""31- MITTHEILUNGEN WEN-
Vierter Jahrgang. 15. October 1868.
k. k. österr. Museums für Kunst Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.
Am 15. einen jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. ö. W.
Redaeteur Dr. G. Thu. Expedition von C. Gerolfs Sohn. Man abonnirt im Museum, bei
Gemld Camp" durch die Postanstalwn, sowie durch alle Buch- und Kunsthandlungeu.
nun m. Kunsllxhen Wien im um m61. Snhluuherinhl über die Beichuuhergor Ausstellung.
m. kunxugewcrhliche Aussvullung Prag, Klonen Mlhheiluugeu.
Das Kunstleben Wiens im Jahre 1867.
Aus dem "Berichte über den Handel, die Industrie etc. in Nieder-Oesterreich während
des Jahres 1867, erstattet von der Handels- und Gewerbekammer in Wien."
Wien, bei Sommer, 1868.
Die Geschichte aller Zeiten zeigt den grossen EinHuss, welchen die
eigentliche Kunst auf Kunstgewerbe und Industrie nimmt, und die Erfah-
rungen, welche Wien speeiell in den letzten Jahren gemacht hat, sind ganz
geeignet, diese Thatsache zu bestätigen. Diejenigen, welche es mit der Ent-
wicklung der österreichischen Industrie ernst meinen. und welche wissen,
dass die Schönheit der Waare nicht blos dazu beiträgt, den Preis dersel-
ben bedeutend zu erhöhen, sondern auch den Markt für diese Waaren zu
sichern und zu erweitern, müssen daher den Gang der Entwicklung der
Kunst aufmerksamen Auges beobachten.
Auf dem Gebiete der eigentlichen Architektur und insbesondere
der Monumentalarchitektur steht Wien gegenwärtig an der Spitze der
gesammten deutschen Kunst. Die Bauküustler, wie Ferstel, Hausen,
Fr. Schmidt und der jüngst verstorbene Van der Nüll, nehmen unter
ihren Fachgencssen in Europa einen ersten Rang ein. Aber auch unter
jenen Architekten, welche nicht in dieselbe Kategorie zu stellen sind,
oder noch keine Gelegenheit bekommen haben, monumentale Werke in
grossem Style auszuführen, gibt es Künstler von nicht gewöhnlicher Be-
gabung und von gründlicher Fachbildung.
Es muss als ein entschiedener Vortheil für dieKunst undKunstinclu-
lilie Wiens bezeichnet werden, dass diese Künstler verschiedene Stylrich-
tllngen beherrschen, und dass dieselben unabhängig sind in ihrem künstleri-
schen Denken nnd Handeln von den Richtungen der Mode-Architektur
und von dem Nachahmen französischer Bauweisen. Denn es handelt sich
Weniger darum, fremde Impulse aufzunehmen, als darum, kräftig genug
zu sein, um selbstständig Impulse zu geben.
13
ZUU
Das Architekturleben Wiens auf dem Gebiete der monumentalen
Kunst hat daher den doppelten Vortheil der Mannigfaltigkeit der Styl-
richtungen und der geistigen Selbstständigkeit der einzelnen Leistungen.
Wien muss ein sorgsames Auge darauf haben, dass diese Supre-
matie erhalten wird, und dass die grossen Bauten Wiens in die Hände
hervorragender Künstler gelegt werden.
Die Kirchenbauten, die im Jahre 1867 theils entstanden, theils im
Fortbaue begriffen sind, gehören ausschliesslich der gothischen Stylrich-
tung an. Die Votivkirche. der glänzendste neuere Kirchenbau des Conti-
nents, schritt so weit vor, dass im August 1868 an den beiden Thürmen
die Aufsetzung der Kreuzblume vorgenommen werden konnte. Die Weiss-
gärber-Pfarrkirche und die Pfarrkirche in Fünthaus liegen in den erfah-
rrnen Händen Fr. Schmidfs; erstere ist ein Langbau mit einem Thurme
an dt-r Facadc und der andere ist wohl der erste gothische Centralbnu.
der in neuester Zeit aufgeführt wird. Auch die Restauration der Stephans-
kirche macht erfreuliche Fortschritte.
Von den Monumental-Qtaatsbauten ist aus dem verdossenen
Jahre leider nur die Rossauer Caserne vollendet. Der Concurs für die
grossen Museenbauten hat zu keinem befriedigenden, vielmehr zu einem
unerquicklichen Ende geführt; dagegen wurde principiell genehmigt der
Bau des österreichischen Museums für Kunst und Industrie, der im Re-
naissaucestyle aufgeführt werden wird und dem Architekten Prof. Ferstel
übergeben wurde. Auch der Neubau der Universität ist vorzugsweise in
die Hände dieses Künstlers gelegt worden. Im Jahre 1868 sollte noch
sowohl der Grundstein für das österreichische Museum für Kunst und In-
dustrie, als für das chemische Laboratorium der Universität gelegt werden.
Unter den Palastbaute die im Jahre 1867 gebaut wurden, nehmen
das Palais des Erzherzogs Wilhelm, erbaut von Hausen, und das Pa-
lais des Erzherzogs Ludwig Victor, erbaut von Ferstel, den ersten
Rang ein; auch das Künstlerhaus, erbaut vom Architekten Weber, ist
mit Auszeichnung zu nennen. Es muss als ein besonderer Fortschritt in
den palastartigen Hausbauten erwähnt werden, dass hervorragende Private
den Bau derselben den ersten Architekten anvertrauen so Herr Ritter von
Wertbeim dem Architekten Ferstcl, Herr v. Klein dem Architekten
Tietz, Herr v. Epstein dem Architekten Hans en. Mit ganz besonderem
Nachdrucke muss das prachtvolle Lagerhaus erwähnt werden, welches
Herr Philipp Hass. eine der ersten Zierden unseres Bürgerstaudes, nach
dem Plane des Architekten Van der Nüll am Graben erbauen liess.
Auf diesem Gebiete schliesst sich die Commune Wiens leider nicht
den Fortschritten der Architektur an; sie baute ihre Communalbauten
zwar anständig, aber nicht mit Rücksicht auf die vorgeschrittenen An-
schauungen der Architektur.
In dem Palastbau und in dem höheren Wohnhausbau herrscht aus-
schliesslich der Renaissancestyl vor; bei den besseren Bauten fast durch-
wegs mit bevorzugter Rücksicht auf griechische Bauformen oder auf Vor-
bilder der italienischen Renaissance.
So glänzend es mit der Architektur bestellt ist, so viel lässt die
Sculptur zu wünschen übrig; es fehlt gleichmässig an einer guten Schule
und an einer richtigen Verwendung der vorhandenen Kräfte. Auch sind
die Preise, welche für Statuen gezahlt werden, in der Regel so niedrig,
dass man sehr gut begreift,warum wenige gut durchgebildete und durch-
studirte Figuren hier gemacht werden.
Die Figuren der Elisabetbbrücke haben im Ganzen wenig Beifall
gefunden. Die Verhandlungen der Commune wegen der Figuren der
Schwarzenbergbrücke im vorigen Jahre sind im Schoosse des Gemeinde-
rathes verschleppt worden, und es ist noch sehr fraglich, ob die Figuren
überhaupt zur Ausführung kommen werden. Dagegen ist die Jury über
das Schubert-Monument zu Ende gekommen und hat die Ausführung dem
Bildhauer Kundtm ann gesichert.
Die hiesigen Bildbauerzustiinde üben auch einen nachtheiligen Ein-
duss auf die Kunstindustrie aus; das Plastisch-Figuralische lässt bei den
Leistungen unserer Kunstindustrie viel zu wünschen übrig.
Dieser Situation entsprechend, waren auch die Erfolge auf der Pa-
riser Weltausstellung. Während die Architektur einen graud prix und
drei Medaillen errungen hat, hat es die Bildhauerei nicht einmal zu einer
ehrenvollen Erwähnung bringen können.
Das Scbwarzenberg-Monnment wurde von Professor Hahnel in
Dresden ausgeführt, der schöne Erzguss hat in der k. k. Erzgiesserei
stattgefunden. So lange die Privatbronzeanstalten nicht mächtig genug
sind, Ateliers für den monumentalen Erzguss zu halten, müssen alle An-
strengungen gemacht werden, dass die kais. Erzgiesserei, welche in Hrn.
Poenninger einen intelligenten Leiter hat, fortwährend Beschäftigung
linde. Aus diesem Grunde war das österreichische Museum bemüht, die
Aufmerksamkeit des Publicums auf die Bleitiguren Raphael Donner's
auf dem neuen Markte in Wien zu lenken, deren Ausführung in Erz seit
Jahrzehnten bereits der Wunsch aller intelligenten und patriotischen
Kunstfreunde Wiens ist.
Die Historienmalerei entzog sich im Jahre 1867 fast ganz den
Blicken der Oelfentlichkeit.
Nichtsdestoweniger ist sowohl im Opernhause als in der Ruhmes-
halle des Arsenals vor der Belvederelinie rüstig gearbeitet worden. Moriz
von Schwind, ein Wiener von Geburt, hat seine Fresken in der Loggia
des Opernhauses beendet, und dieses originelle und geistvolle Werk muss
umsomehr hervorgehoben werden, als Schwind in früheren Jahren in
Wien nie beschäftigt wurde, das sechzigste Lebensjahr bereits über-
schritten hat und dieser Auftrag der erste war, welcher das Andenken
13'
dieses Künstlers seiner Heimat dauernd sichert. Auch Prof. Eng erth
setzte seinen Cyclns der Bilder aus Figards Hochzeit fort, sowie Prof.
Blaas seine Schlachtenbilder in der Ruhmeshalle des Arsenals. Dem
Publicum werden diese letzteren wohl auch im nächsten Jahre noch nicht
zugänglich werden.
Auf dem Gebiete der De coratio maler ei müssen mit besonderer
Auszeichnung hervorgehoben werden die ornamentalen Arbeiten von
Sturm und die Decorationsarbeiten von Laufberger, Hoffmann,
Griepenkerl u. s. f. für das neue Hofoperntheater. Der Aufschwung,
den die Decorationsmalerei fir die scenische Darstellung auch auf anderen
Theatern nimmt, darf nicht unbemerkt bleiben. In früheren Zeiten war
Wien auf diesen Gebieten zurück, nicht blos hinter den prachtvollen
Decbrationsmalereicn von Paris und London, sondern auch hinter denen
von Berlin. In den letzten Jahren hat sich die Decorationsmalerei hier
wesentlich gebessert.
Ueber die Bedeutung des neuen Opernhauses in seiner Beziehung
zur Kunstindustrie ein Schlussurtheil abgeben zu können, wird man erst
dann berechtigt sein, wenn der Bau vollendet dem Publieum zur Be-
niitzung wird übergeben werden.
Von ganz besonderer Bedeutung ist für das gesam-mte Gebiet der
Industrie jener grosse Kreis von Kunstübungeu, welche der Ausdruck
ei umfasst. Aquarellmalerei, Kupferstich, Holzschnitt,
Chromolithographie u. s. w. sind Kunstzweige, welche in diesen Kreis
hereingehören.
Die Berufung des Kupferstechers Prof. Louis akoby an die Aka-
demie der bildenden Künste und die Bemühungen desOberst-Kämmerers
Grafen Crenneville zur Beförderung des Kupferstiches sind Fort-
schritte, welche in der Zukunft gewiss ihre gutenF rächte Hagen werden.
In der Chromolithographie hat sich Herr Grefe, in der Xylogra-
phie Herr v. Waldheim Verdienste gesammelt.
Andere Zweige der zeichnenden Künste hingegen Radirun
Lithographie, finden noch vicl zu wenig Beachtung von Seite des
Publicums, als dass Künstler diesem Zweige mit Erfolg sich zuwenden
könnten. Auch finden sich bei uns sehr wenige Verleger für illustrirte
Werke und so bleibt Frankreich, Deutschland insbesondere Berlin, Eng-
land, Belgien, der österreichischen Monarchie auf dem ganzen Gebiete
der zeichnenden Künste weit überlegen. Es werden grosse Anstrengungen
gemacht werden müssen, um Versäumtes nachzuholen, und die Kunst-
technik Oesterreiehs auf die Höhe zu bringen, dass wir in diesen Kunst-
zweigen mit dem Auslande concurriren können.
Auch die Gravir- und Ciseleurkunst bedarf noch einer grossen
Unterstützung.
Auf dem Gebiete der kunstindustriellen Technik müssen die
Bestrebungen des Chemikers Herrn Kosch, die Einführung des
Emails in die Bronzeindustrie, die schönen galvanoplasti-
sehen Leistungen des Herrn Haas, die Bemühungen hervorragender
Industrieller zur Hebung des Geschmackes in der Glasindustrie, inder
Teppich- und Seidenweherei und der Stickerei besonders her-
vorgehoben werden.
Es ist bekannt, wie bedeutend derEinHuss derKunst auf den Zweig
der sogenannten Wiener Modeartikel" ist, welchen die Etablissements
der Herren Klein, Rodeck und Rosen berg in glänzenderWeise ver-
treten. Herr Ratzersdorfer hat eine Reihe von Goldschmiedarbeiten
ausgeführt, die mit zu dem künstlerisch Vollendetsten gehören, was in
Mitteleuropa zur Erscheinung kam. Mit besonderer Auszeichnung müssen
vom Standpunkte der Kunstindustrie die Leistungen der Buchbinder
Groner, Rollinger und Girardet genannt werden.
Unter diesen Verhältnissen tritt die Bedeutung selbstständiger kunst-
gebildeter Zeichner immer mehr in den Vordergrund. Im verflossenen
Jahre waren es vorzugsweise die Zeichnungen des Herrn Storck und
seiner Schüler V.Teirich und Feldscharek, des Architekten Groner,
des Professors Klein fiir Glasmalerei, der Herren Fischbach und
Sodoma und der Zeichner der Firma an welche sich verdiente An-
erkennung zu verschaffen wussten.
Hand in Hand mit den Bestrebungen, stylgerechte Elemente in die
Kunstindustrie Wiens einzuführen, geht die Aufnahme einer auf wissen-
schaftlichen Grundlagen beruhenden ästhetischen Kritik der modernen
Kunstindustrie.
Von den Kunstschulen mögen folgende That-acheu verzeichnet
werden
An der Akademie der bildenden Künste hat die Architek-
turschule eine Organisation erfahren, welche mit dem neuen Statut der-
selben im Zusammenhange steht, und diesem vollständig entspricht. Das
Museum der Gypsabgiisse daselbst hat grosse Bereicherungeu erfahren
und ist sehr zweokmässig aufgestellt.
An der Bauschule des polytechnischen Institutes sind die
Lehrmittel zweckmä-ssig erweitert und das früher vernachlässigte Frei-
hand- und Ornamentzeiehuen sowie das vModellirou in den Kreis der
Lehrgegenstände eingeführt worden.
Das Statut der Kunstgewerbeschule des Museums hat die
allerhöchste Genehmigung erhalten, und diese Schule ist um 15. October
1868 eröffnet worden.
Die Pariser Ausstellung hat im verflossenen Jahre in den weitesten
Kreisen die Ueberzeugung wach gerufen, dass der Zeichenunterricht
im Grossen gefördert werden muss. Es wird viel Energie und
ZIU
viel Intelligenz nöthig sein, um auf diesem Gebiete zu praktischen und
erfreulichen Resultaten zu gelangen. Was in den letzten Jahren bei der
Organisation der Realschnlen für den Zeichenunterricht geschehen ist,
berechtigt zwar nicht zu grossen Hoffnungen, aber man darf wohl nicht
ganz verzweifeln, dass der Zeitpunkt kommt, wo über Realschnlen, Ge-
werbeschnlen und über den Zeichenunterricht in denselben aus einer an-
dern Tonart wird gesprochen werden, als in den Zeiten des Unterrichts-
rathes. R. v. E.
Schlussbericht über die Reichenberger Ausstellung.
Das Comite für die Ausstellung des Museums in Reichenberg hat
soeben den Schlussbericht dieser Ausstellung an die Direction eingesen-
det, den wir im Nachfolgenden zum Abdruck bringen.
"Die Reichenberger kunstgewerbliche Ausstellung entsprach einem
dringenden Bedürfnisse der Stadt Reichenberg, welches zwar im Allge-
meinen noch nicht genugsamgewürdigt, von einsicbtsvollen, mit den hie-
sigen Geschäfts- und Betriebsverbältnissen vertrauten Männern jedoch
seit langer Zeit tief gefühlt wurde.
Es ist nicht zu leugnen, dass die Hauptindustrie der Stadt, welche
die Erzeugung von reinen sowohl als gemischten Wollwaaren, insbeson-
dere Tuch in sich begreift, in der Neuzeit bedeutende Fortschritte ge-
macht hat; jedoch ist, was die Tnchindustrie anbelangt, erst ein kurzer
Zeitraum verstrichen, seitdem dieselbe sich auch auf die Erzeugung der
nun vorherrschend zur Mode gewordenen gemusterten Stoffe verlegt.
Die Reichenberger Tuchmanufactur beschäftigte sich früher aus-
scbliesslich mit der Production glatter Tuche und leistete in derselben
sowohl was Weberei als Färberei und Appretur anbelangt, anerkannt
Ausgezeichnetes. In der Stutffnbrication wird es jedoch von Brünn über-
ragt, woran vorzüglich die dort im grossartigeren Massstabe betriebenen
Spinnereien, welche es ermöglichen, dass der Producent die von ihm be-
nöthigten Garne jederzeit in beliebiger Qualität und Farbe aus eigenen
Garnhandlungen beziehen kann, ferner die Nähe der Residenz, welche
von wesentlichem Einiluss auf die Richtung der Mode ist, vor Allem aber
die längere Beschäftigung mit diesem Industriezweige-die Ursache sind.
Zur Erreichung einer vollkommenen Concurrenzfähigkeit ist die
Ausbildung des künstlerischen Geschmackes von grösstem Belange und
sind Vorbilder, wie sie die vom k. k. Museum entsendeten Gegenstände
enthielten, gewiss von sehr hoch zu schätzendem Nutzen. Die in Reichen-
berg und der Umgebung im grossartigen Umfange betriebene Erzeugung
vun Kammgarngewebeu und gedruckten Wollstoffen nimmt eine Rang-
stufe ein, die sie unter die ersten dieser Branche einreiht; für diese
Z7!
dürfte die Ausstellung, wenn auch nicht von unmittelbarem Nutzen, so
doch gewiss von grösstem Interesse gewesen sein.
Dass dem zweiten Hauptindustriezweige unserer Gegend, der Glas-
und Glasquincailleriewaaren-Erzeugung, eine Verbesserung in der ge-
schmackvollen, der reinen Kunst entsprechenden ausseren Form ihrer
Erzeugnisse Noth thut, wird allgemein anerkannt und bot die Ausstel-
lung für sie Vorbilder von grösstem Werthe.
Von vorzüglicher Bedeutung jedoch war die Ausstellung Für die in
Reichenherg und Umgebung betriebene Kleinindustrie, welche, so Her-
vorragendes sie in einzelnen Zweigen auch leistet, doch lange noch nicht,
insbesondere was die Geschmacksrichtung ihrer Erzeugnisse anbelangt,
auf der Stufe steht, um die Bahn der allgemeinen Concurrenz mit Aus-
sicht auf einen günstigen Erfolg betreten zu könnenJ Für diese that die
Vorführung ausgewählter Vorbilder besonders Noth und musste die
heurige Ausstellung sehr erwünscht sein.
Es ist auch nicht zu leugnen, dass gerade von dieser Seite her die
Kunde von der beabsichtigten Exposition auf das freudigste begrüsst wurde.
Einen besonderen Werth erhielt die Ausstellung dadurch, dass gleich
von vorneherein dieAbsicht damit verbunden wurde, ein möglichst treues
Bild des Standes eines Theils der österreichischen Gewerbsthätigkeit auf
dem Gebiete der Kunst und Industrie zu gewähren. In dieser Beziehung
kann die Bereitwilligkeit, mit welcher die in dieser Richtung hervorra-
gendsten Wiener Industriellen die Ausstellung beschickten, nicht genug
rühmend anerkannt werden. Die Beschickung von Seite der Industriellen
im Reichenherger Kammerbezirke konnte dem Umfange nach schon des-
halb keine vollkommen entsprechende sein, weil einerseits ein Hauptin-
dustriezweig, nämlich die Baumwollspinnerei und Weberei, so wie an-
dere in hervorragender Weise betriebene Branchen schon durch die Ten-
denz der Ausstellung, welche nur Gegenstände enthalten sollte, die durch
die Schönheit in der äusseren Form und Farbe sich auszeichnen, ausge-
schlossen waren, andererseits die ganze Anlage für eine grossarrige Be-
theiligung nicht berechnet war. Jedoch erschienen auf der Ausstellung
mit Ausnahme des Kottondruckes, der gar nicht vertreten war, fast alle
übrigen Industriezweige des Kammerbezirkes durch einzelne Aussteller
entsprechend vertreten.
Es enthielt die Ausstellung nebst den vom k. k. Museum und den
Wiener Herren Industriellen eingesendeten Gegenständen auch Ausstel-
lungsohjects
1. von Glaswaaren, Spiegeln und Lampen;
2. Kunsttischler- und Holzschnitzarbeiten, dann Vergolderar-
tikeln;
3. Möbel- und Tapezierarheiten;
4. Bildhauerv und Stuccaturarbeiten;
ZIZ
5. von DrechslerwaaremEisen- undStahlwaaren-Erzeugnissen,Draht-
arheiten, Schlosser- und Klempnerarbeiten;
6. Musik-Instrumenten und Büchsenmacherarbeiten;
7. Schafwollwaaren, Tuchen, Stoffen, Wehemustern, Posamen-
tirarbeiten, fertigen Kleidern;
S. Conto-, Copier- und Notizbüchern, Zeichnungen, Buntpapier-
und Drucksorten, Papiermache- und Papiertiechtarbeiten;
9. Kunsb, Bunt- und Weissstickereien, dann Kinderarbeiten;
10. Holzfournieren und Holzgeweben;
11. Photographien
12. Porcellan- und Thonwaaren;
13. Chocolade, Canditen und Caffeesurrogat;
14. Seilerwaaren
15. Kunst- und Galzmteriewaaren, Schülerarbeiten.
Die ausgestellten Gegenstände entsprachen dem Renomme der einzel-
nen Erzeuger, von denen eine grosse Anzahl einen, weit über die Gren-
zen der Heimath reichenden Ruf erlangt haben.
Sehr erfreulich war die Wahrnehmung, dass auch unsere weltbe-
rühmte Glasindustrie in Bezug der noch immer mangelhaften geschmack-
vollen äussern Ausführung im Fortschritte begriffen ist; ebenso zeigte
Denjenigen, welche Gelegenheit hatten, die letzte im Jahre 1852 hier
stattgefundene Ausstellung zu besuchen, die heurige Exposition, dass auch
unser Kleingewerbe seit jener Zeit nicht zurückgeblieben ist. Es darf mit
Zuversicht erwartet werden, dass die vom k. k. österreichischen Museum
fir Kunst und Gewerbe veranlasste Ausstellung von wohlthätigem und
andauerndem Erfolge für unsere Gewerbe begleitet sein wird. und hat
dieses für die österreichische Industrie so hochwichtige Institut abermals
den Beweis geliefert, dass es seine wichtige Mission zu erfüllen weiss
und versteht.
Nicht dürfen übergangen werden die einzelnen Arbeiten der Schü-
ler der technischen Lehranstalten Realschulen und des Prager Poly-
technicums, welche durchgängig von einer treHlichen Leitung Zeugniss
geben und die allgemeine Aufmerksamkeit im hohen Grade erregten.
Was die Theilnahme an der Ausstellung anbelangt, so; war dieselbe
eine entsprechende.
Es wurden Karten gelöst
für das allgemeine Publicum Ei E20 kr. .. 5873,
für die Arbeitnehmer ä. lO kr. .. 1809.
Von den Besuchern dürften die Fremden, darunter viele
aus dem benachbarten Sachsen und Preussen die Mehrzahl
betragen haben; Alle verliessen die Ausstellung mit dem Ausdrucke
grusser Befriedigung.
273
Die Beth eiligung an dem Besuche von Seite der Arbeiter hätte im-
merhin eine noch grössere sein können; doch ist dabei der Umstand in
Rechnung zu ziehen, dass die Mehrzahl derselben in unserer Stadt aus
Tuchmachergehilfen besteht, die bei dem lebhaften Geschäftsgange nur
den Sonntag dazu benützen konnten und theilweise auch noch nicht das
genügende Verständniss von dem praktischen Nutzen des Unternehmens
für sie haben.
Sehr erfreulich war es in dieser Beziehung wahrzunehmen, dass es
sämmtliche in unserer Gegend bestehende Arbeiter-Bildungsvereine sich
zur Aufgabe gemacht hatten, ihren Mitgliedern den Besuch der Ausstel-
lung zu ermöglichen; abgesehen von dem Reichenberger Industriellen-
Bildungsvereine erschienen zahlreiche Mitglieder aus dem Semiler, Gab-
ler, Gablonzer, Haindorfer und Friedliinder Vereine in corpore.
Für abgesetzte 1343 Stück Kataloge 10 lxr. wurden gelöst B. 134.30.
Die Einahmen betrugen H. 1489 80 kr.
Die Ausgaben belaufen sich auf .. ü. 1383 51 kr.
Der Ueberrest dürfte durch die Remunerationen erschöpft werden.
Angekauft wurden von den durch das k. k. Museum zur Ausstel-
lung gebrachten Gypsabgüssen
1. für die Oher-Realschule zu Böhm. Leipa
Katalog Nr. 24, 35, 54, 55, 59, 107, 133, 137,
144, 106 und 163 im Kostenlaetrage von .. H. 32.95
2. für die Haupt- und Realschule zu Jiöin
Katalog Nr. 19, 22, 42, 43, 45, 49, 60, 93, 103, 122,
123, 169, 170, 171, 172, 173, 174 und175 im Kosten-
betrage von .. 31.90
3. für die Unterrealschule zu Königgrätz
Katalog Nr. 32, 36, 63, 64, 57, 78, 79, 71, 29, 110,
116, 126, 128, 136, 151, 152, 155, 168 und 189, im
Kostenbetrage von .. 31.90
4. für die Unterrealsehule zu Königinhof
Katalog Nr. 14, 25, 26, 27, 33, 40, 52, 62, 73, 74,
75, 88, 89, 90, 91, 92, 135, 139, 176, 177 und 179,
im Kostenbetrage von .. 32.-
5. für die Haupt- und Unterrealschule zu Trautenau
Katalog Nr. 50, 56, 61, 72, 76, 94, 95, 96, 97, 98, 99,
100, 111, 112, 119, 120, 134, 138, 148, 154, 168 und
188, im Kostenbetrage von .. 31.95
6. für die Realschule in Nachod
Katalog Nr. 20, 21, 23, 30, 46, 48, 53, 58, 82, 83, 84,
85, 101, 102, 104, 105, 146, 165, 166, 167, 181 und
185, im Kostenbetrage von .. 32.-
274
7. für die Haupt- und Realschule zu Jungbunzlau
dieselben Katalog-Nummern wie für Nachod, mit. d. 32.-
8. für die Unterrealschule in Warnsdorf ingleichen mit 32.-
9. für die Unterrealschule in Friedland ingleichen mit 32.-
10. für die Oberrealschule in Leitmeritz vorbehalten. 31.80
11. für die Realschule in Reichenberg mit 80.-
Zusammen H. 466i
Das Comite unterzieht sich hiermit der angenehmen Verpflichtung,
der löblichen Direction seinen tiefgetTihlten Dank für die Veranstaltung
der heurigen Filial-Ausstellilng in Reichenberg auszusprechen.
Die löbliche Direction hat dadurch unserer Stadt einen Beweis ihres
besonderen Wohlwollens gegeben, den sie stets dankberst anerkennen wird.
Nicht nur haben unsere Grossindustriellen in den durch die Aus-
stellung zur Ansieht gebrachten Gegenständen eine Fülle von anregenden
Vorbildern gefunden, die ihnen, richtig verwerthet, von nachhaltigem
Nutzen sein werden, sondern auch, und zwar insbesondere unserem
Kleingewerbe, das vorherrschend Fir den Localbedarf berechnet, sowohl
in der technischen Ausführung als vorzugsweise in der zeitgemässen
Geschmacksrichtung noch sehr viel zu wünschen übrig lässt und lange
noch nicht in der Lage ist, die Bahn der Concurrenz zu betreten, ist
durch die Ausstellung die Bahn des orlschrittes auf eine Weise vorge-
zeichnet worden, wie nie zuvor.
Das Comite zweifelt nicht, dass die durch die Ausstellung erzielten
Resultate von dauerndem günstigen Erfolge unsere Industrie und
unser Gewerbe begleitet sein werden."
Die kunstgswerbliche Ausstellung in Prag.
theilweissr Beniluung einen rennen... von Dr. s. n. rn hros in der Jünger Zeitung".
"Wie im Leben des Einzelnen. so gibt es auch im Leben ganzer Städte, ja ganzer
Länder Ereignisse, welche zu Wendepunkten werden und früheren Zuständen eine andere
Richtung geben. Für England und dessen Kunstgewerbe war die Eröffnung des Kensington-
Museums ein solches Ereigniss, dessen Resultate in wahrhaft glänzender Weise zu Tage
traten. Sie regten den Wunsch an, auch in Oesterreich eine ähnliche Anstalt zu gründen.
1m Jahre l863 befahl ein kaiserliches Handbillet die Gründung des "österreichischen Mu-
seums fiir Kunst und Industrie" in Wien. Es sollte nicht etwa blos dem Archäologen und
Knnstfreunde eine belehrende Anschauung oder gar nur der rniissigen Schnulust ein glän-
zendes Schauspiel bieten es sollte tief und unmittelbar in's Leben eingreifen. Daher
wurden die Stunden des Besuches so geordnet, dass gewisse davon unter Ausschliessnng
des hlos beschauenden Puhlicums dem Zeichnen, Copiren und Studiren vorbehalten wur-
den; es wurde eine vortreffliche photographische Anstalt, eine Gypsgiesserei damit in Ver-
bindung gesetzt. welche durch zu möglichst niedrig gestellten Preisen verkäufliche, vor-
zügliche Nachbildungen der wichtigsten, merkwürdigsten und lehrreichsten Gegenstände
des Museums liefern; es wurde ein trsßlich geordneter Katalog verlegt und sonst noch
Manches geschah, des neue Institut nutzbringend zu machen. Diese praktische Seite
gibt dem Wiener Museum einen ganz anderen Chnnktcr, als ihn dus nicht minder herr-
üßbß. in seiner Susseren Erscheinung jenem ganz ähnliche Museo naziunule im Palaste
des Bargello zu Florenz hat, wslch' letzteres mehr wie ein Cornpte-rendu aussieht. de"
Florenz über die glänzenden Zeiten seiner Kunstindustrie vor sich selber ablegt. Dass du
275
Museum in Wien in den wenigen Jahren seines Bestehens bereits seine Früchte getragen
und welche es getragen, ist allbekannt."
Aber auch sonst geht das Streben wohlgesinnter Männer unserer Zeit dahin, dem
Kunstgewerbe einen neuen Aufschwung zu gehen, der Unsicherheit des Urtheils, der Zer-
iiahrenheit in den Wünschen und Forderungen des Publicums ein Ende zu machen, dem
Geschmacks des Künstlers die Richtung auf's Echte und Wahre zu gehen, Sinn üir Form-
schönheit, verbunden mit Zweckmässigkeit, Sinn für etwas Höheres und Besseres, als was
das kaufende Publicum elegante Fugen" nennt und als "modern" preist, zu erwecken,
an Stelle der bestimmenden souverninen Laune eben dieses Publicums, welches die Waare
nach seinem Geschmacks verlangt, weil es sein Geld daüir zuträgt und der getiigig ent-
gegen kommenden Nachgiebigkeit des Künstlers, der auf die Kauflust seiner Kunden an-
gewiesen ist wenn man nicht etwa sagen will, dass Künstler und Publicum einander
wechselseitig verziehen und irre machen, durch Bekanntmachung mustergiltiger Werke
aus glücklicheren Kunstzeiten, durch Berichte über neue gelungene Arbeiten, durch Dis-
cussionen und theoretischeAuseinandersetzungen der speciellen Aesthetik des Kunstgewerbes
Einsicht, richtiges Urtheil und guten Geschmack in's Leben zu rufen.
In diesem Sinne dürfen wir die eben eröfnete Junstgewerbliche Ausstellung" in
Prag als ein Ereigniss von grosser Wichtigkeit undTragweite auf das Freudigste begrüssen."
Noch während der Dauer der vorjährigen Pariser Weltausstellung machte dle
Direction des k. k. österreichischen Museums für Kunst uud Industrie in Wien der Prager
Handsls- und Gewerbehammer das Anerbieten, eine bei Gelegenheit jener Ausstellung
erworbene Mustercollection in Prag zur Ausstellung zu bringen, welches Anerbieten die
Kammer mit Vergnügen annahm.
Im Monate Mai des laufenden Jahres wurde zwischen dem Director des Museums
und dem in Wien anwesenden Becretiir der Handelskammer die Verabredung über den
Zeitpunkt und den Umfang der Ausstellung getrolfen, welcher Vereinbarung die Handels-
und Gewerbekammer in der Sitzung am 26. Mai 1868 ihre Zustimmung ertbeilte, indem
sie gleichzeitig den Termin der Erölfnung auf den 1. October l. J. und die Dauer bis zum
Schluss dieses Monates festsetzte und beschloss, mit der Vorbereitung und Leitung der
Ausstellungsangelegenheiten ein vom Präsidium aus Kammermitgliedern sowie aus Kunst-
freunden und Fachmännern ausserhalb des Schoosses der Kammer zu ernennendes Comite
zu betrauen.
Anfangs Juni weilte der Director des Museums B. v. Eitelberger in Prag, um mit
einigen vom Präsidium der Kammer einberufenen Herren die Art der Ausführung des
Näheren zu besprechen.
Am 10. Juli constituirte sich das Comite, dessen Mitglieder wir bereits in frühe-
ren Heften der Mittbeilungen namentlich angeführt haben.
Neben den anderweitigen Vorkehrungen war das Comite vornehmlich darauf be-
dacht, von den ihrn bekannten Knnstschätzen so viel als möglich zu gewinnen, um ein
annähernd vollständiges Bild der kunstgewerblichen Thätigkeit zu erzielen. Seine Erwar-
tungen sind auch nicht getäuscht worden. Mit dankeswerther Bereitwilligkeit sind fast alle
P. T. Besitzer, an welche sich das Oomitd gewendet, dem Ersuchen entgegengckommen.
Andererseits hat sich dem k. österreichischen Museum eine Reihe Industrieller ange-
schlossen, deren Betheiligung von um so grösserem Interesse ist, als in den von ihnen
ausgestellten Erzeugnissen zum grossen Theil bereits der Einduss ersichtlich ist, welchen
das Museum auf jene Zweige der Gewerbthätigkeit ausübt, an deren Wertb die Schönheit
der Form einen wesentlichen Antheil hat.
S0 geschieht nun mit dieser Ausstellung wieder ein wie wir hoden dürfen
bedentsamer Schritt, um die dem Museum bei seiner Gründung vorgesteckte Mission in
ihrer ganzen Ausdehnung zu erfüllen, nämlich seinen befruchtenden Einßuss über das
Weichbild der Reicbshaupt- und Residenzstadt Wien hinaus in alle Theile des Reiches
zu verbreiten. Wohl hat dasselbe es schon in früheren Jahren an Bemühungen in dieser
Richtung nicht fehlen lassen. Es wurden wiederholt Muster, Zeichenwerke und Nachbil-
dungen dargeliehen und ausgestellt, und den Schulen die Anschsdung der von dem Mu-
Wllm gebotenen Lehrmittel empfohlen. Auch fand in Böhmen bereits im J. 186 eine
Filialausstellung, und zwar zu Leitmeritz, statt.
Von grüsserer Tragweite und Nachhaltigkait jedoch dürhen, wie sie auch nach
91116111 grösseren Plane unternommen wurden, erst die Filialausshsllungen in Reichenberg
und Prag sich erweisen, von denen die erstere kürzlich geschlossen wurde, während die
Zweite eben den Blicken des Beschauers enlgegentritt.
"Siß ist für Prag etwas ganz Neues und ist eben so wenig eine blosse archäo-
logische Ausstellung wie die im Jahrs 1861 von dem verdienstvollen Ferdinand Mi-
kßwec angeregte und geleitete, vom Vereine Arsadiß veranstaltete, in der aller-
dings iu der Eile auch viel Rumpelkammergut mitlief; als sie mit jenen Gewerbeausstele
lnngen der dreissiger Jahre zusnmmengeworfen werden darf, die eigentlich nur brillant,
aber kritiklos zusammengestellte Baznrs und mehr aLs geeignet waren, den Anklagen von
Männern wie Falke und Semper zum Commentar zu dienen, wenn auch die damalige
Presse, die ex ofiicio allns Heimische schön und gut fand sogar das "neue Rossthor",
sich vor Entzücken darüber nicht zu fassen wusste, wie wir's zuletzt so herrlich weit
gebracht".
,Welchen Zweck die gegenwärtige Ausstellung hat, wird der Leser schon aus dem
bisher Gesagten entnommen haben. Es sei aber hier statt alles andern eine Stelle aus
dem Einleitungsschreiben der Prager Handels- und Gewerhekammer citirt ,.Seitdem die
Erfolge des Kensington-Muneurns auf der zweiten Londoner und zweiten Pariser Weltaus-
stellung so glänzend zu Tage getreten und seitdem auf der letzten Ausstellung zu Paris
auch der Einfluss des k. k. Museums für Kunst und Industrie zu Wien in unverkennbar
günstiger Weise sich rnanlfestirte, gibt sich in den meisten grösseren Städten das Bestre-
ben kund, ähnliche Anstalten ins Leben zu rufen. In Berlin wurde bereits ein solches
Museum gegründet, in Hamburg, Nürnberg, Cüln legt man eben die Hand daran, und in
Offenbach, Dresden, München ist die Errichtung kunstgewerhlichsr Schulen in Verbindung
mit Museen im Zuge. In ihrem Bemühen, durch Nachbildung und Vervielfältigung der im
Museum ausgestellten Originale mustergiltiger Gegenstände sowohl. als durch Filialaus-
stellungen den Nutzen der Anstalt auch in die übrigen Theile des Reiches zu verbreiten,
machte die Direction des Wiener Museums der Handels- und Gewerbekamrner das Anr
erbieten, in diesem Jahre eine Ausstellung von dessen bei Gelegenheit der letzten Pariser
Ausstellung erworbenen Mustern und vielen anderen Erzeugnissen des Kunstgewerbes in Prag
zu veranstalten."
Durch die herrlichen Gegenstände, welche das k. k. Museum aus Wien eingesan-
det hat, durch die wahrhaft edle Muuilicenz unseres hohen Adels, welcher die Kostbar-
keiten seiner Palüste mit grösster Liberalitüt zur Verfügung stellte, durch das gleiche Eut-
gegenkommen der grossen geistlichen Stifte, durch die Beitrlge aus der eben so kostbaren
als instructiven Sammlung eines der einsichtsvollsten Kenner und edelsten Kunstfreunde
Adalbert Ritter von Lannn durch reiche Zusendnngen der bedeutendsten Indu-
striellen, durch die Vereinigung mnsterhafter alter und überaus gelungener, mit jenen
alten an Kunst und Geschmack wetteifernder neuer Arbeiten ist ein Ganzes entstanden,
das schon für den Gesammtanblick blendend, in den Einzelnheiten eine Fülle von Genuss
und Belehrung bietet."
So entrollt sich nun in dieser Ausstellung ein Bild des von der Kunst getragenen
gewerblichen Schadens, wie es kaum jemals in Prag in solcher Beiehhsltigkeit vor die
Oeifentlichkeit trat. Altes und Neues, den verschiedensten Zweigen Angehöriges, von den
verschiedensten Nationen Herstnmmendes Endet sich vereinigt nur Anregung und Beleh-
rung für Jedennann, namentlich für denjenigen, dessen Beruf es ist, sich mit gleichen
oder verwandten Hervorbringungen zu befassen."
Dem denkenden Gewerhsmanne wird es nicht verborgen bleiben, wie er die an ein-
zelnen Prachtstiicken ausgeprägten Ideen passend bei seinen eigenen, auf ein miissiges
Kaufvermögen berechneten Erzeugnissen in grüsserer Einfachheit und vielleicht auch in
minder kostspieligem Materiale zur Anwendung zu bringen vermag. Bei dem Publicum
im Allgemeinen hinwieder, das als Käufer der Gewerbsartikel auf die Richtung der Pro-
uction einen so bestimmenden Einduss nimmt, dürfte durch das unbsfangene und sinnige
Beschauen mustergiltigcr Gegenstände allmlilich eine Läuterung des Geschmacks zum
Durchbruche kommen, die dem Streben der Männer der Kunst und des Gewerbes nach
reinen, edlen Formen auf das Wirksarnste in die Hände arbeiten wird."
,Um die Riesenarheit einer Art der Aufstellung, welche das Instrnctive und die Be-
quemlichkeit des Besehens mit dem bedeutend und geschmackvoll Wirkenden auf das
Glücklichste vereinigt, haben sich mehrere der Herren Comitemitglieder, vor allen Herr
Friedrich Lippmann Custos des Wiener k. k. Museums, eigens hergesendet und Herr
J. U. Dr. Cornellus chä ner osse Verdienste gesammelt, Mit wahrer Unermiidlichkeit
und mit einer echt wissenschaftlichen und echt künstlerischen Gewissenhaftigkeit waren
die Herren für die möglichst zweckentsprechende Aufstellungsart bemüht, und haben sich
Ansprüche auf den wärmsten Dank erworben. Herr Lipiprnaun hat ferner durch Zusam-
menstellung des gründlich wissenschaftlichen, kritischen und dabei ganz populär gefass-
ten Katalogs den Besuchern der Ausstellung ein unentbehrliches Hilfsmittel geboten."
Der Katalog hat die sümmtlichen Gegenstände in zwei Hauptabtheilungen
zeugnisse der Kunstindustrie der Gegenwart" und Jlters Werke" singereiht,
denen dann noch anhangsweise die Verzeichnisse der Gypsnbgiisse des österr. Museums und
der im galvanoplastischen Atelier des Museums geleitet von Herrn C. Haas angefertigten
Reproductionen beigefügt sind.
In beiden Ahtheilungcn ist das vom österreichischen Museum aufgestellte und auch
in seinen eigenen Sammlungen und Katalogen festgehaltene System zur Richtschnur der
weiteren Gruppirung der Gegenstände genommen worden.
Der Hauptstock der Gegenstände, beiläufig 1000 Katalogsnummern, wurde vom
Museum beigestellt.
Zahlreiche Kunstsammler aller Stände und Vertreter der Wiener und Prager Kunst-
industrie haben die Ausstellung mit werthvollen Objecten bereichert.
Zu der Abtheilung der modernen Kunstindustrie-Gegenstände, welche im
Katalog vnrnngjeschickt ist, haben eine grössere Anzahl von Kunstfreunden, dann die her-
vorragendsten hltablissementsfWiens Beiträge geliefert. In dieser Gruppe sind, indem wir
der Reihenfolge des Kataloges folgen, nachstehende Firmen und Sammler nam-
hah zu machen
Aus Wien
die Herren Philipp as ne in Wien Orientalische Webwaaren und
Stickereien. Tapisserien, Gobelins etc.
die Kunstmstalt von Karl ion in Wien Gewebe und Stickereien;
die Fnbrik der Herren Hlaw sts ch nd sbßry Shnwls;
Fräulein Therese ira ni diverse, selbst angefertigte feine Spitzen;
Se. Excell Graf Edmund Zi Lackir- und Eisenarbeiten;
die Herren Karl und Leopold ro an Anstreicherarbeiten
Herr Weuzel Seiden, die Herren Brix und Anders und Diedzinsky und
Hanus ch Emails und Bronzen;
Herr Leopold Gro er Pruchtalbums, und Herr Rolling Bucheinbinde;
die Herren Gebr. R0 ec und u. dl in ge Ledergalanterie-Arbeiten
Herren J. L. obm yr Glusgefisse und Glasgeräthe;
die Herren Wahlis und Kosc Thongefiisse;
die Herren David Hollenhnch, W. Seiden und H. Cubasch Brouzearheiten;
die Herren ri un ers Goldechmiede- und Bronzearbeiten;
Herr Anton Goldschmiedearbeiten.
Aus Prag und überhaupt aus Böhmen
haben zu der modernen Abtheilung, abermals nach dem System des Museums
und der Prager Ausstellung geordnet, die nachfolgenden Kunstliebhaber und in-
dustriellen Etablissements beigetragen
Herr Jawurek orientalische Stickereien;
Herr Friedr. Wachemann europäische Stickereien, Goldschmiedearbeiten, Eisen-
und andere Metallgegenstäude und Arbeiten aus Holz;
Herr Joh. Jacob Wechselmnnn in Berlin der Pächter der von der k. k. Regie-
rung im vorigen Jahre errichteten Musterwerkstätten für die Spitzenerzenguug im böh-
mischen Emgebirge mit der Nadel gearbeitete Spitzen und geklöppelte Spitzen;
Herr A. Ritter v. Laune Laekirarbeiwn, Arbeiten aus Holz;
Idmu Louise Pfeifer chinesische Lnckirarbeiten;
Herr Friedrich Zrlekaner v. Trenkron Bijouterien und persischelacknrbeiten;
Herr Anton Richter orientalische Lackurbeit. Thon-, Holz- und Eisennrbeiten;
Se. Durchl. Fürst Camill Rohan Emails, Ledar- und Thouarbeiten, Arbeiten aus
Holz; Bronze-, Eisen- und Metallgegenstlinde;
Graf Franz Des fours-Welderode Emails, Arbeiten aus Holz, Elfeubeinkriige;
Herr Job. Qunst Glnsrnulereien und Thongeiässe;
Se. Excell. Graf Jos. Wrntislnw Goldschmiede- und Lederarbeiten;
Herr Wilhelm Hofmnnn Glaegafiisse und Glasgeräthe;
Herr C. orsch Glasgefisse, Glasgeriithe und Arbeiten aus Holz;
Frau Grätin Frnucislia Desto urs Walderod Thongefisse und Sculpturen in Stein;
Frau Franziska Weisse und Herr Moriz Pfeifier Thongsfisse;
Se. DurchL Max Egon Fürst Fürstenberg Arbeiten aus Holz und Bronzen;
Se. Excell. GrnfWaldstein-Wartenberg Uhren, Bronzen u. Arbeiten aus Holz;
Frau Caroline Brosche Arbeiten aus Holz;
Herr Prof. E. Popp Arbeit in gebranntem Thon;
Se. ExoelL Graf Franz Wratislaw Metallgegenstiude;
Handels- und Gewerbekammer in Prag, Herr V. Näprstek und Herr Job.
Nowotny Eisenarbeiteu;
Se. Excell. Graf Chotek, Herr O. Schmeykal und Herr H. Grohmann Gold-
lchmiedearbeiten;
Herrn Mich. Goldschmidfs Söhne Bijonterien;
Akademie der bildenden Künste in Prag Architektonische Zeichnungen.
gws
An der Exposition älterer Kunstwerke haben sich. immer nach dem System
des Katalogs geordnet, folgende Kunstfreunde hetheiligt
In Böhmen
In erster Reihe Herr Ad. Ritter v. Lnuna mit Goldschmiedesrbeiten, Bronzen,
WaEen, Metallgegenständen und Elfenbeinsrbeiten, Grsvirungen, Gelleehten, Emnils chem-
plevees und Venetinner Ernnils, Malereien auf Emnil, endlich einer grossen Collection von
Glas- und Thongefässen;
Herr Moriz Pfeif er mit Stoßen, Malereien auf Ernßil, Mnnnscripten, Thongefässen,
Grnveun, Goldschmiede, MetslL, Elfenbein, Bronze- und Holzarbeiten;
Herr J. C. Jnrseh mit Seidengeweben und Elfenbeinnrbeiten;
Se. Durchl. Fürst Cnmill Rohan mit textilen Gegenständen, Emnils, Glns, chine-
sischem Porcellsn, Goldsehmuek, Bronzen, Waden und Arbeiten in Metall und Holz;
Se. Excell. Graf Jos. Wrntislnw und Ihre Durchlaucht Frau Fürstin Wilhelmine
Auers erg textile Gegenstände, Thongefässe, Goldschmiede, Metall- und Holzarbeiten;
rau Csroline Brosche textile Gegenstände und Malereien;
Se. Excell. Grsf Eduard Clnm-Gnllus textile Gegenstände, Glss- und Thon-
gefisse, Waffen, llletslb, Elfenbeiu- und Holzarbeiten;
Se. Durch. Fürst Max Egon Fürstenberg Thongefässe und Lackirnrbeiten;
Se. Excell. Graf Ernst Wsldstein-Wnrtenberg Goldschmnck, Thongefässe.
Holz- und Lackirerbeiten, Waden, Metsll- und Elfenbeingegenstünde, Uhren, Bijonterien;
Herr George de Longueval Graf Buquoy Lsckirarbeiten und Arbeiten aus
Holz, Uhren;
Herr Johnnn Ritter von Neuberg Emuil ehumplevee, Goldschmiede- und Metall-
nrbeiten, Uhren, Bronzen, Elfenbeinarbeiten und Bergkrystallgefisse;
Graf Wuldsteinbches Museum in Dux Bijonterien, WnBen, Malereien auf Emnil
und Menuscripte, Elfenbeinsrbeiten;
Michael Goldschmidfs Söhne Goldschmiedenrbeiten und Malereien auf Emnil;
Herr Friedr. Zdehnuer Treukron Malereien auf Emnil;
Herr Adolf Zdeksuer Malereien auf Email und Mosaiken;
Herr Dr. Cornelius Schaeffner Glnsmslereien;
K. k. Tniversitäts-Bihliothek in Prag Mnnuscripte mit Initialen und ge-
druckte Bücher, ferner Einbände;
Herr Wenzel Kroupn Menuseripte;
Stiß Strahow Munuseripte und Einbände, Goldschmiedeubeiten und Seulpturen;
Herr ßwurek Ledertapeten;
Herr Graf Desfours-Wulderode Glasgefüsse und Goldscluniedeerheiten;
Herr Friedr. Wsehsmsnn Thongeüisse und Eisenerbeiten, Wnifen;
Herr A. Lippmann Thongeflisse und Goldschmiedeßrbeiten;
Frau Anna Fingerhut Thongefässe und Metullubeiten;
Herr A. J. Kollmnnn Thongeflsse;
Herr Rössler Thongeiilsse und Arbeiten in Holz;
Se. Eminenz Herr Cardinel Fürst Schwnrzenberg Porcellnn;
Frau Baronin Gabriele Wolf Porcellnn;
Prager Brauer-Genossenschaft Arbeiten in Holz;
Herr E. Anton Richter Arbeiten in Holz und Metall, Bronzen, Goldschmiede-
und Grsvenrarbeiten;
Frau Frsnzish Gräfin Desfours-Walderode Arbeiten in Holz;
Se. Excell. Herr Graf Chotek v. Chotkown Elfenbeinarbeiten;
Herr Franz Fischer Holzschnitzereien;
Frsu Lonise Pfeifer Elfenbeinschnitzereien;
Gremium der Prager Gold- und Silberarbeiter Goldschmiede- und Metall-
arbeiten;
Herr Dr. Joh. Urban Eisenarbeiten;
Stadtgemeinde Aussig Wnßen, Goldsehmiedeurbeiten und Seulptureu;
Se. Dnrchl. Fürst Karl Sehwurzeuberg Goldsehxniedenrbeiten;
Job. Adolf do.
Erlaucht Graf Erwin ehönborn do.
Stadtgemeinde Hostomitz do.
Von VWien aus
haben diese Abtheiluug nebst dem Museum noch besehickt
Der a. h. Hof mit Gobelins nus dem k. k. Teppich-Magazin in Schön-
brunn;
279
Se. Exeell. Graf Ed. Zich chinesisches Email cloiseonee und Bronzen;
Herr Albert Csmesins textile Gegenstände;
Herr M. Cuhssch Luckirsrheieen, Emsil chnmplevee und Limousiner Emsil, Glas-
geüisss, Elfenbeinsrbeiten, Bergkrystall, Metullnrbeiten, Waffen, Bronzen, Goldschmiede-
arbeiten;
Herr Posonyi Emsils charnpleväes;
Herr A. Kaff Schildpattarbeiten.
Endlich sind zur Prager Ausstellung auch einige Beiträge aus anderen Reiohstheilen
hinzugekommen
Aus Innsbruck hat sich die Erste Tyroler Glusrnalereiunstelt der Herren Stsdl,
Mnder und Neuhuuser mit Glnsmulereien, aus Ungarn der Porcellsnwearenfnbriksnt
Herr Moriz Fischer mit Thongefässen an der Ausstellung hetheiligt.
Die voranstehende Namhußmachung der zahlreichen Kunstsammler und Industriellen,
welche die Prager Ausstellung mit Gegenständen ihres Besitzes, beziehungsweise ihrer
Fsbricution beschicln haben, dürfte einen heiläuügen Begrif gehen von der Reichhaltig-
keit dieser für frag Epoche machenden Exposition.
Hervorragende Verdienste um das Zustandekommen sowie um Ansammlung und
Aufstellung des reichen Inhalts derselben haben sich in Prag namentlich die Herren Exc.
Grni Jus Wrstisl uw, Ehrenpräsident des Ausstelluugs-Comibäs, Maximilian Dormitzer,
Präsident der Hendels- und Gewerbekummer und des Ausstellnngs-Comiws, Dr. Cornelins
Schßeffner, der eben so sechverständige als thätigs Vorstand des Aufunhms-Comitäs.
Adslbert v. Lsnns, der Besitzer reicher, für die Zwecke der Ausstellung bereitwilligst
geöifnster Kunstsammlungen, Prof. Po pp, und endlich der I-Ierr Haudelsksmmer-Secreüir
Dr. ehebcck erworben. Möge ein entschiedener und nachhaltiger Erfolg der Ausstel-
lung ihre Bemühungen lohnen!
Kleinere Mittheilungen.
Neu ausgestellte Gegensllnde. Vom 1.-a. October Werke italienischer
Friibrennissance in Gypenbgiissen aus Florenz, darunter die GhibertPscbe Thiireinfnssnug
aus dem Baptisterium; die vier Jahreszeiten, Reliefs, nach Zeichnung des Architekten
Herrn F. Storno in Oedenburg, modellirt vom Bildhauer Herrn Schönfeld in Wien;
Aquarell-Copien nach Gemälden Älterer Meister von Herrn J. B. Göstl in Wien; Euterpe,
einen Knaben im Flötenspiel unterriebtend, Gruppe in Gyps, coxnponirt und rnodellirt von
Herrn Prof. König in Wien; eine Reihe alter Mnnuscripte mit Miniaturen nus der k. k.
Hofbibliothek; Fayencen, Emuils aus dem 13. Jahrh., alte venezianische Glnsgeiäese und
Goldschmiedesrbeiten aus dem I6. und 17. Jnhrh., Eigenthum des Herrn Grafen B. Hoyos;
ein Kneten aus Ebenholz, die Tischlernrbeit verfertigt von Herrn Joh. Karger, die Bild-
bauerarbeit von Herrn Joh. Hutterer; ein Damen-Schreibtisch mit eingelegter Arbeit,
ausgeführt von Herrn J. Fehlingor; eine neue Suite von Glssgegenständen der Herren
J. und L. Lobmeyr.
Am I2. October Eine Copie der Venus des Tizinn in der Grösse des Originals
das sich in der Tribune der Galerie der Ufiizien in Florenz beiindet, gemalt von Franz
Gaul, Eigenthum des Herrn Nicolnus Dumba.
Besuch des Museums. Die Anstalt wurde im Monate September von 8026
Personen besucht.
Kunstgewerbeschule des üsterr. Museums. Die Knnstgewerbeschule des
österr. Museums ist um I5. d. Mts. eröffnet worden. Die Einzeichnungen zur Auf-
nahme in dieselbe fiir ordentliche Schüler werden bis 15. November jeden Wo-
chentag von 9-11 Uhr im Locale der Schule IX, Währingerstrnsse Nr. Gebäude der
ehemaligen k. k. Gewehrfabrik stattfinden. Hospitnnten können das ganze Jahr
hindurch eintreten.
Abondstunalvn im Museum. Vom 20. October angefangen wird die Bibliothek
und der Zeichensnnl des österr. Museums wie alljährlich an jedem Dienstag und
Mittwoch von bis halb Uhr Abends oEen gehalten werden.
Geschenk an das Museum. Die Lords des Comlnittee uf Couceil on Edu-
cation des Unterrichtsrntbes in oudon haben den Beschluss gefasst, dem k. k.
österr. Museum für Kunst und Industrie, gewissermaßen als eine Anerkennung und Er-
wiedenrng jener Dienste, welche dem South Kensington-blnrsenm in London durch die von
Sr. Majestät dem Kaiser bewilligte Ausstellung mehrerer Krystallgcfässe der kais. Schatz-
kammer geleistet worden sind, je ein Exemplar der folgenden vom Science and Art-De-
partement verfassten, unter Vennittlung der Arundel Soeiety herausgegebenen Kunstpubli-
cationen zum Geschenke asu machen;
1. Photographs of t. Jagn,
2. ßntnlba,
3. Ecclesisstical Metal Worh,
4. Italian Jswallery,
a. Henry Dmx Ware,
6. Chromolithographs, Part I.
Diese Werke sind dem Secrstir des österr. Museums D. Thas. bei Gelegenheit der
Uehernahme der vorerwihnten Krystallgefässe der k. k. Schatzkammer formell übergehen
worden und werden binnen Kurzem mit einer Sendung des South Kensington-Museums
hier eintreßen.
Aus London. Während der vorigilihrigan Pariser Weltausstellung hat sich das
Museum vor Allem bemüht. vorzügliche Möbelstücke Sitsmöhel, wie solche namentlich
in der englischen Ahtheilung von verschiedenen Firmen ausgestellt waren, zu erwerben,
wurde aber in den meisten Flllen durch die exorbitanten Preise an der Ausführung dieses
Vorhabens gehindert. Nebst den drei ätühlen von James Lamh in Manchester, welche
vom Museum wirklich erworben wurden und die hier allgemein lebhaften und verdienten
Beifall gefunden haben, waren es insbesondere einige Stühle aus der Fabrik von C. In-
gledew in London, welche durch die Vortredlichkeit der Arbeit Aufsehen erregten, für
das österr. Museum jedoch aus dem Grunde nicht angekauft werden konnten. weil sie
bereits im Monate Mlirz während dsr Auspackung von dem Director des Kensingtou-
Museums für diese Anstalt erworben worden waren. Auf dringendes Ersuchen liess sich aber
Herr Ingledew zu dem Zugeständnisse herbei, ganz gleiche Copien jener prachtvollen
Ansstelluugspieceu für das österr. Museum anzufertigen und Dr. Thaa hat sich während
seines kürzlichen Aufenthaltes in London die Ueberzeugung verschaßt, dass diese Arbeiten
bereits im Zuge sind und deren Einsendung an das Museum im Laufe des Winters zu er-
warten isu-Bei demselben Anlasse hat der Secretlir des Museums ferner in Erfahrung ge-
bracht, dass Herr Dowle ans, der Director des India-Museums in London, der dem Museum
anlässlich der Pariser Ausstellung, als Gommissiir für die indische Ausstellung, eine sehr
bedeutende Sammlung von indischen Gegenständen zum Geschenke gemacht hat, im Be-
griEe steht, wieder nach Indien zu reisen, von wo er beabsichtigt, dem Museum eine neue
Sendung indischer Stode und anderer Gegenstände zu überschicken. Das Unternehmen
des Alexandre Pslace in London, welches darauf ahiielta, im iiussersten Osten der unge-
hsuren Stadt ein Pendant des South Kenslngton-Museums mit einer permanenten Welt-
industrie-Ausltellung zu verbinden, ist dem Vernehmen nach in Stocken gerathen, doch
soll das Project im nRchsteu Jahre wieder aufgenommen werden. Dr. Thaa hat seine
Aufmerksamkeit bei dem öfteren Besuche des South Keusington-Mnseums vorzugsweise
auf das Studium der dortigen administrativen Einrichtungen, von welchen sich viele nach
Vollendun des Neubaues des österr Museums zur Nachahmung empfehlen dürften, ge-
richtet uud wird hierüber nach Einlangen des in London gesammelten Materisles einen
ausführlichen Bericht an die Direcüon erstatten.
Die Bednction der nlittheilungen" erlaubt sich die EH, Abonnenten
aufmerksam zu machen, dass der 3. Jahrgang dieser Monatschrift
mit dem September-Hefte 1868 Nr. 88 zu Ende ging und um die
Einsendung des Pränumerationabetrages für den 4. Jahrgang Octbr.
1868 bis Septbr. 1869 zu ersuchen.
Selbstverlag des kaiß. kön. österreichilcheu Museums.
Druck von Cul Geroldh Sohn in Wien.