für
KUNST UND INDUSTRIE
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am l. eines ieden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr ü. 3.-
Redacteur Brunu Sucher. Expedition von C. Gerohfs Sohn.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold 61 Camp, durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthundlungen.
Nr, 84, WIEN, 1. SEPTEMBER 1872. VI Jahrg,
lnlult Die Auutellun der zeichnenden re mducireuden Künste. I1. Re ine Schulordnung und
Lehrplan der iuus ewerbeschule es Oesterr. Museums. Curs für Zeichneulehrer an der
Kunstgewerbaschule es Oesterr. Museums. Neue Erwerbungen. Pro ßmnz der Vorle-
sungen 187273. Historische Ausstellung der Sndl Wien. Kleinere ltthexluugeu.
Die Ausstellung der zelchnenden reproducirenden Künste.
ll. Entwürfe für-Goldschmiedarbeiten.
Nebst einer kleinen Folge von Blättern, welche in den vorzüglichsten
und charakteristischsten Beispielen die einzelnen Gattungen der Reproduction
in Schnitt und Stich repräsentircn und dabei den Zweck haben, mit der
Terminologie fdieser Vervielfältigungsarten den Beschauer vertraut zu
machen, enthält diese zweite Ausstellung eine Reihe von Blättern, welche
durchaus der" Ornarnentstichsammlung des Museums entnommen, Vorlagen
für Goldschmiedarbeiten vom 15. bis in's 18. Jahrhundert vorführen.
Diese Suite von Musterentwürfcn umfasst indessen nicht das gesammte
Gebiet aller jener Arbeiten, welche in den genannten Jahrhunderten in
das Bereich des Goldschmiedehandwerkes gehörten; es ist eine grosse Ab-
theilung seiner Thätigkeit, die Kunst, Geiässe und kirchliche Geräthe in
edlem Metall zu bilden, in den Blättern dieser Ausstellung nicht aufgev
Ilßmmen, da solches- für sich Gegenstand einer selbstständigen Exposition
Zu bilden geeignet sein wird. Was wir diesesmal ausgestellt finden, rangirt
blos unter die Richtungen der eigentlichen Schmuckarbeit, die sich vor-
setzt, den menschlichen Körper mit edlem Metall, Steinen, Perlen und
Email zu zieren, die Jnwelierkunst, und ferner einige Proben von Wallen-
arbeiten, Messerklingen, Füllungen und Beschläge für ähnliche Gegenstände,
Dosen, Schachteln und Uhrmäntel, Arbeiten also, welche mit denselben
Techniken und Materialien wie die eigentlichen Schmucksachen verziert
werden und besser hieherzählen als unter die Gefässe und grösseren Ge-
räthe, bei denen ein anderes wesentliches Moment hinzukommt, der
architektonisch-constructive Aufbau des Werkes.
12
70
Dieser. Wahl des Stoffes zufolge trägt die Ausstellung demnach ganz
den Charakter einer Musterausstellung, die den Zweck hat, unserm modernen
und ganz besonders wieder dem Wiener Goldschmiedehandwerk zum Vor-
bilde zu dienen. Die oben bezeichneten Arbeiten machen den grösseren
Theil auch derjenigen Schöpfungen aus, deren Anfertigung heutzutage von
dem Juwelier gefordert werden; kaum für einen dieser Aufträge dürfte
der Wiener Goldarbeiter die schönsten Beispiele in unserer Collection ver-
missen, für viele aber wird er, sowohl was den Geschmack und Styl, als
was die Technik betrifft. Lösungen vorfinden, welche die alte Zeit mit
Geschick gehandhabt hat, welche der modernen Arbeit aber zum Theil
ganz verloren gegangen sind; wir meinen z. B. die Anwendung von Email
und Niello in den alten Formen.
Wer so recht aus dem Grunde kennen lernen will, wie ein uraltes
Kunstgewerbe, das sich der stolzesten Vergangenheit rühmen darf, in
neuerer Zeit in Verfall gerathen kann, der vermöchte diese Ueberzeugung
kaum auf eine geschicktere Art gewinnen, als wenn er einen Gang durch
die Strassen unserer Stadt, an den Schaufenstern der Goldarbeiter vorüber
und dann in den Saal des Museums unternimmt, welcher C118 hier besprochene
Ausstellung enthält. Es würde ihm augenblicklich evident werden, dass
hier eine Welt von Schönheit aus der Vorzeit entgegentritt, reich an geist-
volien Ideen und geschmackvollsten Lösungen aller Aufgaben des Kunst-
zweiges, dass da draussen für das moderne Gewerbe diese reiche Welt
vergessen und unbeachtet ist, und seine Vertreter es mit dem ärmlichsten
Betreiben ihres Werkes, hingegeben an die Forderungen der Mode statt
der Kunst, ohne Klarheit, Styl und Richtung, in einer verkommenen
Manier hinfristen. Jene schlimme Zeit, welche für die Kunst und für das
Kunstgewerbe der Vorfahren das Wort altfränkisch aufgebracht hat und
mit mitleidigem Lächeln auf die Beweise einer herrlichen Kunstblüthe
früherer Jahrhunderte herabzublicken begann, hat allmälig mit dem edlen
Styl und Geschmack der Vorzeit, den sie absichtlich verwarf und verach-
tete, unmerklich auch manch' anderes eingebüsst, was mit demselben innig
verbunden war, manche schöne alte Techniken, das Festhalten der
Arbeit an den ewig giltigen Grundregeln des Styls und der Logik in der
Erfindung, endlich vor Allem auch die liebevolle Sorgfalt in der Ausführung
ihrer Werke. Der Zusammenhang mit der bisherigen Entwicklung der Kunst
war vielfach abgebrochen, an die Stelle trat die Herrschaft der Mode des
jeweiligen Geschmacks des Tages, dessen unsinnige Anforderungen nun
das geistige Element, den Motor der Erfindung abgeben musste. So sieht
denn die Gegenwart in dem Goldschmiedehandwerk eine von ihrer uralten
Tradition vollständig abgetrennte Gewerbthätigkeit, die, auf der niedrigsten
Stufe stehend, unwürdiger Mode dient und die rechte Schwester jener echt
modernen Industrien der Galanterie- und Nouveautes-Artikel genannt zu
werden verdient, die das Sinnloseste am liebsten auf den Markt bringt,
wenn es nur überrascht und neu ist, deren höchstes und einziges Ziel das
I7
Geschäft ist und mit Regeln des Geschmackes, ia nur der Vernunft in
Kunstdingen, sich nicht im geringsten Sorge macht.
Man möge doch mit dem Eindrucks, den die Besichtigung der modernen
Wiener Goldarbeiten hervorgebracht hat, nach der Musterung dieser
Leistungen mit ihrem derben Geprunke des rohen Materials, mit diesem
barbarischen Vorherrschen der Goldmassen ohne künstlerische Bewältigung
des Stotfes, der grellen Zusammenstellung von Edelsteinen und Edelmetall,
ganz zu geschweigen von den Nachahmungen von Lederflechtwerk, den
Hufeisen und Sonnenschirmen, Käfern und Eidechsen, man möge hin-
treten vor die Reihe der alten Muster, in denen alles Klarheit, Ebenmass,
Verständniss und feines Stylgefühl ist, um recht die Tiefe der Kluft
zu ermessen, die uns auf diesem Gebiete noch von der wahren Kunst und
Schönheit trennt. Hier möchten wir gerne die Wiener Vertreter des Ge-
werbes ihre Studien machen sehen, aber auch das liebe Publicum, welches
an Fingern, Hals und Ohren die Fabricate desselben umherträgt und somit
eine Gegcnausstellung des Verfalls der edlen Goldschmiedekunst als Folie
diesen reizenden Entwürfen entgegenbringt. Jenes Kunstgewerbe, für das
einst die grössten Meister Zeichnungen liefertenMantegna, Perugino,
Raphael, Schongauer, Dürer, Holbein, das einen Ghiberti, Francia, Cellini,
Jamitzer unter die seinen zählte, ist heute Tummelplatz der bedauerlichsten
Modethorheiten geworden, ihm wäre ein schöner Aufschwung wohl vor
allem zu wünschen!
Die Ausstellung enthält zunächst einige Blätter deutscher Meister
aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, der schönen Blüthenzeit der
Renaissance in unserem Vaterlande, in welcher sie sich in unendlicher
Frische und Poesie entfaltete. Hieher gehören vorzugsweise die Werke
H0lbein's und der sogenannten Kleinrneister, jene in Zeichnungen vorhanden,
Welche W. Hollar im 17. Jahrhunderte gestochen hat, diese von den Er-
lindern selbst mit aller Feinheit und Delicatesse ihres Stichels ausgeführt.
Es sind die erwähnten prachtvollen Walfenstücke, Dolchscheiden und Degen-
grilfe, reichgeschmtickt mit Figuren und phantasievollem Ornamente. So
der Degen von Holbein mit einem Kämpferpaar und zahlreichen Amoretten,
die prachtvolle Dolchscheide Aldegrevefs, welche uns sinnig genug den
Mord Abel's in einer schöngedachten Gruppe vor's Auge führt, eine ernste
Mahnung für den, dem die Waffe zum Gebrauche diente. Das ist eben
das Wundersame an diesen Werken der alten Kunst, dass sie nicht leere,
nichtssagende Zierstücke allein sind, dass ihr Schmuck zu uns etwas Ernstes
oder Launiges, Pathetisches oder Komisches sagt, dass er überhaupt etwas
Sagt und bedeutet, und nicht wie der Moderne, nicht weiss, wozu er eigent-
lich da ist. Holbein z. B. verstand in erstaunlich sinnvoller Weise, wie
das Woltmann in seinem Buche über den Künstler klar darzulegen weiss,
in dem unendlichen Reichthum der Gestaltungen, die er seinen Walfen
lieh, auch selbst die Bestimmung des Gegenstandes anzudeuten, oh es nun
ein galantes Geschenk, Zierdegen oder ernste Waffe, ob es Eigenthum des
12'
;'Tz
Herrschers oder des lebenslustigen Hofrnannes werden sollte. Da wirkt
dann der Künstler nicht als blosser Handwerker, nicht als lebendige
Maschine des Auftraggebers, sondern es tritt seine Begabung und Individua-
lität in dichterisch schaffender Weise als Hauptfactor ein in das Kunstwerk.
Hieran schliesst sich der Franzose P. Woeiriot nach 1589, dessen
Arbeiten durch einen Degengrifl" vertreten sind.
Der ebenfalls von Hollar gestochene, im Entwurf angeblich Dürer
zugehörige Georgsorden, ein Werk, das für reiche Emailausführung be-
rechnet wäre, ist als Dürer'sche Arbeit zwar etwas zweifelhaft, sicher aber
ein äusserst geschmackvolles Project. Man sehe nur unsere modernen
Ordenszeichen an, was für trocken langweilige Constructionen das sind,
obwohl das Email bei ihnen fast ausschliesslich sich noch erhalten hat.
Ein eleganter Dolch vori Solis gehört zu den schönsten Werken von ge-
grabener und getriebener Arbeit. Unter den Geschmeiden, welche Figuren
in Verbindung mit Ornament zieren, gebührt zweifelsohne dem, was der
Niederländer Zeichner und Kupferstecher Hans Collaert, geboren in Ant-
werpen 1545, als Monilium, bullarum inauriumque artificiosissirnae ligurae
fertigte. Diese Blätter, sein letztes Werk, sind 1581 herausgegeben worden.
Sie stellen die allegorischen Figuren des Friedens, des Krieges und einen
Globus dar. Andere in Form von Schiffen, Seeungeheuern, Muscheln
dienen wie diese als Juwelengehänge, indem der ligurale oder ornamentale
Haupttheil an zierlichen Kettchen herabhängt. In manchen erhaltenen
Goldschmiedewerken der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, namentlich in
jenen der Rudolphinischen Richtung, scheinen derartige Muster, welche
behufs der Ausführung die Vereinigung aller Materialien und Techniken
des Juweliers verlangen, benützt worden zu sein.
Anderer Art sind die Leistungen der Theodor und Johann Theodor
De Bry, Vater und Sohn. Der Vater wurde in Lüttich 1528 geboren,
zog dann nach Frankfurt a.fM., wo er als Goldschmied arbeitete und starb
1598. Sein Sohn lebte bis 1623. Von ihnen sehen wir äusserst geschmack-
volle Beschläge und Griffe von Messern und Gabeln, Scheiden, Schnallen,
Agraffen, Medaillons und Fingerhüten, meist mit biblischen oder mytho-
logischen Darstellungen, welche mit grösster Zierlichkeit auf schwarzem
Grund ausgeführt werden sollen. An andern Stücken tritt ein sehr reiches
Pflanzenornanient an deren Stelle. Von Paul Birkenhultz, Goldschmied
und Kupferstecher, der in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts arbeitete,
rühren gleichfalls Juwelengehänge von feinstem Geschmacke her. Es herrscht
eine staunenswerthe Leichtigkeit und ein herrlicher Sinn für den Aufbau
des Ornaments in diesen zierlichen Schmuckgegenständen, bei welchen mit
besonderer Feinheit Perlen und zarte Bänder angebracht sind. Daran reihen
sich Agratfen, Gehänge mit silhouettirtcn Thieren, in Niello gedachten
Ornamenten und allegorischen Figuren von Daniel Mignot, der um 1590
in Augsburg thätig war. Steine zu Brachen. Bändern und Schleifen zu-
sammengesetzt, zeigen uns die Entwürfe von Michael Wernle, Goldschmied
gegen Ende des 17. Jahrhunderts, in dem bereits willkürlicheren Style
dieser späteren Epoche, die er in dem livre des ouvrages d'orfevrerie heraus-
gegeben. Im Grotesken- und Arabeskenfache, phantastischen Figuren auf
dunklem Grunde, die also als Niellen, Gravirungen, Emails, Aetzungen
ausgeführt werden können und für Zierschilder, Friese oder Deckel pas-
sendes Ornament liefern, leistete treffliches Corvinian Sauer, um 1591 bis
1598, ähnlich auch der Augsburger Goldschmied Daniel Hailler um 1604,
dessen Gehänge mit Perlen, kleine Köcher, Scheiden etc. mit solchen
Verzierungen in Hell und Dunkel reizend ausgestattet sind. Nicht minder
ausgezeichnet nehmen sich die Leistungen aus der ersten Periode der
Renaissance in Frankreich aus; an der Spitze stehen zwei hochachtbare
Meister. Jacques Androuet Du Cerceau, geboren zu Paris um 1515, der
in dieser Stadt und in Orleans arbeitete und gegen 1585 starb, ein er-
Findungsreicher Künstler auch in vielen andern Zweigen der ornamentalen
Kunst, dessen Styl die Renaissance des Landes vielleicht auf's lieblichste
repräsentirt. Ferner Etienne de Laune aus Paris, wo er 1518 geboren
wurde und 1583 starb, nachdem er auch in Augsburg und Strassburg
gearbeitet hatte. lm tiguralen Fache ist dieser liebenswürdige Zeichner
für Goldschmiedewerke wohl unerreicht geblieben; er steht in eigenthüm-
licher Weise zwischen der Renaissance der drei grossen Kunstländer
Italien, Frankreich und Deutschland in der Mitte, voll unerschöpilicher
Erfindung und mir feinem Formsinne begabt. Spätere Meister dieser Nation
sind Jean Mussard um 1678, Francois Le Febure 1635-61,Gilles FEgare
um 1663m. a.
Das 17. Jahrhundert ist ausser dem bereits angeführten noch durch
prachtvolle Niellenfüllungen und Streifen italienischen Ursprungs, Gravir-
und Niellirarbeiten der niederländischen Schule und Juwelengehänge des
um 1609-17 arbeitenden Meisters P. R. K. derselben Schule vertreten.
Die letzteren verbinden die Technik der Niellirung mit anderen Richtungen
der Goldschmiedekunst. Der bedeutendste Name in dieser Schule ist der
des Michael le Blond, der in Amsterdam gewirkt hat, 1656.
Das 18. Jahrh. macht sich auch auf diesem Gebiete durch seine all-
gemeine Neigung zum Barocken, Ueppigen und Prunkvollen bemerkbar,
doch wurde noch vorzügliches geleistet. L. van der Cruycen um 1770
hat in seinem "Nouveau Livre de dessins contenant les ouvrages de la
Joaillerieu etc., von welchem Proben ausgestellt sind, im herrschenden Style
Louis XVI. sehr wirkungsvolle, wenn auch überladene Compositionen für
Agraifen u. dgl. geliefert. ln all' diesen Arbeiten hat namentlich bei Ge-
hängen, Brechen, Ohrgehängen das naturalistische Muster, die Zusammen-
stellung von Blumen aus Diamanten und Perlen, die früheren stylisirten
Formen verdrängt, obwohl man noch nicht bis zu der kleinlichen Nach-
ätfnung aller Details der Aehren, Blüthen etc. gegangen, die heute Manchem
für den höchsten Triumph der Kunst gilt. Nahm man auch die naturalistische
Hauptform der Pflanze statt einer ornamental gehaltenen an, so liess man
'74
doch Stein für Stein für sich zur Wirkung kommen, so dass am Ende die
ganze Blume mehr einem Mosaik aus Edelsteinen glich, während dieselbe
heutzutage eine vollständig natürliche Blume ist, die in Edelsteinmasse,
nicht aus einzelnen Edelsteinen, hergestellt scheint. Johann Leonhard
Wüst, um 1730 Goldschmied in Augsburg, der auch nach Franzosen, Le
Pautre u. a. arbeitete, hat für Ausführung in Schneiden und Aetzen manches
entworfen, als Dosendeckel, Flacons u. dgl.; Friedrich Jac. Morison, dessen
Thätigkeit noch in das Ende des 17. Jahrhunderts fällt, wieder eigentliche
Juwelierarbeiten, Gehänge, Ringe, nGeschmuck, Zierathen und Galanterienu,
wie er es selber nennt, doch auch Büchschen, Kreuze, Broches mit reichen
Blumenmustern. A. Ilg.
Revidirte Schulordnung und Lehrplan der Kunstgowerheschule
des Deaterr. Museums.
Das h. Ministerium für Cultus und Unterricht hat mit Erlass vom
18. August Z. 10.073 die folgende vom Lehrkörper verfasste und durch
den Aufsichtsrath vorgelegte neue Schulordnung der Kunstgewerbeschule
genehmigt. Dieselbe lautet sammt den beibehaltenen, bisher geltenden
Paragraphen wie folgt
A. Allgemeine Bestimmungen.
l.
Die Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und
Industrie hat nach den Statuten die Erziehung kunstgebildeter Kräfte für
die Bedürfnisse der Kunstindustrie zur Aufgabe. Es bilden daher jene
Zweige der Kunst, welche die Vorbedingungen eines künstlerischen Schaf-
fens auf dem Gebiete der Industrie sind, die Hauptgegenständedes Un-
terrichts und bedingen die Gliederung der Anstalt.
Diese Zweige sind die Baukunst in ihrer Anwendung auf die Aus-
schmtickung der Gebäude, die Bildhauerei, das Zeichnen und Malen in
ihrer Beziehung und Anwendung auf die Erfordernisse der Kunstgewerbe.
5. z.
Die Kunstgewerbeschule zerfällt demnach
in vier Fachschulen
für die Baukunst in der oben angeführten Begrenzung,
für die Bildhauerei,
für Thier-, Blumen- und Ornamentmalerei,
für das f-igurale Zeichnen und Malen in ihrer Beziehung auf
Kunstgewerbe
in eine Vorbereitungsschule für die noch nicht hinlänglich gebil-
deten Candidaten der Fachschulen.
"-175
Neben den Hauptgegenständen des Unterrichtes, von denen weiter
unten die Rede sein wird, sollen in der Kunstgewerbeschule, um den
Zöglingen jene allseitige Ausbildung zu verschaffen, welche heutzutage zu
einem erfolgreichen Wirken im Kunstgewerbe nöthig ist, noch eine Reihe
von technischen und wissenschaftlichen Nebenfächern gelehrt werden.
Diese Vorträge werden während des Besuches der Vorbereitungs-
schule oder eventuell der Fachschulen gehalten; der Besuch derselben
ist obligatorisch. Sie zerfallen in solche, welche alljährlich wiederkehren,
und solche, die in einem Turnus von 2-3 Jahren gehalten werden.
l. Die regelmässig wiederkehrenden sind
Projections- und Schattenlehre und Perspective;
Styllehre und Lehre der Gefässe und Geräthe;
Anatomie.
Davon sind jene über Projectionslehre und Styllehre für alle
Zöglinge der Vorbereitungsschule obligatorisch, Anatomie für jene, die
sich einem figuralen Fache widmen und schon hinreichende Zeichnen-
fertigkeit besitzen.
ll. Die in einem mehrjährigen Turnus wiederkehrenden
Kunstgeschichte, Geschichte der Kunstindustrie oder einzelner Zweige
derselben in Verbindung mit Volkswirthschaftslehre, Farbenlehre und Far-
benchemie; die Lehre von den in den Gewerben gebrauchten Materialien,
sowie ihre technische Verarbeitung.
Diese Vorlesungen sind von allen jenen Schülern der Fachschulen
zu hören, denen dies mit Rücksicht auf ihren künftigen Beruf angeordnet
wurde.
3.
Die Besucher der Kunstgewerbeschule sind theils ordentliche
Schüler, welche sich in der einen oder anderen Fachschule nach den
Bestimmungen des Lehrplanes vollständig ausbilden wollen, theils Ho-
spitanten.
Der Besuch der Vorbereitungsschule ist für ordentliche Schüler im
Maximum auf drei Jahre beschränkt, jener der Fachschule hängt von den
Fortschritten des betrelfenden Schülers ab. Die Aufnahme in die Fach-
schule erfolgt erst dann definitiv, bis der Professor der Fachschule die
vollständige Ueberzeugung von der Reife des Schülers erlangt hat.
Der Uebertritt aus einer Fachschule in eine andere während dieses
Zeitraumes, ferner auch, soweit dies dem geordneten Studiengange nicht
entgegen ist, der gleichzeitige Besuch zweier Fachschulen unterliegt keinem
principiellen Bedenken; doch hat über einschlägige Gesuche der Lehr-
körper von Fall zu Fall zu entscheiden, welcher dabei den speciellen An-
forderungen der Zweige der Kunstindustrie und den individuellen Bedürf-
nissen der Schüler Rechnung zu tragen hat.
üuwuluun.
Ausser der Ausbildung ordentlicher Schüler soll die Kunstgewerbe-
schule auch noch den Zweck verfolgen, Hospitanten zur Vervollständigung
ihrer künstlerischen Ausbildung Gelegenheit zu bieten. Hiebei ist es na-
mentlich auf Zeichner, Modelleure, Werkführer in Fabriken und Privat-
ateliers und Jene abgesehen, welche schon in bestimmten Fächern praktisch
thätig sind und nur zur Ausfüllung einer Lücke ihres Wissens und Kön-
nens die Vorbereitungsschule oder eine Fachschule besuchen wollen.
Die Bestimmungen des hinsichtlich der Dauer des Unterrichtes
haben auf Hospitanten keine Anwendung; diese sind an keinen bestimmten
Lehrplan gebunden, noch auch an die Stundeneintheilung der ordentlichen
Schüler, jedoch haben dieselben bei ihrem Eintritte zu erklären, welche
Stunden sie die Schule frequentiren wollen und sich darnach strenge zu
halten. Der Schulordnung haben sie sich ebenfalls strenge zu fügen und
die Dauer ihres Schulbesuches hängt wie überhaupt ihre durch das
Ausmass der verfügbaren Localitäten bedingte Zulassung von der Ent-
scheidung des Lehrkörpers ab.
g. s.
Der Unterricht an der Kunstgewerbeschule beginnt Anfangs October
und schliesst Ende Juli. Die Aufnahme der ordentlichen Schüler findet
zwischen dem l. und 4. October, die der Hospitanten an dem darauf
folgenden Tage statt.
Die Arbeitsstunden normirt der Stundenplan. Die Vorlesungen werden
in die Nachmittagsstunden verlegt.
Q. 6.
Prüfungen finden nur in den theoretischen Fächern statt und werden
über den Erfolg derselben Prüfungszeugnisse ausgestellt; blosse Frequen-
tationszeugnisse können in denselben nicht gegeben werden.
Jeder Hörer ist verflichtet, eine Prüfung abzulegen. Besteht der
Schüler die Prüfung mit schlechtem Erfolg, so kann derselbe den Gegen-
stand nur noch einmal, und zwar in dem darauf folgenden Jahre hören.
Jeder ordentliche Schüler, der ein volles Jahr eine Fach- oder die
Vorbereitungsschule besucht hat, hat das Recht auf ein Zeugniss für diese
Zeit des Besuches Frequentationszeugniss; beim Austritte nach vollstän-
diger Absolvirung der Fachschule wird vom Lehrkörper ein Abgangs-
zeugniss ausgefertigt, welches den Besuch der Schule, die Dauer und den
Erfolg desselben constatirt.
Hospitanten haben nur auf Frequentationszeugnisse Anspruch.
Die Arbeiten der Schüler werden alljährlich öffentlich ausgestellt.
B. Bestimmungen über die einzelnen Fachschulen und die Vorberei-
tungsschule.
l. Fachschule für Baukunst.
Die Fachschule für Baukunst umfasst die Lehre vom architekto-
nischen Style und den architektonischen Formen im Allgemeinen; im
Besonderen ihre Anwendung auf jene Kunstgewerbe, welche es mit archi-
tektonischen Elementen zu thun haben. So lehrt dieselbe Entwürfe der
Totalanordnung der inneren Räume des Wohnhauses, der Kirche u. s. w.,
dann jene des Mobiliars und der Geräthe in Holz, Metall, Stein, Glas,
Thon, Porcellan u. s. f.
Den Gegenstand des Unterrichtes bildet vorerst das Studium De-
composition ausgeführter in den Kreis dieser Fachschule gehöriger kunst-
industrieller Objecte, verbunden mit Erläuterungen über Styl, Materiale,
Construction und künstlerische und technische Durchbildung derselben,
und gleichzeitig die Anleitung zur Herstellung künstlerisch und technisch
vollendeter Werkzeichnungen; für die vorgeschritteneren Zöglinge endlich
das selbstständige stylgerechte Schaffen auf dem Gebiete der einschlä-
gigen Kunstindustrie.
Die Schüler dieser Fachschule haben von den theoretischen Vor-
lesungen, wenn sie nicht aus der Vorbereitungsschule hervorgegangen
sind, namentlich jene über architektonische Styllehre, eventuell auch über
Farbenchemie und Farbenlehre zu besuchen.
Als Vorbedingung zum Eintritt in diese Fachschule ist ausser den
allgemeinen Erfordernissen des 14 der Nachweis über die Fertigkeit
im Zeichnen üguraler und architektonisch-ornamentaler Details, ferner
über die Kenntniss der Projections- und Schattenlehre und der Per-
spective erforderlich.
2. Fachschule für Bildhauer.
Q. 8.
Die Fachschule für Bildhauer lehrt das Modelliren und Bossiren,
sowohl figuraler als ornamentaler Gegenstände, insoweit diese in den Kunst-
gewerben zur Anwendung kommen, z. B. für Kunsttischlerei, Stuccatur-
arbeiten, Goldschmiedarbeiten, Arbeiten in Thon, Porcellan und Glas etc.
Für Zöglinge dieser Fachschule sind die Vorlesungen über Anatomie und
wenn sie nicht aus der Vorbereitungsschule hervorgegangen sind, auch
jene über Styllehre obligat.
Als Vorbedingung zum Eintritt in diese Fachschule ist ausser den
im 14 angeführten Erfordernissen der Nachweis über die Fertigkeit
figuraler und ornamentaler Details, ferner über die Kenntniss der Projec-
tions- und Schattenlehre, und der Perspective erforderlich.
.178
Der Unterricht in dieser Fachschule bezweckt, den Zöglingen zunächst
durch das Studium der besten Meisterwerke der antiken Kunst und nach
dem lebenden Modelle die plastische Darstellung der menschlichen, Thier-
und Ornamentformen zu verschaffen, ihren Schönheitssinn zu pflegen und
die Fertigkeit in der Modellirung figuraler und ornamentaler Gegenstände
auszubilden. Es wird den Züglingen Gelegenheit gegeben, sich in den
verschiedenen plastischen Vortragsweisen zu üben.
3. Fachschule für das Zeichnen und Malen figuraler Gegen-
Stände.
9'. 9.
Diese Fachschule hat das Zeichnen und Malen nach Vorbildern und
der Natur zum Gegenstande, soweit es als Vorbildung zur kunstgemässen
Darstellung tiguralischer Objecte auf dem Felde der Kunstindustrie nöthig
ist. Der Unterricht in derselben bezweckt einerseits durch Studien nach
den besten Meisterwerken der Antike und nach dem lebenden Modelle den
Zöglingen die Kenntniss der menschlichen Formen anzueignen, ihren
Schönheitssinn zu pflegen und die Fertigkeit im richtigen und sicheren
Zeichnen von Figuren nach dem Runden auszubilden.
Weiter soll dieser Unterricht auch dazu dienen, den Zöglingen an
den vorzüglichsten Mustern des Kunstgewerbes und der rein decorativen
Kunst die Verwendung der menschlichen Figur als Ornament "zu zeigen
und sie zu lehren, die in ihr Fach einschlägigen Vorbilder entsprechend
nachzuzeichnen und in Farbe darzustellen.
An dem Unterrichte in dieser Fachschule sind jene theilzunehmen
berufen, welche, was wohl bei fast allen Kunstgewerben stattfinden kann
und insbesondere in der decorativen Kunst der Fall ist, bei der Ausführung
der in ihr Fach einschlägigen Arbeiten die Kenntniss des Zeichnens oder
Malens der menschlichen Figur benöthigen. Die Zöglinge dieser Fach-
schule haben die Vorträge über architektonische Styllehre, über Anatomie,
Farbenlehre und Farbenchemie und Perspective zu hören.
Specielle Vorbedingung für die Aufnahme in diese Fachschule ist
ausser dem im 14 ausgesprochenen eine ausgebildete Fertigkeit im
Copiren von tiguralen Zeichnungen und einige Uebung im Zeichnen nach
dem Runden, und wenn der Aufzunehmende nicht aus der Vorbereitungs-
schule hervorgegangen ist, der Nachweis über die Kenntniss der Proiec-
tions-, Perspectiv- und Schattenlehre.
4. Fachschule für Thier-, Blumen- und Ornamentalmalerei.
Q. io.
Diese Fachschule hat die ornamentale Flächendecoration zum Gegen-
stande.
In derselben wird das Malen von Blumen und Thieren nach der
Natur, von Ornamenten nach Vorbildern, ferner das Zeichnen von ein-
schlägigen ausgeführten, kunstindustriellen Objecten gelehrt; es werden
ferner die verschiedenen in der Decorationsrnalerei üblichen Methoden der
Malerei Aquarelb, Fresco-, Tempera- und Oelrualerei geübt.
ln weiterer Folge ist sodann die Anwendung der obigen Elemente
auf das Gesarnmtgebiet der ornnmentalen Flächenverzierung in selbstän-
digen Comjaositionen der Gegenstand des Unterrichtes in dieser Fachschule.
Die Kunstgewerbe, auf welche sich der Unterricht in dieser Fach-
schule bezieht, sind beispielsweise das ganze Gebiet der Ornamentation
gewebter Stoffe, die Wanddecoration, Zeichnung und Malerei auf Glas und
Porcellan, für Email und Mosaiken u. s. w.
Die Schüler dieser Abtheilung haben die theoretischen Vorlesungen
über Farbenlehre und Farbenchemie, sowie jene über Styllehre zu be-
suchen.
Als specielles Erforderniss nach 14 zum Eintritt in diese Fach-
schule werden die Fertigkeit im Freihandzeichnen von liguralen Gegen-
ständen, dann Thier-, Blumen- und Ornamentstudien nach plastischen
Vorlagen, so wie auch der Nachweis über die Kenntniss der Projections-
und Schattenlehre, so wie auch der Perspective verlangt.
5.11.
ln allen Fachschulen werden von den betreßendexi Professoren Com-
positionsaufgaben gestellt, welche nach Thunlichkeit in der Schule nach
dem Entwurfe auch praktisch ausgeführt werden können.
Die Professoren aller Abtheilungen werden in den Vormittagsstunden
zur Ertheilung des Unterrichtes sowie allfälliger Auskünfte in der Schule
anwesend sein. An Samstagen sind, obwohl ein eigentlicher Unterricht
nicht stattfindet, die Arbeitssäle dennoch für jene Zöglinge geöffnet, welche
die specielle Bewilligung von Seite ihrer Professoren dazu haben.
Die Vorbereitungsschule.
Q. 12.
Die Vorbereitungsschule hat die Aufgabe, bei mangelhafter Vorbildung
jene Fertigkeit im Zeichnen und Kenntniss jener Hilfswissenschaften zu
gewähren, welche zur erfolgreichen Benutzung des Unterrichtes in den
Fachschulen erscheint.
Die Vorbereitungsschule besteht aus zwei vollkommen von einander
getrennten Abtheilungen, dem Ornarnent- und Figurenzeichnen,
denen je ein Professor versteht; vorläufig sind beide Abtheilungen in
einem Locale untergebracht.
r. Abtheilung. Ornamentzeichnen, d. i. Zeichnen nach plastischen
und Flachornamenten, ferner das Zeichnen und Aufnehmen kunstgewerb-
licher Gegenstände.
z. Abtheilung. Figurenzeichnen, d. i. Zeichnen nach Gypsmodellen
antiker Köpfe und einzelner Körpertheile.
Bei-der Wahl der Vorlagen wird speciell Rücksicht genommen auf
die achschule, in welche der Schüler einzutreten wünscht, beziehungsweise
auf das Fach, dem er sich später zu widmen gedenkt.
Für ordentliche Schüler der Vorbereitungsschule ist der Besuch beider
Abtheilungen obligatorisch und hat derselbe abwechselnd semesterweise zu
geschehen.
Im Hinblick auf den künftigen Beruf kann der Schüler vom Besuche
des Figurenzeichnens entbunden und zum ununterbrochenen Besuche des
Ornamentzeichnens verpflichtet werden.
ln der Regel hat der Besuch des ornamentalen Zeichnens jenem des
liguralen voraus zu gehen. Diese Reihenfolge wird ausserdem mit Rück-
sicht auf den künftigen Beruf und die Fähigkeiten des Schülers und den
in jeder der beiden Abtheilungen disponibeln Platz bei der Aufnahme von
der Direction bestimmt.
Hospitanten bleibt die Wahl der Abtheilungen selbst überlassen, jedoch
können sie die Vorbereitungsschule im Wintersemester nur von 5-7 Uhr
Abends Abendcurs, im Sommersemester von 7-9 Uhr Morgencurs
besuchen.
Die Schüler haben während des Besuches die Vorlesungen über
Projectionslehre, Perspective im l. Jahre, Styllehre im 2. Jahre zu hören
und darüber Jahresprüfungen abzulegen.
Die Schulstunden sind im Winter von 8-12 Uhr Vormittags und
von 5-7 Uhr Abends, im Sommersemester von 7-9 Uhr Morgens und
von 9-12 Uhr Vormittags, ausserdern die Uebungsstunden auch Nach-
mittags von 2-5, resp. Uhr, soferne diese Zeit nicht durch Vorlesungen
in Anspruch genommen ist.
C. Aufnahmsbedingungen in die Vorbereitungsschule und in die
Fachxchulen.
ä. 13.
Zum Eintritt in die Vorbereitungsschule ist erforderlich
Der Nachweis über die beendeten Studien eines Untergymnasiums,
eines Realgymnasiums odereiner Unterrealschule; denjenigen,
welchen die angeführten Studien fehlen, kann die Aufnahme nur
dann bewilligt werden, wenn die vorgelegten Zeichnungen schon
einen besonders hohen Grad der Ausbildung und hervorragendes
Talent beurkunden;
der Nachweis über das zurückgelegte 14. Lebensjahr.
ln allen Fällen hat der Aufzunehrnende sich einer Prüfung zu
unterziehen, von deren Resultate die Aufnahme abhängig ist.
e. 14.
Zum Eintritt in die Fachschulen ist erforderlich
der mit gutem Erfolge absolvirte Vorbereitungscurs,.oder
nebst dem Nachweise der zum Eintritte in die Vorbereitungs-
schule nothwendigen Vorbedingungen der durch eine Prüfung
gelieferte Nachweis über jenen Stand der Zeichenfertigkeit und
Kenntniss der Hilfswissenschaften, welcher nach den oben ange-
führten speciellen Anordnungen für die betreffende Fachschule
als Vorbedingung nöthig und dessen Aneignung eventuell die
Aufgabe der Vorbereitungsschule ist;
in der Regel das vollendete 16. Lebensjahr.
Die Aufnahme jener Schüler, die direct in eine Fachschule eintreten,
ist blos eine vorläufige; wenn der Schüler eine genügende Befähigung
und entsprechenden Fleiss gezeigt hat, erfolgt die definitive Aufnahme.
15.
Jeder Schüler der Kunstgewerbeschule hat bei der Aufnahme eine
Taxe von H. z.- zu entrichten, welche zur Vermehrung der Lehrmittel
verwendet wird. Von dieser Aufnahmstaxe findet keine Befreiung statt.
Das Schulgeld, welches in halbjährigen Raten Vorhinein zu erlegen
ist, beträgt jährlich lO H. für die Vorbercitungsschule, 18 fl. für die Fach-
abtheilung.
Bei nachgewiesener Mittellosigkeit und entschiedener Befähigung
kann eine Befreiung vom Schulgelde stattfinden.
Die Entscheidung darüber steht der Statthalterei über Antrag des
Lehrkörpers zu.
Die Hospitanten haben das Schulgeld Iwenigstens für ein Semester
zu entrichten.
Die Bestimmungen wegen Befreiung vom Schulgelde können evena
tuell auch auf Hospitanten Anwendung finden.
ä. 16.
Sämmtliche Materialien und Geräthschaften zum Zeichnen und Mo-
delliren hat der Schüler selbst zu stellenpdie Vorlagen und Modelle
werden von der Schule beigestellt.
Für Beschädigungen am Mobiliar oder an den Lehrmitteln haben
die Schüler und deren Eltern oder Vormünder zu haften.
Q. 17.
Als Hauptferien für die Kunstgewerbeschule ist die Zeit vom l. August
bis Ende September bestimmt.
Jeden Samstag sind der Reinigung wegen die Schullocalitäten ge-
schlossen.
Im Uebrigen richten sich die Ferien nach den Bestimmungen, Welflle
an den Mittelschulen in Ilebung sind.
D. Disciplinar-Ordnung für die Zöglinge.
ä. l.
Die Ausübung der Disciplinargewalt steht dem Director und den
"Professoren zu. Sie äussert sich in der Anordnung und Vollziehung der-
jenigen Massregeln, welche geboten erscheinen, um Achtung vor dem
Gesetze, Anstand, Sitte und Ordnung an dieser Schule aufrecht zu er-
halten und die Ehre und Würde derselben zu wahren.
Q. 2.
Die Studirenden sind zur Befolgung der Schulgesetze oder beson-
derer Anordnungen des Directors und der Professoren sowie zu -einem
anständigen Benehmen gegen ihre Vorgesetzten und untereinander ver-
piiichtet. Wer sich dagegen durch unanständiges Betragen, durch un-
sittliche und Aergerniss gebende Handlungen oder durch beharrlichen
Unfleiss und durch nicht gerechtfertigte Schulversäumniss vergeht; wer
Beleidigungen gegen die Vorgesetzten, gegen Lehrer, auch gegen seine
Collegen oder gegen Diener in der Ausübung ihres Dienstes sich erlaubt;
wer sich der Störung des Unterrichtes, der Ruhe und Ordnung schuldig
macht, wird zur Verantwortung gezogen.
ä. 3.
Die Studirenden der Kunstgewerbeschule unterstehen ihren bürger-
lichen Verhältnissen und ihren bürgerlich strafbaren Handlungen nach
den allgemeinen Gesetzen und Behörden.
Letztere erstatten bei vorkommenden Untersuchungen und Entschei-
dungen hierüber Anzeige an den Director, welcher im Einverständnisse
mit dem Professoren-Collegium je nach dem schädlichen Einflüsse, welchen
die strafbare Handlung vielleicht auf die Ordnung oder die Ehre der
Anstalt ausgeübt hat, über den Schuldigen eine entsprechende Disciplinar-
strafe verhängt.
Die Arten der Ahndung disciplinarer Vergehen nach Mass der Grösse
und Wiederholung derselben sind
I. Ermahnung und Verwarnung durch den Director, nach seinem
Ermessen auch vor dem Lehrkörper;
2. Rüge durch denselben rnit der Drohung, dass im Falle einer
wiederholten, wenn auch geringen Straffälligkeit, die Verweisung
von der Schule erfolgen werde;
3. die Wcgweisung von der Kunstgewerbeschule auf eine be-
stimmte Zeit;
4. die Wegweisung für immer.
Q. 5.
Bei Beleidigungen hat die Abbitte niemals zu unterbleiben, die Ver-
Weigerung derselben zieht den nächst schärferen Strafgrad nach sich.
181
g. a.
Die gegen die Zöglinge der Kunstgewerbeschule in Anwendung ge-
brachten Disciplinarstrafen sind in steter Evidenz zu halten.
ä. 7.
Die Zöglinge der Kunstgewerbeschule sind keine Corporation, sie
können daher weder Versammlungen halten, noch Geschäftsführer oder
Repräsentanten haben, noch sonst eine nur Corporationen zukommende
Function ausüben.
ä. 8.
Sämmtliche Studirende an dieser Schule sind zu regelmässigem Be-
suche der Vorlesungen und Uebungsstunden verpflichtet und haben alle
von den Professoren und Docenten angeordneten Arbeiten auszuführen.
Wer durch Krankheit oder andere Umstände zu einer Versäumniss
veranlasst wird, hat den betreEenden Professoren oder Docenten sogleich
unter Angabe der Gründe hierüber die schriftliche Anzeige zu erstatten
und beim Wiedererscheinen sich zu melden, sowie auf Verlangen den
Nachweis jener Gründe zu liefern.
Wer diese Anordnung ausser Acht lässt, wird als nicht entschuldigt
angesehen.
Wer dreimal hintereinander ohne Meldung und Entschuldigung von
der Schule ausbleibt, verliert das Recht, länger dieselbe besuchen zu
können.
Wohnungsveränderungen der Studirenden sind ohne Verzug dem
Director der Kunstgewerbeschule anzuzeigen.
Q. 10.
Die Räumlichkeiten der Schule, die Lehrmittel, Einrichtungsstücke etc.
sind sorgfältig zu schonen; für Beschädigungen hat der Schuldige Ersatz
zu leisten und kann derselbe noch einer besonderen Ahndung unterzogen
werden. Zu dieser Ersatzpflicht können, im Falle der Beschädiger nicht
ermittelt wird, alle Schüler der betreffenden Abtheilung verhalten werden.
n.
Das Tabakrauchen in den Räumlichkeiten der Schule ist nicht
gestattet.
S. 12.
Nach Beginn der Vorlesung wird der Saal geschlossen, später Kom-
mende finden keinen Einlass mehr. Nach Beginn des Actzeichnens und
des Cursus für plastische Gegenstände der Vorbereitungsschule wird der
Zeichensaal geschlossen.
Später Kommende können erst in der Zwischenstunde in den Saal
eintreten
Nach beendigter Unterrichtszeit werden sämmtliche Hör- und Ar-
beitssäle geschlossen und dürfen ausser dieser Zeit nur mit besonderer
Erlaubniss benützt werden. Diese ist für Unterrichtszwecke bei dem be-
treffenden Professor anzusuchen.
Q. 13.
Sämmtliche Zöglinge dieser Schule, gleichviel, ob sie ordentliche
oder Hospitanten sind, unterstehen der Disciplinar-Ordnung.
Ours für Zeichnenlehrer an der Kunstgewerhaschule des Oestorr. Museum.
Das hohe Ministerium für Cultus und Unterricht hat mit Erlass vom
7. August, Z. 6742, folgende lnstruction für den Zeichnenlehrercurs geneh-
migt, welcher vom Aufsichtsrathe vorgelegt wurde und demnach mit Be-
ginn des nächsten Schuljahres in's Leben treten wird.
ä. I.
Für diejenigen, welche sich zu Lehrern oder Lehrerinnen im Zeich-
nenfache für Mittel- oder Gewerbeschulen auszubilden die Absicht haben,
wird an der Kunstgewerbeschule des k. Oesterr. Museums für Kunst
und Industrie vom Schuljahre i87zf73 angefangen ein Specialcurs eröffnet,
dessen Dauer in der Regel auf drei Jahre festgestellt wird.
Q. z.
Zum Eintritt in diesen Specialcurs werden, entsprechend den 13
und 14 IV. des Statuts der Kunstgewerbeschule, erfordert
I. das vollendete 16. Lebensjahr;
2. der Nachweis über die beendeten Studien eines Untergymnasiums,
einer Unterrealschule oder einer vollständigen Bürgerschule;
3. der Nachweis über einen Grad der Zeichnenfertigkeit, welcher
mit Sicherheit annehmen lässt, dass der Candidat nach einem dreijährigen
Besuche die Befähigung zum Lehrfache erlangen wird.
Sollten dem Candidaten die Belege für den Nachweis dieser Vorbe-
dingungen fehlen, so hat derselbe in einer Aufnahmsprüfung darzuthun,
dass er sich mindestens jene Kenntnisse erworben hat, welche in einer
vollständigen Bürgerschule erworben werden.
g. a.
Der Candidat hat während dieses dreijährigen Curses sich eigen zu
machen
i. die entsprechende Fertigkeit im figuralen und im Zeichnen pla-
stischer und polychromer Flachornamente;
Fortsetzung auf der Beilage.
WBeilazß zu Nr. 84 der llittheiluligru- der k. l. üeslerr. luseums".
2. hat derselbe folgende Cnrse durchzumachen, und zwar
den Jahrescurs über Styllehre mit den entsprechenden Zeichnen-
libungen;
über die Elemente der Projections- und Schattenlehre und Perspec-
tive mit den entsprechenden Zeichnenlibungen, falls sich der Cane
didat nicht ein oder das andere dieser Fächer vor seinem Eintritte
eigen gemacht hat;
den Jahrescurs über Farbenlehre;
den halbjährigen Curs über Anatomie, und
den ganzjährigen Cum über Kunstgeschichte.
4.
Die Curse und sind im ersten Jahre zu absolviren, die anderen
im zweiten und dritten Jahre.
Nach Vollendung eines jeden dieser Curse hat der Candidat in Ge-
genwarr des Directors der Kunstgewerbeschule, des Fachlehrers und eines
Mitgliedes des Aufsichtsrathes eine Prüfung abzulegen. in welcher er nach-
zuweisen hat
in Beziehung auf Styllehre ein Wissen, welches eine genaue Kennt-
niss von Wilhelm Lübke's rLeitfaden für den Unterricht in der
Kunstgeschichte und Bruno Buchefs "Kunst im Handwerks zeigt;
ein Wissen, welches die vollständige Kenntnis; der Perspective von
Guido Schreiber und die dieser entsprechende Fertigkeitim Zeich-
nen sicherstellt.
Aus den Gegenständen der irn sub und ausgeführten
Curserist eine Prüfung abzulegen, welghe dnrzuthuu hß, dßß der Qew
didat sich die in den Lehrvonrigen enthaltene Materie vgllständig eigen
gemncht hat.
j. 6.
Sollte sich zeigen, dm bei einem Candiduisn ein dreijähriger Guss
nicht ausreicht, diesen Anforderungen zu genügen, 3916i derselbe berech-
1581, noch ein viertes Jahr an diesem Speaielcurs mitbringen-
Vor dem Austritte aus dem Siednicurse hat der Cnndidet sich einer
Abgaugeprlfszng zu unterziehen. Dieselbe besteht aus Aufgaben, die auf
den verschiedenen Gebieten des technischen und ornamenralen Zeichnen
gewellt werden und deren DurchFührung in Form einer Gnusunrbeit
Sßlnhieht.
ä. 8.
Als Abgengueugnios erhllr der Cendider ein mozivirres-Zeugnioe
l-lhd" die nn der Anstalt erreichten Erfolge.
13
Jene Candidaten, welche nicht den regelmässigen dreijährigen Curs,
sondern zur Ergänzung ihres bereits erlangten Wissens und Könnens nur
einzelne Abtheilungen desselben zu besuchen beabsichtigen, können-als
ausserordentliche Hörer aufgenommen und zur Ablegung einzelner" der im
ä. aufgeführten Prüfungen, sowie der in erwähnten Abgangsprü-
fung zugelassenwerden."
snrgueämßnaizarsen 1;."- darum
Neue Erwerbungen.
Dem Museum sind in jüngster Zeit theils durch geschenkweise Ueber-
lassung, theils durch Ankaut? mehrere sehr interessante Kunstgegenstände
zugekornrnen. Zunächst nennen wir mehrere Werke von eingelegter Arbeit,
welche in ihrer, Art eine ganz besondere Stellung einnehmen. Es sind
zwei kolossale Panneaux oder richtiger, ganze Bekleidungen für Zimmer-
wände und ein ebenfalls in Marqueterie ausgeführter Schreibkasten. Särnnilt-
liche drei Objecte wurden im Jahre 4779 nach Zeichnung von Johann
Zick durch David Röntgen "in Neimlvied gearbeitet, kamen in den Besitz
des Erzherzog Carl, wurdendann dern polytechnischen Institute inWien
überlassen undlsind nun in die Sammlungen des Museums übergegangen.
Die beiden Wandverkleidungen stellen in vollständig malerischer Haltung
den Compbsilion Scenen aus der römischen Geschichte, den Kampf
zwischen Rörnern und Sabinern, welchen die geraubten Töchter der letz-
teren als Frauen der Römer zu stillen sucl-ienund die Ankunft der Mutter
und Gemalin Coriolan's im'Volsike'rlager 'vor' den Mauern iRoms vor. Die
Zeichnung, Erfindung und Compositionsxlveise dieser tigurenreichen, sehr
bewegten Gruppen mit dem Architekturen-Hintergrunde, den fliegenden
Gewändern, Waffen nndBeivrerk hat alle Vorzüge und alle Mängel des
Zeitalters, in welbhernkjldle" Arbeitenentstandeh" sind. Gesehicklichkeititund
Veisitänilirfssüdes Effektes, gewandte Mahne und Fertigkeit in "der Qqmgg
sition vereinen sich zugleieh rnit arger Manier, als der gemeii-isenieridlei-
bensluft" der darnaligen Periode. Interessant ist es, die uralte Technik der
ifiresääääneääuf"; blicken,
wfcFisTi-T sttyffstiischf eits verfallen undühi-"en" strengen oesfezzenfun
geworden, ich!" betrilTt, aber noöh auf einersehr achtenswcr-
then Stufe erscheint. Alle feste Regel, die im Mittelalter und Renaissance
Styl bestimmte, ist aufgegeben;wir haben keine. in der Fläche wir-
kenden Mosaikbilder Jmehr vor um sondern Gemälde, diecaus Holztheilen
ggxißmmengesetzt, sind. Der Technikunaßh gebührt diesen. Arbeiten eigene,
liah-Jdein-Nanie Jntarsien weniger, als sie vielmehr wie Fourniruugenius-
geführt sind, denn es wurden grosse Blätter des dünnen Holzes zusammen
gefügt, von denen jedes einzelne Stügk sich bereits grösseren Partien der Fi-
gutexn-gtczläach seinen Contanrßhränpeest, nichtkleineßtifteioder "Würfel etc.,
wie in der älteren Technik verwendetwurdem- Es ist dies etwas ganz Ähn-
Iiches wie in der Glasmalerei, welcherebenfalls in denfrüheren Perioden
die Figuren und Ornamente mosaikartig zusammensetzte, in der Zeit des
Verfalls und leider auch heute noch oft genug grosse Glasplatten anwendet,
deren jegliche einen ganzen Kopf oder eine grössere Gewandpartie etc.
enthält. Während aber der Glasmaler der Zopfzeit und der Gegenwart
soweit in letzterer nicht wieder die gute alte Richtung zur Geltung ge-
langt ist, die Details, die Innencontouren, Züge und Falten auf solchen
grösseren Platten hineinmalen muss, hat dieser Künstler diese kleineren
Theile in die grösseren Stücke wieder mit andersfärbigem I-Iolze eingelegt.
Das Colorit ist gerade nicht angenehm. Der vorherrschende Ton ist das
glänzende lichte Rothbraun des polirten Holzes, dazu kommen zahlreiche
Abtönungen bis in's Schwärzliche und Gelbe, ferner ein fahles Grün.
Ebenfalls mit dem Ortsnamen Neuwied bezeichnetlist der hohe
Schreibschrank oder Secretär, ein Meister- und Musterwerk für jene Rich-
tung der Tischlereirwelche es liebte, die sinnreichslten und complicirtesten
Mechanismen in Möbeln anzubringen. So ist denn alles voll geheimer
Fächer, Springfedern, Uhr- und Glockenwerken etc. Aussen und innen
ist "der Schrank mit liguralenuDarsrtellungen verschiedener Künste und
Wissenschaften sowie von Ornamenten bedeckt; der enorme Fleiss, wela
eher an das Werk. gelegt ist, die Snliditätivder mühevollenArbeit nothigt
auch heute noch gerechte Bewunderung ab.
Die Samm ung der Arbeiten in Stein hat durch eine aussergewöhn-
lich grosse geätzte Steinplatte des 17. Iahrhunderts eine schöne Bereiche-
rung erhalten. Dieselbe ist mit Ornamenten und kleinen igürchen, welche
dartibergeschriebenen Devisen als Illustrationvydienen, bedeckt. In der Ecke
fiudemwir die-Bezeichnung Voglmayr; a. Thierbergr i6o4. v1
Von "Gyp-sgüsseiyerwiäihnen wir den grpssen Fries, genannt Hochzeit
des Poseidon unddderuAniphitrite, aus? der Schule des Skopas. Nach
Urlichs wäre diese Reliefdarstellungfderen Marmororiginal sich in der
Münchner Glyptothek. betindetyzu demjenigen Tempel. rgehiirig, von dem
Plinius erzähltydass" ihn Skopas mit einer figurenreichen Gruppe ge-
schmückt habe, deren Inhalt sich auf die Sage der-Ueberführungdes;
"Achilleus nach seinem Tode auf die Insel Lenke oder die Insel der Seligeii
bezogen haben soll. Der betreffende Tempel scheint in einer Stadt Bithy-
niens gestanden zu haben; in den Dreissiger Jahren vor unserer Zeitrech-
nung wurde die Gruppe nach Rom gebracht und im Neptunustempel des
Circus Flaminius aufgestellt. Overbeck hingegen bestreitet-Vdie-Zusarn-
mengehörigkeit jenes Werkes von Skopas, das Plinius erwähnt und des
Münchner Frieses der Hochzeit von Poseidon und Amphitrite.
Ausserdem wurden von Herrn Ritter v. Epstein dem,Museum
mehrere geschnitzte Füllungen von Wänden geschenkt, aus Römer-hielten
wir ein äusserst merkwürdiges antikes Gefäss von edel einfacher Form,
laus Zinn gedreht oder getrieben; ferner erhielt die Sammlung antiker
Gefässe einige schätzbare Bereicherungen.
13'
488
Programm der Vorlesungen l872l73.
I. Am 24. October
I0.
II.
12.
13. 14.
3x
Donnerstags.
Hofrath v. Eitelberger, Jahresbericht.
Derselbe, rUeber die Ursachen des Verfalls
der grossen Kunst in der Malerein.
7. November Herr Prof. Conze, x-Ueber den Gesichtsaus-
druck in der antiken Kunst-i.
r4. u. 21. Novbr. Herr Prof. Neumann, uDie Kunst in
II.
3.3
13.
der Wirthschaftu. t. Die Kunst in der Volks-
wirthschaft; z. die Kunst in der Privatwirth-
schaft.
Novbr. u. 5. Decbr. Herr Dr. Thausing, nUeber die
Jänner
Februar
deutsche Kunstreforrn im röIlahrhundertß.
und 19. December Herr Prof. Ludwig, nUeber Glas-
fabricationu.
Herr Prof. C. v. Llltzow, wJos. Ant. Koch
und seine Stellung in der deutschen Kunstc.
Herr Oberbaurath Ritter v. Ferstel, wUeber
den Universitätsbaua.
Herr Prof. Hauser, vFormen des Porcellansc.
u. 30. Jänner Herr Regierungsrath Falke, nBenvenuto
Cellini und die Goldschmiedekunst der Re-
naissancen.
Herr Dr. Lip mann, nGeschichte des Kupfer-
stichesx.
Herr Prof. Dr. Exner nTheilnahme des
Weibes an der Fabriksarbeitc.
Sonntags.
Für die Sonntagsvorlesungen sind folgende Themen bestimmt
Hofrath Dir. v. Eitelberger, vUebersicht der Malerschulenw.
Herr Prof. Hauser, nUeber Möbel und Gerätheuf
Herr Prof. Dr. Exner, wUeber Maschinen für die Kleingewerbeu, dann
wUeber den Zusammenhang der Werltzeugsform mit der Beschaßen-
heil de Rohstotfsu, endlich
Vorträge vom Prof. Ludwig, deren Gegenstand später bekannt gegeben
werden wird.
Montags Abends 6-7 Uhr,
Montag den 4. November erste Vorlesung des Herrn Professor
Dr. E. Hornig wüber Photographien
Geschichte der Entdeckung der Photographie. Uebersicht und Ein-
theilung der üblichen Verfahrungsweisen. Chemische Eigenschaften
des Lichtes. Optische Apparate. Anderweitige Vorrichtungen, als
.159
Camcra, Cassetten, Cuvetten, Dunkelkammer; Zelte, Glaahäuer etc.
Negativprocess Nasse Platten, Trockenplatten, hiebei benutzte Zhemi-
kalien, Prüfung derselben auf ihre Güte. Negativprocess auf Wachs-
papier etc. Momentanphotographie. Positivprocess mit Silbersalzen,
mit Kupfersalzen, mit chromsaureu Salzen etc. Vergrösserungen, Re-
ductionen, Copiren mit Hilfe des künstlichen Lichtes. Kohlcnbilder.
Heliochromie in ihrem gegenwärtigenStande. Anwendung pholo-
graphischer Processe auf die anderen Zweige der reproducirenden
Künste Photolithographie, Phototypie, Photograveure. Diverse
Anwendungen der Photographie, als Emailphotographie, Anwendung
beim Vermessen und Reproduciren von Plänen, Anwendung in der
Astronomie, bei Aufnahme mikroskopischer Obiecte etc.
Eintritt für diese Vorlesungen unentgeltlich. 12-15 Vorträge in den
Monaten November bis März.
Dienstags
Vorträge von Prof. Conze nUeber Kunstruythologieß 30. December;
13., 20., 27. Jänner; 9., 16., 29. Februar; 2., 9., 16., 23., 3c. März.
Historische Ausstellung der Stadt Wien.
Aus Anlass der bevorstehenden Weltausstellung in Wien hat der Gecneinderath be-
schlossen, in den Räumen des städtischen Pädagogiunis Stadt, Fichtegasse eine histo-
rische Ausstellung zu veranstalten.
Diese Ausstellung hat den Zweck, den Fremden wie den Einheimischen ein Bild
der Entwickelun Wiens von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart zu
bieten, und wird er, in zwei Gruppen angeordnet. enthalten
Erste Gruppe.
x. Pläne und Ansichten.
Diese Ausstellung zerfallt in drei gesonderte Hauptnbtheilungen
Pllne der Stndt und Vorstldte und einzelner Stsdtthelle;
Gesnrnmtnnsichten der Stadt und Voistadte und einzelner Stndttheile;
Einzelne, theils noch bestehende, theils bereits abgetragene Gebäude.
Pllne und Ansichten werden chronologisch, die einzelnen Gebäude topogljllvhlßühi
d. i. nach Strassen und Bezirken aufgestellt. Ausgenommen bleiben nur Abbildungen
der Stadtthore und Thnnne, welche mit den Gesammtnnsichten vereinigt werden. Weil M9
Bestiindtheile der Befestigungen sind.
Die Ausstellung der Plilne beginnt mit einer Karte der Bodengcstalt Wiens. Daran
reihen sich Pläne mit der Anlage des römischen Vindobona, nach Untersuchungen 5h EXC-
des k. k. Feldzeugmeisters F. R. v. Hauslab und des Custos des k. k. Münl- und
Antiken-Cabinetes, Dr. F. Kenner, eine Karte der römischen Funde auf dem Bvdßn
Wiens, der sogen. Znpperfsche Plan und ein Uebersichtsplan der nllmaligen Frweiterung
der Stadt und Vorstsdte bis zum Schlusse des 14. Jahrhunderts auf Grund der For-
schungen Sr. Exc. des k. k. Feldzeugmeisters R. v. Hauslab.
Nach dieser einleitenden Darstellung folgen die wichtigsten Pläne von i45o bis zur
Gegenwart theils in Originalien, theils in Copien. Die Ansichten der Stadt beginnen mit
dem Jahre igBS, die einzelnen Gebäude ungelähr mit den Jahren i4oo und schliessen mit
dem Jahre 72.
Mit Rücksicht auf den Zweck der Ausstellung und die beschränkten Räumlichkeiten
wird die Auswahl der Pllnt und Ansichten auf die wichtigsten und anscl-inulicltsten bei
lchrilnkt bleiben.
19.0
Bei der Auswahl der einzelnen Gebäude wirdsowohl der künstlerische, .211 auch
derglocal-historische Werth im Auge behalten, wesshalb nicht nur monumentale Bauten,
sondern auch kleinere unscheinbare Gebäude, wenn sie ein historisches Interesse bieten,
oder über die altere Bauart der Wohnhäuser und deren innere Beschalfenheit Außchluss
geben, zur Ausstellung geeignet sind.
z. Denkwurdige Ereignisse.
ln diese Gruppe fallen die Darstellungen aus der ersten und zweiten Tnrkenbela-
erung, Scenen aus den beiden französischen lnvasionen, l-loffeste, Einzuge, Huldigungen,
ochzeits-, Geburts- und Leichenfeierlichkeiten, Uebersehwemmungs-Scenen und andere
Darstellungen.
Die Anordnung dieser Darstellung erfolgt in chronologischer Reihenfolge.
3. Porträts.
Die Portrait umfassen die hervorrngendsten Manne auf den verschiedensten Ge-
bieten des ofentlichen Lebens, welche hier gelebt und sich um die Stadt verdient gemacht
haben. Es werden daher aufgenommen die Porträte von Staatsmannern, Militärs," Geist-
lichen. Bürgermeistern, Stadtrichtern, Rathsherren, Gelehrten, Künstlern, Schriftstellern,
Dichtern, industriellen u. s. w.
Die Portrate noch lebender Personen sind ausgeschlossen.
Die Aufstellung der Portrste wird gruppenweise innerhalb gewisser Zeitabschnitte
vorgenommen.
4. Zeit- und Custnm-Bilder.
Die Zeit- und Costum-Bilder bringen das Wiener Hof- und Volksleben, iniqweit
es sich in Abbildungen erhalten, zur Darstellung.
In diese Gruppe fallen daher die Costume und Trachten des kaiserlichen Hofstaates
und der einzelnen Stände, insbesondere der Burgerwehr, ferners Volksfeste und Volks-
belustigungen, Scenen aus dem Volksleben, Allegorien und satyrische Bilder.
Die Anordnung erfolgt nach einzelnen Kategorien und innerhalb derselben chro-
nologisch.
Zweite Gruppe.
l. Funde und Denltmale aus Stein, Holz, Metall etc.
Wie bei den bildlichen Darstellungen, werden auch bei den Funden und Denkmalqi
aus Stein, Holz und Metall solche Denkmnle, welche vorwiegend ein cultur-historisches
Interesse für Wien haben, in die Ausstellung aufgenommen.
Hiezu gehören Wichtigen-e Denkrnale aus der Romerzeit, Gerathe und Gefüsse.
Schmuck- und Ziergegenstande, Embleme, Instrumente u. s. w., welche von der Gemeinde.
voneden Zunhen und anderen Corporationen bei bestimmten Anlässen im Gebrauche waren.
2. Erzeugnisse von ltunathistorischem Werthely
in diese Gruppe werden solche Gegenstände eingereiht, welche Zeugniss geben
von den Anfängen der Kunst und des Kunsthandwerltes in Wien.
Siegel der Zünfte und alter Burgerfamilien Originnlien und Abdrucke, Sculpturen
und Malereien, Stiche, Holzschnitte, Litho raphien. Photographien der ersten Zeit, Wiener
Drucke und Büchereinbände der ältesten eit.
3. Rechtsdenkmnle.
In diese Abtheilung fallen;
l. Die ulichtigsten Stadtrechte der Gemeinde, die ältesten Wiener Urkunden.
2. Wichtige Handschriften, wie das Eisenbuch, das Buch der Zünfte und Hunde
werke. Exemplare der ältesten Stadtrechnungen, Rathsbucher u. s. w.
Medaillen und Gedenkmunzen.
Bei der Auswahl der Medaillen und Gedenkmnnzen wird der Standpunkt fest-
gehalten, dnss sich dieselben nur auf denkwürdige Ereignisse, deren Schauplatz Wien war.
und hervorragende Persönlichkeiten, weiche in Wien gelebt und sich um die Stadt ver-
dient gemacht, beziehen dnrfen.
Die Medaillen werden theils in Originalien, theils in Abgnssen. und zwar in chro-
nologischer Reihenfolge ausgestellt.
Mit der Ausstellung von Planen und Ansichten soll gezeigt werden, wie sich alle
mal Wien, diese Vormauer der deutschen Cultur, diser mächtige Mittelpunkt des üstu-
reichxichen Staates, immer mehr vergrosserte, bis es durch sein ununterbrochenes An-
wachsen und Gedeihen zur Bedeutung einer europäischen Grossstadt gelangt ist.
Die Einbeziehung der übrigen historischen Denkrnale und Erinnerungen in die Aus-
stellung soll einen Einblick in das Culturleben Wiens gewähren, die Liebe und das ln-
teresse an dessen durch Bürgersinn und Vsterlandsliebe reicher Vergangenheit fordern
und die Erinnerung an jene Männer, welche Wien zu Stolz und Zierde gereichten, neu
beleben.
Wenn dieser Zweck aber auch erreicht und die Ausstellung so vollständig und
reichhaltig wie möglich werden soll, bedarf sie einer vielseitigen, aus einem regen Ge-
meinsinn hervorgehenden Unterstützung und Förderung.
Einen reicheiYStotT werden wohl die öffentlichen und Privatsammlungen bieten.
Mancher werthvolle Gegenstand wird sich aber noch als theures Erbe der Vorfahren im
Familienbesitze vorfinden.
vertrauensvoll wendet sich daher der Gemeinderath nicht nur an die Besitzer und
Vorstände Oifentlichcr Sammlungen. sondern auch an Privat-Institute und Private inner-
und ausserhalb YViens zur Einsendung von Gegenständen, welche sich zur Aufnahme in
eine der vorerwahnten Abtheilungen eignen.
Zur Genugthuung und Beruhigung der Einsender werden die ihnen gehörigen Ob-
iecte unter dem Namen des Eigenthumers ausgestellt, und für die unversehrte Erhaltung
und unbedingte Sicherheit der eingesandten Gegenstände die umfassendsten Vorkehrungen
getroifen werden.
Die Einsendung, Auspackung und Aufstellung der Gegenstände, sowie die Ruck-
sendung der ausgestellten Gegenstände geschieht auf Kosten der Gemeinde.
Ueber die sammtlichen in der Ausstellung vorhandenen Gegenstände wird ein er-
lauternder Katalog ausgegeben werden.
Mündliche und schriftliche Anmeldungen von zur Ausstellung bestimmten Gegen-
ständen werden in der Zeit vom r. Juli bis Ende December 1872 entgegengenommen.
Auskünfte in Angelegenheit der Ausstellung werden im Locale des Stadtarchives im Rath-
hause Stadt, Wipplingerstrasse l. Stock ertheilt.
Die Einsendung der angemeldeten Gegenstände, insoferne dieselbe nicht gleichzeitig
mit der Anmeldung erfolgt. hat vom l. März bis Ende April 1873 zu geschehen.
Gegenstände. welche die Ausstellungs- Commission zur Aufnahme nicht geeignet
erkennt, werden noch vor der Eröllhung der Ausstellung zurückgestellt werden.
Die Ausstellung wird am l. Juni x873 eröiTnet und Ende September 1873 geschlossen.
Das Zurückziehen von ausgestellten Gegenständen vor Schluss der Ausstellung kann
nur dann stattfinden, wenn sich der Aussteller dies sogleich bei der Anmeldung des
Gegenstandes vorbehalten hat.
Verkautiiche Gegenstände werden sowohl im Kataloge, als auch im Ausstellunge-
orte als solche bezeichnet.
Die Namen der Aussteller gelangen von Zeit zu Zeit zur Verolfentlichung.
.Ä Anmeldungen, Einsendungen und sonstige Zuschriften sind
v-AnIdenÄGemeinderath der Stadt Wien in'Angelegenheit der historischen
Ausstellung
Stadt. Wipplingerstrasse
Knsmzms Mrr-msmuncan.
N01! 111538141100 Gegenstmde. Goldener Uhrenhälter, 18. Juhrh., Eigenthum
des Herrn Drzewiezki; Silbenasse, zwei Kannen und Zuckergefiss, Eigenthum der
Frau Baronin v. Edelspacher in Gyorok St. Jacob, Elfenbeinscuiptur des 15.-16.
Jahrh., spanischen Ursprungs, Privateigenthum; geätzte Steinplatte, Anfang des 17.1111!!!"
Eigenthum des Museums; mehrere Holzschnitzereien und Gewebe; ein Bierservice
im Renaisiancestyl grsvirt, eine Garnitur Vasen. Kartenschale, etc. in Bronze geflset,
iuläitellt von Herrn Ullrlch in Wien; Rose, in Eisen getrieben von Anton Wllter
in ien; Elfenbeinschnitzereien Todtenkdpfe von Zahnarzt 5Dr. Lernpnrt in Buka-
rest; Suite von Bronze- und Meelinggegenstinden von J. Michieli in Venedig.
19
Dooenten der Kunstgewerbeschule. Das h. Ministerium für
Cultus und Unterricht hat Herrn Dr. Albert llg die Docentur für Kunst-
geschichte, Herrn Oscar Beyer iene für Perspective verliehen. Beide
werden ihre Vorträge im October beginnen.
Subvention Das h. k. k. Handelsministerium hat sich in Folge
des Berichtes der Prager Handels- und Gewerbekammer bereit erklärt,
sowohl wegen Zuwendung von geeigneten Zeichenvorlagen an die Fach-
zeichenschule der Tischler die entsprechende Verfügung zu treßen, als auch
die Gewährung einer entsprechenden staatlichen Subvention zur Errich-
tung einer Fachzeichenabtheilung an der Prager Gewerbeschule für Gold-
arbeiter und verwandte Gewerbe zuzusichern, das Letztere jedoch in der
Voraussetzung, dass sich auch die unmittelbaren Interessenten zu einer
Beitragsleistung bestimmen lassen. Die Handelskammer wurde desshalb
ersucht, vorerst mit dem Gremium der Prager Gold- und Silberarbeiter
und den bezüglichen Gewerhscorporationen so wie mit der Leitung der
Prager Gewerbeschule das Einvernehmen zu pflegen, um einerseits die
Bedürfnisse der ins Leben zu rufenden Zeichenabtheilung und anderseits
die Höhe des Beitrages zu erfahren, welchen das genannte Gremium zur
Errichtung und Erhaltung dieser Lehranstalt zu leisten bereit wäre.
Hohere Webareischule in Brünn. Am l. October d. J. beginnt an der müh-
rischen höheren Webereischule in Brtlnn das nächste Schuljahr. Die Anstalt hat zwd
Jahrgänge, in welchen Unterricht in der Decotnposition, der Composition, dem Muster-
zeichnen, der Maschinenlehre, Färberei, ferner in der Buchhaltung und dem Wechselrecht
ertheilt werden. Praktische Uebungen am Webstuhle ergänzen den Unterricht, zu wel-
chem Zwecke die nothigen Lehrmittel. als Webstuhl der verschiedensten Art u. s. w.
an der Anstalt vorhanden sind. Für die Aufnahme als Schüler ist entweder da Nachweis,
dass der Aufnahmswerher die Volksschule mit gutem Erfolge besuchte und in der We-
berei praktische Vorhildung besitzt, oder die Vorlage guter Fortgangszeugnlsse über die
dritte Classe der Unterrealschule ertorderlich. In diesem Falle wird von praktischer Vor-
bildung in der Weberei abgesehen. Das Schulgeld betragt für jeden Zögling jährlich
ioo Gulden und 30 Gulden für das Material zur Decomposition und zu den praktischen
Arbeiten. Der mahrische Landtag hat fünf, die Brunner Stadtgemeinde vier Freiplarze an
der Schule für mittellose Zöglinge gestiftet, um welche beim mahrischcn Landeaaus-
schusse und beim Brünner Gerneinderathe eingeschritten werden muss. Die gewebten
Stoffe sind Eigenthum der Schiller, und werden ihnen nach der am Schlusse jedes Schul-
jahres stattfindenden öffentlichen Ausstellung ausgefolgt.
Glnllndustzde auf Sardinien. -La voce di Murano-i berichtet, dass auf der
Insel ein grosses Etablissement für CvIasindustr-ie errichtet werden soll. An der Spitze
du Unternehmens steht Francesco Bottiro. Dasselbe wird eine Soirietä lunnima d'in-
dtiftrid vetraria italiana sein und auf Aczien ppnndet werden, welche zwei Oefen für
Fensterglas, zwei für Geßsse und zwei fur Krystall und Halbkrystall beschahigen soll.
Fund in Pompeji. Bei den Ausgrahun en an diesem Orte wurde war-Kuss
eine sehr schon silberne Platte von kreisrunder ortn gefunden, die in Relief die Gestalt
des sitzenden Apollo zeigt. Die Figur ist durch den von der Schlange urnwundenen Stab
all Apollo medicus dpxädioc gekennzeichnet, eine sehr selten vorkommende Darstellung
des Gottes. Dernselben war ein Tempel in Phigalia geweiht, einen andern erwähnt Pau-
aanias, in dem auch eine Statue sich befunden hat. Die Gestalt auf dieser Scheibe ist
wunderschön in die Kreistlache hinein componirt. die Bedeutung war vielleicht die eines
ex-voto-Bildwerkes, da die Gegenden um Neapel, wie noch heute, viel von Krankheiten
hei eaucht wurden. Somit ware dieser Pompejanische Apollo medicua Vorllufer der
heilwäochus und Januarius, die dasselbe Amt der -Seuchenvertre'iherr älamtuxux noch
gegenwärtig innehaben.
ldbnvnxlq au 0mm. Ihunu.
lnllnvolnm 101 nun-mm an I. In