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'Qfl'ßiChiSCl'l2 Zeilschri" für Kunsf, Kunslhandwerk und Wohnkullur
3. Jg. 195a
65
VERLAG
DER ÖSTERREICHISCHEN
Werke von bleibendem Wert
Als neues Bild unserer Kunstdruckabteilung
ist soeben erschienen
Belvedere, Wien 15. Mai 1955-
Dle Unterzeichnung des österrei-
chischen Staatsvertrages
Hergestellt in aechefarbirem Lichtdruclt nach einem Ge-
mälde von Professor Fuchs. Bildgrösße 60 71 cm. Papier-
grösse 65 78 cm. 170,-
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HERBERT BOECKUS
GROSSER
GOBELIN
Von CLAUS PACK
Einer der geistig-künstlerischen Brennpunkte des österreichi-
schen Pavillons in Brüssel ist ohne Zweifel der gewaltige Tep-
pich des Lebens" von Herbert Boeckl. In langer Arbeit
die Webarbeitcn allein nahmen ein Jahr in Anspruch ist
hier ein Werk entstanden, das sich in Größe und Eigenart der
Konzeption nur mit den Seckauer Fresken Boeckls und in der
Kraft der Durchführung nur mit den besten Beispielen zeitge-
nössischer Gobelinkunst vergleichen läßt. Es bedeutet für Öster-
reich etwas völlig Neues; die revolutionäre 'l'ztt, die in ihm zu-
tage tritt, bricht mit einer sterilen Tradition und setzt einen Be-
ginn, der Herausforderung und Verpflichtung zugleich bein-
haltet.
Selten ist das Wesen des Wandteppichs in der heutigen Zeit so
klar erkannt, dem Material eine derartige Transparenz und Aus-
druckskraft abgerungcn worden. Eine schwebende Schwerelo-
sigkeit überzieht das Gewebe, eine durchsichtige Leichtigkeit die
Gestaltung, die ein feimtbgcstimmtes Gleichgewicht hält. Der
Teppich ist licht und geweitet, von größter musikalischer Zart-
heit, einer wohlgestimmten Temperatur. Die Dynamik des alle-
gorischen und symbolischen Geschehens der Darstellung ver-
bindet sich mit subtilster Ausgewogenheit zur künstlerischen
Aussage. Neue Formen treten hier an die Stelle abgebrauchter
Formeln und steigern das Erlebnis zu einem sinnvollen Ganzen.
Gegliedert wird der Teppich durch mächtige blaue und violette
Lebensräder, die ihm, sich in wechselnden Höhen von links nach
rechts bewegend, den ornamentalen Rythmus geben. Borten mit
einem gegeneinander versetzten Stabornament säumen ihn oben
und unten in wechselnder Stärke ein. Auf dem Grund gelb-
grauer, zart lilagrauer. in allen Nuancen variierter Flächen ent-
wickelt sich das Geschehen, das von weißen, in sich wieder in
den maniierten Tönen abgewandelten Figuren, Gestalten im
höchsten Sinn, getragen wird. Ihre Bcwegtheit gibt den Rädern
einen deutlichen Kontrapunkt und verankert sich mit den
einen Beziehungslinien, die den Teppich durchkreuzen, zu einem
Netz äußerster Gespanntbeit. Was in ihm geschieht ist Para-
digma, Gleichnis, Weltaspekt und unmittelbare künstlerische An-
schauung. Herbert Boeckl erläutert ihn wie folgt
Den Auftakt bildet der links von oben hereinspringendc Herold.
Halb Gcwappneter, halb Clown ist er Spielansager und Verkün-
der und trägt ein flammendes, geflügeltes Szepter. Er tritt aus
dem ersten Lebensrad, er ist der Bote des Schicksals cin
grünes Gitter hinter ihm verrät seine Herkunft. Selbst cinsl;
Gefangener, ist er nun frei, wird zum Kommentator des Über-
wundenen.
Von ihm weg nach rechts bewegt sich in iähem Schritt ein ano-
menhalter Mensch, seine Arme zur Huldigung erhoben. Sie gilt
einer leuchtenden Frauengesmlt, die, unter einem Arkadenbogcn
stehend, ihren Mantel auseinander schlägt, um ihre strahlende
Nacktheit zu entblößen. Am Halse trägt sie eine riesige Spinne
Gleichnis des Netzes, dessen Mittelpunkt sie selbst bildet. Sie
nimmt die Huldigung des Gnomes an, weil sie, dem biologischen
Gesetz gehorchend und dem tricbhztit Starken und Echten ver-
haftet, an diesem ihr Wesen erfüllt.
Ihrer Ablehnung verfallen ist die nächste Figur, die aus der Höhe
abstürzt wie aus dem Dach eines Zeltes. Es ist der in ein Nar-
rengcwand gekleidete Intellektuelle, der hier im buchstäblich-
bildlichen Sinn seinen Kopf verloren hat und ihn in seinen Hän-
den wie auf einem Teller hält. Sein jähcr Absturz treibt ihn in
das Lebensrad das Schicksal. Neben ihm versinnbildlichen
schwindende Perpentikel sein Gebundensein an den Verstand, an
die Zeit.
Vom Radc weg entschwebt, gellügelt und verstümmelt, an ein
Detail aus dem von Her-
bert Boeckl geschaffenen
Gobelin.
Prokrustesbett gefesselt die Gestalt eines Dichters. Er trägt die
Narrenkappe auf den Kopf und die Feder in der Hand. Schnee
fällt auf ihn und seine Einsamkeit und der geteilte Mond sendet
sein gleichmütigcs Licht über den schwebenden der sich über
Gestrüpp Birkenrinde die menschliche Gestalt angenommen
hat emporhebt.
Seiner Enthaltsamkeit unter dem nächsten Schicksalsrad
stehen zwei Tiere entgegen, die sich zerfleischen. Sie sind Gleich-
nisse der Gier und des falschen Geltungsbedürfnisscs. Der Kampf
des Alltags, der laute Lärm der Menge, das Ringen um Aner-
kennung bekommen in ihnen Gestalt.
Im nächsten Lebensrad stürmt, die Speichen tretend, ein jüng-
ling vor, mit Bändern und Federn geschmückt. Seine eine Hand
greift nach einer Herme, die ihm aus dem vorhergehenden Rad
entgegcnstrebt, die andere nach einer nackten, orientalisch ge-
schmückten Frau, die unter ihm glcichmütig dahinschreitet.
Die Hermc mit aztekischen Gesichtszügen, gekrönt und ver-
schleiert verkörpert hier das geistige Ideal. Aus einer Seiten-
wunde spritzt ihr Blut und verweist den jüngling auf die Ge-
fahren, die in der Hingabe an das Ideal liegen. Die Frauengestalt
steht für das Irdische, seinen flüchtigen Durchgang und seine
Banalität.
Hinter dem Jüngling schwebt auffahrend die Figur der Weis-
heit, gewappnet und gchörnt, das goldene Vlies an den Lenden.
Sie stützt sich auf den jüngling und hält ihn gleichzeitig zurück,
auf die Unvereinbarkeit seines doppelten Strebens hinweisend.
Hier liegt ein Schwerpunkt des Gobelins, das Dynamische des
Geschehens unterstützend.
Eine farbige abstrakte Öhrform bildet danach eine Zäsur. Tor
und Eingang, lcitct sie zum Schlußteil des Teppichs über. Sie
öffnet sich auf eine Landschaft und das nächste Rad, in dessen
Biegung sich eine schlanke Frauengestalt schmiegt. Ihre Armlo-
sigkeit verkündet Vollendung ohne Tun, Beharren im Sein. Unter
ihr liegt eine zerbrochene, bärtige Männerfigur die ihr opfernd
eine Flamme darbringt die Flamme des Lebens, der Schöpfung.
Sie stützt sich auf eine Amphora, in der ein blaues Gefäß mit
Trauben angedeutet erscheint. Blut und Wundsekret vermischen
sich mit dem Todcsschweiß der Figur, deuten ein letztes Opfer
als Tribut wirklicher Liebe an. Das Geheimnis des Künstlers,
des schöpferischen Menschen hat hier seine Darstellung ge-
funden.
Zwei heraldische Tiere, die Rücken gegeneinander gekehrt, bil-
den den Absehluß des Gobelins. Sie sollen Unverstand und Klug-
heit verkörpern. Bekriinzt und geschmückt, tragen sie eine Kette
in der die jeweils drei Sigel der Tier-, Pflanzen- und Gesteins-
welt, die Symbole für Glaube, Hoffnung und Liebe dargestellt
sind.
Aber über ihnen erhebt sich in einer goldenen Kuppel und zum
erstenmale im Teppich in konkreter fleischlicher Plastizität, ein
weiblicher Körper. Plastisch und anschaulich entschwebt er in das
Blau des Himmels, als Zeichen der körperlichen Aufnahme, eine
Apotheose die das Leitmotiv noch einmal zusammenfaßt und
verklärt.
Dem Schicksalsratd zu entspringen ist nur durch die Liebe und
die Liebestat des Weibes möglich, das in ihr seine eigentliche Er-
füllung findet." Damit erscheint dieser Gobelin dem Schicksal
und dem .Weibe gewidmet, den Kräften des Lebens, in denen
sich, wie in ihm, das Ende zum Anfang fügt. Tragik und Heiter-
keit verbinden sich in ihm zu einem Sinnbild des Lebens.
Der oberflächliche Betrachter ist vielleicht dazu verführt, weite
Teile des Teppichs als gegenstandslose Kunst zu bezeichnen.
Der grundlegende Unterschied aber gegenüber der zeitgenössi-
schen gegenstandlosen Kunst besteht bei Boeckl darin, daß jede
liarbform einer konkreten Vorstellung geistiger Natur entspricht,
also ihr So-Sein nicht nur dem strukturellen Gefüge allein ver-
dankt. Diese Tatsache ermöglieht, wie in Seckau, die nahtlose
Vereinigung noch naturbezogener Formen und Gestalten mit
dem gegenstandsloscn Formengleichnis, ermöglicht vor allem
auch die Setzung des dreidimensionalen Frauenaktcs mit all
seiner unmittelbaren Gegenwärtigkcit, in seine schwingende Am!
biance ohne daß das Gleichgewicht gestört wird. Die einzelnen
Figuren erscheinen in ihrer Formung leicht in den Raum, der um
sie herum in Kristallisationsflächen der Farbe gebildet wird, auf-
gefächert und heben sich damit von einer rein dekorativen Wir-
kung entschieden ab.
Möglich wurde diese Leistung nur durch eine äußerste Hingabe
des Künstlers, der selbst bei den Webearbeiten noch täglich und
Detail, Abschluß des G0-
belins von Herbert Boeckl.
stündlich formale Entscheidungen .traf, um so im letzten
schöpferisch mitzuwirken.
Die Bedeutung des mehr als 30 Quadratmeter großen Teppichs
im Werk Herbert Boeckls ist offensichtlich. Der Darstellung
der Apokalypse in Seckau gesellt sich ein weltliches Pendant.
An die Visionäre Verklärung der Endzeit schließt sich der Tep-
pich des Lebens. Er stellt ein Werk dar, das, wie jenesin Sek-
kau europäische Bedeutung gewinnt. Hier ist nach langer Zeit
bei uns Gültiges entstanden, das Neues heraufruft und verlangt
und Österreich sinnvoll und würdig vertritt. Es wäre hier nur
noch der Wunsch anzuschließen, daß der Gobclin, der im Auf-
trage der Gemeinde Wien für den Vorraum der Bundespräsiden-
tcnlogc in der Stadthalle gefertigt wurde, der Allgemeinheit in
seiner Aufstellung nicht entzogen wird, sondern ihr zugänglich
bleibt.
Der Golizrlin wurde von Fritz Rierll unter der Mitwirkung Index-er junger Wiener
Küultlcr gewebl.
Herbert Boeckl, Der Weltenrichler. Detail über dem Eingang zu der
von Boeckl mit Fresken geschmückten Kapelle in Seckau.
OSKAR KOKOSCHKA VOM SEHER ZUM MALER
Von ERNST
KOLLER
Die große Ausstellung von Werken des größten österreichischen
Künstlers der Gegenwart wahrscheinlich überhaupt die um-
fangreichste Kokosehka-Schau in Vergangenheit und Zu-
kunft war werbemäßig durch die Wiener Presse vorzüglich
vorbereitet. Gelegentlich kam es zu Anspielungen auf den über
alle Maßen großen Erfolg der van-Gogh-Ausstellung im Belve-
dere, und ein Blatt; ließ sich die Chance nicht entgehen, ganz im
Sinne dieser Parallelisierung die Kokoschka-Story" in entspre-
chender Breite und Aufmachung herauszubringen; nun also ste-
hen die Pforten des Künstlerhauses seit 20. Mai weit offen, be-
reit, einen gewaltigen Besucherzustrom zu verschlingen.
Kokosehka und van Gogh die Idee, diese beiden Künstler zu
vergleichen, fasziniert auch über das Tagesbedingte, Situations-
gebundenc hinaus.
Van Gogh ist der Vater des malerischen Expressionismus, Ko-
koschka das reiiste Kind dieser Bewegung. Beide Künstler stürz-
ten sich mit Wucht und Vehemenz in ihre Tätigkeit, beiden war
sie weitaus mehr als bloßes Brotverdienen, sie bedeutete innerzn
Zwang, Ausweg aus grenzenloser seelischer Aufgestörtheit, sub-
limierter Trieb mit tragisehem, drohend gewaltigem Hintergrund.
Beide Künstler konzentrieren sich schließlich auf zwei große
Hauptthemen Mensch und Landschaft. Aber damit enden die
Analogien, es sei denn, man wollte den Dingen, wie sie wirklich
sind, Gewalt antun.
Van Gogh war, wenn man es so will, zeitlebens ein Dilettant;
niemals überwand er zur Gänze gewisse Schwierigkeiten in der
anatomisch-akademisch richtigen" Wiedergabe der Dinge, ein
wichtiger Wirkungsimpuls in seinen Werken ist im steten ver-
bissenen Kampf mit jener vertrackten RichtigkciW zu sehen.
Kokoschka hingegen ist beinah vom ersten Tag an ein Routi-
nier von gewaltigen Ausmaßen Grenzen im rein Könnerischeu
gab es für ihn nie, was er mit Stift und Pinsel festhielt, ist vit"
tuos bis in die feinsten Verästelungen. Denken wir nur an das
Frühwerk von 1910, das Bildnis Peter Baum. Es ist schier un-
glaublich, wieviel an sublimster Differenzierung in den Kar-
minrot-Violettönen des Hintergrundes steckt, mit welcher gerade-
zu diabolisehcn Leiehthändigkcit die Gesichtspartien durchgear-
beitet sind, in einem atemberaubend vollkommenen, gar nicht
mehr weiterzudenkenden Ineinzlnder von Farbe und Linie, Pinsel
und ritzendem Griffel! Angesichts solcher Werke versteht man
das heute wieder vielzitierte Wort von Else Lasker-Schüler über
Oskar Kokoschka Er ist ein alter Meister, später geboren, ein
schreckliches Wunder.
Als Kokoschka das eben genannte Werk schuf, war er vierund-
zwanzig Jahre alt, bereits eine skandalumwitterte, verfolgte, ver-
lachte, aber auch bewunderte, geförderte Berühmtheit. Adolf
Loos gehört zu seinen Förderern, er verkehrt im Literatenkreis
um Karl Kraus und Peter Altenherg, schließt mit der Galerie
IJiu Frcululu. IHII Lrimvnnnl. 151 cm. Im W17. Ncuc
dm" irühcxlun h.n nspr ldn div Mnln paxxos. dur Pmxclßlri 11 um jmu-
ÄHc Furmrn wurm-In durc Jhllvf, dir ÄcsllnllkumYawtiun wird wm Lmilruck xLl .llnht.n lwhrrrßchl,
Paul Cassirer in Berlin einen Vertrag, geht nach Berlin und wird
Mitarbeiter der Zeitschrift Der Sturm", einer Gründung des
Literaten Herwarth Walden, die in der Geschichte des deut-
schen Expressionismus auf jahre hinaus eine Schlüsselstellung
einnimmt. Universalistische Züge zeugen von der inneren Spann-
weite Kokoschkas Er verfaßt Dichtungen und Dramen, wir
nennen Die Träumenden Knaben", die Einakter Sphinx und
Strohmann" und Mörder, Hoffnung der Frauen" alle 1907
und zeichnet seine Ansichten über die Quellen künstlerischen
Schaffens auf Von der Natur der Gesichte" 1912. Im Fazit
ist Kokoschka damals schon der Schöpfer des expressionistischen
Bühnenstücks und nimmt damit eine historische Position ein, die
seinen Namen auch von dieser Seite her unsterblich macht.
Nochmals eilen unsere Gedanken zu van Gogh zurück, wir er-
innern uns an das langsame, qualvolle Werden dieses Künstlers,
dem nur ganz wenige Jahre einer späten Erfüllung, bereits an
der Wende vom vierten zum fünften Daseinsjahrzehnt, beschert
waren. Wir denken an die erschütternde Kontaktlosigkeit des
Künstlers, an sein verzweifeltes Ringen um Mitteilbarkeit, um
Verständnis, um ein wenig Erfolg als Zeichen des Beweises der
Richtigkeit aller Bemühungen. Und wir wollen auch nicht ver-
gessen, daß van Gogh so keinerlei Beziehung zur Großstadt
hatte es hielt ihn weder in London, noch in Paris während
Kokoschka ohne die Atmosphäre der großen Metropolen nicht
zu denken ist. Und eines noch van Goghs Menschen sind
schlichte Typen aus dem Volk, Genossen seines Alltags, Freunde
in einem ganz spontanen, einfachen Sinn. Kokosehka sucht und
findet seine Modelle in der Frühzeit in den Kalfeehäusern der
Literaten; sie sind Schauspieler, Kritiker, Dichter, sie kommen ge-
legentlich aus der Welt des Adels Baron v. Dirsztay, meist aber
gehören sie dem avantgardistischen, intellektuellen Judentum
an Herwarth Walden, Karl Kraus. Und das ist ja das Groß-
artige an Kokosehka, die Entdeckung nämlich, daß die für das
Zeitgeschehen entscheidenden Menschen jener Tage, all die also,
die ihre Hand am Pulsschlag der Zeit hatten, jener Atmosphäre
einer immer wieder ins Frivole hinüberspielenden, sich in Apho-
rismen, Floskeln, Apereus und Witzen äußcrnden Geistigkeit in-
gehörten, deren Heimat der Boulevard, die Redaktion, das Kaffee-
haus, das Theater war. Kokoschkn hätte allen Skandalen zum
Trotz alle Chancen gehabt, zum Maler der großen" Gesell-
schaft der Vorkriegszeit zu werden. Auch hier war es ausschließ-
lich sein eigener, durchaus unerwarteter Weg, der ihm die Un-
sterblichkeit sicherte.
Ohne Zweifel ist die Geisligkeit jener Tage entweder zur-
setzend" im Sinne bürgerlicher Konvention gewesen, oder abrr
folgte sie dem Dmnge zum Esoterisehen, floh also bereits ins
jenseits, ehe ihre Träger noch das Diesseits verlassen ltlllcn.
Auch Kokosehkas Kunst ist in diesem Sinn ein Fcrment der
Dekomposition" Werner Sombart über die Juden und lührt da-
durch in die Sphäre sublimster Geheimnisse ein. Faistauer schrieb
'l'l.mrm0pyla4
lers. In sein
des Bildes
sagte In du
Narr. Im
Triplychon. Ol auf Lwd., linkes und rechtes Teilstück je 225x251. cm, Mittelstück 225x300 cm. 1954. Im Besitz des Künst-
er Spätperiode versucht Kokoschka, durch lehrhafte Allegorien das Weltgeschehen zu deuten und zu beeinflussen. Der Inhalt
Oben Abschied und Auszug des Leonidas. Unten Links der Seher Megisthias, der den Untergang der Griechen voraus-
Mitte die symbolische Gestalt des zaudernden Kriegers, zwischen ihm und dem Seher der Verräter Ephialtes als mißgestaltetcr
intergrund eine göttergleiche jünglingsgestalt, rechts die Darstellung der Schlacht selbst.
Einzug der Barbaren in Athen, Vernichtung
aller Kultur. Eine fliehende Frauengcstalt in
Ketten soll andeuten, dnß die letzte Entschei-
dung noch ausstcht. Im Hintergrund die See-
schlacht von Salamis, die wenige jahre später
den Sieg der Griechen über die Perser brachte.
Licht und ganz aufgelockert ist die Palette
des spätesten Kokoschka, gelöst und ohne
Spnnnungsmomenre. Das Werk war ursprüng-
iür die Universität Hamburg bestimmt
warum wurde es nicht übernommen?
Jllur Alarm Vater Hirsch. Öl auf Lmmwumd, um. Um 1907.
Ncuu Galerie der Stadt Lin7 Mit nllcr Kmßhßit sind dic Zcichcn du's
Alterns und JUCDS hcrvnrgchnbcn. Eine liefe, rlcmcnlure Lvbcns-
zlnga! spricht aus diesem Bxld,
1923 über ihn Seine Psychoanalyse ist von jener ergreifenden
Art. der man nicht entrinnen kann, die mit ganz ungeheurem
Raffinement vorbereitet, unfehlbar ihren Fang machen muß."
Faszination durch Erfüllung Man betrachte die Porträts Dirszv
tay um 1911 oder Ehrenstcin 1914 um immer noch zu erle-
ben, was künstlerische Offenbarung heißt! Man sollte es getrost
wagen, in diesem Zusammenhang den Namen Kokoschkas in
einem Atemzug mit dem Rembrandts zu nennen der Haupt-
unterschied liegt im Typus der Dargestellten, weniger in dem
des Künstlers. Die solchermaßen enthüllte Welt ist dies in einem
sehr wortwörtlich zu verstehenden Sinn; das berühmt-berüchtigte
Stilleben mit Himmel und Hyazinthe" 1909 offenbart eine
Welt des Nächtigen, Abseitigen, Enthäutet-Geschundenen, einen
Bereich der niederen Wesen. Eine Symphonie der Verwesung"
hat Sedlmayr es genannt, Nie wird den erlebnisbereitcn Beschauer
das Gefühl verlassen, als verstecke sich hinter dem Manifesten,
Offenkundigen dieser böscn" Welt etwas unsagbar Geheimnis-
volles, Tiefes, grauenhaft Abgründiges Das Werk wird zum
Zeichen, zum Symbol; der Schritt ins Esoterische ist getan.
Die Zeit hat gelehrt und Kokoschka hat es in Worten immer
wieder bestätigt daß das Ahnen um kommende Katastrophen
in Werken dieser Art wie nirgendwo sonst und bei keinem
deren Künstler seinen visuellen Niederschlag gefunden ltat. Wir
wissen heute, daß die Zeit-Katastrophe sich keineswegs mit dem
ersten Weltkrieg erschöpfte, sondern, von einer Art Atem-Rhyth-
mus bewegt, immer noch ihrem Klimak zustrebt.
Von solcher Warte aus gesehen erklärt sich die Tatsache, wes-
wegen das spätere Gesamtwerk Kokoschkas nicht annähernd so
zu packen vermag wie jene genialen Bilder der frühesten Zeit.
Wie alle vernünftigen Menschen hat auch er um des Über-
lebens, um der Kontunität der Entwicklung willen nach einer
Stelle inmitten des Chaos gesucht, die relative Sicherheit zu ver-
heißen schien; vielleicht sind diie verschiedenen Fluchten des
Künstlers in den Folgejahren so zu erklären. Nicht etwa, dal
Kokoschka sich drücken" wollte es gibt in Leben und Kunst
Nvuc fialcnu
.l.ult Dwses Bildnm
U11
mperiodc von
mcllungs- und Dculungskulmst
hat 31th zu -ndun1 Yirluü-
arnlünl aubllm
kaum ein kämpferischen-s, tapfereres Naturell als ihn, aber ihn
trieb wohl der innere Auftrag, die Gaben seines Genius weiterzu-
rcichen, in die nächste Zukunft herüberrettcn zu müssen,
sie an die Jugend fortzuschenken, sich im edelsten Sinn des Wor-
tes an sie zu verschwenden. Nicht zufällig entfaltet der alte"
Kokoschkn an seiner Salzburger Schule des Sehens" eine Tätig-
keit, der geradezu missionariseher Wert zukommt, nicht umsonst
greift er durch seine Kunst wie in Wort und Schrift in den Kampf
um das Ringen nach neuen Formen ein. Wenn er heute alles,
was seines Erachtens nach intellektualistisch, formalistisch-ding-
feindlich und provokativ-zersetzerisch wirkt, auf das Schärfste
bekämpft, so darum, weil er der Ansicht ist, daß nur das Bekennt-
nis zur gesehenen, erlebten, gestalteten und gestalthaften Form
die Kontinuität des menschlichen Bewußtseins in seiner der
tigen Struktur garantiert. Darin liegt, gemessen an dem Sichauf-
bäumen der Frühzeit, sicherlich so mancher innerer Widerspruch,
der aber durch eine Betrachtung des Lebensprinzips Kokoschkas
gelöst werden kann Immer lag bei ihm der analytische Seher,
Elxc Kupfer. auf Leinwand, 90x71 cm.
1910111. Zürich, Kunsthaus. Mit allem Raf-
Iincmcnt ist dicses großartige Werk bis ins
Letzte durchgearbeitet. Auch hier ist das
Makubre, Krankhafte, als Zeichen der Zeit
unbewußl erlebt und gestaltet, besonders be-
lont.
der erbarmungslose Enthüller und Deuter im Kampf mit dem
Humanisten, dem Menschenfreund, dem Mensch-Gläubigen. Die
Frage ist nicht schwer zu beantworten, welche der beiden Seelen
in Kokoschkas Brust gesiegt hat
Im Sinne eines betonten Humanismus steht Kokosehkas Kunst
letztlich eigentlich gegen die Zeit vor 1914j18 war sie ihr vor-
aus. Es ist kein Zufall, daß Kokoschka. sich seit den Dreißiger-
jahren in immer stärkerem Ausmaß einer allegorischen Sprache
bedient, um dem Menschen einen Spiegel seines Tuns und Trei-
bens vorzuhalten What we are fighting for," Therm0pylen".
Es nimmt nicht wunder, daß daher das Spontane, Getriebene",
zutiefst Dämonische aus seinem Werk im Laufe der Entwick-
lung zunehmend entschwindet. Auch im Porträt ist es so, dsll
die Dargestellten nicht mehr Vehikel und Ausdrucksträger tic-
ferer, wirkender Wahrheiten sind Entweder handelt es sich um
Allegorien Porträt Masaryk, oder einfach um schöne" Bilder
von meisterlicher Hand. Immer seltener wird man unter den Mo-
dellen der Zeit seit dem ersten Weltkrieg Literaten und Schau-
spieler finden heute sind es fast nur mehr reiche Schweizzr
und Amerikaner, die sieh den Luxus eines Kokoschka-Porträts
leisten können.
Ist so Scheinbar in der Entwicklung des Künstlers ein Umschla-
gen ins Gegenteil festzustellen, so gibt es eine Faktor gran-
dioser Kontinuität, der sein Gestern mit dem Heute verbindet
Wir meinen die Landschaften und Städtevcduten, in denen die
Kunst Kokoschkns sich mit einem erstaunlichen Gleichmaß an
malerischer und expressiver Qualität manifestiert. Kokoschka
sieht die Nntur" immer als Großstädter, es fehlt jene spontane
Beziehung, die bei van Gogh bestand. Aber bei Kokoschka ist
die Natur der Bergwclt Dent du Midi, Courmayeur, Lac d'An-
necy in ihrer grandiosen Bewegtheit und Erregtheit ein Stück
Kosmos, Zeichen jener Macht, die alles bewegt, an der jeder
Pessimismus zerbricht. Seine Stadt-Landschaften sind in die Na-
tur eingebettet, nehmen an ihrem Rhythmus teil, sind manch-
mal besonders in den hinreißenden Prager Veduten wie
ein Dankeshymnus und ein Bekenntnis zum Göttlichen. In ihnrn
waltet der gleiche Geist, der einem Altdorfer den Pinsel führte
und einen Bruegel die Folge der Monatsbilder schaffen ließ. Und
wenn mit zunehmendem Alter auch manches Spannungsmoment
fortfiillt, wenn die Kompositionen ruhiger, gleichsam stabiler
werden, so mag dieser Wandel mit rein persönlich-menschlichen
Entwieklungsmomenten zu erklären sein die Grundgesinnung
erfuhr keine Änderung.
Wollen wir in einem Satz zusammenfassen, wer Kokoschka
war und was er ist, so kommen wir etwa zur folgenden Formu-
lierung Einer der te Seher der modernen Zeit, einer ihrer
le großen Maler.
lmnln-llnrr. Dur iwuundun. Kunxlnruxx WEH-F. im lhnu-rgrund Äuwchmu 4m dum Ruin! 1m dß ßvnmulmllh Khrn.
DER
BILDHAUER HEINZ LEINFELLNER
IHANN MW
JSC
IK
vafornzaxioncn Sie dienten als Anregung für
du Gruppe du" bllzcndcn.
Wie ihn, muß man sich wohl die alten Steinmctzen vorstellen,
die Meister der Bauhütten, die zu den künstlerischen Gemein-
schaftswerken der Städte des Mittelalters, den Kathedralen,
hörlen, ihre Schöpfer und Bewahrer. Sie empfanden sich als
Handwerker. Sie wurden als Könner, als Meister ihres Metiers
im ganzen Land respektiert. Etwas von diesem Handwerkerstolz,
diesem Handwerkerruhm ist auch um den Bildhauer Heinz Lein-
fellner, der 1911 in Steinbrück in der Untersteiermark geboren
wurde, bei Anton Hanak in Wien studierte und seit dieser Zeit
in Wien lebt.
Leinfellner haßt nichts mehr als das gewisse modisch genialisclte
Künstlergehaben und gehört dabei doch oder eben deswegen zu
den führenden, avantgardistischen jüngeren Bildhauern Oster-
reichs. Ehrung in seinem Heimatland war ihm beschieden. Auch
internationaler Erfolg blieb nicht aus. Das erfreut bei einen"
Künstler doppelt, der die Bohemienattitüde so wenig wcrtschätzt
und das ehrliche Handwerk so hoch, daß er sich selber nicht für
zu gut erachtete, Restauratorenarbeit zu leisten, wenn es darauf
ankam, an der Karlskirchc zum Beispiel und anderen bedeuten-
den öffentlichen Bauwerken.
Leinfellners Können im realistischen Stil seiner frühen Zeit ist
erstaunlich. Die Ägypter und Maillol faszinierten ihn. In das
große Abenteuer der Eroberung einer konstruktivistischen, ku-
bistischen und teilweise auch abstrakten Formensprache stürzte
er sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Werke wie der ungetüme
Ruhende Fischer" 1950 entstanden, ein Pyramidengefüge, ein
10
Leinfellner, Gruppe der Fischer. 1953, Ziegelterra. Sie entstammen
der Erinnerung der kubischen Bauten von Positano.
Dafi cr Gesetzlichkeit erkennen will, liegt auf der Hand. Der
Widerstreit der Rustikalitat, die in seinem Werk steckt, mit
einem Streben nach intellektueller Erkenntnis gehört mit zu den
Dingen, die Lcinfellner kennzeichnen. Auch an der Bcrührtheit
durch das Archaische hält er fest. Ich möchte in der Bildhau-
erei eine Urgcsctzlichkeit zum Ausdruck bringen, ohne an lei-
denschaftlicher Lebendigkeit dabei zu verlieren", sagte er ein-
mal. Die menschliche Figur wird bei Leinfellner nie zur Gänze
abstraktes Skelett oder funktionalistische Spur; es bleibt gewisser-
maßen immer Fleisch um sie.
Daß dieser Bildhauer anmutig erzählen kann, beweisen die Mar-
morintarsicn für das Staatsopernbüfett. Aus dem Kubismus ist
etwas Wienerisch-Rcizvolles geworden, ohne daß er dabei Ord-
nung und Gesetzlichkeit verloren hätte. Der Schauplatz ist hin-
ter der Bühne. Es wird der Pcrückenmachcr bei der Arbeit ge-
zeigt, ein Einblick in ein Kulissendepot, daneben eine Chorprobe
und Bühncnarchitektur, schließlich auch der Regisseur mit einer
Künstlerin bei einer Regieprobe.
Das Erdhaft-Vernünftige seiner Natur hilft Leinfellner bei der
Erfüllung öffentlicher Aufträge. Er hat die Genie-Schmerzen
nicht und nicht die Wehleidigkeit, die Andere über die Tyrannei
des öffentlichen Mäzens klagen machen. Sein praktischer Sinn,
sein gesunder Instinkt lassen ihn den Weg zwischen Zweck und
Vision finden, auf dem tüchtige Werke entstehen, angewandte
Kunst, wenn man will, im allerbesten Sinne. Hierher gehören
verschiedene Hauszeichen und Reliefs, darunter der naiv verein-
fachende Galilei" mit dem Fernrohr, dem schiefen Turm von
Pisa und den jupitermondcn an einem Wohnbau im IX. Wiener
Gemeindcbezirk und die heiter und groß komponierte Familic"
an einem Bau im II. Bezirk, die geradezu Musterbeispiele einer
volkstümlichen Anwendung moderner Stilprinzipien sind.
Über öffentlichen Auftrag entstand auch der mehrfarbige Wel-
lenbrecher" im Gänsehäufel, der, einen Wasserausfluß verklei-
dend und inmitten des Bassins Kindern als Tummelplatz dienend,
in seinem vollendet abstrakten Linicnspiel als Parallele zu K0-
rallenbildungen aufgefaßt werden kann. In Fertigstellung be-
griffen ist cin sechsmal zwei Meter großes Relief aus Stein-
iebirge, eine Felsenmelttdit- von menschlicher Figur. Oder die
Sitzenden" von 1950 55, welche der deutsche Kunstkritiker
rttnz Roh im Hinblick auf ihren konstruktiven Charakter Die
lensehenbank" genannt hat. Die Sitzendc-n" werden gewisser-
tztßen selber zum Sessel. Die menschliche Figur, das gehört zu
en Grundüberzeugungen lleinz Leiniellners, ist menschlichem
ieriit, ist allem was stützt, liegt, greift oder trügt immer wieder
um Vorbild geworden.
les Künstlers Gruppe der Sitzenden" reulisiert ein Erlebnis, das
einfellner auf der lnsel lseliid hatte. Den Liingitng zu einer Höhle
einem Lavalelsen verriegelten iesteinsbildungen Blöcke, von
lensehenhand angeordnet, wie nähere Betrachtung zeigte, ein
iitter in Nlenschenform, von einem Fischer errichtet, das den
ugitng zu den Rudern und Stricken erschweren sollte, die er
dieser Höhle bitrg. Es tvitr, als säßen zwei Xliüiehlet" vor der
löhle. Was in den Sitzende-n" hildhaurrisehe Leistung wurde,
tts ist die Kelterung, die Ordnung und Klärung jenes Naturer-
bnisses, Urtümliehkeitserlelvnisses. Die NJIUF, das Archztisehe
nd des Funktionelle sind Dinge, die Leinfcllners Kunst immer
'ieder bestimmen, In die Gruppe der Fiseher" von 1955 gingen
rinnerungen an die kubischen Bauten der Fisehersltdt Positano
in. Der Abstrithierungsirrozeli, die beinahe mathematische
trenge des Stils wurden hier mit einer besonderen Konsequenz
urehgeiührt. Von Älenselienleibern und Hiittsern bleiben KJUITI
tehr als Winkel, Rechteck, Quitdntt, Oval und Kreissegment,
nd doch sehliigl die unmittellni Sinnlichkeit von Lcinfellners
egabung auch hier wieder durch, die zu bändigen, zu reglemen-
eren er seine funklionitlistisehen, kubistisclten und Abstrakten
xerzitien wohl rtuch unternimmt.
Leinlielltter, Der Bau. Bronzereliei 951. Osten". Galerie Wien.
11
zeug, das auf dem Kahlenberg Aufstellung finden wird, den un-
bekannten Soldaten des vereinigten Europa von 1683" gewidmet.
Es beginnt links mit dem Stephmsturm und einem "Türkenzelt.
Krieger aus verschiedensten Nationen, in schönem Rhythmus
vor- und zurücktretend, reihen sich aneinander. Dazu kommen
Embleme, die Ort und Parteien der Auseinandersetzung kenn-
zeichnen. Wieder wurde aus kubistischen Forrnelementen ein
klar vereinfachender und volkstümlich erzählerischer Stil ent-
wickelt. Voll Großartigkeit und Strenge ist die für die Böhler-
werke bestimmte stählerne Relief-Abstraktion, welche bei aller
furmalislischen" Konsequenz doch auch Gesetzmäßigkeit und
Wesen gerade industrieller Formen, einer InduslrielandschafW
beschwört. Mehrfarbige Mnrmorintarsien abstrakt-dekorativen
Stils, einem prunkvollen Teppich vergleichbar, entstehen an der
Wand um den Eingang zur Ehrenlogc in der Wiener Stadthitllc.
Leinfcllncr ist ein Meister der Menschendarstellung. Mit fort-
schreitender künstlerischer Reife hrtt sich die psychologische Ein-
dringlichkeit seiner Porträts in Bronze und Stein nur noch ge-
steigert. Er vermag den vitalen, starken Charakter ebenso aus-
zudrücken wie den hypernervösen und den dekadenten, müd-
feinen. Immer wieder besticht, wie einfühlcnd und wie gekonnt
er dabei mit Material und Technik verfährt. Einen der wenigen
Bildhauer von heute, die ein Porträt machen können, wo Leben
und Stil sich treffen" hat Bernnrd Dorival ihn genannt. Das
Wiener psychologische Klima" schafft mit. Etwas von der er-
lauchten Sinnlichkeit, dem Glanz und der Größe Georg Raphael
Donners steckt in der Großen Rückbliekenden" Leinfellners
von 1949. In diesem Torso und in den Porträts tritt das Wesent-
liche und Bedeutendste von Leinfellners Begabung vielleicht am
reinsten hervor.
LUiFll-CIIDCI, Porlrin
mentales Relief, 1957.
W56. Im Ilinlcrgrund ornn-
1'448.
Ixinlcllru-x".
Der Künstler gehört zu den Begründern des Art-Club, der füh-
renden avantgardistischen Vereinigung bildender Künstler
Österreichs. 1949 stellte er mit der ersten Österreichischen Aus-
landsausstcllung in Turin und im selben Jahr auch im Pariser
Salon de mai aus. 1950 erhielt er den Preis der Stadt Wien. Eine
Kollektivausstellung im Amerikahaus in München, 1951, folgte.
1952, 1954 und 1956 nahm Leinfellncr als Repräsentant Öster-
reichs an der Biennale von Venedig teil. Das Jahr 1953 brachte
ihm eine ehrenvolle Anerkennung heim Londoner Wettbewerb
für das Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen. Eine
Ausstellung in Philadelphia und die Teilnahme an der Biennlle
von Sao Paulo fielen in das gleiche Jahr. Die große Schau Kunst
aus Österreich" in Amsterdam, liindhoven und Bern 1956f57
zählte ihn zu ihren Teilnehmern. Auf der Bildhauerbiennale
Middelheim, Antwerpen, waren acht Plastiken von Leinfellner
zu sehen, eine davon kaufte das Königliche Museum in Antwer-
pen an.
Auch als Lehrbcauftragter an der Akademie der bildenden
Künste hat Leinlellner ungewöhnliche Gaben bewiesen als Assi-
stent WOlTHhilS 1947351. Sein Können, seine Einfühlsamkeit und
sein pädagogischer Impetus prädestinieren ihn geradezu für ein
dauerndes große? Lehramt. Wie wir hören, sind ausländische
Stellen um Leinfellner bemüht. lis wäre schade, wenn Oster-
reich diesen ausgezeichneten Künstler und Pädagogen verlöre.
DIE FENSTER VON
KÖNIGSFELDEN
DIE GLASMALEREIEN DER
IABSBURGISC
EN GEDÄCHTNISKIRCHE
MAURER
Königlich, wie der Name sagt, ist die Stätte, königlich auch die
Schönheit der Kunstwerke, die hier zu habsburgischcm Gedächt-
nis gestiftet wurden. Wo die schweizerischen Flüsse Limmat,
Reuss und Aare sich vereinigen, um dem nahen Rhein zuzu-
strömen, hatten die Römer die große Garnisonsstadt Vindonissa
errichtet, und ebenda setzten sieh um die Jahrtausendwende die
Habsburger fest im Eigen", wie sie es nannten mit der
Stammfeste Habsburg selber und der Gründungsstadt Brugg.
Der Ort der Wahl wurde zum Ort des Schicksals denn eben-
da fiel am 1. Mai 1308 der deutsche König Albrecht unter der
Mörderhand seines Neffen Johann von Schwaben, gemordet
von den Seinen auf dem Seinen" Schiller. Mit der Gründung
eines fürstlichen Hausstifts, Königsfclden genannt, gedachte die
königliche Witwe Elisabeth, dem Seelenheil des Verstorbenen
und aller Vorfahren zu dienen und zugleich am gefährdeten
Westrand des Hausbesitzes ein Denkmal habsburgischcr Größe
zu errichten. Den minoritischen Doppelkonvcnt die seltene
Organisationsform ergab sich besonders aus der Lage außerhalb
einer Stadt besiedelten seit 1311 sechs Franziskaner, denen
der Gottesdienst und die cura monialium" oblag, und seit
1312 mit Vorrang und wirtschaftlicher Begünstigung die Klaris-
sen, deren Pflanzerinnen" aus dem Kloster Söflingen bei Ulm
stammten, dem Zentrum der Klarissenfiliation im Norden. Das
vornehme Nonncnstift, durch Schenkungen und Privilegien aus-
gezeichnet, wuchs auf den Hüchststand v0n 46 Insassen im jahre
1335, gehörte also zu den größten Konventen, nicht nur in der
Ordensprovinz Straßburg. Nach dem 'l'ode der Gründerin, 1313,
betreute ihre Tochter Agnes, die früh verwitwete Gattin des
Ungarnkönigs Andreas 111., die habshurgische Lieblingsstiittc.
Die wunderbar listige, geschwinde Frau, ghcrzt wie ein Mann"
so nennt sie der Chronist Aegidius Tsehudi verstand es,
ohne den Schleier zu nehmen, das Doppelklosler zu vollenden,
fürstlich auszuschmücken und zu höchstem Ansehen zu bringen.
Ihre Oberleitung bedeutete für Königslelden die Blütezeit. Nach
ihrem Tod, 1364, verlor das Kloster seinen Rang, nach der Er-
oberung des Aargaus durch Bern, 1415, auch die Verbindung
mit dem Stilterhause. Bern verfügte in der Reformation 1528
die Säkularisation und hieß die Verwaltung einer Lnndvogtei
Einsitz nehmen. Von dem ungewöhnlich reichen KifChCHSChlIZ
ist ein Verzeichnis aus dem Jahre 1357 erhalten, mit den Köni-
ginnen Elisabeth und Agnes und zahlreichen l-Ltbsburgern als
Stiitern; an Kleinodien und Ornnten haben wenigstens der vene-
jaianisehe Goldaltar des Königs Andreas III. von Ungarn um
1290 und zwei kostbare Antependien um 13-10 die Stürme
überdauert und zählen heute zu den Mirabilien des Historischen
Museums in Bern.
Die Klosterkirche, 131030 nach dem Schema der oberrheini-
sehen Bettelordensbauten errichtet, ist heute vor allem das
Schatzhaus der wie durch ein Wunder bewahrten Glasmalc!
reien. Im Chor, einem lichten Gehäuse von hoehgotisehem
Schnitt, verkünden ell hohe, dreiteilige Bilderfenster mit ihrer
Heilsgeschichte den Sinn der Gründung, wie er im Stiftungs-
Die Stifter Herzog Albrecht II. von
Österreich und seine Gemahlin jo-
hanna von Pfirt johannes- und Ka-
tharina-Pensler.
2x, '21
.4.
.1.
13
nern besonders teuer. Zu ihnen gesellt sich Katharina, Patronin
zweier um 1324 und 1326 verstorbener Habsburgerinnen, mit
zwei Szenen ihres Martyriums. So umgeben Passion und Glau-
benstod die Sterbestätte Albrechts gewiß in tröstlicher Glei-
chung zum Hinscheiden des mittelalterlich christlichen Königs,
der beim Vollzug seines Amtes das Leben lassen mußte.
Das folgende Fensterpaar mit dem Apostelkollegium beschließt
als erste Kirche" die evangelische Erzählung. In den vier west-
lichen Fenstern durften die Ordensgründer Franziskus und Klara
mit den Stationen ihres vorbildlichen Lebens nicht fehlen. Das
Nikolauslenster bringt den Patron des habsburgischen Landes
Lothringen zu Ehren. Schließlich verehrten die Klarissen im
Annafenster mit Maria und deren Mutter ihre liebsten, zu Chri-
stus hinleitenden Heiligen; den Namen Anna hatten auch einige
kurz zuvor verstorbene liürstinnen des Stifterhauses getragen.
Insgesamt zeigt so das Bildprogramm den Gedanken des mittel-
alterlichen Königtums und der Familienpietät in vielfacher Ver-
schränkung mit der christlichen, franziskanisch interpretierten
Heilsgeschichte.
S0 hohe Voraussetzungen mußtcn dic Glasmaler beflügeln. Groß-
und Kleinformen der Bilderreihc sind gleichermaßen auf eine mo-
numentalc Einheit abgestimmt. Im Wechsel der Rahmenformen
einmal fensterbreite Medaillons, dann schreinhafte Architek-
turen im Verhältnis von ßildgrund- zu Zwickelfarbe, im
Wandel der Zwickelfüllungen vom Gcometrisehen zum Pflanzli-
chen und weiter zu Heiligen- und Engclgestaltcn erweist sich die
Fensteriolgc als ein Meisterwerk zyklischer Komposition.
Für den Bilderschmuck der Ged htniskirche muß das Stifter-
hnus eine der führenden Werkstätten des Reiches berufen ha-
brief von 1311 festgelegt ist zu Lob und Ehre Christi und Mariae,
zur Verehrung der Heiligen, zu Hilf und Trost des verstorbenen
Königs und der habsburgischen Vorfahren. Nach Ausweis der
Donatorenbilder, die unten in den Fenstern nach dem Geburts-
rang aufgereiht sind, meist Ehepaare als demiitige Beter, hat die
Familie Albrechts den Chorzyklus gestiftet von seinen Söhnen
die Herzöge Albrecht II. Heinrich; Otto und Leopold I., ferner
ein Enkel, Herzog Rudolf von Lothringen; weitere Stifterdarstel-
lungen Scheinen verloren zu sein. Bezieht man ihre Heirats- und
Todesdnten per exclusionem" auf die Schenkung, so ergibt sich,
daß die Bilderfolge des Chors in der kurzen Spanne von 1325 bis
1330 entstanden ist, was mit der Weihe der Kirche überein geht.
Eine weitere habsburgischc Sippenreihe. um 1360 geschaffen,
läßt sich aus Fragmenten der Seitenschiffverglasung und Ab-
bildungen im Fuggcrsehen Ehrcnspiegel von 1555 erschließen
demnach umgaben vierzehn Fiirstinnen und Fürsten, versehen
mit Baldachin, NVnppen und Inschrift, in Gebet und Gedenken
das habsburgische lirbbegräbnis, das sich inmitten des Langhauses
befindet frnnslzition der Leichen im Jahre 1770 auf Gesuch von
Maria Theresia.
Die Einhcildes Auftrags für dieChorfenster kommt in der Einheit
des Bildprogramms zum Ausdruck. Der Zyklus, der nur auf der
Südseite beträchtliche Ausfälle erlitten hat, bietet noch heute den
seltenen Anblick einer ikonographischen Gesamtschöpfung. In
ihr kommen franziskanisehes Gedankengut und habsburgische
Lieblingsheilige gleichermaßen zur Geltung. Den Ehrenplatz im
Chorseheitcl nimmt wie üblich die Lebensgeschichte Christi ein,
mit der Menschwerdung, der Passion und der Verherrlichung.
Diese drei Heilskünig-Fenster der Mitte sind flankiert vom Vor-
läufer Johannes zugleich Patron der Stifterin johanna von
Pfirl und Lieblingsheiliger der Königin Agnes und vom Nach-
folger Paulus beide mit ihren Legenden, beide den Franziska-
M.
M.
FHFÄMIFFCHMUV,
14
ben. Ihre Herkunft ist urkundlich nicht nachweisbar, doch deuten
stilistische Vergleiche auf den Oberrhein mit dem Schwerpunkt
Straßburg. Der europäisch geschulte Hauptmeister war mit den
herkömmlichen Gesetzen der Glasmalerei ebenso vertraut wie
mit den modernsten Wagnissen der zeitgenössischen Buch-, Til-
fel- und Wandmalerei. Das szenische Bildmcdaillon wird erstm als
auf die gesamte dreilanzettige Fensterbreite ausgeweitet. Vom
Kathedralmotiv der Fcnsterrose abgeleitet, verrät das in Mall-
werk gefaßtc Rundmedaillon der Typus des Passionsfensters
den direkten Einflufl straßburgischer Kunst; auch ist die
Nachfolge dieses kühnen Motivs nirgends so lebhaft wie im
Elsaß. Zudem lassen die baugerecht-e Architektur der Taberna-
kelfenster und das System der Kielbögen im Apostelfenster auf
elsässische Herkunft schließen. Möbelhafte Bauwerke beginnen
den Bildraum nach der Tiefe auszuweiten ein italienisches
Zitat", wie es gleichzeitig von mehreren Malern nordseits der
Alpen gewagt wurde, beispielsweise auch auf den Rückseiten
des Klosterneuburger Altars und im Salzburger Antependium
von etwa 1325. In der Glasmalerei freilich bedeuten solche An-
sätze des Raumillusionismus eine kritische Neuerung, und der
Königsfelder Hauptmeister scheint mit ihnen als einer exzentri-
schen Modernität die ehrwürdigen Flächcngcsetze seiner Kunst
auf die Probe stellen zu wollen. Das Kolorit hat teil an der Auf-
hellung und Differenzierung, die zum Ehrgeiz des frühen
14. Jahrhunderts gehören. Erlesene, ja raffinierte, meist lichte
Zusammenklänge beherrschen die Farbigkeit der Figuren, wäh-
rend in den Bildgründen die überlieferte Glut von Blau und Rot
nicht aufgegeben ist.
Die großen Medlillons sind folgerichtig zu Einheiten neuer Art
entwickelt Kontinuierlicher szenischer Handlungsraum von gan-
zer Fensterbreite, Figuren gleichen Maßstabs, alle auf das Haupt-
crcignis gerichtet, das meist in der Mitte des dreiteiligen Bildes
spielt. Über den Rahmenzwang und die ikonographischen For-
meln hinausgehend, beginnt die Komposition sich als eine for-
male und sinndeutende Leistung zu behaupten. Im Gerüst der
Fensterpfosten und Quercisen symmetrisicrt sieh die Erzählung;
Zumal die Tondi des Passionslensters zeigen geradezu klassi-
sche" Gliederung. Dank strenger Bildgeometrie heben sich die
Figuren mit ihren Umrissen luftig und lesbar vom Grunde ab. Die
edle Besonnenheit dieser Repräsentationserzählungen" ist für die
Königslelder Dramaturgie ebenso kennzeichnend wie ihre Logik
und ihre sachliche Knappheit.
Wer sich ans Einzelne wendet, kommt in den Bann eines makel-
losen Menschengesehlechts Gestalten von edlem Wuchs, anmutig
in zeitloser Jugend, zuchtvoll bewegt, hölisch vom Scheitel bis
zur Sohle, Köpfe von feinstem Schnitt, mit mandellörmigen
Augen, hellen Blicks, Gewänder mit melodisehem Faltenlall
Reinheit und Wohllaut in jedem Zug. Schmerz und Trauer blei-
lJen gefallt, die Martyrien geschehen beinah blutlos so sehr
kommt in der hellen, bewußten Bildordnung das Vertrauen in
die Heilsgeschichte zur Anschauung. Unmittelbare Vorläufer die-
ses hohen Figurenstils scheinen nicht erhalten zu sein; die näch-
sten Verwandten weisen wiederum an den Oberrhein u. a.
nach Heiligkreuztal wohl eine Konstanzer Arbeit um 13iO20
der mit den Zentren Straßburg und Konstanz auch als Hei-
mat der Königsfelder Werkstatt gelten darf.
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15
Das Gebiet des heutigen Waldviertels bildete in jener fernen Zeit,
in die uns die Gründung Rappottensteins zurüekführt, cincn Teil
des großen Grenzwaldes, der, vom Fichtelgebirge bis zur Do-
nau reichend, böhmisches Land vom deutschen Siedlungsgcbiet
trennte. Es war der Nordwald, silva Nortica" wie das
Waldviertcl in Urkunden bezeichnet wird.
In diese waldige Urlandschaft stießen um die Mitte des 11. jahr-
hunderts rodende Siedler als Pioniere der Kolonisation vor. Sie
kamen im Auftrag der Babenherger Markgrafen aus den weiter
östlich gelegenen und bereits dicht bevölkerten Gebieten Un-
ter dem Manhartsberg" und standen unter der Leitung adcliger
und geistlicher Grundherrcn.
Dieser Siedlungsvorgang brachte cs mit sich, daß hier innerhalb
des anwachsenden Hoheitsgebicts des Markgrafen eigene Herr-
schaftsbcreiche von Rodungsherren hochfreier reichsunmittel-
barer" Abkunft entstanden, die in diesem Grenzgebiet, im
Walde gegen Böhmen zu, eine eigentümliche Sonderstellung nach
Art von Wild- und Waldgrafschaften" innehalten.
Eines dieser tatkräftigen und mächtigen Geschlechter waren die
Kuenringer. Azzo, der erste Kuenringer, von dem die Urkunden
zu berichten wissen, erhielt im jahre 1056 auf Bitten des Mark-
grafen Ernst von Österreich und des Markgrafen Wilhelm von
Mcissen drei Hufen Landes im Dorfe Hecimanneswisa als kö-
nigliche Schenkung zu freiem Eigen. Es ist der heutige Ort
Kiihnring bei Eggenburg und der Stammsitz dieses bedeutenden
Ministcrialcngeschlcchtcs. Die Forschung hat festgestellt, daß
die Kuenringer bayrischen Stammes und hochfreier Herkunft
waren. Auf dem Wege über Sachscn dürften sie wahrscheinlich
mit den Ungarnzügen König Heinrich III. nach Österreich ge-
kommen sein, wo sie vom König reiche Schenkungen an Land
und Herrschaftsrechten erhielten". So erklärt sich die Erwäh-
nung des Markgrafen Wilhelm von Meissen in der genannten
Schenkungs-Urkundc und der Umstand, daß die Kucnringer das
Balkenwappen führten, das das Zwettler Stiftungsbuch als von
Sachsen" bezeichnet und das später zum Wappen der Wettiner,
der Herzöge von Sachsen wurde.
Die Kuenringer übernahmen dann bei den Markgrafen von
Österreich einen ritterlichen Dienst, ein Ministerium. Sie wurden
unbeschadet ihres Besitzes an freieigenem Gut und Hohcitsv
rechten Ministerialen des Markgrafen". Lechner. Gars am
Kamp, Eggcnburg, Allentsteig und das Gebiet um Zwettl, der
districtus Zwettlensis, waren ncben anderem den Kuenringern
zur Erschließung und zur Sicherung" übergeben worden.
Hier hat Hadmar I. gest. um 1138, ein Großneffe jenes Azzo,
sich selbst und seinem Geschlecht mit der Gründung des Klo-
sters Zwettl ein unverganglichcs Denkmal gesetzt. Nachdem
seine Vorgänger das einstige Waldgebiet urbargemacht und mit
Höfen und Dörfern besiedelt hatten, übergab er das Gut" den
Zisterziensern, die er aus Heiligenkreuz berief, um seinem Macht-
bereich auch ein kulturelles Zentrum zu geben. Es ist bezeich-
nend für Rang und Stellung des Kucnringers, daß ihn die Grün-
dung von Heiligenkreuz 1136 durch Leopold III. von Baben-
bcrg nicht ruhen ließ, es auf seiner Grundhcrrschaft dem Mark-
grafen gleichzutun und dort seiner Familie ein Hauskloster zu
errichten. Man wird nicht fchlgehcn, aus der Eile, die er dabei
an den Tag legte, neben allen kolonisatorischen Überlegungen
auch eine gewisse Rivalität als Motiv herauszulesen Der Silve-
stcrtag 1137 ist der Gründungstag von Zwettl.
Der Schwerpunkt ihrer Macht aber lag im westlichen Wald-
vicrtel, wo die Kuenringer zweifellos als die bedeutsamsten
Burg Rappottenslcin.Derturmbohc Baublock mit unregelmäßig lünfccki-
gem Grundriß ist der Bcrchfrit der Kuenringerburg des 12. jahrhun-
derts. Dahinter wird der schlankere, auf der höchsten Stelle des Burg-
felsens erbaute Wnehtturm sichtbar. Links der aus dem 16. jahrhun-
dert stammende Uhrturm und die Mauer des Turnicx-hofes", der wohl
einst der Platz des Hochgerichles war, du sich im Felsen darunter die
Verlies befinden. Im Vordergrund das lurmbewehrte erste Tor.
16
irundherren auftraten. Hadmar II. um 1140-1218, ein Grofi-
eflc des Gründers von Zwettl, muß als der eigentliche Kolo-
isator des ganzen iebietes bis zur Lainsitz" Lechner ange-
ehen werden. Hier hat er zu Beginn des 13. Jahrhunderts Burg
nd Stadt Weitra gegründet. lhm unterstand der nach die.
tadt benannte districltis Witrensis, als dessen primus eultor et
ihabitator" er im Zwettlt-t" Stiftungshuch bezeichnet wird.
Süden dieses Distriktes von Weitra, hart an der Grenze zum
istrictus Zwettlensis hin, liegt die Burg Rappottenstein. Das
'al des kleinen Kamp, über dem sich die Burg auf miichtigrnt
iels erhebt, wurde hier von einer alten Verbindungsstraße, dem
onauweg, berührt, der vom Stromtal kommend durch die wei-
en liorste des Nurdwaldes ins böhmische Land hineinführte,
icsen Übergang galt es zu bewachen. Überdies bildete Rap-
iottenstein zusammen mit dem weiter westlich gelegenen Ar-
iesbaeh den äußerst linken Flügel der ausgedehnten Wehr- und
äefcstigttngslinie, wozu der lilulllauf des Kamp durch die lir-
ichtung einer Reibe von Burgen ausgebaut worden war.
der Zeit zwischen 1157 und 1176 ist ein Rapoto von Kuen-
ing-Schönberg, ein Oheim Hadrnar II., in Urkunden nachweis-
tar. Die Historiker nehmen es als wahrscheinlich an, daß er ler
Erbauer der ersten liurganlage auf dem Stein" war und ihr
einen Namen gab. Setzt man nun die verwandtsehaftlichen
äeziehungen von Rapoto und Hadmar IL, dem Gr nder von
Weitra, mit der Lage von tppottenstein und Weitra in Verbin-
lung, so wird deutlich, wie die Kuenringer von Generation zu
eneration ihr Machtgebiet Schritt für Schritt und zielbewullt
der Richtung nach Westen hin, in das waldige Neuland hin-
iin erweiterten und ausbautcn.
Blick in den dritten llof mit Stallungen und Wirtschaftsgebäuden. Der
geräumige llol" bot in kriegerischen Zeiten den Bewohnern der umlie-
genden Gehöfte Zuflucht und Unterkunft.
Blick vom dritten llcf auf den NV-aehtturm und den westlichen Wohn-
der Burg. Links das Tor zum vierten llof. Davor eine Zisterne.
R1 hts die Substruktionen und lkinttern des jfurnierltofes". An der
Schattenseite der Mauer liegt der Eingang in die Verliese.
S0 ist die Burg läappottenstcin eng verknüpft mit dem Aufstieg
und den großen kolonisatorischen Leistungen der Kuenringer.
Sie hat aber auch den Stolz und Übermut dieses mächtigen Ge-
schlechtes erfahren, als Heinrich IV. von Kuenring, Herr der
llerrscltaft Weitra, gest. 1293, das Yastrum Rapotenstain"
widerrechtlich in seinem Besitz behielt. Er wurde im Jahre 1259
auf dem Gerichtstag zu Mautern dazu verhalten, die Burg der
rechtmäßigen Eigentümerin, Berta von Eggenburg, aus dem
Hause der mit den Kuenringern stammesglcichcn Burggrafett
von Gars, zurückzustellcn. Er hat dem Schiedsspruch nicht Folge
geleistet.
Aber schon waren die Sterne des Kuenringer Glücks im Sinken.
Allzu groß war die Versuchung, welche die Herrschaft über ein
so ausgedehntes Hoheitsgebiet an der Grenze der österreichischen
und böhmischen Machtsphäre mit sich brachte, als daß ein ehr-
geizigei" lieudalherr der Verlockung hiitte widerstehen können.
hier eigene Hausmachtpolitik zu betreiben, indem er sieh nacl".
beiden Seiten sicherte.
Schon Heinrich IV. erscheint in Urkunden mit dem Beinamen
Suppanusj der Würde eines Burggrafen, ausgezeichnet, die ihm
vom Markgrafen Ottokar von Miihren verliehen worden war.
Gleichzeitig bekleidete er aber auch das Amt eines Marschalls
von Österreich. Sein Sohn Heinrich V. war mit Elisabeth, einer
natürlichen Tochter Ottokars, vermählt. Er war es, der sich trotz
des österreichischen Marschallamtes gegen seinen neuen Herrn.
17
Die Knappenhalle aus der 2. Hälfte des lS.h.
Die schön gemeißelte Tür führt in die Küche
für die Besatzung. Durch das Fenster wurden
die Speisen herausgcrcicht.
Rudolf von Habsburg, wandle und die Partei des inzwischen zum
König von Böhmen aufgestiegenen Ottokar ergriff. Damit aber
war der Sturz unvermeidlich. Nach der siegreichen Schlacht
bei Dürnkrut 1278 und nach dem Friedensvertrag mit Wen-
zel, dem Sohn des im Kampf gefallenen böhmischen Königs, cr-
folgte auch das Strafgericht über die aufrührerischen Herren
aus dem Wnldvicrtel. Sie verloren ihre Besitzungen und mußteit
in die Verbannung. Heinrich V. starb 1281 in Troppau und sein
Vater 1293 in Znaim.
NaCh dem jähen und tragischen Absturz dieses mächtigsten Zwei-
ges der Kuenringer konnte endlich Rappottenstcin den Nach-
kommen jener Berta von Eggenburg, den Herren von Daehsberg,
als den rechtsmäßigen Besitzern übergeben werden. Diese blie-
ben bis 1423 die Herren der Burg. lhnen folgten die Starhem-
berger bis 1546, die Landauer bis 1664 und schließlich die Gra-
fen von Abensperg-Traun, in deren Besitz sich die Burg noch
heute befindet.
Im Aussehen Rappottensteins erinnert vor allem der östliche
Der innere Hof des Hochschlosses.
Man sich! auf gewachsenem Fels,
aus dem die Stufen herausgehauen
sind und auf dem die Pfeiler der Av-
kaden ruhen, durch die man in
die Knappcnhallc des Nordlraktes
sich! 2. Hälfte 15. h..
Teil noch an die Zeit der Kuenringer. Die wuchtigen Mauermas-
sen, die sich fensterlos über dem Cranitfelsen auftürmen, bil-
deten cinst den fünfcckigen Berchfrit des Kuenringischen Wehr-
baus. In stumpfen-t Winkel stehen die Wände zueinander, passen
sich der Form des Burgfelsens an und drohen wie ein gewaltiger
Schild vor den übrigen Gebäuden des Schlosses, um den von der
Bergseite angreifenden Gegner abzuwehren.
In diesem Teil haben die Dachsherger im Jahre 1378 die stim-
mungsvolle Burgkapellc eingerichtet. Die Hochburg wurde
dann im Laufe der Jahrhunderte in nordwestlicher Richtung wei-
tergebaut, wobei zunächst der Berchfrit mit dem im Westen auf
der höchsten Spitze des Burgfelsens stehenden Wachtturm durch
einen Wohntrakt verbunden wurde. Er bildet die Nordfront der
Burg und des inneren Hofes. In diesem Flügel befindet sich das
sogenannte Archiv" mit seinem schönen spätgotischen Stern-
gewölbc und Wandmalereien im Stil der Donauschulc. Denn
bereits im Hochmittelalter und schon gar in der Zeit der Re-
naissance schienen die alten Wchrbauten ihren Bewohnern zu
düster und freudlos. Sie gingen also daran, entsprechend den
steigenden Anforderungen nach einer höheren Wohnkultur,
einige Räume architektonisch reicher zu gestalten und mit
Fresken auszustatten.
Die Wände überzieht ein dichtes System großblättriger Ranken
mit Türkenbund-Blüten und Granatäpfeln. In diese Dekoration
sind Gestalten von Landsknechten und Drollcrien eingefügt.
lline Wand ist mit der Darstellung einer Schlacht in hergiger
Landschaft, zu Füßen einer Burg und vor den Mauern einer Stadt
geschmückt. Man sieht die dichtgcdriingtc Schlaehtordnung der
beiden kämpfenden Parteien, wehende, sich rollende Banner, den
Lanzenwald, Geschütze, Zelte und ein Reitergefeeht. Die Fres-
ken eines anstoßenden Zimmers, die noch mehr der Renaissance
verpflichtet sind, zeigen neben modisch gekleideten Damen und
Herren, sowie Drollerien, Äffchen und Wildleuten, tueh
illusionistische, perspektivisch gemtlte Spielereien, wie vergil-
terte Fenster und Nischen, in denen Vasen mit zarten lieldblu-
men, Knospen, Blüten und Gräsern stehen. Die Ausstattung der
Die Burgkapelle wurde im Jahre 1378 von den
Dachsbergcrn in den romanischen Berchirit eina
gebaut. Die Kreuzrippen des Gt-wolhes ruhen
auf Konsolen, die mit den livangclistensyntbolcn
geschmückt sind. Der Flügelaltat" aus der zwei-
ten Halm- 15. jh. entstammt der Zeit der Star-
hemberger und ist den Heiligen Pankraz und
Georg geweiht, Die Rcliquienknpsel in der Al-
tarmcnsa trügt noch das Siegel des WCihlJiSChOlb
Blasius von Passau, der am 25. jiinner 1379
die Weihe des Altars vollzog.
Detail der Wandmalereien im sogenannten
Archiv". Die Fresken gehören dem Anfang
des 16. h. an und stehen unter dem Einfluß
der Donauschule. Sie zählen zu den bedeu-
tendsten profanen Wandmalereien der Re-
naissance in Niederösterreich.
19
beiden Räume gehört zu den wichtigsten Denkmälern der
Profanmalcrei des 16. jlhrhunderts in Niederösterreich.
Das llrdgeschoß dieses Traktes wird von einer nach dem Hofe
zu offenen, krcuzrippcngetvölbten Knappenhalle eingenommen,
von der man durch eine gotische Tür die Küche betritt. Ein ne-
ben der Tür befindliches, geräumiges Fenster mit schöner Stein-
einfassung diente wohl dazu, der Burgbesatzung die Speisen aus
der Küche in die Halle hinauszurcichen.
Um die Mitte des ii. jwhrhunderts wurde dann parallel zum
Nordtrakt der große Siidirakt angelegt, dessen Hofseite mit. drei-
gesehossigen Arkadengängen ausgestattet ist.
Gleichzeitig mit der Vergrößerung und wohnlicheren Ausge-
staltung der Burg erweiterte man auch die Befestigungsanla-
gen und paßte sie den neuen Gegebenheiten. der neuen Kriegs-
tcchnik an. So entstand schließlich ein sinnvolles Verteidigungs-
system von fünf Toren und Höfen, die es zu bezwingen galt, ehe
man an die Eroberung der eigentlichen Hochburg herangehen
konnte. Jahei ist die ganze Anlage so. daß der Gegner, einge-
zwiingt in den llngpail zwischen den Umfassungsmaucrn und
Detail aus dem inneren Hof. Verblndungsgang zwischen der Kapelle im
Inneren des romanischen Bcrchfrits und den Arkadrn des Südtraktcs.
Ilolzbaltistrtidc des Renaissance-zeit.
Blick aus der Kapelle auf den hölzernen Verbindungsgang zu den
Renaissance-Arkaden des Südtraktes.
dem steilen Felsen, der die Hochburg trägt, diese im Sinne des
Uhrzeigers umkreisen mulltc und so ständig seinen ungeschütz-
ten Schwertnrm, seine rechte Seite. den Verteidigern aussetzte.
Dieser wohldurehdachten und starken Befestigungsanlage, ver-
bunden mit der kühnen und uneinnehmbaren Lage auf dem
schroffen Fels verdankt es die Burg, dcill sie allen Bclagcrungen
ihrer tiielhundertjäihrigen Ecschichtc trotzigcn Widerstand lei-
sten konnte. Oh Aufständische Bauern 1597, katholische Trup-
pen 1619 oder die Schweden 1645 keinem von ihnen ge-
lang es, seine Fahne auf dem Turm der Burg zu hisscn. Dazu
kommt noch, laß der Batibestand der Burg seit dem 17. jahr-
hundert ohne größere Veränderungen auf uns gekommen ist.
Rztppottenstein vermittelt uns also in selten" Llnverfiilschtheit
das eindrucksvolle Bild einer aus der Romitnik stammenden und
im Verlauf der Jahrhunderte bis zur Renaissance ausgebauten
Herrenburg.
l.it. u. Flless. um Herren von KIIPIHIHK; Wiiltlvlertel, 1. lhL. Geschichte,
Herausgeber Dr. m. Sttpun, Wien m." mit-h" K. LPCIHICI, läeaieillutigs- und
Herrseluiftsgesehlehte, ii. llurh, s. o. llrullllef, Die geschichtliche Stel-
lllllg im Wiildvlerlels, s. 3hli-427. Ysterrelelilsrhc Künztttuptigtnphle, Btl.
Vlll. Felix Hnllner, Nicilerösterrelehs llurgt-n. Wien was. um; Rappel-
enüiein. Führer.
20
Wiener Bürgerhäuser im 18. Jahrhundert
Von RENATE
Im heutigen Wiener Stadtbild spielt das Rokoko so gut wie keine
Rolle. Dies ist jedoch nicht erst eine Folge des Nicdcrrcißzns
alter Paläste und Wohnhäuser; es gehört vielmehr zu den charak-
teristischen Erscheinungen der Wiener Architektur des 18. Jahr-
hunderts, daß um etwa 1730 auf die einmaligen Leistungen der
vorhergehenden hachbarocken Phase eine Gegenbewegung cin-
setzte, die ein stark klassizierendes Gepräge aufweist. Auf ihr
fußt dann die weitere Architektur des ausgehenden 18. Jahr-
hunderts "bis zum eigentlichen Klassizismus. Die freudige Bewegt-
heit des bayrischen Rokoko bestimmte wohl noch die obcröster-
reichische Bautätigkeit, drang jedoch über die Enns nach Osten
kaum mehr vor. In der kaiserlichen Metropole, wo seit dem
Spätwerk Fischers von Erlach eine Auseinandersetzung mit dem
Palladianischcn Klassizismus erfolgte, machte sich dagegen ein
starker westcuropäischer Einfluß geltend. So wie im Westen
wirkt sich auch in Wien das Rokoko soweit überhaupt
hauptsächlich in der Innenraumgestaltung, vor allem der kaiser-
lichen Bauten, aus. Hauptrepräsentant ist der Hofarchitekt Nico-
laus Paccassi; verstärkt wird der westliche Einfluß durch die
mit Franz Stephan aus Lothringen kommenden Künstler, vor
allem J. N. Jadot, den Erbauer der alten Aula der Wiener Univer-
sität. Auch die österreichischen Künstler pilgern nun nicht mehr
wie vordem nach Italien; wie schon für den jüngeren Fischer
v. Erlach, so ist etwa auch für Franz Anton Hillebrandt, der in
Wien und Preßburg baute, Westeuropa maßgeblich. Auch für
die Maler wird ja nach der Mitte des 18. Jahrhunderts Rembrandt
der große Anreger. Die in Wien im zweiten und dritten Viertel
der 18. Jahrhunderts herrschende kühle und klassizierende Stil-
tendenz vermehrt die Aufnahmebereitschaft für westliche Ein-
flüsse. Diese Phase wird um die Mitte des Jahrhunderts durch
das kurze Zwischenspiel eines Nachbarock", eines feinen Nach-
halles der großen Leistungen vom Beginn des Jahrhunderts,
aufgelockert. Es ist eine typische Spätzeit, die das Zarte und
Kleinteilige liebt und betont elegant, aber auch manieristisch
labil ist. Man vergleiche dazu etwa die Providentia von Donners
Mehlmarkt-Brunnen 1737 mit den Trauerndcn vom großen
Sarkophag Maria Theresias und Franz Stephans in der Kapuzi-
nergruft 1753 von B. F. Moll. Auch in der Architektur treten
die monumentalen Aufgaben zurück. Künstlerisch bedeutende
Lösungen, wie etwa die Gardekirche auf dem Rennwcg 1755 bis
1763 von Paccassi oder der Portalvorbau der Peterskirche 1751
bis 1753 von Andrea Altomonte haben bescheidene Ausmaße.
Bezeichnenderweise ist der repräsentativste Profanbau dieser Zeit
nicht ein Neubau, sondern der Umbau von Schloß Schönbrunn.
Das seit 1696 von Fischer v. Erlach errichtete Schloß wurde
1744-49 von Paccassi umgestaltet. Wie uns alte Abbildungen,
vor allem die beiden Gemälde Canalettos im Kunsthistorischeu
Museum überliefern, fügte Paccassi wo es anging zwischen die
beiden Geschosse des Fischer-Baues ein weiteres Geschoß ein,
wobei aus Platzmangel die Fenster des Obergeschoßes in un-
tektonischer Weise über die Kapitellzone hinaufgerückt wurden.
Diese für die Jahrhundertmitte kennzeichnende manicristisch la-
bile Lösung wurde dann von dem Klassizisten Johann Aman
1816-19 durch Hinaufrücken der Kapitelle wieder im Sinne
der klassischen Säulenordnung verändert. Paccassi hatte durch
Einführen der Dreigeschoßigkeit bei gleichbleibender Gesamt-
höhe eine beträchtliche Streckung der Proportionen erreicht;
die gleiche Tendenz wurde auch für die Änderung des Mittel-
traktes wichtig, wo an die Stelle der großen Freitreppe der heute
noch bestehende Arkadendurchgang von der Hof- zur Garten-
seite trat.
WAGNER-RIEGER
VIL, Burggasse 19
Die hier an exponierter Stelle vorgetragenen Stilqualitäten sind
allgemein für die Palast- und Wohnhausarchitektur um und nach
der Mitte des 18. Jahrhunderts typisch. Beim Wiener Bürgerhaus
bestanden vorher nebeneinander zwei weitgehend getrennte Bau-
typen; der eine arbeitete vornehmlich mit Pilasterinstrumerr-
tierung in Fortführung der Tradition der Palastarchitektur, der
andere schloß stärker an die im Rastersystem gegliederten Fas-
saden der älteren Wohnhäuser an. Nunmehr erfolgte ein Aus-
gleich zwischen diesen beiden Richtungen; Streckung der Pro-
portionen, flächiges Fassadenrelief mit zarten Pilastern, häufige
Verwendung der Nutung bei Sockeln und vertikalen Mauer-
streifen sowie die dekorative Umdeutung tektonischer Gliede-
rungselemente gehören jetzt zu den Grundprinzipien der Fassa-
dengestaltung. Das plastische Ornament bedeutet nur ein spar-
sam verwendetes schmückendes Bciwerk, das als richtiges Acces-
soire auf die architektonische Gestaltung wenig Einfluß hat.
Es ließe sich etwa beim Haus I., Stoß im Himmel einer
der wenigen Fälle mit Rocaille-Ornamcnt wegdenken, ohne
daß dadurch die Fassadenwand in ihrer grundsätzlichen Gestal-
tung geändert würde; sie wäre lediglich um ein Schmuckelement
ärmer geworden. Ähnliches gilt von dem Haus I., Kurrent-
gasse Steindlgasse bei dem sich der Schmuckreichtum
auf Portale und Fenster der Stanislauskapelle konzentriert,
während die übrige Fassade in kühler Schlichtheit mit im Wesen
unbarocken Motiven gestaltet ist.
Die Angleichung der beiden Bürgerhaustypen aneinander, die
gleicherweise aus den Stiltendenzen der Epoche wie aus den
sozialen Veränderungen resultiert, brachte jedoch nicht ihre rest-
lose Verschmelzung. Für den von der Palastfassade abgeleiteten
Typus ist etwa das kühl zurückhaltende Palais Dietrichstein
am Minoritenplatz 1755 vnn F. A. Hillebrandt tonangebend;
seine stark gestreckten Fenster, der genutete Sockel und das
sparsame Detail bestimmen seinen klassizistischen Charakter,
während plastische spätbarockc Elemente, wie die Schrägstellung
der Portalpfeiler oder die den Dreiecksgiebel umgebende Plastik
als isolierte Vcrsatzstücke wirken. Auf das Wohnhaus über-
tragen, findet man diese Qualitäten etwa am sogenannten kleinen
Bischoftshof I., Domgasse den der damalige Besitzer Matthias
Gerl 1760f1 errichtete. Die starke Streckung, die für ein Haus
in einer schmalen Gasse der Innenstadt vielfach schon aus außer-
künstlcrischen Gründen gegeben war, wird hier noch durch
Kunstgriffe, wie etwa die Riesenpilastcrordnung, welche die drei
hohen Geschoße über dem gcbanderten Sockel zusammenfaßt,
21
"Xi unterstrichen. Wohl wird durch ganz leichtes Vorspringen der'
drei mittleren Achsen ein flacher Risalit angedeutet, doch bleibt
trotzdem die einheitliche Fläche der Fassade im wesentlichen
gewahrt. Die gebrochenen Fcnstergiebcl sowie die Kartusche über
dem Mittelfenster des ersten Stockes wirken nur wie auigesetzt.
In den Vorstädten wird diese Richtung etwa durch das Haus
III., Erdbergstraße 33 oder das Haus Zur Säule", VIL,
Sicbensterngasse 17 vertreten; bei diesen ein-bis zwcigeschoßigen
Bauten wird die naturgemäß breitere Lagerung durch die Pila-
ster gemildert; auch erweisen sich diese dem Volkskünstleri-
sehen näberstehenden Werke dekorationsireudiger Vll., Sankt
Ulrichsplatz 2. Die hoch hinaufgcschobencn, untektonischcn
Volutenkapitclle stellen vielfach etwa am Haus VII., Breitegassc
Nr. 11, ein betont manieristiscbes Motiv dar, das an die Lösungen
Paccassis in Schönbrunn erinnert. Eine ähnliche tektonische Ent-
wertung zeigt sich darin, daß Pilastcr mit Kapitellen zu flachen
Maucrbändern VIIL, Strozzigasse 36 oder Lisenen mit dekora-
tiven Fcldern an Stelle der Kapitellc IX., Marktgasse 39 um-
gebildet werden.
Der zweite Typus des Bürgcrhauses verzichtet meist auf die
Pilasterglicderung, strebt aber in einer für die Zeit charakteri-
stischen eleganten Form auch ein palastartiges Aussehen an. Die
Fassaden verbinden das alte Rastersystem mit Elementen der
Hildebrandtnachfolge. Die geknickten und geschwungenen
Fenstergiebel mit Muschelornament sind immer noch beliebt,
sowohl beim repräsentativen Bürgerhaus der Innenstadt I.,
Neuer Markt 15, wie beim hübschen Vorsladlhaus Vll., Gar-
degassc verbinden sich aber mit Elementen, die einem klassi-
zierenden Formwillcn zugehören; es sind die gleichen Motive wie
beim zuvor besprochenen Typus, etwa die Bänderung des Sockels
und genutete Maucrstreiien. Besonders charakteristisch sind die
die Fläche betonenden Platten, welche sich unter die Fenster
schieben und so eine dekorative Vertikalverbindung der Fenster,
achsen herstellen; die Konsolen in der Zone unter dem Dach sind
völlig untektonisch. Bereits im dritten ahrhundertviertel weichen
schon gelegentlich die bewegten Fensterrahmen geraden Formen
und die Platten, welche die Fassade gliedern, nehmen einen
immer größeren Raum ein VIIL, Neudeggergasse 10. Ähn-
liche Lösungen werden dann für den josclinischen Plattenstil
des vierten jahrbundertviertels charakteristisch, bei denen sich
die naturalistischen Blurnen- und Laubgirlanden der jahrhun-
dertmitte zum Zopiornament verfcstigen.
Das Wiener Wohnhaus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts
hat mit dem westeuropäischen Rokoko die Vorliebe für kühle,
klassizicrende Lösungen des Außenbaues gemeinsam; im we-
scntlich-en ist es aber doch eher eine Form des Spätbarock, welche
von den großen Leistungen des beginnenden jahrhunderts zehrt
und sie in sehr intimer, eleganter und zurückhaltender Weise
umgestaltet.
VIL, St. Ulrichsplatz
VIIL, Strozzigasse 36 VIL, Cgu-deggßgg
22
Es scheint tatsächlich so, daß überall dort, wo wir dem Wieneri-
schen im besten Sinne des Wortes begegnen, der Musik eine ent-
scheidende Rolle zukommt.
Das gilt auch für das Haus am Ncucn Markt Nr. 15. Zu-
nächst einmal kennt man es freilich als die Heimstatt vorbild-
lichstcn Wiener Handwerks. Sind doch Geschäft und Werkstätten
der Firma A. E. Köchert wegen ihres erlesenen Schmuckcs den
Wienerinnen und vielen Frauen weit über Österreichs Grenzen
hinaus ein Begriff.
Wer sich aber eingehender mit der Chronik dieses schönen Alt-
Wiener Hauses befaßt, dessen reizvolle Fassade jedem Kunst-
freund helle Freude macht, der wird zu seinem Erstaunen
feststellen, daß viele Bewohner dieses Hauses die eigentliche Er-
füllung ihres Lebens nicht so sehr in der Beschäftigung mit
ihrem edlen Kunsthandwerk, als vielmehr in einer intensiven
Pflege der Musik fanden. Und das ist doch so Wienerisch, wie es
echter gar nicht sein könnte.
Die Geschichte fangt freilich mit einem Vollblutmusikcr m.
josef Mayseder 1789-1863 wohnte in diesem Haus. Der Kom-
Der neue Wohnungscingang fügt sich harmonisch
der alten Wendeltreppe ein, die noch ganz im Zei-
chcn des ausgehenden Mittelalters steht. Eine Tafel
im Hausflur trägt das Datum 1548. Spindel und
Stufen sind aus St. Margarethener Stein gehauen.
Das Köchcrt-llaus am Neuen Markt bietet ein charakteri-
stisches Beispiel dafür, wie die Fassade eines alten Bürger-
hauses während der 2. lliilfte 18. jh. in eleganten, palast-
ähnlichen Formen umgestaltet wurde, die der repräsentati-
ven Umgebung und der Lage in derlnnenstadt entsprachen.
ponist und Geigcnvirtuose war vor allem für die Wiener Haus-
musik von Bedeutung, da er bei zahlreichen, regelmäßig in Wie-
ner Privathituscrn veranstalteten Strcichquartetten ständiger Gast
war.
Um 1800 hatte sich Jakob Heinrich Köehert aus Riga kommend
in Wien niedergelassen. Er lernte hier den blessierten" franzö-
sischen Major Emanuel Piote kennen und gründete mit ihm zu-
sammen ein Juweliergeschäft, das sich damals im Erdgcschoß
des heutigen Palais Pallavicini befand. Sein Sohn Alexander Ema-
nuel war nicht nur ein begabter Schüler Mayseders, sondern
wurde auch dessen Schwiegersohn. Im Hause seiner Tochter K1-
roline Köchert in Döbling musizierte Mayscder am liebsten;
und je älter er wurde, desto ausschließlicher spielte er im Streich-
quartett seines Schwicgersohnes.
Seitdem ist die Pflege der Musik zusammen mit dem schönen
alten Haus am Neuen Markt in der Familie Köchert erblich ge-
worden. Theodor, der Sohn des vorigen, war mit Hugo Wolf
freundschaftlich verbunden und hat als Mitbegründer und erster
Präsident der Wiener Konzerthausgesellschaft eine Rolle im Mu-
sikleben unserer StadtgespielLDesst-n Sohn Erich war aber außer
mit Josef Matthias Hauer, dem Schöpfer der Zwölftonmusik,
auch mit Richard Billinger und Prof. Erwin Lang befreundet,
23
Sitzplatz im großen Wohnraum. Über dem Kamin cin Olgcmlxldc von Prof. Erwin Lang Sommeruig im Attcrgnii", um 1'130.
Über dem Kunupuc Panorama von Rom, Kupferstich, 18. Jahrhundert. Kleine Kommode in Formen des Sp barock. Klapp-
tisch der Burockzcil. Die Sitzmöbel, nach dem Entwurf du" Architekten L. Lang und P. Jzcrnin, ausgeführt von der Pin-um
Andel, Wien.
so daß das künstlerische Interesse des Hauses Köchert in dieser
Generation noch um die Dichtkunst und Malerei bereichert
wurde.
Vor einigen Jahren wurde nun zwei jungen Wlienet" Architekten,
Lukas Lang und Peter Czernin, die Aufgabe gestellt, in diesem
traditionsreichen Haus eine Wohnung neu zu gestalten. Um
das Resultat recht beurteilen zu können, muß mrtn wissen, daß
der heutige große vVoltntxtum die Stelle von zwei Zimmern
einnimmt, die, wie es der bürgerlichen Kultur der Gründerzeit
des 19. Jahrhunderts entsprach, im Stil der deutschen Renais-
sztnce mit getäielten Wüinelen, Kassettendeclten und tiefen Fen-
sternischen mit Stufen, Sitzplatz und Butzenscheiben ausgestat-
tet waren. Aus diesen absichtlich dunkel gehaltenen altdeutt-
sehen Stuben" mit ultviitcrlichem Hausrat wurde durch Entfetw
nen der historisierendcn Einbauten und durch Niederlegen der
Wgnd ein freundlich großer Raum gewonnen, der Bewegungsfrei-
heit gibt ohne leer und kalt zu wirken, da er durch die wohlüber-
legte Gruppierung der Möbel und lockere Hängung der Bilder
sinnvoll gegliedert wird und Behaglichkeit erhält.
W. G.
Schlafzimmer mit sehr guten eingelegten und geschnitzten Wiener
Möbeln der joseiinischen Zeit.
24
Blick zum lißplalz 1m XYohnruum. Das reizende, gcnrchufl xxufgcfußle Kindcrprwrlriu von MAllhizxs Runfll 185-1834, dm.
1832, ucllte von links nach rechts die Kinder Ferdinand, und Kalb W'is;;rill dar. Ein schöner Nußholz Iurnicrmr
Schrank des 18. jnhrhundrrls, nnucldculschcr Herkunft. Die Scsbcl und dcr Spßßrlisch sind im josefinischcn Stil gchullcn.
Der groß Raum erhiull durch drn Upicilcr, der nnslcllc einer niedcrgclcglcn Wund notwendig ist, eine gute Slicdc-
rung und Proportion. Mut inl des Pfcxk Wcißzcmcnl mit Marchszmd genxiäclwt; angrnchme Furb und WIrkung dcrObcr-
Hlichc, die schnlrcln, d. h. rnuh lurlussen wurde.
.........;1""'
Bank. Qualitätvolles Wiener Möbel des aus-
gehenden 18. jh. Klassizistische und goti-
sierende Ornamente werden miteinander ver-
bunden, wie es der damaligen Vorliebe für
Riucrromanlik und Mittelalter entspricht
Franzcnsburg in Laxenburg. Kirschholz.
25
WIENER SCHULGALERIEN
KINDER UND JUGENDLICHE LEBEN MIT MODERNER KUNST
Seit ein paar Jahren wird an Wiener Volks- und Hauptschulcn,
in Kindergärten, Lehrlingsheimen, Internaten ein interessantes
Experiment durchgeführt Schulkindcr, Kleinkinder, Lehrlinge
leben mit moderner Kunst. Die Initiative ging vom Kulturamt
der Stadt aus. Der amtsführende Stadtrat für Kultur und Volks-
bildung, Hofrat Hans Mandl und sein liachkonsulent Professor
Eduard Gärtner hatten den Einfall, junge Menschen mit Original-
werken lebender zeitgenössischer Künstler vertraut zu machen.
Nicht allein durch gelegentliche Führungen in Ausstellungen,
Galerien, sondern und das ist das Neue die Ausstellungen
selber sOllten in die Schulen kommen. Schulräume, Stiegenhäuscr
in den Schulen, Vorführungssäle, Tagräumc in den Internaten
sollten Galerien werden.
Das war eine bestechende Idee, die nirgendwo sonst in Europa
Verwirklichung fand. Sie wurde auch nicht auf Grund obrigkeit-
licher Anordnung durchgesetzt, sondern hatte zuerst einmal als
Verführung auf die Leiter der Schulen und die Lehrer zu wir!
kcn. Am Anfang stand nichts als ein Vorschlag ob der Schul-
direktor der Internatsvorsteher der Heimleiter bereit
wären, einen Versuch zu machen. Dann wurden die ihnen vor-
gesetzten Behörden gefragt und dann die ersten Schulgalerirn
eröffnet.
Das geschah in der Hauptsache mit Werken aus Öffentlichen Be-
ständen Bilder, Graphiken, Skulpturen, welche die Stadt angr-
kauft hatte. Sie wurden aus den Depots geholt und dann in rea
gelrcchten, wechselnden Ausstellungen in den Schulen gezeigt.
In dutzendcn Schulen gibt es heute solche Galerien. Der Auf-
bau einer crklecklichen Anzahl anderer wird vorbereitet. Immcr
noch ist Freiwilligkcit oberstes Prinzip. An die 2000 Bilder wur-
den bereits gezeigt.
Auch die Künstler haben Feuer gefangen. Sie gehen mit ihren
Werken in die Schulen, halten Führungen und Diskussionen ab.
Ganze Vereinigungen wie die Seeession", das Künstlerh3us"
und Der Kreis" ziehen hier mit Übersichten aus dem Schaffen
ihrer Mitglieder ein. Einzelne Künstler oder auch Vereinigungen
verpflichten sich, dafür zu sorgen, daß immer wieder neue Bil-
der in die Galerien kommen, teils eigene, teils Werke anderer
Künstler und Vereinigungen. Das Kulturamt für sich allein kann
den Anforderungen nicht mehr nachkommen. Scinc Bestände sind
nicht unerschöpflich und die zu leistende organisatorische Ar-
beit wird infolge der steigenden Nachfrage immer umfiinglicher.
Hinzu kommt, daß die Schulgalcricn insbesondere in dcn Außen-
bezirken zum Beispiel in der Volks- und Hauptschule Lcopoldau
in der Adcrklaaerstraßc sich zu Kullurzentren auch für Er-
wachsene entwickelt haben. Die Eltern, durch die Erzählungen
Galerie der Hauptschule Glöckclschule im 13. Bezirk.
ihrer Kinder angeregt, kommen sehr häufig gleichfalls in die Aus-
stellungen. Die Bezirksvorstehung und die Eltcrnvcrbiinde sind
durch Abgesandte bei den feierlichen Eröffnungen vertreten.
Man muß vor allem aber den Alltag der neuen Institution gesc-
hen haben mit welcher Unbefnngenheit, mit welchem natürli-
chen Interesse sich die Kinder in ihrer Galerie aufhalten. Die Auf-
merksamkeit der Kinder erlahmt nicht. Immer wieder aufs neue
Galerie in cinm" Hzmpßchxllc im H. Bezirk. Schulgnlcric im Hcrdcr-Ilcim, vinum Knnhcnintcrnnt im 11. Bezirk.
26
Galcric im Kindergarten im 12, Bezirk.
Olgcmäldc und Graphikcn der Scccssion
in einer Schule in der Lcopoldnu.
sehen sie die Bilder und Zeichnungen von Kokoschka und Böckl,
von Dobrowsky und Neuwirth, von Hausner, Hutter, Moldowan,
von Zülow und Paar, von Mcissner, Hessing und Escher und
vielen anderen modernen Künstlern avantgardistischef oder
mehr konservativer Richtung. Von der abstrakten und surrealis-
tischen bis zu der im überlieferten Sinne gegenständlichen Kunst
reicht der ständig wechselnde Bogen von Proben, den die Ga-
lerien zeigen. Es gibt auch Zeichenlchrer, welche an Hand des
Materials, das die Ausstellung verführt, über die Technik der
Malerei und Zeichnung, über Probleme der Komposition und
Farbe reden.
Das Erklären und Lehren ist jedoch nicht die Hauptsache. Son-
dern daß Kinder und moderne Bilder miteinander hausen, darauf
kommt es an. Der Schüler von heute ist der Ausstellungsbes
cher von morgen. Aus Kindern, die neben guten modernen
dem aufwachsen, sollen Menschen werden, für die modern
Kunstwerke keine fremden Dinge, sondern gewohnte Bcglci
gegcnstände des täglichen Lebens sind. Wer schon in der jugci
ständig gute moderne Kunst vor Augen hat, wird solcher Kun
auch später nicht unfreundlich gesinnt sein. Vertrautheit rr
einem Gegenstand zieht Verständnis nach sich, schon in vc
hältnismäßig frühen Jahren.
Die Initiatoren der Schulgalerie" bauen darauf, dnß gute Kun
auch die moderne, unmittelbar zu Kindern sprechen kann.
Erfahrung lehrt, daß sie es tut. Wo immer der Versuch gcmzic
wurde, erwies sich die Schulkinder lieben ihre Galerien.
Schulgnlcric in der gvmlsrhlcn Volks- und HlllJplsChUlC in Kugrnn.
Moderne Bilder in der Kindcrgzirtncrinncnschulc im H. Bezirk.
durch dJw SchJufCnsls-r In dm rrlunlulclc lnnvxx- du" ..Üßlx' cichi-
schon XYk-nkx mm Vcrlngkt zum hu mn Hwwn
luiiun vurs lls 'l'nchc v0r7uxx er Müinung
rckun, wlnu- Ruumnclc und dnn uumpnunx llbjlßltillvil! Raumghcd unhgcn rcuvnll und muunkux Jllx. lm K. rhm der un-
xrlrxun lirgcrxxlunnlxlunncn vcrnuurll dun Izmdruck einer KIIChIICh-FQIHIIChVH.xll11lläpl'hkl't'.llik' unwillkurhclx xhrvn 1541111 yu-hl
SCHAUFENSTER DER GUTEN FORM
DIE ÖSTERREICHISCHE WERKSTÄTTE" IN DER KÄRNTNERSTRASSE
Von JORG LAMPE
Die Österreichischen Werkstätten in der Kärntnerstraße 15, die
1948 gegründet wurden und daher nicht mit den ehemaligen
Wiener Werkstätten verwechselt werden dürfen, haben jetzt ihre
Ausstellungsräume neu gestaltet. Der Innenarchitekt Helmut
Otepka, der zugleich der Geschäftsführer des Unternehmens ist,
schuf die entsprechenden Entwürfe und hat auch den Umbau
selbst geleitet, durch den die Lokalitäten sehr an Großzügig-
keit gewannen. Schon der vorher verkleidete und jetzt freige-
legte" Granitpfeiler als die tragende Deckenstütze ist ein Gewinn.
Um den Wert des Umhziues zu ermessen, muß man sich die Auf-
gabe des Unternehmens vor Augen führen. Es ging aus dem ehe-
maligen Kunsthandwerker-Verein hervor, und heute gehören ihm
achtundnchtzig Mitglieder an, wobei, den veränderten Zeitum-
ständcn entsprechend, die serienmäßige Fertigung immer mehr
gegen die des Handwerks aufholt, ein Vorgang, der zweifelsohne
noch nicht abgeschlossen und schon aus wirtschaftlichen Grün-
den unvermeidlich, wenn nicht gar zu begrüßen ist. Eine wirt-
schaftliche Expansion der Werkstätten nämlich mit gesteigertem
Export ist nur auf der Basis einer Serienfertigung möglich.
Die Österreichischen Werkstätten stehen völlig unabhängig
da, was ihnen ihr Programm kompromißlos durchzuführen er-
laubt. Dieses Programm wird durch das Postulat der guten
Form" bestimmt, wobei nicht zuletzt die nordischen Länder, vor
allem die Dänen, als Beispiel gelten. Es besteht also gar nicht so
sehr der Drang, mit kunstgewerblichen Besonderheiten aufzu-
warten, wie der, die im Rahmen einer selbstverständlichen
Wohn- und Lebenskultur erforderlichen Dinge zu ihrer wirkli-
chen Gestalt durchgebildet zu schen und sie in dieser anzubia-
ten. Zur Zeit freilich haben die Österreichischen Werkstätten
noch keine eigene Entwurfsztbteilung, aber sic schaffen sich einen
wachsenden Bestand von Exklusiv-Modellen, die nur durch sie
vertrieben werden dürfen.
Die Geschäftsleitung weiß durchaus, daß es bei manchen der
durch die Werkstätten vertriebenen Artikel noch nicht so rich-
tig stimmt". Sie scheint sich auch offenkundig über die Gefah-
ren des Gschnasigen" und deS Gcschmackigef im klaren zu
sein, die hier so oft und gerne mit einer angeblich wienerischen
Note" verwechselt und entsprechend gestreichelt und besäuselt
28
Glcich rechts vom Eingang steh! ein nie
Tisch es ist ein Kennzeichen du" slcn
modernen Möbel, dnß sie niedrig sind mit
allerlei Holzgcriiten. Der Boden des Lülülls
ist chcnholzquadrmcn au. cl Die
Sn rcchis zeigt cininch-snmlichc Pol-
surnwöhul mit V8!'SCl1iClCni' igcn den
und Mumllfüßcn, die heute glc hlall Lib-
lich sind. Ve schiedenc XVnnd, Slch- und
De nlcuchlcn hellen lcn ganzen Rnum,
der im Hinter, ncl eine weitere Qilzccke
ohm- Gnrnilurchnrakler mit hiedenen
Einzcl-Silzmöheln aufweist Hinter dem
durchlurochencn Vorh wg befindet sich wic-
dcrum cine Silzecke mit bcqucnucn Fau-
lCllilS und als Teil eines Schlafzimmers mix
breiter, bequemer Couch.
werden, was dann zu Ausrufen wie li1b" und herzig" führt.
Auf den Wellen der Konjunktur ließ es sich so noch ganz lustig
schwimmen", aber heute machen sich harte Baugesetze geltend,
denen auch die Verschärfung der Konkurrenzbedingungen in-
nerhalb eines geschlossenen europäischen Marktbetriebes den nö-
tigen Nachdruck verleihen wird.
Es ist daher kein Zufall, wenn auch im Vergleich zu den Ent-
scheidungen in der übrigen freien Welt eher ein Nzlchzichver-
fahren, daß nun auch in Wien ein Institut für Formgebung"
gegründet wurde. In die gleiche Kerbe schlagen die Bemühun-
gen der Österreichischen Werkstätten, sich erstens ein großstadt-
würdiges Schaufenster geschaffen zu haben und nun zweitens
1m Vordergrund eine Ecke mit der
breiteren qc uch dcs Schl
'01" ein Teil des o1-
hc mit wcißcm Lammfell-
Ilaschcn geleuchte iwlnch!
let di kc um cincn kleinen
lcn Tuch mit Hülzgeslell und Gha-
plaltc. Nach hts wird der Durch-
bl auf dm ndregal mit Ke 1m
Porrllnn und Metall cfäflen sowic m11
einigen nnenxw rmcrn,
prnblcmnlischcr A1 kul sind,
29
Von dcr Sitzgruppc gleich ntbvn und heim Fnganp, in das h-schhfl sieht mnn An dcm durch llüh Um fuivcleplcn Grnnilplun-
lcr vorbci die milllcrc fXhxcilung des le. ills hinein. div gun nllc "ulichun Ärlikcl in L0 rlal, HUII.
4x suwic Ich lrnhgc OChXUHC hcn Ich HKhl wcnigr ,cml vcrllüxwu.
hr besteht, div vor "mfw 'm'n NIPPUS nun m-u n. un-
dchcn und sc nmvcrxun Mute ahen bu dcn Hmlvrxurcn wxcdcr hc -p.uxiurcn.
mehr und mehr, wie es ihnen bei vielen Artikeln ihres reichhal-
tigen Verkaufslagers bereits gelungen ist, zur Gültigkeit der
guten Form" vorzustellen, die auf die Dauer alle bloß ge-
schmackigen Attraktionen aus dem Felde schlagen wird. Der
Erfolg will um so sicherer erscheinen, als man nicht etwa, wie
das zum Beispiel der Film so gerne macht, mit der Schuld am
Schlechten das Publikum belastet, sondern sie bei sich selber,
bei den Entwerfern und Produzenten sucht. Wohl wissen immer
nur ganz wenige, was gut ist, und was sie wollen, aber alle, die
ein derartiges Geschäft überhaupt betreten, sind für das Gute zu
gewinnen, wenn es nur wirklich du ist. Die wirtschaftlichen Not-
wendigkeiten von heute und morgen aber schreiben unerbitt-
lich den Weg zur guten und zugleich preiswerten Form vor,
womit sich der Abbau jeglichen Firlefanzes von selbst versteht.
Hier füllt der Blick vom Fußende eines Doppelbettes, hinter dessen
Kopfende lange Bahnen, meist cinfnrbiger und nur selten schwach ge-
musterter Stnfle Möbel- und Dekorntionsstoffe hängen, auf ein
kleines Kabinett" im Mittelteil des Geschäftes und dann weiter auf
die Jngzmgstüre an der Kärntnerstrttilc. Dieses Bild macht deutlich, daß
in der neuen Anordnung der Räume dem Besucher immcr wieder neue
Abteilungen vor Augen kommen, sodafl er sich in eine eigene und in sich
geschlossene Welt mannigfaltiger Formcn und Farbwerte versetzt fühlt.
Gleich hinter dem seitlichen Vorhang rechts gelangt man beispiels-
weise in dic Stoffnbteilung mit ihrem besonders schönen und geradezu
Kaufzippctit weckenden Verkaufstisch. Rechts von dem hier gezeigten
Doppelbett wieder führt der Weg in den Vcrkauis- und Ausstellungs-
raum dcr 'l'isch-, Wand- und Deekenleuchten.
30
ÖSTERREICHISCHES PORZELLAN UND GLAS AUF DER WELTAUSSTELLUNG
Von WILHELM MRAZEK
Glasscrvice in Becherform, Entwurf
Arch. Alfred Soulek, Wien, Ausfüh-
rung Tiroler Glashültc, Claus joscf
Riedel, Kufslein. Die Aufnahme zeigt
die Gläser für Bier und Wasser, für
Weißwein, Rotwcin, Tokajer, Mala-
ga, Champagner, Likör, und im Vor-
dergrund eine Likör- und eine Des-
sertschale.
Die Vorrangstellung, die das österreichische Kunsthandwerk zu
Beginn des 20. jahrhunderts eingenommen hatte und von der es
auch noch nach dem Ersten NVeltkrieg zehren konnte, hat nach
dem zweiten großen Kricgsereignis schwere Einbußen erlitten.
Die führende Position zu Zeiten der Wiener Werkstätte ist im
Laufe mehrerer Jahrzehnte völlig verloren gegangen. Die Zen
tren moderner künstlerischer Formgebung haben sich nach den
nördlichen Ländern vcrllgert. Dänemark, Schweden und Finn-
Mokkaservice nach einem Entwurf
des Arch. Alfred Soulek. Ausgeführt
von der Wiener Porzellnnfabrik Au-
gztrten. Katfieeknnne, Zuckerdose,
Mokkrtschale mit Untertasse und
lwiilehgießer.
lund nehmen heute jene Stelle ein, die einstmals Österreich inne-
hatte.
Lntso erfreulicher ist es zu sehen, wie viele Bemühungen d.t-
hin gehen, das verlorene Tain wieder aufzuholen. Fehlt es
doch in Österreich nicht .tn künstlerischen Begnhungen und ge-
schickten Handwerkern. Wurde in den ersten Nachkriegsjahren
nur für den augenblicklichen Nlnrktbeditrf produziert, so sind
in den letzten jahren immer mehr Anzeichen vorhanden, die
erkennen lassen, daß man gewillt ist, die Formgebung von gül-
tigeren Normen als bisher abhängig zu machen.
Diese Ansätze zeigen sich in den für die Brüsseler XVeltausstel-
lung bestimmten Exponaten, einem Glasservice und zwei Mok-
kascrvicen, deren Entwürfe auf Grund einer Ausschreibung zu-
stande kamen. Es scheint uns, daß damit die alte österreichische
Tradition in einer für die Gegenwart gültigen Formensprache
fortgesetzt wird. Österreich war ja in der Porzellanerzeugung
und ebenso in der Glasproduktion Jahrzehnte hindurch domi-
nierend. Die Wiener Porzcllnnmanufaktur, eine Gründung des
18. Jahrhunderts, gcnoß in der Ära Sorgenthal 1784-1804 ein
Ansehen und einen Einfluß, dem sich selbst die Manufaktur von
Sevres nicht entziehen konnte. Und die Glasproduktion in den
böhmischen Glasdistrikten der Monarchie war für den Glasstil
des 18. und 19. Jahrhunderts in allen europäischen Ländern maß-
gebend.
Der gegenwärtige Besitzer der Tiroler Glashütte in Kufstein,
Claus Josef Riedel, entstammt einer dieser alten böhmischen
Glasmacherfamilien. Erst 1957 hat er den Betrieb in Kufsteiit
aufgenommen. Das Glasservice, das die Hütte nach den Ent-
würfen des Wiener Architekten Alfred Soulek entwickelte, zeich-
net sich durch klare Formen, Einfachheit und praktische Ver-
wendbarkeit aus. Allen Einzelteilen des Services liegt die ein-
fachste aller Gefäßformen, der Becher, zugrunde. Um ihm aber
die nötige Standsicherheit zu geben, ist die Bodenfläche massiv
gehalten, jedoch durch das sogenannte Eis, die klare über dem
hohlgeschliffenen Boden liegende Glasschichte, seiner Schwere
beraubt. Trichterförmig steigen die Becher darüber auf und un-
terscheiden sich nur durch ihre Proportionen, die sich nach ihrer
Bestimmung als Weim, Wasser, Bierglas usw. richten.
Was sich von dem Glasservice sagen läßt, gilt auch für die beiden
Mokkaservice der Wiener Porzellanfabrik Augarten. Die unde-
korierte Ausformung, gleichfalls nach einem Entwurf von Al-
fred Soulek, bringt die klare Formensprache der einzelnen Ser-
viceteile zur vollen Geltung. In jedem Wohnensemble werden
diese zeitlos gültigen Formen einen festlichen Glanzpunkt bil-
den. Das von dem Architekten Peter Pcrtz entworfene Service
hingegen, mit dem zarten Liniendekor, der sich gleich einem Netz
in freier Weise über die Gefäßwand zieht, wird eher im Rahmen
eines modernen Wohnenscmbles seine individuelle Note erst
richtig zur Geltung bringen.
UNSEREAUTOREN
Mokkascrvice mit zartem Strichdekor nach einem Entwurf des Arch.
Peter Pcrtz. Ausgeführt von der Wiener Porzellanfabrik Augarten. Von
oben nach unten Mokkakanne, Milchgießer, Zuckerdose und Schalen
mit Untertasse.
Emil Maurer, geboren am 1. Januar 1917, Dr. phiL, Privatdozent für
Kunstgeschichte an der Universität Basel, Denkmalpfleger des Kantons
Aargau, Bearbeiter der Kunstdenkmäler des Kantons Aargau". Stu-
dium an den Universitäten von Zürich, Paris Sorbonne unu Basel.
Publikationen Jacob Burckhardt und Rubens. Basel 1951. Die Kunst-
denkmäler der Schweiz, Bd. 29 Bezirk Brugg und Bd. 32 König-s-
felden, Basel 1953 und 1954.
obnrm Muxchile, geboren 1911 in Wien, Kunstkritiker der Zeitung
Neues Österreich", Mitglied der Association Internationale des Criti-
ques d'Art, Träger des Preises der Biennale von Venedig, 195-1, für die
beste in der internationalen Presse erschienene Kunstkritik und des
Theodor-Körner-Preises 1957.
Günther Probrzl, geboren 1887 zu Graz. 192 Dr. phil. Geschichte bei
Oswald Redlich und Alfons Dopsch, Kunstgeschichte bei Max Dvoi-ak
1921-1924 Institut für österreichische Gesehichtsforschung, sodann in
der Privatwirtschaft. Während des Krieges Dienstleistung im Kunst-
historischen Museum in Wien. 1954 mit dem Titel eines Professors
ausgezeichnet. Derzeit Pächter einer Münzhandlung in Graz. Werke
Friedrich v. Amerling, Wien 1926; Die geprägten Schaumünzen Inner-
österreichs Steiermark, Kärnten, Krain, Corpus, Zürich-Leipzig-Wien
1928; Der Schatz des Ordens vorn goldenen Vlielle, Wien 1926; Quel-
lenkunde der Münz- und Geldgeschichte der ehemaligen Österreichisch-
Ungarischeu Monarchie, sowie zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften.
Siehe Alte und moderne Kunst", Heft 3. Jg.
KÜNSTLERHAUS
rige Frühjahrsausstcllung der Gesellschaft bildender Künst-
ler Wiem im Künstlerhaus verdient insoferne ein ganz besonderes In-
teresse, als die Veranstalter in dankenswerter Weise eine Sondcrschau
50 nl1re venezianische Illalrrei" eingebaut haben, die überreich an
äußerst sehenswerten und interessanten Werken war. Mit Besehämung
müssen wir uns angesichts so mancher ganz erstklassiger Leistung ein-
gestehen, wie wenig geläufig uns doch das Kunstschaffen der Lagunen-
stadt eigentlich ist nur einer geringen Anzahl von Kennern wird
etwa der Namen Pio Semcghini vertraut sein. Dabei handelt es sich
bei diesem Nestor der Ausstellung 1878 um einen Impressionisten,
dessen Leistung wohl kaum viel geringer bewertet zu werden braucht
als die seiner französischen Vorgänger. Seine Bilder sind von duftiger,
zarter Struktur, reinste Hingabe an das Glück des Licht-Erlebnisses,
damit also beste, vornehmste venezianische Tradition. Fortsetzer, Ver-
tiefer seines Werkes ist Filippo de Pisis, ein italienischer Kokoschka,
der seinen Pinsel mit unvergleichlicher Verve über die Malfliiche tanzen
läßt, ihn gleichsam als Zeiger eines Seelen- und Erlebnisbarometers
einsetzend. Was bei Kokoschka noch nordisch-brutal und über-direkt
anmuten mag, wurde bei de Pisis von romanischem Formwillen geban-
digt, aber nicht unterdrückt. Einer der viel zu wenig gewürdigten Ur-
väter der modernen Kunst ist Gino Rossi 1884-1937, ein echter
analytischer Kubist durchaus eigenständiger, kraftvoller Prägung.
Dieser Gruppe älterer Künstler stehen die Jüngeren gegenüber, von de-
nen wir Giuseppc Santomaso 1907, Gino Morandi 1915, Emiliu
Vedova 1919, Giuseppe Zigaina 1924, Albino Lucatello 1927 und
Albert Gianquinto 1929 besonders hervorheben wollen. Leidenschaft-
liches, aufwühlcndcs Farben-Erlebnis kennzeichnet die Kunst Santoma-
sos; figurativc Elemente sind weitgehend überwunden, abgestreift, dcm
Kolorit kommt Symbolwert zu. In vielleicht noch stärkerem Maß gilt
dies von Gino Morandi, der ganz ins Visionäre verstößt, während Ve-
dovas bewegte, lebensdurchpulste Abstraktion in ihrer Dynamik wohl
am ehesten aus einer tiefen Auseinandersetzung mit futuristischen An-
regungen zu verstehen sind. Giuseppe Zigaina nähert sich expressionis-
tischen Werten an und zeigt, was der sogenannte sozialistische Realis-
mus" in der bildenden Kunst sein könnte, wenn... Lucatello hinwie-
derum wühlt geradezu in der Farbe, seine hochpastosen Bilder gleichen
chen erstarrter, vielfürbiger Meeresbrandung, man vermeint, sie tosen
und dröhnen zu hören; Ginanquinto, ein Autodidakt, hat Elemente
volkstümlichen Schaffens zu höchster Formenkultur gesteigert.
SECESSION
PAUL MEISSNER WELT NACH DEM TAGE NULL.
Selten nur gibt es Ausstellungen, die so packend, ergreifend wirkten wie
diese in der Wiener Secession. Der erste Eindruck, der sich ganz spontan
und unmittelbar unabweisbar aufdrängte Hier war einer am Werk,
dem es gelungen ist, dem Bilde von Sais, den Schleier herabzureißen
aber was sich zeigte, war grauenhaft, unüberbietbar schrecklich. Ver-
wesung, Versteincrung, Skelettierung, Schlacken, Schlamm, alles grau
in Grau Welt nach dem Chiliasmus eines dritten Universalkrieges.
Die Bildtitel bekräftigen das spontane Erleben immer wieder dominiert
das Thema Hiroshima", totale Vernichtung ist Trumpf. Was bleibt,
ist, um einen anderen Bildtitel zu zitieren, Reduktion einer Figur",
oder auch zerbrechende Form". Und ähnliche Titel könnte man auch
über all die anderen Schöpfungen setzen, die durchwegs Ausgeburten
einer tiefen, bedrohlich echten Welt und Zukunftsangst sind.
Und so scheint sich uns Meissner in die nicht sehr stattliche Zahl jener
Künstler einzureihen, bei denen die Frage nach bloß formalen Quali-
täten sinnlos, ja frivol ist hier spricht einer zu uns, der Träger und
Künder einer Botschaft ist, gleichsam ein Emissär letzter, kommender
Finsternisse. Heute gibt es kaum noch Kunst, die einen in die Knie
zwingen und die Hände zum Gebet zusammenführen könnte; Meissner
ist diese Kraft gegeben, ihm, dem Künstler der totalen Angst
KURT GOEBEL KUNST NACH DEM TAGE NULL.
Wie abe" müßtc die Kunst aussehen, wenn nach dem jüngsten Gericht
noch Leben und Kraft bliebe, die Hypostasierung des Da-Seins ins for-
mal Geläuterte zu fordern und zu schaffen? Eine denkbare Möglichkeit
scheint uns in den Raumgraphiken" von Kurt Goebel angedeutet
sie sind, bezeichnend genug, im kalkweißen Keller der Secession ausge-
stellt und selbst mit Kalk verkrustet; sehr sinnvollerweise hat man fast
in allen Fällen darauf verzichtet, diese eigenartigen Bildungen vor
schwarze Hintergründe zu setzen. Der Gesamteindruck ruft Erinnerun-
gen an Alraunen, an wirre Gebilde des Zufalls Drahtverfilzungen etwa
oder Pcnicillinbärte hervor. Auf jeden Fall steht Goebcls Schaffen ganz
unter dem Zeichen des Nächtlich-Lunaren, Tellurischen, Todesseitigen.
Daß die Arbeiten im Wesentlichen spielerisch gemeint sind und sich auf
der Ebent- des Bewußten im Bereich des künstlerischen Form-Experi-
ments bewegen, erhöht ihre erschreckende, menetekelhafte Abscitigkcit
nur. Formal lassen sich Goebels Schöpfungen noch am ehesten mit der
Kunst der Suprematisten" der Zwanzigerjahre Malewitsch und Genos-
sen ableiten. Aber ein vergleichender Blick genügt, um zu zeigen,
welch schreckhaftcr Ernst aus provokantem Spiel geworden ist...
OSKAR MATULLA DAS LEBEN GEHT WEITER.
Trotz Meissner und Goebel ist die Bilanz der Mai-Ausstellung in der
Secession qualitativ eine der hochwertigsten im Fazit des Inhaltlich-
Bedeutungshaften nicht negativ; Oskar Matulla, ein Meister von her-
vorragender Farbbegabung, ein Könner von Rang gehört zur großen
Gruppe jener durchaus zu bejahender Formalisten", die stets vom
Naturvorbiltl ausgehen, dieses aber in geistvollem Gcgcnspiel von Ana-
lyse und Synthese ins Flächenhaft-Ornamentale und ästhetisch Eigen-
ständige umsetzen. Väter dieser Methode waren Picasso und Braque,
unzählige Spätere gingen gleiche Wege; es ist durchaus statthaft, hier
von einer Art Esperanto zu sprechen. Charakter und Talent des Ein-
zelkünstlers alleine vermögen von den Gefahren einer solchen Espe-
rantisicrung" zu schützen. Nun, Matulla steht durchaus auf der Licht-
scite des Lebens, er spielt mit Formen und Farben wie ein Musiknnt
mit Klängen und Akkorden. Großartig gekonnt sind seine Arbeiten,
vor allem die Farblithos, ein todsicherer Geschmack bewahrt vor dem
Abgleiten ins Extreme und Banale; die Palette hängt weitgehend von
Boeckl'schcn Vorbildern ab, der durchaus österreichische Grundton der
Arbeiten Matullas ist also gegeben, sein Esperanto hat unverkennbar
Wiener Akzent. Das Fazit Wie schön, daß es immer noch Inseln des
Fricdcns gibt, ferne dem Zugriffder Lemuren .. E. K.
ALBERTINA
Zu den Festwochcn legt die Albertina in einer fast 250 Katalognummcrn
umfassenden Ausstellung von ihren Neuerwerbungen alter Meister vom
14. bis zum 19. Jahrhundert Rechenschaft ab. Es ist eine schöne Aus-
stellung, die dartut, daß es seit 1950, also in den letzten acht Jahren
trotz einer veränderten Marktlage dem Direktor der Albertina, Prof.
Dr. Otto Bcncsch, gelungen ist, mit verhältnismäßig bescheidenen Mit-
teln eine ganze Reihe vorzüglicher Blätter zu erwerben.
Schon dic österreichischen Arbeiten aus der Mitte des 1-1. Jahrhunderts
beweisen das. Als besondere Gewinne aus dem Bereich der alten Kunst
aber haben eine Fedcr-inTusche-Zeichnung von Hans Holbein d. J.,
zwei ein Wappenschild haltende Engel mit männlichen Köpfen vor
einer Renaissance-Architektur, und zwei Rembrandt-Zeichnungen zu
gelten. Die Albertina besaß bisher noch keinen Holbein, sodaß der
Erwerb dieses Blattes, das aus London stammt, eine Lücke ausfüllt.
Auch eine der beiden Rembrandtzeichnungen, ein Schauspieler, der
gerade die Bühne betritt, kommt aus englischem Privatbesitz.
Einen starken Anteil an den Neuerwerbungen hat das 19. Jahrhundert
mit vor allem vielen österreichischen Blättern von Carl Schindlerf,
Anton Romako und mehr als dreißig Aquarellen von Rudolf von Alt,
die allein schon die Ausstellung sehenswürdig machen. Auch zahl-
reiche Miniaturen die Albertina hat die Miniaturensammlung erst
1938 aufgenommen darunter prächtige Arbeiten von Friedrich Hein-
rich Füger, und eine Reihe guter illustrierter Bücher, mit deren Samm-
lung erst Dr. Benesch selbst begann, runden das Bild einer Schau ab,
die wahrhaft festlichen Charakter hat.
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