehemaligen
Stiftskirche zu Goess in Steiermark hat die Textilabtheilung der Aus-
stellung eine hervorragende Bereicherung erfahren; der Ornat ist in Seide
auf Leinen gestickt, entstammt dem 13. Jahrhundert und ist in den Mit-
theilungen der k. k. Central-Commission Bd. lll ausführlich beschrieben.
Die Ausstellung wurde bisher von nahezu 37.000 Personen besucht.
Die Arbeiten für wissenschaftliche und künstlerische Ausnützung
der Ausstellung sind in vollem Gange zeichnerische und photographische
Aufnahmen, soweit es gestattet, galvanoplastische Abformungen u. s. w.
Zwei Soulpturwerke von Adolf Hildebrand in Florenz.
Am n. Mai wurden unter den oberen Arcaden zwei neue lebensgroße
Statuen des in Florenz lebenden deutschen Bildhauers Adolf Hilde-
brand, i-Mercurß in Bronze und "Kugelspielern in Marmor, ausgestellt.
Viele Besucher des Museums werden sich vielleicht noch jener Meister-
werke erinnern, welche dieser Bildhauer im Jahre 1873 während unserer
Weltausstellung hier ausgestellt hatte. Es waren die Marmorstatue eines
ruhenden und schlafenden jungen Schäfers, die Bronzestatuetten eines
aus flacher Schale schlürfenden Knaben und eines Wasserträgers, der
balancirend mit einer gewissen Anspannung in der Rechten einen gefüllten
Eimer trägt. Der Beifall, den diese Arbeiten in Wien gefunden, hat den
Künstler veranlasst, seine neuesten Schöpfungen wiederum an das Oesterr.
Museum zu schicken.
Man möchte beiden Kunstwerken ihre Herkunft förmlich ansehen;
man möchte glauben, sie könnten nur aus Florenz kommen, dieser
schlanke jugendliche Mercur von braunpatinirter Bronze und dieser fast
noch knabenhafte Kugelspieler von Marmor, der sein Knie beugt und
die Kugel in der rechten Hand wiegt, noch zielend, bevor er den Arm
rückwärts streckt, zum Wurfe auszuholen. Hier bewegte Gestalt und
doch Ruhe zugleich! Währenddess steht Mercur aufrecht in ganzer Ge-
stalt, mit dem linken Beine erhoben auf einen Felsblock, den linken
Ellbogen darauf gestützt und die linke Hand an die Wange gelegt,
während der rechte Arm mit der Hand sich auf die Hüfte stellt. Der
Blick schaut wie sinnend und träumend in das Weite hinaus.
Beide Kunstwerke tragen den Charakter jener jugendlichen Gestalten,
welche die Frührenaissance liebte, und sind so sehr erfüllt von dem feinen
Gefühle für das Leben im Spiele der Formen, wie es nur Donatello und
seine Kunstgenossen in der Florentiner Plastik auszudrücken verstanden.
Es ist ihre Empfindung und ihr Realismus zugleich, was in diesen Ar-
beiten Hildebrand's lebt und Marmor und Bronze gleicher Weise leben
und athmen lässt; aber nicht das allein. Wir möchten ebenso gern
sagen, es ist griechische Kunst und griechisches Stilgefühl, welches beide
Figuren geschalfen hat, und wir würden auch darin Recht haben. Aber
ob nun griechisch oder Horentinisch oder beides zugleich, die Hauptsache
ist, dass der Künstler hier zwei menschliche Gestalten geschaifen hat,
die mit vollendetster Kunst auch auf das vollkomrnenste und schönste
durchgeführt sind. Die Wärme des Lebens zu erhöhen, hat der Künstler
dem Marmor einen überaus zarten, warmen Ton gegeben, der die Trans-
parenz, das Leuchten des Materiales in keiner Weise schädigt. Die Ober-
fläche ist glatt behandelt, wie es auch bei den Vorbildern der Früh-
renaissance der Fall ist. Und ebenso ist es mit der Bronze des Mercur
geschehen. Statt der Raspelei und Schraffirerei spielt das volle Licht auf
der glatten Oberfläche des schön nach Art der Renaissance gefärbten Erzes.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Mai von 9177, die Bibliothek von x34; Personen besucht.
Gesellschaft zur Forderung der Kunatgewerbßsohule. Unter dem Vorsitze
Sr. Excellenz des Herrn Edmund Grafen Zichy fand am io. Mai Vormittags im Sitzungssaale
des Oesterreichischen Museums die Generalversammlung der Gesellschaft zur Förderung
der Kunstgewerbeschule des Oesterreichischen Museums statt. Der vorgelegte Rechen-
schaftsbericht eonstatirt ein sehr erfreuliches Ergebniss der Vereinsthätigkeit. Die Gesell-
schaft war in der Lage, aus ihren eigenen Fonds an a3 Frequentanten der Kunst-
gewerbeschule Stipendien von H. xo bis zo monatlich im Gesarnmtbetrage von H. 3330
zu bewilligen und aus verschiedenen vorhandenen Stiftungen weitere 43 Stipendien im
Betrage von jährlich H. zoo, 250, 300 und 500 zu verleihen. Weiter lieferte die Gesell-
schaft die Mittel für eine Studienreise, welche fünf Frequentanten der Kunstgewerbe-
schule unter Leitung des Professors O. Beyer behufs Aufnahme alter, künstlerisch wert-
voller Decorationen von lnterieurs unternahmen. Auch für das laufende Jahr ist eine
derartige Studienreise in Aussicht genommen. Herrenhausmitglied Ludwig Lobmayr
erstattete hierauf den Cassebericht, nach welchem sich die Summe der Eingänge auf
B. 587741, jene der Ausgaben auf G. 507944 beziffert, während das in Staatsrenten ange-
legte Stammcapital der Gesellschaft mit B. 74.000 ausgewiesen ist. Ueber Antrag des Ge-
meinderathes Wilhelm Bächer wird der Verwaltung einhellig das Absolutorium ertheilt
und sodann die Vorstandswahl vorgenommen, nach deren Ergebnissen der Vorstand in
folgender Weise zusammengesetzt ist Se. Excellenz Edmund Graf Zichy als Präsident,
die Herrenhausmitglieder Nicolaus Dumba und Ludwig Lobmayr, Reichsraths-Abgeord-
neter Freih. v. Dumreicher, Regierungsrath Professor Dr. Alexander Bauer, Vicedirector
des Oesterreichischen Museums Regierungsrath Bruno Bucher und Landtagsabgeordneter
Rudolf Kitschelt als Ausschussmitglieder, der Director des Oesterreichischen Museums
Hofrath Ritter von Falke und der Director der Kunstgewerbeschule Professor Michael
Rieser als Beirathe. Die Revisoren Gemeinderath Wilhelm Bächer, Rudolf v. Waldheim
und Juwelier Josef Mayer wurden in ihrer Function bestatigt.
Voi-Iesnngan. Arn io. Februar sprach Professor Franz Wiekhoff über RatTael
und die Stanza della Segnatura. Der Vortragende gab zuerst ein gedrängtes Bild des
bekannten Raumes und seiner Decoration, indem er bei der Beschreibung der einzelnen
Bilder hervorhob, wie Ratfael schon in der Composition auf eine leichte Verständlich-
keit hinarbeitend, sich überall an die für ähnliche Gegenstände gebräuchlichen Motive
anschloss. Er ging dann auf die ursprüngliche Bestimmung des Raume über, indem
er unter Eingehen auf die literarischen Werke früherer Päpste Nicolaua ll. und Sixtus lV.,
sowie der Julius ll. nahe stehenden Schriftsteller, Marco Vigerio z. B., Zweck und
Absicht der gewählten Gegenstände darlegte. Die früher wenig beachteten Clair-obscurs
unter dem Parnass, für den Zusammenhang der Darstellungen sehr wichtig, wurden
aus einer Widmungaschrift an Sixtus lV. erklärt. Als Resultat dieser Studien lasse sich
bezeichnen, dass Rafael in der Stanza della Segnatura keineswegs adas Programm des
Humanismus darzustellen hatte, sondern wie es in dem Hause des Papstes geziemte,
den Vorrang und die Würde der Theologie vor den übrigen Wissenschaften darstellte,
was einstmals Simone Mernmi an einer Wand der Spanischen Capelle geschildert hatte.
Literatur Bericht.
The Art of the Saracens in Egypt by Stanley Lane-Poole. London,
Chapman 81 Hall. 8". XI, 264 S. mit x08 Holzschn. Mk. 14'4o.
Unter dem Ausdrucke sarazenisch versteht der Verfnsser mittelalterlich-
orientnlisch, und er hat demselben den Vorzu ver ar sc oder ham ch
gegeben, weil die Künstler vielfach weder Ar! er waren noch sich zum Islam bekannten,
359
und im Mittelalter die Orientalen und deren Erzeugnisse schlechthin sarazenisch genannt
wurden. Demnach gibt es Unterarten sarazenischer Kunst in Syrien mit dem Centrum
Damascus, in Persien, lndien, Centralasien, in Nordwestafrilta, in Spanien und Süd-
italien, in Anatolien, Armenien, der europäischen Türkei wie in Aegypten, jede mit
besonderen Zügen, welche ihr die von den erobernden Arabern vorgefundene Cultur
und eine bestimmte Kunstschule aufgepragt hat. Aegypten wahlte der Verfasser, weil
in Kairo die Moscheen ein ungemein reiches und geschlossenes Bild der sarazenischen
Architektur und Decoration geben, den Grundtypus veranschaulichen, welcher auch unter
den phantasievollsten Schöpfungen zu Delhi und Grenada derselbe bleibt.
Von der Literatur über diesen StofT erwähnt er Pascal Coste's Monuments du
Caire Paris 1839 als unwissenschaftlich im Text und unzuverlässig in den Abbildungen,
Prisse d'Avennes' l'Art arabe. dessen vorzügliche Abbildungen von einem unzuläng-
lichen Texte begleitet sind, da der Verfasser nicht in der Lage war, die arabischen
Schriftquellen zu Rathe zu ziehen oder die lnschriften zu lesen, les Arts arabe von
Bourgoin, welches für das geometrische Ornament, aber auch nur für dieses von großtem
Werthe sei, die Abhandlung seines Vaters Edward Stanley Poole über den Einfluss der
byzantinischen und der sassanidischen Architektur auf die arabische, endlich verschiedene
Bücher und Aufatze, welche sich mit einzelnen Theilen des Stoffes beschäftigen; Kara-
baöekk eigene Schriften scheinen ihm unbekannt geblieben zu sein, wohl aber macht er
diesen Gelehrten für lrrthumer in Fischbach's Geschichte der Gewebe verant-
wortlich.
Nach einer geschichtlichen Einleitung, welcher Zeittafeln und genealogische Ta-
bellen angehangt sind, folgt in elf Abschnitten die Besprechung der Architektur, selbst-
verständlich am ausführlichsten die Moscheen Amru, lbn Tulun, Hassan etc. mit Total-
und Einzelansichten und Planen, aber auch die bürgerliche Baukunst und die Einrichtung
des Wohnhauses behandelnd, der Steinsculptur und Stuckarbeit, Steinmosaik, Holz-
schnitzerei und Holzrnosailt, der Elfenbeim, Metall-, Glas-, Thonarbeit, Textilkunst,
Miniatur und des Wappenwesens. Für die, meistens vorzüglich ausgeführten, Holzschnitte
zu den Capiteln über Kleinkunst haben neben den kairenischen Sammlungen die Schätze
des British und des Kensington-Museums und einige festlandische Anstalten die Originale
gestellt, und auf diese Art ist in gewissen Zweigen, vornehmlich in Muschrabijen und
eingelegter Holzarbeit, ein ungemein reiches Material zusammengebracht worden, welches
für unser Kunstgewerbe unmittelbarer Werth hat, als die häufig abgebildeten Stein- und
Stuckmosaiken. Das Namen- und Sachregister konnte etwas vollständiger sein. B.
Leone Leoni, sculpteur de Charles Quint, et Pompeo Leoni, sculpteur
de Philippe ll., par Eugene Plon. Paris, Plon, Nourrit 8t 10., 1887.
4". IV, 43g S. M. 50'-
Die kunstgeschichtliche Forschung hat sich in neuester Zeit erfreulicherweise auch
solchen Epochen zugewendet, welche früher als zur Spatzeit gehörig mit einer sehr
unbegründeten Gleichgiltigkeit vernachlässigt wurden. Zu solchen Aschenbrodeln der
Kunstwissenschaft gehören neben dem gesammten Gebiete des Barock und Rococo
namentlich auch die italienischen Plastiker der Nach-Michelangeleslten Epoche und
wurden, gelegentlich gesagt, auch jene höchst interessanten, in der Regel als nMEHlE-
ristenu geringschatzig abgefertigten niederländischen und deutschen Maler zu rechnen
sein, welche unter ähnlichen Verhältnissen und Einllüssen in der Zeit Kaiser Rudolfs ll.
erscheinen die Spranger, Heinz, Hans van Achen etc. Was die Plastiker des Zeitalters
anlangt, so haben Desjardims Werk über Giovanni da Bologna, Eugene Plon's Cellini
und die Arbeiten, welche Verfasser dieses im Jahrbuche der kaiserlichen Kunstsamm-
lungen über Adrian de Fries, Giovanni da Bologna und jüngst gleichzeitig mit dem hier'
besprochenen Buche über Leone Leoni veröffentlichte, das brachliegende Gebiet zu
bestellen den Anfang gemacht. Plon's neuestes, mit größter Opulenz und bestem
Geschmack ausgestattetes Werk will, nach der Ueberschrift des Titels Les maitres
ltaliens au service de la maison d'Autriche, noch eine Reihe Zeitgenossen in den Kreis
der Forschung einbeziehen, womit, wie wir erfreut gewahren, sich eine Bestatigung der
Absichten und des Principes unserer Jahrbücher von fremder Seite ergibt. Unsere Vor-
hersagung, dass es nur des Anstoßes von österreichischer Seite selber bedürfe, um in
der Kunstgeschichte die hohe Bedeutung der habsburgischen Kunstliebe in's rechte Licht
zu stellen, auf dass auch anderwärts eine bessere Erkenntniss aufdammere, hat sich
glänzend bewahrheitet.
Plon hat in monographischer Form, basirt auf das Studium der Werke, auf die
bestehende Literatur und eine hochbedeutsame Urkundenausbeute aus italienischen und
spanischen Archiven, Leben und Thätiglteit der beiden berühmten Mailänder Meister
jlL
geschildert und dabei in gründlichster Weise gearbeitet, so dass nur einige wenige Par-
tien ihres Wirkens und Schadens unaufgehellt bleiben. Allerdings gibt es jedoch trotzdem
noch die eine und andere, wie denn z. B. die Beziehungen der Künstler zu den Nieder-
landen verhültnissmaßig am wenigsten genau erforscht sind und auch nach Plon's Arbeit
aus den dortigen Archiven noch manch" wichtiger Aufschluss zu holen sein dürfte. So
geht der Verfasser auch über Leone Lenni's Verhältniss zu dem am Hofe der Statt-
halterin Königin Maria thatigen Bildhauer Jacob Dubroeucq, welcher bekanntlich auch
mit Giovanni da Bologna wichtige Berührungen hat, etwas kürzer hinweg. Meine
Arbeit über Leoni erganzt Plon's allgemeines Werk in einer bestimmten Richtung,
indem sie sich mit jenen Schöpfungen des Künstlers beschäftigt, welche sich heute noch
in den kaiserlichen Sammlungen befinden. Soweit Plan von denselben Kunde hatte und
soweit mir vor Erscheinen seiner Monographie das Materiale über die allgemeine Ge-
schichte des Meisters zu Gebote stand, hat unsere beiderseitige Bemühung den Erfolg
gehabt, die Einzelresultate unserer Forschungen theils zu bestätigen, theils zu ergänzen,
was mir zu besonderem Vergnügen gereicht. Plon hat sich auch in diesem schonen
Buche als ebenso gewissenhafter Forscher, wie als kenntnissreicher und geistvoller
Schilderer erwiesen. Er unterscheidet sich von einer erklecklichen Anzahl seiner kunst-
schriftstellernden Landsleute sehr vortheilhaft durch die lbbliche Eigenschaft, den streng
historischen Ton zu wahren, die Facta an die Spitze zu stellen und seine logischen
Conclusionen daraus einfach und sicher zu ziehen, wogegen er uns mit dem breiten,
phrasenhaften Geschwätz über allgemeine Gesichtspunkte und Aesthetisches verschont,
das sonst der franzosischen Kunstliteratur so geläufig zu sein pflegt, übrigens in der
deutschen auch recht weitverbreitet vorkommt. Das Buch ist mit seiner Fülle von Ur-
kundenmaterial, worin noch, abgesehen von den Leone, eine große Menge Nachrichten
über andere zeitgenössische Künstler steckt, ein reicher Schatz, der noch außerordent-
liche Ausbeute gewähren wird. So wollen wir nur andeuten, dass einer vor mehreren
Jahren aufgetauchten, dann aber durch eigenartige Umstände unterbrochenen Unter-
suchung über Tizianische Porträte aus der Familie Kaiser Karl's V. durch die Urkunden
und Forschungen Plon's höchst wichtiges und willkommenes Materiale zugeführt worden
ist, wovon seinerzeit die Rede sein soll. Die Radirungen von Paul le Rat, Heliogra-
vuren und sonstige illustrative Ausstattung des prachtvollen Werkes stehen auf der vollen
Höhe moderner Publicationsweise; die Einrichtung des Buches mit genauen Registern
und lnhaltsverzeichnissen muss als vollkommen wissenschaftlich-musterhaft bezeichnet
werden. l.
es
Hans Tirol's Holzschnitt, darstellend die Belehnung König Ferdinand's I.
mit den österreichischen Erbländern durch Kaiser Karl V. auf dem
Reichstage zu Augsburg am 5. September 1530. Nach dem Originale
im Besitze der Stadtgemeinde Nürnberg herausgeg. von A. Essen-
wein. Frankfurt a. M., Heinr. Keller, 1887. gr. F01. u. S. Text
mit 18 Tafeln. M. 45'-
Die von Nagler nicht ganz mit Unrecht den Werken des Jörg Breu zugezahlte
Darstellung der Belehnung Ferdinand's l. mit den österreichischen Erblanden durch
Kaiser Karl V. auf dem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1530 erfahrt in der vorlie-
genden Publication eigentlich zum ersten Male eingehende Würdigung und Beschreibung.
Auch die Vervielfältigung des prächtigen großen Holzschnittbildes muss man um so
dankbarer willkommen heißen, als das Original nur in einem Exemplare, demjenigen
im Besitze der Stadtgemeinde zu Nürnberg, bekannt ist und dieses bereits in einem
Zustande des Verfalles sich befindet, dass nur eine unverweilte Aufnahme des Blattes
die Möglichkeit bot, das Werk wenigstens in einer genauen Copie der Zukunft zu über-
liefern. Das auf Leinwand gespannte Original, gegenwärtig im Germanischen National-
museum autbewahrt und in 18 Theile zerschnitten, war 2'380 Meter breit und 1'570 Meter
hoch, altcolorirt, mit aufgesetzten Goldlichtern. Unter der besonders costümgeschichtlich
sehr interessanten Darstellung der hauptsachlichsten Scenen aus den glänzenden Fest-
lichkeiten der Belehnung befanden sich auch noch acht Blätter mit erklärendem Text,
eingefasst von zwei Saulen mit der Devise Karl's V. und das Wappen des Herausgebers
Hans Tirol. Ueber diesen Künstler, der bisher gemeiniglich nur als Verleger des
Werkes betrachtet wurde, bringt Essenwein ausführliche Nachrichten. Forschungen im
Augsburger Stadtarchive, vor Allem aber das in den Jahrbüchern der kunsthistorischen
Sammlungen des Allerhochsten Kaiserhauses veröffentlichte reiche urkundliche Materiale
zur Kunstgeschichte, ergaben ein ziemlich vollständiges Bild der äußeren Lebensumstande
dieses in der Literatur bisher wenig genannten, seinerzeit aber hervorragenden Künstlers,
der Maler. Baumeister und Kunsthandler zugleich war. Die Familie des Hans Tirol war
371
eine augsburgische; er selbst erhielt am 3. März 1532 die Malergerechtsame in Augsburg,
nachdem er dort schon seit 1531 als Maler gearbeitet hatte. Er wohnte in Augsburg im
Hause des Jörg Breu, wahrscheinlich als dessen Geselle, und verblieb auch dort, nachdem
er Meister geworden. Essenwein folgert daraus, dass fortan die Thätigkeit beider Meister
unter gemeinsamem Namen ging. Dass diese Folgerung mindestens theilweise zutrifft,
beweist das vorliegende Holzschnittbild, welches die Monogramme beider Künstler
tragt. Vom Jahre 1541-1548 war Hans Tirol wBauyogt-i der Stadt Augsburg. Im Jahre
1551 begab er sich nach Prag. Ueber seine vielseitige Thätigkeit daselbst als wEhren-
hold und Baumeister Ferdinand's I. unterrichten uns die in den genannten Jahrbüchern
verbifentlichten Documenta auf das Beste. Tirol liefert Arbeiten fur das konigl. Schloss
in Prag wie auch für die Schlösser Podiebrad und Brandeis, er macht Vorschlage für
den rLustgartenu und für die Dacheindeckung des Prager Domes, und er legt einen
Entwurf für die malerische Ausschrnockung der Sigismundcapelle vor, welcher sich noch
heute bei den im Archive des k. und k. Reichs-Finanzministeriums in Wien aufbewahrten
Zahlamtsacten findet, u. s. w. lm Jahre 1559 erscheint Tirol als -Oberstbaumeisterl der
Krone Böhmen, nach 1565 kehrte er wieder nach Augsburg zurück, wo er zwischen
dem October 1575 und dem October 1576 starb.
Das von Tirol verlegte große Holzschnittbild, die Belehnung Ferdinand's l., wurde
von Heinrich Steyner zu Augsburg 1536 gedruckt, also in demselben Jahre, in welchem
Jbrg Breu starb. Wie weit des Letzteren Antheil an der Zeichnung des Bildes reicht
und was daran dem Maler Tirol gehbrt, ist auch durch Essenwein's Untersuchungen
nicht festgestellt. Den Schnitt besorgte der Nürnberger Formschneider Stefan Ganseder,
welcher an dem Werke nach seiner eigenen schriftlichen Aeußerung nin die sechsund-
dreißig Wochen geschnitten- hat und zuletzt des Lohnes wegen mit Hans Tirol in
Zwiespalt gerieth. Interessant sind auch die auf diese Verhandlungen bezüglichen Docu-
mente, deren wichtigste Stellen Essenwein in seiner Einleitung abdruckt. R-r.
Les Medailleurs de 1a Renaissance. Par Alois Heiss. Venise et les ve-
nitiens du XV"' au XVll" siecle. Avec 17 Phototypogr. inalterables et
450 Vignettes. Paris, J. Rothschild, 1887. Fol. 232 S. Fr. i6o'-
Anschließend an seine bekannten früheren Bande über italienische Medaillen der
Renaissance behandelt hier der Verfasser M. Guidizani, Giov. Boldü, Pietro da Fano, Fra
Ant. da Brescia, Vittore Camelio, Giov. Guido Agrippa, Giovanni Zacchi, Andrea Spinclli,
Alessandro Vittoria, die Monogrammisten An, Ant, G. T. F., 45. F1, die anonymen Por-
tratmedaillons der Dogen von Venedig und anderer Venetianer bis zum 17. Jahr-
hundert. Die Abbildungen sind in gewohnter Vollständigkeit gegeben, der Text aber
keineswegs so sorgfältig gearbeitet wie bei den vorausgehenden Heften. Nirgends sind
Versuche gemacht, irgend Jemand aus der langen Reihe der bisher geschichtlich unbe-
kannten Personen, die sich abgebildet finden, näher kennen zu lernen. Die unverhaltniss-
mäßig lange Einleitung ist für den mit- der venetianisclien Literatur einigermaßen Ver-
trauten völlig werthlos. Als Führer gilt dem Verfasser das 1680 erschienene Buch von
Saint-Didier nLa Ville et la Republique de Venisen. für eine Schilderung des 15. und
den Anfang des 16. Jahrhunderts, aus dem die Medaillen fast alle stammen, die unglück-
lichste YVahl. Documente sind nirgends benützt; aber auch die so reichhaltige gedruckte
Literatur aus dem 16. Jahrhundert scheint dem Verfasser vollig unbekannt zu sein.
Die Costllmbilder, Veduten, Feste schildern ebenso das 17. und I8. Jahrhundert von
Venedig, sind den landläutigsten und bekanntesten Vorbildern entnommen, so dass
man nicht weiß, was sie vor den Medaillen der Frührenaissance machen sollen. Das
ist um so mehr zu bedauern, als im Museo Correr, der Akademie u. s. w. eine uner-
schopfliche Menge von bisher nie abgebildeten Werken existiren, welche uns ein so
treues Bild vom venezianischen Leben im 15. und 16. Jahrhundert verschaiTen würden,
wie es eben nur zufolge dem eigenartigen, auf Nachbildung des Wirklichen geschulten
Kunstsinne der Venetianer sich herstellen ließe, während wir für das Leben anderer
italienischer Städte solcher Illustration entbehren. F. W.
Beschreibung der freiherrl. Karl v. Rothschild'schen Sammlung chine-
sischer Porzellane. Frankfurt a. M., Mitteldeutscher Kunstgewerbe-
verein. 8". 22 S.
Eine größere Anzahl chinesischer und japanischer Porzellane und einige Email-
gegenstande, welche auf dem Rothschild'schen Landgute Gunthersburg als Decorations-
stucke in Verwendung gewesen sind, wurden von der gegenwärtigen Besitzerin dem
Mitteldeutschen Kunstwerbevercinc zur Ausstellung überlassen, und der Director der
Frankfurter Kunstgewerbeschule hat in dern oben genannten Schriftchen den Besuchern
jener Ausstellung einen äußerst praktischen Führer in die Hand gegeben, welcher in
gedrängter Kürze das Nothwendigste über die Natur des Porzellans, die Art der Bereitung
und die Geschichte des ostasiatischen Porzellans mittheilt und dann auf die Bedeutung
fast jedes einzelnen Stückes aufmerksam macht. Dieser Wegweiser ist auch mit beson-
derer Sorgfalt ausgestattet worden, wir bedauern aber, die darauf verwandte Mühe als
verloren ansehen zu müssen. Mit der japanischen Landschaft auf dem Umschlage, dern
seitwärts angebrachten Titel und den Buchstahenformen, welche in einiger Entfernung
beinahe wie chinesische Charaktere aussehen und in der Nähe wenigstens schwer lesbar
bleiben, mit dem einseitigen Druck und der Art des Heftens der einzelnen Blätter ist
doch nur etwas geschalTen, was als pseudo-japanisch bezeichnet werden könnte, und das
durchsichtige Papier macht das Lesen des Textes zu einer Augenpein. Wir fürchten,
dass dergleichen Spielereien nur die Folge haben werden, das Publicum gegen das Vor-
trelTliche und Nachahmenswerthe in der ostasiatischen Kunst abzustumpfen. B.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
Vom 15. April bis 15. Mai 1887.
I. Technik u. Allgemeines. Aesthetik.
Kunstgewerblicher Unterricht.
Beck, E. Löwe und Lamm als kirchliche
Sinnbilder. Christl. Kunstbl, 5.
Demmin, Aug. Die Bildnerei in ihrer ge-
schichtlichen Entwickelung. Mit Holzschn.
77 S. Studien Ober die stofflichebil-
dendenKünsteu.Kunsthandwerke.1.Folge.
gr. 8". Leipzig, Thomas, M. 3.
Denkmaler, Antike. Herausg. vom kaiserl.
deutschen archäologischen Institut. 1.811.
1. Heft. 1886. gr. Fol. S. m. 12 Taf.
Berlin, G. Reimer. M. 40.
Grimm, Th. L'Ensei nement commercial.
L'art pour tous, 63 -637.
Guiffrey, J. Ccmptes des bätiments du
roi sous le regne de Louis XIV. 4'. z. col.
VI, 1450 p. Paris, lmprimerie nationale.
l-landfertigkeitseUnterricht in Breslau. Nord-
wesr, 15.
Handwerkerlehrlinge, Ueber. Zeitschr. für
gewerbl. Unterricht, z.
Harbort, L. Die Einführung des Hund-
fertigkeits-Unterrichtes in den öffentlichen
Schulen. Rheinische Blätter für Erziehung
und Unterricht, z.
Hilty, Die Kunst des Arbeitens. Schweiz.
Gew.-Bl., 8.
Jung, E. Das iapanische Kunstgewerbe.
Das Ausland, 16.
Kallenberg, C. Morgenländisches Kunst-
gewerbe. Volkswirthschaftliche Wochen-
schrift, 172.
Laussedat. Le Conservatoire des arts et
metiers depuis sa fondation, conference
faite Bordeaux, le 1.4 septembre 1886,
au congres internationale de l'enseigne-
ment technique, commercial et industriel.
S". 23 p. Paris, imp. nal.
Musterwerth, Ueber den, der Alterthümer.
Mitth. des Cvew.-Mus. zu Bremen, 4.
Rille, Albert. Die Kunst am Kaiserhofe
im 17. und 18. Jahrh. Mitth. des Mehr.
Gew.-Mus., 4.
Rudolph, E. Phantasie und Geschmack,
und deren Fliege im Kunst- und Gewerbe-
leben. Gewerbebl. aus Württemberg, 16.
Scheinausbildung, Fachliche. Zeitschr. für
gewerbl. Unterricht, z.
Schulwesen, Gewerbliches, in Schleswig-
Holstein. Zeitschr. f. gewerbl. Unterm, 2.
Sicilia, La, artistica ed archeologica; pubbli-
cazione mensile, per cura di Rocco Lentini.
Anno l. n. 1. Palermo, A. Brangi 1887.
4'. p. con tavole. L. il numero.
Stock hau er, J. Rococo und Zopf. Auszug
aus einem Vortr. Kunst u. Gewerbe, IV.
Win te S. Das altbohmische Tafelgeräthe.
in böhm. Sprache. Svetozor 18-10.
I1. Architektur. Sculptur.
Bertrand, A. L'oeuvre de Franeois Rude
en Belgtque. L'art, 550.
Bildhauerltunst und Holzschnitzerei in Eng-
land. Christi. Kunstblatt, 5.
Champeaux, A. de et P. Gauchery.
Les Travaux d'architecture et de seulpture
executäs pour Jean de France, duc de
Berry. Gaz. arch. 1-2.
Darcel, A. Les arts decoratifs au Musee
de Cluny le Marbre. Rev. d. arts dec. 10.
Farcy, L. de. L'autel de S. Louis dans
Peglise de S. Remi de Chäteuu-Gontier.
Revue de l'art ehren, 2.
llg, A. Schloss l-Ickartsau. Elegante Welt,
Heft u.
Kä L. Donatello. Die Grenz-
boten, 15-16.
Kritik, Zur, des Leipziger Mende-Brunnens.
gr.8". lll, 16 s. 49
Hartel. M. o-bo. Wim
373
Me rz, H. Der Oelberg in Neutfen. Christi.
Kunstblatt, 4.
Privileg concessi agli architetti maestri
du rnuro Luganesi negli stati di Savoja.
Bull. stor. della Svizzera ital. I.
Schmidt, Roh. Schloss Gottorp, ein nor-
discher Fürstensitz. Ein Beitrag zurKunst-
geschichte Schleswig-Holsteins. Mit vielen
Lith. u. Lichtdr. Fol. Vlll, 34 S. Leipzig,
Hessling. M. 35.
III. Malerei. Lackmalerei. Glas-
malerei. Mosaik.
Baechtold, J. Zur Gesch. der Manessi-
schen Bilderhandschrift. Germania 1386,
437
Brutails, A. Bible de Charles et autres
manuscrits du chnpitre de Gimne. 8'. p.
Nogent-le-Rotrou, impr. DaupeleyßGonver-
neur. Extrait de la Bibliotheque de l'Ecole
des Charles. T. 47,
Decorationsmalerei, Die, der letzten 50 Jahre
inBremen.Correspondenz-Bl. z. D. Maler-
Journ., 17.
Farcy, L. de. Un retable, peint sur bois,
du commencement du Xllle siecle. Revue
de Part ehren, z.
Germain, L. L'Origine de Guillaume de
Marcillagpeintre verrier.XVß-XVlE siecl.
3". lo p. Nancy, impr. Crepin-Leblond.
Glasgemälde, Die neuen, in der Domkirche
zu Bremen. Correspondenz-Bl. z. D. Maler-
Journal, 19.
Glasmalerei und die dabei verwendeten
Farben und Flüsse. Central-Bl. für Glas-
lndustrie und Keramik, 48.
Grillwitzer, A. Ueber kirchliche Maler-
ltunst. Der Kirchenschmuck Secltau,
Helbig, Jules. Les peintures murales de
la chapelle des religieuses Dominicaines
de Bethanie Montferrand. Revue de
l'art. chret. z.
Junker v. Langegg, F. A. Ueber japa-
nische Mnlerei. Die Gegenwart, I9.
Keller, F. Eine alte Plafondmalerei.
Carinthia, 4.
Lalanne, L. Memoire inedit d'Antoine
de Jussieu sur le livre d'heuresAd'Anne
de Bretagne. 8". H. p. Paris, imp. na-
tionale. Extrait du Bulletin hislorique et
philologique du comite des travaux
historiques et scientihques i886, 4.
Moseikverfahren, Ein neues, von Augustin
Ceresa. Wieclüs Gew.-Ztg., 17.
Rahn, J. R., Wandgemälde in der Kirche
zu Hemmenthal. Anz. f. schweiz. Alter-
thumskunde, April.
Schneider, Friedr. Die Ausmalung des
Chores von St. Martin zu Freiburg.
Zeitschrift f. bild. Kunsn, 7.
Tönnissen, W. Alte Wandmalereien in
der Münsterltirche zu Essen. Archiv für
ltirchl. Kunst, XI, z.
Tünnissen, W. Alte Wandmalereien in
der Münsterkirche zu Essen. Jahrh. des
Vereins von Alterthumsfreunden im Rhein-
lande, 82.
IV. Textile Kunst. Costüme. Feste.
Leder- und Buchbinder-Arbeiten.
Bach, E. Neue Muster in altem Stil.
l. Liefg. gr. 4". lV, 36 S. mit eingedr.
Fig. Dornach, Th. Dillmont. M. 3.
Bl nmn H. Leben u. Sitten derGriechen.
3. AbtheiL Feste und festliche Spiele etc.
Mit Vollbildern u. 43 in den Text gedr.
Abbildgn. IV, 190 S. Wissen der Ge-
genwart, 63. Bd. 8". Prag, Tempsky.
M. I.
Dillmont, Th. Enc klupädie der weibl.
Handarbeiten. gr. IV, 614 S. mit
eingedr. Fig. Dornach, Th. de Dillmont.
M. 3.
Fabriczy, C. Wandteppiche deutschen
Fabrikates aus dem Schlosse zu Neuburg.
Kunst u. Gewerbe, 5.
Fachgewerbe, Vom, für kirchliche Kunst.
Allgem. Kunstchronik, I7.
Farcy, l.. de. Broderies, Tissus, Tapis-
series. Revue de l'art ehren, z.
Gupte, B. A. Bombay Embroidery, with
12 page plates. Journ. of lndian Arl, I8.
Heierli, J. Die Anfange der Weberei.
Anz. f. schweiz. Aherthumslh, April.
Ree, P. J. Ein Bucheinband vom Jahre
1568. Anz. des German. Nationalmusz,
Il z.
Ziblrt, C. Beiträge zur Kenntniss des alt-
böhmischen Cosiüm's. ln bohm. Sprache.
Lumir, 9-12.
V. Schrift. Druck. Graph. Künste.
Agle, A. Manual pratique de photographie
instantanee. 18'. 46 p. Paris, Gauthier-
Villars. ir. 215.
Angilbert, J. Guide pratique de photo-
copie industrielle. S". 23 p. Paris, Dela-
motte fils 8x Co. fr.
Berger, A. Psalterium von 1459. Ein
bibliographischer Fund. Oesterr. Liter.
Centralblatt, 9.
Berlepsch, H. v. J. B. Oberncttcr. Allgem.
Zeitg., Beil. tu.
Catalogue descriptif et analytique de l'oeuvre
grave de Felicien Rops, praäcädü d'une
notice biographique et critique par Era-
stene Ramim, orne d'un frontispice et de
gravures d'apres des coinpositions inedites
de Felicien Raps et de Heurons et culs-
de-lampe d'apres F. Rops, Jean la Palette
et Louis Legrand. 8'. XXVlll-ggö p.
et planches hors texte. Paris, Cunquet.
Dargenty, G. Ferdinand Gaillard. ljArt,
550-
Duplessis, G. et H. Bouchot. Diction-
nnire des mnrques et monogratnmes du
515
graveurs. 3c partie P-Z. Fin. t6'. p. 243
326. Paris, Rouam.
ck ar H. Matth. Merian. Skizze seines
Lebens... nebst Verzeichn. der Kupfer-
stiche. Basel, Georg.
Ephrussi, Ch. Dürefs Allerheiligenbild.
Züu dernXStic? von Jasper. Die graph.
nste, t.
Lefebvre, C. Guide du peinxre-coioriste,
comprenant Venluminage des gravures et
äthographies, le coloris du daägigerreotype;
es vues sur verre pour oseope,
la retouche de la photographie l'a ua-
relle, la gouache et Phuile. 8". p.
Paris, Le Bailly. fr.
Nordhoff, J. B. Meister Eisenhut. Jahrb.
des Vereines von Allerthumsfreunden im
Rheinlande, 82.
Scheibe, Ernst. 50 Blatt Monogramme
zum Gebrauche für Kupfersteeher, Litho-
graphen. Decorations-, Porzellan- u. Glas-
maler,Wagenluckirer,Waschegeschäfte etc.
t. Folge. Vier verschiedene Schriftarten
in tzoo alphabet. geordn. Typen. 50 Taf.
qu. gr. 4'. Weimar, B. F. Voigt. M. 5.
Stiefvater. L. Beitrag zur Geschichte des
Buchdruckes und Buchhandels in Steier-
mark. Oesterr. Buchhandler-Corr. 16.
Vogel, H. W. La Photographie des obiets
colores avec leurs valeurs räeiles. Manuel
des procedes isochromatiques et ortho-
ehromaliques. Traduite de Fallemand par
Henry Gauthier-Villurs, et augmente des
notes de Pauteur. 8'. IX, t93 p. avec
une chromolithographie, photoglypties
executees düapres elle, hora texte et 15
grav. Paris, Gauthier-Villars.
VI. Glas. Keramik.
Arbeitsmethode, Die französische, in der
Porzellanfabrication. Sprechsaal, 17.
Bombay Pnttery. Journal of Indian Art, 17.
mpfleury. Une mosaique de falenee
au musee de Sevres.Rev. d. arts dec, to.
Folnesics, J. Die moderne Glasindustrie
in Oesterreich. Kunst u. Gewerbe, 5.
Fowler, J. Nach. Die Verwitterung des
Glases. Blatter für Kunstgew, XVI, 4.
Gerster, L. Fliesen aus Kappelen, Canton
Bern. Anz. f. schweiz. Alterthumsh, April.
Kouia, J. Beitrage zur Geschichte der
Töpferkunst in Böhmen. In böhm. Spr.
zum Praha. t9-z3.
Mordhorst, H. Die amerikanische Töpfer-
scheibe. Sprechsaal, 14.
Satsuma-Fayencen. Central-Bl. f. Glasind.
u. Keramik, 48; nach dem nOstafrikan.
Lloydc.
dt, Alex. Geschichtliches vom Press-
glas. Sprechsaal, 14.
Verwendung, Ueber die, der Bergeafschen
Lüsterfarben von der Deutschen Göld-
und Silberscheide-Anstalt in Frankfurt
a. M. zur Decoration von Porzellan, Stein-
gut, Majolika und Glas. Sprechsaal, I6.
VII. Arbeiten aus Holz. Mobilien.
Bonnaffe, E. Uirnagerie en bois. L'Art,
549-
Dem Aug. Die Kunsttischlerei in ihrer
geschichtlichen Entwickelung. Studien
über die stoüiieh bildenden Künste und
Kunsthandwerke, z. Folge. gr. 8'. lll,
75 S. Leipzig, Thomas. M.
Essenwein, A. Stuhllehnen vom I7. Jahr-
hundert. Anz. des Germ. Nationalmus,
ll, z.
lwan, F. Bemalte Jamunder Bauernstühle.
Kunstgewerbe-BL, 4.
Tapper, J. Die Brandtechnik an Holz-
waaren. Wieck's Gew.-Ztg., I5.
Ueberreste, Die, des Bremer Rathsstuhles.
Mittheil. des Gew.-Mus. zu Bremen, 3.
VIII, Eisenarbeiten. Waßen. Uhren.
Bronzen etc.
K. Sächsische Zinnmarken.
Kunstgewn-Bl. 7.
Bouilhet, H. Ans industriels La Repro-
duetion des objets d'art par la galvano-
plastie, conference. 8'. I6 p. Paris, Chaix.
La Galvanoplastie. fRevue des Arts
decon, to.
Kaschmir-Kupfergefaffe, Die, in der Muster-
sammlung des Bayer. Gewerbemuseums.
Kunst und Gewerbe, 5.
Madl, K. B. Geschmiedete Schlosser-
arbeiten zu Prag. in bahm. Sprache.
Berichte der Architekten u. Ingenieure,
1887, ll, lll.
Naue, J. Die figürlichen Darstellungen auf
Gürtelblechen und Situlen von Bronze
aus der Hallstattperiode. Jahrbuch des
Veremes v. Alterthumsfreunden im Rhein-
lande, 81.
Tauschirarbeit. Mittheil. des Gewerbemus.
zu Bremen, 2.
IX. Email. Goldschmiedekunst.
Crull, Friedr. Das Amt der Goldschmiede
zu Wismar. Mit Taf. Abbild. in Licht-
druck. hoch-4'. lll, S. Wismar, Hin-
storß". M. 4.
Drach, C. A. v. Arbeiten des A. Eisenhoit
für hessische Landgrafen. Kunsgew.-Bl.7.
Farcy. L. de. Un nouvel ostensoir la
cäyathedrale d'Angers. Revue de Part chret.
2.
L. F. Eugäne Fontenay bijoulier 1'. Rev.
des arts decorx, to.
Linas, C. de. Le reiiquiaire de Pepin
d'Aquitaine au tresor de Pabbaye de
Conques. Gaz. archeoL, t. 2.
Valentin, V. Steinle's Entwürfe zu Po-
ealen. Kunst u. Gewerbe, 4.
575
X. Heruldik. Sphragistik. Numis-
matik. Gemmenkunde.
Armoiries, Les, des ädifices publics, monu-
rnents, maisons etc. Arch. herald. et
sigillngr. NeuchiteL, 3.
Dannenberg, H. Beiträge zur hessischen
Münzkunde. Zeitschr. f. Numismatik.
XIV,
Denarfunde aus der sächsischen und
fränkischen Kaiserzeit. Zeitschr. für Nu-
misrnatik, XIV, 4.
italienische und französische Denare
deutscher Fabrik. Zeitschr. für Numis-
matik, XIV, 4.
Die Münzen König Philipp's von
Schwaben. Zeitschr. f. Numism. XlV, 4.
Demnle, E.' Tabieau des monnaies gene-
voises de 1535 1792. Genf, Georg.
Friedensburg, F. v. Schlesiens Münz-
gesehichte im Mittelalter. l. Theil. Ur-
kundenhuch u. Munztafeln. Codex diplo-
maticus Silesiae. Hernusgeg. vom Vereine
für Geschichte u. Alterthurn Schlesiens,
12. Bd. gr. 4". Breslau, Max Co. M. 4.
Menadier, J. Deutsche Mittelaltermunzen
aus den russ. Ostseeprovinzen. Zeitschr.
für Numismatik, XIV, 4.
Rada Delgado J.. Bibliografia numis-
mätiea espanola. Obra premiadu par la
Biblioteca Nacional en el concurso ptiblico
de 1886, imprcsa expensas del Estado.
Madrid. lmp. y. fund. de M. Tello, 1336.
En Xlll, 632 päginas.
Regles du blasen, Les. Le drapeau. Arch.
herald. et sigillogr. NeuchäteL, z.
Vallie G. Les medailles de la reforme
religieuse en Suisse. Revue beige de
numismat. 1886, 4.
Wilbrand. Der Bielefeider Münzfund vom
11. August 1835. 6. Jahresber. d. histor.
Vereines für die Grafschaft Ravensberg
zu Bielefeld, 1886.
XI. Ausstellungen, Topographie.
Museographie.
Antwerpen.
Corneli. R. Deutschland auf der Ant-
werpener Weltausstellung im Jahre 1885.
Unter Mitwirkung von Adolf Liederwald
Karl Fr. Pfau. Aus nAntwerpen und
Weltausstellung im J. l885.- Fol.
52 S. mit lllustr. Leipzig, Pfau. M. 1c.
Rapports des ouvriers delägues PEx-
position internationale d'Anvers en 1835.
vol. 8'. T. 658 p., T. llß, 55,- p.
Paris, impr. nat.
Berlin.
Adressen-Ausstellun Corrgg .B
D. Maler-Jourm, 18.g zum
er n.
Ausstellung von Schülerarbeiten der Ber-
liner Handwerkerschule. Corresp.-Bl. z.
D. Maler-Jourm, 18.
z.
Mittheilungen aus dem DiOcesun-Museum.
Beil. zu den Consistorial-Currenden der
Leitmeritzer bischöß. Diücese, Nr. 1-4.
Leitmeritz. 4'.
a.
Basilica, La, di s. Giovanni Batt. in Monza
ed il suo tesoro memorie storiche illu-
strate. Como, A. Fustinoni edit. 1887,
2.3 tavole.
rg.
Boesch, H. Heiligthümer, Kleinodien
und Ornat der Spitalkirche zum Heil.
Geist in Nürnberg im Jahre 140i. Anz.
des Germ. Nationalmus. ll, 2.
Paris.
Darcel, s. Gruppe il.
Lebasteur, H. Les Metaux VExpo-
sition universelle de 1878, leur proprietes
resistantes, leur emploi dans le material
de chemins de fer. Classe 43. Produits
de la metallurgie. 4". 308 p. et pi.
Paris, Dunod.
Pierrefonds.
Viollet-le-Duc. Description et histnire
du chäteau de Pierrefonds. lzß Edit. 8".
48 p. et planches. Paris, Llbrarie cen-
trale d'architecture.
Reims.
Leblan, E. Les Monuments historiques
de la ville de Reims architecture, histoire.
Sous In direction de M. Louis Paris, pour
le texte et avec la collaboration, pour la
gravute. de M. Rodolphe Pfnor et des
meilleurs artistes contemporains. Livr.
it 10. Vlii p. et p. t-6o. 38 planches
hors texte et grav. Paris, impr. Motteroz.
m.
Exposition des Tissus et Dentelles
Rorne. LeTapisseries. Courndelktrt, 19.
sa s.
Champfleury, s. Gruppe VI.
Wien.
A.V. Ba rviti us. Ausstellung kirchlicher
Kunstgegenstände im k. k. Oesterr. Mu-
seum für Kunst und Industrie. Christi.
Akademie, 4. Prag
Katztlog,illustrirter,der Ausstellung kirch-
licher Kunstgegenstände v. frühen Mittel-
alter bis zur Gegenwart im k. k. Oesterr.
Museum für Kunst und Industrie. gr. S".
Vll, 126 S. mit eingedr. lllustrat. und
Taf. Wien, C. Gerold's Sohn. M. z.
Mobelausstellung, Die. Allgem. Kunst-
chronik, 2.0.
Schn ütge n.
kirchl. Kunstgegenstände.
zeitung, n. u. 22. April.
Die Wiener Ausstellung
Köln. Volks-
376
Notizen.
"Johnnnouna" Dem vierten Thätigkeitsberichte des steiermarltischen Landes-
muggumsvgrgings gjghgnngumn, verfasst vom Secretar Prof. Dr. W. Gurlitt, ist zu ent-
nehmen, dass der Verein mit unverdrossener Ausdauer und rühmlicher Energie seine
Thätiglteit fortsetzt. Die wichtigste Angelegenheit, die Localftagc, ist zwar noch immer
nicht gelost, aber wenigstens ihrer Losung nahergebracht, sodass man hoffen darf, an
maßgebender Stelle Bereitwilligkeit zu jenen Zugeständnissen zu finden, welche der Vereins-
ausschuss anstrebt, Eine Entscheidung im Sinne dieser Körperschaft ware sehr zu wün-
schen, nicht allein weil nur durch Aufführung eines Zubaues zum alten Johanneum die
Ausstellungsobjecte in jener Weise angeordnet und zur Geltung gebracht werden können,
durch welche ein Museum den Charakter einer Bildungsanstalt erhält, sondern weil es
auch eine Ehrensache des Landes ist, dass der prächtige Besitz des Museums an ver-
täfelten Zimmern und vollständigen Stubenaustattungen aus verschiedenen ltunsthistorisch
hochstehenden Epochen steiermarkischer Vergangenheit würdig untergebracht werde.
Die Sammlungen erfuhren auch in diesem Jahre sowohl durch Geschenke ztg,
als auch durch Ankäufe 258 namhafte Bereicherung, ein Erfolg, den der Ausschuss
mit vollem Nachdrucke den Bemühungen des Custos Prof. C. Lacher zuschreibt. Unter
den Geschenken sind besonders zwei Prachtstücke der Holzarchitelttur, eine bemalte
Balkendeclte aus Schloss Purgstall bei NVien, eine Spende Sr. Durchl. des Prinzen Alois
von und zu Liechtenstein, und ein Renaissance-Portal aus dem Schlosse Alt-Kainach zu
erwähnen. Das Inventar der Sammlungen wies mit Schluss des Jahres 1885 2082
Nummern auf.
Der Emnder der Taschenuhren. Ueber die Erfindung der Taschenuhren durch
Peter Henlein, einen Nürnberger Schlosser und Uhrmacher aus dem Ende des 15. Jahr-
hundcrts, hat der Bibliothekar Karl Friedrich im Bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnber
kürzlich einen Vortrag gehalten. Der Vortragende wies alle früheren Aufstellun en,
welche die Erfindung der Taschenuhren in den Anfang oder in die zweite Halfte des
I4. Jahrhunderts zurückverlegten, in ihrer Haltlosigkeit nach, ebenso die Behauptung der
Franzosen, dass die Taschenuhren in Frankreich aufgekommen seien. Uebergehend auf
den wirklichen Erfinder Peter Henlein, wurde die Veränderung des Namens dieses
Künstlers in Peter Hele erortert und gezeigt, dass Peter Hele eine und dieselbe Person
mit Peter Henlein sein müsse, denn es hat niemals in Nürnberg einen Schlosser Peter
llele, sondern nur einen Peter Henlein gegeben. Daran schloss sich ein kurzer Bericht,
wie die Uhren des Peter Henlein noch vor der Mitte des 16. Jahrhunderts sich in die
meisten Linder Europa's verbreiteten. Cocleus erzählt im Jahre t5tl, dass schon die
ersten Uhren des Peter Henlein im Busen, also auf der Brust getragen wurden; noch
allgemeiner wurde diese Mode, als Peter Henlein dem Gehäuse der Uhren die Form der
Bisamkapsel gab. Bald darauf kamen Uhren inEiform, Kreuzform, Tulpenform etc. sehr
in Mode. Ob aber Henlein noch selbst Ei-Uhren gemacht hat, ist sehr fraglich. Es
existirt zwar ein Ei-Uehrchen aus der Zeit von t53o bis 154a, dieses tragt aber eine
andere Marke. Es scheint, dass die Bezeichnung nEierleinw erst um t575 aufkam.
Glardon 1'. ln Genf starb, 62 Jahre alt, der hochgeschätzte Emailmaler Charles
Glardon, dessen großes Verdienst es ist, die seit einem Jahrhunderte vernachlässigte
Emailmalerei wieder zu Ehren gezogen und in Aufschwung gebracht zu haben. Er
erweiterte ihre Aufgabe, indem er sie auch für große Bilder, namentlich für Porträts,
in Anwendung brachte.
Angelioa Paulus f. ln Weimar starb am 17. April in hohem Alter Fräulein
Angelica Facius. lhrctn Vater gleich, der 1764 in Greiz geboren, am 4. Mai 1343 als
Professor und großherzoglicher Hofmedailleur in Weimar starb, beschäftigte sich Angelica
Facius, eine Schülerin von Rauch in Berlin, mit Stein- und Stempelschneiden. Unter
ihren am besten gelungenen Schnitten werden genannt das Bildniss des GroBherzogs Karl
August in einem Karneol, die Medaille zur Feier des Jubiläums des eben Genannten
1825 und die Medaille auf den Tod desselben, welche unter Rauch's Leitung vollendet
wurde. An der Ausschmücltung der Dichterzimmer im großherzoglichen Schlosse zu
Weimar war die Verstorbene auch betheiligt. Sie lebte in ihren späteren Zeiten in dürf-
tigen Verhältnissen und war wegen ihres eigenartigen Wiesens unter Curatel gestellt worden.
Für die Redacüon verantwortlich Fahmics und F. Ritter.
Selbstverlag des k. k. Oestcrr. MnseumLEu- Kunst und Industrie.
lm-hdrurlxtrd von cm omuu m... wx...