Wiener Porzellan
im Germanischen Nationalmuseum
Nürnberg Farbbeitrag
Zinn und Zinngießer
in Osterreich
Wir laden alle
Kenner und Freunde
der schönen Künste ein
das bedeutendste Forum
des österreichischen
Kunsthandels
zu besuchen
AWIEN ER KUNST- 81
ANTIQUITÄTENMESSE
FRÜHJAHR 197a
z. JUN;
IT-QIWIWTWTX rar-m "I-1Ä IST TIN-r-r
YT
Georg Ferdinand Waldmüller Wien 1793 1865 Mödling
nKinder schmücken mit Blumen ein KTUZifiXK
OI auf Holz, Maße 34x28cm
Waldmüller signiert und 1857 datierl
Oeuvre-Verzeichnis Grimschitz, Abb. 861
REINHOLD HOFSTÄTTEB
Kunst und Kunstgewerhe
WIEN
Bräunerstraße 12 Dorotheergasse 15 Telefon 52 8984 52 89 85
Deutsche KUIISt und
Antiquitäten Messe
München 1978
HAUS DER KUNST
27.0kt.- 5. Nmz
täglich von 10 -19 Uhr
KUNSTHAUS LEMPERTZ
gegr. 1845
Ehem Sammlung von Savigny.
Ursprünglich aus dem Kloster Himmelspforten
bei Würzburg stammend
Aufgeführt im Katalog der
Sammlung Hartmann, Frankfurt a. M.,
von Hubert Wilm Nr. u. Abb. 79 u. 80
MARIA MIT KIND
Mittelrhcinisch, um 1420 Kalkstein, Höhe 117 cm
Aus LempertzvAuktion 564 ALTE KUNST vom 1. bis 3.Juni 1978 in Köln
564. Lempertz-Auktion ALTE KUNST
1. 3. Juni 1978
Tafelbilder des 16.Jahrhunderts Niederländer des 17 Jahrhunderts
Düsseldorfer und Münchner Maler des 19.Jahrhunderts
Bedeutende Skulpturen
Pomellan, Fayence u. a. Sammlung von Enghalskrügen mit Vögleindekor,
sign. und dat. Grebner-Krug, Steinzeug, Glas, Silber, Zinn,
Jugendstil, Miniaturen, Tapisserien, Möbel, Teppidw,
Ausgrabungen des Mittelmeerraums mykenisch, apulisch, etruskisdi, römisch etc.
Vorbesiditigung 22. bis 30. Mai 1978, außer sonn- und feiertags
Lempertz-Katalog 564 DM 20.-, Bestellungen erbeten
565. Lempertz-Auktion OSTASIATISCHE KUNST
8.Juni 1978
China Keramik, Ponellan u. a.
Japan Holzschnitte, Elfenbeinsdinitzercicn, Nctsuke, Lackarbeiten u. a.
Tibet Plastik, Ilrlalerei und Varia
Kunst des Islam Indische Miniaturen
Vorbesichtigung 22. bis 50. Mai 1978, außer sonn- und feiertags
Lempertz-Katalog 565 DM 20.-, Bestellungen erbeten
NEUMARKT
D-5000 KÖLN
TELEFON 21 O2 51
rXhmlmm Üuvnlcrts, Ant ßkJ-lülß Auf 1-1017, 30 47 cm
Gemälde alter und moderner Meister
Helvetica, Druckgraphik, Handzeichnungen,
Waffen
YYrPw-ivrxx vvrxa
vr-rxvv
Galerie Zlmunmnn
.. TATENMESSE
,.. ßv .1
157 kUlISf
alte und moderne kunst 23. Jahrgang 1978! Heft 157
Klaus Pechstein
Wiener Porzellan
im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg ..
Anton Legner
Das Kölner Schnütgen-Museum
in seiner neuen Gestalt .. 10
Adam Wiecek
Franz Joseph Mangoldt
ein schlesischer Barockbildhauer .. 15
Georg Wacha
Zinn und Zinngießer in Osterreich .. 20
Detlev Kreidl
Zur Entstehungsgeschichte
Giovan Francesco Romanellis Epiphanie
in SanfEligio degli Orefici in Rom .. 30
Udo Kultermann
Gustav Klimt, Emilie Flöge
und die Modereform in Wien um 1900 .. 34
Künstlerprofile
Annelise Kargervon Alois Vogel .. 37
Aktuelles Kunstgeschehen ..
Für den Kunstsammler b4 ..
Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse Frühjahr 1978 .. 44
Pforzheimer Metallmarken 1875 1900
yon Waltraud Neuwirth .. 58
Osterreichisches Museum für angewandte Kunst .. 60
Bildnachweis .. 49
Titelbild Untertasse mit Koppchen, mit Chinoiserien in der
Art Preisslers. DuPaquier-Porzellan, Wien, 1720 1730.
Durchmesser 12 cm. Germanisches Nationalmuseum, Nürn-
berg. GNM-lnv. Nr. Ke 558, erworben 1886. Emilie Flöge, in
einem Kleid mit geometrisierendem Oberteil und Blumenor-
namenten, nach einem Foto von Dora Kallmus d'Ora-Benda.
Herausgeber Kurt Rossacher Eigentümer und Verleger AMK-Verlag,
A-5024 Salzburg, lmbergstraße Postfach 12, Telefon 06222 73731.
Redaktion Wilhelm Mrazek Chefredakteur, verantwortlich für den Inhalt;
Franz Windisch-Graetz Kunstgeschichte, Alois Vogel Wiener Kunstkritik,
Bundesländerberichte, Leopold Netopil Berichte, Umbruch, lmprimatur;
alle Österreichisches Museum für angewandte Kunst, A-1010 Wien, Stuben-
ring Telefon 0222 725696 und 0222 725697. Zweigredaktion Salzburg
Kurt Flossacher Gesamtgestaitung, Franz Wagner Salzburger Kunstkritik,
alle A-5024 Salzburg, lmbergstraße Postfach 12. Herstellung Ftauchdruck
Dr. Rudolf Erhard, 6064 Rum, Postanschrift A-6020 Innsbruck, Kugelfangweg
Nr. 15. Für unverlangte Einsendungen von Manuskripten oder Fotos wird
nicht gehaftet.
Gefördert durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
und das Bundesministerium für Unterricht und Kunst.
Preis ab 1976 inkl. Porto,Jahresabonnement, Nummern davon ein Doppel-
heft, öS 545.- inkl. Mehrwertsteuer, DM 78.-, sfr 82.-, Lit. 21.000-. Einzel-
heft öS 95.- Inkl. Mehrwertsteuer, DM 14.-, sfr 15.-, Lit. 3500.-.
Rates 1976, second class mail included subscription issues numbers
per anno, 14.-, US 30.- by air US 50.-; single issue 2.50, US 6.-
by air US 8.-.
Vertrieb WUB, A-6010 Innsbruck, Erlerstraße 57, Postfach 211. Bank Credit-
anstalt, Filiale Innsbruck, Konto "Alte und moderne Kunst-t, Nr. 8953291.
Anzeigen AMK-Verlag. Erscheinungsort Innsbruck.
Klaus Pechstein
Wiener Porzellan
im Germanischen National-
museum Nürnberg
Vase mit deutschen Blumen in Schwarzlotmalc
Hausmaler, DuPaquier-Porzellan, Wien um 1720;
16 cm; GNM lnv.Nr.Ke 2261, erworben 1885 als
schenk von Adalbert von Lanna, Prag.
Terrine mit japanischen und deutschen Blumen,
PaquIer-Porzellan, Wien um 1720; Höhe 10 cm, Du
messer 25,5 cm; GNM lnv.Nr. Ke 2204, erworben
Platte mlt Chinoiserien, DuPaquier-Porzelian,
um 1725-30; Durchmesser 38 cm; GNM Inv.Nr.Ke'
erworben 1942.
Schokoladenbecher mit Laub und Bandelwerkde
DuPaquier-Porzellan, Wien um 1730; Höhe cm;
lnv.Nr. Ke 2206, erworben 1885 als Geschenk von
bei! von Lanna, Prag.
Im vorigen Jahr konnte das 1852 gegründete
Germanische Nationalmuseum Nürnberg zum
125jährigen Jubiläum die letzten noch fehlenden
Abschnitte seiner Schausammlungen eröffnen
und damit den Wiederaufbau nach dem Kriege
nahezu vollständig abschließen. Einen breiteren
Raum als je zuvor nehmen nun die Sammlungen
ein, in denen Kunst und Kunsthandwerk vom Ba-
rock bis zum Klassizismus gezeigt werden.
Das ursprüngliche, von seinem Gründer, Hans
Freiherrn von und zu Aufseß 1801-72 formulierte
Sammlungsprogramm der Nürnberger Nationalan-
stalt richtete sich auf Kunst, Kultur und Geschich-
te vornehmiich der deutschen Vorzeit, des Mittel-
alters und der Neuzeit bis zum Ende des Dreißig-
jährigen Krieges aus. Erst nach von Aufseß, in den
achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, wurde
auch das 18.Jahrhundert stärker berücksichtigt.
Kunsterzeugnlsse des hohen Barock und Fickoko
gelangten zumeist als Schenkungen ins Mu-
seum, wo sie zunächst freilich nur in den Magazi-
nen aufbewahrt wurden. Auf diese Weise besaßen
die meisten Kunstgewerbemuseen, die bei ihren
Erwerbungen zeitlich nicht festgelegt waren,
nmerkungen 1-5
Klaus PGChSIEiH. Das Kunsthandwerk der Neuzeit. Das Ge
nische Nailcnalmuseum Nürnberg 1852-1977. Beitrage zu
Geschichte, iiii Auftrag des MLISSUMS herausgegeben VUH
ward DEHEKE und naiiiei Kahsnlll. Berlin Ufld Muiieheii
770.
RudOlf Just. Die fruhestsn EIZEUQHiSSE uuwiiqiiieie iii kei.
Fieuiiae aei Schweiz. MltteiiungSblan m. 55, August 1961.
iiiv. m. Ke 2204 Hohe 10 Cm. nuiehiiieseiii 25.5 CITI. EfWt
193a.
iiiii Nr. Ka 549. DUVCNHESSEY aa Cm. Erworben 1942.
Robert SChfTiIdi. Fruhwerke europäischer Füflßilanmahufüki
Sämmltmgoilo BiOhlTl MuVlChEfi 195a. s. 5a. ui 55, Tal. 17,i
YVVH..-
einen Vorsprung auf dem Sammelgebiet der ba-
rocken Keramik, den das Germanische Museum
nach dem äußeren Umfang nie wieder einholen
konnte, zumal ein öffentlicher Erwerbungsetat
nicht vorhanden war und es in seiner Erwerbstä-
tigkeit in erster Linie wie noch heute auf die
Spenden der Mitglieder und Förderer sowie auf
Geschenke und Leihgaben angewiesen war. Erst
in der Zeit, als August von Essenwein geb. 1831,
Direktor 1866-92 dem Germanischen Museum vor-
stand, wurden außer Fayencen auch Porzellane
erworbeni. In diesen Jahren ging es mehr um das
Sammeln von charakteristischen Hausgeräten,
die als kulturhistorisch belangreich angesehen
wurden, als etwa um die für die einzelnen Manu-
fakturen wichtigen künstlerischen Service oder Fi-
guren. Ein Grundstock in dieser Hinsicht wurde
erst 1885 mit der großen Schenkung des Indu-
striellen und Sammlers Adaibert Freiherr von Lan-
na 1836-1909 gelegt, der dem Museum seit 1883
bis zu seinem Tode als Verwaltungsratsmitglied
mit Fiat und Tat zur Seite stand. Unter den zahlrei-
chen Objekten dieser Schenkung befinden sich ra-
re frühe Erzeugnisse sowohl der Meißner wie der
Wiener Porzellanmanufaktur. Leider ist der Be-
stand dieses Legats später dezimiert worden in
den zwanziger Jahren durch Tausch und im Zwei-
ten Weltkrieg durch einige Verluste. Weder die
Porzellane des Freiherrn von Lanna noch die einer
späteren Schenkung, die der Herzoginwitwe Maria
von Sachsen-Coburg im Jahre 1901, sind bisher
veröffentlicht worden.
insgesamt ist die Porzellansammlung des Germa-
nischen Nationalmuseums gegenüber seiner
Sammlung an Fayencen und Steinzeug zahlenmä-
ßig recht klein geblieben, doch befinden sich nicht
wenige Stücke von besonderem Rang und großer
Seltenheit darunter. Während aber die Hausmaler-
porzeilane von G.E. Pazaurek zum Teil beschrie-
ben und die frühen Meißner Porzellane auf der gro
ßen Münchner Ausstellung von 1966 gezeigt wur-
den, sind allein die Wiener Porzellane des Germa-
nischen Museums bisher mit wenigen Ausnah-
men unbeachtet und nahezu unveröffentlicht
geblieben.
Unter den im Germanischen Museum mit zahlrei-
cheren Beispielen vertretenen Porzellanmanufak-
turen nimmt die zweite große europäische Manu-
faktur, die Wiener, einen verhältnismäßig breiten
Raum ein, wobei die hier vorzusteilenden Objekte
wenigstens in einzelnen Punkten die Kenntnis der
Wiener Manufakturerzeugnisse wie jene der Wie-
ner Hausmaler erweitern und in bescheidenem
Umfange die künstlerische Entwicklung markie-
ren helfen.
Wenn es richtig ist, daß die frühesten Porzellane
der 1718 in Wien von Claudius lnnocentius DuPa-
quier gegründeten Manufaktur vunübertrefflich
reizvoll durch ihre edle Unvollkommenheit-r? sind,
so trifft dies wohl am ehesten auf die flache Terri-
ne mit den beiden Volutenhenkeln zu Abb. 23.
Das Gefäß, von noch unbeholfener, sonst nicht be
legter Form aus gelblich-blasenreicher Masse,
zeigt eine farbenreiche, an japanischen Vorlagen
orientierte Blütenranke in Gelb, Grün, Rot, Blau
und Eisenrot, im Innern einen Strauß deutscher
Blumen. Wie die meisten DuPaquier-Porzellane
hat die Terrine weder Marke noch Ritzzeichen. Die
blauen Streifen auf Wandung und Lippe sind nicht
in Unterglasurblau, sondern in Muffelfarbe
gemalt. Auch dieser Umstand dürfte darauf hin-
weisen, daß es sich um eines der frühesten Stücke
der Manufaktur handelt, denn die Verwendung von
Unterglasurblau ist bereits für die Frühzeit nach-
gewiesen.
Die reiche Farbpalette, den großen Zierformenvor-
rat und die variationsfreudigen Bildinhalte der frü-
hen Zeit bringt die große Schauplatte, deren Rand
über pastosem Unterglasurblau Eisenrot und
Goldmalerei zeigt Abb. 34. Aus der bisher be
kannt gewordenen Reihe ähnlich dekorierter,
meist kleinerer Platten stellt er mit dem Vogel zwi-
schen den vexierbildartigen Chinoiserien auf zwei
Blättern wohl die reizvollsten Motive v0r5.
Charakteristisch für die frühen Wiener Porzellane
erscheint die Mannigfaltigkeit der plastischen
Gefäß- und Zierformen, die das tastende Suchen
nach festem Umriß und Größe verrät, selbst bei
den gebräuchlichsten Serviceteilen wie Tasse und
Untertasse. Für den zweihenkeligen Becher
Abb. sucht man lange nach einem direkten Ver-
gleichsstück; sein charakteristischer Bandelwerk-
dekor hingegen begegnet öfters. Häufig ist auch
das eisenrote Zickzackband, das er mit den bei-
7a,
den vorigen und vielen anderen frühen DuPaquier-
Erzeugnissen gemeinsam hat. Was diese Schoko
ladentasse, die wie ähnliche andere sicher ur-
sprünglich einen Deckel besaß, bemerkenswert
macht, ist die in dem Ausstellungskatalog wWie-
ner Porzellan" nicht belegte Ftitzmarke i-Wu auf
dem Boden, vermutlich ein Hinweis auf bestimmte
Serienmasseproben7.
Der Chinesendekor des Teekännchens Abb.
und der dazugehörigen Tasse mit Untertasse fin-
112er;-
es
Teekannchen und Zuckerdose mit ländlichen Szenen
in Schwarzlotmalerei, DuPaquier-Ponellan, Wien um
1720-30; Höhe der Kanne 11 cm, der Zuckerdose
13,5 cm; GNM lnv.Nr.Ke 757 Zuckerdose und Ke 755
Teekännchen, erworben 1947.
Koppchen mit Untertasse, mit Chinoiserien in der
Art Praisslers, DuPaquier-Pcrzellan, Wien um 1720-
1730; Höhe cm, Durchmesser derTasse 12 cm; GNM
lnv.Nr. Ke 558, erworben 1886.
Zwei Blattschälchen, bemalt von lgnaz Preissler mit
Bandelwerkdekor und Venus und Amor, DuPaquier-
Porzellan, Wien um 1725; Höhe je 4,5 cm, Länge je
cm; GNM lnv.Nr.Ke 765, erworben 1885 als Ge-
schenk von Adalbert von Lanna, Prag.
10,11 Waschtisch mit Toilettegarnitur und Monogramm
CPW, Wiener Porzellan um 1749; Kanne Höhe
23,2 cm, Bindenschild in Unterglasurblau, Preßmarke
Kreis, Waschbecken Länge 26,5 cm, Bindenschild als
Unterglasurblau und als Preßmarke; GNM lnv.Nr.Ke
2761 a-i, erworben 1939.
12 Dejeuner mit Schäfsrszenen, Wiener Porzellan um
1755; Länge der Platte 30 cm, Höhe des Kaffeekann-
chens 12,5 cm; GNM lnv.Nr.Ke 748.
det in den Spiegeln der Wandleuchter des Dubsky-
Zimmers im Österreichischen Museum für ange
wandte Kunst in Wien seine nächsten Ver-
wandten Es kehren sowohl die phantastischen in
Rot und Gold gemalten Blüten wieder als auch die
durchlöcherten Bodensockelß. Die cricketartigen
Handwedel, die zwei dieser Chinesen halten, zei-
gen in verstellter Schreibweise Buchstaben und
Zahlen Der stehende Chinese auf dem Teekänn-
chen hält einen Wedel in der Rechten, auf dem
man ohne große Mühe die Jahreszahl 1735 lesen
kann eine spiegelbildliche 17, darunter eine 35.
Was die anderen Zeichen bedeuten, muß dahinge-
12
stellt bleiben. Bei den wenigen Daten, die sich für
die Frühzeit der DuPaquier-Porzellane bisher er-
mitteln ließen, sollten solche kryptographischen
Datenangaben unbedingt beachtet werden? Viel-
leicht gelingt es einmal auf diese Weise unter
Heranziehung wieterer derartiger versteckter Zei-
chen auch die Signatur dieses Malers heraus-
zufinden, derein wichtiger Mitarbeiter DuPaquiers
gewesen sein muß,
Von den Hausmalerarbeiten des Germanischen
Nationalmuseums, die mlt der Wiener Manufaktur
zusammenhängen, sind bisher fast keine veröf-
fentlicht worden. E. Pazaurek bildete in seinem
arkungen 69
Nr m.- 22oe Hohe 60m EVWOYDEH isas als Geschenk von
37m3. Prag Vergietchsslucke Wilhelm Mrazek. Wiener Por-
V1 aus der Manulaklur DiiPaqiiieis immw-u. wieii 1952
2a. SOWIE Jiiiiii naywaia Viehnese POFCEiQiU ot lhe biiPa-
Feriod. London 1952 Tal
Wilhnlm lÄrnvalr IIVIÄ tNnllrzliN kiaiiwiai. lMlAVvAr Dnrvnlion
Werk allein die Trembleuse aus chinesischem Por-
zellan mlt Hunger-Emall ab, die übrigen sind nur
erwähnt worden. Die große Unsicherheit, die weit-
hin noch bei der Nennung von Namen im Zusam-
menhang mit diesen Hausmalerporzellanen
herrscht, mag folgendes Beispiel veranschauli-
chen Selbst dergroße Keramik-Ken ner E. W. Braun,
der die maßgebenden Ausstellungen Wiener Por-
zellans in Troppau 1903 und Wien 1904 ausrich-
tete, schwankte in der Bestimmung der Hausma-
ler. Er wirkte seit 1946 als Berater am Germani-
schen Nationalmuseum, wo er in langjähriger Mit-
arbeit auch das Keramik-lnventar neu anlegte. Bei
der Erwerbung des mit ländlichen Szenen in
Schwarzlotmalerel geschmückten, aus Kännchen
und Zuckerdose bestehenden Ensembles Abb.
entschied er sich im Inventar des Museums für Jo
hann Karl Wendelin Anreiter von Zirnfeld
13
1702-47, im gedruckten Erwerbungsbericht dage
gen für iiArt des Jakob Helchisrrl".
Die Unsicherheit ist mitunter so groß, daB sogar
mit Initialen bezeichnete Stücke wie die Tasse mit
Untertasse in Wien, die die Initialen nH.JJ4 trägt,
nicht J. Helchis zugewiesen, sondern gewiß mit
Recht als iiin der Art Preisslersii bestimmt
werden". Aus diesen Gründen sollen die folgen-
den Beispiele in den Umkreis Preisslers eingeord-
net werden, ohne sie alle direkt für ihn in An-
spruch zu nehmen. In der Art Ignaz Preisslers
1676 nach 1732, des Breslauer Hausmalers,
der chinesische, Meißner und Wiener Porzellane
sowie Glaser in Schwarzlot und farbig bemalte, of-
fensichtlich aber auch Nachahmer und Nachfol-
ger gefunden hat, sind die folgenden Arbeiten ent-
standen. Ein Koppchen mit Untertasse zeigt einen
Chinesen unter einem Baldachin, von zartem
Teekännchen, DuPaquier-Porzellan, Wien 1735; Höhe
8,7 cm; GNM lnv.Nr. Ke 565, erworben samt der zuge
hörigen Tasse und Untertasse Ke 566 1885 als Ge-
schenk von Adalbert von Lanna, Prag.
13 Tasse und Untertasse mit italienischen Landschaften,
Wiener Porzellan 1794; Höhe der Tasse 5,9 cm, Durch-
messer der Untertasse 13,6 cm; Bindenschild in Unter-
glasurblau, Weißdrehernummer 39; GNM lnv.Nr. Ke
2858, erworben 1969.
14 Johann Joseph Niedermayer nach Stefano Mademo.
Herkules und Nessus, Wiener Porzellan um 1750; Hö-
he 28,5 cm; GNM lnv.Nr.Ke 2202, erworben 1901 als
Geschenk der Herzoginwitwe Maria von Sachsen-
Qpburg.
15 "Uberwindungsgrupper- mit Mars und Minerva, Wie
ner Porzellan um 1760; Höhe 28,5 cm; GNM lnv.Nr.Ke
310.
1a iiFrühstücksgruppeir, Wiener Porzellan um 1760; Hohe
23 cm, Bindenschild in Unterglasurblau; GNM lnv.Nr.
Ke 679, erworben 1900.
Anmerkungen 10-16
lr1v Nr. Ke 757 Zuckerdose Hohe 13.5 cm. Ke 751a Teekanne i-rerie
11 cm. Erworben 1947. vgl a3. Jahresbericht. Germamsches Na-
tlonalmuseurn. Nurnberg 194113 44. Abb 2a
W.Mra1ek u. w. Meuwinri, WienerForzellanU970,Nr. es. Tal 1a
lnv. Nr. ke 55a Tasse Hohe Cm. Teller Durchmesser 12 cm. Er-
werben was. vergleicrisstucke Gustav E. Pazaurek, Deutsche
Fayence- und Porzellari-Hausmaler, Bd 1. LBlpllg1925. s. 22511..
Abb 190 fl
lhv. Nr. Ke 2261 Hohe is cm Erworben 15115 als Geschenk von
Lanna, Prag.
n. Schmidt. Fruhwerke eurupalscher Pdrzellanrnarmlakluren
Sammlung Blohm Munchen1953.S 91 1m 1151 mir Abb
lnv Nr Ke 755 Hohe ie 4.5 cm Lange 128 cm Erworben was als
GBSChBVlkVDVl Lanna,Prag Vergleichsstucke iri New York, Me-
tropolllan Mus. und Hamburg Mus kunsi und Gewerbe
Pazaurek. Deutsche Fayeriee- und Purzellan-Hausrneler
Bd 1. LElpZlg rszss 24a Zul Prelssler zuletzt Aririeaiire Mul-
ier-i-ieisieae. Hausmalerelen von Ignaz Preissler 1721x311 In si1-
Zungsberrchte o. kiirisigescnienurerieri Gesellschaft zu eeriin NF
H. 24. Okt 1e7euuni 197a. Berlin 1977. 24 11
Laub und Bandelwerkdekor umgeben Abb. 7'2.
Die subtile Zeichnung steht im starken Gegensatz
zu ihrem Träger, einem fleckenreichen, grauen
Porzellan mit Blasen. Auch bei dem Väschen mit
den Löwenmasken ist die Glasur höchst unvoll-
kommen Abb. U13; sie wurde mit einem breiten
Goldanstrich verdeckt. Der Porzellanmasse nach
dürfte es sich auch hierbei um ein sehr frühes
Stück handeln, das vielleicht nicht lange nach
1720 entstanden ist und wohl auch nur wenig spä-
ter bemalt wurde. Vorder- wie Rückseite zeigen
deutsche Blumenbuketts in ei Vase. Zwei in der
Form ganz übereinstimmende sehen der ehem.
Sammlung Blohm weisen übrigens dieselben
Laub- und Bandelwerkchinoiserien wie die bereits
vorgestellte Tasse mit Untertasse auf".
Die virtuosen Möglichkeiten der Preisslerschen
Kunst und wohl eigen ndige Arbeiten stellen
zwei Blattschalchen mit Schwarzlotmalerei vor,
von denen das eine zusätzlich mit Eisenrot bemalt
ist Abb. 9'5, eine Spezialität Preisslers, der auf
die Vorhaltung seines Auftraggebers, des Grafen
Kolowrat, der farbig bemalte Porzellane bevor-
zugte, antwortete, daB er nallzeit schwarz und rot
gemohlet hat, dießes undter aller Porzellan Mahle
rey daß feinste und Suptielste isttt, und zwar in Rot
nlndianische Grodeschkenu und in Schwarz win-
dianische Figuren und Landschaftenttlö. Die Au-
ßenseite und den inneren Rand dieser Schälchen
schmückt jeweils einer Bandelwerkdekor, das In-
nere zeigt Venus und Amor als Delphinreiter; sie
dürften gegen 1725 entstanden sein.
Derartige Liebhaberstücke, die sich heute nur im
Besitz weniger Museen und Privatsammlungen be
finden, waren auch ursprünglich nur für einen klei-
nen Kreis von Kennern bestimmt. Was die Wiener
Manufaktur sonst herstellte, war anders beschaf-
17
fen. Man wüßte gern, wie die kleine Porzellankol-
Iektion ausgesehen hat, die C.l. DuPaquIer im Jah-
re 1724 an den Nürnberger Rat sandte, dem er sein
wArcanum- anbot. Man hat in Nürnberg das Ange-
bot Immerhin durch die nPOICQIBIHBN der Fayence-
fabrlk überprüfen lassen, das aber wohl an der zu
hohen Forderung DuPaquiers gescheitert ist. lrn-
merhln enthielt die Mustersendung des Jahres
1724
kleines Ausspühl Nap. Blau, Weiß und Gold
fi. 2.30
durchbrochenes Chocolate Becheri
ganz Inwendlg vergoldet mit anderen
Farben geziret fl. 10.-
durchbrochenes Caffee Schalerl
mit einem goldenen Ranft fl. 2.30
mit Purpurfarben gemahltes Gho-
colate Becherl fl. 2.-
paar Braune Theeschalen mit Silber
und Blau fl. 2.-
paar Caffee Schalen mit allerley
Farben fl. 1.30
Tobacks Pfelffe fl. 1.-
Stock Knopf fi. 1.-
Blau und weiß Theeschalerl, wovon
das par 45 Kr. kostet, die ganz weisse
aber 30 Kr. und von diesen Geschirren
sind allerhand um grossere und gerin-
gere Preiß in der Fabrlca zu bekom-
men, als Schüßei, Teiler, Krtlg, er-
haben, glat und gemahlt und nach
dem Form, wie es ein Liebhaber
anfriemet.
par Meßer und Gabel Hefft fl. 2.-
Summe. fl. 24.30
Bedauerlicherweise hat sich nur diese Aufstellung
im Nürnberger Staatsarchiv, nicht aber die Wiener
Porzelianprobe erhalten". Es sind vielleicht nicht
die einzigen Stücke gewesen, die im 18.Jahrhun-
dert aus Wien nach Nürnberg geianten, wo man
sich allerdings auch in den gehobenen patrizi-
schen Kreisen mit Nürnberger Fayencen, später
mit Ansbacher Fayencen und schließlich mit Por-
zellan aus dem nahe gelegenen Ansbach be-
gnügte.
Aus der Frühzeit der Staatlichen Wiener Manufak-
tur besitzt das Museum eine Waschgarnitur, die in
schöner Vollständigkeit Kanne, Waschbecken,
Puder, Schwamrn- und Selfendose, Schalen, Be
cher und Flacons enthält, wozu auch das
originale, fein markettlerte Möbel erhalten ist
Abb. 10, 11W. Den plastischen Flocaillendekor
zeigen zwar nur Gleßgefaß und -becken, aber der
grüne Randdekor vereinheitlicht zusammen mit
dem bisher noch unauigelosten, auf allen Teilen
angebrachten Monogramm nPCW- das Ensemble
zu einem Ganzen, das, neben den Kleidern und
verschiedenen Klelnmobein des 18.Jahrhunderts
In der neuen Kostümpassage aufgestellt, neben
den relchhaltigeren silbervergoldeten Augsburger
Fleiseservices veranschaulicht, was zur Morgen-
toiiette eines wohlhabenden Wiener Stadtbürgers
vonnöten war. Diese Toilettegarnitur ist durch die
Marken abwechselnd gepreßter bzw. untergla-
surblauer Bindenschild in die Zeit um 1749 da-
tlert.
Nicht In der reichen Fülle und Vielfalt wie das Wie
ner Museum, doch wenigstens als Typus kann ei-
nes der im 18. Jahrhundert so beliebten Dejeuners
vorgestellt werden Abb. 1219. Leider fehlen Tasse
und Untertasse; vielleicht waren es ursprünglich
sogar zwei so muß die Frage, ob es sich um ein
Tete-a-tete für zwei Personen oder ein Solitaire für
eine handelte, offenbleiben.
Fehlen auf diesem Dejeuner auch Tasse und Un-
tertasse, so ist doch gerade der Typus der Wiener
SchokoIaden- und Kaffeetasse im Germanischen
Museum reichhaltiger vertreten als von allen an-
deren Porzellanmanufakturen. Davon seien einige
besondere Beispiele ausgewählt und vorgestellt.
Eine Besonderheit war schon In Ihrer Entste
hungszelt eine mit Purpur und Gold bemalte
Tassezo. "Ein Kaffeeservice mit Purpur und Gold
kostete ungefähr 180 fl., während eins mit "Batail-
lenu 90 fl. und die mit Landschaften oder Bauernfi-
guren nur 60 fl. kostetenw, berichtet E. W. Braun".
Unsere Tasse mit Untertasse mit Purpurmalerei
zeichnet sich auch durch eine kostbare Goldborte
aus. Die Hafenszene mit Leuchtturm des Tellers
wie die Landschaftsdarstellung der Tasse folgen
wohl niederländischen Vorbildern des 17.Jahrhun-
derts.
Einen etwas stutzerhaften Herrn und eine Dame in
der modischen Tracht der ausgehenden maria-
thereslanlschen Zeit um 1770 zeigt die Schokola-
dentasse mit zugehörigem Teller und jeweils sehr
fein gemaltem Goidrandiz.
Der Manufakturperiode Konrad Sörgels von Sor-
genthai 1784-1805, des gebürtigen Nürnberger
Kautmannssohnes, dem das Unternehmen ent-
scheidende Impulse verdankt, gehort bereits die
Tasse mit Untertasse an, die jeweils die Dar-
stellung einer klassischen Landschaft vorführen
Abb. 13?! Die glatte Tasse von Zyllnderform
sie bildet den Haupttypus der Wiener Tasse bis in
die Kongreß- und Biedermeierzeit hinein, mit stets
wechselnden Dekoren zeigt eine Vesuvland-
schaft in Purpurmalerei mit Schwarz. Die Inschrift-
tafel am Fiande meldet vVue du Vessuve prlse du
cote de Mare piano de Pouzzolesm Die Untertasse
zeigt eine Tempelruine unter der Überschrift nVue
du Tempie de Venus pres de PouzzoIes.- Beide
Darstellungen sind auf sehr geschmackvolle Wei-
se mit einem Rand aus Grün, Gold und Weiß ein-
gefaßt. Die Landschaftsdarstellungen dieses Ser-
vices folgen einer französischen Stichfolge nVo-
yage Pittoresqueuzi Die eingedrückte Ziffer 94
liefert die Datierung 1794.
Mit nur wenigen, für ein kulturgeschichtliches Mu-
seum aber aufschlußreichen Beispielen, die erst
den breiteren Überblick über die geschichtliche
Gesamtentwicklung im deutschen Sprachgebiet
erlauben, ist auch die Wiener Porzeilanplastik des
ausgehenden 18.Jahrhunderts im Germanischen
Museum vertreten. Aus den Anfängen der Wiener
Staatsmanufaktur stammen die beiden Gruppen
mit Herkules und Nessus Abb. 14 und Herkules
mit dem nemelschen Löwen, die der seit 1747 als
Modeilmeister angestellte Johann Josef Nieder-
mayer 1710-84 zusammen mit weiteren Herkules-
gruppen nach verschiedenen älteren plastischen
Vorlagen wohl noch vor 1750 geschaffen hat25.
Für den eigenen Stil Niedermeyers ist die buntbe-
malte sagen. Überwindungsgruppe charakteri-
stisch Sie zeigt Mars und Minerva neben Tro-
phaen über einem am Boden liegenden Besiegten
Abb. 1525.
Anton Grassi, Bacchantengruppe, Biskuitporzellan,
Wien 1785; Höhe 43 cm, Bindenschild in Unterglasur-
blau, eingepreßt 85 1785; GNM lnv.Nr.Ke 289.
Johann Nepomuk Schaller, Kaiser Franz I., Biskuitpar-
zellan, W'en 1811; Höhe mit Sockel 63 cm, blauer Bin-
denschild, bezeichnet wJoh. Schaller Fecit 1811m;
GNM lnv.Nr.Ke 722.
Erfreulichere Zeitaspekte als diese Gruppe mit
dem Erschlagenen spiegeln die reizende Früh-
stücksgruppe mit dem Papagei am Tisch, dem
Mutter und Kind zuschauen, wider Abb. 16",
dann der freundliche Kavalier auf dem Ftocalllen-
sockel als wPorte-montreuzß und die heitere mehr-
figurige Schäfergruppe mit den galanten Paaren
und dem Knaben, der im Bach Fische fängt?
Die große figurenreiche Bacchantengruppe von
Anton Grassi 1755-1807, als Nachfolger Nieder-
mayers Mcdellmeister von 1784-1807 markiert
den Übergang vom Fiokoko zum Klassizismus
auch durch die Verwendung des kühleren, der fol-
genden Periode angemessenen Biskuitporzeilans
Abb. 1730. Aus Biskuitporzellan ist auch die Bild-
nisbüste des österreichischen Kaisers Franz l.,
der 1804 als Franz ii. die Kaiserwürde des Hi. Flö-
mischen Reiches Deutscher Nation niedergelegt
hatte. Die Büste schuf Johann Nepomuk Schaller
1777-1842, der sie stark unter dem künstleri-
schen EinfluB Antonio Canovas stehend im
Jahre 1811 ausführte und signierte Abb. 18".
Nicht überraschend ist es, daß in dieser Zeit der
Resignation auf den sichtbaren imperatorenge
stus verzichtet und die etwas ungewöhnliche Dar-
stellung der Toga gewählt wurde, was wohl ganz
im Sinne dieses bürgernahen Habsburgers die
kühle Distanz der verschlossenen Persönlichkeit
um einiges verringert.
Ein eigenes, sehr anziahendes Kapitel in der Ge-
schichte der Wiener Manufaktur nehmen die Bild-
teller ein, bei denen Vorbilder der hohen, meist
zeitgenössischen Kunst miniaturartig nachemp
funden sind. Die beiden Beispiele des Germani-
schen Museums verkörpern diese Richtung auch
mit ihren Themen recht deutlich Bei dem Teiler
mit dem ovalen Medaillon, gerahmt von Goidreiief
und Türkisstreifen, handelt es sich um wThe Birth
ol Shakespeare-ß in Sepiamalerei. Die Vorlage bil-
dete ein Stich nach einem Bild von Angelika
Kauilmannü. Ähnlich verhält es sich bei dem Bild-
teller mit dem wTod Marc Antons in den Armen der
Kleopatrau33. Die intensiven Farben gehören der
reichen Palette des Akademiemaiers Sigmund
Perger 1778-1841, der den Teller auch auf der Vor-
derseite signierte.
Wenn sich in der Verwendung fremder Vorlagen
auch bereits ein Nachlassen der künstlerischen
Phantasie und der aufkommende Historismus an-
kündigt, so bedeutet in technischer Hinsicht diese
Phase einen markanten Höhepunkt in der Ent-
wicklung der Wiener Porzellanmanufaktur.
rnerkungen 17-33
oseph Felnesrcs und Edmund wrlhelrn Braun. Geschichte der KK
riener Porzellanmanuraklur. wlen 1907. 5.91.
Nr. Ke 27s1a-l.lanne Höhe 29.2 cm. Birldenschild in Unterglaa
urblau. Prellmarke Kreis. Waschbecken Lange 29.5 cm. Blrlderlr
chlld in Unterglasurblau als Preßmarke. Erwurberl1939.
w. Nr. Ke 749. Lange der Plane 30 cm Hohe des Kafleskanncrlens
2.5 cm. Nach lreundl. Mrnerlung von l-lerrn Dlr Dr Mrazek
eile eines Puppengeschirrs. Vom gleichen Maler helinden sich
renere Slucke Im Osterr. Musr angewandle Kunsr. wien.
Nr Ke 2209 Hohe der Tasse 4.5 cm Durchmesser des Tellers
cm. Blndenschild lrl Untelglasurblau. Erworben 1991.
Folrleslcs u. E.W. Braun, Geschlchls der KK. wiener Porzellan-
1arlufaktur. wlen 1907. s. 74.
w. Nr. Ke 740. Hohe der Tasse cm Durchmesser des Tellers
0.5 cm. Blndenschild ln Unterglasurblau. Malerzeichen eder
Erworben 1995 als Geschenk von A.v.Larlrla. Prag.
Nr Ke 295a. Hohe der Tasse 5.9 cm. Durchmesser des Tellers
9.5 cm Blndenschlld in Untsrglasurblau. Weißdreherrlr a9. Er-
lorberl 1959
Mrazek u.W Neuwrrrh.wrenerPorzellanl197olNr 925. Tal 97
Nr Ke 2202 l-lohe 29.5 cm wie des Gagenstuck Ke 2201 er-
lorhen 1901 als Geschenk Herzoglrlwnwe Maria Sachsen-
ohurg. Dle Vorlagen sind von Stefano Maderno. vgl. A. E. Erlnck-
lannßareclr-snzzelzi Italienische larldhauensd 2. FranklurllM.
924, Tal. 12. Weitere Herkulesgruppen von Niedermayer vgl
Mrazek u. w. Neuwlrlh. wiener Porzellan 11970 Nr. 290. Tal. 51.
lle Gruppe Herkules und Arlläus lsl von Niedermayer signiert.
w. Nr. Ke 910. Hohe 29.5 crn. Gerrrlarllscrles Nallcnalmuseum
lurnoerg. Fuhrer durch die Sammlungen. München 1977. Nr. 479.
w. Nr. Ke 979. l-lche 20 cm. Blndenschild in Urllerglasurblau.
lurltrrlalerlahl 75. vgl. w. Mrazek u. Neuwinh. wiener Porzellan
l970l Nr 519. Ta 70.
w. Nr. Ke 57a. Höhe 29 cm ßlndenschild irl Umerglasurblau. Era
lorberl 1995.
w. Nr Ke 955. Hdhe a0 cm Blndenschlld in unlerglasurhlau. Er-
lorberl 1900.
w. Nr. Ke 299. Hohe 43 cm. Blndenschild in Urlterglasurblau. Ein-
epreßt 95 795. Vgl. 95 Jahresbericht des Germanischen Na-
enalmuseurns Nurncerg1950s 76. Abb. 35.s0wleW.Mra1eku.
r. Neuwirth. wiener Porzellan 1970 Nr. 554. Taf. 79.
w. Nr. Ke 722. Höhe mit Sockel es cm. Blauer Birldenschild. se-
elchneh Joh. schaller Fecrl 1911. weilere Exemplare in lnns-
ruck.Llr1z und TroppaurVgl. Ausslellurlgskal. .15oJahre wiener
orlgreß. Der wiener Knngreß sepremoer 1914-9. Juni 1915.
Ilen 1995. s. 94 ir. und s. 97. Nr. 7. scwre Selma Krass-Florian. Jo-
ann Nepomuk schaller. Wien 1977. s. 47. w.v 1a a. Abb. 19
w. Nr. Ke 2207. Durchmesser 24.4 cm. Blauer Binderlschild.
reßmarke 99 799. Preßmarke 19 oder 91. zahlen in Gold so
nd 39. Erwerhen 1901 alsGescrlenk der Herzdglnwnwe Marla von
achsen-ceourg. Zur Vorlage vgl Victoria Manners Wll-
amsorl, Angellca Kauffmann. A. her lrle and her Werks New
ork1976l1.Aull.1924lAbb.o.Nr.
Nr. Ke 220a. Durchmesser 24.9 cm. Blauer lalndenschild.
reßrrlarke 905 1905 scwle Prelirrlarke 24. Aul der vordersene
22' Perger iec. Erworben 1999 irl wien. Abgeb. be George
lare. German and Ausrrlan Porcelaln Frank1ur1o..l. 1195 lAhh. so
Xnschrift des Autors
lr. Klaus Pechstein
merkonservalor am Germanischen Nationalmuseum
Lanäusergasse
1-8500 Nürnberg 11
Anton Legner
Das Kölner Schnütgen-
Museum in seiner neuen
Gestalt
Nach zweijähriger Umbauzeit und Umgestaltung
wurde das Schnütgen-Museum am 21.Juni 1977
wiedereröffnet. Die neue Präsentation der Werke
sakraler Kunst in St. Cäcilien ist nicht ohne breite
Resonanz in der Öffentlichkeit geblieben. Von der
"Inszenierung des Kultischenu war in der Presse
die Rede gewesen. Tiefer liegende, nicht nur ober-
flächlich ablesbare und über bloßem antiquari-
schem Interesse liegende Schichten erschienen
so angesprochen und die eigentlichen Absichten
des Museums nachempfunden. Manche kriti-
schen Bemerkungen zum Konservatorischen mö-
gen in den ersten Tagen nach der Wiedereröff-
nung begründet gewesen sein. Aber die eigentli-
che Absicht der Neugestaltung war gerade, die
strahlende Erscheinung, die sich in den Jahren ab
1956 eingeprägt hat, mit den konservatorischen
und didaktischen Erkenntnissen der Gegenwart in
Übereinstimmung zu bringen. Nur Knappe acht
Wochen verblieben letztlich den ausführenden Fir-
men bis zum Eröffnungstermin. Vor die Wahl ge-
stellt, diesen zu verlegen und die empfindlichen
Kunstobjekte noch länger im Zustand provisori-
scher Auslagerung zu belassen, hatte man sich
für das geringere konservatorische Risiko ent-
schieden. Inzwischen aber ist alles Konservatori-
sche auf diejenige Perfektion gebracht, wie sie
nicht anders bei der Planung vorgeschwebt hat.
Die ersten Monate, die dem Museum eine beson-
dere, ja außerordentliche Besucherfrequenz
brachten, bestätigten die Funktionsfähigkeit des
Bezugssystems zwischen Ästhetik und Didaktik,
zwischen dem gewählten Aussteiiungsstii der Ob-
jekte und den Vorsichtsmaßnahmen für deren
Schutz und Sicherheit, zwischen fernsehtechnl-
scher und personeller Überwachung.
Das Ungewohnte der Präsentation stieß beim ei-
10
nen auf Unverständnis, beim anderen auf Ver-
ständnis. An der Aufstellung des Kruzifixes aus
St. Georg z.B. erregte sich die Diskussion. Als
Biasphemie war sie bezeichnet worden; der Cor-
pus Christi mitten in der romanischen Basilika, so
empfanden andere die Placierung dieses großen
Bildwerks, das ursprünglich nicht im Triumphbo
gen der annonischen Kirche gehangen hatte, son-
dern den Menschen nahe am Kreuzaitar stand wie
vordem schon das sakramentale Bild des Gerokru-
ziflxus im Kölner Dom. Uns schien auch wichtig,
durch die Ansichtbarkeit der Rückseite und die
niedrige Aufstellung das Herrenreliquien-
Reposltorium im Hinterkopf des Kruzifixus sicht-
bar zu halten, nicht anders als die Reliquienkäst-
chen in den Rückseiten der gotischen Madcnnen,
um etwas von der Reliquien- und Bildfunktion der
Figuren bewußt zu machen. Überhaupt waren es
die Überlegungen zur Gestalthaftigkeit und zur
Präsenz der Bilder im Mittelalter gewesen, zur Ma-
terialität ebenso wie zu ihrer Aura des Numinosen
und zu ihrem Charisma, zur Originalität des Kunst-
werks, auf denen die Darbietung und die Neuge-
staltung des Schnütgen-Museums beruht. Nicht
minder anschaulich schien beim Tympanon von
St. Cäcilien z. B., auch dessen rückseitige Be
schaffenheit in freier Aufstellung zu zeigen, um al-
lein durch die Wahrnehmung der römischen in-
schrift auf der Rückseite des Tiburtiussteins den
Zusammenhang zwischen Antike und Mittelalter
schon in der Identität des wiederverwendeten Ma-
terials zu demonstrieren.
So stehen die sakralen Gegenstände des Mu-
seums als kirchliches Inventar ebenso in Bezug
zum Kirchenraum wie als Kunstwerke zum Atelier
des Künstlers. Das gesammelte Gut ist als Sum-
me von Objekten im einzigartigen Raum und zu-
gleich im musealen Gebäude zusammengefaßt.
Es sollte eine neue, aber in der historischen Prä-
senz des Bildes begründete Erlebbarkeit entste
hen. Die Geschichte der Theorie und der Methode
logie des Sammlungswesens lehrt, daß jede Zeit,
jede Generation die überkommenen und ergänz-
ten Sammiungsbestände nach eigener Interpreta-
tion gesichtet, geordnet und aufgestellt hatte. So
bemühte sich auch die gegenwärtige Leitung des
Museums um die Aufbereitung des anvertrauten
Gutes auf dem wissenschaftlichen Erkenntnis-
stand der siebziger Jahre. Dabei hat der Kölner Ar-
chitekt Heinz Micheel in schönster Übereinstim-
mung mlt den Vorstellungen des Museums die
neue Museumsarchltektur und das neue Mu-
seumsdesign In der alten romanischen Cäcilien-
kirche geprägt. Und die zahlreichen Besprechun-
gennachderWiedereröffnung hattenlnsbesondere
den Gesamteindruck hervorgehoben, den St. Cäci-
llen nunmehr in Raum und Licht, in Klarheit und
Milde, in der Konsequenz der Darbietung und im
Wiederaufbau der Kryptafassade unter der Empo-
re der einstigen hochadeligen Damenstiftskirche
vermitteln kann.
Auch die r-Polyvisionu, das neue Informationssy-
stem des Museums, kommentiert die Beweggrün-
de der gegenwärtigen Erscheinungsform, nach
einzelnen Gesichtspunkten aufgeteilt, von denen
hier einige die neue Gestalt des Schnütgen-
Museums charakterisieren sollen
Inszenierung und Didaktik
In der ästhetischen Qualität nehmen Inszenierung
und Didaktik, zwei alte und wieder zeitgemäße
Komponenten in der Präsentation von Samm-
iungsgut, einen besonderen Stellenwert ein. Die
Aufnahmen spiegeln die Absichten der neuen
Konzeption Transparenz und Brillanz des
Raumes, nicht Bestückung von Pfeilern und einge
zogenen Wandflächen, sondern freie Placierung
der Figuren und Objekte, doch diese auf die Archi-
tektur bezogen. Der Inszenierung entsprechen ge
dämpftes Tageslicht, dabei festliche Raumaus-
Ieuchtung und Lichtakzentuierung von Objekten
in Vitrinen und auf Wandtableaus und schließlich
auch ein kontrastreicher Aufbau des Ganzen zwi-
schen Chor und Empore. im Chor stehen die goti-
sche Kölner Skulptur und das goldene Antepen-
dium aus St. Ursula vor dem neuen Altar, auf der
Empore die barocke Kunst mit dem Heisterbacher
Gitter vor dem Westportal der Kirche; im Mittel-
schiff das Kruzifix aus St. Georg und die Sonnen-
burger Figuren, diese niedrig aufgestellt; vor der
Krypta die großartige Skulptur der Romanik, die
Siegburger Madonna im Zentrum, seitlich die bei-
den Tympana von St. Cäcilien und St. Pantaieon.
Befreit von Verschmutzung und Ergänzung, in der
ursprünglichen Schönheit des kostbaren römi-
schen Steinmaterials, ist das aus konservatori-
schen Gründen ins Innere versetzte Cäcilientym-
panon die bedeutendste Bereicherung des neuge
stalteten Museums. Ansonsten ist das Mittei-
schiff nur locker bestückt, um Platz für Konzertbe-
stuhlung zu belassen. Denn noch zahlreicher als
zuvor dient in Zukunft die Cäciiienkirche auch
Konzertveranstaltungen. Eben wegen des beson-
deren Ambientes erfreuen sich diese großer Be
Iiebtheit. Das Rheinische Kammerorchester z. B.
begeht in Zukunft seine Museumskonzertzyklen
fast ausschließlich im Schnütgen-Museum. in
den Seitenschiffen dicht gedrängt die Heiligenge-
selischaft der Früh- und Spätgotik, aufgestellt auf
gemeinsame Sicht, aber ebenso zur Betrachtung
des einzelnen Kunstwerkes. Dem didaktischen
Konzept entsprechen Abfolge, Bezugssystem und
Ordnung des Materials. Durch die Epochen und
Bereiche führen will man sich ihrer bedienen
lautlose Lichtkommentare abrufbarer Programme.
Licht
Ein mittelalterlicher Kirchenraum hatte gedämpf-
tes Licht. Das durch farbloses Fensterglas einfal-
lende Tageslicht nimmt dem Raum die Atmosphä-
re und das milde Ambiente, das zu ihm gehört,
bringt statt dessen Helligkeit und Härte. So ab-
träglich wie der Ästhetik des mittelalterlichen Kir-
enraumes ist das farblose, erst im 19.Jahrhun-
erfundene Glas Kunstwerken, die aus organi-
ten Stoffen bestehen. Der ungehinderte EinlaB
Tageslichtmengen und schädigenden ultravio-
ten Strahlen wirkt sich zerstörerisch aus. Die
rminderung der Luxzahl und die Dämpfung des
geslichteinfalls waren deshalb bei der Neuge-
iltung des Schnütgen-Museums zunächst ein
tservatorisches Erfordernis. Jahrelange Beob-
1tungen zeigten aber auch, daß die Skulpturen
der Cacilienkirche am schönsten im warmen
idenen Licht herbstlicher Vorabende standen.
ider neuen Verglasung in Brauntönen geblase
'Scheiben aus echt-antik Glas sollte die imagi-
rte Lichtästhetik im romanischen Raum der
seumskirche erzielt werden. Je nach Lichtein-
verwandeln sich die Glastäfelchen in differen-
rte Flächen von Braun bis Gold, an durchsichti-
Alabasterverglasung erinnernd. Die rundbogi-
Fenster bilden nicht mehr Öffnungen für her-
brechendes Tageslicht, sondern transparente
lien, die den Raummantel der romanischen Ba-
ka schließen. Eine schier unlösbare Aufgabe
illte sich dem Lichtdesigner. Die neue Kunst-
itanlage bisher bestand wenig mehr als eine
tbeleuchtung wollte den Raum lichtarchitek-
iisch akzentuieren, zur Schonung der Objekte
aber auch hier die Luxzahl niedrig zu halten.
bei war eine direkte, effektvolle "Anstrahlungii
besondere der Skulptur zu vermeiden. Ange
ahlte Skulptur wird aufgelöst in mehr oder we
er harte Licht- und Schattenkontraste, verliert
milde Modellierung, aus der sie lebt, verliert
eigentliche Atmosphäre. Ein dem Wesen der
Köln, Schnütgen-Museum, SL-Oäclllen-Klrche, Ansicht
von der Nonnenempcre aus mit Vitrinengruppen im Mit-
telschiff und zwei der vier Kronleuchter in Chor und
Langhaus
Köln, Schnütgen-Museum, Maria aus einer Kreuzi-
gungsgruppe. SonnenburglSüdtlrol
Köln, Schnütgen-Mussum, Johannes aus einer Kreuzi-
gungsgruppe. SonnenburgISLidtiroi
Köln, Schniitgen-Museum, HI. Tlburtius vom Cäcilien-
tympanon
plastischen Gestalt mit sensibler Oberfläche
schaffenheit entsprechende Beleuchtung
nur diffuses Licht erbringen. Noch heute pr
zierte Methoden, Skulpturen mit Punktstrai
effektvoll zu pointieren, verfremden die EfSi
nungsgestalt des Kunstwerks. Die neue Kunsti
anlage in der Cäcilienkirche trägt diesen Enrvä
gen und Erkenntnissen Rechnung. Lichtinten
und Beleuchtungsart lassen sich überdies in
reichen Kombinationen vom Schaltpult aus
ren. Entscheidend für die formale Lösung unt
Gesamtwirkung ist die Konzeption des Lici
signers, in der romanischen Basilika
Kronleuchter zu installieren. Durch ihre helle
bigkeit bilden sie nicht anspruchsvolle Raur
jekte in Konkurrenz zu den Kunstwerken des
seums, durch die formale Adaption von Radle
tern der Romanik aber auch keine Fremdkörpi
Raum.
Skulpturen auf Acrylglaspodesfen
Die Bildwerke des Museums befinden sich
mehr in ihrem ursprünglichen Zusammenh
Deshalb wurden die Heiligenfiguren dem Kon
der jetzigen Sammlungspräsentation ent
chend zu neuen aufeinander bezogenen Figi
ensembles vereinigt. Aus heutigem lnteress
der materiellen Beschaffenheit des Kunstwe
steht gleichzeitig die Rückseite der Figur nich
schiert, sondern wie im Atelier des Bildhauer
Zustand vor der Aufstellung im Kirchenraun
Kult- oder Andachtsbiid in musealer Darbiet
zugleich aber in bewußter Nutzung des beso
ren Ambientes des sakralen Raumes. Die
lenbeinschnituzereien in obiektbetontev Beleuchtung
Köm, Sohn tgenrMuseum. Modell zur Neugestaltung
in der St. äcllienßKirche
Koln, SchnütgenrMuseum. SL-CäcrMen-Klrche, Such!
das nördhche Seitenschiff mit spatromanischen und
fruhgotischen Skulpturen-Ensembies
Köln, Schnütgen-Museum. Thronende Muttevgoltes mll
Kind. Nlederrhein, um 1220-1230
Köln, Schnütgen-Museum, Altarmodell von Johann Pe-
ter Schwanlhmer d.A. Riad im lnnviertel 1720-1795
wohnliche Entscheidung, Figurensockel in Acryl-
glas herzustellen, hatte ihre Ursache nicht nur in
der Absicht, Architektur und Kunstinventar im
transparenten Raum in Bezug zu setzen. Mittelal-
terliche Figuren sind nicht Statuen, die auf
Sockeln standen und eines "festen Standesu be-
dürften. Sie stehen nicht als Statuen auf Sockeln
und auf festem Boden, sondern als Erscheinungs-
gestalten im unirdischen, der Schwerkraft nicht
unterliegenden Schwebezustand. Mittelalterliche
Skulpturen waren aber mitunter auch aller-
dings in derselben Gefühlssphare als Einzelfi-
guren auf Kapitell und Säule aufgestellt. Durch
Vorbilder originärer Aufstellungsart angeregt,
wurde eine Reihe von Figuren auf Kapitelle ge
setzt. Für die Säulen der Sockelzone fand sich
dem Konzept entsprechend wiederum nur trans-
parentes Acrylglas geeignet. Atektonisch und
statisch schwebt das Kapitell auf entmateria
sierter Säule und hebt wie ein steinerner Blüten-
kelch die gotische Figur empor. Beider größt
lichen Vermeidung aller nicht zum Kunstwerk und
zu seinem Sinngehalt gehörenden, ja diesen ver-
fremdenden Materialblocks wie sie massive
Sockelgebilde darstellen entfaltet sich die des
ursprünglichen Zusammenhangs verlustig gegan-
gene mittelalterlichen Skulptur in ihrem plasti-
schen Volumen, in ihrer Kontur, in ihrer eigentüm-
lichen Ponderation und in ihrer musikalischen
Affekthaltung am freiesten, reinsten und reich-
sten.
Vitrinensysfem
Die Sechseckformen der großen Vitrinengruppen
verdankt das neugestaitete Museum der Absicht
des Architekten, in der romanischen Basilika ein
Vitrinensystem zu gestalten, das in Korrespon-
denz und gleichzeitig in Kontrast zum mittelalterli-
chen lnnenraum steht. Die Vitrinengestalt ist ent-
worfen in den Harmoniemaßen des Goldenen
Schnitts. im konservatorischen Bereich sind alle
Erkenntnisse moderner Museumstechnik bis zur
Installation von Miniventilatoren in den Lichtta-
blaren der Vitrinen verwertet. AusstelIungsästheti-
sches Anliegen war, die Zimelien des Schnütgen-
Museums nlcht auf Glasplatten aufzureihen, son-
dern einen dem Kunstwerk entsprechenderen
Unter- und Hintergrund zu schaffen. Dies erfordert
für jede Etage einen eigenen Lichtraum. in der
Standfiäche der oberen ist jeweils die Beleuch-
tung für die untere Etage installiert. Auch im Ta-
bleausystem der Kircheninnenwand erscheinen
die kleinen und kleinsten Objekte im individuellen
Lichtambiente. Die Kunstwerke sind nicht gereiht
und gehäuft, die Kostbarkeit des Einzelobjekts
wird hervorgehoben. Den zumeist edlen Werkstof-
fen entsprechend, aus denen die Kunstwerke ma-
teriell bestehen, fand als Bespannung Wildleder
Verwendung. Beim Einrichten wurde auch darauf
geachtet, daß in den unteren Etagen Gegenstände
Aufstellung fanden, die das besondere Interesse
der Kinder haben. So bietet sich in der niedrigen
Placierung vieler Objekte das Schnütgen-Museum
zugleich als Kindermuseum an.
Die Präsentation der Paramente
Berühmt geworden ist die Sammlung Schntltgen
nicht zuletzt durch ihren reichen Bestand an litur-
gischen Gewändern. Um sie schädlicher Lichtein-
wirkung möglichst zu entziehen, andererseits zu-
gänglich zu halten, wurden in der Sakristel und im
südwestlichen Joch große Schränke mit 43 verti-
kalen Vitrinentafeln installiert. Beiderseitig sicht-
bar, zusätzlich durch Lexanglas wie auch die
frei im Museum aufgestellten Paramente licht-
geschützt, kann der Besucher selbst eine Vitrinen-
tafel nach der anderen ausziehen und sich der Be-
schauung des solcherart dargebotenen kostbaren
Stoffes widmen. An einer großen Zahl aufgereiht
ausgestellter Paramente dagegen pflegt man
wenig aktiviert erfahrungsgemäß vorbelzuge
hen. Aus der Verflechtung konservatorischer, äs-
thetischer und museumsdidaktischer Überlegun-
gen, zum Schutz der Objekte wie zur Selbstbedie-
nung des Beschauers, entstand die neue Präsen-
tatlonsart einer Auswahl der schönsten sakralen
Gewänder vom Mittelalter bis zum Ornat der Kai-
serin Maria Theresla.
Rekonstruktion der Kryptafassade
An der Stelle, an der bis vor kurzem in einer raum-
schließenden Wand unter der Nonnenempore Hei-
zungsschächte Installiert waren, bietet sich nun-
mehr die wiedererstandene Kryptafassade dar in
der Gestalt, die sie um die Mitte des 19.Jahrhun-
derts nach dem eben damals aufgedeckten mittel-
alterlichen Befund erhalten hatte. Die Rekonstruk-
tion des Stadtkonservators unter Verwendung
von Reimerather Trachyt, belgischem Granit,
Aachener Blausteln, Mayener Schiefer und Wei-
berner Tuff brachte nicht allein die erforderlich
gewordene Sanierung. Großen ästhetischen Fleiz
erzeugen die Diaphanie der raumerweiternden
Durchblickzonen, die Stufungen von Bodenebe
nen und der Zusammenklang der kleinen Bogen-
folge der Kryptafassade mit der monumentalen
Bogenarchltektur der romanischen PfeilerbasiiI-
ka. Eine hohe Raurnqualltat auf engstem Bezirk ist
wiedergewonnen worden.
Sammlung und Bibliothek
Sammlungen waren stets mit Bibliotheken verbun-
den. nMouseionv war bis ins 17.Jahrhundert die
1A
Bezeichnung für Sammlung wie Bibliothek. Nach
dem Ordnungsschema der Bücher erfolgte oft ge-
nug auch die Ordnung der Sammlung. Die Objekte
sind die Flealien des theoretisch in den Büchern
Dargebotenen. "Was heute Museen zu erreichen
versuchen, durch große Vielfalt von Exponaten
umfassend zu bilden, das war bereits die Aufgabe
des Museums, bevor es sich im 19.Jahrhundert in
verschiedenen Speziaisammiungen aufspaltetem
Kürzlich wurde dargelegt, wie z. B. die Samm-
lungstheorie aus demselben DenkprozeB hervor-
ging, der auch die Zentralperspektive hat erstehen
lassen, wie bestimmte Sammlungen unter dem
zentralen Begriff des Theaters im System der vars
memoriaeu als Summe von Objekten im Raum zu-
sammengefaßt, von einem einzigen Punkt aus zu
betrachten waren, wie die Präsenz der Objekte im
projektiven Raum ihre ständige Verfügbarkeit in
der imaginierten Sammlung bedeutete in der Bi-
bliothek, wo das gesamte Wissen vereint ist. Um
eine ähnlich perspektivisch-enzyklopädische Seh-
weise bemühte sich die Arbeit des Schnütgen-
Museums bisher in der Bibliothek ebenso wie bei
der Neugestaltung des Museums.
Didaktik und Information
Das von Uwe Westfehling im Außenreferat der Köl-
ner Museen erarbeitete Vermittlungssystem bietet
Informationen zur freien Auswahl an. Neben die
knapp gefaßte Objektbeschriftung treten die Text-
und Biidkommentare der schon erwähnten "Poly-
visionu. Sieben Geräte mit jeweils dreißig Themen
bringen Erläuterungen und Zitate. Eine pultförmi-
ge Projektionsfiäche vermeidet bewußt die opti-
sche Konkurrenz zum ausgestellten Kunstin-
ventar. Die Anwahl erfolgt über ein beschriftetes
Tastenfeld. Vielfältige Staffelung in Kompliziert-
heit und Menge charakterisieren das neu ent-
wickelte System. Querverweise stellen den didak-
tischen Zusammenhang her. Grundrisse geben die
Flaumorientierung. Ein "Führer zur Kunst des Mit-
telaltersu, ebenfalls von Uwe Westfehling erarbei-
tet, dient als Leitfaden durch die Ausstellung. Au-
Berdem schafft er zusammen mit der Markierung
an zahlreichen Objekten die Verbindung zwischen
den verschiedenen Mitteilungsformen. Einführen-
de Informationen befinden sich in der Eingangs-
halle. Ein Grundrißplan gibt den ersten Überblick,
ein Vldeogerät für die Wiedergabe von Filmen und
zur Nutzung der Fernsehüberwachung als Fernseh-
übertragung tritt hier zum Gesamtkonzept hinzu.
Um die Videoprogramme als werbenden Blickfang
zu nutzen, erscheinen Filme oder Direktübertra-
gungen von Aktivitäten aus dem Inneren des Mu-
seums auch audiovisuell auf einem Monitor vor
dem Hause, dicht an der frequentierten Großstadt-
straße.
Technokratle und Informationssystem wollen
nicht als eigene Flezeptionsfelder In Konkurrenz
zu den Kunstwerken treten dies war die Prämisse
der gesamten Neugestaltung. Allein der architek-
tonische Raum und die Qualität der Objekte soll-
ten den Maßstab bestimmen. Das Schnütgen-
Museum in der Cäcilienkirche Denkmal und Mu-
seum zugleich mochte in Raum und Licht, in
Inszenierung und Didaktik sakrale Bildkunst des
Mittelalters zwischen Antike und Neuzeit verge-
genwärtigen, es möchte die Werte ihrer Präsenz
erfahrbar machen.
Anschrift des Autors
Univ.-Prof. Dr. Anton Legner
Direktor des Schnütgen-Museums
Cäciiienstraße 29
0-5000 Köln
Wiecek
mz Joseph Mangoldt
schlesischer Barockbild-
Jer
in der ersten Halfte des 18.Jahrhunderts arbeite-
ten in Schlesien einige begabte Bildhauer wie
J.G. Urbanski, G.L. Weber. Th. Weisfeldt, J.A. Ka-
ringer, F.J. Mangoldt und J. Siegwitzl. Trotz des
Abstandes von zwei Jahrhunderten und trotz
Kriegseinwirkung und Vernichtungen ist bis heute
eine nicht geringe Menge dieserArbeiten erhalten.
Darunter gibt es manche beachtenswerte, auf ei-
nem hohen künstlerischen Niveau stehende Wer-
ke. Wir werden uns hier mit zwei von diesen Bild-
hauern, vorerst mit F.J. Mangoldt und folgend mit
J. Siegwitz, befassen.
im Gegensatz zu den zahlreichen durch Quellen
bewiesenen Werken Franz Joseph Mangoldts wis-
sen wir über seine Herkunft und sein Leben nicht
viel. Er stammte nicht aus Schlesien. Nach man-
chen Forschern stammte dieser Künstler aus
Brünnz, diese Hypothese findet aber in archivali-
schen Überlieferungen keine Bestätigung. Tatsa-
che ist, daß um die Wende des 17. zum 18.Jahr-
hundert in der Hauptstadt Mährens oder in
Umgebung zumindest drei Bildhauer mit Na
Mangoldt gearbeitet haben Jakob gest.
Joseph und Joseph ll gest. 17093. Sie
stammten aber aus dem westlichen Teil von
bayern, wo dieser Familienname seinerzeit
populär gewesen ist4. Die von einigen Forsc
aufgestellten Hypothesen, daß Joseph
Brünn mit dem 20 Jahre später schaffenden
lauer Bildhauer Franz Joseph Mangoldt iden
Ist, scheinen wenig überzeugend zu sein.
Wie uns bekannt ist, stammt Joseph Man;
aus Rottenbuch in Oberbayern, hat sich in
vor 1694 angesiedelt, und am 11.Juni desse
Jahres hat er hier die Stadtbürgerschaft
kommen? Die letzte archivaiische Notiz übe
stammt aus dem Jahre 17046. Als sich Josz
Mangoldt in Brünn ansiedeite, mußte er ungt
25 Jahre alt gewesen sein da er bereits Bildh
war und bald darauf Stadtbürger wurde. Die ii
anz Joseph Mangoldl, Kaiser Joseph l., Stuckmar-
zr, 1731. Aula Leopoldina der Universität in Breslau
anzJoseph Mangoldt, Kaiser Karl VL, Stuckmarmor,
31. Aula Leopoldina der Universität in Breslau
erkungen 1-6
iecek, Die Barockplastik aus der T. Hälfte 19518. Jahrhundens
VESISII. "Alle und müderrle KuHSX-u Wien 1963, Hell 67 CS.
und Heft 6B S. 2932. Auch A. Uhlhurrl. Merster und Werke
älastik des Spätbarock in Breslau ca. 770071750, ßellin1927.
ührliche monoglaphxsche Bearbeitungen wurden bis yetzt nur
Urbanski, Weisfeldt und Weber gewidmet.
rause, GrundriB eines Lexlkans brldender Künstler und Kunst-
lwslksr in Oberschlesien VON GEH Anfangen bis zur Mrffs des
xanrmmaens. OppeIn 193a, Teil s. 150.
aIova-Jahodoa. Brno. Sravebm umelecky vyvo; mesza, Praha
s. 160. Die Verfasserin bemerkt noch unerden Vierten Kunsb
lamens Johann Mangoldl, der lur am Annaklrche Mlkulnv
olsburg die schon nicht mehr exisuerenaen Skulpturen an-
ich geschaffen hat. Erste Nachricht überJohann Mangoldt glm
e. Wolny an Kirchliche Topographie von Mähren. Abllg., am.
s. 45 Brunn vasa. wiederholten sie Spälßr auch andere Veüasser
wie A. Prokcp. Die Markgralschalr Mähren kurrslgeschichllicher
Beziehung, Bd. IV. Wien 1904, S. YDSO, E. Hawlik. Zu GESEhiCNS
darBaukunsr, derbildenden undzsichnsndsn Künste Im Markgraf-
fhllme Mähren. Brünn 1838, S. 27. P. TONE". NOVy slovmk CGSKO-
slovanskynh vytvarnych umalcu. Praha 193a. an. s. es u. dgl.
Johann Mangoldt- ibdhauer wahrscheinlich mchl exlstierle. Wol-
ny, 0.; hat irrtümlich entziHert die Abkürzung des VurnamansJos.
alsJoh beziehungsweise. was mehr wahrscheinlich Ist. verwech-
seltJoseph Mandel auch Bildhauer. talig lürdie Kirche in Mikulov
mit JDSSDH Mangnldl Aul dtese UrnslBrIdS machten mmh freund-
lich aufmerksam. Dr. Vodrcka aus dem Stadtarchiv in Brürm und
l. Holl aus dem Archivm Sprüvl in Frag
Laut lreundhchev Auskunü Herrn Karl Mmaeras aus dem Thaol.
Studkenhaus der Salesraner Don Boscos In Benedlklbeuem Ober-
bayern. der au! meine Eine die Pfarrb" wger Pfarrgemsinda
GSTERK .. um?
Rotlenbuch Oberbayern genau durchgesehen hatte, wo
ihm an dieser SIEHE herzlich danke.
Protokoilbuch dGS Stadtrates Brunn Handschrift 1286, S.
wie Burgerbuch der Stadt Brünn Handschrift 76, S. 25. Dr
den wir uch die Nachricht, daß Mangoldt gleichzeitig die
gurig die Vermählung m11 Anna Bonhardl bekommen
Auskuri" von Dr. l. Vodibka aus dem Stadtarchiv Erilmn.
Joseph Mangoldi kaufte am 12. Jänner 1697 in Brunri ein
haus, weiches er noch im Jahre 1704 abzahlio Sladtarchiv
Handschrift 1696, IOI. 183. In dGmSIEHJl UGISI. LUCSSDIUÜGA
sehen wir uriler dem Daturn18. Okl0bSr17OO neben Llntersc
zenri verschiedener Kuriener aus Brürin auch eine eigenh
uriiarscrirm "Joseph Mangoldt birKhauer-i. Die Urkunde
siediercrrrv Brunri aufbewahrt. Vgl. auch .1. Leisßhlng. Die
clsbrudarsclralt der Meier und Bildhauer von arm-in. wMN
gen des Manriscneri Gewerbe-Museums", Jg. xvii, Brurir
S. 44.
bekannte Arbeit von Franz Joseph Mangoldt
reslau, das Spaetgens-Grabmal, ist in den Jah-
175211753 ausgeführt worden und gllt als ei-
der besten Werke des Künstlers. Es ist also
lÖQllCh, daß sie eln Büjahrlger Bildhauer ge
ht hatte so alt ungefähr wäre nämlich damals
eph Mangoldt aus Brünn gewesen, welcher
ibene sich spater auf eine weite Reise nach
npolen begibt. Wir können also keinesfalls
Breslauer Bildhauer mit dem Künstler aus
in identifizieren. Es Ist frelllch nicht auszu-
ieBen, daß sie aber miteinander verwandt ge-
en sind.
weiter durchgeführten detaillierten Ftundfra-
haben eine Bestätigung ermöglicht, daß Im
iet von Oberbayern dieser Familienname nicht
populär gewesen ist, sondern, auch noch welt
IT, viele Mitglieder dieser ausgedehnten Sippe
der Kunst verschrieben haben7. Es ist gelun-
Im Geburtsbuch der Pfarrgemeinde Rotten-
Oberbayern unter dem Datum 9. März 1695
aph nicht aber Franz Joseph Mangoldt, gebo-
Im Weiler llchberg, zu findenß; dieses Datum
de zwar dem Breslauer Künstler entsprechen,
mit Sicherheit läßt sich das nicht behaupten.
Feststellung des Geburtsdatums von Franz
aph Mangoldt bleibt also welter eine offene
1a, obwohl seine Herkunft aus Oberbayern als
er anzunehmen Ist. Es Ist möglich, daß den
len Franz Joseph, der eine gewisse blldhauerl-
Begabung aufwies, einer der vorher erwähn-
Brünner Bildhauer nach Böhmen ueholt und
zrkungen 7-13
Dr. Norbert Lieb, Direktor des Maximilianmusaums In Augs-
darein reichesQuellen- und Urkundenmalerial zum vorberei-
Lexikon der süddeutschen Künstler gesammelt hat, eine
ofllch mli. daB in sainer Kenolnek a. auch die Kunstlev na-
Mengolali vertraten SING. und zwar Gallus lalig
71711. Bildhauer in München; JUnann Barlholnmäus geb.
l. Bildhauer statuarius in Muncnen; Josef gen. ca. 1746 in
el Flolzennuen um Joeel lgee. man. Sohn Josephs. Maler
inhausen u. agl.
Insmalrikel, Bd. 1. S. 110 e-Baptisatus es! Mangold Josepnui,
Iegitlmus Joachimi er Euphrosinas die 9. Malrii 1695 de Ilch-
Eigentum e. Plarrarcnivs Flotterloucn. Oberbayern. Diesen
enauszug bekam ich von Prof. Dr. TheodlJr Müller, Generaldi-
des Bayer. Naiiunalmuseums in München.
urlstderlkmäler der Stadt Breslau. Hrsg. von L. Burgemeislsr
3. Gmndmsnn. Bd. Teil 2. Breslau 1933, S. 229 Unlhvrn.
i. 5D. U. Tnieme. F. Becker. Allgemeines Lexikon d. bildenden
Her, Ed. 24. Leipzig 193D, S. 15, Sztuka Wmclawia. Wroclaw
S. 305.
Iunsrdenkmäler, 0.0., Sztuka Wroclawia, DJI S. 355355, Uhl-
0.C., S. 43-45 u. 50. Fur die Franz-Xever-Kapslle lieferte
goldt zwei große ovale Alabasierreiiefs, die eine segeeenneil
lem Leben des Heiligen und dessen Tod s. i-Alie u. moderne
1-1, G5, 1963, Abb. auf S. 29 darstellen, sowie die Figur eines
erl-Allanten und urnameniale Siuckdekoraiionen der Wände.
lieme. F. Becker. 0.9., Slrllka Wmclawia, 0.9., Uhlhom, 0.5.,
hrlstdenkrrläler O.C., Bd. 1. Teil 3. S. B2. Die sorgfältige lokale
ervierung der Aula Lsopoldina wurde im Janre1976 durchge-
nd. i-Kanonisßhes Rechh, i-Thecllogiee, "Astronomiae und
lizinrl. vgl. F.A. Zimmermann. Beschreibung der Sladl Bras-
däeilräge zur Beschreibung von Schlesien-r, Bd. xl. Brieg
s. 43a Fl Förster. Der Bau der Universitlal Breslau und die
lrderAula Leapnldina. i-Zeitschrift desVereins lür Geschichte
xllenum Schlesiens-r. au. a4. Breslau 1900. s. 152. nie Kurier.
mäler. 0.0 au. 1. Teil a. a2.
emrau. Der Finsrensaal i'm Klosler Leubus. -Schieslens Vor-
Bild und senrin-. 311.6. Breslau 1895. s. 255290. K. Ka r.
an. Lubigi. Wroclaw l970. s. 1177125. ln dem Furstensaal
en iem 1911 J. gründliche Konservmionsarheiten durchge-
teren Tätigkeit Einflüsse des böhmischen Mei-
sters deutlich zutage treten. ln Breslau erscheint
Mangoldt um 1725 schon als ausgereifter
Künstler. Als ein erstes durch Quellen bewiesenes
Werk gilt das Portal in der Czeslaw-Odrowaz-
Kapelle der Adalbertskirche 1725? Bald darauf
wird er aber von den Jesuiten zu der in großem
Ausmaß angelegten künstlerischen Ausstattung
an der neugebauten Mathiaskirche und am Univer-
sitatsgebaude herangezogen. Dort arbeiten be
reits die namhaftesten Künstler von Breslau. Man-
goldt arbeitet folglich bei der bildhauerischen
Ausgestaltung des Inneren der Kirche, dann aber
hauptsächlich an der seitlichen Franz-Xaver-
Kapelle mit bis 1733". In die Jahre 1730-1731
fällt das Entstehen einer seiner größten und be-
deutendsten Arbeiten, nämlich die skulpturale
Ausschmückung der Aula Leopoldina im Bres-
lauer Universitätsgebaude Abb. 1-5. Diese mit
der Architektur und mit den Gemälden des Saales
thematisch vollkommen eingebundene Skulptu-
rengruppe übt auf den Beschauer einen unaus-
löschllchen Eindruck aus. Eine Zentralgestalt der
bildhauerischen Ausstattung Ist die Figur des Kai-
sers Leopold l.. des Protektors der Jesuiten, zu
dessen Füßen die allegorischen Gestalten der
Zwietracht und der Torheit in den Abgrund
zen. An den Seiten sind die Induslrla und Co
lium, zwischen den Kolonnen die Standbilder
Kaiser Karl Vl. und Joseph I. sichtbar. Angi
chert wird das Gesamtbild von zahlreichen
men, Putten, ausgehauten Unlversltatsinsigi
sowie mit Symbolen der Wissenschaften u. dg
Zwei Jahre später, um 1733, wurden auf dern
thematischen Turm der Universität große stei
ne Figuren Allegorien der Fakultäten
gestellt, desgleichen von F. J. Mangoldt au
führt Abb. G".
Bald nach Fertigstellung der Arbeiten in der
Leopoldina hat sich Mangoldt eln Werk vorgen
men, das seine Stellung Innerhalb der schl
schert Kunstszene festigen sollte. Dieses Vl
war die bildhauerische Ausstattung des für
chen Saales im Abteipalast in Lubiaz1734-173l
In ihrer allgemeinen Zusammensetzung erin
sie in etwa an die Aula Leopoldina in Bres
Mächtige Gestalten der Kaiser Karl lV.,
pold I. und Joseph I. eine geradezu unzahlt
Menge allegorlscher Figuren, harmonisch mit
ander in gewisse thematische Gruppen eingel
den, Putten, die ornarnentale Ausstattung
alles wird hier zu einem monumentalen Ganzen,
zu hehrer Größe vereinigt, welches die kaiserliche
Dynastie glorifiziert Abb. 7-9.
Auch die im Klostergarten in Lubiaz gesetzten gro
Ben steinernen Skulpturen Mohren, Atlanten
u.dgl. darstellend sind ein Werk F. J. Man-
goldts. Ohne die Arbeiten in Lubiaz zu unterbre
chen, hat der Künstler dann in den Jahren 1737 bis
1738 für die Marienkirche am Sande heute Piasek
in Breslau eine mit Reliefs und die mit zwei Figu-
ren der Mohrenatlanten gezierte Kanzel ausge-
führt".
Zu weiteren bekannten Werken des Künstlers ge
hören die bildhauerische Ausstattung für die Kir-
che in Siciny bei Gora Slaska 1738-1742'5, einige
Skulpturen für die Kirche in Trzebnica ca. 174O'6
und für die Valentin-Pfarrkirche in Lubiaz 1740-
1745". Die letzten uns bekannten Werke Man-
goldts stammen aus Breslau die schon im Floko
kostil ausgeführte Stuckausstattung im Vestibül
des ehemaligen St-Joseph-Konvikts 1749-175015
sowie das monumentale Grabmal des Freiherrn
Heinrich Gottfried Spaetgen von 1752-1753
Abb. 10.
Später ist Mangoldt wahrscheinlich nach Tyniec
bei Krakau ausgewandert. Dort ist auch seine Ehe
frau Anna Helene, geborene Weber, verstorben".
Ob und wenn welche Arbeiten der Künstler für das
Benediktinerkloster zu Tyniec gemacht hat, ist
heute schon nicht mehr zu erforschen oder zu be
statigen.
Es gibt außerdem zahlreiche Zeugnisse, dem
Künstler andere bildhauerische Arbeiten zuzu-
schreiben sie sind aber nicht genügend
belegtzi.
Das bildhauerische Schaffen Mangoldts gestaltet
sich, entsteht und entwickelt sich im Sinne und in
der Sphäre der italienischen Kunst, besonders
unter den Auspizien ihrer österreichisch-
böhmischen Abart. Sein künstlerisches Werk ist
reich und vielfältig, der Künstler hat die Bildhauer-
technik sowohl in Stein, Marmor als auch in Holz
beherrscht. Seine Stärke erwies er iedoch in Stuck
und Alabaster. Er modelliert weich, seine Gestal-
ten wirken tief beseelt, mit pathetischen Bewe
gungen und regem Gestus. Er zeigt Vorliebe für
exotische Gestalten, insbesondere Mohren, ein
Motiv, das er mit Sicherheit von Brokoff angenom-
men hat. In Fleliefen strebt er nach reicher Ausfül-
lung des ganzen Bildgrundes. im Laufe der Jahre
gerät Mangoldt in eine Phase des Manieristi-
sehen, jedoch am Ende seines Aufenthaltes in
Breslau löst er sich aus den bisherigen Konventio-
nen und kehrt zu den Gestaltungsprinzipien des
Flokoko zurück, was insbesondere im vorzüglichen
Denkmal Spaetgens sichtbaren Ausdruck findet.
iys-r-i
Anmerkungen 14-21
Mayer, Deutsche Earockkarlzeln "Studien zur de
kunstgeschichtea Heft 287. lts Straßburg 1932. Die
denkmaler, u.c. Bd 1,reil s. 229. biekarizel wurde wahr
Krieges 1945 ganz vernichtet.
uhlnern,e.c., 48750. u. Triieiner Becker.oc,Sztuka
Wiä,OC passe
lt unlricrn, 0,0, 4a und so. Thierrie, Becker. n.c.,
wrccliiwia, de, sass, A. Ztnkler, Frey, ecrundnia
Klosterkirche ln Trebrrlfz Elrl Denkmal deutscher Kunst dl
nlsatichszeir in scrilesien Breslau 1940. s. 3a
Sztuka Wroclawla, 0.6, asyaee
Sztuka wrdclawia, 0c s. saß
unlhern. d.c., s. 47 und so, u. Thleme, F. Becker. Da
mal des sarcri von speetgen in der st. Dorothsenklrcrle.
lau. "Ostdeutsches kunstgewerbe-Blarti-ug i.Nr Bres
1sx1aa7, Hotfmann, Die Dorotheerrklrche in Elresla
Funrung Breslau o. 2ty22
Verzeichnis der verstarbenen Brledern und Schwestern
dieses verstrichenen 176a Jahr, und auch uizn andern Jan
gelauleneh aus der uralten Erz-sruderscliall des nl
kraulen Jesu und lvlariae wie auch scnnierzhalten Mutter-
schalr. so wohl welche verstorben, als auch aufs neue sinr
Ielbel werden, bey st Acialben .. in Breslau Bress
druckirnitGrasslscnen scnriltenlivaals Vgl auch
schlesische Kirchengeschichte-i Bd s. 1941. 21a.
Manche Verfasser versuchten Mangoldt unter anderen
Blidhauerarbeilen in den Kirchen in Glbgowek und kuiaii
Opolskli zuzuschreiben
rn
Franz Joseph Mangoldt, Pulte. Teilstück der lnnende
koration im Fürstensaal des Abteipalastes in Lubiaz,
1734-1738
Franz Joseph Mangoldt, Portal im Fürstensaal des
Abteipalastss in Lubiaz, 1734-1738
Franz Joseph Mangoldt, Mohrenatlant am Porial des
Abteipalastes in Lubiaz, 1734-1738
10 Franz Joseph Mangoldi, Grabmal für Heinrich G011-
fried Spaetgen in der Dorotheenkirche in Breslau. Mar-
mor und Alabaster, 1752-1753
Dr. Adam Wiecek
ul Lniana 1317
50-520 WroclawIPolen
19
Georg Wacha
Zinn und Zinngießer in
Osterreich
Zinn wird im Gebiet des heutigen Österreich nicht
gefördert. Seit der Verwendung von Metallen in ur-
geschichtlicher Zeit mußte es aber dem Kupfer
beigegeben werden, um durch Legierung Bronze
die bessere Bearbeitung zu ermöglichen. Für Ver-
zierung von Gefäßen, als Gewandbesatz, für
Schmuckstücke wurde Zinn gelegentlich auch
rein verwendet oder vermischt mit Blei, welche
Verbindung damals schwer zu trennen war. Als
Beispiele seien Zinnblattchen aus hallstattzeitli-
chen Bestattungen, ein Steckkamm aus einer
frühgeschichtlichen Beisetzung im Donauraum
BH. Perg genannt.
Seit der Antike wurde Zinn von den britischen ln-
seln in den Mittelmeerraum gebracht. Der Seehan-
del der Phönizier war dem begehrten Metall gewid-
met, auch der beschwerliche Landweg wurde
nicht verschmäht. Der berühmte Krater von Vix
soll als Ablöse für den Zinnhandel oder als Gebühr
für den Transport vom Lauf der Seine zur Rhone
nach Frankreich gekommen sein. Als im 13.Jahr-
hundert auf deutschen, speziell auf rheinischen
Märkten Rohmaterial aus anderen Gegenden auf-
tauchte, brach für Bühmen eine neue Blüte im
Bergwesen an. Aus Graupen, Kaiserwald, Schön-
feld, aus Joachimsthal, aus Gottesgab, aus
Schlackenwald und anderen Orten wurde Zinn
nach Nürnberg gebracht, es wurde auf dem alten
Salzhandelsweg nach Süden verhandelt, Polen
und der Balkan wurden damit versorgt.
Silbernes Tafelgeschirr sollte im Mittelalter den
Besitzer als reichen und mächtigen Mann auswei-
sen. Das Silber des Bürgers aber war das Zinn. Es
war preiswerter als das aus Edelmetall hergestell-
te Gerät und ließ sich besser reinigen. Das Essen
wurde im 15.Jahrhundert in Zinnschüsseln aufge-
tragen, gegessen wurde von Zinntellern oder von
flachen Zinnplatten. sogenannten Planen. Fisch
und Fleisch wurden auf großen Planen aufgetra-
gen. lm Inventar des Schlosses Freundsheim von
1476 werden 20 Schüsseln, drei Plan und 18 Teller
aus Zinn angeführt, der Pfarrer Hans Pranger in
Flaurling besaß 1478 16 Schüsseln und eine Plan
aus Zinn, der Zöllner Leonhard Brotlieb aus Lueg
20
am Brenner 1483 13 Schüsseln und zwei Plan. In
Tirol die Belege hat E. Egg zusammengetragen
gab es silberne Schüsseln und Teller nur am lan-
desfürstlichen Hof. Daneben fand man auf den Ti-
schen des Spätmittelalters Salzfässer und Senf-
schüsseln, da man scharf gewürzte Speisen
schätzte; auch diese Behälter waren meist aus
Zinn, Konfekt Süßigkeiten wurde auf Zinntellern
angeboten. Als Besteck verwendete man bloß Lüf-
fel und Messer. Die Löffel hatten eine runde Laffe,
einen kurzen Stiel und wurden mit der Faust ge
halten. Auch hier war bei den Vornehmen der Löf-
fel aus Silber, häufiger aber aus Zinn.
Das zinnerne Trinkgefäß hielt den Inhalt kühl, es
waren keine Gesundheitsschäden durch Oxyda-
tion zu befürchten. Man unterschied streng nach
den örtlichen Maßeinheiten, z. B. im Inventar von
Sigmundsberg in Tirol 1462 eine Viermaßkandel,
zwei Zweimal, zwei Maßkandel und ein Seidel-
kandel. Große Zinnflaschen wurden in Wasser-
becken kühl gehalten. Im 16.Jahrhundert war das
Bild in Tirol zwar reicher an Zahl, aber nicht grund-
legend verschieden. Die Künigl auf Ehrenburg be
saßen 1553 46 Schüsseln, 21 Mahlschüsseln, 56
Teller, eine Plan, sechs Salzschüsseln, im Nach-
laß des Brixner Bürgers Konrad Feidele befanden
sich 1542 vier Flaschen, ein Gießfaß, vier geschla-
gene und zwölf gegossene Schüsseln, zwei Plan,
eine Tischplan, vier Salzschüsseln und zwei Salz-
büchsen. Bei den TrinkgefäBen ist wiederum zwi-
schen dem Gebrauch des einzelnen und den Vor-
ratsgefäßen zu unterscheiden. Maßkannen und
Seidelkannen einerseits stehen Schenkkannen
zum Nachschenken und Flaschen gegenüber.
Das große Umtrunkgefäß, der i-Willkommu, tritt
auf, die steigende Bedeutung der Zünfte vermehrt
den Bedarf.
Sieht man in lnventaren des bürgerlichen Haus-
rats in Niederösterreich nach, so ist das Bild den
Tiroler Beispielen ähnlich. Im 16. Jahrhundert hat-
te man beispielsweise im Waldviertel ein vzinen
gießvaßtl Wasserbehälter, dann viele verzinnte
Gegenstände, so iiüberzinte leichter", wuberzints
pfanneisnn, nuberzinter pfannhalteru, nuberzinter
trifues auf den lischu, schließlich aber Zinngefaße
wie iiAchtering-Kannenrr, wZwi- und Drei-Achtering-
Kannen-A, ferner npauchete Dreiseitl-Khandl, Dry-
seitlflaschen und Seytlflaschen mit einem Khett-
len, Halbseytl-Khandl, Halbkhandl, Halbflaschenu
auch mit einem Kettlein, "gestochen Khandlu
ll mit Verzierung, wgroße, pauchete Khandi,
ziment, Seytlziment, Zinschüßln große, klei-
mittlere, wZinplat, zinnen Schenckhstiefflu
aß in Stiefelform, wSchengkhkhandl, Pecher,
zvasselu auch "mit einer Jungfrauenu, nZlTl-
Handvaßi, praite halb sechswochen
ndiw, endlich jede Menge v-Zintalleru.
diesem Reichtum an Formen ist nichts erhal-
Jeblieben, nur bildliche Darstellungen können
Vorstellung davon vermitteln. Während es bei
prunkvollen Edelmetailgefäßen, die von den
gen Drei Königen dargebracht werden, im Ein-
ill zu entscheiden bleibt, ob hier zeitgenössi-
Pokale und Schatullen wiedergegeben wer-
oder wohlgehlltete Objekte früherer Zeiten,
schon als altehrwürdig galten und etwa beim
inaohts- oder Dreikönigsspiel herangezogen
len, ist die Frage bei den Zinngegenständen
icher zu beantworten. Wenn hier fast zufällig
intergrund einer religiösen Darstellung ein of-
Wandschrank mit einer Zlnnkanne und mit
bechern, wenn auf einem Tisch neben einem
ieller auch ein Löffel zu sehen ist, wenn auf ei-
anderen Darstellung eine Kanne wiedergege-
wird, dann handelt es sich um zeitgenössi-
Produkte, wie sie dem Maler unmittelbar vor
nannt, metallene oder hölzerne Schüsseln?
Von den ersten Massenartikein ist nur eine ver-
schwindend kleine Anzahl erhalten geblieben Die
Pligerzeichen des Mittelalters wurden in großer
Menge hergestellt, um vom Wallfahrer entweder
an der Kleidung befestigt oder für Freunde mitge-
nommen zu werden. Die Ösen machten eine Ver-
wendung als Haus oder Stallsegen, eine Befesti-
gung an Kastenbetten oder Truhendeckeln mog-
licn. in Österreich ist von der größten heimischen
Marienwallfahrt ein mittelalterliches Pilgerzei-
chen mit dem Gnadenbild und den anbetenden
Herrschern von Ungarn und Mahren im Joanneum
Graz erhalten geblieben wS. Maria in cellisw Ma-
riazell. Von dem im Spätmittelalter so beliebten
Walifahrerziel im Gebirge, von St. Wolfgang, lie-
gen gegossene Zeichen mit der Darstellung des Ti-
teiheiligen allein oder begleitet von Michael und
Johannes vor, ebenso Gußformen s. "alte und mo-
derne kunstu, H. 146. Der neu kanonisierte baben-
bergische Markgraf Leopold zog unzählige Wall-
fahrer nach Klosterneuburg. Nur ein silbernes, ein-
seitig geprägtes Wallfahrerzelchen aus der Zeit
um 1490 ist erhalten geblieben. Von anderen An-
dachtsstätten berichten nur die Urkunden Der Li-
lienfelder Abt erwirkte 1514 bei der römischen Ku-
rie die Erlaubnis, bei der Kapelle in Annaberg zur
Erinnerung für die Pilger wsigna seu insignia ali-
qua stangnea seu plumbea-x herzustellen und zu
vertreiben.
Bei diesen Produkten war es kaum von
Bedeutung, ob sie aus einer stärker bleihaitlgen
Legierung gegossen wurden oder nicht. Auch bei
einem Epitaphium spielte dies keine Rolle. in der
Pfarrkircne, jetzt Domkirche zu Eisenstadt hat
sich eine Zinnpiatte im Format 55 37,5 cm erhal-
ten, auf der oben eine gravierte Inschrift den Tod
des Herrn Velt von Fuerst, Hauptmann zu der
Eisenstadt, kaiserlicher Rat, am 1. März 1515 mel-
det, darunter findet sich eine zum Teil vergoldete
und polychromierte Darstellung des knienden Ver-
storbenen in voller Rüstung, zwischen Turnier-
heim und Wappen mit Spangenhelm, oberhalb ein
Marien-Gnadenbild.
Die Kannengießer wie die verarbeitenden Hand-
werker oft genannt wurden gaben zum Zinn Blei
hinzu. Nur so war es bequem zu gießen, leichter zu
drehen, ohne Zusatz blieb Zinn zu weich. Die ge-
sundheitlichen Schädigungen durch Blei waren
aber schon im Mittelalter bekannt. Strenge Be-
stimmungen regelten daher den Prozentsatz der
Legierung.
Die älteste Aufzeichnung darüber ist seltsamer-
weise im Stadtrecht von Kitzbnhel enthalten. Dies
in standen. Hier wird man kaum im Detail den
'uck alten Geräts haben erwecken wollen. Die
enkunde bemüht sich um die Verbindung zwi-
bildlicher Wiedergabe und Oberlieferter Be
nung, um damit in wissenschaftlicher Form
irgeschichte des Alltags filrZeitabschnitte zu
iben, aus denen kaum ein Bruchteil der Fülle
ehemals Vorhandenen bis zur Gegenwart ver-
oder durch Ausgrabungen und Zuialisfunde
rgen worden ist.
akrale, kultische, magische oder abergläubi-
Bedeutung einzelner Gegenstände iäßt sich
iypothetisch erschließen. Was bedeutet der
der oft auch als Grabbeigabe nachweisbar
lerzierung durch Kreuz und Ornamentik laßt
ehr als ein Eßgerät denken. Aus dem frühen
hohen Mittelalter sind Beispiele aus Silber,
auch aus Zinn aufgetaucht. Und was stellte
cocleareusii her Berufsbezeichnung eines
ers in Kärnten 1162, gedrechselte Holziöffel
gar gegossene Zinnlöffel mit Darstellung ei-
irautpaares, mit Aposteifigürchen? Was pro-
irte ein wschuziariusu in St. Polten 1391 ge-
Meisier der Divisio Aposioiorum, Detail mit ZinnteI-
ler und Löffel aus der i-Geburt Mariensii, um 1450,
Wien, Osterreichische Galerie
Meister von Maria am Gestade Detail mit Zinnkan-
ne aus einer nMadonna mit Kindii, um 1460, Kloster-
neuburg, Stiftsgalerie
Meister von Maria am Gestade. Detail, Wandschrank
mit Zinnkanne und Bechern aus der Werkiindigung an
Maria-i, um 1460, Wien, Maria am Gestade
Pilgerzeichen aus Einsiedeln, später auf einem Reli-
quiar verwendet, 15.Jahrhundert, Klagenfurt, Diöze-
sanmuseum
Jacob Ruepp Wels, Fiatskanne der Stadt Wels, 1577,
Wels, Stadtmuseum
Linzar Meister von 1512, Zunftkanne der Fiiemer, 1512
renoviert 1659, Linz, Oberösterreichisches Landes-
museum
Viliacher Meister von 150011520, Schleifkanne mit go
tischem Maßwerk und figürlichen Darstellungen, An-
fang 16.Jahrhundert, ehemals Wien, Sammlung Fig-
dor
Nikias Pinzner Freistadt, Kanne der Weberzunft mit
graviertem Doppeladler, 1574, Freistadt, Muhlviertler
Heimathaus
will nun keineswegs besagen, daB dort ein beson-
deres Zentrum derZinngießer war, es sind ganz im
Gegenteil außer einer Nennung von 1586 und einer
ZinngieBeriamille wahrscheinlich italienischer
Herkunft an der Wende vom 1B. zum 19.Jahrhun-
dert dort keine Vertreter dieses Handwerks nach-
weisbar. Kitzbilhel hatte aber 1321 das Landshu-
ter Stadtrecht erhalten, war dann 1329 an das Her-
zogtum Oberbayern gefallen, und Ludwig von Bay-
ern verlieh dem Ort 1338 das Stadtrecht von Mün-
chen und den oberbayerischen Städten. in der Sat-
zung der Zinngießer heißt es darin Artikel 251 und
252, daB diese wir werch sollen stellen und wur-
chen zu dem funften, also daß das irs werchs vier-
tail sei lauter zin und das fiJnftail pleyii; eine Aus-
nahme bestand dann, wenn der Auftraggeber rei-
nes Zinn verlangte oder dieses sogar zur VerfO-
gung steilte. Wenn es sich aber um vgeschir oder
trinkvasu handle, müsse das Verhältnis neun zu
eins sein "das die mischung irs zinwerchs das
neuntaii lauters zin sey und das zehenttail pleyu.
Diese wichtige sanltätspolizeiliche Vorschrift fin-
det sich bei allen Ordnungen des Handwerks, sie
In
wird als sogenannte Nürnberger Probe be
zeichnet, wobei es insofern Auslegungsschwie-
rigkeiten gab, als meist zehn Teile Zinn und ein
Teil Blei sogenannte Reichsprobe gefordert wur-
den. So war es in Wien, wo die um 1368 schon gel-
tende, 1430 ins Ordnungsbuch eingetragene Wie-
ner Zinngießerordnung die Probe zum Zehnten ver-
langte "Auch sol die mischung sein dass
sie nemen sullen immer zu zehen phunten zin ain
phuni plei und nicht mer." Dies wird in der Ord-
nung der Wiener Handwerker vcn 1527 bestätigt.
Ähnliche Angaben finden sich 1596l1600 in Linz,
wiederholt in der revidierten Handwerksordnung
1615, daß in Oberösterreich "von altersher gebräu-
chigri eine Probe "als zehen lötngll, es wäre aber
wuraltem herkhomben nach zwayerley prob ge-
westu und sollte so bleiben was wohl die Mi-
schung vier zu eins ebenfalls gestattete. In Inns-
bruck wird 1590 die Bestellung von Beschauern
und Probierern eingeschärft, ohne daß Bestim-
mungen über die Legierung vorliegen. In Meran
war schon 1473 die Anbringung der Stadtmarke
vorgeschrieben worden, in Kitzbühel wurde 1543
ein eiserner Stempel angeschafft, um das Zeichen
der Stadt auf die Kannen aus Zinn zu schlagen.
1741 ist in Bregenz das Verhältnis vier zu eins vier
Pfund englisch Zinn zu einem Pfund Blei, in Feld-
kirch zu zehn Pfund englischem Zinn nicht mehr
als ein Pfund Blei, bezeichnet mit der Nummer 10.
In Klagenfurt wird 1748 bestimmt, daB nicht
schlechter als die wProb zum Viertenu also Ver-
hältnis vier zu eins verfertigt werden dürfe, will je-
mand ein anderes Verhältnis, so habe dies durch
und 10 bzw. bei reinem Zinn durch die einge-
schlagene Rose mit dem Landschaftswappen zu
geschehen. Salzburg drang schon 1487 und 1507
auf die genaue Durchführung der Zinnprobe durch
die Beschaumeister. 1796 heißt es, daB in Salz-
burg zwei Gattungen Zinn verarbeitet werden, bei
der einen zu acht Pfund reinem Zinn ein Pfund Blei
oder reines Zinn ohne Zusatz. Nur das reine
wurde mit Probezeichen, Stadtwappen und
men versehen, das andere, z. B. für Deckel
Krügeln, ohne Zeichen verwendet. 1770 en
lautet in Linz die Bestimmung, reines Zinn
Bleizusatz mit SCHLACKENWALDER FEINZ
das übrige böhmische Zinn als FEIN ZlNN,s
wenn altes Zinn dazugenommen wird mit
MISCHTEM ZINN zu kennzeichnen. Danach
bei neuen Arbeiten gar kein Bleizusatz möglic
wesenl
Als Fiatskannen dienten im 16.Jahrhundert
gefußte Schenkkannen. im Stadtmuseum
sind sechs davon erhalten geblieben, die der
gieBer Abraham Böck Meister um 1567,
1600 angefertigt hat. Vorn zeigen sie auf
Schild in HochreliefguB den steirischen Par
im Boden ein Medaillon mit dem Bildnis des
zcgs Ulrich von Württemberg Höhe 51 crr
Stadtmuseum Wels haben sich zwei Kannei
Jakob Manßrieder Linz, Weinkuhier der Maurs
Zimmerleute in Ftottenmann, 1738 Leihgat
Stadt Roltenmann im Landesmuseum Joan
Graz
10 Flochus Kesselberger Linz, Kanne der Bäcker
tenmann, um 1700, Leihgabe derStadt Rottenme
Landesmuseum Joanneum, Graz
11 Oslerreichischer Zinngießer, Gefäß einer Me
zunft in Form eines springenden Sliers mit Me
hörnern und Hufen, auf der blattiörmigeri FuB
Metzgerwappen und Datierung 1633, ehemals
Sammlung Figdor
12 Oslerrelchischer Zinngießer, Gefäß einer Binde
in Form eines Schlegels milden Namen der ZUl
steher und der Datierung 1688, Linz, Stadtmuse
acob MüllnerWien, BreilrandigerTeller, um 1610120,
lien, Öterreichisches Museum für Volkskunde
ndraas Böck Linz, Geschlagene Schüssel aus rei-
am Zinn, der Rand aulgebördell ohne Profilierung
durch Abdrehen, 172511749, S1. Florian, Stiflssamme 16 Joseph Stephan PlatzerlSalzburgJ, Wärmeflasche mit
lung Ollnungen fürzwei Becher, 1780190, Wien, Osterreichi-
15 Osterreichischer Zinngießer, Salzschale aus Zinn, sches Museum für Volkskunde
1B.Jahrhunderl, Wien, Oslerreichisches Museum für 17 Hans Heinrich Walter Linz, Sohraubflasche mit gra-
Volkskunde vierter Madonnendarstellung, 1620140, Salzburg, Pn-
vatbesitz
16
ab Ruepp erhalten, auf einer davon noch der
ld mit dem Weiser Wappen und der Jahres-
1577; der Henkel läuft in einen Drachenkopf
als Deckelknopf dient ein sitzender Löwe, im
an ist in Fleliefguß ein Madonnenmedaillon
elassen Höhe 45 cm. Aus Birkfeld blieb eine
eindekanne mit dem Marktwappen 1586 in
eine Stadtflasche mit dem Wappen von Mu-
Jnd der Jahreszahl 1640 erhielt sich im dorti-
Heimatmuseum. In Aspern an der Zaya blieb
lroßer Zinnbecher von 1674 erhalten, der fast
Kilo wiegt und nicht weniger als 6,3 Wein
auch an ihm ist das Wappen des Marktes an-
acht
wichtigsten Auftraggeber waren aber die Zünf-
war erreichte der Umfang der Bestellungen in
rreich nicht die Ausmaße wie in Süddeutsch-
oder der Schweiz, viel von den Bechern, Senf-
lln, Salzfässern usw. wird auch wieder verlo
egangen sein, was blieb, waren hauptsäch-
die großen Schleifkannen. Über die Bezeich-
hat man viel gerätselt, da sollte der Henkel
en hohen, meist auf drei Löwenfüßen stehen-
Kannen der Anlaß dazu gewesen sein, dann
wieder die Art des Benutzens, indem man den
schweren Krug über den Tisch zog, oder gar die
Verwendung beim Meistermahl und damit bei den
je nach Handwerk verschiedenen, oft recht rauhen
Zeremonien, die auch ein wSchleitenu der Gesellen
einschlossen.
Das älteste erhaltene Stück, überhaupt eines der
wenigen Beispiele gotischen Zinns in Österreich,
ist der Krug der Linzer Riemerzunft, mit einem
Stadtwappen und der Datierung "15 012a bezeich-
net, was wohl 1512 mit den noch ungewohnten
arabischen Ziffern geschrieben bedeuten soll.
Der gebauchte Kannenlelb ist facettiert und tor-
diert, drei sitzende Löwen dlenen als Füße, ein ha-
kenformiger Henkel endet in Schlangenleibern
was bei gotischen Kannen häufig vorkommt, auf
dem Deckel ist ein barocker Schild mit dem Reno-
vierungsdatum 1659 angebracht, die einzige spä-
tere Zutat. Die im Deckelinneren eingelotete Kap
pe diente wohl als Gewürzbehälter. Von 1650 bis
1825 wurde die Kanne mlt den Namen der Zech-
meister und der Mitglieder der Linzer Riemerzuntt
bedeckt, eine sonst kaum gebräuchliche Methode.
In Wiener Neustadt arbeitete bereits in den siebzi-
23
ger Jahren des 16.Jahrhunderts der angesehene
Zlnngießer Mert Plätl. Das dortige Stadtmuseum
verwahrt seinen Zunftkrug der Zimmerleute auf
drei Löwenköpfen als Füßen, sich nach oben et-
was verjüngend, in der Mitte durch ein einfaches,
von Linien und Punkten ornamentiertes Band ver-
ziert. Auf dem Deckel ein Schild mit drei Bellen
und ein Genius mit ausgebreitet erhobenen Hän-
den. Den Krug der Ledererinnung von 1607 machte
übrigens Christoph Samson 1828, der in Wie
ner Neustadt Ratsbürger war und dessen Wap-
pen sogar an der Decke des Gemeinderats-
Sitzungssaales angebracht ist!
Ein Zunftkrug der Schneider, von Abraham Bück in
Steyr 1575 hergestellt, in einer Privatsammlung
verwahrt, ist besonders schön graviert. Die Mittel-
zone zeigt unter einem von Säulen getragenen Bo
gen das Festmahl eines vornehmen Paares im
Vordergrund zwei Musikanten mit Knickhalslaute
und Cello, im Hintergrund ein Mann mit Schellen-
kappe, ein Huhn auf dem Spieß haltend, als Bei-
werk Affen, Weinkanne, Becher usw. Der leicht ko
nische Krug steht auf drei vollplastischen Löwen,
der halbrunde Henkel endet in drei Drachenköpfen
zwei nach unten, einer nach oben gebogen.
Nach dem Stadtzeichen Adlerklaue will Hintze
schon die in spatgotischer Manier ausgeführte
achtseitige facettierte Kanne, verziert mit Heili-
genfiguren und Blattwerk, einem Zinngießer in Vil-
lach zuschreiben ehem. Sammlung Flgdor, im
dortigen Stadtmuseum hat sich als älteste Zunft-
kanne lnnerösterreichs die der Maurer und Stein-
metzen von 1586 mit Steinmeizzeichen und Datie-
rung auf dem Deokelschild bezeichnet erhalten,
mit einem Bibelspruch, auf dem Boden eine fünf-
blättrige Rose Höhe 42 cm.
lm 17. und 18.Jahrhundert wird der Bestand an
Zunftgefäßen und Zunftzeichen unübersehbar.
Das reicht von Ödenburg wo sich im Backhaus zu
Sopron noch die Zunftdenkmaler der Bäcker erhal-
ten haben bis nach Tirol, von Freistadt im Norden,
wo Niklas Pinzner schon 1574 die schöne, mit gra-
viertem Doppeladler versehene Kanne der Weber-
zunlt geschaffen hat Mtlhlviertler Heimathaus,
Freistadt, bis nach Marburg, wo J. Caminolli 1765
die Kanne der Schneiderinnung in Strass verfertig-
te Landesmuseum Joanneum, Graz.
Die Ordnung für das Zinngießerhandwerk in Öster-
reich unter der Enns bestimmte 1617 folgende
Melsterstücke nain grosse schissl, so drei viertl
elien hoch, dann ain bauchete kandl mit ainem ho-
chen lidt, darein soll gehen zwo achtering, darzue
24
ain von laimb gemachter henklstain von
hand geschniten werden; item ain runde kir-
laschen mit vier ohren, ainem ausgeschwaif-
iälsl, und ainem vierecketen abhenklichen
so ebenfalls zwo ächtering halten soll, und
ain giessvass mit sechs ecken mit ainem
so in zwei negl auf und zu gehet, das ebner-
en zwo ächtering halten muess und zu je-
stuck die formb sambt hobl und kern aus
am
ammler wäre nun ebenso wie der Musealbe
daran interessiert, eindeutige Beschreibun-
'on Formen zu bekommen, die mit hundert-
ntiger Sicherheit einem bestimmten Gebiet
irdnet werden können. Das ist beispielswei-
der Schweiz möglich. Die charakteristische
;enkanne mit Ausguß und starrem Ring auf
ächraubdeckel zu den ältesten Formen der
engießer der Nord- und Ostschweiz gehörig,
im nördlichen Bodenseeraum verbreitet
auch als Flasche ohne Ausguß. ähnlich die
ienkanne und die Prismenflasche, wie Hugo
eider im Zinn-Katalog des Schweizerischen
esmuseums in Zürich herausgearbeitet hat.
sechsseitigen Gefäße waren in der Nordost-
lentralschweiz beheimatet, sie wurden in Ti-
atburga-Kannen, in den Donauländern nPit-
genannt, alte lnventare könnten sie als
irflaschenk bezeichnet haben, in denen der
geholt wurde. Beispiele sind aus Vorarlberg,
ern lnntal und aus allen ostösterreichischen
iten bekannt. Viele Stücke ohne Stadt- oder
erzeichen lassen annehmen, daß die italieni-
Störer besonders diese Art bevorzugten.
ine typisch Schweizer Form Zentrum Bern
usstrahlungen nach Solothurn, Zürich usw.
lie Stegkanne angesehen, bei der oft ein Arm
erbindung zwischen Kannenkörper und Aus-
ierstellt. Aber auch aus Flattenberg haben
solche Stegkannen erhalten Fam. Hern-
id, 2. H. 16.Jh.. Ob die oberösterreichischen
iele von J. Mansrieder, Linz, 1712, oder
inngießern der Familie Ledermayr, Wels ei-
Sonderwunsch der Besteller ihre Entstehung
nken oder ob sie hier auch üblich waren, läßt
nicht sagen. Die geringere Einschnürung
Fuß, der zylindrische Hals und andere De
assen eher an einen Zusammenhang mit Ul-
.annen denken.
lf0l hat E. Egg eine Entwicklung charakteri-
ier Formen aufzustellen versucht. In Bozen,
lauptsitz des Zinngießerhandwerks für das
18
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2G
27
i.
Qißttßßrll
Johann Jacob Reiner Bregenz, glockenförmige
Schraubkanne. um 1730140, Bregenz, Vorarlberger Lan-
desrnuseum
Joseph Laturner Feldkirch, Glockenkanne mit ring-
törmigem Griff, nach 1700, Bregenz, Vorarlberger Lan-
desmuseum
Jacob ManßriederLinz, Stegkanne Schenkkanne mit
schrägem Ausgußrohr, das durch einen Steg mit dem
Kannenleib verbunden ist, um 170011720, Linz, Stadt-
museum
Joseph Anton Greißing Salzburg, Lavabp Wasser-
blase mit Muschelbecken, 1736, Wien, Osterreichi-
sches Museum für angewandte Kunst
Johann Baptist Kriss Feldkirch, Wasserbehälter
eines Lavabo, 1736, Bregenz, Vorarlberger Landesmu-
seum
Johann Jacob FieinerBregenz, Wasserbehälter eines
Lavabo, um 178011800, Bregenz, Vorarlberger Landes-
museum
Georg Ferdinand Weilhammer Salzburg, Zwei drei-
füßige Leuchter, um 1720140, Schloß Walchen, Privat-
besitz
Johann Jacob Reiner Bregenz, Meßkännchen, um
178011800, Bregenzyorarlberger Landesmuseum
Valentin Mitteregger, Krems C7, Gefäß für Heilige Ole,
um 1615, Wien, Osterreichisches Museum für ange
wandte Kunst
Franz Joseph WincklerLinz, Prunkgefäße fürTheriak
aus der barocken Stiftsapotheke mit Aufsatzgruppen
und Wappentafeln aus Bronze, 1768, St. Florian, Stifts-
sammlung
dort 1554 eine Ordnung erlassen wurde, bildete
sich um 1650 der Typ der Bozner Kanne mit rei-
chem graviertem Dekor heraus Heilige zwischen
Fiebstöcken und Hosen, am Ende des 17.Jahrhun-
derts bringt der aus München stammende Thomas
Koch 1707 mit dem neuen Typ der hohen, un-
ten weit ausladenden und erst nach einem Drittel
der Kannenhöhe in eine gleichmäßig konische
Form übergehenden Kanne eine Belebung. Diese
charakteristische Sonderform der wStitzeu wird für
Südtirol bezeichnend. Aus Meran, dem zweiten
Zentrum der Zinngießerkunst in Südtirol, ist noch
eine an gotische Vorbilder anknüpfende hohe
Kanne Paul Ludwigs 1613 erhalten, im
17.Jahrhundert wurden hier die reich gravierten
Bozner Kannen und die glatten süddeutschen Krü-
ge auf Füßen übernommen.
Je weiter nach Osten, um so schwieriger wird es,
charakteristische Formen zu erkennen. Da wäre
unter den seltenen Exemplaren des 16.Jahrhun-
derts die geschmeidige Eleganz von sanft ge-
schwungenen, an der engsten Stelle durch ein pro-
filiertes Band eingeschnürten Kannen zu nennen,
der Oberteil des Henkels fällt in charakteristischer
Weise schräg ab, der flach gewölbte Deckel hat ei-
ne scheibenförmige Erhöhung, dazu kommt eine
aufgebogene, mit Reliefguß verzierte Daumenrast.
In den Alpenländern findet sich ferner ein niedri-
ger Trinkkrug, der für heiße Flüssigkeit be-
stimmt zur Schonung der Tischplatte auf drei
Füßchen Puttenköpfen etc. steht. Im Innern ist
am Boden gewöhnlich ein abschraubbarer Ge
würzbehälter für eine Muskatnuß? angebracht.
Im oberösterreichischen Flaum dominiert ein Krü-
gel mit weit ausladendem abgesetztem Ausguß,
der durch einen abstehenden Henkel optisch und
faktisch ein Gegengewicht erhält. Die Ausmaße
können gelegentlich ins Groteske gesteigert sein
was aber diese Betonung des Ausgusses be-
wirkt hat? ist hier eine volkskundliche Wurzel an-
zunehmen großer Ausguß lange Feder
männliche Kraft?
Die Steiermark war in mancher Hinsicht von Ober-
österreich abhängig, es gingen oft Aufträge für
Zunftgefäße an Meister der Linzer Lade, auch in-
tensive Kontakte der Zinngießerfamilien sind
nachweisbar. Dies würde einen relativ einheitli-
chen Formenschatz erklären.
Für Niederösterreich läßt sich kaum Spezifisches
aussagen. Die Zinnsammlung des Historischen
Museums der Stadt Wien ging im zweiten Welt-
krieg verloren, im Österreichischen Museum für
angewandte Kunst hat man das heimische Ge-
brauchszinn fast gänzlich abgestoßen. Ob also
die große Zahl von 363 Meistern und 119 Witwen in
Wien eine Übersicht von Adolf Mais liegt vor,
allerdings ohne Steuerieistung, Hausbesitz etc., ja
ohne Anführung erhaltener Werke, wie etwa des
signierten Sarges von Som in der Kapuzinergruft
spezifische Formen für Krüge und Kannen ge
braucht hat, wird erst durch den Sammierfleiß von
Privaten oder von Museen festgestellt werden
können, wenn die erhaltenen Werke nach dem in
der Großstadt und ihrem Sog noch stärkeren Tra-
ditionsbruch rascherer Wechsel von Zinngeschirr
auf Porzellan und nach verschiedenen Metall-
sammiungen noch genügend Vergieichsmateriai
bieten.
im 16. Jahrhundert bemühten sich auch die Tiroler
Zinngießer um plastische Gestaltung ihrer Pro
dukte. Wenn man bei Stefan Jenbacher tätig
1540-1580 beanstandete, daß er seine Ware nach
dem nGesicht-r, also nach dem Aussehen, nach
der künstlerischen Leistung und nicht nach dem
Gewicht verkaufte, dann hat er wohl Edeizinnar-
beiten eines Horchaimer, ja vielleicht sogar Briot
nachgeahmt. Nur von Jakob Haase 1630-65 sind
Teller mit reichem ornamentaiem Reiiefdekor er-
halten. Nikolaus Jenbacher 1532-97, der Sohn
Stefans, 1573 sogar zum Hofzinngießer in Inns-
bruck bestellt, verfertigte große Teller mit gravier-
ten Arabesken. Das wird der Grund sein, warum er
auf einem schönen Porträt mit einem Zirkel in der
Hand abgebildet ist übrigens das älteste Bild-
nis eines Zinngießermeisters in Österreich.
Auch in Wien waren Hofzinngießer tätig, so Georg
Graff, der 1612 Zinngeschirr für die königliche
Hochzeit am 4. Dezember 1611 hatte sich Mat-
thias mit Erzherzogin Anna vermählt und 1618 so
wie 1629 weitere Arbeiten für den Hof geliefert
hatte, Georg Khainer 1644, beschäftigt 1633,
und Loth Som tätig 1668-1680 führten ebenfalls
diesen Titel. DaB 1629 für die Hochzeit Ferdinands
des lll. Aufträge für die Anfertigung von Zinngerät
auf Silberart ergingen, beweist die Herstellung
reich dekorierten Edelzinns auch in den habsbur-
gischen Ländern. Zuerst sollte nur in Böhmen
nach bestimmten Mustern gearbeitet werden,
dann wurde der Befehl dahingehend abgeändert,
nur einen Teil in Böhmen zu machen, aber zehn
Zentner Schlackenwalder Zinn nach Wien zu lie
fern, weil die Geschirre dort hergestellt würden.
Die Form der Teller und Schüsseln folgte der aiige
meinen Mode mit dem breiten Rand 16.Jahrhun-
dert, vKardinalshutu. Mit Wappen oder inschrlften
hat man den Besitzer bezeichnet, wie ein Stück
der Äbtissin von Göß im Österreichischen Mu-
seum für angewandte Kunst zeigt. interessanter
ist die Frage, ob es auch gehämmertes Zinn In
Österreich gibt. Von J. Mansrieder Linzer Meister
1683 stammt eine wgeschiagenerr Schüssel, die
mit Hilfe einer Holzform aus einer Zinnplatte her-
ausgetrieben scheint. Ein anderes Stückbeide im
Stift St. Florian wirkt nnachgehämmertk, also of-
fenbar im Guß- oder Drehverfahren hergestellt,
wobei der Übergang zum Rand scharfkantig wird
und am äußeren Rand ein Profil eingedreht wer-
den kann; auf der Rückseite ist jedoch wie in Eng-
land oder Frankreich ein "Nachhämmernu fest-
zustellen. Nur gutes Zinn verträgt diese Be-
handlung! Bei gravierten Tellern ist wegen fest-
zusteiiender späterer Gravur große Vorsicht gebo-
ten; mit solchem Nachverzieren will man den Wert
eines einfachen Zinntellers beträchtlich steigern!
Der große Bedarf an Zinngegenständen rief frem-
de Hersteller und Händler auf den Plan. Die Wie
ner Zinngießer beklagten sich schon 1475 beim
Fiat der Stadt über die Händler von Nürnberg und
anderen Orten, welche Zinnwerk auch außerhalb
der Jahrmärkte verkaufen wollten; dies war ihnen
jedoch nur zur Zeit der zwei Jahrmärkte zugestan-
26
den. Auch in Wiener Neustadt durften die fremden
Zinngießer laut Ratsbeschluß vom 12.Juli 1564
nur an Jahrmärkten, nicht mehr an Wochenmärk-
ten ihre Ware feilbieten. Der Entwurf zur Zinngie
ßerordnung für Oberösterreich 1800 wendet sich
gegen wdie auslendischen maistern als von Pas-
sau, Regenspurg, Nürnberg und andern orthen,
welche mit neuer arbeit auf die befreyte märckht
hereinfahren und vill zentner alt zün aufkhauffen,
eintauschen und aus dem land verfüehren, ja auch
gar etliche burgersleuth im lannd das alte zinn
hauffenweis auffkhauffen und ausser lands
frembden und auslendischen maistern zuschick-
hen und verhandeln-t.
Zwei Fundkomplexe geben Auskunft über die Be-
deutung des Zinngeräts für den Haushalt des
17.Jahrhunderts, über Wertschätzung und Obsor-
ge, die man diesem angedeihen ließ. im Jahre
1883 entdeckte man in Poysdorf beim Umbau ei-
nes Hauses einen eingemauerten i-Schatzu, beste
hend aus schöner gepflegter Wäsche und Klei-
dern, einer kleinen Bibliothek, die für den Bil-
28
dungsgrad des Besitzers spricht, sowie drei breit-
randigen Zinntellern und einer sogenannten Lava-
bokanne mit Becken, verfertigt vom Linzer Zinn-
gießer Georg Hämbi. Die Einmauerung könnte mit
den Ereignissen um oder knapp vor der zweiten
Türkenbelagerung in Verbindung stehen, der Be
sitzer war vermutlich ein kaiserlicher Offizier na-
mens Lambert Knöii. Der Fund wurde von einem
Poysdorfer Bauern auf den Gemüsemarkt nach
Wien mitgenommen, durch Zufall konnte ein ver-
ständnisvoller Sammler, der Lederhändler Josef
Salzer, ihn geschlossen erwerben, der ihn später
dem Niederösterreichischen Landesmuseum in
Wien überließ. Das oberösterreichische Gegen-
stück zu diesem Poysdorfer Fund ist das 1907 bei
baulichen Veränderungen in einem Hause in
Schwanenstadt zum Vorschein gekommene um-
fangreiche Lager von Hausrat, das wertvolle,
meist Augsburger Silberarbeiten, Keramik, vene-
zianisches Glas, prachtvolle Textilien sowie eine
bedeutende Anzahl von Zinngegenständen ent-
hielt. Eine Schraubflasche rührt vom Linzer Zinn-
gießer A. Pamberger 1656-92 her, die schönsten
Arbeiten sind dem bedeutenden Weiser Meister
H. Ledermayr 1627-69 zuzuschreiben ein Braut-
krug mit figuraler Gravierung, zwei einfache Zinn-
humpen, 23 Zinnteller mit Monogramm, eine wei-
tere Schraubflasche, ein Nachtgeschirr und ein
zinnernes Milchsaugfiäschchen. Besonders
fein gravierten Stücke weisen kaum Gebrau
spuren auf, dienten daher nur zu Dekorations-
Flepräsentationszwecken. Auch hier wird
nommen, daß aus unbekannten Gründen
Hausrat bald nach 1671 von Frau Sophie Prz
ner in erster Ehe mit dem Schwanenstä
Wein- und Leinwandhändler Paul Pierstl verh
tet versteckt worden ist. Durch die gute
tung sowohl der Textilien als auch der Mete
genstände stellt der "Schwanenstädter
heute noch ein wichtiges Schaustück des
österreichischen Landesmuseums im
Schloß dar.
Zinn übte auch auf Diebe und Plünderer eine
ziehungskraft aus, wie wir aus Grimmelshau
Simpiicissimus wissen. 1692 bekannte einer
vielen Vergehen vor dem Landgericht Hollen
auch den Diebstahl einer "zinnernen
flascheu. Dies war wie es in den Weistüi
festgelegt ist immer ein Delikt, das vor
Landrichter gehörte, nicht vor die Grund
schaft OÖ. Weistümer 352, 354.
Nur in großen Zentren bestanden eigene Zu
menschlüsse der Zinngießer. Selbst in Nürn
wo es im 16. Jahrhundert 159, im 17. 98 Zinng
gab, war es keine Zunft, sondern ein lIGESChi
nes Handwerk-t. in Österreich mußten sich
Städten und Märkten tätigen Meister zu wer
migen Organisationen zusammenfassen ia
die oberösterreichischen Zinngießer gehörte
Linzer, die steirischen zur Grazer Lade. Die
Hauptlade forderte z. B. 1776 den Fiat der
St. Pölten auf, daß der dortige Meister "sich
gleich incorporiren zu lassen ernstlich verh
werden sollen. in Oberösterreich haben sic
wichtige Quelle zwei Protckoiibücher, das eir
ginnend 1596 mit Eintragungen bis 1674, das
te mit einer fast vollständigen Abschrift des
ren Buches und Fortsetzung der Verzeichnis
1773, erhalten, die Archivalien der Grazer
umfassen die Jahre 1644 bis 1846.
Auf einem Silberschild der Truhe der Wiener
gießerzunft wurden 1674 die Zinngießer N.
perfueß, J. Lutzenberger, H.P. Rauch, C. Mai
T. Manhardt und Chr. Rötter genannt. Ein F.
cekrug der Wiener Zinngießerzunft von 1789
einer Privatsammlung erhalten geblieben. Di
malung zeigt einen Engel vor einem Jünglin
Wanderstab und Bündel, auf dem Zinndecke
Wappen mit Geschützrohr, Glocke, Zinnkann-
Zinnkrug, in der Helmzier eine an einer Kette
gende Zinnkanne; auf dem zinnernen Lippei
sind die Namen A. Wimmer, J. Krantzberge
F. Panbier sowie die Jahreszahl eingraviert.
Auch die Siegel des Zinngießerhandwerks
sen die ursprüngliche Zusammengehörigke
Metaiigußgewerbe. Da sind doch auf dem fri
rocken Siegel des Handwerks der ZinngieE
Österreich ob der Enns zwei Kannen, ein Gesl
und eine Glocke abgebildet, ebenso auf dem
ner Siegel. Ähnlich war es im Salzburger
werk und dort ist Jörg Gloppitscher, eine
besten Giockengießer des Spätmittelalte
Österreich, 1441 als Zinngießer aufgenor
worden. Dieselbe Gießhütte übernahmen 145
Zinngießer Joachim Perndorffer und Meist
hart iivom Weegß 1514, der alierding
Goldschmied 1486 das Bürgerrecht in Salzbi.
halten hatte!
Mit Burghausen bestanden Beziehungen, de
tige Giockengießer Heinrich Apel soll ein
des Salzburger Zinngießers Stephan Habel
1431 gewesen sein, beim Giockengießer
Hans Schuspeck in Burghausen arbeitete di
Sohn, der Zinngießer Christoph Schuspecki
45, mit. Erasmus Haydel, Zinngießer zu Lien;
1451 eine Glocke und 1459 ein Geschütz.
in Wien vermachte Uiricus von Judenburg st
Gesellen 1383 zum Zinn- und Glockengießen Werk-
zeug, dann sei auf Niclas Straiffing hingewiesen,
der 1424 seinem ungeborenen Kind seine Häuser,
sein nwerckzeug, der zu seinem handwerk gehört,
und all sin arbeit, es sei von zin, kupher oder glok-
speisu vererbte; sein Vetter sollte 13 neue v-hant-
habform und ain große zu alnem halben virteilu be-
kommen. Erhart Neukirchner wird 1435 und 1448
als Zinn- und Glockengießer genannt. Ferner sei
Lasla RetzerRaczko angeführt, der am Roßmarkt
zu Wien seine Gießhütte hatte und 1526 allein
12 lb wegen Zinn- und Glockengießens an Steuer
zahlen mußte; er war 1487 als Zinngießer aufge
nommen worden 1532.
In Krems übte der Glockengießer Wolfgang
Aschenbrenner aufgenommen 1506 auch das
Zinngießerhandwerk aus! Ab der Mitte des
16.Jahrhunderts ist auch in Österreich die strikte
Trennung zwischen Glockengießern, Gelbgießern
und Zinngießern durchgeführt.
Für die Schützenfeste der Renaissance lieferten
auch die Zinngießer Preise, stellten auch das Ge
schirr für die Tafelfreuden zur Verfügung. In Wien
war es 1563 Paul Schönauer, der zum Freischie
Ben Zinngeschirr beisteuerte, zu Wiener Neustadt
bewilligte der Rat den Zinngießern am 10.Juli
1564, daß sie zu jedem Schießen das Zinn auf die
Schießstatt geben durften. Eigene Stempel, wie
sie in der Schweiz für Schützengaben üblich wa-
ren, kommen in Österreich nicht vor. Aus der Be-
schreibung des ersten Festschießens zu Enns ist
das Verzeichnis der ausgesetzten Preise bekannt
Beste für die Hauptscheibe waren zwei silberne
vergoldete Becher, als Flitterbest diente ein vergol-
deter Dolch mit Rapier, als Kranzbest ein Rubin-
ring und als Beste auf der Glücksscheibe ein klei-
ner Becher und eine Zinnflasche. Caspar Lerff hat
in seiner in Regensburg gedruckten Beschreibung
des Linzer Freischießens von 1584 auch Preise
von Gold, Silber und Zinn erwähnt, die aber haupt-
sächlich für Geschicklichkeitsspiele ausgesetzt
waren.
Meßgerät aus Zinn war unüblich. Die in anderen
Gegenden Europas im Mittelalter einem Geistli-
chen ins Grab mitgegebenen Zinnkelche und Pate
nen sind vorläufig in Österreich ebenso wie im
süddeutschen Raum nicht nachweisbar. Erst in
der Gegenreformation haben aus Geldmangel
auch katholische Kirchen zinnerne Meßgefäße
verwendet Tasse mit Wein- und Wasserkrüglein
von Bischof Neuböck im Wiener Diözesanmu-
seum, Kelch von Abt Alopitius in St. Lambrecht.
In iosephinischer Zeit haben die vielen neuen
Pfarrkirchen Meßkännchen aus Zinn bei heimi-
schen Zinngießern bestellt Beispiel von J. Stolz,
seit 1779180 in Krems tätig, 1820, im Kremser
Museum oder aus Böhmen eingeführt Karlsbader
Tasse und zwei Kännchen in St. Lorenzen ob
Katsch. Was in evangelischen Kirchen an Zinnge
rät vorhanden ist, führt zum Beispiel die lnventari-
sation des Bezirkes Oberwart vor Augen. Unter
den Weinkannen und Krügen besitzt Oberschüt-
zen eine von J.G. Schrick Ödenburg von 1735 und
eine von 1765, in der reformierten Kirche in Ober-
wart sind drei Weinkrüge aus dem 18.Jahr-
hundert, einer von 1736 vorhanden, in Rechnitz
Kannen von 1753 und 1765, zwei wurden 1813 ge-
widmet, in Pinkafeld haben sich zwei gleiche ba-
rocke Weinkannen erhalten, eine Meßweinkanne
der evangelischen Kirche von. Stadtschlaining
trägt die Jahreszahl 1783, ebenso ein Zinnkrug in
Markt Allhau, in Fiotenturm und Großpetersdorf
werden Krüge und Kannen genannt. Daneben exi-
stieren Taufgarnituren, meist mit Taufschüsseln
im Durchmesser von etwas über 30 cm und einem
an die 20 cm hohen Kännchen, Opferschüsseln
oder Opferteller aus Zinn von etwas kleinerem
Durchmesser. Leuchter u.a.
Älteste Beispiele von gravierten Metallsärgen ge-
'uliz.iläMARüARl'l.'E.C
Pßß .....i.c... gzrzpäßümwmi" axrsßfxzimizsähiw "MMMM
28 Oberösierreichischer Zinngießer, Taufbecken mit resia, die erste Gemahlin Leopolds l.. signiert und da-
Zinnrelieis, 1569, Steyr, Siadlpiarrkirche tiert 1673 Kupierstich von Johann Martin Lerch,
29 Osierreichischer Zinngießer, Epitaph des Veii Fürst, Wien, Kapuzinergruft
1515, Elsensiadi, Domkirche 31 Wiener Zinngießer nach Modell von Tobias Kracker,
30 Lothar 50m Wien. Sarg für Kaiserin Margareia The- Sarg für Kaiser Leopold l.. 1705. Wien. Kapuzinergrufi
31
27
32
hen in Deutschland bis ins 12. Jahrhundert zurück;
war es zuerst Kupfer, so folgten dann Blei bzw.
Bleilegierungen als beliebtestes Material. im
16.Jahrhundert waren Zinnsärge große Mode, ob
für Erzherzog Karl von lnnerösterreich 1590,
für dessen Beisetzung in Seckau der Grazer Zinn-
gießer Ulrich Ferner den Sarg herstellte, ob für die
verwitwete Königin Elisabeth von Frankreich, für
die der Wiener Zinngießer Jacob Lehmann einen
Sarg von 278 Pfund Gewicht anfertigte. In der Ka-
puzinergruit in Wien sind die Särge der Stifter, des
Kaisers Matthias 1619 und der Kaiserin Anna
1618, erst 1632 in der Kaiserkapeile aufgestellt
worden, ein namentlich nicht genannter Zinngie-
Ber erhielt damals Bezahlung für die aus Blei ver-
fertigten Außen-Särge.
Der Linzer Zinngießer Isaac Widemann lieferte für
die meist in Linz gestorbenen Kremsmünsterer
Äbte158B, 1600 und 1613 einfache, aus Zinntafeln
aufgebaute Särge mit Ösen für eiserne Tragringe;
gravierte Wappen, Wahlsprüche und längere in-
schriften, ausnahmsweise ein Kruzifix sind der be-
scheidene Schmuck.
in der Kapuzinergruft in Wien ist erstmals der Sarg
des römischen Königs Ferdinand IV. 1654 aus
Zinn, die Gestaltung wird immer prunkvoller und
steigert sich zu künstlerischen Höchstleistungen,
etwa bei den Bestattungen Leopolds l., Josefs
und Karls VI. Das Material gilt als edel und war
dementsprechend teuer. Oft ging die Herstellung
über die Fähigkeiten des Zinngießers Johann Phi-
lipp Stumpf, der für die Kinder Kaiser Leopolds i.
die Särge herstellte, beschäftigte dazu eigens ei-
nen Bildhauer, für die Beisetzung des letzten
Habsburgers, des jung verstorbenen Erzherzogs
Leopold 1716, und dessen Schwester, Erzher-
zogin Maria Amalia 1724-1730, zog man den Salz-
burger ZinngieBer Johann Georg Lehri heran. Bei
der in den vergangenen Jahren erfolgten Restau-
rierung stellten diese Särge große Probleme dar
die Oberfläche war durch Pusteln, Abblätterungen
28
und Lakunenbildung zerstört, an den Unterseiten
von Kissen, Erzherzogshut usw. war das Zinn über
größere Flächen buchstäblich zerfressen, die als
Löwenpranken gebildeten Füße waren durch den
feucht gewordenen Glpskern geborsten. Mühsam
war der Ersatz zerstörter Stellen durch neues Ma-
terial, das Schließen der Oberflächenschäden
durch Plomben von Araldit und Zinngrus. Die da-
bei vorgenommenen Untersuchungen ergaben,
daB die Zinnsärge in Teilstücken in verlorener
Form gegossen, dann mit Feile und Schabern
überarbeitet worden waren. Um die blanke Ober-
fläche wie Bronze wirken zu lassen, wurde ein dün-
ner Anstrich von in Spiritus gelöstem Scheliack
aufgebracht, manchmal mit Drachenblutextrakt
leicht gelblich gefärbt.
Balthasar Moll, der im Auftrage Maria Theresias
einige ältere Särge seines Vorgängers Johann
Georg Pichler ersetzen mußte, arbeitete zuerst In
Zinn, dann aber verwendet er bei elf Särgen Bron-
ze, die seinen künstlerischen Zielen wohl am be-
sten entsprochen haben mag. Ab 1790 sind die
Särge in der Kapuzinergruft aus Kupfer.
Selbstverständlich folgte der Adel dem Brauch
des Herrscherhauses. In der Gruft unter der Mi-
chaelerkirche haben die Zinngießer Johann Bap
tist Zacharias Lauffer 1657 und Johann Peter
Hauch 1683 für die Familien Trautson und
Werdenberg Zeugnisse hoher Kunstfertigkeit hin-
terlassen. Für die Grazer Mlnoritenklrche hat Jo
hann Bernhard Pfister 1711 einen Sarkophag Jo-
hann Christian von Eggenbergs hergestellt.
in der Wiener Kapuzinergruft hat man mit hohen
Kosten die Bewahrung des kulturgeschichtlichen
Denkmals erreicht, von den Wittelsbachern bei-
spieisweise wurden zwölf Zinnsarge der Pfalz-
Neuburger Linie aus der 1570 begonnenen Gruft in
Lauingen 1877 in das Bayerische Nationalmu-
seum nach München überführt. In Seckau aber,
wo auch die Kinder und Verwandten Erzherzog
Karls beigesetzt waren, hat man bei einer Umbet-
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Innsbruck 907-994, Kitzoühei 992995, Kiausen 1025, 1029,
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ßer von Salzburg, in Ars Eavarica 3,1975 und 19711 irl Dr
tung in Zirbenholzsärge 1827 Steine hinzu-
gegeben, um ein größeres Gewicht volzutäu-
schert, die neun Zinnsarge aber zerschlagen und
in der wConventkuchlu heimlich eingeschmolzen!
im Nachiaß des Stlftsanwalts der damals zur
Betreuung des aufgehobenen Klosters eingesetzt
war wurden 1851 noch etwa neun Zentner her-
renloses Zinn gefunden!
Auch in der Pharmazie hatte Zinn seinen Platz.
Aus dem Arzneibuch der Frau Taentzlin zu Schwaz
ist zu entnehmen, daß man zur Bereitung eines
Arzneiwassers oder weinigen Auszuges Kannen
aus Zinn mit Deckel benutzte, ein Destillationsap
parat aus Glas oder Zinn wird für die Destillation
von Arzneiwassern empfohlen, gebrauchsfertige
Arzneien wurden in Büchsen verwahrt, wobei z. B.
für Theriak seit dem Mittelalter Zinnbüchsen ver-
wendet wurden. Von alten Apothekeneinrichtun-
gen sind Zinngefaße als Einzelstücke in verschie
dene Sammlungen gekommen, das Deutsche Apo
thekenmuseum in Heidelberg verwahrt die ur-
sprüngliche Einrichtung der Ursulinenapotheke
von Klagenfurt, an Ort und Stelle haben sich bei-
spielsweise in Zwetti Teile der Ausstattung der
Stiftsapotheke aus der Zeit Abt Johann Bernard
Lincks, 1652, sowie aus dem 18.Jahrhundert, an-
gefertigt vom Kremser Zinngießer Johann Stolz
1821, erhalten. Auch manche Serpentinstein-
gefaße, mit zinnernen Henkeln, Standringen und
Schraubverschlüssen versehen, dürften ehedem
zur Verwahrung von Arzneien gedient haben. Eine
einmalige Leistung der österreichischen Zinngie
ßer stellen wohl die von Franz Joseph Winckler
1768 hergestellten Prunkgefaße für die Stiftsapo
theke St. Florian dar den Fuß jedes der zwei bau-
chlgen Gefäße bilden zwei Schlangen, auf dem
Deckel zeigen zwei vergoldete Messingadler, die
33
32 Meister P.O. Leoben, FlacherTelier mit Anbetung der
Hi. Drei Könige und graviertem Wappen der Gosser
Ablissin Florentine Puterin, 1588, Wien, Osterreichi-
sches Museum für angewandte Kunst
33 Siegel des Handwerks der Zinngießer in Österreich ob
der Enns, 1600101, Graz, Sleiermärkisches Landesar-
chiv
Ei Anschrift des Autors
Dr. Georg Wacha
Direktor des Stadtmuseums Linz
Betlehemstraße
4010 Linz
jeweils eine Schlange im Fang festhalten, den
Sieg der Pharmazie über die Krankheit. Wie diese
Adler sind auch die Wappen des Stiftes und des
Prälaten von einem Günter angefertigt worden,
der ebenso wie der Zinngießer den beachtlichen
Preis von 184 fl dafür erhalten hat.
Schon im Mittelalter wurde für die Orgelpfeifen
Zinn, sicher in einer stark verbleiten Legierung,
verwendet. Als 1475 im Stift Nonnberg eine neue
Orgel errichtet wurde, da verrechneten die Bene
diktinerinnen "mit unnserm zingiesser dem Wolf-
gange "was er uns von zyn mit nomenn, es wa-
ren V2 Pfund, dann 38 Vz lb Blei, wobei man dann
noch Blei von Passau wo der Orgelmeister Wolf-
gang Ruerdorff Material einkautte brachte. Auch
in Wels erhielt der Zinngießer Bartime beim Uni-
setzen der Orgel 1551 Beschäftigung. Die großen
barocken Orgelprospekte mit den riesigen Zinn-
pfeifen sind vielleicht die größten Werke aus die-
sem Material, die einem heutzutage vor Augen
kommen. Die kleinen Orgelpositive oder Portative
hatten oft auf den mittleren Pfeifen eine Verzie-
rung mit Initialen des Bestellers und Jahreszahl.
Noch die Kostenvoranschläge z. B. der Passauer
Orgelbauer des 19.Jahrhunderts geben genau die
Zahl der Pfeifen aus Zinn und der aus Holz an.
Das Verfertigen von Großplastiken war nicht Sa-
che der Zinngießer, hier mußten andere Helfer her-
angezogen werden, etwa beim Prunksarkophag
Kaiser Josephs l. Johann Lucas von Hildebrandt
als Entwerfer und Bildhauer Tobias Kracker als
Hersteller des Modells, nach dem dann der Guß er-
folgte. Nur Kruzifixe, Figuren des hl. Johannes von
Nepomuk, Weihwasserkessel, in anderen Gegen-
den auch Taufsteine zeugen von der plastischen
Kunst der Zinngießer. Bei Leuchtern und Wandar-
men für kirchlichen und profanen Gebrauch
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sergruft bei den FP. Kapuzinern in Wien, 1949; Pi. strebinger, Die
konnten sie Ihre gestaltenden Fähigkeiten zeigen.
DaB sie den anderen Künsten dienten und bei-
spielsweise die großen Zinnplatten für barocke Al-
tarbilder schufen der Zinngießer H.G. Diepolt
für das Hochaltarbiid Tobias Pocks im Stephans-
dom 1640 sei wenigstens erwahnt. Nur in einer
kurzen manieristischen Phase entstanden in
Nürnberg und an anderen Orten nach französi-
schem Vorbild überladene Edelzinnarbeiten, sonst
stellten die Zlnngießer nicht Luxusprodukte her
wie die Goldschmiede, sondern gutes Gebrauchs-
gerat, soiid in der Ausführung, klar in der Form,
einfach in der Verzierung. Vielleicht sind es diese
Eigenschaften, die den verwöhnten Menschen un-
serer Zeit diese Relikte weit höher schatzen laßt
als es bei den Vorfahren der Fall war.
Zinnsammlungen in Österreich
International bedeutende Stücke sind im Österrei-
chischen Museum für angewandte Kunst in Wien
und im Joanneum in Graz zu finden, heimische
Beispiele verwahren die verschiedenen Landes-
museen in den Landeshauptstadten, dazu kom-
men die Stadtmuseen und mit Einzelstücken fast
alle Heimathauser. Umfangreichere Sammlungen
verwahren das Benediktinerinnenstift Nonnberg,
die Stifte Kremsmünster, St. Florian und Wilten
Sammlung Fl. Hinterwipflinger, ferner Mattsee.
Bedeutende Stücke verwahrte die 1930 versteiger-
te Sammlung Dr. Albert Figdor, immer mehr konn-
te Dr. Karl Ruhmann 15.4.1972 seine Samm-
lung erweitern, größere Privatsammlungen bestan-
den in Tirol Sammlung Dr. Karl Möser im Ferdi-
nandeum, Sammlung Karl Traut, Schloß Branzolll
Klausen, jetzt MünsterlWestfalen, in Oberöster-
reich ist die Sammlung Löw Auhof bei Perg zu
nennen.
Schaden an den Sarkophagen der Kapuzlnergrult, in; Dslerr. Zeil-
schritt 11lr Denkmalpflege 1951, S. 6711.; Österreichische Kunst,
Katalog Bregenz 1966, S. 731., Nr. 80; Rettung von Kunstwerken, Ka-
taiog Wien-Schönbrunn 1973, S. 47 und Abb. 12, 13; Adolf Mais, Die
Gruftbestattungen Zu St. Michael In Wien, in Kultur und Volk, Fest-
schrill Gugilz Veröffentlichungen des osterr. Museums f1.lr Volks-
kunde 1954, S. 255; Benno Roth, Was weiß die Seckauer Pfarr-
cnrnnlk über die Habsburgergrult daselbst zu erzählen?, in Aus Ar-
chiv und Chronik 1949, s. 301.; Gertrud Smola, Oberresiaurator
Anton Hammer Landesmuseum Joanneum Graz, Jahresbe
richt1975,N.F.6, 1977, S. 19511. Zinrlsarkophag Furst J.Chr. v. Eg-
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Orgeln
Nonnberg ÖKT Martin. Ndnnberg, 1911, S. LXXX.
Wels Gllbert Trathnigg, Archivallsche Vorarbeiten zur Kunsttopo-
graphie des Gerichtsbezirks Wels, 3. Teil, Wien 1968, S. 69
Steiermark Heiimut Federhoier, Beitrage zur Geschichte des or-
geibaues in der Steiermark, in Aus Archiv und Chronik 1951,
S. 2211.
19.Jh. Georg Brenniriger, Die Passauer Orgelbauer des 19. Jahr-
hunderts, in Osibairische Grenzmalken 17, 1975, s. 16711.
Gemälde au! Zinn
OKT Z3 Tielze, St. Stephan. 1931, S. 271; Cölestin Roman Rapl,
Das Scrtotiertstllt Wiener Geschichtsbücher 13, 1974, s. 47, es;
Martin Kupl, Die Franziskanerklrche In Wien, Methoden und E1-
kenntnisse der Restaurierung 1974, lnI Osterr. Zeitschrift lür Kunst
und Denkmalpflege 29, 1975, S. 1441. und 151, Abb. 143
Taufbecken
Otto Nedbel, Das Zlrtnteulbecken in der Slediplarrkircrle zu Sieyr,
in! Unica Austriaca 3. Notring-Jartrbuch 1960, S. 13111.
ZINNSAMMLUNGEN IN ÖSTERREICH
Beschreibung der Zinnobiekte in den Führern durch das osierr.
Museum lur Kunst und Industrie Wegweiser 1924, s. 301., Führer
1929. s. 3511. ,ietzt Osterr. Museum iur angewandte Kunst
Lendesmuseen.
Graz Altes Zinn. Aus der Sammlung für Kunstgewerbe am Steier-
marklscheri Landesmuseum Jnanneum mit Lelhgaben der Stadt
Roiienmann, Graz 1975 mehr Abbildungen in der ungarischen
Ausgabe Onmüvesseg grazi Landesmuseum Joanneum gyulte
menyebol, Iparmüveszeti Muzeum Budapest 1974
Klagenfurt zurrllgelaee und ehem. Slg. Ernst Hitler von eurger,
Das Landesmuseum für Kärnten und seine Sammlungen, Klagen-
1ur11976, S. 121
Linz Brigitte Heinzl, Die Zinn- und Goldschmiedesammlung der
kurisihistorlschen Abteilung des O0. Landesmuseums, in Jahr-
buch des Oberosterr. Musealverelnes 1211i, Linz 1975, S. 23311.
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sohen Museums in Salzburg, in Jahresbericht des städtischen Mu-
seums Caroiino-Augusteum in Salzburg 1909, Salzburg 1910,
S. 1711.
Andere Sammlungen Stllts Kremsmünsler ÖKT 43lll, 1977, 381.,
Mattsee ÖKT 10, 1913, S. 31811., Abb. 318-320. Nonnberg OKT
1911, S. 14911., Museen Hellelri ÖKT 20,1927,S.155l.,Schr1rdlng
OKT 21, 1927, S. XXlll u. a. Zum Kremser Museum Fritz Dwor-
schak, Krems, Stein und Mauterrt mit dem Katalog des städtischen
Museums in Krems a. d. Donau, 1928, S. 87
Privetsemrnlurlgerl
Die Sammlung Dr. Albert Figdor, Wien, l. Teil, 1. Band, verzeichnet
von Otto von Falke, Wien-Berlin 1930, Nr. 21011. Mittelalter und Nr.
23111. 16.-1S.Jh. Edelzinn aus der Sammlung Dr. Karl Ruhmann,
Katalog Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 1960;
G. Kierdorl-Traut, Schraublleschen und Schraubkennan aus Tirol.
in Schlern 4a, 1969, s. 1911i. ehern. sig. Karl Traut.
uber die ehem. Sammlung v. Werner, wisn-wahringaOKT 1908.
s. 346, uber die ehem. sammiung Woil, Elsenstadt OKT 24, 1932,
S. 148
29
Das 1640 in der Cappelladei Rei in SanfEligio degii
Orefici von G.F. Ftomaneili ausgeführte Freskc der
Anbetung der Könige bedeutet den eigentlichen
Abschluß in der bewegten Baugeschichte der Kir-
che der römischen Goidschmiedezunftt. Gleich-
zeitig verdankt das Wandgemälde gerade dem
wechselvollen Schicksal des Kirchenbaues seine
Entstehung, folgte es doch einer gleichartigen zu-
grunde gegangenen älteren Darstellung an selber
steile rlaeri Abb. 2.
imJahr1507 gelang es denrömlschen Goldschmie-
den, sich mit päpstlicher Bewilligung aus dem
Verband der allgemeinen Zunft der Metallarbeiter
zu lösen. Diese Verseibstandigung war eine Folge
des erstarkten Bewußtseins um das eigene über
das Handwerkliche hlnausgreifende Schaffen,
dessen künstlerisches Wesen den vom iiartigianolt
bestimmten Rahmen der Metaiiarbeiterzunft
sprengtez. Am deutlichsten wird dieses neue Be-
wußtsein um die eigene künstlerische Stellung
durch Benvenuto Cellinl veranschaulicht. Es spie
geit sich in seinem Leben und seinem Werk, das
der Ktlnstiergoldschmied gegen Ende seines Le-
bens mit einer Selbstblographle krörltß.
Um die neu erlangte Stellung auch nach außen
und gegenüber den anderen Zünften demcnstrie
ren zu können, drängten die römischen Gold-
schmiede auf die Errichtung einer eigenen Kirche,
30
die sie ihrem Schutzpatron, dem heiligen Eiigius,
zu weihen gedachten. Diesem natürlichen Bedürf-
niS trug der Förderer der Eiigiusjünger, Papst Ju-
iius ll., in seinem Stadterneuerungspian Rech-
nung, indem der jungen Gilde 1509 in der von Bra-
mante geplanten Via Giuiia die Möglichkeit für die
Ausführung eines eigenen Kirchenbaues zugesi-
chert wurde4. Die Verhandlungen um den Bauplatz
zogen sich über den Tod Julius' ll. hinaus, ein Jahr
später, 1514, waren aber die Grundstücksregeiun-
gen so weit gediehen, daß die Durchführung des
Bauvorhabens in greifbare Nähe rückte. Während
dieser zähen Verhandlungen mußfen die Gold-
schmiede wiederholt auf die ihnen zuerkannten
Fiechte, ihre Kirche in dem nach Papst Juiius ii.
benannten Straßenzug errichten zu dürfen, po
chen. in dieser Zeit konnte entgegen dem ur-
sprüngiichen Versprechen der Bau nicht mehr in
der Via Giuiia in Angriff genommen werden, son-
dern in dem seitlich zum Tiber führenden Vicoio
SanfEiigio, einer Nebengasse also, die heute den
Namen Via SanfEiigio tragt. Die Wahl des Bau-
platzes in unmittelbarer Nähe des Tibers blieb für
den 1516 begonnenen Kircherlbau nicht ohne Fol-
gen, obwohl sich an dieser Steile die Reste einer
älteren, wenn auch kleineren Kirche befanden und
so der Platz für ein ähnliches Vorhaben erprobt ge-
wesen sein sollte. Ständige Überschwemmungen
Detlev Kreidl
Zur Entstehungsgeschichte
Giovan Francesco
Ftomaneiiis Epiphanie
in SanVEiigio degii
Orefici in Rom
Außenansicht der Kirche SanVEligio degii Orelici in
Horn.
Anbetung der Könige von G.F, Romaneili in Sant'Eiigto.
Hauptallaransicht von Mathec Perez de Alesio in Sartf
Eiigio.
Anbetung der Hirten von Gicvanni de Vecchi in Sant'
EligiO
eure
Anmerkungen 1-9
c. Flornarlciit, geboren tslo in vitertie. gestorben 1662 dasclbst
senuler ven odrneiilenine und Pietrb da cdrtena vdn grener Be-
deuturlg ist sein Elnlluß aul die Entwicklung der französischen Ma-
lerei, hervorgerulen dureti ZWEI Parlsaulurlthaite Halt Füldi. Plttura
vlterbesl di einque seedti, 1970, 60-73 Frzirlcls Haskel, Patiens
and Painters. Study in ttie Relatlbrls betweerl ttie ltaiian Art arld
sbelety in the Age et Bardque, London tesa
Christoph Luitpdld Frdrnniel EiiglD und die Kuppel der Cappeila
Medlei stlt und ubertieleiung lli der Kunst des Abendlandes. Akten
des 21 Internationalen Kongresses lur Kunstgeschichte irl BOrtn
1964.51 ll,Berllrl 1267,5 41-54 Mantredo Taluriund LUiglSalEY-
HOC sanrEtigle degii oreliei, via cliilia, Ulla utdplen urbanistlea dei
500, Rein 1973, s. 431439
Das Leben des eenverltite Cililiitl VDVI irirrl selbst geschrieben, uber-
setzt vdn J.W. cdelne, hrsg von Schaeller, Frarlklur11924.
vgl crir 1. Freininiet, aao. WO saiiitllehe Urkunden abgedruckt
sind
vgl. M. Taluri urid u. saieind, 0. mitausluhrlicher Llteraturarl-
gabe und die Anrn des Aulsatms Kcrbcr.
llaio Faldl, 38.0, es, Abh 265 und 219.
Francls Haskell. Ci, 53
vgl Kerben Kupierstlche nach Glarilrztrlcesco Holnarlelli. lrt Gle-
nener Beitrage zur Kunstgeschichte ll. tun. 251i
vgl kereer. Beitrage zu cidvanni Francesco nerriaiielll. in cle-
Bener Beitrage zur Kunstgeschichte III, 1915, 191 urid Anrrl 12
Katalog der Ausstellung ttatlan 17th centuiy orawings lrbrn Britlsh
Private Collectterls, August 19th Seplember9lh, 1972. Edinburgh
Festival 1972, 37, Nr es, Abb. 90 Die Zeichnung rrillit 399
272 iriiil
bewirkten vor aiiern ein Unterspüien der auf sandi-
gem Boden errichteten Fundamente, wodurch es
immer wieder zu Bauverzogerungen kam, bis end-
lich die, wie Jüngere Forschungen nachgewiesen
haben, nach Planen Raffaeis gestaltete Kirche
1575 fertiggestellt war. Die Goldschmiede kamen
aber ebensowenig wie ihr Schutzpatron zur Ruhe,
der bis zu seinem Tod mit Klosterneugründungen
beschäftigt war. Allerdings ist ihr Eifer um das
Gotteshaus weniger freiwillig, als von außen auf-
gezwungen. Die ständig anhaltenden Renovie
rungsarbelten an der Kirche Sant'Eligio zwangen
hmnxaitx t-x- I'm.
iFmIJÄ-T"
die Goldschmiede bisweilen zur Aufnahme von
Krediten, doch reichten die Instandsetzungsarbei-
ten nicht aus, das bedrohte Bauwerk zu sichern.
Vor allem die zum Tiber weisende Wand senkte
sich unaufhaltsam und litt darüber hinaus unter
der eindringenden Feuchtigkeit, der bereits ein be
trächtiicher Teil der an dieser Steile befindlichen
Malerei zum Opfer gefallen war. Schließlich
stimmte die Goidschmiedezunft einer gründlichen
Assanierung des gefährdeten Baues zu, die auch
zwischen 1602 und 1604 durchgeführt wurde und
weite Teile des Außenbaues erfaßte. Nach dieser
zweiten Bauphase, die eigentlich eine Restaurie-
rungsphase darstellt, war die Kirche des heiligen
Ellgius endgültig errichtet Abb. 1.
Von der Innenausstattung der ersten Bauphase im
16.Jahrhundert blieben die Malereien von Matteo
Perez de Alesio, genannt Matteo da Lecce, in Chor
und Apsis bestehen, wobei das Hauptbild eine
Sacra conversazlone wiedergibt, der auch der hei-
lige Ellgius als Patron der Kirche zugeordnet ist
Abb. wie die Anbetung der Hirten von Giovanni
de Vecchl des linken Seitenaitars Abb. 4. Ein we-
niger günstiges Schicksal war, wie die Bauge-
schichte bereits zeigte, dem Fresko der Anbetung
der Könige von Federico Zuccari beschieden, das
den rechten Seitenaitar an der zum Tiber weisen-
den Wand schmückte. Die Bezahlung dieser Ar-
beit erfolgte 1569, doch bereits 1594 war auf
Grund beachtlicher Feuchtigkeitsschäden eine
Restaurierung notwendig, die allerdings noch dem
Künstler selbst anvertraut werden konnte. Als
aber die unter den Überschwemmungen des Ti-
bers besonders in Mitieidenschaft gezogene Mau-
er völlig erneuert werden mußte, war an eine Ret-
tung des Wandgemäldes nicht mehr zu denken.
Daß die Komposition Federico Zuccaris nicht voll-
kommen verlorenging, ist dem Haarlemer Zeich-
ner und Kupferstecher Jacob Matham zu verdan-
ken, der sie während seines Romaufenthaites ken-
111-31.
nenlernte und einen Kupferstich danach anfertig-
te Abb. s.
Als die römischen Goldschmiede nach Abschiuß
der zweiten Bauphase schließlich gegen das Ende
der dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts die male
rische Neugestaltung der Wand über dem rechten
Seitenaitar in Erwägung zogen, wandten sie sich
an Giovan Francesco Romaneliis. Am 12.Juni
1639 kam es zwischen der Zunft und dem Künstler
zum Vertragsabschluß. Der aus Viterbo stammen-
de Schüler Pietro da Cortonas hatte zu dieser Zeit
mit seinen 29 Jahren bereits eine erstaunliche
Steilun in der römischen Kunstszene erlangt.
Diese verdankte er vor allem Kardinal Francesco
Barberini, der von außerordentlicher Bedeutung
für die Förderung der Künste in Rom war. Dank der
Unterstützung dieses Neffen Urbans Vll. gewann
der noch kurz vorher unter der Leitung seines Leh-
rers in der Kapelle des Piano nobile des Paiazzo
Barberini tätige Künstler öffentliche Aufträge und
ebensolches Ansehen. in diese Zeit fallen das gro-
Be Gemälde mit der Darbringung im Tempel für ei-
nen der Altäre im Petersdom, das wie eine Reihe
anderer Altarbilder verschiedener Meister durch
eine Mosaikkopie ersetzt wurde und heute seinen
Platz in Santa Maria degli Angeli hat, wie die Fres-
kodekoratlcn in der iisala della Contessa Matildew-
in den Vatikanischen Palästen in Roms. Darüber
hinaus wurde Romaneiii 1638 auf besondere Be
fürwortung des Kardinals die Stelle eines Principe
der Academia die San Luca zuteil7. Dadurch ver-
fügte der Künstler über beträchtliche finanzielle
Mittel, hatte aber auch die Verpflichtung, den
Wünschen seiner Förderer zu entsprechen. Diese
beschränkten sich nicht ausschließlich auf Neu-
schüpfungen, sondern erstreckten sich auch auf
die Herstellung einer Reihe von Kopien nach ver-
schiedenen Gemälden Guido Renis, ein Verlan-
gen, dem der Künstler offenbar zur größten Zufrie
denheit seiner Mäzene nachkama. Solcherart mit
Aufträgen überhäuft, wurde Romaneiii auch noch
die Anfertigung von Tapisserieentwürfen für die
Arazzeria Barberini aufgetragen. Aii diese Aufga-
ben veranschaulichen die Tätigkeit eines bevor-
zugten Hofkünstiers.
Als G.F. Romaneiii die Ausmalung der Cappeiia
dei Rei Magi in Sant'Eiigio degli Orefici in Rom
übernahm, war die Anbetung der Könige seines
Vorgängers Federico Zuccari nur noch durch den
von J. Matham angefertigten Stich überliefert. Die-
se gerade siebzig Jahre alte Komposition scheint
dem Künstler nicht jene Anregung gegeben zu ha-
ben, die einer Lösung des gestellten Problems im
walten Sinflll nahekam. Es ist aber anzunehmen,
daß dies im lnteresse der Goldschmiede lag, ge-
lang es diesen doch, den Charakter eines Renais-
sancebaues trotz der ständig notwendigen Ände-
rungen in die Barockzeit hinüberzuretten. Eine
Zeichnung in englischem Privatbesitz Abb. seit
1972 mit dem Freskc Romaneilis in Verbindung
gebracht, dürfte den ersten Entwurf für das Monu-
mentalbild wiedergeben? Die Zeichnung verfügt
über ein beträchtliches Ausmaß und ist durch die
eingetragene obere Rundung, auf die der Ab-
schiuß des Gemäuers oben rechts Rücksicht
nimmt, als Entwurf für ein Aitargemäide bestimm-
bar. Vorerst läßt sie sowohl zu Mathams Stich
Abb. als auch zu dem ausgeführten Wandbild
31
Abb. nur geringe Vergleichsmöglichkeiten zu.
Von dem Fresko unterscheidet sich die Zeichnung
nicht nur durch ihre seitenverkehrte Komposition,
sondern auch durch ein völlig anderes Verhältnis
zwischen der Heiligen Familie und den anbeten-
den Königen, die sich gleich Hirten aus einer An-
betung niederbeugen. Erst durch ihre lnsignien-
kronen und mitgebrachten Geschenke wie ihr die
Pferde bändigendes Gefolge werden sie zu jenen
Weisen, die nach langer Suche den König der Kö-
Darunter mußte als eines der bedeutendsten
Feste der christlichen Religion die Epiphanie
Anbetung der Könige aufscheinen. Somit fallt der
Entwurf für die Epiphanie in Sant'Eligio genau in
jene Zeit, in der Fiomanelli an den Kartons der Ta-
pisserieserie arbeitete. Die Serie und die dazuge
hörigen Kartons sind heute noch erhalten". Die
Tapisserien befinden sich seit mehreren Jahren in
der Kirche St. John the Baptiste in New York, wo
hin sie aus dem Besitz der Familie Barberini ge-
iangten. In Ermangelung einer Abbildung mul
die Anbetung der Könige auf den Karton im Mi
Nazionale in Rom verwiesen werden Abb.
bei die seitenverkehrte Wiedergabe der Szene
der Tapisserie zu berücksichtigen istl? Die
stellung beschränkt sich auf die wesentlich
Personen, im Gefolge der Könige befinden
nur zwei Knaben, und steht damit in deutlic
Gegensatz zur Szenerie auf der Zeichnung in
iischem Privatbesitz Abb. 6. Die Figurenkomi
nige gefunden haben. Das Ambiente hingegen ver-
rät große Ähnlichkeit zum Fresko Die Heilige Fa-
milie befindet sich beide Male vor einer Architek-
tur, bestehend aus Säule und Pfeilerresten, und
auf einem aus Quadern gefügten Podest in einer
Landschaft, wobei die Bäume und Gräser die Rui-
nenhaftigkeit der Architektur unterstreichen. Zu-
sätzlich sind auf beiden Darstellungen über der
Szene Engel wiedergegeben, ein Motiv, das auch
auf dem Stich J. Mathams zu beobachten ist. Hier
allerdings wird die Architektur durch ausgedehn-
tes verfallenes Gemauer beschrieben, von dem die
Natur schon weitgehend Besitz ergriffen hat. Der
Stich scheint aber nicht ohne Wirkung für die Ent-
stehung der Zeichnung gewesen zu sein, laBt sich
doch hier das dichtgedrängte Gefolge erkennen,
von dem das Fresko keine Vorstellung mehr gibt.
Wenn die Zeichnung mit der Anbetung der Könige
in Sant'Eligio degli Orefici in Zusammenhang ge-
bracht wird, so kann es sich dabei nur um einen er-
sten Entwurf handeln, der nicht zur Ausführung
gelangte. Obwohl die Zeichnung bereits einige
entscheidende Merkmale enthält, folgt das Altar-
fresko einem anderen Entwurf.
1637 ging die erste von Romanelll entworfene Se
rie für die Arazzeria des Kardinals Francesco Bar-
berini in Webe. Unmittelbar darauf gab der Mäzen
Fiomanelli den Auftrag, für eine zwöifteilige Serie
aus dem Leben Christi die Kartons anzufertigen".
32
Stich Jacob Mathams nach der zerstbrten Anbetung
der Könige von Federico Zuccari in Sant'Eligio.
tion ist so angelegt, daß drei Viertel der Blldfli
davon beherrscht wird, eine Monumentallsier
der die Erzählung zum Opfer fällt. Nicht der
der Könige, der auf der Suche nach dem neug
renen König der Königeiß sein Ziel erreicht
wird geschildert, sondern einzig der Momen
dem die drei Weisen Christus gegenübertrc
Dazu muß bemerkt werden, daß es sich hier
um ein Einzelbild handelt, auf dem eine Bege
heit aus dem Leben Christi abgeschlossen
stellt werden soll, sondern um einen Teil
christologischen Zyklus in einzelnen. dram
gisch gesehen, auf Höhepunkte abgestimr
Bildern. Um die Serie als einheitliches Kunsti
erscheinen zu lassen, war es notwendig,
künstlerische Gleichwertigkeit zwischen
zwölf Einzelbildern herzustellen. Dieses Ziel
de erreicht, indem jene Szenen mit der Möglicl
zu großem Gefolge eine Beschränkung auf
Kern der Darstellung erfuhren, um figurenärn
beispielsweise die Taufe Christi, eine auf zwei
sonen beschränkte Darstellung, in ihrer Bili
wirkung nicht zu beeinträchtigen. Bei dieser
benheit im Leben Christi, wo nur noch Johai
der Täufer in Erscheinung trat, eine Zweiperso
handlung also, konnte eine Steigerung der Bili
kung durch Einbeziehung außerirdischer Zeu
der Engel, erreicht werden. Ihre Anwesenheit
dert das Gleichgewicht zwischen den einze
llWurIZBlCnnUng zu einer ADDBIUHQ uer Kornge von
F. Romanelli. Englischer Privatbesitz.
nrton lürdie Tapisserie Anbetung der nige. G.F. R0
anelli und Paolo Spagna. Galleria Nazionale, Rom.
nbetung der Könige von G,F. Romanelll. Privatbesitz.
erkungen 1P16
man, w. ee-ss, Abb. 249451. 0m Webe der Sene rm!
Pullensplelen dauerte von wsamsaz Zur Techmk der um?
vgr Rotraud Bauev, Kalaiog Barocke Taplsserlen aus dem Bei
des Kunsthistorwschen Museums. AussleHung wm Schtcß Halb?
Mal'Oklaber1975.S. 13-15, ElslefiälädK-WIGD. 1975
nmm. vu Semmona dei Muse Tutela vamrlzzazone am
imomo amsuco a. Roma de! Lazvo, Homa m64, p. 7a.
raud Bauer aac 14,
lKomgsaml Chrläh vgl Lexikon Vuv Theulogle und Klrche. Bd G.
so. Frenburg 1961
um Faldw. a.a um Christ. Abb 254
4mm Faldl. 3.0.. s. es. 255-251
Kuplev, 41,5 36.5 cm.
arn des Zyklus wie die Abwesenheit des Gefol-
der drei Könige, ein kompositioneiles Gleich-
cht also, hergestellt durch Bereicherung oder
tinderung".
Romanelli hat sich im Zusammenhang mit an-
Aufträgen mehrmals der Kompositionen
dem Leben-Christi-Zyklus für den Kardinal
cesco Barberini bedient. 1653 entstand für
Dom von Rieti das Abendmahlbild, ein weite
tückgriff auf die Serie stellt die Fahne mit der
Christi in der Chiesa del Gonfaione in Viter-
lar. Die beiden Darstellungen folgen getreu
entsprechenden Tapisserien aus der Barberi-
rie, so daB diese als Vorbild für die beiden Bil-
angesehen werden müssen und nicht die
ons, die die Kompositionen seltenverkehrt
ergebenß. Anders verhält es sich mit dem
ko in SanfEligio degli Orefici, das sich auf
Karton beruft Abb. und 2. Beide Male befin-
sich die Heilige Familie links und die Könige
ihren Pagen rechts davon. Die Übereinstim
des Freskos mit dem Karton geht, was die
atgruppe anbelangt, bis ins Detail. Einzig die
onna verrät eine strengere Haltung, eine Ab-
hung gegenüber dem Karton, die aus dem
sponleren des Entwurfes in eine andere Bild-
ing erklärt werden kann. Durch die enge An-
urig des Freskos an den Karton erhält dieser
Doppelfunktion, die sich einmal in der Vorla-
ge Patrone fiir die Tapisserie und zum andern im
die Ausführung des Freskos bestimmenden Ent-
wurf erkennen läBt. in der Durchführung der vom
Karton hergeieiteten Komposition des Altarfres-
kos kommt der in englischem Privatbesitz befindli-
chen Zeichnung neuerlich Bedeutung zu Abb.
wo bereits die Engeigruppe in den Wolken wie das
auf dem Fresko allerdings stark verringerte Gefol-
ge der Könige vorgebildet waren. Nicht ohne Wir-
kung dürfte dabei auch das durch Mathams Stich
überlieferte Bild Federico Zuccaris gewesen sein
Abb. wo das Kamel, bei Fiomaneilis Fresko das
einzige und an den Rand geschobene Tier, ange-
geben ist, während auf der Zeichnung zwei Pferde
zu sehen sind.
Mit der Fertigstellung des Freskos und der Erneu-
erung der Sybillen in den Bogenzwickein sowohl
über der Anbetung der Könige als auch über der
gegenüberliegenden Anbetung der Hirten Abb.
hat die Kirche der römischen Goldschmiede ihre
endgültige Ausschmückung erhalten. in dieser
Form kann der Innenraum noch heute anläßlich
der Gottesdienste bewundert werden.
Das Thema der Epiphanie hat G.F. Romanelii in
der bekannten Komposition noch einmal gestal-
tet. Ein in Privatbesitz befindliches Bild gibt die
Anbetung der Könige Abb. in einer verkleiner-
ten Fassung wlederiß. Mit seinem rechteckigen
Format schließt das Bild an den Karton an, in der
Komposition und der hellen, bisweilen pasteiiarti-
gen Farbigkeit zeigt sich die Abhängigkeit vom Ai-
tarfresko. Nur die Zackenkrone des Mohren stellt
einen Unterschied dar, der aber in der Entwicklung
des Themas der Anbetung der Könige bei Fioma-
nelli nicht fremd ist, was der Vergleich mit der
Zeichnung erkennen läßt. Als Neuerung muß da-
gegen die engere Verbindung zwischen der Heili-
gen Familie und den drei Königen betrachtet wer-
den. Hier gleicht sich Maria erstmals in ihrer Hal-
tung der des Kindes an und neigt sich den Köni-
gen entgegen. Diese geringfügig erscheinende
Haitungsänderung hebt die Strenge des repräsen-
tativen Aitarfreskos auf und verleiht hier der Sze-
ne den Stimmungsgehalt eines privaten An-
dachtsbiides.
Die drei Epiphanien Fiomaneilis verdeutlichen, wie
aus einer Grundkomposition Biidwerke entstehen
können, die verschiedenen Aufgabenbereichen
angehören. Die Tapisserie als Teil eines christoio-
gischen Zyklus, das Fresko als Teil des Ausstat-
tungsprogramms der Kirche der römischen Gold-
schmiede und das Staffeieibild.
ii Anschrift des Autors
Dr. Detlev Kreidl
Kunsthistorisches Museum
Burgring
1010 Wien
33
Udo Kultermann
Gustav Klimt, Emilie Flöge
und die Modereform in Wien
um 1900
Mode war zu allen Zeiten im Einklang mit den Ent-
wicklungsbedingungen der Zeit, sie sprach die ei-
ner Epoche immanenten Triebkräfte ebenso deut-
lich aus wie die Literatur und Musik, die Malerei
und Architektur, sie prägte revolutionäre und kon-
servative Bewegungenl. Sehr spät wurde diese all-
gemeine Gesetzlichkeit der Modeentwicklung von
Künstlern in Frage gestellt und Reformen vorge
Schlagen, die den organischen Gesetzen des
menschlichen Körpers und der Hygiene in glei-
chem Maße entsprechen wie den Schönheitsvor-
steliungen der Zeit.
Es scheint, daß England eines der ersten Länder
war, in dem durch junge Künstler Versuche unter-
nommen wurden, Einfiuß auf die Mode zu nehmen,
Reformen zu konzipieren, die auch unter allgemei-
neren Gesetzen, wie Körperfunktion, Gesundheit
und Materialschönheit, verstanden werden kön-
nen. Themen dieser Art wurden von Dante Gabriel
Flossetti und William Hoiman Hunt bereits 1848
diskutiert. Lange bevor William Morris zur Gruppe
hinzukam, wurden hier Vorschläge für eine gene-
relle Moderelorm ausgearbeitet, die wfrei von Vik-
torianischem Prunk waren. Sogar natürlich ge
färbte, handgearbeitete Stoffe und ihr Gebrauch
für die Frauenkleidung in natürlichen Linien wur-
den diskutiertttz.
Eine deutliche Vorahnung der Reformkleider der
Jahrhundertwende Ist erkennbar, wie auch in an-
deren Bereichen die Zeit um 1850 so folgenreich
auf die moderne Entwicklung eingewirkt hat
Marx, Darwin, Semper. Die Einwirkung der Prä-
Raphaeliten auf die Situation in Wien um 1900
sind evident.
in England ist weiterhin auf den Maler G.F. Watts
hinzuweisen, der als einer der ersten auf eine kör-
pergemäße Kleidung hingewirkt hat. Quentin Beil
berichtet aus seiner Familientradition i-Meine
Großmutter war stolz darauf, daB sie nie eine Kri-
noline getragen hatte; G.F. Watts hatte ihr gera-
ten, dies nicht zu tun, und es gab eine kleine muti-
ge Gruppe von Damen, die in der zweiten Hälfte
des 19.Jahrhunderts vorherrschende Moden miß-
achteten und sich nach den idealen der Prä-
Raphaeliten kleideten, bzw. nach den idealen, die
sie für die der Prä-Raphaeliten hielten-i Beil fährt
fort und kommt zu einer grundlegenden Wahrheit
der Mode riEs war eine Art von AntifMode, die
zu einem gewissen Ausmaße zur wirklichen Mo-
de wurde?"
Auch in Amerika findet sich zur gleichen Zeit eine
Stimme der Reform, die nicht länger die Wendun-
gen und Wechsel der Mode hinnahm. Horatio
Greenough, der Bildhauer und Kunsttheoretiker,
schreibt über Mode und Kleider und wird Wortfüh-
rer einer auf Ehrlichkeit gegründeten neuen Auf-
fassung, die allerdings wenige Jahrzehnte später
ebenfalls zur offiziellen Mode werden wird. in sei-
nem Aufsatz iiDresstt schreibt er ttZu lügen, selbst
wenn eine Chance besteht, dabei nicht entdeckt
zu werden, ist eine schlechte Regel; aber mit den
Kleidern zu lügen, der Frisur, der Kosmetik und es
gleichzeitig in der unfreiwilligen Unreife jeder Hal-
tung, jeder Bewegung. jeden Tonfalls zu ent-
hüllen, ist gleicherweise töricht und unfähig, un-
ehrenhaft und dummiti
Die Jahrhundertwende brachte die Reformbewe
gungen in vielen Ländern zu einer zusammenfas-
senden Synthese. Als Beispiele mögen Künstler
wie Henry van de Velde und Edward William God-
win, Aubrey Beardsley und Augusto Giacometti,
Jan Toorop und James McNeill Whistler genannt
werden. Zahlreiche Theoretiker wiesen darüber
hinaus dem Thema Mode eine wichtige Bedeu-
tung zu Dr. Spener schrieb über "Die jetzige Frau-
enkleidung", Berlin 1897; Karl Heinrich Stratz pu-
blizierte sein Buch "Die Frauenkleidungii im Jahre
1900; Henry van de Velde schrieb im gleichen Jahr
"Die künstlerische Hebung der Frauentrachtri und
Emilie Flöge, Modekünstlerin und Gefährtin Gustav
Kiimts, in seidenem Abendkleid, nach einem Foto von
Dora Kallmus d'0ra-Benda.
Emilie Flöge in einem nach Kiimt inspirierten Kleid,
1909, nach einem Foto von Dora Kallmusd'Ora-Benda.
Emilie Flüge, nach einem Foto von Dora Kallmus
d'Ora-Benda.
Hut, um 1910. irHut entworfen von Maler Krieserti, nach
einem Foto von Dora Kallmus.
Winterhut, 1910. tiHut entworfen von Maler Krieserti,
nach einem Foto von Dora Kallmus.
Anmerkungen 1-10
McLuhan Urldersiandtng Media, New York 1964. s. HSSDIwht
im Hinblick auf Kleidung zurzeit der Ffirllöslßheh Revolution von
"Clülhlrlg was tlian non verbal mariilestd of political npset
Wllllamsorl anists and writers in Flevult, ttie Pre-Flaphaelites.
Friiladelptiia 191a. s. er tnieme Ubersetlurlgl
ouentin eell- on Human Fineiy, London 197a. 5a tmeine Uber-
SElZlIrlgl
NathallaWrlghl,Herausgeberin.TheMlscellaneuusWritlngsotH0-
ratie sreeridugri, Delmar. New York 1975. sa tmeine Uberset-
lurlg
F. NOvOlrly urldJ ÜODGI Gustav kiimt. Salzburg 1961. Taf9l34 ln
der Folge ist aul die Bildnisse Frllla Flledleri906. Margaret steri-
tidreugti-witlgenstein 11905 und Adela Blech-Bauen t1907t zu
verweisen.
Freundliche Mitteilung von PIOIOSSO! Eduard Sekier, Harvard
Uber EmllIS Floge speziell Die itdrie Warte 1905, Heft s. 2881i,
Deutsche Kunst und Dekoration xlx, 1soe19o7, s. a2 lf.
Eine kritische Darstellung der Beziehungen Kllmts zu Emilie Floge
gibt Hans Tietze, Gustav Kiimts Personlichkeit Nach Mlttelllmgerl
seiner Freunde, oie eilderiden Künste 1919. s. 1714.
Die in der Kiimt-Dokumentation von ltetietiay abgebildeten Fotos
stammen aus den Jahren 191D und 1912.
Brslcha und Fritsch Finale und Auftakt, wieri iaeteteia.
Salzburg 1954. s. 11.
Paul SchultzeNaumburg im Jahre 1903 "Die Kul-
tur des weiblichen Körpers als Grundlage der
Frauenkleidungti.
Neben den anderen Zentren der internationalen
Reformbewegung um 1900 trat Wien durch die Tä-
tigkeit von Künstlern und Werkstätten auch in den
Mittelpunkt einer auf die Reform der Kleidung ge
richteten Bewegung. im Zentrum stehen dabei die
Persönlichkeit und das Werk von Gustav Kiimt,
der nahezu allen künstlerischen und kulturellen
Manifestationen in Wien seinen Stempel aufpräg-
te. Kiimt hat in Zusammenarbeit mit seiner Le
bensgefährtin Emilie Fiöge auch praktisch auf die
Mode seiner Zeit einwirken können und Leistun-
gen von außergewöhnlichem Niveau erreichen
können. Eine Reihe von wiedergefundenen Fotos
von Dora Kallmus 1881-1963, die unter dem Na-
men r-Madame d'Orau als Fotografin in Ihrer Zeit
berühmt war, mag dies in besonderer Weise deut-
lich machen, vor allem durch diejenigen Aufnah-
men, die Emilie Flöge selbst als Trägerin ihrer ei-
genen Modeschöpfungen zeigen.
Kiimts berühmtes Bildnis von Emilie Fiöge von
1902 unterstreicht den Sinnzusammenhang und
Arbeitsumkreis, in dem sich die Moderevolution in
Wien manifestierte. Das Kleid der Modekünstlerin
und Lebensgefährtin Kiimts ist aus geometri-
schen Teileinheiten gestaltet und enthält ovale
Formen und quadratische Formen in blau-grünem
Grund. Das Kleid selbst ist fließend-formlos, ganz
im Sinne der damaligen Reformbestrebungen den
Körperformen folgend, wie es wenig später auch
in der Modekonzeption der Wiener Werkstätte der
Fall sein sollte. Der Körper steht im Mittelpunkt,
und das Kleid folgt diesen organischen und natür-
iichen Gegebenheiten. Mit dem Hintergrund ist die
Gestalt durch eine Akzentuierung des Kopfes ver-
bunden, wie es auch bei den späteren Biidnissen
Klimst wiederkehren wirdä.
Kiimts Bildnis von Emilie Fiöge ist durch die enge
Verbundenheit des Künstlers mit der Modeschöp
ferin bemerkenswert, Kiimts 1892 gestorbener
Bruder Ernst war mit der Schwester Emilie Flöges,
Helene Fiöge, verheiratet. Es ist überliefert, je
doch bisher nicht bewiesen worden, daß Kiimt Mo
deentwürfe für den Modesalon von Emilie Flöge in
der Casa Piccolo in der Mariahilfer Straße entwor-
fen hat. Dieser Salon selbst wurde von der Wiener
Werkstätte eingerichtet, und Kolo Moser und Jo-
sef Hoffmann waren an den Entwürfen beteiligte.
Die Beziehungen Kiimts zu Emilie Flöge gehen
möglicherweise auf die Jahre um 189411895 zu-
rück. in iiLiebeii von 1895 kommt in der Entwick-
lung Kiimts ein neues Motiv zur Sprache, das eine
persönliche und sicherlich private Bedeutung hat-
te und mit der Beziehung Kiimts zu Emilie Flöge in
Verbindung gebracht werden kann, 1896 trifft
Kiimt mit Josef Hoffmann zusammen, und 1897 ist
das entscheidende Jahr der Gründung der Wiener
Sezession7. Seit diesem Jahrverbringt Kiimt regel-
mäßig die Sommermonate zusammen mit Emilie
Flöge am Attersee, wo die Familie Flöge einen Be-
sitz in Weißenbach hatteß. Die von zeitgenössi-
schen Fotos bekannten kaftanartigen Gewänder,
die Kiimt trug, sind sehr wahrscheinlich von ihm
entworfen und von Emilie Flöge geschneidert wor-
den. Sie entsprechen den auf generelle Reform ge-
richteten Bemühungen Klimts und weisen ledig-
lich durch die besondere Qualität auf die Urheber-
schaft des Künstiers9.
Ein altes Foto von Hermann Bahr zeigt den Dich-
ter In einem ähnlichen kaftanartigen Gewand, das
so auffallende Ähnlichkeit mit denen Kiimts zeigt,
daß eine gemeinsame Urheberschaft angenom-
men werden kann". Das lose herabhangende Ge
wand mit der sparsam ornamentierten vertikalen
Leiste in der Mitte entspricht den Bestrebungen
Kiimts und ist möglicherweise für den Freund Her-
mann Bahr gearbeitet worden. Bahr war in jenen
35
Jahren der Apostel der Moderne in Wien und hat
als einer der ersten für die Kunst Klimts Partei ge
ncmmen.
Sowohl Klimt als auch Hermann Bahrs Gewand ist
auf eine gemeinsame Wurzel zurückzuführen. auf
die japanischer NdKostüme. Klimts Begeisterung
für alles Orientalische hat sicher auch Kenntnis
von diesen japanischen Gewändern gehabt, deren
Ärmeischnitte sehr deutliche Verwandtschaft mit
den eigenen Produkten ausweisen". Auch Paul
Poiret in Paris wurde im Hinblick auf seine revolu-
tionären Modeentwürfe als orientalisch beeinflußt
angesehenlz.
Das Kleid, das Emilie Fiöge auf einem der Fotos
Abb. von Dora Kallmus trägt, ist ein seidenes
Abendkleid mit dekorativen Leisten am Aus-
schnitt und in der Mitte. Der Hut ist im Zusammen-
hang mit dem Kleid entworfen wie offensichtlich
auch der Mantel. Auf den ersten Eindruck weist
der Entwurf nicht auf die Hand Gustav Klimts hin,
doch bei wiederholter Betrachtung, besonders
des Fotos in voller Figur, ruft die Sensuaiität und
Eleganz Klimts in Erinnerung. Die Absetzung der
Büste und die durchlaufende Linie ohne Betonung
der Taille sind eine ungewöhnliche Mcdeform.
Eine weiteres von Emilie Fiöge selbst getragenes
Kleid hat einen anderen Charakter Abb. 2. Das
Foto von Dora Kallmus ist 1909 datiert und zeigt
offensichtlich die Modekünstlerin in einem weite-
ren eigenen Werk, dem sich Klimt-Zeichnungen im
Besitz der Galerie Samuels in New York versuchs-
weise zuordnen lassen. Drei dieser Zeichnungen
gehen auf die Jahre 1903-1904 zurück und entstan-
den als Studien für das Bildnis von Hermine
Galiia. Deutlicher noch ist die Beziehung zwi-
schen einer Bleistiftzeichnung von zirka 1905 von
Klimt für das Bildnis einer Dame ebenfalls im Be
sitz der Galerie Spencer A. Samuels in New York.
Hier können Details wie Ärmeiiösungen sowie der
untere Rüschenabschiuß direkt verglichen
werden. Doch ganz besonders ist auf die geome-
trischen Ornamentformen des Kleides zu verwei-
sen, die auf dem Foto deutlich erkannt werden
können und der Stiisprache Klimts entsprachen.
Auf einem weiteren Foto von Dora Kallmus
Abb. das Emilie Fiöge zeigt, ist diese geometri-
sierende Ornamentform auf ein mit Blumenorna-
menten geschmücktes Kleid aufgesetzt worden,
so daß ein aus geometrischen und vegetablli-
schen Formen bestehender Kontrast entstanden
ist, der den ungewöhnlichen Reiz des Kleides aus-
macht.
Unter den Fotos von Dora Kallmus befinden sich
auch zwei für Damenhüte Abb. und die 1910
datiert sind und die Bezeichnung tragen llHut ent-
worfen vom Maler Kriesem Beide Modelle fügen
sich organisch in die Bestrebungen der Wiener
Werkstätte ein und steilen eine faszinierende Be-
reicherung der auf Originalität und Extravaganz
gerichteten Modetendenzen dar, wie sie sonst ali-
gemein mit Reformbewegungen selten zusam-
mengehen.
Ein weiterer Beweis für die von Gustav Klimt ange-
regten Modereformbestrebungen ist das Kleid von
Frau Friederike Beer-Monti auf ihrem Bildnis von
Klimt. Aus einem Brief der Nichte von Frau Beer-
Monti wird ersichtlich, daB das Kleid von der Wie-
ner Werkstätte gearbeitet wurde vAile ihre Kleider
dieser Zeit waren entworfen und gearbeitet von
der Wiener Werkstätte, auch der Pelzmantel, den
Klimt allerdings von innen nach außen kehrte ,he
iiked the siik iining' und die Dargestellte in die-
sem Sinne maiteil-l
Die Aktivitäten der Wiener Werkstätte kann auch
für die Modeentwicklung als bedeutsam angese-
hen werden. Die Werkstätte wurde auf Initiative
von Fritz Warndörter, Josef Hoffmann 1870-1966
und Kolo Moser 1868-1918 1903 in Wien gegrün-
det und war in der Neustiftgasse 32 unter-
36
gebracht". Die führenden Lehrer und Meister wa-
ren neben Hoffmann und Moser Dagobert Peche
1887-1923, der nach Hoffmann von 1913-1923 die
Leitung der Werkstätte übernahm, sowie Carl Otto
Zeschka, Mathilde Fiögl und Kitti Rix.
1907 tritt Eduard Wimmer-Wisgriil 1882-1961 hin-
zu und wurde Leiter der Modeabteiiung. Er hatte
zuvor bei Alfred Roiler und Josef Hoffmann stu-
diert. Der Sektor Mode tritt damit neben die vorher
im wesentlichen auf die Innenausstattung von
Häusern gerichteten Bestrebungen, wie es Josef
Hoffmann 1904 treffend im "Arbeitsprogramm der
Wiener Werkstätten formuliert hatte "Solange
nicht unsere Städte, unsere Häuser, unsere Rau-
me, unsere Schranke, unsere Geräte, unsere Klei-
der und unser Schmuck, solange nicht unsere
Sprache und unsere Gefühle in schlichter, einfa-
cher und schöner Art den Geist unserer eigenen
Zeit versinnbiidlichen, sind wir unendlich weit ge
gen unsere Vorfahren zurück und keine Lüge kann
uns über alle diese Schwachen täuschen. 15a.
uEin Morgengewandu, Wiener Werkstätte, 1919. Ent-
wurf Prof. Eduard Wimmer-Wisgriil, nach einem Foto
von Dora Kallmus GOra-Bende.
Anmerkungen 11-20
Kazuo Okamoto" No-Kostume, Du. Februar 1964. S. 23-36.
M. Braun-Ronsdorf Mirror 01 Fashion. New York 1964. S. 175.
Brief von Mrs. A. Shaplm an den Verfasser vom Nov 1977 Auch
Schiele hat sowohl für die Wiener Werkstatte Entwurle fur Klei-
dung entworfen als BUCH Frau Friederike Eeer-Montl portratiert
1914.
Die Wiener Werkstätte, 190371928, Wien 1929. Mrezek- Die
Wiedergeburt des Kunsthandwerks und die Wiener Werkstaile,
Alte und Moderne Kunst MailJuni 1964.
Wlederebdruck in o. Breicha und e. Fritsch Finale und Auftakt.
Wien 1999-1914, Salzburg 1964. s. 209-212.
M. Eettersby Art Deco Fashinh. London 1974
w. Mrezek Eduard Josef Wimmer-Wisgrlll, Alte und Moderne
Kunst Norm-Dez. 195411965, S. 43 ff.
9.0. w. Mrazek 44.
Waissenberger Die Wiener Sezession, Munchen 1971. S. 112.
a0. w. Mrazek 45.
Die Mode war somit bereits Teil der Grundsatzer-
kiärung von Josef Hoffmann, der die Wiener Werk-
statte durch die schwierigen Jahre von 1903-1913,
die "Hoffmann-Perioden, leitete. Doch erst durch
die intensive Mitarbeit von Eduard Wimmer-
Wisgriil erhielt die Mode eine neue bestimmende
Funktion innerhalb der Werkstätte. Eines der Fo
tos von Dora Kallmus Abb. zeigt einen Mo-
deentwurf von Eduard Wimmer-Wisgriil; ein Mor-
gengewand aus dem Jahre 1919, in dem die bis zu
einer Vorform von Art Deco reichenden Fähigkei-
ten dieses Modekünstlers deutlich hervortreten.
Das aus zwei Teilen bestehende Gewand zeigt ein
ornamentaies Muster. Der Unterteil, in Hosenform
geschnitten und piissiert, ist an den Knöchein ge-
rafft und gebunden. Der Oberteil ist offen überein-
andergeiegt und an den Seiten durch Schleifen
gebundeniö.
Rückblickend hat Eduard Josef Wimmer-Wisgriil
in einem Vortrag aus den späten 20er Jahren über
die entscheidenden Züge der Reform in der Mode
gesprochen und als das Zentrum der Bemühungen
das Reformkleid angesehen "Dieses Reformkleid
es war zunächst etwas abschreckend Häßli-
ches, ein wahrer Männerschreck und ein dankba-
res Objekt der damaligen noch sehr humorvollen
Simplizissimus-Zeichner dieses Reformkleid
brach radikal mit der Wespentaiiie und hing einen
etwas pyramidai geformten Sack auf die Schul-
tern der Frau, der sehr zum Überfiuß noch mit brei-
ten Ornamenten im damaligen Jugendstil deko-
riert war...'7.u in seinem Vortrag ging Wimmer-
Wisgriii auch auf die Vergieichspunkte der paraiie
ien französischen Mode ein und betonte, daB Poi-
ret diese generellen Reformzüge aufgenommen
und "für die ganze zivilisierte Welt adaptiert
habeißu. R. Waissenberger hob die Rolle Wimmer-
Wisgriiis im internationalen Zusammenhang her-
vor, wenn er schrieb "Schließlich erhielt die Mode
durch Eduard Wimmer wesentliche Anregungen
und machte sich durch eigene Entwürfe von den
Pariser Einflüssen weitgehend unabhängigih
Eine rückblickende Überschau über die revoiutio
nären Bewegungen des Jahrhunderts läßt deut-
iich werden, daß neben die großen Modekünstler
in Paris sowie neben dem von van de Velde und
Mohrbutter geführten Kampf für eine körpergemä-
Be Modekunst besonders Wien durch Werk und
Beispiel von Gustav Klimt, aber auch durch Schie
ie, Krieser und Wimmer-Wisgriil eine entscheiden-
de Rolle gespielt hat, die insbesondere durch die
Genialität Klimts eine spezifische Note erhielt. Es
war das besondere Verdienst Klimts, einer Ver-
männlichung der Frauenmode entgegengewirkt zu
haben, eine Gefahr, wie sie deutlich von Wimmer-
Wisgrill gesehen und formuliert worden war ßEs
war die Gefahr, daß sich die Frau zu sehr vermänn-
licht und sich dadurch ihrer weiblichen Reizmittei
begeben häifezom
Klimts Universalität und seine reiche Ausdrucks-
begabung verstand es wie sein großer Zeitgenos-
se Paui Poiret in Paris, den Reformbestrebungen
der Zeit ihre doktrinäre Vernunft zu nehmen und
sie mit neuem künstlerischem und sinniichem Le-
ben zu füllen. Dies überstieg in den meisten Fällen
die praktischen, gesunden und häßlichen Produk-
te der meisten Modereformer der Jahrhundertwen-
de. Klimts Sensibilität gab nicht nur der Kunst sei-
ner Zeit einen tiefgreifenden neuen Sinn, sondern
auch der Modeentwicklung durch die für Emilie
Fiöge entworfenen Kleider und durch die von ihm
mit beeinfiußte Aktivität der Wiener Werkstätte le-
bendige impulse und bestimmende Werte. Seine
überragende Größe wird dadurch nur einmal mehr
bestätigt.
Anschrift des Autors
Prof. Dr. Udo Kuitermann
Schooi of ArchitectureIWashington University
St. Louis, Missourl, USA
Künstlerprofile
Annelise Karger
Velkenrsunfaii, 1955. Bleistift
Skizzenblatt, 1965, Bleistift
Bettlerin, Zeichnung, laviert
Zwei Männer. 1970. Pinselzelchnung
Annelise Karger
Knabe, 1950-1955, OIIKartcn
Leute. VQSG. Bleistift
Schon als kleines Mädchen zeichnete die 1921
mitten im Erdölgebiet, in Zistersdorf, als einziges
Kind des Lehrerehepaares Lagler geborene An-
nelise'gerne, schon als Kind wählte sie den Men-
schen als Motiv ihres spielerischen Gestaltens,
schon als Kind begnügte sie sich häufig mit we
nigen Linien, mit Andeutungen, um den Rest ei-
ner Gestalt allein in ihrer Phantasie zu konkreti-
sieren. Nach der Matura wollte Annelise Karger
Medizin studieren. Nach zwei Semestern gewann
aber ihre alte Liebe zum Gestalten die Oberhand,
sie ging auf die Akademie der bildenden Künste
in Wien, zuerst bei den Professoren Dachauer
und Fahringer, später bei den Professoren
R.C. Andersen und Herbert Boeckl.
Eine immer wiederkehrende, in fast allen ihren
Arbeiten durchbrechende Anteilnahme an den
Menschen und an allen menschlichen Lebensau-
Berungen ist auch das Hauptmotiv der Künstle
rin geworden. Es ist ein Festhalten von Wesens-
aspekten, die, von den meisten Menschen kaum
beachtet und geachtet, doch bedeutende Schlag-
lichter auf die menschliche Existenz werfen.
Ausgenommen eine Reihe von Ölbildern, 1950
bis 1955 entstanden, wird das Schaffen der Kar-
ger von der Graphik gekennzeichnet. Es geht
hier um die Transparenz des Daseins. In den im-
mer wieder und immer aufs neue aufgegriffenen
Aktstudien können wir eine Hauptkomponente
gründlicher Erfahrung des Menschenbildes se
hen. Die Linien tasten ununterbrochen diese Er-
scheinungen ab, den Mann, die Frau, das Kind,
in jeder Situation, in jeder Stellung, in jeder Al-
tersstufe. Es sind die Menschen, die der Künstle-
rin unter Tags begegnen Frauen beim Ein-
kaufen, wartend bei der Straßenbahnhaltestelle,
Mütter mit Kindern im Park, Kaffeehausbesucher
an ihren runden Tischen, und immer wieder sind
es einfach schreitende, einander begegnende,
mehr aber noch aneinander vorbeischreiiende
Menschen. Bei vielen aus dem Gedächtnis ge-
zeichneten Blättern der Begegnungen werden die
Striche strenger, sammeln sich zu wesentlichen
Bündeln oder werden von einer kräftigen Resul-
tierenden überlagert. Die konstruktiven Hilfsli-
nien sickern überall durch die Körperlichkeit. Im-
mer sind diese Menschen in einer gewissen Zu-
ordnung den anderen gegenüber, immer ist es
ein Sichnähern und ein Entfernen, oft nur ein
schemenhaftes Aneinandervorbeigehen. Diese
Menschen werden also weder in ihrem Zueinan-
derstehen noch in ihrem Aussehen beschönigt.
Da und dort lassen sie ihre Menschlichkeit ver-
missen, da und dort läßt auch eine Linie, die sie
zeichnet, aus. Die Kontur wird unscharf. Wir
müssen uns den Rest denken. Was wissen wir
von dem anderen Menschen, was wissen wir von
jenen, die uns begegnen? Von dem einen kennen
wir die Hand, von dem anderen die Augen, vom
dritten vielleicht nur die Waden. So ist es auch
bei den Gestalten der Künstlerin, ein Körperteil
ist gegenwärtig, der andere tritt mehr zurück. Die
Hilfslinien sickern überall durch. Doch nicht nur
diese Linien dringen immer wieder durch, auch
die des Körpers. Die Leiblichkeit dieser Men-
schen stoßt ganz einfach durch alle sie verhül-
lenden Kleider, läßt uns immer wieder den Men-
schen von seiner fleischlichen Substanz her be-
wußt werden. Und hier ist nichts zu beschöni-
gen, aber auch nichts bewuBt zu verunstalten.
Hier sind nicht nur die vschönenw Menschen,
aber auch nicht, wie bei manchen anderen Ma-
lern, nur die verlebten, zerquälten Gestalten ver-
sammelt. Hier ist das Bild des Menschen, wie er
eben ist jung und alt, schön und häßlich, ge-
qeund und krank, voll Spannkraft und unendlich
müde, zur Herde aneinandergedrängt und allein
gelassen. Der Mensch! Alois Vogel
37
Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Museum des 20. Jahrhunderts
Surrealismus
Es handelt sich um eine Wanderausstellung des Mu-
seums of Modern Art New York. die in Wien ihre erste
Station macht und dann nach Düsseldorf. Brüssel.
Zürich und Oslo weitergeht. Für Wien besonders wichtig
scheint uns diese Schau, weil sich hierzulande in breiten
Kreisen ein falsches Bild vom Surrealismus eingebürgert
hat. an dem die Forcierung der Gruppe der Phanta
schen Realisten nicht unwesentlichen Anteil hat. Diese
Ausstellung machte nun die Besucher mit der ganzen
Breite der surrealistischen Bewegung. allerdings nur
im Raume der bildenden Kunst. bekannt. Sie zeigte
wichtige Werke sowohl des reinen psychischen Automa-
tismus. der spater zu Action Painting und lnformel
führte, als auch die durch Traumerlebnis und Tiefenpsy-
chologie angeregte phantastische Malerei. Wichtig
für die erstere Art sind die gezeigten Beispiele von
Hans Arp. Andre Breton, Andre Masson. Joan Miro,
Man Ray. Die großen Männer, die mit einer sehr realisti-
schen Wiedergabe arbeiten, sind Giorgio de Chirico.
Salvador Dali. Paul Delvaux, Max Ernst und Rene Magrit-
te. Schöne Beispiele waren auch von Beilmer. Brauer
und Matta zu sehen. Gerade bei den beiden letzteren
wird uns aber bewußt. weich großartige Sammelausstel-
lungen bekannter Meister der Moderne wir schon vor
Jahren in diesem Museum gesehen hatten, Der sehr
umfangreiche. von Dr. Otto Breicha zusammengestellte
Katalog ist eine ebenso wichtige Ergänzung der vom
Modern Art Museum gezeigten Bilder wie die vom
Wiener Museum aus eigenen Bestanden ergänzten
Exponate. 8. 2. 27. 3. 1978 Abb.
Secession Kunstmesse 78
Diese Kunstmesse wurde vom Verband österreichischer
Galerien moderner Kunst veranstaltet und sollte, so
erklarte der Sprecher des Verbandes. auch eine kunster-
zieherische Aufgabe haben. Gerade dadurch, daß nicht
die letzten Entwicklungen oder Moden im Kunstbetrieb
präsentiert werden, soll einem noch ungeschulteren.
breiteren Publikum der Weg zur Moderne erleichtert
werden. ln 21 Boxen wobei im Keller den Kunstbü-
chern und Editionen vorbehalten waren zeigten die
Galerien sehr Unterschiedliches, durchwegs aber fast
alles von hoher Qualität und mit manchem vor einem
Jahr im Palais Liechtenstein Gesehenen nicht zu verglei-
chen. Die Spannweite ist vielleicht mit den Beiträgen
der Galerie Curtze, die A.P. Gütarsloh-Blätter, und
der Galerie Würthle, die Zeichnungen von F.v. Herzma-
novsky-Orlando ausstellte, und der Galerie am Graben
gekennzeichnet, die Montagen von Wolfgang Rates
aufliegen hatte, bei deren Anblick sich der Beschauer
erst geistig auf den Weg zu den ausgestellten Werken
machen sollte. Es waren wichtige Künstler, wie Froh-
ner, A. Wickenburg, K. Korab. W. Thöny. S. Poliakoff
vertreten. Die Orientierung war gut und der Katalog
übersichtlich. Der Besuch war außerordentlich stark.
11. 19. 2. 1978 Abb.
Künstlerhaus
internationale Kunstmesse 45
Hier waren es 27 Aussteller. zum Teil Galerien, die
in der Secession auch vertreten waren, auch 10 deut-
sche; eine italienische und eine Schweizer Galerie.
Neben diesen waren verschiedene Kunstvereine oder
-gesellschaften, Zeitschriften und Kulturzentren aktiv.
Auch hier ist eine sehr große Spannweite zwischen
den ausgestellten Objekten der Galerie Ariadne und
den Obstkistenstapeln der Galerie Kunst-Kontakte,
der Galerie Pellegrino und der Werkstatt Breitenbrunn.
Allgemein waren hier sicher die neueren Strömungen
des Kunstgeschehens vertreten. Besonders fiel uns
die Galerie Ferdinand Maier. Kitzbühel. mit den Objekten
von K.F. Dahmen. einige Serien der Niederösterreichi-
schen Gesellschaft für Kunst und Kultur und die Münch-
ner Galerie Walter Storms auf. Sie hätten sich aber
auch genauso gut in das Programm der Seccesiorv-
gefügt. Wirklich Neues, weil Mut zum Bekenntnis von
Überliefertem, zeigte die Schweizer Galerie Vogelsperger.
Ein Vorteil hat das Künstlerhaus auf alle Fälle Hier
ist mehr Platz. weder die Aussteller noch die Besucher
sind so gedrängt wie im Haus in der Friedrichstraße.
16. 2D. 1978 Abb.
Galerie am Graben
Künstler aus Polen
Schmuck aus Silber und Keramik sowie Tapisserien
waren hier zu einer eindrucksvollen Schau vereint.
Jacek Byszewskis Armreifen zeigten mit ihren geometri-
schen Verschiebungen in der Musterung ebenso strenge
Formen wie die Entwürfe der Brüder Zaremski. Die
keramischen Schmuckstücke von Ewa Franczak und
RR
Stefan Okalwicz beweisen ein außerordentlich feines
Farbempfinden ihrer Schöpfer und vermitteln etwas
von der Wärme des Brennofens. Die Tapisserien Sewe-
rina Gugala-Stolarskas lassen Florales empfinden,
oft etwas Märchenhaftes, selbst noch in den abstrakten
Formen. 30. 1. 1B. 2. 1978 Abb.
Galerie am Rabensteig
Erna Frank
Dicke. sehr dicke Weibspersonen, ihre Fülle darbietend,
in ihrer Leiblichkeit förmlich arstickend, zeigen uns
die großen Oibilder der 1942 geborenen Wienerin.
In manchem an Herzig erinnernd. sind diese Frauen.
bei allen zur Schau gestellten kleinbürgerlichen Ver-
schonerungseffekten oder gerade wegen dieser, von
einer umwerfenden Antiasthetik geprägt. Die Künstlerin
macht uns auf einen verwaschenen. einzig in ihrem
Fleisch gefangenen, zur Lust gepflegten Teil der
Menschheit aufmerksam. Von einer Lyrik des Banalen
kann vielleicht gesprochen werden. aber auch von
der Trostlosigkeit geistigen Vakuums. 20. 2. 1. 3. 1978
Abb.
Galerie Alte Schmiede
Monika Bauer
Marmor. Bronze und Granit sind vor allem die Materia-
lien. die wir hier von der Künstlerin geformt sahen.
Es sind Figuren. die durchwegs vollrunde weibliche
Formen zeigen. Doch hier ist alles natürlich gesund,
hier ist auch das Pralle des Leibes keine Falle. sondern
eine Entwicklungsstufe. Die oft zur Haptik anregenden
Plastiken sind in ihrer Geschlossenheit logische Form-
entwicklungen. Neben vollkommen abstrakten Kürzun-
gen von einer an Brancusi gemahnenden Strenge.
wie die -Linsenform-, waren auch neue Variationen
in der Ausstellung zu sehen. die sehr starke naturalisti-
sche Anklänge zeigten. Wir denken da besonders an
zwei schöne Torsi. Die Künstlerin. die vor kurzem mit
dem Förderungspreis des Landes Niederösterreich
ausgezeichnet wurde, hat sich in kurzer Zeit mit ihren
Arbeiten einen beachtenswerten Platz innerhalb der
österreichischen Plastik erobert. 18. 1. 18. 2. 1978
Abb.
Ernst Skricka
Großformatige Zeichnungen und Radierungen in einem
sehr deutlichen Gegensatz zu den Skulpturen der Monika
Bauer. ist bei diesen eine in sich ruhende oder aus
sich queliende Geschlossenheit zu finden, so hier eine
expressive Zerreißprobe. eine Gespaltenheit organischer
und anorganischer Elemente. Skricka läßt infolge seiner
außerordentlichen Beherrschung der Techniken oft
mit wenigen Tönungen. mit einigen Strichlagen eine
Hintergründigkait erstehen. die den Betrachter der
Blätter erschauern läßt. Es ist packend, wie hier oft
mit Fragmenten, mit röntgenartigen Durchleuchtungen
die Nöte des Menschen festgehalten werden. Die Zyklen
-Private Apokalypsek und r-Seiltänzer- weisen schon
durch ihre Namen auf die gefährdete Situation des
Menschen hin. 15. 1. -1B. 2. 1978 Abb.
Galerie Basilisk
Tra-ra. die Post ist da!
Künstler. die in ihrem Brotberut bei der Post angestellt
sind oder waren, hatten hier gemeinsam ausgestellt.
im Formaten freilich sind sie sehr verschieden. Da
ist einmal Franz Luby, den man mit seinen Bildern
den Phantastischen Realisten zuordnen kann. In seinen
Bildern finden wir auch die Beziehung zur Post ange-
schlagen im posthornblasenderi Amtsschimmel und
in der k.k. Amtstracht. Am nächsten im Formaten steht
ihm Erich Fischer in seinen Zeichnungen. Auch hier
ist eine Fülle von visicnären Erscheinungen festgehalten.
Beeindruckend sind die Skizzen. wo der einfache Strich
spricht. Sepp Pechte macht es naiv. Er schlägt dabei
manchmal auch kritische Töne an. die aber immer
humorvoll garniert sind. Von Franz Zadrazil sahen
wir erst eine große Ausstellung im Nachbarhaus in
der Alten Schmiede. Wir brachten im vorigen Heft
einen Bericht darüber. Es ist dem nichts hinzuzufügen.
Fritz Wondrak ist der jüngste der Aussteller. er hat
bei dem sechsten. Hubert Fischelhammer. der wohl
auch die treibende Kraft dieser Schau war. gelernt
und ist in seinen Arbeiten auch noch von diesem Her-
kommen erkenntlich. Fischelhammers Blätter zeigten
wieder seine exakten Formen. abstrakte Kombinationen
in kalten Farben, mit seit einigen Jahren gegenstand-
lich-figuraien Einschüben, quasi sinnliche Montagen
oder Einsprengungen in kühle rationale Fiächenpropor-
tionen. 18. 1. 10. 2. 1978 Abb.
Zentralsparkasse der Gemeinde Wien
Hauptanstalt
Franz Anton Coufal
im großen Kassensaal stehen die Skulpturen und Plasti-
ken ja ganz gut gruppiert und an den aufgestellten
Wänden sind die Graphiken und Aquarelle gut zu be-
trachten, doch haben wir fast nichts Neues gesehen.
Da sind die Bronzen, die schon vor Jahrzehnten im
Ausstellungsraum der Staatsdruckerei gezeigt wurden.
die kleinen Güsse. die Coufai später auf der Lerchenfel-
der Straße präsentierte und die in der Zwischenzeit
nicht besser geworden sind, sowie die Skulpturen.
die man im Niederüsterreichiscfien Museum in der
Herrengasse sehen konnte. Auch die Graphiken waren
mit wenigen Ausnahmen schon ausgestellt. Einzig
einige wenige Aquarelle waren neu. Sicher. sie waren
ein erfreulicher Akkord. Doch wozu diese Schau. in
diesem großen Rahmen, fragt man sich?
15. 2. 10. 3. 1978 Abb.
Historisches Museum der Stadt Wien
Vindobona die Römer im Wiener Raum
Eine umfangreiche und nach strengen wissenschaftli-
chen Maßstäben zusammengestellte Schau. die aber
doch auch dem Laien und kunstgeschichtlich. bzw.
geschichtlich interessierten viele Einblicke in das Leben
der Menschen im Wiener Raum in den Jahrhunderten
um die Zeitenwende bot. Der großte Teil der ausgestell-
ten Objekte stammte aus inländischen, ja aus Museums-
beständen. es waren aber auch einige sehr orientierende
oder repräsentative Stücke aus dem Ausland, so aus
Budapest, München. Oxford und Rom. zu sehen. Han-
delte es sich bei fast allen Kunst- und Handwerksgegen-
standen auch um provinzielle Erzeugnisse, so ist gerade
an ihnen. durch die bodenständige Einwirkung der
wbarbarischenß Einflüsse, viel von den Lebensumständen
der Menschen in diesem Raume zu ersehen. Sehr wichtig
für alle an der Frühgeschichte Wiens Interessierten
ist der reiche Katalog der Ausstellung, 13.12.1977
bis 9.4. 1978 Alois Vogel
Salzburg
Kunstverein
Rudolf Szyszkowitz
Dem Gedenken an den langjährigen Lehrer an der
Salzburger Sommerakademie war im Künstlerhaus
eine Ausstellung gewidmet. die die Entwicklung des
Künstlers deutlich veranschaulichte Ausgehend von
einem Stil. der dem von Egger-Lienz nicht unähnlich
ist. über die Beschäftigung mit Tachismus und lnformel
bis zu den wohl von Glasgemälden beeinfluliten Olbil-
dern der letzten Zeit bezeugten die künstlerischen
Dokumente ein reiches erfülltes Leben. 13.1. bis
a1. 1. 197a
Ausstellungsvorhaben wPaiette 78K
Der großen Zahl der aktiven Mitglieder des Salzburger
Kunstvereins stehen nur zwei wenn auch für das Kultur-
leben dieser Stadt wichtige Räumlichkeiten im Künstler-
haus und im Trakl-Haus zur Verfügung Grund genug
wohl für manchen. sich zurückgesetzt zu fühlen. Um
Abhilfe zu schaffen. ersann die Leitung des Vereins
eine Neuerung Jeweils im Janner und Februar eines
jeden Jahres werden pro Woche Arbeiten von drei
oder vier Mitgliedern in einer Ausstellung gezeigt. Der
Titel des Vorhabens rechtfertigt es, viele der möglichen
Stilrichtungen und wlsmenß nebeneinander zu zeigen.
Arthur und Friederike Sühs. Peter Klingler, lrma Toledo,
Erna Pliem. Richard Hirschbäck, Anton Thuswaldner,
Beate Eßl. Martin Rasp, Dorothea Weißensteiner. Wai-
traut Macke-Brüggemann, Alice Cermak, Eva Riegger,
Hannes Baier und andere bestimmten mit ihren Werken
das Geschehen. Janner und Februar 1978
Galerie in der Goldgasse
Peter Bischof
Nach einem für die Galerie wichtigen Umbau wurden.
sinnvoll gehangt. die Werke eines Malers gezeigt. der
in den spaten fünfziger Jahren zu den Leuten um die
Wiener w-Galerie nachst St. Stephanu gehörte. Dann
aber wandte er sich der Physis wie der Psyche des
Menschen zu und fand in ebenso überlegten wie kühnen
Deutungen eine persönliche Sprache.
13. 1.-12.2. 197a
Galerie Academia
Anton Fiaidei
Keramik, Objekte und Zeichnungen machten erneut
auf diesen bedeutenden Künstler aufmerksam, dessen
Gefäße Kunsthandwerk im besten Sinne des Wortes
sind. Dezember 1977 Abb.
dfolge 1-12
Mlvb, -Persun, me emem Vogel einen Slem "Hßhwirllß. Wiener Secession nlkunstmesse 1978- Wrener Kunsuemaus ßK 45--
A. P. Gütersloh, "Das Geschäft". 1971 Robert Kabas, Zelchnungen
erie am Graben Schmuck, Silbev und Kevamik polnlscher Erna Frank, wFrau Im SChllN, 1976 Alte Schwede Ernst Skrrckal Bilder und Monika ßauerlPlaß
1511er Slrken
FRANZ ANTON COUFAL
Plastik- Maler Grafik
nZ Luby "Tva-ra- dle P05! vs! dßhl. 1978 Franz Anlon Coulal. Plastik Anton Raidel. Stemzeuggelaß
zur Einladung
1Ho11er, wHyVdSSl Alhus-v, 1977 Ol 11 Herben Slejskal, wSchwarze Adlerm 1977 12 Linde Waher. WBYGVIGHQI. 1977
WachslemperalPapnev Federzeichnung lavlerl
39
Aktuelles KunstgeschehenIÖsterreich
Adi Holzer
Zwar zeigte nun die Galerie bereits zum dritten Mal
neue Olbilder. Gouachen und Serigraphien Holzers.
aber wieder liegt ihnen eine virtuos gehandhabte Technik
zugrunde. wieder verschmelzen in ihnen wie Walter
Koschatzky zu Recht meint Poesie und Wirklichkeit.
Jänner 1978 Abb. 10
Fritz Fröhlich
Olbilder. Aquarelle. Collagen und Zeichnungen des
Linzer Professors machten erneut deutlich. wie sinnvoll
und notwendig es ware, diesem Werk in Österreich
die gleiche Anerkennung zu verschaffen. die ihm im
Ausland schon zuteil geworden ist. Februar 1978
Galerie Welz
Herbert Stejskal
Malkultur raffiniertester Art dazu Giulio Montenero
in seinem Aufsatz über Stejskal in Heft 119lNov. 1971
dieser Zeitschrift neben kluger Beschränkung auf
einige wenige Formulierungen sind Grundlage für
Reiz wie für Qualität auch dieser neuen Arbeiten.
1. -26. 2. 1978 Abb. 11
Linde Waber
Die neuen Aquarelle und Zeichnungen erweisen die
Fortsetzung eines Weges von hoher künstlerischer
Qualität; selbst innerhalb des hohen Niveaus der öster-
reichischen Graphik unserer Tage eine singuläre Spra-
che. 1. 28. 2. 1978 Abb. 12 Franz Wagner
Tirol
Innsbruck
Landesmuseum Ferdinandeum
Die Moderne Galerie präsentierte Neuerwerbungen
der Kunst das 20. Jahrhunderts in Österreich. Aus der
Wiener Kunstszene waren vor allem Egon Schiele und
Kolo Moser vertreten. Die Zwischenkriegszeit dokumen-
tierten Ernst Nepo und Artur Nikodem. Sehr typisch
waren die l-Häuser in Ftattenbergi- von W.N. Prachensky.
Die abstrakten Kompositionen vertraten Arbeiten von
Fritz Fliedl. Kiki Kogelnik und Hubert Berchtold. Mit
Hilde Goldschmidt. L.S. Stechers und Nino Malfatti
waren Werke überregional bekannter Künstler Tirols
vertreten. Durch Leihgaben des Bundesministeriums,
der Handelskammer und aus Privatbesitz wurde die
Sammlung ergänzt. 5. 1. 12. 2. 1978 Abb. 13
Oswald von Wolkenstein und seine Zeit
Als Nachklang zum Wolkenstein-Gedenkjahr wurde
von Hans-Dieter Mück eine Dokumentation zusammen-
gestellt. Sie erweiterte die allgemeinen Kenntnisse
über die Persönlichkeit des Ritters und Liedersafngers.
Viele Reproduktionen. Fotokopien und 0riginalhand-
schritten zeugten von der Kindheit. Erziehung und
der ritterlichen Ausbildung sowie den Reisen quer
durch Europa. Ein Bild des vielschichtigen. reichbeweg-
ten Lebens des ausgehenden Mittelalters wurde hier
aufgezeigt 20. 1. 28. 2. 1978
Kitzbühel Galerie Ferdinand Maler
Franz Katzgraber
Eisenplastiken. die eine starke vom menschlichen Körper
abgeleitete Rhythmik aufweisen. Vorherrschend waren
die Themen Zueinander und voneinander. Sie drückten
sich in Gruppierungen, aber auch in den Einschnürun-
gen. in den Kanten und Rundungen der einzelnen
Objekte aus. Der Künstler verwendet keine rostfreien
Materialien und Gegensätze von blank und verwittert
sind ihm geradezu willkommene Gestaltungselemente.
5.1.-5. 2. 1978 Abb. 14
K.F. Dahmen
Sowohl die Graphiken. die Olbilder. vor allem aber
die Objektkästen haben etwas Magisches. Oft geht
von einfachen, bekannten Dingen eine bedrohliche
Atmosphäre aus. die uns zu denken geben sollte..Dah-
mens stille. wenig variable Farben geben ein Grundmotiv.
Bei Verwendung der unterschiedlichsten und auch
oftmals verbrauchten Materialien. Gegenständen ist
die Ausführung immer korrekt und sauber und wirkt
wohl gerade in dieser Spannung 12. 2. 15. 3. 1978
Abb. 15
Steiermark
Graz Neue Galerie am Landesmuseum
Joanneum
Von Arakawa bis WarhollGrafik aus den
USA
ln New York gibt es ein Styria Studio. Es ist eine von
der aus Graz stammenden Familie Adolf Rischner ge-
40
schaffene Einrichtung. in der Graphiker und Drucker
zusammenarbeiten. So entstanden von vielen bekannten
und in aller Welt berühmten Künstlern Lithos. Siebdruk-
ke. Radierungen und auch manche neue Techniken.
die für die Avantgarde der Jahre zwischen 1950 und
1970 bezeichnend sind. Die Schau ist mit 233 Titeln
sehr reich beschickt. kann aber trotzdem nur als Aus-
schnitt des amerikanischen Kunstschaffens dieser
Zeit betrachtet werden. Freilich sind sehr wesentliche
und wichtige Namen. die besonders mit der Pop-art
in Verbindung gebracht werden können. vertreten.
31.1. -5. 3. 1978 Abb. 16
Galerie DIDA
Alfred Hrdlicka
Der Schwerpunkt der Ausstellung war trotz einiger
großformatiger Olbilder auf die Grafik konzentriert.
Vor allem waren die Ftadierzyklen vertreten und als
besonderer Anziehungspunkt für eventuelle Käufer
zehn Originalzeichnungen. Einige kleinformatige Bron-
zen waren das erste Mal in Graz zu sehen.
28.1.- 2B. 2. 1978 Abb. 17
Oberösterreich
Linz Nordico
Günther Mitasch Fotografien
Mitasch ist Linzer und unterrichtet an einer Mittelschule.
Er beschäftigt sich seit 1973 ernstlich mit dem Medium
Fotografie und hat sich bereits erfolgreich an mehr
als 100 Ausstellungen in aller Welt beteiligt. Auch wurde
er mit verschiedenen internationalen Preisen bedacht.
Er lehnt das Arrangierte ab. macht seine Aufnahmen
aus seinem subjektiven Empfinden und bringt auch
dieses in den Bildern zum Ausdruck. Er sagt "Ich
versuche auf diese Weise meine Gefühle und Gedanken
als zweidimensionales Bild erscheinen zu lassen."
11. 1. 1. 2. 1978 Abb. 1B
Moderne Graphik
Hier wurde erstmals ein kleiner Einblick in die Bestände
des Museums an moderner österreichischer Graphik
gegeben. Die gezeigten Blätter. es handelte sich um
46. haben fast alle einen engen Bezug zu Linz. bzw.
zu Oberösterreich. Meist sind die Künstler irgendwie
mit dem Land verbunden. Dabei handelt es sich um
sehr bekannte und wichtige Namen. wie A. Kubin. Timo
Huber. Anton Steinhart. Peter Kubovsky. Karl Stark.
Othmar Zechyr u.v.a. Es gab so seltene Blätter wie
Hoflehners Tuschpinselzeichnung hLinZ und Urfahr.
von Osten gesehene aus dem Jahre 1946 oder Kurt
Moldovans duftiges Aquarell -Linz vom Spatzenberg
gesehene. Sehr beachtlich ist die Feststellung Dr. Georg
Wachas im Katalog, daB zu den Beständen des Museums
1.041 Druckgraphiken und 2.432 in den übrigen Techni-
ken sowie 2.821 topographische Ansichten gehören.
Dazu kommen noch Handzeichnungen und die Samm-
lung der Bundesstaatlichen Studienbibliothek. Wenn
wir hören. daß insgesamt etwa 10.000 Blätter allein
1975 und 1978 übernommen wurden. wird einem vor
der Mühe einer Aufarbeitung und einer Präsentation
der wichtigsten Stücke bange. 18. 29. 1. 1978
Abb. 19
Leos Robinson-Thalagaeos
Leos Flobinsomdurch ein Künstlerprofil in unserer
Zeitschrift vorgestellt. zeigte neuere Werke in der Aus-
stellung t-Welt unter WBSSBN. Schüler Eduard Bäumers.
von früh an dem Meer zutiefst verbunden. ist ihm dieses
Lebenssinn und Leben schlechthin. Leidenschaft und
Demut vor dem Element prägen diese Bilder. deren
eigentliche Welt unten. in den Tiefen der Gewässer.
im fluoreszierenden Farbenschimmer lautlos schweben-
der, transparent-bunter Lebewesen liegt. Neuerdings
zwingt es Robinson. das drohendste. unheimlichste
der Meeresungeheuer, den Hai darzustellen. Leos Robin-
son und Hans Hass. Künstler und Forscher vereint
in einer nicht zufälligen Symbiose. Beide abseits der
Zivilisation quasi einem Urtrieb folgend. total diesem
gewaltigen Element hingegeben, gewinnen dem Meer.
aus unerschöpflichen Quellen gespeist. stets neue
kreative Lichter ab. März 1978 Abb. 20 E.W.
Niederösterreich
Baden Frauenbad
Arnulf Rainer
Mit dieser Retrospektive 1957 1977 hat die neuge-
gründete -Niederösterreichische Gesellschaft für Kunst
und Kultur- gleich zu Beginn ihres Wirkens einen star-
ken Akzent im Ausstellungsleben des Landes gesetzt.
Der Künstler hat die Räumlichkeiten ausgewählt und
in einer ihm gemäßen Art einer Verwendung zugeführt.
In jeder Umkleidekabine war ein Bild. so daß der
trachter isoliert sich in Ruhe damit auseinandersetz
konnte. Oft waren die übermalten Fotos zu sehen
sen. doch in der großen Badehalle hingen die bekal
Gemälde der Ubermalungs-Epoche. Schwarz war vi
herrschend. Annähernd 200 Werke. beginnend mit
Rainers Nähe zum Phantastischen Realismus bis hil
zur Korperkunst. zeigten den Weg des Künstlers. Ei
Schau. die. auch von ihrem dem Künstler angepalit
Environment. eine wichtige Station im Ausstellungs
reich des Landes war. 23. 11. 1977 7. 1. 1978
Abb. 21
St. Pölten Stadtmuseum
Karl Korab
Anläßlich der Errichtung des niederosterreichischer
Dokumentationszentrums fur moderne Kunst in St.
ten veranstaltete der Landesverband als Premiere ll
den Sonderausstellungsräumen eine umfassende
bei der Gouachen. Zeichnungen und Druckgraphik
des bekannten niederösterreichischen Künstlers ge
wurden. Karl Korab. dessen Gouachen und Druckgi
ken mit harten. klaren Umrissen. mit reinen. in sonr
ren Kontrasten gehaltenen Flächen gefährlich anml
Gerätschaften mit kühlen Landschaften konfrontier
die von phantastischen Hintergründen zu technoids
Utensilien mit bedrohlichen Physiognomien vorrücl
zeigte uns immer wieder auch Zeichnungen von eir
hinreißenden klaren Einfachheit in der Strichführur
sowohl dort. wo diese sich zu Dunkelstellen verdicl
als auch in den lockeren Gefügen überzeugend. Da
Stilleben. die Landschaft. Korab beweist hier in ein
leicht überschaubaren Medium. welche Ausdrucksf
allein seiner Hand gegeben ist. 13. 29. 1. 1978
Abb. 22
Franz Kaindl
Gleich als nächster folgte der Präsident des niederl
reichischen Landesverbandes mit einer Ausstellung
Es waren Ölbilder. Zeichnungen und Pastelle zu se
Die grobflächigen. expressiven Darstellungen. viele
Landschaften. geben mit ihren verhaltenen Farben
eine gewisse Ruhe und Besinnung. Das graphische
Element kennzeichnet eine Verspannung der Linier
ge, die manchmal zum Selbstzweck erstarrt.
18. 2. 5. a. 197a Abb. 2a
Burgenland
Breitenbrunn Werkstatt Breitenbrunn
Das Aktions-. lnformations- und Dokumentationsze
für zeitgenössische Kunst und interdisziplinäre Stn
ren bereitete eine Ausstellung fur die 45 auf. wob
von Fria Frenken -texturen--. eine Stempeltechnik
Leinen. von Wil Frenken bedruckte Tuchobjekte. vt
Helga Philipp serielle Zeichnungen auf Bütten. von
S.J. Schmidt Fotos und dazugehörende Texte. von
Klaus Bassert interessante Gespinste aus Schreibm
schinentypenverkettungen auf Papier. von Walter
Silberstahlplastiken. eher elegant. von Josef Herma
Stiegler Computergraphiken. von Linda Christanell
Variationen über das Thema Aufknopfeln. Montage
aus Leinen und Holz vorbereitet wurden. JännerlF
197a Abb. 24 Alois
Bundesministerium für Wissenschaf
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
1977178
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
Dezember 93.9
Janner 96.4
Besucher gezählt wurden.
Schieie. "Slein an der Donaum19OB 14 Franz Katzgraber, Skmptur 15 K.F. Dahmen, "MUITHÜZIBFIS Vergänglichkeit I". 1975
avton
v5 Oldenburg, v3 Hüten, 197d 17 Nlred Hrdhcka, "Die Selbsterlösungw, 1974 1B Güntev Mnasch. Fotografien! Lmzer Nordico
agraphle Radierung
Jlf Hollehner, "Linz und Urlahr, VOrI Osten gesehen-x. 1946 20 LQOS Rubmson-Thalagaeos, nHammevhaiw Santorin. 1978
21 Arnull Rainer. Ubermalung, Badner Frauenbad, 197a
zhpirlsel
Emladung zu Seiner Relmspeklive 1957-1977
Notizen
Aachen Neue Galerie
SammlunglLudwig
Mit dem Perser Parviz Tanavoli machte man hier Be-
kanntschaft aus einem Bereich. der wie Neuland auf
den Europäer wirkt. Die Neue Galerie präsentierte etwa
80 Bronzeskulpturen des Bildhauers, der behauptet.
der erste moderne Skulpteur seines Landes zu sein.
Der so weit geht. zu sagen, er sei völlig frei von allen
Einflüssen. und es scheint, daß er im Sinne europäischer
Kunstprinzlpien, westliche wollen wir sagen, Anschluß
gefunden hat. 1958 1959 war Tanavoli übrigens an
der Accademia di Belle Arti. BreralMaiIand. mit Marino
Marini in einem sicher nützlichen Kontakt. Seine Arbei-
ten, von immenser Variabilität und Aussagekraft, einer-
seits im stark Traditionellen seines Landes verwurzelt.
in eigener Materialsprache, figurativ. symbolhaft. Für
seine Entwicklung, er wurde 1937 geboren. künstlerisch
bestimmend der Aufbruch Persiens aus Armut zu Wohl-
stand und besserem Leben. So scheinen auch triviale
Begriffe wie Käfig, Wasserhahn oder Wasser verbunden
mit hohen und höchsten Begriffen wie Freiheit, Liebe,
dem Poeten. Parviz Tenavoli. ein Künstlerkosmopolit.
wird sicher den modernen europäischen Bildhauern
nicht unberechtigtes Interesse abgewinnen.
21.1.- 25. 2.1975.
Der Sozialarbeiter Jacques Lennep stellte unter dem
Titel "Alfred Laoureux, Sammler" vom 28. 1.- 5. 3. 1978
hier aus. Lennap. aus reicher großbürgerlicher Familie.
machte sich selber ein Museum, sich zu dessen Direktor
und Fahnentrager. Er sammelt. Was? Einen Kasten
bildhauer, einen Fußballpromotor, einen Orchideenz'
ter und hier nun weinen Sammlen. Die gewisse Skurrili-
tät des Mannes ist herauslesbar aus 50.000 gesammelten
Objekten u.a. 2.500 Repliken des Manneken-Pis. 25.000
Postkarten etc. etc. Solches und viel mehr lagert bereits
im Keller seines Hauses. apropos Museums. Abb.
Bonn Rheinisches Landesmuseum
Bücherstube am Theater
-Breitner ein niederländischer Maler der Jahrhundert-
wende". Flaneur mit Kamera und Pinsel. widerspruchs-
volle Figur der Jahrhundertwende im künstlerischen
Bereich der Niederlande. Vincent van Gogh zählte
er weinen Freunde. Piet Mondrian hielt viel von ihm.
hält Georg Hendrik Breitner sogar für einen der bedeu-
tendsten Künstler der internationalen Avantgerde, den
außerhalb der Niederlande aber kaum einer kennt.
Er erhielt hier eine Ausstellung. Nicht getrieben von
revolutionärem, reformierendem Impetus. fand Breitner
vor seinen darzustellenden Sujets und aus diesen eine
Sprache, der das Visionäre, das Utopische mangelt.
Als -Maler der kleinen Leute" ging es ihm nicht um
soziales Engagement. eher faszinierte ihn die Großstadt
als solche, ihr buntes menschenerfülltes Treiben. Er
sah in Paris Toulouse-Lautrec. reiste nach London
und brachte von daher immer nur schmale Bildausbeute
mit. Amsterdam jedoch. wo er lebte und herkam. spornte
formte und bildete ihn und seine subjektiv künstlerische
Tätigkeit. Seine Fotografie, meist Grundlage für seine
Bilder, oder was immer er von Amsterdam zeichnete.
malte, fotografierte. 'st von bezwingender Bildchronistik
aus jener Authentiz die der Realität am hslen
kommt. Eine bemerkenswerte Künstlerpersönlichkeit.
verdient es Breitner doch. auch über die Niederlande
hinaus. sein Werk. erfaßt zu werden.
35. Ausstellung der Galerie eßücherstube am Theater",
bedeutende "Grafik von Marino Marini-. Der italienische
Bildhauer und Grafiker Marini. Reiter und Pferde sind
eines. Die Ursprünge seiner Kunst, im Etruskischen
gelegen. traduierl er nahtlos und profiliert. Des großen
Toskaners Weg ist von Sehnsucht nach nordischer
Kühle. dem Dunkel seiner Kathedralen getragen. Ein
Meister der Abstraktion. der Vereinfachung. die ihn
nur scheinbar von der Natur entfernen. so sagt er selber.
führt diese Ihn zu ihr zurück. da sie auf das Wesentliche
abzielt. Unter Blättern mit historischen und mythischen
Bezügen ein Radierzyklus -Marino from Shakespeare".
achtteilig. 1977. Seine Grafik. autonom. mediterran.
leicht und warm in Pastell- bis Erdtönen. Lichtes Grün
oder Gelb setzen grell-dramatische Akzente. Abb. 2.
Cleveland Museum of Art
Mit der Exhibition wThe Graphit Art of Federico Barocci-
erfolgte hier die Präsentation eines italienischen Malers
und fruchtbaren Zeichners des 16. Jahrhunderts. Barocci
ca. 1535 -1612. einer der imposantesten und einfall-
reichsten Künstler der Zeit. ist eine Schlüsselfigur in
der Übergangsphase der ausgehenden Renaissance
zum Barock. Yale University Art Gallery und Cleveland
Museum vereinigten gemeinsam an 70 Zeichnungen
und ll Drucke. Ein Maler der Altarbilder und devotiona-
ler Werke für Kirchen in und um Urbino. schuf Barocci
Porträts, religiöse Werke. vor allem des lokalen
Adels. darunter Papst Pius IV..
42
Kaiser Ruclolphs ll., Kdnig Philipps ll. von Spanien.
des Herzogs von Toscana. Bedeutsam u.a. eine Werk-
zeichnung des frühesten, noch erhaltenen Altarstückes
-Die Vision der hl. Cäcilia". 1556. für die Kathedrale
von Urbino. Baroccis Malerei war beliebtes Vorbild
für Radierer und Kupferstecher des 16. Jahrhunderts.
Giovanni Bellori schrieb im 17. Jahrhundert eine Biogra-
phie über Barocci. die. nun erstmals englisch übersetzt.
eine fundamentale Quelle der Information über den
Künstler im Katalog einführend darstellt.
Düsseldorf Hetjens-Museum
Galerie Vömel
i-Kontraste und Impulse Keramiken aus dem Fernen
Osten und Europa". ein Vortrag, hier gehalten am
18. 1. 1978 von Dr. Adalbert Klein. Weniger die Bezie-
hungen als die Eigenarten verschiedener Kulturen
waren Gegenstand. Mit Vergleichen von Werken früher
Zeit mit solchen der Gegenwart bereitet Dr. Klein auf
die kommende Ausstellung x-Japanische Keramik"
Kunstwerke historischer Epochen und der Gegenwart"
vor.
i-Keramik und Kunst Kunst und Keramik". ein weiterer
Vortrag hier, gehalten von dem Direktor der Nürnberger
Kunsthalle Cun Heigl am 22. 2. 1978. Problematik der
Stellung der Keramik innerhalb der bildenden Kunst
das Thema. Moderne Keramik JanuarlFebruar 1978
Retrospektive des 1960 jung verstorbenen 32jahrigen
deutschen Keramikers Albrecht Hohlt.
Galerie Vömel vorn 20. 1. 1. 3. 1978 Dieter Stöber.
ein Künstler. der nur Landschaften zeichnet. Ausgangs-
punkt die Natur. Subtil, fast akribisch gebiert er eine
Welt gnadenvoller Stille. ohne Mensch und Tier. Strände
in Italien. Felder. Winter unter bleigrauen Himmeln.
Baumgruppen setzen höhende Akzente. Karg in Aufwand
und Material. reich an erschauter Natur. künstlerisch
wohl heute nicht mehr so ganz up to date oder doch,
zum Rückgewöhnen?
Gelsenkirchen Städtisches Museum
Mit Georg Wolfgang Chaimowicz, 1929 in Wien geboren,
präsentierte der Gelsenkirchener Kunstverein einen
weiteren Österreicher. Der in Frankreich und Österreich
lebende Künstler hat hier "Ersichtliches" Arbeiten
von 1967 1978 gezeigt. Chaimowicz arbeitet ausschließ-
lich in der Sprache unserer Zeit mit unkonventionellen
Mitteln. Seit seinem Studium in Bogota und bei Pauser
an der Wiener Akademie hat er sich total aus dem
Bereich des Gegenständlichen und Realen entfernt.
Er ist bekannt für seine materialgebundene Sprache.
die ihrerseits den Stil seiner Malerei bestimmt. Abb.
Karlsruhe Badisches Landesmuseum
Ein sehr kostbares Objekt aus fürstlichem Besitz. ein
Geschenk Napoleons an seine Adoptivtochter Stephanie.
konnte das Badische auf einer Auktion in der Schweiz
erwerben. Wie so oft, auch diese Neuerwerbung hatte
sich bereits einmal im Karlsruher Schloß befunden.
Es handelt sich um ein prunkvolles Service aus hochka-
rätigem Gold bzw. feuervergoldetem Silber. das aus
der Werkstatt des Biennais, Paris, Rue St. Honore.
stammt. Die Einheitlichkeit der Ausführung, seines
Stils und seiner künstlerischen Qualität in allen 43
Stücken ist Werk zahlreicher Spezialisten. Diese impor-
tante Neuerwerbung. eine der wichtigsten der letzten
Jahre. wird zusammen mit den Prunkmöbeln des ehema-
ligen Thronsaales des Karlsruher Schlosses eine ent-
sprechende Präsentation erhalten.
Köln Kunsthalle
Das Museum Ludwig machte sich hier verdient mit
einer Exposition des prominenten Amerikaners Jasper
Johns. Gemälde, Skulpturen und Graphik. nach New
York nun in Köln vom 11. 2. 27. 3. 1978, werden an-
schließend in Paris, London, Tokio und San Francisco
gezeigt werden. Johns ist ein Künstler. der in der Lage
ist. uns zu verwirren. Sein Werk zwischen den Begriffen
Kunst. Malerei, Abbild und Wirklichkeit in sich verwur-
zelt. wirft die Frage auf. ob die Malerei nach der Erf
dung der Fotografie tot ist. Ob die abstrakte Malerei
die Kunst an ihre Grenzen geführt hat. Der abstrakten
Welle nach 1950 setzte er mit dem Einführen des Gegen-
standes in die Malerei ein neues Signal. Banale Realität
wird bei Johns etwas völlig Neues. So stellt er unser
eingependeltes Verhaltnis zu Kunstäußerungen in Frage.
zwingt uns in einen nie endenden Denkprozeß. der
letztlich vor seiner beispielsweise gemalten Fahne
zur Resignation führt. Ist diese nun Bild oder wirkliche
Fahne? Jasper Johns. in der zeitgenössischen Kunst-
szene der Malerei unumschränkt anerkannt. oft bewun-
dert. ist ein Künstler. der uns tatsächlich einiges aufzulö-
sen gibt. Abb.
Londonllnnsbruck Galerie im Taxispalais
Sie trafen einander an der Londoner St. Martin's School
of Art. wahrscheinlich für später entscheidend. leben
aber jetzt in London. Gilbert Prouschl George Pass-
more. in eigenem Auftrag "The Living Sculpture"
und z-Art for All" arbeiten sie. Prousch. ein Südtiroler
aus St. Martin, und Passmore aus Devon, zum untrenn-
bar denkendem Tandem gekoppelt. setzen neue Akzente
in der Gegenwartskunst. Von der Einheit Kunst und
Leben träumend, praktizieren sie diese echt. sind zum
Standbild ihrer selbst geworden. Wie in eUnderneath
the Arches", ihrem frühen künstlerischen Antritt. allge-
genwärtig. George 81 Gilbert tun und konnten etwas,
wovon Künstler oft fruchtlos lebenslang träumen und
es versuchen, nämlich sich selbst verwirklichen und
sich fest zu etablieren. "Gilbert and George. the Sculp-
tors, are Walking new Road?" Ja und nein. Nach
der abgetanen Kreativphase des Plastischen bedienen
sie sich neuerdings der Fotografie als potenziertem
Ausdrucksmedium. Peter Weiermair erklärt beide
alles in allem vorzüglich so wGilberls Georges
Meisterwerk ist die Erfindung ihrer selbst. ihr Taktieren
ist eine ständige Reaktion sophistischen Zuschnitts
auf die Kunstwelt und ihre Reaktionenw"
Gilbert B. George. singulär, traditionell-anarchisch.
widersprüchlich und akzeptabel. artifiziell-blutvoll lebend
wache Geister. Doppelsilhouette am illusionären Garten-
zaun des imaginativen Kunst-Panoptikums dieses softly
verflüchtigenden 20. Jahrhunderts. Abb.
London Electrum Gallery
Sechs junge Objektkünstler Babettolltalien, Bur-
tonlDeutschland. Chatwin. Hensel, Goodship. Man-
heimfEngland. waren vom 15. 2. 11. 3. 1978 unter
dem Titel ajewellery grows on trees" in der Electrum
präsent. Alle. mehr oder weniger arriviert. huldigen
verschiedener Materialsprache. Babetto und Manheim
streng geometrisierend, präzise Formen in Gold und
Silber. aus der Härte des Materials resultierend. Burtons
und Hensels skulpturale Stücke, imaginativ und phanta-
sievoll. Chatwin erzielt starke Effekte aus Holzschichtun-
gen und in sich verdrehten oder verwickelten Formen.
Goodship. sensitiv, liebt Sterne. Monde und Silhouetten.
setzt diese deliziös auf Silber, nahe am Jugendstil.
Mexico-CitylWien Lobmeyr und
Andrea Cordova-Senoner. eine Leinfellner-Elevin an
der Wiener Akademie für angewandte Kunst 196011961.
hatte Ende 1977 eine Doppelausstellung in Wien bei
Lobmeyr und der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien.
Sie zeigte ein komplettes i-Griechisches Alphabet".
dazu die Objekte sStimme" und ßWort-r. reine Glasskulp-
turen. in der Gristaleria S.A. in MonterreylMexico roh
und heiß an der Glasmacherpleife geblasen. Weiters
12 Tierkreiszeichen. Bronzeskulpturen als Zyklus "Die
Sonne und ihre Planeten- sowie die Objekte "Welten"
und x-Rosetta". Glas wie Bronze formt Andrea aus
echter Leidenschaft zum Medium. ideenreich, sensibel
erarbeitet mit echter Leistung am Material gepaart.
In einem Fall der gewagte und geglückte Versuch.
archetypische Zeichen und Dispositionen in das 20.
Jahrhundert zu transportieren, in einer Interpretation.
die sich eigenwillig und in sich ausgerichtet profiliert.
Andrea. Südtirolerin von Geburt und vom bildhauernden
Großvater das künstlerische Rüstzeug mitbekommen,
verschmilzt im Sinne des Wortes zwei Altkulturkreise
zu gekonnter künstlerischer Symbiose in formklaren
Schöpfungen. Abb.
München Malerei 79
Unter dem Titel wMalerei 79 München- entwickelte
sich eine Malerinitiative zur Realisation einer internatio-
nal ausgerichteten Ausstellung. die sich in München
konstituiert hat und die durch einen 33köpfigen Arbeits-
ausschuß eingeleitet worden ist. 33 aktive Künstler
aus der Bundesrepublik wollen mit der Verwirklichung
dieses Projekts Entstehung und Tragweite der Malerei
bewußt machen, welche sich in unserem Jahrhundert
frei entfaltet hat und von der gegenwärtig neue starke
Impulse ausgehen. Dieses, ein Unternehmen ohne
ähnliche Vorläufer in der Vergangenheit sowohl in
Größenordnung wie Spannweite. soll die verschiedenen
Aspekte und Srömungen innerhalb dieses klassischen
Mediums auf völlig neue Weise offenlegen. München
wird damit als ein internationales Forum internationaler
Malerei Zentrum der aktuellen zeitgenössischen Malerei.
Um dieser großzügigen Aktion weiterhin das Interesse
wachzuhalten. soll in zwei- bis dreijährigem Rhythmus
diese Initiative fortgeführt werden. Sowohl die Malerei
Europas. Amerikas wie auch die Japans durch alle
Zeiten sind Träger des Vorhabens. Somit entstand
parallel zur -Skulptur 77K in Münsterlwestfalen, wahr-
scheinlich angeregt von dieser. ein gleichgeartetes
Unternehmen. das auf Zurückführung zur und auf Pro-
pagierung der reinen. autonomen Malerei aus ist.
Bildfolge 1-8
wchenlßruchsal Kunstverein Bruchsal
istzentrum München-Neuperlach
uartett des schwarzen Mediums. vier Kunststuden-
1er Karlsruher Akademie, macht in iiFastnacht
Schnecke im Wald der Linien-i. Hiroshi Shimomu-
ipan. Roland BentzlBietigheim Wü, Herbert Gil-
iliesbaden. Hans-Jürgen FlathlHermeskeil. In glückli-
Zusarvimensetzung stehen die Vier mit ihren Arbei-
anschaubarsterri Kontrast. erganzen einander
iedialen Fluidum. Hie Fladierer. hie malende Kalli-
hen Auftallig zwischen perfekten Strichlagen und
ilaner Pinselsprache die allen gleiche klare konzep-
ille. in der Ausführung exakteste Befassung mit
Figur und Tier. kalligraphischen Tachismen.
ihische Brillanz mal 4. heterogen gebündelt, aus
ngener Konfrontation resultierende Homogenisie-
einer Gruppe in frischem Aufbruch. Mehr als
Ausstellung iunger Künstler. Manifestation graphi-
Konnens, Einhaken in alte Traditionen. Abb.
nberg Kunsthalle
bunt gewurfelte Gruppe Kinder. zwischen Weinen.
eien und Lachen. gestikulierend. steht für die
itellung "Dlö Kinder dieser Welt", der 4. Weltausstel-
der Fotografie. die hier vom 17 2. 30.4.1978
1954. "Was ist der Mensch-i. 1968. "Die Frauit.
nunterwegs zum Paradiese waren die bisherigen
nen unter Mitarbeit von internationalen Spitzenfoto-
an. waren Grundlage der drei vorangegangenen
ausstellungen. Wir erleben es erneut. daB die FOIQ-
als wahrer Zeitraffer und ausdrucksstarkstes
iurn. somit an vorderster Front. hilft. Probleme
Fortschrittes und der Zukunft der Menschheit in
stisch-eindringlichster Weise ins Bild zu nehmen
diese zu dokumentieren
enburg Kleines Augusteum
Dldenburger Kunstverein prasentierte vom 8.1
1978 zwei rumanische Textilkunstler. ein Ehepaar
und Peter Jaccbi. mit "TBPISSEIISH und Soft-Zeich-
enii. Die beiden verfertigen seit 1962 sogenannte
imensionale Texlilobiekte. sind in diesem Medium
iren. vorgestellt und ausgezeichnet. Sie schufen
ein Textil-Environmerit fur die Biennale in Rom
Beide. Gastdozenten in den USA, beleben durch
Impulse die Szene der modernen Textilraumkunst.
iangspunkt tur ihre Arbeiten waren rumariische
ifstickereien des 14. 18. Jahrhunderts.
Narodni Galerie
zahlreichen Ausstellungen Ende des Vorjahres
ag war die imposante Schau "IFTIDYBSSIORISTDUS
utsche und franzosische Malerei" aus der Gemälde-
-ie Neuer Meister der Staatlichen Kunstsammlungen
'esden. Als eine Realisation zwischen Prag und
den etablierte sie sich als erste einer Reihe geplan-
xpositionen im Palais Sternberg. Ausgehend von
Eeneration der fruhen Realisten Cciurbet. Dutilleux.
l. war eine Anzahl Werke großer Künstler versam-
Monet. Degas. Renciir. Liebermann. Corinth. Sie-
des weiteren aus der Kunstlerkolonie Worpswede
il und Sterl Dazu die heute mehr und mehr ins
ifeld kommenden Werke von Gauguin. van Gogh.
ouse-Lautrec. Ensor und Friesz. Insgesamt an
io bedeutende Werke dieser großen malerischen
tung des 19. Jahrhunderts.
iensburg Ostdeutsche Galerie
einsam mit den Altonaer MuseumfHamburg veran-
ate die Ostdeutsche Galerie eine Ausstellung. die
deutschen Kunstlergalerien ll gewidmet ist. wFtugen
HIGGSUSEE". drei Kunstlerorte und Kolonien
er Mitte des 19. Jahrhunderts. beginnend mit der
eldorler Schule. der Berliner Künstter folgten.
in deren Mittelpunkt. Professor Dr. Dr. Gerhard
irlUniversitat Frankfurt a.M. charakterisierte einge-
diese Ostseeinseln. eben "Rügen Vilm Hid-
ee--. von denen insbesondere die letztere. Hidden-
zum schopferischen Refugium wurde.
ert Friedland. einen schlesischen Kunstler. präsen-
die Ostdeutsche parallel vom 19.1.- 26. 3. 1978.
egleitet von Dr. Ernst Schremmer. Der Kunstler.
len Werken Turners und Constables entscheidend
inüberstand. malt seit 1955 Aquarelle. Elsheimers
Seghers Werke führten ihn und vertiefen seine
iorstellungen von der Landschaft im Medium des
irells. Neben der sensitiven Malweise. der Wasserma-
.sthafft er. seiner Ausbildung in Stuttgart gemäß.
großgestalterisch sakrale Glasfenster. Fleliets
iramiken und Beton im offentlichen Auftrag. lebt
islingenlNeckar. leopold netopil
Parviz Tanavoli. nPoet mit vielen Schlossemin 1972
Collection City Theater Teheran
G. Hendrik Bleitner. iiDarn te Amsterdam"
Stedellik Museum Amsterdam
Georg Wolfgang Chaimowicz. "Portrait einer Masseu, 1971
Lack. TiritelLelnwarid. Holzstab
Graphiken zur-Tieasiriachi und Schnecke im Wald der LihlSmi
Shimomurala Bentzlb Gillerlc Rathld
Andrea Cordova-Senonerl. "Alfa-i aus dem griechischen
Alphabet
Glasskulptur bei Lobmeyr Ausstellung. Wlen
43
PQ Für den Kunstsammler
Wiener Kunst- und Antiquitäten-
messe Frühjahr 1978
Struktur im Kunst- und Antiquitä-
tenhandel
Kaum ein Tag, kaum ein Wochenende, an dern in den
großen Städten in Europa, in London, Köln, Paris,
Wien usw., nicht eine Kunstauktion stattfindet. Der
Einzelhandel sieht sich gezwungen. um seine Wettbe-
werbschancen zu wahren, gemeinsame Anstrengungen
zu unternehmen. Die Plattform dafür ist die Kunstmesse.
Die Messe bedeutet eine gezielte Gemeinschaftsform,
dem Konsumenten die Vorteile der Einzelfirmen aufzu-
zeigen. Die meisten liegen in der größeren Anpassungs-
fähigkeit, in der individuellen Beratungstätigkeit und
in der persönlichen Sicherheit.
Dem einzelnen Kaufmann ist es heute nicht mehr mog-
lich, eine effiziente Einzelwerbung zu starten. Diese
würde seine finanziellen Möglichkeiten bei weitem
übersteigen. in der Gemeinschaftswerbung, und eine
Verkaufsmesse ist eine solche, erzielt sein Beitrag
mit wenig Geld viel Erfolg.
Eine permanente Prasenz auf dem Markt erfordert
gezielte. regelmäßig wiederkehrende Aktionen. Auf
der uberbetrieblichen Ebene der Messe kann dieses
Problem leichter gelöst werden. Daher sind heute die
Kunstmessen eine absolute wirtschaftliche Notwendigkeit
auch in ihrer scheinbaren Überzahl
In Österreich an fuhrender Stelle die beiden Wiener
Veranstaltungen im spaten Frühjahr bzw. die neu hinzu-
kommende Herbstmesse im November sowie die nun
wichtige Salzburger Messe und die Schau in Innsbruck,
die mehr lokalen Charakter besitzt.
Wohl bringen Großveranstaltungen Nachteile für den
Händler, der einer solchen Veranstaltung negativ gegen-
ubersteht oder sich von ihr ausschließt. Ausgeschlossen
aus dem Ausstellerkreis bedeutet aufgrund mangelnder
Bereitschaft für Kooperation und Leistungsfähigkeit
geringere Aufmerksamkeits- und Erinnerungswirkung
durch das Publikum.
Darüber hinaus vergleicht der Aussteller ebenso wie
der Käufer auf so einer Veranstaltung besser die Preis-
entwicklung. Bedauerlicherweise stellt sich bei dem
Nichtteilnehmer eine falsche Preisentwicklung ein
denn eingeengt durch einen kleineren Geschäftsberi-
zont kommt es in der Regel bei ihm zu einer Überbewer-
tung der Ware. Dabei übersieht er. daß er längerfristig
sich selbst eine wichtige Einkaufsquelle zerstört. den
Handel mit der Kollegenschaft.
Der regelmäßige Warenaustausch im Kunsteinzelhandel
bildet in iedem guten Geschäft eine wesentliche Große
des Gesamtumsatzes. Trifft doch die Lexikondefinition
so genau zu "Handel ist gleich Veränderung der Ware
nach Ort und Zeit-
Der betriebsame und heute erfolgreiche Händler sucht
verstreutes Kunstgut. das für seinen Handelsort Bedeu-
tung hat, auf dem ganzen Kontinent.
Es ist bezeichnend. daß im wesentlichen lokale Erzeug-
nisse europäischer Kunst und Kunstgewerbe am Ort
ihres Entstehens die besten Preise erzielen. So werden
Wiener Porzellan auf Wiener Boden, deutsches Silber
in der Bundesrepublik Deutschland oder französische
Möbel in Frankreich am besten bezahlt. Ausnahmen
sind Objekte von internationalem Rang.
Kaum eine andere Verkaufsgruppe ist mit ihrem individu-
ellen Kundenkreis so eng verknüpft wie unsere Branche.
Eine ausschließliche Orientierung auf Lauf- und Zufalls-
kundschaft ohne das Abstützen auf einen fundierten
Kundenstock mit gewiß natürlicher Fluktuation
birgt gerade in der heutigen Zeit große Nachteile in
sich. So ein Einzelunternehmen ist auf lange Sicht
zum Absterben verurteilt.
Gerade die richtige Betreuung der Stammkundschaft
erweist sich als richtiges Fundament eines gesunden
Unternehmens. Auf der Messe wird der Konsument.
als Kenner. als Vertreter der Museen oder als latenter
Käufer auftretend. richtig angesprochen. Auf diesem
Forum findet ein wichtiger Gedankenaustausch zum
Vorteil beider, des Sammlers und des Händlers. statt.
So beschränkt sich der Austausch nie auf den Verkauf
allein. Der Einkauf und Tausch spielen eine wesentliche
Ftolle. Der Messehändler kann sich besser auf die sich
ständig ändernden Kundenwünsche einstellen. Seine
stärkere Liquidität verschafft ihm weitgespanntere
Einkaufsmöglichkeiten. Die strengere Auslese. das
ständige Bemühen um neue, bekannte Ware muß
der Aussteller wohl allein bewä gen, bewirkt aber
das steigende Interesse des Sammlers.
Der Kautwunsch wird auf der Messe ungleich stärker
stimuliert, da er sich von einer großen Kaufkonkurrenz
umgeben sieht. hat aber gegenüber einer Auktion den-
noch mehr Ruhe und Zeit und begeht nicht den Fehler.
Überpreise zu bezahlen. wie zuletzt auf einer Wiener
Bilderauktion, bei der für Gemälde mehr als das Dop-
pelte bezahlt wurde. als auf der Messe angeboten ff.
44
Hl. Georg mit Drachen, um 1350.
Lindenhoiz, Fassung größtenteils original;
Höhe ohne Lanze ca. 90 cm
Otto Buchinger lnh. Pohlmann, Antiquitäten,
A-4020 Linz, Bethlehemstraße
Renaissance-Relief, Porträt der Juliana,
Frau des Georg Cappetani von DürnsteinlNO
Friedrich Hugenauer oder Werkstatt
Augsburg, 16.Jahrhundert. Maße 15 15 cm
Reinhold Hofstätter, Kunst und Kunstgewerbe
A-1010Wien1,Dorotheergasse15und Bräunerstraße 12
Hl. Margarethe, lle de France, Anfang 16.Jahrhundert
Spuren einer Polychrom-Fassung, Höhe 117 cm
Savonnieres-Stein, ehem. Sammlung l. Salavin, Paris
Galerie St. Raphael, Antiquitätenhandel Ges. m. b. H.
A-1010 Wien Dorotheergasse 12
Kleinplastik, Nürnberg, 16.Jahrhundert
Landsknecht, Höhe ohne Sockel 16,5 cm
Wolfgang A. Siedler, Skulpturen und Kleinkunst
A-101O Wien Spiegelgasse
Jan Miense MolenaerHaarlem um 1610-1668
Die kleine Blumenverkauterin, Holz 3121,5 cm
Galerie Sanct Lucas, Gemälde alter Meister
A-1010 Wien Josefsplatz 5IPalais Pallavicini
Roeland Rogham um 1820-1686 Amsterdam
ÖlILeinwand, 70 90 crn Gutachten Dr. W. Bernt
Kunslgalerie Dr. Tomasz Metlewicz
Gemälde alter Meister
A-1010 Wien Seilergasse 14
Jesuskind mit Blumenkranz, ÖlILeinwand
Italienisch 17.Jahrhundert, 93 80 cm
Bert Winter, Kunsthandel Antiquitäten
A-3601 Dürnstein Wachau
Hl. Maria lmmaculata, Süddeutsch, um 1720
Originale Fassung, Gesamthöhe 38 cm
Hofgalerie Dr. Wolfgang Hofstätter
A-1010 Wien Spiegelgasse 14
Spieltisch, Süddeutsch, Mitte 18.Jahrhundert,
reich mit Edelhölzern und Bein eingelegt,
Platte doppelseitig, 102 58 cm, Höhe 73 cm
Friedrich Kratschmann, Antiquitäten
A-1010 Wien Spiegelgasse 15
10 Ein Paar Medaillon-Fauteuils mit Tapisserie
Louis XVI., Paris, Maße 635041 cm, Lehnenhohe 97 cm
Aubusson-TapisserieBezug aus dem 16.Jahrhundert
Galerie L.T. Neumann
ehem. K. u. K. Hof-Kunsthandlung
A-1010 Wien Kohlmarkt11IEcke Michaelerplatz
11 Adolf Theer Johannisburg 1811-1888 Wien
Junge Dame mit Pelzstola, signiert und 1844 datiert
Miniatur 11,5 9,2 crn
Czeslaw Bednarczyk, Kunst und Antiquitäten
A-1010 Wien Dorotheergasse 12
12 Josef Heu Marburg 1876
Schäferhund, Bronze, signiert; 30 cm, 56 cm
Kunstsalon Mag. Peter Kovacek,
Österreichische Kunst des 20. Jahrhunderts
und antike Möbel
A-1010 Wien Stal lburggasse
13 Fleni Schaschl Wiener Werkstätte, um 191 7115
Allegorien der Erde und des Wassers, Keramik,
bunt glasiert, Höhe ie 41,5 crn und 43 cm
Marke hWWu, 61 bzw. 72 s. Ausstellungskalalog
,DieWiener Werkstätte, 1967, Kat. Nr. 266
Galerie Krugerstraße 12IDr. Herbert Giese
A-1010 Wien Krugerstraße 12
14 F. Reichart
wAus Dürnstein an der Donau", sign. F. Fleichart,
ÖlILeinwand 49 35 cm Nachlaßversteigerung des
Landschaftsmalers Carl Haunold bei Ed. Hirschler E.
Co., Wien 3.12.1912
Ernst Mehringer Kunst- und Antiquitätenhandel
3620 SpitzJDonauINÖ, Marktstraße 13
15 Beate Kuhn nschwarz-weiß- 1977. Steinzeug bei
1240" oxydierend gebrannt, 34 cm, L51 cm
Galerie am Grabenllnge Asenbaum Ges. m. b. H.
Kunst des Zwanzigslen Jahrhunderts
A-1010Wien Graben
16 Ingeborg Strobl, Arrangement, 1975
Galerie Kunst-Kontakte
A-1010Wien, Ruprechtsplatz
Bildfolge 1-16
13
45
VIER JAHRESZEITEN
Sziddeumh, Mitte 18. jabrhundert Lindenlzolz gefaßt, Höhe zirka 30cm
Ganzjährig
erleyene Awwahl von
Kunstgewerbe
Gemälde
Skullüturew
Antiquitäten
HERBERT ASENBAUM
DURUTEJIIEUM
Es spielt letztlich auch der Faktor Zeit eine große Rolle.
Dem heutigen Menschen, überlastet und gehetzt. ist
eine konzentrierte Überschau lieber, als von einem
Geschäft ins andere zu laufen.
Au! der Messe wird der Mensch wieder zu dem. was
er sein soll. eine Persönlichkeit. herausragend aus
der Masse, die sich mit schönen Dingen umgibt. um
in den erlesenen Gemälden zu lesen, die verschiedensten
Antiquitäten zu verstehen und mit dem Leben mit den
Kunstobjekten eine Befriedigung zu empfinden,
Wie irüher ist auch heute der Erwerb mit hohen Oplern
verbunden. Wie sagte Dr. Wolfgang Hofstätter über
den Kunsthändler w. .eine rechte innere Beziehung
zur Kunst haben. d.h. mit dem Herzen an ihr hängen
und diese Liebe übertragen
Das bedeutet Herausbrechen aus dem Gefüge der
Allgemeinheit, Anschaffung persönlicher, absoluter
Werte und Individualisierung mit Hilfe der Kunst; Kunst
befreit. Wolfgang A. Siedler
Wien
620. KUNSTAUKTION
13., 14., 15. und 16. Juni 1978
jeweils Uhf
Gemälde, Graphik
Skulpturen, antikes Mobiliar, Antiquitäten
Asiatika, Waffen
Jugendstil
BESICHTIGUNG
8., 9., 10. und 12. Juni 1978
von lO bis 18 Uhr
Sonntag, 11. Juni 1978
von bis 13 Uhr
Rückblick und Ausblick auf die 3. Salzbur-
ger Kunst- und Antiquitätenmesse.
Unmittelbar nach Abschluß der ersten Kunst-Messever-
anstaltung des Jahres auf österreichischem Boden.
in Salzburg. verzeichnete man die ersten Ergebnisse.
die sich als äußerst gut erwiesen. Rund 18.500 Besucher
bei 52 ausstellenden Kunst- und Antiquitätenhändlern
vereinigten sich bei dieser noch jungen Kunstmesse
zu einer Unternehmung. die zusammen mit den beiden
heuer noch folgenden Wiener Kunst- und Antiquitäten-
messen. Frühjahr und Herbst 1978. neue Möglichkeiten
eröffnet. neue heimische und auch internationale Kreise
anzuziehen. Wesentlich zum guten Gelingen der 3. Salz-
burger Kunst- und Antiquitätenmesse trug bei. daß
der Käufer. ob Sammler oder Privater. sein Objekt
mit einem guten Gefühl erstehen konnte. Eine Fachjury
unter Leitung von Professor Dr. Kurt Rossacher ließ
nichts unversucht. sowohl für strikte Seriosität im Ange-
bot. das sich bis in den alpenländisch regionalen Bereich
erstreckte, zu bürgen wie auch organisatorisch Publikum
und Aussteller gut zusammenzuführen. Für Salzburg
ein Glücksfall. daß über Empfehlung Landeshauptmann
Wilfried Haslauers eine Serie Salzburger Waffen. die
ein Wiener Händler in das Erzbischöfliche Stadtschloß
gebracht hatte. zurückgekauft werden konnte. Diese
bedeutenden Waffen. mit denen die Garden des Erzbi-
schofs Wolf Dietrich von Raitenau ausgestattet waren.
kehren somit nach mehreren Jahrhunderten aus der
Bundesrepublik zurück nach Salzburg. Dieses dankens-
werte Vorhaben. durch Spenden und Kredite ermöglicht.
erfolgte durch die Salzburger Landesregierung.
lm Hinblick auf die Verdoppelung der Wiener Kunst-
und Antiquilätenmesse innerhalb eines Jahres kann
erreicht werden. daß Österreich. daB Wien. als östlichste
Station des internationalen Kunstmarktes der freien
Welt. wenn es alle seine spezifischen Möglichkeiten
ausspielt. gute Chancen hat im Verband der Kunstmes-
sen Europas. Zum Nutzen vor allem der Kunsthändler-
schalt. die in gemeinsamem Wirken diese Kunstmesse
als das sehen sollte. was sie ist eine sachlich kontra-
stierte. freie Vereinigung in kollegialer Konkurrenz
und Ergänzung. die dem Einzelhändler Gelegenheit
gibt. gelegentlich aus der Einbahn seiner Geschäftssitua-
tion herauszulrelen. Gewiß trägt die Dichte der veranstal-
teten Kunstmessen dazu bei. ihren Wert scheinbar
herabgemindert zu sehen. Letztlich kann der stärkere
unmittelbare Vergleich der Objekte. das Kontaktieren
auf solchen Veranstaltungen in entscheidender Weise
die Kunstmarktszene beleben. l.n.
DOROTH EU lVl KU NSTABTEI LU NG
A-lOll Wien l., Dorotheergasse 11
Telefon 52-85-65-0
Wolfgang A. Siedler zum neuen
Bundesgremialvorstand des Handels mit
Antiquitäten gewählt.
Herr Wollgang A. Siedler. Inhaber des "Wiener
Kunstsalonsu, Spiegelgasse ist zum neuen Bundes-
gremialvorsitzenden gewählt werden. Herr Siedler. der
auch seit längerer Zeit als Autor in unseren Rubriken für
den Kunstsammler mitwirkt, betreibt seine kunst-
händlerlsche Tätigkeit im Sinne klassischer
Tradition. Er liJhrt seine Firma in Fortsetzung einer seit
mehreren Generationen in Familientradilion ausge-
übten Tendenz, die an die Objekte museale Maßstäbe
anzulegen pflegt. In einer Zeit der Gefährdung dieses
Berulsstandes durch den Zustrom vieler neuer branchen-
unkundlger Händler und das Ausufern in einer ziellosen
Nostalglewelle kann mit dieser Neuwahl gehofft werden,
daß seitens des Bundesgremiums eine Linie verfolgt
werde, die im Sinne des klassischen traditionsbewußien
und verantwortungsvollen Antiquitätenhandels liegt. kr
47
C. Bednarczyk
Kunst und
Antiquitäten
Theodor von Hönnaxm Imst LT. 1840 1895 Graz
rechts untgn signiert und 1875 datiert
OllLwcL 80 63 cm
WIENER KUNST- UND ANTIQUITÄTENMESSE 1978
Stand 48
Wien
Dorotheergasse 12 Telefon 0222 5244 45
Auktionen, Bildnachweis
Knnrthnndel reit 112er Generationen lgljggjäijffggafufklimßvoßfha"
Vor über 80 Jahren äiililnäeeiliilinii'e'
Grnndnng der Fa. Mndl, Wzen 20- Mm Qßgißigflßgefjfg?" KG
27. Mai BAYREUTH Waltraud Boltz
Möbel und Kleinkunst
50 Jahre Wien
30. Mai-2. Juni MÜNCHEN Hartung 8. Karl
Bücher, dekorative Graphik
30. Mai-Z. Juni AMSTERDAM P. Brandt
Gemälde, Möbel u.ä.
1.-3. Juni KÖLN Kunsthaus Lempertz
564. Auktion Alte Kunst
Gemälde Tafelbilder 16.Jh.
Niederländer 17.Jh. u.ä.
Skulpturen, Kunstgewerbe.
Ausgrabungen des Mittelmeerraumes
2.-8. Juni LUZERN Galerie Fischer
Große Auktionen Gemälde,
Helvetica, Druckgraphik. Hand-
zeichnungen, Walten
7. 8. Juni KÖLN Kunsthaus Lempertz
565. Auktion Ostasiatische Kunst
China, Japan, Tibet, Islam,
Indische Miniaturen
13. Juni KÖLN Kunsthaus am Museum
Bücher, Graphik u.ä.
13.-16. Juni WIEN Dorotheum
620. Kunstauktion
Gemälde, Graphik, Skulpturen
Asiatica, Walten, Jugendstil
14.115. Juni MÜNCHEN Neumeister KG
Antiquitäten, Skulpturen, Möbel
Teppiche, Gemälde, Graphik
14.-16. Juni KÖLN Kunsthaus am Museum
Gemälde, Möbel ua.
20.-27. Juni LONDON Sotheby's
Sammlung Robert von Hirsch
6.l7. Juli BERLIN Leo Spik K.G.
Gemälde, Möbel, Antiquitäten
Skulpturen, Teppiche
Wiener HL Fmihe Internationale Messen und Kongresse
Kunsb und Antiquitätenmßse mit der h. Elisabeth, 1640 27 Juni WIEN awienar Kunsb und
Fnihjattr 1978 Buchsbilllül, Rßhmefl Um 1670 Antiqultätenmesse
Stand Tel. 951524 K1. Höhe 26cm, Breite 20 cm Fmhiahr 1978
9.11. Juni LONDON Olympia
The Fine Art St Antique Fair
WOLFGANG A. SIEDLER
Spiegelgggge HÄIIIIIICIPfOIlZgZSSC 13 -15
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WIEN
A-lOlO
Kohlmarkt
17 41
Kumt- 8a Antiquitätenbandel
Aufgabe uttd Verpflichtung
Ausgewählte Objekte mztrealer Qualzteit
Biidnachweis Seitenangabe in Zilfern
Graphische Sammlung Albertina, Wien, 32 Archiv
AMK, WienISaizburg, 39, 41 Archiv AMK, Wien, 43-45
Bildarchiv derOsterreichischen Nationalbibliothek, Wien,
21,22 Dr. O. Breicha, Wien, 37 Cablneito Fotograllco
Nazionale, Fioma, 32 d'Ora-Benda Dora Kallmus,
Wien, 34, 35 Fnrhöck, Graz, 22, 2B Germanisches Na-
tionalmuseum, Nürnberg, 1-9 Dora Kallmus, Wien, 34
Archiv A. Karger, Wien, 37 Archiv Dr. D. Kreidl, Wien,
30-33 Archiv Dr. A. Legner, Köln, 11, 13 Lichthlldstel-
le des Sladtmuseums Linz 23,IF. Michaiek 21, 22, 24, 25,
27,IA.Watzi 23 Lichtbildsteile der Osterreichischen
Nationalbibliothek, Wien, 25, 27, 28 Foto Meyer, Wien,
21 Akad. Oberreslaurator L. Neustjiter, Wien, 59 Ar-
chiv Dr. W. Nauwirth, Wien, 58, 59 Osterreichisches Mu-
seum lür angewandte Kunst LSchindIer, Wien, 24, 271
W.Narbutt-Lieven, L.Schindle Wien, 61 Institut für
mittelalterliche Realienkuncle sterreichs, Krems, 20
Rheinisches Bildarchiv, Kölner Siadtmuseum, Zeughaus,
Köln, 10, 12 Muzeum Slaskie we Wroclawlu S. W. Sa-
cjowski, Breslau, 15, 17-19,lE.WIteckl, Breslau, 18
Österreichisches Museum für Volkskunde. Wien. 2a
4000 JAHRE
OSTASIATISCH KU NST
Ausstellung
Ein repräsentativer
Ausschnitt durch das
reiche Kunstschaffen
Chinas und Japans
vom Neolithikum
bis ins
19.Jahrhundert
Auskünfte
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Minoritenkirche
Telefon 0273212669
und
Kulturverwallung Krems
Telefon 0273212511
Kl. 336 Durchwahl
MINORITEN KIRCHE STEI NIDONAU
geöffnet täglich 9-17 Uhr
12. Mai 15. Oktober 1978
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DR. TOMASZ METLEWICZ
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1010 WIEN, SEILERGASSE 14 TEL. 52 2746
Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse Frühjahr 1978
Bert Winter
KUNSTHANDEL ANTIQUTDÄTEN
A-3601 Dürnstein Wachau Tel. 2711 261
Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse Frühjahr 1978
1b
Das 3-bändige Werk 666
wertvolle Gläser
mit Glaspreis-Verzeichnis 74f77
Bände im Schuber, jeder Band in festem leinenartigen
Umschlag, insgesamt 516 Seiten Umfang, mit über 700 teils
farbigen Abbildungen,
21 21 cm m11" 98,- DM
Es ist einzig in seinerArt
Es gibt viele Bücher über altes Glas aber keines, das dem
Sammler so viele Informationen vermittelt
Einzigartig ist der Überblick, der in mehr als 700 Bildern über
europäisches Glas von der Antike bis zur Gegenwart geboten
wird nach Gattungen gegliedert, mit exacter wissenschaft-
licher Zuschreibung.
Einzigartig ist das Glaspreis-Verzeichnis, das erstmalig auf 156
Seiten eine Ubersicht über das europäische Preisgefüge bietet,
mit den Wertsteigerungen der Jahre 1974 bis 1977.
Einzigartig günstig ist auch der Preis. Alle Bände in erst-
klassiger Ausstattung auf Kunstdruckpapier, im farbigem Schu-
bcr, kosten nur DM 98.-
Der dreihändige Schuber enthiilt
Band Dr. Sabine Baumgärtner Gläser aus Antike, Mittelalter,
Neuerer Zeit. Das Werk bringt den
gesamten bisher unveröffentlichten Gliserschatz
des Regensburger Museums mit der berühmten Gläsersamm-
lung Dr. Brauser ans Licht. 432 teils farbige Abbildungen.
Band Dr. Sabine Baumgärtrier Edles altes Glas, vom Barock
bis zum Biedermeier. Dies Buch enthält den gesamten Bestand
des weithin bekannten Gläserkabinetts
des Badischen Landesmuseums mit der Sammlung Heinrich
Heine. 281 teils farbige Abbildungen.
Band Walter Spiegl Glaspreis-Verzeichnis 1974177. Es ist das
erste seiner Art. Übersichtlich gegliedert, mit Hinweisen auf
den Seltenheitswert, bringt es auf 156 Seiten die
Preise von Kunst-Auktionen, -Messen und Kunsthandel
der letzten Jahre von Gläsern aller Art Es verweist zum Ver-
gleich auf die in Band und beschriebenen Gläser und ist
ein unschätzbares Nachschlagewerk üir Gläserfreunde!
Corona-Verlag KG Rödereckring 8b 7550 Rastatt-IS
Gltiserjreunde werden
begeistert zugreifen!"
schrieb die Fachpresse
und so urteilen internationale Experten
Sie haben vorzügliche Autoren gewinnen können. For-
mat, Aufmachung, Inhalt alles stimmt zusammen, ist grif-
fig und handsomef
Museumsdirektor Prof. Dr. A. Dreier, Berlin
Ich finde es beispielhaft, ein derart wichtiges Werk zu
veröffentlichen."
Museumsdirektor Prof Dr. A. von Saldem, Hamburg
auch das Glaspreis-Verzeichnis ist recht aufschluß-
reich und übersichtlich angelegt."
Museumsdirektor Prof. Dr. B. Klesse, Köln
"You are to be congratulated on publishing such work."
T. H. Clarke, Sotheby Parke Bernet 84 Co, London
Ein hervorragendes Kompendium." Fr. Biemann, Zürich
Sie haben sich mit dem Erscheinen wirklich große Ver-
dienste erworben." R. Steiskal-Paur, Wien
Eine
weitere
Fundgrube
Sammler
Die beliebtesten Farbgläser des 19. Jahrhunderts sind als
Kothgasser-Gläser" jedem Sammler bekannt und hochbegehn.
Deshalb wird eine von Experten hoch bewertete Neuerschei-
nung Gläser-Sarnmler fesseln
Anton Kothgnssers lange verschollene Notizbücher
über die wichtigste Periode seines Schaffens 1815 1830. Es
sind Aufzeichnungen über etwa 10000 Gläser und Glas-
dekorationen von der Hand Kothgassers, im Original w0rtge-
treu wiedergegeben.
Der international bekannte Glasexperte Rudolf von Strasser,
New York, gelangt bei der Auswertung und Deutung dieser
Notizbücher zu völlig neuen Erkenntnissen
Die geheimen Aufzeichnungen
des Glasrnalers Gottlob Mohn
werden in einem anschließenden Abschnitt behandelt.
Rudolf Sir-M Die Einschreibcbiichlein des
Wiener Glas- und Porzellanmalers 1769-1851
Anton Kothgasser
264 Seiten Kunstdruck, mit 54 Abbildungen, in festem leinen-
artigen Einband, 21 21 cm
Auslieferung als zollfreie Drucksache ab D-7550 Rastatt
gegr. 1901
A.
ANTIQUITÄTEN
um". 11m1. um
NSTCFEFTSTKNDE
Ulk
nUhrenmöbeIu, Ros olz, Frankreich
2. Hälhe 18. rhunden
ret. Genf'
Uhr signiert 'lsaac S0
1010 WIEN Spiegelgasse 15
Wiener
Kunst- und Antiqultätenmesse
Stand 33
Franz Sedlaceß 1891-1945
"Die Straßen, OllKarion, 8080cm
monogrammiert und datiert 1920
KUNSTSALON MAG. PETER KOVACEK
H1O1Q WIEN, STALLBURGGASSE TELEFON 528358
Lmlxndfüd 20.g
Für den Kunstsammler
Otto Bucbinger
Inh. Pöhlmann
ANTIQUITÄTEN
A-4020 LINZ
Empire-Srhreibtisch VVIÜ Aufsatz und ausziehbarer Schreib- Beth lehemst 7a ße
plllUP, Pappelholzfurnier mii Bnndinmrsien, Alabustersüu-
Ien, Ende 18.171, Länge 110cm, Breite 63cm. Höhe der
scnreibpluiiesat-m, HöhemiIAufsuiz 115cm. Telefon 07222l70O17 TÄBRIS, Seide, 185x135 Cm, An-
fang 19. Jahrhundert
Bei diesem Gebetsteppich ist die Gebetsni-
Wir Stellen aUT deV sche Mihrab durch ein Lebensbaummotiv
von interessanter figuraler Darstellung aus-
Wiener Kunst- und Antiquitatenmesse FfLlhjähf 1978 aus gefüllt
Der eher starr und grob wirkende Stamm
trägt an den Seiten fein verzweigte zarte
Äste, welche Blumen von orientalischer
Farben- und Formenpracht Shah Abbas
Palmetten tragen. Das Löwenpärchen ver-
sinnbildlicht Kraft, während das Vo el är-
Seit ber ren chen als Symbol der Sanftmut zu vgrstihen
ist.
Die dreiteilige Bordüre zeigt ein reichhalti-
ges tlorales Design auf hellem Grund, wäh-
rend der Fond des Mihrab in einem ge-
dämpften Rot gehalten ist.
Der Seidentäbris stammt aus Privatbesitz
und wird von der Adil Besim OHG anläßlich
der Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse
erstmals dem Publikum vorgestellt. Das
außerordentlich fein geknüpfte Stück 6.500
Knotenldm2 befindet sich in ausgezeichne-
tem Erhaltungszustand. Fransen und Sei-
fenkanten sind ori inal.
TradltlOn 1548 1975 F0 rtSCh ritt Das Haus Adil Beim ist seit mehr als a0
Jahren bemüht, erstklassige, gut erhaltene
14, QÜ Teppichantiquitäten anzubieten. Da es nicht
5B? immer einfach ist, makellose antike Ware
für den Teppichsammler zur Verfügung
zu halten, baute man eine riesige Restau-
rierwerkstätte und Spezialwäscherei auf.
In dieser Teppichwäscherei werden antike
Stücke besonders sorgfältig behandelt,
so daß der Teppichsammler die Gewähr
hat, daß der Wert besonderer Kostbarkeiten
nicht gemindert wird.
In der Restaurierwerkstätte übrigens der
größten Europas wird unter anderem die
Wolle zum Großteil mit Naturfarben einge-
färbt, um keinerlei Unterschiede zwischen
Original- und Restaurationsstellen aufkom-
men zu lassen. aceslpr 78
Wagnersche UHlV-BUCTTÖFUCKGFGI Buchroithner 81 Co.
Innsbruck, Erlerstraße 57 Telefon O522229761
53
Gemälde, Skulpturen
Möbel
und Kleinkunst
von 1450 bis 1900
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1010 WIEN, DOROTHEERGASSE 12
TELEFON 52 Q2 O6
CQRPUS CHRISTI
ßßißääriraräsäregiievaäscgrßrolz Wiem"
Salzburg oder Bayern
Kunst- und Antiquitätenmesse 1978
um 12so12so
Frühjahr 2.-7. Juni
Mzflywdfdlmzßßm
Aus Auktionen
Dorotheum. Wien
619. Kunstauktiori, 14. 17 März1978;
Friedrich Gauermann Miesenbacti 1807 1862 Wien
"Sommer in Miesenbachu. signiert und datiert 1F. Gau-
ermann 18261. OllLeinwand. 54 74 cm Einnahme-
tauch Nr. 36. verkauft an den Herrn Geymüller um
200 fl WR. Wahrung, die dazugehorige Skizze Feder
laviert 34,2 48.4 crn. bezeichnet, ausgeführt iiir Gey-
muller1826, Marz, Akademie der bildenden Künste
Gemälde des 19. 20. Jahrhunderts Ni- am im M131
Taxe 250.000,-.
Erlos 1,10000
Alired KubinLeitmerltz1877 -1959 Zwickledtl0O
nDer Kriegs, um 1918, thematische Variante, signiert
-A. Kubini. Tusche- und Fiohrleder, aquarelliert, gespritzt
auf Katasterpapier, 30,2 34,5 cm. Aus der Sammlung
Morgenstern siehe Malte und moderne kunst" Heft
13a, 1914i Kai. Nr. 1150
TELEFQN O62 22 42 23 Taxe 200000
Ankauf-Verkauf
s. Abb.
Kunsthaus Lempertz, Köln
Als letzte der drei heurigen vorsommerlichen Auktionen
ist unter Lempenz-Aukticn 565 Ostasiatische Kunst
am 7. und 8. Juni 1978 in Köln ausgeschrieben. Das
Haus Lempertz hat es sich immer wieder angelegen
sein lassen, Ostasiatica anzubieten. Im Hinblick auf
die 1978 in KremsfNiederösterreich stattfindende Aus-
stellung M000 Jahre Ostasiatische Kunst" ein interessan-
tes Obiekt aus dem Anbot des Aukiionshauses
Stehendes Pferd aus ziegelrotem Ton mit weißer Engobe.
unglasiert. China. Tang-Zeit 618 906. Höhe 29 crn.
s. Abb
Ernst MEHRINGER
Kumt- 8c
Antiquitdtenbandel
3620 SPITZ Donau
Marktstraße 13
Tel. 02713 213
Wien Franziskanerplatz
Tel. 528468, 522712.
EN Telex 01-2199 termar
Telegramm-Adresse
Arttransport
ERLESENE TEPPICHE
X1,
4vvuigrnu4pnlil1lvv
BORDJALOU-KASAK, Kaukasus, 18.Jahrhundert
siehe lan Bennett, vTeppiche der Wem p. 147
A-502O SALZBURG, MÜNZGASSE TELEFON 06222l46483
GALERIE
SANCT
LUCAS
STÄNDIGE AUSSTELLUNG
VON
GEMÄLDEN ALTER MEISTER
WIEN
JOSEFSPLATZ
TELEFON 528257
DIRK HALS
Voll bezeichnet
Holz 5040,5 cm und 1646 datiert
hoFqaleRle
oranwolFqanq hOFSTÄTTGR
Kunst des Mittelalters
und der Renaissance
Die Galerie
für den Sammler
und Kenner
Wiener Kunst- und Antiquitätenrnesse 1978 Stand 29
WIEN
Spiegelgasse 14 Telefon 526350
Vevkundwgulvgivrvgä Stewcrvmwx um 1510
smumwn Hohe 9b m11
Für den Kunstsammler
Waltraud Neuwirlh
Pforzheimer Metallmarken 1875-1900
Nb Aug Huber
Otto S0kleab1889
1896. 1895
in Piorzhexm. vorher
Slullgarl. 1004
Andreas Daub
1896. F1 1896,
1897
Otto Stokle
884
Car! Monden
Äägeäsn 1'397 1900. 1900
Burkhardt E. CO.
A1897, F1 1598.
L19D8
Ernst Gmeon Bek
1899. F1 1900
Dvews
1888, 1897
Benckiser U. Cle
1589, 1897
2'132.33." 335367
L1910
Knoll a. Pregizer
um. was
Die Erforschung gesicherter Marken des Kunstgewerbes
zahlt, seit es Sammler gibt, zu den wichtigsten Desi-
derata der Fachliteratur. Bildlich gesprochen, sind
die wweißen Flecken-r auf dem weiten Feld des Kunstge-
werbes gegenüber den erforschten Regionen noch
allzusehr in der Überzahl. Im besonderen triftt dies
auch auf die Spezialliteratur über Marken zu; am wenig-
sten scheint die Zeit ab der Mitte des 19. Jahrhunderts
erfaßt zu sein. Dabei liegen gerade hier durch die damals
entstandenen Gesetze zum Schutz des Markenrechts
ungeahnte Möglichkeiten für die Kunstwissenschatt.
Die Beschaftigung mit den Warenzeichen für Kunstge-
werbe ist ein Grenzgebiet, sowohl für den Marken-
und Patentlachmann als auch für den Kunsthistoriker.
der oft leider dazu neigt, einerseits das Studium des
Kunstgewerbes und andererseits die Archiv- und Marken-
lorschung zu vernachlassigen.
In Deutschland wurden die entsprechenden Gesetze
für den Markenschutz 1874 und 1894 erlassen. Dazu
kam das Punzierungsgesetz von 1884. das 1888 in
Kraft trat. Seit diesem Jahr gilt in Deutschland das
Sonnenzeichen für Gegenstände aus Gold, die Mondsi-
chel tiu solche aus Silber.
Die trühestens 1874 angemeldeten Warenzeichen
konnten in Deutschland ab 1894 zentral eingetragen
werden. erhielten eine entsprechende Nummer und
wurden nach Ablauf der Schutzfrist entweder erneuert
oder gelöscht, Die Veröffentlichung der Warenzeichen
ertolgte im Reichsanzeiger, schließlich ab 1894 von
amtlicher Seite im Warenzeichenblatt. Die dort publizier-
ten Daten sind tür uns nahezu unschätzbar, da sie
Fixpunkte setzen. wie sie die Kunstgewerbefdrschung
zur näheren Bestimmung eines Gegenstandes oft bitter
nötig hat.
Den in meinem Beitrag abgebildeten Marken sind daher
die entsprechenden Daten beigegeben
Jahr der ersten Anmeldung einer Marke
Jahr der ersten Registrierung einer Marke
Jahr der Löschung einer Marke
Viele Warenzeichen wurden immer wieder erneuert
bzw. auf Nachtolgetirmen übertragen z.B. das berühmte
TF-Monogramm im Kreis, das von Theodor Fahrner
1901 erstmals angemeldet und später von Braridle
weiterverwendet wurde und eine endgültige Löschung
ist manchmal nicht leicht festzustellen. Im allgemeinen
ist das Jahr der Anmeldung einer Marke mit ihrer frühe-
sten Verwendung identisch. Dies gilt jedoch nur bedingt
tür Firmen, die bereits vor 1874 bestanden und in
Deutschland erst in diesem Jahr die Möglichkeit hatten,
ihre manchmal sehr viel älteren Marken schützen zu
lassen 2.8. die Porzellanmanufakturen von Meißen
und Berlin. Darüber hinaus ist natürlich nicht zu uber-
sehen, daB es sicher eine große Anzahl von Kennzeich-
nungen gibt, die markenrechtlich nie ertaßt bzw. ge-
schützt wurden.
Ein Großprojekt in Kleinformat NEUWIRTH Markenlexi-
kon für Kunstgewerbe soll in den nächsten Jahren
Jahrzehnten? dem Manko an handlichen Markenlexika
abhelfen. Ich darf bei dieser Gelegenheit bemerken,
58
EM
hidumntulath
Duitaclio Kaiser Kette
Eureka.
Q3
Germania
EKJF
mumnmn
.xomTt
Marguerite
METEOR
Carl Monden
1899, 1900
Gustav Ftau
1900, Fl 1900
Gustav Rau
A1900, 1900.
1910
FlOdi 8. Wienenber-
ger
1899, Fl 1900
E. Weiß
1538
w. Frey a. Co.
isoo. 1900
J,F. Glebe
1900. 1900
Abel Zimmermann
1900. 1900.
1910
Gebrüder Hepp
1895, 1895
Kollmar Jourden
1894. 1895
Kollrnar Ei Juurdari
1899, Fl 1900
Friedrich Speidel
1899. Fl um
Burkhardt Co
1897, 1597.
1907
Alb. Aug. Huber
1898, 1899
ääämä
arawkälßäääß
Rom Wnenenberr
ger
1894, 1898
Louis P1911191 Cie.
1194. m94
ahnliche Marke reg.
nass;
Fr Speide1
um. 1395
Chnstoph Stem-
Brenner
1aa1
Houriet Warmer
1398. 1898
wehvle s. CIE
1987
Hemnch Schober 81
Cle.
1900. 1900
Pleuer E. Cle
1577, 1587
Julms Wimmer
1896. 1896
H. Keiler
1886
Wm. Renner
1887
Bier Delbele, Ba-
dvsche Silberwarenr
labrik
A1899, 1898.
1905
Male s. Haußmann
156a. 1690
Fvlednch Sßhrleldev
1888, F1 1897
Fauser a. Glupp
was. 1091
Gebr. Hepp
B32, 7893
Ono 81ml a. Cie.
1887
Lutz WGIÜ
1587
isadsaärsazzs
Glebe
1886
D. F. Weber
1886
Ludwig EBImger
was. 1900
1910
Kar! Guncn
1879
Zerrermer
1586. 1895
Carl Zimmermann
1887
F. Geisel
"G33" Avssanuaee.
äi.l.rn-..u..84....-.. M905
II
Armband, Th90d0r Fshrner Wiener
Pvivatbesltz
Umzencnnungen.
Patriz Huber, Darmstadt Entwurf.
Theodor Fahrrler. Plorzheim Aus-
fuhrung Anhanger. Urnzeuchnung
nach Deulsche Kunst und Dekora-
non 1901
Franz Bares. Stuttgart Enrwurl.
Theodor Fahvner. Plorzhelm Aus?
fuhrung. Schmuck Silber, blaues
Emaihßmzeichnung nach Kochs
Monographien IX, Schmuck und
EdeImelaH-Arbevken. Darmsmdl
a. J. M. Olbnch Enlwurl. Thaodov
Fahrnev. 111011111111" Ausluhrungy
Anhangs! Go4d. Silber, Emaii,
Perlen Umzelchnung nach. The
Studio, 1902
4. Theodor Fahrner Ausfuhrungy
Sulberbrosche mil Türkis und
Email. Umzaichnung nach- The
Studio 1902
s. Franz Bores, Srungar! Enlwurl.
Theodor Fahrner, Pforzheim AUS-
lührung. Schmuck Silber. blaues
Emaill. Umleichnurlg nach- Kochs
Monographien 1x, Schmuck und
Edelmelall-Arbeiien, Darmstadl
J.
daß mir von den zustandigen Stellen immer das größte
Entgegenkommen erwiesen wurde, weshalb ich mich
hier vor allem bei den Patentamtern in München und
Wien sowie bei der Wiener Handelskammer besonders
bedanken mochte.
Für den vorliegenden Beitrag stellte ich aus dem ersten
Band meiner Markenlexikon-Serie "Deutschland
Edle und unedle Metalle 187549000 die Plorzheimer
Marken zusammen Selbstverlag W. Neuwirth,
l19O Wien. Barawitzkag. 27f1l31. Es erwies sich, daß
nicht nur in Pforzheim viele Firmen sowohl Objekte
aus edlem Metall als auch aus unedlem erzeugten,
sodaß es angebracht schien, beide Gebiete zu erfassen,
Wenn wir die Produktion der Plorzheimer Firmen aus
dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts betrachten,
so gibt es zwar Unternehmen, die offensichtlich riur
Waren aus edlem Metall herstellten, wie etwa die "Badi-
sche Silberwarenfabrik Baer Deibele" oder die Firma
F. Zerrenner. doch überwogen wohl jene Firmen wie
die Biiouteriefabrik Andreas Daub, die Gegenstände
in "Gold, Silber, Double und unecht-i Warenzeichenblett
1896 erzeugte.
Die Vielfalt der Gegenstände war erstaunlich. Bei Baer
Deibele mm das Warenzeichenblatt 1898 tolgende
Obiekte an
"Erzeugung Silberwareri, wie Aufsatze zu Konfekt
und Blumen. Becher und Humpen aller Art, Bestecke
aller Art, Bierglaser und Kannen, Börsen, Bciwlen-Loffel,
Butterdosen. Cakesdosen. Zigarren- und Zigaretten-
Etuis, Eierbecher. Eisgarnitureri. Feuerzarigen, Honigdo-
sen, Jagdllaschen. Käseplatten. Kaffeeservice. Kinderrol-
ler, Korbe, Leuchter, Likorservice, Mokkagarnituren,
Nahnecessaires, Pokale, Portemonnaies. Rahmgarnitu-
ren, Salztasser. Sardinendosen. Sattelflaschen, Schalen
aller Art, Schirmgriffe, Schreibzeuge. Sektkühler, Serviet-
tenringe, Spargelheber und Zangen, Stockgrifte. Tabaks-
dosen. Tabletten. Tassen. Teeglaser, Teeservice, Teesie-
be, Toiletteartikel, Tortenspaten Messer, Vasen, Wein-
gläser und -kannen. Zahnstochertrager. Zuckerkasteri.
Zuckerzangem.
Bei Alb. Aug. Huber nennt das Warenzeichenblatt des
Jahres 1899, wSchmuckwaren, Uhrketten und Schmuck-
warenbestandteile aus edlen und unedlen Metallen,
poliert, vergoldet. versilbert, vernickelt oder mit Goldaul-
lage versehen", H. Drews i-Juwelen-, Biouterie-. Ring-
und Krioptlabrik-t erzeugte 1897 wGoldwaren, wie
Broschen, Armbander, Ohrringe, Krawatten- und Finger-
ringe, Medaillons. Nadeln. Knöpfe, Ketten, Kolliers,
Schirm- und Stockgriffe. Kreuze. Bleistilthalter. Dosen.
Etuis, Anhänger. Messer". Diese Beispiele umfassender
Produktion ließen sich beliebig fortsetzen. Am häufigsten
treffen wir in Pforzheim die Bezeichnung "Bliülltßflefü-
brik" Für diese Sparte der Metallproduktion ist Pforz-
heim wohl zu Recht am meisten berühmt geworden.
doch sollten auch die anderen Erzeugnisse nicht außer
acht gelassen werden, da Pforzheim eben nicht nur
eines der größten Zentren der Schmuckiridustrie war,
als welches es uns heute gelaufig ist, sondern hervorra-
gende Leistungen auch auf anderen Gebieten der Metall-
IrtduStrle erbrachte,
59
Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Blickpunkte
Im Zuge einer allgemeinen Entwicklung und als eine
kunstpolitisch gesehen äußerst erfreuliche Erscheinung
ist die der -Kindertührungen- in Museen zu betrachten.
Auch das Österreichische Museum für angewandte
Kunst kann sich ab nun in die Reihe aller jener Institu-
tionen stellen. bei denen r-Kinderführungen" zum festen
Bestandteil ihres Programms zählen. Dr. Angela Völker.
die Leiterin der Textilsammlung des Hauses. hat hierin
die Initiative ergriffen und will in regelmäßigen Abstan-
den unter dem Thema nKunst für Kinder im Museum"
damit beginnen. ein Fundament zu legen. das dem
Kind ermöglicht. von früh an ein beziehungsreicheres
Verhältnis zur Kunst und ihren Äußerungen zu bekom-
men. Denn nur so bildet sich das dann verständigere
Publikum von morgen. Soweit bekannt. werden diese
Kinderfuhrungen an jedem ersten Sonntag im Monat
stattfinden.
Stammhaus
In Vorbereitung derzeit die Ausstellung i-Franka Lechner.
Bildteppiche und Gouache-Collagens. Eröffnung am
9. 3. 1978. Knapp vor Redaktionsschluß erfolgte am
27. 2. 1978 die Eröffnung einer von der Hochschule
für angewandte Kunst etablierten Schau in der Ausstel-
lungshalle des Neuen Hauses r-Der Architekt Oswald
Haerdtl". Eine Exklusivveranstaltung. eine Modenschau.
"Laghani präsentiert Laura Biagiotti. Rom". fand am
23. 2. 1978 im Säulenhof statt.
Als Novum im Bereich der gefragten Porzellan-Seminare
gibt es 1978 -Seminare für Ausländers -Meißener
Marken" vom 17.-19. 6. 1978 und i-Wiener Porzellan
echt oder gefälscht?" vom 7. -9. 10. 1978.
Die Fotoabteilung setzt ihre bereits hier in Vorheften
angekündigten drei Seminare für Kunsterzieher und
bildende Künstler weiterhin fort.
Im Eitelbergersaal hat sich nach Schließung der Ausstel-
lung "Original-Kopie-Fälschung. Europäisches Porzellan
und Keramiken der Pariser Firma Samson" im Übergang
eine weitere kleinere Spontanschau "Der Bildhauer
und Keramiker Hugo F. Kirsch 1871961i- etabliert.
Auch sie soll Begonnenes fortführen. Kontakte zum
Publikum herstellen. In gleicher Weise wie bisher sind
Sammler und Kenner sowie Liebhaber und Interessierte
eingeladen. eventuell in ihrem Besitz befindliches Samm-
lungsgut über diesen vielseitigen Künstler im Austausch
zu Demonstrationszwecken zur Verfügung zu stellen.
Außenstellen
In zwei Fällen. dem Geymüller-SchlössellSamrnlung
Sobek sowie dem Kunstgewerbemuseum Schloß Petro-
nell. wurde die Winterpause beendet und mit den im
Vorjahr. 1977. gezeigten Ausstellungen und Sammlungs-
gruppen die Saison am 1.3. 1978 eröffnet. Das Schloß-
museum Riegersburg ist ab 1. April 1978 wieder für
den Besuch offen. Schloß Gralenegg. die Quasi-Außen-
stelle. wird heuer die vom Museum zum Teil ganz oder
teilweise beschickten Ausstellungen der Vorjahre weiter
oflenhalten und als niederösterreichische Gastausstel-
Iung die eGermanen. Awaren. Slawen in Niederöster-
reich." beherbergen. Dazu wie bisher über das ganze
Jahr bis in den Dezember eine Reihe von Sonderveran-
staltungen. die in dem historisch prächtigen Rahmen
einen besonderen Reiz auszuüben vermögen.
Aus den Anfängen des Jahres heraus hat das Museum
unter seinen zahlreichen Vorhaben das Projekt der
sogenannten "Biedermeier-Ausstellung in London-
in Bearbeitung. Diese vom Victoria and Albert Museum.
London. initiierte Schau vereint eine Reihe österreichi-
scher Institute zusammen mit dem Österreichischen
Museum in einer Aktion. in Kooperation mit der Albertina
und der Osterreichischen Galerie. den Museen der
Stadt Wien sowie Privatsammlern sind unter anderem
Gemälde von Füger. Krafft. Daffinger. Gauermann.
Waldmuller. Ender. Fendi u.a. sowie von Museumsseite
Möbel. Glas. Porzellan. Uhren u.a. hiefür vorgesehen.
Die Vorbereitung wird konkret mit der Abgabe der
Katalogtexte der einzelnen Sachgruppen Ende Juli
1978 vorläufig im wissenschaftlichen Bereich enden.
jedoch in den restauratorischen und konservatorischen
Belangen sich bis zum Ende des Jahres ausdehnen.
Auf die nächsten Aktivitäten noch kurz eingehend; dem
Rektor der vergangenen Jahre in der Hochschule für
angewandte Kunst. Prof. Carl Unger, wird eine größere
Ausstellung gewidmet werden. in der dieser vom 28. April
bis 18. Juni 1978 Malerei. Graphik und Entwürfe zeigen
wird.
Die Bibliothek und Kunstblattersammlung bereitet
eine Ausstellung unter dem Titel -Herrn Eiedermeiers
Wunschbillett" aus eigenen Bestanden vor. die am
8. Juni eroflnet werden wird und voraussichtlich bis
zum 29 Oktober dauert
lrri Frühsommer wird eine weitere Ausstellung. "Gobelins
von Fritz Riedl". in der Ausstellungshalle des Neuen
Hauses eröffnet werden. l.n.
60
Eduard Bäumer
1892 1977
lbilder. Aquarelle, Grafiken
Neues Haus, Ausstellungshalle
Wien l.. Weiskirchnerstraße
2.12.1977-29.1.1978
Eduard Bäumer war es nicht vergönnt. diese stille
Weihestunde der Eröffnung seiner großen Ausstellung
noch selber zu erleben. Wie bekannt. riß ihn ein tragi-
sches Schicksal aus seinem späten. noch so intensiven
Künstlerleben. 1892 in Castellaun im Hunsrück zur
Welt gekommen. hatte er eine unruhige Jugend. machte
früh schon über seine Lehre Bekanntschaft mit seinem
späteren Metier. erfuhr früh die Größe der Philosophen.
lernte rasch. auf eigenen Beinen zu stehen. Wechselhaft
verlief in diesen frühen Berufsjahren sein Leben. bis
er allmählich über Schulen u.a. die Städelsche
und Studienreisen zur freien Malerei fand. Von früh
an suchte er seine künstlerische Heimat. fand sie im
Süden. in Italien. Sich als Deutsch-Römer bezeichnend.
offenbarte sich ihm ahnlich Goethe und Tischbein.
deren Seelen dem Mediterranen weit offenstanden.
der Zauber dieser lichten Welt. Bäumers Wesen konnte
man anhand des zur Ausstellung gezeigten. ihm gewid-
meten Dokumentarfilmes gut nachspüren. Da lebte
und ging er völlig auf. in der wild-jungfräulichen Land-
schaft Kalabrlens. Man empfand. daß er unausgesetzt
Natur. Landschaft. gleichsam mit den Augen im Vorüber-
streifen malte. auch ohne den Pinsel in der Hand zu
haben. So erspürte er dann randvoll mit Natur vor
der Leinwand das Bestimmende einer Landschaft.
aus für ihn sichtbaren Strukturen und Farben. die er
zu eigener Sprache brachte. Schafft in der einmal gefun-
denen malerischen Sprache wie im Sinne Rilkes. der
da meinte w. wie sehr das Malen unter den Farben
vor sich geht. wie man sie ganz allein lesen muß. damit
sie sich gegenseitig auseinandersetzen. Ihr Verkehr
untereinander das ist die ganze Malerei." Eläumers
Bildern. vor allem seinen späten. haftet jene reife Verklä-
rung des zutiefst erfahrenen Künstlers an. die sie so
Iicht. spontan. doch gefügt in einer großen kompositori-
schen Ordnung erscheinen lassen. Bäumer moduliert
Helligkeit. und seine Bildräumlichkeit lebt aus der farb-
starken Aussagekraft. den Spannungsreizen strukturaler
Gesetzlichkeiten. Nichts ist dramatisch gesehen und
dennoch dramatisch in der Pastosität und im Duktus
eines festen. instinktiv bewußten Pinselstrichs. Statt
Bewegung schafft er urgründige Ruhe. malte nicht
aus der Oberfläche. sondern aus der immanenten Tiefe.
Schafft das Essentielle. Elementare der Natur. fügt
im Verein mit dem Kosmischen alles zu einem festver-
schränkten Bildorganismus.
Eine ganz besondere Beziehung hatte der Künstler
zum Meer. Er sagt -Das Meer ist ja eigentlich ich
könnte fast sagen das wichtigste." Und doch in nur
ganz wenigen Werken ist das Meer füllendes Thema.
ihm zwar tief vertraut. doch fast ehrfurchtige Scheu
hinderte ihn. dieses öfter zu malen. Weil er es so sehr
liebte. weil Himmel und Meer so sehr eins waren in
ihm? Traurigstes Kapitel in Bäumers Leben. das. was
er die gute Mitte seines Lebens nennen sollte. war
in seiner Künstlerschaft. verdammt zu sein. Als "entartet"
verdammt zu werden. Trug in der wohl kritischsten
Phase seines Lebens jenes Stigma. das einen Künstler.
der so sehr schaffen mußte wie er. wohl tief im Innersten
verzweifeln ließ.
Gewiß stand er mit diesem ideologisch-temporären.
nfürchterlichen Makel" behaftet in einer Reihe Großer
wie Kokoschka. Dix. Kandinsky. Klee. um nur einige
zu nennen. Zu lose aber waren damals die Verbindungen
der Künstler untereinander. um sich solidarisch manife-
stieren zu können. Daß es den Begriff "entartete Kunst"
heute noch und wieder gibt. beweisen jüngste Äußerun-
gen von Personen aus Staaten. die Kunst nur als eine
im Dienste des Staates oder der Staatsform getragene
sehen wollen. Man verlauft sich dabei. solche entartete
Kunst als abwegig. als Kunst. die in das Irresein fuhrt.
abzutun. Wir vermögen kaum zu erahnen. wie sehr
das zusammen mit Entbehrungen seiner früheren Zeit
Bäumer treffen mußte. Ein Wunder. daß sein eher puri-
tanisch-ordnendes Naturell nur mehr in seiner Malerei
Sinn seines Daseins erkennen wollte.
Bei der Einrichtung der Ausstellung. die das Werk
des Künstlers erstmals so lebenumfassend präsentieren
sollte. standen 300 Werke zur Wahl. Man reduzierte
in Verein mit Angelica Bäumer. der Tochter des Künst-
lers. später auf 250 Bilder. Aquarelle und Grafiken.
Eduard Bäumer erhielt so eine lichte. lockere Schau
ohne Pathos. wie das seinem Leben und seiner Person
entsprach. ker verstiegen sich dazu. "von einer
schönen ÄLISSIGIIIJTIQK ZU berichten. Eduard Bäumer
war. wir setzen diese Hauptsache ans Ende. Lehrer
an der Akademie für angewandte Kunst durch volle
15 Jahre. 1948 -1963. Und er war einer der denkbar
besten. denn er wurde von seinen Schulern wirklich
verehrt und geliebt. Das will etwas heißen in einer
Zeit. in der alles immer flüchtiger. unpersönlichen
oberflächlicher wird und im Grunde nichts mehr so
richtig unter die Haut geht. Bäumer war ein guter Nach-
bar des Museums. den man wenig bemerkte. dessen
Begegnung jedoch stets erfreulich war. Er zog durch
seine stille Vornehmheit. seine Natürlichkeit einen
in den Bann und lebte so. wie er malte. und malte
so. wie er lebte. am liebsten in seiner Natur. oft dort
auch mit seinen Schülern. Zuletzt aber verlor er nicht
nur seines hohen Alters wegen. sondern sicher auch.
weil sich alles in der Welt und rundum so sehr zum
Unguten änderte. die Freude an seiner südlichen Wahl-
heimat. Sein Tropea entbehrte vollends der Reinheit.
des Wunderbaren jener ersten Begegnungen. und
die Freude an seiner Künstlerschaft verfiel mit der
zunehmenden Technisierung. lnfernalisch schon dröhnte
das Rattern der Motoren. das Aufheulen der Vespas
in seinen Ohren. Ein weises Schicksal scheint Eduard
B'aumer zur rechten Zeit abberufen zu haben. Der Mor-
genmensch Bäumer ging riauf Taubenfüßen" Nietzsche.
im Geiste Fenelons ß-Cest avoir Dieu que de Vattendre".
Magda E. Paszthy
Raum- und Wandtextilien
Katalog Neue Folge Nr. 48
Altes Haus. Saal
Wien l.. Stubenring
18. 11. -30. 12. 1977
verlängert bis 15. 1. 1978
Die moderne Textilkuhst hat durch eine Gruppe von
Künstlern. die sich mit sogenannter Raumplastik be-
merkbar machte. neue Aspekte bekommen. Das Bestre-
ben. aus dem zweidimensionalen. aus der Flache. in
den räumlichen. den dreidimensionalen Bereich vorzu-
dringen. kann. wie in unserem Falle bei Magda E. Pasz-
thy. als der "große Sprung in den Raum" bezeichnet
werden.
Das Österreichische Museum für angewandte Kunst
mit seiner reichen Sammlung an Textilkunst versucht.
an alte Traditionen anknüpfend. auch zeitgenossischen
Textilkünstlern zu Präsentationen zu verhelfen. Im
Zuge des kulturellen Austauschprogramme Österreich-
Ungarn kam Frau Paszthy in das Museum. um hier
neuere Werke zu zeigen. Sie stellte nicht zum ersten
Mal in Österreich aus.
An einem der ersten Ausstellungstage konnte man
folgendes beobachten. Junge Absolventinnen der Textil-
fachschule Spengergasse wie sich später herausstellte
kamen spontan. ohne Auftrag. die Ausstellung anzuse-
hen. Nach der Besichtigung standen sie beisammen.
ratschlagten. Auf eine Anfrage bekam man die synchrone
Antwort. --Wir wollen Frau Paszthy unsere Eindrücke
möglichst prägnant wiedergeben!" Ein Besucherbuch
lag auf. Wir lasen nach. Eine mehrfach kontinuierlich
formulierte Aussage w. Leise emanzipativ tendiert.
da sie sich als Frau in der Kunstszene so aktiv zeigen.
und wir glauben. daß Ihre Arbeit Sie sehr ausfullt
und sehr glücklich machtl" Anstatt Unterschriften.
als kollektives Signum. ein von Violett bis in Rot nuan-
cierter eingeklebter Wollknoten. Eine originelle Art.
Ausstellungen zu kommentieren. vielleicht von wirkli-
chem Nutzen für den Künstler. Keine Frage. daß hier
nicht üblich kritisch betrachtet. daß eher emotionell.
quasi von Frau zu Frau. eine amical akzentuierte kollek-
tive Meinung wiedergegeben ist. Vielleicht vnur" eine
kleine Begebenheit. die aus dem Routinebetrieb eines
Museums etwas herausragt. So wie das Auflegen eines
Besucherbuches. das Frau Pazthy sich nicht scheute.
Meinungen sammelnd. vorzulegen. Altmodisch" Ja
und nein. doch hierdurch ein klares Zeichen des Ver-
ständnisses. ja der Zuneigung einer oft zu Unrecht
als oberflächlich verschrienen Jugend manifestiert.
Künstler von heute leben weniger denn je im elfenbei-
nernen Turm. Im Gegenteil. sie gehen mehr und mehr
unter die Leute. wollen mit Recht wissen. wie sie. wie
ihre Kunstäußerung ankommt.
Zur Künstlerin. Wer Frau Paszthy über ihr Werk -genau
auf die Finger schaut". merkt sofort. wie wenig grob
sie mit ihren so unfeinen. rohen. grobstrahnigen Materia-
lien verfährt. Abgesehen von ihren großen. hängenden
Formen ist sie eine exzellente Bildnerin kleiner und
feinster Schlingungen und Verknüpfungen in Reliefs
und flachen Stücken. die sie zu starker figurativer Wir-
kung bringt. Im wahrsten Sinne des Wortes verdreht
und formt. Wenn wir es genau sehen wollen. ist der
in Zusammenhang mit ihrem Werk von einem ungari-
schen Kunsthistoriker formulierte wgroße Sprung in
den Raum" eher philosophisch zu deuten. weil hier
eher von Hängen bzw. vorn Fallen die Rede sein mußte.
Frau Paszthy ist völlig autark im Erspüren von Formen.
die zu erarbeiten das spröde Material zuläßt.
Naturgemäß stellt sich die Frage nach der Verwendung
Bildfolge 1-8
Dbjekten dieser Art. Sie scheint spezieller, einge-
mkt, und man kann darüber differenter Meinung
wird aber zwangslaufig zum kunstlerischen Ur-
wg gelangen. Frau Faszthy arbeitete anfanglich
iulichen Bereich, und die Mehrzahl ihrer Schopfun-
tcheint in historischen Bauten. deren jahrhunderte-
Innenstruktur entsprechendes räumliches Aquiva-
tls Ausstattungselement zu finden. Auf einen Blick
die hier zur Ausstellung versammelte Ballung
textilen Raum- und Wandobjekte naturhafte
zlationen.
spurt den Ursprung aus frühen Zeiten nicht nur
Material her. sondern auch von der Technik, in
ertigung. Die Kuristlerin hat sich diese Ausstellung
eingerichtet. optimal, und schon über eine erste
gnung. bei der das magyarische Temperament
ibricht. erkennt man sie als eine hochsensible
inalitat. Daß ihre schoplerische Tätigkeit mit An-
gung, korperlicher Muhsal sie arbeitet vorwiegend
zndlich nach oben verbunden ist, soll nicht uner-
bleiben, weil dies einen besonderen Aspekt
Schaffensweise ausmacht.
Eduard Baurner. "Mßßtefäleilef im Stadel". 1927. Bleistift,
59 50 cm
Eduard Baumer. Aäartnerstube im Franziskanerkonvent in
Tropeav, 1961 Oikrelde. 70x1OO cm --lch liebe vor allem
diese drei kleinen Tugenden die Gute des Herzens. den
Geist der Armut und die Einfachheit des Lebens" iFranz
Salesl
ientation eines Kabinettschrankes
Arch. Otto Prutscher
erleihgabe der
irreichischen Credit-lnstitut AG
Haus, Säulenhof
11., Stubenring
E. 1977,11 Uhr
Museum verzeichnet als einen der erfreulichsten
se die Schenkung eines wertvollen Objektes.
ter erfolgen solche Schenkungen auch. heute
uchlich, in Form einer Dauerleihgabe. Am 5. De-
er 1977 erfolgte die Überreichung eines Kabinett-
nkes und Tisch, ausgefuhrt von Arch Otto Prut-
1924, aus den Händen der Österreichischen
t-Institut AG W. Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Mrazek,
irektor des Osterreichischen Museums für ange-
te Kunst. nahm den besonderen Schenkungstag
zhafterweise zum Anlaß, von den Gönnern ad
nam als Nikolos zu sprechen, Wie oft bei solchen
ilichen Feiern wies er darauf hin, daß ein Museum
in heutiger Zeit, oft und oft betont, nichts so
Jrauchl als Schenkungen ohne weitere Unkosten,
Jauerleihgaben, um seine Sammlungen besser
mfassender erweitern zu können.
anz Windisch-Graetz. der Leiter der Mobelsamrn-
ies Museums. der das Objekt in seine Obhut
entwickelte ein anschauliches Bild der Zeit.
das Objekt entstand. Einer zwiespaltigen Dekade.
ogenannten goldenen 20erJahren. Ebenso triste
zktisch. unausgegoren. Jene Zeit. in der das Kon-
ivistische und Expressive. Dhiagilevs Ballett,
BFBDCUSIKODfQfIH, der Pagenkopf der Damen
langst wieder Mode geworden das Experiment
10 wie das Fortfuhren und Anknupfen an Traditio-
brodelnder Virulenz standen. Stets in einem
ideren Nahverhaltnis zu jedem seiner Objekte
oh Lieblingskindern führte er aus. daß er als
imsbeamter wohl streng das Sachliche seines
sehen muß, jedoch stets im Anschauen, so auch
iObjekles, hochst subjektiv und befangen ist.
abinettschrank mit Tisch hat 1924 schon anlaßlich
Jubilaumsausstellung in diesem Hause, vom Wiener
gewerbeverein veranstaltet. eine frühe Premiere
und ist sozusagen wieder hierher zurückgekehrt.
Stilbegritf des Art Deco zuzuordnen, hat sich
zher bei seinem Entwurf der charakteristischen
ken der 20erJahre bedient, wobei er als fruherer
des Handwerks besonderes Augenmerk darauf
le, die verwendeten Materialien zu besonderem
zu bringen,
liefiend betonte der Generaldirektor des ÖOl,
Rat Dr. Gerhard Ottel. das grundsatzliche Bemühen
il seines Institutes wie aller ahnlichen Institutionen.
Widmung besonderer und bedeutsamer Kunstob-
in die Allgemeinheit einen Beitrag zur Erweiterung
instlerischen Horizonts zu leisten. Den Abschluß
irrnittagigen Feierstunde bildete die Übergabe
ihlussel des Kabinettschranks aus den Handen
Cl-Generaldirektors Dr. G. Öttel an den Leiter
bbelsammlung des Museums Dr. F. Windisch-Gra-
nn ainnahnndn Dnetrhliniinn Ülnintzh- rsrlrslntn
Eduard Baumer. HTIEfES Tal in Kalabrien-a 1960 Ol. 59x99 crn
"St denke ich manchmal. ich bin ein Einsiedler, manchmal
denke Ich, Ich bin ein Schatzgraber, Fulle des Lebens und
goltliche Leere, das ist dann der Kontrast fur mich Die Einsam-
keit, die Stille, in der man das Gotllicne, das Erhabene Spurt--
Pressevorschau zur Ausstellung "Eduard Baumlerw mit Hof-
rat Prof Dr Wlihßim Mrazek, Direktor des Österreichischen
Museums tur angewandte kurisi und der Tochter des Kunsllers
Angellca Baurrier
K.
Ausstellung "Mltghfd Pxäsziny, Fiaurn- und WarfdfEXiliIent-i
Magda Pasztlly beim Hoclikiiuplen Magda Paszihy
LEDGDSDBUW lV 1974 Fiaulrltektilwerk, Hanf Jute ZBOXBOUH
Buchbesprechungen Varia
Wilhelm Mrazek. Künstlerpostkarten aus der
Wiener Werkstätte l908e1915. Verlag Galerie
Welz Salzburg, 1977.
Dem Untertitel "Ein Beitrag zur Geschichte der Ge-
brauchsgraphik in Wien-t wird der Text Mrazeks gerecht,
in dem uber die "Erfindungi- der Postkarte durch den
Lehrer an der Theresianischen Militärakademie in Wiener
Neustadt Dr. E. Herrmann berichtet-wird. Die Postkarte.
die uns heute eine Selbstverständlichkeit ist, so erfahren
wir, wurde erst 1869 als "Correspondenzkarteii im
öffentlichen Verkehr eingeführt. Wir erfahren weiters,
daB schon 1870, also ein Jahr darauf, bereits die ersten
Bildkarten erschienen, Um 1900 arbeiteten denn auch
schon viele Angehörige der Secession für diesen Bildträ-
ger. Kolo Moser wird vor allem genannt. Mrazek weist
darauf hin. daß auf diese Art eine sehr breite Werbung
für die Kunst jener Zeit und in allen Schichten des
Volkes zustande kam. Die "Wiener Werkstatte- setzte
die Bemühungen um die Gestaltung der Postkarte
sehr erfolgreich fort. Es gelang, bis 1916 eine Fülle
über 000 Nummern! von Karten zu schalten, die
zum Teil von heute sehr angesehenen Künstlern stam-
men. 45 Farbtafeln zeigen in dem Bandchen eine sehr
repräsentative und beispielhafte Auswahl jener Postkar-
ten. Wir finden so berühmte Namen wie L,H. Jungnickel.
O. Kokoschka, B. Löffler, Dagobert Peche. Egon Schiele
und Fritzi Löw unter den Beispielen. Die Auswahl ist
sehr überlegt getroffen, so daß die verschiedensten
Entwicklungen und Richtungen innerhalb der anschei-
nend geschlossenen Kunstbewegung aufgezeigt werden.
Der vom Osterreichischen Museum für angewandte
Kunst, Wien. herausgegebene Band ist sicher erst ein
Anfang der Aufarbeitung einer Zeit, die voll Schwung
und voller Hingabe an die Zukunft. an einen neuen
Frühling im kulturellen Leben glaubte. Alois Vogel
"Der Teppich als Kunstwerks
Wann kann man von einem Teppich als Kunstwerk
sprechen?
Grundsätzlich nur dann, wenn es sich um einen schopfa-
risch-genuinen Teppich von großer Ausstrahlung han-
delt. Dies bedeutet, daß eine schöpferische Arbeit aus
der ganzen existentiellen Situation entsteht. wo Freude
an der Selbstdarstellung Wünsche. Hoffnungen und
Bandigung der Angste und des Bösen. weltliche, mysti-
sche und religiöse Motivation den Antrieb zur Schaltung
eines Werkes geben. Für die nomadisierenden Völker
ist wegen der ihnen zur Verfügung stehenden Hilfsmittel
das textile Kunsthandwerk das Ergebnis ein Teppich.
Solange diese Voraussetzungen gegeben waren. können
die Erzeugnisse zum überwiegenden Teil als künstlerisch
hochwertig eingestuft werden. Mit dem fortschreitenden
Verfall dieser Tradition. hervorgerufen durch einschnei-
dende gesellschaftliche Veränderungen Industrialisie-
rung etc., ging die Fähigkeit. sich mit den alten Symbo-
len mitzuteilen, immer mehr verloren. Alte Teppiche
nachzuempfinden ist zwar technisch möglich man
hat es auch schon des öfteren versucht doch fehlt
ihnen die innere Kraft. Es sind Gebilde ohne Ausstrah-
lung. Dies ist ein wesentliches Merkmal jeder Kopie.
Lediglich äußere Merkmale blieben übrig, wie "handge-
knüpftu. -Musterform-- usw., und die Bezeichnung
"echtk, die in einer Kurzformel die Faszination von
bedeutenden Arbeiten zum Ausdruck bringt, wird be-
nützt, um dem künstlerisch bedeutungslcsen Teppich
der jüngeren Zeit etwas von dem Glanz der wirklichen
Kunstwerke abzugeben. Die ursprüngliche Bedeutung
des Prädikatas "echt" ist verlorengegangen und heute
zu einer Bezeichnung geworden. deren Auslegung
dahin gehend lautet. daß ein Teppich als echt angesehen
wird. wenn er aus Wolle oder Seide, von Hand und
in einem orientalischen Land hergestellt wurde. Anstatt
einen Sachverhalt zu erhellen, dient dies eher zur Ver-
schleierung. Daß damit keinerlei Aussage über die
künstlerische Qualität gemacht wird. ist offensichtlich.
Um sich einer Faustregel zu bedienen, kann man davon
ausgehen, daß Teppiche aus den orientalischen Zentren
bis zum 18. Jahrhundert künstlerisch bedeutend sind
und Arbeiten aus den ländlichen Gebieten, besiedelt
von Bauern und Nomaden. bis zum Teil um 1900 noch
genuine. schöpferische Volkskunst darstellen.
Es wird heute sehr viel vom "Teppich als Wertanlage
gesprochen. Dazu muß folgendes festgestellt werden
Sogenannte "echte Teppichen. die zwar aus Wolle
oder Seide und handgearbeitet sind. jedoch in Indien.
Pakistan. Rumänien und Bulgarien alten Mustern nach-
empfunden werden. denen jegliche Ursprünglichkeit
fehlt, kann man nicht als Wertanlage bezeichnen.
Nur ein antiker Teppich von hohem künstlerischem
Rang wird zur Rarität und dadurch als dauerhaftes
Wertobjekt Geltung haben. Franz Sailer
G9
IRNATIONALE KUNSTMESSE.
Schweizer Mustermesse BasellSchweiz. 10-20 Uhr.
Eintritt Fr. '7.-, nach 17 Uhr Fr. 5.-
Fritz Novotny 75 Jahre
Eine der verdienstvollsten Persönlichkeiten des Wiener
Kunstlebens, ao. Univ.-Prof. Dr. Fritz Novotny. der lang-
jährige Direktor der Österreichischen Galerie. als Kunst-
historiker und Wissenschaftler international weithin
bekannt und geschatzt, feierte am 10. Februar 1978
die Vollendung seines 75. Lebensjahres. Wer Professor
Dr. F. Novotny gekannt hat, mit ihm zusammen arbeiten
durfte, lernte in ihm einen Menschen kennen. den
sowohl profunde Sachkenntnis wie auch eine vornehme
menschliche Haltung auszeichnete. In reichstem Maße
publizistisch tätig, war er in der Hauptphase seines
Lebens als Direktor der Österreichischen Galerie über
die Maßen verdienstvoll in seinem Wirken und in der
Zeit der großen Bahnbrecher-Expositionen des Kulturarn-
tes der Stadt Wien maßgeblich an deren Zustandekom-
men, ihren Konzeptionen, ihrer Organisation in hoher
Verantwortlichkeit beteiligt.
Eine besondere verdiente Ehrung bereitete man zum
75. Geburtstag des Jubilars von selten des Professoren-
kollegiums der geisteswissenschaftlichen Fakultat
Wien vor. In Würdigung der wissenschaftlichen Verdien-
ste des Geehrten sollte ihm in einer akademischen
Feier am 9. Februar 1978 die Erneuerung seines Doktor-
diploms auszeichnen. Mit dieser Ehrung. die auch
die 50. Wiederkehr des Promotionstages von ac. Univ.-
Prof. Dr. Fritz Novotny bedeutete, war die Überreichung
einer Festschrift. bestritten von einer Anzahl honorabler
Autoren, verbunden. Wir schließen uns allen Glückwün-
schen und Gratulationen mit ad multos annos herzlichst
an. l.n.
Salzburg, neue Abteilung im Museum Caro-
lino Augusteum
Nach der Freimachung geeigneter Raume im histori-
schen Bürgerspital in der Salzburger Altstadt hatte
das Salzburger Museum Carolino Augusteum dort
eine eigene Spielzeugsammlung eingerichtet. die am
25. April 1978 feierlich ercffnet worden ist. Grundlage
dafür war die Stiftung der Sammlung Folk an das Mu-
seum vgl. Heft 1541155, S. 84435; "Alte und moderne
Kunst- wird über die neue Abteilung ausführlich berich-
ten.
Schallplatte "1200 Jahre Mattsee-i
Am 9. Dezember 1977 wurden aus der Reihe "Sal
Salzburg- des Unternehmens "Dokumentation un
Zeita 4020 Linz. Untere Donaulande 20 die erste
Exemplare der Schallplattenkassette "1200 Jahre
see-r überreicht. In Zusammenarbeit mit dem ORF
Salzburg gelang dem Salzburger Diozesanarchive
Dr. Hans Spatzenegger eine eindrucksvolle und
risch wie historisch bedeutsame Repräsentation
12DOjahrigen Geschichte des ehrwürdigen Kollegl
und seiner Kunstschätze. Vgl. auch Heft 153,
dieser Zeitschrift.
19. Schweizer Kunst- und Antiquitäten
Basel
Knapp vor Eroffnung der Salzburger Kunst- uni
Antiquitatenmesse hielt man vom 9. f9, März 19
die 19. Schweizerische Kunst- und Antiduitatenmi
in der Halle der Schweizer Mustermesse ab. im
einer ausgleichenden Gerechtigkeit versucht man
in Basel. zahlreichen wartenden Mitgliedern der
handlergilde neue Platze frei zu machen. So konr
man erweiternd von 51 Ausstellern im Vorjahr die
im Jahre 1978, bereits 55 Aussteller etablieren. Di
wirkte sich im speziellen durch ein erstklassiges
antiker Kunst, rustikalen Kunstgewerbes und Helv
verstärkt aus. Das Weltunternehmen H.P. Kraus-T
son New York nahm auf dieser 19. Basler Messe
ersten Mal teil. Bei Abfassung dieser Zeilen erfuh
man. daß die Wintersaison 1977178 den schweize
Auktionaren gute Ergebnisse brachte, was Verans
und Teilnehmenden der heurigen Messe Grund
Freude und Optimismus gab. Wie immer zum Sct
der Käufer von Antiquitateri, befand auch hier ein
qualifizierte Jury die angebotenen Objekte auf Qi
und Echtheit. Alle Garantien fur ein gesamt gutes
gen waren somit gegeben. Der Stand für den juni
Sammler, das ist erfreulich, ist hier bereits feste
tung geworden. Jungeren Leuten sollte fur wenig
die Moglichkeit zum Erwerb qualitatvoller Werke
ben werden.
bruno martinazzi
schmuck Skulpturen
5. 24. Juni
l978
galerle am graben
galene am
graben
te4. 523999 mge ase
KUNSTHAUS AM MUSEUM
CAROLA VAN HAM
GEMÄLDE KUNSTVERSTEIGERUNGEN ANTIQUITÄTEN
DRUSUSGASSE 1-5, D-S KÖLN, TEL. 238137
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und archäologische Funde
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