MITTHEILUNGEN W13"-
fünfter Jahrgang. 15. ärmer 1870.
k. k. österr. Museums für Kunst 81 Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.
Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr d. ö.W.
Redsctsur Bruno Bucher. Expedition von C. Geruld's Sohn. Man ahonnirt im Museum,
bei Gerold Camp" durch die Postunstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthandlungen.
In llt Reihe! Breseis. Ueher Mörtel und Cemrnb. II. Anmeldungen zur Ucstlrr. Kuustgswerbe-
Ausstellung im J. 1811. Von der Osluiuinchsu Elplditißll. Ehdur- Kehle. Vorlesungen
im Museum. Kleinere Miltheilllngen. Inlerlle.
Hierzu eine Beilage in der Btirke einen hslhen Druekbogeul.
Rafael da Brescia.
Zur Kunstgeschichte der eingelegten Holzarbeiten.
Kaum gibt es einen Zweig der handwerklichen Thätigkeit, der in
irgend einer näheren oder entfernteren Beziehung zur Kunst steht, dem
die Renaissance nicht vermocht hätte neues und selbständiges Leben ein-
zuhauchen. Eine so von Grund aus umgestaltende und schöpferische Kraft
wohnte ihr inne, dass sie dem aus früheren Epochen Ueberkommenen, sofern
es sich nicht schon ohne Weiteres eignete ihre Ideen auszudrücken, neue
Stylgesetze vorzusehreiben wusste, daher es gar oft den Anschein hat als
sei diese oder jene Kunsttechnik auch in den blos manuellen Theilen ihr
selbsteigenes Product so vollständig den angestrebten Zielen angemessen
erscheint das Material verwendet und behandelt. Keine andere der seit
dem Untergangs der alten Welt emporgekommeneu Kunstarten hat so
wie diese bis in die letzten Verzweigungen der Kunst und deren Verliech-
tungen mit dem Handwerke ihren Einfluss geäussert, und jedem Dinge
den Stempel seines Ursprunges in so klarer und mit dem Gleichzeitigen
so harmonischer Weise aufgedrückt. Wir erinnern hier beispielsweise nur
an das Email und auch die Kunst, von der wir heute ein wenig sprechen
wollen.
Es ist schwer zu sagen, in welcher Zeit wir die Erfindung dieser
Kunst wenn sich hier überhaupt von einer Erfindung im eigentlichen
Sinne reden lässt- zu suchen haben; die ältesten Denkmäler davon sind
der Vergänglichkeit des Materiales halber uns nicht erhalten, schriftliche
Nachrichten fehlen. Möglich, dass diese Art der Ornamentation eine vom
Orients überkommene ist; übrigens bieten die Werke der Cosmnten und
die in Italien zu allen Zeiten in Uebung gewesenen eingelegten Arbeiten
in buntfarbigem Marmor, Steinen und Glasflüssen hinreichende Analogien,
um schliessen zu lassen, dass man gar bald zum Holze, wo sich dessen
Anwendung empfahl, überging. Aus der Zeit der Herrschaft der Gothik
hatten wir in Italien, das wir als eigentliche Heimath der Intarsia betrachten
müssen, nur Weniges von Bedeutung. Zu dem Besten zählen wohl noch
die um 1400 entstandenen Chorstühle im Dome zuOrviet0. Sie ist recht
eigentlich eine Kunst der Renaissance, die durch die Ausführbarkeit aller
denkbaren malerischen Vorwürfe sich dem Erfindungsreichthume jener
Zeit ganz besonders empfahl. Vor der blossen Sculptirung in hohem oder
niederem Relief bietet sie die Vorzüge einer glatten Oberfläche und grös-
serer Bequemlichkeit fir Chorstühle, Truhen, Schränke und Thüren, und
so finden wir unsere Kunst bald allein, bald in Verbindung mit erhabener
Arbeit von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an und später na-
mentlich in Oberitalien in hoher Blüthe.
Die manuellen Fertigkeiten in Bezug auf genaue Fügung des Holzes,
auf dessen Färbung durch Oele und in Wasser gelöste Farben bis auf die
KunstgriEe zur Abtönung des Colorites für Entfernungen bei Darstellung
perspectivischer Ansichten gelangten jetzt zur höchsten Ausbildung.
Im Toskanischen gehörten die Chorstühle in San Miniato und die
Schränke in der Sacristei von San Lorenzo zu den guten älteren Ar-
beiten, die vollendetsten und besten Werke stehen in Beziehung zu den
Namen des Juliano und Benedetto da Majano und Baccio Agnolo.
Der Ruf des Benedetto Majano ging schon zu seiner Zeit weit über die
Grenzen seines Vaterlandes hinaus zu Mathias Corvinus, der bei ihm zwei
Schränke bestellte, die der Künstler selbst nach Ungarn brachte. Bergamo,
Brescia, Bologna und Verona sind die Centralpunkte der Kunstübung
für die Zeit des XVI. Jhrh. Vieles von dem Vortreiflichsten ist zu Grunde
gegangen, wie die Chorstühle in St. Antonio zu Padua, von denen ein alter
Schriftsteller Scardeone schreibt, dass zu ihrem Lobe "ganze Bücher ge-
schrieben und gedruckt wurden".
Anderes war der Natur der Sache nach mehr auf ein ephemeres
Dasein berechnet, wie der riesige hölzerne Triumphbogen, den die Stadt
Mailand im Jahre 1541 Karl V. bei seinem Einzuge durch die Künstler
Gio. Battista und Santo Corbetti errichten liess und an dem 17 Schuh hohe
Figuren, ganz in Intarsia ausgeführt, angebracht waren.
Von Oberitalien aus verpdanzte sich die Kunst der Ornamentation
mit verschiedenfarbigen eingelegten Hölzern nach Frankreich und den
südlichen Theilen Deutschlands. Oardinal Amboise liess das Schloss Gaillon
wahrscheinlich von einem italienischen Meister reich mit Intarsien schmü-
cken. In den deutschen Alpenländern, in Tyrol, Steiermark, dem Salz-
burgischen fand die Kunst der Intarsia alle Bedingungen des Gedeihens,
wenn auch nicht gerade eines besonderen Aufschwunges zur hohen künstle-
rischen Vollendung-eine für Holzarbeiten geschickte und darin geübte
Bevölkerung und reichliches Materiale. Eine ungeheure Menge von Haus-
rath und Möbeln wurde in einer den italienischen Intarsien in der Technik
völlig analogen Weise in diesen Gegenden im 16. und 17. Jahrhunderte
angefertigt, und gar ott erkennen wir an dem davon Erhaltenen Motive,
die deutlich an den italienischen Ursprung der ganzen Kunstweisegemahnen
Erst im 18. Jahrhunderte kam diese schöne Verzierungsart völlig ausser
Gebrauch, nachdem sie längst verwildert und denen, die sie ausübten, die
damit anzustrebenden Ziele nicht mehr klar bewusst waren. Unter den
Oberitalien angehörigen Meistern der Heiztechnik sind es besonders Fra
Ralfaello da. Brescia, Fra Gabriello da Verona, Sebastiano da Rovigo und
Damiano da Bergamo, die Leistungen einer Meisterschaft ersten Ranges in
Erfindung und Ausführung hervorgebracht haben. Ueber den Erstgenannten
bringt eine neue Nummer der seit kurzem in Turin erscheinenden Zeitschrift
Arte in Italia" eine Studie von Miehele Caffi, die wir in Nachstehendem
der Hauptsache nach unsern Lesern in Uehersetzung mittheilen.
Ralfaello da Brescia, schon etwas wenn auch nur wenig bekannt, war
ein Klosterbruder vom Orden der Mönche vom Monte Oliveto. Geboren
im Jahre 1479 war er der Sohn eines Venetianer Soldaten Namens Marone.
und hiess mit seinem weltlichen Namen Roberto Marone. In seinem 22.
Jahre trat er in das Kloster San Nicole di Rodengo bei Brescia, wurde
aber schon wenige Monate später nach dem Stammkloster der Olivetaner
Mönche, nach Monte Oliveto Maggiore bei Brescia versetzt. Die Olivetaner
in den Venetianiscben Staaten, in deren Klöstern die Kunst seit jeher eine
Stätte der Pflege gefunden hatte, hatten die Fertigkeit eingelegte Holzar-
beiten zu machen von Toscana überkommen. Besonders geschickt in Aus-
führung derartiger Werke war der Klosterbruder Giovanni da Verona, der
der Lehrmeister des jungen Marone, der im Kloster den Namen Ratfaello
erhalten hatte, wurde.
Unser Ratfael da Breseia, selbst zu einem geschickten Arbeiter heran-
gebildet, konnte seinem Meister an die Hand gehen bei der Ausl-"uhrung
der wunderbaren Intarsien im Obere der Kirche von Santa Maria degli
Orgaui in Verona, die auch Vasari so sehr entzückten. Von hier übersie-
delte Ratihel im Jahre 1513 nach dem schönen Kloster San Michaele in
Bosco bei Bologna, we er lange blieb. Nicht unerwähnt können wir lassen,
dass er inzwischen, und wahrscheinlich durchjAnleitung des Fra. Giovanni,
auch ein tüchtiger Architekt wurde, Zeugniss dafür der hohe und schlanke
Campanile, den man in jenem Kloster heute noch sieht. Der Bau selbst
wurde ausgeführt von Pedrino di Ccmo. Im Jahre 1520 sendete er von
da aus für die Kirche des Klosters von Monte Oliveto Maggiore ein herr-
liebes Singpult nach Siena, ein Werk, das von einem Bologneser Namens
Barnabas Ceveni für dort bestellt war. Es triigt die Aufschrift oben
R. P. F. Barnaba Bononiensi abbate
Dignissimo Bononiae fabrecatum
MDXX
unten
F. RAPH. BRIX. OPIFEX.
Dieses Singpult sollte die Ausschmückung des Chores vollenden, das
der obgenannte Giovanni seit 1503 mit Intarsien und ausgelegten Holz-
arbeiten zu zieren bemüht war.
Aber an ein grösseres und kühneres Werk trat Raifael, der inzwischen
es zur vollendeten Meisterschaft gebracht hatte, heran, als er es unternahm
die Sitze für die Apsis der Kirche von San Michele in Bosco zu fertigen.
Das Rund des Chores erhob sich über einer Fläche, zu der man eine herr-
liche Marmortreppe hinanstieg. Die zahlreichen Rücklehnen zeigten die
schönsten eingelegten perspectivisehen Ansichten und Architekturen, Dar-
stellungen von Instrumenten, kirchliches und weltliches Geräthe nebst
Figuren in prächtigen und reichen Gewändern. Jeder Sitz war von dem
nachbarlichen durch eine Lisene mit feinen Intaglien in Nuss- und Ahorn-
holz abgetheilt, und bildete eine kleine Nische, überdeckt mit einer durch
eingelegte Hölzer als Muschel charakterisirten Kuppel. Der Künstler hatte
hie und da auf seiner Arbeit Inschriften angebracht, wie
RAPHAEL MARONVS F.
Gegen die Thüre, die vom Chor zum Kloster fiihrte
RAPHAEL DE BRIXIA OBLATVS
OLIVETANVS F. ANNO M.D.XXL
"In der Mitte des Chores
RAPHAEL DE BRIXIA OBLATVS
OLIVETANVS ANNO DOMINI M.D.XXI.-F.
BARNABAS PRIOR.
Daraus können wir schliessen, dass im Jahre 1521 der grösste Theil
der Arbeit beendigt sein mochte, die sicherlich die Mühe mehrerer Jahre
gekostet hatte, und dass um ihr Zustandekommen der schon genannte
damalige Abt des Klosters, Barnabas Cevenini, sich in gleicher Weise
verdient gemacht, wie er erfolgreich wirkte, als unter seinem Regimente
San Michele in Boseo sich um so viele Kunstwerke verschönerte. Zeub.
nisa dafür das berühmte Altarblatt des Innocenzo da Imola, gemalt im
Jahre 1517, heute eine Zierde der Pinakothek in Bologna.
Es kam die Zeit der Wirren und Unterdrückungen und mit ihr die
der Zerstörungen, die Kirche wurde geschlossen und ausgeleert, die
Stühle wurden aus dem Chore herausgerissen und für wenige Groschen
an die Trödler des Marktplatzes von Bologna verkauft. Nur achtzehn
von den Rüeklehnen der Hauptreihe des Chores entgingen der Vernich-
tung. Der Marchese Antonio Malvezzi liess im Jahre 1812 seine Fami-
liencapelle heute della Santa Eucharistia in der Basilica von San Pe-
tronio renoviren, kaufte die Rücklehnen und liess sie von dem Architekten
Angele Venturoli in jener Capelle einfügen. Die Rücklehnen ermangeln
jetzt gänzlich der prächtigen Muscheln oder Ueberdachungen, die einst
deren Abschluss nach Oben bildeten; diese wurden alle an die Trödler
als Brennholz verkauft zu -vier Bajocchi das Stück. Gegenwärtig
bilden die Sitze nicht mehr separirte Nischen und sind zu neun auf je
einer Seite der Capelle auf ;dem geraden Boden neben einander gestellt.
Es sind darauf Werkzeuge, Früchte, Blumen, Geriithschßften und andere
Dinge mit einer wahrhaft bewundernswerthen künstlerischen Vollendung
dargestellt. Zur rechten Hand beim Eintritte in die Capelle bemerkt
man auf der ersten Rücklehne ein Tableau mit Früchten, darunter ein
Napf mit zwei Krügen, einer aufrecht, der andere umgestiirzt, in einem
offenen Schrank; auf der nächsten Rücklehne einen andern Schrank,
darin im obern Theile eine Sanduhr, eine Lampe, ein Kästchen, unten
ähnliche Dinge, dann ein Bündel Federn, Schreibtafeln in verschiedenen
Lagen. Auf einer von diesen steht in Cursiv-Buchstaben
in pi JE 3.171
be et weueninis et Bonon?
In Michaelis in
Buscho Priori an ui
Sitatori Dig"?
Bononiw.
Die übrigen Sitze sind alle in ähnlicher Weise verziert. Besonders
bemerkenswerth ist noch der erste zur linken Seite, worauf eine Welt-
kugel mit dem Thierkreise, Bücher mit gothischen rothen und schwarzen
Lettern, ein Kelch, ein Kreuz etc. Im siebenten Sitze zur Linken sieht
man die Figur des Papstes Gregorius in segnender Stellung. Köstlich
ist auch die letzte Riicklehne zur Rechten mit ihren perspectivischen An-
sichten von Bauwerken im Style der reinsten Renaissance.
Noch andere Arbeiten hatte Rafael, unterstützt von seinen Kloster-
genossen, die unter seiner Anleitung seine Gehilfen wurden, in San Mi-
chele in Bosco hinterlassen, besonders einige Schränke von schönem
Nussholze mit Malereien, eingelassen zwischen zierlichen Friesen und
Pilastern. Sie befanden sich im Westchore und in der Sacristei. Wie
die Bclognesische Chronik des Pietro Lauro eines Malers, der um
1560 lebte erzählt, rührten von unserem Meister auch her "eine schöne
Einfassung zu einer Altartafel, ganz eingelegt, und die Verzierungen zur
Orgel, die sehr lobenswerth sind". Auch diese Werke existiren heute
nicht mehr, die Schränke endeten unter den Händen der Trödler, Theile
Die Inschrift ist in dieser Form bei Caßi offenbar fehlerhaft abgedruckt. Nament-
lich das sinnstörende et" in der zweiten Zeile scheint heidemale nur durch graphische
Analogie statt de" genommen und kann der richtige Wortlaut unserer Ansicht nach nur
der sein Reverendo in Christa patri fratri Bsrnabe de ceveninis de Bononia in monuterio
St. Miehselis in Buscho priori ac visitatori diguissimo. Bonnnißa.
davon wurden zu Klavierkästen verwendet, andere zu den Fussböden
in den Sälen des Casino in Bologna neben dem Theater am Corso.
Erhalten sind doch noch zwei Beichtstiihle in sehr präcis ausge-
führter eingelegter Arbeit von ra. Rafaello. Einer von ihnen, an wel-
chem der Sitzplatz den Zugang zu einem innern kleinen Zimmerchen
bildet, ist ausgeschmüekt mit perspeetivischen Architekturen und mit Fi-
guren, die verschiedene heilige Handlungen vollziehen, wie das Mess-
opfer mit dem Priester, der die Hostie erhebt etc. dann die Samarita-
nerin am Brunnen, Madonna mit Heiligen und Anderes mehr. Der andere
Beichtstuhl hat ebenfalls Intarsien mit architektonischen Ansichten und
über dem Sitze des Priesters eine leicht geschürzte weibliche Figur, die
auf der Laute spielt. Ob sie die Verführung, die Sünde vorstellen oder
nur ein blosser Einfall des Künstlers sein soll, keinesfalls scheint dieselbe
der Würde des. Ortes besonders angemessen. Leandro Alberti in seiner
Beschreibung Italiens, die Chronisten vom Olivetaner Orden und Sabba
Castilione in seinen Ricordi delle opere di valorosi artisti erwähnen in
hervorhebender Weise Fra Raifaelds. Castiglione erwähnt seiner unter
den Künstlern in Holzarbeiten als Eines,fdessen Werke zu seiner Zeit von
Fürsten und Herren ganz besonders gesucht waren zur Ausschmückung
ihrer Wohnungen. Aber wer wüsste die je wieder zu finden? Was
davon nicht die Zeit zerstört hat, ist zu Grunde gegangen durch den
Wechsel der Mode, um Platz zu machen Dingen von geringerem oder gar
keinem Werthe!
Eine Beschreibung von Brescia, gegen das Ende des 17. Jahrhun-
derts verfasst von Francesco Paglia, versichert, dass die Bänke in der
Capelle der heil. Empfangniss in der Kirche San Franeesco in Brescia
von Raifaelle verfertigt seien, und fügt hinzu er war besonders hervor-
ragend in derartigen Arbeiten und hinterliess in dieser Stadt die seine
Vaterstadt war ein denkwürdiges Zeugniss seines seltenen und ungewöhn-
liehen Werthes". Kein anderer Schriftsteller erwähnt dieser Bänke.
Der vor wenigen Jahren verstorbene Architekt Vantini in Brescia
theilte mir die Bemerkung mit, dass die Bänke, die heute in dieser Capelle
existiren, nicht die alten sind, dass aber die in eingelegter Arbeit ausge-
führten Rücklehnen davon mit Darstellungen aus der Lebensgeschichte
Christi sich erhalten haben, eingefügt in die neueren Sitze aus der Zeit
des Barockstyles. Die Capelle selbst, im 15. Jahrhundert erbaut, wurde
zweimal restaurirt, das erste Mal um die Mitte des 16., das zweite Mal
gegen Ende des 17. Jahrhunderts, immer zum Schaden ihres Kunstwerthes,
indem man die Intarsien mit geringem Geschicke restaurirte und die.
Fresken der Cenale und Rcmanino durch manirirte Malereien ersetzte.
Bei genauer Untersuchung der Rücklehnen lindet man, dass einige von
ihnen den Charakter eines grössern Alterthumes haben, der sich in der
grössern Genauigkeit, mit der sie gearbeitet sind, ausdrückt, zugleich aber
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auch durch eine gewisse Trockenheit und Aengstlichkeit der Zeichnung,
die auf das 15. Jahrhundert hinweist.
Auf einer von den Rücklehnen, die eine neuere Hand bekunden, steht
unter der Darstellung der Dornenkrönung die Inschrift
BENEDICTUS DE VIRCHIS ME FECIT 1548
auf einer andern mit der Händewaschung des Pilatus
BATTISTA VIRCHIS BRISSIANO 1553.
Diese letztere ist in der AusHihrung noch geringer als die vorher-
gehende.
Andere Inschriften sind nicht zu entdecken, möglich, dass sie bei
den Restaurirungen und neuerlichen Zusammenfügungen verdeckt oder
abgeschnitten wurden. Möglich, dass auf den verloren gegangenen sich
der Name unseres Olivetaner Mönches befunden hat, und dass Paglia.
darüber irgend eine mündliche oder schriftliche Nachricht besass, die ihm
die Geistlichen jener Kirche mitgetheilt hatten."
Ausser dem hier Aufgeführten haben wir keinerlei Kunde von Ralfaello
da Brescia, es sei denn die von seinem im 60. Lebensjahre 1539 zu Rom
erfolgten Tode. In der Kirche von Santa Maria in Camposanto befindet
sich sein bescheidener Grabstein, der zuiseinem Lobe sagt, dass er mit
seiner Kunst farbige Hölzer zu fügen nahezu an die Werke der ersten
Maler heranreichte, und wenn dies auch eine kleine Uebertreibung ist, so
stehen doch seine Verdienste in Bezug auf vollendete Ausführung, auf
Abstufungen der Farbentöne, mit welchen er seinen Arbeiten eine oft über-
raschende Wirkung zu verleihen wusste immerhin hoch genug. Er
hat zwar nicht das Verdienst, so grosse ügurale Darstellungen ausgeführt
zu haben wie etwa Damiano Zambello, aber er wetteiferte mit ihm in der
Schönheit und Pracision seiner Perspectiven und Ornamente, in denen er
den ganzen Ertindungsreichthum und den hohen künstlerischen Geschmack
seines grossen Zeitalters so herrlich zu verwerthen wusste.
Ueber Mörtel und Oement.
Zwei Vorlesungen von H. Hlssiwetz, gehalten im Oesterr. Museum Hi Kunst und
Industrie am 25. November und 2. Deeember 1869.
,II.
Die Menge grosser, wichtiger, jn erstnunlicher Entdeckungen, die in den
letzten zwei Jahrhunderten gemacht worden sind, sichert ihnen ihren Ruhm in
der Geschichte der Cnltur. Es ist ein Fortechritt des menschlichen Intellects in
ihnen zu verzeichnen, der gegenüber der trägen Entwicklung in der Zeit des
Mittelalters etwns Sprnnghaftes hat. Dadurch, dass der politische und religiöse
Druck, der so lange auf ihm lsstete, gewichen ist, ist er anfgeechnellt wie eine
geepnnnte Feder, und mit freudigen Selbstgefihl, mit gehobenem Bewnssteein sehen
wir auf eine Vergangenheit zurück, die im Denken und Tlmn, im Wollen und
Können die Unheholfenheit, Unsicherheit und auch die Naivetät der Kindheit zur
Schau trug.
Allein wenn wir bedenken, wie unendlich viel grösser die Hilfsmittel sind,
über die wir heute verfügen, welcher mächtige wissenschaftliche Apparat uns für
neue Leistungen, Verbesserungen und Erfindungen zu Gebote steht, wie dieser
wissenschaftliche Behelf doch auch ohnedie Vorarbeiten früherer Jahrhunderte
nicht zu Stande gekommen wäre, so muss nicht nur unsere Bescheidenheit cr-
weckt werden, sondern wir müssen geradezu mit Bewunderung erfüllt sein über
die vielen aus jener Zeit uns überlieferten Werke, die eben so viele Beweise
einer scharfsinnigen Empirie, einer durchdringenden Beobachtungs- und Comhi-
nationsgabe sind, wie über die intuitive Praxis und Technik, die oft vor den
grölsten Aufgaben nicht zuriiekschreckte, über die Kühnheit der Projecte und die
Sicherheit ihrer Ausführung, die sich auf diese musste stützen können.
Wir sind einsichtig genug, vor Allem der Baukunst des Alterthums eine ge-
waltige Ueberlegenheit über die unsrige znzuerkennen.
Aber nicht nur der eigenartige, charakteristische, harmonische, stylvolle Plan
und Entwurf, auch die Technik der Ausführung, die berechnete Festigkeit, die
Solidität der Construction imponirt uns an derselben.
Diese aber ihrestheils war nicht möglich ohne gewisse Behelfe und Kunst-
griife der Ausführung, die sich jene Zeit ganz tsppend suchen musste, die sie
mit einer Geschicklichkeit, einem Instinct fand, verbesserte, ausniitzte und ver-
breitete, der fast ebenso verlässlich war, wie unsere geläuterten wissenschaftlichen
Speculationen und nach diesen angestellten Versuche.
Die Geschichte aller Handwerke und Künste ist erfüllt von Beispielen, die
das beweisen, und der Gegenstand, über den ich auch heute wieder vor Ihnen
zu sprechen die Ehre habe, der Mörtel für Wasserhauten, der hydraulische Mörtel
oder Cement ist eines der schlagendsten dafür.
Ich habe letzthin mitgetheilt, dass die Eriindung des Mörtels für den Hoch-
bau in das früheste Alterthum, in die Zeit ältester egyptischer Cultur zurück-
reicht, dass wir heute unsern Mörtel noch ebenso bereiten, wie die Griechen und
Römer, dass fast Alles, was wir aus Eigenem dazu thun konnten, eine wissen-
schaftliche Erklärung seines Erhärtens war.
Ich kann heute damit beginnen, Sie daran zu erinnern, dass die viel schwie-
rigere Aufgabe, einen Manerkitt zu finden und zu ersinnen, der auch dem Wasser
widersteht, dem Meere und seinem ewigen Aetzen und Nagen, seinem Anprnllen
und Fluthen, schon von den Altengelöst wurde, dass sie mit derselben Sicherheit
ihre Brücken, ihre Häfen und Dämme bauten, wie ihre Tempel und Paläste.
Und dass diese Aufgabe schwieriger war, das wird Ihnen klar werden, wenn
ich Ihnen die Theorie eines solchen Mörtels zu geben haben werde, der, zu An-
fang ein Brei, wie der Luftmürtel, schnell im Wasser erhärten, zu einem Stein,
einem Mineral werden muss, soll er seine Aufgabe erfüllen, eine Theorie, die so
viel schwieriger und complicirter als die des Luftrnörtels ist, dass Sie noch zur
Stunde verschiedenen Meinungen grosser Gelehrter darüber begegnen können, die
"wieder die Ausgangspunkte zahlreicher Versuche und Verbesserungen wurden,
dieses so wichtige Material allzeit verlässlich und untadelhaft darzustellen.
Das neulich schon citirte Werk des Vitruvius, eines Zeitgenossen des
Augustus, enthält auch über den Wassermörtel die ersten zusammenfassenden Mit-
theilungen und Vorschriften. Es geht daraus hervor, dass die Erfindung des.
selben etwa zwei Jahrhunderte vor Christo gemacht zu sein scheint, und es lässt
sich weiter verfolgen, dass bis tief in's 17. Jahrhundert hinein man nach diesen
Vorschriften arbeitete.
Es wird am zweckmässigsten sein, uns bei unseren Erörterungen an den
historischen Faden zu halten und gleich das Material und das Verfahren kennen
zu lernen, dessen man sich so lange Zeit bediente.
Die Vorschrift des Vitruv besagt in Kürze, dass während man für Land-
bautcn gelöschten Kalk mit Sand Meeres- oder Flusssand im Verhäitniss von 12
mischen soll, man für Wasserhauten eine Mischung von Theil Kalk mit Theilsn
gestossener Puzzolanerde, dem Pulvis pnteclanus, oder Bajanus oder Cumanus an-
zuwenden habe.
Dieses erdige oder pulvrige, poröse, graue oder braune, leicht Pzerreihliche
Material ist das vorherrschende geologische, in grosser Ausdehnung vorkommende
Gebilde in dem Gebiete zwischen Cumae und dem Promontorium Mincrvae, zwi-
schen Bajae und dem Cap deila Campanella, wo Putecli liegt.
Es ist heute noch in jener Gegend zu Wasserbanten viel gebraucht und
ist, wie das Vitruv schon wusste, vulkanischen Ursprungs, nichts weniger als eine
homogene Masse, sondern ein verkittetes Gemisch ein Conglomerat verschiedener
theils ursprünglicher, theils zersetzter Mineralreste, von den Geologen Tnfgestein
genannt, dessen Vorkommen keineswegs auf Italien und die Gegend des Vesuv
beschränkt ist, sondern überhaupt vulkanische Territorien charakterisirt und sich
darum auch in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern findet, wo nach-
weislich einst Vulkane thätig waren.
Desselben Ursprungs ist auch die, mit demselben Erfolg verwendbare San-
torinerde, die von einer Insel aus der Cycladengruppe des iigäischen Meeres
stammt, und ebenso der sogenannte Trass, ein Tufstein aus der Umgebung von
Coblenz und aus der Eifelgegend, ebenfalls von den Römern schon benützt, nach-
dem sie bald seine Aehnlichkeit mit ihrer heimischen Puzzolane erkannt hatten.
Dieser rheinische und Eifel-Tufstcin ist indessen viel dichter und härter als
die Puzzolane, so dass er auch als Baustein verwendet werden konnte.
Die Bezeichnung Trass galt früher blos für den gemahlenen, zur Cevncnt-
beteitung vorbereiteten Stein, und stammt aus dem Jahre 1682, wo ein Holländer
Namens van Santen zuerst eine Trassmühle am Rheine anlegte.
Tyrass heisst im Holländischen Kitt.
Der Wasserbau mit diesem rheinischen gemahlenen Tuf oder Trans nahm
in Holland seinen Anfang und ging von da nach Frankreich, Deutschland und
Schweden über.
Das Gestein, welches in diese Tuife durch die vulkanischen Processe ver-
wandelt wurde, auf dem die Vulkane und Krater selbst aufsitzen, ist der sogenannte
Trachyt. Dieser selbst wieder ist ein Umwandlungsproduct gewisser feldspsth-angi-
tlscher Gesteine, er steht in" einer genetischen Beziehung zu den Melaphyren, Ba-
salten und ähnlichen Gesteinen; die 'nä.her zu verfolgen von unserem Zweck zu
weit abliegt.
Für die Trachyte ist eine gewisse Rauheit charakteristisch, der sie ihren
Namen verdanken rqsqng heisst rauh, eine Rauheit, die dadurch hervorgebracht
zu sein scheint, dass einem früheren dichten feldspathigen oder basaltigeu Gestein
ein Mischungsheitandtheil durch eine Art Auswasehnng entzogen worden ist.
Dieser im Trschyt jetzt fehlende Bestandtheil scheint Magnetsisen gewesen zu sein.
Man findet Trachyte, die beim Zerschlagen einen Kern von Basalt oder Dolerit
zeigen.
Hierauf wurde dieses Gestein, der Traehyt, durch die Thätigkeit der Vul-
kane weiter verändert.
Aus diesen mächtigen submarinen Reaetionen, unter der Wirkung von. aus
dem Kochsalz des Meeres entstandener Salzsäure, die bei den höchsten Tempera-
turen und einem kolossalen Drucke wahrscheinlich zugleich mit Schwefelsäure aus
vorhandenem Schwefel gebildet, darauf einwirken konnte, ging eine Schlamm-
lava hervor, die der Vulkan auswarf, mit der er grosse umliegende Gebiete be-
deckte, die hlasig und porös erhiirtete, und die wir in Form dieser verschiedenen
THEO wiederfinden.
Als Reste dieser Reagentien, und Gir die Reaction selbst noch zeugend,
enthalten diese Massen heute noch kleine Mengen von Salzsäure, von Kochsalz,
von schwefelsauren Salzen, die auf ihnen auswittern. Sie werden, und auch das
ist eine wesentliche Folge ihrer Umwandlung, von Salzsäure zersetzt, die das
Muttergestein, die Trachyte, und die Gesteine, von denen wieder diese stammen,
die augitischen Feldspathe, Dolerite, Basalte etc. kaum angreift.
Sie verbinden sieh ferner in eigenthiirnlicher Weise mit dem Kalkhydrat,
wenn man sie fein zerrieben damit mischt, eine Eigenschaft, die den andern ge-
nannten gleichfalls abgeht.
Es ist uns wichtig, den Grund dieser Verbindungsfihigkeit zu festen Massen
einzusehen, und es tragt sich zunächst, was, chemisch betrachtet, diese Tuife und
die ihrer Bildung vorausgegangenen Trachyte wohl sind.
Die Analyse lehrt nun, dass die Hauptbestandtheile der Trachyte sowohl
wie der TuEe Kieselsäure und Thouerde sind, und zwar enthalten
die ersteren zwischen 60 und 69 pCt. Kieselsäure
auf 12 bis 20 Thonerde,
die letzteren, die Tuße, zwischen 44 und 60 Kieselsäure
auf 10 bis 20 Thonerde.
Daneben enthalten beide Gesteinsmsssen innerhalb gewisser Grenzen wech-
selnde Mengen von Eisen und Manganoxyd, Kalk, Bittererde Magnesia, Alkalien
Kali und Natron und Wasser. Der Gehalt an letzterem erreicht bei den Puzzo-
lauen und Trassen bis 12 pCt., bei den Tracbyten selten iiber pCt.
Es gehören also für's erste diese Gesteinsmassen zu jener Classe von Ver-
bindungen, aus denen der g-rösste Theil der Erdrinde besteht; es sind Silicate,
kieselsaure Salze, und zwar, dem zweiten Hauptbestandtheil nach, Thonerdesilicate.
Zum Verständniss des Folgenden ist es niithig, hier das Wichtigste über
die Verhältnisse der Kieselsäure und der Silicate einzuilechten.
Kieselsäure und Kohlensäure hat man sehr treEend die beiden Grossmächte
der Erde genannt. Ihre Verbindungen beherrschen den Erdball. So verschieden
diese beiden Säuren auch in ihren äusseren Eigenschaften sind, sie haben doch
das Wichtige gemeinsam, dass sie von Elementen stammen, die in ein und die-
selbe Gruppe gehören. Silieium sowohl wie KohlenstoE sind beide quadrivalente
roder qundriafiine Elemente, sie sind beide in verschiedenen sogenannten isomeren
Modiiicaüonen gekannt, sie verbinden sich beide mit Sauerstoff in denselben Ver-
hältnissen, beide nehmen Atome Sauerstod auf, und geben so die Kieselsäure
und die Kohlensäure.
Beide Säuren sind von schwach saurem Charakter, beide sättigen sich mit
Basen zu Salzen ab, zu Silicaten und Csrbonaten, die zu den verbreitetsten auf
der Erde gehören, beide kommen in der Natur auch irn freien Zustande vor.
Allein die Kohlensäure ist unter gewöhnlichen Verhältnissen ein Gas, wel-
ches nur unter hohem Druck Biissig oder fest wird, die Kieselsäure ist unter allen
Umständen fest, und so flüchtig die eine, so feuerbeständig ist die andere; es
widersteht die Kieselsäure allen Versuchen, sie durch Hitze zu verdächtigen, nur
in den höchsten uns zu erzeugen möglichen Temperaturen gelingt es, sie zu
schmelzen.
Sie siebt dann aus wie Glas, ist ungemein dicht und hurt, vollständig
amorph oder unkrystallinisch.
Die freie Kieselsäure ist in der Natur sehr verbreitet, und zwar verbreitet
als krystallisirte Kieselsäure sowohl, wie als amorphe.
Der Bergkrystall und der Quarz sind die reinsten Arten krystallisirter, der
Achat, Jaspis, Chalcedon, Feuerstein, der Kicselguhr etc. amorpher Kieselsäure,
die ihr verschiedenes Aussehen nur verschiedenen Beimengungen verdanken.
Amorphe Kieselsäure in ihrer reinsten Form lässt sich nur durch Abschei-
dung derselben aus basischen Silicatcn die man z. B. durch Schmelzen von
Kieselsäure mit Kali oder Natron, Potasche oder Soda erzeugen kann mittelst
einer stärkeren Säure, z. B. Salzsäure, darstellen. Sie fällt aus Lösungen solcher
Silicate, wie z. B. das bekannte Wasserglas eines ist, in der Form einer kleister-
artigen Grallerte heraus, die gut ausgewaschen und getrocknet zu einem äusserst
feinen, farblosen, stäuhenden Pulver wird.
Krystallisirte Kieselsäure ist künstlich noch nicht dargestellt; die natürliche
krystallisirte, der Bergkrystall z. B., ist ungemein hart und löst sich im Wasser
so gut wie gar nicht auf.
Indessen ist diese Unlöslichkeit keine absolute. Die Natur bewirkt in Jahr-
tausenden dennoch, was wir im Laboratorium in Jahren vergeblich anstreben.
Absolut unlöslich ist gar kein Körper, und auch der Bergkrystall Endet sich
nicht selten in von Wasser angenagtem Zustande.
Nicht unbedeutend löslich im Wasser dagegen ist die künstlich dargestellte
amorphe Kieselsäure, und es ist anzunehmen, dass alle kryslallisirt gefundene
Kieselsäure einmal als amorphe gelöst war, und daraus im Laufe der Zeit unter
Bedingungen krystallisirte, die winfreilich künstlich noch nicht herzustellen ver-
mochten.
In dieser amorphen Form wird sie ferner auch leicht von Alkalien gelöst;
in dieser Form ist sie mit schwächern Basen, z. B. den alkalischen Erden, wie
Kalk, Magnesia etc., verbindbar; in dieser Form hat sie, und das ist sehr be-
merkenswerth, ein anderes, kleineres spec. Gewicht, als in der krystallisirten.
Das spec. Gewicht der amorphen Kieselsäure ist 2,2; das der krystallisirten
in der Bergkrystallform 2,6.
Kieselsäure vom spec. Gewicht 2,6 ist künstlich bis jetzt nicht darstellbar
gewesen. Alle, aus dem Element Silicium durch Oxydation oder Verbrennung
synthetisch dargestellte, sowie aus Silicaten analytisch abgeschiedene Kieselsäure
hatte das kleinere spec. Gewicht 2,2.
Zu den wichtigsten Verhältnissen der Kieselsäure gehört, dass dieses be-
stimmte Verhältniss dcs spec. Gewichts mit ihrem amorphen oder krystallisirten
Zustand untrennbar verbunden ist und mit dem Uebergange aus einem Zustand
in den andern wechselt.
Alle krystallisirte Kieselsäure wird durch Schmelzen amorph, glasig, und
hat nach dem Schmelzen das spec. Gewicht 2,2.
Durch diese hohe Temperatur, durch das Schmelzen lockert sich die Cohä-
sion der kleinsten Theilchen, die Masse dehnt sich durch das Schmelzen aus, es
vergrössert sich ihr Volumen, und du man weiss, dass die spec. Gewichte zu den
Volumen im umgekehrten Verhältniss stehen, so werden 22 Volume oder Raum-
theile Bergkrystall zu 26 Raumtheilen amorpher Kieselsäure, d. h. das Volumen
vergrössert sich um 18 Procent.
Durch diesen Schmelzprocess, durch die Einwirkung der Wärme also, än-
dern sich auch die Löslichkeitsverhältnisse der früher krystallisirten Kieselsäure.
Quarz, auch noch so fein gepulvert, löst sich weder in ätzenden noch in
kohlenssuren Alkalien bemerkenswertb auf. Schmilzt man ihn aber und pulvert
ihn dann, so laut er sich vollständig in solche Lösung
Diese eigenthiimlichen Verhältnisse der Kieselsäure übertragen sich nun.
auch auf ihre Verbindungen, ihre Salze, die Silicate.
Die Zahl dieser ist überaus gross; sie wird Legion dadurch, dass sie die
Fähigkeit haben, sich unter einander in den verschiedensten Mengenverhältnissen
zu Doppeb, Tripel- und Polysilicaten zu verbinden, Verbindungen, deren ratio-
nelle Classiiication den Mineralogen und Chemikern bis zur Stunde noch Schwie-
rigkeiten nnd Verlegenheiten bereitet.
Im Allgemeinen benennt man sie nach ihren hauptsächlichsten Basen, als
Kalb, Magnesiaq Thonerde-, Eisen-, Mangam, Alkali- etc. Silicate.
Chemischerseits kann man sie zunächst in zwei grosse Gruppen unterbringen.
Die zu der einen Gruppe gehörigen sind außerordentlich widerstandsfähig gegen
Säuren, Salzsäure z. B., sie werden dadurch nicht verändert; die der andern da-
gegen werden von dieser Säure zersetzt, "aufgeschlossen" wie man sagt, und sie
lösen sich entweder ganz auf, was der seltenere Fall ist, oder, was häufiger ist,
zum Theil.
Was bei dieser Behandlung ungelöst bleibt, ist meist nichts als mehr oder
weniger reine Kieselsäure.
Immer hat die so ausgeschiedene Kieselsäure das spec. Gewicht 2,2; sie
ist amorphe Kieselsäure.
Die Grenze zwischen diesen beiden Gruppen, die durch die Anfschliessbar-
keit mit Säuren gezogen ist, ist inzwischen nicht sehr scharf, denn man findet,
dass die Dauer der Einwirkung der Säure, ihre Concentration und die beim Ver-
such angewandte Temperatur sowie der dabei herrschende Druck die Zersetzung
sehr wesentlich unterstützen. So wird z. B. Feldspath, mit Salzsäure gekocht,
kaum verändert, mit concentrirter Schwefelsäure in Röhren eingeschmolzen und
erhitzt ganz aufgeschlossen.
Doch wächst im Allgemeinen die Schwierigkeit der Zersetzung mit steigen-
dem Gehalt an Kieselsäure und einem grössern Gehalt an Basen jener Classe, die,
wie die Thonerde, auf Atome Metall Atome Sauerstoff enthalten.
Wenn man nun jene Silicate, die an und für sich durch Sänrcmnicht
zersetzt werden, stark glüht oder gar schmilzt, so findet man danach, dass ein-
mal ihr spee. Gewicht kleiner geworden ist, und dass snderntheils sie sich nun
mit Säuren leicht zersetzen.
Wir erkennen hierin sofort das Verhalten der freien Kieselsäure wieder;
oGenbar enthielten die nicht durch Säuren aufschliessbaren Silicate die Kiesel-
säure in ihrer krystallisirten, dichten Form, und diese ist durch das Erhitzen in
die amorphe, weniger dichte übergegangen.
Wenn solche Silicate jemals in den Bereich eines Vulkans kommen, wenn
sie im grossartigsten Masstabe nicht nur der Wirkung der Hitze desselben, son-
dern auch der, mit vulkanischen Processen fast immer verbundenen Einwirkung
freier Mineralsäuren bei hohem Druck und hoher Temperatur ausgesetzt werden,
dann werden sie zersetzt, wie wir sie im Laboratorium zersetzen können; wie in
einem riesigen bedeckten Schmelztiegel reagiren diese Agentien, Wärme, Säuren
und hochgespannte Dämpfe, chemische und physikalische Kräfte auf sie und so
verändert werden sie von Vulkanen ausgeworfen und sie sind dann Laven oder
Tuife, die nun dem Chemiker ihren Ursprung nicht mehr verbergen können, selbst
wenn die vulkanische Thätigkeit seit Jahrtausenden schon erloschen ist.
Indess ist vom Standpunkt chemischer Accuratesse eine solche vulkanische
Reaction doch ein sehr nnsauberes, nur halb gelungenes Experiment; die Zer-
setzung, die Schmelzung ist unvollkommen; die Hitze war oft nicht gross oder
andauernd genug, um die ganze, dem vulkanischen Process verfallene Menge von
Mineralien verschieden grosser Widerstandsfähigkeit zu schmelzen, und so findet
man sie denn als Einschlüsse und Gemengtheile noch vor, unversehrt und kry-
stallisirt, und so verwachsen mit der eigentlichen Lavamasse, dass man glauben
könnte, geglaubt hat und sogar noch glaubt, sie' seien wie die übrige Masse ge-
schmolzen gewesen, und erst beim Erkalten wieder krystallisirt.
Die Laven, TuEe, Schlacken sind nie von bestimmter Zusammensetzung. son-
dern bezeichnen nur eine besondere Aggregatform.
Der Trachyt, der z. B. das Materiale zu dieser vulkanischen Operation ab-
gab, ist am weitesten verändert i.n dem Bimsstein und Ohsidian; diese beiden
Producte sind völlig geschmolzener Trachyt und die poröse geblähte Form des
Bimssteins rührt von Dampfblasen her, die durch die zähschmelzende Masse ihren
Weg nahmen. Der Ohsidian ist gescbmolzener Birnsstein.
Der Tracbyt ist ein feldspathiges Gestein, und auch Feldspath lässt sich zu
himssteinartigen Massen durch Schmelzen verändern.
Allein der Trachyt hatte das spec. Gewicht 2,5 bis 2,7, der Bimsstein das
viel niedrigere von 2,2 bis 2,4. Der Trachyt wird von Salzsäure nicht ange-
griEen, der Bimsstein von ihr zersetzt; der gepulverte Trnchyt ist indiderent gegen
Kalkhydrat, der Bimsstein gibt damit wie die TnEe, wie Puzzuolaue oder Santorin
oder Trass einen erhärtenden Mörtel.
Die Menge der Kieselsäure, Thonerde und der übrigen Bestandtheile ist im
Bimsstein fast genau dieselbe wie im Trachyt, die vulkanische Schmelzung hat
also hieran nichts verändert.
Zwischen dem Trachyt als Muttergestein und dem Bimsstein als Endproduct
der Sehmelzung liegt nun die übrige Lavamnsse in den verschiedenen Abstufungen
mehr oder weniger vollständiger Schmelzung. Die Schmelzung war vollständiger,
wenn basaltische, unvollkommener, wenn trachytisehe Massen dem Process unterlagen.
Durch die Schmelzung oder Erhitzung überhaupt sind alle diese Laven und
TuEe der Salzsäure zugänglich geworden, was die Trachyte und Basalte nicht
waren.
Damit behandelt scheidet sich ein grosser Theil der Kieselsäure in amorpher
üusserst fein vertheilter Form aus, nur wenig Thonerde und Nebenbestandtheile
zurückhaltend, während sich der grösste Theil der Thonerde, des Kalks und des
Eisenoxyds mit einem kleinern. wechselnden Antheil Kieselsäure ganz löst.
Dieses Verhalten und das Vorhandensein von amorpher Kieselsäure in sol-
chen Materialien ist für die Bildung von hydraulischem Kalk von grösster Wich-
tigkeit und man kann den Werth eines solchen Materials Fir diesen Zweck da-
nach genau bemessen.
Die Analysen und andere synthetische Versuche haben gelehrt, dass die
besten, hydraulischsten Trasse und Puzzolane zwischen 30 bis 50 pCt. amorphe
Kieselsäure als Rückstand beim Behandeln mit Salzsäure hinterlassen müssen,
während zwischen 10 und 30 pCt. mit dem grössten Theil der vorhandenen Thon-
erde, Eisen, Alkali und Kalk in Lösung übergehen.
Ich sagte schon, dass sich die Trachyte und damit auch diese Laven und
TuEe auf die Feldspathc und feldspathhaltigen Gesteinsarten zurückführen lassen,
als deren Umwandlungsproducte sie erscheinen.
Die Feldspathe selbst sind nun Doppelsilicate von kieselsaurer Thonerde
und kieselsauren Alkalien, Kali oder Natron. Sie sind zunächst von Säuren nicht
zcrsetzbar, werden es aber nach dem Schmelzen genau so wie die Trachyte.
Um nun das Verhalten dieser durch die Hitze so gelockerten und chemisch
angreifbar gewordenen Silicatc von der Natur des Feldspaths, seiner Mischgesteine
und Zersetzungsderivate, gegenüber dem Kalkhydrat, dem Aetzknlk zu verstehen,
mit dem zusammengebracht diese so vorbereiteten Silicate Massen geben, die mit
oder unter Wasser erhärten, hydraulische Mörtel also, hat man die einzelnen
Oomponenten gegenüber dem Kalk untersucht und findet so, dass, wenn man de
einen derselben, das kieselsaure Kali, welches man durch Zusammenschmelzen
von Kali und Kieselsäure künstlich herstellen kann, in seiner wässerigen Lösun;
als Wasserglas mit Kalkhydrat zusammenmischt, es oft schon während des Mi
schens, jedenfalls aber schnell darauf zu einer harten, cohärenten Masse wird, dll
ihre Härte im Wasser behält, wohl gar noch daran annimmt, so dass sie nacl
kurzer Zeit die Härtia des Kalkspsths erhllt. Die Analyse solcher erhärteter Pro
ducte zeigt, dass sie nichts anderes sind als kieselsaure Kalke mit einem ge
wissen Gehalt an Wasser, entstanden also durch Verdrängung des Kali's aus den
frühem kieselsauren Kali durch den Kalk.
Es bedarf indess nicht einmal eines löslichen Knlisalzes der Kieselsäure, urn
mit Kalk kieselsauren, festen, in Wasser hart bleibenden Kalk zu bilden, sondern
die verschiedenen Arten freier Kieselsäure schon, vorausgesetzt, dass sie amorph
und möglichst fein vertheilt sind, verbinden sich mit Kalkbrei zu Teigen angemacht
nach kurzer Zeit damit direct so, dass steinhsrte Massen entstehen.
Dieser so erzeughare kieselsaure Kalk, der stets Krystallwasser enthält,
muss daher ein wesentlicher Bestandthoil aller aus den genannten Mineralien be-
reiteten hydraulischen Kalke sein, denn die Bedingungen seiner Bildung sind ja
dort auch vollständig gegeben. Allein der kieselsaure Kalk für sich, den man
z. B. wie angegeben künstlich und rein darstellen kann, ist noch kein sehr bestän-
diges Silicat. Kohlensäure schon, die der Luft sowohl wie die in Wasser ge-
löste, zersetzt ihn nach längerer Einwirkung so, dass kohlensaurer Kalk entsteht
und die Kieselsäure wieder abgeschieden wird; er wird dadurch mühe, hröcklich
und zerfallt.
Wenn der hydraulische Mörtel eine grössere Beständigkeit und Widerstands-
fähigkeit auch gegen dieses Agens zeigt, so scheint ihm der zweite Hsuptbestand-
theil des veränderten Materials, die ki esel san reThonerde, dazu verholfenzu haben.
Damit scheint sich der kieselsaure Kalk im Moment seines Entstehens zu
einer Doppelverhindnng zu verbinden oder dadurch einfach dichter, verkitteter zu
werden die Ansichten sind hierüber getheilt, so dass der hydraulische Mörtel nach
dem Erhärten in jedem Falle eine chemische, oder mindestens änsserst innige me-
chanische, durch Adhisions- und Cohüsionskraft susammengehaltene Verbindung von
wasserhaltigem kieselsauren Kalk und kieselsaurer Thonerde darstellt.
Es ist darum nicht ganz gewiss, ob hier eine chemische oder hlos mc-
chanische Verbindung dieser heiden Bestandtheile vorliegt, weil man die Erfahrung
gemacht hat, dass hlosse Mischungen von gepulvertem Aetzkalk und Feuerstein
Mörtel gaben, die jahrelang dem Meerwasser sogar, welches stets Kohlensäure
enthält, vortreiflich widerstanden; weil man ferner in dem berühmten Kalk von
Theil ein Material hat, welches nur Kieselsäure, Kalk und Kohlensäure enthält,
und nach idem Brennen, Pulvern und Anriihren mit Wasser einen hydraulischen
Cement mit Ausschluss aller Thonerde gibt, der so vorzüglich ist, dass man mit
ihm die grössten Hafenbauten Südfrankreichs ausführen konnte.
Dasselbe gilt von einem fast thonerdefreien, aber kieselsiiurehaltigen fran-
zösischen Kalk aus dem Departement Eure-et-Loire, der viel als Wassermörtel be-
nützt wird.
Fuchs hat ferner durch Versuche gezeigt, dass, wenn man ein Gemisch von
Thcil Kalk und Theilen Quarz bis zum anfangenden Verglasen erhitzt, dann
wieder serreibt, und mit neuen Mengen Kalk im Verhiiltniss von und Wasser
anmacht, man einen hydraulischen Kalk erhält, der zwar langsam, aber nach Mo-
naten doch so fest wird wie Marmor.
Die Erwähnung dieser kieselsäurehaltigen Kalksteine fiihrt mich nun zur
Buahreibung einer andern Art von Kalksteinen, die eine Beimischung von Thon
an
enthalten, die in der Natur noch viel verbreiteter sind, und die seit langer Zeit
schon und besonders heute noch in der Darstellung und Fsbricatiun der hydrau-
lischen Mörtel die wichtigste Rolle spielen.
Von ihrer Anwendung kann man in der Geschichte derselben eine zweite
Hauptperiode datireu, die mit dem Jahr 1756 beginnt.
Ein Jahr zuvor war der. Leuchtthunn von Plymouth abgebrannt, und dem
Engländer John Smeaton war der Auftrag geworden, ihn wieder aufzubauen.
Er begann seine Aufgabe damit, sich zuerst nach einem dauerhaften Wasser-
mörtel nmzusehen, und bei einer umsichtigen Prüfung verschiedener Kalksorten
fand er eine, die in Aberthaw in Wales bricht, welche nach dem Brennen einen
Mörtel gab, der unvergleichlich besser als jeder andere im Wasser hart blieb
und ihm widerstand.
Sein Verdienst war, dass er sich mit diesem praktischen Erfolg nicht be-
gnügte, sondern den Grund dieser Erscheinung zu ermitteln suchte; dass er diesen
Kalkstein mit den Hilfsmitteln seiner Zeit untersuchte, mit andern verglich, und
als Resultat feststellte, dass für einen dauerhaften hydraulischen Mörtel jene Kalk-
steine die besten seien, die, mit Säuren behandelt, sich nicht ganz auflösen, sondern
eine gewisse Menge eines Rückstandes geben, der aus Thon, meist mit etwas Sand
vermischt, besteht.
Hatte man bis dahin vornehmlich hydraulische Mörtel nur nach der bisher
beschriebenen Methode aus den vulkanischen Tnifen und ähnlichen Materialien
darzustellen gewusst, so erschloss er mit seinen Versuchen ein viel grösseres Ge-
biet von verwendbaren Naturproducten, und bahnte eine der wichtigsten Industrien
an, eine, die heute auf einer hohen Stufe von Vollkommenheit angelangt ist.
Thonige Kalksteine von der Art wie die von Aberthaw, die Smeatnn als
hydraulische Kalke erkannte, sind nicht selten. England, Frankreich, Deutsch-
land und Oesterreich enthalten deren an verschiedenen Orten; sie wurden von dort
an eifrig gesucht und gefunden, in zahlreichen Patenten empfohlen und privilegirtz;
den technischen Versuchen und Erfolgen folgten bald eingehendere theoretisch-
wissenschaftliche Arbeiten über diese Mörtel, und die letzte Folge war, dass man
sich auch von diesen natürlichen thonigen Kalksteinen unabhängig zu machen
wusste, und hlos aus Thon und Kalk dieses Präparat synthetisch herzustellen lernte.
Gehört nämlich ein tbonhaltiger Kalkstein zu den gewöhnlichsteu Gesteins-
arten, so ist doch gerade das passende Mischungsverhiiltniss von kohlensaurem Kalk
und Thon, welches sn einem guten hydraulischen Mörtel erforderlich ist, in der
Natur nicht eben so häufig zu treffen, und sich von solchen zufälligen Funden un-
abhängig zu machen, war ein ganz ausserordentlicher Fortschritt, den man besonders
den Untersuchungen des französischen Chemikers Vicat und des Münchener Pro-
fessors Fuchs verdankt.
Man kann die rein künstliche Darstellung der hydraulischen Mörtel nach diesen
neuen Principien in das Jahr 1810 setzen, und damit eine dritte Periode charak-
tcrisiren, diejenige, die noch heute fortwiihrt.
Der Gegenstand war praktisch und theoretisch so wichtig, dass wir über
denselben eine grosse Anzahl technischer und wissenschaftlicher Arbeiten besitzen,
in denen eine Summe von Scharfsinn und Speculation aufgeboten wurde, um einen
Process zu erklären, der scheinbar sebr verwickelt ist, der aber doch jetzt eine
ziemlich einfache Erklärung zulässt, die zu verstehen nach demVorausgegsngenen
uns nicht schwer fallen soll.
Bis in die letzten Tage reichen die Arbeiten ausgezeichneter Chemiker über
diese Frage, die ich Ihnen einzeln nicht vorführen kann, die aber zu verdienstlich
sind, dls dass ich nicht wenigstens die Namen ihrer Verfasser nennen sollte.
80
Tllchtige Vorstudien hatten bis auf Vicat und Fuchs schon Chsptal Guyton
de Mu-rveau, Berthier, Descotils und Pasch geliefert, in der neuesten Zeit sind diese
Arbeiten besonders durch Pettenkofer, Feichtinger, Winkler, Kripp, Heldt und Mi-
chaelis zum Abschluss gebracht werden.
Ich glaube dem Zweck der an diesem Institut gehaltenen Vorträge zu ent-
sprechen, wenn ich mich mehr mit der Erklärung und Theorie des Vorgangs und
"Verfahrens beschäftige, als mit der technologischen Beschreibung des Betriebes
dieser Industrie, die in den Hörsaal einer Fzchschule gehört.
Die erstere erlaubt mir auch meinen Gegenstand wieder etwas geologisch
zu illnstriren und ihm dadurch ein allgemeineres Interesse zu geben.
Und das scheint mir um so zulässiger, als "wir es hier mit einer künstlichen
Mineraylbildung zu thnn haben, zu deren Verstehen es immer sehr nützlich ist, auf
die Bildung natürlicher Gesteine zurückzukommen.
Schluss folgt.
Anmeldungen zur Oesterreichirohen Kunstgewerbe-Anutellung im Jahre 1871.
IV. Verzeichniss".
Arturia 8x Comp., Knnethändler.
Baldi Wilrthle, Photographen in Salz-
burg.
Burtel, F12, Xylogrnph in Prag.
Bank, Johannes, Bildhauer.
Dierzer, Josef, Teppichfnbriknnt in Linz.
En gel Sohn, Buch- ujSteindr-nekerei.
Grohinnnu, H., Hofgoldarbeiter in Prag.
Hnueer, Aloie, Architekt,
Hollnneiner, Buchbinder.
Keller, J., Juwelier in Graz.
Prof. Klein, Maler.
Krahl, G. B., k. k. Hofwßppenmaler.
Lnnfberger, FerrL, Maler.
Lebeda, V., Hofwaienfabrikant in Prag.
Liehig, Franz Ritter v., Teppiehfuhrilxant
in Beichenberg.
Bleiche r. 1., Tapetenfnbrikent.
un ir Druckfnbrik uietiengesell-
echnft.
Nicht, Franz, Nähmaschinen-Confectinns-
Anstalt.
Palhueber, Vincenz, Tischler.
Pa lt Wilhelm, Silbemrbeiter.
Piehler, Friedn, Vergolder u. Modelleur.
Robert Coxnp., Murmorwaarenfabrik in
Oberalm.
Reh", Heinn, Möhelfabriknnt in Prag.
Röelnr, Ignu, k. k. pr. Stahh, Nürnberger-
waareu- und Pfeifenkopfflehrik zu Nix-
dorf in Böhmen.
Sagmeieter, Rudolf, Bildhauer.
Scharf Sigm. Comp., Juweleufubrik.
Sehnrff, Anfnn, Madailleur.
Schreiber J. Neffen, Glasfabrik.
Sieburger, Rob. u. Bernh., Tepetenfahri-
kanten in Prag.
Stiepel, Gebrüder, Buchdrucker in Rui-
dlenberg.
Storck, Josef, Architekt.
re wnl de Duminicus, Bildhauer in
Innsbruck.
Znrsky, Franz, Anstreicher.
Die früheren Verzeichnisse finden sich in den Nummern 45. 48 und 50 der
Mittheiluugen", Wo kein Ort angegeben ist, wird Wien" verstanden.
Ibrlnlzung auf der ltrflayo.
Beilage zu Nr. 52 der Mittheilungen etc."
Von der Ostasiatischen Expedition.
In den letzten Tagen ist eine grössere Anzahl vorn Kunstindustrie-
gegenständen in Wien eingetroffen, welche Herr Hofrath v. Scherz er
in Peking, Jedo und Jokohama für das Oesterreichische Museum an-
kaufte. Es befinden sich darunter verschiedene Proben von chinesischem
Porcellan und anderen Thongefässen, Eniails cloisonnes, Bronzen, Glas-
eingelegten Holzarbeiten, Stickereien, Pspiersorten; ferner Bronzegefüsse
mit Silber tauschirt, japanische Arbeit.
Gleichzeitig erhielt die Direction des Museums von Herrn v. Scherzer
einen Bericht aus San Francisco, 27. November. Demselben entnehmen
wir, dass noch die nachfolgend verzeichneten Herren zu Correspondenten
des Museums ernannt werden sind
In saka der grössten Industriestadt Japans Herr T. B. Glove
Chef der englischen Firma Glover Comp, ein gründlicher Kenner der
japanischen Verhältnisse, welcher mit den angesehensten Japanesen in-
time Beziehungen unterhält und sehr viel Kunstverständniss hat.
In Hiogo dem eigentlichen Verschilfungshafen von Osaka, wel-
ches, an einem Flusse gelegen, den directen Verkehr mit grösseren Han-
delsschiüen nicht zulässt Herr J. Pollano, Chef des Hauses Adrian
8. Uomp., zugleich dänischer Gonsul.
In Jokohema Herr W. M. van der Tak, dänischer Consul
und Director der Niederländischen Handelsmatschappy, ein itusserst ge-
bildeter und kunstsinniger Mann; Herr Thomas Walsh, Chef des
Hauses Walsh, Hall Camp, des reichsten amerikanischen Hauses in
Japan, welcher mit ganz Japan und China Verbindungen unterhält.
In Jede Herr Alexander v. Siehold, Sohn des berühmten Rei-
senden und Forschers, seit Jahren in Japan ansässig und mit den
höchsten Würdenträgern des Reiches befreundet. Derselbe ist als japa-
nesischer Secretär bei der britischen Gesandtchaft angestellt und durch
seine gründliche Kenntniss der japsnesischen Sprache und seinen langen
Aufenthalt im Osten wohl der einilussreichste und bei den Eingeboruen
beliebteste Fremde.
Um dem k. k. Museum die verschiedenen Richtungen des chine-
sischen und japanesischen Geschmackes zu veranschaulichen und auch
solche kunstgewerbliche Gegenstände vor Augen zu fuhren, welche sich
im Besitze von Privaten befinden oder bei den zu Gebote stehenden be-
schränkten Mitteln durch ihre Kostbarkeit einen Ankauf nicht zuliessen,
hat ferner Herr v. Scherzer photographische Aufnehmen solcher Objecte
veranlasst.
an
Der sehr tüchtige und unermüdliche Photograph der Expedition,
Herr W. Burger, ist soeben beschäftigt, in Jedo und Jokohama
zwei kunstgewerblich noch so wenig ausgebeuteten, "äusserst lohnenden
Gebieten ähnliche Aufnahmen zu machen, und hat ausschliesslich zu
diesem Behufe die Erlaubniss erhalten, noch mehrere Monate in Japan
zurückbleiben zu dürfen. Da. Herr Burger die k. und k. Mission nicht
nach Südamerika begleitet, sondern von Jokohama. aus direct heimkehrt,
wird er mit Zustimmung des Herrn Chefs der k. und k. Expedition auf
der Durchreise noch einige Wochen in Hongkong und Canton verweilen,
um namentlich in letzterem Orte noch eine Anzahl kunstgewerblich in-
teressanter Aufnahmen machen zu können.
Bücher-Revue.
Die mit B. K. bezeichneten Nummern sind die Nummern der Bibliothek des Museums.
Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Statistische und
natiunalökonomische Untersuchungen von Gnstav Schmoller. Halle, Buchhandlung
des Waisenhauses, 1870. 8. B. 2472-
Die Einführung der Gewerbefreiheit für das ganze Gebiet des Norddeutschen Bundes
gab dem Verfasser den Anlass, sich von neuem die Frage vorzulegen welches war, ist
und wird die Lage der Kleingewerbe sein? Zu dem Zwecke stellte er, soweit zuverlässige
Angaben vorliegen, die Entwickelung des Gewerbewesens in den Hauptstaaten des Zoll-
vereins seit Beginn dieses Jahrhunderts dar, untersuchte die Ursachen der Umgestaltung
von Pruduction und Verkehr in unserer Zeit und die Einwirkungen derselben auf die in-
neren Verhältnisse des Gewerbestandes und das Verhältniss des kleinen zum grossen Be-
triebe. Sowohl das reiche übersichtlich geordnete Material wie die aus demselben ge-
wonnenen Resultate nehmen das grösste Interesse in Anspruch. Dem Verfasser ist es
aufrichtig um die Sache zu thun, er arbeitet nicht mit Schlagworten der Parteien, lässt
sich nicht durch vorgefasste Meinungen bestimmen. In seinen Forderungen legt er das
grösste Gewicht auf die geistige und technische Hebung des Handwerkerstandes, betnnt
aber auch, dass die blassen Privatkräfte dafür nicht ausreichen. Man dürfe sich nicht
einbilden, alles Nothwendige sei geschehen, wenn Gewerhe- und Bankfreiheit, Ehe- und
Niederlassungsfreiheit errungen ist. Vielmehr müssen Private und Vereine, Schule und
Kirche, Gemeinden und Staatsregierung fördernd zusammenwirken. Für uns von beson-
derer Wichtigkeit ist, es, die Bestätigung zu erhalten, dass neben den vielen Hausindu-
strien, welche nur durch die stannenswerthe Bedürfnisslosigkeit und Genügsamkeit der
Arbeiter sich gegen das beginnende Fabriksystem zu halten vermögen den kleinen Nad-
lern i.n Pappenheim, den Heimarbeiterm der Nähnadel- und ähnlicher Fabriken in
Schwabach, den erzgebirgischen Blecharbeitern, den üchtelgebirgischen Tafelmachern und
Schieferarbeitern, den Krugmachern des Westerwaldes, den pfälzer Biirstenbindern, die-
jenigen sich einer besseren Lage erfreuen, deren Bildung und Leistungsfähigkeit durch
Schulen und andere Mittel gehoben wurde, wie die Holzschnitzer und Spielwaarenmaeher
in Sonneberg in Thüringen und die Schwarzwälder Uhrmacher.
F. Kanitz, Katechismus der Drnamenilk. Leipzig, J. J. Weber. 160 S. B. K. 2519.
Die gewerblichen Katechismen das Weber'schen Verlags haben weite Verbreitung
gefunden, was sie gewiss mehr dem gedrlingten, in nucs gebotenen Inhalt, der Erfüllung
des wirklichen Bedürfnisses, als der speciellen Katechismnsform mit Fragen und Antworten
verdanken. Wir haben gewöhnlich gefunden, dass die Folge der Fragen der Systematik
entbehrt. ja, was kein Schulmeister verzeihen kann, es sind Verbalfragen statt Realfragen
ein sehr gewöhnlicher Fehler. Das vorliegende Werkchen ist freier davon, obwohl
nicht ganz. Davon abgesehen ist es aber dem Inhalte nach aufs beste zu empfehlen.
Mit grosser Umsicht und Sachkenntnis ist Alles, was zum Gegenstands gehört, herbei-
gezogen und klar und verständlich geordnet; die charakteristischen Kennzeichen sind kurz
und tredend angegeben, auch die zahlreichen Illustrationen sehr belehrend gewählt und
bei ihrer Kleinheit gut ausgeführt. Es ist eigentlich das erste Mal, dass die Ornamentik
so fiir sich und zugleich umfassend, wenn auch in grösster Kiirze, dargestellt wird. Der
Versuch ist darum um so sehiitzcnswerther und wird ohne Frage mit grossem Danlre auf-
genommen werden, zumal das Bediirfniss bei den Fortschritten der kunstindustriellen Be-
wegung von Tage zu Tage steigt. Ein Versehen wird wohl in der zweiten Auflage
berichtigt werden in der Unterschrift des Bildes auf Seite 121 muss es Lorenzkirche stntt
Sebalduskirche heissen.
Die Wiener Gewerbe-Genossenschallon im Jahre 1868. Wien, 1869. 8. B. K. 2561.
Die Gewerbe-Genossenschaften haben die Aufgabe, für die Erhaltung geregelter Zu-
süinde zwischen den Mitgliedern der Genossenschaft und ihren Angehörigen, insbesondere
in Beziehung auf den Lehr- und Uienstverband zu sorgen, Streitigkeiten auszugleichen, Fach-
schulen zu begründen und zu beaufsichtigen, Kranken- und Unterstiitzungscassen einzu-
richten, den Behörden und Handelskammern Auskünfte und Gutachten zu ertheilen und bei
allen Vorkehrungen der öffentlichen Verwaltung, welche sich auf die Gesamrntheit der Ge-
werbsgenossen beziehen, mitzuwirken. Die vorliegende Brochüre legt statistische Rechen-
schaft darüber ab, wie die Wiener, Genossenschaften im Jahre 1868 dieser Aufgabe nachge-
kommen sind und will damit zugleich ein Wort einlegen für das Kleingewerbe, welches
sich durch die neue Gewerbeordnung bedroht glaubt.
Allgemeine Banzeilung, mit Abbildungen, gegründet von Prof. Ch. L. Förster, re-
digirt von A. Köstlin. Wien, 1870. Verlag von R. v. Waldheim. B. K. 558.
Die Bauzeitung tritt ihren fiinfunddreissigsten Jahrgang an. Sie scheint in ein
sicheres Fahrwasser gelangt zu sein, nachdem sie in Herrn A. Köstlin einen fachkundigen
Rcdacteur gefunden und sich die Mitwirkung der Architekten Ferstel, Hausen und
Fr. Schmidt gesichert hat. Das erste Heft des Jahrganges 1870 bringt gelungene Ab-
bildungen des Ghega-Monumsntes, des neuen Mnsikvereinsgehiindas in Wien und des alten
Schlosses Hschhorn in Pinzgau vor Beginn der Restaurationsarbeiteu.
Kalllgrnphlsehs Denkmale, entnommen Handschrißen böhmischer Bibliotheken, her-
ausgegeben von Dr. F. Skrejiiowsky, gezeichnet von Jos. Scheiwl, Text von
J. Er. Wocel. Prag, 1869. kl. qu. Fol. B. K. 2534.
Dieses Werk stellt sich die gewiss sehr dankbare Aufgabe die Anregung zu geben
und zugleich den Anfang zu bilden zu einer mit sachlich genügenden und correcten Illu-
strationen versehenen Herausgabe der böhmischen Kunstdenkmale. Bis zum heutigen Tage
fehlt es an einem solchen auf dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaß stehenden
Werke gänzlich und dessen Zustandekommen wäre von ganz besonderer Wichtigkeit;
bildet ja doch die kunstgeschichtliche Stellung Böhmeus in ihren Beziehungen einerseits
zu Italien und anderseits zu Dlutschland namentlich im 14. Jahrhundert eine der inter-
essnntesten aber doch noch nichtsweniger als aufgehellten Partien der Eutwickelungs-
schichte der neueren Kunst. Den Beginn sollen die Denkmals der Haudschriftmalerei
bilden, und demgemäss bringt das uns vorliegende erste Heft Initialen und Randverzie-
rungen aus dem sog. Wyiehrader Evangeliarium des 12. Jahrhunderts und dem Sedlecer
Antiphonar, beide in der Prager Universitlitsbibliothck; die Abbildungen in xylographi-
sehem Farbeudruck recht sorgfältig ausgeführt. So weit wiire Alles in der Ordnung,
wenn wir auch gerade die Wahl solcher romanischen Buchstaben zur Pnblicirung nicht
besonders billigen können, denn in Böhmen glibe es Vieles, was der Bekanntmachung drin-
gender bediirfte, als das, wovon gar viele in den letzteren Jahren erschienene Initialen-
werke vollkommen analoge Beispiele bringen; eine kindische Priitension ist es aber, wenn
der ,Text in ihnen Denlrmale einer specifisch "altböhmischen" Kalligraphie erblickt.
Diese Buchstsbenformen sind weder altböhmisch noch altdeutsch, noch altfranzösisch, es
sind eben Lettern, wie sie zu jener Zeit der Herrschaft des romanischen Styles bei allen
Schreiben beinahe des ganzen westlichen Europa in Uebung waren, und wenn sie in
einem in Prag geschriebenen Codex vorkommen, ist dies nur ein Beweis mehr ihrer all-
einen Verbreitung. Anderseits ist es aber noch keinem ernsten Forscher eingefallen,
die Knnstleistungen des böhmischen Volkes zu negireu oder herabzusetzen", im Gegen-
theil wiirde die Kuustwissenscbaft deren sachgemisse und vom politischen Gezänke des
Tages ungetrübte Darstellung mit Freuden begrüssen. Wir werden beim Fortschreiten
dieses Werkes auf dasselbe zurückkommen. Der Text ist in drei Sprachen, böhmisch,
deutsch und französisch geschrieben.
lr. K. Karmarseh, Katalog der Werkzeug-Sammlung an der k. polytschnisehen Schule
zu Hannover. Hannover, Jänecke, 1870. B. K. 2562.
Das Werk des berühmten Verfassers enthält ausser trelflichen einleitenden Bemer-
kungen über technologische Sammlungen im Allgemeinen eine Uehersicht der Werkaeug-
sammlung der polytechnischen Schule in Hannover und 20 Blätter Abbildungen. Der
Katalog ist mit einem alphabetischen Register versehen.
Villa and Cottage Arrhiiecture, with full deseriptif antice of each building. London,
Blackie 8c son, 1868. B. K. 886.
Das Werk gibt auf 88 Tafeln Abbildungen verschiedener moderner Villen und Land-l
hbuser mit genauer Beschreibung und Kostenberechnung derselben. Da an dem Werke
mehrere vielbeschiiftigte Architekten Englands hetheiligt sind, so erhält man durch das-
sxclvxlärecwgxgeeßine Uehersicht der herrschenden Geschmacksrichtung bei Anlage von Villen
Annunire, publiälpar la Gazette des Beanx-Arts. Annee 1869. Au Bureau de la Gazette.
B. K. 2469.
Das Jahrbuch der Gazette des Beanx-Arts ist eine Musterarbeit, von der wir
wünschten, wir könnten in der deutschen Literatur auf ein ähnliches Werk hinweisen.
Es bringt ausser Jabresberiehten über die Kunst Frankreichs und den Salon vom Jahre
1869 ein vollständiges Verzeichnis der Künstler mit Angabe der Adressen. aller Museen,
Bibliotheken, Kunstschulen Frankreichs, mit Angabe ihrer Statuten und des Personales,
und endlich ein Verzeichniss der hervorragendsten Firmen der gssammten Industries
d'Art. Die erstgenannten Abhandlungen sind traElich illustrirt.
Poitler, lllstoire de fulenee de Bauen. Ouvrage posthume publie par les
soin de MM. Colas, G. Gouellaiu et R. Bordeaux, orn6 dem planehel irnprimßes an
couleurs de vignettes, d'apres les dessins de Mlle E. Pottier. B. K. 2270.
Die Fayencefabricaüon zu Rouen hat in obiger Monographie eine Iihrer Bedeutung
ebenbürtige Bearbeitung gefunden. A. Potüer, Conservator des keramischen Museums zu
Rauen, einer der Ersten, die auf die Bedeutung der älteren Fayencen aufmerksam machten,
stellte sich die Lebensaufgabe, die Geschichte dieser neben Nevera wichtigsten Stätte der
Fayencefabrication in Frankreich zu schreiben, durcbforschte zu diesem Zwecke die Ar-
chive und ößentlichen Sammlungen und legte sich eine Privatsammlung an, die später in
den Besitz der Stadt Rouen überging und den Grundsiock des keramischen Museums der-
selben bildet. Das Resultat seiner eifrigen Studien ist gegenwärtiges Werk, welches in
I2 Capiteln die Geschichte des Ursprungs. des Aufschwungs, der Bliitha und des end-
lichen Verfalls der Thonwaarenindustrie der genannten Stadt behandelt. Den einzelnen
Capiteln sind Verzeichnisse der Fabrikanten, der Fayencemaler, der Dreher, Modelleurs
und anderen Arbeiter, Monogrammentafeln und selbst Preistabellen beigegeben. Dexf
Schluss des Werke bilden einige Actenstiicke und eine chronologische Uebersicht der du
tirten Stücke von 1542 bis 1815. Für den Industriellen dürften das 7. Capitel wegen
der in demselben angeführten Farbenrecepte und die 60 in Farbendruek vorzüg-
lich ausgeführten Tafeln mit den schönsten ornamentirten Tellern, Kxügen, Vasen
u. dgl. von praktischem Interesse sein.
Die iinssere Ausstattung, nach dem Tode des Verfassers von seinem Nachfolger'
Colas und seinen Freunden Guellain und Bordeaux besorgt, ist. was Papier, Lettern, Druck
und geschmackvolle Anordnung des Satzes betrifft, inustergiltig, und es ist die Einsicht-
nahme in die Werk unseren Druckern wärmstens zu empfehlen.
Orlglnes des cnrtes jnuer, recherches nouvelles sur lesNaibis, las Tarots et sur
les autres especes de c-artes. Paris, chez l'auteur Merlin, rue des äcoles 46.
1869. 4. mit 70 Tafeln. B. K. 2538.
Das Werk des Herrn Merlin schliesst sich den Untersuchungen von Chatto, Boitean
und Anderen über den Ursprung der Kartenspiele in würdiger Weise au. Mit den in Wien
beündlichen Kartenspielen in der Ambraser Sammlung, und der des FZM. v. Hanslab ist
der Autor nicht bekannt. So verdienstlich sonst die Arbeit des Herrn Merlin ist, in der
deutschen Literatur ist er nicht vollständig zu Hause.
lndustries nnoiennes et modernes de PEmpire Chiunis, ampres des müees tra-
dnites du chinois per M. St. Julien. Paris, Eugene Lacroix, 1869. B. K. 2435.
Herr Stenislsus Julien gibt in dem vorliegenden Werke die Uehersetzung einer
Reihe von Docnmenten über chinesische Industrie nach den chinesischen Originalwerkeu
aus der k. Bibliothek in Paris. Die erliixxternden Tafeln sind eine genaue Reproduction
von chinesischen Zeichnungen, die schon im Jahre N37 in zweiter Ausgabe erschienen
lind. Herr P. Champion, Chemiker am Conservatoire des arts et metiers. der sieh län-
Zeit in China und Japan aufgehalten hat, fügte der Uebersetzung eine Reihe von
interessant für Gelehrte und Indu-
werthvollen Erläuterungen bei. Das Werk ist gleich
etrielle; wir werden unseren Lesern ausführliche Mittheilungen über hervorragende Par-
thien des Buches machen.
Vorlesungen im Museum.
Dr. H. Thausing Geschichte der Alherüua.
Die in ihrer Art einzige Sammlung von Handzeichnnngen und Kupferstichen trägt
ihren Namen bekanntlich von dem Herzog Albert von Sachsen nachgebornem Sohne des
Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen, welcher sich nach dem von seiner Gemahlin
Marie Christine ihm angebrachten Herzogthum Teschen nannte. Kunstsinnig von Hans
agsk im äeslitzle der iäaiizöäischenfßildnng lsqeiner Zeig, kam der Fürst mit seiner Gemahlin
nac taien un an hier iir seine eigung ie reichste Nahrung. Sein Führer in
Rom war ein Schüler Winckelmands, v. Reifenstein, dessen Wissen all' diesen Ruinen
Geist und Leben gab"; auf den Ausflügen von Neapel aus war sein Begleiter der eng-
Exräzzzrrhrisesßsfmr"g..m'cmz.wie; oder
usse ins er ess ami er JE erzex
äintreten und ungestört vergveile; könne. in Turin bewunderte er die aus dem Palast;
es Prinzen Engen stammen en iederlinder in Turin war er zu Gaste bei dem kuust
sinnigen kais. Gesandten Grafen Durazzo, welcher entweder dem Herzog den Plan fdr
eine gglpfgßilcllllsßmlliglrgdlläGßpfmlltißällü Gesohichtle gier ililaälerei und des Kupferstiches"
entw er se en rnn to zu einer so en erte.
1,780 bis 1789 als Statthalter der Niederlande in Brüssel oder Lacken residirend,
suchte der Herzog Erholung von den schwierigen und peinlichen Regierungsgeschäiten in
der lgeescääfügurgf miti Bücher 31m1 äiunsltsaähcnä undsseinexln v0; reiclliien Mitteln unter-
stütz amme ei er am wo nsic er eit er entlic en nstän zu te welche
viele Personen veranlassen mochte, sich ihrer artistischen Besitzthiimer zu entätigslderh. Nach
seinem Rücktritte in das Privatleben, zumal nach demrTode seiner Gemalin, mit welcher
ihn ein Seelenbündniss von wahrhaft seltener Innigkeit vereinigt hatte, widmete er sich
fast ausschliesslich seinen Kunstschätzen; 1795 hatte er das ehemals Tarouccafsche Palais
auf der Augnstiner-Bastei bezogen und hier richtete er nun mit Heranziehung eines Stock-
werks des ehemaligen Augustiuer-Klosters seine kostbare Bibliothek und seine unschätz-
bare Kunstsammlung ein. Zeitgenossen wissen noch zu erzählen, wie der alte Herr sich
nur durch seine kurzen Mahlzeiten und Spazierfahrten diesen Räumen entführen liess;
hier fanden ihn durchreisende Gelehrte und Künstler mit der Anordung und Vervollstän-
dies" Will" schäme beäßhäftigt und nur diese völlige Hingabe und die Verwendung un-
gezahlter Summen machen das fast Unglaubliche erklärlich dass ein einziger Mann eine
Sammlung von solchem Umfange und so hohem Kunstwertlie vereinigen konnte. Als der
Herzog am 10. Februar l822, S4 Jahre alt. starb. ging die Sammlung in den Besitz des
Erzherzugs Karl über, welchen Herzog Albert und seine Gemahlin schon H90 adoptirt und
zu ihrem Erben eingesetzt hatten. Auch unter dessen Nachfolger, dem dnrchlauchtigsten
Erzherzog Albrecht, kommt der humane Gedanke des Gründersder Sammlung, dass die-
älhbreniiger Oedenthchkeit zugänglich gemacht werden solle, im vollen Umfange zur Aus-
Die Sammlung selbst bestdlt aus zwei Abtheilungen 1. Zeichnungen und Aqua-
Tßne, 2. Kllpferstiche, Radirungen und Holzschnitte. Die Abtheilung der Zeichnungen
steht sowohl was die Zahl 15- bis HLOÜO Blätter, als was die Auswahl und ganz besai-
dors was die gleichrnässige Vertretung aller Schulen anbelangt, neben den Cabinetten von
Paris und Florenz in allererster Reihe. Während z. B. im Louvre auf 13.000 Italiener
und 12.000 Franzosen nur 4000 Niederländer und 800 Deutsche kommen, serßillt die an.
herzogliche Sammlung in vier ziemlich gleiche Theile 1. Italiener, 2. Deutsche, 3. Nieder-
länder, 4. Franzosen, Spanier, Engländer etc. Innerhalb dieser Gramm ilt-jedi Rich-
tung, wenn auch meht Jeder Meister seiner Bedeutung entsprechend vertreten; einige
Meister ersten Ranges aber hat diese Sammlung in einer Zahl und Qualität aufzuweisen,
wie keine zweite. Obenan stehen die Dürer-Portefeuilles, deren Kunstwerth die Summe
alles dessen übertridt, was sich anderwürts von Zeichnungen Dürers zerstreut vnründet,
und deren Hauptinhalt sich bis auf den Nachlass des Meisters zurückverfolgen lässt. Aus
den Händen seiner Erben, Freunde und Schüler erwarb die Blätter zunächst Willibsld
Imhof der Aeltere 1619-1580, der Enkel Willibald Pirkheinxers. Der Witwe Imhofs
liess Kaiser Rudolf II. Eir die Kunstsammlung nicht weniger als die Herrschaü Pstschau
in Böhmen anbieten; der Handel zerschlug sich damals, doch später gelangte der Kaiser
in den Besitz des Buches, welches die Zeichnungen enthielt. fortan in der kaiserlichen
Kunstkemmer aufbewahrt wurde und 1783, in zwei Theile gebunden, an die Hofbibliothsk
abgegeben wurde. Von dieser übernahm 1796 Herzog Albert die Zeichnungen in Tausch
gegen Kupferstiche. Diese Dzten widulegen die allgemein verbreitete Ansicht, dass die
Kaiserin Maria Theresia den Herzog mit den Meisterzeichnungen der Hofbibliothek be-
schenkt habe.
Von dieser vollständig beglaubigten Collection auf die Zeichnungen übergehend,
welche den Namen anderer Meister tragen, skizzirte der Redner die Umstände, welche
gerade im Bereiche der Zeichnung die Fälschung so sehr erleichtern und niithigen da an
Fälschung zu glauben, wo die Echtheit nicht bewiesen werden kann. Von den unter
Rafaels Namen in der Albertina vorhandenen H4 Zeichnungen sei etwa ein halbes Hun-
dert als echt zu betrachten, allen Epochen von Rafaels Kunstthütigkeit angehörend und
zum Theil bis auf des Meisters Freund Timoteo Viti zurück zu von-folgen. Neben Dürer
und Rafael bilden die niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts den eigentlichen
Reichthum der Sammlung, vor allen Rubens 152 und Rembrandt 147 Stücke, darunter
an 120 echte, ein Schatz, welchem sogar Holland nichts an die Seite zu setzen hat.
Die an 200.000 Blätter zählende Abtheilung der Kupferstiche verschaift Wien den
Vorzug, zwei öffentliche Kupferstichcabinette zu besitzen deren jedes für sich den Ver-
gleich mit dem entsprechenden Institute in Paris, London, Berlin, München, Florenz und
anderen Stiidten nicht zu scheuen braucht. Wenn die Geschichte der Zeichnungensamm-
lung mit dem Tode des Gründers gewissarmassen sbschliesst, so fällt die Entwicklung
und Blüthe der Kupferstiehsammlung noch in die daraußolgende Zeit. Erzherzog Karl
püegte diesen Theil der Erbschaft von Herzo Albert auf's sorgfiiltigste, nicht sowohl uns
persönlicher Neigung, als aus Rücksicht auf das Andenken des Stifters, auf das gemeine
Beste, auf die Förderung von Kunst und Wissenschaft. Er verfügte, dass die Sammlungen
dem Pnblicum zugänglich gemacht wurden und liess durch den Maler und Radirer Franz
Rcchborger die Kupferstichsammlung welche wahrscheinlich nach Durnzze's Plane nnch
den Malern geordnet und zwar in zwei grosse Gruppen Italiener und Ultrnmontane, niinx-
lich Deutsche, Niederländer, Franzosen und Engländer, mit einem Supplement für die
übrigen Nationen gstheilt war dem veränderten Stand der Wissenschaft gemüss um-
gestalten. Auf Rechbergers Rath wurde das Cnbinet auch durch werthvolle Bestnudtheile
der Friefschen Sammlung bereichert. Innerhalb der einzelnen Nationen scheidet sich
nun dns Materiale in drei Sectionen, 1. der Stecher, 2. der Maler, in der die Stiche ohne
Rücksicht auf den reproducirenden Künstler angeordnet sind, 3. der Radirer, welche eigene
Erfindungen auf die Platte gezeichnet haben. Innerhalb dieser drei Reihen sind sodann
die Meister streng nach der Zeitfolge geordnet.
Mittwoch den 29. Decetnber hielt Herr Prof. Dr. Leitner, Rector des Universitäts-
Collegiunis in Labore, eine ausserordentlicbe Vorlesung über die von ihm im Jahre 1866
entdeckten und bisher unbeschriebenen Racen und Sprachen Dardistsns, des zwischen
dem Hinduku und Kagban gelegenen und früher unbekannten Landes. Dieser Vorlesung
wohnte ein Eingeborner von Yarknnd, Oet-Turkistan, bei, welchen Dr. Leitner mitgebracht
hat und welcher der erste seiner Race ist, der Europa besticht.
Kleinere Mittheilungen.
Se. k. Hoheit Erzherzog Rainer, Protectnr des Museums, hat
eine auf mehrere Monate berechnete Reise in den Orient angetreten.
Ernennung Der Minister für Cultus und Unterricht hat den pro-
visorischen Secretär des k. k. Museums für Kunst und Industrie, Bruno
Bucher, zum wirklichen Secretäir an dieser Anstalt ernannt.
Stipendien Wir haben die Freude, abermals eine Widmung ver-
zeiohnen zu können, welche einen thatsächlichen Beweis der Würdigung
gibt, deren sieh die Bestrebungen des Museums erfreuen. Der Banquier
und Gutsbesitzer Louis Freiherr Haber von Linsherg hat dem
Minister des Innern einen Betrag von 120.000 H. in Obligationen der ein-
heitlichen Staatsschuld zu Zwecken des Unterrichts und der Erziehung
zur Verfügung gestellt und von dieser Summe 20.000 tl. zu Stipendien
für die Kunstgewerbeschule des k. k. Museums für Kunst und Industrie
bestimmt. so zwar, dass bei denselben vorzüglich Zöglinge aus Nieder-
österreich zu berücksichtigen sind, so dass diese Stipendien die Widmung
des Handelsministeriums ergänzen.
Geschenke an das Museum. Das h. k. k. Ministerium für Cultus
und Unterricht übergab dem Museum eine Anzahl Publieationen des Ken-
siugtou-Museums; von den Herren Custos Lipnmann und Sectionsrath
v. Teschenberg erhielt das Museum verschiedene Bibliothekswerke;
von Herrn v. Dormitzer in Prag egyptische Glasperlen; von Herrn
Alex. Suchanek in Briinn sächsisches Porcellan, decorirt in der Art
des Schap er; von Herrn Dr. Leitner eine Reibe indischer moderner
Gegenstän Lackarbeiten, Strohgeßechte, Waden ete.; von der Com-
mission zur Errichtung eines Hamburgischen Kunst- und Gewerbe-
Museums die erste Serie photographischer, von dieser Commission ver-
öffentlichter Abbildungen niederdeutscher Holzmöbel; von den Herren
Meunier ä. Com in S. Galle et Tarare zwei Stores diaphanes; von
Herrn Architekten arvillee in Paris ein grosses Pauneau in Fayence
und zwei Photographien; Photographien nach Aufnahmen des Architekten
Herrn Baudry in Paris in Bonien; die Gegenstände von den Herren
Meunier, Parvillee und Baud verdankt das Museum der gütigen Ver-
mittlung des Herrn Hofrathes aron Schwarz-Senborn in Paris.
Der Gesellschaft zur Beförderung der Kunstgewerbeschule
sind in jüngster Zeit auch aus Steiermark einige Mitglieder beigetreten,
und zwar als Gründer Herr Ed. v. Heider mit 100 mit Jahresbei-
trägen Der Steiermärkische Gewerheverein mit Graf Meran mit
20 11.; Prof. Horlry mit 8. Frau Ther. Zinner mit il.; Dr. R. Stiner
mit 3.; Prof. Dr. Blaschka. mit J. P. Reininghan mit 10 11.;
Prof. Leyer mit 10 M. Fröhlich mit 10
Neu ausgestellte Gegenstände. Am 18. Decembet 1869 Aufnahmen von
Renaissance-Objecten Italiens, vom Architekten V. Teirich; eine Suite von Majo-
liken, Elfenbsin- und Glasgegenstlinden, aus Privatbesitze; Florentiner Mosaik aus dem
Etablissement Montelatici in Florenz; Terracottagruppe vom Bildhauer W. Schüt.
zinger in Wien; Spiegel mit Schildpattrahmen. Eigenthum das Herrn J. Wide-
rnan; drei Glasgemlilde Maria Verkündigung. Maria Krönung und dss tiirstl. Auers-
perg'sche Wappen, ausgeführt vom Glasmaler Matb. Schneider in Regensburg;
ferner ein Altaraufnatz von vergoldeter Bronze fir die Kirche Marie am Capitol in Köln,
gezeichnet von A. Essenwein, ausgeführt in der Metallwarenfabrik von C. Hans,
Emails von J. Chat.
Am 23. December Eine Suite alter Schmiedeisen-Gegenstände, Gefiisse und deut-
scher Intarsien; Dirigentenpult, gearbeitet von Schiinthaler, Geschenk des Vereins
Hesperuf an den Wiener Münster-Gesangverein; eine Suite von Weissstickereien
darunter auch Stores diaphanes der Fabrikanten Meunier Camp. zu S. Galle und
Tarare; Trinkkanne, Krüge und Nachahmungen antiker Gefässe von A. Sältzer in
Eisenach; Farbenskizze Gir eine Tapetendecoration von Fischbacb.
Am 29. Decemberr Eine neue Suite von Schiilerarbeiten der ldcole centrale d'ar-
chitecture in Paris; ein Carton von B. Genelli, Eigenthum des Herrn N. Dnmba;
ein Teppich aus der Fabrik der Gebrüder Schanmann in Stockerau,
Am 2. Jinner 1870 Entwurf von Fr. Jobst, darstellend das Votivfenster für St.
Stefan. vom verstorbenen Bürgermeister Dr. Zelinkn dem Andenken seiner Frau Monika
gewidmet, zur Ausüihrung bestimmt bei Geyl ing; zwei Bilder, Eigenthum des Grafen
Edm. Zichy, theilweis regenerirt unter Leitung des Herrn Georg Placb die regensrirtsn
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Theile nicht frisch guürnisst; eine Visitenknrtentnsse, gulvunoplßlfisch ausgeführt nach
der Modellirung des Frl. Minns Weitmaun; Photographien von Objeden jspunesischer
Kunstindustrie, von der ostasiatischen Expedition iiherbrwht durch Herrn Dr. Schmucker;
Album für Struminstickerei von Friedr. Fischbsch; Supraporter, gemalt von Prof.
Sturm für den Salon der Fürstin Truntmansdoyf.
Am 9. Jiinner Eine Suite jnpanesiseher Bronzegegenstlnde, fiir das Oesterr. Mu-
seum erworben durch die ostasiatische Expedition; eine Suite von Decorutionsgeg-en-
sünden in orientalischem Btyle Pspiertapetsn, benmlte und vergoldete Holssculpturen,
Faycnqen, von Herrn Leon Parvilläe, Architecte-Decoruteur in Paris; ein gewehtee
Pnnneau Tspisserie Jocqusrd, gearbeitet Fir den König von Holland, ausgeüihrt von
Herrn Mourcesu zu S. Maur Paris.
Besuch des Museums. Im Monat Dezember 1869 werden die Sammlungen
des Museums von 7300 Personen besucht.
Eine Industrie-Ausstellung für das Gesammtgehlet des Ilauswesens,
vom Rohmaterial bis zur luxuriösesten Ausschmückung, soll vom l. Juni bis 1. September
1870 in Kassel stattfinden. Zu dem Zwecke wurde das Wittenherger Ausstellungs ebäude
angekßuh und soll hinter dem sogenannten Orangerieschloss und mit diesem in elimin-
dung aufgestellt wenden. Sclriussteiunin fizlr die Anmeldungen 31. Jinnsr, Fiir die Einem-
dungen 15. Mai. Die Ausstellung wird in folgende I4 Claslen zerfallen 1. Buu des
Wohnhauses, 2. HoL Stall, Hausgsrten, 8. Küche, 4. Zirnrnereinr-ichtungsn, 5. Haushal-
tungsgeräthe sus edlen Metallen etc., 6. Kleidung und Wäsche, 7. Schmuck, 8. Baisse
Utensilien, 9. Toilette, Schreib, Rauch-Utensilien etc, I0. Beleuchtung, ll. Heizung,
12. Reinigung, 13. Maschinen u. dgl. m., 14. Nahrungsmittel.
Neue Publicationon des Oesterr. lnseums.
Katalog der Bibliothek
des
k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie.
Belbmerlrg des Museums
gr. 8. Preis d.
Der erde Versueh, eine fllr die Zwecke der Kunstindunrio angelegte Bibliothek
wissenschafüich zu ordnen.
Entwürfe für Prnchtgefisse
in Silber um Gold,
entworfen und gezeichnet für den Kaiser Rudolf von Oltavlo Strunk.
42 Tafeln mit Text. F01.
Verlag der Beckßschen Univerm-BlmhhmdL A. Hölder.
Preis in Carton ü. 50 kr.
Alle Buchhandlungen und Pontanatalten nehmen Bestellungen im auf
Kunst und Gewerbe,
Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie.
Jahrespreis mit den Beilagen Thlr. 10 Sgr.
Gesuche von Arbeitskräften linden unentgeltliche Aufnnhmc.
SeIbstvu-lag des kais. kön. österreichischen Museums.
Druck von Cnrl GerolnPs Sohn in Wion.