MITTHEILUNGEN
K. K. UESTERR. MUSEUMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
MONATSCHRIFT FÜR KUNSTGEWERBE.
gw-LE
NEUE FOLGE. ZWEITER JAHRGANG. HEFT XI.
1x57.
WIEN 1887.
COMMISSIONS-KIERLIXG VON CARL GEROLITS SOHN.
oldrs Sohn in Wim
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Zur Cultuf und Kunst.
Studien
Jacolb von Falke.
Mit Illustrationen. 8. Bogen. Broschirt früher B. 6c kr. M. an Pi, Chi
Geschichte
k. k. Akademie der bildenden Künste
Carl von Lützow.
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Holzschniu, gezeichnet von H. Bültemeyer und j. Schönbrunner. ausgeführt von Günther,
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Die Kunst im Hause
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Jacob von Falke.
Geschichtliche und kritisch-ästhetische Studien über die Decoration und
Ausstattung der Wohnung.
Fünfte vermebrre Auflage. 8'. 26 Bogen.
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Prachtausgabe.
Vierte vermehrte und illustrirte Auflage. Mit Abbildungen in Farbendruck, 54 in Lichr- und
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Kurzgefasstes Handbuch
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MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
FÜR
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunstgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direction des k. k. Oesterr. Museums.
im Cummissionsverlag von Carl Gemlcfa Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr B. 4.-
Nrl. "Q3. 266 WIEN, November .887. IIF. lI. Jahrg.
Inhnlt Enthüllungsfeier des Monumenles für R. v. Eilelberger irn Oeslerr. Museum. Zur Geschichte
des Möbel im 18. Jahrhundert. Von Dr. A. Riegl. z. David Rnemgen. Die Formen des an-
tiken Gnldschmuckel. Von .l. Folnesics. tSchlusx. Angelegenheiten des Oesterr, Museums
und der mit demselben verbundenen Institute. Lileralurbericht. Bibliographie des Kunst-
gewerbes. Notizen.
Enthüllungsfeier des Monumentes für R. v. Eitel-
berger im Oesterr. Museum.
Freitag den 4.. November um Uhr Vormittags wurde die feier-
liche Enthüllung des Monumentes für Rudolph v. Eitelberger im
Museum durch Se. k. und k. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Erz-
herzog Rainer vollzogen. Dem weihevollen Acte wohnten zahlreiche
Festgäste bei, unter diesen Se. Excellenz der Herr Minister für Cultus
und Unterricht Dr. v. Gautsch, Se. Excellenz der hochw. Weihbischof
Dr. Angerer, Se. Excell. der FML. Freiherr v. Schloißnigg, als Ver-
treter Sr. Excell. des Herrn Statthalters Statthaltereirath Pfersmann
v. Eichthal, Se. Excell. Freiherr v. Banhans, Oberst R. v. Friedel
aus der Militärkanzlei Sr. Majestät des Kaisers, Ministerialrath Graf
Latou Sectionsrath Lind und Ministerialsecretär Franz R. v. Hay-
merle aus dem Unterrichtsministerium, Polizeipräsident Freih. v. Krauß,
die Herrenhausmitglieder Baron Hye, Hofrath Miklosich und R. v. Gögl,
Bürgermeister Eduard Uhl, zahlreiche Mitglieder des Curatoriums des
Oesterr. Museums; Vertreter der kaiserl. Akademie der Wissenschaften,
der Universität, der Künstlergenossenschaft, als Vertreter der Akademie
der bildenden Künste Rector Zumbusch, die Oberbauräthe Freiherr
v. Schmidt, Freiherr v. Hausen, die Professoren Kundmann, Tren
wald und IXAllemand, der Präsident der Handelskammer lsbary
Jahrg. 1887. 13
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mit mehreren Kammerräthen, Director Dr. A. llg, Custos W. Boeheim
und Dr. Frimrnel, von Seite der Metallwaarenfabrik Artur Krupp
in Berndorf Architekt Baumannn, zahlreiche Repräsentanten des Kunst-
gewerbes, Vertreter der Presse, die Beamten des Museums, die Pro-
fessoren der Kunstgewerbeschule, sowie viele Schüler, Freunde und
Verehrer Eitelbergefs.
Schriftlich drückten ihre Theilnahme an der Feier aus die Cura-
toren des Oesterr. Museums Se. Durch. Prinz Constantin Hohenlohe-
Schillingsfürst, Graf Ferd. Trauttmansdorff, Graf Breunner-
Enkevoärth und Adalbert Ritter v. Lanna, ferner Se. Durchlaucht
Heinrich Vll. Prinz Reuß, Se. Excellenz Baron Conrad-Eybesfeld,
Hofrath R. v. Harrasowsky, Director Alexander Conze in Berlin,
Professor Gelcich in Ragusa, Kammerpräsident Bondy in Prag, der
Bürgermeister von Olmütz in seinem und im Namen des Gemeinde-
rathes, Regierungsrath Dr. Faust Pachler, die Lehrkörper der k. k.
Kunstgewerbeschule in Graz, der k. k. Fachschulen in Teplitz und
Zakopane, das kunstgewerbliche Museum der Handels- und Gewerbe-
kamrner in Prag und das Nordböhmische Gewerhemuseum in Reichen-
berg. Lorbeerkränze sendeten der Bayerische Kunstgewerbeverein in
München, die Schülerinnen der Kunstgewerbeschule des-Oesterr. Mu-
seums aus den Jahren 1870-1875 und der Lehrkörper der Fachschule
in Hallein.
Im Säulenhofe war eine von Bosquets flankirte Tribüne errichtet
worden, vor welcher sich die Sitze für die Festgäste, für die Witwe
und die nächsten Verwandten Eitelbergefs befanden. Der Bruder des
Verewigten, Major Julius v. Eitelberger in Znaim, war durch Krankheit
am Erscheinen verhindert.
Von der Tribüne aus richtete der Präsident des Curatoriums, Se. Ex-
cellenz Graf Edmund Zich folgende Ansprache an die Versammelten
vEure kaiserliche Hoheit! Hochverehrter Herr Protectorl
Geehrte Versammlung!
Bevor ich an meine heutige Aufgabe schreite, sei es mir erlaubt,
einige Worte einleitend über die Entstehung der Anstalt zu sagen.
Es war im Jahre 1862, als die dritte Weltausstellung in London
stattfand. Bei dieser Gelegenheit war Seine kaiserliche Hoheit dort, in
seinem Gefolge Rudolph v. Eitelberger. Da er unsere Verhältnisse zu
Hause genau kannte, musste die mächtige Wirkung, die das Kensington-
Museum auf ihn hervorbrachte, nicht ohne Rückwirkung auf unsere
hiesigen Verhältnisse sein.
Seine kaiserliche Hoheit gab den Auftrag, Statuten zu entwerfen
und einen Vorschlag zu machen, wie die dortigen Erfahrungen am
besten unseren Verhältnissen angepasst werden könnten. Diese Vorschläge
fanden die Billigung Seiner Majestät, unseres kunstsinnigen Kaisers, und
im Jahre 1863 wurde das Museum gegründet.
Es ist überflüssig, ein Wort zu sagen über das wahre Bedürfniss,
welches mit dieser Stiftung erfüllt wurde.
Durch die langen Kriege, durch die großen Opfer, die gebracht
wurden, war ein gewisser Stillstand, eine Stumpfheit, ich möchte sagen
eine Versumpfung in Allem, was Kunst und Kunstgewerbe war, ein-
getreten, nicht nur bei uns, sondern fast in ganz Europa! Die Schuld
war auf vielen Seiten und wir können nicht Alles den Verhältnissen
allein zuschreiben, wir müssen bei Manchem sagen auch nostra culpal
Unser Publicum stellte, wenn Kunstgegenstände gekauft wurden,
immer und immer nur die eine Forderung Zeigen Sie mir französische,
zeigen Sie mir englische Producte. Nur selten wurde das Oesterreichische
zur Geltung gebracht, aber bei den Bestellungen, die man machte, hieß
es zumeist, es sull billig sein, es soll Viel bieten und wenig kosten. Die
Folge davon war schlechte Arbeit und eine Discreditirung unseres Gewerbes.
Durch die Munificenz Seiner Majestät wurde dem neu creirten ln-
stitute der Ballsaal auf dem Ballplatze als erstes Heim angewiesen.
Es war ein enger Raum; es war kein Platz für Vorlesungen, kein
Platz für die Schule, und ich erinnere mich sehr gut denn ich habe
die Ehre, seit der ersten Gründung der Anstalt anzugehören wie die
ganze Bibliothek in einem Kasten untergebracht war, der nicht so
groß war, wie dieser Tisch. Es sollte nach und nach 'anders werden.
Das Gebäude wurde zu eng, es wurde mittlerweile ein neues geschaffen,
diese herrlichen Räume, die wir im Jahre r871 eröffneten.
So schwach damals der Besuch in den Räumen des Ballhauses war,
so überraschend zeigte sich die Theilnahme des großen Publicums für
dieses neue Gebäude und wir haben in unserer Erinnerung zwei Glanz-
punkte zu verzeichnen die Eröffnung des Museums hier durch eine Aus-
stellung, welche die Meisten überraschte und durch welche auch größten-
theils die Sucht nach dem Fremden verschwand und ein gewisses
Selbstgefühl geweckt wurde. Ein zweiter Glanzpunkt war die silberne
Hochzeit des Kaiserpaares und der unvergessliche Festzug, der nie ohne
die Vorbereitungen unseres Museums durchgeführt worden wäre.
Im neuen Museum waren Räume, Vorlesungssäle, Ausstellungs-
räume, es war die Möglichkeit, sich auszubreiten, und da erst konnte
die volle Action unseres unvergesslichen ersten Directors in's Leben
treten.
Sein Hauptwerk war die Verbindung mit der Schule, da er sehr
richtig sagte, jedes Museum ist ein Unterrichtsgegenstand für das Auge,
doch soll es tiefer greifen, muss die Schule damit in Verbindung sein.
Das hatte aber Schwierigkeiten.
Man musste Lehrer und Schüler aufsuchen; Anfangs war ja die
Anstalt nur eine Zufluchtsstätte für arme Leute, später erst erkannten
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die Chefs großer Häuser die Wichtigkeit der Sache und schickten ihre
Söhne hieher.
Mittlerweile wurden durch Private, Industrielle und Andere Stipendien
creirt, die Sache begann zu blühen; in demselben Verhältnisse, in welchem
hier die Schüler gebildet wurden, war es auch möglich, Schulen zu
errichten; die Fachschulen blühten und gediehen, und sie führten den
Beweis ihrer Nützlichkeit durch Ausstellungen in diesen Räumen.
Es kam eine Ausstellung nach der anderen, die Ausstellung der
Buchdruckerkunst, die Ausstellung der Spitzenindustrie, der Bronze-
fabrication, der Möhelfabrication u. s. f.
Jede derselben ließ ihre Spur zurück, und jede war von günstigem
Einfluss auf das betreffende Kunstgewerbe.
Man lernte durch das Sehen, und man konnte sich instruiren.
Das damals einzige Kunstinstitut, welches in der Monarchie existirte
ich meine die kaiserliche Porzellanfabrik wurde leider abgeschalft.
Glücklicherweise sind die Trümmer und die Erinnerungen bei uns hier
conservirt und bilden den Kern, um den sich eine mächtige kera-
mische Anstalt aufbaut, die mustergiltig ist für ganz Europa und in
ihrer Vielseitigkeit kaum ein zweites Beispiel hat.
Nach all' diesen Ausstellungen war es möglich, Weihnachts-Aus-
stellungen zu machen, die eigenen Producte zu vergleichen und den
Fortschritt zu beurtheilen, der von Jahr zu Jahr gemacht wurde.
Eitelberger war die Seele des Ganzen.
Doch um nicht weiter auf diesem Thema zu beharren, muss ich
übergehen auf Eitelberger als Beamten.
Als Beamter war er pflichtgetreu, eifrig und hatte stets die Inter-
essen seiner Anstalt vor Augen. Alle Ehrenzeichen, die ihm wurden, hatten
für ihn nur deshalb Werth, weil dadurch diese Anstalt geehrt wurde.
Ich erinnere mich noch des Tages, als er durch die Gnade Seiner Ma-
jestät zum Herrenhausmitglied ernannt wurde. Er kam freudestrahlend
zu mir, und als ich ihm Glück wünschte, sagte er nNein, nicht mir,
unserer Anstalt wünschen Sie Glück, denn diese ist dadurch geehrt
wordenn- Das war das Wesen dieses selbstlosen Mannes.
Er wurde zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt, und ich kann
sagen, Wien ehrte sich selbst, indem es diesem Manne das Ehrenbürger-
recht gab. lch will bei dieser Gelegenheit nur Eines erwähnen. Bei seinem
letzten Besuche, den er mir machte schon mit gebrochenem Körper
sagte er mir; nES kann ja so nicht mehr lange dauern, die Linienwälle
müssen fallen, die Vororte müssen mit Wien vereinigt werden, es ist
absolut nothwendig, dass das Museum in dieser Sache Stellung nehme,
setzen wir ein Comite zusammen, vereinigen wir uns mit Ingenieuren,
mit Architekten, damit der Moment, der ein entscheidender für Wien ist,
uns nicht unvorbereitet triEtm
Ich sah ihn damals zum letzten Male.
Dass die Grabschrift, die wir ihm auf das Grab setzten wDem
Wiedererwecker der österreichischen Kunstindustrieu, eine vollkommen
gerechtfertigte ist, wird Jeder, der ihn kannte, anerkennen, und ein Blick
auf diese Räume mit dem, was sie enthalten, gibt den Beweis für
Eitelbergefs großartige Thätigkeit. Er hatte als Director die seltene
Eigenschaft, keine Specialität zu bevorzugen; Alles, was zur Bildung für
Kunst und Industrie dienen konnte, nahm er mit Freuden in das Museum
auf, ob es vom fernsten Westen, ob es vom Osten kam.
Eitelberger hielt die Aufschrift, die auf dieser Anstalt steht
"Oesterreichisches Museum für Kunst und Industrieu außerordentlich
hoch. Er war ein österreichischer Patriot. Sein Streben war, die Kunst-
industrie in der ganzen Monarchie so weit als möglich zu verbreiten,
diese Hallen sollten offen sein für Jeden, ohne Unterschied der Nationa-
lität und ohne Unterschied der Confession; ebenso die Lehrsäle,
ebenso die Vortragssäle, sowie die Benutzung alles dessen, was wir hier
der Kunst widmen.
Ich habe nicht geglaubt vor beinahe einem Vierteljahrhundert, als
ich in dieses Curatorium ernannt wurde, dass diese Eigenschaft je
besonders hervorgehoben werden müsse, sie war damals eine ziemlich
allgemeine. Leider hat sich das geändert, und an sehr vielen Orten
machen sich particuläre Interessen geltend, ohne zu berücksichtigen, dass
dadurch dem allgemeinen Interesse Wunden geschlagen werden.
Mit der Erlaubniss Eurer kaiserlichen Hoheit mögen jetzt die Hüllen
fallen, die uns das Bild unseres verehrten Mitarbeiters verhüllennx
Der Akademische Gesangverein trug hierauf eine stimmungsvolle
Festcantate vor. Nachdem die letzten Töne derselben verklungen, sagte
Se. Excellenz Graf Edm. Zichy
wSo möge denn dieses Monument, welches die Dankbarkeit und An-
erkennung seiner Mitarbeiter und Zeitgenossen ihm widmete, wie ein
leuchtender Stern uns voranleuchten, damit wir nie seine Bahn ver-
lassen, und möge diese Anstalt gedeihen unter dem Schutze unseres
hohen Protectors und unter dem Schirm Sr. Majestät des Kaisers Franz
Joseph, der stets dafür die größte Liebe bezeugt hatm
Se. k. und k. Hoheit reichte hierauf der Witwe des Gefeierten den
Arm und begab sich, gefolgt von den Gästen, hinauf in den Säulen-
gang zu dem Monumente, um dasselbe zu besichtigen.
Das Denkmal befindet sich auf der dem Eingange gegenüber befind-
lichen Galerie des ersten Stockwerkes. Auf einem Sockel von Laaser
Marmor erhebt sich ein geschweifterFuß aus gleichem Material, auf welchem
die aus Bronze gegossene Büste Eitelbergersß ruht. Sie ist von großer
Aehnlichkeit. Rechts und links sitzt auf dem Sockel je ein nackter
Knabe, ebenfalls in Bronze gearbeitet, jener ein Buch, dieser ein Prunk-
gefäß haltend Kunstgeschichte und Kunstgewerbe darstellend; um den
Fuß ist ein mächtiger bronzener Lorbeerkranz gewunden. Der Sockel
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trägt die Inschrift v-Rudolph Eitelherger von Edelberg, k. k. l-lofrath,
erster Director des k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie.
Geboren zu Olmlitz am 14.. April 1817, gest. zu Wien am 18. April 1885.1-
Das Denkmal ist von dem Professor der Kunstgewerbeschule H. Klotz
entworfen und modellirt, der Rohguss der figuralen Theile ist ein Ge-
schenk der Berndorfer Metallwaarenfabrik von Artur Krupp, die Ciselir-
arbeit besorgte Hanusch, der architektonische Theil wurde durch die
Union-Baugesellschaft ausgeführt, welche das erforderliche Roh-
materiale unentgeltlich beigestellt hatte.
Anlässlich der Feier wurde eine Medaille geprägt, welche auf der
Aversseite den Namen und das trefflich gelungene Bildniss R. v. Eitel-
bergefs, auf der Reversseite, von einem Lorbeerkranz umgeben, die In-
schrift trägt GEB. OLMÜTZ 1817. GEST. WIEN 1885. I. DlRECTOR
DES K. K. ÖST. MUSEUMS FÜR KUNST U. IND. WIEN. Die Medaille
ist von dem Professor der k. k. Kunstgewerbeschule St. Schwanz ent-
worfen und ausgeführt.
66
Sonntag den 30. October fand die Uebergabe des Grabmonumentes
R. v. Eitelbergefs auf dem Centralfriedhofe an die Commune in An-
Wesenheit zahlreicher Angehöriger des Museums und der Kunstgewerbe-
schule und vieler persönlicher Verehrer Eitelbergefs, sowie der Witwe
desselben und ihrer Familienmitglieder statt. Im Namen des Comiläs
übergab Se. Excellenz Graf Zichy dem Bürgermeister-Stellvertreter
Dr. Prix das Denkmal, in warmen Worten der Verdienste Eitelbergefs
um die Stadt Wien gedenkeud.
Das Denkmal ist ein gemeinschaftliches Werk der Professoren der
Kunstgewerbeschule H. Herdtle und St. Schwartz, die Erzarbeiten
sind von Turbain, die Steinmetzarbeiten von Ed. Hauser. Die Rück-
wand des Denkmales bildet eine von einem Kreuze überragte Nische,
welche einer lebensgroßen sitzenden weiblichen Figur aus Bronze, der
Personilication der Kunstgeschichte, als Hintergrund dient. Die Figur
ist im Begrilfe auf das auf der sarkophagartigen Grabplatte befindliche
Porträtmedaillon Eitelbergefs einen Lorbeerkranz niederzulegen,
Die Vorderseite der Grabstätte begrenzen zwei Steinpostamente,
welche Bronzecandelaber tragen, zwischen denselben ist eine zierliche
Bronzethüre angebracht, während die beiden Langseiten nur von leichten
Bronzegeländern abgeschlossen sind.
vDem Wiedererwecker der Kunstindustrie OBSICTTBlChSu lautet die
Bronze-Inschrift der Grabplatte.
Das Ganze macht einen ebenso würdigen als ernsten Eindruck, der
durch das harmonische Zusammenwirken der Steinfarbe mit der Bronze
wesentlich erhöht wird.
Zur Geschichte des Möbels im 18. Jahrhundert.
Von Dr. A. Riegl.
2. David R0 entgen.
Die deutsche Möbelindustrie des vorigen Jahrhunderts harrt noch
ihrer Erforschung; bisher hat es Niemand der Mühe werth gefunden,
einzelne verstreute Ueberkömmlinge derselben zu sammeln, zu studiren,
zu vergleichen. Wo wären solche überhaupt zu finden? Hat es doch den
Anschein, als ob die deutsche Möbelindustrie im i8. Jahrhundert aus-
schließlich darauf beschränkt gewesen wäre, einfache Nutzrnöbel für den
Hausgebrauch herzustellen. Der gesunkene Geschmack der bürgerlichen
Kreise, die durch zwei Jahrhunderte die deutsche Kunstindustrie getragen
hatten, scheint keine höheren Ansprüche mehr gestellt zu haben, nachdem
seit der Mitte des 17. Jahrhunderts der Wohlstand dieser Kreise in
stetiger Abnahme begriffen war. Wo man noch ein Bedürfniss an Kunst-
möbeln empfand, etwa an den zahlreichen großen und kleinen deutschen
Fürstenhöfen, da wandte man sich an jenen Mittelpunkt künstlerischer
Production, der auch die Quellen des literarischen Genusses vermittelte
nach der modebeherrschenden Capitale Frankreichs. Es hat wohl auch
manches Stück mit dem Stempel künstlerischer Behandlung die deutschen
Möbelwerkstätten jener Zeit verlassen, doch trug es gewiss nicht mehr
das Gepräge einer eigenartigen nationalen Kunstübung, als welche uns
noch die deutsche Spätrenaissance in den Tagen Louis XIV. entgegen-
tritt. Der französische Geschmack bestimmte die Formen und die Deco-
Jation; manche Rocococommode, die in unseren Sammlungen als fran-
zösisch gilt, mag einer rheinischen Werkstätte ihre Entstehung verdanken.
Dass solche Einflüsse vorhanden waren und dass sie eine mächtige und
nachhaltige Wirkung ausübten, erscheint außer Zweifel gestellt, seitdem
wir wissen, dass von der Mitte des vorigen Jahrhunderts ab bis in die
Revolutionszeit zahlreiche deutsche Meister nach Paris übersiedelten.
Dass diese Leute aus ihrer Heimat mehr mitbrachten, als eine bloße
tüchtige Handfertigkeit, erhellt aus der bereitwilligen Aufnahme, die sie
an ihrer neuen Berufsstätte fanden und aus dem Ansehen, das sie nach
kurzer Wirksamkeit bei ihren Zeitgenossen erwarben, endlich aus ihren
erhaltenen Werken.
Die Franzosen haben in den letzten Jahren der Geschichte ihrer
Möbelindustrie des vorigen Jahrhunderts eine besondere Aufmerksamkeit
zugewendet; durch die Ergebnisse ihrer Forschungen wurde auch in die
Beziehungen der deutschen zu der französischen Ebenisterie im Zeitalter
Louis XVI. überraschendes Licht gebracht. Der unbestrittene Haupt-
meister dieser Zeit ist der Rheinländer Joh. Heinr. Riesener, geb. zu
Gladbach bei Köln im Jahre 1735; sein Lehrer in Paris war einer der
berühmtesten HofeEbenisten Louis XV., Oeben, von unbekannter Her-
kunft, augenscheinlich ein Niederländer. Neben Riesener nennt Cham-
45a
peaux eine ganze Reihe von deutschen Namen. An ihren Werken, soweit
sie erhalten sind, weiß der französische Geschmack freilich Manches aus-
zusetzen, doch finden die Erzeugnisse eines Beneman, dem häufig die
Ehre widerfährt, mit Riesener verwechselt zu werden, oder die eines
Weisweiler selbst von dieser Seite uneingeschränkte Anerkennung. Es
mag vielleicht nicht zufällig sein, dass die Hauptträger dieser Stilrichtung
in der französischen Möbelindustrie Deutsche waren der Zug der Zeit
zu den unverfälschten Quellen der Antike, als deren Herold wir Winckel-
mann kennen, hat ja namentlich in Deutschland am lebhaftesten die
Geister ergriffen. Immerhin haben es die vorerwähnten deutschen Meister
verstanden, ihren Erzeugnissen neben dem antikisirenden Charakter auch
den Stempel des französischen Geschmackes aufzudrücken; nichts natür-
licher, als dass sie den Boden, dem sie ihre fruchtbarsten Inspirationen
verdankten, nunmehr als neues Vaterland adoptirren. Von Riesener und
Anderen ist uns dies ausdrücklich bezeugt; es wird wenigstens von den
bedeutenderen ziemlich ausnahmslos zu gelten haben.
Neben jenen französirten Deutschen wird aber seit Jahrzehnten
ein Meister genannt, der, wie sich jetzt herausstellt, seine deutsche
Heimat niemals aufgegeben hat, in seinen Leistungen unbeeinflusst vom
französischen Genre stets originell geblieben ist und die Concurrenz mit
der Pariser Industrie mit Erfolg aufzunehmen wusste. Auch von diesem
würde unsere Kunde eine sehr geringe sein, wenn die Franzosen nicht
bemüht gewesen wären, das Dunkel zu lüften, das um den nDavidu der
1865er Ausstellung der Union centrale, oder den nDavid de Lunevilleu,
wie ihn das Art Journal noch im Jahre 1875 p. 296 nennt, gehüllt war,
Zuerst Davillier Cabinet du Duc d'Aumont, Einl. XI., dann Paul Mantz
Revue des arts decor. 1885184, pag. 385 f., und zuletzt Champeaux
Le Meuble lI., 267 E. haben theils aus den Notizen zeitgenössischer
Schriftsteller, worunter die Memoiren des Kupferstechers Wille, eines
gebornen Hessen-Darmstädters und Adoptivfranzosen, die wichtigste Rolle
spielen, theils aus mündlichen Nachrichten, die sich in Neuwied, dem
Geburtsorte Roentgens, erhalten haben, so viel Material zusammen-
gebracht, dass sich daraus ein ziemlich deutliches Bild von der Wirk-
samkeit des Meisters entwerfen lässt.
Wir lernen da in Roentgen einen Möbelfabrikanten in großem Stile
kennen. ln Neuwied am Rhein, wo offenbar die Möbelindustrie seit
längerer Zeit heimisch war, befand sich das Centrum seiner Thätigkeit,
doch erstreckte sich die letztere in äußerst expansiver Weise auf die Re-
sidenzen fast aller großen europäischen Höfe, nachweislich auf Wien,
Berlin, Paris und St. Petersburg. Dem entsprach auch sein Ruf bei den
Zeitgenossen, selbst bei den Franzosen; man pflegte ihn nebgn Rigsgner
zu nennen. Die heutige französische Kritik verhält sich ablehnend gegen
ihn, indem man ihn als den deutschen Arbeiter dem französischen Künstler
gegenüber stellt. Man weist dabei auf die schwerfälligen Formen seiner
469
Möbel hin, die freilich die Eleganz der Pariser Ebenisterie vermissen
lassen. Ferner bemerkt man die nüchterne und bis zur Aermlichkeit
sparsame Anwendung von vergoldeter Bronze, die sich fast lediglich auf
den dorischen Triglyphenschmuck beschränkt. Abgesehen davon, dass
wir von Roentgen Möbel kennen, die auch dieses Decorationsmittel in
reicher Weise zur Schau tragen, übersieht man dabei gänzlich, dass der
Meister hierin nur dem allgemeinen Zuge der Zeit folgt, ia demselben
voraneilt das französische Empire in seiner kahlen Nachahmung der
Antike hat sich auch mit den wenigen architektonischen Ziergliedern
la grecque begnügt. Will man der künstlerischen Bedeutung Roentgen's
gerecht werden, so muss man seine Leistungen von jener Seite betrachten,
nach welcher seine Ueberlegenheit über alle Rivalen Riesener nicht
ausgeschlossen auch von den modernen französischen Kritikern aner-
kannt wird der Marqueterie.
Champeaux mag nicht ganz Unrecht haben, wenn er die Ueber-
handnahme des deutschen Elementes unter den Pariser Möbelindustriellen
im Zeitalter Louis XVI. mit der zunehmenden Bedeutung in Verbindung
bringt, die die Marqueterie in der ornamentalen Ausstattung der Möbel
seit der Mitte des Jahrhunderts gewonnen hatte. Eingelegte Arbeit trägt
selten den Stempel unmittelbarer geistvoller Erfindung; ein genialer
Einfall in der Zeichnung festgehalten und in einheitlichem Materiale flott
ausgeführt, hat in der Marquetrie weniger zu bedeuten, als manuelle
Geschicklichkeit und Geduld in der zeitraubenden, nicht mühelosen Aus-
führung. Seinen künstlerischen Beruf erwies Roentgen eben damit, dass
er nicht bei decorativen Füllungen stehen blieb, wofür ihm der Gräa
cismus nicht genug bieten konnte, sondern sich an große figurale Com-
positionen heranwagte, in denen er mit den Historienmalern seiner Zeit
in Wettkampf trat. Auch darin erwies er sich als berufener Neuerer,
dass er sich die fehlenden technischen Mittel selbst schuf. Die Franzosen
hatten seit hundert Jahren vorwiegend exotische Farbhölzer in Gebrauch;
Brand und Rauch, sowie Gravirung in Verbindung mit einer Art Niel-
lirung leisteten das Uebrige. Dies ergab eine Anzahl rother und gelber
Töne; Roentgen brauchte dagegen für seine figuralen Darstellungen eine
Scala heller und dunkler Tinten in Camaieu, die er durch Beizung der
Hölzer zu erreichen suchte. Welche Wirkung er damit zu erzielen wusste,
zeigen am besten die zwei großen lntarsia-Tafeln im Oesterr. Museum.
jede über Meter lang und hoch, mit den zeitgemäßen Darstellungen
Coriolan's und der Sabinerinnen, in gleicher Weise ausgezeichnet durch
breite Behandlung und scharfe Charakteristik,
Von der oben geschilderten ausgebreiteten Fabrication Roentgen's
ist bis jetzt verhältnissmäßig wenig an's Licht gekommen. Die Franzosen
mussten nach England gehen, um seine authentischen Werke zu stu-
diren; es findet sich daselbst Mehreres im Privatbesitze, ferner drei Tisch-
Chen im Kcnsington-Museum, verrnuthlich sämmtlich aus Frankreich
dahin gelangt. Die öffentlichen Sammlungen Frankreichs besitzen dagegen
kein einziges authentisches Stück; im Palais zu Versailles wird ihm ein
Tischchen zugeschrieben, Einiges soll sich in französischem Privatbesitz
befinden. Eines seiner Hauptwerke, vielleicht sein bedeutendstes, von dem
wir in einem zeitgenössischen Journal eine genaue Beschreibung finden,
scheint schon in der Revolutionszeit verloren gegangen zu sein; wenige
stens hat sich bis jetzt nicht einmal in den Berichten über die Auctionen
des königlichen Mobiliars während der Revolutionsjahre eine Spur davon
finden lassen. Es war dies ein großer Secretär, den der König um
80.000 Livres für sein Cabinet erwarb. Er wird uns beschrieben als
große Commode mit Aufsatzkasten, ri Fuß hoch und Fuß breit. Die
Vorderseite schmückten sieben Panneaux in Marqueterie mit den Personi-
l-icationen der freien Künste. In der Mitte des Möbels befand sich eine
Thür mit der Personification der Sculptur, wie sie eben beschäftigt ist,
den Namen der Königin Marie Antoinette in eine Säule einzugraben, an
welcher Minerva das Bildniss Ihrer Majestät befestigt. Die drei antiken
Ordnungen kamen in der Weise zum Ausdrucke, dass die untere Partie
des Möbels dorische, die mittlere jonische, die oberste korinthische Archi-
tekturdetails zeigte. Das Innere soll ein Meisterwerk des complicirtesten
Mechanismus gewesen sein; Roentgen führte also den Titel eines ebeniste-
rnecanicien de la Reine nicht mit Unrecht. Zu oberst befand sich eine
Spieluhr, die von einer Kuppel mit der Darstellung des Parnass bekrönt
war. Der hohe Preis, den der König dafür bezahlte, ist wohl nur durch
die Werthschätzung zu rechtfertigen, die man der erfindungsreichen
Composition zu Theil werden ließ. Kein Wunder, dass Roentgen mehrere
Copien davon herstellte, deren uns zwei glücklicherweise erhalten geblieben
sind, so dass wir uns eine tretfliche Vorstellung vom Originale machen
können die eine befindet sich im Hohenzollern-Museum im Schlosse
Monbijou zu Berlin, die andere im Oesterr. Museum in Wien.
Namentlich scheint das Berliner Stück eine getreue Wiederholung
des nach Paris gelangten zu sein. ln beiden Fällen handelte es sich um
die Widmung an eine königliche Persönlichkeit, dort an Marie Antoinette,
hier an Friedrich Wilhem Il. Ersetzt man dem entsprechend in der oben
wiedergegebenen Beschreibung des Pariser Kastens das Bildniss der fran-
zösischen Königin durch dasienige des preußischen Königs, so haben wir
die getreue Beschreibung des im Saale Friedrich Wilhelm's Il. im Hohen-
zollern-Museum befindlichen Möbels. Eine Betrachtung des letzteren wird
uns somit in Stand setzen, das Meisterwerk, das zu seiner Zeit in Paris
viel Aufsehen gemacht hatte, zu würdigen.
Schluss folgt.
471
Die Formen des antiken Goldschmuckes.
Von J. Folnesics.
Schluss
ln noch innigeren Beziehungen zum Ohrgehänge als das Diadem
steht in der Antike der Halsschmuck. Ein gewisses Gleichmaß in Bezug
auf Pracht und Größe, Technik und Stil war stets für eine harmonische
Gesatnrntwirkung erforderlich. Daraus geht hervor, dass wir beim Hals-
schmuck denselben Reichthum an Formen, dieselbe Mannigfaltigkeit an
Variationen vorfinden, wie bei den Ohrgehängen. Aneinander gereihte
Perlen sind ohne Zweifel die primitivste Art der Halszier. Die schon in
früher Zeit hochentwickelte Technik der Granulirung und des Filigrans
gab bald Veranlassung, die Oberfläche der goldenen Perlen oder Kügel-
chen reizvoll zu beleben, und ebenso hat man durch rythmische Ab-
wechslung verschieden geformter Perlen sowie durch Einfügung hübscher
Rosetten lebendiges Formenspiel in die Einförmigkeit der Perlenschnur
zu bringen gewusst. Seltener wurde mittelst Email und Einfügung von
bunten Steinen, wie Carneolen, Granaten, Smaragden und Sardonyxen
Abwechslung herbeigeführt, doch kommen auch solche Beispiele in der
Sammlung vor. Mit Vorliebe wurde der- Smaragd nicht allein wegen
seiner Farbe, sondern auch in Folge der ihm zugeschriebenen Kraft,
Liebe zu erwecken, besonders in römischer Zeit im Frauenschmuck gerne
verwendet. 'Ein weiterer Schritt in der Formenbildung fügte zu den
aneinandergereihten Perlen herabhängende, spitz zulaufende Tropfen
hinzu, die ihrerseits wieder theils gleichartig, theils abwechselnd. gestaltet
sind. Stehen jedoch diese Tropfen, wie es in älterer Zeit der Fall
ist, in fester Verbindung mit den Perlen, so fügen sie sich schlecht
den weichen Formen des Nackens, machen eine gewisse Steifheit unver-
meidlich und bringen die Tendenz des nach abwärts gerichteten Be-
hanges nicht deutlich genug zum Ausdruck. Wir finden daher in der
Regel zwischen der Perlenschnur und den herabhängenden Tropfen
bewegliche Ringelchen, bei feineren Arbeiten zierliche Kettengeflechte.
Dieselben Bereicherungen mit Rosetten, kleinen Masken, Früchten, Pal-
metten u. dgl., welche wir bei reicherer Entwickelung der Ohrgehänge
beobachtet haben, wiederholt sich auch hier und nicht selten tritt an
Stelle der Perlenschnur ein breiteres Kettengefüge, das den Hals band-
artig umschließt und den herabhängenden Kettchen scheinbar festeren
Halt verleiht. In diesen Bildungen, welche der Blüthezeit griechischer
Kunst angehören, hat der antike Halsschmuck seine höchste künstlerische
Vollendung erreicht; hier gehen Zierlichkeit und Pracht, technische Voll-
kommenheit und tektonisch mustergiltige Lösung Hand in Hand, um
Geschmeide herzustellen, die jedes gebildete Auge entzücken. Andere
Bereicherungen der einfachen Perlenschnur hat man namentlich auf
italischem Boden dadurch erreicht, dass man eine zweite und dritte
412
hinzufügte, dass also aus dem Monile ein Dilinum und Trilinum wurde,
welches dann bis auf die Brust herabhing. Noch weiteren Veränderungen
unterliegt das Motiv der Perlenschnur, wenn an Stelle der runden Perlen
flach gebildete Zierformen treten. Solche sind dann an ihrer Oberfläche
mit Rosetten und Filigranverzierungen versehen und tragen nicht selten
ebenfalls einen Behang spitz zulaufender Perlen, Eicheln, herzförmiger
Bildungen, Masken und Aehnlichern. Daneben finden wir häuhg einfache
Kettengeiiechte ohne weiteren Behang, bei welchen nur die Mitte besonders
ausgezeichnet ist, sei es nun, dass diese zugleich das Schlussstlick bildet,
wo dann in bekannter Weise Thierköpfe angebracht sind, oder ver-
schiedene ornamentale Bildungen platzgreifen, sei es, dass der Verschluss
rückwärts angebracht ist, wo dann das Mittelstück ähnlich wie bei unseren
Medaillons an einem Ringe von der Kette herabhängt. Ein Halsband
letzterer Art, an dem ein Bacchuskopf von bewundernswürdig feiner
Arbeit angebracht ist, besitzt die Sammlung Campana im Louvre; es
ist ein bärtiger Kopf mit Stierhörnern und bildet eines der vollendetsten
Beispiele der Technik des Granulirens.
So wie dieser Bacchuskopf zugleich als Amulet angesehen werden
muss, so dienen auch die meisten anderen Anhängsel dieser Art prophy-
laktischen Zwecken, doch findet man an dieser Stelle mitunter auch
kleine verschließbare Gefäße, in denen wahrscheinlich Wohlgerüche ein-
geschlossen waren. Aber auch Stier- oder Widderköpfe sowie andere
Phylakterien sind nicht selten hohl gebildet und rückwärts mit einem
Verschlusse versehen. Solche Behältnisse enthielten dann ein zusammen-
gerolltes Goldblättchen, auf welchem irgend ein schützender Zauberspruch
gravirt oder punzirt war. Ja die Vorliebe für derlei Schutzmittel gegen
verschiedenes Ungemach ging so weit, dass man sowohl in Griechenland
wie in Italien Halsketten trug, die durchwegs aus allerlei aneinander-
gereihten Amuletten bestehen, wie Gorgonenmasken, Satyrköpfen, Wein-
trauben, Negerköpfen, Halbmonden, die Fica machenden Händen u. dgl. m.
Eine weitere Gattung von Halsbändern besteht aus aneinander gereihten
viereckigen oder runden Plättchen, die oben mit einer Oese versehen
sind. Auf der Oberfläche derselben befindet sich in der Regel figuraler
Reliefschmuck, der entweder abwechselt oder auf jedem Plättchen wieder-
kehrt. lnteressante derartige Colliers besitzt das Museo Gregoriano im
Vatican und die Collection Campana. Endlich sind jene Colliers hier zu
nennen, die im Gegensatz zu allen anderen nicht aus beweglichen Glie-
dern, sondern aus einem festen Ring oder Reifen bestehen. Das präch-
tigste derartige Exemplar befindet sich in der Eremitage. Es gehört
unzweifelhaft dem 4.. Jahrhundert v. Chr. an und wurde im Grabe einer
Priesterin gefunden. Dasselbe ist halbmondförmig, Löwenköpfe bilden die
beiden Enden und in der Mitte sehen wir in durchbrochener Arbeit das
Herdenleben dargestellt; Ziegenböcke, Widder, Hasen, Jagdhunde theils
gelagert, theils sich umtummelnd, beleben einen Wiesenplan. Die Vegetation
31-3
ist blos durch Rosetten und Mohnstengel, welche die Zwischenräume
ausfüllen, angedeutet. Ein strickartig gedrehter Rand schließt diese Dar-
stellung nach oben und unten ab. Ganz besonders häufig ist bei dieser
Gattung von l-lalsschmuck der glatte oder strickartig gedrehte Ring. Ein
solcher Ring bildete den Torques der Gallier im römischen Heere, solche
Ringe wurden auch in Kriegergräbern in der Krim gefunden.
Nicht so zahlreiche Beispiele wie für den Halsschmuck stehen uns
für die Kenntniss der Gürtelformen zu Gebote. Obwohl der Gürtel bei
Griechen und Römern ein wesentlicher Bestandtheil der Kleidung war,
indem die meisten Untergewänder bei Männern und Frauen gegürtet
wurden, sind doch nur wenige goldene Gürtel auf uns gekommen. Zu
Gürteln dienten nämlich in der Regel einfache Schnüre und Bänder;
wenn aber auch Gold oder Edelsteine in Anwendung kamen, so bildete
dieses Material meist nur den Besatz kostbarer Stoffe und lässt sich, von
demselben getrennt, nicht mehr als solcher erkennen. Einige Beispiele
prächtiger goldener Gürtel haben sich indess dennoch erhalten. In einem
Grabe auf Ithaka wurde ein Gürtel gefunden, der aus vier zusammen-
gehefteten Goldblech-Streifen besteht und vorne jene Verknotung zeigt,
welche man den gordischen oder herakleischen Knoten zu nennen pflegt.
Rechts und links an diesem Knoten sind zwei Satyrmasken befestigt,
von welchen Quasten aus geketteltem Draht mit kleinen Granatäpfeln
an den Enden herabhängen. Eine Anzahl ähnlicher Gürtel wurde in der
Krim gefunden, unter denen einer, dessen Alter nicht über das Jahr 281
zurückreicht, durch seine Schönheit alle anderen überragt. Derselbe wurde
1879 aus einem Grabe auf der Halbinsel Taman zu Tage gefördert. Er
besteht aus einem dicken, im Querschnitt halbrunden, nicht ganz geschlos-
senen Reif, der innen hohl ist, in der Mitte den sogenannten gordischen
Knoten zeigt und an den rückwärtigen Enden zwei Oesen hat. Zu beiden
Seiten des Knotens befindet sich ein Scharnier, mittelst dessen man den
Gürtel öEnen und schließen kann, während die Oesen darauf hindeuten,
dass er rückwärts mittelst eines Bandes oder einer Schnur geschlossen
wurde. Von diesem Gürtel hängen vorne sechs Quasten rnit Granaten
herab, deren Ansatzpunkte ebenfalls durch Granaten verdeckt werden.
Auch der Knoten selbst besteht aus Granatstücken, die in zum Theile
emaillirtes Gold gefasst sind. Die Mitte des Knotens aber ziert ein Adler,
dessen Geneder mit Email versehen ist und der in seinen Krallen einen
nackten Flügelknaben, ohne Zweifel Ganymed, in spielender Auffassung
der späteren Zeit als Eros gebildet, emporträgt. Der übrige Theil des
Gürtels zeigt als Hauptverzierung ein Wellenornament. Dieser Schmuck-
gegenstand wurde aber bisher allgemein als Kopfschmuck bezeichnet
und andere ganz ähnliche Gürtel, welche Stephani in den v-Antiquites du
BOSPhON-In veröffentlicht hat, werden daselbst als Colliers beschrieben.
Ja es wird sogar der Gürtel von Ithaka, den bereits Stackelberg mit
richtigem Blick als solchen erkannt hat, als Halsschmuck angeführt. Es
474
wird jedoch nicht schwer sein zu beweisen, dass jener Schmuck wirklich
als Gürtel gedient hat, und wir werden damit zugleich einen Typus für
die Gürtelform des 3. Jahrhunderts gefunden haben.-Vor Allem sträubt
sich das ästhetische Gefühl dagegen, der dicke, schwere Knoten in der
Mitte eines festen Reifens hätte seinen Platz an der Kehle gehabt, aber
auch als Schmuck eines Diademes wäre er sinnlos, da das Haupt bekrönt,
nicht aber eingeschnürt werden soll, welche Function der Knoten doch
augenscheinlich versinnlicht. Ein solcher Knoten ist aber bei einem Gürtel,
dessen Aufgabe es ist, das Gewand festzuhalten und der Expansion des
Körpers entgegen zu wirken, constructiv vollkommen gerechtfertigt und
in künstlerischer Beziehung äußerst ausdrucksvoll. Was hätte aber ferner
der Quastenbehang auf der Stirne zu thun, wo er nicht allein die Augen
belästigen, sondern auch entschieden unschön wirken würde? Am Gürtel
dagegen ist ein solcher Behang nicht allein vollkommen am Platze, son-
dern auch literarisch und durch Denkmule genügend bezeugt". Endlich
aber befindet sich an diesem Schmucke zu beiden Seiten des Mittel-
stückes eine Scharnier, mittelst dessen der Reif geschlossen und geöffnet
werden kann, was ebenfalls darauf hindeutet, dass dieser Schmuck als
Gürtel diente. Müssen wir aber an diesem einen Stücke einen Gürtel
erkennen, so sind es andere ähnliche in der Krim gefundene Schmuck-
gegenstände mit dem herakleischen Knoten in der Mitte und verschiedenen
quastenartigen Behängen ebenfalls, denn bei diesen ist an ein Diadem
gar nicht zu denken, da das eigentliche Band ein Kettengeflecht darstellt,
wenn sie aber Stephani für Colliers hält, so spricht dagegen die in diesem
Falle ganz unpassende Verzierung mit dem gordischen Knoten.
Weitaus nicht dieselbe Mannigfaltigkeit an Formen, welche wir bei
Ohrgehängen und Halszierden gefunden haben, ist im Alterthume bei
den Armbändern zu bemerken, obwohl es, wie bereits erwähnt, mehrere
Arten solchen Schmuckes gab. Um die schwellenden Formen eines weib-
lichen Oberarmes, sowie den gerundeten Theil des Unterarmes in gefälliger
Weise zu betonen, liebte man es hier enganschließende Armbänder zu
tragen, dagegen legte man um das Handgelenk, dessen Zartheit und
elastische Festigkeit hervorgehoben werden soll, lockeres, gegliedertes
Ringwerk. Demzufolge haben wir in der Antike zwei Hauptformen von
Armzier, feste Reifen oder Spiralen für die Weichtheile des Armes und
ln der llias legt Hera einen mit hundert Quasten versehenen Gürtel um, auf
assyrischen Denkmälern kommen Gürtel mit Quasten vor, bei den Persern sind solche
Gürtel Abzeichen der Königswürde, und ein bei Caere entdecktes Grab enthielt die
Reste eines mit drei Quasten versehenen Gürtels. In jenen Fallen, in welchen man die
Schnur als Gürtel verwendete, waren herabhangende quastenartige Enden etwas sich
von selbst Ergebendes. Auch sind solche Endigungen sowohl durch zahlreiche Vasen-
bilder, als auch durch eine Gewandfigur im Museo Borbonico deutlich veranschaulicht.
Die Uebertragung des Quastenmotives auf goldene Gürtel lag daher nahe, ja in jenem
Grabe bei Caere wurden goldene Fragmente eines Gürtelbehanges gefunden, die geradezu
eine geltnotete Schnur imitiren.
21
zarte, gegliederte Ketten für das Handgelenk. Jene festen Reifen sind
häufig nicht vollkommen geschlossen, wodurch sie den Eindruck des
Elastischen hervorbringen. Beide Enden eines solchen offenen Ringes
zeigen dann prächtig modellirte Löwen-, Stier- oder Widderköpfe. Die
geschlossenen Reifen dagegen sind mit aufgelötheten Ornamenten oder
mit getriebener und ciselirter Arbeit, mit emaillirten Rosetten, später mit
Edelsteinen, Gemmen u. s. w. verziert. Für die spiralisch gebildeten
Armbänder bot sich wie von selbst die Schlangenform dar, und wir
finden entweder das ganze Armband schlangenförmig behandelt oder nur
Schlangenköpfe, mitunter an beiden Enden angebracht und den übrigen
Theil der Spirale bandartig ornamentirt oder glatt. Oder endlich, und
dies ist die zierlichste Form, wird der Körper der Schlange durch ein
zartes, rundes Kettengeflecht dargestellt. Bei den gegliederten Arm-
bändern finden wir ähnliche Bildungen wie bei den Halsketten mit'
Ausschluss aller jener Motive, deren Wirkung hauptsächlich auf freies Herab-
hängen beruht, wogegen kleinere, zartere Behänge auch bei dieser Gattung
des Ringschmuckes angetroffen werden. Auf Melos wurde ein sehr
schönes derartiges Armband, jetzt im Berliner Antiquarium, gefunden,
das aus ovalen Goldplättchen mit aufgelegten Filigranornamenten besteht.
In der Mitte eines jeden Ornamentes befindet sich ein rother Edelstein,
die Zwischenräume sind mit grünem und blauem Ernail ausgefüllt. Unter
den cyprischen Funden Cesnola's befindet sich ein Armband bestehend
aus drei-Reihen kleiner, geritfelter Goldperlen und einem ovalen, schön
gefassten Onyx in der Mitte, von dem vier kleine Muscheln aus Gold
herabhängen. Von ganz besonderer Zierlichkeit ist ein Armband des
Louvre, bestehend aus neun durch Scharniere verbundenen Plättchen, die
mit Rosetten, Knöpfchen und Blumen reich verziert sind.
Und so wäre noch eine Reihe von gegliederten Armbändern anzu-
führen, bei welchen wir immer wieder die Perle, die Rosette, das Plättchen
oder den Edelstein in den mannigfaltigsten Combinationen und Variationen
verwendet finden.
Von den zahlreichen antiken Fingerringen sollen nur die Haupt-
formen hervorgehoben werden. Wir haben da als eine der ältesten die
Scarabäusforrn mit beweglichem Bügel und eine ähnliche Gattung mit
unbeweglichem Bügel, ferner kreisförmige Ringe ganz aus Gold oder
ganz aus Stein, sowie aus Gold und Stein. Die ganz aus Gold gearbeiteten
Ringe zeigen auch oft eine mehrfach gewundene Spirale in Form einer
Schlange oder einem Reife, der nicht ganz geschlossen ist, sondern über-
greifende Enden hat. Die geschlossenen Ringe, den unseren ähnlich,
besitzen in der Regel einen ovalen oder spitz zulaufenden Schild, in
römischer Zeit auch Schilde, welche ohne Rand unmerklich in die Ring-
form übergehen. Außerordentlich mannigfach sind die Darstellungen auf
der schildförmigen Oberfläche der Ringe, eine Zusammenstellung derselben
würde jedoch weit über den Rahmen dieser Besprechung hinausführen.
Bei den Griechen war es Sitte, dass Jeder einen Ring trug, der als
Siegel diente und das specielle Symbol des Eigenthiimers, oft eine
Anspielung auf seinen Namen, eingravirt trug. Ringe mit Inschriften,
mit einem Glückwunsch an den damit Beschenkten, mit Götterbildern,
genrehaften Darstellungen, und ganz besonders solche, die als Amulet
dienten, wurden in sehr großer Zahl gefunden. In der Eremitage befindet
sich ein Ring, dessen Reif aus Flechten gebildet wird, welche von drei
Perlenschntiren umgeben sind, und der an Stelle des Schildes zwischen
zwei beweglichen Scharnieren eine kleine Lampe zeigt. Ein anderer daselbst
befindlicher Ring hat an Stelle des Schildes eine Sandale und trägt die
Inschrift rÜEUrtaim; poppig", war also ein Geschenk des Hästiäos an seine
Mutter. Wir sehen aus diesen zwei Beispielen, dass auch die antike
Kunst gelegentlich um irgend welcher Beziehungen oder Anspielungen
willen Gegenstände des gewöhnlichen Lebens in Schmuckform darzustellen
sich nicht scheute, dass aber im Gegensatze zur modernen Kunstindustrie
solche Objecte stets sehr klein gebildet und einer künstlerisch gestalteten
Hauptform untergeordnet werden. Als künstlerisch interessante Formen
sind endlich jene Ringe zu erwähnen, bei welchen der Schild von zwei
Figuren, amoretten-, hermen- oder tritonenartig gebildeten Wesen
gehalten wird; namentlich letztere Bildungen eignen sich vorzüglich zu
diesem Zwecke, da die beiden in Fischschwänze endigenden Körper sich
ohne Zwang zu einem Ringe verschlingen.
In eine dritte Gruppe des Schmuckes gehören nach der Eintheilung
Setnper's die verschiedenen Arten Nadeln, und zwar in die Gruppe des
Richtungsschmuckes. Nicht alle Nadeln, wenn sie auch noch so reich
verziert waren, dienten jedoch blos als Schmuck. In vielen Fällen bildeten
sie den Ersatz unserer Knöpfe und Heftel und werden auf solche Weise
Bestandtheile der Kleidung bei Männern und Frauen. Mittelst der Fibula
wurden die Gewandenden auf der Schulter oder auf der Brust zusammen-
gehalten, und die seltsame unregelmäßige Form, welche wir in der Regel an
derselben beobachten, ist eine Folge dieser Verwendung. Der in der Mitte
sich verdickende, meist kräftig entwickelte Bogen war nothwendig um die
Falten des Gewandes aufzunehmen, die rechtwinkelig angesetzte Hülse
aber musste das spitzige Ende der Nadel aufnehmen und bergen. Sämmt-
liche Arten der Technik, welche wir an den anderen goldenen Schmuck-
gegenständen beobachtet haben, finden wir auch an den antiken Fibeln
vertreten, und ganz besonders waren es die Etrusker, welche hier einen
außerordentlichen Reichthum an Formen und Decorationsarten entfalteten.
Verschiedener iigürlicher Zierrath, wie Löwen, Sphinxe, Vögel, Masken
und Aehnliches sind bald auf dem Bügel, bald auf der Schiene angebracht.
Zierliche Ornamente, Blumen, Rosetten u. dgl. schmücken theils in
flacher Feligrantechnik, theils gravirt, seltener in erhabener Arbeit die ein-
fache Grundform. Neben dieser Grundform gibt es aber, namentlich in
Griechenland, auch jene Formen der Fibula, welche sich unseren Brochen
477
nähern, und aus einer verzierten Scheibe bestehen, an der rückwärts die
Nadel befestigt ist. Eine weitere Gattung Gewandnadeln besteht aus
zwei Theilen, aus zwei parallel gestellten miteinander verbundenen Nadeln
und aus zwei diesen entsprechenden Hülsen. Es scheint dies eine uralte
Form zu sein, da sich bereits bei Homer eine Beschreibung Findet, welche
auf dieselbe hinzudeuten scheint. Beispiele solcher Nadeln haben sich
bisher aber nur ganz wenige gefunden. Große Freiheit gewährt die
Decorirung jener Nadeln, welche zur Verzierung des Haupthaares dienten,
und dem entsprechend hat dieser zierliche Schmuck namentlich in römischer
Zeit zahlreiche Varianten aufzuweisen. Blüthen und Blumen, reich
verzierte Knöpfe, kleine Thiere und Thierköpfe aller Art, Götterbilder
und ganze Gruppen von Figuren, sowie quastenartige Behänge zeigen,
welch' freie und fruchtbare Phantasie die Antike auch in diesen kleinen,
nebensächlichen Dingen besaß.
Ueberblicken wir aber zum Schlusse das besprochene Gebiet, so
erkennen wir, dass die Form der Schmuckgegenstände in der Regel
einfach ist, auf dieser Form aber eine ebenso eigenartige als reiche
Ornamentation sich entwickelt. Diese Eigenart verdankt sie der strengen
Anlehnung an die durch Technik und Material gegebenen Motive. Eine
consequente Entwickelung aus sich selbst heraus, Hand in Hand mit dem
feinsten Verständnisse für innere Gesetzmäßigkeit, ist es, welche wir am
meisten am antiken Schmuck bewundern müssen. Maß und Reichthum
stehen in voller Harmonie, weder verworrene noch kahle Stellen beleidigen
das Auge. Die Details sind leicht und drücken nie auf die Gesammt-
composition. In sicherer Führung ergießen sie sich über das Object,
das sie bereichern, dessen Form sie accentuiren, ohne ihr jemals zu wider-
sprechen. So empfangen wir auch hier auf verhältnissmäßig bewegtem
Gebiete das Bild einer mit der gesammten Cultur des Alterthumes in
lebendigster Wechselwirkung stehenden schöpferischen Kunstthätigkeit.
Ja wir sehen, dass auch dieses Gebiet der antiken Kunst nicht als etwas
Abgestorbenes und längst Vergangenes hinter uns liegt, sondern vielmehr
heute noch in technischer, wie in formeller Beziehung seine normirende
Bedeutung für uns hat.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
S6. MBJSStät der Kaiser hat das Museum Freitag den 2. Oc-
tober mit Allerhöchst Seinem Besuche beehrt. Der Monarch erschien
Mittags Uhr und verweilte länger als eine Stunde. Vom Director Hof-
rath v. Falke empfangen, und zunächst zu der Ausstellung der Ge-
schenke für Papst Leo Xlll. geleitet, wurde Se. Majestät hier von den
versammelten Erzbischöfen und Bischöfen, sowie von dem Comite dieser
Jahrg. 1887. 13
478
Ausstellung erwartet. Nachdem der Obmann desselben, Graf Pergen,
die Mitglieder dem Kaiser vorgestellt hatte, übernahm der Erzbischof von
Prag. Graf Sch önborn, die Führung und Erklärung in dem ersten Saale,
welcher die Geschenke aus Böhmen enthielt. Im zweiten Saale, in der
Abtheilung, in welcher sich die Geschenke von Wien, Brünn, Teschen,
St. Pölten u. s. w. befanden, gab Graf Pergen die Erklärung. Nachdem
der Kaiser die Besichtigung dieser Ausstellung beendet und sich den
versammelten Herren gegenüber sehr anerkennend ausgesprochen hatte,
begab sich derselbe unter Führung des gegenwärtigen Directors Hofrath
Storck in die Ausstellung der Kunstgewerbescbule und zeigte hier beson-
deres Interesse für die Leistungen der Specialateliers. Beim Abschiede
sprach Se. Majestät dem Lehrercollegiutn seine besondere Befriedigung
über den Fleiß und die aufis Neue bewiesenen Fortschritte aus.
In den Vormittagsstunden hatte König Milan von Serbien das
Museum, besucht und war von Hofrath v. Falke durch die Ausstellungs-
räume geleitet worden.
Ausstellung der k. k. Kunstgewerbeschule. Montag den 17.
v. M. beehrte Se. kais. Hoheit Herr Erzherzog Rainer die Schulaus-
stellung mit seinem Besuche und äußerte nach eingehender Besichtigung
der einzelnen Abtheilungen seine vollste Zufriedenheit mit den Unter-
richtserfolgen dieser Anstalt.
Ausstellung Sonntag den 9. October wurde die Ausstellung
der Geschenke für Papst Leo XIII. eröffnet. Dieselbe füllte die Säle VI
und VII und enthielt Kirchenpararnente, Gefäße und Geräthe, Stickereien,
Kirchenwäsche u. s. w. In dieser Ausstellung befand sich auch das
Geschenk der durchlauchtigsten Erzherzoge und Erzherzoginnen,
welches in einer großen, mit Reliquien gefüllten Cassette besteht, einer
vortrefflichen deutschen Silberarbeit aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.
Die Ausstellung sämmtlicher Gegenstände wurde durch ein Comite be-
sorgt, an dessen Spitze Graf Pergen steht.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate
Octnber von 31.095, die Bibliothek von 1384, die Vorlesung von 272 Per-
sonen besucht.
Programm der Donnerstag-Vorlesungen im Winter 188788.
1887. October 27. Director Hofrath J. v. Falke Die Anfänge der deut-
schen Kunstindustrie bis auf Karl den Großen.
Novbr. 3. Derselbe Die deutsche Kunstindustrie in der Zeit der
Karolinger und der sächsischen Kaiser.
10. Custos-Adj. Dr. A. Riegl Ueber Kalender-Illustration.
17. Reg.- Rath Vice Director B. uch er Venetianische
Glasarbeiten.
24. Prof. Josef Bayer Die Erstlingsbauten der Früh-
rensissance.
Decbr. 1. Prof. H. Auer Das Wohnhaus unter dem Einflüsse
des Klima's.
15. Prof. Dr. F. Wickhoff Goethe's Faust und die bil-
dende Kunst.
22. Prof. Dr. W. Neumann Die Kunstwerke des Mittel-
alters in den geistl. Schatzkammern Oesterreichs.
29. Dr. Ed. Leisching Ueber Methode und Aufgabe
einer wissenschaftlichen Aesthetik.
L9
1888. Jänner 5. Prof. Dr. Jos. Mar. Eder Ueber photomechanische
Druckmethoden als Ersatz des Holzschnittes.
I2. Derselbe Ueber photomechanische Druckmethoden
als Ersatz des Kupferstiches.
Director A. Ilg Fischer von Erlach.
Februar g. Prof. Jos. Bayer Die Werkstatt der della Robbia
und das Majolica-Ornament.
16. Custos J. Folnesics Ueber den Goldschmuck im
23. Zeitalter der Renaissance.
März 1. Hofschauspieler Jos. Lewinsky Die Schauspielkunst
und ihre Stätte.
8. Custos-Aclj. Dr. K. Masner Formen und Schmuck
des antiken Heimes.
Bibliothek des Oesterr. Museums. Vorn 21. October bis
20. März ist die Bibliothek des Oesterr. Museums, wie alljährlich, an
Wochentagen mit Ausnahme des Montags von bis Uhr und
von bis Uhr Abends, an Sohn- und Feiertagen von bis Uhr
geöffnet.
Preiszuerkennungz Die Jury zur Beurtheilung der Entwürfe
für die im nächsten Jahre gelegentlich der niederösterreich. Jubiläums-
Ausstellung zur Vertheilung gelangende Medaille hat unter neun ein-
gesendeten Entwürfen jenen des Professors der Kunstgewerbeschule des
Oesterr. Museums, Stephan Schwartz, mit dem ausgesetzten Preise von
fl. 300 prämiirt.
Literatur Bericht.
Grundriss der kunstgewerblichen Formenlehre von F. R. v. Feldegg.
Wien, Pichler's Wwe. Gt Sohn, 1887. gr. 8". III u. 206 S. M. 3.
Das Bedürfniss einer Formenlehre für Zöglinge kunstgewerblicher Unterrichts-
anstalten ist empfunden worden, so lange solche bestehen. Denn das grundlegende Werk
Semper's stellt an den Leser viel zu hohe Anforderungen in verschiedenem Sinne, als
dass es für den gedachten Zweck brauchbar wäre. Deshalb wurde schon oft der Wunsch
ausgesprochen, es mochte eine Bearbeitung des nStil- unternommen werden, welche in
Umfang und Ausdruck dem Aufgabenltreise der Schulen und der Fassungskraft der
Schüler anzupassen wäre. Die Schwierigkeit eines solchen Unternehmens kann Niemand
verkennen, der den betreßenden Verhältnissen nahe steht, und es darf uns daher nicht
überraschen, dass der vorliegende unseres Wissens erste Versuch noch nicht in
jeder Richtung befriedigend ausgefallen ist. Der Verfasser hat sich redlich bemüht, den
Stoß" durch Wort und Bild fasslich zu gestalten, und dies ist ihm dort, wo die Eigen-
schaften der verschiedenen Materialien und die Art der Verarbeitung derselben in Frage
steht, großentheils gelungen, wiewohl gegen einzelne Erklärungen wie durchsichtiges
eigentliches Glas, undurchsichtiges Schmelz- oder Emailglas Einwendungen zu
erheben waren. Und auch in diesem Theile wird häufig von Begritfen oder Bezeich-
nungen Gebrauch gemacht, welche das Verstandniss erschweren. Das ist nun natur
gemäß in noch höherem Grade der Fall in dem theoretischen Theile. Da wimmelt es
von natom, sterentom, polytom, losmisch, Parallelismus, Coordinatennetz einer doppelten
Classiiication individualisirende Bedeutung der Symmetrie-t und Aehnlichem mehr.
Allerdings bezeichnet es der Verfasser als Aufgabe des Lehrers, udasjenige, was das
gedruckte Wort in conciser, knapp-logischer Form gibt, durch den mündlichen Vor-
trag ausführlicher zu erläutern, gleichsam zu paraphrasiren- allein er wünscht,
dass sein Buch nicht nur den Schülern in die Hände gegeben werden, sondern auch
den Gewerbsleuten, welchen doch kein Lehrer zur Seite steht, und die zum großen
Theile nicht jene Vorbildung besitzen, welche der heutigen Jugend zu Theil wird, als
13'
wallgemeiner Schlüssel zum Verständniss der in unserem Gebrauche befindlichen zahl-
reichen Formen dienen solle. Dass es sich dazu in der gegenwärtigen Form wenig
eignet, davon dürfte den Verfasser ein Versuch bald überzeugen. Wir zweifeln nicht,
dass er bei Veranstaltung einer neuen Auflage des mit Unterstützung des k. k. Ministe-
riums für Cultus und Unterricht herausgegebenen Werkes sich angelegen sein lassen
wird, alles zu beseitigen, was einer wirklichen Popularisirung im Wege steht; und
dahin rechnen wir auch Satze, welche leicht zu einem Missverständnisse führen können
i-Proportion ist die Beziehung ungleicher Theile zu einander S. I5, oder die sofort
eine, den lnhalt beinahe aufhebende Einschränkung erfahren müssen, wie der von der
sleitfolge der slructiven und der plastischen Methode S. 26, 1.7. Ob die verschiedenen
Classiftcationstabellen wirklich geeignet sind, den Anfänger zu orientiren, ihn nicht viel-
mehr verwirren können, wäre ebenfalls zu bedenken. B.
st-
Erzherzog Ferdinand II. von Tirol. Geschichte seiner Regierung und seiner
Länder. Von Josef Hirn. Bde. Innsbruck, Wagner, 1885-1888.
80. XVII, 686 und IX, 544. S.
Wie schon aus dem Titel dieser umfangreichen Arbeit hervorgeht, behandelt das
hier angezeigte Werk seinen Gegenstand vom historisch-politischen Gesichtspunkte in
erster Hinsicht, verbreitet sich ferner auch sehr eingehend über die Geschichte der
inneren Verwaltung der von dem Erzherzoge regierten Lander; seine Besprechung in
diesem Sinne hatte somit in vorliegenden Blättern keine Stelle. Aber es hat der Ver-
fasser auch drei Capitel eingeflochten, und zwar inhaltreiche Abtbeilungen, in welchen
er den Zustand der Künste, der Gewerbe und die Geschichte des weltberühmten Schlosses
Ambras erörtert, und diese Partien seiner vortrefflichen Arbeit sind vollauf geeignet, das
Interesse des Kunsthistorikers zu erregen. Wie für seine gesarnrnte Arbeit, hat Hirn
auch zu Zwecken jener Abtheilungen aus Quellen geschöpft, welche größtentheils zum
ersten Male für den Gegenstand untersucht wurden, und unter welchen die reichen
Schätze des tirolischen Statthalterei-Archives in Innsbruck durch ihre besondere Wich-
tigkeit hervorragen. Die bestehende Literatur ist daneben ziemlich eingehend, allerdings
nicht vollkommen, in Betracht gezogen. Dieselbe hat, abgesehen von den heute veralteten
Schriften Primisser's und Sacken's über die Ambraser Sammlung, durch die Arbeiten
Schönherfs, Boeheim's und des Gcfertigten, endlich durch die schon erfolgten Publica-
tiouen im Jahrbuche der kaiserlichen Sammlungen eine ansehnliche Bereicherung erfahren.
Das Wichtigste steht allerdings noch aus, nämlich die Veröffentlichung von Regesten der
Ferdinandeischen Epoche aus dem lnnsbrucker Archiv, sowie jene der alten Ambraser
lnventare eine Sache, deren Durchführung übrigens ebenfalls das Jahrbuch in Bälde
bewerkstelligen dürfte bis dahin bietet Hirn in jenen Capiteln seines fleißig geschrie-
benen Buches einen theilweisen Behelf. Sache eines Werkes, welches die Aufgabe hat,
ein allgemeines Bild eines Herrscherlebens zu bieten, kann es natürlich nicht sein, das
kunst- und culturhistorische Gebiet auf streng fachmännische Weise zu behandeln, Hirn
bemerkt auch ausdrücklich, dass er erschöpfenden Arbeiten dieser Art nicht vergreifen
wolle. Dennoch aber bringt er, eben weil er aus Quellen schöpft, sehr viel Neues von
Werth und Interesse. ich theile hier nur Einiges in andeutender Form mit. Mit der
Bildhauerei beginnend, gibt das Buch einige ganz neue Nachrichten über Collin, den
berühmten Meister der Reliefs am Maxgrabe, erwähnt zahlreiche Meister dieses Zweiges
italienischer, niederländischer und deutscher Herkunft am Innsbrucker Hofe, unter den
Malern folgen über die Brüder Fontana besonders schatzbare Angaben, ferner über einen
der bedeutendsten Künstler im damaligen Tirol, Terzio Bergamasco, den Zeichner der
imagines gentis Austriacae; auch von dem Böhmen Hutsky, von Georg Hufnagel, Elsasser,
Walhueter etc. folgen interessante 'Mittheilungen. Dr. Schönherfs dubioser Antheil des
Tizianschülers Pietro Rosa an den Fresken des spanischen Saales gewinnt aber auch
durch Hirn keine weitere Aufhellung. Die Architektur hat in Luchesi, Tiroll, Uschall,
Echtsch ihre Repräsentanten, rathselhaft ist mir aber der Hofbaumeister Ferdinand
Walter. Sollte dem Verfasser nicht eine Verwechslung mit einem viel späteren lnns-
brucker Hofarchitekten dieses Namens passirt sein? Sehr anziehend sind die Mitthei-
lungen über die alte Buchdruckergeschichte lnnsbrucks, worin die Namen Höller und
Baur Agricola hervorragen. Weiters finden sich Angaben über Papierfabrication, über
des Erzherzogs merkwürdige Versuche, in Hall venedisches Glas zu erzeugen die Re-
sultate haben wir noch in der kaiserlichen Sammlung, über Erzeugung von Seide und
Sammt etc. Der Abschnitt nAmbras- bietet viel Neues. So, dass die Umbauten von Johann
Quarient geleitet wurden, dass es zwei Architekten Luchesi gab, Hans und Albrecht.
In einem Punkte aber irrt der Verfasser, indem er nämlich den Capellenbau unter die
Ferdinandeischen Veränderungen rechnet, denn er ist gothisch. Dass in einem der ver-
schwundenen Luslhüuser Kaiser Maximilianäa Triumph gemalt war, ist ebenfalls bisher
4,6l
unbekannt gewesen und im Zusammenhange mit den Dürefschen und Burgkmaifschen
Schöpfungen wichtig. Ansehnliche Beitrage finden wir über die Verbindungen des Erz-
herzogs mit fremden Fürsten, um Rüstungen für seine Collection zu erhalten, über die
Beschaffung von Bildnissen berühmter Männer, wobei wir als hbchst wichtig constatiren,
dass auch in diesen Acten ein Portrat Karl's V. von Tizian im Besitze Ferdinand's
begegnet, über Erwerbungen von Antiken, zeitgenössischen Kunstgewerbeproducten und
Büchern. Hirn hat in diesem Werke eine Probe außerordentlichen Eifers und ernster
Arbeit geliefert und unserer speciellen Forschung einen sehr erheblichen Dienst geleistet.
Ilg.
Le rneuble en France au XVIE siecle, par Edmund Bonnaffe. Ouvrage
orne des cent-vingt dessins. Paris, Librairie de l'Art, 1887. 4.". 287 S.
M. 25'-
In einem mit trelflichen, nach Zeichnungen Kreutzbergeüs. läville's und Anderer
ausgeführten I-Iolzschnitten gezierten, stattlichen Bande gibt der gelehrte Verfasser eine
auf eigenen, langjährigen Studien basirte, erschöpfende Geschichte des Mobels der fran-
zösischen Renaissance. Einzelne Capitel derselben hat Bonnafie schon in den Spalten der
Zeitschrift -L'Artc veröffentlicht, hier führt er uns ein geschlossenes Ganzes vor, wie es
bis jetzt nur Viollet-le-Duc in seinem nDictionnaire du Mobilier francais- allerdings nur
für die Periode des Mittelalters, geschaffen hat. Als Fortsetzung der Arbeit Viollet-le-
Duc's in anderer Form und als Erweiterung der Kenntniss des französischen Mohels um
ein Jahrhundert will Bonnalfe sein Werk betrachtet wissen.
Die Geschichte des Mobels ist eine Ergänzung der Kunstgeschichte, das Möbel
selbst der sicherste und bezeichnendste Ausdruck des privaten Lebens. Um aber diese
Geschichte schreiben zu können, brauchte der Verfasser zunächst getreue, zuverlässige
Abbildungen einer großen Anzahl von alten Originalmobeln. Die alten Handzeichnungen,
die Miniaturmalereien, die Drucke der Kleinmeister erschienen ihm mit Recht nicht
zuverlässig genug, ebensowenig die speciell für das Gewerbe gravirten Entwürfe Ducer-
ceau's und seiner Nachfolger Berain, Marot und Lepautre, deren Zeichnungen und Ent-
würfe erst die Werkstatt des Tischlers und Bildhauers passiren mussten, um Gestalt
anzunehmen. Am Schlusse der Vorrede schildert nun der Verfasser die Enttäuschung
aller derer, welche von der Ausstellung des Trocadero in Paris im Jahre 1878 die ange-
kündigte Illustration der nGeschichte der Kunst erwartet hatten. Bekanntlich enthielt
diese Ausstellung wegen mangelnder Aufmunterung zur Beschickung, in Bezug auf die
Geschichte des Mobels weiter nichts als eine Anzahl in den einzelnen Räumen zerstreuter
Objecte und, sagt Bonnaffe, nvon dieser ganzen Geschichte der Kunst des Trocadero,
die so viele Enthüllungen versprach, ist nichts auf uns gekommen, weder ein Buch, noch
ein Docutnent, nicht einmal ein Katalog.-
In dem ersten Abschnitte seines Werkes schildert der Verfasser in kurzen Zügen
die Mbbelproduction Europaä im 16. Jahrhundert, welche er in sechs Hauptregionen
eintheilt, und zwar England, Flandern, Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien.
Jede dieser Regionen hat ihren speciellen Charakter, in jeder derselben wurden die
wiedererweckten classischen Formen dem eigenen Charakter angepasst. Dass bei dieser
Schilderung sammtliche nichtfranzbsischen Länder, Deutschland und Italien mit ein-
begriffen, ziemlich' schlecht wegkommen, kann bei einem Franzosen nicht Wunder nehmen.
Der Deutsche ist für ihn der unbeugsame Gothiker, den die Renaissance mit ihren
Reizen nicht erfasst hat. Der Italiener hat zwar viel Gutes und Schones geschalTen, allein
bei der Holzbearbeitung hat er das Material verleugnet. Nach Bonnaffe ließ nur Frank-
reich dem Material Gerechtigkeit widerfahren. Das Holz nennt er den Lieblingsstoß" des
Franzosen, das Heim soll bei ihm sogar noch mehr geschätzt sein als beim Engländer.
Die französischen Meister haben daher Alles vereinigt, den traditionellen Geschmack und
das ngenie du terroirr, so dass sie fur ihn ohne Rivalen dastehen.
Abgesehen von dieser chauvinistischen Auffassung, die man, wie gesagt, dem
Franzosen zu Gute halten muss, ist die nun im zweiten Abschnitte folgende Schilderung
der Geschichte des französischen Mobels eine äußerst eingehende und gewissenhafte, und
es Ware nur zu wünschen, dass für die Geschichte des Renaissance-Mobels anderer
Länder, zunächst Deutschlands und Italiens, bald ähnliche Specialwerke entstehen mochten.
Bonnafffs Urtheil über die Ausbildung des Formensinnes und die Behandlung des Ma-
teriales in den Nachbarlandern Frankreichs würde dadurch gewiss modificirt werden
Die französische Renaissance theilt BonnatTe in zwei Perioden. Die erste ist die Früh-
renaissance, die den Spitzbogen mit dem Halbkreis, das Maßwerk mit der Arabeske, den
Spindelbaluster mit der Fiale verbindet. Der ganze Aufbau des Möbels ist noch gothisch.
Sie endet mit dem letzten Regierungsjahre Franz I. Die zweite Periode beginnt mit der
Schule von Fontainebleau, 1530. Sie führt die antiken Ordnungen ein, mit ihrem ganzen
7333i
Gefolge von Cartouchen. Guirlanden, Masken, Götter- und Heroengestalten. Der Mbbelbau
lost sich von der Bautischlerei gänzlich los, der Bildhauer erhält das Uebergewicht und
dem bisher fast ausschließlich verwendeten Eichenholze wird das geschmeidigere Nuss-
baumholz vorgezogen. Diese Periode endet mit Heinrich lV. im dritten Abschnitte
bringt der Verfasser eine nach localen Schulen abgegrenzte nCieographie des MÖbCiSn
Zunächst tritt er der Meinung entgegen, dass sich für die Mobelproduction keine Zonen
aufstellen lassen, weil der Holzbildhauer mit seinen wenigen Werkzeugen leicht wandern
könne. Durch die in Kirchen und Palästen noch vorhandenen, unbeweglichen Holzarbeiten
aber, als Chorstuhle, Orgeltribunen, Sacristeischränke, Karninverkleidungen etc., deren
Verfertiger aus Urkunden und Rechnungslegungen bekannt geblieben sind, sowie durch
die im Privatbesitz und in kleinen Provinz-Museen sesshaften Obiecte, ist es jedoch dem
Verfasser meglich geworden, die geographische Vertheilung des französischen Möbels im
I6. Jahrhundert zu skizziren. Er führt uns zehn Gruppen vor, wobei er stets die Haupt-
Productionsorte und die in der Heimat gebliebenen, sowie auch die nach Auswärts
berufenen Meister aufzahlt. Diese einzelnen Gruppen sind t. Nordfrankreich mit
Lille, Arras, Valenciennes, Abbeville, Beauvais und Amiens; z. die Normandie mit
Rauen und Dieppe; 3. die Bretagne; 4. das Haupt aller Schulen, die lle de France
mit Amboise, Tours, Blois, Chambord, Fontainebleau und Paris,l wo unter dem Schutze
der Herrscher und von den ersten Künstlern gestutzt, die herrlichsten Werke entstanden
sind; 5. Champagne, Lorraine; 6. Bourgogne; 7. Lyonnais, wobei derVerfasser,
wie zu wiederholten Malen in seinem Werke, diesesmal an der Hand von Rechnungs-
legungen der Tradition entgegentritt, als ob italienische Arbeiter auf französischem Boden
Fuß gefasst hatten; 8. Provetice, Comtat; 9. Auvergne mit Clermont; 10. Lan-
guedoc und Gascogne mit dem, nur dem Stuhlwerk von Amiens an die Seite zu
stellenden Hauptwerke der Holzschnitzkunst der französischen Renaissance, den 1x3 Sitzen
des Chorgestühls von Sie Marie d'Auche.
Die weiteren Abschnitte des Buches behandeln der Reihe nach die verschiedenen
Gattungen von Möbelstucken sammt ihren Unteranen, ihre Verwendung, ihren Platz irn
Zimmer unter gleichzeitiger Aufzahlung der in den verschiedenen Museen und Privat-
sammlungen enthaltenen seltenen Repräsentanten. Es sind hiebei berücksichtigt die
Museen des Louvre, des Hotel Cluny in Paris, die Museen von Lyon, Diion, Besaneon,
Nancy, Compiegne, die Privatsanimlungen von Rothschild, Spitzer, Foulc, Chabrieres-
Arles in Paris, Veuve Rnugier und Veuve Dardel in Lyon, ln diesen Abschnitten werden
besprochen Die Truhe, das Dressoir oder Buffet bei welcher Gelegenheit BonnaiTe
die Benennung iCredenzu als historisch nicht begründet zurückweist, der Schrank,
das Cabinet; ersterer zunächst als feststehender Wandschrank, erst gegen die Mitte
des Jahrhunderts als selbständiges Möbel auftretend; das Cabinet, der Luxusschraiik
par excellence, dazu bestimmt, die Schmuck- und Toilettegegenstande der Frau aufzu-
nehmen. Weiters folgt der Tisch, das Bett und der Sitz mit all' seinen Unterarten.
Ein weiterer Abschnitt enthalt die Beschreibung der ganzen Einrichtung einiger, theils
im Originale, theilsdurch schriftliche Ueberlieferung auf uns gekommener lnterieurs, so
das Schlafzimmer Claude Goufüefs 1570, die einzelnen Raume des Palais der Catharina
von Medici in Paris und die eines Baderaumes des Philipp von Cleves t5z7.
Der letzte, elfte Abschnitt enihalt interessante geschichtliche Daten über die Zunft
der Mübelbauer huchers, menuisiers, ihre Werkzeuge, ihr Material, ihre Verfahrungs-
weisen und ihre Taglohne. Den Schluss des ganzen Werkes bildet der Abdruck der
von Heini-iclilll. bestätigten Statuten der geschwerenen Meister von Paris, nach dem bisher
noch nicht edirten Manuscripte der Nationalbibliothek zu Paris. H-g.
Das Möbel. Ein Musterbuch stilvoller Möbel aus allen Ländern in histo-
rischer Folge aufgenommen und herausgegeben von A. Lainbert
und E. Stahl. Stuttgart. J. Hoffmann. Fol. i.-4. Liefg. M.
Das auf t6 Lieferungen zu je sechs Tafeln berechnete Werk umfasst Möbel aller
Stilperioden vom altagyptischen bis zum Empire, in verschiedenen Techniken repro-
ducirt. Nach den vorliegenden vier Lieferungen erscheint das Unternehmen recht ver-
dienstlich, da die darin gebotenen Möbel zum größten Theile ihre erste Veröffentlichung
Enden und auch die Auswahl eine glückliche zu nennen ist. Auf den kurzgefassten
zweisprachigen deutschen und französischen Text haben die Herausgeber wie sie
selbst gestehen weniger Werth gelegt. R8,
Zweite Gruppe der kunsthistorischen Sammlungen des A. h. Kaiser-
hauses. Führer durch die k. k. Ambraser Sammlung im unteren Bel-
483
vedere. Vierte umgearbeitete Auflage. Bearbeitet von Director
Dr. Albert Ilg und Custos Wendelin Boeheim. Wien, 1887. 8".
VI, x39 S. 35 kr.
Gleich bei seiner ersten Ausgabe im Jahre 187g wurde der obengenannte v-Führeru
allerseits und besonders in fachwissenschaftlichen Kreisen mit ungetheilter Anerkennung
begrüßt. Es ist daher nicht nothwendig, über die vierte Auflage des recht hübsch aus-
gestatteten Buches, das schon seinerzeit als das Muster eines Führers durch eine Kunst-
sammlung bezeichnet wurde ein Satz, der auch heute noch seine volle Geltung
behält --viele Worte zu machen, aber es obliegt dem Referenten die Pflicht, darauf hin-
zuweisen. dass die Verfasser ihre seither im Dienste anderer wissenschaftlicher Arbeiten
neugewonnenen Resultate ltunstgeschichtlicher Forschung bereits in der vorliegenden
Ausgabe ihres nFührersl auf das Gewissenhafteste verwerthet und denselben durch
viele Angaben, insbesondere aber durch Beigabe von Marken aus der Waffensammlung
in dankenswerther Weise bereichert haben. R-r.
Prof. Hans Maltarfs Werke in Heliogravure. Verlag von V. Angerer in
Wien, 1887. Fol.
Diese mit rühmenswerthem Eifer betriebene Publication ist soeben bei der n.
Lieferung angelangt und bietet somit in einer Serie von 44 Blättern ein recht anschau-
liches Bild von der erstaunlichen Erf-indungs- und Gestaltungsltraft sowie von der uner-
müdlichen Thatigkeit des allzu früh dahingeschiedenen Meisters. Alle Richtungen, nach
welchen sich seine so eigenartige Begabung äußerte, sind durch wohlgelungene Repro-
ductionen charakterisirt. Die Porträts, in welchen Makart stets das lndividuelle in das
Typische umzugestalten wusste, seine farbenprächtigen Bilder aus Aegypten, seine
mannigfaltigen und stets so reizvollen genreartigen Compositionen werden tuns in einer
Reihe von Abbildungen vorgeführt. Zu einer interessanten Folge von neun Bildern ist
bereits die Publication der meist unvollendeten Darstellungen aus dem Nibelungen-
Cyklus angewachsen. Zu den weniger bekannten Arbeiten des Meisters dürften unter
Anderem auch die originell ersonnenen Allegorien der vier Tageszeiten zahlen. Aus der
Zahl seiner Historienbilder und jener Gemälde, in denen Bacchantinnen und Faune die
Hauptrolle spielen, liegt uns ebenfalls schon eine Reihe der hervorragendsteu Sshopfungen
vor. Endlich hat mit dem Ietzt erschienenen Hefte auch die Publication der für das
kunsthistorische Hofmuseum bestimmten Ltinetten begonnen. F-s.
Bibliographie des Kunstgewerbes.
Vom 15. September bis I5. October 1887.
I. Technik u. Allgemeines. Aesthetik.
Kunstgewerblicher Unterricht.
Bestien. Coure de projections et de per-
spective. 8'. xz p. de texte et 32 plan-
ches. Mons, Monceaux. fr. 3.
Bonnassieux, P. Un trousseau sous le
Directoire. Bulletin de la societä de
l'histoire de Paris et de Yile-de-France,
XIV, z.
Buff, A. Das Augsburger Kuristgewerbe
während der letzten drei Jahrhunderte.
Allg. 25., Beil. 2.58, 2.59, 270, 271-
Du Bois-Reymond, E. Friedrich ll, in
der bildenden Kunst. Rede zur Feier
des Jahrestage Friedrich's lI. in der
Akademie der Wissenschaften zu Berlin
am 27. Januar 1887 geh. gr.8'. 56 S. mit
Titelholzschn. Leipzig, Veit dt Camp.
M. rzo.
Fachabtheilung, Die, der gewerblichen Fortv
bildungsschule in München. Zeitschr. f.
gew. Untern, ll, 7.
Falke, J. v. Der französische Geschmack.
Unsere Zeit, 9.
Gefahren, Die, für die gedeihliehe Weiter-
entwicklung unserer gewerblichen Lehr-
anstalten. Zeitschr. f. gew. Unterm, ll,
Giraud, J. B. L'art industriel en Province.
L'art, 560.
Goller, A. Ueber ein neuentdeelttes Ge-
setz der Form-Aesthetik. Archiv f. kirch-
liche Kunst, XI, 6.
Handwerkerschule Berlin.
z. D. Maler-Journal, 39.
Jahre, Fünfzig, Kunstgewerbe in England.
Bl. für Kunstgevn, XVl, 8.
Kägi, G. Bericht über eine Studienreise
nnch Paris. Schweiz. GewerbehL, 18.
Kunstgewerbe, Tiroler. D. Handels-Mus, 39.
Correslx- Bl.
Lemlin J. Der Phototechniker und die
Hausindustrie. Mittlxeil. über vorzügliche
Methoden zum Verzieren von Glas. Por-
zellan, emaillirte Waaren, Holz, Papier-
mache, Geweben etc. Mit besond. Rück-
sicht auf die Wiedererhebung der im 14.
bis 17. Jabrh. im Rheinlande blühenden
Steingut-Kunsttöpferei durch die Anwen-
dung neuer Hilfsmittel der photogr. Optik,
Chemie etc. Aus den Notizen eigener Er-
fahrung gesammelt. l. Bdchn. gr. 8'. Vl,
945. Halle, Knapp. M. 1'413.
Luthmer, F. Handfertigkeits-Unterricht
im Knabenhort. Nordwest, 37.
Magne, l... L'Art dans Phabitation moderne.
4'. 78 p. avec 24 gr. Paris, Firmin-Didnt
61 Co.
L'Art dans Phabitation moderne. Re-
vue des arts d6cor., Vlll, 3.
Merz, H. Ueber kirchlichen Schmuck.
Christi. Kunstblatt. m.
Neumann, W. Grundriss einer Geschichte
der bild. Künste und des Kunstgewerbes
in Liv-, Esth- und Kurland vom Ende
des tz. bis zum Ausgang des 18. Jahrh.
Mit 86 Abbild. und Tafel in Lichtdr.
gr. 8'. 134 S. Reval, Kluge. M. 6.
Kunstgeschichtliches aus Narva. Balt.
Monatsschrift, 6.
Riester. Schattirte Ornamente. Vor-
lagen für den Freihandzeichenunterricht.
Fol. 20 Lichtdrucktaf. Karlsruhe, J. Biele-
feld. M. 15.
Schulwesen, Das gewerbliche, in Nassau.
Zeitscbr. für gew. Unterr., II, nach
dem Ber. des Central-Vorst. des Gew.-
Vereines f. Nassau.
Wickhoff, F. Goethe's Briefe aus Italien.
Die Grenzboten, 33.
Zukunft, Die, der Hausindustrie. Nord-
West, 36.
I1. Architektur. Sculptur.
Berliner Architektur, Neuere. Wochenbl.
für Baukunde, 7c.
Demaison, L. Fragments d'un sarco-
phege chretien conserves au musee de
Reims. 8'. to p. et planche. Reims,
impr. Monce.
Froehner, M. Une Collection de terres-
cuites grecques. Gaz. des beaux-arts, oct.
llg, Der Fürstenhof in Bruck an der Mur.
Miuheil. der k. k. Centtal-Comm. N. F.,
Xlll, 3.
Müntz, E. Les tombelux des papes en
France. Gaz. des beaux-arts, oct.
Schneider, Fr. Deutsche Elfenbeinsculp-
turen des frühen Mittelalters. Kunst-
gewerbebL, n.
Semper, Hans. Donatello's Leben und
Werke. Eine Festschrift zum gooiühr.
Jubilaum seiner Geburt in Florenz. Mit
Taf. in Lichtdr. 3'. Vll, 133 S. Inns-
bruck, Wagner. M. 6.
Villari, P. Donatello le sue opere dis-
corso. 8'. p. 33. Firenze, succ. Le Monnier.
L. t.
III. Malerei. Lackmalerei. Glas-
malerei. Mosaik.
Barbier de Montault, X. L'Arbre de
Jesse et la Vie du Christ, vitraux du
Xlllß siecle la cathedrale d'Angers. 8'.
2.3 p. Angers. Germain Grassin.
Bosch, H. Nürnberger Maler des 16. Jahr-
hunderts. Anz. des German. Nat.-Mus.,
ll, 5.
Chataigne, E. Methode pour Papplication
des bronzes sur papier et sur velin au
moyen d'une mixtion composee par E. Ch.
8'. 24 p. Dijon, impr. Damongeot 81
Facadenmalerei, Die, am Rathhause in Frei-
burg i. B. Centralbl. d. Bauverwaltung,
351 35-
Leland, Ch. G. Gesso-Painting. Artlourm,
oct.
Lu cot. Les Vitraux de Peglise Saint-Etienne
eglise cathedrale, sanctuaire, transepts,
choeur et nef principale. 8'. 31 p. Cha-
lons-sur-Marne, Martin freres.
Rathhaussaal, Der, in Hildesheim. Corresp.-
Bl. z. D. Maler-Journal, 39; n. d. nV. Z.-
Rondot, Natalis, Les peintres verriers de
Troyes du XlVe et du XVe siecle. Rev.
de l'art francais, 8.
Schneider, F. Die Fassadenmalerei am
Rathheuse zu Freiburg i. B. Kunst-
chronik, XXll, 45.
Semper, Hans. Wandgemälde und Maler
des Brixener Kreuzganges. Eine Skizze.
Mit 15 Lichtdn-Bildern. 3'. 89 S. nns-
bruck, Wagner. M. 1x40.
Sgraffito-Mittel. Corresp.-Bl. z. D. Maler-
Journal, 4.
Wald stein, Ernst Karl Graf. Die Vigalois-
Bilder im Sommerhause der Burg Rungel-
stein. Mittheil. der k. k. Central-Comm.
N. F., Xlll. 3.
Wappenscheiben, Märkische.
z. D. Maler-Journal, 39.
Wiedererstehung, Die, der monumentalen
Mosaik zu Venedig. Wochenachr. des
Niederbsterr. Gevtu-Vereines, 37.
Woithe, Gust. Bl. Detail-Zeichnungen
bestehend in Rosetten, Ecken, Mitten
und Friesen für Zimmermaler. I. Serie.
Autogr. lmp.-Fol. Leipzig, Scholtze in
Cumm. M. 3.
Corresp.-Bl.
IV. Texlile Kunst. Costüme. Feste.
Leder- und Buchbinder-Arbeiten.
Becker, M. A. v. Ein Hoffest in Schloss-
hof im Jahre 1754. Monatsbl. des Wiss.
Club in Wien, iz.
Braquehaye, M. La manufacture de ta-
pisseries de Cadillac. Gazette des beaux-
arts, oct.
Falke, J. v. Das Haar der Frauen. Vom
Fels zum Meer, 188788, a.
Fritzsche, Gust. Anleitung und Vorlagen
zur Herstellg. geschnittener u. gepunzter
alxdeutscher Lederarbeiten. 4. vollständig
umgearb. u. verb. AuB. mit 127 Original-
zeichnungen nebst einem Vorworte von
A. Weiske. gr. 3'. lV, 31 S. Leipzig, G.
Fritzsche. M. 3.
Ge rspach. Etudes sur la manufacture na-
tionale des Gobelins. Revue d. arts dem,
Vlll, 3.
Ree, P. J. Die beiden Deckel eines Buch-
einbandes vom Jahre 1686. Anz. des
German. Nationalmus., ll, 5.
Spitzenindustrie, Die, in den außerschweize-
rischen Ländern. Schweiz. Gew.-Bl., 19.
Teppich, Ein, mit Ahnenwappen. Gobelin
vom Jahre 1600 im Museum zu Hildes-
heim. Der deutsche Herold, XVlll, 9.
V. Schrift. Druck. Graph. Künste.
Ap ell, A. Das Werk von Georg Friedrich
Schmidt, Zeichner. Kupferstecher und Ra-
direr. 8'. XlV, 54 S. Dresden, G. A.
Claus. M. 4.
Berling, K. Der kursachsiscbe Hofmaler
und Kupferstecher Heinrich Göding. Neues
Archiv fllr sachs. Geschichte und Alter-
thumskunde, 8. Bd.
Falk. Die Mainzer Breviernusgaben. Cen-
tralblatt für Bibliothekswesen, 9.
Franke, E. Das neue Monugramm. qu.
gr. 8'. 20 Taf. Zürich, Orell, Füßli St Co.
M. z.
George, R. J. Der Verfall des Buchhan-
dels in der ersten Halfte des 18. Jahr-
hunderts. Oesterr. Buchh.-Cnrresp., 40.
Pahnke. Ludwig Richter. Deutsch-evang.
Blätter, 9.
Piglheim's Bruno, Panorama Jerusalem
und die Kreuzigung Christi. Holzschm-
Ausg. gr. Fol. Mit Erläuter. von Dr. L.
Trost. gr. 8". zo S. Stuttgart, Deutsche
Verlagsanstalt. M. 7.
Rembrandt. Allg. Zrg., Beil. 154-256.
Roth. Die Druckerei des Peter Friedberg
in Mainz 1491-1499. Centralbl. für
Bibliothekswesen, 9.
VI. Glas. Keramik.
Emails, Transparente farbige, auf Steingut.
Sprechsaal, 33.
Essenwein, A. Zwei Rococoöfen im Ger-
manischen Museum. Anz. des German.
Nationalmus, ll, 5.
Friedrich, C. Die Stilgeselze des Glases.
Sprechsaal, 37.
Gabler, A. Das Aventuringlas. Centralbl.
für Glasind. u. Keramik, 64.
Garnier, E. La manufacture de Sevres en
Pan Vlll. Gaz. des bcaux-arts, oct.
Gelb- und Rothfarhen von Glas. Ccntralbl.
furGlasind. u. Keramik, 61; n. d. nRevue
scient...
Monceaux, H. Histoire des arls däcoratifs.
36 serie. LesCarrelageshistoriesdumoyen-
äge er de la renaissance, dessins de Ad.
Guillou. 1. vol. 16". 68 et S8 p. avec
grav. Paris. Rouam.
Porzellanfabrik, Die konigl. sächsische, in
Meißen. Centralbl. für Glasind. u. Kera-
mik, 63.
Pottery, Early Persian.
3x24.
Rosa-Email. Spreclisaal, 38.
Soil. Potiers et faienciers tournaisiens. 8'.
zzo p. et zo planches hors texte dont
14 en eouleurs. Tournai, libr. Vasseur-
Delmee. fr. 15.
Töpfer, Ein ungarischer, der um 1680 in
London Porzellan erzeugte. CentralbLfnr
Glasind. u. Keramik, 63.
Verzieren von Glas etc. unter Zuhilfenahme
einer lichtempfindlichen Schicht. Cen-
tralbl. f. Glasind. u. Keramik, 63.
Werkstätten, Die keramischen, und Waaren-
sorten Japans. Sprechsaal, 39.
Zais E. Die Kurmainzische Porzellan-
manufactur zu Höchst. Ein Beitrag zur
Geschichte des deutschen Kunstgewerbes.
Mit Tal". u. 18 Abbild. im Text, gr. 4'.
lX, 186 S. Mainz, Diemer. M. 2.0.
VII. Arbeiten aus Holz. Mobilien.
Chorgestühle aus der Collegiatkirche Sun
Giorgio zu Pirano. Mit Abbild. Mittlteil.
der k. k. Central-Cornm. N. F. Xlll, 3.
Dufourge E. Les Boiseries de In cathä,
drale de Dax. 8'. 13 p. et planches.
Dax, impr. Justere. Extr. du Bull. de la
Soc. de Borda.
enke, A. Zinn-lntarsia für massives Holz.
Mittheil. des Mahr. Gew.-Museums in
Braun, 9.
Rivsalen, E. Musee des arts decuratifs.
Une porte en bois sculpte. Par M. Four-
dinois. Revue de l'arch. XIV, 4.
Truhe, Die. Mittheil. des Gem-Museums
in Bremen, 9.
VIII. Eisenarbeiten. Wafen. Uhren.
Bronzen etc.
Beckh-Widmannstetter L. v. Die
Schlüssel aus den Ruinen der Veste Stu-
benberg in Steiermark. Mittheil. der k.k.
Central-Comm. N. F. Xlll, 3.
Cruciüx, Romanisches, für die Kirche in
Supplingenburg. Archiv f. kirchl. Kunst,
Xl, 6.
Eisenarbeiten, Mittelalterliche. Mittheil. der
k. k. Central-Comm. N. F. Xlll, 3.
Grabkreuze aus Schmiedeisen. Christi.
Kunstblatt, io.
Kingsley, R. G. Some llernish brass.
Art Journal, oct.
The Athenaeum,
Schnütgen. Eine neuentdeckte euchari-
stische Taube. Jahrb. des Vereines von
Alterthumsfreunden im Rheinlande, Heft
LXXXlll.
IX. Email. Goldschmiedekunst.
Bapst, G. Francois et les Diamants
de la couronne. L'Art, 560.
Barbier de Montault, X. Las Emaux
champleves de Limoges au tresor de la
cathedrale de Treves. 8'. p. Limoges,
impr. Veuve Du Courtieux.
Champier, V. Le concours d'orfevrerie
du ministere de Yagriculture. Revue des
arts dem, Vlll, 3.
llg, A. Das Geschenk der Erzherzoge an
Leo Xlll. Die Presse, 1.83.
Ketten, Zwei, vom Ende des 16. Jahrh.
Mit Abbild. KunstgewerbebL, n.
eurnann, W. A. Ueber die bedeutendsten
Limousiner und rheinischen Schmelz-
arbeiten des u. u. 13. Jahrh. auf der
kirchl. Ausstellung in Wien. Mittheil.
der k. k. Central-Comm. N. F. Xlll, 3.
Nntes pour servir l'histoire des emaux de
Nevers, recueillies par un Nivernais. Des-
sins pur Emile Renard. 18'. 49. p. Paris,
Lechevalier.
Veludo, G. La pala d'oro nella basilica
di San Marco in Venezia. 3'. p. 53 con
tav. Venezia, Ongania.,Extr. dell' opera
ull Tesoro di San Marcoc.
X. Heraldik. Sphragistik. Numis-
maiik. Gemmenkunde.
Clericus, L. Eine mittelalterliche Siegel-
kapsel. Der deutsche Herold, XVIll, 9.
Dcschmann. Ueber Funde von gallischen
Münzen und anderen Gegenständen bei
Ober-Laibach. Mittheil. der k. k. Centrai-
Comm. N. Xlll, 3.
Joseph, P. Ueber die Begründung einer
Münzsammlung für die Rheinprovinz.
Westdeutsche Zeitschr. für Geschichte
und Kunst, Vl, 3.
Sallet, A. v. Medaille des Sultan Mu-
hammed ll. Daheim, 49.
Wappenhandschrilt, Eine französische, aus
dem ig. Jahrhundert. Der deutsche He-
rold. XVllI, B.
XI. Ausstellungen. Topographie.
Museographie.
Bestandaufnahme der Bau- und Kunstdenk-
maler des Königreichs Bayern. Wochen-
blatt für Baukunde, 73-76.
Brausew etter. Aus dem Reichenbergcr
Bezirke. Mittheil. der k. k. Central-Comm.
N. F. Xlll, 3.
Fleury, P. de. lnventaire des meubles
existant dans les chäteaux de La Roche-
foucauld, de Verteuil et de La Terne,
la mort de Frangois Vlll. de La Roche-
foucauld 1728. i". 143 p. avec grav.
Angouleme, impr. Chasseignac.
Berlin.
Malkowsky. Die akademische Kunst-
ausstellung. Die Gegenwart, 36, 37.
Rosenberg. Die akademische Kunst-
ausstellung in Berlin. Die Grenzboten, 38.
Bologna.
Esposizione nazionale di belle atti in
Bologna 1888 regolamento. 3'. p. 4. Bo-
logna, tip. Azzoguidi.
Bregenz.
Die Vorarlberger Landesausstellung.
Wiener Abendpost, 111-213.
Dinkelsbühl.
Pohlig, C. Th. Dinkelsbühl in seiner
Vorzeit u. Gegenwart. Mit lllustr. Aus!
Ileitschr. für bild. Kunstn. h. 4". H.
Leipzig, Seemann. 5c Pfg.
Hamburg.
Lichtwark, A. Zur Organisation der
Hamburger Kunsthalle. Die Aufgaben der
Kunsthalle. Die Kunst in der Schule.
8". Vll, 40 S. Hamburg, O. Meißner. M. I.
Karlsruhe.
A.H. Die Ausstellung für Kunstschmiede-
Arbeiten. Mittheil. des Nordhühm. Crew.-
MHS.
Aussteller, Die badischen, auf der Con-
currenz-Ausstellung deutscher Kunst-
schmiede-Arbeiten in Karlsruhe. Bad.
Gew.-Ztg., 37.
Freydorf, A. v. Die Ausstellung für
Kunstschmiede-Arbeiten. Vom Fels zum
Meer, l887I83, z.
Meyer, F. J. Die Concurrenz-Ausstellung
deutscherKunstschmiede-Arbeiten inKarls-
ruhe. KunstgewerbebL, iz.
Köln.
Ausstellung, Die, der Entwürfe für die
Bronzethüren des Kölner Domes. Deut-
sche Bauztg.
a.
Boeheim, W. Archäologische Notizen
über Laa a. d. Thaya. Mitiheil. der k. k.
Central-Comm. N. F. Xlll, 3.
München.
Berlepsch, E. v. Die japanische
Kunstausstellung im Glaspalast zu Mün-
chen. Allg. Ztg., 2.50, z. Beil.
Permanente Kunst- und Gewerbe-Aus-
stellung. Correspondenzbl. z. D. Maler-
Journal, 38; n. d. nV. 2.
Die permanente Kunst- u. Kunstgewerbe-
Ausstellung in d. Theatinerstraße. Sprech-
saal, 38.
Nantes.
Champury, E. Le 'Musee de l'Ora-
toire. Courrier de PArt, 37.
Nevers
Catalogue officiel des exposants et des
produits de Fexposition industrielle de
1887 de la ville de Nevers. 8'. m4 p. et
plan. Nevers, impr. Valliere. 75 cts.
Orleans.
Pelletier. E. Le Musee cle peintures
d'Orl6ans. 3". 18 p. Orleans, Herluison.
Paris.
A. Le Muse national des arts decoratifs.
L'Art pour Tous, 652., 653.
Champien Lu 99 exposition de l'Union
centrale des ans decoratifs. Revue des
ans decon, VIII, 3.
en.
Bouquet, F. Rouen aux principales
epoques de son histoire jusqu'en XIXH
siecle. 3a eaux-forxes et zo vign. aß edir-
4'. VIII, l47 p. Rouen, Auge.
Le Breto G. Les artistes normands
au Salon rouennais en 1882; rapport sur
le prix Bouctot. 8'. 41 p. et planche.
Rauen, impr. Cagninrd.
To rc lo.
Renan, A. Torcellc. Gaz. des beaux-
arts, ocr.
Versailles.
Bosq, P. Versailles er les Trianons.
Ouvrage illustre par ioutzwiller. 8'. VIII,
280 p. Paris, Laurens. fr. 310.
Wien.
Frimme Th. Ausstellung kirchlicher
Kunstgegenstände vom frühen Mittelalter
bis zur Gegenwart. Repertorium für
Kunstwissenschait, 4.
Neuman W. s. Gruppe IX.
Ypern.
Catnlogue du musäe de la ville d'Ypres
et des tnbleaux exposes Fhötel de.
ville. 12'. 96 p. Ypres, Simun Lafon-
teyne. fr. t.
Notizen.
POÖOSITHJJM Donnerstag den 3. November starb der Chef der
k. k. Kunsterzgießerei in Wien, kais. Rath Josef Röhlich im Alter von
52 Jahren.
Ausstellung von Schüler-arbeiten in Innsbruck. Ueber die kürzlich statt-
gefundene Ausstellung der k. k. Kunstgewerbeschule in Innsbruck schreibt Dr. A. Jele
im nBote für Tirol und Vorarlberg unter Anderem Folgendes
Die Mannigfaltigkeit und der Reichthum des in dieser Ausstellung Gebotenen
wurde in diesen Blättern durch eine instructive Revue, welche Besucher und Besuche-
rinnen gewinnt und orientirt, in gerechter und wohlwollender Weise anerkannt. Ein
kunstgewerblicher Praktiker findet selbst im cursorischen Gange durch diese reich
besetzten Säle vielleicht noch Einiges zu bemerken. lhn freut vor Allem, dass nicht
theoretisch und schulmaßig, sondern auch praktisch gearbeitet wird und die Schule den
Schüler fahrt, nicht tyrannisirt. Es sind weniger Schau- uncl Luxusstüclte zur Uebung
und Ausführung gewahlt, denn einfache oder mittelreiche Bedarfsartikel, bescheidene
und doch geschmackvolle Mobiliars, Zierobjecte, welche auch Menschen in mittleren
Lebenslagen erschwingen. Wir haben eine große Popuiarisirung der Wissenschaft, der
Cultur im Allgemeinen, daher verlangen wir auch eine solche im Kunstgewerbe. Tau-
sende suchen Brot und Arbeit darin; sie werden es nur finden, wenn sie nicht für die
obersten Zehntausend allein schier unbezahlbare Schau- und Prunkstncke machen, son-
dern das Heim des volksreichen Mittelstandes gediegen, geschmackvoll, doch relativ
billig ausstatten. Das Schone muss nicht immer theuer sein; es gibt auch eine einfache,
bescheidene Schönheit in strengeren, naiveren Formen, diese heißt es suchen und pflegen.
Jungfriuliche, frühe erwachende Stile haben ihre besonderen Reize. Die üppigen, glanz-
vollen lasse man denen, die nur in der Ueberftille der Formen, in der Kostbarkeit des
Materiales genügend Geld zur Schau tragen können und wollen.
Der Saal mit den Schnitzereien und Drechslereien erfreut durch die Mannigfaltig-
keit des Geborenen, die geschickte findige Wahl handlicher Objecte, durch die Sicherheit
und Reinheit des Schnittes, in den edleren Objecten nicht minder durch die feine Em-
pfindung für Gang und Form. Gewählt sind nur gute, reine Vorbilder wo sich mo-
derne Witze oder Spielereien einschmuggeln, wird man leicht verstimmt.
Die Uebersetzungen aus dem Lineat- und Flachenornament in die Plastik, aus
dem Runden in das Relief, die zarten delicaten Wachsbossirungen, die Stuccophantasien
machen dem Meister alle Ehre. Immer wieder gewinnen wir von diesen Schüler-Ausstel-
lungen die Ueberzeugung, dass für Plastik, auch decorative, die Tiroler allgemeinste Be-
gabung haben. Deshalb wollen wir aber nicht behaupten, dass sie für Pinsel und Palette
kein Zeug besitzen. Gegentheils, seit ein, zwei Jahren bemerken wir die Maltechniken
breiter gepflegt, es wird nicht nur mit Stift, Kreide und Feder, sondern auch mit dem
Pinsel gezeichnet, und damit der Junge zu der Sicherheit und der leichten Vortrags-
weise gebracht, welche den Decorationsmaler macht. Auch in Gobelin-lmitation ist ein
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Versuch gemacht, aber der junge Mann scheint kein echtes Vorbild gehabt zu haben.
Da fällt uns auf, dass für Weberei und Stickerei diesmal so wenig gemacht wurde.
Finden sich dafür keine Interessenten? Oder für Mosaik, oder Bijouterie, oder Leder-
arbeit? Die Metallarbeiten erweisen den tüchtigen werkführenden Meister wie die Bild-
samkeit mancher Schüler. Unsere Metalltechnik kann solchen Nachwuchs mit guter
Schulung brauchen. Auch gebaut wird lustig; -wenn auch keine Paläste und römischen
Villen oder Museen als Luftschlbsser so doch gediegene knorrige Blockhäuser, gemütli-
liche Dorfheims billige Schulhäuser, Bahnstationen; nicht nur .in schmeichelnden
Facaden, trügerisch geschmückt und geschminkt, sondern gründlich mit sorgfältig aus-
gearbeiteten Rissen und Schnitten. Dass sich solch' bescheidene Objecte hübsch und
heiter herausputzen lassen, wollen verschiedene Aufnahmen alter Tiroler Wirthss und
Wohnhäuser darthun, welche wir als Wanderstudien diesmal aus dem Oetzthal geboten
finden. Das sind die kleinen Kunstreisen der Eleven unter der Führung des Alten
die Wandertage des Kunstgesellen. Diese Aufnahmen habe ich besonders gern es sind
Quellenstudien, hinterlegt im Archiv unserer, des Historikers noch immer wartenden
lirolischen Kunstgeschichte.
Die Sntsuma-Fayenoen. Dem in Shanghni erscheinenden nOstafrikan. Lloyd-
entnehmen wir folgende interessante Mittheilungen nUnter Allem, was Japan bisher auf
dem Gebiete der Thonwaaren-lnrlustrie geleistet hat, ist keine Specialitat von solch" her-
vorragendem künstlerischen und historischen WVerthe wie die dem Ende des vorigen
Jahrhunderts entstammenden Steingutgefaße aus Satsuma. An Vollkommenheit der
Technik, edler Gestaltung und zartsinniger Decoration erheben sie sich weit über alle
anderen Erzeugnisse dieser Art. Die landlauhgen Begriffe von dem. was man unter antiker
Satsuma-Fayence versteht, sind gleichwohl größtentheils irrig. Die Anfange der Satsuma-
Industrie reichen bis zum Beginne des 17. Jahrhunderts zurück, als der Daimio Shitnazu
Yoshihiro gelegentlich seiner Rückkehr von Korea einige koreanische Töpfer mitbrachte,
welche sich in Satsuma niederließen. Die Erzeugnisse aus jener frühen Periode hatten
indessen einen ziemlich veralteten Charakter und bestanden aus harter Pfeifenthonerde
mit grauer Glasur; die decorativen Linien waren unter der Glasur eingeschnitten. immerhin
haben die Fayencen aus jener Zeit historischen Werth. Darf man einer fest eingetvur-
zelten Ueberlieferung Glauben schenken, so war es um das Jahr i67o, als Tangen, ein
Schüler des berühmten Tiinyu, in einer dem Daimio gehörigen Fabrik die ersten,
mit buntem Emailschmuck bedeckten Fayencen herstellte. Diese Satsuma-Tangengefäße
gehören zu den seltensten Schätzen der japanischen 'l'honiiidustrie und sind selbst in
Japan zur größten Seltenheit geworden. Die Thonofen von Satsuma waren im 17. Jahr-
hundert nur wenig beschäftigt, und ihr Ruf ging allmalig verloren. Im Jahre 1700
indessen ließ Prinz Yeio die Fabrik durch Kin und Kuwabara wieder herstellen, und
diesen verdanken wir jene merkwürdige Specialitiit, die sich durch feinkorniges Material,
zartrissige Glasur und eine Thonmasse, welche an Harte dem Elfenbein gleichkommt,
auszeichnet. Das Decor war das herkömmliche Email von Blumen und Drachen. Es ist
speciell diese letztere Gattung, welche den Ruf der Satsuma-lndustrie gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts begründete. Diese alten Satsuma-Fayencen kamen niemals in den
Handel, sondern wurden ausschließlich für den Prinzen Yeio, dessen Verwandte und
Freunde oder für den Hof angefertigt. Was scharf ausgeprägte Modellirung, brillantes,
in zarten Farben aufgetragenes Email, Vergoldung, Vollkommenheit des Materinles und
der Glasur betrifft, so gibt es wohl nichts Aehnliches. Vergleicht man insbesondere die
heutige, auf den europäischen Bedarf berechnete Massenproduction von Steingutwaaren
in Satsuma, so wird man erst gewahr, wie groß der Unterschied ist zwischen dem
antiken und modernen Erzeugnisse, welch letzteres nun allerorten den Markt über-
schwemmt. Es gibt wenig Sammlungen, die nicht sogenannte Satsuma-Fayencen ent-
halten; thatsichlich aber werden in England kaum ein Dutzend echte Exemplare zu
finden sein. Trotzdem ist es durchaus nicht leicht, antike Erzeugnisse von modernen zu
unterscheiden, es sei denn, dass man die einzelnen Gegenstände hinsichtlich des Kornes,
des Glasurnetzes, des Emails und der Vergoldung mit größter Aufmerksamkeit und
lange betrachten
Spender Fullorton Ba1rd, der Director des Nationalmuseiims und Secrctar
der Smithsoniiin-lnstitution in Washington, ist Freitag den I9. August c. zu Woods-Hall
gestorben.
Für die Redncrion verlmwortlith J. Folnuic und F. Ritter.
Selbstverlag des k. Oesterr. Museum! Eir Kunst und Industrie.
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