DOROTHEUM
KUNSTABTEILUNG
Wien Dorotheergasse II, Tel. 523 29
555. KUNSTAUKTION
13., 14., 15. und I6. März 1962
Gemälde alter und neuerer Meister,
Graphik, Skulpturen, antikes Mobi-
liar, Antiquitäten, Asiatika, Waffen
Besichtigung 8., 9., 10., 11. und 12. März 1962
illustrierter Katalog
Mit Beginn des Jahres 1962 hat die Zeitschrift ..Alte und moderne Kunst"
einen neuen Herausgeber und einen neuen Verleger gefunden. Der
Österreichische Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst
wird künftighin die Zeitschrift verlegen. Die Redaktion ist der Über-
zeugung, daß diese für die Existenz der Zeitschrift wichtige und bedeutende
Veränderung eine neue Epoche der Entfaltung mit sich bringen wird.
Unserer bisherigen Generallinie. die der frühere Verleger Otto Richter
dankenswerterweise immer gefördert hat. werden wir auch im neuen
Verlag folgen können. Ja, der Österreichische Bundesverlag gibt uns die
Möglichkeit. unsere Ziele mit geeigneteren Mitteln und in größerem
Umfange zu verwirklichen. Wie die steigende Abonnentenzahl beweist,
waren die Leser mit unserer geleisteten Arbeit bisher zufrieden. Vielen
Zuschriften konnten wir entnehmen. daß unsere bisher erschienenen
53 Nummern nicht nur interessierten, sondern daß man ihre bildende
Funktion. ihre Aufgeschlossenheit besonders hoch einschatzte. Das soll
auch weiterhin so bleiben und durch die Erfassung der jungen Leserschaft
vor allem auch der studierenden Jugend zugute kommen. Die sach-
gemäße und lebensvollg Darstellung aber ist für die Heranbildung einer
offenen und weltweiten Haltung gegenüber allem künstlerischen Schaffen
besonders wichtig. denn nur unter weltoffenen Aspekten kann die Kunst
des eigenen Volkes. kann die Kunst Europas und der Welt als das ver-
standen werden, was sie wesentlich ist ein Quell schöpferischer Entfaltung.
ein Wurzelgrund. ohne den der Mensch nicht zu existieren vermag.
Der Ausbau dieser Gesichtspunkte wird die Zeitschrift noch mehr als
bisher zu einem lebendigen und notwendigen Hilfsmittel für alle kunst-
erzieherischen Bestrebungen machen, die gerade in unserer technisierten
Gegenwart so dringend notwendig sind.
Hand in Hand damit werden aber auch die Gebiete der wissenschaftlichen
Forschung. der sammlerischen Betätigung und der allgemeinen und
besonderen Orientierung auf dem Kunstmarkt eine lntensivierung er-
fahren. Unser Streben geht dahin, die Einheit aller Bereiche darzustellen,
mit denen das Kunstwerk als eine Lebensrealitat in Beziehung steht.
Auf diese Weise bleibt unsere Arbeit ..nahe am Leben" und wird nicht
romantisierenden und üsthetisierenden Tendenzen verfallen.
Noch werden die Verbesserungen nicht alle schon in der ersten Nummer
in Erscheinung treten. Das. was wir mit der ersten Nummer vorlegen.
bringt unsere Absichten noch unvollkommen zum Ausdruck. Wir hoffen
aber. mit der nächsten Nummer die angestrebte Einheit zum größeren
Teil schon verwirklichen zu können. Wir bedürfen für unser Unterfangen
jedoch des Vertrauens unserer Leser und Freunde. Die Skeptischen. die
Kritischen. die Ängstlichen und Pessimisten bitten wir um Bewdhrungsfrist.
vor allem um Verständnis für die Maßnahme. mit der wir uns den Ge-
pflogenheiten der international führenden Kunstzeitschriften anschließen.
nur mehr in zweimonatiger Folge zu erscheinen. Allerdings. der doppelte
Umfang und die reichere Ausstattung werden dafür entschädigen. Auf
diese Weise gewinnt die Redaktion die Möglichkeit. umfassender. straffer
und ökonomischer planen zu können. Die Redaktion bleibt in der bis-
herigen Zusammenstellung Dr. Wilhelm Mrazek und Dr. Franz Windisch-
Graetz erhalten und wird um Dr. Ernst Köller erweitert. Wir hoffen.
bis Jahresende unsere alten und neuen Freunde nicht mehr mit Zukunfts-
plünen. sondern mit geleisteter Arbeit von unserem Bemühen überzeugt
zu haben.
Die Redaktion
Unser Tifelbild Aus der KuHkummer des
Prinzen Kaninisul. Schresberdursiellung
Kulkslein Alles Reich, Anfang 5. Dynuslie.
um 2650 vor Chrislus Kvnsihisiorisches
Museum. Ihm-Nummer 8006
DIREKTOR DR. EGON KOMORZYNSKI
Ägyptische Denkmäler in Wien
OTFRIED KASTNER
Die Gottesmutter und das Kind mit dem Vögiein II
HOCHSCHULPROFESSOR DR. WALTHER BUCHOWiECKi
Zur Meislerfrage der Ganzaga-Cassoni in Klagenfurt
DR.PETERPÖTSCHNER
Das Pompejanische Zimmer der Herren von Geymüller im
Historischen Museum der Stadt Wien
DR.ERNST KÖLLER
Alt-Wiener Malerei des 19. Jahrhunderts Die Galerie Herbert
Barth-VVehrenaIp
DR.WiLHELM MRAZEK
Heinz Leinfellner
DR.ERNST KÖLLER
Die Kunstschule der Stadt Linz
DR W!LHELM MRAZEK
Das Josef Hoffmann-Seminar für keramische Gestaltung
DR WILHELM MRAZEK
Moderne Uniweltgestaltung Finnische Form
Notizen aus dem Kunstleben und Kunsthandel
Buchbesprechungen
10
15
44
49
alte und mcderne
JAHRGANG
1962 JANUARIFEBRUAR 54l55
Die rvdchsie Nummer, die Anfang MCII er-
scheinen wrrd, isl zur Gänze der Aussseuung
Europäische Kunsl um 1400 gewidmet, die
JIS CICNS Aussoeuung unoer den Auspwzwen des
EUTOPGVGYQS und der Pulronunz der FCOM
im Kunsthistcrlschen Museurn in wren VGVTI
7. Mda bis 31. Juu sornmnden wird. Pholc-
nuchweis 1.. Aufsberg. senmeren. s. 16.17
H. ßddr, Wien. s. so Benziger, Emsie-
dein, s. 12 Luccn Chmel, Wien, s. 22,
24. 2a Hubmann, Wien, s. so Jahn-
Drelrichsiexn, Wien, s. 32. 33 Kunsähislorl-
sches Museum, waen, s. 21 s. 19 ßdd.
urchiv Öslerreichische Naiionclblblioühek.
Wien, S. 27 Piehnen, Finnland. S. 46f48
n. soepdnek. Wien, s. 22727 VCIFQG Foto.
Wien, s. 51 verd reaegrdnd, Mdneud, s.1a
Herausgeber Dr. Kur! Rossccher Eigenliirner und Verleger oeierreieliieener Bundes-
Verlag riir Unierrlchl, vvieeenernen und Kuns? Produkiionsleilung Dr. Alols Roilensieirler
eile Wien I. Schwurzenbergslrclße Tel. 52-25-61 Redukiion Dr, willieirn Mrazek ver-
eniwbrllien für den lnndll Dr. Franz windieen-Grnelz Dr. Ernsl Keller Leopold Neiepil
graphische Gesfcllhmg alle Osferrelchlsches Museum riir engewbndie Kurlsl, wien
Smbenring Tel. 72-56-96 Rednldion des lnseralemeils und Anzeigenannahme olib
Rienler, Reklarnezerllrcle, Wien l. Neuer Mark! Tel. 52-12-30 Alle und inederne
Kunsl erscheln0196Z irn Februar, April, Juni, Augusl, okibber und Dezember Jahres-
abonnemenl Doppelnurnmern 240.-, DM 40.7, Sff. 45-- Einzelheft 44.1, DM s. e.
sfr. er Alle und moderne Kunei iel zu beziehen durch jede Buch- und Kunelndndlung oder
den Verlag Nachdruck nur rnii Genehmigung des Herausgebers Für unverlungleirlgehende
Mclnuskrlple und reibe wird keine HGÜung iibernbrnrnen Alle Monuskriple Sind an die Redak-
iien zu rieliien DruckG.Glste1 cie., wien m. Mürizgusse Klischees Pholo-Cherrligru-
phische Kunslurlsiclll R. Seyss K. G..Wien Buchbinderurbeil Engelberi Treschers Wwe., wien
Slclc mit. Darstellung des Toten-
opfcrs für den Meistcr Sa-Monlh.
Rciicl", Kalkstein, H. 65 cm.
Mittleres Reich, um m00 v. cm.
KxmsthisnMusu Ägypl. Summ-
lung, Imn-Nr, 91. Erstvcröffem-
lichung 1m und. Vgl. Ausstel-
lungskatalog Wien Nr. 64
Aus der Kullkammer dßs Prinzen
Kuninisut. Der Prinz in Gala-
Kracht mn Stab und Zepter, be-
gleite! von seinem kleinen Sohn.
Kalkstein. Altes Reich. Anfang
5. Dynastie, um 2650 v. Chr.
Kunsthist. Mus., Inv.-Nr. 8006
EGON KQMORZYNSKI
Ägjptixrbe Denkmäler in
Wien
Das an und für sich schon beachtlich große lnteresse
sehr breiter Publikumskreise am alten Äigypten
und an seinen Kunst- und Kulturdenkmälern ist
durch die kürzlich im Künstlerhaus in Wien gezeigte
große Ausstellung S000 Jahre Ägyptische Kunst"
in großem Maß gefördert worden. Diese vom
Bundesministerium für Unterricht veranstaltete gran-
diose Schau zeigte aber nicht nur Denkmäler der
Pharaonenzeit, sondern bot einen umfassenden
Überblick von der Frühzeit Ägyptens 4. Jahrtausend
v. Chr. angefangen, über die pharaonischen Epov
chen, die griechischiptolemäisch-rörnische Zeit,
die Zeit des frühen Christentums und schließlich
bis in die Zeit der Herrschaft des Islam bis zum An-
fang der Osmanenherrschaft 1517 n. Chr. hinein.
Die Ausstellung setzte sich in der Hauptsache aus
Leihgaben zusammen, die ägyptische Museen und
Sammlungen in Kairo und Alexandrien auf Ver-
anlassung der Regierung der Vereinigten Arabi-
schen Republik zur Verfügung gestellt haben. Sie
wurde bisher schon in einigen europäischen Städten
Brüssel, Amsterdam, Zürich, Essen und Stockholm
mit außerordentlich großem Erfolg gezeigt. Die
Besucherzahlen lagen zwischen 100.000 und 150.000!
Die Art der Darbietung war in den einzelnen Städten
verschieden. Während sich z. B. Brüssel darauf
beschränkte, nur die ägyptischen Leihgaben zu zeigen,
wurde die Ausstellung in den anderen Städten durch
eine mehr oder minder große Zahl von zusätzlichen
Leihgaben aus in- und ausländischen Museen und
Sammlungen öHentlich oder privat bereichert.
Auf Ersuchen der betreffenden Ausstellungsleitungen
in Zürich, Essen und Stockholm hat sich die Wiener
Ägyptische Sammlung mit einer ganzen Anzahl
prominentester Objekte an den dortigen Ausstel-
lungen beteiligt.
Die nun in Wien gezeigte Ausstellung setzte sich
aus den oben erwähnten ägyptischen Leihgaben
zusammen und aus solchen, die aus österreichischen
Museen stammen. Am stärksten hat sich sowohl
qualitäts- als auch zahlenmäßig dabei die Ägyptische
Sammlung des Kunsthistorischen Museums in
Wien beteiligt, ferner die Antikensammlung des
Kunsthistorischen Museums in XWien sowie die
Papyrus-Sammlung der Österreichischen National-
bibliothek und das Österreichische Museum für
angewandte Kunst. Betont muß noch ausdrücklich
werden, daß trotz des umfassenden Überblicks
über verschiedene Epochen der ausgesprochene
Schwerpunkt der Ausstellung auf dem altägyptischen,
pharaonischen Teil lag. Mit diesem wollen wir uns
auch im folgenden näher beschäftigen.
Dem aufmerksamen Besucher der Ausstellung wird
es beim Studium des Katalogs aufgefallen sein, daß
bei sehr vielen Objekten aus pharaonischer Zeit die
Ägyptische Sammlung des Kunsthistorischen Mu-
seums in Wien als Eigentümerin genannt war.
Und da es sich bei nahezu allen diesen Denkmälern
um Stücke bester Qualität handelt, wird der Besucher
auch festgestellt haben, daß Wien offensichtlich
eine bedeutende Sammlung altägyptischer Denk-
mäler besitzt. Das ist tatsächlich der Fall, aber keines?
o.
Totcnpapyrus den koniglichcil
Schalzhausschleiber Pa-iri. Pa-
pyrus, L. 255 cm. 19. Dynastie.
um 13 v. Chr. Kunslhist. Mus"
Ägypl. Sammlung, lnv.-Nr. usw.
Erstvcrötfcnllichung. Vgl.
Ausstellungkatalog Wien Nr. 122
Bildhauerlchxsluck mit der Dar-
slcllung eine Falken. Kalkstein
115x113 cm. Neues Reich,
zwischen 1300 und 1200 v.Chr.
Kunslhist. Mus.. Ägypt. Samm-
luug, lnv.-Nr. 1017
Falke, Sinnbild des Gottes Horns.
Schwarzer Syenil, H. 32 cm.
Ende Neues Reich, um HlXl vor
Christus a. KunsthisLMum.
Ägypt. Sammlung. Inv.-Nr. 39.
Elstveröffentlichuxig, Vgl. Aus-
stcllunpkalaliug Wien Nr.
Uschcbti Dicncrligur als Qrab-
brigabe Fiir die Hausfrau und
Tänzerin des Ainon" Schcdi-
Mut. Bemaltcs Holz. H. 17,5 cm.
Spätzcit, Lbhnausend v. cm.
Kunsthisr. Mus. Ägypi. Samm-
lung. Inv.-Nr. sso. Erstvrr-
ötfcnzlichung. Vgl. Ausstellungs-
katalog Wien Nr. 155
Uschcbti Dienerligur als Grah-
hrigabe für den Wab-Pricstt-r
Ini. Holz. H. 22 cm. 18. Dy-
nastie. um 1400 v. Chr. Kimsthisr.
Mus., ÄgypLSamtnlung, lnv,-
Nr. 24322. Erslverödevitllchung.
Vgl. Ausstellungskatalog WICH
Nr. 92
wegs so allgemein bekannt, wie es eigentlich sein
sollte. Die Bedeutung der Wiener Ägyptischen
Sammlung ist zwar im letzten Jahrzehnt mehr und
mehr bekanntgemacht wordenl und in der Folge
auch in steigendem Maß anerkannt worden. Die
Tatsache aber, daß die Wiener Ägyptische Sammlung
zu den größten und wertvollsten ihrer Art gehört und
daher internationales Gewicht hat, dürfte dennoch
noch immer vielen Menschen als eine Neuigkeit
erscheinen. Im Zusammenhang mit der gezeigten
Ausstellung im Künstlerhaus mag es daher wohl
von Interesse sein, sowohl die Entstehung als auch
den Umfang der VUiener Sammlung kurz zu schil-
dern. Dabei wird es dem Kunstfreund sicherlich
willkommen sein, daß unter den hier gezeigten Ab-
bildungen von Objekten der Wiener Sammlung
sich auch einige besonders wertvolle befinden, die
bisher noch niemals im Bild veröffentlicht worden
sind.
Unter Maria Theresia und Josef l. wurde 1765 das
kaiserliche Münz- und Antikcnkabinett gegründet
und schon damals befanden sich unter seinen Be-
ständen einige wenige altägyptischc Denkmäler.
Das seiner Erwerbung nach älteste Stück ist die
schöne Granitstatue des Tempelvcrwalters Bakhor
aus der Saitenzeit um 600 v. Chr., die in der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts durch den Gesandten
Kaiser Ferdinands I., Busbeck, in Konstantinopel
um ZOO Dukaten angekauft worden warl.
Vnr dem 19. Jahrhundert freilich betrachtete man
ägyptische Altertümer nur als mehr oder weniger
merkwürdige Raritäten. Erst als mit der Auffin-
dung dcs sogenannten Steins von Rosette" der
Schlüssel zum richtigen Verständnis von Schrift
und Sprache der alten Ägypter entdeckt worden
war 1799, setzte die wissenschaftliche Erschließung
der alten Kultur des Nillandes ein. In dem Maß,
in dem sich die junge Wissenschaft der Ägyptologie
dann im 19. Jahrhundert zu entwickeln anfing,
wuchs entsprechend auch das Interesse an den Denk-
mälern des alten Ägypten und so wurden auch
erfreulicherweise die kaiserlichen Sammlungen in
Wien durch Ankäufe und Schenkungen immer mehr
um solche Denkmäler bereichert.
Zahlenmäßig am bedeutendsten war der Erwerb
ägyptischer Denkmäler, die der Arzt Dr. Ernst
August Burghart auf Veranlassung der k. k. Haus-,
Hof- und Staatskanzlei 182i in Ägypten um den
Betrag von 9696 Gulden 30 Kreuzer Conventions-
münze für die kaiserlichen Sammlungen in Wien an-
gekauft hatte und die im Dezember des gleichen
Jahres in Wien eintrafen. Darunter befanden sich
Mumien Jede in einem Doppelsarg 60 Stelen,
Statuen und Reliefs aus Stein, 27 Papyri, Bronze-
werke, Uschebtis, Kanopen und Amulette drei-
zehn von ihnen aus Gold, die Dr. Burghart bei
Sammlern und Händlern in Ägypten eingekauft,
also nicht durch eigene Ausgrabungen erworben
hatte.
Die kaiserlichen Sammlungen wurden aber auch
durch zahlreiche und meist außerordentlich wert-
volle Geschenke fortlaufend bereichert. Hier wäre
z. B. die Statue des Propheten Hapicha zu nennen,
die um 1800 auf dem Rennweg in Wien ausgegraben
worden war und als Geschenk des XViener Dom-
kapitels in die kaiserliche Sammlung kam-l. Be-
sonders kostbare Geschenke waren einige große
Steinsarkophage, die in jeder Hinsicht eine Zierde
der Wiener Sammlung darstellen Sarkophag der
Königsgemahlin Chedeb-Neith-iret-luinet, Ge-
schenk v. Rosetti 18144; Sarkophag des Anhur-
nacht, Geschenk P. Jussuf 1821; Sarkophag des
Padepep, Geschenk v. I.aurin 1847; Sarkophag
des Nes-schu-tefnut, Geschenk v. l.aurin 1853.
Unter den vielen wertvollen Geschenken, die im
Verlauf der Zeit gemacht wurden, sei nur noch
der vollständige Satz von Eingcweidckrügen für
die Prinzessin Tjes-Bastet-peret erwähnt, der dem
österreichischen Konsul in Ägypten Franz Champion
1854 zu verdanken ist5.
Von großem Wert waren auch verschiedene Er-
werbungen, die der Kustos des Wiener Antiken-
kabinetts, Dr. Ernst v. Bergmann, anläßlich seiner
Ägyptenreise 18771878 für die Wiener Sammlung
tätigte. Besonderes Interesse dürfen dabei Köpfe
von Kriegsgefangenendarstellungen aus einem Tem-
pel Ramses' lll. beansprucltcnb.
Einen umfangreichen Zuwachs bedeutete der Er-
werb der ägyptischen Sammlungen aus dem Nach-
laß des Kaisers Maximilian von Mexiko. Schon
als Erzherzog hatte Maximilian ägyptische Alter-
tümer gesammelt und sie in seincm Schloß Miramare
unter Obhut seines ägyptologischen Ratgebers,
Dr. Reinisch, aufgestellt. Neben seiner ersten haupt-
sächlich 1855 entstandenen Sammlung hatte er 1866
noch eine zweite angelegt, die er einem neu zu
gründenden Museum in Mexiko widmen wollte.
Nach dem tragischen Ende des Kaisers 1867 wurden
diese beiden Sammlungen aus seiner Hinterlassen-
schaft für die Wiener Sammlung erworben und
kamen 1883 dorthin. Unter den rund ZOOO Objekten
befanden sich Gegenstände von höchstem Wert,
z. B. die berühmte Statue des Sprechers von Theben,
Sebek-em-sauf, der Kopf Sesostris' lll. aus grünem
Stein und der wundervolle Torso der Statue einer
Göttin oder Königin, um nur einige zu nennen7.
Als Achillesferse der Wiener Sammlung mußte lange
Zeit hindurch das Alte Reich" angesehen werden,
jene Zeit altägyptischer Geschichte, die als die erste
Hochblüte des Pharaonenlandes in künstlerischer
und kultureller Hinsicht anzusehen ist. Aus jener
Zeit, in der z. B. die größten und berühmtesten
Pyramiden Ägyptens entstanden sind, also aus dem
3. Jahrtausend v. Chr., besaß die Wiener Sammlung
nur einige Wenige und noch dazu, von wenigen Aus-
nahmen abgesehen, nicht eben sehr bedeutende
Stücke. Um diesem Übelstand abzuhelfen, bewarb
sich die Wiener Akademie der Wissenschaften
einige jahre vor dem ersten Weltkrieg um
Grabungskonzessinnen in Ägypten und betraute
Professor Dr. Hermann Junker mit ihrer Durch-
führung. Die Ausgrabungen Junkers haben
von 1909 bis 1938, unterbrochen durch den ersten
Weltkrieg reiche Ergebnisse gezeitigt. Vor allem
durch seine Funde auf den riesigen Friedhöfen des
Alten Reichs" bei den Pyramiden von Gisa hat
Junker der Ägyptologie unschätzbare Material
geliefert. Ein Großteil dieser Funde leider nicht
Würfclhockcr des königlichen
Sohnes Namzrur. Dunklcr
Granit, H. 77 m1. 22. Dynastie.
llm 900 v. Cllr. Kunsthist. Mus.,
Ägypl. Sammlung, lnvX-Nr. 5791.
Erslvcrößenllichung im Bild.
Vgl. Ausstellungskalalog Wien
Nr. 140
Slaluczlc des Goncs Osiris.
Gold. H. m. 49.19 g. I. jahr-
mlsend v. Ihr. Kunslhist. Mus.,
"Ägypi. Sammlung. lnv.-Nr. 5107.
Eßtvcrölfcnllichung. Vgl. Aul-
slcllilngskaralog Wim Nr. 16.1
10 Harpokratcs Horns als Kind, mir
jugclldlocke und Finger am
Mund. Bronze. H. 8.5 cm
1. jahrlauxcnd v. Cllr. Snitellzcn?
Kullsthisr. Mus" llnx-Nr. 6624.
EKSIVCYÖECIIXllCIIUHg iln Bild. Vcr-
glcichc Allsstellungskalalog Wien
Nr. 150
11 Amulclt in Form drs heiligen
Auges UCljIK. Blauc Fayencc.
L. 3,2 m. 1. Jahrtausend V.Cllr.
KunslhiSl. Mus" Ägypl. Samm-
hing, lnv.-Nr. 4535. Elstvcr-
ümmlllcllung. Vgl. Ausilcllungs-
kaulog Nr. 160
I2 Amlllrlr in Form eines Papyrus-
ZUplCrS. Blaue Fayencc. l..
an cm. 1. Jahrhustnd v. Chr.
Külßllllsl. Mlls.. Ägypr. SMD!!!-
lng. Illv.-Nr. 1911. Erstver-
ilfrüllilirillllllg. Vgl. Ausstellungs-
kilalnl Wim Nr. 161
13 Änlllltl! in Form des sog. 133m-
Pfvilvrs Sinnbild flir Daucr.
Blauc Fayencc. L. 12,6 cm.
1. jallrmusclid v. Chr. Kllnslhixt.
Mus" Ägypl. Sammlung. 1m.-
N1. 571a. .7 eruvclörrenlllcllllllg.
Vgl. Ausstcllungskzralog Wien
Nr. 159
alles! ist nach Wien gekommen und hat die
Wiener Sammlung außerordentlich bereichert! Unter
anderem wären hier z. B. die Kultkammer aus
der Mastaba des Prinzen Kaninisut zu nennen, die
komplett im Saal VI des Kunsthistorischen Mu-
seums aus den Originalsteinen wieder aufgebaut
worden ist, ferner der sogenannte Porträt- oder
Reservekopf" aus weißem Kalkstein von geradezu
einmaliger Schönheit und rund 20l Statuen in
meist ausgezeichnetem Erhaltungszustand. Dank
der Erfolge dieser Grabungen ist heute die Epoche
des Alten Reichs" im Wiener Kunsthistorischen
Museum nicht nur zahlreich, sondern auch in bester
Qualität vertreten 8.
Schließlich sei auch noch eine Erwerbung erwähnt,
die zwar zahlenmäßig relativ klein war, aber was
die Qualität anlangt eine sehr wesentliche Berei-
cherung bedeutete. Das war die nach dem ersten
VUeltkrieg erfolgte Übernahme der Estensischen"
Sammlung, in der sich Denkmäler von höchstem
Kunstwert befanden. Hier sei nur die Statue eines
Löwen, der ein Rind reißt, genannt oder die große
10
Statue des Königs Haremhab, die ihn mit Gott
Horus zusammen sitzend zeigt9.
In ihrer vielfältigen Zusammensetzung bietet die
Wiener Ägyptische Sammlung dem Betrachter die
Möglichkeit, aus allen Epochen ägyptischer Ge-
schichte Denkmäler erster Güte kennen zu lernen.
Eine einzige Ausnahme bildet nur die sogenannte
Amarna-Zeit, die Epoche des Ketzerkönigs Ech-
naton, aus der in Wien nur ganz wenige und zumeist
noch dazu nur bruchstückhafte Objekte vorhanden
sind. Dieser Umstand ist für alle Kunstfreunde ein
gewichtiger Grund mehr, die jetzt im Künstlerhaus
gezeigte Ausstellung unbedingt zu besuchen, da
dort einige ganz kostbare Denkmäler jener Zeit
aus ägyptischem Besitz gezeigt werden. So ist z. B.
der Eingeweidekrug mit dem in Form eines Frauen-
kopfes gestalteten Deckel von einer Schönheit,
der ein außergewöhnliches Prädikat zukommt!
Solcherart ist in der oben, wenn auch nur schlag-
lichtartig geschilderten Weise, durch Ankäufe,
Schenkungen und eigene Ausgrabungen die Ägyp-
tische Sammlung in Wien entstanden. Sie umfaßt
12 13
heute rund iOÜÜ Olyielate und es ist diis tinheirrbrlre
Streben der Leitung der Stlmmlung, sie immer xxeiter
zlusztibntien und zu Vetgriäßern. Denn nur eine
sillehe Weiterentwicklung verbürgt wrihres Leben
in einer Schatzkammer dieser Xrt. leider ltnnnten
in den jiingstvergangenen Jllllfßll leine Änltliutie
ge tigt werden, doch bedeutet eine stllche zeit?
weilige Unterbrechung keinen dauernden Stillstand.
Dankbar sei in diesem Zusiiinmeilhlirlg einer er-
xrähnensxrcrten Schenkung gedilcht, die der Wiener
Sammlung 1961 gemacht XXUHlt. Minister 11. D.
Dr. Robert Friedinger-Pranter widmete tien Kupii
einer Löwin, aus Hnlz geschnitzt, den er seinerzeit
gypten erxrurben hiitte.
Die Wiener i-Xgivptische Sammlung bedeutet ur
Österreich einen ganz kostbaren Besitz. Ihre über
ragende Bedeutung wird durch die Vergleiche mit
selbst in
Objekten, die aus anderen Museen stummen, llßSUile
ders eindringlich fühlbar. Die im XX "cncr Künstler-
hnus gezeigte Äusstellting niilchtr diese Tlitsticlie
besonders deutlich. Älit Recht dürfen und müssen
wir auf dieses wertvolle Vermächtnis einer fruberen
Zeit stolz sein. Es zu hexxzlhren, zu erhiilten und
möglichst zu vermehren ist eine selbstxerstziiltllieht"
Verpflichtung!
'Vr.- Knlntlrlynxki, Altrigyivten, wie" 1415; rlrwrrl nl lillirn.
urllerre Ne lufhge in Vuilvcreilulig. Vgl. lrmi" lnusxeil, Älllllhll
Egypltlltwgical Biblmgrilpli Nr. 341i, J-lls, uns. J-li 141. HIN,
41m. lilltr, 143i, 243m, 1867. 40-17. INMX. 11m. lsxm JU-W. um. man.
zwls, 3413. 2438, 2420, 73m5, 573m. 52m4, man, s-nsl.
Vgl. Kumorzynski, Al Tltrll. Abb. in JXil-wlrllllllgskallltug
Sillljahrt- Älqptiseht Kunst", wri-ir. Nl. i'll.
ÄuswlellungxL. ritt; VUien Nr. 133.
Kimiurzylski. Altig pmr. Abb. w.
Ailsxtelluiiizxkalrilog Wim Nr. 145 14x.
Vgl. kulnurzyilski. Dr, Ermt lzmr-r- v. lielgnmnn. Xtur tmm in...
rrrrpirrr Jlv m5, Bund Xlll. Amrlrlrt-r Yt lriu. ivsw. s. v7. Armrei-
lilnuxkamltlg Wir-n Nr. 131i
jvgl. Knmurzynxki, im rlWpl srrrrrrriimg d. Kuusiliisl. Nliisciiins in
wir". Osten. Lehrer-Zeitung W31. Knnnunilxkl, Älrlluyttil.
Abb. Z6, Jll, 42. bzn. ÄlbsfßlliliiuslJLil-vg wrrrr Nr. 7l. 7m. im
Kunitliqilski. A1 cXptell. Abb. W. bin. "kutslclltillyskllalrlu itn
Nr. ilv, 17, I8 bidicr nncll nicnuls Ausgestellt jltixtsrnl. Jl.
4m, 44 45, 48 50.1
Koillorzyxlski, Alrrr VPICH, Ahlw. 44 und 31.. lvu. Äilsslelliiligxlelldltvß
XVlt-ll Nr. 191-.
14 Torso der Stamc einer Gonin odcr Königin. Srhwzrur Granit. H. 655cm
Sammlung. lnv-NnSSO9. Vgl. Ausxtcllungkalzlug Wien Nr. 16a
xs Kopf cincr männlirhen Statue. Schwarzer Sytllil, H. 1a an. so. Dynastie
M154. ErstvcrülTentlichung. vgl. Axßxlclhlnpkatalng Wien Nr. 2m
Saitmuit. um soo v. cm. Kunuhisl. Mus., Ägypi
1m 310 v. cm. Kunslhisl. Mus" Ägypi. Sammlung. 1m.-
OTFRIED KÄSTNER
Die Goflzaruxnllrr
nur! dm Kizml wif zlwlx irklglriu
II
Seit ich meine gleichnamige Arbeit, die im Dezember-
heFt 1961 erschienen ist, schrieb, hat sich eine Fülle
neuen Materials und eine Publikation zu dem
'I'henial angeboten. ln seiner zvreilaäntligen Arbeit
kann sich Maurice Vlnberg bei der Fülle von Mariene
clarstcllungen mit unserem Thema freilich nicht mit
iencr Gründlichkeit beschäftigen, wie wir es gerne
sehen würden; doch linden wir eine ganze Reihe
von Abbildungen zu unserer Frage. Etwa die einer
Marmurarbeit im Louvre, wo Maria eine Sirene
niedertrittl, eine stehende aus St. Äermainedes-Pres
uhne Blickversenkungl, eine aus Älaistmcelles
Lnuvre, bei der das Vdglein das Kind in den
Finger pickt, als wollte es Jesus auf sich aufmerksam
maChen-l. endlich eine Lanrahmung einer lland-
schrift mit einem Stieglitz zwischen einem das
XYiCkelkinrl knsenden Josef und einer das Kind
stillenden iNlarizi-g. Diese Malerei und nur bei ihr
kann man sicher einen Vogel bestimmen zusam-
men mit dem Arundelpsalter von 1308 London
erlaubt uns auch für Frankreich und für sehr frühe
Zeit den Stieglitz zu belegen 6. Außer der uns schon
bekannten Gruppe von Riom, deren Datienmg
wegen der Ausdrucksstärke des Kinderlwpfes zwi-
schen dem 14. und 16. jh. schwankt sie scheint
uns für die Zeit knapp vor 1400 durchaus Verfecht-
bar 777, linden wir ein Beispiel von Longchzxmp,
bei dem das Vöglein bei beiden Flügeln gehalten
Grimhüche Grabslcle
mit Taube. 5. Jh. v.
Kunsdvztorenpalzsl.
Marie
Notlc Dimß. Paris um
wird und sich Mutter und Kind einander zuwenden
während das Stück aus Langres deutlich macht, daß
der Künstler die Idee der Mystik nicht verstanden
hat9. In Nanteuil-le-Haudouin streicht das Kind
sanft dem Vogel sein Gefieder glattm. Auch das
Vöglein der Gruppe in Lorris wird vom Kinde an
den Flügeln gehalten", das Beispiel von Volvic
gibt kein klares Bildll. Alle diese Bildwerke
gehören dem 14.h. an und lassen sich mühelos
durch Beispiele aus Elfenbein in München Bayr.
N. M., in Wien Kunsth. M. und durch größere in
Zürich Kunsthaus, in Frankfurt Liebieghaus,
darunter eines aus Österreich in der Art der Admonter
Madonna13 vermehren. Endlich sind zahlreiche
französische Plastiken in französischen Kirchen, wie
etwa in Ecouis Kollegiatskirche, im Museum
Toulouse, aber ebensogut in Spanien so einige
Stücke im Museum von Barcelona und a. a. O.
nachzutragen. Wenn wir noch auf die schon
erwähnten Arbeiten in Österreich und Italien hin-
weisen und einige bayrische anfügen Bogenberg
Madonna über dem Eingang, Waldenbach am
Regen mit Hinweis auf ein Vorbild in Regensburg,
auf eine aus Salzburg auf Löwen, in München
Bayr. N. M., so steht außer Zweifel, daß die hohe
Zeit dieses Madonnentyps das 14. h. ist. Er reicht
wie in der Löwenmaclonna aus Salzburg oder in der
Würzburger Alabasterfigur auch noch in die Zeit
um 1380, läßt dann jedoch im Bereich der schönen
Madonnen" kaum einen Niederschlag finden. E. Male
spricht nicht umsonst von der Blütezeit der fran-
zösischen Kunst" und Vloberg äußert sich zum
Kind in Riom Noch nie hat man besser die Freude,
Unschuld und die Zärtlichkeit dargestellt, wie in
diesem Kinderkopf." Das sind freilich ästhetische
Wertungen, die auf die Tiefe des Themas nicht
eingehen und die mystische Geistesströmung außer
acht lassen. Und doch würde die Gruppe in St. Urban
in Troyes schon aus dem späten 15. jh. -neuerlich
das Thema in seinem Kern verständlich machen.
Wir sehen einen Kuckuck von einer Weintraube
naschen". Das heißt auch in der Sprache des
nun bürgerlichen Realismus daß sich die Seele
vom Blute Christi nährt. Die Weintraube ist längst
durch das mystische Bild Christus in der Kelter"
eingeführt, ja ist der Hinweis auf das Blut Christi
schlechthinß. Also auch jetzt ist der Hinweis auf
die Passio und den Seelenvogel noch deutlich vor-
handen. Wir sehen das Thema auch ohne Kind
etwa in der Kirche zu Thann im Elsaß, wo ein
Lebensbaum, in dessen Trauben die Tauben
naschen, auf diese Verbindung hinweist, Wobei sich
auch die Vorstellung, daß die Vogel-Seele sich im
göttlichen Baum geborgen weiß, mit hineinspielt.
Nur zu oft sehen wir auch den Bogenschützen, vor
dem der Vogel Hiehen muß, weil er ihm nachstellt.
11
Ende des 15., Anfang des 16. jhs. werden die Vfigel
griüßer. Wir können an unser Wiener Beispiel der
Ulmer Madonna auf der Mondsichellß wie an den
großen Vogel nun Attribut geworden in
St. Galmier 17 denken. Das Kind solch einer Gruppe
aus Logny hält den Vogel im Schoß und blickt zur
Mutterlß. Vollkommen vergessen ist also der Sinn
dieser Gruppe auch im 16. Jh. nicht. Auf der illustra-
tiun eines flämischen Sturidenbuches Volksbücherei
New York reicht die Mutter dem auf dem Kissen
stehenden Kind ein Vöglein hinüber. Es ist xieder
Stieglitz noch Taube. Sie schlägt so führt Vloberg
aus die Brücke zur Antike.
F.r zitiert den lateinischen Dichter A. C. Prudentius,
der im 4. Jh. n. Ihr. im Kampf der Seele" schrieb
Du bist für mich, Christ, die mächtige Taube,
schrecklich für die Raubvogel, deren Schlund voll
Blut ist. Du süßer Vogel wurdest zornig gegen die
Falken und schlugst sie in die Flucht." Die Verbin-
dung der Taube mit der Seele ist jedoch schon auf
den antiken Stelen zu sehen Rom, KOUSCFVHCOTCH-
palast Abb. New York usxiz. Äigypter und
Griechen sahen in ihrem Grabkult die Seele des
Menschen in Gestalt eines Vogels davonrliegen.
Auf römischen Stelen finden wir den Spruch
Anima innocens, anima innocentissima,
Palumba sine felle, spiritus tuus in pace!
Schon griechischen Göttinnen ist der Vogel zum
Teil schutzsuchend beigegeben; so hält Hera ein
Steinhuhn Berlin, richtiger wäre ein Rebhuhn
oder Kuckuck, Aphrodite eine Taube Lyon.
Primär ist ihr der Spatz heilig. Die Tauben in der
Eiche des Zeus sind schwarz.
Die helle Taube bietet sich auch zum Vergleich mit
der Jungfrau Maria an Einzig ist meine Taube.
Deine Augen, meine Vielgeliebte, sind die der Tauben.
Auf unserer Erde ist eine Stimme erschallt, eine sehr
süße, die Stimme der Turteltaube, die Stimme der
Taube." Vloherg sieht in ihr die Verbindung von
Mutter und Kind. lir sagt Weit davon entfernt,
Mutter und Kind zu trennen, liißt der Vogel an beide
denken"19.
Wann taucht nun der Vogel" in der Kunst Frank-
reichs auf? Darauf antvcurtet uns vielleicht das
Geburtsrelief am lilarieniuortal von Notre Dame in
Paris. Dort ist deutlich über dem Bette Äiariens eine
niederstürzende Taube zu sehen. Die Komposition
ist so auffallend, daß ihre Bedeutung nicht starker
unterstrichen werden kann. Sie entstand etwa um
1250f60, also zwei Menschenalter vor dem besproche-
nen Gros des Vogerltvps. Wie können wir diesen
Vogel lesen? XYas kann eine Taube um diese Zeit
versinnbildlichen? Vor allem den Heiligen Geist
duch nurin der Verbindung mit einer Verkündigungs-
szene oder einer Taufe im Jordan. Schon aus dem
Sy111iliSCl1CI1 herausgerückt, könnten sie als Paar
als übliche Bezahlungsgebühr der Armen in
einer Beschneidungsszene aufscheinen. Was soll aber
hier der Vogel bei der Geburt, beim göttlichen
Lirlüserkintl, zwischen den Tieren vor der Mutter,
die sich dem Kinde im Bette liegend zuwendetl"?
Kaum ist das Kind geboren, stürzt auch schon der
Vogel nieder Abb. 2. Selbstverständlich kann es
auch der lll. Geist sein.
1m 12. h. sehen wir Flammen über dem Kinde
Niklas von Verdun, Klosterneuluurg, man könnte
sie als heilige Geisteskräfte lesen noch im hierarchi-
schen Bereich mit Engeln zusammen, hier ist jedoch
schon eine andere Voraussetzung durch Franz von
Ahrin mit Kind anti Vtiglüill.
Ältilmxltr. um 132cm, Wuwhurg,
Nlaririilirr
Xhrm mit Kind und Vogleiii,
w. iihitsitiilllergntlctx von Maria
am In Stliiiarvi Ahdniiiia,
Nliiie is. Ilt.
stumm, iiiC m. Familie xnn PJjA-
um, um man. Nimm, Prado
A. XXXiiir-aii, die lil. Familie, A.
ix.iii.
Suchende Seele zu denken. Man kann diese Frage
an einem ikonograivhischcn hnikum nur auf
werfen, autwschlüsseln wurde sie wohl ein beziigw
liclier Text eines Älvxstikers. Denn eine XCLICYLHTISY
ohne vorliegericlgs Programm schiene selhst
für einen Pariser K.
si wie eben. Sie wurde erlauben an eine schutzr
t.
tler zu gewagt. Allein vom
Kunstgzschichtlichen her kommen wir zu keinem
vcrlaßlichen Ergebnis.
Ohne Zweifel ist man am ehesten auf richtiger
Fiihrrc, in diesem Vogel die Ankündigung des
Passionsthemas die Aufrichtungr des Kreuzes in
der Krippe anzunehmen. iimz außer acht kann
man auch Vorstellungen, die aus der Fahrt mit dem
Vogel" herrühren. nicht lassen. Die Srenzziehung
7.w ischcn Älystik und iiltercn Älythosschichten gehiärt
zu den erregendsten Fragen der Yeistesgeschichte.
Auf jeden Yall hlciht der Vogel dem Heiligen nahe.
wir müssen nicht ausschließlich an Bilder, wie die
auf sarkisch-sassaindischen äold- und Silhcrgefaßen
etwa aus dem S. Jh. n. Ihr. denken, auf deren Bei
dcutuixg K. v. Spieß hingewiesen hatll. Aber die
Verbindung mit dem Rauschtr-ankgefaß also als
Behälter des l"nsterhlichkeitstrankes und ander-
scits mit der Vorstellung des Vugelgehäclts als
iebildbrot läßt uns his zu den Formen der lebe
kuchen mit dem kultischen Honig kommen, die
etwa ein Prager Ähristltintl zeigen, zu Hahnreitern,
wie wir sie auch als liigur in der Krippe sehen. wo
ein lxiind auf einem Vogel reitet, ein Bild, das erst
wieder in lndicn seine lCntsiwreCIIuiIg linclet. Schlieli
lieh wäre auch noch der Schall nach dem Vogel"
als weiteres Feld wilkslctiiullicher Erwägungen an-
yuzielwen! leradc er laann, hier wo es sich um
iehurt und Tod im zentralsten nun auch in
christlicher Bereich der Seele handelt.
ohne Schwierigkeiten einggehtintlen werden. XY ir
wollen mit diesem Hinweis nur dartun, wie weit die
VogelhwVorstellung gtrsiwannt ist. XYir Verstehen
von dieser Schau aus leicht, ie zwar llort Tialke,
Taube Antike, irciii Iran, lizillte Rivmanilt,
Taube, Stieglitz und Kuckuck Gotik, Papagei
Renaissance und
liermals Tauhc Barock und iin
iehildbrnt auch Hähne einander ablösen, wie es die
jeweilige ieistesstromtiitg hedingt, wie aber über
die Jahrtausende hin weiter der Vogel" als Bild
der Seele hleiht.
Freilich kommt zur zeitlichen auch eine geographische
Komponente, dic mithestiinint. So treten in der
Wenzelshiluel Wien zugunsten der Bademiitlclicn
die Stieglitze vollig zurück, ahrend in abgelegenen
Talern Kiirntens Vaut" das Viiglein verzichtend
in Älaria Höft um HUU noch die Blickversenkung
gebracht wird. in Zwcinirz hahen wir noch um
l-lll auch wieder in einem Glasfenster das
volle Thema. Oder denken wir an die herühmte
Nladonna von Einsiedeln Äbh. 4. liin Hinweis auf
ein Schutzmantelhiltl der lleilhronner Klosterkirche
um 1450 wodurch neuerlich die schutzstichenile
Seele ihre Llnterstreichting erfahrt führt uns in
die Reihe der Sticglitzdzirstellungen, wo sich das
ursprüngliche geistige Bild zu xerwischcn beginnt.
Das Kind hat den Vogel an einem Band flattern.
Dies ließe schließen, dali man nun den Vogel hereits
als Spielzeug des Kindes sieht, was für diese Pciioile
durchaus xerstäntllich wäre. Wir werden nochmals
auf dieses Thema xurtitcltltommen.
Der Stieglitz behält ietloch seine Stellung, auch wenn
Kuckuck und fallweise andere Vogel neben ihm
auftauchen. Der Kuckuck kommt vor allem aus dem
Netijahrslwratichttiixi in der Bedeutung des iliicksr
13
boten. So begleitet er auch das Jesuskind, das im
geflochtenen Korb seine laben bringt auf mittel-
alterlichen deutschen llolzschnitten. Als Glücks-
vogel war er ja schon Freya zugesellt, wie er Heras,
der Göttin des Kalenderjahres, Szepter als Früh-
lingskuckuck krönte. In einem Glasgemälde eines
Kölner Hauses um 1450 hält das Kind wohl
unter französischem liinHuß eine Taube. Sehr
beliebt ist der Stieglitz natürlich in den Rosenhag-
Bildern, in denen er besonders glücklich motiviert
erscheint. So geht die Reihe von Schongauers Kol-
marer Madonna 1473 über Burgkmair zweimal in
Nürnberg bis zu Hans Holbein. Auch bei Dürers
Meerkatzenmadonna ist der Vogel noch da vom
Kinde gefüttert! während er bei Baldung Grien
zum Papagei wird. Auf dessen Fluchtbildern scheint
der Stieglitz jedesmal auf Freiburg i. B., Nürna
berg, Wien. Er hat sich auch einen Platz bei Ölberg-
szenen Hohenfurth und Wittingau, beide in Prag
gesichert. Seine Aufgabe, auf den Beginn des Opfer-
ganges hinzuweisen, ist eindeutig. Das Bild Francias
München und das Paolo Veroneses München
weist ihn gleichfalls auf.
Iranachs Flucht 1504, Berlin zeigt einen Engel,
der dem Kind während der Rast ein Vöglein eilig
herzubringt. Das Kinderbildnis des Meisters des
Thennbildnisses um 1516 kam aus Salzburg nach
Frankfurt. Wieder ist der Vogel an einem Bändchen,
die Spielzeugvorstellung scheint bei beiden sicher.
Wann jeweils Profanierungen einsetzen, ist nicht
leicht zu entscheiden. ln Sitten Schweiz steckt
z. B. in der Valeriakirche das Kind seinen Zeigefinger
in den Schnabel des Vogels, das könnte hier noch
innige Verbindung heißen. Eine Salzburger Tafel
München, Alte Pinak. bringt eine Mutter, die dem
Kind die Brust reichen will, dieses jedoch hält seinen
Stieglitz fest und betrachtet ihn mit ernstem Blick
MSLUGO. Zwei Tiroler Arbeiten, beide um 1500
Mus. Regensburg und Innsbruck, zeigen den Vogel
und drücken einmal dem Kind einen Popper, einmal
eine Schepperrodel in die Hand. In Granada ist ein
spanisch-Flandrisches Bild im Palast Karls V. zu
sehen, ebenso im Dom von Tudela 16. Jh., wo
der Stieglitz aufscheint. Bei Murillo wird nur um
ein Jahrhundert jünger aus dem Thema eine
ienreszene, bei der auch Josef anwesend ist. Das
Kind hält den Vogel hoch und ein Hund im Vorderr
grund hebt bittend seine Pfote hoch Prado Abb. 5.
llier reiht sich die liamiliengruppe XVatteaus an.
Wieder ist die Taube der Mittelpunkt, der das nackte
Kind seinen Daumen in den Schnabel zu stecken
scheint Abb. 6. Als die Hnchkunst das Thema
fallen läßt, nimmt es in ergreifender XVeise die Volks-
kunst auf. XVir bringen ein Beispiel aus der Steier-
mark. Es kann noch im 18. Jh. entstanden sein,
möglicherweise ist es auch jünger. Nun werden in
naiver Mystik nochmals die Tauben aufgegriffen und
diesmal mit den fünf heiligen Wunden geheimnisvoll
verbunden. Die Seelenvögel suchen die vom Lichter-
glanz umgebenen Wundmale auf, ja sie kommen
aus ihnen hervor, oder schwimmen auf der großen
Seitenwunde wie auf einem Teich. Das Bild des
Lebenswassers wird mit dem Blute Christi vereinigt,
das die Vögel als einen Heiltrank aufsuchenll
Abb. 7. Noch immer gilt die alte Vogel-Seele-
Gleichung. Die Seelenvögel streben zum Baum und
Born der Unendlichkeit, zum Kinde, das das Dunkel
zerstreut, in dem man so lange nicht zwischen Ver-
suchung und Sünde unterscheiden konnte. Durch
die Existenz dieses Kindes wurde allen anderen
Existenzen der eigentliche Wert gegeben"23.
ln einer gotischen Monatsdarstellungl4 trägt der
Hai als Jüngling den Lebenssproß und den Vogel.
Beide symbolisieren das neue Leben. Von hier her
wird der Vogel zum Bild nicht nur der Seele,
sondern zum Attribut Christi, das sagt, daß er das
neue Leben bringt, das in den alten Vorstellungen
der kultische Rauschtrank bewirken sollte. Die
Lebenserfahrungen des Mythischen bringen, in
welche Gleichung immer sie eingesetzt werden, eine
restlose Lösung, in der alles aufgeht25.
7Iie Vluxlvllmale Christ
Vnlkxkundcmusciutx
WALTHER BUCHOWIECKI
Zur Meixterfrage der Gongaga-Caxxoni in Klagenfurt
Das Landesmuseum zu Klagenfurt verwahrt zwei längsrechteckige, farbig belebte
Stuckreliefs von zwei Cassoni, welche den Brautschatz der mit Leonhard von
Görz vermählten Paola Gonzaga bargen. Bekanntlich linden sich zwei weitere
zur Ausstattung der mantuanischen Marchesa gehörige Truhen als Reliquien-
schreine im Dome zu Graz. Die Klagenfurter Reliefs wurden zuletzt in einer
die bisherigen Forschungsergebnisse resumierenden Arbeit von R.Milesi be-
handeltl, doch ist für eine eingehendere Beschäftigung mit diesen Werken noch
immer der Aufsatz von R. Eisler grundlegend, durch welchen die Wissenschaft
überhaupt erst Kenntnis von der Existenz dieser Reliefs erlangt hat 1. Eisler grilf
in seiner Abhandlung die stilistische Zuweisung in die Nähe Mantegnas auf,
die mit bewunderungswürdiger Treffsicherheit schon der durch August v.aksch-
Wartenhorst und Franz Hann bearbeitete Museumsführer von 1877 ausgesprochen
hatte. Die Richtigkeit dieser Stilbestimmung setzt um so mehr in Erstaunen,
weil erst Eisler die Reliefs mit einem in der Stiftskirche zu Millstatt stehenden,
jedoch seines Schmucks beraubten Cassone und diesen mit der Hinterlassenschaft
der mantuanischen Markgräfin in Zusammenhang zu bringen vermochte, wodurch
selbstverständlich die Stilbeziehung zu Mantegna erst ihre ausreichende Stützung
erfuhrö. Ein weiteres Verdienst der Arbeit Eislers ist die mit vorzüglicher Sach-
kenntnis geführte, alle Möglichkeiten ausschöpfende Deduktion des richtigen
Darstellungsgehalts der Reliefs die Legende vom gerechten Urteil des Kaisers
Traian nach Dantes Purgatorio 73A904. Freilich blieb Eislers feinem Urteil
nicht verborgen, daß es sich angesichts der Qualität der Cassonireliefs schwerlich
um eigenhändige Arbeiten Mantegnas handeln könne; nur der grundlegende
Entwurf wird aus Mantegnas Hand kommend gedacht, die Ausführung jedoch
dem Luca Fancelli, einem Bildhauer am Hofe zu Mantua, zugeschrieben 5. Milesi
erwähnt zusammenfassend, wie sich das weitere Schrifttum über die Truhenreliefs
geäußert hatß, und da er Fioccos Meinung, daß in den Reliefs eigenhändige
Arbeiten Mantegnas zu sehen wären7, nicht beipflichtet, schlägt er den am
Gonzagahofe tätigen Medailleur Bartolomeo Melioli als ausführenden Meister
vor den schon Eisler, allerdings unter dem unrichtigen Namen Miglioli, als
möglicherweise an den Truhen beteiligt in Erwägung gezogen, doch zugunsten
Fancellis zurückgestellt hatte 9.
Die Literaturübersicht Milesis wäre noch mit Folgendem zu ergänzen Kristellerlß
erwähnt die Truhen selbstverständlich noch nicht; sein Werk liegt ja noch vor
der entscheidenden Abhandlung Eislers. Knapp führt die Reliefs auf Werke oder
Zeichnungen Mantegnas" zurück und bringt drei Abbildungen der Reliefsll.
E. Tietze-Conrat bezieht in ihrem Catalogue unter Miscellaneous Objects eine
ähnliche Stellung die Vorzeichnungen mögen auf Mantegna zurückgehen, die
Ausführung würde aber in einer anderen Hand gelegen seinll. Die neueste
Mantegna-Monographie von Renata Cipriani erwähnt, wohl weil sie nur die
Gemälde des Meisters behandeln soll, die Reliefs nichtll; auch zur Mantegna-
Oeuvreausstellung, Mantua 1961, wurden sie nicht entsandt.
Wenn hier der Versuch unternommen werden soll, durch Vorlage eines auf uns
gekommenen Schriftstücks die Frage nach dem ausführenden Künstler der
Cassoni neuerdings aufzurollen, ist es vorerst nötig, die reliefierten Truhen aus
Marchesa Paolas Brautschatz möglichst genau zeitlich festzulegen. Leider kann
hierfür nur mit einem Terminus ante, nämlich mit dem Datum von Paolas Ehe-
schließung gerechnet, werden. Eine Per-procura-Trauung fand am 16. Juli 1476
im Dom zu Mantua statt; die eigentliche Hochzeit wurde erst am 15. November
1478 in der Pfarrkirche zu Bozen nachgetragen 14. Zu dieser Zeit müssen demnach
die Cassoni bereits fertiggestellt gewesen sein. Es erhebt sich nun die Frage, 0b
die Truhen als Hochzeitstruhen" im wörtlichen Sinne aufgefaßt werden müssen,
das heißt, ob sie für die Aussteuer der Marchesa hergestellt wurden. Der Cassone
in der Geumannkapelle der Stiftskirche zu Millstatt, von dessen StirnHäche eines
der beiden Klagenfurter Reliefs seinerzeit abgelöst wurde, trägt auf einer Seiten-
wand das Wappen der Gonzaga. Wenn es wahr sein sollte, daß die andere SchmaL
seite nach Beobachtungen Alfred von Siegenfelds noch Reste des Wappens der
Grafen von Görz" getragen haben solllß, dann wären die Cassoni für die Ver-
mählung der Markgraf-in angefertigt oder mindestens durch Auswechslung
eines früher vielleicht vorhandenen Gonzaga-Xlilappens auf der anderen Schmalseite
zugunsten des görzischen Wappens als eine ausgesprochene Hochzeitstruhe"
adaptiert worden. Dieser Annahme widerspricht jedoch die Darstellung Eislers,
der anläßlich seiner sorgfältigen Untersuchung des Millstätter Iassone das zweite
15
Wappen weder vorfand noch Reste desselben zustande bringen konnte. liisler
glaubt jedoch, daß der Annahme eines görzischen Wappens am Cassone eine
auch von Herrn von Siegenfcld selbst nicht ausgeschlossene Gedäehtnistäuschung
infolge nachträglich angestellter Überlegungen über die Persönlichkeit der Eigen-
tümer zugrunde liegtmß. Die Möglichkeit, daß auch die andere Seitenwand der
Millstiitter Truhe das Wappen der Gonzaga aufwies, ist demnach nicht ausge-
schlossen. Somit muß aber das Cassonipaar nicht zwingend als für die Vermählung
Paolas hergestellt betrachtet werden, es könnte vielmehr dem unglücklichen
Mädchen mit Absicht aus dem alten, wegen der daran beteiligten Meister hoch-
geschätzten Hausrat mitgegeben worden sein. Diese Deutung läßt auch llislcr
durchaus offen Da die Schreine kein Alliance-, sondern nur das lnnzagasche
Hauswappen tragen, ist man nicht unbedingt zu der Annahme genötigt, daß sie
eigens fiir die Aussteuer Madonna Paolas angefertigt wurden, und so muß immer-
hin .. die Möglichkeit berücksichtigt werden, daß sie bereits seit Jahren im
markgräflichen Hause in Verwendung standen"l7.
S0 untermauert, darf nun vielleicht für die ausführende Meisterhand der Cassoni
die Möglichkeit einer neuen Zuweisung vorgebracht werden. Gibt doch ein uns
erhaltener Brief des Malers Marco Zoppo an die Markgrälin Barbara Gunzaga,
die Mutter Paolas, Aufschluß über einen Auftrag der Marchesa an den bologne-
sisehen Meister, zwei Cassonipaare herzustellen! Bevor wir jednch auf die Wahr-
scheinlichkeit näher eingehen, daß Zoppo tatsächlich die Arbeit an diesen Truhen
ausgeführt haben könnte, ist es erforderlich, den Text des Briefes selbst vorzulegen.
Das Schreiben wurde erstmals 1878 publiziert, jedoch in einem Büchlein, dem
wohl so geringe Verbreitung beschieden war, daß zwanzig Jahre später Conte
Luigi Aldovrantli glauben konnte, sich einer Entdeckung freuen zu können.
Da beide Textverölientlichungen sich durch Lesarten nicht unwesentlich unter-
scheiden, geben wir beide Varianten synnptisch wieder. Das Original konnte
leider nicht eingesehen werden. Die eine Fassung ist dem von Canonicus Vfillelmn
Braghirolli veröffentlichten Buch Lettere inedite di artisti del sccolo XV.Cavate
daJYArchivio Gonzaga" entnommen die andere Fassung basiert auf dem
von Conte Aldovrandi in der Zeitung ll Resto del Carlino" 1898 N0. 299
publizierten Text, den die Zeitschrift lfArte nochmals abgedruckt hat A1h'.
Magnilice ac potens domine mce singularissime ltost debita
Äiagnilicc ac pntens D.na mea singularissima post debita
"man
Kämme
i-Rclicfs
Khgrnf
ab
rech
roch
mandazionc etc lachason de questa so
omcndaxonc. La chasnn di questa S01
11a segne
1a S.
.1 vostm chc suo qucsto zorm
che m0 quesm zorm
per avixare
per avvixare
rezcudo una vostm
rczeudo una vostra
au, U1
litera chon una de m. zoane deluchn cquelo intexo bastanza
lettera chon um de iNLro Zovane de Lucha, qualc intexo abastanzn
vero quanto In signoria vostra seria desidcroxa ch,i0 venisse
vezu quanto 1a S. V. seria desiderosa chc venisse
falri dui pnra de chofani in avixo ala signqria vostm che
farli dui para de chofani. I0 avixo In S. V. che
Ii veria atTare molto vollentiera ma segono che madito el por-
lc veria fare molto vullentiera, ma segondo che dito el por-
tadore voliano esser fati iditi chofani
tadore voliano esscre fati diti chofani
nadale non seria
Nadalc non seria
possibile perchä se
possibile, perchä chi
.1 vule fate bene nnn serano pur indorate
li volc faxe bene nun sernnu pur indorati
ma 1a pena perche ura se ne va chontro
mala pena, pcrchE nra se va contro
inverno anche
'invern0. anche
voria
voria
pnore de simelc opera perchä non vegneria se non per mostrare
,unore de simele opera, perchä non vegneria se nun per mostrare
chio sapa chovele nnn tantu per el guadagno quanto per lonurc
che sapia chovöle, nun tanto per el guadagno quanto per Ponorc
per amore del m.0 dcla
per amore del M10 de
signoria del signore bastariami lanimo
Signoria del Signore bastariami Panimc
Fare chose che staria
fare chose che staria
apreso le sue non desprexiandx lui ma
apreso le sue, nun desprixiandn lui; ma
per si breve tempn non se po
"per si breve tempo nun si pol
perche sono
perchö io nT.
farc uno paro que
fare uno paro qui
una nostra zitadina
una nostra zitadina,
quali sono molto magnifichi virano
iquali sono x". haplographische
doxento ducati forniti ora sono dorati manch
Auslassung .,d0rati manch
dipinzerle
dipinzcrli,
si che per tanto se
sichi pertanm se
signoria vostra 10
S. V. po'
aspetare sino che
aspcttare iino che
siano questi forniti
siano questi forniti,
serviro de bonisima v0
servirö di bonissimu vu
anche
nnche
virö farc merchado verso 1a signoria vostra se
verö a. fare mcrchato chon 1a S. V. se
parerä
parerä,
per farle presto le vu
per farli prcsto li vo
Farc quanm
farc quanto
omo ditali
omn d'ltal
sia quale
sia quale
AM
um iv
Kän
dringen de
Vnnkerularzrl
'11, Klagen,
volle non altro se non chio marichomandu
vole; nö altro sc mm chc mäxrichomando
quella dio salvi nmntegna in felicc stado
,.c quella Dio salvi mantegna in felice stato.
1a signoria vostra
1a S. V.,
hta adi16
Tara adi 16
setcmbrio 1462 per lo vostro servidore Marcho Zoppu da bologna
settembrio 1462. Per il vostro servitorc Marco Zoppo da Bologna
dipintote in bnlogna. AlPillustra et excclsa madonna madonna
dipintore in Bologna. 1a Il1.e et excelsa Madonna Madonna
barbara de iunzaga madonna min singularissinaa. hiantue"
Barbara da ionzagzl Madonna mia singulnrissima. Mantovn"
astellu SanC-inrgio, .1..- lÄCSixlCHZ jorzagas
Mantun
ldwig n. von Genug mit seiner iunahlin,
urban von Brandenburg. und um- Familie.
Mädchen dcm Apfel P3011 ionzagnv
spau- Gnrin um Zürz. Fnsko von
antegnz. m4. der m. dvgli Sposi aß
aslello San Ginrgixx. Mumm
ndwig n. Goumga. 2. Markgraf w...
mntua. Bronzclncdaillc von Uamxlonleo Mc-
m. 1415. Kumthistorisrhcs Museum. wit
Ich Gonzzgu. irilixu von Görz. Braun'-
maxm cinn unbuknnnxcxl Kilusllers. nach 1m.
unsmmonwnß Museum. Wim
Dieser Brief lautet in freier Übersetzung
Meiner glorreichen, mächtigen und einzigartigen Herrin die gebührende Emp-
fehlung usw. Anlaß dieses Briefes ist allein, Euer Gnaden zu verständigen, daß
ich heutigen Tages einen Brief von Euer Gnaden mit einem des Messer Giovanni
da Lucca erhalten habe und daß ich ihn soweit verstehe, daß Euer Gnaden den
Wunsch hätten, daß ich zu ihr käme, zwei Paar Truhen anzufertigen. Ich melde
Euer Gnaden, daß ich sehr gerne käme, aber, wie der Überbringer mir sagte,
wünschen Euer Gnaden, daß die genannten Truhen zu Weihnachten fertig
seien. Das wäre aber nicht möglich, denn, wenn ich sie gut machen soll, werden
sie nicht vergoldet sein, da wir jetzt auf den Winter zugehen. Auch möchte ich
in einer solchen Arbeit Ehre einlegen, denn ich käme nur, um zu zeigen, daß ich
etwas herzustellen verstünde; nicht so sehr wegen des Verdienstes als wegen der
Ehre und der Liebe zum Meister von Euer Gnaden. Es würde mir das Bewußtsein
genügen, Dinge zu machen, die neben den seinen stünden, und die er nicht ver-
achtete. Aber in so kurzer Zeit kann ich es nicht schaffen, denn noch ist ein Paar
für eine unserer Mitbürgerinnen herzustellen, das sehr prächtig wird und nach
Lieferung 200 Dukaten kosten wird. Die beiden sind jetzt vergoldet, es fehlt nur
mehr die Bemalung, so daß, wenn Euer Gnaden warten kann, bis sie geliefert
sind, ich Sie mit größtem Vergnügen bedienen werde und auch zu Euer Gnaden
kommen werde, um den Kontrakt abzuschließen, wenn es Euer Gnaden gut scheint.
Um schnell zu arbeiten, will ich alles tun, was einem italienischen Ehrenmann
möglich ist, der nichts anderes will, als sich Euer Gnaden zu empfehlen. Gott
schütze Sie und Mantegna. In bester Gesundheit verfaßt am 16. September 1462
von Ihrem ergebenen Diener hlarco Zoppo aus Bologna, Maler in Bologna.
An die berühmte und hervorragende Frau, Frau Barbara von Gonzaga, meine
einzigartige Herrin. Mantua"19.
Wenn wir in eine knappe Kommentierung des Textes eintreten wollen, ist zu-
vörderst die Tatsache von Zoppos Einladung nach Mantua zwecks Herstellung
von zwei Cassonipaaren auffallend. Unklar, und wohl kaum befriedigend zu
deuten, ist der ursprünglich gewünschte Fertigstellungstermin für Weihnachten
1462. Dennoch will Zoppo die Arbeit übernehmen und zwar wegen der Liebe
zum Meister", worunter nur Mantegna verstanden werden kann, und bei jeder
Ganz- oder Teilverölfentlichung des Textes auch verstanden wurde. Die noch-
malige Einschließung von Mantegnas Namen in die Grußformel ist besonders auf-
fallend. Leider hat Zoppo, wie er andeutet, vom Überbringer des Schreibens der
Barbara Gonzaga noch mündliche Mitteilungen bezüglich seiner Einladung
erhalten vielleicht nicht bloß die Angabe des Termins, sondern auch die Andeu-
tung, daß Nlantegna auf seine Arbeit Wert legen würde, ja vielleicht, daß Mantegna
die Vorlagen für die praktische Durchführung entworfen habe. Zoppo war um
diese Zeit überhaupt reichlich im Möbelfach tätig am 22. jänner und 17. Februar
des gleichen Jahres erhielt er von der Fabbrica di S. Petronio Zahlungen für die
Bemalung von Bänken dieser Kirche mit dem Bild des Titelheiligen und dem
Legatenwappen. Zoppo war Mantegna kein Unbekannter. Um zwei Jahre jünger
als Mantegna, waren beide wohl gemeinsam in der Werkstatt des Francesco
Squarcione zu Padua tätig, jenes Squarcione, der Zoppo am 24. Mai 1455 adop-
tiert hatte, später aber diesem und Mantegna Anlaß zu verdrießlichen Streitigkeiten
gab, die nur gerichtlich geschlichtet werden konnten. In Squarciones Betrieb hat
Zoppo wohl auch das Hantieren mit plastischen WerkstnHen, Gips, Reliefs und
dergleichen gelernt. Vasari spricht von einer dauernden Zuneigung, die Mantegna
für Zoppo empfand 20. Es scheint daher durchaus im Bereich der hlöglichkeit,
daß Mantegna selbst die Markgräfin auf die wertvollen Kenntnisse seines Freundes
hingewiesen haben könnte!
Wie durch ein Verhängnis sollte bisher den Kennern der Klagenfurter Cassoni
der Brief Zoppzus unbekannt bleiben und jenen Gelehrten, die vom Inhalt dieses
Briefes wußten, die Existenz der Cassoni verborgen sein. Kristeller, der die Klagen-
furter Reliefs noch nicht kennen konnte, bringt als erster den Brief mit Mantegna
zusammen, allerdings nur in den Dokumenten"; sein regestenartiger Auszug
nach Braghirolli zitiert enthält gerade eine Stelle, die nicht von den Cassoni
sprichtzl. Von Kristeller übernahm Eisler seine Erwähnung des Zoppoaßriefes
und zitiert einen Auszug aus dessen Regesten Z2. Der einzige, der den Schlüssel
19
Sch
wnlCk bci Lienz. dit Rcsidmz der
rafcn v0!
zur Lösung in der Hand gehalten hätte, ihn aber, vielleicht aus Flüchtigkeit, nicht
verwertet hat, war Paul Schubring er verrät die Kenntnis des gesamten Brief-
inhalts aus dem Buch Braghirollis, dessen Namen er allerdings so falsch wieder-
gibt Borghirolli! daß daraufhin das Buch niemand hätte wiederfinden können
und weiß auch von der Existenz der Truhenreliefs Z5. Die späteren Bearbeiter
des Stoffes haben, wie es scheint, den Brief Zoppos wieder aus den Augen ver-
loren.
Man darf nicht erwarten, daß eine lückenlose Beweisführung für die Autor-
schaft Zoppos an den Truhen vielleicht durch Stilvergleich mit den gesicherten
Gemälden des bolognesischen Meisters erbracht werden könne. Durch die Um.
setzung eines malerischen Entwurfs in die Technik des Stuckreliefs sind nicht
nur, was die Untersuchungen über die Klagenfurter Museumsstück immer wieder
betonen, die Spuren des Stiles Mantegnas verwischt, sondern auch Zoppo konnte
sich hier nicht so entfalten, daß seine Art sogleich erkannt werden müßte. Zoppos
Aufgabe war es ja, wie allgemein angenommen wird, einen Entwurf Mantegnas
in Relief durchzuführen. Da wir andere Arbeiten solcher Art von der Hand Zoppos
nicht besitzen, läßt sich von seiner Malweise her keinerlei Rückschluß auf die Rich-
tigkeit dieser versuchten Zuweisung ziehen. Dennoch darf man mit aller gebotenen
Vorsicht vermuten, daß der Zoppo mündlich gestellte Termin, die Cassoni zu
Weihnachten 1462 zu liefern, wohl keine conditio sine qua non gewesen sein wird.
Aus der Familiengeschichte des markgräflichen Hauses wissen wir für diese Zeit
keine wesentlichen Ereignisse, welche die plötzliche Anschaffung der Truhen
erforderlich gemacht hätten. Man wird daher in Mantua zugewartet haben, denn
Meister, die kunstgewerblich hochwertige Möbel herzustellen verstanden, werden
damals wohl auch nicht allzu dicht gesät gewesen sein. Mantegna vor allem wird
darauf gedrungen haben, die praktische Durchführung seiner Vorlagen einem
Manne überantworten zu können, von dessen Leistungsfähigkeit er überzeugt
sein durfte. Aber auch von Zoppo kann vorausgesetzt werden, daß er die ihm win-
kende Verbindung mit einem der vornehmsten Häuser Oberitaliens nicht mehr
abreißen lassen wollte. Eine ehrenvolle Berufung mit der Aussicht auf gut bezahlte
Arbeit man denke an die im Brief geschickt eingeflochtene Preisandeutung!
muß damals jedem Künstler willkommen gewesen sein. Es ist demnach nicht
unmöglich, daß Zoppo im Frühjahr 1463 zufällig das Geburtsjahr Paolas!
die nötigen Förmlichkeiten in Mantua abschloß, an die Arbeit ging und die Truhen
vielleicht noch im gleichen Jahre vollendet hat.
Sollte die hier angestellte Verbindung der Klagenfurter Reliefs mit dem Namen
des Marco Zoppo einer späteren Kritik vielleicht auch nicht standhalten, so wäre
doch der Umstand, daß wir hier diese kostbarsten und wahrhaft international
bedeutsamen Gegenstände des Kärntner Landesmuseums wieder einmal in den
Vordergrund des Interesses zu rücken versucht haben, an sich wertvoll genug.
Könnte doch dieser Beitrag dazu anregen, den Reliefs innerhalb der Schauräume
des Museums endlich eine ihrem hohen Wert entsprechende Aufstellung zu gönnen
und vielleicht die Denkmalpflege ermuntern, die noch in Millstatt befindliche
Truhe vor gänzlichem Verfall dadurch zu retten, daß sie dem Museum übergeben
würde, wodurch die Hoffnung berechtigt wäre, daß eines der Reliefs wieder mit
dem Möbel vereinigt werden könnte, für dessen Zier es geschaffen wurde.
20
Milcsi. Richard Mantcgna und die Reliefs der ßraultruhcn Paula
Gonzagas. Klagenfurt. 1954 Kirntncr Museumxwhrihcn. um 1.
Eislcr. Robert D11 Hnchzcilstruhcn dcr lctzlcn Irälin von Görz.
111 1111111. 11. k. k. 21111111-111111111111111111 m1 1211111111111"; 11. 51111111111;
d. Kunsl- hismr. DChklhiliC. N. F. Wien W05. Sp. 65KI76.
1211m, 1. .1. 1151110011.
011111.11. 1. o. 51166-141
ß1-1111.-1,1. 1. 0. Sp. 1427153.
A. 1. o. s. 1.
Fioccn. liuscppt Mantegna. Mihno 1937. S. 97 lUl.
ßA.1. o. 1a.
A. 1. o. p. 1491., 152.
Mkristcllcr. P1111 Andrea Mantegm. Berlin-Leipzig 1902.
II Knapp. Fritz Andrea Manlcgna. 2. Aurl. Sxuxxgan o. Klassiker
d. Kuns Bd. 16 S. XXVlllH.
'1Tiezze-Conrat, Erika Manregna. London 1955. S. 248.
13 Cipriani. R. Tun pillun dcl Mamegna. l. cdiz. Milano 1956
Biblimcc d'art Rizzoli. Bd. 22- 23.
Billo. Luisa nozz di Paula Gonzaga Bolzano. In Sludi Trcnrini
di sncnz slorich 15 Tnnm 1934 S. 5. 1B.
15 Hann, Franz Die Stuckrclieii der Hochzcitslruhcn der letzten Gräün
von Görz und die Kunst Andrea Mantcgnas. ln Calinlhia l. 98 Kla-
gcnfun 1908 S. 11.
10511111, 1.1. 0. Sp. 101.
Eislcr. a. a. O. Sp. 128i
11111111 11199 s. 25a.
Für wertvolle Übersetzungshilfe hab ich Hrnn Prvf. Dr. Viktor
Münster zu danken!
1".,Amü egli 111111111 011111 111 11111111 111111111 711111111 1101111111111, P11
csnrsi allcvnro con csso loro sann la dixiplina dcllo Squurcion
in der vix di Andrca Mantegnz. zu. nach Vmn 1.; V11 ..
Trinke, 111112. s. 390.
llK1iclc.l.le-r, 1. a. 0. S. 521, Dokumcnlc 26 .. 1111m io voria"
1111 .non dcsprixizndo 1111".
13 Eislcr, a. n. O. Sp. 141.
73 Schubring. P2 Cassoni. Truhen u. Truhcnbildcr d. iral. Früh-
renzisszmce. Leipzig 1915. s. 151.
Alte Wohnräume, im Museum aufgestellt, sind eine
problematische Sache. Nicht so sehr darum, weil
sie, allzu fühlbar deplaciert" und zweckentfremdet,
dem Durchschnittsbesucher trübselig öde erschei-
nen, als geisterte dort der fade Alltag von einst;
zumeist ist ja nur die Einrichtung echt, das Gehäuse
aber recht und schlecht nachgebildet, ein natürlicher
Kern in künstlicher Schale, und diese leialbheit wird
gerade der interessierte oder sachkundige Besucher
unangenehm emptinden.
Den Besuchern des llistorischen Museums der
Stadt Wien präsentiert sich innerhalb der vor einigen
Monaten eröffneten Schausamrnlung des 19. und
20. Jahrhunderts eines der schönsten Wiiener
FImpire-Interieurs in voller Wirklichkeit ein Salon
aus dem heute noch bestehenden Palais Geymüller
in der Xvallnerstraße, strahlend in Weiß und Gold
und mit tiguralen und ornamcntalen Wanddekora-
tiunen, die kunstvoll mit Temperafarben auf Seide
gemalt sind. Den llaupteffekt bilden vier lebens-
große, schwebende Frauengestalten, in zartfarbige
Schleier gehüllt, die pompejanischen Fresken nach-
gebildet sind. Um die vier Hauptfelder sind kleine
proportionale Felder mit allegorischen Gestalten
und längliche Ornamentfelder symmetrisch an-
geordnet, und das ganze System wird durch Friese
zusammengefaßt, oben durch einen Ornament-
frics, unten durch einen Bilderfries mit regelmäßig
wechselnden Motiven. Die spielenden Tritonen,
die bunten Vögelchen und die reliefartigen Köpfe,
die wir hier finden, sind ebenfalls aus der pompe-
janischen Wandmalerei entlehnt. Die Felder aus
brauner oder goldgelber Seide heben sich kräftig
von dem Untergrund aus taubengrauer Seide ab,
von dem sie überdies zartprofilierte weiß und goldene
Llmrahrnungen trennen. Die Dekoration wird ver-
vollständigt durch vier typisch klassizistische Supra-
purten en grisaille, die vermutlich die Lebens-
alter darstellen, durch zwei hohe Wandspiegel und
einen Kamin aus grauem Bardigliomarmor mit
Bronzebeschlägen und Fayenceverkleidung. Um
Raumausschmückung zur vollen Geltung
zu bringen, ist bei der Aufstellung im Museum auf
Mobiliar weitgehend verzichtet worden es
beschränkt sich auf zwei Konsoltische und, nebst
einigen anderen dekorativen Dingen, auf eine große
Prunkvase der Wiener Porzellanmanufaktur von
1817. Übrigens waren derartige Gesellschaftsräume
auch zu ihrer Zeit eher spärlich eingerichtet, aus
Gründen, die tief im ästhetischen Empfinden der
Epoche wurzelnl.
Der Salon befand sich ehemals im ersten Stockwerk
des rechtsseitigen Hoftraktes des Palais in der
XVallnerstraße 8. Das um 1688 für Feldmarschall
Graf Aeneas Sylvius Caprara errichtete Gebäude
hat oftmals den Besitzer gewechseltl. im Dezember
1798 kauften es die Brüder Joh. Heinrich und
Joh. Jakob Geymüller um 135.524 Gulden. Wenige
Monate zuvor hatte dort Bernadotte als erster Bot-
schafter der Republik Frankreich am Wiener Hof
residiert, und hier war es auch am 13. April 1798
zu jenem berühmten Krawall um die erstmals in
Wien gehißte Trikolore gekommen. Die aus Basel
gebürtigen Brüder Geymüller, schon damals best-
diese
bekannte Bankiers, ließen das Palais oHenbar bald
nach dem Ankauf im Geschmack ihrer Zeit um-
gestalten; das Jahr des Umbaues und auch die damit
beauftragten Künstler haben sich bisher nicht fest-
stellen lassen. Damals ist unser Pompejanisches
Zimmer entstanden. Über das verschwenderische
Treiben im neugeadelten Hause Geymüller hat
u. a. Castelli in seinen Memoiren berichtet. Man
wetteiferte mit den alten Familien in Luxus und
suchte sie zu übertreifen. Zuzeiten gehörte den
Geymüller Schloß Pötzleinsdorf, der Kaisergarten"
nachmals Palais Erzherzog Rainer und, neun
Jahre lang, auch das Schloß der Grafen Fries in
Vöslau. Von diesen Besitztümern blieb nach dem
Zusammenbruch des Bankhauses im Jahre 1841
nur das Palais in der Wallnerstraße im Besitz der
Erben Joh. Heinrich Geymüllers, die erst 1897
an Franz Freiherrn von Puuthon verkauften. Von
diesem erwarb es 1904 der niederösterreichische
Landesausschuß, der dort einige Räume dem in
Gründung befindlichen Niederösterreichischen Lan-
desmuseum überließ. Bei den Instandsetzungsarbei-
ten zwischen 1907 und 1909 ist unser Pompejanisches
Zimmer recht eigentlich entdeckt worden die
Wanddekoration fand sich wohlverborgen hinter
einer tapezierten Holzverschalung, eine sehr leb-
hafte Dokumentation des raschen Geschmacks-
Wandels im 19. Jahrhundert. Damals wurden auch
in einem anderen Empire-Salon des Hauses antiki-
sierende Fresken aufgedeckt. Arthur Roessler hat
über die Auffindung der beiden Interieurs 1909
berichtet-l. Es ist trübselig, zu sagen, daß die gut
erhaltenen Fresken vor kurzer Zeit mit Zustim-
mung des Bundesdenkmalamtes neuerlich über-
tüncht worden sind.
Das Pompejanische Zimmer war als Gegenstand
der Sammlungen des Niederösterr. Landesmuseums
ab 1911 öifentlich zugänglich. Vancsa hat im Muse-
umsführer von 1918 ein paar Worte darüber ge-
schrieben4. Als das Landesmuseum 1923 in das
Palais Clary-Aldringen, l., Herrengasse über-
siedelte, nahm es das Zimmer einfach mit. Die
Wandverkleidung mit den Seidentapeten und den
beiden Spiegelmotiven, die Türen, Spaletten und
der Marmorkamin wurden aus dem Raum gelöst
und im neuen Haus wieder aufgestellt, wobei die
Fensterwand in Anpassung an dortige Gegebenheiten
etwas verändert werden mußte. Im Palais Gey-
müller verblieben die Fenster, die Verkleidung
der Eingangstür und natürlich die Stuckdccke,
ansonsten kahle Wände. S0 seltsam ausgeschlachtet
zeigt sich der Raum noch heute. Im neuen Landes-
museum hat man anscheinend dem Pompejanischen
Zimmer keine besondere Bedeutung mehr beige-
messen, der Museumsfiihrer von 1925 verschweigt
es. Schließlich wollte man den Salon überhaupt
los sein. 1940 wurde er über lntervention der
damaligen Reichsstatthalterei vom damaligen
Museum des Reichsgaues Nicderdonau den Städti-
schen Sammlungen ins Eigentum übertragen; als
Gegenleistung übergaben die Städt. Sammlungen
den Kettlacher Fund aus den Beständen der Samm-
lung Franck als Dauerleihgabe 5. Das kostbare
und überaus empfindliche lnterieur lag dann jahrelang
21
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J. -..1.m.,
Mann-Pixel Maß;
des Raumes. Als besonders verdienstlich ist hier die
Restaurierung der vielfach bcshäd.igten Seiden-
tapeten durch Herrn Zich zu erwähnen. Erneuert
mußte nur die Grundbespannung aus taubengrau-
blauer Lyonet Seide" werden, die irgendeinmal,
weil stellenweise ausgeblaßt und fleckig geworden,
mit gleichtintiger Leimfarbe überstrichen" worden
war Roessler. ln der zweiten Phase der Wiederher-
stellung wurde die ursprüngliche glanzvolle Schön-
heit des Salons in möglichstet Vollendung wiederge-
wonnen. So wurden im Palais in der Wallnersttaße die
Fensternischen ausgemessen und die Profile der dort
noch vorhandenen originalen Fensterflügel abgezeich-
net, und dann mit Hilfe dieser Ermittlungen die Spalet-
tcn und Parapete richtig gesetzt und neue Flügel,
Oberlichten und Fensterbretter gezimmert. Beim
Zusammenbau des arg beschädigten Marmor-
kamins, den dann der Steinmetz wieder völlig
hergerichtet hat, fand sich auf der Rückseite der
dreiteiligen Fayenceverkleidung ein eingebrannter
Firmenstempel, der ihre Herkunft aus Paris erweist.
Der normalerweise offene Kamin, der ia nun der
glatten XWand vorgeblendet ist, wurde mit einem
polierten Messingblech in profiliertem Rahmen
24
verschlossen. Eine heikle Arbeit war die Erneuerung
des Anstriches und der Vergoldung von Türen
und Lambris alles war ja mit grauer Farbe häßlich
angestrichen, zahlreiche inldprotile überschmiert
oder total verrieben. Nach Abdeckung von vier
oder fünf Farbschichten kam die ursprüngliche
Farbe zutage, ein stumpfes Weiß, kaum merkbar
grau getönt, und so ist dann alles mit Wachsleime
farbe neu gestrichen worden. Die joldproiile hat
Museumsrestaurator Rudelstnrfer unter Verwene
dung von Blattgold wiederhergestellt, wobei nicht
Wenige von Grund auf neu vergoldet werden
mußten. Dabei und bei vielen anderen dieser Arbei-
ten hat Museumsfacharbeiter Georg Weiss intensiv
mitgehnlfen. Eingangstür und Fenster wurden
mit Antikglas versehen, einem in Deutschland
erzeugten mundgeblasenen Glas. Die Oliven für
die Fenster, in drei verschiedenen Größen, und
verschiedene andere Messingbeschläge wurden nach
Abdrücken, die wiederum in den ehemaligen Hmpiree
Zimmern in der Wallnerstraße genommen werden
konnten hiefür gebührt dem kgl. britischen
Konsul Mr. W. Hair Dank neu gegossen und von
Museumsschlosser Scharer hergerichtet. Der Kamin-
10
11
Allegorie der Vergänglichkeit,
Supraponc über dünn Kamin-
spiegel du's Salnm. Tempera
Leinwand
Vurlagl zu Abb. 8. Kupfcrstith
nach einem pompqianischen
Wandgcmäldc. A. a. 0.. Bd. 7.
Tafel Ll, Neapel 1779
Salon aus dem Palais Geylnilller-
Capmra. ncu aufgcslclll iln Histo-
rischen Museum der Stadt Wien
Tntontnszcncn vom UHICICII Bil-
derfrics des Salons. Tcmpcrz auf
Seide
Vorlagen zu den Abb. ll. I2.
Kupferstich nach polnpeianischsn
Wandgcmildrn. A. .1. 0., Bd. 7.
Tafel LXI
spiegcl ist nun blind, um Beleuchtungsreflexe
zu vermeiden. Das Zimmer ist indirekt beleuchtet.
Ein Luster könnte schwerlich angebracht werden,
da sich ja an Stelle des Plafonds ein Velum beFmdet.
S0 wurden, für den Beschauer unsichtbar, hinter
dem zweiten Fenster ReHektoren angebracht, die
die Wände vollkommen ausleuchten. Mit der Re-
staurierung der Malereien wurde die Wieder-
herstellung eines Raumes beendet, der ein erlesenes
Beispiel für vornehme Wiener Raumgestaltung um
1800 bildet.
Empire-Interieurs, insbesondere gemalte, sind in
Wien nicht allzu häufig, und ein anderes veritables
Pompejanisches Zimmer hat sich hier uiohl kaum
erhalten.
Wechsel su schunungsvoll vorgegangen wie in
unserem Fall. Man darf aber annehmen, daß es
seinerzeit nicht wenige, wenn auch nicht immer so
erstklassig ausgeführte lnterieurs dieser Art gegeben
26
Nicht immer ist man bei ieschmacks-
hat. Etvra seit 1790 wurden hier Zimmerwände
mit antiken Motiven bemalt, anfangs wohl nur
mit irotesken in Renaissancefrxrixi. So bot in der
Wiener Zeitung vom 1. Juni 1793 die Tapeten-
fabrik Hieronymus Löschenkohl eine ganz neue
Art von Spalieren" an, die nach der Manier der
Logen Raphaels, Welche jetzt die beliebteste Mode
ist", verfertigt waren. Daraus mag sich rasch die
Pompejanische Mode entwickelt haben, eine charake
teristische, wenn auch gexviß nicht die typischeste
Dekoratinnsart des Empire. Man scheint in Wien
bis zur Kongreßzeit daran Geschmack gefunden
zu haben; anderswo länger, man denke an den
Pompeianischen Saal in Klenzes Festsaalbau der
königlichen Residenz in München 1832 4842.
Als Vorlage dienten die zahlreich kursierenden
Stiche von den Funden in Pompeji und Hercula-
neum, die ja im späteren 18. Jahrhundert alle Welt
beschäftigt haben.
Für unseren Salon hat als Vorlage offenbar das neun-
bändige Kupferstichwerk Antichitä di Ercolano",
Neapel 1755 bis 1792, gedient, sozusagen die offi-
zielle Puhlikatinn, die neben der Abbildung auch
eine ziemlich genaue Beschreibung des Gegenstandes
und emsige, aber wenig ergiebige Anmerkungen
enthält. im dritten Band, Tafel XXVlll bis XXXI,
finden sich die Vorlagen für die schwebenden Frauen-
gestalten, bei denen es sich ja offensichtlich um
Bacchantinnen handelt. Vancsa hat seinerzeit in
Unkenntnis dieses Werks auf andere Vorbilder
hingewiesen, und zwar auf eine lxiupferstichserie
von Luigi Agricola, betitelt Baccante deliErco-
lnno", und auf eine Reihe von iouachen von Gio-
vanni Volpato, die sich ehemals in der iemälde-
galerie der Wiener Akademie der bildenden Künste
befunden haben dort aber leider im Krieg zugrunde
gegangen sind. Die Urbilder aller dieser Bacchan-
tinnen betinden sich, wie heute an Hand der über-
reichen Literatur über Pompeji leicht festzustellen
ist, im Museo nazionale in Neapel; sie stammen
aus der schon um 1750 ausgegrabenen Villa des
Cicero", die, damals wieder zugeschüttet, irgendwo
vor dem l-lerculaner Tore Pompejis liegen muß.
Dort wurden acht solcher Bacchantinnen gefunden,
die übrigens nur 15cm hoch sind, was ein wenig
überrascht. Der unbekannte Künstler, der unseren
Salon ausgeschmückt hat, ist von seinen Vorbildern
mehrfach abgewichen zwei der Bacchantinnen sind
seitenverkehrt wiedergegeben, die Farben der Je?
wänder die der Künstler ja aus der Beschreibung
kannte vertauscht oder verändert, und aus dem
goldenen Gefäß, das das Mädchen mit dem Thyrsos-
stab auf dem Kopfe trägt und dessen lnhalt der anti-
quarischen Gelehrsamkeit des 18. Jahrhunderts
Rätsel aufgegeben hat, wurde ein Binsenkorb mit
Früchten. Die künstlerisch freie Behandlung der Vor-
lagen zeigt sich auch in der verdichteten Kum-
position der Tritonenszenen oder in der regelrechten
Aufteilung einer pompejanischen Sockelbemalung,
siehe die Abbildungen. In Antichita di Ercolann"
findet sich auch die Vorlage für eine der ärisaille-
Supraporten, eine sinnende Frau, die der Künstler
als Vorbild für die allegorische Darstellung der
Vergänglichkeit gewählt hat.
Die gesamte Dekoration folgt mit ihrer Sywnmetrie
13 Salon
Caprz
rischc
14 Empi
Auen
mit
grüne
1a Man
der Ll
Annn
16 Allcg
Ciuen
Gcyu
Figur
gebik
Salon
15,11,
aus dcm Palais Gcymüller-
n'a, neu aufgestellt im Hum-
Muvtlun dtr Stadt Wicn
rc-Salun aus dem Palais
pcrg vonnaliger Zustand
ärisnillo-Dtkoratiolll-II auf
Sudv.
njoscpha Vigano, als "Tochter
im glcichuavnigun Baum.
ymcr Kupfcrstich um 1m
oric des Weinbau von
kleinen Wnndfcld dvs
lullcr-Salnlus. Die gltidlt
finde! ich auch auf dcr ub-
u-m. Wund du's Aucrsperg-
und mit den regelmäßigen Proportionen klassizisti-
schen Prinzipien. Auch ihr Programm wurzelt ganz
in Ideen der Zeit. Riegl hat auf die gedankliche Ein-
heit der Dekorationsinhalte des Empire hingewiesen
Ein bestimmter Gedanke durchzieht ihre Motive,
namentlich soweit sie rigürlicher Art waren. Es
handelt sich dabei hauptsächlich um allegorische An-
spielungen, Embleme, die mit der Bestimmung des
Raumes, mit dem Charakter des Bewohners und der-
gleichen zusammenhängen"7. lst in diesem Sinne
nicht die Dekoration unseres Salons höchst passend
für ein Gesellschaftszimmer? Die schwebenden
Frauengestalten verleihen dem Raum festlichen
Glanz, die reizenden Bildchen des Frieses und die
Landschäftchen mit watschelnden Enten auf der
Fayenceverkleidung des Kamins lassen einen ver-
spielten Ton aufklingen, der wiederum gemäßigt
wird durch den Ernst der Supraporten. Es ist
unverständlich, daß Kamin und Supraporten ge-
legentlich als spätere Zutaten empfunden worden
sind.
Die Frauengestalten sind, wie schon gesagt, Bac-
chantinnen, eigentlich mimische Tänzerinnen. Ge-
gen Ende des 18. Jahrhunderts war die Tanzkunst
der Griechen wiederentdeckt worden, mit jener
Inbrunst, die dieser Zeit eignet. ln XVien war es
zuerst Maria Medina Vigano, die in durchsichtigen
Gewändern griechische Tänze, oder was damals
dafür galt, vorführte. 1793 erregte sie als Tochter
der Luft" im gleichnamigen Ballett ihres Gatten
ungeheure Begeisterung. Im Wiener Theater-
almanach für 1794 jubelt ein ungenannter Dichter
Sie hat uns die Kunst der Griechen gebracht!
Es stimmt nachdenklich, von De la Garde, dem Sit-
tenschilderer des Wiener Kongresses, zu hören,
daß Rosalie Geymiiller, seit 1807 Gattin des jüngeren
Joh. Heinrich Geymüller, wegen ihres ätherischen
XVuchses" die Tochter der Luft genannt wurdeä.
Vielleicht besteht ein bewußter Zusammenhang
zwischen dcr Tanzkunst der Vigano, den schweben-
den Frauengestalten unseres Salons und dem
Necknamen Rosalie Geymüllers, die ja gew'iß in
diesem Raume Feste gefeiert hat. Vielleicht zeigt
sich hier auch nur die eigenartige Enge der Gedan-
kenwelt des Empire.
Über die Entstehung des Salons ist urkundlich nichts
nachzuweisen. Roessler hat die Malereien für das
Werk eines französischen Künstlers gehalten, der
vielleicht zur Zeit, als die französische Botschaft
diesen Barockpalast bewohnt hat, aus Paris nach
Wien berufen worden war". Das ist unwahrschein-
lich, denn Bernadotte ist am 8. Februar 1798 an-
gekommen, wenige Wochen nach der Ratifikation
des Friedensvertrages von Campo Formio, und
schon am 15. April 1798 wieder abgereist". Nun,
wenn auch die Fayenceverkleidung des Kamins,
wie oben erwähnt, aus Paris importiert worden ist,
so scheint es doch nicht notwendig, für die gesamte
Dekoration einen französischen Künstler bemühen
zu müssen. Abgesehen davon, daß unser Salon nicht
recht in die Vorstellungen von französischer Empire-
Innendekoration passen will, finden sich gewichtige
Belege, die für wienerische Provenienz sprechen.
Im Palais Auersperg befindet sich noch heute ein
Empire-Salon mit en grisaille bemalter Seiden-
bespannung, der wenn man ihn auch schwerlich
ein Pompejanisches Zimmer nennen möchte
viel Verwandtes mit unserem Salon aufweist. Türen
und Lambris scheinen von derselben Hand entworfen
zu sein, die Grisaille-Supraporten fehlen nicht,
und schließlich finden sich unter den zahlreichen
allegorischen Figuren, die dort die Wände gleichsam
überspinnen, solche, die identisch oder fast identisch
sind mit Figuren aus den Nebenfeldcrn unseres
Salons. Es gibt für diese Personirikationen offenbar
eine gemeinsame Vorlage, die gewiß nicht aus Pom-
peji stammt, vielleicht aber aus der Fügerschule.
Im Palais Auersperg erfolgte die klassizistische
Umgestaltung 1802 nach Entwürfen von Heinrich
Fischerlü, einem Künstler, von dem sonst nichts
bekannt zu sein scheint. Es bleibt vorläufig offen,
0b er nicht auch die Dekorationen für das Palais
Geymüller entworfen hat; und ebenso muß offen
bleiben, wer sie so virtuos ausgeführt hat. Es ist
schwierig, hier Namen zu nennen, da ja die grund-
legende Arbeit über die Wiener Dekoratiunsmaler
des Empire noch fehlt. Auch die Mitteilungen Th.
v. Frimmels Lexikon der Wiener Gemäldesamm-
lungen über die Beziehungen des Hauses Geymüller
zu zeitgenössischen Künstlern helfen nicht weiter.
Vielleicht schafft hier eines Tages ein Zufallsfund
Klarheit. Einstweilen soll uns genügen, daß das
schöne lnterieur in der Geborgenheit eines Museums
jeder Gefährdung entrückt ist.
Vgl. A. Ring Der Wicrcr Congrcss um. x. Mühe! und Innen-
dckoration, 189a. s. 191er.
Vgl. H. Iluctcr, Häuscr und Mcnschcn von Wi 1. Wien 191a.
s. 122m
Zwei lmericun au dem altcn XVi in ..las lnmricur". X. jg. 1909.
S. 21W. mit Abb. Vgl. auch Zwei AllAWiener Interieurs. vnu dcrlm.
in "Kunst u. Künstler". Xll. Ig. 1914. S. 54431
Führcr durch di Srhauszlmnllungun du u. S. Lnndcsmusculns. Wien
19131. s. u. 16,
Am" der 51m1. Sanuuluxlgen, 21. 714 ex 19441.
28
Vgl. R. Eigcnbcrger. Die Gemildegalnic ein. Wien 1927. Text-
band s. 442.
A. a. 0. 5.195.
001mm dcs Wicmrr Kongnrsas, hgg. v. a. iugilz, Münrhclu um
Vs. 19a. Rnsulic eigentlich Fricdcrikc Mm. Emzsline wurde
am 21. 0m. 1x01 jnh. Hcinnch Falkner-Gcylnüllvrs um" freund-
lkhr Min. von m. jiger-Sunstcnzu. Sladrarrhiv.
"Gcuslu. nrschirhlc der Hzupt- und Rcsidcnzstaxlt Wicn, 13a. s.
Wien 1307, s. 1x9 u. 194.
Laut "DEMO Wie Angabe in allen dnci Auflagen.
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Heinz Leinfellner zum 50. Geburlsiug.
für angewandte Kunsv, ist um Dezember
wurde. Von seinen zahlreichen Werken. die
inmrsien im Puusenruum der VVISHEF Slomso
auf dem Kohlenberg. 1950 erhielt Leinfellner
glied der Königlich belgischen Akademie.
llner, seit 1959 der Leiter der Meisterl
Jahre alt geworden. Er stammt aus
ichen und privaten Sammlungen des lr
rsien den Publikumsrüumen des Sch'
510d? Wien, 1952. 1954 und 1956 nuhr
Arbeiien stammen aus der letzten
seit
-... 3--... -..
die Marmor?
mgsdenkmol
lurde er Mit-
ERNST KOL
LER Die Kunstschule der Stadt Linz
Alsim Jahre 1947 in notdürftig adap-
tierten Räumen eines damals noch
unvollendeten Reprösentotionsbuues aus
der Hitlerzeit die Kunstschule der
Stadt Linz ihre Pforten öffnete. lauteten
die Prognosen mit gewissem Recht
nicht sehr günstig konnte diese merk-
würdige Schule. die in keines der gön-
gigen Schemen einzugliedern war.
denn mehr sein als das Produkt eines
typischen Nachkriegs-Kullurbooms.
würde sie nicht von selbst verlöschen.
sobald nach dem Fortfall der Zonen-
grenzen der Weg nach Wien mit seiner
altehrwürdigen Akademie wieder un-
gehindert offenstund?
Nun, in Linz zerbrach man SICh über
derartige Einwände nicht sonderlich
den Kopf und ging an die Arbeit;
der Erfolg gab den mutigen lnitiae
toren recht. denn heute besitzt die
Kunstschule Linz langst das Öffentlich-
keitsrecht. verfügt über einen stetig
wachsenden Bestand an Schülern, hat
bereits eine stattliche Anzahl von Ab-
solventen in die Welt geschickt, die
zum Teil schon zur ersten Garnitur der
Künstler Österreichs zählen und
vor allem gelang es ihr. die Grenzen
lokaler Bezogenheit zu sprengen heute
kommen junge Leute aus ganz Öster-
reich nach Linz. um dort künstlerische
Studien zu absolvieren, und nicht wenige
Ausländer verbrachten ein oder das
andere Semester an dem jungen
Institut. Erst im vergangenen Sommer
legte eine großangelegte Ausstellung
von Arbeiten aus den einzelnen Klassen
Rechenschaft ab über die geradezu
enzyklopädische Fülle der Leistungen
Grnphikkldsse Dr. Orlnen Karl Hochgallerer, Svizende. Tusche. 65x45 cm
Malklasse Prof. Dimmei. RudoK Wiesmger, Lundschufl mil Büumen. Öl. 69x98 cm
Blldhuuerklusse Prof. Rillen Werner Koblvnger. Weiblicher Torso, Zemenlguß,
m. 110 cm
Bildhnuerklasse Prof. RiHer. Josef Rems. Torso, Zemenlguß. ca. 110m
Bildhuuerldusse Prof. Rilier, Werner Koblmger, Pferd. Gips für Bronze. ccl. 40x30 cm
und Rnmiil
llnrlßh
ler Graphik, der Friedrich Neuge-
bauer vorsteht. Prof. Walter Ritter.
der bedeutende Grazer Bildhauer,
betreut die Meisterklasse für BlidiWOllCr
rei, die über Werkstätten für Modele
lieren sowie für Steirt- und Holzbild-
hauerei verfügt. Professor Wolfgang
Wersin ist schließlich Chef der Meister-
klasse für
werfen.
Innenarchitektur und Ente
Das wichtigste der Nebenfächer an
der Kunstschule Linz wird von Frau
Prof. Roxane Cuvay betreut; es handelt
sich um das Seminar für Material-
kunde und Technologie, das von Schüe
lern aller Meisterklassen besucht wird.
Frau Prof. Cuvay leitet außerdem die
Kinderzeichenkurse und das Seminar
Selbst-
verstandlich werden künstlerische Ana-
Kunst-
technisches Zeichnen und ähnliche
Randgebiete teils durch fortlaufende
durch Einzelveranslalturi-
für Kindergärtnerinnen.
tomie. und Kulturgeschichtc,
Kurse, teils
Studienreisen und rauf-
gen gepflegt.
enthalte im ln-
das Bild der
Weiterung des Lehrplanes der Kunst-
schule ab.
und Ausland runden
Bemühungen um die
Vielleicht ist all das nicht so CPtlSCiWEiY
dend, handelt es sich hier doch bereits
um Fakten, urn ein Fazit aus Bestre-
bungen. die sich im Zusammenspiel
van Theorie und Praxis, van vore
gefaftter Planung und obiektivem Er-
gebnis geformt haben und immerzu
in Wandlung und Entwicklung sind.
Ursprünglich dachte man tatsächlich
kleine Akademie,
Konzentrat und Destillat cius großen
an eine an ein
Vorbildern. im Laufe der Zeit erwies
es sich. dal im Zuge der grundsätze
lich praktischen Einstellung iunger
Menschen auch zu geistig-künstlerischen
Problemen die Forderungen der Schüe
ler noch zweckhafter Bindung ihres
Strebens
In diesem Sinne werden die einzelnen
Möglichkeiten Gestal-
tung architektonischer Flächen ebenso
nicht zu übersehen waren.
monumentaler
gepflegt. wie sich eine eigene Klasse
für Gebrauchsgraphik konstituierte. Die
Meisterschule für Innenarchitektur wlrd
praktisch nur von ,.ferligen", reifen
hauptsächlich Möbeltisch-
lern. besucht. die bemüht sind, vom rein
Menschen,
Handwerklichen her kommend zur
künstlerischen Konzeption vorzustoüen.
und die Klasse Neugebauer Schrift
und angewandte Graphik hat ia von
vornherein eine rein praktische Ziel-
Setzung.
Trotz diesem Trend zum Angewandten
ist die Kunstschule Linz keine Kunst-
gewerbeschule. denn sie ist 1a auf der
Überzeugung gegründet. daB auch
das Praktische ohne die Beseelung
durch das Musische bestenfalls tote,
zwar gekonnte, aber niemals wirkungs-
kräftige Form bleibt; so war eines der
großen Bemühen des Lehrkörpers
der Kunstschule, in Vorbereilungskur-
sen den ganz iungen Menschen über
haupt erst einmal die Möglichkeiten
die künstlerisches Sehen,
bietet es
zu zeigen.
Empfinden
ging darum. die Quellen des Kunst?
schlechthin
1958 wurde ein einjähriger Vorberei-
tungskurs für Sechzehn- bis Achtzehn-
jährige eingeführt, 1959 entschloß man
sich. diesen Kurs über eine Frist von
Jahren zu erstrecken,
es sich, dal künstlerische und mensch-
liche Reife unzertrennbar Hand in
Hand gehen. 1961 wurde daher das
ltufnahmecilter rigoros auf 18 Jahre
hinaufgesetzt, und nun gibt es lediglich
im Rahmen der Graphikklasse eine
und Denken
schaffens zu erschließen.
doch erwies
einiährige Grundausbildung für 16- bis
18iöhrige, in der Gestaltungslehre und
Naturstudium betrieben wird, Dieser
Spezialfall wurde deshalb so ausführ-
lich behandelt, um zu
welcher lntensität und GEWlSSeflhGfllgr
keit die Lehrer der Kunstschule um
ihre Schüler bemüht sind,
zeigen, mit
Ein letzter. aber wohl sehr wichtiger
Faktor, Kunst-
schule Linz beitrug Ihre Lehrer kam?
men menschlich und künstlerisch nicht
aus dem Vakuum internationaler Un-
verbindlichkeit, ihr Schaffen ist fest
in umwelts- und herkunftsmößigen
Gegebenheiten verankert, dabei natur-
der zum Erfolg der
lich absolut aufgeschlossen allen An-
regungen von außen, auf der anderen
Seite ebenso fern von provinzlerischem
ßlubovGelue. In gewisser Hinsicht kann
man die Schüler des Institutes um ihrer
lehrer willen beneiden.
37
Tasse Prof. Dimmel. OHo MlrN. Figuren. Öl, 78X115cm
Graphikklasse Dr. Orlner. Peler Slöger. Blaue Formen. Lack auf Papier,
60x44 cm
ucuruucnsgrupnlk. LEHYCI" nucnegger, nur rmcng
eriplukul, 653x475 cm
38
turaluaiie-quzaaiütett
Strawinsky
schünberg
Am 16. November 1961 wurde in
Wien die Vereinigung "Josef Hoffmann-
Seminar für keramische Gestaltung"
gegründet. Bei dem Gründungsakt
waren zahlreiche Vertreter offizieller
Institutionen und als Ehrengast Frau
Karla Hoffmann, die Witwe
Josef Hoffmann. anwesend. Im Namen
des Proponentenkomitees
nach
begrüßte
Kurt Ohnsorg die Anwesenden. Er
wies auf die notwendige Pflege der
handwerklichen Qualitäten in Ver-
schöpferischer Tätigkeit
im Sinne Josef Hoffmanns hin und
bindung zu
begründete mit folgenden Ausführungen
Name und Notwendigkeit dieses Semi-
nars ..Josef Hoffmann ist für uns nicht
nur der Name eines berühmten öster-
reichischen Architekten. Er ist der
Vertreter einer modernen Form des
Kunsthandwerkes. die durch ihren
Reichtum keines formgeberischen Sy-
stems bedarf. welches dann kontra-
diktatorisch alles andere ausschließt.
Er ließ alles gelten. was mit Begabung
angepackt Sein Wahlspruch
war .Laßt sie doch. alle. das wichtigste
wurde.
ist. es versucht einer etwas. irgend
etwas wird schon dabei herousschauenl
Er wußte vor allem von der Notwen-
digkeit des Handwerks daß wir
ohne die Qualitäten des Handwerks
stilistisch nicht weit kommen werden.
daß seine positiven Elemente auch bei
der Produktion der großen Zahl
erforderlich sind.
Anlößlich, des 90. Geburtstages von
Josef Hoffmann und der damit ver-
bundenen Gedüchtnisausstellung sprach
Nersüumten Chance
Josef Hoffmann'. Eine Formel. über die
man ohne weitere Verpflichtung zur
man von der
Tagesordnung übergehen kann. Eine
bequeme Ausrede für alle Nachahmer
und Schwätzer. die mit tlüchtigem Finger
die Neuerscheinungen durchblättern
und diesen Sammeleindruck unter dem
Begriff Weltgeltung fixieren.
Die Chance Hoffmann ist aber gar nicht
vergeben! Seine Grundsätze um jede
Möglichkeit des konkreten
Gegenstandes sind so aktuell wie ie
zuvor. Gerade die bei uns heute vor-
herrschenden Fanatismen der
formale
Form-
gebung mit all ihrer Einfallslosigkeit
und der förmlich davon abzuleitende
Verfall des Handwerkes bedürfen eines
Einschreitens im Sinne Hoffmanns.
Das große Mißverstöndnis der .reinen
Form', von den Nordlöndern sorg-
fältig vermieden. führt in eine Sack-
gasse.
Die Liebe zum Handwerk ist nicht als
sentimentale Neigung anzusehen. son-
dern als die noch wie vor vollkommenste
Möglichkeit des Menschen. sich mit der
Materie auseinanderzusetzen. Und diese
Auseinandersetzung kann man sich
auch nicht ersparen. Sie darf keinem
schöpferischen Menschen erspart blei-
ben. wenn er nicht an der Oberfläche
der Erscheinungen kleben bleiben will.
Das bedeutet natürlich Arbeit. Aber die
Abkürzung des Weges zum Wohlstand
sprich Kultur ist eine gefährliche
Sache, Sie wird leicht zu einem Ver-
brechen wider den Heiligen Geist.
Auf der Grundlage des Handwerks
zu forschen und zu gestalten. soll unsere
Aufgabe sein. den Reichtum der Materie
für uns und alle wieder zu entdecken
und ihn ohne Vorbehalt weiterzuver-
mitteln. Wir sind der Meinung. dofl
auch ein echtes Künstlertum nur aus der
Beherrschung entstehen kann. sowohl
aus der Beherrschung der eigenen
Persönlichkeit als aus der der Materie.
Wer sich ober der Mühe der Beherr-
schung der Materie nicht unterzieht.
Persönlichkeit
als auch Künstlerschaft als fragwürdig
gelten. Diese Verantwortlichkeit hat
bei dem kann sowohl
uns zur Idee des Hoffmann-Seminars
geführt."
im Anschluß daran gab Alfred Seidl
einen Bericht über den Stand der
materiellen Vorbereitungen. Die Ver-
einigung verfügt über Versuchswerk-
39
Kur! Ohnsorg, Schale und Henkelkrug aus Sleinzeug. 1961162
stätten in Wien lll. die fünf Räume im
Gesamtcusmaß von 350 m2 umfassen.
Eine Modellwerkstötte. eine komplette
Töpfereinrichtung, vier Brennöfen, eine
vollständige Gieß- und Mosseclufbc-
reitung, eine Glosieronluge und das
notwendige Werkzeug sind bereits
vorhanden.
Kurt Ohnsorg legte auch das erste
Arbeitsprogramm vor, das chemisch-
technische Experimente im Zusammen-
das in der nächsten Zeit behandelt
werden wird. gilt dem Koche! als handl
werklichem und künstlerischem Ele-
ment.
Diese Institution, die der Initiative Kurt
Ohnsorgs und Alfred Seidls entsprang
und deren Vorstand sich Zusammen-
selzt aus den Herren Dr. Werner
Kreidl, Dr. Hans Heiler. Kammerrat
Herber! Fritzsche und Dr. Werner
Back, verspricht ein Unternehmen
Kur! Uhn
des Josef
Gestaltungen gerade auch auf kera-
mischem Gebiete verlangt. Wien würde
damit nur eine Verpflichtung erfüllen,
die seit den Tagen der mittelalterlichen
Schwarzhafner bis zu den Künstlern
aus der Wiener Werkstätte immer
wieder realisiert wurde aus einer ur-
sprünglichen Liebe zum Werkstoff und
besonderem Sinn für Qualität und Nütz-
lichkeit diesem eine Form zu geben,
die dem Charakter des Materials, der
Funktion und den technischen Bedin-
gungen gerecht wird. Diese Grund-
haliung hatte im Rahmen der Wiener
Werksiütle und zur Zeit Michael Po-
wolnis und Robert Obsiegers schon
einer Blütezeit der Wiener Keramik
unserem Jahrhundert geführt.
Ohnscrg und Alfred Seidl. die. wie il
im Jahre 1959 im Österreichisct
Museum für angewandte Kunst geze
ten Arbeiten erkennen ließen,
dieser Tradition verpflichtet fühlt
geben die Gewähr. daß auch die Gegl
wart ihren echten Beitrag leisten
In diesem Zusammenhang können
bereits eine Reihe von Arbeiten
Ohnsorgs zeigen, die in der letzten
und Im Hinblick auf das Seminar
standen sind.
Siein
1961162
Dem Wechsel der künstlerischen Anschauung, der sich bei den freien Künsten. insbesondere bei der Malerei. seit der Jahrhundert-
wende in immer kürzeren Intervallen und gegensätzlichen Positionen vollzieht. steht die Tatsache gegenüber. daß auf dem
Felde der angewandten Kunst. seit der Wiederbelebung des Kunsthandwerkes zu Ende des vorigen Jahrhunderts. die grund-
sätzliche Erkenntnis über das Wesen der kunsthandwerklichen Schöpfungen unverändert geblieben ist. Seit John Ruskin und
William Morris. seit der Stitbewegung in Holland. der Wiener Werkstätte in Österreich und seit dem Bauhause in Deutschland
ist diese Einsicht zu einer allgemein gültigen Grundhaltung geworden. Diese Grundhaltung ist überzeugt. daß die kunstgewerb-
lichen Schöpfungen. die Gestaltung der dem Alltag dienenden Geräte, nur dann ihre Aufgabe erfüllen. wenn sie lebensnahe
Prägungen für die Umwelt des Menschen bleiben. wenn sie seiner persönlichen Lebenskultur zu dienen vermögen. wenn ihre
Gestaltung. ihre Form und ihr Schmuck aus dem Charakter des Materials, der Funktion und den technischen Bedingungen
resultieren. wenn ihre "Schönheit" schließlich von ihrer ..Wahrheit" herstammt. Diese Grundhaltung. die in der gegenwärtigen
Phase durch eine weltweite technische Entwicklung. durch einen gemeinsamen europäischen Markt und durch die Angleichung
der Lebensverhältnisse in den westlichen und nordischen Ländern international geworden ist und besonders günstige Bedingun-
gen vorfindet, scheint die Kraft in sich zu haben. aufeinen originären Stil des zwanzigsten Jahrhunderts hinzuführen. Nicht nur
der Kunsthandwerker. sondern auch der Konsument hat eine neue Beziehung zu den Dingen und Geräten des Alltags gefun-
den. Der Stuhl. das Trinkglas, der Kerzenhalter. das Eßbesteck. der Bodenteppich. der gekauft und benützt wird. die Art und
Weise der Umweltgestaltung. ist zu einer Aussage geworden. die gültiger und verpflichtender ist als das Bild. das an die Wand
gehängt wird.
Trotz eines beängstigenden Verschleißes an neuzeitlichem Formengut und eines ständig wachsenden Schroithautens der Zivili-
salion schreitet der aus der grundsätzlichen Haltung entstandene Entwicklungsprozeß einer zeitgemäßen Formgestaltung.
die Stil-Werdung des 20. Jahrhunderts. unablässig vorwärts. Der Einsatz und Beitrag der westlichen und nordischen Völker
war zu verschiedenen Zeiten verschieden groß und bedeutsam. Waren es in den ersten Dezennien unseres Jahrhunderts die
kontinentalen Länder. Holland. Österreich. Deutschland und Italien. die ihre Beiträge einbrachten. so sind es seit der Mitte
des 20. Jahrhunderts vor allem die nordischen Staaten. die eine avantgardistische Position einnehmen. Neben Schweden. Däne-
mark und Norwegen hat sich Finnland immer mehr in den Vordergrund geschoben.
Auch für Finnland liegen die Anfänge in der Zeit des Aufbruches zur Moderne. Im Jahre 1875 wurde der Finnische Kunst-
bewerbeverein gegründet, der zusammen mit dem Verband der finnischen Dekoratianskünstler Ornamo und dem Verein der
Freunde der Finnischen Handarbeit die Förderung des finnischen Kunsthandwerkes vorantrieb. Wie überall waren die ersten
Träger der Erneuerungsbewegung die Architekten. Aber schon die Finnlandschau auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900
zeigte. daß Finnland über einige starke Künstlerpersönlichkeiten auf dem Gebiet des Kunsthandwerkes verfügte. Und auf der
Weltausstellung in Paris vom Jahre 1937 mußte eine gewisse Vorrangstellung finnischer Erzeugnisse bereits zur Kenntnis genom-
men werden. Die erste Nachkriegsausstellung. die 1951 in Zürich gezeigt wurde und die von Tapio Wirkkala und seiner Frau
Rut Bryk aufgebaut war, führte einer staunenden Mitwelt die Leistungen einer Nation vor Augen. die trotz einer ständigen
Bedrohung ihrer nationalen Selbständigkeit sich einen ungebrochenen und konsequenten Schaffensrnut bewahrt hatte. Die
kraftvolle nordische Eigenart. die den Ursprüngen noch näher zu stehen scheint. vermochte dem westlichen Formengut eine
Prägung zu geben. die als eine gewisse Erfüllung der von den Wegbereitern der Moderne erhofften Fernziele angesehen wer-
den rnuß. Das tlnnische Kunstgewerbe war in der Nachkriegszeit. wie Benedict Zilliacus sagte. zu einer "Speerspitze" des neuen
Forrnschaffens geworden. die ..gegen weitentfernte Ziele geworfen" wurde.
Mit der Ausstellung ..Finlandia". die gegenwärtig durch die europäischen Staaten wandert. hat Wien zum ersten Male Gelegen-
heit, den sogenannten ..t"innischen Stil" in seinen besten Leistungen kennenzulernen. Achtundvierzig Aussteller zeigen die
Schöpfungen von achtzig Entwerfern. Die Exponate reichen von den lndustrieprodukten bis zu individuell gestalteten Einzel-
objekten. Die Bedeutung der industriellen Serienproduktion für die meisten Gebiete der zeitgemäßen Gebrauchsgeräte isl in
Finnland rechtzeitig erkannt worden. lndustriebetriebe wie Karhula-Littala für Glas oder Wärtsilä-Arabia für Keramik sind
sich trotz wirtschaftlich gebundener Voraussetzungen bewußt. in ihren Erzeugnissen die künstlerischen Situationen darzustellen.
Es verwundert daher nicht. daß gerade diese finnischen Industrieprodukte heute auf dem Weltmarkt führend sind. Vor diesen
Formen erscheint die Frage unwesentlich. ob ein gutes Gerät handwerklich oder industriell hergestellt ist.
Die Schwerpunkte dieser Ausstellung liegen bei jener Gruppe von Arbeiten. für die Finnland schon immer ein hervorragender
Exponent gewesen ist bei den Erzeugnissen aus Glas und Ton und bei den Textilien. Die Entwerfer für Glas und keramische
Produkte bedienen sich der schier unerschöpflichen Skala von funktionell richtigen Formen. Bei den Teppichen. den Druck-
Stoffen und Boumwollgeweben steht jEdOCh die Farbe ganz im Vordergrund. In den langhaarigen. zotteligen Knüpfteppichen
lebt die ungebrochene Kraft der alten finnischen Tradition,
Alle Sparten. welche die Ausstellung zeigt. Glas. Keramik. Metall-. Holzarbeiten und Textilien, sind Leistungen eines Landes,
das in der Gegenwart hart um seine Unabhängigkeit zu ringen hat. Das nordische Erbe und die ständige Wachsamkeit den
äußeren Bedrohungen gegenüber ließ hier eine Gesinnung entstehen. die in der Klarheit. unbedingten Ehrlichkeit. im Sinn für
Qualität und Nützlichkeit. in einer ursprünglichen Liebe zum Werkstoff und zur Farbe ihre bevorzugten Wesenszüge sieht.
Die daraus entstandenen Leistungen scheinen uns daher ein Ausdruck für die besten Kräfte und Bestrebungen unserer Gegen-
wart zu sein. die sich hier in einem klaren und eindeutigen Spiegelbild darstellt. jenseits aller extremen und "verfremdenden"
Tendenzen. tn einer so mit ,.Stil" gestalteten Umwelt vermag der Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts zu leben als eine Per-
sönlichkeit mildem Anspruch aufindividuelle Umweltgestciltung. mit dem Sinn für Qualität. mit dem Bedürfnis nach Sauberkeit.
Klarheit und unbedingter Ehrlichkeit.
44
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Aschenschulen aus Glas van Helenu Tyncl! fur
Riihimden-Lasw. Riihimükl
Feuerfesies Gächirr von Ulla Procopä für
Wörlsilü-Arabia, Helsinki. Fuyenceleller miO
Dekor von Royu Ucsikkinen
48
EIN BEITRAG
ZUR ENTSTAATLICHUNG
DES GEISTIGEN LEBENS
Dr. Bruno Binder-Krieglstein. Direktor
der Steiermörkischen Landesbibliothek
und Sekretär des Kuratoriums des
Joanneums, Graz. hielt am 26, Sep-
tember 1961 einen Vortrag unter dem
Titel ..Kultur in der Gegenwart Das
Joanneum im Jahre 1961". dem wir
folgenden. eine wichtige und wesent-
liche Anregung enthaltenden Passus
entnehmen
..Wenn man der Realität des Jahres 1961
gerecht werden will. müßte man die
Dezentralisierung und Entslaotlichung
der kulturhistorischen Dokumentation
fordern. das heißt konkret gesprochen
es wäre die Aufgabe der einschlägigen
Gewerbezweige und Industrien sowie
ihrer sehr kapitalkrüftigen horizontalen
Verbände. jeweils ihreeigene historische
Entwicklung in Fachrnuseen darzustellen
und festzuhalten. wie dies z. B. die
Österreichische Alpine-Montan-Gesell-
schaft in ihrem Bergbaumuseum in
Eisenerz getan hat und tut. Dasselbe
hätte die Papierindustrie. die kerami-
sche Industrie, die Textil- und Beklei-
dungsindustrie. die Maschinenindustrie.
die Brauindustrie. die Mühlenindustrie.
aber auch die Landwirtschaft über die
Landwirtschaftskammer zu tun und so
weiterundso fortDamit wäre gleichzei-
tig dem Prinzip der Subsidiarität Rech-
nung getragen. und die Museen der
öffentlichen Hand wären frei für die
Konzentration auf einige wenige große
Aufgaben, die sorgfältig ausgewählt
und auf die Eigenart der jeweiligen
Landschaft abgestellt werden müßten."
Diesen Ausführungen ist nur hinzuzu-
fügen, daß in Österreich gerade in
Betrieben von höherem Alter oder in
größeren. alteingesessenen Familien-
betrieben Sammlungen bestehen. die
sich auf die Geschichte und die Ent-
wicklung des eigenen Hauses. auf die
Produktionsmethoden von einstmals und
ähnliches beziehen. die vor allem aber
bemüht sind. Muster- und Spitzenbei-
spiele der eigenen Produktion mit
Stolz und Liebe zu sammeln.
Ein sehr wesentliches Problem wird
durch die Frage aufgeworfen. wie
solche Betriebs- und Familiensammlun-
gen einer breiteren Öffentlichkeit zu-
gänglich gemacht. wissenschaftlich be-
treut und entsprechend publiziert wer-
den können. Wäre es auch nicht hier
notwendig, eine Art Dachorganisation
der Privatmuseen zu schaffen. ergäbe
sich auch nicht hier die Gefahr einer
gewissen Verbürokratisierung?
Eine weitere Möglichkeit. die vorwie-
gend von der Schwerindustrie realisiert
werden könnte. wäre die Erstellung van
"Schaubetrieben". in denen nach Pro-
duktionsmethoden vergangener Jahr-
hunderte gearbeitet wird. Der Ver-
fasser dieser Zeilen weiß von einem in
der Auvergne bei Ambert gelegenen
Musterbetrieb alter Papierherstellung.
dem ..Moulin Richard-de-Bas". der von
der "Associalion de la Feuille Blonche".
einer Organisation von Liebhabern
alter Bücher. mit größtem wirtschaft-
lichem Erfolg in einem alten, nie außer
Beniitzung gekommenen Gebäude mit
den originalen Pressen und Maschinen
betrieben wird. Ohne Zweifel wird es
möglich sein. auch in Österreich eine
alte Hammermühle in der "Eisen-
wurzen" in Betrieb zu nehmen. Was
die musealen Möglichkeiten der Land-
wirtschaft anbelangt. sei auf das be-
rühmte Freilichtmuseum Skansen bei
Stockholm verwiesen. dessen alte Bauten
bewohnt und dessen Ländereien nach
alter Art von Menschen bewirtschaftet
werden. die die Arbeitskleidung ver-
gangener Tage tragen. Auch dieses
"lebendige Museum" ist finanziell aktiv
und beweist, daß kluge didaktische
Experimente ganz konkrete Früchte
tragen.
DIE GRlECHENBElSL-SAGA
TAPFERE KLEINE GALERIE
Am S. Dezember 1'961 UberremhVe
ChFISÜO Hauer, Chefm der GaXene Im
Griechenbeßh anläßlnch der Vermsr
sage der AussteHang Uva PrunIl-Peyrer
den versummellen Kanstknhkern emen
Rechensdwdflsberichl, der miT einer
Bilanz abschloß. Aus den Angaben gmg
hervor, daß seit der Eröffnung der
GCUSFIS um Jum 196017 Aussrellungen,
davon Persannlaussfellungen öster-
renchlscher Könslier sowie wer Grupe
penclusslellungen öslerremhrscher und
wer Gruppenmrsslellungen uaswöndr
Seher KimsHer, abgehauen worden
waren, wobei insgesamt 41 österreichi-
sche und 29 ausländische Künstler zum
Zuge kamen und zum Teil dem Wiener
Publikum zum ersten Male vorgestellt
werden konnten. Dichterlesungen. Vor-
träge und musikalische Veranstaltungen
rundeten das Bild dieser beachtlichen
Aktivität. Wie war nun der praktische
Erfolg? Die Bilanz der Galerie belehrt
uns. daß 46 331.7 für die Adaptierung
der Räume aufgewendet werden muß-
ten; das Bundesministerium für Uner-
richt gewährte am 22.Juni 1960 eine
Subvention in der Höhe von 15 000.7.
die Magistratsabteilung Kulturamt
der Stadt Wien und das Institut zur
Förderung der Künste lehnten ent-
sprechende Ansuchen ab. An Ver-
kaufsprovisionen nahm die Galerie
43 428.7 ein. In dieser Summe sind
Ankäufe des BMfU in der Höhe von
22 642.-, der MA Kulturamt
für 61O9.7 sowie anderer Museen
und Privater im Gesamtausrnaß von
14 677.- enthalten. Da die Auslagen
der Galerie bis Ende November 1961
69 932.7 betrugen, ergibt sich ein
Passivsaldo von 26 504.7. also eine
unzumutbar hohe Belastung. Weitere
Bitten um Subventionen an das Kultur-
amt, den Theodor-Körner-Stiftungsfond,
das Institut zur Förderung der Künste
und den Wiener Kunstfond. die im März
und April 1961 ergangen waren, blie-
ben unberücksichtigt.
In dieser verzweifelten Situation griff
die Wiener Presse ein; Jorg Lampe
meldete sich unter dem Titel .,Privi-
Kulturamt forderte die Galerie
auf, einen neuen Antrag vorzulegen.
Im Augenblick scheint der Fortbestand
der Galerie gewährleistet zu sein und
das Jahresprogramm 1962 beweist, daß
Christa Hauer nicht daran denkt. die
Flinte ins Korn zu werfen. Alles in allem
bedeutet das Ganze aber doch nur, daß
dem Fortwursteln am Rande des wirt-
schaftlichen Abgrvndes durchaus kein
Ende gesetzt ist.
Die Griechenbeisl-Story" wirkt um so
bestürzender, wenn man aus dem Munde
des französischen lnformationsministers
und Dichters Andre Malraux erfahren
muß, daß es in Paris Ende 1961 an die
400 vierhundert! Galerien, aber nur
350 Kinos gab. Bedeutet das eine Art
von künstlerischem Todesurteil für
Wien, soll damit gesagt sein. daß sich
in dieser Eindreiviertelmillionenstadt
nicht genügend Kundschaft für sage und
schreibe sechs kleine Galerien findet?
Ja und nein.
Die Auktionen der Kunstabteilung des
Dorotheums beweisen, daß jährlich in
Wien Werke zeitgenössischer Kunst für
etwa zwei Millionen Schilling umgesetzt
werden können eine auf Gegenwarts-
kunst spezialisierte Galerie wie die von
Willy Verkauf steht finanziell durchaus
auf gesunden Beinen da und ein Kunst-
händler des Raumes Spiegelgasse-Doro-
theergasse ist dazu übergegangen,
neben Werken alter Kunst auch Arbei-
ten moderner Meister anzubieten. Wo
liegt der Fehler? Doch nur in der Tat-
sache, daB praktisch nur die ,.Kunst von
wo auf der Welt auch nur einen lucker-
ten Heller, wenn er nicht genau weiß,
daß das investierte Kapital ein Jahr
später einen beachtlichen Wertzuwachs
erfahren hat. Und wert" sind eben nur
die Dinge etwas, die aus Paris kommen;
das war irt gewissem Sinn schon im
1B. Jahrhundert nicht anders, wenn wir
etwa an das Kunstgewerbe Mobiliar,
Bronzen. Tapisserien denken. Ge-
lingt es daher nichtfranzösischen also
auch österreichischen Künstlern
etwa Hundertwasser oder Leherb in
Paris Fuß zu fassen, sind sie zwangs-
läufig auch bei uns gemachte Männer
bei der Bildhauerei liegt die Sache
etwas anders siehe das "Wunder
Hoflehner".
Ferner darf nicht vergessen werden,
daß der Käufer von heute in erster Linie
der typische Konsument ist. was in
Hinblick auf die bildende Kunst be-
deutet, daß er sich diese Ware" genau
so im Geschäft, im Straßenladen aus-
suchen Wlll wie jede andere auch. Die
Verkäufer von Möbelbildern wissen
schon, weshalb sie sich in Eissalons
einmieten Der Bilderkäufer von heute
hat die gewisse Klinkenangst vor .,ge-
hobenen" Institutionen immer noch
nicht überwunden.
Ein Letztes Wie wir alle wissen. kommt
moderne Kunst in Espressos und ähn-
Iichen Lokalen sehr gut an, wahrschein-
lich weil jenen Etablissements die
"Weihe" fehlt, die man an Galerien
und Museen achtet und fürchtet.
Ferner sind an solchen Stellen auch die
legierte Galerien" am 18. Dezember
1961 in der Tageszeitung ..Die Presse"
zu Worte. das Blatt ,.Wochenpresse"
brachte am Z3. Dezember einen an-
klcigenden Artikel "Auf falschem Bo-
den" und Alfred Schmeller ließ am
28. Dezember seiner scharfen Feder im
"Kurier" unter dem Motto ..Kultur
So sieht die Wirklichkeit aus" freien
Lauf. Entsprechende Berichte in der
"Österreichischen Neuen Tageszeitung"
8. Dezember. der "Wiener Zeitung"
13. Dezember und dem Kleinen
Volksblatt" 21. Dezember waren von
gleicher Wichtigkeit.
Die positive Reaktion ließ nicht lange
aufsich warten; schon am 18. Dezember
erkannte das Institut zur Förderung der
Künste einen einmaligen Förderungs-
beitrag zu. der im Feber 1962 über-
wiesen werden sall. und auch die MA
50
heute" abzusetzen ist. deren Provenienz
aus Paris belegt erscheint. Die 400 Paris
ser Galerien setzen ihre Ware ja keines-
falls in Paris selbst ab. sie verkaufen
entweder direkt ins Ausland oder aber
an Ausländer. die vorübergehend in
Paris weilen. Vam einheimischen Pariser
Publikum könnte wohl kaum ein Zehntel
all dieser Galerien leben. Wenn wir
daran denken. wie buchstäblich ent-
setzlich wenig Galerien la Griechen-
beisl es etwa in London gibt oder wie
relativ gering die Zahl solcher Institu-
tionen in Rom. Stockholm und sogar in
München oder Frankfurt ist. so erweist
sich damit auch von dieser Seite her die
Richtigkeit unserer Hypothese vom
Pariser Primat In Wien ist es nicht
anders als anderswo. nur schlimmer.
Der Käufer van heute ist kein Pionier-
Sammler mehr. er riskiert kaum irgend-
radikalsten Schöpfungen ihrer Spitze
beraubt, weil sie in ..angewandtem"
Zusammenhang stehen. Würde man
etwa in der Auslage eines Kaufhauses
ein Gemälde von Hollegha in gut ar-
rangierter Verbindung mit passend
bedruckten Stoffen. netten ..Frivolites"
oder amüsanten Schmonzetten schau-
stellen. würden die Leute zwar sagen
"Verrückt" aber nur in gleichem
Sinn wie von einem neuen Hut oder
einer anderen Modetarheit.
Ob die "Galerie im Griechenbeisl"
aus diesen oder ähnlichen Erkenntnissen
praktische Schlüsse ziehen kann. muß
ihr überlassen bleiben. Was wir von
"Alte und moderne Kunst" tun können.
um ihr nicht nur zum Uberleben. son-
dern zu echtem Leben zu verhelfen.
soll nicht ungetan bleiben.
Dr. Ernst Köller
"BEAUTY" AUS ClNClNNATl
Der Landkarte entnehmen wir, daß
Cincinnati in Ohio und für ameri-
kanische Verhältnisse gar nicht so
weit von Chikago und Detroit entfernt
liegt, also irgendwo am Übergang
zwischen East Coast und Nliddle West.
Die Bürger dieser Stadt dürften somit
vollauf dem amerikanischen Standard
von puritanisch-redlicher Betriebsam-
keit und Tüchtigkeit entsprechen.
Einem Katalog, Cincinnati collects",
entnehmen wir, daß man in die-
ser Stadt wie anderswo auch mit
großem Eifer daran ist. Schütze der
zeitgenössischen Kunst zusammenzu-
tragen; die emsigen Sammler von
Cincinnati sind in einem .,Contemporary
Arts Center" vorbildlich organisiert,
wissen genau. was sie wollen und wie-
viel ein Objekt kosten darf, und vor
allem sind sie überzeugt. daß es unrecht
ist, sein Licht unter den Scheffel zu
stellen sozusagen in freudigem Stolz
zeigten sie in einer Ausstellung bei
Knoedler in New York November
1961. was sie zusammentrugen die
Palette reicht alphabetisch von Afro und
Arp über Üdll, Klee, Leger. Marmi,
Matisse, Mirö. Mandrian. Moore, Pi-
casso, Rouault und Schmidt-Rottluff bis
Villon und Zorach. Kurz und gut man
besitzt in Cincinnati genau das, was
man auch anderswo und überall zu
besitzen pflegt und das ist heutzutage
schließlich auch der tiefere Sinn des
Sammelns nicht nur in Cincinnati!
Aber halt etwas besitzt die rührige
Stadt aus dem Vorfeld von Chikago.
was wenigstens vorläufig nirgendwo
anders zu finden ist, nämlich eine ma-
lende dreijährige Schimpansin namens
Beauty Schönheit", die im Zoo von
Cincinnati ein eigenes Atelier zur Ver-
fügung hat, nach Angaben des Chefs
dieses Tiergartens auf dem geistigen
Niveau eines immerhin siebenjährigen
Kindes steht und laut "Süddeutsche
Zeitung" .,frei von lnhibitionen, naiv
und natürlich die Aufgabe bewöl-
tigt eine unmittelbar-persönliche
Leistung zu vollbringen". Dabei korn-
men nach einer Frühperiode mit ..wild-
abstrakten Ausbrüchen" kalli-
graphische Muster und abstrakte Kreis-
formen, die sich ständig wiederholen",
zur Niederschrift. ln New York wurden
bereits achtzig Werke von ..Beauty"
zu Preisen zwischen 25 und 95 Dollar
verkauft, der Zoo von Cincinnati ver-
diente an dem künstlerischen Tier seine
runden 5000.- Dollar.
Winckelmann hat einmal gesagt, Rem-
brandt sei ein Affe der Natur". Wie
hätte er sich zu Beauty" geäußert?
Hütte er das begabte Tier vielleicht
einen Menschen der Kunst" genannt
in nicht unlogischer Vertauschung der
Pole? Und gibt es nicht unter uns ziem-
lich viele derartige ,.Menschen der
Kunst", denen man es ohne weiteres
zutrauen könnte, bei Affen in die Lehre
gegangen zu sein? Apropos die ln-
formellen" New Yorks sollen die
"Beautf-Ausstellung geschnitten haben.
Eine andere Chance als die einer
bloßen Ausstellung ergibt sich für
"Beauty" und ihresgleichen Wie würe
es mit der regelmäßigen Abhaltung von
Biennalen malender Affen? Und in
welcher Weise würden sich die Mani-
festationen dieser vierhündigen Künstler
von denen ihrer zweihündigen Biennale-
Kollegen rein vom Optischen her unter-
scheiden? Wer die Biennalen in Venedig
mit dem Übermaß ihrer Nach-Äffereien
gesehen hat. wird zugeben müssen, dall
die Beantwortung dieser Frage nicht
allzu leicht sein dürfte,
Dr. Ernst Köller
"BEAUTY" AUS CINCINNATI
Floremina Pakosäc.
Sludienporlräl, Frau 5.. 1958
Kap! mi! Medaillen. 1961,
Pranger von Sv. Margurelher"
AUSSTELLUNG
FLORENTINA PAKOSTA
IN DER GALERIE FUCHS
PUT die Zeii vom luiiner D15 Jan?
ner 1967 zeigie die Gaicric Furhs die
Arbciien fioreiiiiiia Pakosins, einer
Schwerin Dobrowskys und Gunsarns an
der Wiener Akademie Finen Teil ihrer
Aiiebildungszcii ubsolxicrie sie in Prag
ihre fruhen Arbeiien aus den Jahren
1956 58, Graphiken in brauner BiEYEFV
arbe, zeigen sie als ein dyHUmiKhCS
ienipcramciii, das in der realistischen
Grundhaltung harorkcn Meistern ver-
waiidmi.Eincaeiieiwciecrinisrhc Reife be-
fähigt sie, im HHCVVSWCÜ Ziipurken den
Moiiieni IH gesiriiien, der die siarkslc
Fxnression wiedergibi. "Panik" 1958
und ,Fiuchi" 1959 sind solche Blailer.
in ihrer Wiener Zeit und unier deiri
Eirifiuüihres Lehrers Dobrowskywendei
sie sich mehr der Farbe zu. in diesen
Biauerri wurideii sich die graphische
Dynamik zur lriiensiiai durikei-ieuchien.
der Fcirbkornoosiiionen. Biidrierischc
Miiiel, Rriyihmik der Flache und Harr
rnonien der Farben werden einer
Kiarurig unterzogen, ohne aber etwas
vom Dersöniicnen EIVISOU und einer
akfiven Gesiaitungskraft zu veriieren
Ein aus dem Dunkei leuchtender und
figurui reduzierier .,Expressianisnius"
isi die Folge, der zeigi. daß nicr eine
iunge Kunstierin ihre Meister in einem
durchaus seibsiüridigen Vertihnlichurigs-
prozeß zur eigenen, persöniichcn Aus-
sage vcrwandeii hol.
Dr. VVIHWEZIYY Mrazek
51
KRISTIAN SOTRIFFER
unseren Lesern als Mitarbeiter und
durch einen Bericht Wieland Schmieds
im Dezemberheft1959 über dessen erste
Ausstellung in Wien bekannt geworden,
zeigte im Oktober 1961 in der Wiener
Galerie ..Junge Generation" etwa
25 Aquarelle, Tuschmalereien. Misch-
techniken und Zeichnungen, die in der
Kritik ein meist positives Echo fanden.
Dieselbe Ausstellung wurde im Januar
dieses Jahres um das Doppelte berei-
chert im Tiroler Kunstpavillon in
Innsbruck gezeigt. Sotriffer stellte dort
vor allem einige seiner neuesten. groß-
formatigen Aquarelle und eine Reihe
technisch reich bearbeiteter Radierun-
GRÖSSERE
AUSSTELLUNGSAKTIVITÄT
lN KÄRNTEN
PLANE DER GALERIE 61
FÜR 1962
Die Galerie 61 in Klagenfurt begann
ihr Ausstellungsprogromm 1962 mit
Farbradierungen des lnders Krishna
Reddy. eines im Pariser Atelier von
S. W. Hayter arbeitenden Künstlers.
Seinen Vorstellungen liegen kosmische
und biologische Naturvorgänge zu-
grunde. "Keimung". "Wasserwirbel"
und andere. das Wirken einer geheimen
Dynamik in Raum und Natur. der bei
großer Sprengkraft dennoch nichts
Gewaltsames innewohnt. Die dem Stich
und der Radierung nicht unbedingt art-
eigene Technik des matrizenartigen
Prägedrucks wird mit außerordent-
Iicher Routine gehandhabt. Eine freu-
dige. manchmal in Buntheit umschlagen-
de Farbigkeit übt auf unser Auge mit-
unter sanfte Schockwirkung aus das
Exotische ist hier nicht zu verkennen.
Man freut sich im Zuge der allgemeinen
Uniformierung in der modernen Gra-
phik über jeden Rest folklorer Gefühls-
werte.
Bemerkenswert ist ein Projekt der
Galerie 61. das in Zusammenarbeit mit
dem Künstlerhaus in Klagenfurt schon
in diesem Sommer verwirklicht werden
soll. Es sind dies in regelmäßigen Ab-
ständen wiederkehrende Dreiländer-
Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. an
denen sich Österreich. Italien und Jugo-
slawien beteiligen werden. Es sollen aus
jedem Land je ein Maler. Bildhauer und
Graphiker. jeweils also drei Künstler
der jungen Generation ihre Arbeit vor-
stellen.
Dr. Springschitz
KÄRNTNER STELLEN AUS
IN SLOWENIEN
Unter dem Titel ..Die junge Generation.
Malerei und Plastik aus Kärnten" wurde
im DezemberfJänner in der Modernen
Galerie in Laibach eine von den
Kustoden des Landesmuseums für Kärn-
ten Dr. Milesi und Dr. Springschitz zu-
sammengestellte Ausstellung gezeigt.
Diese achtzig Ölbilder und sechzehn
Kleinplostiken umfassende Schau wan-
derte im Februar in ein neu errichtetes
Ausstellungshaus in Slovenji Gradec
Windisch-Gratz weiter.
Dr. Springschitz
52
gen aus. die stark beachtet wurden.
Er malt nebenberuflich als Autodidakt
und intensivierte seine Malerei vor allem
1961. so dalJ nahezu alle seine aus-
gestellten Arbeiten aus diesem Jahr
datierten. Gegenüber früheren Arbeiten
wirken die neueren sehr frei. locker
und farbig reich differenziert. Diese
lockere Pinseliührung wird allerdings
sehr diszipliniert und durchdacht ge-
handhabt. was ja vor allem bei der
Aquarellmalerei notwendig ist. wenn
sie sich nicht auf ein reines Farbenspiel
beschränken soll. Eine Reihe der in
Wien und Innsbruck ausgestellten Ar-
beiten wurde von Privatsammlern an-
gekauft.
Dr. Wilhelm Mrazek
KIISIIGH Satriffer. In Spanien. 1961
MUSEUM FÜR VOLKSKUNDE
NIEDERÖSTERREICHISCHES
LANDESMUSEUM
HABANER GESCHIRR
BÄUERLlCHE KERAMIK
AUS NIEDERÖSTERREICH
Beide Ausstellungen sind für Sammler
wie für Händler von großer Bedeutung;
die Habaner-Ausstellung in der Laudon-
gasse zeigt in Verbindung mit einer sehr
eingehenden kulturhistorischen Doku-
mentation eine erschöpfende Auswahl
aller Typen und Dekore sowie den
Ablauf der Entwicklung. ihre Voraus-
Setzungen, Vorstufen und Ausklänge
die Aufteilung der Exponate in zwei
Räume wurde zur Aufzeigungderklaren
Zäsuren zwischen 17. und 18. Jahr-
hundert benützt. die Auswahl aus Doku-
menten des Wirtschafts- und Geistes-
lebens der wiedertäuferischen ..Ha-
baner" bringt Leben in die schweigende
Materie und tragt dazu bei, die Sonder-
stellung dieser töpferischen Produktion
ins rechte Licht zu rücken.
Völliges Neuland wird zum Teil durch
die Ausstellung im Niederösterreichi-
schert Landesmuseum in der Herren-
gasse erschlossen. Prof. Fritz Weninger
und Peter Weninger. aus deren Samm-
lung ein Großteil der Bestände stammt.
haben in mühevoller orchivalischer
Arbeit die Nachweise der einzelnen.
vorwiegend im Raum von Leabersdorf
tätigen Werkstätten mit ihren .,Krügel-
machern" geliefert. Dabei gab es inso-
ferne große Überraschungen. als so
manches. das bisher für den mährisch-
slowakischen Raum in Anspruch ge-
nommen wurde. nun eindeutig als
Produkt niederösterreichischer Hand-
werkskunst angesprochen werden kann.
Das gilt vor allem für die Produkte der
..Rotmalerei". aber auch für die Ar-
beiten des Stampfner Stils. Besonders
verdienstvall ist die Entschlüsselung der
Bodenmonograrnme. die nunmehr die
eindeutige Zuweisung an namentlich
bekannte Krügelmacher ermöglichen.
Dr. Ernst Köller
WECHSEL IN DER LEITUNG
DER ALBERTINA
Mit Jahresbeginn hat DnWoller Ko-
schatzky. der bis dahin die Neue Galerie
in Graz leitete. die Nachfolge des
scheidenden Direktors Prof. Dr. Otto
Benesch in der Leitung der Albertina
angetreten. Wir werden im nächsten
Heft der Zeitschrift über das Programm
des neuen Direktors ausführlicher be-
richten.
AUSSTELLUNGEN
VORSCHAU AUF 1962
Alle Angaben sind unverbindlich!
KUNSTHISTORISCHES
MUSEUM.
Wien l.
7. 5.731. 7. Europäische Kunst um140O
Ausstellung des Europarates.
ÖSTERREICHISCHE GALERIE
Belvedere
23.1. Anfang März Gerhart Frankl
Zum 60. Geburtstag. Mitte März bis
Ende April Ferdinand Stransky. Ge-
mälde u. Graphik. Ende Mai Ende
August Romantische Glasmalerei in
Laxenburg. Herbst Peter Fendi.
Die Stadt Wien veranstaltet während
der Festwochen an einem noch nicht
endgültig bestimmten Ort eine Aus-
stellung Johann Nestroy zum 100. Ge-
burtstog.
In Gutenstein und Miesenboch in Nieder-
österreich t"indet in der Zeit von Mai
bis Oktober eine großangelegte Aus-
stellung ..Biedermeier in Niederöster-
reich Friedrich Gouermann und
seine Zeit" statt.
In der Ausstellungsserie ..Bohnbrecher
in der modernen Malerei" wird das
Wiener Belvedere im Sommer eine
Ausstellung ..Georges Seurot und sein
Kreis" bieten.
In Innsbruck baut das Museum cino
große Paul-Troger-Ausstellung auf. de-
ren Anlal der 200.Todestag des
Künstlers ist.
ALBERT! NA
15. 3. 15. 5.Vom Rokoko zum Empire.
französische und englische Farbstiche.
22. 5.724. 6. Ben Shan. Gastausstellung
des Museum of Modern Art. New York.
Juli7September Große Meister aus der
Sammlung der Albertina.
3. 10. bis Jahresende Gustav Kliml zum
100. Geburtstag.
ÖSTERREICHISCHES MUSEUM
FÜR ANGEWANDTE KUNST
16. 2.71. 4. Finlandia. Ausstellung fin-
nischen Kunstgewerbes.
Anfang Juni Dänische Heimtextilien.
Im Herbst 7000 Jahre Kunst in Iran.
KÜNSTLERHAUS.
Wien I. Karlsplatz
Französischer Saal Anfang Marz bis
Z0. März Leopold Hauer. 20. 3.710. 4.
Hrdlicka. Martinz. 11.3.7104 Bal-
zarek. Anfang Juni bis Anfang Juli
Hagenbund.
Erdgeschoß März
Anfang Juni bis Anfang Juli Kollektion
Sonja Henie Picasso. Mirö, Braque,
Leger. Dufy, Utrillo, Munch etc..
1.Stock Ende Mai Anfang Juli
Phantastische Malerei der Gegenwart
Wiener Schule". Magritte, Delvaux,
Dali. Ernst. Malta, Clerici. Zigaina.
Zimmermann u. a. m..
NIEDERÖSTERREICHISCHES
LANDESMUSEUM
19.1. 19. 3. Ernst Huber Die nie-
derösterreichische Landschaft in Ölbil-
dern und Aquarellen.
16. 3.76. 5. Burgen des Wienerwaldes
Bollwerke des Abendlandes.
11. 5.-15. 7. Zum 100. Todestag
Friedrich Gauermann 1807-1862,
Studien und Kompositiansskizzen.
OSTERREICHISCHES MUSEUM
FÜR VOLKSKUNDE.
Wien Vlll.. Laudongasse 19
Geöffnet bleibt 1962 Südtiroler Volks-
kunst.
Geöffnet bleibt bis 28. Feber Haboner
Geschirr.
März bis Mai Volkstümliche Perlmutter-
arbeiten aus Alt-Österreich.
Mai bis September Das war die Gott-
schee Volkskundliches aus einer
ehemaligen Sprachinsel.
Ab Oktober Volkskunsl der Bajken
Tracht und Gerät aus den Karpaten.
GALERIE IM GRIECHENBEISL.
Wien l.. Fleischmarkt 11.
1. Paul Rotterdarn. Malerei u. Graphik.
2. Lapinsky, Polen, Graphik. 3. Logo-
lhetis. Griechenland. Musik7Graphik.
4. Gottfried Fabian, Malerei. 5. Klein-
plastik Symposion Europäischer Bild-
hauer. 6. Yu-Kiin Yang. China. Malerei.
7. Neue Schweizer Maler Austausch-
ausstellung. 8. Festwochenousstellung
der Künstler der Galerie. 9. Tabara,
Spanien. Malerei. 10. A. lrvin, A.
McNeish. England u. Schottland. Male-
rei. 11. Bachmann, Stiegl. Berlin, Male-
rei Auslauschausstellung. 12. Weih-
nachtsausslellung.
KLEINE GALERIE,
Wien Vlll, Neudeggergasse
15.1.76. 2. Afrikanische Negerplastik.
8. 2.710. 3. Hans Fronius Zeichnun-
gen für das Theater.
6. 3.731,1 Kurt Ammann Olbilder
und Graphik.
12. 3.731. 3.
Schweden.
4. 47304. Susan Hazai. Ölgemälde.
Glas und Keramik aus
NEU GALERIE
DER STADT LINZ
18. 1.718. 2. Internationale Druckgra-
phik Deutsche, Franzosen, Schweizer,
Österreicher.
22. 2.718. 3. Moderne Tapisserien aus
Österreich Autzinger. Biljan-Bilger,
Hutter, Riedl, Leop. Schmid usw..
22. 3.722. 4. Künstlervereinigung
..Maerz".
29. 3.722. 4. Armitage Kleinplasliken,
Zeichnungen. Entwürfe.
3. 5.73. 6. Moderne jugoslawische
Kunst dazu Jugoslawische Ikonen.
7. 6.78. 7. Gastausstellung der Stadt.
Sammlungen Linz Die Künstler um die
Offizin Hafner; dazu Hegenbarth.
13. 7.79. 9. Richard Knapp Heinrich
Hetdersberger dekorative Kunst.
13. 9.714.10. Magischer Realismus.
18.1O.718.11. William Turner Ge-
mülde und Aquarelle aus der Tate
Gallery,
22.11.-31.12. Das Gesicht Europas
Photos. In Zusammenarbeit mit dem
Europarat,
GALERIE WELZ.
Salzburg, Sigmund-Haffner-Gasse 16
15. 1.712. 2. Kurt Passon. Holzschnitte.
15. 2.718. 3. Giacomo Manzu. Zeich-
nungen und Graphik.
22. 3.723. 4. Lyonel Feininger, Aqua-
relle.
26. 4.727. 5. Remo Brindisi.
30. 5.-1. 7. Renato Guttusa. Divina
Comoedia.
5.7.75. 8. internationale Kunst, Ge-
mälde und Graphik.
9. 8.730. 9. Italienische Meister des
20. Jahrhunderts.
5.10.7411; Junge Salzburger Künst-
ler.
8.11,72.12. Dekorative Graphik.
512.751.196 Weihnachtsschau.
Außerdem im Ausstellungspavillon
ZWERGLGARTEN
3. 5.727. 5. Walther Grapius.
30. 5.721. 6. Das Bauhaus.
26. 6.722. 7. Konrad Wachsmanns
Bauseminar an der Internationalen
Sommerakademie für Bildende Kunst
in Salzburg.
26. 7.719. 8.
seine Schule.
23. 8.730. 9. Renato Guttuso.
Oskar Kokosch ka und
"SECESSION" EHRT KÜNSTLER
Prof. Herbert Boeckl erhielt in Würdi-
gung seines Gesamtwerkes die höchste
Auszeichnung. die die ,.Secession" zu
vergeben hat, nämlich die Gustav-
Klimt-Ehrung, die seit ihrem Bestehen
erst sieben Künstlern zuerkannt wurde.
Walter Eckert und Hans Staudacher
wurden mit der für jüngere Künstler
vorgesehenen Josef-Hoffmann-Ehrung
bedacht.
"DAS GUTE BILD" SIEGTE
Die vom Kulturamt der Stadt Wien und
den Wiener Künstlervereinigungen in
der Secession veranstaltete Weihnachts-
ausstellung Das gute Bild für jeden"
wurde zu Ende des Jahres geschlossen.
Mehr als 700 Werke wurden verkauft,
der Gesamterlös betrug 275 000.7.
also um 78 000.7 mehr als im Vor-
jahr.
SFITZ IN DER WACHAU
SCHIFFSMUSEUM
Im Erlahof". einem alten. der Stadt-
gemeinde gehörenden Bau, soll in ab-
sehbarer Zeit ein Museum installiert
werden, dalJ sich mit der Dokumenta-
tion der Schiffahrtsgeschichte in der
Wachau befassen wird. Die Gemeinden
der Wachau sollen eingeladen werden.
diesbezügliche Archivalien. aber auch
Geräte. Werkzeuge und Bilder zur
Verfügung zu stellen, die sich auf die
Donauschiffahrt beziehen. die einst in
Spitz einen Hauptumschlagplatz hatte.
DIE SAMMLUNG KRESS
AUFGETEILT
Nicht weniger als 45 Museen Amerikas
haben nach dem Willen des verstorbe-
nen Samuel H. Kress und über Ver-
mitllung der Kress Faundatian das Erbe
einer der inposantäten Sammler-
persönlichkeiten dieses Jahrhunderts
angetreten. Kress. der Besitzer einer
Kette von Warenhäusern war, bedachte
nur solche Orte, in denen sich Filialen
seines Betriebes befanden. Kress' Men-
talität wird durch eine wahre Anekdote
beleuchtet. der zufolge er Giorgiones
Altartafeln mit der Anbetung der Hirten.
die er eben von Duveen für 750 000.7
erstanden hatte, in der Auslage eines
seiner Geschäfte in der 5th Avenue zu
Weihnachten als Dekoration ausstellte.
Wissenschaftlicher Betreuer der Samm-
lung war der Exösterreicher Wilhelm
Suida. Der Kollektion gehörten u. a.
auch drei Bilder der Czernin-Galerie
in Wien Dürer. Memling, Tizian an.
Die Erinnerung an sie wird durch einen
im Auftrag der Kress Faundation bei
Phaidon erschienen Prachtband ..Art
Treasures for America" mit 187 Ab-
bildungen wachgehalten werden.
GRANDMA MOSES GESTORBEN
Kurz nach Vollendung ihres hundert-
sten Lebensjahres verstarb Grandma
Moses, die wohl populärste naive Male-
rin unserer Tage. Erst im Alter von
76 Jahren hatte die bald darauf zur
Millionärin gewordene Farmersfrau zu
malen begonnen ihr Entdecker war
ein ehemals Wiener Kunsthöndler,
Kallir-Nirenstein. dem ihre Bilder mit
Szenen aus dem Landleben beim Darf-
krämer des Heimatortes der ..Grand-
ma" aufgefallen waren.
Bilder der Grandma Moses wurden
nicht nur in ungezählten Reproduktio-
nen verkauft. sondern mußten auch
zum Schmuck von Gardinen. Stores und
Möbelbespannungen herhalten.
ERNST BUSCHOR GESTORBEN
Ende 1961 verstarb im 76. Lebensjahr
zu München Ernst Buschor, wohl
einer der prominentesten Archäologen
unserer Zeit. Der 1886 geborene.
aus Hürben in Bayern stammende
Gelehrte wurde 1919 ao. Prof. für
Archäologie in Erlangen und kurz
darauf Ordinarius in Freiburg. 1921
bis 1929 stand er dem Deutschen
archäologischen Institut in Athen vor,
später war er bis zu seiner Emeri-
tierung Leiter des archäologischen
Seminars der Universität München.
Buschors Publikationen erhoben sich
durch die dichterische Kraft ihrer
Sprache wett über das rein fachliche
Niveau und fanden Dank und Aner-
kennung auch bei breiteren Schichten.
NICHT PLAZER.
SONDERN TROGER
Zu dem in Heft S1 von ,.Alte und
moderne Kunst" veröffentlichten Arti-
kel über den Maler Johann Georg
Plazer erfahren wir von Herrn akad.
Maler und Restaurator Bruno Malanik,
Salzburg, daß das Hochaltarbild der
Kajetanerkirche in Salzburg nicht,
wie bei Thieme-Becker XXVII. p. 147
mitgeteilt, von der Hand des Salz-
burger Hofmalers Christoph Plazer
herrührt. sondern eine voll signierte
und 1727 datierte Arbeit von Paul
Troger ist. Diese Tatsache wurde
1947 bei der von Herrn Malanik
durchgeführten Restaurierung offenbar
und von Frau Landeskonservator Dok-
tor M. Witternigg in der Österr.
Zeitschr. f. Denkmalpflege. Jg. l..
1947, Heft1 3. p. 78 publiziert.
Wir danken Herrn Malanik für die
wertvolle Information.
53
Aus dem Kunsthandel
DIE BEWERTUNG
DEUTSCHER FAYENCEN
nach den Ergebnissen des Auktions-
hauses Weinmüller-München im Jahre
1961 Das Kunstauktionshaus Wein-
müller hat im letzten Jahre unter der
Leitung RudolfNeumeisters in vielen Ge-
bieten der Kunst und des Kunstgewerbes
durch ein reiches Angebot von Objekten
markante Verkaufsertolge erzielt und
somit wesentlich zur Kursbildung bei-
getragen. Mit Staunen konnten wir
in den letzten zwei Jahren das immer
mehr steigende Interesse für deutsches
Silber verfolgen, das heute in vielen
Füllen die hohen Preise des englischen
und französischen Silbers erreicht.
Die vor drei Jahren noch recht wenig
beachteten strengen Formen der Glö-
ser aus Murano haben in kurzer Frist,
begünstigt durch die herrschende mo-
derne Geschmackslinie höchste Be-
wertung erreicht. Alle anderen Teil-
gebiete des alten Kunstgewerbes. die
bis jetzt von der Hausse nach mehr
verschont waren. kommen. bedingt
durch die anhaltende Konjunktur all-
mühlich in den Sog der Aktualität und
des Preisanstieges. Immer mehr weitet
sich der Kreis der Leute. die das erste
Stadium eines repräsentativen Einrich-
tens des Hauses hinter sich haben und
zumspezialisierten Sammlereinesengen
Fachgebietes werden.
Deutsche Fayencen hatten schon immer
einen guten Markt und ein eigenes
konservatives Sammlerpublikum. Sie
waren jedoch weit entfernt von echter
Aktualität und von sensationellen Be-
wertungen. Dies Iiegt wohl daran,
daß das Verständnis der Fayence wohl
das feinste Fingerspitzengefühl und
die weitesten Kenntnisse unter allen
Sammelgebieten des Kunstgewerbes er-
fordert. Die Kenntnis der Marken und
der Grundformen des Dekors. die auf
dem Gebiete des Porzellans schon eine
wesentliche Stütze bilden können. ge-
nügen hier in keiner Weise. Nur ein
äußerst ausgeprägter Farbsinn, der
feinste Nuancen der Glasuren und
Farbwerte unterscheidet. kann das
Original von späteren Stücken unter-
scheiden. Jedes Stück ist in seiner Art
neu und individuell und die Literatur
und Forschung über die zahlreichen
Manufakturen sehr ungenügend.
So haben in den letzten Jahren wohl
die Arbeiten der bekannten Süd-
deutschen Hausmaler immer wieder
vierstellige Erlöse gebracht. ein wirk-
lich breites Sammlerpublikum hat dieses
schwierige und schöne Gebiet jedoch
noch nicht finden können.
Im Jahre 1961 scheint sich nun auch
hier eine Änderung angebahnt zu
haben. Greifen wir vergleichsweise aus
dem Vorjahrsrekord des Hauses Wein-
müller einige typische Stücke heraus
Ein Paar Hanauer Enghalskrüge in
der bekannten reizvollen Form, Ende
des 17. Jahrhunderts, mit Chinoiserien
bzw. mit biblischem Motiv in Blau auf
hellgrauem Fond erreichten 700.7
und 800. DM Abb. 4. Ein einfacher
Birnkrug mit Jagdszene in der Art
Adam Krugs bemalt. Künersberg oder
Lenzburg, 18. Jhdt. erzielte schon
1600.- DM Abb. 2. Bei diesem im
Verhältnis zu dem relativ bescheidenen
Objekt hohen Preis wirkte die Publi-
kation Siegfried Ducrets über Lenz-
burger Fayencen und über den Maler
Adam Krug wesentlich preisfördernd
mit. verständlicher ist schon das hohe
Ergebnis für einen Durlacher Rechaud
Abb. 1. der reizvoll in verschiedenen
Grüntönen mit Chinaiserien bemalt
ist DM 3.600,-. Wie hoch jedoch
richtige Hausmalerkrüge bewertet
werden. zeigt uns der zinnmontierte
Walzenkrug, der die Signatur ,.Greb-
ner1732" trägt Er erzielte 6.800. DM
Abb. 3. Diese wenigen Beispiele
zeigen uns die deutsche Fayence als
ein Gebiet. das auch in mittleren
Qualitütskategorien schon zu den arri-
vierten Sammelgebieten gezählt werden
muß.
Rechaud, Chinotserien in verschieder
Grüntönen, Durlach. 1760
Birnkrug mit Jagdszene. Künersberg oc
Lenzburg, tBJh.
Walzenkrug. ztnnmanitert. berittene JüQ
stgn. "Grebner 1737.". Bayreuth
t-lanouer Enghalskrüge. Chinoiserte bzw,
Motiv. blau auf grauem Fond, Ende 17.
WAS KOSTEN REMBRANDTS
HEUTE!
Die Beantwortung dieser Frage erhielt
durch das Sensatiansergebnis von
60.000.000.?. das am 15. 11. 1961
auf der Erickson-Auktion bei Parke-
Bernet für Rembrandts "Aristoteles"
erzielt wurde, erhöhte Aktualität Alte
und moderne Kunst" berichtete in
Heft 53, p. 32. in einer Glosse über
diesen Sonderfall.
Bei der gleichen Auktion waren zwei
weitere Gemälde von Rembrandt aus-
geboten der ..Prinz Heinrich von
Oranien" erzielte 18000007. das
..Bildnis eines alten Mannes" brachte
4.680.000.- ein. Vor kurzer Zeit
erwarb die National Gallery. London,
das ..Bildnis eines Reiters" Bredius
255, ehemals Besitz Lord Desborough.
Panshager, für 11.000.000. Ein
amerikanischer Sammler verkaufte
"ZClChOFtGS im Tempel" Bredius 542.
ehemals Georges Lehmann, Paris
54
an einen Amsterdamer Händler um
9,100.000.-. Bei einer Londoner
Auktion wurde ein schlecht erhaltenes
Bild. ..Juno". ausgeboten. erzielte aber
nicht das gesetzte Limit und blieb bei
3.300.000? hängen; sein Besitzer
hatte sich mehr als das Doppelte dieses
Betrages erhofft.
Ungeheure Kurse erzielten Radierun-
gen es erklomm ein früher. prächtiger
Zustand von Christus wird dem Volke
vorgezeigt" bei einer Schweizer Auk-
tion 7.950.000.-. während das alle-
gorische Blatt "Phoenix" bei der glei-
chen Auktion 430.000.r einbrachte
das gleiche Blatt war 1784 für 10 eng-
lische Schillinge. das sind etwa öS 300.-
abgegeben worden.
Im Schatten Rembrandts Ergebnisse
der
ERlCKSON-AUKTION
PARKE-BERNET
NEW YORK. 15.11.1961
Fragonard, La Liseuse 217500004;
Frans Hals. Nann mit Hering
3.870.000.
Perugino. St. Augustin 3.450.000";
Terborch. Porträts Aelbert Nilant.
Johanna Quadacker Bannier
1.144.000.-
Cranach d. Ä. Sybille von
Z.730.000.e
Raeburn. Quintin McAdam als Knabe
1,560.000.e
Raeburn, Capt.
188.500.
Gainsborough. Dorothee. Lady Eden
910.000.-
Holbein d. 1.. Sir
910.000.-
Hubert Robert. .,Le Port de Pierre".
"Au Bois" 780.000.
Nattier. La Marquise de
6.550.000.
Romney, Mrs. James Lowther 832.000.
Romney. The young Squire 645.500.
Mastaert. Bildnisse Dame und Herr
616.000. er
Tocque.
520.000.
Preise in öS, errechnet auf der Basis
US 26 öS.
Cleve
David Kinloch
Nevill
George
Baglion
Mlle Suzanne le Mercier
Zu den Bildern auf Seite S5
J. c. Flazer, Alexander der Große Im Atel
des Apellcs. ouxuerer, slqn. J.G.Plax
Z7.5x37cm
Friedrich Guuermuhrt. Hlrl mit Herde
bergigar Landschaft, OlLw.. Slgn. F. Gau
mann C1816. 72x96 cm
Oskar Kokoschka. Sitzendes Mädchen, ÖIIL'
um 1908. 77.5x88 crn
TIONALE
LUNG
ISTHANDELS
0M
ETEILIGUNG
ERREICHISCHEN
ANDELS
Im März 1962 veranstaltet die British
Antique Dealers Association im Auf-
trage der CINOA unter dem Titel
"International Art Treasures Exhibi-
tion" im Londoner Victoria Albert
Museum eine Ausstellung von Kunst-
gegenstönden aus internationalem
Kunsthandelsbesitz.
Auf den vorbereitenden Aussendungen
der Veranstalter schien auch Österreich
als Teilnehmer auf.
Nun erreicht uns von seiten der Lon-
doner Veranstalter die bedauerliche
Mitteilung, daß kein einziger öster-
reichischer Kunsthöndler Objekte für
die Ausstellung angemeldet habe. Die
Gründe für die bedauerliche Zurück-
haltung, die der österreichische Kunst-
handel bei allen derartigen internatio-
nalen Anlüssen bisher übte, sind wohl
nicht darin zu suchen, daß er keine
geeigneten Objekte besäße. Teilweise
ist die wenig intensive propagandisti-
sche Vorarbeit schuld. die sich in
diesem Falle wieder nur auf eines der
üblichen allgemeinen Kammerrund-
schreiben beschränkte. Zum anderen
Teil sind die Gründe aber wohl auch
die gleichen. die bisher eine Aus-
stellung des Kunsthandels in Österreich
selbst verhindert haben.
Dr. Ernst Köller
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Galerie Koller 14.-19. 5. Kunst-
gegenstände aller Art.
BERN
Gutekunst Klipstein 24.-26. 5.
Alte Graphik. zeitgenöss. Kunsl.
Die Auktion brachte auf den Sektoren
Bilder. Miniaturen. Handzeichnungen
nicht die erwarteten Ergebnisse. über-
traf jedoch auf dem Gebiet der Anti-
quitäten alle Erwartungen. Mit einem
Meistbot von 3.225.000.- blieb sie
nur um Weniges hinter der 551. Auk-
tion März 1961 zurück. Kot. 46.
H. Baldung Grien. Erzengel Gabriel
90.0007 Kot. 100. Cornelis Sy-
monsz van der Schalcke. Holländische
Flachiandschaft 32.0007 Kai. 27.
Hieronymus Cock. Die Versuchung
d. hl. Antonius 110.000.7; Kot. 316.
Gustav Kltmt. Landschaft m. Blumen-
wiese 200.000. Kot. 679. Louis-
XV-Komrnode. schwedisch. 38.000.-;
Kat. 575. Got. Skulptur. Halbfigur
der Muttergottes rn. d. Kind 130.000.
Kat. 576. 577. spätgot. Altarflügel.
je 70.0007; Kclt. 820. Kunckel-Känn-
chen 30.000. Kot. 951. Renaissance-
Pulverhorn 22000-1 Kot. 1086. Sta-
mesischer Buddhakopf. Lobpuri-Epo-
che. 22.000.7 S.
VORSCHAU AUF DIE
555. KUNSTAUKTION
DES DOROTHEUMS
12. BIS 16. MÄRZ 1962
In dieser Auktion gibt es einige für die
Kunstgeschichte Österreichs nicht un-
wesentliche. zumTeil sogar hochwichtige
Bilder. von denen an erster Stelle
..Alexander der Große im Atelier des
Apelies" von Johann Georg Plazer
genannt sei s. Abb.. Zeitlich schließt
ein Frühwerk von Friedrich Gauer-
mann an. das eine Herde an der Tränke
darstellt. voll signiert und 1826 datiert
ist und von Gauermann selbst in seinem
"Einnahmebuch" unter dem Jahr 1827
beschrieben wurde. Eine Expertise von
Grimschitz liegt vor. außerdem wird
das Bild von Feuchtmüller in dem im
Entstehen begriffenen großen Gauer-
mann-Werk publiziert s. Abb. Die
genannten Bilder werden an Bedeutung
vielleicht sogar noch übertroffen von
einem Frühwerk Kokoschkas. dem
unvollendeten Porträt eines sitzenden
Mädchens. das in einer Zuschrift
des Künstlers an das Dorotheum als
..sehr wichtige Arbeit etwa aus dem
Jahre 1908" bezeichnet wird Abb..
An Werken österreichischer Maler
seien Munkaczys Vorstudie zu .,Vaters
Geburtstag" bei Vanderbilt New York.
Defreggers ,.Kinder des Malers J. E.
Schindler" ehemals Besitz der Gal. d.
19. Jh. und J. B. Reiters ..Orangen-
Verkäufer" aufgenommen in den von
Dr. Alice Strobl bearbeiteten. vor dem
Erscheinen stehenden Oeuvrekatalog
erwähnt.
Das weitere Angebot umfaßt auf dem
Bildersektoreine..Beweinung"von Cor-
nelis Jac. van Amsterdam frühes
16. Jh.. zwei Porträts des Nürnberger
'Malers Lorenz Staud ddt. 1614.
ein ..Wandertheater" von Gerrit
Berckheyde signiert. ferner zwei figu-
renreiche Gegenstücke Fischmarkt.
Gemüsemarkt von Pieter Bout. ein
Schlachtenbild von Anton Franz v. d.
Meulen und eine Campagnalandschaft
von Agostino Tassi. dem Lehrer von
Claude Lerrain.
Bei den Skulpturen fallen zwei bur-
gundisch-flämische Engelstotuen mit
Leidenswerkzeugen Christi Ende
15. Jh. auf; genannt seien ferner eine
Paulus-Figur aus dem Umkreis des
Meisters der Blutenburger Apostel.
ein barocker ..Guter Hirte". der der
Werkstatt von Martin und Michael
Ziirn entstammt. und eine Dreifaltig-
keitsgruppe. die mit J. M. Götz in
Zusammenhang gebracht werden kann.
Bei den Möbeln dominieren ein Lyoner
Armoire deux Corps Mitte 16. Jh..
ein englisches Aufsatz-Kabinett der
Mitte des 17. Jahrhunderts. eine Louis-
XlV-Kommode mit prächtiger Market-
terie und originalen Bronzemontierun-
gen französisch. um 1680 sowie ein
Louis-XlV-Tisch ähnlicher Ausführung
und Provenienz. Eine besondere Kost-
barkeit ist ein holländischer Rokoko-
Aufsatzschrank mit reichster Vogel-
und Florolrnarketterie zu den am
Morkte bereits sehr seltenen Stücken
gehört eine venezianische Lack-Encoi-
gnure mit gemalten und aufgeklebten
Chinoiserien.
Die Sparte ..Ausgrabungen" enthält
u. a. eine prächtige ägyptische Stuck-
maske um 1200 v. Chr. unter den
Exotika sind sechs zapotekische Urnen
von großer Bedeutung. werden solche
Stücke doch wahrscheinlich zum ersten
Mal auf dem Wiener Markte ausge-
boten.
Genannt seien noch eine Faentiner
Apothekerkanne um 1510. eine Holit-
scher Figur stehender Heiliger. um
1770. drel Kothgasser-Gläser. ein
Mohn-Glas. eine großartige russische
Ikone mit Szenen aus dem Leben
Johannes d. T. spätes 17. Jh. und ein
Meißener Bacchus von J. J. Kändler
um1750.
Buchbesprechungen
Heribert Sturm Egerer Reliefintar-
sien. Band 13 der Veröffentlichungen
des Collegium Carolinurn, 1961 im
Verlag Robert Lerche, München vor-
mals Calvesche Universitätsbuchhand-
lung Prag, 280 mit Resümee in
englisch und französisch. 112 Tafeln
Farbtafeln.
In der leichtfertigen Flut der Kunst-
publikationen werden wissenschaftlich
fundierte und nach langer Erforschung
der Archivalien erstellte Handbücher
immer seltener. Um so überraschen-
der ist es nun, wenn aus einem Gebiet,
das praktisch von jeder Forschungs-
möglichkeit abgeschlossen ist, ein sorg-
fältig erarbeitetes und erschöpfendes
Handbuch über die Meister der Relief-
intarsia und Kunsttischler aus Eger
vorgelegt wird. Dem Verfasser, Heri-
bert Sturm, ehemals Leiter des Egerer
Stodtorchivs, ist es gelungen, lange
zurückliegende Forschungsarbeiten zu
retten, trotz der heutigen politischen
Schwierigkeiten zu ergänzen und mit
einem reichhaltigen Katalog aus euro-
päischen Museen und Privatsammlun-
gen und einem schönen Abbildungsteil
zu einem erstaunlich gelungenen Hand-
buch zu runden.
Den Zielsetzungen der Veröffentli-
chungen des Collegium Carolinum"
entsprechend wird am Beginn des
Buches in einer historisch ausgezeich-
neten Darstellung die staatsrechtliche
Stellung und Entwicklung Egers bis
zum Dreißigjährigen Krieg gezeichnet
als Teil des Reiches, der an Böhmen
verpfändet war. Die anschließend aus
den Archiven erstellte Familien-
geschichte der Egerer Kunsttischler
ist ein interessantes Stück Kultur-
geschichte vor dem düsteren Hinter-
grund einer Stadt, die in rascher Folge
bald protestantisch, bald katholisch
und bald koiserlich, bald schwedisch
wurde und in deren Mauern sich
Wallensteins Schicksal vollendete.
Die 112 teils farbigen Tafeln zeigen eine
Gattung meisterlichen Kunstgewerbes.
die Reliefintarsia in farbigen Hölzern
auf Kabinettschrünken. Kassetten,
Schachspielen .. kleinmeisterliche
Handwerkskunst, der Kunst des Glos-
schneiders, des Kupferstechers, des
Goldschmiedeplastikers verwandt. ln
reichen Kostümen des Frühbarock
spiegelt sich das Leben jener Zeit von
den Freuden der Jagd. des Tanzes
und der Tafel bis zu den Schrecken
der Belagerungen und Schlachten in
diesen liebenswürdigen Werken der
Kleinkunst.
Eine Publikation, die somit dem Histo-
riker und Kunstwissenschaftler ebenso
wie dem Sammler und dem kunstlie-
benden Laien wertvoll sein wird!
Dr. Kurt Rossacher
Führer durch das Museum der
Stadt Krems an der Donau von
Harry Kühnel. Herausgegeben vom
Kulturamt der Stadt Kräne, 1961.
56
Sieben Jahrzehnte lang befindet sich
das Kremser Stadtmuseum in seinem
Heim in der profanierten Dominikaner-
kirche, drei Winter dauerte die Neuord-
nung und Aufstellung der zur Zeit
hochbedeutenden Bestände, die mit
einer völligen Umgruppierung der
kostbaren Objekte verbunden war und
nach den Worten des Bürgermeisters
Dr. Franz Wilhelm den Sinn hatte,
das Institut nicht nur zu einem kulturel-
len Zentrum der Stadt Krems, sondern
auch der Wachau und des südlichen
Waldviertels zu machen. Der vorlie-
gende Führer ist der vierte seiner Art;
seine Herausgabe wurde nicht nur
durch das Jubiläum des Museums.
sondern vor allem durch das im Zuge
der großen Gotik-Aussteilung von 1959
jäh erwachte Interesse der breiten
Öffentlichkeit für die Werke alter
Kunst notwendig gemacht.
Es kann hier nicht die Stelle sein. die
Schätze des Museums an sich zu wür-
digen, wir müssen uns mit der Er-
wähnung begnügen, daß es solch
wichtige Werke wie etwa den Altar des
Wolfgang Lend um 1520, eine Arbeit
des Meisters von Mauer bei Melk.
zahlreiche gotische Statuen, die berühm-
ten Kappler-Bildnisse sowie wichtige
Relikte aus der Stadtgeschichte und
schließlich Werke der Volkskunst in
großer Zahl und bester Qualität
besitzt. An dem schmalen, reich illu-
strierten Heftchen ist vor allem der
Aufbau des Textes zu loben, der
zwangsläufig die räumlichen Gege-
benheiten berücksichtigt. die ihrer-
seits zur Setzung sachbedingter Zö-
suren benützt wurden. Diese finden
im Führer selbst praktischen Nieder-
schlag durch die Einfügung reich-
licher Literaturhinweise, die alleine
schon genügen, das Opusculum von
den zumeist reichlich summarischen
Schriften ähnlicher Art abzuheben und
ihm in gewissem Sinn den Status eines
Kataloges zu verleihen.
Dr. Ernst Köller
Otfried Kastner. Eisenkunst im
Lande ob der Enns. 2. verbesserte
Auflage. Linz 1961, Oberösterreichi-
scher Londesverlag.
Diese Arbeit beruht auf immenser
Sach- und Materialkenntnis und ist
so angelegt, dal sie gerade für Samm-
ler, Händler und Experten einen unent-
behrlichen Behelf für praktische Arbeit
abgibt. Dies kommt besonders in den
zusammenfassenden Annexen zum Aus-
druck Stilmerkmale der oberöster-
reichischen Eisenkunst vertikal nach
in Gruppen gegliederten Merkmalen.
horizontal nach Perioden geordnet.
Erklärung der wichtigsten Fachaus-
drücke, Die alten Meister eine Art
Künstlerlexikon der Eisenverarbei-
tung. Die Bestände der Eisenkunst in
Oberösterreich eine Art von Spezial-
Dehio. Von hervorragender Qualität
ist das Abbildungsmaterial, wobei wir
hier den gezeichneten Textillustrotio-
nen den Vorrang vor dem Tafelteil
geben. Die Brauchbarkeit des Illu-
strationsmaterials wird durch ein Ver-
zeichnis in zeitliche Reihung erhöht.
Der eigentliche Text zeigt, daß Kastner
vor allem bemüht ist, eine echte Kunst-
geschichte des Eisens zu geben. Das
erweist sich z. B.. wenn er die inneren
Gründe darlegt, die die Ramanik
davon abhielten, Großgitler zu schaf-
fen, oder wenn er mit Erfolg bemüht
ist, die Ornamentik der Eisenarbeiten
aus varzeitlich-magischen Vorstellun-
gen heraus abzuleiten. Hier will es
uns erscheinen, als sei Kastner ein
wenig zu einseitig auf den Norden
ausgerichtet, indem er alleine die
nnordische" Form als Bedeutungs-
träger anerkennt und in der Südform
im wesentlichen Veräußerlichung und
Formalismus zu erblicken glaubt be-
sonders p. 65ff.. Kastner dürfte viel-
leicht übersehen haben, dall das
..Nordische" ein Steckenbleiben, ja
ein Sichverstricken im Magischen be-
deutet, während dem Süden, der von
nicht weniger bedeutungshaften Vor-
aussetzungen ausgeht, die Gabe der
Klärung und Überwindung des Vor-
und Außermenschlichen im Sinne von
Humanität und Humanismus gegeben
ist.
Dr. Ernst Köller
International Art Sales. Annual
Review of PaintinglCeramicslFurniturel
GlasslObjets d'Art. Bd. 1961, hrsg.
v. George Savage. Studio Books,
London.
Dieses Werk, dessen erster Band in
Österreich Ende November 1961 in
den Handel kam, stellt sich dem alt-
eingeführten .,lnternationalen Kunst-
preisverzeichnis", Kunst und Technik
Verlag, München, als Experiment an
die Seite, das versucht, neue Wege
zu gehen. Zunächst ist die Bericht-
erstottung auf neun Auktionshäuser
beschränkt London Bonham St Sans.
Chistie's, Sotheby's, Knight, Frank St
Rutley, Phillips, San St Neale Paris
Galerie Charpentier, Palais Galliera
Wien Dorotheum; New York Parke-
Bernet und das alleine schon bedeutet
ein Bekenntnis zur Unvollständigkeit,
die selbstverständlich auch die Gültig-
keit der Publikation einschränkt. Es
ist unbegreiflich, daß die großen Auk-
tionshäuser Deutschlands Weinmüller.
Lempertz, Ketterer, Hauswedell usw.
und der Schweiz Fischer, Stuker
nicht aufgenommen wurden, weiß
doch jedermann, in welch beachtlichem
Maß der Weltumsatz an Kunstgegen-
ständen von diesen Ländern bestimmt
wird. Weiters werden die zeitlichen
Zäsuren mit Anfang und Ende des
Kalenderjahres gesetzt in Wirklichkeit
ist das Werk eigentlich in Wider-
spruch zu seinem Titel kein Bericht
über 1961. sondern über 1960. wodurch
es automatisch vom Kunstpreisver-
zeichnis" überholt wird, das seine
Zäsuren per Jahresmitte setzt. dafür
aber zumeist schon zu Jahresende
vorliegt. Die Berichterstattung erfolgt
in chronologisch-erzählender Form, sie
wird überhöht durch eine Marktanalyse.
die die Trends des bearbeiteten Zeit-
abschnittes unterstreicht, Der Bildteil
ist von verschweriderischem Reichtum
und höchster Qualität. Ein nach Sach-
gruppen gegliedertes Register ermög-
licht den Gebrauch dieses Annual"
als Nachschlagewerk; selbstverständ-
lich fehlen Kurstabellen nicht. wobei
von besonderer Wichtigkeit die Volo-
risierungsskola des Pfund Sterling vor
1900. 1900-1914, 1918-1939 mit
ihrer Abstimmung auf den heutigen
Kaufwert ist. Allen Einwänden zum
Trotz ist das Werk dennoch ein brauch-
bares lnstrument, vor allem für den
österreichischen Kunsthandel, der durch
die Einbeziehung des Darotheums eine
besonders realistische Vergleichsbasis
zur Verfügung hat.
Dr. Ernst Käller
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Zu beziehen durch alle Buch- und Kunslhondlungen sowie durch die Verkaufsstelle der
"Siauisdruckerei-Wiener Zeiiung". Wien I. Wollxeile 27a
Große Freude an kleinen Dingen
Sei! 1858
GROSSHANDLUNGS GES. M. B. H.
vorm. J. Grünhul
HANS STRO OPER
Aquarelle. Zeichnungen, Brief-
marken. Miz einem Essay von
Dr. Rudolf Kalmar.
16 Seiten Text, 48 SCllCn zum
Teil mehrfarbige Bilder in OlTset-
druck.
Ganzleincn mit Prägung H5.-
Die weit über die Grenzen Österreichs hinaus anerkannte
künstlerische Bedeutung der ösrcrreiclrschen Briefmarke
hat die Österreichische Posr- und Tclcgraphcnvcrwalmng
veranlaßt, über Leben und Schaffen jener Künstler, die
an der Gestaltung der Briefmarken seit 1945 mitgewirkt
haben, eine Buchreihe herauszugeben. Mit dem Bildband
über Hans Strohofer als Blumcn-Strohofcr" bei
den Philatelisten der ganzen Welt bekannt ist diese
Reihe eröfhiet worden.
WIEN
MAHLERSTRASSE 12
Telephon 52 S6 74 Serie
Fernsch relber 1843
Ein Urteil aus vielen
Ein Prachtbuch, das geeignet ist, eine philatclistischc
Bibliothek zu zieren."
Wiener Zeitung
1h jede guten Buchhandlung erhälzlich
ÖSTERREICHISCHER BUNDESVERLAG
WIEN-MÜNCHEN
1882 ERSTE lllGEMEINE 1882
Ullflll- UND SCIIIDEIIS-
VERSIUIEIBUGS-GESELLSCHAFT
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UNFALL-, HAFTPFLICHT-, SACHSCHADEN-,
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CREDlTANSTALT-BAN KVEREIN
Die Stadt Wien um Norden. Klmrcmuuhxxrg, Huhcnhcrgur
Smmmhaum
GOTIK
GESCHICHTE DER BILDENDHN KUNST IN
WIEN, U. BAND
um DDr. Richard Kust Dunin
Es gibt eine Unzahl von Werken über die Formen
der Gotik in den verschiedenen Ländern, es gibt
Monographien über einzelne Batiwerke der Gotik,
aber es gab bisher noch keine Gesamtdarstellung
der Gotik in Wien. Und gerade Wien ist eine Stadt,
deren Stadtbild und Charakter sehr stark von der
Gotik mitgeformt wurden Die vielen gotischen
Kirchen und ihre Lage, der Reichtum der gotischen
Plastiken und gotischer Malerei gehen davon Zeugs
nis. Der vorliegende Band ist eine in sich
geschlossene Monographie der Gotik in XVien, die
für den Kunstfreund, den Kunsthistnriker, für den
Lehrer und für den Bibliothekar an kunstwissen-
schatftlichcn Instituten gleich bedeutsam ist.
Aus dem Inhalt DIE BAUKUNST DER GOTIK
IN WIILN DIE GOTISCI-IE PLASTIK IN
WIEN DIE MALEREI DER GOTIK IN WIEN
DIE WIENER BUCHMALHREI DAS WIENER
KUNSTHANDWERK DES IXII'I"I'ELAL'I'EIKS
DIT. DARSTELLUNG DES MITTELALTER-
LICHEN STADTBILDES
256 Seiten, 56 Bildtafeln, Leinen, 160.-
WIEN UM DIE MITTE DES
XX. JAHRHUNDERTS
von Ford inand Lettmaycr
Ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, so-
ziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche
und politische Stellung und durch das kulturelle
Leben. Ferdinand Lettmayer hat in Zusammen-
arbeit mit namhaften Persönlichkeiten alle Probleme
einer modernen Großstadt am Beispiel Wiens dar-
gestellt. Sein Buch ist eine ausführliche Biographie
Wiens mit dem Schwergewicht auf den tiefgreifen-
den Ereignissen der letzten 50 Jahre. Kontrastreiehe
Einzeldarstellungen, die Aktuelles sachlich auslcuch-
ten, aber auch historische Bezüge in die Darstel-
lung einschließen, wurden hier zu einem Werk
besonderer Art zusammengefügt. 902 Seiten Text,
50 Seiten Literaturverzeichnis, Register, 11 Plan-
skizzen, 152 Bildtafeln, Leinen, 410.-
VERLAG
FÜR JUGEND
UND
VOLK
WIEN
Für Kenner und Liebhaber österreichischer Wesensart
Darf ich stören?
Stimmen über Österreich
Herausgegeben von Ludwig Reiter
Vorwort von Dr. Peter Lalics
112 Seiten, Ganzlcincn, 58A
Wie sehen wir Österreich und seine Menschen? Wie sehen uns die anderen? Diese Fragen ver-
sucht das Büchlein in der Form einer Zitatensammlung zu beantworten. Stimmen von Dichtern,
Musikern, Wissenschaftlern, Staatsmännern und politischen Publizisten haben darin Platz gefunden.
An gewichtigen oder besinnlichen, aber auch an satirischen und ironischen Worten über Österreich
hat es ja im Laufe der Geschichte nie gefehlt. Dürfen wir also stören und dem Leser eine Kost-
probe anbieten?
Die Österreicher machen
sich manchmal so klein,
daß man nicht sieht, wie
groß sie sein können.
Otto von Bimmrrk
Man darf die Bedeutung der Sprache
für den Staat nicht übertreiben. Es
ist vielmehr der Geist, der die Völker
bildet, vereint, scheidet.
Rirhard Kralik
In jeder guten Buchhandlung erhältlich
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DIE BRÜCKE
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