WIENER
HPFBURG
WUNDEREARE WIENER iHWOFBURG
TATSACHEN UND TRAUM
VON OTTO STRADAL
128 Seiten, Farbtafeln, 16 Kunstdrucktafeln
129,-
einen
Historien und Histörchen, Charaktere und Schick-
sale aus der sieben Jahrhunderte alten und doch
so jungen Wiener Hofburg, die auch heute eine
ganze Stadt in der Stadt" darstellt.
ÖSTERREICHISCHER BUNDESVERLAG
WIEN
llldakilon "Alte und mudeme Kunst"
"Ütilrrelcnlsclxez Museum ülJQ-EWBDÜÜI Km!
Wien Lätubenring 725696
Vorschau auf Hell 16 Zur Frage der Taielbilder des Leulschauer Haupiallars Hahenheim.
Holbein und Hallar Die Brunnenanlage vor dem Münchner Jesuilenklosler im Wandel der
Jahrhunderle Josef Slraub. ein Künsller der slowenischen Sleiervnark Neuenldeckle Enl-
Würfe von Daniel Grün, Johann Marlin Schmidi und Johann Heller Französische Möbel
des 18. Jahrhunderls im Museum für Kunsigewerbe in Budapest Mallheus Kern und ein
Legal seiner Werke an die Akademie der bildenden Künste Kunslfuhrl nach Krühwinkel
Der Maler Reo Marlin Pedrazza- Die Malerin Elxsabelh Bauer-Slein Die Malerin Lieseloil
Beschorrier- Der Maler Fred Nawak Der Bildhauer Kurl lngerl
DIESES HEFTIST VORWH
GEND DEN GROSSENAU"
STELLUNGEN DES HEUR
GEN SOMMERS HKI KREM
GRAZ, HERZOGENBUR
UND WWEN GEWIDME
Unser Titelbild Mensch im Kampf m1!
Lowen. Fvgurengruppe aus dem smpa
zyklusan der Nordsene Am der m.
sahen Pülrrkwrche von SchongruberrmNl
nsäerrewch, 1200 1220
Dank Die Redaktion sprichl
dem Verlag Georg Wesler-
munn. Bruunjchweig. für die
freundliche Uberlassung des
Forbklischees für den Tivel
des Helles 74. "Holländische
Familie" von Pieler de
Hauch. ihrzn Dank aus.
Blrichiigung Das in dem
Beitrag ..Zu zwei Kinderbü-
chern" von Ciaus Pnck. Hefl
Nr. 74, Seiie 43. besprochene
Buch "Frohe Fahr! ins Kin-
derpurudies" von A. Sleiner
und W. Jdfllikd isi nicht
wie fälschlich angegeben. im
Verlag für Jugend und Volk.
sondern im Öslerreichischen
Bundesverlag erschienen.
Unsere Kunslbeilage Fred Nowak, Der Berg. Kurlonschniil und Plaslikszhniil, Sieben-
larbendruck. 1964. Vom Künsller selbst gedruckt
12
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HARRY KÜI-INEL
Romanische Kunst in Österreich
Eine große Ausstellung und ihre Aufgaben
BERTHOLD SUTTER
Graz als Residenz lnnerösterreich 1564-1619
GERTRUD SMOLA
Kastbares Kunsthandwerk der Renaissance
BRUNO THOMAS
Erzherzog Karl ll. von Steiermark als Mäzen
der Waffenschmiedekunst
RUPERT FEUCHTMÜLLER
Die Kunstsammlung des Stiftes Herzogenburg
Zur Neuaufstellung in den Festräumen des Stiftes
BRUNO GRIMSCHITZ
Joseph und Franz Munggenasts Pläne für die Stiftskirche
von Herzogenburg
FRIEDRICH WOLF
Johann Michael Feichtmayrs Werkverhültnis
zu Johann Georg Ueblher
JOSEF M. GREBER
Das Zylinderbureau der Frau von Stein
nach einem Entwurf Goethes ausgeführt
HEINZ ALTHÖFER
Gärten und ihre Darstellung in der Malerei
HILDE GRÖGER
Thomas Ender 179341875 in der Albertina
ERICH GUSEL
Gedenkausstellung für Anton Hanak in Langenzersdarf
Zur 30. Wiederkehr seines Todestages
OTFRIED KASTNER
Klemens Brosch als Kriegszeichner 191471916
ALOIS VOGEL
Franz Kagra Zeichen aus Stahl und Eisen
Notizen aus dem Kunstleben und Kunsthandel
Buchbesprechungen
alfe und modernekuns. s. JAHRGANG 1964 JULUAUGLJST 75
Folonachweix Akademie der bildendan xurisie E. Mundl. Wien, 34. 36. 37 Alb
Wien. s. 3a. 39 H. Baur. Wien, s.49 Tiroler Landesmuseum Ferdinclndeum. lhnSl
5,32 E. N. Fürböck. Graz. s. s-a. 10.11 Goethe-Schiller-Archiv, Weimar. s. 31
urchivJ. Greher. Trier. s. 30 e. Gusel, Lnngenzersdorf. s. 41. 42 1.. Held, Weimar,
30 Archiv F. Kagrn. wieri, saß-m "ansehe xurisiserrimlurigeri, Kassel, 5.52
öslerr. Landesregierung. Bildslelle Gme er, Wien. 541-19 N. o. Lundesregil
BildslelleNechuln.Wien,S.17 19 N. o. Landesregierung. Bildslelle Dr. Weber.
s. 20 Kunslhislorisches Museum, Wien. s. 12-15. 33. 35 osierr. Museum rui- Qngew
Kunsl A. Fesl, Wien, s. 49 Os9err. Nulionulbibliolhek,Wien,S.31 RiNer, wieri, 5.2
G. Sinigcglia, Mailand. s. so o. Soykcl. Wien. s. so Wciseischlüger, Graz.
F. Wolf. München. s. 24 727
Heranziehen Dr. Kur Rossucher Eigentümer und Verleger Ösierreichischer Bundesi
für Unlerrichl, Wissenschafl und Kunsl Produklionsleilung Dr. Alois Roflensleiner- alle Vl
Schwarzenbergslrclße 5. Tel. 52-15-61 Redaklio Chefredakleur Dr. Wilhelm Mrazek
cnlworllich für den lnhuli Dr. Franz windischnGraelz Dr. Ernsi Köller Leopold
graphische Gesiullung alle Öslerreichisches Museum für cngewundle Kunst, Wien I. Si
ring 5. Tel. 72-56-96 Anzeigenannahme Oilo Richler. Reklumezenirale, Wien l. Neuer
Tel. 52-11-30 Alle und moderne Kunsi erscheini 1964 im Februar. April. Juni, Augusi, Ol
und Dezember Jahresabonnement Doppelnummern 29O,A. und 9,7 Porlo, DM
Sir. 55. Einzelheit 56.-. DM 9.30. sfr. 10,50 Einzelnummern- sowie DM
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lung oder den Verlag Nachdruck nur mii Genehmigung des Herausgebers Für unvel
eingehende Manuskriple und Fcius wird keine Heilung übernommen Alle Manus
Sind an die Redaktion zu richten Druck und Buchbindercirbeii Giiiel 8x
Wien lll. Münzgasse Klischees Phcio-Chemigraphische Kunsianslali R. Seyss K. G..
HARRY KÜHNE
Ramanixrhe
Kunxt in Öxterreirb
Eine graße Auulellung und ihre
4ufgaben
Kopf eines geistlichen Wurdenv
träger aus zum. der Körper ver-
lorengegaizgeil. Werk eines br-
llülllßlldth Meisters 1230
Marmorliwixi mit ifuafel aus
Salzburg, um diC Miue des 12. Jahr-
hunderts, von einem gewissen
Bcrtrmi gouftel. Die Plastik war
vermutlich im alten mmaxiischrn
llum Süulcnkriger oder als
Ziboriinnsstuuc in Verwendung
Vortrugekrcuz aus bei Juden-
burg, im ltlllcn Viertel des 12. jahr-
hundcrls. vermutlich im suddeut-
schon Raum geschafTen. zeigt
eine Konlhination des Krücken-
krcuzvs mit der Idee des Lebens-
haumvs
in der reichhaltigen Jcschichte der öster
rcichischen Ausstellungen wird in diesem Jahr
in der Zeit vom 22. Mai bis 25. Oktober in
der ehemaligen Minuritcnkirche in Krems-
Stein zum erstenmal die Kunst und Kultur
der romanischen Periode, also des Hoch?
mittelalters, vor Augen geführt. Es gelangt
somit jenes Zeitalter zur Darstellung, in dem
Üsterreich" noch aus einer Vielzahl von
weltlichen und geistlichen 'l'errituricn bestand,
in denen in gleicher Weise künstlerische Ein-
Hüsse aus Byzanz, vor allem in der Buche und
Wandmalerei, aus der Lombardei und Frank-
reich in der Ärchitektur und Plastik sowie
solche aus Niedersachsen, Lothringen und
Limoges auf dem Gebiete des Kunstgewerbes
wirksam waren. Es gilt, die Fülle und Vielfalt
an Kunstwerken von der Mitte des l. Jahr-
hunderts bis um 1250, teilweise noch bis zu
den Übergängen zur Frühgntik, zu zeigen,
kann doch ein erfreuliches Verständnis für
das Wesen und die Ausdruckskraft jener
Schöpfungen konstatiert werden. Die Künst-
lcr dieses über zwei jahrhunderte umfassenden
Zeitahschnittes waren befähigt, ihren Werken
Monumentalitär zu verleihen, durch Abstrake
tion und Symbolik das Essentielle auszu-
drücken, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich
in einer geistigen Weltordnung verankert
wußten.
uzigungxrelicf aus Rind bei Krcrnsmüusler aus dem dritten Viertel des u. Jalar-
dcrts. Das mit alle Fassung vcrsehcne, gut erhaltene Relief, das vor 40 Jahren in
Bauernhaus gefunden wurde und sich seitdem im Besitz des Obcröslcrrcichischm
dmmuscums belinder, gilt als das älteste Werk der üguralcn Bildncrei in Österreich
der Pfarrkirche von Schöngnbcrn, aus dem ersten Viertel du's 13. Jahrhunderts.
Parallelen zu Sx. akob in Regensburg, sau Michelc in Pavia und am Zentralbanken
dem russischen ürslenlum Wladimir Susdal "Hängcsäulcxl"
rgriE von der ehemaligen Stiftskirche in Srcyr-Glcirlk, wahrscheinlich in einer Salzburgcr Wcrksullc 11.- cnlvn Hälfxu
I3. jahrhundcns cnrsrandcn
ronvndc Muucrgulrcs mitjcsuskind aus Ruhpoldingmin ubcraus crlcscncs Kunstwerk, das um 1220- 1230 Aus einer Salzburgcr
rrkslilte hervorgegangen ist
rßilgel der Dominikancrkirchc in Fricsach, mir Peryznnxcnt ubcrzlwgcn, auf dem die Tcnlpcralualcrci IHII xlcr Darstellung
heiligen Nikolaus ausgcfuhrr wurde, Entstanden um 1270 1130, bereits Einflüsse des zackbruchigcn Suls
Der große holländische Historiker Jan llui-
zinga hat die Geschichte als jene Form be-
zeichnet, in der sich eine Kultur Rechen-
schaft über ihre Vergangenheit gibt. Aufgabe
des Historikers ist es daher, die historischen
Geschehen vergangener Epochen zu erfor?
schen und die geschichtliche Entwicklung
eines Staates im Bewußtsein seiner Bürger zu
erhalten. Der Historiker hat dafür zu sorgen,
daß die Glanz- und Notzeiten, daß das llelden?
Zeitalter eines Volkes dessen lebendiger Besitz
bleiben. Diesem Ziele will die kulturhistorische
Ausstellung Graz als Residenz lnner-
österreich 1564 bis 1619" dienen, die am
6. Mai in den Reprasentationsräumen der
Grazer Burg festlich eröffnet worden ist. lis
liegt ihr die ldee zugrunde, die 400. Wieder?
kehr der Errichtung eines eigenen llofes zu
Graz und einer Zentralregierung für die
innerösterreichischen Herzogtümer zum Anlaß
zu nehmen, das Heldenzeitalter der steirischen
Geschichte an kulturhistorischen Gegenstän-
den zu verlebendigen. Die Steiermark hat
damals ihre Eigenberechtigung erhärtet, aber
auch jenes iepräge erhalten, das noch heute
für dieses Land bestimmend ist.
Kaiser Karl V. und Ferdinand l., sein für
die Geschichte Österreichs so bedeutungs?
voller Bruder und Nachfolger am kaiserlichen
Throne, hatten am 28. April 1521 zu Worms
und Ende jänner 1522 zu Brüssel den ge-
waltigen habsburgischen Besitz geteilt und
damit eine spanische und österreichische Linie
des Erzhauses begründet. Ferdinand, in Spa?
nien aufgewachsen und erzogen, hat die
österreichisch-erbländische Behördenurgatiisa?
tion seines Großvaters, Kaiser Maximilians
weitergeführt und als 'l'räger einer öster?
reichischen iesamtstaatsidee einen zentralen
Verwaltungsapparat ins Leben gerufen, ohne
dabei so starrer Ahsolutist wie sein linkel
Kaiser Ferdinand ll. zu sein. Er hat jedoch
selbst die von ihm eingeleitete lintwicklung
unterbrochen, als er sich in seinen verschiede-
nen Testamenten, llausordnungen und Nach?
tiolgebestimmungen entschloß, seinen Länder?
besitz unter seine drei Söhne zu teilen. ln
räumlicher llinsicht boten sich die Länder?
gruppierungen von selbst an. Die Stamm-
lande Ober? und Niederösterreich erhielt der
älteste Sohn, Iwlaximilian ll., als Oberhaupt
des Hauses, dem auch die neuerworhenen
Königreiche Böhmen und Ungarn zukamen.
Ferdinand, bekannt durch seine so bedeutsame
Ambraser Sammlung und seine Ehe mit der
schönen Patriziertochter Philippine Xkielser,
übernahm das räumlich abgesonderte Tirol
und die österreichischen Vorlancle mit dem
Breisgau, und Karl, der jüngste, die inner?
österreichische Ländergruppe Steiermark,
Kärnten, Krain, die Grafschaft Giärz und
eich, das habsburgische Istrien. Das
ltnis Ferdinands von Tirol zu seinem
ichen Bruder war nicht besonders gut,
ieshalb, weil Ferdinand lange Jahre der
ig ihres Vaters gewesen war. Dagegen
sich Maximilian II. und der um soviel
Karl von lnnerösterreich herzlich
und Max hat diesem 1571 in Wien
wahrlich fürstliche Hochzeit mit Maria
ayern ermöglicht. Max und Karl haben
einen, trefTsicheren Geschmack ihres
besessen, während Ferdinand von Tirol
irstlicher Sammler war, dem wir die
urig ganz einmaliger Kostbarkeiten ver-
1.
zu Lebzeiten Kaiser Ferdinands I. kam
zog Karl in seine Länder, um hier die
ldigung entgegenzunehmen. Nach dem
seines Vaters hat er sich nur zögernd
zm Gedanken vertraut gemacht, daß er
ach Graz müsse. Die Verwaltung, vor
lie der landesfürstlichen Finanzen, sowie
bwehrkampf gegen den Erb- und Erz-
des christlichen Namens, die Türken,
en jedoch Karl sehr bald, seine Residenz
tz aufzuschlagen und damit beginnt
Siährige Blütezeit, die sich zwar nicht
er gleichzeitigen Blüte an den Höfen
scher Renaissancefürsten vergleichen
azu fehlte es Karl an Geld, das er für
rteidigung der Grenzen, für den Ausbau
stung Karlstadt, für die Befestigung der
Fürstlichen Städte, wie Radkersburg und
verwenden mußte. Trotzdem aber war
in glänzender Renaissancefürst. Er, der
ustschloß Karlau mit hundert wertvollen
ler Gohelins schmückte, hat die be-
idsten Musiker seiner Zeit
'länder, dann Venetianer an seinen
erufen, hat die Grazer Universität ge-
den wichtigsten Faktor der geistigen
issenschaftlichen Entwicklung der Steier-
den letzten 400 Jahren. Karls Biblio-
gehürt nach Inhalt und Schönheit der
ide zu den bedeutendsten der Zeit.
oft behauptet worden, daß Erzherzog
in weicher Landesfürst gewesen sci, dali
ine Gemahlin, Maria, Tochter Herzog
'hts V. von Bayern, ihn nach 1571 he-
habe, vor allem in Religionsfragcn
harten Kurs zu steuern. Wer dies he-
kennt die Geschichte iener Tage nicht.
vor seiner Vermählung hat er die Grazer
nmissi0n begründet, hatte er sich da-
gewehrt, ein angemalter oder papierener
sfürst zu sein. Er war durchdrungen
er landesfürstlichen Würde und Hoheit.
er verschiedentlich nachgab, so deshalb,
lie steirischen Stände das Recht der
bewilligung besaßen und Karl dringend
für die Landesdefension benötigte. Die
zuerst
protestantischen Stände haben die Zwangs-
lage des Landesfürsten weidlich ausgenützt, und
es ging nicht ganz zu Unrecht der Spruch,
der Türke sei der Protestanten Glück.
Nach dem Letzten Willen Kaiser Ferdinands l.
sollte trotz der Teilung unter seinen Söhnen
die Einheit des Hauses gewahrt bleiben.
Bündnisse, Angrirfskriege und Gehietsabtre-
tungen sollten nur auf Grund eines Über-
einkummens zwischen allen regierenden Agna-
ten erfolgen. Die Lauheit und die geringe
linergie, welche Maximilian lI. und Rudolf ll.
in der Abwehr des Erbfeindes zeigten, die
Erkenntnis der innerösterreichischen Stände,
daß sie zum Schutze gegen den furchtbaren
Gegner fast ausschließlich auf ihre eigene
Kraft angewiesen seien, zwang sie, die Initia-
tive zu ergreifen. Mit der gänzlichen Über-
nahme der Kriegsverwaltung an der win-
dischen und kroatischen Grenze beginnt das
eigentliche große Heldenzeitalter der Steier-
mark. Trotz aller formellen Betonung der
kaiserlichen Oberhoheit gelangte mit der
Errichtung des Grazer Hofkriegsrates das
Kriegs- und Grenzwescn an den Beherrscher
die Stände Innerösterreichs. Die im
Testament Ferdinands l. geforderte Einheit-
lichkeit des Hauses Österreich war bald nur
mehr ein frommer Wunsch. Erzherzog Karl
sah sich trotz seiner Stellung im Rahmen der
habsburgischen Hausmacht gegenüber Kaiser
und Reich prinzipiell als selbständiger Landes-
fürst an. Die Zentralstellen in Wien galten
nur mehr für Nieder- und Oberösterreich.
Nach 1564 beginnt die Auflösung der habs-
burgischen Monarchie in drei einander völlig
fremd gegenüberstehende Staatswesen
eine Entwicklung, die unaufhaltsam weiten
geschritten wäre, hätte sie nicht die zufällige
Restringierung des llauses auf die steirische
Linie 1619 abgeschnitten. Unter diesem Ge-
sichtspunkte ist es von Bedeutung, daß die
innerösterreichischen Länder von Erzherzog
Karl durch einen zentralen Behördenapparat
fest umklammert wurden. Es ist nur eine
leere Formel, daß die Länder und Behörden
Erzherzog Karls auch fernerhin ofHziell als
,,niederüsterreichische" bezeichnet werden, daß
erst um 1600 im Amtsgebrauch die Bezeich-
nung ,Jnncröstcrreichische" nachweisbar ist.
und
Tatsächlich ist mit dem Regierungsantritt
Karls im Jahre 1564 Innerösterreich zu einem
selbständigen Staatswesen geworden, welches
nur durch dünne, kaum merkbare Fäden mit
der Hauptlinie des Hauses Habsburg zu-
sammenhing.
Wie die zentralen Behörden für Inneröster-
reich, so wurde der Hof des Erzherzogs für
Graz von entscheidender Bedeutung. Die
Vornehmsten der drei Herzogtiimer finden
wir im Dienste des Erzherzogs, so etwa die
Stubenberg, Herberstein, Galler, Auersperg,
Windischgrätz, Eggenberg und Kheven-
hüller. Im Hofkriegsrat stellte die Steiermark
zwei Vertreter, Kärnten und Krain ie einen
Rat. ln den Ratskollegien war das Verhältnis
ähnlich.
Zwischen dem 25. Juli 1564, dem Todestag
Kaiser Ferdinands I., und dem 20. März 1619,
dem Todestag Kaiser Matthias", erlebt iraz
auch das große höi-ische Fest. Das Jesuiten-
theater wurde in den Dienst großer Staats-
aktionen gestellt. Gerade der Vollender der
Jesuitendramatik, Nikolaus von Avancini,
wirkte lange Zeit in Graz, wo er auch studiert
hatte, als Ordensoberer.
Mit der Kaiserkrönung des steirischcn Fer-
dinands 1619 hätte Graz zur Reichshaupt- und
Residenzstadt aufsteigen können, hätte die
geographische Lage den Kaiser nicht ge-
zwungen, mit dem Grazer Hof nach Wien zu
übersiedeln. Den Prager Hof des verstorbenen
Matthias löste er auf. Es war demnach der
Grazer Hof, der im Wiener seine Fortsetzung
fand. Nur zweimal kehrte der Kaiser nach
Graz zurück das erstemal gleich nach seiner
Kaiserkrönung im Herbst 1619 und das
zweitemal, um in dem von ihm erbauten
Mausoleum für immer Ruhe zu Enden. Mit
der Übersiedlung des Grazer Hofes nach
Wien hörte Graz auf, Residenz zu sein. Der
Glanz und die Bedeutung jener 55 Jahre
aber leuchten über 4OO Jahre hinweg. Burg
und Mausoleum sowie die Universität zeugen
noch heute von jener bisher größten Epoche
der neueren steirischen Geschichte, die zu
verlebendigen die Aufgabe der genannten
Ausstellung ist.
Siegreirhe Schlacht des Ruprccht von Eggenberg gegen
die Turkcn, am SL-Achatius-Tag 1593 bei Sissck. Getricbcne
und hcmaltc Kupfertafcl im Nationalmusetun Laibach
Erzherzog Km n. hha Erzherzogin Maria Qllf dem Sarkophag
des Mausnlcums in Seekau von Alcssaildro Verdi. eine
Kopie von Sieb. Carlone im Mausoleum Ferdinand lI. in Graz
Erbhuldiguixgsstuhl Erzherzog Km n. ih Kmh. 1564.
Sruilunuscunx Laibach
GERTRUD MOLA
Kostbare Kzmxlbuudlrerk
der Rennixxazlre
Die Ausstellung Graz als Residenz, Inner-
österreich 1564-1619" sucht ein wesentliches
Stück Geschichte der Länder im Südosten des
deutschen Sprachraumes darzustellen. Neben
den Urkunden, die von den Schicksalen be-
richten, stehen zahlreiche Denkmäler der
Kulturgeschichte, auch sie Zeugnisse der
Beziehungen zu ganz Europa, wie sie damals
durch das Herrscherhaus der Habsburger
gegeben waren. Es begegnen sich die Ein-
Hüsse aus Italien und Spanien, aus den Nieder-
landen und besonders aus dem süddeutschen
Raum. Mit den welschen Gästen" kamen
vor allem Renaissance und Friihbarock in der
Architektur, mit den Intarsienmeistern, den
Glocken- und Stuckgießern und den Gold-
schmieden die handwerkliche Ornamentkunst
Deutschlands. Am Grazer Hofe fand die
erste Shakespeare-Aufführung auf dem Kon-
tinent statt, hier wirkten außer Johannes
Kepler zahlreiche Gelehrte von europäischem
Rufe sowohl an der Jesuiten-Universität als
auch an der protestantischen Stiftsschule.
Die Grazer Burg enthielt schon seit Kaiser
Friedrich III. eine Schatzkammer; Erzherzog
Karl brachte sein väterliches Erbe mit, und
die Hochzeit mit Prinzessin Maria von Bayern
mehrte den Bestand ebenso wie die späteren
Erwerbungen. Freilich ist von dieser Schatz-,
Kunst- und Rüstkammer kaum etwas in Graz
geblieben, nachdem Ferdinand ll. den Hof
nach Wien verlegte und 1765 Maria Theresia
die völlige Auflösung verfügte. Das Zister-
zienserstift Rein erwarb damals große Teile
der Bibliothek und des astronomischen Ka-
binettes, konnte sie aber auch nur zum kleinen
Teil bis heute erhalten. Manches gelangte
auch von da in die Wiener Sammlungen und
kam nun als Leihgabe zur Ausstellung.
lm Vorraum ist eine von der Meisterklasse
für Malerei an der Grazer Bundesgewerbe-
schule gemalte Bilderfolge der europäischen
Geschichte zahlreichen alten graphischen Blät-
tern aus Wien, München und Nürnberg gegen-
übergestellt. In der Mitte des ersten Saales
steht der steirische Hergagslzul. Bescheiden
neben seinen reicheren Brüdern in Innsbruck
und Klosterneuburg, ist er mit seinem ein-
fachen Zackenreif aus vergoldetem Silber und
dem bekrönenden Kreuz auch nach der
barocken Umgestaltung noch ein edles Denk-
mal des 15. Jahrhunderts. Der steirische
Lanrlrrbadenbundberber ist eine der reichsten und
großartigsten Augsburger Goldschmiedearbei-
ten. Mit 105 cm Höhe zeigt er einen herr-
lichen Reichtum an Zierat aller Art. Georg
Wolfbauer konnte ihn an Hand signierter
Stücke im irünen Gewölbe in Dresden dem
Augsburger Meister Hans Schaller zuschrei-
ben. Die manieristische Eleganz der aus
Wurzeln wachsenden Nodusriguren und der
bekrönenden Schildträgerin, aber auch die
Feinheit der getriebenen und gegossenen
Tier- und Fruchtornamente, der Emailränder,
Masken und Arabesken zeigen die Hand eines
außerordentlichen Künstlers. Der Prunkpokal
war wohl Hochzeitsgeschenk für Erzherzogin
Maria, später aber Geschenk Ferdinands l.
an die Stände des Landes, in deren Besitz er
als Symbol des alten Landschadenbundes er-
halten blieb. Neben dem Prunkschild und Helm,
der Armbrust und Armbrustwinde Erzherzog
Karls steht da der große Pokal aus dem
Schatz des Deutschen Ordens in Wien, der in
reichster Treibarbeit die Taten Kaiser Karls V.
verherrlicht, und als Vertreter des Kunstsinnes
der steirischen Adelsfamilien das berühmte
Taufgerät der Grafen Herberstein, edelstes
Beispiel der Renaissanceornamentik, eine Ar-
beit von Ulrich Schönmacher in Augsburg.
Als Leihgaben der Wiener Tapisseriensamm-
lung können mehrere Stücke die 127 Bild-
teppiche vertreten, welche sich laut Inventar
damals in der Einrichtung der Grazer Burg
befanden. Sechs Stücke einer Brüsseler Serie
mit den Taten Alexanders d. Gr. schmücken
zwei Räume, in der Schatzkammer" hängen
ein Exemplar der herrlichen Wappenteppiche
Karls V., eine Kreuztragung und ein kleiner,
aber kostbar golddurchwirkter Teppich mit
der Anbetung des Kindes. Drei Bildteppiche
des 17. Jahrhunderts mit Allegorien der welt-
beherrschenden Kräfte und der Neigungen
des Menschen zieren den vierten Saal.
Der dritte Saal aber enthält die Erinnerung
an die ehemalige Schatzkammer. Gold-
schmiedearbeiten und Kristalle, Majoliken
und venezianisches Glas, Elfenbeinschnitze-
reien und kostbare Reliquiare sowie edle
Waffen sind hier als Vertreter für die alten
Bestände versammelt, von denen infolge der
ungenügenden Beschreibungen in den alten
taren nur weniges mit Sicherheit oder
scheinlichkeit den Grazer Beständen zu-
rnet werden kann. Als erste der Kost-
iten sei das Standkreuz mit dem öster-
schen und bayrischen Wappen aus der
zkammer der Reichen Kapelle in Mün-
angeführt. Aus Ebenholz mit reichstem
uck aus Goldemail und Edelsteinen ist
Arbeit des Münchner Hofgoldschmie-
ieorg Reimer und war ursprünglich ein
xenk der Herzogin Anna, Tochter Kaiser
iands l. und Gemahlin Herzog Al-
ts V. von Bayern, an das Kloster An-
Aus München stammt auch die herr-
Michaelsgruppe aus Silber vom Altar
ieichen Kapelle. Daneben stehen das
Goldemailreliquiar des Bischofs Stanis-
us Krakau und das feine silberne Dorn-
iar als Leihgaben der geistlichen Schatz-
ICI in Wien, aber auch schöne edel
te Ebenholzostensorien aus dem Grazer
eum und dem Stift Rein. Mehrere
des sogenannten Haller Schmuckes
aben des Österreichischen Museums für
wandte Kunst in Wien sehr ähnlich
äeschmeiden, welche Erzherzogin Maria
lem Münchner Porträtgemälde trägt,
rit Ehrenpfennigen, zwei Gebetbuchhand-
ten und dem Schatzkammerinventar in
Vitrine zusammengefaßt. Von den übri-
tücken möge noch die Elfenbeinstatuette
iortuna mit dem Segel, aus Wiener
1d, und der edle Achatbecher mit Gold-
und einer ebensolchen Fnrtuna als
zlbekrönung genannt sein. Sie durften
hren Platz finden, da Erzherzog Karl
allegorischc Figur mit dem Spruch
aces Fortuna juvat" zu seiner Devise
Ilt hatte.
eigener Raum faßt die Wissenschafts-
des Hofes und der Stände zusammen.
erscheinen unter den astronomischen
imenten, Sonnenuhren und Globen meh-
der an Eleganz der Form, Verzierung
Präzision fast unübertretflichen Geräte
Erasmus Habermel, Christoph Schißler
andern meist süddeutschen Künstlern.
rrs Worte, er glaube durch seine Be-
ng in der Geometrie und Astronomie
wie ein Theologe zu dienen, scheinen
in der äußeren Form dieser Geräte
htfertigt. Hier steht auch der große
idertisch des Stiftes Rein vom Regens-
ir Steinätzer Andreas Pleninger, zugleich
mal des Kalenderstreites, den in der
mark der Protestant Kepler zugunsten
regorianischen Systems entschieden hat.
die Bibliothek mit vorzüglichen Drucken
Einbänden, über die kostbaren Hand-
ten, welche die Österreichische National-
vthek als Leihgabcn zeigt, sowie über die
zen, Medaillen und Zeugnisse der Siegel-
idekunst rnüßte in eigenen Berichten
hrlich gesprochen werden.
Ausstellung wird dem Historiker mit
Urkundenreihe die Zeitgeschichte ver-
ln, sie wird dem Freund der Kultur-
ichte Hinweise auf die verschiedensten
usbereiche geben, sie kann aber auch den
1d der schönen Künste vielfach be-
CD.
5.
Der Landschadcnbuixdbcchcr. Silber, vergoldet, H51
Hans Schaller, Augsburg, um 1510. Hochzeitsgts
Erzhcrzogin Maria. Später wohl Geschenk Ferdina
die Slindt. jonnnuum, Graz
Detailaufnahmc vnm Emailhand am Körper des Lan
bundbcchers Abbildung
Bechcrsonnunuhr. 1590. von Marcus Purman.
Messing. vergoldet. H5 mm Inschrift am Li
Wnn ich bin ein gcschcnckh vol so zeig ich
gox wol. Bin aber luhr so duc ichs nit mer.
BRUNO THOMAS
Ergbergog Karl II. von Xieierlßzark als ilflägezz der Wuffenxrlazzziedekuvzst
Waffen anzufertigen, die Kunstwerke sind, ist
in Europas Mittelalter und Neuzeit das Vor-
recht begnadeter Meister, die vom Handwerk
zur Künstlerschaft aufsteigen.
Waffen zu bestellen und zu besitzen, die man
als Werke der Kunstfertigkeit, als Äußerungen
freier Schöpferkraft bezeichnen kann, ist
das Vorrecht von feinfühlig veranlagten Ken-
nern aus den höchsten Kreisen, deren Mittel
es ihnen erlauben, zu Mäzenen der Waffen-
schrniedekunst zu werden.
Harnische wurden von Plattnern geschlagen,
die kunstgewerbliche Spezialisten aller Art
zur Verzierung ihrer Stahlplastiken um sich
Scharten Maler, Ätzer, iraveure, Gießer,
Vergoldet, Tauschierer, Treibarbeiter, Gold-
schmiede. Schwerter und Dolche, Degen und
Säbel, Hirschfänger und Jagdmesser beschäf-
tigten Klingenschmiede, Schwertfeger, Eisen-
schneider, Giirtler und wiederum Kunst-
handwerker aller Richtungen. Festliche Stan-
genwaffen, das sind Spieße und Kusen, Helm-
barten und Partisanen, wurden kunstvoll ge-
schmiedet und geätzt. Armbrust und zu-
gehörige Winde gaben dem Armbruster und
dem Werkzeugschmied Arbeit. Die Hand-
feuerwaffe, d. h. Gewehr und Pistole, ist das
höchst komplizierte Gemeinschaftswerk von
Laufschrnied, Schloßschmied und Schäfter.
Nur ganz selten werden alle nötigen Schaffens-
vorgänge von einer einzigen Persönlichkeit
ausgeführt. Meist sind drei, vier, fünf, sechs
Meister an einer FeuerwaHe beteiligt. Ihre
Eisenteile sind kunstvoll im Relief geschnitten,
ziscliert, platiert und graviert, gebläut, ver-
goldet. Das llolz ist geheizt, geschnitzt, ein-
gelegt mit Silber und Elfenbein, mit Bein
und Perlmutter.
S0 geht der Herrscher und Feldherr nicht nur
ins Feld und ins Gefecht. So präsentiert sich
der Fürst, umgeben von seinen Angehörigen,
seinen Würdenträgern und Gästen, seinen
Knappen und iarden vor den Damen auf
dem Balkon und vor dem Volk, das er be-
eindrucken will so zeigt er sich im Turnier,
auf dem Schießstand, so reitet und jagt er.
So erscheint er zur Hochzeit, zum Reichstag,
zum politischen Treffen, zur Parade, zum
festlichen Einzug, der jnyeuse entree", wobei
sein Pferd genau so aufwendig geschmückt
und angetan war wie er selbst.
Die Fachliteratur kennt und nennt die großen
Elegants ihrer Zeit, die Vorbilder im Tragen
der erlesensten Harnische, die großen Reiter
und Fechter, Turnierritter und Jäger und
Schützen. Van weiß sehr wohl, daß Kaiser
Maximilian J., genannt der Letzte Ritter,
einen unerhörten Reichtum schöner Waffen
aller Art von deutscher und italienischer
Herkunft, von gotischem wie von Renaissance-
Stilcharakter hinterlassen hat. Niemand wett-
eiferte so sehr, es ihm gleichzutun, wie sein
unter um... km4 112,. iilwnrran-Anrla pinnr
ununnmsnw;
Wien, Waifcnsammlung des Kunslhistorischm MuscumS.
2305
Erst in letzter Zeit treten zwei andere hohe
Angehörige dieser Generation, die wir ab
1550 als Anreger und Mäzene tätig sehen, in
ihrer ganzen großen Bedeutung ans Licht.
König Heinrich II. von Frankreich in Paris
und Kaiser Maximilian II. in Wien.
Die Stellung, die ihnen gegenüber Erzherzog
Karl II. in Graz einnimmt, ist höchst be-
merkenswert. Er hat nicht wie sein älterer
Bruder Ferdinand von Tirol ausdrücklich
berühmte Waffenstücke aus Vergangenheit
und Gegenwart gesammelt. Er hat gewiß nicht
so viel kostbare Harnische und Walfen selbst
besessen wie seine Brüder Maximilian lI. und
Ferdinand von Tirol. Was die Wissenschaft
jedoch als seine Ieibwaffe erkannt, heraus-
gefunden und erforscht hat, trägt den Stempel
höchster Geschmackskultur. NXas er besessen
und getragen hat, ist jeweils in seiner Art
nicht zu überbieten. Seine llarnische ver-
schiedenartiger Herkunft stehen auf dem
Gipfel der damaligen lileganz. Seine verbeinte
Armbrust gehört zu den ausgewogensten
Erzeugnissen ihrer Zeit. Sein Hofbüchsen-
schäfter Hans Paumgartner von Wien ist in
der Vollendung seiner gravierten Elfenbein-
einlagen damals der erste Mann seines Faches
in Europa. Seine schulbildende Kraft ist
längst noch nicht in allen Auswirkungen
erkannt.
Diese kurz andeutenden Feststellungen sollten
genügen, um die Rangordnung dessen zu
kennzeichnen, was auf Veranlassung und
Anordnung Karls von lnncrösterreich ent-
stand. Seine Umgebung konnte nicht umhin,
sich an sein Vorbild zu halten und ihm nach-
zustreben. Und so finden wir aus seinen
Regierungsjahren etwa erhalten eine elegante
Armbrust des Pankraz Windischgrätz, eine
eingelegte Prunkbüchse des Sigmund Fried-
rich von I-lerberstein und eine l-lans-Paum-
Niederdeutsch, um 151i
Trabharnisrh Erzherzog Karls II.
Wiep, WaiTcnsammlung des Kuustliistnrischen Museums,
85
Franz ämßschedel, Landshut 1571
Fußkampfhamisch aus der Rosrnhlattgarnitur Kaiser Maxi-
milians II. von der Wiener Hochzeit Erzherzog Karls II.
Wien, WaEt-trsammlxixig des Kunsthistorischen Museums,
474li
gartner-Büchse des Laibachers I-Ians Khisl,
kaiserlichen und erzherzoglichen Rates.
Es ist alles andere als verwunderlich, daß Karls
Geschmack nicht ohne Einfluß und Eindruck
auf seine Söhne geblieben ist. Die Büchsen-
macherei zu Ferlach in Kärnten, die unter
Karl ihre erste Entfaltung fand, brachte durch
den Meister llans Schmidt von Riedlingen an
der Donau im Jahre 1628 die unvergleich-
liche silberne Scheibenbüchse mit Pulver-
Hasche Erzherzog Leopolds V. hervor. Von
Ferdinands, des späteren Kaisers Ferdinand II.,
Hochzeit im Jahre 1600 glauben wir seinen
und seines jüngeren Bruders Leopold V.
Fußturnierharnisch zu besitzen, eigenartige
Werke eines Mailänder Meisters. Seine Schwie-
gersöhne Philipp III. König von Spanien und
Sigmund Ill. Wasa König von Polen und
Schweden haben ein reiches Waffenerbe hinter-
lassen.
Die historische Waffenkunde hat die Auf-
gabe, in den hluseen und Sammlungen der
ganzen Welt den Waffenbesitz einzelner Be-
sitzerpersönlichkeiten und das Oeuvre einzelner
Meister aufzuspüren. Dazu und zur Fest-
stellung des Entstehungsanlasses kostbarer
Waffen ist oftmals geradezu detektivische
Arbeit vonnöten. Der größte und erlesenste
Bestand von Prunkwaffen rund um Karl von
Innerösterreich liegt in der Waifensammlung
des Kunsthistorischen Museums zu Wien. In
die kaiserliche Riistkammer ist eben im Ver-
laufe der Jahrhunderte fast das gesamte
Watfengut der einzelnen habsburgischen Fa-
rnilienmitglietler zusammengeflossen. Aber
auch im Grazer Landeszeughaus und im
Eggenberger Jagdmuseum muß nach dem
Nachlaß Karls gesucht und geforscht werden.
In seinem Mausoleum im Stift Seckau hängen
die Funeralxivaifen des Erzherzogs Karl. Das
Ilistorische hluseum der Stadt Wien bewahrt
sorgfältig, was die Wiener Stadtgarde zur
Hochzeit Karls in Wien am 26. August 1571
an Ausrüstung trug. In XVien und in Graz
Funde und Entdeckungen zu machen, das ist
nichts Unerwartetes. Viel erstaunlicher noch
war es, in Chikago, im George F. Harding
Museum auf ein Prachtgewehr mit dem
Meistermonogramm Hans Paumgartners und
den Wappen Karls und seiner Gemahlin Maria
von Bayern zu stoßen, oder in der Privat-
sammlung des Mr. Renwick bei Boston
NiassacliusettslUSA die steirische Büchse des
Hans Khisl von Laibach, in der Privatsamm-
lung Mr. von Kienbusch und im Metropolitan
Museum zu New York und in Chikago Garde-
stangenwatfen der steirischen Linie der Ilabs-
burger zu entdecken. Ihrer Schönheit halber
sind sie als begehrtes Sammelgut über den
Ozean gewandert,
Ein paar Worte noch zu einzelnen Werken.
Karls blauschwarzer Harnisch aus der Ambra-
ser Sammlung, wo ihn sein Bruder Ferdinand
Erst in letzter Zeit treten zwei andere hohe
Angehörige dieser Generation, die wir ab
1550 als Anreger und Mäzene tätig sehen, in
ihrer ganzen großen Bedeutung ans Licht.
König Heinrich II. von Frankreich in Paris
und Kaiser Maximilian II. in Wien.
Die Stellung, die ihnen gegenüber Erzherzog
Karl II. in Graz einnimmt, ist höchst be-
merkenswert. Er hat nicht wie sein älterer
Bruder Ferdinand von Tirol ausdrücklich
berühmte Watfenstücke aus Vergangenheit
und Gegenwart gesammelt. Er hat gewiß nicht
so viel kostbare Harnische und Waffen selbst
besessen wie seine Brüder Maximilian II. und
Ferdinand von Tirol. Was die Wissenschaft
jedoch als seine Leibwatfe erkannt, heraus-
gefunden und erforscht hat, trägt den Stempel
höchster Geschmackskultur. Was er besessen
und getragen hat, ist jeweils in seiner Art
nicht zu überbieten. Seine Harnische vere
schiedenartiger Herkunft stehen auf dem
Gipfel der damaligen Eleganz. Seine verbeinte
Armbrust gehört zu den ausgewogensten
Erzeugnissen ihrer Zeit. Sein Hofbüchsene
schäfter Hans Paumgartner von Wien ist in
der Vollendung seiner gravierten Elfenbein-
einlagen damals der erste Mann seines Faches
in Europa. Seine schulbildende Kraft ist
längst noch nicht in allen Auswirkungen
erkannt.
Diese kurz andeutenden Feststellungen sollten
genügen, um die Rangordnung dessen zu
kennzeichnen, was auf Veranlassung und
Anordnung Karls von lnnerösterreich ent-
stand. Seine Umgebung konnte nicht umhin,
sich an sein Vorbild zu halten und ihm nach-
zustreben. Und so finden wir aus seinen
Regierungsjahren etwa erhalten eine elegante
Armbrust des Pankraz Windischgrätz, eine
eingelegte Prunkbüchse des Sigmund Friede
rich von Herberstein und eine Hans-Paum-
Harnisch, den es gibt. Ob er wohl im Zusam-
menhang mit der geplanten Werbung Karls
um Elisabeth von England rund um das Jahr
1560 entstanden ist?
Von der Wiener goldgeätzten Harnischgarni-
rur mit den Lerchen des Erzherzngtums Öster-
reich, die das Plakat der Ausstellung Graz
als Residenz" schmückt, läßt sich nach den
letzten Forschungen und nach seiner blendend
gelungenen Restaurierung sehr viel mehr
sagen, als wir bisher Wußten. Sie ist eine der
ganz reichen Garnituren und dazu eine der
elegantesten ihrer Zeit. Sie war ursprünglich
viel stückreicher, nämlich für alle Arten des
Turniers eingerichtet. Viele Einzelteile davon
sind verlorengegangen. Der Gesamteindruck
muß strahlend gewesen sein. Der schlanke
Jüngling kam und trug sie zur ungarischen
Königskrönung seines älteren Bruders Maxi-
milian U. im Jahre 1563. 1564 wird der letzte
Rest der Kaufsumme an den berühmten
Augsburger Plattner Anton Peffenhauset aus-
bezahlt.
Zum selben Anlaß muß auch Karls Prunk-
armbrust mit ihrer aufs feinste geätzten
Wappenreihe und mit ihrem gravierten erz-
herzoglichen Gesamtwappen, mir ihren reizen-
den Turnier- und Jagdszenen hergestellt worden
sein. Die reich in Eisen geschnittene Arm-
brustwinde zum Spannen des Bogens trägt
die Jahreszahl 1563. Feierliche Krönungen
boten den Beteiligten und den Gästen immer
wieder Anlaß zu prunkvoll ausgetragenen
sportlichen Wettkämpfen.
Die schönste und reichste Büchse Karls von
Innerösterreich, bezeichnet mit dem HP seines
Hofbüchsenschäfters Hans Paumgartner und
datiert 1570, konnte im Jahre 1949 glücklich
für Wien zurückerworben werden. Sie war
über eine Pariser Privatsammlung auf aben-
teucrlichen Wegen bis nach London gelangt.
Höhepunkt der in allen Teilen untadeligen
Arbeit sind die gravierten Elfenbeinintarsien
des edlen Holzschaftes, darunter insbesondere
die reizvolle Szene des Orpheus mitten unter
den Tieren. Außer in Wien und Graz, in
Chikago und Boston hat sich ein Paumgartner-
Schaft noch im Stift Heiligenkreuz in Nieder-
österreich nachweisen lassen. Die Grazer Aus-
stellung bringt den Meister eindrucksvoll zur
Darstellung.
Die Hochzeitsfeierlichkeiten Karls von Inner-
österreich in Wien und Graz 1571 haben in
der Prunkwallenerzeugung reichere Spuren
hinterlassen als vielleicht überhaupt je eine
Fiirstenhochzeit tat. Der ältere Bruder, Kaiser
Maximilian 11., trug dazu seine Harnisch-
garnitur mit dem Rosenblattmuster, das Mei-
sterstück des Plattners Franz Großschedel von
Landshut. Sein ältester Sohn, der Thronfolger
Rudolf 11., und Erzherzog Ernst, also die
NeEen des Bräutigams, führten die Harnisch-
garnitur mit dem Flechtbanddekor. Es scheint
ganz so, als wären auch die jüngeren prinz-
lichen Söhne des Kaisers, Matthias und Maxi-
milian 111., vielleicht auch Albrecht V11. und
iXlenzel, damals mit kostbaren und höchst
eleganten Harnischen ausgestattet worden, die
wir im einzelnen in Wien noch zu identifizieren
hoffen.
Der Bräutigam Erzherzog Karl selbst führte
damals unter anderem eine blanke mit ver-
goldeten großen Blattranken verzierte Rüstung
für das sogenannte Plankengestech, eine da-
mals moderne Turnierart. Dieser in Wien
erhaltene Harnisch galt bis vor kurzem tra-
ditionell als Harnisch Erzherzog Ernsts,
seines Nelfen. Heute wissen wir es besser.
Am Helm Findet sich neben dem Datum der
Hochzeit 1571 in Goldätzung eine liegende
Frauengestalt, die auf der ausgestreckten Hand
eine Schale mit einem Herzen hält. So bringt
die Braut Maria von Bayern ihre Liebe dem
Bräutigam Karl von Österreich dar. Der
Harnisch trägt die Meistermarke des Anton
Peffenhauser und die Stadtmarke von Augs-
burg. Die Körpermaße des ßljährigen Fürsten
sind immer noch dieselben schlanken Maße
des Prinzenharnisches von der ungarischen
Krönung 1563, den der gleiche Meister ge-
schlagen hatte.
Erzherzog Karl 11. berief im Jahre 1577 den
Erzgießer Martin Hilger 1538-1601 von
Freiberg in Sachsen nach Graz, wo er außer
der berühmten Glocke im Schloßbergturm,
dat. 1587, hundertsechsundsiebzig Geschütze
goß. Davon haben sich zwei außerordentlich
schöne Rohre erhalten. ln Wien die Amsel",
von 1579, und in Paris, im Musee de l'Arme'e
in der Galerie de Triomphe, Welche die
kostbarsten Beutegeschütze vereinigt, die
Lerche", von 1580.
Aus den Resten seiner Kunstkammer geht
genau dasselbe hervor wie aus der monumen-
talen Hinterlassenschaft seiner Rüstkammer
Karl von Innerösterreich stand in seinem
künstlerischen Geschmack und als wähleri-
scher Kunstmäzen seinen habsburgischen Ver-
wandten in XVien und lnnsbruck, Prag und
Madrid, aber auch den gleichzeitigen glanz-
vollen Herrschern auf dem französischen
Königsthron nicht nach.
16
AUSZÜGE AUS DER REDE VON SEKTIONSCHEF
DR. ALFRED WEIKERT ANLÄSSLICH DER AUSSTEL-
LUNGSERÖFFNUNG IN STIFT HERZOGENBURG AM
5.UNI 1964
Unseren Großvätern war das mächtige Festungsviereck rund um
Mantua, Verona, Pescara und Legnano in Oberitalien ein fester
Begriff. Es bedeutete eine Verteidigungsstellung, von der aus
das alte Österreich an einer Flanke gedeckt werden konnte und
von wo man gedachte, all das zu beschützen. was damals den
llegritr Österreich ausrnachte .. Heute nnden wir den über-
wiegenden Teil der Werte. die wir glauben herausstellen zu
dürfen und wovon wir rufmißig zu einem Gutteil leben, in
Werken der Kunst und Kultur. Niederösterreich hat daher ein
anderes Festungsviereck aurgehaut, das unseren Kindern eines
Tages ebenso geläufig sein wird. wie es jenes rir die des vorigen
Jahrhunderts war von Melk his l-terzngenburg, von Alrenhurg
bis Krems wahrlich eine prachtige Anlage, die ungeheure
Schätze umschließt. Allerdings nicht zur Verteidigung. vielmehr
uln all das zu zeigen und herauszllstellen. worauf wir stolz sein
können und, das scheint mir sehr wesentlich, auch stolz sein
milssenl Das Gute hat nämlich die bedauerliche Eigenschaft.
daß es unserer uneingeschränkten Mithilfe bedarf, un-l wirken
zu können. In einem Zeitalter der Publicity und der Reklame.
des RElSClIS und der Motorisierung wird es also notwendig sein.
auch allt- diese Dinge vor den Wagen des Guten zu spannen.
um zum Lob und zut Ehre des Schönen und Edlen mitzuhelfen.
ln dem in Niederösterreich errichtetm kulturellen Viereck ist
es aur kluge und zweckmaßige Art gelungen, alle jene Mittel
heranzuziehen, um die reichen Schätze um und allen. die uns
aus dem Ausland besuchen. zu zeigen und darzubieten
Freilich kostete das viel Geld. Manch einer wird es vie 'lcht
nicht für richtig halten, daB Fur die Kultur immer wieder Geld
ausgegeben wird, und wird es sogar als Verschwendung be-
zeichnen. Aber lassen Sie sich nicht beirren! Erinnern Sie sich
dcs römischen Begritrs des "panern er cireenses". und setzen sie
dafür "Freizeitgestaltung", dann treITen Sie haarscharf dorthin.
von wo uns heute eine große Gefahr droht. Bedenken Sie. daß
ein einziger Fußballsonntag mehr zahlende Besucher Endet als
eine der zitierten Ausstellungen in einem Monat. Lassen Sie sich
auch nicht von den immer wieder auftauchenden Anfeindungen
gegen das Große, das Überragende beirren... Die sogenannte
gesunde vollrsgesinnung ist weder gesund noch kann man von
einer Gesinnung sprechen. Die großdl und überragmden Dinge
werden stets von der Menge mit scheelen Augen angesehen.
Die Mehrheit will. daB nichts über sie hinausragt. Gäbe es aber
keine überragenden Menschen und keine außergewöhnlichen
Leistungen, wozu auch bedeutende Aussreuungen zu zählen sind.
so gsbe es keines der juwele, die Niederösterreich besitzt, kein
Heiligenkreuz-Gutenbrunn, kein Krems, kein Altenburg. kein
Schlnß Petronell, weil dafür kein Geld vorhanden war; dann
wäre zwar alles einheitlich und gleich. aber es wäre die dumpfe.
die stemenlose Gleichheit der Nivellierung nach unten
vergessen wir doch nicht. daß der Mensch nur dann zu etwas
auf blicken kann, wenn es über ihm steht. Bei allen Lebensfragen
verhalt es sich so, bis hin zu den letzten, religiösen, weil eben
der Himmel ilber allem darüber steht... Audi l-lerzogenburg
gehört zu diesen Leuchtfeuern. von dulen wir möglichst viele
in Österreich, und in unserem besonderen Fall in Niederöster-
reich, anzünden wollen. markante Punkte, nach denen wir
unser Leben orientieren können, da uns nicht viel mehr geblieben
ist als das Vermächtnis unserer christlichen Kultur, die zu pllegen
und zu vermitteln gerade ein Kloster in besonderem Maße berufen
war und ist
Nehmen Sie den Gedanken von hier mit, daß die Kunst. die
Sie hier sehen, wahrscheinlich auch zu ihrer Zeit bekämpft
wurde; denken Sie daran, daß der Prälat von Mclk. als er den
Umbau des Stiftes anordnete, als er sich hinter den großen
Künstler stellte. schwer gegen seine Mitbrüder zu kämpfen hatte.
und daß es auf des Messers Schneide stand, ob er seine Pläne zu
verwirklichen ven-nochle, oder ob er abgesetzt wurde, damit
man in der alten Form weiterleben könne. Denken Sie daran,
daß es bei künstlerischen Entscheidungen immer nur die wenigen
sind, die zustimmen. Gewiß, die Verantwortung ist groß. Lernen
wir aus der Geschichte, daß große künstlerische Schöpfungen
vielfach gegen den Zeitgeist ausgeführt wurden, angespornt und
ermöglicht vom Aultraggeber, gleichgültig wie immer er
geheißen und wer immer er gewesen ist. Spätere Epochen freuen
sich dann an diesen Werken und feiern sie mit großen Lob-
teden Aber wenn wir von einem so bedeutenden Ereignis.
wie es eine Ausstellung ist. wieder nach Hause gehen und mit
einem heutigen Problem konfrontiert werden, verlieren wir
nur zu oft den Mut zu ähnlicher Entslchlußkraft, wie sie von
unseren Vorvätern aufgebracht wurde Gehen wir nicht
bequem und selbstgerallig von dieser heutigen Feier rort. sondern
gedenken wir immer wieder der großen Verantwortung. die
jene getragen haben. deren Werke wir bewundern. Heute
scheint es uns, als wäre es ein Leichtes gewesen .. lm Augen-
blirlt aber, ob damals oder heute, ist es schwer, wenn es um eine
Entscheidung geht. Dann durten wir uns nicht der allgemeinen
Meinung beugen, die immer panem et circenses" rufen
wird
Gott sei Dank hat man damals mehr so prächtige Bauwerke aur-
geführt als Tumiel-plärze man konnte sinngemäß heute dafur
Fußballplarze setzen... wir tinden auch nirgendwo in den
Annalen, daß man die Pferdewärter der Tumierspiele mehr
geachtet hitti als einen Walther von der vngelweide .. ich
weiß aber nicht. was unsere Nachfahren davon halten werden.
dall heute ein Fußballtrainer mehr bekommt als so manrher
Thr-aterdirekror, geschweige denn ein Dirhter. Neue Impulse
erhält die Kunst und die Kultur stets bloß von einigen wenigen.
die den Mut haben, bahnbrechende Leistungen anzuordnen.
Seien wir ihnen dankbar dafür und erweisen wir uns ihrer würdig.
RUPERT Fll UCllTM klLlÄÄR l"ür die Neuaufstellting der Kunstschiitze des
Stiftes lrlerzngenlwurg mußte eine ganz neue
Voraussetzung geschaHen werden. Das im
Älfljlf?! IPPQQQFIIIIIIIQQ Stile der Romantik eingerichtete Stiftsmuseum
x'mlfrfl,fj,jg im zweiten Stock war in der Art seiner Dar-
bietung längst veraltet und bot den bedeutend-
sten Kunstschätzen auch zu uenig Raum.
Außerdem war es mit dem Mangel der schwe-
ren Zugänglichkeit fiir einen größeren Be-
sucherzustrom behaftet. Nun, da die wichtig-
sten Kunstschätze diesen Räumen entnommen
sind, wirkt es in seiner kulturgeschichtlichen
Anlage viel einheitlicher und soll künftig als
Dokument seiner Zeit eine willkommene lir-
giinzting zu der Neuaufstellung bilden.
Die Kunrfmzzzlzzlzurg
in den Fzarjriinlxlvrz der Snifn
Neben der Kunstsammlung, die bisher in
einigen kleinen Räumen zusammengedtangt
war, bildeten für den Besucher die Festräume
des Stiftes einen vielleicht noch bedeutenderen
Anziehungspunkt. liis war daher naheliegend,
beide Komplexe, Sammlung und Schauräume,
miteinander zu vereinen. Durch das große
Verständnis des Stiftes, vor allem der hoch-
würdigsten Pröpste ieorg Hahnl und Thomas
Zettl, konnte dieser Plan anläßlich der Re-
staurierungsarbeiten verwirklicht werden. Dem
Besucher steht nun fast der gesamte 1. Stock,
Sang und Räumlichkeiten um das Jeviert
des Hofes, zur Verfügung. Die Aufgabe der
Gestaltung war es nun, die Kunstwerke sinn-
voll in den gegebenen Ablauf einzuordnen.
Die Besichtigung des Stiftes wird so geführt,
daß der Besucher das Stift durch das reizvolle
Vorwerk Munggenasts an der Nordfront bei
tritt und über die Stiege in den Festsaal
kommt, der mit einigen Objekten auf die
Gründung des Stiftes Bezug nimmt. Von dort
gelangt man in die Gästezimmer des Süd-
traktes, die den barocken und gotischen
Kunstsammlungen vorbehalten sind. Daran
anschließend kommt man in die Chorkapelle
der Stiftskirche und hat hier einen scbiönen
Blick in das Presbyterium, zum llochaltar,
zu den Fresken von Daniel Gran und Bartho-
lomeo Altomonte. Dadurch ergibt sich ein
guter Vergleich zu den Deckenfresken Kremser
Schmidts in der Prälatenkztpelle. An diesen
sakralen Bereich schließt sich lTJfIHOHlSCh die
Scbatzltzuuxmer mit dem kirchlichen Gerät und
den lkleßgexirüittlern. In der Bibliothek liegen
die wichtigsten Missale, Bücher und Urkunden
auf. Die beiden folgenden Zimmer vereinen
den wertvollen Planbestand des Stiftes, der
sich in Herxogenburg in einer seltenen Reich-
haltigkeit erhalten hat, er vertieft und ergänzt
das bereits gewonnene Bild über die Bflllr
tätigkeit des Stiftes. Zum Nordtrirltt zurück-
gekehrt, sieht man zuletzt die Barockgalerie
und zwei läätimlichkeiteiu, die wechselnden
Sonderausstellungen vorbehalten sind und
dadurch die bliäglichkeit geben, stets aktuelle
Themen zu behandeln.
"ans-3s'.eQ...
11211-11 artet";
zu" 323 Earsmaalli
I1.
ja? a-Cih
Durch den Hof gelangt der Besucher hierauf
in das restaurierte und freigelegte Altstift,
wo neben den gotischen Räumen die umfang-
reiche Prähistorische Sammlung untergebracht
ist. Der Rundgang schließt mit dem Besuch
der Stiftskirche.
Mit dieser Erschließung neuer, bisher um
zugänglicher Räumlichkeiten waren auch zahl-
reiche Restaurierungen verbunden, die das
.111
-.n
es
.5. .. gnaävwxl.
H. Dorothea
Gzrs-Thunau.
IOOXS Brln
mrhm xurde
äerlrudskirch
Kreuzigung
Gzns-Thunzu,
zus einem Flvngclallar der
um 1490. ÖlfTcnlptru
lail, Balduchin, aus eincrn
in Gaß-Thunau, um 1400
nus cinem älasfvrxsrer der
132071330
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17
1111; 111111 11. A.. 111111-1111111111. 1111 111111 11111111 11111111 111-1
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buLJnnu-x lilhllnnuu. Alln 171i! H11l11- 101m. Snvkrlhuluc
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1111111111. üljLvinu-and, 75-401-111. 1'111 11.11 1l111-11.111.11l1i111
m1. 1111111111111
barocke Stift in neuem Glanz präsentieren.
Zugleich aber war zum erstenmal die Mög-
lichkeit geboten, einen Großteil des Kunst-
besitzes öffentlich zur Schau zu stellen. Die
sehr wertvolle Sammlung von gotischen
Tafelbildern und Plastiken wurde gemeinsam
vom Bundesdenkmalarnt Dr. Kortan, vom
Niederösterreichischen Landesmuseum Felix
Pischinger und von der Meisterschule für
Restaurierung an der Akademie für bildende
Kunst in Wien Assistent Koller konser-
viert.
Neben der Wiederherstellung der ursprüng-
lichen Schönheit waren zahlreiche wertvolle
Entdeckungen der Lohn dieses Vorhabens.
S0 wurden an den Rückseiten von Tafeln
unter einfarbigen Anstrichen gotische Male-
reien entdeckt, unter den Reliefs Vorzeich-
nungen in Kohle aufgefunden und wertvolle
alte Fassungen ans Tageslicht gebracht. Die
kulturgeschichtlich bemerkenswerte Barock-
galerie" im Bildersaal wurde vom Bundes-
denkmalamt restauriert und weitgehend be-
stimmt. Mit den XViederherstellungen waren
die wissenschaftlichen Forschungen verbun-
den, die Hofrat Dr. Fritz Dworschak für die
gotischen Tafeln, Univ.-Prof. Dr. Bruno
Grimschitz für die barocken Pläne, Oberarchiv-
rat Dr. Franz Stundner für das Urkundenma-
terial, Dr. Heinrich L. Werneck für die Stifts-
geschichte, Frau Dr. Dora Heinz und Doz.
DDr. Gerhard Egger für das Kunsthandwerk
sowie Oberstaatsbibliothekar Dr. Franz Unter-
kircher für die illuminierten Handschriften
leisteten. Dazu kommen noch die denkmal-
pflegerischen Arbeiten von Oberstaatskonser-
vator Dr. Josef Zykan, von Landeskonservator
für Niederösterreich Dr. Franz Eppel und von
Prof. Dr. Walliser, die manche neue Erkennt-
nisse brachten. Dr. Franz Ielampl bearbeitete die
reiche prähistorische Sammlung.
Das Niederösterreichische Landesmuseum, dem
die Gestaltung der Kunstsammlung über-
tragen war, konnte nach einer Serie erfolg-
reicher Sonderausstellungen nun in die zweite
Etappe seiner Vorhaben eintreten und mit
der Reihe ständig eingerichteter Kunst-
sammlungen beginnen. Sie sollen dem großen
Interesse, das den Sonderveranstaltungen ent-
gegengebracht wurde, auch weiterhin zur
Verfügung stehen. Daß es dabei Wieder ge-
lang, einen neuen Ausstellungsstil zu fin-
den, ist das Verdienst von Herrn Baurat
DipL-Ing. Wilhelm Zotti vom Gebiets-
bauamt III St. Pölten, in dessen Händen die
Adaptierungen des Bauwerkes und die Ein-
richtung der Schausammlung lag. Besonders
beachtenswert ist es auch, claß man die goti-
schen Tafelbilder nicht ästhetisch getrennt,
sondern wieder zu dem ursprünglichen Ver-
band der Flügeln vereint hat. Dabei sind
romantische Effekte, wie etwa Verbindungen
von nicht zusammengehörenden Tafeln und
Plastiken, streng vermieden worden. Die Neu-
aufstellung vermeidet auch bewußt den muse-
alen Charakter, sie verfolgt die bisher in Melk
und Altenburg erfolgreich angestrebte Ein-
heit von Schauraum und Ausstellung, die auf
eine Isolierung des Kunstwerkes und seine
unmittelbare moderne Präsentation absicht-
lich verzichtet. Es geht hier um einen stift-
lichen Kunstbesitz, der sich in dem ihm
gemäßen Rahmen darbietet.
Zuletzt sei erwähnt, daß diese beispielhafte
Wiedererweckung der Kunstschätze des Stiftes
Herzogenburg ohne die Tatkraft des zu diesem
Zweck gegründeten Vereines unmöglich ge-
wesen wäre.
BRUNO GRIMSCHITZ
joxrpl und Frailg Jlnlzgegellzzrtx
Pläne für die Äizffxkirrlie
von Hergogezzlßurg
-end der Drucklegung des Heftes erreicht uns
Qachricht, daß Prof. Dr. Bruno Grimschitz am
uni 196Ä in Wien plötzlich gestorben ist. Das
itige Wirken dieses bedeutenden österreichischen
irten, den wir seit Jahren zu den Mitarbeitern
er Zeitschrift zählen durften. wird an anderer
in geeigneter Form seine Würdigung erfahren.
lhtfhi dvs hllflcs Hcrzugcnbnrg
Nvlph Nlimppcxnxl. Hvrzmwgclllvtlrg snmmhn- Nr.
ucpll IWLIHQQZCHASK, HCTZOgCHhHIp Suftsnrchiv Plan Nr
aüpll Munggcnasi, Hurzragi-ntwing Snfmrchiv
Stph MllllggvnaSl. Hvrzogvsnlvilrß SllfKSJffhiV
Svcph Milnggvnasl. Hcrzogcnlwurg snnmmm-
Am 2. März 1714 lieferte Jacob Prandtauer
dem Propst von Herzogenburg Wilhelm
Schmerling einen Beileiffigen Yberschlag der
Mädteriallien zu Erbauung eines ganz Neien
Closter, doch aner khirchen oter Verenderung
derselben". Da Prandtauer von den vor-
barocken Gebäuden des Stiftes im Gegen!
satz zu anderen Klöstern nichts für seinen
Neubau verwenden konnte, erscheint die
Summe von 54.000 H. im Voranschlag für das
neue Kloster erstaunlich gering. Die Er-
neuerung der Stiftskirche mußte wegen der
begrenzten Hnanziellen Mittel, die aufgewendet
werden konnten, auf die Zeit nach der Voll-
endung der Stiftsbauten zurückgestellt werden.
Aus diesem Grunde hat Prandtauer für den
Umbau der Stiftskirche kein eigenes Projekt
ausgearbeitet und auf dem entscheidenden
Plan, der zum erstenmal die Stiftsanlage mit
zwei Höfen darstellt Stiftsarchiv Nr. 55, nur
die alte Kirche mit ihren Umfassungsmauern
übernommen. In seinen anderen Plänen er-
scheinen die Pfeilerreihen der vorbarocken
Kirche entfernt, um ein einschiffiges Langhaus
mit seichten Seitenkapellen zu erhalten, das
in seiner Ausführung der Stiftskirche von
Melk und der Wallfahrtskirche am Sonntag-
berg nahegekomrnen wäre. Gegensätzlich zu
diesen Bauten traten in Herzogenburg die
Querhausarme weit über das Langhaus vor.
Prandtauer hat auf dem Plan Nr. 10 des
Stiftsarchives über der Vierung eine querovale
Kuppel mit einer Laterne eingezeichnet. Sosehr
Propst Schmerling mit Prandtauer auch die
Erneuerung der Stiftskirche in Aussicht ge-
nommen haben mag, blieben alle Planungen
unausgeführt. Nach dem Tode Prandtauers
im Jahre 1726 führte Joseph Munggcnast den
Stiftsbau bis zum Jahre 1740 fort. In diesem
Jahre starb auch Propst Leopold Planta,
der dem Abt Schmerling 1721 gefolgt war.
Joseph Munggenast verwirklichte nicht nur
die Planung Prandtauers und brachte den
Stiftsbau zur Vollendung, sondern bereichc
diesen auch durch eigene Schöpfungen.
20. Mai 1730 erhielt Munggenast für ein Hr
modell zum Tor im östlichen Risalit
Nordflügels 6d. In den beiden folgem
Jahren wurde der reiche Portalbau ausgefül
der die Torformen Prandtauers persönl
weiterentwickelte. Von 1736 bis 1738 entstz
der durch Mauern, Eckpavillons und ein
Torbau umschlossene Vorhof vor dem
entfalteten Risalit der Stiftsfront. In
Jahren von 1727 bis 1735 führte Mungger
die Errichtung des großen Meierhofes du
und war zur gleichen Zeit mit der inne
Ausgestaltung der Stiftsräume beschäftigt.
erscheint naheliegend, daß in den Jahren,
denen die großen Stiftsbauten der Vollendu
entgegengingen, die Erneuerung der Sti
kirche wieder in den Vordergrund trat. All
dings standen für einen völligen Neubau ni
ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügui
so daß nur eine umgestaltende Erneueru
der alten Kirche in Frage kam. Munggen
hat, wohl im Einvernehmen mit Pro
Leopold Planta, Pläne für einen barncl-
Ausbau der alten Langhausanlage geschaH
Fünf Grundrisse sind im Stiftsarchiv nel
einem Grundriß der Stiftskirche von Alti
burg erhalten. Daß die Pläne von der Ha
Joseph Munggenasts stammen, erweist nii
nur die dem Entwurf für die Altenbur;
Stiftskirche völlig gleiche Zeichentechr
nicht nur die Tatsache, daß in den Jahr
von 1726 bis 1740 kein anderer Baumeister
Pläne in Frage kam, sondern vor allem
künstlerische Form, in der Munggenast
Umwandlung des Baues unternahm. Für
entstand das Problem, aus dem dreischiffi;
Langhaus, dem weit vorspringenden Querh
und dem in fünf Seiten des Achteckes
schlossenen Chorraum einen einheitlicl
Kirchenraum zu schaffen. Der älteste
Stiftsarchiv Nr. 23, der noch die vier
Pfeiler der vorbaroclten Kirche über-
läßt deren Grundform weitgehend
en. Sechs Pfeiler, von den Außenwänden
ickt so daß hinter ihnen Durchgänge
er Seitenkapellen verbinden nehmen
ren Stirnen die Seitenfiuchten des Chor-
auf. Dadurch wird der durchgehende
zug von der inneren Turmwand bis in
ireite Rundung des Altarchores mit
lerem Nachdruck betont. Das Quer-
in seiner vollen Breite erhalten, wird
iner Vierung von einer querovalen
zl überdeckt, der eine gleiche über dem
Joch des Langhauses entspricht. Das
Joch, das zu einem quadratischen Raum
-itert erscheint, wird von einer kreis-
gen Kuppel überwölbt. Sie bildet, von
feilern getragen, das räumliche Zentrum
irche. Das Querhaus mit seiner Vierung
zum Übergangsraum in den Altarchor,
her den gotischen Mauern errichtet, wie
rme des Querschiffes von Gurttonnen
ckt ist. Die Variante dieses Planes
lIChlV Nr. 21 vermehrt die Joche des
auses auf drei, schaltet das Querhaus
zieht den Chorraum nach Westen vor.
euen Pfeiler werden differenziert zwei
re grenzen das Vorioch von dem Lang-
nit den sechs Seitenkapellen ab, wie es
wieder durch die mächtigen Pfeiler der
ig gegen Osten abgesetzt erscheint. Sind
anghausjoche von Tonnen zwischen
ögen überdeckt, so trägt die neu-
ffene und das Langhaus verkürzende
lg eine kreisförmige Kuppel. Sie ist
imliche Mittelpunkt des gegenüber dem
Plan ungleich stärker artikulierten
nraumes. Auch der dritte Grundriß
Stiftsarchiv Nr. 22 schaltet das Querhaus des
gotischen Baues aus. Die Vierungskuppel, die
im zweiten Plan mehr als zur llälfte im Quer-
schiff lag, ist völlig aus ihrem Bereich nach
Westen gerückt. Wuchtige, an die Wand ge-
rückte Pfeiler stützen sie und große Seiten-
altäre akzentuieren mit der Kuppel das räum-
liche Zentrum. Stärker in das Langhaus vor-
greifende schmale Pfeiler setzen das erste Joch
vom Vorioch mit der Orgelempore ab,
massivere, ausgerundete Pfeiler, die bis zu den
Stützen des alten Baues in das Langhaus vor-
greifen, antworten den Pfeilern am Mönchs-
choransatz, so daß Munggenast in die alte
Langhausanlage eine zentrale Raumgruppe mit
einer kreisförmigen Mittelkuppel und tonnen-
überwölbten Nebenräumen einsetzt. Die durch-
laufenden Mauern werden allein durch die
Pfeilergruppen räumlich umgedeutet. Die
Seitenaltäre erscheinen durchaus an den Außen-
wänden der Kirche, neben den freistehenden
Hochaltar im stärker verlängerten Chorraum
treten zwei Freisäulenpaare. An der Nord-
wand des Turmes ist wie an den anderen
Entwürfen eine dreiläufige Treppe einge-
zeichnet.
lm vierten Entwurf Stiftsarchiv Nr. 25
ändert Munggenast die Grundfigur der Raum-
disposition des vorhergehenden Planes nicht
mehr. Er zieht die Orgelempore nicht nur
über das Vorjoch, sondern über das erste
Joch vor und mauert das Querhaus nicht
mehr ab. Die Altäre des Langhauses stehen
an den Pfeilern, die des Kuppelraumes an den
Außenwänden und die des Querhauses an
dessen Ostwänden. Die beiden Säulenpaare
am llochaltar in dem stark über den gotischen
Chor hinausgerückten Chorraum erscheinen
an dessen Wand gerückt. Vor die Westw
des Turmes treten Doppelsäulen eines
baues. Der fünfte Entwurfßtiftsarchiv Nr.
in den nicht mehr wie in allen vorausgehen
die Mauern und Pfeiler des vorharoc
Baues eingetragen erscheinen, übernimmt
Grundligur des vierten Planes. Die Kt
kuppel des Raumzentrums hat sich in
querovale verwandelt. Die Wandpfeiler trs
nicht mehr so weit in den Raum vor, so
er breiter wird. Vor die Westwand des Turl
treten Doppelsäulen eines Torbaucs, an
Nordseite schließt wie im vorausgehen
Plan ein Treppenhaus, das den Lauf
zwei gestreckten Halbkreisen ernporführt.
Plan stellt die endgültige Redaktion der
würfe Joseph Munggenasts für den Um
der Stiftskirche dar. Er kehrt scheinbar
ersten Planung zurück, indem er die Kuf
über das östliche Joch des Langhauses Sl
und die Querschiifarme der alten Anl
übernimmt. Aus dem ersten Entwurf, der
Langhaus in seiner realen und in seiner küi
lerischen Wirkung behauptet, ist jedoch
völlig neu gegliederter Raumorganismus
worden. Die tiefe, auf vier Säulenpaa
ruhende Orgelempore hat Munggenast bis
dreiteiligen Raumgruppe vorgezogen, der
breiterte und gestreckte Chorraum bildet
Gegengewicht zu den beiden westlicl
Schilfsjochen. Die Pfeilergruppen schaffen
ihren Gurtbogen und Tonnenabschnitten
zwischen deutlich differenzierte Raumteile,
auf den zentralen Kuppelraum bezogen si
Munggenast hat die Außenmauern der al
Kirche bis auf den Chorraum, der in sei
Breite und Tiefe dem Langhausraum an
glichen werden mußte, übernehmen köfll
und durch seine magistrale iliedcrungskunst
in den alten Raumgrenzen ein vollkommen
neues Raumgebilde eingespannt. Auch an
der Stiftskirche von Altenburg wird Joseph
Munggenasts überlegene Meisterschaft, durch
geringe Veränderungen eines alten Bestandes
völlig persönliche Raurngestaltcn und Raum-
wirkungen zu formen, mit aller Eindringlich-
keit olTenbar. Darin folgt er seinem Lehrer
Prandtauer.
Die Pläne Joseph Munggenasts für den Umbau
der Stiftskirche von Herzogenburg sind wohl
erst gegen das Ende der dreißiger Jahre des
18. Jahrhunderts entstanden. Sie sind von dem
Baumeister kaum in größeren Abständen ge-
zeichnet worden, es sei denn, daß der vierte
und fünfte Grundriß in ihrer zeitlichen Ent-
stehung von den ersten drei Plänen etwas
abrücken. Munggenast starb arn 3. Mai 1741
in St. Pölten. Sein Sohn Franz übernahm die
Aufgabe, den Stiftsbau mit der Errichtung
einer neuen Kirche abzuschließen.
Das Stiftsarchiv verwahrt auch von Franz
Munggenast fünf Pläne für den Neubau der
Stiftskirche. Zwei davon sind monogramrniert.
Sie tragen am Rande die Buchstaben F. M.
Auf allen fünf Zeichnungen und nur auf
ihnen erscheint ein breiter Maßstab, der es
erlaubt, auch kleine Maßeinheiten ablesen zu
können. Von den Blättern Joseph Mung-
genasts sind sie nicht durch die Zeichen-
technik, sondern durch kräftigere und leuch-
tendere Farben der Lavierung abgehoben.
Drei Entwürfe sind von demselben Format
wie die Pläne Joseph Munggenasts, etwa
7035 cm groß, die beiden anderen, ein Grund-
riß und ein Querschnitt durch den Kuppel-
raum, sind eineinhalb und einen Meter lang.
Der wohl früheste Entwurf Franz Mung-
genasts, der auch sein Monogramm trägt
Stiftsarchiv Nr. 20, hält noch an einer lang-
hausanlage fest, ja er verstärkt die Langs-
richtung durch die Fortführung der Langhatis-
wände nach Osten, so daß das alte Qucrhaus
völlig ausscheidet. hiunggenast rundet das
Langhaus im Osten ab und führt es in den
Mönchschor über, der neuerlich abgerundet
in den Chorraum mit vier Säulen vor seiner
Wand übergeht, so daß sich die Raumfolgp
stufenförmig zum Altarchorabschluß verengt.
Das Langhaus mit seiner dreiteiligen llaupt-
raumgruppe erscheint vom Vorjoch, über das
auf zwei Säulenpaaren die Orgelempore vor-
gezogen ist, durch die tief in den Raum
tretenden Pfeiler abgesondert. Der Mittelraum
mit zwei großen Seitenaltären ist von einer
Ovalkuppel, die seitlichen Räume sind von
gestreckten Platzlgexivölben überdeckt. Über
die Pläne seines Vaters hinaus schließt Franz
Munggenast sein Raumgebilde einheitlicher
und flüssiger zusammen. Die Raumkurve,
vom Vorioch zur Mittelkuppel emporsteigend,
klingt stufenweise fallend in dem Altarraum
aus.
Der zweite Entwurf, der wieder das Mono-
gramm Franz Munggenasts trägt Stifts-
archiv Nr. 48, wendet sich entschieden von
einer Langhausanlage ab und gibt eine kreuz-
förmige Kuppelkirche. lhre Gestalt ist von
der Stiftskirche in Altenburg abhängig und
weist in ihrer Grundform über diese zurück
auf die Wiener Peterskirche. Der tiefovale
Hauptraum ist breiter, die Seitenarme sind
mächtiger als in Alrenburg. Auch der Chor-
raum, nicht beeintlußt von gotischen Grund-
lagen, schließt sich enger an das räumliche
Zentrum, auf das von Westen her der platzl-
gewölbte Vorraum führt. Auch der Altar-
raum erscheint von cinrtn Flztzlgewölb
eingedeckt. Vor den alten Term tretn wuch-
tige Pfeilervorlagen, mit Doprclsijulen, di
mit übereck gestellten Wandvorlagen eine
bewegte, konkav geschwungene Fassade for-
mieren. Es erscheint bedauerlich, daß uiitr
den Grundrissen sich keine Aufxisse für den
geplanten Umbau finden. Der dritte Entwurf
Stiftsarchiv Nr. 50, der die Gestalt intr
kreuzförrnigen Kuppelkirche wieder aufnimmt,
zeigt den Hauptraum mit einer Kr" kuppcl
eingedeckt, die von zwei kleineren kreis-
förmigen Kuppeln in der Längsachs und
von Tonnen in den Seitcnarmen gerahmt
wird. Die Orgelempore des Vorjoches ruht
auf vier Säulenpaaren, der Altarraum setzt
sich VOm Nlfänchschor wie auf dem ersten
Plan stufenförmig ab. Die Mauern sind
in den Ecken des Achsenkreuzes stark aus-
gerundet, so daß der Außenumriß der Kirche
zu einer fließenden Gesamtkurve zusammen-
geschlossen erscheint, während im Innenraum
in den Pfeilerstirnen die Ovalkurve des zweiten
Entwurfes verlassen ist. Die schrägen Vor-
lagen vor der Westwand des Turmes hat
Munggenast zu kleinen rahmenden Pfeilern
mit Doppelsäulen reduziert. Der vierte Plan
Franz Munggenasts Stiftsarchiv Nr. gibt
bereits den Grundriß des ausgeführten Baues.
Die dreiteilige Hauptraumgruppe mit ganz
seicht gewordenen Querarmen ist nach Westen
gerückt, so daß sie nur ein Gang von dem
Turm trennt. Nach außen sind die Wände
nicht mehr rund verschlilfen, alle Baukuben
sind klar betont. Die querovale Kuppel des
Hauptraumes, die in den anschließenden Lang-
hausabschnitten von Platzlgewiölben gerahmt
wird, erscheint mit einer Laterne eingezeichnet.
Sie, die auch ein Querschnitt zeigt, ist am
ÜECTlÜ-Zlif
"ührten Bau unterblieben. Vor den
elpfeilern stehen mächtige Doppelsiiulen,
weit vorkragendes iebiilk, nicht aber
uppelwölbung, wie in den Bauten
sar Neumanns, tragen. Die Säulenpaare
inen an Raumgrenzpunkten und akzene
sie, ohne dic Wßantlabschnitte zu
gen. Mönchschnr und Altarraum, von
gewiälben eingetleckt, fallen wieder
förmig ab. ln dem Grundriß sind
iausanlage und kreuzftirmiger Zentral-
ereinigt, die beiden Linien, die Franz
genast in seinen Plänen getrennt an-
agen hatte. Sie sind eine Vereinigung
gangen, die in ihrer Zeit nicht allein
Josef Hueber hat in der Wallfahrts-
am Weizberg in den Jahren 1757 und
Michael Ehmann in der Pfarrkirche von
Langegg von 1765 an dieselbe Raum-
verwirklicht. Franz Munggenast ist
Saumeistern vorangegangen, denn die
rgenburger Stiftskirche begann bereits
Jahre 1743 an zu entstehen. Es war
Frigdian Knecht, 1740 zur Regierung
gt, der den Neubau durchsetzte und mit
lie große Klosteranlage vollendete. Der
erhaltene Aufriß unter den Plänen ist
lerschnirt durch den Kuppelraurn Stifts-
Nr. 13. Die steile Kuppel mit acht
Jvallichtern trägt eine hohe Laterne.
usgeführte Bau ist breiter, die Kuppelr
über dem reinen Halbkreis konstruiert,
ger, völlig geschlossen und unter dem
verborgen. Auch hier folgte Munggenast
Ieittendenz, die geschlossene Kuppel-
ingen, wie in der Wiener Piaristenkirche,
ialerischen Dekoration überließ und die
ektonische Struktur der malerischen
an unterordnete.
"v1 rermw Feßurwkfb
Joseph Munggcnuxl. Projekt rnr den unrtnn der Stiftskirche
von Altcnhurg. Hcrzogctiburg btiflsnrrbix" Plan Nr.
Franz Munggenast, Huzogcnlviug Stiftsarthiv Plan Nr. zu
Franz Nliuiggt-nust. Hcrzogcitlwilrg Stiftsarchiv Plan Nr. 4a
lt Franz Mnnggt-nnr. Hcrmgenburg Stits.1rrliix' Plan Nr. 50
Franz Mutiggenast. llerzngcnlvtirg Suftxarcluv Plan Nr.
Franz Mnnggenasl, Hcryogcillwtlrg 3lil'lszirliiv' Plan Nr. 13
LITERATUR
Cäcrliard Wagner Jinrpir Mtlnggcuust. Ungvdr. Dissertation,
Wien 1940 Jakob Pnmdtatlct und sein Kuustkrcis, Katalog
der Ausstellung in Mclk 1'161! mit den ut-n gen von Karl Gutkzs,
Rupert Fcticlitmullcr und icxlratld Stnkola Ausstellung
l'un Tragt-t im snn Altt-nburg win, mit LlCf Einleitung Joseph
Mitnggt-nast barocke icwunlkuilstxwwcrk zur Zeit Paul
rrngi-rr. von Rupert Fcuclitmullcr Hugo Hantxch Jakob
Pmndtzitier. wir-n wzn icruuutl sr-inknin; Beiträge zu einer
PmmlnwtiuvMnnugraphiv. Ungvtli. nnrt-rrnnon. Wxen 1959
Hans lketither Das Plawlgc ulbc der BJTUCkZCII, Deutsche
li nst und Denkmalpflege Heft Htmx Rculher Dit
xudzlung und urrir-tnnng Vieningskuppcl m1 älßirl hen
ltimlbau des Barock. lestwhrlfl ur W. SJs-Zaluzlec y.
LIXJZ 1956 Hcrm Professur Dr. Adnlhert Klrnr bin lCl fur
PITIILIUÜIJIÄFIUUIX und Auskuuflu besonders vcrbimdeti.
äe-nuv
23
IEDRICH WOLF
Johann Mirbael Feirblnzajr Werkuerbällni Johann Georg Ueblber
mstlerische Gemeinschaftswerke wecken
ts das lnteresse am persönlichen Anteil
beteiligten Künstler. Wie etwa Johann
org Ueblher 1700-1763 und Johann
chael Feichtmavr 1709ä1772 sich in die
neinsam übernommene Arbeit teilten, ist
ir wohl einer Untersuchung wert und auch
lürftig. Dies vor allem, um falschen Vor-
Ilungen zu begegnen, auf Grund deren
"ade in jüngster Zeit die künstlerische
deutung des jüngeren der beiden Kom-
gnons zu Unrecht geschmälert wurde.
stematischer Bestandsaufnahme, aber auch
Glücksumstand, daß zwei bedeutende
psbildwerke der Anastasia-Kapelle zu Be-
liktbeuern mit ausreichender Gewißheit
als Feichtmayfsche Arbeit entpupp-
ist es zu verdanken, diesem Künstler
wieder in das ihm gebührende, aller-
lste Licht rücken zu können. Um so mehr
es jetzt nötig geworden, auch seine Ent-
klung näher zu beleuchten wie sie sich
jänglich ganz und auch geraume Zeit später
im Halbschatten des um neun Jahre älteren
blher vollzogen hatte. Versucht man, ge-
se verstreute Gegebenheiten mit dem
"ißten Wahrscheinlichkeitsgrad zu deuten
und einzuordnen, so lassen sich die Kenntnis-
lücken ziemlich überzeugend schließen und
damit ein annähernd richtiges Bild gewinnen.
Als Ausgangsobjekt unserer Orientierung
emphehlt sich das letzte Gemeinschaftswerk
des Künstlerpaares Ueblher-Feichtmayr, die
ehemalige
Benedikliner-Abteikirrbß Amorbach.
Jean Louis Sponsels Bearbeitung II, ergänzt
durch Urkundenzitate aus Rudolf Hubers
Dissertation zur Feichtmayr-Christian-Frage
III, liefern beide gewisse Fakten und erlauben
ziemlich sichere Schlüsse im Zusammenhang
mit anderen Gegebenheiten.
Obwohl der von der Abtei Wilhering im
Herbst des Jahres 1744 mit beiden Meistern
abgeschlossene 2. Vertrag die Vorrangstellung
Ueblhers noch recht deutlich betont IV, ist
davon in dem mit den gleichen Künstlern am
13. Juni 1744 geschlossenen 1. Vertrag über
die Stuckzier der Abteikirche Amorbach schon
nicht mehr die Rede. Im Gegenteil hier tritt
eher die Person Feichtmayrs in den Vorder-
grund. Denn dieser ist es, der den Entwurf
allein fertigte und dafür eigens honoriert
wurde.
Die Amorbacher Verträge geben indes keinen
Aufschluß über den Modus der
Verteilung zwischen den Kompagnons.
bar sind zwei Möglichkeiten
Durchführung der Arbeiten in gemeir
Regie und Teilung des Reinerlöses;
Teilung der Vertragsobjekte und
führung in getrennter Rechnung.
Exakte Schlüsse, welche dieser beiden
lichkeiten jeweils praktiziert wurde, erl
die Zahlungsbelege anscheinend nicht
die Möglichkeit und auch dafür,
Prinzipale keineswegs ständig anwesent
konnten spricht eher der Umstanc
die Arbeitsgemeinschaft während der
bacher Arbeiten auch anderweitig sel
schäftigt war.
S0 liefen zwischen 1742 und 1752 fol
Aufträge siehe Tabelle S. 25 unten.
Waren es 1746 noch drei gemeinsam
nommene XVerke, die gleichzeitig liefe
sehen wir Ueblher-Feichtmayr 1748 nur
an deren zwei und jeden bereits gar
eigene Rechnung beschäftigt Ueblher
Langhausaltären und sonstigem in Will
sowie am Kuppelraum-Stuck von
Feichtmayr dagegen an seinem ersten alle
Hauptwerk, der Abteikirche von Zwit
UHU iii LIKIJUC iiiii eiiiei Aut XKCILCICI xullrl
bedacht.
Schon von 1746 ab wurden keine gemeinsan
Aufträge mehr übernommen, und nach
uns bekannten Umständen ist anzunehm
daß auch an der noch gemeinsam übernc
menen Raumzier Amorbachs ljeblher keii
persönlichen Anteil mehr genommen hal
wird. Um so sicherer erscheint anderse
daß die ebenfalls noch gemeinsam akkordic
Altzirarbeit von vorneherein unter den Kc
pagnons geteilt wurde und Ueblher dabei
erster zum Zug kam. Nämlich bei den 1746
ziusgefiihrten beiden Querhaus-Altären Bild
für die als Zahlungsempfänger die Ueblh
Verwandten Joseph und Michel Schäffler
traten. Dieselben Indizien sind gegeben
den beiden mittleren Seitenschiff-Altären.
schließlich sprechen stilistische Erwägung
noch dafür, daß auch die vier 17505l
geführten vrestlichen und "ustlichen Seiti
schitl-Altäre Bild ebenfalls Ueblher
gefallen waren, nlTenbar aber nur Kräf
seiner Werkstatt überlassen blieben. lh
weder Ueblher- noch Feichtmayr-typiscl
Iingelsgestalten Bild begegnen wir
Ueblhers Tode noch, und zwar an den 17677
Ehflüällßf ÄblflklfCllC Aiiiiiihii-ii; Rechter Qllüfll
Aiiii, mam. iiirviibii iiiii JOIIJHH ienrg uCblllff
Ehrnßlllßf Ählßiklffllt" AlHUThJClH NüfdwtSfllfllCr Sei
sChlff-Äliilr. 1750151. iiitt-iiiiii V0" Jiiiiiiiii CCOKg UClJ
SChUlaSllkil-HiKhlTllCf iiiii Jiiiiiiiii Wülffllhg VOR
Auwisra
lfllümiillgt Ahlcikirrhc Älllufbldl? Hofllalizf, im,
NlfllCf V01! JOHANN MIClHCl FIX iiiiiiii-i
gc ÄlIlrllillThf ÄIHOIbZIClH Niiiiiwiiiiiiiici si-i
iiii. llllUlIhüllUlKlCI eiigix. 1750151. iiiiciiiurii
WLTlUIJIK
Nach der Trennung um 1746
Arbeitsgemeinschaft Fcichtmayr-Uclvlher lim-Chtmayr Ucblhu.
allein allein
wllllleflng AmüfläüCh Ettal
Stuck Öbt. lx. Zwie-
alten
Käppelc
kreuzhaus Würzburg
SchloßBruchsal
und Chur, liridulin in
"ingen,
nociiiiliii und Raumsmck Rßumsrucku
Kan- Ue. 111. Llsüm" und ka cllu Be-
und
zeln sakriirei ncdiktbcucrn
Altäre Nischen lxjiäxt
Ueblhcr allein
Älirrlerc Suiten-
und außcrc mum"
Altars un 5clixclxlächxtf Stuck
lHfC
sonstiges ii und
Empore
entstandenen Vierungsaltären von Vierzehn-
heiligen V. Ein hoher irad von Wahr-
scheinlichkeit spricht snmit dafür, daß alle
acht Nebenalräre Amorbachs von Uehlher bzw.
seiner Werkstatt ausgeführt wurden.
L'm so weniger ist daher anzunehmen, daß
Feichtmayr auch den Hochaltar Bild seinem
Kompagnon überließ. Zwar fungierte auch
Ueblher dafür gelegentlich als Zahlungs-
empfänger, doch darf dieses Argument bei
einem Kompanievcrhiiltnis am wenigsten über-
anstrengt werden. Wer aus gegebenem Anlaß
zur Stelle war, konnte auch Zahlungen für
den anderen entgegennehmen. Erheblicher
sind hier die stilistischen Merkmale!
Allein die Putten Bild und Engel des
Amorbacher Hochaltars sprechen weit mehr
für Feichtmayr als für Leblher, auch wenn
man den Vergleich nicht auf die etwas in-
feriore XYerkstattarbeit der Amnrbachcr Seiten-
schil-feAltäre stützen will. Als am ehesten
Ueblher-typische Engel und Putten dieser
Zeit eignen sich zum Vergleich die Gesims-
Engel und Kindlein der 1748 51 von
diesem Meister bereits allein geschadencn
Wilheringer LanghausvAltäre, die 1758f59 ihre
Entsprechung noch linden an jenen der
Ueblhefschen Seitenaltäre von St. Lorenz zu
Kempten.
Diesen Engeln und Putten ließen sich als
unbestritten Feiehtrnavr-typisch bisher nur
die des Chnrbogenschildes der Abteikirche
von Zwiefalten gegenüberstellen, der um
1748x949 stuckiert worden sein mag. Allein
dieser Posaunenengel und sein Putto könnten
genügen, sich eher für Feichtmayr als für
Leblher als den Meister des Amorbacher
Hochaltars zu entscheiden. Völlig zu Feicht-
mayrs Gunsten aber neigt sich die Waage,
wenn wir als wichtigstes Ergebnis der Feicht-
rnayr-Forschung seine Figurenarbeit am Hoch-
altar der Anastasia-Kapelle zu Benediktbeuern
in Rechnung stellen
ln Amorbach rechtfertigt sie die Zuschreibung
aller Hochaltarfiguren an Feichtmayr der
Dreifaltigkeitsgruppe Bild ebenso wie der
Säulenstatuen von Anna und Joachim Bil-
der u. 8. Diese nur ihm eigene Gevaand-
hehandlung ist es, die als gravierendes Kri-
terium jedem Zweifel gegenüber standhält,
hcnnllßr Ahlclknu hv Amnrhu lmhaliar-Purtn
um Iululm Frlfhillhä
lJn-lnm Mv nhc Ammhuh Ilelhge in xl
lulml 5m um johmnn HnhAel Frinhmx.
IÄICHI.HII'k' Äl lulw ÄHhnlnnhI Hcf Änn;
.lh.u' lmkx, 17h Nigllilßlhkil xunjnhann Xlltlußl
w". um hlblll
isser in des näheren nachzuweisen
lg.
'en wir nach dieser Abschweifung zum
gangspunkt unseres Themas zurück zu
itmayrs Werkverhältnis mit Ueblher in
rbach so können wir als wesentlich
nieren hier hat Feichtmayr seine künst-
he Rangposition gegenüber Ueblher er-
eich bekundet und durchgesetzt; denn
'ar es, der allein den lintwtirf für die
nzier der Abteikirche fertigte und auch
bedeutendste Objekt ihrer Ausstattung,
Fertigung des Hochaltars, sich zu ver-
Ten wußte und überzeugend damit clo-
erte. Nicht ausgeschlossen scheint es,
aus dieser Gewichtsverschiebung sich
Spannungen ergaben im beiderseitigen
ältnis, denn Amorbach brachte auch das
ihres bisher so fruchtbaren Zusammen-
ens.
man Altlllk. gicin... neu.
mialig Abteikirthe Amnrbarh Heiliger Jimtlnln, Hoch-
rnrchrs, 17424-50, sichcrliclt von Johann Michael Fcithnnayr
illfaluls-Kirche Herrgotlsnilt in Friedherg bei Augsburg
ppthinni-sintk, benannt dafur mm XJHII Fcichx-
.1. A.. ausgefuhrl am sicherlich YUI Jnhinn MKh-"lcl
shnnayr und vielleicht auch VDI! Jululm in-m Urblher
Die glanzvolle Entfaltung Johann Michael
Feichtmayrs nach seiner Trennung von Uebl-
her -die um 1746 etwa stattfand ist allgemein
bekannt. Um so weniger scheint ihr vermut-
liches Zusammenwirken vor Amorhach, Mün-
sterschwarzach und Wilhering erforscht zu
sein.
So erfolgreich Feichtnmivr 1745
bach in den Vordergrund trat, so wenig
geschah dies noch zwischen 1741 und 1744
in Wilhering, worüber erhaltene Vertrags-
abschriften gewisse Aufschlüsse bieten lV.
Wir finden beide dort aufgeführt
lm 1. Vertrag von 1741 als Johann Michael
Feichtmayr und Johann ieorg Ühlherr, beide
Stockador in Companie";
im 2. Vertrag von 1744 als denen Wfohl
Edl und Kunstreichen Herren Johann Georg
Üblherr Sr. Hochfürstl Gnaden Herrn An-
50 zu Amor-
selmi Abbtens des hochstüfts Kempten hol
Stockatorn und dessen lonsorten Johan
Michael Feichtmayr von Augsptirg".
Daß der Abt von Wilhering in dieser Titulatu
auch die künstlerische Überlegenheit Ueblher
gewährleistet glaubte, geht aus folgender
weiteren Passus des Vertrages von 174
hervor
Insonderheitlich die Statuen und übrig
Haupt Figuren von gedachten llerrn Üblherr
mit aigner lland seiner bösten Kunsterfahrr
heit gemäß zu verförtigen".
Auch die Forschung unserer Zeit hat dieser
Passus zuviel Gewicht gegeben und ließ sic
dadurch auf Abwege bringen. An den
nediktbeurer Statuen aber ist jetzt deutlic
offenbar Feichtitiayr Ucblher in
iipsplastik durchaus ebenbürtig. wenn nicl
überlegen.
war
Daß er sie in Amorbach nicht von heute auf
morgen erlernt, sondern schon längst prakti-
ziert haben mußte, liegt auf der Hand. Sicher
bot auch Münsterschwarzach die Gelegenheit
dazu. Doch dieses Werk fiel der Aufklärung"
zum Opfer und genauere Nachrichten darüber
gingen verloren. Vor Wilhering aber klafft
eine Kenntnislücke im Zusammenwirken un-
serer Meister, die bis 173637 reicht, als die
Gebrüder Franz Xaver und Johann Michael
Feichtmayr zusammen mit Ueblher die Stifts-
kirche Dießen stuckierten.
Einen bedeutenden Beitrag zu ihrer teilweisen
Schließung lieferte schon Rudolf Guby
Ihm verdankt die Forschung die aus der Ent-
deckung der Wilheringer Vertragsabschriften
resultierende Feststellung, daß als Schöpfer
des Kemptener Thronsaales Spiegelsaal nur
der im 2. Vertrag als Hofstuckator der Fürst-
abtei Kempten benannte Johann Georg Uebl-
her in Betracht kommen kann. Gubys falsche
Datierung dieses Werkes ist durch Hugo
Schnells Untersuchungen VII bereits überholt,
wonach die Entstehung des Kemptener Thron-
saales nur in den Jahren 174142 erfolgt sein
kann.
Stilgeschichtlich präsentiert dieses Dekorwerk
sich schlechthin als Phänomen wie über
Nacht scheinbar Enden wir hier in einem
genialen Prozeß jenen Rocaillestil entfaltet,
mit dem die Dekorkunst des 18. Jahrhunderts
durch wessobrunnisch-augsburgische Meister
ihren absoluten und von keinem anderen
Kunstzentrum erreichten Höhepunkt erklimmt.
Daß nur mit dieser epochalen Leistung die
mit einem Schlag einsetzende Überhäufung
des Künstlerpaares Ueblher-Feichtmayr mit
ehrenvollen Aufträgen erklärbar ist, unterliegt
keinem Zweifel. Damit stellt sich aber auch
die Frage Warum sollte Feichtmayr nicht
auch an diesem Werk schon maßgebend be-
teiligt gewesen sein?
Allein die Tatsache, daß nach der Trennung
Feichtmayr und nicht Ueblher die meisten
und bedeutendsten Aufträge zufielen 1747ff.
Zwiefalten, 1750-52 Käppele Würzburg, 1751
St. Fridolin Säckingen, 1752-54 Anastasia-
kapelle Benediktbeuern, 1751 H. Schloß Bruch-
sal usw., während Ueblher in dieser Zeit nur
die Langhausaltäre Wilherings 1748-51 und
die Kuppelraumzier von Ettal1748-52 auf-
zuweisen hat, berechtigt zu der Annahme,
daß Feichtmayr schon längst als potenzierter
Mitarbeiter Ueblhers gegolten haben muß.
Demgegenüber erscheint die auf den um Jahre
älteren Ueblher beschränkte und zweifellos
für den Thronsaal erfolgte Ehrung mit dem
Titel eines fürstkemptischen Hofstuckators
nicht als ausreichender Grund, Feichtmayrs
Beteiligung anzuzweifeln.
1m 1. Vertrag mit Wilhering von 1741 ist
Feichtmayr bereits als Kompagnon Ueblhers
nachgewiesen. Warum sollte er dann beim
gleichzeitig entstandenen Thronsaal Kemptens
nicht ebenfalls Teilhaber gewesen sein?
Und schließlich Wo sollte Johann Michael
Feichtmayr um oder vor 1740 gearbeitet haben?
Etwa bei seinem Bruder Franz Xaver? ln
der Tat Unter Franz Xaver Feichtmayrs
Werken dieser Zeit gibt es eines, das dessen
eigenen Stil weit überragt und noch dazu
welches alle zur Kemptener Thronsaal-Ro-
caille führenden Evolutionsmerkmale enthält
die 1738 entstandene Stuckzier des Kuppel-
raumes Bild der XWallfahrtskirche Herr-
gottsruh in Friedberg bei Augsburg VIII.
Alles spricht dafür diesen bedeutenden Vor-
läufer der Thronsaal-Rocaille Kemptens konnte
nur Johann Michael Feichtmayr vollbracht
haben. Ob mit oder ohne Ueblher, wird
schwerlich noch zu entscheiden sein. Was
Franz Xaver aus diesem Vorbild für seinen
Stil zu gewinnen wußte, sehen wir am Sakristei-
stuck Dießens, der um 1740 etwa entstanden
sein mochte.
Damit haben wir ausgeleuchtet und zu deuten
versucht, was aus den Gegebenheiten ableitbar
erschiemWie schonJohann Michael Feichtmayrs
führende Stellung in Amorbach vermuten
ließ, hat sich eine Reihe von Indizien gefunden,
die ihn auch im Schatten seines Bruders Franz
Xaver und Ueblhers sehr bald als maßgebenden
Ornamentiker wahrscheinlich machen. Und
es ließen sich Anhaltspunkte finden, die den
Brückenschlag ermöglichen über ein bisher
leeres Feld kunsthistorischen Wissens die das
Weiterbestehen der Dießener Dreiergemein-
Schaft Feichtmayr-Ueblher auch in Friedberg
als vermutbat und die bisher nur von Wlilhering
ab bekannte Zweiergemeinschaft Johann
Michael Feichtmayrs mit Ueblher nun auchbeim
Thronsaaldekor Kemptens als ziemlich evident
erscheinen lassen.
Und als Zeichen gebliebener Anhänglichkeit
Johann Michael Feichtmayrs an den gealterten
einstigen Kompagnon scheint folgendes noch
zu sprechen
Die Altäre der Stiftskirche Engelszell a. d.
Donau, die 1759-62 von Ueblher zu liefern
waren, sprechen mit gewissen Anzeichen
ihrer kapriziöscn Rocaille-Ornamentik, dem
Kapitellstern des Hochaltars und dessen Ge-
simsengeln samt den sie umgebenden Puttcn
und schließlich auch auf Grund einer Chroni-
stenangabe, wonach dort Augsburger Künstler
am Werk gewesen sein sollen dafür, daß
hier bereits Johann Michael Feichtmayr dem
alten und wohl schon kranken Ueblher wieder
seinen Beistand gewährte
Die gleiche Gesinnung bewog ihn dann auch,
als er seinen besten Mann, den Stuckatorpalier
Thomas Sporer, zur Verfügung stellte, als
es galt, Ueblhers letztes Werk zu vollenden
die Wallfahrtskirche Maria-Steinbach bei Mem-
mingen, nachdem dort der Tod den einstigen
Gefährten ereilt hatte X.
LITERATUR
Fiiediic Wolf Der Slurkalnr Johann Michael Feichtmayr
als Figuren ildncr. Mßkf. 19m Jean Louis onscl
Die Abteikirchc zu Alnorhatll. Dresden 1x96 udolf
Huber Di bildhaucriscli Tätigkeit von julnnn Iosrph Christian
und johann Michael Fcichnnayr in Zwizfalten und Otroheuzen.
Inaug-Diss" Tübingen 1947 IV Rudolf Guby Di Stift-
kirchen zu Wilhcring und Engulszell, Dculschöst. Suaudenkmal-
um, Jahxb. d. kunsthisl. Instituts. Bd. XII, 1918, S. 76H.
Friedrich Wolf Die Gi skünsller der Wallfahrtskirche
Vicnehnheiligen, Mskr. l961' VI Rudolf Guby Johann
28
Georg Üblhßff, des Hochsliftes Krmpltx! Hofsrukkudürßr.
Münfh. jahrb. d. him. Kunst, Miinfhtll 1921, 13a. XI, Huf! 314
vn Hugo SCIHIC fiinläblhc Rc um zu Kempten und
ihre Prlllikfilllllß, nahen 1947. in VIII Friedrich Wolf
Der Sturkntur Fmiz Xuvcr Fcichlmayr d. Ä. und sein bedclxrriidcr
MllJfbCiICK Jakob iuiiai. Niäk 1961- 1x Fricdnch Wolf
Bfllthnxilr Mudlcr .. ÜSKbIlifiSCiN "nznlaxken, P3552111 1961,
S. 104-107 Nach N. Lieb im Kirchcnführer Maria-Stein-
bach von Hugo Schnell. s. 4.
Hintcrlcgt im Archiv ungcdr. wissenschaftlicher Schriften bei
der Dcutschen Bibliothek in Frankfurt Main, Zeppelin-
alle 8.
JOSEF M. GREBER
Da Zyli11r1'e1'l1111'rz111
der 1"'1'z111 von .Yl1i11
1115h einem Iiuflrnrf Gaetlwx
azrxgefiilxrl
Freundschaft zwischen Goethe und
von Stein, der Frau des herzog-
Iberstallmeisters in Weimar, bahnte
ts 1775 an und währte etwa 14 Jahre.
war zwar sieben Jahre älter als
ind Mutter von ebensovielen Kin-
ir dennoch zog sie ihn an wie keine
rau zuvor in seinem Leben. Er ver-
mit grenzenloser Begeisterung, sie,
befangene Lebhaftigkeit und Sicher-
geFielen, deren vornehme Erschei-
entzückte.
ing in Charlottens Haus ein und aus,
oft zu Gast, war Freund und Er-
ir Kinder und hatte vor allem mit
iherrn von Stein ein gutes Ein-
n. Die tiefe Verbundenheit zwischen
ind Charlotte von Stein kam nicht
irem regen Briefwechsel, wohl dem
dieser Art in der europäischen
zum Ausdruck, sondern auch in
eichen Geschenken, die hinüber und
wechselten. Meist waren es kleine,
Dinge, Obst und Gemüse aus dem
Stern, Wildbret von der fürst-
igd, Bänder, Bücher, Bilder und
1776 wollte Goethe seine Freundin
irtstag mit einem Schlitten über-
Dieses Geschenk erschien ihr aber
auffällig; es hätte die Leute zu sehr
nacht. Sie nahm es deshalb nicht an.
var darüber enttäuscht. Dann ver-
ehrere Jahre, bis er Charlotte aber-
mals ein größeres Geschenk antrug. Das
geschah 1779. Diesmal sollte es ihr zum
Namenstag überreicht werden und etwas ganz
Persönliches darstellen. Da Charlotte gerne
zeichnete und schrieb, hatte sich Goethe für
sie einen Schreibtisch ausgedacht, ein Ge-
brauchsmöbel also, an dem sie täglich arbeiten
und mit dem sie stets in Gedanken an ihn
umgehen konnte. Der Schreibtisch bot ihr
zugleich die Möglichkeit, Zeichnungen, Tage-
bücher, kleine Andenken und Briefe unterzu-
bringen und sicher aufzubewahren. Ein schö-
neres und sinnigeres Unterpfand seiner Zu-
neigung und Verehrung hätte Goethe wohl
kaum finden können.
Charlotte feierte ihren Namenstag am 5. Juli.
Zu Beginn des Jahres machte Goethe bereits
den Entwurf des Schreibtisches und traf die
Vorbereitungen zu seiner Herstellung. Es
sollte nämlich kein gewöhnliches Möbel wer-
den, so wie man es überall sehen und im
Magazin kaufen konnte. Er wählte deshalb
weder die altbekannte Form der Schreib-
kommode noch die des Klappschreibtisches
oder gar des Schreibschrankes, sondern ent-
schied sich für den neuartigen Rollschreib-
tisch Bild den er offensichtlich 1774 auf
seiner Rheinreise bei David Roentgen, dem
bekannten Neuwieder Kunstschreiner, kennen-
gelernt hattel. Roentgen war zwar nicht der
Erfinder des Rollschreibtisches, doch muß
ihm ein Verdienst an der technischen Ver-
vollkommnung der Rollenkonstruktion zu-
erkannt werden. Durch seine Vorbilder er-
langten die Rollschreibtische große Beliebtheit
und weite Verbreitung.
An Stelle der sonst üblichen Klappe hatte
der Rollschreibtisch einen gewölbten Schiebe-
deckel in Form eines starren Viertelzylinders,
der mit einer gesonderten und beweglichen,
in den Möbelkörper hineingeschobenen
Schreibplatte in Verbindung stand. Man
nannte diesen Schreibtisch darum auch Zylin-
derbureau. Grilfe zum Öffnen befanden sich
entweder an der vorne sichtbaren Kante der
Schreibplatte oder am unteren Rande der
Rolldecke. Das Besondere und Charakteri-
stische dieser neuen Konstruktion bestand in
folgendem Zog man die Schreibplatte aus
dem Möbel heraus, dann ging gleichzeitig der
Rolldeckel von selbst in die Höhe und ver-
schwand hinter dem Schubkasteneinsatz im
lnnern des Möbels Bild 1. Die andere Hand-
habung, den Zylinder bzw. die Rolle hochzu-
schieben, damit die Schreibplatte hervortrat,
war ebenfalls möglich, je nach Anbringung
der GriEe. Das Schließen des Schreibtisches
ging in umgekehrter Weise vor sich.
ANMERKUNGEN
j. M. Greber, David Rocntgen, der königi. Kabinettmacher
aus Neuwied, Neuwied 1948, s. 74.
A. Feulner, Kunstgeschichte des MÖbClS. 2. Anm, Berlin 1927.
s. 346.
Karl Muthesius, Goethe und das Handwerk. Leipzig 1927.
s. a7.
In der großen Weimarer Ausgabe von Goethes Werken ist
in einer Anmerkung zu dem nachfolgend zitierten Brief vom
so. November 1119 Abt. iv, Uri uri. 141 nnaihr
kurz aur Preller hingewiesen. Nähere Angaben fchl-
Fur die bei Durchsicht der Rechnungen im ioeth
Archiv zu Weimar aufgewandte Muh sei Herrn Dr, W. Vul-
pius auch an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.
Fritz Areus. Mcisterrisse und Möbel der Mainzer Schreiner.
Mainz was, Tafel 93.
Franzosen nennen das Zylinderbureau
eilen Bureau la Kaunitz", weil der
1750 bis 1753 in Paris lebende Botschafter
12 Theresias, Graf von Kaunitz, den
hanismus angeregt oder richtiger
in Frankreich bekanntgemacht haben
2. Die ersten Rollschreibtische entstanden
1750 in Deutschland. Meistens handelte
ch bei den frühen R0llen" um Hexible,
einzelnen Leisten oder Lamellen zusam-
gefügte Gebilde Jalousien und nicht um
aus einem Stück bestehende Viertel-
ider, so wie Roentgen sie benützte. Selbst
berühmte, 1769 vollendete Bureau du
der beiden deutschstämmigen Pariser
nisten Oeben und Riesener hat eine
ble Rolle aus schmalen Holzleisten. Das
te bekannte Zylinderbureau mit starrer
ein lothringisches aus der Zeit um 1750,
im Budapester Kunstgewerbemuseum.
in es fehlt daran die bewegliche Schreiba
die beim Öffnen der Rolle aus dem
Jelkörper herauskommt. Das große, 1769
1774 von Roubo in Paris veröffentlichte,
bändige Standardwerk LlArt du menuie
das höchst zuverlässig und erschöpfend
die französische Schreinerei Auskunft
kennt ebenfalls nur eine lamellierte und
im rl
zweiteilige Rolle, nicht aber den starren
rtelzylinder aus einem Stück. Desgleichen
dort die automatische Öffnungsart und
Mechanismus noch nicht dargestellt.
in technischen Dingen recht erfahrenen
ethe waren die konstruktiven Schwierig-
en beim Aufbau des neuen Rollschreib-
hes wohlbekannt. Deshalb mußte er die
hl des Schreiners, der das Möbel machen
te, recht gut überlegen. Der Hofebenist
rtin Mieding wäre zweifellos der geeignete
Mann gewesen. ln der Tat hielt man ihn auch
eine Zeitlang für den Hersteller des Schreib-
tisches 3. Das war aber ein lrrtum. Die Gründe,
weshalb Goethe einen andern Kunstschreiner
anstatt den Hofebenisten mit dieser ihm so
wichtigen Arbeit betraute, sind unbekannt.
Vielleicht nahmen Mieding die Aufträge für
das Liebhabertbeater zu sehr in Anspruch,
vielleicht konnte er infolge seines Lungen-
leidens zeitweilig nicht arbeiten. Zum Ausbau
und zur Einrichtung seines Gartenhauses am
Stern hatte Goethe neben Mieding zwar schon
vier andere Meister herangezogen, doch kam
von ihnen keiner für die Ausführung der neuen
Arbeit in Betracht. Nach längerem Überlegen
übertrug er sie dem Meister Johann Franz
Andreas Preller. Das läßt sich durch einen
Vergleich der Angaben in der Rechnung
Prellers mit dem auf Schloß Kochberg be-
lindlichen Möbelstück eindeutig nachwei-
sen 4.
Unter den vielen Haushaltsrechnungen Goethes
gibt es aus der Zeit vom 8. Juni 1778 bis zum
28. April 1781 überhaupt keine Rechnungen
Miedings. Desgleichen fehlen von andern
Schreinern irgendwelche Unterlagen, die auf
das in Frage stehende Möbel hinweisen würe
den. Demgegenüber sind vier kurz hintere
einander von Preller ausgefertigte Quittungen
vorhanden, die offensichtlich auf den Roll-
Schreibtisch für Charlotte von Stein Bezug
haben. Am 16. April 1779 erhielt er 10 Reichs-
taler auf Abschlag von Tischnerarbeit als
auf ein Biro", am 30. April abermals denselben
Betrag als vor ein Biro". Auf einer Quittung
vom 11. Mai, die wörtlich lautet Sechs
Taler zwölf Groschen auf Abschlag des
Schreibtisches erhalten", unter der indessen
der Name des Empfängers fehlt, verm
Goethe eigenhändig Johann Franz Prel
iine Woche später erfolgte dann die Scl
abrecbnung, in der es heißt Ein Biro
der Rolle nebst mit einer Roden Art
Baum llolß geforniert und eine Gallerie
Messing durchbrochen wovor ich auf
billigste verdienst habe 40 Rth" Bilt
Darunter sind die vorerwähnten Teilzal
gen, zu denen noch eine über 10 Taler
sehen am S. Juni hinzugekommen war,
zeln abgesetzt, so daß ein Rest von
und 80 Groschen verblieb, der am 17.
1779 zu Dank bezahlt" worden ist-i.
Die Angaben dieser Rechnung sagen
nicht viel über den Aufbau und die
struktirvn Schreibtisches Den
genügt es, um schlüssig zu beweisen, daß
kein anderer als bloß derjenige aus dem
der Frau von Stein gemeint sein kann.
allem geht es um einen Rollschreibtisch,
Biro mit der Rolle". Goethe hat nir
wieder einen andern Rollschreibtisch anfer
lassen und auch selbst keinen besessen. Pri
Aussage über die Holzart ist allerdings
formuliert. Wahrscheinlich wußte er gar
mit welchem Holze er den Schreit
furniertc. Denn wenn er diese rote Art
Birnbaumholz" es handelt sich in Wirl
keit um Mahagoni gekannt hätte, dann
er sie sicher beim richtigen Namen gen
und nicht so unbestimmt bezeichnet b.
Die erwähnte durchbrochene Messingg
ziert in bescheidener Art den niedrigen A1
des hliäbels.
Der Schreibtisch ist in allen Teilen gu
arbeitet. Die sich aus dem tektonischen
bau ergebenden glatten Flächen sind je
mit rjuerfurnierten Streifen eingefaßt,
grfäßeren Mittelfeltler auf Kreuzfuge"
sammengesetzt. Zwischen dem Ober-
Llntcrteil lauft ein Band von kleinen Quad
aus hellem und dunklem Holze rings ur
Möbelstück herum. Eine geeignete Bele
erfährt die Furnierarbeit durch die Ader
Zopfmtistcr, die an den inneren Ränder
querfurnicrtcn Streifen, in der Kehlung
der Rolldeckc sowie an den Kanten
lNiiöbels einschließlich seiner Beine eing
sind. Letztere endigen in würfelftärr
Füßen. lm Unterteil befinden sich sechs
Schubkasten, von tlenen die beiden mitt
etwas breiter gehaltenen, verschlossen wi
können. Die Schubkastenvorderstücke
mit einem schmalen, etwas vorspring
Stäbchen eingefaßt eine formale Eigl
die zu den ieptlogenheiten der Roen
werkstatt gehört. Die bronzenen Schubl
knöpfe, in denen sich bei den zwei mit
Laden zugleich die Schlüssellöcher befi
ziehen sich beim Anfassen etwas
Wenn man die Rolldecke des Oberteils
schiebt, verschwindet sie im Innern
Möbels und die Schreibplatte kommt
VDI".
des aus.
Im Innern sind nicht weniger als siel
Schubladen angebracht, in denen sich V1!
Kleinigkeiten unterbringen lassen. Verm
ist jeder überflüssige Zierat oder un
brachte Aufputz, der den praktischen
des lNliäbels mindern könnte.
Die Rulldeeke stellte für die zünftige deutsche
Möbelschreinerei um 1779 noch ein verhältnis-
mäßig neues, wenn nicht gar unbekanntes
Konstruktionselemcnt dar. Unter den Möbel-
rissen der Mainzer Meisterprüfungskandidaten,
die in lückenloser Reihe aus der Zeit von
1676 bis 1816 erhalten sind, kommt ein Roll-
schreibtisch z. B. erstmals 1782 vor 6. Der
Mechanismus zwischen Verschlußzylinder und
Schreibplatte ist wohl die bedeutendste Neue-
rung konstruktiver Art, die die Ebenisten des
18. Jahrhunderts hervorbrachten. Keines der
1.4 u... "zum.
,,u.
mir nicht gelingen, drum schick ich Ihnen
das Schönste von meinem Hausrath. Ich kann
diesen mir so ominosen Namenstag nicht
vorheygehn lassen, ohne Ihnen anders als
alle Tage zu sagen, daß ich Sie liebe.
Jul nachts
Es dauerte daraufhin noch länger als vier
Monate, bis Goethe seiner Freundin endlich
den Schreibtisch schenken konnte. Als Chare
lntte im Herbst für kurze Zeit auf Schloß
Kochberg, dem Landgut der Familie von
Stein, weilte, ließ er das Möbel mit Wissen des
rxl ,.u mute W74... vzwm.--
len Wandmalereien der Antike ist der
in verschiedenster Weise, unterschied-
Bedeutung und Ausdeutung Thema
vlalerei. HäuHg nur als Kulisse und
ge benützt, tritt der Garten in manchen
ien, so in der niederländischen Malerei
Jahrhunderts, in den Vordergrund und
selbst darstellungswürdig. Auffallend ist
ifmität zur Genremalerei und damit zu
bürgerlichen Charakters. Hier kann
daß bei dem allgemeinen Verlangen
Intimität und Echtheit der Garten
ertreter der Landschaft wird und auf
Bereich lnterieur" und Natur ist.
Malerei tritt neben die Landschaft
egetationsreiche Garten- oder Parkaus-
I.
um abgeschlossen, kontrastiert der Garten
ner bunten Vegetation, seinen Blumen,
hern und laubreichen Bäurnen, den
bögen und eingetopften Pflanzen mit
eien, häulig betont leer und öde gegebe-
andschaft.
Einzelformen und Gartenrequisiten ge-
ahlreiche Bilder Aufschluß Zäune und
tn, die den Garten umgeben, Spring-
en, Blumentheatefß Plastiken und Ge-
wächshäuser. Besonders die architekturnahen
Bezirke oder die der Wohnlichkeit und dem
angenehmen Garrenaufenthalt dienenden Re-
quisiten sind beliebte Motive der Malerei.
Vor dichten Baum- und Strauchkulissen stehen
Bänke und Tische, und an verschiedenen
Orten des Gartens sind Lauben und Garten-
häuser aufgestellt. In unmittelbarer Nähe des
Hauses ist durch akzentuierte Vegetation,
regelmäßige Anlageweise, Terrassen und Bal-
kone mit zahlreichen Topfpflanzen, Traillagen,
Rankenwerk und lberdachungen sowohl die
besondere Wohnqualität dieses Bezirks als
auch die mähliche Überleitung vom Haus zum
Garten bedacht. Dieses Korrespondieren führt
schließlich zu einer Verschmelzung von Ar-
chitektur und Vegetation in der dekorativen
Malerei, wo die einzelnen Glieder der verschie-
denen Elemente nicht mehr zu trennen sind.
Die Maler schildern das reiche und viel-
gestaltige Leben in diesen Gärten, und Rvir
finden manches Thema der Malerei, wie z. B.
das Familienbild und das Porträt, häufig mit
dem Garten oder seinen Requisiten stafliert.
Der Mensch wird dargestellt wie in der
lnterieurmalerei, jedoch umgeben von einem
naturhaften Gartenraum.
Losgelöst von seiner Erscheinung als
lungsbühne besitzt der Garten eigene
als Bedeutungsträger und kompositior
Mittel. Dieser Eigencharakter wird we
lich durch Art und Weise der in ihm lebe
Menschen beeinilußt und ausdrücklich
stimmt.
Die schattenden Baume, die Buntheit
Blumen, die Darstellung der Fülle und
Glitzern der plätschetnden Brunnen sind
jeher eine Gelegenheit der Malerei, mit gi
Palette zu spielen, Atmosphäre in einen
zu zaubern und den Reichtum, die Fr
und Kühle eines Ortes zu schildern. Von
geht der Blick in eine an Vegetation und
lichkeit ärmere Umgebung, die durch
Charakter noch einmal auf Reichtum
Gestalt des Gartens weist.
ln Richtung auf das Haus rankt die r4
Vegetation des Gartens über Terrassen
Balkone und setzt sich mit Laub und Blu
töpfen bis in die Wohngemächer fort.
schattigen Lauben weht die kühle Luft
geöffnete Türen und Fenster in die Zim
und der Duft der vor allem in unmittell
Nähe des Hauses so reich wachsenden Bll
steigt in die dem Garten sich öffnenden
52101111!!! Kleiner. Prospect Lltß umt-npinsi Hatrarh
Wien lll. Tusrlxc hvicrt, Vnrzeichnung einen Slitll.
91,5 5901i. Graf Harmthßche icmiililcgrilcnß. VVxCn
ßcmardu Dvlloito Vtlwdlg, ivgo 17ml Wurschaix, Wien.
Yum Bchedrrc JHS gesehen. Nfkfilhhllltl. 13a .211 CH.
Wien. Kunsthisnvrisrhes Mmeum
mächer. Vögel und Schmetterlinge helfen
mit, das Bild der Farbenpracht, der Fülle und
Leichtigkeit zu schal-Yen in einem Bereich, der
durch seine Form und sein Wesen den Ein-
druck besonderen Reichtums erweckt. Leuch-
tende Farben vor allem sind beliebt und man
wählt Blumen und Pflanzen, die sie in be-
sonderer Pracht vermitteln können. Grün in
den verschiedensten Tönen überdeckt die
reinen und gemischten Farben, und der Grund,
auf dem alles wächst, ist in grünen und
braun-grauen Tönungen gegeben.
Darüber liegt das Licht meist heller Tage und
zaubert neue Farben und bunte Schatten. Hier
ist ein Ort, wn es sich frei und ungehindert
betätigen kann und in der Fülle der Vegetation
den Stoff Findet, den es nnch einmal ver-
wandelt.
Das Gartenmotiv wird damit zu einer emi-
nenten Möglichkeit malerischer Gestaltung.
Die Erscheinungsweisen gewisser liorm-, Farb-
und Lichtgcbungen, wie sie sonst nur der
Binnenraum oder die Landschaft zu geben
vermag, sind hier in einer Darstellungsart
vereint. Zugleich können auch ähnlich wie
in der Dichtung in gartenähnliclmen Be-
reichen der Landschaft Parallelen aufgezeigt
werden, wenn die Farbfülle an bestimmten
Orten mit größerem Vegetationsreichtuixi auf-
tritt und an laubenartigen Gebilden die Licht-
,w., ,.,. passt. Esmauim 133m" Aluylw" .I....i.w lÄ-"Ullluh und Schattenwirkung so differenziert erscheint.
"mmßitii?QWÄiQlEÜ-u xm" """"f'h,fff"' "Äglilaxiilf 'E'l.'."",lf',.'ll'."."""Ü"ÄTÜ"!""F'" Gewisse Formeln können hinreichcn, das Bild
des Gartens heraufzubeschwörcn dichte und
34
zstaltige Vegetation und die Akzentuie-
gestalteter Bereiche innerhalb der weiten
zchaft.
al gesehen ist der Garten in der Malerei
rdeutendes kompositionelles Mittel. Zu-
ist er raumschaEend, und im Gegensatz
nendlichen Räumlichkeit der Landschaft
er einen Bereich, der im Sinne echter
durch gebaute Grenzen nach seinen
und durch traillierte und gewachsene
zen auch nach oben abgeschlossen sein
Der Garten ist ein Raum, an dem wir
an agierenden Menschen, der Vegetation
den Tieren bekannt gemacht werden.
ch wie in der Dichtung hat er dann in
omposition eine hinfiihrende Funktion,
er dem Betrachter als Bildeinleitung
und zu weiteren Inhalten und zum
lChCH bringt. Oft wird ein Gartenteil
unteren Bildrand überschnitten oder
aupt nur ein Gartenwinkel gegeben,
dessen Umzäunung oder über die
rade einer Terrasse hinweg die Land-
oder andere weite Bereiche sichtbar
n. Die Funktion des Gartens ist hier
wie die eines Wasserstreifens oder
I5 im Vordergrund eines Bildes, von
man den Sprung in eine unendliche
tut. Dieser vordere Einleitungsteil ist
präzise gegeben und vermag auch so
ngegliederten Weite die Illusion räum-
Tiefe zu erhöhen. Zugleich wird dieser
re Teil durch detailliertere Zeichnung
und Lage in die Nähe des Betrachterraumes
gerückt der Betrachter bleibt gleichsam mit
in der vorderen Zone des Bildes, von wo er
sich mit den dort befindlichen Personen der
weiten Landschaft zuwendet.
Reiche und bunte Vegetationsfülle und blu-
menbewachsene Rasenstücke bestimmen im
Mittelalter das Bild des Gartens. Blumenliebe
und Blumenpflege spielen hier eine große
Rolle.
1559 werden im Garten eines Augsburger
Ratsherrn die ersten Tulpen im Abendland
zum Blühen gebracht, und Kaiser Maximilian
regt die Patrizier zu besonderen Leistungen
an. Von 1638 ist die Beschreibung und Ab-
bildung eines Gärtchens des Ulmer Patriziers
und Architekten joseph Furtlmharh überliefert.
Es ist ein kleiner Garten allso abgeteilt
worden, daß man darinnen für eine gemeine
Privatperson die erwünschten Delizien haben
kann". Furttenbach legt seinen Garten nach
einer Reise nach Italien an, wo es schon im
Quattrocento Hofgärtchen gibt, sehr klein,
hoch ummauert, eindrucksvoll durch die
Unwahrscheinlichkeit ihrer Existenz". In der
Hypnerotomachia Polil-ili finden wir solche
Gärten mit Statuen, einem Brunnen in der
Mitte und zahlreichen Blumen, deren Viel-
Farbigkeit besonders gerühmt wird. Die Farbe
war schöner als die des Krystalls, wenn er die
Sonnenstrahlen bricht, die alle die benache
barten Töne sich gegenseitig zurückwarfen
und auf denyolierten Platen mischten,"
Diese Lustgarten bieten einen zweiten Wc
raum im Freien, der neben seiner gesi
heitlichen Bedeutung standesgemäßes Zeit
und Inbegriff der Lebenslust des Renaissa
menschen mit seiner Freude an Farbenrai
und Düften ist. Die venezianischen Gä
sind wegen ihrer seltenen PHanzen und
farbigen Blumen aus allen Weltgegenden
sonders berühmt.
Der niederländixzhe Garten ist kleinteilig
zeichnet sich aus durch das Vielerlei und
grotesken Baumverschnitt. Hier finden
auch innerhalb der Symmetrie seltsame Gar
zutaten, wie bunte Scherben, Glaskora
usw., die noch von Johanna Schopenhz
bewundert werden. Die Beete sind mit
deren Buchshecken eingefaßt oder du.
halbhohe Holzzäune umschlossen, die
meist gepHastert.
Die klare Gliederung der Innenräume iil
trägt sich auf die Hausgärten. Hier vollz
sich das Leben wie in Innenräumen. Eingee
zwischen den schmalbrüstigen Dreifens
häusern liegen die Gärtchen und gehören
heute zum Bild der niederländischen St.
Pieter de I-Iooch, zu dessen besonderer
Findung Bilder riickwärtiger Höfe und Gäi
Delfter l-läuser gehören, vermittelt uns int
Kenntnis niederländischen Bürgerlebens
17. Jahrhunderts.
Über niedrige Zäune sieht man in blühe
Ziergarten mit einer Fülle bunter Blumen
sauberen" Wegen. Ein ausgeprägtes Get
für die Geschlossenheit und für die Schön-
heit intimer Raumwirkung" drängt sich auf.
In den gepflasterten H0fjes" sind kleine,
sorgsam gepflegte Blumengärtchen ausgespart,
winzige Bodenflächen, aber immer noch
groß genug, um allerlei bunte Blumen darauf
zu ziehen".
Mehr als in der vorausgehenden Zeit be-
herrschen am Ende des 17. und im ganzen
18. jahrbundert die großen Parks das Bild der
Gartengeschichte. Bereits um 1750 aber werden
in den gleichzeitigen Gartenplänen für Ver-
sailles abgesonderte Einzelgarten gefordert,
und es entsteht der Eindruck der Unordnung
und Zerstückelung. Das dominierende Motiv
verschwindet hinter dem Spiel des Viel-
fältigen; zerstückelte kleine Dessins dringen
in die Parterres ein. Der bizarre" Garten,
als letzte Entwicklung des Spatbarocks, ver-
langt Bosketts und Beete extremement petits et
multiplies liinßni". Sanssouci, als glanzvoller
Ausklang des Barockgartens, vereinigt fürst-
liche Würde und Intimität. Dem Zeitgeschmack
entsprechend, zieht man in Schwetzingen
1753-1770 die l-Ieimeligkeit und den Schat-
ten den oHenen Prachtgärten vor und sucht
durch Schließung der Boskettbäume zu einer
Decke innerhalb des Parks gesonderte Raume
zu gewinnen. Aus dem Wunsche zunächst
nach Varietät, dann auch nach Intimität ent-
stehen in allen großen Gärten des 18. jahr-
hunderts die chinesischen Pavillons als kleine
intime Gebäude.
Für den englixrhen Park ist die Natur die
höchste Künstlerin. Alles, was sie schafft, ist
zugleich vollkommen und schön; ihr, als
höchster Instanz, werden allein Vernunft und
Fähigkeit zur Schönheit zugetraut. Man lobt
die verwilderten Haine und die Unordnung
der Natur wie sie sei der Park heroisch,
unwegsam und wild. Alle anthropomorphen
Elemente sind aus diesem Bereich ausgestoßen.
Nicht der formende und züchtende Mensch,
der Gärtner und Architekt er zu allerletzt
vermögen ihn zu gestalten, sondern der Maler
ist zugleich Gartenkünstler. Die Landschafts-
gälrtnerei soll der Landschaftsmalerei gleich
sein.
Man wendet sich gegen den Aktivismus im
französischen Gartenstil und den holländischen
Kultus der Einzelpdanze. In völliger Um-
kehrung der bis zur Gartenrevolution herr-
schenden Parkgestaltung werden alle Gestal-
tungsmittel und gärtnerischen Ergebnisse ver-
dammt und die Auffassung vom Park in das
direkte Gegenteil gekehrt.
Der Landschaftsgarten entnimmt seine Vor-
bilder der Landschaftsmalerei und ihren Vedu-
ten. Das Bild bietet das Ideal, das der Land-
schaftsgirtner ins Räumliche transportiert. So
sind viele Landschaftsgärtner selbst Maler und
es besteht allgemein die Forderung, ein Land-
schaftsgestalter müsse auch Maler sein. Neben
eigenen und zeitgenössischen Malereien sind
vor allem die Niederländer Lorrain und
Jaschky-Postl, Ansicht des Schlossa Bruck. Koloricner Stich.
Graf Harratlfschc Gemäldegalerie. Wien
Theodor vgn Hbrlnann Imst. 184071895 Graz, In den
Tuilerien. OllLcinwznd, 3B x55 cm. Österreichische Galerie,
Wien
r.
fmmx 1." 7,4, 17m1
;II '7f,mÄ Äwof",
4,1
4,7M
Poussin Vorbild für die Schöpfungen im
klassischen englischen Stil.
Zeitgenossen sehen in der engen Anlehnung
an die Malerei einen Grund für den Nieder-
gang der Lnndsehziftsgartenkunst, und Schiller
sagt 1795 "Der neue Gartengeschixuack schei-
terte, weil er aus seinen Grenzen trat und die
Gartenkunst in die Malerei hinüberführte."
Auch werden die Bilder allmählich so kum-
pnniert indem nur Details gegeben wer-
den daß sie nicht mehr Vorbild für die
Anlage englischer lxandschaftsgiirtcn sein köne
nen. In der nun unpathetisch lagernden Lande
Schaft finden wir Teile besonders akzentuiert
und gartenähnlich aus der Langebung aus-
geschnitten, mit kultivierter Vegetation auf
die Hand des Menschen weisend.
liin Verlangen nach Intimität und Idylle
macht sich in der Landschaftsmalerei bemerk-
bar; man sucht Grenzen, liebt das Umhegte"
und rückt den Horizont so hoch als möglich,
den Augptinkt also tief, was xx ie in der Garten-
kunst zum l-ainrlrtick des fmhcgten führt"
Koch. Die heimatliche Landschaft wird in
ihrer Stille und Abgeschiedenheit dargestellt.
mehr weithin verströmend, sondern in
ieinen und ausschnitthaften Grenzen ge-
lagert die Landschaft ruhig und breit-
kt. Dabei erhält die Natur durch
Landschaftsformen, Fluchtlinien halb-
18116! Felder, Umzäunungen und Wege
marakter einer natürlichen" Ordnung.
oßer Detailtreue und pedantischef
ik schildert diese Zeit, die zuerst von
nn für die Malerei als Biedermeier be-
et wurde, die kleinen Dinge der Natur.
,zeichnerischer Bestimmtheit und klar
lierenden Lokalfarben" wird eine neue
Anschaulichkeit ausgebildet. Das
ige Auge bürgerlicher Anschauung flüch-
las kleine Format und die dichtumgrenzte
Schmidt.
lüte biedermeierlichen Gartenlebens geht
"iften Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts zu
Das Gartenbild der kommenden Zeit
bestimmt von äßüentlirlzen Gärten, für die
mehr der Privatmann, sondern die
nune Auftraggeber ist.
ystcm der geschlossenen Industriestadt,
er die Felder und Gärten weitgehend
verdrängt sind, wird jetzt voll ausgebildet.
Der in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts an-
klingende Gedanke des Volksparks entwickelt
sich nun zur bestimmenden Gartenform.
Wohl gibt es schon vorher Gärten mit öffent-
lichem Charakter so die Gastgärten" des
Mittelalters und die dem Publikum geöffneten
Parks der Aristokraten im 18. Jahrhundert
aber die Art des von der Kommune errichteten
Volksparks" ist neu und findet vornehmlich
nach Schleifung der städtischen Befestigungen
ihren Raum.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts liefert uns
Spitzweg Gartenbeispiele, die das Bild des
Gartens des Biedermeier verdeutlichen helfen,
wenngleich vielleicht hier schon eine Parodie
auf die Gartenlust der vorausgehenden Zeit
aufgezeichnet wird. Ähnlich wie bei Seidel
im Unterschied zu Flauberts Bouvard und
Pecuchet" ist aber doch bei Spitzweg zu
vermuten, daß ein echtes Gefühl und eine
Sehnsucht nach diesen Gärten mitschwingt.
Zugleich ist Spitzweg ein Beispiel dafür, wie
der schöne und reiche Garten vom Steinmeer
der Städte bedrängt wird und nur noch auf
kleinstem Raum die stille Erholung lm
Hausgärtchen" erlaubt. Die Vegetation
wuchert wild, und wir finden nicht mehr die
Ordnung und das Gegliedertsein, das vorher
auf die schaffende Hand des Menschen wies.
In Menzels Palaisgarten des Prinzen Albrecht"
sind Erdhügel aufgehäuft, Schiebkarren stehen
herum, und die Arbeiter liegen im Schatten
der Bäume und schlafen. Es ist eine Geistes-
haltung, die sich nicht mehr an jenen in-
timen, idyllischen Gärtchen, deren gemütvnlle
Heimeligkeit gerade kurz vorher die Bieder-
meier Malerei zu entdecken begonnen hatte"
ersättigen kann.
Es fällt auf, daß die Gartendarstellungen um
die Mitte des 19. Jahrhunderts häufiger als
die vorausgehenden Gartenbilder eindeutig
topographischen Charakter tragen. Der Maler
porträtiert hier einen bestimmten Ort, während
das Bild des bunten und reichen Gartens
früherer Zeit der allgemeinen Vision eines
angenehmen Bereiches nahekommt und somit
eine allgemeingültigere Qualität und Aus-
sagekraft erreicht, die über die Darstellung
eines bestimmten Ortes hinausgeht.
.DE GRÖG
Thomas linder 7793-1875 in der
Ällberfina
Albertina in W'ien hatte sich die Aufgabe
ellt, dem Wiener Landschaftsmaler und
demieprofessor Thomas Ender eine um-
tnde Ausstellung seiner Zeichnungen und
arelle zu widmen. Der Direktor der
rrtina Dr. Walter Koschatzky hatte im
chluß an die Erzherzog-johann-Ausstel-
in Graz von 1959 das Oeuvre und die
xivalien Enders in vielfältiger Forschung
hlossen. Auch ein Werk über Ender von
Koschatzky, eine Veröffentlichung der
demischen Druck- und Verlagsanstalt Graz,
or dem Erscheinen und wird ein wertvoller
rag für die österreichische Kunstforschung
um so mehr als bisher nur brasilianische
likationen über Ender bestanden, bzw.
ge deutsche Aufsätze und die entsprechen-
Zitate in der einschlägigen kunsthistori-
Literatur.
Gesamtverzeichnis aller bisher erschie-
rn Publikationen ist dem Ausstellungs-
log beigefügt.
x-uw
Thomas Endet. Die Festung Wer
268 412 mm
Thomas Ender, Ansicht du eng
Badgaslcin. um um. Aquarell, 2m
Thomas Endet. Aumicht vom Turrcr
220 331 mm
Thomas Endet. Das Neue Wintcrp
mit Aussicht auf du Mecr vun Mnrn
Skutari und den Scrnil. 1837. Aqua
Thomas Ender, Die Au usta im Slul
Aquarell, Bleistift, um arbc nufblall
1832133. Aquarell.
ICH KalTeehausä in
93 rnrn
n. Brasilien. Aquarell,
Kaiknli Rückseite
und die Spitzen von
280 453 mm
vor du lnscl Pelagos.
Papier. 285 445 mm
mas Ender, ein Zwillingsbruder des be-
iten Porträtisten Johann Endet, 1793 in
geboren, wollte wie dieser das Fach
Historienmalerei an der Akademie in
erlernen. Aber bald stellte sich seine
'unde Begabung für die Landschafts-
rrei heraus, der er sich dann Zeit seines
ens widmete. Große Auftraggeber und
iercr waren für die erfolgreiche Entwick-
seines Schadens bestimmend. 1817 wird
24jährigen auf Empfehlung Mettemichs
Auftrag zuteil, als Topograph eine öster-
1iSCl1C Expedition nach Brasilien zu bea
en, die anläßlich der Vermählung der
ierzogin Leopoldine, Tochter Kaiser
12' 1., mit Pedro zustandegekommen war.
zarte Aquarelle und aquarellierte Zeich-
gen geben ein Bild der Überfahrt mit
lrucksvollen Schiffsszenen und die Land-
ift Brasiliens mit ihren Einwohnern.
Blatt Waren das Ergebnis seiner zehn-
beiten Besitz Akademie der bildenden Künste
zeigen sowohl aufgelöste, skizzenhafte Aqua-
relle in großzügiger Malweise sowie solche
mit feiner, kleinteiliger Ausführung. Bei
letzteren zeigt sich eine für Ender typische
Manier dieser Epoche einem locker gemalten,
malerisch pointillistischen Vordergrund mit
starken Schattenpartien steht ein zeichnerisch
aquarellierter Hintergrund gegenüber. Bäume,
Pflanzen oder Figuren beleben den Vorder-
grund. Die Schattenkulissen, zur Steigerung
der Tiefenwirkung in barocker Auffassung,
hat Ender immer wieder gerne verwendet,
wenn auch später durch Änderung seines
Stiles nicht mehr in so starkem Maße wie
in den zwanziger Jahren.
Charakteristische Beispiele der erwähnten Art
bringen die Aquarelle von Enders Italien-
reise; Ender war 1819 durch Metternich nach
Rom gekommen. Aus der vierjährigen Stipen-
dienzeit in Italien ist uns eine Reihe von
besonders reizvollen, kleinen italienischen
Ortsansichten erhalten.
Einige ausgestellte Österreichische Veduten
veranschaulichten in den nächsten Räumen
Enders frühes Schaffen in der Heimat. Mehrere
Ansichten von Wien, Kalksburg, ein Blick auf
Gastein zeigten wieder das erwähnte Ender'sche
Prinzip. Wie Raumschieber befinden sich
Tannen und Felsen im beschatteten Vorder-
grund des Gasteiner Blattes.
Als die entscheidende Phase in Enders Stil-
entwicklung ist die Wende 1828? anzu-
sprechen. Es ist die Zeit der indirekten Be-
eintlussung durch Matthäus Loder. Im Auf-
trage Erzherzog Johanns, dessen Kammer-
maler Endet wurde, vollendet er einige
Aquarelle des früh verstorbenen Loder. Die
Manier Loders, eine Hächig schichtenmäßige
Behandlung des llochgebirges, der sich Ender
im Zuge seiner Kooperation anzugleichen
versucht, wird von bleibender Bedeutung für
Enders Stil der Gebirgsmalerei.
Einen Höhepunkt stellt für Ender 1837 die
Berufung dar, Erzherzog Johann in die Krim,
nach der Türkei und nach Griechenland als
Reisemaler zu begleiten. Jahrzehnte trennen
diese Epoche noch von der Erfindung der
modernen Farbdias, doch Ender wußte seiner
Aufgabe als Kiizutler bestens gerecht zu werden.
Er schildert mit dem Pinsel, malt Land und
Leute, die klassischen Bauwerke Griechen-
lands, er fängt den sonnendurchfluteten Zau-
ber des Orients ein. Die künstlerisch zu be-
wältigende weite Reise beschleunigt seinen
Pinsel. Die Malweise wird eine flottere, Ender
wird in den Farben stärker, das tiefblaue
Meer, die bunten Kostüme erwecken die
malerische Phantasie seines Künstlertums.
Unter dem gleißenden Licht des Orients
werden die Aquarelle heller. 326 Stück bringt
Ender von dieser Reise in die Heimat, von
denen 58, hauptsächlich aus der Sammlung
Erzherzog Johanns, in der Albertina zum ersten-
mal ölfentlich zu sehen waren.
Im Ausstellungsraum der Alten Albertina"
war die stattliche Anzahl von 133 Endefschen
Aquarellen der Epoche um 1830 bis in die
Spätzeit präsentiert worden, hauptsächlich
österreichische Gebirgsgegenden von Salz-
burg, Steiermark und Tirol, die Ender im
40
Auftrage von Erzherzog Johann, für den er
bis 1848 tätig war, zur Bestandaufnahme der
Natur" gemalt hatte, aber auch Ansichten aus
Italien, der Schweiz und Ungarn. An der
Spitze dieser Kollektion findet sich ein Blatt,
das eigens erwähnt werden möge. Mit dem
Aquarell Englisches Kaffeehaus in Bad-
Gastein" um 1830 Kat. Nr. 185 abg. zeigt
sich Ender auch noch von einer anderen
Seite. Wohl erkennen wir ihn deutlich in der
Manier des Hintergrundes, aber wie Ender
uns hier in ganz freier, malerischer Auf-
fassung mit einer Biedermeieridylle in hellen
Grüntönen, mit der sonnendurchi-luteten Atmo-
sphäre eines Waldmüller entgegentritt, ist für
ihn ganz ungewöhnlich. Hier als reiner Maler,
ohne Zweifel von einem Auftrag frei, ent-
wickelt Ender in einer Stimmungslandschaft
eine malerische Freiheit der Gesamterschei-
nung, die abweichend von Enders Charakteri-
stik an ähnliche Schöpfungen Joseph Högers
oder Franz Barbarinis erinnert, die Schüler
Enders waren und diese Art weiterentwickelt
hatten.
Die zahlreichen Aquarelle Enders aus der
österreichischen Gebirgswelt führten den
Künstler in seiner typischen Vollendung vor.
Die kleinteilige Manier der Frühzeit ist
einer großzügigeren Malweise gewichen. Der
Vordergrund wurde großformatiger, der Be-
schauer wird unmittelbarer in den Mittel-
und Hintergrund geführt. Die Gebirgsforma-
tionen werden partiell in Schichten detailliert
dargestellt. Das Kolorit entspricht der geo-
graphischen Eigenart. So erleben wir das
tiefe Grün der steirischen Landschaft, das
kristallene Blau und Weiß der Bergseen und
Gletscherwelt Tirols und über allem die reine
Atmosphäre dünner Gebirgslufr. Die aus-
geglichene künstlerische Harmonie Enders in
Verbindung mit der Klarheit seines maleri-
schen Realismus strahlen eine beruhigende
Wirkung auf den Betrachter aus.
Ein Aquarell wie die Wettertanne Kat. Nr.
301 um 1860, in seiner lockeren, gelösten
Malweise, läßt an Rudolf v. Alts Nadelbaum-
studien denken; auch die anderen, impressio-
nistisch gemalten Blätter der Spatzeit mit
großartig gestalteten, frei gewählten Natur-
motiven erinnern an das späte Alterswerk
dieses großen Meisters.
Wir stehen am Ende eines reichen Lebens-
werkes und es drängt sich die Frage auf
Ist Ender der Reisemaler gewesen, der mit
Präzision und emsigem Fleiß die Vorlagen
für die Lithographie lieferte, seine Aufgabe
darin sah, dies und nichts anderes zu er-
füllen? Nein. Dies hieße Enders Kiinstlertum
vollkommen mißachten. Enders Größe zeigt
sich nicht allein in der vortrefflich gelungenen
realistischen Naturwiedergabe seiner Dar-
stellung, sondern offenbart sich in der Ge-
staltung des Details. Wie er mit wenigen
Bleistiftstrichen, mit sparsamsten Andeutun-
gen die Illusion eines Objektes, ja einer ganzen
Stadtsilhouette gibt, wie auf einem Aquarell-
gruncl von nur wenigen Quadratzentimetern
in impressionistischer Manier ein Vollendetes
Detail der Wirklichkeit ersteht, erhebt Ender
über sein außerordentliches Virtuosentum
hinaus zu einem echten, großen Künstler.
ERICH GUSEL
Gedenkausstellung für Anton Hanak
in Langenzersdorf
Zur 30. Wiederkehr seines Todestages
Totenmuske Anton Hanaks. Bronze
Teilansicht der Anton-HcinakeGcdcnkause
Stellung 1953161. in Langenzersdorf bei
Wien
In der Hauptschule von Langenzersdorf.
die nach Vergrößerung und Umbau am
Z0. April 1963 eingeweiht und der
Öffentlichkeit übergeben wurde, fand
vom 26. Dezember 1963 bis 6. Jonner
1964 eine Ausstellung stattl, die dem
Gedenken Prof. Anton Hanaks gewid-
met war. Schon mit 14 Jahren kam der
gebürtige Brünner im Jahre 1889 nach
Wien. um das Handwerk eines Holz-
bildhauers zu erlernen; von hier zog er
auf die Wanderschaft nach Salzburg,
München, Augsburg, Nürnberg und
Budapest und studierte anschließend um
die Jahrhundertwende an der Wiener
Akademie der bildenden Künste bei
Prof. Hetlmer. dessen Meisterklasse er
im Jahre 1904, mit dem Romstipendium
ausgezeichnet. verließ. Der Künstler
bezog im Frühjahr 1901 eine Wohnung
in Longenzersdorfund übersiedelte 1907
mit seiner Familie von diesem Haus
an der Donau in eine Wohnung in
der Kellergasse, am Fuße des Bisam-
berges, Hier verblieb er bis zum Herbst
1923 und übersiedelte dann in das Schlot!
Hetzendarf, wo heute noch seine Witwe
einige Raume bewohnt.
Das erste Werk Anton Hanaks, das
zur öffentlichen Aufstellung gelangte.
war eine Mädchenfigur ..Freude am
Schönen" für einen Brunnen, der am
20. Juni 19082 im Volksgarten der
Stadt Linz der Bevölkerung übergeben
wurde. Sein letztes Werk, die m07
numentalen Plastiken und Reliefs für
das einem Nationaldenkmal entspree
chende EMNYET-Denkmal in Ankara 3.
dessen architektonische Planung und
Gestaltung Prof. Clemens l-lolzmeister
durchführte. konnte er nicht mehr voll-
enden. weil ihm der Tod am 7. Jüriner
1934 das Werkzeug aus der Hand nahm.
Dazwischen liegt sein vielschichtiges und
weitgespanntes Lebenswerk, in glaue
biger Hingabe dem Schönen verbunden
und mit wachsender Meisterschaft hohe
und höchste Ideale in Marmor und
Bronze barinend Der wegesichere
Neuerer überschreitet die irdischen Gren-
zen. hart die Stimme von Oben. er sieht
das Goldene Antlitz und verweilt im
Gebef". während Der letzte Mensch
wie im Traum der Erhebung harrt.
Seine von innen heraus eigenartig
beseelten Bildwerke tragen fast durch-
wegsvisionöresyrnbolischenCharakter...
Mii Ausnahme weniger Porlrattiguren
es stets Menschentypen von monu-
ntoler Zeitlosigkeit Österr. Biogr.
ikon,
schon erwahnt, lebte der Künstler
23 Jahre in Langenzersdcrf, in
lchem Zeitraum ein überwiegender
seines Lebenswerkes entstand.
ncher der älteren Ortsbewohner hat
persönliche Erinnerungen an den
ister. Um diese aufzufrischen und
auch der iüngeren Generation
en Einblick in sein Schaffen zu ver-
teln. veranstaltete das Museum der
rktgemeinde Langenzersdorfdie ein-
tgs erwöhnte Gedüchtnisausstellung,
die der Sohn des Künstlers. l-lerr
iller Hanak, einen Großteil der
mnate zur Verfügung stellte. Ziel
Ausstellung war es, einmal auch
Menschen Anton Hanak zu zeigen.
übersichtlicher Anordnung waren
Abschnitte Kindheit und Lehrzeit,
inder- und Studienjahre, Aufstieg
Höhepunkt und schließlich die
Jerufung. durch Originaldokumente,
efe, Tagebücher. Photos, Zeich-
KAERKLJNCEN
Jl Kulturberichtc aus isiiedemsieiieizii,
wtrtqt" der Amtlichen Nachrichten dar
londesregierunq", Jahrgang 1964.
Jlrye März, 22
gt. im"; Ankwicz-kiec-iioveii, Aiiiori
anük und Ltftl, in Kunstiahrbuch der
odt LtftZ 1951. s. 71 78.
Anton Hanak. Der letzte Mensch, 1917.
Bronze. 235 cm
Anton ltanak. Eva. 1920. Marmor. 185 crn
SelbStpDrtratAnton HGIYOkS,1903 Marmor.
65 cm
nungen und Plastiken belegt und gaben
einen umfassenden Einblick in seinen
Lebenslauf sowie in seine künstlerische
Entfaltung. Die Gruppierung der Aus-
stellungsobiekte war so vorgenommen
worden, daß um die lebensgroße
Marmorplastik der Eva als Zentral-
t"igur der Lebensweg des Künstlers
in der vorhin beschriebenen Gliederung
abrollte. durch die beiden Themen
..Hanak in Langenzersdorf" und
..l-lanak als Musiker" vortrefflich er-
gänzt. War die Eva symbolisch für all
die vielen Frauengestalten, die Hanak
immer wieder aufs neue und mit
wachsender Beseelung formte, so sollte
durch die Aufstellung der Überlebens-
großen Bronzeplastik Der letzte Mensch
ein anderer Themenkreis angeschlagen
werden dieser ausgemergette Leib.
Anklage und demütiges Opfer zugleich,
ist die Auseinandersetzung des Künst-
lers mit dem Grauen des Krieges
und stellt einen Höhepunkt an künst-
lerischer Ausdruckskraft dar, die sich
in einer Reihe vorhergegangener
Vgl. CIEIHBHS Holzmeisler. Das Errinyet-
Denkmal in Ankara, lh' Profil Öslerr.
Moriulshefte fur bildende Kunst. Heft 1.
Jonner 1934. 11715.
Max Eisler. Anton Hanak, Rikolo Verlag.
Wien 1'921. S. 1B.
Gedenkschritt iir Prof. Anton Hanak, Mu-
seumsverein Langenzersdorf. 19b
26 cm hohe Specksteinschnitzerei, den
Kopf des Musikers darstellend. ferner
eine aus drei bewegten Figuren kom-
ponierte 40 cm hohe Bronzeplastik
sowie mehrere ptastische Skizzen" in
Gips. Eine ebenfalls ausgestellte Hand-
schrift des Meisters schildert den Lei-
densweg, den die Denkmalplane zwi-
schon 1925 und 1933 durchmachten,
bis Hanak endlich FESIQOiEFl und
HSElFlCFi falschen Gönnern seine wahre
Meinung sagt" Dr. Franz Eppel.
So kommt es. doß in Wien noch immer
ein Denkmal fur Gustav Mahler fehlt,
das darüber hinaus nach dem Willen
l-lanaks ein Hgroßes Symbol MUStK"
hätte werden sollen, ..eine Überlebens-
große Bronze. eine plastische Form, die
uns in Wien noch fehlt",
Eine wertvolle Ergänzung der Aus-
stellung bot die zweimalige Wieder-
gabe eines Lichtbildcrvortrages. den
Prof. Hanak im Jahre 1925 an der
Wiener Urania gehalten hat und der
nun von Herrn Polak-Mürzsprung an
Hand der Originolunterlogen wieder-
holt wurde. Der Vortragende hat auch
eine Gedenkschrift zusammengestellt,
die anlaßlich der Ausstellung vom
Museumsverein Langenzersdorf heraus-
gebracht wurde? Schließlich ist noch zu
berichten, daß durch Kranznieder-
legungen am Ehrengrab des Künstlers
am l-tietzinger Friedhof sowie beim
Longenzersdorf
Kriegerdenkmal in
Antar
1922 nach Planen
errichtet des großen Meiste
wurde. Durch die am 7. Jö
erfolgte Gründung des Anti
Archivs im Rahmen des
Longenzersdorf soll eine
Pflege seines Andenkens eri
gleichzeitig der Versuch unti
werden, den weit verstreu
lerischen Nachlaü zu samme
wird um die Mithilfe aller
Stellen gebeten,
Rückblickend kann festgestel
daß die Veranstaltungen
enzersdorf eine würdige Einlz
30. Todesjahr dieses grof
reichischen Bildhauers dars
ist zu erwarten, daß dem di
Wiener Festwochenmotto erii
Anbruch unseres Jahrhund
und Kultur nach der Jal
wende sich weitere Geli
bieten werden. auf das
Wirken dieses zu Unrecht vi
Erneuerers der plastischen Ki
reichs einzugehen.
OTFRIED KASTNER
Klemens Brosch als Kriegszeichner 1914-1916
wen Brosch, Shzrm der 1er Schülzen. Galizien
Innerhalb der drei bedeutendsten Graphiker Öster-
reichs der Gegenwart steht Klemens Brosch seiner
Geburt nach in der Mitte. Alfred Kubin wurde jedoch
50 Jahre älter als er und Hans Fronius wird bald
doppelt so alt als der junge Linzer, der schon 1926
am Pöstlingberger Friedhof seinem Leben ein Ende
setzte. An den Blättern. die wir hier vorstellen. wird
sein Tod verständlich, zugleich aber wird auch sicht-
bar, wie sich seine Einstellung zum Kriege änderte.
Zusammen mit einem seiner Brüder ging er als Kriegs-
freiwilliger im Oktober 1914 nach Galizien ins Feld
und machte dort die Bewegungskämpfe in der vor-
dersten Front der Linzer 2er Schützen mit, wie
später die Stellungskämpfe in den winterlichen
Karpathen. Die Federskizzen und Blätter. die er dort
gewann, machten ihn anlüßlich einer Ausstellung im
Jahre 1915 in Linz Über Nacht weithin berühmt. Der
Eindruck dieser Blätter sollte die Besucher ihr ganzes
Leben nicht mehr loslassen. Sein ungeschminkter und
nach völlig ungewohnter Bericht Barbusees ..Feuer"
war noch nicht in deutscher Sprache erschienen
war dazu angetan, den allzu idealisierten Kriegs-
vorstellungen einer langen Friedenszeit schonungslos
eine neue harte Unerbittlichkeit entgegenzustellen.
Als Brosch zwanzigjährig aus wahlgeordneten bür-
gerlichen Verhältnissen mit seiner Marschkompanie
in den Krieg hinein fuhr. sollte sich dem Überwachen
eine völlig ungeahnte Welt eröffnen, der er sich ahne
die leiseste Schonung seiner Person voll hingab. Sein
Fleiß. seine rasche Auffassung, sein Gedächtnis läßt
sein Fronterlebnis einem Filme gleich ablaufen.
Passierten auch manche seiner Arbeiten nicht die
Zensur, so fand man seine Feldpostkarten-Skizzen
doch so treffend, daß sie bald im Druck erschienen.
Der Direktor des O.ö. Landesmuseums. der die
115 Nummern, die Brosch dem jungen Mürz" zur
Verfügung gestellt hatte. von allen Kritikern am
begeistertslen begrüßt hatte, erwarb eine Anzahl
dieser Mappen. so daß eben dieser Abschnitt im
Schaffen desjungen Künstlers vorzüglich belegt ist.
Einander begegnende Truppentransportzüge, frische
Gräber neben den Geleisen, erste Feindberührungen
mit Skizzen aus der Schwarmlinie am Bauche
liegend hingekritzelt mit während des Sturm-
angriffes tödlich Getroffenen im Zusammenstürzen
und drohenden Schrapnellwölkchen vor der Linie.
das waren Aufzeichnungen durch ein leidendes
Medium. das kaum wußte. was vorging. fieberhaft
hingeschriebene Impressionen. aufgenommen ohne
auch nur eine Idee an eigene Schonung. Dies gilt
auch noch für die Szenen einer Erschießung von
Spionen. die sich rasch, am Rande des großen Ge-
schehens kaum bemerkt, vollzieht. Weitere Szenen wie
Beschuß eines Fliegers, ein Ort nach einer Straßen-
schlacht. Explosion einer Granate in einem Schupfen,
Wache am Geschütz. in die Heimat schreibende
Soldaten. Sturm auf ein Gehöft. Eroberung einer
Brücke. nächtliche ldentiüzierung der Gefallenen
sind einmalige Dokumente. aufgezeichnet von einer
unermüdlichen Hand, sachlich, wahr. ungeschminkt
und parteilos. Die.,Nächtliche Straße in Polen" fängt
alles an Atmosphäre ein. was das Thema in sich trägt.
doch der blutjunge sensible Mensch berichtet auch
jetzt noch schweigend. Erst beim ..Patrouillenerlebnis"
und bei dem Blatt Gefallene im Stacheldraht" wird
eine Wendung von der Impression zur Aussage deut-
lich, sie scheinen zu sagen So verbluten unsere
Regimenter im Sande Galiziens. und die Zartheit der
Birken und des hellen Morgenlichtes scheint nun
bewußt kontrastiert zu dem Dunkel des Blutes und
der aufgewühlten Erde. Immer wieder bringt er
Erschieflungsszenen hinter der Front, sie scheinen ihn
geradezu anzuziehen in der Festung. auf offenem
Feld, vor der Mauer. die Feder sträubt sich. die Seele
empört sich Brosch zeichnet. wer kann erahnen.
was er gelitten hat und welcher Schmerz zuriickblieb.
legte er die Feder nach Vollendung dieser Blätter
weg. Brosch reicht in dem Blatt ,.Siesta der Henker".
das erst1916entstand ohne ihn zu kennen Fackel-
Kraus die Hand. Seine Blätter werden nun Anklagen
Unverzagt zeichnet er weiter verhungerte Flücht-
linge im Straßengraben. vom Kot des vorbeifahrenden
Autos überspritzt. das offene Massengrab. in dem sich
das Regenwasser zwischen den Leichen sammelt,
..Vater unser" bezeichnet ähnlich ironisch wie die
Feldpostkarte .,Weihnachtsfriede". die eine Granate
zwischen Soldaten zerberstend zeigt. Im ,.Letzten
Augenblick". da er die Gewehre auf den Beschauer
gerichtet zeigt. geht er selbst über Goya hinaus.
Otto Dix hat Schützengrabenbilder gemalt, Brosch
hat in dem Blatt Illustration zum Text eines deutschen
Heeresberichtes" begonnen. frei aus der Phantasie
Kriegsgeschehen zu gestalten. Auch ein Winterbild
aus den Karpathen wird später zu einem Einsiedler"
umgebaut. Der zerspellte Baum weist deutlich auf
die Herkunft des Vorwurfes. Die übersteigerle Vision
des Granateneinschlags in die unschuldigen Zivilisten
hat Brosch wohl unter Morphiumeinwirkung gearbei-
tet. Während Georg Trakl am Kriege zerbricht.
wird nun Brosch von Olmiitz nach Trient und von
dort nach Innsbruck geschleppt. bis er endlich vor
einer Kommission zusammenbricht. man dem "Simu-
Ianten" glaubt und ihn entläßt. Doch auch er hat den
Tadesschuß erhalten.
Für diese Zeit spricht der ..Blick durch die Glas-
türe". in der er sich selbst spiegelt. Sein linkes Auge
wird von einer Fleischfliege verdeckt. Diese Zeich-
nung hat etwas von der Peinlichkeit der Durch-
zeichnung. wie sie die ..Neue Sachlichkeit" verwendet
hat. doch sie wird in ahnender Weise hier surrealislisch
eingesetzt. Die Kunst des jungen Linzers wird mehr-
bödig. Nicht nur die Überspitzung des Technischen
peinigt. mehr die Unheimlichkeit der Spaltung, die
nun sichtbar wird. Verläßt er nun den sozialen
Realismus? Noch im November 1915 zeichnet er für
den gefallenen Radierer Franz Hafer ein Gedenkblatt.
daneben jene 48 Blätter eines Schuhpaares in
einer Mappe unter dem Titel ..Der InvaIiden-Dank"
vereinigt ihr gibt er den älteren "Nörrischen
Schuster", der auf einem Berg von Schuhen thront,
bei. Er schuf täglich zwischen zwei und sieben bis
acht Blätter zehn Tage lang. Reinster Naturalismus
wie es scheint. doch ist diese neue Aussage zum Krieg
mauw
Klemens Brosch. Illustration zum Texi eines
Heeresberichies
Klemens Brosch. Verhungern Flüchllinge im
graben
Klemens Brosch. Winverhild aus dem Kurpaiher
1915 Zu einem spüieren Bild "Einsiedler" ur
älemens Brosch. Schuhe. 1915. Aus der Mappe ..In'
cmk"
nun vom Hinterland her nur dies? Betrachtet
an die Fülle dieser Blätter. so geht man fast unter
der närrische Schuster zwischen seinen Schuhen.
arsucht man kritisch zu wühlen, nach dem besten
att zu suchen. so kann man kein Hbestes" finden.
ersteht vielmehr die "Unbekannte Muse", der der
nundzwanzigjührige die Blätter zugeeignet hat. mit-
mt der mühseligen Atmosphäre jener Jahre. in
tHSlT die Frau in der Not des Krieges die Schuhe
igetragen hat. Seine Augen sehen sezierend scharf,
in Blick ist unerbittlich. doch aus keusch verborgenen
arstecken wird auch das Auge seiner Seele sichtbar.
konnte man van dem ..Metaphysiker im Gewande
is Realisten" sprechen. Hier sind wir an seinem
ntralsten Problem angelangt. Konnte er diese
iiden Blickweisen zu einer verbinden? Vielleicht
er eben an dieser Klippe in seinem eigenen Wesen
rschellt. Es war zugleich die Frage. seinen hohen
tellektualismus mit der Empfindsamkeit seiner Seele
verbinden. Denn 1916, da er noch die letzten
Kriegsschrecken von sich schüttelt. legt er eine Mappe
..Arn Abend" mit sieben großen Steinzeichnungen
vor. die plötzlich die andere Seite des Künstlers
weist, mit aller Bereitheit zum Aufbruch in romantische
Gefilde. Diese Blätter stehen einsam wie ein erratischer
Block auch in seinem Lebenswerk und sind nie wieder
möglich gewesen. In ihnen nahm er endgültig Ab-
schied von dieser Welt. die Lebensform der Jugend
ist. die er als Soldat hatte überspringen müssen. die
nie lebensfähig war und sich trotzdem immer wieder
anmeldet. wenn auch versteckt in allen möglichen
Tarnungen, wie auch im Surrealismus unserer
Tage.
Sein Klassenkollege Franz Sedlacek hatte das Glück
ölter zu werden. Sein Durchbruch zum Surrealismus
steht außer Zweifel. Er kannte nicht die Verhalten?
heit seines Kameraden. sein Werk war lauter und
phantastischer, weniger sezierend. er war weniger
Mathematiker und kein "Wissenschaftler des Zeich-
nens". Um Brosch zu verstehen. muß man um A. Stifter
und seine Verhaltenheit wissen; auch bei Stifter
wir in langer Schilderung nur eine kurze Wend
die man nicht überlesen darf die die tiefe
keit nur einmal aufhellt. In seinen Altersfas
verzichtet Stifter auch darauf und allein dii
wendung der Landschaft lüßt nur den
landschaften Leonardos. Grünewalds und zu
auch Altdorfers vergleichbar symbolisch er
was in der Seele des Dichters vorgeht.
Viele der1963 in der Neuen Galerie in Linz ge
Blätter die aus dem Nachlaß der Witwe
bisher völlig unbekannt machten dies ne
deutlich. Die Ausstellung. die anlüßlich des Erscl
einer bescheidenen Monographie über den ve
nen Künstler veranstaltet wurde. ist verlängert
Wenn wir gerade seine Arbeiten der Jahre 1914
wählten. so deshalb, weil er sich der see
Belastung nicht gewachsen damals den Tod
holte. der den zweiten Teil seines Schaffens
beherrschen sollte.
IWÄW-f-"itlllllllh
ALOIS VOGEL Franz
Betriebsamkeit und Geschwützigkeit. Wer könnte es leugnen. doß wir in einer Zeit leben. die mit diesei
Faktoren eine große Leere und eine große Angst überdecken will. Doch der Künstler zerreißt das schöne
gewebe der Verhüllungen.
Die apperzipierte Bedrohung durch eine globale Vernichtung, ausgelöst von einigen verantworturigsli
litikern. lößt bei dem Künstler Gebilde von dömonischer Artikulation entstehen.
Franz Kagra registriert diese Bedrohung, er zerreißt das Gewebe des schönen Scheins und zeigt uns die
der Zerstörung. Mit magischer Gewalt werden hier die Geister. die unsere Zeit gerufen hat. festgehalt
doch. um es gleich vorwegzunehmen. es ist keine Resignation in Verzweiflung. sondern ein Darüber
stoßen. ein Durchstollen, ein Aufsteigen aus Flammen und Glut. aus Trostlosigkeit und Sinnverlust. Freili
es sich Kagro nicht leicht. wir finden hier keinen billigen Opportunismus. Aus diesen Eisenplasliken
zerronnenen. vom Feuer zertressenen und zerschmolzenen Oberflächen spricht vielmehr eine schrr
Gebürde der Urangst.
Franz Kagra Katzgraber wurde am 24. Oktober l926 in Lichtenwörth bei Wiener Neusladt in Niederö
geboren. Schon als Kind wurde er von dem Feuer der dörtlichen Schmiede wie von magischen Krüfti
zogen. Stundenlang konnte der Knabe den hammernden Gesellen zusehen. und besonders faszinierte
glühende, unkenspritzende Eisen, der Geruch des heißen Metnlls und die Gewalt des Menschen. die dlE
so harte und kalte Material zu formen imstande war. Nach dem Krieg ging Kagra 1946 nach Steyr. vt
Londeskunstschule besuchte. Diese, von dem Bildhauer Blümclhuber gegründete Fcichschule zur Ern
alter Stahlschnitikunst. die Kagro 1949 ols gelernter Groveur verließ, belriedigte aber seinen pers
Geslaltungswillen natürlich nicht. Schon 1952 finden wir den Künstlerin Wien auf der Akademie der
Künste in der Klasse des Professors Santifaller, später wird er Schüler bei Professor Wotrubo. bei dem
1956 das Diplom erwirbt.
Franz 1669m. Apokalypse, 1963.
5mm, H. 506m
Franz Kagro. Millelousschniil aus
der Apokalypse Abb.
Franz Kugra. Buurre Form. 1962,
Svahl. H. 40cm. Im Besilz der
römvschen Galerie ..ll bilico"
Franz Kugra. Kulhedrule, 1962.
Smhl. H. es cm
Franz Kugrc. Krieger, 1962. Smhl.
H. 54cm. In amerikanischem
Privalbesilz
Zeichen aus Stahl und Eisen
Auf der Akademie hauptsächlich mit Modellierarbeiten in Gips und Ton beschäftigt. lernte er zwar die wesent-
lichen Grundelemente. er lernte die Beherrschung der handwerklichen Fertigkeit. sich in Stein und anderen
Materialien auszudrücken. doch blieben ihm im Grunde diese Werkstoffe fremd. Trotz dieses dem Künstler art-
fremden Materials kommen bei einigen jener frühen Gipsplastiken schon jene Elemente zum Ausdruck. die
Kagras Schaffen dann später so prägnant kennzeichnen. Hier ist etwa ein Selbstporträt zu nennen. das schon
deutlich gewaltsame Aushöhlungen. beulenartige Rundungen und bizarre Ecken aufweist. Jenen Formkanon.
den der Plastiker beibehält. Bei einer größeren. stehenden Gestalt klingen schon die raumeinschließenden Um-
greifungen an. die wir später zu solcher Wesentlichkeit erhoben finden.
Kagra glaubt, daß der Stein. besonders der Marmor und noch mehr der Ton alles alte Materialien in der
darstellenden Kunst für unsere Zeit zu weich. zu glatt. zu sanft ist. Rissiges Eisen und harter Stahl scheinen
ihm die unserer Zeit entsprechenden Substanzen zu sein. Etwa 1955 macht sich Kagra daran. dieses Eisen zu
bearbeiten. aber nicht wie in der Stahlstichschule mit dem Meißel. sondern mit dem Schweiflbrenner. Es entsteht
eine Figur. die noch ganz von der Arbeitsweise des Modellierens geprägt ist. Durch unzählige flüssig gemachte
Eisentrapfen summiert sich eine menschliche Gestalt. Ein Jahr darauf verwendet der Künstler jedoch schon
kleinere und größere Eisenteile. die zusammengeschweißt werden. Ihre krätzigen Kanten verstärken die gewalt-
tätige Aussage des Materials. Kagra bevorzugt den Torso ab seines reinen Emparstrebens und seiner asketischen
Form. 1958 geht der Künstler dazu über, das Material zu zerschneiden und die Schnittflächen in seine Komposition
einzubeziehen. Der Stahl. den Kagra durch die Flamme des Schweißbrenners formt. wird bei dieser Arbeitsweise
so sehr in seiner Konsistenz aufgerissen. daß dem Betrachter schon diese Schnittflächen ein schmerzliches Er-
lebnis bereiten.
Sicher ist etwas Diabolisches in der Zerstörung und Verbrennung eines so harten Materials wie es Eisen und
Stahl ist. sicher ist es eine Därnonie. die den Künstler zu solch einer Aussage treibt, doch sicher ist es keine ver-
einzelte. sozusagen private Därnonie, sondern eine zutiefst nicht nur unserer Zeit. sondern überhaupt in der
Welt und im Menschen verankerte Wesenheit. Wir sehen sie schon bei den Gestalten Dostojewskijs. bei den
Bildern eines Hieronymus Bosch. bei den romanischen Fratzen auf Gesimsen und Kapitellen der Kirchen. Es
scheint eine Dämonie vom Anfang der Welt zu sein Joh. 1. S. in jedem von uns glimmt die Versuchung zur
Zerstörung. in jedem von uns ist auch die Finsternis des Nichts. Und zeigte uns die klassische Zeit der Griechen
in der bildenden Kunst die Geordnetheit. so in den Tragödien um so mehr das dämonische Wirken.
Kagra. von der Verpflichtung des Künstlers zur unbedingten Ehrlichkeit getragen. kann diese dämonischen
Kräfte nicht verschweigen. Von den spürbar zusammengefügten Gebilden der frühen Schaffensperiode ist
Kagra zu einem Wesentlichen und Ganzen gekommen. Seine Stahlgebilde werden massiger und gewinnen
Eigenleben. Die zerrissene. oft sich nur mehr als dünne Stege behauptende. kleinere oder größere Durchbrüche
umschließende Materie wird dann verschiedentlich durch knotenhafte Auswüchse verbunden. wobei auch durch
diese Verdickungen. als Folgeerscheinung der erstarrten Oberfläche des fließenden Metalls, eine schockartige
Wirkung erzielt wird. Die Durchbrechungen werden als wesentliches Kompositionselement in den Aufbau der
ganzen Plastik miteinbezogen und bekommen somit eine Seinserhöhung der Zwischenraum. das Nichts. wird
zur sinnerweiternden Konkretion. Man könnte somit von einer Überwindung des Nichts sprechen. Die Um-
Spannung dieser Zwischen-Räume ist in eindeutiger Weise gelungen. Dem Betrachter wird besonders bei den
großen Flächen augenscheinlich, dal hier bis jetzt unerschlossene Kraftfelder gewonnen werden.
Kagras Arbeiten werden zu Unrecht oft mit jenen Hoflehners in Beziehung gebracht. Verwendet jener in der
Hauptsache Fertigmaterialien. die er für seinen Bedarf zurichtet und zu den Bauelementen seiner Figuren fügt.
so läßt Kagra die ganze Materie durch Glut und Brand gehen. Jedes Stück ist im Feuerstrahl des Gebläses zu
einer neuen Form gewandelt. Auch thematisch scheint mir Hoftehner einen anderen Weg zu gehen männliche
Kraft. abgeschirmt. ummouert und doch siegreich über alles vorstoßend. Aggressivität hinauswirkend. Bei Kagra
Bestürzende Aggressivität von außen einwirkend.WeiblichesWachstum und überwindendes Regulativ. das über
alles weiterlebt.
Viele Figuren lassen in ihrem Aufbau noch die menschlichen Proportionen ahnen. Nie kann sie der Künstler
ganz verleugnen. zu sehr sind sie in den Rhythmus seiner Hand eingegangen. Es ist die menschliche Existenz
von dem Feuer der Vernichtung zerfressen. von der Sinnlosigkeit eines Sisyphusdaseins ausgelaugt. Besonders
eindrucksvoll sind in dieser Beziehung jene kleinen Durchbrüche. die uns wie leere Augenhöhlen verfolgen.
Das ist bei manchen Figuren, deren Oberflächen an jenen Stellen leicht überschliffen wurden. so daß sie einen
kalten. kahlen. skelettartigen Eindruck machen. besonders faszinierend. Bei anderen wieder. wo die Geschlossen-
heit des Körpers bewahrt wird. zieht sich die Substanz in verkrustete Innenräume zurück. Wir begegnen Ver-
letzungen. Rissen, Schrunden. die der Künstler bewußt im Material beläßt. Symbol unserer Verletzbarkeit.
unserer Zerreißbarkeit. Kraterartige Mulden. Geschoßeinschlägen gleich. bezeugen die tief in unsere Substanz
eindringenden Schäden. die uns aufreißen und ewige Narben hinterlassen. Aber noch sind die ganzen Gebilde.
wenn auch manchmal zur insektenhaften Bizarrerie verwandelt. ein Aufgerichtetsein. Oft finden wir eine tek-
tonische Ordnungskomponente. bei anderen Figuren ist es aber auch ein ins Vegetative überfließendes Empor-
wachsen. das in einer sich dem Lichte zu öffnenden schwachen Gabelung. einer erblühenden Pflanze ver-
gleichbar. endet.
ln der Aufgerichtetheit und in jenen manchmal nur zaghaft angedeuteten. manchmal aber auch kraftvoll empor-
wachsenden. in die Höhe strebenden Zacken finden wir überraschend die schon erwähnte Überwindung der
Resignation und Verzweiflung ein nach oben strebendes Enden. Es zeigt sich hier ein vitaler Urwille. eine un-
besiegbare Kraft. die in jedem. auch dem Skeptischesten wirkt. Im Grunde ist es damiteine Überwindung aller
"Endspiele". Das Spiel ist grausam und dämonisch, ohne alle Zweifel. doch nie aussichtslos.
Eines ist sicher die Angst vor einer Leere und Sinnlosigkeit kann uns nicht genommen werden. Die Bedrohung
durch eine Vernichtung. sei sie nun global oder individuell auf unsere Existenz bezogen, bleibt offen. Diese
kantigen. harten Stahlgebilde haben die Verschleierung. das Gewebe von Geschwätzigkeit und Betriebsamkeit
um uns zerrissen.
Möge der Künstler mit den Fialen der Hoffnung recht behalten!
48
Franz Kugra. Durchbrochene Form ll
Sfuhl, H. 73 cm
1963.
itizen aus dem Kunst-
ben und Kunsthandel
irtSicitl Aufriß der Ausstellung
Ileinolakot der Ausstellung
Viencr Geschmack Wiener Form
llick ift die Ausstellung
iepp Moosmann. Persischer Garten
Besilz des Österreichischen Museums
angewandte KUHSl. lNtEfl
epp Moosrnarin, Nächtliches Moos
WIENER GESCHMACK-WIENER FORM
Zur Ausstellung des Wirtschaftsförde-
rungsinstitutes, Wien. Zu Beginn unseres
Jahrhunderts war das Wiener Kunst-
handwerk. die Wiener Form und der
Wiener Geschmack auf dem besten
Wege, sich die Spitzenposition innerhalb
der europäischen Produktion zu er-
obern. Nach einer mehr als dreißig-
jährigen musealen Reform- und Er-
ziehungsarbeit verfügte damals Öster-
reich über eine Fülle von hervor-
ragenden Kunsthandwerkern. Die jun-
gen secessionistischen Künstler Josef
Hoffmann, Kolo Moser, CO. Czeschka,
Alfred Roller. die als Lehrer an die
Kunstgewerbeschule berufen wurden.
hatten eine stagnierende Entwicklung
wieder in Fluß gebracht. Jetzt war nicht
mehr die papierene Reißbrettkunst vom
Schreibtisch des Ateliers her maß-
geblich. sondern die Werkstätte mit
Amboß und Webstuhl, mit Drehscheibe.
Brennofen und Hobelbank kam wieder
zu Ehren.
Diese kunstgewerbliche Bewegung er-
reichte mit der Gründung der Wiener
Werkstätte ihren Höhepunkt. In dieser
Künstler- und Handwerkergemeinschaft
wurde nicht von oben herab refor-
miert. sondern von unten, von der
Werkstätte des Handwerkers her. Was
aus solchen Voraussetzungen geschaffen
wurde, war echtes Kunsthandwerk. war
solide im Material, hatte die richtige.
zweckmäßige Form und war von
exaktester Durchführung. Es war gutes
Kunsthandwerk.
Das änderte sich, als die Monarchie
Zusammenbruch und Österreich, ins-
besondere Wien und seine Menschen,
sich in die Rolle des kleinen Mannes
fügen mußten. Zwar waren die alten
Kräfte noch da, die Lehrer. die Archi-
tekten, die Handwerker. aber die
neuen Lebens- und Wirtschaftsformen
tendierten in eine andere Richtung.
Vieles, das meiste. was um 1900 errun-
gen war. geriet in Vergessenheit oder
fristete ein Dasein im verborgenen.
Erst recht verdrängte dann die Wohl-
standswelt unserer unmittelbaren Ge-
genwart. das Auto, der Fernsehapparat,
der Barschrank und sinnloses Luxus-
SEPP MOOSMANN "TAPISSERIES
BRODEES"
im vergangenen Jahr erregte eine
kleine Ausstellung von gestickten Wand-
behängen in der Galerie im Griechen-
beisl Aufsehen; der Schöpfer der in-
teressanten Arbeiten war der Vorarl-
berger Sepp Moosmann geboren 1928
in Dornbirn. ein Schüler der Akademie
für angewandte Kunst Prof. C. Unger
in Wien und Absolvent der Meister-
klasse für Mode und Textil Prof.
Eduard Josef Wimmer-Wisgrill in den
Jahren 1952-1957. Seine Diplomarbeit
wurde mit zwei Preisen ausgezeichnet;
Aufenthalte in London 1958 und
München 1959 dienten dem jungen
Modezeichner zur Weiterbildung, Jahre
der Praxis in Wien 1960-1962 in
der Modebranche, seit Ende 1962 frei-
schaffend gaben die Möglichkeit zu
vielfacher Bewährung. Eine Ausstellung
in der Galerie Peilhner-Lichlenfels
Z. Maihäifte 1964 gab einen weiteren
Uberblick über sein Schaffen.
gerät. das alte Kunsthandwerk. dem
ein Möbel, ein Gerät, ein Gebrauchs-
gegenstand nur dann schön erschien,
wenn er gut war. wenn das Material
zur Sprache kam und wenn er auch
seinen Zweck erfüllte. Eine allgemeine
Nivellierung des individuellen Ge-
schmackes, an dessen Stelle die Er-
gebnisse von Meinungsforschung und
Warentests traten, zerstörte endgültig
die letzten Reste eines Empfindens für
qualitative. material- und forrngerechte
Leistungen.
Diesem Zustand abzuhelfen wird mit
der Ausstellung ,.Wiener Geschmack
Wiener Form" angestrebt. In letzter
Minute wird vom Wirtschaftsförderungs-
institut hiermit eine Einrichtung ins
Leben gerufen. die schon längst fällig
gewesen ist. Sie soll kein Einzelunter-
nehmen bleiben. sondern in den fol-
genden Jahren fortgesetzt werden. Als
eine ständige Einrichtung will sie die
noch vorhandenen Kräfte und Be-
gabungen aufspüren und fördern, die
von einem nur der Oberfläche. dem
Schein und dem Surrogat verhafteten
Zeitgeist ständig in den Hintergrund
gedrängt werden. Sie übernimmt damit
eine Erziehungs- und Reformarbeit, die
gleicherweise für den Produzenten und
für den Konsumenten gilt. Aus dem
Wissen um die hervorragenden Lei-
stungen der Vergangenheit sehen sich
die Veranstalter verpflichtet, ein Glei-
ches für die Gegenwart anzustreben
und zu versuchen.
Für die erste diesjährige Ausstellung
,.Wiener Geschmack Wiener Form".
die zugleich eine Festwochenausstel-
lung ist. wurde für die Gestaltung der
Entwurf der Architekten Dipl.-Ing. J.
Krawina-DipL-lng, W. Schneider aus
einigen in einem internen Wettbewerb
vorgelegten Projekten zur Ausführung
bestimmt.
Da sich dieser Entwurf nicht in einen
üblichen Rahmen einordnen läßt, wird
er unschwer größeres Interesse er-
wecken.
Die Tatsache. dal die Exponate von
den verschiedensten Branchen her-
kommen und somit kein anderes Ge-
meinsames als ihre Herkunft aus dem
Moosmann inspiriert sich am Wuchern
und Wachsen der Eisblumen. an der
scheinbaren Willkür und strengen Ge-
setzmäßigkeit ihrer Formenbildungen.
Auch Sonnenrad- und Federschild-
ornamente werden gelegentlich ver-
arbeitet. doch sind die Schöpfungen
dort am überzeugendsten, wo sie
formal am wenigsten gebunden und
transportiert wirken. Der Eindruck
mancher früheren Werke. nach selbst-
geschaffenen Vorlagen gearbeitet wor-
den zu sein. verliert sich im Laufe der
Entwicklung, um der Erkenntnis Platz
zu machen. daß es sich nunmehr um
unmittelbar in den Stickereigrund nie-
dergeschriebene Konzeptionen handelt.
Moosmann beherrscht nicht nur das
Formale, sondern auch das Kolori-
stische meisterlich so ist etwa ..Rot
moderate" auf rotem Grund in Hellrosa.
Orange und Rot gearbeitet. während
Grünladagio" auf olivgrünem Grund
ein Wirbelradornament in Grün, Blau
und Violett in verschiedenen Differen-
zierungen aufbaut. Eine seiner schön-
Wiener Raum sie verbindet, erfoi
eine möglichst wenig unterschiei
Präsentierung der Gegenstände
eine ruhige. unauffällige Kon
tion.
Daraus folgte einmal die Beschrär
auf im wesentlichen drei Materii
Plexiglas, verleimte Holzlamelle
Naturhalz und ein anthrazitg
Sisalteppich.
in einen vorhandenen. sehr
und großen Barockraum wurdi
eigener Ausstellungskörper gestellt
sen oberen Abschluß eine sogen
Rcisterdecke. wiederum aus Holzli
len bestehend. mit darüberliegc
Leuchtstoffrähren in Reflektorleu
bildet, die eine gleichmäßige. schi
lose und tageslichtähnliche Ausl
tung von ca. 600 Lux erbringen.
Die tragende Konstruktion des
stellungskörpers ist primär aus
leimten, kreuzförmigen Holzpri
zusammengesetzt zerlegbar für
derverwendung und variabel in
Zusammensetzung.
In dieses tragende Gerippe Wl
entweder Paneelplatten als und
sichtige Wände und für Fotomonl
oder zusamrnengeschweißte Plex
elemente in geeigneter Stärke in
von Regalen, Stellflächen und Tii
oder als geschlossene Vitrinen
Träger des Ausstellungsgutes
hängt. Die auf diese Weise in
Rastermaß von einem halben ..
verarbeiteten Elemente ermögl
bereits in einem doppelten Ach
eine Unzahl von Variationen
45000!. so daß die vielfältigen
ponate der sogenannten ,.Repr
tativschau" der bekanntesten
Firmen und die der sogenai
"Sanderschau" des Osterreichi
Werkbundesmitinsgesamtca.1000'
gut aufgenommen werden kon
Einige dekorative Hilfs- bzw. Kon
mittel wie Flußkiesel, Samtunterl
für Schmuck usw. verraten das
nende Prinzip der Architekten, wät
die graphische Gestaltung und
Fotomontagen der bewährte Grapi
Georg Schmid besorgte.
Wilhelm Mrazek Josef Kra
sten Schöpfungen ist.,NächtlichesMi
das auf dunkelblauem Grund
ornamente in feinsten Blau-
Grüntönen zeigt Abb. 5.
Der junge Künstler bemüht sich
seine Schöpfungen jeweils innei
der Skala der ..kalten" oder wari
Farben zu halten und vermeidet
trastierungen extremer Werte.
gibt seinen Kreationen etwas Lyris
Musikalisches. Intimes. aber auch
bar-Raffiniertes, ist doch die Gi
groß, in die Untiefen sich schlage
Farben abzurutschen.
Moosmanns Kunst ist keine .,Bekei
kunst", sondern Kunstgewerbe im
sten Sinne des Wortes. nobler. t'i
Heimschmuck, mit dem man zu
menleben kann. an dem ein Mi
seine Freude gehabt hätte.
Das Österreichische Museum für
gewandte Kunst würdigte im Va
Moosmanns Schaffen durch einen
kauf Abb. 4.
Adolf Loos ist der größte Architekt,
den Österreich in neuerer Zeit. wenn
nicht überhaupt. hervorgebracht hat.
Wie so vielen Neuerern genialen For-
mates war auch ihm in unserem Land
ein "österreichisches Schicksal" be-
schieden, das dazu führte, daß nur
wenige seiner Ideen und Pläne ver-
wirklicht werden konnten und daß
dieses wenige soweit es sich auf
österreichischem Boden befindet
heute entweder schwer entstellt und
verändert. wenn nicht gar schon längst
vom Lauf der Zeiten weggerissen
wurde. Es kann kein Zufall sein,
daß zwei seiner Hauptwerke. die
Häuser Tristan Tzara Paris und
Müller Prag, noch intakt und un-
berührt aufnichtästerreichischem Boden
stehen!
Laos Brünn 1870-1933 Wien hatte
den unsagbaren Vorteil, in Amerika
die technischen und organisatorischen
Prinzipien des Bauens mit neuen
Materialien und für neue Aufgaben im
Schatten Sullivans von der Pike auf
zu erlernen. lhm allein gebührt das
Verdienst, die Unvereinbarkeit einer
Architektur in Beton. Stahl und Glas
mit dem Bauornament herkömmlichen
Sinnes erkannt zu haben. er war es,
der aus dieser Erkenntnis die Kon-
sequenzen zog und 1908 den berühmten
Aufsatz ..Ornament und Verbrechen"
verfaßte. In seinem Kampf gegen das
Ornament ging es ihm aber um mehr.
um eine Prinzipienfrage. Er schreibt
nevolution der kultur ist gleichbedeu-
tend mit dem entfernen des ornamentes
aus dem gebrauchsgegenstande da
das ornament nicht mehr organisch
mit unserer kultur zusammenhängt, ist
es auch nicht mehr der ausdruck
unserer kultur der moderne orna-
mentiker ist .. ein nachzügler oder
eine pathologische erscheinung wer
zur neunten symphonie geht und sich
dann hinsetzt. um ein tapetenmuster
zu zeichnen, ist entweder ein hoch-
stapler. oder ein degenerierter
Loos ist aber auch der Meister der rein
kubischen Architektur. Würfel und
Zylinder sind die Hauptelemente seines
Bauens, das in seiner Art die Erkenntnis
Cezannes realisiert ..Die Natur nach
Grundformen von Zylinder, Kugel und
Kegel behandeln..." Loos gewinnt
für sein Bauen eine neue. echte Monu-
mentalität. die der Portiken, Ehren-
höfe. Pylonen und Staffelungen nicht
mehr bedarf gelegentlich kommen
solche Elemente barocker Tradition in
seinen Entwürfen noch vor, z. B. beim
Projekt Kriegsministerium oder Kaiser-
Franz-Joseph-Denkmal, bezeichnender-
weise an Bauten der ..imperialen"
Sphäre. Die .,Kubisierung" der Archi-
tektur macht nicht nur die Dachschräge
überflüssig. sie ermöglicht auch die
Auflösung der Obergeschosse zu stufen-
pyramidenartigen Terrassen. Damit ist
eine Entwicklung eingeleitet. deren
praktische Bedeutung erst in unserer
allerunmittelbarsten Gegenwart zu-
mindest in Österreich erkannt
wurde!
Als lnnenraumgestalter liebt Laos, der
Hasser des Ornaments. die reine
Schönheit der Materialien. Die Kärnt-
nerbar 1907 und das Haus Müller
Prag. 1930 legen heute noch Zeugnis
50
davon ab, hinsichtlich der konform
laufenden Gestaltung der Geschäfts-
portale sind die Fassade des .,Loos-
Hauses" Michaelerplatz und des Ge-
schäftes Knize Graben die vielleicht
letzten Zeugnisse für dieses sein Be-
mühen in Wien.
Loos war auch ein erbitterter Feind
dessen. was man heute als Emmentaler-
architektur" bezeichnet. Nicht der
phantasielos hingestellte perforierte
Würfel ist das Endziel seiner Bemühun-
gen. sondern das von innen her durch-
gestaltete, in seiner Raumfolge sinn-
voll und funktionalistisch abgestimmte
Haus, das in der Verschiedenheit seiner
Geschoßhöhen, der Differenzierung der
Fenstermaße und der Asymmetrie der
Gesamtkonzeption in vielen Fällen
mittelalterliches bürgerlich-funktionali-
stisches Bauen fortführt. In diesem
Sinne ist nicht die Großwohnanlage,
sondern die Villa das ideale Betäti-
gungsfeld des Künstlers jene Villa,
die ihmschon aus humanitären Gründen
hinsichtlich der Kultivierung der Einzel-
persönlichkeit als Bauaufgabe so am
Herzen lag.
Loos konnte sich nicht durchsetzen,
weit er kompromißlos war. ln äußerst
scharfen, treffenden und aufrichtigen
Worten formuliert Dr. Werner Hof-
mann, der Direktor des Museums des
Z0. Jahrhunderts. seine Erkenntnisse
über ..die Selbstgefälligkeit des Öster-
reichers...sogar aus Versäumnissen
patriotisches Kapital zu schlagen...".
Nach Hofmann gilt es als landes-
übliche Überzeugung, daß das Genie
zwar Maßstäbe formulieren. jedoch
nicht verwirklichen darf... Wohin
käme unsere mit Kompromissen ver-
seuchte Wirklichkeit. wenn es tatsäch-
lich gelänge, ihr eine absolute Ordnung
aufzuprägen! Ebenso einstimmig wie
scheinheilig stempelt man das Genie
zum Utopisten ..der es seiner wirk-
lichkeitsfremden Unbedingtheit zu ver-
danken hat. wenn er sich nicht ver-
wirklichen kann".
Die Ausstellung als solche kann nicht
unbedingt als geglückt bezeichnet wer-
den. Hervorragend ist die von der
"Arbeitsgruppe besorgte Dokumen-
tation. die nicht nur die üblichen
Tableaus mit Photos usw., sondern auch
zahlreiche Zeitungsausschnitte, Briefe.
Buchpublikationen, Porträts von Ko-
koschka! u. a. m. umfaßt. Bestechend
die herrlichen. für Lobmeyr geschaffe-
nen Gläser, deren Vollkommenheit
geradezu zeitlos ist.
Die Aufstellung im Museum ist eher
lieblos. unoriginell. fad. der Katalog
ist der erste. der in gewisser Hinsicht
als mißlungen bezeichnet werden muß.
Als Werksverzeichnis dient ein bloßes
Einlage-Dappelbtatt, es findet sich zwar
ein solide gearbeitetes Register der
Projekte und Bauten nebst einer wert-
vollen Bibliographie. dafür fehtt aber
jeglicher Hinweis aufdas Biographische.
Da die Ausstellung 1962 war sie
in Paris bereits gezeigt worden von
Wien aus in die Bundesrepublik Deutsch-
land. nach Italien und in die CSSR
gehen soll. ergibt sich noch reichliche
Möglichkeit. verschiedene kleinere
Scharten auszuwetzen.
Köller
KARL PLATFNER MALER ElNER SYNTHESE
Wie sicher und überlegt Karl Plattner
seine Bilder konzipiert. wie genau er
eine Ordnung der einzelnen Teile
vornimmt. ein organisches ineinander
von Fläche und Linie bewirkt. geht
aus seinen Zeichnungen meist noch
deutlicher und überschaubarer hervor
als aus den Malereien. obwohl seine
Fähigkeiten in ihnen natürlicherweise
kulminieren. Eine der jüngsten Ar-
beiten, die ,.Begegnung" Bleistift und
Tempera. läßt deutlich werden. über
welch ein ausgeprägtes Gefühl für
die Plastik einer Form und ihre
Wirkung im Raum Plattner verfügt,
wie sehr jedes einzelne Bildsegment
auf das andere bezogen wird und
welche Vollendung aus dem kon-
sequenten Zueinanderführen der mit-
einander korrespondierenden Teile
spricht. Trotz dieser alle Mittel so
eindeutig beherrschenden Vorgangswei-
se im Entwurf eines Bildes macht sich
nirgends jene Sterilität breit, die im
Fall einer solch perfektionierten Art
des Schaffens eine latente Gefahr be-
deutet. Dies rührt daher. daß Plattner
sich nicht selbst festnagelt, daß er sich
nicht kopiert. daß ihm das Malen
eines neuen Bildes ein unwiederhol-
bares Erlebnis bedeutet. eine stets
wiederkehrende erneute Auseinander-
setzung mit dem. was ihm nicht zu-
geflogen ist und was er sich immer
wieder von neuem erobert. Er ruht
sich auf dem, was er einmal gefunden
hat, nicht aus, sondern sucht nach
Möglichkeiten der Stabilisierung dessen,
was er als für sich wahr und richtig
erkannt hat.
Dafl seine Art des Aufbauens einer
Figuren- oder Landschaftskomposition
dennoch in keinem Schema erstarrt,
hat nicht nur darin seinen Grund, daß
er sich mit dem Erreichten nicht zu-
frieden geben kann. Plattner greift jene
Mittel. über die ein Künstler verfügt.
der das Erbe der Moderne nicht
ignoriert und zu verwerten weiß,
ohne die Tradition einer jahrhunderte-
langen künstlerischen Entwicklung aus
dem Auge zu verlieren. immer wieder
PERSONALIA
Am 12. Mai-z vollendete akod. Bildhauer
ibsdt Franz Riedl das so. Lebensjahr. Riedl.
ein gebürtiger Wiener. war Schüler von
Bitterlich und Helirner. Der blldnerische
Schmuck vieler Wiener Gerneindebauten.
darunter auch humorvolle Tierplasllken,
stammen von seiner Hand. Auch als Porlrätlst
erwarb sich der Jubilar bedeutende Mertten.
Riedl ist Träger der Bronzemedaille der
Republik Frankreich. des Kunstpreises der
stadt Wien. des Staülsprelses. der Staatspreis-
medailie und mehrerer Auszeichnungen des
Künstlerhauses. dem er seit 1910 angehört.
Am 17. Marz starb der Nester der öster-
reichischen Maler, Prof, Gottlieb Theodor
Kempf-Hartenkampf im 93. Lebensjahr in
Achrairl bei Kitzbühel. Er war Schüler von
Berger, Müller, Eisenmenger und Trenkwcild
und schuf eine große Reihe von Portrats.
Mörchenszenen, religiösen Gemälden und
graphischen Arbeiten. 1903 wurde er mit
dem Kaiserpreis.1905 mit der Silbermedaille
der Weltausstellung von st. Louis. 1929 mit
der Großen goldenen Ehrenmedaille des
auf, um sie auf ihre Möglichke
zu untersuchen. seinen Vorstell
auf adäquate Weise Ausdruck zl
leihen. Aber er macht daraus
Neues, er läßt ein Amalgam
und neu entstehen. verbindet die
Form mit lösenden. auflockernde
taten. die seinen Arbeiten erst
Atem verleihen, durch den sie in
Kombination von Strenge und
tanem Zugriff leben. Die Spontc
der Aufgliederung und Lack
einer Form wird in den Malt
deutlicher. Hier bedient sich PI
des Mittels einer gezielt improvis
Fleckenmalerei, die sich mit derr
per, dem Gerüst seiner Komposi
eng verbindet und erst dazu führ
seine Bilder einen unverwechsel
Charakter annehmen. Er ist ein
der Synthese, einer der bezvvingei
und interessantesten. die es
gibt.
Zum erstenmal in Wien um
großem Erfolg zeigte die
Peithner-Lichtenfels im April Ar
Plattners in einer Kollektivausste
Der in Mols Südtirol 1919 get
Künstler hat sich zweimal länger
in Brasilien aufgehalten und an
reichen Biennalen teilgenomme
lebt heute in Mailand. Seit er urr
zum erstenmal ausstellte, hat sic
Werk sehr konsequent und br
entwickelt, stets einer Vereinfa
und Monumentalisierung der
zustrebend. die er aus Auseinc
setzungen mit den Hauptthemen
und Landschaft gewinnt. an dene
sein Gestaltungswille manifestiert.
Bilder werden von einem Mai ge
das sich aus einer Mischung von wt
Intellekt, ausgeprägt künstlerische
fühl und einem Hang zum Klass
zusammensetzt, dem jede Exklar
und jedes als ob" widerspr
würde. Die von ihm als Konse
der künstlerischen Entwicklung
Jahrhunderts erstrebte Neue
tion" nimmt in seinem Wert
überzeugende Weise Gestalt an.
Kristian 5c
Künsllerhauses und 1931 mit dem Stat
ausgezeichnet. Er gehörte dem kunsli
Seil 1902 an.
Am 20. Mal-z wurde Bourot Arch. D.
Otto Nadel 70 Jahre alt. Er war
von Krauss. Mayreder. Stmony und
Seit 1910 tm Stadtbauamt tätig. ist
erbauer des Amaiienbades, des vatt
in Stadiau und vieler städtischer
freibdder. die als ldee auf ihn zurück
Auch die Reihe der Gemeindebau
grdß. die vdn ihm geplant wurden. Sa
lSl Nadel freischaffend und nach W10
Planer vdn öffentlichen und prtvatbn
wohnanlagen und kleineren Obiektel
Die Gesellschaft bildender Künstler
verlieh ihm den "Goldenen Lorbeer".
Am 24. März konnte Arch. Prof.
Hubatsch den a0. Geburtstag feiern.
Schüler von Behrens und ist heute OI
stärksten Kräfte unter Österreichs
künsllern, zumal er slrlrien Planung
allem den berühmt gewordenen Schult
stets ein wohldurchdachles geistiges
zugrunde zu legen pflegt. Hubotsch
drelßtgmal pretsqtlkronl. Seil 1955
Mitglied des Kunstlerheluses.
Bovi der Kunstkritlker der offiziösen
römischen Tageszeitung ,.ll Messag-
gero", bezeichnet Godwin Ekhard als
..romantisches Temperament mit feinen
surrealen und expressionistischen ln-
tuitlonen", Wie dieser hob auch Profes-
sor Volerio Mariani, der Ordinarius
für Kunstgeschichte an der Universität
von Neapel, im Sender Rom die hohe
zeichnerische Begabung als typisch
österreichisches ldiom hervor. ln seinen
graphischen Zyklen wird Ekhards völlig
unkonventionelle Einstellung zur Ewigen
Stadt offenbar. In sarkastischer Kritik
geht er vor der Kulisse der Antike
und der Renaissance auf die Frag-
würdigkeit der Gegenwart ein,
ÖSTERREICHISCHE MALER ER-
tEICH IN DER EWIGEN STADT
Jsstellungen der beiden österrei-
in Maler Friedbert Aspetsberger
odwin Ekhard. welche in diesem
nr in Rom gezeigt wurden. haben
zsse und Publikum große Beach-
efunden.
Ekhard, der seit etwa einem
der Ewigen Stadt ansässig ist,
vom Klub der Auslandsiourna-
ingeladen, in dessen Räumen jene
zu präsentieren, die während
römischen Aufenthaltes entstan-
d. Das Katalogvorwart hatte der
ende Kunstschriftsteller Gustav
locke verfaßt. welcher Ekhards
aus der Zuordnung zu der
Bewegung phantastischer Ma-
zutet, die gegenwärtig in Öster-
ainen besonderen Nährboden
an zu haben scheint. Arturo
Friedbert Aspetsberger gab in seiner
Schau von Graphiken und Ölbildern
im Atrium des Österreichischen Kultur-
instituts gleichsam Rechenschaft über
seine Arbeit und Entwicklung während
eines Stipendienaufenthaltes in Rom.
KINDERPORTRÄTS VON HEUTE
Anmerkungen zur Ausstellung Elisabeth
Mayers im Antiquariat Nebehay. Be-
dingt durch die völlig neuen Perspek-
tiven, die von wegweisenden Malern
des 19. und 20. Jahrhunderts erschlossen
wurden, zählt die Porträtmalerei gegen-
würtlg ob zu Recht oder Unrecht.
sei hier nicht diskutiert wohl zu
den umstrittensten Ausdrucksmöglich-
keiten der bildenden Kunst.
Es läßt sich auch nicht leugnen, daß
sie durch die Photographie zumindest
der populären Funktion des Abblldens
weitgehend beraubt wurde und schon
dadurch an Verbreitung. aber auch
an Bedeutung gleichermaßen rapid
abnahm.
Porträtisten von Rang man denke an
Egon Schiele und den frühen Kokoschka
gibt es heute nur sehr wenige. und
auch sie sind kaum befähigt. der Kunst
kommender Jahrzehnte entscheidende
Impulse zu geben.
Das Gras der Port tisten begnügt sich
jedenfalls damit. den Auftraggebern
schmeichelnde und diese zufrieden-
stellende. mehr oder minder konven-
tionelle Konterfeis zu liefern. Das ist
wenn auch unzulänglich charakteri-
siert die gegenwärtige Situation.
deren Symptomen man auf Schritt und
Tritt begegnet.
Um so erfreulicher ist es daher, wenn
man wenigstens in Ausnahmefällen
Maler entdeckt, die es zumindest ver-
suchen. der Kunst des Portr ierens
neue Akzente zu verleihen. Die Kinder-
bilder der Wienerin Elisabeth-Meyer,
Plattner, Begegnung, 1963m. Blei-
Fernpera, 71 97 cm
Plaltner, Slrip-Taasa, 1964. Ol,
21 cm
Nlrl Ekhard, Internationaler Kon-
der Insekten. Zur Volkerverstandi-
und Valorlslerung antiker Denk-
r. Aus dein Zyklus nlnsekten",
Fzelcltrtung, t964, 22x29 cm, in die ln den Monaten April und Mai 1964
Jtbesltz
in der Galerie Nebehay in der Anna-
gasse zu sehen waren, stellen trotz
gewisser Einschränkungen, die an-
gebracht erscheinen, wenn auch keinen
ganz neuen Weg. so doch eine stärker
dem Heute angepaftte, erfrischende und
äihhiävggjghßfgjggivjerlfrftjjjgj äersönllche Variante der Porträtrnalcrci
ar.
bert Aspetsberger, Skizze zu den
Masken aus osiia Antika. 1964
rieth Meyer. Madchenbildnis
beth Meyer. Portratierler Knabe iiar
Bildnis
Hrdlicka, Die vergiftete Rivalin.
atzung aus dem Martha-Beck-
us. Ausgezeichnet rnlt dem Preis der
Mit dem Kunsthistoriker Günther Heinz.
der zu gleicher Zeit mit Aspetsberger
hier Studien über Damenichino nach-
glng und die Einleitung zum Ausstel-
lungskatalog verfaßte, stellte der vorher
genannte Kritiker des Messaggero"
fest. daß .,dleser junge Künstler gleich
weit von der abstrakten Kunst wie vom
Surrealismus der Wiener Schule ent-
fernt ist. Dafür steht er aber Kubin
näher, dem Ausgangspunkt jener künst-
lerischen Richtung".
Die einzelnen Werke beweisen eine
durchaus persönliche Aussageweise
Aspetsbergers Die dem Gegenstand
innewohnende Dramatik wird in der
Lithographie Drei Masken aus Ostia"
erfaßt, Widmung an Sizilien" heißt
ein eigenwillig komponiertes Ölbild in
frischen impressionistischen Farben. Mit
dem Bildnis der Altphilologin Dr. Leo-
poldine Swoboda beweist er seine
porträtistische Begabung.
Beide Künstler gaben in ihren Arbeiten
einen Beweis dafür, daß Rom auch den
Künstlern unserer Tage in ihrer zeit-
gemäßen Problematik viel zu geben
vermag. Für sie ist diese Stadt nicht
mehr Ort beschaulicher Rückbesinnung.
sondern Schauplatz geistiger Ausein-
andersetzungen der Gegenwart mit der
nach immer wirksamen Vergangenheit
und des Zusammentreffens intellektuel-
ler Kräfte aus allen Nationen und Erd-
teilen.
Walter Zettl
Die Künstlerin, die als lllustratorin be-
gann und derzeit bei Gerhard Swabada
studiert, war zwei Jahre hindurch
Schülerin Oskar Laskes. Elisabeth
Mayers Arbeiten haben ihren Aus-
gangspunkt unzweifelhaft im österreichi-
schen Expressianismus. ahne den sie
einfach undenkbar wären. Dies gilt
vor allem in Hinblick auf den Pinsel-
duktus und die Art der Darstellung im
großen Format. Die ornamentale Be-
handlung des Blldhintergrundes, von
dem sich die Personen in der Regel
klar abheben, verrät Einflüsse durch
den Jugendstil und deutet auch auf
ihren Lehrer Oskar Laske hin.
Aber trotz all dieser Parallelen, die
sich bei einer vergleichenden Betrach-
tung feststellen lassen. besitzen Elisabeth
Mayers Malereien durchaus eigenstän-
digen Charakter. Das malerische Tem-
perament der Künstlerin. das sich im
schwungvollen. kurzen Pinselstrich ge-
nauso äußert wie in der reichen, von
Bild zu Bild wechselnden, oftmals sehr
eigenwilligen Farbgebung. sowie ihr
kompositionelles Vermögen treten auf
vielen Arbeiten augenfällig hervor.
Dabei soll iedoch gar nicht bestritten
werden, daß vor allem im großen
Format vieles noch eher in Ansätzen
da ist als in der Ausführung Elisabeth
Mayer porträtiert erst seit drei Jahren
und die Künstlerin daher an Routine,
die für die Porträtmaierei unbedingt
notwendig ist. zweifellos hinzugewinnen
muß.
im formal inleressanteren, komposi-
tionell durchwegs gut bewältigten klei-
nen Format es handelt sich hier fast
nie um Auftragsarbelten, sondern um
freiere, dem persönlichen Experiment
offenstehende Kompositionen finden
sich jedoch deutliche und ermutigende
Anzeichen. die darauf hindeuten. daß
man der zukünftigen Entwicklung der
sicherlich begabten Künstlerin mit Auf-
merksamkeit entgegensehen kann.
Peter Baum
11
9. ÖSTERREICHISCHER GRAPHIKWETF-
BEWERB IN INNSBRUCK
Zur Ausstellung iin Tiroler Landesmuseum
Ferdin-xndeum. Der wichtlgi gesamtöster-
relchische Graphlkwetlbewerb. der seit 1952
vorn Kulturreferat der Tiroler Landesregie-
rung abgehalten wird, begegnete auch in
diesem Jahre wieder dem ararien Interesse
der Künstlerschaft. Es wurden E81 Blätter
von 30a Kunstlern eingesendct. Die Jury.
bestehend aus Dr. Walter Koschatzky. Direk-
tor der Graaiiiseiien Sammlung Albertina.
wian. Dr. crirn eaa, Direktor des Tiroler
Landesmuseurns Ferdinandeum, Kristian S0-
triffer, wian. und Dr. Josef Donnenberg,
Salzburg, wählte die i3 Freistrager und
besiinirnie die Blätter für die io Ankäufe
von Land Tirol und Bund. Diese Bilder
wurden zusammen rnii einer weiteren Aus-
wahl insgesamt 49 in der anschließenden
Wetlbewerbsausstellung gezeigt, die arn
24. April im Tiroler Landesmuseum Ferdinan-
deum eröffnet wurde, Es versteht Sich von
selbst, daß SlCh bei einer derart großen
Auswahl nicht alle Blätter ln der selben
Reife präsentierten. Die Ausstellung selbst
vermochte jedoch einen durchaus positiven
Uberblick über das derzeitige arabiiisrna
Schaffen in osierraien zu vermitteln. Man
konnte den Eindruck erhalten, es werde in
heute schon abgrenzbaren Richtungen mit
Talent und Wandlungsfahlgkell gearbeitet.
wobei ein großes Maß an Experimenti
fahigkeit eine beobachtenswerle Rolle spielt.
Die Richtungen sind mit dem phantastischen
Realismus der wianar Schule Caudenhove,
Weltzdorfer als auch personllchsler Aus-
prägung l-lrdllcka, Hradil. Schwarz, Gbschl.
der abstrakten Vehemenz französischer Rich-
iiina Decleva. Rainer, sisaiiar, Jungwlrth,
dem bildhauerisch verpflichteten Suchen
nach neuen ltaurn-Figur-Blldern Oberhuber,
Goessl. Gruber, der reinen linien- oder
farbengebundenen Abstraktion Paintner,
Schwarz l-i.. Aulzinger. Klima. Frohner.
Stirnpfl am ehesten zu kennzeichnen. Beste
österreichische Graphik vertraten Norbert
Drexel, Toni Tlefenthaler und Wilfried
Klrschl.
Preisträger Mario Decleva, Steiermark.
Preis des Bundesministeriums für Unterricht
Karl Grubcr. Wien, Preis des Landes Tirol
Alfred Hrdlicka. Wien, Preis der Bundes-
hauptstadt Wien Wilfried Kirschl. Inns-
bruck. Preis der Landeshauptstadt Inns-
bruck Gerhard weilobarasiarrairn. Teil-
preis des Landes Oberosterreich t-teinz
Staffelmayr, wien, Teilpreis des Landes
Oberösterreich Rudolf Paintncr. Steier-
mark, Preis des Landes Steiermark Michael
Coudenhove, Wien, Preis des Landes Karn-
ten lrrna Toledo. Salzburg, Preis des
Landes Salzburg Louise Autzlnger, Wien,
Preis des Landes Vorarlberg Sepp Schwarz.
Tirol, Preis der Tiroler Handelskammer
Roland Goschl. Wien, Preis des lnstitutes zur
Forderung der Künste in Oslerreich Adolf
Frohner. Wien. Preis des Franzosischen
Kulturinslitules in lnrisbruck Oswald Ober-
huber. wien, Preis der Bundesrepublik
Deutschland.
Magdalena Weingärtner
KLEINE IN FORMATIONEN
Die Österreichische Galerie hat die Absicht.
ein Verzeichnis der Werke von Hans Canon
Wien 1829 1885 Wien anzulegen. Private
Besitzer seiner Werke werden höflichst
beten. diese der Österreichischen Galerie
fernmündlich Tel. 726421, Dr. Ebenstein
oder schriftlich bekanntgeben zu wollen.
lahresprogramm der Galerie wuliengasse 14.
Kt entun
Ma Naive Maler aus Jugoslawien
Juni Erwin Thorn, wian Juli Maria
Lassnig, Paris August Enrica Casleilani.
Miiaria September Dadd Maina. Nanda
viga. MGCk, Piene Uecker,
Ausstellung Georg Petel in München
Das Bayerische Natianalrnuseum in Munchen
veranstaltet vorn 3. Juli bis 27. September1964
eine Ausstellung des Augsburger Bildhauers
Georg Petel 160171634, die ersiniais das
gesamte bisher bekannt gewordene Lebens-
werk zeigen wird. Petel, einer der wenigen
deutschen Barockbildhauer von europdischern
Rang, war in Rom. Genua, Augsburg und
Antwerpen tätig und mit P. P. Rubens und
A. van Dyck befreundet. Die Ausstellung
wird Lelhqabcri aus kirchlichem und Privat-
besllz sawia aus den grbßien aiiraaaisanen
Museen umfassen,
51
WICHTIGE AUSLANDSAUSSTELLUNGEN ÖSTERREICHISCHER KÜNSTLER
New York Im März wurde von Mari-
borough-Gerson Gallery lnc.. einem der
vier Höuser der Marlborough-Kette.
das Werk von Fritz Wotruba in wür-
diger Form herausgebracht. Der vor-
züglich ausgestattete. reich bebilderte
Katalog zahlte 68 Werke, darunter
38 Plastiken. eine Tapisserie gewirkt
von Fritz Riedl, ein Aquarell. sieben
Federzeichnungen. acht Bleistiflzeich-
nungen und drei Radierungen auf. Prak-
tisch alle Exponate waren abgebildet.
Die Katologeinleitung war von keinem
Geringeren als Sir Herbert Read. dem
führenden englischen Kunstkritiker, ver-
fafJt worden.
Im Schlußobsatz seiner Ausführungen
charakterisierte er Wotrubas Schaffen
mit folgenden Worten ..Das Statua-
rische. Statische. die Masse. das Gleich-
gewicht. die Einheit das sind nach
Wotrubas eigenen Warten seine Ideale.
Sie sind nicht notwendigerweise in-
organische Elemente. doch hat Wotruba
offensichtlich kein Empfinden für Flüssig-
keit. Unentschiedenheit. für .volupte'
im Wortsinne Matisses. Trotzdem ist
sein Werk restlos human. gleichzeitig
aber. ähnlich wie gotische Bildwerke.
ist es transzendental. worunter ich
verstehe. daß die menschlichen Ele-
mente jenen Größenordnungen unter-
lan gemacht sind. die von der Mensch-
heit seit ältester Zeit als .göttlich'
bezeichnet werden. Das ist kein frev-
lerischer Anspruch. es ist die Voraus-
setzung für Größe in der Kunst."
Die Auswahl der Werke umfaßte sümt-
liche Schaffensperioden Wotrubas. an-
gefangen von dem noch mehr oder
minder ..klassizistischen" Akt von 1930
hinweg über die einsetzende Disinte-
gration der Figur KaL-Nr. 4. Stehende
Gestalt. 1948 bis zu ihrer Neuformie-
rung aus blockhaften Grundelementen
um 1950. Steinsetzungen und -schich-
tungen und ihrer Reduktion auf fast
kompromililose Pfeilerhaftigkeit Ste-
hende Figur. 1962. Kot-Nr. 39.
Man hat das Gefühl, als müsse Wotrubos
Weg in letzter Konsequenz zum Menhir.
zur monumentalen. aber völlig un-
differenzierten Steinsetzung führen;
immer noch spielt gerade bei seinen
"Stehenden" der Kontrapost, jene
große, bisher unabdingbare Errungen-
schaft der griechischen Klassik. eine
entscheidende Rolle sie setzt sich
allerdings in unübersehbaren Wider-
spruch zur ..Kubisierung" der Körper-
elemente. wodurch der malhatte Cha-
rakter so mancher Schöpfung empfind-
lich gebrochen wird. Aber ob die
Rückkehr zum Mal. zur aus dem Neo-
lithikum stammenden Urformel echter
Bildhauerei. nunmehr. am Ende des
Jahrtausends. als das letzte Ziel der
abendländischen Gesamtentwicklung
anzusehen ist. bleibt eine ebenso be-
drüngende wie total offene Frage.
Hannover Vom 25. Mdrz bis 3. Mai
zeigte die Kestner-Gesellschaft einen
riesigen Querschnitt durch das Gesamt-
oeuvre von Hundertwasser. Der Kata-
log alleine war etwas noch nie Da-
gewesenes. brillierte er doch durch
100 Farbreproduktionen. sozusagen je
eine für die 100 Ausstellungen. auf die
die Gesellschaft verweisen kann. Und
daß ausgerechnet Hundertwasser der
hundertste war. bedeutete eine weitere
Apotheose des Hunderters
Aber der Katalog war nicht riur schön 12
und wirtschaftswunderlich luxuriös
hatt' mers net. so tdf mers net, er
ist wohl für alle Zukunft die Basis für
die unzweifelhaft zu erwartende Hun-
dertwasser-Forschung. ist doch in ihm
der vom Künstler selbst angelegte
komplette Oeuvre-Katalog mit allen
Feinheiten publiziert. Hei. wie sich da
die Forscher freuen werden. dem
Künstler Ungenauigkeiten. Fehlreihun-
gen und -datierungen und Willkür-
cikte nachzuweisen. es besser zu wissen
als er Egon Friedell. schau obal,
man hört sie im Geiste schon ihre kriti-
schen Federn spitzen und die Messer
unbestechlicher Objektivität wetzen!
Über die Ausstellung sich jetzt schon
auszulassen. wäre verfrüht. denn im
September-Oktober dieses Jahres soll
sie ohnehin in Wien im Museum des
20. Jahrhunderts gezeigt werden.
Aber eine sehr wesentliche Stimme der
deutschen Kritik soll im Zusammen-
hang mit dem Hannoveraner Ereignis
zitiert werden die Meinung von Will
Grohmann. kundgetan in der "Frankfur-
terAllgemeinen Zeitung" vom13. April
..Man sagt. er komme aus dem Wiener
Jugendstil, von Klimt und Schiele.
aber Kokoschka kam auch von Klimt
und ist ganz anders. Oder man legt
ihn auf Paul Klee fest. aber wie viele
kommen von Klee und haben nichts
mit Hundertwasser zu tun. Immerhin.
er ist im Zeichen des Schützen geboren.
wie Klee. Kandinsky, Woty Werner.
wem das etwas besagt, und es gibt
einige echte verwandtschaftliche Züge
mit ihnen. im Porapsychologischen. im
geistigen Transzendieren. das hat mit
Alter und Schule natürlich nichts zu
tun .. Die Spirale sie ist die Basis
seines Philosophieren und Malens.
denn sie kommt zu keinem
und will es nicht. Schließlich si
seine Bilder zusammen Element
Weltall-Spiralnebels. ohne Anfa
Ende. und von einem unwohl
lichen Leben erfüllt. das Zuföllii
Notwendiges umschließt
Paris Die Galerie Welz hat es
riommen. im lnsl.tut Autrichien
das Spütwerk von Wilhelm Tl
würdiger Form herauszubringe
Ausstellung war vom 16.Juni bis
geöffnet und umfaßte etwa 40
Diese durch die Raurnverhültnii
erlegte Beschränkung der Zahl
zu einer besonderen Konzentrat
Auswahl. Welz löste das Prob
daß er auf das Frühwerk Thön
gehend verzichtete. dafür ab
l-lauptakzent auf die Pariser ur
Yorker Perioden des Künstlers
Der Nachlaß Thönys wird sei
Jahren von der Witwe des
und von der Galerie Welz gen
betreut. Bei den Obiekten
stellung handelt es sich jedoch
falls nur um Material aus den
laß. auch die Albertina. die
Galerie in Graz und die Neue
Wolfgang-Gurtitt-Museum Linx
ten wichtige Leihgoben bei.
INTERESSANTES AUS DER KUNSTWELT
Byzaniinilche Kunsl Europäische Kunsl.
9. Euraparals-Ausslellung, Afhen, Zappeion.
Der Tilel der am 1. April eröffnelen Aus-
slellung isl pragrammalisch gemeinl. es ging
um die Darstellung der wechselseiligen Durch-
dringung von Wesl und Osl. wobei von der
Talsache Ausgang genommen wurde, dafl
die bvzanlinische Kunst als Wahrerin des
allgriechlschen Erbes bis an die Grenzen
der Neuzeil die Tradilion der Anlike lebendig
weilerführle und gerade hinsichlllch der
Kunsl des Weslens eine nichl zu unfer-
schüizende Vermilileraufgabe zu erfüllen
halle.
Die Masse der Exparlale enfsiammf der Zeil
vom 9. bis zum 16. Jahrhunderl. die Gliede-
rung erfolgle nach drei Gesichlspuriklen
Malerei Miniafuren. Ikonen. Fresken. Bild-
hauerei Werke aus Slein, Holz und Elfen-
bein und Kunslgewerbe Schmuck, Email,
Goldschmiedearbeiien. Keramik, Sioffe. Mün-
zen. Siegel. Teilnehmer waren die Milglied-
slaalen des Europaraies. der Vatikan, und.
saweii aus den Presseaussendungen hervor-
ging. auch die USA, die UdSSR und Jugosla-
wien. Dle palilischen Spannungen zwischen
Griechenland und der Türkei wirklen sich
durch sa manche Zurückziehung zugesicher-
ien Aussfellungsgules aus.
Zu den Haupfexpanalen llen Manu-
skriple der Bibliofheque Nalianale in Paris.
Emaile aus der Biblialeca Marciana in
Venedig. Ikonen und Fresken aus Süd-
ilalien. Elfenbeine aus Berlin und München.
dem Vicioria Bi Alberl Museum und dem
Brllish Museum. Elwa 600 Obiekle konnlen
versammelt werden.
Ein Werk von Michelangelo wiederenldeckl!
Nachrichlen vorn Aufiauchen bisher un-
bekannler Meisierwerke großer Kün ler
gehören zum Alllagsfulier des geprüflen
Zeifungsiesers. sie verschwinden zumeisl
ebenso rasch in jenem Nichis. aus dem sie
aufgelauchl sind. Die aus Leningrad Mille
April gekommene lnformalian. in der Ere-
milage sei eine bis dahin als Kopie nach
Michelangelo geführle Holzslaiuellc eines
gefessellen Sklaven als oflgihcl erkannf
worden. kling! insaferne seriös, als es sich
eben nichl um eine "Enldeckung" im Sinne
eines Fundes. sondern um eine mil wissen-
sChalllich-krilischen Melhaden durchgeführle
Neubeslimmung handell. Ihre Aularin isf
Prof. Dr. Malsulewilschi sie verglich das
kleine Halzbildwerk mil den Sklaven des
Louvre. die ja bekannllich zum Skulplurerl-
schmuck des nie vollendelen und nur in
hachsl rudimeniürer Farm abgeschlossenen
52
Julius-Grabmals gehörlen, Selbslverslandlich
wurde in den Vergleich das gesamie auf das
Grabmal bezügliche Malerial einbezogen.
Nach Malsulewiisch isl der Leningrader
Sklave vor den Pariser Sklaven enislanden
und zöhll zu einem Komplex von spaler
verworfenen Varianlerl.
Shakespeare in der bildenden Kund. Vier-
huriderl Jahre sind seil der Geburl Shake-
speares vergangen und in aller weil gab
es aus diesem Anlaf! Bühnen- und Lileralur-
veranslallungen sonder zahl. Kein wunder.
daß Shakespeare auch auf dem Gebiel der
bildenden Kunsl als Slimulalor wirkle, kein
Wunder. daß man sich dieses Aspekles
seines Weiierlebens gerade in England mif
besonderer Liebe und Gewissenhafligkeii
annahm. Die vom Arls Council zusammen-
geslellle Ausslellung beansprucht ahne Zwei-
fel besondere Aufmerksamkeit Sie umfaßl
im wesenllichen Werke englis her Maler von
Hogarih dessen zweihunde iahriger Todes-
lag heuer begangen wird über Blake und
die Prüraffaelllen hinweg bis in die un-
miilelbare Gegenwarl. Einige Lilhos von
Delacroix aus dem Hamlef-Zyklus. zwei
Gemälde von Chasseriau. eine Federzeich-
nung von ldseph Anien Koch "Macbelh
und die Hexen". Rom 1709 und Arbeilea
einer Reihe von in England heimisch ge-
wordenen Kunsllern ausländischer Pro-
venienz Füssli. Zoffany. Pieler van Bleek,
1. s. Sargenl ergünzlen das Gesamlblld dieser
Ausslellung. die durch Leihgaben englischer.
amerikanischer. schweizerischer. holländi-
scher und französischer Museen und Frivol-
samrnlungen zuslande gekommen war. lm
FJzll erweisl es sich. daß Shakespeare ähnlich
wie Goelhe keinen einzigen wirklich kon-
genialen lnlerprelen auf dem Gebiele der
Malerei und Graphik gefunden halle. an-
scheinend lüßl sich eine Kunslgallung nlchl
in die andere Überselzen, Varzüglicher. mit
echl englischer Akribie gearbeileler Kaialog.
Sallburaar Residenzgalerie Dia Welt der
naiven Malere. Der bekannle, in Salzburg
und München ansässige Schweizer Kunsi-
hündier Dr. Hans Felschcrin war mii dem
Aufirag bedachl, in der Residenzgalerie eine
sammei-aiusslellung zusammenzusiellen. die
einen erschöafenden Uberblick über Wesen
und Geschichle der naiven Malerei in neuerer
zeii geben sollte.
Felscherins Bemühungen war ein voller
Erfolg beschieden. es gelang ihm. wichligß
Maierial aus Privalsammlungen in Frank-
reich. der Schweiz und Deufschland für die
Aussiellurlg aufzulreiben. Sa sleuerle Mme
Jean Waller. die Wilwe von Paul Gullleaume.
dem größien Rousseau-Sammler der Well,
einige Schöpfungen des .,Douaniers" bei.
Der von Felscherin besorgle und eingeleilefe
Kalcllog enihüli eine Wlchllge Einführung
von Jean Cassou, dem Direktor des Musee
Naiianal d'Art Moderne in Paris,
Naive Malerei sieh! heule maleriell wie
ideell in hohem Kurs. mil Recht gili sie
gerade hinsichilich der Gegenwarlskunsi als
slilbildend. in dieser Hinsichl vergleichbar
der Kunsl der Exoten, der frühen Perioden
und der Hislorisch-Primiiiven. Auch dcr
Nichlfachmann fühll sich van ihrer elemen-
ldren Sprache beruhrf. So isl ddmil zu rech-
nen. dafi der Ausslellung sie isl vorn
4. Juli bis 30. Seplember geöffnel ein
großer Publikumserfolg beschieden sein
wird siehe Abb. 13,
13
Kunxfnachrichfcn aus Dresden. Anfang Jönner
erklangen zum ersienmcii seil zwei Jahr-
lehnien wiederum die Porzcllanglocken des
cdrrillans im Drßdner Zwinger.
Die mil der lnbelriebnahme des Glocken-
spiels als abgeschlossen zu belrachlendc
Rekonslruklion des Zwingers hai über
10 Millionen DM osl verschlungen.
Mille Jönner wurde im Dresdner Kupfer-
slichkabinell eine Gedenkausslellung Ernsl
Earlachs eraffnet. Es wurden 90 Zeichnungen
gczeigi. Eiwa zur gleichen Zeil zeigie das
Berliner Bade-Museum eine Gedachlnls-
aussiellung zum 100. Geburislag von Edvard
Munch. Munch leble von 1891 bis 1909 im
wesenllichen in Beilin und glll als
sische große siimuididr des deulsi
pressianisrnus In Berlin wurde
Jusii auch die ersic umfassende Al
des Lebenswerkes von Munch verans
lm Janner zeigien junge Dresdner
im Oberalsfer-Gvmnaslum in
Proben ihres Schaffens. Keiner der
war aller als 35 Jahre.
Im Februar zeigie die Dresdner
schaff bildender Kunsller eine Ai
"Syrische Kunsl". Das Volkskundi
zeigle eine Ausslallunq "Kinder
das neue Dresden"
Anfang Marz irai die Galcrie Kühl
Gedachlnisschau für den 1962 vers
Maler Rudolf Oilo vor die Öffer
Olio war Schuler van Slerl und
im Verkaufsraum der "Union" prc
Prof. Karl Hanusch Graphiken aus
fensiahrzehnlen. zumcisl Radierunge
Von Marz bis Mal zeigle das Kui
kablncll 50 Blauer zcllgenösslscher
SCJWCF Graphik und Furbllihas
moiaiew UdSSR.
Anfang April wurde in SchloB Pil
große Ausslellung "Anlon eran
Bildnisnialerei" eralfnel. Anlail
150. Todeslag des Kuiisilers Die Besli
arfeniiieiien Kunsisaminlunnen wurdi
zahlreiche Leingdben Crganzl. so
Aussiellung den Anspruch auf Lucker
aufsich nehmen konnlc
Heuer begehi dlO Dresdner Akade
bildenden Kunsie das Jubllaurn inr
hunderlyührlgen Beslandcs. DlC Feiei
zu Beginn des neuen Sludieniahr
finden. Zum neuen Rckiar der
wurde Prof. Rudolf Bcrgander beru
Slüülllcherl Kunsisammiungen Dres
reifen eine dem Jubllaiirn enlspl
Sonderaussiellung var, die einen
über das Schaffen der Schüler vor
dungsiahr DIS heule geben soll.
12 Frlfz Hunderlwasser. sinnende
Aquarell und Mischlcchnik, es
sia Hunderlwasserl-l Jacobii,
Wcrksnummcr 263
Louis Vivin. Paris La vaire de
mairl, Plane Sl-Sulplcc
a2 a2 crn. Kassel, Siadlische
Sammlungen
14 Andre Verlon, Alorrizcllalier.
und Collage. 97. so cm. Musee
d'Ari Moderne, Paris
er diesjährigen Biennale in Venedig.
Iu viel Zeit ist in der Zwischenzeit
erstrichen, um noch Spekulationen
ber Berechtigung oder Nichtberech-
gung dieses Schrittes, vor allem aber
ber seine Voraussetzungen und Hinter-
ründe anstellen zu können. Wir
iöchten an dieser Stelle vielmehr
tellung zu den Vorwürfen beziehen.
ie man dem Künstler und seinem
Verk gegenüber erhoben hat oder
irheben könnte.
'unkt eins Leherbs Werk ist qualität-
as. Das Qualitätsproblem ist eines der
teikelsten in Kunstgeschichte und Kunst-
.ritik. weil über das, was unter dem
legrtff "Qualität" zu verstehen ist,
iei weitem keine Einigkeit besteht.
Jnter dem Aspekt ,.akademischer Rich-
igkeit" entspricht wohl kaum ein
ttlerk zeitgenössischer Kunst einem
lementsprechend orientierten Qualitäts-
iegriff. Das Extrem ist die Wertung
lach der In-sich-Geschlossenheit der
Mocchia". der Einzelelemente und
ler Summe der kompositorisch-kolori-
tischen Erscheinung. Ein derartiger
Vlaßstab muß im inhalts- und themen-
"reien Kunstwerk. also in einem Produkt
tes Tachismus. letzten Endes in der
'einen Flächendekoration prinzipiell
das höchste aller Ziele erkennen. Gehen
Mir von der Tatsache aus, daß ein
unstwerk aus zwei Faktoren besteht.
iämltch aus seinem Thema das seit
tem Art pour I'Art" immer wieder
tegiert wird und seiner formalen
towie koloristischen Bewältigung. muß
tie Qualitäts-Gretchenfrage lauten In
welchem Ausmaß hatte der Künstler
eine faßbare und wirklich bedeutungs-
iafte Themenstellung und wie weit
gelang es ihm. diese Vorstellung mit
Jrigemessenen Formmitteln zu reali-
sieren? Nun steht bei Leherb wohl
ahne Zweifel fest. daß seinen Bildern,
Graphiken. Montagen und ..Destrua-
gen" konkrete und präzise thematische
Vorstellungen zugrunde liegen und daß
der Künstler alles daransetzte, diese
Vorstellungen zu veranschaulichen.
ohne dabei die ästhetischen Grund-
regeln zu verletzen. Die Frage, ob
und inwieweit ihm das gelungen ist,
stellt natürlich nach wie vor einen
möglichen Streitpunkt dar, aber hier
dreht es sich primär um Graduelles.
lST VERLON "ANGEKOMMEN"!
seine Ausstellung im Französischen saal des
Kunstlerhauses 9. April bis 10. Mai war
unzweifelhaft ein Publikumserialg. sie wurde
im Durchschnitt taglich von etwa 200 Men-
genommen haben und noch teilnehmen
werden.
Noch eines in diesem Zusammenhang
Wer sagt. daß die Maßstäbe, die Kritiker
in Österreich an Kunstwerke anzulegen
pflegen. auch in Venedig vor einem
absolut internationalen Forum gelten?
Die Richtigkeit dieser unserer Frage-
stellung wurde durch eine mehrseitige
Veröffentlichung bewiesen. die in der
Juni-Nummer der französischen Zeit-
schrift Galerie des Arts" erschien und
Auszüge aus Zuschriften sowie Stellung-
nahmen bekannter Persönlichkeiten
zum .,Leherb-Skandal" enthielt. von
denen einige zitiert seien; so meinte
Marcel Brion, Paris, Mitglied der Aca-
demie Francaise
"Ich bewundere die Entfaltung von Leherb
Talent. das in 1a marhtvoller Weise die
Mysterien des Unbekannten beschwört. Ich
würde ihnen gerne persönlich sagen. mit
welch großem iiitereua ich die Farieniwick-
iung in Ihrem sciiatten verfolge. und ver-
sichere Sie der großen, bewundernden Auf-
merksamkeit. rnit der ich Ihre Werke be-
trachte; ich dr ke ihnen meine volle
Sympathie aus."
Gustav Rene Hocke. Rom. einer der
Starpublizisten auf dem Gebiete der
Kunstkritik, stellte fest
"Die Begegnung niti Leherb iiai mich in
lebendigxter Weise in die Nähe von Grenz-
phänarnenen unserer heutigen Zeit gebracht.
Für diesen persönlichen Anschauungsunter-
richt bin ich Leherb sehr dankbar. Mit seinen
"casse-temps" Zeitzerstörern hat er ei
faszinierende Probe seines wo auBerord
iieti nggreuiven Talent. hinterlassen ..
Und zum Abschluß die Stimme des
belgischen surrealistischen Dichters
Marcel Lecomte. Brüssel
"Mit Leherb nehmen wir Fühlung mit einer
privilegierten .erotischen' Dimension, mit
jener Tiefe und Schwärze. die er durch
stillxettweigende. kdraerlieha Zerstörungen
erreicht. Was in unterer varitelliina trianch-
rnal nur flüchtiges Bild ist Leherb erzeugt
es von neuem durch eine Meditation des
entkleideten weiblichen Körpers. den Strati-
rikaiianen aui eigenartige weise wieder be-
kleiden. Leherb weibliche Körper sind
imstande. sich xeltm weiterzuträuinen. lange
Zeit. ili der priikoimißhen. tiefinnertten
Nacht
Punkt zwei Leherb ist wegen seines
exzentrischen persönlichen Auftretens.
wegen seines "Gelues" abzulehnen,
sein Betragen ist Charlatanerie und
widerspricht den guten Sitten.
lehnte ihn die Wiener Kritik entweder kraß
ab Johann Muschik. "Neues Österreich"
oder stand ihm zumindest mit mehr oder
minder großen Vorbehalten gegenüber.
Alles in allem hatte man den Eindruck. als
sei sie viel starker gegen den Menschen
einen Arbeitskittel nach Arbeitsschluß
ausziehen und an den Nagel hängen.
man muß ihn mit aller Konsequenz
bis ins Letzte hinein leben. Leherb
hat dies auch inmitten der schwersten
Krisensituationen getan mit aller
Kompromißlosigkeit, ohne jede Rück-
sicht auf ..taktische Richtigkeit" seines
Verhaltens.
Daß Leherb auch im Tiefenpsvcholo-
gischen wurzelnde Motive hatte. so zu
handeln. zu leben und zu malen, wie
er es tat und tut, konnte von Alte und
moderne Kunst" schon im Jahre 1961
durch Veröffentlichung autobiographi-
scher Notizen nachgewiesen werden.
Im übrigen sei ausdrücklich fest-
gehalten, daß Leherb bei aller Ex-
zentrizität kein Verbrecher ist oder
war er hat weder gestohlen. noch
vergewaltigt oder sich wie gerücht-
weise verbreitet wurde in Homo-
sexuellenkreisen bewegt und daraus
seinen Nutzen gezogen. Alle dies-
bezüglichen Behauptungen, wie sie
in mancherlei Zuschriften aufgestellt
wurden sind Gemeinheit und nichts
als Gemeinheit.
Punkt drei Leherbs Kunst ist weder
schön, noch gut. noch edel oder er-
baulich und daher nicht zur Repräsen-
tation nach außen hin geeignet. Dieser
in internen Diskussionen tatsächlichl
aufgetretene Gesichtspunkt ist so simpel,
daß er kaum entkräftet zu werden
braucht. Das Oeuvre von Hieronymus
Bosch und Goya sei sozusagen nur im
Ansireifen genannt. Hinsichtlich des
Vorwurfes der "Pornographie" sei an
die Werke der ..Voyeurkunst" des
18. Jahrhunderts erinnert, aber und
vor allem an die Monumentalisierung
und Glorifizierung schwerster sexueller
Verirrungen in Werken der Renaissance
und des Barocks Diana und Callisto
handeln lesbisch. Jupiter betätigt sich
an Ganymed als Püderast. Loth be-
treibt Inzest... Tatsächlich obszöne
Werke von Klimt und Schiele können
getrost öffentlich schaugestellt werden,
obwohl sie in ihrer Motivik krasser
sind als die Arbeiten Leherbs, deren
erotische Symbolik rein vom Motiv her
tausendmal mehr umgesetzt vorgetra-
gen wird als etwa bei Beardsley.
Köller
Bewältigung des schwierigen Ausstellungs-
lokals vorgeworfen werden es genügt
eben nicht. die Wände mit Bildern zu tape-
zieren. Daß es mit der Durchnumerierung
der Exponate und mit ihrer Beschriftung
durchaus nicht klappte. nimmt kaum mehr
nen iri dieser Chronik bedeutet also kein
indirektes Werturteil.
s. März! Kunstgewerbe aus Ungarn Metall-
und Textilorbeiten. Collegiurn Hungaricum.
ll. Hollandstraße 4.
9. Miirr Othmar Zecher. Grdvhik. Galerie
Fuchs. Millöckergasse 4.
11. Frühchristliche und koptische
Kunst. l. Äkademie der bildenderr Künste.
Schillerplatz. Christliche Kunst aus Äthiopien
und Nubien. Völkerkundemuseum. Neue
Hofburg.
Die in ihrer Zielsetzung etwas unscharfe
Ausstellung. die aus zwei erstmals in der
Villa Hügel, Essen, gezeigten Ausstellungen
in Wien rieu kombiniert wurde. fand be-
merkenswert wenig Resonanz, sie schlol
Anfang Mai mit etwa 25000 Besuchern ihre
Pforten. Sowohl in Essen als auch in Zürich
halte sie einen Besuch von jeweils über
100000 Menschen zu verzeichnen gehabt.
Metsterliche Ausstellungsgestaltung durch
Arch. Prof. Norbert Schleslnger. Grund ds
Mißerfolges die Ausstellung soll zwischen
iy, und Millionen gekasiei haben
mangelnde propagandistische Vorbereitung.
Fehlen einer elnleuchlenden. zündenden
Ausstellungsidee. Was der Wiener nicht
kennt. frißt er nicht. Außerdem ist das stark
verwahrloste Akademiegebüude alles andere.
nur nicht einladend.
Galerie im Griechenbeisel Louise Autzinger,
Bildteppiche. Zeichnungen. Fleischmarkt 11.
12. März Fiala. Exposition phantastischer
Gemälde. Galerie Synthese, Graben 12.
Micha Hirt Erscheinungen des Weiblichen.
Galerie Nagl. Gluckgasse 3.
13. Miirz "Schöpferische Freiz Kultur-
Verein der österreichischen Eisenbahner.
xv. Neubaugürtel 1. 120 Katcilognummern.
Gemälde. Graphiken. Plastiken. Kunstge-
werbe. Erstaunlich. wie sich die "modernen"
Stile auch bei Laienkünstlern durchzusetzen
beginnen.
16. März Franz Kline. Museum des 10. Jahr-
hunderts. lll, Schweizergarten. Ein Action
aainter mehr. der als Pionier dieses Genres
gilt. Leider war nur seine künstlerische
Endstatiori. nicht aber sein Schafferisweg
dokumentiert. Schmeller berichtete im
nKurier" unter dem Titel "Das Atelier als
Großbaustelle".
Peter Klitsch. Galerie Peilhner-Lichtenfels.
I. Seilergasse 16. Das neueste Oeuvre zeigte
ein fiihlbares Absinken der Qualität
schade!
17. März Neue Galerie am Landesmuseum
Joanneum. Graz Malerei der wiener
isiederrneierzeit. Mii Leihgaben der Öster-
reichischen Galerie. wien. Gigantischer
Publikumserialg.
Deutsche Expressionisten aus dem Besitz der
Stadt Ludwigshafen am Rhein, Neues Rathaus.
Volkshalle. 217 Exponate. alle bedeutenden
Meister der Zeit waren vertreten. Die Schau
wurde nach vierzehnlügiger Dauer ge-
schlossen und von etwa 10000 Besuchern
rreaiieniiert.
1B. März Josef Buttinger, Graphik-Malerei.
Internationaler Künstlerclub.Öslerreich-Haus.
losefsplatz s.
Zana Debowska-Tarasin leszek Rozga.
Graphik. Galerie in der Biberstraße 414.
Künstler aus Paten liegen weit ober dem
einheimischen Durchschnitt.
Goldschmiedearbeiten von Elisabeth Defner
und i-lelrried Kadre. Keramiken VDH Renate
und Dieter schrage. Österreichisches Museum
für angewandte Kunst, l. Stubenring S. ln
den Goldschmiedearbeilen wurde der Geist
der Wiener Werkstätte beschworen, die
Töpfereien erinnerten an japanische Tee-
keramik.
20. März Otto A. Hlrth. München. Gemälde.
Schaur ume der Osterr. Stdatsdruckerei,
l. Wallzeile.
Thomas Ender. Aquarelle. Alberiina, I. Augu-
stinersiratie 1. siehe Sonderbericht.
Now-Rauz-Feier1343 der iranischen Kolonie.
Hotel lnterconttnentcil. Man erinnert sich der
Tatsache. daß Darius d. Gr. das Riesen-
schloß von Persepolts zur Abhaltung der
Frühlingsfeier halte erbauen lassen.
ril Moskauer Laienkünsller. Schau-
der Osicrr. Sldüßdrutikerei. HDlCSG
iriibressierien Menschen wollen
en gelcrnlen Mdiern gleienidn"
eiliing. 3. 4..
il DIC Galerie nachsl Sl. Stephan bal
wer verdrisldiidng der .,Werkslcill".
ie. kaum cnlschlusselbclre Einladung.
Ddnieie. cdierie Synlhese. Ein Neb-
iSlOhlSl
lril Kolnik-Tihec. "Armierte Lein-
und Skulpluren GUS Eisen, Messing
elon. Rafflmerlesles dekoralives Kunsl-
be, Rnumschmuck ur besonders An-
svolle. Gdibrie Tde. Pdldis Pdiny.
lma Pakosla. Galerie Errisl Fuchs. Eine
idiiidwdllslen wdhrerinneri expressio-
ien Erbes. ,.Hlcr isi weder dds Sublek!
Ernsl Fdchsl.
ril Murilid Jdngwirlli, Galerie zum
Äpfel. lll, Lnndslraßc 74.
il Alexander Nemec. Zeilgenossischc
i. Galerie der Ersten Oslerreichischen
idsse. l. Neulorgasserschollenrlng.
is Edllnger, Graphiken. Erbnnnnds-
lung der Galerie Aulodldakl, lV. Opern-
.i'i c. Virmcml. Deiiii Mdierei und
lk. csnlrrie iin Nanserl-Huus, lll. sd-
IVQCISSC slthe Abb. 15.
ril Siegfried Slrusser. Linz. Misch-
en in Dispersibn Und cdlidde. Kleine
z. vlll. NcudßqqcrgüSse e.
Reilz, Aquarelle Und ZEiCllrIUViQEH.
Galerie,
il Karl Slark Galerie Ror Volmar.
du FOUbOUFg sdini-rldnere, Pdris 8-e.
ielienii dcrzcll Slclrk expressionlsliuhe
zu gehen.
KiHiSllerhGUSi
idnderbenrdg.
'il Franz ZUlOW 188371963. Gc-
isausslellimg, Neue Galerie der Sladl
velfgdinq-Gdrlill-Musebm.
und Slrdriddrle ildlieris. lidiienisenes
nsiilni. lll. unddrddsse 43.
ril Fruhlahrsausslellung. Gesellschaft
ler Kunsller Wiens. Kunsllerlidiis.
ilizh die Kolleklion Arch, Hdbalsch,
die klcinrermdligeri Ldndselidrlen
rriiseni PfCgGrlbüuer isi wieder gegen-
ii gewürdcfl. Er und NOWGk wurden
drollen goldenen Medaille uusr
iriei.
larrlerika. Mexiko Völker und Kullu-
useurvi lur Valkerkunde.
Franzosischer Saal.
Ellsnbelh Mayer. Klnderpdrirdls Adssieiiiind
bei Chrlsliun M. Nebehay, i. Anndddsse 1a.
Rddlinierie. qutllllclvolle GObrGuchSkuriSl.
dnierrndiieri durch psyerididdissnes Ein-
lühlungsvermcgen siene iinser geslariderler
ßeiirdg.
12. April Weihe des Sluccoluslro-Ällarbildes
VON sepp Müyrhuber in der Kirche der
Tbriiler des Galllichen l-ieilands. x. Quellerlr
slrdße a7. Dds Werk sleiii Szenen dds dern
Leben des hl. Joseph und des Ägyptischen
idsepn ddr.
1a. Apri- Burgen iind Ruinen ln Nieder-
oslßrrelch. Vülkäbllduhgiliüuä Nlargurclcn.
v. sldberddsse. Mii Aquarellen von w.r.
Dorner. Ein iinssenr wesentlich erscheinender
Vcrsuth IUF ldpdgrdpniselien Errdssdng von
7. T. ridensi gerdnrdeien oder küum bekannlen
Beslandcn
VIKYOV" Serbu. Galerie 7. vlll. Zellgasse 7.
Ein dds DUbVOVfNk sidnirnender und dorl
lebender Künsller, ddner vorwiegend eni-
Sprechende Molive.
11.. April ZOUbEF des Barock. Handzeich-
ndnden VON Georg Pevelz. edierie Nagl.
I. Gluckgasse 3.
15. April Kdnslsiddiiini dn amerikanischen
Universilälen. oslerr. Miisedrn für dnder
wandle Kunsl Achl Kunslschulen YOlE,
WOShlnglcn, cedrdid. Cleveland. Cddper
Union. lOWü. Texas und Kdinernien zeiglen
Woge und Früchle Ihrer Bemühungen.
M. 71. Mdierei. Linz, edieris Konlukl.
Volksleslslralie 23. Die Lcllenmalerin M. M.
WClf ini vdridnr VOrl der cdierie Tdd in
Wien rnii Erldig heruusgebrachl worden.
Aquürell-ZElChhUhg-Oflgirlülgfllphlk. Guler
rie Im Grlecheribeisl.
16. April Dds Kunsl- und Archilcklurbucil.
GOlEFlC Welz, SCllZlJUFg. sigrnbnd-rldrlner-
cdsse 16, Die Ausslellung erridii inrdn be-
sonderen Werl diirrn den krillschcn KO-
lalog.
Karl Pidliner. Galerie Feilhner-Lichlenfels
P. lsi der wdiii bedeulendsle rdrlriiiirer des
senielesrnen Erbes. Uberragcnder erldlgi
11. April Die Blldlidueflh ldndnnd SChOHr
burg-Hclrlerislein. Scliciurcurrie der Oslerr.
Siüalsdruckerei. Die Künsllerln geh! kon-
sediieni den Weg der VEPElhlGUiuhg und
Konzcnlrallon. Elemenlares Verhüllms zum
Wcscn dnd der Erseneiniirid des Tleres
siehe Abb. 16.
Fologrclllk Momkü von Boch. sendiirddrne
der Slaalsdruckcrel. DOUlUhg der MikrorWell
durch Trdnspbnieriinri ins crdlzrdrindi und
ddrrn gänzlich neut Wccie des senens.
zo. April Jugendwandern in Oslerreich.
seiiddrddrn vlll. FrledrlCh-Schmldl-Plclll5.
Feslliches Wien. Ausslcllung in laern. im liirii
Wird die SllClU Hi Rallcrdclm qezeigl. Die
Äusslellung ..Wicn Siadl der Arbell,
Sladl der Klmsl" läuil im Berichlsabschnlll
in verschiedenen slddlen Finnlands.
Das Seminar "Archileklen unserer Zeil"
wurde in der Alberlinu erallnel
21. April Mlloslava Wrbavu Prager
ßdllenirnpressieneri. srnddid-drne der Oslerr.
Slddisdrdekerei.
Herrndnri wdienid-fdelirdui Wdlenld. Pldslik.
Grdphik. MCllGrCl. sdlerie Tdd.
21. April H. G. Helms sprach über Exkurse
uber Freiheilllchkcil" in der Galerie nachsl
Sl. Siephdn.
Peler Pdirly Malerei. bcfüphlk. lnier-
nalionaler Künsllerclub im Oslerreichrl-laus.
23. April Hilde Goldschrnldl, Arbeitsgruppe
.,Synlhese Graben 12. Eine Kokoschka-
Schüleri die Wege der Abslraklion gehl
sel1e Abb. l7.
24. April losef Mikl
bücher. Galerie ndrnsl sl
rdiddrdri". cdierie Sl. siepndn, grdnsenes
Kabinen. Umgeselzle Akiddlndnrnen.
Arniiii Neuwlrlh Dns Wclldvlerlel. Ol-
vier neue Kinder-
Slephdn. nnedsuli
biider. Adiidreile. cdlidden. Niederaslerr
Ldndesrniisedrn. i. rlerrengdsss
Wbiigdnd Hclrb. Dessins, liinddrdpnies.
Galerie des Jeunes. a7. RUE Sl-Andre des
Aris. Pdris 6-e.
9. Oslerreichlscher Grqphikwellbewerb, lnnsr
bruck 192,4. Tiroler LOndeSrTluSeUm Ferdmun-
cleum. siene Sondcrbcrirhl.
Hdns G. Helms Köln. Lßiurigeri. vdrrdn-
rungen Museum des 20 lührhundcrls.
27. April Jean Ddbbrlei, liienrdnen. cdlerie
Auladidakl. Operrlgassc
2B. April Josef Plllhofer, Skulpl
Zeichnungen. cdierie Wurlhle.
Riiddw Dirndi. Aquarelle der lelzl
Sallburqer
Abb. 1a
Kunslverein. Resider
W517i"
29. April Kunslschule der slddi Lin
Junae Generation.
Ende April Scllzbul-ger Gruppe,
gen 1964 Fdinrn Sludfpcrk. GVCIZ
slellung wdnderl dnsrniieixend ncltl"
Ial. Salzburg. Nurrlberg und
Bcslcchcnd sthoner Kululüg mil 12
Rolaprinldrucken und 10 Linolschni
4. Mdi Oswm Amann. Zeichnunge
Nagl. Gluckgasse.
Osierreirns Seeldi-iri gesierri,
gen sendiirdiirne der osierr. slddisi
s. Mill llrriolliy Drever, Malerei
pliik Gdierie im Ndnsen-Hdds,
Pelcr bddrn. NlOleVEl-Gfüplilk.
lerie. Neudeggergasse.
Die Dresdner Galerie 100 Meis
sowie Klmslbllcher. Zenlralbuch
Wien l.
..visnne versdiiies les grandes
dvxdirisnrs ziisldnde gekommen
gruridelequrlg einer idee von Iindri
und i-leiniirb Drirnrnei. Die
brnrdizl 20 SOlC. ldsi dds ganze Pdr
VcrsaillCS. Neben dem Kiinsilii
Miiseiirn waren OUCh dds Ferd
lnnsbruck und dds Jddnnedrn GFOZ
geber vcrlrclcn. Eine Gegenausslel
196a in Wien sldilnnden.
F. Plachy, Mdlerei nnd Pressezeil
sebddrdiiine der osierr, siddlsdriiei
6. Mdi Schwarz nur Weiß. zeii
ÄUSSlEllvngSrUum des Kdlidrdinies.
sdsdn HGZGi. Ölbilder-Graphik. e.
Ersien Öslerr. Spdr-Cdsse.
s. liini GUSIQV Klimli
adierie Wclz. Sdllbufg
Handzeil
15 Prakclsh c. virrndni. Erwürlul
rcll. 195a Ads der Aussle
Nnnscnhaus
lö luhanna SChönburg-Harlensle
nrsnrigpr. 1963. Schwarzes
L. 561m
17 llilde Goldschmied, Mdierin.
Lwd. 9ÜX7ÜCTY1. zbr Aussl
der GGlEFlE Synihese
1a Rudolf Dirndl. sndkespedre
Slrallord OH Avcn. Aquarell, 31
ONSBERICHTE Die großen Friihiahrsauklionen in aller Well
ind rnederne KUnSl" hei rriil der angesehenen Tageszeilung "Handelsblall Deulsche
idnszeiieng, vereinigl niii Deulsche Zeilung". Erscheinungsorl Diisseiderr, eine ver-
Ing gelroffen, ndeii der unsere Redaklian die desgezeiehneien Aukiions- und Kunsl-
iberichle dieses aidiies in den eigenen Kunslhandelsleil aufnehmen kann.
nd rnederne Kiinsi" nerii. den diese von erslen Feehieeien verrdßien Berichle dis will-
ine Ergänzung zur Kolonne ..Kensigegensidnde dis Werlanlage" empfunden werden
wnungskurse Annöherungswerie1 DM öS 6.50.1 US oS 26.7.1 öS 72.-,
öS 5.50.1sFr oS 6,7.
ßrk Die Aukliori moderner Kunsl bei Parke-Same! am Abend des 8. April war ziemlich
hend. Die 116 Kalalognummern. auf elwa 550000 geschüfzl, erziellen nur eiwa 489 000
Dies lag nichl am mangelnden Inleresse der Käufer. sondern vielmehr an der Qualilal
yesandlen Malerials, das nur ganz wenige Hdhepunkle aufzuweisen halle, die dann auch
enlsprechenden Begeislerung aufgenommen wurden. So siieg Derciins "Eddefide am
ein Aquarell aus der Fauve-Zei? um 1905. bei einem Schülzwerl von 15000 auf 22000
und erzielle damil den höchslen Preis des Abends. Ein Slilleben von Sauline. 1921 gemalf.
der Sammlung Elle de Ralhschild kam, war bereiis durch die Farblafel im Kalalog
Haupiwerk der Auklion gekennzeichnel. Es blieb aber um Z0 Prozent unler dem Schall-
Dn Z5 000 S. Aus der gleichen Sammlung slammle auch ein monurnenlales Porlrüi.
zanne Valadon 1932 van ihrem Gallen Andre Uiler gemcill hat. Bei einem Zuschlag
blieb es um 3000 unler dem Schülzwerl. Auch zwei Bilder van Delaunay. das
anle, in große Farbflecke aufgeleille ..Porlröi van Jean Melzinger". um 1906 gernali.
kubislische "Femme Nue Lisanl". 1915. blieben mii 14 000 und 9000 unler der Taxe,
cks beweglen sich zwischen 5000 und 14000 ohne den höchslen Schülzpreis van
auch nur entfernt zu erreichen.
Bronzen von Jean Arp übersliegen jedoch rnil1500 und 1700 die Taxen. und die Bronze
Head" von Henry Moore slieg sogar auf 3600 2500 S. Unbedeulende Aquarelle
iuachen van Chagall blieben mit 9000 und 11000 ebenfalls 3000 unler dem Schürz-
lie Federzeichnung eines Beillers von Picasso aus der Sammlung Chrysler erzielle nur
300 S. Sein kubislisches Slilleben von 1915, ein Aquarell, blieb mit 6500 fasi auf halber
Taxe1Z 500 liegen. Guillaumins ..L'Ecol' das Bildnis seines Sohnes. sfieg jedoch
011121552055 und Jawlenskiis "Frauenkopf". ein Aquarell aus den zwanziger Jahren,
du
ungleichen Qualilül der Stücke ClUf dieser Auklian konnle man keine endgülligen
für den inierneiieneien Kunsfmarkl ziehen. Erkennbar wurde jedoch eben hier. ddß
eirneisigen Qediiidien nichl mehr ehne weiieres diirgenernnien werden. Erfreulich wer
aß Werke deulscher Kiinsiier immer größere Beachlung nnden.
il Die Frllhiahrxvursleigerung des führenden schwedischen Kunnaukiianshauses
ik Slockholm 15. bis 1B, April erbrachle rund 1,3 Mill. DM und war damil eine der
mfolgreichslen Frühjahrsauklionen dieses Hauses. Das Angebol des ersfen Tages umfaßle
iO Nummern Ölgemälde. Aquarelle und Graphik und ergab einen Umsalz von knapp
411 000 DM. Die Mehrzahl der überwiegend schwedischen Kunslwerke geiengie. va
Ausnahmen abgesehen. nichl weseniiien über den Taxwerl. Die Hbchslsumme er
2a 334 DM ein signierles Slilleben, 1915. des schwedisch-dänischen Meiers Karl lsakson
1922. Des Genrebild vdn D'Unker Pfandleihe" des der Düsseldorfer sehiiie
für 12700 DM dn einen Kunslhündler in Malmö. Das gleiche, ein Jahr spüler nei
Moliv benndei sieh im Siockholrner Neiiendirneseern. Einige kleinere Slücke ginge
englischen und nnnisenen Kunsihandel.
Das Andebei des zweiien Tages wer der Mebei. Keramik und cids konzenlrierl
insgesaml 377 000 DM. Den höchsien Preis erzieiie rnii 12400 DM ein Nahlisch
holmer Meislers Lundelius irn gusiavianischen siii die sehwediseh-neiiendie vdr
Louis XVl.. Für einen guslavianischen Sekrelür rnii Kalksleinplalle, iniersien und vs
Bronze wurden 9300 DM gezdhii. Ganz diigeniein sind guslavianische Mabelslucke
vor slark geirdgi. Des giii var allem auch für siehie. Höchsler Preis für ein sieni
8100 DM. Die ieeersie Rokakakommade. möglicherweise dem Slockhalrner Meisie
10. Jahrhunderl zuzuschreiben, wurde für 5120 DM zegesehideen. Spilzenslüci
ferner zwei Louis-XVL-Kandelaber, signieri Righelli. Rom 1795, die UUf je 0100 Di
Eine schwedische Rokokouhr, signierl Farslund, wurde rnii eeoo DM ersleigerl. Eine l.4
Tischuhr in Urnenfarm ging für 5700 DM weg. viele Slücke wurden vom Handel
men. Das gill auch für einen Teil der Bronze. Lebhall wer weiierhin die Nachfr
,.rdniiiie-rese'ueedeeiren; zwei Terrinen erziellen 2300 und 1500 DM. zwei grene
der gleichen Gruppe eao und 920 DM. Famille-rose-Teller breenien bis zu 230 DM.
Der driiie Aukliansiag wer der siiberversieigereng gewidrnei und breeiiie insgesaml 35i
Den höchslen Preis von 30000 DM erziellen zwei guslavianische Zuckerschaien,
Slockhalm Arvid Floberg 1779. die ddrnii 3700 DM über der Taxe lagen. Mil 6100
dem seheizweri wurde für 10 700 DM ein Rokoko-Sahnekännchen zugeschlagen,
Rinander176B. KW, N6
München Airr der Auklion bei i-iiige iieei in München varn 7. bis 9. April gingen
der Münchner Schule besonders gei. Ein Tierbild von R. ß. Adam erbrachle 3300
Genrebild von Hugo Kaufmann 4100 DM. die Alpenlandschafl mil Poslkulsche V01
Sckell kam der 3900 DM, Der große Giacomo Cefuli weehseiie iiir 7000 DM den Bes
gegen ging der Engel aus der Werkslalf lgnalz Gunlher, der allerdings nichl viel von der
sprache des Meisiers zeigl. ziiruek. Unler dern Kunslgewerbe erreichlen die beiden Ai
Silberleuchler um 1755 von Ph. Heckenauer niii 5300 DM den höchslen Preis.
Berlin Die 551. Aukliall bei Lea Spik in Berlin verlief im allgemeinen zufriedenslellen
aus Wesideulschland. Frankreich. Schweden und der Schweiz inleressierlen sich für die
des niederländischen 16. Jahrhunderts, des französischen 17. Jahrhunderts und die zu
Genrebilder des 19, Jahrhunderls. 4600 DM erzielle eine Landschafl Karl Heffnr
3100 DM. 3300 DM und zweimal 1200 DM drei Bilder von Willy Jaeckel. Eine flar
Allariafel aus der Frührenaissance ging für 3800 DM S000 DM nach London. Nichi
wurde ein Aklbild van Charlolle Berend-Corinlh. Hauptsächlich Spilzenangebale wur
bei der Graphik und bei den Plasiiken erlangt. Sehr gul seizle Spik Silbergegensi
darunler werlvalle Leuchter, Hurripen und Plalien aus dem 17. und 18. Jahrhundert
Fayencen, Glas. auch mehrere Galle-Vasen und anderes Kunslgewerbe kamen gulr
osiasialische Bronzen erreichten ihre Taxwerie nichl. Teppiche und Möbel wurden
mäßig gul verkauft.
NSTGEGENSTÄNDE ALS WERTANLAGE
lungen 1715 mil Kumrnenvaren
SOTHEBY. London. 18 November 1963
Russlsche und grlechlsche Ikonen.
DIESE Vcrslelgerung llegl zwar schon
crhebllchc ZQll zurück. da sle ledoch
eine der qanz wcmgen war. bel denen
ausszhllcßlnch lkonen ausgcbmen wurr
den. da Ikonen ferner 1m Augenbllr
wohl den Hohepunld ihrer kornmerzlel-
len BSllElJllVEU crrelchl haben und
es slch bel den Swcken dleser
Aukllon man durchwegs um außer-
ordenlllche. kaum anzutreffende Exarne
plare. sondern um durchaus exlslchle.
ugünglge" Ware handell. m1 "Alle und
moderne Kuns1" slch enßchlossen. dar
Veroffenlllchung d1eser Aukhon lsrenen
Raum zu qewühreh.
Glelchzelllq nlmrhl dle Redakllon dle
Geleganhcll wahr. dem l-la0se Solheby Sr
C0. ur dlo mmrnerrmide und sclbsllose
Unlerslhlzung zu danken. an durch
dlE laufende Ubcrlassung von Phalos
und Informnllonsrnalerlal der Zellr
schrlfr 1m lnlarcsse der kunsllnlcrcssler-
leh Offenlllenkelv gewahrl wlrd
Kalk-Nr. 103 MuHer Gaires von Wladlr
mir Eleusa-Umllenle. Nowgorod, 15. m.
Erlas' 580.7 '05 4276117 Durchaus
kein verruckler Prels für das vorzuqllche
Smck. das 51th reln vom Nlolw und Typ
her allerqraßler Resonanz erfrcul
KaLrNr. 58 Taufe Chrwsh. Zarcnschule.
spöles 17. Jh. In den Werken dar ,.Zareh-
schule" als dcr Holflzlellen" Rxchlunq der
russlschen Klrchenkunsl paaren SlCh
lIYZOHllHISCh-lrüdlllOhGllSUSChQ Elemenle
mil Zuqen weslllcher Gegervwarlskuhsl.
Erlos 120.7 05 8640. Em auch
fur Wiener Aukhansverhahrwsse durchr
aus reallshscher Preis.
KaL-Nr. S9 Muller Galles von Smolensk.
Wellerenlwlcklung des Typs der Hodlr
gilrlCl. Moskauer Schule, 17. Jh. Erlos
130. o5 931.07. Elnc der am
hcuügs1en Erschelnung lrelenden
Typen,
KaLrNr, a1. Kreuzigung cnrml. Nard-
liche SChUlQ,fFUlIE516.Jh. Erlbsi 390.
es 25360. l. Nach der Mlhc des
lahrhundeHs wird die Kcrnposlllon
vlelflgurlger.
KaL-Nr. 102- Maria Verkundlgurvg
Pskow n. 15. m. Erlos 260.
o5 10 720. 1. In diesem Memerwerk
offenbar! sich E148 hier noch ungebro-
chenc elerncnmre Kraf1 der Frbhzell,
SOTHEBY. London. 17 Aprll 1964
Franzoslsches MOb4l1QV. Anllquir
lalcn.
Eine der ganz großen Aukllonen. am
dwc am Kuns1wel1 mll Spannuhq warlele.
KaL-Nr. 54 LaulsrXVl -Karnmode
vanvaux von Davld Rocnlaen, Erlös
63 000,7 öS 536 000. Eln lH der
LWCFCHUF wohlbekannies. mehrfach pu-
bllzlcrles und ausgeslclllcs Slück alle
NlarkcHerle nach Januarlus Zuck.
Ernc Jjommade vanlaux" lsl dadurch
gekcnnzelchnel. daG dlc Schubladen
hlnlcr Tur1'lugeln verborgen sind
Kai-Nr 36 Paar Encavgnuren Eckr
schrankchcn. Konlgshalz. Louls XV,.
von Bernhard van Riscn Burgh. Erlös
13 000, o5 936 000. Rlsen Burgh
war der fuhrende Ebenls! selher ZeH.
Seine Pcrsonllchkeü wurde aber ersl
vor kurzem faßbar.
KaLrNr. 51 Schwarzr und Goldlackr
kommode. Louvs xvl.. 51K. E. Levasseur
Ehcnne Levasseur. 1721 1798. Schüler
von Boulle Erlas 216000.
051152 000.7.
Ka1.7Nr.42 Lauls-xvrekablnelrsrhrank-
cheh Form elnes Klappschrelbllscheä.
van Marhn Carlm. Erlos 11 2O0.7
aS 230 400, Einlagen von SevresrPor-
zellan kennzeichnen das relzvolle Möbel.
10 Kal -Nr Moscheelampe. Glas, Hälfte
des 14 Mclrneluckenperlode. Erlas
2100. oS 194 400.7. Dle lnschriß
bezlehl slch auf den Sullan NGSIF adrDln
Mohammed. der zwisrhen1293 und1340
drelmal an der Macht war.
SOTHEBY. London. 29. April 1964.
lrnprcsslonlslen. rnenerne Nlcls1er.
11 Kuh-Nr, 30. Odllon Reden, Blumenmpf
m11 Garamen. 50 32,5. um 1905.
Erlos II Z0 500 a5 476 000.
12 KaLrNr. 37 PlerrerAuguslc Renolr.
Chrysanlhernenvase. 795x635 Um
1880182 Erlos 37 000.7
a5 664 000.7.
13 Kal rNr. 41 Camllle Plssarro, Eisenbahn-
Schranken be Panloise. 65x81. Slg. u.
da1.1873. Erlös. 32 000.7
dS 304 000.
14 Kai-Nr. 42 PlerrerAuqusie Renoir. Sich
kammende Blondlne. 65x54, EhlSlQn7
den 1886 Erlos 63 000.
oS 536 000.7
15 KO'.'NV. 54 Plerre-Auguslc Renalr. Der
gungc Soldat 53x 31.5. Um 1877180.
Erlos' 46 000.7 a5 3112 000.
Buchbesprechungen
r. t-t dcarand oiiislur. .,iarg Lederer, aiii
Allgü rBtidichnitzcrdarsaittgatik". wark-
katalag. bearbeitet von Theodor
Müller und Alfred Schädler. varlag
tur Heimatpflege. KemptenlAllgäu.
DM 29.50.
Die Kunst ds ersten Drittels des 16. Jahr-
hunderts. der leidenschaftlichen und erregten
Zeit der Reformation und der Bauernkriege.
ist in den letzten Jahren besonders in das
Blickfeld der Kunstgeschichte gekommen. Sie
erweist sich immer mehr als ein Höhepunkt
der deutschen Kunst. Zugleich ist sie
für lange Zeit aber auch ein Endpunkt
der Altarbaukunst und religiösen Plastik. die
nach diesem großartigen Höhepunkt in den
Reformatioriswirren erlischt und erst um 1600
neu belebt wird. An diesem Punkte steht als
bedeutendster vartratar obarschwabans Jörg
Lederer gleichbedeutend wia sein nach
monumentalerer und bayerisch-vitaterer Zeit-
genosse Hans Lainbergcr.
Die vorliegende Monographie schließt daher
eine wichtige Lücke im Schrifttum zur
Geschichte der deutschen Plastik. Es ist er-
freulich. daß dies in einer besonders kon-
zentrierten und knappen oarstaitung der
wissenschaftlichen Tatsachen gaschiaht. tm
ersten Teil stellt P. Hildebrand Dussler an
Hand der Archivalien alle Nachrichten und
Dokumente zu Lederers Leben dar. Im
Vorwort zum zweiten Teil schildert Th. Müller
in einem knappen und inhaltsraichan Essay
Lederers Bedeutung und Stellung in der
Geschichte der spätgatischen Plastik. Daran
schließt als Hauptteil der von Th. Müller
und A. Schadler erstellte kritische Werk-
katatog. Im Abbildungsteil folgen mehr als
a0 ganzseitige schwarzwaintaraln. Als ain-
ziger Mangel werden die unplastisch ge-
blitzten Farbtafeln und die Idee. Plastik als
ausgeschnitten Silhouette freigestellt im
Textteil abzubilden. empfunden. Diese
kleinen herstellungstechnischen Mängel ver-
mögen jedoch die Bedeutung und den Wert
der Publikation nicht zu mindern.
K. Rossacher
Erich Widder. Zeichen des HE Kirchen-
kunit der Gegenwart In Österreich. Ober-
ästerreichisclier Landesverlag. Linz
Farbtafeln. 110 Abb. 96 Seiten
Text. 276.
Der Titel des Werkes scheint an zwei Buch-
titel anzuschließen. die aus den zwanziger
iahran. der Anfangszeit dar liturgischan
Erneuerung. stammen Romano Guardinis
"Von heiligen Zeichen" und Das Jahr des
t-leits" von Pius Parsch. Dami ist auch auf
jene bzwei Strömungen verwiesen. die die
prinzipiellen Voraussetzungen für die re-
llgtöse Kunst dar letzten rund vierzig lahra
schufen dia Jugendbewegung und die
liturgische Bewegung. Beide standen mit-
ainandar in engster Wechselbeziehung und
bawirktan aus ihrar existentiellen Ziel-
richtung. aus ihrem Bemühen um eine neue
Lebenshallurig. dal auch der weite Bereich
aller dem Kult dienenden künstlerischen
Leistungen. alias Gegenständliche. Bau. Bild-
werk und Altargerät. auf der Grundlage
der beiden Wahlsprüche ..Ornnia instaurare
in Christa" und ..Sentire cum ecclesia" neu
überdacht wurde. Die Folge dessen war
und ist jene tiefgreifende und umfassende
Veränderung. welche die Kirchenkunst seit-
her erfahren hat und worin die Neubesin-
nung auf die zumal für den Kirchenbau
maßgebenden Tatsachan. Opfer und Ge-
meinde. Sakrameriterispendung und Ver-
kündigung. ihren formalen Ausdruck ge-
funden hat. Neben diesen geistesgeschicht-
ltchen Grundlagen schildert der Autor in
dem als Weg bezeichneten 1. Kapitel die
künstlerische Entwicklung. an deren Anfang
ar das Werk Otto wagnars stellt. um sie dann
an Hand der bahnbrechenden Bauten von
Peter Bahrans. Clarnans Holzmeister. Do-
minikus Böhm. Rudolf Schwarz und Robert
Kramreiter. also der Generation der Weg-
bereiter. bis in dia unmittelbare Gegenwart
zu verfolgen. Hier ist der Hinweis auf die
große Bedeutung der Schweizer Kirchen-
archltekten. allen voran Hermann Baur.
wichtig. dia den in Deutschland und Oster-
reich eingeschlagenen wag fortsetzten. als
während das Kriagas und arn Höhepunkt der
nationalsozialistischen Herrschaft in den bei-
den Ländern der Kirchenbau stockte. An
diasan Abschnitt schließen sich zwei Kapitel
..Bau" und ..Bild". iri denen dia große
Aufgabe des Gotteshauses und des Einzel-
kurtstwerkes. aber auch die Problematik
behandelt werden. wie sie die heutige künst-
lerische Ausdrucksweise. die neuartigen tech-
nischen Möglichkeiten und Materialien her-
vorrufen. ltt dem folgenden, 67 Seiten um-
fassenden. also umfangreichsten Teil des
Buchas hat der Verfasser gelegentlich recht
ausführliche Erklärungen zu den Abbildungen
zusammengestellt. Dabei werden die dan
ainzainan Aurtrdgan zugrunde liegenden
konkreten Forderungen, lokalen Be-
sonderheiten sowie dia ralig sa und künst.
lerische Interpretation der einzelnen Werke
dargelegt. Hier und in dem Abbildungsteil,
darin Entsprechung zu den Einleitungs-
kaplteln "Bau" und ..Bild" in die Abschnitte
"Bau undl Bezirk". "Raum und Altar".
"Taufe. Beichte und Verkündigung". .Ma-
lerel". "Plastik". "Gerät und Gewand"
56
unterteilt ist. werden ausgewählte Werke
gegenwärtiger religiöser Kunst in ostarraich
vorgeführt. wobei dia jüngeren Künstler
unseres Landes sich als die Nachfolger der
in der Einleitung aufgezählten Prapagatoren
ausweisen. Ob es nicht möglich gewesen
wäre. dari Ubarblick mit mehr Beispielen
aus den verschiedenen Phasen neuerer
Kirchenarchitektur zu belegen. um den
schrittweisen Gang der Entwicklung deut-
tlcher zu machenl So. wie die Bildwahl
getroffen wurde. wirkt sie etwas willkürlich.
Um so mehr vermißt man daher Verzelch.
nisse. in denen nach Orten und nach dem
Erbauungsjahr geordnet die wichtigsten
Sakralbauten in Österreich seit dan frühen
zwanzigar iahran zusarninangataiit sind z. B.
seit Clemens Holzmeisters Kirche in Batschuns.
1913. Auch fehlt ein Register der namhaften
Architekten mit Daten und kurzen Angaben
ihrer Werke. Derartige Behelfe und In-
formationen. die Tatsachen und sachliche
Mitteilungen beinhalten. erhöhen den Wert
eines Buches beachtlich und machen es für
den Interessenten und Fachmann zu einem
vielseitig verwendbaren Nachschlagewerk.
was aigantlich angestrebt wardan sollte.
Die Gelegenheit. ein Werk wie das vor.
liegende herauszubringen. müßte so intensiv
als möglich genützt wardan. da sia sich nicht
so bald wiederholen wird. Bei der Be-
urteilung der abgebildeten Werke mulJ
man sich darüber klar sein. da! nicht erst
hauta neue waga beschritten werden. son-
dern dcill jede Epoche. die sich stilistisch von
der ihr vorangehenden Zeit unterschieden
wissen wollte. niit Batanung auf ihr Anders-
sein. auf ihren neuen Weg hinwies. Diese
grundsätzlich positive Einstellung zum Phä-
nomen des neuen Weges muß unbedingt vom
Betrachter eingenommen werden. Von die-
sem Ausgangspunkt her hal er den Nach-
vollzug zu leisten und zu prüfen. ab die
Bewältigung des gestellten Themas restlos
gelang; im wahren Sinne. ob nicht ein Rest
bleibt. der unbewältigt blieb und darum
stört. Die Bewährungsprobe wird darin
bestehen. ob sich beim Anschauen. bei Ver-
senkung die notwendigen meditativen As-
soziationen und das Ergriffensein einstellen
oder ob dies nur unvollkommen erreicht
wird. Hier bleibt freilich auch ein letzter
Raum für das aus persönlicher Kunsterfah-
rung und ästhetischem Empfinden resultie-
rende subjektive Urteil. Beim Lesen der
Begleittexte stellt sich gelegentlich die Be-
obachtung ein. dafl zwischen den geistvallcn
und mit Texten aus der Heiligen Schrift
belegten Erläuterungen und der künst-
lerischen Verwirklichung des Themas eine
Kluft besteht. Der Grund dafür scheint mir
zu sein. dalJ die kritische Beurteilung der
formalen Mittel. ihres richtigen Einsatzß.
ihrer Qualität und des Grades ihrar Be-
herrschung zugunstan einer einseiti Irl-
tellektuellen Analyse vernachl" wird. ia
diese galagantlich sogar das argawicht
hat. Eine weitere Schwierigkeit ergibt
sich aus darn hautigan Bestreben vieler
Künstler. anstelle alter Symbole neue Zeichen
zu setzen oder mit der herkömmlichen
lkonographie zu brechen. Vielfach ist hier
der Zugang für das Verständnis ohne Kom-
mentar schwierig und gelingt auch dann
nicht völlig. Immer noch stehen wir da erst
am Anfang einer Entwicklung. Wenn man
bedenkt. daß die liturgische Bewegung im
deutschsprachigen Raum von Klosterneuburg.
von Österreich. ihren Ausgang genommen
hat und in Erwägung ziehl. wie viele geisti-
gen und künstlerischen Verbindu
schert österreichischen und ausl" "schen.
zumal deutschen Persönlichkeiten bestanden
haben. dann ist die Ernte. die dieses Buch
zeigt. gering. Immerhin kann unser Land
auf Werke von so überzeugender Qualität
wie die Pfarrkirchen zum Heiligen Blut in
Parsch Arbeitsgruppe und st. Martin in
Traun bei Linz F. Zachhuber sowie die
Autobahnkirche J. Krawina und W. Schmut-
zer und auf Schöpfungen van fraglos
europäischem Rang wie Herbert Boeckls
Frsken in dar Engelskopelle in sackau.
die Standorten von Ernst Fuchs und die
Glasfenster Margaret Bilgers hinweisen.
Erich Widders Unternehmen. annähernd
20 Jahre nach Kriegsende eine Zusammen-
stellung von ihm prominent erscheinenden
Beispielen kirchlichar Kunst in Österreich zu
geben. worunter mit der Pfarrkirche Sankt
Tharasia in Linz Rudolf Schwarz das groß-
artige Werk eines Ausländers hervorragt.
ist höchst begrüßenswert. Vor allem sei es
auch wegen seines historischen Uberblickcs.
wegen sainar theologischen. liturgischen und
künstlerischen Kommentare allen kirchlichen
Bauherren und Behörden dringendst empfah-
len. um Verständnis zu wecken und zur Nach-
ahmung anzuregen. damit die Gefcthr des
Provinzialismus abgewehrt und die Kirchen-
kunst in Österreich einen Aufschwung
nehme.
Franz Windisch-Graetz
rrcd Hennings. RingstraBon-Syrnphurt
1.Satz 1557-1870. Es ist mein wilia.
72 Seiten. 74 Abbildungen. 2. satz
1870-1884. Es war sehr schon. es
hat Mich sehr gefreut. 80 Seiten.
S7 Abbildungen. 3. Satz 1834-1899.
Mir bleibt nichts erspart. 80 Sei-
ten. 69 Abbildungen. Karte. Pro
Band 568.-.
Kaina stilistische Epoche hat dani Stadtbild
wians so sahr ihran Stempel aufgedrückt.
wia dia Periode das Historismus der zwaitan
Hdirta das 19. tahrhundarts. Der Anbruch
das Maschinenzeitallers und dia industrialla
Revolution hatten auf atlan Lebensgebteten
tiefgreifende Veränderungen gebracht. oiasa
rnußtan sich notwendigerweisein dar Haupt-
stadt mit ihrar stets zunehmenden Bevöl-
kerung. ihren zahlraichari wirtschaftlichen
Unternehmungen und gewerblichen Betrie-
ben besonders stark auswirken. Die moderne
Großstadt entstand. Daß Fred Hennings uns
in seinen drai Bänden diesen stadtabaultch.
kutturgaschichttich und künstlerisch bedeut-
sarrian und rasziniarandan Prazeß schildart.
ist verdienstvoll und iahrraich zuglaich. Man
kommt nämlich dabei zu dar Folgerung. ja
sie drängt sich einem als Forderung auf.
daß as nicht länger angehen kann. die bil-
dende Kunst. zumal dia Architektur und dia
ihr dienenden Kunstgattungan Innendekora-
tian. Ausstattung jenes zaitaliars van dar
wissenschaftlichen Bearbeitung ouszuklam-
mern. einfach zu überspringen. wait nian
darn Schlagwort und dar vorgefaßten Mei-
nung huldigt. die Jahrzehnte zwischan Var-
rnarz Spätbiedermeier und Jugendstil seien
als Dekadenz und Fehlentwicklung in Bausch
und Bogen abzulehnen. Es ist an dar Zeit.
dia bildende Kunst jener Epoche, dar man
aiir andaran künstlerischen. auf wissenschaft-
lichert und technischen Gebieten hervor-
ragende Leistungen zubilligt. nun aus dar
inzwischen gewonnenen Distanz rriit obiak-
tiv at und varstandnis einer eingehenden
wissenschaftlichen Prüfung zu unterziehen.
Dali das Ergebnis eine volle Rehabilitierung
sain wird. dafür sind alla Voraussetzungen
gegeben.
l-lannings langjährige Beschäfttgung rnit
Wiens Topographie und Lokalgeschichte
hatte zunächst in kulturhistorischen Vor-
trägen an dar urania ihren Niederschlag
gefunden. daran Auditorium aina siats
wachsende Gemeinde bildete. Eigentlich lag
as nahe. daii eine Verlagsleitung sich dieses
wertvolle Material zunutze machte. um es
einem noch weiteren lrttersserttertkreis in
Buchform zur Verfügung zu stellen. Der
große Erfolg. der Hennings beschieden war.
wenn er mit der kultivierten Vortrags- und
Sprachkunst des Burgtheatermitglieds seine
Zuhörer zu fesseln verstand. blieb auch dem
Buchautor Fred Hennings treu. da die
Ringstraßen-Symphonie lange Zeit einen
führenden Platz auf der Wiener Bestseller-
liste einnahm. Was die Lektüre dieses Buches
so aufschtußreich und anregend macht. ist
dia umfassende Darstellungsweise das grarian
Ereignisses der Stadterweilerung. Wie in
einem Hohlspiegel versteht es der Verfasser.
das vielgestaltige Bild dieses halben iahr-
hunderts auf den rund ZOO Textseiten der
drei Bände zusammenzufasen. Die Schlei-
fung dar alten Basteiert und die Anlaga einer
Prachtstrallte. die nicht nur die Bedeutung
der kaiserlichen Haupt- und Residenzstodl.
sondern auch das ganzan vielgliedrtgen
habsburgischen Reiches repräsentieren sollte.
war ein so gewaltiges Vorhaben. daß es
durch tausend Fäden mit der Politik und
Wirtschaft. der Gesellschaft mit ihren
differenzierten Schichtungen und schließlich
dem großen Gebiet der Künste mit ihran
vielen Spielarten auf das engste verbunden
war. Hennings versteht es. die wichtigsten
Repräsentanten altar dieser sozialen Grup-
pierungen an uns vorüberziehen zu lassan
und sie zu charakterisieren. Bei einigen.
deren Wirken nicht nur für das Werden der
Ringstraße. sondern auch iitr das Wien jener
Jahre einflufJreich war. verhält er länger
und macht uns näher mit ihnen bekannt.
Wie ein Leitmotiv steht zu Beginn der ersten
der in drei Sätzen komponierten Symphonie
die Persönlichkeit des Kaisers Franz Joseph.
Dieses Thema durchzieht als roter Faden
die Darstellung des Geschehens und steht
nochmals in alter Eindringlichkeit im Finale
als die von Tragik überschattete Gestalt des
Kaisers vor uns. Um diese zentrale Figur
gruppieren sich Staats- und Kommunal-
politiker. Bürgermeister. Parteigrößen. pro-
minente Mitglieder der Dynastie. des Adels.
der Hochfinanz. der tntelligenz und Künstler.
unter denen Hans Makart und Johann Slrauli
besonders hervorgehoben werden. da sie
ihre Zeit durch ihre Kunst entscheidend zu
prägen vermochten. Gerade das Erfassen
dieser Vielzahl von Persönlichkeiten. Charak-
teren und ihran Leistungen. gewürzt durch
das eng damit zusammenhängende Anek-
dotische. macht den großen Reiz. noch mehr
aber den hohen historischen Wert dieses
Buches aus. das bei aller Genauigkeit im
einzelnen doch jedes enge Spezialistentum
vermeidet. Zu dem kommt noch hinzu. daß
die vartragswaisa dieser Symphonie die
schulmcisterlich-kathederhafte Diktion ver-
meidet und dafür in Wortwahl und Ausdruck
den Charme des wienerischen tdioms mit-
spielen läßl.
Franz WindischzGraetz
Erich Meyer-He Der Nürnberger Glas-
lchnitt des 17. Jah underts. Verlag rn-
berger Presse. 196. Mit 170 Ab-
bildungen.
Folgende Nürnberger Glasschneider des
17. Jahrhunderts werden ihrem Oeuvre arit-
spi-achahd rnahr oder weniger ausführlich
behandelt Georg Schwanhardt d.A.. Hein-
rich Schwanhardt. Hermann Schwinger.
Hans Wolfgang Schmidt. Paulus Eder. Georg
Friedrich Killinger. Christoph Dorsch. Adam
Renneisen.
Am meistert befriedigen naturgemäß die
Kapitel über jene Glasschneider. die ihre
Arbeiten häufig signiert haben Schwinger.
Killinger sowie das Kapitel über den meister-
lichen Heinrich Schwanhardt. der zwar
keine seiner erhaltenen Arbeiten signierte.
dessen künstlerische Persönlichkeit aber
durch einen archivalisch gesicherten Pokal
sowie durch die Mitteilungen seiner Bio-
graphen fest urnrissan ist. Nicht ganz über-
zeugend sind dia Zuschreibungen an Georg
Schwanhardt d. A.. hier gruppiert der Autor
uni vier signierte stucka vierzig weitere
abgebildete Glasschnittarbeitert. Dali es um
die Einhaltung eines kaiserlichen Privilegs
nicht sehr strang bsstallt gewesen sein mag.
ist dem Autor zwar bewußt. aber bei den
Zuweisungen an Georg Schwanhardt d. A.
mag er diese Erkenntnis gelegentlich ver-
gessen haben.
Trotzdem ist aber das Buch ein Vergnügen
für jeden Glasllebhaber. sowohl seines
Textes als auch seiner guten Abbildungen
wegen.
lgnaz Schlosser
Albert Birkll. Farbfenster. Mit einer Ein-
führung von Egon tlieble. Verlag Ernst
Kaufmann. LahrISchwarzwald 1963.
Mit 18 z.T. farbigen Abbildungen.
Dia Bilder. Glasgemälde und Entwürfe zu
clasgarnaidan religiösen inhatts sprechen
eine klare. allen verständliche Sprache voll
schrnarz und Größe. warurn rnußta diese
Sprache durch einen begleitenden Text
unverständlich gemacht werden? Nur ein
Beispiel ..Die unwahrscheinlich wissende
Kraft der Augen. die Birkles Gestalten
eignen. macht das Versichtbarende dieser
Kunst. aber auch die Tragik und Problematik
des Versichtbarens evident."
lgnaz Schlosser
Budan. Ostarrsictiisclta zaitsctiritt für Kultur.
Politik und wirticiiatt dar islarniictiaii Länder.
Hrsg. v. d. Hammer-Purgstall-Gesell-
schaft wian. Heft 4119a3e1l19e4.
Dieses Doppel lt ist eine Jubiläumspubllka-
tion zum fünfjährigen Bestand dar verdienten
Gesellschaft, die die große Tradition der
österreichischen oriantaiistik untar den
Auspizien dar gegebenen Umstände weiter-
tuhrt. Aufgabe des gut und rnadarn aus-
gestatteten Heftes ist es, dan Standbder
österreichischen Orientforschung aufzuzeigen.
Viele Autoren barichtan in diesem Sinn. wo
die Forschung in Österreich heute t.
was sie errungen hat. worum sie bemüht ist.
Die Beiträge umfassen Linguistisches. Tur-
kologie und lranistik. Agyptologle. einen
Bericht über dia dritte Grabungskampagne
dar Öslerr. Archäologischen Expedition in
Agyptisch-Nubien. eine Abhandlung über
die Kundschafter zur Zeit der zweiten Wiener
Türkenbelagerung. Berichte über Österreichs
Wirtschaftsbeziehungen zum Orient heute.
über ein Seminar "Probleme der modernen
Türkei". über Forschungen in Belutschistan.
über die Ausgrabungen in Ephesus. iibar
südarabische Denkmäler in Wien. über die
islamischen Objekte irn Kunsthistorischen
Museum. über Sammlungen orientalischer
Münzen in Wien und schließlich über dia
einschlägigen Sammlungsbestände der Ostarr.
Nationalbibliothek und der Waffensammlung
in der Neuen Burg.
Köller
Kaina Angst vor Kunstgeschichte. Eine Stil-
kunda dar deutschen Architektur und itirar
Vorbilder von Dr. A. Wagner. Verlag
Karl Thiemig KG. Munchan. 4'. l.n.
Diasas wohlausgestattete. repräsentative Buch
wendet sich ähnlich wia dia in den Vorjahren
erschienenen Publikationen dar Verfasserin
an ein unverbildetes. naives Publikum. das
mit den allaralarnantarstan Grundlagen dar
Architektur von der altchristiichan Zeit bis
in dia Gegenwart vertraut gemacht werden
soll. Selbstverständlich ist hier die Form der
Bilderfibel die einzig mögliche. ähnlich wia
bei einer ..Biblia pauperum" erfolgt dia
Unterweisung vorwiegend durch die An-
schauung. dia hier noch durch raichlich
eingestreute Grundrisse. Tabellen niit Ver-
giaichsrnatariai und knappen. gut formulier-
tan Verbindungstexten ergänzt wird.
Es war eine glückliche Idee der Verfasserin.
sich zwar auf dia Baukunst des deutschen
Kulturbereiches zu beschränken. aber diasan
Komplex nicht aus dar Gesamtentwicklung
herauszuschneiden. Anfänger in kultur-
geschichtlichen Disziplinen naigan von Natur
aus zum Chauvinismus; Dr. wagnar ver-
mittelt ihnen vor altern dia Erkenntnis. daß
eben auch deutsche Kunst europäische Kunst
ist.
interessant ist auch dia Systematik. fVtll der
dia Arbeit aufgebaut wurde jede einzelne
Stilepoche wird zunächst historisch abgehan-
delt dann folgt jedoch eine Aufschlüsselung
der baulichen Gesarntkomplexe nach ihren
Einzelelementen und Faktoren. wie Fassaden.
sahrnucktarnian. Portalen. Kreuzgängen.
Emporen. Kry teri. Wölbungen. Kapitälen.
Maßwerken. Saaulenordnungen usw. Pein-
iichst wird jede Schematik vermieden. .n
Befolgung der inneren Gesetzlichketten dar
einzelnen Stile werden dia Akzente irt ab-
wechslungsretcher Weise gesetzt. Die Gefahr
jeder Slilkunde rur Laien. nämlich zu ainarn
begrifflichen Prokrustesbett zu wardan.
schaint hier gtucklich umgangen zu sain.
Köller
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