und
MÜNCHEN 1957
ZWEITE DEUTSCHE
KUNST- UND ANTIQUITÄTENMESSE
IM HAUS DER KUNST
SILNOVEMBER
8. DEZEMBER
ÖSTERREICHISCHE ZEITSCHRIFT
FUR KUNST, KUNSTHANDWERK
UND WOHNKULTUR
alie und moderne
kunsi
2. JAHRGANG
NOVEMBER NR. 11
EIGENTÜMER, HERAUSGEBER UND VERLEGER
RZR-Verlug. Oma Richier, Wien I. Kämlnersiruße I4 Eingnng Neuer
mm Telephon 521230
INHALT
EPHESOS. ÖSTERREICHS GRABUNGSSTÄTTE
IN ANATOLIEN
von PROF. DR. FRANZ MILTNER
VERANTWORTLICHER REDAKTEUR
Dr. Eleonore ThunrHohensialn
DER ERSTE DER HEILIGEN BERGE KÄRNTENS
vom m2, HEDWIG KENNER
DAS GUNTHERHOCHGRAB IN DER STIFTSKIRCHE
ZU KREMSMUNSTER
VON ALTMANN KELLNER
WISSENSCHAFTLICHE LEITUNG
Dr. Wilhelm Mrazek und Dr. Franz Windlsch-Grudx.
Uslerreichisches Museum für nngewnndle Kunsl
1O
Auer
PHOTONACHWEIS
Dibzesanbifdsielle, Linz Schmaus.
SCHLOSS GUTENBERG IN DER STEIERMARK
VON DR. FRANZ WlNDlSCH-GRÄETZ
DREI KOLLEKTIVAUSSTELLUNGEN
IN DER WIENER SECESSION
vom DR. WERNER HOFMANN
SUCHE NACH DEM AUSGLEICH
EINIGE BEMERKUNGEN ZU BILDERN
VON AUGUSTIN TSCHINKEL
VON RAOIJL HAUSMANN
EINE GROSSTAT IM DIENST DER KUNST
DAS ATELIERHAUS DES KULTURRINGES
DER WIRTSCHAFT IN LINZ
vom WALTER KASTEN
HOLLÄNDISCHES PORZELLAN DELFTER KERAMIK
ZUR AUSSTELLUNG .DELFTER KERAMIK
IM 20. JAHRHUNDERT" IM OSTERR. MUSEUM
FL"JR ANGEWANDTE KUNST
vom m. WILHELM MRAZEK
.STADT DER MOBEL" ALS MAZEN
DER AVANT-GARDE-MALEREI
vom PROF. ARNULF NEUWIRTH
EIN SIEG ÜBER DAS VORURTEIL
vom m2. ERNST KOLLER
UNSERE AUTOREN
13
ANZEIGENANNAHME
RZR-Verllq. W420 Kürnlnerslrnße 14 Eingang Neuer Mark!
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GRAPHISCHE GESTALTUNG
Leopold Neiopil, Onwecuhasches Museum Im sngewnndl Kunsl
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KLISCHEES
MeNen, Wien IX
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SIHIUIII KUNSTDRUCKPAPIER
Flarldus-Druckcrei, Wien XXI. Brünner Sivaße 20
22
25
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Alle Manuskrlple sind an die wissenschaftliche Lelhmg, Uslerreichi-
sches Museum für ungewandle Kunso, Wien Slubenring zu senden.
Für unverlanql eingesundle Menuskripoe eHer An ubernimml der
RZR-Verinq keine Haßung
28
29
TITELBILD LEBENSGROSSE snrue DER ARTEMIS EPHESIA
AUS FEINEM INSELMARMOR MIT RESTEN DES GOLDBELAGS.
DIE IN EPHESOS GEFUNDEN WURDE.
..Alln und madurnn Kunxl" auclulni mnnnlllch. Fr
du Elnxullullol US 15.-, DM 3.50, slr 3.50. Jnhrcshoxugngobllhr 12 Folgen 55 165.-, DM 40.-. nlr 40.-
EPHESOS, ÖSTERREICHS GRABUNGSSTÄTTE IN ANATOLIEN
Von FRANZ MILTNER
Etwa 70 km südlich der heute blühenden Hafenstadt Izmir
Smyrna liegt das fast 4km erfüllende Ruinenfeld jener antiken
Großstadt, deren seit alters weithin berühmter Tempel der ho-
hen Artemis zu den sieben Weltwundern zählte. Diese Stadt,
welche zu ihrer Blütezeit im 2. jahrh. n. Chr. eine halbe Million
Einwohner, vielleicht sogar darüber gezählt haben mag, zu er-
forschen, ihre wichtigsten Bauten und Denkmäler frcizulegen
und die Geschichte dieser eigenartigen Stadt, die als griechische
Kolonie etwa 1000 v. Chr. gegründet, bis zum Einbruch rder
Seldschuken Ende des 13. jh. n. Chr. bestand, zu erkunden, hat
das Österreichische Archäologische Institut 1896 begonnen. Na-
turgemäß wurden die Arbeiten durch die beiden Weltkriege
und ihre für Österreich besonders schweren Folgen unterbrochen.
So konnte von 1896 1914 unter der Leitung von Prof. Rudolf
stöckige Bühnenfassade wenigstens zeichnerisch wiederherstel-
len. Hier in diesem Theater SplClIC sich die gewaltige, in der Apo-
stelgesehichte so eindrucksvoll geschilderte Demonstration der
Ephesier, welche um die Geltung ihrer Artemis bangtcn, gegen
den ersten Predigtversueh des Apostels Paulus ab. Vom Theater
führt nach Westen zum Hafen eine 600m lange Straße mit 11
breiter Fahrbahn, beiderseits von je 5m tiefen Säulenhallcn
gleitct, welche nach dem Kaiser Arkadius, Arkadiane benannt
wird, da sie in der Wiederherstellung durch diesen Kaiser uns
erhalten blieb. Vom Theater führt nach Süden die zweite große
Hauptstraße, wegen des vollständig erhaltenen Pflaslers aus
schweren Marmorplatten, Mnrmorstraße benannt. An ihrer
Westseite dehnt sich die Agora, der große Marktplatz, 120
im Geviert messend, an allen vier Seiten von doppelten Säulen-
Blick auf das ephesische
Ruincnfeld, die österreichi-
sche Grabungsstättc in Klein-
asien.
Heberdey, 1926 1935 unter jener von Prof. Dr. Josef Keil und
seit 1954 unter der des Berichterstatters, gegraben werden.
Wenn auch hier in erster Linie die Arbeiten und Ergebnisse der
jüngsten Grabungsjahre vorgelegt werden sollen, so muß wenigv
slens summarisch zunächst das in den vergangenen Perioden
Erarbeitete dargestellt werden.
Abgesehen von wenig ergiebigen Naehgrabungen an dem bis auf
einen einzigen noch an Ort und Stelle verbliebenen Stein völlig
zerstörten Artemistempel, wandte sich das Hauptinteresse der
Ausgräber zunächst dem weiten Ruinenfeld der Hafenebene zu,
welche im Süden vom Bülbüldag Nachtigallenbcrg, im Osten
vom Panayirdag Festesberg umrahmt wird. Eines der ersten
Objekte bildete das in den Hang des Panayirdag gebettete große
Theater mit seinem in drei Rängen emporsteigenden Zuschauer-
raum, der einst etwa 25.000 Menschen Platz bot; auch das Büh-
nengebäude wurde freigelegt und aus den aufgefundenen Resten
ließ sich die mit einer überreichen Architektur geschmückte, drei-
hallen umrahmt, hinter denen die Gewölbe der Kaufleute und
Händler angeordnet sind. Man wird sich Leben und Treiben auf
diesem Mnrkte, auf dem die feinsten Gewebe, die duftendsten
Gewürze des nahen Orients, die schönsten Mädchen aus aller
Herren Länder feilgeboten wurden, wo Gold- und Silberschmiede
die Erzeugnisse ihrer Werkstatt verkauften, die Geldwechsler
ihr gericbenes Handwerk trieben, nicht bunt, nicht laut genug
vorstellen können. Doch zwischen den Säulenhnllen standen Hun-
derte von Statuen verdienter Beamter des Reiches und der Stadt,
hoheitsvoller Priesterinnen und würdiger, um die Öffentlichkeit
verdienter Matronen. Handelsplatz und Ehrenhalle waren hier
eine Einheit.
Südlich des Marktplatzes konnte die Bibliothek mit dem Lese-
saal und einer kunstvollen, vielfältig verkröpften Architektur
und westlich ein riesiger Tempel des ägyptischen Gottes Serapis
freigelegt werden. Neben diesen, zahlreiche Statuenfunde ge-
währenden Gebäuden, beansprucht in Ephesos ein Bautypus be-
sonderes Interesse, jener des Gymnasions. In den ersten beiden
Grabungsperioden wurden fünf dieser Anlagen, jede im Durch-
schnitt 11.000m einnehmend, erforscht und zum Teil auch frei-
gelegt. Es sind Bauwerke, in welchen das griechische Gymna-
sion, die Paläste, Sporn und Übungsplatz mit der römischen
Therme, dem Großbad, zu einer Einheit zusammengefaßt sind.
Gewiß dienten sie in erster Linie der körperlichen Ertüchtigung
und Erholung, doch gab es auch Säle, in denen man sich unter-
halten, Vorträge anhören, an Disputationen teilnehmen, also auch
den Geist wirken und erholen lassen konnte. Schließlich darf
der gewöhnlich mit besonderem Aufwand an Architektur und
Statuen und Reliefs ausgebaute Saal für den Kult des Kaisers, den
damaligen Herrn und Gott nicht übersehen werden. So veran-
schaulichen gerade diese Gymnasien die für die Antike so kenn-
zeichnende, glückliche Einheit von Körper, Geist und Seele, sind
Zeugen einer wirklich gelebten Ganzheit des Lebens.
Freilich müßten noch Straßenbrunnen, Grabanlagcn, Vialen an-
geführt werden, um nur ein einigermaßen vollständiges Bild von
den großen Arbeitsergebnissen der beiden ersten Grabungsperi-
oden zu umreißen. Keinesfalls dürfen die Objekte unerwähnt
bleiben, welche damals ausgegraben wurden und der frühchrist-
lichen Epoche angehören, in der Ephesos keine geringe Rolle
spielte. Vor allem mitten in der Stadt die Bischofskirche, auch
Konzilskirche, oder Marienkirche genannt, weil in ihren Mauern
im Jahre 431 n. Chr. jenes geistesgeschichtlich hoch bedeutsame
Konzil stattfand, welches das Dogma von der Gouesmutlcr-
schaft Mariens beschloß. Ferner auf dem Osthang des Panay-
irdag das katakombenartig in mehreren Stockwerken in eine
der Schluchten des Berges hineingebaute Siebenschlafercoeme-
tcrium, ein frühchristlicher Friedhof, und eine Wegstunde von
der eigentlichen Stadt entfernt die große Kreuzkuppelbasilikn,
welche das kaiserliche Ehepaar justinian und Theodora über
der Stätte erbaute, welche schon dem frühesten Christentum als
das Grab des hl. johannes, des Theologen galt.
Auf diesen bedeutenden und großartigen Leistungen der beiden
ersten Grabungsepochen war nun 1954 weiterzubauen, als un-
Kopf des Germanicus 14 v. bis 19 n. Chr,
gefunden in einer der Mauern der Scho-
lastikiatherme.
ler mancherlei Opfer Österreich aus eigener Kraft diese Groß-
grabung abermals aufnahm.
Von manchen, wissenschaftlich keineswegs unwesentlichen Ne-
bcnuntcrsuehungen und Arbeiten abgesehen, waren es in erster
Linie drei Objekte, welche die Kampagnen der letzten Jahre aus-
füllten
1. liin byzantinisches Bad etwa 200m östlich der Konzilskirche.
2. Eine kaiserzeitliche Thermenanlage am Südwcstfuß des Pa-
Südostteil der Scholastikiathcrme mit
den bisher wieder aufgestellten Säulen.
Standbild der Scholaslik
nayirdag, wo die Marmorstraße nach dem Osten umbiegt, zum
Sattel zwischen den beiden Stadtbergen ansteigt, sie wurde in
diesem Abschnitt Kurctcnstraße genannt und
3.Der Bezirk des Prytaneions, des Rathauses, unmittelbar west-
lich des Odeion, des kleinen Theaters oder Singspielhauses auf
der Höhe des Sattels zwischen den beiden Stadtbergen.
Das byzantinische Bad, ein Areal von nicht ganz 4000 er-
füllend, ist einerseits als ein beherrschender Profanbau im Zen-
trum der schon klein gewordenen Stadt der byzantinischen Zeit
wichtig, andererseits als Zeuge für das Weiterbestehen der
hohen antiken Badekultur. Die einzelnen Baderäumlichkeiten
und ihre Anordnung zeigen aber deutlich den vollkommenen
Wandel in Bauform und Bauweise; dazu kommt noch, daß das
Kaltwasserbad frigidarium, das in der antiken Therme eine
maßgebende Rolle spielte, bis auf einige Fußwaschbecken völlig
verschwunden ist, sodaß dieses byzantinische Bad, das erste, das
wir in Ephcsos kennen lernten, sich klar als unmittelbarer Vor-
läufer des seldschukisch-türkischen Bades darstellt, denn auch
dieses kennt nur Warm- und Heißbad. Trotz dieses wichtigen
Wandels in der Bauform und Bauweise wäre es verfehlt, hier
einen Bruch zwischen Antike und byzantinischer Epoche erken-
nen zu wollen. Denn dieses Bad ist nach Form und Art der un-
mittelbare Nachfolger des kaiserzeitlichen Privatbades, das jetzt
gewissermaßen Offentlichkeitsrecht gewonnen hat. Dazu kommt
noch ein sehr wesentliches zweites Moment. Es wurde eben kurz
darauf hingewiesen, daß die Therme Zeugnis ablegt in der Pflege
des Körpers, Geistes und der Seele von der ganzheitlichen an-
tiken Lebcnsauffassung. Gleiches gilt, wie wir hier nun deutlich
sehen, von dem byzantinischen Bad; denn neben den Räumen
für die Pflege des Körpers und des Geistes weist sie auch eine Ka-
pelle auf; auch hier gehört die Seele zum Ganzen. Diese kultur-
geschichtliche Erkenntnis ist neben den für die byzantinische
Baukunst wichtigen Ergebnissen ein nicht geringer Gewinn der
Freilegung dieser Ruine. Daß daneben auch mancherlei für die
Topographie der byzantinischen und kaiserzeitlichen Stadtam-
lage abfiel, kann nur am Rande vermerkt werden.
Von dem zweiten Objekt, dem Bau an der Biegung der Marmor-
straße ragten zunächst zwei über Eck stehende Gewölbeboga-n
über den Boden. Zunächst oberflächlich geführte Sondagen lic-
ßen bald erkennen, daß es sich um eine Therme handelte. Der
Blick auf das Hnnghnus.
schluß zu vollständiger Freilegung war angesichts der Tat-
he, daß in Ephesos schon vier Gymnasien und ein großes Bad
ersucht und zum Teil bereits freigelegt waren, nicht leicht;
er erwies sich bald als richtig. Denn es zeigte sich, daß die
lage in ihren ursprünglichen Teilen vielleicht noch am Ende
4. h. n. Chr. in theodosianischer Zeit von einer Christin nas-
ns Scholastikia umfassend restauriert und wieder betriebsfä-
gemacht wurde. Anläßlich dieser Restaurierung wurde aber
art viel Material von anderen älteren Bauten hcrangeholt,
die Scholastikiatherme eine wirkliche Fundgrube für Re-
und Köpfe, Inschriften und Architekturteile ist. Diese alle
etwa auch nur aufzuzählen ist ausgeschlossen.
tgewiesen sei nur auf ein Reliefbruchstück aus dem Ende des
'h. v. Chr., eine hadrianische Kopie eines hellenistischen Kop-
und einen Kopf des kaiserlichen Prinzen Germanicus. Doch
ist trotz der vielseitigen außerordentlichen Bedeutung der
em gefundenen zahlreichen Inschriften nicht das Wichtigste;
htiger ist, daß die Statue der Scholastikia selbst gefunden
rde mit dem ursprünglichen Inschriftsockel, die wieder ebenso,
einige der Säulen an dem einstigen Standort aufgerichtet
"de. Noch wichtiger ist, daß sich in die Südfront der Therme
eingebaut ein Tempel fand, dessen Architektur und Reliefs
iezu vollständig erhalten sind, sodaß ernstlich an einen Wie-
aufbau gedacht werden muß. Die Bauinschrift besagt, daß
sich um den Tempel des Kaisers Hadrian handelt, der der
dt eine zweite Neokorie und damit eine damals sehr hoch ge-
'tete Rnngerhöhung eintrug.
der gegenüberliegenden Seite der Straße, deren Pflaster noch
gut erhalten ist, liegt, wie die Grabungen bisher ergaben,
mindestens 60m lange, 5m tiefe Säulenhalle. welche mit
2m trefflich erhaltenen, vielfärbigen Mosaikhoden ausgelegt
Dahinter aber wurde im Berghang ein mindestens dreistöcki-
Wohnhaus festgestellt, dessen Räume im 2. Geschoß noch die
qpengewölbe mit umfängliehen Resten des einstigen Stuck-
ages aufweisen.
Ohne hier bei Einzelheiten verweilen zu dürfen, sei noch auf das
dritte große Grabungsobjekt, den Bezirk des Prytaneions, des
Rathauses, hingewiesen. Vorerst konnte nur der mit vier Säulen
von herzförmigem Querschnitt geschmückte Saal freigelegt wer-
den, in welchem der Herd mit dem heiligen ewigen Feuer der
Stadt stand. Eine Vorhalle mit schwerer dorischer Architektur
bildet die Fassade dieses Heiligtums der Hestia Boulaia. Davor
liegt, von zarten jonischen Säulenhallcn umrahmt, ein Platz, in
dessen Mitte ein hohes Postament stand, daran schließt ostwärts
ein ebenso von jonischen Hallen umrahmter Platz an, der zum
allergrößten Teil von einem gewaltigen, 15 mal 16m messenden
Almrbau eingenommen wird. Der Altarhau war selbstverständ-
lich für die Darbringung der offiziellen großen Opfer der Stadt
bestimmt. Alle diese Anlagen stammen noch aus hellenistischen"
Zeit, sodaß damit das politische und kultische Zentrum der
Stadtartlage des Königs Lysimachos, des Nachfolgers Alexanders
des Großen, endlich aufgefunden wurde. Diese für die Stadtge-
schichte und unsere Vorstellung von dem Werden und Wachsen
der Stadt kaum zu überschätzende Feststellung gewann da-
durch noch an Bedeutung, daß wir bei dem Postament in der
Mitte des Vorplatzes vordem Herd-Saal auch die Statue fariden,
welche einst auf diesem Postament stand. Es ist eine Statue der
ephesischen Artemis von etwa zweifacher Lebensgröße. Zu die-
ser Kolossalfigttr, etwa aus domitianischer Zeit, gesellte sich noch
eine zweite unterlebcnsgroße Statue gleichfalls der Artemis
Ephesia in der Vorhalle des Herdsaales und schließlich, sorgfältig
hier vergraben, in einem der Nebenriiume des Herdsaales eine
ungefähr lebensgroße Statue der gleichen Gottheit. Diese Sta-
tue, auf der stellenweise noch der einstige Goldbelag erhalten ist,
aus fein durchschimmerndem Inselmarmor gefertigt, entstammt
einer Künstlerwerkstatt hadrianischer Zeit. Sie ist mit ihrem rei-
chen Schmuck für uns niht nur als eine dem Götterbild im großen
Tempelbau besonders nahestehcnde Kopie von überragendetn
Wert, sondern unbestreitbar die schönste aller bisher bekannten
Statuen der ephesischen Artemis überhaupt.
nchslück eines Urkundcnrulicfs.
DER ERSTE DER HEILIGEN BERGE KÄRNTENS
VON HEDWIG KENh
Kärnten ist reich an Waldbergen, deren Gipfel eine weiß ins Land
leuchtende kleine Kirche krönt. All diese Plätze sind richtige
Heiligtümer in ihrer Stille, Unberührthcit und urtümlichcn
Schlichtheit. Sie leben das Jahr hindurch ihr zeitloses Leben,
wie der sie umgebende Wald, wie die Wiesen und Felder, nur an
einem oder zwei Festtagen erwachen sie und werden Mittelpunkt
der Umgebung mit Messen, Prozession, Blechmusik, Tanzboden
und Verkaufsbuden. Der Kirtag sieht dann nicht viel anders aus
als die lieste im Tal und doch sind seine Ursprünge ehrwürdigcr
und mit altersgrauer 'l'raditi0n verwoben. Wenn am Dreinagel-
freitag, dem zweiten Freitag nach Ostern, um 12 Uhr mitter-
nachts mit einer Messe in der Kirche des Magdalensberges der
volkstümliche Vierbergelauf eingeleitet wird, so pflanzt sich ein
Brauch fort, der sicherlich vor 2000, vielleicht schon vor 3000
Jahren geübt wurde. Nach der Messe ziehen die Teilnehmer
betend im Laufschritt den Berghang hinunter, über das Zollfcld,
auf den Ulrichsberg hinauf und so mit kurzen Rasten in den Kir-
chen zum Veitsberg und schließlich zum Lorenzenberg ober
St. Veit. Hier, in St. Veit, endet die Wallfahrt nach I6 Stunden
Lauf. In christlichem Gewand lebt so eine heidnische Fruchtbar-
keitsbegehung weiter, denn es wird heute noch von den Teilneh-
mern daran festgehalten, daß sie um der Ernte wegen mitziehen.
Solange nur ein Mann den Lauf durchhalte, werde Kärnten Brot
haben.
Äußerlich unterscheidet sich der Magdalensberg kaum von den
andern Kärntner Kirchbergen. Da ist, wie üblich, das kleine
Kirchlein, ein spiitgotischcr Bau, ein kleines Mesnerhaus, das
Wirtshaus, dessen Stadl und das Beinhaus, der Karner. In der
Kirche überrascht freilich der reichgeschnitzte Altar aus dem
Jahre 1502 mit seiner reizvollen Hauptfigur der heiligen Helena.
Diese Heilige ist wie Magdalena Kirchenpatronin, der Grund
der doppelten Schirmherrschaft bleibt unbekannt, wenn man
nicht mit dem Volksmund den scherzhaftcn Ausweg annimmt,
daß beide Heilige Lenis" sind und daher zusammengehören. Im
Schrifttum des 19. Jahrhunderts wird durchgehend die Bezeich-
nung Helenenberg" gebraucht.
In der Kirche sind zahlreiche Quadern verbaut, die sich nach
ihrer schönen Bearbeitung und ihrem Material, edlem Marmor,
als römisch zu erkennen geben. Das wiirc für eine Kärntner Kir-
che kcine Seltenheit, zahllos sind hier die in Kirchen vermauerten
Römersteine, mit und ohne Relief, mit und ohne Insehriften.
Einzigartig bleibt jedoch ein rohes Stcindenkmal vor der Kir-
chent-üre, ein niedriges Becken mit drei plump gearbeiteten Köpv
fen, dem eines Jünglings, einer Frau und eines Bärtigen, wohl
eines Grcises. Vermutlich ist es ein Überbleibsel der vorrömi-
sehen, einheimisch-keltischcn Kultur, ein alter Opfcrstein, ge-
schmückt mit dem Dreikopf, dem Symbol einer keltischen All-
macht-Gotthcit. Die Spitze des Berges muß einst im 2. Jhdt. v.
Chr. ein keltisches Heiligtum getragen haben, zu dessen Inven-
tar wohl auch der Dreikopfstein gehörte. Die Römer umbauten
das Gipfelplateau mit läcfcstigungsmauern, deren Reste schon bei
cincm seichten Anstich zutage treten. Was der Spaten des Aus-
gräbers so ans Tageslicht hebt, sind vor allem römische Mauern,
Steinbauten, die nach der Militärbesetzung unserer Gebiete durch
die Römer 15 v. Chr. aufgeführt wurden. Das Ältere, Einheimi-
sche, hauptsächlich Fachwerkhäuser, hat geringere Spuren bin-
tcrlassen.
Das Hauptergebnis der Grabungen, die, finanziert vom Lande
Kärnten und wissenschaftlich betreut vom Österreichischen Ar-
chäologischen Institut, seit 1948 jeden Sommer bisher durchge-
führt wurden, ist die Erkenntnis, daß auf dem Magdalensberg
die älteste Römcrstadt Österreichs liegt, deren Blüte etwa die
Jahre 15 v. Chr. bis 41 n. Chr. umfaßt. Inschriftlich bezcug
jener keltische Stamm, der den Berg besiedelte, der der Nc
Diese Norici aber sind bedeutsam, da nach ihnen jenes St;
gebilde benannt wurde, das die Römer 15 v. Chr. bei ihrem
zug in den Ostalpen vorfandcn, das Königreich Noricum.
Regnum Noricum wiederum ist nach seiner territorialen Abg
zung der unumstrittene Vorgänger unseres Österreich.
Trotz der IOjiihrigen Ausgrabungstätigkeit ist erst ein kle
Teil der Bergstadt freigelegt, die Arbeiten sind schwierig, da
Berghang, der mit seinem Material die bergseitigen Bauten
servierte, erst stufenweise abgetragen werden mufl. Was zu
kam, gibt Rätsel genug auf. Manches kann nach römischen P2
lclen einwandfrei erklärt werden, wie der von Hallen flanki
Die spätgotischc Kirche auf dem Magdalensberg mit dem Karncr
2. Jahrhundert v. Chr. stand hier mit großer Wahrscheinlichkeit ein
tisches Heiligtum.
große Tempel, eine Basilika, der Ort des Handelsverkehrs und
Rechtsprechung, ein Tribunal an ihrer westlichen Schmals
d. h. das Podium, von dem aus der römische Statthalter sein
teramt ausübte, eine kleine Villa mit Hof, Badeanlage und Kü
Aber vieles widersteht der Einordnung in bekannte römische
typen, so ein Gebäudekomplex mit einem eigenartig kon
ziert verschlungenen Zugang, der im Hauptraum eine he
Quelle birgt und Schauplatz von Kulthandlungen mit
serbesprengungen einheimischer Art, aber auch Versammlu
ort des norischen Landtages gewesen sein dürfte. Unrömiscl
auch die stufenweise Anlage von Hfiusern den Hang hinauf
entstehen so Schmalräume mit 'l'reppen- und Korridorzugät
untereinander, die dem Beschauer von unten her den Eindi
einer richtigcnBergstadt, einer Arx, geboten haben müssen.
würdigerwcise waren die Terrassenriiumc nicht als Wohnun
sondern als Werkstätten zur Verarbeitung von Bronze, Eisen
Stahl bestimmt. Zahllose Funde von Gußtievgeln, Gußfort
Schmiedewerkzcugen, Schmelzöfen, unfertigen Arbeitsprodul
lassen an dieser Verwendung keinen Zweifel. In die römische
lage eines Hauptplatzes Forums mit dominiercndcm Ter
war so geschickt der Versammlungsraum der einheimischen
litik und die einheimische nationale Industrie einbezogen wor
Denn die Norikcr waren berühmte Schmiede und ihre Schmi
Der Magdnlvnsbcrg in Kärnten 1056 m.
An seinen Hängen lag einstmals die kcl-
tiache Bergsladt der Norici.
produkte, besonders das norisehe Eisen, waren damals in der gana
zen Welt berühmt.
Das Leben in der Bergstadt muß eine eigenartige Mischung zwi-
schen der klassischen Kultur der südlichen Länder, Italien und
Griechenland, und der Geisteshaltung des damaligen Mitteleu-
ropa geboten haben. Dabei darf man sich auch die einheimische,
vorwiegend keltische Bevölkerung in der Zeit um Christi Geburt
nicht als primitive Barbaren vorstellen. Seit mehreren Hunder-
ten von Jahren waren sie mit dem Süden, mit ljtruskern und Ve-
netern durch Kaufleute in Berührung gekommen, der Geldver-
kehr, die Wohnweise, die Talelsitten, die Schönheitspflege der
Damen, die Chirurgie, ja das Schreiben und Lesen des Südens
waren ihnen nicht lremd. Mit der römischen Mililärbeselzung
wird der klassische Einfluß verstärkt, man baut Zentralheizun-
gen nach römischer Art, man legt Kanalisationen an, man be-
malt die Wände der vornehmen Räume schlicht, aber doch im
Stil der italisch-gricchischcn Wohnungen. Die Gefäße des täg-
lichen Gebrauches, aus einheimischen Werkstätten oder aus ita-
lischen Fabriken, weisen in ihren Formen die schöne Ausgewo-
genheit und den eleganten Linienfluß der klassischen Antike auf.
Besonders die Glasschalen und Clasbecher sind von einer wahren
Farbenpracht und müssen den Tisch auch des Durchschnittsbür-
gers wie eine blumige Wiese haben aufleuchten lassen.
Der Magdalensberg ist der Hauptfundort einer feinen Beeherart
aus mattgelbem Ton, die man nach dem Besitzer ihrer Herstel-
lungsfabrik, einem gewissen Aco, Acobecher nennt. Kein Stück
gleicht hier dem anderen, jeder Model scheint nur einmal im
Positiv ausgelormt worden zu sein. Die Wandung kann Perlstäbe
oder Bänder von Ranken tragen, meist aber ist sie mit einem Netz
wie von plastischen Beistrichen überzogen, während der Rand
mit verschiedenartigen Bordüren, Masken, Köpfen in feinstem
Relief und zarten Ranken geschmückt wird. Die Arbeiter, die
ä?'"'177'
GRIIIDPLLN HAGDALENSIEIB, srum im
"...,S W.
Altkeltischer Marmorkopf
in St. Donat.
diese Technik lehrten, waren griechische Sklaven, wie ihre Na-
men, mit denen sie signierten, klar beweisen ein Eros, Akastos,
Antiochos, Diophanes. Dann aber folgen Norditaliker wie ein
Norbanus, ein Buccio. Auf einem dieser Stücke vom Magdalena-
berg steht die schlichte Weisheit der Aufforderung zum Lebens-
genuli Vita brevis, spes fragilis, vcnite, acccnsum cst, dum lu-
cet, bibamus, sodales." Das Leben ist kurz, die Hoffnung trü-
gerisch, kommt, Gefährten, die Lampe ist angezündet, solange
sie leuchtet, wollen wir trinken.
Hier wird die logisch-rationalistische Einstellung des klassischen
Südens auf volkstümlichen Nenner gebracht. Man zieht einen
einfachen Schluß von dem, was nach dem Tode kommt, wissen
wir nichts, daher lalit uns das Leben genießen. Das klingt selbst-
verständlich, wird es aber für die Einheimischen nicht gewesen
sein. Denn die Kelten suchen ihren Haltepunkt nicht im irdIschm
Diesseits, sondern werfen ihre Sehnsucht in die Ewigkeit, in 1.15
Sein nach dem Tode hinaus. Longae vitae mors media est" ist
nach Lucan der Leitsatz ihrer Welteinstellung, Der Tod steht
in der Mitte eines langen Lebens". Von ihrem unersehütterliehen
Glauben an das Weiterleben der Seele im jenseits berichten die
antiken Schriftsteller, erzählt aber auch jeder Fund einheimisclur
Prägung, auch wenn er sich anscheinend römisch kleidet. Neben
der kleinen Zahl der Lebenden steht ihnen das endlose Heer der
Keramik vom Magdalensbcrg.
läruehstück eines sogenannten ACO-Bechers.
Toten, die knapp neben den Lebenden ihr geheimnisvolles Wir-
ken entfalten. Lis gilt laher, sich vor ihnen zu schützen, sie aus
Feinden zu Helfern zu machen. Die einheimische Religion wird
nur verständlich, wenn man in ihren einfachen, volkstümlichen
Schichten einen Ahnenkult erkennt. Da gibt es eine Unzahl von
Genicn, Schutzgeistern von Einzelpersonen, von Stämmen, von
Körperschaften, von Plätzen wie Quellen, Biiumcn, Schluchten.
Sie alle sind im Grunde Ahnengeister, deren numina man gnädig
stimmen will. Auch die großen Jnttheitsvorstellungen, die sich
über die kleinen schichten, tragen Züge des Ahnvaters, auch sie
sind große Tote, die im jenscitsnztchcn, dem Mondboot, die Ver-
schiedenen in ein scliges je eits geleiten.
Solche Leute, die einen tinbezwinglichen Hang zur Transzendznz
besitzen, sind keine Rationalisten, sondern Mystiker. Es ist daher
durchaus begreiflich, dafl in unseren Gegenden weit weniger der
römische Staatskult cincs Jupiter, einer juno und Minerva Fuß
faßt, als vielmehr die orientalisch-mystischen jenseits-Religionen
wie die der Isis, des Doliehenus, des Mithras aufblühen. Die Se-
pulkralkunst, anscheinend vollkommen römisch, ist doch durch-
setzt mit jenseitssymholik, mit Anspielungen auf die glückliche
Reise ins Elysium, auf ewige Glückseligkeit und ewiges Leben.
Auch die kleinen Dinge des täglichen Gebrauches tragen gern
solche Zeichen. Wenn auf einem Siegelring eine Nereide auf
jÜNCvLiNG VOM MAGDALENSBERG
Die Inschrift, nach dem Schrifttypus um 70-60 v. Chr. anzusetzen. nennt die Namen von
ztvei Kaufleuten aus Aquiieja, welche die Statue dem Heiligtum des Mars Latobius auf
dem Gipfel des heutigen Mitgdaleitshergcs als Wcihegabe stiftcten. Durch Erz ''l'tOf
Matthäus Lang v. Wellrnbttrg 1468-1540, Ratgeber Maximilians und früher Bischof
von Gurk, kam die Statue in der ilfte des 16. jh. nach Sa burg. Aufstellung auf der
Festung llohensalzburg. Wahrend des 17. jh. verschollen, wurde die Plastik im 18. h. von
einem Humanisten in einem Pfarrgiirteii in der Stadt gefunden, wo sie als Brunnenfigur
verwendet und mit einer Eisenstange an einer Mauer befestigt war. Das Loch in der
rechten Schulter rührt von dieser Art der Anbringung her. Die Statue kam dann in die
Salzburger Residenz, wurde 1806 vor Nnpoleon nach Wicn gerettet, kam in das Münz-
und Antikcnkabinett und später in das Kunsthistorische Museum, wo sie sieh hcutc befindet.
Ringstcin mit Nercidc.
einem Secpfcrd erscheint, so mischt sich hier zweierlei. Ein-
mal ist cs eine Gestalt der griechischen Sage, eine Schwester
der Thetis, die deren Sohn ACl1lll'VD Hephaist ein Waffenstück,
nämlich den Schild, bringt. Dann aber erscheint hier ein überir-
disches Wesen, das auf einem liabclrcittier über die XVcllcn des
Ozean nach dem Wcstcn zieht. Im Westen aber, jenseits des gro-
iicn Meeres wohnen in den Jefildcn der Glückseligcn die Toten.
S0 wird die Nercidc zum Auferstchungssymbol und als solches
vom Einheimischen weit besser verstanden worden sein als in
Gestalt der griechischen Mythologie,
Aus dem Osten wie aus dcm Westen gleiten auf diese Wcisc ähn-
liche Geistcsströmc nach Rom, um hier in der Transzendenz der
Spätantike sich zu verbinden. Der klassische Süden wird so
grundlegend gewandelt, doch auch der europäische Westen ver-
liert scin urtümlichcs, düsteres Gesicht. Eine Gegenüberstellung
möge dies illustrieren Am Fuße des Magdalensbergcs, in der
Kirche St. Donat am Zollfeld, ist Österreichs ältestes Steindcnk-
mal cingemauert, ein altkeltischct" Kopf, dessen Züge aus einem
großen Schlcifcnornament gebildet werden, etwa aus dem 2. jhdt.
v. Chr. Der Kopf krönte cinst einen 2m hohen Stcinpfahl und
stellte so dic Spitze eines irahpfeilcrs dar. Was hier gezeigt wcr-
den soll, ist Wucht und auch Schrecken des Todes, denn das
Haupt mit seinen geschlossenen Augen, mit den hetutbgezogencti
Mundwinkeln ist das eines Toten. Die Vorstellung vom Mcrt-
schcn, die hier zugrunde liegt, ist dic des großen Toten, der zu
einem gefährlichen numen wurde, das man ehtcn mulS, das
man aber auch versöhnen kann. 1000m über dem Zollfeld, in
dem keltischen Heiligtum auf der Spitze des Magdalensbcrges
stand seit der 1. Hälfte des i. jhdts. v. Chr. die schöne Bronze-
statue eines jünglings, die nun das Glanzstück der Antikcnabtci-
lung des Wiener Kunsthistorischen Museums bildet. Wohl war
er nicht für diese Stelle geschaffen worden. Die ursprüngliche
Statue eines griechischen Knabensiegers hatte man durch dic
ßcigabc cincs Schildes und wahr" hcinlich eines Hclmes zu je-
nem Gott umgewandelt, den die inhcirnischen auf der Spitze des
Berges vcrchrten und die Römer mit ihrem Kricgsgntt Mai" ver-
glichen. Abcr scinc schöne, ausgewogene Natürlichkeit, scinc har-
monischen Proportionen, seine rythmische Bewegung waren ge-
blieben. l-licr erschien vor dem Vcrehrcr nicht das erschreckende
Numen eines Toten, sondern die liebenswürdige Gestalt eines Le-
benden, nicht ein Popanz, sondern ein schöner Mensch. Wie viel
Lösung von dunklem Aberglauben, wie viel Versühnliehes, wie
viel menschliche Güte mufS allein von dem Anblick dieses Werkes
auf seine schlichten Bcschauer ausgestrahlt haben. Furcht wan-
delte sich zu Liebe, abergläubische Bindung zu Vertrauen.
Der Magdalensbcrg, jetzt wicdcr geschwisterlich eingebettet in
die umgebenden Waldhügcl, licldcr und Wiesen, muß einst Mit-
telpunkt von geistigen Auseinandersetzungen und Ausgangsort
einer helleren Kultur für unsere Heimat gewesen sein.
Romanische Kapelle mit dem G1
lherhochgrab im Stift Krcmsmi
SICF.
DAS GUNTHERHOCHGRAB IN DER
STIFTSKIRCI-IE ZU KREMSMÜNSTE
VON P. ALTMAN KELLNI
Eine uralte Sage erzählt, Gunther, der Sohn des Agilolfingerher-
zogs Taxsilo sei auf der jagd durch einen auf den Tod getroffe-
nen Eher ums Leben gekommen. Der treue Hund kam klagend
zum Sammelplatz; bald stand Tassilo erschüttert vor der Leiche
Gunthers, neben der der verendete Keiler lag. Der Herzog ge-
lobte, an dieser Stelle ein Kloster zu Ehren des Weltheilands zu
bauen. Man schrieb das Jahr 777.
Sicher war dieser Bericht schon den Mönchen des 12. Jahrhun-
derts bekannt. Erzählt doch der Hausehronist Bernardus Norieus
die Begebenheit in anschaulicher XVeise. So wurde mit der Zeit
aus dem liamiliengrab der letzten Agilolfinger, das sich inmitten
der Ahtcikirche befand, das Grab Günthers. Als man 1232, ver-
anlaßt durch den Neubau des Münsters, dieses Erdgrab öffnete,
entnahm man Gebeine, die drei oder vier Skeletten angehören.
1283 konnte der Chor geweiht werden, 1298 wurde der Hochal-
tar mit vier anderen Altären konsekriert. Nun konnte Abt Fried-
rich von Aich 1274 1325 den Auftrag zur Erstellung einer
Steinplastik für das neue Guntherhoehgrab erteilen.
Am 7. Dezember 1304 übertrug man die Gebeine des Stiftergral
zusammen mit denen des seligen Mönehes Wisinto aus der IN
rienkirche, wo sie während der Bauzeit ruhten, in das neu
richtete Hoehgrab. Es hatte seinen Standort im rüekwärtig
Teil der Kirche, in der Mittelachse des dreischiffigen Raumes
Bevor wir die Deckplatte vom künstlerischen Standpunkt aus
traehten, wollen wir dem Schicksal des Denkmals bis zu
serer Zeit herauf naehspüren.
1509 wurde das Stiftergrab erstmals verlegt. Abt johanit
Schreiner rückte es vor, bis an die Stirnwand des hoehliegenc
Qucrschiffes. Ein kunstvolles Gitter umschloß das Monumc
zur Rechten und zur Linken führten Marmorslufen zum Hoi
altar empor. Am Kopfende, dem Volk zugewenclet, erhob
der Krcuzaltar, der dann bald auch den Namen Stifteral
erhielt.
1677 ließ Abt Erenbert II. das llochgrab öffnen. Man ließ
von der Erwartung bestimmen, Reliquien oder andere Altertün
zu finden.
t-Cupl des Gunther, Sohn Herzog Tassiios von
Bayern.
1712 fand die Barockisierung der Stiftskirche im wesentlichen
ihren Absehluß; der Hochaltar mit dem prächtigen Bild des Ma-
lers Andreas Wolf von der Verklärung Christi war errichtet.
Auf breiter Freitreppe sollte man zu ihm hinanstcigcn. Abt Ale-
xander II. Strasser ließ im Raum des Presbyteriums eine kleine,
unzugängliche Krypta ausheben, gerade groß genug, um die
Deckplatte des Hochgrabes und die beiden Urnen aufnehmen zu
können. In der Mitte des Hypogeums, das Antlitz gegen Osten
gewendet, lag der Guntherstein, in den Seitennischen wurden die
Behälter mit den ehrwürdigen Gebeinen beigesetzt. Das Ausse-
hen der Deckplatte wurde in einer Zeichnung festgehalten.
Von einer Nachschau, die in das jahr 1857 fällt, wissen wir weiter
nichts.
1948 hob man abermals die 1000 kg schwere Marmorplatte,
vorerst, um photographische Aufnahmen machen zu können.
Bald rang man sich zu dem Entschluß durch, das Denkmal in
dem seit dem 13. Iahrhundert unveränderten Läuthaus des Süd-
turmes aufzustellen. P. Petrus Mayrhofer führte die nötigen Re-
staurierungsarbeiten durch. Die Gebeine des Stiftergrabes und die
Reliquien des seligen Wisinto ruhen weiterhin in der Gruft vor
dem Hoehaltar.
Mit der künstlerischen Beurteilung des Monumente-s, dessen Vor-
handensein der wissenschaftlichen Welt nicht bekannt war, be-
faßtc sich alsbald eine Reihe hervorragender Kunstkenner. Eine
erste wichtige Erkenntnis brachte die Feststellung, die Platte
sei aus der in Kremsmünster heimischen Weißen Nagelfluh ge-
hauen, also an diesem Ort entstanden. Die Frage nach der Hei-
mat des Künstlers, nach der stilistischen Zugehörigkeit des Wer-
kes und nach der Zeit des Entstehens sucht Hofrat Dr. Karl Gar-
zarolli-Thurnlackh in dem Beitrag zu beantworten, den dieser
angesehene Klosterschüler von Kremsmünster 1949 für die Fest-
schrift der Altkremsmünstercr zum 00 jährigen Bestand des
Stiftsgymnasiums S. 37-52 schrieb. Er gibt von dem hoch pla-
stisch gearbeiteten Kopfhöhe Gunthers 36 cm Kunstwerk fal-
gende Beschreibung Auf der glatten Platte ruht mit einem Pol-
sler unter dem loekigen Haupt der tote Gunther; er ist mit einem
bis auf die Knöchel herabreichenden Unterkleid mit engen
Ärmeln und einem ebenso langen Leibrock mit weiten, kürzeren
Ärmeln bekleidet, der am Halse mit vier Knöpfen verschlossen,
um die Mitte mit einem Riemen gegürtet und im weiten, röhrig
gefalteten Unterteile vorne geschlitzt ist; an seine spitzen Schuhe
sind Sporenriemen geschnallt. Während nun der rechte Arm
des Toten dem abgebrochenen Speere aufliegt, den die Hand um-
greift, liegt die Linke auf dem mit einem Lederriemen über der
Brust und dem Rücken befestigten Hifthorn. In der Armbeuge
ruht der Griff des langen, den Röhrenfalten des Leibroekes an-
liegenden Schwertes in Scheide, dessen schweres Gehäng unter
dem Hifthorn verläuft. Zur rechten Fußseite des Toten, neben
dem abgebrochenen Speer und dessen Spitze im Blatt, ist der aus
kompositionellen Gründen verkleinerte, verendete Eber, als Sup-
pedaneum die treue Dachsbraeke angeordnet, wie sie den Keiler
am rechten Hintcrlauf wegzuzerren sucht.
Als besondere Überraschung kann die wohlerhaltene Polychro-
mierung des Hochreliefs gelten. Erweisen sich alle Fleischpartien
Gesicht, Hals und Hände lichtfleischfarbig bemalt, so treten
dem beherrschenden Zinnoberrot des Leihrockes mit schwarzem
Futter ein lichtes Spangrün des Unterkleides und Polsters, dann
kräftiger Ocker im Haar, im gesamten Lederzeug, in der Lanze
und im Sehwertknauf, sowie als ausgesprochenes Gegengewicht
das tiefe Schwarz der Schuhe, des Hifthorns, von Schwertgriff
und Scheide, des breiten Schwertgehiinges und der Knöpfe des
Leibrockes entgegen. Spielt bei der Gunthergeslalt also die Gc-
gensätzlichkeit von Zinnoberrot und Schwarz neben konsonanten
Farben, wie Spangrün und Ocker, die entscheidende Rolle, so ist
in den beiden Tieren die farbige Distanzierung eine weitaus grö-
ßere dem Schwarz des bösen Wildebers ist das Weiß des ge-
treuen Dachsbrackenrüden gegenübergestellt. Die weißen Ge-
Blick auf das Gunthergrab mit Hund
und Eber.
11
Draufsicht mit der Darstellung Gunthers im
jagdkleid. Die rechte Hand ruht auf dem ge-
brochenen Speer, mit dem er den Eber töd-
lich verwundete, die Linke hält das Hifthorn.
wehre des Ebers, ebensolche Augen mit schwarzen Pupillen,
rote Öffnungen des Gebreches und derbe Schweißfleeke auf der
Speerwunde am Blatt, erhöhen den Eindruck seiner Wildheit,
während des weißen Hundes Zartrote Schnauze und schwarze
Pupillen reine Lokaliarbenvermerke sind. Zu diesen, auf den Fi-
guren gewichtmäßig mit äußerster Sorgfalt verteilten Farbkom-
plexen, tritt noch ein lichtes Blau am Plattengrunde, das anschei-
nend als Ausdruck des Unirdischen Unwirklichen verstanden
werden will".
Die Bemalung ist vielleicht nicht in allen Stücken die ursprüng-
liche sie wurde wenigstens einmal überholt.
Während die Rollenfalten und die Haartracht an das Ende des
13. Jahrhunderts denken ließen dies war der erste Ein-
druck sprechen andere Merkmale vom beginnenden 14. jahr-
hundert; Garzarolli datierte erstes jahrfünft des 14. jahrhun-
derts. Dem urkundlichen Nachweis zufolge müssen wir die Voll-
endung spätestens in den Herbst des Jahres 1304 ansetzen.
Garzarolli meint, daß man auf einen älteren Künstler schließen
darf, der trotz freudigen Eingehens in die Fülle stilistischer Neu-
erungen des beginnenden Jahrhunderts, vom alten Prinzip des
starren Fignensehemas sich nicht völlig loszulösen vermochte".
Der Meister entstammte dem süddeutschen Raum.
DOROTHEUM
KUNSTABTEILUNG
538. KUNSTAUKTION
Gemälde alier und neuerer Meisler
darunfer H. v. Aachen, F. Adam, R. v. N0. J. Amigoni, J. G. Auerbach,
L. Backhuysen, L. Bassano, P. Baioni, E. Blaas, J. v. Blaas. J. v. Bogaerß,
C. Carlone, D. Casey, T. Conii, J. P. Coomans. Ch. W. E. Dietrich.
C. Dusarf, A. Egger-Lienz. J. d. Fauvelei, P. Fendi, F. Francken ll,
J. Fyf, J. E. Gaisser. J. B. Greuze, J. H. L. d. Haas, G. G. Hondecoeier.
R. C. Huber, Ch. Jacque. H. Kauiimann, A. J. Klomp, P. L. F. Kluyver,
B. C. Koekkoek, L. A. Kunz. N. d. Largilliere, Ch. H. Leickeri. A. Loca-
ielli. M. v. Miereveli, K. Molenaer, H. Mommers, M. Nellius, J. H. Poos,
S. Rosa, A. Rohe. J. E. Schindler, J. Schmiizberger, D. Sfoop, O. Slolz.
J. A. B. Siroebel, F. S. Tarcia. D. Teniers ll, J. Uprka, M. d. Vlaminck,
Vranx, R. J. v. Vries, F. G. Waldmüller, J. v. Walscapelle, J. Wee-
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Reich illusfrierler Kmalog 20,-
12
SCHLOSS
GUTENBERG IN DER STEIERMARK
Von
FRANZ WINDISCI
-GRAETZ
Seit nahezu sieben Jahrhunderten behüten die starken Mauern
des Schlosses Gutenberg in der Steiermark Leben und Geschick
der Herren und Grafen von Stubenberg.
Die Burg, die vermutlich um die Mitte des 12. jahrhunderts er-
richtet wurde, wechselte zunächst, während des ersten jahrhun-
derts ihres Bestandes, mehrfach und rasch hintereinander ihre
Besitzer, unter denen die Feistritzer die Wildoner von Gutenberg
und für kurz die Kuenringer genannt werden. Von Leutold von
Kucnring kauften die Brüder Friedrich, Ulrich und Heinrich von
Stubenberg am Samstag nach dem Gerichtstag" 1288 die Burg
und die dazugehörige Herrschaft um 1200 Mark Silber. Seit die-
sem Tage befindet sich die Burg in Stubenbergisehem Besitz, was
einen für österreichische Verhältnisse äußerst seltenen Fall dar-
stellt.
Auf einem steilen Felsen über der Raab gelegen, ist die Burg we-
gen ihrer uneinnehmbaren und versteckten Lage niemals bela-
gert worden. Wohl aber hat sich ihr Ansehen im Laufe der jahr-
hundcrta entscheidend verändert. Dabei ergeben sich, wenn man
die Baudaten und Bauformen mit der Geschichte in Beziehung
setzt, aufschlußreichc Zusammenhänge.
Nachdem die Stubenberger mit anderen großen steirischen Her-
ren am 19. November 1276 im Kloster Rein geschworen hatten,
sich als Vasallen Rudolfs von Habsburg zu betrachten und sich
damit als Gegner Ottokars von Böhmen erklärten Hantseh,
kämpfte Friedrich von Stubenberg getreu diesem Eid in der
Schlacht bei Dürnkrut 1278 auf Seiten König Rudolfs. Wie
selhstbewußt und eifersüchtig die Adeligen jedoch zu jener Zeit
auf die Wahrung ihrer verbrieften Rechte bedacht waren, geht
daraus hervor, daß Friedrich von Stubenberg, der vorher seine
Person und seine Machtstellung in den Dienst des neuen Herrn
gestellt hatte, sich sofort gegen dessen Sohn Albrecht I. empörte
und zu einem erbitterten Gegner wurde, als dieser daran ging,
die von seinem Vater gemachten Zugeständnisse zu schmälern.
Dies führte zum steirisehen Adelsaufstand, der 1292 von
Blick vom Hzluplschlrml über den nuPc-
rcn Hof nul dic Yorhurg. Der rcchu- Fl
gul trügt dm Datum H90. Dm sxcil
aufgesetzte WHxlnwshrh, dusscn Scilcnflixchc
noch ein gutes Stuck ühcr das Zuums
hcruhgczrvgcn ist, um so dem oHk-ncxu Gang;
Schulz vor dem Rvpcrx zu hiulcn, cmsprichl
mit xcinrr hhssigkcil und Hohe dvm goti-
schcn Empfinden. I3 hchülu den hruilgc-
Ingcrlcn Wnhntrnld und gihl xhm Bdubig-
kcil. Auch kanndie weiß vcrpxllvtc Brümxlvg
lrmz ihrer linfachhcal nicht die lk-rkunh
aus dcr Buulrudilion dcr Gnul vcrlvxwgnxus.
Div scharf guzngcncn iesimn- und div gv.
liucn GcxnNn-knppun, div dvn Jung in
dlChlCF Rcihc nutzen, künnlc- man vlwnco
im Hof uinus Grnzu" Bürgcrüunuscs oder
an der Orgclcmpmm- einer klcincn Lund-
lur hc wicdcrfinden. lÄinc gunr neuu Noxc
n-iu mit diuwnw Anbau in lirachuinung. Im
Gcpvnsalz zu dc abwcisendcn und hvrhen
Bauweise flüherer 7. il konmu-n nun hivr.
im inneren Burghcxirk. unkv'ic"cx'iu'lu'. ja
slindlixchc, vicl mehr dum B11 ich du huw
gvrlichcn Vihhnhnusu- zugchuripe Hxrlncn
nur Geltung. In cs hwh auch die 2m der
slfidlisCh-l1li1';1L' "hcn Horhhhnc dus Miv
lUlllhCFi. Frcilich wvrdcn diese Anrcgxuwgcn
auf cine vurcinfarhlc Form gchrnchl und
mit den h1xl';1klux'xshkn dcr Ländhchknl
vurgrlrngcnx die den groih-n Rvu, dac-
vcx nmlrrixchcn Wänlxcls mlnmxchcn. Dnä
hcllc Haus unlcr du" lunLlcx1 Xvuvhl du
DJEhCä su- hlx gcnaullwrhe ILill5HChlxCi aus.
Vor dem IIJIHISChJHPII dcs Cungch lcuuhxcn
mlc Pclargnnicn in der Sonnc und aommcr-
lich wuchcrxulc und hlühcndv Suiiuchcu" 43-
hcn fröhlich farbige Äkzcntc.
13
Der innere Burghof hildc! ein xmrcgrlnmlxlli-
ges Tünfuck. Dmscr Crundriß ist durch die
Form In-ß Burgfclscns, nhrr auch durch lila
JlÜmfihlikhC Zunmnn-nnvnchsun vußchivxlc-
ncr Bmneilc htdingl, dir im Lau! der Ich
zu cinrm pyschlnssunun GKWEKI1WlkOIHPIL'X
wurdun. Dwws ullnunhlich Jcxvnrdcnc und
GCKYHCh5Cnk' hl dun Hof hHliVidLlAllLH
und cinc mnlurlwchu Nun". Du xxeincrnuvqn
Fcny un Furnwn du" Ru-
naismnu, doch MJHHHCII div YXLxuc-rn am
wubcnllich JIHTCI" 7.011, lwhndux mch dwch
in dhncnx Cclmudctcil dic Buxglmpn-Hu, dw
UITiHfÄMHLIHfJCII 7.x-
in rlcr Hnlflr dm H. jh. gux Lihl wurde
und in ich Iirtkkrnrvglt am dwscr 7mm
crhxllvn hzxhun. Der nHcnß 11413, dcr IIL
Vßfhllldklhg zu zxui wx'hxssi vn IX mnlun
huslulh, stumm! ww dnwc SUHMI nlh lingx
Am zlcm Bcglnn unxun jahrhunalerls. Um.
aikih du Zuwcn an Lnu nmlwhvhc und
einfach llinciliche Vmrhxldcr halten. iügcn
Sie sich lcm nllun Bux und hzxrnwniiclx vm.
Nicht der Wunsch nMh nununlp
der NVQ xchbncrxln nmcht dic Zubnulrvx
nonvundig. sundcrn dm durch dm IÜUKICIIÜV
ßißfllhg der XYR-hnx-uhixhnmw nmWulullu
gewundene Srhnilnmg von Vvrlnndungxxx"
gen vwßchuxx dcn cinvchwen Flngcln dxusw
Schluwcß, Dw Llllhßt xihxc Zuruukhnlunnq
und lllklVOHk' läcruckwulztxgxlywg dm oh
nun Brstzxndvsa kann nuhl gcnug; hclvulg;
hohen ucnlrn.
rrw
14
Ein V0 burg mit dem
II xpllur en Sonncnstrmhlcn
eines snmmcrl hen Nchm lugs licgcn auf
dem lcn Dach, dem St uch und auf der
B1 vor dem Tor, di her den liefen
Schlnßgxxhcn 1.11111. Am jen
kcnknluf, wo nc Allcc alle!"
ginnl, bfChl cinc Skat des hl. Johanns; v.
NvpmTlLlL von Königen 1729-1792
"hcin der sonnenbcschicncnvn
unter lre hl die wohhuunde hm-
qkeil der in hrt und die 1c
welche die Alu-n Stcinmnuurn am-
sLmhTcn.
brecht I. niedergeschlagen wurde. Über die Rolle, die damals
Friedrich von Stuhcnberg spielte, berichtet die steirisehe Reim-
chronik des Otokar aus der Geul.
Daß es also in dieser Epoche schärfster Machtkämpfe zwischen
dem Landesfürsten und dem bodenständigen Adel für den letz-
teren von größter Wichtigkeit war, feste Plätze zu besitzen und
diese auszubauen, ist naheliegend. Es ist bezeichnend, daß Guten-
hcrg gerade in jenen bewegten Jahrzehnten von dem immer
mächtiger aufstrebenden Geschlecht der Stubenberger erworben
und zu einem Stützpunkt gemacht wurde.
Aus der ältesten Bauphase, aus vor- oder frühstubcnbergischci"
Zeit hat sich im heutigen Erscheinungsbild des Schlosses nichts
trltztlten. Bergfricd und Palast wurden von den späteren Ge-
schlechtern umhaut und ihre Mauerzüge wurden zum Kern des
heutigen Hauptschlosses. Dieses bildet dem Verlauf des Felsens
folgend eine unregelmäßige Baugruppe, die einen höchst reiz-
vollen winkeligen Hof umschließt. Von der Bergseite her kann
das Sehloß nur über eine Brücke betreten werden. Sie führt über
einen tiefen Graben, den ein langgestreektes Gebäude, die Vor-
burg überragt. Ein im rechten Winkel dazu angebauter und in
Richtung auf das Hauptschloll stehender Flügel triigt das
Datum 1490.
Diese Jahreszahl führt uns in die von Fehden und Kriegen ge-
kennzeichneten und von Wirren und Krisen erschütterten Jahre
des ausgehenden Mittelalters zurück. Friedrich lll. hielt damals
die Zügel der kaiserlichen Regierung in bis zur Tatenlosigkeit
zaudernden Händen. Nationale, territoriale und ständische Un-
abhängigkeilsbestrebungcn bedrängten ihn von allen Seiten. Ne-
ben dcn nationalen Königen Georg von Padebrad in Böhmen und
Matthias Corvinus in Ungarn traten Söldnerführer auf, die ganz
im Sinne der italienischen Condottieri jener Zeit, nur auf ihre
eigene Macht bedacht waren. Auch die Herren von Stubenberg
und mit ihnen ihr Schloß Gutenberg wurden in den Strudel der
sich überstürzenden Ereignisse hineingerisscn.
Die beiden Vettern Andreas und Hans von Stubenberg ltatten
Barbara und Martha Baumkircher, die Töchter des mächtigen
steirischen Söldnerführers Andreas Baumkireher geheirttet. Als
dieser kriegerische Nlann, der zuerst seine Kampfkraft dem Kai-
ser zur Verfügung gestellt hatte, dann später zu seinem Gegner
wurde, die Steiermark terrorisierte und schließlich in Gefangen-
schaft geriet und hingerichtet wurde, wirkte sich sein Front-
wechsel und seine Verurteilung auch für Baumkirehers Schwie-
gersöhne Andreas und Hans von Stubenberg ungünstig aus. Die
Erbstrcitigkeiten um den Besitzansprueh auf Gutenberg, die sich
durch die letzten Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts und weit bis
ins 16. Jahrhundert hinzogen, hängen damit zusammen.
Im Verlauf dieser langwierigen Prozesse kam es sogar dazu, daß
Gutenberg durch etwa 50 Jahre in andere Hände gelangte. Nach-
dem der Streit im Jahre 1562 endlich beigelegt worden war,
wurde die Burg zwei Brüdern, Wolfgang und Hans Stubenberg,
zugesprochen. Somit war Gutenberg wieder sicheres Eigentum
der früheren Besitzer geworden. Sogleich begann man mit dem
Die Halle. Durch die Tür im Hintergrund erreicht man die Kapelle
und links den inneren Burghof, den es zu überqueren gilt, um in den
Wohntrakt zu gelangen. Über der Rcnaissancetruhe ein gesticktes An-
tependium des 18. Jh.
Durchblick durch einen der Laubengänge im inneren Burthnf. Be-
zeichnend für die schon seit Jahrhunderten in den öster ichischcn
Ländern übliche Anbringung der Jagdtrophäen sind die holzgesehnitztrn
Hirschhiiupter, welche die Gewcihe tragen.
15
Das Säulenzimmer ist der schönste und
größte Raum des Schlosses. Die tief herab-
gezogenen Gewölbe ruhen auf einem ge-
mauerten Pfeiler in dessen Mitte rechts im
Vordergrund. Das Bild zeigt somit ein
Viertel des Zimmers. Der Totcnschild ist
durch die monumentale Einfachheit und
Harmonie seiner Gliederung von packender
Wirkung und Schönheit. Um das Wappen
der Grafen Stubenberg, auf schwarzem Feld
ein silberner Anker, durch dessen Ring ein
blonder l-ktarzopf gezogen ist, liegt eine
Maßwerkrosette, deren goldene Stäbe sich
von einem tiefblauen Grund abheben. Der
äußere, wiederum schwarze Streifen trägt
eine goldene Inschrift in edlen, gotischen
Lettern. Sie gibt an, daß hier, der Schild
stammt aus einer einstmals stubenbergi-
sehen Patronatskirche die edlen Herren
Lewpolt, jörg, Wilhal und unleserlich
Albrecht begraben liegen. Ein anderes
Prunkstück dieses Zimmers ist der gotische
Weichholzlisch mit eingesetztem Fischbla-
senmaßwerk. Auch die verkeiltcn Querbal-
ken tragen Flachschnitzerei und kennzeich-
nen dieses seltene Stück als ein Möbel der
alpenländisehen Spiitgotik des ausgehenden
15. jh. Die formschönen Fauteuils mit
Volutenfüßen, Stegen und Lehnen in Nuß-
holz sind gute Möbel des frühen 18. jh.
liin nnderer Teil des Säulenzirnmers. Der große Reiz und die woh
gestimmte Raumwirkung beruhen auf der Selbstverständlichkeit, wt
mit hier die gekrümmten Flächen der Wölbung und die Wandeintcilun
zusammenstimmen. Mit welch sicherem Sinn für Proportion das Fensu
in die Wand gesetzt ist, das könnte vielen heutigen Architekten
Vorbild dienen. Die Rahmung und Verglasung nach alter Art unten
streicht den harmonischen Eindruck. Auf der Truhe aus dem 17.
liegen alte Schlösser.
16
hcinnhc lu- Bmlcn rcichcndc Tonnen
Puloftn dank Ien h. ruht .1ul hr
zumlmmrngrsp llcx hLu Icllts
nchhwrhigcn Blumcn lsen Juygulullt ßind. llin altes nllur trennt dcn um clnc Stufe uclvl" gclcgcnen Tcil dcs
Raumes vom Vurdergrund.
dic slirhlhlllyqsvnllc
1m Livwcn und Ren chun
.-Xr1ln'xcnm0t'x' drsscn Fuldu mit
Neu- und Ausbau des Schlosses. Hatte die letzte Bautätigkeit
noch im Zeichen der späten Gotik gestanden 1490, so wurde
nun die alte Burg dem neuen Stil und den veränderten Ansprü-
chen entsprechend zu einem wohnliehem Schloß in den ein-
fachen Formen einer etwas provinziell antiquierten Renaissance
umgestaltet.
Nach Abschluß der Bautätigkeit ließ der Schloßherr eine Tafel
anbringen, auf der er der Nachwelt, nicht ohne Stolz über diese
Leistung verkündet Dises Haus Gephey hat Der Wolgebornc
Herr HansfHerr von StubenberglVollendet in 1567." Das Aus-
sehen, das Herr Hans von Stubenberg damals seinem Schlosse
gab, hat sich im Wesentlichen bis heute erhalten.
Während der folgenden Jahrhunderte beschränkte sich die bau-
liche Tätigkeit in der Hauptsache auf die Berücksichtigung des
von Generation zu Generation stärker in den Vordergrund tre-
tenden Anspruchs auf Repräsentation und das zunehmende Be-
dürlnis nach Wchnlichkeit. So schmücken einige Räume des
ersten Stockwerkes reich ausgestattete Decken des 17. jahrhun-
derts, deren schwerer, zwischen den mächtigen Balken über die
Decke gebreitetcr Stuck noch die alte Feldereinteilung der Re-
naisszmce beibehäll und sie mit kräftigen Blattranken des 17. jahr-
hunderts verbindet. Der Wunsch nach einer behaglichen Aus-
stattung der Räume äußert sich in einer Anzahl schöner Ofen,
deren Entslehungszeit vom frühen 17. bis zum 18. jhdt. reicht.
Ein großes Glück bedeutet es freilich, daß die Burg von allen
ritlerrornantischen Adaptierungen" des 19. Jahrhunderts ver-
schont geblieben ist, obwohl gerade ihr Alter und ihre bewegte
Geschichte, aber auch die Schlichtheit ihres Äußeren sie für der-
artige Rekonstruktionstendenzcn prädestiniert erscheinen ließen.
Gerade dadurch, daß die einzelnen Teile im wesentlichen in
ihrer ursprünglichen Gestalt belassen wurden, blieb dem ganzen
Bestand der Zauber der unverfälschten Gewachsenheit und Na-
türlichket erhalten. Die Übertragung der künstlerischen Sprache
einer Zeit ins Einfache und Ländliche, ins behaglich Vertraute
eines mit dem Schicksal vieler Generationen verbundenen Haus-
wesens, das ist der typisch österreichische Stimmungswert, der
dieses Schloß besonders auch in der Gestaltung der Innenräume
auszeichnet.
17
Salon. Zu dem mehr dem Mittelalter
und der Renaissance verpflichteten
Gesamtcharukter des Schlosses bil-
den diese und einige ähnliche Zim-
merdecken mit aufwendigen Stuck
des 17. jh. wirkungsvolle Gegen-
sätze. Obwohl die schwere Decke,
der fast bäurisch-plumpe und mäch-
tige Olen, die reich geschnitzten und
versilbertcn Rokokoappliquen und
die den Stil Louis XVl. nachahmen-
den Möbel verschiedene Formenspra-
chen auch in unterschiedlicher Lauts
stärke reden, vermag die Größe des
Raumes diese Kontraste doch zu
assimiliercn. Angesichts des turmar-
tigen Ofens denkt man an Herbst-
stürme und den steirischen Winter,
an dessen kalten Tagen man die von
dem Koloß ausstrahlende Wärme zu
loben wissen wird.
DREI KOLLEKTIVAUSSTELLUNGEN IN DER WIENER SECESSIOP
V0
WERNER
IMA
Handwerkliches Können und Gewandtheit im Umgang mit ver-
schiedenen technischen Verfahrensweisen-das sind Eigenschaf-
ten, die man gemeinhin dem Künstler des 20. Jahrhunderts ah-
spricht. Diesem weit verbreiteten Argwohn entgeht freilich die
Tatsache, daß gerade unsere Gegenwart eine Fülle von vielsei-
tigen Bcgabungen besitzt, die beweisen, daß die manuellen Fä-
higkeiten des Künstlers gemessen an seinem cxperimentierenden
Wagemut, nicht im Schwinden begriffen sind. Die alte Wahrheit,
daß neue Inhalte nicht nur eine neue Formensprache, sondern
auch neuartige Gestaltungswegc bedingen, beweist wieder ihre
Gültigkeit,
gehört zu denen, die nach künstlerischer
Mehrgleisigkeit streben. Nach langem Probieren hat er ein Ver-
lahren entwickelt, das in seinem Resultat an die Photomontagen
des Surrealismus anknüplt. Man erinnert sich der spukhaft ver-
lremdenden Effekte, die damals gelangen, als man Illustrationen
aus Büchern und Zeitschriften des 19. jahrhunderts vom Kin-
dermärchen bis zum Warenhauskatnlog in ihre Bestand
zerlegtc und zu neuen, rätselhaften Episoden wieder zusamr
stüekte. Beckmann versucht eine andere Art der Manipula
Er trägt etwa in eine prunkvolle Hallenarchitektur aus der
derzeit Gebilde ein, die seiner Phantasie entstammen verpu
Zwittcrwcsen. idolartige Pilanzenmrile und vermummtc Se
linge einer Einbildungskraft, die man von Kafkas Odrm
angeregt glauben möchte. Menschenleer sind diese Gcmäl
sie bilden die Szene eines geheimnisvollen Agierens, sie sint
Rumpelkammern einer Phantastik, die geschichtlich geSl
zwischen dem Repertoire der Pittura metafisica und der
getabilen Erfindungen Max Ernsts hält. Manches ist nicht
originell, sondern auch überzeugend, andere Episoden
einen vergrübelten Zug. Beckmann richtet in diesen Prunk
men sein eigenes imaginäres Museum ein, er bevölkert sie
Gebilden, die wohl als Schemen, nicht aber als dreidimensio
Gegenstände glaubhaft sind. Es genügt, sich in der Ausstel
18
Karl Kreutzberger, Monotypie.
umzusehen, um den gleichen Gebilden der gleichen Einbildungs-
kraft als Metallplastiken zu begegnen. Was in der Photomon-
tage" noch akzeptabel ist, geht im Dreidimensionalen oft nicht
über den Charakter einer Formvigncttc hinaus. Ein Umstand, der
schon oft am Surrealismus beobachtet wurde, tritt hier wieder
in Erscheinung der Zusammenhang nämlich mit der schweifen-
den Formenwelt des jugendstils. Merkwürdig, daß Beckmann aber
nicht dessen Wiener Variante fortführt, sondern cher der Archi-
tekturplastik des Spaniers Gaudi oder den Pariser Metro-Por-
talen verwandt scheint. Es sei betont, dttß hier jedoch keinerlei
Beeinflussung vorliegt.
Verständigt man sich auf den rätselhaften, surrealen" Gehalt
dieser Welt. so ist man erstaunt, beim Betrachten der Emailbil-
der Beckmanns dem Versuch zu begegnen, das Bodenlose gleich-
sam in die Fläche, in ein klar gegliedertes Formgerüst zu ban-
nen. Man trifft auf Kompositionen, die fast reine liormgleichun-
gen darstellen. je mehr dies gelingt, desto mehr wird das Hin-
tergründige" abgeworfen. Freilich, eine Neigung zu gewissen
symbolischen Leitmotiven fehlt auch hier nicht, sie liißt auf eine
eigenwillige, in beharrlieher Bohrung gewonnene Vorstellungs-
welt schließen.
rl ist ausschließlich Graphiker und da-
rin ein Könner von hohen Graden. XVenn das Gestalten des
Zeichners etwas pathetisch vielleicht als ein Ringen und
Sichbefreien der Formen aus zuckenden, vorläufigen Linienerfah-
rungen umschrieben werden kann, so ist Kreutzbergers Werk
ein Beispiel für den Versuch, diesen Kampf an bestimmte Ak-
teure zu binden. Lemuren bevölkern seine Zwischenwelt, dunkle
Gesten verwirren sie oft bis zur Unkenntlichkeit. Der Zeichner
verblüfft, weil er sichtbar immer alle Fäden der Regie beisam-
men hält. Regie das Wort mahnt zur Vorsicht, denn es kann
nicht geleugnet werden, daß dieser Mummensehanz, genau be-
sehen, auf einer engen Bühne vor sich geht. Fische in einem
Aquarium bewegen sich reduzierter als im freien Meer. Und Gei-
ster, welchen Ursprungs immer sie sein mögen, haben ein An-
recht darauf aus der Retorte gelassen zu werden. Ein Wieneri-
scher Zug zur Geschicklichkeit könnte hier zur Verführung wer-
den; eine beachtliche graphische Vitalität dort scheitern, wo
auch Beckmann Gefahren drohen in der Vignette. Nicht das
Ornamentale ist eine Gefährdung, sondern das Kläubeln", von
dem Dürer sprach, die kleine Münze der Phantasie, die nur
kurzen Kurswert hat.
19
m0 BQVI-QITLIDH, Zwixchunamliun um Wuhnxuxln. mal. 1955.
Grclc Yppcn, 11.-. 01, was.
Es scheint mir, als hätte Grete Yppen einen Weg einge-
schlagen, der diese für das Wiener Klima so typischen Sackgas-
sen vermeidet. Die hemmende Klippe aller Ausdruckskunst, die
stilisierende Verstümmclung, ist hier umschiiit. Und die Sicht
öffnet sich auf eine Welt leidenschaftlicher Existenzzeichen
schwarzästigc Gehäuse der Angst, zutiefst bedrohte Weltland!
sehaften, Schädel, die ein unheilvolles Helmginer verbirgt. Das
Verborgene und das Ungehorgenc um diese beiden Pole kreist
die Thematik dieser Bilder und Graphiken. Und sie versenkt
sich in einen Kosmos, der als ein einziges, großes Zerwürfnis
mutet. In einem buchsläblichen Sinne fassungslof sind
Trümmer, diese ausgebculten, zerhämmerten Gitterstäbe, in
nen das unlösbare Zerwürfnis von Welt und Mensch Sprache
der. Am stärksten, weil hier ein großes Thema neu entd
wurde, in der Serie der Sebastiansmarter. Die Ubertragun
den Teppich wirkt leer, da sie die schmerzhafte Wucht der
men glättet und mildert.
SUCHE NACH DEM AUSGLEICH
EINIGE BEMERKUNGEN ZU BILDERN VON AUGUSTIN TSCHINKEL
Von RAOUI
AUSMA
Wir alle wissen, dztß seil etwa 50 jnhren ein entscheidender Um-
Schwung in der optischen Auffassung der bildenden Kunst vor
sich geht, der eine neue Entwicklung der schöpferischen Grund-
sätze zur Folge hatte. Als um 1909 die Futuristen und die ersten
Kubisteu ihre Werke zeigten, verstand man noch nicht die Be-
deutung ihrer Theorien, trotzdem es sehr deutlich war, daß es
sich um neuc Wege zur optischen Erziehung des zeitgenössi-
schen Menschen durch die Kunst handelte. Wenn der Futurismus
nur gewisse mehr oberflächliche Ergebnisse der wissenschaftli-
chen Untersuchungen über die Sehweise aufnahm, die bereits
vorher, um 1866, vom französischen Physiker Marey entwickelt
worden sind und die einerseits zur Momentphotographie und
andererseits zum Film führten, so waren die Ideen formbildender
Art der Kubisten der Relativitätstheorie und der Vieldimensio-
nalität des Raumes unter der Einwirkung des Zeitablaufs ent-
nommen. Man sieht, daß beide Richtungen noch stark im klas-
sischen" Bewußtsein der Körperbeziehungen in Raum, Zeit und
Licht verhalten blieben.
Der erste wirkliche, entscheidende Vorstoß zu einer gänzlich neu-
artigen Darstellungsweise in Malerei und Plastik tritt erstn
um 1916 mit der Lirfindung" des Dadaismus auf dessen
treter sich nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Amerik
Deutschland und Frankreich fanden. Dada war eine Empöx
gegen die bis dahin geltenden, anerkannten Formen in der Kt
Es war nicht nur Ironie und Unsinn, sondern die Plattform,
der aus die Neue Kunst", wie dies heute deutlich wird, il
Ausgangsvorstoß cinleitete. Die Dadaisten haben das
des Zufalls" in der künstlerischen Äußerung gefunden, das
scheinbar willkürliche Anwendung der entgegengesetzten Ma
alien in den verschiedensten Formungsarten als außzrgewt
lieh fruchtbar erwies.
Dem individual-anarchistischen Charakter des Dadaismus ste.
sich sehr bald einige andere Kunstprinzipien entgegen, so
Suprematismus in Rußland, der Konstruktivismus in Hol
Malcwitsch, Mondrian. Selbstverständlich fanden sich viele
hängcr, Schüler und Nachahmer dieser Richtungen, die scb
zu einer Verknöcherung der Audruckswcise, die nur abstrn
geometrische liormen zulassen wollte und so zu einem modei
20
Akademismus führte, erstarrten. Dem Dadaismus folgend, jedoch
weniger zufälligf weniger anttrchisch, strebte um 192i der Sur-
realismus andere künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten an, stark
beeinflußt durch die bahnbrechenden Werke, die Giorgio de
Chirico schon einige Zeit früher geschaffen hatte. Mztn bediente
sich nun des Unbewufltc-n" und einer mehr oder weniger fan-
tastischen. neuen Behandlung der Gegenstände, indem man reich-
lich psychoanalytische Anregungen, die Assoziationen an sich
fremder Formen, aufnahm und entwickelte.
Die neuen Zwischenstztdien des jliachismus" und des abstrak-
ten Surrealismus" reihen sich entwicklungsgeschiehtlich hier ein.
Will man Bilder Augustin Tschinkels, wie MetitmorphosvfI
Laoko0n" oder Nächtliche Erscheinung" richtig werten, so
darf man die oben entwickelten Voraussetzungen nicht unter-
schätzen ode" übergehen. Tschinkel war vor Z5 Jahren eine Zeit-
lang Anhänger der von Franz Sciwert in Köln vertretenen Rich-
tung, die eine Synthese von geometrischen Foi-meln" oder Zei-
chen mit sozialen Tcndenzinhalten versuchte. Tschinkel xierliefl
diesen Kreis nach dem zweiten Weltkrieg und wandte sich mehr
und mehr entschlossen dem Surrealismus zu, weil er in ihm, wc-
gen des Fehlens jedes formalen Stilprinzips, die Befreiung seiner
eigenen künstlerischen Absichten gefunden zu haben glaubte.
Tsehinkel hat jzthre hindurch, zum Teil in Zusammenarbeit mit
mir Prag1937-1938 weitgehende Studien über die Bedeutung
der Zeichen und ihrer Wirkung für das allgemeine Sehen und
seine gesellschaftliche Erziehung durchgeführt. Einst, im An-
fang der menschlichen Entwicklung sprachcn" die Dinge, die
Gegenstände, die Formen. Sehuf sich der Mensch des Steinzeit-
Äugmlil TschinkcY, NJL-hllichc Lrwhvinung, O1 NSU,
SÜ f-I IUU C111,
Augustin Tschinkel, Metamorphose, Ol 1952.
Augusun TSChiHkCL Lzmlwun,
01 was, so 1um,
alters aus Magie und optischer Erfahrung Piktogrammef so
sind wir heute, auf einer höheren Ebene des optischen Bewußt-
seins, wieder zu einer optischen Ausdrucksweise gelangt, die
Unverstandenes", Zulälligef und Unbekannte? zu einer be-
wußten Bindung bringen will. jedoch sollten wir alle wissen,
daß es unzählige Ausdrucksmöglichkeiten für die bildsnde Kunst
gibt, von denen wir mit Kung-lutse sagen müssen bei wem der
Stil überwiegt, der ist noch ein Schreiber" oder .,bei wem der
Inhalt überwiegt, der ist roh." Wir sind auf der Suche des Aus!
gleichs.
Unter diesem Gesichtswinkel sollte man die Bilder Augustin
Tschinkels betrachten.
EINE GROSSTAT IM DIENST DER KUNST
DAS ATELIERHAUS DES KULTURRINGES DER WIRTSCHAFT IN LINZ
V0
IWAI.
ER KAST
lZN
Das Atelierhaus des Kullurringes der Wirtschaft Oberösterreichs
wurde als Beitrag zum kulturellen Aufbau des Landes im
Jahr 1956 für die Bildende Kunst errichtet. Industrie und Hand-
werk, Bauwirtschaft und Gewerbeschule leisteten Geld und Sach-
spenden, Dienste und Arbeit. Die Oberösterreichische Landesre-
gierung und die Stadtgemeinde Linz förderten den Bau, dessen
Grundstein am 28. April 1956 im Rahmen der IV. Linzer Kul-
turtagung gelegt wurde.
Seit 1945 erhielt das künstlerische Leben der Landeshauptstadt
Oberösterreichs kräftige Antriebe. Die Neugründungen der Stadt-
verwaltung, Neue Galcrie und Kunstschule, die Ausstellungstä-
tigkeit durch das Landesmuseum gaben die Grundlage dafür. Der
Kulturring der Wirtschaft wurde gegründet und blendete sich
als private" Mäzen für die Ohcrösterrcichische Wirtschaft in das
erfreuliche, positive Gesamtbild ein.
In den letzten jahren wurde jede Gelegenheit wahrgenommen,
22
Die Südlronten erhielten durch das farbige Ab-
setzen der beiden Baukörper eine reizvolle Kon-
trastwirkung. Über einen noch gilrlncrisch zu ge-
staltenden Vorplmz gelang! man zu den Eingängen
des Hauscsv
Die Nordseite mit dem Fen-
bterband der Atclierriiume.
Das Braun der Holzverschn-
lung wird durch die hellen
schlanken Betonrippen wohl-
tuend unterteilt.
Äufgung zu dun ALuTHs. Der in Glm nufgclbsxc Windhng erhellt
dic liingangxhallc und dAs 'l'rcppcnhnus.
mit zahlreichen jungen Künstlern zusammenzutreffcn und man
stieß immer wieder auf die gleiche Frage nach dem Arbeitsraum.
Der eine machte seine Plastiken in einem notdürftig hergerich-
teten Schuppen iohne ausreichendes Lieht, der andere zeichnete
in der Küche der elterlichen Zweizimmerwohnung, und der dritte
schleppte seine Staffelei zwischen Wohn- und Schlafraum hin
und her, immer auf der Flucht vor der Familie. Absolventen der
Kunstschule blieben weiter dort, nur um einen Arbeitsraum zu
haben und nahmen den neuen Schülern den Platz weg. Es war
eine verzweifelte Situation. Landesregierung und Magistrat folg-
ten dem Zwang, jeden neu entstehenden Quadratmeter Raum für
Wohnungen zu beanspruchen, um hier der drüekendsten Not
zu steuern und waren nicht in der Lage. Arbeitsräume zu
schaffen.
Hier griff nun der Kulturring der Wirtschaft ein. Der Finanzplan
sollte nicht auf Geldspenden aufgebaut sein, sondern vor allen
Dingen auf Leistungen und Lieferungen aus den Betrieben der
Mitglieder. Waren und Arbeit schienen leichter zu leisten als
bares Geld.
Bald schon war ein schön gelegener Baugrund gefunden, den die
Stadt zur Verfügung stellte, ferner eine Subvention der Landes-
regierung. Zusagen von Baufirmen und Baustoffproduzenten, die
Bundesgewerbeschule kam mit den Schülern des Baufaches da-
zu,und die Kasse wurde dank zäher Sammeltätigkeit beachtlich
praller.
Am 11. April 1956 begann der Aushubbagger den Grund auszu-
beißen, und die Arbeit begann. Am 28. April 1956 konnte der
Grundstein gelegt und am 11. jänncr 1957 die Dachgleiche ge-
feiert werden, nachdem das Haus für die innere Ausfertigung
über Winter schon nach außen geschlossen war.
Und heute bleibt die Pflicht, allen Helfern für ihren selbstlosen
Einsatz Dank auszusprechen. Für den nüchtern denkenden Wirt-
schaftler schließt sich in diesem Bau eine Vielzahl von Einzel-
leistungen zu einem bleibenden Wert zusammen, zu einer Heim-
stätte für Generationen von jungen Künstlern. Der Satz Es ist
die höchste Ehre eines Mannes, eine Sache um ihrer selbst willen
zu tun", wurde von all den Männern, die sich und ihre Firmen
an dem Vorhaben beteiligten, in überzeugender Weise in diesem
Haus verwirklicht. Man kann daher in diesem Bau eine sinnvolle
Erfüllung der Arbeit des Kulturringes der Wirtschaft Oberöster-
rcichs sehen.
23
Pin Hnlcvunelier mit tcnwnnd und Wohnnischc. Der Thges- und Bcsprcchungsraunx in der Vcrwultcrwohnung.
Baubeschreibung
Das Objekt liegt am Osthang des Freinbcrges, in einem der schönsten
Wohngebicte der Stadt, Durch das umliegende Grün der Gärten ist es
dem Alltagslärm entrückt. Die Planung lag in den Händen des Archi-
tekten Dr. Ing. Fritz Fanta, die Bauleitung hatten die Herren Baumeister
Oberhuemcr und Aigncr vom Stadtbauamt Linz.
Der Bau kam durch eine Arbeitsgemeinschaft mehrerer Baufirmen zur
Ausführung, in der die Firma Ing. Mayreder, Kraus 8x Co. die Ober-
leitung hatte. Ein Großteil der reinen Bauarbeiten wurde von Schülern
der Bundesgewerbeschule Linz geleistet, welche an diesem Bau ihren
praktischen Unterricht absolvierten.
Dem Raumprogramm des Projektes entsprechend, wurde das Bauwerk
in zwei Baukörper gegliedert, dem größeren Ateliertrakt und dem
Wohntrakt. Der zweigeschossige Ateliertrakt wurde dabei parallel zum
Hang situiert, so daß sämtliche Arbeitsräume die geforderte reine Nord-
lage haben. Der an diesen Bauteil etwas tiefer angeschobene Wohntrakt
öffnet sich gegen den südlich gelegenen Garten und umschließt den
Vorhof mit den Treppenaufgängen. Die Gliederung der Bautrakte wurde
durch eine verschiedene Farbgebung noch prägnanter zum Ausdruck
gebracht. Ateliertrakt weiß, Wohntrakt terrakottarot.
Die gesamten Baukasten betragen, unter Anrechnung aller Leistungen
und Lieferungen zum Tagespreis, einschließlich dem Grunderwerb, dem
Bau und der einfach gehaltenen Innenausstattung, 1,300.OO,-. Die
verbaute Fläche beträgt 263 m3, der umbaute Raum 2090 m3.
Der Bau wurde in einer Beton- und Ziegelbauweise hergestellt. Die
außenliegenden Betonpfeiler kamen dabei in der Fassade des Atelier-
traktes klar zum Ausdruck, während die äußeren Parapete durch holz-
verschaltc Wände ausgebildet wurden. Der Bau ist mit einem Flachdach
versehen, welches mit Alu-Fural gedeckt ist. Die Fußböden haben eine
Terravcnyl-Belag erhalten, lediglich die Bildhaucratclierräume des Ert
geschosses sind mit einem Gußasphaltboden ausgestattet.
Das ganze Objekt ist zentral geheizt und mit einer Warmwrtsseranltig
für die Wasch- und Duschräume versehen.
Die Ausmaße für die Atelierräume wurden mit durchschnittlic
6,3 angenommen. Durch eine Kastcnwand wird eine kleir
Schlaf-Wohnnische von dem eigentlichen Arbeitsplatz abgeteilt und
Raum erhält dadurch eine etwas behaglicherc Note. Die Raumhöhe
betragen in den Bildhauerateliers 3,7 in den Malcrateliers dt
1. Stockes, durch die Schräge der Decke bedingt, im Durchschnitt 3,4
Die ganze Breite des Atclierraumes wird an der Außenseite von eine
Oberlichtfenster eingenommen, dessen Glasflächc rund 6m? bctriig
Von den erdgeschossigen Bildhauerateliers gehen Ausgänge unmitte
bar ins Freie, um den Transport von schweren Werkstücken, aber auc
das Arbeiten im Freien zu ermöglichen.
Im Objekt rind untergebracht
Keller Zentralheizung mit Kesselhaus, Heizmaterialraum, Depot un
Waschküche.
Erdgeschoß Über eine Freitreppe erreicht man das Erdgcschoß mit dm
Vorhalle, von welcher aus das Treppenhaus, die vier Bildhaue
ateliers sowie die WC und die Waschräume mit den zwei Braust
kabinen zugänglich sind. Von dieser Halle ist auch die Verwalte
wohnung erreichbar.
Obergeschoß In diesem befinden sich die fünf Ateliers für Maler un
Graphiker.
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24
Große Vase mit Delfter
Blaudekoi- im traditionel-
len Stil Höhe 75 cm.
jahre 1615 löschte die Kogge Gelderland" der niederlän-
wsch-ostindisehen Kompanie im Hafen von Amsterdam eine zer-
"echliche Fracht 69.057 Stück ostindianisehen Porzellans, das
in Nanking an Bord genommen hatte, um es als kostbares
nportgut nach Holland zu bringen. Im selben jahre wurden
ese fremdliindisehen Produkte aus dem fernen Osten in der
adt Delft versteigert. Käufer aus Holland, aus ganz Europa,
verboten sich, um in den Besitz eines oder des anderen vielbe-
hrten Stückes zu kommen. Ganze Kisten voll Porzellan wur-
von den Einkäufern großer Herren erworben. Denn diese
asen, Teller und Schüsseln mit leuchtend blauem oder poli-
tromem Dekor auf makellos weiß schimmerndcm Grund ter-
hienen aller Welt ein notwendiges Attribut des Glanzes und
Würde" zu sein.
bwohl die Schiffe der ostindischen Kompanien immer neu-e
Idungen nach Europa brachten, konnte die Nachfrage nicht
rfriedigt werden. Schon bald hatten daher die holländischen
öpfer ihre Chance erkannt. Sie begannen, die ostindianischen
irzellane nachzuahmen und auf den Markt zu bringen. Was
produzierten glich ziemlielf den Porzellanen der Chinesen
1d Japaner. Sie nannten es holliindiscbes Porzellan", obwohl
mit dem echten Porzellanmateriztl nichts gemein hatte und
.ir Fayenee war. Aber für den Augenschein erfüllte es die gleiche
Jnktion wie das ostindianisehe, echte Porzellan.
Links Moderne Schale, Mu-
ster Sardelfo Höhe 26 cm.
Rechts Moderne
der experimentellen Abteilung
Höhe 24 cm.
HOLLANDISCHES PORZELLAN
DELFTER KERAMIK
ZUR AUSSTELLUNG DELFTER KERAMIK IM 20. jAHRHUNDERdm
IM ÖSYFERREICHISLHEN MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST
Von WILHELM MRAZEK
Um 1650 waren die meisten 'l't"ipferwcrkstatten für holliindisches
Porzellan in Delft konzentriert. Daran war unter anderem das
Bier schuld, d. h. der Niedergang der einstmals blühenden Bier-
brauerei dieser Stadt. An die Stelle der leeren Brauereien traten
jetzt die Fayencemanufzxkturen Lind die Arbeitslosen fanden ein
neues Betätigungsfeld. Unter der Anleitung erfahrener Töpfer
kopierten sie die ostindianischen Porzellane, die die Schiffe der
ostindischen Kompanie nach llolland brachten, und schufen so
eine Produktion, die wieder Vorbild für alle übrigen Fayencema-
nufakturen in Europa war. Mehr als 30 Werkstätten arbeiteten
im 17. und 18. jahrhundert in dieser Stadt. Alle trugen spre-
chende Namen, wie De metalc Pot", De verguldc Boot" oder
De porceleyne lil s".
Im Jahre 1653 hat ein David Antbonis v. d. Pyet die Manufaktur
De porcellcyne Fles" Die Porzellan-Flasche gegründet. Von
allcn Manufakturen der Stadt Delft hat nur sie allein die wech-
selvollen Geschicke bis zur Gegenwart überdauert. Ihre Pro-
dukte sind holliindisches Porzellan", d. h. Fayencecrzeugnisse,
die ehrfürchtig die Tradition fortsetzen. Zugleich aber wird
jungen Künstlern Gelegenheit gegeben, sich neuen Versuchen
mit Farben und Formen zu widmen. Und so finden sich neben
den bekannten traditionellen Delfter Waren des 17. und 18. jahr-
hunderts die formschönen Gebilde wie sie der Gegenwart ent-
sprechen. Daneben aber widmet sich die Fabrik einem neuen
keramischen Zweig, dem gerade in unserer Zeit eine besondere
Bedeutung zukommt der Arehitekturkeramik. liür die Aus-
schmückung moderner Profanbauten und Kirchen werden groß-
flächige Bildtafeln hergestellt zumeist nach Entwürfen nam-
hafter Künstler die die strengen und nüchternen Architekturen
der Gegenwart mit dem Glanz von im Feuer gebrannten far-
biger Keramik beleben.
Vase aus
STADT DER MÖBEL" ALS MAZEN
DER AVANT-GARDE MALEREI
Von ARNULF NEUWIRTII
Wohin steuert die Malerei um die Mitte dieses Jahrhunderts?
Bleibt der llaupteinsalz der Kräfte weiter im iebiete der Ab-
straktion, wenn ja, welche Richtung abstrakter Malerei zeichnet
sich als bestimmend für den Stil der Gegenwart ab? Diese oft
gestellte Frage im Sinne eines Gallup-Institutes zu erforschen,
bemüht sich die italienische Industriestadt Lissonc, zwanzig Kilo-
meter von Mailand entfernt. Lissone ist das Zentrum der italie-
nischen Möbelindustrie und in Italien, wie erst recht im Auslande
durch seinv internationale Privatbiennale moderner Malerei be-
kannt, die nach einem auf lange Sicht ausgearbeiteten Plan ihres
Beraters in Kunstdingrn, Guido Le Nori, nun schon zum zehnten
Male durchgeführt wird.
Ein Preis von einer Million Lire und sieben weitere Preise zu je
100.000 Lire wurden Anfang Oktober an acht Maler vergeben,
die mit 200 anderen an der X. Internationalen Lissonc-Kankur-
renz 1957" teilnahmen. Die Auswahl der preisgekrönten Werke
traf ein Kollegium von Kunstkritikern mehrerer europäischer
Länder, das unter dem Vorsitz des Basler Museumsdirektors
Georg Schmidt in einem sehr sorgfältig durchgeführten Elimi-
nationsverfahren die eingereichten Malereien zu sichten hatte,
um schließlich den Preis für die Altersklasse der Künstler über
vierzig Jahren in der Höhe von einer Million Lire und 11H die
sieben jüngeren Künstler die Hunderttausendpreise zu verteilen.
Der Jury gehörten folgende Kritiker an W. Sitndberg Holland,
Pierre Janlct Belgien, Umberto Apollonio, Guido Ballo, Giu-
seppe Marchiori, Franco Russoli Italien, Piere Rouve England.
Herta Weseher, Pierre Restany Frankreich, Otto Mauer und
Arnulf Ncuwirth Österreich.
Im Gegensatz zur IX. Lissonekonkurrenz des Jahres 1955, an der
sich Künstler der figurativen Richtung wie Auherjonois, Delvaux,
Migneco, liiume, Gentilini und Volpi beteiligten, haben diesmal,
mit ganz wenigen Ausnahmen nur Partisanen der ungegenständ-
liehen Malerei eingesandt. Außer Konkurrenz stellt Dubuffet
eine so weitgehend in der Form aufgelöste Gestalt in graubraunen
lirdfarben aus, daß sie in dem Meer abstrakter Bilder kaum stili-
stisch, wohl aber durch ihre hervorragende malerische Qualität
auffällt. Nur Österreich präsentiert einige Figurative, wenn auch
in der Minorität, wie die Liste seiner Lissone-Kandidaten zeigt
Gustav K. Beck, Hans Bischoffshausen, Gottfried Fabian, Johann
ljruhmann, Gottfried Goebel, Wolfgang Hollegha, Wolfgang
Hutter, Fritz Hundertwasser, Anton Lehmden, Josef Mikl, Mar-
kus Prachensky, Arnulf Rainer, Robert Schmitt, Carl Unger.
Von den genannten Malern kamen fünf in die engere Auswahl.
Heck und Fabian in der Klasse der Maler über Vierzig. Hundert-
wasser, Bischoffshausen und Prachensky unter den jüngeren. Der
sehr scharfen und bedeutenden Konkurrenz, vor allem der
Schule von Paris" und der stürmisch revolutionären Maler Ita-
liens gegenübergestellt, konnten sie leider keine Prämie erzielen.
Vor zweihundert der in Lissone gegenwärtig ausgestellten Wer-
ken läßt sicl deutlich eine grundlegende Wandlung innerhalb der
abstrakten Malerei feststellen. Die geometrisehtf Richtung im
Sinne der StijF-Gruppe, eines Mondrian und Van Doesburg, der
Bauhaus-Künstler wie Moholy-Nagy, Albers, oder der Pariser
Schule Herbin, Vasarely ist diesmal in verschwindcnder Nlinori-
tüt, auff; ig nur durch den belgischen Veteranen Victor Serv-
rancks, dir Schweizer Mattmüller und von Mühlenen vertreten.
Sichtlich drängt die Entwicklung der Malerei zur expressionisti-
schen Abstraktion, zur energiegcballten Tumultmalerei, zu den
verschiedenen Formen des blinden und lyrischen Tachismus,
zum reliefartigen Aufbau der Farbpaste. Die stärksten Werke der
26
AUS DER 538. KLINSTALJICLION DIES WIENER DUROTIIEL
28. BIS 30. NOVEMBER UND 2. DEZEMI
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nk, Nu
5141
fur
Scxr
nicrl
Süddeutscl
Ausstellung, die gegenwärtig Reisende aus ganz Italien und den
angrenzenden Ländern nach Lissone lockt, gehören diesen Aus-
drucksformen eruptiver Gestaltung an.
Als bedeutendstes Bild der X. Lissone-Ausstellung hat die Jury
eine Komposition des französischen Malers Gerard
mit dem Preise von einer Million Lire ausgezeichnet, wobei
Schneiders Werk mit knapper Stimmenmehrheit einer Malerei
von Hans l-Iartung und einer des Engländers Alan Davie vorge-
zogen wurde.
Diese Entscheidung wird von der Jury mit einer Bestimmung der
Lissone-Stiftung motiviert, wonach das beste der eingesandten
Bilder, nicht das iesamtoeuvre des Malers auszuzcichnen w.ti,
Fthntiiders in dickem Farbauftrag hingebürstetes, einem großen
chinesischer Schriftzeichen nicht unähnliches Gemälde bekam
vor dem vielleicht ungünstig ausgewählten XVerk des Hans Har-
tung den Vorzug, das nicht die sonst für Hartung charakteristi-
sche Schärfe der Konzentration des Pinselstriches verrät. Sehr
beachtet wurde die temperamentvolle antiiisthetische, kühne, zum
'l'eil brutale doch van innerer Gewalt diktierte Malerei des Eng-
länders Alan Davie, Vor seinem Bild liißt sieh von vitalistiseltt-r"
Kunst in dem von Herbert Read gebrauchten Sinne sprechen.
je ein Preis zu 100.000 Lire wurde folgenden Künstlern zu-
erl-iannt Appel Holland, Damian Frankreich, Moreni Italien,
Stannavino Italien, "Fapies Spanien, Thieler Deutschland
und Vztnder Cam Belgien.
Die oben genannten Preise sind Zugleich Ankaufspreise, so daß
die pramiiertcn We tke im Besi der Gemeinde Lissnne verbleiben.
Wie der Generztlsemetär der Lissone-Stiftung, Guido Le Noei,
mitteilt, wird nach Fertigstellung der neuerbauten Ausstellungs-
halle die Stadt ein eigenes Museum errichten, in dem alle im
Verlaufe ihrer Bicnnalen erworbenen Werke ständig gezeigt wer-
den. Während den Biennalcn von Venedig. Sao Paulo und Men-
tune durch Intervention einflußreichcr, doch oft kritikloser Per-
sönlichkeiten von Jahr zu jahr mehr die Gefahr der Verwässerung
und des Niveauabsinkens droht, gelingt es einer mit begrenzten
Mitteln arbeitenden, doch anscheinend auf Aktualität und kom-
promißlose Haltung sehenden kleineren Stadt, ihren Biennalen
ein nach und naeh immer schärferes Profil zu geben.
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Rulprcu
ElN SIEG ÜBER DAS VORURTEIL
ieilntllten zur ltwrlfell detitst-lven Kunst- und Antl-
jttit BEIIIIUSSE ln Ylllnelteti vom Iill, Yovettlher bl!
H. lJezi-tttber.
Viele Laien sehen in den Bemühungen des Kunsthandels nur allzu oft
etwas ,.irgentltvic" Ungehöriges, wenn nicht gar Unredliches. Die Ur-
sachen solcher Auffassung sind von Vel'sCl'tlL'tfCI'tS!'l' Art, die Wesent-
liebste mag wohl der insti ktci gellöllten Likenntnis entstammen. tlafl
das Kunstwerk in keiner "Ware" ist wie Gegenstände anderer
Art und sicher ist es richtig, daii die Kunst" im Kunstwerk mit
Geld und Geldeswert nicht gemessen, geschweige denn bezahlt werden
kann. So glaubte man zum Srhlull kommen zu müssen, daß der Han-
del mit Kunstwerken gleichsam Sünde an der Würde des Kunstwerkes
sei; das Kunstwerk selbst aber wurde. wenn nicht in die lintrückthcit
eines tatsächlichen, so doch in die l.uftleert' eines geistigen Museums
gerückt.
lie Meinung von der inneren Unver flichkcit" des Kunstwerkes
geht letztlich auf jene Periode zurück, die das Museum im modernen
Sinn des Wortes erfand. also in das Zeitalter des Klassizismus. Dafi
man in deit früheren Jahrhunderten age der Komme bilitlit
des Kunstwerks naiver und vollig unvo angenommen gegenüber tand,
beweisen in tinübertreftlicher Drastik die Vorgänge im Holland des
17. Jahrhunderts; man luraticht bloß die geistvollc Einleitung von Max
Sauermann in Berndts Biltlerlexikon der holländischen Malerei jener
Periode zu lesen, um ein er "hüpfendes Bild über die Zustände in den
Urzeiten des modernen Kunsthandels zu erhalten. llolland ist der erste
große europäische Kulturs in dem uns das Kunstwerk all seiner
sakralen und im höheren inn gebundenen Funktionen entkleidet er-
scheint. in dem es daher in unausvreichlicher Logik zur reinen Ware,
also zum Objekt des direkten und ungeschminkten Brotverdienens, der
Spekulation, der lnvesliliün wurde. ln Holland hat es daher auch das
klass lbllSCh4llt' istische Vorurteil gegen die Eigenschaft des Kunst-
werks al-z Objekt kommerzieller Manipulationen nicht oder nur kaum
gegeben. Eine der Möglichkeiten des Handels mit Kunstwerken, niim-
lieh die Kunstmesse, hat in llolland eine ungebrochene Tradition. dic
sich bis zu den Kunstjzthrmarkten der Dürcrzeit zurückverfolgen lafit.
Als sich nun im vergangenen Jahr ein Konsortium führenden" Münchner
Kunsthiindler unter der tiitigen Patronanz von Konsul liernheimcr cnt-
schlofi, den Brauch der Kunstmesse auch in Deutschland einzuführen,
wurde damit ein Vorstoß in jenen Bereich riskiert, in dem das Vorurteil
gegen den Kunsthandel ge tde in breiten Kreisen der Bevölkerung am
tiefsten von allen europ. hen Kulturnationen verwurzelt lTmso
hoher ist der Erfolg jener Veranstaltung zu werten, die ihren wert-
vollsten Nachhall sieherlieh in cinc Schicht von Kunstinteressierten
hatte, die bisher wohl kaum als Käufer aufgetreten war nicht nur
aus finanziellen Gründen, sondern vor allem aus sentiments oben
beschriebenen Natur heraus schien der deutsche Bü nicht nur sein
Museum zu trollen. um sich der Kunst nähern zu unnen das Mu-
seum in seiner Distanziertheit zum Tagcsgctriebe. in seiner nicht selten
boehmütigeti, lterrischcn Attitüde, die völlige geistige Proskynese vor
dem Kunstwerk forderte?
Nun, das Leben und 'l'reiben bei der
messe in München unterschied sich le glich durch die Art der
vom Betrieb einer normalen Messe; ansonsten, in Hinblick auf die
Linterbringung in zumeist und mit Absicht übervollen Kojen und die
ebenso gewollte unmuseale" Systemlosigkeit der Änordnung gab es
keinen Unterschied zwischen dieser Messe und anderen Veranstaltungen
ähnlicher Form. Man sah Rhagcs-Kumnen neben Mobeln von Riesener,
Gemälde alttletitscher Meister nebcn Crabbeigaben der ihn-Zeit, kolo-
rierte Stahlstiche lür ein p. ar Mark neben Werten, die in die Hundert-
tausen gingen.
Ch ikteristisrh für die erste hlcsseveritnstaltung in München war der
überaus rege betrieb; jedermann cht. wie grofl der Zustrom
war und wie leicht und mühelos der Kontakt zwischen Interessenten
und Händler hergestellt war. In größter Unbcangenheit fragten die
Besuche" nach Dingen, die ihnen auf dem Herzen lagen zumindest
im Anfang die wenigsten nach Preis und Wert. Die Leute wollten alles"
über Stil, llerktinft, Bedeutung wissen und so mancher unter den Be-
suchern erfuhr auf diesem Weg zum ersten Mal von den Geheimnissen
der Kunstperiotlen und ihrer Bezeichnungen, von den Problemen der
lkonographie, von den Fragen künstlerischer Techniken. Allen tinhe-
wulit war so dank der nimmermüden, geduldigen Auskunftsbereitscbttft
der Händler jene Respektliift überbrückt, die im Museum zwtchen
Kunstwerk und Beschauei" itulgerisseit wird; hier, wo die Möglichkeit
bestand, sich selbst zum Besitzer eines Kunstwerks zu machen, wurden
ganz neue Volksschichten praktisch, anschaulich und ohne große Worte
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zur Kunst hingeführt. Die hegreifliche Scheu, die den unerfahrenen
Interessenten so oft abhält, die Türklinke einer Kunsthandlung nieder-
zudrücken, schmolz in der Atmosphäre regen, lebendigsten Betriebs
dahin und vor allem konnte sich jeder davon überzeugen, daß der
rcdliche Kunsthändler in allen Fällen nicht nur Kunstfreund sein kann,
sondern es auch sein muß.
Aber auch die lnstitution der Museen hatte ihren indirekten, aber durch-
aus greifbaren Profit von der Kunst- und Antiquitätenmessc; so man-
cher, der die Museen nur von außen gekannt hatte, sah sich veranlaßt.
seine eben begonnene Auseinandersetzung mit der Kunst in den öffent-
lichen Kunstinstituten fortzusetzen, frei von allen Vorurteilen und fal-
schen Hemmungen.
Der praktische Erfolg der ersten Veranstaltung im vergangenen Jahr
war so stark, daß heuer ein fast doppelt so großes Areal im Haus der
Kunst herangezogen werden muß. Die 'l'atsache, daß der deutsche
Bundespräsident Prof. Heuss die Schirmherrschaft über die Messe über-
nommen hat. beweist das hohe Ansehen. dall diese Veranstaltung ge-
nießt. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß ein strenges jurierungssystem
jegliches Abgleiten ins qualitativ und historisch Bedenkliche unmöglich
macht.
So ist es jetzt schon sicher, daß ein Besuch dieser Veranstaltung auch
für den Nichtkäufer, den hlofl platonischen Kunstlicbhaber, ein blei-
bender Gewinn sein wird.
Ernst Köller
UNSERE AUTOREN
Werner Hofmann geb. 1928 in Wien. Studien an der Wiener Universi-
tät und in Paris. Dissertation über Daumiers graphische Gestaltungs-
weise". Veröffentlicht in überarbeiteter Form im Jahrbuch d.
kunsth, Sammlungen in Wien, Bd. 52, 1956. 1950-1955 Assistent
an der Albertina. 1957 Visiting lecturcr am Barnard College, Columbia
University, New York. Zahlreiche Aufsätze in Fach- und Kunstzeit-
schriften Zeitschrift für Kunstgeschichte, Studium Gcncrale, Deutsche
Vierteljahreszeitschrift, Das Kunstwerk, Werk. Veröffentlichungen in
Buchform Die Karikatur von Leonardo bis Picasso Brüder Rosenbaum,
Wien 1956. Zeichen und Gestalt Die Malerei des 20. jahrhunderts
Frankfurt 1957, S. Fischer. Lehmbruck Köln 1957, Kiepenheucr
Witsch.
P. Allmann Otto Kellner, geb. 18. November 1902 in Vöcklabruck,
Theologiestudium in Rom S. Ansclmo, Musikwissenschaften in Wien
1931 Dr. phil.. 1930 bis 1938 und 19-15 bis 1957 Professor für Religion
und Musik am Stiftsgymnasium Kremsmünster 1938 bis 1945 Otg. ist
in Mariastein, Schweiz, außerdem Regenscbori, Vorstand des klöstcrl.
Musikarchivs, Novizenmeister und Subprior. Verfaßte theologische,
kunst- und musikhistorische Abhandlungen Hauptwerk Musikge-
schichte des Stiftes Kremsmünster, Kassel und Basel 1956, 800 Seiten;
in freien Stunden als Komponist tätig.
Hedwig Kenner, geboren 1910 in Wien, klassische Archäologin, Schü-
lerin von Camillo Praschnikcr und Rudolf -er und als solche nach
zwei Richtungen ihres Forschungsgebietes orientiert, nach der grie-
chisch-klassischen und der provinzialrömisclt-heimntgeschichtlichen. Auf
dem griechisch-klassischen Sektor bemüht sie sich vor allem um die an-
tike Malerei und das antike 'l'heatcr, im Provinziitlrömischen widmet sie
ihr Interesse dem Nachleben des Einheimisch-Keltisehen in Kunst und
Geistesgeschichte, wozu ihr die langjährige Mitarbeit bei dcn Ausgra-
bungen auf dem Magdalensber; in Kärnten den Ansporn gegeben hat.
Hauptarbeiten ein Band des Corpus Vasorum antiquorum, Wien, 19-12;
Universitätssammlung und Sammlung Matsch, 19-12; Der Fries des
Apollotempels von Bassac-Phigttlia, 19-16; Kleinfunde und Wandmalerei,
in dem von C. Praschniker herausgegebenen Werk Der Bäderbezirk
von Virunum", 19-17; Das 'l'heater und dcr Realismus in der griec
schen Kunst, 1956.
Franz Millner, geb. zu Wien, 28. Oktober 1901, Universität, phil. Fa-
kultät in Wien. 1925 Doktorat aus Archäologie und klas scher Philolo-
gie, 1926 Lehramtsprüfung aus Latein und Griechisch. 1926 wissen-
schaftlicher Assistent am Österreichischen Archäologischen Institut in
Wien. 1932 an der Universität Wien hnbilitiert für Griechische Ge-
schichte und Altertumskunde. 1932 bis 1934 Konsulent am türkischen
Unterrichtsministerium in Ankara für Denkmalschutz und Denkmal-
pflege. Ab 1934 Professor für Alte Geschichte an der Universität Inns-
bruck, 1939 bis 19-11 Dekan der philosoph. Fakultät in Innsbruck. 1953
Staatsarchäologe am Österreichischen Archäologischen Institut in Wien.
1923 bis 1932 Leitung der Ausgrabungen in Carnuntum, 193839 Aus-
grabungen in Tarrenz in Tirol, 19-18 bis 1956 Leitung der Ausgra-
bungen in Lavant und Aguntum in Osttirol. 1926 bis 1932 Assistent
bei den Ausgrabungen in Ephesos, ab 1954 Leitung derselben. Das
Siebenschläfercoemeterium in fiphcsos Forschungen in Epbesos,
Bd. 1V2, 1937. Germanische Köpfe der Antike, Potsdam 1938. Römer-
zeit in Österreichs Landen, Innsbruck 19-17.
TRIENNALE FÜR FARBIGE GRAPHIK
Der Kunstverein der Schweizer Stadt Grcnchcn wird im kommen-
den Sommer, und zwar vom 14. Juni bis 12. Juli 1958, in Gren-
chcn seine erste internationale Triennale für farbige Original-
Graphik durchführen. Künstler aller Länder können sich in ab-
solut freicm Wettbewerb daran beteiligen. Eine internationale
jury wird die Arbeiten beurteilen; es sind Prcisc im Wert von
über 5000.- Schweizer Franken ausgesetzt.
LUDWIGSBURGER PORZELLAN GESUCHT
Das Württembergische Landesmuseum in Stuttgart bereitet die
wissenschaftliche Bearbeitung der Porzellane und Fayencen der
Ludwigsburger Manufaktur vor, die 1959 ihr 200jähriges Be-
stehen feiert. Zu diesem Zweck bittet das Museum um den
Nachweis von Ludwigsburgcr Erzeugnissen in öffentlichem oder
privatem Besitz.
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