MITTHEILUNGEN W15"-
Sechster Jahrgang. 15. August 1871.
k. k. österr. Museums für Kunst 81 Industrie.
Monatschrift für Kunst 8a Kunstgewerbe.
Am 15. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. ö.W.
Redacteur Bruno Sucher. Expedition von C. Gerold's Sohn. Man sbonnirt im Museum,
bei Gerold Camp" durch die Postanstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthsndlungen.
inlult Die Kllgenfurtlr Ausstellung. Znr Chemie der Thonwurcn. FnrlleilJ Die Ausstellung
In Eger. Jahresbericht der Knnstgewerbeschnle. Bücher-Revue. Kleinere Mlttheilungen.
Die Klagenfurter Ausstellung.
Die Institution der Filialausstellungen, wie sie vom Oesterr. Museum
in's Leben gerufen worden ist, hat sich bisher als lebensfähig und als
ein vortreifliches Mittel erwiesen, den Contact zwischen der Anstalt selbst
und den nach gleicher Richtung mit dieser zielenden Bestrebungen in den
Provinzen herzustellen. Diese Ausstellungen haben in der Regel gezeigt,
wie und auf welche Weise die da und dort vorhandenen Keime und
Ansätze einer kunstgewerblichen Thätigkeit emporzubringen wären; sie
haben Gelegenheit geboten, die Begabung verschiedener Bcvölkerungstheile
für gewisse Kunsttechniken kennen zu lernen, und helfcn so ein wich-
tiges, ja unentbehrliches Material zu Tage fördern, unentbehrlich überall
da, wo es sich um ein praktisches Eingreifen des Museums oder der
Kunstgewcrbeschule handelt. Endlich sind Filialausstellungen das geeig-
neteste Mittel, den weitesten Kreisen den Zweck und das Programm des
Museums vor Augen zu führen. Dass überdies auch unsere Kenntniss
der vielen in Oesterreieh vorhandenen oft ganz unbekannten Kunstschätze,
die stets auf solchen Ausstellungen zum Vor-scheine kommen, erweitert
und vervollständigt wird, ist ebenfalls ein nicht gering anzuschlsgendes
Resultat.
Die am Ende des vorigen Monats geschlossene Klagenfurter Aus-
stellung war an sich selbst und nach den eben angedeuteten Momenten
hin neben der Prager Ausstellung-von 1868 die bedeutendste und reichste,
die das Oesterr. Museum bisher veranstaltet oder veranstalten geholfen
hat. Ausgehend vom Klsgenfurter Industria- und Gewerbeverein, verstärkt
durch einige andere Fachinteressenten und unter der Präsidentschaft des
Directors des genannten Vereines, Herrn Eduard anesch wurde ein
Comite gebildet, das sich mit grossem Eifer seiner Aufgabe zuwendete und
"sie in einer für die Verhältnisse einer mittleren Stadt wirklich über-A
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raschenden Weise löste. Eine geeignete Localitüt fand sich in dem
gmssen gut beleuchteten Saale und den Nebenräumen des sogenannten
Masselgartens, und so wurde denn die, Dank der anerkennenswerthen
Liberalität vieler Privatbesitzer alter Kunstsachen und der lebhaften Be-
theiligung in- und auswärtiger Producenten und Kaufleute, reichlich aus-
gestattete Exposition am 20. Juni l. J. eröffnet. Verbunden war mit der
kunstindustriellen Ausstellung eine Ausstellung berg- und hüttenmänni-
scher Producte.
Die Kosten des Arrangements waren ziemlich bedeutend, da der
grösste Theil der Glassehränke zum Aufbewahren der kleineren und
werthvollen Objecte neu angefertigt werden musste; ebenso war das Her-
beischaifen, Aufstellen und Ordnen eine nicht goriuge Mühe, der sich die
Comitemitglieder unterzogen.
Der Hauptsaal, gefüllt mit alten Möbeln, Schränken und den an den
Vländen herabhängenden Teppichen und Gohelins, bot ein freundliches
und harmonisches Bild. Dass hier manche Gegenstände Platz gefunden
hatten, die streng genommen nicht in den Rahmen der Kunstindustrie
gehören ist begreiflich und in kleineren Orten durchaus schwer vermeidlich.
Eine Scheidung irgend welcher Art nach Materialien, nach mo-
derner oder älterer Entstehung der Gegenstände war in der Ausstellung
nicht durchgeführt, und wenn auch Vermischung des Verschiedenartigsten
bei dem minder geübten Beschauer nicht eben die Klarheit und Ueber-
sichtlichkeit fordert, so war bei den verhaltuissmässig bescheidenen
Dimensionen des Ganzen dies doch kein wesentliches Hinderniss der
Würdigung des Einzelnen. Viel weniger als hiermit können wir uns da-
mit einverstanden erklären, dass der leidigemNummernfolge zu Liebe
nicht einmal im Kataloge eine Systematisirung versucht wurde, und dass
dieser überhaupt ein blosses Verzeichniäs der Gegenstände ohne die ge-
ringsten erklärenden fachwissenschaßlichen Notizen geblieben ist. Wir
finden hier kaum je eine genügende Angabe des Materials, der Prove-
nienz und, was bei älteren Kunstgegenstanden von so grosser Wichtigkeit
ist, der Entstehungszeit des betreßenden Objectes, und so ist für diese
Ausstellung eines der eindringlichsten Belehrungsmittel für das grosse
Publicum, ein gut gearbeiteter Katalog, nicht vorhanden gewesen, worauf
wir für zukiinlitige Fälle hingewiesen haben wollen. Viel mag hierbei
wohl auch die drängende Kürze der Zeit, die zur Anfertigung zu Gebote
stand, verschuldet haben.
Wenden wir uns nun zu den auf der Ausstellung zur Schau ge-
brachten Arbeiten, vorerst zu denen aus älterer Zeit, so finden wir hier
eine reiche Fülle von Werken, die in Bezug auf Qualität sich den besten
kuustgewerhlichen Arbeiten der andern deutschen Länder anreihen.
Kärnthen war zur Zeit des Mittelalters und der Renaissance wenn auch
nicht gerade eine Pllegestätte der höchsten monumentalen Kunst, so doch
immer ein Land, das durch seine Lage, seine Handelsbeziehungen, durch
seinen Bergbau stets in inniger und lebhafter Verbindung mit den Cal-
turcentren von Deutschland und Italien gestanden hat. Zeugniss dafür
die über das ganze Land zerstreuten Bauwerke mit ihrem Schmucke an
Fresken, Glasmalereien, Schnitzereien und Sculpturen. Der Wohlstand,
den die Industrie und der das Land durchziehende Handelsweg von
Deutschland nach Italien hier hervorriefen, war natürlich ein mächtiges
Förderungsmittel künstlerischer Betriebsamkeit. Die Klöster und Kir-
chen des Landes, wie St. Paul, Maria-Rain, die Kirchen in Villacb, Gurk,
Friesach und viele, sind heute noch reich an Kunstwerken aller Art aus
vier Jahrhunderten, viele Privathäuser waren es ehedem, bevor die massen-
hafte Ausfuhr hier wie im benachbarten Salzburgischen auch diese Fund-
gruhen entleerte. Venetianische und Münchner Kunsthändler hatten hier
lange Jahre ein reiches Feld für ihre Nachsuchuugen, und das bairische
Nationalmnseum verwahrt so manches schöne Stück, das ein reger Eifer
über die Grenzen Oesterreichs zu entführen wusste. Von dem, was noch
im Lande und zumeist in festem Besitze geblieben, hat die Ausstellung
manches Interessante zur Schau gebracht.
Das schon oben genannte Kloster St. Paul hatte einige seiner
schönsten Stücke hierhergesendet, zwei gestickte Pluvialen in Flach- und
Perlstlch auf Stramin-Grund aus dem 13. Jahrh., das durch mehrfache
Publication bekannte prachtvolle gothisehe Reliquiar, zwei Hclzkreuze,
Mikrosculpturen von wunderbarster Vollendung aus dem 17. Jahrh., eine
Casula mit schöner Flachstickerei aus dem 16. Jahrh. etc.
Aus der Kirche von Möchling war hier ein merkwürdiges Holz-
sehnitzwerk zusehen, eine Art riesiger Reliquienschrein in Form einer
einsehitiigen gothischen Kirche mit weit vertretenden Chore und thurm-
artigen Anbauten an den Ecken. Das Ganze ist etwa in einer Länge
von Schuh und entsprechender Höhe aus aneinandergereihtem, reichem
und gnt erfundenem, durchbrochen gearbeitetem Masswerk gearbeitet. Es
soll als Einfassung des Grabes eines Stifters der Möchlinger Kirche ge-
dient haben, dem Kunstcharakter nach muss es etwa aus dem Ende
des 14. oder Anfang des 15. Jahrh. stammen. Die Tradition schreibt
seine Verfertigung einem Mönche des Klosters St. Paul zu; das mag
richtig sein, denn jedenfalls scheint es nicht dasWerk eines völlig kunst-
gerechten Meisters sondern eines Dilettanten, der über der Freude am Or-
nament die Nothwendigkeit einer architektonischen Onnstruction völlig
vergass. Gerade als das, was es ist, Hösst es, da so selten derartige Ar-
beiten aas jener Zeit auf uns gekommen sind, lebhaftes Interesse ein, und
rhewundernswerth bleibt die Phantasie, die in der Waldeinsamkeit eine
solche Fülle von ornamentalen Motiven zu combiniren und zu schaffen
Wusste.
Ein gothischer Schrank, ebenfalls etwa dem endenden 14. oder dem
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Anfange des 15. Jahrh. angehörend, mit fein gearbeiteten Eisenbestand-
thcilen ist wegen seiner guten Erhaltung und der Seltenheit des Vor-
kemmnisses von Profanniöbeln aus dieser Zeit bemerkenswerth. Von Mö-
beln des 16. Jahrh. hatte Graf Fugger einige gute Stücke, Truhen und
Schränke mit eingelegter Holzarbeit ausgestellt. Diese Technik war all-
gemein verbreitet sowohl in Kärnthen als auch in Salzburg und Tirol,
und die Möbel zeichnen sich durch gefällige Form und eine gewisse
Eleganz der Ornamentation aus. Die Kunstweise der einzelnen Holzar-
beit lässt sich mit Leichtigkeit den heutigen Bedürfnissen anpassen und
mit den heute zu Gebote stehenden Mitteln und Werkzeugen mit weit
geringeren Schwierigkeiten ausüben als ehedem. Wirklich waren auf
der Ausstellung einige, wenigstens in der Technik ganz befriedigende
Versuche von einheimischen Handwerkern zu sehen ein Zeichen, dass
vielleicht noch nicht die alte Tradition, wenigstens die handwerkliche,
völlig verloren ist, wenn auch der Kunstgeschxnack alle Leitung ver-
loren hat. In diesem holzreichen Lande liesse sich, so möchte es scheinen,
durch praktische Anregung eine lebensfahige Möbelindustrie emporbringen.
Auch was ausser den einigen eingelegten Arbeiten von modernen
Möbeln ausgestellt war, war beinahe durchweg solid und gut. Schränke
und Schreibtische des I7. und 18. Jahrh. waren eben von verschiedenen
Besitzern ausgestellt. Sehr zierlich ein mit Elfenbein eingelegten Ca-
binet aus Ebenholz, 17. Jahrh, Eigenthum des Herrn Steinhäubl, und
ein ähnliches, Eigenthum der Frau Kreuzberg.
Ein Prachtexemplar einer Augsburger Uhr von vergoldetem Kupfer
aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh, mit Planetentafel, Kalendarium in
überreicher Ausführung mit schönen Gravirungen, war aus dem Besitze
des Fürstbischefs von Gurk in der Ausstellung.
Von Goldsehmiedarbeiten des 16. Jahrh. ist als besonders erwäh-
nenswerth zu notiren eine Wahlurne mit Untersatzteller von getriebenen
vergoldeten Silber, Eigenthuui des Landes Kärnthen, ohne Zweifel das
Werk eines Augsburger Meisters etwa um 1580. An der Schüssel, die
von bedeutender Grösse ist, allegorische Figuren der vier Welttheile, um
den Körper der mit einem Deckel versehenen Urne die vier Jahreszeiten,
alles in reichen und geschmackvollen Umrahmungen.
Ein reizendes silbergetriebenes vergoldetes Krügelein aus der ersten
Hälfte des 16. Jahrh., Eigenthum des Grafen Thurn, ist ein Werk ganz
ausgestattet mit jenem unuennbaren Zauber, den die frühe keusche Zeit
der deutschen Renaissance ihren Schöpfungen einzuhauchen wusste. Hoch-
getriebene Putteniiguren in Nischen mit Täfelchen in den Händen, die
Künste und Wissenschaften darstellend, umgeben die Laibung, dazwischen
und am Dekel überreiche Ornamente.
Wie wir schon bei Erwähnung der Beiträge des Klosters St. Paul
anführten, war auch die kirchliche Goldschmiedekunst nicht uuvertreten.
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Unter den verschiedenen, meist dem 14. bis 15. Jahrh. angehörigen Kel-
chen und Monstranzen verdient ein grosser Speisekelch aus der Kirche
Maria-Saal, datirt 1464, mit interessanten üguralen Gravirnngen, die leb-
haR an die Weise der frühesten deutschen Kupferstecher erinnern, her-
vorgehoben zu werden.
Wir können hier nur das Wichtigste berühren, und müssen uns
im Uehrigen begnügen summarisch darauf hinzuweisen, dass so ziemlich
die meisten Gattungen der Kunsttechniken theils in weniger prägnanten
Beispielen vertreten waren, Gobelins und Waffen, Pcterien und Schnitze-
rsien an keinem Genre hat es gemangelt, und wir können nicht um-
hin, diese Reichhaltigkeit, die der Ausstellung ein wirklich bedeutendes
Interesse verlieh, hervorzuheben.
Die moderne Abtheilung, oder da sie nicht eigentlich getrennt
war die Gegenstände moderner Erzeugung waren zum kleinem Theile
kärnthnisches in der weitaus grössern Mehrzahl auswärtiger; Fubricat.
Der Tischlerarbeit haben wir bereits gedacht und ebenso des Umstandes,
dass die Möglichkeit eines Aufsehwunges zum wahren Kunstgewerbe für
die Holzarbeiten hier gegeben zu sein scheint. Aehnliches gilt in Bezug
auf Sehlosser- und Metallarbeiten. So hat uns ein eisernes geschmiedetes
Fenstergitter Nr. 210 des Kataloges, der Verfcrtiger aber daselbst nicht
angegeben durch geschmackvolle Zeichnung und gute Ausführung wirk-
lich überrascht. Die gravirten und goldtauschirten Gewehre aus Ferlach
bekunden wohlerfahrene und geübte Hände, und zeigen in ihren Ver-
zierungen eine gewisse Reinheit und Gewähltheit des Geschmacks. In
Orte Ferlach bei Klagenfurt wird die Büchsenmacherei als Hausindustrie
betrieben und es findet hierbei eine vollständige Theiluug der Arbeit in
die einzelnen Bestandtheile statt. Den Ferlacher Erzeugnissen stehen in
allen Rüeksichten die des Klagenfurter Büchsenmachers Umfahrer zur
Seite.
Zwei gothische Monstranzen von vergoldeter Brcnce von Weiss-
mann in Klagenfurt lassen bei sonst guter Ausführung in Bezug auf
Stylrichtigkeit und Formverständniss sehr viel zu wünschen übrig. Die
Gothik wird von vielen Leuten so aufgefasst, als wäre mit ein paar da-
und dorthin gesetzten Fischblasen und Fialen Alles abgethau. Dass die
Dinge auch constructiv motivirt und durchdacht sein müssen, davon
scheinen so manche unserer Kunsthandwerker, die in einem von ihnen
für gothischu gehaltenen Stylc arbeiten, kaum eine Ahnung zu haben.
Das gilt nicht allein für Klagenfurt, und doch sind gute Vorbilder in
Originalen und Abbildungen nicht so schwer zugänglich.
Die Glaswanren der Voitsberger Actien-Glasfabrik erheben sich,
wenigstens von dem Standpunkte des künstlerischen Geschmackes aus
betrachtet, nicht über jene Marktwaare, die gegenwärtig immer noch die
gewöhnlichste und leider auch gangbarste ist.
Die Firma Haas 8c Söhne hatte eine Auswahl ihrer Erzeugnisse
gesendet, es braucht nicht erst erwähnt zu werden, dass sich darunter
Vortreßliches befand. Einen Glanzpunkt bildete die Portier-e nach einem
Muster eines im Museum befindlichen alt-persichen Kutahia-Teppiches
ursprünglich für die kaiserlichen Appartements des neuen Wiener Opern-
theaters gearbeitet.
Herrn C. Trau in Wien hatte die Ausstellung einen wichtigen
Beitrag, eine Collection Chinoiserien, indische, japanesische und per-
sische Kunstarbeiten zu verdanken, die das Gesammtbild wesentlich
abrunden half, wie denn überhaupt nach dem heutigen Standpunkte eine"
Repräsentation der Kunstgewerbe Asiens und des Orients ein überall
beinahe unerlässlicher Factor ist.
Die Betheiligung des Oesterr. Museums war der Quantität nach durch
die gleichzeitig mit der Klagenfurter stattündende Ausstellung in Eger
etwas beeinträchtigt, doch war von Seite unserer Anstalt eine instructive
Sammlung namentlich neuerer französischer und englischer Thonarbeiten,
ferner italienische Holzschnitzereien, orientalische und indische Webereien,
chinesische und japanische Lackarbeiten, Stickereien etc., galvauo-plastische
Copien, Photographien und Gypsgüsse gesendet worden.
Wir schliessen unsern Bericht. Die Lücken, die er, wie wir wohl
wissen, enthält, mögen ihre Entschuldigung darin finden, dass es unmög-
lich ist, bei einer Ausstellung, deren Katalog an 1500 Nummern aufzählt,
alles irgend Bemerkenswerthe aufzuführen. Nur dem lebhaften Wunsche
wollen wir noch Ausdruck geben, dass die Intentionen des Museums
überall so verstanden und so freudig gefördert werden mögen, wie in
Klagenfurt. Fr. Lippmann.
Zur Chemie der Thonwaaren.
Vortrag des Prof. Dr. Hlnsiwetz, gehalten im Oestsn. Museum am 3. Decbr. 1870.
Fortsetzung
Betrachten Sie die Fläche und nicht die Bruchstelle selbst, so ist sie,
d. h. die Glasur, wahrscheinlich durchzogen von unendlich feinen, wohl
auch markirteren Rissen und Sprüngen, die vielleicht bei neuer unge-
brauchter Wanre schwer erkennbar, bei älterer gebrauchter dagegen um
so schärfer hervortreten, als sie schon durch inültrirte Flüssigkeiten
gefärbter sind.
Ganz anders stellt sich der Bruch des Porcellans dar. Dass er ein
matt glänzendes, muschliges oder doch glattes, homogenes, nicht poröses
Gefüge hat, ist schon gesagt, aber Sie können an demselben auch nicht
unterscheiden, wo die Glasurschiehte beginnt. Sie grenzt sich nicht be-
stimmt ab, sondern sie ist eins mit der Masse oder dem Fleisch, völlig
mit ihr verschmolzen oder in sie eingeschmolzen. Sie ist daher mecha-
nisch untrennbar von ihr, und zeigt nur bei ganz missrathener Waare
auf der Fläche wahrnehmbare Risse oder Sprünge, häufiger dagegen
schaumige, matte oder blasige Stellen.
Macht man dünne SchliEe von Poreellan, und betrachtet sie unter
dem Mikroskop, so sieht man, dass es eine von unendlich vielen Kry-
stallnadeln von äusserster Kleinheit erfüllte Masse ist, von deren Licht-
redex und Liehtbrechung seine Undurchsichtigkeit herrührt. Seine
ausserste Begrenzung nur ist krystallfrei und durchsichtig, amorph wie
es die Eigenthiimlichkeit des Glases ist.
Die Herstellung dieser Glasuren ist denn auch, wenn wir bei den
feinsten Sorten der beiden Classen von Waaren, der Fayenee und dem
Porcellan, stehen bleiben, ziemlich verschieden und die Unterschiede des
Haftens und Verbundenseins an und mit der Masse erklären sich leicht,
wenn man die Natur der beiden Arten von Waaren sich überlegt.
Die Fayence ist ein nur so weit verglühter Thon, dass die Masse
in Folge des Gehalts an Flussmitteln sowohl, als vermöge des Verhal-
tens der kieselsauren Thonerde an sich, nur eben gesintert ist. Dazu
genügt eine nicht sehr hohe Temperatur, die Rothglühhitze nicht über-
steigt. Diese Hitze muss aber genügen, auf die vorgebrannte Waare die
Glasur aufzuschmelzen, d. h. diese Glasur darf an sich keinen hohen
Schmelzpunkt besitzen, sie muss' ein leicht flüssiges Glas sein oder die
Materialien eines solchen enthalten, und diese Bedingung erfüllen fast
nur die Bleigläser, Doppelsilicate von kieselsauren Erden und kiesel-
saurem Bleioxyd, die am leichtesten sehmelzbarcn Gläser die es über-
haupt gibt. Die Materialien hierzu sind Mennige, Quarz und Thon, die
innigst gemischt und auf's feinste gepulvert als dünner Schlamm auf die
verglübte Waare gebracht werden, die man, nachdem sie abgetrocknet
ist, nochmals glüht, so dass nun dieses Glas auf sie verschmilzt. Der
Kern der Waare, ihre Masse, ihr Fleisch, bleibt dabei völlig ungeschmolzen
und porös, und sie erhält nur einen dünnen gedossenen, hautartigen
Glasüberzug.
Ganz anders ist dagegen das Verbältniss der Porcellanrnasse zu
seiner Glasur. Diese Masse wird so hoch erhitzt, dass die Flussmittel
schmelzen, dadurch das Ganze in einen erweiehten Zustand geräth und
alle Poren ausgefüllt sind.
Die Glasur muss in dieses Verschmelzen mit einbezogen werden,
und zwar muss sie zu einem vollkommenen Glase schmelzen bei jener
Temperatur, bei der die Masse gerade weich und durchscheinend wird.
Sie bildet dann einen homogenen, von ihrer Unterlage nicht unter-
seheidbaren Ueberzug, und es ist leicht einzusehen, dass sie darum ganz
anders haftet, als die Glasur der Fayence.
Alles kommt darauf an, ihren Zusammenhang so zu reguliren, dass
ihr Schmelzpunkt mit dem Erweichungspunkt der Masse zusammenlällt,
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eine Aufgabe, die keineswegs ganz leicht zu lösen ist und der oft viele
missrathene Proben vorausgehen.
Schmilzt die Glasur früher als die Masse gehörig erweicht, so erhält
man ein weisses, nicht durchscheinendes Porcellan, welches von gelun-
gener Wsare sehr unvortheilhaR ahsticht; ist dagegen die Glasur zu
strengiiüssig, so verschmilzt sie nicht völlig mit der Masse und bildet
einen Ueberzng, der sehr dem Rissigwerden unterworfen ist, weil sie
dann eine von der Masse verschiedene Ausdehnungsfahigkeit hat, wenn
sie verschiedenen Temperaturen ausgesetzt wird.
Diese Differenz der Ausdehnungsfahigkeit zwischen Masse und
Glasur ist es überhaupt, die bei allen porösen Thonwaaren, der Fayence
und den gewöhnlichen Töpferwaaren, so sehr das Reissen und Abblättern
bedingt, was bei gutem Porcellan gar nicht vorkommen kann.
Die Glasur des Porcellans ist auch nie ein Bleiglas, wie die der
Fayence, welches viel zu leicht schmelzbar wäre, sondern ist ein Doppel-
silicat von Alkalien und alkalischen Erden, und ähnelt in seiner Zu-
sammensetzung am meisten unseren gewöhnlichen zu Gefässen verarbei-
teten Glasmassen.
Sie wird hergestellt entweder aus Quarz und Feldspath oder einem
an sich quarzigen Feldspath, und heisst dann auch "Feldspathglasur",
sie ist dann ein Alkali-Thonerdesiiicat; oder sie ist ein Alkali-Kalksilicat,
eine Kalkglasur, die14 bis 2055 Kalk enthält.
Ganz ähnlich wie bei der ayence und dem Porcellan, den feinsten
Sorten der beiden Clnssen von Thonwaaren, den porösen und den halb-
geschmolzenen, ist das Verhältniss von Massa und Glasur bei den anderen
ordinäreren Sorten.
Unser gewöhnliches poröses Töpfergeschirr wird gewöhnlich schon
im lufttrockenen Zustande glasirt, d. h. nachdem es geformt und ge-
trocknet ist, wird es durch einen Schlamm der Glasurmaterialien gezogen
oder damit ausgespült, wieder getrocknet und dann im Töpferofen ge-
brannt. Feinere Waaren werden indess vor dem Auftragen der Glasur
verglüht, eine Operation, die bei ayence und Porcellan unvermeidlich ist.
Die Glasur der Tüpferwaare ist noch durchgängig eine Bleiglasur,
die meist nur aus gemahlener Bleigätte Bleioxyd und Sand Kiesel-
säure besteht.
Es ist hier vielleicht der Ort, einige Worte über die oft betonte Schädlichkeit der
Bleiglnsnren unserer Töpfergesehirre einzußechten, die von Zeit zu Zeit erneuerte Klagen
gegen unsere Töpfer herverriefen, die sie veranlassen sollen, bleifreie Glasuren zu ver-
wenden.
Erhitzt man Bleigllitte und Sand, so entsteht ein sehr leicht schmelzbares kissel-
saures Bleioxyd.
Diese Verbindung-haftet, glasirt und brennt man die Waare bei einer vsrhiltniss-
miissig niederen Temperatur, ziemlich lose nur an derselben, wird leicht rissig, blättsrig,
und was die Hauptsache ist, löst sich nicht unbetrhlchtlich in, selbst schwachen Säuren,
wie Essigsäure, Milchsiiure n. dgl., kurz solchen, mit denen man in der Küche es zumeist
zu thun hat.
Die Gißigkeit oder Schädlichkeit aller Bleipriiparate aber ist bekannt. Die Fälle
sind zahlreich, dass auf die obige Weise wirklich Erkrankungen, wenn auch nicht gerade
mit tödtlicbem Ausgang, stattgefunden haben.
Aber es lässt sich leicht zeigen, dass ein und dieselbe Glasur auf einer und der-
selben Thonmasse verschieden widerstandsfähig wird, sowohl was ihr Haften an der Masse,
als auch was ihre Löslichkeit in Säuren angeht, je nachdem die Hitze grösser oder kleiner
war, die man bei dem Brennen und Glasiren des Geschirres anwandte.
Reichte sie nur hin, das Geschirr hart zu brennen und die Glasur zu schmelzen,
so besteht diese letztem auch fast auschliesslich nur aus kieselsaurem Bleioxyd.
Dieses Silicst ist aber im Stande, mit anderen Silicaten und ein solches ist ja der
Thon zu Doppelsiiicaten zusammenzuschmelzen, wenn die Temperatur höher ist.
Brennt man die Waare bei einer solchen, so ist die Glasur nicht blos kieselsaures
Bleioxyd, sondern ein, wenn auch variable Mengen von kieselsaurer Thouerde enthaltendes
Doppelsilicat.
Ein solches Doppelsilicat ist nun, weil es sein Material zum Theil aus der Masse
selbst bezogen hat, nicht nur viel fester auf diese sufgeschmolzen, reisst und springt we-
niger leicht, sondern, was die Hauptsache ist, es ist auch in solchen schwachen Säuren
wie die genannten so gut wie unlöslich.
Ziemlich genau dieselbe Glasur, der chemischen Zusammensetzung nach, hat ja
auch die Fayencewaare, über deren Schädlichkeit fast nie Klage geführt wird, weil eben
sie stets bei einer viel höheren Temperatur fertig gemacht wird, als diejenige ist, welche
in der Regel in einem Töpferofeu gegeben wird.
Alles kommt also darauf an, dass auch die ordinäre Töpferwaare bei möglichst
hoher Temperatur gebrannt wird.
Dadurch kann eine Bleiglasur ganz unschädlich gemacht werden.
Man überzeugt sich leicht, dass in gut bereiteten Geschirren dieser Art starker
Essig stundenlang im Sieden gehalten werden kann, ohne dass er eine Spur Blei auflöst.
Das Verwerdiche des Verfahrens unserer Töpfer besteht nur darin, dass sie an
Brennmaterial sparen, um ihre Waare möglichst wohlfeil herzustellen.
Da hierin aber eine Ueberwaehung schwer durchzuführen ist, so hat man vielfach
nach anderen Glasuren, die ganz bleifrei sind, gesucht, und eine ziemliche Anzahl in Vor-
schlag gebracht.
Es sind meistens schwer schmelzbare Alkalisilicate oder Alkali-Erdsilicate, endlich
auch Eisensilicate, die hergestellt werden aus Soda kohlens. Natron und Sand oder Quarz,
Soda, Sand und Thon, Thon und Eisenhammerschlag Oxydoxydul mit oder ohne Zusatz
von etwas Flussspath, der den Schmelzpunkt herabdriickt.
Dass alle diese Vorschläge in der Praxis wenig Eingang gefunden haben, liegt daran,
dass diese Glasuren an sich schon etwas theuerer, zum Anfschmelzen eine Temperatur
erfordern, die die verlangte Wohlfeilheit dieser Geschirre nicht zulässt, und endlich sind
diese Glasuren bei weitem nicht so geschmeidig wie die Bleiglasuren es entsteht viel
Ausschusswaare und sie bekommen noch weit leichter als diese Risse und Sprünge.
Die Temperatur, bei der diese Glasuren aufgebrannt werden müssen, ist in jedem
Falle so hoch, dass durch sie auch die Bleiglasuren unschädlich werden.
Uebrigens liegt es vielfach nur an einer uuzweckmlissigen Ofenconstruction, dass
unsere Töpfer bei einem immerhin beträchtlichen Aufwand an Brennmaterial doch nur
verhältuissmässig niedere Temperaturen erzielen, und Alles, was man von Seite der Be-
hörde veranlassan könnte, wäre, darauf zu wirken, dass die alten Töpferöfen durch die
sehr verbesserten neuerer Bauart ersetzt werden.
Manches ordinäre Geschirr, und besonders die Ofenkacheln, erhalten
eine emailartige weisse Glasur, die der Waare ein gewisses porcellsn-
artiges Aussehen gibt, daher man die Oefen auch wohl Porcellanöfen
nennt, obwohl die Masse keineswegs zur Porcellangruppe der Waaren ge-
hört, sondern durchaus zur Gruppe der porösen Thonwaaren.
Feinere Sorten solcher Waaren werden von vornherein aus einem
sehr reinen, möglichst wenig eisenschüssigen Thon gemacht, vorgebrannt,
vielleicht dann noch abgeschliffen und zuletzt durch Begiessen die Glasur
aufgebracht und diese dann nach dem Trocknen aufgeschmolzen.
Die Glasuren sind durchgängig Bleiglasuren, deren Undurchsichtig-
keit oder Email durch eine Zuthat von Zinnoxyd, sogenannter Zinnasche
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oder Antimonoxyd seltener durch Knochenasche oder phosphors. Kalk
hervorgebracht wird.
Diese Zuthaten, an sich weisse feine Pulver, suspendiren sich in
der Glasmasse so, dass diese dadurch milchig weiss erscheint und ein
gewisses Denkvermögen bekommt, nach Art einer Anstrichfarbe. In der
That entspricht unter den Glassorten unser Milchglas, welches besonders
zu Lampenschirmen und Kugeln dient auch Beinglas "genannt, weil es
aus calcinirten Knochen oder Bein bereitet wird, vollständig dieser Art
von Glasur.
'Die Materialien dazu werden, um eine recht innige Mischung zu
erzielen, zuerst gefrittet, d. h. bis zum Zusammenbacken oder Sintern
erhitzt, dann erst gemahlen, mit Wasser aufgeschlämmt, aufgetragen und
nach dem Trocknen eingebrannt.
Die Recepte tiir die Mengeuverhältnisse der Bestandtheile sind
zahlreich.
75 Bleioxyd, 25 Ziunoxyd, 80 Sand, 50 Kochsalz sind ein gutes Verhältuiss. Das
Gemisch von Zinnoxyd und Bleioxyd bereitet man sich so, dass man eine Leg-iruug der
beiden Metalle in einer eisernen llachen Pfanne bei Luftzutritt und tleissigem Rühren so
lange erhitzt, bis die Metalle sich völlig oxydirt haben, Dieses Oxydgemisch heisst dann
die Asche. Das Recept lautet dann auch wohl 100 Asche, 100 Sand, Kochsalz, Soda.
Eine besondere, althergebrachte und ganz zweckmässige Art von
Glasur haben die sog. salzglasirten Waaren.
Die Salzglasur wird nicht in der Form eines Glassatzes aufgebracht
und dann eingeschmolzen, sondern sie erzeugt sich auf der glühenden
Thonwaare dadurch, dass man im Ofen, wenn seine Temperatur recht
hoch geworden ist, eine Quantität Kochsalz zum Verdampfen bringt,
welches man einfach hineinwirft.
Auf diese Art wird das sog. Steinzeng, also nicht poröse Waare
aus der Porcellangruppe, welches wie erwähnt in bedeutender Hitze her-
gestellt wird, glasirt.
Die Dämpfe des Koehsalzes zersetzen sich hiebei mit dem Eisen-
oxyd der glühenden Thonmassc so, dass es besteht bekanntlich aus Chlor
und Natrium Natriumoxyd Natron und Eisenchlorid entsteht. Das letz-
tere ist flüchtig und entweicht, das erstere aber verschmilzt sofort mit
der kieselsauiren Thonerde zu einem Glase, welches fortan die Oberilächc
überzieht und so mit ihr verschmolzen ist, wie eine Porcellanglasur mit
ihrer Masse.
Die Umsetzung des Kochsalzes kann auch so gedacht werden, dass
durch den Wasserdampfgehalt des Brennmaterials Salzsäure entsteht, die
sich verdächtigt, und Natron, welches als Silicat auf der Thonmasse
verbleibt.
Bei Ziegeln, vornehmlich Dachziegeln, bedient man sich neuer-
dings auch öfters dieser Art von Glasur, die sich besonders gut in de"
so sehr iu Aufnahme gekommenen Ringöfen ausführen lässt
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Da die Salzglasur immer einen durchsichtigen farblosen Glasilberzug
liefert, so behält die Waare natürlich ihre ursprüngliche Farbe.
Sollen aber Ziegel farbig glasirt werden, so muss man wieder zu
einer Bleiglasur greifen, der man färbende Metalloxyde zusetzt.
Von einer Ziegelglasur wird eine Dauerhaftigkeit und Widerstands-
fähigkeit verlangt, die die Glasuren anderer Thonwaaren nicht besitzen
und auch nicht zu besitzen brauchen.
Es ist leider eine nicht ungerechtfertigte Klage unserer Architekten,
dass farbig glasirte Ziegel, die ein so reizendes Ornament bilden, noch
nicht wieder von jener Güte und Verlässlichkeit hergestellt werden, wie
ehedem. Indessen ist man eifrig darüber aus, diese Kunst des Mittelalters
sich wieder anzueignen.
Gerade bei den Ziegeln sind die Schwierigkeiten, die zu überwinden
sind, am grüssten, denn sie sind so unausgesetzt mechanischen und che-
mischen zerstörenden Einflüssen unterworfen, wie keine andere Thouwaare.
Dazu kommt, dass gerade die Ziegelerde, die unreinste Thonsorte, am
schwierigsten die Bedingung erfüllt, sich mit der Glasur so innig zu ver-
binden, dass nicht Risse und blnsige oder blätterige Stellen entstehen.
Bei leichtiliissiger Glasur bleibt der Ziegel beim Brennen ungar;
bei strengflüssiger schmilzt vielleicht die Thonmasse mit.
Ausschliessliche Bleiglasuren sind darum von vornherein nicht zu
brauchen; um sie strengflüssiger und auch weniger verwitterter zu machen,
gibt man Zuthaten von Braunstein Mangansuperoxyd mit Kiesel oder
Sand, die damit zu Silicaten verschmelzen, deren Brauchbarkeit nicht
theoretisch vorherbestimmbar, sondern einzig durch langes Probiren er-
mittelbar ist.
Wo es nicht auf die Schönheit der Farbe zugleich ankommt, kann
man sich statt der eisenhaltigen schlackenähnlicher Glasuren bedienen,
die man, wie ich früher erwähnte, auch für andere Töpferwaaren oft
schon vorgeschlagen hat.
Salzglasuren sind durchgängig weniger wetterbeständig als andere,
schon darum, weil die Glasurschichte nach dieser Methode immer nur
sehr dünn ausfällt.
Für einfarbig, dunkelbraun oder schwarz zu glasirende Waare nimmt man ein Ge-
misch von Bleigliitte 20, Braunstein und Thonscblempe, dem man eine Consistenz
gibt, dass eine Thonkugel darin schwimmt. Eine Zuthat von l',-2"j Kupferoxyd macht
die Glasur schwarz. Die rohen Ziegel werden mit der diinnbreiigcn Masse begossen, ge-
trocknet und gebrannt.
Die Masse für farbige Glasuren, die man mit dem Pinsel aufträgt, besteht aus etwa
16 Bleioxyd Glätte, 3-5 Quarzsand, Thon, Kochsalz, 3-4 Glas und manchmal
einem kleinen Zusatz von Salpeter 1.
Die weisse oder Emailfarbe wird hervorgebracht durch Zinnoxyd,
die gelbe durch Antimouoxyd, die grüne durch Kupieroxyd, die rothe
durch Kupferoxydul, die blaue durch Kobaltoxyd, die violette durch
Braunstein.
Von diesen Substanzen genügen oft Zusätze von einem oder ein
paar Loth auf etwa 20 Pfund Glasursatz, um die erforderliche Nüance
der Farbe zu erhalten.
Auf eine Erklärung des Färbens von Tbonmassen und Glasuren ein-
zugehen, muss ich mir für später vorbehalten. Diesmal reicht meine Zeit
gerade nur noch bin, um kurz zu resumiren, was ich an Thatsaehen und
Erläuterungen über das Material der Keramik und seiner Behandlung im
Allgemeinen vorausschicken musste, um demnächst auf das Detail der
Arbeit, die Formgebung und Decoration, überzugeben.
Allen Thonwaaren, die es gibt, liegen vornehmlich zwei feste Ele-
mente zu Grunde das Metall Aluminium und das nichtmetallische, in
seiner elementaren Form graphitartig graue Silicium. Das Oxyd, die
Sauerstoffverbindung des ersteren, ist die farblose, erdige Thonerde, das
des letzteren die ebenfalls farblose, pulverige oder in der krystallisirten
Form des Quarzes bekannte Kieselerde oder Kieselsäure.
Diese beiden Oxyde verbinden sich zu einer Art Salz, dem kiesel-
sauren Aluminiumoxyd, oder dem Thon.
Diese Verbindung ist, wenn auch nicht in chemisch reiner Gestalt,
ein Naturproduct, welches aus der Zersetzung der Feldspatbe und der,
Feldspathe enthaltenden zahlreichen Gesteinsarten hervorgegangen ist.
Die Nebenbestandtheile, die der Thon enthält oder enthalten kann,
sind l. freie Kieselsäure, 2. unverwitterte feldspathige Reste, 3. kohlen-
saurer, schwefelsaurer, auch pbosphorsaurer Kalk, 4. kohleus. Bittererde.
Alle diese Nebenbestundtheile sind farblos und hindern daher nicht,
dass der Thon, der sie enthält, völlig ungefarbt sei. Von dieser, wenig-
stens der Farbe nach reinsten Art ist der Kaolin oder das Material für
das Porcellan.
Alle gefärbten Thone, von der dem Kaoliu zunaehststebenden Fayence
oder dem Pfeifenthon bis hinab zum Lehm verdanken ihre Farbe 5. den
verschiedenen Oxyden des Eisens, weniger 6. den des Mangans, seltener
7. organischer Substanz.
Ein gewisses Verhältniss der Nebenhestandtheile, vor allem des
kohlensauren Kalks, darf nicht überschritten sein, soll der Tbon nicht
zum "Mergel" werden.
Mit der Menge dieser Nebenbestandtbeile sinkt auch die hauptsäch-
liche Fähigkeit des Thons, bildsam, plastisch zu sein.
Es steigt aber mit derselben seine Fähigkeit, in hoher Temperatur
zu sintern, zu erweichen oder gar zu schmelzen.
Ganz reine kieselsaurs Thonerde ist bei unseren Ofenternperatureu
völlig unschmelzbar. Diese Nebenbestandtheile, vornehmlich der Feld-
spath, die Kohlensäure oder der Quarz, auch der Kalk und die Alkalien
werden darum zu Flussmitteln des Tbons.
Chemisch reiner Thon wird in der Hitze zwar cohärent aber nicht
fest und klingend, es würde unmöglich sein, ihn zu Waaren zu verar-
beiten. Er würde auch im stärksten Feuer gebrannt noch porös bleiben.
Flussmittel enthaltender oder mit ihm versetzter Thon gestattet ein-
mal ein verliisslicheres Formen und eine Beibehaltung der Form nach
dem Trocknen, ohne zu stark zu schwinden und dadurch zu reissen, und
er gestattet zweitens beim Erhitzen je nach der angewandten Temperatur
zweierlei Massen zu erhalten
1. Bei massiger Rothgluth feste, klingende, aber immer noch po-
röse, in denen die Flussmittel eben nur eine Art losen Kitt für die reine
Thonerde bilden, ohne den sie leicht zerhröckeln würden, der aber noch
nicht hindert, dass die Masse weich und zerbrechlich, für Flüssigkeiten
durchlässig ist.
2. Bei heftiger und andauernder, bis zur Weissgluth gesteigerter
Temperatur durch das bis zum Weichwerden oder wirklichen Schmelzen
erhitzte Flussmittel durchscheinende Massen, in denen die Poren völlig
zugeschmolzen sind, die darum so widerstandsfähig und so hart sind,
dass sie am Stahl Funken geben und natürlich völlig undurchdringlich
für Flüssigkeiten sind.
Diese Art Masse oder die daraus gefertigten Waaren sind also ge-
wissermassen mit einem Glase innig verschmolzene Thonwaaren. Ein
solches Glas kann man überdies den Waaren beider Kategorien noch
oberdächlich aufschmelzen; den porösen, damit sie vor dem Durchlassen
der Flüssigkeiten geschützt sind und glatt und rein erhalten bleiben, den
nicht porösen nur aus diesem letzteren Grunde.
Solche Glasüberzüge sind die Glasuren.
Sie bilden auf den porösen Waaren nur eine dünne, mit ihrer Unter-
lage nicht eigentlich vcrschmolzene oder von ihr gewissermassen che-
misch gebundene Schichte, haben andere Ausdehuungscoäfiicienten wie
diese und sind darum dem Reissen und Springen leicht unterworfen.
Es sind bei den porösen Waaren in den bei weiten zahlreichsten
Fällen Bleisilicate, Bleigläser; sie können bei verhältnissmässig niederer
Temperatur aufgebracht werden und lassen darum grosse Wohlfeilheit
der Waare zu.
Die Glasuren der nicht porösen Waaren sind innig mit der Masse
selbst verschmolzen und zwar bei einer Temperatur, bei der die Masse
selbst weich wird, während die Glasur völlig schmilzt, so dass darum
eine wahrnehmbare Grenze zwischen Masse und Glasur verschwindet,
während sie bei den porösen Gcschirren leicht ersichtlich ist.
Solche Glasuren sind auch nie Bleigläser, sondern schwer schmelz-
bare Doppelsilicate von Alkalien und alkalischen Erden.
Unter ihnen, den Glasuren selbst, sind zu unterscheiden
1. Erdglasuren. Metalloxydfreie, durchsichtige Gläser, aus Kiesel-
säure, Thonerde, Kalk und Alkalien bestehend.
Es sind die des Porcellans und manchen Steinzeugs. Sie sind her-
gestellt aus Quarz, Kaolin, Feldspath, Gyps und Kreide.
2. Bleiglasuren. Entweder blos aus kieselsaurem Bleioxyd be-
stehend, oder Doppelsilicate von diesen mit Erdsilicaten, in welch' letz-
terem Falle sie strengüüssiger und weniger angreitbar sind.
Sie sind verwendet bei Fayence und Töpfergeschirr, und hergestellt
us Blei glätte, auch wohl Mennige oder Bleiweiss mit Zusätzen von
Soda, Kochsalz, auch Borax und Quarz.
Ein Zusatz von Feldspath macht sie härter und dauerhafter.
3. Salzglasujren, auch Lüster genannt. Ihrer Natur nach sehr
dünne Uebemüge von Alkali oder Erdglasuren, die nicht als solche auf-
getragen werden, sondern die man durch eine Umsetzung des Kochsalzes
mit der glühenden Thonmnsse sich bilden lässt.
Alle diese drei Arten von Glasuren sind ungefarht und durchsichtig.
Sie werden farbig erhalten durch Metalloxyde, die darin aufgelöst werden,
und weiss, undurchsichtig oder opak durch Zinnoxyd oder Autimonoxyd.
In letzterem Falle heissen sie Emailglasuren. Ihre Grundlage
ist aber immer eine leicht schmelzhare, Bleioxyd und Alkali enthaltende
Glasur. Emailglasuren werden auf poröse Thonwaaren applicirt und zu-
nächst nur darum; um ihre Grundfarbe zu verdecken.
Soweit, finden wir; bestreitet die Keramik ihr Geschäft mit wenigen
und sehr einfachen Mitteln, mit solchen zumal, davon die wichtigsten
blosse Naturproducte sind und höchstens einer mechanischen Auslese oder
Reinigung bedürfen.
Aus diesem Grunde ist die Kunst, den Thon zu verarbeiten, auch
eine der ältesten, zu deren Ausbildung fast jedes Volk das Seinige ge-
than hat.
'Die frühesten Völker hatten wenigstens rohe Thongesehirre, und die
Masse dieser Geschirre ist bei den uncivilisirten oli eben so gut wie bei
den civilisirten, aber die letzteren vermögen ihnen durch die schöne Form
schon zu einer Zeit einen liöhern iVerth zu geben, zu welcher man nur
durch Brennen gefestete, nur poröse Waaren kannte. Für diese Art von
Wauren war die Erfindung der Glasur, die sich aus der Kenntniss des
Glases entwickelt hat, der allerbedeutungsvollste Fortschritt, allein wir
wissen ihn nicht, mit dem Namen irgend eines bestimmten Eriinders in
Verbindung zu bringen.
-Die porösen Thonwaaren, selbst wenn sie glasirt sind, haben aber
noch so viele Uebelstände, wenn sie nicht als biosse Scliaustücke, sondern
zu einem andauernden Gebrauche bestimmt sind, dass der näehsteFort-
schritt; der zu machen war, den Thonarbeitern bestimmt immer vor-
schwebte. Es handelte sich darum, ein Material zu finden, das die Glätte
des Glases mit Undurchdringlichkeit, Härte und Feuerbeständigkeit ver-
bindet.
Diese Eigenschaften können nur in der BeschaEenheit eines beson-
deren Thons begründet sein, und wirklich finden sich viele historische
Nachrichten, dass man lange vergebens nach einem solchen Thon ge-
sucht hat.
Feine weisse Thonarten zu kunstvollen Töpfer-arbeiten haben freilich
die Alten schon gekannt allein das Beste, was sie hierin erreichten, ihre
sogenannte Vasa mnrrhina, waren nach Allem, was wir davon wissen,
weder so beständig und hart wie unser Percellan, noch hatte es dessen
Glasur. Wenigstens zeigen die schönsten etruriscben Gefässe unserer Mu-
seen, die man für Vasa murrhina ausgibt, keineswegs die Eigenthüm-
lichkeiten des Porcellaus, sondern vielmehr die einer sehr dichten Fayence,
die aus einem compacten Thon mit vieler Kunst gefertigt war.
Einen solchen sehr feinen bildsamen Thon bezogen die altrömischen
Kunsttöpfer und Modellirer namentlich aus der Gegend von Pesnro, Ur-
bino und Faänza. Von dem letzteren Fundort im Kirchenstaat hat
später auch unsere Fayenee den Namen erhalten.
Hätte der Thon von Faänza einen grössern Gehalt von uuverwit-
tertem Feldspath enthalten oder wäre man darauf verfallen, ihm diesen
beizumischen, so wäre den Römern die Erfindung des Porcellans gewiss
nicht entgangen, zumal uns ein altes metallurgisches seltenes Werk aus
dem 16. Jahrhundert, Vannccio Biringoccids Pirotechnicaü, von vielen
Versuchen und Andeutungen über das rechte Material der Modellirkunst
erzählt.
Die Erfindung war indessen schon gemacht, wenn auch in einem
andern Welttheil, ohne dass bis zum 16. Jahrhundert Europa davon etwas
wusste, und zwar von dem ingeuiösen Volke China's und Japans.
Giuseppe Barbari, Gesandter der Republik Venedig am persischen
Hofe, gab im Jahre 1474 die ersten bewundernden Beschreibungen von
chinesischen Porcellangefhssen, die bald darauf durch Reisende in diesen
Ländern erweitert und vervollständigt wurden.
Es ist nicht zu ermitteln gewesen, wie alt diese Erfindung bei den
Chinesen und Japanesen selbst ist; sie umgibt sich, wie so viele Cultur-
errungenschaften dieser Völker, mit einem bilderreichen Mythus, aus dem
das historisch Thatsächliche nicht mehr herauszuschälen ist.
Durch die Holländer wurde das chinesische Porcellan Handelswaare
und bekam, da sie es über Ostindien einführten, den Namen indisches"
Porcellan. Es war weiss mit bunter Malerei.
Bald nach dem Bekanntwerden dieser Waare lieferte schon Sachsen,
welches späterhin noch in der Geschichte derselben berühmt werden
sollte, einen Beitrag zu ihrer Fabrication, indem den Chinesen, gleich-
fslls durch die Holländer, sächsische Schmalte, ein blaugefarbtes Cobalt"
silicat, zugeführt wurde, mittelst welcher das indische Porcellan diese,
lange Zeit dcminirende Farbe und Decoration erhielt.
Dasselbe Sachsen, welches in solcher Weise die chinesische Indu-
strie eine Zeitlang unterstützte, machte sie sich endlich ganz zu eigen;
in Sachsen wurde das Porzellan zum zweiten Male erfunden und dadurch
eine der für ganz Europa wichtigsten Industrien begründet.
Ein jedes Jahrhundert hat seine besonderen Wissenschaften oder
künstlerischen Liebhabereien. Zu diesen gehörte gegen Ende des sieb-
zehnten vornehmlich das chinesische oder sogenannte indische Porcellan.
Zu theuer noch, um als Geräthe für den täglichen Gebrauch benützt zu
werden, war es zunächst als Schaustück ein Gegenstand des Sammelns,
ein gesuchter theuer bezahlter Luxusartikel reicher Leute.
Ein paar Tassen oder gar ein ganzes Service zu besitzen, war der
Stolz des wohlhabenden Bürgers, grössere Gefasse, Krüge, Töpfe und
Vasen mit den gleissenden Farben und der kindisch einfaltigen Zeichnung
waren Paradestucke in den Palästen der Adeligen.
In der That eignete sich das Porcellan zur Manifestirung und Ent-
faltung der Pracht viel besser noch als Brüsseler Spitzen oder Harlemer
Tulpen.
Der grösste Porcellanmäcen und als solcher berühmt aber war der
Churfürst von Sachsen und König von Polen, August der Starke.
Nicht nur legte er seine bewunderte Sammlung im japanischen Palais
in Dresden an, sondern er trieb seineVerschwendung sogar so weit, dass
er und sein Hof auch von Porcellantcllern ass und aus Porcellantassen
trank, eine für jene Zeit nicht unbedenkliche Lebensweise, wenn sie eine
ohnehin erschöpfte Staatscasse bestreiten muss.
Unglaubliche Summen wanderten so nach dem himmlischen Reich
und die Patrioten verwünschten nachgerade laut und leise dessen Be-
wohner und die porcellanenen Schröpfköpfc", wie ihr zahmer Humor
den nach ihrem Ermessen unnützen Kram nannte.
An eine ernstliche Abhilfe dieser Landescalamität dachte zuerst
der als Philosoph und Mathematiker bekannte 'l'schirnhausen, der auch
bei Hof viel galt.
Ueberzeugt, dass diese Waaren nachgemacht werden könnten, er-
schöpfte er sich er war auch Chemiker in dahin abzielenden Ver-
suchen, und bereiste das Land nach allen Richtungen, um einen entspre-
chenden Thon dazu aufzufinden.
Allein alles was ihm gelang, war die Herstellung einer milchglaß-
artigen Masse, die weder an Feuerbeständigkeit noch an Härte dem Porcellan
gleich kam. Er endigte damit, in seiner Hütte auf der Ostrawiese vor
Dresden Glas zu fahriciren.
Fnrlufzung auf der Belluyt-
Beilage zu Nr. 71 der Mittheilungen etc."
Da. begab es sich um jene Zeit, dass in Berlin ein Apothekergehilfe
Namens Böttger in Schleitz im Voigtlande 1682 geboren, den Ruf eines
Alchymisten um sich verbreitete.
Einen verlässlichen Goldmacher zu besitzen aber war dem Vater
Friedrichs des Gr., dem Könige Friedrich Wilhelm I. schon längst ein tief-
gefühltes Bedürfniss, denn auch er hatte eine im Kostenpunkt wenig-
stens ähnliche Passion, wie sein königlicher Nachbar; er sammelte baum-
lange Grenadiere und seine Casernen waren wahre Museen von solchen
Praehtexemplaren.
Er befahl, Böttger solle vor ihm selbst eine Prebe seiner Kunst ab-
legen und liess seine Absicht merken, das Sountagskind Böttger nannte
sich selbst so und war damals 26 Jahre alt fest zu verwahren und
seine Kunst für sich allein auszunutzen.
Böttgefn schlug das Gewissen über seinen seither vollführten Schwin-
del und er entwieh nach Wittenberg in Sachsen. Er wurde verfolgt und
eingefangen, appellirte als Sachse an seinen König August und nach ziem-
lich umständlichen diplomatischen Verhandlungen zwischen Berlin, Dresden
und Warschau, wo sich August gerade aufhielt, verblieb er in sitchsischem
Gewahrsam.
Es ist sehr komisch zu lesen, wie sich die beiden Könige den ver-
meintlichen Goldkoch gegenseitig abjagen, denn auch bei August sollte
er sofort die Ducaten wieder fahriciren, welche die bis dahin an diesem
Hofe thätigen Alchymisten nach und nach verschwinden gemacht hatten.
Lange Zeit wurde Böttger in Dresden festgehalten, wo seit Jahren
ein alchymistisches Laboratorium eingerichtet war und nach einem wieder
verunglückten Fluchtversuch schalfte man ihn auf die Festung König-
stein 1706. Zum dritten Male suchte er auch von hier aus, und diesmal
in Gemeinschaft mit dem Grafen v. Reichlingen, dem Hofrath Ritter und
dem russischen Gesandten Pascal, zu entfliehen, aber der wiedervereitelte
Versuch verschaffte ihm nur noch strengere Haft "in einem besonders
dazu eingerichteten gefangnissmässigen Laboratorium auf der Jungfrauen-
bastei, dem Eck der jetzigen BrtihYschen Terrasse in Dresden.
In der entsetzlichsten Angst vor dem endlichen Durchbruche des
von dem sonst so heissblütigen August wunderbar gnädig zurückgehal-
tenen Zorns ergriff endlich Böttger als letztes Rettungsseil die technischen
Winke, die ihm der kenntnissreiche Tsohirnhausen mehrmals über die
Möglichkeit mitgetheilt hatte, das fast mit Gold aufgewogene indische
Porcellsn aus einheimischen Materialien zu machen.
Schluss folgt.
Die Ausstellung in Eger.
Gleichzeitig mit der kuuslgewerblichen Ausstellung in Klagenfurt, nämlich vom 9.
bis 23. Juli, fand in Eger die eigentlich schon für das vorige Jahr projectirte, des Krieges
wegen aber verschobene Ausstellung gewerblicher, laud- und iorstwirthschaftlicher und
Berghau-Prodncte statt. Es war das erste Unternehmen solcher Art im Egerlande.
Veranstaltet war die Ausstellung von einem Comite von Kautienten, Fabrikanten
und Gutsbesitzern unter dem Vorsitze des Handelskammerpräsidenten Oswald Hafen-
richter. Der Eifer der Ccmitemitglieder scheint nicht durch ein so allgemeines Entge-
enkommen belohnt worden zu sein, wie es sich in Klirnthen gezeigt hatte. Weder waren
alle im Handelskammerhezirke bestehenden Industrien vertreten, noch hatten Institute
und Privatpersonen ihre älteren Kunstschätze mit solcher Liheralitiit zur Verfügung
gestellt. Indessen liess man sich durch Gleichgiltigkeit oder Uaverstsnd nicht abschrecken
und brachte unter den obwaltenden Verhiltnissen eine qualitativ und quantitativ ganz re-
spectable Sammlung zu Stande, welche Anziehungskraft genug ausiibtn, und manchem In-
dustriellen nachträglich sein Fernbleiben bereuen lisss. Leider war durch die Verbindung
mit einer Viehschsu die Verlingerungrder Ausstellung unmöglich gemacht, deren Dauer
man etwas zu ängstlich auf nur zwei Wochen festgesetzt hatte. Wie überall, bedurfte es
auch hier einiger Zeit, bis die Aufmerksamkeit des Pnblicums der Umgegend erregt werden
war, und der stärkste Andrang Iiel mit dem Behlusse zusammen.
Der Katalog, sorgsamer gearbeitet, als man es bei Provinzial-Ausstellnngen im allge-
meinen gewohnt ist, insbesondere reich an statistischen und technologischen Notizen, nannte
376 Aussteller. Dazu ist zu bemerken, dass Collectiv-Ausstellungen, wie z. B. von zwölf
Webereiürmen in Asch, nur eine Nummer erhalten haben, und dass die 240 Gypeabgüsse
und die mehr als 300 Kunstindustrie-Gegenstände des österreichischen Museums als Spe-
cial-Ausstellnug behandelt waren.
Ein ganz passendes Ausstellungslocal bot das am Fusse der Burgruine gelegene
Schiesshaus mit zwei Sälen und Gartenraum, welcher letztere von den Maschinen u. s.
in Anspruch genommen war.
Der erste Saal war den landwirthschaftlichen Producten, der Montanindustrie und
den primitiven Gewerben überlassen, der zweite den sich mehr oder weniger der Kunst
nlhernden. Konnte die Trennung auch nicht mit gnuzer Schärfe durchgeführt werden, so
war sie doch in allem Wesentlichen festgehalten, auch auf die Zusammenordnnng des
Glsichsrtigen Bedacht genommen, ohne dass dabei ein geschmackvolles Gesarnmtarrange-
ment ansser Acht gelassen werden wäre. Dem Letzteren boten sich in den Galerien,
Orchestertrihunen und Estraden verwendbare und gut verwendete Hülfsmittel dar.
So war eine Galerie ausschliesslich von den Ausstollungsobjecten und Beproduc-
tionen des österreichischen Museums, den Zeichnungen der Schüler von Eger und Elbogen,
den von der Stadt Eger hergeliehenen lncnnabeln und verschiedenen ostasiatischen Gegen-
stlnden aus dem Besitze des Herrn v. Dotzauer eingenommen. Wir halten uns ver-
pflichtet, an dieser Stelle dem stldtischen Archivs Herrn Georg Schmidt den Dank
des Museums üir die besondere Sorge ahzustatten, welche er der Aufstellung und dem
Schutze unserer Gegenstände widmete. Um das Unternehmen im allgemeinen hat sich nach
allseitigem Zcngniss neben dem Präsidenten Herrn Hsfenrichter insbesondere der Hau-
delskammersecrctir Dr. Habermann das griissto Verdienst erworben.
Unter den kunstgewerhlichen Erzeugnissen des Kammerhezirkes nahmen die Weiss-
stickereien ohne Frage den ersten Bang ein. Die Aussteller gehörten fast ohne Ausnahme
dem Graslitzer Bezirke an, J. J. Wechselrnann hatte in Folge seiner Diderenzen mit
den Handelskammern von Prag und Eger seine Anmeldung zurückgezogen. Bunt- und
Goldstickereien hatten Wagner in Komet-an und Kuh in Prag ausgestellt. Die
Webereien von Asch konnten unter kunstgewsrblichem Gesichtspunete kaum in Betracht
kommen.
Die Beiträge der, doch gerade im nordwestlichen Böhmen so ausgebreiteten Por-
cellan- und Glasindustrie geuügten keineswegs. Es war fast nur Marlrtwanre ausgestellt-
Auch die Arbeiten in Siderolith u. dgl. liessen den Geschmack ganz unbefriedigt. An Holz-
und Buchhinderarbeitan war mancherlei technisch recht lobenswerthes ds. Im Allgemßillßll
dürfte aber die Ausstellun die Freunde der Kunstindustrie dortzulande wohl zu der Ueher-
zeugnng gebracht haben, dass Zeicheulehrer und Musterzeichner, welche selbst eine gute
Schule durchgemacht und die Bedürfnisse des Gewerbestnndes kennen gelernt haben, das
ullerdringendste Bedürfniss sind.
Nicht unerwshnt wollen wir lassen, dass die Ausstellung von mehreren österreichi-
schen Kronliindern, sowie von den deutschen Grenzlindcn aus verhiltnissmßssig reicher
beschickt war, als aus Böhmen. Allerdings wurde daliir die mangelnde Eisenhahnverbin-
dung als Grund angeführt.
Jahresbericht der Kunstgewerbeschule.
Das Schuljahr 1870j71 wurde am 20. Juli mit den Prüfungen der
Zöglinge geschlossen. Der Stand der Frequenz aller einzelnen Fach-
schulen und Vorlesungen war ein sehr bedeutender und den bisher zur
Verfügung stehenden Räumlichkeiten durchaus nicht mehr gemiss; er ver-
theilte sich in folgender Weise
Die Fachschule für Architektur besuchten 17 Schüler, von denen
im Laufe des Schuljahres austraten; unter den Zöglingen, die sich
sämmtlich der Prüfung unterzogen, erhielten vorzügliche, sehr gute,
gute Classiiication. Vertreten waren Tischler, Decorateure, Dessina-
teure, Glasindustrie-Zeichner, Tapezierer, Thonwaaren-Decorateure, Me-
dailleurs, Eisengiesser und Stahlarbeiter.
Die Fachschule für Blumene, Thier- und Ornamentmalerei besuchten
12 ordentliche Schüler, Hospitanten und Schülerinnen, darunter eine
Hospitantin. Auch hier ergaben sich überwiegend erfreuliche Resultate.
Die Fachschule für iigurales Zeichnen und Malen zählte 18 ordent-
liche Schüler und Hospitanten, von denen sich dem Lehrfache, der
Decorationsmalerei, der Poroellam, der Emailmalerei, der Litho-
graphie, der Xylograpbie gewidmet haben. Der grösste Theil der
Zöglinge bewies grossen Fleiss und entschiedene Begabung.
Die Fachschnle für Bildhauerei frequentirten 14 ordentliche Schüler
und 11 Hospitanten, darunter Schülerinnen, mit sehr lobenswerthen
Erfolgen.
Die Vorlesungen über Projectionslehre, sowie jene über Farben-
chemie werden in der nächsten Zeit durch Berücksichtigung des in beiden
Fächern unbedingt erforderlichen Unterrichts über die Grundkenntnisse
eine Erweiterung erhalten. Die Aufnahmen in die bisher immer beinahe
überfüllte Vorbereitungsschnle werden bereits zum Beginne des nächsten
Semesters durch eine strenge Beurtheilung der Befähigung der Aufzu-
nehmenden möglichst in der Zahl beschränkt werden. Der Besuch be-
zilferte sich in diesen Ahtheilnngen auf folgende Weise
Vorbereitungsschule 109 Zöglinge, darunter 48 Hospitanten und
24 Schülerinnen.
Styllehre 33 Schüler, darunter Hospitanten, 10 Schülerinnen,
darunter Hospitantinnen.
Projectionslehre 60 Schüler.
Farhenchemie 18 Schüler, darunter Hospitanten.
Der Umzug der Schule aus dem bisherigen Locale in das neue
Museum am Stubcnring findet in diesem Monate statt. Die Ateliers der
Professoren werden sich vom Monate September an bereits im neuen Ge-
bäude befinden. Für die zwei nächsten Schuljahre l87lf72 und 1872 73
wurde Prof. Ferd. Lnufberger zum Director ernannt.
Die Stundeneintheilung für das Wintersemester 1871 72
ist folgende
l. Fschschnle für Architektur Prof. Storch
täglich von 9-4 Uhr.
2. für iigurales Zeichnen Prof. Laufberger
täglich von 9-4 Uhr; Dienstag, Mittwoch, Donnerstag
und Freitag von 5-7 Uhr Abends Zeichnen nach dem
lebenden Modell.
3. für Thier-, Blumen- und Ornamentmalerei Prof. Sturm
täglich von 9-4 Uhr.
4. für Bildhauerei Prof. önig
täglich von 9-4 Uhr; Dienstag, Mittwoch, Donnerstag
und Freitag von 5-7 Uhr. Abends, Studium nach dem
lebenden Modell.
5. Vorbereitungsschule Prof. Rieser und prov. Prof. Teil-ich
täglich von 9-4 Uhr; von 5-7 Uhr Abends Zeichnen
nach plastischen Gegenständen.
6. Vorlesungen
Proportionslehre prov. Prof. Teirich
Dienstag und Freitag von 2-5 Uhr.
Styllehre Docent Hauser
Montag und Donnerstag von 2-5 Uhr.
Allgem. populäre Chemie und Farhenchemie Prof. Dr. Ludwig
Montag und Samstag von 7-8 Uhr.
Bücher-Revue.
Üf. C. V. liillzow, Die Meisterwerke der Kirchenbaukunst. Mit Holzschnitten.
2. verbesserte und stark vermehrte Aufl. Leipzig, E. A. Seemann, 1871. B. K. 8174.
Lülzow's Meisterwerke der Kirchenhaukunst liegen uns in einer zweiten, glänzend
ausgestatteten Ausgabe vor. Das Werk wendet sich an das gebildete Pnhlicnxn, nicht an
den engeren Kreis von Fechgelehrten oder Architekten, und begleitet die Geschichte der
kirchlichen Architektur in einer Reihe von gut gewählten Monographien von der Basilika
S. Psolo fuori le rnnra hie zur Peterskirche in Rom.
Da die Kunst nicht Sache von exclusiven Kreisen, sondern des Volkes, speciell
der Gebildeten im Volke ist, so darf es als eine nicht unwesentliche Sache betrachtet
werden, dass die kunsthistorische Popnlarliwretnr nicht in die Hinde von literarischen
Dilettanten, sondern in die von Fachminnern gelegt wird. Nur dadurch wird die Lite-
rstur und des Puhlicum vor Verliachnng geschützt. Dr. K. v. Lütmvufs Meisterwerke
der Kirchenbanknnst" gehören zu den besten, von Fachmßnnern geschriebenen Popular-
werken der deutschen kunsthistolisehen Literatur der Gegenwart; sie werden in der
zweiten Auflage auf ein dankbares Pnblicum auch aus dem Grunde rechnen können als
der Ausdruck "verbessert und vermehrt" besunders durch die Aufnahme des Regens-
burger Domes der Thstsache entspricht und neuere kunstvvissenschsltliehe Forschungen
sorgfältig benützt sind.
Jul. Meyer, Correggio. Leipzig, W. Engelmann, 1871. B. K. 3175.
Das vorliegende Werk zerfällt in zwei Abtheilnngen. Die erste S. 3-299 9119115"
das Leben und Schaffen des Meisters, die zweite S. 299-512 die Werke desselben.
Die erste Ahtheilnng, vortrefflich geschrieben, gibt eine vollständige Einsicht in das
Leben und Wirken Correggids. Nicht alle Leser werden die oft überschwängliche Be.
wunderung des Verfassers für den Künstler theilen, aber alle werden anerkennen, dass
ersterer das unhistorische Beiwsrk in der Biographie Correggicfs mit sachgemässer, histo-
rischer Kritik beseitigt, dunkle Parthien beleuchtet hat.
Die zweite Abtbeilnng ist eine ganz vorzügliche Arbeit, die allen Kunstfreunden,
allen Sammlern höchst willkommen sein wird. Sie wird allen jenen, die sich mit Darstel-
lungen lihnlicher Art beschäftigen, auch durch die Methode in der Behandlung als Vor-
bild vorschweben müssen; denn für viele Kreise von Knnstfreunden sind Malerbiographien,
denen eine kritische Behandlung der Werke des Meisters fehlt, von geringerem Werthe.
Jul. Meyer's Correggio" ist eine der besten Fachscbriftcn, die seit langer Zeit am
deutschen Büchermsrkte erschienen sind.
Wocel, J. E., Welislavfs Bildcrbibel aus dem 13. Jahrhundert in der Bihlic.
thek Sr. DurchL des Fürsten G. Lohkowivz in Prag. Mit 30 Bildertafeln. Prag, 1871.
n. K. 3140.
Die im vorliegenden Hefte sorgfältig besprochene Miuiaturenbibel nimmt als Kunst-
werk einen nur wenig geringeren Platz als das schöne Passional der Aebtissin Knnigunde
von 1312 ein. Sie gehört dem Uebergange zur gothischen Stylweise an und ist ein merk-
würdiges Mittelglied in der Entwickelung der böhrn. Kunst. Die Malereien haben wohl
wenig Schönheit und Geschmack, dafür aber spricht sich in Composition, Zeichnung und
vielerlei Nebenwerk eine sehr interessante Originalität der Aufiassung aus, die von der ge-
wöhnlichen Typologischen bedeutend abweicht. Die zahlreichen Costüme, Gefiisse und Ge-
räthschshem bieten gute Beispiels und Beiträge zur Kenntniss des allgemeinen Cultur-
lebens jener Tage.
Deutsche Ilßllnisiallcn. Eine Sammlung von Gegenständen der Architektur, Decoration
und Kunstgewerbe in Originalaufnshmen. l. Abth. Nürnberg, autographirt und herausg.
von A. Ortwein. Leipzig, Seemann, 1871. B. K. 3170.
Die deutsche Renaissance, noch viel zu wenig durch Reproductionen und Speeisl-
werke nutzbsrgemacht und gewürdigt, wie der Herausgeber im Prospecte mit Recht he-
merkt, ist der unendlich werthvolle Beweis für die künstlerische Befähigung und Bestim-
mung und deren stete Regsamkeit im deutschen Volke. Nachdem sein schsffender Geist
den ursprünglich fremden Romanismus, die ihm aus der Ferne überlieferte Gothik mit
eigener Conceptions- und Bildungskraft zu seinem künstlerischen Eigenthum umzugestslten
verstanden hatte, blieb ihm trotz der Ungunst der Zeitverhliltnisss noch Schöpferkrsft ge-
nug, auch der ihm unter den Dreien bei weitem entlegensten italienischen Kunst des I5.
und 16. Jahrh. seinen eigenen Charakter aufzndrücken, so dass es mit Fug und Recht
auch auf diesem Gebiete von seiner Renaissance sprechen kann, wie es einen eigen-
thürnlich deutschen Styl des Mittelalters gegeben hat. Die hohen Vorzüge dieser deutschen
Renaissance bestehen hauptsächlich darin, dass sie sich erstens an die gegebenen Ver-
hlltnisse anzuscbliessen wusste, die veränderten geographischen, klimatischen und natio-
nalen Umstände wohl berücksichtigte und mit Bedachtgahme auf diese Bedingungen aller
Kunst dasjenige, was ihr der anders beschaßene Süden darbot, umzugestslten verstand;
zweitens, dass bei dieser Metamorphose doch zugleich auch den neuen Schöpfungen der
Stempel echter, frcisr Kunst aufgedrückt wurde und kein berechnet gequiiltes Fabricat
zu Stande kam, endlich aber darin, dass mit der eben begrubenen gothischen Vergangen-
heit nicht jlih gebrochen wurde, sondern ein feiner Uebergang möglich wurde. Mit diesen
Worten ist zugleich gesagt, dass unseren heutigen Architekten und Knnsthandwerkern die
eifrige und liebevolle Beschäftigung mit dieser Kunst des Dürer, Holbein, Urssgraf, Alde-
grever, Virgil Solis und Jost Amman dringend zu empfehlen sein muss, denn die Bedürf-
nisse des Landes, der Lebensweise und des Klimas sind noch vielfach dieselben, wie irn
16. Jahrh., vielfach noch von der Art, dass die heutzutage ewig wiedergekiiute Florentiner
und römische Renaissance ihnen nicht genügen; hier aber liegt abermals das Gute so nahel
Die Arbeit des Prof. Ortwein verpflichtet uns in hohem Grade zum Danke, sie fihrt
prachtvolle Muster von deutscher Kunst dieser Zeit, architektonische Details, Interieurs,
Möbel, Gefiisse u. n. vor. Namentlich möchten wir auf den stattlichen, reichdecorirten
Ofen aufmerksam machen, der für unsere nordischen Zimmer ebenso geeignet erscheint,
als die modernen Camine für dieselben unpassend sind. Die Zeichnungen zeigen von
viel Verstündniss und Sinn für den Styl jener Periode, der Text gibt in kurzen Umrissen
alles Nöthige über die dargestellten Objectc. Dern Werke ist alles Gedeihen zu wünschen,
de seine Einwirkung auf die moderne Decoration die besten Erfolge haben kann.
Schulte A., Schlesiens Kunstleben im 18. und 14. Jahrh. Festgeschenk iiir die
Mitglieder des Vereines für Geschichte der bild, Künste zu Breslau. Breslau, 1870.
B. K. 3l7l.
Die Bedeutung dieser kleinen, mit vom Verfasser aufgenommenen Zeichnungen
nach Miniaturen und Tafelgemiilden ausgestatteten Schrift beruht darauf, dass durch die-
selbe ein Beispiel gegeben ist, auf welche Weise zahlreiche, in mancherlei Zeitschriften,
Monographien und einzelnen Artikeln verstreute Nachrichten über eine bestimmte, einheit-
liche Kunstära mit Nutzen verschmolzen und zu einem übersichtlichen Ganzen vereinigt
werden können. Der Verfasser hat sich nur über die Kunstleistungen des 13. und 14. Jahrh.
verbreitet und das Material nach den Gebieten der Architektur, Sculptur und Malerei ein-
getheilt. Besonders wichtig sind folgende Angaben der Humanismus tritt in Schlesien
im Vergleich zu den übrigen deutschen Ostlanden sehr früh. bereits um 1150 auf. Von
grosser Bedeutung für die noch völlig im Dunkel ruhende Geschichte der deutschen
Keranik ist das Vorkommen schöner, mit Emailfarben versierter Thonsculpturen im 13. Jahrh.
Die Malerei zeigt Einflüsse der Kölnerschule, gleich allen übrigen Künsten jedoch nicht
die geringsten Berührungen mit der nahen Pragerschule unter Carl IV.
Maestro Glovannl llernardl da Castelbolognese, intaglitore di gemme. Ragicnamento
di Mlg. F. Liverani. Faenza, lSTO. 8. B. K. 3lO9.
Mit dem Auflsben der antiken Kunst im 15. und 16. Jahrh. erblühte bekanntlich
auch die Edelsteiuschneiderei in Italien zu neuem Leben, nachdem das ganze Mittelalter
hindurch zwar antike Intaglien und Cameen gerne nur Verzierung reicher Goldschmied-
arbeiten verwendet worden waren, niemals aher sich Meister gefunden hatten, die selber
Stdne zu graviren wussten. Ueher die Künstler, welche irn Zeitalter der itaLRenaissauce
sich diesem Kunstindustriezweige wieder auwendeten, besitzen wir noch wenig Brauchbares.
Das vorliegende Schriftchen, welches ganz auf archivarischen Forschungen aus Urkunden
von Faenza und der Farnese beruht, wird daher wülkommsn heissen dürfen. Es behandelt
die Lebens- und Künstlergeschichte des aus adeligem Gescble-hte entsprossenen Giovanni
Bernardi, welcher unter die voraiiglicbsten Gemmenschneider gehört und für Alfons von
Ferrara, den Hof der Bete, Medici, Karl V., Msrgarethe von Oesterreieh u. a. prachtvolle
Werke nach Zeichnungen Perin del Vagas und Miehelangelos fertigte. Ein Hauptverdienst
des Behrihehens liegt in der Richtigstellung vieler von Vasari, Cicognara und d'Agincourt
herriihrender lrrthülner betreßh dieses Meisters.
Journal-Revue.
Art-jollrnll, The, Nr. Form The advsntage of physical gsography to the student
nf critic of srt. Nr. l. Biver-Valleys. By Pr. D. T. Ansted. Old Bond Street gallery.
Early painters of northern ltaly. Society of wood carvers. Sehools of art.
Ths group of sculpture by F. Thornycroft.
L'Arie in ltllli, Nr. La scuola di paessggio nelPAccad. di belle arti in Venezia P. Sel-
vatico. Museo Cavalleri in Milano. M. Coffi. Esposizicne di belle arti, Roms.
Nr. Di un dossale d'argento. Delle lstiluzioni Artistiche di Torino. Vetri
rnajoliche u.ll' Esposizione Internazionale marittima di Napoli. Bestauro di San
Maria in Strada Monza. Bocietd premotrice di Napoli.
Bllsgewsrlts-Zeitung, Nr. 21 Fortsetzungen. Cassettendeclren. Das Kaiserhaus zu
Goslar. Beilage Nr. 29 Die Kunst, der Baugewerksmeister und der Industrielle.
Allgemeine deutsche Ausstellung auf dem Gesammtgebieto des Bauwesens zu Berlin
im Juni, Juli und August 1872. Nr. 30 Forte. Deutsches Gewerbemussum in
Berlin. Nr. 31 Forta Nr. 32 Römische Bäder. Berliner Baugewerl-rschule.
Potsdamer Bauverein.
"Bauzsitung, Deutsche, Nr. 20 Ueber Bauanschlige. Nr, 28 Berliner Neubauten.
Architektenverein zu Berlin. Nr. 29 Ueber die Gründung eines Verbandes deutscher
Architekten- und Ingenieurvereine- Die diesiährige Studienreise der Bauakademie su
Berlin. Nr. 30 Ueber einige Arten der Verwendung von Cernent. Vom Dome
zu Köln. Der künstlerische Schmuck der Siegesfeste in Dresden, Stuttgart und
München. Mittheilungen aus Vereinen. Nr. 3l Das Kaiserhaus zu Goslar.
Die internationale Knnstausstellung in London. Mittheilungen aus Vereinen.
Majoliken als Decoration von Gebäuden. Concurrenren.
Deutscher Herold, Nr. Heraldische Technik. Lackabdrücke von Siegelstempeln.
Dlngler, Polylschn. Journal, Band CCI. Heft Towle's Verfahren zum galvanischen Ver-
silhern. Chemische Veränderungen am Bildesheiiner Silberfund. Von A. Schertel.
Gewerbehalle, Nr. Fortsetzungen. Ornamente und Motive. Kleinere Aufsiihe und
Notizen.
Gewerbeblllt aus Württemberg, Nr. 28 Die Hermbildung von Webersitechnikern für
Dessinnteur- und Webunterricht. Ueber die Theilnshme an der sligeln. Industrie-
Ausstellung zu Wien. Knnsb. Industrie- und Gewerbe-Ausstellung in Klagenfurt.
Nr. 29 Die schwäbische Industrie-Ausstellung zu Ulm. Glesmoniken zur Aul-
schmiickung von Hänserfnc-eden.
Kunst und Gewerbe, Nr. 20 Fortsetzung. Aus dem deutschen Gewerbemnsenm in
Berlin. Nr. 27 Forum Ueber Farben auf Porcellen, Steingut und Milchglas.
Nr. 28 Gewinnung des Mnrmors in Itslien. Münchener Kunstschule iir Mid-
chen. Beilage Schilde von Metall. Nr. 29 Der Höhepunkt der griech. Kunst.
Ueber Farben Ports. Kunstbsiluge Ein Sessel, ausgef. von Fr. Bergen in
Nürnberg. Nr. 30 Zur Frage über den deutschen und frunzös. Geschmack.
Deutsches Gewerbernnseum in Berlin. Eingelegte Heimarbeit, entworfen und susgef.
von H. Fröbel. Nr. 31 Form. lntarsin-Arheitcn, entworfen von R. Albrecht
in Magdeburg.
Kirehenschmuek Seckuuer, Nr. Ueber Kirchenrestsnrutionen. Ein neuer Flügelnltsr.
Nr. Form Ueber Bemalung der Kirchen.
Lllizow, Zeitschrift für bildende Kunsi, Nr. 10 Hnns Gasser, biographische Skizze von
R. v. Eitelberger. Eine Rndirung von F. A. Wyttenbnch. Ueber die Herkunft
von Nicc. Piseno's Styl. Von H. Semper. Die Londoner Weltausstellung von 1871.
Von E. lhne. Die dritte internationale Ausstellung in Wien. IIL Von E. Ober-
msyer. Kunstliterstur Trnchtenbilder von Albr. Dürer uns der Albertinu. Von
Dr. M. Thausing.
Beiblatt Karat-Chronik Nr. 18 Die Schweizerische Kunstuusstellung in Zürich.
Freiherr Hugo von Blemberg 1'. Kunstvereine, Sammlungen und Ausstellungen.
Nr. 19 Zur Erinnerung an E. Schäfer. Nr. 20 Der künstlerische Theil der
Berliner Siegesfeier.
Miltheilungen der k. k. Osntral-Oelnlnissien um, Nr. Die Buugesetze der mngohsrdem
Von A. 11g. Das Dürer'sche Alturwerk in Ober-St. Veit bei Wien. Von Dr. M.
Thsusing. Der Bronzeluster in Muruu. Von J. Grsdt. Die Kunst des Mittelalters
in Böhmen. Von B. Grueher, Form
Meneisbliiter für Zeichenunlerricht sie. Nr. Ueber den Zeichenunterricht in Gymnasien
und Reelschulen. Von H. Nippert.
Organ für christliche Kunst, Nr. Ein Progrsmn zur Ausmalung des Msinzer Domes
aus dem 11. Jshrh. Fortm Ueber die monumentale Baukunst mit Rücksicht suf
den Einfluss der zu Gebote stehenden Mittel. Nr. 12 Ports A. Dürer"! Ein-
iiuss auf die Kunstgewerbe. Nr. 13 Ports Der elte Dom in Mainz. Du
Vaterunser in BL, componirt von Fürst. Nr. 14 Ports Du Wohnhaus im
Mitkklter.
Sehulbole, Nr. 21 Modelle fir den Zeiehennnterricht. Von Al. Witünsuu. Nr. 22
Freihundseichnen sn der Stustsnnstult für Bildung von Lehrerinnen in Wien. Von
Prof. J. Grsnduuer.
Wechensehrih des n. ü. Gswerbevereinee, Nr. 29 Die Wiener Weltausstellung. Die
künstlerische Ausstattung unserer modernen Sslons. Von G. Guttenberg. Nr. 30
Weltausstellung 1813. Wochsnhsricht über den Stand der Gewerbe in Wien.
Beleuchtungsproben. Nr. 31 Ausstellung in Triest.
Zeitsehrifl du Kunsigswerbe-Vereines zu München. Nr. u. Ueber Motive der Decken-
decorntion von Emil Lunge. Förderung der kunstmiissigen Helzschnitzerei in Bsiern.
Kunstheilegen. Nr. u. Ferts Ueber Msrmorschnitte an Büchern vnn
L. Schreibrnuyr. Kunstbeilugen.
Kleinere Mittheilungen.
Neu ausgestellte Gegenstände. Am 14. nli Porträt-Medaillen des Dr. J. N.
Bßrgerv Y-Wßgef. van C. Kundmann; Schrank mit Holzsculpluran, 13. Jshrln, Eigen-
lhum der Herrn Hauptmanns Simonigg; Pnlverhorn aus dem 18. Jnhrb" Eigenthnm
üeu Herrn Baron Gödel-Lnnno eine Suite Photographien nach Handzeichnnngon
Rlpbuln; eine Snime Traehtenbilder du 16. bis 18. Jnhrh, und eine Suite Stickmnster-
büchor du 16. und 17. Jnhrh.
Arvvnv VIIIA Asmuvsnsuwsla, AJISCILIAIIILLI ner rnsu sxlssuusus; snreiservice von um mr
Se. Excellens Graf W. Kiusky, ausgeführt von H. Ullrich in Wien; Suite von Co-
pieu alt-venstinuischer Gläser, sulgetiihrt vou Salviati Comp. in Venedig, Eigenthum
des Museums; Blumenstiick, in Wuchs bossirt von Bnbette v. Kostks 1840, Eigenthum
der Frau M. Gemperle.
Am 11. August Etui mit mathematischen und militärischen Instrumenten, Berliner
Arbeit sus dem vor. Jshrh., Eigeuthum des Herrn W. Atzl; Eecehorno-Brustbild in
Marmor susgeiiihrt, mit ornamentaler Holzumrahmung, diese von H. Triukl in Wien;
gothischer Kasten, geschnitzt und mit lntarsien, Privuteigeuthum; gothisehsr Gobelin-
behnng mit allegorischen Dnrstellllngen aus dem 15. Jabrh., Eigenthum des Herrn Fürst-
bischof Wiery in Klagenfurt; geschnitztes Schränkchen aus dem 16. Jahrh., Eigen-
tälllm deslßdluhseums; Wahlurne des kärnthnischsn Landes, in Silber getriebene Arbeit
es 16.
Besuch des Museums. Im Monnte Juli wurden die Sammlungen des Mu-
seums von 4655 Personen besucht.
Wiener Wellullsstellullg. Die Ausstellungsburesux sind seit dem l. August
in dem Albert v. Kleirfsehen Hause, Prsterstrnsse 42, an Wnchen- und Feiertagen von
Uhr Morgens bis Uhr Abends ununterbrochen geöünet.
An Sonntagen bleiben dieselben geschlossen.
Zur Einziehung von mündlichen Informationen und zur Entgegennahme von schrift-
lichen Eingeben, Mittheilungen, Offerten etc. ist ein eigenes Auskunftsburenu eingerichtet.
Der Leiter der Ausstellung, Freiherr v. Schwarz, ist an drei Tsgsn der Woche
Dienstag, Donnerstag und Samstag von Uhr Morgens bis 12 Uhr Mittags iir Jeder-
mann in Ausstellungsuugeleganheiten zu SPYBOBCIL,
Stnntsstipendien für die Kunstgewerbeschule. Das h. Han-
delsministerium hat mit Erlass vom 9. August 1871 für die im Herbst
d. J. beginnenden 2jährigen Lehrcurse die bestehenden zehn Stipendien
erneuert und in Betreff von deren Zuerkennung und Vertheilung be-
stimmt, dass der bisherige Modus, welcher sich bewährt hat, beibehalten
werde. Es unterliegt keinem Anstaude, dass die früheren Stipendisten
wieder als Bewerber um die Stipendien zugelassen werden. Zugleich
wurde vom h. Ministerium bemerkt, dass die von mehreren Kronländern
vorgebrachten Bitten die gebührende Berücksichtigung in der Bemes-
sung der Stipendicnverleihung finden mögen.
Der Neubau des Oesterr. Museums schreitet rasch seiner
Vollendung entgegen. Gegenwärtig wird an dem Vestibule und der
Innendecorstion der Ausstellungssile im Parterre gearbeitet. Die Räume
der Kunstgewerbeschule sind bereits vollendet. Die Professoren werden
ihre Ateliers im nächsten Monate daselbst beziehen; die Schule selbst
beginnt mit 1. October.
Es wird wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass der Ein-
sendungstermin für die kunstgewerbliche Ausstellung, welche
gleichzeitig mit der feierlichen Schlusssteinlegung am 4. November l. J.
eröffnet wird, der 1. bis 15. Oetober ist.
Die Dlsnufsclur-Zeichnuugssehule, welche bisher mit der k. k. Bsu- und
Mnsehiuengewerbeschule in Verbindung stand, wurde im Einvernehmen mit dem k. k.
für Cnltus und Unterricht von der Commission zur Leitung der Gewerbe-
sehulsn übernommen und einer Reorgsuisntion uuterzagen. Dieselbe wird im October d. J.
erößnet werden und fortan in Verbindung mit der Webereischule in Gumpendorf als Fach-
sehule fdr beide Fächer bestehen. Herr Lieb, einer der tiichtigsten Musterneicbuer
Wiens, ist zum Zsichenlehrer au dieser Anstalt ernannt werden.
Selbstverlag des ksis. kön. Oesterreichisehen Museums.
Druck von Carl Gsroldü Sohn in Wienp