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Abb. 1. Der Verduncr Altar im Stift Klostcrneuburg bei Wien. Ursprünglich als Kanzelverklcidung vom Meister Nikuiuu; von Vardu
jahre H81 voll-endet, wurde dieses Kunstwerk im Jahre 1331 zu einem Flügelaltar umgebaut.
DER
VERDUNER
ALTAR
Von FL
IRI
JUS RÖH
Wir sind heute gewohnt, große Kunstwerke in Museen zu su-
chen und zu besichtigen. Fast empfinden wir es als entwürdigend,
einen hervorragenden Kunstgegenstand in der Verwendung zu
sehen, für die er geschaffen wurde, und man findet es lästig,
dadurch in seinem Genuß gestört zu werden. Und man sollte
doch dafür dankbar sein, daß diese Dinge noch nicht zur Kon-
serve geworden sind, daß sie in ihrer ursprünglichen Verwendung
lebendig bleiben konnten, daß ihre unmittelbare Wirkung cr-
halten geblieben ist. Dafür kann man leichten Herzens einige
Unbequemlichkeiten in der Besichtigung eintauschen. Dies gilt
vor allem für Werke der kirchlichen Kunst. So auch für eines
der bedeutendsten Kunstdenkmäler Österreichs, den sogenannten
Verduner Altar" im Stift Klosterneuburg. Als Grabaltar an der
Begräbnisstätte des hl. Markgrafen und Landespatrons Leo-
pold III. ist er nicht nur ein Gegenstand der Kunstbetrachtung,
sondern in erster Linie auch Mittel des Kultes und der Andacht.
Die Bezeichnung Verduner Altar" wurde im vorigen jahrhun-
dert geprägt und beibehalten. Eigentlich ist der Name unzu-
treffend, denn Verdun ist zwar der Geburtsort des Künst
das Werk hat aber sonst keine Beziehung zu dieser Stadt.
dies war es ursprünglich kein Altar. Propst Wernher von Klos
neuburg 1168-1194 gab ihn bei dem berühmten Goldschr
und Emailleur Nikolaus von Verdun als Kanzelverkleidun;
Auftrag. Nach Angabe der Widmungsinschrift vollendete Me
Nikolaus scin Werk im Jahre 1181, sicherlich an Ort und St
und schmückte damit die Brüstung der Kanzel, die wie ein
dachin den Kreuzaltar der Stiftskirche bekrönte. An dieser
blieben die Emailtafeln bis zum 13. September 1330, al
Klosterneuburg eine Feuersbrunst ausbrach und das Stift
völlig in Asche sank. Mit knapper Not konnte das Tafelv
dadurch aus den Flammen gerettet werden, daß man es
Wein übergoß. Als Propst Stephan von Sierndorf 1317-1
das Stift wiederherstellte, ließ er die Emailtaleln des Niko
von Verdun zu einem Flügelaltar umbauen, wobei sechs
Tafeln hinzugefügt wurden. Damals kamen auch die vier
peragemälde in giottesker Manier auf die Rückseiten der Al
die zu den ältesten Tafelbildern nördlich der Alpen ge-
derzeit in Restaurierung begriffen. Seit 1331 hat der
seine heutige Form. Bei der Barockisierung der Stiftskirche
infang des 18. Jahrhunderts wurde er in die Schatzkammer
innt und 1833 als Grabaltar des hl. Leopold im ehemaligen
telsaal des Stiftes aufgestellt. In den Jahren 1949-1951
-zog man den Altar einer umfassenden Restaurierung, die
xrsprünglichen Glanz des Werkes wiederherstellte.
verwirrende Glanz, die leuchtende Pracht des Altars ent-
ht ganz der Materialfreudigkeit der romanischen Kunst. Das
cht Materialismus, im Gegenteil durch die Kostbarkeit und
ungewohnten Prunk der Stoffe soll das Übersinnliche aus-
ickt werden. Den Menschen des Mittelalters muß dics noch
er gepackt haben als uns Heutige, zumal der Gold- und
Jglanz des Werkes im flackernden Kerzenlicht viel irratio-
wirkt, als wir ihn in starker Scheinwerferbeleuchtung sehen.
er Wahl des Materials mußte sich das Stift bei der Größe
Werkes freilich Beschränkungen auferlegen. Derart große
viele Tafeln in massivem Gold konnte man sich nicht lei-
So wählte man Kupfer, das feuervergoldet wurde. Auch
.delsteinschmuck war bei solchen Dimensionen nicht zu
en. Die Stelle der Edelsteine vertreten hier die kreisrunden,
iückenden Gruben, die durch optische Täuschung den Rand
ungsvoll beleben eine sehr originelle Idee des Künstlers.
der Verduner Altar an Kostbarkeit des Materials hinter
ren Emailwerken des Mittelalters zurück, so übertrifft er
och an künstlerischer Vollendung und gedanklicher Tiefe.
abendländische Schmelzkunst ist hier auf ihrem Höhepunkt
langt. Meister Nikolaus schuf die großen Bildtafeln des Al-
in reinem Grubenschmelz, die kleineren Ornamenttafeln
Lande in einer Mischtechnik aus Zellen- und Grubenschmelz.
Farbenskala des Emails ist überaus reich. Die Hintergründe
Bildtafeln sind gleichmäßig blau. Aber sonst verschmäht
zr Künstler, große Flächen in einer einzigen Farbe auszu-
ielzen und schafft reizvolle Übergänge von einer Farbe in
indere. Mit Ausnahme von violett finden sich alle Farben
mseren Tafeln, zum Teil in reichen, vielstufigen Abschat-
ngen. Ein besonderes Merkmal des Verduncr Altars ist die
iebige Verwendung des sonst recht seltenen, verschieden-
gesprenkelten Emails, des sogenannten Granitschmelzes,
etwa als Hintergrund der Doppelsäulcn, die die einzelnen
afeln voneinander trennen. Die feine Abtönung dieser Hin-
ründe ist bewundernswert, denn in den drei waagrechten
zn weisen die Platten verschiedene Nuancen auf. In der obe-
Zone herrscht ein grünlicher Farbton vor, in der mittleren
rötlicher und in der unteren Zone hat der Granitschmelz
mehr blaue Tönung. Besondere Meisterwerke der Schmelz-
unter den Bildtafeln sind etwa die Taufe Christi, in der
Echillern des nackten Körpers durch die Wellen unvergleich-
wiedergegeben ist, oder die Raute hinter dem Gekreuzigten
ihren prachtvollen Farbübergängen, oder der Regenbogen
ler Himmelfahrt des Elias. Wenn wir die sichere Zeichnung,
souveräne Stichelführung des Meisters betrachten und sein
at in den subtilsten Farbmischungen und Übergängen so gut
fehlerfreies Email, stehen wir staunend vor einer Künstler-
änlichkeit von ungewöhnlichen technischen Qualitäten.
technischen Vollendung entspricht aber auch eine über-
nde künstlerische Leistung. Nikolaus von Verdun steht in
Kunstgeschichte als großer Einzelgänger da. Seine Herkunft
einer der bekannten Werkstätten läßt sich nicht mit Sicher-
ableiten. Er wurde von zwei bedeutenden Zentren der Email-
St beeinflußt, von der rheinischen und von der Maasschule,
7b er aber aus einer dieser beiden Schulen hervorgegangen
aßt sich nicht sicher behaupten. Tatsächlich sind Elemente
er Richtungen in seinem Werk festzustellen. Außerdem lebt
inen Figuren, auch dem ungeschulten Auge erkennbar, cin
sisches Element. Manche besonders die aus der mittleren,
estamentlichen Zone, denen der Meister größere Weihe ver-
Ohcn Eine Szene aus
legemi Entrüw ng llcnochs. Unten
Himmelfahrt "isti.
T.
u...
ü...
vor dem Gesetz vant
cilszcit fsub
Abb.
der
In
gratia
Abb. 4. Bildtafel dies Verduner Altares. Szene aus der Zeit unter dem
Gesetz sub lege Himmelfahrt des Elias.
leihen wollte lassen unwillkürlich an antike Statuen denken.
Dabei durchpulst alle Gestalten kräftiges Leben, und sie sind
oft in lebhafter, charakteristischer Bewegung wiedergegeben. Als
Beispiel möge die Himmelfahrt des Elias dienen, den die Hand
Gottes so mächtig zum Himmel emporreißt, daß er dem stau-
nend dastchcnden Elisäus kaum seinen Mantel zuwerfen kann.
So kündigt sich im Werk des Meisters Nikolaus ein neuer Figu-
renstil an. Die Komposition zeigt noch die Geschlossenheit der
älteren Zeit, aber schon gemildert durch sorgfältige Behand-
lung der sich vom Körper langsam lösenden Gewandung, durch
liebevolle Nachbildung der Pflanzenwelt und vereinzelt sogar
schon ein Eingehen auf die seelischen Regungen des Menschen.
Das Werk des Nikolaus von Verdun entstand an einer Zeiten-
wende. Um dic Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert vollzog
sich eine der bedeutendsten Wandlungen im abendländischen
Denken. Damals, und nicht erst in der Renaissance, verschob
sich das Schwergewicht des Interesses von der Gemeinschaft
auf das Individuum. Die Gotik ist bereits ein durchaus subjek-
tiver Stil. Die Einzelpersönlichkeit rückt immer weiter in den
Vordergrund des Denkens und Fühlens. Diese folgenschwere
Wandlung ist schon ganz leise bei Nikolaus von Verdun zu spü-
ren. In seinen späteren Werken, an denen sich bezeichnender-
weise der Akzent vom Email auf die Plastik verschiebt, wird
sie noch deutlicher.
Nicht geringere Aufmerksamkeit als die künstlerische Gestal-
tung verdient auch das geistige Programm des Verduner Altars.
Es entwickelt eine grandiose Geschichtstheologie. Schon der ober-
flächlichc Augenschein legt nahe, daß die Bilder nach einem
bestimmten Plan angeordnet sind. Die ganze Bilderwand samt
den beiden Seitcnflügeln ist in drei übereinanderliegende, waag-
rcchte Zonen geteilt, die durch Metallbänder mit der Widmungs-
inschrift voneinander getrennt sind. Und jede dieser drei Zonen
bedeutet ein heilsgeschichtliches Zeitalter. Die oberste, durch
die Inschrift ante lcgcm" gekennzeichnet, stellt die Zeit vor
Vorbilder für die gnadenhafte Erfüllung im Neuen Testam
der die mittlere Zone gewidmet ist die Zeit sub gratia", ut
der Gnade. Dies ist das messianische Zeitalter, in dem die
samte Menschheit erlöst wurde und in dem wir heute noch lel
Die Bilder sind nun so angeordnet, daß jeweils drei in vertik
Reihe einander zugeordnet erscheinen den beiden Vorbild
aus dem Alten Testament ante legem und sub lege entspr.
in der Mitte die Erfüllung im Neuen Testament sub grat
Am Beginn steht die Reihe Verkündigung Isaaks ante legt
Verkündigung Samsons sub lege Verkündigung Chi
sub gratia und geht in 15 derartigen Entsprechungen die ga
Heilsgeschichte durch. Einzelne Beispiele seien hier angefül
Durchzug durchs Rote Meer das eherne Reinigungsbecken
Tempel die Taufe Christi; Opfer des Melchisedech
Manna das Letzte Abendmahl; Joseph wird in die Ziste
geworfen Jonas wird vom Secungeheuer verschluckt Gi
legung Christi; Entrückung Hcnochs Himmelfahrt des
Christi Himmelfahrt; Arche Noe Gesetzgebung auf
Herabkunft des HI. Geistes. Und als Abschluß der geschit
liehen Zeitalter erscheint auf den letzten sechs Tafeln des A1
die Vollendung der Zeiten in den Letzten Dingen Wiederkt
des Herrn, Auferstehung der 'I'oten, Gericht, Himmel, Hölle.
Der Verduner Altar bietet auf diese Art eine grandiose Ül
schau über die gesamte Heilsgeschichte, ein Programm von
gewöhnlicher theologischer Tiefe. Es kommen noch die
reichen leoninischcn Hexameter hinzu, die dieses Programm
jedem Bild in geistvoller Weise auslegen, und das reiche Beiw
von Propheten und personifizierten Tugenden mit ihren Te.
und Attributen, die durchweg ihre bestimmte Bedeutung im
stigcn Gesamtplan des Werkes haben. Den Verfasser dieses
nes muß man wohl unter den Chorherren des Stiftes Klos
neuburg suchen. Vielleicht ist Propst Wernher, den die Vl
mungsschrift so ausdrücklich als Stifter hervorhebt, der geis
Vater des Programms. Es ist jedenfalls auf der Theologie
Ordensvatcrs St. Augustinus aufgebaut und zeigt starke
flüsse der Schriften des Honorius von Augustodunum.
Bei aller theologischen Tiefe ist das Emailwerk des Nikol
von Verdun von großer Anschaulichkeit undunmittelbarer
wirkung. Es war an der Kanzelbrüstung gleichsam eine Illus"
tion der Predigt für das einfache Volk, das nicht lesen kon
und hier eine Bilderbibel vor Augen hatte. Und mit welc
Liebe das Volk an dem Werke hing, zeigte sich nach dem Brat
im Jahre 1330, als Propst Stephan die Tafeln zur Restaurieri
hatte nach Wien bringen lassen. Dazu schreibt die Kle
Klosterneuburger Chronik Die hauer clafften in dem pirg,
der Propst hiet die taffl den juden versetzt und hiet dai
gepauet, sam sie noch vill claffen." Man schätzte den Altar
hoch, daß auf den Glasfenstern des Kreuzganges, die nach 11
entstanden, Bilder des Verduner Altars kopiert wurden.
Der Verduner Altar darf nicht allein als künstlerisches
historisches Denkmal bewertet werden. Er ist auch eines
frühesten und eindrucksvollsten Zeugnisse der augustiniscl
Geistigkeit im Stifte Klosterneuburg. Von Anfang an war er
Mittel der Seelsorge, aus klösterlichem Geiste entstanden.
gerade heute sieht das Stift Klosterneuburg in ihm ein grol
Programm vorgebildet. Das Werk hat ein biblisches Thema,
zum liturgischen Gebrauch bestimmt und dient der Belehru
des Volkes Bibel und Liturgie dem Volke wieder nahezubringi
das ist auch das Ziel der Volksliturgischen Bewegung, die sl
in unseren Tagen von Klosterneuburg aus die Welt erobert
Was im Werk des 12. Jahrhunderts angedeutet ist, wurde
20. Jahrhundert in die 'l'at umgesetzt.
ZUR GESCHICHTE UND BEDEUTUNG
VonDORAHElNZ DES GÖSSER ORNATES
Ein cinziger fünfteiliger Ornat hat sich aus dem hohen Mittel-
alter bis auf den heutigen Tag erhalten die berühmten Gewän-
der aus dem sleiermärkischen Nonnenkloster Göß, die sich heute
im Österreichischen Museum für angewandte Kunst in Wien be-
finden. Verschiedenartige geometrische Ornamente und vor allem
eine große Zahl von kleinen Ticrbildern in Quadratfcldcrn in
bunter Seide gestickt bedecken den Grund der Stücke, die an
den bevorzugten Stellen noch durch figuralc Bilder in Kreis-
medaillons geschmückt sind. Diese reiche Ausstattung und be-
einzigartige Erhaltung. Mehr als sechs Jahrhunderte, auch noch
über die 1786 von josef II. angeordnete Aufhebung des
Klosters verblieb der Ornat an seinem Entstehungsort, bis er
1908 an das Museum gelangte. Eine einzige, allerdings durch-
greifende Restaurierung veränderlc die Stücke. Dabei wurde vor
allem die große alte Glockenkascl auf die Form der barocken
Geigenkasel verkleinert und mit den abgeschnittenen Stücken
die schadhaften Stellen der anderen Gewänder ergänzt. Es ist
wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß diese Umarbeitung an-
Abb. 1. Madonna umge-
ben von den Evangelisten
Symbolen. Ixfmelstück des
Pluvialc vom Gösser Ornal.
Mitte 13. Jh.
Osmr. Museum 6. ungewandle Kunst
sonders die Tierbilder machen den Gösser Ornat zu einem künst-
lerisch und ikonographisch hoch interessanten Werk.
Über Zeit und Ort seiner Entstehung gibt der Ornat durch meh-
rere Inschriften und Bilder der Stifterin selbst Auskunft. Er
wurde im Gösser Kloster unter der Regierung der Äbtissin Kuni-
gunde II. ca. 1239-1269 ausgeführt.
Das Kloster Göß wurde um das jahr 1000 als erstes und rein-
ziges Reichsstift in Österreich von der Familie des bayrischen
Pfalzgrafen Aribo gegründet, dessen Witwe Adala als Stifterin
verehrt wird. Über die mehr als 700 Jahre seines Bestandes
wurde das Andenken an die Gründerin im Kloster aufrecht-
erhalten. Ein marmornes Hochgrab im Langhaus der Kirche
mit einem dazugehörigen Altar nahm die Gebeine der als Hei-
ligen verehrten Gräfin Adala und ihrer Tochter Kunigunde, der
ersten Äbtissin des Klosters auf. Für den feierlichen Gottesdienst
am Todestag der Stifterin am 7. September der Stifterin
Strüzelwcih" entstand der Ornat. Dieser speziellen Bestim-
mung und dem seltenen Gebrauch verdankt das Werk seine
läßlich der Aufhebung des Klosters und der allerdings nur
kurzfristigen bis 1808 Verwendung als Bischofssitz erfolgte.
Damals wurden sowohl das Hochgrab wie auch der Altar der
Stifterin abgebrochen und zwei lilöße mit Paramenten sollen
die Mur hinab nach Graz gekommen sein.
In historischer wie in ikonographischer Hinsicht bietet sich die
Möglichkeit. die Entstehungsgeschichte wie auch die inhaltliche
Bedeutung der Bilder des Ornatcs noch etwas genauer zu be-
stimmen als es bisher der Fttll war. Außer den beiden heute
noch erhaltenen Bildern der Stifterin auf dem Antependium
und auf dem Pluviale, wohin es bei der Restaurierung von der
Rückseite der Kasel versetzt wurde war ursprünglich noch
ein drittes Stifterbild vorhanden. Es befand sich auf dem Plu-
viale unterhalb des großen Kreismedaillons und ging bei der
Umarbeitung verloren. In einer Nachricht über den Ornat aus
Über tlle Rekonstruktion der alten Kusel Vgl. rlie grundlegende Arbeit über
den Gönner Ornnt von Morlz Dreger, Der Gösser Ornnt im k. k. Uaoterr. Museum
für Kunst untl Industrie, Kunst und Kunsthandwerk XI.
Abb. 2. Verkündigung. Detail vorn Antependium des Gösscr Omates.
Mitte 13. Jh. Üsletreichisches Museum tut angewandte Kunst
dem jahr 1715 von P. Sigismund Pusch S.j.' findet sich eine
Beschreibung, die jeden Zweifel gerade über diesen Teil des
Ornates ausschließt. Unter dem Mittelbild, dessen Inschrift das
Stück eindeutig bestimmt, war in einer blauen Umrahmung die
Äbtissin zwischen zweien ihrer Nonnen, Wilbirgis und Gertru-
dis, dargestellt; Demnach war dies das größte und wichtigste
Bild der Stifterin, das ganz offensichtlich in direkte Beziehung
zu der Inschrift des Kreismedaillons gesetzt war, die die Weihe
des Ornates an Maria ausdrückt. Das auf dem Stück nur mehr
schwer lesbare, aber ergänzbare letzte Wort mappa" erklärt
Chronnloglae saerue ducntus Styrlue, pars. i. Graz ms, s. im Vgl. uut-it Karl
ßruriirr, Der Stlltei-lniiltar" und ,.iirr Stllterlii genähter Oma!" zu Göß, Aus
Archiv uiui Chronik, Blätter iiir Setlilluer Dlözeaangeschielite 1,4948, s. 1951!.
Der Text lautet Mystae iltuutii BIKCCK uppatutus, aeu phtygla eltlhnratux
ipruiri quoquo Antixtitam, lnter gririiutit Vetitnles Wllblrgln et Gertrudlni VIOIBCIEI
einwandfrei, daß hier die drei Hauptstücke des Ornates
Pluviale und Antependium namentlich angeführt von
Äbtissin geweiht werden.
Aus der Deutung dieser Inschrift ergibt sich aber auch nocl
Frage nach den beiden anderen Gewändern, die nicht gen
werden, die Dalmatica und die Tunicella. Einige Tatsachen
chen es wahrscheinlich, daß diese beiden Stücke entweder
sprünglich nicht geplant oder zumindest noch nicht ausgel
waren.
Der Einteilung der Grundfläche in quadratische Felder auf
anderen Stücken steht auf der Tunicella ein anderes Mui
system gegenüber, das die einzelnen Tierbilder in verschlun,
Kreismedaillons zusammenfaßt, was vielleicht auf eine
gleichzeitige Komposition deutet.
Zwei Hinweise in dieser Richtung gibt auch die Dalmatica
schlecht erhaltenes und durch die Restaurierung bcschnitt
Kreismedaillon im oberen Teil der Rückseite zeigt eine
mehr ganz einwandfrei bestimmbare Szene, die aber mit grö
Wahrscheinlichkeit eine Verkündigung darstellte. Der nocf
haltene Teil des Kreisbandes enthält den Anfang des Ave
Da aber das Antependium bereits eine Verkündigungsszene
und es sehr unwahrscheinlich ist, daß auf dem gleichen
zweimal diese Szene vorkommt, ist anzunehmen, daß die Dal
tica später entstanden ist. Auch dieses Bildfeld war wie auf
Pluvialc und der Kaselrückseite von den vier Evangelistens
bolen umgeben, von denen zwei noch erhalten sind, die aller
hier von den übrigen Quadratfeldern mit den "Fierbildern
nicht abgesetzt sind, so daß sie auf den ersten Blick kaun
erkennen sind.
Direkt unter dem Lukassymbol befindet sich ein Feld, das wi
einen Hinweis auf die Entstehungsgeschichte des Ornates br
Dem Quadratfeld ist hier noch ein schmales Kreisband mit
Inschrift Kuncgundis abbatissa hoc opus est operata" einge
Auffallender als diese kurze Inschrift ist nun in dem gleii
Feld eine zweite um den inneren Rand des Feldes gcfü
Schrift, die in kleinen und ziemlich unregelmäßigen Buchst.
ein kurzes Gebet enthält, das im Gegensatz zu allen und
Texten des Ornates nicht in lateinischer, sondern in mittelh
deutscher Sprache abgefaßt ist. Die die himmlische Königir
ornatum lnstltii, hlsee versiculis iu llmhu udjeetls lepraesenlnt Cürll r.
Kunegundls suselpe dann, Casula tuiu eappa. plaeeat tlhl rnellcii turippun
iu der Literatur wird das letzte Wutt der luschrllt lilsrhllrh iiir ..n
gelesen. itirrrri sich tiiiut iuu Orlglnal nach deutlleh und it erkennen.
der Vers erglht piittuuu dann und ßuppu llllppll. las Wort lllnppa iu
alte Bezeichnung iiir Antependlunt.
Abb. 3. Antepcndium des Gösser
Ornates. Mitte 13. Jh.
mates z3m. Verkündigung und Anbetung der Könige mit Gründerin des Klosters und Stifterin
Üslerreiehiscbes Museum im angewandäe K.
hat mit dem seidenen Gewande, die helfe sich und ihrem
nde hin zu dem heiligen Kinde." Ob aus der Formulierung
iert hat" der Schluß auf die Entstehung des Gewandes erst
dem Tod der Äbtissin Kunigunde gezogen werden kann, ist
lkaum mit Sicherheit zu entscheiden. Auffallend bleibt zwei-
die eigenartige Anbringung dieser Schrift, die auch durch
Mangel einer Vorzeichnung den Eindruck erweckt, als sei
nicht ursprünglich vorgesehen gewesen, sondern erst unmit-
tr bei der Ausführung von der Stickerin eingefügt worden.
nag sich dabei entweder um einen Wunsch nach Fürbitte
Äbtissin für ihr Kloster oder vielleicht auch um eine Art
nswunsch am Ende des großen Werkes handeln.
man alle diese angeführten Einzelheiten zusammen, so
zht wohl sehr viel dafür, daß die Ausführung der Dalmatica
der Tunicella nach den anderen Stücken anzunehmen ist,
ohl sie keinesfalls ein bedeutender zeitlicher Abstand trennt.
en diesen mehr historisch auf die Geschichte des Ornates
htetcn Fragen steht bei diesem Werk die inhaltliche Deutung
nders im Vordergrund. Vor allem sind es die Tierbilder,
ja wohl überhaupt das auffallendste Charakteristikum des
zen Ornates bilden. Die Frage nach ihrer Bedeutung hat zu
chiedenen geradezu entgegengesetzten Erklärungen geführt.
rseits wurden sie rein formal als vor allem durch Stoff-
ter weit verbreitete allgemein übliche Bilder des spatroma-
ien Formenschatzes bezeichnet, andererseits als direkte Phy-
wgusillustrationen symbolisch ausgelegtf Beide dieser Mei-
gen scheinen zu extrem gefaßt. Es kann kein Zweifel sein,
dem Entwurf und der Aufteilung der Bilder auf dem Ornat
genau durchdachtes Programm zugrunde liegt Auf dem
'iale steht Maria im Mittelpunkt, der nicht nur die Gösser
skirche, sondern auch speziell der Ornat geweiht war, auf
Antepcndium also direkt am Altar das feierliche Re-
entationsbiid der Epiphanie mit der frontal thronenden Ma-
na und auf der Kasel als dem Gewand des zelebrierendcn
sters die Gegenüberstellung der Kreuzigung mit den 12 Apo-
dem in der eschatologischen Herrlichkeit erscheinenden
istus, begleitet von den Chören der Engel. Danach ist es
anzunehmen, daß es sich bei den übrigen Bildern des Orna-
um rein dekoratives Beiwerk handelt. Zweifellos sind die
bolhaften Ausdeutungen verschiedener tatsächlicher und
ntastischei- Tiere, wie sie der Physiologus bringt, bei der Wahl
Zusammenstellung dieser Bilder die maßgebliche Anregung
esen. Eine direkte Entsprechung mit dem Physiologus be-
aber nicht. Eine sehr bedeutende Schwierigkeit bei der Ent-
idung dieser Frage ergibt sich daraus, daß es auch bei Heran-
iung der zeitgenössischen illustrierten Physiologushandschrif-
wie auch anderer Manuskripte, die bestimmte, namentlich
annte Tiere zur Darstellung bringen, in vielen Fällen unmög-
ist, die einzelnen Tiere sicher zu identifizieren. Eine ein-
ende Erklärung der einzelnen Bilder und die Aufstellung
bestimmten Programmes danach kann dadurch nur hypo-
isch bleiben. Trotzdem läßt sich aber mit Sicherheit fest-
len, daß hier Tiere vorkommen, die der Physiologus nicht
nt, wie z. B. das Kamel, das durchaus eindeutig erkennbar
solches charakterisiert ist. Bei der großen Verbreitung, die
ide der Physiologus im hohen Mittelalter besaß und bei der
urch allgemeinen Kenntnis der darin gegebenen symbolhaf-
Ausdeutung der verschiedenen Tiere auf einzelne Tatsachen
dem Leben Christi oder auf Teile der christlichen Heils-
ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß die Bilder des
15er Ornates eine abgeleitete veränderte Form des Physiologus
Erltilrullg liier dieser Motive des Gösset Ornates In diesem Sinn bei
Ier ms. O.
siunis Pulink, Die sllsnhlidllthe Bedeutung der Darstellungen des Gösser
ltes, Klrcheliltunst B. Jg, Heft und i. Hie! wird eine spezielle Ausdeutung
dieser Motive, auch bei den beiden Darstellungen des Antspendiums nach
Physluiogus gegeben und dllnlll ein einheitliches Programm Dr den ganzen
lt aufgestellt.
Abb. 4. Dalmatika des Gösser Ornates. Rückseite mit Evangelisten-
und Tiersymbolcn. Mitte 13. Jh.
Österreichisches Museum iur angewandte Kunst
darstellen. Es ist durchaus möglich, daß eine Handschrift oder
wohl eine Zusammenstellung aus mehreren verschiedenen Hand-
schriften hier die Voraussetzung bildeten.
Wie nach dem Stil der entwerfende Künstler sicherlich nicht im
im Kloster Göß, sondern am ehesten in dem Kreis der Salzburger
Kunst anzunehmen ist, ist auch die Ausarbeitung des zu Grunde
gelegten theologischen Programmes in der Salzburger Metro-
pole zu denken. Daß der Urheber gerade in ikonographischer
Beziehung ein sehr gutes Wissen besaß, beweist die Ausgestaltung
der einzelnen Bilder.
Das Hauptbild des Pluviaie, die Madonna lactans, zeigt einen
Marientypus, wie er ausgehend von den in der byzantinischen
Kunst festgelegten Typen erst im 14. Jh. eine besondere Verbrei-
tung erfahren hat. Gerade für das Gebiet nördlich der Alpen
gehört dieses Bild zu den frühesten Zeugnissen dieser Art.
Besonders charakteristisch ist vor allem im Hinblick auf die Ver-
wendung der Tiersymbole die Darstellung der Verkündigung
im ersten Kreismedaillon des Antependiums. Zwischen die Figu-
ren des Engels und der Maria ist oben eine kleine Taube und
unten ein springendes Einhorn eingefügt. Hier erscheint nun
weder eine rein schmückende dekorative Absicht noch eine all-
gemein symbolische Ausdeutung auf die Tugenden der Demut
und Keuschheit gerechtfertigt, sondern eine ganz spezielle unc
eindeutige Beziehung zur Darstellung gegeben. Zweifellos ist
hier wie aus unzähligen späteren Darstellungen bekannt
die Taube als Symbol des Hl. Geistes aufzufassen und das Ein-
horn als direkter Hinweis auf die Inkarnation Christi. Die Er-
zählung des Physioiogus, daß das Einhorn vor den Jägern in der
Schoß einer reinen jungfrau flüchtet, von der allein es gezähmt
werden kann, legte die Verbindung zur Menschwerdung Christ
nahe. Besonders im späten Mittelalter wurde das Einhorn zurr
häufigsten Symbol der Menschwerdung Christi vor allem in den
allegorischen Darstellung des Hortus conciusus. Noch am An-
fang des 16. jh. heißt ein Lied War uns der Einhorn nit geborr
so wärn wir armen Sünder gar verlorn So empfahen wir ihr
gar würdiglich Gott helf uns allen in seines Vaters Rich.
Wollt ihr wissen, wer dieser Einhorn ist? Es ist unser lieben
Herr Jesus Christ."
Der Gösser Ornat bringt hier die früheste bekannte Darstellung
des Einhorns in dieser speziellen Bedeutung als Inkarnations-
symbol. Dies gibt den besten Beweis für die Annahme einer sym-
bolischen Bedeutung auch bei den anderen Tierbildern, unter
denen das Einhorn mehrfach wiederkehrt.
Eine ähnlich konkrete Ausdeutung scheint auch für das eigen-
artige Motiv des kleinen Bäumchcns mit dem darauf sitzenden
Vogel neben dem Thron der Madonna im Mittelbild des Ante-
pendiums möglich, das ebenso wie die anderen behandelten Mo-
tive des Ornates bisher entweder als dekoratives Beiwerk oder
an Hand des Physiologus als Paradicsesbaum Peridexion" gedeu-
tet wurde. Näherliegend scheint nun eine Verbindung zu den
zeitgenössischen religiösen Schriften, den Legenden zum Leben
Mariens zu sein. Bei Wernher von Tegernsee im Anfang des
13. jh. und anderen Legenden über die Vermählung Mariens
heißt es immer wieder, daß der Stab, den Abiathar Joseph über-
gab, grünte und eine Taube von ihm emporstieg, die eine Weile
über den Häuptern der Menge schwebte. Das reichhaltige maria-
nische Programm, das wie bei der Verkündigung durch Taube
und Einhorn oder durch die hohen Lilien zu Seiten des Thrones
Mariens auf dem Pluviale immer wieder gerade durch Symbole
der Reinheit und jungfräulichkeit Mariens bereichert wird, er-
scheint damit hier noch einmal im gleichen Sinn erweitert.
So unmöglich es heute erscheint, eine bis ins einzelne gehende
Erklärung des ganzen durch Symbole dargestellten Programmes
des Gösser Ornates zu geben, so gibt das noch Deutbare schon
einen Einblick in cin großes Gedankengebäude typisch spät-
romanischer Prägung. Aus der Verwendung vieler alter Quellen
und zeitgenössischer theologischer Spekulationen entstand die-
ses bedeutende Werk, das die klare und strenge Fassung eines
einheitlichen Themas zu Gunsten einer Reichhaltigkeit durch
Verbindung verschiedener Vorstellungen ersetzt. In großartiger
Weise führt dieser Ornat in Bildern und Symbolen ein großes
Programm christlicher Heilslehre vor Augen.
NIEDERÖSTERREICHS SCHLÖSSER IN GEFAHR
Der rcizvolle Dornröschenschlaf vieler Burgen und Schlösser
sollte nicht darüber hinwegtäusehen, daß diese Bauten einst po-
litische und kulturelle Zentren waren, von denen aus dms Land
organisatorisch durchgliedert wurde. Die verschiedenen Funk-
tionen, die militärischer Schulz, Hochgerichtsbarkeit, Maut-
und Zollrecht von den Burginhabern erfüllt werden mußten,
prägten das Aussehen und die Gestalt der Burgen. Die Ritter-
sitze waren der Ausdruck der Tatkraft ihrer Herren. Dörfer,
Märkte und Kleinstädte zählten zur Grundherrschaft. Die Herr-
schaft über Städte, Straßen und Bergwerke bildete mit den Er-
trägnissen aus den Ländereien die finanzielle Grundlage der lan-
deshirstlichcn Burgen und Schlösser und war gleichzeitig ein
wichtiger politischer Faktor.
Die Stellung der Burgen und Schlösser als Kraftzentren des po-
litisch-sozialen Gefüges der damaligen Zeit ermöglichte es, daß
sie sich zu so großen und prächtigen Anlagen entwickelten, wie
sie sich heute unserem Auge noch darbieten oder aus spärlichen
Mauerresten erkennen lassen. An manchen Schlössern haben
jahrhunderte gebaut. Im Laufe der Zeit änderte sich die Zweck-
bestimmung immer mehr. Zu den trutzigen, mit Wehranlagen
Abb. l. Schloß Marchegg in Niederösterreich.
Marchegg, das aus dem 13. jahrhundert stammt und
später barock umgebaut wurde, war nach dem
letzten Krieg dem Verfall bereits preis ben, als
die kleine Gemeinde Marchegg das durc Kriegsein-
wirkung schwer geschädigte Schloß erwarb und
damit vorläufig wcnigsbens rettete.
Abb. 2. Thürnthal in Niederösterreich zeigt das Schicksal eines
Schlosses, das durch Verkauf der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert
seiner natürlichen Erhaltungsgnmdlage beraubt wurde. Solange keine
neue Verwendung für das Gebäude gefunden wird, ist auch sein Bestand
in Frage gestellt.
Abb. 3. Die Schallaburg bei Melk, eine der schönsten Burgen Österreichs, ist durch Verwahrlosung in der Nachkriegszeit zu einem
erschütternden Bild des Verfalls geworden. Der herrliche Renaissance-Hof mit seinen Arkaden und dem plastischen Terrakotta-
Schmuck bietet auf den ersten Blick eine trügerische Hoffnung. Die Schäden an den Dächern jedoch haben im Laufe von nur
wenigen Jahren ein grausames Zerstörungswerk bewirkt. Wenn nicht rasch entscheidende Maßnahmen zur Erhaltung getroffen wer-
den, ist der Tag nicht fern, an dem die Schallaburg zur Ruine wird.
Abb. 4. Ruine Landsec im Burgenland. Die Festung wurde im Jahre 1722 durch Brand zerstört. Um den Bcrgfrir, der
das Zentrum des mittelalterlichen Bauwerks bildet, legten sich im Laufe der Jahrhunderte Gräben und ein vierfacher
Mauerring. Heute ist die Anlage eine schöne Ruine" geworden, die freilich auch der Konservierung bedarf.
umgebenen Herrensitzen kamen die jagd- und Lustschlösser des
Barocks, die mitunter wie zum Beispiel Halbturn im Bur-
genland mit den kostbarsten Fresken geschmückt wurden und
das Gepräge gesicherter Macht und froher Festlichkeit trugen.
Damals wuchsen allenthalben Prunkbauten aus dem Boden.
Die Öffentlichkeit wurde in jüngster Zeit wiederholt auf den
fortschreitenden Verfall des Denkmälerbcstandes, insbesondere
der Burgen und Schlösser, aufmerksam gemacht. Die Ursachen
des Schlössersterbens sind leicht einzusehen. Burgen und Schlös-
ser haben außer der Wehraufgabe auch ihre einstmals zentrale
verwaltungspolitische Rolle eingebüßt. Die Behörden haben ihren
Sitz ausnahmslos in den Städten, und nur dann zog der Bezirks-
hauptmann in ein Schloß ein, wenn dieses in der Stadt lag. Die
Gerichte und Finanzämter haben ihre eigenen Amtshäuser. Dazu
kommt, daß die Schlösser vielfach ihre wirtschaftliche Basis, den
Grundbesitz, verloren haben, Burgen und Schlösser sind heute
ohne Herren. Sie sind, selbst wenn sie noch einen Besitz" dar-
stellen, herrenloses Gut, sie sind Wraks, über die die Zeit hin-
weggegangen ist.
Allein in Niederösterreich sind rund 350 bewohnbare Burgen und
Schlösser erhalten, Bauten mit zum Teil hoher künstlerischer
oder historischer Bedeutung, die aber nur einen Teil der ehemals
vorhandenen Objekte ausmachen. Einen Begriff von den Schwie-
rigkeiten, vor denen die Denkmalpflege heute steht, gibt die Tat-
sache, daß etwa 10 Prozent dieser Bauten sich in einem sehr be-
trüblichen Zustand befinden und teilweise sogar von unmittel-
barem Verfall bedroht sind. Schloß Niederweiden, auf Fischer
von Erlach zurückgehend, konnte in letzter Minute gerettet
werden.
Aufwendungen für die Schallaburg wurden durch die Besetzung
10
des Landes verhindert. Aus demselben Grund befindet sich der
Blaue Hof" in Laxenburg in einem katastrophalen Zustand. An-
dere kriegsbesehädigte Schlösser, wie die XVeilburg, mußten auf-
gegeben werden. Halbturn ist eine Ruine, lediglich der Mittelteil
mit dem Maulpertsch-Fresko, wurde gesichert.
Der Kern des Problems liegt darin, daß Burgen und Schlösser
ihren ursprünglichen Daseinszwcck verloren haben. Als Wohn-
gebäude für den Eigentümer sind sie meist zu umfangreich, als
daß Instandhaltung und Pflege allein durch diese Zweckbestim-
mung gerechtfertigt würde, zumal das Personal fehlt. Es ent-
springt jedoch aus der kulturellen Bedeutung dieser Denkmale
die Verpflichtung für die Nachkommen, die heute noch vorhan-
denen Bauten zu erhalten. Es ist daher notwendig, in jedem ein-
zelnen Fall eine neue Zweckbestimmung, einen neuen Daseins-
grund zu finden. Es soll nicht verschwiegen werden, daß dies
für eine ganze Reihe von Burgen und Schlössern bereits geglückt
ist. Einige Beispiele Marchegg wurde von der Stadtgemeinde
erworben, sie wird das Schloß ausbauen; die Burg Liechtenstein
verwalten die Pfadfinder. Einige Schlösser wurden in Erho-
lungsheime umgewandelt, andere, hauptsächlich in den west-
lichen Bundesländern, dienen als Hotels. Manche, bei denen die
Voraussetzungen gegeben waren, sind zu Altersheimen, andere
wieder zu Museen, zu Schulen oder Lehrlingsheimen geworden.
Aber wenn diese bedeutende Kultursubstanz, welche Burgen
und Schlösser für das Bild unserer heimischen Landschaft
und für das Geschichtsbewußtsein darstellen, erhalten und
gerettet werden soll, so muß hier sofort die staatliche und die
private Initiative zusammenwirken, denn die Situation ist mehr
als beunruhigend oder sorgenvoll, sie ist an vielen Punkten
katastrophal. -dr
ES LIEGT EIN SCHLOSS
IN ÖSTERREICH"
Von FELIX IIALMER
Niederösterreich ist reich an Natur- und Kunstschönheitcn. Eine
ideale Verbindung zwischen Landschaft und Architektonik stel-
lcn die Burgen und festen Schlösser dar, die es in reicher Zahl
rund 550 Burgen und Ruinen, sowie über 500 verschwundene
Objekte in diesem Bundesland gibt. Die Verteilung ist keines-
wegs gleichmäßig, so liegen weitaus die meisten Burgen im Wald-
viertel und im Viertel unter dem Wienerwald, das Viertel ober
dem XVienerwald besitzt sehr wenige Burgen. lie starke Auf-
gliederung des Landes in die einzelnen Hoheitsgcbietc im Zuge
einer gesicherten Landnahme bedingt den Bau von Burgen,
der im 12. und 13. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreicht, aber
zur Zeit Ottokars von Böhmen eine starke Einschränkung cr-
iährt, die erst nach dessen Tod teilweise aufgehoben wird. Im
späten 13. und 1-. Jahrhundert ist es mit dem klassischen Burgen-
bau vorbei.
Die verschiedensten Bcrgiormcn, auf denen sich Burgen erheben,
bedingen vielgestaltige Bcringformen. Das icliindc wird nach
bestem Wissen und Können für die Verteidigung ausgenützt.
Merkwürdigerweise kommt bei uns die älteste Burgenlorm, der
Rundling, nicht vor, Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß
eben die Bodengestaltung für die Grundrißbildung ausschlag-
gebend war. Auch das Fehlen jeder Prunkarchitektur kann fest-
gestcllt werden, obwohl doch die alte Hohcnstztuier-Burg Eger,
die Lieblingsresidenz Rudulis von Habsburg, nicht so weit ent-
fernt war. S0 begegnet man immer wieder den gleichen Bau-
teilen Berchirit, Palas, Kapelle, Ringmaucr und häufig, aber
nicht immer, dem Torbau. Der Bau muilte Schutz bieten, diese
Aufgabe mußte er auf jeden Fall erfüllen. Er brauchte nicht
repräsentativ zu sein wie die alten Kaiscrpialzen. Der Ernst
ihrer Aufgabe zeigt sich auch in ihren Umrissen. Äirotzig erhebt
sieh der Berehirit, Schutz und meistens letzte Zuflucht seinen
Bewohnern bietend, schlicht und einfach der Palas; die hohen
Eine der interessantesten Anlagen ist na. Ihre Errichtung
kann zu Beginn des 12. Jahrhundert oder noch etwas früher angesetzt
werden. Bis in das 16. Jahrhundert war sie Sitz der Neidegger. Von
kriegerischen Ereignissen war hier nichts zu künden. Sie war das Ver-
waltungszentrum des Gebietes Grie" in kirchlicher und weltlicher
Beziehung. Jene Funktion dürfte auch mit der für damalige Verhältnisse
großartigen Burgkapelle zu begründen sein. Diese Kirche war Pfarr-
kirchc für die nächste Umgebung. sie war aber auch der einzige sakrale
Raum der Burg. di selbst kein Kapelle besaß und imre beiden Türme
waren die Berchfrite für die Ves e. Der Kern der Anlage gehört dem
12. und 13. Jahrhundert an, die Ncideggcr schufen im 1G. Jahrhundert
den Renaissancebau, sein Schwerpunkt liegt im Wehrhaften und nicht
im Wohnliehen, es ist daher zu verstehen, daß das romanische sakrale
Kunstwerk erhalten geblieben ist. S0 spiegelt diese Kirche die Welt-
anschauung des Iliachmlttelalters La chcvalerie c'est 1a farm ehretienne
de la eondition militaire."
Im nördlichen Waldviertel nahe der heutigen Staatsgrenze liegt die
gmßartigste Wasserburg Niederösterreichs, Heidenreichstein.
Der Erschließung und Besiedlung dieses Gebietes, welche von Raabs
aus erfolgten, verdankt die Burg ihre Errichtung. Ein Heidenreid-i dürfte
der Bauherr gewesen sein. In der mittelalterlichen Grafschaft Litschau
gelegen, erscheint sie bereits um 1200 im Lichte der Geschichte. Die-
ses Hoheitsgebiet Litschau bildete mit der Grafschaft Raabs den Inhalt
der Königssch-enkungen des 11. Jahrhunderts an die Babcnberger. Be-
deutende Geschlechter saßen hier, so die Herren von Wasserbvurg, Klin-
genberg, Puchheim, Pollheim, Volkra und Pnlffy. Der ältesten Bauzeit
13. Jahrhundert gehört der mächtige Berehfrit an, der sich schützend
vor die im Osten anschließende Anlage stellt, in deren Außenmauer
auch heute noch der alte Baukern steckt. Des Turmes gewaltige Bau-
masse besitzt keine Fensteröffnung, sondern nur sich nach außen ver-
jüngende Schlitzc; trutzige Wehrhaftigkeit und Sicherheit bietend, das
will sein Charakter sein. Das späte Mittelalter schafft die heutige An-
lage der Burg. Damals wird im Norden der zwingerartige Vorbau er-
richtet und durch bauliche Um- oder Neugestaltung der äußere Burg-
hof mit seiner turmbewehrten Ringmauer geschaffen worden sein. Wie-
der liegt der Schwerpunkt des ganzes Baues in der Abwehr fast kein
Fenster, um die Mauern nicht zu schwächen. runde Türme mit ihren
Wehrgängen flankieren die Mauerzüge. Die Renaissancezeit bringt das
Umbauen zum wehrhaften Prunkbau. Hier hat diese neue Formenwelt
nur wenig verändert. Ein zweiter Torbau wird geschaffen, die Nord-
und Westscite der Vorburg zum Teil neugestaltet. Die grüßte Ver-
änderung haben der Nord- und Osttrakt des inneren Burghofes er-
fahren. Gewaltig entströmen diesem Bau die Klänge des späten Mittel-
alters, die der Renaissance verklingen zart...
11
ist die prachtigste Burg des Pittentales. Bereits 1096
soll Ita, die Gemahlin des Babenbergers Leopold II. Besitzerin von
Sechenstein gewesen sein. Die Burg wurde dann Sitz der Herren von
Formbaeh-Pitten, der Wildenstciner, Herrenkirchner, Seebeeker, Königs-
berger und der Grafen von Pergen. 182-1 erwarb die Veste das Haus
Liechtenstein. Die Burg war ein wichtiger Verwaltungspunkt der Mark
Pitten. Zwei Welten stoßen hier aufeinander, eine vergebende die alte
Hurgruine mit dem einen eilürmigen Grundriß aufweisenden Berchfrit,
en Resten der Wahnbauten und der Ringmauer mit ihren entzücken-
den Scharwachttürmchen, und eine gewordene das aus dem 17. Jahr-
hundert stammende Schloß mit seinem malerischen Hof. Von 1790 bis
1823 war Seebenstein Sitz der romantischen Wildensteiner Ritterschaft
auf blauer Erde", die hochgcbildete Mitglieder zählte und besonders
zur Zeit des Wiener Kongresses den Höhepunkt ihres Glanzes erreicht
ltatte. Es rnull ein farbenprächtige-s Bild gewesen sein, sobald dieRitter"
an Festtagen hoch zu Ruß in ihren bunten Kostümen zur Burg sprcngten.
Ein ausgezechnctes Beispiel einer stark be
festigten nhurg ist Rappottenstein
1190 wird der erste Rappottensteiner genannt,
da aber dieses Gebiet alter Kuenringer Be-
sitz war, wäre es immerhin möglich, dall
schon vor 1190 ein Rapp-otro aus diesem Ge-
schlecht auf dem "Stein" Die Veste liegt
an der Grenze des mittelalterlichen Distric-
tus Witrensis" gegen den Districtus Zwett-
lensis". 1259 wird die Burg ..castrum"
genannt, d. h. eine Burg in militärischer
Hinsicht, sie hatte also eine weht-politische
Funktion zu erfüllen. Nach dem Sturz der
Kuenringer 1305; waren die Dachsberger die
Herren und nach ihnen die Stnrhemberger.
Landauer und die Grafen Abensperg-Traun.
Niemals wurde sie erobert. Der ehemaligen
Hochburg aus dem 12. Jahrhundert gehört
wahrscheinlich der Berchfrit an, in das H.
können die Kapelle und ein Teil des Ost-
traktes, in die zweite Hälfte des 15. Jh. die
gotische Ilalle, die Küche und das .,Archiv-
zimmer", in das I6. die Arkatur des inner-
sten Hofes und der erste Hof mit dem..Brau-
haus" gesetzt werden. Die vorhandene gotische Polyehromierung in der
Kapelle und die Rcnaissancefresken seien als Zicrart erwähnt. Wie
selten bei einer Wehranlage wird hier das ungemein ansteigende Ge-
lände für die Überhöhung ausgenützt und der eingedrungene Feind
gezwungen, die Hochburg zu umkreisen und so stets dem Verteidiger
seine Schwertnrmseite zum Angriff zu bieten.
und starken Ring- oder Schildmaucrn sollen jeden Feind ab-
schrecken. Alle diese Bauten künden stolze Kraft und ticfen
Ernst, bcwußl der Sendung, die sie zu erfüllen hatten. Das Zu-
sammenklingen aller dieser Bauglieder ist frei von starren Ge-
setzen, eine Ausnahme bilden die Wasserburgen, aber nur bei
der Beringung, im Innern sind sie gleichfalls frei gestaltet und
haben mit einem den Symmetriegesetzen unterworfenen römi-
schen Lagcr oder einer Klosteranlage nichts gemein. Der leben-
digen Wirklichkcit muflten die Burgen Rechnung tragen. Die
Burg will schützen und abwehren und wird zu einem Wehrbau,
es ist aber nicht jeder Wehrbau eine Burg, der Wall ist es noch
nicht, die Festung nicht mehr. So wird ihre Bauform Ausdruck
einer bestimmten Zeit und in dem Raum spiegelt sich Mensch
und Landschaft. Die Umgebung liefert den Baustoff, Kalk im
Süden, Granit im Norden, seine Verwendung zeigt die Verbun-
denheit mit der Natur und das Gelände gestaltet die Bauform.
Burgen sind tiefer im Boden verwurzelt als Sakralbauten. Der
Kirchenraum will entrücken, die Burg herrschen und schützen;
ihre Lage ist ein Erheben ber das Land oder ein Absondern
vom Land, Höhen- oder Wasserburgen.jedenfallsbeherrschf
sie die Landschaft. Wer unsere Burgen in diesem Sinne betrach-
tet, der wird das Gesagte bestätigt finden, ob er nun, um nur
einige zu nennen, Hardegg an der Tliayzi, Kranichberg bei Glogg-
nitz, Oberranna bei Spitz, Rapottenstein über den Kampßeehen-
stein im Pittental, Stcyersberg bei Haßbach, Vöstenhof bei Neun-
kirchen oder Heidcnreichstein im Xlfßildviertel schaut.
Die Burg hatte sich von einer klein iumigcn niederen zu einer
L;'hkAinulhvt fX..,......I,-,. LZ... "I..EI..LL...,. ....
"..,t7...'......,....
XLVIXLJILlVLlVLLJLJLYKJ VkILN
ERKEN GU STAV KLIMTS
WOHNUNG DES REGISSEURS G. UCICKY
DER STRUDELHOFGASSE
Strudelhofstiegc kann seit Doderers Roman mit Fug und
11 als eine litcrarhistorische Stiege" bezeichnet werden. Als
acht Wiener Ausgangspunkt. Den Uneingeweihten führt sie
mfalls von oben nach unten, beziehungsweise von unten
uf, und obgleich der Fremde sie in Verkennung ihrer rein
arischen Aufgaben zuerst als Wegverkürzung begrüßen mag,
'ird er, folgt er nur erst ihrem eigenwilligen Lauf, bald eines
eren belehrt. Zu Beginn nämlich gibt sie sich großartig,
den Aufgang zu einem Palais, um sich jedoch alsbald auf
Zweckmäßige eines langen Anstiegs zu besinnen und zögernd
Ziel zu erreichen die Mündung in eine Sackgasse, deren
iche sie zugleich ist.
Rinften Stock des Hauses, das die Stiege, ohne ihr jedoch die
lt zu gönnen, überragt, wohnt der bekannte Filmregisseur
tav Ucicky, dessen Name unvergeßlich mit dem Postmei-
verknüpft bleibt. Der Besucher, der den Fuß über die
.1.
m.
F.
Jißnlvflr
ooixllvl, ..
I1
l. Die Strudclhofstie
Abb.
literarischer Begriff.
Abb. 2. "Scäloß Kammer am Attersse", ein sehr bekanntes Bild Gusta
Klimts. Auf der farbig bemalten Bau-erntruhc steht ein Photo des Maler.
des Vaters VOn Gustav Ucicky. Der Porzellankrug links stammt aus
FigdrurrSammlung, Wien.
13
Abb. 3. Leseecke des Wohnzimmers. Rechts
Bidnis Porträt einer Dame" von Gustav Klimt
Fauteuil darunter ist eine Spezialanf-ertigung
dem Entwurf des Architekten Arthur Berge
die internationale Kunstgewerbeausstellung 19'
Paris. Die Pölster sind aus olivgrünem
der Bamcklehnsessel links ist mit notem Sam
spannt. Die Platte des Rauchtisches ist mit D-x
Kacheln belegt, ein Pferdemotiv darstellend.
persische Teppich, der die Hälfte des Zimmer
deckt, ist von warmem Rot mit mehrfarbigem M1
Man sitzt vor den großen Flügeltüren, die auf
neun Meter langen Balkon führen.
Schwelle dieses Künstlerheimes setzt, spürt von Anfang an, daß
ihn Besonderes erwartet. Dennoch steht er dann überrascht vor
dem, was ihm geboten wird. jedes einzelne Möbelstück ist ein
kleines Kunstwerk, liebevoll gepflegt und doch nicht museal
gestellt nicht die Einrichtung ist die Hauptsache, sondern die
Bewohner; die Gegenstände, so erlesen sie auch sein mögen,
sind nur dazu da, um jene Atmosphäre zu schaffen, in der ihr
Besitzer sich wohlfühlt. Die meisten Stücke stammen aus der
Zeit des Barocks und zeigen, wie sehr der Filmregisseur und
Künstler auch innerhalb seiner vier Wände das richtige Augen-
maß für die Dinge, die ihn umgeben, hat. Auf Tischen, Truhen
und Gesimsen stehen wertvolle antike Gebrauehs- oder Zier-
gegenstände, die Fußböden sind mit kostbaren persischen Tepv
pichen bedeckt und von den Decken hängen alte Luster, nach-
träglich elektrisch installiert.
Was jedoch den Besucher am meisten begeistert, ist die Ver-
bindung alten Mobiliars mit den Bildern Gustav Klimts neun
Olgemälde und achtzehn gerahmte Skizzen, die reichste Privat-
sammlung, die es derzeit von Werken Klimts gibt. Da Gu
Ucicky bekanntlich ein Sohn Gustav Klimts ist, läge es nah
denken, er habe diese Sammlung von seinem Vater übernomr
Aber keines der Bilder, die heute seine Wände schmücken,
ihm geschenkt oder vererbt; mit unermüdlicher Zähigkeit
Ucicky im Laufe vieler Jahre aul Kunstauktionen im In-
Ausland die Bilder seines Vaters erworben. Um eines, das lr
und vielleicht schönste der Olbilder, das unvollendet gehlie
Gemälde Die Braut" hat er fünfzehn Jahre gebangt. Und
stehend, begreift man Ausdauer, Mühsal und Kosten, die
Sammler darauf verwandte, um das letzte Werk Guslav Kl
in seine Hände zu bekommen, und immer wieder wie C1
Unbegreiiliches jene leere Stelle zu sehen, zu deren Vollenc
der Tod ihm keine Zeit mehr ließ. Dieser geniale Küns
dessen Werke die Kunst der Jahrhundertwende und die
mung des Fin de siecle unvergänglich zum Ausdruck bra
war einer ganzen Generation Vorbild und Lehrer, ohne se
14
Abb. i. Die Eßecke im Wohnzimmer. Auf dem
massiven liichcnholzxisch, holländischcs Barock, ste-
hen zwei Alt-Wiener Leuchter. Über dem Kmnnp
Die XVasscrschlnngen" und rechts davon ..7
Schwestern" von Guslnv Klimr. Alle Gegenstände
auch die süddeutsche Barnckmadonna. hat Gu
Uricky im Laufe vieler Jahre auf Kunstnuktiunen
erworben.
Abb. 5. Eines der bekanntesten Werke Gustav Klimts. "Der ÄPfClbIIUIUH-
an einer Längswand des Wbhnzimmers, Davor ein schwerer norddeut-
scher Bamckeichcntisch. Interessant ist das Fragment eines Christuskopfes,
den Spuren nach zu schließen, ist er nach einem Brand übriggehlieben.
Das Hinterhaupt ist gebrochen und das Holz weist deutlich Brundspuren
auf. Rechts steht ein altjüdischer Leuchter aus Bronze, jeder der sieben
Arme läßt sich abnehmen.
Abb. 6. Das Schlafzimmer des
Hausherrn. Über dem Bett das 1,90
zu 1,63 Meter große Ölgemälde Die
Braut" von Gustav Klimt. Diesem
Bild ist Ucicky fünfzehn Jahre lang
nachgegangen, bis er endlich die Ge-
legenheit bekam, es zu kaufen. Es
ist das letzte, unvollendete Bild
Klimts. Der Tod hat ihn aus dieser
Arbeit gerissen. Rechts unten sieht
man mit Kohle skizzierze Striche auf
der nur grundierten Leinwand. Das
Bett ist wieder eine Spezialanferti-
gung nach einem Entwurf des Ar-
chitekten Arthur Berger. Ein Bieder-
meier-Nähtischchen dient als Nacht-
tisch.
Einfluß wäre der Ruhm der Wiener Werkstätte nicht denkbar
gewesen. Und man kann mit Sicherheit darauf warten, daß die
internationalen Kunstkenner eines nicht fernen Tages Justav
Klim neu entdecken.
Kein Wunder, daß man zwischen diesem Reichtum in der Woh-
nung des Filmregisseurs im ersten Augenblick vieles übersieht,
das wohl wert ist, beachtet zu werden zahlreiche antike Holz-
skulpturen, russische Ikonen. Putten. alte Wiener Stiche und eine
kleine Olskizze einer Landschaft von Renoir.
Gustav Ucieky ist ein Fanatiker des Stilvollen. Der abendliche
Gast trinkt aus bezaubernden Barockgläsern, speist aus altem
Geschirr an einem Tisch aus dem 17.ahrhundert beim Kerzen-
schein von zwei Alt-Wiener Leuehtern. Und zum Schlull hat
dann der Hausherr noch eine Überraschung für ihn bereit er
führt ihn durch eine der beiden großen Flügeltüren des Wohn-
zimmers hinaus auf einen neun Meter langen Südbalkon. Dort
grüßt ihn Wien die Dächer von Wien, die Türme der Votiv-
kirche, der Stephansdom, das alte Wahrzeichen Wiens, und seine
neueren, heißumstritlenen Wahrzeichen, die Hochhäuser. In der
Ferne verdämmern Reichsbrücke und Riesenrad. Ein letzter
rosiger Hauch fährt liebkosend über die Stadt. Und wenn man
an einem jener unvergleichlichen lauen Wiener Frühlingsabende
buchstäblich über den Kerzen der blühenden Kastanienbäume
sitzt, die ihre Zweige bis an den Balkon strecken, wenn man von
oben herab auf das Berehtold-Palais blickt, das vornehme, in
dämmriger Schlaltrunkenheit liegende Vis-il-vis, wenn die Vögel
in einem immer wieder letzten Zwitschern die Nacht nicht wahr
haben wollen, bis endlich die Konturen der Votivtürme immer
lauer werden und in der Dämmerung verlöschen dann meint
man plötzlich, ein letztes Mal, einen Hauch jener Atmosphäre
zu spüren, die, unvergänglich, in den Werken des großen Künst-
lers weht. U. K.
16
USFLÜGE INS HINTERGRÜNDIGE
Von JORG LAMPE
die jungen Menschen heute anders reagieren als noch vor
Iahren, weiß nachgerade jedes Kind. Aber nicht jeder be-
htet diese andere Reaktion in gleicher Weise. Die einen
in von einer verwahrlosten", eine zweite Gruppe, die wenig-
eine gewisse Verantwortung erkennen läßl, von einer ver-
ncn" Jugend, während ihr von dritter und vierter Seite wieder
re düstere Beiwörter verliehen werden. Manchmal wird,
auch selbstverständlich nicht ausdrücklich, sogar der Ruf
dem Stock erhoben und manchmal einfach nur die Hilf-
gkeil gegenüber einem rätselhaft erscheinenden Phänomen
htlich.
solcherart apostrophierte Jugend scheint sich jedoch nicht
daraus zu machen. Sie geht ihren Weg oder doch das, was
dafür hält. und auch sie selbst ist keineswegs der Meinung,
doch bloß in den Abgrund oder wenigstens sehr nahe an ihn
hcmn geführt hat, gehen sie aul ihre Weise den Dingen auf den
Grund. Und wie die Kinder ihrc Puppen zerlegen, um zu schauen,
was drinnen steckt, so verfährt auch die reifere Jugend" nicht
gerade sehonungsvoll mit ihren Untersuchungsgegenständen. Da
ist vielmehr eine Art lächelnder Grausamkeit am Werke, die
der Untersuchcr übrigens auch ebenso bedenkenlos gegen sich
selber richtet. Viele meinen daher, diese Jugend habe kein
Herz", aber sie trägt es wohl nur nicht so weit vorne auf der
Zunge.
Auch das gelegentliche Kokenieren mit dem Nichts" ist nicht
so ernst, sondern eher von der komischen Seite her zu nehmen.
Man schaut nur überall hinein, auch in die Büchse der Pandora",
soweit diese nicht schon als Bonbonniere gilt, und geht dann,
HANS NEUFFER
Selbstporträt
Im Mai 1935 in Wien geboren. Beruf Student an der Akademie für
angewandte Kunst. Fach Filmarchitektur. Ohne besondere Kennzeichen.
Mit einem Hang zum Unauffälligen weder Borstenfrisur nach Künstler-
mähne, weder saloppe Kleidung noch nachlässige Haltung, außerdem
Nichtraucher und dem Alkohol nur zu seltenen Anlässen zugetan. Als
lllittelscbülcr liest er Karl May und haßt Mathematik. Später schwärmt
er von Paris und arbeitet dort als Kellner in einem Canzcafe in
St. Germaiu des Pres; in seiner Freizeit malt er im Hotel auf zu-
sammengeklcbte Zeilungsseiten. Er verdient 1000 Franc pro Ccg. Crink-
geld nicht eingerechnet, Essen gratis. Noch später packt ihn die Reise-
lust und er fährt nach Skandinavien. per Schiff-stop. In Stockholm
sammelt er Kupf-erabfälle, aus denen er Schmuck bastelt und in den
Kaffeehäusern feilbietet. Das Geschäft geht nicht gerade brillant. Veuffer
schläft in den an den Straßcnrändern aufgestellten Sandkisten, immerhin
in eine eigene Decke gehüllt. Als er auch nichts mehr zu essen hat,
läßt er sich auf einem iberischen Schiff anheuern, für 20 Pfund im
Monat, Richtung Polarkreis. Mit den immer gleichen Refrain in seiner
Freizeit malt er. Vorausgesetzt. daß er mit niemanden gestritten hat, da
ist er abergläubisch. ames Joyce und Dostojewski, Breughel und Soutine
haben ihn am tiefsten beeindruckt. Van abstrakter Kunst behauptet er,
nichts zu verstehen.
er unbedingt nach Rom" führt. Soll er auch gar nicht.
ll1 man hat es satt, auf sogenannte Ziele angesetzt zu werden,
nso wie man die ganzen großen Worte und pathetischeh
welle zum Teufel wünscht, in dessen Tarnungsmittel-Magazin
wahrscheinlich auch gehören.
sächlich, viele dieser jungen Menschen, und zweifelsohne
it die schlechtesten, leben wörtlich in den Tag hinein" und
eigene Faust. Von der älteren Generation allein gelassen
sich nicht nur darauf bezieht, daß die Eltern in Arbeit
ien und dem ganzen öffentlichen Betriebstheatcr abhold, das
zwar oft vom Grauen angerührt, aber auch leicht belustigt,
weiter. Die Maske freilich hält diesem Blick nicht stand. Er
nimmt auch die best kaschicrlcn Würmer" wahr und lut dann,
wenn er seinen Eindruck beispielsweise malerisch realisiert, noch
ein bißchen was dazu, schon als Hieb gegen Heuchelei und
Prüderie.
Als konkrelcr Fall kann ein junger Wiener Maler namens Hans
Neuffcr gelten. Er ist jetzt 20, aber schon vor Jahren waren
erste Arbeiten von ihm in einer Ausstellung des Kreise? zu
sehen. Damals war er noch Mittelschüler. jetzt hat er sich zur
17
Abb. 1. Der Schriftgelehrte, Tempern.
In seiner Klause meditiert der Schriftgelehrte
die Letzten Dinge, während die Welt des A1
für ihn arbeiten und leiden muß, als habe si4
Voraussetzungen zu schaffen, die dem Geiste
Einkehr zu sich selbst ermöglichen.
Malerei entschlossen, die er sich als Autodidakt erobert. Aber
es geht ihm nicht etwa um die große Peinture", sondern nur
um eine Weise, Bilder loszuwerden, also sich aus gewissen Be
drängnisser. zu lösen, vielleicht auch Angriffe zu starten und
positive Erkenntnisse und Erlebnisse bildnerisch zu formulieren.
Was die letzteren betrifft, so sind sie von einer erstaunlichen
Stille und zu Tiefen hin geöffnet, die keiner der voreiligen Kri-
tiker der Jugend mit ihr in Verbindung bringen würde.
Ncuffer ist, wie etwa auf dem Bilde des Schriftgelehrten", für
den die halbe Menschheit arbeiten, leiden und eventuell auch
am Galgen enden muß, nur damit er in Versunkenheit seiner
längst schon bei den mathematischen Symbolen angelangten
Weisheit dient und huldigt, fast ein wenig manieriert und gravi-
tätisch, aber nie, auch auf seinen Anklagen nicht, pathetisch.
Er klagt eigentlich überhaupt nicht an, sondern entlarvt bloß,
und damit hat sich der Fall für ihn wie eben für die Jugend
seiner Art erledigt. Denn da wird nicht irgendeine Moral ver-
fochten, sondern vielmehr der Versuch unternommen, festzustel-
len, um sodann aufzuzeigen, ob Substanz da ist oder nicht.
Neuffer und auch das ist typisch spürt und will das Hir
gründige und hilft ihm hier und da auch ein wenig vom Lif
her nach. Er und seine Kollegen sind überhaupt alles ani
als unbewußt, aber sie haben nicht jenes platte Rechenschie
Bewußtsein, mit dem sich irgend welche Warenlistcn zusamr
stellen oder in vorteilhaften Austausch bringen lassen. Ihr
finement ist differenzierter. Es schließt auch den Bluff nicht
der der Taschenspielerclou an der Spitze der Effekte ist.
fern ist sogar viel Ende in diesen jungen Menschen, aber
gleich auch eine eigenartige Redlichkeit und Unbestechlich
wenn man will, des Verlorenseins" die in mancher
sieht mehr Aussicht hat, gefunden" zu werden als viele, Clil
Ewigkeit bekenntnismäßig fiir sich in Anspruch nehmen.
sehe sich das Selbstporträt, in Aquarell und Tempcra auf
Zeitung gemalt auch hier wurde Not zum Effekt gema
oder den Kupferstich der Arche Noah" genauer an, und
wird schwerlich leugnen können, daß sich da ein völlig unsi
mentales Armsein und ein ebenso unsentimentaler Reichtum
Schauens zusammenfinden.
18
Abb. I. Die Arche, Kupfer-
stieh.
Die Sintflut scheint been-
det. Die Arche ist gelan-
det. Auf dem Berge wird
das Dnnkopfer dargebraeht.
Der große Regenbogen, der
Gott erinnern snll, dieMen-
schenwelt nicht wieder zu
vernichten, hat sich über
den Horizont gespannt, und
über ihm kreisen die Gev
stirne. Das Dach der Arche
liegt auf dem Berge. und
die Tiere haben ihren Schutz
bereits verlassen. Noah er-
wartet den Sohn, der ihm
die Kleider bringt. während
ein anderer, der wahnsinnig
geworden ist, völlig auf den
Kopf gestellt und in eine
verkehrte Welt" gebannt
ist. Ein eigenartiges Blatt.
Abb. 3. Der Variete-Sänger, Tempera.
Da steht er, ganz und gar Mund und ge-
spannter Rhythmus, weniger Mensch als In-
strument, eingefangen und in Ekstase be-
freit zugleich. Das Bild ist auf Zeitung gea
malt. auf den Annoneenteil, und was ur-
sprünglich wohl nur aus Not. weil aus
Mangel an anderem Bildgrund geschah, zeigt
sich hier schon zum Prinzip erhoben, als
ein Gestaltungselement verwendet. Anonym
wie der Sänger schreien auch die Inserate
mit.
ÜSTERREICHISCHE
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GEGRÜNDET 1880
ZENTRALE WIEN I. AM I-IOF
28 ZWEIGSTELLEN IN WIEN
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KLOSTERNEUBURG WIENER NEUSTADT
AFFILIATION
EISENSTÄDTER BANK A. G., EISENSTADT
19
Gebrauchsgraphtk
Es soll und darf nicht verschwiegen werden, daß eine Ausstel-
lung polnischer Kinoplakate in der Galerie Würthle geeignet
sein muß, österreichischen Auftraggebern, und wohl auch man-
chen allzu konzessionswilligen Graphikern in unserem Lande
eine bittere Lektion zu erteilen. Im allgemein bedauerlichen
Tiefstand des österreichischen Kinoplakates überhöht sich noch
die Wirkung des polnischen. Es hieße einen falschen Patriotismus
kultivieren, wollte man verschweigen, daß das Kinoplakat an
der Donau ein recht armseliges Aschenbrödeldasein führt. An
den Ufern der Weichsel scheint dies anders zu sein.
Das kunstinteressierte Publikum in Wien vermutete mißtrauisch
dirigierte Halbkunst s0zialistisch-realistischer" Prägung eines
totalitären Staates. S0 war denn die Überraschung doppelt groß,
als die Besucher der Ausstellung bemerkten das polnische Kino-
plakat steht dem französischen und schweizerischen ebenso nahe,
wie das österreichische dem westlichen Geschmack ferne, um
GEBRAUCI-ISGRAPHIK
AUS POLEN
UND FINNLAND
nicht brutal zu sagen, dem russischen Niveau bedeutend näher
als das Plakat in der polnischen Volksdemokratie. Sprechen wir
es aus das polnische Plakat hat mehr künstlerischen Ernst und
mehr Charakter als das Plakat auf unseren Wänden. Über die
erzieherische Mission des Kinoplakates in Polen sagt Jan Lenica,
einer der ausstellenden Künstler es ist eine Form moderner
bildender Kunst, für die Reichweite der Bevölkerung in Stadt
und Land gemacht, und stellt einen wesentlichen Faktor in der
künstlerischen Geschmaeksbildung des Durchschnittspublikums
dar, eine Art Fibel der Malerei, geeignet, den Mann der Straße
mit vielfältigen Formen der Kunst vertrauter zu machen."
jan Lenica hat diesen Grundsatz in seinen eigenen Plakaten,
wie jenem zum mexikanischen Film Rio Escondido" oder zu
Die Kinder von Hiroshima" mutig in die Tat umgesetzt. Eine
ganze Reihe hervorragender Affichen lieferten auch Henryk
Tomaszewski Schönheit des Satans", Wojeiech Zamecznik
Flucht nach Frankreich", jerzy Srokowski Plakat für den
österreichischen Film Eine Nacht in Venedig", julian Palka
Die Kinder des Olymp" und Wiktor Gorka Crainqucbille"
nach Anatol France.
Es trifft sich nicht schlecht, daß gerade neben der polnischen
Plakatausstellung noch eine zweite, ganz anderer Natur, in Wien
Mumm...
...v...,...
......n.. 11411111111. ......u.. "u...
"VWÜWÄ."
m11"?
1.1.1.1..."
"nun...
Mumm... Alllällllln
um KJITUZINI um pllnm-h-n N11. Ruuhr. Yur du-
Km Im". Pnlnisrlvrx P1 lk 1.11 an nmßi-Jwn Film. 193.. vnn phm- hcwallmwu cmvß lmhclwn
lzinpx
20
uclegz
Die größte Überraschung der polnischen Plalinlxxusstcllnng in Wien waren die liilmplaknte. deren Gestalter vdllig andere Wvgc gehen als ihre öster-
VClVClIlSClIEII Kollegen.
Lenica. Rechts ,.l-'lucht nach Frankreich." Plakat zu einem
Ohm links .,Rio Esc iLLw." P1 zu einem muxikalnißchen Film. vun
italienischen Film, vun Zmnccznxk. Unten ,.l'r Revisor Plakat zu dem nach jogol gedrehten sowjclisclucn Film, 1953, von
lcnryk Tomaszewski.
gezeigt wird. War im polnischen Plakat die hundertjährige gei-
stige Allianz mit Frankreich merklich sichtbar, strahlt dagegen
die vom finnischen VerbandMainospraafikat" ins österreichische
Museum für angewandte Kunst gebrachte Plakat-Kollektion bür-
gerliche Ruhe und Solidität des Nordens aus. Unvcrdientermaßen
ist das finnische Plakat die sprachliche Vereinsamung des
Finnischen in der europäischen Völkerlamilie wirkt sich negativ
aus bei uns wenig bekannt. Freundlicher Humor und Viel-
falt dezent ausgesprochener Werbeideen ist lür die finnische
Gebrauchsgraphik charakteristisch. Die Kollektion im Stuben-
ringmuseum ist nur als Teil einer größeren Ausstellung zusam-
mengestellt worden, denn die Plakate, Zigarettenpackungen,
Buchumsehläge und Einpackpapiere der Finnen werden in diesem
Frühjahr zur gemeinnordischen Ausstellung nach Oslo gebracht
werden. Anregende Formulierungen und gebrauchsgraphische
Bonmots haben gefunden Tait N. Fredriksson in dem amüsanten
Plakat mit dem zweigeteilten Pinsel, P. O. Nyström Plakat für
Weichfaserplatten in Variation einer Steinberg-Idcc. Osmo Walli
brilliert mit dem sehr hübschen volkstümlichen Einpackpapier
Rentier und Nordlicht als Muster ohne Ende. Martti Mykkäncn
mit seiner graphischen Idee Cafe-Coop", Holgar Erkelenz mit
einer originellen Werbung für die Textilmesse, Heikki Ahfialas
Straße" geben andere Beispiele für gute Gehrauchsgraphik auf
schon abgesteckten und gepflegten Wegen. In Erik Bruuns Bild
vom Mann, der sich ein Haus baut und selbst zur Faserplattc,
wird, wie auch in dem originellen Plakat des Fisches als Sar-
dincnschachtel kommen im modernen Gewande arcimboldeske
Ideenfluehten auf glückliche Weise zur graphischen Neugestal-
tung. a. n.
21
MODERNE UND
GEMÜTLICHKEIT
ZWEIFRONTENKRIEG ODER BILDNERISCHE KONSEQUENZ?
Das Verhältnis der tNlodcrnc" zur iernütlichkeif ist zweifel-
los ein Problem, dem man schon einmal einige Gedanken und
vielleicht auch einige Diskussionen widmen kann, vorausgesetzt
natürlich, daß man sieh über die Worte Äloderne" und ic-
mütlichkeit" entsprechend klar ist. lnsofern stellt ein kürzlich
durch den General-Manager der Roscnthttl-Porzellan A. E.
Philip Rosenthal veranstalteter Empfang für die Wiener Archi-
tekten und Entwerfer eine ebenso wiederholungs- wie verbesse-
rungsbedürftigc Sache dar. Für die Wiederholung spricht erstens,
daß man gerade hier in Wien die Fragen der liormgebung nicht
gründlich genug erörtern und sie zweitens nicht oft genug mit
den einschlägigen Produzenten zusammen behandeln kann; für
die Verbesserung hingegen, daß es vielleicht doch in manchem
bei dieser ersten Begegnung, allerdings mit einem ausländischen
Produzenten, an der oben Zitierten und für eine fruchtbare lis-
kussion vorausgesetzten Klarheit mangelte.
Philip Roscntital ist gleichzeitig Mitglied des leitenden Komitees
für liormgcbung im Bundesverbttnd der deutschen Industrie, so
daß seinen die von ihm gewünschte allgemeine Diskussion ein-
leitenden Worten zum Thema des Abends eine gewisse pro-
grammatische Bedeutung zukommt. Man wird nicht ohne weite-
res behaupten können, daß sie dieser Bedeutung voll entspra-
chen. Gewiß, ein jcschäftsmxtnn ist ein Geschäftsmann und hat
eine andere Diktion als Menschen, die sich mehr grundsätzlich
Abb. 1. Kaff-e Service Foi-titna" von Elsa Fischet-Ifreyden tkosen-
thal. Hier wird die zweite Front" in einem typisch antifunktionellen
Dekor und obendrein noch dadurch wirksam. daß man sich auf die
Deekelknöpfe entweder sein Monogramnx oder fünf Glüekszeielten
..Fortuna"! gießen lassen kann. S0 aber dtirtte kaum das Konventio-
nell-Fade, besonders der beiden Kannenfurvnen. überwunden werden
können. sondern weit eher Bestätigung erhalten.
mit den Formfragen unserer Zeit bef en. Aber weil bleibt
schließlich in jeder Diktion weiß und schwarz schwarz. Da gibt
es nichts zu deuteln,
50 aber vttar auch die Tendenz von Philip Rosenthals Ausführun-
gen um so unmißvcrstiindlicher, als sie genau mit den bei dieser
Gelegenheit vorgewiesenen Porzellanbeispiclen seiner Firma zu-
sammcnpaßtc. Greifen wir die drei Hauptpunkte seiner Diskus-
sionseinleitung heraus und setzen wir das Gcsagte'" mit dem
ictnachten", also Wort und Porzellan in Vergleich, so wird
dieser Zusammenhang noch deutlicher Da hieß es also erstens
der Kampf urn die gute Form" sei cin Zwcifrontenkrieg sowohl
gegen die Imitation vergangener Stile als auch gegen die allzu
technische und funktionelle Älaßbestintntung. Das klingt beste-
chend, aber nur so lange, als man sich von der heroischen Vor-
stellung eines Kämpfers nach zwei Seiten blenden läßt. Bei nähe-
rcr Betrachtung niimlich wird ersichtlich, daß auf der Seite,
wo das Tcehniseh-Funktionelle sein angebliches Allzu" demon-
striert, gar kein echter Feind steht.
Wie liegen denn die Dinge wirklich? Um die Stil-Imitation aus-
zuschalten. war cine Reinigung und Reduktion der Form auf
Abb. 2. Kaffee-Service. Form Finnlanclia. von Tapio Wirkkala Rosen-
thal. Hier ist die Form. besonders die der Kanne, gut zu nennen.
Heinz Helgerths Dekor jedoch mit dem poetisch-nordischen Namen
"Mittsommcrnaeht". der wahrscheinlich den finnischen Forrnentwcrfei-
ehren soll, scheint at ande, dieser Form einen höheren "restaltwert
zu verleihen. Wer hon ist. braucht sich nicht herauszuputzen. Vogerln
und Roserln sind ein kaufmännisches und kein auf die Gestalt der
Dinge bezogenes Argument. Als .,Waffen" an der "zweiten Front" sollen
sie einer gesehi tliehen Berechnung den Anstrich eines idealistischen
Iintschlusses geben.
eine Grundform hin geboten, die wieder im Zeitalter der fort-
schreitenden Technik nur die aus der Konstruktion des Gegen-
indes hervorgegangene und auf seine funktionelle Zweck-
crfüllting gerichtete Form sein konnte. legen Konstruktion,
Funktion und Zweck aber gibt es nichts zu kämpfen. Hier kommt
es vielmehr eindeutig nur auf eine allmähliche Ausweitung und
Vertiefung der iviaßstabe, auf ihre Ausrcifung ins Selbstverständ-
lich-Humane an. Mit anderen Worten die Konstruktion als eine
Art Strukturgcrüst mufi vom Bildnerischen her das Fleisch der
Gestalt" ansetzen, der Zweck von der bloß sachlichen Verrich-
tung auf die glcicl am freundschaftliche mgangsweisc des Nlcn-
sehen mit dem Gegenstande ausgedehnt und ebenso die Funktion
im Sinne einer lebendigen, auch die Sinne und das Gemüt be-
friedigenden jebrauchsform durchgcbildct und verwirklicht
werden.
Die zweite Front Herrn Rosenthals demnach scheint nur eine
weiche Stelle, eine Ausrede und ßankcrotterk 'ung, wenn nicht
gar eine Tarnung zu sein, hinter der zwar keine Stilimitationen
mehr, aber dafür die verspielten Da-kore" ihren geschwätzigcn
Wiedereinzug halten. Weil es erstens zur Formgcstttltung über
22
die Konstruktion hinaus nicht reicht, gibt man den Dekoratcuren
wieder freie Hand, schon weil zweitens das sogenannte Publikum,
das Weichheits-Kollektiv schlechthin, danach verlangt.
Nicht nur die ausgestellten Porzellanmuster, sondern auch
Punkt und der Diskussionseinleitung können als Bestätigung
bezeichnet werden. Da nämlich war von Schmuck" und schließ-
lich sogar von Kompromiß" die Rede, was jeden Zweifel daran
ausschließt, daß es sich nicht etwa um eine bildnerische Anrei-
cherung der mit der Konstruktion, dem Zweck und der Funk-
tion bezogenen klaren Grundposition handelt, sondern vielmehr
eben um weiche Stellen und damit letztlich auch hinsichtlich der
Gemütlichkeit" um eine sentimentale und geschmackige Ent-
gleisung. Schmuck ist immer ein zusätzliches Element, dem die
Schönheit der guten Form als eine in Form und Farbe geschlos-
sene Ganzhejt und Einheit gegenübersteht Diese Ganzheit und
Einheit aber kommen nie durch einen KompromifW zustande,
sondern einzig als die Krönung der Konstruktion vom Bildneri-
sehen her. Wenn also Philip Rosenthal eine Mischung aus indu-
strieller Disziplin und künstlerischer Kraft" verlangte, so ist das
ganz in Ordnung, nur ist es mit der künstlerischen Kraft ver-
teufelt schlecht bestellt, wenn sie, wie etwa bei den gezeigten
Glückszeichen", Monogrammen oder gar den blauen Rosen-
mustern, Schmuck" und Kompromiß" erzeugt.
Wenn man unter der Moderne" in der Gebrauchsgutformung
die Periode verstehen will, in der die Form der Dinge allein aus
ihrer wie immer gearteten Bestimmung heraus gewonnen, also
eben ihre wirkliche Gestalt gebildet wird, so dürfte das so eini-
germaßen ins Schwarze treffen. Von der GemütlichkeiW wieder,
beispielsweise eines Hauses oder Raumes, läßt sich sagen, daß
sie auf deren warmer, beseelter Harmonie beruht, die mit Nip-
pes, Plüsch, Verzierung und dergleichen genau so wenig zu tun
hat wie mit geschneckerlter Geziertheit und gestenrcicher Über-
schwänglichkeit im menschlichen Benehmen.
Nicht also, daß etwa ein altes Biedermeierzimmer oder selbst
ein von früheren Zeiten her angeriiumter Salon unter allen Um-
ständen ungemütlich wären. Wenn die Besitzer Herz genug ha-
ben, strahlen sie das sogar in einen derartigen Salon aus. Grotesk
und hoffnungslos wird die Geschichte erst, wenn man heute noch
entsprechende Gegenstände fabrizieren wollte. Wir nämlich brau-
chcn nichts, was uns in angeblich bessere Zeiten flüchten, ge-
schmacklich ästhetisiercn oder sonstwie säuseln hilft, sondern
genau das, was uns mitten in unsere Zeit hineinstellt, ihre Ro-
heiten, Kälten oder Rationalismen überwinden und damit eben
erst die volle, runde Form für sie bilden und gewinnen lehrt.
Daß das nicht durch Verdrängung des Funktionalismus, sondern
nur durch ein tieferes und umfassenderes Verständnis der Funk-
tion, nicht durch Schmuck an den Dingen, sondern durch ihre
reichere Gestalt, nicht durch einen Kompromiß, sondern nur
durch eine klarere geistige Entschiedenheit zu erreichen ist, steht
außer Frage. Statt des Zweifrontcnkrieges" also kommt nur
der Kampf an einer Front und auch hier nicht einmal so sehr
mehr gegen irgendwen und irgend etwas, wie für die Syn-
these zwischen technischer Fertigung und bildnerischer Gestalt-
ausreifung in Betracht.
Wohl den Ländern, die in dieser Hinsieht bereits die nötige Er-
fahrung, die entsprechende Sichcrheit und den Mut der Selbst-
verständlichkeit besitzen. Sie können durch ihr Beispiel anderen
den Weg erleichtern. Wo aber diese Beispiele in der Alltags-
realität zu dünn gesät sind, da sollten wenigstens entsprechende
Sammlungen einwandfreien Gebrauchsgutes nicht nur gegründet
werden und im Dornröschcnschlummer vegetieren, sondern auch
als Energiezentrcn funktionieren und durch Diskussionen, Preis-
ausschreiben und dergleichen die produktionstechnischen, die
bildnerischen Elemente und schließlich auch das Publikum in
einen Kontakt und damit ins Gespräch bringen helfen.
.L.
ZWEI WVIENER GOLDSCHMIEDEARBEITEN VON 1760
NEUERWERBUNG DES ÖSTERREICHISCHEN MUSLZUMS FÜR ANGEWANDTE KUNST
Von IGNAZ SCHLOSSER
Die Kriege, die Ludwig XIV. geführt hat, haben die großen Sil-
berschätze des französischen Hofes und der Adelshäuser aufge-
zehrt. Die Kriege, die Napoleon den Ländern Europas aufzwang,
haben den Bestand an Goldschmiedearbeiten gewaltig rcduzieri.
Die österreichische Repunzierungsvorschrift von 1806 mit ihrer
gewaltigen Verteuerung der Punzierungsgebühr, die noch dazu
in klingender Münze bezahlt werden mußte, war schon ein sehr
empfindlicher Aderlaß; am 1. April 1809 folgte eine freiwillige
Gold- und Silberanleihe, die allerdings nicht den gewünschten
Erfolg zeiligte. Am 19. Dezember 1809 wurde das Silbereinliefe-
rungspatent erlassen, demzufolge mit ganz geringen Ausnahmen
sämtliche Silbergeräte bei den Einlösungsämtern abzuliefern wa-
ren. Bci den kirchlichen Geräten wurden von der Ablieferungs-
pflicht nur die Kuppa der Kelche oder Ziborien, die Lunula in
den Munstranzen, die Patenen und die Gefäße zur Aufbewahrung
des geweihten Öles ausgenommen. Vor dem Einschmelzen konn-
ten nur jene Eigentümer ihre Silbergegenstände retten, die im-
stande waren den Metallwert in Conventionsmünze, d. h. in
Hartgeld, zu erlegen. Das Einschlagen einer Punze, der soge-
nannten Befreiungspunze, war die Bestätigung für das Freikaufen
des Gegenstandes.
Allerdings gab es noch eine zweite Möglichkeit, Kostbarkeiten
aus Silber vor dem Zugriff der öffentlichen Hand zu retten
nämlich das Verstecken; diese Methode mag bei der Monstranz
und dem Zihorium, von denen hier die Rede sein soll, angewendet
worden sein; denn sie tragen keine Befreiungspunzc. Vor dem
Einschmelzen waren die beiden Stücke bewahrt worden, wohl
aber in der schweren Zeit zwischen den beiden Weltkriegen sind
sie ihrer künstlerischen Heimat verlorengegangen; dem Zusam-
mentreffen glücklicher Umstände ist es zu verdanken, daß sie
durch Kauf wieder heimgekehrt sind.
Die künstlerische Wirkung von Monstranz und Ziborium ist ganz
und gar auf edelste Treibarbeit gestellt, auf den Prunk der Ver-
wendung von Edelsteinen und Emails wurde verzichtet. Die
Hostie umgibt ein innerer Rahmen mit den symbolischen Ähren
und Trauben und ein weitgespannter äußerer Rahmen mit Gott
Vater, anbetenden Engeln und dem Hi. Geist.
23
Ciborium, Silber, vergoldet.
XVitn, 1760, Hühc cm.
guldet.
5-1 cm.
..
vm
mm
cI
,0.
um
nn
um...
KW
Symmetrisch geführte Voluten, die in Rocaillen zerflattern, bil-
den das Gerüst. Der Strahlcnkranz ist wirklich nur ein strahlen-
der Hintergrund. Ein vascnförmigcr Schaft leitet zu dem kräftig
gewölbten Fuß mit seinem reich geschwungenen Grundriß über;
die Zierclemente, Voluten und Rccaillen sind die gleichen.
Das Ziborium ist in der Komposition strenger und geschlossener,
wie es ja auch der Funktion dieses Deckelgefäßes entspricht; die
kräftigen Buckel auf Deckel und Fuß werden von Voluten beglei-
tet und dazwischen liegen ausgebreitet sehwingenarlige Rocail-
len; den Schalt bildet eine baluslcrlörmige Vase.
Beide Stücke, Monstranz und Zihorium, sind Wiener Arbeiten aus
dem Jahre 1760, Treibarbeiten in Silber mit gut erhaltener Ver-
goldung; von dem Meister kennen wir nur sein Monogramm K.
Dieses Monogramm aufzulösen, wird erst gelingen, wenn archi-
valische Forschungen über die Wiener Goldschmiede des 18.
Jahrhunderts durchgeführt werden.
EINE LEIHGABE ROKOKO-TISCHCHEN,
SÜDDEUTSCH, MITTE 18. JAHRHUNDEBT
Die obere Platte, Nuß- und Rosenholz, kann durch Lösen einer Sperrvorrich-
tung als Lesepult verwendet werden. Ein in die Tischplatte eingelassenes Brettchen
wird durch einen Federmechanismus gehoben und dient als untere Buchsttitze. Eine
zweite Platte ist mit einem Rhombenmuster in Zedern- und Palisanderholz iniarsiert.
Die Laden und Zargen sind mit Stirnholz-Seheibchen von Ästen furniert, wodurch
sich ein originelles Muster ergibt. Die aufgeleimten geschwungenen Leisten in Pali-
sanderhol und die graziöseiz Füße, Rosenholz, gehen dem Tischchen die
elegante Note der Zeit.
Das Rolaoko liebt kleine Möbel, weil sie eine unzeremoniöse, intime Atmosphäre
vermitteln. Eleganz der Form, Sbhönheit des Materials und optimale Zweckdien-
lichkeit wirken zusammen. Die Freude an spielerischer und überraschender Uer-
wandlungsfähigkeit, sowie an den dazu dienlichen Mechanismen gewinnt große
Bedeutung.
Dieses reizvolle Möbel wurde von Herrn Blasius Fornach in dankenswerter Weise
dem Österreichischen Museum für angewandte Kunst als Leihgalre zur Verfügung
gestellt.
NLUG
NACH
BRASILIEN
Von SIEGFRIED FREIBERG
tsam, wie lang es doch dauert und wie kurz war es gewesen,
man in Ibura, dem Flughafen von Recifc wieder Land betrat.
Zeit, die während des Flugs nicht verging, ist nun im Flug
gangen. Eine Strecke von 10000 Kilometern, wozu das Schiff
ei Wochen braucht. Man hat ein wenig gebangt, aber man
nun viel gewonnen.
lleicht war der genaue Beobachter der Flugstrecke auch einer,
sich ablenken wollte. Beginnen wir noch einmal mit dem
fang der Reise. Die Swissair hat für dcn neugierigen Flug-
.t eine auf schmalem Karton aufgezogene Landkarte zur
rfügung, auf der er die Flugstrecke genau verfolgen kann.
ist reizvoll, die bekannten Orte der Wachau, und Melk, Linz,
aun- und Chiemsee aus der Schau des Vogels wiederzuerken-
i. Zum Lustgefühl des Bergsteigers, der schönen Aussicht, tritt
noch die Freude an der raschen Fortbewegung. Es ist gewiß,
sich der interessierte Fluggast, der sich in genügend Be-
zmlichkeit, unter dem Lächeln einer hübschen Hosteß, abge-
kt von einer delikaten Speisenfolge, die auf stehsicheren Ta-
tts serviert wird, wohlfühlt und vergißt. Kaum hat man den
tten Rest Wermuth ausgetrunken, wird Kloten, der Flughafen
richs, erkennbar. Er ist einer der modernsten und schönsten
ighäfen der ganzen Strecke.
Panair do Brasil, die nun meine Passage übernimmt, schraubt
über einen doppelten Regenbogen hoch, es hat leicht ge-
ynet, in 6000 Meter Höhe, die es gestattet, ohne Gefahr
die Alpengipfel hinwegzuschwebcn. Eine neue Variante der
insucht nach dem Süden wird in uns wach. Wieder wollen
genaue Einzelheiten erkennen, aber die Panair hat leider
die angenehme Belehrung durch die Landkarte verzichtet.
befinden uns in einer stolzen viermotorigen Maschine. Die
asagiere weiter Reise scheinen um einen Grad vornehmer, man
iß nicht, ob nicht Belehrung oder Ablenkung sie belästigt. Ein
achenkundiger Steward gibt in großen Intervallen in vier
-achen die Position bekannt. Über die Gietscherwelt der Alpen,
ren etwas rostige Spiegelflächen und Sehncelappen in abend-
iem Rot aufglühen, möchte man genauere Auskunft haben.
er man traut nicht recht den Angaben des Kündigen, der die
ute angeblich schon hundert Male geflogen ist. Ist das wirk-
der Gornergrat, hier das Matterhorn, die jungfrau, dieser
imutzig graue Gipfel? Etwas schaudert einen, vor den so nied-
und bescheiden gewordenen Riesen, und gelegentlich helfen
belfetzen tröstlich mit, die Nahe des Abgrunds zu verschleiern.
lche Stille ahnen wir da draußen. An das gleichmäßige Brum-
der Motoren haben wir uns gewöhnt und hören es kaum.
sich die Wolkendecke wieder zerteilt, wird Piacenza gemel-
als nächstes Civitavecchia. Die Sonne ist untergegangen. Als
rauf Roms Flughafen Ciampino landen wollen, beleuchten in
Tiefe bereits in geordneten Abständen die vielen Lampen die
te und die Lichtkegel der Scheinwerfer weisen uns den Weg.
Ich eine Spirale. Rom präsentiert sich im Lichterglanz, die
bigen Leuchtreklamen verlebendigen das Bild. Nun die Via
ipia und wieder der Flugplatz. In allen Sprachen ersucht das
gaphon wieder das Rauchen einzustellen und sich anzugürten.
eich wird auch ein Danke hinzugefügt, thank you, obrigado.
in fühlt sich dem Sprecher verbunden und vernimmt nun das
osseln des Gases. Das Flugzeug sinkt merklich. Die Flügel,
nen man bisher kaum eine Bewegung angesehen, an ihren
den sind die farbigen Lichter aufgeblinkt, neigen sich, wir
ngen für Augenblicke etwas schief, die Flaps Bremsflügel
terhalb werden nun herausgedreht, das Fahrgestell herab-
lassen, die Bewegung des Steuers und das Reversieren der
Propeller, alles in allem erzeugt ein Ächzen und sirrende Töne,
wie sie jeder Landung vorausgehen. Ein Funkenregen sprüht
noch aus den Auspuffrohren unter den Flügeln. Das Stahlherz
der Maschine beruhigt sich. Fast dankbar empfinden wir noch
die kleine Erschütterung des Aufpralls der gewaltigen Pneus
auf dem Betonboden. Schon laufen wir langhin auf der Piste
aus und in Kurven kehren wir zum Flughafengebäude zurück.
Wie sicher geschieht alles! Wer wird jetzt noch annehmen, daß
Ähnliches geschehen könnte, wie man es gelegentlich in schauri-
gen Zeitungsberichten liest. Schon werden wir in das Neonlicht
der Empfangshallen geführt. Eine Stunde ist Aufenthalt. So lange
dauert das Auftanken und Überprüfen der Motoren. Das Ver-
weilen in den Kabinen ist während dieser Zeit verboten.
Bald geht es wieder von dem lauten Treiben auf dem Bahnhof
in die vertraute Stille des Eroberers" Bandeirante" heißt der
Flugzeugtyp der Panair do Brasil. Noch einmal paradiert Rom
im Lichterglanz. Das Abendessen wird serviert. Der Passagiere
sind weniger geworden. Dann reicht man uns die kleinen, so
leicht verrutschbaren Polster für eventuellen Schlaf, aber die
meisten dösen nur, wenn auch die kleinen Lampen ausgeknipst
werden. Hinter den Vorhängen lugt man noch in die sternhelle
Nacht-Die letzten Lichter an der tyrrhenischen Küste bleiben
zurück. Da noch ein hell erleuchteter Ozeandampfer, winzige
Fischerboote, im Dunkel das unbekannte Meer, Korsika und
Sardinien sind zu erkennen, die Meeresstraße zwischen den In-
seln weiter als man sichs vorgestellt hätte. Und nun dauert es
lange, bis die Lichter von den Balearen heraufwinken und das
Liehtgeschmeide Barcelonas. Der Fremde kann kaum noch Un-
terschiede festhalten. Die Anlage der einzelnen Flughäfen, die
erkennbar sind, wird ihm vielleicht als einziges deutlich. Auf
dem mitternächtigen Aeroport von Madrid ist noch Leben. Wir
verweilen nur kurz. Um ein Uhr starten wir nach Lissabon. Es
folgt die kürzeste Strecke und der längste Aufenthalt, der letzte
auf europäischem Boden. Es ist zwei Uhr früh. Wir wenigen
wollen schlafen, aber wir werden in das Restaurant auf dem
menschenleeren Flughafen geführt. Die Büffetdame scheint über-
nächtig, der Kellner nicht gerade temperamentvoll. Auch das
Flugpersonal sitzt an einem Tisch, bei ihnen herrscht noch am
meisten Unterhaltung, der Gesprächsstoff scheint ihnen nicht
auszugehen. Ich besehe in den Vitrinen die ausgestellten Er-
innerungsartikel des portugiesischen Kunstgewerbes, die vielen
süßen Puppen lächeln in die gespenstische Leere des großen
Saals. Warten. Um Vier erst sinkt man wieder in die Polster
seines Kabinensessels und kann die Augen schließen. Das gleich-
mäßige Brummen der vier Motoren ertönt einem schon wie die
Melodie der Geborgenheit, angenehm umfangen von der ge-
wohnten Umgebung folgt man gern der Leuchtschrift Nac-
fume Use cintosl" und schnallt den Gürtel fest.
Sechseinhalb Stunden dauert der Flug nach Dakar. Er führt der
portugiesischen Küste entlang. In ein bis zwei Stunden wird der
Morgen grauen. Man kann ruhig etwas schlafen. Vielen gelingt
es bis zum Vormittag, da die andern schon frisch rasiert aus dem
Waschraum kommen. Auch der eine oder andere vom Personal
findet sich hier zur Verschönerung ein. Aber man hat Zeit und
Geduld bis man an die Reihe kommt. Die Schläfer kümmert
wenig der Sonnenaufgang um sechs Uhr iiber dem Wolkenhori-
zont, das Schauspiel der blitzenden Lichtstrahlen und Goldstrei-
fcn, und wenn die Wolken die Sicht freigeben, der Blick auf das
feingerillte Meer. Die Südspitze Portugals, das Cap Vincente, sieht
verlassen aus, wir schweben zu hoch, um ein Leben in der Tiefe
oder die Bewegung des Meeres feststellen zu können. Als braune,
25
öde Flächen erscheinen uns die westlichen der Kanarischen In-
seln. Als die Langschläfcr erwachen, glaubt man afrikanisches
Land zu erblicken. Der neue Erdteil wird spät und selten sieht-
bar. Die meiste Zeit ist man über dem Meer. Aber da gewahrt
man plötzlich Sanddünen, ein anderes Meer braun geriffelten
Sandes, da und dort grüne Oasen an der westlichen Küste. Da
wir tiefer gehen, gewahren wir plötzlich eine flüchtende Herde
Antilopen, wie man es zu wiederholten Malen in Filmen gesehen
hat. Der Blick dringt verzückt durch das Bullauge. Ist es mög-
lich, daß die einst in der Kinderseele erträumten Bilder nun
Wirklichkeit werden, es müßten nur noch Löwen und Tiger
aus Büschen verbrechen. Alle Fluggäste drängen an die Fenster
der einen Seite.
Da liegt endlich an der westlichsten Spitze Afrikas das Cap
Verde mit Dakar. Es ist elf Uhr Vormittag, das Meer bespült
den Hafen mit seiner herrlichen Bläue, die aus den Bildbüchern
alt vertrauten Silhouetten der Schirmakazicn werden sichtbar,
die vom Flughafen Yoff entfernte weißragende Stadt, Tropen-
hotels, Hochhäuser. Wir rollen zum nicdern Gebäude des Aero-
Abb. l.
mitten in der Woche ist die Küste von San Vioente bei Santos wie aus-
gestorben. Von Zeit zu Zeit kommt eine Negerin tLntl schöpft Wasser.
Diese Stille ist ein seltsamer Kontrast zum lärmenden Trubel inmitten
der Stadt.
Einsamkeit am Rande der Wolkenkratzer. An einem Vormittag
ports und sind voll Erwartung. Die Kabinentür öffnet sich.
Feuchtheiße Luft schlägt uns entgegen. Ebenholzschwarzes Bo-
denpersonal hat die Treppe an den Ausstieg herangebracht, es
sind hohe, stolze Burschen. Die Temperatur ist fast unerträglich.
Man sucht Schatten in einem kleinen Palmgarten bei erfrischen-
den Getränken. Plötzlieh sprechen Neger französisch, der Poli-
zist der Lufthafenwache, die nackten Beine in Ledergamaschen,
der Andenkenverkäufer in blendendweißem Burnus. Ihr Gesichts-
ausdruck verrät nicht die geringste Bewegung. Sie erleben täg-
lich die neugierigen, ja abschätzenden Blicke der Reisenden. Es
ist anders als im europäischen Süden, wo der reisende Europäer
bestaunt wird. Ein kleines romantisches Postamt mit einer fran-
zösischen Posthalterin und scnegalesischen Gehilfen. Alles trägt
den eigenartigen Charakter der Tropen. Man würde länger blei-
bcn, wäre die Luft nicht drückend heiß. Auch ein kleiner Sprüh-
regen kühlt nicht ab. Er vermehrt nur das Unbehagen. Mit
etwas Verspätung steigen wir wieder über die Treppe in den
Rumpf unseres Flugzeuges. Das übliche Motorcngeräusch. Wir
rollen die Piste hinaus. Uneingeweihte merken kaum einen Un-
tcrschied. Siehe da, wir kehren wieder zum Flughafen zurück.
Einer der Motoren ist nicht angesprungen. Man nimmt den
Dienst genau. Das Bewußtsein einer Verantwortung verlangt eine
strenge Untersuchung der Kontakte. Wir setzen uns wieder in
den Palmgarten. Einstweilen bemüht sich ein Häuflein Techniker.
den Defekt zu beheben. Nach einer halben Stunde scheint alles
in Ordnung. Diesmal springen die Motoren richtig an, ihr Ge-
brumm gibt uns Vertrauen. Aber gemischte Gefühle sind noch
in den Herzen der Fahrgäste. Wir haben die längste Strecke,
die Überquerung des Atlantiks vor uns. Siebeneinhalb Stunden
lang ist nichts anderes als das Meer in 6000 Meter Tiefe unter uns.
Wir rasen mit einer Geschwindigkeit von fast 500 Kilometern in
der Stunde. Noch erkennen wir in greifbarer Tiefe über diesem
Meer die weißen Mahnen der wilden Rosse, die Schaumkronen der
Wellenberge. Wird der giihnende Rachen des Molochs uns Lili-
putwidersacher, dieses Spielzeug aus Duraluminium, verschlin-
gen? Nach einer halben, einer ganzen Stunde besteht noch die
Möglichkeit einer Umkehr, wenn der Defekt sich wiederholen
sollte, nach zwei Stunden kaum mehr. Werden wir mit zwei, drei
Motoren auskommen?
Aber es ist ja gar nicht daran zu denken. Diese Wunder
arbeiten mit unglaublicher Präzision, kaum daß entgegenstür-
zende Böen das Flugzeug bewegen, große, weiße Wolkrnballen
rasen an uns vorüber, für Augenblicke ist es finster. Use cintos!
Zehn Minuten sind wir im Mittelpunkt einer wilden Gegner-
schaft, der Regen prasselt an die Flügcldecken, über das Glas
der Bullaugen rinnen die Regenperlen. Da wird auch ein bißchen
geschaukelt, aber kaum so arg, daß man etwas aus einem Trink-
glas versehütten müffte. Der Routinier hat langst den ursprüng-
lichen Defekt vergessen, er schnallt sich nur widerwillig an,
weil es der Steward bescheiden verlangt, er kennt diese Emo-
tion der Elemente. Aus den Herzen der Ängstlichcn flieht un-
hörbar ein Stoßgebct. Vielleicht ist auch einer, der krampfhaft
verharrt und des Kommenden ängstlich gew"rtig ist. Er denkt
vielleicht auch, was wenige denken ist diese Tat einiger kleiner
Menschlein mit zielsicherer Hand und empfindlichem Gehirn
nicht ein Aufbegehren gegen die ungeheuren Kriiftc der Natur,
Hybris und Anmaßung des Zeitlichcn gegen das Ewige? Es
spricht nur von dem Langmut dieser Gewalten, daß sie die Her-
ausforderung nicht unverzüglich zu rächen bereit sind. Nicht
aller Widersacher Lose sind verwirkt. Nicht jedes Flugzeug wird
einfach wie ein Papierdrachen ein Spielball der Stärkeren.
Schon sind wir aus der Gewalt des Sturms. Sonnenlicht strömt
durch die Fenster. Fast ist ein Aufatmen zu spüren. Die At-
mosphäre in der Kabine wird fühlbar leichter. Die Leuchtschrift
verschwindet. Man erspart sich die Weisung durchs Megaphon.
Die Passagiere blasen kleine Wölkchen wohlriechenden Tabak-
rauchs in den begrenzten Luftraum. Durch die Düsen über den
Köpfen dringt Frischluft und zerteilt die grauen Schwaden. Ein
Blick auf die Uhr. Es ist kaum eine halbe Stunde vergangen.
Wir haben noch eine gewaltige Wegstrecke. Die Wolkendecke
lockert sich. Weiße Wülkchen hängen zwischen Himmel und
Meer wie Watte. Die Uhr ist um vier Stunden zurückzudrehen.
Man hat vier Stunden nicht existiert. Noch einmal beginnt das
Spiel. In vier Stunden ist es halb fünf Uhr abends. Dann ist die
Überquerung geglückt.
Sie glückt. Wie sind wir nur über diese Spanne Zeit hinweg-
gekommen? Wir wissen es nicht mehr. Leicht und wie selbst-
verständlich setzt die Maschine auf der Flugbahn von Recife an.
Eine neue, ganz andere Landschaft als in Afrika erwartet uns.
Wir gehen mit etwas steifen Beinen über die Treppe. Eine feine
Brise weht uns entgegen. Wie milde ist dieser Winterabend.
Palmen wehen am Strand. Der kleine Luftbahnhof ist eine be-
zaubernde Oase. Ein Gärtchen mit Bambus und Zuckerrohr ist
da, mit Dahlien und türkischen Nelken, ein Brunnenbecken. Die
kleinen Wimpel der Nationen wehen im Wind. Schön ist der
Blick von der Terrasse des Restaurants in die fremde Landschaft.
Hier steht nicht der hohe Senegalese, sondern der gedrungene
Bauer in Hemditrmcln und mit dem Sombrero auf dem Kopf. Im
roten Ackerfeld wiegt sich der Urubu, ein Mangobaum strotzt
in grüner Blätterfülle und an der blütenweißen Decke des Re-
staurants spaziert eine Eidechse. Sie gleich einer zierlichen Arn-
beske. Das ist der erste Gruß in Pernambuco. Welch eine Fülle
von Eindrücken wartet noch auf den Ankömmling in Brasilien.
26
Wie ist alles anders! Noch sieben Stunden bis Sao Paulo, der
Stadt der modernen Architektur, des aufstrebenden Weltstadt-
gedankens.
Niemand, der Rio versäumen möchte, mit seinen herrlichen
Küstenstraßen, der weltberühmten Copacabana, den Bergen
mitten im Stadtbild und dem ausgeglichenen Klima. Wunderbar
ist der Anflug vom Norden. Wir fliegen knapp an der riesigen
Christusstatue am Corcovado vorbei, die hell beschienen ist. Man
vergleicht sie der Freiheitsstatue vor New York und zieht den
Atem an über dieser wahrhaft einmaligen Stadtlandschaft mit
Seen, Bergen und Flußläufen in ihren Grenzen.
Abb. 2. Kontraste. Wie überall. wo über dem behitbigen Hindäminern
der Jahrhundertwende plötzlich das Gigantische hereinbraeh. übergangs-
los und im Rekord, bleiben solche Anachronismen wie durch Zufall übrig.
Der Flug von Rio nach Bahia, dem heutigen Salvador, wird nur
von zweimotorigen Maschinen durchgeführt. Wir benützen den
Cruzeiro do Sul". Der Flugbahnhof Santos Dumont liegt im
Innern der Stadt, während der Flugplatz für die großen Ma-
schinen weitab am Stadtrand sich befindet. Wir unterbrechen
den Flug vorerst nach einer halben Stunde in Vitorio. Die Küste
entlang gewahrt der eifrige Beobachter aus der Vogelpcrspck-
tive Einblicke in die Urwaldlandsehaft, die Riesenschlingcn gi-
gantischer Flußläufe. Abwechselnd grünes und dürres Land,
braune und rote Erde, ein Panorama der Einsamkeit.
Plötzlich regnet es. Gewaltige Güsse treffen den Vogel. Böen
stoßen gegen den Rumpf des Flugzeugs. Sie heben ein wenig
die Flügel von unten. Immer wieder durchdringen wir Wolken-
ballen. Sie machen eine Weile das Flugzeug erzittern und lassen
es leise wippen von einem Flügelendc zum andern. Usc cintos!
Es schaukelt manchmal bedenklich. Dichter Nebel liegt über
dem Boden. Aber der Pilot findet bravourös seinen Weg. Er
nimmt die Kurven, als schäle er einen Apfel. Große Schirme
werden uns beim Aussteigen gereicht. In einer halben Stunde
geht es weiter. Es rieselt noch im Grau. Aber als wir wieder
hochkommen, wie ein Wunder, es ist ein viertel sechs Uhr
abends, um sechs bricht plötzlich die Finsternis herein. Aber
jetzt leuchtet noch die Sonne über dem Ncbelmecr. Die Wolken-
schwaden ziehen, dünne blaue Schleier. Die Motoren stemmen
sich-gegen das Windgebrause. Nur die starke Sonne gibt Hoff-
nung. Wieder ergießt sich das Abendrot über eine phantastische
Landschaft. Noch immer streben die breiten Flüsse in weiten
Schlingen zum Meer. Der matto virgem Urwald schließt sich
zusammen zur Nacht. Noch drei Stunden dauert der Flug. Man
laßt sich in die Polster zurücksinken. Das Licht wird gelöscht.
Kühl wird es in dcr Kabine, die anscheinend weniger drucksicher
ist. Die Hostcß teilt Decken aus. Nlan packt sich ein. Einen Hut
auf den Kopf! Mit Mänteln und Shawls ist man gewappnet. Ich
schreibe mit H.'xndsehuhcn an den Händen und versuche einiges
festzuhalten. So vergehen die Stunden. Nach vereinzelten Lich-
tern wicder ein Lichthaufen in der Tiefe. Die Sternenkette an
der Praia wird sichtbar. Die Stewardefl verrät mit Lächeln zehn
Minuten noch nach Buhia.
Welch eine angenehme laue Luft umfängt uns wieder. Wir alle
stecken noch in Mänteln. Erst auf der Fahrt in diese romantische
Traumstadt löst sich die Starre. Das Bild Brasiliens ist mannig-
faltig. Hier offenbart sich für unser Empfinden die glückliche
Hatrmonie von Natur und Zivilisation. Es stört kein Wolken-
kr; zer und kein Baugerüst. In ruhiger Beschaulichkeit liegen
die Parkanlagen da, sie vermitteln ein beglückendes Gefühl des
Friedens. Die niedrigen Paläste zeugen von portugiesischer, ja
noch niederländischer Eigenart. Die Sehnsucht rührt der weite
Blick über das Meer. Die Altstadt in der Tiefe birgt Quellen
ursprünglichen Volkstums. Dreihundertundfünfundsechzig Kir-
chen, soviel Tage das Jahr hat, laden zum Besuch. Viele, wie das
liranziskanerklostcr, prangen in Gold. Auf den Märkten quirlt
das bunte und nackte Leben. Neger neben Indios halten hier ihre
Waren feil. Kinder betteln. Die Kutsche eines Reichen fährt
vorbei. Keiner beneidet den andern. Unsere Augen trinken Far-
ben und Fülle dieser fremden Schönheit und Eigenart. Sie feiern
Feste, die sie sich schon lange gewünscht. Eine blinde Frau geht
vorüber. Hilfreiche Hände stützen sie. Sie ahnt nichts von unsc-
rcm Glück der Fremde. Uns kommen die Tränen. Wir wissen
nicht mehr, warum.
Am nächsten fvlorgcn fliege ich endlich weiter nach Sao Paulo.
Öelzet-Orient
rlez ßeßswteppiah. um Österreich.
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lteznältrlr Qmrlitii, ruu reiner, edelste Walle
27
KOSTBARKEITEN
SIND DIE KIRCHEN-
IM WIENER
KUNSTHANDEL
RÄUBER ORGANISIER
Von HANS ZE
MÄDCHENKOPF
Balthasar Permoster, der
Schöpfer der Apotheose
des Prinzen Eugen im
Unteren Belvedere, hat
diesen reizenden Mäd-
ehenktopf aus weißem
Marmor gemeißßlt. Die
aus dem 17. jh. stame
mende Plastik dürfte,
wic es dazumal Sitte
war, auf einer Säule in
einem Garten oder in
der Halle eines Schlos-
ses gestanden sein. Der
Kopf ist 40 cm hoch
und kommt nun aus
der PrivatASammlung
eines Kunst-Händlers
wieder auf den Markt.
Kunslbandlung August Siedler
Wien
Hvans Reinhart, 1536i bDenkmünzc des Kurfürsten Johann von Sachsen.
S'il", Vßfgftldtt, Origtnalgröße. Galant St, Cltflilßph, Wien
28
Beinahe ist es wie zur Zeit des Buntmetallbooms nach Ausb
des Korea-Krieges, vielleicht sogar noch schlimmer Damals
schwanden bei uns über Nacht Telcphonkabel, Wasscrleitu
hähne, Türschnallcn und Straßcnschildcr. jetzt sind auf eii
Heiligenstatucn, Barockcngcl, Kerzenleuchter, ja nicht eit
mehr Altarfiguren her. Ein Kirchcnraub bedeutet für
dltgcschronik der Zeitungen keine Sensation mehr derlt
schon alltäglich geworden. Es steht außer Zweifel, dafl auf
Kunstmarkt zumindest, was die kriminelle Seite betrifi
eine geradezu tolle Konjunktur herrscht. Nicht nur in
reich, in allen Ländern, die große Kunstschätze besitzen,
sich dies uncrfreulich aus. Diese Länder wurden von
nüchternen Gegenwart als große ergiebige Antiquariate entd
Kultureller Ausverkauf das ist das Stichwort für die
malschützcr. Für sie herrscht seit etwa einem halben jahr
stc Alarmstufc. Begonnen hatte es eigentlich schon früher.
verschwand aus einer Sakristci ein goldener Meflkelch, dort
einer einsamen Kapelle ein Bronzelcuehtcr. Dann aber setzt
vergangenen Sommer eine richtige XVelle von Kirchendiebstä
ein. Schlag auf Schlag folgte ein Diebszug dem anderen, so
sich die Vorstellung aufdrängen muflte, es sei eine straff org
siertr Bande von Kunsträubern tätig. Die Sicherheitsbehöi
haben im Vorjahr 39 Diebstähle von Kunstgegcnstiinden
stricrt, die meisten Fälle ereigneten sich in der zweiten jah
hüllte.
Diese Zusammenfassung muß aber nicht unbedingt vollstäi
sein. Darüber, was vcrlorcnging oder in Gefahr ist, verlorcr
gehen, hat man schon deshalb keinen genauen Überblick,
der vorhandene Bestand nicht lückenlos erfaßt ist. Mit der
standaufnahmc, der Inventur der Kunstschätze hat das Bun
dcnkmalamt zwar schon begonnen, ehe Kunstdiebstähle mo
wurden. Die Beunruhigung über die Agilität der Diebe hat jCt
falls bewirkt, dall die Bemühungen intensiviert werden. In jet
Bundesland sind Teams am Werk, die alles, was die Bezeichn
Kunstwerk verdient, photographieren. Das ganze Material
dann in einer mchrhändigen Kunsttopographie Österreichs
sammengefaßt. Am weitesten ist diese Arbeit in Kärnten
dichcn. Wann dieses Vorhaben in ganz Österreich verwirkl
sein wird, lällt sich freilich kaum sagen. Wollte man ctwz
Niederösterreich jeden Altarengel im Bild festhalten, würde
die derzeit verfügbaren Kräfte allein an die fünfzig Jahre
schäftigen.
Mit einer kompletten Kunsttopographie wäre es also leich
sich cin Bild von dem zu machen, was vcrlorenging. Verhind
kann man Kunstdicbstähle dadurch zweifellos nicht. Es gibt
immerhin manches, was noch geschehen könnte. Erst vor
zcrer Zeit mufltcn im Vcrordnungsblatt der Erzdiözese Salzh
die Kirchcnverwaltungen angewiesen werden, alle Vorsorge
Sicherung des kirchlichen Eigentums zu treffen. Auch anders
wurde daran erinnert, daß Kirchen abgesperrt und Dicbstä
und Einbruchsvcrsuchc sofort der Polizei oder Gcndarmcric
gezeigt werden sollen.
Die Polizei war zu Beginn dieses Bildcr-Sturmes" ,natürl
auch nicht vorbereitet. Für sie ergaben sich die Parallelen zu
Zeit der Buntmetallkonjunktur am deutlichsten. Am l-löhepui
stand wie vor sechs Jahren auch in der Ära der Kunstdicbstiihle
ein Mord. Damals hatten zwei Metalldiebe bei Mödling ihre Ab-
nehmer umgebracht, in der Nacht zum i. Dezember 1956 er-
scboß der Dieb von der Votivkirche seinen Hehler. Der Hinter-
grund dieses Verbrechens ist einer der wertmäßig bedeutendsten
Fälle von Kunstdicbstahl. Die Heiligenfiguren des Amraser Altars.
gotische Holzschnitzarbeit aus dem 15. Jahrhundert, stellen tat-
sächlich einen Kunstschatz dar. Etwa zur gleichen Zeit ver-
schwanden aus der Filialkirche von Pockhorn bei Heiligenblut
Statuen, die gleichfalls die Bezeichnung kostbar verdienen. Wei-
ter fortzusetzen, fiillt schon schwer. Wenn auch bei vielen der
übrigen Kirchen- und sonstigen Kunstdiebstähle erhebliche Wert-
angaben zirkulieren, so geht es doch eigentlich fast nie um
wirklich Unersetzliches.
Diese Umstände und auch andere Anzeichen sagen den Krimi-
nalisten, daß es sich bei den Kunstdiebstählcn wahrscheinlich
nicht auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein hat
um das Werk eines internationalen Diebs- und Schmugglerringes
handeln dürfte. Man kommt nicht aus Übersee, um nach langer
Kreuzfahrt landauf, landab zehn oder zwanzig Barockengcrlit
zu ergattern. Die Fälle, die bisher geklärt werden können, ver-
mitteln ein ganz anderes Bild Da wurde einmal ein Handels-
vertreter, ein anderes Mal wieder eine Gruppe jugendlicher ver-
haftet. Dem Vertreter waren, wenn er mit seinem Auto herum-
kam, unterwegs einfach günstige Gelegenheiten untergekommen.
Die jungen Burschen wieder sind nicht selten sogar dieselben, die
vor fünf und sechs jahren Buntmetall stahlen sie stehlen alles,
was leicht zugänglich ist und Interessenten findet. Die Auftrag-
geber, wenn man überhaupt von solchen sprechen kann, sind
weder leidenschaftliche Sammler noch versierte Makler. In dem
Votivkirchen-liall" war es ein Kaffeehauspächtcr, der wtdci" als
Cafetier, geschweige denn als Kunsthiindler einen Gewerbe-
schein oder auch nur Sachkenntnis besaß. Um seine" Heiligen
anzubringen, brauchte er als Vermittler einen deutschen Auto-
händler. jene Bande, die im Februar in Wien ausgehoben wurde,
hatte über den Riidclsführer ursprünglich tatsächlich mit einem
Kunsthändler zusammengearbeitet, der dem Burschen von einem
Sittlichkeitsvcrbrcchen her bekannt war. Als die Bande andere
Abnehmer suchte, war damit auch schon ihr Ende besiegelt.
Eine Kunsth-ändlerin aus der Wiener Inneren Stadt meldete der
Polizei, daß ihr aus der Franziskancrkirche gestohlene Altar-
leuchter angeboten worden waren und bald darauf befanden sich
die Burschen in Haft. Sie hatten sich übrigens vor allem auf
Haushcilige", in Nischen von Bauernhäusern in der Umgebung
Wicns aufgestellte Figuren, verlegt. Also durchaus keine über-
ragenden Kunstschätze. Daß Kunsthändler der Polizei zur Aus-
forschung von Kunstdichcn verhelfen, ist weder eine Seltenheit
noch besonders verwunderlich. Ihnen bringt der Briefträger
periodisch eine Druckschrift ins Haus, deren Einleitung unmiß-
verständlich formuliert ist Vor dem Erwerbe der in diesem
Verzeichnis angeführten Gegenstände wird unter Hinweis auf
Werben auch Sie lllr unscro Zollschrllt
ALTE UND MODERNE KUNST
Die österreichische Kunstxaltschrltt
lür Sammler, Kenner und Liebhaber
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Bedienen Sie sich das inliegenden Bestellscheine
KOSTBARKEITEN IM WIENER KUNSTHANDEL
HL. BARBARA
Diese 87 cm hohe Figur aus Lin-
denholz der Schutzpatronin der
Knappen, Kanoniere, und vor a1-
lem gegen Blitz und Unwetter
dürft-e ursprünglich an der Außen-
wand eines Hauses, vielleicht in
einer Nische, gestanden sein. In
Darstellung und Haltung liegt
noch jener Hauch von Mystik, der
uns in gotischen Dornen ergreift.
Dle Statue stammt aus dem Kunst-
kreis Krummau, um 138i, dessen
Blüte uns in der ..Kn1mmauer Ma-
donna". der bedeutendsten Plastik
dieser Zeit überhaupt heute im
Kunstl-iistorischcn Museum be-
kannt ist. Die Barbara-Statue
stammt aus dem Mühlviertel aus
PrivatbesLz und Lt zum ersicnmal
im Handel.
Kunsthandlung August Siedler, Wien.
Hans Reinhnrt. 1536 Denkmünzc des Kurfürsten johann von Sachsen.
Silber, vergoldet, Originalgröße.
Gelen 51 Crlstopb, Wien
29
Zwei Fayenee-Salzfässer, Marke Hollitsch, aus dem liljahrhundert.
Mann und Frau sitzen in den bunten zeizgeni sehen Trachten auf
einem Baumstamm. Die Figuren sind rund 15 cm hucb.
Melanie Penixek, WlSH
die Strallolge der 471 bis 477 des Strafgesctzes gewarnt. Per-
sonen, die solche Gegenstände zum Vtffklllli, zur Belohnung usw.
anbieten, sind anzuhalten und der nächsten pol' ilichen Dienst-
stelle zu übergehen." Herausgeber dit-scr Zeitschrift ist das Fahn-
dungsamt der Polize
Natürlich merken die Kunsthiindlci" auch auf ihrem eigenen
Sektor, daß Konjunktur in Kunstgegcnstiindcn herrscht; bei
ihnen beginnt sich ja schließlich zuerst auszuwirken. ln die-
sem Punkt ist übrigens die Parallele zu der Zeit des Buntmetall-
booms nicht gegeben. Ging es damals darum, daß seelenloses
Material auf einmal immensen Wert erhielt und so die aus dcr
Kriegslurcht entstandene Flucht in Sachwerte illustriert wurde,
so sind Werte im Kurs gestiegen, die man nicht nach Kilo-
gramm oder Kalorien messen kann. lls spricht wahrscheinlich
lür die wirtschaftliche Konsolidierung, dal nun alle erdenklichen
Leute Skulpturen und andere Kunstgegenstände in der Wohnung
stehen haben wollen. Ob dahinter vom Interessenten her .utch
immer Kunstsinn und Geschmack steht, oder 0b vom Händler
her diese Konjunktur, die eben auch Gauner und Diebe auf den
Plan rult, nur eine Mengen- oder auch eine Wertkonjunktur ist,
bleibt eine andere Frage.
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Kunsfversleigerung 9-12. April 201. Münzversfeigerung 15.-18. April
Kunslversleigerung 7.- 9. Mai Qollvlünzversieigerung 21.-23. Mai
536. Kunsiauldion 4.- 6. Juni Sammlung Hollschek lll 18.-19. Juni
Kunslversleigerung 27.-29. Juni 203.Münzversleigerung 4.- 6. Juli
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AUS DEM
DER MALER MARTIN JOHANN SCHMIDT
genannt der Krernser Schmidt" 1718-1801
Herausgegeben von Dr. Fritz Dworschak
Dr. Rupert Feuchtmüller
Dr. Karl Garzarolli-Thurnlackh
Dr. Ioset Zykan
Urniang VI und 928 Seiten Text mit eingestreuten
Abbildungen, 120 ganzseitige Kunstdrucktateln in
eintarbigem Buchdruck und 24 Sechsfarben-Licht-
drucktaleln. Format 26,5 x20 cm. Gebunden in Ganz-
leinen, mit Titel- und Riickenprügrmg, ierner mit
einem in Vieriarben-Otisetdruck hergestellten, cello-
phanierten Schutzumschlag 380.-
KURT PETER KARFELD
ÖSTERREICH IN FARBEN
Text von Ioset Friedrich Perkonig
80 Seiten Umfang, mit I6 ganzseitigen und 35 in den
Text eingeklebten Bildern in viertarbigem Buchdruck.
Vornehmer Ganzleineneinband mit Goldprögung
und wirkungsvoller, viertarbiger Schutzumschlag.
Erhältlich in deutscher und englischer Sprache.
Format 22,5 29 cm
Preis pro Ausgabe .s16s.m
ERWIN BENESCH
WOHIN AM SONNTAG
2. Auilage
Eine Auswahl von Ausflügen vom Kahlengebirge
bis zu den Ennstaler Alpen. Mit zwölf Übersichts-
skizzen, Tabellen der Fahrpreise der Österreichi-
schen Bundesbahnen und der staatlichen Kraittahr-
betriebe. Urniang 208 Seiten. Format 12xl5,5 cm.
Broschiert..............Sl5.a
HANNA LWEISL
LICHT UND SCHATTEN
Bilder und Gedanken aus Österreich
Eine Sammlung österreichischer Landschattsbilder.
Z6 Farb- und 85 Schwarzweißautnahmen. Gebun-
den in Halbleinen.
Format ZZSKZSCm .Sl20.-
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