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des 19. und 20. Jahrhunderts
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Vorschau auf Hell 77 Spulonhkc und Byzanz Hohewhewm, Holbem und HoHor Prager
Murqwnchen zu Gwuscppc Arcwmboldo Borockshllcbcn und das Kunsigewerbe D1e
Brunnencnlugcn vor dem Munchvncr Jcsuwionklosicr wm Wandel der Jahrhunderte
Mobew- und Fwgurvnnlnn 7mm Wvrk rmrbrrv BoPckYs Der Mower Gerhard Swobcda
Neuerwcrbungcn drs Mustwnwi am 70 Jnhrhundsrk Der Mmer Fred Nowuk Dm Molcrm
Lwsehah Bcschornor Bmork am Bodcnscc
vvrr bnHcn um Vvrslundnvs. wenn BcHrugc aus Vcchmschcn Grundcn mm W15 der Vorschau
cmgckundwgl mv nurhdww Im vmLVwwu-vv
Unser Trvenbrwd Hgur aus der Cewßchwvqs-
srene vom Tafelbuld des Huupäuläors der
Ffurrkwrcbe zu Jakob Lemschou Levnin.
Osislcuzuxenä
Unsere Kurmbeilage Fron Anlon Coulul. Figuraiives Paar, Lilhographie. 1964
18
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S3
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VOJTECH TILKOVSKY
Zur Frage der Tafelbilder des Leutschauer Hauptaltars
GERHARD WOECKEL
Die Brunnenanlagen vor dem Münchener Jesuitenklosler
im Wandel der Jahrhunderte
SERGEJ VRßER
Josef Straub ein Künstler der slowenischen Steiermark
KURT ROSSACHER
Ein neuentdeckter Modella Iohann Evangelist Halzers
für das Hochaltarblat von Münsterschwarzach
KURT ROSSACHER
Zwei unbekannte Entwürfe von Daniel Gran und
Johann Martin Schmidt für das Stift St. Florian
HEDVIG SZABOLCSI
Französische Möbel des 18. Jahrhunderts
im Museum für Kunstgewerbe in Budapest
ARTY WITTINGHAUSEN
Kunstfahrt nach Krähwinkel
GOTTFRIED HOHENAUER
Reo Martin Pedrazzas neues Menschenbild
WILHELM MRAZEK
Elisabeth Bauer-Stein eine junge Malerin
ALOIS VOGEL
Der Bildhauer Kurt lngerl
ERNST KÖLLER
Triumph des Seriösen Zum Werke von Heinrich Heuer
WALTER ZETTL
XXXll. Biennale von Venedig Dilemma der Modernen Kunst
Aus dem Kunstleben
Buchbesprechungen
Aus dem Kunsthandel
alle und modernekunsl 9. JAHRGANG was SFPTFMBtRJOK FOBER 7a
Foicnachweis Sludlbildsielle Augsburg. s. 11714 P. Baum. W1en. s. sz- Bayensches Nclhcnul-
museum. München. s. 1a Erzbischöfhches Ordinuriai, München. s. 11. 13. 15 Fogg Museum
An. CcrnbridgelUSA, Harvard Unlversiiy, s. 15 Frank. suuuuru. s. 22. 25. 21 J. Hagen-
euer. Wien. s. 52 Archiv E. Hauswedell, Hamburg. s. 55 Koran. Kunsfgewerbemuseum
Budapest s. 2a? 31- u. K01b.SIuHg1r1.S.34.35' Kuliurnmt derSlndi wen. s. 51 Säädäische
Kunstsammlungen, Augsburg. s. 23 Landesamt für Denkmuipflege, München. s. 11. 14
Osierreichische Nuüonalbibliolhek. Wien. s. 33 N. o. Landesregierung. BiIdsOeHe Gmeiner
W1en. s. ze N. o. Landesregmrung, Elldsielie Nechum, Wien. s. 51 A. Puu1. Prag. s. zAs
a. Pnnum. W1en, s. 4a. 49 Riller. W1en. s. 51 s. Soyku. Wxen. s. 39 41 Sperryrfs um
Phologruphers. London. s. 54. ss saunwiunu Graphische Sammlung. München. s. 10. 11
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Hernulgeber Dr. Kurt Rossacher Eigentümer und Verleger Österreichischer Bundesverlug
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Tel. 52-12-30- Alte und moderne Kunst erscheint 1964 Im Februar. April. Juni. August. Oktober
und Dezember Alehrexnhonnement Doppelnummern 290. und Porto. DM 49,-.
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VI'l'l' TILKOY
Zur Frage der Tafelbildel" des
Lßutxzlvalzer Hauptaltar
Ausschnitt aus der Landschaft der Kreuzigungsszenc vom
Tnfclbild Pfnrrkirchc zu St.lkob in Leutschau LCVOCH.
Osxslnwakei
Ausschnitt mit Hund aus der Szcnc Christus bricht untcr
dCm Kreuz zusammen" vnm Tafelbüd des Hauptalmrs der
Pfarrkirchc zu St. Jakob in Leutschau
Kopf eines Tcillztlntlcrs aus der Szene "Christus bricht
unter dem Kreuz zusammen" vom Tafelbild des Haupt-
alturs der Pfnrrkirchc zu St. Iakob in Lcurschau
"IMERKUNGEN
I. Hcnszlmann Lücsünek rbgisögci. Budapest 1878.
Piusiu D. N. jesu Chrisri vcnustissimus imaginibus eleganter
expreua ab Illustrissimo Saxionjze Ducis picture Luca Cranagio
Anno 1509.
In unserem Beitrag über die kunstwissen-
schaftliche Erforschung des Hauptaltars der
Pfarrkirche zu St. Jakob in Leutschau Levoöa,
Ostsloxlvakei, der in der Weihnachtsnummer,
Heft 71, des vorigen Jahrganges dieser Zeit?
schrift erschienen ist, wurde bereits erwähnt,
daß die Tafelbilder des Altars, die die Front-
seiten der festen und die Rückseiten der be-
weglichen Altarfiügel schmücken und daher
nur bei geschlossenem Schrein zu sehen sind,
bis vor kurzem völlig unzugänglich waren.
Der aus Lindenhulz geschnitzte, in den "Jahren
150871518 erbaute Hauptaltar, dieses her-
vorragende spätmittelalterliche Kunstwerk, der
höchste und reichste Flügelaltar überhaupt,
war vom Holzwurm angefallen seit
Jahrzehnten in einem Zustand, der den völligen
Zerfall befürchten ließ; man wagte daher
nicht, die Flügel zu schließen, und so blieben
die Tafelbilder vor der Öifentlichkeit
auch vor dem Wissensdrang mehrerer F1
schergenerationen verborgen. Anscheine
war Imre Henszlmann der letzte Fachmanma
in den Jahren 1876-1878, als er die Mor
graphie der Stadt bearbeitetel, die Tafelbili
sah und sie studieren konnte; gleichzeitig
er aber auch der erste Kunstwissenschaftl
der in den Tafelbildern den EinHuß Cfßfläü
d. erkannt hat. Die Feststellungen Hens
manns, daß dem Maler der Leutschauer Tal
bilder Cranachs Passionszyklus, der im Jal
1509 die Wlittenberger Werkstatt des Meisti
verließ als Vorlage diente, erhellte nicht
die Beziehungen der Bilder zum Geisteskr
der deutschen Frührenaissance, sondern
möglichte auch ihre nähere Datierung
trug dadurch sogar wesentlich zur Besti
rnung der Zeit des Altarbaues bei.
..... .. ..-..,.. .-.,...-...-..g-..
ller3 und Schuchardti So gelangte er zur
sieht, dalS der Meister der Leutschauer
"elbilder vun den vierzehn Szenen der
,nach'schcn Passion acht übernommen hätte.
weit sich jedoch die Bilder mit den Vor-
en decken und worin sie sich eben von
en unterscheiden, hat Henszlmann nur in
Jien Zügen angedeutet.
ihm folgenden Forscher des Altars haben
ne Ältlgliehkeit mehr gehabt, seine Be-
xptungen zu überprüfen. Weder Daun noch
tald, Peter, ienthnn, Kampis, Wiese,
nky oder Ratlucsay um nur die bedeutende
zu erwähnen haben die Tafelbilder ge-
en beziehungsweise sehen können-i, sie
iefen sich daher nur auf Henszlmanns Fest-
lungen und akzeptierten seine Veinung; so
VIERKUNULN 372i
rimarli, Leben und Werke, 1821.
Iranuclzx des Alturen Leben und Wcrkc,
lJUXRrgUn ler Hugcl wurde nithr gestattet. SO am der
traust-l- nur lcnlc der Krctr gung und auch diese in arg
lnnutzlcin Zustande sah. o. Sdiurcr und E. Wiese
xe Kuml der Zips. inn Wien Leipzig ms.
ln-m Sinn chriclw bereits K. Divald Szepcsvärmegye
iliveszeti elnlek llnrlapest 1'706.
0.-..-..
pflege war, hatte sich im Jahre 1940 die Bee
dingungen geschaffen, die rXltarrliigcl zu einer
Flüchtigen Besichtigung der Bilder zu bewegen.
Sie folgen meistens Cranachs Vorlagen"
schreibt Wagner" das Aufsetzen der
Dornenkrone ist zum Beispiel eine überaus
treue Kopie des Cranachßchen Schnittes."
Der Maler der Leutschauer Tafelbilder sollte
jedoch in der Kreuzigungsszene die Vorlage
schon frei benützt" haben, und in der Dar?
stellung der Auferstehung sollten auch Ein-
Hiisse festzustellen sein, die aus den Werken
Schäufeleins und Dürers abzuleiten sind"7.
Diese These konnte aber Wagner, der bis zu
seinem plötzlichen Tod an der Monographie
des Altars arbeitetex, mit keinen Argumenten
mehr belegen.
V. Wagner Nexktirogtwllckil Kabnlmul inalba ÄlUYCÄDltÄ.
Sbornlk Mari SlUVCIHkUj, Jg. XVlll. 1'140. ll. Teil.
V. Wagner lutickö labulnvü malhwstvtv n. Slovcnsktl.
T. Martin 194
WJF lninrnur der mnntxgragvliisrlien Bearbeitung des
Ltnlsrhatler Hullplul am zur Zeit -iut-r Restaurierung. Die
Monographie Majt Pnvol etwa. Studien von j. Ho-
molkn, P. Hoivätli, F. Kulrba, V. Kotrba Pasleka und
v. Tilkovsky konnte am erst im jalut- mm, Wflii Jahre
nach denn Tode Wagners. ersrlwmen. wtxbex sein lwiateiial
nur mehr teilweise lueniltzr unnle.
Vüfßfu! ÄIV-vßr
,o,,v'w
g-.-.-.. ..c...u..r.cru..gs u"... axwjuqpnvnylulläb"
arbeiten am Leutschauer Hauptaltar begannen.
Der Altar wurde mit einem Aufwand von
mehreren Millionen Kronen, die der tschccho-
slowakische Staat zur Rettung dieses Kunst-
xverkes beisteuerte 77 das erstemal seit seiner
Aufstellung auseinantlergenommen9 und in
seine organischen Einzelteile zerlegt, in einer
Gaskammer mittels Zyanwasserstorl" vom lolz-
wurm befreit und mit einer speziellen lme
prägnierlöstmg petriliziert. Die zerfallenen
Konstruktionsteile wurden dann durch neue
ersetzt, die Polychromie gereinigt, verbessert
oder neu gefaßt und der Altar wieder auf-
gebaut, wobei er durch eine in das Gerippe
der Architektur einmontierte liisenltonstrtilt-
tion befestigt wurde. Bei dieser Arbeit, die
die Restauratoren Gebrüder Kotrba infolge
ihrer hervorragenden Fachkenntnisse mit viel
Verständnis für das Werk durchführten, kamen
selbstverständlich auch die Tafelbilder des
Altars zum Vorschein 10.
Da der Schrein den größten Teil des Jahres
und in den letzten Jahrzehnten sogar ständig
getäiiinet war, blieben die Tafelbilder der ge-
schlossenen Flügel vom allmählichen Zerfalls?
prozeß der Zeit mehr verschont als die
Plastiken im Schrein und an den festlichen
Seiten des Altars. Trotzdem waren die Farben
durch oxvdierte Schichten älterer Überlackie-
rungen, die überaus vorsichtig entfernt werden
mußten, stark verblichen. Die Sonden zeigten,
daß der Passionszvklus niemals übermalt
wurde, doch waren die Maltiächen durch
kleinere Beschädigungen mechanischer Art
an manchen Stellen aufgerissen. Diese Stellen
wurden mit Tärmperafarben retuschiert, die
Bilder mit geweichtem Damara-Harz kon-
serviert und instand gesetzt".
jetzt, wo die Flügel wieder beweglich sind,
werden die 'l'afelbilder zur Fastenzeit, wenn
der Schrein geschlossen wird, zu Trägern
des ilwnographischen Gedankens des Altars.
Sie berichten über die Leidensgeschichte
Christi, knüpfen also an die Abendmahlszene
der Predellenplastik an und leiten von dort
aus die Abfolge der biblischen Ereignisse
weiter. liin jedes der acht Bilder ist 195 cm
hoch, 110 cm breit und mit Tempera auf
eine 1,5 cm dicke, mit Leinen überzogene
und mit Kreideschicht grundierte Linden-
holzplatte gemalt. Die Tafeln sind in versil-
berte Lindenholzrahmen eingesetzt und von
rechts oben in zwei Reibenfolgen horizontal
angeordnet; sie geben die Leidensgeschichte
in einerimf das Wesentlichste eingestellten und
episch vollkommenen Abkürzung in folgen-
den Szenen wieder
1. Ihristus im Garten von iethsemane
2. Die ieißelung
3. Das Aufsetzen der Dornenkrone
licce Homo
5. Christus vor Pilatus
v. Christus bricht unter dem lxreuz zusammen
7. Die Kreuzigung
8. Die Auferstehung.
Christus vor Pilatus. Tafclhild an dcr Frontseite des rcchien
festen Hügels des Haupnlmrs der Pfarrkirchc zu St. 12m,
in Leulsrhzn. Nach 1509. Ttmpera auf Lindcnhnlz.
ws 110011
Christus mit Dornenkrone. Detail des Tafclbildes "Christus
vor Pilatus" vom Hau mm der Pfarrkirchc zu St. jakobiu
Lcutsclmuu sich Abb.
Schon bei der ersten flüchtigen Besichtigung
hinterlassen die Tafelbilder einen nachhaltigen
Eindruck, der durch den Realismus der Zeich-
nung und die Lebendigkeit der Farben bedingt
ist. Ihre Zusammengehörigkeit mit den Haupt-
werken der mitteldeutschen Frührenaissance-
malerei ist offensichtlich.
Die Beziehungen der Leutschauer Tafelbilder
zu ihren Vorlagen hat die slowakische Kunst-
forschung bereits in allen Einzelheiten der
thematischen Gestaltung festgestellt. jülius
Pastekall verglich die Bilder mit den Holz-
schnitten jener Zeit und gelangte zur Fest-
stellung, daß die Szene im Garten zu Gethse-
mane ein seitenverkehrtes Spiegelbild von
Cranachs Holzschnitt sei, die Geißelung, das
Aufsetzen der Dornenkrone und die Ecce-
Homo-Szene sind dagegen fast genaue Über-
tragungen der Cranaclfschen Vorlagen in das
Malerische, individualisiert nur durch die
Architektur der Räume, durch die Gewandung
der Gestalten und durch Einschaltung weiterer
Personen oder Tiere z. B. eines Hundes an
Stelle des laufenden Knaben in Cranachs
Kreuztragung" in die Handlung. In der
Darstellung der Szene Christus vor Pilatus
übernahm der Leutschauer Maler Elemente
aus zwei verschiedenen Cranach'schen Holz-
schnitten, aber im Leidensweg Christi unter
dem Kreuz wendete er sich von der Vorlage
in mehreren, oft wesentlichen Details ab. Die
Szene der Kreuzigung folgt nicht mehr
Cranachs, sondern schäufeleinsKomposition 13,
Wobei die rechts stehende Gruppe durch zwei
Gestalten aus Cranachs Kreuzigung" ergänzt
wurde. Auch die Konzeption der Auferstehung
ist nach Schäufelein und nicht nach Cranach
verfaßt, doch an Stelle der schlafenden Wäch-
ter bei Schäufelein treten auch hier zwei
analoge Gestalten aus Cranachs Krcuzigung"
auf.
ANMERKUNGEN 13
Im Altar wurde in den vergangenen jahrhunderten an"
rcstaurierr, zbu niemals auscinandergenommm. Dies konnte
bei der Zerlegung du Altars im jahre 1953 mit aller Gewißhßit
festgestellt werden. Siehe F. und V. Korrba Levoösky oltär
majslra Pavia. Bnrislav 1955.
F. Knlrba Konscrvacc lcvoäsköho oltäfc. Zprävy pamätkovö
pööt, Jg. XIV. Nr. Prnha 1954.
11 F. und V. Korrba in. Mzjstcr Pavol Levoöe Studien von
I. Homolkn. P. Horväth. F. Kotrbz. V. Kotrba, Paärcka
und v. Tilkovsky. Brarislava 19m.
I1 J. Puäwkn in Mmjslcr Pnvul Levoöc Studien von J. H0-
molka. P. Horvilll, F. Kmrba, v. Kotrha, J. Paütcka und
v. Tilkovsky. zi 1961.
I1 Speculum passluni Ein Hulvschniztzyklus von Hans Lconhard
Schäufelein aus dem Jahre 1507.
Älle diese Feststellungen, wie genau und
konkret sie auch sein mögen, reichen nicht
weiter über die thematische Verknüpfung der
Leutschiluer Tafelbilder mit den Vorlagen
hinaus. Die 'l'atsache, daß die Tafelbilder nach
Cranachs und Schäufeleins Holzschnitten ge-
malt worden sind, bringt noch keine Losung
des Komplexes und trägt kaum zur besseren
Einschätzung der künstlerischen Bedeutung
der Werke und der Persönlichkeit ihres
Schräpfers bei.
Doch bereits im thematischen Vergleich der
'l'afellvilrler niit den Vorlagen tritt die Eigenart
des Lcutschauer Malers in äußerst markanten
Zügen zutage er transponicrt die Themen aus
dem Graphischen in das Malerische mit der
Begabung eines Künstlers, der fähig ist, sie
neu zu gestalten, neue Gefühls- und Bild-
cmorionen hervorzurufen. F.r ist epischer als
Iraiiacli und emotionaler als Schäufelein. Älit
viel Sinn für das Psychologische der Charak"
tere, aber besonders für die Details, in denen
er nicht mehr an die Vorlagen gebunden ist,
zeigt seine Malweise eine überraschende Breite
des Kolorits, in dem die lokalen Farben rce
gieren. Sein Stil ist jedoch mehr durch die
formale Einheit der Beziehungen zur objekti-
ven Wirklichkeit, durch Spannung der sinn-
lichen Wahrnehmung und lntensität des Aus-
drucks als durch die imaginative Einheit des
Gedankens und der Darstellung gegeben. Die
Grundprinzipien dieser seiner Kunst sind in
der Donauschule zu suchen; aus ihr schöpft
der Lcutschatier Meister die Begeisterung für
die Natur und für das Lyrische in der Gestal-
tung. Und hier, auf dieser Gefühlsebene, knüpft
er eben an Altdorfer an.
Alle Bemühungen, seine Person aus der
Anonymität der Zeit herauszuschälen, sind
bisher ergebnislos verlaufen. Man vermutet in
ihm den Leutschauer Maler Hans", der in
zeitgen sischen Dokumenten öfters erwähnt
wird 15, aber auch den Maler Theophil Stan-
zellh, der mit Meister Paul, dem Schnitzer
des ltarsW, den Quellen nach, in enger
Verbindung standlö. Wer immer auch der
Schöpfer der Leutschauer Tafelbilder gewesen
sein mag, seiner Werkstatt sind in der Ost-
slowakei mehrere Altarrlügelbilder zuzuschrei-
ben 1'. Weitere Forschung wird vielleicht auch
auf diese Frage und das besonders auf
Grund der bereits zugänglichen Leutschauer
Tafelbilder mehr Licht werfen können.
ANMHÄKLJNGEN I4 19
A... Hain winit-r geciiaiiiii.
lii den Protokollen der Bruderschaft Corptiris Christi. Siehe
H. lvanvi- löcsci Kriszriis Teste rcsrvcrulei iegyz MIHVXC
H31 4. Korlt-ineiiyek Szepes vanmgi. .....i '....'.i
,l,.;.iii.i..r.r-iu1i.
s.-i.....i1.. a... n... dem fahre 150 ÖJUCITCH und mir dem
Muiirvgi'.iiiiii1 Tll bezeichneten Tafelbilder des jnliaiiiies-
man. n. luitstliiiu Lt-man.
Sithe Mann-Nr... im Erforschung des Leurscliauei u....,...
.il1.iis. Alic nnri nnnii-int- Kinnr. Nr. 71, November-lhvuinlui,
Jg. a. Wn-i. was.
hin liiicüfhcrxivliil hiaiizels .iri Meislci Paul aus dem Jahre 152.
Archiv des Miiwiiins in Barrfeld Bardeinv.
1.. U. die Ulldei des ll Anmiiiiis- in icoigeiibin;
rsna sann... lind aii- Hauplulla n. Karlasdnil" H...-
Siehe I. titsay knzepknri Magyaieivfig
iablakervci. lliiilxipesi 33.
n.
Die am i'.....- nnrin. AIIFrIKIeIiIIHLY
Szene vom aelliild tit-t llaupralwis
derPfarrkirrlieziiht. 1.. vhinLt-uls ..n
Ein Kind n. du e. ßiriinnn-svt-nt-
vom hil-iiniu des Hanniniiais dei
PfüfPhlYfhC zu hijrikixlv in Luiirsrliau
HARD WOECKEL Die Brzmnemznlagen vor dem Äfüzlrbwzm" jeszzitenklorter" im Wandel der Jahrhunderte
erzen Altmünchens entstand am Ende
i. Jahrhunderts ein an der Neuhauser-
der Hauptverkehrsader der Stadt, ge-
ir Platz Abb. von verhältnismäßig
idenen Ausmaßen, der bis heute ohne
blieb. Zu seiner Gesamtkonzeption
von Anfang ein Zierbrunnen. Ver-
bar dem größeren Ludwigsplatz in
Nlfg in seiner ursprünglichen Gestalt,
einem großartigen Blick auf die von
Holi errichtete Rathausfront 1615 bis
und auf den von Hubert Gerhard ge-
nen Augustusbrunnen 1593, gehören
ide zu den schönsten Platzräumen der
hen Spätrenaissance. Dieser im Kern
hens gelegene Platz wird östlich von
Schauwand nach niederländischen Vor-
gestalteten Fassade der St-Michaels-
begrenzt, an die westlich der unter
Namen Wilbelminum" bekannte Ge-
trakt mit seinem rechtwinklig vorsprin-
Queriiügel sich anschließt. Sie be-
gten einst das Kollegium und das von
Albrecht V. von Bayern im Jahre 1559
ndete und von ihm nach einem Zitat
chthons als Pflanzstätte eines Gott
efälligen Volkes" bezeichnete Gymna-
des Jesuitenordens, der im gleichen
in München Fuß gefaßt hatte. Es ist
icht der Ort, über die europäische Be-
ig der im wesentlichen durch Friedrich
errichteten Architektur der Münchner
enkirche zu sprechen, die sich in an-
1d 150 Nachfolgebauten im süddeutschen
wie in Ausstrahlungen nach Österreich,
Schweiz und das Elsaß manifestiertl.
ichael ist die erste große Hofkirche der
sbacher und sie wurde später auch ihre
uft. Herzog Wilhelm V., der sie wie
lCh ihm benannte Wilhelminum als ein
zsmal" der Gegenreformation Th. Mül-
'richten ließ, betrachtete sie als eine der
gsten während seiner Regierungszeit
zuführenden Bauaufgaben, die in ent-
ender Weise das Gesicht des nach-
elterlichen Münchens mitformten. Wie
1er mit dem Beinamen der Fromme"
hte Herzog gerade mit dieser Aufgabe
ientifizierte, geht daraus hervor, daß er
telbar nach Vollendung von Kirche und
noch nicht fünfzigjährig, zugunsten
Sohnes, des späteren Kurfürsten Maxi-
1., im Jahre 1597 freiwillig abdankte,
ch wie es im gleichen Jahrhundert
unter gleichen Voraussetzungen bei
V. und seinem Aufenthalt im Kloster
ieronimo de Yuste in Estremadura und
in ähnlicher Weise bei Philipp ll. und
Escorial der Fall war fortan nur noch
isen Meditationen in seinen Einsiede-
Neudeck und Schleißheim zu widmen.
gentliche baukünstlerische Nachfolge der
ichaels-Kirche erfolgte unter religions-
achem Aspekt am Vorabend des Dreißig-
jährigen Krieges in Neuburg a. d. Donau. Be-
wußt als Widerpart zum gegenreformatori-
schen jesuitischen Zentrum in München er-
baute Herzog Philipp Ludwig von Pfalz-
Neuburg von der wittelsbachischen, pro-
testantisch gewordenen Pfalz-Neuburgischen
Linie 1569 1614 die U-L-Frauen-Hof-
kirche als Trutz-Michael" in Neuburg a. d.
Donau Bauleitung von Girg Vältin nach
Plänen des kurfürstlichen Hofbaumeisters
Siegmund Doctor und des kaiserlichen Hof-
kammerrnalcrs Joseph Heinz. Es entbehrt
nicht einer gewissen geschichtlichen Ironie,
daß dann der Sohn und Nachfolger dieses
Herzogs, Wolfgang Wilhelm 1578-1653,
im Jahre 1613 zum Katholizismus übertrat,
die Gegenreformation in seinen Landen ein-
führte und schließlich den Jesuiten die im
Jahre 1618 vollendete Neuburger Kirche über-
gab, die ursprünglich als protestantisches
Gegenstück zu St. Michael in München kon-
zipiert war. Über den Nachruhm der Michaels-
kirche im 17. Jahrhundert sei hier nur an den
vielzitierten Ausspruch des schwedischen Kö-
nigs iustav Adolf erinnert, den er nach der
Eroberung Münchens am 19. S. 1632 tat. Nach
dem Besuch der Jesuitenkirche äußerte er, sie
sei ein prächtiger Tempel". Für das früh-
und hochbarocke München war das Jesuiten-
kloster und der vor ihm gelegene Platz ein
besonderer Anziehungspunkt, weil vor seiner
Fassade und in seiner nicht mehr erhaltenen
Aula vor großen Zuschaucrscharen geistliche
Mysterienspiele und Jesuitendramen meist in
lateinischer Sprache aufgeführt wurden. Dies
geschah bis zu der in der Aufklärung erfolgten
Aufhebung des Jesuitenordens durch das Breve
des Papstes llemens XlV. am 21.7.1773.
Wie aufwendig man sich eine derartig un-
gemein erhebende Comödia" vorstellen muß,
mag die zeitgenössische Nachricht zeigen, daß
bei der Einweihung von Kirche und Kloster
1597 nicht weniger als 900 Jesuiten-
schüler bei einer solchen Aufführung mit-
wirkten. Das damals gespielte Stück Streit
des Erzengels Michael mit dem Teufels-
Großfürsten Luzifer" dauerte nicht weniger
als acht Stunden. Den damaligen Zuschauern
kam dieses von einer eigens dazu komponier-
ten Musik begleitete Drama angeblich allzu-
kurz" vor 1.
Ein, wie es scheint, zur Einweihung von
Kirche und Kloster als Erinnerungsblatt ge-
schaffener Stich von Johann Smisek ist als
zeitgenössische Ansicht dieses Baukomplexes
ein Dokument ersten Ranges. Er wurde
Herzog Wilhelm V. in einer längeren ruhm-
redigen Inschrift vom Künstler gewidmet.
Dieser Stich, von dem wir zwei Detailansichten
Abb. wiedergeben, ist zugleich der Aus-
gangspunkt unserer Untersuchungl. Bei der
Betrachtung des Smisekkchen Blattes, das
topographisch von minutiöser Genauigkeit ist,
fallt auf, daß vor dem langgestreckten Ge-
bäude des Jesuitenklosters zwei kleinere
Brunnen ungevaöhnlicherweise außerhalb sei-
ner Fluchtlinie wiedergegeben sind. Achsial
auf den östlichen Eingang bezogen ist in-
mitten eines sechseckigen Brunnenkastens als
Bekrönung eines balusterförmigen Rund-
sockels ein aufrecht sitzender Löwe als Wap-
penhalter auf diesem Stich dargestellt, dessen
Gestalt über die Jahrhunderte weg jenen
berühmten Marzocco Donatellos als seinen
Ahnherren nicht verleugnen kann, der
vorübergehend an der Nordwestecke des
Palazzo della Signoria heute im Bargello
in Florenz steht. Trotz der auf dem Stich
etwas summarisch erfolgten Wiedergabe des
Brunnentieres läßt sich aus ihr doch so viel
mit Sicherheit ablesen, daß hier eine weit
über den bloßen Zufall hinausgehende Affinität
mit den vier schildhaltenden Bronzelöwen
Abb. Hubert Gerhards in München be-
steht. Ursprünglich waren sie für das nicht
vollendete Grabmal Wilhelms V. in der
Jesuitenkirche bestimmt. Nach der Aufgabe
dieses Planes nach 1610 wurden sie paar-
weise vor die beiden Eingänge an der West-
fassade der Münchner Residenz postiert.
Besser, als es die beschreibenden Wlorte ver-
mögen, beweisen es die beiden Proi-ilansichten
dieser schildhaltenden Löwen, wie eng sie
miteinander typusmäßig verwandt sind. Was
liegt näher, zu glauben, daß diesen nicht
erhaltenen in Bronze gegossenen? Brunnen-
löwen Herzog Wilhelm V. als l-loheitszeichen
für den Platz vor dem von ihm erbauten
Jesuitenkloster errichten ließ, wobei mit
Sicherheit zu vermuten ist, daß dieses Stück
ebenfalls auf ein von Hubert Gerhard in der
Münchner Hofwerkstatt geschaifenes Modell
zurückging. Für den von uns genannten Auf-
traggeber, der diesen Bildhauer erstmals im
Jahre 1584 nach München berief, spricht auch
das Thema dieser als Hoheitszeichen errichte-
ten Brunnenskulptur in Gestalt des bayerischen
Löwen, der hier als XVappenhalter in Er-
scheinung tritt. XVie verbreitet in der süd-
deutschen Renaissance gerade diese Form des
in Rede stehenden Löwenbrunnens war, zeigt
sein Vergleich mit einem typusmäßig völlig
entsprechenden Werk aus der Mitte des
16. Jahrhunderts, das sich auf dem Alrrathaus-
platz in Dinkelsbühl befindeth. Es vermittelt
zugleich eine lebendige Vorstellung von der
durch den Smisekischen Stich überlieferten
Gestalt dieses ersten Münchner Jesuiten-
brunnens, wie er in der Folgezeit oft genannt
wird, einer Bezeichnung, der wir uns auch
von Fall zu Fall bedienen wollen. Für diesen
Brunnen gibt es einen bisher unbekannten
Terminus post quem. An der Stelle, an der
man ihn errichtete, stand ursprünglich der
Hauptaltar der dem Kloster Schäftlarn ge-
hörenden alten SL-Nikolaus-Kirche, die wegen
des Neubaues der SL-hlichaels-Kirche 158381
mit dem dazu gehiärigen Mesnerhäuschen im
Jahre 1582 abgerissen werden mußte. Der
Bischof von Freising, Ernst Herzog von
Bayern 156671612, Kurfürst von Köln seit
dem 22. 5. 1583, ein Bruder Wilhelms V.,
den man dazu um Erlaubnis bat, verfügte, daß
zum ewigen Gedächtnis an diese Kirche eine
Brunnensäule mit einer entsprechenden ln-
schrifttafel errichtet werden müsse mit der
Bedingung, daß an diesem einst geweihten
Platz in Zukunft niemals mehr Märkte und
Geschäfte abgehalten werden dürften3b. Die
Verordnung als Ausgangspunkt dieser Brun-
nenanlage war um so gravierender, als vor der
SL-Niknlaus-Kirche seit Menschengedenken die
traditionelle Nikolausdult der heutige Christ?
kindl? und Kripplmarkt jeweils im Dezember
abgehalten wurde, die von diesem Zeitpunkt
ab an eine andere Stelle in der Stadt verlegt
werden mußte.
Vor dem westlichen Seitenflügel des Kollegien?
1.
fürstlichen Hauptstadt Vünclweits gestellt durch
Thomas Greill von Steinfeld Iarinthium." In
ihm steht u. 21.4 nlir sagt mir auch da wohl-
hesunnen die Stadt hab 36 Schtlpfbrunnen
welche da frei scind alle Tag davon jeder-
mann schöpfen mag." An einer anderen Stelle
heißt es dann weiter Auch sieht man in
der Stadt rinnen Tag und Nacht 18 läiähr-
brunnen."
Da es bis heute weder eine iesehichre von
den bereits in der Spiitgotik vorhandenen und
zum erstenmal im Jahre 1484 urkundlich
genannten Zierbrunnen Münchens gibt. was
in gleicher Weise auch für die vielen mit
Namen bekannten, themengleichen XYerke der
nachmittelalterlichen Zeit gilt, ganz zu schnei-
gen von einer zusammenfassenden Bearbeitung
der mit ihrer plastischen Verzierung betrauten
Bildhauer wie ihrer Faßnmler u.a. Gabriel
Mäleßkircher innerhalb dieser genannten Zeit?
räume, soll an einem konkret durchgeführten
j. gmliek, L-Ixllrthacls-Kuchc um
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Ausschnitt aus cinem KUpfCY
3mm. Graph. Sammlu
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chun. Staat. Graph. "mmmturg
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11.5 llll. Augsbuig. Städtische
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Ncpuinukßßruppc, Ausschnitt aus
bilduml 4. fxhlnchcu. Smatl.
Sammlunü
m. .0 uxvnoxu
um uviuvl
gebäucles stand, wie wir dem Smiseklschen
Stich weiterhin entnehmen, ein Gumpp"-
oder Galgen"-Brunnen. lm Gegensatz zu
dem Zierhrunnen diente er rein praktischen
Zwecken, was die wenige Schritte von ihm
auf dem gleichen Blatt dargestellte Wasser-
trägerin uns recht anschaulich vor Augen
führt. Diesen beiden am Ende des 16. Jahre
hunderts vor dem Jesuitenkloster aufgestellten
Brunnen begegnet man in unveränderter Ge-
stalt noch ein zweitesmal auf einem Stich des
bayerischen Irlofkupferstechers Michael We-
ning 1645 1718 in seiner Historio topo-
graphica Bavariae 1701, woraus man sieht,
daß sie beide das ganze 17. Jahrhundert hin-
durch in Tätigkeit waren. Wie sehr die ihrer
Beispiel dem Brunnen vur dem Jesuiten-
kloster eine solche nach mehreren Aspekten
hin recht crgebnisreiche Untersuchung hier
erstmalig durchgeführt werden.
ln Abänderung des ersten Programmes
und als Nachfolger des Löwenbrunnens
wurde im Jahre 1717 von dem bayerischen
Hnfbildhauer Andreas Faistenberger 1647 bis
1736 eine achteinhalh Fuß hohe Brunnen-
rigur aus Eichenholz geschnitzt 2,48 m.
Sie stellte, das Wasser symlmlisierend, einen
Neptun dar5. Als Bezahlung erhielt der Bild-
hauer im gleichen Jahre den Betrag von
115 Gulden. Bedauerlicherweise ist von dieser
spätbarocken Brunnenanlage keine zeitgenös-
sische Ansicht überliefert. Nach der urkund-
NGEN1?7 sie-n
wen. Die Walidpfcilerkirclicil des deutschen UJIUCk
ondcrcr Berücksichtigung der haukwistlerischcn
von St. Michael Munchcil. Ungtdr. Munchncr
Die Allegorie im bayerischen! Barockdralun L1L'S
uderrs Theater und Drama. Bd. 17. Berlin m1.
i. a. a. O.
plar befindet an, der stam. Graph. Sammlung
auf das man, freundlirht m. wt-gm-i- m".
IHR-Nr. 117641. Gesamlgrußc 33.8 46.8 cm. Vgl.
Maillüzgcgr, Bilderchromk München um.
Zu Smisek. der später. 160-1. 1607 1636 und
in Muudtltn nachweisbar ist, vgl. Thli XXXl,
ttclfrankeu, TV. Stadt Dinkelsluihl. München 1931.
Taf. XIV u. Abb v.
Sradtarchiv llel XVl. Nr. vom 3.15113
Kultursrifttmg mm vom 11.5
urigen Hinweise verdanke ich der Liebenswürdigkeit
M. Schartcirhofer. Direktor des Sradrarchivts in
gnct. München guter am zur. Munchcn um.
xrdt. Geschichte 11.-. Handwerks Maler und
in München, Kallmünz 1937. S. 191.
Sradtarchiv. Stadrkammermcmrurizil 1731. man".
a. a. 0.. s. wo.
ragten vier wasserspeiende Fische oder Del-
phinköpfe hervor. ln der Mitte der vier
Sockelwände befanden sich große, blasende
Wassermannsköpfe, so Wasser ausspeiten",
vermutlich also Tritonen. Sie waren vorher
vom Bildhauer in Erde possiert" worden,
müssen also demnach in Metall gegossen
gewesen sein. Über die farbige Fassung dieses
Brunnens blieben genaue Angaben erhalten.
Obwohl die holzgeschnitzte Figur nicht eigens
erwähnt wurde, muß doch angenommen
werden, daß auch sie farbig bemalt war. Für
die Stadt München stellte der Maler Kaspar
Gottfried Stuber 165015171724 am 13. 7.
1717 eine Rechnung aus, nach der er diesen
Brunnen gefaßt, alle Zieraten mit gutem
iold vergoldet, das Eisengitter in Silberfarbe
gestrichen und ihn dann mit Steinfarbe rot
gemarmelt" habe. Dazu habe er das Gold,
sämtliche Farben und das Öl hergegeben. Für
seine Arbeit und für die Lieferung der eben
genannten Materialien berechnete er 110 Gul-
den. lm Jahre 1731 fand eine Ausbesserung
dieses Brunnens mit Ölfarben statt, für die
der Münchner Maler Lorenz Hueber 1694
Meister; gest. im Januar 1737 zusammen mit
einer Arbeit für einen anderen Brunnen am
11. 8. 1731 einen Betrag von etwas über
10 Gulden erhielt h.
Über eine Generation lang 34 Jahre war
der Faistenbetgefsche Neptunbrunnen in Ge-
brauch. Bei seinem Nachfolger änderte man
erneut das Thema. lm Zuge einer vollständigen
im Jahre 1751 durchgeführten Erneuerung
aller städtischen Brunnenanlagen betraute man
den früher als zeitweiligen Gehilfen dieses
Meisters tätigen und seit 1737 zum bayerischen
llofbildhauer ernannten Johann Baptist Straub
1704-1784 mit einer völligen Neuschöpfung.
Zu diesen umfassenden Erneuerungsarbeiten,
bei denen unserem Bildhauer der Löwenanteil
zufiel, zog die Stadtverwaltung auch die
Faßmaler, die Schlosser, die Schreiner und
die Hammerschmiede heran. Für all diese hier
nicht weiter zu verfolgenden Aufträge gab
absieht, so erlebte die Stadt München drei
historisch zu belegende Brunnen-Wellen".
Mit Werken von Erasmus Grasser, der ur-
kundlich Oberster Brunnenmeister" genannt
wird, und seinen Zeitgenossen, von denen
einige als Faßmaler dieser Brunnen in den
Archivalien aufscheinen, zeichnet sich ihre
erste Phase am Ende des Spätmittelalters ab,
die bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts
hineinreicht. Die zweite Phase erfolgte am
Ende des als sehr brunnenfreudig bekannten
16. Jahrhunderts. Sie dauerte bis zu den
Anfängen des Dreißigjährigen Krieges, wofür
das von uns bereits zitierte Gedicht Thomas
Greills aus dem Jahre 1620 als ein kultur-
geschichtlich interessanter Beleg dient. Die
dritte Phase dieser Brunnen-XVellen" erfolgte
um die Mitte des 18. Jahrhunderts. ln ihrem
Zentrum stand die Errichtung des Straulfschen
Werkes, wobei es nicht übertrieben ist, vor-
wegnehmend zu behaupten, daß es einer der
stilgeschichtlich bedeutendsten, vom qualita-
tiven Standpunkt aus betrachtet einer der
vollkommensten und in formaler Hinsicht
einer der zierlichsten aller Münchner Rokoko-
brunnen war Abb. 4. Durch mehrere un-
abhängig voneinander überlieferte zeitgenös-
sische Quellen sind wir über die Entstehung
des Straulfschen Zierbrunnens archivalisch
sehr gut unterrichtet. Als Werk Straubs be-
zeugt ist er in dem Aufsatz Kurzgefaßte
Nachricht von dem churbaierischen ersten
Hofbildhauer Herrn Johannes Straub" Augs-
burgisches monatliches Kunstblatt des 3. Jg,
Vll; Stück vom 31. 7. 1772, p. 58. Wörtlich
zitiert heißt die in Frage kommende Stelle
Für die Haupt! und Residenzstadt München
den Heil. Johann von Nepornuk mit dem Fluß
Moldau gruppirt." Diese Ervaähnung im
Straub,schen Oeuvreverzeichnis ist deshalb so
wichtig, weil es, wie man heute allgemein
annimmt, offenbar auf Notizen zurückgeht,
die der damals schon hochbetagte Künstler
dem wirklichen geheimen Rath" J. K. von
Lippert 1724il800 zur Verfügung stellte,
Gulden. Wie bei dem FaistenbergeFschen
unnen, so haben sich auch bei seinem Nach?
lger detaillierte Nachrichten über seine
bige Fassung erhalten. Der aus Straßwalchen
Salzburgischen stammende Münchner llof-
11er Anton Zächenberger 1732 und 1746
Iunftvierer" und zusammen mit Martin
ickhl im Jahre 1749 Führer der Münchner
alerzunft faßte die von B. Straub aus
chenholz geschnitzte Brunnenskulptur mit
farben, was auch für das Laubwerk" galt,
marmorierte die Eisengitter. Für die
ssung, Vergoldung und Marmorierung von
Stadtbrunnen erhielt der genannte Maler
5.2.1752 den Betrag von 281 Gulden
sbezahlt. Der aus Tegernsee gebürtige Bild-
uer Thomas lgnaz l. Ingerl Meistergerech-
;keit 1730, Zunftvierer von 176271764;
st. 27. 4. 1777 schuf zu diesen Brunnen die
iefrißer", d. h. die Fratzen, das Stück zu
iem Gulden Rechnung vom 7.8. 1751.
zr Schlosser Matthias Drättenbacher lieferte
Gitter und die Nägel. Von der verwitweten
immerschmiedin Maria Theresia Steinwand-
wurden gegen 251-1. die Tragbänder
echnung vom 2. 9. 1751 und vom Kistler
seph Weber um 60 fl. 20 kr. neue für den
inter bestimmte Brunnendächer bezogen
echnung vom 30. 4. 1751.
dieser archivalischen Dokumentation über
r1 Straub-Brunnen tritt nun die des aus?
führten Kunstwerks selbst mit seinen dies
ÄCk vorbereitenden bildhauerischen Skizzen
mit seiner die lesamtanlage wieder-
benden Zeichnung, in der wie in jener
it üblich man die Kontraktsunterlage
diesen Auftrag sehen darf. 1m Gegensatz
allen im Jahre 1751 wiederhergestellten
damals neugeschaüienen Zierbrunnen
ben sich zu dem Jesuitenbrunnen drei
jenhändige Arbeiten B. Straubs erhaltenß.
ist ein aus Holz geschnitzter Bozzetto
bb. wie die meisterhafte mit 1. St.
mogrammierte Werkzeichnung Abb.
die von uns hier erstmals nachgewiee
eine für das
sene, geschnitzte Ausführung
18. Jahrhundert wie für die gesamte Plastik
des deutschen ROlQUlQO in der Tat
zigartige Konstellation, die es uns erlaubt,
einen sonst nicht möglichen tingewiähnlich
aufschlußreichen Blick in einen derartigen
bildhauerischen Schatlenspmzeß zu werfen.
Die in Tuschfeder über Bleivorzcichnung
ausgeführte, farbig lavierte und mit einer
Uaßangabe versehene Zeichnung gehört nicht
nur zu den vorzüglichsten Werken des
Bildhauers auf diesem Gebiet, sondern sie
ist auch zugleich das wichtigste Dokument
für die von uns zu eruierende Rekonstruk-
tion der ursprünglichen Gestalt des Johann-
Nepomuk-Brunnens und seines skulpturalen
Schmuckes. Diese Zeichnung auf weißem
Papier 44,4 X29 cm ist alter Bestand der
Staatl. Graphischen Sammlung in München
lmt-Nr. 32210; Halm-hlaffeiXV,3Ü. Vor
zwei Straßenbegrenzungssteinen inmitten eines
sechseckigen nicht sehr tiefen Brunnenkastens
von vergleichsweise traditionell gebundener
Form, dessen schmale Ränder mit graziösem
Rocaillewerk verziert sind, zeigt sie einen
oben und unten profilierten aus Stein ge-
hauenen Rundsockel als Basis für die auf ihm
stehende dreifigurige lruppe. Je zwei kleinere
Maskarons und zwei größere Delphine, die,
wie wir hörten, nach dem Straulfsclien F.nte
Wurf von 'l'h. l. lngerl in Stein ausgeführt
waren, bildeten alternierend die plastische
Verzierung der Brunnensäule. Sie spien in
stärkerem und schwächetem Strahl Wasser in
das darunter liegende Becken. Einen besonders
profilierten Schmuck als Bekronung des Brun-
nenrandes bildeten fünf bizarr geformte
wohl aus Metall hergestellte Standleuchter
auf Ceförmig komponierten Rocaillcschäften,
die oben große sechsstrzihlige Sterne gleich-
sam als schwere Blütcnkiäpfe auf dünnen
schwankenden Stengeln trugen. Über ihren
tatsächlichen Verwendungszweck wie über
ihre iktiniwgraphische Bedeutung wird noch
an anderer Stelle zu berichten sein. Wie wenn
ein-
sie einen steilen Hang mit schwerer Last
steigen wollte, unter der sie fast zusa
zubrechen droht, trägt die unbekleidi
alter Mann charakterisierte Gestalt des IV
Flusses den an Händen und Füllen gefe
in der Tracht der Prager Domherren
deten hl. Johann Nepomuk auf ihrer St
Rechts seitlich des im Oberkörper
dargestellten lleiligen fliegt ein das
in seinen Händen haltender Fngelputto
dem in der Sockelzone als Gegeng
ein a1 der Höhe der Gruppe geme
fast gleich langer Dreizack als Attrib
Flußgottes entspricht, auf den auch die
blätter seitlich und unterhalb dieser
hinweisen. ln der ungewöhnlich schmal
überhiähten, übereinander gebauten
mit ihrer besonderen Tendenz zur Dia
und Gegendiagonale liegt zweifellos ei
sonst bei B. Straub zu beobachtend
gesprochen nianieristischer Akzent. Auf
der detaillierten Farbangaben auf der
nung können wir uns ein relativ genau
von der einstigen farbigen Wirkuri
Jesuitenbrunnens und von seiner
machen. Aus der lichtgrauen Färbur
Figurengruppe auf der Zeichnung kan
schließen, daß sie in ihrer Ausführun;
in Polierweiß gefaßt war. Der Rundsocl
seiner auf der Zeichnung schwach ros
gehaltenen Marmorierung dürfte aus
burger Marmor bestanden haben. Die
auf dem Brunnenrand sind schwach
grau gehalten, und der Brunnenkasten er
in einem grünlichgrauen Farbton.
Die von ß. Straub auf seiner aquare
Werkzeichnung angegebene Farbigkeit
gleich die verbindliche Konzeption
Farbgebung A. Zächenbergers, der,
hörten, den Auftrag hatte, diese Br
skulptur farbig zu fassen. Ebenbürtig
Zeichnung ist der von B. Straub aus
lmlz geschnitzte Bozzetto, der sich
Rfjihrer-Sammlung im Besitz der Stäcl
Kunstsammlungen in Augsburg
ANMERKUNGEN
ll
1.1
11
15
11
1x
1a
s. 1.1 151
c. 1111111111-111111111-1. l. 11. s11111l1. M11111-l11-11 1113. s. 111 111.
A11merkg.i6l 11. Al1b.11 K. s11-11111111. 1111111111 111-1111;
ireiiT, 11111111 19.15. s.21 111. A111111-1kg.s1 111. Abb.
11. 1111111111. 11111111111 A1111111 1111111. 111; 11111111-11111111 l.111111111-11,
N1. 19311311, ls11.x11. am 11. K.11.-N1,7. s..111.
T1111 xxxll. s. 1112 111 N. 1.11111.
A. r1-11l111-1. 11111111-1 111111111111, 1111111111111 11111, s.154.
1111 1111111111111 11111111 s1,;111111111 11111111-1, Abgnnbg
11. 111.52 111. Abb. m. su. Vgl. 11111 XXXll.
würdigkcir 1111 111-1111111101 ilcorg 11111111, 111-111 111 1111.11
s11-111- 1111-111 erg-l 111 111111 1111111-1111111-111-11 11-1.
Zu 1111111 1111 gl. v11l11111-1, 1111.11, swu. s1-l11111
A. r1-111111-1 WIC 1111111 1111-11 111111 N. l11-b 11,41. 11111111- A11-
1111-1111111g 11,11 1-1 1111111-11111111, 11111 1-111 1,1111 111111-11 111-111111111-11
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o. WOCCkCl, Die 1111-1 1111111111111111111 111-1 Schlosses A11111111111-
11111; zu 13111111 111, 1111 Alle 111111 11111111-1-111- 1011111, 11111 was,
Nr, 71. s. 2a 111. Abb. w.
Giedion-Wclrkcr, 1. o., szs 111. Abb. 125.
dion-Welrkcrm .1. 0.. s. 31132 111. Abb.4.
C. Giedion-Welckcr .1. 0.. s. 40141 111. Abb. 7b.
1a. 1111111111, Üffllilii 11111 01111-1 1111111111 111 1111- 111110111 111 .111,
New 1111111 m11, 11. 11, Nr. 11 111. T11". xvlll 11. Win-
11111111, u. L. Bernini, 14111111111 1955, T11. 1111. m. 1111112 11,
Abb. 71, "zu, 221, 2211.
z11 s1. A11111 1111 Lehei vgl. F111. 1111111111111 MAL .14. 111-1
m1 111811111 111 der 1111111111 1111111 111111111 111111111111- 1111111-
joachim Dietrich ist irbllig hypmhetixch. Vgl. lluhlu-iull,
Oberbayern, 1.A111l., 11111111-111-111 11111111 was, 21111.
A. SChhnbergcr-i. Wut el, lgllJZ-illilllIUf-ÄLlXhL-KJL.
München 51, Nr. u. Ah 60.
e. rnrzb-cb11111, 0111-111-11-111111111 11.11111111l.1111l., w11-11 1-1111.
s. 7. 13 11. Abb. 1. h. w. 11111111r1111111.111. 111111111111
n111c1111111l111. 1111 0111111 111111111- 1411111, x. m2. lmr.
Dcrs. Kunsthlstoristhus Jahrbuch der äum-s-hcscllsrhafr.
11.1111, 19311.
Ballhasar Augustin Alhreihl, Portrait des lßililhnilcr.
Stfüüb 1111 A111-1 111111 5911111111 1713 11111 11-1111-1 1-111111111111-11
Tochter Maria Theresia Alhlllid 175171816, 1777 vur-
heiratct mit R. A. lioos. ÜlfLiNd. 162 117 1'111. München,
Bayerische SlJCllSgClilflltltsilihllilllllgCll
A. Albrecht, Fgu 1411111111.- 11111 111-111 1111111111 Abb.
I. B. Straub, Rücks te des Entwurfes fur lllU Hl.-ol1.11u1-
Nepnlnnk-Gruppu 5111111- Abb. 51
J. 13. Strzulb, Rurkseile der H1.-l111111111-Nq1111111111-o111p11b
11b Abb. 11
j. Strüllb, HL-Jolunn-Nqvumuk P11
95,5 44 211,5 1-111. M1111111e11. 1211111111111 11-
J. n. s11111b, 111. 1111111111 N1-p1111111k. x11111111
1111-111-11111111,
nldumnsr
il .111; A1111. 11
deutungsschicht die Malerei mit Minerva
Apollo mit den neun Musen in gleii
Weise darstellt, wie dieses Bildhauerpm
zugleich auch die Skulptur inhaltlich
einbezieht. Die beiden gleichformati
Porträts stammen aus der Schloßgalerie
Schleißheim München, Bayer. Staatsgemä
Slg. 11111..N1. 2764145 111111 N1. 2765146.
wurden offenbar als ofiizielle Porträts
damaligen Hofmalers und des Hofbildhal
und gleichsam stellvertretend für die bei
Schwesterkünste der Malerei und der Skul
vom Münchner Hof in Auftrag gegel
Der auf dem Porträt Straubs wiedergegel
und als Grisaille gemalte Modellettn Abl
Original Ausschnitt ca. 30 22 cm
in der knmpositionellen Anordnung der
der Münchner Zeichnung dargestellten
der Vorbereitung für die Btunnenplastik
nahe und ist damit zwischen dem Augsbu"
Entwurf und der Ausführung einzuordl
Zu den drei Entx ürfen gesellt sich nun
aus einem Stück Eichenholz völlig eigenhäl
geschnitzte Ausführung Abb. mit
vergleichsweise wohlerhaltenen wenn
restautierungsbedürftigen Originalfass
Abb. 10, die archivalisch für A. Zäcl
berger bezeugt ist. Diese Gruppe ist 96,5
hoch, wobei ihre größte Breite 44 und
Tiefe in der Sockelzone nur 29,5 cm betr
Dieses bisher völlig unbekannte Stück geh
ursprünglich Pfarrer Peter Grassl frühel
Fürstenfeldbruck und Rottenbuch, aus
sen Besitz es später in den des Münchl
Prälaten Dr. Michael Hartig kam, aus de
Nachlaß es vor einigen Jahren in den B1
des Erzbischöflichen Ordinariates in
chcn gelangteW. Der Komposition di
Gruppe war im 20. Jahrhundert inso
ein Nachleben beschieden, als nach ih
Vorbild eine unterlebensgroße Steingru
die ebenfalls die Personiflkation des
guttes Moldau als Trägerrigur des hl. Joh
Nepomuk zeigt, von dem Münchner
haucr Franz lloser im neobarucken Stil
cm". Er ist eine Frische, erste ldeen-
zu diesem Auftrag, die sein eminentes
ierisches Können gerade auf diesem
im hellsten Licht zeigt. In den Einzel-
betrachtet erscheint dieses auch in
Rückseite sehr beachtenswerte Werk,
durch seine bravouröse, im Facetten-
ausgeführte Oberflächenbehandlung
hnet, gleichsam als Präfiguration zu
sitlich später als dieses Stück entstan-
stilistisch offensichtlich von ihm
ußten Bozzetti seines genialsten
rs Franz lgnaz Günther 1725-1775
in Aibling tätigen Bildhauers Joseph
1729-1793. Besonders originell ist
der Fußzone des Straublschen Ent-
zu findende antikisiereride Motiv einer
rrlen liegenden Urne, aus der Wlasser
Fließt. Dies kann sowohl als Attribut
eiligen wie allgemein seit der Antike
gorische Darstellung des Wassers inter-
werden, wie es auch zugleich auf die
ndung der Skulptur als Brunnenplastik
tet. Es wurde sowohl hei dem gezeich-
Entwurf wie bei der geschnitzten Aus-
weggelassen, was vielleicht auf einen
iglich geäußerten Vorschlag des Auf-
Jers zurückzuführen ist. Die Komposi-
ieser Figurengruppe wurde von J. B.
noch in einem zweiten größeren nicht
nen Modelletto skizziert, von dem nicht
it ist, aus welchem Material er ange-
wurde. Der Bildhauer muß ihn jedoch
zugnis seiner Kunst sehr hoch ein-
tzt haben, weil er ihn auf seinem von
iyerischen Hofmaler und kurfiirstlicheri
inspektor Balthasar Augustin Albrecht
4765 im Jahre 1763 gemalten und mit
ivum" bezeichneten Porträt O1Lw.;
1,17 als einzigen Modelletto darstellen
zeigt den Künstler in seinem 59. Le-
ire. Das Bild Abb. entstand als
stück zu einem im Jahre 1761 aus-
ten Selbstporträt des genannten Malers
Staffelei, das in einer zweiten Be-
die Amperbrücke in Fürstenfeldbruck 1924
geschaffen wurde". lm Vergleich zu den
ihm vorausgegangenen Entwürfen zeigt es
sich bei der von B. Straub geschnitzten
Ausführung Abb. 11, daß hier noch einmal
ein wichtiges Bewegungsmotiv verändert
wurde. Bei ihr erscheint die Gestalt des
Moldau-Flusses spiegelbildlich, während ander-
seits die Vorderansichtigkeit des Oberkörpers
der Hauptfigur in allen drei Stationen der
Vorbereitung unverändert beibehalten blieb.
Bei der Ausführung wurde sowohl das Motiv
des geflügelten Engelputtos wie auch das
des Dreizacks in der Sockelzone weggelassen.
Aus einer Vertiefung hinter den gefalteten
und mit einer Fessel am Handgelenk zusam-
mengehaltenen Händen des Heiligen geht
hervor, daß er einst ein kleines aus Holz
geschnitztes? Kruzifix trug, dessen Schaft-
ende an dieser Stelle befestigt war. Durch die
Diagonalrichtung des jetzt verlorenen Kruzi-
fixes nach rechts erfuhr die Gruppe kom-
positinnsmäßig eine nicht unwichtige Be-
reicherung, die sich auch in ihrer Kontur
bemerkbar machte. Der nach schräg links
unten gerichtete Blick des hl. Johann Nepomuk
wie auch seine nach dieser Seite hin leicht
geneigte Kopfhaltung beziehen sich beide in
gleicher Weise auf das heute fehlende Kruzi-
fix, das fast allen Heiligendarstellungen dieses
Typus als persönliches Attribut beigegeben
ist. Übereinstimmend im Motiv auf der Zeich-
nung und mit dem durch das Bild B. A.
Albrechts überlieferten Modelletto Abb. 12
jedoch noch nicht rnit dem Augsburger Ent-
wurf ist, daß die Hauptfigur ursprünglich
ein aus Holz geschnitztes nicht erhaltenes
Birett auf dem Kopf trug. Dies geht aus
einer kaum wahrnehmbaren, rillenförmigen
Vertiefung oberhalb des Haaransatzes hervor.
Durch zwei heute noch auf der Unterseite
der l-lolzplastik vorhandene Bohrlöcher läßt
sich ihre einstige Befestigung auf dem
oberen Ende der marmornen Brunnensäule
durch zwei ehemals an dieser Stelle einge-
lassene Eisendübel rekonstruieren. Der in
die Augen springende Wandel der Gestaltung
zwischen den Entwürfen und der Ausführung
äußert sich auch in der Wiedergabe der
variant dargestellten Kopftvpen wie in der
Gesichtsbildung der beiden Figuren Abb.
13-15. Angesichts ihrer ursprünglichen Be-
stimmung als einer von allen Seiten zu be-
trachtenden, freiräumlich aufgestellten Brun-
nenplastik ist es überraschend, zu sehen, daß
der Bildhauer ihr bei fehlenden Seiten-
ansichten eine völlig flächig-ansichtige,
auf eine ideelle Wand bezogene Rückansicht
gab, die im deutlichen Gegensatz zu dem
Augsburger Bozzetto steht, der an dieser
Stelle eine noch wesentlich räumlicher er-
scheinende Komposition skizzierte. Es zeigt
sich, daß diese jeder monumentalen Gestal-
tung abholde Straub'sche Brunnenskulptur
von typisch rokokohafter Prägung einst nur
auf eine straßenseitig bedingte Ansicht
direkt von vorn komponiert war, während
die durch ihre Oberflächengestaltung sich
auszeichnende, flächig behandelte Rückseite
der Klosterfassade zugekehrt war. Abgesehen
von der zwischen Entwurf und Ausfüh-
rung genau zu verfolgenden Modifikation
formaler Art liegt ihre Verschiedenheit in
einer gegensätzlichen ikonographischen Inter-
pretation. Aus der mehr transitorisch auf-
gefaßten Tätigkeit des Bergens und Rettens
des ertrunkenen Heiligen durch den Flußgott,
der ihn wie ein treubesorgter alter Diener
trägt, wie es auf dem Augsburger Entwurf zu
sehen ist, wird in der Münchner Zeichnung
und in dem durch das Porträt überlieferten
Modelletto wie in der Ausführung ein weithin
sichtbares Zurschaustellen des in der Visio beati-
fica wiedergegebenen Heiligen. Diese steile
triumphale Erhöhung des hl. Johann Nepomuk
als Märtyrer über dem durch seine ihm aufge-
bürdete Last gebückten Träger erfolgt hier im
Sinne der barocken Schaufrömmigkeit, einer
um die Mitte des 18. Jahrhunderts noch in
ihrem vollen Umfange vorhandenen Frömmig-
keitsvotstellung. Für sie ist diese Brunnen-
skulptur geradezu ein Paradigma.
Die Münchner Johann-Nepomuk-Gruppe,
wahrhaft ein Kabinettstück von hervorragen-
der schnitzerischer Feinheit und subtiler Ober-
Hächenbehandlung, fügt sich stilistisch in das
bisher bekannte Werk Johann Baptist Straubs
ausgezeichnet ein, zu dessen erweiterter Kennt-
nis es einen vorzüglichen Beitrag leistet. Wie
der Verfasser der vorliegenden Arbeit zu-
14
versichtlich hoHt, soll gerade dieses Werk zu-
sammen mit seinen Entwürfen der Anlaß
dazu sein, die bisherige allzu vordergründige
Vorstellung von B. Straub als einem
genialen Dekorateur" in entscheidender Weise
zu revidieren. Es zeigt vielmehr par excellence,
daß dieser Künstler der Lehrmeister der
süddeutschen Rokokoplastik und bevorzugter
bayerischer Hofbildhauer auch eine der
unabdingbaren stilistischen Voraussetzungen
für das lngenium lgnaz Günthers ist, der
was in diesem Zusammenhang wichtig ist
zur Zeit der Entstehung dieser Holzskulptur
noch Schüler im Atelier seines Münchner
Lehrers war. ln der Haltung, in der Bewegung
wie in den sehr gelangten Proportionen ist
die Gestalt des Flußgottes Moldau unver-
kennbar das Gegenstück zu einem ebenfalls
kleinformatig ausgeführten Chronos aus ge-
branntem und glasiertem Ton, der zehn Jahre
früher 1741 als Bekrönung eines von Fran-
gois Cuvillies d. A. entworfenen Kachelofens
von B. Straub in seiner Eigenschaft als
kurkölnischer Hofbildhauer für das Schloß
Augustusburg in Brühl geschaffen wurdell.
Das zur Seite gewendete Haupt des bärtigen
Flußgottes findet sich in stilistischer und
typusmäßiger genauer Entsprechung zwillings-
bruderhaft bei der um 1739 geschnitzten
Gottvaterfigur wieder, die Straub als Kanzel-
bekrönungsfigur für die ehemalige Augusti-
nerchorherrn-Stiftskirche in Diessen schufl3.
In noch stärkerem Maße gilt dies für die
Gestalt des hl. Johann Nepomuk der Nlünch-
ner Brunnenskulptur und für die ihr stilistisch
sehr nahestehende und mit ihr themengleiche
Figur, die sich einst auf dem 1739 ge-
weihten und 1944 zerstörten Hochaltar im
Oratorium der Englischen Fräulein im öst-
lichen Flügel von Schloß Nymphenburg
befand Abb. 16. Diese um 1750 zu datie-
rende Figur bildet typusmäßig die unmit-
telbare und ihr gegenüber nur geringfügig
modifizierte Voraussetzung für die kurze Zeit
nach ihr ausgeführte Gestalt gleichen The-
rnas14. Wie wenig Stil und Ausdruck, Pro-
portion und Typus bei einem einmal von
Straub ausgeführten themengleichen Stück
sich wandeln, mag ein weiterer Vergleich der
Münchner Heiligentigur mit einem wesent-
13
14
15
16
17
J. H. Slrauh, HI. julunn Nrpnnnlk, Kupfdctail im Profil
von Abb.
I. u. btruub. Pcfuxllil "mm du; Fluligntrm Mnkianu, 1mm
von dcr HIwjulunn-Ncpunuukr äruppc
J. n. Stmnb. H1. julunn Ncpnnuxlk. Bnzzrttn. Augsburg.
Smdri. llc Kuns nmmhanxgcxu
J. n. Srrnub, H1. julnnu Ncpouulk um 1750. Ehcm.
München snmn Nymplwzxhxlrg. Oratorium der Engl.
Fräulein
J. u. Strauh. m. Johann Ncpomlnk um 11m. Srihifllam,
Bcnediktinrrklnvturkirchu
17
äter um 1764 geschnitzten knienden
iann Nepomuk Abb. 17 zeigen, der
einem Seirenaltar auf der Epistelseite in
rmaligen Prämonstratensen, jetzt Bene-
tklosterkirche in Schäftlarn behndetli.
Betrachtung der Gestalt des Moldau-
ttes Abb. 18 mit dem charakteristi-
Xltmänncrkopftypus mit seiner hohen,
en Stirn, mit dem geöHneten Mund,
eichen, wie aus Watte geformten Bart
rssen völlig ornamental wiedergegebe-
arlocken ergibt sich noch ein anderes,
alb des Münchner Bildhauers liegendes
n. Es erhebt sich dabei die Frage,
dieser sicher nicht von B. Straub
rnc markante Typus abzuleiten ist. Die
rt darauf kann nur die sein, daß er die
einer auf Werke von G. L. Bernini
zuführenden künstlerischen Erfindung
wie so vieles andere von seiner Hand
Hene Schule machte und so auch bei
innerhalb der bayerischen Rokoko-
nr geschaiienen Stück einwandfrei nach-
en ist. Bei Bernini sind es vor allem
feuervergoldeter Bronze ausgeführten
der vier Kirchenvater um die Cathedra
.St. Peter in Rom 1661-1663 wie die
gleichen Zeit entstandene Gestalt des
ronymus in der Chigi-Kapelle im Dom
na 16. Zu der letzteren hat sich ein
indig ausgeführter Terrakotta-Bozzetto
cm erhalten Abb. 19, der zu den
endsten Wlerken dieser Gattung inner-
es Oeuvres von Bernini gehörend
ner wahrhaft archetypusmäßigen Aus-
ngskraft gewesen sein rnuß Fogg Art
in CambridgefUSA. Obwohl B.
wie wir aus seiner Lebensbeschreibung
niemals in ltalien war, dürfte er Nach-
xder Nachzeichnungen derartiger Stücke
1d seines langjährigen Aufenthaltes in
Jder auch durch die Vermittlung seiner
lflßf Lehrer A. Faistenberger und
uidl kennengelernt haben. Die für
ien entscheidende Vermittlung berni-
nesker Formertindung und der eng damit
verbundenen Ausdrucksgestaltung erfolgte
durch die Werke der beiden Künstlerbrüder
C. D. und E. Q. Asam, die man mit Recht
als Enkelschüler Berninis bezeichnet hat. Wie
sehr E. Asam sich seinem Vorbild näherte
und damit auch später auf J. B. Straub und
auf andere Münchner Bildhauer vermittelnd
weiterwirkte, zeigt ein Blick auf die aus-
gezeichnete Stucktigur des hl. Hieronymus
am Hochaltar der ehemaligen Hieronymi-
taner-, der jetzigen Franziskanerklosterkirche
St. Anna auf dem Lehel in München
1729-1739, die eine nur geringfügig ver-
änderte Variante des hl. Augustinus von der
Cathedra Pctri ist. Dieses Vorbild muß bei
Straub einen nachhaltigen und deutlich zu
verfolgenden künstlerischen Eindruck hinter-
lassen haben. Wie B. Permoser, so ist auch der
mit Namen noch immer unbekannte Meister
der prachtvollen Kirchenväterliguren vom
Hochaltar in Diessen um 1738 ein bewußt
in der großen römischen Tradition des 17. Jahr-
hunderts wurzelnder anderer Enkelschüler
Berninis. Dies beweisen die Köpfe seiner
Diessener Kirchenvater zur Genüge, deren
'I"ypen direkt von den themengleichen Werken
Berninis in Rom abzuleiten sind 17. Daß diesen
in Rede stehenden Typus schließlich auch der
Meisterschüler Straubs, Franz Ignaz Günther,
sehr genau kannte und von ihm ausgehend zu
seiner Elias-Büste Abb. 20, München, Baye-
risches Nationalmuseum inspiriert wurde, be-
stätigt unsere Erkenntnis auch in generations-
mäßiger Hinsicht für das Schaffen seines
Lehrers auf das vollkommenste I3.
Die Münchner Brunnenplastik Straubs be-
sitzt eine ihr eigentümliche und bisher nur
in wenigen anderen Stücken nachweisbare
ikonographische Besonderheit in der in dieser
Heiligenlegende nicht belegbaren Vermischung
von christlichem und antikisierendem Ge-
dankengut späthumanistischer Prägung. Wir
meinen damit die in dieser Skulptur wieder-
gegebene Personiiikation des Flußgottes Mol-
dau als Allusion auf den Wärtyrertod
hl. Johann Nepomuk. Nlerkwürdigerxv
fehlt sie bei allen vor B. Straub in Böhr
entstandenen, gleichsam kanonischen
stellungen dieses Themas, insbesondere
der von WÜH. Heroldt im Jahre 1683
gossenen Bronzetigur Abb. 21 auf der K2
brücke in Prag. Als Gußmodell gilt die
dem Hochaltar der SL-Johann-Nepomuk-
Felsen- der sogenannten Skalka- Kirchr
Prag stehende Figur, die von Johann Bro
geschnitzt wurde. Sie gehen wiederum
den 1681 datierten Bozzetto Matthias Rar
müllers zurück, den man seit langem als
Archetypus der Johann-Nepomuk-Darstell
erkannt hat". ln besonders origineller
hat ein bisher unbekannter schwäbischer
hauer eine lebensgroße, farbig gefaßtc
nach der Mitte des 18. Jahrhunderts au
führte themengleiche Figur gestaltet Abb.
die sich als Gegenstück zur Kanzel in der
maligen Ursulinenklosterkirche in Landsl
am Lech befindet. An der Konsole di
Skulptur findet sich die Halbtigur der M014
die als ein aus einer wassertriefentlen Mus
auftauchender Greis dargestellt ist, der
Rudetblatt in seiner linken Hand hält. Di
für die Plastik des 18. Jahrhunderts hö
ungewöhnliche Motiv ist bei der etwa gle
zeitig entstandenen süddeutschen Fre
wie auch in der Tafel-Malerei zu bele;
Als adäquates Beispiel dafür sei hier
sitzende Figur der Moldau mit WaS
urne und Ruderblatt angeführt, die ur
halb einer Darstellung des Todes und
Glorilikation des hl. Johann Nepomuk
der hl. Dreifaltigkeit im Beisein Maria
der drei christlichen Kardinaltugenden
scheint. Dieses 1762 datierte Fresko wi
von Matthäus Günther für die SL-Joh
Nepomuk-Kapelle in Fieberbrunn in
B.-H. Kitzbühel geschaffen. lnhaltsmäßig
ihr verwandt, wenn auch in formaler llins
mit ihr nicht übereinstimmend, ist die Müni
ner Brunnenplastik mit einem 23 Jahre sp
tandenen, lebensgroßen Werk zu ver-
chen, das einst in Würzburg beheimatet
jetzt Berlin, ehcm. Staatl. Museen20.
ses 1774 datierte Stück, eine aus rotem
dstein gehauene und farbig gefaßte Gruppe
b. 23, wird mit Recht P.A. Wagner
stisch zugeschrieben. Zur Beurteilung der
ischen Verehrung des Heiligen in dieser
ist ihre lnschrift aufschlußreich St. Jo-
nes von Nepomuck Dieses Bild zum
ilKl wider Spott und Hohn Dem heiligen
'on für diese Strasscn hat errichten
f". Nach der Formulierung einer
nym erschienenen Heiligenlegende aus dem
1719 kommt sein Schutz insonderheit. ..
enjenigen zur Hülfe, welche sich einer
atlichen Schande befürchten und sich
men ihre Sünden zu beichten"ll. Bei der
ichner Brunnenskulptur hat weniger die
eas-Anchises-Gruppe Pate gestanden oder
allgemeineren Sinne die Raptus?Darstel?
wie man zunächst vermuten könnte,
lern hinter ihr steht vielmehr im engeren
ie der Typus der in der deutschen wie
ler italienischen Malerei und Plastik seit
späteren Mittelalter nachweisbaren Fi-
rngruppe des hl. Christophorus. Wie dieser
ihm in Kindsgestalt erscheinenden und
später als Majestasfigur sich zu erkennen
enden Christus auf seinen Schultern schwer
fend durchs Wasser trägt, wobei er der
fälligen Verbildlichung seines Namens alle
macht, so trägt der ebenfalls als alter,
iger, unbekleideter Mann von herkulischen
maßen charakterisierte Flußgott Moldau
wie von einer Aura umstrahlte Gestalt des
jugendlichen Märtyrers aus dem Wasser
sichere Land. Wie sehr bei der Straub-
ppe solche traditionsmäßig zu verfolgen?
Vorstellungen tatsächlich eine Rolle
len, beweist ihre über das rein Zufällige
usgehende motivische Verwandtschaft mit
bereits sehr manieristisch aufgefaßten
stellung des hl. Christophorus, die im
en Viertel des 16. Jahrhunderts von einem
hfolgcr des Meisters von Meßkirch gemalt
de Basel, Öffentliche Kunstsammlung Z1.
charakteristische Motive des Straub'schen
itenbrunnens der Typus der großen
ifiirmigen Laternen am Brunnenrand und
J. ß. SlrJHlJ. 1-1 staut," des Flullgtiltcs Moldau. Kopf-
detail von der .-JUliJHH-NL''J1HHit-Gruppe. Miiuchril.
Erzbischöfliches Ordinariat
L. Bcrnini, Hl. Hieronymus Kopfi Entwurf an?
gcblich für den gleirhnaitligcu Heiligen in der Ühigi-
Kapelle im Dom von Sieua, Hu 155 In, Cambridge
USA, Fogg Mine-um of Art 'VIlrl Univcrxity
J. dann", HI. Elias, Kopfdr a1. Milncheu, nittvt-na-ht-t
Natinnalmmeilm
des zwischen ihnen angebrachten Ornament-
xverkes sind abgesehen von tler typus-
mäßig verwandten heute nicht mehr vor-
handenen Sockelverzierung der gleichnamigen
Bronzel-igur W. H. Heroldts auf der Prager
Karlsbrücke, sehr ähnlich der Brüstung
des im Jahre 1736 fertiggestellten silbernen
Grabmals des hl. Johann Nepomuk im
Chorumgang des Prager SL-Veits-Domes,
für das Joseph Emanuel Fischer von Erlach
den Gesamtentwurf und der Wiener Bild-
hauer Antonio Corradini die Holzmodelle
geliefert hatte Ausführung von dem Wiener
Goldschmied Xl'irth13. Das direkte Vor-
bild für die Gesamterscheinung der Straub"?
sehen Brunnenrandverzierung ist in einem
Asam-Motiv zu suchen, das hier ins Rokoko
übersetzt wurde. Es ist dies der mit Sternen?
und Strahlenkränzen geschmückte, freischwe-
bende Kronreif, der in der Benediktinerkloster-
kirche Weltenburg optisch die Zone der Hohl-
kehle mit der der illusionistisch bemalten
Flachdecke des l-lauptraumes verbindet vor
1721. Bei Asam wie bei Straub ist es das
gleiche Prinzip, die Realitätsgrade und diver-
gierende Formbereiche durch ein vermittelndes
Glied ineinander übergehen zu lassen. Die zur
Beleuchtung des Münchner Jesuitenbrunnens
wie des bronzenen und silbernen Sn-Johann
Nepornuk?Denkmales in Prag verwendeten
sternförmigen fünf Laternen symbolisieren das
auch im hlartvrologium Romanum aufge-
zeichnete und in Caspar Erhards Großer
Haus-Legend der Heiligen 173681 so an?
schaulich geschilderte für den hl. Johann
Nepomuk bezeugte Wunderl-i. Nach dieser
Darstellung hatte dann der Himmel ihm
eine sehr stattliche und ansehnliche Leich-
begängniß zu halten Anstalt gemacht, um auf
solche Weise die Heiligkeit dessen offenbar
zu machen, der also wohl die Heimligkeiten
der sacramentalisehen Bcicht verborgen ge-
halten hatte. Dann gleich nach vollbrachter
so grausamer Mordthat zu erg. auf Ver-
anlassung König Xlvenzels lV., sind über
dem Wasser her unzaehlbure hellscheinendc
Lichter, als brennende Fackeln erschienen,
welche um und um feurige Strahlen von sich
geworfen, und den Leib des heiligen hlartvrs
mit großer Ehrerbiethigkeit an ein anschau?
liches Gestad getragen worden. Die
Stadt zu erg. Prag ist diesem
zugelaufen, und über solchem Miral-
staunet. .. Endlich hat man Morgens
an dem Gestad zu erg. der Moldau
ehrwürdigen Leichnam gefunden, mit
eigenen Kleidern ganz ehrsam bedec
welchem das Angesicht ganz lebhaft,
selig, und eine aller Ehren werthe ange
Gestalt vorstellte." Nach Art eines
grammes identifizierte die barocke Di
diese als persönliches Attribut des
dienenden fünf Sterne häufig mit de
Buchstaben des Xlfortes TACUI, was
dieses Vorganges ebenso für die beiden
Vorbilder wie auch für die sternföi
Laternen des Münchner Jesuitenbrr
interpretationsmäßig in Anspruch geno
werden darfZF.
Daß man gerade den hl. Johann Neporr
Brunnenheiligen für den Platz vor
Münchner Jesuitenkloster bestimmte
ikontigraphisch seinen Grund in erster
darin, daß man ihn, den Seneralvik
Domkapitels von St. Veit in Prag, als
besonders von der Gegenreformation
pagierten Märtyrer verehrte, der, wie
bereits erwähnten anonym erschienenei
ligenlegende von 1719 verzeichnet
einer Predigt dem ganzen Reich dir
nachgefolgte trübselige Hußiten-Zeitem
phezeite. Der Orden, vor dessen Kirch
Kloster der diesem Heiligen gewidmete
nen stand, hatte den hl. Johann Nepomx
1732 als Patronus minor principalis
erwählt. Noch im gleichen Jahre 1732
von dem Münchner Maler Joseph
Schilling 170271777 ein diesen lleilige
stellendes hochovales Bild, dessen Rahme
plastische Zunge als Symbol für das wegi
Beichtsigills erduldete Martyrium trägt,
Magdalenenkapelle der Münchner Jes
kirche geschaffen. Zur Verehrung des
in München kamen patriotische Gründe
hl. Johann Nepomuk war der geheim
wissensrat" einer bayerischen Prinzessii
Königin Johanna von Böhmen, und er
sich standhaft, das von ihr anvertraute
geheimnis zu brechen, was er mit
hlärtvrertod bezahlen mußte. Für di
11 W. H. Ht-roldt 1683, Bronzcguß nritli einem iußminlell
von Johann Brokotl" 1681; Iiuzzctri von M. lkauchmüllcr,
1111. 1111111111 Nepumuk 11111 111-11 111-1111- 1111-111 1111-111 11111.
handenen Sternlaterncn. Prag, Karlsb
bthwabisther llildhaticr nach der Mitte des 18. Jli. Huligurl
117111111111 111- 14111111111111111 111111-1- 111.1111111111 1111111111111. 1.111111-
berg am Lech, ehern. U1sulinenklusrcrkirthc
2a 1. 11. A. 11111111111, HI. 1111111111111 111111 1111111111111111 1111111 1111111111111
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P1111111; 11150. s. 1111122.
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Prag, 1111 Mitteilungen 111-1 14.14. 21111111111111111111111111 xx,
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111111111 sv. v11.1 111.111. 1'111; 1111111 s.415 111x111. 111111,
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111111 .x151111111 115 112 15711111 111111111111 11111 111 1111111111
1111111111111. Vgl. 14111111 111111 141111111 111 1111111111111. 11111111111
111111 s1-1111-111-11 11111114411. 111111111111; N1.
111. 111111. 11111-11 111111111111111-11 A111.
1911111415111 11.11.1110.
11 7.11. 1111-11 111-1 11111111111- 1111 11111111 111-1 11111111111 11
s1111111- 1111111111111; 1773, 1522123. 1111-
1111-11-1 w1-1111-1 111111111111, 11111 1111 v11111-1111 11111111-11-111 111111.
111111111 111111111 1111 211.11. 17311 111111 111111 ,.A111111111.11111 11111111.1111'-
5111 .11. 173a.
25 211111 N11-11111-11 111.1 1111111111 l'ATUl 1111. 1111- s.1111111111111,1
w111111111 141111111111 1111111111111 196.1. s.111147 111. 111111.
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1111111111 N1-11111111111 1111 111111111111111111111 11. 11-111. Vgl. 14.11. 11111
Slg. M511 141111111-111111 '1'1111. rv111111- 111-111, 14111111 11111
111111. 111r Tal". x111,
M. P111111- .0.
F. v. z.111111-1, M11111-111111 111 14111111 111111 111111111111111, M11111-111-11
191415. 1x1 1114.
ung' 1,11111" 011111111 1111-111-11 11111 v1-11111111111111 .111r
sundere Verehrung des böhmischen Heiligen
in Bayern gibt es noch einen zweiten historisch
zu belegcnden Jrund. Durch seine Fürbitte
soll, wie überliefert ist, die Schlacht am Weißen
Berg bei Prag im Jahre 1620 siegreich mit-
entschieden worden sein, in der der spätere
Kurfürst Maximilian l. vnn Bayern als Haupt
der katholischen Liga das Heer der Protestan-
ten unter Friedrich V. von der Kurpfalz, dem
Winterkäänig, als Haupt der protestantischen
Union vernichtend schlug und damit die
machtpolitische Stellung Bayerns, Österreichs,
des läömischen Reiches und Mitteleuropas für
viele ieneratinnen mitbestimmte" K. Piister.
Diese hervorragende Bedeutung des Heiligen
für die bayerische Geschichte illustriert auf
besonders eindringliche Weise das im Jahre
1728 von I. D. Asam ausgeführte Kuppel-
fresko in der kleinen Wallfahrtskirche S. Maria
de Victoria auf dem Weißen Berge. Bald nach
19. 3. 1729 durch Papst Benedikt
Xlll. in der Latcransbasilika in Rom erfolgten
Heiligsprechung wurde der hl. Johann Nepo-
muk, was offenbar i-iter in Vergessenheit
geriet, rnit der rde eines Stadtpatrons von
München und mit der des Landespatrunes von
Bayern bedacht. Der Kult des hl. Johann
Nepumuk wurde in der 1. Hälfte des 18. Jahr-
hunderts besonders vom Münchner l-luf wie
vuni regierenden Fürstbischnf Johann Theo-
d11r von München-Freising, mit dem Beinamen
Der Kardinal von Bayern", einem Bruder
des Kurfürsten Karl Vll. Albrecht, begün-
stigt 3". im Jahre 1736 wurde an der von den
Gebrüdern Asam erbauten SL-Johann-Ncpo-
muk-Kirche in der Sendlingerstraße
gleichnamige Bruderschaft durch die Münch-
ner 1111111111111-11111 errichtet, die sich großer
Beliebtheit erfreute37. Religionsgeschichtlich
keiner zweiten Gestalt vergleichbar, war
diesem böhmischen Geistlichen rund
350 Jahre nach seinem hlärtfvrertutl beschieden,
zu einem wahrhaftcn Volksheiligen des I8.Jai1r-
der am
eine
es
a1
hunderts zu werden. Vom Münchner Jesuiten-
brunnen abgesehen, ist der hl. Johann Nepo-
muk als Brunnenheiliger nur sehr vereinzelt
nachzuweisen wie bei dem 1549 errichteten
Marktbrunnen in Iernsbach Ldkr. Rastatt,
dessen bekrönende Marienligtir um 1750 be-
zeichnenderweise durch eine Statue des
Heiligen ersetzt wurde. ln nicht zu über-
bietender Weise gipfelte sein Kult schließlich
darin und dies ist für München bezeugt
daß er später als Wundertäter in allen vier
Elementen Luft, Feuer, Wasser und Erde
verehrt wurde 33. Außer diesem Jesuiten-
brunnen gab es im barocken München noch
ein zweites religiöses Monument, das ebenfalls
nachts mit vier großen Laternen beleuchtet
wurde. Es ist die nur wenige hundert Meter von
ihm entfernte von Maximilian l. errichtete
Mariensäule auf dem Marienplatz. "her den auf
der Balustrade im Jahre 1638 aufgestellten l,a
ternen erscheinen die vier Allegorien von Pest,
Hunger, Krieg und Ketzerei in Gestalt der
Schlange, des Basilisken, des Löwen und des
Drachens, die mit Schwert und Spieß von vier
gepanzerten Engelputten unter dem Schutz
Marias als der Patruna Bavariae im Sinne von
Ps. 90, 13 bekämpft werden. Die larogramma-
tische Widmung dieses Denkmals lautet Rein,
Regen, Regimen, läegiunem, Religiuncm, Con-
serva Bavaris Virgn Patrnna tuis" ins Bayeri-
sche übersetzt etwa Jungfrau Maria, erhalte
deinen Bayern die Saclf und den Herrn, die Ord-
nung, das Land und den 1lauben1". Reli-
gionsgeschichtlich bemerkenswert ist die 'l".1t-
sache, daß man um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts und nur knapp zwei Jahrzehnte
vor der Aufklärung mitten im Herzen der
Stadt München eine zweite religiöse icdenk-
Säule in Gestalt des St.-J0hann-Nep01nuk-
Brunnens errichtete, die wie die von llubert
Gerhard im Jahre 1613 gescharfene Erzrigur
auf der hiarierrsäule in dieser Zeit als zweiter
Landespatrun Bayerns verehrt wurde.
17
Slmuh. m. IACILIIWJN MIN du"
numuh Man-
lwnrc 1m Pnklälilnikl
IHII7C
wl-s" ilnuly Kopf du m. 2m.
mm der Klu'hc' In A1
SERGE VRIEER
Slranb ein Kiir1.rllez' der Jlmrenixrlßeu Älfeiermark
ildhauerfamilie Straub aus Wiesensteig
irttemberg hat der mitteleuropäischen
ein außerordentlich reiches Erbe hinter-
Am entscheidendsten hat sich in diese
das Schaffen des Münchner Bildhauers
Baptist Straub 1704-1784 einge-
ln Graz erwarb sich sein Bruder Philipp
Straub 170671774 bedeutenden Ruhm.
vor einigen Jahren wußte man jedoch
enig vom Schaffen der beiden jüngeren
Josef und Johann Georg Straub. Ver-
führte beide der Weg vorerst nach
md später weiter gegen Süden Johann
Straub 1721-1773 nach Radkersburg,
Straub 1712-1756 nach Laibach
ana und später nach Marburg Mari-
orschungen der letzten zehn Jahre ver-
wir, daß sich unser Wissen über beide
uer erheblich erweitert hat. Sn konnte
eressanter Einblick in das Leben Johann
gewonnen werdenl. Es gelang aber
mehr Lieht in das Leben und Werk des
mischen" Straub Josefs zu brin-
folgenden versuche ich, Josef Straub
nschen und Künstler Sloweniens, wo
nnzig Jahre gelebt und geschaffen hat,
tellen.
drei Straubs wirkten zur selben Zeit
Steiermark. Nachdem sich Philipp
1733 in Graz niederließ, erwarb er sich
en Titel eines Landschaftlichen Bild-
1752 wurde er auch zum Patron und
her der Knnfraternität gewählt. Es steht
außer Zweifel, daß die beiden jüngeren
durch Philipp Jakobs Vermittlung und
und seiner einflußreichen Position nach
teiermark einwanderten. Für Johann
ist archivalisch bestätigt, daß er seine
znzeit beim Bruder in Graz verbrachte.
lärt ist es zwar, 0b auch Josef in der-
selben Werkstatt eine Zeitlang arbeitete,
außerordentlich starke gemeinsame Wesens-
und Schaffenszüge in den Werken Philipp
Jakobs und Josefs sprechen jedenfalls für eine
solche Vermutung. Um 1736 scheint Josef
Straub zum erstenmal in Slowenien auf, und
zwar in Laibach, wo er als Geselle beim Bild-
hauer Heinrich Michael Löhr tätig ist. Aus
den Laibacher Jahren sind über Straub nur
spärliche Notizen erhalten. Es ist anzunehmen,
daß nach 1736 und bis in die Mitte der vier-
ziger Jahre des 18. Jahrhunderts Straubs
Werke an verschiedenen Orten Sloweniens
entstanden sind. Obwohl nur Geselle, scheute
sich Straub anscheinend nicht, Arbeitsverträge
auf eigene Faust abzuschließen. Das war aber
auch der irund, daß er in langwierige Streitig-
keiten mit seiner Zunft geriet und schließlich
Laibach ganz verließ.
lm Jahre 1743 ist sein erstes Auftreten in
Marburg zu verzeichnen. Vermutlich arbeitete
er damals noch als Gast. Ungeklärt ist es,
wann er in der Draustadt seinen Posten als
statuarius civitatis" bezog. Im Jahre 1746
ehelichte er Maria Josefa Cowalterin, die
Tochter eines Marburger Kaufmanns. Drei-
zehn Jahre seines Lebens in Marburg sind
nur durch Angaben aus den Tauf- und Sterbe-
büchern der Stadtpfarre zu ersehen. Dem
Bildhauer wurden sieben Kinder geboren,
das letzte erblickte die Welt erst nach dem
Tode des Vaters. Josef Straub starb im vier-
undvierzigsten Lebensjahr; am 25. März 1756
wurde er am Stadtfriedhof in Marburg be-
graben. Nach seinem Tode scheint ein schwe-
rer Schicksalschlag wahrscheinlich eine
Epidemie seine Sippe ausgelöscht zu
haben. Allein die Witwe Maria Josefa, später
mit dem Barockmachef Wollmacher ver-
heiratet, lebte noch bis 1805.
S0 knapp uns auch die Archivalien über den
Lebensgang Josef Straubs zu berichten wissen,
ANMERKUNGEN
Rochus Kohlbarh Swirixche Bildhauer, Graz 1956, S. 417.
Mariborski haroeni ldparji, Zbomik za
umelnostno zgodovino lV1957. Scrgej Vriser Baroöno
kipnrstvo im slovcnskcixi Stajcrskciti. Maribnr 1963.
Sergej Vriser
Opus gibt doch ein beredtes Zeugnis
einer Künstlerpersönlichkeit, die sich im
rischen Süden eigenwillig entfaltete und
zu früh erlosch. Es ist verwunderlich, wie
der Ruhm des Meisters verblaßte;
tppe hundert Jahre nach seinem Tode
inte man in Marburg kaum noch seinen
men, sein umfangreiches Werk sank aber
lig in Vergessenheit, und erst die Gegen-
rt brachte es wieder zutage.
kann heute dank der entdeckten
rke von einem großen Opus Josef
lUlJS sprechen, obwohl es außer Zweifel
it, daß er während der zwanzig Jahre, die
in Slowenien lebte und arbeitete, noch
1r geschaffen haben mußte. Aus seiner
bacher Zeit sind nur einige wenige Werke
annt. ln den dreißiger Jahren entstanden
zi Plastiken für die Franziskanerkirche, die
den Frühwerken des Bildhauers gezählt
den könnten. Im Jahre 1741 arbeitet
tub für die Pfarrkirche in St. Daniel im
"stgebiet Stanjel, 1743 entsteht sein erstes
rk in der Steiermark die Pestsäule in
rburg, eine Komposition mit neun Fi-
en.
erfolgreichsten Zeit im Leben des Künst-
zahlen die Jahre um 1750 bis zu seinem
le. lis ist das ein verhältnismäßig kurzer
iensabschnitt, Straub schuf jedoch gerade
dieser Zeit seine besten Werke. Da ent-
ien zahlreiche Altäre und Kanzeln, charak-
aoer aucn die gesamte Ausstattung mtare,
Kanzel der Minoritenkirche in Pettau Ptuj
aus dem Jahre 1752 im zweiten Weltkrieg
durch Fliegerangriif völlig zerstört. Josef
Straub erfüllte weiters Aufträge für zahlreiche
Kirchen in der slowenischen Steiermark
Cilli Celje, Maria Neustift Ptujska gora,
Süßenberg Sladka gora, Rohitsch Rogatec,
Hl. Dreifaltigkeit i. d. Wind. Bücheln Gradicse
Slov. gor. usw. Seine Kunst wanderte auch
über die steirische jrenze nach Kroatien
Öakovec und Ungarn Nagy Kanizsa. ln
das Verzeichnis seiner Arbeiten reihen sich
ferner unzählige kleinere Werke ein einzelne
Plastiken für Kircheninterieurs oder Fassaden,
Treppenplastiken, Bildstöcke und dergleichen
mehr. Werke, die im ganzen Lande verstreut
sind und mit denen Josef Straub in der
Barockkunst der slowenischen Steiermark
wesentlich vertreten ist.
Was in der Kunst Josef Straubs ihr iros
sind Altäre am deutlichsten in llrscheinung
tritt, ist einesteils sein Beharren an konventio-
nellen Altaraufsätzen und andernteils eine
außerordentliche Betonung der Plastik. Bei-
nahe konsequent wählt Straub zwischen Auf-
sätzen mit zwei oder vier Säulen, wobei die
Attika stets auf dieselbe Art komponiert wird.
Auch dem Ornament ist eine nahezu unbe-
deutende Rolle bemessen; es wird meistens
auf gleichen Plätzen angesetzt, und von NlVerk
zu Werk wiederholen sich wuchtige Rocaillen
und Flechtgebilde aus Rosen und Sonnen-
blumen. Der Schwerpunkt des Ausdrucks
wird der Skulptur überlassen. Kräftige, über-
lebensgroße Figuren erscheinen unter den
Säulen und beherrschen den Hauptteil der
Altäre ihren irdischen Schauplatz und
dessen Pendant, die Himmelsvision in der
Attika. Selbst entnommen aus dem Altar-
rahmen wirken einzelne Figuren mit der
gleichen Kraft jede von ihnen scheint ein
Organismus für sich selbst zu sein, und im
Gesamtbild einer Altarkomposititm vereinigen
sich mehrere Figuren zur wahrhaftigen lymne
von Körperkraft und Form.
Obwohl keine schriftlichen Beweise vorhanden
sind, könnte man mit ziemlicher icwißheit
jene Quellen anführen, die zur Bildung des
persönlichen Stils Josef Straubs beigetragen
haben. Wie bereits erwähnt, führte den jungen
Bildhauer der Weg nach Slowenien zuerst
über Graz und durch die Werkstatt Philipp
Jakobs. Dort schöpfte er die stärksten An-
regungen und blieb wohl mit dem Bruder
in Graz sein Leben lang eng verbunden.
Aber auch die Laibacher Jahre scheinen an
dem Künstler nicht spurlos vorbeigegangen
zu sein. Das Opus seines Arbeitgebers H. M.
Löhr ist bis jetzt noch wenig erforscht.
Beurteilt man jedoch die Löhr zugeschriebenen
Werke, so ergibt sich, daß Straub in diesen
XVerken es sind dies etwas kompakt wir-
kende, gedrungene und muskulöse Figuren
eine Bestätigung seiner eigenen Vorstellungen
finden konnte. In sein Schaffen hat sich aber
Iweifel auch die Nähe Francesco Rob-
der führenden Künstlerpersönlichkeit
ocken Laibach eingeprägt. An Robba
in den Frühwerken und auch später
ers die schlanken Figuren mit typischen
vertikal verlaufenden und zu Fiißen
zur Seite gebogenen Falten.
hen wir nun die Kunst Josef Straubs
Grundzügen zu beschreiben, so müßte
em wiederholt werden, was bei Philipp
als charakteristisch gilt sein Tem-
int, Pathos und die formalen Grund-
einer Plastiken. Auch bei Josef be-
man dem eigenartig scharf geschnitte-
ai-il, in welchem sich die innere Unruhe
"zückten Blick mit weit aufgerissenen
und halbgeölfnetem Mund widerspie-
uch die Gestalten Josefs gestikulieren
'astischen Gebärden und krampfhaft
reckten Fingern. Auf dieselbe Art wie
Jakob gestaltet Josef seine Figuren
yntrapost, und verwandt ist auch der
vurf der reichen Gewänder.
Straub beweist jedoch auch genügend
Phantasie und Gestaltungskraft. Vor
;ommt dies in einer stärkeren expressi-
lote als beim Grazer Straub zum
lCk, in einer Art, die des öftern ins
sche hinübergreift. Es scheint, als
das Pathos bei Josef alle Hindernisse,
inern Bruder, dem Landschaftlichen
1er, nicht den gelösten Ausdruck schen-
ken. Bei Josef wirkt die Figur in der Dar-
bietung ihrer Gefühle förmlich ausgelassen,
sie erinnert oft an Schauspieler in Pantomimen,
die mit Mimik und Geste, mit der Aktion
ihrer ganzen Erscheinung das Register ihrer
Gefühle aussagen wollen. In diesem Be-
streben erscheint Josef Straub bedeutend
kühner als Philipp Jakob, er übertrifft ihn
besonders in den Darstellungen des Monu-
mentalen und Physischen. Anderseits sind
jedoch auch schablonenmäßige Wiederholun-
gen, sei es bei effektvollen Posen oder bei
psychischen Ziigen der Dargestellten, im
Werke Josefs nicht zu übersehen, wohingegen
Philipp Jakobs Können auf weitaus höherem
Niveau erscheint.
Vom lokalen Standpunkt aus betrachtet, be-
deutet das Auftreten Josef Straubs einen ent-
scheidenden Wendepunkt in der Entwicklung
der südsteirischen Barockplastik. Durch Straub
entstehen auf slowenischem Boden Werke, die
im Gegensatz zur bisherigen sakralen Plastik
einen Hauch von Weltgewandtheit mit sich
bringen. Trotz ihres robusten Konzepts und
der drastischen Interpretationen des Gefühls
wirken zahlreiche Figuren des Meisters eher
wie Ankömmlinge aus hoher Gesellschaft als
ins Jenseits entrückte Helfer, an die sich
der einfache Beter in seiner Not wenden
könnte. Es hat den Anschein, als wären sich
die Figuren Josef Straubs ihres Aussehens
bewußt und als wollten sie damit Angst und
Ehrfurcht erregen. Das reiche Gewand
die weltliche Pose verwandeln Straubs Heili
in elegante Vertreter ihrer Zeit. Man betracl
z. B. die Marburger Plastiken der hl. Anna
Elisabeth Gestalten zweier barocker Dam
in dekolletierten und eng anliegenden Kl
dern oder die sinnlich betonten und
blößten Engelsfiguren mit mädchenhafl
Gesichtern und nicht zuletzt auch die dezr
geschnitzten Miniaturnguren der kniend
Dominikaner aus Lichtenegg im KOlll
Podlehnik Halozah, um daraus zu schließe
daß dem Bildhauer wohl die Leistungen
führenden mitteleuropäischen Bildhauerschir
als Vorbild gedient haben. Auch aus Jo
Straubs Schöpfungen ertönt die gehobe
Sprache dieser Schicht, aber mit Verspätu
und im etwas derben, provinziellen Diale
Dennoch steht eines fest durch das Op
Josef Straubs wurde die slowenische Plasi
um 1750 mit den Überlieferungen der tc
angebenden barocken Zentren Mitteleurof
entscheidend veredelt.
Ebenso wie Francesco Robba, der na
Laibach vom Süden zugewandert kam, vi
auch Josef Straub ein Fremder auf unserr
Boden. Beide jedoch hat das langiahri
SchaPIen in Slowenien mit Land und Leut
eng verbunden. Man darf sie wohl mit Rer
als Künstler dieses Landes nennen und
Werk als einen tmliäslwarcn Teil in die Kur
Sloweniens einbeziehen.
KURT ROSSA
Ein neuentderkter Äladßlla jobazm Evangelist
für da Harbaliarklalt von Zbliinxlersrlanla
22
Der Tiroler Johann Evangelist Holzer
bis 1740 ist erst seit den jüngsten Pub
nen von Ernst Neustädterl und E. XV.
in seiner großen Bedeutung für die GCSI
der deutschen Barockmalerei faßbar gew
Das Werk des allzufrüh an der Schwe
Ruhmes Verstorbenen ist nicht sehr
reich. Es wird daher interessieren, d.
unveröffentlichter Modello aus Mii
Privatbesitz aufgetaucht ist, der Zl
einen Einblick gibt in den Prozeß des
bei einem gesicherten Hauptwerk des
stets.
Die Skizze 71X39 cm, Öl, Lwd,
stellt die Glorie der hl. Felicitas da
Heilige schwebt auf einer Wolke, ge
von ihren sieben Märtyrersöhnen, zum
mel empor, zur Trinität.
Die Ausführung ist sichtlich noch im
naxrenzli. Einzelne Teile sind bozzettol
kraftvollen pastosen Zügen skizziert,
Partien sind schon weitgehend ausgi
so daß aus den sichtbaren verschit
Graden des non ßnito ein besonderer
entsteht.
Die Identifizierung des XVerkes war
da wir in den Augsburger Städtischen
Sammlungen den voll signierten fertige
dellol desselben Altarblattes vor uns
Abb. 2. Bei dem Augsburger Ext
100X55 cm haben wir offensichtlich
ausgefeilten Kontraktmodello vor uns.
Wir wissen, daß Holzer diesen Mode
die Kirche von Miinsterschwarzach in F1
gemalt hat. Am 29. Juli 1737 unterferti
inzwischen zum bischöflich Eichstätt
Hofmaler avancierte Meister den Kc
wegen genzlicher Ausrnahlung der Ku
I. E. Hulwr, lilorir
Qhl. Fßlirurw. Änhuirllwx
das Almrhhtt von hhlnxn-u
xchwarrmrh. ln Munrhlu
Prvxuxzlvcxirv
j.
m. Fclunns ugnxrlln
1mm. Jkllnunkllu Mm
mnmnlnugcx!
RKUNGEN
Ncustädlcr. Ich.
1933.
w. Mick, Johannc
ogmphic unrcr bcso
m. Cultun Atesina
S. 31i119, und
55.
Nr, 6170.
lvangelist Holzn, Münrhlwr Disser-
Holzcr 170971740. Beiträge zur
ndcrer lkück 'chl nufikoumvgrmphische
Kultur des Elschlundus XII. 1958.
.Tcil in Cultura Alcsinn Xlll, 1959,
23
Bis zu seinem Tode 1740 sind weitere Doku-
mente, Zusatzverträge und Zahlungsbelege,
erhalten. Das Hochaltarblatt mit der Felicitas-
glorie wurde erst nach Holzers Tod durch
Johann Georg Bergmiiller vollendet. Dieser
quittiert am 24. August 1742 die Bezahlung
wegen gemaltem großen Altarblatt, St. Fe-
licitas". Auf der Rückseite dieses Dokumentes
findet sich die Notiz Diese Malerei ist zwar
von Herrn Holzer accordirt und angefangen,
von Herrn Bergmüller aber ausgemahlet
worden"4.
Leider ist das Altarblatt ebenso Wie die ge-
samte Ausstattung der von Balthasar Neumann
erbauten Stiftskirche von Münsterschwarzach
verloren-i. Daß wir bei den beiden vorliegen-
den Modellis Holzers dieses Hochaltarblatt
vor uns haben, geht jedoch aus den Beschrei-
bungen einer erhaltenen Druckschrift her-
vor.
In der Magna Gloria abbaiiae Xrbwargenrir",
die mit einer Srenografirß des Kircheninneren
versehen ist, finden wir im Textanhang die
Alulegurgg zieren in der neuen Kirrhe llliirlrler-
rrhulartgjarb um einem kunrireielyen Pemel ent-
worfenen Figuren". Hier heißt es St. Felirila
221i! ihren Jieben filmen FIißWl der Trinilät."
Zu diesem bereits von A. Hämmerleö und
E. W. Mick7 ausführlich dargestellten Zu-
sammenhang gibt uns die neuentdeckte Skizze
einen besonders interessanten Einblick in den
Schalfensvorgang. Wir müssen annehmen, daß
an der Genesis des Augsburger Modello noch
andere verlorene Vorstufen beteiligt
waren. Zuerst wohl Bleistiftskizzen zum
ersten Erfassen der Idee, dann wohl ein
kraftvoller Bozzetto, der mit breitem Pinsel
ohne Details die grundlegende farbige Vision
gibtß. Das neuentdeckte Bild ist zwar in
einzelnen Teilen bozzettohaft gemalt, in seiner
gesamten Ausbildung jedoch schon im reiferen
Stadium des Modello, wenn auch noch nicht
so ausgebildet wie das Augsburger Exemplar.
Es ist leicht zu beweisen, daß die Skizze vor
dem Augsburger Kontraktmodello entstanden
ist. Während das Augsburger Bild schon
entsprechend der Rahmensilhouette ausge-
schnitten ist, ist der wesentlich kleinere M0-
dello aus München auf einem rechteckigen
Keilrahmen aufgespannt, wobei die endgültige
Silhouette im roten Grund ausgespart bleibt.
Die Felicitas trägt noch nicht das Schwert
mit den sieben Siegerkranzbinden. Der Engel
mit dem Tablett, auf dem die sieben Märtyrer-
kronen liegen, ist noch nicht erfunden. Das
Gesicht der Heiligen ist noch herb bossiert,
noch nicht für den Beschauer verschont, die
Drapierung des Gewandes der Felicitas noch
nicht so fließend wie auf dem Augsburger
Bild. Die Gruppe der emporschwebenden
Märtyrer ist ohne Abstand zur himmlischen
Gruppe der Trinität mit den Engeln. Erst in
der letzten Fassung kommt dieser Abstand
und damit die ganze Komposition in das
richtige Maß. Bei dem Augsburger Exemplar
wurde schließlich noch die Trinitätsgtuppe
gänzlich umgruppiert. Der so hinreißend
gemalte Engel links außen auf dem Münchner
Exemplar mit den gelb auf seidigem Gewande
zuckenden Lichtern verschwindet völlig, an
seine Stelle rückt Gottsohn nach außen.
Die Komposition zeigt in ihrem Endresultat
jenes klassische Ansteigen, das andamenla in
gilggagm, das schon Piazzetta in seinem be-
rühmten Altarblatt Die Madonna erscheint
dem hl. Filippo Neri" in der Favakirche zu
Venedig so großartig vorexerziert hat. Auch
Kosmas Damian Asam, älter als Holzer und
wohl nicht ohne Wirkung auf diesen, bediente
sich dieses Kompositionsschemas bei manchen
seiner Altarblätter. Auffallend verwandt mit
Holzers Lösung ist hier Asams Hochaltarblatt
der Kirche von Osterhofen.
Im Gesamtprogramm der Ausstattung von
Münsterschwarzach bildete das Hochaltarblatt
den Höhepunkt. Zur Glorie der Fclicitas führt
uns thematisch und architektonisch das Fresko
der Langhausvolte mit der Marter der heiligen
Felicitas. Die Ölskizze für dieses Fresko ist
glücklicherweise ebenfalls erhalten 10 Abb.
außerdem existieren zwei Fassungen des Mo-
dellos für das Kuppelfresko der Kirche 11.
Die Neuentdeckung zeigt ähnlich dem Mo-
dell des Kuppelfreskos im Gegensatz zum
signierten Kontraktmodell noch in stärkerem
Maße den Reiz des Spontanen, der drängenden
Phantasie, der sinnlichen Freude an der Farbe
und des temperamentvollen Pinselstriches.
Dabei Finden wir bei der Münchner Skizze
besonders auffällig jene Holzer eigentümliche
Skizzentechnik, bei der Nebenfiguren im
rlazliiwrl nauendi einfach zeichnend mit dunkel-
braunen Pinselstrichen auf den fonda rorm
skizziert werden. Diese Technik mischt in
reizvoller Weise zeichnerisch-silhouettierende
und farbig-bossierende Vorgänge, Wobei eine
besonders lockere und vielstufige Impression
des Werdens entsteht.
Die Farbskala beider Skizzen unterliegt noch
den Gesetzen der Helldunkelmalerei. Erst all-
mählich weicht im 18. Jahrhundert der Ein-
iluß der tenehrari des 17. Jahrhunderts zurück.
Bis zum Ende des vierten Drittels des 18. Jahr-
hunderts blieb die Kunst der Altarblattmaler
im Gegensatz zu den Freskanten vorwie-
gend dem rlziarorrum unterworfen. Dennoch
erweist die neuenrdeckte Ölskizze erneut
so wie das gesamte XVerk Johann Evangelist
Holzers daß der frühverstorbene geniale
Tiroler der wichtigste Vorläufer war für die
große Epoche der Malerei des deutschen
Rokoko.
ANMERKUNGEN 4711
"Allsgclnahlel" heißt hier wohl. daß Holzcrx Modelle mill-
afiblivh auf die großr Leinwand uberlragcn wurdn". wobei
Burgmiillcx dir ins Gmllv ubcrlrngenc Vorzgichnung "aus-
mnlrc".
Mick ll. a. n. S. 49150.
Alois Hflmmcrlc, Sammelblatt des hist. Vereins Eirhslärl XXlll,
1903 1017155. XXV, 1909 862163. XXVI, 1912
am 32.
24
Mirk H. a. a. 7.
46147.
Das Prublun Bozzckti Holzcrs noch nicht gclixsx,
Während buixpiclswuiw bei Spicgler vorwicgexzd Dozzetli
hckaxmt sind, aber wenige Modelle, so umgekehrt bei
Hulzcr der lXnzzclkn-Stil noch nicht gesichert.
uuuunru Palucchini, m.- vcxxczianische Malerei des w. jahr-
hundcrts, Vcncdig wen, es.
Städtische Kunstsammlungcn Augsburg, lnv.-Nr. 11505.
In den Augsburger Städtischen Kunstsammlungen und im
iermanischcn Nationalmusrcum in Nürnberg.
Aus Münchner Privatbesitz sind kürzlich zwei
Entwürfe für Deckenfresken aufgetaucht. Sie
tragen auf der Rückseite einen handschrift-
lichen Vermerk Erworben 1939 aus den
Sammlungen des Stiftes Sankt Florianl.
Die nähere Untersuchung nach dem Stil und
nach den vorhandenen archivalischen Quellen
hat ergeben, daß wir tatsächlich Entwürfe
für das oberösterreichische Augustinerchor-
herrenstift vor uns haben.
Die ältere der beiden Skizzen Öl auf Papier,
46X34 cm, Abb. ist stilistisch etwa um
1740 zu datieren. Sie zeigt in hochovaler
Komposition eine Reihe allegorischer Figuren,
die in der Mitte oben mit der Allegorie der
Wissenschaft beginnen, der die geflügelte
Gestalt des Glaubens mit der Lanze zu Hilfe
eilt. Die Skizze ist anscheinend für einen
kleineren Raum wohl für den Nebenraurn
einer Bibliothek oder für ein wissenschaft-
liches Kabinett bestimmt gewesen. Wir
haben einen typischen Bozzetto vor uns, der
in breiten Pinselstrichen ohne Rücksicht auf
Einzelheiten das Konzept der Decke zeigt.
Wir sehen die kraftvolle Hand eines Meisters,
dem es auf die Verteilung der Figuren und
auf den großen Farbeffekt ankommt. in der
Reihenfolge des Werdens wird nach diesem
Bozzetto noch ein ausgeführter Modello not-
wendig gewesen sein. Dieser Modello könnte
jedoch dann weggelassen werden, wenn neben
dem Bozzetto, der die Farben zeigt, eine aus-
gefeilte Zeichnung vorliegt, nach der die
Figuren auf die Decke übertragen werden
können.
Die leuchtende Farbenskala, die Struktur der
Malerei und die allegorischen Figuren sind
ganz charakteristisch für die Hand des großen
österreichischen Freskanten Daniel Gran.
Wenn wir vergleichsweise Grans Entwurf für
das Langhaus der Wallfahrtskirche am Sonn-
tagberg betrachten Abb. dann erkennen
wir sofort denselben breiten Pinselstrich, die-
selben Farben, die gleichen Gestalten. Auch
das Kompositionsschema und die Umrah-
mung sind gleich. Der Vergleich mit anderen
gesicherten Skizzen Grans, wie beispielsweise
dem Entwurf für die Wiener Hofbibliothek im
Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg
zeigt ebenfalls weitgehende Übereinstimmung
in der Pinselführung, der Farbenskala und
den Figurentypen. An der Autorschaft Grans
ist somit nicht zu zweifeln.
Daniel Gran hat für Sankt Florian keine Fres-
ken ausgeführt. Wir wissen jedoch, daß Propst
Georg II. mit dem Künstler korrespondiert
hat, ihm seine geplanten Programme mit-
teilte und um Rat und Entwürfe bat. Diese
Vorentwürfe Grans sollte dann Bartolomeo
Altomonte bei der Ausführung zugrunde
legen 3.
ln seinem mehrbändigen handschriftlichen
Werk lnforrnatory darnerfiei"4 schildert Propst
Georg ll. ausführlich seine Pläne um Ausbau
und Freskierung der Bibliothek und ihre
Durchführung. Im Jahre 1746 teilte er in
einem Briefe an Daniel Gran nach Sankt
Pölten die Pläne und das Programm für die
Decke des Hauptsaales der Bibliothek mit.
Er wünscht die Verlebnur der Palla und der
Tagen!" als Programm. Diese sollen durch das
Herz und die Feder des hl. Augustinus die
Unwissenheit, Ketzerei, Irrtum und Laster
besiegen. Propst Georg teilt uns auch in
genauer Abschrift Daniel Grans Antwortbrief
mit
Reuerendirrinle, Perilluxiri amplirrinle Dernine
Patrone Colendirxime! Hier iiberrende da mil-
getlieilte Kangepl der Biblinthele und glaube,
daß auf diese Arlli in der lllablerejl galll kommen
rellte. rind auf da grüße Feld weder uzßiel
norb wenig Figuren beygehraeln. IelJ zweifle nirht,
daß der Herr Altonmnle nieht 3a! und rebän er
warben wird. au; beigelegten! wird Herr
Altelnonle garq leiebl meine Gedanlwz verlieben
und Jalebe alr ein uirtuurer Künrtler auszuführen
wlluen. Wonli! mich zu beharliehen Gnad empfehle
nndgebleihe Euer Haebw. a. Gnaden Hergogenhurg,
den 12. Orlohri 1746 dem dreugeberranrter Diener
Daniel de Gran."
Mit diesem Briefe Grans ist uns ein hervor-
ragendes Dokument über die Art seiner Mit-
arbeit überliefert. Der Hauptsaal der Decke
ist dann auch bekanntlich von Bartolomeo
Altnmonte entsprechend den Ideen des Prop-
stes mit Hilfe von Grans Riß ausgeführt
worden.
Leider hat Propst Georg Il. nur im Zusam-
menhang mit dem wichtigsten Fall, der Haupt-
decke der Bibliothek, seine Vorbereitungen
und die Korrespondenz mit Daniel Gran so
ausführlich dargestellt. Wir können annehmen,
daß auch über andere, kleinere Projekte mit
Gran Korrespondenz geführt wurde. Der neu-
entdeckte Freskuentwurf ist für einen kleineren
Raum, offenbar für einen Ncbenraum der
Bibliothek, bestimmt. Der Entwurf scheint
nicht ausgeführt zu sein oder das Fresko ist
verlorengegangen. Es sind heute mehrere
Nebentäume der Bibliothek ohne Fresko-
schmuck.
Daß der vorliegende Entwurf Grans sich
schon im 18. Jahrhundert in Sankt Florian
befunden hat und nicht erst später dorthin
gelangt ist, wird durch den zweiten Sankt
Florianer Deckenentwurf bewiesen, der aus
späterer Zeit stammt, der aber weitgehend
von dem älteren Entwurf Daniel Grans be-
einflußt ist.
Diese zweite Deckcnskizze 32 x62 cm, Öl auf
Papier, Abb. läßt sich genau für Sankt
Florian sichern. Wir haben den Deckenentwurf
für eine Apotheke vor uns. Als zentrale Figur
sehen wir Flora, der von Engeln Blumen
gebracht werden, während andere Engel als
Personifikation der Winde durch ihr Blasen
die Blumen zum Blühen bringen. Links und
rechts sehen wir größere Figurengruppen. Zur
Linken sitzt der hl. Kosmas, dem heilbringende
Kräuter gebracht werden, vor ihm bedient
ein Putto den Blasbalg beim Kräutersieden.
Rechts wird der hl. Damian assistiert von
einem Gehilfen, der im Mörser Kräuter mahlt.
Wenn wir die Struktur der Malerei und die
dargestellten Typen näher studieren, ist un-
verkennbar die Hand Johann Martin Schmidts
festzustellen. Auf dem Rand des Blattes stehen
handschriftliche Vermerke über die Mauer-
abstände in seiner charakteristischen, uns
von seinen Handzeichnungen wohlbekannten
Schrift. Es fällt allerdings nicht leicht, sofort
Daniel Grau. Entwurf fur das Dnckenfrcsko des Langhauses
der Wzllfzhrtskirche in Sonnugberg. Öl auf Pa ier
Danie! Gran, Entwurf für einen Raum der ibliolhek in
Sankt Florian, auf Plpit! auf Lvinwand
ANMERKUNGEN
Nach rwu. Mitteilungen Herrn Prof. m. Linningcrs hahm
sich 1m verschieden unbekannt Entwürfe in dcn Ge-
mächem des Prälaten hefundm, die damals möglicherweise
veräußert worden sind.
Elisabeth Rücker, Ein unerkannler Kuntriklenlwurf Daniel
Grans, in Alm und modrrn Kllnxt" wez, um was.
sßs-ss.
Albin Ccrny, Kunst und Kunslgewerbe im snm Sankt Florian,
Linz nass, s. 251er.
Informamry Dumcstid, Turnus sßsom unter dem Titel
"Conctplum Bibliuthecu Conuhium Virtutis er Sdenriac.
Albin Ccmy. a. 0., s. 25m.
Rupert Fcuchtmüllcr. 1m Maler Martin jnhann Schmidt.
Wien 1955.Wcrksvurzcirhnis, s. 295.
26
Schmidt als Autor zu denken bei dieser
ellfarhigen Skizze vor blauem Himmel, wenn
1an dabei an seine im traditionellen Hell-
unkel gehaltenen Altarbilder denkt. Aus dem
luftrag des Deckenfreskos ergibt sich hier
uch für Schmidt, der vorwiegend Altarblatt-
aaler war, der Zwang zur lichten Palette.
as dargestellte Deckenfresko ist in Sankt
ilorian nicht vorhanden, es hat aber nach-
weislich existiert. Glücklicherweise können
zir in diesem Falle genaue archivalische
lnterlagen nachweisen. Albin Cerny5 hat aus
en Rechnungsbüchern festgestellt, daß Propst
flatthias II. anlalßlich der Neueinrichtung der
itiftsapotheke im Gebäude des Meierhofes
on Sankt Florian Johann Martin Schmidt
mit der Freskierung der Decke beauftragt
tat. Im Jahre 1770 erhält Schmidt 500 Gulden
ür die Decke des Geschäftsraumes der
Spotheke, deren zentrale Figur Äskulap war.
gleichen Jahr erhält der Meister 150 Gul-
den für das Fresko der Decke in der Kräuter-
kammer der Apotheke, als deren zentrale
Figur Flora genannt wird. Für diese Decke
ist somit die Skizze gefunden. Beide Fresken
sind durch Umbauten im Gebäude des Meier-
hofes verlorengegangen. Es ist also erwiesen,
daß die neugefundene, aus Sankt Florian stam-
mende Skizze, als deren Autor Schmidt fest-
steht und als deren zentrale Figur die Dar-
stellung der Flora vorhanden ist, im Jahre 1770
für die Decke der Kräuterkammer der Apu-
theke entworfen wurde. Damit ist das ver-
schollene Fresko Schmidts, das in R. Feucht-
müllers Werksverzeichnisö als nicht feststell-
bar geführt wird, wenigstens durch den
neugefundenen Modello wieder faßbar.
Dieser gesicherte Entwurf Schmidts zeigt
jedoch auch einen interessanten Zusammen-
hang zu der vorher beschriebenen älteren
Skizze Daniel Grans. Das Kompositions-
Schema weist größte Verwandtschaft auf.
liinzelne Figuren kehren bei Schmidt fast
wörtlich wieder. Die fliegende Gestalt mit
der Lanze bei Gran verwandelt sich bei
Schmidt in einen blumenbringenden Genius,
die sitzende männliche Allegorie mit Putto
und Löwen in den hl. Damian mit Putto, die
Diana mit dem Jagdhund in einen Genius,
der dem hl. Kosmas Kräuter bringt. Auch
die für Schmidt ausnehmend helle Palette ist
durch die leuchtend helle Skizze Grans inspi-
riert. S0 erweist sich Daniel Gran in seinen
für Sankt Florian geschaffenen Bozzetti auch
noch 30 Jahre später fruchtbar und einilußreich
auf den jüngeren Johann Martin Schmidt, der
sich im Fresko an den großen Vorgänger
anlehnt.
Beide Blätter sind interessante Dokumente zur
Geschichte der österreichischen Malerei und
geben Einblick in den aus so vielfältigen
geistigen und künstlerischen Quellen gespeisten
Werdegang des Barockfreskos.
27
Bumm plax aus der Wcrksxm
81 164 80 cm
Kommode von A. F. Dclormc,
82,5 139,5 59,5 cm
Kommode von A. Criacrd. Sigi
86 145 56 cm
70H A. Ch.
um 1750.
1., zweims Vie
118-1
HEDVIG SZABOLCSI
Frangäxixrlze Älölrel du 78. jalurluunzlzrt im Museum jiir Kunsigezuerhe in läudapest
28
lm Vordergrund der kunstgewerblichen For-
schungen steht derzeit ohne Zweifel in allen
Ländern die Geschichte der französischen
Möbelkunst des 18. Jahrhunderts. Die Werke
der damaligen Pariser Ebenisten gelten heute
nicht bloß als nationale Kunstleistungen, sie
sind vielmehr zum Gemeingut der universellen
Kunstgeschichte geworden. Sie waren im
18. Jahrhundert stilbildend und blieben auch
später durch lange Zeit für die ganze euro-
päische Entwicklung richtungweisend. Fran-
zösisches Mobiliar ist heute nicht nur in den
Museen und Kollektionen Frankreichs, son-
dern in allen großen Sammlungen Europas und
Amerikas zu linden.
Die französischen Möbel in Ungarn soweit
sie sich im Besitze des Museums für Kunst-
gewerbe in Budapest und in Privatsammlungen
befinden beginnen erst ietzt bekannt zu
werden, obwohl allein die Sammlung des
Museums fast hundert Stücke umfaßt I.
Die Verehrung der französischen Kultur und
Kunst blickt in Ungarn auf eine alte Tradition
zurück. Das Sammeln französischen Kunst-
gewerbes, angefangen von den aus Paris
stammenden Einrichtungen für die Schlösser
des Hochadels bis zu den planmäßigen
Erwerbungen der Museen, läßt sich bereits
durch annähernd zwei Jahrhunderte zurück-
verfolgen.
Der Reichtum und die Vielfältigkeit der Möbel-
sammlung des Museums für Kunstgewerbe ist
verschiedenen Ursprungs. Die begeisterten
Museologen der Vergangenheit haben seit dem
Bestehen des Museums, also seit der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts, aus vielen
Regionen Europas kunstgewerbliche Gegen-
stände angekauft. Die Sammlung wurde aber
auch durch Stiftungen hervorragender Kunst-
sammler bereichert. Die Möbel, die nach dem
zweiten Weltkrieg aus mehreren ungarischen
Schlössern in das Museum kamen, wurden
seitdem noch durch weitere Ankäufe ergänzt.
Der bedeutendste Teil der Budapester Samm-
lung von Möbeln beginnt mit Beispielen des
Louis-XlV-Stils und endet im wesentlichen
mit dem Empire; umfaßt also jene wichtigste
Periode, während der die französische Möbel-
kunst in Europa führend war.
Die Epoche Ludwigs XIV. ist wohl am besten
durch ein Bureau plat vertreten, das angeblich
aus der Werkstatt von A. C. Boulle stammtl
Abb. 1. Bei der Marketerie des Tisches
handelt es sich um eine aus Ebenholz, Schild-
patt und teilweise graviertem Messing ge-
arbeitete contre partie". Dazu kommen reich
ziselierte goldbronzene Beschläge. Die Tisch-
platte ist rechteckig und mit Leder bespannt;
in der Mitte der vorderen Zarge beHndet sich
ein tiefer liegendes, und seitlich davon ie ein
kleineres Schubfach. Die beiden letzteren
werden von dem oberen Schwung der drei-
eckig geschnittenen, geschweiften Beine um-
schlossen. Beine und Schubfächer sind mit
einer Ranken-Marketerie in goldbronzenem
Rahmen verziert. Die beiden Seitenfächer
sind vom Mittelstück durch schwere, geglie-
derte und gewölbte Beschläge getrennt. Den
iriff des mittleren Schubfaches bildet eine
große Bacchusmaske, während sich an den
Vorderstücken der seitlichen Laden kleinere
Frauenmasken befinden. Die goldbronzenen
Schuhe der Beine enden in nach außen ge-
bogenen Voluten, und über dem Knieteil
sind Faunmasken angebracht. Auch die Seiten-
teile zeigen Rankeneinlagen. Die hintere
Zarge ist wie die vordere gegliedert, nur sind
die Fächer blind.
Dieses Möbelstück ist, wie gesagt, wahrschein-
lich eine späte Arbeit aus der Werkstatt von
Andre Charles Boulle aus den Jahren um
1700. Es handelt sich dabei um einen ziemlich
allgemeinen Typ der Bureau-plat-Möbel von
Boulle. Schon Havard hat auf diesen Grundtyp
hingewiesen 3. Das ihm am nächsten verwandte
Vergleichsbeispiel befindet sich in der Wallace
Collection4. Zur selben Gruppe gehört aber
auch der Colbert-Schreibtisch"5, gleichfalls
in contre partie" ausgeführt, der Boulle zu-
ANMERKUNGEN 17
1-1. Szabolcsi, Funde butorok Französische Möbel, Budapest
1963.
lnv.-Nr. 54.3073, H. a1 n. m4 T. so
1-1. I-lavard, Dinionnain l'Amcublcmcnt. Paris 1391. 1.
s. 468, Abb. 322.
F. j. B. Watson, Wallace COHUCHOII Camlogues, London 1956.
s. 22b, Abb. 9a.
cm. No. um v.
geschrieben wird, sowie dessen premiere
partieWi im Louvre. Außer diesen ist noch
eine Reihe von anderen Boulle-Schreibtischen
bekannt, die in Form oder Ornamentik damit
übereinstimmen. Dazu gehört in erster Linie
jenes Stück, das sich einst in der Coll. d'Ar-
maille befandV und dessen Bronzeverzierungen
und lntarsien den vorher erwähnten äußerst
ähnlich sind.
Der Regence-Stil ist mit einer A. Criaerd"
signierten Kommode vertretenß Abb. 3. Die
Wirkung dieses schönen Möbels beruht auf
dem Dreiklang, der sich aus dem Zusammenv
wirken des dunklen Palisanderholzes der
Rahmungen und der Marketerie mit den hellen
Rosenholzl-lächen und mit dem Glanz der
vergoldeten Beschläge ergibt. Die Vorder-
stücke der drei Schubfächer werden von der
rankenverzierten Bronzeeinfassung komposi-
tionell zu einer einheitlichen Fläche zusammen-
gefaßt. Front und Seiten der Kommode sind
bombiert. Als Dcckplatte dient ein gelber,
rotgefleckter Marmor.
Der Grundform nach vertritt diese Kom-
mode noch den kurzbeinigeren Regence-Typ
mit drei Schubfächern. Die Zusammenfassung
der Vorderfront der Schubfächer, einige
asymmetrische Bronzebeschläge und Rocaillen
sowie die Blumenrankenornamentik zeigen
aber schon den Übergang zum Louis-XV-Stil,
dem Rokoko, an.
Antoine Criaerd oder Criard9 stammte aus
einer flämischen Künstlerfamilie und arbeitete
im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts in
Paris. Zu seinen bekannten Werken gehören
vor allem Kommoden im Stil der Regence
vi
JJ"
.v. n-ßeßcrqmhul- anlmrwmß "wwwwnwßv
X-rg"
summa
Kornmodc aus dcr Rim
89 142 64 an
Sekretär von 1.. F. Lc
Zylindcrsrhreiblixh v0
196 162 S6 Cm
Konsoltisch von M. E.
101 162,5 52 Cm
rr-Werksrmtt, um ms.
um 1780. 136 80
G. Teunö, um 1770.
ncreux. zwischen 179!
und des frühen Rokoko. Die Signatur unter
der Marmorplatte weist zweifellos auf ein
Werk von Antoine Criaerd hin. Es ist jedoch
interessant festzustellen, daß einerseits die
Art der Blumenmarketerien, anderseits die
Zusammensetzung der Bronzebeschläge eher
an signierte Arbeiten seines Bruders Mathieu
Criaerrl erinnern. Bei seinen Kommoden ver-
wandte dieser allerdings ausschließlich die für
den vollentwickelten Rokokostil bezeichnende
Form mit zwei Schubladenlß. Anscheinend
ist also diese Kommode ein gemeinsames
XVerk der zwei Brüder, wobei die Möbelform
des Antoine Criaerd mit der Ornamentik des
jüngeren Mathieu verziert wurde. Das gilt
sowohl für die Marketerie als auch für die
Bronzebeschläge.
Ein schönes Beispiel für die Lackkommoden
des reifen Rokoko trägt die Signatur von
Adrien Faizelot Delormell Abb. 2.
Die Beine des zweiladigen Möbelkorpus sind
mit Palisander- und Rosenholz furniert. An
der Vorderfront und den Seitenilächen wurden
Lackpanneaux angebracht, die in Gold, Silber
und mehreren Abstufungen von Rotbraun auf
schwarzem Grund gehalten sind. Die Kom-
mode ist mit reichen vergoldeten Beschlägen
verziert und hat eine Marmorplatte. Das
Lackpanneau der Front zeigt eine Chinoiserie-
Landschaft, während an den beiden Häuptern
zwei bunte Hähne bzw. Fasane zwischen
Pflanzen dargestellt sind. Der reiche Bronze-
beschlag von hoher künstlerischer Qualität
paßt vortrefflich zu dem edlen Holz sowie der
Lackmalerei und bietet gleichzeitig den emp-
findlichen Flächen einen guten Schutz.
ANMERKUNGEN 1-11
E. Williamson, Mobiliar Nzninnal, 1. um
Catalogue du usw am 11.- 1.1 1111111111111 d'ArmaillL-,
P1111; 1x90. s. 40. 1111156.
Inv.-Nr. 13111, H. ßa .111. 1a. 14a m1. 1111.
F. 111 Salverte, 1. 21161111111 1111 xvxm- P1115 1921, s. 79.
Salvcrlc. op. 111. Tafel xm; c. E. 1111111, 111111111111 d'Arte,
Milano 1956. Abb. 267. J. Niculay, 1.2111 er 111 1111111121 des
1111111161 L-bdnisres frznqaises 111 xvnu siL-rle. P1111 195a;
Abb. von M. 121mm, F. 111111 11.; 01111111111111111 1m Ans.
Sept. 1956. s. 15.
11111111. 54.311714, H. x25 m1. 13.1195 T. 59,5 1111.
31
Der Pariser Ebenist Adrien Faizelnt Delorme 12
wurde im Jahre 1748 Meister. Trotz seiner
vielseitigen Tätigkeit verwendet er nur selten
die europäischen, nach japanischen Vorbildern
ausgeführten Lackarbeiten, und wenn, so han-
delt es sich dann um Möbel, die zu den frühe-
sten in seinem Oeuvre gehören. Nur wenige
signierte Delorme-Lackmöbel sind bekannt,
dazu zählen vier Kommoden. Eine von diesen
ist das hier abgebildete Stück.
Wenn man die Tätigkeit Delurmcs und den
reifen Louis-XV-Stil der Kommode in Be-
tracht zieht, können die Jahre um 1750 als
Herstellungszeit angenommen werden13. Wahr-
scheinlich gelangte dieses prächtige Möbel-
stück mit der Mitgift von Lady Mary Hamilton,
der Gemahlin des Fürsten Taszilo Festetics,
nach Ungarn, denn es gehörte zur Einrichtung
des Festetics-Schlosses in Keszthely. Außer
dieser Kommode fand auch eine andere, ihr
ähnliche, den Weg hierher, doch stammt sie
von der Hand eines anderen Meisters. Sie ist
nicht signiert, dürfte aber unseren Forschun-
gen nach ein Werk von Joseph" Baum-
hauer sein und wäre gleichfalls in die Jahre
um 1750 zu datieren". Es handelt sich dabei
um eine der wenigen Lackarbeiten dieses
bekannten Pariser Ebenisten, der sich be-
sonders als Meister der Matketerie hervortat.
Sie steht der signierten Joseph-Kommode im
Victoria and Albert Museum 15 sehr nahe.
Ein Zylinderbureau, signiert von Frangois
iaspard Teune, stammt aus der gleichen
Zeitlß Abb. 6. Die reichen lntarsien, die
den freistehenden Schreibtisch an allen Seiten
schmücken, bestehen aus Palisander, Rosen-
und Satinholz. Eine besondere Note erhält
dieser Sekretär durch den tiriginell ge-
stalteten Aufbau, der zur Ablage von Papier
bestimmt war. Die reichen Würfelintarsien und
eine Kartusche mit eingelegten Trophäen
bilden die Verzierung des Zylinderverschlus-
scs.
Zylinderschreibtische nehmen im Lebenswerk
von F. G. Teune einen breiten Raum ein. Ein
dem Budapester Schreibtisch sehr ähnliches,
bloß etwas bescheideneres Möbel beiindet sich
im Musee des Arts Decoratifs in Paris.
Ein für die Art der Sekretäre im Louis-XVI-
Stil charakteristisches Möbel trägt die Signatur
von Jean-Louis-Francois Legry aus den Jahren
um 178019 Abb. S. Sein Furnier aus Rosen-
hnlz und Palisander ist mit Satin- und Ahorn-
intarsien belebt. Die reichen, für den Stil
von Legry so charakteristischen Marketerien,
Blätter, Schleifen, Blumen und Schmetter-
linge, sind dem Zeitstil gemäß symmetrisch
angeordnet. Die Musikinstrumente auf der
Schreibplatte und die typisch klassizistischen
Urnen auf den unteren Türen werden von
Kränzen umrahmt, die ein ovalcs Medaillnn
bilden.
Weiters besitzt die Sammlung noch ein anderes
hervorragend schönes und reichverziertes
Möbel, eine Kommode aus der Periode
transiti0n"16, das gleichfalls einmal zur Ein-
richtung von Hamilton Palace17 gehörte
Abb. 4. Das Rosenholzfurnier ist mit Mar-
keterien aus Palisander-, farbigem Ah0rn- und
Birnbaumholz verziert. Dem Kommodentyp
der Übergangszeit entsprechend hat sie zwei
große und darüber drei kleine Schubfächer,
die nebeneinander angeordnet sind. Die Ver-
zierung dieser letzteren besteht aus einem
bronzenen Mäanderfries auf griingebeiztem
Ahorngrund. Die Vorderstücke der beiden
großen Schubladen sind in drei Felder unter-
teilt, die von schmalen Bändern eingefaßt
sind und deren Flächen die für jene Epoche
so bezeichnende Gitterintarsia mit vierblättri-
gen Blüten zeigen. An den vorderen Lisenen
der Kommode werden mit eingelegten Streifen
Kanneluren vorgetäuscht. Durch die formal
und qualitätsmäßig außergewöhnlich schönen
Bronzen wird die Kostbarkeit des Möbels
noch erhöht.
Der Aufbau der Kommode zeigt die für die
sechziger Jahre charakteristische Form, wie
sie zuerst von Oeben entwickelt wurde. Wegen
der reichen Parquetterie und wegen der Schön-
heit der Bronzebeschläge könnte man tat-
sächlich auf Oebens Werkstatt bzw. auf
den engeren Kreis seiner Schüler schließen.
Die Kommode weist aber auch manche Ähn-
lichkeit mit Möbeln von Riesener, Leleu
und von Simon Oeben auf. Auf Grund ein-
gehender Prüfung verschiedener Vergleichs-
beispiele sind wir zu der Feststellung gekom-
men, claß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach
um eine Arbeit aus der Riesener-Werkstatt
handelt.
32
Eines der interessantesten Möbel aus der Zeit
nach der Revolution ist ein Konsoltisch
Abb. der das Markenzeichen von Martin
Eloy Lingereux trägt 19.
Der Tisch ist mit Amboinawurzel furniert und
hat reiche, teils grün patinierte, teils gold-
bronzene Beschläge. Zwei geHügelte Chimären,
die auf kantenverzierten Sockeln stehen, halten
die Tischplatte. Auf der Zarge sind Sterne
angebracht, von Kränzen umrahmt, die von
Kandelabern gehalten werden. Die Tischplatte
ist aus schwarzem Marmor.
Auf dem Markenzeichen aus Papier, das an
der Rückseite angebracht ist, kann man lesen
Lignereux Successeur de Daguerre, Rue
Vivienne, N0 11, en face colle Colbert,
Magazin de Meuble d'Ebenisterie ornes de
Bronzes, Pendules, Girandoles, Lustres, Bron-
zes, Porcelaines, Vases et Curiosites. Depot
general des Porcelaines de Sevres Paris."
Lignereux ist ein Ebenist aus der Zeit um
das Ende des 18. und Anfang des 19. jahr-
hunderts, dessen Arbeiten bisher noch wenig
erforscht sind. Seine Tätigkeit war uns bisher
nur aus Angaben der Literatur bekannt. Wie
es bisher in der Fachliteratur heißt, bezeichnet
er seine Stücke nicht, daher sind keine authen-
tischen Werke von ihm bekannt. Der Buda-
pester Konsoltisch ist daher wegen des Mar-
kenzeichens von Lignereux das bisher einzige
signierte Werk des Meisters. Nach unseren
Forschungen wurde der Tisch höchstwahr-
scheinlich in der Zeit zwischen 1798 und 1803
hergestelltll. Die Bronzen des Tisches, die
ein hohes Niveau auszeichnet, sind wie
wir annehmen Arbeiten des bekannten
französischen Bronzeschmiecls Ph. Tornire.
Der Entwurf könnte nach unserer Meinung
von Percier und Fontaine stammen.
ANMERKUNGEN 12 21
11 Snlvcrtc op. ein. s. 94.
H. Sznbnlcsi, Deux Cummodcs de laquc francaises iföpnquc
Louis xv. IPamIIÄWÖSZCIi Museum Evkönyvci jahrburher im
Mmcums m1 Kunslgewerbc, III-IV. Budapest 19m.
Szubolesi w. m.
P. vr-nr-t, Le meublc du XVlIle si le. u. Paris 1'150, 'l".1fel VII.
lnv.-Nr. n2.2r,7.1. H. zum". u. 14 rm. T. 64a
The Hamiltnn P3141 Cullcrllun, khtalnguc. vurii- London
laue. s. im. Nr. 126
llw.-Nr. 24439, u. ws cm. 11.11. m. 11.31. cm.
lnv.-Nr. 24490. H. 136 cm, u. HUcm T. 34 cm.
1nv.-Nr.24283. H. 100 cm. u. 162,5 T. 52 cm.
H. Szaholcsi, M. E. Ligucrvnx. elaeniste illustre sous lc Cunsulnl.
Am Historiae Anium. lludupcst 1962.
ARTY WITTINGHALTSHN
Kunxtfzzbrt nur! Kriilnrinkel
itadt namens Krähwinkel existiert nicht, und doch ist Krähwinkel überall. Seine Bürger,
ähwinkler, leben bei uns in Wien, leben in Linz, Graz, Innsbruck, ja über die ganze Welt
ut. Es sind einfältige, tolpatschige und mitunter wieder engstirnige Kleinstädter, Klein-
par excellence.
inn es Krähwinkler gibt, ist ungewiß. Wahrscheinlich gab es sie immer schon seit Anbeginn
enschheit oder besser seit menschliche Siedlungen existieren. Kein Künstler jedoch
siertc sich für die biederen Leute, und niemand kam, um sie zu entdecken. S0 vergingen
inderte.
ichter Jean Paul Friedrich Richter war schließlich ihr Ehrenretter. Er machte 1801 eine
namens Krähwinkel zum Schauplatz der Satire Das heimliche Klagelied der jetzigen
r".
rst zwei Jahre später folgte Krähwinkels glanzvoller Aufstieg. August von Kotzebues
iges Lustspiel Die deutschen Kleinstädter" das Stück spielt in Krähwinkel machte
dt, über Nacht sozusagen, berühmt, und von Weimar aus eroberten sich die Krähwinkler
die deutschen Bühnen, sondern auch das Lachen des Publikums.
-er kam Jean Paul auf das Wort Krähwinkel? Woher hatte Kntzebue sein Wissen um diese
Die Wissenschaft versuchte dieses Rätsel zu lösen und siehe da, insgesamt 30 Krähwinkels
in alten Archiven und Urkunden entdeckt. 30 kleine Ansiedlungen, aber keine einzige
Sieben Ortschaften dieses Namens, so kann man im Altdeutschen Namenbuch" aus dem
1725 nachlesen, gab es sogar schon vor dem Jahre 1200. Heute allerdings führen nur
venige Orte diesen Namen.
vor Paul und Kotzebue lag Spott und etwas Geringschätzung im XWort Krähwinkel, und
daher wenig verwunderlich, daß viele Ortschaften Namenskorrekturen durchführten.
Krähwinkels machten so eine Metamorphose durch und verwandelten sich in Kra-
in Kronwinkels oder im Falle eines Vorortes von Karlsruhe sogar in Griinwinkel.
7er scheint noch 1735 in einer alten Schrift als Krähwinkel auf ein Jahr nach Kotzebues
iidterpremiere dagegen hatte sich die Vorstadt bereits den neuen Namen zugeeignet.
inkel war jedenfalls durch Kotzebue zum Terminus technicus geworden. In der Publizistik
der Kritik überall begegnete man den Krähwinkler Einfaltspinseln, alles Beschränkte
ähwinklerisch, und in einer Vielzahl von Glossen und Satiren hieß es nun, eben wie in
inkel"!
ipularität, die Krähwinkel in wenigen Jahren erringen konnte, war für die damaligen Ver-
se enorm. Schon 1816 erschien in der Neuen Jugendzeitung" ein Inserat, das für den
les Gesellschaftsspiels Der Diebstahl in Krähwinkel" veröffentlicht in Leipzig vom
rie-Comptoir warb. Die 16 kolorierten Karten, die zu diesem Spiel gehörten, hatte
an Gottfried H. Geißler gezeichnet. Auf ihn geht mit größter Wahrscheinlichkeit die
inung Krähwinkeliaden" für gezeichnete Dummdreistigkeiten zurück. Die Wirkung
rähwinkeliaden, schrieb Horst Kunze, der bekannte Sammler höheren Blödsinns",
darauf, daß volkstümliche Redensarten oder andere bildliche Ausdrücke wörtlich ge7
an werden". Die Krähwinkeliaden sind daher, könnte man weiter definieren, wirklich
gewordene bildliche Ausdrücke. Ähnlich der surrealistischen Witze", die in den Nach-
ahren einen Siegeszug durch Europa antraten, so wurden auch die gezeichneten Eulen-
eien die Krähwinkeliaden zu einer Seuche. Berühmte und kaum bekannte Künstler
ten Krähwinkeliaden, Laien griffen zur Feder und zum Pinsel das Gesellschaftsspiel
rs wurde zu einem Spiel der damaligen Gesellschaft. Der Höhepunkt dieses heiteren
lerischen Steckenpferdes" warin den Jahren 1824 bis 1827 erreicht. Aus dieser Zeit stammen
isten und auch die besten Krähwinkelbilder.
Chxisrizn Gottfried Heinrich Geiß!
"Ein Krihwinkicx Fußreisender
und nimmt einen Wegweiser mit"
m70" 1344,
mm dcn kluge
1741 1x51.
xc 10m" von Kralnvxxukcl Fuhr! nhren LirbhAIu-r hu du
vcrschaf einem KJKIÜILIH
1.1 1451,
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I9.
I.
59a man ü-Qaxriwpäpxaa! Jräßzzakez" Mr fzjdä
34
"'21
JQUJHH Schneller Wäili 1851,
"Ein Krähwulklcr lflsr incn ungcschlitfcncua Sohn ho
Morilz von Sc xd. 18U4i1871
"Div liurgcnmmslcrm lälh sich die Haarc brennen"
Mnriw von Schwind, 180471871
"Ein Krilnvinklrr sucht sich zu crhclucxu"
Galerie Valmlim, Stutlgarl, sei iir die Möglirhkeir,
Krähulinkeliaden zu reproduzieren, herzlich gedankt.
Als Großmeister der Krähwinkeliade gilt ohne Einschränkung I. G. H. Geißler 17701E
der berühmte naturwissenschaftliche Zeichner und Illustrator von Gellert, Herder und Kotzel
In seiner Monographie von j. Wustmann, 1912 werden einige Krähwinkeliaden, und
Aquarelle in Querduodez so zum Beispiel Wie die Krähwinkler Kanonen auf die XX
pflanzen" oder Wie zu Krähwinkel Gelehrte durch die Blume sprechen" sowie seine bes
die er in Kupfer gestochen hatte, genannt. Einige seiner Krähwinkeliaden kamen später
kolorierte Stiche auch in den Handel. Sie trugen zumeist die Unterschrift Geißler sen. inv.".
Geißlers einziger Sohn Carl Peter 180241872 war ein würdiger Nachfolger seines Vai
Auch ihm steht der Titel eines Krähwinkeliadenspezialisten zu. Neben diesen beiden Künst
gelten noch Johann Michael Voltz 17841858 und Johann Schoeller 178271851 als
Großen dieser humorvollen Kunst. Aber auch ein berühmter Österreicher schuf KfähXViHkCllW
Es war kein Geringerer als Moritz von Schwind l8ü4il87l. Er fertigte in jungen Jal
eine Reihe possierlicher Krähwinkelbilder an, die so viel Anklang fanden, daß sich bald
Verleger ihrer annahm. Der Wiener Verlag Armbruster 8a Trentsensky bei ihm erschie
die bekannten Mandelbogen" gab die Schwind'schen Krahxvinkeliaden, nachdem sie
Stein übertragen worden waren, 1826 heraus.
Heiter ist die Kunst" dieser Satz könnte als Motto über jeder Sammlung von Krähw
keliaclen stehen, und ist auch der künstlerische Wert vieler Krähwinkelbilder unbedeutend
brachten sie doch Erbauung und Zerstreuung ihren Schöpfern gleichwie ihren Betrachtern.
Die Krähwinkeliade ist heute ausgestorben, doch hat ihre Verwandte die Bildsatire
vielen Künstlern die Nachfolge angetreten. Auch sie nimmt Krähwinkler aufs Korn und
die spitze Feder, die Krähwinkler von heute.
Und sind auch die Krähwinkeliaden ganz vergessen, der Humor, der Spott und die Kleinstäi
sterben gewiß niemals aus.
GOTTFRIED HOHENAUER Reo Martin Pedrazzas neues Mensche
Mumm Pedrazzu.
m15 und C10 19S3'OI, BSxE-Icm
Murlw Pedra
arm Jugend, O1, 110x100
Murhn Pedvu
Turu1evEv' hk .1961,01, 70
1960. O1, 30cm
1150 cm
wem Wiener Akademiestudium nach dem Kriege, also seit etwa anderthalb Jahrzehnten. vertritt der aus der südlichen Tiroler Sprachgrenze stammende und
Wien ansässige, 1924 geborene Maler Reo Martin Pedrazza eine klare. bewuftte Linie in seinem Schaffen. in seinem Kunstdenken. Dieses gründet im über-
Bekenntnis zum großen. durchaus humanen Beitrag. den Österreich bezeichnet durch die Namen Klimt. Schiele, Kokoschka, Boeckl zur europäischen
unseres Jahrhunderts geleistet hat. Die Verpflichtung auf die Aufnahme und Weiterführung solcher Mission in seinem Schatten bedeutete für den jungen Künstler,
Orientierung an der internationalen abstrakten Welle für sich ablehnt. gerade in den fünfziger Jahren und wohl auch heute noch ein .,Schwimmen gegen
am". Pedrazza tröstet sich ..Schwimmen mit dem Strom mündet im Meer. in der Gleichförmigkeit; Schwimmen gegen den Strom macht stark. führt den Urr
an zu." Oder ..Der wahre Künstler ist nicht ein Boot, das auf den Wellen schaukelt. sich treiben löflt. er muß Wellenbrecher sein." Er liebt es, in solchen
ierausfordernden Metaphern zu sprechen. sein ehrliches Anliegen zu erläutern. Eine Herausforderung ist auch spürbar im Titel, den der eigenwillige Künstler
etzten Wiener Ausstellung gab ..Pedrazzas neues Menschenbild." Was hat es damit auf sich? Die dem Künstler vorschwebende große Wiener Kunst hatte und
nit dem Menschenbild zu tun. das dann in der internationalen abstrakten Welle verschwand. Mit dem Menschenbild hatte es aber auch der Expressionismus.
auch Picasso zu tun in zerbrechender. auflösender Weise. Pedrazza sieht es als Aufgabe einer Kunst von heute. von morgen, ein humanes Menschenbild
hen, es, befreit von den Elementen der Zerstörung und Auflösung. in einem harmonischen Ausgleich wieder in den Mittelpunkt der Malerei zu stellen. Er
ich dabei bewußt, daß die schöpferische Gestaltung heute weniger denn je Sklave des Gegenstands sein kann. So entstehen Pedrazzas Bildtilel regelmäßig erst
te eines Schaffensprozesses; Titel wie .,Das Paris-Urteil", .,Des Meeres und der Liebe Wellen". ,.Menschen-Wolken", MenschenADornen" sind, wie man
durchwegs Proteste gegen die anti-humane Kunst". Am Beginn des malerischen Prozesses steht das Durchwirken der meist marmorhaften Bildfläche mit
Figurationen, einer Macchia" aus zarten Nuancen etwa aus Grau. Grün, Ocker, Rasa. sparsamst Blau; dann kommt es zu stärkeren Akzenten, Gegensätzen
kantigen und runden Formen, aus denen schließlich, nicht aufdringlich. die organischen, anthropamorphen Formen hervortreten und sich zum Bild. zu
Titel gestalten. Man sieht das abstrakte Protokoll" ist dem Künstler durchaus vertraut, ja eigen er gestattet sich aber nicht. dabei stehnzubleiben, er sieht
ufgabe als Künstler darin. das unpersönliche Spiel der Mittel Linie, Muster, Flüche. Farbe zurn Spiel der menschlichen Poesie zu erheben. In seinen feinner-
Zeichnungen spürt Pedrazza den in der Natur bereitliegenden organischen. anthropomorphen Elementen nach. vom Mikrokasmos des Felsgefüges, des Rasens,
idstrands. bis zum Makrokosmos des menschlichen Antlitzes.
37
Auszüge aus eigenen Betrachtungen des Künstlers zum
Wesen der heutigen Kunstsituation anlälilich seiner
Wiener Graphik-Ausstellung in der Galerie Synthese im
Jahre 1962
Man muß immer den Grundsatz vor Augen haben Wenn zwei dasselbe tun, ist es noch lange nicht
Nun wenn ich als kein Anpasser, der die gegenstandslose Kunst überwunden hat, kritisch dazu Stellun
dann ist das von einer anderen Warte zu betrachten. als wenn sich jemand darüber äußert, der n0
von ihr befangen ist und infolgedessen den Blick für das Wesentliche der Kunst verloren hat. Und die
dessen. der die gegenstandslose Kunst noch nicht begriffen hat, ist sowieso uninteressant.
Die Kardinalfrage ist nun die lst die gegenstandslose Kunst überhaupt Kunst? Ich sage Ja. Aber sie ist
höchste Form der Kunst. Denn, so wie es im Leben verschiedene geistige und gesellschaftliche Stufun
so auch in der Kunst. Wenn auch das heutige Kunstempfinden darauf aus ist. diese Grenzen zu verwis
den früheren gleichgesinnten Epochen verglichen wiederum ein Zeichen des Tiefstandes der heutige
situation, so ist das doch eine Tatsache. Man denke nur an die Musik, wo diese Tatsache nicht bestrit
Niemand wird es zum Beispiel einfallen, einen Schlagerkomponisten mit einem Komponisten ernster
eine Stufe zu stellen.
Wie bereits erwähnt, ist dieser Zustand in der bildenden Kunst jedoch nur wenig offenbar. Diese Schlag
ist heute in den Auslaufen noch alles beherrschend. Sie wird jedoch bewußt gelenkt und hochgehalten
die Manager im Hintergrund ihre Lagerbestände noch nicht abgestoßen haben. Daß eine gelenkte Kuns
für die schöpferischen Kräfte aber hemmend wirkt, gleich wie und woher das geschieht, haben wir in
leonischen, wilhelminlschen, hitlerischen und stalinistischen Ära erlebt. Schöpferische Kräfte entfalter
besten, wenn die Lenkung wechselwirkig unter den Kulturübenden geschieht.
Aus dem Gesagten ergibt sich, daß, wer Talent hat, nicht umhin kann, mit dem Strom zu schwimmen.
begnadete Talent hat die Erkenntnis und die Kraft, gegen den Strom zu schwimmen, bemüht. an die
quelle zu gelangen und somit zum Wesen der Kunst.
Die gegenstandslose Kunst beginnt allmählich ins Volk zu gehen. Sie ist zur Volkskunst prädestiniert.
Volk mit seiner Naturverbundenheit liebt als Gegenpol das OrnomentaleDekorativ-Abstrakte.
Rco Marhn Fedrazzu.
HoVcnder, 19613 OH 85x
er normierten Kunst der Gegenwart, die auf
und Docurnentas sich breitmacht. tauchen
wieder junge Künstler auf, die die Kunst
auf ihre Weise aussagen. Ohne einem Kol-
1er Künstlervereinigung oder Gruppe, anzue
schaffen sie ohne angstvolle Bedrängnis um
igen Absatz, ahne Manager und Arrangeure.
gelieferte Ware nach den Gepflogenheiten
jels an den Mann zu bringen wissen.
ltenen Fülle, die nicht malen. um "entdeckt"
an. gibt es einige im Lande. auf alle Falle
sich mancher Galerieleiter träumen lößt.
Jahren stellte Elisabeth Bauer-Stein, damals
er Akademie entwachsen, zum ersten Male
ier fanden wir sie noch einige Male in ihrer
1dt lnnsbruck und zuletzt im Vorjahr in der
erie der Synthese auf dem Graben in Wien.
sie am gleichen Ort, zusammen mit ihrem
nn Reo Martin Pedrazza. neuerdings Rechen-
er ihre Malerei mit zirka 20 Ölbildern. die
xtstanden sind.
rnate sind größer geworden. die Themen.
ie überhaupt Bedeutung haben. die gleichen
Stilleben, Blumenhaftes, Landschaften.
Zirkus- und Praterleule. Alles ist tigurativ,
ne "konservative" Gestaltung mit Anklängen
der jenen. aber doch nicht so stark. daß man
Schülerverhültnis sprechen könnte. daß
dieser oder jener Gruppe zuordnen könnte.
zelerscheinung mit durchaus persönlicher,
ller Note, die sich wenig um das Markt-
kümmert, die zwar um die den Markt be-
iden abstrakten oder informellen Universale
der Künstler weiß, doch lieber ihre persön-
WILHELM MRAZEK Elisabeth Bauer-Stein
-eine junge Malerin
39
liche Sprache spricht. Da sie Malerin ist, beschäftigt
sie nur ein Problem Wie komme ich mit meinem
Material. mit den Farben, mlt Flüche und Farm zurecht,
um allcs, was mich, dreiftigjahrig, in der Gegenwart
bewegt. auf der immer begrenzten Leinwandflüche
auszusagen?"
Nun, thre Sprache" ist sctt letztem Jahre intensiver
geworden. Der kraftvolle Pinselstrich setzt freier an
und ist großzugiger geführt. Die grauen. schwarze
braunen und otivfcirbenen Nuancen sind um fahlgelbc
und blaue Akzente vermehrt. Die blockhafte Struktur
der Bildmittel ist aufgegeben zugunsten einer Wlfb9ltge
spiralen Grundform, die bis zu Alraunewurzeln"
und ..Racaillen" stch verwandeln kann. Der pastose
Auftrag ist nicht mehr sa vehement, sondern durch-
sichtiger und mit vielen graphischen Strukturen durchs
zogen. Alle diese Mittel sind nicht HGFCHIlEklOHlSUT"
eingesetzt, nicht lOgfSCllrCllSkUFStV und zweckhafl,
sondern gehen ineinander über. wachsen OUSCIftr
ander hervor. durchdringen sich malerisch und lassen
sich begrifflich nicht mehr trennen. Sie bewirken
eine organische, Hunnutze" Realitdt, die trotz lhres
bildhaften Wtrkltchkeilsgrades wie der Traum nicht
zur Deutlichkeit des Begriffes herabgezogen werden
kann.
Das Malen unterliegt bei Elisabeth BauereStein keinem
anderen vargefaßten Ziel, als eine gute Arbeit. ein
gutes Bild zu schaffen. Das führt von selbst über alles
Zettgebundene hinaus in die Dimension der Qualität,
wodurch gute Bilder in der Vergangenheit gekennr
zeichnet waren imrl SlCh auch in der Zukunft aus?
zeichnen werden, Denn nicht Biennalen und Docue
VTICFYILIS, lttllll Geschäftemacher und Arrcingeurc be-
stimmen die Kunst, sondern allein die Künstler, die
nichts anderes wollen, als mit Mitteln, über die sie
alletn verfugen. eine gute Arbett zu leisten,
40
Elisabeth Bauer-Stein,
Der Zug der Perchten,
195a. Olll-lartfaserplctle.
87 t30 cm
Eltsabeth Bauer-Stein.
Slillcben, 1964. ÖllLwd.
80 60 cm
Ehsubeäh BGUCV-SYCIFM
Aue Frau m19 Lqngusve.
1963. ÖllLwd, 90 70 cm
Ehsabeth BGUEPSICNM
0m Schwesäern. 191,4
Kohle. 70x som
Ehsobeäh ßouerrSleu-w,
Clown, 1964 OVHurlr
lcserpmiie. 132 5a
1-1
41
Km mm, Svehende Frau, 1957. Beiorw.
H. a5 cm
14m1 Vvgerl. lnge" svshendes Mädchen. 1959.
Belon, H. 115cm
KUM 1r1gcr1. "Annehese", 1960 Belon und
E1sen. H. 40cm am; Nucdcronerr. Landes-
museurn, WM
Km man, Aveher Sommer 1961. Vorder-
gnmd Tcrscf, TonmodeH, H. 135cm.
Hmvcrgrund auf Drehsmh! BibW, 960161.
Bclon und Ewscn, H. 40mm "Torso. G1ps
ur Bronze, ModeH 111D Vur Großplcshk 1m
Vordergrund. F1qur". G105 ür poheräe
Bronze. 23cm. Auduhrunq poherler
Ürorvze. 1m BeSNl da; BUHUQSWWDKSICFHJTHS
Unlernchl. W1e1v Hlmerqrund Hßguruhon"
Hommage Sophxq Loren. 1960161. 369011.
H. 220 m. Eniwurßzmchnung zur F1gural1on
Hommage Sophva Loren, 1960. H. 220 cm
Km 1mm, VATQrSOIWV 192.2. 51mm poherlc
Hrnnzo, H. Z0 cm
ALOIS VOGEL Der Bildhauer Kurt
wir im allgemeinen in den geraden und
in Gebilden das männliche Prinzip und seine
ienlationen festhalten, so werden wir in allen
ten, runden und in sich geschlossenen Dingen
weibliche Prüponderanz gemahnt. Der 1935
iilz NO geborene Künstler Kurt lngerl ist
ie Weise zu diesen runden Formen gekommen
der Ausgangspunkt war die Geslaltung der
lichen Figur, besonders der weiblichen, Wte
erl auf der Akademie der bildenden Kunste
die er von t953 bis 1959 besuchte, zuerst be-
E. Wir sehen in seinem frühen Oeuvre meist
Frauengestalten, deren Formen aus der Schule
zu kommen scheinen, ln einer Betanfigur,
älehenden aus dem Jahre 1959, kling! ieiie
iyslernatisierte Puppenhattigkeit eines Oskar
nner durch. die zu einem einfachen. geschlosr
antur fuhrt. Diese besonders in der Symmetrie
Zelten Grundformen werden von lngcrt in der
gur iedoch bereits in den ,.Figurationen" iin
960,61 verlassen. Wir Gnden wohl auch noch
etwa in einer 1961 entstandenen bekleideten
gestalt. Anklänge dieser Art, im großen wendet
Künsllcr iedoch einer scheinbar jeden ratio-
fiaßslöben entflahenen Forni zu, die sich nicht
in Auge, sondern auch der lastenden Hand
hlassen und in ihrer Konsislenz von starker
zkraft erweist. Daß es sich nur um eine schein-
ucht aus allen Maßstäben handelt, wird uns
hniker, der Physiker, vor allem der Hydro-
zrodynamiker bestätigen. Wir finden gerade
komplizierten Kurvensystemen und Schcmalen
zhende Parallelen. Dach nicht von hier, vom
lichen und Konstruktiven. ist der Künsllcr
ausgegangen, es sei vielmehr nur, gleich einer Be-
stätigung der Formen wenn es einer solchen be-
dürfte durch die sogenannten exakten Erkenntnisse,
erwähnt.
Ausgangsbasis ist, neben den bereits genannten vollen
Gestalten Maillols. der Wunsch des Künstlers, jene
haptischen Formen zu ünden. mit denen er jede Er-
innerung an die Zweidimensionalitüt überwindet.
Diese vielleicht vielfach nur unbewußte Sehnsucht
liißt ihn sich von den kantigen Pflastersteinen und
damit überhaupt von den kantigen Formen der
meisten Bildhauer. die die heutige Wiener Schule
kennzeichnen distanzieren und zu dem durch das
Flußgeröll im jahrhundertelangen natürlichen Ab-
schleifungsprozeß rundgewordenen Kiesel greifen.
Diese Form sehen wir bei Ingerl schon besonders
deutlich ausgeprägt bei einer Anzahl sorgfältig aus-
geführter weiblicher Por1räts. Bei diesen Köpfen
1960 und 1961 aus Beton und Eisen gibt es kein
Eindringen und Ein-Gehen, das ganze Sein. Da-Sein,
muß als solches genommen werden. Alle Kräfte
dieser geschlossenen, man möchte fast sagen. ver-
schlossenen Formen sind in ihr Zentrum gerichtet.
Dabei handelt es sich um echte Porträts, die Indivi-
dualität der einzelnen Person wird deutlich und
präsent.
Weist jede einzelne Kante eines Pflastersteines eine
Linie auf. eine Linie, die. ihrer Natur gemäß. immer
in ein Unendliches führt. führen muß, immer ein in
den Raum Hineinstaßen in sich birgt, so ist die runde
Form des Kieselsteines die des vollkommen ge-
schlossenen Körpers. Alle Kraftlinien, die in ihm liegen,
werden von der dichten. glasharten Haut zusammen-
gehalten. Dem Künstler wurde auch dieses Zusammen-
gefaßtsein der Materie richtig bewußt. Er poliert ous
diesem Grund die Oberfläche seiner Figuren oft
mühselig und lange, bis er jene ihm richtig scheinende
Dichte erhält. die solchen Formen entspricht. Sicher
würe die Kugel die letzte Erfüllung dieser Konzen-
trotion und Dichte. dieses noch innen wirkenden
Kräftespiels. damit aber auch ein Endpunkt jeder
plastischen Gestaltung. Jede Richtung. jede Orien-
tierung hörte auf, jeder weiteren Entwicklung wäre
ein Riegel vorgeschoben.
lngerl, der sich dieser Gefahr bewußt ist, hat sich
darum seit 1960 jenen melodiösen Formen zugewandt.
bei denen hauptsächlich von einer inneren Bewegung
gesprochen werden kann. Von Hans Arp beeinflußt,
entstehen eine Reihe sehr ausgewogener Gestalten,
auf die die Worte Arps in dessen Erinnerungen ge-
münzt sein könnten "Die Kräfte des Gerinnens
anrufen. so wie die Erde und die Gestirne geronnen
sind. die Masse der Steine, der Pflanzen, der Tiere.
des Menschen. Konkretion ist etwas. das gewachsen
ist..." Bei den Plastiken lngerls spürt man dieses
Gewachsensein, spürt man dieses im Fließen er-
starrende Gerinnen. Sorgfältig wird jeder Krümmung
nachgegangen. jedes Ausgreifen und Einbuchten
abgetastet. Der Umriß darf kein Riß sein, darf nicht
zerreißen, muß für die Daktylitüt verbindliche Einheit
bleiben.
Bei den Schöpfungen dieser Plastiken hat nicht nur
die Überlegung. sondern eigenmächtig und produktiv
das Unterbewußte des Künstlers durch den Gestal-
tungswillen seiner Hände Anteil. Es ist aber auch
nicht nur dem Unterbewußten überlassen zu gestalten,
sondern das geistige Formungsprinzip und -wollen
bestimmt mit.
Der zu einer Synthese strebende Künstler nimmt seine
Formen nicht grundsätzlich vom menschlichen Körper.
sondern auch von anderen natürlichen Erscheinungen
seiner Umwelt knospenden Pflanzen, Früchten u. ä.
Trotzdem scheint uns das beherrschende und zentrale
Motiv die weibliche Gestalt zu sein. Plastiken wie die
Torsos, die1962 und 1963 entstanden sind. zeigen uns
deutlich diesen Duktus. Immer dringt das weibliche
Idol mit all seiner Sinnlichkeit durch. Einer von
lngerl mit voller Absicht gesetzten Sinnlichkeit, die
förmlich wieder zu jener von dern Künstler so sehr
geschützten und gewünschten Hoptik herausforderl.
lngerl. der Mitglied des Wiener Künstlerhauses ist.
hat in vielen Ausstellungen seine Werke gezeigt, so
a. in Deutschland. in Italien. in Jugoslawien, in
EI Salvador und bei verschiedenen österreichischen
Veranstaltungen in Wien und den Bundesländern.
1961 wurde der Bildhauer mit dem Förderungspreis
für bildende Künste des Landes Niederösterreich
ausgezeichnet.
44
Kur! lngerl. "Torso", 1961162. Gips für polierle Bror
H. 20 cm. In polierier Bronze im Besilz der Firma
brüder Böhler
xrich Heuer.
Wvne, 1951
Roc
45 30 cm
ERNST KOLLER
Triumph des Seriösen
Zum Werke von Heinrich Heuer
Im März dieses Jahres gab es im Wiener Kunstleben eine kleine Sensation einem bis dato praktisch völlig un-
bekannten Künstler gelang dank der tatkräftigen und klug angesetzten Förderung der bemühten Galerie
Peithner-Lichtenfels ein Durchbruch zum Erfolg. der in seiner Art einzigartig war in einer Periode von nur
vierzehn Tagen fanden sich über ZOO Käufer für die insgesamt Z0 Radierungen ein. der Künstler vermochte sich
kaum der Flut der Anfragen zu erwehren. Auch nach Ende der Ausstellung rif das Interesse nicht ab. und
Heinrich Heuer von dem die Rede ist zählt nach wie vor zu den wenigen "Gefragten" auf dem Wiener
Markte. Daß er beim österreichischen Graphikwettbewerb in Innsbruck mit einem Ankauf ausgezeichnet wurde.
bedeutet für einen Künstler. der gewissermaßen auf Anhieb" da war, mehr, als es zunächst scheinen mag.
Sicher ist, daß Heuers Erfolg ohne das Vorgehen seiner Galerie und vor allem durch eine überaus vernünftige.
realistische Preisgestaltung nicht möglich gewesen wäre das sind Fakten. über die man ruhig sprechen soll,
denn wir bekennen uns grundsätzlich zu einer Auffassung. die im Berufe des Künstlers nichts Weltfremd-ldea-
listisch-Unreales, sondern eine der zahllosen Möglichkeiten erblicken will, sich auf angemessene Weise und durch
gediegene Leistungen sein Brot zu verdienen. Der Idealismus unter der Künstlerschafl ist. um Wilhelm Busch
zu zitieren, oft nicht mehr als das Vergnügen an Dingen, welche wir nicht kriegen".
Aber ebenso klar ist es auch, daß wirtschaftliches Denken und geschicktes Management allein keine Garanten
für das Sichdurchsetzen sind. In der Kunst ist nach Thomas von Aquin immer nur das schön. was gefällt, und auf
dem Markte moderner Kunst kommt es nur selten vor. daß Billigkeit um ihrer selbst willen gekauft wird.
Es muß also etwas dran" sein an diesem Heinrich Heuer, und wir wollen versuchen. Mensch und Werk mit
ein paar Strichen zu umreißen.
Heuer ist als Mensch in allem und iedem der typische Norddeutsche schweigsam, verschlossen und außerordent-
lich verlößlich. Es kostet Mühe. mehr als einen Satz in ununterbrochener Folge aus ihm herauszubekommen.
dafür genügt aber ein flüchtiger Blick auf seine Graphiken. um die Redlichkeil dieser Schöpfungen zu kon-
statieren.
Heuer wurde am Z2. Jönner1934 in dem kleinen Ort Sophienhofin Pommern geboren. 1953 geht er nach Stuttgart.
besucht dort die Akademie und setzt sich mit dem berühmten Karl Rössing. einem eminenten Graphiker. ernst-
haft auseinander. 1957 wird er vorn Wandertrieb gepackt und zieht ahne ersichtlichen Anlaß nach Wien
vielleicht aus dem einen Grund, weil Wien für ihn zunöchslein Hblankspot". ein völlig unbekannter Faktor. im
Rahmen des deutschen Sprachraumes war. Wie so viele Landsleute blieb auch er in Wien hängen. anscheinend
lieferte ihm unsere Stadt jene Impulse. die auch einen Brahms festzuhalten vermochten. An der Akademie für
angewandte Kunst wurde er Schüler von Prof. Martin und erwarb sein Diplom als akademischer Graphiker
und Maler. In den Folgejahren trat er kaum an die Öffentlichkeit, eine Ausstellung an einer kleinen Wiener
Galerie im Jahre 1962 ging so gut wie unbemerkt vorüber. 1963 wurde ihm anlößlich der Frühjahrsausstellung
des Künstlerhauses der Ehrenpreis der Stadt Wien zugesprochen, man begann also, auf ihn aufmerksam zu
werden.
45
"folgen wir die wenigen Jahre seines Schaffens. die die eingangs erwähnte Ausstellung bei Peithner-Lichtenfels
irüsentierte. Ein klar zu fassender Entwicklungsprozeß lößt sich beobachten; Heuer beginnt als Illustrator,
seine Themen transportiert und sich mit Lautreamont Die Gesänge des Malodor" und Mallarme aus-
andersetzt. Die Blätter jener frühen Jahre sind erfüllt von Figuren und Dingen, die sich in enigmatischem,
em Verhalten vor fast stets dunklem, "hintergründigem" Hintergrund wie gebannt aufhalten. Eine gewisse
wandtschaft zum Surrealismus ist unverkennbar, doch Heuer geht grundsätzlich andere Wege als etwa die
gehörigen der sogenannten Wiener Schule". Die Vorliebe für klar gegliederte, auf die Grundelemente
Koardinatennetzes bezogene Bildordnungen. das konsequente Vermeiden dekorativer Floskeln mag von
Fang an als spezitisch für sein Schaffen angesehen werden.
Laufe der letzten Jahre verstärkte sich sein Bemühen, das Illustrative auszuschalten und eine stärker umgesetzte,
absolutierte Formenwelt zu schaffen. Ein Übertritt vom Surrealen ins irreale erfolgt. das ..Motiv" wurde
"Zeichen".
Anfang des vergangenen Jahres eroberte sich Heuer eine neue Dimension des Ausdruckes; er ging zur
bradierung über und schafft Blätter. zu deren Herstellung zwei bis drei Platten verwendet werden müssen.
äußeren Mehrschichtigkeit entspricht auch eine verstärkte inhaltliche Hintergründigkeit.
uers Radierungen sind keine genialistischen Niederschriften, sie sind mit aller nur erdenklichen handwerk-
ien Gewissenhaftigkeit gearbeitet und van einer eindrucksvollen Präzision. Ihre Intensität, Schwermut und
iblerische Aufrichtigkeit kommt ähnlich wie bei Beethoven und Brahms gerade im Lande der Phüaken
an. vielleicht gerade deshalb. weil echte Poesie so viel mit Schwermut und so wenig mit Leichtfertigkeit zu
hat.
ohne daß Heuer jemals auch nur andeutungsweise in den Fallen des Literarisierens gelandet wäre. möchten
ihn aus Überzeugung dem nicht eben großen Kreis der Peintre-Poetes" zurechnen,
wN
19m
Hemmch Heuer, Spwelzeug. was. Furbradwerung, 2a 59 crw
Hemnch Heuer, SCNÜC, Rudweruvwq. 1D 19 cm
Heinrich Heuer, Mondenscheln. 1963. Rucnerung, 33 34
Hcwnnch Heuer, FIQUTIÜE, 1964 Fuvbrudmrvng, 60 40 cm
Wenn es sich bei der Biennale moderner Kunst von Venedig auch um eine inter-
nationale Manifestation handelt. so dürfen wir doch nicht vergessen, daß sie auf
italienischem Boden stattfindet und deshalb auch auf ihr die jeweilige Situation
in der bildenden Kunst dieses Landes reflektiert wird. Schon seit der XXIX. Biennale
im Jahre 1958 konnte der überhandnehmende Einfluß des potentiellen Kunsthandels
festgestellt werden, eine Erscheinung, welcher der eigentlichen Aufgabe dieser
Einrichtung widerspricht. Diese bestünde nämlich in einem aktuellen Kunstgesprüch,
in dem an Hand der markantesten Beispiele aufgezeigt werden soll, welche Probleme
in den jeweils abgelaufenen beiden Jahren die Künstler in aller Welt beschäftigten.
Würden sich die Dinge auch tatsächlich so verhalten, wäre es den einzelnen Nationen
nicht schwer. ihren rechten Beitrag zu finden. Dazu könnten drei Wege beschritten
werden 1. jener der Ehrung eines Künstlers, der bereits auf ein reifes Lebenswerk
zurückblicken darf; 2. jener im Sinne einer Mission. die man der Kunst seines
Landes zumutet dazu sind jedoch die Voraussetzungen notwendig 3. nach vor-
hergehender sorgfältiger Sondierung der aktuellen Situation jene Auswahl zu
treffen. durch welche auch der beste Beitrag aus dem jeweiligen Lande zu der
oben erwähnten Diskussion geleistet werden kann.
Die XXXII. Biennale dieses Jahres bot jedoch dafür nur geringe Voraussetzungen.
Auf ihr wurden die Ergebnisse von Kompromissen und kommandierte Meinungen
von Kommissionen zum Ausdruck gebracht. soweit sich nicht der Kunsthandel
breitgemacht hatte. Die Pavillons der USA und der UdSSR sind dafür die eklatan-
testen Beispiele.
Den Vereinigten Staaten genügte nicht mehr ihr Pavillon aufdem Biennale-Gelünde.
um die reiche Produktion ihrer Pop-art" zu zeigen. mit der ihr Kunsthandel
gegenwärtig den Weltkunstmarkt zu erobern versucht. Es mußten außerdem noch
die Räume des ehemaligen amerikanischen Konsulats am Canale Grande herhalten.
Bis 1962 waren die USA noch die beste Kundschaft der europäischen Kunsthöndler.
Dann erfunden sie ihre eigene "Populär-Kunst". ein durch wiederholte Aufgüsse
geschwächter "Neo-Dada". War der echte Dadaismus eine tatsächliche Protest-
kunst. so handelt es sich bei den Herstellern der ..Pap-art" um Gentlemens, denen
WALTER ZETTL XXXII. Biennale von Venedig Dilemma der Modernen Kunst
kzluplllkßl UUI eine gewisse UHCIHäQIHUnCIIHCll Illll.
ln den 38 Sölen der Italiener 1st weiter Raum zu Konzesslonen von jeder
gegeben. Hier haben wir es in erster Linie mit zwei großen Rlchlungen ZL
der Neuen Figuraiian" und dermicerche neoghesialiiche" Untersuchunge
eine neue Bildgeslallung hin. Das Bemühen. über das lnforrnellehinauszugela
isi beiden gemeinsam. Gestaltische Experimente werden SIOTlSCh von der Maili
Gruppe ..T" und kinetisch von der Paduaner Gruppe unlernammer
sich allein gestellt, geht in dieser Richtung Maria Nigro mit seiner spalialen Mi
vor. Er ordne! die Farbe dem Raume unier und WEiSV ihr in diesem eine
Funklion von speklraler Schönheii zu. Das Problem einer neuen Figuraiio
sich in der Malerei von Giuseppe Scinlomaso schon früh ergeben. Sein Grui
in
arlilll
ligung des österreichischen Pavillons 0m Eraffnungstog durch den italienischen
"ichlsminister Mitte rechts, rechts der österreichische Botschafter Dr. Lowenthal-
ietzky, links der Biennalekornrnissdr Dr. Wilhelm Mrazek
er und Besucher beim Empfang im österreichischen Pavillon, ganz um der Bildhauer
Hrdlicka, iri der Mitte der Maler Fritz Hundertwasser. ganz rechts der Galerie-
Friedrich WEll aus Salzburg
Plastiken Alfred Hrdlickas im Plastikhof des österreichischen Pavillons
ialer Professor Herbert Boeckl mll einem Herrn GUS der Begleitung des llOlIGhlSltEn
cichlsministers beim Betrachten der Bilder
Hundertwasser, die Frau des Meters Frilz Hundertwasser, vor den Bildern Professor
rt Boeckls
"kSlfl Bild ohne Ding" kommt auch in den lyrisch gehaltenen Gemälden au
letzten Periode Begegnung in der Altstadt". 1963; ,.Mauer der Erinner
1964 zum Ausdruck.
Die Spur phantastischer Malerei findet sich bei den Italienern in den Sp
Bildern" von Leonardo Cremonini .,Spiel ohne Regel". 1964; ,.Nachtzug'
..Von einem Zimmer auf den Balkon", 1963 und bei Sergio Vacchi Throi
Gold", 1963; Trinkspruch des Deutschen Ritters", 1964 sowie bei dem spani
Maler Jose Jardiel und bei den Belgiern in der Graphik Paul Delvaux' und ii
Gemälden Jan CoxÄ
Als der Maler schlechthin wurde auf dieser Biennale wiederholt der Österrc
Herbert Boeckl bezeichnet. Er wird mit Werken von 1920 bis 1960 repräsei
ln ihnen zeigt sich der Radius der Auseinandersetzung mit dem künstlerischen
der Vergangenheit und der Produktion der eigenen Zeit in seinem ganzen Urr
In welchem Maße Boeckl einer neuen Malerei den Weg gewiesen hat, wird
anderem in seinem Stilleben mit toter Krähe" 1921 ersichtlich.
ln der Bildhauerei ist die Auseinandersetzung um die Rückgewinnung der mE
lichen Figur am ehesten zu erkennen. Auf der einen Seite stehen der Ja;
Tamonori Toyafuku mit seinen ornamentalen Holzreliefs .,lgnis", ,.Vei
"Caelum", ,Cogitatio", der Schweizer Zoltan Kemeny mit seinen Metalli
bilderri. in denen er einen Weg aus der Welt der Maschine sucht. und sein
mann Bernhard Luginbühl. der wie einst die Futuristen einen Hymni
die Maschine anstimmt, sowie der Deutsche Norbert Kricke, welcher. voi
Dynamik der heutigen Welt begeistert. Wagnefsche Musik in Edelstahl übei
Ihnen gegenüber hat der Franzose Jean lpousteguy, dem es um die Wied
winnung der menschlichen Gestalt wirklich ernst ist, Stellung bezogen. Ihn
Seite steht der Österreicher Alfred Hrdlicka. Ihm ist der menschliche Körper
Vorwand für ein Spiel der Formen. sondern Schauplatz des humanen Dramas
Einen interessanten Beitrag zur diesjährigen Biennale liefert die Sonder
..Gegenwartskunst in Museen seit 1950". Wirklich internationalen Rang
durch ihre Exponate die Museen von Berlin. Hamburg, London. New York
Zürich bewiesen. Wien ist vor allem in seinem nationalen Anteil durch Hafle
und Urteil gut vertreten. Unter den italienischen Museen ist ienes von Vei
in seiner Zusammenstellung das homogenste. Es hatte sich entschieden. di
menschlichen Figur verpflichtete Plastik von Viani, Misguzzi. Manzu, Greco, Fa
Fabbri herauszustellen. Die ganze Fragwürdigkeit des Pluralismus in der Au
der Museumsanköufe wird beim Stockholmer Museum offenkundig in der Gi
überslellung von Bror Hiorths Plastik aus Papier und Karton ,.Tanzendes
1959 und Jean Tinguelys Eisenkonstruktion .,Mathematik 17" 1959.
Dieser scheinbare Pluralismus ist auch das eigentliche Dilemma der Blei
van Venedig, indem versucht wird, den Eindruck einer gerechten Verteilung
Akzente herzustellen. In Wirklichkeit gibt es aber auch hier wie auf jeder gr
Szene nur Matadore und Statisten. Allerdings fällt der Applaus des Publi
nicht ins Gewicht. sondern es gilt der Preis, den der Hächstbietende zu
bereit ist.
Aus dem Kunstleben
ZUM TODE VON BRUNO GRIMSCHITZ
Am 13. Juni wurde Uniw-Prof Dr. Bruno Grimschitz. Direktor i. R. der Öster-
reichischen Galerie in Wien. im 73. Leberisiahr plötzlich von dieser Erde abberufen.
Der Gelehrte hatte eben erst eine schwere Operation relativ gut überstanden,
als ihn der Tad mitten im Gespräch mit Freunden mit sich nahm.
Es ist mehr als eine bloße Phrase, wenn der Redaktions- und Mitarbeiterstab von
"Alle und moderne Kunst" das Dahinscheiden von Grimschitz besonders beklagt.
Vielen von uns war er Freund und Berater, allen stand er als Lehrer und Vorbild
vor Augen, und die Zeitschrift selbst verliert mit ihm einen stets hilfsbereiten Mit-
arbeiter. der nie zögerte. sein immenses Wissen in den Dienst der guten Sache zu
stellen. Sein Beitrag im letzten Heft von ..Alte und moderne Kunst" über die Baupläne
von Herzogenburg dürfte wohl seine letzte veröffentlichte WISSCTISChCIÜlIElIQ Arbeit
überhaupt sein. Grimschitz man braucht nicht zu betonen, daß er der große
Kenner der Kunst des süddeutschen Kulturraumes im 18. und 19. Jahrhundert war
hatte auch eine außerordentlich lebendige und positive Beziehung zum Kunst-
hondel. Selbst viele Jahre lang als Experte im Dorotheum tätig. stand er nicht nur
diesem Institut. sondern allen Fach- und Branchenkollegen, die sich um Rat und
Hilfe an ihn wandten. vorbehaltlos zur Verfügung. Es ist überflüssig zu betonen.
daß er als Experte niemals zu jenen zählte. die sich für Geld und gute Worte ein
Gefälligkeitsurteil abringen ließen seine Expertisen waren nichts als das Ergebnis
eines immensen Wissens und echter persönlicher Überzeugung. Grimschitz war
durch und durch ein ..gerader Michel"; mit dem gleichen stürmischen und leiden-
schaftlichen Temperament. das seine stets überlaufenen Vorträge und Vorlesungen
auszeichnete. setzte er sich auch als Museumsleiter für die von ihm für richtig
befundenen Ideen ein 1938 wurde der bei Haberditzl ats Museumsmann groß
gewordene Dvorak-Schüler zum Leiter der Österreichischen Galerie bestellt.
Es gelang ihm nicht nur. die Bestände dieses Instituts an ..entarteter Kunst" über
alle Fährnisse hinweg heil in die Gegenwart herüberzuretten. er vermochte es
sogar. sie durch wesentliche und absolut korrekte Ankäufe zu mehren. Die Neu-
erwerbungskotologe der Jahre 1940. 1941 und 1942 bezeugen diese seine Aktivität.
und die kommissionellen Untersuchungen des Jahres 1945 ergaben seine restlose
Redlichkeit bei allen Erwerbungen. Um so bitterer fühlte sich Grimschitz getroffen.
als man ihn trotz alledem im Herbst 1945 in Pension schickte und im Zuge der
völligen Neugliederurig der Sarnmlungsbestände die Österreichische Galerie zu
einem reinen Notionalmuseum gemacht wurde und damit die Bestände an nicht-
österreichischer Kunst darunter Werke von Corot. Caurbet. Renoir. Monet.
Manet. Toulouse-Lautrec und van Gogh von der Bühne der Öffentlichkeit ver-
schwanden. Allen Bemühungen zum Trotz hat sich bis zum heutigen Tag keine
Möglichkeit ergeben, diesen Besitz. auf den jedes große Kunstzentrum irgendwo
in der Welt voller Stolz hinweisen würde. wiederum öffentlich aufzustellen. Kein
Wunder. daß Grimschitz. der es gewagt hatte, einem Hermann Göring und einem
Baldur v. Schirach die Stirne zu bieten. der einige Male der Gefahr einer Ver-
haftung durch die Gestapo nur mit Mühe entgangen war, die Maßnahmen der
Zeit nach 1945 als schwere Kränkung betrachtete.
Gerade die beiden letzten Jahrzehnte seines Lebens brachten ihm die größten
publizistischen Erfolge. Sein Hildebrandt-Werk Erstauflage 1929 wurde neu
aufgelegt. seine Waldmüller-Pubiikation von 1943 wurde zu einem kompletten
Oeuvre-Katalog 1958 ausgeweitet. ..Ars Austriae" und die beiden Großpubli-
kationen über Alt-Wiener Malerei und Wiener Malerei von 1860 bis 1950 gingen
in die Bestsellerliste ein.
Grimschitz stand im Begriff. sich allmählich von der aktiven Arbeit zurückzuziehen.
In St. Georgen im Gailtal hatte er sich ein Häuschen erworben. dort wurde er auch
beigesetzt. Sein alter Freund. Hachschulproiessor Dr. Karl Ginhart. sprach an
seinem Grabe am 18. Juni erschütternde Worte des Gedenkens.
Ernst Köller
DES GUTEN ZUVIEL?
Kritische Anmerkungen zu den vier großen Anstellungen dieses Sommers
"Romanische Kunst in Österreich", ..Das Zeitalter Albrecht Dürers",
,.Herzogenburg das Stift und seine Kunstschätze" und .,Wien um 1900".
Wenn auch das Positive an jeder einzelnen der vier bedeutungsvollsten Ausstellungen
dieses Sommers überwiegt, so gibt manches Detail, vor allem jedoch das zeitliche
Zusammentreffen dieser ausgesprochenen Großereignisse Anlaß zu kritischen
Gedanken.
Man könnte zum Beispiel die Frage aufwerfen. ob das österreichische Publikum
einschließlich der ausländischen Besucher überhaupt willens ist, diese Überfälle
an künstlerischen Kostbarkeiten entsprechend aufzunehmen und sich mit dem
Gebotenen gewinnbringend auseindnderzusetzen, Man könnte also feststellen. ob
sich der gewaltige finanzielle Mittel erfordernde Einsatz bei diesen vier Expo-
sitionen gelohnt hat. oder 0b nicht doch am Ende die Rechnung ohne den Wirt
gemacht wird und dem Publikum mehr zugemutet wurde, als es verkraften
kann.
Die Situation auf dem Sektor der bildenden Kunst in der Bundeshauptstadt hat
sich bestimmt gegenüber früheren Jahren um vieles vorteilhaft geändert. Be-
mängelte man damals noch das Fehlen repräsentativer Ausstellungen aller Art,
so kann man sich in diesem Jahr des Überangebotes kaum erwehren. Weit davon
entfernt. diese erfreuliche Aktivität nun deswegen herabsetzen zu wollen. fragt
man sich allerdings heute, ob man nicht durch vernünftige Koordination bedeutender
Veranstaltungen, durch aufeinander abgestimmtes und um mehr Abwechslung
bemühtes Vorausplanen sinnvoller verfahren könnte,
Die Sorgen und Schwierigkeiten mit dem Wiener Publikum, das für bildende Kunst
eher bescheidenes Interesse zeigt und daher entsprechend dazu ..animiert" werden
müßte, sind den Veranstaltern ja hinlänglich bekannt. Sich darauf zu verlassen,
daß ohnedies alles gut ausgehen werde und die wünschenswerten Besucherzahlen
schon erreicht werden würden, scheint unter den gegebenen Umständen jedoch
Leichtsinn.
Die einzigartige Ausstellung frühchristlicher und kopfischer Kunst in der Akademie
am Schillerplatz hat leider bewiesen, daß man ohne umfangreiche moderne
Werbung nur beschämend wenige Besucher in Expositionen dieser Art bekommt
und sich der kostspielige Aufwand somit kaum lohnt.
Das gegenwärtige Überangebot könnte jedoch ebenfalls die Rechnung nicht ganz
aufgehen lassen. Der Vorteil, den dabei die den Autatrend der Zeit einkalku-
lierenden Ausstellungen in Krems und Herzogenburg gegenüber Wien besitzen,
liegt klar auf der Hand. Wünschenswert wäre es jedoch auch, endlich einmal
eine ganz groß aufgezogene, klug ausgewählte Ausstellung der aktuellsten bildenden
Kunst des Auslandes in Wien zu wagen, um Publikum und Künstler aus ihrer Lethargie
aufzurütteln und damit auf dem Sektor der Moderne Terrain aufzuholen. Privaten
Galerien fehlt es an den Gnanziellen Mitteln, ein derartiges Projekt zu realisieren,
die öffentliche Hand sollte daher nicht nur vorwiegend in ,.alte Kunst" investieren,
wenn es not tut, Schrittmacherdienste für das Zeitgenössische zu leisten, Die vor-
züglichen Wechselausstellungen im Museum des 7.0. Jahrhunderts entheben nicht
jeder anderwärtigen Initiative und können nur mithelfen. den gewünschten Zustand
zu erreichen, Wieso verstehen es selbst kleinere deutsche lndustriestädte, Ausstel-
lungen moderner Kunst zu veranstalten. die in der ganzen Welt Beachtung finden.
und warum kann dies in einer Millionenstadt. wie Wien es ist, nicht geschehen!
Bevor nun auf die wichtigsten Ausstellungen dieses Sommers kurz eingegangen
werden soll. sei also zusammenfassend der Wunsch nach besserer Koordination
und stärkerer Berücksichtigung des modernen Schaffens nochmals gestattet.
50
Zu den in Hinblick aufGehalt und die Art der Darbietung schönsten und wichtigsten
Kunstausslellungen, die in Österreich während der letzten Jahre zu sehen waren,
zählt unzweifelhaft die in der vor 700 Jahren geweihten romanisch-frühgotischen
Minoritenkirche von Krems-Stein stattfindende Schau romanischer Kunst. Von der
geradezu zum Bahnbrecher für das Ausstellungswesen unseres Landes gewordenen
Stadt Krems wird mit dieser markanten Exposition die bereits 1951 begonnene
Veranstaltungsreihe zu einem weiteren. der Gotikausstellung von 1959 durchaus
gleichrangigen Höhepunkt geführt.
Die strenge, ausdrucksstarke Kunst der Romanik stellt für unsere schnellebige Zeit
ein begehrenswertes geistiges Äquivalent dar. Die Größe menschlichen Geistes.
die aus den Werken dieser nur allzulange im Hintergrund des allgemeinen Interesses
gestandenen Epoche spricht, sowie die ungewöhnliche Harmonie, die zwischen
künstlerischer Form und lnhalt besteht, sind für sie wesenhaft.
Daß uns die Kremser Ausstellung einen gültigen Einblick in die geistigen Strömungen
dieser Zeit von der Mitte des 11, Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts
gewährt und zu innerer Einkehr auffordert, ist ein großes Verdienst, daß sie um-
fassend informiert und erstmals in der Geschichte des österreichischen Ausstellungs-
wesens die Kunst und Kultur des l-lochmittelalters repräsentativ vorstellt. ein
zweites.
Nicht zuletzt erleichtern aber auch geistige und formale Parallelen in der Ent-
wicklungsgeschichte der bildenden Kunst dieses Jahrhunderts den Zugang zu
jenen weit zurückliegenden Zeugnissen einer für Europas Kultur grundlegenden
Epoche,
Besonders angenehm berührt die übersichtliche. keineswegs zu enge Aufstellung
der Objekte im Hauptschiff und in den beiden Seitenschiffen der Basilika, die
einen idealen architektonischen Rahmen abgibt.
Die von einem umfangreichen Katalog begleitete Ausstellung hat in der Plastik.
im Kunstgewerbe und in der Buchmalerei ihre Schwerpunkte. Die Kunstschätze
stammen vorwiegend aus Österreich, darüber hinaus haben jedoch auch Leih-
geber aus dem Ausland in erster Linie aus Deutschland wertvolle Exponate
beigestellt.
In Konkurrenz zu Krems steht die nicht minder geglückte Ausstellung im Augustiner-
Chorherrenstift Herzogenburg. das nach Klosterneuburg über den reichsten
mittelalterlichen Kunstbesitz Niederösterreichs verfügt, Um das 850jährige Grün-
dungsjubiläum würdig zu begehen, wurden nicht nur umfangreiche Restaurierungs-
arbeiten an den Baulichkeiten vorgenommen. sondern auch viele für die Ausstellung
bestimmte Werke wiederhergestellt, wobei eine Reihe kunsthistorisch interessanter
Neuentdeckungen gemacht werden konnte.
Während jedoch auf der umfassenden Romanikausstellung in Krems-Stein die
einzelnen Werke in erster Linie den Erfordernissen einer modernen Ausstellungs-
technik entsprechend gezeigt werden der historische architektonische Rahmen
schließt dies ja keineswegs aus, wurde in Herzogenburg, ähnlich wie schon vorher
in Melk und Altenburg, vor allem auf die Einheit von Schauraum und Ausstellung
Bedacht genommen, Die harmonische und sinnvolle Neuaufstellung der Kunst-
schätze in den schönen Festräurnen verzichtet auf jedes Zuviel, was für den Be-
sucher, der das Gezeigte so wesentlich gewinnbringender aufnehmen und ver-
arbeiten kann. nur von Vorteil ist. Die insgesamt 240 Schoustücke. die einem ein
Rundgang durch das Stift erschließt. bedeuten jedenfalls eine den architektonischen
Gegebenheiten entsprechende, vernünftige Obergrenze. Mit der Eröffnung seiner
bisher dem Publikum größtenteils unzugänglichen Kunstsammlungen in Form
dieser sehr wirkungsvoll aufgemochten Ausstellung leistet somit auch Herzogenburg
einen markanten Beitrag zu diesem so überaus reichen Ausstellungssommer.
Den im Vorjahr mit der instruktiven Ausstellung .,Das'l5. Jahrhundert" begonnenen,
der Kunst der Graphik im Verlaufe ihrer historischen Entwicklung gewidmeten
großen Zyklus setzt die Graphische Sammiung Albertina in kongenialer Weise
mit einer umfassenden Schau fort. die die Graphik Albrecht Dürers und seiner
Zeitgenossen zum Gegenstand hat. Die gewissenhaft bearbeitete Ausstellung umfaßt
rund 400 Blätter, die. als künstlerisch höchst bedeutungsvoller Querschnitt, die
große Verbreitung der Druckgraphik in Deutschland und in den Niederlanden
im Zeitraum von 1500 bis 1530 dokumentieren, Auf Grund des reichert Materials.
das zur Verfügung stand. verzichtete man darauf, Werke aus dem italienischen
und französischen Raum zu zeigen. obwohl sich auch in ihnen Einflüsse durch die
Kunst Dürers feststellen lassen und somit eine Erweiterung gerechtfertigt gewesen
wäre. Aber auch die Werke vieler Monogrommisten. die ohnedies in Ausstellungen
nur selten zu sehen sind, konnten aus Platzmangel keine Aufnahme mehr finden.
Die Ausstellung enthält durchweg Blätter allererster Qualität. Bei vielen von ihnen
wandelt es sich um ganz frühe, besonders gut erhaltene Abdrucke oder um Unikate,
Nie zum Beispiel Dürers um 1494 bis 1495 vermutlich während eines Straßburger
Aufenthaltes entstandene Holzschnitte ,.Die Geißelung Christi" und die ..Kreuz-
ragung", die unter dem Namen Albertina-Passion" zum Begriff geworden sind.
Jm bei Dürer Vergleichsmöglichkeiten zur Druckgraphik zu geben und um vor
Jllem den vielen Fremden, die sich während der Sommermonate in Wien auf-
ialten. Gelegenheit zu verschaffen. auch einmal Originale des großen Meisters zu
uesichtigen. hat man sich entschlossen. einige der schönsten und aufschlußreichsten
tiquarelle und Handzeichnungen Dürers ebenfalls zu zeigen. Die Chance. Blätter
Jürers im Original aus nächster Nähe bewundern zu können, stellt selbst für jene,
tie diese berühmten Arbeiten von früheren Ausstellungen oder von Abbildungen
ier kennen, einen besonderen Anreiz für den Besuch der Albertina dar.
en meisten Antciß zur Kritik gab die in den Räumen der wiedereröffneten Secession,
Künstlerhaus sowie im Historischen Museum untergebrachte Ausstellung ,.Wien
im 1900", mit der ein von der Stadt Wien unter dem Titel .,Bahnbrecher der mo-
lernen Malerei" veranstalteter Zyklus abgeschlossen wurde. der wenn auch
eichlich spät zweifellos mit einigem Erfolg für die moderne Kunst eine Lanze
irach.
Ait nicht geringerem Interesse als der Ausstellung selbst sah man jedoch auch der
irstert Begegnung mit der von Architekt Ferdinand Kitt im Auftrag des Kulturamtes
ler Stadt Wien umgebauten Secession entgegen. Die von mancherlei unergründr
iaren. modernistischen Merkmalen behaftete Lösung Kitts, die sich als moderner
ind praktischer Ausstellungsbau zweifellos gut bewähren wird. weicht jedoch
0m Originalbau Olbrichs in mehreren Punkten ab und muß daher den Vorwurf,
ine Kompromißlösung zu sein, auf sich sitzen lassen.
fragt man sich, warum denn der Stiegenaufgang von jenen hellgrau gestrichenen
Allzweckgeländern" flankiert ist, wie sie auf Sportplätzen. in öffentlichen Bauten
nd Kinos an der Tagesordnung sind. Durch die allerdings nur als Provisorium
edachte unpassende Holztüre gelangt man in den gesichtslosen Vorraum und
iuft auch prompt an der unschönen ..Kinokasse" vorbei, die jedem früheren
ecessionsbesucher völlig deptaciert vorkommen muß. Ganz und gar unverständlich
nd nur als provinziellenßchmäh" zu klassifizieren sind hingegen die quadratischen
taltegriffe zweier Türen, für die das Ars-sacrum-Zeichen Gustav Klimts herhalten
iußte. Wenn auch dies alles nur kleinere Bausünden sind, so scheinen sie doch
ir den gesamten. höchst problematischen Umbau symptomatisch. Der universell
ÜCKBLICK AUF BEMERKENSWERTE AUSSTELLUNGEN IN KLEINEREN WIENER GALERIEN
Positive Anzeichen einer günstigen Weiterentwicklung ließen sich allenthalben feststellen,
ler diu Entwicklung des Wiener Ausstellungswesens während der letzten Jahre genau verfolgt
lt wird nicht nur feststellen kennen. dan Einige kleinere Galerien neu eröffnet wurden.
irtdern daß auch die vsin den verschiedensten Seiten ausgehenden Bestrebungen. das Pdbiikdrn
starkerem Maße an die moderne Kunst hcranzufuhren, nun endlich eine gewisse Brettenr
irkung erreicht haben.
tlbstverständltch WÖVE nichts verfehlter. dis diese gelegentlichen Anfartgsorfolge 1d uber-
hdtzert dnd 1d meinen, nun Wien VOm ProvirtzidltimuS adi dem Gebiet der bildenden Kunst
in1 freisprechen 1d können. Doch es bleibt 1d hDffEn. daß diese günstig angelauferie Entwick-
ng adt einigte erfreuliche Beispiele aus allerletzter ZEH wird an dieser Stelle kdr1 ein-
Egürtgen GIJCh weiterhin anhalten Wifd.
sehr erfolgreich erwies sich in den vergangenen Monaten die Äusstellurtgslöttgkeit des
in lnge ZimrnEr-Lehmann geleiteten internationalen Künstlerclubs im Palais Palffy, Gemessen
der kurzen Zeit ihres Bestehens konnte Sich diese in drei gernutlich eingerichteten Räumen
ttergebrachle Galerie bereits einen recht guten Namen machen. pid Ausstellungen von
sef Bultlrtger sehr bewegte, formal durchweg bewaltigte Schwarz-Wetß-Monatypten nebst
nigdn Olbildern und Peter Palffv in erster Linie gdnsiisn die kleinen. farbenprachtigen
Duücften. in denen Sich gelegentlich Anklänge an das Schaffen Paul kidds finden, die in
Jsarnmenarbeit mit der Firma Pniiips zustande gekommene Schau "Klang irri Bild" sowie
Adssidiidng von 34 Illustrationen des Btennale-Pretstragers Robert Rauschenberg 1d DGFttES
lerttO haben die PoSillan dieses Clubs ini Wiener Kunstleben vorteilhaft bestimmt.
eniger hinsichtlich der künstlerischen oudiiiai ais vielmehr auf Grund beisptelgebertden
üzenalenturrts des beteiligten lndustriekonzerns kain der iur Musikliebhaber wie für Freunde
ldender Kunst gleichermaßen interessanten und aufschlußretchen Ausstellung ..Ktang iin
ld" Aufmerksamkeit ZU. Die Kollektion diniditid Insgesamt 18 Gemälde europäischer Kunstler.
jeweils in Beziehung zu einem vom Maler selbst gewahlten Musikstück entstanden sind.
Tl das Publikum intensiv an dieser Konfrontation teilnehmen zu lassen und um ihm auch die
tsprechenden Vergleichsmöglichkeiten zu geben. konnten Bandaufnahmen der von J. S. Bach
zur Elektronenmusik reichenden Kompositionen aehort werden. Neben gegenständlichen,
eist expressionistischen Arbeiten fanden sich ungefähr gleich viele abstrakte Bilder. die in
Rlrgel wesentlich kongertialere LOSUhgSrriOqlIChkeiten darstellten,
verwendbare große untere lnnenraum. der vermutlich in Zukunft besser zur
Geltung kommen wird als bei dieser zu eng gehängten Eröffnungsausstellung,
scheint jedoch eine unter Berücksichtigung des nun einmal notwendigen und
verständlichen Kompromisses akzeptable, den technischen Erfordernissen eines
modernen Ausstellungsgebäudes Rechnung tragende Lösungsmöglichkeit zu sein.
Daß sich dennoch über die, man möchte sagen, zur ..Eingeweideschau" einladende
Rasterdecke. über die Heizkörper und noch manch anderes Detail diskutieren
läßt, ist selbstverständlich.
Nichtsdestoweniger tröstete die rund neunhundert Objekte umfassende aufschlufl-
reiche Ausstellung über diese Ungereimtheiten hinweg. lm Mittelpunkt der Ausr
stellung in der Secession standen 27 Werke Gustav Klimts, darunter das bekannte
Bildnis von Margaret Stonborough-Wittgenstein. der berühmte ,.KuB" von 1908
sowie zwei Bilder mit Motiven vom Attersee, Ebenso wie diese Arbeiten Rang und
Bedeutung Klimts erkennen ließen, bekundeten erstrangige Malereien Schieles
und Kokaschkas deren überragende Stellung in der österreichischen Malerei
des 20, Jahrhunderts. Richard Gerstl. Kolo Moser. Carl Moll, Max Kurzweil.
Wilhelm Bernatzik, der durch die französischen Pointillisten beeintlußte Franz
Jaschke und Ferdinand Andri waren durchweg mit guten und typischen Arbeiten
vertreten. Auf den aus sieben großen Formaten bestehenden. Platz stehlenden
Sommernachtstraum" von Friedrich König. der künstlerisch bedeutungslos ist.
hätte man allerdings verzichten können.
Die gruppenweise. auf vergleichende Zusammenhänge keineswegs bedachte
Hängung an Stellwänden konnte ebenfalls nicht sehr beeindrucken. Das galt
leider auch für die in unansehnlichen Rahmen vorgenommene Präsentation der
zu einem Großteil aus der Graphischen Sammlung Atbertina stammenden Zeich-
nungen und Aquarelle im Künstlerhaus, Ein ähnlich gleichförmiges Nebeneinander-
hängen ist von moderner Ausstellungspraxis meilenweit entfernt und müßte sich
in Zukunft bei derart wichtigen Ausstellungen vermeiden lassen. Die schönen.
zum Teil nur wenig bekannten Blätter Klimts, Schieles, Kokoschkas. Gerstls. Laskes.
Kolo Mosers. Adolf Boehms und nach manch anderer entsch' igten jedoch für
die lieblose Hängung.
ln der ebenfalls im Künstlerhaus untergebrachten Kunstgewerbeabteilung illu-
strierten Wohnungseinrichtungen, Möbel. Bestecke, Schmuck und Stoffe den
Wohn- und Lebensstil jener Aufbruchszeit, der aus dem Zusammenwirken ver-
schiedenster schöpferischer Kräfte entstanden ist. Klimts Entwurffür den Mosaikfries
des Palais Stoclet in Brüssel stellte in diesem Teil der Ausstellung eine besondere
Kostbarkeit dar,
Im Historischen Museum begegnete man schließlich der Druckgraphik. der für
den Anbruch dieses Jahrhunderts wichtigen Plakatkunst, künstlerisch ausgestatteten
bibliophilen Büchern, Buchumschlägen, diversen Illustrationen. Theaterzetteln und
anderen kleinen graphischen Dingen, die sich bei näherem Studium als überaus
unterrichtende Zeitdokumente erwiesen.
Peter Baum
Vortragekreuz. LHHOQES. Bartholomaberg-Pfarrkirche Romanikausstellung. Krems
Katharinenaltar aus der Pfarrktrche Van Kuffern. 1520 Ausstellung iin Stift Herzogerlbufg
Egon Schiele. Frauenporträt. 1909. Prlvatbesttz Ausstellung. widn uni 1900 SGCESSiOH
Seebad orddd. Plakat aus dem Jahre 1906 von J. Auchertthaller Ausstellung, Wien
um t900 HiStOrlSCheS Museum der Stadt Wien
ßwwü
Eine echte Sensation für das Wiener Ausstellungsleben bedeuteten un1waitaliiatt Rauschenbergs
Dante-Illustrationen. und zwar unabhangig davon, wie man das Werk auch im Einzelfall
beurteilen mag, Zugleich war diese Ausstellung. die in Zusammenarbeit mit dem New Yorker
Museum of Modern Art und der Graphischen Sammlung Albertina zustande kam. aber auch
Anfang und Testfall eines vielversprechenden, begrüßenswerten Projektes. das tatsächlich
in der Lage sein könnte, Wien dem internationalen Ausstellungsstandard stärker anzupassen.
Gemeinsam mit dem Internationalen Künstlerclub beabsichtigt Dr. Walter Koschatzky, der
Direktor der Albertina, auch weiterhin diesbezügliche Schriltmacherdienste zu leisten. Auch
das Bundesministerium für Unterricht hat finanzielle Unterstützung zugesagt. sollte sich das
Publikum einigermaßen interessiert zeigen,
Rauschenbergs Folge von 34 nicht zuletzt auch vom Technischen her bemerkenswerten Blattern
der Künstler prapariert nämlich gewisse Teile des Bildes mit Lösungsmitteln für Drucker-
Schwärze Terpentin bzw. Benzin und legt ddradt lllustrierten- und zdiiungsphdids;
solange die Flache feucht bleibt. wird der jeweils benötigte Bildausschnitt durch Reiben mit
einem entsprechenden Gegenstand auf das Papier gebracht entstand während achtzehn-
monatiger intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema.
Rauschenberg transpotiierte den gewaltigen Stoff der Dichtung ins Heute, in die Realilat der
Gegenwart. deren Symptomen man adt Schritt und Tritt begegnet. Daß Rauschenberg einen
Weg einschlug. der im Vergleich zur Große des Stoffes akzeptabel erscheint und dabei weder
ins Theatralisch-Erzählerische abglitt noch auch durch zu weitgehende Abstraktion den
Zusammenhang zum Thema vollig verlor. ist das Bedeutungsvolle an seiner Arbeit, Daß er
sich dabei eines reichen. zum Teil neuartigen und eigenwilligen Vokabular bediente. das
Sensibilität und Einfallsreichtum beweist, spricht nicht minder für ihn.
Rauschenbergs Dante-lllustrationen stehen jedenfalls in krassem Gegensatz 1d vielen seiner
großformatigen, kräftigen Malereien, die seinen Ruhm als einen der wlchllgälatt Vertreter
der Pop-Art begrundet haben. Nichts wäre ungerechter. als diese zuruckhaltenden. lange
Betrachtung erfordcrnden Blätter ZU Dantes Dichtung 1d unterschätzen. doch genauso falsch
scheint es dem Rezensenten. die zwar aufsehenerregenden in London zahlte die Ausstellung
rund 50000 ßesucherl. in künstlerischer HtftSlCttt iddadh keineswegs überragenden Arbeiten.
die QEFYIESSEFI ani Besten der internationalen Avantgarde lediglich Durchschnitt repräsentieren.
überzubewerlen. was litltht geschehen kann, wenn man Rauschenberg ZU einem Genie
Stempeln wiii. das er tllttt isi.
Die Entdeckung eines sehr eigenstandigeri österreichischen Künstlers gelang der Kleinen
Galerie. Neudeggergasse s. die Bilder des 1929 geborenen Linzers Siegfried Strasser vorstellte.
Strassers rnii Ausdauer. Fleiß und handwerklichem Kannen in einer viele Elemente der Collage
enthaltenden Mischlechnik vorwiegend Kuristharzdispersiorten hergestellten Arbeiten stellen
51
in gewisser Hlnsichl ein NEUSS. zeilbezogenes Wellbild. einen neii erfundenden Kosmos der.
siresser besiizi nichl nur versieniingen, sendern er versiehl es GUCh. sie bildnen IV realisieren.
Nichls geseriieni übereiH eder ger iinkenireuieri. Alles erdnei sien einer iingeidnren criind-
veirsieuiing ein. die sehr verschiedencrlige iniernreieiienen zulößl. Der greße Anleil. der der
Technik unserer zeii eiiireinnii. aber VQFVYIUIIICH auch hislorische Zusammenhänge eine
blS ins Heine reichende geisiige Keniiniiiidi des Abendiendre seneinen dabei enerekierisiisen.
siresser enigeni durch idiige Beschränkung in der Wahl der bildnerischen Minel der bloßen
Spielerei. 1d der seine Meinede Cm sich elwus verieiiei. dern seibsigereiiig Arrengerneni.
ninier dessen seniiiernder Oberfläche nieiiis sieeki. Fesi iedes seiner weii innigen Bilder.
bei dessen seireeniiing rnen gerne Zum Enldecker wird. durchziehl ein horizonlal bzw. veriikal
gerienieier, formaler Rriyinrniis. siresser sieiii diese klare Konzeplion dvrch. obwohl er im
Deieii. irn siriiiderenen, in den Buchsmbenkcmbinqlionen und Pcipierfragmenlen die Ab-
werrisiiine iieei.
irn Juni wurde die Aiissieiieng des eeeresierreieiiisenen Künsllers üUCh von der ceierie Kenieki
in Linz gezeigt
Knapp vor Feslwochenbeginn geieng es der Galerie nernsi si. Slephan. eine besenders schöne
Aiissieneng eines neiiendisenen Meiers iiir wien zu gewinnen Je! niederen. der in osierreien
noch nie IU sehen wer und eiien inierneiienei ein noch ziemlich enbesenriebenes aien isi.
sieme sien rnii seinen im orennisrnen wie irn Meierisenen gleichermaßen übzrzeugenden
Blüllern als ersiuunlich elgensföndlger KünSHer vor. In seinen grundsülllich heilcren Ab-
sireidienen iieei niederen kröflige Farben ein dunkles. kreisfbrmiges nei neben einenn ganz
slcirkeri, anziehenden eieii geneiise wie die mannigfachen Aesiiiriingen irn Schwarz-Weiß.
seine Komposilionen eirnen geiegeniiirn die Unbeschwerlheil von Kinderleichnungeri. sind
abwechslungsreich iind geisweu. Diederen isi ein im eesien sinne sch" ierisener KünsNeri
de er nieni spekulierl iind eiieriei GOgS" produlieri. sendern sien im Bewußlsein der
eiidneriseiien vieiieii niii den rndieriseiien iind eregnisenen Mdgiienkeiien en sich eiis.
einenderseisi.
In ihrer ceseniineii einen einen EmdFUCk riinieriieizen auch die en Keri Absolon iind den
irunen Klee erinnernden, irn Prinzip von Cäzunne herkommenden zeienniingen oswin Amcinns
in der seii kuriert! eesieiienden Galerie Neei in der Glvckgusse. die den begeeien iind ernsien
Künsller als eiisgeseienneien Graphiker uuswiesen. Amanns rein geiiigie. ein engeeieries
Geslcillungsbemühen merkbar rneenende Lendseneiien sind ohne Aufwand iind Eireidnesenerei
iiisieride gekommen iind eeriinrien eis sympalhische Zeugnisse einer engesireneien "reiig.
Bll.
In der seierie Tuo. der rnen seiien ennieis Aiissieuiingen eninesisener iind ieeenisener Kiinsiier
zu danken neue. ereseniierie der iiinge Japaner SUSIITDU Shingu beachlliche Meierien iind
ceiieenen. sningiis rniiiinier GUCh in Collagelechnik geneiiene Bilder sind klar iind be-
herrschend im Anrede, medliullv in inrer geishgen criindneniing iind von gedümpfler. sehr
subjeldiver Ferbigireii. Die ierrneie Aiisgewegenneii slörker eis en ienenisene Kalligraphie
erinneri snineiis Meierei ein den Anieriiiener Kline in der Kerrieesiiien des Japuners V8?-
nniiieli ein neues Redrrigefiihl.
VOm leiHos gühigen Tneine geiesseii begann Ernsi Degasperi irn verieiir seine "Apokciiypse".
2a eindriieirsveiie Federzeichnungen enisereeiiend derOfferiborung Jesu cnrisii en den iieiiigen
Jenennes. die ini Jiini irn Reklorutsgebäude der dein Leopoldsberg eesieniigi werden kennien.
In reinen. eng geiegerien. vieiieeii erndineniei wirkenden Lineameriis gesieiieie Degasperi
iinier Verzichl eei Perspektive seine visienen in einer geiegeniiien siirreeiisiiserie iind phcinlur
slische Züge eiirweisenden. eersdniienen iind rediirnen Manier. Deni iiingen aphiker eeieng
rnii dieser übrigens senr ein besuchlen Adssieiiiing ein erieigreieiies Deb'
Peicr Baum
Aiissieuiing im inierneiieneien Kimsllerclub Jesei BuNmger. Schwebende; Nordlichl.
Im Besilz der Neiien seierie der siedi Linz zu Rückblicke. s. 51
Apekeiypse es. Deieii einer zeirnniing von Ernsi Degasoeri ZU Rückblicke s. o.
PAUL MEISSNER UND DIE "NEUE FIGURATION"
Die aktuelle Ausstellung eines asterreiehisehen
Künstlers in Rom. zu dern aktuellen Gespräch
über eine "Neue Figuration" in der gegen-
wertigen Kunst lieterte der österreichische
Maler Paul Meissner mil seiner Ausstellung
in der ..Galleria Penelope" in Rom einen
interessanten Beitrag.
ln seinem Essay nrlurnanisnius und informelle
Malerei". den der bedeutende italienische
Kunstschriftsteller Marcello Venturali als
Präfation für den Ausstelltmgskatalog zur
Verfügung stellte. weist er auf das "nach-
informelle" Klima hin. in dern Meissner mit
vollem Bewußtsein in seinen iiingsten Ar-
beiten operiert, obwehl sich auch in den
werken Paul Meissners eine ktare Genesis
vom geometrischen Abstrahismus ilber das
Informelle zu einer neuen Figuration voll-
zieht, langt er zeitlich um vier Jahre früher.
als die Seismographen der internationalen
Kunstkritik die entscheidende Erschütterung
in der modernen Kunst anzeigen, an diesem
akuten Punkte an. Allerdings hat er dorthin
auch seine Erfahrungen aus der vordersten
l.inie seiner Erkundungszüge rnitgenenirnen.
Dieses Einbeziehen informeller Elemente
wird uns VOf allem in dern großformatigen
Bild aus dem Zyklus .,Die Träume des Fauns"
klar. in dem sich aus den Strukturen der
isildnaehe wie von selbsl die vitale Imagination
des Tierhaiien im Menschen kenstituiert.
Uber die dreiieehe Abwandlung einer
Kreuzigung bemerkt Vitci Apulea in seiner
ausführlichen Besprechung dieser Ausstellung
in La Voce Repubblirana" Der Mensch
wird zum Kreuz. und opfernd gibt er alle
seine Leidenschaft hin, ohne jedoch die
Hoffnung zu verlieren, einen Weg wieder-
zufinden. der ihn daraus hinausführt. Die
Zerklüftungen im Farbauftrag werden zu
Schluchten vcin Kathedralen, erfüllt von
schrnerz und von Mysterien. In ihnen ver-
mengt sich das Sakrale mil dern Profanen.
Aber die Wahrheit proklamiert unnach-
giebig ihr Recht auf ßestatigung."
Das außerordentliche Echo, welches die
römische Ausstellung von Paul Meissner
fand. bewies von neuem, daß der Maßstab
der lokalen österreichischen Kunstkritik
sich lediglich in der Wertung bereits aner-
kannter ausländischer Künstler in rezeptiver
Weise mit der Stellungnahme der inter-
nationalen Kunstkritik deckt. während man
der Kunstproduktion im eigenen Lande nur
selten gerecht zu werden versteht. Darin
mag auch ein Grund zu suchen sein. dali
man in Österreich nicht einmal den Ge-
danken erwogen hat, die werke Paul
Meissners im Pavillon Josef Hoffmanns in
den Giardini van Venedig zu zeigen. und es
lieber der privaten lnitiative einer italienie
Schen Galerie überließ, die tatsächliche
Aktualität eins österreichischen Künstlers
zu dokumentieren.
Walter Zettl
AUSSTELLUNGSERFOLG EINES ÖSTERREICHERS IN PARIS
Arbeiten von Karl Stark in der Galerie Rar Valmar 9.711. Ä. 1964. Die Ausstellung des pro-
minenten österreichischen Malers war vom österreichischen Botschafter in Paris. Dr. Martin
Fuchs, eröffnet worden. der auch die Schirmherrschaft übernommen hatte. Die Resonanz
der Veranstaltung war so lebhaft, daß Stark von der angesehenen Galerie ,.La palelte bleue"
eingeladen wurde, im Frühjahr 1965 neuerlich in Paris auszustellen.
Der Erfolg der Ausstellung fand seinen Niederschlag in den Pressestimmen. So schrieb Maxi-
milien Gauthier in "Nouvelles litteraires" vom 16. April "Karl Starks Oeuvre ordnet ihn
in die Nachfolge der .Fauves' und Sautines ein." M. Seurier berichtet in "Arls" vam15. ril
"Die Malarl ist vehement und voller Hingabe, Die stark aufgetragenen Farben sind äu erst
nuanciert und lebendig
die Gesamtausstellung gibt Zeugnis van einem leidenschaftlichen
Temperament." Marcel Espial schließt sich in ..Nouveaux iours" vom 10. April dieser Ein-
stufung an
Eine hinreißende, reiche Malerei, die voller Lebendigkeit istnlandschaften.
die voll des Fruhlingserwachens sind oder liefim Schnee oder noch im Oktabergold stecken
Ernst Köller
AKTUELLES UND INTERESSANTES
PLASTIKEN VON URTElL. WOTRUBA UND
AVRAMlDlS wurden von der Galerie Doktor
Appel unter dem Titel ,.skuletui- und Plasllk3"
in einem alten Frankfurter Klosterhaf aus-
gestellt.
"MODULATIONEN" hieß eine erfolgreiche
Ausstellung von 40 Werken des Wieners
Herbert Tasquil im Carpenter Center for
Visual Arts an der Harvard Universität in
Boston USA.
30 WERKE MARINO MARlNlS waren im
Mai in der Galerie Franke in München zu
sehen. Zur selben Zeit wartete Otia Stangl
in seiner Galerie in der Brienner Straße mit
einer schönen Kollektion von Malereien und
Graphiken Julius Bissiers auf.
ETWA 1000 KUNSTHISTORlKER aus aller
Welt nahmen am 21. Internationalen Kongrel
für Kunstgeschichte vom 14. bis 19. September
in Bann teil. Das Thema der Tagung lautete
Stil und berlieferung in der Kunst des
Abendlandes".
"DER FRUHE KLEE" lautele der Titel einer
Ausstellung in der Kunsthalle Baden-Baden,
die einen Überblick über das Werk des
Künstlers bis zum Jahre 19134 gab,
GEMÄLDE DES DREISSIGJAHRIGEN SO-
WJETISCHEN MALERS ILIJA GLASUNOW
lösten in Moskau heftige Kontroversen aus.
Daß diese Ausstellung in der repräsentativen
"Manege" gegenüber dem Moskauer Kreml
überhaupt zustande kam. war für viele
Grund genug, sich stundenlang geduldig
anzustellen. Das Moskauer Publikum er-
blickte in Glasunows vorn sozialistischen
Realismus abweichenden Werken Anzeichen
eines neuen Tauwetters. Im Gästebuch
fanden sich Eintragungen wie "lliiü nur
Mut!" Du bist begabter als die Funk-
tio dre ,Hier schmeckt es nach Ruße
land" ..En lich ein russischer Maler!"
Glasunows Bilder. die vielfach religlose
Themen behandeln. wurden wie könnte
es auch anders sein? wegen ihres mysti-
sehen oder kirchlichen Beigeschmack von
den Mitgliedern des offiziellen sowjetischen
Künstlerverbandes Scharf kritisiert. Als die
Ausstellung eut einen Wink von eben VOF-
zeitig geschlossen wurde. rrlußte Polizei
gegen zahlreiche dernenslrierende sludenten
eingesetzt werden, die sich clnschickten in
das Gebäude einzudringen.
PERSONALIA
Am 16. Mai 1901i wurde akad. Maler Sepp
Mayrhuher in Obeltsham OO. geboren.
Der Jubilar begründete die erste Fresko-
schule im Augarlen. deren technischer Leiler
und ordentlicher Assistent er zwölf Jahre
lang war. Es gelang ihm. aurdie Geheimnisse
der Stucco-Lustro-Technik zu kommen und
diese für die Freskenmalerei auszuwerten,
Technische; Neuland wurde samlt beschritten.
Mclyrhuber ist selbst Schöpfer zahlreicher
Klrchenfresken und Sgrarriiti.
Ain 17. Mai vollendete Prof. Herbert Gais-
bauer. Generalsekretär der Österreichischen
Kulturvereinigung und des Osterreien-i-tauses.
sein S0. Lebensjahr. Gaisbauer ist der Typ
des erfolgreichen und wertvollen Kultur-
managers, Zahllase bedeutendeAusstellungen.
Vortrage, Vorlesungen und Vorstellungen
wurden von ihrn inititerl. Eine Canaletto-
Ausstellung, eine etruskische Ausstellung und
eine Tibet-Ausstellung stehen auf seinem
weiteren Arbeitsprogramm.
Am 22. Mai wurde Prof. Lois Pregartbauer
65 Jahre alt. Er gehört dem an, was man
als Hseriüse Avantgarde" bezeichnen könnte.
Er ist Träger zahlreicher Preise. Ehrungen
und Auszeichnungen. Bis 1962 gehbrte er
der Secession an, seil 19e3 isl er Mitglied
des kiinsilerhauses.
Am 3. Juni wurde Herbert Baecki 70 Jahre
alt. Der gebürtige Klagenturter war zuerst
zur Laufbahn eines Architekten bestimmt.
als Maler ist er Autedidakt. Neben Kokaschko
ist er die wohl stärkste stlrnrne unter den
Malern Osterreiehs der älteren Generation.
Sein Hauptwerk sind die Seckauer Fresken.
in denen das Problem der künstlerischen
Darstellung des Jüngsten Gerichtes aufs
neue aufgerollt wurde.
Am 17. Juni trat aked. Maler Prof. Albert
Jclnesch ins 7a. Lebensjahr ein. Der Jubilar
wurde bereits im Alter von 15 Jahren in
die Akademie Wien aufgenommen. seine
Hauptschaffensgebiete liegen im Per-trat und
der tiguralen Komposition. Wahrend beider
Weltkriege betätigte sich Janesch als Kriegs-
maler.
Neue Ehrenmitglieder des Kiinstlerhauxes
Bundesminister a. D. Dr. Heinrich Drimmel,
Pret. Alfred Gerstenbrand, Baurat n. c. Prof.
Hans Jctksch, Prof. L. Jungnickel, Prof.
Josef Mullner und Prof. Fritz Zerritsch.
REFLEX; Chronik des Aumellungslebens in öndrrdisii, Anidng Mai bis gnrdnd iuii.
Mil Naehirügen. Nur iGllQ Anstellungen kdnnlen berüeluich werden,
deren Veranslaller ddr Redaldian Udlf ihren Milgliederli vdrni gullgen
zukommen ließen. Vollständigkeit wurde weder erreichl nudii angellrebl das
Nidilaulsclieirien in dieser Chronik bedelllel nisd kein indirekleß Wedurleil.
3. Mai Plicloausslellulig Gusinv Nowolny. Ausslellungsraum der Graphischen Gewerkschafl.
Vll. Zieglergasse Z5. Der Aussleller zeigle Aufnahmen von Kinobesuchern während der Vorz
slellung und war bemüht die physiagnomischen Reakiionen dieser Leule feslzuhallen.
esung Harn Neuleld. Düsseldorf. in der Galerie nüchsl S1. Slephan. l. Gr0nangergasse1.
riechisclie Kleinkunsl aus klassiuher Zeil Griechische Malerei. Flasiik und Graphik
dar genwarl. Neue Galerie der Sladl Linl. WollgarigrGurlill-Nluseum. Eine vorzügliche
Auswahl anliker Kuns1werke. besorgl von Dr, Noll. Kunsiliislorisclies Museum.
Aumellung Jßf Diederen. Arvislerdam, Galerie nüchsl Sl. Slephan.
Handxeichnungen und Originalgrnpliiken von Feier Bischof. Graphisches Kabinell der Galerie
nüchsl S1. Slephan.
Klammer ltelll aus. Galerie Fuchs. VLMiIIÖckergasse Äßchnoddrig-halbslcirk klüh Junge...!".
11. Mu" lludnll Janixch, Ölbilder Graphik. Galerie Aulodidaki, lV. Operngasse 9.
Suxumi lniu Malerei. Galerie Taa irri Palais Palffy, Joseisplalz 6.
Türkische Kims1 heule. Öslerr. Museum lilr angewandle Kunsl. I. Weiskirchnerslraße 3.
12. Mai An dimm Tag visi- hunderl inhrnn wurdl nis dmdd Kunilgevlerbemuleum nur dem
Konlintnl du öndrrdiehiuhd Museum iiir dngdwdndvn Kirnn begründet
Linda Hödl Silberschmuck. Galene Pellhner-Lithlenlels. I. Seilergase 16.
15. Mai A. J. Kopp. Galerie Synlhese. I. Graben 12.
15. Ma Andrb Varlon. Ölbilder Collagen Graphiken. Neue Galerie am Landesmuseum
loaririeum. Graz. Sackslraße 16.
19. Mai Könige und Regenmacher in Lurum." Museum für Völkerkunde. I. Neue Ho1burg.
Leben eines Volkes. das ersl seil 1962 das Bargeld kennt.
52
idhrdsdussidllunn 1964 der Phßloseldißn des Sporlklubs Handelsminislerium. Schauraume der
Öslerreichischen Slaalsdruzkerei. l. Wßlllelle 27a.
20. Md Kurnidussidliirng Friede! Glielli-Heidßndarler. Ein ehrliches. begcibles Talenll
20. Mßitlnlernlliiülldlß AußfellllllgnKlang irn ai Pdidis Pdiiiy. Van einem großen Kanzerr
der Schwachslrominduslrie veranilalleler. mchl ganz geglückler Versuch. die Bemühungen zur
Umselzung akuslischer in Oblläghe Erlebnisse zu prüienlleren.
Areliileklur in Wien urn 1900. Oslerreichisches Baulenlrum, IX. Palais Liechlerlslein. Einge-
richlel von der verdierislvollerL"Arbeilsgruppe 4".
21. Romanlitlle Kunsl in osisrreidh. Minorilenkirche Krems-Slein. Vercmslallel von der
siddigernuinde Krems. Siehe Sonderberichie.
22. Mdi Pdiii Fdnirdi Georges Melie. Aus der Urzeil des Films. Gülerle nüchsl S1. sidpndn
vdrdnsidlidr Öilerreicliisches Filmmuseum. lnslilul Frürlgüis de viennd.
Prdi. Felix A. i-ldrid. Gemälde urid Zeichnungen. zum so. Geburlslag des Künsllers. Ausslel-
lungsraurn des Salzburger Kunswereins in der Residenz,
25. Mai Feren Kömives. Gouacheri Zeichnungen. Galerie Nagl. l. Gluckgasse 3.
Z6. Mai Lyonel Feininger, Karikaluren 1898 1910, Verarislallel von der Kullurableilung
der amerikanischen Bolschafl und der Galerie Würihle. Weihburggasse 9.
Wien um 1900. gdsidliei von Künstlern der Gdgsnwdri. Galerie PeHlineP-Llchlenlels. Dei
vielleicht originellsle Beilrüg zu den Wiener Feslwochen.
27. Mtlit Graphik ddr ÄCOIG d. Vienne". Gülefi Willy Verkauf. I. Riemergasse14. Die Galeriz
slehi nunmehr unler Leilung von ROberl Pick und lnge Nowak.
nmdi Wallgang iirhdris. Zeichnungen Aquarelle Ölbilder. l. Unler der Marienbrutke
bei Kerzenlichl!
i.iu BIumcn noch immer. Biblialhek und Kupferslichkabineil der Akademie der bildender
Künsle. I. Sizhlllerplcllz s.
Dieler Schweribergar. Galerie Ernsl Fuchs. Ndrn ein Surrecilisl.
Egydiin Galob Arigewdndle Kurisl. srdnnik. Gdlefle 7. Vlll. Zel1gcisse
2. iu Bernhard Olbilder Aquarelle. zdirnnundun. Galerie TOD im Pdidis Pdirry
01mm und sidiidldr. eFGnSlallel vom Bildungs- und KullurrelerciifMililarkomrnando Wien
Sdhdurüume der Öslerreichlschen siddisdruskerei. Fdriselzung Seile 51
lchbesprechungen
aga Auxtriae". herausgegeben von otto Schulmeister in Gemeinschaft mit Johann Christoph
tayer-Beck und Erich Lessing. Verlag Herder, Wien, 96 Seiten Text. 142 Farb-
nahmen, o0 schwarzweißabbildungen. Ln,. s4o.-.
inem Land, ln dem jede Frage nach der Erkenntnis dessen, ..wases ist", und nach dem
ie" der Kontinuildt seines Weges aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft
zinem brisanten Politikum wird, an das man nicht rühren darf, ohne doß die Meinungen
erhitzen. ist ein Buch wie ..tmago Austriae" eine dringende Notwendigkeit. im Vergleich
lem im Jahre 1957 im selben Verlag erschienenen spectrum Austriae" tritt hier das Wort,
historische Bericht, zurück. Die Herausgeber haben sich die Aufgabe gestellt. die Frage
sis ist Österreich?" hauptsächlich mit Bildern zu beantworten, Der zugehorige Text. zumal
beiden hervorragenden Essays von Johann Christoph Allmayer-Beck, zeigen das Koordi-
lnsyslem auf. mit dessen Hilfe sich Wesen und Bedeutung Österreichs im Raum der euro-
chen Geschichte und Kultur bestimmen lassen aus dem schöpferischen Spannungsverhältnis
ichen territorialer Gegebenheit und ideellem Auftrag ergibt sich osterreich als Funktion,
te ldlit sich freilich nur aus der Geschichte ablesennurld verstehen. Nun haben aber
fische und soziale umslurze stets zur Folge, doß die uberlieferung unterbrochen wird und
ie ubereinstimmung darüber besteht. was als Tradition zu gelten hat. Gleichzeitig damit
auch die Verbindlichkeit des bisherigen Geschichtsbildes in Frage gestellt. um die Richtig-
der aufgestellten Definition oslerreichs bestätigt zu erhalten, mußte also auf eine Epoche
ickgegriffen werden. für die jene grundlegenden werte noch ihre volle Gültigkeit halten.
war zuletzt in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg der Fall. um die franzisco-josephinische
che ln Bildern verstandlich zu machen, haben die Herausgeber sich eines Mittels bedient.
meines Wissens noch nie verwendet wurde, obwohl es so naheliegend ist und sich so gut
eignet. das Wesen des alten Reiches zu charakterisieren. sie gingen von der Tatsache aus.
jeder Monarch der Repräsentant seines Landes ist. Dabei hielten sie sich aber nicht an
Person des damaligen Regenten, sondern nahmen das ihm auferlegte Amt. am konziseslen
ßbor in den Titeln. die seine"Herrschaftsansprüche kennzeichnen, zur Richtschnur ihrer
dakumenlation Kalser von Osterreich, Apostolischer Konig von ungarn. König von
men, von Dalmatien, Kroatien. slavonien usw, und neben jeden dieser Titel tritt nun das
Dem Kaisertilel ist das den ganzen Machtbereich svmbolisierende kaiserliche Wappen,
Doppeladler mit den Wappen aller Erbländer. zugeordnet, wahrend den übrigen Titeln
Ansichten der entsprechenden Landeshauptstädte beigegeben sind, Nicht besser halle die
te. die geschichtliche Fülle, der kulturelle Reichtum, die verschiedenartigkeil zusammen
dem so augenscheinlichen Gemeinsamen demonstriert werden konnen. folgen Bilder
dem volksleben, die das Gesagte noch unterstreichen. Der Nationalismus hat dieses in
'ht.tnderten gewachsene Reich zerstort. Die Etappen sarajewo, der Krieg 1914-1919.
Zusammenbruch. Die Folgen Nachkriegselend, Wiitschaflskrisen. und schlimmer als
die politische Zerrissenheit. Weil die Parteien sich über die sinngebung des auf seine
itoriole Ausgangssituation zurückgeworfenen neuen slaales nicht einigen konnten. weil
ielfoch nicht die ganze Wahrheit gelten lassen wollten, griffen sie zur Gewalt morschierende
eiarmeen. Bürgerkrieg, Massenhysterie, Klassen- und Rassenhaß führten dazu. daß dieses
trreich. das vielen fragwürdig geworden war, nun als selbständiger Staat völlig ausgelöscht
de, und zogen das Chaos nach sich. Das haben wir Alteren alles erlebt und erfahren, Daraus
es die richtigen Folgerungen zu ziehen und den Jungen für die Zukunft Wegweiser zu
chlen. Seil Österreich im Staatsvertrag von 1955 seine volle Selbstverantwortung erlangte.
auf der kaiserlichen Hofburg die Dienslfohne des Bundespräsidenten. Jener Trakt der
g. den Kaiser Leopold errichten ließ, mit dessen Regierung die Grundlage für Oslerreichs
ßmachlslellung geschaffen wurde. ist der Amtsitz des Präsidenten der Republik. Dieses
symbolisiert die ganze wahrheil. Die Gegenwart und die Geschichte, von deren ver-
htnis wir leben, ohne die wir nicht so wären. wie wir sind, ohne die der kleine Staat nicht
Ansehen besöße. das ihn unter seinesgleichen auszeichnet. vor dißem vielsogenden Bild
J. c. Altmayer-Beck die Frage ,.was ist österreichz" und beantwortet sie mit der oben
eführten Definition. Nun folgen die weiteren Bilder. sie machen das Bßondere des Buches
Hier wurde nämlich nicht bloß. wie wir das aus den üblichen Bildbänden kennen. eine
vahl zutreffender Illustrationen zusammengestellt. Es mutet vielmehr an. als wäre diesmal
Art eines Drehbuches für einen Kulturnlm vorgegangen worden. dessen Akteur und
ie Oslerreich ist. anschaulich gemacht durch seine Landschaft und mit Dokumenten seiner
zhichte und Kultur. So schwenkt die Kamera von den Bergen Tirots zur pclnnanischen Ebene
Neusiedter See, um dann Urkunden und Kunstwerke aller Art ins Bild zu bringen. Aber
iil sind noch keine Bildlhemen genannt. wie sie nicht in jedem Kunstbuch zu finden waren.
Ungewöhnliche liegt darin. doß zur Bebilderung dieses mit großem wissenschaftlichem
angelegten werkes auch Szenerien" und Montagen eingefügt sind. Die Exaktheit der
strierenden Kamera. den realen Tatbestand bis ins kleinste Detail fsthült. wird zum
tvollen Hilfsmittel für die Erkenntnis des sinngehaltes. Denn sogleich stellen sich Assozia-
an ein. denen diae hondgreifliche Realität als Vehikel dient, um geistige Bereiche, mensch-
Verhaltensweisen und Ordnungsprinzipien. die hier wirksam waren. zu erfassen. Solche
er. wie Grillparzers Arbeitszimmer und der Aktenspeicher im Wiener Hofkammerarchiv
der Gang mit der Bassena in einem Haus der Gründerzeit, wirken wie Ausschnitte aus
rn Film und verbinden das Novellistische dieser Kunstgatlung mit dem Dokumentarischen
Aussage. die durch die Bildkommentare, ähnlich den warlen da Sprechers im Film,
utert Gleiches gilt für großen Montagen; das Pathos ihrer Gestaltung vermag
Dramatik historischer Ereignisse auf packende Weise zu symbolisieren Bouernkriege,
gewaltige osmanische Macht. das kaiserliche Heer. Die große Aufgabe. ein Land und
Geschichte in Bildern festzuhalten, ist wohl noch nie so vollendet bewdltigt worden.
es hier Erich Lasirlg gelang. Er hat sich damit ohne Zweifel in die erste Reihe der euro-
hen Meister sein Faches guteltt,
Franz Windisch-Graetz
Gctik in Niederösterreich, mit Beiträgen zahlreicher Mitarbeiter bearbeitet von Fritz
irslchak und Harry Kühnel, Bildteil von Ekkehard Ritter und Eva Ritter-Gelinek. Verlag
Österreichischen Staatsdruckerei. Wien 1963. 246 Seiten. 269 Tafeln.
an 31 in Farben und 55 Textabblldungen.
in der Katalog der 1959 in Krems veranstalteten Ausstellung "Gotik in Niederosterreich"
ein recht brauchbares wissenschaftliches Kompendium mit mancherlei guten einführenden
en, nun legen die Veranstalter jener Ausstellung. Hofrat Dr. Fritz Dworschak und Doktor
ry Kühnel, der Archivar der Stadt Krems. einen umfünglichen, schweren Band vor. ctn
außer den beiden Genannten noch fünfzehn, zumeist Wiener Gelehrte mitgearbeitet
an. Die Abschnitte zur Geschichte, Kulturgeschichte und Wirtschaft bestritten Karl Lechner.
ions Lhotsky, Hafry Kühnel, otta Brunner Hamburg, Karl Gutkos st. Pollen und
lbert Klaar, die verschiedenen Gebiete der Kunst. dä Kunstgewerbes und der Volkskunde
derten der inzwischen verstorbene Ludwig Baldass einer der Entdecker der österreichi-
gotischen Malerei Gerhard Schmidt, Eva Frodl-Krafl. Walter Frodl. Josef Zvkan,
Dworschak. Rupert Feuchtmütler, Gerhard Bittner, Harry Kühnel. Hermann Filtitz,
zold Schmidt und Bruno Thomas.
Autoren sahen ihre Aufgabe naturgemäß unterschiedlich. jede Schematisierurlg ist ver-
ten, insgesamt ist festzustellen. daß das Niveau erfreulich hoch ist. Wo schon umfassende
ikationen vorlagen oder bevorstehen, haben sich die Bearbeiter kurz gefallt. Das gilt
Beispiel für den Aufsatz über gotische Glasmalerei von der verdienstvollen Bearbeiterin
niederösterreichischerl Glasfenster. Eva Frodl-Krctft, für den Aufsatz über die gotische
ldmcllerei von Walter Frodl sowie den über Waffen von Brutto Thomas. Einem Beitrag
die niederösterreichische Buchmalerei hat Gerhard Schmidt ein Verzeichnis beigefügt.
em er statt der 57 Handschriften, die der Katalog nannte. deren 197 auftührt. womit er
wahrhaft erschöpfende Zusammenfassung bietet, die um so wertvoller ist, als er einen
sorgfältig durchgearbeiteten, geordneten und gegliederten uberblick bietet, auch die
ändischen. zu ihrer Zeit nach Niederösterreich gelangten Handschriften erfaßt. Sehr
uktiv ist der Aufsatz von Rupert Feuchtmüller über gotische Architektur, reizend der von
1Grd Bittner über "Kleine Gotik", über die zumeist vergessenen Steinmetzarbeiten wie
bebogen, Blendarkaden. Sitznischen. Lettner, Kartzeln, Opferstöcke. Wandschränke.
tsdulen usw. Man sieht. man war bemüht, das Thema erschöpfend auszuleuchten. Auch
Dworschaks Beitrag über die Ausläufer der Spdtgotlk ist mit vielen Themen vollgepackt.
anregen und zu erneutem Durchdenken zwingen werden. Vorzüglich die einleitenden
ötze über die Geschichte des Landes. Wissenschaft und Bildung, Kulturgeschlchte und
alstruktur. Stadt und Mürkte.
der skizzenhclftert Andeutungen genug. Das Buch befriedigt weitestgehend alle Wünsche.
1er Wissenschaftler stellt, und es spricht auch den interessierten Laien an. zumal es sowohl
lchtltch der Zahl wie der Qualltät der Abbildungen die Texte vorzüglich dokumentiert.
Alfred stange
Thc Nazarenes. Brothei-hood ol Germaii Paititeri in Raine. By Keith Androwi. The Oxford
universitv Press. 14a seilen, 10 Farbtafeln. 70 Schwarzweißtafeln. Ln.
Dieses Buch kann mit berechtigtem stolz von sich behaupten. das erste zu sein, daß die Naza-
rener als geschlossene Gruppe behandelt, Daß die Publikation gerade in England erschien
und nicht innerhalb des deutschen sprochgebietes. hat seinen Hauptgrund wohl darin, daß
die Nazarerier für die Entwicklung der englischen Kunst wohl fast noch mehr bedeuteten als
für den Ablauf der kontinentalen Kunst im 19. Jahrhundert. Im schlußabschnitt behandelt
der Autor sehr ausführlich das Problem der Einftußnahme der Nozarener auf die Malerei
des 19, Jahrhunderts Der .,Purismus" in llolten geht genauso auf sie zurück wie wichtige
Entwtcklungsabschnitte bei lngres und seinen Zeitgenossen und vor allem die Kunst der Pra-
raphoellten. deren "Bruderschaft" im Jahre 184a gegründet wurde. Bezeichnend ist der Ein-
fluß, den die Nozarerier, alten voran schnorr von Curolsfeld. auf die Ausstattung des unter-
housgeboudes in London mit Fresken nahmen; man kann die Nazorener, deren frühe freska-
lische Hauptwerke in der Casa Bartholdy und im casino Masstmo zu Rom sind, schlechthin
als die Erneuerer der Freskenkunsl im 19. Jahrhundert bezeichnen. und es ist tvpisch. daß man
gerade im Falle der Fresken des Londoner unterhauses ernsthaft daran dachte, deutsche
Nazarener heranzuziehen ein Unterfangen. das nicht zuletzt am widerslonde von schnorr
von carolsfeld scheiterte, der genau empfand. dafJ sich das englische Notionalgefüht hier ge-
troffen fühlen konnte.
In Fortsetzung des Gedonkengonges des Autors können wir getrost feststellen, daß über die
Prarophaellten hinaus der Einfluß der Nazarener bei den Symbolisten und den Künstlern des
..Art Nouveau" und der secesston, ja wohl noch bei den Surrealisten der unmittelbaren Gegen-
wart zu verspüren läll alles. was sich in der Malerei des 19. Jahrhunderts auf betonten lnhatt.
auf hohere Bedeutung, auf Religion, Glaube usw. beruft, geht auf die Nazorener zurück
nicht nur im Themattschen. sondern auch im stilistischen. Das lebt im wtederoufkommen
..allmeisterticher" Techniken im modernen surreolisnius noch deutlich fort. lm inhaltlichen
ist die Entwicklung vom versuche der Nazarener. echte. naive, innige ttcltgtosttdt wieder-
zubeleben. hinweg über den subjektiven Mystizismus der Prüraphaeliten, svmbolisten und
secessionisten bis zum Diabolismus. bis zum betonten Anttgnosttzismus der Surrealisten klar
zu verfolgen, Daß der Abloufso und nicht anders erfolgen mußtc. haben schon die Zeitgenossen
der Nazorener erkannt. So stellte schon E.-J. Delecluze 1923124 von den Nozarenern fest.
es sei unglaublich. aufelne solche zahl von Leuten zu stoßen. die glauben. doli sie glauben
Aber zurück zum Buche es ist wahrhaft meisterlich geschrieben. Diese Feststellung bezieht
sich nicht nur auf seine Seriosität und wissenschoftlichkett, die bezeugen. doß der Autor die
Materie rein von der Kenntnis der Quellen her. aber genauso seitens der zustündigen Literatur
restlos beherrscht, wir berufen uns vielmehr auf die Technik seiner Darstellung. Der stit des
Buches ist denkbar schlicht, frei von jeglichem Herumgerede. falschen dichterischen Aspira-
tlonen etwa la Finder und pseudogelehrten unverstondtichkeiten. doch der inhaltliche
Aufbau gehort zum Raffiniertesten im guten sinne des Wortes. das dem Rezensenten ic urtterz
gekommen ist. Die Personen agieren wie auf einer Bühne, sie treten zum richtigen Zeitpunkt
auf und verschwinden wieder, das Ausmaß. in dem sie behandelt werden. entspricht rein
unifangsm ihrer Bedeutung.
Aufboumaßlg setzt das Buch mit einer vortrefflichen Exposition ein. die Erzählung beginnt
mit einer schilderung der zeitsituation, mit einer Kritik an Mengs und Füger und dem Aka-
demienwesen im frühesten 19. Jahrhundert. Dann betreten overbeck und Pforr die Bühne
und mit ihnen die kleineren. hier nur gestreiften Lichter, wie etwa der Lirtzer sauter und
scheffer von Leorlhardshof. um ihr Agieren verstandlich zu machen. werden die geistäver-
wandten Kunsttheorien der zeit, verkörpert in den schritten van wackenrader "Herzens-
ergießungen eines Ktosterbruders" und F. schteget vorgestellt. Hohepunkt und Finale des
1. Aktes ist die Gründung der Lukasbrüderschaft in Rom. Der zweite Hauptteil spielt in Rom
selbst und gipfelt in einer Schilderung der Bartholdy- und Mosslmo-Fresken mit all ihrer
künstlerischen Problematik. Peter corneltus und Julius scl-inorr von coi-olsfeld betreten die
Bühne. neben ihnen viele Kleinere. darunter auch Führicli. unerwartete. ober notwendige
Wendung Die riazorenlsche Fackel wird von overbeck an cornelius und schnorr weiterge-
geben. die Endkrise setzt ein. Carnetius geht noch München. wird von dort verstoßen und
übersiedelt an den preußischen Hof nach Berlin. wo zeitumstdride seine Riesenplüne zum
scheitern bringen. schnorr zieht über München nach Dresden, wo er als Akademie- und
Gaterledtrektor wirkt. seine Bibelillustrationen. die heute noch lebendig sind. entstehen.
lm letzten Akt wird gezeigt. wie die Bewegung stirbt und dennoch fortlebt, wie der alle
overbeck gewissermaßen versteinert. wie kleine Leute. etwa Edward von Steinte. das Erbe
der Nazarener vulgarisieren, wie aber stehe unsere einführenden Sätze das, was
wsentlich und bedeutend war an der Bewegung, vor allem im nichtdeutschen Sprachgebiet
Wurzeln schlagt und fortlebt.
Phantastisch gute Forb- und schworzwelßtofeln mit ausführlichen Kommentaren. ein erschop-
fendes schriften- und Literaturverzeichnis und ein gewissenhaft georbettetes iteglster machen
das Buch zu einem unabdingbaren Arbeltsbehelf für alle zustandlgen.
rnst er
Beta ßoisos, Die Gloskiinst im Alten Ungarn. corvina vorlag, Budapest 196. 4a zum
Teil farbige Abbildungen.
Der Verfaser schickt eine kurze Geschichte des Glases und einen Abriß über Technik und
Veredelung voraus.
Der Gründung von Glashütten auf oltungarischem Gebiet gehen lmporle voraus. Aus dem
14. Jahrhundert kennt man zwei Glashütten in den slowakischen Waldgebieten. im 15. Jahr-
hundert wird in den Archiven ein italienischer Glasmacher erwatirit.
Um die Mitte des 1c. Jahrhunderts beginnt ein Aufschwung in der Glosherstellungi die ungari-
schen Mugnaten scheinen sich verpntchlet gefühlt zu hoben, Glashütten zu errichten; vornehmlich
in den waldreichen Randgebieten entstehen deren mehr als hundert; erst sind italienische.
spater böhmische und deutsche Glosblaser hier tatig. Der Emolldekor steht unter dem Einfluß
der Habaner Keramik; auch Glasschnitt und Golddekor spielen im 17. und 1a. Jahrhundert
eine Rolle vom 1a. Jahrhundert an gibt es eine gewisse Vorliebe für farbiges Glas oft mit
einem verzogenen Fadendekor. der an die schritt des Seisfnographen erinnert.
lgnaz schtosser
Lotte Kurros, Das Kroiienkreuz iin Krakauer Domsetiatz. Erlanynr B0 ra zur sprocli- und
Kunstwissenschaft. Band 13,Verlag Hans corl. Nürnberg 1963. Abbildungen.
Die Beschreibung des Gegenstandes einte mit den Gliedern zweier Kronen geschmückten
Kreuza umfoßt es selten und ist von einer Genauigkeit. die einfach nicht zu überbieten ist.
Dann wird die Frage der Herkunft der Kronen ventiliert. und der Lehrer entscheidet ..beim
ersten Ansehen der Kronenphotos spontan" .,osteuropo. ungorn um 1230-1250."
Und was dann folgt. ist der versuch, dieser Entscheidung gerecht zu werden.
Als vergteichsniateriol dienen in erster Linie zwel weitere Kronen
die Krone auf dem Sigismund-Reliquiar aus Plozk; das Reliquiar tragt die Jahreszahl 1370;
die Krone hat die Inschrift stonisla Zmelka Aurifober Ptoc. me fectt Anno 1601. Eine ganz
offenkundige Stilkapie aus dem genannten Jahr;
eine Krone. die sich bis 1x7 im Domschotz van sevilta befand und von der nur noch eine
utte. sehr unzutangliche Photographie erhalten ist der Uberlieferung nach gehorle diese
Krone Fernando lll.. dem Heiligen, von Kastilien. gestorben 1152..
als weiteres vergleichsmaterial dienen einige kleine schmuckstücke, auf denen auch Ranken
und eventuell auch Tierdorstellungen vorkommen sie sind .,durch Fund- bzw. Aufbewahrungs-
arte" auf Ungarn lokalisiert. was den Fundort betrifft. darf wohl der sichtbare und unsichtbare
Export zu keiner zeit übersehen werden. und der Aufbewahrungsort! War die Verfasserin
schon einmal in einem Museum gewesen?
Durch die Annahme fehlender Kronenglieder bei den zwel Kreuzkronen kommt man zu
betrochtltchen Weiten, und damit soll die Wahrscheinlichkeit von Frauenkronen über Frisur
und Haube getragen zunehmen.
Und was liegt dann schon naher als die Annahme, daß die ungarischen Konige ihre hübschen
Tochter. wenn sie sie ins Ausland verheirateten. mit kronenartigen Diademen beschenktenl
Andreas lt. nach Spanien, Bela lv. nach Polen. Und die harmlosen. über alle wett verbreiteten
heraldischen Adler weisen zurück auf den Vogel Turul.
Ganz wohl mag der Autorin bei ihrer Beweisführung nicht gewesen sein. da sie am Ende sagt,
dclß "eine eingehendere Gesamterorterung der ungarischen Goldschmledekunst und ihrer
Denkmale noch ausstehe". lgnoz Schlosser
lNFORMATtONEN
Nationalmunum Stockholm In der Zeit vom
August bis 11. Oktober 1964 Endet die
Ausstellung ..La douce Frarlce" statt. Sie
zeigt Werke aus den drei Hauptperioden
französischer Malerei 18. lahrhundert.
Impressionismus und Beginn des 20. Jahr-
hunderts. Nlit dieser Ausstellung soll die
Rolle der drei berühmten Kunsttnöndler
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.
21. August bis 7. Oktober 1964 Gilgamesch,
Rollsiegel aus dem Alten Orient und Einzel-
bilder von Willi Baumeister, Ralf Nesch,
Emil Schumacher und anderen,
17. Oktober bis 15. November 1964 A. G. l.,
Gebrauchsgraphik der Alltance Graohique
Internationale.
Wtldenstein, Durand-Ruel. Bernheim-Jeune,
aufgezeigt werden. da alle ausgestellten Z7. November bis Z0. Dezember 1964
Werke aus den Privatkollektionen der Weihnachlsmesse der norddeutschen Kunst-
gegenwürtigen Besttzer dieser Galerien handwerker. Gleichzeitig "Der Turmbau zu
stammen. Babel".
53
Aus dem Kunsthandel
SOTHEBY, London 11
DOROTHEUM. WIEN
lllustrierle Aukiionsergebnisse
KUNSTGEGEN
DOROTHEUM, Wien
564. Kunsruukhon. 2. bis Jum
DIESE Aukhon war durch cm be'
inveresse des ln- und Auslcmdspubhk
Werke ösüerrerchischer Künsllcr geke
nev.
KuLeNr. 2. Frlednch von Amcrhng, Sdbsfm
1834. Ol auf Lemwund, 51x41. Maslbol
mehr als das DreMcche des R0fpre15es'
KUQrNV. Ferdmcnd Georg WaldmuHer,
Hulßwher See. 519mm und daher! 1840. Ol
46x58. Membot. 290 000,7 Der hohe Be1
w1e sehr Gememe WcHdmuHers geschah! werd
51a renne Landschafien sund.
Kot-Nr. 18 Hemrrch Burkel, D1e Fluch! vor.
Ol auf Leinwand. 6x40. Mewybcl 60 OÄ
das Drexluche des Rufpreßes. Burkel vsl neben
der viellclchl behebiesle deuvsche Gcnrcn
19. Jahrhunderis.
Kot-Nr. 141 Rudolf von AN. Der Twiusboger
wgrueri und daher! 1072. AqucreH, 33x45.
S5 000,7. Fusl das Fünffache des Rufpreßes
angemessene Würdigung emes der besh
Alts!
SOTH EBY, London.
Wichhge Aukvionen des SpcWruhgchrs
23. 10m Fuyencen und PorzeHon.
Kot-Nr. es; Ernernerrme. Sceaux, m11 umere.
bot 1400 o5 100 000,7
KuL-Nr. 97 Renerslondbüd Ludw1g xv,
Scecux Meisiboä 550 05 39 eoo,
Kai-Nr. 133; Meissener Porzelmn-Fontdne
veeervergewdeve Bronzemonllcrung, Mme des
hundevls. Meusvbot 2000 o5 144 000,".
KuL-Nn152zMe1sscncr Kundlcr-Gruppe,
Hadekww", Mnte des 1a. Juhrhunderäs. Meßlb
oS 50 400.1.
24, Junv. cememe uHer Meiner
KavrNr, Rembrandt Lesender Apeevew, 5.9
dahcrä 1061 Das Gemulds Mumm! aus seme
und befand swch 5901er 1m der HarrucheGalerwc
F5 war den lcäzäen Jahren mehrfach eurmwerr
Auemeuurrgen. 501952 SchuNhuusen. 195a.
und Renereem Mewstbot 16a 000 o5 1201
10
RTAN LAG
SOTHEBY. London 12
r. 12 H1er0nymus Busch. Versuchung des hexlrgcn
105. O1 m71 Hu1z. Semmmng Frcns Gulmcnn.
em. Mehrfach ausgesleHl und vereffennirhv. Me1s1r
135 000 05 25200007.
r. 42. Ämbrcsms Bosschuerl. Blumen Glnsvosc.
und denen 1806. o1 auf Blech. Meßlbol 12 500
18 000.7.
uni Arvhqullüien
1r. 126 Flurmsche Emhenhclzschmlzerm. Chr1s11
widung. Arrvwerpen. spiiles 15. Jqhrhundcrl.
101 750 o5 54 000.7.
Jr. 1311 Renurssunce-Mcrmorbuska des Leonardo
von A1esscndro V1Nor1c1. s1gmerl und dcherl1Sl46
.01 2900 05 208 800.7.
Jr. 134 Marrnorbusle der Kalserm Kulhurlnu 11.
ußland von F. Schubm, 1771 Mmslbol 1100
1200i.
11'. 97- Spanische Spülgohsche vergoldele s1lberne
rel m11 Durslelhmg der P1e1ü. Aus der Sammlung
Rcmdolph Heurs! Mersmev E1ZO0oS 86 400.-
Jr. 122 F1eren1mer Tcrrakolkzbuslc des hemqen
skus. Gmvamnl Cuccxom zugeschneben. rühes
hrhunderh Membol. 240 o5 17 280.
1m. 50 Gemclde von Wclsslh Kcndmsky
1er Sulornon-K-GuggenhelmrSlxflung
50 cerrrüuse erbruch1en amen Sesam-
von über es 38 000 000.-
Jr. Die Prenrerm Nr 258. O1 auf Lennwand.
x1Z1.5. Me1s1bo1 18000 bS 1296000.r
1r. 18 Gelber Kre1s Nr. 335. O1 auf Lemwand.
und daheri 192a. 70x49,5. Me1sibo1 13500
'2000.".
Jr. 29 Ruhe Nr. 417. svgnierl und duherl 1928
Lemwund, 52 78.5. Mslsiboh 7700
11.000,-.
ELL. Hamburg.
Kunsigegensüinde aus Japan. Chma.
n. Persien
Jr.44ZS1lzer1der Shwc m11 Pcrvah. Graugrunhchcr
Höhe S7. Sudvndlen. 18. Jahrhundert E1409
900.7 o5 13000.".
Jr. S03 Persische g1GSSThE Slellwondschcüe. Durch-
11.4. Fundorl Nvshcpur. 9. b1s 10. Jahrhundcri
Chnsh. Erlos DM 6400. 05 41 600. 1.
lr. 519 Mexikcmsche Teohhuuccn-Muske, schwarz-
S1e1n. Höhe 14,5. 600 b1s B00 nach Chrvsh. Er-
1M 3000- 6519 500.-.
19
111
15
AUKTIONSKALENDER
Ösierreich Demschlnnd Schweiz.
HerbsO1964
Wien
Dcrcnhcum e. 11. 9. Oktober 3. e. No-
vcmber; 1. b1s 4. Dezember saß. Kuns1-
8011.88
München
WcmrruJHcr 30 sepvemoer 17m1 012mm;
2. 0m 3. Dezember
1mm s. Fuber1B.b1s 20. November Bücher
und Aufcgraphen
Köln
Kunslhaus am Museum. 14 b1s 17. Okiober.
Lcmperlz 11. bns 14 November; 3. und
4. Derember
Braunschweig
Brandes 21. 815 23. Oklobev" Buchen
Gruphlk,
Huncrbcrg 3. und 4. Dezember
Berlin
Bussengc 2. 1m November
swngen
Cmmbc 11. und 12. November
Heidelberg
Tenncr. 12 81; 14. November
MnrburglL.
s1ergerd1 24. und 25. November
Bern
Doblaschofsky 23. und 24. Oklober
Zürich
Koller 17 81; 21. November
Luzern
Fnscher Z4 b1s Z8 November
AUKTIONEN IN ALLER WELT
Nach Berichten itt "Handelsblatt". Düsseldorf.
Umrechnungskurse Annaherungswerte DM öS 6,50, sFr. öS 6.7. fFr. 65 5.40
1U5 öS 26.7.1 öS70.-.
New York. 13. Mai Ikarus schwang sich allzu hoch in die Lüfte und kam der Sonne zu nahe.
Ihre Wärme brachte seine Flügel zum Schmelzen und er stürzte elendigllch in die Tiefe
Dies ist zugleich auch die Legende der abstrakten Expressionisten. die glaubten. die Welt
erobern zu können. Der Sündenfall der Kritiker. der Museumsbeamten und der Kunsthärtdler
war nicht länger aufzuhalten. Das künstlich aufgeblasene Gebilde zerbrach wie die Flügel
des Ikarus. Seit langem konnte man bereits die Stagnation bemerken. sowohl bei den Künstlern.
deren schöpferische Krafte erlahmtert. wie auch bei den Kunsthändlern und Sammlern. deren
Enthusiasmus erlosch. Uber zwei Jahre lang suchte man diesen Sachverhalt zu verschleiern.
Kunsthändlersyndikate arrangierten Ausstellungen. die sie auf Reisen schickten. um dem
abstrakten Expressionismus neues Leben einzuflößen und um seine Preise hachzuhalten. Die
Namenlosen verschwanden in den Lagerrüumen. die Arrivierten wurden mit Retrospektiven
gefeiert. in Büchern verherrlicht und mit Preisen ausgezeichnet. Dies gab der künstlich ge-
schürten Flamme noch neue Nahrung. Auf den internationalen Auktionen machte sich aber
eine große Unlust bemerkbar.
tn New York kam nun am Abend des 13. Mai. innerhalb einer Auktion von vorwiegend ab-
strakten Expressionisten. die Sammlung von Patrick B. McGinnis unter den Hammer. die
36 Kunstwerke. meist aus den Jahren 1955 bis 1960. umfaßte. Dieser Abend wird in der Ge-
schichte des abstrakten Expressionismus auf dem amerikanischen Markt einen Markstein
bilden. Der Zusammenbruch der Preise trat noch nie zuvor in solchen Ausmaßen in Erscheinung.
Trotz des überfüllten Hauses brachten die Bilder oft nur die Hälfte oder gar ein Drittel der
Schätzung. Es waren vorwiegend die Werke amerikanischer Künstler. die diesen Einbruch
erlitten. Dabei war äußerlich keine Panikstimmung zu bemerken. Der Eingeweihte aber sah.
daß viele Zuschläge an die Kunsthündler erfolgten. die alles taten. um die Preise ihrer Künstler
zu stützen Marlborough. Staempfli. Saidenberg, Sidney Janis. Martha Jackson. Knoedler
und Robert Schoelkopfsprangen immer wieder ein, wenn die Gebote zu erlahmen drohten.
Die 120 Nummern des Katalogs hatten einen Schatzwert von etwa 380000 Dollar. sie erzielten
aber nur 231 650 Dollar. Die Royal Athena Gallery zahlte 10000 S. den höchsten Preis des
Abends. für ein abstraktes Bild von Mark Rothko aus dem Jahre 1955, Ein Flaschenstilleben
von Morandi. um 1952. brachte 500 S. Weitere Preise De Koonings "Stenographer 1948.
9000 Adolph Gottliebs ..Levitation", 1959, 7000 ein Bild von Afro 3750 Taxe B000
von Dubuffet 2700 4000 At Lerner erwarb einen De Kooning für 3750 2500 Lanskoy
erzielte 475 750 S. 650 2250 und B00 2500 S. Die Saidenberg Gallery kaufte Arbeiten
von Andre Massen für 1600 3500 S. 1900 4000 S. 1700 3000 und 1500 1800 Manessier
brachte 700 2500 und 1400 4000 Mathieu B50 2000 und 5250 10 000 RicedPereira
1600 3500 S. Ein Bild von W. Nay wurde Knoedler für 1800 2500 zu eschlagen. und
Fritz Winter erzielte 500 600 Henry Moore blieb mit 300 750 S. 42.50 und 2200
4500 weit unter den Schätzpreisen. Marlborough erwarb zwei Motherwells für 1000 und
1100 Hans Hartung ging für den Schätzwert von B00 an einen Sammler.
Im Verhältnis zu dem Preiseinbruch der amerikanischen Künstler hielten sich die Deutschen.
Franzosen und Japaner etwas besser. Modigliani-Zeichnun en waren zu Preisen von 1400
bis 2000 noch immer begehrt. Klee hielt sich zwischen und 6000 S. ein Aquarell von
Miro war mit 2200 gut bezahlt und kleine Arbeiten von Schwitters brachten 425 bis 1400 S.
Berlin. 11.715. Mai Die dritte Auktion bei Gerda Bassenge in Berlin hatte vor allem bei
der altert Graphik Erfolge zu verzeichnen. Hier überstiegen die Zuschläge alt bei weitem die
Taxen. Hervorstechendste Beispiele sind Dürers "Heilige Familie mit den Hasen" 8100 4000 DM
und das "Fräulein zu Pferd und der Landsknecht" 4600 3400 DM. Auch die ausgezeichneten
Breughel-Stiche stiegen bis auf das Doppelte ihrer TaXe und gingen teils nach Paris und West-
deutschland. teils ins Berliner Kupferstichkabinett. Eine Pinselzeichnung von Castiglione wan-
derte für 2500 950 DM nach München. van Meckenems Kupferstich ,.Die Auferstehung"
blieb für 2600 DM in Berlin. Rembrandt-Drucke erzielten ebenfalls hohe Summen 144006850 DM
3er EChristus, die Händler aus dem Tempel treibend" und 4350 4000 DM ein früher Druck
es aust.
Zweiundzwanzig venezianische Ansichten von Marieschi stiegen auf 4700 2400 DM. Zu
Ctaas nach London ging eine Reihe von Federzeichnungen Guiseppe Valadiers. die bis zu
1150 DM erzielten. nach Nürnberg zwei Entwürfe von Juvar bis 1400 DM. nach New York
zwei Radierungen von Canaletto zusammen 1250 DM. Bei den Blättern des 19. Jahrhunderts
brachten eine kleine Bleistiftzeichnung von Menzel 2000 DM und eine Radierung von Meryon
1240 DM. Für 1300 1200 DM erwarb ein westdeutscher Sammler ein winziges Bildchen von
Karl Blechen. Die SchinckeldMappe blieb für 1450 1400 DM in Berlin. Bei der modernen
Plastik. Malerei und Graphik kam es kaum zu überraschenden Preissteigerungen. Archipenkos
"Stehende Frau mit Muff"kletterte allerdings auf 3500 1800 DM. das Olbild "Meditulionen"
von Jawlenski auf 5400 4500 DM. Beide Stücke wurden von Berliner Privatsammlern er-
warben. ebenso August Mackes Bild ..Katze auf grünem Kissen". das für den Schätzpreis von
5000 DM verkauft wurde. Bei zweimal 2400 und einmal 16400 DM wurden die Klebebilder
von Moholy-Nagy zugeschlagen.
Auch die Bucttabteitung brachte wenig Unvorhergesehenes, es sei denn im Negativen. Er-
staunlicherweise fanden sich keine Interessenten für die Arbeiten von Hendrik Nicolaas Werk-
man. den berühmten holländischen Buchgcstatter. Trotz einer großen Ausstellung in Bochum
und der Dokumentation von Grieshuber in Deutschland ist er wohl bisher zuwenig bekannt
geworden. Den Haupltreffer erzielte. wie zu erwarten. die Lübecker Bitderbibel die. für
14 500 12000 DM von der Stadt Lübeck erworben wurde. Drei Merian-Topagraphien er-
reichten zwischen 3500 und 4600 Schatzpreise von 1650 bis 3000 DM. Trotz starker Bschü-
digungen brachte das geographische Ansichtenwerk von Braun und Hogenberg aus dem
16. Jahrhundert 7200 1800 DM. Für 5500 10500 DM erwarb Colnaghi in London das
Sammelwerk von Lafrerts römischen Ansichten aus dern 16. Jahrhundert. M. K.
Die Ergebniue der Berner Versteigerungen. 21.-30. Mai Der Erfolg der Verstei
bei Kornfeld und Klipstein. die während vier Tagen alle und moderne Graphik zun
brachten. beruhte auf der un ewdhnlich großen internationalen Beteiligung von
und Händlern aus Europa un Amerika. Dazu gesellten sich die Vertreter des Bern
museums und der deutschen Museen in Hamburg. Bremen. Frankfurt. Karlsruhe.
Ulm und München. die häufig ln das Versteigerungsgeschehen elngriffen. Kunsthündl
aus Las Angeles. Cincinnati. Boston. New York. aus London. Paris. Rom. Amsterdam.
aus vielen deutschen Städten. aus ZlJrlch. Basel. Lausanne und Genf gekommen. Sie
einzelne Sammler oder kauften. wie die meisten amerikanischen Händler. auf eigene
In der Hand des Auktionatars Eberhard W. Kornfeld lagen Auftrage in Höhe von
Million Franken. darunter die von Nelson Rockefeller. der sich besonders für Blätter vt
Munch und Picasso interessierte.
Der Tradition des Hauses entsprechend. begann man am ersten Tage mlt den Meis
Graphik. die seit 1919 in Bern gepflegt werden. Das Angebot war dlesmal schmt
und Rembrandt. Schongauer und Ostade haben sich als ruhende Pole gegenüber
aufsteigenden und bald wieder vergehenden Sternen der modernen Kunst erwie
niederländische Blockbuchholzschnitle. die zu den Anfängen der graphischen Kunz
führen. wurden von einem deutschen Sammler für 105 O00 Franken gegen den ameri
Handel erworben. Eine Zeichnung von Rembrandt. eine Enthauptungsszene. vt
70000 Franken. weit über der Schätzung. wohl einem New Yorker Zeichnung
zugeschlagen. ein Preis. der das Wachsen der Passion für alte Handzeichnungen chara
Wenn auch keine überragenden Drucke von Dürer Hubertus, 11 000 Franken.
Prediger Anslo B500 Franken. Schongauer Madonna auf der Rasenbank 12600
vorlagen. so wurde jedes nach Druckqualiiät und Darstellung interessante Blatt ar
bewertet.
Die allegorischen Kompositionen. die Landschaften und Schiffsdarstellungen Breughel
von Breughel nicht eigenhändig gestochen oder radtert. erreichten wie schon in Lo
Berlin ein bedeutend höheres Freisniveau als bisher 500 bis 3700 Franken. Das
Interesse für Monierismus. ein Beispiel war der Minerva-Sttch des Agidius Sadeler 680
liegt aufder gleichen Linie. es findet seine Entsprechung in der hohen Bewertung von
wie Paul Klee und Miro in der Gegenwart. Die Freude an der atmosphärisch reicl
der Venezianer drückte sich in den radierten Veduten Canaletlos bis 4600 Franke
dem unerwartet hohen Preis von 45 000 Franken für einen Sammelband von TtGDK
rungen, der nach Amerika ging. aus.
Der fol enden dreitägigen Auktion. die einen Blick über die graphische Produktion
letzten Fahrhunderte gestattete. kommt eine weit über das Merkantile hinausgehende
zu. Die Gipfel dieser Kunslübung werden immer sichtbarer. sie heißen lm 19. Jat
Goya. Lautrec und Munch. im 20. Jahrhundert Nclde. Kirchner und Picasso. Die Preis
eine deutliche Sprache. Ein Probedruck von Goya aus den Caprlchos brachte 11 000
die vollständige Folge B0 Blatt 27000 Franken holländischer Sammler. die
machie" 24000 Franken Museum Bern. die "Kriegsschrecken" 8000 Franken.
Lautrec beherrschte Augenblicke den Saal mit der Macht der großen Gesten. seine
des Bohemiens Ari lde Bruant, der Jane Avril. Die weit über die Schätzungen
Preise 1000 bis 2200 Franken. wohl an das Museum Kassel zeigten. dali sein Stern
Steigen begriffen ist. An Seltenheilen war nur ein 1898 von Lautrec illustriertes
Clemenceau vorhanden. ein "getrüffeltes" Exemplar mit je drei Folgen der zehn Lltho
das ein Stockholmer Antiquar für 14 200 Franken ersteigerte.
Den unbestrittenen Höhepunkt erreichte die Versteigerung milder Graphik von Edva
aus den Sammlungen Stirtnes. Schtefler und aus Schweizer Besitz. Auf 59000 Frank
neuer Gipfelpreis für Munch stieg der aguarellierte Druck der "Madonna" Nel
Sammler. auf 37 000 und 22 000 Franken die farbigen Holzschnitte "Melancholie" un
sche auf 26 000 Franken die Lithographie "Geschrei" Museum Stuttgart. auf 2B 001
die Folge ..Alpha und Omega" 15 Blatt. auf 16000 Franken die von Julius Meit
herausgegebene Mappe von acht Radierungen. auf 42 500 Franken das farbig
Aquarell ..Zwei Mädchen" aus der Zeit um 1910 aus der Sammlung Schiefler an
Sammler.
Den Preisen für Munch folgten die für Noldes farbige Graphik auf dern Fuße. 2500!
warf der gleiche deutsche Sammler. der die Blockbuchhotzschnitte erworben hatte
in Ekstase tanzende Orientalin. eine der schönsten farbigen Lithographien Nal
8200 Franken brachte die seltene grün und schwarz gedruckte .,Mühle". 8000 Fra
breitflächige Bildnis einer "Schauspielerin". 8200 Franken die ..Helltgen Drei Kön
Aquarelle Noldes wurden mit 4500 bis 15000 Franken bewertet. die Blumenblättel
Sammlung Fehr erreichten die höchsten Preise. Das Bildnis .,Kosakenadel". aus einel
amerikanischen Sammlung. stieg auf 96000 Franken Marlborough-Gollery Londo
Kirchners Graphik bewegte sich. der künstlerischen Qualitdt nach mit Recht. auf eil
lichen Preisniveau, 6100 Franken kostete das Holzschnlttportrat des Frankfurter Kurts
Schames nach Los Angeles. 13 500 die frühe farbige Lithographie ..Dodo mit jap
Regenschirm" nach Ulm. Aquarelle Kirchners stiegen bis auf 9500 Franken.
Gegenüber den individuell gedruckten graphischen Blättern von Munch. Nolde und
bleiben die serienmäßig produzierten späten Lithographien und Linolschnitte von
der Bewertung weit zurück. die am letzten Tage in der über 400 Blätter umfossendel
Sammlung Oscar Stern. Stockholm. vorkamen. Nur der individuelle frühe Druck dt
frugal" machte mit einem Preis von 72000 Franken. den der Zürcher Buchhandler
für seinen neuen Partner. den New Yorker Antiquar Kraus. im Wettbewerb mit den
Ulm zahlte. Sensation. Die eingestreuten Bilder waren fast zufällig in die Auktion
Selbst wenn sie hohe Preise wie das Bild Klees freundliches Spiel" aus dem Ja
132000 Franken. Schweizer Sammler. das farbig reizvolle Montmartre-Motiv Utrilti
Franken nach Boston oder der frühe Heckel. eine von roter Kresse übersäte Wies
Franken erreichten. waren diese Bewertungen langst nicht so charakteristisch für
tionen du Gemüldemorktes wie die Ergebnisse für die alte und neue Graphik va
Rembrandt. Tiepolo. Goya. Lautrec. Munch und die Expressionisten. die für die näi
maßgebend bleiben werden. Erha
Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. 6. 1964.
REFLEXE Foriselzung und Schluß von Seite 52
J. Juni Alfred Kornberger. Äusslellung in den Schaurüumen der Öslerreichischen Slaals-
druckerei.
lepenia menschen ahne qasiehlar ein drlhbuch. Galerie Junge Generalion, Börseplalz 7.
Da Zeitalter AlbrechiDürers; die Kunsl der Graphik. ll. Teil. Alberlina. Eine Schau des Beslen
vom Beslen. das die Alberlina besilll.
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menie in Papier und Farbe. Kleine Galerie. VIII. Neudeggergasse a.
S. Juni Herxogenburg das Slill und seine Kunslxhäfxe. Vollslündige Renovierung des Slilles.
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Denkmalaml reslaurierl wurden. Siehe Sonderberichll
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slraße. l. Biberslrclße 4.
Oskar Kokoschka "Helles". Eine neue Lilhofolge in Probedrucken. Galerie Welz. Salzburg,
Sigmund-HaffnereGasse 16.
g. Juni rank Lloyd Wrighl. Galerie naehsl Si. Slephan und Kullurableilung der amerikanischen
cllschaß.
Karl selrraaler, Mcnalyplen, Zeichnungen. Olbilder. Galerie der Erslen Öslerreichischen
Spar-Casse, I. Neular9asse7Schollenring.
Ferdinand Siransky. Ölbilder und Graphiken. Galerie Aulodidakl.
9. Juni Paul Flora. Galerie im Taxispalais. Innsbruck. Maria-Theresien-Slraße 45. Mll dieser
Ausstellung wurde eine neue Galerie eröffnel. die dem KullurrzleraiderTirolerLandesregierung
unlerslehl und den Tiroler Künsllern zur Verfügung slehi. Ein abwechslungsreiches Programm
soll in dem nach modernslen Gesichlspunklen emgerichlelen Aussiellungslokal ablaufen.
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hkDer Verein Döblinger Haimallnuseum" übergab seine Sammlungsbeslände der
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Oslerrelchhaus. Josefsplalz 6. Milveransialler Museum Modern Ar! und Alberllna. Eln
Schlager dadurch. daß Rauschenberg den großen Preis der Biennale gemachi hailel
11. Juni" Gespräch über Möilichkl OH der hlkunli heula bei Speck und Brot und Aplelsall.
Anlüßli des Erscheinens der Pu alion "werkslall-aspekl 1". Galerie nachsl S1. Siephan.
12. Juni Künsilergruppe Burgenland. Klagenfurler Kunsllerhaus. Schade. daß MUhl wieder
dabei war die anderen, Baminger. Klaudus, Zaller und Kedl' sind beslensl
Önerreichixche Malerei des 19. Jahrhunderts eine Wiener Privalsammlung. Oslerreichlsche
Galerie. Oberes Belvedere.
56
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l. Liebiggasse e. VOM a. 12. Juni lana am gleichen Orl eine Ausslellung der Plaka
zur Sechshunderljanrleier in Krakau slall.
15. Juni Sengai 17so-1sa7. Ein japanischer Mönchsmaler. Öslerreichlsches Ml.
angewarldle Kunsl. 70 Bilder und 10 Kleinplasliken dieses bedeulendslen unler den
Zen-München wurden gezeigl.
16. Juni Aus dem Legal Ritter von Albrachi-Hönigschmied. 12. Sanderausslellung der
gcllerie der Äkadernle der bildenden Künsle.
Eritx v. Herrmanovaky-Orluudo, Zeichnungen. Neue GOlEVlE am Landesmuseum
raz.
Lichlbildervorirag "Der Wawel und seine Kunslschüfsa". Es sprach UhlVrPVOf.
Szablowski. Veranslaller Öslerreichisch-Palnische Gesellschaft, Verein der Museum
17. Juni' Außiallung Bronzen. Eisen- und Sleinplaslikan. Galerie im Griechenbelsel,
markl 11. Gereigl wurden Arbellen von Baumclnn. Chlupac. Drosle. Harilauel
Mcswilzer. Pranil. Relschke und Sarlory.
Arbailen des Malers Alessandra Rhadin, Siackhalrn. Fischer und Nomaden nördlich
kreises Schauräume der Oslerreichischen Siaalsdruckerel.
1B. Juni Wilhelm Thöny, desslns, aauarelles. sangulnes, peinlures Fhuile. lnsillul
Paris. 30. Bd. des lnvalides. Von Friedrich Welx zusammengeslellle. vun Dr. Koschc
begleilele Ausslellung vornehmlich aus dem Spalwerk des Kiinsllers.
Enialang ini öslerreieli-Pavillen der Biennale in Venedig. Siehe Bildsanderberlchi!
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Z2. Juni Önnrreichilche Slaaixpreisirüger seil194S. lubiläurrlsausslellung 120 Jahre Sc
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