GROSSMÄHREN
UND DIE CHRISTLICHE MISSION
BEI DEN SLAWEN
AUSSTELLUNG IM KÜNSTLERHAUS WIEN I.
VERANSTALTET VOM INSTITUT FÜR ÖSTERREICHKUNDE IM EINVERNEHMEN
MIT DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
Großmähren ein entwickeltes slawi-
sches Staatsgebilde in Mitteleuropa
Gräberfelder Burgwälle Eisenver-
arbeitung-Schmuck-Kriegswesen-
Töpferei Ackerbau und Viehzucht-
Begräbnisritus-Byzantinische Mission
s. MÄRZ-S. MAI 1966
Führungen Gruppenführungen nach Bedarf sowie vorheriger An-
meldung im Ausstellungsbüro Künstlerhaus, I., Karlsplatz
Filmvorführungen täglich 11.00, 16.00 und 18.00 Uhr in der Aus-
stellung
Alle Auskünfte erteilt das Institut für Österreichkunde, Wien
Hanuschgasse Telefon 52 79 32
TÄGLICH GEÖFFNET 10-19 UHR
BILDUNG
UND
GESELLSCHAFT
von Alois Eder. o. Professor an der Karl-Franzens-Universitü! in Graz.
288 Seiten. kartoniert. glanzfolienkuschiert
69.-. DM 11,80
Das Bildungsproblem unter dem besonderen Aspekt der indu-
striellen Gesellschaft und der daraus folgende Wegweiser zur
Begründung des Selbstverständnisses von Bildung und Erziehung
in der modernen Welt stehen im Mittelpunkt dieser interessanten
und überaus lesenswerten Arbeit des jungen Wiener Soziologen.
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Jaroslav Pesina
Dieter Koepplin
Kurt Löcher
Peter Krenn
Kurt Woisetschlüger
Karel Helles
Harald Kreid
Ernsl Köller
Alais Vogel
Peter Baum
Roberi Wo issen berger
Böhmische Malerei am Anfang des 16. Jahrhunderls.
und Donauschule
Alidorfer und die Schweizer
Alldeuische Bildnisse im Tiroler Landesmuseum,
Ferdinandeum in Innsbruck
Zum Slil des sieirischen Barockplasiikers lose! Thad-
düus Slammel 1b95i1765
Der unbekannte Siammel
Gläser von Biemann oder Pelikan!
Der Maler Rudolf Ray
Ordnung im Chaos Zu Werken des Malers Peier
Richard Oberhuber
Der Maler und Graphiker Oskar Malulla
Ludwig Heinrich Jungnickel zum Gedenken Rück-
blick auf Leben und Schaffen des im Vorjahr ver-
sforbenen Künstlers
Aniwod auf die Beiträge von Werner Holmann und
Peler Baum im Heil 82, SepiemberlOkiaber 1965
Aus dem Kunslleben
Aus dem Kunsihandel
Buchbesprech ungen
Titelbild Hans Baldung Grien. Hexen. 1510. Clair-obscur-Holzschnitt von zwei
Platten. 38x26 cm. Exemplar der Graphischen Sammlung Albertina. Wien
Unser Kunstblatt Oskar Matulla. Landschaft. Lithographie, 1966
Vorschau auf Heft 85 Drei Beiträge zur Ausstellung ..Großmöhren und die christ-
liche Mission bei den Slawen" Raumsymbolik bei Vermeer Die Steinbauten
der Wiener Ringstraße Der Glasschneider Christoph Tille Neue Arbeiten von
Georg Eisler Bildparabeln des Malers Franz Luby Österreichische Malerei
von 1908-1938 Aus dem Kunstleben und Kunsthandel. Buchbesprechungen
Folonachweis Albertina, Wien, Titelbild, S. B. 45 F. Alinari, Florenz, S. 22
A. Attermark, Gövle-Stockholrn. S. 49 H. Baar. Wien. S. 51 P. Baum. Wien.
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London, S. S5 E. Daniel. Regensburg. S. 42. 43 Staatliches Denkmalinstitut
V.Hyhlik, Prag. 3.4 C. Dessart. Musee Curtius. Lüttich. 5.33 Tiroler Landes-
museum Ferdinandeum. Innsbruck Dernanega. Innsbruck. S. 18. 19. S. 15-19
Österreichische Galerie. Wien. S. 45 J. Hampl. Prag. S. 51 Staatliche Kunst-
halle, Karlsruhe, S. 17- Kunsthaus. Zürich. S. Kunstmuseum, Basel. S. 6. 10. 12-
Hessisches Landesmuseum, Darmstadt, S. 10. 13 Louvre. Paris. S. 10 Meyer.
Wien. S. 44 Museum für Kunst und Gewerbe. Hamburg. S. 24 Nationalgalerie.
Prag, S. Pelikan. Celje, S. S2 H. G. Prillinger, Gmunden, S. 50 K. Scherb.
Wien, S. 55 Sibiu Hermannstadt. Brukenthal-Museum, S. 16 Stüdelsches
Kunstinstitut. Frankfurt a. M.. S. Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Staatliche
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Walters Art Gallery, Baltimore. S. 25 K. Woisetschlüger. Graz. S. 21 -24. 27-30
alte und moderne
Hefißß JanuarIFebruar 11.Jahrgang 1966
Herausgeber Dr. Kur! Rossucher Eigellliimer und Verleger Öslerreichischer Bundesverlclg
mi- UnlerrichLWissenschuH und KunslwProdllklinllSlailllllg DhÄlUiS RoNensleiner-nIleWien I.
Schwarzenbergslraße 5. TeL 52-25-61 Reduklion ChefrednkleurDr. wilhelnn Mruzek. veranl-
worllich im den lnhulP-Dr. Franz Windisch-GrclelziDr. Ernsl KöllerrPeler ßclumwLeopold
Nelopil. graphische Glslclltungralle oelerreiehieehee Museum mi- cingewandle Kiinel, wien
Slubenring 5. Tel. 72-5596rAnzeigenverwallungt Österreichischer Bundesverlclg, wien VIII,
Lenaugasse17v-Aln und moderne KIIHSI erscheinl1966 im Februar. April. Jurlä. Augusf. Oklober
und Dezember-Juhrßaborlnemeul Doppelnummern 290. und 9.7 Porlo. DM 49,".
sfr. 55.- Einzulhell sei, DM 9.30. sfr. 10.50 Einlelrlummern- sowie DM- und
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lung oder den Verlag-Nachdruck nur niii Genehmigung des HerausgebersiFör unverlangl
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Wien lli. Münzgusse Klischees Pholo-Chemigraphische Kunslunsial! n. Seyss K. a. wien
jaroslav Peäina
BÖHMISCHE MALEREI AM
ANFANG DES 16. JAHRHUN-
DERTS UND DONAUSCHULE
Der Einfluß der Donauschule gehört zu
den bedeutendsten Erscheinungen in der
Kunst Böhrnens in der 1. Hälfte des
16. Jahrhunderts. Er verläuft parallel und
mit gleicher Intensität in der Bildhauerei,
in der Malerei und in beschränkter Weise
auch in der Architektur sowohl in den
historischen Ländern wie auch in der
Slowakei. Zum Unterschied jedoch von
der Skulptur hat dieser Einfluß einige
abweichende charakteristische Züge. Vor
allem tritt er, wie es scheint, früh auf und
schließt auch früher ab. Zwei Perioden
sind in ihm weiter zu unterscheiden, in
welchen sich auch die eigentliche Ent-
wicklung der Donauschule klar wider-
spiegelt die frühe, unmittelbar nach 1500,
und die spätere, das ist die des 2. und 3. jahr-
Zehntes. Dieser Einfluß hat auch einen
größeren territorialen Umfang.
Wenn wir zunächst Mähren dahingestellt
sein lassen, wo er weniger zutage tritt,
und die Slowakei, wo er eine außerordent-
liche Breite erlangte, macht er sich, wieder
unterschiedlich von der Skulptur, die fast
ausschließlich auf das südböhmische Ge-
biet beschränkt ist, in Mittel- und Nord-
westböhmen bemerkbar. In Südböhmen
kommt er dagegen ziemlich vereinzelt vor,
was um so mehr überrascht, als sonst
gerade dieses Gebiet eine traditionelle
starke Beziehung zum Donaubecken auf-
weist. Und schließlich, dank der natür-
lichen Differenzierung der Malerei, ist der
donauländische Einschlag in Böhmen rei-
cher abgestuft und besitzt auch eine größere
Mannigfaltigkeit der Formen und der
Ausdrucksmittel Am auffallendsten äußert
er sich in der Tafelmalerei, er fehlt jedoch
auch nicht in der Wand- und Buchmalerei.
Überraschend ist das frühe Einsetzen der
donauländischen Einilüsse, welche nach
1500 in unsere Länder plötzlich eindringen,
der böhmischen Malerei für längere Zeit
die Richtung geben und ihr Ziel bestimmen
und ihr einen ausgeprägten, stilistisch ein-
heitlichen Charakter verleihen. Entgegen
der bisherigen vorwiegend westlichen Orien-
tierung der böhmischen spätgotischen
Malerei liegt jetzt das Schwergewicht auf
einmal im Süden, woher die Anregungen
bis zur Wende vom 15. zum 16. jahr-
hundert nur sporadisch eingedrungen wa-
ren. Und es war wichtig, daß gleich am
Beginn ein Maler zum Repräsentanten der
Donauschule in Böhmen wird, der mit
vollem Recht als die größte künstlerische
Persönlichkeit, die in der böhmischen
Malerei zu dieser Zeit auftrat, angesehen
werden muß der Meiner de lßitmeriirger
Allarr. Sein Werk erscheint zwar heute
als Ergebnis der Wirkung einer ganzen
Reihe verschiedener stilistischen Kompo-
nenten der bodenständigen böhmischen
Tradition sowie der Kunst Schwabens, der
Alpenländer und wahrscheinlich auch Nord-
italiens. Aber ausschlaggebend war für ihn
doch die Donauschule. Allein oder vor
allem dieser engen Berührung, zu der es
knapp nach 1500 kommen mußte, also im
Zeitpunkt der eigentlichen Geburt der
Donauschule, verdankte er seinen Bild-
aufbau, die Prinzipien der Komposition,
die Raumanschauung, die Auffassung der
Landschaft, die Behandlung der mensch-
liehen Figur. Dort, bei dem jungen jörg
Breu und Lucas Cranach, diesen Gründern
der Donauschule, in ihrer Sturm- und
Drangperiode, lernte er das eingehende
Studium der Realität kennen, besonders des
menschlichen Körpers, die Hineinsetzung
der Figur in das Bildganze, den Stil der
barock Hatternden Gewänder, die tonig
gebundene Malweise, die intensive, glü-
hende Farbigkeit und den weichen, äußerst
empfindlichen malerischen Vortrag. Das
alles waren jedoch bloß Anregungen, die
der Meister des Leitmeritzer Altars, zu-
sammen mit noch anderen, wirklich schöpfe-
risch verarbeitete und in sein Bildsystem
einfügte sowie seinem malerischen Sehen
anzupassen wußte. Auf diese Weise ge-
langte er zu einer großartigen Synthese,
die der Selbständigkeit und Originalität
nicht entbehrt Abb. 1.
Durch sein Werk, das in keiner Weise an
seinen großen böhmischen Zeitgenossen
erinnert, den Meister der Beweinung von
Zebrak, welcher eine ähnliche Stelle in
unserer Skulptur einnimmt, steht der
Leitmeritzer Meister den größten Künst-
lerpersönlichkeiten des Donaustils nicht
viel nach. Und in der Tat, er bekennt sich
zur Donauschule als ebenbürtiger Künstler,
nicht nur als bloßer Eklektiker oder
Nachahmer. ja, er gehört zu deren Mit-
schöpfern und ist als einer ihrer eigent-
lichen Gründer anzusehen. Trennen sich
bald nach 1500 Breu und Cranach von der
Donauschule, wobei der eine nach Augs-
burg, der andere nach Wittenberg geht,
so verläßt auch der Leitmeritzer Meister
fast gleichzeitig dieses Gebiet, diese Wiege
der neuen Kunstanschauung, und kehrt
nach Böhmen zurück, um die Errungen-
schaften des Donaustils auf böhmischen
Boden zu verpflanzen.
Es war sein Verdienst, daß er, der wirk-
liche Bahnbrecher der neuen Richtung in
der böhmischen Malerei, den Weg in das
Donauland gezeigt hatte. Im ersten jahr-
zehnt des 16. Jahrhunderts blieb er ver-
einzelt und hat keine Nachfolger gehabt.
Erst nach 1510 nehmen die Einilüsse zu,
um dann im jähen Aufstieg um die Mitte
des zweiten Jahrzehnts den Gipfelpunkt
zu erreichen. Gleichzeitig gewinnt ihr
Strom an Breite, gabeln und differenzieren
sich die Einflüsse. Der Erfolg des Donau-
stils in unseren Ländern war begreiflich.
Mit seinen Grundeigenschaften, besonders
mit seinem frischen Realismus, seinem
neuen Verhältnis zum Menschen und zur
Natur, mit seinem malerischen Empfinden
und nicht zuletzt mit seiner fortschritt-
lichen Auffassung der Landschaft, beant-
wortete er Fragen, welche nach 1510 auch
in Böhmen von brennender Aktualität
waren. Neben der Kunst der vorangegan-
genen Generation, die ihre Anziehungskraft
auch jetzt nicht völlig verlor, war es
Albrecht Altdorfer, der bedeutendste Ver-
treter der Donauschule, der bei uns auf
dem Gebiete der Tafelmalerei wie auch der
Wand- und Buchmalerei so manchen An-
hänger gewonnen hatte.
ln der Tafelmalerei ist besonders der Maler
des Flügelallar von Cimelire bei Pisek zu
nennen, der wohl vor der Mitte des 2. jahr-
zehntes entstanden ist. Die donauländisch
gestimmte Landschaft des mittleren Bildes
mit den Heiligen Drei Königen, die
Kenntnis der menschlichen Figur auf den
Flügelbildern, die von einem direkten
Naturstudium zeugen, die dunkle, leiden-
schaftliche Farbengebung das alles verrät
einen verstärkten Eini-luß der Donauschule.
Manches deutet darauf hin, daß dieser
bemerkenswerte Meister auch auf dem
Gebiete der Buchmalerei tätig war. Dafür
sprechen weitgreifende Analogien in der
Komposition und Typik, in dem Falten-
wurfe, der Landschaft und im Kostüm-
lichen, die er mit dem ersten Meister des
riesigen Leitmerilger Kantiormli, um 1514,
der bedeutendsten böhmischen illuminier-
ten Handschrift der 1. Hälfte des 16. Jahr-
hunderts, gemeinsam hat.
Mit diesem Altar verwandt ist auch ein in
Nordböhmen entstandener Altar, von dem
nur die bemalten Flügel au Lihkvuire bei
Brüx erhalten geblieben sind. Sie stehen der
Donauschule nahe hinsichtlich der dra-
matisch bewegten, tiefen Gefühlserregung,
der landschaftlichen Szenerie, des Wirk-
lichkeitssinnes, des gelockerten, maleri-
schen, mit dünnen flüssigen Pigmenten
arbeitenden Vortrages sowie der beträcht-
lichen künstlerischen Qualität. Es scheint,
daß die Dynamik der Figuren nicht in der
zweiten, sondern eher in der ersten Ent-
wicklungsphase der Donauschule ihren
Ursprung hat und daß man da das große
Vorbild in Lucas Cranachs um 1514 ent-
standener Holzschnittfolge von Christus
und den 12 Aposteln zu suchen hat. Ich
bemerke noch, daß dieser dynamische
Strom auch in der böhmischen Wand-
malerei, z. B. in dem Kreuzigungsbilde
des Kreuzgangs im Minoritenkloster in
Neuhaus, seine deutlichen Spuren hinter-
lassen hat.
Die Anregungen der Altdorferischen Kunst
machen sich dagegen im großartigen Wand-
gemälde der Burgkupelle in jribnu geltend,
das den Drachenkampf des heiligen Georg
darstellt und nach der Mitte des 2. Jahr-
zehntes entstanden ist Abb. 2. Das von
Altdorfer geliebte Thema, das sowohl in
seinen Bildern wie auch in seinen Holz-
schnitten öfter vorkommt, wird hier im
monumentalen Maßstab der Wandmalerei
gestaltet. Mehr als in den schwäbisch
aussehenden Figuren tritt der EinHuß Alt-
dorfers im märchenhaften Tone der Er-
Meiste dc
Png, um
Lciuucrixzu Akazs. Heimsuchung.
Jnalgnleric
1505.
Zählung, im reich gebildeten Boden, in.
der üppigen, ausgesprochen donaulandi-
sehen Vegetation, in dem tiefen Land-
schaftsraum und im frischen, hellen und
satten Kolorit zutage. Ein neuer Zug,
das für den Donaustil so bezeichnende
Interesse für das Atmosphärische sowie
die Mischung der halb realen, halb phan-
tastischen landschaftlichen Elemente, die
ja aus Altdorfers Werk bekannt sind, ist
auch hier zu Enden. Mit beinahe veduten-
hafter Aufmerksamkeit und Objektivität,
die freilich auch Voraussetzungen in der
böhmischen Tradition des 15. Jahrhunderts
hat, wird da z. B. die damals gerade voll-
endete Burg Svihov im Hintergründe der
Szene ausführlich wiedergegeben.
Durch diese Tendenzen steht dem Svihover
Gemälde das Titelblrzft der tschechisch ge-
schriebenen und 1516 fest datierten Hand-
schrift der Nationalbibliothek in Prag, die
das Lehm der Ieiligen schildert, besonders
nahe. Die Stigmatisierung des heiligen
Franziskus Abb. ist in den Rahmen
einer Landschaft gesetzt, welche dem Maler
fast wichtiger erscheint als die Szene selbst.
In der Abstufung in mehreren Plänen, in
der Tiefe des Raumes, in der Behandlung
der Nadelbäume im Vordergrunde, in dem
Sinn für das Licht und in dem Verständnis
für atmosphärische Phänomene sowie auch
in der pittoresken, äußerst charakteristi-
schen Anschauung gehört sie wohl zu
den im Geiste der Donauschule reinsten
und zugleich reifsten Landschaften in der
ganzen böhmischen Malerei.
Aber auch der Altdorferische Stil der
frühen märchenhaften" Periode hat in
Böhmen seine Bewunderer gefunden, wie
es der gemalte Rahmen der Raudnitger
Zliadomza, die mit dem Monogramm B. D.
und der Jahreszahl 1513 bezeichnet ist,
deutlich zeigt. Dem Maler, der in dem
Hauptbilde den alten böhmischen Typus
des bekannten Gnadenbildes nachahmte
und der offensichtlich der bodenständigen
Tradition entstammte, kam es nicht auf
dramatische Wirkung an, sondern auf Ge-
fühlszartheit und die naive Anmut der
böhmischen gotischen Malerschule. Er
besaß also Eigenschaften, welche der Kunst
des bedeutendsten Schülers Altdorfers, des
Meisters von Pulkau, nahestanden. Unser
Maler hat mit ihm die zierlichen, puppen-
haften Figuren, die Landschaft und den
Stil der parallelen, plissierten Falten der
Gewänder gemeinsam.
Zur zweiten Periode der Donauschule be-
kennt sich vorwiegend der später zerlegte
Orregger Fliigelaltar mii der Krönung ilßfarien
in der Mitte, der um 1520 entstanden ist.
Für diese verhältnismäßig späte Entste-
hungszeit spricht die Tatsache, daß sich
hier die Einilüsse der Donauschule nicht
mehr in solcher stilistischer Reinheit wie
zuvor geltend machen. Außer der donau-
ländischen Herkunft in den Typen der
Figuren, in der malerischen Behandlung
der Gewänder, in den Elementen der
Landschaft und in der gelockerten Form-
auffassung sind hier auch gewisse Ent-
lehnungen aus der Augsburger Malerei
Lt zu verkennen. Der Urheber dieses
LIS ist aller Wahrscheinlichkeit nach mit
gewesenen Hofmaler Wladislaus" 11.,
igolf Herlingar, identisch, einem Maler,
leicht Bnixer Herkunft, dessen Auf-
ialt im Zisterzienserstifr zu Ossegg für
letzten Jahre urkundlich belegt ist.
ähnliche Durchdringung donaulän-
her und anderer, in diesem Falle säch-
TIEI, Einflüsse Weist auch der zweifellos
chzeitige Flügelaliar am Virlllfov bei
den auf. Der Donaustil klingt da be-
zlers in der echt romantischen schönen
dschaft aus, während die Figuren wieder
auf Sachsen hinweisen.
sächsische Einschlag in der letztge-
nten Arbeit hat eine fast symptomatischc
eutung. In ihm äußert sich nämlich
große Stilwendung und meldet sich
leich die neue Orientierung der böh-
chen Malerei nach Sachsen an, ein
eres Nachbargebiet, das kurz nach 1520
ch seine Kunst das ganze Land über-
und die weitere Entwicklung der
mischen Malerei für länger als eine
ieration beeinflussen sollte. Der mächtige
2m sächsischer Einüüssc führte jedoch
gleichzeitig auch einen jähen und end-
gültigen Abschluß der donauländischen
Einwirkung auf die Malerei Böhmens
herbei.
Der Beitrag der Donauschule zur Ent-
wicklung der böhmischen Malerei war nicht
gering und trat in allen Hauptkomponenten
des Bildaufbaues zutage. Die Donauschule
half in erster Linie den Bildraum neu zu
organisieren, verstärkte das Verhältnis zur
sinnlich zugänglichen Wirklichkeit, ent-
deckte bisher unbekannte Seiten der mensch-
lichen Erscheinung, der Natur und der
Landschaft. Mit ihrer Hilfe überwand man
in der böhmischen Malerei die alte, Späte
gotisch analytische Methode, dank ihr fand
man eine intimere und zugleich poetischere
Beziehung zwischen dem Menschen und
der ihn umgebenden romantisch erdich-
teten Landschaft. Ihr Verdienst war es,
daß eine größere Gebundenheit der Be-
wegungen der Gestalten erreicht und daß
die graphische Zerlegung des Gewandes
sowie auch andere Überreste des spät-
gotischen gebrochenen Stils endlich be-
seitigt wurden. Das spätgotisch Dürre,
Hagere und Zeichnerische wich endgültig
der Farbe, und die veraltete Buntfarbigkeit
der Lokaltöne hat der neueren, auf dem
Gedanken der tonigen Harmonie und des
freien, spontaneren Vortrags gegründeten
Anschauung Platz gemacht. Mit einem
Worte, die Donauschule lehrte die böhmi-
sche Malerei, das Bild als ein einheitlich
erfaßtes und durch malerische Mittel be-
Wältigtes und behandeltes Ganzes aufzu-
fassen.
Abschließend darf man also sagen, daß die
Donauschule geholfen hat, die böhmische
Malerei dicht an der Wende des 15. zum
16. Jahrhundert von den Fesseln der
mittelalterlichen Vergangenheit zu befreien,
sich von dem überlebten spätgotischen
Manierismus zu distanzieren und ihn durch
neue Vorstellungen zu ersetzen, in welchen
unter dem Einfluß Italiens die empirische
und zugleich objektiv rationalistische An-
schauung vorherrschte. Die historische
Aufgabe der Donauschule für unser Land
lag also darin, daß sie in hohem Maße dazu
beitrug, am Anfang des 16. Jahrhunderts
die Entwicklung der böhmischen Malerei
auf das Niveau der Renaissancekunst zu
führen.
Wandgemälde in
dm m. Georg mit
Stigmatisierung
"Leben der Heilig
1s1a
der
dcm
h.
rgkapelll
achen.
vmziskus
Naliol
in Svihov, Kampf
1515
us der Handschrift
lbiblionhek in Prag.
Dieter Koepplin
ALTDORFER UND DIE
SCHWEIZER
Im Bestreben, die weite Ausstrahlung der
Donaukunst zu demonstrieren, hat man in
die Ausstellung des Stiftes St. Florian der
das 80. Heft dieser Zeitschrift gewidmet
war auch einige Zeichnungen der Schweizer
Hans Leu, Urs Graf und Niklaus Manuel
aufgenommen KaL-Nr. 3404343, 347-
352. Ihre Situierung in den Umkreis
XVolf Hubers" rnuß als eine Verlegenheits-
lösung gelten. Im Geleitwort Kat. S. llOf.
wird sie freilich mit der Beziehung des
Feldkircher Meisters Hans Huber, der ver-
mutlich ein Verwandter, wenn nicht der
Vater von Wolf Huber gewesen ist, zu
Graubünden gestützt. Dieser Hinweis
scheint uns von den primären kunstge-
schichtlichen Beziehungen zwischen den
Donaumeistem und den Schweizern abzua
lenken. Die Schweizer Zeichnungen standen
in St. Florian darum so isoliert da, weil
die Brücke zu Altdorfer weggelassen wurde
der Künstlerkreis um Albrecht Dürer. Man
hat auf Yiferke dieses Kreises vielleicht
darum Verzichtet, weil sie 1961 in einer
Nürnberger Ausstellung studiert werden
konntenl. Wenn sie aber im Katalog gar
nicht erwähnt werden, so dürfte der fol-
gende Lageplan" und Diskussionsbeitrag,
der nicht mehr als dieses sein will, nicht
ganz überflüssig sein.
Die Verwandtschaft zwischen den führen-
den Donaumeistern und einzelnen Schwei-
zer Künstlern ist immer empfunden, noch
nie aber sorgfältig analysiert wordenl.
Wenn einmal erkannt ist, daß zwischen
der Alpenkunst" von Österreich-Tirol
und derjenigen der Schweiz in der ent-
scheidenden ersten Zeit der Ausbildung
des Donaustils eine Kluft bestanden hat
Poeschel3 wies nach, daß Graubünden im
frühen 16. Jahrhundert künstlerisch eine
Provinz Schwabcns gewesen ist so
engt sich das Problem im Wesentlichen
vielleicht auf die folgenden Fragen ein
1. wann und wie haben sich Hans Baldung
und die Künstler seines Umkreises vor
allem Leu und der Meister des Obersten-
felder Altares von 1512 mit Altdorferischer
Kunst auseinandergesetzt auf Baldung und
Leu scheinen die Donaukunstelemente in
den Werken von Graf und Manuel zurück-
zugeben; 2. welche kunstgeschichtliche
Auswirkung hat die Präsenz des Kaisers
Maximilian rings um das eben erst er-
weiterte und konsolidierte Schweizer Terri-
torium gehabt?
Für die zweite Frage, die sich mit der
ersten vielfach berührt, war in St. Florian
die Kam-Nr. 426 bemerkenswert Minia-
turen mit teilweise ausgeprägtem Donau-
stilcharakter, die 1518 anscheinend in
Freiburg im Breisgau das habsburgisches
Untertanengebiet war! für Maximilian ge-
.,,.
L.
Hans Baldun Gxien, Büßcnder hl. Hieronymus. 1511.
Holzschnitt. 2,5 8,8 cm
Albrecht Altdorfer. Liebespaar am Waldnnd. 151i.
Holzschnitt. 13.4 10,1 cm
Hans d. Einzug Chrisri in Jerusalem, 1512 2.
Federzeichnung. 11mm. Kupferstichkabinctt. Iäjx
1224111
ANMERKUNGEN 710
lMister um Albrecht Dürer", Nürnberg 1961 Kai.-
Nr. 332, 23m, 164a, 144 u. 3..
Neues ist zu erwarten durch die versprochene Leu-
Monographie von W. Hugelshofer.
Lin-Hinwcise im Kai. St. FlorianlLinz, S. 110f.
A. Stange, Malerei der Donauschulc. 1964. s. am. und
14311
Der Erhard Akdorfer zugßschricbcnc Alm- von cum.-
slcucn unwdl von Nürnberg ist 1511 datiert Kal.
sr. Florianlljnz. Nr. 161162.
Prcstel-Publ. der Bxaunschwcigcr Zeichnungen. Taf. a.
Zuschrcibung an E. Altdorfcr unabhän Äg von Winzinger
auch durch Schilling nach Miu. von inzinger. Einen
ähnlich düxerischen Sebastian gab Ludwig Krug in
Seinem Kupfentich Thc Prinz Collector's Quarterly,
1933, Abb. S. 95. Ob die wciß gchöhtc Modellierung
nicht doch viel mehr cranachisch als oberitalienisch ist?
O. BenCSChIE. M. Aucr, Die Historiz Fridcrici Maxi-
miliani. 1957. Abb. S. 93.
Winzingcr, in ncr Jb. r. Kunstgesch, m. xvur,
1960, S. 22T. Kritik an BcncschfAucr, a. a. O., S. 88111.
M. C. Oldcnbourg, Die Buchholzschnilte des Hans
Schäufelein. 1964, Abb. 13, Nr. 167. Die Zeichnung
Leus Meister um A. Dürer", Nürnberg 1961. KIL-
Nr. 255; nuh Hu elshofer Anzcigrr f. schwcizrrischr
Altertumskunde 19 S. 39 1517 nustzndcn.
Hugelshofcr, in Anzeiger f. schwcizcrische Altertums-
kunde 1923, S. 167.
malt worden sind. Da sie aber rel
spät entstanden und nicht von
Qualität sind, können sie keine führt
Rolle gespielt haben. Weitaus interessa
ist doch die erste Frage Hat Baldung
dessen Werken der Zeit um 151081
einzelne Donauschulmotive überrascher
die Hechtenbehangenen Bäume und
allgemeine Betonung des Vegetativen
Animalischen, Helldunkelzeichnungen
dorfets aus den Jahren 1506-1512 ken
gelernt? Altdorfers Kupferstiche seit
und Holzschnitte seit 1511 können
dungs Neuorientierung allein kaum
klären, wenngleich sie gewiß auch stimu
haben man vergleiche nur Altdo
Holzschnitt eines Liebespaares im F1
von 1511 17 mit Baldungs gli
zeitig datiertem Holzschnitt des büßet
Hieronymus Abb. und 2. Ist es denk
daß die kürzlich von Stange nahegeleg
in der St. Florianer Ausstellung anscheii
bestätigte Übersiedlung Erhard Altdor
des Bruders von Albrecht Altdorfer,
Nürnberg um 15105 eine direkte
rührung Baldungs und Leus mit der
dorferischen Kunst herbeigeführt hat?
hard Altdorfers Zeichnungen scheine
der leidenschaftlichen Erregtheit und
lichtigkeit Baldung und Leu näht
stehen als diejenigen Albrecht Altdoi
Erhard hat sich denn auch zur Gra
Dürers, also des Lehrmeisters von Bald
direkter hingezogen gefühlt als sein Br
Albrecht was freilich auch mit der
geren künstlerischen Potenz Erhards
sammenhängt. Das zeigten in der
Stellung von St. Florian der düre
schwere Kontrapost einer Sebastian-Z
nung KaL-Nr. 1646 und die eind
liche Variation eines Landschaftsmi
aus Dürers Holzschnitt der Heimsucl
Kam-Nr. 1667.
Es besteht die merkwürdige Situation,
der aus Zürich stammende Hans Leu.
sich allgemein in Abhängigkeit von se
Lehrer Baldung zeigt, 1S1213 und
später Werke geschaffen hat, die der
dorferischen Zeichenweise naherstehe
die immerhin zum Teil früherei
betreffenden Werke Baldungs. Ma
Blätter sind bald Leu, bald Erhard
dorfer zugeschrieben worden 3. Nach
rem Vergleichen kommt man tatsäc
zum Schluß, daß Leu bestimmte
von Erhard nicht Albrecht!
dorfer übernommen haben muß.
bei einem im Rezipieren geschickten
wie Hans Leu legitim, aus dem Auftau
eines Einzelmotivs Schlüsse zu ziehe
der 1512 datierten und mit dem
grarnm bezeichneten Berliner Zeich
des Einzuges Christi in Jerusalem Ab
die in der Hguralen Disposition einen
publizierten Buchholzschnitt vom
Schüler Hans Schäufelein frei variiert"?
in einer ebenfalls monogrammierten
schaftszeichnung mit dem Datum
die in St. Florian ausgestellt war
Nr. 348 Abb. fallen zottige
auf, die in ihrer kugeligen Modellir
und im säuberlich gruppierten Ni
in der feinbelaubten Zweige wie Haar?
äpfe aussehen. Abgesehen von Vur-
nen bei Cranach linder man diese
arschöpfe" in luftiger Höhe auf stan-
artigen Baumstämmen ausgeprägt nur
Erhard Altdnrfcr Abb. und nicht
Bruder Albrecht 11. Die Baumfnrm ist
zu verstehen als eine Kreuzung
chen den im Licht modellierten Baum-
ICH, die von Dürer seit jahren kultiviert
den sind, und den bartigen, in engen
llelstrichen niederhiingcnden Zweigen
Flechten, deren ideale Gestalt Albrecht
lurfer um 1508fO9 gefunden hat. Die
iendc Modellierung durch Beleuchr
gslicht" ist in Erhard Altdnrfers Blättern
der Zeit um 151Üfll I1 ein dürerisches
nent. Stange könnte uns mit der Zu-
eibung des vermutlich in Nürnberg
tandenen iutenstettener Altars von 1511
Florian, KaL-Yr. 16162 an Erhard
nrfer eine Erklärung für die frühe
ge Vermischung vun Altdorferischem
Dürerischem bei diesem Künstler an
Hand geben. Allerdings gibt es zu
Len, daß in dem Altarwerk von Guten?
enausgerechnetjenePerücken-Birken"
mmen mit der Freiräumigkeit, die in
ird Altdorfers Wiener Landschafts-
inung Abb. su sicher vorgeführt
fehlen und zum manieristisch ver-
'ten Gesamtcharakter auch gar nicht
an Würden. Steht der Gutenstetrener
also doch nur in der Nachfolge von
lfd Altdorfer? XWeilte dieser damals
lich in Nürnberg? XVn hat Leu Zciche
gen Erhards gesehen? ln Nürnberg 13?
trat Erhard Altdurfer in Mecklen-
er Dienste. Möglicherweise hat Cra-
der Form der Haarschopf-Birken"
Önnte Cranach bei Dürer aufgegriffen
aben. Im Werk Dürcrs findet man früh-
zitig an unbetonten Stellen Vorformen
wa im Hintergrund der Münchner Be-
'einung Christi vnn 1500 Buschgruppe
nks im Detail oder in einem Entwurf
JIII Ober-St. Veiter Altar um 1505,
Vinkler Nr. 321. Tn einem 1512 erschie-
enen Buchholzschnitt Schäufeleins taucht
ber der Anbetung der Könige eine etwas
eutlichere, aber immer noch zaghafte
ängebirke aufl". Das Motiv in der
ormulierung von Erhard Altdorfer wurde
on Wolf Huber in Zeichnungen seit 1515
ber lange Jahre hin weitergeformtlß.
as Birkenmotiv, welches wir bei Leu
512f13 auf Erhard Altdorfer zurückge-
ihrt haben, taucht ebenso frühzeitig in
inem andern Werk von im allgemeinen
üretischer Prägung auf in dem 1512
atierten anonymen Oberstenfelder Altar
us dem schwäbisch-fränkischen Grenz-
ebiet Abb. 1O19. Dieser Altar läßt im
igürlichen und in der Landschaft am
leisten an die Schweizer Leu und Niklaus
ianuel denken. In Unkenntnis des Ori-
inals können hier Qualität und Handschrift
icht beurteilt werden. Die Reproduktion
zgt es aber nahe, den Zusammenhang mit
em Euvre Leus zu prüfen. M. Schefold
at auf die Verwendung von Holzschnitten
chäufeleins hingewiesen. Die komposi-
onelle Verwandtschaft des Mittelstückes,
as die Kreuztragung zeigt, mit der von
.eu signierten und 1512 datierten Zeich-
ung des Einzuges Christi frei nach
chäufeleinl Abb. auch etwa die
hnlich wiederkehrende Schrittstellung einer
nks vorne stehenden Figur hier und dort
zill an sich wenig besagen. Es ist aber
och auffällig, daß das Motiv der Pe-
iirbihnÄRirlzP" das weder Baldumv noch
Hans Lcu d... Landschaft, 1513. Federzeichnung.
Zunch, Kunsthaus. 21.8 x15? cm
Erhard Alrdorfer, Seclandschaft. Federzeichnung. Wien,
Graphische Sammlung Alhertina. 20,6 31,2
Erhard oder Alhrcclal Altdorfcr Nachzcichuungö,
Bewcinung Christi unter den am Kreuzen. Feder.
weiß gchöht. hcllgrün grundicrlcsPapicnFrankfun a. M.,
Srädrlkchcs Kuustinslirul. 22 14 cm
ANMERKUNGEN 11-1
"Winzinger zur Wicnc
Altdorfm "Du- ciiccnn
wedelsistjuicnfzllx rc
Lands
rtigc Fox
in in cin-
xaflszeichnung Erhard
aß hängenden Ast-
151a datiqrtcn Zejch-
Herzog ohaun, der Bruder Friedrichs des Weisa-x, War
mit der Herzogin SOphiC von Mecklenburg vermählt,
die 150a In der irbiirr Johann Friedrichs des Groß-
müzigen starb. 1512 heiraten Herzog Heinrich der
Frrimrrir Knlänrint VOH Mrrkir-riqiirg vgl. Fxiedlinderl
um Lcu .1. "hcnknxnlvf du m. ivorg. 1m.
16,3 13m
xlbrcchl Altdvr
ihlbrilungmndicrt
dnnogralzunist HF, Bußc
weiß wnum, um".
larmsladl.
liuclteildesF gcl nrcsm der
1d, Kreuztraguzyg. 1511. Taft!
ERKUNGEN JO- 2-1
um; um" und
43T. und 100.
risxhc Alturlumakuxldc 1924, Tal". II
von uuppm-n, 11a.
einer um Albrecht Dm
somßsaz.
Hexen-Holzschnitt von 1510 Titelbild
und dem gleichzeitigen Wiener Vanitas-
Bildchenlo. Die kompositionelle Stellung
des zentralen, nur von unten halbwegs
gesehenen Baumes entspricht etwa dem
Baum hinter der rastenden H1. Familie in
einer von Leu signierten und 1517 da-
tierten Zeichnung in Rotterdam Z1.
Wie soll man sich das Verhältnis zwischen
Leu und Baldung im Hinblick auf die
Rezeption altdorferischer Motive vorstellen?
Baldung ist anscheinend früher auf die
neue Kunsttendenz Altdorfers aufmerksam
geworden, Leu aber erhielt eine intimere
Kenntnis von bestimmten Donauschul-
Zeichnungen. Hat Baldung, der für die
maximilianische" Kunst Altdorfers In-
teresse gewonnen hatte, Altdorfers frühe
Graphik kennengelernt hatte und vielleicht
auch durch seine Beziehungen zu cranach
um 15O7O81Z auf Altdorfer verwiesen
worden war die Chiaroscuro-Art des
Hexen-Holzschnittes ist ebenso cranachisch
wie altdorferischl, seinen Schüler Hans
Leu auf die Reise geschickt? Anlaß könnte
Baldungs Übersiedlung nach Freiburg und
die Aufgabe des Straßburger Bürgerrechts
im Frühjahr 1512 gewesen sein. Ab 1514
ist Leu in Zürich bezeugt. Wenn Leu von
Baldung bloß nach Nürnberg zu Dürer
gewiesen worden wäre, könnte Leu dort
1512f13 sehr wohl auch von sich aus auf
die aufsehenerregende, von den rnaximiliani-
sehen Humanisten begrüßte Modernität
der Altdorfer-Kunst aufmerksam geworden
sein. 1512 ist das Jahr, da Kaiser Maxi-
milian mit Hilfe seines Hofastronomen
und Hofgeschichtsschreibers Johannes Sta-
bius den schon einige Jahre zuvor gefaßten
und entworfenen Plan zu einer vom Holz-
schnitt gedruckten triumphalen Ehren-
pforte realisieren wollte Im Februar 1512
hielt sich der Kaiser in Nürnberg auf, um
mit Stabius und Dürer die Einzelheiten
des Unternehmens zu besprechen. Alt-
dorfer war schon seit einigen Jahren ein
maß gebender Mitarbeiter für die Darstellung
des Triumphzuges und einzelner Szenen
in der Ehrenpforte Z3. Winzinger hat darauf
hingewiesen, daß Altdorfer sicherlich mit
Stabius, der die Disposition für die
Triumpharbeiten schuf, einen engen Um-
gang unterhielt, da dieser 1512 vom Kaiser
ein Haus mit Garten in Regensburg als
Geschenk erhalten hatte". Wer um jene
Zeit in Nürnberg, in der Stadt von Stabius
und Dürer, weilte und wer wie alle
aufgeschlossenen Künstler und Humani-
sten eine Passion für Kaiser-Nähe"
besaß, der mußte fühlen, daß aus Regens-
burg eine neue Botschaft kam. Daher
beobachtet man in den Jahren det maxi-
milianischen Triumpharbeiten allenorts
auch in Augsburg eine Bereitschaft zur
Rezeption von Altdorfer-Stil. Hans Spring-
inklee, der Nürnberger Dürer-Schüler und
Mitarbeiter an der Ehrenpforte, ist ein
typischer Fall. Man hat allen Grund zur
Annahme, daß Springinklee wohl Alt-
dorfefsche Zeichnungen auf dunkelbrau-
nem Grund von etwa 1512 zu Gesicht
gekommen" sind14. So hat Hans Leu
damals in Nürnberg vielleicht nicht nur
Werke des anwesenden Erhard, sondern
auch des in Regensburg weilenden Albrecht
Altdorfer im Kreise Dürers kennenlernen
können.
Leu wurde 1512MB unmittelbarer als Bal-
11
dung mit Dnnaukunst konfrontiert. Aber
auch er wollte Wesentliches nicht ver-
stehen Er begriff nicht, daß das luftige
Hängen der in Untersicht gesehenen Zweige
als ein Mittel zur räumlichen Ausweitung
der Landschaft, zur phantastischen Auf-
hebung der an der Erde haftenden Körper-
lichkeit und zum Einfangen eines diffusen,
beschwingenden Lichtes entwickelt worden
war. Der von ltalien hergeleitete tiefe
Horizont blieb ihm innerlich fremd. Mit
ihm wäre ihm das Handgreifliche zu sehr
entschwunden, an dem er als Schweizer
hing und von dem er sich auch wegen
seiner dürerischen Grundorientierung nicht
lösen konnte. Leu hat ebensowenig wie
Baldung jemals seine Diirer-Brille" ab-
gelegt, als er sich der neuen Bilderwelt
Altdorfers näherte. In einer Dürer ge-
mäßen Verarbeitung ist Donaustilistisches
Formen der beiden Altdorfer, nicht
Hubers nach dem Oberrhein und der
Schweiz gelangt.
Für die Hauptmeister der damaligen Schwei-
zer Kunst, Urs Graf und Niklaus Manuel,
ist die überragende Kunst Baldungs maß-
geblich gewesen. Dazu kamen wohl Aus-
einandersetzungen mit Grünewald dessen
Antonius-Paulus-Bild des lsenheimer Altars
und dessen Kreidezeichnungen freilich auch
nicht ohne Baldung denkbar wären und
immer erneute Riickgriffe auf Diirers
Graphik, der Grundlage für alle Malerei
und Zeichenkunst des frühen 16. jahr-
hunderts, auch für den Donaustil. Die
Einwirkung Leus blieb anscheinend sekun-
där. Immerhin können die Haarschopf-
Birken", die Niklaus Manuel etwa in seinen
Antonius-Tafeln von 1520 anbringt, wohl
nur von Leu her stammen. Leus Donau-
schul-Modernität, von der man gewiß
wußte, daß sie Maximilian genehm war,
ist mit seinen Holzschnitten von 1516
publik geworden Abb. 7. Urs Graf wurde
davon kaum berührt. Donaustil-Reminiszen-
zen bei Ambrosius Holbein 1518 in Basel
sind vielleicht zum Teil direkt von Augs-
burg mitgebracht worden wiederum im
Bewußtsein, daß es eine maximilianische
Kunstweise war. Augsburg, die von Kaiser
Maximilian bevorzugte Reichsstadt, stand
mit den Donauwerkstätten in Wechsel-
beziehung. Dabei wirkte sich besonders
klar die ideelle Bedeutung Maximilians
und seiner humanistischen Vertrauten aus.
Von besonderem Interesse wäre hier der
Holzschnitt der Utopien"-Schlacht von
Nic. Hogenberg, der 1522 von dem im
selben Jahr nach Basel ziehenden Form-
schneider Hans Lützelburger, einem Mit-
arbeiter bei den Augsburger Holzschnitten
für Maximilian, geschnitten worden istl"
Für Ambrosius Holbein scheint auch der
Baldung-Nachfolger HF von Bedeutung
gewesen zu sein. Von diesem beachtlichen
Monogrammisten, den man mit dem 1522
verstorbenen Basler Hans Franck identi-
fiziert hat15, sind außer der abgebildeten
Zeichnung von 1515 Abb. eine eben-
falls 1515 datierte Hexen-Zeichnung von
Baldungs Artlö, schillernde Kreidezeich-
nungen von 1517 in Basel aus dem alten
12
Amerbach-Kabinett 17 und Buchholzschnitte
erhalten, die 1519 in Basel gedruckt worden
sind. Parker hat ihm eines der schönsten
namenlosen Bilder der Basler Kunstsamm-
lung zugeschrieben den 1515 datierten
S. Hieronymus bettend ein einer wildnus"
aus dem Amerbach-Kabinett Abb. l123.
Das Gemälde ist gleich wenig späteren
Werken von Niklaus Manuel und Hans Leu
auf Leinwandtuch gemalt. Die Anregung
zu dieser Technik, die eine freie Pinsel-
zeichnung ermöglichte, brachte der Meister
vermutlich aus Oberitalien 29 vom Feldzug
nach Novara heim, an dem er zusammen
mit seinem Basler Kollegen Urs Graf und
Anthoni Glaser teilgenommen hatte im
selben Jahr 1515, da der Basler Rat ihn
mit umfangreichen Arbeiten im Rathaus
beauftragte.
Zwei Probleme sollen in diesem Expose
beiseite bleiben, weil sie nach unserer
Meinung nicht zur speziellen Fragestellung
gehören. Das erste betrifft die Ausbildung
Wolf Hubers. Falls es mit der ganz hypo-
thetisch angenommenen Lehrzeit Hubers
am Oberrhein etwas auf sich haben sollte 30,
so würde diese in die Zeit vor Hubers
Wetteifer mit Altdorfers Kunst und vor
Baldungs und Leus Interesse für Alt-
dorferischen Zeichnungsstil fallen. Das
einzige von Hubers Graphik beeinHußte
Werk am Oberrhein scheint das Basler Lein-
wandbild mit Cephalus und Procris zu sein,
das unter dem Namen Leus zu segeln
pflegt 31. Das zweite ausgeklammerte Pro-
blem ist die Tätigkeit des Monogrammisten
HL, des Meisters des Breisacher Altars,
am Oberrhein. Der Meister ist als Schnitzer
vor allem bemerkenswert; bei den Kupfer-
stichen, deren frühester 1511 datiert ist,
hat die Landschaftsdarstellung so wenig
Gewicht, daß der Vergleich mit den hier
11
12
Monogramlnist HF Büßendcr
1515. Tcmpcr "nlf Leinwand. Base-l. ömnn
sammlung. so. uns Cm
Monogramlnist CA. H1. Hieronymus oder
1519. Tcmpcra auf Lcinwand. Basel. 0mm
Sammlung. 51 au cm
Tmymus.
Kunst-
wphrius-
xc Kunst-
behandelten Künstlern sich nicht auf-
drängtll. Der Schnitzerstil des Mono-
grammisten scheint in Österreich ausge-
bildet worden zu sein 33.
Wenn es bisher darum gegangen ist, mög-
lichst konkrete Kontaktstellen zu bezeich-
nen, wenn wir also in der Hauptsache
bloß eine Kunstgeschichte der Einflüsse
praktiziert haben, so bleibt zu betonen,
daß Berührungen zwischen den Donau-
meistern und den Schweizern nur darum
stattfinden konnten, weil etwas Gemein-
sames damals weitherum in der Luft
gelegen hatte. Hartlaub hat es das Para-
celsische" getauft34. Der Name ist un-
wichtig. Man könnte ebensogut an den
stark nach Deutschland wirkenden z. B.
Dürers Melencolia" bedingenden Flo-
rentiner Neuplatoniker und kirchlichen
Priester Marsilio Ficino erinnern an seine
Spannungen zwischen Lichtmystik und
Dämonenglauben, zwischen Christentum
und Astrologie, Magie und nicht zuletzt
der Hexenkunst, welche alle Humanisten,
wie sie sich auch dazu stellten, fast quä-
lerisch beschäftigt hat. lm Hinblick auf
die Verwandtschaft der frühen Hexen-
darstellungen Altdorfers von 1506 und
Baldungs von 1510 Abb. und Titelbild
lohnt es sich, von einem Kenner der Materie
Friedrich von Bezold das folgende zu
hören35 Der Neuplatonismus, der einst
den Todeskampf cler antiken Religionen
mit seinen Geistesschwärmen umgeben
hatte, verleugnete auch jetzt bei seiner
Wiedergeburt diesen dämonistischen und
magischen Charakter keineswegs Wenn
Marsilio Ficino die ganze Atmosphäre
von lauernden Dämonen wimmeln läßt,
von Buhlteufeln erzählt, die wunderbare
Kraft gewisser Steine, Bilder und Zauber-
sprüche anerkennt, so sind das Anschau-
ungen, die jedenfalls mit den wüsten
Phantasien der Hexenmeister vortrefflich
übereinstimmen. Ein Neffe des großen
Pico, Giovanni Francesco von Mirandola,
schreibt bereits einen eleganten Dialog
,Die Hexe", um die gebildeten Ungläu-
bigen in klassischer Form zu bekehren;
er meint, eher als an die Existenz der
Hexen, die ia schon das Altertum bezeuge,
könnte man an der Entdeckung von
Amerika zweifeln Giovanni Francesco
publizierte seinen Hexen-Dialog erst 1523
in Bologna, hielt sich aber während seiner
Verbannung von seinem italienischen Für-
stentum 1502-1511 und 1512-1514 öfters
in Deutschland auf und war spätestens seit
1502 mit Pirckheimer befreundet, also
auch mit Dürer und wohl auch mit
Baldung bekannt36. Der in Wien
wirkende deutsche Erzhurnanist" Konrad
Celtis stand allem Magischen ablehnend
oder spöttisch gegenüber; aber er hätte
sich nicht so oft über solche Gegenstände
auch über die Hexen geäußert, wenn es
ihm, der doch immer nach den geheimen
Kräften und Strahlungen in der Natur
gefragt hat, nicht fasziniert hätte. jedenfalls
ist festzuhalten, daß das Hexen-Genre
sowohl bei Baldung als auch bei Altdorfer
wie schon bei dem paduanischen Klein-
ANMERKUNGEN 24 3737
Winklcr, in Zschr. d. dr. ver. r. Kunslwiss. 1964.
s. 54111; die hier s. a1 abgeb. Zeichnung von Parker und
Stange dein in Basel 1527135 bezeugten Gabrie! zehender
zugcschin Zschr. i. Kunstgesch. 1957, s. zus. Die churulc.
tcristischc Tznnenfoxm Hugenhergr vgl. auch jb. d.
prcuß. Kunstsammlungen 1942, Abb. 5.175 kehrt in dem
Wiener Buchsbaumreliefrßildnis eines jungen Mannes
Linz Kam-Nr. 690 alscin lypisrh augsburgisch rcdigivrlcs
Donaukunszclemcnt wieder vgl. Habich, in jh. d.
prcuß. Kunstsammlungen 192a. S. 19; der Stil rnir zndcrvn
cruuden von Augsburg hergeleirer. An Nikhus Manucl
erinnern etwa gcwissc Zxichnungm. die nach winluer
vielleicht von Hogcnberg stammen Buchner, in
Münchner b. d. hild. Kunst 191a, s. 9311.
H. A. Schrnid. Jh. d. preuß. Kunstsammlungen 1998,
s. 64176; dcrs. iui Leir. Thieiue-licelrer xll, 191a,
s. 11451.; k. Riggcnbach. in Fcstschr. zur "Restaurierung
des Basler Regicrungsxatssaals .. 1951, s. ssiss.
29 jb. d. prcuß. Kunruunrrnlungeu 1923, Abb. s. 29.
11 Abb. bei Schmid und Riggenbach sowie ohne Komm.
im Kai. der Ausst. Meislerzeichnungeln aus dein Amer-
mich-Kabinen". Basel 1962.
K. T. Parker. Elsässisch Handzeichnungen des xv. und
XVI. Jahrhunderts Die Mcistexzcichlnung, n. ad, 192a,
Nr. 54 zu Parkcrs Nr. 55 vgl. ZSChr. f. Kunslwiss. 1961,
s. 17611..
zur Technik der Ölmalerei in italienischen Malern-akuten
E. lserger. Quellen riir Maltechnik während der Renais-
sancc und deren Folgezeit. 1901. s. 14 Leonardo, s. 1a
Pino, s. 29 Vasari; A. Eibncr, Makcrialkunde als
Grundlage der Makcchnik. 1909, s. 4313. Lnrrnr 1515
dalicrrcs Leinwandbild des büßendcn Hicmnymus aus
Bcrgrlmo Moslrä di Lnrenzn Lono, Vcnczia 1953,
Nr. 52. Niklällß MJIHICI übernahm die Technik von HF
UdCf brachte sie Stincrstils 1516 ZHIS imieii mit. Die
ilThhiSihCn Miiglieiikeiieii zur derb irlpltktndtn Schnell-
imie-ii-i lag dcn Srhwcizem während nie die Donau-
Cf lllinilttäliitht Feiiiheii Chirikltfiälßf
OClllHgtY. in jb. d. kllHSlhiSl. SJIIIITIIHIIQCH iii wieii,
1951. 511m.
veii HugflShüfüf als Wrrk LCIIS abgelehnt und um
1525-1520 datiert Anzcigzr r. schweiztrisch ÄIXCI-
KUlhSkundC 1924. 5.141. im Hiibereehe Kllnilzällgnißt
in jCllfI Spälcrün Zcit am oberilieiii lklllüll geworden
sind, beweist eine Basler Kopie nach e-iiiei Lämdithafls-
IEiChhllhg Hubers; das Wassrrzcichcn der Kopie ist
it'llWUiZCfiSCh-xvbrtrrhßinislth und kommt in der Zeit um
152n 1530 VOr ich wcrdc im HnpHhliZiClTC Blau
dlfmnärhi! im Kllh ljahrbuth der Stadt uiiz VOISIEIICn.
Vgl, ximmee. Zsrhr. d. m. r. KUHSIWÄSS. 1955,
Dies ist ir Meinung von Lill und Ing Krummer-Schroch,
deren cingchcnde Studie über den Mcistrr HL demnächst,
äb sschlosscn Wcrdcn soll vnrliußg s. Kunstchmnik 1960,
an.
Hartlaub. in! Nuva Acta Paracelsica VlI, Eimiedeln 1954,
S. 132 163.
V5 F. v. Dezold. Konrad Ccllis. der dvuuchc Erzhumanist.
ist lölßstnriscllc Zuitschrill 1883, S. 207i Neudruck 1959
..
Vgl. Dürer, Schriftlicher Nachlaß. hg. von Rupprich.
I. Bd. 1956. 5.119.
Zur "grutusk-naturalistischcn" ui-iippe von püdllüniilihßn
Klrinbxouzßn gchörcn etwa ein Höllcnbcr mit drei
Hcxun, cine auf dem Bock reitcndc Hexe. cxnc liegende
Hexe, eine Alle auf 61cm Stuhl, tin über einer Eule
SICHCHGCX ZWCY cinu zw "lgulifhligb" Hckaxc, ClläXOn
und Kcrbcrus Plnniwlg. Venezianische Bildhauer
der Rcnaisuncc, 121, S. 92H". und 13651.
13
plastiker Andrea Riccio 37 viel mehr vom
Humanismus als vom abergläubischen Volk
getragen war. Gerade in den frühesten
Werken Altdorfers, zu denen das Hexen-
blatt gehört, wird vernehmlich ein hu-
manistischer Ton angeschlagen. Altdotfers
Satyrn und Waldmalnner darf man mit den
virgilischen Faunen und Satyrn und mit
dem römischen Waldgott Silvanus" ver-
gleichen33, die 1501 im Linzer Schloß in
einem von Celtis arrangierten Ludus
Dianae" vor dem Kaiser Maximilian und
seiner mailändischen Gattin Bianca auf-
traten 39. Die Natur und das Natürliche",
dessen Gestalt und Kräfte die Humanisten
zu erfahren suchten, umfaßte damals mehr,
als man sich heute gemeinhin darunter
vorstellt nicht nut die Landschaft, sondern
auch die natürliche" Erotik und urtüm-
liche Leidenschaftlichkeit Liebespaare und
Landsknechte in der Landschaft, ja selbst
alles Dämonische bei den Hexen oder den
wilden Leuten, die nun nicht mehr spät-
mittelalterlich domestiziert auftraten. In
diesem weiten Sinne waren Altdorfer und
Baldung beide Darsteller der Natur, deren
Wege einen ähnlichen Ausgangspunkt hat-
ten, zwar keineswegs parallel verliefen,
aber doch als untereinander und mit dem
Humanismus verwandte geistige Bemühun-
gen verständlich sind.
Unter solchem Gesichtspunkt verliert die
Frage, 0b Baldungs Hexen-Holzschnitt von
Altdorfers Zeichnung beeini-lußt" sei, an
Interesse. Von der lkonographie her ge-
langte G. F. Hartlaub etwas widerstrebend
zu der Annahme, daß Baldung ganz
ähnliche Zeichnungen von Altdorfer oder
aus seinem Kreis kennengelernt haben
muß"40. Ein Beweis dafür läßt sich wohl
nie mehr erbringen. Ein schwaches Indiz
blieb immerhin unbeachtet. 1504, als Maxi-
milian im Bayrischen Erbfolgekrieg die
Reichsvogtei Elsaß gewaltsam an sich
brachte", zogen der Magister Hieronymus
Pius Baldung, ein Bruder des Malers, und
dessen Sohn Hieronymus nach Wien. Der
Vater wurde hier ein Mitglied des von
Celtis mit kaiserlichem Privileg ISOIIOZ
gegründeten Collegium poetarum et ma-
thematicorum"; der Sohn immatrikulierte
sich an der juristischen Fakultät der
Universität" und spielte in Celtis'
Ludus zum Sieg Maximilians über die
böhmischen Söldner im September 1504
unweit von Regensburg die Rolle der
Muse Urania. Hieronymus d. wurde 1506
Lektor für Poetik an der Universität
Freiburg i. Br. und 1510 Rat der habs-
burgischen Regierung im sundgauisch-
elsässischen Städtchen Ensisheim43. 1513,
als sich Baldungs Neigung zur Donaukunst
am wachsten zeigte, erschien in Straßburg
postum ein Hauptwerk Celtis', die Oden,
mit einem von Baldung in enger
Anlehnung an einen Nürnberger Celtis-
Druck von 1502 gezeichneten Titelholz-
schnitt 44. Damals oder etwas später kopierte
Baldung auch einen Holzschnitt aus einer
Augsburger Celtis-Ausgabe von l5Ü745.
Freilich ist Wien nicht identisch mit
Regensburg, dem Wirkungsort Altdorfers.
Aber es könnte einem der Angehörigen
der gebildeten juristenfamilie Baldung, die
zweifellos nur des Kaisers und der von
ihm begünstigten Humanisten wegen an
die Habsburger-Universität Wien gezogen
sind, bekanntgeworden sein, daß Albrecht
Altdorfer spätestens seit 1512 für Maxi-
milian an den ideologisch hochbedeuten-
den Triumphzügen mitgearbeitet hat. Wenn
Baldung um 1510 von der Zeichenkunst
Altdorfers Wind bekommen und mit ihr
in seiner Art gewetteifert hätte, so würde
dies auch eine Annäherung an den Kaiser
und seine künstlerischen Unternehmungen
bedeutet haben; es hätte dem Ehrgeiz
seiner Familie und überhaupt dem hu-
manistischen Hang zum Imperialen ent-
sprochen. Wenige Jahre nach der Ent-
stehung des Hexen-Holzschnittes, l5l4fl5,
war Baldung neben Dürer dem Leiter,
Cranach, Burgkmair und Altdorfer einer
der auserkorenen Mitarbeiter für das Ge-
betbuch Maximilians.
Wir können es nicht bei dem Vergleich
der Hexendarstellungen von Baldung und
Altdorfer belassen, ohne den Wesens-
unterschied zu vermerken. Der Abstand
der beiden Werke ist demjenigen gleich,
der allgemein zwischen der donauländischen
und der schweizerischen Kunst bestanden
hat. Die Hexen Altdorfers bleiben trotz
ihrer Wildheit und Ausgelassenheit ver-
gleichsweise frei von derber, körperlicher
Ißidenschaftlichkeit. Ihre Gebärden er-
scheinen lyrisch verfremdetf in der
schwungvollsten Bewegtheit doch zuständ-
lich, schwebend zwischen Impuls und
Aktion. Bei Baldung staut sich animalische
Triebhaftigkeit bis zum Explosionspunkt.
Unter dem Druck öffnen sich die Ventile
gerade so weit, daß der Dampf empor-
schießt und der Schrei entweicht ein
typischer Renaissance-Schrei, den man von
Mantegnas Stichen oder von Leonardos
beriihmtem Reiterkampf um das Feld-
zeichen her kennt. Die Kehrseite dieser
dämonischen Vitalität, die bei Baldung
wie bei den Schweizern nicht nur in
hexenartigen Gestalten, sondern auch gern
im Gewand der Landsknechre auftritt, ist
das tief verwurzelte Bewußtsein des Todes
eines Todes nicht als Erlösung oder
Übergang, sondern als eine das irdische
Leben zunichte machende, unerbittliche
und grausame, oft in grotesker Weise
gegenwärtige Macht46. In dieser Nacktheit
war er den Donaumeistern fremd". Im
Pflanzenreich Altdorfers und llubers offen-
bart sich eine höhere Einheit von Werden
und Vergehen. Die Grenze zwischen Vera
modern und neuem Sprießen verschwimmt.
Nirgends in der Donaukunst raubt der
Tod das Mädchen aus den Armen des
Geliebten. Der tragische, stille Liebestod
von Pyramus und Thisbe ist eine ferne,
in ihrer poetischen Entrücktheit von den
Donaumeistern geliebte Geschichte aus
alter Sage oder aus dem Volkslied43. Bei
Altdorfer und Huber wird der hl. Sebastian
im Martyrium verklärt und erhebt die
Arme im Gleichklang mit der Vegetation
der Natur dem Licht entgegen Hubers
1520 datierte Zeichnung St. Florian,
Kam-Nr. 289, basierend auf Alrdorfers
Stich von 1511 zeigt einen Sebastian
ohne Pfeile eine italienische IdeeI49; bei
Baldung und vor allem bei Urs Graf ist
Sebastian sadistisch erschossen worden und
sackt schwer zu Boden. Selbst das Teuf-
lische wirkt bei den Donaumeistern mär-
chenhaft, bei Baldung und den Schweizern
aber schockierend realistisch. Die Land!
schaften von Baldung, Leu oder den
oberrheinischen Basler? Monogrammisterr
HF Hans Franck? von 1515 Abb.
und CA von 1519 Abb. 1250, ja auch
von Grunewald heben sich durch einen
düsteren, diesseitigeren Charakter ab. Es
ist bezeichnend, daß Baldung die Donaustil-
Flechten an den Bäumen sogleich, schon in
dem um 1510 zu datierenden Wiener Vanitas-
Bild, als Sinnbild des hinterhältigen, uner-
wartet gegenwärtigen Todes konkretisiert
und dem blühenden Leben einer jungen,
ahnungslosen Frau gegenübergestellt hat.
Der Schweizer Humanist Joachim Vadian
nahm 1511 in Wien ein Gespräch mit dem
Tod auf und mußte sich von diesem be-
lehren lassen, daß der Tod das Leben
gütig begleite und im Kreislauf vollende,
daß er daher zu Unrecht von allen Menschen
gefürchtet und gehaßt werde5l.
ANMERKUNGEN IBM 51
33 Silvanus in Gestalt eines spitmirtclalterlichcn wilden
Mannes auf dem Titelholzschnit! in Sebastian Branls
Ausgabe der Georgicz Virgils, Straßburg 1502 W. Wor-
ringer. Die altdeutschc Buchillusuation. 1919. Abb. 64
S. 105 Ausst. "Die wilden Leute des Mittelalmrs"
Hamburg 196a, KaL-Nr. 3a mit Abb. Vgl. Georgica
Vers 49311 Kontext z. T. wörtlich 2m Gedichte Ccltis'
crinnemd.
w. lcnnch. Geschichte des neuen-n DrnmnS. 1918,
s. 36 Dazu nehme man die Verherrlichung der Nymphen,
Melusi "Bcrglculli" und Riesen duxch Paracelsus
humanistisch oder nicht? Nova Acta Pnracclsicn V11.
1954, s. 150. Auch in hübsch-ritterlichen Kreisen fand
man das Hexenwescn pikant auf einer Rcnndeckc in
Cranachs 1509 datierten Holzschnitt des Lanzen-Tumiers
rechts vom macht eine um Feuer und Qualm J. Jahn,
14
Lucas Cramlth als Graphiker, 1955, Tal. 25; vgl. Kai.
Sl. FlorianlLinz, Abb. 31.
Hanlnub, Hans Baldung Gricn, l-Iexcnbilder weile-
monographien zur hild. KHUSI in Rcdamx Universal-
Bibl. Nr. a1, 1961, 5.15.
J. Becker, Die Rcichsvogtei iin Elsaß, 1905, 5.30112;
H. Uhlmann, Kaiser Maximilian 1., BrLII, 1891. s. 211.
41 Die Matrikel elei Universität Wien, ll, 1959, s. 219.
s. Bauch Die Reccption des Humanismus in Wien.
19o,s.14n414a.
BaIdung-Ausslellung, Karlsruhe 1959, Kalt. s. 14er. mil
Abha vgl. "Meister um A. Dürer", Ausstellung Nürn-
berg 1961. Ka -Nr. 225.
Koch 11 Bildung-Ausstellung, Karlsruhe 1959,
14.1 r. 136.
Vg. Härllallb, bei Tndcslraum des Hans Baldung seien.
in Anraios ll. 1960161, s. 13-25.
41 Vgl. Oettingtt, Wienerisch in der bildenden Ktlnit,
194a, s. 181i". Maximilians Toxenbildrlis sx. Florian
Linz. KaL-Nr. 383 crklän sich aus dynastischcn Be-
Ziehungen zu Burgund und Obcritzlicn vgl. A. Piglcr,
Porlraying rhc Dead. in Am Hist. Artium Acad.
scicntiarum Hungaricae IV. 1957. S. H11; H. Lutz. Connd
Peutinger, wss, s. 125. Nicht konsultiert L. Luchner,
Die Dzrstcllung des Todes in der deutschen Malerei
bis 1550. Diss. Innsbruck 1949.
H. Voß. Der Ursprung du Donauslils, 1907, S. 186;
E. W. Brcdl, Albrecht Altdnrfer Kunsthrcvier, 1919.
s. 85-92 ganzer Tcx! des Licdcs.
Barbari Hind VII. Tal". 705. Stich nach Mnnlcgna
Hind VI. Tür. 521 LLFI.
Thieme-Beck XXXVII. S. 3st H. A. Schmid. Die
Festsaal des Klosters St. Gcorgcn in
l936, S. 68. Das Baum-Motiv des Basic
Onu hrius' WM! bui Lcu.
51 W. if. Vadian und scinc Stadt St. Gallen. "Hd. I. 1944,
S. 31281; dazu H. änllcb, Der Wiener Holzschnitt
1490;1550, 1926. Abb. 5.62.
Kurt Löcher
ALTDEUTSCHE BILDNISSE
IM TIROLER LANDES-
MUSEUM FERDINANDEUM
IN INNSBRUCK
1,2 Jörg lareii, Porträts eines Ehepaares. ol aiir Holz.
Aiir der Rückseite daLicrt1521. Tiroler Landesmuseum
Fcrdiniindcum. Innsbruck
ANMERKUNGEN
Gcrtrud Otto, Bernhard Strigcl, München-Berlin 1964,
Kam-Nr. 62. Abb. 130.
Heinz v. Mackowitl, Der Male! Hans von Schwaz, in
Schirm-Schriften, Innsbruck 1960, Kam-Nr. 19, Abb. 22.
Eine Replik von 1523 auf der Ausstellung "Das Bildnis
in der deutschen Renaissance", Galerie Fleischmann.
nchcn 191, Ran-Nr. 22 mit Abb., Mackowilz,
a. a. 0.. Kah-Nr. 22.
Kurt Löcher, Jakob Seiscncgger, München-Berlin 1962.
KnL-Nr. 44. 45 mit Abb. 17, 1a und Kam-Nr. 56a.
Erich Egg. Marx Reichlich. der Meisler dcs An cr-
bildnisscs, in Zeitschrift für Kunstwissenschaü. lv.
1960, s.11r. Wir geben deniaelhen Meister das 1519
datierte Bildnis eines Architekten im Besitze de Grafen
Borromco, Mailand. Thode identifizierte den Dar-
csrelizen mit Johann Tschenc. Vgl. Hcnry Thndc,
rci Porträts von Albrecht Dürer. in Jahrbuch der
Prcußischen Kunstsammlungen, XIV, 1893, S. 2115.;
Vzlenrin Scherer, Dürer, in Klassiker der Kun
gari iind Lei zig 1904. Abb. 5.20. Mögli
aianinii anrh 1519 datierte Bildnis cinns ceiailiehen
im Germanischen Nllidnälmllkum, Nürnberg, lnv.-Nx.
GM s1o, von derselben Hand.
Freundliche Miireilnng von Herrn Direktor Dr. Erich
Egg, dem ich auch die Publikationscrlaubuis verdanke.
Unter den kleineren Sammlungen alt-
deutscher Bildnisse nimmt das Tiroler
Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck
einen besonderen Rang ein. Bekannte
Meister sind hier mit Hauptwerken ver-
treten. Von Bernhard Strigel sieht man das
spätgotisch schlanke und phantasievolle
Bildnis der Maria von Burgund, Gemahlin
Kaiser Maximilians I. von Hans Maler
aus Ulm das Bildnis der Anna von Ungarn,
Gemahlin des Erzherzogs und späteren
Kaisers Ferdinand I. 2. In Landshut war
Hans Wertinger tätig, dessen Bildnis-
diptychon des Hans Fieger von Melans
den Dargestellten einmal als HalbHgur und
dann noch einmal gerüstet zu Pferde zeigt.
Die Wappenseite mit der reizenden Schild-
halterin bestätigt die hohe Qualität der
Tafel. Neben den Adelsporträts, die Jakob
Seisenegger im Hofdienste schuf, stehen
die Bildnisse des Wiener Ratsherrn Hans
Kleplat und seiner Frau Anna Heuberger
durch den tiefgreifenden Ernst ohne Ver-
gleich da. Das prachtvolle ganzfigurige
Porträt des Schwazer Faktors Matthäus
Sech gehört nicht mehr in den engeren
Rahmen des altdeutschen" Bildnissesl.
Von dem in Innsbruck tätigen Südtiroler
Hans Dax Endet man ein landsknechts-
mäßig aufgefaßtes Selbstporträt, von einem
unbekannten Meister das eindrucksvolle
und energisch durchgeformte Bildnis des
Brixener Domherrn Gregor Angrer,
dem man den Künstler benennt, und
eines Architekten4. Alle diese Werk
stätigen die Vielfalt und Qualität der
deutschen Porträtkunst bis in eine
da die Altarmalerei infolge der Reform
und des Einbruches der italienischen
mensprache längst abgesunken war.
den genannten Werken fesseln zwei Bill
Paare unsere Aufmerksamkeit, deren
nennung schwankt.
Die Porträts eines Ehepaares vom
1521 gingen unter dem Namen des
hard Beck. Ernst Buchner hielt sie
Werke des älteren Ulrich AptS. Die
nisse messen je 41 30,5 cm und sinc
Tannenholz gemalt Abb. 2. Die Ar
ist denkbar einfach Die Ehegatten stc
einander zugekehrt, vor großgemustt
roten Teppichen, an denen vorbei
Blick in die Landschaft geht. Der IN
trägt eine schwarzgraue Pelzschaube,
gleichfarbenes Barett, das über die
des Teppichs in die Landschaft hir
reicht. Die vor dem Leib verschranl
nur unvollständig sichtbaren Arrne schlii
das Bild nach unten ab. Der in bräunlii
Tönen modellierte Kopf ist derb geschni
mit niederer Stirn, tiefliegenden kle
Augen, aufgeworfener Nase und vc
schobener Unterlippe. Er wirkt bedäc
und willensbetont zugleich. Das w.
spenstige blonde Haar ist in strähnigen
Locken zusammengefaßt.
Die Frau trägt ein schwarzes Kleid mit
weißem Hemdeinsatz und pelzgesäumtem
Ärmel und eine die Stirn bedeckende
weiße Haube, die in einem Zipfel über
die rechte Schulter herabfällt. In der allein
sichtbaren Linken hält sie ein Sträußchen
roter Nelken. Fleckige Schatten und frei
aufgesetzte Lichter treiben die Einzelformen
des kräftig modellierten Kopfes und Halses
stärker hervor, als es beim Manne geschieht.
Die unliebenswürdige Strenge des Ant-
litzes wird durch nichts gemildert. Un-
stirnmigkeiten in der Verkürzung des
Mundes, in der Zeichnung der ganzen
uns zugekehrten Gesichtshälfte gehören
ebenso zum graphischen Stil des Porträts
wie die Zeichnung der hart gebrochenen
Falten, der welligen Säume.
Der Landschaftsausblick in grünen und
erdigen Tönen ist malerisch freier. In der
Mitte erhebt sich, auf beide Bildet verteilt,
eine Burg, an deren Fuß ein Gehöft mit
einem spitzbogigen Tor liegt. Darüberhin
ziehen Wolken. Auf der Rückseite jeder
Tafel Findet sich in großen Ziffern das
Datum 1521.
Man darf die lnnsbrucker Bildnisse als
tüchtige und charaktervolle Leistungen der
altdeutschen Porträtkunst ansprechen, ohne
ihnen einen allzu hohen Rang einräumen
zu wollen. Sie folgen dem hergebrachten,
vor allem von Bernhard Strigel gepflegten
Bildnistypus mit landschaftlichem Aus-
blick, bleiben aber hinter den nach Linie
und Farbe kultivierteren Schöpfungen des
Memminger Meisters zurück. Daß es sich
um Arbeiten der Augsburger Schule han-
delt, ist wohl nie bezweifelt worden. Sucht
man nach Vergleichbarem, so stößt man
auf ein Marienbild der Galerie in Agram,
dessen Landschaftsausschnitt engste m0-
tivische Übereinstimmungen mit dem der
Bildnisse zeigt. Burg und Gehöft Enden
sich dort, annähernd gleich gruppiert,
wieder. Nach Buchner handelt es sich bei
dem Marienbilde um ein Werk des älteren
Jörg Breu mit der die Alterswerke des
Künstlers kennzeichnenden Verschärfung
und leichten Verhärtung der Formge-
bung"6. Er setzt es um 1525 an, freilich
mit der Einschränkung, daß bei der un-
gleichmäßigen Arbeitsweise Breus eine ge-
nauere Datierung nicht möglich sei.
Gleichfalls in den Beginn der zwanziger
Jahre des 16. Jahrhunderts gehören die
beiden Tafeln mit den Heiligen Bartholo-
mäus und Nikolaus Abb. den Heiligen
Sebastian und Eustachius Staatl. Kunst-
halle, Karlsruhe. Hans Rupe brachte sie
mit einem Altarbild in Zusammenhang, das
die Heiligen Ulrich und Afra zeigt Penn-
sylvania Museum of Art, Philadelphia und
auf Grund der Bezeichnung HB 1520"
als ein Werk Burgkmairs galt. Rupe
bestritt die Echtheit des Monogrammes
und schrieb den ganzen Altar Breu zu7.
Wieder zeigen die landschaftlichen Motive
an erster Stelle die Burg am sinn-
fälligsten den Zusammenhang mit den
Innsbrucker Bildnissen. Das Gehöft, das
16
im Agramer Marienbilde neben dem Kopf
des Kindes erscheint, Endet sich auf den
Karlsruher Flügeln neben dem Kopf des
hl. Bartholnmäus, wobei es ganz ent-
sprechend von einer Baumsilhouette über-
deckt wird. Bestimmte bei dem Marien-
bilde der zugrunde gelegte Dürerstich B. 40
den Faltenstil, der freilich übertrieben wird,
so ist Breu in den Karlsruher Tafeln sein
eigener Herr. Die Heiligen sind, ähnlich
den Bildnissen, im Einzelnen überformu-
lierr, im Ganzen ein wenig trocken. Da
sich die Figuren der Landschaft stärker
angleichen, ergibt sich ein ruhigerer Ge-
samteindruck. Die Modellierung der Köpfe
man vergleiche den des hl. Nikolaus
mit der lnnsbrucker Frau die Zeichnung
der Falten und Säume, schließlich die
Wiedergabe des Haares sind nah verwandt
Beim lnnsbrucker Herrn wie beim hl. Eu-
stachius wird das volle Haupthaar durch
in hellerem Ton aufgesetzte und in sich
selbst bewegte Locken belebt.
Wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme,
daß die Dargestellten der Porträts zu den
Landschaftsausblicken keine andere Be-
ziehung haben als diejenige, welche im
Bilde sichtbar wird, stimmen doch die
Baulichkeiten auf den verschiedenen "Fafeln
nie genau übereinß. Andernfalls müßte
man die Arbeiten noch enger miteinander
verknüpfen, müßte man sich die Frage
stellen, ob die Porträtierten vielleicht die
Besteller der Altar- und Andaehtsbilder
waren. Ohne archivalische Belege ist hierauf
eine Antwort nicht zu Enden.
An die besprochenen Bildnisse läßt sich
das eines Mannes in Sibiu Hermannstadt
anschließen Abb. 4. Im alten Katalog des
Brukenthalmuseums wird es der Schule
des Bernhard Strigel zugewiesen". Es mißt
40,5x31 cm und ist laut Katalog auf
Erlenholz gemalt. Die Wendung des Dar-
gestellten nach rechts ist für ein Einzel-
porträt ungewöhnlich, so daß wir ein
verschollenes Gegenstück annehmen dürfen.
Die Übereinstimmungen mit den lnns-
brucker Bildnissen sind evident, die Ab-
weichungen geringfügig. Das Barett über-
schneidet die Landschaft ein wenig mehr,
die allein sichtbare linke Hand greift in
den Pelz. Hinter dem Manne ist eine
Brüstung eingezogen, die die Jahreszahl
1521 trägt. Zu seinen l-läupten liest man
die etwas vordringliche Altersangabe 56.
Mögen schon ursprünglich die Übergänge
etwas weicher gewesen sein als in den
lnnsbrucker Porträts, so müssen sich doch
Schultern und Barett des Dargestellten
liehen Ausblick erfüllt in ganzer Breite
ein wehrhaftes Schloß, das, unlich dem
Gehöft des FIBUCTIPUYC ts, durch flache
Baumkronen hinterlegt wird.
Eben dieses Schloß kehrt in einem Marien-
bilde wieder, das 1927 bei Fischer in
Luzern versteigert wurde. Schon Ma
Friedländer hat die ugsburger Herkunft
der Tafel für wahrscheinlich gehalten".
Das Bild stellt ein Pasticcio aus Burgkmairs
llolzschnitten B. und B. dar. Aus jenem
übernimmt es die Mutterguttes, aus diesem
das Kind. Eine befrie gende urig
entsteht nicht. Die Landschaft mit den
tlach angelegten, im Laubwerk aufgehellten
Bäumen gemahnt an die Karlsruher "gel,
ebenso die Bildung der de Wie beim
Bartholomus finden wir bei der Maria
wellig umrissene kurze Finger, die in
dieser Weise den Gegenstand in beiden
Fällen ein Buch um halten können.
Man mag die be wrochene rruppe dem
Jörg Breu oder einem eigenen Meister
geben, in sich gehifirt sie zusammen. Die
Qualitätsunterschiede sind nicht erheblich
genug, Hände scheiden zu llen. Die
Zuschreibungen des Agramer Marienbildes
und der von Buchncr nicht erwähnten
Karlsruher Flügel an Breu erfolgten unab-
hängig voneinander. Wenn ihnen die letzte
Bewe raft fehlt, dann ist es die der
archivalischeri lillberlieferung. Der Meister
unserer Gruppe ist weder mit Hans Burgk-
mair noch mit Beck oder dem älteren Apt
zu verwechseln, geschweige denn zu identi-
fizieren. Es mußte sich urn einen im Stile
Breus schaffenden Augsburger handeln.
Was liegt dann näher, als an Breu selbst
zu denken. Breu hat nicht zu allen Zeiten
die höchsten Anforderungen an sich und
seine Kunst gestellt. lhm fehlte die tiefere
künstlerische Ein ht, die Burgknaair besaß.
Auch wo er sich leidenschaftlich gel "rdet,
bleibt ein Rest von Kälte und Gleich-
gültigkeit dem Stoff gegenüber. Der ex-
perimentelle Zug seiner Kunst verhinderte
ein langsames XVachsen und Ausreifen der
Form und bracltte ihn immer wieder in
die Abhängigkeit fremder Meister. Das
macht sich vor allem im Bildnis bemerkbar.
Breu hat keinen eigenen Bildnisstil ent-
wickelt. Er erfindet jeweils neu und una,
hängig vom vorher Erreichten.
Porträts, die ohne tiefere Beziehung eines
neben dem anderen stehen, brauchen die
Vermittlung der Historienbilder, um als
XYerke einer und derselben Hand erkannt
zu werden. Kaum eine der Zuschreibtingen
an ihn blieb unwidersprochen. S0 ist es
verständlich, daß die lnnsbrucker Tafeln
hier eine engere Partnerschaft nicht finden.
Am ehesten lassen sie sich mit dem Doppel-
purträt des Koloman Helmschmid und
seiner Gattin Agnes Breu Sammlung
Thyssen, Lugano vergleichen, mit dem
sie die realistische Auffassung des lNIodells,
Seine
jo vUreii.hläriiitrhililiiis.kilaiifHulz. 15 Briikcnrlial-
musiiim, Sibiu Hrmmlliishltll
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mit liudincr. hhlur, Buch
l-i-iicliiinn Beitrage liic re der deutschen
Kunst, ii, Aii burg Sp wir und Renais-
saure, Aug
7Han Rup um. JXW Uiirgkmairs des
Alterui, Dissertation Fru iiiri; r. iir.. Haine-Leipzig m12,
inriirriirgr rrr llic Midtllc
Äullciiiuiimt nbritlgcflx
mir Alili. Tf. i.
liiirg und Hof erscheinen iinth Ciillilul iii dem
abweichenden Porträt eines Rohlingen BEI
Karl Fciichiniayr. Apt-Sruilien. lliirliiirrrFt-i
Ibitriw Abb. 9x.
'l'icnlur luiicsru. Die Bestimmung uxf Breu
Killlll der sammlimg vim i'm-i. 109. aufgi
NKOHlCH.
lllßuktiun Fischer, Luzern, 19.Juli 1'127, Kai
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.11 nun"... 41
aus
die Überformulierung des Plastischen tei-
lenll.
Als Werke Christoph Ambergers sollen
hier die Bildnisse eines Schwesternpaares
vom Jahre 1530 vorgestellt werden Abb.
6. Sie kamen aus der Sammlung des
juweliers Bernhard Höfel an das Inns-
brucker Museumll.
Die Porträts sind auf Tannenholz gemalt,
messen je 39,5X36 cm und waren ur-
sprünglich wohl zu einem Diptychon ver-
bunden. Auf der linken Tafel lesen wir
MDXXX ETATIS SVA XV, auf der
rechten MDXXX ETAIS sie! SVA Xl.
Die Schwestern sind einander zugekehrt.
Ihre über dem Leib gefalteten Hände
verschwinden fast ganz in den Man-
schetten des Hemdes, soweit sie nicht
überhaupt vom Bildrande abgeschnitten
werden. Die nach rechts gewendete Fünf-
zehnjährige blickt aus dem Bilde heraus,
ohne indes den Betrachter zu fixieren. Das
modische, in einem gedeckten Braunrot
gehaltene Kleid ist bis zu den Schultern
ausgeschnitten, an Ausschnitt und Man-
schetten rnit goldgefaßten, tiefweinroten
Besatzstreifen versehen. Die Brust bedeckt
ein weißes, reich gefälteltes Hemd, das noch
einmal an den Händen sichtbar wird und
am Halse in einer goldgestickten Borte
anliegt. Es schließt rnit einem kleinge-
kräuselten Saum ab. Das dunkelblonde
Haar ist glatt um die Schläfen geführt
und hinter dem Kopf in einer Flechte
aufgebunden. Auf einer perlenbestickten
Haube sitzt das Barett in leuchtendem
Zinnober. Es steigt flach und breit an.
Über dem Scheitel werden seitlich einge-
schlagene Klappen mit Knopf und Schlaufe
geschlossen. Sie sind mit rotvioletten Bän-
dern, die in Rosetten enden, besetzt. Der
Grund ist türkisgrün.
Das blasse Karnat nähert sich einem Elfen-
beinton. Womöglich waren im Fleisch die
Farben schon ursprünglich nur dünn la-
sierend aufgetragen. Um Brauen, Augen,
Nase und Mund, ebenso im Haar, im
Gefältel des Hemdes wird die Vorzeich-
nung sichtbar nervöse, kurz absetzende
Striche und Häkchen oder Wellenlinien,
die die Form nur andeutend skizzenhaft
festlegen. Wie in der zeichnerischen Anlage
des Kostüms, der Farbigkeit, sucht der
Künstler auch in der Wiedergabe des
Kopfes die überzeugende Formel. Stirn
und Wangen sind flach gebildet und in
der sanften Kurve des Konturs verbunden.
Die Einzelformen bleiben allgemein. Das
zugrunde gelegte ideale Schema zehrt die
individuellen Züge fast ganz auf. Dem-
zufolge erscheint das Antlitz trotz der
Blickwendung im Ausdruck unbestimmt,
um nicht zu sagen gleichgültig.
Die jüngere Schwester ist von der älteren
durch den schmächtigeren Wuchs, die
weniger freie und selbstherrliche Haltung
geschieden. Das Kleid reicht höher über
die Schultern hinauf, das Hemd teilt sich
über der Brust. Abweichungen im Kolorit,
ausgenommen das lichtere Braun des
Haares, gehen Wohl auf Rechnung des
Erhaltungszustandes. Das Barer ist leuch-
tender, den Besatzstreifen fehlt der Samt-
ton, den sie im Bilde der Schwester haben.
Der Grund ist fleckig. Das im Dreiviertel-
proFil gegebene Antlitz des Mädchens
gewinnt seinen Weichen, kindlichen Zauber
aus der feinen Zeichnung, der verhaltenen
Modellierung. Die schön gewiälbte Stirn,
die flachen Wangen, die scharfe Kinnlinie
gehen auch hier nicht mit dem geläufigen
pausbäckigen Kindertyp altdeutscher Bild-
nisse überein.
Augenfällig ist die hohe Bewertung des
Umrisses in beiden Porträts. Die Figuren
sind körperlich gerundet, gegen die Bild-
ebene verschoben und zugleich in einer
breit entfalteten, ebenso feinfühlig wie
bestimmt umrissenen Silhouettenform vor
den einfarbigen Grund gestellt. Die auf
einen einzigen Akkord gestimmte Farbig-
keit rotes Kostüm vor türkisgrünem
Grund betont den Hächenhaft dekora-
tiven Charakter der Tafeln. Fraglos war
hier ein Künstler am Werk, für den es
keine formalen Schwierigkeiten gibt, der
das Volkstümlich-Farbenfrohe ins Modisch-
Erlesene zu wenden weiß und dabei um so
leichter Gefahr läuft, den schönen Schein
für das Wesen zu nehmen.
Hans Maler von Ulrn, dessen Name vor
unseren Porträts genannt worden ist,
kommt als Schöpfer derselben nicht in
Betrachtß. Die schematisch ornamentali-
sierende Linienführung, die mehr kolo-
rierende Malweise des Älteren tradieren
letztlich ein spätgzitisches Formgefühl. Auch
der Meister von Meßkirch, an dessen Art
Norbert Lieb dachte 14, scheidet aus. Enge
Beziehungen ergeben sich zu Werken des
Augsburgers Christoph Amberger. Wir
vergleichen ein Frauenbildnis des Künstlers
Abb. vom Jahre 1530 Sammlung
Julius Böhler, München, das wennschon
in vollerer und reiferer Ausprägung
dieselben Stilmerkmale aufweistli Auch
dort wird die liinzelbeobachtung einer
großzügigen und summarischen Gesamt-
form untergeordnet. Der dicke, auftragende
Stoff des Kleides verzichtet ganz auf das
Faltenspiel dürerzeitlicher Porträts. Die
Hände sind fast verborgen. Der auf der
einen Seite sanft ansteigende, auf der
anderen steil abfallende Umriß wird durch
die über dem angewinkelten Arm durch
Zusammenschieben des Tuches sich bil-
denden Falten aufgelockert. Zwischen Kör-
per und Armen sieht man in einem kleinen
Ausschnitt den Grund. Die Zeichnung
des feingefältelten Ilemdes und der Man-
19
schetten mit den weiß aufgesetzten Falten-
stegen, die unauffällig eingefügte und sehr
hoch hinaufgeschobene Inschrift, selbst
noch die Verschattung der Schulter, sind
unmittelbar verwandt. Unter der abgerie-
benen Oberfläche weist der Kopf eine
entsprechende unruhige und kurz abset-
zende Vorzeichnung auf, die auch in Am-
bergers Entwürfen zum Maximiliansgrab-
mal wiederkehrt 15.
Die lnnsbrucker Mädchenbildnisse sind
farbenfroher als das Böhlerßche Frauenbild
und in ihrer Flächigkeit dekorativer. Das
mag nicht zuletzt mit dem Auftrage des
Kinderbildes zusammenhängen, das von
sich aus eine frischere und freundlichere
Behandlung des Kolorits erforderte als das
Patrizierporträt. Amberger hat sich der
Aufgabe mit einem sicheren Gefühl für
die Tradition und einem der Augsburger
Kunst eigenen Sinn für das Modische
unterzogen.
Nicht von derselben Hand sind die Or-
namentfüllungen auf den Rückseiten der
Tafeln Abb. 9. Sie zeigen in sym-
metrischer Anordnung jeweils um eine
Vase gruppiert Akanthusblätter und
Hgürliche Motive speiende Einhörner und
halbmenschliche Wesen, die in Esch-
schwanzähnlichen Voluten enden. Die in
Grün und Ockergelb gehaltenen Schmuck-
motive stehen vor einem pompejanisch
roten Grunde und werden von schwarzen
Schatten begleitet. Nächstverwandt nach
Auswahl und Anordnung sind ornamentale
Vorlageblätter der Jahre um 1530, hinter
denen die Hau gezeichneten und lustlos
gemalten Ornamentfüllungen der Inns-
brucker Tafeln allerdings weit zurück-
bleiben. Ob man mit ihrer Entstehung über
das Jahr 1530 wesentlich hinausgehen muß,
ist schwer zu entscheiden. Im Verhältnis
zu den Bildnissen auf den Vorderseiten
stehen die Ornamentfelder auf dem Kopf,
nicht so das in beide eingetragene Mono-
gramm AS. Wer dieser Monograrnmist ist,
bleibt ungewiß. Wie geistreich und zeich-
nerisch sicher Amberger auch dieseratt
Aufgaben zu lösen wußte, wird an der
Wappenseite der Merz-Bildnisse von 1533
Stadt. Kunstsammlungen, Augsburg deut-
lich.
Die Innsbrucker Bildnisse sind schon
darum eine willkommene Bereicherung des
Ambergefschen Gluvre, weil sie mehr als
das Böhlefsche Frauenporträt oder das
Bildnis des Jörg Hermann von 1530
Gräflich Harrach'sche Gemäldegalerie,
Wien über die noch ungeklärte Frühzeit
des Künstlers Auskunft geben 17. Christoph
Amberger wurde im Jahre 1530 in Augs-
burg Meister. ln den Bildnissen dieses
Jahres sind alle experimentierenden Züge
überwunden. Sie stehen am Ende einer
Entwicklung, die gekennzeichnet ist durch
die Aneignung und Einschmelzung italie-
nischen Formgutes. Wer mit solchen Wer-
ken auf den Plan tritt, ist auch vorher schon
Meister", das heißt fertig ausgebildeter
Künstler. Frühwerke Ambergers sind folg-
lich nicht unter ängstlichen und mittel-
mäßigen Schülerarbeiten zu suchen, nicht
einmal im kleinen Format, beherrscht er
doch das große in den genannten Porträts
vollkommen. Wo sich Werke anbieten, die
den Bedingungen genügen, die wir an ein
Frühwerk stellen dürfen, sollte nicht allein
das Datum der Aufnahme in die Zunft
den Ausschlag fiir eine mögliche Zuweisung
geben. Hans Holbein d. porträtierte, drei
Jahre bevor er zünftig wurde, den Basler
Bürgermeister Meyer und dessen Frau und
signierte die Bildnisse; Hans Burgkmair
malte, unzünftig, den Geiler von Kaysers-
berg und den Augsburger Bischof Fried-
rich von Zollern, Jörg Breu auf der Wan-
derschaft den Altar der Stiftskirche von
Zwettl.
Die Beispiele ließen sich beliebig ver-
mehren. Sie zeigen nur, daß die Zunft-
bestimmungen zu umgehen waren, wenn
es galt, sich eines frühreifen Talentes zu
versichern. In unserem Falle heißt das,
daß wir Ambergers bis in die zwanziger
Jahre unseres Jahrhunderts geltendes
Frühwerk" wieder in seine Rechte ein-
setzen möchten. Dazu gehören, von Ludwig
Scheibler dem Meister zugewiesen, die
ganzf-igurigen Bildnisse eines Ehepaares
von 1525 in Wien und das Porträt des
Anton Weiser von 1527 im Freiherrlich
von Welsefschen Familienbesitz. Ernst
Buchner schien die stilistisch nicht schlecht
begründete Zuweisung" der Wiener Tafeln
an Amberger durch den Umstand frag-
lich gemacht, daß dieser erst 1530 die
Augsburger Malergerechtigkeit erworben
hat und die Übertragung eines so statt-
lichen Auftrags an einen unziinftigen
jungen Maler nicht Wahrscheinlich ist"13.
Stilkritische Argumente für die Abschrei-
bung werden weder von ihm noch von
Ludwig Baldass geltend gemacht". Wo
eine nähere Einordnung in das Euvre
Becks versucht wird, sperren sich die
Tafeln, oder es werden Becks Kunst Eigen-
schaften untergeschoben, die sie nicht
besitzt, so die bunte, kräftige Farbgebung"
Baldass. Das gewichtigste Argument für
die Zuschreibung an Amberger ist wohl
die ungewöhnliche Qualität der Tafeln,
deren Modernität in einer eigenständigen
Auseinandersetzung mit der Kunst des
Südens begründet ist. Sie sind nicht das
Werk einer wenig ursprünglichen, an-
lehnungsbedürfrigen Persönlichkeit", eines
oft unter dem Mittelmaß bleibenden, mitun-
ter schwächlichen und banausischen Künst-
lers" Buchner. Es genügt, Becks Stifter
auf den Weiß'schen Votivtafeln mit dem Wie-
ner Paar zu vergleichen ängstlich den
Heiligen beigesellte, körperlose Figürchen
mit leicht schematisierten holbeinischen
Charakterköpfen um den anderen Geist
und die andere Hand zu erkennen Z9.
Mehr noch ist man heute geneigt, Amberger
für den Schöpfer des Porträts des Anton
Welser zu halten. Es entstand 1527, drei
Jahre, bevor der Künstler Meister wurde.
Von Scheibler als ein Werk Ambergers
genannt, später der Öffentlichkeit und
damit der Forschung entzogen, trat das
Bild in jüngster Zeit wieder in das Blick-
feld kunsthistorischen Interesses. Seitdem
hat es einige Benennungen erfahren, so
durch Wilhelm Suida auf Palma vecchio Z1.
Gerade der von Suida durchgeführte Ver-
gleich mit dem originalitalienischen Män-
nerbildnis in Bordeaux zeigt die Anders-
artigkeit des deutschen Bildes. Es fehlt ihm
die innere und äußere Bewegtheit der
kontrapostisch aufgefaßten italienischen
Figur. Die Nische ist addiert, nicht um-
gebender Raum. Die Hände verselbstän-
digen sich gegenüber der ruhigen Büste.
Erstaunlich bleibt, wie weit sich der Künst-
ler in das südliche Vorbild eingefühlt und
eingesehen hat.
Die wenigen Jahre zwischen 1525 und 1530,
in denen Christoph Amberger seinen
klassischen Bildnisstil auspragt, sind die
fesselndste Phase seines Schaffens. Ange-
sichts der großgeplanten und phantasie-
vollen Wiener Tafeln ist man versucht,
zu bedauern, daß er sich durch die Bildnis-
aufträge der Folgezeit so einseitig auf
einen kaum mehr zu variierenden Bildnis-
typus festlegen ließ und daß er über dem
Problem der malerischen Erscheinung des
Gegenstandes nur zu leicht die Forderungen
nach der geistigen Durchdringung des
Modelles außer acht ließ. Die besondere
Wirkung der Wiener Porträts liegt nicht
zuletzt darin, daß sie noch alle Möglich-
keiten enthalten. ImWelserbildnis brichtAm-
berger mit der altdeutschen Malerei, schafft
er ein zum Verwechseln ähnliches italie-
nisches" Porträt. Der breit angelegte und
ruhige Jörg Hermann ist dann schon auf
deutsches Maß zugeschnitten, unverkenn-
bar augsburgisch, bürgerlich im Habitus.
Amberger löste sich ebenso folgerichtig
von der Tradition, wie er auf einer neuen
Basis zu ihr zurückfindet eine erstaun-
liche Leistung, wenn man bedenkt, daß
sie zum Teil noch zu Lebzeiten Albrecht
Diirers sich vollzieht. Noch in den vier-
ziger Jahren kommen die Lokalfarben
wieder stärker zur Geltung. liin Porträt
wie das des Kosmographen Sebastian
Münster von 1551 Gemäldegalerie Berlin-
Dahlem schlägt die Brücke zu den farben-
frohen Bildern der Frühzeitll. Darüber
hinaus Weist es auch im Aufbau auf die
dürerzeitliche Malerei zurück. Die deutsche
Kunst, müde geworden und kaum noch
aus Eigenem lebend, besinnt sich auf ihre
Quellen.
ANMERKUNGEN 16-22
15 Vinccnz Oberhmnmcr. Die Bmnlcstaudbildvr des Maxi-
miliangrabmalcs in der Hofkirchc zu Innsbruck, Innsbruck-
Wien-München 1935, Abb, 96H".
17 Karl Fcuchtmayr, Christoph Amberger und Jörg Her-
mann, in Münchncr Jahrbuch der bildznden Kunst,
20
NF, XIII. l938I39, S. 7B, Abb. 1.
Ernst Uuchncr. Lcunlmnl Bcck als Maler und Zeichncr,
in 13uClmcr-Fcuchlxnayr. Beiträge. a. a. S. 413.
I9 Ludwig lhIdass, Studien zur Augsburger Portriunalcrci
des 16. Jahrhunderts, ll. Bildnisse von Leonhard Beck, in
Panlhcon, VI, 1930, S. 402, Abb. S. 400, 401.
Bnchnur, Lconhard Back. a. a. 0.. Abb. 299, 300.
Wilhelm Snida, Un rilrallo di Anton Wr in Arte
Vencla, xv, 19m, 5.23011. mit Abb. 219. xm Feucht-
mayr sprach sich mündlich Ambvrgßr m1,.
v1 Baldnss, Christoph Ambcrgcx als Bildnismalcr, a.a.
Farbtafel grgcnüber 5.177.
zter Krcnn
UM STIL DES STEIRISCHEN
AROCKPLASTIKERS JOSEF
HADDÄUS STAMMEL
s95m1765
j. n. 5m
an Admo
rn z-I
h. Rmäßfm
nncs. Sandslrin. Fruuenbcrg
Am 20. Dezember 1765 verstarb im Bene-
diktinerkloster zu Admont der steirische
Bildhauer Josef Thaddäus Stammel im
Alter von 70 Jahren, nachdem er rund
Jahrzehnte fast ausschließlich im Dienste
dieses Stiftes tätig gewesen war. Mit der
köstlichen Volkstümlichkeit seiner Krippen
und der eindrucksvollen Schnitzvirtuosität
der Admonter vier letzten Dinge schon
durchaus ins allgemeine Bewußtsein ge-
drungen und als typischer Vertreter alpen-
ländischcr" Barockbildnerei eine längst
vertraute Gestalt der österreichischen Kunst-
geschichte, ist Stammel bisher doch bei
weitem noch nicht im ganzen Umfang
seiner künstlerischen Persönlichkeit er-
kannt worden. Dazu fehlte es nicht nur
an der nötigen stilkritischen Detailfor-
schung, sondern schon grundsätzlich an
einer systematischen Sichtung seines Wer-
kes. Dies mußte zu einer verHachten
Qualifizierung führen, die seinem schöpfe-
rischen Radius kaum gerecht wird, und
nichts spricht mehr für diese Tatsache, als
der von durchaus kompetenter Seite unter-
nommene Versuch, gewisse Unebenheiten"
in seinem Werk durch die Einführung
eines imaginären Pseudo-Srammel" aus-
zugleichen 2.
Die 200. Wiederkehr von Stammels Todes-
tag im vergangenen Jahr bot nun Anlaß
genug, hier Versäumtes nachzuholen, und
die Alte Galerie am steiermärkischen Lan-
desmuseum Joanneum in Graz ließ es sich
angelegen sein, Person und Werk des
Künstlers in einer Gedenkausstellung ent-
sprechend zu würdigen 3. Darüber hinaus
wurde begonnen, mit einer Neuerfassung
des inzwischen um mehrere Funde be-
reicherten Euvres die ins Stocken ge-
ratene Stammel-Forschung auf eine neue
Basis zu stellen, und die folgenden beiden
Beiträge mögen als erste Ergebnisse in
dieser Richtung aufgefaßt werden.
Eine der wesentlichsten Fragen, die sich
bei der Beschäftigung mit Stammel noch
immer als ungenügend beantwortet auf-
drängt, ist die nach der Genese seiner
künstlerischen Sprache und Ausdrucks-
mittel. Die Ursache dafür ist zweifellos
darin zu suchen, daß in den bisherigen
Forschungsbeiträgen, von wenigen Aus-
nahmen abgesehen, den italienischen Lehr-
jahren des Künstlers viel zu wenig Be-
achtung geschenkt wurde und man sich
mit der Ausrichtung seines Werkes auf die
Formel einer heimisch-volkstümlichen Ba-
tockschnitzerei begnügte. Damit können
aber zahlreiche gerade der besten Arbeiten
Stammels in der Besonderheit ihrer for-
rnalen Erscheinung, die sie von der übrigen
heimischen Skulptur weit heraushebt, nicht
klar genug erkannt werden. Deshalb sollen
auf den folgenden Seiten dieser speziellen
Frage der italienischen Schulung Stammels
bzw. ihren ablesbaren Auswirkungen an
seinem Werk einige Betrachtungen ge-
widmet sein, die vielleicht in der Beant-
wortung der Frage werden gipfeln können,
inwieweit Italien für die Stilbildung dieses
wohl bedeutendsten steirischen Barock-
plastikers von Einfluß war.
Ein Blick auf das vorliegende Schrifttum
sei vorausgeschickt, schon um die eigen-
türnliche Inkonsequenz in der Verfolgung
des von uns aufgeworfenen Problems zu
beleuchten4. Nach wie vor existiert nur
eine Gesamtbearbeitung des Künstlers,
verfaßt von Anton Mayr, die bereits über
ein halbes Jahrhundert zurückliegt und in
vielem als überholt zu betrachten ist5.
ANMERKUNGEN
Admont. Sterbernatrik. Bd. 3. S. 736.
Sie basiert in der Ilauprsache auf den
verdienstvollen VeröEentlichungen des
Admonter Stiftsarchivars Jakob Wichnerö
und mehreren eigenen Entdeckungen des
Autors, die er zum Teil schon vorher in
einigen Schriften publiziert hatte, und es
ging Mayr vor allem noch darum, Stammel
zu der so lange versagten allgemeinen
Geltung zu verhelfen", was ihm auf Grund
seines ausgezeichneten, alle damals be-
kannten Werke des Meisters abbildenden
Phototeiles zweifellos auch gelang. Nicht
lag es jedoch in seiner Absicht, eine stil-
kritische Deutung des Stammel-CEuvres
vorzunehmen, noch auch die auf Stammel
von außen einwirkenden künstlerischen
Einflüsse" zu verfolgen. Letzteres tat
hingegen noch im selben Jahr der Linzer
Kunsthistoriker Hermann Ubell in seiner
mustergültigen Besprechung der Mayf-
schen Monographie in der Wiener Zeitung
vom 13. 12. 1912, S. in der er, freilich
in der gebotenen Kürze eines Zeitungs-
artikels, als erster auf Beziehungen Stam-
mels zum Werke Berninis hinwies und
auch Ausstrahlungen der Augsburger
Kunst in Betracht zog. Eigenartigerweise
blieben diese konstruktiven Gedanken un-
beachtet und fanden lediglich im Autor
des besprochenen Buches selbst einen
Widerhall, der sie in einer kleinen, zehn
Jahre später erschienenen Schrift etwas
weiterspannß. Doch war auch dieser mehr
für Ennstal-Touristen bestimmten Bro-
schüre kein Echo von fachwissenschaft-
licher Seite beschieden, und als Hempel
im Jahre 1937 in seinem schon zitierten
Aufsatz Stammel wieder in etwas breiterem
Umfang würdigte, klammerte er die Italien-
frage so gut wie ganz aus. Dennoch zählt
seine Studie mit ihrer tiefschürfenden
Charakteristik zu den wertvollsten Bei-
trägen der Stammel-Forschung, wenn auch
die Ausscheidung einer Gruppe von zum
Teil signierten und archivalisch belegten
Werken zugunsten einer gezwungen ein-
geführten namenlosen Stammel-Nachfolge
überspitzt erscheint. In den letzten jahren
wurden noch einige Besprechungen ge-
liefert, von denen die von Decker9 und
tnmnu-l, Erzcngcl Gxnbricl. Holz. Palfaxl, Pfan-
l. 1x Hu nr
Hvrl Luge m1! der Kreuzinsrhrifi. Ähxnuxr.
Rum, lnru di S. Andrea delle Franc
Kohlbachlo genannt seien, die den volks-
tümlichen Stammel beleuchteten und auch
neues Material beibrachten.
Unser besonderes Interesse muß aber den
zwei jüngst erschienenen Abhandlungen
von Kodolitsch und Möller gelten, die aus
der speziellen Bearbeitung je eines Stam-
mel-Werkes wieder zu der Italienfrage
zurückgeführt wurden, womit der An-
schluß an Ubell hergestellt war. Kodolitsch
konnte eine weitere Krippe entdecken und
wies eben von der Sicht der Krippenkunst
her nachdrücklich auf eine Vorbildlichkeit
italienischer, besonders neapolitanischet
Künstler für Stammels Schaffen hin, betont
darüber hinaus auch starke Anklänge an
den römischen Hochbarockll. Möller hin-
gegen kommt in ihrer umfassenden Be-
sprechung der von Admont nach Hamburg
gelangten Beweinungsgruppe Stammels auf
typenmäßige Beziehungen zum Horentini-
schen Barockll.
Hier werden wir noch anzuknüpfen haben,
da damit eindeutig bewiesen wurde, daß
die Quellen zum vielfältigen Schaffen
ANMhRKUNGEN -111
1111-1111 Wnhncr, 0111-1111111.- 1-1 licx1cd1ku11crsul1cs Ad-
11111111, 311.111. 0111 1111111; 11.-11.; 141111111 111111111111 111
51111-111111; 111111 1.1111- 111111-111111111-11 1111 K111111. A111 111111-
1-111 111-11 11111-11111. 11111-11 1112m; 11.-11. 111-1 1111111111111
11111111111- 11111-1 1-11111111111 111111111111, 111. s1111111-11 111111
11111111111111111111 1111 111111 1111111111111111-1- 111111 111111-11-11-1151-1
0111111, xv, 11., 1x04, s. rmnq 11.-11. 1111- 51111111111111111111
111 111111111111, 131111111 111117.
111111111 M111, 111-111111111111-11 111-1 Augxlvulgvr 1111111, 111111
11111111-11111-11111 11111111111 111111111111 1,111 111111 511111
111111111111,111411111111111- 11 k. 1111111g-u1-1111111111111s
111 W11- 190x111 1111-1111111 111 11111111 1-1111 51111111111
1m k. fmuicum, 111 Millcllllxlgrn d. k. k. Zcluml-
1111111111. Wi 191111, 1711; 11111.; m1- 1111111 lmef
T11.111111111 51111111111. 111 2a. 111111- 11111111 11. 11. 11. 1.111-
1411111-111-1;y11111111111111 111 w11-11, 11111.
A1111111 M111, 171-1 s.111111 11 111111111111. 01 Wivn
192. D111 11111111111 -.1111' 1111 11111-111. 1111- .1111-11 111 111111-1-
F11ß111111- 1a 1111111111. 11111111 11-11 111-111 hnrl1uurxl1gvc11
Herrn P1111111 1-1111 1411111- 111, 121-1111. 11.11 1'. 1211-1111111
11111111111110511.
111111111111 11111111, UJTOCÄPLINXIÄ 111 111-11 111111-1111111111111,
W11" 111-13, 511711.
1111111111111 1411111111111, 1111- 1111111111111 1111111111 11111 cm,
Bermm. Lzurentius am Rost. hhunur.
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Admontvr Stil nrrhivars
Stammels nicht nur im heimisch-alpen-
ländischen Bereich zu suchen sind. Wenn
noch von Tietze-Conrat entschieden be-
hauptet wurde, Stammel entwickle seine
persönliche Leistung lediglich aus der
steirischen Holzschnitzerei", und es sei
nicht anzunehmen, daß die italienischen
Wanderjalixe ihn auch nur einen Schritt
breit von seinem Wege abgebracht hätten",
so kann dies nunmehr nur zum Teil bejaht
werden 13.
Wie sehr auch Stammel von seinen Grazer
Lehrmeistern Zeilinger d. Ä. und
Schoy herkommt, Wobei ihn besonders mit
letzterem eine verwandte Art der Material-
behandlung verbindet, so ist sein Lebens-
werk in der uns heute vorliegenden Fülle
der plastischen Gestaltung und oft über-
raschenden Kühnheit der Konzeption ohne
Italien nicht zu denken.
Was wissen wir aber nun von Stamrnels
Italienfahrt, an welchen Orten ist er ge-
wesen, Was hat er gesehen? Die Nachrich-
ten, die wir darüber besitzen, sind zwar
nicht sehr ergiebig, aber doch von ent-
scheidende Authentizität. Die älteste dies-
bezügliche Erwähnung stammt von P.
Thassilo Weimaier aus dem Jahre 1859,
der über die Lehrzeit des Künstlers fol-
gendes berichtet Den ersten Unterricht
in der Kunst, in welcher er es später zu
solcher Meisterschaft brachte, erhielt er
von Zeilinger, arbeitete und lernte auch
viel bei dem geschätzten vaterlänclischen
Künstler Schoy und erhielt seine Weitere
Ausbildung in R001, auf Kosten des
Stiftes..."14. Dieser Nachricht ist be-
sondere Bedeutung beizumessen, da Wei-
maier noch alle beim großen Stiftsbrand
von 1865 vernichteten Dokumente zur
Verfügung standen. Ähnliches erfahren
wir weiters aus der Frauenbergcr Pfarr-
chronik des P. Vital Böcken von 1740,
auf die unseres Wissens erstmals Anton
Mayr aufmerksam machteli. In einem
Gespräch mit dem weitberüembten Herrn
Bildhauer von Graz", das der Autor in
Sachen des Frauenberger gotischen Gnaden-
bildes führte, spricht Stamtnel von Er-
fahrungen, die er in Rom und! anderen
Ortlmz" gemacht hatte 16. Über diese an-
deren Orte hören wir schließlich einiges
aus den Aufzeichnungen des Admonter
Geistlichen P. Bernhard Starch gest. 1778,
der mit Stammel bekannt war. Allerdii
stehen uns dazu nicht mehr die Origir
aufzeichnungen zur Verfügung, die
rend der Enteignung des Stiftes im Ja
1938 wahrscheinlich in Verlust gera
sind 17, sondern eine von Mayr dichteri
umkleidete und auf Stammcl zugespil
Fassung, von der wir aber vermuten dürf
daß die enthaltenen Zeit- und Ortsangal
dem Original entsprechen 13. Dort heißt
daß Abt Anton nach seiner Wahl im ja
1718 Stammel zu seinem Stiftskünsi
ausersah, ihn im selben Jahr unter der
gleitung des Paters Bruno Nebel
Türkheim nach Italien zu seiner künsi
rischen Vervollkommnung schickte
ihm dazu auftrug, nicht nur Rom alle
das als Hauptziel festgelegt war, sond4
daneben auch Mailand, Venedig und Par
aufzusuchen. Da von P. Bruno berich
wird, daß er 1729 aus Neapel kommend
Stift zurückkehrte, dürfen wir annehmi
daß Stammel auch in dieser Stadt gewes
ist. Nur verließ er Italien einige Jal
früher als sein geistlicher Begleiter, da
Admont bereits wichtige Aufgaben auf
warteten.
irbar. Fast alle seine Skulpturen aus
ser Periode atmen das volltönende
Ihos des Berninesken Hochbarock wir
gen den Sandstein-Johannes der Frauen-
'ger Kalvarienbergkreuzigung Abb.
und sind gekennzeichnet durch ihren
iteigerten Gefühlsausdruck, die groß-
mig schwellende, das Volumen der
gur erhöhende Faltenbildung und die
ruarische Wucht, die ihnen eine monu-
intale Wirkung verleiht, wie sie sonst in
steirischen Plastik der Zeit nicht zu
den ist. Zwar nimmt Stammels Falten-
"ache schon in den frühen dreißiger
n'en einen beweglicheren, i-lüssigeren
arakter an, doch verlieren seine Figuren
durch nichts an plastischem Volumen
Tektonik. Das zeigen die dramatisch
gelegten pyramidalen Sandsteingruppen
Benedikt-und-Blasius-Kapelle im Ad-
mter Stiftsgarten, die in ihrer von den
tlichen Statuen zum gipfelnden Titel-
iligen emporgeführten Gesamtbewe-
ng an die Papstgräber Berninis denken
sen, worauf schon Ubell hingewiesen
H9.
mag kennzeichnend sein, daß Stammel
in seiner Frühzeit in Stein gearbeitet
und vielleicht schien ihm dieses Ma-
rial zur Verwirklichung groß gesehener
Kirchenplastik, wie er sie in Italien gesehen
hatte, vorerst günstiger zu sein. Doch
blieb er dann gänzlich bei seinem ange-
stammten Material, dem Holz, und ver-
mochte seine italienischen Erfahrungen
auch hierin zu verwerten, ja es gelang ihm
dabei sogar, in seinen besten Werken zu
einer vollgültigen Synthese zu gelangen,
in der sein alpenländischer Dialekt in der
Sprachschulung Italiens einen wohltönen-
den Klang gewinnt, ohne jedoch seinen
Stammescharakter zu verleugnen. Die fol-
genden Beispiele mögen d.ies veranschau-
liehen
Für den Hochaltar der kleinen dem Stift
Admont zu gehörigen Pfarrkirche von Palfau
schnitzte Stammel Mitte der dreißiger Jahre
unter anderem einen Erzengel Gabriel
Abb. der bei aller Volkstümlichkeit,
die ihm anhaften mag, gewisse Beziehungen
zu den berühmten Bernini-Engeln nicht
verleugnen kann, von denen wir den der
Chiesa di S. Andrea delle Fratte zum
Vergleich herausgreifen Abb. 3. Das
Motiv des heftig gebauschten und tief
unterschnittenen, quer über den Körper
Flutenden Gewandes, von dem die Figur
in einem Bewegungswirbel eingefangen
wird, dürfte Stammel hier gesehen haben.
Auch der verbindlich dem Bescbauer zu-
geneigte Lockenkopf und die mä
gespreiteten Flügel ähneln dem Bei
Engel. Freilich geht bei Stamrnel alles
ins Breite, Stämmige; aber es war
nicht die Eleganz schlanker Körperhilc
die er darstellen wollte, sondern viel
die rauschende Bewegtheit und gestei
Dramatik einer Engelscrscheinung.
Hingegen war er auch durchaus
einen bestimmten Figurentypus, der
in sein Konzept paßte, als Ganzes zu
nehmen und in seine Darstellung
fügen, wie dies etwa im Falle des Bc
vom 1738-1740 entstandenen Ma
altar der Martinskirche bei Graz ge
Abb. 4. Die Verwandtschaft mit
berühmten Frühwerk Berninis, dem La
tius am Rost Abb. ist augen
die beiden könnten geradezu als
stücke fungieren. Wie Srammel aller
den formalen Kanon dieser noch
Manierismus geprägten und schon
bis zum Überdruß wiederholten
figur in seine Vorstellungswelt hei
nimmt, den federnden Kurvenschwur
Körpers ins Schwerfallig-Ermattetr
riicksinken läßt, überhaupt die ganze
volkstümlich schildernd abwandelt
beachte etwa den in Lumpen geh
angeschwollenen rechten Fuß das
.. h-lAlllMkl-Illsl-b ...gc..s.a..u.gke... AYAC
er zum leeren Kopisten, stets hat er
znes hirizuzusetzen, so daß es ihm
1er gelingt, derartige Übernahmen seiner
stlerischen Ausdrucksweise mühelos zu
nilieren.
iselben Typus hat Stammel später noch
imal aufgegriifen, auf dem Darbrin-
gsrelief von Seitenstetten 1749 und
großen Reliefszene des im Tempel
enden Jesus in Admont um 1760,
.e Male wieder als Bettler 19. Überhaupt
mt sich Stammel für die anspruchs-
en Spätwerke der Admonter Bibliothek
iini nochmals zum künstlerischen Vor-
wobei es aber vielleicht nicht mehr
klar zu entscheiden ist, wieweit hier
der in Italien selbst angefertigten
merungsskizze nicht auch schon in der
nonter Bibliothek bestimmt reichlich
ianden gewesene Nachstiche wirksam
ien. Auf einen solchen könnte z. B.
wilderregte Kopf des Zornes aus der
ppe der sieben Todsünden der Vier
en Dinge zurückgehen, da es sich
ihm um eine geschickte Variation
iBerninis anima damnata" handelt,
schon Balthasar Permoser zu seiner
lammnis-Büste inspirierten. Ähnlich
der auf den Erdenpilger herabschwe-
le Tod aus der Gruppe des Todes von
iinis fliegendem Marmorgerippe am
Jmal Papst Alexanders VII. angeregt
11. Schließlich lebt auch in den hoch-
iatisch angelegten Evangelistem, Apo-
und Prophetenfiguren der Admonter
sbibliothek, meisterhaften Spätwerken
imels 13, der Geist berninesker Figuren-
pfungen, wie etwa der des Habakuk der
dkapelle in S. Maria del Popolo in
noch stark nach.
man nach alldem sagen, daß Bernini
künstlerische Haupterlebnis Stammels
dessen Eindrücke ihm bei der Aus-
ing eines expressiven Stiles wesent-
förderlich waren, so gab es auch noch
re italienische Künstler, denen er
oder weniger tiefreichende Anre-
gen verdankt.
Recht Weist Kodolitsch darauf hin,
das hochwertige Krippenschatfen Stam-
als eine Sondererscheinung in diesem
itsbereich anzusprechen" ist, deren
che nicht zuletzt in der Italienreise
Künstlers und seiner Berührung mit
römischen und neapolitanischen Krip-
.unst zu suchen ist 24. Vergleiche der
rinem köstlichen Naturalismus ge-
itzten Krippenfiguren Stammels mit
ien eines Antonio Vacearo gest. 1751
uuci LaUlCLlLU iuuaw. tgcst. 1107; aus
Neapel zeigen eine erstaunliche Verwandt-
schaft in der Auffassung Z5.
Überraschender vielleicht noch ist die
Entdeckung Möllers bezüglich der Vor-
bilder für die Hamburger Beweinung,
deren Mittelgruppe wir abbilden Abb. 6.
In einer für die deutsche Kunst unge-
wohnten Weise ist Maria hier oberhalb
des Leichnams Christi angeordnet in eigen-
tiimlieher, halb kniender, halb hinsinken-
der Haltung. Möller weist nun in der
schon zitierten Besprechung nach, daß
Stammel in diesem Falle Anregungen von
dem Florentiner Medailleur und Plastiker
Massimiliano Soldani-Benzi gest. 1740
verwertet hat, dessen Bronze-Pieta in der
Walters Art Gallery von Baltimore die-
selbe Gruppierung zeigt Abb. 26. Das
Vorwärtsneigen Mariens und der ent-
gegengesetzt zurückgestreckte Arm, der
die Schräge ihrer Bewegung unterstreicht,
der strömende Duktus der Faltensprache,
der in diesem in den dreißiger Jahren
entstandenen Frühwetk besonders schön
ausgebildet ist, und schließlich auch das
nackte Felsterrain als Unterlage der Szene
sind offensichtlich von dem Florentiner
inspiriert. Anders gestaltet ist jedoch der
Christusleichnam in seiner qualvoll ge-
brochenen Lagerung, die viel stärker die
vorausgegangenen Leiden veranschaulicht,
als es Soldanis weich hingegossener Korpus
tut. Hier greift Stammel ein weit verbrei-
tetes Motiv Annibale Caraccis auf, das
ihm für seine nach starker Ausdrucks-
haftigkeit strebenden Darstellungsweise
weit wirkungsvoller erschien27. Er ver-
wertet also an diesem Werk gleich zwei
italienische Formgedanken, und es ist hier
besonders gut zu beobachten, wie er es
versteht, sie zu einem neuen Ganzen zu
verbinden, das doch in entscheidendem
Maße sein Gepräge trägt. Möller bemerkt
zu Recht, daß Stammel die höfische
Sprache für den alpenländischen Gebrauch"
geschickt einzudeutschen wußte.
Dies sei noch an einem letzten Beispiel
bewiesen, welches eine Berührung mit der
venetianischen Kunst verrät, die Stammel
sehr gut an Ort und Stelle, wo er ja nach
Aussage von P. Starch gewesen ist, emp-
fangen haben kann. Das prachtvolle Kreu-
zigungsrelief des ehemaligen Frauenberger
Gnadenaltares, entstanden um 1735 Abb.
übernimmt mehrere Motive der berühmten
Kreuzigung Tintorettos von 1565 in der
Sala deIPAIbergo der Scuola di San Rocco 18.
So vor allem die bewegte Aufziehung des
rechten Schächers mit dem prächtigen Seil-
ZICÜCY llnKS ZUDCII, ICH aur ICI LClfCf
balancierenden Schwammträger hinter und
die trauernde Rückenfigur vor dem Chri-
stuskreuz und schließlich den Grabenden
rechts vor der Reitergruppe, wobei Stam-
mel aber auch die Gesamtanlage der
Komposition der Schauplatz der Kreu-
zigung ellipsenförmig umgeben von einer
in mehrere Gruppen geteilten Menschen-
menge im Auge hat. Dennoch verliert
er auch hier trotz weitgehendster An-
lehnung nie den eigenen künstlerischen
Boden unter den Füßen, und es ist reizvoll
zu sehen, wie die geschmeidigen Vene-
zianer Tintorettos in grobschlächtige Bau-
erntypen umgewandelt werden und er den
Erzählton findet, mit dem er die heimische
Gläubigenschar am besten anzusprechen
vermochte.
Diese Beispiele, die gewiß noch fortgesetzt
werden könnten, geben nun wohl eines
klar zu erkennen Stammel hat während
seiner italienischen Studienjahre entschei-
dende Anregungen empfangen, die zur
Bereicherung seiner Formensprache und
seiner Ausdruckstypen erheblich beitrugen,
und wir konnten auch festhalten, daß er
gerade in seiner frühen Schaffenszeit bis
ca. 1740 und dann wiederum in den
Alterswerken der Admonter Bibliothek
besonders anfällig" dafür war. Doch
erhebt sich nun die schon eingangs ge-
stellte Frage, inwieweit diese Auseinander-
setzung mit der Barockkunst Italiens auch
grundsätzlich für die Ausbildung seines
Stiles integrierend war, Wir glauben diese
Frage positiv bescheiden zu müssen. Indem
nämlich Stammel vor allem am Beispiel
Berninis seinen Naturalismus scharfte, die
Ausbildung einer monumentalen Figuren-
statuarik und dramatisch bewegten Aus-
sage entwickelte, wurde er mehr in die
Richtung eines organisch durchbluteten,
pathetischen Hochbarocks gedrängt, der
ihn vor der Aufnahme der anaturalistisch-
dekorativen Formbestrebungen des hei-
mischen Spätbarock und Rokoko hinderte.
Es wurde diesbezüglich schon wiederholt
bemerkt, Starnrnel nehme hinsichtlich der
allgemeinen zeitstilistischen Strömung eine
konservative, ja retrospektive Haltung ein 29.
Diese italienische Lehrzeit scheint nun
tatsächlich für die Heranbildung und Fest-
legung seines Stiles von solcher Wirk-
samkeit gewesen zu sein, daß er, der sich
als Stiftskünstler in der Abgeschieden-
heit des Ennstales nur mehr auf sehr
engem Raum bewegte, zeitlebens daran
festhielt und eigentlich keine wesentliche
Wandlung mehr durchmachte 30.
ERKUNGEN 20-30
r1912,op.ci!.,Tal'.33 u. 47.
1912, op. m. "m. so.
"1912, op. an. Tal", 4a.
1912,11 .Cil., Tißßs-ÄS.
10mm, ic Kallwanger Wuihnachtskrippc, op.cit.,
Mm 1912, np.cit., nr. 34736 und Kodoütsch.
unbckznntc Kriippc, up. Abb. mit 12mm".
wkmältl der Krp cnkunsl, 1x. Licfcxun
Lieferung vu. icfcrung 412. und sowie
uägr. Die Wcihnnchtskrippc, München 19 Abb. 69
1s ankhcit, Two Bmnzcs by Mnswinüliano Soldani
zi, in Thc Journal of thc Waltcxs An Gallery, Vcl.
XIXYXX, 1956-1957. Dalrimorr, S. 91T. Müller, dr.
Z7 Sicher Hennann Voxs, Dic Malerei des Barock in 0m.
Berlin 1924, Abb. 182; dazu auch Erika Ticrzc-Conrat,
Die Bronzen dcr fürstlich Liechlcnstcinsrhcn Kunst-
kammcr, in Ib. d. kuusthisror. Institutes der k. k. Zentral-
komm. r. Denkmalpßegc, BcLXl, 1917, 5.240, Fig.52.
15 Hans Tietzc, Tintonstlo, Gemälde und Zuchnungen,
London 1948, Faltbild zwischcn Abb. 137 und 138.
Kodolnsch, Die Kallwnngcr Weihnachtskrippr. 0p.cil.,
S. und Arno Schönbcrgcr, Deutsche Plastik des Barock,
Die Blauen Bücher, Königslcin im Taunus 1963, 5.11.
Es mag unsere Ansicht stützen, wenn wir der Vollsrdndi
keit halber noch ergänzend hinzufügen müssen, am
Stamme in den vierziger Jahren vorübergehend unter
den Einduß augsburgischer Kunst gerät, was an vier
für Adxnont und St. Lorenzen gcschnitzlen Relief-
szcncn zu crschcn siehe Mayr 1912, op. au, "m. 23
bis 25. Dcr ganz reale Grund dafuz ist in der Person des
Aupburger Malers c. ca; zu suchen, der in der-
selben Zeit für Admon! tätig war und Stimmt! wahr-
scheinlich einige Entwürfe geliefert hat sich dazu auch
Mayr 1903. OpJjL. Doch vermochte diesß Intermezzo
keine Wandlung in Stammel zu bewirken. Auch scheint
mir an schon mchrfach festgestellte Proportionsstreckuxxg
und Ausdrucksglitte an den Vier mm" Dingen be-
sonder Himmel, Gtfitht, Tod, die aus Stalnmcls All
herausßllt, nicht unbedingt auf einem neuen Slilcinßuß,
etwa klasizisrischer Kunst, zu beruhen, sondcm Sie läß!
sich durchaus mir dem Phänomen des Altersstilcs in
Zusammenhang bringen.
Kurt Woisetschlager
DER UNBILKANNTE
STAMMEL
josef Thaddäus Stummel. H1. Antonius v. Pariua in der
Pfarrkirchc von Palfziu
ANMERKUNGEN lfäi
Elnl! ZLISLIIHHICIISIClIUHg der biShCrigEn SlaXnmCl-Lilcrrllur
finde! sich im Katalog der Summelausslcllung der AllCn
Galerie am joanueum, November 1965 bis jimicr 1'166.
jakob Wicluicr. Geschichte des Bencdiktincrstiftcs Admunt,
4. 1311., 1880. S. 358.
Beide Statuen Holz, ältere Fassung, hl. Antonius 100 cm
hoch. hl. ohinncs von Ncp. 80 cm hoch.
lÄUCllllS Külilblüll. Sie-irische Bildhauer, ü. j. 1954,,
s. 2s7r. Ami.
Wichner. op. cit. siehe Fußnote 2.
Holz. neuere Fassung, H. 181 cm.
Etwa Russnitz bei Knirrolfcld. von B. Prandtslüttcr,
2. V. iß.ii., oder eiii zweiter Christus im Kerker iii der
Kiliwilhgt"! Pfarrkirchc; vgl. auch den 1706 geschanbiirri
SCHHNKZCIISIIIJIIII von M. Guggenbichlcr in St. Wolfgang
Heinrich llcckrr. M. Gllggtnblthltl", 1949, Fzirbl.
und Abb. 52 lllld 53.
Abb. bei Kohlbach. op.cii., Tafel 132.
Bei Josef Thaddäus Stammel, dessen Werk
seit langem Besitz der Kunstforschung
scheint, erwartet man füglich nicht, auf
unbekannte Werke seiner Hand zu stoßen.
Es war daher für alle überraschend, daß
bei den Vorbereitungsarbeiten zur Stam-
mel-Ausstellung der Alten Galerie am
steiermärkischen Landesmuseum JOAN-
NEUM die mit Bcreisungen eines
Großteiles der Admonter Pfarren verbun-
den waren eine Reihe von Arbeiten
Stammels bzw. seiner Schule gefunden
wurden, die in der Literaturl bisher nir-
gends Erwähnung fanden und die hiemit
erstmals vorgestellt werden.
Bei der künstlerischen und zeitlichen Ein-
gliederung der Neufunrle ergab sich die
Notwendigkeit, XVerkstattbeteiligung und
Nachfolge aufzuzeigen. Endlich war im
XVerke Stammels ein nicht durch Werk-
stattbeteiligung allein erklärbares Chan-
gieren in verschiedenen Stilhöhen" fest-
stellbar, ein Phänomen, das auch bei
manchen anderen in den österreichischen
Alpenländern wirkenden Barockplastikern
zu beobachten ist.
Diese drei Punkte Vorstellung unbe-
kannter Werke; Werkstätte und Nachfolge
sowie die unterschiedliche Stilhöhe seiner
Arbeiten sollen daher im folgenden be-
handelt werden.
In der 1733-1735 erweiterten und ver-
größerten Pfarrkirche von Palfaul stehen
an den Langhauswänden auf Konsolen die
Statuen der Heiligen Antonius Abb.
und Johannes von Nepomuk, in denen wir
die Hand Stammels erkennen können3.
Ein weiteres Werk des Meisters, der
plastische Schmuck des Hochaltares, ist
schon von Kohlbach als Arbeit Stammels
erkannt und publiziert worden4. Dieser
Altar entstand gleichzeitig mit dem Kirchen-
bau, also um 17355. Das Körperhaft-
Voluminöse dieser relativ frühen Werke
Stammels wird auch bei unseren Neu-
funden spürbar; der Faltenstil aber ist
ihnen gegenüber verhärtet und weist, wie
wir glauben, schon auf die mittlere Periode
seines Schaffens hin. Wir werden daher
nicht fehlgehen, diese beiden Heiligen,
die ja an sich nicht zu den bedeutendsten
Schöpfungen unseres Meisters zählen, in
die vierziger Jahre zu setzen nach dem
Hochaltar von St. Martin bei Graz, aber
vor die nach 1750 bezeugten Arbeiten für
Kallwang.
Ein weiteres vorzügliches, bisher unbe-
achtetes Werk Stammels steht in der
Turmhalle von Kallwang, der reichlich
lebensgroße Christus im Kerker Abb. 6.
Sein kräftiger, anatomisch genau durch-
modellierter Körper ist im Gegensatz
zu vielen zeitgenössischen Christus-im-
Kerker-Darstellungen unserer engeren
Heimat fast herkulisch gebaut; der
Gesichtsausdruck nicht leidend, sondern
von fast kühler, hoheitsvoller Zurück-
haltung. Besonders auffallend erscheint," da-i
der geschnitzte Körper völlig unversehrt
ist die Wundmale sind nur in die neuere
Fassung gemalt; ganz im Gegensatz zur
sonstigen alpenlandischen Auffassung7. All
das beweist, claß die Vorbilder für dieses
Werk nicht bei heimischer, sondern bei
italienischer Kunst zu suchen sind dort
weniger bei der barocken als bei der
Renaissanceskulptur. Diese klassische"
Auffassung die übrigens auch im son-
stigen Werk Stammels kaum Entsprechun-
gen hat scheint uns schon anzuklingen
in Verrocchios Christus mit dem un-
gläubigen Thomas am Or San Michele in
Florenz, während die bei heimischen Schnitz-
werken unübliche Haltung der Hände etwa
bei Danese Cattenos Auferstandenem von
St. Anastasia in Verona eine Parallele
findet. Zeitlich glauben wir dieses Werk
ebenfalls in die vierziger Jahre einordnen
zu können. Der Kopf Christi ist verwandt
mit jenem des Saulus von St. Martinß,
wobei die für Stammel so charakteristische
Bildung der Brauen- und Stirnwiilste wie
auch das an den Mundwinkeln in kühnem
Schwung her-abgezogene Bärtchen beson-
ders typisch erscheint. Daß der Kallwanger
Christus und die beiden vorher besproche-
27
Palfauer Skulpturen in zeitliche Nähe
tzen sind, läßt sich am sehr verwandten,
zerknitterten Faltenstil ebenso auf-
wie an dem auffallend Hachen
nrückcn, den auch der heilige Johann
Nepnmuk besitzt. Hingegen weist der
753 gesicherte Christus im Grab von
rang" schon eine durchaus andere.
xere Gewandbildung auf wie auch
nicht mehr so ebenmäßigen und mehr
etunten Ausdruck des Gesichtes.
die eben besprochenen neuent-
en Stummel-Arbeiten durch abge-
Llene Lage oder schlecht einsehbare
ellung dem Beschauer bislang ent-
zn, so trilTt dies keineswegs auf die
nun zu besprechende Gruppe von Arbeiten
zu, die sich bisher durch unkritische
Übernahme einer einmal geäußerten, vnn
irrigen Voraussetzungen ausgehenden Zu-
schreibung unter einem anderen Künst-
lernamen verborgen hielten. XVir meinen
damit die 68 Konsolbüsten, welche an den
Bücherschränken der Admonter Stifts-
bibliothek angebracht sind und bis jetzt
einhellig dem in Graz tätigen Bildhauer
Veit niger zugeschrieben worden sind 10.
Diese Zuschreibung ist jedoch weder
archivalisch gesichert noch st ch halt-
bar; die pfe lassen sich vielmehr nahtlos
dem Werk des Stammel eingliedern, wie
ein Vergleich des Diogenes Abb. mit
dem Kopte des Evangelisten Markus in der
gleichen Bibliothek erweist Abb. 4.
Gleiche Haarbehandlung, ähnliche Stirn-
wülste oder gleiche Ausbildung der Augen-
lider durch parallele Linien gänzlich ver-
schieden bei den zum Vergleich herange-
zogenen Köpfen der Propheten an Köni-
gers Heiligem Grab im Grazer Mausoleum
von 1767-1769" lassen die Autorschaft
Stammels an den Büsten evident erscheinen.
Daß sie kursorischer und wohl mit Werk-
stattbeteiligung geschaffen Wurden, geht aus
dem eben gezogenen Vergleich mit dem
Evangelisten Markus ebenfalls hervor.
Stammel benützte als hauptsächliche Bild-
quelle für diese Köpfe die Stiche der
Teutschen Academie" von Joachim von
Sandrart 1675; 51 Büsten gehen auf diese
Vorlage zurück, wie ein Vergleich des von
B. Kilian gestochenen Diogenes Abb. mit
jenem der Bibliothek als Beispiel aufzeigt,
wobei die Büsten ihreVorlagen meist physio-
gnomisch vereinfacht wiedergeben. Die
68 Büsten der Admonter Bibliothek sind
jedoch nicht einheitlich. Acht heben sich
deutlich von den eindeutig j. Th. Stammel
zuzuschreibenden ab; sie befinden sich im
Ostteil des Nordarmes der Bibliothekll.
Bei ihnen tritt an Stelle des fast über-
quellenden plastischen Formendranges eine
kühlere, viel stärker linear empfindende
Hand, wie dies die Büste des Cornelius
Poelenbourg Abb. ausweist. Mög-
licherweise entstanden diese acht Büsten
erst nach Stammels Tod; auch in ihnen
sehen wir nicht den Stil Königers, sondern
vielleicht jenen des Josef Fortschegger,
worauf wir noch zurückkommen werden.
Einige weitere Arbeiten in Admonter
Kirchen lassen sich zwar nicht Stamme
selbst zuschreiben, sind jedoch mit seinen
so eng verwandt, daß wir in ihnen Werk-
statt- oder Nachfolgerarbeiten sehen. Zu
diesen gehören zwei fliegende Engel aus
der Pfarrkirche von Kraubath Abb.
die in ihrer Grundkonzeption an Werke
Stammels anklingen, mit ihrem klobigen
Faltenstil und ihrer schwächeren Qualität
sich aber als Arbeiten seines Umkreises
zu erkennen geben 13. Mit ihnen sehr ver-
wandt sind die Engel an der Orgel der
Gröbminger Pfarrkirche deren Kenntnis
ich Dr. Georg Kodolitsch verdanke die
ebenfalls dem Nachfolgerkreis Starnmels
angehören.
Wen nun können wir eigentlich dem Kreise
Stammels zurechnen? Die Achivalien des
Stiftes, die darüber Auskunft gegeben
hätten, scheinen beim Stifrsbrand von 1865
zugrunde gegangen zu sein. Wichneru
erwähnt unter anderem, daß der Bildhauer
Johann Fortschegger 1776 einen heute
ERKUNGEN 14
bei Jakob Wichncr, Kloster Admont in Steiermark
seine Beziehungen zur Kunst, 1888, S. S9 zil. Rech-
zsauszug lautet 1753 dem Bildhauer Stummel
las heilig? Grab 24 B".
Zuschrelbun der Büsten an Vcil Königcr geht auf
Adriani. Die Klosmtbibliothzkm des Spllbaxock
Slcrnrich und Süddculschland, 1935, s. 97a, zurück.
rr Hinweix auf ein bei Wichuc 1888, 5.93 zil.
iben vom 6. März 1773 dm Baumeisters Josef Hucbcr
an sdftischcn Baudirektor Herr Königzr, welchcr
gehoxsambst ctnpfelhcn laßr, mache! die Anfrag,
ob er auch die schamgcsimbser zu denen Saulln machen
solte." Antwort Herr Königer möchte ehesten ein
Capilcli übersende damit wir die Stein nach deme
dingircn könnten" folgert Adxiani. daß auch die Büxteu
von Kdniger seien. Adrinni übeßieht übrigens, daB
schon 1911 von Anton Mayr in der Studie Der Plaslikct
josef Thaddäus Stummel Sv arm-Abdruck aus dem
2B. Jlhlßbtrithlß des k.k. Airl-Ludwig-Gynmasiums
im XJJ. Bezirke von Wien auf S. 12 diese Büsten Luil
Kbuiger in Vcrbinduu gebracht worden sind. Bis heute
wird nun diese Zus cibung übcmun-imeu, etwa in
dem Heitchen von Oberstudienrat DDI. P. Adzlbert
Krause OSB, Die Stiftsbibliothek in Admonk, 6. AuiL,
oder im Dohle-Handbuch
s. 27 und 3a mit Abb
ennnma Auß..1964, s.
Adriani, up. Abb. bei Eduard Andorfu, Veit Königcr
1925, Abb. 12 und 13.
sind dies, vom N-Eingang beginnend Giuseppe
Arpino, Michelangelo Buonarotti. Giovanni Cimahue.
Camclius Poclenbourg. Francisco Primaticdo. Michel-
angeln da cmvnggan, Fmucuco Salviati und Thzddeo
Zuechaxo.
Holz. Schlechte ncuc Fawung, u. cz. so und so cm.
14 Wichncr 1388, S. 94 ...zu Landl wurde 1776 Ein
Hochaltar gebaut. Dcnsclbcn ücfcnc johznn Fonschcggcr
von Mittcrndorf um aso n.
mwmw"-'1lun1wwwuuuuunmnmunnnnum11mmamuumxxwxmxulßw
owuvau
jusef Thzddäus Stummel, Christus im Kerker a1
Pfarrkirchr von Kallwang
Josef Thaddäus Stammcl, Diogen mm an
Büchmchrank der Admonter Stifrsbibliothek
joscf Thaddim Stummel, Kopf des Evangelisten
in dcr Admoxutcr Srifksbibliolhck
1mm. man, Diogenes aus m.
Acadcmic n. 1m, nach s. 52
Stamme Nachfolger, Comelius Poelcnbouxg, Düs
einem Bürhzrschrank der Admontcr Stiftsbibliotlxä
Sandrarts
Batockbildhauer nach den Auftrag-
gebern und Aufstellungsorten. Für die
Frauenberger Wallfahttskitche arbeitete er
in der diesem Orte angemessenen Hoch-
sprache", während er für die Landkirche
von Palfau einen kräftigeren Dialekt wählte.
Dieses bewußte Wählen zwischen verschie-
denen Stilhöhen" scheint uns ein bisher
unbeachtetes, aber nach Beweis der Werke
gern und kunstvoll geübtes Mittel der
alpenländischen Barockbildhauer gewesen
zu sein, um unterschiedlichen Schichten
von Aufttagsgebern und Inhaltsbedeutun-
gen gerecht zu werden.
Den in diesem Aufsatz vorgestellten unbe-
kannten oder fälschlich anderen Künstlern
zugeschriebenen Werken Stammels könnten
wir noch einige weitere anreihen, die zwar
etwa im Dehio-Handbuch- kursorisch
Erwähnung fanden, deren zeitliche und
stilistische Einordnung in sein Werk bisher
jedoch nie erfolgte; wir denken hier ebenso
an die Engel und den Auferstandenen in
Kallwang wie etwa auch an die Kreuzi-
gungsgruppe in Hall bei Admont. Das
Werk Stammels steht, wie wir aus all dem
bisher Gesagten ersehen, noch nicht so
geschlossen vor uns, wie es bisher schien.
Die vorliegenden beiden Beiträge mögen
als Schritte auf dem Wege zu einer um-
fassenderen Erkenntnis des Künstlers
Stammel gewertet werden, eines Künstlers,
dem es in unnachahmlicher Leichtigkeit
gelang, heimisches Fotmengut mit der
Kunst Italiens zu einer gemeinverständ-
liehen, ja selbstverständlichen Einheit zu
verschmelzen.
lt mehr vorhandenen Hochaltar für
dl lieferte. Diese Erwähnung Wiehners
lt dort in keinem Zusammenhang mit
nxnel; aber von den Bildhauern, die
dessen Tod für das Stift und seine
ren arbeiteten, verdient Fortschegger
unserem Falle besondere Beachtung.
schon Marie-Jose Liechtenstein in
Dissertationli über diesen Künstler
irfach ausführte, stehen besonders seine
ICI Werke in so enger Beziehung zum
vre Stammels, daß trotz fehlender
iivalischer Belege ein Schulver-
nis zu Stamrnel angenommen werden
3. Fortscheggers Statuen am josefsaltar
Pfarrkirche in Rottenmann von 1777
jene 1782 entstandenen vom Bar-
laltar in Mitterndorf gehen auf enta
mhende Vorbilder Stammels zurücklß,
claß wir in diesen Frühwerken fast
zn provinziell vergröberten Nachahmer
nmels erblicken können. Entgegen
em Vorbild ist Fortschegger weniger
zrenziert, gröber; der Faltenstil nicht
organischem Fluß, sondern verhärtet.
erhalb seines Stilbildes lassen sich die
schon besprochenen Engel von Kraubarh
und Gröbming durchaus eingliedern. Auch
die harte" Behandlung der ebenfalls
schon erwähnten acht Bibliotheksbüsten
könnten mit Vorbehalt seiner Hand
entstammen. Wenn man endlich bedenkt,
daß Fortschegger um 1745 geboren wurde
und daher bei Stammels Tod etwa 20 jahre
alt war und daß weiters seine frühesten
belegbaren Arbeiten nach 1765 entstanden,
so darf füglich in Fortschegger ein Werk-
stattgehilfe und Schüler Stammels ange-
nommen werden.
Das Werk Stammels entwickelt sich nicht
in einer Ebene; bei etwa gleichzeitigen
Arbeiten Finden wir unterschiedliche künst-
lerische Ausprägungen, wie eine Gegen-
überstellung der beiden Erzengel am Palf-
auex Hochaltar mit jenen am Frauenberger
Hochaltar erweist 17. Die Palfauer breit und
wuchtig ausladend in Körperhaltung und
Faltenwurf, die Frauenberger schlanker,
differenzierter und graziler. Man vergleiche
nur die zierlichen Haarlocken in Frauenberg
mit den großförrnigeren von Palfaul Diese
verschiedenen Stilhöhen" in Stammels
Stammel-Nachfdger, Engel in der Pfankirchc von
Kraubath
ANMERKUNGEN 15-13
Bildhauer Johann Foruchzgger. phil. Graz
m1. von Marie-Just Lixhteruwin, Maschinschn, 102 s.
Liechtenstein. opcin; Kohlbach, Bildhauex, s. esst.
Abb. bei Kohlbzch, Bildhauer. s. ßm.
II Eberhard Hcmpel, Kunst josef Thaddäm Slammelx,
in Winzer Jahrbuch r. Kunslgcsdmichte, xi119s7. s. 69H.
Karcl Hetteä
GLÄSER VON BIEMANN
ODER PELIKAN?
Die mit großer Inbrunst und dabei populär
geschriebenen Abhandlungen Otto Lauers
und das schmale Bändchen, das er dann
1958 über das Leben und das Werk Do-
minik Biemanns gemeinsam mit Julius
Streit in Schwäbisch-Gmünd herausgab,
haben die Wogen des Interesses für die
Arbeit dieses hervorragenden böhmischen
Glasschneidersl wiederum hoch empor-
steigerl lassen. Dies beweist nicht nur der
Anstieg der Preise für Biemann-Gläser auf
dem Antiquirätenmarkt sondern auch das
von neuem auflebende Interesse der For-
scher 3.
Ebenso wie jede Medaille ihre Kehrseite
hat, weist auch das Interesse für das Werk
dieses längst dahingeschiedenen Künstlers
seine Licht- und Schattenseiten auf. Das
kommerzielle sowie stellenweise auch das
Sammlerinteresse äußert sich oftmals im
Bestreben, einem Autor, der sich dagegen
nicht mehr zur Wehr setzen kann, auch
Arbeiten zuzuschreiben, deren Verwandt-
schaft mit seinem übrigen Werk oft
äußerst entfernt ist. Und umgekehrt können
manchmal wieder Arbeiten zum Streit-
gegenstand werden, denen, obwohl sie
vom Künstler nicht signiert wurden, für
die Gesamtentwicklung seines Werkes ent-
scheidender EinHuB zukommt.
Dominik Biernann, um" Übcrfangpuknl mit dem
Ponrätmedaillon Friedrich Wilhelms w. von Preußen
als Kxonpdnz. m4. Glas- und Bijouteric-Museum in
Gablnnz
ANMERKUNGEN 1-5 zit. S. 32
uiius Streit und Ollo Lauer. Dominik Biemann, Schwä-
isclJ-Gmiind 1958.
lm Iahr 1957 wurden auf der 450. Auktion bei Lernpertz
in Köln zwei Biemznngläser versteigert; CIHCS Rar.-
Nr. 795 für 5000 DM, das andere KaL-Nr. 796 für
B000 DM, siehe Wellkunsl 1953, Nr. 11. S. 14. Weiter
erzielten 1964 auf der Versteigerung der Beeicsenen
Sammlung in London drei Gläser von denen die ersten
beiden zuvor Dr. Schiftan, Breslau. gehörten ein
Kristallbccher mit glingskopf Ran-Nr. 62 650
dann ein kreisnindcs Porträtmcdaillon mit Herrenbrust-
bild Kam-Nr. 63 380 und ein anderes. ebenfalls kreis-
Iundß Polril einer Dame Kam-Nr. 64 1650 siehe
Catalogue 01' the Deck Collcction nfimpixrranr Continennl
Glass, Auctiun by Sotheby 8c CO. .. London, ßrd No-
vember 1964.
Die wichcipten neuen Arbeiten über Dominik Biemann.
außer dem bereits erwähnten Büchlein von Julius Streit
und Otto Lauer, sind Rudolf just, Glasschnillporlräts
des Grafen Kaspar Stemberg von Dominik Riemann,
in dcr Zeitschriü Keramik-Freunde der Schweiz, 1962.
Nr. 57, S. 22-25Jirina Vydrova, Dva nemirni Biemanno-
ve Zwei unbekannte Bicmanns, vom jahr 1964. das nun
im Almanach da Glas- und Bijoutcrie-Museurns in
jabloncc Gablonz a. d. N. erscheint. Dr. Vydrnva hat
über dieses Thema es handelt sich um zwei bisher un-
bekannte Portratmedaillons von Anna Marie Wilhelm,
vermutlich vom Jahre 1329, und des Feldmarschalls
Fürsten Alfred Windischgrätz vom Jahre 1849, die die
Vcrfamerin bei Nachforschungen in böhmischen Sdslöse
scrn in jemniste und Kynzvarr Königswarl vnrfand
einen ausführlichen Bericht auf dem Glas-Kongreß in
Brüssel aru 2. 1. was vorgetragen. der in den Kongrcß-
Materialien abgedruckt wurde. Die neueste Arbeit ist
schließlich Zuzana PCSIIOVÄS Studie "Dominik Biernann"
in joumal of Glass Studics VII Corning Museum of
Glass. 1965, S. B3.
Die Brüder Franz und Johann Pohl waren vorzügliche
Glaschneider der Harraclfschen Glashlitle in Nov? Svär
äNcuwclr zu BEHR des 19. jahrhunderts. lm Jahr
903 wurden bei für ihre Kunst rnir der Goldmedaillc
am Band ausgezeichnet. Franz Pohl 1764-1334 War
auch Biemanns rslrr Lehrer.
Aus dem Besitz von Hans Pdnl gingen in das Werks-
museum der Harraclfschcn Glashüm in Nov" Sve!
Ncuwelz eine Reihe interessanter Gläser über, größten-
teils Arbeiten aus der Werkstatt seiner Vurfahren. Eine
Ausnahme bildeten nur zwei Gegcnsrinde. von denen
der eine unser Bildnispokal und der zweite ein wundervoll
gravicrtes Andcnkenglas aus Rubin-Krislallübcrfaugglas
rnir Motiven aus Franiiskovy uizne Franzensbad ist.
Auch diße Arbeit wurde in der Familienrradiiion stets
als Biemanns Werk bezeichnet. Beide Gläser werden
mit der Bezeichnun D. Biemanns als Autor von Zuzana
Pdalova in ihrer iplomarbeit "Böhmisches Glas der
ersten Hälfte des 19. jahrhundens" vom Jahr 1954 unter
Nr. ss Andenkmglas und Nr. es Portrat-Glaspokal
angeführt.
ist in der bekannten luöhmischen Raf-
zurfamilie Pohl4 in Nov? Svet Neuwelt,
mit der Familie Biemann verwandt
befreundet war, ein bemerkenswerter
chschlitfener Rubiniiberfangglas-Pokal
nichtsigniertem, jedoch ungemein gut
ungenem Bildnis eines nach links blik-
ldCIl Offiziers mit nonchalant über die
iulter geworfenem Mantel erhalten ge-
zben Abb. 1. Der Pokal, der zuletzt
ns P0hl5 gehörte, war laut alter Fa-
ientradition, die hier während des ver-
igenen Krieges von der deutschen
atorikerin Margarete Klanteö nachge-
ift wurde, ein Werk Dominik Bie-
nns.
ch dem Jahr 1945 kam dieser Pokal
mit anderen Gläsern aus der P0hl'-
ICH Sammlung in das Werksmuseum
Harrach'schen Glashiitte in Nov? Svet
euwelt. 1955 wurde er auf der vom
iger Kunstgewerbernuseum zuerst in
ig und darnach in Teplice veranstal-
en Ausstellung Geschenk und An-
iken" Dar vzpominka7 gezeigt.
genwärtig belindet er sich in den
nmlungen des Glas- und Bijouterie-
iseurns in Jablonec nad Nisou Gablonz
1. m.
ich im Jahre 1955 die erwähnte Aus-
llung Geschenk und Andenken" vor-
reitete, hatte ich ausreichend Gelegenheit,
ch mit diesem Pokal eingehend zu
befassen und ihn mit anderen, zweifellos
authentischen und mir damals zugänglichen
Biemandschen Porträtgläsern zu verglei-
chen, insbesondere rnit dem bekannten
Bildnis des Grafen Kaspar Sternberg aus
den Sammlungen des Prager Kunstge-
werbemuseums, mit dem Rundmedaillon
einer jungen Dame von Ceska Lipa Böh-
misch-Leipa und einem weiteren ovalen
Medaillon mit Frauenporträt aus dem
Museum in Kamenick? Senov Stein-
schönau, dem Rundmedaillon mit Männer-
bildnis aus der Sammlung des inzwischen
verstorbenen Prager Sammlers Walter
Marcusß und einer Reihe von Gipsab-
güssen und Photographien. Dabei habe
ich nicht nur die Qualität der technischen
Durchführung des Porträts, das Niveau
der Komposition, die stilistische Ver-
wandtschaft und die zugunsten von Bie-
manns Autorschaft sprechenden histori-
schen Umstände geprüft, sondern nament-
lich den Charakter der Graveurhandschrift,
was oft vergessen wird, obwohl dies gleich
wichtig ist wie bei der Ermittlung der
Urheberschaft von Gemälden die Malerhand-
schrift. Das Ergebnis meiner Untersuchun-
gen besteht in der Überzeugung, daß man
es zweifellos mit einem Werk Biemanns
zu tun hat, das im Zusammenhang mit
seiner Reise nach Berlin im jahre 1834
entstand. Die Prager k. k. Hauptmann-
schaft empfiehlt damals Biemanns Paß-
gesuch ausdrücklich mit den Wor
Paßwerber will dem Antrage des
preuß. ieheimrats Alex. v. Humb
folgend diese Reise zu dem Ende ur
nehmen, um für den kgl. preuß. Hof
andere Parteien vielfältigen Bestellur
zufolge, mehrere Glasschneiderkunstai
ten zu verrichten."
Das Porträt stellt König Friedrich
helm IV. von Preußen noch als
prinzen dar und wurde vermutlich
vor Antritt der Reise geschaffen Abb
Als Vorlage diente Biemann eine
genössisehe Lithographie von Franz Krv
Abb. dem Urheber einer Reihe
Bildnissen der preußischen Königsfan
Die Vorlage wandelte Biemann allerd
durch den im Einklang mit seinen
maligen Kompositionsgepllogenheiten
lerisch über die Schulter gelegten
ab. Die romantische Veranlagung
jungen Friedrich Wilhelm fand in d.
Darstellung ihren vollkommensten
druck, und Biemanns Transposition
triift hierin zweifellos beträchtlich
Vorbild, das aufmerksam beschreibi
Krügefsche Porträt.
Der Pokal mit dem Porträt Friedrich
helms wurde sodann bei vielen Gele
heiten abgebildet9, und zwar stets
Dominik Biemanns Werk. Erst jetz
Zuzana Pesatova, die noch 1954 in
Dissertation in diesem Falle Biern
torschaft als erwiesen betrachtete, in der
Journal of Glass Studies Vll veröffent-
.ten Arbeit mit Zweifeln aufgetreten
spricht die Vermutung aus, daß die
nzeption des Schnittes dieses Porträts
an die Arbeit Franz Anton Pelikans
inert.
kann selbstverständlich die Authenti-
nichtsignierter Kunstwerke jederzeit
Zweifel ziehen, doch muß man Argu-
ite vorbringen, die sofern sie nicht
widerlegen doch wenigstens die
or zugunsten der nunmehr bestrittenen
hentizität aufgeführten Umstände neu
abweichend beleuchten. Zuzana Peäa-
ließ sich zu ihren Ausführungen
urch verleiten, daß auch Franz Anton
kan der 1858 im Alter von 72 Jahren
wahrscheinlich Urheber von Pokalen
Friedrich Wilhelms Bildnis ist und
wir von ihm wissen, daß er sich auch
sonst mit Porträtschnitt befaßte und ver-
mutlich ebenso wie Biemann auf der
Prager Industrieausstellung im Jahr 1831
für seine ausgestellten Arbeiten mit der
Silbermedaille belohnt wurde. Im Bericht
der Beurteilungskommission heißt es, daß
sich Fr. A. Pelikan sogar einem D. Bie-
mann auf eine höchst ehrenvolle Weise
zur Seite" stellt". Ein zweites Mal wurde
Fr. A. Pelikan auf einer weiteren Prager
Ausstellung im Jahr 1836 mit der Silber!
medaille ausgezeichnet, an der er mit
einem großen geschliffenen und herrlich
gravierten Pokal" mit einer Krone und
Unterteller teilnahm.
Wenn man nunmehr das vorhandene
konkrete Material vergleicht, bemerkt man,
daß sich die Dinge in Wirklichkeit eben
doch anders verhalten. G. E. Pazaurek,
der noch die Möglichkeit hatte, sich mit
seinen Urteilen über die Arbeiten nord-
böhmischer Glasschneider aus den
ziger bis achtziger Jahren des vor
Jahrhunderts auf Erinnerungen so man
Zeitgenossen zu stützen, schrieb Fr.
Pelikan die Urheberschaft des imposa
Kronendeckelpokals mit durchgeschliffe
Rubiniiberfang und geschnittenem B1
bild Friedrich Wilhelms IV., dem pre
schen Adler und Waffenemblemen
Diesen heute leider nicht mehr existie
den Pokal ebenso wie die einzige bi
bekannte signierte Arbeit Pelikans,
Pokal mit der Schlacht bei Kulm aus
selben Museum dürfte Z. Peäatova
Sinn gehabt haben, obwohl er ihr nur
der seinerzeit von Pazaurek veröH
lichten Reproduktion bekannt sein kann-
Zum Glück existiert im Musee Cuttiu
Lüttich eine getreue, hinsichtlich Form
Ausschmückung identische Replik Nr.
47 des Berliner Pokalsll. Untersch
hun7 Antun Pclikun. u. clmiuuxuce Puru du Knnnprixzzm Fximhnh wann-uns" prcußi
..-..u.nsu..r-nn xun cmcm Lllucn Lmrrlmngpn .11. Um nass. Lk Luuius 1.11..
Eduard .1 Pokal m. m. m1! dem Puma! Friedrich xmn-
pruulhxthn" eneralsuxu m". Kupfvuluh. mm
IERkLINGEN R1 4. m. m. u.- Ahlmnnlluxug LTXVÄIII!
9.11 Anmurkungcxa Yugcsrhrlcbcn Xtßldl dem wir Ivhm Lurtius
lAxunerkungcxu 1mm" lnduxlrit m. llung m. mgluliderllex
m. Anmex lxmgrn zur Arhcir ulwr m.- wmux Hundhcrrn, .1 mrdcrThrcwnlw rcxgungFriudrirlNUxlhehr
wsmarherxx w. m. lxcrgchxrqr und 1m Ricxcngrhirgc. lwlmk. n... im 1.1.. 1x40 zus nmcnhlnzv m.- Luu "her
'von m. Klmm- vurh umitcr wunlc .1 du- 7uln m1 Aufl! dcx M. b. hcrrnTt, d.- uin n. untuxk in CiHUIh wn
einem ihrer Mirarhencr, dcm Lohn Mvlxxnur Kimk den lnhnhr VJIUCH Fnrln mit cxncxxu nirht glin
xrinv Ivlurrhe um, und nun lull m1 luv durchgclulur Bxldx nnncs in Otnzu-rsuni
1a und Bijoxltc Ahlsumns in jablxum" Gnlvlunz 'lm hJY dm Bildn nncrl au allcnd 2m den Zaren
mhcn bli wen. Kunzrsplinndm .ls nurhin xz auf H. Pauqucu im rruxlg. hau dem es
Hcncä, Au NZYQIHÄHkJ" lu-ircxz du llälnwrhncidunhau istlnift nd im NNcau du Anithl nnrh um Zar Nlknlanl lnndcll. so bin itl
.9 LhcnL und And Äblmk. Durrhfxlhrung mhhuxrhvmullallcndcAhnlichkcirruxmild Am daß beide Pokale slchtlich als
Martins, Neu Au! ortrnxsFrirdrich XVilhclxlu. V. dun Lurcn limmt waren. der vnnntlxch Fnm
Bicxnal1n",ix1 Alu- und N1odcrxlc Kuml lI 1957, Wxlhchizs invag war, vdcr für cmc bcdcul
h. S. 9. ckhzeiiig mit dem illon K. lluvu Um Pcnimllthk ,du an dcn diplunul thtn Vcrhzmdlu
lnu bruatlwilnlca rbßcxllhulllv hwr XV. Marrm auvh IJIIHCI Pnrhc, Vene de uber Polen oder die Ostfrage teilqenonaxxxexz harre,
um Pokal mit dem Bxldnix 1'ldlllüfäkIILIHUHHIJXIB luuxulu! fuxnc USW, seil 1840 von Prcußcn gcxxlcln. mit Ruß
zur! Kill y. der nirhl Is Bicnmnxux" Arhull nngc- Nrh Pmmun Üliwr der Empln- und mit England und dann auth ITHC Frankreich ge!
lcn wurden kann. Am CllCSlCH kann du Bildnis. dcm Lxxpug 1J-' 8'. 5b. wunden.
bestehen lediglich in der Farbgebung.
Während der Berliner Pokal Rubinüber-
fang aufweist, besteht die Lütticher Replik
aus mit blauem Kobaltglas überfangenem
Kristall; außerdem ist bei dem Lütticher
Pokal der vierkantige Ständerteil des Fußes
niedriger, auch ist er ohne das Musik-
spielwerk ausgeführt, das in dem Berliner
Pokal einmontiert wurde. Die Durch-
führung von SchliE und Porträtschnitt
Abb. ist in beiden Fällen absolut iden-
tisch und stellt auch zweifellos das Werk
ein und derselben Hand dar. Es gelang
mir, ebenso wie bei dem Pokal aus Nov?
Svet, die graphische Vorlage zu ermitteln
Es ist ein prahlerisch der Gattin des Kron-
prinzen, der Prinzessin Elisabeth Ludovica,
gewidmeter Kupferstich von Eduard
Eichens vom Jahr 1838 Abb. 5.
Vergleicht man nun die Beziehung der
Vorlagen zu dem geschnittenen Porträt,
so stellt man sofort den grundlegenden
Unterschied zwischen den beiden Autoren
fest. Im ersten Fall Biemann! hat man
es, wie ich bereits darlegte, mit der Trans-
position eines Künstlers zu tun, bei der
es sich um mehr handelte als um bloße
Wiedergabe der Züge des Porträtierten.
Der Autor hat hier nicht nur das Bildnis
in vollendeter Weise in die Gesatntgestalt
des Pokals und das eigentliche Medaillon
zu komponieren vermocht, sondern er
drückt überdies seine Beziehung zum Dar-
gestellten aus, die in Übereinstimmung
mit den Gerüchten, die ihn damals um-
gaben Friedrich Wilhelm nicht als
Kronprinzen in der üblichen konventio-
nellen Repräsentation darstellen, sondern
als Privatmann, der seine eigene Persön-
lichkeit auch noch in preußischer Generals-
uniform zu wahren weißll. Der zweite,
noch in der Handwerkstradition der nord-
böhmischen Glasschneider erzogene Autor
Pelikan verharrt nicht nur beim ofh-
ziellen und konventionellen Porträt
was sich schließlich auf einen ausdrück-
lichen Wunsch des Auftraggebers zurück-
führen ließe, sondern und dies ist
ausschlaggebend er weiß sich mit seiner
Vorlage überhaupt keinen Rat. Er erfaßt
im großen und ganzen recht gut die
Ähnlichkeit und auch die Details der
Uniform, die er im Sinne der Glasschneider-
tradition noch durch die Hervorhebung
der Orden besser zu beleben weiß, aber
da, wo er seine Vorlage fertigkomponieren
soll, ist er sichtlich am Ende seines Könnens
angelangt.
Er vermag sie weder mit der Gestalt zu
verbinden noch in die begrenzte Fläche
der Pokalkuppe überzeugend einzugliedern,
so daß sein Bildnis ein nur nachträglich
hinzugefügtes autonomes Element bleibt.
Am schlimmsten macht sich diese Rat-
losigkeit bei der unbeholfenen Gestaltung
der Arme bemerkbar, die stummelartig
herabhängen, als wären sie amputiert. Die
Unterschiede gehen übrigens aus den
reproduzierten Photographien deutlich her-
VOI.
Abschließend möchte ich nur von neuem
an das erinnern, was übrigens sehr treffend
Dr. Vydrovä in ihrem Bericht für den
VII. internationalen Glaskongreß in Brüssel
ausgedrückt hat, und zwar daß die Rich-
tung, in der sich das Studium der Biemann-
Frage entfaltet, mehr oder weniger ein
bloßes Hin- und Hertappen ist. Der einzige
Sinn der zahlreichen Studien besteht im
emsigen und oft nicht sehr kritischen
Ausündigmachen neuer Arbeiten des Künst-
lers, und nur selten wird der Versuch
gemacht, das Material von einer anderen
Seite aus zu betrachten als unter dem
registrierend-dokumentierenden Gesichts-
winkel. Wir wissen heute von über 70 Ar-
beiten, die mehr oder weniger zu Recht
Biemann zugeschrieben werden. Dreiund-
dreißig davon sind signierte Glasgegen-
stände, zwanzig gleichfalls signierte kennen
wir nur von erhaltenen Gipsabgüssen her.
Die übrigen Arbeiten Glasgegenstände
oder Abgüsse sind nicht signiert. Gewiß
sind viele davon ganz zweifellos Biemanns
Werk, jedoch einzelne von ihnen geben
zu berechtigten Zweifeln Anlaß. Klarheit
kann hier nur eine eingehende Analyse
eines jeden einzelnen Stückes schaffen,
seine chronologische Einreihung, seine
Beurteilung vom Standpunkt der formalen
und technischen Durchführung sowie das
Herausfinden charakteristischer Merkmale
von Biemanns Glasschneiderhandschrift und
begreiflicherweise auch das Bestreben nach
Identinzierung der bisher unbekannten auf
den Porträts abgebildeten Personen. Als
ich den Pokal mit dem Bildnis Friedrich
Wilhelms aus dem Museum von jablonec
untersuchte, wa.t ich bemüht festzustellen,
wodurch sich die einzelnen böhmischen
Gläser voneinander unterscheiden, und
zwar nicht nur in formalen Oberflächlich-
keiten, sondern unmittelbar durch die
Technik der Arbeit und durch die Spuren,
die auf ihnen die Hände und die Instru-
mente des Glasschneiders hinterlassen ha-
ben. Dabei verließ ich mich nicht auf das
Auge oder die Lupe, sondern beriet mich
mit den besten heutigen böhmischen Glas-
Schneidern, wie C. Cejnar, P. l-llava,
A. Matura und J. Soukup. Aus diesen
Untersuchungen ergab sich, abgesehen von
einer Fülle von Erkenntnissen, auch die
Überzeugung, daß hier noch ein nicht
genutzter Weg zur Präzisierung der kunst-
geschichtlichen Identifikation besteht, ein
Weg, der sich gerade im Falle von Bie-
manns Werk als sehr nützlich und auf-
schlußreich erweisen kann.
ANMERKUNG 13
Von neuem untentreid-ic ich die Bedeutung des nonchnlan
übergeworfencn Mantels und Bicmanns Vorliebe rur
malerische Details diescr Art, die wir an einer Reihe
seiner bcsrcn Porträts aus den ahxen urn m0 feststellen
können. Ich erinnere nur an zs Bildnis einer russischen
Dame vom Jahr 1829 Pazaurek, Abb. so, das der Griün
Wrangcl Pazaurck, Abb. 91, das Bildnis einer jungen
Frau in der Wiener Sammlung Dr. Karl Ruhmanns
34
Peäatovä, Abb. 39 und weitere Porträts. Das Motiv
des malerisch drapicnen oder übzrgeworfcncn Mantels
ündcn wir auch in dem signicrlcn Mänucrporträ! des
vucnfdrmigcn Bechers im Düsssldorfcr Museum Streit-
Lauer. Abb. 12. auf dem Porlrätabguß eine nicht-
identifizierten Erzherzog in den Sammlungen des Prager
Kunstgcwcrhemuseum und schlicßlith auf dem ge-
boxstcncn Mzdaillonabguß mit Ofüziersporträt aus dem-
selben Museum Pcäarovä, Abb. 2a.
Rudolf Ray, Quetzalcoatl, Mexiko. 1963 Ol. auf Holz.
61 x90 cm
Rudolf Ray. Tepatzlan III, Mexiko. 1953. Ol au! Holz,
60x70 cm
Harald Kreid
DER MALER RUDOLF RAY
ln glaubenslosen Zeiten wächst der Glaube an den Selbstzweck der Kunst. Der Skeptiker neigt natur-
gemäß zum Ästhetizismus. Es entsteht das reine Kunstwerk, das um seiner selbst willen, ohne sinnvolle
Beziehung zum Menschen und dessen Erlebnisbereich, als funktionslose Spielerei oder Provokation ge-
schaffen wird. Diese Kunst ist Zuflucht vor der wachsenden Gleichförmigkeit und Langeweile; sie ist eine
Reservation der Freiheit innerhalb einer wohlgeordneten, auf dem Leistungsprinzip aufgebauten Gesella
schatt, gegen die der Künstler sich auflehnt Der Verständnislosigkeit des Publikums begegnet er mit Herausa
farderung und Exzentrizität.
Das Wcrk des Malers Rudolf Ray stellt den Versuch dar, der Kunst ihre menschliche Bedeutsamkeit zurück-
zugeben, sie aus dem Gefängnis der Funktionslosigkeit und dem lrrgarten des Ästhetizismus zu befreien.
Anläßlich der ersten Wiener Ausstellung Rays schrieb Oskar Kokoschka im Jahre 1934 "Rudolf Ray ist
reiner Expressionist. Sein Werk widersprichi Jenen Kritikern, die den Expressionismus totsagen."
Seither ist Ray iedoch künstlerische Wege gegangen, die ihn weit von seinen Wiener Anfängen hinweg-
führten. Seine Bildnisse lösten sich allmählich auf. Die Gesichter verschwanden hinter einem Gewirr von
Linien und Farben, wichen schließlich ganz abstrakten Formen und Symbolen. Schon in seinen frühesten
Versuchen ging es Ray um die tieferen Schichten der Persönlichkeit. Die äußere Erscheinungsform war
für ihn ein bloßes Hindernis, etwas. das überwunden, durchdrungen werden mußte. um das Wesen der
Persönlichkeit zu erfassen.
Rudolf Ray. Der iuriaa Schüler, lhdlBn, iss-s. oi auf
Papier, 57x72 cm
Rudolf Ray, Verlobung in Almora, lhdlßrl. 1957.01 auf
Papier, 40x62 cm
Zweimal reiste der Künstler nach Indien und verbrachte dort einige Jahre. Ihm, dem es um das innere
Erlebnis ging, wurde die Begegnung mit dem Buddhismus zur Offenbarung wonach er bisher nur dunkel
und fast unbewußt gestrebt hatte, das fand er jetzt im Gedankengut des Ostens bestätigt. Von nun an war
seine Kunst einem einzigen Ziel gewidmet den innersten Kern des Selbst zu erreichen, über die Erscheinungs-
formen hinauszugehen und zum Wesen des Seins vorzudringen. Er wollte in sich die namenlosen spirituellen
Kräfte des Atrnan oder Tao jenes höchsten und ailgemeinsten Selbst des Buddhismus wecken. Dabei
fand er, ddß die abstrakte Kunst und die Lehre vom Tao einander vollkommen ergänzten. Abstraktion
erschien ihm als der einzig mögliche Weg, auf dem man hoffen konnte. die flüchtigen Spuren seelischer
Kräfte zu verfestigen. Gleichzeitig wurde für Ray die abstrakte Malweise als Mittel religiöser Aussage und
mystischer Kommunion mit dem Göttlichen zu einer sinnvollen und unentbehrlichen Kunstform.
Zum Verständnis der Kunst Rays ist es nicht nötig. mit dem östlichen Denken genau vertraut zu sein. Es
genügt. sich des universellen Anliegens mystischer Bewegungen. wie sie ja auch im Christentum vertreten
sind. bewußt zu sein, Es gibt viele verschiedene Wege, durch die der Mystiker seine Versenkung in das
Göttliche zu vollziehen sucht. Allen gemeinsam ist jedoch die Forderung, sich von den Bindungen zur
Außenwelt zu lösen. sich der Herrschaft der Triebe und des Willens zu entziehen. Erst wenn dieser Zustand
der Entleertheit erreicht wird, ist man für die Vereinigung mit dem Göttlichen bereit. Erst wenn die lauten
Stimmen von außen zum Schweigen gebracht werden. hört man dieinnere Stimme. Erst wenn man aufe
gehört hat Zu denken, kann die Erleuchtung erfolgen. Diese Erleuchtung, für die der Zeh-Buddhismus den
BegriffSatori" geprägt hat, ist ein Zustand echter Seelenruhe und unwandelbarer Heiterkeit, der meist
durch Meditation erreicht wird. Daneben gibt es jedoch auch andere Methoden, so z. B. die Zen-buddhistische
Kunst des Bogenschießens, deren Ziel es ist, das bewußte ich und damit die individuelle Handlung zu eli-
minieren und sich den seelischen Urkräften des Seins zu öffnen. Genau dasselbe sucht Ray in seinen Bildern
zu erreichen. Wie Pfeil und Bogen, so sind für ihn Leinwand und Pinsel Werkzeuge, mit deren Hilfe die
überpersönlichen Kräfte geweckt werden. ln diesem Sinne muß die Kunst Rays als zutiefst religiös bezeichnet
werden. Gleichzeitig wirkt sie jedoch auf den mißbrauchten Geist des Abendländers als Therapie. Seit
dem Ausgang des Mittelalters hat man sich in der westlichen Welt hauptsächlich mit Problemen der Materie
Rudolf Ray, Absorplion. Mexiko, 19m. O1 auf Holz
Rudolf um. Zen-Studie. Mexiko. was. auf Holz
36
seinandergesetzt. Der Intellekt wurde fast ausschließlich zur Lösung von Problemen, die durch die Um-
lt gestellt waren, eingesetzt. Rays Kunst ist eine Rückbesinnung auf die autonomen Ansprüche der Seele
des Geistes. Sie ist eine Mahnung und eine Warnung. Unsere von der Technik beherrschte Gesellschaft
immer weniger föhig, sich im Spirituellen zu verwirklichen. und die Bereicherung der materiellen Welt
teuer bezahlt mit der Verarmung und Verödung des Seelenlebens. C. G. Jung charakterisiert diese
JOllOft folgendermaßen ..Die Veröußerlichung wird zu einem unheilbaren Leiden. weil niemand es
"stehen kann, wieso man an sich selber leiden sollte." C. G. Jung, Vorwort zu Heinrich Zimmer. Der
eg zum Selbst". Zürich 1944.
Anzeichen ernsthafter seelischer Störungen häufen sich in der westlichen Welt. Es ist wohl möglich.
Ray einen Weg gefunden hat. der uns den Zugang zur östlichen Weltanschauung und der ihr eigenen
rinnerlichung ermöglicht. und zwar nicht durch die uns fremde Methode bewegungsloser Meditation
dYoga-Übung. sondern durch den schöpferischen Akt. Man hat Ray einen Pionier einer empfünglicheren
dempfindsameren zukünftigen Generation genannt. die seine Werke als Offenbarung sehen wird. Für
rbert Read ist die Kunst Rays ein Versuch, ,.Urgründe einer Inspiration zu erreichen, die weder unserer
it noch unserer Kultur angehören. sondern archetypisch und universell sind." Die Kunst hätte sich. so
it Herbert Read. in Zeiten der Auflösung und des Verfalles oft solcher Symbole bedient und diese wören
wn die Grundlage einer neuen Religion oder Metaphysik geworden.
all dem folgt, daß Rays Bilder nicht verstanden. sondern nachempfunden werden wollen. Eine be-
nmte. logisch zusammenhängende Interpretation würde am Wesentlichen dieser Kunst vorbeigehen.
ch eine rein ästhetische Bewertung könnte der tieferen Bedeutung dieser Bilder nicht gerecht werden.
herlich. die feinen Farbtönungen und die rhythmischen. fast melodiösen Linien sind ..schön" und ent-
echen den höchsten Anforderungen eines westlichen Kritikers. Die magisch geheimnisvolle Zeichen-
ache der Bilder entrötselt sich aber erst nach langer und beharrlicher Betrachtung. ln der Nachemptin-
tg des schöpferischen Aktes erfährt auch der Beschauer die Loslösung von den Fesseln der materiellen
twelt und ahnt das Streben nach der großen und allumfassenden Freiheit. das hier seinen künstlerischen
zderschlag tand.
Rudolf Ray. Primitive ciiinm. Ol auf Holz
Rudolf Ray, Figuratian. Zwei Vlclten, New York.
1961. Oi auf Püpier. 75x45 cm
10
Rudolf Ray. spw der Konze
Ol auf Preßplulle
Rudolf Ruy, Einschließung,
Preßvlalve
Indien. 19567
1957. Öl auf
Der österreichische Maler Peter Richard Ober-
huber stellte im Jahre 1963 in der Galerie Camba-
ceres. Paris, aus. Der bei dieser Gelegenheit er-
schienene Katalog enthalt unter anderem eine wohl
vom Künstler selbst besorgte Auswahl von Zitaten,
die geeignet sind, sein Schaffen zu interpretieren.
Am treffendsten erschien uns ein Wort von Werner
Haftmann, das wir hier aus dem Französischen
rückübersetzen ,.Die Natur ist ein Chaos.
Es ist höchste Pflicht des menschlichen Geistes,
Ordnung und Vollendung in dieses Chaos zu
tragen."
Diese Worte umschreiben auf das tretflichsle die
Aufgaben, die Oberhuber sich gesetzt hat. Er ist
zunachst ein Künstler der Wirklichkeit. der sicht-
oder vorstellbaren Welt. Formalistische Experi-
mente kommen in seinem Schaffen wohl vor, doch
nehmen sie eine bloße Randstellung ein, indem
sie der Klärung von Bild- und Kompositions-
Vorstellungen dienen. Nicht leugnen laßt sich aller-
dings die Tatsache. daf! Oberhubers Kunst, zu-
mtndest in den letzten beiden Schaffensiahrzehnten.
ein gewisses Habstraktives" Gefälle genommen hat.
Es geht dem Maler der bezeichnenderweise
vom Bauen, von der Architektur herkommt
nicht darum, ein oberflüchliches Abbild der Natur
zu liefern, im Gegenteil, seine Bilder sind weit
davon entfernt, mit dem Pinsel realisierte Moment-
aufnahmen gewisser Situationen zu sein. Von der
Form her bekennt Oberhuber sich mit aller Kon-
sequenz zum Geiste der Zweidimensianalitöt, die
1a die unabdingbare Grundlage ieder anti-
illusionistischen Malerei ist. So bewegt sich das
Bildgeschehen in Oberhubers Werk stets in ima-
ginürer Tiefraumlosigkeit, und in vielen Füllen
drangt sich der Vergleich zu Schöpfungen monu-
mentaler mittelalterlicher Glasmalerei auf. lininer
wieder denkt man angesichts der Bilder Ober-
hubers an jene .,diaphane Wand" der Kathedral-
fenster. durch deren Leuchten und Schimmern
man in eine ienseits räumlich-zeitlicher Bezüge
stehende Unendlichkeit von eigengesetzlichem
38
Peter Richaid Obcitiuber, Pariser Stiatlenrene, WM.
Ol auf Leinwand. 'liOx7O cm
Peter Rtchard Oberhuber, Theaterszene. 1965. O1 atf
Holz. Neue Galerie der Stadt Liwz Vfolfqanqe
Gurliii-Muscum, im
Peter Richard Oberhuber, Das rote Dach. 1965 Ol.
92x83 crn. Galerie Weill. Paris
Realitötsgrad zu blicken scheint. Das Bild ..Dos
rote Doch" Abb. scheint uns für diese Art des
Darstellens besonders typisch zu sein.
Die eigenartige ..Realitöt des irrealen" bezieht
sich naturgemäß nicht nur auf die Raumauffassung.
sondern auch auf die Farbe. Der Künstler ist in
dieser seiner jetzigen Entwicklungsphase stets be-
müht. ihr jene Eigenschaft des ..Leuchtens von
innen" her zu geben, die wiederum bei den
Kathedrolfenstern der Gotik anzutreffen ist und
das Kunstwerk von oußerbildlichen Lichtquellen
unabhängig zu machen scheint. Die kolaristische
Grundhaltung seinertypischesten und besten Werke
wird also von dem bestimmt, was Wolfgang Schöne
als ..Leuchtlicht" bezeichnet hat.
Ein weiterer Faktor unterstreicht das Gesamtbild,
das wir uns von Oberhubers Schaffen bereits
machen konnten Es ist das von Haftmann postu-
lierte Moment der Ordnung und Ent-Chaotisierung.
Es gibt keine klareren. einleuchtenderen Bild-
kompositionen als die Oberhubers. Sie sind in
vielen Füllen zutiefst vom Geiste der Rektangu-
laritöt bestimmt. ohne doch je vom Terror des
Richtscheites und des Zirkelschlags beherrscht zu
werden. Oberhuber baut seine Bilder wie ein
Architekt aus einfachen Grundelementen. Selbst
bei den am stärksten naturalistischen Arbeiten wie
etwa dem schönen Hafenbild ..Masten" Abb.
wird die Bildkomposition vom Drange nach größt-
möglicher Vereinfachung beherrscht. lst in dieser
Schöpfung der Grundgedanke des "reinen" rech-
ten Winkels bestimmend, so herrscht in einer
seiner neuesten Kompositionen. der "Theater-
szene Lulu" Abb. 2. Linz, Neue Galerie Wolf-
gong-GurIitt-Museum das Prinzip des Kreisens und
der Durchdringung verschiedener Kompositions-
elemente. Architektur auch die der Schiffe f.
das ist Ruhe. Ordnung, Gesetztheit; aber das Leben
ist Bewegung und Begegnung, Sichdurchdringen
und Sichabstoßen. Kreisen und Verweilen in einem.
Und so wird das Bild der münnerverschlingenden.
zum Opfer ihrer eigenen Schicksalhaftigkeit wer-
denden Dramenfigur Wedekinds zum Gleichnis
des Lebens schlechthin.
Entscheidend scheint uns zweierlei zu sein zum
ersten die Tatsache. daß Oberhuber seine Prin-
zipien niemals so verabsolutiert. daß dadurch die
lebendige. direkte Anschaulichkeit seiner Arbeiten
bedroht werden wurde. zum anderen aber auch
das Ergebnis seiner Bemühungen. das ob ge-
wollt oder ungewollt. ist primär nicht entschei-
dend eine Steigerung des Motlvlichen ins Sym-
bolhafte,Typische. Übersubiektive zum Ziele hat.
Eine der Leittypen seines Schaffensistimmer wieder
der Clown, der innerlich wic äußerlich Moskierte.
Das beweist schon der Clown in der vorhin be-
sprochenen Theaterszene aus ..Lulu". Er trügt
ohne Zweifel selbstportröthafte. aber auch gleich-
nishafte Züge und bezieht sich auf das "Große
Spiel" zwischen den Geschlechtern. das Auf und
Ab des Sichanziehens und Sichabstoßens, auf Ko-
mik und Tragik des Liebeswerbens. aufden Zwang
des Sichkostumierenmüssens. das mit jeder Begeg-
nung zwischen den Geschlechtern verbunden ist.
Sind diesem wichtigen Bilde noch stark expressive
Züge zu eigen. so bringen andere Schöpfungen
in Steigerung der vorerwühnten Tendenzen eine
Betonung des Puppenhaftcn. ia eine Art von
marionettenhafter Vertotung und Entwirklichung
aufs Tapet.
Die ..Drei Könige" Abb. wirken in ihrer
kompositorischen Strenge noch maskenhatter und
..vertormelter". als dies rein vom Motiv her zu
erwarten gewesen wäre. Und die Menschen in
der "Pariser Straßenszene" Abb. gleichen nun
in der Tat schemenhaften. hölzernen und dennoch
körperlosen Puppen. die sich in beklemmender
Lautlosigkeit aneinander vorbeibewegen. Im ..Erz-
berg" Abb. schließlich ist kaum noch eine Spur
von organischem Leben wahrzunehmen Hier
stehen wir gleichzeitig vor dem wohl am kon-
sequenlesten von geometrischen Elementen be-
stimmten Bildbau des Künstlers. In dieser Welt, die
uns hier vorgeführt wird. hat die Technik einen
totalen Sieg über die Natur errungen. Aber dieser
Sieg der Technik über die Natur liegt gewisser-
maßen in der Natur selbst vorbereitet. Es gibt
nicht wenige anorganisch wirkende Blumen und
zahllose maschinenartige. apparothaftc Insekten.
und gerade diesen Wesen begegnen wir immer
wieder in Oberhubers Schaffen. Das Insekt ist das
külteste aller Lebewesen. und Blumen wie die
..Kalla" haben etwas Artilizielles an sich. das die
Idee der Vertotung des Organischen noch stärker
beinhaltet als die Welt der Insekten.
Dieses Vertotungserlebnis aber gehört zu den
Grundsymptomen unserer Zeit. es ist zutiefst ver-
wandt mit dem. was heute mit einem Modewort
ols..Vertremdung" bezcichnetwird. SolcheWesens-
züge von denen aus sich eine Brücke zum Sur-
realen schlagen lößt hat es in der Kunstge-
schichte immer wieder gegeben, vor allem in der
Periode des historischen Monierismus. also vor und
in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie sind
stets Zeichen einer fundamental gestörten gesell-
schaftlichen. weltanschaulichen und psychischen
Struktur und bezeugen damit einen Zeitgeist. der
mit sich selbst und der Welt nicht fertig wird.
Aber gerade das. nämlich der leidenschaftliche
Wille. sich einen neuen geistigen Standort zu er-
obern. ist Oberhubers Lebensonliegen. Unser
Künstler ist ein Mann der Tat, eine Persönlichkeit
von klarer Energie und zielgerichtetem Willen.
Soziales Verantwortungsbewußtsein ist einer der
Grundzüge seines Wesens, die Sorge um den
Menschen ..an sich" ist das Grundthema, das hinter
all den formalen und thematischen Problemen auf-
gefunden werden kann. die Oberhuber behandelt.
wobei jedoch immer nur zu Formulierungen aus
der Welt der Gleichnisse und Symbole gegriffen
wird, um jegliches Abgleiten ins Illustrative,
Literarische zu vermeiden.
Ein langer Lebens- und Entwicklungsweg war not-
wendig. ehe der Künstler zu seinem heutigen
Standort gelangte. 1906 in Zeltweg geboren.
studierte er an der Wiener Kunstgewerbeschule
39
Pe?er Rlchard Obcrhubcr, Mcslcn, 1965 Ol 92 X73 In
Perer Rlcrard Obcrrubcr, Avbellsnwaschlnvn am Erz-
berg. 1965 Ol. 92x71 cnw
Pcler Rlchard Obe-rhubcr, Hclllqr Dvu Komac. T98-
Ql ccl Leln.-.and XSlcn" Sannrrlunu S1, Graz
berens die glelchen Aufgaben geslelll haue,
auch das Schaffen der Rclfcperlade beslimrn
Als Mann der Tal und des gesellschaflllchcn
anlworlungsbewußtselnws begrundcle Oberhul
1953 den Werkbund 1m Slalcrmarklschen Kur
VSFElD. Von 7945 blS 7960 lelleve er dle Graz
Kunslgewerbeschule und wurde gerade zu CllE'
ZSll zu einem der wesenllnchcn Shmulaloren
slelrlschen Kunsllebens.
Oberhuber lSl Angehorlger der Generanon,
man in der blldenden Kunsl WlC der LllEVOl
als dle verlorene" bezelchnen könnle.
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von seinem schnurgeradcn und kompromnßlosez
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hat er zwar wlchhge Schaffenslrnpulse aus Parl
empfangen, doch vsl es bezezchnend, daß er der
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und Kublsmus genau das und nur soviel
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Schaffensldeen benohgle. KEIN Wunder. daß er
der geborene Nonkonforrnvsl. es als Mensch wir
als Künstler nichl lexchl halle. dalä rhrn. einen
durch und durch kampferlschen und riklerllcher
Naturell. aber auch gelang, Sleger zu blelben in
Kampf mm slchlbaren und UHSlChlbGFCH Möchven
Alois Vogel
DER MALER UND GRAPHIKER
OSKAR MATULLA
Oskar Matulla wurde 1900 als Sohn eines kunstsinnigen Schlossermeisters in Wien geboren. Sein Vater
stand in kaiserlichem Dienst und arbeitete unter anderem an den Gittern des Michaelertores und der Tore
des Schlosses Schönbrunn.
Bedenken wir, wie viele begabtejunge Menschen gleich Oskar Matulla in jenen für Europa so entscheidenden
Jahren kurz vor und während des ersten Weltkrieges aufgewachsen sind und die wahrhaft revolutionären
kulturellen Strömungen ihrer Umwelt wahrgenommen. ja an ihnen sogar aktiv teilgenommen haben,
die schließlich aber doch von der Zeit Überlaufen, an den Rand geschwemmt worden sind oder in
einer Doktrin festgebannt vereinsamten, so müssen wir mit Genugtuung feststellen, daß Matulla immer
von neuem zum Ausschöpfen der Möglichkeiten. immer zu neuem Aufbruch bereit war. Schon sein Bildungs-
weg zeigt seine unaufhörliche, immer von neuem beginnende, rastlase Eigenart. Denn nicht nur, daß er
nach der Volks- und Bürgerschule die Lehrerbildungsanstalt und die Kunstgewerbeschule besuchte. 1927
finden wir ihn noch einmal auf der Kunstgewerbeschule in Wien, 1948 bis 1950 auf der Graphischen Lehr-
und Versuchsanstalt. 1949 bei Professor Dobrowsky auf der Akademie der bildenden Künste und noch
1955 bei F. Mourlot in Paris, wo er sich in den lithographischen Disziplinen weiterbildete.
Betrachten wir nun des Künstlers Arbeiten, so müssen wir mit jenen Holzschnitten aus den Jahren 1918119
beginnen. Eine derbe Messerführung und klare Schwarz-Weiß-Gegenübersteliungen weisen auf den
deutschen Expressionismus. Man könnte Kirchner, Heckel und Beckmann als Vergleich heranziehen. Auch
in der Thematik finden wir eine Verwandtschaft zu den Blättern der deutschen Meister. Ein kleines Selbst-
porträt des 19jährigen mit verzerrten Längen läßt an Kokoschka denken. Allmählich wird aber die Linien-
führung Matullas feiner. verliert den groben Charakter. nimmt kultiviertere Formen an. Schließlich wendet
sich der Künstler einer neuen Ausdrucksmöglichkeit zu. Nach einigem Tasten findet er sie in der .,Neuen
Sachlichkeit". Der Strich wird wir sprechen noch immer vom Holzschnitt dünner, die Linien härter,
die Flächen. reines Schwarz oder Weiß. gewinnen an Bedeutung. Waren vorher oft soziale Motive vor-
herrschend, so tauchen nun immer häunger solche südlicher Landschaften und Architekturen auf. Man
spürt bei jedem einzelnen Werk die Ausgewogenheit. Die Form wird bis ins Kleinste beherrscht. Diese
präzise Durcharbeitung der Komposition. selbst in den kleinsten Blättern, führt zu außerordentlich kühlen
Arbeiten.
In der Malerei wird die Fläche zum wesentlichen Element. Verhciltene Farben. oft Ocker in verschiedenen
Abstufungen. pastelle Grau- und Grüntöne beherrschen die Leinwand. Es sind distanzierende Bilder. die
meist italienische Motive. Straßen, Häuser. Hafenausschnitte zum Thema haben. Die Himmel werden in
ein unendlich fernes Gelb gerückt, fast überall sind kubische Elemente vorherrschend. In diese Zeit fallen
auch einige experimentelle Versuche postpointillistischer Art. Ein großes Ölbild ,.Dalmatien" zeigt eine
außerordentlich zart abgestufte Palette. Es gelingt Matulla, jenen Zauber auszulösen. der in der Auflösung
der faßbaren Dinglichkeit liegt und dafür die Konstellation des Augenblicks bietet. Im Technischen ist dem
Künstler das Arbeiten mit dieser Methode eine Bereicherung in der Kenntnis des Bildaufbaues, ein Gewinn
an Erfahrung.
Beim Holzschnitt. den Matulla weiter pflegt. sehen wir ein Ausfüllen der Flächen. Mit Akribie werden
Details herausgearbeitet. Die Strukturen wirken nun oftmals gefältelt und geschummert. In großen Holz-
schnitten aus dem slowakischen Waldland und der österreichischen Bergwelt werden ausgesprochen
malerische Tönungen erzielt. Doch der Strich drängt immer mehr und mehr zur ornamentalen Füllung.
Das technische Raftinement beginnt langsam die Aussage zu überwuchern. Der Künstler. von dieser Ent-
wicklung unbefriedigt. wendet sich einer neuen Ausdrucksweise zu.
Während in Öl in dieser Zeit nur einige Landschaften in strenger Linearität, die entfernt an Cezanne
erinnern, entstehen. beginnt der Künstler jetzt in Pastell zu arbeiten. Schon durch das Material bedingt.
vielleicht auch in einem unbewußten Gegensatz zur Strenge der vorangegangenen Epoche. werden die
Farben sehr locker aufgetragen. Mit fortschreitender Beschäftigung Matullas in dieser Technik werden
sie immer flockiger. Reine Impressionen eröffnen große Weiten. Wenige Töne, zart hingehaucht. geben
Licht und Luft. vielfach auch zarte Wasserspiegelungen. Eines der letzten Blätter dieser Periode erinnert
in seiner lockeren Durchführung schon an chinesische Landschaftsbilder.
Im Graphischen beginnt sich Matulla mehr mit der Lithographie zu beschäftigen. Es sind die Jahre 1948
bis19SO. wo wir ihn auch in der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalttinden. Die Motive werden bewegter
behandelt. Man merkt deutlich das Herkommen von der pastelltechnischen Auflösung. der Raum gewinnt
an Tiefe. die Himmel sind vielgestalfiger. bewegter. Mit Tierstudien werden formale Ausdrucksmöglich-
keiten angeschnitten die sinnerhöhende Linie des Umrisses! Diese Blätter weisen schon auf die letzte Phase
in Matullas graphischem Schaffen hin.
Dazwischen schiebt sich aber noch eine kurze Periode. Essind einige Ölbilder mit ausgesprochen expressiven
Anklängen. Eine lrische Landschaft". 1950 entstanden, ist da zu nennen. Plötzlich tauchen in Matullas
Palette unbekannte Rattöne auf. Kadmiumgelb zerreißt den Himmel, Chromoxydgrün beherrscht das
Feld. Ein Zinnober gibt einen Akzent.
Sicher durch seinen Pariser Aufenthalt stark geprägt und dann in wesentlich Eigenes umgesetzt. entsteht
nun eine große Menge Farblithographien. die des Künstlers Namen in vielen Ausstellungen in aller Welt
aufscheinen lassen. Bei der Biennale von Venedig 1950. in Sao Paulo195Z, in Cincinnati 1954. 19561958.
in Laibach 1957.1959.1961. in Ausstellungen in Helsinki, Kopenhagen. Kairo. Istanbul, Tokio. Kamakura.
Rom, Palermo, Turin. um nur einige der wichtigsten Orte zu nennen. ist Matulla vertreten.
Wie schon angedeutet, gewinnt die Linie an Ausdruckskraft. War sie noch in der vorigen Periode haupt-
sächlich im kompositorischen Aufbau und in die abbildliche Funktion gebunden, so wird sie jetzt noch
zusätzlich zu einem wesentlichen Aussagemittel. Die Farben, wohl getönt, werden auch in der Lithographie
kräftiger. ln der Struktur wird ein Zurückgreifen auf die frühen kubischen Formen ersichtlich. jedoch mit
einer Einschließung aller dazwischenliegenden Erfahrungen. Geschmeidige, mit großer Sicherheit hin-
gesetzte Linien korrespondieren mit den Flächen. Die Erscheinungen werden immer mehr und mehr
abstrahiert. An Hand verschiedener. am jeweiligen Ort vor der Natur gezeichneter Landschaftsstudien
entstehen im Atelier nach langer Zeit des Reifens gewissermaßen Quintessenzen, die das für den Künstler
Wesentliche der Gegebenheiten festhalten.
Während Matulla in der Lithographie diese Linie bis heute beibehält und in allen Jahren verdichtet. ist
ihm aufder Leinwand die Temperamalerei begegnet. Wir müssen an dieser Stelle in das Jahr 197.9 zurück-
greifen. in dem der Künstler einen Briefwechsel mit dem 1938 verstorbenen Holsteiner Meister Christian
Rohlfs beginnt. Der lnhalt der Schreiben die Korrespondenz reicht bis in das Jahr 1931 bezieht sich
meistens auf die Kaseinmalerei. Rohlfs gibt dem jüngeren Kollegen Ratschläge. teilt ihm seine Erfah-
rungen mit.
Für Matulla wird in den letzten Jahren die Fläche immer mehr und mehr das wesentliche Ausdrucksmittel.
Sie ist der entscheidende Gestaltungsfaktor aller seiner Bilder geblieben. Die Ölfarbe wird pastoser auf-
gesetzt, die Flächen bekommen eine gewisse Gerichtetheit. Die Bilder werden dadurch dynamisch. was
sich besonders bei den Landschaften bemerkbar macht Häuser im Karst". 1961 Abb. 2. "Trattenbacher
Landschaft". 1962 Abb. 3. Die Palette wird intensiver. die Farbe reiner. Je jünger die Arbeiten sind.
um so differenzierter wird der Farbauftrag. Durch polychrome Flächenbrechungen wird ein Volumen
erreicht. ohne eine dritte Dimension vorzutäuschen. Matullas Spannweite reicht von feinempfundenen
Farbnuoncierungen etwa bei den Bildern aus Niederösterreich ..Wogram" und ähnliches bis zu
kräftigen Kontrasten. wie wir sie besonders in der Behandlung einiger südlicher Motive finden.
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Matulla hat wie viele bildende Künstler Kubin. Kokoschka. Schiele eine literarische Begabung. Er
Erzählungen und Kurzgeschichten. Vier Novellen sind in verschiedenen Zeitungen gedruckt wc
Fast scheint es im Hinblick auf des Künstlers Malerei als ein ausgleichendes Regulativ eines in jedem
srhen steckenden Erzöhlerdranges. Wir finden daher in Matullas ganzem bildnerischen Iuvre
..literarischen" Bilder. Heute greift der Künstler allerdings nur mehr zur Feder. um kultur- und
geschichtliche Artikel zu schreiben. Etwa fünfzig solcher Abhandlungen sind in Zeitschriften, Zeitt
und Fachpublikationen erschienen.
Seit 1946 ist Matulla als einziger Österreicher Mitglied der DanaueWald-Gruppe. einer deutschen Kür
vereinigung, zu deren Mitbegründern er gehört. Seit19S0 ist er Angehoriger der Wiener Secession. in
Vorstand er 1954 gewählt wurde. In der Zeit von 1956 bis 1960 hatte er das Amt des 1. Vizeprüsid
dieser Künstlervereinigung inne. mit dem ihn dic Vereinigung 1965 wieder betraute, 1952 wurde et
Professor ernannt. Mit verschiedenen Medaillen und Preisen wurde seine Tätigkeit von den zustün
Stellen anerkannt, Seine Arbeiten beünden sich in Museen sowie in öffentlichen und privaten Sammli
des lne und Auslandes.
Allpnnlln um" am 40m
Peier Baum
LUDWIG HEINRICH JUNGNICKEL
ZUM GEDENKEN RÜCKBLICK
AUF LEBEN UND SCHAFFEN DES
IM VORJAHR VERSTORBENEN
KÜNSTLERS
Als am 14. Februar des Vorjahres Ludwig Heinrich Jungnickel im hohen Alter von 84 Jahren vereinsamt
starb, verlor Österreichs Kunst einen ihrer markantesten Künstler.
Im Totenschein wurden sowohl Jungnickels Vater als auch dessen Mutter als unbekannt" vermerkt, und
zum Begräbnis auf dem Wiener Zentralfriedhof erschienen nur wenige Freunde und Oftizielle. Professor
Leopold Schmid hielt die schlichte Trauerrede und er war es auch. der sich nach Kräften um das Zustande-
kommen der umfangreichen Gedüchtnisausstellung im Wiener Künstlerhaus verdient machte.
Ein hochinteressanten aus iüngster Zeit stammender Brief von Jungnickels 1910 nach Argentinien aus-
gewandertem Bruder gibt über die Jugend des1881 in Wunsiedel Franken geborenen Künstlers authentisch
Auskunft
..wir waren Geschwister. Mädchen und Jungens. Ich war der jüngste. mein Bruder der zweitjüngsle. Er besuchte in
München die Lateinsctiule. Ich verbrachte meine Jugend fast nur mit Br. Ludwig. Wir weren beide große Naturfreunde,
so daß wir immer botanisierten, hatten Schmelterlingsammlung. Käfersammlung. Terrarium, Aquarium und ein Herbarium.
alles mit lateinischer Benennung. wir suchten stets des Wahre und Schöne in der Natur, wo er debei vieles in Skizzen
und Landschaftsgemülden festhielt. Im sernrner 1591 wanderten wir beide durch die Tiroler Berge bis zum Großglockner
und venediger. we wir stets auf Almen waren und er den Betrieb und Charakter im Bilde festhielt und auch en Teurisien
verkaufte. zum Lebensunterhalt. 1299 irennien wir uns. Ludwig ging zu Fuß nach ltolien bis Rom und Neapel. verdiente
sich den Unterhalt mit Porträtzeictmen in den Kaffees. In Rom verkehrte er in den Künsllerkreisen, dabei seiiui er ein Bild
Kruzifix, des so gui eusnei und Bewunderung erzeugte, so daß es dern Papst gezeigt wurde. der es dann in der Sixtinischen
Kapelle eutnengen iieß. Nach Studien in Rom reiste er nach Wien. des er als seine zweite Heimat betrachtete,"
lm Gründungsiahr der Wiener Secession, 1898, kam Jungnickel, der zunächst an der Akademie bei Griepen-
kerl, Eisenmenger und William Unger studierte, auch schon in Kontakt mit Alfred Roller, Josef Hoffmann
und Gustav Klimt.
Von besonderer Bedeutung wurde vor allem seine Bekanntschaft mit Klimt, als dessen Mitarbeiter er 1911
für Josef Hoffmanns berühmtes Palais Stoclet in Brüssel einen Tierfries gestaltete.
L. H. Jungnickel war Mitglied der "Wiener Werkstätte" und der Kunstschau". 1924 fand Jungnickel
Aufnahme im Wiener Künstlerhaus und 1930 erhielt der Künstler den Österreichischen Staatspreis.
Unverständlich muß es bleiben, wieso Jungnickels Bilder und Graphiken 1938 als Entartete Kunst" verpönt
wurden, was den Künstler bewog. seiner Wahlheimat den Rücken zu kehren und nach dem südlichen
Abbazia zu ziehen.
Jungnickel kehrte erst 1952 nach Österreich zurück. Noch im selben Jahr veranstaltete die Albertina eine
Einzelausstellung seines graphischen Werkes.
Die Jahre bis zu seinem Tod verbrachte der Künstler in selbstgewollter spartanischer Abgeschiedenheit in
Villach und Wien.
Die Gedachtnisausstellung im Wiener Künstlerhaus Dezember 1965 war weit mehr als ein Akt der Pietät,
mehr als ehrende Verpflichtung. Ohne den Anspruch auf strenge Wissenschaftlichkeit und chronologische
Abfolge zu erheben dazu ist das gesamte Material noch viel zuwenig bearbeitet, dokumentierte sie an
Hand von Beispielen aller Schaffensperioden überzeugend Eigenart und Bedeutung des reichen Lebens-
werkes. Neben frühen Holzschnitten, Radierungen und Lithographien. die Jungnickels Ansehen als Gra-
nhiker henründeten, stnnrion die mhllncnn TiPF7PiFhhlIhrl9h in Mnidßrc im Minelrninin riar nrÄninnlnilr
Jungnickels in 27 Koffern lagernder und für die Ausstellung unberücksichtigt gebliebener Nachlaß. für den
Wiens Museen teils aus eigener Nachlässigkeit, teils mangels entsprechender Information bisher
beschümend wenig lnierßse zeigten, harrl weiterhin entsprechend gründlicher und verantwortungse
bewußler Sichlung. Daß er gleichsam unbemerkt ins Ausland gelangen konnte, isl in diesem Fall
leider symptomutisch für die "Aufmerksamkeit" der zur Wahrung unseres kulturellen Erbes Berufenen.
Es wäre ein dankenswertes. dem überregionalen Rang des Künstlers entsprechendes Bemühen, diese
Gedöchtnisuusstellung zum Anlaß einer umfassenden Monographie zu nehmen.
Ludn
Kohl!
Ludm
sehe
Jungnickel. spm
Alberlincl. Wien
Jungnickel. Kuh
Nien
mde Zebras
I. OI. Ösler
Wernzr Hofmann und Peler Baum Amfübrungen zur Situation der modernen Kumt in Öxterreirb blieben nicht
unwidermprnrben. Magixtratrrat Dr. Robert Waiuenberger 110m Kulluramt der Xtadl Wien Janzit um eine
Enigegnung, die zwir unmm Leum Yliillf unrmtlralten nmllm, n'a wir der Überzeugung xind, ziaß man für eine
nlijektille Urteilrhildung nur! die andere Xeite gellärt babm muß.
Robert Waissenberger
ANTWORT AUF DIE BEITRÄGE
VON WERNER HOFMANN
UND PETER BAUM IM HEFT 82,
SEPTEMBEROKTOBER 1965
46
Szhr geehrter Herr Duklar Mrazek,
das 82. Heft der von lhnen geleiteten Zeitschrift Alte und moderne Kunst" brachte zwei Artikel, einen
von Herrn Peter Baum und einen von Herrn Dr.Werner Hofmann, auf die ich zu antworten habe, weil
darin der von der Gemeinde Wien geübte Standpunkt der Toleranz gegenüber dem Kunstgeschehen der
Gegenwart in einer Weise kritisiert erscheint, die Widerspruch nötig macht.
Natürlich haben die Festwochenausslellungen 1965, also nicht nur Wiener Malerei seit 1945", sondern
auch Plastik aus dem Kreis der Wiener Secession", in bestimmten Kreisen ein Für und Wider ausgelöst.
Die Malerei eines Zeitalters ist zuallererst einmal das. was die Maler in diesem Zeitalter malen", sagte
Professor Johann Muschik in seiner Kritik der Ausstellung im Künstlerhaus, die am 5. Juni 1965 im Neuen
Österreich" erschien und Waissenberger hatte den artigen Einfall, die Entscheidung dem Publikum
zu überlassen, das er sich als ein denkendes wünscht. Er gefällt sich nicht in der Rolle des Lenkers der
Meinung, unternimmt keine Anstrengung. seine eigenen Auffassungen dem Betrachter zu insinuieren".
Prof. Muschik hat damit die Sache genau so verstanden, wie sie gemeint, die Absicht erfaßt, die mit ihr
verbunden war. Allerdings wurden diese Ausstellungen auch, ob absichtlich oder unabsichtlich, will ich
nicht entscheiden, von anderer Seite mißverstanden. Dieses tat am gründlichsten Herr Peter Baum, wovon
man sich zunächst in den Oberösterreichischen Nachrichten" und später in der Zeitschrift Alte und
moderne Kunst" überzeugen konnte. Nun glaube ich an und für sich mit Kurt Tucholsky. daß die Kunst-
kritik das letzte Kapitel in der Presse ist, wo man Angst zu haben braucht, dafür zur Rechenschaft gezogen
zu werden. Trotzdem sollte man nicht völlig schutzlos dagegen bleiben, nicht mit Schweigen zustimmen,
wo von Zustimmung keine Rede sein kann, und warum soll man nicht dem Kunstkritiker antworten, wenn
man gegensätzlicher Meinung ist und auf einem anderen Standpunkt steht? In der oberösterreichischen
Version der Kritik von Herrn Baum die in Alte und moderne Kunst" ist davon nur ein Ausschnitt
wurde behauptet, daß es überflüssig war, die Arbeiten einer namentlich angeführten Reihe von Malern zu
zeigen. Nun bekenne ich mich zu den Bildern dieser Überflüssigen" nicht nur deshalb, weil Herr Baum
sie offensichtlich nicht kennt, sondern einfach, weil es ein Mangel wäre, wenn man ihnen in dem ange-
strebten Gesamtbild nicht Raum gegeben hätte. Schließlich handelt es sich um solche Maler, die während
all der zwanzig Rechenschaftsjahre gemalt haben, und deshalb erschienen sie mir auch wesentlicher als
jene, die mir Herr Baum als Ersatz angeboten hat und die man, zum Teil wenigstens. erst seit einigen
Jahren kennt. lch will nicht so hoch greifen wie Dr. Werner Hofmann, der für die Maler Josef Mikl und
Arnulf Rainer in Anspruch nimmt, sie seien nur deshalb international noch nicht entdeckt, weil sie nicht
in Paris, London oder New York leben. Ich glaube zwar von den am 2. Juni 1965 in den Oberöster-
reichischen Nachrichten" von Herrn Baum beanstandeten Malern Bähler, Fischer, Florian, Hessing,
Höffinger, Keil, Krause, Luby, Müller. Möser, Pippal, Polasek, Riefel, Schmitt, Schrom, Steiner und Stoitzner,
daß sie etwas zu bescheiden und nicht immer am laufenden" sind, wie viele andere. gewandtere Künstler.
Doch sehe ich darin keinen Mangel. daß sie nicht heute so und morgen anders malen, hingegen aber einen
nicht zu unterschätzenden Vorteil, wenn sie ihr Schaffen nicht nach jeweils neu aufkommenden Gesichts-
punkten einrichten. Um nochmals Dr. Werner Hofmann zu zitieren, bin ich gerade bei ihnen Überzeugt,
daß sie die .,Gratwanderung einer umfassenden Bewußtseinsbildung" hinter sich gebracht haben zu-
mindest in einem Maß, das man manchem, der über sie abfällig urteilt, wünschen würde. Es ist weniger
bedenklich, wenn man bescheiden im Hintergrund steht, als wenn man, wie mancher Glückliche, laufend
seine Personalausstellungen hat und an allen Ausstellungen teilnehmen darC die irgendwie Gewicht haben,
und dennoch keine internationale Berühmtheit geworden ist. Am Rande ist zu bemerken", daß einer von
den Malern, die Herrn Baum so sehr mißfielen, einer der von Ihnen, sehr geehrter Herr Dr. Mrazek,
für die Vlll. Biennale von Sao Paula bestimmten Kandidaten war. Sie stützten sich bei Ihrer Auslese auf
den Rat einiger Fachleute. Ich selbst habe für mich diese Wahl sehr begrüßt. Und so liegt hier ein typischer
Fall vor, wo mehr als Meinung gegen Meinung steht Hier haben wir die Ansicht eines einzelnen vor uns,
der mehr Recht für sich in Anspruch nimmt, als dem objektiven Kritiker zustehen dürfte.
Was ist jedoch schon ein gelegentlicher Auftrag, ein Ankaufdurch eine öffentliche Stelle oder einmal, nach
vielen Jahren. eine Ausstellung im Ausland? Nur der, dem man laufend Kollektivousstellungen, darunter
an prominentester Stelle, ermöglicht, der Kunstkritiker und sonstige namhafte Persönlichkeiten für sich
hat, kann behaupten. wirklich und entscheidend gefördert worden zu sein. Und solches kann mitunter sein.
obwohl ihm von Berufenen. und darunter von seinen besten Kennern. bescheinigt wird, daß er früher
ehe er so viele Vorteile erhielt besser gearbeitet hat ..
Natürlich kenne ich im Gegensatz dazu viele Beispiele von Künstlern, die ohne massive Förderung ihren
Weg gemacht haben. Aber es soll weder ein Zuviel noch ein Zuwenig sein. Bestimmt wäre es manchem
Künstler unmöglich gewesen, sich zu entwickeln, wenn ihm nicht materiell geholfen worden wäre. Be-
sonders schwer hat es der Bildhauer, vor allem, wenn er über kein Lehramt verfügt, damit kein festes
Einkommen und kein geheiztes Atelier den Winter über hat. Er braucht teure Materialien, die er sich nicht
ohne weiteres leisten kann, und so ist für viele der Auftrag die einzige Möglichkeit, auch einmal eine größere
Arbeit ausführen zu können. Die Kritiker der Gemeinde Wien hören das zwar nicht gerne, aber es ist nun
einmal so, doß viele Wiener Bildhauer vor allem, wie Wander Bertoni, Maria Bilger, Alois Heidel, Rudolf
Hoflehner, Heinz Leinfellner oder Andreas Urteil. Aufträge erhalten haben und ihnen damit in mehr als
nur materieller Hinsicht geholfen wurde. Nicht zuletzt deshalb zählen sie heute zu den in vorderster Linie
stehenden künstlerischen Krätten, die wesentlich das Bild der österreichischen Kunst der Gegenwart prägen.
Sie sollten sagen. ob sie diese Aufträge erhalten haben, indem sie sich der ,.zornigen Pose also ohnehin
kein echter Zorn, sondern nur Pose? begaben" und mit masochistischem Eifer die Futterkrippe um-
drängten". Ob die Genannten es zu schätzen wissen, wenn man sie als dozile Auftragsempfänger"
bezeichnet, die mit Aussicht auf Atelierzuweisung dressiert wurden"?
Nun ist über die Frage der Auftragserteilungen an sich schon viel. ich glaube sogar, allzuviel gesprochen
worden, so daß es fast wohl besser wäre, sie ..zu den Akten" zu legen. Vulgär gesprochen, hat sie schon
einen Bart". Man weiß auch ohne den mahnenden Zeigeünger der Theoretiker um das Wohl und Wehe
Schließlich gibt es nichts auf der Welt. das vollkommen ist, wo es nichts auszusetzen gäbe und das nicht
auch mehrere Seiten hätte. Doch erscheint es merkwürdig, daß sich Künstler, die einstmals selbst stürmisch
Aufträge begehrten und mit ihren Sprechern haben wir es sehr oft zu tun in der Verurteilung
der ganzen, immer nur im Interesse der gesamten Künstlerschaft geschehenen Sache besonders hervortun.
Gewiß. der Auftraggeber ist nicht unfehlbar, aber auch der Künstler, vor allem in seiner Selbsteinschätzung.
ist es nicht. Für unfehlbarscheinen sich nurgewisse Kunstrichter zu halten. die immer ..ihrer Zeitso unsagbar
voraus" sind. Leider vermag ich mich des Eindruckes nicht zu erwehren, daß es so manchem konstant
bösartigen Kritiker nicht um Sachiichkeit, sondern einfach um die Sache geht Diese, die Aktivität des
anderen. und vor allem die Tatsache, daß der andere seine Möglichkeiten nützt. sind ihm ein Dorn im
Auge. Die Objektivität wird von manchem nicht gerne gesehen. mit der gerade von seiten der Gemeinde
Wien vorgegangen wird und wurde. Schließlich schließt der Umstand. daß der Beamte als Staatsbürger
von Fall zu Fall aufgerufen wird, sich durch die Abgabe eines Stimmzettels für eine politische Partei zu
entscheiden. oderdaß er sich mitunter als Privater sogar offen zu dieser bekennt, also ..ldeologiegebunden-
heit" vorliegt, nicht aus, daß er in seinem Fache objektiv handelt, zumal es seine erste Pflicht ist. so zu
handeln. Es ist besser. ideologisch gebunden als an eine kleine lnteressengruppe gebunden zu sein.
.,Was die Kunstförderung tatsächlich fördert. ist die Verbildung des Charakters zu rezeptiver Biegsamkeit".
Was meint Dr. Werner Hofmann damit? Doch nicht etwa. daß eine kleine, exklusive Galerie konstant ihre
Maler immer wieder ausstellt, ihnen damit jedoch schlechte Dienste leistet. was man daran absehen kann.
daß sie seit Jahren künstlerisch slilliegen? Natürlich, man versteht. der Angriffgeht nicht in diese Richtung.
sondern immer nur gegen die "kunstfördernde" Tätigkeit der Gemeinde Wien. Wenn allen Ernstes immer
noch behauptet wird. daß diese Gemeinde Wien Künstler. indem sie verlangt, sie hätten sich einer van der
Architektur gegebenen Situation anzugleichen, "rezeptiv gebogen" hätte, dann erlaube ich mir Beispiele
aus dem Ausland anzuführen Ich frage jene. die um die Freiheit der Kunst besorgt sind, ob anderswo viel-
leicht ei Ähnliches geschieht? Wie steht es um das Betonrelief von Pablo Picasso am Haus der Architekten-
kammer" in Barcelona. der Mosaikwand von Juan O'Gorman an der Zentralbibliothek in Mexiko. um
das Relief von Henry Moore am Bauzentrum in Rotterdam oder das Wandrelief aus Messing von Zoltan
Kemeny im Stiegenhaus der ..Hochschule für Wirtschaft und Sozialwirtschaft in St. Gallen"? Würde man
hier auch sagen. daß jemand ,.rezeptiv verbogen" wurde, nur deshalb. weil er sich einer durch die Archi-
tektur erforderlich gewordenen Aufgabe anpaßte? Glaubt man. daß sich Henry Moore ,.rezeptiv ver-
biegen" ließt
Natürlich ist es kein Geheimnis. daß manche Künstler für eine Arbeit, weiche die Verbindung mit der
Architektur erfordert, so sehr begabt. wie andere dafür unbegabt sind. Und es haben im Laufe der Zeit
zweifellos solche. die keine echte Begabung hatten. in der Meinung. "sie würden es schon zuwege bringen".
sich um einen Auftrag beworben, ihn erhalten und dem eigenen Vermögen folgend dann eben schlecht
erfüllt. Doch wer will ernsthaft dafür den Auftraggeber verantwortlich machen? Hier muß nicht unter-
sucht werden. ob das fehlende Vermögen. sich einer gestellten Aufgabe unterordnen zu können, ein Mangel
oder kein Mangel ist. Ich wüßte jedenfalls nicht zu erkennen, wo im Fehlen der Vorteil liegen sollte. obwohl
dies manchmal als ein solcher hingestellt wird.
Wenn jemand eine Sache zuwider ist. weil sie nicht in sein Konzept paßt. so ist es seit eh und je die einfachste
Taktik, sie lächerlich zu machen oder zu sagen. sie sei an und für sich schlecht. Doch daß es heute nicht
mehr möglich sei. Kunst und Architektur in Verbindung zu bringen. was. um die Sache ein für allemal
negativ zu erledigen, von manchen Kritikern aus "kunstpolitischen" Erwägungen behauptet wird. stimmt
nicht! Es gäbe sonst nicht überall aufder Welt Beispiele gute. weniger gute und schlechte. wie im kleinen
Rahmen in Wien auch. Jedenfalls ist es unnötig. immer an die Substanz zu gehen. die Sache gleich an der
Wurzel zu erledigen. damit sie nur ja nicht mehr gut wird. Doch allzusehr strebt man nach der Monopol-
stellung, und nur wenige Privilegierte will man haben. denen man das Prädikat Kunst" verleiht. Das geht
seit neuestem so weit, daß man nicht nur einzelne Künstler und ihre Erfolge totschweigt. man verdächtigt
bereits ganze Gruppen Man verdächtigt sie politisch. als politischen Gegner. und das nur. um einen kunst-
politischen" Rivalen. der einem unbequem werden könnte. aus der Arena zu schaffen. Daß .,von der um-
stündlich-ausführlichen Feinmalerei" der phantastischen Realisten" im besonderen .,die sogenannte
Linke" in Österreich eingenommen sein soll. ist wohl sehr einfach gedacht. Oder soll man daraus schließen,
daß die andere große Gruppe der in Wien wirksam werdenden Maler. die Abstrakten. um so mehr von
der "Rechten" akzeptiert wird? Es ist neu. zu hören. daß die Österreichische Innenpolitik so weit in das
Kunstleben eingedrungen sein soll. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen. daß die Künstlerschaft eine
solche Zweiteilung gutheißen würde. Ungewöhnlich erscheint mir vor allem. und das will ich besonders
betonen, daß in die Debatten um die Kunst seit neuestem solche Töne getragen werden. Ich lehne das ab.
In kulturellen Dingen ist weitgehend sogar der Weltfriede gewahrt.
"Geistige Beweglichkeit hat dem Künstler in unserem Jahrhundert noch nie geschadet" das ist. richtig
verstanden. ein richtiger Satz. Nun wird diese Beweglichkeit zumeist so ausgelegt. daß man jeder modischen
Neuerung nachlaufen soll. Leider gibt es für eine solche Haltung zu viele Beispiele. Und wer setzt die
Wertungen fest. ob jemand beweglich ist oder nicht? Der Kritiker? Der Künstler als Kritiker? "Glauben
Sie niemals unser Urteil über andere Künstler". sagte einmal ein Maler zu mir. Aus dem gleichen Grunde
glaube ich keiner Gruppe. die. um bestehen zu können. ein Exklusivrecht beansprucht. Freilich ist es das
gute Recht des Künstlers, sein Interesse im Verband einer Gruppe zu vertreten. Zwar erfordert die Härte
des Konkurrenzkampfes von ihm dieses Verhalten, weil er. um sich behaupten zu können. als einzelner
zu schwach ist doch ebenso ist es für den Chronisten daß man für die Leistungen seiner Gegenwart sachlich
mehr sein kann. bestreite ich nämlich eine Pflicht. über diesen Gruppen zu stehen und zu Wort kommen
zu lassen. was Anspruch darauf, ernstgenommen zu werden. erheben kann. Freilich ist Herr Baum über
meine Wendung ..Die einzige Möglichkeit. Fehlern aus dem Weg zu gehen. besteht darin. nach keiner
Seite hin zu beschränkt auszuwählen". gestrauchelt. Aber ich kann ihm leider nicht helfen, dabei muß
ich bleiben! Dieser Satz umschreibt nömlich nur das Wort ..Verantwortungsbewußtsein". und das gehört
nun einmal zu den wichtigsten Kriterien. die den "Chronisten" überhaupt zu seinem Amt befähigen. Ob
der Kritiker ein solches Verantwortungsbewußtsein besitzen muß. beziehungsweise ab er es mit seinem
Eintreten für eine bestimmte Gruppe erschöpfen darf, wird er letzten Endes bei sich selbst entscheiden.
Durchaus ist es aber nicht so, wie Dr. Werner Hofmann sagt .,Wer zu allem sein Plazet gibt. zeigt damit
nur. daß ihm alles gleich gültig, also gleichgültig ist." Diese Behauptung vereinfacht die Situation in
unzulässiger Weise. Hier scheiden sich die Geister! Abgesehen davon. daß zu .,olIem" sein Plazet zu geben
heißen würde. es auch zum Minderwertigen zu geben. Das geschieht nicht. Das Plazet nur den Bemühungen
einer kleinen Gruppe zu geben. würde dem, der es ausspricht, die Bedingung auferlegen. unfehlbar zu
sein. Diese Unfehlbarkeit nehmen zwar manche Menschen für sich in Anspruch, aber ernsthaft ist daran
nicht zu glauben.
Es giltfür den Künstler wie für den Beobachter, zwischen einem echten Erkennen der Gegenwart und der
Verherrlichung all dessen. was die Gazetten als moderne Kunst anpreisen. die richtige Position zu ünden.
Zu reden und sogar noch zu schreiben. ist leichter. als richtig zu handeln. Ich höre aus vielen Kritiken
immer nur die Verneinung heraus. Wir warten auf konstruktive Vorschlage! Ich weiß aber. daß dies
Anstrengung erfordert.
Sehr geehrter Herr Doktor Mrazek. ich möchte wünschen. daß Sie sich von meinen Ausführungen nicht
persönlich betroffen fühlen. lch danke Ihnen. daß Sie mir zu einer Entgegnung Raum gegeben haben.
Sie werden verstehen, daß die beiden eingangs zitierten Artikel Anlaß genug zu einer Erwiderung waren.
Mit den besten Empfehlungen
Ihr sehr ergebener
Ruberl Waiumberger
AUS DEM KUNSTLEBEN
MUSEUM DES 20. JAHRHUNDERTS
SKULPTUREN ALS FORMALES WAG-
NlS
Zur Ausstellung des Schweizers Robert
Müller
Wie hoch Werner Hofmann, der
Direktor des Wiener Museums des
20. Jahrhunderts. die zeitgenössische
Plastik einschätzt, hat seine nunmehr
gut drei Jahre währende erfolgreiche
Ausstellungstätigkeit hinlänglich bewie-
sen.
Bildhauer von Weltgeltung wie Henry
Moore und Wilhelm Lehmbruck waren
sogar in Form großer Personalaus-
stellungen und Retrospektiven zu sehen.
die Österreicher Hoflehner, Wotruba.
Urteil und Bertoni wurden durch
exemplarische Einzelausstellungen in
entsprechender Weise dem österreichi-
schen Publikum vorgestellt, darüber
hinaus aber auch international auf-
gewertet.
Die 22. Sonderausstellung im Schweizer-
garten-Museum 30. Oktober-ZB. No-
vember 1965 konfrontierte mit dem
Werk des Schweizer Eisenplastikers
Robert Müller. Vorn künstlerischen
Gehalt ebenso wie vom glänzend ge-
lösten Arrangement her zählte diese
verhältnismäßig kurz anberaumte Ex-
deshalb das erreichen kann. wodurch
Wesen und Wert einer Persönlichkeit
festgelegt werden.
Müllers nie plump wirkende Skulp-
turen mit ihrem wie aus einem Guß
erfolgenden lneinandergreifen ver-
schiedenartigster formaler Bausteine,
mit ihren Rissen und Schlünden, tief-
schwarzen, lastenden Elementen und
blank polierten, bearbeiteten Stellen,
lassen sich zweifellos sehr verschieden-
artig auf den mannigfachen in der
Kunstdiskussion üblichen und legalen
Wegen interpretieren.
Den bildnerischen Reichtum dieser
Werke, ihre Unmittelbarkeit. Aggressi-
vität, Gerichtetheit und Dynamik diese
steht in oftmals höchst spannungsvollem
Widerstreit zur Schwere der Skulp-
turen sind nur einige der immer
wiederkehrenden Merkmale, die den
Weg zu einer möglichst umfassenden
klärenden Stellungnahme weisen.
Müllers Skulpturen widersprechen
wie Dr. Hofmann im Katalog darlegt
der älteren, doch keineswegs zur Gänze
überholten Forderung nach leichter
Überschaubarkeit, denn dazu sind sie
viel zu undurchsichtig und wenig-
stens in manchem allzusehr ver-
innerlicht, wenn man diese Vokabel
auf den formalen Prozeß bezieht.
Die Wiener und ihre Museen
Das Bundesministerium fur Unterricht gi
bekannt. daß in den ihm unterslehendc
Staatlichen Kunstsammlungen und Musei
in den Monaten Oktober 79.984 und NOVE!
ber 58.885 Besucher gezahlt wurden.
position zu den bemerkenswertesten Man muß Müllers Arbeiten in größerer Bildtex" b?;9irl"dell' Vwbeli 1962" ÖL 200
Veranstaltungen seit Bestehen des ln- Zahl und zusammen mitden grandiosen Robert Müller, Le Naeud, 1965. Eisen, lag-l miEi-in, Zeit und Raum. 1964.
61x130x50 cm Cm
Summ .. .. Zelchnunge" bedrudilem um 92 Blick in die Ausstellung Robert Müller Sten Duner. Das dinarische Gebirgi
Robert Muller geboren1920in Zurich samte Spannweite dieses unermudlich am, aus der Aussjellung des oval, 1961, 31, 116xe9 Cm
kann zu den bedeutendsten modernen schaffenden Künstlers zu ermessen. äüjillmäeä? Museum des 20- Jutultuu" Zignolitvsgclxeflflbbß'gdlzßäigeäärllzi'
.. .. ers.
Kunstlern der an Kunstschatzen und Was sich unter den zahlreichen graphi- m1 Wotruba, Stehende weibliche Figur, steljlupp deräie swwediscshe Maleri
privaten Sammlungen reichen Schweiz schen Blättern der Ausstellung an älfäztllillju Snzende Figur. 1959. ä2r1DSaäAlA'l';serf; Scfgfäzkefrflsjggaä,
gerechnet werden. Ebenso wie dem Gultigem entdecken ließ, veranschau- rede, in Tusche Abb aus de, Aus. im Liebesspiel. Ol, 121x135 cm aus
Linzer Rudolf Hoflehner gelang auch licht einmal mehr den autonomen Stellung FtltlwßtijvbaInclerGruvhISChen Aiisslellwg des Kunslle" WW"
Sammlung Albertina, Wien Kunsilerhuvs
ihm 1960 aufder Biennale von Venedig
der entscheidende Durchbruch. Seine
Werke befinden sich heute in Galerien
und Museen der ganzen Welt, vor
allem jedoch in profilierten Privat-
sammlungen, im Besitz von Kunst-
kennern und Liebhabern, die den
künstlerischen Rang der Arbeiten Mül-
lers vielfach früher erkannten als so
mancher Museumsdirektor.
Von 1939 bis 1944 arbeitete der heute
in Villiers-le-Bel in Frankreich lebende
Künstler im Atelier von Germaine
Richier. Die Begegnung mit dieser
hervorragenden Bildhauerin findet
ihren Niederschlag in einigen knapp
nach 1945 entstandenen ügurativen
Bronzen von großer Expressivitüt.
Der entscheidende künstlerische Auf-
bruch setzte jedoch erst um 1950 ein.
Von da an verwendete Müller aus-
schließlich Eisen als Material. Ge-
fundene Objekte und von seiner Hand
Bearbeitetes halten sich ab diesem
Zeitpunkt die Waage und werden in
gleicher Weise zur anfangs gelegent-
lich durch den Surrealismus inspirier-
ten Gestaltung benützt.
Der ordnende Geist, über den Müller
verfügt, sein schöpferisches Vorstel-
lungsvermögen und allem voran
sein bewundernswertes formales Kön-
nen sind prononcierte Faktoren, deren
Zusammenwirken das Profil der Ar-
beiten des Künstlers bestimmt.
Ungemein vielseitig und doch von
spezifischer Eigenart gaben 52 Skulp-
turen ein imposantes Bild von dem.
was ein konsequentarbeitender schöpfe-
rischer Mensch erreichen kann, Im
Zeitalter der in der bildenden Kunst
weitverbreiteten Masche" beweist das
CEuvre Müllers, daß man auch ohne
billige Kniffe auskommt und gerade
48
Rang, den gerade die besten unter den
modernen Bildhauern auch als Zeichner
einnehmen Abb. 2. Peter Baum
ALBERTINA ZEICHNUNGEN FRITZ
WOTRUBAS
Interessanter Querschnitt durch das
graphische Werk des Bildhauers
Was Fritz Wotruba für Österreichs
bildende Kunst, und zwar insbesondere
für die Periode nach 1945 bedeutet.
kann jederermessen, der das Geschehen
auf diesem Sektor auch nur mit einiger
Aufmerksamkeit verfolgt.
Als Künstler besitzt Wotruba Welt-
geltung. und auch als Lehrer 1946
begann Wotruba mit dem Aufbau der
Bildhauerschule an der Wiener Aka-
demie der bildenden Künste genießt
der 1907 in der Bundeshauptstudt ge-
borene Plastiker weit über die Grenzen
unseres Landes hinausgehende Aner-
kennung und Wertschätzung.
In Nachfolge und als höchst willkom-
mene Ergänzung zur großen Skulp-
turenausstellung 1963 im Museum des
20. Jahrhunderts unterzog sich die
Graphische Sammlung Albertina der
Aufgabe, Wotrubas graphisches Werk
von seinen Anfängen bis zum Heute in
möglichst kompletter Abfolge zu doku-
mentieren.
Die von einem reich bebilderten und
mit persönlichen Aufzeichnungen des
Künstlers versehenen Katalog begleitete
Sonderausstellung die dank der
Budgetkrise vermutlich letzte für
längere Zeit wurde in Zusammen-
arbeit mit dem Österreichischen Kultur-
zentrum veranstaltet, ohne dessen finan-
zielle Beihilfe sie vermutlich nicht zu-
stande gekommen wäre.
Um den wichtigsten kritischen Einwand
gleich vorwegzunehmen die Ausstel-
lung litt an ihrer Überfülle. Sie war
offensichtlich zu breit geraten. enthielt
zahlreiche Blätter, die künstlerisch kaum
von Bedeutung sind und für sich selbst
nur schwer bestehen, und brachte sich
daher um einen Teil ihrer möglichen
Wirkung.
Daß Wotruba viel und mit Ausdauer
zeichnet, wüßte man auch, wenn man
den Umfang der Ausstellung reduziert
und dafür die Auswahl kritischer vor-
genommen hätte. Neben wenig ge-
glückten Skizzen und mehreren zu
dicht geratenen. verzeichneten Blättern
aus jüngster Zeit hätte man aber auch
auf die einer Reihe von Kleinplastiken
gegenübergestellten Ölbilder verzichten
können, die für Wotrubas Gesamtwerk
in keiner Weise von Bedeutung sind.
Es kann aber dennoch kein Zweifel
darüber bestehen. daß die umfassende
Albertina-Ausstellung im großen und
ganzen ihrer Aufgabe gerecht wurde,
vermittelte sie doch einen informativen
Einblick in die Arbeits- und Denkweise
des bedeutenden Bildhauers. in die
verschiedenen Abschnitte seines reichen
und fruchtbaren Schaffens. Darüber
hinaus wurde die umfangreiche Re-
trospektive dort zum spontanen Erlebnis,
zur erregenden Reflexion für den Be-
sucher, wo man in ihr was sehr oft
vorkam genialen Zeichnungen be-
gegnete. die in ihrer asketischen Herb-
heit und Strenge, in ihrer knappen
zeichnerischen Meisterschaft als voll-
gültige Zeugnisse künstlerischen Tuns
in Erscheinung treten.
,.Die menschliche Figur ist für mich nach
wie vor Anlaß meiner Arbeit, sie steht
am Beginn und wird am Ende stehen.
lch sehe das Thema durch nichts be-
schränkt und so aktuell als je." Dieses
geradlinige Arbeitsdogma Wotrubas
trifft für den Bildhauer genauso zu wie
für den anfangs von seinem Lehrer
Hanak beeinflußten Zeichner. Der
Grad der Abstraktion und die Art der
Artikulation unterliegen im Sinne einer
immer stärkeren. wesenhafteren Ver-
dichtung dem Wandel der Zeit, das
Bekenntnis des Künstlers wurde da-
durch allerdings nicht berührt und hat
bis heute nichts von seiner Glaub-
würdigkeit eingebüßt.
Verhältnismäßig früh Zeichnungen aus
den Jahren 1930 bis 1932 lassen das
schon erkennen macht sich die für
Wotrubas Stil typische Tendenz zur
anfänglich röhrenartigen Form und
späteren blockartigen. geschlos-
senen, gleichsam gepanzerten Figurci-
tion bemerkbar.
Auch im Strich zeigt sich ein augen-
fälliger, langsam und ohne Bruch von-
statten gegangener Wandel. Die spar-
same Umrißlinie. mit der Wotruba
seine Figuren im wahrsten Sinne des
Wortes maßvoll hinzeichnet. weicht in
der Graphik der letzten Jahre immer
mehr einer differenzierten spannungs-
reichen Dynamik mit einem ausge-
prägten Hang zum Architektonischen.
ln der verhaltenen. herben, ja geradezu
unauffälligen Schönheit liegt die Größe
der Zeichnungen dieses Künstlers.
Ihrem eingehenden Studium galt die
zu zahllosen Vergleichen herausfor-
dernde, an Spitzenwerken reiche Aus-
stellung der Albertina, die in vorder-
ster Linie mit dazu beitrug, Maßstäbe
zu bilden und zu sehen Abb. 3. 4.
Peter Baum
SECESSION
Malerei und Plastik aus Schweden
Kollektiven Oskar Matullas und Jean
de Bottons
Die Formvollendetheit und gediegene
Qualität skandinavischen Kunsthand-
werks wird auf der ganzen Welt ge-
schätzt und bewundert. Wer das
nötige Empfinden und Einfühlungs-
vermögen für einfache, organische
Formgebung besitzt. greift gerne zu
den Schöpfungen nordischer Künstler.
und zwar auch dann, wenn der Preis,
der dafür zu bezahlen ist, auf Grund
hoher Zölle erheblich mehrbelastet
wird.
Weniger bekannt als die angewandte
Kunst, die gediegenen Möbel und das
schöne Kunsthandwerk ist hierzulande
die freie bildende Kunst der skandinavi-
schen Länder. Es war daher besonders
begrüßenswert, daß vom Schwedischen
Institut für kulturellen Austausch die
Initiative zu einer großen Querschnitts-
ausstellung zeitgenössischer schwedi-
scher Malerei und Plastik in der Wiener
Secession ergriffen wurde. Die locker
und übersichtlich arrangierte Expo-
sition wirkte dank der knappen Aus-
wahl durchaus respektabel manche
der in Wien gezeigten Beiträge be-
sitzen sogar europäisches Format.
Der Hang zum Abstrakten ist auch bei
den Schweden dominierend, die per-
sönlichen Varianten und mit neuesten
Tendenzen sympathisierenden Misch-
formen, in denen er zum Ausdruck
kommt, zeigen allerdings überraschend
viel Eigenständigkeit.
Die großen, skizzenhaften und doch
alles eher denn unfertig wirkenden
Abstraktionen des 1920 geborenen Lage
Lindell sind qualitätsvolle. spannungs-
geladene Beispiele formalen Gestaltens.
das auf einem soliden. verschieden
deutbaren geistigen Fundament ruht.
Die Temperabilder von Olle Angkvist
haben etwas vom psychographischen
Automatismus eines Twombly und den
Strukturbildern des Deutschen Schu-
macher an sich. Es sind feinnervige.
detailreiche und stellenweise in Col-
lagetechnik gehaltene Kompositionen
in hellen Tönen von gleichermaßen
grophischem wie malerischem Reiz.
Bei Sten Duner verbinden sich ab-
straktive Komponenten mit realistisch
inspirierter Darstellung und deutlichen
Pop-Art-Einflüssen zu einer überaus
eigenwilligen Synthese. Die ganz und
gar malerische Handschrift, ein Schuß
Humor und die daraus resultierende
Zeitkritik machen den Charakter dieser
Bilder aus.
Rune Janssons großflächige, mitwenigen
Wischern und Bleistiftstrichen aufge-
lockerte Formate mit ihrem Hang zum
Landschaftlichen, zum Naturhaften in
einem allgemeineren Sinn übertreffen
die konventionelleren, expressionisti-
schen Malereien von Evert Lundquist
genauso wie die eigenartigen, doch
recht oberflächlichen Tachismen von
Karl Marin und manches andere. was
sonst noch auf dem Sektor der Malerei
zu sehen war,
Wenig beeindruckt zeigte man sich
hingegen von der schwedischen Plastik,
wo neben Spielerischem Per Olaf
Ultvedts ,.Bildzerstörer" und ästheti-
schen .,Optochromis" Eric H. Olsons
die amorph wirkenden Gebilde Tony
Ernilsons als diskussionswürdiger Bei-
trag figurierten Abb. 5-8.
Eine gelungene kleinere Ausstellung
widmete die Wiener Secession ihrem
Mitglied Oskar Matulla. Sie umfaßte
Ölbilder, Aquarelle. Forbholzschnitte,
Hochätzungen, Radierungen und eine
Reihe anderer Drucke, die die Viel-
seitigkeit des Malers und Graphikers
einmal mehr bewiesen. Die eigentliche
Entdeckung der Schau waren vor
allem sechs weitestgehend abstrahiene
Aquarelle, deren gestalterische Kon-
sequenz und künstlerische Qualität
beeindruckten.
Matulla. der in seinen durch den Ex-
pressionismus und Kubismus inspirierten
Ölbildern kälter und nüchterner wirkt,
erreicht hier eine formale Prägnanz
und farbige Sensibilität wie selten.
Dichte, spannungsreiche Radierungen
ZU Georg Brittings Die Lebensge-
schichte des dicken Mannes, der Hamlet
hieß" und illustrative Hochätzungen zu
jüngsten Werken der Dichter Alois
Vogel, Alfred Gesswein und Siegfried
Freiberg zählten ebenfalls zu den
Aktivposten der Ausstellung.
Geistige Verbundenheit und stilistische
Abhängigkeit zur Ecole de Paris doku-
mentierte der Maler. Bildhauer und
Schriftsteller Jean de Botton mit einer
Kollektive neuerer Ölmalereien.
Botton ist fasziniert von der Vielfalt
und Buntheit der Farben, Er besitzt
viel Sinn für harmonisches Komponie-
ren, für delikates Arrangement. Botton
ist dem Heiteren, Ungezwungenen ver-
haftet und nicht dem Grüblerischen,
Problematischen und Intellektuellen.
Wer das Dekorative sucht, kommt bei
ihm voll auf die Rechnung. Stilleben
la Georges Braaue und geschickt
abstrahierte Landschaften zeigen allent-
halben großes handwerkliches Können
und eine erstaunliche Virtuosität in der
Handhabung formaler Elemente.
KUNSTLERHAUS
Ausstellung Carlos W. Aliseris
Dcr Geschäftsträger der Republik Uru-
guay in Wien. Carlos W. Aliseris, ist
nicht nur Maler, sondern auch Diplo-
mat. Diese Umkehrung mag zwar etwas
verwirren, besitzt aber gerade bei
demjenigen Berechtigung, der in ähn-
licher Weise wie Aliseris in erster Linie
zum Künstler berufen ist und dabei
dennoch einen verantwortungsvollen,
viel Geschick erforderlichen ..Brot-
beruf" ausübt. lm Französischen Saal
des Wiener Künstlerhauses konnte sich
jeder Interessierte davon überzeugen,
wie sehr Carlos W. Aliseris Maler ist
und von welcher spezifischen Eigenart
seine Bilder sind, Der kleinkalibrig-
rhythmische Bildkosmos, der sich in
ihnen auftut, erinnert an Pflanzen-
haftes. Vegetatives, an die reiche
Blumen- und Tierwelt des südameri-
kanischen Kontinents, Kraftvolle Far-
ben, gegenständliche und abstrakte
Elemente verbinden und verdichten
sich insbesondere in den drei großen
Triptychen zu eigenwilligen Schöpfun-
gen. die einerseits an Hieronymus
Bosch erinnern. anderseits aber auch
etwas vom Heute. von der Zeitkritik
unserer Tage in sich tragen. Man
braucht viel Geduld. um die Bilder
dieses Künstlers geistig zu durchwan-
dern und ihren Symbolgehalt aufzu-
decken Abb. 9.
GALERIE WÜRTHLE
Ehrung für Alfred Wickenburg
Sowohl die Graphische Sammlung
Albertina als auch die Gaterie Würthle
nahmen den achtzigsten Geburtstag
Alfred Wickenburgs zum Anlaß von
49
Sonderausstellungen. die insgesamt
einen respektablen. doch nicht immer
glücklich gesichteten Querschnitt durch
das Schaffen des bekannten steirischen
Malers gaben.
Wickenburg ist einer der ganz wenigen
österreichischen Künstler. die schon vor
dem ersten Weltkrieg mit der großen
europäischen Avantgarde, den Fauves
und Kubisten in Paris und den Ex-
pressionisten in Deutschland, in Kon-
takt kamen und von ihnen fruchtbare
Anregungen empüngen. Sein Werk
zeigt demgemäß auch die verschieden-
artigsten, oftmals in sehr persönlicher
Synthese verarbeiteten Einflüsse. Das
betrifft die Graphik genauso wie die
Ölmalerei, die mit 24 Beispielen aus
dem Zeitraum von 1921 bis 1965 in
der Galerie Würthle zu sehen war.
Innere Lauterkeit. forschender Drang
und eine von Sensibilität und tieferem
Verständnis für die autonomen bildne-
rischen Werte Zeugnis ablegende Mal-
kultur sind für Wickenburgs CEuvre
charakteristisch. Die Würdigung. die
die Albertina dem Künstler mit einer
Sonderausstellung von Zeichnungen
und Aquarellen zuteil werden ließ, war
ZWEifEllOS verdient und berechtigt, wies
aber unzweifelhaft qualitative Mängel
auf, die einem derart prominenten
Kulturinstitut nicht passieren dürften.
GALERIE NÄCHST ST. STEPHAN
Curt Stenvert, Rupprecht Geiger und
Josef Mikl
Die Grundsteine zu seinen ,.Mensch-
lichen Situationen" legte Curt Stenvert
bereits in den Jahren 1945 bis 1947
in einer Zeit materieller Not und
zahlreicher anderer Nachkriegswirr-
nisse.
Die Galerie nächst St. Stephan unterzog
sich der dankenswerten Aufgabe, Sten-
verts so gut wie unbekanntes Frühwerk
an Hand von 36 Exponaten der Öffent-
lichkeit vorzustellen.
Der nicht bloß für Skeptiker nützliche
Beweis, daß die zeitkritischen, provo-
kanten Montagen des Künstlers nicht
von außen her beeinflußte modische
Erfindungen der letzten Jahre sind.
sondern tatsächlich aus ureigenstem
Antrieb entstanden. wurde durch die
kleine. doch gehaltvolle Kollektive
dieser ganz frühen und selbst vom
Künstler lange Zeit hindurch ver-
gessenen Arbeiten vollauf erbracht.
Der Realist und Mahner Stenvert war
schon damals jener unerbittliche
Chirurg, der in durchaus künstleri-
scher Weise mit scharfem Intellekt den
Menschen beobachtete und dessen
Handlungsweise sezierte. Neben zahl-
reichen sauberen Studien zu seinem
durch den Fuiurisrnus inspirierten.
inzwischen leider vernichteten Violin-
spieler in vier Bewegungsphasen" eines
der interessantesten Werke österreichi-
scher Nachkriegskunst bestimmten
Wert und Eigenart der Ausstellung vor
allem jene Tuschfederzeichnungen und
Werksstudien. die Stenverts weltzu-
gewandetes, analytisches Denken. sein
Engagement am Menschen erkennen
lassen.
Zwischen Stenverts Montagen von heute
und einigen dieser vorwiegend in
asketischem Schwarzweiß gehaltenen
Zeichnungen lassen sich allerdings
nicht nur geistige Genealogien her-
stellen, sondern auch formale. ln den
Arbeiten aus Stenverts Frühzeit finden
sich nämlich Elemente. die für sein
gegenwärtiges CEuvre in ganz be-
sonderer Weise typisch sind und eine
50
kaum glaubliche Kontinuität erkennen
lassen Abb.10.
Mit völlig anderen künstlerischen Ziel-
setzungen machten die abstrakten,
vielfach monochromen Siebdrucke des
Münchners Rupprecht Geiger bekannt.
Geiger beschäftigt sich mit dem auto-
nomen Wert von Farbe und Form. mit
der suggestiven Kraft formalen Ge-
schehens. die den Betrachter zur
Kontemplation einlädt, zum Nachden-
ken zwingt. Wenn man sich auch
besser davor hütet, bestimmte philo-
sophische Deutungen dieser und
auch anderer graphischen Blätter
als verbindlich hinzustellen, so muß
doch betont werden, daß gerade radikal
abstrakte Kunst in ihrer wohlüber-
legten und empfundenen Einfachheit
nicht nur von der optischen Warte her
gesehen werden darf, sondern auch
im Geistig-Theoretischen ihren schöpfe-
rischen Rang offenbart.
Knapp vor Beginn der Weihnachts-
ausstellung konfrontierte die Galerie
nächst St. Stephan auch noch mit
neuen, vor allem in den Zeichnungen
mit der Figur stärker kokettierenden
Abstraktionen Josef Mikls.
Mikl weiß, was er seinern Ruf und
seinen zahlreichen Sammlern schuldig
ist. Anstatt eine schöpferische Pause zu
riskieren, hat er sich jedenfalls ordent-
lich ins Zeug gelegt und wartete dem-
gemäß mit einer sehenswerten Kol-
lektive auf. Dafi sich die Anstrengungen
lohnten, wurde vor allem angesichts
der feinmaschigen Zeichnungen und
der kleinen, prächtig gelungenen lyri-
schen Abstraktionen offenkundig, die
ohne Neues zu bieten mit zum
Schönsten und Besten zählen. was man
in Wien auf diesem Sektor der Malerei
seit langem zu sehen bekam.
GALERIE AUF DER STUBENBASTEI
Aquarelle und Zeichnungen Alfred
Karger
Es gibt in Österreich zahlreiche hoch-
begabte Maler und Graphiker, für die
aufGrundihres Könnensimallgemeinen
größeres Interesse bestehen müßte, als
in jener sporadischen Resonanz zum
Ausdruck kommt, die sich zumeist
nur anläßlich von Ausstellungen regi-
strieren läßt.
Der 1925 geborene Wiener Alfred
Karger, der den aufmerksamen Kunst-
freunden noch von seiner letzten
Kollektive 1962 im Hoffmannssaal der
Wiener Secession in guter Erinnerung
sein dürfte, zählt zweifellos zur ersten
Garnitur österreichischer Graphiker
und Maler der Jüngeren bis mittleren
Generation. auf die das eingangs Er-
wähnte zutrifft.
Die Galerie aufder Stubenbastei Wienl.
Stubenbastei widmete dem Künstler
im November ihre erste Fersoncilschau
und leitete damit ein neues, neben der
ständigen Verkaufsausstellung stattfin-
dendes Sonderausstellungsprogramm
ein.
Karger setzt im besten Sinn dieTradition
des österreichischen Expressionismus
fort, wobei insbesondere in den zahl-
reichen Aktzeichnungen Parallelen zum
graphischen Werk Herbert Boeckls
festzustellen sind. der mehr noch
als Kokoschka fruchtbarsten Ein-
fluß aufjene Generation österreichischer
Künstler ausübte, der auch der heute
Vierzigjährige angehört.
Karger ist ein unermüdlicher Zeichner,
der hart an sich selbst und der Vervoll-
kommnung seiner künstlerischen Mög-
11
Bildtexte 10718
10 Cuft Stenvert, ViQliriSpiEler in vier Be-
wegungsphosen, Original zerstort Abb.
aus der Ausstellung des Künstlers "Curt
Slcnvert irn Rückblickspicgel gesehen" in
der Galerie ndchst St Stephan
11 Alfred Karger, Frau, auf dern Bauch
liegend, 1963. Aktzeichnurig in Feder
und Pinsel. 26x45 cm
12 Alfred Karger, Dorf, 1965. Aquarell und
Fader. 285x465 crn Abb. 11. 12 aus
der Ausstellung des Künstlers in der
Galerie Stubenbaslei. Wien
13 Keramik von Kurt Ohnsorg. Osterreich
14
15
17
18
Keramische Arbeit von Vera Szeke
Frankreich
Keramische Arbeit von K. Neoras, C5
Abb.13-15 aus der Ausstellung ,.Kcr
mik von Kunstlerri aus 12 Staaten"
IKC internationaler Kunstlerclu
Palais Palffv. Wien
Relief von Zbynek Sekal
Skulptur von Miloslav Chlupac Abb.
17 aus Ausstellungen der Galerie
Griechenbeisi. Wien
Erich Brauer, Kurbisesser. 1965. Aqu
rell. 35x25 cm aus der Ausstellung
Künstlersinclßr Galerie Peilhnar-Lichtc
fcls. Wien
arbeitet. Neben dem verhal-
xressionismusseiner spannungs-
n. formal hochinteressanten
gleichförmig wirkenden Akt-
tgen. die zu den überzeugend-
tern der Ausstellung zählten.
Alfred Karger in nicht minder
er und zu sehr persönlichen
;en führender Art und Weise
gewisse Gestaltungsprinzipien
smus.
großzügig gemalten. harmoni-
uarellen tritt diese Komponente
haffens noch deutlicher in Er-
als in den gleichfalls glänzend
wten Zeichnungen von Feldern
eln. die durch das reine. aske-
hwarzweiß sehr für sich ein-
Abb. 11. 12.
TAO
IS ltalien
ismäßig spät nahm die Galerie
ollektiven der beiden Italiener
Salletti und Romano Cinelli ihr
ine überlange Sommerpause
chenes Ausstellungsprogramm
iuf.
"zeugendere der beiden Künst-
Bilder eher kühl und distan-
en. ist der Metaphysiker Cinelli.
durch Elemente der Pop-Art
Jen Figuration geprägten Stil
hat. den man mit den frühen
seines Landsmannes Chirico
in Verbindung bringen kann.
Puppen. lang hingestreckte
tSlCIllEFt durchschweben den un-
"lich wirkenden Raum. Mit
Strichen mißt und wägt der
bringt schemenhafte Figuren
wdung zu geometrisch betonten
und gelangt damit zu einem
berschaubaren Kompositions-
in hellen, mit viel Weiß ge-
Farben. Symbolhaft wirken
le der konstruktivistischen. mit-
rspektivisch aufgebauten Bilder
Vom Malerischen selbst geben
viel her. eher schon kann sich
Philosophischen neigende
an ihnen entzünden. Gal-
hitektonisch-rhythmische Bilder
an den italienischen Futuris-
Sie sind Neuauflagen davon.
ubstanz sich allerdings noch
an muß.
ATIONALER KÜNSTLERCLUB
von Künstlern aus 12 Staaten
lauf gelungene Schau mit aus-
ienem Werkstattcharakter prä-
der Internationale Künstlerclub
st seinen Gästen. Kurt Ohnsorg
ihr die künstlerischen Ergeb-
diesjährigen Gmundener Ke-
ninars zusammengetragen. Die
ntionellen. geistreichen und
en Beispiele dieser prächtigen.
ieriment zugetanen Ausstellung
durchweg ihre Käufer. so daß
asition auch in dieser Hinsicht
Erfolg wurde Abb. 13-15.
IM GRIECHENBEISL
aus der CSSR und aus Deutsch-
id profitiert verlief das Aus-
programm der Galerie im
nbeisl. lm Oktober vermittelte
srie die Bekanntschaft mit zwei
ichen Künstlern dem 197.0 ge-
durch das Symposien von
iarethen auch bei uns anerkann-
lhauer Miloslav Chlupac und
dem Bildner Zbynek Sekal. der sich
hauptsächlich mit Reliefs beschäftigt. in
denen plastische und malerische Ele-
mente aufeinandertreffen.
Ist es bei Chlupac vor allem das organi-
sche Verhältnis zum Material Sandstein
und Marmor und sein Hang zur klaren,
einfachen, geschlossenen Form. den er
mit vielen zeitgenössischen Bildhauern
gemeinsam hat. so ist es bei seinem
etwasjüngeren Kollegen die spielerisch-
schöpferische Freude am Finden und
Gestalten. die dessen gegenwärtigem
CEuvre Charakter und Eigenwilligkeit
verleiht Abb. 16. 17.
Im 20. Jahrhundert haben auf dem
Sektor der bildenden Kunst unter ande-
rem die kunstpltilosophischen Schriften
eines Wassily Kandinsky, Willi Bau-
meister und Paul Klee gezeigt. wie sehr
gerade auch der Künstler dazu aus-
ersehen sein kann. als Interpret seines
Schaffens und damit des schöpferischen
Tuns überhaupt zu fungieren. Die seit
kurzem bestehende avantgardistische
deutsche Malergruppe ..SYN". die erst-
mals in Österreich mit Beiträgen von
vier ihrer Mitglieder in der Galerie im
Griechenbeisl vorgestellt wurde. besitzt
in Klaus Jürgen-Fischer und Rolf
Gunther Dienst ebenfalls zwei Reprä-
sentanten, die nicht nur malen. sondern
auch als Theoretiker und Kritiker tätig
sind. Jürgen-Fischer und Dienst gehen
sogar noch einen Schritt weiter als
mancher der großen Wegbereiter der
Moderne und programmieren soweit
man davon bei künstlerischer Tätigkeit
überhaupt sprechen kann ihre
Malerei. Was sie machen. geschieht
weitestgehend kontrolliert und dem
Intellekt gehorchend. Man muß jedoch
davor warnen, diese Komponente ihres
Schaffens zu überschätzen und als Maß-
stab der Qualität, also der malerischen
Substanz selbst. zu betrachten.
Mit Präzision ousgespannte. stellenweise
in feinsten Mischtönen abgestufte. geo-
metrisch artikulierte Abstraktionen sind
die Domäne Klaus Jürgen-Fischers. lm
Gegensatz zu Rolf Gunther Dienst. der
mit geringem Erfolg ornamental-syrn-
bolhafte Pop-Op-Art betreibt. versteht
es Fischer trotz eiserner Disziplin und
genauem Durchdenken sein Schaffen
so weit von bloßer Masche fernzuhalten.
daß dem Schöpferischen noch immer
genügend Entwicklungsraum bleibt.
Das trifft auch aufden vom Amerikaner
Mark Rothko sichtlich beeinflußten
Bernd Berner zu. der mit viel Sensibili-
tät gemalte, meditative Tafeln zeigt. die
ebenfalls jenen kalkulierten Freiheits-
raum besitzen. den freiwillige Beschrän-
kung und Selbstverantwortung erge-
ben.
Eduard Micus, der vielleicht originellste
der Gruppe. bemüht sich in seinen
andeutungsweise reliefartigen. struk-
turierten ,.Coudragen" um ein ab-
straktes Ordnungsgefüge von stark
graphischer Wirkung. Durch gelegent-
liches Ubereinandernähen von Lein-
wänden. Bemalen latzartiger Segmente
und punktartig-linienförmige Aufteilung
der Bildfläche erreicht Micus Ergebnisse
mit deutlich pravokanter Note. die
Tendenzen der Abstraktion mit einem
Anflug von Pop-Art vereinigen.
GALERIE AUTODIDAKT
Der Graphiker Erich Fischer
Eine erfreuliche Niveauverbesserung
ließ zuletzt auch das Ausstellungspro-
gramm der verdienstvollen Galerie
Autodidakt erkennen. Die Kollektive
des Wiener Graphikers Erich Fischer.
eines zu Unrecht viel zu wenig bekann-
ten, emptindsam registrierenden und
reagierenden Künstlers. über den Vik-
tor Matejka im Katalogvorwort er-
frischend klare Worte schrieb. sei dafür
stellvertretend angeführt.
Fischers Schaffen ist zweigeteilt. Neben
zeit- und sozialkritschen Arbeiten man
sah auch mehrere frühe. engagierte
Blätter dominierten Fischers "Kathe-
dralen". ein loser Zyklus von fein-
nervigen, kleinkalibrigen, fast abstrak-
ten Federzeichnungen. die durchweg
Qualität besitzen und die Eigenart des
Graphikers in aller Deutlichkeit hervor-
kehren.
GALERIE PElTHNER-LICHTENFELS
Verkaufserfolge mit Jaki und Brauer
Eine so unverwechselbare Persönlich-
keit wie der jugoslawische Autodidakt
Jaki Joza Horvat; geboren 1930 in
Murska Sobota in Slowenien. den die
Galerie Peithner-Lichtenfels mit einer
größeren Auswahl an Ölkreidearbeiten.
Zeichnungen und Radierungen kollek-
tiv vorstellte. kann vermutlich erst heute,
in einem Klima weitreichender Liberali-
tät. Verständnisbereitschaft und Selbst-
verantwortung die ihm gebührende
Aufmerksamkeit finden. Jaki ist ein
Künstler. dessen Werk sich keinem der
bestehenden lsmen eingliedern läßt. Er
steht so sehr außerhalb aller Stile und
Richtungen. daß einem Vergleich seiner
Arbeiten mit jenen anderer von vorn-
herein arge Mängel und Ungenauig-
keiten anheften. Obwohl seine vitalen
Bilder verschiedene Merkmale auf-
weisen. die für die Kunst der Naiven
charakteristisch sind. erweist sich ange-
sichts des Könnens und Raffinements
von Jaki auch dieser noch am ehesten
zutreffende Annäherungsversuch als
lückenhaft.
Jakis Themen und Deutungen besitzen
traditionelle Gültigkeit sie erinnern
mitunter an alte Schöpfungen südländi-
scher beziehungsweise orientaiis
Volkskunst und sind zugleich ungei
aktuell. steckt doch eine gehörige
tian unbewußter. verschlüsselter
nur schwer enträtselbarer Zeitbezo
heit und -kritik in ihnen.
Die in wenigen Tagen beinahe rs
ausverkaufte Ausstellung, die für
eine kleine. aber echte Sensation
deutete. war reich an vorzügli
Arbeiten. Jener Sammlertyp. der
Originelle und Unverfälschte sucht.
jedenfalls voll auf seine Rechnung.
rasch bekanntgewordene Künstler
stellte bereits in Paris. Los An;
Zürich. London und Chicago aus;
große Jaki-Wanderschau startete
November des Vorjahres im Ki
Kunstverein dürfte auch in Zu
echte Entwicklungsmäglichkeiten
sitzen. so er nicht vom Kunsthc
ruiniert wird.
Unbeschwerte Freude bereiteten
die qualitätsvollen neuen Aqua
Erich Brauers. die zum Jahresausli
gezeigt wurden. Die von einem
nellen Katalog begleitete Expo
eine Schallplatte mit vier von
Brauer gesungenen. komponierten
getexteten Chansons lag ihm bei
schon wenige Stunden vor Eröff
zur Gänze ausverkauft, und das.
wohl die kleinformatigen Aquc
zwischen 5000 und 20000 Sch
kosteten.
Dieser für Wien ungewöhnliche
kaufserfolg spricht gleichermaßer
den Künstler wie für den Gal
besitzer. der einmal mehr die ric
Händlertaktik einschlug und dem
ner Publikum im richtigen Mo
genau das vorsetzte. wonach
wenigstens zur Zeit fast mit
schiießlichkeit verlangt.
Brauers prächtiger Erfolg ist iedoi
ienseits der notwendigen Polemik
Zeitgemäßheit und Wert der
Schule des phantastischen Realism
ganz und gar verdient. In Bri
Bildern zu lesen. sich von ihnen
zaubern zu lassen. ihre malerische
monie und Subtilität auszukostei
vor allem deshalb so beglückend.
bei diesem Künstler sehr zum
schied von anderen ..Phantasten"
doch vielfach in bezeichnendem
stagnieren weder Raffinesse
bloße Manier oder Spekulation
schöpferischen Anliegen den Rang
liefen Abb. 18.
Peter
.ERlE VERKAUF
sminente der Kunst"
Winnie Jakobs
Karika-
ühlige Theater- und Opernstars.
genten und Pianisten. lokale Lieb-
und Künstler von Weltgeltung,
von Winnie Jclkab. der bekannten
lkaturistin. in Österreichs Festspiel-
en porträtiert wurden. präsentierte
von lnge Nowak geleitete Galerie
cauf in der Riemergasse.
nie Jakob arbeitet zwar genauso
viele andere Pressezeichner unter
druck und van Neuigkeit zu Neuig-
gehetzt. doch hat sie es schon immer
landen. sich vor jener ermüdenden,
mmt bequemeren zeichnerischen
chtörmigkeit zu hüten. die gerade
ieser schwierigen Disziplin so oft
ttreffen ist und von vielen mit Stil
techselt wird. Wlnnie Jakob besitzt
es graphisches Temperament. Sinn
Empfinden für feine zeichnerische
te und ein bestens geschultes Be-
Ihtungsvermögert, Mit wenigen mar-
en Strichen erfaßt sie allerdings
immer mit gleicher Sicherheit
Typische einer Persönlichkeit. In
besten Blättern kehrt die Zeich-
nicht nur äußerliche Ähnlich-
in und Merkmale in liebenswürdi
scher. humorvoller Art und Weise
or. sondern vermag darüber hinaus
Wesentliches über Charakter und
wschaften der Betreffenden aus-
gen. Daß hervorstechende Arbei-
wie etwa die vollauf gelungene
hzeichnung des Pianisten Clifford
10h. überdies beträchtlichen auto-
en graphischen Wert haben. also
im rein Formaten zu überzeugen
tögen. spricht entschieden für die
llerische Legitimation von ..WlN".
Peter Baum
DER GESTALTEN MOSAIKTAFELN
Kindern hergestellte Masoiktafeln.
umente des Guten". konnen im Rahmen
vom überparteilichen Kiwanis-ctub
Hotel lntercontinantal ins Leben
enen Aktion erworben werden. Die
Anleitung von Professor Paul Meissner
ide gekommenen Mosaike. die wie
lich eines Presseempfanges an Hand
sicher Beispiele gezeigt wurde der
ferischen Phantasie und dem unmittel-
stlerischen Ausdrucksvermögen des
is keine wie immer gearteten hemmen-
Grenzen setzen. kosten pro Stück
Schilling. Diese Beträge werden zur
den sos-Kinderdnrfern Hermann
ners überwiesen. wodurch neben
pädagogischen Werl der Aktion
praktische Hllfeletstung an notwendiger
bewiesen wird.
end wien bisher von der besonders
ahmen oitentticher Siedlungen ange-
ten Aufstellung der als .,Bollwerke des
fungierenden Mosaikwände noch
Gebrauch gemacht tiat. kann das
che Friedberg fiir sich in Anspruch
en. diesbezüglich vorbildlich reagiert
ben Die erste österreichische Kinder-
wurde dort inzwischen vor dem neuen
;ebäude errichtet und im Rahmen einer
Feier der offenllichkeit vorgestellt.
Peter Baum
ALTSTADTERNEUERUNG BILANZ
DES KREMSER SYMPOSIONS. 4. 11.-
6.11.1965
Bürgermeister Dr. Wilhelm halte an die
200 vertreler aus 70 österreichischen Städten
zu einem Symposien in die Doppelstadt
Krems-Stein gebeten. dessen Aufgabe es war.
sämtliche Aspekte darzustellen und zu dis-
kutieren. unter denen das Problem der Alt-
stadterneuerung betrachtet werden kann.
Als Mttveranstalter zeichneten die For-
schungsgesellschaft fiir den Wohnungsbau im
Österreichischen lngenieur- und Architekten-
verein sowie der Verein zur Forderung der
Erneuerung von Krems a. D.
Die wahl des Tagungsortes war kein Zufall,
stellt doch die Doppelstadt Krems-Stein ein
Musterbeispiel der Neuerstehung einer tot-
geglaubten. zur Stagnation verurteilten. ihrer
ursprünglichen Funktion als Handels- und
Umschlagplatz beraubten Gemeinde mittlerer
Große dar, Und gerade Krems hat den
Beweis geliefert. dai es man möchte
sagen lediglich der uberzeugungs- und
suggeslionskraft eines einzelnen. Begeisterten
bedarf. um den komplexen Prazeß einer
Revitallsterung einzuleiten. Daß Biirgcr-
meister Dr.Wilhelm nicht nur ein Heimat-
besessencr. ja ein Fanatiker der Denkmal-
pflege. sondern darüber hinaus ein cleverer
Wlrtschaftsfachmann ist. konnte seinen inten-
tionen nur zum Segen gereichen. Aber wie
schwierig das Problem derAltstadterneuerung
ist. konnte nicht nur am Beispiele Krems-
stein bewiesen werden aus den Referaten
der Stadtbaiidirektoren von Maastricht.
J. J. J. van der Venne. und Regensburg.
Dip lng. Paul Schlienz. ging eindeutig her-
vor. daßdas Prablemumso komplizierterwird.
ie großer der Elan ist. mit dem man an seine
Losung schreitet. Eindeutig wurde aber auch
die Erkenntnis erhortet, dafi es Geist und
Wille sind. die sich Mittel und wege zur ver-
wirklichung von Projekten schaffen. die auf
den ersten elick geradezu an Utopisches zu
grenzen scheinen. Und letztlich ist die Frage
der Altstadterneuerung über all seine Facet-
ten hinweg ein moralisches Anliegen ..
Die Referate und Dlskussionsbeiträge er-
gaben. ohne dafx von vorheriger Absprache
hätte die Rede sein kdnnen. ein geradezu
bestechend einheitliches Bild; Min-Rat Dok-
tor Ltepold. der erste Referent. stellte fest.
daß es bei der stodterneuerung darum ginge.
nicht mehrvatlfunktionsfähige Altstadtgebilde
den geänderten. revolutionierten Anforderun-
gen der Gegenwart anzupassen. die sich aus
den wirtschaftliche technischen, sozialen
und geistigen Umw' zungen der letzten Jahr-
zehnte ergeben. Die außerordentlich niedrige
Zuwachsrate der Bevölkerung in Osterreich
lasse den sicheren Schluß zu. dort in Hausern.
die heute noch von 1,2 Millionen Menschen
bewohnt sind. in etwa 35 Jahren nur noch
700 000 Menschen leben würden Mit konse-
quenter Sicherheit iibei-holt der Neuwah-
nungsbau in osterrelch den organischen Be-
völkerungszuwachs. Damit aber wird die
Altstadterhaltung zu einem bauwirtschaft-
lichen Problem. denn der Zeitpunkt ist in
greifbare Nähe gerückt. in der die Altstadte
iiberhaupt nicht mehr bewohnt werden
würden. Heklische Neubautätigkett aber ist
in die Sinne gleichbedeutend mit Fehl-
investition und Verschwendung des volks-
vermogens!
will man aber die Altstädte als Zentren des
wohnens erhalten. muß man ihnen neue
wirtschaftliche Impulse übermitteln das war
der Grundtenor des Referates von Prof. Ing.
Werner Jbger. einem der führenden Raum-
planer Österreichs. FiJr den Fall Krems-
Stein. einer Stadtgemelrlschaft. deren Ein-
wohnerzahl sich 5811-19" nicht mehr ver-
ändert hot. deren Einzugsgebiet aber einen
rapiden Bevälkerungsverlust durch Abwan-
derung aufweist, schlug Jager die Bildung
einer Wlrtschaftseinheil Krems-St Pälten vor.
wobei beide Städte durch moderne schnell-
verkehrswege und eine neue. günstiger ge-
legene DonaubriJcke verbunden werden
sollten. Diese Ansicht blieb nicht unwider-
sprachen Clemens Holzmeistcr bemerkte
treffend. daß man bei Krems viel weniger
an uberindustriolisieriing und Verstädterung
denken müsse als an den ungeheuren wert.
den die Stadt als Tor zur Wochau besälie.
Unbestritten blieb aber Jägers These. dai! es
darum gehen miisse. die Altstddte wieder mit
neuem Leben zu erfüllen.
LEO DELITZ
Dr. Laszlo Vaskovics vom Institut für Sozio-
logie an der neuen Sozialhochschule in Linz
ging das Problem von seinem Bltckwlnkel
her an Die alten Städte verfügten über
Verkehrsflächen. die Plätze für Geselligkeit.
Privathelt und Öffentlichkeit boten. Diese
Verkehrsflächen waren Stätten des Verweilens.
der Begegnung heute trennen und unter-
brechen ste. Früher war die Orientierung der
Hauptwohn ciume zur Straße zu sinnvoll.
heute muß die Wahnachse infolge des Ver-
kehrslarms um 180 Grad gedreht werden.
Im Fazit ergibt sich die Tatsache. dai heute
nur noch alle. alleinstehende. gebrechliche
Menschen. fragmentierte Familien und vor
allem verarmte Personen die Altstädte be-
wohnen. insoweit diese ntcht zur Gänze zur
..City also zu reinen Geschäfts- und Ver-
gnügungszentren geworden sind. zu Stätten
alsa. die praktisch überhaupt nicht mehr be-
wohnt werden können. Da es aber ein tiefes
Bedürfnis des Menschen ist. seiner Stadt eine
echte Mitte zu geben. ist das Problem der
Wiederbelebung der Allstädte ein Problem
der Gemeinschaft.
Kann man die Altstädle also entkernen. das
heißt vom Fluch der Uberverbauung be-
freien. kann man sie in ihrer Gesamtheit wie
auch hinsichtlich der Einzelbauten vom
Dämon Verkehr schützen und sie modernen
Lebensformen anpassen. werden die Zentren
von gestern notwendigerweise zu Zentren
von morgen werden. das Leben ln ihnen
wird auch die wohlhabenden wieder
sinnvoll und wünschenswert sein.
Hier setzen nun die Aufgaben der Denkmal-
pflege ein. über die Präsident Hochschul-
prafessor Dr. Frodl referierte. Die Denkmal-
pflege selbst ist nichtdazu berufemdleAssanle-
rung der Altstädte durchzuführen. aber sie
kann und mul sagen. was van der histori-
schen Bausubstanz erhalten werden kann und
wie die Erhaltung von Einzelbauten durch-
zuführen ist. Grundlage ist eine gewissenhafte
Bestandsaufnahme. die ln Zusammenarbeit
mit allen zustandigen lnstanzen und unter
Berücksichtigung aller Komponenten durch-
zuführen ist. Ob Einzelbauwerke kompromdß-
los und tatol
oder ob sie im Extremfall durch Kopien zu
ersetzen sind. ist eine Frage. die nur ange-
sichts des soezinschen Falles beantwortet
werden kann. Aber kommt bei der Alt-
sladlsanierung primär darauf an, buchstäb-
lich das "Gesicht" zu wahren.
Die Erneuerung von Altsläclten kann nur
unter genauer Beachtung rechtlicher Ge-
gebenheiten durchgeführt werden. stellte der
Hofrat des Verwoltungsgertchtshofes Dok-
tor Friedrich Krzizek fest. Der Referent
konnte darauf hinweisen. daß im Bundes-
lande Niederösterreich in ausreichendem
Maße Rechtsvorschriften vorhanden seien.
die Bezug auf die Aufstellung und Aban
rung rechtsverbindllcher Raurrlordnungspläne
nehmen. Anders steht es bei deren Realisie-
rung. hier wirft sich das Problem der Ent-
eignung auf, die als ,.ultt'ma ratio" in so
manchem Falle unabwendbar sein wird.
In der Diskussion forderte Bürgermeister-
slellvertreler Dr. Vavravsky. Salzburg. eine
Sondergesetzgebung für ganz Osterrelch. da
man mit den jetzigen Bestimmungen nicht
mehr durchkäme; Arbeitsgemeinschaften hät-
ten das Problem in seiner ganzen Komplex-
heit zu behandeln und zu lösen. denn es ginge
um ein gesamtasterreichisches Anliegen.
Kompromißlosen Verteidigern der Freiheit,
die Anstoß am Begriffe der Enteignung
nehmen. konnte der Stadtbaudlrektar von
Maastricht entgegenhalten. dafl die Grenzen
der Freiheit dort gezogen seien. wo sie den
Mitmenschen zu gefährden und ln seiner
spezifischen Freiheit einzuschränken beginne.
Es fiel das alte niederdeulsche Rechtsworl
..Wer nicht delchen wlll. muß welchen ..
In Holland. aber auch tn Regensburg wird
eine Art von temporärer Enteignung ge-
handhabt. Der Hausetgentumer erthält einen
kommlssionell festgesetzten Betrag, er hat
Gelegenheit. das unter Zuhilfenahme äffent-
licher Mittel wiederhergestellte Bauwerk zum
Verkaufspreis plus verwattungsspesen und
Zinsen rückzuerwerben. Das investierte
Kapital aber wird als langfristiges. nicht
oder kaum verzinsbares Darlehen ange-
sehen.
Damit ist aber der Schritt vorn Juristischen lns
Flnanztechnlsche getan. über das der Kon-
sulent der Stadtgemeinde Krems. Dr. Heinz
Stadler. eingehend referierte. Subventionen.
Kredite und Eigenmittel müssen herangezo-
tn London. wo er seit 193a eine neue Heimat rand. starb im Alter von a2 Jahren der Wiener
Maler Leo Delitz. Der in den Jahren der ersten österreichischen iteoublik wie auch in der
zeit seiner freiwilligen Emigration in England als Gesellschaftsporträtisl hochgeschatzle Maler
gehörte iener kleinen. aber
an. deren markanteste Pers'
irksamen Gruppe von Anhängern der ..neuen Sachlichkeit"
lichkeit in osterreich Rudolf Wacker war.
Freundschaft
verband Leo Delitz mit den gleichgesinnten Viktor Hammer und Ernst Wagner. Der Ver-
storbene war Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Zu seinen bekanntesten Werken zählen
die Porträts von Fürst Steno Colonna. Grafin Marianne Goos. Stadtbaudirektor Goldemund.
Comtesse Festetics. Lord Castle Stewart. Mrs. Bargate. Abgeordneter Dr. Hryntschak und
Reverend Moore Abb. 19.
Arnulf Neuwl rth
PUBLIKATION ÜBER DANIEL GRAN
Der Herold-Verlag. Wien, beabsichtigt. inner-
halb der großen Bclrackmonographlen ein
Werk über den österreichischen Barockrnaler
Daniel Gran 1as4-17s7 herauszubringen.
Verfasser ist Herr Dr. Eckhart Knab von der
Albertina. Wien.
Verlag und Autor wären dankbar. wenn alle
Besitzer. sei es privater oder öffentlicher
Natur. ln ihrem Besitz befindliche Werke des
Meisters Gemälde. Ölsklzzen. Zeichnungen.
dlE btsher nicht erfaßt oder in der Literatur
übersehen wurden. dem Verfasser. Herrn
Dr,Knab. Albertina. Wien. l.. Augustiner-
straße 1. bekanntgeben.
konserviert werden kännenl
gen werden. ln Krems wlll die Stadt
tung die gesamte Bauführung über
und dem Bauwerber bei der Beschaffl
Kredilmitleln zu günstigen Bedlngun
hilfllch sein. Man denkt daran. scl
das kommende Jahr 5200000007
zustellen. dieser Betrag soll dai
100 000 000.- aufgestockt werd
Deutschland können bis zu Boy,
neuerungskosten durch Mittel der offe
Hand aus den verschiedensten Quei
deckt werden. Vizebürgermelster
Graz bemerkte in der Diskussion.
Altstadtassanierung bei den Hausbesitz
dann Verständnis Enden werde.
mit einer Reform des Mletenwesens
den sei. Wenn sich die Althäuser nlcl
zu erhalten vermogen. wird bald
mehr da sein. der Mittel für ihre Er
aufzubringen bereit ist.
Wie eine Sensation wirkte die An
Mittel des Wohnhauswiederaufbaufo
Altstadterneuerung heranzuziehen.
chef Dr. Kloss. der nach eigenen bei
nen Worten immerhin ..einiges bei
gebung" mitzureden hat. betonte. dc
dem bald bevorstehenden Auslaufen
mungsgemäßen Anwendungsbereichs
Fonds eine umwidmung mit dem zie
Flüssigmachung der in reichlichem
rückströmenden Fondsmitlel für die
erneuerung vorgenommen werden
Damit stünden noch und nach bis
Milliarde. siebenhundert Millionen
jährlich zur verfiigungl
Allerdings wurde von Llnzer Seite
dai gerade in dieser Stadt. tn der die
und absolut grome Wohnungsnot vor
reich herrsche. einer solchen Umw
nur mit" Vorbehalten zugestimmt
könne. Ubrigens konnte auch der
der Linzer Kulturverwattiing. senatsri
Ior Kreczl. in einem traurig-ironis
gnierten Diskussionsbeitrag darau
weisen. dai gerade das reiche. vitc
dynamische Linz im Verlauf der letzt
Jahrzehnte so ungefähr alles getan hc
seine Altstadt zu demolieren. wenn rr
einigen allerdings sehr spektakulärer
unternehmen. wie der Errichtung des
museums und der Rekonstruktion di
karolingischen Martinskirche, obsehe
Aber der schöne Linzer Hauptplatz
wlederbringltch verloren. der Bl
neubau von 1940 hat ihn vernlchtc
ebenso ist erst in allerletzter Zeit
hausbestand der Donaulände der Spi
zum Opfer gefallen. und demnächst vt.
total verwahrloste alte Urfahr dl
ken
Das Schlußreferat hielt Arch. Diplrl
bert Gatlermann aus Krems. der
technischen Wiedererstehung seiner
stadt befaßt ist. In Krems-Stein hatl
Jahrelang Gelegenheit. in dieser
Erfahrungen zu sammeln und neue
auch uralte Methoden zu entwickeln
tlsch gibt es nichts. das gefährdet genug
um nicht mehr bewahrt werden zu lt
Billig sind diese Arbeiten allerdings
können sie doch nur in Regie. nicma
im Akkord durchgeführt werden.
Uber die beiden ebenso umfangreich
profunden Referate der Herren Dr.
venne Maastricht und Dipl-lng.
Regensburg zu berichten. würde de
men dieses Referates sprengen. Grund
enthalten sie nichts anderes als das,
den übrigen Berichten und Diskl
beiträgen nicht ohnehin schon zur
druck gebracht worden wäre. In
Symptomatik und Formulierung ab
sie so bedeutend. daB sie zu einem gee
Zeitpunkt wenigstens auszugsweise
gegeben werden sollten.
Die Ergebnisse des Kremser Sym
fanden in einer Schlußresolutlon Au
vermittels derer die Anliegen der
erneuerer der Bundesregierung unc
zuständigen Körperschaften unterbrcit
den sollen. Außerdem wurde bescl
das Symposion zu einer ständigen lns
zu erheben. die alljährlich in einer
Stadt zusammentreten solle. Fur 1966
Tagungsort Salzburg vorgesehen. das
durch das sprunghafte Zunehmen
wirtschaftlichen Potenz städtebaulich
gefährdet ist.
Ernst
Bildtexte 19, 20
19 Leo Delltz. Porträt Mrs. L. Bargat
Z0 Fikliura-Vase, um 530 v. Chr. Ca
hoch. als Grclbbeigclbe in einem
phag gefunden Abb. zu den ..
Funden tn Ephesos"
HRDLlCKA GEWINNT DEN
kTlONALEN GRAPHIKPREIS
ELLA
io lnlernazionale Biella per l'inci-
in der Höhe von einer Million Lire
Öslerreicher Alfred Hrdlicka
Slichwahl rnif dem Engländer
iuyler für die Radierung "Edle
slille Größe" von einer inler-
Jury. der unler anderem L. Cai-
rin. Z. Krliznik Ljubljana.
Basel. J. Reichhardl London.
Paris. L. Vilali Mailand.
Biella angehörlen. zuerkannl.
Vellbewerb nahmen 106 Künsller
allonen ieii. Der Ausschreibung
il die gesdmie Auiidge von 30 Blai-
dreißig größlen Graphiksamm-
weil. Gleichzeitig wurde bekannl.
Hrdlicka in die Jury der Graphik-
Bianco Nero. Lugano 1966.
Jfde.
DAS OSIERKEICHISCHI ZENIRUM
PRODUKTFORM DESIGN CENTRE
Nach Abschluß der lnlernuiicnalen Design-
Ausslellung wurde in der neuen Halle des
Öslerreichischen Zenlrums Prdduklferm. im
Gcirien des Palais Liechiensiein Öslerreichi-
sches Bauzenirum am Z6. Oklober196S von
Herrn Komm.-Ral Karl Lakawilsch. Pr
den! der Kammer der gewerblichen Wir!-
schall für Wien. die ersle Schau österreichi-
scher Produkle eröffnet
Das Oslerreichische Zenlrum Produkrform
isl eine permanenie Aussleilung gul gesidile-
ier ösierreichischer Erzeugnisse. die gemein-
sam vom Öslerreichischen lnsliiul für Form-
gebung und vom Öslerreichischen Bau-
zenirum eingerichlel wurde. im Ausldnd be-
stehen ähnliche Einrichtungen schon seil
Jahren. Das "Haus lndusirieiorrn" in Essen
und das "DESIQN Cenrre" in London waren
die erslen. spdler lolglen Amslerdam. Brüssel.
Slockholm. Siullgari und Oslo. Wien besiizl
mildem Zenlrum Produkflurm nun ebenfalls
ein Schaulensler der Öslerreichischen Quali-
lülsproduklion. das inieressierlen Einköulern.
aber duenden einzelnen Konsumenien einen
raschen Uberblick über das nach Qualilül
und Gesialiung ausgewahlle Angebol er-
möglichl. Das gleiche glli für den ausländi-
schen Besucher. der nur für kurze Zeil in
Wien isl und sich rasch informieren will. Da
die Ausslellung jeweils nur einen geringeren
Teil der Produklion zeigen kann, komml der
Produkikariei eine besondere Bedeulung zu
Jedes Produklblail enlhöll ein Pholo des be-
lreffenden Gegenslandes sowie alle anderen
wichligen Angaben über Malerial, Funklion
und Bezugsquelle. Das geschulle Personal des
Zentrum Produkllorm gibl Überdies weilere
lnformailonen und verrniilell Anfragen der
Besucher.
Die in der Ausslellung gezeiglen Gegenslande
werden jeweils von einer unabhängigen Jury
unler Vorsiiz von Herren des Bundesministe-
riums für Handel und Wiederaufbau aus den in
der Kariei vorliegenden Anmeldungen ausge-
wöhli. Es isl für den Hersieller also ein An-
sporn. möglichsl eri in der Schau verlrelen
zu sein und seine Bemühungen um die gule
Zweckmäßige Qualilülsform der Produkie zu
versiürken.
Durch die Möglichkeil der Verviellülligung
und Weilergabe der Produklblöller isl über-
dies eine wirlschalllich inleressanle Werbung
gewdhrleislel.
Die Einrichlung des Öslerreichischen Zen-
irums Produkilorm wird durch das Bundes-
minisierium für Handel und Wiederaufbau.
die Bunaeskarnrner der gewerblichen Wirlr
schafl und die Kammer der gewerblichen
Wirischali für Wien gefördert.
Die Ausslellung wird jeweils fünf Monale
unveränderl gezeigl und dann umgebaul
werden. Es isl selbsiverslündlich. daß bei der
ersien Schau noch kein geschlossener Uber-
blick über sdmiliche Produklionsspcirlen
möglich isl. weil eine zu kurze Vorbereilungs-
zeii zur veriugung sland. Es isi jedoch beab-
sichligt und mii dem Bekannlwerden der
neuen lnslilulion zu erwarlen. daß laisachlich
samlliche Erzeugnisse des österreichischen
Marktes im Zenlrum Produkllorm mii ihren
beslen Beispielen verirelen sein werden.
Die Ausslellung wurde von Archilekl Dipl.-
ing, Auböck gesidilel.
Die Erölfnungsclusslellung des Zentrum
Produktform
Die Eröffnung des Öslerreichischen Zenlrums
Prddukcfdrm Design Cenlre mii seiner erslen
aermanenlen Aussieilung wurde durch lang-
jährige Bemühungen des Öslerreichischen
insiiiuis für Farmgebung und des Österreichi-
schen Bauzenlrurns ermöglishl. Ddmii hdi
nun UUCil Öslerreich nden inlernalionalern
VOrbild ein Ausslellungs- und lnformaliorls-
zenlrum für rdrmdl, qualiialiv und funklionell
hochwerlige Serienprodukle erhallen.
An der erslen Aussiellung. deren Eröffnung
bewußi in die HÖsierreich-Woche" gelegl
wurde. nehmen ungefähr 40 Firmen leil. Es
wurden mii Absichl keine Einschränkungen
hlnSithlliCh der Auswahl der Produkigruppen
vorgenommen. Somil Zelgl die Aussieliung
einen reprösenldiiven Querschnill durch die
verschiedensien Spdrlen öslerreichischer Qud-
lirdlspredukliun,
Die Gesiallung wurde von Arehiieki Auböck
mii einheiilichen Elemenlen durchgeführi.
Ganz in Weiß gehallen. wirki sie bewußi
kühl und sachlich. um die einzelnen EXpOrlale
um SO deuilicher hervorzuheben. Gleich
beim Eingang erhöll der Besucher einen
Uberblick über Tischwaren. Die Firmen
"Oberglas". irSlölzle" und ..Tiroler Glas-
hülle" sind mii ihren neueslzn Servicen ver-
lrelen. die beweisen. daß Qualilül in der
Gldsindusirie in ersler Linie ndeh dem Kan-
nen des Designers zu beurleilen isl. Gerade
in diesem lnduslriezweig hal Oslerreich es
verslandeni Trddiiien mii modernem Form-
gefühl zu yereirien und ganz neue Linien zu
schdfien. Ahnlich verhüll es sich nnil den
Beslecken und Hohlkörpern der Firmen
..Berndorf" und ..Neu1eughammer". die dm
inlärnalionalen Mdrki bereils gui bekannt
sin
unier den Präzisionsgeröieri zeichnen sich
die Mikrophone der Firma "Akuslische und
Kinogeräie" durch ihre hohe fvnkiionelle
und formale Qualilül besonders aus. Sie
reprüsenlieren zusammen mii den Meil-
gerölen der Firma Goerz Eleclro" und
"Norma" den hohen Sland österreichischer
Prözisionserzeugnisse.
Das inleressanle Spol-Lighl-Sysiern der Firma
"Zumiobel" bilde! einen bemerkenswerlen
Punk! der Ausslellung. Millels einer Strom-
schiene können die spdls beliebig monlierf
und demanlierl werden.
Besondere Aufrnerksamkell werden wohl die
neuen Alu-Schier der men "Fischer". "Arn-
sleiner" und ..lneiss erregen. die die
lelzlen Spilzenerzeugnisse der ösierreichi-
schen Schi-lnduslrie reprüseniieren. wobei die
neuen Sicherheilsbindungen der Firma "Wie-
ner Melallwaren" einen wesenllichen Bei-
lrosi bilden.
Ein Schlauchbool von ..Semperil" kann zu-
sdmmengelegi im Aule lransporiierl und zu-
sälzlich mii einem Außenbordrnolor versehen
werden. Aul dem Gebiel der Radioiriduslrie
zeichnen sich die Firmen HHEA" und "Mi-
nerva" mil ihren Porlable-Geralen besonders
aus. "Philips" zeigt die inieressanie Lösung
eines großen Tonbandgerüies und eines
CusselIen-Recorders, der auch als Diktier-
gerdi geeignel isl. Mil Tisch- und Boden-
leuchlen sind die Firmen ..Vesl" und "Kal-
mar" venreien.
Aul dem Mobelsekior zeigen die Firmen
"Willmann", "Wiesner Hager" und "Spiel-
zeugschachfel" einige Modelle CIIJS ihrer
Produklion und beweisen damil, daß man
auch im Mobel-Design in Öslerreich hereils
einen eigenen Weg eingeschlagen hal.
Dd die Aussleiiung immer nur eine Auswehi
der ösierreichlschen Praduklion zeigen kann.
wird eine umfassende Produkikarlei die not-
wendige Ergänzung iür den Kaulinieressenien
bilden.
Die Exponale werden jeweils alle iünf Mo-
ndie clusgelauschl und die perrncinenle Aus-
slellung zweimal im Jahr durch eine ein-
monaiige inlernalionale Sonderaussiellung
ergänzi werden. Für die ersle Sonderaus-
slellung isl das Thema "Design für Schulen"
vorgesehen.
Mil der Eröffnungsaussiellung des Design
cenlres wird bewiesen. daß uui dem oehiei
des ösierreirnisehen lnduslrie-Design durch-
aus iniernalionale Maßsläbe angelegl wer-
den können.
Öfinungszeil Tagheh außer Monlag
von 10 bis 19 Uhr; Einirlll 55.-.
NEUES UND INTERESSANTES AUS
DER INTERNATIONALEN KUNST-
WELT
Eine Tripleauklinn bei Parke-sernel. dem
aeriihmlen New Yorker Versteigerungshaus,
erhraehie bei 136 Kaialagnummern
einen Aukiionsrekard von 4141600 Dallar.
sa wurde zum Beispiel Roberl Rauschenbergs
Bild iiEXpFeSS" enlslanden 1963. Farmar
183x305 cm iiir 20 000 Dollar eine halbe
Millian Schilling, ein de Kaonlng mll
37000 Dollar, ein Bild von Ciyfford Shll mil
29000 Dollar und ein Frank Kllne mii
10000 Dallar zugeschlagen. Die Aukiian
bewiesden Kunslversland der amerikanischen
sammler. die niehi nur Namen kaufen. son-
dern auch Qualllüi". hieß es in einem von
Fritz Neugass verfaßlen Resümee der "Frank-
furler Allgemeinen".
unler dem Tiiei "soo Jahre amerikanixche
Malerei" rand im Meiraaaliian Museum New
York eine umiassende Ausstellung slaii. die
die Enlwieklung der amerikanischen Malerei
an Hand von 300 Bildern dakumeniierle.
Die daeumenia lv sali 196a in Kassel siali-
nnden. Mil der Ersiailung von Vorschlagen
wurden Praressar Arnold Bude und Freiherr
van Bulllar beiraul. Neben Gemälden und
skulaiuren sall die daeumenie IV aueh mo-
derne Arehileklur zur Diskussion slellen.
zu einem niehi genannlen Preis erwarb das
Amslerdamer Rijksmuseum im Londoner
Kunslhandel das von liemhrandi gernalle.
6OX70cm graße Bild "Die ge Familie
am Abend". Das werivoile cema de enlsland
um das Jahr 1640.
Eine Muneh-Aussieliung mil 41 Gemälden und
Aquarellen sowie 23 graphischen ßldiiern
vcranslallele die Galerie Beyeler, Basel.
Zu einer Ausslellung des wieners Georg
Eisler in Miinehen schrieb die "Frankfurter
Allgemeine". "Eine Ausslellung des Wiener
Malers Georg Eisler wurde in Miinehen,
Galerie weinmiiller, mii einer geisireiehen
Analyse des Werkes durch Dr. Schmeller.
wien, eröffnet. Die Ausslellung zeial 30 Bilder
und eine Reihe von Enlwurfs- und Parlral-
Zeichnungen aus den lelzlen Jahren. Neben
dem Kalalog mil einem varwarl von Jahann
Muschik liegl ielzl das werk von Erich Fried
und Ernsl Köller im verlag von Grasl.
Baden aei Wien, das 14 farbige und
44 Schwarzweiß-Abbildungen enrhall, vor.
Die schwungvolle, kalarisiiseh reizvolle,
araßriaurige Malerei von cearg Eisler lrar
in München aur lehhanes lnieresse unler
kiinsilern und Publikum,"
Neue Funde in Ephesos Erfolgreiche Gra-
bungen issierreiehiseher Archäologen
Ein unier Leilung van Universitdisprofessor
Dr. Friiz Eiehler siehendes Team dsierreieni-
seher wissensehaiier und Archäologen kannie
bei den diesiahrigen Grabungen eine Reihe
hochinleressanter und werlvoller Funde
machen. Auf dem ungewöhnlich großen
Areal. das den Öslerreichischen Forschern
Zur Verfügung slehl, wurden rnil Hilfe von
120 iürkischen Arbeilern und eines müchligen
Kranes im Frühjahr und Herbsl des Voriahres
planmäßigeGrabungenvorgenommemSchon
anfangs gelang es. ein Slück der hellenisli-
scher Sladimcluer und 30 Meier einer mi!
Marmar geprlaslerlen siralie rreiziilegen. Am
Nordrnnd des Marktes konnlen Reste einer
dreischimgen Halle mll inleressanlen Slier-
kopfkapllellen gefunden werden. Aufmerk-
samkell verdierl auch eine Enideckung, die
bei Iechnisch schwierigen Forschungen nach
dem seii1895 gesuchlen Allar des Arlemisiums
gemachl wurde. Es handell sich in diesem
Fall um einen von einem Hochrellef slam-
menden Kopf. der nichl zulelzl deshalb eine
besondere Rarilöl darslelll. weil innerhalb
der lelzien so Jahre kein einziges plasrisehes
original dieser Epoche geiunden werden
konnle. Zu den bernerkenswerleslen Aus-
grubungen des dsierreichischeri Team zählen
vor allem noch drei Sleinsurkaphage sowie
ein bemaller, 1.85 Meier langer Tonsorko-
phag er wurde aus 200 Bruchslücken mühe-
voll zusamrnengeselll, in dem SICh Zahlreiche
Grabbeigaben fanden Abb. 20.
Farlseizung s. 54
UND SEINE ZEIT
es hundertjährigen Bestehens der
Allgemeinen Sperr end Renten-
stattete das Museum für Alte Kunst
nter der Leitung seines Direktors.
Jones. eine Ausstellung unter dern
iens und seine Zeit".
lung stand unter der Pcltronanz
lidnel Council er Museums end
Dezember was ihre Ptarten. sie
die große Ausstellung Das Zeit-
lhels" dn. die VDF kurzer Zeil
vom Königlichen Museum der
ünste in der belgischen Haupt-
itallet wurde.
iesjührlge Ausstellung steuerten
Museen und Frlvatsammlungen
Ilich kostbare Leihgaben bei. Die
Herkunltslünder waren Belgien.
Deelsenldnd. Frankreich. erda-
Irland. Italien, Kahudtl. Luxem-
zrlande. Österreich, Polen, Peerle
länien. Schottland. Schweden.
dnien. UdSSR und die Vereinigten
rhundert
Jahrhundert im Mittelpunkt der
..Das Zeildller Bruegl-iels". so
Mdlbedbsidhiigi. einen möglichst
Uberblick über das Kunst-
ien südlichen Niederlanden wüh-
rend des 17.Jahrhunderls zu vermitteln. wo
des Barock seinen Höhepunkt erreichte.
Nach der Trennung in einen nördlichen end
einen südlichen Ldndesieil inidlge der poli-
lisen-religidsen wirren stehen wir inmitten
einer ueerddndsderidde der Kunst. die von
der ausgewogenen. klaren Renaissance über
den Manierisrnus il'l des BGFOCk übergeht.
Die Mdlerei bluht nicht mehr S0 sehr aufdem
Boden des Reichtums end des wdnlsiendes.
sondern kann weitgehend els Auslluß des
neeen Lebensgetühls betrachtet werden. Der
des der Gegenretdrmalion geborene neee
Stil stellt eine bewußte Reaktion der die
Reformation dar; er wird vor allem von den
Jesuiten gefürdert.
ln den südlichen Niederlanden weist dds
Barock gewisse Wesenszüge italienischer ver-
bilder auf.
Natürlich isl Peter Pdiil Rubens der unbe-
sirillene Meister unler den rend 500 Aus-
slellungsstücken befanden sich elwd so Werke
des MdlerrDiplomaten. darunter des Gemälde
,.SusannaunddieAlten"ausdemStockhclmer
Nationalmuseurh. ..Die Anbetung der Hir-
len" des der Leningrader Eremitage. ..Die
drei Kreuze" des einer New Yorker Privat-
sdrnrnleng. "Der hEilig lgnatius" des dem
Brukenthalmuseum in Hermannstadt im.
rnänien. ..Die Grablegung" des der Gdllericl
Borghese Rom. ..Die Getangennahme sdrn-
sons" ees der Allen Pinakothek München.
"Der heilige Gregor" aus dem Albright Art
Museum Buflalo sowie schließlich ..Die
heilige Familie und die heilige Anna" aus
dem Bass Museum of Art in Miami Beach
Florida, Außerdem wurden etwa 25 Skizzen
und ein Dutzend Zeichnungen von Rubens
ausgestellt.
Das Interesse des Publikums konzentrierte
sich aber nicht ausschließlich aut Rubens. Als
einem der Grollen seiner Zeit begegneten
wir Antonius van Dyck. Von ihm wurden
25 Gemälde gezeigt. darunter das welt-
berühmte "Porträt Karls I." aus dem
Louvre, eines seiner poesievollsten Werke.
..Maria an der Krippe" aus der Galleriu
Nuzionule d'Arte Antica. Rom. ein an die
Meisler des Quattrocento erinnerndes "Grup-
penportrüt der Brüsseter Ratsherren" Ecole
des Beaux-Arts. Pdris, das psychologisch des-
drucksvolle Pdrlrdl vdn Jacques le Roy aus
der Sammlung ThyssenrBarnemisza. Lugano
end des Porträt von Arthur edddwin De-
vonshlre Collection, Chdtsworih, das sich
durch natürliche Vornehmheit und zarte
Harmonie braun-gelber Farblone auszeich-
net,
Jacob Jordaens bewies mit etwa Z0 Gemäl-
den, ddß er mehr ist dls der Dolmelsch
simpler Volkslreude. Andere Meister. deren
Schaffen gleichfalls stärkste Beachtung ver-
dient. waren Adrlaen Brouwer mit kleinen
Wirtshausszenen. aber auch eindrucksvollen
Landschaitsgemölden ldn Fyt. FrdnsSnyders.
Roelant Sdvery end Pdel de vds VON
denen Tlerbilder gezeigt wurden sowie
David Teniers d. J.. der bedeutendste flämi-
sche Genremaler. der das Repertoire eines
Adriaen Brouwer Gusweitel und zuweilen
sogar der Motive eines Hieronymus Besen
zurückgreift. nicht zu vergessen schließlich
Frans Pourbus d. J,. der sich als Portraimaler
im französischen Stil hervorlat.
Sa vermittelte die Ausstellung einen umfassen-
den Uberblick Über die verschiedenen Rich-
tungen der Malkunsl. die im 17. Jahrhundert
in den südlichen Niederlanden dem
Mdlerpdrddies pur excellence mit Eifer
betrieben wurden Bilder religiösen Inhalts
oder mil Themen aus dem Bereich der
Mythologie, Porträts. Lclndschatts- und Schlflsd
bilder. tilleben und Blumenbilder. Genre-
bilder und Gruppenportrdts. Auch die Bild-
hauerei. die Zeichnung und der Stich, die
neben der Malkunst in hoher Blüte standen.
waren auf der Ausstellung mit auserlesenen
Stücken vertreten.
Die Herkunft der Exponate. die für die
Brüsseler Ausstellung des der ganzen Welt
zusammengetragen werden sind. beweist
einmal mehr. welcher Eintlull von den süd-
niederländischen Barockmalern ausgegan-
gen ist und welcher Wertschätzung sich ihre
Kunst überall erfreut.
53
REFLEXE
Chronik dei esierreieiiiseiien iind üsriirreieii betreffenden Kiinsi- iind Aiieveiiiingrieisens von
Mine seeuiiiiiser bis Mine Nevenieer 1965. Mii Nachlrägen. Veraniworilich Dr. srnd
Köller. Rndakiionsschluß 14. Neiierneer 19es. uiir iene Aiimeiiiingen iind verensrdiiiineen
irennieneeriieksieiiiiei werden. von deren Aiineiiiing die Redaktion eder iiire Miieiieder
versidndigi werden waren. Vollniindigkeii wiirde weder erreieiii, neeii irennie sie anga-
dreht werden DizsNichiaufscheinen in dieser Chronik isedeiiiei also kein indireklasWeriurieil.
10. ÄUQHIIZ in Salzburg begann iiin Rahmen der inierndiieneien Sommerakademie für bildende
Kunsl ein Vorrragszyklus iiriier dem Mdvie ..i1insi iinserer Zeii". Es sprachen Prof. Umbro
Aeeiienie. Prof. Dr. Georg Schischkaff 13. Aiigiisv Und Prof. Dr. sieien Trieederesrii 19. Ad-
eiis
zmxiieiisn Prof. Viekoslaw Rukljac Zagreb. Bildhauerarbeilen. eeierie iiinge eenereiien.
wien. 1.. rseplaiz 7.
a1. Aiieiiso riiiberr riseriindriirner Graphik. Galerie Auiodidakl. wien. 1v., Operngasse 9.
1. seeieiiiiser eeierie Gammel Slrand Kopenhagen GalerieWilly verireiii. Wien Adi Holzer.
Wien-Zyklus.
2. Sepiemblr; Naive Meierei. eeierie Peiiiiner-Lienienieis. wien.1.. Seilergasse16.
a. senieniiier weii eeessier. Bildhauerarbeiien. eeierie in der Ullmannslroße ze. wien. xv.
1. Slpiembßri eeriidrd Kellner Graphik. werner Slölzer Plasiik. edierie zenireieiien-
haridlung. wien. 1.. Schulersiraße 1-3.
9.Sep1mber Schwalm Malerei. eeierie Synihese. wien. 1.. erdeen 12.
14. Sepiember Michael Coudenhove-Kalergi. eeierie Basil k. wien. .. Schönlalerngasse 1.
Zenlralsparkasse der Gemeinde wien. wien. 111., verdere zeiieiiiissireße 13; Vernissage des
Kachelgemüldes "Explosion der Siille" van Leherb.
15.Splember Preisverieilung und Eröffnung der Ausslelluhg der 1. Landesmeislerschafl
Sleirischer Amaleurpholographen. GFCII. Neulargasse 45.
Erich Kalzmann. Malerei iind Graphik. inierneiieneier Künsllerclub. wien. .. Josefsplalz s.
17. Segpiember Friiz Fischer Ölbilder und Graphiken. eeierie wiirinie. wien. 1.. Weihburg-
BUSSE
20. Seplember eeierie Peilhner-Lichienfels Treinee l'Oeil Aiigenidiiseriende Meierei.
21. Snglembnr Miroslav KIJZEIU. Naive Malerei. Galerie iiinee Generaiion. wien. 1.. Börse-
palz
Eva Nagv Malerei iind Graphik. Galerie Ernsi Fuchs. wien. vi.. Millöckergasse 4.
21.. Sepfember Akadernve für angewandle Kiinsi. wien. 1.. Slubenririg lndusirial design;
Theorie der Form iind Klasse des GFUndSlUdlumS Prof. i-ieriseri Tasquil.
Die Kuhsl des Burgenlandes Gradisce. Zagreb, Mederne Galerie.
zs. September E. i-idnggi. Plcisiik Graphik. Künsllerzenlrum Schlali Parz. Oberösierreich.
27. Sepiember Günlher Kreiis wien. Galerie Ererniiege. Slorchenhaus. Schwaz, Tirol.
Sieirische Akademie. seiiieri Eggenberg. Grül bis 2. Oktober 1965.
2a. Seplember Bonriard Vuillard. Französische Meislergraphik GUS Schweizer sdrrirniiingen.
Innsbruck. Taxispalais.
Felix Nowak Graahik. eeierie Auiodidakf.
Demonslralion der "Verographie" "mikroma-Oechniken". Feriirn Sladlpark. GFCIZ. Wiedere
hOlUngI 30. sepierneer.
so. seevernber. Brasilianische Kunsl ineiiie. Oslerreichisches Museum für angewandle Kunsl.
Wien. 1.. Sliibenring s.
Günlhe Sedlak. Galerie Synlhese. wien. 1.. erdeen 12.
Oklaber Andre verien. ceiieges and Oils. Alwin Gallery, London w. 1.
Oswald Oberhuber. eeierie Haemrnerle. Gölzis. Dr.-A.-Heinzle-Slraße13.
2. Oklober Anien Chrislian Jaerg oriner. Worpsweder Kunslhalle.
s. Oktober Fritz Marlinz Aquarelle. Zeichnungen. eeierie Zenlralbuchharidlllng.
e. Oktober Amerikanische Jugend es. Bildberichl von Adolf Waschel. eeierie der Erslen
österreichischen Spar-Casse. wien. 1.. Neurorgasse-Schailenring.
Sarah Schumanrl Meierei iind Graphik. Galerie Ernsl Fiiens.
1. Okklber Rudolf Schbnwald Zeichnungen iind nriieirgreeiiik. eeierie Wall, SGllbUFgi
Sigmund-Haffner-Gasse 1a.
Anne Kramarz-Gruszynska Henryk Kubik. Galerie in der Eiberslraße 4. Wien. I.
weiier Salzrnann Skulpluren. eeierie Würlhle.
9. Okiober Alfred Hrdlicka Skulpluren, zeieiiniingen. Graphiken. smigdri. Würllern-
bergischer Kunslverein, Kunslgebüude am Schloßplalz.
Ruprechl Geiger. München Graphik. Zeichnungen. Siebdrucke, Lilhagraphien. Galerie naeiisi
si. Slephan. Wien. 1., Grünangergasse 1.
clegandelr Wahl Bildhauerarbeiien. Graphik. Palais Schwarzenberg-Golerie Peiihner-
ien es.
gzsoiririser Curl Sienverl irri Rückblickspiegel gesehen; Malerei. Graphik. Galerie nüchsl
1. lep ein.
Gedöchlnisausslellung Ferdinand iieiirniind. Hislorisches Museum der siedi wien. wien. 1v.,
Karlsplalz.
llse B. Jökel. Siuflgarl Landschaflsaquarelle. Porlrälzeichnungen. Kleine Gal
Vlll.. Neudeggergasse a.
13. gkicazber Moderne schwedische Malerei und Plasiik. Wiener Secession. Wien.
slra e1
14.0ktober Neuerwerbungen sei? 1958 Keramik und Glas. Museum für Kulln
iind Kunslgewerbe ein Lendesrniiseiirri iednneiirn. Grül. Neuiargasse 45.
Pressefahri nach DeulsCh-Allenburg anlößlich der bevoislehenden Auflösung
Hollirzer-Museums.
Jaki. Galerie Peiihner-Lichienfels.
15. Okiober Franz Dykierl. Galerie Fünfhaus. Wien. XV., Ullmannslraße I6.
Günier Waldorf Malerei. Graphik. Forum Sladlpark. Graz.
1B.Ok3Oabr llse Bernheimer Venezia Bllderaussiellung. Galerie Nagl. Wier
gcisse
Werkslall, Wien. XX.. Jägerslrafle 45 Lesung Nalhalie Sarraule.
Oskar Malulla Bilder und Graphik. Wiener Secessian.
19. Oktober "Sammelsurium" Kleingraphikeri. Billells. Kurislgewerbe. Gal
Generahcin.
Vorlrag Dr. Konrad Oberhuber Alberlina Spüle Allarwerke Raphaels. lnslilul
schaff und Kunsl, Wien. Vll.. Museumslraße 5.
Franz Drassler Fred Nowak. The Verlö Gallery. 707 Farmingion Ave.. Wesl
Conneclicul.
20.0klober Kurl Hediger Mariin Hofmann. Galerie Klölhi. Rolhrisl Schwei
ist in Wien durch eine Ausslellung bei Peiihner-Lichlenfels gul bekannl.
21. Okiober Juliane Sloklasa Terriperamalerei. Galerie Ernsl Fuchs.
25. Oktober Gallelli Cinelli Florenz. Galerie Tao. Wien. l.. Josefsplaiz 6.
16. Oklober Junge Archilekrur. Arbeilen vari Sludanlen der TH Graz. Innsbruck.
Tcixispalais.
Erich Fischer Graphik. Galerie Auiodidakl.
Iglfred Karger Zeichnungen und Aquarelle. Galerie auf der Siubenbaslei. Wien
asiei 1.
Z7. Oklohar Kunslhislorische Gesellschafl in Wien Vortrag Univ.-Prof. Dr. Edgai
"Forschungen zu den barocken Bibliolheksrüumen deulscher Klbsler."
Keramik aus 12 Ländern. lnlernalionaler Künsllerclub.
28. Oktober Kunslhislarische Gesellschafl der Univarsiläi Graz Vorlrag Univ.-Pri
Pachl .Die Wlnchesler-Bibel."
Walru Zeichnungen. Alberiinci, Wien. l.. Augusiinerslraße 1.
Plasliken von Raberl Müller. Museum des ZO. Jahrhunderls. Wien. lll.. Schwaizerg
29. Oktober Aussiellung "Nie wieder". Graz. Großer Saal des OGB.
Dada bis heule Dada-SurrealismusfPap Arl. Neue Galerie am Landämuseum
Graz, Sackslraße 16.
November Win. Prominenle der Kunsl. Zu neuen Zeichnungen von Winriie Jakl
Willy Verkauf.
lNavernbarz Kunslhislarische Gesellschafl in Wien Vorlrag Dr. Oscar Sandrier
"Barockkunsl am Bodensee."
Alfred Wickenburg Zeichnungen und Aquarelle. Alberlina.
Ä. November Alfred Wickenburg Olbilder. Galerie Würihle.
Adolf Schmidsfelden Malerei urid Graphik. Kleine Galerie.
Samuel Blumberg Werner Eikel Psalmen. Galerie Ernsl Fuchs.
5. November Frans Masereel Haluchniile. llluslrierle Bücher. Galerie Zenlralbui
6. November Lesung "Die Befrislelen". Drama von Elias Canelli. Galerie nüchsl
Jahresausslellung der Grazer Sezessian. Graz, Künsllerhaus.
B. November Carlos W. Aliseris. Malereien. Künsllerhaus. Französischer Saal. Wir
lalz S.
5. Novemlnr Jahreshauplversammlurig der eeseiiseridii der Freunde des Kiins
lnsliluls. Graz. Uniw-Prof. Dr. H. G. Franz sprach über ..Maurische Kunsi in Spur
Syn Bernd Berner Klausriürgen Fischer Eduard Micus. Galerie im G1
Wien, l.. Fleischmarkl 11.
10. November Charles Lipka. Galerie ..Zurvi Basilisken". Wien. l.. Schönlolerngm
Jean de Ballon Paris. Secession.
15. November Erich Brauer. Aquarelle. Galerie Peilhner-Lichlerifels.
16. November Johanna Schünborn, Malerei und Graphik Collagen Wien. l..
Galerie Junge Generaiion.
Winferausslellung 1965. Künsilerhcius, Wien. l.. Karlsplaiz 5.
15. November Pal Subercaseaux de Prielo. Galerie Tao im Palais Palffy.
Lesung Hermann Paini 38 Serielle Gedichle. Galerie im Griechenbeisl.
19. November Niederöslerreichische Wallfahrlen im Spiegel des kleinen Ani
Niederöslerreichisches Landesmuseum. Wien. l.. Herrengasse 9.
1.Dazembar Kunsihislorische Gesellschafl in Wien Vorlrag Uriim-Praf. Dr.ll'
erde; Anfange und Ursprünge der niederländischen Waldlandschaflsmalerai
hunderl.
NEUES UND INTERESSANTES
Forlseizung von s. 53
Die vom Land Oberöislerreich im Augusliner-
Chorherrenslifv St. Florian und im Wesllrakl
des Linzer Schloßmuseums veranslallele Aus-
slellung "Die Kunsl der Donauxchule
1490i15ÄO" schloß am 17. Oklober 1965.
An 156 Tagen wurde die Exposiiioo von
191 552 Personen besucht. Vom Kalalog
wurden rund 30000 Exemplare abgeseizl.
Die Sladl Linz hal vor Jahresfrisl einen Weil-
bewarb ausgeschrieben. der die künstlerische
Darslellung der sind zum Gegensland heile.
65 Künsiler beieiligien sich mil insgesamt
126 Werken an der Ausschreibung. Auf ein-
müligen Beschluß der Jury unler dem Vor-
silz von Bürgermeisler Aigner gehörlen ihr
die Herren Frilz Novolny, Wien. Franz Roh.
München, und Juslus Schmidl. Linz. an wurde
der erste Preis nicht vergeben. dafür jßdßth
drei zweile Preise und ein 3. Preis. Zweile
Preise Belrag je 15000 Schilling erhiellen
Siegfried Slrasser, Heinz Greissing und
Johannes Kreici. Den 3. Preis errang Franz
Milan Wirlh, Wien.
Dem Direkior des Museums Boymans van
Beuningen Rollerdam. ieheh Canrad Eb-
binge Wubben. wurde vom Bundespräsiden-
len das Große Ehrenzeichen für Verdiensle
um die Republik Öslerreich verliehen.
Vom 4. bis 6. November 1965 fand in Krems
ein Symposion fUr Allsladlerntuerung sieh.
an dem Experlen GUS Oslerreich wie Deulsch-
land teilnahmen.
Dreiviertel Millionen Sowielbilrger besuch-
len die Ausslellung "Moderne amerikanische
Archiieklur". die in einem Pavillon des
Moskauer Lenin-Sladions gezeigi wurde. Im
Auslauschweg ging ebenfalls im Vorjahr
eine Ausslellung russischer Kinderkunsl nach
den USA.
lm November 1965 slellle der Wiirllem-
bergische Kunslverein. Slullgarl. Skulpluren,
Graphiken und Werksskizzen des öslerreichi-
schen Bildhauers Alfred Hrdlicka aus.
Eine gleichermaßen bedeulende wie umfang-
reiche Aussiellung deuischer Maler der
Romanlik in der Oslberliner Nalionalgalerie
schloß Ende Oklaber 1965 ihre Pforten.
Eine bedeulende Enldeckung machlen tsche-
chcslowakische Archäologen bei Unfer-
suchungen des Unlergrundes der Marga-
relhenkirche des Kloslers Brevnov in Prag.
Zehn romanische Säulen aus dem 10. und
11. Jahrhunderl sowie ungewöhnlich gul
erhallenes romanisches Mauerwerk konnlen
gefunden werden.
Für den vor drei Jahren versiorbenen Maler
Wilhelm Lachnil fand im Dresdner Alber-
linum eine große Gedenkaussieilung sieh.
Malerei. Graphik. Plaslik und Plakale pol-
nischer Künsller des Kreises Wroclaw wurden
in einer Gruppenschau im Neuen Palais des
Schlosses Pillnilz gezeigl.
Eine eindrucksvolle Schau zeilgenösslscher
religiöser Graphik französischer Künsller
fand in der Berliner Parachialkirche slafi.
Man sah Arbeilen von Chagall, Rouaull und
Manessier.
Kallekliven Ollo Herberl Hayeks. Georg
Meisiermanns und Miguel Berrocals gaben
dem Herbslausslellungsprogramm der am-
bilionierlen Münchner Galerie Thomas
Maximilianslraße Z5 überdurchschnillliches
Profil.
Kunsfschiüze im Werl von mehr als 140 Mil-
lianen Schilling erhiellen brilische Galerien
und Museen von drei Englünderinnen ge-
schenki. Unler den insgesaml 42 Gemälden
befinden sich Arbeilen von Goya. Rembrandt,
Franz Hals. Carol. Guardi. Tiepala. Hogarih
und van Dyck. Die Bilder slammen aus der
Sammlung des 1916 verslarbenen William
Cleverly Alexander. däsen Töchler durch
diese Schenkung nun dem lesiameniarischen
Willen ihres Vaiers enisprochen haben.
Oskar Kaknxchka berühmtes Bild Dresden
Neusiadt" isl von einem Mäzen aus norwe-
gischem Privalbesilz zurückgekaufl und der
Kunslhalle Hamburg zum Geschenk gemachl
worden.
Zum Generalsekrelür der "Deulschen Gesell-
schail für bildende Kunst e. V." Kunslverein
Berlin wurde Eberhard Rolers, der Qßjährige
Berliner Kunslhisloriker. gewöhli.
Feier Baum
B3 O00 BESUCHTEN DIE AU
HOLBElN-AUSSTELLUNG
Nach 77 Tagen schloß die Augsbi
Gusslelluflg nHans Hoibeins d.
Kunsl der Spüigoiik" am 7. Nc
einem überraschend starken Besi
ln- und Ausland insgesa
B2 827 Besucher gezahlt Die
zeigle 280 Werke Hans Halbeiw
seines Künsllerkreises. Aus allen
Museen und aus Privalbesilz ware
zusarnmengeiragen. Vielbeachie
eindrucksvolle Aufslellung im
Raum des ehemaligen "Golde
und in den Fürslenzimmern de
An manchen Tagen wurden bis
sucher gezühll. Der Versuch.
bein d.A. durch diese Ausslelln
neuen Sichl zu zeigen und zu be
er zu den großen führenden
alldeulschen Malerei gehörl,
lungen bezeichneLwerden.
wurde auch von "den zahlreic
schafllern aus dem ln- und Ausla
Augsburg zur Aussiellung kar
wieder einslimrnig heslaligl.
gegebene Kalalog. eine wiss
Gemeinschaflsarbeii. ausgesiall
Abbildungen aller gezeiglen
von über 12000 Aussiellungsbt
warben.
PERSONALIA
12. Seplembar Es verslarb im 85. Lebensjahr
Direklionsrat ci. D. Adolph Bauer. einer der
markanleslen Verlreler des Wiener Kunsi-
handels. Bauer war eine Kapcizitül erslan
Ranges, unüberlroffen besonders auf dem
Gebieie allen Silbers.
epiember Holm! Dr. Rudolf Kalmar,
asideni des Presseclubs "Cancordia". elerle
seinen 65. Geburlslag. Der verdlenslvalle
und hochdekorierle Journalist war lange
Jahre Chefredakieur des "Neuen Öster-
reich", Er isl Mitglied des Wiener Künsller-
hauses.
6. Oklobar Seelenrnesse für Carl Graf
Abensperg und Traun. Prüsidenl des Vereines
der Freunde Ccirnunlums.
17. Oklablr Akademischer Maler Ernsl Nepo
wurde 70 Jahre all. Fresken und Glasmale-
S4
reien in Tiroler Frofun- und Sakralbaufen
bilden einen wesentlichen Teil seines Schaf-
fens. Er isl Träger der Öslerreichischen Gal-
denen Slaalsmedaille und des Goldenen
Lorbeers des Künsllerhauses, dem er seil
1939 angehörl.
b. November Prof. Rudolf Reinkenhbf. aka-
demischer Maler und Graphiker, wurde
so Jahre au. Er isi Faehvarsiand an der
Abiellurig für Gebrauchsgraphik an der
Graphischen Lehr- und versuehsansiaii in
Wien.
9. November Prar. Hans Knesl. akademischer
Bildhauer und Hochsrhulprofßscr, beging
den 60. Geburlslag. Er isi Profßsor an der
Akademie für angewandle Kunsl in Wien
und Slaalspreislräger und gehörl dem
Künstlerhaus seil 1949 an.
Ernsl Köller
AUSSTELLUNGEN Nachtrag
Albertina, Wien. 11. bis 31, okiaber 1965
Faksimile-Ausstellung. 2a. Oktober bis
30. Dexernber 1965 Wofruba-Zeichnungen.
10. November bis 12. Dezember was
Airred wirkeribiirg Alberlina gemeinsam mii
der österreichischen Kullufvereinigurlg in den
Sonderausslellungsraumen der Alberiinn.
Galerie weiz. Salzburg. 21. September bis
zo. Oklober was Rudolf Schönwald.
Radierungen. 12. Oklober bis Z1. November
1965; Dekoralive Graphik. 23. November
bis 31. Dezember 1965; Weihnachlsschau.
19. Jariiiar-zo. Februar Ernsl Walfhagen
Georg Trakl zum Gedächtnis. Druckgraphik
und Zeichnungen.
23. Februarr-ZTMürz Oskar Kokarschkazum
so. Geburlslag Aquarelle. Zeichnungen und
Druckgraphik.
Germanische Nalionalmuseum.
11. Dezember 1965 -Z7. Februar
nisse religiösen Volksglaubens
sahen Nafionalmuseum Nürnber
Hislorisches Museum Frankfun
10. November 1965 bis 16.
Bernusbau des Saalhofes "Glas
Hislorischen Museums Frankfurl
Wilhelm-Lehmbruck-Museum
burg. Vam 16. Oktober bis 1B.
fand im Wilhelm-Lehmbruck-I
Sladl Duisburg eine inlernaliona
Ausslellung unier dem Tilel IYP
nimgeri 1904-1914" care
Academie Malisse, Lehmbrucl
kreis slall. Museen wie Privat
ln- und Auslandes haben du Val
zügig aniersiiivzi, das erstmalig
und Beziehungen dieser Küns
Paris vor dem erslen Welikrieg
AUS DEM KUNSTHANDEL
iÜLLER,München,13.14
CHRISTIPS. London 1-3
CHRISTIFS. London, Auklion 1. November 1965. Porzellan und
153 Kalalognummern. Gesamlmeislbol 215 728. oS 179 600.?
Kuh-Nr. 93 Forzellangrupne. ..Die Bcgrullung". Wien. um 1760; Blaurnarke. NlSlSlbOlI
190oS14250.?.
Auklion 3. Dezember 1965. Die Sammlung Baullon. Caracas. Venezuela 45 Kalalog-
nummern. Gesamlmelsfbol 216153oS16 427 eza. y.
Die Kalleklion umfaßle Gemalde van lmpressianislen und Fauvcs, die John Boullon. der
Valer des Einbringers. bei seinen wiederhallen Aufenlhallen in Paris wahrend der Jahre
1924 bis 1930 erwarben halle. Versteigert wurden unler anderem Werke van Bannard.
cndgdli, Carol. Deraln. Dufy. Frlesz. Kisllng. Manel. PlSSClrrO. Renair. Sisley, suuiine.
Ulrillo und vldminek. ln den rneislen reinen Slnd die Origindli-eehnungen dei- PCIHSSF
Kunslhandler, bei denen der Ankauf erlclgle. ncih vorhanden.
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KaL-Nr. 909i Allarmadell. Holz. farbig gefaßl Allarblall mit Darstellung der Heiligen
Fdinilie, fldnkieri von zwei Heiligensvdiuenen; lrn Außdlz Gdnvdier. Qudiiidlvdlle Arbeil
des aslerreichischen Barock. um1700; H. 105 cm. Rul 20 000,-. Meislbor S60 000.?
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des Brandenburger Tores zu Berlin um 1811 11 cm. Ruf 17 000,? Meislbal 32 000,?.
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JURG STUKER, Bern. 73. und 74. Auklian vom 10. bis 20 November 1965
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Schusseln sfr 12000.? oS 72 000,?
Aus dem Besll; des Erlherzogs Friedrich. Das Üslcrrelchische Museum lur angewandle
Kunsl in Wien besllzl von G,l"lünn einen im 5m verwandlen. 1cdcch pröehllger GUS-
geluhrlen Tafelaufsalz aus dem Jahre 1789. der das große Kennen dieses Meislers zeig!
und darüber hinaus auch als ein Hauplwerk der damaligen Wiener Silberschmieclekunsl
denen kann.
WEINMULLER. München. 9B Auklion vom bis 3. Dezember 1965;
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DOROTHEUM. Wien. 4-6
KUNSTHAUS AM MUSEUM.
CAROLAVAN HAM. Kdln.7,8
BUCHBESPRECHUNGEN
Robert Wainenberger, Wien und die Kunst
in unserem Jahrhundert. Verlag für Ju-
gend und Volk. Wien-München1965.
71 Textseiten. 4B Abbildungen. da-
von 12 in Farben.
Es mag in diesem Jahrzehnt verflachender
und langsam sterbender Wellenringe einst-
mals bedeutender lsmen, deren Epizentren
zeitlich weit zurückliegen, gar nicht leicht
sein. zu bestimmen. was von der Architektur,
Skulptur und Malerei Wiens einmal bestehen
bleiben wird, Um ein Urteil zu bilden, rnuß
der Historiker gleichermaßen über um-
fassende Sachkenntnis wie über den festen
Willen verfügen. sein Kritiker-Bild nicht von
der Parteien Gunst und Haft verzerren zu
lassen.
Robert Waissenberger vereinigt in seiner
Person die deutlich sichtbaren Vorteile. auf
Grund einer langen Arntstatigkeit als Konsu-
lent der Stadt Wien in Angelegenheit der
bildenden Kunst praktisch mit allen Vtliener
Künstlern verschiedenster Rangklassen in
Kontakt zu kommen. sie persönlich wie auch
ihr Gesamtaeavre gründlich zu kennen. "Die
wiener Künstler sind Einzelgänger. im besten
Fall läftt einer den anderen gelten. im all-
gemein ist einer auf den anderen böse"
Solche inungen bilden sich aus der direk-
ten wahrnehmung und aunensiehenden Per-
sonen nicht so leicht zugänglichen ver-
gleichs äglichkeiten. Aus sekundären Quel-
len schöpft Robert waissenberger seltener.
gerade dann noch. wenn ein Gesamtbild ab-
gerundet werden muß.
Offensichtlich reichen die Wurzeln der Kunst
unseres Jahrhunderts tief in das neunzehnte
hinein. Beginnt für Malrauk die Moderne
bei Goya und Delclcroix. liir waissenberger
nimmt die Wiener Malerei der Gegenwart
Ihren Anfang in einem kleinen bezaubernden
Bild Adalbert Stifters, dern bekannten .,Blick
in die Beatrixgasse". Stifter. Fettenkofen.
Schindler, Romako, Makart. Hörmann haben
das Terrain für die entscheidende große
"Revolte der Secasionisten" vorbereitet Von
dieser erhält die österreichische Kunst arkste
lrnpulse. die heute noch zu spüren sind. Ein
geheimnisvoller Zauber strahlt vor allem
von der unvergleichlichen Gestalt Gustav
Klimts aus. Zu Lebzeiten vom geistigen Wien
hochgeschätzt. vom Kleinbürgertum und
von den grarldeuischen Universitätsprofesso-
ren, die seine Aula-Bilder abgelehnt haben.
einst heftig bekbmpti. erfährt er gegenwärtig
wieder Gerechtigkeit und weltweite Würdi-
gung, nachdem er zu Unrecht lange zeii
von einflußreichen Interessengruppen ledig-
lich als lokale Größe eingestuft wurde. Die
Wirksamkeit dieser im Zentrum des oster-
reichlschen Sezessionsstils stehenden. gegen
Historismus und positlvistischen Impressionis-
mus aufgerichteten Künstterpersöntichkeit
wird sowohl an den Frühzündungen deutlich.
an den tüngern Schiele und Kokoschka der
Träumende Knabe" wie an der eine ganze
Generation überspringenden Nachwirkung
auf jenen jungen Maler sichtbar, der als
einziger österreichischer heute weit über die
Grenzen unseres Landes hinaus Geltung
erlangt hat auf Hundertwasser. In diesem
Zusammenhang mag unter den Wiederent-
deckten des Selessionskreises besonders auch
auf die zwar nicht in dem Malte wie Klirnt
strahlende. doch respektable Grüße Max
Kurzweil Farbtafel 76. "Dame in Gelb"
hingewiesen werden.
So abgerundet das Kapitel über die Sezessions-
kunst erscheinen mag. dürfte doch im an-
schavlich illustrierten Buche Robert Waissen-
bergers die entscheidende kritische Leistung
in seiner präzisen Beurteilung der zwischen
1945 und 1965 wirkenden Künstlergeneration
liegen. Als Verdienst des Autors wird nicht
zuletzt auch sein offensichlliches Bemühen
um Gerechtigkeit für zum Teil skurrile Son-
derllnge gewertet werden müssen, die not-
wendigerweise in der Kunstgeschichte einer
von der Einflußsphäre Tarockanieris nicht
unberührten Stadt gedeihen.
a. n.
Dlne! Rudocsay, Gotische Tafelmalerei in
Ungarn. Corvina Verlag, o. J. Buda-
pest. 40 S. Text, 25 S. Katalog. VIII-t-
40 Farbtafeln,
Der großformatige Band ist mit ausschließ-
lich farbigen Reproduktionen. darunter auch
einigen guten Detailclufnahmen. ausge-
stattet, Der kurze Text und anschließend der
ausführliche Katalog mit reichen Literatur-
angaben. in deutscher Sprache. gewähren
einen guten Einblick in die Entwicklungs-
geschichte der gotischen Malerei Ungarn
und deren Erforschung. das als Nachbarland
auch mit Österreich in mannigfaltiger Be-
ziehung verbunden war. Auch vom Stand-
punkt der Erforschung der österreichischen
Tafelmalerei gewinnt dähalb die wertvolle
Arbeit Radocsays. eines der besten Kenner
der mittelalterlichen Kunst Ungarns. eine
große Bedeutung.
Seit seiner Begründung durch Stefan l.
1007-1035 bis zum ersten Drittel des
16. Jahrhunderts ist Ungarn. insböondere in
den Glanzepochen seiner Geschichte. an der
gesamteuropäischen Entwicklung beteiligt.
den höchsten Förderern künstlerischen
Lebens zählen die Konige Ludwig l. aus dem
Hause Anjou 1342-1382, Siglsmund von
Luxemburg 133471437 Und Matthias Cor-
vinus 1459-1490 Einflüsse aus Italien.
56
Frankreich und Deutschland fördern die
universelle Bildung im Lande und die For-
mung einer eigenen ungarischen Kultur
mitteleuropäischen Geprüges, In den darauf-
folgenden Epochen ging der größte Teil des
geschaffenen Kunst- und Kulturgutes verloren,
auch die territorialen Grenzen du Landes
haben sich wsenlllch verändert. Heute sieht
es so aus Aus dem mittleren. von den Türken
besetzten Teil ist nichts, aus Westungarn
wenig erholten geblieben. Das meisie noch
vorhandene Material beschränkt sich auf
den nördlichen Teil des damaligen Ungarrts.
nämlich auf die jetzige Slowakei. Diese
Gegebenheiten erschweren eine Rekon-
struktion des Gesamtbildes der ungarischen
Kunst. Die im werke Radocsays bespro-
chenen Tafelbilder. einst Ausstattung von
Flügelallären. stammen mit zwei Ausnahmen
aus Siebenbürgen. eben aus diesem nörd-
lichen Teil. und werden in zwei wichtigen
Museen Ungarns. nämlich Budapest. Museum
der Bildenden Künste, und c-ircln Eszter-
gom. Christliches Museum. aufbewahrt.
Innerhalb dieses Bestandes unterscheidet
der Autor drei Hauptzentren neben Sieben-
bürgen die Gegend der Bergslädte. die Stadt
Kaschau und die Zips. Trotz reger Ver-
bindung untereinander tragen die Arbeiten
dieser Schulen charakteristische Merkmale,
deuten aber auch auf Anregungen hin, die
ihre Meister aus den benachbarten Gebieten.
wie Böhmen. Österreich. Süddeutschland und
Polen erhalten haben.
Zu Beginn der Entwicklung steht der Kreu-
zigungsaltar. den Thomas von Klausenburg
für die Kirche von St. Benedikt Garamszerlt-
benedek. ziar n,lHr. verfertigt hat Tafel
1-7. Die Predella mit den Namen des
Auftraggebers und ds Künstlers sowie mit
dem lcntstehungsjahr 1427 ist zu Beginn des
20, Jahrhunderts zugrunde gegangen. Die
acht erhaltenen Tafeln, deren Zustand un-
gleich isl. sind in der Kunstgeschichte mehr-
mals behandelt und verschiedenen Schulen
zugeschrieben worden. O. Benesch und L.
Baldass haben in erster Linie den böhmischen
Einflul. hauptsächlich vom Meister von
Raigern kommend, hervorgehoben. Stange
geht noch weiter mit der Meinung. Thomas
von Klausenburg habe die entscheidenden
Anregungen zur künstlerischen Reife in
Böhmen selbst erfahren. Auf österreichischem
Boden gibt es Parallelen in steiermärkischen
Tafelbildern. so in dem Epitaph des Ulrich
Reichenecker aus dem Jahre 1410 das Stange
sogar fur ein Frühwerk unseres Mels ers hält.
Der Einfluß aus Österreich ist nach wirksamer
bei einem Tafelblld aus der Zeit um 1430- 40.
das die Madonna am Spinnrocken darstellt
Tafel 10. Während Thomosvon Klausenburg
in seinen Werken keine llaurnillusion er-
reicht und bei den Darstellungen der Heiligen
Agidivs und Nikolaus z. B. die Komposition
wie aus einzelnen Elementen verschiedener
Vorlagen zusammenfugt, handelt es sich bei
der Madonna am Spinnrocken um einen
einheitlichen Raum mit Tiefenwirkung auch
die reiche Schilderung des Milieus erscheint
wie eine logische und notwendige Ergänzung
zum Thema. Eine ähnliche Raumauffassung
erzielt der Meister des Albrechtsallares.
Ebenfalls auf österreichischen Einfluß deutet
eine Anbetung der Könige aus der Zeit um
1460 Tafel 16. Wie der Autor selbst bemerkt.
finden sich hier Züge. die mit der Epiphanie
Jakob Sunters verwandt sind. u. zw. nicht nur
in den einzelnen Typen allein, sondern auch
in bezug auf die Komposition. Auch der Stil
der Tafelbilder des Meisters der Apostel-
mdrtyrien und däen Werkstatt Tafeln 23
und 24 aus der Zeit um 1480 ist aus dem Kreis
des Schottenmcistcrs abzuleiten.
Aus dem letzten Zeitabschnitt dieser Ent-
wicklungsrelhe stammt der prachtvolle Hoch-
altar aus Schemnitz. dessen Flügelbilder sich
heute zum Teil in den beiden erwähnten
Museen Budapest und cran. zum Teil in
einer Kirche nahe von Schemnitz befinden.
Auf der Tafel mit der Darstellung der Auf-
erstehung hat der Meister mit MS signiert
und 1506 datiert. Damit wird die frühere
Hypothese. wonach es sich hier um ein werk
Jörg Breus handle. dehnitiv hinfällig. Den-
noch ist der Stil ohne die Donauschute
nicht denkbar. Radocsay weist auch auf
Einflüsse Albrecht Dürers hin und fügt hinzu,
daß eine genaue Analogie weder in der
deutschen noch ln der ungarischen Tafel-
malerei zu linden ist. Die sehr expressive
Art des Gesichtsausdruck und die Wieder-
gabe z. B. der Baumkronen erinnern an eine
Kreuzigung ungefähr aus derselben Zelt. die
sich im Brukenthalermuseum Nr. 221
befindet. Schließlich sei noch eine Dar-
slellung der hl. Sippe aus der Zeit um 1510
bis1520 von einem Flügelallar aus Dubravica
Tafel 36 erwähnt. die kürzlich in der
Ausstellung .,Die Donauschule" im Stift
St. Florian ausgestellt war. Ihr Stil scheint mit
Werken aus der süddeutschen Malerei ver-
wandt zu sein.
Z. Ebenstein
D'or-l agency. Periadica d'arte
lemporoneo. Milano.
Ihrem Berichterstatter liegt Heft1 des s. Jahr-
ganges dieser fünfmal im Jahr erscheinenden
Zeitschrift vor. die im engeren Sinn des
Wortes als Kunstmagazin zu bezeichnen ist.
Die Hefte sind sehr umfangreich 116 Seiten
und llberaus reich bebildert. wobei neben
zahllosen. zumeist kleinformatigen Schwarz-
con-
weißbildern auch mehrere qualitativ durch-
aus tragbare Farbabbildungen und -tafeln
eingeschaltet sind. Wie bei einem echten
Magazin sind die vielen und vielfältigen
Beiträge kurz und prägnant abgefallt. Sie
sind in die Sachgriippen .,Articoli". La
parola ai poetl" ..Rubri e". "lnterviste"
"Rassegne "Presentazioni Segnalaziani
Presenze" und ein abschließendes .,Noti-
ziaria" gegliedert. Die Reihenfolge innerhalb
des Textteils berücksichtigt itn wesentlichen
die im Inhaltsverzeichnis gegebene Glie-
derung nicht und führt das Material in bunt
gemischter Folge vor. So folgt einem Artikel
"Coscienza motricita" Bewußtsein und
Motorik von Gentili und Muscato sofort ein
Beitrag der Sachgruppe ,.La pcirala ai
paeti" Das Wort den Dichtern. das diesmal
ein Gedächtnisbeltrag zum Ablebenn von
T. S. Elliot mit mehreren sehr guten Uber-
Setzungen Elliofscher Gedichte ins Italieni-
sche ist. Der folgende Beitrag gehärt der
Sachgruppe "Rassegne" an und behandelt
das in Turin eben begründete "Museo del
Baracco d'lnsierni", das ein Museo mani-
feslo" ist. hinter dem als gei iger Initiator
Michet Tapie steht. Ein interessanter Beitrag
ist der Kunst des Zen geweiht. wie sie dem
Wiener Publikum durch zwei Ausstellungen
im Österreichischen Museum für angewandte
Kunsi erst unlängst nahegebrclcht wurde.
Selbstverständlich fehlt es nicht an einer
Reihe von Artikeln über zeitgenössische
Künstler; Lamberto Pignotti schreibt über
Rehe Mclgritte und Krlstian Sotriffer über
Herbert Boeckl der gleiche Autor berichtet
auch über die Plastikkollektion des Museums
des 20. Jahrhunderts in Wien.
All das ist nur eine winzige Auswahl aus der
geradezu besliirzenden vielroli des Gebo-
tenen. Dabei muß jedoch festgehalten werden.
daß es die Redaktion verstanden hat, die
Gefahr der Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit
glücklich zu umgehen olle Beiträge sind mit
sorgfältigen Bibliographien ausgestattet und
auch aufdas biographische Element im Sinne
einer exakten lexikalischen Eintragung
wurde größter Wert gelegt.
Ernst Koller
Salzburger Museum Carolino Augusteum
lahresschrift19o3rr9, herausgegeben
von der Direktion. Salzburg 1964.
Seit langem schon hat ..Atte und moderne
Kunst" die Genugtuung. die iohresschriiten
des Salzburger Museums anzuzeigen, Erstmals
im Jahre 1'356 für 1955 erschienen. bieten
die stattlichen broschlerten Bande mit ihrer
Vielfalt von Beiträgen und ihrem reichen
lllustralionsmaterial nicht nur Einblick in die
mannigfachen Probleme eines Museums-
betrlebes. sondern zeigen im Falle Salzburg
auch die Geschichte des materiellen Unter-
ganges und der mit zahllosen Problemen
verknüpften Auferstehung eines Museums-
baues selbst auf. Direktor Dr. Willvonseder
hat es sich selbst vorbehalten, alljährlich über
Werden und Wandlung der neuen Museums-
idee zu berichten. Diesmal blieb ihm er-
freulicherweise kaum mehr übrig, als über
den Vollzug des Programmes zu sprechen,
das knapp vor seiner völligen Verwirk-
lichung steht.
Von den Beitragen des Heftes. die sich den
verschiedensten Fachgebieten widmen, seien
diesmal archaischer Kouros von Salz-
burg-Gnig von F. de Visscher und
Trabantenwatfen der Salzburger Erzbischüfe"
von Hans Schedelmann besonders hervor-
gehoben der erstgenannte Beitrag berichtet
über die Fundumstände des interessanten
Stücks und diskutiert die Frage. ob es sich
hier um ein Original aus der Zeit oder um
eine hellenistlsch-rämische Replik handelt.
Schedelmanrls kurzer Aufsatz kommt einer
grundlegenden Einführung in die von den
..Trabanten" benutzten Waffen gleich und
stellt die Beiträge der als Auftraggeber in
Frage kommenden Erzbischofe zur Ent-
wicklung der einzelnen Typen heraus. Von
großer Wichtigkeit isl auch der ausführliche
chronologische Bericht von Sepp Kaufmann
über Dle Peukiner und ihre Schicksale im
Donauraum"; hier werden gemdß der ver-
schiedenen Quellen die Zeitereignisse vom
3. Jahrtausend v. Chr. bis zum Aufgehen der
peukinischen in die bayrische Geschichte aus-
führlich behandelt, wobei größter Wert auf
möglichst lückenlose Vollständigkeit. aber
auch auf die Einordnung lokalgeschichtlicher
Vorgänge in welthistorische Zusammen-
hänge gelegt wurde, wenn es uns die räum-
liche Beschränkung verbietet. auf die weiteren
Aufsätze, auf die Berichte über die Tätigkeit
der Sammlungen, der Bibliothek, der Werk-
Ställen und Restauratoren einzugehen. wenn
wir uns beschränken müssen. darauf hinzu-
weisen. duß über Neuerwerbungen. Aus-
stellungen, Personalveränderungen, Vor-
träge. Führungen. Reisen und Tagungen
ausführlich referiert wird. wenn ein Hinweis
auf die zahlreichen und gewissenhaften
Buchbesprechungen an dieser Stelle genugen
muß. so geschieht dies mit dem Ausdruck
ehrlichen Bedauerns in ihrer Gesamtheit
ist auch die Jahresschrift 19a eine Fund-
grube. die den Exponenten der verschie-
densten Sachgebiete einen Uberfluß an
Material zu bieten hat.
Ernst Koller
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über den bedeuienden ösierreichischen Maler, der neben F. G. Wuldmüller zu
den markanlesien Künsilerpersönlichkeilen des 19. Jahrhunderis zähli. Sein
Schaffen. das in dem Buch durch ausgezeichneie Reproduktionen belegt ist,
wird im Rahmen der biedermeierlichen Kuliur gewürdigt. Quellen, Dokumente
und ein Werksverzeichnis machen die Monographie fiir den Sammler und
Forscher zu einem verläßlichen Nachschlagewerk. dem Kunsifreund ist sie eine
wedvolle Erinnerung an die Biedermeieruussiellung .,Friedrich Gauermann und
seine Zeil".
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unlerhaltend. was Österreich war und ist. die Haupt-
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1872gegrundet und batte bis urfabrbundertuxende ibre Betriebsstätte in
der Augustinerstraße im ersten Gemeindebegirk. Um diese Zeit wurde
das neuerbaute Druekerezgebaude in der Munggasse bezogen, das
im letzten Kriege bei einem Luftangrijf auf Wien im September
1944 sebiuerstens besebädigt wurde. Naeb dem fabre 194; wurde mit
dem glstematiseben Wiederaufbau von Gebäude und nneneinriebtung
begannen und im fabre 1556 neben dem Buebdruek eine Ofset-Ab-
teilung eingeriebtet. In der Ofßgin werden iuissensebaßliebe und sebön-
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brauebsdrueksorten lndustrieprospekte, Plakate usw. bergestelltfk
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