Sbe nstrß-ll
Antlqultätenmesse
22. 3.-30. 3. 1980
Residenz Salzburg
täglich 10-19 Uhr
.4.
BARTHOLOMÄUS SPRANGER 1546-161 HANBETUNG DES KWNDESH. ÖL AUF NADELHOLZ, 833x625 cm
REINHOLD HOFSTÄTTER
KUNST KUNSTGEWERBE
BRÄUNERSTRASSE 12 DOROTHEERGASSE 15-TEL. O222l528984, 528985
KJIIU umwlgcr
Inh. Pöhlrnann
ANTIQUITÄTEN
.11" 11. w.
.00 0.
0000 0.00
00000
p000001
000000
S.
u..- .-..
vQOQ OQQ1
....ß
00.00.
?".'.'."yi'.
TABERNAKELSCHRANK, Mitte 18.h.
Nußholz fumicrr und politiert. m11 Bandmusrer und Würfelmarketerie aus vcrschicdcncn Edelhölzem,
dic laden schön geschwungen und abgcsctzr; Mcssingbcschläge und Schlösser original.
Brcitc 132 cm, Tiefe 70 cm, Höhe 198 cm
A-4020 LINZ, Bethlchemstraßc
Telefon 0732 70117
SALZBURGER KUNST- ANTIQUITÄTENMESSE 1980
Karabinicrisaal, Stand
GLASÖÄLERIE
erlesenes Glas aus Jahrhunderten
Porträt des österreichischen Feldmarschalls An-
dies Gial Hadik von Fudak 1710-1790, mit
dem Großkreuz des Militär-Maria-Tneiesien-Or-
dens. Namerisinschrift mit zwei gekreuzten Hän-
den und dem Datum "Oktober 1757"
BAROCK-DECKELPOKAL, Schlesien, um 1760.
Farblos, konische iaceitierie Kuppa, reich gra-
vierl, mit Porträt in Kartusche. Flancivergoldung,
runder vrereckiger Fuß, Deckel mit Kugelknauf.
Hohe 30 cm
Kartusche mit General Hadik und seinem Stab.
umrahmt von symbolhatleri Tieren und Utensi-
lien, wie Fledermaus, Hunde, Lampen sowie Fi-
gurinen am 16. Oktober 1757 halte Hadik mit sei-
nen Truppen Berlin eingenommen
Als Leihgabe auf der Ausstellung wMaria Theresia und ihre Zeitrr, 1980, im Schloß Schönbrunn zur Schau gestellt.
MICHAEL KOVACEK
Salzburger Kunst- und Antiquitätenmesse 1980, Grünes Zimmer, Stand GZ 45
168 alle und moderne
alte und moderne kunst 25. Jahrgang 1980lHeft 168
Franz Wagner
50 Aquarelle des Johann Michael Flottmayr
Vorbericht zur Sommerausstellung 1980
des Salzburger Barockmuseums
Fritz Moosleitner
Der Dürrnberg bei Hallein
Zentrum keltischer Kunst und Kultur ..
Eva Czerey
Ein Salzburger Ftenaissanceofen
im Christlichen Museum zu Gran ..
Jürgen Zimmer
Joseph Heintz und die Fugger
Ernst Schäll
Friedrich Adler 1878 1942
ein zu Unrecht vergessener Künstler
des deutschen Jugendstils ..
Udo Kultermann
Die Vergangenheit als Thema.
Plastik im Zeichen des
zeitgenössischen Historizismus
Für den Kunstsammler D4
5. Salzburger Kunst- und
Antiquitätenmesse 1980
Das gravierte Hirschgeweih aus der
Sammlung Hearst von Franz Wagner
Künstlerprofile
Leonhard Stemeseder von Thomas Zaunschirm
Valerie Bäumer von Angelica Bäumer
Aktuelles Kunstgeschehen
Osterreichisches Museum für angewandte KunstQ
Bildnachweis ..
12
17
24
31
38
42
52
53
54
66
61
HERAUSGEBER
Gerhan Egger
Wilhelm Mrazek
Kurt Rossacher
REDAKTION ÖSTERREICHISCHES MUSEUM FÜR ANGEWANDTE KUNST,
A-1010 WIEN, STUBENRING TEL. 0222 725696. Hanna Egger Chefredak-
teur, verantwortlich für den Inhalt, Alois Vogel Wiener Kunstkritik, Bundes-
länderberlcht, Leopold Netopil Berichte, Umbruch, lmprimatur
ZWEIGHEDAKTION SALZBURG SALZBURGEH BAFiOCKMUSEUM, A-5024
SALZBURG, MIRABELLGARTEN, POSTFACH 12, TEL. 06222 77432.
Franz Wagner Salzburger Kunst und Kunstkritlk, Kurt Rossacher Gesamt-
gestaltung
EIGENTÜMER UND VERLEGER AMK-Verlag, A-5024 Salzburg, lmbergstraße
Nr. Tel. 73731. HERSTELLUNG Ftauchdruck Dr. Rudolf Erhard, A-BOAO
Innsbruck, Kugelfangweg 15. Bildherstellung Wagnersche Universitäts-
druckerel, A-6010 Innsbruck, Erlerstraße 7.
Gefördert durch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
und das Bundesministerium für Unterricht und Kunst. Für unveriangte Ein-
sendung von Manuskripten und Fotos wird nicht gehaftet.
VERTRIEB Rauch-Druck, A-6040 Innsbruck, Kugelfangweg 15, Postfach 915.
Banken Creditanstalt Innsbruck, Konto "Alte und moderne Kunst", Nr. 8953291
und Bankhaus Spängler u. 00., Salzburg, Konto AMK-Verlag Nr. 10015509.
ANZEIGEN AMK-Verlag. ERSCHEINUNGSORT Innsbruck
PREIS inkl. Porto Jahresabonnement, Nummern davon ein Doppelheft
öS 545.- inkl. MWSI. DM 78.- sfr 82.-, Einzelheft ÖS 100.-
Rates, second class mail included, subscrlption issues numbers per
anno US 40.- by air US 60.-
Tilelbild
Giulio Paolinl, Nenere Marie-r, 1973. Fotografia carta
mllllmetrata, 142x200 cm Maskenlbrmiger Beschlag
einer Holzkanne aus dem wFOrstengrab- Nr. 44 vom Dürrn-
berg. 2. Hälfte 5. Jahrhundert v. Chr. Höhe 8,2 cm. Kellen-
museum, Hallein
50 Aquarelle des
Johann Michael Rottmayr
Vorbericht zur Sommerausstellung 1980
des Salzburger Barockmuseums
Das wbeweglichen Werk Johann Michael Rott-
mayrs, des wohl bedeutendsten nichtitalieni-
schen Freskanten seiner Generation, der 1654 in
Laufen an der Salzach geboren und 1704 mit dem
Prädikat wvon Rosenbrunnrt durch Kaiser Leo-
pold l. in den Adelsstand erhoben wurde, ist 1954
glanzvoll in den Prunkraumen der Salzburger Resi-
denz ausgestellt gewesen; zusammengetragen
aus den großen öffentlichen Sammlungen, waren
dabei auch 19 Handzeichnungen zu sehen, kaum
genügend, um von der zeichnerischen Tätigkeit
des großen Malers einen ausreichenden Begriff zu
vermitteln. "Von den Handzeichnungen Flottmayrs
zu sprechenrr, schrieb Erich Hubala im damaligen
Ausstellungskatalog', "heißt also zunächst aut-
fordern, nach solchen zu suchen." Später, 1967,
hatte Peter von Bomhard in den Kirchenrechnun-
gen der Ptarre Palling bei Tittmoning zwei si-
gnierte Entwürfe gefunden, sechs Zeichnungen
sind in der Tschechoslowakei und zwei in Salz-
burg aufgetaucht.
ln den späten sechziger Jahren war Edward Ma-
ser, Ordlnarius für Kunstgeschichte an der Univer-
sität Chicago, mit großem Spürsinn einer ihm
durch Carlo Flagghianti mitgeteilten Fährte ge-
folgt und hatte so das große Glück, in einer priva-
ten, nicht genannt sein wollenden Sammlung in
der Lombardei 81 einundachtzig! prachtvolle
Zeichnungen aufzuspüren, die nicht nur in ihrer
Handschrift, sondern besonders auchdurch eine
hervorragende farbige Behandlung alle Merkmale
der Persönlichkeit Rottmayrs zeigen. Masers
Glück war aber kein vom Himmel gefallenes, son-
dern ein lang erarbeitetes, vergleichbar jenem, mit
dem der Turiner Musikwissenschaftler Alberto
Gentili die zahllosen Originalpartituren Antonio
Vivaldis aus dem Familienerbe der Grafen Duraz-
zo der Vergessenheit entrissen hatte.
Der Weg der aquarellierten Zeichnungen Flott-
mayrs in die lombardische Privatsammlung Ist
nicht eindeutig rekonstruierbar. Wahrscheinlich
ist, daß dieser Weg in dem Nachlaß der beiden
Töchter des Malers, Maria Theresia Ceschi di
S. Croce und Maria Helena Guardi, seinen Aus-
gangspunkt nahm. Die Zelchnungen waren bisher
in keiner einzigen Ausstellung zu sehen. Um so
glücklicher ist daher das Salzburger Barockmu-
seum, dank des großen Verständnisses des Eigen-
tümers und dank der hilfreichen Hand der Kultur-
abteilung der Flegione Lombardia vom 11.Juni bis
zum 30. September 1980 die fünfzig schör
Aquarelle aus dem durch Maser 1971 PUbliZli
Fund der Öffentlichkeit vorstellen zu können
damit gleichzeitig an die 250. Wiederkehr de
desjahres Ftcttmayrs zu erinnern.
1688 war der Sohn eines Organisten und einei
lerin von der dreizehnjährigen Lehrzeit, di
hauptsächlich bei Carl Loth in Venedig verbi
te, in die salzburgische Heimat zurückgekehrt
7. August 1690 heiratete er in Maria Bühel bei
fen Helena Barbara, die Tochter des salzb
schen Leibgardisten Elias Fleichpeckh; der
entstammten neben den beiden schon genan
Töchtern nur der Sohn Johann Michael C611
der aber schon im Alter von 14 Monaten vers
Zu den Trauzeugen zählte Johann Baptist ll
hochfürstlich salzburgischer Kammerdlener
Buchdrucker. Die persönlichen Beziehungen
Salzburger Hofstaat sind nicht von urige
Rottmayr hatte in Fürsterzbischof Ernest
Thun einen großen Gönner und den maßgebli
Förderer gefunden. Alle Großaufträge Jener
die in Salzburg zu vergeben waren, gingen an
mayr, Deckengemälde in den landesfürstli
Schlössern, Altarbilder und Fresken in den
...,., ........-......
orte und Heiliger. Unter diesen vorne Rupert und
rgil. Signiert und datiert 1695. Feder in Braun auf Pa-
er, aquarelliert, 412 240 mm. Erster Entwurf für das
19. Jahrhundert zerstörte Hochaltarbild der Pfarr-
rche Palling bei Tittmoning. Lombardischer Privat-
esitz
Johann Michael Rcttmayr, wPredigt Johannes des
Täulerstt, signiert und datiert 1703. Feder über Blei-
griffel auf Papier, aquarellierl, 362x214 mm. Entwurf
für ein Seltenaltarbild der Johannesspitalkircne in
Salzburg. Lombardischer Privatbesitz
Johann Michael Fiottmayr, wPredigt Johannes des
Taufersu, signiert und datiert 1709. O1 auf Leinwand,
342x177 cm. Altarblatt des linken Seiteneltares der
Johannesspitalkirehe in Salzburg.
chen der Stadt Salzburg und der salzburgischen
Städte Laufen und Tittmoning, schließlich auch
auf Empfehlung seines Landesfürsten die be-
rühmten Arbeiten in Böhmen und in Mahren, die
wohl mit ein Grund für Fiottmayrs Übersiedlung
nach Wien um die Jahrhundertwende waren. uEs
kann kein Zufall sein-i, so schrieb Franz Fuhrmann
1954, iidaß Rottmayrs künstlerischer Weg so viele
Berührungspunkte mit dem Fischers von Erlach
zeigt. Im Ahnensaal des Schlosses Frain finden
wir sie erstmals gemeinsam am Werk, im Schloß
Schönbrunn, das Versailles übertreffen sollte, be-
gegnen sie uns wieder, und schließlich malt er,
schon nach Fischers Tod, die Kuppel der Karlskir-
che aus, nachdem er ein Menschenalter zuvor die-
selbe Aufgabe in der Dreifaltigkeitskirche zu Salz-
burg, der Karlskirohe ,in nuce', zum erstenmal ge-
löst hatte. Doch nicht genug damit, daß Flottmayr
und Fischer in engster Beziehung stehen, tritt
Rottmayr auch mit den beiden übrigen führenden
Architekten der Zeit gemeinsam auf die von Hil-
debranclt vollendete Peterskirche erhält von Rott-
mayr das Kuppelfresko, in dem von Hildebrandt
umgebauten Schloß Mirabell in Salzburg malt
Rottmayr die Decke des Marmorsaales, und
Johann Michael Ftottmayr, "Vulcan überrascht Mars
und Venus-r, Feder In Braun auf Papier, aquarelliert,
280 x225 mm. Entwurf für ein Olgemalde ?i. Lombar-
discher Privatbesitz
Johann Michael Flottmayr, wMusik und Malerei, be-
schützt durch glückliche Hegierungu. Rechter Teil des
Deckenfreskos in der Schönen Galerie der Residenz In
Salzburg
Prandtauers herrliche Raumschöpfung der Stifts-
kirche von Melk erfuhr durch Rottmayr ihre farbige
Krönung."
Die einundachtzig Zeichnungen der Iombardi-
schen Privatsammlung stellen nicht etwa den Be-
standteil eines Skizzenbuches dar. Vielmehr han-
delt es sich dabei um eine im Laufe der Zeit im
Atelier Flottmayrs angewachsene Sammlung von
Entwürfen zu monumentalen Werken 14 Blätter
sind signiert, 10 davon auch datiert. Alle wichti-
gen Aufträge von der Rückkehr aus Italien bis hin
zu den letzten Arbeiten knapp vor dem am 25. Ok-
tober 1730 erfolgten Tod sind in Vorarbeiten ver-
treten, ausgenommen das Kuppelfresko der Wie-
ner Karlskirche, von dem sich vorbereitende
Zeichnungen vielleicht noch irgendwo und bis
jetzt unerkannt erhalten haben. So finden wlr in
den aquarellierten Entwürfen das Fiupertus-
Altarblatt für Laufen, die Bilder für die Altäre im
Passauer Dom und für den der Sebastiansbruder-
schaft in Tittmoning, eine farbig besonders subti-
Ie Variante für Palling wohl ein erster Entwurf,
das Hochaltarbild der Stiftskirche Heiligenkreuz,
das Kuppelfresko der Salzburger Dreifaltigkeits-
kirche, die Deckenbilder in mehreren Varianten für
Johann Michael Rottmayr, "Die Verherrlichung des
Namen Jesu durch die vier Erdteilen Feder über Blei-
griffel, aquarellieri, 305x325 bzw. 378 323 mm. Vor-
bereiiender Entwurf auf zwei Blättern iür das 1704 bis
1706 ausgeführte Deckenfresko der Jesuitenkirche in
Breslau. Der dazugehörige Modello im Barookmuseum
der Osierreichischen Galerie in Wien, Unteres Belve-
dere. Lombardischer Privaibesitz
Johann Michael Rollmayr, "Triumph des Lichtes über
die Finsternisii. Feder über Blelgrllfel auf Papier,
aquareiiiert, 411x287 mm. Entwurf für ein Decken-
fresko? Lombardischer Privatbesitz
den nKlelnen Saalti des Schlosses Schönbrunn,
die Deckenfresken der Jesuitenkirche St. Matthias
in Breslau, die Seitenaltarbilder der Salzburger Jo-
hannesspitalskirche, die Arbeiten für das Garten-
palais Liechtenstein in der Floßau, für die Kirche
der Theatiner in Prag, für den Wiener Stephans-
dom, für die Salzburger Kajetanerkirche, für die
Prunkräume der Salzburger Residenz, für die Wie-
ner Peterskirche, für das Kcllegiatsstift Mattsee,
für die Deutschordenskirche in Lalbach, für die
Seitenaltäre der Salzburger Kollegienkirche, für
das Alte Rathaus in Wien, für die Melker Stiftskir-
che.
Für alle diese Blätter gilt, was Erich Hubala schon
1954 über die damals erst bekannten Handzeich-
nungen geschrieben hat "Die Schönheit der
Handzeichnungen Rottmayrs liegt in der physio-
gnomischen Wucht der Form, in der rhythmischen
Sicherheit ihrer Anlage, im kontrapunktischen Zu-
sammenwirken von Lavierung und Linie. Rottmayr
massiert die technischen Möglichkeiten und wer-
tet sie nur im Hinblick auf sein künstlerisches
Ziel das farbige ,Konzertieren' mit ,Solo' mit
allen Mitteln akzentuierte Einzelfigur bzw. Gruppe
und ,Ftipieno' zentrifugale oder zentripetale
,Fassung' des Solos, oft bildfüilend und stets oh-
ne tektonische und bildraumliche Motivierung.
Damit aber nähert sich die Handzeichnung schon
in ihrer technischen Fraktur weitgehend der
Farbskizze, so daß beide vom gleichen Geist ge-
prägt, diese von jener aber nicht mehr prinzipiell,
sondern nur graduell verschieden ist... Damit wird
nicht nur deutlich, daß Rottmayr in diesen seinen
so urmalerisch behandelten Zeichnungen von
denen man also wohl von Aquarellen sprechen
kann, auch wenn es keine "echten", d.h. solche
ohne jede Vorzeichnung sind ebenbürtige Ge-
genstücke zu den für den im damals üblichen Ver-
handlungsstil mit den Auftraggebern notwendi-
gen Ölskizzen sah. Damit erweist sich schließlich
auch Masers lombardischer Fund in seiner Ge-
samtheit wie in jedem einzelnen Blatt als einer der
besonders großartigen Höhepunkte des österrei-
chischen Barock, mit dem zu beschäftigen die
Salzburger Ausstellung des Sommer 1980 reich-
lich Gelegenheit geben wird.
Zu der Ausstellung des Salzburger Barockmuseums
wird ein ausführlicher Katalog mit Beiträgen von Edward
Maser und Franz Fuhrmann erscheinen, in dem auch alle
Nachweise zu diesem Essay enthalten sein werden.
Johann Michael Ftottmayr, wDie Heilige Sippen. Feder
in Braun aul Papier, aquarelliert, 244 285 mm. Erster
Entwurf lLtr das Altarbild eines Seitenaltares in der Ka-
jetanerklrcne in Salzburg. Lombardischer Privaibesi
Johann Michael Rottmayr, i-Die heilige Sippeu, sie
gniert und 1708 datiert. Altarblatt des linken Seiten-
altares in der Kaietanerkirche in Salzburg
10 Johann Michael Ronmayr. wGott Vater-n Fede
11
BleIgrlHel auf Papier. aquarellien, 155m 195
tsmativentwurl das Deckenfresko in der für
schölllchen Privatkapelle in den Prunkräum.
Salzburger Residenz. Lombardischer Privaibes
Johann Michael Rottmayr, "Gollvateru, um
Deckeniresko der fürsterzbischöllichen Privat!
der Residenz in Salzburg
Fritz Moosleitner
Der Dürrnberg bei Hallein
Zentrum keltischer Kunst
und Kultur
Die traditionsreiche Salinenstadt Hallein, rund
fünfzehn Kilometer südlich der Stadt Salzburg ge-
legen, steht 1980 ganz irn Zeichen der ersten Salz-
burger Landesausstellung. Unter dem Titel i-Die
Kelten in Mitteleuropa-r wird eine umfangreiche
Dokumentation vorbereitet, die einen Überblick
über Kunst und Kultur der Kelten im Zeitraum zwi-
schen dem ersten Auftreten des keltischen Stiles
um 500 v. Chr. bis zum Ende der keltischen Eigen-
ständigkeit im Ietzten Jahrhundert vor der Zeiten-
wende geben soll. Für diese Schau, die an Umfang
und Bedeutung alle bisherigen Ausstellungen zu
diesem Thema übertrifft, werden Leihgaben aus
rund siebzig der bedeutendsten europäischen Mu-
seen und Sammlungen erwartet. Unmittelbarer
Anlaß für diese Ausstellung ist die 75OJahr-Feier
der Stadt Hallein. Kein anderes Thema schien für
eine Sonderausstellung zum festlichen Anlaß bes-
ser geeignet als eine Zusammenschau keltischer
Kunst und Kultur, hat sich doch der Dürrnberg bei
Hallein durch die Grabungen der letzten Jahrzehn-
te als eines der bedeutendsten keltischen Sied-
Iungszentren erwiesen. Das i-Keltenmuseum Hal-
Ieinu birgt eine der umfangreichsten Sammlungen
keltischer Handwerkskunst in Europa. Die Fach-
welt beschäftigte sich in den letzten Jahren be-
reits sehr eingehend mit dem Fundmaterial des
Dürrnberges. Trotzdem hat diese Örtlichkeit nicht
jene Aufmerksamkeit gefunden, die ihr auf Grund
der eminenten Bedeutung zukommen müßte. Es
bleibt zu hoffen, daß die geplante Ausstellung ei-
ne Wende herbeiführen möge.
Die Erforschung des Dürrnberges
Einer der Gründe für die mangelnde Popularität
des Dürrnberges ist darin zu suchen, daß die Wis-
senschaft die Bedeutung dieses Fundplatzes erst
sehr spät erkannt hat, obwohl die ältesten Nach-
richten über Funde am Dürrnberg bereits aus den
ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts stam-
men. Bei Erdarbeiten stieß man wiederholt auf Be-
stattungen aus vorgeschichtlicher Zeit, so etwa
im Jahre 1823 am sogenannten Hallersbühel oder
1844 bei der Anlage eines neuen Friedhofes. Es
kam jedoch während des gesamten 19. Jh.s zu kei-
nen planmäßigen Untersuchungen. Kleinere Ver-
suchsgrabungen wurden mehrmals in Angriff ge-
nommen, ihnen war jedoch kein Erfolg beschie-
den. Nach der Entdeckung eines Grabes infolge
einer Hangrutschung im Jahre 1881 prüfte das Na-
turhistorische Hofmuseum Wien an Ort und Stelle
die Möglichkeit zu großangelegten Grabungen.
Dem damaligen Kustos Franz Heger schien die
Örtlichkeit jedoch ungeeignet, er beurteilte die
Chance, auf ein größeres Gräberfeld zu stoßen,
negativ. Die Zufallsfunde des Jahres 1881 riefen
hingegen erstmals Raubgräber auf den Plan, die
einige Erfolge verbuchen konnten. Zahlreiche
Grabhügel wurden geplündert, die Funde wander-
ten in den Münchener Kunsthandel. Erst ab 1910
trat eine Änderung dieser Situation ein, als sich
der junge Bauingenieur Martin Hell für die älteste
Geschichte des Landes Salzburg zu interessieren
begann. Von Anfang an bildete der Dürrnberg
einen Schwerpunkt seiner Forschungstatigkeit.
In einer Reihe von Publikationen hat M. Hell
den Dürrnberg der Fachwelt bekannt gemacht. Je-
doch auch ihm bot sich keine Möglichkeit zu groß-
angelegten Grabungen, er mußte sich mit der Be-
obachtung von Erdbewegungen im Zuge von Bau-
arbeiten sowie mit kleinen Bodenuntersuchun-
gen begnügen. Im Jahre 1925 gelang M. Hell
die Auffindung einiger reich ausgestatteter
Gräber, die durch Bauarbeiten angeschnitten wor-
den waren.
Angeregt durch diese Entdeckungen, schaltete
sich Olivier Klose, Kustos der iiAntikenabtellungu
des Salzburger Museums, in die Erforschung des
Dürrnberges ein. Von 1928 bis 1932 öffnete er
rund fünfzehn große Grabhügel, die jedoch groß-
teils in älterer Zeit geplündert worden waren. Der
erhoffte Erfolg stellte sich erst im letzten von ihm
geöffneten Grab ein. In einem großen Grabhügel
am Fuße der Hexenwand fand Klose zusammen
mit den Resten eines zweirädrigen Streitwagens
die einzigartige Schnabelkanne aus Bronze. Klose
konnte sich seines Fundes nur kurze Zeit erfreuen,
er starb wenige Monate nach Auffindung der Kan-
ne.
Von 1932 ruhte die Forschungsarbeit am Dürrn-
berg, bis 1949 Ing. Ernst Penninger zum Kustos
des Halleiner Stadtmuseums bestellt wurde. Noch
im selben Jahr begann er, am Dürrnberg Fundber-
gungen und kleinere Grabungen zur Rettung ge-
fährdeter Bodendenkmäler durchzuführen in
den ersten Jahren noch unter Anleitung des Lan-
desarchäologen Martin Hell, sehr bald jedoch
schon auf eigene Verantwortung. Diese Untersu-
chungen gestalteten sich von Anfang an sehr er-
folgreich. Obwohl nur sehr beschränkte Geldmit-
tel zur Verfügung standen, konnte Jahr für Jahr ei-
ne größere Zahl von Bestattungen aufgedeckt
werden. Die Grabarbeiten wurden dabei zumeist
von freiwilligen Helfern durchgeführt.
Eine Änderung der Situation trat erst nach der
Auffindung eines weiteren nFürstengrabes-r im
Jahre 1959 ein. Im Zusammenhang mit der Errich-
tung eines neuen Kurparks wurde auf der Hohe
des Mosersteines ein ungestörtes Grab mit rei-
cher Ausstattung entdeckt. Von den Beigaben sei
ein Bronzehelm, eine "Pilgerflaschefr aus Bronze
sowie eine attische Schale erwähnt. Dieses Grab
erweckte das Interesse weiter Kreise, von diesem
Zeitpunkt an konnten die Grabungen am Dürrn-
berg auf eine neue Basis gestellt werden.
Im Jahre 1963 gelang die Auffindung eines ge-
schlossenen Graberfeldes im Bereich des sog.
Eislgutes, dieser Friedhof gehört sowohl der spä-
ten Hallstattzeit wie auch der Frühlateneperiode
an. Seither konzentriert sich die Grabungstatig-
keit auf den Bereich des Eislfeldes. Die systemati-
sche Aufdeckung dieses Gräberfeldes erbrachte
außerordentlich reiches Fundmaterial, gibt Auf-
schluß über Totenkult und Bestattungssitten so-
wie neue Einblicke in chronologische Zusammen-
hänge.
In den letzten Jahren ist die Forschungsarbeit am
Dürrnberg außerordentlich intensiviert worden.
Der geplante Bau einer neuen Straße auf den
Dürrnberg macht umfangreiche Rettungsmaßnah-
men notwendig. An den Grabungen im Bereich der
zukünftigen Straßentrasse beteiligen sich meh-
rere lnstitutionen, u.a. das Bundesdenkmalamt
Wien und die Universität Wien, die Hauptlast die-
ser Arbeiten wird jedoch vom Keltenmuseum Hal-
lein und vom Salzburger Museum C.A. getragen.
Im Zuge dieser Rettungsgrabungen konnten nicht
nur zahlreiche Gräber mit reichen Beigaben, son-
dern neben Siedlungsresten auch erstmalig
Werksanlagen zur Salzgewinnung aufgedeckt
werden. Ausgedehnte Salzlagerstätten bildeten
die wirtschaftliche Grundlage für den Reichtum
der vorgeschichtlichen Siedlung am Dürrnberg.
Die bergmännische Gewinnung des Salzes setzte
nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen
in der Hallstattperiode um 600 v. Chr. ein und dau-
ert mit Unterbrechung in römischer Zeit und im
Frühmittelalter bis in unsere Tage an.
Das Werden des keltischen Stiles
Etwa um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. tritt
in Mitteleuropa in einem Gebiet, das sich in wei-
tem Bogen von Ostfrankreich bis an den Nordost-
rand der Alpen erstreckt, eine neue Kultur in Er-
scheinung, die man nach einem Fundort in der
Schweiz als Latenekultur bezeichnet.
An Hand antiker Quellen konnte diese Kultur ein-
deutig dem Volk der Kelten zugeordnet werden.
Kennzeichnend für die Latenekultur ist ein eigen-
artiger, unverwechselbarer Kunststil, der uns vor
allem in der Verzierung von Metallgegenständen,
auf Schmuck, Waffen, Gerätschaften und Metall-
gefäßen, aber auch auf Keramik entgegentritt. Oh-
ne daß ein Entwicklungsprozeß, ein allmahliches
Werden dieses neuen Stils erkennbar wäre, tritt
dieser plötzlich in Erscheinung.
Wie man das Problem auch betrachten mag, man
stößt immer und immer wieder auf dasselbe Phä-
nomen, nämlich, daß die keltische Kunst keine
i-Genesisu, keine Entwicklungsgeschichte erken-
hen läßt. Diese Zeilen schrieb einer der bedeu-
tendsten Kenner keltischer Kunst, Paul Jacobs-
thal, in seinem umfassenden Werk über die frühe
keltische Kunst Early Celtic Art, Oxford 1944.
Diese Feststellung hat im wesentlichen auch heu-
te noch Gültigkeit. Zwar haben zahlreiche neue
Forschungen das Problem einer Lösung näherge-
bracht, erst durch neue Funde jedoch, insbeson-
dere jene des Dürrnberges, hat sich die Material-
basis für systematische Untersuchungen wesent-
lich verbreitert. Von einer endgültigen Klärung die-
ses Phänomens sind wir jedoch noch weit ent-
lernt.
Paul Jacobsthal führt weiter aus "Die keltische
Kunst hat drei Wurzeln Italien, den Osten und
Hallstattnt
Die Hallstattkultur ca. 730 bis 450 v. Chr. bildete
die Grundlage für die Entfaltung des keltischen
Stiles. Diese Kultur, benannt nach dem bekannten
Salzort In Oberösterreich, war in weiten Gebieten
Mitteleuropas, von Ostfrankreich über Süd-
deutschland und Österreich bis Ungarn und Nord-
jugoslawien, beheimatet. Im westlichen Verbrei-
tungsgebiet wurde diese Kultur zweifellos von kel-
tischen Völkerschaften getragen.
Zwar hat der Hallstattstil mit seiner rein geometri-
schen Ornamentik Dreiecke, Quadrate und Rhom-
ben nur wenig mit der Kunst der Lateneperiode
gemein, in der Hallstattzeit wurden jedoch die
technischen Grundlagen erarbeitet, auf denen das
frühkeltische Kunsthandwerk aufbauen konnte.
So hat man z.B. das Verfahren des Bronzegusses
in verlorener Form perfekt beherrscht. Einfache
Drehbanke zur Holz- und Metallbearbeitung stan-
den bereits in Anwendung. In der Keramik wie
auch in den Schmuckformen lebt hallstattzeitli-
ches Formengut auch noch in der Lateneperiode
fort.
Eine zweite Wurzel des keltischen Stils um-
schreibt Jacobsthal mit dem Begriff "Osten-i.
Gemeint sind damit Einflüsse aus der Kunst der
östlichen Reiternomaden, insbesondere der Sky-
then, die im Frühlatenestil wirksam werden. Man-
che Motive scheinen von den Thrakern im heuti-
gen Bulgarien übernommen worden zu sein, ein-
zelne Formen haben noch weifer im Osten, z. B. im
Kaukasus, ihren Ursprung. Diese östlichen Ein-
flüsse machen sich vor allem in keltischen Tier-
darstellungen geltend, so z. B. im Motiv des Adler-
kopfes mit geöffnetem Schnabel, das im gesam-
ten frühkeltischen Bereich Verbreitung fand. Auf
welchen Wegen diese Einflüsse den Kelten über-
mittelt wurden, läßt sich nicht befriedigend klä-
ren. Zwar sind die Skythen im Verlauf des 7. Jahr-
hunderts v. Chr. in die ungarische Tiefebene vor-
gedrungen und haben sich dort niedergelassen,
zum Zeitpunkt der Entstehung des Frühlatenestils
waren sie jedoch nicht unmittelbare Nachbarn der
Bronzehelm aus dem i-FiJrstengrab-i Nr. 44 vom Dürrn-
berg. 2. Hälfte 5. Jahrhundert v. Chr. Der Helm getrie-
ben aus Bronzeblech, der Aulsalz separat gegossen
und aufgenietel. Keltenmuseum, Hallein,
Fünf Tonkannen mit schnabel- bzw. röhrenförmigem
Ausguß aus Gräbern des Dürrnbergs. 2. Hälfte 5. Jahr-
hundert v. Chr. Keltenmuseum, Hallein
ten. Bisher ist im gesamten Verbreitungsge-
IdES Frühtatenestils nicht ein einziges Import-
ck östlicher Provenienz aufgefunden worden.
mutlich sind diese Motive über die südostalpi-
Hallstattkulturen im heutigen Slowenien den
ten übermittelt worden, zu diesem Gebiet be-
tden in der Frühlatenezeit enge Handelskon-
te.
Forschung hat zumeist die Bedeutung der öst-
en Komponente im frühkeltischen Kunstschaf-
überbewertet. Zwar sind, wie bereits ausge-
rt, einzelne Einflüsse aus dem Osten deutlich
annbar, für die Ausbildung des keltischen Sti-
spielten sie jedoch nur eine sehr untergeordne-
Rolle. Als dritte Wurzel der keltischen Kunst
nt Jacobsthal "Italien-r. Damit hat er ganz all-
tein die Beziehungen zu den Kulturen des Mit-
teerraumes, insbesondere zum etruskischen
en, vor Augen. Diese Südkontakte waren für
Entstehung des Frühlatenestils von aus-
laggebender Bedeutung.
um 600 v. Chr. gründeten die Griechen an der
französischen Küste die Stadt Massilia, das
tige Marseille, und trieben Handel mit den
mmen des umliegenden Landes. Über das Rho-
al und die Burgundische Pforte gelangten
hwertige Erzeugnisse aus griechischen und
eritalischen Werkstätten auch nach Mittel-
apa. Vorwiegend Weinkannen und Trinkge-
irr aus Bronze und Keramik wurden nach dem
den verhandelt.
id hundert Jahre später etwa um 500 v. Chr.
achalteten sich die Etrusker in den Handel mit
keltischen Stämmen nördlich der Alpen ein.
etruskischen Niederlassungen in der Poebene
en Ausgangspunkt dieses Handels, der über
oberitalische Seengebiet und die Westalpen-
se das keltische Kerngebiet nordwestlich der
an erschloß. Ein Zweig dieses etruskischen
idels führte über die Ostalpen in das Gebiet
Salzburg, weiter zur Donau und von dort nach
böhmen. Bronzene Schnabelkannen und Ei-
Maskenlormiger Beschlag einer Holzkanne aus dem
vFürslengrablt Nr. 44 vom Dürrnberg. 2. Hallle 5. Jahr-
hundert v. Chr. Hohe 8,2 crn. Ketlenmuseum, Hallein
mer aus Werkstätten in Mittelitalien waren an
keltischen Fürstenhöfen sehr begehrt. Die
takte zum Süden beschränkten sich nicht auf
Austausch von Gütern; mit dem Handel gelang
auch neue ldeen und Kenntnisse zu den Kel
Vor allem die keltische Oberschicht orienti
sich an südlichen Vorbildern. Nicht nur Weil
hälter und Trinkgefäße hat man importiert,
dem auch südliche Trinksitten fanden Eingani
den Fürstenhöfen. Etruskische Einflüsse sind
ter anderem im Totenbrauchtum feststellbar.
se mannigfachen Einflüsse aus dem Süden
ten das auslösende Moment für die Entwickl
des Frühlatenestils. Die keltischen Hendwei
vor allem jene, die im höfischen Milieu tätig
ren, reagierten auf die verschiedenartigen
gungen, indem sie eine Auswahl an Formen
Motiven übernahmen. Diese Vorlagen wurdet
doch nicht auf simple Weise kopiert, sondern
fältig abgewandelt und zu neuen Musterkomt
tionen zusammengefügt.
Von importierter griechischer Keramik hat mal
namentale Ziermuster übernommen, vor al
pflanzliche Motive, wie Palmette und Lotos, di
guralen Darstellungen auf lmportkeramik blie
hingegen ohne Einfluß auf die frühkeltis
Kunst. Darstellungen der menschlichen
oder gar szenische Motive sind dieser weitgeh
fremd. Die Abbildung des Menschen beschrä
sich in der Hegel auf die Wiedergabe des Koi
in Form von Masken und Fratzen. Etruskische
tallarbeiten haben als Vorlagen für diese Kopf
stellungen gedient. In der keltischen Orname
finden sich neben pflanzlichen Motiven auch
strakte Bogen- und Spiralmuster, die mit dem
kel konstruiert wurden. Für diese Motive las
sich ebenfalls Vorbilder aus dem Süden beit
gen.
Die Frühlatenekunst im ostkeltischen Bereich
Trotz eines einheitlichen Charakters der frühk
sehen Kunst lassen sich dennoch regionale Ur
schiede feststellen. Vorn westlichen Frühlatene-
bereich mit Zentrum im Mittelrheingebiet hebt
sich deutlich eine östliche Stilprovinz ab, die Süd-
böhmen, die Oberpfalz und das nördliche Öster-
reich umfaßt. Kennzeichnend fürdiesen Stil ist die
bevorzugte Verwendung von Bogenornamenten
sowie die naturnahe Darstellung von Tieren und in
einigen wenigen Fällen auch des Menschen.
Nach Ansicht einiger Wissenschafter sei die Wie-
ge der lrühkeltischen Kunst ausschließlich in der
westlichen Fürstengräberzone am Mittelrhein zu
suchen. Durch Wanderbewegungen sei dieser Stil
vom westlichen Mitteleuropa nach Südböhmen
und ins österreichische Donaugebiet verpflanzt
worden. Diese Auffassung kann nach dem Stand
der neuesten Forschung nicht mehr aufrechter-
halten werden. Auch im ostkeltischen Bereich er-
wächst die Frühlatenekultur aus einheimischer,
späthallstättischer Tradition. Dieser neue Stil
setzt im gesamten Verbreitungsgebiet annähernd
gleichzeitig ein. Übereinstimmung im Kunstschaf-
fen beider Regionen ist vermutlich durch den Aus-
tausch von kunsthandwerklichen Erzeugnissen
sowie den Austausch von Handwerkern herbeige-
führt worden.
Innerhalb des östlichen Frühlatenebereiches neh-
men die beiden Salzorte Hallstatt und Hallein mit
dem Dürrnberg eine besondere Stellung ein. Die-
10
se Siedlungszentren liegen am äußersten Rand
des Verbreitungsgebietes keltischer Kultur und
standen damit in unmittelbarem Kontakt zu be-
nachbarten Völkerschaften. Auf Grund ihres Salz-
reichtums waren diese beiden Salzmetropolen
Zentren des Handels und der handwerklichen Pro-
duktion.
Schon in der vorangehenden Hallstattzeit bestan-
den enge Beziehungen zwischen der Salzbergbau-
zone und dem südalpinen Raum, vor allem zum
Volk der Veneter, das im Gebiet zwischen Alpen
und Adria siedelte. Erzeugnisse aus venetischen
Werkstätten gelangten in großer Zahl in unseren
Raum. Die Kontakte beschränkten sich jedoch
nicht nur auf den Austausch von Gütern, sondern
es waren hier auch venetische Handwerker im
Auftrage keltischer Salzherren tätig. Eine aus
Hallstatt stammende Schwertscheide läßt dies
deutlich erkennen. Sie verdankt ihre Herstellung
einem im venetischen Bereich geschulten Gra-
veur, der auf diesem Stück im Situlenslil keltische
Krieger aus dem nordalpinen Bereich bis ins klein-
ste Detail abbildete. Eine aus jüngsten Grabungen
vom Dürrnberg stammende, mit Jagdszenen ver-
zierte Bronzeschale läßt ebenfalls auf die Anwe-
senheit eines venetischen Handwerkers schlie-
Ben. Aus diesen engen Kontakten zum Süden er-
klärt sich die Ähnlichkeit frühkeltischer Tierdar-
Scheibenfibel mit palmettenförmiger Durchbru
namentik aus einem Grab vorn Dürrnberg. Zirl
v. Chr. Durchmesser 4,8 cm. Keltenmuseum, Hal
Slandgefäß in Form einer Feldflasche aus derr
stengrabii Nr. 44 vom Dürrnberg. 2. Hälfte 5. Ja
dert v. Chr. Höhe 51,8 cm, Durchmesser 39 cr
scheibenlörmige Gefäßkörper faßt ca. 17 Liter
steht auszwei getriebenen Bronzeblechhällten,
tels Bortelung entlang des größten Umfanges
mengelügt sind. Die Flasche steht aul vier mei
chen Füßen. Kellenmuseum, Hallein
Bronzener Ausguß einer holzernen Flohrenkanr
Grab Nr. 46 vom Dürrnberg. Um 400 v. Chr.
Ausschmelzverfahren hergestellte Werkstück
tels kleiner Nägel am Kannenkorper belestigl.
stellt ist ein krokodilähnlicher Tierkopl, unmiilel
hinter sind Wulstaugen eines weiteren ruc
blickenden Tierkopfes angedeutet. Kellenmi
Hallein
Schnabelkanne vom Dürrnberg. Um 400 v. Chr. Hr
Schnabelspitze 45,8 cm. Kannenkörper aus
blech getrieben, Ausguß und Henkeiteil sepa
Ausschmelzverfahren gegossen. Salzburger
Carolino Augusieum
Schnabelkanne, Abb. Detail mit einer der bek
Mündungsrand aufsitzenden Tiertiguren. Der
am Maul ist nicht als Flüsse! oder dergleichen
ten, sondern als Schwanz eines eben verschlur
Tieres; leicht geschwungen hängt dieser noch ai
Maul heraus.
Fibel in Form einer männlichen Gestalt, bekleir
Wams, Pluderhose und Schnabelschuhen. Dürr
um 400 v. Ohr. Bronze, Höhe 4,5 cm. Keltenmi
Hallein
Stellungen mit griechischen Vasenbildern der
orientalisierenden Periode. Die im venetischen Be-
reich beheimatete Situlenkunst hat diese Tiermo-
live über mehr als zwei Jahrhunderte tradiert, in
der spätkeltischen Kunst erleben sie eine späte
Nachblüte.
im Gegensatz zum westlichen Frühiatenebereich
beruht die östliche Stilvariante weniger auf Nach-
ahmung griechischer und etruskischer lmportwa-
Literatur
W. Dehri O.H. Frey. Die absolute Chronologie der Hallstati- und
Frühlatertezeil Mltteleurnpas auf Grund des Südimports, Atti del
Vl Congresso lriternaziüriale della Scierize. R0ma19G2. 197".
P.-M. Duval. Die Kelten, München 1978
J. Filip, Die Keltische Zivilisation und ihr Erbe, Prag l95l
derselbe, Keltove ve Stredrrl Evmpe Die Kelten lri Mitteleuropa,
Prag 195a
P. Jacobsihal, Early Celtrc Art, Oxlurd 1944
P. Jacohsthal -Ä. Langsdorll. Die Bronzeschnabelkanne, ein Bei-
trag zur Geschichte des vorromischen Imports nordlrch der Alpen,
1929
J.V. S. Megaw, Art Of the Europearr lrone Age. Somerset 1970
E. Fenninger, Der Dürrnberg bei Hallein I. Katalog der Grabiunde
aus der Hallstatt- und Laterieleil, Murrchrrer Beiträge zur Vor- und
Frutigeschichle 16. München 1972
F. Moosleitner, L. Pauli, E. Penninger, Der Dürrnberg bei Haileirr n.
Katalog der Grabtunde aus der Hallstatt- und Laterteleit. Münch-
ner Beitrage zur Vor- und Filmgeschichte, München 1974
L. Pauli, Der Dürrnberg bei Hallein lll, Münchner Beitrage zur Vor-
und Friihgeschictite 1a, München 197d
F. Schwappache, Frühkeltisches Ornament zwischen Merne, Rhein
und Moldau, Bonner Jahr! 197a. earr.
derselbe, zu einigen Tierdarstellungen der Fruhlatenekunst, Ham-
burger Beiträge zur Archäologie 1974, 103 rr.
re, sondern bezieht ihre Anregungen vorwiegend
aus dem venetischen Kunsthandwerk. Diese Ein-
tlüsse werden bei den frühkeltischen Tier- und
Maskentibeln, deren Vorbilder im venetischen Be-
reich zu suchen sind, besonders deutlich.
Die Anlehnung an südliche Vorbilder schmälert
keineswegs die Leistung der keltischen Handwer-
ker, waren sie doch sehr wohl imstande, fremde
Vorlagen in eine für die keltische Kunst typische
Formensprache umzusetzen. Die bronzene Schna-
belkanne vom Dürrnberg legt dafür ein beredtes
Zeugnis ab.
Der weiteren Forschungstätigkeit am Dürrnberg
kommt größte Bedeutung zu, da der überwiegende
Teil des Fundmaterials noch ungehoben im Boden
liegt. Zukünftige Funde werden zur Klärung noch
offener Fragen in Zusammenhang mit der Entste-
hung des Frühlatenestils beitragen.
11
va Cserey
Ein Salzburger Renaissance-
ifen im Christlichen Museum
Gran
er Gründer des "Christlichen Museums-r im Pri-
itialpalast zu Gran war Erzbischof Johannes Si-
or, ein berühmter Kunstliebhaber, der eine bedeu-
nde Gemäldegalerie im Jahre 1875 der Öffentlich-
ait übergab. Das Museum wurde später mit derviel-
Itigen, auch vom kunstgewerblichen Standpunkt
ls interessanten Sammlung von ErzbischofArnold
olyi bereichert.
Jahre 1926 wurde der Bestand abermals ent-
meidend vermehrt, und zwar um die Sammlung
zs Herzogs von San Marco, in welcher sich außer
emälden auch Keramiken und Dosen befinden. Die
emahlin des Giulio Capece Zurlo. Herzogs von San
arco, nannte sich wMilevau und war eine geborene
Näko von Nagyszentmiklbs. Ein Zweig der in Maze-
donien lebenden Familie Näkö zog im 1B. Jahrhun-
dert nach Wien, später nach Ungarn, wo die Familie
im Komitat Torontal große Güter besaß. Doch das
Ehepaar San Marco befand sich im Sommer oft in
seiner Villa in Bad lschl. wo der Herzog seine aus-
eriesenen Kunstschätze aufbewahrte. Die jung ver-
witwete Herzogin stiftete diese Sammlung dem
Christlichen Museum, jedoch unter der Bedingung,
daß diese Sammlungsgegenstände erst nach ihrem
Tod von lschl nach Gran gebracht werden, was 1926
geschah. Aufgestellt wurde die Sammlung dann in
drei Sälen des Primitialpalastes.
In einem dieser Säle wurde auch ein Renaissance-
ofen aufgebaut. Dieser Ofen, Objekt der Fayence-
Sammlung, wurde im Jahre 1924 in einem aus Bad
lschl stammenden Verzeichnis erwähnt n. in
dem im Parterre sich befindenden Speisesaal steht
ein Renaissance-Ofen, welcheraus farbigen, glasier-
ten Hochreliefkacheln aufgebaut wurde. Salzburg,
XVI Jh, 3-5 Kacheln stammen aus der Zeit, die
gen Teile sind neu'.-
Der Ofen wurde in einer Ecke des Raumes
baut? Vor den Tragsäulen sitzen Löwen, unc
tral unterdem Gesims wurde vorderseitig nocl
Fayencekachel angebracht, die mit einem bäi
Kopf geschmückt ist. Die bemalten plastische
simse bilden die horizontale Gliederung des
Körpers, welcher im Oberbau aus drei, im Unti
aus vier großen Reliefkacheln errichtet wurdi
etwas konkaven Kacheln zeigen Geschehniss
dem Alten Testament. Vor dem hellblauen
grund heben sich die Szenen in naturalisti
Farben ab Abb. 1-3.
Die größte und prunkvollste Kachel ist im Unti
des Ofens in der Mitte zu sehen Abb. 1. Die
welche die Erschaffung Evas repräsentiert.
sich in einer schönen Landschaft zwischen
und Pflanzen ab und ist mit einem reichverzi
doppelten architektonischen Rahmen versehe
Renaissanceofen mit Relielkacheln, Vorderansicht. Aus
der Sammlung San Marco, Salzburg. Christliches Mu-
seum. Gran
Renaissanceoten Abb. Seitenansicht.
Renaissanceolen Abb, Detail Kachelbild. wDie Er-
schaffung Evas-a 55,5 55,5 cm.
Anmerkungen 1-3
Akte Nl. 392411924 Primatiai-Archiv in Gran. Nachlal San Marco.
Mlbiekte G91 Kunstgewerbe- laut dem Irl der Villa in lschl aufge-
nommenen Register,
n... a.......i...n......
..n.1n7' ....4 ...... tll;s.-.4A.t
übrigen Kacheln sind kleiner, wirken einfacher und
geben eher den Eindruck einer Variation eines ge-
wissen Rahmentyps. Der mit Flechtband und Engel
verzierte Bogen ist auf jeder Kachel derselbe, doch
die Bogenhälter sind verschieden. Am Unterbau des
Ofens sind Kacheln mit Szenen aus dem Leben
Samsons angebracht. Auf der ersten Kachel von
links nach rechts gesehen nimmt Samson das Tor
der Stadt Gaza auf die Schulter Abb. auf der
zweiten bezwingt er einen Löwen Abb. doch auf
der dritten Kachel erfolgt sein Tod Abb, indem er
die Säule der Balustrade zerbricht und verschüttet
wird. Auf all diesen Kacheln figurieren auf Posta-
menten stehende Torsi als Bogenhalter.
Unter der Kachelreihe wurde ein mit Gorgonenkop-
fen und Pflanzenornamenten geschmückter Fries
angebracht. Die Seitenkachel des Oberbaues beruft
sich auf eine andere Szene des Alten Testamentes.
Man sieht Tobias, wie er zu seinen Eltern heimkehrt
gemustert. Die Ofenbekrönung besteht aus einem
durchbrochenen farbigen Korb. welcher zwischen
zwei sich nach rechts und links wendenden Pferde-
oberkörpern steht.
Die frei gebliebenen Seitenflachen des Ofens wur-
den mit blau bemalten Kacheln ausgefüllt und die
Kanten mit einem seilartig gedrehten Ornament be-
tont,
Die Figuren der Kacheln sind frei modelliert und he-
ben sich aus dem nach innen gewölbten Hinter-
grund. auf mancher Stelle sogar in eine Höhe von
5cm, hervor. Alle Nuancen, wie das Gesicht. der
Bart oder die Haare. sind mit einer gewissen Bild-
hauertechnik ausgearbeitet. Die Gesichtersind cha-
rakteristisch und bringen die Gefühle Freude und
Leid gleichfalls zum Ausdruck. Die bloßen Körper-
teile sind ohne Glasur. wodurch die feinen Schattie-
rungen besser zum Ausdruck kommen, das heißt
zum Beispiel, daß Nasenlöcher und Augenwinkel
Abb, 7. Das Relief wurde auf beiden Seiten mit ba-
lusterartigen Säulen eingefaßt. Auf der Stirnseite
des Oberbaues wurden zwei Wappen in einem kiel-
bogenförmigen Rahmen angebracht, welche durch
eine Lisene in Frauengestalt voneinander getrennt
sind.
Auf der linken Seite gegenüberstehend betrachtet
befindet sich ein Wappenschild, das horizontal ge-
teilt ist Abb. Oben im Blau ein goldener sechs-
strahliger Stern. unten im Gold schrägrechte Bal-
ken. Der Steckhelm ist golden mit Blau. Die goldene
Decke trägt einen offenen Adlersflug, beiderseits die
Schildflgur wiederholend, jedoch die Schrägbalken
der beiden unteren Hälften sparrenweise zusam-
durch die Glasur nicht verdichtet werden. Aus dem
lavendelblauen Hintergrund treten die lichten Far-
ben der Szenen sowie das Türkisblau, Kobaltblau,
die verschiedenen Schattierungen in Grün, Mangan,
Braun, Gelb und Weiß Iebensfrisch hervor. Bei man-
chen Kacheln sind noch Spuren einer verblaßten
Vergoldung zu sehen. Die Kunstfertigkeit im Model-
lieren, die reichen Formen, die Mannigfaltigkeit der
Farben beweisen, daß wires mit dem Kunstwerk ei-
nes hervorragenden Meisters zu tun haben.
Der Ofen in Gran besitzt keine Signatur und wird in
den Katalogen der San-Marco-Sammlung nur in ei-
ner sehr beiläufigen Weise erwähnt? Man behaup-
tet. daß der Ofen aus Salzburg stammt, eines der
dieses Renaissancekunstwerk von hohem Wert der
Wissenschaft und den Fachleuten des lnlandes so-
wie des Auslandes unbekannt. lm Besitz des Mu-
seums für angewandte Kunst in Budapest befindet
sich von diesem Ofen jedoch eine Ofenkachel 36
55,5, welche auch zur San-Marco-Sammlung ge-
hörte, die in unseren Ofen nicht eingebaut wurde
und die man dem Museum als Geschenk überlassen
hat. Auf dieser Kachel wurde der junge Tobias mit
dem Erzengel Raphael beim Fischfang dargestellt
Abb. 10. In einem balusterförmigen gewölbten
Rahmen, der mit einem Engel verziert ist, besitzt er
auch eine Namentafel".
Diese Reliefkachel wurde von Konrad Strauß als
eine hervorragende Arbeit dem Hans Kraut aus Vil-
lingen zugeschrieben. Gleichfalls wurde der Relief-
ofen im Österreichischen Museum für angewandte
Kunst in Wien Abb. 11 von Konrad Strauß als die
Arbeit des Hans Kraut erörterts, obwohl dieser Ofen
früher in Laxenburg stand und in den lnventaren als
ein aus Salzburg stammender Ofen bezeichnet wur-
des.
Im Gegensatzzu Konrad Strauß behauptet Rosmarie
Franz', daß, obwohl die türkisblau-grünlichen Far-
ben der Reliefkacheln eine gewisse Venuandtschaft
mit den Farbtönen des Hans Kraut aufweisen, die
technische Ausführung der Reliefkacheln, der Stil
der Fayencebemalung auf einen anderen Meister
deuten. Sie beruft sich auf den Fayenceofen von
großer Qualität, welchen Friedrich Strobl im Jahre
1608 fürdas bei Salzburg liegende Schloß Hellbrunn
gebaut hat, und ist der Ansicht, daß infolge eines
gewissen Einklanges in bezug auf die Art des Auf-
baues. der Themenauswahl, der Farben und der
Maltechnik der Wiener Ofen auch aus der Werkstatt
Strobl stammt und vielleicht die Arbeit des älteren
Strobl sein könnte". Demnach wäre der Zeitpunkt
der Anfertigung des Ofens das letzte Viertel des
16. Jahrhunderts.
Für uns ist der Wiener Ofen des Österreichischen
Museums für angewandte Kunst von sehr großer
Bedeutung, dadieArt und WeisederSchilderungen.
derThemenauswahl und Farbenpracht der Kacheln
dem Graner Ofen sehr nahestehen Abb. 11.
Der Unterbau des Wiener Renaissanceofens wird
aus fünf, der Oberbau aus vier großen Reliefkacheln
gebildet. Die horizontale Gliederung ist von plasti-
schen und farbigen Gesimsen und die vertikale mit
aus Hermen und Pilastern ausgebauten Säulen be-
wirkt. Ausgenommen die große Kachel der Stirnsei-
te, sind alle Szenen der übrigen Kacheln in gleiche
14
Rahmen gefaßt, welche in Balusterform mit charak-
teristischen Säulen, Bögen. Engeln und Namentä-
felchen ausgebildet sind. Unter den Kacheln befin-
den sich Friese mit in Blau gehaltenen Figuren und
Landschaften. Über den Kacheln wurden Tafeln mit
Zitaten aus der Heiligen Schrift gesetzt. Die Reliefs
der Kacheln von links nach rechts gesehen be-
ziehen sich auf die Vision desJeremias. dann auf die
Szene, in welcher Esaias die Sündigen beweint. Auf
der Stirnseite sehen wir die Szene, welche sich auf
das wLamm Gottes-A bezieht. auf der anderen Seite
Susanna und die Alten sowie Daniel in der Löwen-
grube. Auf der Stirnseite des Oberbaues erscheint
Moses vor dem Pharao, auf der linken Seite sehen
wir die Szene mit der Schlange, auf der rechten Mo-
ses vor dern brennenden Dornbusch. Die Bilder
wurden auf dem bläulichen Hintergrund der etwas
konkaven Kacheln und in türkisblauen, kcbaltblau-
en, grünen, mangangetönten, braunen, gelben und
weißen Farben ausgeführt. Man findet hie und da
auch verwischte Spuren der Vergoldung, die bloßen
Körperteile sind jedoch ohne Glasur.
Wenn wir die Reliefkacheln der beiden Öfen mitein-
ander vergleichen, so weist die hohe plastische
Ausbildung und das freie Modellieren der Figuren
auf eine gewisse Identität hin. Die Figuren des Sam-
sons und des Tobias sind auf dem Graner Ofen mit
derselben charakteristischen Bildhauertechnik ge-
schnitten wie die Prophet- und Königtiguren des
Wiener Ofens. Der Gesichtsausdruck der Gestalten
spiegelt dieselben Gefühle Freude und Traurigkeit.
Die bloßen Körperteile der Gestalten sind auf beiden
Öfen immer ohne Glasur. Die schuppenartige Aus-
arbeitung der Bäume in den Landschaftsbildern der
Kacheln ist auch dieselbe. Der leere Raum hinter
den Figuren ist auf gleiche Weise mit Blumen. Vö-
geln und Tieren ausgefüllt. Im Hintergrund der Dar-
stellungen sehen wir sowohl auf den Graner wie auf
den WienerOfenkacheln die Umrisseeiner Burg. Bei
allen diesen Szenen. welche sich in einem geschlos-
senen Raum abspielen, versucht der Meister, die
Perspektive mit rhombusartigen Fliesen zu markie-
ren. Das Maß der großen wie der kleineren Kacheln
ist dasselbe. Die Rahmen der Reliefs zeigen desglei-
chen eine gewisse Verwandtschaft. Auch der dop-
pelte Bogen der großen Wiener Kachel ist auf dem
Mittelstück des GranerOfenswiederzufinden, doch
mit dem Unterschied, daß die Verzierung am Wiener
Ofen reicher ausgestaltet wurde. Im übrigen weist
die Umrahmung der kleineren Wiener Kacheln, Ba-
luster, Säulen, Engeln und Täfelchen betreffend,
eine große Ähnlichkeit mit jener der Tobias-Kachel
des Graner Ofens auf, man könnte beinahe von einer
Identität sprechen. Vor dem lavendelblauen Hinter-
grund der Kacheln beider Öfen treten die Farben
Türkisblau, Kobaltblau, Grün, Mangan, Braun, Gelb
und Weiß in derselben feurigen Art und Weise her-
vor. Die Bearbeitung derKacheln erinnert an den Stil
der Fayencemalerei. Spuren der Vergoldung sind
noch auf beiden Ofen aufzufinden. Die Gorgonen-
köpfe, die Lisenen unter dem Muschelornament ge-
ben in ihrer allegorischen Auffassung denselben
Eindruck. Die plastische Ausbildung der Gesimse
mit dem dreiteiligen Blattornament weist auch eine
große Ähnlichkeit auf. Doch trotz dieser großen
Verwandtschaft der Kacheln gibt es nun aber einen
ausgesprochenen deutlichen Unterschied im Auf-
bau der beiden Ofen. Die Pilaster und Lisenen, wel-
che die Kacheln auf dem Wiener Ofen voneinander
trennen, die Eckteile sowie die mit Sprüchen verse-
henen Tafeln sind aut dem Graner Ofen nicht aufzu-
finden. lm Gegensatz dazu fehlt auf dem Wiener
Ofen die prunkvolle Bekrönung, welche auf dem
obersten Gesimse des Graner Ofens zu sehen ist,
sowie die den Ofenkörpertragenden sitzenden Lö-
wen. Man kann jedoch vermuten, daß die fehlenden
cwmwou
Renaissanceofen Abb. 1. DetaiI-Kachelbild, "Samson
hebt das Tor der Stadt Gaza au! seine Schulter-i. 55.5
36 cm.
Renaissanceolen Abb. Detail-Kachelbild.
Kampf Samsons mit dem Löwen-t. 55.5 36 cm.
Renaissanceoien Abb. Detail-Kacheibild. -Der Tod
Samsons-. 55.5 36 cm.
Renaissanceofen Abb. 1. Detail-Kachelbild, wHeim-
kehr des Tobias-n 55.5 36 cm.
Renaissanceofen Abb. 1. Detail-Kachelbild. w-Wappen
der Familie Unterholzen.
Fienaissanceoien Abb. 1. Detail-Kachelbild. wWappen
der Familie Lasser von Lassereg".
Kachelbild "Fischfang des TObiES". von einem Ofen im
Museum für angewandte Kunst. Budapest.
-Der
Rsnaissanceofen Abb. Detail-Kachelbild. nSamson
hebt das Tor der Stadt Gaza auf seine Schulter-r. 55,5
36 cm.
Renaissanceofen Abb. Detail-Kachelbild,
Kampf Samsons mit dem Löwen". 55.5 36 cm.
Renaissanceofen Abb. Detail-Kachelbild. "Der Tod
Samsons-r. 55.5 36 cm.
Renaissanceofen Abb. 1. Detail-Kachelbild, -Heim-
kehr des Tobias-r. 55,5 36 cm.
Renaissanceofen Abb. 1. Detail-Kachelbild. eWappen
der Familie Unterholzer".
Renaissanceofen Abb. Detail-Kachelbild. "Wappen
der Familie Lasser von LBSSQTEQ".
10 Kachelbild "Fischfang des Tobias", von einem Ofen im
Museum fur angewandte Kunst, Budapest.
-Der
cdsimuv
Anmerkungen 4-14
Strauß, K.. Die Kachslkunsl des 15. und 1c Jahrhunderts. siraß-
burg, 199a.
p. 100; Tafel es. Teiii den Aulbewahrungseri der Kachel irriiimiich
mifder Bezeichnung r-Museum iri sudapesi- mit-doch die Kachel
ist im Besitze des MuseumslinangewandteKunst inBudapest und
isi momentan in derAusstellung des sehidßrnuseuins von Nagyie-
ieny zu sehenlnirenfarur is. 271 Maße a6 x55,5 DieKschel war
ein Teil des san-Maree-Nachlasses. wurde jedoch in den ofen
nicht eingebaut Die Kachel wurde dem Museum als Geschenk iien
Karl Csänyi übergeben
Strauß, K.. epcii p. 107, Tafel 63-60
oaien des Ofens. welcher irn Museum furangewandte Kunst. wien.
steht Ke 7019. Hohe 225 cm. Tiefe und Breite 123 xl 10 cm.
ich ergreife hier die Gelegenheit, Herrn Prdf Dr. Wilhelm Mrazek.
den Direktor des Museums für angewandte Kunst in Wien, fur die
grdßziigige Hilfe. mit welcher er mich bei meinen Nachforschun-
gen unfersiuizi hat, zu bedenken.
ßraun-Trdppau, w.; Meisterwerke allen Kunstgewerhes in der
Frarizesburg in Laxenbiirg. In Belvedere lv s. Tafel 44. 1a d.-
koie Herkunft des olens aus Salzburg ist durch dle alte Notiz aus
dem Jahre 1aa4 verbürgt
Franz, Der Kachelofen. Graz. 1969. pp 109-109; Tafel Nr
lbld. 109.
Siebmacher, Grdßes und Allgemeines Wappenbuch. Der salz-
burgische Adel. Nürnberg. iaaa. 4. Teil, wappen; Tafel 1114
Text 35
schweinbach, Fr.. Uber die Verleihung der salzburgischen Land-
schaff an die Familie Lasser v. Zollhslm
ln. Mitteilungen der Gesellschaft fur saizburger Landeskunde
xl. Vereinsjahr 1971. pp. 38-57
Walz, M. und Frey. VDfl. Die crabdenkmaier von si. Peter und
Nonberg zu Salzburg. In Larideskunde vlll Abt Salzburg. 196a.
Nr. iso.
Schroll, Osierr. Kunsttopogrephle wien. isis. XI. s. p. 43a.
SchloßL sereg in Niedereim ibld xll. wien 191a. Stiftskirche
zum hl. Petrus a0. Südliches seiierischifi. waiz. Nr. 14s. Nr. 160.
ibid; XII. B. p. Flg. 57. westliche seilenkapelle. Walz. Nr. 207.
ich ergreife hier die Gelegenheit. um mich bei Dr Adolf Hahnl fur
seine Hilfsbereitschaft zu bedanken, mit welcherer mirdie Photos
des Ludwig Ali des Jüngeren zur verfiigung gestellt hat, um die
Analdgie beweisen zu kennen
siebmacner '0p cit.Ssilsr,G Der abgestorbene Bayerische
Adel. lll. Te "rnberg. 1911. p. 116. ibid. IV. s. 4. Abt. Witting. J.-
Niederöstefreichischer Adel ll. pp 443-444. Tafel 209.
Teile oder die eingesetzten Ersatzteile durch öftere
Ortsveränderungen erklärbar sind. Beide Ofen wur-
den wahrscheinlich durch mehrmaliges Aufstellen
mit fehlenden Teilen ergänzt und zerbrochene Ka-
cheln durch andere ersetzt.
Auf Grund all dieser Vermutungen und zufolge der
feststellbaren Ähnlichkeit des Stiles der Bemalung,
der Farbtöne. der Reliefausarbeitung und der Rah-
menform schließen wir, daß beide Öfen von demsel-
ben Meister gestaltet worden sind. Eine Auffassung,
die auch von der Tatsache unterstützt wird, daß
beide Öfen aus Salzburg stammen. Da die bisheri-
gen Forschungen den Wiener Ofen vorzüglich der
Strobl-Werkstatt bzw. mit Strobl dem Älteren in Ver-
bindung bringen. vermuten wir, daß auch der Ofen
in Gran aus der Strobl-Werkstatt stammt.
Am Oberbau des Graner Ofens wurden zwei Relief-
kacheln angebracht. welche zwei verschiedene
Wappen aufweisen. Die Wappen waren bisjetzt un-
bekannt. doch der Beweis ihrer Herkunft könnte
vielleichtausschlaggebend in bezug aufden Bestel-
ler und ersten Besitzer des Ofens sein.
Wir hatten den Eindruck, daß die Wappen die Schil-
der eines Ehepaares sein könnten und ihre Ab-
stammung bzw. die beiden Familiennamen sich
decken. Da laut der Fachliteratur der Ofen aus Salz-
burg stammen sollte, haben wir zuerst in Siebma-
chers Großem und Allgemeinem Wappenbuch die
Wappen des Salzburgischen Adels eingehend
durchfcrschts. Einem sorgfältigen Vergleich der Ka-
chelphotos mit den Wappenbildern zufolge ist es
uns gelungen, das auf der rechten Seite des Ofens
gegenüberstehende Wappen mit dem der Familie
Lasser von Lassereg zu identifizieren Abb. 9. Die
Beschreibung des Wappens ist folgende In Blau ein
goldener schräglinker Balken, der mitdrei silbernen
Kleeblättern hintereinander belegt ist. Kleinod
blauer geschlossener Flug, mit der Schildfigur be-
legt. Decken blau-golden. Das Wappen wurde an
Ruprecht Lasser von Maximilian dem I. am 24. 2.
1514 in Wels verliehen. um seine Dienste zu beloh-
nen. im Jahre 1538, den 23.3., wurde jedoch Ru-
precht I. und seine iiehel. Nachkommen-r von Kaiser
Ferdinand mit Wappenverbesserung in den Reichs-
und österreichischen Ritterstand erhoben. Das im
Jahre 1514 verliehene Wappen wurde daher mit
Steckhelm und Krone versehenm. Das Wappen am
Graner Ofen ist in Inhalt und Farbenpracht mit dem
vermehrten Wappen der Familie Lasser identisch,
mit dem Unterschied, daß der Balken in entgegen-
gesetzter Richtung, d.h. schrägrechts. steht. Doch
ebenso wie auf der Kachel wurde das Wappen Ru-
precht Lassersan seinem Grabstein" im Stift St. Pe-
ter in Salzburg dargestellt Abb. 12.
Die Bestimmung des zweiten Wappens verursachte
größere Schwierigkeiten, da es im Band Siebma-
chers eDer Salzburgische Adel- nicht aufzufinden
war. Dadurch wurde klar, daß das Wappen aus einer
anderen Gegend stammen mußte. Da man am Grab-
stein Ruprecht Lassers feststellen konnte. daß dort
auch die Wappen der Ehegattinen angebracht wa-
ren, haben wir vermutet, das Wappen vielleicht an
einem Grabstein eines anderen Mitgliedes der Fami-
lie Lasser auffinden zu können. Wir haben daherdie
Literatur in bezug auf die Güter und Gräber der Fa-
milie Lasser überprüft, ohne jedoch zu einem Er-
gebnis zu kommen". Das Geheimnis des Wappens
wurde trotzdem in Salzburg gelöst. In der Stiftskir-
che St. Petersind viele Grabsteine und Epitaphe no-
bler Familien aufbewahrt. In der westlichen Seiten-
kapelle steht das Epitaph des r-Ludwig Alt des Jün-
geren von Gcildensteinu Abb. 13. ln Marmor ge-
schnitten, ist es im Mittelfeld mitsymbolischen Sze-
nen geschmückt, die in hoher Relleftechnik ausge-
arbeitet sind. Die Namentafel trägt die Daten des im
Jahre 1586 verewigten Ludwig Alt. Am oberen Teil
des in einem architektonischen Rahmen gefaßten
Grabmales befinden sich die Wappen des Verewig-
ten und dessen Ehegattinnen, Unter diesen Wappen
befindet sich auch ein Wappen mit dem Familien-
namen r-Unterholzerii, welches mit dem zweiten
Wappen des Graner Ofens identisch ist".
Dieser neuen Spur nachgehend. haben wir die Ge-
nealogie der Familie Unterholzer studiert". Die Fa-
milie stammt eigentlich aus Bayern, doch ein Zweig
wanderte nach Österreich ab, Das Wappen der in
Unterösterreich lebenden Familie Unterholzer wurde
folgendermaßen definiert i-Geteilt oben in Blau ein
goldener sechsstrahlenderStern, unten in Gold drei
schrägrechte blaue Balken. Der Steckhelm mit
blau-gold. Decke trägt einen öffentlichen Adlers-
flug, beiderseits die Schildligur wiederholend, je-
doch die Schrägbalken der beiden unteren Hälften
sparrenweise zusammenlaufend," Dieses Wappen
wurde im Jahre 1550 statt des Stechhelmes mit ei-
nem Turnierhelm verbessert. Die Wappenverbesse-
rung erhielt Sebastian Unterholzer am 30. 11. 1550,
als er in die Reihe der Adeligen aufgenommen wurde.
Dasselbe Wappen wurde auch auf der Relief-
kachel des Graner Ofens dargestellt und stimmt in
Farben und Verzierung mit diesem überein Abb. 8.
Nachdem es uns gelungen ist. das Rätsel um die
beiden bis jetzt unbekannten Wappen des Graner
Ofens zu lösen. haben wir uns bemüht. auch die ehe-
15
liche Verbindung der genannten Familien zu bi
sen". Das Werk "Hundert Salzburger Familien
die genealogischen Nachforschungen in Salz
zusammen und weist u.a. reiches Material übt
Geschichte der Familie Lasser auf. im Gegensz
der früheren Literatur befinden sich hier auc
Angaben der Eheschließungen. welche tur uns
schlaggebend waren. Wir konnten nämlich
feststellen, daß Margarete, die Enkelin des Flup
Lasser l., der den Adelstitel erwarb, die Eheg
Tobias Unterholzers wurde. Ihre EheschlieBur
folgte am 27. 12. 15696,
Im Spiegel der Genealogie konnte man also fes
len. daß der aus Salzburg stammende Ofen in
für Tobias Unterholzer und seine Ehegattin
rete Lasser von Lassereg angefertigt wurde
Feststellung derersten Besitzers bzw. des Besti
hebt nicht nur den Wert des Ofens. es sollte
eine wichtige und interessante Ergänzung de
schichte derSalzburgerFamilien im 16. Jahrhu
sein.
Der Zeitpunkt der am 27. 12 1569 erfolgten
schließung ergibt jedenfalls einigermaßen Ge
über den möglichen Zeitpunkt der Anfertigun
Ofens.
Da derOfen nun allerWahrscheinlichkeit nach
aus der Strobl-Werkstatt stammt, ist anzuner
daß der Meister des Ofens Thomas Strobl
Doch um diese Annahme zu festigen, müBte
genaue Angaben über die Musterformen und
rakteristischen Eigenheiten der Werkstatt bes
Jedenfalls aber wird die weitere Erforschung
die in Salzburg, Steingasse 67, im Jahre 19'.
zum Vorschein gekommenen Kachel- und
funde, welche wahrscheinlich aus der Strobl-l
statt stammen, sehr gefördert".
Die reiche Kachel- und Modelkollektion ermöi
nämlich, daß man die Spuren des Mustergute
hoher Qualität über den Zeitraum von ungefäf
Jahren verfolgen kann". Auf Grund der Mod
men, der Kachelausarbeitung, Formenbildung
Farbtöne müssen jetzt manche anderen Me
zugeschriebene Ftenaissanceöfen neuerding
tersucht werden. Die Publikation einer solcher
fältigen und eingehenden Arbeit wird vielleich
Meister des Graner und Wiener Ofens mit der
ten Sicherheit definieren können".
Diese Darlegung will nur eine Beschreibung ur
Beitrag zu der Geschichte des in Gran aufbei
ten, jedoch aus Salzburg stammenden Ofen
und hat vorläufig keinen anderen Zweck,
Aufmerksamkeit der Fachleute auf dieses
werk zu richten. Die Lösung der ikonographi
11 Probleme und das Auffinden der Vorbilder,
11 Renaissanceofen mit Reliefkacheln, SalzburglWien. 12 Grabstein des Fluprecht Lasser von LassereglKopie. mit den Reliefkacheln in Zusammenhang stehe
Ruß-am
treu-m zwar-i
225 crn, T. 123 cm. B. 110 cm. Österreichisches Mu- Stiftskirche St. Peter, Salzburg.
seum für angewandte Kunst, Wien, lnv. Nr. Le 7819. 13 Epitaph des Ludwig Alt des Jüngeren. Stiftskirche wie am ausführliches Swdlum 99' E'?e"9"'55
5t Paten SaIzbug Strobl-Werkstatt wurde schon eingeleitet und
Aufgabe einer weiteren Erörterung.
Anmerkungen 15-20
Martin. F. Hundert Saizburger Familien Verlag der Gase
furSalzburger Landeskunde. Salzburg, l94s 171.
mm. p. 172. iChWiii bei diasereeieganiieit meine Dankbarii
Ausdruck bringen an Dr Alblrt Fiarirmbser und an Frau Dr.
swdboda, wiss Mllarbelter des Museums carbiinu Augi
Sowie an Frau Dr. Frißdrike Zalsbsrger. Arbriivrat des Salz
Landesarchivs,furdieUrrlerStutZung,diesiemlrhei dem Ai
der Familieriverbindurigen geleistet haben.
ich bedanke VVliCh bei Frau Dr Friadarike Prbdinger. Direl
Museums Carolinu Augusteurri. dan sie mir die Nachforsc
in Salzburg ermöglichte
Ich bedanke rriicri bar Herrn Direktor Prot Dr Kurt Rdssai
seine Liebenswurdlgkeit. mit weicher er rriir eine Pubilka
mÖgliChie
Altes Kunsthandwerk 1927
Martin. Fr 'Ouellen zurßescriiiztite des Salzburgerkunslrii
lies. p. 67 nA Halner in Salzburg 1565 Strobel Thomas le
isoa
Zeisberger. Fr Die Strobl-Werkstatt iri der Steingasse. Elrl
zurosscriicriie der Salzburger Hafrrerkunst lrr "Alte und rr
Kunstri. 1977 22. Jg Halt iso is
Alle Salzburger Hatnerkunsl
Zaisberger. Fr. Die Modeliuride in der Stelrrgasse
Franz. Dia Bedeutung dar Kachel und Modelfunde in de
gasse er fur die Kunstgeschichte des Kachelolens
Ich mochte hier meinen Dank an Frau Dr Flosemsrle F12
sprechen, die in unseren Gesprachen meine Aufmerksam
die Eigenartlgkeiten der Strahl-Werkstatt gelenkt hat, er
diesem Grund kann ICh reizt meine Forschungen auf den
der Werkstattprobleme, Vorbilder und lkonographie weite
444.144.
55'455?!
16
Anmerkungen 1-16 Anm. 7-16 s. Text S. 1B. 19
Die bei Werken des Heirltl angegebenen Nummern Sind die des in
Zimmer. Jürgen Joseph Heintz d.Ä. als Maler. Weißenhorn 1971
enthaltenen Wcrkkataloges bIW. deren Erganzungen. Weitere
Nachfrage zum Werk des Heintz in' Alle und moderne Kunst. 24
1979 H. 153. 9-13
Landolt. Elisabeth Künstler und Auftraggeber im späten 16. Jahr-
hundert in Basel In Unsere Kunstdonkmäler. 29. 1975. 31711.
Landolt a.a.O. Anm 1978. 320.
Lhotsky. Alpllbns Die Geschichte der Sammlungen. Hälfte l.Wlen
1941-45. 251 Festschrift des Kunsthistnrlschen Museums zur
Feier des 50iährigen Bestandes. T. Zimmer 11.9.0. Anm.
1971. 19. 3B 1.
Die Fugger wnren fast eusnehrnsics der römischen Kirche treu ge-
blieben. sie lördenen die orden in Augsburg und setzten sich
maßgebend für die dortige Niederlassung der Jesuiten ein. Eine
Ausnahme werUlrich lll. ausdem Raymundischon Zweig der Fami-
lie Nach seiner Ruckkehr aus Rom. WO er als päpstlicher Kämme-
rer gewirkt hatte. schloß ersich der protestantischen Richtung ge-
gen Albrecht en Er beteiligte sich nicht en der Fugger-Stiftung
für S. Salvador in Almagro und ging an den kurpfälzischeri Hof
nach Heidelberg s. Fugger und Weiser. Aussl. im Schaezlerhaus.
Augsburg. Juni-Sept. 1950. Katalog. Augsburg 1950. 42 Nr. a3;
Lieb. Norbert Die Fugger und die Kunst. ad. 2. Munchen 195a.
250..
Koper- oder Pandma-Leinwand. 281 lt 179 cm. oben rundbogig
geschlossen. am Eogenansatz beiderseits nohrene-fbrmige Aus-
kragungen. unten leicht gesehweilt. Die komplizierte Rahmenform
ist. vielleicht mit Ausnahme des Oberen Schlusses. das Ergebnis
einer Formalisierung im 18. Jahrhundert. Fur die Kenntnis des
Retabels und für die Gelegenheit zu seinem aingehanden Studium
danke ich Markus Graf Fugger-Babenhsusen. lurdre Erlaubnis zur
Veröffentlichung SD Friedrich Carl Fursl Fugger-Babenhausen
in Wellenburg. Heinrich Gelssler hat soviel ich sehe- als erster
die zuschreibung des Bildes an Heintz lur möglich gehalten.
Die Ubermalungen sind deutlich sichtbar an zahlreichen Engels-
köpfen. am Kopltuch der Maria und an den Wolkenbanken unter
der Dreifaltigkeit. Die starken gelbbraunan Lasuren überdecken
zurn Teil die Kopfe der musizierenden Engel. Inwieweit das Ge-
wand der Maria und andere Stellen übermalt sind. können nur die
einer Restaurierung vorangehenden untersuchungen zeigen. lrn
unteren Teil ist das Bild in der Mitte 11151 lrel von Übarmalungen. da
es hier durch einen Tabernakal- Aulbnu verdeckt gewesen isi
Clclvis de Frovin. F. Notre Dame de la Trinlle. BIOiSL Gembloux
1922i Soehner. Halld Ein Hauptwerk Grecos Die Kapelle S. Jclse
in Toledo. In Zeitschrift für Kunstwissanschalt 11 1957.
206 1.. Lexikon der christlichen lkonographie. Bd 2. Freiburg im
Breisgau 1970 Sp. 571 11.
von den zahlreichen Beispielen hierfür seien nur genannt" Herman
Han 1615. Falplin. Kathedrale und Joachim von Sandrart um
1652. LambiichlOO, Sammlungen des Stiftes
Darstellungen der Krönung Mariae nur durch Christus Z.B. Raffael
1503. 1710m. Plnecoteca Vaticana Antonio du Correggio
1520-24. Farma. Gelleria Nationale abgalösta Fresko-Lunette
Gluseppe Gasen ll Cavalisr d'Arp1no. Horn. S. Maria In Vallicslla.
ceppeiie clcrieri zw. 1592 u. 1615. lnnocanzo Tacconi nach An-
nibale cerrncci 1500-1501. Rom. s. Maria dei Pepolo. Cappella
Cerasi; P.P. Rubens um 1520. Leningrad. Errniiege.
z.B. Hans Georg Asam 1597. ehem. München. kepelie der Engl.
Fräulein; Anton Enderle 1741. Günzburg. Frauenkirche
z.B. Giulio Benßcine 149s-15ao. Redierung aus einer Folge von
23 Hll.. mit Landschaft unten s. lncisori Bolognesi ed Erniliani del
sec XVI Bologna 1975 Nr. 22 Catalogo gen. della rscc. di stampe
entiehe dellu Pinecoteca Nazionale di Bologna. sez.1i1.5.l P.P.
Rubens um 152D. Antwerpen. Jesuitenkirche und damit zusam-
menhängand Hotterdam. Mus. Boymans. Paris. Louvre. ehem.
Hamburg. Slg. Gutman und der Stich von Christoffel Jegher; Bar-
thcicrneus Strobel um is4n. Ftykowiskn-Bladzim b. Bromberg
Bydgoslcz. Ffarrkirche odrnenicb Bocciardcl 1035-1746.
Stuttgart. Staatsgalerie. Graph. Slg. lnv. Nr. 6245.
wie Hans Helbein d.A 1490. Eichstzitt. Blschöll. Hauskapelle; An-
tbnie de Arlian gegen 1550. Fbznnn. Muzeum NarDdOWe. Peblc
vercnsse 1555. Venedig. s. Sebastiano. Sakristei Agostino Car-
racci. Stich WOhI nach Lorerizo Sebatinl vor 1576. Boschloo.
A.W.A.. Annibale Carracci in Bologna. Bd. 2. Don Heag1974 Abb.
149. eine der am weitesten verbreiteten Kompositionen des The-
mes Reftaelino da Fleggio zugeschr. vor 1579 Zeichnung einer
Gawolbezwickeldekoratiun. Wien. Albertine lnv. Nr. SH 759
2. Garnitur; Federico Zuccari um 1595. Rom. ll Gesü. Kapelle
Hans Fiottdnnammer 1602. Nurnberg. Germanisches Natio-
nalmusleum Nr. Gm 431 PP. Rubens. Werkstatt 1630-33. Berlin.
ehsm. Kaiser-Frisdrich-Museum; P. Rubens um 1625. Bruxel-
les. Mus. Royaux des beaux-arts; Diego Velazquez 1641-42. Ma-
drid. Prado Johann Held Ende 17.Jahrh.. Eichelberg. Wallfahrts-
kircha.
Z.B. Annibale Carracci um 1593. New York. Metropolitan Museum
dazu Eozzetto in DiiUrl, Musee des beaux arts; Pier Frencescd
Mezzucchelli 11 Merezzcne urn 1510. cerne. Dom. segrestie dei
Mensibneri; Nicolas da LiemakertLiemaeckere gen. nceseuess.
Gent. Museum der beeldende konsten.
Girolamo Romanino um 1530. Brescia. Plnacotsca T0510 Marti-
nengt; Eriguerrand Charontun 1453-54. Villensuve-les-Avignnn.
Spital; Jacopo eerluccr da Faenza 1565. Faerlza. Pinacotecai
orezid Samacchini vbr 1577. Bologna. Pinacoteca Nezibneie.
Pablo Veronese Werkstatt vor 1588. Venezla. Galleria deIVAc-
cadsmia; Giusoppe Cesari 11 Cavalier dutrbinb um 1591. FtDrri.
S. Atanasio dei Greci Zeichnung dazu in London. Brit. Mus; EI
Greco 1591 11., Talavera la Vieja. Hochaltar derselbe 159711.
Tolado. S. Jose; Guido Reni 1595-98. Bologna. Pirlacoteca Na-
zionala; Hans Rottenhammer um 1596. Althorp. Eart Spanner
Zeichnung dezu in Florenz. ullrzren; Herman Hanum 15241011-
wa. Kathedrale auf herztormlger Tafel. Johann Georg Glyckher
1053 Zeichnung. uiisseidbrr. Kunstmuseum.
ls Hans Vdn Kulmbach um 1514. Wien. Kunsthistoriscnes Museum;
Matthaus Guridelech 1614. Haslach. St. Fidelis. Hochaltar; Her-
man Hen um 1623. Buczek Wielki. Plarrkircha. derselbe um
1623-24. Pelplin. Kathedrale. Hochaliar; aus dem Umkreis Hans
stammen die Marienkronurigen in den Plarrkircherl Jezewo und
Tuczno. Der von Hart und seinen Nachfolgern im Umkreis Dan-
zigs verbreitete Typus 1st. wie Pasierh gesehen hat. nicht ohne vor-
bilder eus der Dürer-Nachfolge zu denken s. Fasierb. Jarlusz 51.
Malarl Gdlnskl Herman Hart. Warszawa 19741.
Jacobus da Vuragine Legende aurea. o1. vbrl Richard Benz. au. 2.
Jans 1917 59.811.
II
sagen. daß Heintz damals nur bis etwa Oktober 1589
in Rom. Florenz und zuletzt. spätestens seit Anfang
Dezember 1587. in Venedig gewesen ist. In der La-
gunenstadt hatte er schon Kontakt zu dem 1588 ver-
storbenen Augsburger Goldschmied Tobias Scheid
7. Wo sich Heintz außer in Basel. Bern und Prag
von 1590 bis 1592 noch aufgehalten hat. ist bis jetzt
nicht bekannt. Vom Sommer 1592 an war er erneut
in Italien. Auch zu diesem Aufenthalt gibt es neue
Quellenz. die noch nicht vollständig erschlossen
sind. Nach seiner Rückkehr von diesem zweiten ita-
Iienaufenthalt scheint er1596 zuerst in Bern bei sei-
ner Familie gewesen zu sein. danach aber bald in
Augsburg. wo er im Herbst 1598 durch seine Heirat
mit Regina Gretzinger, der Tochter eines Augsbur-
ger Goldschmiedes. das begehrte Bürgerrecht er-
langte. Die folgenden vier bis fünf Jahre lebte und
arbeitete ervorwiegend hier. An Aufträgen mangelte
es dem bereits auf der Höhe seines Schaffens ste-
henden Maler und Architekten nicht. Stadtverwal-
tung und Patriziat nutzten seine Fähigkeiten glei-
chermaßen für ihre Bauvorhaben und Bilderwün-
sche. politisch einflußreiche Mittler empfahlen den
mittlerweile renommierten und beliebten Hofkünst-
Ierweiter. derschließlich gar nicht mehralle ihm zu-
gedachten Aufträge erfüllen konnte. sondern sich
aussuchte. wem er dienen wollte und wem nicht.
Es schien bisher. däß in Augsburg die mächtigste.
finanzkräftigste und in der Kunstförderung beson-
ders aktive Familie, nämlich die Fugger. keine Auf-
träge an Heintz gegeben hat. Es war lediglich die be-
scheidene Notiz überliefert. daß Heintz einmal ein
angeblich von Raffael stammendes Gemälde -Vul-
canus schmiedet dem Aeneas Waffen nebst etlichen
Cupidie für Albrecht Fugger begutachtet hatte. das
dieser dem Kaiser zum Geschenk machen wollte?
Aber das hing mit dem Dienst bei Rudolf ll. zusam-
men. Es konnte vorausgesetzt werden. daß die bis
auf wenige Ausnahmenl katholischen. entschieden
gegenreformatorische Interessen vertretenden
Fugger kaum bedeutende Aufträge an den prote-
stantischen Künstler gegeben hatten. Das Fehlen
gegenteiliger Überlieferungen ließ keinen anderen
Schluß zu. Wie sich nun zeigt. ist diese Ansicht aber
falsch. Es gibt nämlich ein bisher unbekannt geblie-
benes Altarblatt von Heintz. das nicht nurals Auftrag
der Fugger einen besonderen Rang in Leben und
Werk des Malers einnimmt. Das Bild befindet sich
heute in schlechtem Zustand. Es stellt die Krönung
Mariae durch die HI. Dreifaltigkeit dar, ein Thema.
das rn. W. sonst von Heintz nicht gestaltet worden
ists.
Die Heilige Jungfrau aufeiner Wolkenbank wird von
Putten emporgetragen und umspielt. Größere Engel
begleiten das Geschehen. seitlich im Hintergrund
musizieren Engel auf Orgel und Lauten. Darüber.
ebenfalls auf einerWolkenbank und von Engeln und
Putten begleitet. thronen mächtig Vater und Sohn.
zwischen beiden in einer Gloriole die Taube des Hei-
ligen Geistes. Der Vater trägt die Weltkugel. der
Sohn das Szepter. beide halten in der Mitte auf aus-
gestreckten Armen. mit den Händen nur leicht ge-
stützt. eine Bügelkrone über den Kopf der Maria.
Vier liebliche Putten unter der Krone und zwischen
Vater und Sohn bilden eine eigene Gloriole um das
Haupt der Maria.
Das Bild wurde in großen Partien vergröbernd
übermalt. glücklichenrreise aber kaum schwerwie-
gend entstellt. Die ursprüngliche Hand ist teils noch
unter der Übermalung. teils aber auch unverfälscht
zu erkennen. obwohl der Zustand des Bildes auch
noch durch die ausgetrocknete. staubige und z. T.
sechs weiteren Putti. auf jeder Seite drei. aber ge-
genläufig bewegt. Neben der Madonna rechts und
Iinksje ein großerEngel. überdiesen im Hintergrund
die beiden musizierenden Engelsgruppen. Die
obere Zone mit der Trinität zeigt oben in der Mitte
zwei mal zwei Putti und über den göttlichen Perso-
nen auf jeder Seite drei größere Engel. Vater und
Sohn sind fast frontal gegeben, lediglich leicht ge-
dreht und. wie es das Geschehen erfordert. einander
zugeneigt und aufeinander bezogen. Die begleiten-
den Engel auf beiden Seiten sind konsequent ge-
gensinnig bewegt. Obwohl das Bild offensichtlich
und wohl gleichze mit den Übermalungen forma-
tisiert worden ist. hat die Komposition keine Beein-
trächtigung erfahren. An den Rändern mag ein Ver-
lust von 10 bis 20 cm entstanden sein. Es läßt sich
nicht eindeutig sehen, ob der jetzige halbkreisför-
mige Abschluß der ursprüngliche ist. vorstellbar ist
es aber.
So weit dies die Übermalungen erkennen lassen. ist
die Farbigkeit so subtil wie die Malweise. ebenso
feinsinnig wie geschmackvoll. Den Gesamtton wird
man sich im ursprünglichen Zustand etwas kühler
als den gegenwärtigen vorzustellen haben, den die
gelbbraunen Übermalungen stark bestimmen. Ein
lichter Farbklang aus Rot. hellem Gold. Dunkelgrün.
Dunkelblau. Blaugrün. Blaugrau und den hellen In-
karnattönen beherrscht die Farbigkeit. die zusam-
men mit der lebendigen Symmetrie der Komposi-
tion. dem hieratischen Bildaufbau auf subtil sinnli-
che Weise dem Thema der Verherrlichung Mariae
seinen triumphalen Charakter gibt.
Das Bild trägt. soweit ich sehen konnte. keine Signa-
tur. wenn sie nicht durch Übermalungen verdeckt
ist. Möglicherweise ist sie auch der Formatisierung
zum Opfer gefallen.
Die malerische Behandlung in den Details. soweit
unverfälscht. die delikate Farbigkeit, die sinnlich
ansprechende und dabei doch hoheltsvolle Auffas-
sung. die Bildung der Gewandfalten und die aufviel-
fältige Weise kontrapostisch verschränkten Figuren
lassen keinen Zweifel daran. daß es sich um eine ei-
genhändige Arbeit von Joseph Heintz d.Ä. handelt.
dessen Bilder zudem häufig eine ähnlich geringe
Raumtiefe haben. wie sie hier das Thema der Ma-
rienkrönung in besonderem Maße provoziert.
Außer diesen allgemeineren stilistischen Merkma-
len geben die einzelnen Kopftypen viele direkte
Hinweise auf das übrige Werk des Heintz. So sind
z.B. im einzelnen zu vergleichen der größere Engel
links mit dem durch Ubermalung wohl übertrieben
flammenden Haar dem Engel rechts neben dem Leib
Christi auf dem Altarbild Pietä mit Engeln von
1605-08 in Augsburg. St. Michael 8. und dem
Amor auf Kilians Stich Venus und Amor von 1607
10.. der Engel rechts ähnelt derJungfrau im Vor-
dergrund Mitte in der Freiburger Beschneidung
von 1599 2.. Der anscheinend nur wenig ent-
stellte liebliche Kopf der Maria entspricht den Ma-
donnenköpfen derAugsburgerPielä mit Engeln, am
ehesten in der Stichwiedergabe Kilians von 1608
8.0.1., da das Originalgemälde auch durch Über-
malung und Verschmutzung gelitten zu haben
scheint. und der inzwischen vorzüglich restaurier-
ten Prager HI. Familie mit den Hll. Katharina und
Barbara aus der Zeit um 1600 9.. Der Christustyp
entspricht dem der HaunsheimerAuferstehung, wie
sie uns der Stich Kilians von 1606 überliefert 2..
und der Gesichtstypus des Vaters findet seine Ent-
sprechungen in den Bildern des römischen Franzis-
kus-Zyklus A11. 1-7. insbesondere dem hl. Franz
derVogelpredigt 11.4 und dem Mönch zu Hiaupten
17
Heiligen beim Tod des hl. Franziskus A11.5,. Die
schiedenen Engels- und Puttengestalten mit ihren
drucksvollen und für Heintz ganz charakteristi-
en Gebärden, ihre Köpfe mit den spitzen Nasen
egnen uns auf vielen seiner Bilder, so der über
Vater schwebende Engel mit der nach vorn wei-
iden Handfläche in Kilians Stich Der hl. Hierony-
mit Engel 5. von 1610, Diese wenigen Hin-
se auf das Repertoire des Heintz in der Marienkrö-
ig mögen genügen, Entscheidend für die Zu-
ireibung an Heintz sind indessen Auffassung, Far-
keit und Handschrift, denn auch ein anderer hätte
möglich, d,h. theoretisch, aus dem Formenvorrat
Heintz ein solches Retabel zusammenstellen
lnen-ein Präzedenzfall für solche Arbeitsweise ist
irdings nicht bekannt.
Marienkrönung7 ist ein Bildthema zur Verherrli-
lng der Gottesmutter. das nicht auf einer genau fi-
rten literarischen Tradition beruht. Es hat. ebenso
in homiletischen und liturgischen Texten aufs
engste mit der Himmelfahrt Mariae verknüpft. seit
dem 12. und 13. Jahrhunderteine eigene Bildtradition
entwickelt.
In Darstellungen der Maria lmmaculata wird die Hei-
lige Jungfrau häufig von Engeln gekrönt, auch der
Madonna mit dem Kind wird oft durch krönende En-
gel ein in entsprechendem Sinne besonderer Gehalt
gegebens; bei diesen Darstellungen handelt es sich
aber nicht um Marienkrönungen im engeren Sinne,
der gebräuchlichen Terminologie der lkonographen
entsprechend. Die Krönung der Maria nach diesem
Sprachgebrauch wird in der älteren Form von Chri-
stus allein, dann von den drei göttlichen Personen,
Vater. Sohn und Heiliger Geist, vorgenommen? wo-
bei der Geist zuerst in einer Gestalt von menschli-
chem Habitus personifiziert. dann aber ausschließlich
in Gestalt derTaube dargestellt wird. Die Krönung der
Maria durch die HI. Dreifaltigkeit erscheint in ltalien,
Spanien. Frankreich und wenig später in Deutschland
im frühen 15. Jahrhundert. Die Verherrlichung der
..,.........g.... L. .,.
Le inoisioni der Carracci Catalogo crit. cura di Cal
casale Calcogralta nazlonale. noi-ria, aprile maggio 19
Nr 17 die Madonna kniet auf gleichem Niveau wie vate
Sohn,
Budapest, szepmuveszeii Muzeum, Graph sig lnv
deutsch um 1500, Feder braun, braun greu lav guadriei
ken abgeschragi. 292 199 mm auch hier kniet allerdlng
Madonna
Sirrione Cantarini 1612-1649 Maria lmmaculata, Rzdii
Bzrtsch 21. s. lncisori Bolognest ed Emiiiani del see XVll so
1973 Nr 111x111 catalbgo gerierale della raccolta di stampr
che deiia Piriaceleca Nazicnale di Bologna Sez lll, 1.
Die Marienkronung Aachens entstand vermutlich nicht lange
1595 fur die aarthdlbmauskapelle in st. Ulrich s. Alra. die
als Grabkapelle Philipp Eduard Fuggers ausgebaut wurde
Nachzeichnung nach dem Gemalde, der Hand Kagers nal
hend. befindet sich in Budapest, szeomuireszeti Miizeurn,
Slg. Inv. Nr 359, Federgrau, Lav,a19 229 mm iians von Aar
-zu Strobel urid l-tan Anm 11 und 14 hier
Allein im Augsburger Dom belinden sich wenigstens lunl oi
lungen derKrorlung Mariae lernerz Hans t-iolbein A. un
kreis l-lans l-iolbein und die Kunst der spatgotik Ausste
Augslaurgnaihauszt 9-7 11 1955 Kalaibg Augsburgtsss
Abb, und lerner Nr 50, 92, a3, 147 u,a Brorlzeplakelle,
chen, Bayer Natlorlalmuseum s. Feuchtrnayr. Karl studir
Augsburger Plastik der spatrenaissance ln Das soiiwat
Museum. 1927. 97 Abb Christoph Rtlodl 1504. lllert
Ptarrkirehe. Hochaliar; Christoph Murmann d,J vor 1505,
herren-Epitapii, Passaucibmkreuzgang Herrenkapelle
von Nasse 1925 erwahnten Marienkrdriung Kagers in kai
Kreuz soll es sich lt Katalog Augsburger Barock 195a, 121 ui
allerdings kaum vorstellbare Verwechselung mit dem Vll
der Kirche belindlichen remoelgang Mariae handeln Es is
kaum anzunehmenden Kagerkeine Kronung Mariens gemr
ben sollte lri der staail Graph sammlung in Muncnen liegt
Kagers Namen, jedoch kaum von ihm stammend. die lavier
derzeichnung einerMarienkrenung. 250 225 mm inv Nr
A. von Horn um 1550-1690, Sllberaltarchen Augsburg.
Kunstsammlungen Nr 11935
Lieb aaO Anm ed 2. 195a, 415
Liebaao Anm Bd 2.195a.25sl.Abb 244
Bushart, erunb Malerei. In Augsburger Barock. Aussieiit
Augsburg, Flathaus und Holbeinhaus. 15 5.-13 10 196a. Ke
Augsburg 1969, 192 ff Nr. 141 Abb 45 eine zeichnungzu
Bild in sacramentoicai, 522 395 mm grbß, zeigt, daß das
heiiigenbiid wohl ursprunglich eine Marienkrdnung rnit He
sein sollte. in der heute noch in st Max betlndlichen ausgeti
Forni ist das Motiv der Marienkronung zwar zuruckgedrangl
auch vorhanden zu der Zelchrlurlg Master orawings lro
cramento TheE crdckerArtcailery SacrarrlentofCal 19
Nr 3a Abb 73,
Weitere Beispiele lur Marienikonbgrapriie im i-iause Fugge
1550 malte eirdlarrie siciolarite da sermdneta in der Fuggi
pelle in Maria deiiAnima in Rom einen Zyklus mit dem Mai
ben Lieb ao Anm 195a. 274i. Abb 224-229. 155
aus Flandern das iiRetablo des Salvators und Unser Fraurl
1552 gesliltete Kirche in der Fugger-Niederlassung in Aii
Lieb 0. Anm Bd. 195a, 279 ll Jorg Breus rechterl
der großen orgei in der Fugger-Kapelle st Anna zeigt ein!
mellahrt Marierrs, Hans Fugger ließ von Alessandro Padovar
Hcchaltarbiatt lurdieKirchheimerSchloßkirche rnitden Hll
und Paulus und der erhohten Muttergottes malen Lill,
liaris Fugger, 1531-1599 und die Kunst. Leipzig 190a. 126,
1580 bestellte derselbe tur Kirchheim einen Bronzeallar bei
sandro vittoria in Venedig, dessen Vorderseite die verkundi
die Pluckseile die sieben Freuden Mariae zeigen sollte Lill
19091531 oie vcreitein des cralen Johann Maximilian Ji
Fugger hallen dem bayer. Kurlursten das irkostbare origir
der Himmelfahrt Marien von dem berühmten Rubens" gesc
Fugger und welsera a.O Anm.21950,135l Nr 390. urir
bestellte Karl Fugger. sdhn Philipp Eduards. fui den Hochall
Augsburger nomiriikanerkirche eine Himmelfahrt Mariae br
venni Lanfranco Fugger und Weiser a.a.o, Arim, 1950 Nr
20
21
esmutter fand in der volksnahen Marienkrönung
hervorragenden und weitverbreiteten Bildge-
stand, der in der Plastik und Malerei der deut-
en Spätgotik besonders beliebt gewesen ist. Ge-
ritzte Werke von höchster Monumentalität, wie
lael Pachers Retabel in Bozen-Gries und der
sacher Hochaltar des Meisters HL. zeugen von
Bedeutung des Themas, das in Italien offenbar
im Laufe des 15. Jahrhunderts seine größte Ver-
ung gefunden hat. Mit der weitgehenden Ablö-
des geschnitzten Retabels durch das gemalte
"blatt wanderte auch die Marienkrönung in
schland auf zumeist großformatige Tafelbilder.
7. Jahrhundert ist die größte Dichte entsprechen-
Darstellungen zu verzeichnen. und mit zuneh-
der Bedeutung der Deckenmalerei im 1B. Jahr-
iert erscheint das Thema schließlich fast nur
idortm, wo es in Italien schon im 16. Jahrhundert
asiedelt gewesen war, etwa durch Correggio
'na, S. Giovanni Evangelista, ca. 1520-24 und
zrico Zuccari Flom. II Gesü, Kapelle ca.
i.
Freiheit von einer Festlegung durch eine be-
mte, ausformulierte Legende gab Auftraggebern
Künstlern die Möglichkeit, auch individuelle An-
im Rahmen des Themas Marienkrönung aus-
ücken und verschiedene Aspekte der Verherrli-
ig Mariae darzustellen die Himmelfahrt der Got-
iutter. die in ihrer Krönung gipfelt, die mehr ab-
xte Erhöhung Mariae durch die Krönung, Maria in
Iilorie als Fürbitterin und Beschützerin, die ver-
ichte Gottesmutter als vornehmste im Heer der
gen und Seligen usw.
das Kompositionsschema der eigentlichen Krö-
durch die Dreifaltigkeit sehr weitgehend festge-
so bildeten sich doch verschiedene Bildtypen
us, die man nach Art und Zahl der Beifiguren un-
meiden kann die einfache Krönung Mariae
die drei göttlichen Personen ohne jegliche Bei-
en", mit wenigen odervielen Engeln", mit musi-
enden Engeln", mit Engeln und Heiligen", mit
ein, Heiligen und Stifternß. um nurdie häufigsten
ennen.
Werke stellen den Zusammenhang von Himmel-
und Krönung Mariae ausdrücklich und ganz
lich dar, so Dürers Holzschnitt aus dem Marien-
von 1510, Raffaels sieben Jahre früher entstan-
es Tafelbild in der Pinakothek des Vatikans und
das früher Elsheimerzugeschriebene Mittelbild
Flügelaltärchens in Berlin, Staatl. Museen lnv.
164.
Retabel von Heintz. mit musizierenden Engeln,
steht in einer ikonographischen Tradition. die schon
bei Michael Pachers Bozen-GrieserAltar von 1481-85
und gleichzeitig etwa beim Meister des RohrdorferAl-
tares in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vorhan-
den ist. Dies betrifft jedoch nur die lkonographie.
nicht die Form der Verbildlichung.
Es scheint. daß auch Heintz in seinem Bild die Ver-
bindung des Themas mit der Himmelfahrt der Got-
tesmutter zum Ausdruck bringt Er stellt Maria von
Engeln emporgetragen und nicht auf gleicher Stufe
mit den göttlichen Personen kniend dar und spielt so
nur indirekt auf die Himmelfahrt an. die Ftaffael. Dürer
und später gar erst Egid Quirin Asam in seiner Rohr-
dorfer Altargruppe von 1717-23 zum eigentlichen
Bildthema genommen haben. Zitate aus der Le-
genda aurea des Jacobus de Voragine in der Über-
setzung von Richard Benzw sind am ehesten geeig-
net. den poetischen Geist auch des Heintzschen Bil-
des zu charakterisieren v. .. Alsbald fuhr Mariens
Seele in den Leib und stund herrlich auf aus dem
Grab und fuhr auf gen Himmel. geleitet von der
Menge der Engel apokryph Johannes Hier sol-
len wir merken. daß die Heilige Jungfrau gen Himmel
geführt und erhöht worden ist unversehrt, fröhlich.
mit großen Ehren und mit sonderlicher Herrlich-
keit. Der Thron Gottes. die Wohnung des himmli-
schen Herrn, das Tabernakel Christi muß da sein, wo
er selbst ist; dieser edle Schatz wird würdiger im
Himmel bewahrt denn auf Erden Augustinus .Auf
diesen heutigen Tag haben die Himmel die heilige
Jungfrau empfangen mit großen Freuden, die Engel
mit Frohlncken. die Erzengel mit Jubilieren. die
Thronengel mit Jauchzen. die Dominationes mit
Psallieren. die Principatus mit Klingen, die Potesta-
tes mit Saitenspiel, die Cherubin und Seraphin führ-
ten sie mit Hymnensang vorden Thron der höchsten
Majestät Homilien des Gerardus Wer mag das
ausdenken. wie gar mit großen Ehren die Königin
der Welt heute ist aufgefahren. wie gar mit großer
andächtiger Begierde alles himmlische Heer ihr
entgegenging. wie mit Iöblichem Gesang sie zu dem
obersten Thron ward geleitet. wie mit lieblichem
tröstlichem Antlitz. mit freundlichem Umfahen sie
von ihrem Kinde ward empfangen und über alle
Kreaturen ward erhöhet, Dies ist der Tag. da bis
zu dem höchsten Thron die unbefleckte Mutter und
Jungfrau aufstieg und auf den königlichen Stuhl
nächst Christo zu den höchsten Ehren ward erhöhet
Hieronymus... Die unaussprechliche Dreifaltig-
keit selbst frohlockt in unaufhörlicher Freude, und
19
"man! L."mb uullwluv vull etwa 1.140 zeigt eine IVIUIICIIIKIVI
mwltwtmqpgrlääämwqtärwmmf9""""W"-f1'uiiwii-rqrgrqimmmw"; Sie war bis 1939 in der Kapelle der Fuggerhäu
m"Mijämilttitflttiigqyrquvmwn,,.'.....;",; der Maximilianstraße und wurde dann nach
hausen übertragen. Aus Babenhausen stammti
scheinlich auch ein geschnitzter Flügelaltar mit
Marienkrdnung im Mittelschrein, der ebenfall
1939 in den Fuggerhäusern am Weinmarkt gevi
ist und sich heute in der Fuggerei-Kirche St. M.
befindet". Wohl kurz nach 1596 malte Hans
Aachen seine Marienkrönung für Philipp Er
Fuggers.o., und MarkusdJ. Fuggerstiftete um
Rottenhammers 1614 datiertes Allerheiligenbil
einer Krönung Mariens in die Augsburger Franz
nerkirche St. Max".
Das Bild von Heintz fügt sich als prächtiges unc
minentes Glied in diese Reihe. Seine Marienkrö
ist im Rahmen der ikonographischen Tradition,
wohl ohne Benutzung vorformulierter Darstellui
frei und selbständig gestaltet.
Die Fragen nach der zeitlichen Einordnung ii
Heintzsche Werk und der ursprünglichen Be
mung des kürzlich in einer relativ entlegenen
schaft der Fürsten Fugger-Babenhausen aufget
ten Bildes ließen sich nur mit vagen Vermutunge
antworten, gäbe es nicht eine Nachricht. die
nicht mit absoluter Sicherheit, aberallerwahrsc
lichkeit nach auf das Marienkrönungsretabe
Heintz bezogen werden muß
wChristoph Fugger-Behausung bei St. AnnaKa,
Erbaut durch Veit Eschay Zahlungen 1600-1602
tabel vom Kais, Kammermaler Jos. Heintz erhä
25, Sept. 1602 die Summe von 300 fl. Die Tafe
vom Haus des Malers ins Fuggerhaus bei St.
später luth. Kollegium verbracht dasxGesindrc
30 kr Trinkgeld?"
Wahrscheinlich hat es sich bei "Christoph Fur
Behausung bei St. Annaß um das direkt an derl
seite der Kirche St. Anna gelegene Anwesen gi
delt, das die Stadtpläne von Schissler-Mair 602
Wolfgang Kilian 1626 deutlich, wenn auch in
verschiedener Form zeigen. Nach der Fugger-t
nik von 159925 hatte Hans Fugger, der Erbaue
Schlosses Kirchheim, einen Teil des Anwesens
zwar den direkt an das Grundstück der Kirct
Anna anschließenden, nplantweis von den
schen erlangt". Dies war anscheinend im Vei
des Konkurses der Handelsgesellschaft David
Hans Langnauer und Mitverwandte um 1574 ge
Gnade, die sie ihr erweist, zieht aller Blicke auf
Homi en des Gerardus .1
ngeschichtlich steht das Bild des Heintz der bo-
tesisch-römischen Tradition näher als etwa der
ezianischen. Es sind hier am ehesten vergleichbar
die Figurentypen der Darstellungen von Girolamo
nanino Brescia, Pinacoteca Tosio Martinengo
36, Giuseppe Cesari, gen. ll CavalierdArpino, zw.
und 1615 Ftom, S. Maria in Vallicella, Cappella
rieri, Guido Fieni, um 1595-98 Bologna, Pinaco-
tNazionaIe Nr. c. 141 i. 440, Orazio Samacchini,
1577 Bologna, Pinacoteca Nazionale Nr. 150i
sowie ein Stich von Agostind Carracci, vermut-
nach Lorenzo Sabbatini Bartsch 93". Der Auf-
der Krönungsgruppe selbst kehrt am ähnlich-
jedoch auf bescheidenerem Niveau, bei einem
tekannten Zeichner wohl bayerischer Provenienz
einem Blatt in Budapest wieder". Die Gestalt der
ionna ist durchaus einer späteren Radierung von
ione Cantarini" vergleichbar. Die von Heintz vor-
agene Auffassung des Themas kommt Rotten-
tmers wesentlich schlichterem Täfelchen von
in Nürnberg Germanisches Nationalmuseum,
431 nahe, des seinerseits unmittelbar von dem
1h Agostino Carraccis B. 93 angeregt zu sein
eint.
ist nicht verwunderlich, daß die ikonographisch
stilistisch am engsten verwandte, in der Auffas-
jedoch verschiedene Darstellung des Themas
von Hans von Aachen zwischen 1596 und 1615 für die
Grabkapelle Philipp Eduard Fuggers in Augsburg, St.
Ulrich Bi Afra, gemalt wurde. Aachens Bild folgt an-
scheinend getreuer der ikonographischen Tradition
ltaliens, die die HI. Jungfrau, bereits erhöht, kniend
zwischen Vater und Sohn abbildet und in der Anspie-
lungen auf die Himmelfahrt seltener enthalten sind.
Überdies meint man aber, in der Haltung Christi bei
Aachen auch eine Fleminiszenz an Dürers Holzschnitt
von 1510 zu erkennen.
.Es fällt bei Heintz die verhältnismäßig prächtige Ge-
wandung insbesondere des Vaters auf. An italieni-
schen Beispielen ist Entsprechendes kaum zu beob-
achten, wohl aber- und noch ungleich stärker- sind
die späteren, weiter östlich angesiedelten Darstellun-
gen von Herman Han und Bartholomäus Strcbel von
solcher eher unantikischen Prachtentfaltung gera-
dezu bestimmt".
Alle diese Vergleiche dienen lediglich dazu. den stili-
stischen Standort der Heintzschen Marienkrönung zu
umschreiben. Direkte Vorbilder, aus denen er unmit-
telbar geschöpft hatte, lassen sich bis jetzt nicht aus-
machen.
In der schwäbischen, insbesondere der Augsburger
Kunst war die Krönung Mariae ein besonders belieb-
tes Thema, sie wurde häufiger dargestellt ais anders-
wo" innerhalb dieses Bereichs scheinen Bilder zur
Verherrlichung der Gottesmutter bei den Fuggern
ungewöhnlich beliebt gewesen zu sein Eine gemalte
Anmerkungen 25-31 Anm. 27-31 s. Text S. 22
Fur die freundlicheMitteilung seines Regests aus dem Fug
chiv habe ich Horst Sliarhef zu danken
Chronik der Familie Fugger vom Jahre 1599. Hrsg. erl. V0
stlsn Meyer München 1902, 8D.
Hassler, Der Ausgang derAugsburger Handelsgesellsch
vid Haug, Hans Langnauer und Mitverwandte, 1574-1608.
burg 192a, Zorn. Wolfgang Augsburg. 2., varin. Aufl. 197
ctirbntir a.a.O. Anm. 2a 1902, a4
29 Schon Hans Fugger hatte vsit Eschay1585 auf eine Reise rti
lien einen Empfehlungsbriaf mitgegeben. Später scheint er
Diensten Herzog Wilhelms in München gestanden zu iiabai
a.o. Anm 24 190a, aa Anm. s.
Bull, Adcli Wend 'etrich. Urkundliche Nachrichten ub
Leben und seine Tätigkeit. In Zeitschrift des historischen
furSchwaben und Neuburg 15.1553, 125-130 Jakob Dietr
später auch umfangreiche Vertafalungsarbeiten im Augs
Flathausneubau, insbesondere in den Flirstenzimmerrl, aus!
s. Bull. Adolf- Der Bau des Augsburger Rathauses... ii
Schrift des historischen Vereins für Schwaben und Neubt
1887137 u.ö.. Die haute In der Fuggerei-Kirche eingebau
settendecke stammt aus dGrn Fugger-Haus bei st. Anni
18,0. Anm. Bd, 2. 1958, 416 Abb, 235, Nur die Datlerurig
hier unrichtig.
Die Geschichte des Flindermarkt-Anwasens ist eingehend
delt bei Lieb Anm 4Bd.1.1952, 32-47, Da auch dii
nen an derAnnastraße gelegenen Trakt hat, muB zuniiriassi.
Erwagung gezogen werden. obdie zitierteOuelle nislitstiiiiii
Haus gemeint haben konnte. Es wird allerdings nie t-Hz
St. Anna-Kurchen-i oder -zum Eisengatter- genannt. Etwa
sigkeit stiftet nur derVermerk t-späteres luth Kollegium-
Regest. Das BV. Kollegium St. Anna war nämlich schon 15
gründet und von Hans Holl auf einer Haussielle neu erbaut
die trn 19 Jh die Bezeichnung D221 trug Auf dem Kitian-P
1s2s ist as ainasutlg zu identifizieren, Das neue Haus crt
Fuggers nahm iaaaah ais spatersn Hausstellen 224. 225
lagen also zwei Grurldstucke zwischen diesem und dem Koll
Die Identifikation rnit dem Anna-kolleg beruhtarlschelnenc
ner ZSIKIIChGrI Verwechselung Das Kolleg wurde zwar tatsi
aul sinsrii Grundstück errichtet, das zuvor Christoph Fug
hort hatte; dieser Christoph war aber der bereits 1579 verst
Sohn Ftayrnund Fuggers. Zur Geschichte des Kollegs s.- Ai
Das Cßllegiurrl st. Anna in Augsburg. In Zeitschrift des
schert Vereins für Schwaben und Neuburg. 2. 1875, 11171
2a
Christuph Schisslsr u. Alexander Maier. Plan von Augs!
burg. 1602. mit den Angaben des Collegium bei St. Anna
sowie den beiden Fugger-Anwesen Haus Christoph
Fugger "Zum Eisengatteru dem Fugger-Haus wAm
Rindermarkh-
Joseph Heintz. wBildnis eines Herrem, 1598. Kunstmu-
seum Bern lnv. Nr. 1816 Gottfried-Kailer-Stiftung
Nr. 998.
LucasKiIian, "Bildnis Albert Fuggeru, um 1618. Aus Pi-
nacotheca Fuggerorum .. 1754lPl. 96.
Joseph Heintz, "Bildnis einer Dame", 1598. Kunstmu-
seum Bern lnv. Nr. 1817 Gottfried-KielIer-Stiflung
Nr, 999 7.
Wolfgang Kilian. ßBildnis Veronika Fuggerk. um 1618.
Aus Pinacotheca Fuggerorum .. 1754lPl. 97.
4...,
Ammllyrvg. FvcfdeQR XÄwou LHnßfLPI Pnuyxccwßl.
HIJVJÄH. Lwxwxi Ar,ßx-,ur1 WLM
21
hen". Christoph Fugger. der dritte Sohn Hans Fug-
gers, hatte die wherrlich und weite behausung bei
Sanct Anna kürchen in Augsburg gelegen, den eisen-
gatter genannt" 1598 nach dem Tode seines Vaters
übernommen und ndolt noch mer heusererkauft. der
seinigen zugesölt und ganz herrlich und costlich von
grund auf von neuem erpauen lassen-las. Über diesen
Neubau ist unserer Quelle zu entnehmen. daß er von
Veit Eschay. dem Sohn des Augsburger Stadtwerk-
meisters Jakob Eschayzs. ausgeführt worden ist. Dar-
über hinaus ist bekannt. daß der Sohn Wendel Diet-
richs, Jakob Dietrich. zwischen 1599 und 1601 vor
allem eine -künstliche Saaldeckea. aber wohl auch
andere Vertäfelungen. evtl. auch Mobiliar für das
neue Haus Christoph Fuggers angefertigt hat". Den
Darstellungen von Schissler-Mair und Kilian zufolge
war das neue Anwesen noch wesentlich geräumiger
als das alte Fuggerische Haus aAm Rindermarkttr".
das Christoph Fugger vor dem Tode seines Vaters
und der Fertigstellung des schräg gegenüber gele-
genen neuen Hauses bewohnt hatte". Es hatte ei-
nen großen. bis zur Stadtmauer reichenden Garten
und mag auch eine größere Kapelle enthalten ha-
ben. Das Ftindermarkt-Anwesen später Annastraße
19 hatte im zweiten Obergeschoß seines an der An-
nastraße gelegenen Teils zwar auch ein Kapelle. die
anscheinend ebenfalls gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts aus- oder umgebaut worden ist". Ihre
Grundfläche maß aber nur 6.40 5,20 es ist
darum nicht gut vorstellbar, daß das verhältnismä-
ßig große Ftetabel von Heintz darin hätte aufgestellt
werden sollen. Die Möglichkeit. daß sich die zitierte
Quelle auf das Anwesen i-Am Rindermarkta bezieht.
muß aus den genannten Gründen wohl ausge-
schlossen" werden. Das Fletabel von Heintz ist also
aller Wahrscheinlichkeit nach in das neue Haus
Christoph Fuggers gebracht worden. das im Haus-
stellenplan des 19. Jahrhunderts mit 224.225 be-
zeichnet war. Gegenwärtig ist von diesem Haus
nicht der geringste Rest mehr vorhanden. An seiner
Stelle befinden sich ein städtisches Verwaltungs-
und Geschäftshaus und ein Teil des Stadtmarktes.
Christoph Fugger starb am 29. Dezember 1615".
wenige Monate vorher noch war sein Name als
t-Septemvira in die Platte graviert worden. die im
Grundstein des Augsburger Rathauses an den Be-
ginn des Neubaus erinnerte". Ob er das Retabel
auch selbst bei Heintz für sein großes neues Haus
aZum Eisengattertt bestellt hat, bleibt ungewlß.
wenn auch wahrscheinlich. Es ist bei der erwiese-
nermaßen oft langsamen Arbeitsweise des Heintz"
auch vorstellbar. daß der Auftrag noch von Chri-
stophs Vater Hans Fugger stammt. dem Erbauer des
Schlosses Kirchheim und bedeutenden Förderer
von Friedrich Sustris. Alessandro Padovano. Anto-
nio Ponzano, Hubert Gerhart. Alexander Colin und
anderen Kü nstlern, die zumeist erst am bayerischen
Herzogshof Karriere machten. nachdem sie sich im
Dienste Hans Fuggers bewährt hatten". Hans Fug-
gers Augsburgerwohnung befand sich in den eben-
falls von ihm verschwenderisch ausgestalteten
Weinmarkthäusern. Da nun Heintz nicht. wie es bis-
her schien. erst 1601 mit Albrecht Fugger, dem Vet-
ter des Christoph. in Verbindung getreten ist. son-
dern wahrscheinlich schon 1598, wie weiter unten
noch darzulegen sein wird. ist es durchaus auch
denkbar. daß das Ftetabel ursprünglich für einen an-
deren Standort bestellt gewesen ist und daß Chri-
stoph Fugger es nach dem Tode seines Vaters ledig-
lich abnahm und in die Kapelle seines neuen Hauses
bringen ließ.
In diesem Haus "zum Eisengatterii blieb das Bild an-
scheinend rund hundertsiebzig Jahre. Vom 24. April
1773 an gehörte das Anwesen der Gräfl. Fugger-
schert Familienstiftung. die es 1819 veräußerte.
Wenn die Nachrichten und der Befund nicht trügen.
kam das Bild noch 1773 aus Augsburg nach Boos.
Hier wurde zur selben Zeit die wohl bereits zu Be-
ginn des Jahrhunderts neu erbaute Kapelle des
22
Fugger-Schlosses ausgestattet. Übermalung und
Formatisierung des Ftetabels hängen sicher mit der
Neuaufstellung in Boos zusammen". Es war offen-
sichtlich das Ziel der Veränderungen. die ursprüng-
lich subtile Malerei, die womöglich schon Schäden
aufgewiesen hat. durch teilweise Vergrößerung der
Köpfe, gelbbraun vergröberte Wolken usw. dem
veränderten Geschmack und vor allem der geänder-
ten Aufstellung anzupassen.
Lill glaubte nach seinen Ouellenstudien feststellen
zu können. daß Hans Fugger trachfete. eher deut-
sche als ausländische Künstler zu beschäftigen. Da
es aber an fähigen Künstlern mangelte. habe er doch
Italiener und Niederländer beauftragen müssen".
Vielleicht hat er noch kurz vor seinem Tode in Heintz
einen Maler nach seiner Vorstellung gefunden. Lill
überliefert auch einige wenige Bemerkungen Hans
Fuggers, die seine Einstellung zu den Werken der
Kunst beleuchten und vielleicht auch für Christoph
Fugger gelten w. ichs gern wolt andechtig und
schön haben und nit wie diß. das der maler allein
sein kunst erzaiget und weiter nichts hett doch
zu allweg zuvor ainen kleinen schizzc oder visierung
sehen. damits kain mathes zu der faßnacht abgeba
am 9. 4.1569 an David Ott. und weiter in einem an-
deren Brief bei Gelegenheit des Auftrages für ein Al-
tarbild mit der Hi. Dreifaltigkeit an einen italieni-
schen Maler irso ich vermainth. das die theologi erst
den malern visierung stellen solten. wolt ichs hieau-
ßen gethan haben. unsere maler prauchen wenig
Theologie und steet den poeten und malern die In-
vention bevorfß- Damit kritisierte Fugger einen
Hang zur bloßen Virtuosität. den er in der italieni-
schen Malerei zu erkennen glaubte. Der lange in Ita-
lien geschulte Heintz mochte die Chance bieten. auf
der Höhe der Zeit zu gestalten und dennoch die be-
anstandete Oberflächlichkeit der Italiener zu ver-
meiden. Die Konfession des Heintz war für den Auf-
traggeber vermutlich belanglos. Die humanistische
Bildung verbot bei den Fuggern anscheinend
ebenso wie am Kaiserhofe Rudolfs ll. jede konfes-
sionelle Enge, wenn es um Kunstwerke ging. mit de-
nen nicht ausgesprochen propagandistische
Zwecke verfolgt wurden". Zudem hat Heintz der Re-
formation Luthers angehangen. die mit der alten
Kirche keineswegs radikal brechen. sondern nurdie
Mißstände in ihr beseitigen wollte. So kann man das
von dem protestantischen Maler für seinen katholi-
schen Auftraggeber geschaffene Gemälde auch als
sichtbaren Ausdruck der wenigstens partiellen
Wirksamkeit des 1555 beschlossenen Augsburger
Fleligionsfriedens sehen.
Der von Heintz für das Bild erzielte Preis von 300
Gulden ist als ein für solch Werk üblicher anzuse-
hen. Er liegt jedoch. wie die Preise für Bilder von
Heintz oft". relativ hoch. bedenkt man auch. daß
Hans Fugger für das ehemalige Hochaltarblatt der
Kirchheimer Schloßkirche an Alessandro Padovano
nur D150 Gulden und Gulden LeihkauW-r bezahlt
hat. Nach den Feststellungen Lills hat Hans Fugger
im Laufe seines Lebens über 300000 Gulden für
Kunstwerke aufgewendet". wieviel es bei Christoph
Fugger gewesen sein mag. entzieht sich bisjetzt un-
serer Kenntnis. Es ist aber immerhin bemerkens-
wert. daß Heintz für sein Ftetabel anscheinend den
tausendsten Teil der Summe erhalten hat, die der
eitrigste Förderer der Künste aus dem Hause Fugger
ausgegeben hat. vorausgesetzt. die Angabe Lills ist
zutreffend.
Mit der Marienkrönung von Heintz ist ein prominen-
tes Werk der Augsburger und wenn man so weit
gehen will zugleich der urudolfinischentr Malerei
wiederentdeckt. das allerdings erst nach der behut-
samen Restaurierung seine Qualitäten unverfälscht
zeigen wird.
ll
Mit dem Marienkrönungsretabel und der lange be-
kannten Begutachtung des Raffael-Gemäldes für
10 Lucas Kllian. nBildnis Christoph Fuggern. um
Aus Pinacotheca Fuggerorum... 1754IPl. 102.
11 Gedenkstein für Albrecht Fugger. nach 1614. Wi
Pfarrkirche
Anmerkungen 32-55
chrdnik aao Anm. 26 1902. a3
Lieb 3.3.0. Anm Bd 1952. 37 ein GrundrlB des 2.
sciidssas mit der Kapelle dem die Maße entnommen s.
Pfaud, Reben nas Burgerhaus in Augsburg Tubingeri 19
Abb l69 Das deutsche Bürgerhaus 24.
Ware nicht bekannt. das Christoph Fugger sich l598 bis 11
palastahnliche Wohnhaus mit dem großen Garten neben
cha St. Anna errichten ließ. hätte die Quelle für das Heintz-l
riurauf den Annasiraßentraki des Rindermarkt-Anwesens
werden können Zufälligerweise wurde dieses Gebäude au
vor der vermutliizhen Neuaufstellung des Gemäldes in B00
nämlich 1757. von derWitwe des Grafen Eustach Marie Fug
17.000 Gulden an den Kaufmann Anton Herzog verkau
a.3.O. Anm. Ed. 1. 1952. a4.
75 Statten. Paul vori Geschichte der Ftorn Reichs Freyen Stad
purg .. T. 1. Frankfurt Leipzig 174a. B19; Finacathcca
rorvm S.H.l. Comitvm ac Barclnvm in Khierchperg et Waisst
Ed. nova .Vlmae1754 Nr. CXII. Christoph Fugger war Kai
der bayerischen Herzogs Wilhelm und Maximilian. au
des Erzherzngs Maximilian. Er heiratete 1559 Marie von 5.
zenbarg.
Statten 3.3.0 Anm. 35 T. 1. 1741816.
An dem Jüngsten Gericht für Bückeburg 7. malte Hai
1606 bis kurz vor seinem Tod 1609. die Arbeit an der Aug
Piala Irlil Engeln B. zog sich von 1505 bis 1608 hin
Lill a.a.o. Anm. 24 190a passim.
Für die Nachricht uber das spätere Schicksal des Anwesi
nestr. I6. früher 224. 225. danke ich Dr. Baer. Stadiarchi
burg Schreiben vbm 14. August 197a. isie ging das Ai
von der Grafi. Fuggerschen Familienstiftung in den B6!
Firma vdn Lctzbeck uber. die hier eine Tabaktebrlk betrle
kam es in das Eigentum der Stadt Augsburg. die In den aii
ger- und Fabrikatibnsräumen den Stadtmarkt und Ämtaraii
1B. Die Kapelle in Eloos ist nach Breuer. Tilmann Stadt uni
kreis Memmingen. Miinchen 1959. 7BBayarische Kunstdel
4.. 1716 neu erbaut und 1773 im lnnern ausgestattet wordi
auch. soweit ich sehe. die einzige Erwahnung des Mai
nungsretabels in der Literatur v. .Gemälde. Marienkrünl
ter Cendid zuzuschreiben. um 1600. mit Ubermaiungen
Jh S. als Altarblatt verwendet.-
Lill a.a Anm 24 19011311
Lill 3.3.0. Anm. 24 1908. 31.
Zu Hans Fuggers eher liberaler Einstellung bei Beruhrunq
Kunst und Wissenschaft mit konfessionellen Konstellationi
a.a.o. Arim. 24 1908. 25 ff. Das ändert jedoch nichts an dc
che. daß die Fugger in der Regel. und mit ihricn Hans Fug
Jesuitenorden tatsächlich mit der offiziellen Kirche den
Promotor der innerkirchlichen Reformation sahen. In
Sammeltaiigkeit und in seinen wissenschaftlichen intere
Hans Fugger sicherlich dennoch irci und von psrsbniicli
sichten bestimmt gewesen. Er hat sich auf diesen Gdbiotßi
rier ahnlichen LlnlE bewegt wie die bedeutendsten furstlicl
zene seiner Zeit. Herzog Albrecht V. in München und gar
in Prag. der selbst während des Reichstages 1582 den
Sommer uber im Hause Hans Fuggers am weinmarkt gewoi
te.
s. iiiarzu Zimmer a.a o. Anm. 1971. 36 i1. Fur das groß
dings ungleich mehr nackici Figuren erfordernde Jiirig.
richl 7. fur die Eückaburger Schloßkapalle hatte Heintz
Zuerst soo Reichsialerzu ci-zialan gehofft. Man einigte Slohi
lich auf 400.
Lill 3.8.0 Arirri. 24 1908. 149.
Lill 8.8.0 Anm. 24 1905. 35.
s. oben Anm. 3.
Nach den zahlreichen Erwerbungen Antons und Raymunds
im frühen und mittleren 1G. Jahrhundert waren im wesei
nach überstandenerWirtschaftskrise in den slebzlgerJahri
gen Ende das Jahrhunderts hinzugekommen isao Burg
rnünchen Severin Fugger zu Klrchberg-Welßenhorn ui
dendorf. Ldkr. obnauwbrth. 15112 Aystetten bei Augsburg
d.J. Fugger. 1584 Gottenau. Ldkr. Memmingen. 1590 Sch
Dingen. 1592 Wasserburg a. Bodensee. 1594 Randeck
Fugger. 1595 Leeder. Ldkr. Kaufbeuren. Wellenburg mit
hbian. Ldkr. Augsburg Jakob ll. Fugger-Babenhausen. 15
den Albrecht Fugger Die Herrschaft ebbs. in der
Heintz-Retabal seit dem späten 1B. Jahrhundert befand. wa
seil i552An1bn Fugger im Besitz des Antbninischen ZWBl
Familie gewesen. Im 17. und 1B. Jahrhundert wurden z3l
Herrschaften wieder abgegeben s. hierzu aucn. jedoch
lich aligarrialriaram Ertrag Fried. Pankraz- Die Fugger di
schattsgeschichte Schwabens. Munchen 1976 Schriften
losophischen Fechbereiche der Universität Augsburg. 9.
Chronik a.e.0. Anm. 26 1902. 76 f.
Schreiben vom Sept. 1971 an Anton H. Konrad. Weidenhi
s. dazu neuerdings Wagner. Hugo Kunstmuseum Bern.
das 15. und 1G Jahrhunderts ohne Italien. Bern 1977.
Chronik a.a.0. Anm. 2a 1902. 76 und Gedenkstein in der
che Weiden. dessen Inschrift lautet ILLVSTFIIS GENEHOS
MINVS ALBERTVS FVGGER BARO IN KHIERCHBEFIG E1
SENHORN DOMINVS IN WELDEN OBIIT IN ARCE FvGG
OBERNDORF FROFE LYCVM DIE MENSIS FEBHVAFII
POST CHFIISTVM NATVM MDCXIV AETATIS VEHO St
SEPVLTVS IN ECCLESIA PAROCHIALI OBERNDORFIAI
OVIESVAT IN PACE AMEN.
Chronik 3.3.0. Anm. 2619t2. und ward die Hochze
statt Augsburg. jedoch was still un ngezogen als scnsttin
der harran Fuggerhochzeiten aus ursachen lrergn. gelieb
vaier in giosser schwachhait. auch sein herr schwacher in
alter gestanden. wia sia dann in airlem jar aufeinander mii
schiden gchalian- Finacotheca .. a.a o. Anm. a5
CVI. CVII. Statten 3.3.0. Anm. 35 1. 1743. 745 hat den 5. 5.
Hochzeitsterinln.
ciii-criik a.a.O. Arlrri. 2a 1902. 77; Pinacothoca .a.a.0.
1754 Nr. CVII
Finacbthaca. .a.a 0. Anm. 35 1754 PI es Nr CVIL1
iian und PI 97 Nr. cvll Wolfgang Kilian. Ein waitaras
Albrecht Fuggars befindet sich unter danari ssinar Eitarn
schwister in der Predella des kleinen Mariankrbnungsaltart
Fuggcrai-kircnanabgcb. bei Lieb a.a Anm. Bd 2.19
244. Es basian aber wie alle dort brianbar kurz nach 1a
Erschainurigsjahr der lrriagines Fuggardrum ci Fuggcrari
malten Bildnisse auf dem Stich Kilians und ist deshalb
imabhangiga Porträtaufnahme zur Kontrolle herarilulioril
Hugglar. Malt Joseph Heintz Maiinerbildnis. Frauanbilt
Berichte der Gottfried-Keller-Stittung. Bern 1954-55 40-4
Ernst Schäli
Friedrich Adler 1878 1942
ein zu Unrecht vergessener Künstler des
deutschen Jugendsfils
Als vor einem guten Jahrzehnt der Kunststil der
Jahrhundertwende wiederentdeckt wurde, ist über
manchen seinerzeit bekannten, aber inzwischen
fast schon wieder vergessenen Künstler geschrie-
ben worden.
im Gegensatz zu dem in Frankreich entstandenen
Impressionismus, der zugleich mit dem Jugendstil
die Malerei umwälzend beeinflußte und später kei-
neswegs an Beliebtheit abnahm, waren dem Ju-
gendstil nur wenige Jahre im neuen Jahrhundert
vergönnt. So spontan wie er entstand, so rasch
war er auch wieder verschwunden. War der Im-
pressionismus fast ausschließlich ein neuer Mal-
stii, der auch die Bildhauerei stark beeinflußte,
war der Jugendstil im weitesten Sinne ein Kunst-
stii für Malerei und Plastik, für Architektur, für Mo-
bel sowie für alle Dinge des Alltagslebens.
An dieser Stelle soll nun erstmalig über einen die-
ser vergessenen Künstler berichtet werden. Fried-
rich Adler wurde am 29. April 1879 in Laupheim ge-
boren. Er entstammte einer Kaufmannsfamilie der
großen jüdischen Gemeinde des südlich von Ulm
gelegenen oberschwäbischen Oberamtsstädt-
chens.
Die Adlersche Familie hatte ausgesprochen musi-
sche Talente. Die älteren Brüder Friedrichs waren,
wie er selbst, hervorragende Pianisten. in der Fa-
milie wurde iährlich einmal von den Familienmit-
gliedern ein Theaterstück aufgeführt. Es wurde
von Bruder Jakob geschrieben und einstudiert.
Friedrich Adler besuchte in Laupheim die israeliti-
sche Volksschule und anschließend die dortige
Fieaischule sowie vom Herbst 1894 bis 1898 die
königliche Kunstgewerbeschule in München.
Nach dreieinhalbiährigem Studium war er an-
schließend einige Jahre in München als freischaf-
fender Künstler tätig. 1902 nahm er ein weiteres
Studium in den neugegründeten Lehr- und Ver-
suchsateliers von Hermann Obrist und Wilhelm
von Debschitz in München auf. Von 1904-1907
war er dort Lehrer der Fachklasse für Metallarbei-
ten.
Schon früh stellen sich Erfolge ein. Bei einem
Wettbewerb für den Jahreseinband der Münche-
ner Fachzeitschrift "Kunst und Handwerk-r erhielt
er den Ersten Preis zugesprochen. Es war dies zu-
gleich die erste Publikation in dieser Zeitschrift
über eine Arbeit des gerade erst Zwanzigjährigen.
Es sollten in den darauffolgenden Jahren noch
viele folgen.
Die hier erfolgte Gestaltung des Einbandes soll
die Zusammenarbeit des Künstlers mit dem Hand-
werker symbolisieren. Aus einer Ähre sprießt ein
Zweig. Er wächst durch das Wappen der Künste
und des Handwerks, um sich kreisförmig zu
schließen. Oben steht in Ananasform ein Pokal. Er
krönt symbolisch das Ganze.
in den folgenden beiden Jahrgängen der gleichen
Zeitschrift wurden nicht weniger als 23 Entwurfs-
abbildungen von Gebrauchs- und Kunstgegen-
standen publiziert, dazu ein Aufsatz über den jun-
gen Künstler. Fiecht unterschiedlicher Art sind
diese Entwürfe und zugleich sehr typisch für das
Kunstschaffen in dieser Zeit. Man findet hier Ent-
würfe für geschnitzte oder gegossene Kapitelle,
ferner einen gemalten Wandfries sowie Zinnscha-
len und eine Petroieumlampe. Ferner einen Silber-
pokal von besonderer Eleganz, aber auch Entwür-
fe für Stickereiarbelten und sogar solche für Spiri-
tuskocher und Schirmgrlffe.
Tatsächlich waren seine Entwürfe für Zinn- und
Siiber- sowie für Gebrauchsgegenstände ge-
schätzt. Sie wurden von angesehenen Zinngie-
24
ßern, Gold- und Silberschmieden angefertigt. So
arbeiteten u.a. die Nürnberger J.C. Wich und
W.Scherf, in Regensburg Eugen Wiedamann so-
wie in Heilbronn Paul Bruckmann nach Adler-
schen Entwürfen. Die Entwürfe wurden sowohl für
Serienherstellung als auch für Einzelstücke ver-
wendet. Solche sind als sakrale Kultgegenstande
für den Gebrauch in der Synagoge bekannt. Die
Fa. Bruckmann stellte beispielsweise 1912, wohl
für eine Hamburger Synagoge, eine silberne Tho-
rakrone Abb. besetzt mit Amethysten, und ei-
nen ebenfalls aus Silber mit Edelsteinen besetz-
ten Thoraschild Abb. her. Einige Jahre später
entstand, wiederum bei Bruckmann, eine Seder-
platte aus versilbertem Zinn. Außer einem Becher,
der zur Sederschale Abb. gehörte und sich heu-
te in Nordamerika befinden soll, ist wohl alles im
sogenannten Dritten Reich zugrunde gegangen.
Für die "internationale Ausstellung für moderne
dekorative Kunst-r in Turin 1902 wurde Adler von
der Württembergischen Landesgruppe des Deut-
schen Werkbundes die dekorative Gestaltung des
Vorraumes als Auftrag übergeben. Von ihm
stammten Entwürfe für die Tafelung, für den
Deckenstuck und die Türeinfassung. Auch Lam-
pen und verschiedene Möbel wurden damals von
Adler entworfen.
im Oktober 1903 übernahm Adler in der Obrist-
Debschitz-Schule in München zunächst das Lehr-
amt für das Spezialfach der Stucktechnik. Dieses
Stiefkind des modernen Kunsthandwerks sollte
damals neu belebt werden. Die Stuckformen wur-
den früher fast ausschließlich fabrikmäßig herge-
stellt. Stukkateure gab es damals im eigentlichen
Sinne nicht mehr. Nun sollte in dem Atelier die
Stucktechnik mit neuen, zeitgemäßen Kunstfor-
men wieder gelehrt werden. Die Lehrarbeit begann
bereits mit der handwerklichen Vorarbeit, nämlich
dem Profitieren, sowie der Herstellung von Hohl-
kehien, ferner dem Modellieren und Auftragen.
Die stilistisch veralteten Formen aus Neo-Fiokoko
und Neo-Kiassizismus wurden damals durch neue
Entwürfe zu einem Großteil von Friedrich Adler er-
Setzt.
Als Architekt wurde er vor allem durch seine Ge-
staltung von Fenster- und Portalelnfassungen be-
kannt. Jede Fuge im Sandstein war gesetzt, und
sie wurde dadurch in das Gesamtbild präzis
gefügt. Eine einfache, iedoch formschöne
fassung, die auf Friedrich Adler zurückgeht,
einem Haus in Laupheim, König-Wilhelm-E
Nr. 21, erhalten geblieben. Das Künstlerzeich
nerhaib der Jahreszahl 1905 ergibt mit Sich
die Gewißheit über den Entwerfer. Das
Haus zeigt im Detail die unverkennbare ii
kung Adlers. Mit-Architekt war der München
heim Spannagel.
in den einschlägigen Künstierlexika wird
auch als Bildhauer erwähnt. Ob er auch eige
dig Bildwerke ausführte, ist nicht bekannt, jt
hat er Entwürfe für Skulpturen gezeichnet.
dies insbesondere für Grabmäler. Man find
in christlichen und in jüdischen Friedhöfen ir
Göppingen, Hamburg sowie in Laupheim.
chem Maße sind im Laupheimer jüdischen
hof von ca. 1910 bis 1935 von Adler gest
Grabmäler erhalten. An diesen Laupheimer
mälern ist, außer einem Werk im christl
Friedhof für lda Fiechtsteiner aus dem Jahr
der Jugendstil überwunden. Allenfalls finde
nur an einigen frühen Steinen Ornamenti
noch ein wenig an diesen Stil erinnern. Alle
gen sind bereits dem Expressionismus veri
tet. Nicht nur in seinen Entwürfen war Adl
moderner und fortschrittlicher Künstler, so
er beeinflußte in gleicher Weise ihre Herstell
technik. So wurden einige schwierige Forn
Kunststein im Gußverfahren hergestellt.
ßen sich mit dem Meißel nur sehr schwieri
zeitraubend herstellen. Wenn man heute eii
wisse Abneigung gegenüber dem Kunststeir
findet, so darf man keineswegs vergessen, d.
Witterungsempfindiichkeit des Naturstein
sentlich größer als beim Kunststein ist. Ga
sonders stark sind die klimatischen Ein'
beim Sandstein festzustellen. im Unterschi
solchen Grabmälern sind diese aus Kuns
noch nach vielen Jahrzehnten in bestem
tungszustand.
Eine symbolisierende Frauengestalt aus
beim mit goldgefaßtem Kleid im Gewerbemu
Nürnberg mit der Signatur Adlers, ausgefüh
Emil Kellermann 1911 ca. 48 cm hoch.
eleganter Anmut Abb. 1. Die auf Zehen aufg
tete Gestalt trägt einen Seeadler mit angel
Schwingen. Elfenbein ist ein Werkstoff, der
wiederholt bei von Adler entworfenen Kuns
Schmuckgegenständen antrifft. Eine Brosci
bergefaßt, aus dem Jahr 1912, 6,5 cm gro
rückseitiger Signatur, ist ein adäquates Be
dafür Abb. 23. Das Relief zeigt einen unter
gelagertem Trompetenblütenbaum sitzi
Frauenakt. Die Hände sind um das angewii
Knie geschlungen. Der Kopf mit langem wel
Haar ist nach oben gerichtet.
Auch bei einer für das Nürnberger Gewerl
seum im Jahr 1910 nach Adlers Entwurf vc
Firma J.C. Wich hergestellten Silberbowle,
hoch, wurde Elfenbein verarbeitet Abb.
zusätzliches Material wurde hier Email, mi
die tieferiiegenden Ornamente ausgelegt
verwendet. Die Silberbowle ist ein außerge
lich schönes Beispiel einstiger Nürnberger
schmiedekunst. Sie sollte indessen nicht lar
ihrem Standort in einer Vitrine des Gewerl
seums stehen. im Jahr 1914 wurde sie mit an
Kunstobjekten nach Lyon zu einer Ausstellu
bracht. Von ihr sollte sie 60 Jahre lang nicht
zurückkehren. Nach vielen Widrigkeiten,
nem Streik der Arbeiter, welche den Ausstel
paviiion zu errichten hatten, sowie einer
schwemmung, wurde die Ausstellung ver
eröffnet. Der Krieg brach aus, und an eine
führung des Stücks war nicht mehr zu de
1923 wurden die Gegenstände schließlich Vt
gert, weil die Forderung der Franzosen für
ednch Adler, Weibliche Figur aus Eilenbein mit
eadler Entwurf. Ausführung Emil Kellermann.
11. Hohe 48 cm lmit Sockel 61 cm. Gewerbemu-
um Nürnberg lnv. Nr. 9203
edrich Adler. Thorakrone Entwurf. Ausfuhrung
ul Bruckmann. ca. 1911. Vermutlich lur eine Ham-
rger Synagoge bestimmt.
edrich Adler, Thoraschild Entwurf. Ausluhrung;
ul Bruckmann, ca. 1911. Vermutlich für eine Ham-
rger Synagoge bestimmt.
edrich Adler, Sederschüssel Entwurt. Ausfuhrung
ul Bruckmann, um 1911. Vermutlich für eine Ham-
rger Synagoge bestimmt. Nicht erhalten
edrich Adler. Synagoge. HaupthallelEntwurf. 1914.
em. Werkbundausstellung Koln. 1914
irung so hoch war, daß sie von den rechtmä-
Eigentümern nicht aufgebracht werden
.e.
ihre 1976 erschien überraschend die Bowle
er Münchner Antiquitätenmesse. Glückliche
ände sowie die persönliche Initiative von
Elisabeth Bdrnfleth, der Leiterin des Gewer-
seums Nürnberg, haben die Rückführung
lowle an ihren ursprünglichen Standort er-
Cht.
rich Adler, der im Jahre 1908 ein Lehramt als
Leiter der Klasse für Bildhauerei an der Kunstge-
werbeschule Hamburg antrat ab Ende der zwanzi-
ger Jahre Landeskunsthochschule, 1924 zum
Professor ernannt, hatte zu Nürnberg besonders
enge Beziehungen. Von der Gewerbeanstalt Nürn-
berg wurden in den Sommermonaten jeweils soge-
nannte Meisterkurse abgehalten. Hier wurden an-
gehende Kunsthandwerksmeister vorwiegend im
Entwurfzeichnen sowie in der Ausführung von
Gold- und Silberschmiedearbeiten, Zinn- und
Bronzetreib- und -gußarbeiten unterrichtet.
Dies erklärt auch, warum gerade das Gewerbemu-
seum in Nürnberg in größerem Maße als andere
deutsche Museen im Besitz von Werken nach Ad-
lers Entwürfen ist. Im gleichen Museum befinden
sich auch einige hier nicht erwähnte Werke von
Schülern Adlers. Sie entstanden bei den damals
dort abgehaltenen Meisterkursen.
Ein Höhepunkt im künstlerischen Schaffen Adlers
war zweifellos die später so berühmt gewordene
Ausstellung des Werkbundes im Jahre 1914 in
Köln. In der illustrierten Monatszeitschrift für das
25
gesamte Judentum "Ost und West-t Heft 314,
MärzlApril 1918 schrieb Max Schach über die Ar-
beiten von Adler für diese Ausstellung mit großer
Hochachtung. U.a. sagte er damals vlfl der Hin-
gabe zum Handwerk aber, in dieser von keiner
Stundenzählung gehemmten Liebe zum Detail,
vergleiche ich mir diesen Friedrich Adler mit den
alten Nürnberger Meistern. Sie lebten in einer Zeit,
die noch Zeit hatte, Zeit für das Kunstgewerbe zu
haben. Das Amerika der Konfektion wurde viel,
viel später entdeckt. Und so konnte es geschehen.
daß Jahrhunderte und Königreiche vergingen, ei-
ne kleine Nürnberger Uhr aber geblieben ist. Alle
Künstler unserer Zeit, die, fern vom Publikumstru-
bei dieser Epoche, ihrem Werk hingegeben sind,
schulden wir Dank. Dank auch diesem Friedrich
Adler, dessen Schaffen von Liebe und Andacht
zeugt."
Der Berliner Kunsthistoriker Peter Jessen schrieb
im Jahrbuch des Deutschen Werkbundes 1915
über die gleiche Ausstellung "Zu hohen Zielen
hob sich die Flaumkunst ganz hinten in der Haupt-
halle. Drei weite Kirchenräume, zugleich als Flah-
men neuzeitlicher Erzeugnisse kirchlicher Kunst.
Die evangelische Kirche mit Taufraum und Sakri-
stei von Friedrich Plüzer in Darmstadt, die katholi-
sche von Eduard Endler in Köln, die Synagoge von
Friedrich Adler in Hamburg Abb. 5. Eine Ausstel-
lung in der Ausstellung. Eine Fülle ernsten Wol-
lens in allen dreien. Aber durch einheitliche, tief-
dringende Durchbildung aller Teile bis in alle Win-
kel des Raumes und jede Linie der Geräte stand
die Synagoge weit voran, eine der überraschend-
sten und anziehendsten Leistungen auf der Aus-
stellung, im besten Sinne werkbundmäßig nach
Gesinnung und FOHTLa
Für die Werkbundausstellung schuf Adler eine
Synagoge einschließlich der Kultgeräte. Bereits
ein gutes Jahrzehnt früher hatte er schon die Syn-
agoge seiner Heimatstadt Laupheim moderni-
siert, den Altar neu gestaltet sowie die von ihm
entworfenen bunten Glasfenster einsetzen las-
SQFI.
Was für die Kölner Ausstellung von Friedrich Ad-
ler geschaffen wurde, war auf dem Gebiet der sa-
kralen jüdischen Kunst etwas völlig Neuartiges.
Zur Vorhalle führten zwei in Keramik ausgeführte
Eingänge, Die Durchgänge waren mit schweren
Samtvorhängen geschlossen. Der Grundriß der
Vorhalle ist quadratisch. Die Halle war ganz in Ke-
ramik gestaltet. Von hier führte ein offener, in
braunrotem Terrakotta ausgeführter dreiteiliger
Durchgang in den Gebetsraum. Links und rechts
befand sich eine Empore, die sogenannte Fr
galerie, mit zurückliegenden Lichtgaden. Di
ramikarbeiten wurden von G. Heimersdorf,
die Schreinerarbeiten vom Laupheimer
Flechtsteiner ausgeführt. Die Fenster ware
malt. Sie enthielten biblische Glaubenssyml
Lediglich ein Ausschnitt von der Kompositic
beiden Seitenfenster ist durch eine Schwarz
aufnahme erhalten geblieben. Die Fenster er
ten die Symbolik der zwölf Stämme Israels
dem Segen Jakobs, 1. Buch Moses, Kap.
drei Buntglasscheiben stellten dar, linker
Der Stamm mit der Darstellung des Wolfs
Benjamin Kap. 49. 27. Das Mittelfenster en
die Symbolik zweier Stämme, die des Simor
Mannes des Schwertes Kap. 49, und
ter das Schiff des Sebulum Kap. 49, 13. Der
te Flügel stellte den Löwen von Juda dar Ka
13.
An Kultgeräten schuf Adler für die Kölner Sy
ge einen silbernen Leuchter für den Sedertisr
ne silberne Sederschale, eine Esrogdose Ul
duschbecher sowie ein Habdalah-Gerät.
Die für Köln ausgeführten Arbeiten Friedric
lers weisen ihn als sehr bedeutenden Künstl
kraler jüdischer Kunst aus.
Sicherlich hat sich Adler schon sehr früh mi
Entwurf von Möbeln befaßt. Die frühesten ur
her bekannten Möbelentwürfe stammen aus
Jahre 1907. In diesem Jahr fand bei dem
genannten Schreinermeister Rechtsteine
Laupheim eine Ausstellung mit Adler-M
statt. ln Laupheim, Göppingen und später
lem in Hamburg wurden mehrfach Möbel nar
lers Entwürfen hergestellt Abb. 10.
Vielleicht weil die Ornamentik aus dem
des Schmuckes, der Möbel sowie der Archi
mit der Zeit fast ganz verschwand, wandte
Adler seit Anfang der zwanziger Jahre einei
biet zu, in dessen Kreis das rein Dekorative
immer gefragt war. Gemeint sind damit De
für Möbel- und Vorhangstoffe sowie für Dam
kleidung, aber auch Muster für Linoleum
Tapeten.
Der vielseitige Künstler begnügte sich je
nicht nurdamit, Entwürfe zu liefern, sondern
faßte sich in gleicher Weise mit der Neubele
von alten Druckverfahren sowie deren verbi
ten, den modernen technischen Erkenntnissi
gepaßten Möglichkeiten. Es gibt, um die
auszuführen, zwei Arten der Herstellung von
Bedruckverfahren; d.h. direkten und indii
Druck. Beim ersteren wird mit der eingefä
26
Friedrich Adler, Silberbowle Eniwurl. Ausführung
J.C. Wrch, 1910. Teilweise Verwendung von Elfenbein.
Höhe 56,7 cm, Durchmesser 42,3 cm. Gewerbemu-
seum Nürnberg
6a Deckel zur Silberbowle Abb.
10
Friedrich Adler, Stuhl Eniwurl. Ausführung Philipp
Rechisieiner, 1907. Privatbesitz Laupheim
Friedrich Adler, Sessel Entwurf. Auälührurigi Philipp
Rechisieiner, um 1910. Privaibesitz Laupheim
Friedrich Adler, Soia. Sessel, zwei Sluhle und runder
Tisch Entwurf. Auslührung Philipp Rechisierner. um
1910. Privatbesiiz Laupheim
Friedrich Adler. Wohnzimmerschrank Entwurl. Aus-
führung Philipp Rech1steiner,1907. Privalbesilz Laup-
heim
in dar.
verbesserte das ursprünglich aus Java
imende Batik-Druckverfahren derart, daß es
ich wurde, die bisher sehr langwierige Her-
Jngszeit beträchtlich zu verkürzen. Auch
ten dadurch stärkere Stoffe durchgedruckt,
beidseitig bemustert werden. Ja, man konnte,
ch Materialstärke und Gewebe, sogar mehre-
agen auf einmal durchdringend bedrucken.
besondere Reiz der batikbedruckten Stoffe
in ihrer doppelseitigen Verwendbarkeit, ganz
nders jedoch in ihrer unvergleichlichen farbli-
Leuchtkraft. Sie vermag ein normaler Ma-
iendruck keinesfalls herzugeben.
eben genannte Druckverfahren, das Friedrich
so entscheidend verbessert hatte, wurde im
1925 patentrechtlich geschützt, in Deutsch-
und im Ausland. Die in dieser Weise herge-
en Textilien kamen unter der Markenbezeich-
uAthea-Stoffeu auf den Markt Abb. 11, 12.
estellt wurden die Stoffe durch die Athea-
'-Textildruckgesellschaft m. b. H. Hamburg.
veiteres, von Adler im Jahr 1931 erfundenes
z-Maschinendruck-Verfahren brachte eine zu-
iche Rationalisierung. Doch auch dieser neu-
ruckmethode, die, durch das Verfahren des
zkten Drucks bedingt, nie so billig wie Direkt-
r-Massenware hergestellt werden konnte,
der wirtschaftliche Erfolg versagt.
ihre 1933, d.h. nach der sogenannten Macht-
iifung Hitlers, wurde Adler, weil er jüdischen
bens war, sogleich aus dem Lehramt ent-
.ln privaten Kursen, die er nur Mitgliedern der
chen Gemeinde erteilen durfte, wirkte jedoch
.ehrer und Künstler noch weiter.
venigen noch lebenden Schüler, die in Ham-
bei Adler an der Landeskunstschule studier-
sprechen noch heute von ihm in großer Hoch-
ing und Verehrung. Er war zweifellos ein her-
gender Pädagoge.
sind nur in wenigen Stationen festgehal-
einige Ausschnitte aus dem umfangreichen
ffen des sehr talentierten Künstlers und Ent-
zrs. Daß er zu den eigenwilligsten und zu-
profiliertesten Vertretern eines Jugendstils
scher Prägung gehörte, mögen zum Schluß ei-
14
15
16
17
18
19
20
21
22
28
Wull. Ausruirrurru. ulru von
Fa. W. Scherl und Cre. Nurnberg.1
Mii ornamenlierler Zinnerniass
37x30.,5cm. Kunsihandel Dry von
Schwitz, München, 1980
Friedrich Adler, Zinnlablett. quer
Enlwurf. Ausfuhrung. "Isis
OSiViSrrIFQ. W. Scherl und Cie..
berg, 1901. Mit ornan-ienliertem R.
391x208 cm. Kunsthandel Dry
Zezschwitz. Munchen. 1980
Friedrich Adler. Silberdose mit disie
migem 0rnamenlEniwur1i Ausluhrr
vermuil. J.C. Wich. 1905 Hohe 13.3
Brei1e14.5 cm. Landesmuseum Brei
lnv Nr 8121
Friedrich Adler. Halskelie. Silber.
Ameihysi im Millelsluck Entwurl.
Führung unbekannt. um 1906. Priva
siiz New York
Friedrich Adler, Haiskelie aus Silber
Opalen Enlwurl. Ausführung
kanni. Privalbesilz Kalimrnren
Friedrich Adler. Tischlampe rn Pr
form mit abnehmbarem Deckel unr
ienbeinschnrizereien Enlwurll. Aus
rung E. Kellermariim1911. Hohe 51.5
Durchmesser 17.3 cm Dm Fuß 15,7
Gewerbemuseum Nurnberg lnv.
9199
Friedrich Adler. Girandole. lünfflam
Zinn vergoldet Entwurf. Ausluhr
"als und OsirisrrlFa. W. Scher! und
Nurnberg, 1901. Durchmesser 17.7
Höhe 41 cm. Badisches Landesmuss
Karlsruhe ehem. Slg. G. Woeckel
Friedrich Adler. Prurikdose. Silber.
Edelsteinen und Ellenbeinschriilzer
Enlwurl. Ausluhlung J.C Wich
Der. E. K8llGffT18l1l1EIlEl1DEIl'1I. 1914
he 42.5 cm. Lange 33.1 cm, Durchine
Fuß 31,7 Cm. Gewerbemuseum Nurn
lnv. Nr. 9246
Friedrich Adler. Tischlampe Abb.
Detall mit violinsprelendern Madche
Friedrich Adler. Prunkdose Abb. 20
tail, "Allegorie der Industriell
19
nige Werke zeigen, die ebenfalls auf seine Entwür-
fe zurückgehen. Sie werden in chronologischer
Anordnung wiedergegeben.
Hier ist zunächst von einer fünfflammigen Girlan-
dole Abb. 19 aus vergoldetem Zinn zu sprechen
Höhe 41 cm, Fuß 17,7 cm. Aus der Sammlung
G. Woeckel, München, stammend, befindet sich
das ausgezeichnete Werk heute im Badischen
Landesmuseum in Karlsruhe. Ein kleineres, F. Ad-
ler jedoch nur bedingt zuzuschreibendes Exem-
plar Höhe 33,5 cm ist im Gewerbemuseum Nürn-
berg vgl. "Aufbruch zur modernen Kunstv Aus-
stellung München 1958, Kat.-Nr. 613. Ausgeführt
wurden die Leuchter vom "Isis und Osirisll-Werk
Nürnberg, d.h. von der Firma W. Scherf u. Cie. in
Nürnberg. Dank einer zeitgenössischen Veröffent-
lichung in "Kunst und Handwerku, 52, 1901f02,
S. 118f. mit Abb. 1941195, weiß man, daß Friedrich
Adler den Entwurf zu dem erstgenannten Tisch-
leuchter im Jahre 1901 schuf. Er gehört zweifellos
zu den besten Beleuchtungskörpern, die in der
Zeit des Jugendstils in Deutschland ausgeführt
wurden. Es ist deshalb G. Woeckel beizupflichten,
wenn er in dem Katalog zu seiner Sammlung Kas-
sel 1968, Nr. 12 schrieb, daß gerade durch den
Tischleuchter ein sehr instruktives und qualitativ
überzeugendes Beispiel für die "schöpferische
Umstilisierung eines aus dem 18. Jahrhundert
stammenden französischen Vorbildes im Sinne
des Jugendstils deutscher Provenienzit gegeben
sei.
Von der gleichen Nürnberger Firma wurde ein in
Form eines Hufeisens ausgeführter Standspiegel
aus Zinn ausgeführt 37x30,5 cm. Er trägt rück-
wärts den Stempel "Osiris 785a. Das Stück Abb.
Nr. 13 wie das folgende befinden sich im Münche-
ner Kunsthandel Dry von Zezschwitz.
Von sehr eleganter Form ist ein querovales Ta-
blett Abb. 14 aus Zinn 39,7 26,8 crn. Rings um
den Rand ist vegetabilisch stilisierter Dekor ange-
bracht. Das Tablett ist mit "Osiris 604a gestempelt
Kunst und Handwerk, 51, 1901, Abb. 20. Ein zwei-
tes Stück dieser Ausführung mit Stempel "Osiris
604" befindet sich im Landesmuseum Stuttgart
lnv.-Nr. 1976-87. Es stammt ebenfalls ursprüng-
lich von Dry von Zezschwitz, München.
Von ungewöhnlicher Form ist eine kleine Silberdo-
se 13,3x 14,5 cm Bremen, Landesmuseum;
lnv.-Nr. 8121. Sie ist mit 051i bezeichnet, wurde
also im Jahre 1905 von Adler entworfen Abb. 15.
Erworben wurde die Dose im Jahre 1906 "auf einer
Ausstellung in Nürnberg". Verglichen mit dem auf
dem Standspiegel und dem Zinntablett beide
1901 anzutreffenden Ornamentwerk, zeigt sich
bei der Bremer Silberdose eine ganz entschieden
reduzierte Form des Ornaments. Sie erinnert for-
mal an Distelblätter, neigt aber zugleich zur Ab-
straktion. Hier zeigt sich ganz unverkennbar eine
enge Anlehnung an Formen, wie sie zu dieser Zeit
von Hermann Obrist in München entworfen wur-
den. Dies ist um so weniger erstaunlich, weil man
durch die oben mitgeteilte Vita von Friedrich Adler
zuverlässig weiß, daß er einige Jahre als Schüler
und später als Lehrer in den berühmten Lehr- und
Versuchsateliers von H. Obrist und W. v. Deb-
schitz in München verbracht hatte.
Von einer ganz anderen Seite lernt man Adler
durch eine zierliche Halskette um 1906 kennen
New York, Privatbesitz. Sie ist aus Silber, hat ei-
nen kleinen Amethyst im Mittelstück sowie drei
kleine Perlen Abb. 16. Auch bei dieser Ornamen-
20
tik zeigt sich, wie bei den zuvor erwähnten
Stücken, wiederum stilistisch entscheidender Ein-
fluß von H. Obrist. Ohne daß Ulrike von Hase in ih-
rem Buch "Schmuck in Deutschland und Öster-
reich 1895- 1gi4rr München 1977, S. 75 diese
Schmuckstücke von F. Adler kannte, kam sie un-
abhängig von uns zur gleichen Ansicht; "Nachhal-
tig hat zu erg. H. Obrist auf Friedrich Adler ge-
wirkt. Auch er hat Knochen oder knorpelhafte
Strukturen zum Ausgangspunkt seiner Schmuck-
stücke gemacht. Seine Ornamentik ist den Umris-
sen geometrischer Form angenähert, in sich oft
fein verästelt und abgerundet. Sie ist ohne die in-
tensive Auseinandersetzungskraft und Spannung
der Obristschen Formen, aber doch im Sinne sei-
ner Hinwendung zum Organischen gestaltete
In dem erwähnten Buch bildet Ulrike von Hase drei
Entwürfe für Gürtelschließen ab. Sie waren in den
Jahren 1898- 1900 von F. Adler gezeichnet wor-
den Kunst und Handwerk, 1900-1901, S. 22ff.,
Abb. s. 19.
Für die bisher unveröffentlichte schone Halskette
aus Silber mit Opalen um 1906 Privatbesitz Kali-
29
fornien gilt das gleiche, was wir bereits oben fest-
stellten Abb. 17.
Noch nicht genannt wurden bisher zwei unge-
wöhnliche kunsthandwerkliche Arbeiten Friedrich
Adlers. Sie befinden sich im Nürnberger Gewerbe-
museum. Bei dem einen Werk Abb. 18, 21 handelt
es sich um eine Tischlampe in Pokalform mit ab-
nehmbarem Deckel 1911. Sie ist mit reicher
durchbrochener Elfenbeinschnitzerei versehen.
Ausgeführt wurde sie nach Entwürfen Friedrich
Adlers von Emil Kellermann, Nürnberg. Besonders
instruktiv ist das auf der Vorderseite eingelassene
Relief, hochrechteckig mit eingestelltem Vierpaß.
Es zeigt ein geigendes junges Mädchen, von stili-
siertem Rankenwerk und von Vögeln umgeben.
Die Auffassung erinnert durchaus an die romanti-
schen Jungmädchenbildnisse von Heinrich Voge-
Ier, Worpswede, die etwa um die gleiche Zeit ent-
standen sind.
Den Namen Friedrich Adler im Zusammenhang
mit der Elfenbeinschnitzerei des deutschen Ju-
gendstils muß man sich merken. Dies gilt insbe-
sondere für eines seiner bisher noch nicht ge-
nannten Hauptwerke Abb. 20, 22. Es ist dies eine
in Silber mit Edelsteinen besetzte und mit reichen
Elfenbeinschnitzereien ausgestattete Prunkdose
Nürnberg, Gewerbemuseum; Inv.-Nr. 9246. Eine
der geschnitzten Mädchendarstellungen ist am
unteren Rand mit der geläufigen Adler-Signatur
in Kreisform versehen. Es ist ein merkwürdig
hieratisch wirkender Stil, der hier gleichbedeu-
tend mit dem Ende des Jugendstils 1914 ist.
Friedrich Adler, auf vielerlei Gebieten arbeitend,
war auch, was so gut wie gar nicht bekannt ist,
schriftstellerisch tätig.
In einer Zeit, als dem Künstler jede öffentliche
künstlerische Tätigkeit untersagt war, schrieb er
im April 1938 im Mitteilungsblatt des jüdischen
Kulturbundes Hamburg mit der Überschrift "Der
Kampf um die Form-i folgenden Aufsatz
"Die Biologie und ihre Mutter, die Chemie, lassen
uns ahnen, wie Stoff sich in Form wandelt. Wir er-
leben es groß gesehen als einen Kreislauf und die-
ses ewige ,Stirb und Werde' ist nichts anderes als
die geniale Formel für jenen fortwährenden Kampf
um die Form, welchem wir beiwohnen, wo immer
wir die Welt, das Leben und den Tod betrachten.
Leuchtend, verführerisch und mächtig steht am
Anfang aller Formung die Liebe. Unbekümmert
um das, was sie uns Menschen an Glück oder Tra-
gik bringt, verfolgt sie ihr Ziel wir sind nur Stoff
und Werkzeug und unsere Schicksale zählen nicht
in jenem Kampf, an dessen Beginn immer wieder,
stärker als der Tod, die Liebe steht.
Leuchtend, verführerisch und mächtig steht aber
Liebe auch immer da, wo Geistiges sich formen
will, wo Traum und Gedanke flutet und rauscht.
Bald schmeichlerisch lockend, bald unerbittlich
und zwingend trifft jene in Wahrheit ,himmlische
Liebe' ihre Wahl und auch die Stunde. Und wäh-
rend der Erwählte glaubt, eine Eingebung zu ha-
ben, sie zu besitzen, ist er schon der Besessene.
Sein sensibler Magnetismus hat, bevor er sich
dessen bewußt ist, bereits aus der Fülle frei ge-
wordener und kreisender Kräfte das angezogen,
was diesem Magnetismus eben gerade tauglich
erscheint, einverleibt zu werden, um befruchtend
zu wirken.
Dies ist ein Zeugungsvorgang geistiger Art, mit al-
len seinen Folgerungen, und damit ist jener Pro-
zeß im Geiste eingeleitet, den wir als den Kampf
um die Form zu nehmen und zu führen haben.
Die Welt ist voll von Form, und welche wir auch
herausgreifen, und was wir auch betrachten mö-
gen, immer sehen wir in dieser Form die Kristalli-
sation eines Gedankens, dessen Bild und Sinn-
bild.
Eine der ewigen und heiligen Formen ist das Ei,
und wir erkennen, biologisch gesehen, im Ei und
30
in der Frucht Endprodukt und Zelle zugleich, das
Kunstwerk ist es nicht weniger, denn in dem Au-
genblick, da es sichtbar wird, als Formung eines
langen und kampferfüllten Prozesses, wirkt es
auch schon wieder befruchtend auf unsere Sinne.
Wir erleben nun aber etwas sehr Erstaunliches
Das Ei und die Frucht sprengen ihre Form, um ei-
ne neue von derselben Art zu gebären. Das Bild-
werk, die Musik, das Gedicht, sie behalten ihre
Form, und die einmal in sie gepreßten Kräfte wir-
ken und strahlen unvermindert, solange das Werk
existiert; ja, aus seinen Bruchteilen noch strömen
uns Jahrhunderte nach seiner Entstehung Kräfte
zu, die nichts von ihrer ursprünglichen Gewalt ver-
loren haben. Diese Gewalt, diese Summe von
Energie, die von solchem Werk ausgeht und die
seine Spannkraft ausmacht, verrät uns fast alles,
was an Kräften und Energien, an Gedanken, Sehn-
süchten und Spannungen in diesem Werk aufge-
speichert ist, und man kann wohl sagen, auch in
der Welt des Geistigen geht nichts verloren.
Die Berufenen, jenen immer kreisenden Gedanken
Gefäß zu sein, ihnen Form, Ausdruck und Gestalt
zu verleihen, sind die Künstler. Wir wissen aus ih-
rem Leben, aus dem Leben der ganz Großen, wie
dieses so in ihr Werk einging, daß der Körper nur
noch der Schlacke glich, als sie ihr Werkzeug für
immer aus der Hand legten. Der Kampf um die
Form hat diese Körper ausgehöhlt, die Form
selbst blieb und schlackenlos kündet sie uns nach
Jahrhunderten noch von dem, der sie schuf, sie ist
unsterblich wie die Seele, die sie umschließt. So
bei Michelangelo, dessen Genie ihm selbst zum
Daimon wurde und dessen Formwille viel stärker
war als seine Physis. So bei Rembrandt, einem
Künstler von fast unwahrscheinlicher Gewalt, bei
dessen Malerei man so oft versucht wäre, an He-
xerei zu glauben, wenn man nicht sähe, daß man
es nicht nur mit einem ,Gott', sondern auch mit ei-
nem Handwerker par excellence zu tun hat. Denn
das ist ja das Wunder des Kunstwerkes und unter-
scheidet dieses vom Naturwunder, daß zaubri-
sche Hände mit anorganischen Mitteln eine Welt
gestalten, nein, ein Destillat der Welt.
Viel zuwenig denkt der Laie an den unerhörten
Kampf, den der Künstler um sein Werk führt. Nur
wenig weiß er von den Mühen, Zweifeln und Qua-
len, die immer gegenwärtig sind, wo starkes
Naturerleben oder heißes Mitgefühl mit dem Men-
schen, mit dem Tier, mit der Welt um ihren letzten
adäquaten Ausdruck in der Linie, in der Farbe
oder in der plastischen Form ringen. Das Kunst-
werk, das Ergebnis solchen Ringens, verrät selten
den Leidensweg und will nur sein die Uberwin-
dung, die Inkarnation, die Form schlechthin. Das
sehen wir bei den alten Meistern und wir sehen es
bei Munch; wir spüren es nicht nur bei dem tempe-
ramentvollen Rodin, sondern auch bei dem viel
verhalteneren, aber nicht weniger geladenen Phi-
dias.
Der Wille zur Form ist so alt wie der Mensch und
das Bedürfnis nach knapper Mitteilung von Ding
und Geschehen hat zuerst den Laut und das Wort,
oder aber das Zeichen und den plastischen Aus-
druck geprägt. In der Erfindung eines Zeichens, ei-
nes Wortes und der dadurch erfüllten Aufgabe, für
Ding und Geschehen den knappen und allen ver-
ständlichen letzten sicht- und hörbaren Ausdruck
gesetzt zu haben, liegt Anfang und Ende aller For-
mung und Anfang und Ende der Kunst überhaupt.
Damit ist der klare Weg vorgezeichnet, der von der
Natur her und zur Kunst hin führt.
Man schreibt das so leicht hin, und das ,klare
Weg' ist so voll Dornen und Gefahr! Denn auch
dem Künstler ist das Naturerlebnis eine Art von
Nahrungsaufnahme, auch sein Körper empfindet
das Chemische und Physikalische die Luft zum
Beispiel als Sauerstoff, und das Licht ist gerade
ihm unentbehrliches Requisit. Diese beiden Ele-
mente waren aber in der Geschichte der Malerei
zugleich Formprobleme. Von Rembrandt über Co-
rot bis zu Liebermann reihen sich, wie Glieder ei-
ner Perlenschnur, die Werke, in denen das Licht
bald dämmernd, bald strahlend in jene Rahmen
eingefangen ist, in welchen die Luft, jenes flüchti-
ge Element in ihrer jeweiligen und vom Licht be-
dingten Farbigkeit, vibriert und ihre diesmal farbi-
ge Form gefunden hat. Das Problem der farbigen
Form wird jedoch in dem Augenblick zum Problem
der plastischen Form, wo ich ,das Ding an sich'
betrachtend vom Raum loslöse, oder aber, es in
ihn hineindenke.
Vor mir steht eine Tulpe, das Wunderwerk eines
Kelches, sein Vor- und Sinnbild. Ich sehe aber
auch das Wunderwerk ihrer Struktur, ihre Physis.
ich sehe auf jedem ihrer Blütenblätter, wie Farb-
flecke kontraster Art, die Struktur klug benutzend,
ineinander züngeln, ohne den ihnen angewiese-
nen Bezirk zu verlassen. Ein leuchtendes Vorbild
für die Gobelinweber aller Zeiten. Ich empfinde
dankbar die Mäntel der Blätter, die wie Mütter
sind. Neidlos, bewundernd und voller Würde ge-
ben sie in stillem samtenem Grün der Tochter das
Geleit und bescheiden sich, dieser Herrlichen als
,Foliet und nicht nur als ,Blatt' zu dienen. Und das
alles, diese Summe von Empfindungen, ach, ist
noch nicht erschöpft, darf mich nicht hindern, die
große, einfache und ewige Form zu suchen, zu fin-
den und zu laden mit dem lnhalt dieser Empfin-
dungen. Und es ist nur eine Tulpe von tausenden,
an denen wir täglich vorbeigehen! Aber in ihr
steckt das gleiche Problem wie im Baum, im Tier
und in allem, was Odem hat das Problem der
Form.
In der Lösung dieses Problems erschöpft sich das
Leben des Künstlers, und nur solange ihm jede
neue Aufgabe als Problem erscheint, lohnt es
sich, den Kampf aufzunehmen, lohnt es sich, für
ihn zu lebens-
Soweit die sehr bemerkenswerten Ausführungen
von Friedrich Adler. Sie sind ein geistesgeschicht-
Iiches Dokument ohnegleichen. Es ist um so mehr
zu bewundern, weil der damals Güjahrige Künstler
sie inmitten einer Zeit der größten Gefährdung
schrieb. Bereits wenige Jahre später es war am
11.Juli 1942 wurde der deutsche Jude Friedrich
Adler, Designer, Künstler, Schriftsteller und Pro-
lessor, in das KZ Auschwitz deportiert. Sein ge-
naues Todesdatum ist nicht überliefert.
23 Friedrich Adler, Elfenbeinbrosche Entwurf. 1912.
Ausführung E. Kellermann?. Hohe 8,5 cm, Breite
4,5 Cm. Privatbesitz Göppingen
Wegen Ersteilung eines nach Möglichkeit vollsiandigen Werkver-
zelchrusses lSl der Verfasser für jeden Hinweis dankbar. Vielleicht
hilft er dazu, das eine oder andere bisher unbekannte Werk Fried-
rich Adlers wieder aufzufinden.
Udo Kultermann
Die Vergangenheit als Thema
Plastik im Zeichen des
zeitgenössischen Historizismus
Im allgemeinen war es die Malerei, die die Entwick-
lung in der Vergangenheit vorwärtsgebracht hat,
und seit dem Barock galten die Innovationen in der
visuellen Kunst im wesentlichen als Entdeckungen
der Maler. Die Skulptur wurde als mehr traditionell
angesehen und kam in den meisten Fällen zu revolu-
tionären Neuerungen nur im Gefolge anderer Diszi-
plinen. Selbst Musik, Theater und Literatur hatten
Einfluß auf die Bildhauer und gaben Anregungen
von erheblicher Bedeutung. Selbstverständlich gab
es Ausnahmen, und das Werk von Auguste Flodin
hat als eine die gesamte Zeitsituation beeinflus-
sende Kraft zu gelten. selbst weit über die Künste in
alle Bereiche des modernen Lebens hinaus wirkend.
Seit Rodin und dem beginnenden 20. Jahrhundert
hat sich überraschenderweise das Selbstbewußt-
sein der Skulptur verändert. Vorher unbekannte
Wege der Wirklichkeitssicht wurden von Bildhauem
experimentiert. die somit nicht allein neue Möglich-
keiten der Gestaltung in ihrem Medium entdeckten,
sondern Formen einer Wirklichkeitserkenntnis, wie
sie am deutlichsten in der Skulptur artikuliert wer-
den können. Hand in Hand mit dieser erweiterten
Bedeutung der Plastik, die jetzt archaische und au-
ßereuropäische Energien mit einbezog, erfolgte
auch eine Neubewertung von vorgefertigten Bild-
formen sowie schließlich die Einbeziehung von vor-
gefertigten Objekten in die Kunst. wie sie in Picassos
-Kopf eines Stiers-x von 1943 und uBaboon and
YOUfiglx von 1952 zum Ausdruck kommen. Doch ne-
ben diese die zeitgenössische Welt der Industrie
ebenso wie die magische Urkraft der Vorzeit verkör-
pernde Möglichkeit der Gestaltung tritt gleichbe-
rechtigt die Integration und Variation von vorge-
prägten Themen der Vergangenheit, die in intensi-
ves neues Eigenleben in der Kunst zu führen begin-
nen. Die Surrealisten sind die Bahnbrecher dieser
veränderten Haltung. und bis heute ist den meisten
Werken dieser Haltung ein surrealistischer Grund-
zug immanent, dessen elementarer Charakter auf
Verwandlung zielt.
Im Jahre 1936 schuf Salvadore Dali in seiner wLa ve-
nus au tiroirstt eine Verwandlung des antiken Mo-
dells der Venus von Milo im Sinne zeitgenössischer
Verfremdung. Dali fügte Schubladen in den Körper
der Göttin ein und vereinigte somit Vorstellungs-
formen der klassischen Antike mit Erscheinungs-
formen eines Möbels, beide auf der Basis der unter-
schwelligen Beeinflussung durch die Psychoanaly-
se. Andere Werke Dalis beschäftigen sich in ähnli-
cher Weise mit derVariation von Meisterwerken der
Vergangenheit. und in seinem Werk wThe Halluci-
nogenic Toreadoru von 1970 Sammlung Reynold
32
Robert Ameson, -George and Mona in the Baths of Co-
loma-t. 1976. Keramik. glasiert. Museum Amsterdam.
Saskia de Boer, -Tizian's Venus of Urbino-. 1973.
Sammlung Mr. und Mrs. Robert Orachard. St. Louis.
Die Venus von Botticelli. Motiv aus der Werbeindustria.
aufgenommen von Martin SchwarzlWinterthur.
Colette, t-Devids Wraith". 1976. Long Island City Center
Rooms.
Miohel Journlac, wAutopsie de la Venus de Milo-t, 1972.
Holz, Gips, Acryl.
Japp Franken. sLitanie-i, ca. 1950.
Jasen Beley, t-Hellenistic Ruler II. 1973-1974.
Joseph Cornell. -Multiple Medici-n ca. 1956. Konstruk-
tion aus verschiedenen Materialien. Allan Stone Gallery,
New York.
m-lmviasu
Anmerkungen 1-5
Auf die Wiederbewertung antiken Kulturgutes riet besonders
Heiril Landendorf hingewiesen Anlikenstudium, Antikenkoplen.
Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig. PhiL-hist. Klasse, Band 46. Heft 2. eeriin 1953.
Ausstellungsketelog -Rerie Megritte. Die acht Skulpturen-t. Gim-
pel Hanover Galerie. Zürich 1912, keine settennngane.
F. Wember Yves Klein, Köln 1961.
Ausstellungskataloq Holländische Künstler-c Kunstmuseum
Luzern 1975, keine Seltonangabe.
Ein größerer Beitrag über Pino Pascali ist in Vorbereitung; fur die
vorläufige Einschätzung u. Kultermann Neue Dimensionen der
Plastik, Tübingen 1967; U. Kultermann Storla della Scultura nel
Mondo. Vol 14 Contemporenei, Mailand 1979.
Morse, Cleveland, Ohio kommt er zur Vent
Milo zurück. Diese Skulptur scheint erheblii
die Vorstellungswelt der Surrealisten eingew
haben, selbst in einer Werbeanzeige der Filml
schaft Metro-Goldwyn für Buster Keatcn vor
ist dies sichtbar der Schauspieler Buster Kea
in der Pose der antiken Venus fotografiert.
men mit dem Apoll des Belvedere und dem La
hat die Venus von Milo eine ihr eigene Typolt
der Geschichte der neueren Skulptur her
bracht, die bezeichnend ist für die ihr immar
Bedeutungsqualitätenü
Auch der Maler Flehe Magritte beschäftigte sic
vor seinem Tode mit skulpturalen Vergeger
gungen von Meisterwerken der Vergangenr
einer Serie von Bronzeplastiken suchte el
nurseineeigenen Bilderin drei Dimensionenl
artikulieren, sondern er wählte auch Jacques
Davids Bild i-Madame Recamiert- aus dem
als Themafüreine dieserPlastiken aus, verwa
jedoch in typisch surrealistischer Verfremdu
Gestalt der Frau in einen Sarg, dessen gek
Form deutlich der Pose der sitzenden Gestalt
gebildet ist. Alexander lolas berichtete übe
Herstellungsprozeß x-Um diese letzte Bildide
stlsch zu realisieren, ließ er ein Ruhebett
Lampe und einen Hocker suchen. die den
ständen im existierenden Bild möglichst
men. Er bestellte bei einem Schreinereinen Sa
den er alle Ausmaße und Details aufzeichnete
ließ er die Objekte plastisch abformenÄ-t M.
hat seine Bronzegüsse jedoch selbst niemals
hen. er starb am 15. August 1967 vor der Fert
lung derArbeit. Vergangenheit und Gegenwa
in ihnen in einer ironischen Verwandlung ei
worden.
Auch Werke des amerikanischen Künstlers
Cornell liegen auf der Ebene einer surrealisti
Venlvandlung von Motiven aus der Vergangr
Viele seiner Kästen enthalten Fleproduktione
alten Gemälden oder Plastiken in einer
Zuordnung oder mit verfremdeten Objekten
iert. Sein v-Multiple Medici- von etwa 1956 rn
ziert ein Bild von Pinturicchio in 20 kleineren
und fügt jeweils ein mobiles plastisches Obje
zu. Das Werk hat somit Variationsmöglichkeitl
angesichts des zwanzigfach wiederkehrendt
naissanceporträts eine besondere Bedeutu
Hinblick auf Tradition und Veranderliohkeit
ten.
Selbst Alberto Giacometti hat sich von bestil
Werken der alten Kunst inspirieren lassen. rl
auch als eine Ausnahme in seinem Werk ange
irden müssen. Doch ist es offensichtlich, daß eine
ner letzten Skulpturen, der "Große Kopf" von
59, von dem monumentalen Bildnis Konstantins
Großen im Museo dei Conservatori auf dem Ka-
ol im Rom angeregt ist. Der Künstler war sich die-
Beziehung vollkommen bewußt, dennoch war-
in allen Werken der hier behandelten Künstler-
Bezugnahme nur der erste Schritt in einen
wöplerischen Entwicklungsprozeß, dessen Resul-
eine vollkommene Ausprägung der persönlichen
aion Giacomettis ist.
Konzept der Surrealisten und insbesondere ihr
Ironie und Venuandlung gerichtetes Verhältnis
rVergangenheiteröffnetezahlreicheWegefiirdie
nstler der nachfolgenden Generationen. Bis in
Bereiche der heutigen lntermedia sind diese
swirkungen sichtbar. Yves Klein nahm für seine
ictoire de Samothrake-x von 1962 die berühmte
ulptur aus dem Louvre als Thema, doch er verän-
rte in radikalerweise ihre Erscheinung durch das
Iu, das in starkem Kontrast zum weißen Marmor
Originals eine vollkommen neue Wirkungsnu-
ce aufschließta. In gleicher Weise verwandelte er
chelangelos wSterbenden Sklavene aus dem
uvre. der genau 10 Jahre später für den holländi-
1en Künstler Pieter Mol als Modell für die Pose
wSelbstportraits-r werden solIte'. Yves Kleins in
au gefärbter "Sterbender Sklave" nach Michelan-
lo von 1962 und Pieter Mols "Sterbender Sklave.
lbstportraitu von 1972 zeigen die rapide Entwick-
ig der künstlerischen Sprache, aberauch die Ver-
derungen in der Aneignung der Vergangenheit.
der bei Yves Klein noch immeraufder Basisdes
rrealismus aneignenden Verfremdung ist bei Pie-
Mol die restlose Identifikation des eigenen Kör-
rs mit der komplexen Realität eines plastischen
iisterwerkes aus der Vergangenheit getreten. Au-
antizität ist auch in der Relation der zeitgenössi-
1en Kunst zur Vergangenheit ein wichtiges Argu-
geworden.
Italien erschloß das Werk von Pino Pascali neue
nensionen einer Entdeckung vergangener
nsts. Viele seiner Arbeiten sind von prähistori-
16H Objekten inspiriert und stellen deren magi-
1e Intensität auf der Ebene der zeitgenössischen
nsibilität neu her. In seinem Werk elI Colosseo"
1964 gibt Pascali eine plastische Variation des
Iiken Bauwerks in verkleinertem Maßstab und be-
tzte das Klischee seiner Berühmtheit als zusätzli-
es Wirkungselement. Ein solches Verfahren ist
gleichzeitigen Formen der amerikanischen
p-art venuandt. allein mit dem Unterschied. daß
scali die abendländische Tradition zu einem in-
Anmerkungen 6-10
Kullermann Janson Seley sWorId ofßumbeviunveralh
es Manuskript.
Statement by m2 ArnsL Cornell Review Fall 1977, 54
Ubersetzung
Jason Seley The EqusstnanSlatue Oolleom unverclien
Manuskrlpl.
Jean Lipman und Richard Mavshalr An Abom An, New V0
109
u. Kultermann Cllve Barker's Pomans Francls Bacow
lura16. 1979 apHle-rnagglo.
tensivierenden Faktor zu machen in der Lage ist.
Auch Alain Jacquet bezieht in seine Arbeiten aus
diesen Jahren vorgeprägte historische Themen ein,
so zum Beispiel. wenn er in seiner "Leda- von 1963
Sammlung Boulois. Paris Bildzeichen unserer Zeit
einer Reproduktion von Michelangelos "Leda- auf-
prägt oder in seinem "Phrophete lsaiew von 1963, in
dem er eine der berühmten Skulpturen von Moissac
aus dem 12. Jahrhundert mit dem Bild einer Puppe
identifiziert.
In einem Künstler der gleichen Generation kommen
diese Tendenzen zu so programmatischer Auswir-
kung. daß bestimmte Phasen seiner Entwicklung
vollkommen von dieser Aufnahme historischer M0-
tive und ihrer zeitgenössischen Umwandlung be-
stimmt sind. Der Holländer Jaak Frenken konzen-
trierte sich in den GOerJahren fast ausschließlich auf
die Integration von alten Skulpturen oder Fragmen-
ten von Skulpturen in seine neuen, oft altarähnli-
chen Werke. In seiner "Versuchung des heiligen An-
tonius- von 1966erfolgt eine Neukonstituierung des
spätmittelalterlichen Dreiflügelaltars mit phantasti-
schen Figuren und einigen Wiedergaben vom mit-
telalterlichen Skulpturen. ln "Madonna-r von 1966
und "Litanieu von 1967 gibt Frenken serielle Frag-
mente von alten Skulpturen in einer neuen Anord-
nung. eine Methode, die der des tschechischen
Künstlers Jifl Kolar auf der Ebene der graphischen
Collage verwandt ist. Bei beiden jedoch ist die vor-
geprägte und bedeutungsvolle Thematik der Ver-
gangenheit der Ausgangspunkt für eine freie und
vollkommen neue Interpretation.
Eine vollkommen verschiedene, doch vergleichbare
Form der Vergangenheitsaneignung findet sich in
den Werken des Amerikaners Jason Seleys. Seley
bezog seine Quellen aus den Meisterwerken der ita-
lienischen Renaissance und der Antike, doch ver-
wandelte sie in ein Medium. das seiner Umwelt ge-
mäß erschien, in Stoßstangen von gebrauchten Au-
tos. Für den Künstler ist diese Wahl des Materials
wie auch die Wahl der Thematik selbstverständlich
"Die von mir benutzten Stoßstangen sind aus Chro-
miumstahl von hoher Qualität. Die einzelnen Stücke
sind von interessanten und erregenden vorgeform-
ten skulpturalen Formen, die für mich eine Quelle
derlnspiration sind Ich bin ein Bildhauer. derdie
Herausforderung der Mittel und Materialien meiner
Wahl angenommen hat, in gleichem Maße wie meine
Zeitgenossen und Vorfahren die Herausforderung
ihrer Methoden und Materialien annehmen oder an-
genommen habenU Seleys "Colleoni-r von 1969,
seine "Römische Wölfin" von 1971-1972 und seine
"Hellenistic Rulerw von 1973-1974 sind die Ergeb-
nisse dieserKonfrontation von klassischerTradition
in derWahl derThematik und zeitgenössischer Zivi-
lisation in der Wahl des für die Ausführung ange-
messenen Materials. Seley ging so weit, sich direkt
auf den originalen Wettbewerb für das Denkmal des
Colleone in Venedig zu beziehen. an dem drei Bild-
hauerteilnahmen und Modelle einreichten; das Mo-
dell von Verrocchio war aus Holz und schwarzem
Leder".
In Italien selbst, in dem Lande, in dem die klassische
Tradition am längsten erhalten blieb, arbeiteten
Künstler zwar in verschiedenen Materialien. doch
konzeptionell in ähnlicher Weise wie der Amerika-
ner Jason Seley an der Neukonstituierung vergan-
gener Themen. Mario Ceroli bezieht sich in seinen
Skulpturen häufig auf Meisterwerke deralten Kunst,
und sein "L'Uomo di Leonardo-r von 1964 Samm-
lung Johnsson, Essen nimmt die berühmte Propor-
tionsstudie Leonardo da Vincis zum Ausgangs-
punkt, vergrößert die Zeichnung Leonardos in eine
lebensgroße Holzplastik und stellt somiteine unmit-
telbare Verbindung zu den Körperproportionen des
Betrachters her. Cerolis "Venerer- von 1965 nimmt
ein Detail aus Bottioellis berühmtem Gemälde und
multipliziert die Silhouette der Einzelfigur in le-
bensgroßen Holzformen. In einigen späteren Wer-
ken geht Ceroli dazu über, bewegliche Elemente
einzubeziehen. die der Betrachter verändern kann
und die somit den unmittelbaren Kontakt zwischen
Werk und Betrachter auch formal vollziehen.
Die holländische Bildhauerin Saskia de Boer hat ein
wiederum anderes Medium für ihre die Vergangen-
heit beschwörenden Skulpturen gefunden, weiche
und veränderliche Stoffe und neue Formen einer
bemalten Skulptur. In den meisten Fällen bezieht sie
ihre Themen von berühmten Gemälden aus den Mu-
seen, wie der "Mona Lisa" von 1970, "Botticellis
Primavera-r von 1972. "Tizians Venusof Urbinot- von
1973 und "Piero della Francescas Duke and Du-
chess of Urbinow von 1974 Sammlung Mr. and Mrs.
Robert Orchard. St. Louis. Die besondere Faszina-
tion dieser Werke liegt in der Tatsache. daß die
Künstlerin für ihre dreidimensionale Vergegenwär-
tigung zweidimensionale Vorlagen wählte. Die Tat-
sache. daß die Skulpturen von Saskia de Boer von
allen Seiten gesehen werden können, doch niemand
je diese Möglichkeitz.B. bei Leonardos "Mona Lisa-
haben konnte, provoziert fremdartige Apperzeptio-
nen, die häufig in einem programmatischen Span-
nungsverhältnis zu den kalkulierten Erwartungen
stehen. Doch Vergangenheit ist auch hier das neu
12
angepackte Thema. und bestimmte Züge der alten
Meister können in einer bisher unbekannten Per-
spektive erfahren werden.
ln den Werken einiger amerikanischer Künstler
kommt auch die jüngere Tradition der Kunst des
20. Jahrhunderts bereits zum Ausdruck. George Se-
gal zum Beispiel gab in seiner skulpturalen Gruppe
"The Dancers- von 1971-1973 eine Variation des be-
rühmten Bildes von Henri Matisse im Puschkin-Mu-
seum in Moskau. Dieses Bild hatte vorher bereits
den Maler Roy Lichtenstein zu seinem -Artist's Stu-
dio. The Dance-t von 1974 Sammlung Mr. and Mrs.
S. I. Newhouse. New York angeregt. Doch im Werk
des Bildhauers wird die Transformation weit inten-
siver und erhält eine andere Bedeutung. Segal hat
selbst über die spezifische Besonderheit des Matis-
se-Bildes geschrieben, dessen "dionysische Eksta-
tikr- und "vibrierenden Farben" von ihm jedoch in
eine Gruppe von ausgeglichener Ruhe und medita-
tiver Innerlichkeit umgesetzt wurden. Es ist nichts
von der ekstatischen Bewegung übriggeblieben.
und aus dergrellen Farbigkeit ist das allumfassende
Weiß getreten, das der Gruppe eine vollkommen ei-
gene und nur Segal gemäße inhaltliche Eigenstän-
digkeit gibts.
Auch Claes Oldenburg nimmt in einigen seiner
Werke Bezug auf Vorbilder in der modernen Kunst.
In seinem "Soft Picasso" von 1969 Sammlung Wil-
liam N. Copley, New York ist die Stahlplastik Picas-
sos vor dem Rathaus von Chikago als Thema ge-
nommen, jedoch durch die ironische Verwendung
des weichen Materials in sein Gegenteil gekehrt
worden. Handelte es sich in Picassos Skulptur um
ein Symbol der stählernen Kraft der Stadt Chikago
und seiner Stahlkonstruktionen, so suchtdie "orga-
nische- Variation Oldenburgs eine programmati-
sche Bedeutungsänderung. Claes Oldenburgs Werk
ist zudem veränderbar. es kann vorn Betrachter ma-
nipuliert und in jede gewünschte Gestalt umgewan-
delt werden. In einem zweiten Werk Oldenburgs,
dem 1977 öffentlich aufgestellten Denkmal vor dem
Gebäude der General Services Administration in
Chikago für die Sportdisziplin Baseball, nimmt der
Künstler Bezug auf Constantin Brancusis "Endlose
Säule-r, deren universale Harmonie und meditative
Kraft hier jedoch in eine ironische Verherrlichung
populärer Vorstellungen verwandelt wurden.
Die Beziehungen zeitgenössischer Bildhauer zur
Vergangenheit erhalten eine wiederum neue und
komplexere Dimension durch eine Reihe von Wer-
ken jüngerer Künstler. die auf verschiedenen Ebe-
nen Formen und Inhalte in ihrem Wechselspiel pa-
raphrasieren. Giulio Paolini schuf in seinem "Ve-
nere Marte- von 1973 Sammlung Studio Marconi.
Mailand eine komplizierte Verschränkung von einer
antiken Statue und der Oberfläche einer zerstörten
Wand. In "Proteo lI-r von 1971 und in wMimesir- von
1976 sowie in zahlreichen anderen Werken werden
Formen aus der Antike in fremdartigen Umgebun-
gen arrangiert und diese dadurch in einem neuen,
bedeutungsvollen Kontext gesehen. Sogar die Evo-
kation von programmatischen Begriffen und kon-
zeptionellen Vorstellungen wird in diesen Prozeß in-
tegriert und die bisherigen Grenzen der Kunsttradi-
tion erweitert. Paolinis auch literarische Wirkungs-
elemente einbeziehendes Werk kann als stellvertre-
tend für die neue Haltung seit 1970 angesehen wer-
den, und es findet zahlreiche parallele Entspre-
chungen in Italien in Werken von Jannis Kounellis. in
England in lvor Abrahams und in Frankreich in Mi-
chel Journiac. Doch besonders das Werk des Eng-
länders Clive Barker kann als typisch für die verän-
derte Situation angesehen werden.
Auch für Barker sind es die herkömmlichen Mei-
sterwerke der Antike. wie die Venus von Milo oder
andere Skulpturen aus Griechenland oder Rom. die
die Motive hergeben, um neue Inhalte zu provozie-
ren. Seine "Aphrodite" von 1972. die er mit einer
Gasmaske ausstattete, erinnert an Werke von
H. R. Alvermann. der in seiner "Aphrodite 65" von
1965 das Werk der Antike bereits mit einer Jagdtro-
phäe kontrastierend verband. Barkers "Chained
Venus-r von 1971 Sammlung Galerie Baukunst,
Köln geht aufDalis Variation derVenusvon Milozu-
rück, hier durch die den Unterkörper umgebenden
Ketten in einer noch immer surrealistisch beeinfluß-
ten Form verwandelt. Auch in Barkers "Homage to
Magritter- von 1969 Sammlung Mr. and Mrs. Eske-
nazi. London ist der Bezug zum Surrealismus
sichtbar. Doch wird das konzeptionelle Element
stärker und intensiver eingesetzt, besonders im
"Portrait of Madame Magritte- von 1970-1973
Kunsthalle Mannheim, in dem existierende und
nichtexistierende Formen gleichberechtigtaufeiner
Ebene liegen und eine neue Art von mysterischer
und sublimer Wirkung schaffen. Eine Serie von
Bildnissen Francis Bacons von 1978 eröffnet wie-
derum andere Ausdrucksmöglichkeiten. hier in di-
rektem Bezug und interpretierendem Verständnis
bestimmter Selbstporträts von Francis Bacon. Die
Vielschichtigkeit von mehreren Ebenen kommt in
diesen Werken zum Ausdruck. so besonders. wenn
Elemente im Werk Bacons, die selbst bereitsaus van
Gogh und Velazquez abgeleitet waren, wieder auf
diese Quellen zurückbezogen werden".
Die thematische Vergegenwärtigung von vorge-
prägten Formen und Inhalten hat in den letzten Jah-
ren in besonderem Maße in Vorgängen, Prozessen
und Aktionen Ausdruck gefunden und damit eine
neue Fülle von möglichen Relationen aufgeschlos-
sen. Bahnbrechend auch in diesem Bereich war
Marcel Duchamp. der 1924 zusammen mit Brogna
51K
zrlmutter im Ballett i-Ftelächeu in Paris als Adam
id Eva im Sinne eines historisch vorgeformten
iemas auftrat. Robert Morris und Yvonne Rainer
eilten in ihrer Tanzgestaltung wSite" des Jahres
P64 Manets --Olympia-- nach und paraphrasierten
issen Thematik in Bewegungen des Verhüllens
1d Enthüllens. Das Modell, in mehreren Darbie-
ngen von Carolee Schneeman posiert, war in das
zue Medium Tanz integriert und wirkte als solches
uerdie Grenzen einer bestimmten Disziplin hinaus.
Österreicherin Valie Export schuf in ihren i-Kör-
EIKOHÜQUTQÜOYIGFW von 1972-1976 zeitgenössi-
he Variationen eines historisch vorgeprägten und
adeutungsvollenKanonsvon Körperhaltungen, die
H1 Haltungen von Figuren aus Gemälden von Bot-
zelli, Tizian und Veronese nachgestellt und in ihrer
abundenheit durch Kontrastobjekte bewußt ge-
acht wurden. Luigi Ontani stellte in prafigurierten
zsen seines eigenen Körpers Szenen und Figuren
es klassischen Repertoires in ßBacchino pose-i
in 1973 agiert er als Gott Bacchus und fügt zeitge-
issische Objekte mit bedeutungshaften Verbin-
dungen in die klassische Thematik ein. In y-Adam
und Evai- von 1975 stellt er selbst beide Figuren.
agiert sowohl als Mann wie auch als Frau, dies im
Sinne einer vollkommen neu inaugurierten andro-
gynen Symbolik.
Das neue Medium Video, in dem bereits Künstlerwie
Luigi Ontani und Pieter Mol, Friedrike Pezold und
Natalia Lachowicz, Ann Wilson und Hermine Freed
im Sinne historisch vorgeprägter Themen arbeiten,
erweist sich als denkbar geeignet für die Vergegen-
wärtigung und Paraphrase von Werken der Vergan-
genheit, und Künstlerinnen wie Ulrike Rosenbach
haben oft mit programmatisch feministischen Zie-
len Meisterwerke in diesem Bereich geschaffen. In
ihrem nFleflections on the Birth of Venusa von
1976-1978 ist erneut Botticellis Meisterwerk be-
schweren, doch wieder in einem vollkommen neuen
Sinne Gestalt geworden, hier in dem Sinne der stu-
fenweise sich vollziehenden Befreiung der Frau". In
weiteren Werken von Ulrike Rosenbach, wie nHera-
kles- Herkules- King Kong-i von 1977 und e-Medu-
saimagination-i von 1977, ist diese Thematik in ste-
ler Beziehung zu Werken der alten Kunst weit
fuhrt worden und eine Veränderung der Bei
werdung erreicht, wie sie ohne die Vergange
als Thema nicht möglich gewesen wäre.
Im Werk der amerikanischen Künstlerin C1
kommen diese auf Identifikation und Vergange
beruhenden Tendenzen zur vielleicht radikz
Verkörperung. Colette inszeniert vollendet hi
sche Werke der Kunst durch ihre eigene sinr
Personifikation. In ihrem --The Wake of Madam
camien- von 1975 präsentierte sie sich selbst
nem selbstgeschaffenen Environment, wie au
-David's Wraithu von 1976. in dem sie die Figt
toten Marat nach dem Bilde von Jacques-Loui
vid posierte. Die geisterhafte Atmosphare
Werkes wurde von Peter Selz beschrieben
überdeckte zunächst den Raum mit goldbra
Atlas und weißer Fallschirmseide. Der Wind v4
nem offenen Fenster machte die Szene lebi
und das natürliche Licht illuminierte die Ers
nung, den Geist von Marat in seiner Badew
während Tonbänder in einem Schrank gesp-
sche Geräusche verursachten?" In spaterenl
ten nahm die Künstlerin auch Bezug auf Rou
und Delacroix.
Skulptur im Bilde der Vergangenheit kann za
che Erscheinungsformen annehmen und in
tigen Variationen auftreten. Es ist interessant.
kennen, in welchem starken Maße in den le
Jahren auch die Ausstattungskunst und Scha
stergestaltung, Werbedesign und Fernsehcon
cials sich der latent vorhandenen Möglichkeite
dienen. Wie die Künstler selbst geben auch si
riationen der Venus von Milo und der Werke vc
chelangelo. Myrons Diskuswerfer kann in
Werbeannonce für Hosen benutzt werden, un
Möglichkeitenfürironische und humoristische
trastsituationen sind viele. Basis für alle die
verschiedenen Ebenen manipulierten Zitate
Attraktion und das Verlangen. Aufsehen zu err
Ziel ist in jedem Falle der größere Profit.
Die zeitgenössischen Künstler sehen die Werli
Vergangenheit in einem anderen Licht, Für Sil
es bedeutungsgefüllte Energiespender, dene
Achtung zollen. Es ist verehrende Aneignung,
sie zitathaft oder in Paraphrasen Gebrauch vc
vorgegebenen Thematik machen, und ihr
schließliches Ziel ist eine Verständigung des
gangenen mit dem Gegenwärtigen. Die Wiedr
wendung von Themen derVergangenheit in ur
Zeit ist Zeichen für die wiedergefundene Konti
von Vergangenheit und Gegenwart und ein Vi
ger Schritt in ein unbekanntes Neuland, dessen
risse vorerst unbekannt sind doch die erreg
Faszination der ersten Werke in dieser Ricl
kann schon jetzt mit voller Deutlichkeit erlebi
den.
19, 20
vßarker. wPorlrait o1 Madame Magr1tte-1J970-1973
1ze, 228 74 89 cm Stadusche Kunsthalle. Mann-
1.
1Barker, "Van Goghä Chalr", 1966 Chromnickel-
1. Sammmng Harold Reed Gallery, New York
Export, "Nonparenle Liebesperlenw. 19761 Dar-
JDQ nach Botticellis "Der Frühling-rlAusschnxtt
16
1celli. "Der Fruhling-llAusschnitt
lte, "The Wake Madam Räcamiern. 1975 Room
1llat10n and private periormance. Braun und grüner
chlrm. Harz, Huoreszierende Lichter und Blumen.
Abrahams, nOxford Gardens Suite", 1976. Grafik
lenus von M110, Monv aus der Werbeindustrie, auf-
lmmen von Martin SchwarzlWmterthur
von Michelangelo. Moliv aus der Werbeindustrie.
enommen von Martin SchwarzlWmlerthur
1ngen1112
lhe Federal Repuhllc Germany. edlled by Wull Her-
am, Slultgarl Bad Cannslall 1979
3911 The Coloralura o1Colene Ans Magazme Dec. 197a.
Für den Kunstsammler
22.- 30.3. 1980
Residenz Salzburg
täglich l0-l9 Uhr
Salzburger Kunst- und Antiquitätenmesse
1980
Zum fünften Male wird nunmehr die Messe in den
Prunkräumen der Residenz eröffnet. Im Rund der
von Rottmayr und Martino Altomonte triumphal
freskierten Säle entfaltet sich ein komplettes Bild
alter Kunst und kostbaren alten Kunstgewerbes,
zeigen sich die Vorlieben des Österreichers im
Sammeln und Einrichten. Die ausstellenden Fir-
men kommen aus dem ganzen Land. Die beiden
Schwerpunkte, Wien und die Alpenländer, sind
evident. Sie äußern sich in der Polarität zwischen
ischer und bürgerlicher Kunst einerseits und
ländlichem vorwiegend alpinem Mobiliar
und Hausrat. Beide Pole fügen sich trotz des do-
minanten Barockrahmens zu einer schonen Ein-
heit.
Besonders eindrucksvoll sind wiederum Öster-
reichs Barockmöbel, wie die intarsierten Schränke
und Tabernakel, vertreten. Sie gelten in Österreich
als Statussymbole. Hier nmöblierenu sie die Weite
des Karabinierisaales. Die ausgestellten Teppiche
vor 1860 sind von besonderer Qualität, farb-
stark und in der Komposition abstrakten Kunst-
werken gleichzusetzen. Im bäuerlichen Mobi-
liar wird insbesondere das unbemalte, helle Möbel
möglichst Zirbenholz bevorzugt. in Anbe-
tracht der vielen Zweitsitze auf dem Lande liber-
steigt die Nachfrage bei weitem das Angebot, die
Preise sind daher recht hoch.
Skulpturen der Gotik und des Barock sind gut ver-
treten. Ein Käufer, der ein original gefaßtes Stück
zu wählen versteht, kann auch heute noch einen
Fund machen. Besonders reich ist das Kunst-
gewerbe von der Renaissance bis zum Biedermei-
er, aber auch des Jugendstils, ausgestellt. Dazu
zählen Silberarbeiten aus Augsburg und Nürn-
berg, schön gravierte und intarsierte Waffen und
Porzellane aus ihrer Frühzeit. Dazu zählt aber
auch eine erlesene Schau alten Glases, geschnit-
ten, geschliffen, überfangen, bemalt aus allen
mitteleuropäischen Provenienzen.
Gemälde sind zahlreich vorhanden. Dies betrifft
Niederländer des 17. und 18. Jahrhunderts, Italie-
ner, vor allem aber die österreichischen Maler des
19. Jahrhunderts, das Lieblingsgebiet der heimi-
schen Sammler.
Als besondere Huldigung vor der gastgebenden
Stadt bemühen sich die Aussteller, in jedem Jahr
auch wertvolle historische Salisburgensien anzu-
bieten. Durch diese überaus seltenen Objekte, die
meist auf dem internationalen Markt gefunden
werden, erhält die Unternehmung eine kulturhisto-
rische Legitimation. Manches kostbare Werk ist in
den letzten Jahren durch diese Messe in die of-
fentlichen Salzburger Sammlungen gekommen.
Salzburg, dicht am Schnittpunkt zweier Staatsge-
biete gelegen, wird wiederum neben den Interes-
senten aus ganz Österreich auch aus dem Bun-
desgebiet bis hinauf zur Mainlinie Besuche
anziehen. Auch das internationale Publikum der
Osterfestspiele wird sich erneut zu Ende der Mes-
setage einfinden.
Möge dem Unternehmen, das von großem Einsatz
und von hoher Hisikofreude getragen ist, ein schö-
ner Erfolg zuteil werden. K.H.
38
Bildfolge 1-16
14
10
11
12
13
14
15
16
HI. Florian, Südtirol, um 1530
Orig. Polychromierung, Höhe 75 cm
WOLFGANG A. SIEDLER, KuriSthandeI
A-1010 Wien Himmelpiortgasse 13-15 und
Spiegelgasse
Baumkreuz, Salzburg, 16. Jahrhundert
Corpus Buchsbaumholz
ANTIQUITÄTEN HAINDL, A-asao MürzzuschlagINÖ
Heinrich-Kaiblinger-Gasse 1b
Pieter Cosyn1571 -1B24I,i-Landschaftmil Ruine und
Stadtmauer". OllHolz, sign. u. dat. w16..a, 53x48 crn
REINHOLD HOFSTÄTTER Kunst und Kunstgewerbe
A-1010 Wien Dorotheergasse 15 Bräunerstraße 12
lgnaz Stern, "Blumenvase mit Puttenu
OlILwd., 102x141 cm, signiert u. datiert
GALERIE SANCT LUCAS, Gemälde alter Meister
A-101O Wien Joseispiatz Palais Pallavicini
Telleruhr von Johann Georg Stuffler
Wien, Meister 1689 stirbt 1690
J. MAKOVEC G.M.B.H., Antike Uhren
Restaurierung antiker Möbel
Verkauf A-103O Wien Sechskrügelgasse
Betrieb A-103O Wien Hauptstraße 90
Tabernakel, Prag, um 1750
Nußholz, mit Birnen- und Zwetschkenholz eingelegt
Höhe 235 cm, Breite 135 cm
GALERIE ST. RAPHAEL, Antiquitätenhandel Ges.m.b.H.
A-101O Wien Dorotheergasse 12
Mahagoni-Klappsekretär, England
Chippendale-Periode, ca. 1760. Orig. Messingbev
Schläge, Geheimlacher. 106 32 108 crn
GALERIE BEIM THEFtESIANUM, Fridolin Schindler
Ges.m.b.H.
A-104O Wien Favoritenstraße 28
Hallenschrank, Mitteldeutschland, 18. Jahrhundert
Eiche massiv mit NuBbaumholz iurniert, Sockel mit
Schubladen, verkröptte Füllungen, in den Ecken der
Türiüllungen Schnitzereien; schön protiliertes Ge-
simse. 1651190 57170 207 cm
OTTO BUCHINGER INH. PÖHLMANN, Antiquitäten
A-4020 Linz, Bethlehemstraße
Johann Joseph Mildner, Glasbecher mit
Zwischengoldmedaillon "HI. Josephu
GLASGALERIE MICHAEL KOVACEK, Erlesenes
Glas aus Jh.n
A-1010 Wien Slallburggasse
Diamant-Anhänger, 18. Jahrhundert
Silber gefaßt, Gold verbödet
JOHANN STÖHFi, Schmuck, Bilder, Kleinkunst
A-1010 Wien. Köllnerhofgasse
Eduard Peithner Ritter von Lichtenfels
Wien 1833- 1913 Berlin, Woralpenlandschaitu
0lILwd., sign. u. dat. "1879", 38,5x 54 cm
GALERIE LT. NEUMANN, ehem. K.u.K. Hofkunstß
handlung
A-1010 Wien Kohlmarkt 11IEcke Michaelerplatz
Albert Zimmermann Wien 1808 1888 wWildbachi-
OllLwd., Ii. unt. sign. nAlbert Zimmermann Xmt,
36,5 30,5 cm
HARALD SCHWEIGER, Kunsthandel
A-101D Wien Akademiestraße
Mariani Pompeo, i-Fischermadchen am Meeresstrandi-
OlILwd., sigri. i-PMariani 1900", 67x 121 crn
GALERIE JOSEF WINKLER, Gemälde alter Meister
A-101O Wien Seilergasse 14
Marie Egner, wlm Gemüsegarten". ÖlLwd., 70 80 crn
ausgestellt 1979 Neue Galerie Graz, EgnervAusstel-
lung
GALERIE TFIOMAYER Kunsthandel
A-1010 Wien Habsburgergasse 9IEcke Stallburg-
gasse
Anton Faistauer 1887-1930 nQas grüne Zimmer im
Schlot! KammerlMaishofem. OlILwd. Ii. u. sign.,
47x35 cm Gutachten UnivßProt. Dr. F. Fuhrmann
GALERIE KHUGERSTRASSE 12 Dr. Herbert Giese
A-101U Wien Krugerstraße 12
Johann Hamza Teltsch 1850 -1927 Wien
wEin bißchen wehren, reizt das Begehrenq
OllHolz, sign. wJ.Hamza, Wien-t, 27 21,5 cm
CZESLAW BEDNARCZYK, Kunst und Antiquitäten
A-1010 Wien Dorotheergasse 12
39
Johannes Maria
HANS VON JUDENBURG, 1420
Höhe 77cm
Ivana Kathrein
Antiquitäten
A-6020 INNSBRUCK, Salurner Straße 15
Tel. O5222l22335
SALZBURGER KUNST- Er ANTIQUITÄTENIVIESSE 1980
Karabinierisaal, Stand 13
GALERIE
SANCT
LUCAS
GEMÄLDE ALTER MEISTER
Pierre Antoine Quillard Lwd., 103 79,5 cm
Förc Champötttv
SAIZBURGER KUNST- 8c ANTIQUITÄTENMESSE 1980
KARABINIERISAAL STAND K6
Für den Kunstsammler
Franz Wagner
Das gravierte Hirschgeweih aus der
Sammlung Hearst
Aus der berühmten Sammlung von William Ftandolph
Hearst in Kalifornien war 1965 ein graviertes Hirschge-
weih auf einer Kunstauktion in München aufgetauchtt.
Nun wird dieses Fiarissimum des europäischen Kunst-
handwerks auf der vom 21. bis 30. März 1980 stattfinden-
den Kunst- und Antiouitätenmesse In der Salzburger Resi-
denz gezeigtä, Daß es damit nach Österreich zurückge-
kehrt ist. erweisen die auf dem Geweih dargestellten
Wappen mit den darüber angebrachten Initialen und die
Jahreszahl 1563.
Die gesamte Oberfläche des glattpolierten Geweihs eines
starken Vierzehnenders ist bis an die Enden mit gravier-
ten phantasievollen Darstellungen übersät, bei denen fi-
gurale und ornamentale Kompositionen in dichter Folge
wechseln. Der Erhaltungszustand ist tadellos, die Ge-
weihstangen sind in einem aus Ebenholz geschnitzten ur-
sprüngllch zugehörigen? Schädel montiert. Die größte
und sichtbarste Fläche, die an der Gabelung ober den R0
sen geboten wird, ist mit ie einem Wappen geschmückt.
Diese Wappen, einem größeren Kreis von Kunstfreunden
wohl aus der Geschichte der Salzburger Erzbischofe
bekannt3, erlauben auch die eindeutige Auflösung der Ini-
tialen M.L.z.W.v.M. Marx Lang zu Wellenburg und Mü-
nichau, bzw. A. .v.K. Anna Langin von Kuenburg. Seit
1538 besaßen Marx, Matthäus und Lukas Lang von Wel-
lenburg, Neffen des Erzbischofs und Kardinals Matthäus
Langß, das in Fieith bei Kitzbühel gelegene Schioß
MümchauS; Marx, der Protestant warß, hatte am 5. Dezem-
ber 15597 Anna von Kuenburg geheiratet, eine Nichte des
Erzbischofs Michael von Kuenburg 1554 1560 bzw,
Schwester Erzbischof Georgs 1586 1587. Seit der Hei-
rat war Marx bis zu seinem Tode im Jahre 1579 er starb
als Letzter seines Stammes Aileinbesitzer des Schlos-
ses und der gleichnamigen Herrschaft, die dann in den
Besitz der Grafen später Fürsten von Lamberg übergin-
gen. Münichau war lange Zeit arg vernachlässigt, so daß
das schone Geweih bereits spätestens im 19. Jahrhun-
dert aus dem Schloß weggekommen sein dürfte.
Oswald Graf Trapp hatte 1968 das schone Lang-von-
Welienburgische Geweih zusammen mit einem sehr ähn-
lich und gewiß vom gleichen Meister gravierten Geweih
veroffentlichtß, dessen Schmuck 1562, also nur ein Jahr
früher, für Oswald tll. Trapp und dessen Frau Katharina
von Neidegg geschaffen wurde und das heute das schöne
alte Zlrbenholzgetäfel der Großen Stube in der Churburg
schmückt. Auch bei diesem Geweih sind die Wappen
oberhalb der Rosen angeordnet, auch hier erweisen sich
die darüber befindlichen Frauengestalten als Darstellung
des Gleichnisses der klugen und der lorichten Jungfrau-
en, wobel die Frauenfiguren durch bei dem Langischen
Geweih darübergesetzten lnschriften als Staaten perso-
nitiziert sind Flandern, England, Deutschland, Frank-
reich und Italien werden auf der heraldisch rechten Stan-
ge durch aufrecht gehaltene brennende Öllampen als klu-
ge, Ferrara Üi. t-Grecia Turm, Brabant, Spanien und Por-
tugal durch nach unten gekehrte verlöschte Lampen als
törichte Jungfrauen gekennzeichnet. Trotz vieler Bemü-
hungen konnte Graf Trapp keine einleuchtende Erklärung
für die Aufteilung in nkiugerl und in "törichte" Länder fin-
den, auch hilfreiche Auskünfte an Trapp seitens Chri-
stoph Alimayer-Beck und Alphons Lhotsky9 brachten kei-
ne befriedigende Lösung.
Auf dem Geweih des Lang von Wellenburg erscheint auf
einem Schrittband rechts oberhalb der nItalia-r das Mono-
gramm TvB, das sich in gleicher Form auch auf dem
Trappschen Stück findet. Da ein Trappsches Exlibris aus
dem Jahre 1569, dessen originale Kupferplatte sich noch
im Archiv der Churburg befindet, mit einem fast gleichen
Monogramm signiert ist, hat Oswald Trappio wahrschein-
lich gemacht. daB es sich bei dem Graveur der beiden
Hirschgeweihe um Thomas Boos handelt, einen wohl aus
Konstanz stammenden oder dort arbeitenden Kupferste-
cher. in der Bibliothek des Stiftes Stams werden zwei von
dem gleichen Meister monogrammlerte Exlibris verwahrt,
eines für den Konstanzer Suffragenbischof Jakob Eliner,
das andere fur den dortigen Kanonlkus Barthcilomäus
Matzlerlf. Es lag auf der Hand, daß der Meister, der die
beiden Geweihe gravierte, nach graphischen Vorlagen ar-
beitete. in einem dem Aufsatz von Oswald Trapp beigege-
benen Exkurs hat Wolfgang Wegner, München, nachge
wiesen, daß die Vorlagen für die Zyklen der klugen und
42
raviertes Hlrschgeweih.
363, aus der Sammlung
earst
etatl mit Wappen der Fami-
Lang von Wellenburg
etail mit Wappen der Fami-
von Kuenburg
etail mit Ftgurine
Wabanon Brabant
etail mit dem tiKaskunigerr
51'111 Kaiserlich kuniglicher
ehnrlch
etail mit Flgllrlne
iiapania.
der törichten Jungfrauen Stichen von Virgil Solis1514 bis
156212 entnommen sind. Dabei entsprechen die Figuren
auf den Geweihen den Vorlagen fast vollständig, sind je-
doch bald gleichseitig und bald im Gegensinn verwendet;
die architektonischen Hintergründe sind stets abgeän-
dert. Zu erwähnen ist noch, daß an der heraldisch linken
Stange des Lang-von-Wellenburgschen Geweihs oben ei-
ne große Figur eines Fahnrichs in Harnisch und Sturm-
haube mit geschulterter Fahne oilenbar nach eigener In-
vention des Thomas Boos graviert ist; die verballhornte
Inschrift KASKUNIGER FEN bedeutet Kaiserlich Ku-
niglicher Fehnrich. Wer damit gemeint und abgebildet
ist, muß noch offenbleiben. Was die ornamentalen Kom-
positionen beiriff, die bei der Gliederung eine große Ftolle
spielen, so könnten wahrscheinlich für Vorlagen zum
Floll- und Beschlagwerk auch Werke anderer Stecher
nachgewiesen werden. Aber das Kopieren von graphi-
schen Vorlagen war für das 15. und 1G. Jahrhundert im ge-
samten Bereich des Kunsthandwerks allzuoft geübter
Brauch, um hier einzelne Vor-Bilder festlegen zu müssen.
Zuletzt wäre noch nach der Ursache des offenbar nicht
vereinzelt vorkommenden und durch manche Burginven-
tarel3 nachgewiesenen Brauchs zu tragen, Jagdtrophäen
prächtig lassen und in der "Guten Stube-r aufhängen zu
lassen. Hirschgeweihe wurden schon im Altertum als
Weihegeschenk für die Jagdgottheit aufgehängtü, meist
aber hatten sie apotropäische Bedeutung. So trug man in
den österreichischen Ländern oft ein Stück eines Hirsch-
geweihs als Amulett gegen den Blitz mit sichl5. Im Volks-
glauben des 16. Jahrhunderts aber galt der Hirsch ganz
allgemein als Symbol der Fruchtbarkeit und als glück-
bringendes Tier16.
Anmerkungen 16
Kunslversteigerungshaus Weinmuller, 1965. Vgl. Trapp, wie
Anm. B.
Firmensland Ceslaw Bednarczyk. Kunst und Antiquitäten, Ge-
schättsadresse Doroiheergasse 12, 101D Wien.
Franz Martin. Die Wappen der Salzburger Erzbischöle, Salz-
Durg 1949.
Dazu Judas Thaddäus Zaurier, Chronik von Salzburg, 5. Teil,
Salzburg 1803, S. 219 und 221.
Kasper Schwarz, Tiroler Schlosser, Innsbruck 1907, S. 69i70.
öJoset Hirn, Erzherzog Ferdinand von Tirol, Bde, Innsbruck
7188587, l., S. 196 Anm.
Erich e. Kuenburg, Familie Kuenburg bei Franz Martin, 100 Salz-
burger Familien, in Mitteilungen der Gesellschaft für Sallbllr-
ger Landeskunde, 90, 1950, 115 141, hier 5.119.
Oswald Trapp, Das gravierte Hlrsohgewelh aus Caetel Eeseno,
in. Verdllentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinan-
deurri, 4B, 19GB, S. 149 -17B.
Trapp. wie Anm. s.
Ebenda, 163.
Diese Mitteilungen in einem 1922 verlaßten Brief von F. Robert
HeiSCh, dem damaligen Starriser Sttttsbiblinthekar, im ArChIV
der Churburg; Trapp, wie Anm. a. s. 16a.
12 FrltZ Schulz, Artikel Virgil SOIiS d.A.. in Thiemeßecker. 31.
1937. S. 248 253.
Etwa das Inventar von Castel Beseno iPiseirtJ; Trapp. wie
Anm. s. 151.
E. Hoffmann ted., Handwörterbuch des deutschen Aberglau-
beris, Berlin 1931132, S. 101 7102.
LSODOIG Hüter in Zeitschrift ltJr österreichische Volkskunde. 33.
192a, s. 21.
mAndreae Tentzel, Medicinlschrphllosophische und sympatheti-
sche Schriften, Leipzig 1725, s. 235.
gesehen auf der
Salzburger Kunst- und Antiquitäten-
messe 1980, Karabinierisaal, Stand
KUNST UN ANTIQUITÄTEN
C. BEDNAFtCZYK
WIEN
Dorotheergasse 12 Telefon 02221524445
43
S8
Zwßz SCHULLIN
1010 Wien, Graben 26, Tel. 52 62 52
8010 Graz, Herreng. Tel. 78 95
Bmwle, Jugemßil, TYHIIÖSBCÜI,
pllque-A-iour Email,
Bvoodniüsesnhdm.
rosahlulalineusavuagde
SALZBURGEH KUNST- 81 ANTIQUFFÄTENMESSE 1980
GRÜNES ZIMMER STAND GZ 48
22.3.- 30.3.
Galerie Ijbumann
QE 1833
EHEIVE. K1. K. HOFKÄJNSTHANDLUNG
WILHELM STEINFELD 1816 Wien -1854 lSChl
"Gardaseeu, ÖllHolz, signiert, 4252,5 cm
SALZBURGER KUNST- ANTIOUITÄTENMESSE198O
22. 30. März 1980
KARABINIERISAAL STAND K5
WIEN KOHLMARKT 11, ECKE MICHAELERPLATZ
TEL. 0222 525382
W.u. R. OBERWEGER
Kunst und Antiquitäten
ALTE MONTJOLA 150
A-6780 SCHRUNS
TEL. O5556l32863
ALFONS WALDE 1891 1958
"Bobrennen in Kitzbnhelu, monogrammiert 'AW 13'
Ol auf Pappe, 27x30 crn
SALZBURGER KUNST- ANTIQUITÄTENMESSE 1980
Karabinierisaal, Stand 14
GALERIE KRUGERSTRASSE 12 1010 WIEN
DR. HERBERT GIESE KUNSTHANDELS GES. M. B. H. TEL. 0222 52 0715
FRANZ v. MATSCH 1861 1942
Stillcben mit ägyptischen
xSammlungsslütkcna
Öl auf Leinwand. 47 59 cm
li. u. signiert, 'FMATSCH'
um 1910
SALZBURGER KUNST- 8c ANTIQUITÄTENMESSE 1980 KARABINIERISAAL STAND K4
HARALD SCHWEIGER
Kunsthandel Gemälde 19. 20. Jahrhundert
A-1010 Wien Akademiestraße Tel. 02221531329
Theodor von Hörmann
1840 71895
nlm Wald
von Fontainebleaua
um 1887
Ol auf Holz
23,5x33 cm
re. u. signiert
,Theod.d.Hoermann'
SALZBURGER KUNST- Er ANTIOUITÄTENMESSE 1980
ANTECAMERA
STAND AC 28
GALEFQI SAILE
EQLESENE TEPPICH
A-5020 Salzburg, Münzgosse Eingang Neurnoyrplofz
Telefon 0622246483
48
GALERIE
ALTER
MEISTER
GERHART FRANKL WIEN 1901 1965 STILLEBEN -APFEL MIT FLASCHE
LEINWAND, 77x51 cm. MONOGFL 'G.F.26'
JOSEF
WINKLER
WIEN
SEILERGASSE 14
TEL. 0222152 30402
SALZBURGER KUNST- ANTIQUITÄTENMESSE 1980, KARABINIERISAAL, STAND 12
Galerie beimTheresianum
A-1040 Wien, Favoritensrraße 28, Tel. 02221651351
English Antiques
SALZBURGER KUNST- öz ANTIQUITÄTENMESSE 1980
Konferenzsaal, Stand K0 24
Seltene! Englischer xmll hoye mi1 Schrcihlade. Dunkles Klubmahagoni.
Chippcndalc, a. 1770. Orig. Messingbcslhläge. 107 52,5 175 cm.
Anhanger Kreuzforml? Jahrhunderi. Go1d, Dwamamen
JOHANN STÖHR
Schmuck Bilder Kleinkunst
1010 Wien, Köllnerhofgasse
Tel. 5290554
1020 Wien, Volkertplatz 14
Tel. 2437 335
Vmaßqaixßaß W-m ßww Maya 72
J. Ägrqläävzße
924 aßßßxßßyyaß .924 ßßßßxßßsß.
Jümß a2 m44 lifä
ßmzß
R. G. OBERHOLZNER
Antiquitäten
A-5020 SALZBURG
Getreidegasse 21 Universitätsplatz
Tel. 62 22 43 57
Wismutkästchen, um 1700
SAIZBURGER KUNST- ANTIQUITÄTENMESSE 1980 Kaiscrsaal Stand KAI 49
Zwei muslzierende
PUTTI
Mahagonlholz
Höhe cm
1mm.
Johann
Alexander Wagner
1730 1ao9 Würzbuvg.
Gutachten
m. H. Becker
Gemälde, Skulpturen, Möbel Kleinkunst von 1450 bis 1900
5552
ANTIQUITÄTENHANDEL GES. M. B. H.
1010 WIEN, DOROTHEERGASSE 12
TELEFON 52 02 O6
Salzburger Kunst- Antiquitätenmesse 1980, Karabinierisaal, Stand K10
yfvan gamiäßwßy a2
3,24 9a. ßßmz
515020 Yeäfwy, M445 15
GARNITUR, bestehend aus Brosche und Ohfflngön. Orientperlen,
rosa Korailen. Gold 15 Kt. Sehr feine Amen. VMOHGHiSCh
Künstlerprofile
52
015mm-
Landschaft
weibliches Portrat
Porträt der Mutter
Blumenstilleben
Blick auf SBIZDUIQ
vom Mbnchsberg
Leonhard Stemeseder.
Selbstporträt
Leonhard Stemeseder
Leonhard Stemeseder geb. 1911 in Kirchberg bei Wl
hut lebt seit 1946 in Salzburg als freischaffender
Zurückgezogen arbeitet er in seinem Atelier im Küns
haus. 1979 gab er das erste Mal den Blick auf sein Sc
fen frei. Darin zeigt sich die große Bescheidenheit die
stillen Mannes. der auch in seinem Werk auf vorderg
dige Effekte und oberflächliches Asthetisieren verzici
Daß er nicht epigonal äußerlichen Erfolgen nacheiferi
leichtert den Zugang zu seinen Bildern nicht.
ln der Begegnung mit seiner Bildwelt Landschal
Porträts und Stilleben wird man mit scheinbar Bek.
tern konfrontiert. Am Anfang seiner stilistischen Entvi
lung stehen durch impressionistische Mittel aufgeloc
te naturalistische Landschaften und Portrats, die da
be der Münchener Schule weitertragen. In den letzten.
ren wird seine Palette zunehmend plakativ, wie auch
Farbauftrag dichter und flächiger wird.
Stemeseder hat gleichermaßen eine Vorliebe lur lmp
sionismus und Expressionismus, die ihm kein Wi
spruch sind. Dies wird in seinen Bildern sichtbar.
füllt die knisternde Poesie eines duftig gemalten Wie
schaurnkrautes in einer blauen Vase das Bild. dort
er die gesonderten Motive seiner lnterieurs flächig nel
einander. Auch finden sich die verschiedenen Malwe
in einem Bild nebeneinander.
Die Farbwahl variiert beliebig, einmal beherrschen pa
aufgetragene helle Tone die Szene, dann wieder koi
stieren volle satte Farben großflächig einander. Hieri
Stemeseder naiv und unschuldig vor. In seinem Verz
auf vordergründige Harmonie erzielt er verhalten-fauv
sche Effekte, wenn er den lauten Klang ungebrochen
wischter Farben mitten in Farbmelodien setzt.
Der Mensch spielt in Stemeseders Landschaften ki
große Ftolle. Er begegnet ihm als Individuum. in sei
Portrats tritt er in einen Dialog mit ihm ein. Auch hier
den sich die verschiedensten Gestaltungsweisen.
Aber das sind nur Wellen auf der Oberflache einer
dächtigen Ruhe. die das Werk Stemeseders durchdri
Hier erfüllt keine Hast. weder der Thematik noch der
lerischen Aktion. die Bilder, und selbst in seinen Ze
nungen, in welchen auch großzügige. sichere Stri
schnell gesetzt erscheinen, gewinnt jedes Detail sei
eigenen Platz.
Neben sein malerisches Oeuvre und die dem Broterv
dienenden Wandbilder und Fresken, die man in Stadt
Land Salzburg findet, tritt die Grafik als eigenstäni
Kunst. Der Künstler hat auch Aquarelle und Linolschr
geschaffen, aber das Zeichnen ist ihm wichtiger. Ai
sichts der fehlenden linearen Elemente in seiner Mal
überrascht die Vielfalt seiner Mittel, die von kleinteilii
Krauseln bis zu weit ausgreifenden Schwungen rei
Die im Farbauftrag möglichen Dissonanzen der Gemi
weichen in der Virtuosität seiner Rohrfederzeichnun
einer eigenen Ordnung. Immer wieder fuhren die Be
gungsrichtungen der Striche und Motive zuruck ins
wodurch sie sich zu einer Geschlossenheit fugen.
man als Kennzeichen von Weltlandschaften im alten
bezeichnen kann.
Leonhard Stemeseder hat sich den Glauben an einer
cheren Grund der Wirklichkeit nicht trüben lassen.
Thomas Zaunscl
Aiil Sizilien, 1955
Ronc0,1930
Veranda, 1930
Kinder im Schnee, 1943144
Valerie Hammer, 1976
Landschart, Tropäa. 1971
Wiener Vorstadt, 1979
Valerie Bäumer
Mit der Entdeckung eines neuen Künstlers verbindet man
gerne ein jugendliches Alter; daB ein Maler sich erst im
hohen Alter der Offentlichkeit stellt, geschieht weniger
oft. und wenn. dann meist in Verbindung mit der soge-
nannten "naiven Kunstii. so bei Grandma Moses und an-
deren Bauern und Handwerkern, die erst nach einem lan-
gen, oft harten Leben die verbleibenden Jahre mit einer
kunstlerischen Tätigkeit ausfüllen und sich ihre Erlebnis-
se von der Seele malen.
Bei Valerie Bäumer. die 1898 in Kaltenleutgeben bei Wien
geboren wurde und die im Jahre 1979 erstmals ihre Bilder
in Salzburg iri einer Ausstellung zeigte, liegt anderes zu-
grunde als der spate Beginn des Malens. Ihre musischen
Neigungen wurden fruh von den Eltern und von einem auf-
geschlossenen Lehrer unterstutzt, und nach der Ubersied-
tung von Wien nach FrankturtlMain studierte Valerie von
1916 bis 1921 am Städelschen Kunstinstitut. Hier lernte
sie auch Eduard Bäumer kennen, den sie 1923 heiratete.
Gemeinsame Malreisen nach Italien waren fLlr beide Ma-
ler entscheidend für die Auseinandersetzung mit der Na-
tur. Ein langer Aufenthalt in Paris brachte wichtige Be-
gegnungen mit Malerkollegen der aufregend neuen Zeit,
von denen manche zu Freunden wurden, in Paris wie in
ltalien aber auch die Erfahrung der Vergangenheit, die
Kirchen und Museen, in denen Eduard und Valerie Bäu-
rner die alten Meister studierten Piero delta Francesca,
Giotto. Fra Angelico, Botticelli und viele andere.
Der ebenfalls gemeinsame Besuch der ltteri-Schule 1928
in Berlin bedeutete eine Disziplinierung der bisherigen
Studien, eine sowohl intellektuelle als praktische Ausrei-
fung des Erreichten und ein Ansporn für weitere Arbeit an
der eigenen Begabung. So kam es auch, daß die Entwick-
lung der Malerei bei dem Ehepaar völlig verschiedene We-
ge ging. War es bei Eduard Baumer bis ins hohe Alter die
große expressive Form in seinen Landschaftsdarstellun-
gen. so war es bei Valerie Bäumer die kleine Form; war es
bei ihm der Drang in die Ferne, die Sehnsucht nach der
Fremde, in der sich ihm die schopferische Kraft erschIoB,
so bei Valerie Baumer das Naheliegende, die Umwelt, in
der sie lebte, aber auch die Phantasie, aus der sie ihre
Schaffenskraft zog. Selbst die Jahre von 1938 bis 1945, in
denen Verfolgung und Armut eigentlich alles ausschlie-
Ben hätten können, was nicht der blanken Lebenserhal-
tung diente, waren für Valerie Baumer schöpferische Jah-
re. Es war wie ein Retten in eine heile Welt, indem sie Blu-
men und Kinder malte, eine heitere, sorglose Natur zum
Modell nahm. In den Nächten malte sie, wenn die Hausar-
beit getan und die Sehnsucht nach künstlerischer Formu-
lierung so stark war, daß selbst die Müdigkeit wie wegge-
blasen war.
Zweimal malte das Ehepaar zusammen ein Bilderbuch
mit Gedichten von Ernst Reuter "Den Berg hinauf", des-
sen Druckplatten im Krieg zerstört wurden, und i-Die Ge-
schichte vom Flußu, das bereits in der 8. Auflage vorliegt.
Beide Bücher sind im Atlantis-Verlag erschienen.
Seit 1933 war Salzburg Heimat geworden, zuerst als
Flucht aus einem Land, in dem plötzlich als entartet galt,
was die beiden Maler liebten und als verwandt empfan-
den, spater aus Neigung zu der Stadt, zu ihrer Lage als
Mittlerin zwischen dem Norden und dem Süden, der beide
Künstler ihr Leben lang anzog, ihnen auch Basis ihrer
Kunst war.
Familienaufgaben und die selbstauferlegte Pflicht, dem
Ehemann größtmöglichen Flaum zum Malen zu lassen,
waren der eigenen Malerei oft hinderlich, ja machten sie
manchmal unmöglich. Aber die Sehnsucht zum Malen
blieb, und wenn auch kein allzu großes Oeuvre im Laufe
der Jahrzehnte entstand, so ist es doch eine kontinuierli-
che Arbeit gewesen, wie man bei der Durchsicht der Bil-
der zur Ausstellung im vorigen Jahr entdecken konnte.
Diese Ausstellung war auch für die Malerin durch ihren er-
freulichen Erfolg ein ungeheurer Ansporn zu weiterer in-
tensiver Arbeit. Im Sommer 1979 entstand Bild auf Bild.
Ein Arbeitstisch im Garten war das Atelier, Blumen, Bäu-
me und Kinder, eine Veranda oder eine Hausecke waren
Modell; so schuf Valerie Baumer nicht weniger als zehn
Bilder in dem vergangenen halben Jahr.
Ein wievielter Beweis, daß schöpferische Kraft und
die Sehnsucht, sich künstlerisch auszudrücken und mit-
zuteilen, nicht ein Privileg jüngerer Künstler ist, sondern
daB gerade im hohen Alter die wahre Bedeutung schöpfe-
rischer Tätigkeit zum Tragen kommt, auch Zeichen zu
sein für Erlebtes und Erlittenes und im Herzen doch alle-
mal jung geblieben zu sein. Angelica Bäumer
53
Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Secession Roland Goeschi Nach zehn Jahren
Goeschis Rechenschaftsbericht über seine Arbeiten der
letzten Jahre brachte Entwürfe, Bilder und Skulpturen und
zeigte, daß der Künstler außerordentlich fleißig war. Das
Schwergewicht lag, seinen Arbeiten dieser Jahre entspre-
chend, auf den blaurotgelben Raumergrellungen. Natür-
lich waren auch die mit wenigen Strichen Tiefe anzeigen-
den Graphiken, die kleineren und größeren farbigen
Blockschichtungen, die neuen Bandverschlingungen
spielerische Elemente und sehr viele Entwürfe zu se-
hen. Wichtig schienen uns aber besonders die Dokumen-
tationen der von Goeschl durchgeführten Gestaltungen
auf städtebaulichem Gebiet. Sie zeigten, wie ein trostlo
ses graues Häusermischmasch plötzlich belebt werden
kann, zeigten, wie in einer Vorstadtstraße der Gründerzeit
ein Haus mit Goeschis Farbgestaltung einen Akzent
setzt, wie Tiefe und Räumlichkeit durch seine einfachen
Kombinationen assoziiert werden. Die gebotenen Bei-
spiele zeigten allerdings auch, daß Wien leider keinen all-
zu großen Gebrauch von den vom Künstler gebotenen
Möglichkeiten macht. Eine großformatige Publikation mit
vielen farbigen und einigen schwarzweißen Abbildungen,
mit Geleitworten von Werner Hoffmann und Eugen Gom-
ringer und einer Erklärung zu i-Kunst am Bau-i vom Künst-
ier selbst verfaßt, ergänzte außerordentlich sinnvoll die
Schau. 2. bis 28. 10. 1979 Abb,
Peter Dwo?ak Mixed Pickles Man ich und die
anderen 1965 1979
in der Clubgalerie im Keller war grundsätzlich anderes zu
sehen. Heben sich durch Goeschis Farberschließungen
und Raumergreifungen die Bedrückungen der Großstädte
auf, werden die Düsternisse optisch aufgelöst, so sehen
wir bei Dwoiak die Bailungen der Niederungen, der
Schuld und der Ratlosigkeit. Der Mensch selbst ist hier
ganz und gar in all seinen Noten festgehalten, immer wie-
der ist das Thema bei Dwoiak die fehlende lchdu-
Beziehung, die in rauschhaften Triebbefrledigungen ihren
Ersatz sucht. Der Maler zeigte 48 Bilder, Öl, Pasteil, Krei-
de, Collagen, und 25 Radierungen. Die Farben sind, ent-
sprechend dem Dargestellten, düster und schmutzig. Hier
wird nichts beschönigt, hier wird kein hübsches Mäntel-
chen über das trostlose Innenleben unserer Zeitgenossen
gehängt. Dieses wird vielmehr immer nach außen ge-
stülpt. in Hinblick auf Dwofaks Technik können wir viel
Spontanes verzeichnen. Bei der Betrachtung der Radie-
rungen wird uns besonders das Können des Malers er-
sichtlich. Es ist falsch, bei Dwolaks Bildern zu fragen
Warum malt er so bedrückend? Man müßte fragen War-
um gibt es In unserer Welt noch immer so viel Bedrücken-
des? 2. 2B. 10. 1979 Abb.
Die Mitglieder der Wiener Secession
l-Diesa Ausstellung soll dokumentieren, daß die Wiener
Secession eine lebendige, sich stets erneuernde Künst-
lervereinlgung ist...u So steht es in der Aussendung des
Hauses. Wer, der die verschiedenen Kämpfe und Krämp-
fe, dle Neuaufnahmen und Neuaussteller in dem Haus an
der Friedrichstraße beobachtet, zweifelt daran? Alle Mit-
glieder sind zu dieser Exposition eingeladen worden, eini-
ge haben von der Einladung keinen Gebrauch gemacht.
ist es Vergeßlichkeit oder sagen sich diese i-Mitgiiederu
einfach, sie haben eine solche Ausstellung nicht notwen-
dig? Zum Leitsatz nDer Kunst ihre Freiheit gehört es al-
lerdings auch, sich einer Beteiligung zu enthalten. Zu die
sem Leltsatz gehört es aber geradeso, mit jenen, die in ei-
ner demokratischen Wahl zum Vorstand berufen wurden,
zusammenzuarbeiten. Daß diese Vereinigung dennoch
Künstler von wesentlicher Potenz aufzuweisen hat, zeigt
die Ausstellung. Ebenso wird die Vielfalt der Stilrichtun-
gen, der Versuche und Bestrebungen ersichtlich. Obwohl
scheinbar nicht alle Künstler in der Lage sind, aus ihren
Beständen die besten Arbeiten auszuwählen, ergab es ei-
ne sehr sehenswerte Schau, die den Wienern einen guten
Überblick über die zeitgenössische Kunst bot. Guter, um-
fangreicher Katalog! 20. 11. -23. 12, 1979 Abb.
Künstlerhaus! N0 Art Galerie Ferdinand Stransky
Eine sehr umfangreiche und schön gestaltete Ausstel-
lung, bei der auch die Monographie des Malers, die in der
Edition Tusch erschienen ist, präsentiert wurde. Es waren
fast alle für das Schaffen dieses Künstlers kennzeichnen-
den Bilder vertreten. An den 25 Ölbildern konnte man gut
den Wandel des Farbauftrages im Laufe von Stranskys
Entwicklung beobachten. Wie er von einem vorsichtig ab-
wägenden Setzen heftiger und zügiger wird. Wie er be
stimmt und sich seiner in der Bewegung sehr bewußt ist.
Wie er sich wieder beruhigt und schließlich in einer
schwungvollen Sicherheit endet. 12 Zeichnungen geben
Einblick in die unmittelbarste Gestaltung des Künstlers.
Es waren hauptsächlich Landschafts-, Baum- und Aktstu-
dien. Das Buch mit 15 Farbtafeln und 40 Schwarzweißbil-
dem sowie einigen Künstlerfotos wird von recht unter-
schiedlichen Texten eingeleitet. Am gehaltvollsten will
uns jener von Kristian Sotriffer erscheinen. Daneben set-
zan sich Otto Breicha und Harald Sterk mit Stranskys Ar-
54
beiten mehr oder weniger auseinander, Ein vom Künstler
selbst erstelltes Werkverzeichnis der Gemälde gibt 250
Arbeiten an. Ein schon lange fällig gewesenes Buch.
25. 10. bis 30. 11. 1979 Abb.
Vinzenz Szloboda
im linken Seitenflügel wird das Werk dieses Mitgliedes
des Hauses anläßlich seines 70. Geburtstages gezeigt.
Hier wird ein ganz anderes Bild geboten. Abstraktionen,
Flächenteilungen, Kompositionen mit harten Konturen,
oft sehr kielntellig und zersplittert. Am besten sind sicher
die beiden Holzschnittserien mit Ansichten von einer Eng-
landreise und die Linolschnitte nach Motiven aus Meid-
iing. Vor allem die Holzschnitte sind beherrscht von Aus-
gewogenheit und doch Spannung. Auch die Tönungen zei-
gen den alten Konner. Diese Graphiken lassen uns wün-
schen, daß sich der Künstler noch viel mehr mit dieser
Technik beschäftigt. 1. -18. 11. 1979
Galerie Ariadne Alois Mosbaoher
Der 1954 in Strallegg in der Steiermark geborene Künstler
zeigte 58 Objekte, Er wurde mit dem Kunstpreis des Lan-
des Steiermark 1978 ausgezeichnet. Die Bildfiächen sind
meist mit hieroglyphenartigen Zeichen übersät. Es sind
Reihungen in gedämpften, fast ruhigen Farben. Das kräf-
tigste Bild, mit dem bezeichnenden Namen l-Nächtiicher
Hahnenschreiu, zeigt beängstigende technische Einzel-
heiten. Ein stark surreales Element macht sich geltend.
Die lisphinxe hinwieder zeigt mexikanische Anklänge.
Das Werk mit dem seltsamen Namen nGosslbidussiu ist
in seiner Vielfalt und Streuung gut, auch stark erotisch.
Aus seiner Art ausbrechend will uns ilKreissäge-l schei-
nen. Hier wird das Technische und Harte nicht getroffen.
Bei den zahlreichen Graphiken kommt Mosbachers Tech-
nik besonders gut zum Tragen. 13. 11. 1. 12. 1979
Galerie in der Staatsoper! Roman Hailer
Er ist ein Phantast, der die Blumen Hutters mit den geo-
metrischen Formen Hausners vereint. Die Farben sind
zart. Die Natur ist ebenmäßig und die Bilder geben eine
große Ruhe und Gehaltenheit wieder. Neben den fioralen
Erscheinungen sind es Sonne und Mond, die in Halters
Kompositionen immer wiederkehren. Es sind gieichnis-
hafte Arrangements in einer dünnen, klaren Luft, gekonnt
gemalt, 13. 9. -6. 10. 1979 Abb.
Galerie auf der Stubenbastei
Unter dem Titel "Sport und oder Leben" waren 26 Bewe-
gungsgestaltungen zu sehen. in großen und verzerrenden
Strichfolgen werden verschiedene sportliche Situationen
glossiert. Wenn auch auf den Blättern Kummers die Läu-
fer gänzlich zu Beinemenschen werden, bei den Fußball-
spielern nur mehr die Waden dominieren, bei allen aber
der Kopf schrumpft, was in der Konzeption alles einleuch-
tend ist, so will uns die Ausführung, bei allem Schwung,
doch zu skizzenhaft, zu wenig zupackend und zu wenig
präzise in ihrer Aussage, aber auch in der Durchführung
scheinen. 2. -27. 10. 1979 Abb,
15 Jahre Galerie auf der Stubenbastei
Eine Ausstellung, die zugleich eine Dokumentation der
Tätigkeit der Galerie war. Wir sahen gute Arbeiten von so
hervorragenden Malern und Bildhauern wie F. Stransky,
A. Hrdlicka, H. Fruhmann, A. Frohner, KA. Fleck, T. Fink,
W. Eckert, M. Hletz, J. Messensee, D. Prelog, J. Schageri,
R. Schonwald, E. Skribka, H. Staudacher, KA. Wolf u.v.a.
Erfreulich war die starke Vertretung der Frauen Ch. Hau-
er, E. Seldl-Reiter, M. Moser, M. Jungwirth, F. Pakosta,
Ch. Heuer, L. Waber, H. Joos und G. Yppen. Allein die auf-
gezählten Namen sprechen für Qualität und auch für eine
reichhaltige Vertretung aller Stilrlchtungen. Der Katalog
brachte eine Übersicht aller Ausstellungen in den ge-
nannten Jahren. Ab 1966 gibt es auch die Edition der Ga-
lerie, die preisgünstige Druckgraphiken von bekannten
Künstlern bringt. Ab 1977 werden in den Aussteiiungsräu-
men einmal im Monat Autorenlesungen vom Literatur-
Kreis PODIUM durchgeführt. -24, 11. 1979 Abb.
Galerie Peithner-Lichtenfels Kurt Ammann
Von den 41 neuen gezeigten Arbeiten sind die meisten
Aquarelle, einige "Figuren und Objekte und einige Re
liefs. Bei den Aquarellen handelt es sich fast ausschließ-
lich um Landschaftsdarstellungen, wobei keine bestimm-
ten Örtlichkeiten gemeint sind. Schon die Titel, wie etwa
i-Nordlandn, nHochebene-t oder itKl-Jstell, zeigen an, daß
Ammann hier Allgemeingültiges festhalten will, Es ist
einmal Geschautes, das er zum Typus erhebt. Diese Bil-
der, die sehr sauber gearbeitet sind, sind still und verhal-
ten, die Farben dicht, die Atmosphäre ist beruhigend. Die
Bilder haben Tiefe. Die Objekte und Reliefs zeigen einfa-
che Symbole, Auch hier ist ein ruhiger Farbton vorherr-
schend. 13. 10. 17, 11. 1979 Abb.
Kleine Galerie Karl Reißberger
Der Graphiker und Maler nennt die gezeigten Monotypien
"Phantastische Landschaftenk. Es besteht eine gewisse
äußerliche Venuandtschaft mit den eben besprochenen
Bildern. Auch hier geht es dem Künstler nicht um topogra-
phische Erfassung, sondern um das Festhalten einer
landschaftlichen Impression mit den Mitteln der
technik. Auch bei Reißberger sind die gedämpft
stillen Töne vorherrschend, allerdings noch mehr
hiert als bei K. Ammann. Der Technik entspreche
die Übergänge sehr fließend. Sicher gibt es bei dir
von Gestaltung viele Zufälligkeitsfaktoren, doch
so will es uns scheinen, von Reißberger gut ein
und ausgenützt worden. 5. 12.-21. 12. 1979
Galerie am Graben Kunst als Gebrauchsi
stand
Arbeiten von Karl Bräuer, 1881 1972. die bewies
die klaren, sauberen Formen des Jugendstils auc
noch sehr ansprechen und unserem Empfinden
chen. Beim Vergleich der gezeigten Möbelstücke
beiten, die heute entstehen, wird die solide und
ne Arbeit deutlich, die den entsprechenden Preis
aus gerechtfertigt erscheinen iäßt. 12. 24. 12.
Gabriele Kutschera
Die geschlossenen Formen der Dosen, Vasen un
ren Objekte der Künstlerin machen einen LIHQBTTTI
len Eindruck. Verschiedene kleine Details, wie
Bajonettverschiüsse, übergangslose Halsansätze
noch dazu bei. Ein gewisser technischer Charaki
allen diesen in poliertem Metall gearbeiteten Geg
den zugrunde, 26. 11. 27. 12. 1979 Abb. 10
Historisches Museum der Stadt Wien Wie
Die erste Türkenbelagerung
Aniäßlich des 450. Jahrestages der ersten Wiener
belagerung wurden an die 250 Exponate, die auf di
nisse jener Zelt hinweisen, gezeigt. Den Mitteipt
Ausstellung bildete der kolorierte Holzschnitt mit
steilung der Türkenbelagerung von Niklas Melderr
nem Nürnberger Drucker und Verleger, von dem
scheiniich kein zweites Exemplar mehr gibt. Die
sition ist so angeordnet, als würde ein Beobach
Stephansturm aus die Stadt und ihre Belagerer
geklappt sehen. Hier und auf anderen zeitgenos
Darstellungen wird sehr viel von der aiigemeinei
sphere der Zeit eingefangen, wie es ja überhaupt
lungenes Bemühen der Ausstellung ist, nicht so
einzelnen kriegerischen Ereignisse aufzuzeigen
mehr das Aufeinanderstoßen zweier verschiedene
ren. in diesem Sinne ist es sehr zu begrüßen, daß
iich war, aus dem Musee de Louvre ganz ausgeze
türkische Keramiken in leuchtenden Farben und
Budapester Magyar Nemzeti Muzeum feingea
Kupfer- und Silbergefäße zu zeigen und damit die
als ein hochkultiviertes Volk zu präsentieren.
Österreichischen Nationalbibliothek und aus der
lung des regierenden Fürsten von Liechtenstein,
Vaduz, waren wertvolle Handschriften, Radierung
Holzschnitte zu sehen, die von den Sitten und
chen der Osmanen Zeugnis gaben. Eine Münze
lung klärte über die rasche Geldentwertung lnfr
Kriegshandlungen auf. Daneben wurden Küras
Harnische, die oft nur mehr als Prunkstücke Vervi
fanden, gezeigt. Kataloge, ein reiner Textband,
wichtige und historisch berichtigende Daten brii
ein reiner Katalogband ergänzten diese sehr infr
und außerordentlich übersichtliche Ausstellung
bis 1D. 2. 1979 Alo
Salzburg
Galerie Welzl Karl Mostböck
Der 1921 in Grein an der Donau geborene Maler
wie Thomas Zaunschirm mit Recht feststellte,
quent und abseits des Kunstmarktes seine per
Handschrift erarbeitet und dabei vor allem de
nisch-iebendig empfundenen Farbe-i die ihr gemä
lung zugewiesen. Das Ergebnis ist in den Aquarel
Palette voller schöner Lyrismen. 3.-2B. 10.
Abb. 11
Peter Redeker
Für den 37jährigen Steiermärker und derzeitigen
ten für l-Freie Graphik" an der Fachhochschule
ist Landschaft, wie er selbst erklärt, l-primar eii
rungsraumu, aus dem er heraus unter Zuhiifenahi
ihm wichtig erscheinenden Techniken bildnerisc
tet. 3.-28. 10. 1979
Herbert Breiter
Die Bilder des Salzburger Malers sind nie Ergebnl
Experimenten, ihre Konstanten in mancher
stimmung etwa mit der Bildsprache Max Pfeiftei
phuls werden von den Kunstfreunden im ln-
iand längst geschätzt. Auch seine neuen, in die
steilung gezeigten "Landschaften aus Griecheni
men die Ruhe der Klassik wiedie Faszination der.
31. 10. bis 25.11.1979
Heinrich Jungnickel
Gleichzeitig mit den im Erdgeschoß der Galerie
stellten Bildern Breiters wurde im ersten Stock
wahl virtuos gezeichneter Tierstudien des Wienei
gezeigt. 31. 10.-25. 11. 1979
foIge 1-12
am"! Goeschl, Dokumentation Wienev Secessron, Bemalung Helmut Krumpel, ß-Valsammlungn rechte Tafel eines Trlply-
Feuermauer, GraZ. Färberplatz. 1979 Peter Dworak, Mlxed Pmkie Man chons. 1975 Acryl
dlnand Stlansky. nßadende". 1966
Hein! Kummer. Figur aus x-Spun und odev Leben-
nnch Heuer, Larven. 1977. Favbradwerung U5 Jahre Galerie
der Sluhenbastei Kurl Ammann. "Ebene". 1979. Aquarell
ul Brauer der gaiene am graben nKurlst als Gebrauchs-
wgenstandu und Objekte und Dosen von Gabviem Kutschera"
.man soHte dem Unkraut em Denkmal selzenu Karl Mcstböck, "Freundinnen", m64. Zeichnung
Karl Relßhevger, vPharllaSUSChe Landschaftu. Mürlütyple
12 Vvklor Müllevslaedl, Hküßßen, 1979. Gouache
55
uelles KunstgeschehenlÖsterreich
tfiö Academia Ulrike Turin
ihren Stilieben iwreaiew Gegenstände aus einer von
Jewohnten Umgebung. So sind etwa die Architekto-
iines Grashalme oder aufgeschnittene Früchte wie
i-Assemblagenu von Schneckenhäusern Grund ge-
ailes andere, das heißt dabei Unwesentllche, wegzu-
in. Wie in den gleichzeitig hier gezeigten Bildern von
ar Müllerstaedi
also zwar in Form, Farbe und Technik eine überliefer-
idsprache gepflegt; durch Verwendung diffuser Hin-
ünde oder einer iizeitu-iosen Lichtführung wird aber
Arbeiten eine eigenartig quaiitätvoile Verfremdung
i. Bei Müilerstaedt steht der Mensch im Zentrum, ei-
zits wird Isolation deutlich gemacht, unfreiwillige
freiwillige durch iiTarnkapl-"lsnu, mit denen sich viel-
sensible Individuen gegen eine wie die Pest um
greifende Vermassung schützen mögen. Wie dem
sei, alle Bilder dieser beiden nBeriiner Maierpoeten.
faszinierend. 8. 11. -3. 12. 1979 Abb. 12
Franz Wagner
bruck Landesmuseum Ferdinandeum
ographie als Kunst 1879 1979 Kunst als
ographie 1949 1979
ar die größte Fotoschau, die bisher in Österreich ge-
wurde. 900 Objekte gaben einen sehr anschaulichen
blick der Entwicklung. in der in zwei Teile geglieder-
.ussteiiung wurden Arbeiten von 230 bekannten Foto-
in aus den verschiedensten Ländern der Weit ge-
Von besonderem Reiz, neben frühen Dokumenta-
totos, waren die vielen künstlerischen Gestaltungen
esem Medium der Frühzeit, sei es nun durch die foto-
iische Leistung, sei es durch die Auswahl des Mo-
den Ausschnitt oder die Optik. Experimentelle Fotos
ieuen Sachlichkeit und Dada sind mit den Namen be-
ter bildender Künstler jener Jahre, wie Herbert Bay-
aoul Hausmann, György Kepes. Laszio Mohoiy-Nagy,
lnden. interessant, daß der abstrakte Expressionis-
nicht entsprechend vertreten war. Eine folgerichtige
etung fand die Reportage über unsere Zeit, die mit so
tigen Fotografen wie Ernst Haas, Robert Frank und
er-B resson belegt war. Die Ausstellung war dem An-
en Heinrich Kühns, des großen innsbrucker Pioniers
lem Gebiete dieser Kunst, gewidmet. Kurator war Pe-
ieiermair, der auch bei der Gestaltung des Katalogs
zheidend mitwirkte. 14. 8. 7. 10. 1979 Abb. 13
ausammlungen
erbst dieses Jahres ist ein neuer Führer durch die
niungen erschienen. Die Redaktion lag in den Hän-
ron Gert Ammann, die Texte schrieben Erich Egg, Li-
te Zemmer-Plank und Gert Ammann. Es ist ein er-
ich übersichtlicher Katalog von handlichem Format,
iSSSti Vorwort der Direktor des Hauses, Hofrat Dr.
einen kurzgefaßten historischen Überblick des Mu-
lS gibt. in einem Rundgang durch die vielen Räume
en die Objekte, beginnend bei jenen der Jungsteln-
lS zu jenen der Gegenwartskunst, kurz und prägnant
nnt und beschrieben, zahlreiche schwarzwelße und
ge Bilder ergänzen. Der Schwerpunkt liegt bei den
ilalterlichen Objekten.
lfie im Taxispalais Osterreichische Zeichnun-
und Aquarelle des frühen 20. Jahrhunderts
ixponate waren von Peter Weiermair aus den Bestän-
der Graphischen Sammlung Albertina Wien ausge-
worden und begannen zeitlich mit Gustav Klimt und
Schiele, die geschickt gegenübergestellt wurden.
Expressionismus war durch Gerstl. Kokoschka,
.ki und Kolig vertreten. Dominant in den gezeigten
ern waren als Motiv Akt und Porträt. Das Aquarell
vor altern durch Arbeiten von Gütersloh und Oskar
belegt. Eine sehr wichtige Zeichnung von Rudolf
er wies auf Kommendes. Graphische Blätter von
aim Thöny und Alfred Kubin schlossen den gesetzten
aum ab. 24. 7.-30. 10. 1979
nten
lGh Galerie an derStadtmauerlWinnie Jakob
an vielen Karikaturen in verschiednen Zeitungen be-
te Künstlerin zeigte ihre markanten Strichzeichnun-
immer wieder hält sie mit wenigen Linien charakteri-
he Merkmale von Menschen aus dem öffentlichen
fest. Daß es sich dabei gleichsam um stenographi-
Aufzeichnungen mit viel Um- und Freiraum handelt,
den Blättern eine große Unmittelbarkeit. Ähnliches
iuch von den gezeigten Städtebiidern 17. 10.- 9. 11.
ert Zeppei-Sperl
llaier, der der Gruppe der "Wirklichkeiten" angehörte,
ohl der poetischste von ihr. Aus allen seinen Werken
ht eine große Fabuiieriust. Die großäugigen, rundbu-
und auch sonst recht gesund wirkenden Weibsper-
die er wiedergibt, sind auch in dieser Ausstellung
in Ölbiidern, Zeichnungen und Aquarellen vertreten gewe-
sen. Die Farben sind heiter und sanft. 14. 11. -6. 12. 1979
Adolf Pianner
Der Künstler, der sich erst seit kurzer Zeit mit einigen
Ausstellungen bemerkbar gemacht hat, kann schon auf
ein beachtliches Oeuvre verweisen. Hier zeigte er Ölbilder
und Aquarelle, in denen eine gewisse farbliche Noblesse
und eine Großzügigkeit im Strich zu bemerken sind.
11. 12. 1979- 11. 1. 1980 Abb. 14
Galerie im Tomschenhof Jorge Castiilo
Diesem bekannten spanischen Künstler hat die Galerie
bereits 1976 eine Ausstellung gewidmet. Der etwa
45lährlge Maler zählt bereits über 15 Jahre zu den welt-
weit bekannten Grafikern und Zeichnern Europas. Seine
weniger bekannte Malerei war diesmal der Mittelpunkt
der Ausstellung. 1.-B. 12. 1979
Steiermark
Graz Neue Galerie am Landesmuseum Joan-
neum Werke der XIV. internationalen Malerwo-
chen in der Steiermark
Wieder nahmen 14 Künstler aus verschiedenen Ländern
an den Malerwochen in Gieisdorf teil. Die Ergebnisse ih-
rer Arbeiten, 75 Exponate, wurden hier gezeigt. Ob es die
Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten wie bei Dra-
go Mojovic ist, die Feidergreifung bei J.J. Taupe oder die
Llchtinstailationen des Damir Sokic sind, die Malerei und
Zeichnung im überkommenen Sinn tritt immer mehr in
den Hintergrund. Einzig bei der Ungarin Vaieria Värnai,
die bereits vor einigen Jahren an den Maierwochen teilge-
nommen hatte, ihrem Landsmann Sandor Retfalvi, der in
St. Margarethen im Burgenland als Bildhauer arbeitete,
und dem Wiener Polen Krzysztof Glass, auch bei dem Ju-
gosiawen Zarko Jakimovski konnte der Einstieg in das
Werk von gegenständlich wiedergegebenen Dingen ge
funden werden. Manche, wie der genannte Sokic, so will
es uns scheinen, machen es sich doch zu leicht. Eine ent-
sprechende Antwort hat diesen Richtungen wohl ein an-
derer Teilnehmer mlt seinem nglass-senso-gack. gegeben
8. -23. 9. 1979 Abb. 15
Franz Motschnig
Der 1951 in Vöikermarkt, Kärnten, geborene Bildhauer ist
gelernter Tischler, und Holz ist auch der Werkstoff, mit
dem er sich als Künstler auseinandersetzt. Die 28 Skulp-
turen, Entwürfe und Skizzen zeigten deutlich Motschnigs
Herkommen. Was er aber aus diesen seinen Fähigkeiten
gemacht hat, ist beachtenswert. Da gibt es vor allem to
temartige Stelen, die an afrikanische Kultfiguren erin-
nern. Da gibt es verschränkte und in Beziehung gesetzte
Rahmen und da gibt es raketenglelche Phalien. Allem ist
ein gewisser Drang nach Bewegung eigen. Alles ist sehr
sauber ausgeführt. Man spürt, daß der Künstler etwas zu
sagen hat und sich die Sache nicht zu leicht macht. 6. 10.
bis 4. 11. 1979 Abb. 15 ii.
Eduard Hänggi
Der 1907 in Graz geborene Metallplastiker stellte 22 Arbei-
ten aus, die im Laufe der letzten Jahre entstanden sind.
Hänggl tritt schon seit Jahren immer wieder mit kauzig-
lustigen Eisenpiastiken hervor. Auch dieses Mal sind eini-
ge Stoffpuppen und andere Montagen in diese Richtung
orientiert. Eine ganze Anzahl anderer Objekte aber, wie
iiDoppelschwungk und vGegenschwungii, sind formschö-
ne Bildungen mit mobilem Charakter. Viele dieser Plasti-
ken sind vlelleicht "zu" schon. Der skurrile Hänggi jeden-
falls schien uns aussagekräftiger zu sein. 16. 11. -9. 12.
1979 Abb. 1G re.
Stefan Gyurko
Auch Gyurko ist in Volkermarkt, Kärnten, geboren 1952,
er studierte und lebte aber lange in Graz, von ihm waren
51 Exponate zu sehen. Die Bilder sind durchwegs in einer
Mischtechnik gearbeitet, wobei der Maler oft Coliageeie-
mente einsetzt. Meist sind diese Montagen sinnbezogene
Reaiitätsfetzen, die mit verbalen Äußerungen gekoppelt
werden. Das Fragmentarische ist vorherrschend. Der
Farbauftrag, wenn vorhanden, ist meist flüchtig, oft hin-
gespritzt, dem Zufall ausgesetzt, wie vieles in unserem
Gefüge flüchtig und dem Zufall anheimgegeben ist. Bei
all diesen Ungewolltheiten und doch wieder Formgebun-
gen haben die Bilder eine starke Spannung, die den Be-
trachter nicht los iäßt. 16. 11.-Q. 12. 1979 Abb. 17
Graz Galerie Czernyl Egon Wucherer
Es ist die erste Ausstellung in dieser Privatgalerle in Graz,
die eine neue kunstfordernde Initiative eröffnet. Wuche-
rer, 1917 in Woiian geboren, lebt in Klagenfurt, er ist mit
seinen Graphiken und Drucken international bekannt ge-
worden. Hier zeigte er Aquarelle und Handzeichnungen.
iwWucherer versteht es, in seinen Kohie- und Kreldezeich-
nungen die schwarze Farbe auch malerisch einzuset-
zen... Auch Beiiäuflges kann Form annehmen...-
L. Springschitz. immer wieder finden wir auch bei ihm
gefundene Gegenstände in die Bildfläche einbezogen.
27. 9. bis 31. 10. 1979 Abb. 18
Oberösterreich
Linz Neue Galerie! Eröffnungsaussteilt
neuen HEUS
Boten die alten Räumlichkeiten nur 700 Quadratm
sämtliche Belange, so sind es jetzt 3000. in Nebeni
werden eine Katalogsammlung, eine Bibliothek, ei
Blätter umfassende und zugängliche graphische
lung geboten. Für Vortrage, Lesungen, Film- und
Vorführungen, Diskussionen, Workshops und Kin-
aktionen steht ein modern eingerichteter Mehrzwi
zur Verfügung. Bei der Eröffnungsausstellung
man die reichen Bestände der modernen Kunst, dir
sitz des Hauses sind, erstmals in einer reizvollen
trastreichen Hängung sehen. 28. 9. 20. 10. 1'.
Abb. 19
Joan Miro
Joan Miro, 1893 in Barcelona geboren,zähltzu den
tendsten und zugleich vielseitigsten Künstlern
Jahrhunderts. Die Schau umfaßte 120 vorwiege
den letzten zehn Jahren stammende Exponate. Sie
größte, die bis jetzt von diesem Künstler in Ostern
zeigt wurde. 25. 10. 1. 12. 1979
Linz Landeskulturzentrum Ursulinenhof
spiele junger Kunst aus Oberösterreich
im Rahmen der Taientförderung des Landes Willi
Werke von bildenden Künstlern gezeigt. Die
beweisen, daß Oberösterreich keine Nachwuchs
an qualitätvoilen Künstlern hat. Etliche dieserjung
ler haben schon an großen Ausstellungen teilgenr
und auch hier wurde ihr Konnen dokumentiert. Si
Anzing erzählt in kindlicher Fabuiieriust. Gerhard
kommt vom Pop. Therese Eisenmann zeigte geku
gurale Kompositionen in verschiedenen Drucktec
Christian Glas ist streng und konstruktiv. N. W. Hii
ger entwirft seine phantastischen Maschinen. Pet
mer sieht Kontraste in unserer Umgebung. Leonhz
mann gibt einen wichtigen Beitrag zur Landschaf
rei. Maria Moser sieht hinter die Dinge und deutet
sabeth Schickmay hat der Batik einen neuen
schlossen. Namen, die man sich merken soll. 6.!
1979 Abb. 20
Linz Brucknerhaus Herbert Dimmel
Aniäßiich seines B5. Geburtstages wurden 56 We
Künstlers gezeigt, darunter auch selten geseheni
ten aus der Zwischenkriegszeit. Der Uberbiick
daß sich Dimmel in seiner Malweise immer treu ge
ist und doch einen tiefgehenden Wandel durchgi
hat. Besonders erfreulich war, daß man aber gerac
bei den in den letzten Jahren entstandenen Bilde
faszinierende Lebendigkeit feststellen konnte. De
nen solchen Anlaß eher schmale und schlichte
sagte viel über das Leben, Wirken und Werk des
aus 29. 10. -9. 11. 1979 Abb. 21
Niederösterreich
Mödiing Galerie Arcadel Eva Meioun
Ölbilder und Mischtechniken in einer sehr präzis
sterhaften Technik gemalt. Sie zeigten ruhige ur
mungsvolle Landschaften, Stilieben und Porträts
ten frühlingshaften oder herbstlichen Farben. Es
stille Welt voll surrealer Bezüge. Die Stilieben bevr
einfache Gegenstände in kühlen Arrangements.
bis 3. 11. 1979 Abb. 22
Langeniois Galerie Helga Göttlicher
Zens, Heinz Bohrer, Doris Raymann-Nowe
Dieter Raymann
Am wesentlichsten waren wohl die Exponate von
Zens. Es handelte sich dabei um Landschaften ii
technik, Mischtechnik und Radierungen. Zens" ani
de, vieles offen lassende Art wird mehr und mei
viert. Die Farben sind ruhig. H. Bohrer zeigte i-radie
tstk zum Thema nathosm pie beiden Raymanns
Schmuck aus Gold und Silber. 17. 11.-14. 12.1
Abb. 23
Eichgraben Galerie Verein für Kunst und
Eichgraben
Die rührige Galerie brachte in der heurigen Saisi
ganze Reihe interessanter Ausstellungen. Zuei
Theo Braun mit seinen "Mutationen" hier zu seher
ge Öibilder, wie er sie auch im Künstlerhaus in Vi
zeigt hatte, und subtile Druckgraphiken. Dann fol
cia Kellner und Pardita Mutschmann-Sonchez.
zeigte Keramiken, Kellner über 30 Porträts, teils ne
ien Vorlagen, teils imaginäre. Wilfried Zeller-Zel
bot dann seine witzigen, spritzigen Federzeichnun
ne unter dem allgemeinen Titel iwGruB aus Eich;
laufende Ausstellung, an der sich 15 bekannte
beteiligten, folgte. Den Abschluß bildeten, zum Ai
des "Jahres des Kindes-l, Kinderzeichnungen.
wurde das Programm durch Konzerte, Dichterie
und eine Aufführung des i-Pupodromu. Abb. 24
Aloi
ildfolge 13-24
Eva Wa1S0n-Schü11e,--Dame mit L1118n, Fotograhe aus dem lnr
ternalronal Museum er Pholography Georg Eastman-
House. Rocnesler
Franz Motschmg, nPlastlk, lHu, 1978. Edelkasmmenrund Ahorn?
holz
Eduard Härlggi, nGegenschwung-r, 1977, Pendelplastik F105!-
freier Stahl. Blei
15 XW. lmemaüonale Malerwochen in der Steiermark 19791 M010-
14 AdOH Flanner, Venedig. Marla della Salute. Kreldezeichnung VIC. HÜQHHIIIOH des P1359715. Stufe 1h
17 Slelan GyulkO, IIMOMEZIAIHBM, 1979. MischlechniklNovopan 1B Egon Wucherer, uSenkrEChler A511, 1978. Kohlezeichnung
Emflnung der Neuen Gaierie der Stadt Linz, Wollgang-Gurlm-
Museum im Lenna 2000. KHmI-Zelchnung, 1917118111, Warhol,
1976 ve.
zu Elasabeth Schlckelmayr, 164mm Absicht ohne Hücks1ch1au1
den Hintergrund um, 1919. Batik aus Belspuele junger
21 Herbert Dlmrnel, wDer Maler malt den Menschen-x, 1977. Tem-
Kunsl aus Oberoslerrelcn
peralPapier
Eva Meloun, "Stlllaben-
24 41m3 Kellner Gesichter, Porträt der Galerie Verem 1m
Kunst und KuHur Elchgraben
23 Herwig Zens, wHAussr der Brelagne-- 1979. Mlschtechnlk Ear
tion Galene Göttlicher
57
Salzburger Schützenscheibe, 1B. Jh., Höhe 200 Länge 230 cm
g.
Fachgeschäft
für bäuerliche Antiquitäten
5084 GROSSGMAIN
Tel. 06247 473
Salzburger Kunst- und Antiquitätenmesse 1980
Audienzsaal, Stand AU 34
LA TZ
Ein gutes Zeichen,
MM Fißlsßiäelfliillfmllßn 132111
mudg Obiekt- und Flaumsdiutz unentbehrlich ist
In Museen und Galerien. Kirdten und
Sammlungen. Geldinstituten und überall
dort. wo hohe und besondere Werte
gesdiützt werden müssen.
Brand- und Enbnldldithlhhl-Sdulz.
Ublrhlsdbt. TV-, Fin- llbd Foh-
Ubemadnng. Eigene Fertigung modernster
Zentralen. Ahnn-Notnlluntrllen.
Alnrrnnrfolylmg.
Wir bereiten und proiektleran.
montieren und warten
durd1 eigene Fachtedmlker.
w. 33.11.55. VSU-zugelassene Erridrtertirmu.
pnblum QM, VSU-gepnirfte Produkte.
sind wir ridiill
RAÄXEMÄÄSCCÜÜQJJÜZ
oss um com
5020 Salzburg. Ernost-Umn-Slraile Tal. 06222 721l7-0 Tag und Nadit
Zwtlplilllen In
Wien. Ohrpuilundod. Whlüustßdt. Klngonfun. Gut, Linz, lnlinbvuck, Bregenz
74927324
Europas bestes Wachs für antike Möbel.
Pflegt jedes Holz und alle Funiere, ob antik oder
neu! ANTIQUAX heißt die Zauberformel, die es er-
möglicht, daß sich Antiquitäten auch nach Jahr-
zehnten nicht verändern. Das Holz soll zum Bei-
spiel nicht nur vor etwaigen Temperaturschwan-
kungen und starker Luftfeuchtigkeit voll geschützt
werden, sondern es soll auch den weichen Sei-
denglanz behalten. Dazu verhilft unser ANTI-
QUAX. Dieses ideale Ptlegeprogramm besteht
nicht nur aus dem Wachs, es beinhaltet auch das
hochwertige Polier-Spray QUICK POLISH, das mit
jedem Schmutz auf glatten, harten und politierten
Oberflächen fertig wird Hochglanz, Intarsien,
Marmor, Email, Fliesen, Keramik etc.
Silber-, Gold- und Zinnpoliermittel sowie Messing-
und Kupferpoliermittel mit Langzeitschutz runden
das Programm inklusive einem Kristallglasspray
ab.
Wichtig bei dieser Pflegeserie LANGZEIT-
SCHUTZ SPAFiSAMKElT ERSTKLASSIGE
QUALITÄT.
GEN ERALVERTRETUNG FÜR ÖSTERREICH
WIll-TETM RAITH
A-1081 Wien, Albertgasse 8A
Telefon 0222 432283 Serie
Austria
TELEX-NR. 01-13760
j. Feid. A. Friedlinder. O. Fedtler, O. Gnll, R. v. Haanerp. Xeyler, A. Zoff
Galerie Tromnyer Kunstntzndel
A-I 01 Wien, Habsburgergaxse fEcke Stzzllburggasre. Tel. 52 7413
Lindenholz Erigelköpfe
alle Fassung Steiermark
Ilöhe 45 cm 17. Jh.
Antiquitäten Haindl
8680 Mürzzuschlag, Heinrich-Kaiblinger-Gasse Telefon 03852! 3481
Salzburger Kunst- Antiquitätenmesse 1980, Rittersaal, Stand 20
Salzburger Kunst- Antiquitätenmesse 1980, Kaisersaal, Stand Kai 52
Berndori, um 1900
umenkübel, Bronze Höhe 14 cm, Breite 20 cm
itiquitäten Jugendstil
-502O Salzburg Goldgasseö Tel. 0622 41496
IIEINIVUV lllllClnlil den-mm- u-e IICQUIVKUVII uiiv ovaieomm
der Regierungen auch in Österreich eine gewisse Geldver-
knappung. Dadurch werden Sammlungen für den Interes-
senten zugänglich, die wegen ihrer hohen Qualität und
anderen Uberlegungen bisher verschlossen blieben.
Der kaufwillige Sammler und Kenner stellte in den letzten
Jahren im Anbot eine leicht sinkende Tendenz in Hinblick
aul die Qualität des Angebots fest.
Nun aber tauchen Spitzenobjekte auf, wie sie sonst nur in
den klassischen Sammlerperioden der Vorkriegszeit an-
geboten wurden.
Es ist daher möglich, bestehende Sammlungen mit
,Glanzlichtern- zu versehen bzw. bedeutend zu erweitern.
Die enge Bindung zwischen Gold und Kunst als Anlage
zeigen Preisbeispiele. Kostete ein guter Tabernakel-
schrank oder ein erstklassiger Hallenschrank 1959160 zwi-
schen 90.000.- und 110.000.-, so haben sich die Prei-
se seither vervier- bis verfuriffacht.
Allerdings kostete 1959 ein Kilo Gold rund 50.000.-,
heute hingegen ist das Vierfache, nämlich rund
200.000.-, zu bezahlen.
Bei Gemälden des 19. Jh.s, Volkskunst und Skulpturen
sowie Gläsern ist die Steigerung beträchtlich höher. Wur-
den 1959 für eine gotische Madonna 40.00.- erlost oder
für ein Kothgasser-Glas 5500-. so kostet heute die
gleiche Skulptur rund 400.000.-, das gleiche Glas
90.000.-.
In einem Fall also die 10fache. im zweiten sogar die
Züfache Steigerung.
Obiekte und Hausrat der Volkskunst erzielen eine noch
höhere Steigerung. Eine Steigerung, die den Dekorations-
bedurfnissen, nicht jedoch der Qualität Rechnung trägt.
Im Gegensatz dazu ist das alte Kunstgewerbe in Öster-
reich weiterhin preiswert. Gleiche Qualität kostet in der
BRD das Doppelte.
Ein kurzlich erfolgter einwöchiger Besuch in London zeig-
te eine Preisentwicklung in teilweise unbegreifliche Ho-
hen. So kosten österreichische Spanschachteln über
öS 20.000.- l. wenn auch von allererster Sammlerquali-
tät, englische Mobel des 19. Jh.s bereits mehr als hier Ba-
rockmöbel.
War es dennoch bis vor kurzem möglich, landesspezifi-
sche Kunst in einem anderen Land preiswerter zu erwer-
ben, so zeichnet sich nunmehr klar der Trend zur Interna-
tionalisierung ab. Ein Gauermann kostet in Wien gleich
viel wie in München oder London, was ebenso fur Lieber-
mann, Hodler, Kirchner oder Stuck gilt.
Immer deutlicher wird die Tendenz Gleicher Preis für glei-
che Qualität zur gleichen Zeit überall in Europa.
W. A. Siedler
L1
Anfragen
Die Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum bereitet
eine Ausstellung des Malers und Grafikers Johann Nepo-
muk Passini 1798 Wien -1874 Graz vor. Sie bittet alle
Privatbesitzer von Ölgemälden, Aquarellen, Zeichnungen
und Druckgrafiken mit Frau Gertrude Celedin, Obere
Teichstraße 19F, 8010 Graz. Tel. 43-88-43. zur Erstellung
eines möglichst vollständigen Kataloges Verbindung auf-
zunehmen. Private Sammler bleiben auf Wunsch unge-
nannL
ll
Von Max Pfeifer-Watenphul 189671976 wird ein Werk-
verzeichnis vorbereitet, in dem alle Aquarelle und Gemäl-
de abgebildet werden. Die Besitzer von Arbeiten des
Künstlers werden gebeten, diese zu melden an Grace
Pasqualucci-Watenphul, Via Savoia 39, 001098 Rom.
Abb. zu Auktionen im Dorotheum S. 84
derne Mäzene
Franz Luby, r-Abschred von
Amsterdam-t. 1968. Misch-
lechniklHolz
Oskar Maria Schatz, nLUit-
ballnnverkaulerr. Holz-
schnitt
Dame lITl PelZ, um 1912113.
Eingestempelt nLang-
enzersdorl Auslrrar.
Hellgrauer Scherben, weiß
glasiert, craqueilert, bemalt.
Werkstätte Eduard Klablena
"Langenzersdorier
Keramlku
Vase. um 1910. Robert
Obsieger. Heller Scherben,
Unter- und Innenseite
cremefarben glasiert.
Kehlung vergoldet. schwarz
gemaiter Dekor. Wiener
Kunstgewerbeschule
Johann Peter Schwan-
thaler d. A., wDre Musi-
kanten". Teilgruppe aus
dem Kripperrwerk von Pram,
Oberösterreich
1., rr yv
77a. Im- Ich- lnr-
Die Salzburger Landes-Hypothekenbank veran-
staltete in ihrem stimmungsvollen Ausstellungs-
raum des "Romanischen Kellersv einen Zyklus
von "Drei Wiener Präsentationenu, beginnend
mit "Metaphorischer Malereiv von Franz Luby
12. 3.-6.d. 1979. Die Bilder des 1902 in St. Pöl-
ten geborenen Malers, der bis 1960 auch Vor-
stand des von ihm mitbegründeten Neuen
Hagenbunds war, haben mit der sogenannten
Wiener Schule des phantastischen Realismus
nichts zu tun. Wie Jorg Lampe in den SALZBUR-
GER NACHRICHTEN notierte, ist Lubys Phanta-
sie gar nicht surrealistisch, sondern Ausdruck
einer sehr besinnlichen Begegnung mit antiken
Mythen, deren Aktualität er aufspürt und oft in
regelrechten Bilderbogen inszeniert. Fortgesetzt
wurde der Zyklus mit der glücklichen Wiederent-
deckung der Holzschnitte und der Malerei des
Otto Rudolf Schatz 9. 5. -2. 6. 1979. Der Wiener
Maler 1900-1961, dessen Werk durch Wilfried
Daim der Vergessenheit entrissen und in jüng-
ster Zeit einer breiten interessierten Öffent-
lichkeit bekannt gemacht wurde, hat vor allem
bedeutende Holzschnitte geschaffen und, beson-
ders in jungen Jahren, eine Unmenge Bücher
illustriert. Schon anläßlich seiner Ausstellung
im September 1924 bei Otto Kallir-Nierenstein
wurde von der explosiven, ursprünglichen Kraft
dieser Arbeiten gesprochen. Der Präsentations-
zyklus. realisiert in verdienstvoller Zusammen-
arbeit mit dem Salzburger Museum Carolino
Augusteum, endete in einer eindrucksvollen
Schau von Glas und Keramik des Jugendstils
und der Gegenwart 13. 7. 31, 8. 1979, zu deren
Eröffnung Wilhelm Mrazek Il'l einer festlichen An-
sprache auf die Bedeutung des Österreichischen
Museums für angewandte Kunst in diesem Zu-
sammenhang hinwies.
im Oktober waren im Romanischen Keller Skulp-
turen von Josef Magnus zu sehen. Dem Schöpfer
vieler Brunnen und Denkmäler in und um Salz-
burg wie auch zahlreicher Charakterkopfe für
das Salzburger Marionettentheater war damit zu
seinem 70. Geburtstag ein schönes Geschenk
beschert worden. In der Weihnachtsausstellung,
die während des ganzen Dezembers gezeigt
wurde, gab es rrKostbarkeiten der Volkskunsttt zu
bestaunen, Krippentiere und Krippenfiguren,
unter diesen etwa nDie Musikantentt des älteren
Johann Peter Schwanthaler. Unter den Schnitze-
reien der anonymen Volkskunst beeindruckten
ausdrucksstarke Handwerker-Darstellungen
Schuster, Melker, Kraxentrager, Jäger. Faßbinder
und Bauern unterschieden sich in Ausführung
der Schnitzerei und Fassung auch durch
regionale Eigenheiten. Das Grödner Tal, viele
Gegenden Tirols, Oberösterreich, das Berchtes-
gadner Land, der Halleiner Dürrnberg und die
Stadt Salzburg selbst waren so in dieser ab-
wechslungsreichen Ausstellung vertreten.
Damit gab auch im Jahr 1979 der vRomanische
Keller-r allen Bevölkerungskreisen die Möglich-
keit für Inspiration und Auseinandersetzung mit
der Kunst. In diesem Sinne präsentiert das Lan-
desinstitut ständig ein umfangreiches, weit ge-
slreutes Ausstellungsprogramm, das die Salz-
burger Kulturszene wesentlich bereichert. Die
Fülle der Aktivitäten zeugt von den ernsten Be-
mühungen der Salzburger Landes-Hypotheken-
bank, neben der kommerziellen Tätigkeit auch
kulturelle Akzente zu setzen und so beides in
besonderer Weise zu verbinden. p.r.
DURUTHEUM
AUKTlONS-NERSATZ- DBANK
GESELLSCHAFT ..H.
627.
KUNSTAU KTION
11., 12., 13. und 14. MÄRZ1980
14 UHR
15. März
19. -21. März
19.-22. März
15.116. April
15. -18. April
22.- 25. April
28.- 30. April
17. Mai
20. 23. Mai
21.122. Mai
27. 29. Mai
Asiauca, warren, JLIQEHUSIII
SAARBRÜCKEN Auktionshaus Peretz
Gemälde, Möbel u.a.
MÜNCHEN H. Fluef
Gemälde, Möbel u.a.
KÖLN Kunsthaus am Museum
83. Auktion
Gemälde, Antiquitäten
BRÜSSEL Galerie Moderne
Gemälde, Graphiken, Möbel
WIEN Dcrotheum
Auktion
WIEN Dorotheum
Münzversteigerung
MÜNCHEN Hartung 8. Karl
Wertvolle Bücher, Manuskripte,
Autographen, Dekorative Graphik,
Deutsche Literatur
KÖLN Kunsthaus Lempenz
576. Auktion Moderne Kunst
Gemälde, Aquarelle, Plastik,
Originalgraphik
WIEN Dorotheum
Münzversteigerung
MÜNCHEN Neumeister KG
Auktion 195 Gemälde, Möbel,
Teppiche u.a. sowie Spezial
Silber, Dosen, Uhren, Jugendstil
KÖLN Kunsthaus am Museum
Spezialauktion Außereuropäische
Kunst, archäologische Funde und
Teppiche redln
Gemälde, Graphik
Skulpturen, antikes Mobiliar, Antiquitäten
Asiatika, Waffen
Jugendstil
BESICHTIGUNG
6., 7., 8. und 10. März 1980
von 10 bis 18 Uhr,
Sonntag, 9. März 1980,
von bis 13 Uhr.
Die Stiitung Marianne von Werefkrn. Ascona. sucht unbe-
kannte Werke der Malerin Marianne von Werefkin zur Her.
ausgabe einer Biographie mit Werkverzerchnis.
Zuschriiten erbeten an Dr. Bernd Fäthke
in der Hofreite
D-62OO Wiesbaden 66
Abb. zu Auktionen Lempertz S. 64
KUNSTABTEILUNG
A-1011 Wien 1., Dorotheergasse 11
Telefon 52-85-65-0
Bildnachweis Seitenangaben in Ziffern
I. Abrahams, New York, 35, 37 Archiv AMK Salzburg,
42, 43, 60 Salzburglwien, 38, 39 WienlSaIzburg, 55,
57 Wien, 62, 64 Badisches Landesmuseum, Karlsru-
he, 29 Archiv V. Bäurner, Salzburg, 39 C. Barker, New
York, 36 Bremer Landesmuseum, Bremen, 28 Colet-
te, New York, 31, 37 Fotostudlc A. Coreth, Salzburg,
bis 11 V. Export, Wien, 37 Allan Frumkin Gallery,
New York, 31 Gewerbemuseum, Nürnberg, 24, 26 29
Goetheanum, DornachISchweiz, 66 M. Journiac, Rom,
31 J.Ft. Kennedy, New York, 37 Knut-Liese, Mün-
chen, 28 Städtische Kunsthalle, Mannheim, 36 Stu-
dio Marconi, Mailand, 34 Museum für angewandte
Kunst, Budapest, 15 M. Neumann, Amsterdam, 32, 33
Osterreichische Galerielßarockmuseum, Wien,
Osterreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien!
A. Fesl,16;W.Narbutt-Lieven I. Schindler, Wien, 66
ORF-Studio, Wien, 53, F. Rosenstiel, Porz-EiIIBRD, 31
Salzburger Barockmuseum, Salzburg, 16, Dr. L.
Sardy, Budapest, 12-15 Archiv E. Schall, München, 27
bis 29 Ft. Schmid, Biberach, 20. 21 M. Schwarz, Winv
terthur, 31, 37 photo scope, Salzburg, 38 Archiv
L. Stemeseder, Salzburg, 38 Stiftskirche St. Peter, Salz-
burg, 16 Allan Stone Gallery, New York, 33 Szepmü-
veszeli Müzeum, Budapest, 19, 21 Galleria la Tartaru-
ge. Horn, 34 Ch. UhtILculs K. Melsel Gallery, New York.
33 Aus Jahrbuch des deutschen Werkbundes, 1912
p. es. 9a. es, 25 0. .1. Zimmer, Pullach, m21, 23.
61
Notizen
Bad Nauheim Galerie Rademacher
Ende 1979 präsentierte man freigeblasenes Glas in der
Reihe "Glaskunst der Gegenwartii von rrde oude horniil
Holland. Eine Zweimannschau mit Andries d. Copier, 1901
geb. Altmeister der niederländischen Giaskunst.
1914-1970 tätig in der Glasfabrik Leerdam, ab 1940 de-
ren Leiter, bestimmte dieser die moderne niederländische
Glaskunst des 20. Jahrhunderts maßgeblich. Teilnehmer
der Weltausstellung 1958, der Biennaie Venedig 1976 und
anderer zahlreicher Ausstellungen, ehrenvolle Preise. Sei-
ne Objekte sind freie, natürlich-eruptive Formungen mit
vertropften Giasstrukturen und Oberfiächengüssen.
Willem Heesen, 1925 geb., Schüler von Copier in dessen
Glasfachschuie in Leerdam. Zuerst Chefdesigner bei
Royai Leerdam, besitzt er heute ein eigenes Giasstudio.
Heesen erachtet nicht das fertige Produkt, sondern den
Weg bzw. den Prozeß seiner Entstehung als wesentlich
Bestlmmendes seines künstlerischen Schaffens. Er ver-
traut sich wohne Bedenken dem Glas, seinem Freunde,
aber auch seine Feindinii an. Seine Oblekte sind schlicht
geformt, von dekorativ-linearem Gepräge.
BonnlBad Godesberg Wissenschaftszentrum
wKostbarkeiten aus der Ostdeutschen Galerie Regens-
burgw im Dezember 1979. Als eine der jüngsten Museums-
gründungen, Ansatz 1945, hat diese dem und den Ost-
deutschen verpfiichtete Vereinigung heute bereits einen
Fundus von 18.000 Kunstwerken. Als mobile museale in-
stitution einerseits konstitutioniert, trägt sie andererseits
vorbildhaft das Kulturerbe einer so gut wie iand- und hei-
matlosen, geographisch eingeschränkten größeren
Künstiergruppe weiter.
Mit den i-Kostbarkeiten ...r nahm man sich ausgesuchter
Werke in Mischtechnik, Aquarell, der Zeichnung, der
Kieinpiastik an. Verstorbene Künstler stellten den Haupt-
anteil der fast 120 ausgestellten Arbeiten. interessant aus
aiti-österreichischer Sicht künstlerische Persönlichkei-
ten wie Banivig, Hanak, Kolig, Kubin, Laske, Orlik. Weitere
Prominente der ostdeutschen Künstierszene Bayros, Co-
rinth, Hegenbarth, Jaeckel, Kerkovius, Kollwitz, Metzner,
Pechstein, Sintenis, Stelner-Prag. Man nennt Adolph von
Menzei gelegentlich den r-Vater der modernen östlichen
Kunstii. Die hier ausgestellten Werke bestätigten, daß
sein künstlerisches Erbe ein vielschichtiges, aus schlesi-
schen wie österreichischen Elementen und des Reichser-
bes an sich war und als solches lebendig blieb. Somit ei-
ne weitere gelungene Dokumentation der wOstdeut-
schen-i, in der die freie Landschaft, das Porträt, von der
Zeitgeschichte her beleuchtet, die Kleinpiastik, Mensch
und Tier, bestimmend sind. Manche künstlerische Einzel-
schicksaie gelangen in Gemeinschaft zu verstärkten Äu-
Berungen.
Düsseldorf Galerie an der Düssel
Österreichs Surrealisten haben hier feste Heimstätte be-
zogen. Einer der stillsten, intensiv arbeitenden, Emy Hu-
decek, war kürzlich Gast. Ihre Schöpfungen, mehr oder
wenige imaginäre Selbstbildnisse, ausgewogen in Kom-
position und Farbigkeit und dadurch voll der malerischen
Noblesse, schaffen Zutritt in eine eigene Weit, in der das
ich zurückhaltend betont ist.
Galerie Vömel.
Dieter Röttger, ausgebildeter Typograph und r-Schriftferii,
zeigt derzeit, anlaßlich seines 50. Geburtstages, Feder-
zeichnungen. Fische, Vögel, Falter, Blüten, Bäume, Wol-
ken, den Sturm. Vom Natürlichen ausgehend, reduziert
und abstrahiert er und wird symbolisch. Wie von ungefähr
sind die Tiefen, Schwarzen, das Unergründbare in seinen
Werken. Ausgefeilte Technik voller akkurater Spontanei-
tät und Spannung ab 25. 1. 1980, noch bis 31. 3. 1980.
Zuvor Jan Balet mit 40 Bildern und 100 Skizzen. Ein iie
benswerter Künstler, der in naiver Verkleidung das
menschliche Gehabe ironisiert, so, daß es nicht gleich er-
kennbar. Ein "kleines Kammertheateni, das fast zu
freundlich gesellschaftliches Leben, poetisch gemildert,
glorifiziert. Vielfältiges Panorama eines "Ancien-Am-
biente-r mit schlichter lnszene und Situationskuiisse, die,
zwar passe, neuerdings als Geschmacksträger in der Ge-
genwart an Boden gewinnt.
GörzlWien internationaler Künstierclub
Annibei, marin Malerin, in Paris zur solchen geworden,
machte Reisen auf großen Schiffen, diese sind Stationen
ihres malerischen Weges. Das Element Wasser, das Meer
ist Hauptmotiv ihrer Mystizismen. Die Ausstellung im Pa-
lais Palffy, ein Panorama durchfluteter Geistermetrop0-
ien, zeigt surreaie Architekturen von gebändigter Dyna-
mik, in verwischenden Konturen vom Meergrün bis ins
Schwarze ozeanischer Urtiefen führend. Annibels Schöp-
fungen sind der Pariser Dichterin lrene de Saint Christol
inspiretlonsqueiie.
München Stuck-Jugendstil-Verein e.V.
Neues aus dem Prestel-Verlag
im Museum Villa Stuck ein Künstler, der derzeit in Europa
eine stille Renaissance erlebt, Max Klinger. Dessen "Gra-
62
phische Zyklenii waren vom Vorwinter an bis Mitte Fe-
bruar 1980 hier präsent.
Neuerscheinungen über Kunst im Prestel-Verlag
Giorgio de Chirico Leben und WerklSchmied, F.
deil'Arco, Jouffroy, Porzio. Eine umfassende Dokumenta-
tion, bei der die Autoren Leben und Werk des großen ita-
lienischen Malers bis ins Detail durchleuchten. Zugleich
Würdigung des Meisters der "Pittura Melafisicaii, die um
1910 in Europas Moderne eine vollig neue Sicht der Dinge
in die Malerei einführte.
Joseph Beuys ZeichnungenIBastian,Simmen.130 Blätter
jener Kunstform, in der das Spontane bestimmt und die,
hier sichtbar, im Werk Beuys' großes Gewicht hat. Einbe-
gleitet von Bastians iiDie Zeichen sind Sinne-i und Sim-
mens iwSchatten der Realität" sind diese Blätter Zeugnis
einer aufrüttelnd-irritierenden Zeichenweft. Die Berliner
Nationalgalerie wird spater alle diese Blätter in ihre
Sammlungen aufnehmen.
Album der Photographie liEine Geschichte des Blicks.
Edition Centre Georges Pompidou, Paris, mit Essay Putt-
nies "Was ist Photographien. 196 selektierte Beispiele
von 16 Meistern der Photographie, deren Aufnahmen, tat-
sächlich atemraubend, Wirklichkeiten offenbaren wie in
keinem anderen Medium möglich. Die Anthologie leitet
eine Reihe jährlich erscheinender Photobände ein. Die-
sem 1. bescheinigt "Le Monden Man muß sich verneigenl
ein vollkommenes ObjekLd
Nürnberg AIbrecht-Dürer-Gesellschaft
im Germanischen Nationaimuseum war nach Berlin Ost,
Warschau und Brüssel der österreichische Maler Rudolf
Hausner im Vorwinter zu Gast. Diese Ausstellung, die
man hier als bedeutendes kulturelles Ereignis ansieht,
wie Dr. Elisabeth Rtlcker ausführte, ist derzeit auch im
Wiener Künstlerhaus, zum Abschluß der Tournee, zu se-
hen. Nach jüngsten Äußerungen Hausners scheint es,
daß er, stets der Urgruppe der iWiener Schule des phanta-
stischen Realismusii zugezähit, diese profunde Stiirich-
tung als vergangen sieht und meint, daß diese eigentlich
zu bestehen aufgehört hat. Der malende und dczierende
Doopeiprofessor Wien-Hamburg ging nach den Anfan-
gen mit der Gruppe stets seinen eigenen Weg, seinem von
i-Adamii bestimmten Weltbild huldigend.
ParislGraz L'ecoie de Beaux Arts
1816 begründete Ludwig XVili. die i-ecole royale et specia-
ie des Beaux Arts-i. 1833 stand nach Plänen Debrets und
Dubans der imposante Bau an der Seine, am Quai Mala-
quais. Die Akademie hat in mehr als 150 Jahren mit ihren
12 Fakultäten Entwicklungen und Tendenzen der Kunst
maßgeblich mitgeprägt. Sie vergibt den "Grand Prix de
Romeir. Der diesjährige Preisträger, Prof. Bruno Lebell
Premier Grand Prix de Rome, präsentierte in der Gra
zer Galerie Dida Schüler seiner Meisterklasse. Einer
Klasse, die, 1974 eröffnet, das Studium angehender Pia-
stiker in den zeitgemäßen Materialien ermöglicht. Kunst-
harz und Kunstharzbeschichtungen, Glas, Gewebe, Mor-
tei und Beton, gebrannte Erde mit Zusätzen u.a. Die
Stockhoimerin Linderoth-Bessis fällt auf mit einer "Qua-
tre personnageii, mit rodinhaltem Gruppierungseffekt.
Die Pariserin Dufourmanteiie arbeitet in völlig freien ab-
strahierenden Formen, wie p. e. nErection 2a. Li, Pariserin,
löst die menschliche Figur, deren Kontur zu übersteiger-
ter Position, siehe ihre r-Le repos-i. Junge Künstler unter
einem hervorragenden Lehrer, dessen Geist und Hand zu
spüren sind und der eigene konzeptionelle und ästheti-
sche Prinzipien als Basis zur freien Eniwickiung an seine
Jungen Schüler weitergibt. ieopoid netopii
Wien Technische Universität
in der Zeit vorn 14. bis 16. Mai 1980 findet an der Techni-
schen Universität Wien ein Seminar zum Thema vHlitOfi-
sche Gärten im Donauraumi- statt. Ausgehend von den
Gärten zur Zeit Maria Theresias werden Fragen der Re-
konstruktion, der Erhaltung, aber auch der heutigen Nut-
zung historischer Garten behandelt. Es sind zehn Refera-
te von Vortragenden aus Österreich, Deutschland, Ungarn
und der Tschechoslowakei sowie eine eintägige Exkur-
sion vorgesehen. Die Teilnehmer haben Gelegenheit, am
13. Mai 1980 der Eröffnung der großen Maria-Theresien-
Aussteliung im Schioß Schönbrunn beizuwohnen. Das Se-
minar wird veranstaltet vom Institut für Landschaftspia-
nung und Gartenkunst Prof. R. Galzerl der Technischen
Universität Wien gemeinsam mit Pro Austria Nostra und
IFLAIICOMOS. Das vollständige Programm mit Anmelde-
formular wurde Ende 1979 ausgesandt.Voranmeldungen
und Anfragen werden erbeten an Institut Landschaltsoia-
nung, Technische Universität Wien, Karlspiatz 13, A-1040
Wien. red
Emil Orlik. Bildnis Aima Manier. um 1900. Kohle
Anlgln Hanak. siuaie zu Frau und Kind lMagi-ia Maler, 1927. Tin-
ieri 81
Emy HIAGBCEK. "Das zweite Gesicht". ieve. Öl Emy Hudecek
Annibel, Tensiorie di ancore, 1979
Glorgic de Cnlrico. Selbstporträt, 1924. TOledD Museum Qf Art,
ToledoIUSA
Lisa Linderoth-Bessis, Ouatre personnage, gebrannte Erde
Thierry Dufourmanteile, Erection gebrannte Erde. Beton
PAHL-MEHRINGER
Bedeutende Skulpturen
MÜNCHEN 40
Barerstraße 39
Telefon 089-282125
Emile Othon Friesz Le Havre 1879 71949 Paris
"Pariser Boulevard-i, OllKarton. 37,7 x45,5 cm,
Künstlerstempel iiEothon Friesz-t Kat. Nr. 966 Abb.
S. 59 u.
Taxe es 20.000.-
Erlös öS 75.000.-
Kunsthaus am Museum, Köln
83. Auktion, 19.-22. März 1980
Stollenschrank, Nuläbaummaserholz, poliert, Frankfurt,
um 1700. 149,5 93.5 62 crn
Taxe DM 8000.-
Soia, Mahagoni poliert, Norddeutsch, um 1820
90 200 71 cm Abb. Mitte
Taxe DM 2500.-
Kunsthaus Lempertz, Köln
573. Auktion, Alte Kunst, Nov. 1579
Carl Schuch, iiStilleben mit Wildenlenii
ÖlILeinwand, a2 so cm Abb. s. a1
Erlös DM 135.000.-
574. Auktion, Ostasiatische Kunst, Nov. 1979
Zeremonialbecher, Typ Gu. Shang-Zeit, 13. 10. Jh. v. Chr.
Höhe 28,8 Cm Abb. u.
Erlös DM 48.000?
575. Auktion, Moderne Kunst. Nov. 1979
Ernst Ludwig Kirchner, "Frauenakteir.
Kohle, Rohrfeder, doppelseit, Blatt 61 x88 cm Abb. u.
Erlös DM 38.000.-
redln
Heves megye müemlekei Kunstdenkmäler des
Komitals Heves Bd. III, hrsg. von Deszö Dercsenyi
und Pal Volt. Magyarorszag müemleki topografia-
ja Kunsttopographie Ungarns Bd. IX, hrsg. von
Dezsö Dercsenyi, Akademiai Kiado, Budapest
1978, 741 8., 977 Abb. und Karten.
Dieser dritte Fortsetzungsband der Kunsttopographie des
Komitats Heves Nordostungarn, Hauptsitz EgerlErlau
bildet den 9. Band eines monumentalen Unternehmens
sein erster Band erschien 1948 und wurde von namhaf-
ten Kunsthistorikern Ungarns verfaßt u.a. Voit, Bibö, Roz-
sa. Die hier behandelten Orte reichen alphabetisch von
Gyongyös bis Zarank, insgesamt werden nicht weniger
als 77 Orte erfaBt. Gleich eingangs möge hervorgehoben
werden, daß bei der Abfassung der einzelnen Ortstopo-
graphien nicht nur die vorhandene Primär- und Sekundär-
Iiteratur verwendet wurde, sondern daB auch bisher unbe-
kannte Daten und Belege aus Archivbesianden mit einge-
baut wurden. Weiterhin ist anzumerken. daß eine ausführ-
liche, gleichwertige Berücksichtigung der Volkskunst ei-
ne beträchtliche Erweiterung des kunsthistorischen Hori-
zonts bedeutet. Der systematische Aufbau der einzelnen
Ortsbeschreibungen, von denen insbesondere Gyongyös
S. 11 -201 und Hatvan S. 250-279 als die umfang-
reichsten einer besonderen Erwähnung bedürfen, berück-
sichtigt die allgemeine Ortsgeschichte in alphabetischer
Reihenfolge Straßen und Plätze mit ihren Gebäuden und
Denkmälern, urn schließlich die dazugehörige Literatur
anzufügen. Auch die einzelnen Denkmäler und Kunstge-
genstände werden in ihren historischen Zusammenhang
gestellt. es werden ihre Lage, ihre Außen- und Innenaus-
AUKI IUN tHLtbtNCH rxuiv
28. 31. MAI BESICHTIGUN
24.- 27. MAI TAGLICH 11-18 UH
REICH ILLUSTR. KATALOG DM 2C
TELEFON 0711 60 80 OO 60 80
stattung und weitere vorhandene Gegenstände
verzeichnet und beschrieben. Künstler und Maz
den in ihren historischen und wirkungsgeschii
Zusammenhang gestellt und einer vorsichtigen
unterzogen.
Am Ende des monumentalen Bandes findet sicr
fuhrliches Register, das in mehrere Unterabteiti.
gliedert ist, angefangen von ikonographischen
bis zu den in verschiedenen Sparten angeführte
iern S. 701- 725.
Allen, die sich lür Ungarn und seine Kunsldenk
leressieren und die auch den kleinsten Zeugni
Stilrichtungen und ihren Kunstlern nachgehen v1
so vor allem Kunsthistorikern und Historikern.
hervorragend ausgestattete. auch drucktechnis
sichtlich gestaltete Werk nachdrücklich empfoh
Moritz Csal
Berichtigung
Bei den Abbildungslegenden zum Aufsatz vor
Mersmann, i-Henkelkelch von Cividale-i, in Heft
Zeitschrift sind durch ein Versehen der Redaktic
entstanden, wofür vielmals um Entschuldigung
wird. Es muB richtig heißen Abb. Patene des
von Cividale mit Gotteshand. Abb. Melchis
Kelch. Abb. 11 Patene aus dem Schatz von Sa
Venedig; Byzanz 10. Jh. Abb. 13 Ausschnitt
Abendmahl vom Aachener Goldaltar. Abb. 14
vom Münster in Essen, Detail, um 1000.
IQUNSIIRANS
ANIQLIINEIIJWUßH
ÖPEUIDNÖ CESMBH
Wien Franziskanerple
Tel. 528468, 522712.
Telex 01 -2199 termar
Telegramm-Adresse
Arttransport
eumeister-Auktionen 1980 mit Spezialabteilungen
Bei allen Terminen werden nach wie vor die Hauptäbteilungen
wie zum Beispiel Gemälde, Möbel und Teppiche angeboten.
Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
1979
Das Bundesministerium flir Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
Oktober 1979 193.840
November 1979 131.240
Besucher gezählt wurden.
im Sommer 1979 begonnene Neuaufstellung des Hau-
ist trotz erheblicher Schwierigkeiten so weit fortge-
ritten, daB in Kürze die Wiedereröffnung von Sälen mit
igeordneten Sammlungsbestanden erfolgen kann.
ssteilungen
unbekannte Sammlung Materialien zur staatlichen
islförderung in Osterreich im Auftrag des Bundesmini-
'iums für Unterricht und Kunst. Neues HauslAusstei-
gshalle.2.10.-4.11.1979
Exhibition of Miniature Textiies und Miniaturtextil-
ist in Österreich 1979. Veranstaltet mit dem OCCI
itrian Crafts Council. Altes HauslEiteibergersaal.
10. -25. 11. 1979
ianische Bauformen. Bauimpuise Rudolf Steiners. Ver-
taitet mit dem BVÖIBerufsverband bildender Künstler
erreichs. Neues HausIAussteiiungshaiie. 20. 11. bis
12. 1979
Österreichern und Chinesen. 400 Jahre Geschichte
Österreichisch-Chinesischen Gesellschaft. Neues
is, Vorraum zum Vortragssaal.28.11.1979 -15.1.19B0
nrich Sussmann. Auseinandersetzung mit dem Aqua-
Altes HauslEitelbergersaal. 30. 11. 1979-27. 1. 1980
iressive und dekorative Graphik in Wien zwischen 1905
1925. Rudolf Kaivach und Hedwig Mailier. 21. Biblio-
ksausstellung. Altes Haus, Ausstellungsraum der Bi-
ithek und Galerie. 7. 12. 1979 30. 4. 1980
und Struktur. Konstrukiivismus in der modernen
ist. Architektur und Formgebung Finnlands. Veran-
itet mit der Vereinigung i-Gegenwartskunst-r, Kunstge-
beverein in Finnland und Finnisches Archilekturmu-
m. Neues HausIAusstellungshalle. 25. 1.-23. 3. 1980
tueiies
derführungen. Dr. Angela Völker hält in der Reihe
inst für Kinder im Museumir an jedem 1. Sonntag im
nat Führungen zu Themen der Kunst und des Kunstge-
bes. Erstelltes Programm bis Juli l.J.
indveranstaitungen. Die am 15. November 1979 eröff-
Reihe über Themen des Kunstgewerbes wird weiter-
an Donnerstagen um 17.30 Uhr, jeweils angekündigt.
geführt fsiehe nebenstehende Ausführungen.
oseminar. im Zuge der seit längerem laufenden Aktivi-
zn der Fotoabteilung unter Prof. W. Narbutt-Lieven der-
ein Seminar für Kunsterzieher "Einführung in die Ex-
imentelle Fotografiert. Jeweils an Dienstagen von
30 18 Uhr.
uguraticn. Prof. Oswald Oberhuber wurde für die Stu-
njahre 1979 -1983 zum Rektor der Hochschule für an-
vandle Kunst gewählt und in einem feierlichen Akt am
November 1979 inauguriert.
Benstellen
müiier Schiössei Sammlung Sobek, ab 1. Marz 1980
iffnet
iloß Petronefl Kunstgewerbemuseum, ab 1. März 1980
iffnet
iloßmuseum Riegersburg, geschlossen bis 31. März
i0. I. netopil
i. Exhibiiion of Miniatures Textlles
iiniaturtextilkurisi ll1 Österreich 1979
beridvorlesung Im Museum. Akad. Rest. DR L. Neustifter über
Technologie des Glases-
3'd international Exhibitionpf Miniatures Te
und Miniaturtextilkunst in Osterreich 1979
Die vom Museum in Zusammenarbeit mit dem Ar
Crafts Councii OCC organisierten und nebeneii
gezeigten Miniaturtextiikunst-Ausstellungen war-
Öslerreich eine Premiere, obwohl die Internat
Schau, die der British Crafts Council zusammeng
hatte, schon zum dritten Mai stattfand. Seit 1978i
man sie in England und vor Wien in Lausar
sammen mit der 9. Biennale der Tapisserie sehen.
bekannter Textilkunstler wie Magdalena Abakai
Frangoise Grossen. Ritzi Jacobi, Aurelia Munoz ode
Schiele wurden so in Osterreich vorgestellt und'
telten einen umfassenden Überblick über die mode
ternationale Textilkunst. insgesamt beteiligten sic
hundert Künstler aus sechzehn Ländern, wobe
Schwergewicht auf amerikanischen und englisch
beiten lag; aber auch die interessanten und immer
geren Japaner waren gut vertreten.
Angeregt durch die lnitiative der Engländer. forder
in Österreich lebende Textilkünstler zu einer ähr
Präsentation auf. Es galten die gleichen Bestimm
Bedingung ist vor allem das Kleinformat die
sollen nicht größer als 20 20 20 cm sein undt
lile Charakter der Werke. Das Miniaturtextil darf
Entwurf sein für eine in größerem Maßstab auszut
de Arbeit. noch soll das kleine Format zur Verniedi
oder Verkleinerung im negativen Sinne verleiten.
unddreißig Künstler und Studenten von Kunsthoc
len in Wien und Linz fertigten meist speziell für
Anlaß insgesamt neunzig Objekte an, so daB
die österreichische TBXIIi-HSZGHS" repräsentative
iung gelang.
Für die internationale Ausstellung konnte der eng
Katalog des British Crafts Oouncii übernommen Vi
Zur österreichischen Abteilung erschien ein neue
log, in dem jeder Künstler mit einem knappen Lebe
und einem Werkfotovorgesteilt wird. Angela
Abendvorlesungen im Osterreichischen ML
für angewandte Kunst
im Zusammenhang mit der 1976177 in Wien. Graz l.ll
gezeigten Ausstellung iiWiener Porzellan echt
fälscht?" wurden unter der wissenschaftlichen
von Dr. Waltraud Neuwirth und akad. Restaurator
Ludwig Neustifter Seminare zum gleichen Thema
staltet. Diese Form der Publikumsinformation wai
iolgreich, daB auch die Gebiete "Meißener Marken-r
servierung, Restaurierung und Technologie des
iansri, iiÖsterreichisches Kunsthandwerk des
stilsu u.a. behandelt wurden.
Da die Zahl der Interessenten die Kapazität der au
limitierten Teilnehmerkreis beschränkten Semine
weitem überschritt, wurden die vAbendvorlesunge
Leben gerufen bereits im 19. Jahrhundert gab
Österreichischen Museum Vorlesungszyklen. die
verschiedensten Themen von Kunst und Kunsthai
befaßten. Am 29. November 1979 begann im Rahm
ser Veranstaltung die ersten Abendvoriesung zum
"Technologie des Glases"; der Vortragende, akad
Oberrat Ludwig Neustifter, sprach im Winterse
1979180 vor allem über die Technologie des antikr
ses. Er wird im Sommersemester 1980 dieses Then
setzen und die Technologie des Hohlglases ab de
telalter behandeln. Nach den einmal wöchentli
Abend stattfindenden. frei zuganglichen Farbdiz
gen soll den Besuchern auch die Gelegenheit
werden, sich in praktischen Übungen mit den Ot
selbst zu befassen und Fragen zu stellen. Die
werden jeweils in Gruppen von ca. 15-20 Teiine
abgehalten.
Es ist geplant, die Abendvoriesungen im Herbst rr
Thema nKothgasser-Giasu Vortragende Dr.
Neuwirth weiterzuführen.
Wie der bisherige Erfolg beweist, durften die Aben
sungen im Österreichischen Museum fiir angei
Kunst dem Publikumswunsch nach detaillierter in
tion besonders entgegenkommen.
Die unbekannte Sammlung
Goetheanum. Freie Hochschule für Gersteswisserischai
DOrrIEiChISChWGiZ
Erbaut nach Planen Rudolf Steiners
Heinrich Sussmarin. Aquarell zu "Die Eeinauerinu
Antiquitäten
HERBERT
ASENBAUM
Wien 1., Kärntner Straße 28
Tel. 52 2847
Erlesene Auswahl von
Kunstgewerbe.
Gemälde
Skulpturen
Meißener Porzellanschale mit Untertasse, um 1740. Jabclricrdckora
KUNSTHAUS AM MUSEUM
CAROLA VAN HAM
GEMALDE KUNSTVERSTEIGERUNGEN ANTIQUITATEN
DRUSUSGASSE 1-5, D-S KOLN, TEL. 232137
Kunstauktionen Wechselnde
MärzJuni und Ausstellungen.
Oktober. Angebote von
Sonderauktion Sammlungen und
außereuropäische Kunst Einzelstücke
und jederzeit
archäologische Funde angenehm.
im November. Besichtigung nach
Katalog auf Anfrage Vereinbarung
Dominik Schufriecl Wien 1810 bis nach 1888
xßilltfnllüf im Salzkammergutc, bez. u. li. 'D.Schufried 186?
Öl auf Leinwand, 42,5 58 cm. Goldrahmcn.
Schätzpreis DM 70007, in 85. Auktion 19.- 22. März 1980
Kostbarkeiten
Seltenheiten
Informative
Sonderschauen
Die
große Offerte
15. Mai 1980
Antiquitäten
Militaria, Raritäten
Große
Münzenbörse
ISA 80 Internationale Sammlerbörse
Antike Waffen
Münzen
Antiquitäten
Raritäten
Stuttgart Killesberg
14. 18. Mai 1980
Stuttgarter Messe- und Ausstellungs-GmbH. Postfach 990, Am Kochenhof 16, 7000 Stuttgart
Telefon 0711 2093-1, Telex 07 22 584 killb
Vertretung für Osterreich, Schweiz und Liechtenstein Fachverlag Dr. Peter Müller
Grinzinger Straße A-1196 Wien, Telefon 0222 322376177, Telex 74497 pemue
68
golerie 0m graben Wien
groben
Olene
grobe
kunst
es 20. jw
Wien
grober
523999
clsenk
ges.
w. b.
WOLFGANG A. SIEDLER
Kunst und Antiquitäten
ezfääzätfääßäw 1010 WIEN meqäfifäaäiäß
MUXIKKÄXTCHEN, ITALIEN, 1790. Original Buurbon-Bescbläge. 68, 76, T44 im, Alu dem Bexitz der Herzog von Rzicbrxradt.
Ausgewählte Objekte
rnusealcr Qualität
SALZBURGER KUNST- ANTIQUITÄTENMESSE 1980, Karabinierisaal, Stand 11