8I199
alte und moderne
Qlllljzlhrl
ÜISUIH Linz
Oberiüsteerreichiscthe
Landesaussteiiunng
2b. April bis 27. Cktber'85
in ÜEWSIPH
GALERIE SALIS
Kunsthandel
ANTON FAISTAUER1887-1930 wFRAUENBlLDNlSß, 1914.
Farbkreide und Bleistift auf Papier, 45 31 cm,
rechts unten sign. und dar. "A. Faistauer l914x
FßÜHJAI-IRSAUSSTELLUNG ANTON FAISTAUER 1887-1930
OLGEMALDE, AQUARELLE, ZEICHNUNGEN 21. MARZ so. APRIL 1985
TELEFON
0662! 45434
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N'eninsmller' ÄG am Fucmussrcllungexz Gcs.m.b 14.. um WICIL LAVJILIIDLIU 40222 S623 v2. IIH Äuuunmcnvnlrkcn dem Lmdcugrcmlun aß Handels mxl Anuqulviilcn und Kunslgcgcmlanden OürSuL
1991199 kunsf
alte und moderne kunst 30. Jahrgang 1985 Heft 1981199
Studien zur Salzburger Franziskanerkirche lll
Walter Schlegel
Die lnnenrestaurierung der Franziskanerkirche
in Salzburg in den Jahren 1983184
Friedrich Kobler ll
ljlanns von Burghausen, Steinmetz
Uber den gegenwärtigen Forschungsstand
zu Leben und Werk des Baumeisters
Franz Wagner lll
Die Säule, die die Kirche trägt 17
Peter Wind
Die Kärntner Entstehung des
Millstätter Sakramentars
Hans Ramisch
Eine kleine Altartafel des Meisters
von Liefering aus der Kirche in Nonn
bei Reichenhall
Brigitte Schneider
Die Altäre der lnnsbrucker Jesuitenkirche
Unbekannte Bildhauerzeichnungen
Ein Beitrag zu den Oeuvres Wolf Weißenkirchners
und Bartholomäus von Opstais
Georg Freiherr von Gumppenberg
Zwei Spezialkonstruktionen der
Büchsenmacherfamilie Klett im
Salzburger Museum Carolino Augusteum
Johannes Ramharter
Thomas Schwanthaler Ein Literaturüberblick
Aus dem Dunkel des Vergessenseins
Zu Leben und Werk von Karl Mediz
und Emilie Mediz-Pelikan
Essay von Ludwig Hevesi mit einer Einführung
von Rupert Feuchtmüller
Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Künstlerprofile
Wolfgang Böhm von Barbara Wally
Erwin Reiter von Hans Widrich
Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Für den Kunstsammler
Neue Forschungen zur Nordwestschweizer
Möbelkunst um 1600 von Franz Wagner
Kunst und Antiquitäten
Bildnachweis und Impressum vor Seite
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Titelbilder
Salzburg, Franziskanerkirche. Gewölbe des Oslteils. Blick vom
Dachboden des Langhauses nach Osten. Zustand 1955
Erwin Heiler. nDvagonx, 1983. Chromnickelslahl
Herausgeber KurtRossacher inVerbindungmitGerhari Egger, Herbert FuxundWilhelmMrazek.
Redaktion FranzWagner und Leopold Netopil inZusammenarbeit mit Kurt RossachenAIoisVogel
und Christian Witt-Döring. Anschrift der Redaktion Wien Österreichisches Museum für ange-
wandte Kunst, Stuhenring A-1010 Wien O222I725696IDw. 2992. Anschrift der Redaktion Salz-
burg Salzburger Barockmuseum. Postfach 12, A-5024 Salzburg 0662177432. Eigentümer und
Verleger AMK-Verlag. A46040 Innsbruck. Kugelfangweg 15 05222l62531-0.
Fürden Inhalt namentlich gezeichneter Beiträge sind diejeweillgen Verfasserverantwortlich. Für
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trieb Rauchdruck. G040 Innsbruck. Kugellangweg 15. Postfach 915. Bank Creditanstalt Inns-
bruck. Konto ßAlte und moderne Kunslw Nr 8953291. Anzeigenverwattung AMK-Verlag.
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AMK-Redaklion WienISalzburg 61. 63. 67. 70. 71 Amt der
Salzburger Landesregierung Landesstelle i. AV-Lehrmitiel.
SalzburgIUllmann. 17. 24 R. Berliner G. Egger. Ornamen-
tale Vorlagebläiter. München, 1981 45- Bundesdenkmalamt,
Wien. 20. 21 Collegsarchiv S. J.. Innsbruck. 36. 41 A. Co-
reth. Innsbruck. Schachinger. Wien. 49-56 Diözesanbild-
stelle. Llnz. 23 Fotoma. Landshut. 13 Herzog-Anton-
Ulrich-MuseumlB. F. Kaiser. Braunschweig. Historisches
Museum BaseilM. Babey. Basel. 66 Historisches Museum.
Basel.66.67-Hols1ätier Dia. RiedIlnnkreis.46.47-A, H. Ke-
dro u. G. Böhm. Wien. 58- Klageniurler Landesarchiv. 25. 26.
31 -Archiv F. Kobler. Salzburg. 7. 9-12. 14, 15 H. Leucht-
hardl. Basel. 67 W. Neumeister. München. 19 Österrei-
chische-Chinesische GesellschaiUÖCGF. Wien. 57
Ösierreichische Galerie. Wien. Österreichisches Museum
für angewandte Kunst. Bibliothek und Kunslblattersammlung.
Wien. 57 L. Planiscig, Venezianische Bildhauer der Fienais-
sance. Wien 1921 Abb. 539 301. 47 -J. Flarnharter. Salz-
burg.47-ArchivE.Reiter.Wien.59-FoloRltscheLSalzburg.
23 Foto Flitschel WiesleitnerIFoiodesign. Salzburg,
SalzburgerMuseumCarolinoAugusleumlE.TischlenSalzburg.
42-45 Archiv W. Schlegel. Salzburg. 2-6 G. Schmidt. Mun-
chen. 14 Archiv B. Schneider. Innsbruck. 37. 39 Verlag
Schneidar-Henn. München. 57 Siiitsbiblioihek Admont. 29
Stiltsbibiiothek Si. PaullLavanttal. 26 Stiltsbibliothek
St. PeierlSalzburg. 27. 29. 30 The genius oi Venice. Katalog
zur Ausstellung der Royal Academy ol Aris. London 1983. 264
Nr. 029. 47 Universitätsbiblioihek Graz. 30 Universitätsbi-
bliolhek Klagenfurt. 30 J. Wegner. Freilassing. 33-35
Archiv H. Winzberger-Ford. Wien. 57
Gefördert durch das
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
Gefördert durch das
Bundesministerium für Unterricht und
Kunst
Salzburger
Landes-Hypothekenbank
Franziskanerki
Öl.
isgelöst durch eindringliche Warnungen in- und aus-
idischer Fachleute wegen zunehmender Ftißbildung
Gewölbe des spätgotischen Hochchores wurde die
lilSChS Sanierung der Franziskanerkirche unter dem
tto wFtettet die Franziskanerkircheu vorbereitet. Von
ifang an war klar, daß mit der kostenintensiven Einge-
stung des ca. 28 hohen Hallenchores auch eine
tenrestaurierung der Kirche, die seit der letzten
istaurlerung vor rund 30 Jahren? wieder arge Ver-
hmutzung zeigte, Hand in Hand gehen müßte. Nach
igehenden Vorbereitungen durch das Architekten-
am Prof. Otto Prossinger Ing. Martin Windisch,
lzburg, wurde zur Jahreswende 1982183 mit der Ein-
rüsiung des gesamten Kirchenraurnes begonnen.
chdem der Orden der Franziskaner die Kirche für die
iuer der Restaurierung geräumt und den seelsorgli-
en Bereich wie schon anläßiich der Renovierung
dem Jahre 1896 in die nahe Kollegienkirche ver-
hatte.
imittelbar nach Aufstellung des Gerüstes zeigte sich,
die Schäden im Gewölbe bei weitem nicht jenes
ismaß hatten, wie dies aus der Sicht von unten
fürchtet werden mußie. Das, was aus der Entfernung
zentimeterbreite Risse wirkte, waren nur abwisch-
re Siaub- und Rußablagerungen entlang zarter Haar-
se, weiche großteils nur die Malschichte und nur in
inigen Bereichen den Verputz oder gar das Gewölbe
rchdrangen. Dagegen erwiesen sich zum Beispieidie
hadert an den großflächigen Fenstern des Hoch-
chores weit größer als befürchtet, Rost hatte die Halte-
rungseiseri bereits durchgefressen.
Nur jene Bau- und Restaurierungsmaßnahmen seien
hier kurz angeführt, die eine Veränderung im Vergleich
zum bisherigen Zustand der Franziskanerkirche mit
sich brachten?
1. Gewölbeflächen im Hochchor Die Gewoibefiächen
und -rippen wurden von dem mit der Arbeit betrauten
Restauratorenteam Prof. John Anders Restaurator
Josef Ghezzi genauestens untersucht, wobei sich her-
ausstellte, daß vom originalen gotischen Bestand nur
noch Spuren erhalten sind. Die Restaurierung von 1896
bis 1901 hatte durch großflächiges Neuverputzen mit
Weißkaikmortel die Reste des Originalbestandes völlig
überdeckt oder sogar abgeschlagenf Der gute
Zustand des Materiales der Neugotik war hier aus-
schlaggebend, weshalb die Gewöibesegel nach gründ-
licher Reinigung lediglich eine neue Tünche in einem
getönten Weißgrau erhielten.
Bei der Untersuchung der Gewölbetlächen wurden
zahlreichezugemauerteundverstoptle Lüftungslöcher
aufgefunden und wieder freigelegt, wodurch der Hoch-
chorseine frühere "Atmungu zurückerhielt. Damit ist zu
hoffen. daß sich Staub und Kondensfeuchtigkeit nicht
mehr in dem Ausmaß wie bisher am Gewölbe absetzen.
2. Behandlung der Wandfiächen des Hochchores
Unter der zum Teil sehr lockeren Puizschicht mit über-
tünchter Quadermalerei der Neugotik konnte die origi-
Studien zur Salzburger Franziskanerkircl
Walter Schlegel
Die lnnenrestaurierung der
Franziskanerkirche in Saizbur
in den Jahren 1983l84'
Salzburg, Franziskanerkirche, innenansicht nach
Zustand Spätsommer 1984 nach last iertiggesteilter In
restaurierung s. Frontispiz S.
Salzburg, Franziskanerkirche. Simon Fries, Hi. Georg
l-iochaitar des Johann Bernhard Fischer von Erlach,
gefaßt, überlebensgroß
Salzburg, Franziskanerkirche, Detail einer Engelsfigur
der Ernporenbrüsiung der Borromäuskapelle. Stuck
Salzburg, Franziskanerkirche, Hochaltar nach Entwurt
Johann Bernhard Fischer von Erlach
in 1,1
Anmerkungen
Aufdie Darslellungderßau eschichlederFranziskanerkirchewird hier
verzichtet auslührlich in steneichische Kunsllopngraphie au. 1x,
Wien 1912, s. 7a u. Franz Fuhrmann. Dle Franziskanerkirche Salz-
burg,AlgeäladlplankirchezuUnserer Lieben Fra Dhrislliche Kunst?
SISIIGH Ostsrreichs. m. ss,s. 11 Zurhislorlwchen Ausstattung Franz
Psgitz. Die Ausstellung der Franziskanerkirche um 1600. in Ausstel-
lungskatalog Salzhurger Domrnuseum 19m .400 Jahre Franziskanerin
Sallbwüß 32 onen Joch des Langhauses; Wiederanbringung von großen Ölbildem
TheßdovHovoe. Zur lnnerwemuvlßluns dev Frßnlißkßnerkiwhei" 5111i m1. Johannes Näoomuk und Wanze! von Jakub Zanusi. Resievon zwei
burg1951 1955. In Zeitschrift lür Kunst und Denkmalpflege. IX. Jahr- barmkm 591131311315" in um Sqilgnschiflß Ausbgssem des allen
ging was. s. es n. Marmomodens; Erneuerung von lnslallatione Laulsprecheranlagß.
Weitere wesentliche Arbeiten waren Restaurierung des vomanischen am,
Südporlals durch die Wevksmlen das Eundesdenkmalamtes; bau Von der im Proioknll der k. k. Cenlralcommission vom 2. Oklober 1896
einer Doppelverglasung In den Fenstern G98 Hochchores; Nsusltlll ieslgehallenen, in Spulen entdeckten llgürllchen Mslarei im Gswölbs
rurlq der beiden neugotischen AliÄle von Geovq Pelzold im ersten weslll- des Chores wurde nichts qalunden.
gotische Raumhaut freigelegt werden, die aus
er freihändig aufgetragenen, grauweißen Fugenma-
ii besteht, zum Teil auf dünner Schlemme, zum Teil
direkt auf das Konglomeratmauerwerk aufge-
rt, ohne die Fugen des Mauerwerkes zu berücksich-
n. Da etwa 85 Prozent des Originalbestandes aufge-
kt werden konnten. wurde der Entschluß gefaßt.
seOriginalschichte aus der Erbauungszeitzu restau-
en und beizubehalten.
serSchritt hat im Vergleich zum bisherigen Bild der
zhe mit der, wenn auch verschmutzten und nachge-
kelten, weißen Tünche der Wandflachen die größte
änderung des lnnenraumes gebracht. Optisch
de aberdamit die in spätgotischer Zeit vorhandene,
iliche Einheit des Raumes wiederhergestellt, auch
ll'l so wie schon bei der letzten Restaurierung zu
rinn der fünfzigerJahre auf die Neubemaiung der
völbesaulen und Wanddienste mit Quadern verzich-
wurde.
lochaltar Der Hochaltar nach Entwurf von Johann
nhard Fischer von Erlach von 1709 wurde lediglich
einigt, die Fassung von 1864165 gefestigt und in
ingen Partien ergänzt. Die sitzende Madonna als
trales Mittelstück des barocken Altares, ein Werk
hael Pachers aus den Jahren 1484 1498, stelltdas
te, in der Franziskanerkirche verbliebene Relikt des
zhtigen spatgotischen Schnitzaltares Michael
hers dar. Die Madonna kam zwarzur Restaurierung
lie Werkstätten des Bundesdenkmalamtes nach
in, konnte restauratorisch aber nur oberflächlich
rgangen werden, bevor sie termingerecht für eine
stellungseröffnung wieder nach Salzburg mußte.
Bereich des Hochaltares wurde insoterne geringfü-
verändert, als die rückwärtigen Gitter zwischen
zhaltar und mittlerer Kapelle um die Rückseite des
Hochaltares polygonal geschlossen wurden. Damit
wurde die seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts unter-
bundene Möglichkeitdes Umganges um den Hochaltar,
entlang dem Kapellenkranz, wieder geschaffen.
Im Zuge der Restaurierung des Altares gelang Restau-
rator Josef Ghezzi eine wichtige Entdeckung Ihm fiel
auf. daß einer der im Altaraufsatz um die Gott-Vater-
Figur gruppierten Engelsköpfe von Größe und Stil her
nichtzu den anderen paßte. Nachforschungen in Urkun-
den und Berichten, voraltem aber Stiivergleich und Ver-
gleich der Fassung mit der Facher-Madonna, ergaben
die überraschende Tatsache. daß damit der Kopf des
originalen Kindes der Madonna aufgefunden worden
war. Dieser Fund widerlegt die bisherige Auffassung,
daß es auch ein barockes Kind gegeben habe, vielmehr
hat das derzeitige Kind von Josef Piger von 1890 ohne
Zwischenphase unmittelbar das spätgotische Kind
Michael Pachers abgelöstf Der Kopf des Kindes
wurdenichtwiederam Hochaltar werstecktu, erwird im
Franziskanerkloster verwahrt.
4. Volksaltar Der sichtbarste Eingriff in die künstlerisch
und kunsthistorisch gewachsene Einheit des Hochal-
tarbereiches drohte durch eine neue Volksaltarlösung,
nachdem bislang nur ein transportablerTisch in größter
Beengtheit zwischen Gitter und Altarstufen existiert
hatte. Man einigte sich nach zum Teil absonderlichen
Vorschlägen aufjenevariante,diebisaufdieAnhebung
des Fußbodenniveaus um eine Stufe keinerlei Ände-
rung für den gerade für die Franziskanerkirche so
charakteristischen, abgeschlossenen Altarbereich
brachte. Die Neuerungen unserer Zeit wurden vor dem
spätbarockenAltargitterpostiert,wonunVolksaltarund
Ambo in großzügiger Lösung zur Aufstellung kamen.
kaum auffallend umrahmt durch die im Vergleich zu
früher jetzt seitenverkehrt aufgestellte neugotische
Kommunionbank Georg Petzolts.
In Zusammenhang mit dieser Umstellung wurde auch
eine Neuordnung des Kirchengestühles im Chordurch-
geführt; wesentlich war die Freistellung der beiden
Langhauspfeiler dadurch bessere Sicht auf die Mar-
morkanzelsowiedleAnordnungvon Bankblockszubei-
den Seiten der zentralen Altarinsel.
Michael Pacher, Vermählung Mariens, Fragmenternes Flü-
gels vom ehemaligen Hochaltar der Salzburger Stadtplan?
heute Franzrskanerikirche, Ol auf Zirbenholz, 113
139,5 crn Wien, Österrelchrserre Galerie, lnv, Nr. 4846
Salzburg, Franziskanerkirche, Kopf einer Engelstrgur von
der Emporenbrüstung der Borromäuskapelie, Stuck
Francesco Vanni, Anbetung der Hirten, Altarbild in der von
Westen zweitemnördlrchen KapellederSalzburgerFranzis-
kanerkirche
Anmerkungen
Die Meinungdaßein barockes Kindexistierte, wurdevorAuttindung des
Kopfes nochvertreten in Ausstellungskatalog Salzburger Dommuseum
19518. 76,Werkverzeichnis Nr. 3.
Otto Dernus, Wandgemälde aus der Werkstatt Conrad Laibs In der Fran-
zlskanerklrcne in Salzburg, in' Zeitschrift tür Kunst und Denkrnalpllege.
1x. Jahrgang 1955, s. es rr
Pßnrnayristeran Krunienauenein deutscherßaumeisterdes is. Jahre
hunderte, ln- Christliche Kunstblittter, 7e Jahrgang, 3. Heft, Llnz 1938,
77rt
5. Fresken Der zwar flächenmäßig geringe, künstle-
risch aber bedeutende Bestand an Fresken in der Frana
ziskanerkirche aus der Werkstatt des Conrad LaibG
wurde gereinigt, abgesichert und, wo notwendig, gete-
stigl.ZusätzlicheFreskornalereikonnteamrechtenöst-
lichen Chorpfeiler entdeckt werden. Hier gelang der
Nachweis, daß sich die Malerei mit der Darstellung der
Bauhütte, datiert 1456. um die Säule herumgezogen
hatte. Der Bestand der dargestellten Werkmanner hat
sich von bisher sichtbaren zwei au! insgesamt lünf.
einer davon nur in Fragmenten, erweitert. Damit wird
dieInterpretationerschüttert,wonachdiebeidenbrsher
bekannten Handwerkerdiezwei führenden Meisterdes
Chorbaues der Kirche, Hans Stetheimer und Stephan
Krumenauer, seienÜ
6. Kapellenkranz Wegen abstürzender Steinteile von
der Fassade rnußte die Fertigstellung der lnnenrestau-
rierung zugunsten der Außensanierung, vor allem der
Natursteinlassaden des Turmes und des Hochchores,
hintangestellt werden. S0 konnten bisher aus finanziel-
len Gründen vom neunteiligen Kapellenkranz nur drei
Kapellen restauriert werden Die erste Kapelle im Nor-
den, neben dem Oratorium des Erzbischols Wolf Diet-
rich, dem hl. Karl Borromäus geweiht, sowie gegenüber
die beiden südlichen, an den Turm anschließenden.
geweiht dem hl. Franziskus und der hl. Anna.
Überraschteund begeisterteeinerseitsdieQualität des
teils vergoldeten Glanzstuckes von etwa 1615 der Karl-
Borromäus-Kapelle, so war man doch auch über die im
Original nachgewiesenewGold-Armutu dererstum 1690
entstandenen Franziskuskapelle erstaunt. Getreu den
erarbeiteten Befunden wurde aber schließlich in der
Franziskuskapelle das viele, bei früheren Restaurierun-
gen aufgebrachte Gold auf den Originalbestand redu-
ziert, dafür aber der Wandton entsprechend dem
ursprünglichen Bestand in Gelb-Ocker wiederherge-
stellt.
In derzweiten, südlichen Kapelle, der hl. Anna geweiht,
kam, halb versteckt, links neben dem Altaraufbau ein
kleiner Teil eines Freskos mit der Darstellung des
hl. Sebastian zutage, so wie die anderen Fresken in der
Kirche ebenfalls in die Zeit um 1450 zu datieren. Dieser
Rest wird als weiteres Dokument der spätgotischen
Raurnausstattung mit Wandmalerei erhalten und sicht-
bar bleiben, auch wenn dieses Fragment sicherlich
einen Fremdkörper in der anstelle mit Gold hier mit Kup-
fer überzogenen Stuckumgebung darstellen wird.
7. Beicht-und Aussprachebereich Den heutigen liturgi-
schen und seelsorgerischen Vorschriften entspre-
Johann Michael Rott-
mayr. Glorie des
hl. Franziskus, Altar-
bild in der Franziskus-
kapelle der Salzburger
Franziskanerkirche
chend. wurde, vom südlichen Seitenschiff des Lang-
hauses aus zugänglich, ein Beicht- und Aussprache-
bereich in den schmalen. aus der Zeit nach 1606
stammenden Anbau entlang der Franziskanergasse
eingerichtet. lm Zuge der Arbeiten konnte hier an
der ehemals freistehenden südlichen Außenwand des
spätromanischen Baues das romanische Mauerwerk
von dicken Mörtelschichten befreit werden. Einen
besonderen Hinweis verdient die Oberfläohenbehand-
lung derSteinquadern,welcheteilweisedeuttichdieori-
ginalen Bearbeitungsspuren der Werkzeuge aufwei-
sen,
Mit einer Fülle von begleitenden. dadurch aber nicht
weniger kostenaufwendigen Maßnahmen, die sich
allerdings nur bedingt auf das überkommene Erschei-
nungsbild des lnnenraumes auswirken, wurde ein
Zustand geschaffen, der an sich dem jeweiligen Origi-
nalzustand von Teilen des Gesamtkunstwerkes, des in
Jahrhunderten organisch gewachsenen Gesamtdenk-
males. näherkommt, ohne den Gesamteindruckzu stö-
ren. Es bleibt den nächsten Generationen vorbehalten,
wie sie unsere heutigen Bemühungen um eine differen-
zierte Darstellung der einzelnen Stiiepochen, ihrer
Materialien und Techniken, auch in derVermengung zu
einem vielgestaltigen Denkmal bewerten und benen-
nen werden.
en zur Salzburger Franziskanerkirche ll
rich Kobler
uns von Burghausen,
nmetz
er den gegenwärtigen
schungsstand zu Leben
Werk des Baumeisters
Landshut. Stadtpfarrß
kirche St. Martin,
Epitaph für Hanns von
Burghausen
Seit dem von G. Lill vertaßten. 1938 erschienenen Ani-
kel wStethaimer, Hans. d. ÄIM, gar seit E. Hantstaengls
Monographie über iiHans Stethaimerk von 1911 haben
sich Kenntnisse und Ansichten über Leben und Werk
des Baumeisters gründlich gewandelt. Punktuell
gewonnene Sicherheit und zugewachsenes Wissen
stehen neuen Unsicherheiten gegenüber. und das auf
der einen Seite Gewonnene schließt manches als bis-
her sicher Geltende aus.
Ausgangspunktjeder Beschäftigung istdas Epitaph des
Baumeisters an der Südseite des Langhauses von
St. Martin in Landshut Abb. 9. das. höchst ungewöhn-
lich, auch die Orte der Kirchenbauten nennt
Anno domini rn cccc xxx ii starb hanns stainmezz in
dielaurentij 10.August maisterderlkirchnn vnd czu
spital vnd in salzburg cze oting cze straubing vnd cze
basserburk dem got gendig sey. Anent.
So führte in der überregionalen Fachliteratur um die
Mitte des 19. Jahrhunderts der Baumeister denn auch
den Namen Hans Steinmetz, während um diese Zeit die
Lokalliteratur. durch Urkunden verführt. den Namen
Hans Stethaimer ins Spiel brachte. der sich alsbald
durchsetzen sollte und noch heute üblich ist; über das
gleichartige Siegelbild ließ sich vermeintlich ein
äohn mit Namen Hans Stethaimer nachweisen. und so
Ttußte auch der Vater den Namen Stethaimer geführt
haben. Gelegentliche Zweitel an der Richtigkeit der
These und des Namens wurden durch neue Urkundenr
funde zum Schweigen gebracht; vor allem der Schnait-
seerVenrag von 1431 spielte dabei eine Rolle. Der Ver-
such, die auf dem Epitaphtext beruhende Namens-
gebung Hans Steinmetz wieder einzuführen. schei-
terte. Die Gleichsetzung des Hanns von Burghausen
mit dem Passauer Dombaumeister Hans Krumenauer
wurde vom Autor selbst nach Bekanntwerden weiterer
Urkunden zurückgenommen. ln der Lokalliteratur aber
hat sich in den letzten drei Jahrzehnten die aus den
Urkunden allein belegte Namensgebung Hanns von
Burghausen durchgesetzt. auch wenn ungeklärt ist. ob
es sich dabei um einen echten Familiennamen oder
eine Herkunftsangabe handelt,
Als sein frühestes und bedeutendstes Werkgilt der Bau
von St. Martin in Landshut Abb. 12 bis 14. Indes haben
zahlreiche Einzelbeobachtungen und Mitteilungen
so manches derbisher angenommenen Baugeschichte
in Frage stellen lassen. 1954 machten E. Egg und
M. Mayer aufmerksam auf einen Eintrag im Wiener
Exemplar des Buches der Bruderschaft vom Hospiz
St. Christoph aut dem Arlberg. Unter den Landshuter
Bürgern.dieindiesem Buchverzeichnetsindsteht. aus
dem Ende des 14. Jahrhunderts. Hans Krumenauer.
Steinmetz zu Landshut. Eine Funktion des Krumenauer
ist nicht enivähnt. Doch sollte sich das Bekanntmachen
dieses Eintrags als folgenreich erweisen. erhob sich
doch damit die Frage, ob der Architekt des vor 1392
also um die Zeit des Eintrags begonnenen Chores
von St. Martin Hanns von Burghausen oder viel eher
Hans Krumenauer gewesen sei. Die Dendrochronologie
die Datierung nach Hölzern mit Hilfe der Jahresringe
trug dazu bei, Bauabschnitte an St. Martin präziser
datieren zu können. Mit Ihrer Hilfe stellte sich heraus,
daß die Angabe der Ratschronik richtig ist, derTurm sei
144411445 tundamentiert und in den folgenden Jahren
erst aufgeführt worden; zu diesem Bauabschnitt gehb-
remarchivalisch belegt.auchdiebeidenwestjochedes
Langhauses. Dessen Dachstuhlwurdefrühestens1475
aufgeschlagen, was bedeutet, daß die Gewölbe aus
noch späterer Zeit stammen. J.W. Cook erörterte,
schon unter dem Eindruck der These, als Architekt des
Chores komme Hans Krumenauer in Frage, die zahlrei-
chen Detailunterschiede zwischen Chor und Langhaus
und erzielte dabei das erwartete positive Ergebnis.
Cook machte auch darauf aufmerksam, daß der erste
Bauabschnitt außer dem Chor auch die östlichen Stirn-
mauern der Seitenschiffe umfasse. also auch die Hal-
lenform des Langhauses festgelegt war Abb. 12;
CooksAnsicht, dieAschkapelle, die östlich an das Nord-
seitenschiff anschließt, sei ursprünglich eine freiste-
hende Friedhofskapelle gewesen, wird man eher mit
Skepsisaufnehmen.Soist-willman an derZuweisung
des Chores an Hans Krumenauer festhalten wofür es
keinerlei archivalischen Beweis gibh-das tatsächlich
ausgeführte Bauwerk nur zu einem auffallend geringen
Teil von Hanns von Burghausen ausgeführt. Zu ihm
gehören jene berühmten Portalvorbauten mit den aus-
kragenden Baldachinen in reicher Steinmetzarbeit
Abb. 15, unter seiner Ägide entstand 1422 die Kanzel,
um 1424 das steinerne Hochaltarretabel.
Über den Baubeginn der Hl.-Geist-Kirche nczu spitalk
in Landshut sind wir unterrichtet durch die einst am
Turm angebrachte, heute im Inneren geborgene Tafel,
10 Paulus van Vianen, Detail aus der nAnsichl Salzburgsr von
1602. Feder und Pinsel in Braun au1 PapieMGesamtmaß der
Zeichnung 153x400 mm. Braunschweig. HerzogrAnton-
Ulrich-Museum, lnv. Nr. 71
Landshul. St. Martin; Detail aus dem Epitaph des Hanns von
Burghausen mit seinem Porträt
die die Grundsteinlegung am 20. Januar 1407 vermel-
det; die Mitte der beiden unteren Zeilen zeigt den Mei-
sterschild des Hanns von Burghausen. Die weiteren
historischen Nachrichten sind die von der angeblichen
Grundsteinlegung der westlich des auf der Nordseite
situierten Turmes gelegenen Katharinenkapelle am
6. Mai 1411 durch Herzog Heinrich, die von einer den
Diözesanen iwpro ccmplecione solempnis et patentis
structure basilice noviter inchoataw empfohlenen
Sammlung 1416. Die nächsten Daten setzen voraus,
daß die Umfassungsmauern standen denn 1444 oder
1445 iwwardtdas zymer- d. i. der Dachstuhl -zum hei-
ligen Geist von neuen dingen außgehackt, gezymert
undaufganzaufdie Kürchengebrachtunduberhangen,
auch wardt das schieß das ist derWestgiebel ganz aui-
gemauertu sowie das verzinnte Kreuz aufdem Chorher-
gestellt. 144611 447 wurde das Dach gedeckt, das Kreuz
und ein kupferner, vergoldeter Hahn gesetzt, 1461 die
Wölbung eingezogen Abb. 18. Damit wardie Kirche im
wesentlichen vollendet. Erwähnenswert ist vielleicht
noch das Datum 151 einerwappenscheibe im Fenster
der Katharinenkapelle; auffällig, daß dieses Datum
exakt 100 Jahre nach dem der angeblichen Grundstein-
legung der Kapelle liegt.
Nicht das Faktum ist entscheidend, daß die Hl.-Geist-
Kirche wie viele andere Kirchen seit dem späten
13. Jahrhundert eine Hallenkirche mitChorumgang und
Rundpteilern ist, sondern daB durch die Abmessungen
der Joche in Breite und Tiefe und durch die Anlage der
wenn auch seichten, knapp tiefen Wandpfeiler ein
Baugelüge geschaffen ist, bei dem die umschließende
Wand von dem das Gewölbe tragenden Stützensystem
getrennt erscheint und nachrangig wirkt. Verstärkt ist
dieser Eindruck durch die Stellung des Rundpfeilers im
Chorschluß, der vor dem Achsenfenster der Umfas-
sungsmauern steht und so die Unabhängigkeit
Stützen-GewöIbe-Systems von den Umfassungsr
ern betont hervortreten läßt Abb. 16 hier ist der fi
den Innenraum gestellte Pfeiler angelegt,
Zur Bauarchäologie ist zu bemerken, daß die Kircl
zwei Etappen errichtet wurde,die durchdieZiegeln
unddurchdie Form derBaldachineanden für Bildw
bestimmten Plätzen der Wandpfeilervorlagen Ul
schieden werden können Abb. 19 und 20. Der
Bauabschnitt, mit schmaleren Ziegeln zwischen
und14,5cm,gelegentlichbis15cm Breiteumlaßti
das Joch,an derndie Katharinenkapelleliegt,undz
die Sakristei gehört dazu; der zweite Abschnitt
Ziegel 15- 16,5 cm. manchmal sogar 17 cm
umfaßt die vierwestllchen Joche und die Westfass
deren Giebel 44411445 aufgemauertwurde. Die
richt, daß vdas zymer .von neuen dingen außgeha
wurde, sprichtfürdieErstellung auchdes Dachstut
zwei Abschnitten. Bleibt noch zu bemerken, daß
Gewölbe der Katharinenkapelle, das die Figurz
eines Sterns mit kurvierten und am Gewölbefuß
überkreuzenden Rippen zeigt, nicht mit dem Da
1411 zusammengebracht werden kann; es ist we
lich spätereingezogen, vielleicht erst um 151 alsi
die Wappenscheibe anfertigte.
Der nächste auf dem Epitaph genannte Kircher
steht win salzburgci. Es ist diese Kirche seit eh undje
selbstverständlich in der Fachliteratur gleichges
mit derdamaligen Stadtpfarr- und seit 1592 bzw. 11
1642 Franziskanerlkirche Abb. 10. Wann der
begonnen wurde, warlange Zeit unklar; mit hoherW
scheinlichkeit waren es die Jahre nach der er
Erwähnung des Baus 1408. Abgeschlossen wurde
Bauvorgang wohl kurz vor 1450; um jene Zelt beg
die Verlegung des Chores der Petersfrauen, die ei
12 Landshut, S1. Martin. lnnenansicht nach Nordosten
der Kirche als ihre Konventkirche benutzten, über
nördlicheSeitensohiffdes Langhauses. Zugleich ist
das erste sichere Anzeichen. daß nicht mit dem
iruch des spätromanisch-frühgotlschen Langhau-
der Kirche gerechnet wurde jedenfalls nicht in
rie. Kontrovers beurteilt wird in der Literatur nach
vor die Frage, ob ursprünglich ein Neubau der gan-
Kirche geplant war oder nicht; der Nachweis einer
isabweiohung der Choranlage auf Fußbodenniveau
der Ost-West-Achse des Langhauses und die Kor-
IUf der Chorabweichung auf Emporenhöhe gilt als
z. daß man den durchaus geplanten vollständigen
ibau um die Zeit der Emporenerrichtung und des
mauerns des Obergadens aufgegeben habe.
Gestalt des Gebäudesgeht. wasdieGrundrißdispc-
l'l anlangLaufHLGeist in LandshulzurückzeineHal-
rirche mit drei Schiffen und Rundpfeilern. deren öst-
erwieder in die Mittelachse gesetzt ist Abb. 17. Die
tierung der Pfeiler weicht von jenerder Landshuter
xhe ab; sowohl im Zueinander als im Zuordnen zu
Vorlagen der beträchtlich tiefen Wandpfeiler. die
Ernporen unterteilte Kapellen von voller Raumhöhe
einander trennen, sind die Bindungen durch Anord-
ig oder Bauformen etwa Gurtbogen nicht mehr
asbar Abb. 17. Die Folge ist eine wesentliche Stei-
ung des in der Landshuter Kirche schon angelegten
rzips der Unabhängigkeit der Pfeiler von der
schließendenWandObdie Emporen derChorkapel-
len in jener Höhe liegen, die ihnen Hanns von Burghau-
sen zugewiesen hatte oder ob sie erst in späterer Zeit
um 609? auf das heutige Niveau gesetzt wurden. wi rd
kontrovers beurteilt.
Als Nachfolger des Meisters Hahns in der Bauführung
giltStephan Krumenauer.derSalzburgerDom-undHof-
baumeister er ist indieser Funktion allerdings erst 1452
nachgewiesen. als der Chor der Stadtpfarrkirche
gestanden haben dürfte. Doch spricht die Übereinstim-
mung des Fenstermaßwerks an den oberen Fenstern
der Salzburger Kirche und denen der Seitenschiffe an
der 1439 von Krumenauer begonnenen Pfarrkirche in
Braunau für die Richtigkeit der Annahme.
Die anderen drei Kirchen. deren Orte auf dem Epitaph
an St. Martin autgezählt sind, haben bei weitem nicht
das Interesse der Forschung gefunden. das den bisher
genannten galt und gilt. nCze straubingß sind es zwei Kir-
chen. als deren Baumeister Hanns von Burghausen in
Frage kommt die des 136711368 von Regensburg her
verlegten Karmeliterklosters unddie Stadtkirohe St. Ja-
kob. Was den erstgenannten Bau anlangt. ist die in der
früheren Literatur geäußerte Meinung aufgegeben. es
handle sich in toto um ein Frühwerk des Meisters, Mehr
noch inzwischen wurde. wegen der baulich weitge-
hend St. Martin in Landshut entsprechenden Anlage.
insbesondere der Chordisposition. als Architekt Hans
Krumenauer genannt, der zeitweise in einem nicht
genau faßbaren Dienstverhältnis zu der in Straubing
13 Landshut, Sl. Martin. lnnenansicht dBS
Schiffs nach Osten
dlichs
residierenden Linie derbayerischen Herzöge stand und
dem, in jenem Jahr schon Dombaumeister in Passau,
1405 Zinsfreiheit für einen Steinbruch in Abbach einge-
räumt wurde. Die bislang publizierten Archivalien zur
Baugeschichte von Kirche und Kloster und die schon
beim bloßen Augenschein widersprüchlichen Baube-
funde lassen einen reichlich verwickelten Bauvorgang
ahnen, der durch die Weihe von Kirche und Hochaltar
1430letzterererneut 1448, auch durch die Einwölbung
des Chores 1466 durch Hans Scharft keineswegs zu
EndegebrachtwanObdie NachrichtvonderWeihevon
sieben Altären 1372 in irgend einem Bezug zum heuti-
gen Bau steht, ist unklar; eine Wachsstiltung 1378
könnte ihm schon gelten. und zwar dem Chor, der 1395
gestanden haben dürfte. Das Kirchenschiff wurde laut
Andreas von Regensburgs zeitgenössischem Bericht
erst nach einigen Jahren Pause errichtet; in ihm stand
steht der 1413 geweihte Empfängnis- und Heimsu-
chungsaltar.
Bei St. Jakob in Straubing besteht in der Literatur trotz
steten Rühmens derarchitektonischen Qualität und der
ebenso steten Zuweisung an Hanns von Burghausen
nur geringes Interesse. Das nach dem Stadlbrand von
1780 neu eingezogene, tiefer als das alte liegende
Gewölbe und die zum Teil zu rundbogig schließenden
veränderten Fensterdes Obergadens ließen und lassen
die Kirche als verstümmelt bewerten. Eine Bauunter-
suchung fehlt; sie müßte auch der Frage nachgehen. in
14 Landshut, S1. Martin, lnnenansioht des Mmelsohlfls nach
Osten
11
15 Landshut, St. Martin, Oslportal der Südseite
16
1.4..
.111;
AÄMIAÄ.
i.
15'525.
16 Landshut, Heilig-Geist-Spitalskirche, Grundnß
17 Salzburg. Franziskaner ehem. Stadipfarükirche. Grundriß
67 V1" AI
x41 14541541151
15 Landshut. St. Martin, Ostportal der Südseite
"ääw-äis aii
vße
13H
12
18 Landshut. Heilig-Gelst-Kirche, Gewölbe des Chorschlusses
19 Landshut. Helllg-Geist-Klrche. Wandvorlage der Ostjoche
und des Chorumgangs. Baldachin
20 Landshut, Hellig-Gelst-Klrche. Wandvorlege der West-
joche. Baldachln
welchen Etappen der Bau errichtet wurde und welche
Abschnitte die einzelnen Etappen umfassen. Zensie-
rend wurde der Bautypus im Vergleich mit der Choran-
lage bei HI. Geist in Landshut und bei der Stadtpfarr-
kirche in Salzburg als konservativ bezeichnet, anderer-
seits eingeräumt. hier in Straubing sei schwäbische Art
und Weise eines Hallenchors mit Umgang nach Altbay-
ern übertragen. Die Form des Binnenchors wird auf die
des seit 1356 oder 1357 in Bau befindlichen Ostchors
des Augsburger Domes zurückgeführt. Begonnen wur-
de der Straubinger Bau vor 1415; im Jahr 1418 waren
zwei der am Chorumgang gelegenen, wie bei St. Martin
in Landshutzwischen die Strebepleiler eingefügten Ka-
pellen benutzbar, 1423 der Chorumgang, kurz vor 1430
der Chor Abb. 21 doch wie weit nach Westen reichte
damals der Bau und in welcher Höhe stand er?
Bei dem vor Straubing aufdem Epitaph genannten ßvcze
otingu handelt es sich um Neu-Ötting, dessen Kirche
St. Nikolaus in der Gesamtdisposition St. Martin in
Landshut folgt, mit Ausnahme des Turms, der an der
Nordseite des Chores steht und an den das nördliche
Seitenschiff des Langhauses anschließt Abb. 23. Der
Anteil, der durch Hanns von Burghausen zur Ausfüh-
rung kam, ist nur klein Chor und Turm. Ersterer wurde
141 begonnen, letzterer 1429 vollendet der einzige
authentische Turrn des Hanns von Burghausen. da nur
er zu Lebzeiten des Baumeisters begonnen und vollen-
det wurde. Eine bauliche Besonderheit sind die Binder-
steine des Mauerwerks, diez. T. schwarz gebrannt sind;
am Chor sind sie unregelmäßig verwendet, am Lang-
haus durchgehend im Wechsel mit roten Läufersteinen
verbaut. Die Gewolbefiguration des Chores ist in der
Verschmelzung von Dlagcnalrippen mit einem soge-
nannten vierteiligen Rautenstern auffällig; eine gleiche
Ausformung zeigen die Langhausjoche von St. Jakob in
Wasserburg, dem letzten der auf dem Epitaph an
St. Martin aufgeführten Kirchenbauten des Meisters.
In Wasserburg war es 1410 zu einem Neubaubeschluß
fürdieerst1391 1392 neu eingedeckte Kirchegekom-
men. Ein Abschlußdatum des durch Hanns von Burg-
hausen errichteten Langhauses Abb. 22 ist nicht
19
bekannt. 1423 wariedenfalls eine der Kapellen fertigge-
stellt, die wenn auch in ganz anderer Proportionie-
rung als beim Langhaus von St. Martin in Landshut-
doch mitdenen der letztgenannten Kirche vergleichbar
sind und in verwandter Weise das dreijochige Hallen-
langhaus bis in halbe Höhe begleiten, das auch wesent-
lich anders proportioniert ist als das von St. Martin. Vor
1437 muß das Langhaus jedenfalls vollendet gewesen
sein. Daß Chor und Westturm mit begleitenden Kapel-
len seit 1445 durch einen anderen Baumeister errichtet
wurden, nämlich durch Stephan Krumenauer, stand
stets fest; den Turrn vollendete Wolfgang Wiser um
1478. Stephan Krumenauer hatte geplant, im Zusam-
menhang mit seinem Chorbau das Langhaus dahin
umzubauen, daß erdie Seitenkapellen auf die Höhe der
Chorkapelle bringen wollte, die, gleich denen der
Stadtpfarrkirche in Salzburg, die Höhe des Hauptrau-
mes haben, dessen Wölbung kurviert geführte Rippen
aufweisen.
Was die Leistung anbetrifft, die Hanns von Burghausen
mit seinen Bauten vollbracht hat, so wurden in der Lite-
ratur der letzten Jahrzehnte mehrere Details erörtert.
Das Gewölbe der Sakristei von HI, Geist, in der Nach-
folge derWölbung derWenzelskapelle am Dom in Prag
zu sehen und dem ersten Bauabschnittder Kirche zuzu-
rechnen, zeigt im Scheitel ku rviert geführte Rippen; es
ist odersoll es seindas erstemitsolchen Rippen konzi-
pierte Gewölbe in der Architektur der späten Gctik. Die
Portalbaldachine von St. Martin, die bald auf Wiener
Anregungen St, Maria am Gestade, bald aufwestliche
VorbilderinderGrabmalarchitekturzurückgeführtwer-
den, haben noch am Straßburger Münster Schule ge-
macht. HI. Geist in Landshut und die Stadtpfarrkirche in
Salzburg gelten als die Schöpfungsbauten des angeb-
lich richtungslos flutenden spätgotischen Einheits-
raumes.
Aufdie familiären Verhältnisse der letzten Lebensiahre
des Hanns von Burghausen ist durch Urkundenfunde
etwas Licht gefallen. Danach warder Baumeisterzwei-
mal verheiratet, aus erster Ehe hatte er einen Sohn Ste-
phan, und dessentwillen sollen abschließend, gleich-
20
21 Straubing, Stadtpiarrkirche St. Jakob, Detail der
außenseite
22 Wasserburg am lnn. Swdtnlarrkirche St. Jakob. Mitte
sam alsAnhang, einige Bemerkungen gemachtwerden
zur HL-Geist-Kirche in Meran, einer Halienkirche mit
Rundpfeilern und Chorumgang, Wandpfeilern und rei-
cherGewölbefiguration in engerAniehnung an HI. Geist
in Landshut errichtet. Die Bauzeit der Kirche dürfte das
2. Viertel des 15. Jahrhunderts umfassen 1425 wurde
der Neubau bewilligt. 1431 mit dem Allerheiligenaltar
geweiht. Das Portaltympanon zeigt den Stifter Andrä
Hiltprant und seine Frau, die Anfang der 1430er Jahre
nach Wien übersiedelten. 1436 war die Kirche noch
nicht fertig, Ablaßbriefe von 1449 und 1451 gelten der
Instandhaltung des Gebäudes und der Paramente. Da-
zwischen liegt die neuerliche Weihe des Hauptaltars
1450. die wohl den Abschluß der Bauarbeiten anzeigt.
Hinsichtlich des Baumeisters gibt es nurVermutungen.
Vorgeschlagen wurde neben einem Meister Hanns
irSteffan Tobler von Burghausenw. Der Name läßt aut-
horchen, ist doch die Landshuter Spitalkirche ein
Hauptwerk des Hanns von Burghausen, und Hanns hat-
te einen Sohn Stephan, der sich 1434 vor Gericht durch
einen Pfleger vertreten ließ, also wohl außer Landes
war. Nun istwSteflan Toblervon Burghausenu indes eine
Kontaminierung zweier Personen. Ein wmaister steffan
maureru ist 1495 im Stadtsteuerregister von Meran die
Steuer gilt immer für das Jahr vorher geführt. im Jahr
1496 als Imeister steffan Tobler maurerl, 1497 seine
Frau vsteifan maurerinw, was bedeutet, daß der Meister
damals entweder außer Landes oder verstorben war.
Doch gibt es einen Einigungsbriei vom 29. Mai 1497 zwi-
schen den Brüdern Cuntz und Steffan Tobler wvon Hall-
fing in Bayrnu einerseits und dem Glaser Hannsn Zetl
andererseits wegen eines Totschlags vielleicht
hängt das Fehlen des Namens im Stadtsteuerregister
mit diesem Fall zusammen. 1511 war Steffan Tobler
sicher nicht mehr am Leben, denn seine ehemalige
Frau Barbara, nun mitdem Zimmermann Jörg Ftüeftver-
heiratet, bestätigte mit ihrem Mann das Vermächtnis
Steffans an die Bruderschaft U. L. Frau derSchmiede zu
Meran. Ob man nun das Todesjahr Stefians kurz vor
oder kurz nach 1500 ansetzen will, die Zeit vom Baube-
ginn derSpitalkirche um 425l1431 bis dahin istzu groß,
als daß man in Steffan Toblerden BaumeisterderSpital-
kirche sehen könnte.
im vor 1458 verfaßten Gerichtsbuch von Meran steht
nunienerEintrag. derzu dem Namenszusatz won Burg-
hausenu bei Steffan Tobler geführt hat nitem Linhard
Steftan Mawrers von purkhausen Sun ain verfallen Rh
guldin frist halbs aui st Bartlmeus tag, das ander aui
sand Gallentag, daran getab6 lb pernerzerung; sindfur
In pürgen fridl Im Tal und wolfl wirdß Dieser Meister
Steftan kann gleichgesetzt werden mit Steffel oder Stef-
an Maurer, der im Stadtsteuerregister Meran in den
Jahren 1439 bis 1456 vorkommt die älteren Register
sind nicht erhalten. Im Jahr 1459 erscheint rrsteftel
maurerinl; wieder ist anzunehmen, daß der Mann ent-
weder außer Landes oder verstorben war. Daß dieser
14
Neublting, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus, Ansicht von Nord-
osten
iister Steffan von Burghausen personengleich ist mit
Landshuter BürgerStephan von Burghausen. des;
Kindern Stephan Krumenaueralsdenen seines Vet-
in seinem Testament 1459 gedachte, ist unwahr-
teinlich, so verführerisch oder naheliegend auch die
iglichkeit erscheint. daß der Sohn des Hanns von
rghausen in die Fußstapfen seines Vaters getreten
dessen Spitalkirche in wenn auch einfacheren For-
so doch sozusagen aus erster Hand wiederholte.
rn gegenwärtigen Zeitpunkt kann dieses Gedanken-
el jedenfalls kaum in den Rang einer These erhoben
rden.
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i1e, wird nier ein Literaturverzeichnis gegeben, in diesem sind als
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Studien zur Salzburger
Franziskanerkirche III
Franz Wagner
Die Säule,
die die Kir
24 Salzburg, Franziskanerkirche, Innen-
ansicht des Ostteils nach Osten vom
Dachboden des Langhauses aus
Zustand 1984
Anmerkungen 3Anm. Gs. S. 1B
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11925. S. so? 103 und S. 250- 252.
Augustinus hat einmal, in seinem zweiten Buch überdie
Bergpredigt. geschrieben wWenn wir zum Gebet aul-
stehen, kehren wir uns nach Osten. von wo die Sonne
sich erhebt. Nicht als ob Gottdort ware und Er die ande-
ren Weltgegenden verlassen hätte, sondern damit der
Geist gemahnt werde, sich zu einer höheren Natur,
nämlich zu Gott. hinzuwendenß Die Sitte. zum Son-
nenaufgang hin zu beten, ist uralt. Das Christentum
hatte vorn Hellenismus den Brauch der Gebetsostung
übernommen und die damit verbundene Ost-West-Aus-
richtung des Kirchengebäudes? Ftichtete sich aber das
Gebet der alten Volker an die aufgehende Sonne, so gilt
die Bitte der christlichen Gemeinde dem nSol salutisria,
Christusf vDaher gehören die Himmelsrichtungen als
24
die elementarsten Kategorien Iür Raumgliederung und
Zeiteinteilung unabdingbar zu den bedeutungshaltigen
,res' in der Tradition der Liturgieauslegungf
In dem 1408 begonnenen Ostteil der Salzburger Stadt-
pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau, der heutigen Fran-
ziskanerkirche, wird die Anschauung vdes Lichts, das
aus dem Osten kommtrr, durch eine in die Hauptachse
der Kirche gesetzte Mittelsäule vgl. Abb. 24 radikal
abgeschwächt. Diese Tatsache, die von den Gläubigen
kaum und von den die Kirche durcheilenden Touristen-
strömen erst recht nicht bemerkt wird, hat in der kunst-
geschichtlichen Forschung eigentümlich spät und
nur in formengeschichtllcher Hinsicht Beachtung"
getunden. Was verwunderlich ist, widerspricht doch
17
diese Mittelsäule zutiefst allen Grundforderungen des
abendländischen Kirchenbaues. Denn wir sind
gewohnt, den Raum, um uns zu worientierenu. aus der
Mitte heraus zu erleben. die Hauptachse des Baues
immer und stets überschauen zu können. Dies verhin-
dert jedoch die Säule, die die Mitte sperrt.
Wohl gibt es im mittelalterlichen Sakralbau gewölbte
Einstützenraume, deren Prototyp im antiken Rundraum
mit Ringtonne zu finden ist; der Bestimmung nach sind
es aber meistens sepulkrale Raume wie Karner oder
Unterkirchen. Manche Forscher' haben solche Räume
aus dem Holzbau ableiten wollen, übersehen aber. daß
hier bestimmte Wölbungstypen. die sogenannten
Schirmgewölbe, entwickelt wurden. Allen Schirmge-
wölben ist gemeinsam, daß sich die Wölbung nicht kon-
zentrisch vom Außenrand her gegen die Mitte des
Raums oder Jochs entwickelt. wie wir dies bei den her-
kömmlichen Wöibungstypen Kreuzgewölbe, Tonne
oder Kuppel beobachten können, sondern zentrifugal
aus einer Stütze in der lotrechten Mittelachse des
Raums. Nicht die Wand. sondern die Stütze bringt hier
die Wölbung hervor! Es leuchtet ein, daß damit zugleich
einstrukturelles Prinzipgesetztwurde. das. konsequent
durchgeführt, zu revolutionären Kirchentypen führen
mußte."
Die für unser Beispiel so wichtige Verbindung von
Schirmgewölbe und Hallenkirche war im späten
14. Jahrhundert durch eine irErfirldungu Peter Parlers
möglich geworden dem sogenannten Netzgewölbe.
wie es zum erstenmal in der Tordurchfahrt am Altstad-
ter Brückenturm in Prag ausgebildet ist. Knapp nach
1370 konzipiert und vermutlich um 1385 vollendet, sind
hierim ersten Auftauchen bereits alleGrundsatze eines
idealen Netzgewölbes verwirklicht Es ist aus einem
Quadratentwickelt,alleRippenschneiden einandernur
in Winkeln von 45 odervon 90 Grad und esgibt nur noch
drei Formen von Gewolbeteldern, rhombische, drei-
eckige oder quadratische?
Der künstlerisch wie technisch interessanteste Bau
Peter Parlers neben seinem Hauptwerk. dem Prager
Veitsdom, ist der Chor der Bartholomauskirche in Kolin
Abb. 25. inschriften überliefern den Urheber, die Bür-
gerschaft derStadt, und den Beginn des Baues 20. Jan-
ner1360.Parlerentschied sich hierjedcch nicht fürdas
vklassischerr Schema eines Kathedralchors wie beim
Veitsdom. sondern für eine rrantiklassischeu Variante
mit Dreistrahlgewölben im Chorumgang, wie sie von
den Zisterziensern in mehreren Etappen in Mitteleuropa
ausgebildet worden war Sedlec um 1300. Zwettl 1343,
Kaisheim 1352i" Nebenbei sei bemerkt, daß der pla-
nende Architekt der Salzburger Stadtpfarrkirche den
1343 1383 geschaffenen Chor der Stiftskirche Zwettl
gekannt haben muß, da hier wie dort die eingezogenen
Strebepfeiler am Polygon keilförmig zulaufen. um die
Rechteckform der Chorkapellen wahren zu können.
Selbstverständlich gehört zu den unmittelbaren Vorstu-
fen für Kolin auch die Heilig-Kreuz-Kirche in Schwa-
bisch Gmünd. Aber Parler ging in Kolin über alles frü-
here wesentlich hinaus. da erzum erstenmal alle Joche
des Chorumgangs durchlaufend mit Dreistrahlen,
genauer mit einem Springgewölbe wölbte und damit
einen Pfeiler in die Hauptachse des Chorhaupts rückte.
DieshatlezurFolgedaß im Obergadennichteinzentra-
les Fensternach Osten, sondern ein Mauerpfeiler in der
Mittelachse steht die Konsequenz daraus hat der
bedeutendste Mann aus der nMeisterklassex Peter Par-
Iers 1408 in Salzburg gezogen, mögen die Forscher nun
darüber streiten, ob dieses Genie Hanns von Burghau-
sen oder Hans Stethaimer geheißen hat,
Nicht zu übersehen ist, daß auch in Salzburg den Auf-
trag die Bürgerschaft der Stadt erteilte. ln der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts war die Finanzkraft der
Salzburger Kaufleute bedeutend gestärktworden 1359
zum Beispiel hatte Martin Autner die erzbischöflichen
Einnahmen aus den Tauernbergwerken gepachtet,
1402 legte Ulrich Samer 12.000 Gulden nach heutigem
Wert immerhin rund 19 Millionen Schilling langfristig
bei der venezianischen Staatsbank an, allein im Jahre
18
141 führte Martin Öder Waren im Wert von 10.000 Du-
katen aus Venedig durch Friaul nach Norden." Dem
damals einsetzenden und 1511 mit der Verhaftung
des Stadtrats durch den Erzbischof unwiderbringlich
beendeten Traum von einer mit den Privilegien der
Reichsfreiheit ausgestatteten Stadt Salzburg wararchi-
tektonischer Anspruch zugesellt worden Am 22. März
1407" erwarben wdie Bürger von Salzburgrr Haus und
Hofstatt der Patrizierfamilie Kautzl und errichteten dort
ihr neues Rathaus mit Zinnenkranz und Turm, ganz im
Stil der Palazzi der oberitalienischen Sladtrepubliken.
Ein Jahr später erhielt vStethaimerrr den Auftrag zum
gesamten Neubau der Stadtpfarrkirche." In einer
genialen Synthese hat er die Koliner Konzeption seines
Lehrers mit dem Typus der spaitgotischen Hallenkirche
verschmolzen als Ostabschluß einer dreischiffigen
sechsjochigen Halle von der nurder Ostteil ausgeführt
wurde pflanzte er in das Zentrum und den Drehpunkt
des Chores ein Rautenschirmgewölbe Abb. 24 und 32,
das den gesamten Innenraum überzeugend und macht-
voll beherrscht Laut ursprünglicher Planung waren bei-
derseits des Mittelschiffes jeweils sechs Säulen ange-
ordnet. dazu gesellt sich die dreizehnte Säule in der
Hauptachse.
Hier scheint es nun angebracht, den interessanten
Bereich ßMittelalterliche Architektur als Bedeutungs-
tragerw zu betreten, dem Günter Bandmann so eindring-
liche Forschungen gewidmet hat. nDie Kirche ist nicht
nurAbbild, sondern Wirklichkeit des himmlischen Jeru-
salem, indem die Einzelglieder das als Wirklichkeit
gegebene Sakrament und die Reliquien ausdeuten, zur
Anschauung bringen. Die Auffassung des Kirchenge-
baudes als Himmelsstadt darf für das Mittelalter als all-
gemeinverbindlich angesehen werden. So können die
Stützen der Kirche die Apostel oder die Propheten per-
sonifizieren, die das Gebäude, den Gottesstaat tra-
gen Schon Eusebius sagte bei der Einweihung der
Basilika von Tyrus, daß die zwölf Säulen, die die Kuppel
tragen, die zwölf Apostel darstellen"; Nachweise der
Bedeutung der Säulen einer Kirche als Apostel sind
genügend veröffentlicht werden." Bandmann wirft im
weiteren die Frage auf, ob die allegorische Interpreta-
tion bewirken kann, das als Metapher herangezogene
Ding wabzubildenir? nln einer Richtung kann diese Frage
von vornherein bejaht werden Dem Bauglied kann die
die Bedeutung abbildende Form angeheftet werden.
Sotragen dieSäulen an gotischen Portalen die Figuren,
diesie bedeuten. Noch im Jahrhundert begnügte
man sich damit. nurdie Namen vcn Heiligen aufdie Säu-
len zu schreiben oder durch Einlegen von Reliquien sie
in ihrer Realität zu steigern. Die einfachste Lösung
finden wir am gotischen lnnenraumpfeiler, die auf Kon-
solen stehenden Flguren werden den Stützen ange-
heftetnr"
Gesetztden Fall. dem Architekten der Planung von 1408
türdie Salzburger Stadtpfarrkirche seien solche Gedan-
ken nicht fremd gewesen. Dann ist es doch erlaubt,
zumindest einige Fragen zu stellen Wenn man die Mit-
telsaule dieser Kirche nicht in dem Sinn auffaßt, daß sie
"das Licht, das aus dem Osten kcmmtr, abschwächt
oder stört, sondern daß sie selbst von diesem Licht
umflossen wird? ist es da wirklich unwichtig, daß in den
drei Hauptkirchen Salzburgs die Säule. wdie die Kirche
trägt-r. immer mit einem Marienaltar eine wesentliche
Einheit bildet beziehungsweise sicher gebildet hat hier
in derStadtpfarrkirche, im südlichen Querhaus des mit-
telalterlichen Domes wie wir genau aus Urkunden"
wissen, und schließlich in der Kirche der Benediktiner-
abtei St. Peter, deren Gnadenblld keinen anderen Na-
men trägt als den wMaria Saum Bisher hat noch nie-
mand eine Verbindung von rMaria Saulr hergestellt zur
xMadonna na Slllpiu in der 1360 durch Kaiser Karl IV. ge-
gründeten Servitenkirche in der Prager Neustadt", zur
rrNotre-Dame du Piiierir der Kathedrale von Chartresm.
zur Schutzpatronin aller Spanisch sprechenden Völker.
zu irNuestra Senora del Pilarw in Saragossa." Wenn die
geplanten zwölf Säulen der Salzburger Stadtpfarrkir-
che die zwölf Apostel bedeutet haben können, warum
Anmerkungen 26 Anm. s. Text S. 17
Zum ganzen Komplex ausführlich Klaus Gamber, Conversi ai
num, Die Hinwendung von Priester und Volk nach Osten bei di
iefer im und 5. Jahrhundert. in Römische Quarfalschriil für
che Altertumskunde und Kirchengeschichte, 67, 1972, S. 49
aller älteren Lit, Ferner, Ftudoli Sintrup, Die Bedeutung de
schert Gebärden und Bewegungen in lateinischen und deutsch
legungen des 9. bis 13. Jahrhunderts Münstersche M11
Schritten B137, München 1978. 224'234
Barbara Maurmann, Die Himmelsrichtungen im Weltbild des
ters. Hildegard von singen, Honcirius Augustodunensis und
gutorem Munstersche Mittelalter-Schriften Hd. 33, Munche
129.
Erich Bachrnann. Die architeklurgeschichtliche Stellung deri
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Heft 9A 14. Alkmar von Ledebur, Der Chorrriiitelpiei
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chen 1977.
Zum Problem Walther Buchcwiecki, Die gbtischcn kircher
reichs, Wien 1952, S. 137 144, mit aller älteren Llt
Bachmann wie Anm, hier S. 11.
Gdtl Fehr, Die Wnlbekunst der Parler, in. Katalog derAusstellu
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Zur SalzburgerWirtsctiartsgeschiche im Spafmitteialter Fritz
Heinz DOpSCh ed. Geschichte Salzburgs, Ilt, Salzburg 191
557 mit Anm. -41B,
11 Originalurkunde im Stadtarchiv Salzburg
Zur Baugeschichte vgl. den Beitrag von Friedrich Kobler in
Heft
Günter Bandmann, Mittelalterliche Architektur als Bedeutung
Berlin 91978, S. 65 S7.
Max Schlesinger, Symbolik in der Architektur. in Zeitscl
geschichte der Architektur, 4. 1910, S. 217 31 und BO-l
.82.
Julius viJriSchlbsscr, Schriitquellen zurGescnichtederkarolini
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bäudesuridseinerAusstattung in der Auffassung des Mitteialte
burg im Breisgau. 21924, hier 134. Werner Haftrnann, USS
wie Säulerimonument. LelpzigIBerlln 1939. hier s. es. EI
Hempel, Der Fieaiitaischarakter des kirchlichen Wandbildes in
alter. in Kunsthlsforlsche Studien Festschrift fur Dagobe
Breslau 1943, 5.106 120. hier 107.
Bandmann wie Anm. 14. hier 75 und B0.
Messen- und Lichterstiftung des Erzbischofs Friedrich von Leil
Salzburger Ddm Vbm 1B. Februar 13352 in columpna proxir
aliare sancti Thdme altarerri. .virgiriis Marie de novoi
mus seu cdnstruximus voller Text der Urkunde in' Sal.
Urkundenbuch, 1933, Nr. 349 auf S. 410-415
Leander Heimli Die Servilenklöster Maria Verkündigung
Michael in Prag. in. Mitteilungen des Vereinsfur Geschichte
schon In Böhmen. 51, 1913, 118-123.? Erich Bachmann.
tung und typengeschichtliche Stellung der Prager Servitenkiri
slupik, In Alma Mater Pragensis. Muncnen 1953, Heft
18 8-12. Jan Svatek, Organisace rehclnich instituci
zernlbn peöe iejich archivy, lrtI Sbdrriik archivnlch praci.21
S. 503 624.
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Chartres 1955 11965. S. 35 63
Nazario Perez, Apuntes histbrlcds de la devocion Nueslra S61
Pilar de Zaragoza. Saragossa 1930. Rrbardo der Arco. Ei Tel
Nuestra Sericre del Pilar en ia Edad Media, Saragossa 1945
Wenzel. Patriarch von Antiochia und römischer und böhmische
ier, verlieh am 1B. 3. 1400 auf Bitten Heinrichs von Rosenb
Georgskapelie In der Burg Krumau 40 TageAblaß und fügte bei
rum accepimus, quod in capelia castri praescripti Crumpnav
puichro opere irnago Vlrginis Marie glbriose. ad quam fideles
davotionis habere noscuniur rr Zitiert nach Rudolf Hönlgschn
Entdeckung der Krumauer Madonna. in' Alte und moderne
1962, Heft 62163 unter Notizen auf'S. 51 52.
Einen sorgfältigen und ausführlichen Literaturbericht zum si
Forschung über die Schönen Madonneri gab Wolfgang von St
Katalog derAusstellung i-Spätgntik iri Salzburg Plastik und
weiser. Salzburg 1975, s. 43 4a.
sieinguß. fragmentierte ursprüngliche Fassung, 10a cm;da.
Hahnl im Katalog der Ausstellung 1400 Jahre Franziskaner
Durgn, Salzburg 1973, Kai. Nr. auf S. 78 mit aller älteren Lil
Dazu Theodor Müller in! Kunstchrcnik 1G, 1963, S. 287
Theodor Muller. Plastik, in Katalog der Ausstellung riEuroi
Kunst um 1400-, Wien 1962, S. 306- 307.
olin. Bartholomäuskirche. Innen-
msicht des Chors nach Osten
nicht die dreizehnte, die in der Hauptachse, Maria,
der Sonne umkleidetu Apk. 12.1, umgeben von
"Licht, das aus dem Osten kommt" und von makel-
Schönheit vtota pulchra es, amica meau Cant.
ien nicht selbst die Zeitgenossen der Jahre num
0a die Marienstatuen ihrer Zeit als npulchra
rau". als schöne Werke bezeichnet vdein schön
chön tiberschöneta heißtes in einem Marienlied des
inchs von Salzburgrr." Daß sich auch im Salzburger
nziskanerkloser, gewiß aus altem Bestand der Plarr-
he. eine "Schöne Madonnan Abb, 26 29 erhalten
wird uns noch beschäftigen. War auch sie, "um
0a entstanden in dem zur Feier des Gottesdien-
stes freigebliebenen alten Westteil der Stadtpfarrkir-
che ähnlich jener Marienstatue vde Pragw aufgestellt,
die auf einer marmornen Säule in der Mainzer Domini-
kanerkirche standilzs
DieHinweise autsolcheAuffälligkeiteinerursprünglich
isolierten Aufstellung des Marienbildes bedingen
jedoch zum einen die Notwendigkeit einer Vielansich-
tigkeit solcher Skulpturen, bedingen ihre tatsächlich zu
beobachtende vollrunde Bearbeitung Abb. 26-29.
nDie Darstellungsweise dieser Statuen zeugt lür ein
neues Organ, den ragenden Wuchs der Gestalt vollrund
sichtbar zu machen und die Bewegtheit des Körpers In
das melodische Spiel einer malerisch reichen Gewan-
dung zu übertragen. Wenn man vergröbernd davon
sprechen kann, daß die Skulptur des 14. Jahrhun
in Verwendungszweck und Stil wesentlich architi
bezogen gewesen ist und daß sich dieses Momei
Projektion im Aufblühen der niederländischen und
schen Altarplastik im 15. Jahrhundert longesetz
dann scheint sich inderStatuarikder Zeit um 140i
neue ldealvorstellung zu realisieren, die in eine
gleichbarenWeise,wiewiresindergleichzeitigen
renaissanceplastik Italiens erleben, eine Autor
der plastischen Gestalt ankündigt. wenn auch
befangen ,in ordine tedescoiiw"
Die großen Neuerungen der florentinischen Fr
naissance, wie etwa die Ablösung der mittelalterl
Gewandtigur durch die vorn Verständnis iür den
nisch aufgebauten Körper her entwickelte Wiedergabe
der menschlichen Gestalt, sind was bis in diejüngste
Zeit hinein übersehen worden ist und worauf mit Recht
Manfred Wundram aufmerksam gemacht hat ebe-
reits im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts auf breiter
Grundlage vorbereitet wordentt." Und in bezug auf
einen anderen Kristallisationspunkt fürdie Entwicklung
derSkulpturhatWundramfestgestellt,daßdasAusgrei-
fen dreidimensional modellierten Volumens in den
Raum nbei gleichzeitiger Öffnung eben dieses Volu-
mens für den Raum ein konstitutives Phänomen aller in
den siebziger Jahren des 14. Jahrhunderts entstande-
nen Skulpturen der Prager Parlerhütte istti?"
Viele Erforscher der wSchönen Madonnentt haben der
Verwendung einzelner Kompositionselemente allzu
große Wichtigkeit beigemessen die absurdeste aller
der daraus entstandenen Ideen Ist die des itSchnellzug-
meistersrt von Karl Heinz Clasenx. Dagegen haben sie
der Frage nach der originalen Aufstellung dieser Skulp-
turen merkwürdig wenig lnteresse entgegengebracht,
was sich zum Beispiel in der Unsicherheit spiegelt, mit
20
der man Nachrichten über Aufstellungen der Alten-
markter Madonna interpretiert?"
Denn die vcllrunde Bearbeitung der r-Schönen Madon-
nentt und die oben angeführten Hinweise auf ihre auffäl-
lig isolierte Aufstellung" bedingen zum zweiten die
einstweilen noch nichtweiterzu behandelnde Frage, ob
alle diese Statuen überhaupt ursprünglich für einen
Altanlerband bestimmt waren? Zum dritten schließlich
implizieren sie die Möglichkeit der Umschreitbarkeit
dieser Skulpturen, gewiB nicht zu dem primären Zweck
eines ästhetischen Genusses, vielleicht jedoch aus
liturgischen Gründen. Naturgemäß sind solche Begrün-
dungen nicht in den twstatischemr Bereichen der Liturgie
der katholischen Kirche zu suchen wie vielmehr in ihren
vdynamischena, das heißt in Prozessionen etwa, im
vUmgängenr-t, nicht zuletzt in jenen Tendenzen, die für
die Entstehung des europäischen Theaters von so ent-
scheidender Bedeutung gewesen sind.
Schon bei einerersten Beschäftigung mit den reichlich
vorhandenen Quellen für das Gebiet des Erzbistums
Salzburg deren eingehende liturgiewissenschattli-
26- 29 Salzburg, Franziskanerklrche. itSchüne Madonnaw,
um 1410. Steinguß, mit Resten alter Fassung, Höhe 109 cm
Anmerkungen 27 37 Anm. 38 48 s. 23
MarifredWundrarn, Die Bedeutung iur Korper und Raum tiirdie Parier-
Skulpturin Prag undGrnund, in FerdiriandSeibt undwinlried Eberhard
ed, Europa 1400, Die Krisedesspatrriittelalters, Stuttgart 19645295
bis 302, hier S. 300.
Wundram wie Anm. 27. nier 296
Karl Heinz Clasen, Der Meister der Schonen Madorinen. Berlin 1974.
Dazu meine in Anm 72 genannte Arbeit
Müllerwie Anm. 25.
Die Lit. zurGescriicnre des Frorlleichnamsfestes bei Otld Nußbaum.
Die Aufbewahrung der Eucharlstie Theopharteta, Beiträge zur
Religlcrls- und Kirchengeschichte Band 29, Bonh 1979, hier 149
bis 174
Peler Browe, Die Verehrung der Eucrlarlstie im Mittelalter 'Muricheri
i933,'Romt967,hierS,141-154.
Mon. Ger. Script. tx, s. B38,
ZurAIten-Burger-Bruderschaft vgl. einstweilen Salzburger Urkunden-
bUCh l. Nr, 404. bzw, Nachtrag in lv. Nr, 404
DleStadtptarra Sslzburgwar im Spälmlttelaiteldem Dcmkapltel inkor-
pariert; der jeweilige Domherr, der die Pfründe der Stadlptzrre verlie-
rian erhietl, bestellte zur Ausübung der Funktionen daiur einen wNach-
prarrer. iwlßepläbiftusl Vgl Christian GrelnZ. DIE f. e. Kurie und das
Stadtdekarlat Salzburg. Salzburg 1929, s. 173 174
Damit sind die beiden gleichnamigen Filialkircneri im stadlleil jenseits
der Salzach gemeint.
Erschließung allerdings noch aussteht fallen
che iiunrömischeu Eigenheite auf. Nach der Ein-
Jng des Fronleichnamsfeste Anfang des 14.
hunderts und seiner raschen Verbreitung entstan-
zum Beispiel eigene Votivmessen nDe corpore Chri-
die als sogenannte Aussetzungsmessen während
ganzen Jahres an allen Donnerstagen außerhalb
Wonleichnamsoktav zelebriert wurden und die vim
mittelalter in Deutschland und Österreich zu den
ebtesten Volksandachten gehörtentt." Schon um
hatte Abt Johannes vom Benediktinerkloster
leter in Salzburg eine frühere Schenkung dahinge-
vermehrt. daß der Wochenpriester jeden Don-
tag eine Messe iiDe corpore Christin lesen sollte;
dings ist daraus nicht zu ersehen, ob damit schon
Aussetzung des Allerheiligsten verbunden war.
2h die Alte-Bürger-Bruderschaftas gestiftet, wurden
lonnerstäglichen Aussetzungsmessen in der Salz-
er Stadtpfarrkirche in besonders feierlicher Form
iert vErstlich daß durch den Mesner jeden Pfinztag
mers um und winters um mit dergroßen Glocken
ein viertel Uhr lang geleitet werde, S0 sich nun solches
Läuten vollendt. sollen ein iedlicher Nachpfarrerß.
Caplan, Cantor, sambt denen zweyen S. Andre und S.
Sebastian Althäreny Caplänen, auch alle Priester, so
in der Stadtplarrkirche gestiftte Mess haben, sambt
des obgemelts Nachpfarrers Schreiber, aines Stifts-
herrn zwen Schreiber und den vier Corporales oder
Schülern, so singend mit dem hochwürdigen Sacra-
ment gehen, von Stund an das sein. Dann soll der
Nachpfarrer das heilige Sakrament aus dem
Sakramentshäuschen" iAbb, 30 nehmen und auf den
höchsten Altar tragen, darnach aufheben und singend
mit den obbemelten Priestern und Personen tragend
umgehenundnachsolchemUmgangwiedera bemel-
ten Altar setzen, daraufhin den Antlaß, damit dieselb
Bruderschaft begabt, öffentlich verkündigen. Dann soll
das Ambt. so weylandt der Aufner selig", gestiftet.
durch gemelten Nachpfarrer oder Caplan mit der Orgel
gesungen und löblich volbracht werdemr" Hatte noch
Erzbischof Wolf Dietrich von Raltenau 1587 1611
gleich nach Beginn seiner Regierung zu der Donners-
29
tagsmesse der Stadtpfarrkirche die erzbischöfliche
hHofcantorey und Hofmusic verordnetrr", so hatte sein
Nachfolger Markus Sittikus von Hohenems im Zuge der
gegenreformaforischen Bestrebungen der von ihm
iiden 29. Juny 1613 fundierten Bruderschaft Corporis
Christi mit ihren purpurfarbenen Kuttentt" die mittel-
alterliche Priesterbruderschaft" und die Alte-Bürger-
Bruderschaft inkorporiert und ihr imJahre 1618die von
Wolf Dietrich begonnene und von ihm vollendete Salva-
torkirche in der Salzburger Kaigasse" übergeben; eine
iiretormierteir? Donnerstagsandacht wurde ab 1629'5
in der neuen Domkirche abgehalten.
Leiderwird hierwie in ähnlichen Zeugnissen dergenaue
Weg der Prozession nie beschrieben. Aber die vielen
Stiftungen in anderen Städten, etwa 1432 für die Stadt-
pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau in München"; oder
1423 für die Sfadtpfarrkirche St. Jakob in Straubing",
ihre reiche Dotierung und ihre stetige Bestätigung
durch Bischöfe, Kardinäle und Päpste" zeigen von
einer fast uneingeschränkten Zustimmung der damali-
gen Ordensgeistlichkeit und der Pfarrbevölkerung, sie
21
beweisen den wesentlichen Wunsch der Gläubigen, die
unverhüllte Hostie möglichst nahe zu sehen. Dies mag
dazu beigetragen haben, daß auch bei den großen Flur-
umgangen, bei den Bittgängen und sogar beim Wetter-
segen" die Eucharistie mitgetragen wurde. in der Mitte
des 15. Jahrhunderts waren diese Gewohnheiten in
Süddeutschland und Österreich so allgemein ge-
bräuchlich geworden, daß manche Theologen gegen
sie vergingen und sie abschaffen wollten im Gefolge
der Bestrebungen des Kardinallegaten Nikolaus von
Kuess", der die Meinung vertrat, die Eucharistie sei vals
Speise, nicht als Schaumittel eingesetzte worden",
klagte der Bischof von Lavant in seinen Vorschlägen für
das Salzburger Provinzialkonzil von 1456 sosehr über
die Häufigkeit der Bittgänge und der Donnerstags-
messenä, daß diese Kirchenversammlung es für rich-
tig erachtete, vdiese wunderlichen, in Wahrheit sogar
unzuträgiichen Gewohnheiten, die untergroßerTeil-
nahme des Volkes ohne Ehrerbietung und Andacht in
lächerlicher Weise mit Geschrei und ungewöhnlichen
Gesängen abgehalten werden, aufzugeben und zu til-
genir". Abgesehen von solch einfältiger Diffamierung
von Unerwünschtem beweist der in Anmerkung 53
zitierteOriginaltextn. ..euntis velequitanlisnßgdaß bei
den großen Bittgängen am 25. April und an den drei
Tagen vor Christi Himmelfahrt der Priester, der dabei
die Eucharistie in einer Bursa um den Halstrug, beritten
gewesen sein konnte; in solchem Fall begleiteten ihn
junge Männer aus der Pfarre ebenfalls zu Pferd?
Diese Möglichkeit des Reitens bei manchen Bittgangen
ist wohl die Erklärung für die oft weite Entfernung der
Orte, aus denen -nachgewiesen in einem Einnahmen-
verzeichnis von 149955 im Spätmittelalter Bittgänge
zur Salzburger Stadtpfarrkirche geführt wurden Lam-
prechtshausen, Berndorf, Bergheim, Köstendorf, See-
kirchen, Höglwörth, Kuchl, Thalgau, Fridolfing, Tittmo-
ning, Khay, Oslermieting, Waging, Petting, Otting,
St. Georgen an der Salzach, Halsbach, Vachendorf.
Ehrnstett, Hallein. Laufen, Abtenau, Ober-Alm, Rad-
stadt, St. Cyriak Pfarrwerfen, St. Veit im Pongau,
Teisendorf, Anthering, Siezenheim, Saizburghofen,
Lofer, Zeii am See, Saalfelden, Piesendorf, Taxen-
bach, Chieming und Grabenstätt, Die Geschichte der
Bittgänge allgemein und ausführlich hat darüber
Emil Joseph Lengeiing informiert" für den Bereich
des Erzbistums und insbesondere derStadtSalzburg im
Spätmittelalter harrt noch der Erforschung.
Mit der Erwähnung der Donnerstagsmessen und der
Bittgänge soll keineswegs gesagt werden. daß sie zu
ihrem Vollzug eine umschreitbare Marienstatue oder
eine ebenso umschreitbare Säule in der Mittel-
achse der betreffenden Kirche voraussetzen. Sie sind
nur Beispiele für liturgische Gegebenheiten, die zwar
unsheutigen hHaChkOTlZiliHTeHil, imAn-Schaulichen des
Kultischen so arm gewordenen Menschen sehr merk-
würdig erscheinen mögen, die aber für die wZeit um
1400" und ihren i-Erlebnisgehaltvr manches erklären
können. Die Bittgänge von Chartres zum Beispiel waren
weitum berühmt; neben wsigmair wurde auch stets ein
Drache mitgeführt, der vdragonnierri war ein vom Dom-
kapitel an Laien verliehenes Ehrenamt." Wenn nun bei
den spätmittelalterlichen Bittgängen in die Salzburger
Benediktinerabtei St. Peter zur nMaria Säulii ebenfalls
ein ndracorr mitgeführt wurde", so ist dies nur ein Zei-
chen mehr für die tiefe Verbundenheit der liturgischen
Gewohnheiten im mittelalterlichen Salzburg mit denen
im Gebiet des alten Gallien.
Martin Hattinger, 1584 1615 Abt von St. Peter in Salz-
burg", vermerkte in der von ihm verfaßlen und
geschriebenen Chronik seines Klosters nVom Jahre
1590 an wurden in der Metropolitankirche Salzburg
das Offizium divinum und alle kirchlichen Zeremonien,
die von Anfang an der Gewohnheit und dem Ritus der
deutschen und der gailikanischen Kirche ihrer Durch-
führung nach folgten, nun gänzlich abgeschafft und
nach dem römischen Brauch begonnnerm" Wenn
acht Jahrhunderte nach der durch die Befehle Pippins
und Karls des Großen bedingten aberkaumtatsächlich
22
befolgten Verdrängung der gailikanischen Liturgie
durch die römische" einem Salzburger Prälaten noch
voll bewußt ist, daß die liturgische Übung im Salzburger
Dom durch Wesenszüge eben dieser gailikanischen
Liturgie beeinflußtwar, so ist es selbstverständlichdaß
diese Eigenlümlichkeiten nicht unwesentlicher Natur
gewesen sein konnten.
Nach einem von Yves Delaporte veröffentlichten wLiber
ordinariusl" von Chartres fand hier im Chor der Kathe-
drale nach der Ostervesper ein Reigentanz der Dom-
herrn statt, der die siegreiche Auferstehung Christi fei-
erte."Anaioges wurde 1413 durch Kapitelbeschluß für
die Kathedrale von Sens festgesetzt, fürAuxerre ist aus
dem Jahre 1396 sogar die Regel überliefert, nach der
die Domherrn und andere Kathedralkleriker mit dem
österlichen Reigentanz in der Kathedrale ein Ball-
'll
via
an
um
r-n
In
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1x
spiel" verbanden, Damit soll nun gar nicht gesagt wer-
den, daß Salzburgs Domherrn nach der Ostervesper
getanzt hätten, Aber aus vielen Einzelheiten eines solch
reichen, ungemein sinnlich-dramatischen Festtagsle-
bens kristallisierten sich die geistlichen Mysterien- und
Volksschauspiele, alle die Advents-, Weihnachts-, Pas-
sions-, Oster-, Emmaus-, Fronleichnams- und Marien-
Spielefs
Für die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts ist, zuerst
wieder für den gailikanischen Raum. das Drei-Königen-
Spiel nachgewiesen, das sich innerhalb der am Hochal-
tar zelebrierten Eucharistieieier am Fest der Epiphanie
entwickelte." im Kölner Dorn zum Beispiel wurde es
durch Erzbischof Rainald von Dassel 1159-1167
Erzbischoßeingefuhrt,wieunsGillesvonOrval in seiner
um 1250ver1aßten Geschlchteder Bischöfe von Lüttich
berichtet wRainald setzte eine Festfeier zu Epiphanie
ein und vermachte dazu zehn Gulden jährlich. Sie wird
seitdem sehr feierlich begangen. Personen in königli-
cher Kleidung Iwohl Domkanoniker" stellen die Anbe-
tung der Könige dar, der Stern schreitet vor ihnen her,
alle Conventualkirchen versammeln sich, von den Gro-
ßen der Stadt werden die Reliquien der heiligsten
Könige auf den Schultern getragen, eine Messe wird
gesungen und es geschieht viel Kurzwell jljß" Hugo
Kehrer hatte schon 19085" darauf aufmerksam ge-
macht, daß die dabei von den Königen dargebrachten
Gaben nicht einfach auf dem Hoch-Aitar niedergelegt
wurden, sondern daß als sichtbares Zeichen fürdie Ent-
gegennahme eine Statue der Muttergottes mit Kind auf-
gesteiltgewesen sein mußte. Die Bedenken von Renate
Kroos, die mit dieser Statue gemeinte rrMailänder Ma-
donna?" wäre "doch schwer in eine solche szenische
Anbetung einzubeziehen-r", können an anderer Stelle
zerstreut werden." Denn alle Anzeichen deuten darauf
hin, daß diese Madonnenstatue in der Marienkapelle
des Kölner Domes" nicht, wie bisher von allen For-
schern angenommen wurde, an der Wand über der
Mensa des Marienaltares, sondern freistehend unter
dem für sie geschaffenen Baldachin auf einer Säule
oder einem Pfeiler aufgestellt war. Daß mit dieser
freien Aufstellung die nMailänder Madonnair ist voll-
rund gearbeitet auch ihre Umschreitung, auch ihre
Einbeziehung in ein szenisches vSpiela möglich war,
versteht sich wohl von selbst. Eingeengt durch formen-
geschichtlicheScheuklappen warenviele Forscherbis-
heraufeinervergeblichenSuche nach älteren Madon-
nenstatuen als "Prototypen" für die Schönen Madon-
nen. Bezieht man solche Suche jedoch auf die originale
Aufstellung dieser Skulpturen, so scheint hier ein sol-
cher wPrototyp-r gefunden zu sein. Kann aber eine Ma-
donnenstatue als wMaria-Säul frei in einem Kirchen-
raum aufgestellt gewesen sein, kann dies, so darf man
annehmen, in der Hauptachse dieses Raumes gesche-
hen sein,sokannwohlaucheineindieMittelachseeiner
Kirche gesetzte Säule, vdie die Kirche trägtr und der ein
Marienaltar iiangeheftetrt ist, Maria be-deuten.
In der direkten Nachfolge der Mittelsäulenkonstruktion
im Ostteil der Salzburger Stadtpfarrkirche und der der
gleichzeitig vorn selben Baumeister erbauten Heilig-
Geist-Spitalkirohe in Landshut" war man in dem
Gebiet beiderseits der Salzach-lnn-Linie so weit ge-
gangen, aus dem Prinzip der Verbindung von Schirm-
gewölbe und Hailenkirche neue Sakralräume zu
entwickeln, die völlig singular in der gesamten abend-
ländischen Architektur sind und denen erst jüngst"
Norbert Nußbaum eine für ihre formale Entstehung auf-
schlußreicheArbeitgewidmethat.Essinddiesdiesoge-
nannten Dreistützenbauten, deren gemeinsames
Kennzeichen das Motiv eines in ein Hallenlanghaus ein-
gestellten gleichseitigen Stützendreiecks ist Während
zwei der Freistützen parallel zur Langhauswestwand in
den westlichen Teil des Kirchenschilfs gerückt sind, ist
die dritte als Mittelstütze nach Osten geschoben, wden
jenseits der westlichen Freistützen verbleibenden
dominanten Raumteil des Langhauses um sich zentrie-
rendi-Yö Man hat also ähnlich wie der Einstützen-
raum nichts anderes wie eine verselbständigte Raum-
sphäre um einen vSchirm-r ist gewissermaßen weinen
Dreistrahl zu einem selbständigen Sakralbau erho-
benu". Es handelt sich bei diesen wDreistützenbauten-i
fast ausschließlich um Pfarrkirchen Neben der Bürger-
spitalskirche in Braunau am lnn die doch auch einer
i-Pfarreir diente um die in Anger Obb,, Berg im Drau-
tal, Burgkirchen am Wald Obb., Eggelsberg
Frankenburg OÖ., Hochburg OÖ., Laakirchen O0
St. Pantaleon NÖ, Schnaitsee Obb., Tacherting
Obo und Tettenweis Ndb.. Zu der Ausführung eines
Dreistützenraumes in Kärnten ist zu beachten, daß die
Pfarre Berg bis zur Säkularisation stets Mensalpfarre
des Salzburger Domkapitels war. Dies könnte eine
erste Spur in der Frage nach dem theologischen Hinter-
grund dieser auch liturgiegeschichtlich hochinteres-
santen Bautengruppe sein Slellte doch das spätmittel-
alterliche Augustinerchorherrnstift des Salzburger
Domklosters stets den Salzburger Stadtpfarrer,
gehörte der spätgotische. im 18. Jahrhundert DEUSQS"
Salzburg, Franziskanerkirche. Sakramentshäuschen 1446
datiert in der nördlichen Lsibung des Chnrbogens
Eggelsberg, Pfarrklrche, lnnenansicht gegen Westen
merkungen 38 56 Anm. 38 48 s. Text S. 21
m. 57 85 s. S. 24
Das bei der Restaurierung der Franziskanerkirche ln den Jahren 1951
bis 1955 aurgefundene Sakramentshausctlen gehörte nicht, WIEThGO-
dor Hdppe In selnern Ftestaurierungsberichtin. Ost. Zeitschrittf. K. u.
Denkmalpflege e. 1955. 99 mit Anm. annahm, zu einem während
der eairzeii des gotischen Chores ausrirlisweise aulgeslellten Hochal-
tar. der an einer das Langhaus von der Baustelle trennenden provisori-
sehen Abechlußwsndstand, 144Edatiert,wurde eszusammen rnitdem
darnels fertiggestellten cndrbdgen geschatlen, rider erst in Angriff
genommen werden war, als die Erweiterung des Hallenraurvles nach
demEntwurtdes Hannsvon Burghausenendgültlg aufgegeberiworden
waru Jan van der Meulen, Die baukünstlerlsclle Problematik der Salz-
burger Franziskanerkirche, in! ÖZIKD, I3, 1959, S. 52 59, hier S. 57
Das Sakramentshäuschen erfüllte seine Funktion vielmehr bis 160
damals hatte Erzbiscnol Wdlt Dietrich von Raitenau uauf den Hoch-
Althar in der Ptarr einen schönen vergulden khunStliCherl Tabernackl
zu dem hochwürdigen Sacrament machen lassen, welcherrabernsckl
an die G00 Gulden selle gestanden haben, denn vormals ist das hoch-
wurdlgSacrarnentan einem unachtsamen Ort gleich oberhalbderStie-
gen gegen dem Prodigr-siuei iibergestandenrlucsi. 13, 1073, Nr. 159
au! s. 90, Fur die Lage dieses Sekrarrientshätuschens war WOhl die
Nahe zum r-"ragrneß-Aliar- ausschlaggebend, worauf an anderer Stelle
ausführlich eingegangen wird
Martin Aufner, ein Enkel des gleichnamigen, im Text oben bei Anm, 11
genannten Salzburger Kaulmanns, übergab arri i. April i4D7Konsl-
storialarchiv Salzburg. ou 40 an den salzeurger siadiplarrer das
Gut Obertanigstetten am Heileerg, damit der Stadtplaner rund alle
sein nachkommen all Wochen an dem ptincltag in der pfarr das ampt
singen sullen vOn ediesleieriennern.
Johannes Slairihauser wiederholt rnit diesen Worten in Seiner 1B!!-
Schreibung aller Khirchen, so in der Statt Salzburg zu linden von
1593Handschrlfi Nr. Hri 438GB! Prleslerhausbibliorhek Salzburg, hier
s. 542 lasi buchstabengetreu den enlsprechenden Teil einer Original-
urkuncfevom 2B. Juli i509Konsistorialarchlv Salzburg. OU 507. mit
der Dr Johannes Prarner, Domherr und Stadtplaner zu salmurg, mit
Wissen und Willen des Erzblschuls Leonhard VOn Keutschach die Er-
neuerung der Stillung der Dcnnersiagsprozesslon in derStadtplarrklr-
che durch die Alle-Burger-Bruderschali beurkundet
Johannes Stainhauser wie Anm. 40, hier 644.
Lorenz Hühner, Beschreibung der Stadt Salzburg, 1792. 266.
Zur Priesterbruderschelt Vgl; Christian Greinz wie Anm. 36. hier
S. IBS- 190.
Zur Saivatorklrcne Johannes Graf Moy. Beitrage zur Geschichte des
r-Neubaues In Salzburg, in MGSL 109, 1965, S. 185 220, hierS. 212
bis 217
Dazu MGSL 13, 1571330, als Anmerkung Zu Nr 40.
Monumente Bolca 20, 181 Nr. CCV aufS. 254 255. Peter Pfister
und i-lanenarviisch, Die Frauenklrchezu München, München 1983, hier
l1.
Urkundenbuch derStadtSiraubing, 191 W191i, hier Nr. 32631115. 263
bis 264.
Vgl. Bestätigungen zu der in Anmerkung 40 genannten Erneuerung
derStiftung der Donrierslagprozession in der SalzburgerStadtpfarrklr-
che durch Erzbischof Leonhard von Keutschach vom 18. Oktober
1509fKons a. 8., OU A365. biBernsrdin, Kardlnaibischofvon Frascati
undpapstllcher Leget In Deutschland, bewilligte am 5.Augusl1508der
AIten-BiJrger-Bruderschaft, die Donnerstagsämter vor auscesetzlem
Allerheiligsten anstatt wie bisher an dem dem hl, Petrus geweihten
AltarderBruderschalinun am HochaliarderStadtptarrkircheabhalten
zu dürfen kdns. s,. ou 3er. Papst Jullus ll gestattete am ls,
Februar 1509iKdnS. 5., OU 505 der genannten Bruderschaft, die
Donnerstagsprozession im Falle einer Verhinderung ausnahmsweise
am vorhergehenden MittWOCh zu halten und verlieh am März 1509
KOns. e.S ,OUA506tl.lrdle MltteiervOn Prozession undAmt genannie
Ablasse,
Dazu Browe Wie Anm. 33, hier S. 123 -134.
lgnazZiberrnayr. Die Legatibn des Kardinals Nikulausvon kuesunddle
Ordensreform in Salzburg, Mirnsrer. 1914,
Brcrwe wie Anm. 33, hier 170
Florian Dalham. Concilia Salisburgensis, Augsburg was. 235; altem
urevidearur quod sacramentum eucharistiae norl liai nirnis edrnrnune,
quialerrlisquintispercertos deferturpubllcecumprocessione perecc-
lesias et circuites In ecclesiis absque Iicentia superiorum. Et hDC idem
fita rellginsisterllsquinlls. perhclc attrahentespopulum et impedientes
iura parochlalia
Dalham wie Anm. 52, hier S. 2392 altern dignetur Sacra Synodus istam
mirabilem, imo revera insanarn consueiudinem imrnutare et delere,
gue in quibusdam psrdeniis die Hesurrectlunls Durninicae mane vene-
rabitis Sacramentum manibus presbyteii euntis vel equltantls,
adiundia sibi plebeslrie reverentia et devntione. rnDdO quodam ridiculd
clamorlbue et cantibus insolitls per circulium oarochlae detertuu
Ludwig Andreas Velt, Volksfrommes Brauchtum und Kirche im deut-
schen Mittelalter, FrelburgIBr. 1936. hier S. 106
Kdnsisturialarchlv Salzburg, Franziskanerkirche. Oeconomica 5170.
Emil Joseph Lengeiirig, Die Bitiprozesslorlen des Domkapilels und der
Pfarreien der Stadt Münster vor dem Fest Christi Himmelfahrt, in'
Monasterium Festschrift zum siebenhundertjahrigen Weihege-
ddchtnis des Paulus-Domes zu Münster. Munster 1965. 151 220,
olid von walipach Die Verehrung des allerhelllgsten Altarsakra-
menlee in ger Erzdiözese Salzburg, Salzburg 1912i gab nur dberiiserr-
lieh einen Uberbiick über die iheophorlscnen Prozessionen in Salzburg
zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
31
räumten Bau der Pfarrkirche Großgmain mit seinen
sieben Säulen ursprünglich nein treues Abbild der Fran-
ziskanerkirche in Saizburgrr" zu dem Augustiner-
chorherrnstift St, Zeno bei Fleichenhall, war Hochburg
sowie die Stadtpfarre und damit die Spitalskaplanei in
Braunau dem Kloster Ftanshofen, Anger dem in Hügel-
wörth inkorporiert. Ist es damit zusammenhängend
wirklich nur Zufall, daß die Bestrebungen des schon
erwähnten Kardiriallegaten Nikolaus von Kues um die
Durchführung der riRaudnitzer Fteformir in den Augusti-
nerchorherrnstiften der Salzburger Kirchenprovinz in
den genannten Klöstern scheiterten, daß sich die Kano-
niker des Salzburger Domstifts am 4. Februar 1451 an
Papst NikolausV. mitderBittewandtemermögesie von
der Durchführung der Reformbestimmungen befrei-
en", daß nweder in Ranshofen und Reichersberg noch
in St. Nikola die Anordnungen derCusanischen Kloster-
reform befolgt wurdenir?" Die Baugeschichfe aller die-
ser Kirchen kann hier nicht im einzelnen behandelt wer-
den; Norbert Nußbaum hat die gesamte Literatur dar-
über sorgfältig zusammengestellt." Aber Ist es wie-
derum nur Zufall. daß durch gewisse gegenreformati-
sche Tendenzen und durch analoge Bestrebungen im
19, Jahrhundert die Mittelstütze in der Hauptachse der
Kirchen von Anger. Braunau, Berg. Hochburg, Schnait-
see und Tacherting nach entsprechenden Veränderun-
gen des Gewölbes entfernt worden ist? Sie sei näm-
lich nunpraktischk meinten jeweils die Pfarrherrn.
Die Braunauer gerspitalskirche warwie die Kirchen
dergleichen Funktion in Landshut und in Meran-auch
diese mit Mitlelsäule" dem Hi. Geist geweiht. In
Braunau entsprachen dem Hauptpatrozinium und den
beiden Nebenpatrozinien Maria bzw. ZwölfApostelidie
Patrozinien des Hochaltares im Chor und der beiden
Nebenaltäre in den Seitenapsiden. Haben auch die drei
Stützen dieseirBede-utungri? Norbert Nußbaum stellte in
dem, irGedanken zur lkonologier überschriebenen.
Kapitel seinerArbeit fest, daßdie Braunauer Bürgerspi-
talskirche in ihrer uns überkommenen Gestalt keine
unmittelbar programmatischen lnterpretationshilfen
biete, ndie zu einer Benennung zeichenhafter Bezüge
der Bauformen Anlaß und Anleitung geben könntenri, da
von iider Bildersprache des ehemaligen Inventars, der
Fensterverglasung und einer Freskierung der Wände
nichts zu vermelden istir." Nußbaum scheint die Suche
nach einersolchen wBilderspracherr nichtfürso notwen-
dig zu halten, da für ihn sowieso feststeht, daß die den
Bauformen auferlegten Sinngehalte in der Gotik irge-
meinhin spekulativen Charakters seien, weil sie nicht
auf rationale, jederzeit benennbare Zeichen verallge-
meinert sindri," Er nennt deshalb Deutungen für das
Spätmittelalter, die die vFormelri vom irdischen und
himmlischen Tempel wiederholen, ripopularisierendir"
und meint schließlich feststellen zu müssen nSelbSt
23
dort. wo die spätgotische Architektur zu einer anschau-
lichen Form lindet sici, sich auf die Ebene des Bildlia
chen begibt. ist sie weder der narratio noch des Abbil-
des iähigmß Was dann aber, wenn etwa in der Meraner
Heilig-Geist-Spitalskirche der vom Mittelpteiler aufstei-
genden Gewölberaute das Freskobild des Gnaden-
stuhis in Gestalt zweier bärtiger Männer, die den toten
Christus halten, iangeheftetu ist? Wenn bei derjüngsten
Restaurierung der Ptarrkirche in Eggelsberg wie die
SalzburgerStadtpiarrkircheoderdie Dreistützenräume
von Anger, Berg, Hochburg, Schnaitsee und Tacherting
eine Marienkirche an der gleichen Stelle wie in
Meran ein monumentales Fresku mit einer Darstellung
der Madonna mit Kind Abb. 31 freigelegt worden ist?
Wie weder vorher noch nachher hat in der Zeit der
i-Schönen Madonnenu die Baukunst nördlich derAlpen
mit dem Ostteil der Salzburger Franziskanerkirche und
den Dreistützenbauten Räume von solch traumhafter
Schönheit hervorgebracht Abb. 32 Das Licht bricht
sich in den rautenlörmigen Kappen wie in Facetten, die
Gewölbefüße steigen leicht und drucklos aus den
Schalten wie Fontänen. der Wöibungsgrund hebt und
senkt sich wie ein Gewölk der Ostteil der Salzburger
Frariziskanerkirche ist die Wirklichkeit des himm-
lischen Jerusalem. getragen von Maria und den Apo-
steln."
32 Salzburg. Franziskanerkirche. Gewölbe des Osttails
vom Dachboden des Langhauses nach Osten. Zustan
Anmerkungen 57 86 Anm. 57 84 Text S. 22. 23
Maurice Jusseiiri, De quelques oitices privilegies du chapitre de Char-
tres; LeDraqonnierdePEgiise deCtianres. in Mämoiies de iasOCiete
archeologlques dfutre-ei-Lcir, 17. Onanres 1949. 52 60,
Diesen wichiigeri Hinweis verdanke ich der Freundiiciikeii Herrn Ivo
V00 Pompers von der Stiiisbibiinthek St, Peter.
Pirmin Lindner. Proießbnch der Benediktineramei S1. Pewrin Salzburg.
in MGSL 45,111 Hatlinger s. 297 an
Martin Hatiinger, Ohrotiictin Monasierii Sancli Petri. episcoporum et
archiepiscopoium Saiisburgerisium usque ad avinum 1613 Hand-
sctiriitA 106er Slmsbibliüihek S1. Peter. hier i. 250'I IN 7100 ismpore
1590 in ecciesia metropoliiaria oificium divinum st omnes accla
siasiice ceremoniae, que pri is annis arctiispiscupatus primordiis
secundum consueiudinem et iitum germanicanim er qaiiicanarum
eccisiam observaium fuit. ex toto stirpe aboiiturri ei secumlum roma-
num usum peragi oepium iui
Joseph Andreas Jungmann, Missarurri Soiemnia, FreiburgIBr. W952.
hier Bd, l. 310.
Yves Delapurie, Uordinaire chanrain du Xiilsme Siecie Mämoiras
de In socleie areherJiOgique d'Eure-e1-L0ir. 19. Ohanres 1952153. hier
S. 112-1iBund255-257.
Werner BaischeleiMassini, Labyrimnzeichnungen in Handschriften,
in Codicea manuscripti. 197a, s. 23 64. hier S. 61.
Jan van der Meuisn und Jürgen Hohrrieyer. Chartres, Biographie de!
Kathedrale. Köln 1984, S. 198 mit aiien Nachweisen. In England
kannis man sbenialls den vüsierballl, in anderen O!1en gehauen das
kirchliche Baiispiel dem Weitinactiiskrais an E. K. Chambres. The
Mediervai Stage, vui., Oxford 190a.
Äibefl Brlrickrriarin, Liturgische und Volkstümliche Formen im geistli-
24
r1
chen Spiel des Mittelalters. Dussaldori 1932. Die Literatur zur Entr
siehung desTheaters im Spätmittelalier braucht hier nicht im einleinen
zitiert werden.
Karl Meisen. Die heiligen Drei Könige. Köln 1949, S. 60.
Zum Beispiel ist aus der Kathedrale St, Ansgar in Bremen aus dem
Jahre 1384 Dberlloiart nlnira evangelium summae missae per ires
canonlcos nosirus. reqio amiciu ac coronis et ornetu decoratos. imi-
iando moaum et iormam irlum beatorum regum cum munerihus suis
doiviinum Jiiesum Oriristum cum Marie maier eius visirare iaciemuss
Bremisches Urkundenbuch. ad. 4. 1586. S. 30..
H. J. Floss. DieUberiragurigderHeiligen Drei Könige von Mailand nach
Köln. Köln 1864, hier S. 45 und S. 94.
Hugo Kehrar. Dia Heiligen Drui Könige in Literatur und Kunst. Bde,
Laipzig 1906, hier i. S. 55- 57.
Herber! Rode. Der Altar der Mailänder Madonna, in Kölner Dumbiatt,
415. 1950. S. 30 64. hier S. 57.
Renate Kross. Liturgische Quellen zum Kölner Domchor. in Kölner
Dnmbiatl, MIJS. 1979I80. S. 35 204. hier 127.
Franz Waqrier, Zur ursprünglichen Ainmaiiung der rMailender
Madoririan. in Vorbereitung.
Zur rlumlichen Sliuliion vqL Roii Lauer. Das Grabmal des Rainaldvon
DBSSGI und der Baldactiin der Mailander Madonna. in Kaialoq der AUS-
slaliunq Nersctiwundenas lriventarium Der Skulpiureniund im Kai.
ner Domchor-r. Koln 1964. S. 1B.
Vgl, delu die Arbeit von Friedrich Kühler in dieser Zeitschrift.
Narben Nußheum. Die Biaunsuai Bürgerspiialskirciie und die späigo-
tlsctien Dreistützenbainen in Bayern uridösterreicn -ein raumbiidrie
riscties Experiment des 15. Jahrhunderts, Diss. UniV Köln Verbi-
11
ienilichungeri der Abteilung Arcriitekiur des Kurrsttiisiu
liisiiiutes der Universiiai Köln, Band 21. Köln 1932.
Nußbaum wie Anm. 75. hier S. 4.
Bandmann wie Anm hier S. 12
Buchowiecki wie Anm 7. hier 316.
Zibermayr wie Anm. 50, hier S. 74.
Woliram Ffihoda, Reictiersberg und die Raudniizer Fieiurm. in
derAussieiiungn900JatireStiii Raictiersberg -AugusiinerOii
mischen Passau und Salzburg Oberbsterreictiische Lani
Stellung 1984. S. 109- 119. hier S. 116.
Nußbauln wie Anm 75. hier S. 346 367,
Vgl. Kobier in dieser Zeitschrift
Nuiibaum wie Anm. 75. hier S. 138.
Nußbaum ebenda.
Nußbaum wie Anm 75. hier S. 192,
Nußtiaum wie Anm. 75, hier S. 193.
DaB der von Oslen ersten Säule zum südlichen Seilonschiii
Fresko mii der Darstellung zweier Sieinmeize nangehefiei
nur scheinbar im Widerspruch zu obigen Ausiührunqen. Den
warm es sich dahai iaisachiich urn ein lGedüchinlsbiid rur Ha
hairner und Steian Krumanauar- hanaein wurde wie Kuri
bergDie deutschen BaumelsterblldnissedssMiiralellers. Berl
hierS. 214 21Qmeintrsoisidoctieindeuiigeirilusammeni
einer ehemals darüber befindlichen. durch die schon im 19.
den begonnenen nFrailegungem des Naturstelnmauarwerks
ten Darstellung erkennbar dazu ausiütiriich mein in Arbeii belil
Auisatzüberdiemitielaiieriicha Aussiatiung aerSalzburqerFri
rierkirche.
Peter Wind
Die Kärntner Entstehung
des Miiistätter Sakramentars
Gregor der Große. ganzseitige Deckiarbenminiatur; Sakras
mentar von Miiistatt. Klageniuri. Landesarchiv, Cod. 6135.
Bl. 7v
Anmerkungen 20 Anm, 20 s. Text S. 26. 27
Die vorliegende Untersuchung basiert aui einem Vortrag, der irrl Fiah-
men des Mlllstätter Symposiums 22. und 23. 1984 au! Einladung
von Herrn UniV.-Pr01. Dr. F. Nikolasch gehalten wurde. Er wird hier in
etwas veränderter Form wiedergegeben. Der Inhalt der Handschrift
rand im allgemeinen kaum Beachtung, da darüber gesunden bei der-
selben Tagung Hoirat Dr. F. Unterklrcher sprach. Für das lreund-
iiche Entgegenkommen bei der Einsichtnahme in die Handschrift
danke Ich sehr herzlich Herrn Direktor Univ,-DOI. Dr. A. Ogris und
Herrn Dr. W. Wadi vom Karntner Larldesarchiv. Zur Beschreibung
derHs. Vgl. Eisier Nr. 15. S. 40 42und Menhardi2i 41'. -Zurkunstge-
schichtiichen Einordnung siehe Swarzenski 143 DamusiUnter-
kircher 291. Mazal 211.
143 i.
Nr. 15, S. 40.
Vgl DemusiUnterkircher 291 und Mazal 211.
Swarzenski 1431 Demuslunierkircher 291 Malal 211.
Dergesarnie Kalenderrst edlen im Anhang ll bei Swarzenskr innerhalb
einer synoptischen Zusammenstellung von Kalendanen aus Hand
schritten der Saizburger Schule. Die nekrologischen und astrologi-
schert Eintrage Lind die Konsekrationsdaien der Kirchen. die in der
Grundherrschaft von Millstatt liegen. sind nicht berücksichtigt
Vgl Wind 129, Anm. 5.
Eingetragen sind zum 29. MarzäirleGisilsrW monialisl. eineGertrut
zumaAprii undelneümerile zum 9. April. Sresindauch im Millstät-
ter Toienbuch verzeichnet vgl. Klsgeniuri, Landesarchiv, COd. G136.
Sie werden bei Eisier 41 lrn einzelnen angerührt.
Vgl Eisler 41 und Eisier, Domitian. 73, Elster nimmt allerdings an,
dsßdie Händschrilt selbst schon am Beginn des 12. Jahrhunderts ent-
standen sei.
ll DieszeigtdieBeobachiungdaitwohlimAriilphonaNS.iääinlchtaber
im Domstirttotenbuch vgl St. Peter. Cod IX 7. Bl. ßr eine Translatio
Benedlctl erwähnt wird.
Daß der Kalender und das Sakramentar unmittelbar zusammengehö-
ren und gleichzeitig entstanden, ergibt sich aus der Einheit der Schritt
Kalender und Graduale und den stilistischen Zusammenhängen zwis
scheu den Tierkreisbildern BI. 83V B9r und gewissen Zeichnungen
lrn Missale Bl. 12 und 258V selbst.
S. 150- 151. Vgl. die Edition bei DemusIUnterklicher 69- 7G.
Den Nekrolcgien von Bl. lr-ifir.Bi.17r-32v und Ei. 33rA48r ist
iewelis ein Domstillkaiendar zugrundegeiegi. zu Entstehung und
Lokalisierung vgl. Wind, Ddrnstilt, 192.
Er wird erst späterim Graduale der Peielsilauen St, Peter, COd.
IX iierwähnLAuch im Kaienderdes Michaelbeurer Breviers MDnV
chen, Bayer. Staatsbibi Cim 8271; Vgl. Klemm. Nr. 275 ist OdiIO
t1049VerZeicrinet.
DieserEintragiehitimAntiphonarwgLS.täöinlchtabelimToienbuch
vgl. Ei. 91, 25r oder 41r.
Amand lst In den genannten Saiziziurgsr Kalendarien jeweils zweimal,
namlich zum S. 2. und 20. lO genannt. im Anilphonar ist der 20. 10.
sogar als Feiertag ausgezeichnet S. 155.
Toienbuch. BI. 4r. und Antlphonar. 159
ZunennenwärenvorallemdieKalendaiienderKodizesi909und2682
der ÖNB in Wien. Das erste ist edler! bei Swarzenski im Anhang II
und daszweite bei Tdrnquist, C06, pai, Vlnd, 2532. Eine lriihmittel-
hochdeutsche interllnearversion der Psalmen aus dem ehem. Bene-
dtktinerstiit Miiislatt in Karnten Lunder germanistische Forschungen
LundlKopenhagen 1934, xlv- xxvl. Zur Auslegung vgl. Wind
115 117.
Balgezogenwurdenvor allemdie Kalendare ausder Hs. 325 Martys
roiugium mit Reguia Benedictl und Totenbuch von St. Larnhrecht, vgl.
Kern 185i dei UB Graz. Bemerkenswert sind diese Kalendarevnr
aiiern auch deshalb, weil sie schon das Joseisiesi zum 19. März Vgl.
Ei. 2r enthalten, das irTl allgemeinen erst viel Spatel auftritt Interes-
sant sind in dieser Hinsicht auch die Nachträge dieses Festes im nMill-
stattet Psaiterrr cod. 2652 der ÖNE Wien und im Kodex 3a der ue
Kiagenlurt gescnr. 116a, Herkunrt vermutlich Miiislalt Nachtrag.
Ende 12. Jh..
Der Kodex 6l35' des Kärntner Landesarchivs, ein
Sakramentar aus dem ehemaligen Benediktinerstift
Miilstatt, wurde seit Swarzenskfund Eisler" aus dem
Aniang dieses Jahrhunderts bis in die jüngste Verganv
genheif stets mit Salzburg in Verbindung gebracht.
Begründet wurde diese Einordnung durch die stilisti-
sche Verwandtschaft des Gregorbildes Abb. 1und der
Tierkreisbilder BI. 83v-89r; Abb. und mit den
Decklarbenminiaturen und den Zeichnungen des Anti-
phonars von St. Peter in Salzburg Wien. ÖNB. Cod. Ser.
n., 270O5. Auch der liturgische Kalender BI. 83V-
Ber", der das Transiationsrest des hi. Fluperius zum
24. SeptemberiBi. 87venthäit, schiendiese Herkunfts-
bestimmung zu bestätigen. Die Schrift des Sakramen-
tars und die lnitiaiornamentik wurden bisher allerdings
noch nicht untersucht. Sie konnten deshalb auch nicht
in die Frage der Lokalisierung einbezogen werden. Erst
neuere Forschungen am zeitgenössischen Salzburger
Skriptorium ließen gerade von dieser Seite aus Beden-
ken an der Ftiohtigkeit der traditionellen Zuweisung'
entstehen.
..v 92'",
Es ist daher notwendig. übereine erneute Interpret
desiiturgischen KalendersunddurchdieUntersuc
der Schritt und der gesamten künstlerischen Au
tung eine exaktere Lokalisierung der voriiege
Handschriit zu versuchen.
i. Der liturgische Kalender
Der oben erwähnte Salzburg-Bezug des Kaier
BI. 83V 89rergibt sich eindeutig aus derzweima
Nennung des hi. Flupertus. des Saizburger Bistun
trons, zum 27. MärzBi. 84vund 24. SeptemberBi
Translationsiest und der Enuähnung der hi. Erint
zum 30. Juni BI. 86r. Dab diese Vermerke nicht nt
Hinweis einer Integration in den Saizburger Diözr
verband verstanden, sondern als tatsächliche
kunftsbestimmung aus Salzburg aulgeiaßt WUi
ergabdie Beobachtung, daß regionale Vermerke
Nachträge dem ursprünglichen Kalender eingi
waren. So konnte man feststellen, daß die Nekroio
träge von Miiistätter Nonnena geringfügig später
die Weihedaten der zur Herrschaft von Miilstatt zäi
den Kirchen" überhaupt erst im dreizehnten Jahrhun-
dert nachgetragen wurden. Derselbe Eindruck wurde
sogar noch unterstützt durch die Ansicht Eislers, daß
die Erwähnung des in Millstattverehrten Herzogs Domi-
tian zum 5. Februar Abb. nicht der ursprünglichen
Kalenderlassung angehöre, sondern erst ein halbes
Jahrhundert später eingefügt worden sei.'"
Die Erwähnung der nTranslatio Benedictiw zum 11. Juli
Bl.86vkannzwarauchnichtdieeben geschllderteAul-
fassung entkräften, ermöglicht aber Insofern eine
genauere Eingrenzung. als sie auf eine Benedikti-
nische" Provenienz des Kalenders und der gesamten"
Handschrift schließen läßt. Man kann also annehmen,
daß das zu bestimmende Missale in einem Benedikti-
nerstift des Salzburger Erwistums geschrieben wurde
oder wenigstens für ein solches bestimmt war.
Will man darüber hinaus noch eine genauere Zuord-
nung erreichen, istzunächst ein Vergleich mit Kalenda-
rien zeitgenössischer Salzburger Handschriften erfor-
derlich, wie etwa dem des Antiphonars von St. Peter"
Wien. ÖNB, Cod. Ser. n., 2700 und dem des Toten-
buchs des Salzburger Domsliftes" St. Peter, Cod. lX
7. Dabei werden schon nach einer kurzen Gegenüber-
stellung wesentliche Unterschiede sichtbar. die im fol-
genden kurz zusammengestellt seien So lehlen in den
Salzburger Kalendarlen die Nennung des Cluniacenser-
Heiligen Odilo" zum 1.Jänner Bl. 83V, der Eintrag des
hl. Phoca" zum 14. Juli Bl. B6v oder die Erwähnung
des sonst nur in Freising verehrten Abtes Nonnosus
zum 2. Septemberi3l. 87V. Keine Entsprechung haben
in Salzburg auch die Festvermerke alttestame licher
Heiliger, wie der des Propheten Daniel zum 21. Juli
Bl. 86V, der des letzten Richters Samuel zum 20. Au-
gust Bl. 87r oder der etwas jüngere Nachtrag des
Festes des Propheten Jeremias zum 1. Mai Bl. 85V.
Abweichend gegenüber Salzburg ist aber auch die
Bewertung verschiedener Feste. So werden nur im
Kalender des Mlllstätter Sakramentars die Feste des
hl. Blasius3. 2..des hl. Marcus25. 4.; Patron von Vene-
dig, des hl. Apollinaris 23. 7.; Bischof von Ravenna,
des hl.Ägidius1.9.oderdes hl. Lambert17. 9.; Patron
von St. Lambrecht als Feiertagemotschrelbungeinge-
tragen.
Auf der anderen Seite werden im Millstätter Sakramen-
tar die fürSalzburg so bedeutenden Feste des hl. Aman-
dus" zum 6. Februar Abb. und die Translatio sancti
26
lkenlnrrlare am Eingang zum uraoualrell, Sakramenrar
Millstatt. Klagenfurt. Landesarchiv, Cod. 6135, Bl. 9r
lalen und VD Vere Dignum innerhalb des Hochgebe-
Sakramentar von Millstatt. Klagenfurt. Landesarchiv,
I. 6135, BI. 91r
rkungen 21 40 Anm. 20 s. S. 25
zeitgenössisches St. Pauler Kaiendar enthält der Cod. bibl. fol. 20
rder Stutiganer Landesbibllnthelr. Vgl. dazu Edition bei Swar-
rski, Anhang II und lnenkaui 255 259.
2r713v.- Der Kalender stimmt im wesentlichen rnll dem des vor-
enden Sakramentars überein Eingearbeltet in die ursprüngliche
ssung sind hier pedochdie Konsekralronsdaten der Kirchen. diasich
erhalb der Millslatter Grundherrschaft befinden.
an. ÖNB. Cod 19t19.Bl.1r.
rnkauf 255.
Festwird bei den Cluntacenserrl am 11. Mal gefeiert vgl. Grote-
Ordenskalender, S. 24.
ßAureliusnicrltlm Kalenderüiesi14.9.,sondernlrrl Benedlktlonal-
und im abschließenden Festregister genannt wird. hängt wohl mit
Vorlage des Sakramentars zusammen, da Aurelius weder in dem
St. Peter. noch in dem von Admoni aufschelnt. interessant ist
och. daß er im St. Fauler Kalender lrtenkauf 257 genannt wird.
Nohl auch Millstatt eine HirsauerGründung ist. wurde Sie zunächst
als solche gerührt, da Gaudentlus, der erste Äbt. ohne Zustim-
ng des Hirsauer Mutterkonverlts die Karntner Stiftung übernahm
l. dazu Weinzierl 331..
rCod. a. Vlll wurde inder Mlitedes 12. Jims in St. Peter In Salzburg
mhrieben. Hervorzuheben ist allerdings, deß die lnltielornamentlk
ht dem Salzburger Typus. sondern dem linearen Stil süddeutscher
brmklösier entspricht vgl, Anm. 124.
Beschreibung Vgl. Eisler. Nr. 12 und Menhardt. 208. Die Datis-
gandie Wende des Lund 12.Jh.sdürfte allardrngsnlcht zutreffen.
13 zeigt sich sehr deutlich an der ausgereiften Form der lnitialorna-
ntik. die Parallelen mit dem Salzburger Typus aufweist. Auffallend
der Zusammenhang vor allem beiden gleichmäßig korlluriertert.
lblstlrigen Endnlüterr der Splrairankerl. Eine Lokalisierung nach
zhurg ist auf Grund des urtümlichen Charakters der Schritt auszu-
fließen.
.Wlen. ÖNB. Cßd. 1909, Bl. IV, und Klagenfurt. Landesarchiv, Cdd.
Bl. 24r, -Zur Auslegung siehe Wind 115.
tl. UB, Cod. 325. Bl. 5r
ll. UB, Cod. 325. Bl. 3v.
20h wird im Jahre 994 VDn Aribo I., dem Großvater Arlbos II., dem
inder von Mlllsiatt, gestiftet vgl. P. Lindner. Monasticon. Salzburg
1a. rs r..
Den dem hl. Lambertus wurde von den Aribbnen auch der hl. An-
asals Patron bevorzugt. lhmwarderFrauenkonvenl von G65 Inder
ierrnark und Millstan geweiht. Vgl. dazu H. Ebner, Patrozinien-
te, in Aussiellungskatalog Romanische Kunst lrl Österreich.
rrris 1964. 2897 294. und Klebel. Carinthla 117 1927, 95 I.
Klebel, Carinthia 117 1927. 95,
rEvangelistMarcus scheint zunächst in der Legende derhll. Herma-
urid Forrunatustßap. n. als Patron von Aquiieia auf. Vgl dazu
Abdruck der Legende bei Egger. Carinthia 134 135 1947. 40
71H den Kärnlner Marcus-Patronaten siehe Klebel, Carirlthia 117
27, 105.
Nennung dieses Heiligen ist sehr unterschiedlich. da er im vorlie-
iden Sakramenrar als Foce Ei. 56V eingetragen, ln Salzburg
er als Focati Hs. IX 7. Bl. 91 bezeichnet wird Beim Vooatus Bl.
des Perg. Kodexeeaus derUBKiagenfurtkonnie essichumdanscl-
Heiligen handeln.
Verehrung dieser alttestamonrllchen Gestalten als Heilige wird
htbar durch die Aufnahme in das Merlolngium Basilius' II. vgl. PG
211. 431, 591.
.Klebel, Carinthia 117 1927. 134 136.
dazu die Bestatigungsurkunde durch Papst Alexander II I. aus dem
rre II77 A. Jaksch. Monumenta historicaCarlnthlae III. Klagen-
I1904. Nr. 1215.
Mällllll lLlIII 4. JUII Vgl. DI. UDV TIICTII QCFIKFIFIL
Obwohl Im einzelnen noch keine Beurteilung der ange-
führten Besonderheiten im Kalender des Millstatter
Sakramentars gegeben wird, zeigt schon deren Aufzäh-
lung, daß Salzburg als Entstehungsort des Mlllstätter
Sakramentars wohl auszuschließen ist.
Die Interpretation der oben angeführten Besonderhei-
ten im Kalender des Millstatter Sakramentars erfordert
allerdings eine Einbeziehung weiterer Kalendarien aus
dem Benediktinischen Bereich. Dazu bieten sich vor
allem die Kalendarien zeitgenössischer Handschriften
der Benediktlnerstifte Admont". St. Lambrecht" und
St. Paul" an, Als Parallele dient schließlich auch noch
der Kalender eines jüngeren Millstätter Sakramen-
tars" Klagenfurt, Landesarchiv, Cod. 6134 aus dem
14. Jahrhundert. Wenn auch im zuletzt genannten Fall
ein Vergleich nur mit Einschränkungen möglich ist,
stellt sich doch die Frage. inwieweit Zusammenhänge
mit der älteren Vorlage bestehen oder nicht.
Wenn wir den Vergleich mit der Festfolge des Monats
Janner ansetzen. fällt gegenüber den Saizburger Ka-
lendarien die Nennung des Cluniacenser Abtes Odilo
Bl. 83v auf; ein Eintrag, der sich auch im zeitgenössi-
schen Adrnonter" und St. Fauler" Kalender befindet.
Die Angabe Odilos. die im Benediktionaltell des Sakra-
mentars noch ergänzt wird durch die Enrvähnung von
Maioluszs Bl. 279v. einem weiteren Fteformabt von
Cluny. und durch den Vermerk des hl. Aurelius". des
Patrons des Reformklosters Hirsau Bl. 279V. vervoll-
kommnet den oben schon ausgesprochenen Hinweis
einer Benediktinischen Provenienz. Berücksichtigt
man in Verbindung damit auch noch die Erwähnung
des hl. Aurelius im Festregister des Sakramentars
Bl. 293r. so wird klar, daß das vorliegende Sakramen-
tar für ein Benediktinerkloster bestimmt war, das dem
Hirsauer" Fleformverband angehörte. Analoge ein-
trage befinden sich auch noch in den zeitgenössischen
Rituallen von St. Peter" in Salzburg St. Peter. Ood.
Vlli Bl. 35r und 97r oder von MillstatFU Klagen-
lurl. Landesarchiv, Cod. 614. 92v und 93r.
Auch die nächsten Einträge, nämlich die Kennzeich-
nung Rotschreibung der Feste des hl. Blasius 3. 2.;
Bl. 84r und des hl. Lambert 7. 9.; Bl. 87v als Festtage.
beziehen sich auf den Benediktinischen Kreis. da der
hl. Blasius der Patron des Benediktinerstiftes Admont
und der hl. Lambert der Patron von St. Lambrecht in der
Steiermark ist. Daß die Hervorhebung dieser Heiligen-
Kalendertabelle zum Monat
Februar mit der Erwähnung
des in Millstatt verehrten Her-
zogs Domltlan; Sakramentar
von Millstatt. Klagenfurt. Lan-
desarchiv. Cod. 6135. Bl. 8M
Kalendertabelle zum Monat
Dezember mit Tierkreis-
zeichen Sakramentar von
Millstatt. Klagenfurt, Landes-
archiv, Cod, 6135. Bl. 89r
Kaienderfragment für Dezem-
ber mit Tierkreiszeichen aus
einer St. Fauler Handschrift,
St. Paul im Lavanttal, Stifts-
blbliothek. Sign. 1518
Federzeichnungsinitiale im
Stil der Salzburger Schule zur
Zelt Erzblschofs Eberhard l.
St. PeterlSalzburg, Stiftsbiblio-
thek, Cod. IX S.
Federzeichnungsiniliale
mit Tierdarstellungen im Stil
der lnitialornamentik der
lrlulold-Handschriften
Allere SL-Peier-Blbel. St. Peterl
Salzburg, Stlrtsbibllothek.
COd. XII 20. S. 25
T5518 808i FIICFII EIS HIIIWGIS einer HGFKUHIISDGSIIITI"
mung aus den genannten Stiften auszulegen ist, läßt
sichausderunterschiedlichenErwähnungdieserFeste
in den entsprechenden Kalendarien erkennen. So wird
das Blasiuspatronat von Admont durch eine ange-
hängte Oktavfeier" gekennzeichnet und das Lamber-
tuspatrozinium zugleich durch Oktav" 24. 9. und
Translation" 21. 6. vermerkt. Die Auszeichnung der
Feste des hl. Biasius und des hl. Lambertus dürfte also
nur die besondere Verbundenheit oder Verbrüderung
mit den genannten Stiften zum Ausdruck bringen. Die
Einführung des Festes des hl. Lambert als Feiertag
könnte sich aber auch unmittelbar auf Millstatt selbst
beziehen, da der hl. Lambert. der Patron von Seeon"
und von St. Lambrecht, zugleich einer der Hauspatro-
ne" der Aribonen, des Gründergeschlechtes von Mill-
statt war. Außerdem besaß die Kirche von Lengholzß,
die in der Grundherrschaft von Mlllstatt lag, ebenfalls
ein Lambertus-Patrozinium.
Wenngleich derSinnderBetonungderFestedeshl. Bla-
sius und des hl. Lambert im einzelnen noch nicht
begründet werden kann, ist an ihrer Beziehung zu Mill-
statt nicht zu zweifeln. Dies zeigt sich vor allem an der
Beobachtung, daß sie auch noch imjüngeren Millstätter
MissaleKiagenfurt, Landesarchivßod. 6134. Bl. 3r und
10r in gleicher Weise ausgezeichnet sind.
Neben der engen Verbindung zu Klöstern des Hirsauer
Ftetormkreisesweistder Kalenderdes Millstätter Sakra-
mentars auch starke Beziehungen zu Friaul und Aqui-
leia auf. Dieser Zusammenhang wird vor allem an der
Rotschreibung Kennzeichnung als Feiertag der Feste
des hl. Marcusx 25. 4., des Patrons von Venedig, oder
des hl. Apollinaris von Ravenna 23. 7. sichtbar. in die
gleiche Richtung deuten aber auch die singulären
Festeinträge des hl. Phoca" 14. 7. und der ralttesta-
mentlichen Heiligen Jeremias1 5.. Daniei21 7.und
Samuel 20. 8.. Die zuletzt genannten Feste erinnern
darüber hinaus auch noch an einen besonderen Einfluß
der byzantinischen" Kirche. Die Erwähnung des Pro-
pheten Daniel, des Patrons der Pferde und Bergwerke.
stellt außerdem eine spezielle Verbindung mit Kärnten
her, wo er besondere Verehrung genoßag. Der Eintrag
des Festes des hl. Phoca 14. 7. ermöglicht auch noch
einen Hinweis auf Miilstatt selbst, da Millstatt in San
Focaw in Friaul. das den Namen vorn genannten Heili-
gen erhielt. Besitzungen hatte.
Erinnert werden mußaufdem Hintergrund dieser Bezie-
27
hungen auch an den geringfügigjiingeren Nachtrag der
Patrone von Aquileia, Hermagor und Fortunatus"
12. 7.. Wie dieser Nachtrag zu verstehen ist, laßt sich
dem um 1166 geschriebenen BI. 8v Pergament-Kodex
38" der UB Klagenfurt entnehmen. Dort werden näm-
lich Hermagor und Fortunatus BI. 4v neben anderen
Aquileia-Heiligen" noch in der ursprünglichen Kalen-
derfassung genannt. Auch fehlt dort die Erwähnung der
wTranslatio FlupenMBl. 5vzum24.September. Die Ver-
bindung Millstatts mit Aquileia kommt also viel deutli-
cher zum Ausdruck als im jüngeren Sakramentar. Die
Reduzierung des ursprünglichen Eintrags auf einen
Nachtrag und die gleichzeitige Einführung der Transla-
tio Ruperti ist wohl auf die Vorlage des Sakramentars.
aber auch an die stärkere Bindung Millstatts an Salz-
burg durch den aus Admont stammenden Abt Hein-
rich II." 1166 1177 zurückzuführen. Während oder
kurz nach dessen Herrschaft" dürfte nämlich das vor-
liegende Sakramentar entstanden sein. Daß Hermagor
und Forlunatus im Gegensatz zu Salzburg damals in
Kärnten schon tatsächlich verehrt wurden, zeigt das
Verzeichnis ihres Offiziums im Text des Sakramentars
165r.
Ahnlich interessant und überraschend wie die eben
behandelten Festvermerke, die die enge Verbindung
MillstattsmitFriaul undAquileiazumAusdruckbringen,
ist auch die Nennung des hl. Abtes Nonnosus" zum
2. SeptemberBI. 87V. Ungewöhnlich ist dieser Eintrag
zunächst vor allem deshalb, weil Nonnosus nirgends
in den genannten Kalendarien aulscheint, wohl aber
in vergleichbaren Freisinger Handschriften, wie im
Clm 11011?" aus der Bayerischen Staatsbibliothek in
München. Die Verbindung dieses Heiligen mit Freising
wirdauchdadurohdokumenliert,daßderBerichtseiner
Vita und der seiner Wunder von dort seinen Ausgang
nahm." Berücksichtigt man jedoch, daß Millstatt einst
zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Lurn" gehörte,
in dem auch das Freisinger Hochstift" seit dem 9. Jahr-
hundert Besitzungen hatte, wird der Nonnosusvermerk
schon verständlicher. Verdeutlicht wird dieser Zusam-
menhang auch noch durch die Tatsache, daß das zur
Grundherrschaft von Millstatt zählende Gebiet um
Lengholzs" im Drautal im Umfeld der Oberkärntner
Freisinger Besitzungen von St. Peter im Holz" und
Lendorfs" liegt. Eine analoge Verbindung ergibt sich
auch im Zusammenhang mit der Moosburgsz, dem Sitz
der Grafen von Gorz, den Vogten" von Millstatt, da
auch diese im Einfiußbereich des Freisinger Hochstif-
tes war. Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnisse fallt
auch ein neues Licht auf die von Klebe!" angenomme-
nen und von Eggerü wieder abgelehnten vNonno-
susrish-Patronate im oben schon erwähnten St. Peter
im Holz und in Berg im Drautal. Der Nonnosus im Kalen-
derdes Millstätter Sakramentars und der hNOnOSiUSN in
St. Peter im Holz und in Berg dürfte nämlich derselbe
Helligeseln.BemerkenswertistindieserHinsichtauch,
daB gerade das Chorherrenstift Maria Wbrih. eineGrün-
dung des Freisinger Hochstiftes. im Jahre 1528 in die
Herrschaft von Millstatt inkorporlert wurde."
Daßder Nonnosus-Eintrag im Kalenderdes zu lokalisie-
renden Sakramentars tatsächlich als Anhaltspunkt
einer Millstätter Entstehung aufgefaßt werden kann.
zeigt auch das jüngere Mlllstatter Missale, da er auch
dort noch genannt wird Kärnten, Landesarchiv, Cod.
6l34, BI. 100.5" Erwähnt wird der hi. Nonnosus schließ-
lich auch noch im oben schon zitierten Pergamentko-
dex 38 aus der UB Klagenfurt BI. 133V?"
Nachdem nun einigermaßen deutlich geworden ist. daß
der Kalender des Millstätter Sakramentars tatsächlich
für Millstatt geschrieben wurde und die zeitgenössi-
sche, für Millstatt gültige Festordnung enthält, können
wiruns noch einmal mitdem eingangs erwähnten Domi-
tian-Eintrag zum Februar Abb. beschäftigen. Die
Auseinandersetzung mit diesem Eintrag an dieser
Stelle ist vorallem deshalb wichtig, da erstietzt sichtbar
wird, daßer nicht ein Anhängsel an ein außerregionales
Kalendar ist, sondern als homogene Einfügung in den
zeitgenössischen Millstätter Festkaiender zu verste-
hen ist, Auch in paläographischer Hinsicht wird diese
Erkenntnisinsofern bestätigt, alswederdievenivendete
Tinte, noch der Duktus vgl. Abb. auf einen Nachtrag
schließen lassen. Der Domitian-Eintrag gehört zur
ursprünglichen Kalenderfassung. Erwähnenswert ist
darüber hinaus aber auch die Beobachtung, daß der
Domitian-Vermerk im Kalender des Millstätter Sakra-
mentars nur als Hinweis einer zeitgenössischen, regio-
nalen Verehrung aufzufassen ist. Die Verbindung Domi-
tians mit einer karolingischen Gründung Millstatts
erfolgt erst später im Millstätter Totenbuchsl vgl. Kla-
genfurt, Landesarchiv, Cod. 6136, Bl. 137r.
Daß diese Einordnung des Kalenders nicht isoliert
betrachtet werden darf. sondern maßgebend ist für die
Herkunftsbestimmung der gesamten Handschrift,
ergibt sich aus der Einheit der Schrift und den stilisti-
schen Zusammenhängen zwischen den Tierkreisbil-
dern BI. 83V B9r und den Tierzeichnungen innerhalb
der Flankenlnitialen. So kann man beobachten, daB der
Schreiber des Kalenders auch im Gradualteil BI. 9r ff.
nachweisbar ist und die Zeichnung eines Hundes auf
Anmerkungen 41 45
vgl. bei Egger. Callnlhla 134 135 1941, 21 732 die Umstellung
überdle -Helligen vonhqulleiaw. Neben Hermagm und Fortunamswer-
den auch noch Hllarius, Tatisnus. Canuus. Fmlus, Chrysogonus und
Felix angeführt
ZurBeschreibungvgLEislerNr. 25 und Menhardl Q7. Eisler hnltwchi
28
au! Grund der lrlilialomamenlik eine Emslehunq In Salzburg luv mog-
llchv Elrle solche Lokallslslunq Isl jedoch mit Sicherheit auszuschlie-
ßen. DleS läßl sich Wwohl dem Kalender entnehmen, der mehrere
Aqullela-Helllge emhall. als auch dem linearen lrlillalslll. Die Erwäh-
nung das hl. Nnnnosus In der Allevhelllgenlllanel BV. 133V könnte
sogar Hirvwals einer MIIISGHQI Hülkunll vgl. Anm. ÄBMSGIH. AUCH der
Nnchtmg des Joselsleslesßl, 2v und die Schritt Abb. spncht IOr
eine Einordnung In den gananmsn umkvels.
Erwähnt werden unter anderem Elschol Hilariusund de! Diakon Talian
zum l6.MävzBl.2v.7Vgl.auch EggeLCarinlhial 134x1asns47y21,
Vgl. Wslnzlerl 1117m Hemnch ISIGEY erste Mlllslältev Abt. dessen
Vamlllüre Hsrkunft bekannt ist. Elwar der Sohn desGralen Foppe I. von
Andecns.
Wl8AnlTL132-134.
Hlstdris1erte Initiale mit Darstellung der Berulung Judas,
Adrnclnt, Stlltsbibllothek, Cod 18,31 170v
10 Doopelmlnratur mlt Erscheinung des Herrn und Taufe Chri-
stl; Peterslrauengraduale S1 PeterlSalzburg, Stllisbiblio-
thek, Cod IX 11, Bl 40
Anmerkungen 4c 75 Anm. es zss Text so
Der hl. Nennosus war Abt eines Klosters am Berge Sorakle und wird
in den Dla1ogen Gregors des Großen lib cap erwahnl
vgl Lechner, Mittelalterliche krrchehreste und Kalendarren ln Bay-
ern Fre1burg im Brersgau 1591, 83.
Vgl. Acta Sanctorurn, Sept 4097439, slehe bes. 412 415 die
Translalio nach Frersrng 1vermut1lch unter Blschoi Hltto oder Nrrker rrn
oder 11, Jahrhundert Zu den Frelsinger wunderberrcmen vgl
42611
vgl Moro83 rkuch Bad Klelnklrchhelm, das sparer in dreerundherr-
schalt von Mlllstatl gelangre. zahlte dazu
vgl Moro 5211
Jaksch, Mdnumenla carrnlhraelll. Nr 1216
Vg1.Mo1o831
vgl Moroel 1.
11 ÜIE vggtel derGraien von Gbrz uber Mlllstatibeglnnt mit Meinrad im
Jahre 1124 Mernrad war Stammvater der uhgeren Gcrzer und 1olgl
dem Plalzgralen Engelbert aus dem Hause der Angehen Zur Dar-
stellung der Herrschall der Gralen von Gorz in Mrllstalt vgl welnzrerl
57 11
Carlnthla 117119271. 129- 131.
vgl EggenDerhl nonosluscannthrallas- 1391194192064207
Egger verrnulet, daß Nonosrus nur dle heimische Aussprache des
in S1 Peter und Berg verehrlen hl Arhanasrus sel
Klebel kennrzwarauch den hl Nonnonus von Frelsrngcarrn1hral117
119271, 131, sieht damit aber keinen Zusammenhang rnll dem ln St.
Peter rrn Holz oder ln Berg 1m Draulal verehrten Nonoslus
vgl dazu das Marra Wdrther kopialbuch Hs. 212, B1 19v, aus dem
Kämlner Landesarchw und den Cod 1417151 3161, aus der 011113 ln
Wien
ll Dornrrran wird hier als r-iundalor hurus eccleslev bezeichnet W16!
d1ese Bezeichnung zu verstehen ist und welcher historische wert lhr
beigemessen werden kann soll hier nrchi erorlerl werden Aul der
anderen Seite konnle sich aber doch aus der verorndung mrl dem
Salvator- und Allerhelllgen-Patrozlnrum von Mllistall lnsolern elne
neue Fragestellung ergeben. als diese Palrozinren vorwiegend ln der
agrlollrnglscherr Zelt aullreren
vgl dle Einleitung bei Elsler 211.
Vom zeitgenossrschen skrlplorlurrl von S1 Peter wurden zwar die
kunstlerlsch wertvollen Handschrllten viellach behandelt, e1ne syste-
matische Arbeitzurn Skrlgtbrlurrl glb1 es iedoch nicht Man kann auch
bebbachren, daß beider Erlassung der lllumlnlerlen Handschrrlren dle
Schrill kaum Beachtung land
vgl dazu die kurze Charakterisierung bei W1rld 11a 126 71m Ge-
gensatz zu Mrl1sla1t lallt vor allem die Kompaktheit und Geschlossen-
herloerschrrli aul Als Beispiele der unrerschredlrchen Buchsrabenbrl-
dung seien das arnledrrgeschlrnge. gerader, gebrochener Schalt und
das untere schhnge mll starker Hechlsbregung genannt
I1 Gegenuber M1llstatt rsl voral1ern an die hohe, stelle Ferm dieser Schrift
zu errnnern Abb. und 17 Als Besonderheiten slnd auch dle eng
schrallrerten Halbkrelse und die ge1app1en Blattlolmcn ln den Buch-
stabenkolpern der klerneren 1nllralen Admonl, strllsblbllblhek,
Cod 1a, Klagenlurr. Landesarehrv. Cod. 517 oder St PeleLCOd avlll
30 zu erwähnen Ful das lleundllche Entgegenkommen bei der
Benutzung derAdmunlerslrlisbrblrorhekdankerchsehrherzlich Herrn
D1 .1 romaschek
Ergenanrg bevrlg istvor allerndre untereSchllnge, die zunachst gerade
nach unten oder leicht nach rnnen und ersl dann nach einem knlck
nach rechtsgeluhriwrrdtvgl.dazuAbb Sund 14 A15 lnden ande-
ren Skriptorien weist die untere g-Schlrnge lrn allgemeinen erne vrel
größere Rechlsbiegung aul
11 Hervorzuheben beim ist dlc llache, mitunter last rm rechten wrnkel
verlaulende Schlinge Abb Neben der l-land des Kalendars
lsl diese s-Fdrrn auch besonders ausgebildet rrn Pelgamentkodex 42
der UB Klagenlurl
11 Elne gewisse Inkonstanz wird auch noch dadurch erzeugl daß das r.
und meist unter dle Grundlinie reichen vgl Abb und
Aullallend srnd die spitzen schrag angesetzten und nach rnnen
geklumrnten schalte beim 1. und
Nachgeilagen slnd unlerandererndre ollrzren des hl Thomas vbncan-
telbury und der hl kunrgunde lhre schrilt 1st verwandt mit den verhrn
zllrerlen Eintragen vgl Anm 64.
Da srchdienekrdlogrschon vermerke nur aul Mrllsralrer Nonnen bezie-
hen, kann man vermuten, daß das vorliegende Sakrarnentar rrn Mill-
statler Frauenkonvent aurbewahrl und vielleicht auch dort geschne-
ben wurde,
Bemerkenswert 1st vor allem der Nachtrag dernll Hermagor und Fol-
tunatus zum 12 Jull
D1eser Zusammenhang rsl rnsorern von Bedeutung. als v1eles dalur
sprrchl. daß auch das Totenouch lm Mrllsrärler Flauenkdnvent ent-
sland Zu nennen srnd ln dieser Hlnslcht vor allem ein Hynrnen-lncrgrr
EI i35vzurn hl Andreas, dem Patron des Frauenkdnverrls, und eine
Urkunde, d1e ebenlalls 1ur dieses beshmrni war a. 0.. Strlrstrsche
uberernslimmuhgen rrllt den Elniragen imrolenbuch weisen die Nach-
trage 1m Pergarnentkodex 2a der ua klagenlurr aul Auch dorl gibt es
Anhaltspunkte lur erne Entstehung bel den Nonnen vgl etwa dle ver-
wendungvon serdensrgnakeln. dle ln sr Peter nur ln Handschrlltendes
Pelerslrauenkonvenles anzutreiien sind
Dre Besrtzelntrage stammen zum uberwregenden Te1l aus dem Beginn
des 17 Jahrhunderts aus der Zelt der Jesurlenherrschalr in Mulstatt
vgl Elsler Nr 12 Menhardt 2013 Marrold 93 Dre hier ange-
luhrte ballerung andrewende des .und 12 Jh srsrwohlzulruh Der
lnlllalslrl spricht 1ur eine Entslehung lnr 2. viertel des 12 uns
Zur Beschreibung vgl Menhardl 211 und Marrold 93 Die Datrerung
ln dla erste Hällte des 12 Jh ergibt sich neben der Schrill auch aus
der archalscherl lnltlallorm vgl 131 111r. dle noch Zusammenhänge
mrl dem .Jh aulweisl D1e Einordnung ins Mrllstatler skrlplorrum
laelsrch ausderecklgeniubllcheng-ForrruSchrlllundden ur1uml1chen
Zrerlrnren und Hakchen an den lnlllalen erschheßen
11 vgl Menhardr 93
vgl Elsler Nr 25, Menhardr 97 Marrbld 92 eine Lokailslerung
nach Salzburg 1st sowohl aul Grund des Kalenders zusammenhange
mr1Agur1eraalsauchaulerundderlinearenlnrrralornamenlrldAbb 14
auszuschließen
Menhardl 961 Aullallend ist vor allem die große stilistische ver-
wandlschalt der Schrrlt rnrt der des Sakrarhentars
Zur Beschreibung vg. Kern 11 Dle Decklarbenlnlllalen dieser
Handschrl1twe1sen in dervorzelchnung Parallelen m11 Federzeichnun-
gen von Cod 614 aus dem karnlner Landesarchrv und dem cod 759
Abb 15 der UB Graz aul Gewisse zusamrnenhange bestehen auch
mrl derlzeitgenosslschen Decklarbenlnitlalen von sl Pclcr rnsalzburg
vgl sr Perencodd x11 eaundaxlma 7oresonzenredngescnnrr
larlr sich gur mildem Millsldrtel Skrlptoriurvl verbinden
Bl. 12v und 258V denselben naturalistischen Stil ver-
rät wie dle Zeichnungen der Tierkreisbilder vgl. Abb.
und
2. Die Schrllt
Im Gegensatz zum Kalender und der künstlerischen
Ausstattung wurde die Schrllt des vorliegenden Sakra-
rnentars noch nicht untersucht. Wenngleich die Ursa-
chen lür dieses Versäumnis im einzelnen nicht bekannt
sind, dürfte doch die Zerstreuung" der Miilstätter
Handschriftenbeständeunddas Fehlen vonArbeiten zu
vergleichbaren zeitgenössischen Skriptorlenw eine
Beschäftlgung mit diesem Thema erschwert haben,
Dazu kommt nochderUmstanddaß beiderEinordnung
illumlnierter Handschriften die Schrift im allgemeinen
kaum Beachtung fand.
Wenn hiertrotzdieserungünstigen Ausgangslage auch
in dieser Hinsicht Überlegungen gemacht werden, so
vor allem deshalb, well schon eine kurze Beobachtung
des dem Sakramentar zugrunde liegenden Skrlptori-
ums vgl. Abb. den Eindruck erweckt, daß hrer
eine Schriftforrn vorliegt, die sich nicht ohne weiteres
rnit dem Schriftcharakter anderer zeitgenössischer
Schreibschulen verbinden läßt. Im Gegensatz zum
rnonurnentaleren, klareren, aber auch ilüssigeren
Schrittwesen der Schreibschulen von St. Peter" in
Salzburg oder von Admont" in der Steiermark
erschelntdiese nämlichalsurtümlicherundbodenstan-
digenMaßgebendlürdiese Beurteilung lslderniedrige.
breit auseinandergezogehe Duktus und die eckige,
unruhige Form der Buchstaben. Hervorgehoben seien
in diesem Zusammenhang vor allem das und s".
Bemerkenswert srnd aber auch die bewegten, ungera-
den, zum Teil schräg angesetzten und gespaltenen
schalte."
Eng damit verwandt ist auch der Schriftcharakter der
Nachträge, wenn diese auch zeitbedmgt Ende 12. Jh.
schon manche manieristische Merkmale besitzen. wie
die schrägen, zugespitzten Ansätze beim roder zei-
gen,Zu nennen slndlndieserHinsichtetwadieastrono-
mischen Überschriltenü der Kalenderlabellen Bl. 83V
bis 891. vgl Abb. und 5. die Oillziumsnachtrage"
29
11 Kolorierte Federzeichnungsinitiale aus der Werkstatt des
Benediktinerstiites Adrnont. St. PeterISalzburg. Stiitsblblid-
thek, Cod. Vlll 30, S. 157
12 Der hl. Paulus als Lehrer des Neuen Gesetzes, kolorierte
Federzeichnung aus der Admonter Schule. St. PeterlSalz-
burg, Sliftsbiblinthek. Cod. Vlll 30,
Anmerkungen 76 91a Anm 66 75 s. S. 29
Kern ll 29 Mairold es Hinsichtlich der lnitialdrnarrienllk vgl.
Abb 15bestehen Zusammenliange mit der Hs. 674 aus dem Karntner
Landesarchiv Die dreiteiligen Endbluten könnten aueri Hinweis eines
Salzburger Einllusses sein Die spitze und eckige schritt schließt
aber eine Entstehung in Salzburg aus.
rr Kernll43l und Mairold96 Dleschwere.breitauselnandergezogene
undeckige setirirtweistalle Merkmale des MliistätterSkrlpldliumsaul.
Zuerwährten sindindieser Hinsicht vor allemdie Brevlelllagmenteaus
den Codd. 691, 720 und 759 der ua Graz.
Kern ll 52 l. Mairold95 Die Lokalisierung naerist Peterergiotsieri
niont nuraiis dem Stil der Miniaturen lwerkstait des Kuslds Pelktnld,
sondern auch aus der geubten, glalchmäßlgen und llusslgerl seririlt
bie glererie Hand setirieo aueti in den cddd. XI 14 und Xl15 aus der
sllttsoibliotriek von st. Peter Die l-lerkunli der genannten Handschrif-
ten aus St Peter ist aueti dureti den Salzburger lriitialrypus gnsrchert,
vgl. Anm, 79 und a0
I1 Die Rutriizierung wurde wie in den codd. am und G116 mit orangelaroe-
ner rinle ausgelurin. Der eekige Schriftduktusder Eintrage erinnert
an die seririmorrn von Cod alle aus dem Kämtner Landesalchiv
13
Eylyhaylvlwl.
ßi-ltmwaweawtlltwägliärgeßrlllwrw
furininigafvilmiuxgr;
ÖVIÄDLL
jqär
ilwßälvtlßletlfiaealß
sß "WWPFWPW
C8 04
raiaiiir ieriaaäaiairiaräiiirimrrigvda
Mfwww
pmi-dnrammuwiririäuddisa gfpkcpaggaridisßaietim
von Bl. 80v 82r oder die nekrologischen Vermerkeä
Bl. 84V und 85r und Festnachträge" vgl. Bl. 85V und
86V im Kalender. Die zuletzt genannten Zusätze im
Kalender weisen überdies auffallende stilistische Pa-
rallelen" zu den um 1190 erfolgten Einträgen des Mill-
stattet Tdtenbuchs Klagenfurt, Landesarchiv, Cod.
36 auf.
Ähnliche Merkmale wie im Sakrarnentar und im Toten-
buch lassen sich auch in vielen anderen, zeitgenössi-
schen Handschriften feststellen, die einen Besitzver-
merkü der Millstälter Bibliothek tragen. Enuähnt seien
davon vor allem die Kodizes 614" Rituale; ca. 2. Viertel
12. Jh. und G116" Lektionar; 1. Hälfe 12. Jh. aus dem
Karntner Landesarchiv, die Pergamenthandschriften
23" Vita der hl. Gertrudis u.a. Ende 12. und 13, Jh.,
38" Psalterium, um 166; vgl. Abb. 14 und 42" lsidor
von Sevilla; Mitte bis 3. Viertel 12. Jh. aus der UB Kla-
genfurt oder die Kodizes 720" Honorius von Autun;
2. Viertel 12. Jh., 759m lsidor von Sevilla; 2. Viertel bis
Mitte 12. Jh. und 788" lsidor von Sevilla; Mitte 12. Jh.
ausder UBGraz.AufdieNennungderzeitgenössischen
Fragmente" sei hier noch verzichtet, da ihre tatsäch-
liche Herkunft noch zu wenig untersucht werden konn-
te. Unabhängig von der Lösung dieser Frage laßt sich
jedenfalls festhalten, daß viele der zeitgenössischen
Handschriften. die durch einen Besitzvermerk der Mill-
stätter Bibliothek gekennzeichnet sind, in Millstatt
selbst geschrieben wurden. Auch das vorliegende
Sakramentar dürfte aus der Millstätter Schreibschule
stammen.
Auszuscheiden aus dem Millstätter Skriptorium ist die
Hs. 805m Evangeliar. Ende 11. Jh. aus der UB Graz
und die Abschrift des Martyrologiurns des Usuardus
und der Regula Benedicti im Kodex 61365" des Karntner
LandesarchivsiMitte 0der3.Viertel 12. Jh.. die in St. Pe-
term in Salzburg entstanden. Der zuletzt genannte
Kodex ist auch noch insofern interessant. als die Fiubri-
zierung" erst in Millstatt erfolgte. Er ist also ein Bei-
Utili-
mßomnwrvmamfiwlälärr Fmanfrr" anraten
fYiiivlirt-mwuii-rügnriiajrötaorrie
ümulglunu oputfd
13 Federzelcnnungsinltiale H. Werkstatt des Benediktini
tes St. Larnbrecht in der Steiermark. Graz, Unlversll
bllothek, Cod. 270. Bl. 2r
14 Federzeichnungsinltiale Q. Klageniurt, Universilätst
ttlek.Pergamentcodexßd,Bißßriausdemehemßenr
nerstiit Millstatt
I1 oiese Einordnung ergibt sleri sowohl aus dem Kalender mit
reier des Eiasiusfestes als aueri aus dem rieerigezegenen Cha
derseriiill und der Ubereinstlmmun der kleineren lriiiialeinan
m11 derri Adrrlonter Kodex 1909 der NB wieri. Vgl wind
Zur seserireloung vgl Menhardt 209. oiese Lokalisierung
sienzunaeristausdernkalendertmitlalasiusoxtavundsrirvaririui
Klreriweiti zurn oxt rdann atieraueri aus derSchrift und den
Verzierungen baßgergerlforrvtlge Zierlinierl, schraffierte Haltzl
und gelappte slaiilormen wie ini Cod 1a aus der srirrsoitili
Admonl
Vgl Anm so
vgl Menhard185
rr Vgl uenriardt 91 Der Kodex I9 wurde zum teil von der gle
Hand geseririetien wie der Kodex
Vgl die Beschreibung bei Mennardt es
Vgl Hermann Nr 155,
sietie die Schrlltabblidungen bei Hermann rarel xxxl und bei
Abb. 2a
DerElndruckderUnruheundlnkonstatlzenlstehtnlchirluldur
Bewegung der Schäfte. sondern auch dureri deren unterseriiei
Stärke
Vgl dazu die Abbildungen bei nerrrianri. ral xxx, und
Himmels und Weilenhilder Graz 1973. Tal 16.
dass! 512""
wir attrts. Sauna"; Es
rtstrlrazra 1M P1111111 14
im gvih rttqifüllßfflptit Hure
acmdfrfir" xrauormfimftvrtvntm
iv tmiizm grftarumfnvtfidu
Wllfävßdlmdßvüglwmihtbtlßltltfßbum
mivßmwa"
Iigllräillineeixctattßlfäcrrztilmzsrtttnt-plnul
fttgmgia mhw
mloodmußrrdmuxutmuwucrmlmqißßvi
10m mrmn Ämdc qttgdmn qu;
30
nltiale in Deckfarbe. Graz. Universitätsblbllothak. Cod.
V59, Bl. 2r aus dem ehem. Benediktinerstilt Millstatt
Das Opfer Abrahams; Mlllstätter Genesis. Klagenfurt. Lan-
lesarchiv. Cod. 5119, Bl. 29r
terkungen 92 134 Anm. 112 134a s. Text S. 32
Zur Beschreibung vgl. Elsler Nr. 21 und Mennard1211. Die allge-
mein angenommene Dotierung Ins 12. an. lsiwohl nicht haltbarvgl.
dazu Anm. 93. 94.
Die haihkreisförmigen Häkchen und die Punktlerungon irl den Buch-
stabenkorbern sind nur in der vorliegenden Handschrift vgl. beson-
ders Ei. QV. BOr undSAr anzutreffen. Singular ist aber auch die kaum
unterscheidbare Gestaltung der Satzmajuskeln und Initialen und die
Vorliebe. dieSatzmajuskeln mit schwarzer und nicht mit roterrinte zu
zeichnen.
Davon ist die HS. BVlll 31 noch In das erste Viertel und die Hss 26
und Vll 29 schon in das zweite Viertel des 13. Jahrhunderts zu
datieren.
Dasle das Olflzium derhi. Elisabeth enthalten. ist Ihre Entstehungerst
in das 2. Viertel des I3. Jh.S zu versetzen.
Diese Nachträge Sind insofern Vßn Bedeutung. als sie manieristische
Hakchen. Ecken. Punktierungen Formen enthalten. die auffallende
berelnstlrrimungen rnil analogen Bildungen der Genesis- und Phy-
siologushandschrift aufweisen.
Vgl. Anm. 93 und 96.
Diesen Eindruck enueoken vor allem der niedrige Duktus der Schritt
und die manieristisch geformten Satzmaiuskeln.
Die Ursprünglichkeit der Zeichnungen wird auch noch durch die Tat-
sache verstärkt. daß sie nicht gerahmt sind.
Vgl. Swarzenski 143 f. DemuslUnierkircher 291. Mazai 211.
Vgl. besonders DemusiUnterkIrcher 291 Es heißt dort rDer Kalen-
der scheint direkt vom Antlphonar Inspin
Vgl. Swarzenski 143 f. und Demuslunlerkircher 291.
Vgl. etwa S. 162 und S. 167. Ubereinslimmungen bestehen vor
Bilem im Akanthus-Laub.
vgl. s. 198 und s. 351.
Vgl. S. 629. Hiergibt es aberaucn Unterschiede. da meist ein kum-
oakter Sitz etwa S. 366. S. 375. S. 497 und S. 565 bevorzugt wird.
Da die Form des Faldistoriums aber häufiger in Admonter Hss. vgl.
alle Hss. Nr. 16. 92 und 25 anzutreffen ist. liegt wohl auch von dieser
Seite ein Elnfiuß vor.
Die Gesichter sind ini Arltiphonar irrrallgemeinen llngilcher. die Nase
lleischiger. die Augen Iiefliegender und die ziige asketischer.
vgl. s. 190.
Dort findet ausschließlich noch die antike Fnrm der doppainbckrigen
Mitra Verwendung vgl. S. 152. 159. 166 und 167.
Diese Qualifikation bezieht sich nicht nur auf die Darstellungen der
rlerkrelsbllder. sondern auch auf Zeichnungen innerhalb des Missal-
iextaslvgl. Bl. izv und zsav
Zu verweisen ist vor allem aut die Darstellungen im Antiphcnar von
St. Peter S. 150-161. lrrl Michaelbeurer Brevler München.
Bayer. Staatsbibliothek. clrn 8271; vgl Klemm Nr. 215 und im
duale van St. Peter St. Peter. Cod. IX 11. Auch fließen hie
die Darstellung noch viel mehr antike. mythologische Elemente ein.
50 wird der Steinbock im Cim B271 nOCh als geflügeltes Wesen mit
Fischlelb verstanden.
Vgl. dazu etwa die Codd. 325, 369 oder 373 aus der US Graz jeweils
ausSt.Lambrechturlddie;odd.17.18 und 13 ausder Stiltsbibliolhek
von Admont sowie den 00412721 aus der ONB in Wien.
Devon entspricht die Zeichnung von Abb dem Typus der Domstift-
Handschrittemwährend die Abb. Bausderalteren St. Petarer Bibel mit
dem Initialtypus des Antiphonars VDrI st. Peter s. 29 I1. überein-
stimmt.
Sie Sind in den anderen Skriplorien im allgemeinen erst um 1200 oder
lm Beginn des13..ih.s anzutrollen Vgl. dazu die HSS. 25 undaV
3D aus St. Pater oder H55. 1909 und 2582 aus der ÖNB In Wien oder
zten Cim 15959 aus der Bayerischen Staatsbibliothek in München.
vgl. besonders Bi 911-.
Vgl. Z. B. Cod. Viii 30 VOn St. Puter in Salzburg.
vgl. dazu etwa die Hss.17- Buberl Nr. a4 I.lr1d92 Buberl Nr. a2
aus der Stlftsbibiiothek von AdrnonLdie HSeVlll 3D aus St. Pelerhrgl.
Abb. 12.
Vgl. die HSS. 1B Euberl Nr. 35 und Abb. aus der Stittsblblicthek
Admont. die H5. 1909derONBWien. die Hs. Sfrdes Kerntner Landes-
arcnlvs und die Hss. 193 aus der Sliltsbibliothek Vorau.
vgl. die Hss. 71h Buberl Nr 12 und zasr Buberl Nr. 1a aus der
Stiftsblbliothek von Admont und die Hs. Vlll 30 von St. Peter in
selmurg.
vgl. Büberl. 40 rr.
Vgl. I. B. die HSS. 369 und 373 der UB Graz.
Vgl. die H88. 258 und 4112115 der UB Gräl.
Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang vor allem die Ccdcl. 720
und 759 BUS den UB Graz. die Codd. SH und S116 aus dem Kärnmer
Landssarchlv oder der Pergamentkodex 38 aus der UB Klagenfurt.
Sehr deutlich Sind die Zusammenhänge mit dem Salzburger Initial-
lypus bei den Federzeichnungslnlllaien Ranken rnli drelblättrigen
Endblüten der HS. 614 aus dem Klirntner Landesarchlv und bei den
Debldarbenirtitialen Ranken zum Teil mit Pfeilbiättern von Cod. 72Ü
aus der U8 Graz.
Vgl. etwa die Codd. 97. 119 und 122 jeweils rote Signaturen aus der
Stiltsbibllothek GÖttWeIg.
Z. B. ln den Iodd. 1811. 2071 und 3011.
Obwohl der lnitialstil dieser Handschrift niCht Salzburgisch ist. iSt an
ihrer Entstehung inSaizburg nlchtzu zweifeln. Es läßt sich nämlich mit
SicherheitSchriftmitniedrlgera-urldweitnach rechisgelilhrtenova-
ler g-Schlinge nachweisen. daß sie in St. Peter geschrieben wurde.
Auch hier iStdie Herkunft aus St. Peter autGrund der Schrift gesichert.
Die ParallelhandschrlftenaX25 urldiX26enthalterl außerdem Initia-
len des Salzburger Typus.
In der Buchkunst macht sich der Platonismys vor allem ln der Zurück-
iirangiing der Körperlichkeit bemerkbar Uberprüh konnte in dieser
Hinsicht etwa der lineare Stil der Prlileninger oder auch der Salzbur-
gar Z. E. St. Peter. Cod. IX Federzeichnungen werden Auch die
Schriften der bevorzugten Schriltslellerwie etwa die das hl. Augusti-
nus sind voll von Platonlsmsn. Die Rezeption des realistischen Den-
kens des Aristoteles setzt im allgemeinen erst im 13. Jh. ein.
Die Figuren im Antiphonar sind noch nieratischer und asketischer.
Diese Darstellung stammt aus einem Einbandfragment der St. Pauler
HS. BOIIB für den Hinweis danke ich sehr herzlich Herrn Dr. P.
Pascher von der UB Klagenfurt. Vgl. dazu die Abb. bei H. Grbctlc-
nig. G. Hßdl. E. Pascher. Armarium 1. Archiv St. Paul Selbstverlag;
-1977, Nr.15.
Vgl. Anm. s.
Vgl. Swarzenski 143 l. DemuslUnterkircher 251 Mazal211.-
DieEntstehungszeitwirdunmlttaibarnach der Fertigstellung desAnti-
phonars angesetzt
Wie Anm. 104a. 105 und 109
Wie Anm. 45. 46.
vgLAnm. 113-115.
Vgl. Weinzlerl 110.
Vgl. Archiv St. Peter HS. 511178 März 17.
spiel der Zusammenarbeit der noch jungen Schreib-
schule von Milistatt und der schon erfahreneren Schule
von St. Peter in Salzburg. Admont ist hingegen der Ent-
stehungsort des berühmten nMillstätter Psaltersi"
Wien. ÖNB, Cod. 2682 und des Cod. 677V des Kärnt-
ner Landesarchivs Benediktinisches Brevier; schon
1. Hälfte 13. Jh.. Nach den oben erläuterten Zusam-
menhängen zwischen Maria Wörthß und Millstatt ist
außerdem anzunehmen. daß auch von dieser Seite
Handschriften nach Millstatt gelangten. Inwieweit sich
die Pergamentkodizes und 19" jeweils Augustinus-
texte aus der UB Klagenfurt hier einordnen lassen.
kannzurZeit noch nichtbeurteiltwerden. in Verbindung
mit Maria Würth bringen konnte man auch noch den
allerdings schon jüngeren 14. Jh. Pergamentkodex
28" aus der UB Klagenfurt. in dessen Kalender der
16. Juni. das Fest der Heiligen Primus und Felicianus
Bl. 4v; Patrone von Maria Wörth, als Feiertag eingetra-
gen und zum 11.0ktober das Fest derTranslatio Augu-
stini Bl. 6v; Hinweis auf ein Augustiner-Chorherrenstift
vermerkt ist.
Verwandt mit dem Charakter des Mlllstätter Skripto-
riums ist in gewissem Sinne hingegen die Schrift der
lwWiener Genesisr" Wien, ÖNB. Cod. 2721. die eine
ähnlich urtümliche. eckige Formg" aufweist wie die zeit-
genössischen Millstätter Handschriften. Ähnlich unru-
hlg sind außerdem auch die Schäfte" der Buchstaben.
Eine Entstehung in Kärnten ist deshalb wohl wahr-
scheinlich. Die Darstellung des hl. Augustinus im Stif-
terbild Bl. 4v"' der Handschrift könnte Hinweis einer
Herkunft aus Gurk sein. Jedenfalls dürfte auch in die-
sem Fall wie beim Milistätter Sakramentar eine Lokali-
sierung nach Salzburg auszuschließen sein.
Auszuklammern ist aus dieser Betrachtung. die sich
zum ubenlviegenden Teil noch auf das romanische
Schrifttum des 12. Jahrhunderts bezieht, die Genesis-
und Physiologushandschrifl Klagenfurt. Landesarchiv.
Cod. 6119? Diese gesonderte Behandlung ist vor
allem deshalb notwendig, weil die Schrill der Genesis
nicht mehrder romanischen, sondern schon derfrühgo-
tisohen Stilepoche zuzuordnen ist. Es ist also eine Ent-
stehung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an-
zunehmen. Eine solche Datierung ergibt sich vor allem
aus den starken Brechungen der Buchstaben vgl.
Abb. 16 und den intensiven manieristischen Ausfor-
mungen" Häkchen. Verdickungen. übertriebene
Punktierungen in und an den Buchstabenkörpern der
einzelnen Satzmajuskeln und Initialen. Auch vergleich-
bare Schriftzeugnisse. die ähnliche Manierismen auf-
weisen vgl. z. B. St. Peter. Codd. 26. Vll 29 oderVlll
31 gehören dem genannten Zeitraum" an. Parallelen
aus Mllistälter Handschriften ergeben sich vor allem zu
Nachträgen im Missale Bl. 4v Srfs und im Totenbuch
Klagenfurt. Landesarchiv. Cod. 6736. Bl. 137r"'. Auch
für die Frage der Lokalisierung ist die genannte Datte-
rung von Bedeutung. da zum Vergleich andere Text-
zeugen beigezogen werden müssen als bisher. Obwohl
diese Thematik nicht behandelt werden kann. ist auch
hier wie beim Missale an eine Kärntner Entstehung zu
denken. Anhaltspunkte für eine solche Einordnung
ergeben sich vor allem aus den Eigenheiten der oben
angesprochenen manleristischen" Erscheinungen der
Satzmajuskeln und Initialen und dem urtümliohen"
Gesamtcharakier der Schrift. Unterstützt könnte eine
solche Lokalisierung auch noch durch den naiv-flüchti-
gen Stil" der Illustrationen werden.
3. Die künstlerische Ausstattung
Die Miniatur Gregors des Großen" Bl. 7v; Abb. und
die Zeichnungen der Sternkreisbilclerm Bl. 83V ß9r;
vgl. Abb. und bildeten in der Forschung bisher
immer einen entscheidenden Anhaltspunkt für eine
Lokalisierung des vorliegenden Sakramentars nach
Salzburg. Maßgebend für eine solche Einordnung
waren stilistische Zusammenhänge" mit den Deckfar-
benbildern und den Federzeiohnungen des Antiphonars
von St. Peter Wien, ÖNB, Cod., Ser. n. 2700. Diese
Feststellung ist richtig. da sowohl In der Rahmenverzie-
rungm, im Gewandsfilmi oder auch in der Zeichnung
des Faldistoriumsm" auffallende Parallelen zu den
Miniaturen des genannten Antiphonars erkennbar sind.
Andererseits weist das Gesicht rundere Form. stren-
gere Gesichtszüge. naturaiistischerer Ausdruck deut-
liche Unierschiedem" zur Saizburger Vorlage auf. Ab-
weichungen lassen sich aber auch an der Darstellung
der zweispitzigen Mitra erkennen. da diese in Salzburg
nur bei den fortschrittlicheren Federzeichnungenws,
nicht aber bei den byzantinistisch geprägten Deck-
farbenbiidern" anzutreffen ist. Auch die hocheni-
wickelten. naturnah gezeichneten Tierdarsteilungenw
vgLAbb. 5.die ein neu erwachtes Interesse an den phy-
siologischen Gesetzmäßigkeiten der Natur vorausset-
zen, haben mit den analogen Zeichnungen in anderen
Handschriften der Salzburger Schule nur wenige
Gemeinsamkeiten. Dort wird vielmehr stilisierten"
Darstellungen der Vorzug gegeben. Der individuelle
Charakterder Dinge interessiert noch nicht. Hervorzu-
heben sind schließlich auch noch die Besonderheiten
innerhalb der Farbskala. wie das Erbsgrün und Hellblau
in den Bildhintergründen und das Gelb im Nimbus des
Gregorbildes und den äußeren Ringen derTierkreisdar-
Stellungen. Das zuletzt genannte Gelbm" bietet darüber
hinaus auch noch insofern einen Lokalisierungshin-
weis, als es vorwiegend in zeitgenössischen Hand-
schriften des Kärntner und Steiermärkischen Raumes
Verwendung findet.
Am deutlichsten gegenüber Salzburg sind jedoch die
Unterschiede in der Ornamentik der roten Federzeich-
nungsinitialenAbb.2und3.dieschlankeSpiralranken.
plastisch entfaltete und reich schraffierte Endblätter
aufweisen, aber im Gegensatz zum zeitgenössischen
Saizburgerm" Typus Abb. und keine Blüten besit-
zen. Eine Besonderheit steilen aber auch die abge-
trepptenm Rahmungen der Initialen Abb. und dar,
16
31
die in den zeitgenössischen Saizburger und Admonter
Handschriften vollständig fehlen. Unterschiedlich sind
schließlich auch noch die gelben. schmutzig-grünen
oder purpurnen Untergrundfarben." In dieser Hinsicht
dürften allerdings Zusammenhänge mit der zeitgenös-
sischen Admonterm Malschuie bestehen. Auch die
Achterschlingenm Abb. an den Buchstabenkörpern
und die eingekerbten Zierlinien" innerhalb der einfa-
cheren Initialen Abb. weisen Parallelen mit der
genannten Werkstatt Abb. 12 und 17 auf. Trotz dieser
Gemeinsamkeiten sind die Unterschiede zum Admon-
ter Typus nicht zu übersehen. wie die knorpelige
Formw Abb. der Rankenblätter zeigt. Auch die in
Admont beliebte historisiertem vgl. Abb. und 12 ini-
tiale fehlt in Millstatt fast vollständig.
Keine Zusammenhänge lassen sich hingegen mit dem
zeitgenössischen lnitiaitypus der Werkstatt des Bene-
diktinerstiftes St. Lambrecht in der Steiermark feststel-
len. der äußerst schlanke Ranken und iilienförmige"
Abb. 13 Blüten oder dicht gezahnte Blattformenw
besitzt.
Die Auseinandersetzung mit der unterschiedlichen Inl-
tiaiornamentikbenachbarterMaizentrenzeigtalsqdaß
der Typus des Millstatter Sakramentars als eigenstän-
dige Form betrachtet werden muß. Auch ein kurzer
Blick auf lnitialiormenm älterer Millstätter Handschrif-
ten vermag diese Beobachtung zu bestätigen, wenn-
gleich dort gewisse stilistische Verbindungen mit der
zeitgenössischen Saizburgerm Ornamentik gegeben
sind. Der lineare Zeichenstil Abb. 14 im Pergament-
kodex 38 aus der UB Klagenfurt iaßt sich hingegen am
ehesten mit dem nüchternen Vokabular süddeutscher
Reformkiöster vergleichen. Initialen dieser Stilrich-
tung sind auch in zeitgenössischen Göttweiger"? und
St. Blasianer" Handschriften aus St. Paul im Lavant-
tai nachzuweisen. Verwandt damit sind aber auch
die Zeichnungen der Codd. Vlll Rituale; Mitte
12. Jh.'", 24 Gregorius Magnus Moralia; Mitte
12. Jh."5 und XI Werke des hl. Augustinus; 3. Vier-
tel 12. Jh. von St. Peter in Salzburg.
Zusammenfassend kann man also festhalten, daß ne-
ben dem Kalender und der Schrift auch die künstleri-
sche Ausstattung des Miilstätter Sakramentars eine
Lokalisierung nach Salzburg oder Admont ausschließt
und eine tatsächliche Entstehung in Millstatt wahr-
scheinlich macht. Maßgebend türdiese Beurteilung ist
vor allem die unterschiedliche Auffassung in der Dar-
stellung der Tierkreisbiider und in der Ausbildung einer
eigenständigen lnitialornamentik.
Henrorzuheben ist in diesem Zusammenhang geson-
dert noch der naturalistische Stil der Tierzeichnungen.
da dieser ein erhöhtes Interesse an physiologische
Gesetzmäßigkeiten und die Berücksichtigung indivi-
duelier Merkmale zur Voraussetzung hat. Bedenkt man
dazu noch. daßdiese neue Naturbetrachtung im Umfeld
eines byzantinistisch und platonisch" geprägten Weit-
bildes vor sich geht. wird man erst das eigentliche Aus-
maß der Bewußtseinsänderung ermessen können. die
zu dieser realistischen Auffassung geführt hat. in Ver-
bindung damit wird aber auch die Reduzierung des
strengen Byzantinismusm in der Darstellung des Gre-
gorbildes Abb. erklärbar. Daß diese naturalistische
Tierdarsteilung darüber hinaus auch als positiver Hin-
weis einer Kärntner Provenienz des vorliegenden
Sakramentars verstanden werden darf. zeigt der
Umstand. daß die einzige verwandte Abb. Darstel-
lung aus einer zeitgenössischen Handschrift des Bene-
diktinerstittes St. Paul" im Lavanttai stammt.
4. Datierung
DerZeitpunktderEntstehungdesMillstätterSakramen-
tars wurde im allgemeinen aus dem stilistischen Zu-
sammenhangwg des Gregorbiides Bi. 7v mit analogen
Darstellungen des Antiphonars von St. Peter gefolgert.
Eine Festsetzung der Entstehung innerhalb des Zeit-
raums von 1160-1180 lag daher nahef" Bedenkt
maniedoch.daßdasGregorbildgegenüberdemStildes
Antiphonars eine Weiterentwicklung" darstellt und
32
17 Initialen mit unterschiedlichen Verzierungen aus der Werk-
statt des Benediktinerstiftes Admont. Admont. Stiftsbiblio-
thek, Qod 17. S. 227.
sowohl der Kalenderm als auch die lnitlalgrnamentikm
Admonter Einflüsse aufweisen, scheint eine Entste-
hung während oder kurz nach der Regierungszeit des
aus Admont stammenden Abtes Heinrich Il. 1166 bis
1177" als angemessen. Die Entstehungszeit läßt sich
also auf die siebziger oder den Beginn der achtziger
Jahre des 12. Jh.s begrenzen. Bei der Festlegung der
oberen Entstehungsgrenze muß auch noch die Tatsa-
che berücksichtigt werden. daß der Eintrag des hl. Tho-
mas von Canterbury. dem um 1178"" in Salzburg eine
Kirche geweiht wurde. im Kalender des Sakramentars
noch fehlt Bi. 89r.
Zusammenfassung
1. Das sogenannte Millstätter Sakramentar ist in Mill-
statt selbst und nicht in Salzburg in den siebziger oder
am Beginn der achtziger Jahre des 12. Jahrhunderts
geschrieben worden. Diese Herkunftsbestimmung
ergibt sich sowohl aus der Interpretation des liturgi-
schen Kalenders als auch aus der Untersuchung der
Schrift und der künstlerischen Ausstattung.
2. Der Kalender enthält die für Millstatt gültige Festord-
nung der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Er gibt
außerdem Aufschluß über die intensiven Verbindun
zwischen Millstatt und FriauilAquileia auf der ei
Seite und den Oberkärntner Enklaven des Freisil
Hochstiltes auf der anderen Seite. Grundgelegtwut
diese Beziehungen schon bei der Gründung Millsti
da die Grundherrschaft von Millstatt auch im Ber
der genannten Herrschaitsgebiete Besitzungen
Der Eintrag des in Millstatt verehrten Herzogs Dom
ist echt. Er ist zur ursprünglichen Kaienderfassun
rechnen.
3. Die Schrift zeigt deutliche Unterschiede zum mi
mentalen Stil der Schreibschuien von St. Peter in
burg oder Admont in der Steiermark. Aus der Ur
suchung des Skriptoriums der zeitgenössischen Hi
schritten. die einen Miilstätter Besitzvermerk auf
sen. gehthervor. daß Millstatt schon im 12.Jahrhun
eine eigene Schreibschuie besaß. Auch das Sakrar
tar dürfte im Rahmen dieser Schule entstanden
Verwandt mitder Millstätter Schrlftform ist im gewi
Sinn auch die Schrift der Wiener Genesis lll
ÖNB. Cod. 2721. Auch in diesem Fall ist eine En
hung in Kärnten anzunehmen. Die Millstätter Gent
und Physiciogushandschrift gehört schon der früh
schen Epoche an. Ein Vergleich mit romanischen
schriftenistdahernurmitEinschränkungen mögiicl
deutet abervieles daraufhin, daßauch sie aus dem
stätter Skriptorium stammt.
4. Obwohl die Illuminationen Gregorbild. Tierkreis
stellungen und Federzeichnungen Parallelen zurr
des Antiphonars von St. Peter Gregorbild oder
zeitgenössischen Werkstatt des Benediktinerst
Admont Federzeichnungsinitialen aufweisen,
zen sie einen eigenständigen Charakter. Neu ge-
über den genannten Maizentren ist vor altem der
ralistische Stil der Tierdarsteliungen und die Ornar
tik der Rankeninitiaien. Verwandte Tierzeichnur
lassen sich in der Werkstatt des Benediktinerst
St. Paul im Lavanttai nachweisen.
Anmerkungen 112 134a S. 31
Abkürzungen und abgekürzte zitierte Literatur
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Aussteilurlgskataiog. soo Jahre stirt Reichersberg. tinz
189 20
Ramisch
kleine Altartafel
Meisters von Liefering
der Kirche in Nonn
Reichenhall
lkircne in Nonn bei Reichenhall. Tafelgemalde mit den
atellungen der Geburt Christi. des zwölfjährigen Jesus im
pel und des auferstandenen Christus mit Maria Magda-
nMeister von Lieleringii, um 1470
kungen
mal Galiary Catalogues, The Gerrnan Schooi, by Michael Levey.
on 1959. S. 7. Abbildung bei Martin Davies, Pairttings and
rings on the Backs cl National Gallery Ftctures, Lundon 1946,
36.
Ramlsch in Diözesanmuseum für christliche Kunst des Erz-
ms München und Freising, Kataloge und Schriften Band Christ-
KtlnSt aus Salzburg. Bayern und Tirol. 12. bis 18. Jahrhundert,
S. 53.
zurger Museum carcline Augusteum. Ausstellung Spätgotik lr1
lufg. Die Malerei 140041530. Salzburg 1972, es im. 47 irrt
In deroberen Sakristei der Filialkirche in Nonn fand sich
ein kleines gotisches Tafelbild. Herr Pfarrer Helmut
Eisele von St. Nikolaus in Reichenhali bat das Erzbi-
schöfliche Ordinariat in München um Begutachtung
und um Beratung der anstehenden Instandsetzung. Die
Konservierungsarbeiten wurden von Herrn Restaurator
Peter Pracher in Würzburg ausgeführt. Der Verfasser
dankt den Genannten für freundliche Hinweise und die
folgenden technischen Daten
DasBildmiBtimLichtenohneRahmen71 65cm. Dem
Foto nach könnte der Eindruck entstehen, daß es sich
durch die T-förmige Leiste über dem Bild um drei selb-
ständige Tafeln. also eventuell um ein Predellenbild und
die zwei zugehörigen Flügel handeln könnte. Dies ist
jedoch sicher nicht der Fall, da der gesamte Bildträger
aus fünf senkrecht verleimten Brettern besteht, die bei-
derseitsbemaltsindund in einenursprünglichzugehöri-
gen Rahmen von cm Breiteie Holm eingenutet waren.
Die Verbindung der Brettfugen der Maltafel hatte sich
gelöst. Deshalb mußte der Rahmen geöffnet werden.
um die Werkstücke wieder fugengleich verleimen zu
können. Nach der Verleimung zeigte sich eine starke
Verwülbung der Tafel nach vorn, so daß ein Wiederein-
fügen in die alte Nut nicht mehr möglich war. Sie wurde
daher rückseitig aufgestemmt, und das Täfelchen lose,
von Klammern gehalten, in den verbleibenden Falz ein-
gelegt. Am Rahmen wurde die neugotische Überma-
lung abgenommen und die Originalvergoldung bzw.
deren Grundierung freigelegt. Aut den Maltlachen war
lediglich eine leichte Reinigung und die Ausbesserung
kleinerer Fehlstellen nötig. Der Rahmen zeigt beidseits
Sassen von Flügeischarnieren, die später einmal mit
Holzstückchen ausgeleimtworden sind. Es handeltsich
also um das Mittelstück eines Triptychons.
Die Vorderseite derTafelteill eine rot-dunkelrot marmo-
rierte. mit Licht und Schatten plastisch illusionierte.
förmige i-Leisteu in ein querrechteckiges oberes und
zwei hochrechteckige untere Felder.
Das obere Bild zeigt die Geburt Christi mitderAnbetung
der Hirten, das heraldisch rechte untere den zwölfjähri-
gen Jesus im Tempel bei der Diskussion mitden Schrift-
gelehrten, das linke untere den Aulerstandenen mit
Maria Magdalena. Die Thematik ist christologisch und
umfaßt zentrale Glaubensaussagen, wie Menschwer-
dung, Epiphanie und Auferstehung. Für die heute feh-
lenden Flügeibilder bleiben als Themen heraldisch
rechts die Verkündigung und evtl. die Heimsuchung,
links die Himmelfahrt und die Aufnahme Mariens in den
Himmel denkbar.
Die Rückseite der kleinen Tafel ist auf heiterem Grund
mit dunkelgrünen Ranken bemalt. Derartige Verdüren-
malerei findet sich schon zu Beginn des 15. Jahrhun-
derts an analoger Stelle auf einem kleinen Triptychon
eines österreichischen Malers. dem sogenannten wLon-
doner Gnadenstuhlß. ln der Salzburger Malerei gibt es
sie auf der Rückseite einer Geburt Christi von Konrad
Laib, um 1440. im Freisinger Diözesanmuseumz, und
analog zu unserem Altarchen aufder Rückseite der Mit-
teltafel des kleinen HalleinerAltars. ebenfalls um 1440,
im Salzburger Museum Carolino Augusteuma. Ein spä-
33
wMeister von Lieferi
dung
hMeisier von Lieierir
Detail aus Abbildung
cn
mma
Det.
19 Jes
lalzburgerBeispielfürrückseltigeVerdürertmale-
Elfl Marienbild mit dem hLThomas und Stifter des
-rs von Großgmain, 1483, in der Prager National-
i'. Häufig wurde auch die Rückseite von soge-
en Standfiügein, das sind seitliche, nicht mehr
ire Außenfiügei größerer Fiügelalläre, mit Verdü-
malt, so in Zwickau 1479, Schwabach 1506 und
ieim Marthaaltar in St. Lorenz in Nürnberg.
serem Aitärchen Iäßt diese Verdürenmalerei den
izu, daß es nicht für einen Standort gedacht war,
iseine Rückseite unmittelbaran eine Wand stieß,
daß es frei im Raum stand. Dies schließt wohl
ursprüngliche Bestimmung fürdie Kirche in Nonn
die es dem Format nach allenfalls als Seitenai-
bei geeignet gewesen wäre. Eher ist zu vermu-
das Täfeichen aus dem Augustinsrchorherren-
Zeno in Reichenhaii stammt, zu dem das Nonner
ein biszurSäkuiarisaticn gehörte unddas von dort
currendo versehen wurdeä.
ilche Herkunftwürde auch am ehesten Reste von
ack mit nicht mehr deutbaren Siegeibiidern auf
ckseite der Tafel erklären hellen. Sie gehören
til nach dem 18. Jahrhundert an und sind wohl
einer inventarisation im Rahmen einer geord-
Verwaitung, wie sie in größeren Stiften schon
üblich war. in der ehemaligen Stiftskirche von
okönnen Altäre im 15. Jahrhundert in den Seiten-
zwischen den noch heute in situ befindlichen
gen mit der Schmalseite an die Außenwände
en haben? Die Rückseite der Retabeitafeln war
Osten herfrei zu sehen. Um ein solches Seitenai-
bei muß es sich bei unserem Täfelchen handeln.
rei Dübeliöcher an der Unterseite des Rahmens
stand es ursprünglich noch auf einer Predella,
Stilistisch gehört die Malerei in die Zeit um 1470.
Damals geschah in Salzburg, relativ spät gegenüber
den schwäbischen und bayerischen Städten. eine
intensive Rezeption der Kunst des niederländischen
Realismus in der Nachfolge der Brüder van Eyck. des
Meisters von Flemaile, des Rogier van der Weyden und
des PetrusChristus, die sich seitetwa 1467 im Laufener
Hochaitar und verwandten Werken nachweisen laßt'.
Auch bei unserer kleinen Tafel sind niederländische
Vorbilder wirksam Die suggestiv erzählerische Bildge-
stalt der Geburt Christi geht in ihrer Gesamtaniage und
in charakteristischen Details. wie dem metallischen
ovalen Nimbus unterdem Kind, der ruinösen haibhohen
Quadermauer als biidparallelem Mittelgrundabschiuß
undden überdieMauerindas BildhereinbiickendenHir-
ten auf die GeburtChristi von Petrus Christus. um 1445,
in der National Galiery in Washington, zurücks. Frag-
lich bleibt bei dem Maler des Nonner Bildes lediglich,
auf welche Art die Übermittlung stattgefunden hat.
Petrus Christus war für andere bayerische Meister der
Zeit, etwa Siegmund Huetter? von Freising, unmittel-
bares Vorbildg. Die Reduzierung der Details bei dem
Nonner Bild auf Allgemeines scheint aber eher darauf
hinzuweisen, daß unser Meister seine Kenntnisse aus
zweiter Hand erworben hatte, wozu er im Nachbar-
bistum, in Freising, Gelegenheit gehabt haben könnte.
in der Kirche in Liefering nahe Salzburg, gleichsam in
Sichtweite von Reichenhali, haben sich acht Bilder
eines Fiügeialtars erhalten, die stilistisch eng mit dem
Nonner Bild verwandt sindw. Sie erscheinen insgesamt
etwas fortschrittlicher, doch gleichen sich charak-
teristische Detaiis bis hinein in den Duktus des Farb-
auftrags so sehr. daß derselbe Maler als Urheber
angenommen werden muß. Erwurde von der Kunstge-
schichtsschreibung nach dem Aufbewahrungsort der
acht Bilder als vMeister von Lieferingir bezeit
Nach der Lage der beiden Orte, aus denen Bilder
Hand stammen, ist nichtdaran zu zweifeln, daß er
Werkstätte in Salzburg betrieben hat.
In der Ausstellung wSpälgotik in Salzburg, Die M.
1400 -1530rr ordnete Aibin Rohrmoser" den Alte
Liefering in die Zeit um 1465 ein. Diese stilkrit
Datierung erfährt dadurch eine gewisse Einsc
kung, daß erst zwischen 1469 und 1475 Ablässe fü
tungen zum Bau und zurAusstattung der Kirche in
ring verliehen worden sind? Auch wirken gegei
den 1467 datierten Bildern des Lautener HOChi
sowohl das Nonner Alfärchen als auch die Tafel
LieferingerAltars deutlich moderner". Ich möchtr
halb mit dem zeitlichen Ansatz etwas hinautrü-
Gegen 1470 fürdas Nonner Bild, 1470175 für die
ringerTafeln. Damit gewänne auch eine ansprecl'
Beobachtung von Alfred Stange mehr Signifikanz
inden Bildern des Meisters von Lieteringeine ders
schen Quellen für das Werk des Meisters von
gmain sieht. wobei er nicht nur an ein Lehrer-Scl
Verhältnis, sondern auch an eine unmittelbare
stattübernahme durch den jüngeren Meister denl
das früheste datierte Bild des Meisters von Großgi
die bereits erwähnte Muttergottes mit dem hl. Thl
und einem geistlichen Stifter in der Prager Nati
galerieß, die Jahreszahl 1483 trägt, könnte er um
seine Tätigkeit in Salzburg auf- und die Werkstaf
Meisters von Liefering übernommen haben. Seir
haltnis zu Rueiand Frueaufd. Ä., wie es Baldass
legt hatw, bleibt von dieser Beobachtung Alfred
ges unberührt. Mit dem Fund des Nonner Altärc
gewinnt unser Bild von der Saizburger Malerei der
ziger Jahre des 15. Jahrhunderts neue Akzente.
ner von Lieleringu. Aulerslandener Christus mit Maria
Walena Detail aus Abbildung
ungen 16
von Baldass, Conrad Laib und die beiden Rueland Frueaul.
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"aul Buberl. Die Denkmals des Garlchlsbezlrkes Salzburg, Wien
S. 33 und Fug. 309 316. ES lSl zwar üherlialerl, G35 die 36h! Bll-
xh in der Friedholskapelle von Lielering landen. bevor sie In dle
everbracht worden sind, doch können sie dorthin ebensogul aus
die gelangt sein. als man in der Barockzerl dorl ein neues Hoch-
rrabel anscnalfte. Zu diesen Vorgängen vgl. Hans Hamlscn, Rea-
rrgesunkenes Kullurguu, in Lebendige Vdlkskullur, Fesigaba
Sabeih Rolli zum 60. Geburtstag, Bamberg. 198D. A. 227 238
1m. 9.
Stange, Deutsche Mslarei derGotlk. m. Band, Sailburg, Bayern
rol in der Zelt von 1400 bis rsou. München 1950, s. 44 und 45.
1m.
1m.
Wg? wäf .7.....1.
W.
w.
ü.
n...
1,11m
Brigitte Schneider
Die Altäre der lnnsbrucker
Jesuitenkirche Unbekan
Bildhauerzeichnungen
Ein Beitrag zu den Oeuvres Wolf We
kirchners und Bartholomäus von Opsz
Bildhauerzeichnung stellt in ähnlichem Maße wie
Thema des barocken Altares an sich ein wenig
indeltes Gebiet der Kunstgeschichtsforschung
Erst vor wenigen Jahren, 1978, wurde mit derAus-
Jng des Salzburger Barcckmuseums nBildhauer-
wnungen des europäischen Barockrr auf diese
ze hingewiesen und gleichermaßen. wie Franz
ner das Vorwort des Kataloges beschließt, nein
0B zur Auffindung möglichst vieler bisher unbe-
iier Bildhauerzeichnungeni? gegeben.
rchivdesJesuitenkollegsinlnnsbruck.welchesnur
den geringeren Teil der Quellenmaterialien zur
agskirche bewahrt. befinden sich jedoch interes-
Zeichnungen, wovon einige hiermit an die Öffent-
Leit gelangen sollen?
andelt sich um Entwürfe für die Altäre der Jesuiten-
ie in Innsbruck.
jüngste Zeit war, wie noch J. Feimayer in ihrer
lil über die Altäre Nordtirols im 17. Jahrhundert
eibt, ii. .. nichts über die Meister der Altararchitek-
und Statuen bekannttrß,
die Neubearbeitung des Dehio-Tirol. 1980, nennt
Gumpp als den Autor des Entwurfes für den lgna-
altar und Bartholomäus von Opstai als Bildhauer
Franz-Xaver-Altaresf
reine Marmoraltäre stellen die sechs vollständig
iltenen Seitenaltäre der lnnsbruckerJesuitenkirche
eine Rarität im Frühbarock Nordtirols dar. Der lgnatius-
altar steht heute an der Stelle des zerstörten Hochalta-
res. Im Querschiff befinden sich links der Judas-Thad-
däus-Altar, rechts der Schutzengelaltar. Die südlichen
Seitenaltäre sind links der Pirminaltar, rechts der Ma-
rienaltar. Der rechte nördliche Altar ist dem hl. Franz
Xaver geweiht.
Von den Zeichnungen sind vorallem zwei Blätterwegen
ihrer zeichnerischen Qualität besonders hervor-
zuheben.
Das erste ist bezeichnet rwWolff Weissenchirkhnerbiltt-
hauerw Abb. 1. Bei dem Riß handelt es sich um einen
Entwurf für die beiden im wesentlichen gleich gestal-
teten Querhausaltäre.
Die Ausführung dieser Altäre fällt nachweislich in die
letzten zwei Dezennien des 17. Jahrhunderts. ln der
Historie Domus wird der neu ausgeführte Judas-Thad-
daus-Altar linker Querhausaltar ausführlich beschrie-
ben? Die Aufstellung des rechten Ouerhausaltares
erfolgte, wie durch den Kontrakt mit Wolf Weißenkirch-
ner belegt werden kann, 1691 Dieser Kontrakt wird im
Anhang in extenso wiedergegeben.
Die Signatur läßt vorerst trotz der belegten Datierung
der Altaraufstellungen offen. ob es sich um Wolf Wei-
ßenkirchner den Älteren 609 1677 oder den Jünge-
ren handelte Theoretisch besteht zeitlich für beide die
Möglichkeit der Autorschaft dieser Zeichnungen. Wolf
Wolf Weißenkirchner Jung. Entwurf für die Oue
täre, vor 1584; 315 199 mm. Papier mit Wasser
Feder in Schwarz, laviert und rötlich koloriert, Maßst
Seite 12 Salzlaurger wwerchschuechii Zoll, unr
jiingte iwschuechri, in schwarzer Tusche. wAin des Sa
rischen Werchschuechsii, "Veriüngier werchsz
rechts unten in schwarzerTusche wWollWeissenc
biltthauerii. Dorsum Spuren von Siegellack. Coileg
S.J.. Innsbruck, Nr. IX,
W. Weißenkirchner d. J., Altarentwürte. vor 1684
303 mm, Papier mit Wasserzeichen, Feder in Schw
ren einer Bleistiftvcrzeichnung. laviert und rosa und
aquarelliert. Dorsum in schwarzer Tusche i-Idea al
Bleistift Rechnung. Collegsarchiv. S.J., Innsbruck,
Anmerkungen
Salzburger Barockmuseum. Katalog zur SonderausstellL
IBildhauerZeiithnurigen des europäischen Barock-r, S. 1D.
Die Bearbeitung der Archivalien zur gesamten Kirche ge
Rahmen meiner riOCh In Arbeit belindlicnen Dissertation übe
brucker Jesuiienkirche
Feimayer. Johanna Die Altäre des 17 Jahrhunderts in
Innsbruck 1967. s. 5a
Feimayer, J.. in. Dehne-Handbuch. Die Kunsidenkmaler Os
Tirol. Wien 1980, 44. Nach der lreundlichen Mitteilung
Dr J. Feimayer stammt der Ouellenlund VOn Diüzesanarcri
Winkler, welchem ich schließlich die Bekanntgabe des nur
verötlentlichien Vertrages rnit v. Opsial verdanke. Vgl,
Jesuitenklrche Im Allg. Krapl. Michael Die BaumeisterGun
München 1979.
lriitiurh et progressus Collegii Societatis Jesu Oi
1563- 1685. Ccllegsarctiiv S. lnnsbruck, 559
weißerikirshner, Salzburger Maler- und BlldhaLIEH3lT1illS,11
Walld Art, Bildhauer. geb. ieoe, gest 2S.B,1677,Vaterd
Jurig,u,desHSnsAdem;schetrilin Laulenl Bayernansässig
zu sein. Nimmt rasa Permoser irr seine Werkstatt aut.
Worfd. Jung. Bildhauer, geb. 1639, gest l703, Sohn und
Alleren.Arbeilei1660inGrazinderWerkstattd.Joh.BapLFi-
srbeiterrhom.Schwanthalers;amAntangseinerEntwicklur
rische Abhängigkeit von Jak Geroid. Arbeiten v. Im Salzbi
AusiTheime-Becker, Kunstlerlexikon. Leipzig 1942. Bd XX
nlenkivche Innsbruck, hmenavwswcht, hnker Querarm,
asrThaddausbAltar
Jesuitenkirche Innsbruck, lnnenanswchl, rechter Queravm,
Schutzengelaltar
der Ältere stirbt bereits 1677. Der Zeitraum von sieben
beziehungsweise vierzehn Jahren Aufstellung der
Altäre 1684 und 1691 zwischen der Entstehung der Ent-
wurtzeichnung und der tatsächlichen Ausführung be-
ziehungsweise erst der Vollendung der Altäre wäre im
Bereich des Möglichen.
Eine nähere Betrachtung der beiden Bildhauerpersön-
lichkeiten schließt aber den älteren Wolf Weißenkirch-
ner als Zeichner dieses Blattes eindeutig aus. Die
Zuschreibung an den Jüngeren kann mit Sicherheit
geschehen.
Wolf Weißenkirchner der Jüngere war von weit bedeu-
tenderem Rang als sein Vater. Noch zu Lebzeiten des
Älteren übernahm der Sohn die größeren Aufträge.
Nach Pretzel stammen alle wesentlichen Werke der
Übergangszeit, in der auch der Ältere durchaus noch
tätig war, mit Sicherheit von dem Jüngeren.' Archive-
lisch gibt es zu dieser Aussage iedoch keine Klarheit
schaffenden Beweise, was immerwiederzu Venuechs-
lungen führte.
Der wahrscheinlich bedeutendste Auftrag Wolf Wei-
ßenkirchners des Älteren war der Hochalter der Filial-
klrche in Holzhausen aus dem Jahre 1667 ÖKT. X. Fig.
449. EinVergleichdieses Altares mildem für Innsbruck
macht vorerst einen nicht zu übersehenden Qualitäts-
unterschied zugunsten des lnnsbrucker Altares deut-
lich.
38
"Sudan
Auch vermißt man bei den Skulpturen von Holzhausen
jenes italienisch-barocke Körpergefühl, wie es in lnns-
bruck spürbar ist.
Die Putti auf den Giebelsegmenten des Altares in Holz-
hausen wirken steil und unorganisch.
Die Zeichnung hingegen, mit der wir es hier zu tun ha-
ben, verrät vielmehr eine wohlgeschulte Hand des Bild-
hauers. Es istiene WolfWeißenkirchners desJüngeren.
Wo dieser seine Ausbildung erhalten hat, ist nicht
bekannt. Allein schon die Altäre in Innsbruck weisen in
derGesamtwirkung wie in den Details deutlich nach Ita-
lien; angefangen beim Material über eine dezente
Akzentverteilung zugunsten einer vornehm geschlos-
senen Gesamtwirkungbishinzuden pausbäckigemflei-
schlgen Putti. Die Vermutung, daß Weißenkirchner in
Italien geschult wurde, wird allgemein als wahrschein-
lich angenommen
Man bedenke den Künstlerkreis, dem Weißenkirchner
zuzurechnen ist, nämlich Jakob Gerold, Thomas
Schwanthaier und Balthasar Permoser, deren Schüler
beziehungsweise Werkstattgenosse und Mitarbeiter er
war." Am Ende seines Schaffens arbeitete er schließ-
lich nach Modellen Johann Bernhard Fischers von
Erlachf"
Aus diesem Zusammenhang gesehen. überrascht die
Qualität derBlatternIcht. DieZeichnung wirktfrisch und
mit leichter Hand aufgetragen. Man möchte sie viel-
leicht höher einstufen als die ausgeführten Art
Vorallem inden freieren Details,wie etwa den ar
telen Fruchtgehängen und den Putti des Aufsatz
den Kartuschen und Engelsköplen in Aufsatz-
und Sockelzone, ist die leichte Hand des Ze
spürbar.
Dern Typus nach handelt es sich um einen Säule
laaitar, hier im Aufriß mit beigefügtem Grund!
Maßstab an der linken Seite 12 Salzburger
schuechu beziehungsweise einZcllunddieverkl
Maßtabelle nach nSchuechu bekräftigen die
des Blattes, nämlich Salzburg.
im Aufbau ist Weißenkirchner hier klar und einl
Kannelierte, leicht verjüngte Säulen mit korintl
Kapitellen und einfachen Basen. malerisch marr
sitzen auf Sockeln mit Palmettenmotiv. Eine Ble
Kartusche mit einem Engelskopf, leicht unc
gezeichnet, bezeichnet den Sockelmittelteil.
Zwischen den Säulen fügt sich ein Rahmen in
schen Maßen mit Eierstabmotiv. Eine zweite Kai
in C-Schwüngen, mit einem Engeiskopf in der
achse, ragt über die Begrenzung von Architr
Fries hinaus. Die weitere Friesverzierung ist
nur sehr unkonkret angedeutet. Die ausgeführt
zeigt Akanthus. Seitlich zwei weitere Engelskür
Das verkröpfte, vorspringende Gesims mit
Schattierung, auch der Prcfilierung, trägt sch
den Aufsatz. In der Mitte wieder eine beherrsr
Kartusche mit Engeisköpfen, Muschel- und Akt
motiven. Direkt auf den Gesimsvorsprüngen
zwei freistehende Putti. Der leicht geschwungei
mentgiebelabschluß miteingerollten Seiten, vor
Fruchtgehange ausgehen, erscheint vielleicr
etwas unkonkret, malerisch skizziert. Die archi
sche Ausführung zeigt nichts mehr von dieser
heit.
ZurBekräftigungderIdentifizierung derSignatui
des jüngeren Wolf Weißenkirchner konnte sch
noch ein Quellenfund gemacht werden, naml
Kontraktmit Besagtem aus dem Jahre 1691 otfs
lich für den zweiten, gleich gestalteten Querhar
Der Kontrakt wird im Anhang in extenso wiede
ben. Die Altäre links und rechts im Querschiff
Architektonischen identisch und gehen aufein
selben Entwurf zurück. Feine Unterschiede sint
den Aufsatzputti und den oberen Kartuschen zu
nen. So nimmt der Vertrag Bezug auf den scr
1684AltaraufstelIung deslinken Altaresentstai
Entwurf. Die Siegelspuren auf dem Dorsum von
Abb. weisen schon darauf hin, daß da
geschickt worden war. Aus dem Kontrakt wird
daßderganzeAltarinSalzburg angefertigtword
der Bildhauerauch dort seine Bezahlung erhalte
underst nach dem Transportderfertigen Einzelt-
Schiff wieder zur Aufstellung mit wzwen seiner
nach Innsbruck gekommen war. Interessante
war der Vertrag in Innsbruck gemacht wordl
Bezahlung war durch den königlichen Schatzr
erfolgt, die Entwurfzeichnung aber stammt au
burg.
Ein zweites Blatt, nicht bezeichnet, stammt
scheiniich von derselben Hand. Die Art, wie die
ten gesetzt sind, wie die Puttl und die Engel
gezeichnet sind, ebenso die leicht hingesetzte
Zeichnung, vor allem bei den nur angedeuteter
mentierungen, haben große Ähnlichkeit.
Die Kartusche im Sockel der rechten Zeichnung
lig identisch mit der des besprochenen Blattes
als vldea Aitarisn bezeichneten Entwürfe slelli
Altarvarianten in zwei halbierten Altaren dar.
dies wahrscheinlich vorausgegangene Entwürfi
Vorschläge für die Querhausaltare, rechts verr
für den lgnatiusaltar, welcher mit dem Ausge
wesentliche Ähnlichkeit im Aufbau aufweist. Ou
ist diese Zeichnung noch höher als Blatt einzu
DerlinkeAltarzeigtzweiVarianten einerSäulena
einmalmitglatter,einmalmitgedrohtenornamel
Säule. Der Aufsatz gibt links einen stehenden
xolomäus von Opstal. Entwurfiürden Franz-Xaver-Altar,
;422 241 mrn, Papier, Feder in Schwarz. rötlich kolo-
laviert, rechts unten Maßstab schwarzer Tusche,
xurgerwerschuh, links. Blanmine, inschwarzerTusche
zwayseitlenbildersarnbtdenzwenobensizemen maren
en von Undersperger märbl gemachtwerderm Collegsl
v. S.J., Innsbruck. Nr. IX.
wolomäus von Opstal, Entwur! eines Altaraufsatzes zum
zrXaverrAltar gehörig, 1666; 182 210 mm. Papaer,
rin Bister, Bieistiftvorzeichnung, laviert und rötbich und
kolorien. Collegsarchiv, S.J., Innsbruck, Nr. IX,
whändige Unterschrift des Bartholomäus von Opstal,
chnin aus dem im Anhang angeruhrten Kontrakt.
gsarchiv, S.J., Innsbruck. Nr. IX,
tenkirche Innsbruck, lnnenansicht, linke südliche Sei-
lpelle, Pirmin-Altar
tenkirche Innsbruck, innenansicht, rechte nördliche
nkapelle, Franz-Xaver-Altar
tenkirche Innsbruck, lnnenansicht. rechte südliche Sei-
ipelle, Marienaltar
tungen 12
el, L. Salzburger Barockplastlk. Berlin 1932. a9.
da. s. 4a; Pretzel vermutet Venedig und Rum als Ausbildungs-
in
siehe Asche, Balthasar Permoser Leben und Werk. Berlin
Katalog der Ausstellun 'Tl'l0mBS Schwanlhaler. 163- 1707.
f974I75.JakubGer0Id KT,lX,221.X,71.77,l25.161165252.
'a. 349.
übernahm Weißenklrchner die Ausführung zweier Steirlskulptu-
ir das Portal des Hofmarslalls ÜKT, xlll, s. 135; Abb 212.
leSkulpturen desVierzehn-NotheIfer-Allares irl Maria Plain, 167a
Prezel, ebenda, s. 19 die Dachurlgsengel des Huchaltares der
drehe in Oberechirlg KT, x. Fr .412.
lll nach Signatur, 9." xOpstaln ,Barth0lbma, Bildhauer in salz-
geb. um 1631. gest. Saizburg. 7. s. 1694.
auf Grund eines Ausschreibens 1662 zur Errichtung des Hoch-
der Stiftskirche irl Berchtesgaden aus Rom berufen und ließ sich
in Salzburg nieder.
Thema-Becker, Bd xxv. 55a
rechts den Segmentgiebel mit ovaler Kartusche fast
wörtlich wieder, was im ausgeführten Altar kombiniert
wurde. Variationen betreffen weiters die Sockelgestal-
tung. die Altarbildrahmung; beim Aufsatz die Giebel-
form sowiedie Flächeneinteilungund den figuralen Auf-
satzschmuck. Aus den zwei Varianten der rechten
Blatthälfte wurden für den zur Ausführung gelangten
Entwurf die Sockeigestaltung und der Engelskopf im
Friss aus der rechten, die kannelierte korinthische Voll-
saule aus der linken Altarhalfte verwendet. Die Seitenfi-
guren sind nicht eindeutig zu identifizieren.
Neben diesen Bildhauerzeichnungen Wolf Weißen-
kirchners sind weitere Altarentwürfe zu einem Seitenal-
tar eindeutig zu bestimmen. Es sind Entwürfe für den
Franz-Xaver-Altar von Bartholomäus von Opstal, der
ebenfalls dem Salzburger Künstlerkreis angehört."
Die Blätter sind nicht bezeichnet, können aber mit
Sicherheit Bartholomäus von Opstal zugeschrieben
werden Abb. und 5. Der von Diözesanarchivar
Dr. Winkler schon vor einigen Jahren gefundene Kon-
trakt mit Bartholomäus von Opstal muß eindeutig mit
den Entwurfzeichnungen aus demselben Archiv als
zusammengehörig gesehenwerden.DerKontraktwird
im Anhang in extenso wiedergegeben. Da der Kontrakt
eine Maßangabe enthält, kann eine Beweisführung
unschwer erfolgen. In dem ausführlichen Vertrag mit
dem Bildhauer findet sich unter Punkt vier eine Maßan-
gabe der Höhe des wnach ausweisung der visierungw
auszuführenden Altares. Der Altar sollte 123 werkh-
schuech hoch, lnsprugger mässerey-r sein; dies stimmt
mit den Maßen der Zeichnung angegebener Maßstab
genau überein. Opstal wurde für den Altar schließlich
mit 1800 fl. bezahlt, was beweist. daß der Entwurf tat-
sächlich zur Ausführung gelangt war. Bei der besagten
Zeichnung handelt es sich um den ausgeführten Ent-
wurf. Die Zuschreibung an Bartholomäus von Opstal
kann daher geschehen. Mif Bezug auf den Vertrag ist
das Blatt 1666 zu datieren, Qualitativ weicht die Zeich-
nung ebenso wie die von derselben Hand stammenden
Blätter und Abb. und von denen Weißenkirch-
ners ab. Opstal ist derber, wenigerfrei und leichthändig
in derZeichnung. Im Figürlichen derAltaraufsätze wirkt
Bartholomäus von Opstal, Altarentwürfe zum Franz-Xaverb
Al1a1,1666;434 298 mm, Papner. Feder in Schwarz. rötläch
kotorien. Maßstab schwarzerTusche. Collegsarchiv. S. J.,
Innsbruck, Nr. IX.
er etwas unbeholfen, während er im Architektonischen
vielleicht pedantisch wirkt. Es ist nichts Frisches an der
Zeichnung, auch der Farbauftrag ist etwas zu schwer.
Wobei natürlich nicht vergessen werden darf, daß es
sich im einen Fall um eine nldSan, im anderen um eine
Werkzeichnung handelt. Eine Werkzeichnung wird den
"künstlerischen Striche nie in dem Maße wiedergeben
können, wie dies in den teilweise skizzenhaften Andeu-
tungen einer nldeari geschehen kann. Trotzdem dürfen
gewisse Qualitätsunterschiede nicht übersehen wer-
den.
im Aufbau ist der Altar flacher, die Saulenädikula des
WeißenkirchnerschenAltareswirdhierzurtlachen Pila-
sterädikula. Die Sockel mit Palmettenornament und
Schuppenmuster entstammen keinem barocken For-
menschatz, sie wirken vorailem in der plastischen Aus-
führung nahezu altertümlich. Auidiesen Sockeln lasten
jonische Schichtpiiaster, deren obere Vorlage kanne-
liert ist. Die geschwungene Altarbildrahmung stößt in
der Mitte an das Gesims, das mit Zahnschnitt ansetzt.
DerAufsatz, bekröntvon einem griechischen Kreuz auf
einer Muschel. schwingt in kräftigen, Vasen tragenden
Voluten aus. In dem dazugehörigen Blatt des Aitaraul-
satzes Abb. halten zwei sitzende Mohren die
Muschel als Hinweis auf das Patrozinium des Altares.
welcher dem Jesuitenmissionar Franz Xaver geweiht
ist.
40
Von derselben Hand stammt der ganzen Art der Aus-
führung und der Verwendung der Motive nach Blatt
Abb. 6.
Der zweigeteilte Altar bringt fast alle Details der
Variante des zur Ausführung gelangten Entwurfes.
wenn auch in anderen Kombinationen. Die linke Altar-
hälfte hat eine schlichte Sockelgestaitung mit recht-
eckiger Fiahmung, darüber jonische Schichtpilaster,
wobei der Schaft der oberen Vortage wieder kanneliert
ist. Überdem profilierten, leicht verkröptten Gesims mit
Zahnschnitt zeigt der Aufsatz auf dieser Seite einen
ebenfalls leicht verkroptten Dreiecksgiebel mit flankie-
render Flammenvase und bekrönender Vase mit grie-
chischem Kreuz. im Giebeiield befinden sich Strahlen-
kranz und Engelskopf.
Die rechte Seite zeigt den schon erwähnten ausgeführ-
ten. eigenartigen Sockel. darüber gerahmte Schichtpi-
laster und jonisches Kapiteil. Das Gesims ist wie links
gebildet. der Aufsatz allerdings übernimmt vom linken
Teil nur die oberste Bekrönung, die hier abervon einem
Putto gehalten wird. Die kräftige Voiute des Giebels
trägt eine Flammenvase. während die Mitte eine
beherrschende Kartusche mit Strahlenkranz und
Engelsköpfen bezeichnet.
ZU diesem Franz-Xaver-Altar QXISÜSH NUN HOCH Sifiä
weitere Entwurfzeichnung. deren Einordnung wie
Zuschreibung noch unklar ist. Ging sie den besproche-
Anmerkungen 13 15
üblicher Kheimhoier keimbholer, Franz, tätig ca 1647, gest 2a s.
1591. stammtzus derglelchnamigen Blldhauerfamilie in Berchtesga-
den. Thieme-Becker. so. xx. s. 245.
Inltium et prngressus Collegii Socletatis Jesu Oenipontani 1563 bis
1885. Ccliegsarchw S.J Innsbruck. p. 541
HofregistraturlProtokolie1668 70, Nr II. tot 263. dazu OllginaLJuni
1670.
vuri zum Franz-Xaver-Allar; 449x309 mm, Papier mit
ßerzalchen, Feder in Bisier, Bleistihvorzeichnung, leil-
ae Iaviert. Dorsum In brauner Tusche nK. 4a. Oollegsar-
,S.J.. Innsbruck, Nr. IX,
vuri zum Franz-Xaver-Altar; 449x309 mm, Papier mit
iserzelchen. Feder in Bister. Bleistiitvorzeichnung, teil-
ie Iavlert. Dorsum In brauner Tusche wK. 4. Ccllegsar-
.S.J., Innsbruck. Nr. IX.1
mit Earthclma von Opstel.
nd die Errichtung des
aver-Altares.
BSE.
Collegsarchlv S.J.. Innsbruck.
Nr. IV, 1D.
ts-puncte
Bartholme von Obetei. biidhaueren zue Salzburg. wegen eines
In rcth und welssem marmnl.
rzt. den 9. Junii. 1666.
"ür daß ganze werkh 1800 il und daran quatemerirch 300 il bezaldt.
erst dlearbeilh auch von der handt gehei. jedoch alise. dab biß zue
lulrtchtung oder auslörtlgung 6001i lnnbehalten und alBdan erlegt
lann die vcilendte erbalth von Salzburg abhollen, den rislgb und
lt dem landt miisambt deren unccssten über sich hemmen. doch
aildhauer die arbeiih auf seinen uncosten In daB scnlfl lilere. auch
und breiteren genuegsammilch verwahre.
uer euirlchtung deß aitars vonnbthen sein wirdt, soll zue insprugg
tgeidl de! blidhauers abgericht werden.
gen herr Barthoime Obstei einen altar. 23 werkhschuech hoch
ier massarey. von roitem undweiasem marmci. nach ausweisung
rung mll ileiß und kunsst ausgemacht. sbieglhell peiilert machen.
uch allen merrnol nach dem abriß und in der iarb kauften. auch
iüg zuer machung der erbeith und zuer arbeith noitiwendlge mitt-
ul seinen uncosien bestellen. wenn auch die arbeith, von heut an
ien. inner einer lehrsirlst vollendet. mit zweyen gsdllen sich selbst
ieprugg begeben und aiida den alter aufrichten. doch daß die
sdiie mit einer schlechten kosst lmmlttelst versechen werden. der
aber sich selbst veruilegen.
esiens sollen herr Berthoime von Obstai wie auch seine zween
chtB anders von lhemanden. weder drlnkhgeld. noch discretion.
andere weiß zue begehren haben.
Ihme scmehi in Saimurg als lnspruqg die bezahlung mit guaicm,
ingberem geidt Saizburger iandtswehrung bezaldl werden. Und
rblge puncte zwischen ihreo hochgreillchen exceilenz herrn Conii
alc. und herrn Barthotme Obetel. biidhaueren. gegeneinander
t. beschlossen und verbunden. bin auch ich. endtsbenanndter,
meinlge ererbtieitig. solliche irlstgelter nach mdgllghkeit zue-
lnd eingaiangterobbemeidten herrn biidhauerthreüllchstzu iber-
messen zuer bekhrliltigung ich hieruhdier meines Collegil Soc.
Ineprugg geuohniicheb inslgl und handtschrllft fürgesezr.
isprugg. den 9. Junii 1866.
dua Blier S. .i.. m. p. Bartholorneus von Opstai m. p.
lspuncta wegen eines neuen eltars S. Frenclsci Xav. mit Bar-
bstal. blldhaueren von Salzburg, gepfiogen, den 9. Junii 1566.
mit Weil Weißenkirchner.
id die Errichtung eines
isaiieres.
159i.
Collegsarchiv S..l., Innsbruck,
Nr. IV, lO.
ahmen. weßmassen mit woigeechten und kunslreichen herrn
ig Weissenktlrcher, burger und blldhauer zu Salzburg. urrb verler-
nd gänzlicher aulrichtung eines eingehondlgten. ordentlich in
lalso nachdlssen zu machen habentcn rnarmolstelnerien altar in
ien S. S.Trinltelis eihier aui gnädigsien beieich ihro kdnigl. male-
crdenlllcher vertrag sub dato beschechen und angenommen
tlich bemeiter herr Welssenkürcher ein verldniger dlsses ange-
uerkhs in eilen da! vorhabente vissler beobachten und unveren-
ißlhn außeribsaungderstainen gehörigen stuckhenohne schadl-
rith und lbgang.
ae volikhcmne werkch hat er. kunstmalsler, ganz verieriigter in
wkhosten zu Salzburg zu schiil zubringen. bestens zu verslcheren
Ihma seibsten vor schaden zu sein. aißdissen anhero gebrachten
anderer verordneter beytrllfl euB dem schilt alhier aubzuladen.
ansten verordnete iuehren aulzuladen und endlich unverlezter in
gta kilrchen S. S. Trinltatls zu lilleren.
bfilhrung aller zu dlssen altar gehbrigen stuckhen nachdem ich
lben gernell. in deß schlfl eingerichtet. würdtet ohne kosten des
solchen werckhes angeordnet werden, allein llgel ihmewerckh-
ob.zu vermelden seines eignen schaden alle verlegung der stuck-
erhuarten. sonderen er die beschechenen lehler, sonderlich In
iubistuckhen. nit nur mit verhüetlung, sonderen mit neuer ergan-
ersezung verbösseren müssen.
iür engedeute erbelth und obiigen sollen lhma. herrn Weissen-
etc. von dem kbnlgl. schazrnelsterembt von hier necher Salzburg
hit werden 120D ll. wie auch zu endllicher zuthueung noch 75 tl
theler Ieykhaull zu folgenten friJsten. gewlß und ohne verscilub,
liüiil die handt ... .. 3001i.
iut lclgenten S. Gecrgitag 300 ll.
auf Parthclcme widerumb 100 ll.
ay auliedung deB werckhs in die schifl 200 ll.
außiadunq dlsses aihler auch 100 ll.
nach autrlchtung deß altars 275 ll.
irsprdchnen leykhaufla ll.
suma 284 il.
rchtung solchen altere solle er. herr Welssenkurcher. für sich und
reen seiner gsbllen die verpiiegung ohne weitere beseldung
cch mehrereanlnrderung hernach nlibeluegt sein. mit deren und
gesagten Vertrag zulrüden sein und vergnilegt. Er. werckhmal-
spricht rnlt algner hendtschrltlt und betschafit dargegen er In glei-
gegenheltung der bezahlung von Ihre gstreng. herrn kcnlgl.
ilaier. mit elgenhindtlger underschriiil in eilen versichert wilrdt.
isprug, den is. September. anno 1691.
inatur.
nen Rissen voraus oder ist es eine spätere Zeichnung?
Abb. 7. Stilistisch scheint sie jünger zu sein. Das Blatt
ist ohne Maßstab. Die Sockel, nach vorne und auch zur
Außenseite hin. sind in Form von Voiutenkensolen gebil-
det. Der Sockelmittelteil ist von einer kräftigen Orna-
mentkartusche beherrscht. Darüber befinden sich im
Hauptteil links und rechts Statuen.
Die Aitarbildrahmung ist bogenförmig und glatt. Das
profilierte. verkröpfte Gesims springtweit vor. Die seitli-
chen Gesimsvorsprünge sind von Flammenvasen auf
freistehenden Pfeilervorsätzen bekrönt. im Mitteiteil
halten die schon erwähnten, auf einer Roilwerkkartu-
sche sitzenden Mohren ein griechisches Kreuz.
Diese zwei bekrönenden. sitzenden Mohren scheinen
offensichtlich übernommen zu sein, wenn auch nicht
klarist,inwelcherZeichnungderEntwurf. inwelcherdie
Übernahme der Figuren zu sehen ist. Es scheint doch
jedenfalls eine andere Hand zu sein, betrachtet man
beispielsweise den Strich in der Gestaltung der Flam-
men, des Kopfschmuckes oder die Art. wie die Gesich-
ter gezeichnet sind. Der Entwurf wurde nicht ausge-
führt. Es konnten bis jetzt auch keine dazugehörigen
archivaiischen Belege für eine genauere Bestimmung
des Blattes ausfindig gemacht werden.
Kein Riß. aber eine archivalische Nachricht zu dem
Ignatiusaltar ursprünglich linke nördliche Seitenka-
pelie. heute an der Stelle des zerstörten Hochaltares
konnte ebenfalls im lnnsbrucker Coliegsarchiv gefun-
den werden. Darin wird von der Bezahlung des Salzbur-
ger Steinmetzen riapicida Berchtoisgadensl Franc.
Kaimbhoffer lsiclr" für den Ignatiusaltar nex marmore
rubro variegato et albca berichtet." Kheimhofer wurde
nach dieserEintragung vom 2. Mai 1679lürdenAitarmit
1800 nfloreniu und ll. Ieuthkauf bezahlt.
Bleibt noch die spärlichste Nachricht zu dem letzten der
sechs Seitenaitäre wiederzugeben. Es ist dies eine im
Landesarchiv Innsbruck gefundene Aufzeichnung im
Original aus der Holregistratur über die Aufstellung des
Pirminaltares im Jahre 1670. Für die Aufrichtung uzu
ehren des heiligen Pirminii verförtigten marmorsteinen
altarsrr wurden für uetweiche handt- und tagwerkher,
sambt anderen specifierten notturfften, so vermög
überschlagen 541i. 30 kr. am 2. Juni 1670 ausgegeben;
die Auszahlung wurde von Kaiser Leopold ange-
ordnetf
Der dazugehörige. glslchgestaltete Marienaltar der
gegenüberliegenden Kapelle gelangte wahrscheinlich
noch vor dem Pirminaitar zur Aufstellung.
So ergibt sich für die Ausstattung der Jesuitenklrche
von Innsbruck. was die Altäre anbelangt. ein nicht
enuartetes Bild einer fast einheitlich salzburgischen
Provenlenz.
Diese Tatsache stellt auch in der künstlerischen Her-
kunft der Kirche, nämlich als Gesamtwerk gesehen.
einen Interessanten Aspekt dar.
41
lml! Eartholmä von OpsteI, Collegsarchw S. J.. lnnsbvuck,
nd die Errichtung des Nr IV, 1D.
avervAltavss,
565.
Georg Freiherr von Gumppenberg
Zwei Spezialkonstruktionen
der Büchsenmacherfamilie Klett
im Salzburger Museum
Carolino Augusteum
Das Salzburger Museum Carolino Augusteum besitzt
drei Pistolen mit Speziaikonstruktionen von Johann
Paul Kleti, die zum Besten gehören. was auf diesem
Gebiet jemals hergestelltwurde. Es handelt sich bei die-
sen Stücken um ein Steinschloß-Hinterlader-Magazin-
pistoIen-Paar 217, 270' und eine vierläulige
SteinschloB-Wenderpistole 3009i Zu dieser exi-
stierte irüher noch ein Gegenstück, das allerdings in
den Wirren des 2. Weltkrieges verlorenging.
Trotzdem wir den Namen des Büchsenmachers ken-
nen, Johann Paul Klett, ist doch seine genaue Identität
nicht klar, denn in einem Zeitraum von etwa 60 Ja
arbeiteten drei Meister dieses Namens in Salzl
Diese Familie stammte aber nicht aus dieser Geg
sondern aus einer der bedeutendsten nwattensci
denn Europas zu dieser Zeit. aus Suhl in Thürir
Erstmals ist die Familie dort 1578 mit Stephan
urkundlich als Büchsenmacher laßbar und von
spannt sich ein Bogen bis zu Paul Friedrich Klett,
der Mitte des 19. Jh.s Königlich-Preußischer Obert
senmacherwanweitereMitgliederder Familie Kle
den wir aber auch in vielen anderen Büchsenrnai
Ein Paar sleinschloßbH1merIader-Magazinplstclen, Sa1zbur-
ger Museum Carolmommusleurn. lnv Nr 217 und 270,
signierl "Jean PauIClen, Sa1zburg11, zw1schen 1650 und 1660
Anmerkungen 10
Sie wuvdan 1546 von einem Kaulmann namens KGCh dem Museum
geschenkt. S1ehe dazu Jahresschmt des Museums Oarohnc Auguß
s1eum,2 Quartalsbencht 1845.
Slewurden1933aulelnerAuknorumDovomeum.WiermausdevSamrn-
1ung des FLIISIEH Thun, Telschen, erworben Sxe könnlen daher aus
19111 BES!!! von Erzbischof Johann Ernst Graf Thun stammen
Vgl dazu Heev. Eupen, Der Neue Sl0cke1. 630 I1
Dolera1. Hurst. Die Buchsonmachcüannhe Klemm Ebenau, Hewnalr
buch Ebensu19B2,S 73
Heenop 011,5 am
0010161, op an I3
0019131. 0D GI! 74
H0", Amn, Fr JWBN? an 1. 2821
H0", Arno, Ouelquos lnvnnhons de 1a Famr11e K1en Salzbourg,
Armes Anclennes Bd.ll,He1lS,1959,S 133
H0", Feuerwallen, Bd 2. 271 11 und ders lnvennons, 1351
42
intren Deutschlands. wie Dresden, Wien oder
ünchen und sogar in Stockholm?
achdem 1634 die Stadt Suhl im Verlaufdes 30jährigen
iegesdurch einen Brand fast völlig vernichtet worden
ar, entschloß sich ein Johann Paul Klett. wir kennen
sher nicht seine verwandtschaftlichen Verhältnisse
iden anderen FamilienmitgliederndieserZeit, zusam-
en mit seiner Familie seine Vaterstadt zu verlassen.
eser Entschluß wurde ihm insofern erleichtert, als er
ifTl Salzburger Erzbischof Paris Graf von Lodron1619
1657 eine interessante Arbeit in Aussicht gestellt
ikam.
eser Erzbischof hatte bei einem Konkursverfahren
igen die reiche Salzburger Familie Steinhauser u.a.
Iren Messinghandlung übernommen. Da man sich im
ijährigen Krieg befand und der Nachschub von Waf-
immer schwieriger geworden war siehe die Ver-
chtung von Suhl beabsichtigte Paris Lodron ausdie-
ir Konkursmasse ein Messingwerk und einen Eisen-
immer, der ihm ohne Einschränkung zur Verfügung
and, in Ebenau, nur wenige Kilometer von Salzburg
itfernt, zu errichten.
Leiter dieser Fabrik erkor er sich 1635 Johann Paul
ett. nichtsdestotrotz daß dieser dem "neuen Glauben
ihiflgü, und er überließ sie ihm mit vollständigem
!Sl3l'ld zu einem jährlichen Zins von 36 fl., wobei die
iterhaltskosten für die Gebäude und das Werkzeug
Salzburger Hofkammer aufzubringen hatte Er trat
136 in Ebenau mit seinen Söhnen Cornelius, Sigmund
id Johann Paul il ein. Ob auch seine Frau Barbara
ib. Bär mit ins Salzburgische gekommen ist, ist nicht
klärt. Er muß schon vor seiner Salzburger Zeit ein
ideutender Büchsenmacher gewesen sein, denn er
rd als "Senatorü bezeichnet, und es wird ihm zu
zdenken in seinem Todesjahr 1663 in seiner Vater-
adt, die er vor 28 Jahren verlassen hatte, eine
itenmesse gelesen.
zben ihm arbeitete ab etwa 1640 auch sein ca. 1624
borener Sohn Johann Paul II. Über einen Zeitraum
mehr als 20 Jahren waren also zwei Büchsenma-
er desselben Namens am selben Ort tätig. ohne daß
rirgendwelcheHinweisebezüglicheinerbestimmten
arke oder Signatur, die nur einer der beiden verwen-
thätte. besitzen. Ein Neffe von Johann Paul II, eben-
falls mit Namen Johann Paul III, wurde erst 1663 frei-
gesprochen und scheint allem Anschein nach keine
besondere Ftolle gespielt oder bedeutende Arbeiten
geliefert zu haben. Er scheidet also mit Sicherheit als
Hersteller dieser Waffen aus.
Es bleibt aberals Faktum, daß nach dem heutigen Stand
unseres Wissens nicht zwischen Waffen von Johann
Paul und solchen von Johann Paul II unterschieden
werden kann. Man kann ganzallgemein sagen. daß eine
auffallende Ähnlichkeit innerhalb des Schaffens der
Klettzu bemerken ist,wobeidieZuschreibungeinzelner
Waffen nuraufgrundeinerMarkeoderSignaturmöglich
ist.
Johann Paul II heiratete 1669 eine Christina Ziegler.
nachdem er kurz vorher zum katholischen Glauben
übergelreten warf Die konfessionellen Schranken
scheinen sich doch langsam als hinderlich herausge-
stellt zu haben.
Nach dem Wegzug seines BrudersSigmund mit dessen
Schwiegersohn Johann Krach ca. 1664 scheint er mit
der Witwe seines Bruders Cornelius und dessen Sohn
Johann Paul III die Werkstatt geleitet zu haben. Da er
sich aber mit seiner Schwägerin nicht verstand, ver-
suchte er, allerdings vergeblich. 1688 in Ofen Buda-
pest eine Stellung im kaiserlichen Zeughaus zu erhal-
ten. Schon ein Jahr später kehrte er krank und völlig
verarmt nach Ebenau zurück. wo er 1692 starbÜ
Die Familie Klett gehörte zu den wichtigsten Konstruk-
teuren und Erfindern aufdem Gebietderdamals moder-
nen Waffentechnik. So führten sie wohl noch vor der
Mitte des 7. Jh.s in Österreich das Steinschloß ein, das
sie sicherlich in Suhl kennengelernt hatten", und sie
produzierten zwei-unddreischüssigewaffenmiteinem
Lauf mit verbesserten lsolierungstechniken? Letztere
waren sowohlfürJagdzweckedamitman einvertehltes
oderverletzteswildbeiderFluchtoderbeimdrohenden
Angriff erlegen konnte, oder im Kriegsfall, weil ein Geg-
ner nicht mit der Möglichkeit eines weiteren Schusses
rechnete. von oft entscheidender Bedeutung.
Sigmund Klett kann als der Erfinder von Gewehren mit
Einstecklaufen ein zweiter Lauf mit kleinerem Kali-
ber kann in den normalen Gewehrlauf mittels Führungs-
nockenentlang derZügegedrehtwerden-angesehen
werden. Obzwar sich hier die Möglichkeit ergibt. zwei
verschieden große Geschosse abzufeuern, scheint es
sichdabeidochmehrumeinetechnische, höchst kunst-
fertige Spielerei zu handeln. Wir kennen jedenfalls von
Sigmund das früheste signierte und 1652 datierte Bei-
spiel dieser Gattung Schloß Windsor, 309. Auch das
Salzburger Museum CA besitzt so ein Gewehr von Sig-
mund Klett. datiert 1653 3001.
Schließlich kennen wir eine Reihe von Wenderwaffen,
die in der Mitte des 17. Jh.s allerdings von verschiede-
nen Büchsenmachern hergestellt wurden und nur
mit Erzeugnissen der Familie Kalthoff und deren Nach-
folgern vergleichbar. aber erheblich abgewandelt und
verbessert Hinterlader-Magazinwaffen.'"
Die vierläufige Steinschloß-Wenderpistole 3009
Abb. besitzt eine Gesamtlänge von 52 cm. während
die runden Läufe 32 cm lang sind, bei einem Kalibervon
mm. Die Läufe sind nur mit wenigen gravierten Blu-
men an der Kammer verziert. Das blanke Schloß, wie
auch der Hahn, ist ebenfalls mit fein gravierten Blumen
dekoriert und Jean Paul Clett signiert. Es besitzt nur
einen Hahn und eine Batterie Schlagfläche und Pfanne.
Der gebogene Kirschholzkolben ist ganz schwarz, auf
Ebenholzart gebeizt. Um die Knaufkappe ist ein mit Blu-
men graviertes, vergoldetes Eisenband gelegt. Auch
der Abzugbügel war ehemals vergoldet.
Um die Läufe drehen zu können. muß man den Vorder-
teil des Abzugbügels nach hinten drücken. wodurch die
Arretierung der Laufe freigegeben wird. Befindet sich
der nächste Lauf in schußbereiter Stellung, schnappt
die Arretierung wieder ein. Die Pistole verfügt nur über
eine Batterie. von der ein Kanal zur Kammerdesjeweils
obenliegenden Laufes führt.
Über das identische System verfügt ein Steinschloß-
Wendergewehr von Cornelius Klett im Kunsthistori-
schen Museum in der Neuen Burg in Wien 374, zum
Unterschied wird bei diesem die Arretierung der Läufe
aber durch einen vor dem Abzugbügel befindlichen
Hebel gelöst. Ebenfalls Hebel besitzen die zweiläufigen
SteinschIoß-Wendergewehre in Wien der Familie Klett
61 und von Johann Paul KlettD 363, die allerdings
über jeweils eine Pfanne pro Lauf verfügen. sowie ein
Paar vierläufiger Steinschloß-Wenderpistolen von Cor-
nelius Klett in Coburg 85. 66, ein vierlaufiges
Steinschloß-Wendergewehr von Cornelius Klett in
Vlerläuilge SlemschloB-Wender-
Pistoie, Salzburger Museum Caro-
Hno Augusteum, lnv. Nr. 3009,
signiert wJean Paul DEIN.
SalzburgrEbenau, zwischen 1650
und 1560
Schloßgegenselte von Abbildung
43
Coburg IV 305 und ein vierläufiges Steinschloß-
Wenderpistolen-Paar von Johann Krach," Diese vier-
läufigen Waffen sind so konstruiert. daß sie auch an
jedem Lauf eine Pfanne besitzen, aber nur über zwei
Hähne verfügen.
Alle diese Wenderwaffen dürften in dem Jahrzehnt zwi-
schen 1650 und 1660 entstanden sein. Für die Begren-
zung nach hinten spricht das Todesjahr von Cornelius
1661, mitdem allem Anschein nach auch ein gewisser
Niedergang der Klett-Werkstatt Hand in Hand gegan-
gen ist, der mit dem Wegzug von Sigmund mit seinem
Schwiegersohn Johann Krach. was auch für eine Ver-
fallserscheinung spricht, noch beschleunigt wurde,
Ein Entstehungszeitpunkt lange vor 1650 ist auch nicht
anzunehmen, da sie, aufgrund derTechnik und des Stils
zu schließen, anfänglich v.a. Radschlcßwaffen, vor-
nehmlich für militärische Zwecke, produzierten. Das
bekannte und bewahrte Radschloß wurde, wie wir an
den noch heute in Salzburg erhaltenen Kriegskarabi-
nern ersehen können. dem modernen Steinschloß bei
der Kriegslührung vorgezogen.
Beide Waffentypen, sowohl die Wender- wie v. die
Magazinpistolen, verfügen über eine so komplizierte
Technik, daß sie für eine Massenproduktion überhaupt
nicht geeignet waren, sondern reine Liebhaber- und
Sammlerobjekte darstellten. Eine Produktion solcher
"Spielereienk, wir kennen immerhin momentan noch
von jeder Gattung etwa 20 Exemplare, ware dem Erzbi-
schof im 30iährigen Krieg nicht möglich gewesen, Die
Magazinpistolen mit einem schwenkbaren Abzugbügel
wurden wohl von einem Mitglied der aus Solingen stam-
menden Familie Kalthoff" ca. 1630 entwickelt, wes-
halb man auch vom Kalthoff-System spricht. Sigmund
Klett hat dieses System etwa 1650 modifiziert und ver-
bessert, v. a. indem er die Schlagfeder auf die Außen-
seite des Schlosses und das Pulvermagazin, das bei
Kalthoif im Vorderschaft unter dem Schloß lag, in den
Kolben verlegte.
Beides ist im Zusammenhang miteiner Entwirrung und
klareren Konzeption des sehr komplizierten Mechanis-
mus bei diesen Waffen zu sehen. Durch das Aushöhlen
des Kolbens zum Pulvermagazin nutzte er ein bislang
brachliegendes Platzpotential, wodurch dem Schloß
selbst mehr Raum zur Verfügung stand. Dieser war
auch nötig, da Sigmund statt eines Zylinders, der
sowohl für die Pulver- wie die Kugelzufuhr verantwort-
lich war. für beide Vorgänge getrennte Zylinder ein-
führte. Durch die Verlagerung der Schlagfeder an die
Schloßaußenseite wurde das sehr komplizierte mecha-
nisohe Innenleben von dem größten und platzaufwen-
digstenTeilbefreit.Sigmundwarwohldergroßenlnven-
torr der Familie, während die Durchführung seiner
ldeen mehr auf den Schultern seines Vaters oder Bru-
ders Johann Paul ruhte. Cornelius war demgegenüber
der Universellste, der die Projekte seines Bruders auch
in die Tat umsetzte, aber, wie wir anhand von einigen
Waffen feststellen können, auch weiterentwickelte.
Die erste Kombination können wir noch aufgrund von
Signaturen auf zwei Gewehren in Schloß Ambras
2103 und in Florenz, Museo Nazionale, Bargello
Nr. 70 nachvollziehen wSigmund Klett infentiert mich,
Hans Paul macht mich-r. Das Gewehr in Ambras ist
zusätzlich w1652ii datiert.
Dieses Gewehrbringt ein weiteres lndizdafür, daß auch
diese Waffen nach 650 entstanden sein müssen, da es
mitdem ausdrücklichen Zusatz der Erfindung erst 1652
datiert ist, Es muß sich bei den beiden Gewehren also
um sehr frühe Exemplare dieser Gattung handeln. Bei
den Salzburger Pistolen wird Sigmund schon nicht mehr
alsvlnventorirmitangeführLdasSystem scheintfolglich
die zu betonende Bedeutung des Neuen verloren zu
haben.
Die Gesamtlänge der ganz geschäfteten Pistolen
beträgt 56 cm, während die Laufe bei einem Kaiibervon
12 mm 38 crn lang und etwa V1 achtkantig und dann
nach einem kurzen sechzehnseitigen Übergang rund
und mit gravierten Blüten verziert sind. Die gravierte
Signatur auf der Kammer lautet bei 217 J. P. Clettl
Saltzburg, bei 270 Jean PaullClettlSaltzburg, Aufder
linken Seite, vom Vorderschaft verdeckt, ist eine rohe
BeSchau-CUMarke ohne lnnenzeichnung oder Buchsta-
ben eingeschlagen. die aber in ihrer Form faktisch iden-
tisch mit der herzförmigen Marke von Cornelius Klett
ist,"
Da wir bisher nur diese eine Markierung kennen, kann
man noch nicht eindeutig entscheiden, ob es sich wirk-
lich um eine Beschaumarke oder nur um eine werkstatt-
interne Bezeichnung der Klett handelt, Für letztere Ver-
Detail der Pistole 270 aus Abbildung mit geöffnetem
Abzugbügel
Blatt aus einer Folge von sechs Blättern des Goldschmie-
des Johannes Thünkel. Rudolf Berliner und Gerhart Egger.
Ornamenlale Vorlageblätter. München 1981, Nr 1033 von
1661
Ornamentstich des Kupferstechers Johann Sibmacher. zwi-
schen 1600 und 1605. Rudolf Berliner und Gerhart Egger.
Ornamentale Vorlageblätter, München 1981, Nr. 821
Detail der Pistole 270 aus Abbildung Aufsicht auf die
Kammern mitden zwei Zylindern und aufdie Flügelschraube
aus Horn
Anmerkungen 11 -13
EhemalssammlungFienwtck,TusccnArizcma,verkaultbeisothebys,
London, 19. 3. 1973. Nr. 60,
H0", Feuerwaffen, Bd. S. 271.
Heer. 09. CiL, S. 630, Nr. 2226.
44
mutung sprichtdieTatsache, daß wirviele Klettläute mit
einer iiPu-Marke kennen, wobei das wPrr sicherlich für
nProbeu steht.
Die blanken Schlösser und die Hähne sind mit gravier-
ten Blüten verziert.
Die gebogenen Kirschholzkolben sind ganz schwarz,
auf Ebenholzart gebeizt. Die Kupfermontierung ist ver-
goldet und ebenfalls mit Blüten graviert. wobei die Kola
benkappeauseinem starkgewölbten Kupferstückgear-
beitet ist und zum Füllen des Pulvermagazins abge-
nommen werden kann.
Die sehrtein gezeichneten Blüten und Ranken, wie aul
diesen drei Pistolen vgl, Abb. finden wirauch aulden
meisten anderen Walten der Familie Kiett und damit
auch desJohann Krach. Man kanndiese Dekorationsart
fast als identilikationsmittel für Klett-Produkte anse-
hen. da wir sie in dieser ganz speziellen Weise der
scharfen Abgrenzung gegen die immer hochpolierte
Oberfläche mit einer ganz ieinen Binnenzeichnung auf
keinen anderen Walten bisher kennen.
Als Vergleich in der selben Zeit eignen sich sehr gut die
1661 gestochenen Blätter von Johannes Thünkel s.
Abb. 5. Auch hier linden sich die akkurat gezeichneten
Blüten mit sehr leiner Binnenzeichnung. Sowohl diese
Blätter wie auch die Dekorationen der Klett scheinen
ihre Wurzeln in den Früchtebouquets des Johann Sib-
macher s. Abb. zu haben, die zwischen 1600 und
1605 entstanden. Über die genauen Stichvorlagen. die
sich von diesen ableiten und die die Klett verwendeten.
läßt sich nichts genaueres mehr sagen.
Über den Mechanismus dieser Pistolen wurde schon
etwas gesagt, doch wollen wir hier den genauen Ablauf
der Tätigkeiten und Funktionsweisen bei der Hand-
habung aufzeigen.
Im Vorderschatt links befindet sich das Kugelmagazin
lür iO bis 12 Kugeln, das man von links lüllen kann und
dasdurch einen einfachen Hebel, der mittels eines Dor-
nes die Kugeln im Magazin hält, verschlossen wird s.
Abb. i. rechts, im Kolbendas Pulvermagazin. Schwingt
man nun den Abzugbügel, deran seinem vorderen Ende
mit einer Schraube drehbar befestigt ist System Kalt-
hoff s. Abb. nach rechts, nachdem man mit einem
Druckknopf hinter dem Abzug eine Arretierung gelöst
hat, so werden gleichzeitig der Hahn gespannt, der
Pfannendeckel mit der Schlagfläche auf die Pfanne
gedrückt und zwei Zylinder gedreht.
Diese Zylinder befinden sich in der Verlängerung des
Laufes s. Abb, bei der Kammer und besitzen eine
horizontale Bohrung. Der vordere Zylinder wird so
gedreht. daß er in diese Bohrung eine Kugel aus dem
Magazin aufnehmen kann. Dafür muß man den Ver-
schlußhebel des Magazins mit seinem Haltedorn
anheben und mit ihm durch einen leichten Druck die
Kugel in den Zylinder befördern.
DerhintereZylinderwirdsogedreht,daßseine Bohrung
erlaubtdaßdas Pulver,dasübrigenssehrfeinseinmuß,
ausdem MagazinindieKammerrinnen kann. Dazurnuß
die Pistole nach unten gehalten werden und obendrein
eine Flügelschraube aus Horn am Halsrucken. es han-
deltsichdabeiohneZweifel um eineAnspielung auf das
Material der herkömmlichen Pulver-"Hörnerir, gedreht
werden, damit das Pulver überhaupt erst rinnen kann.
Ist die Kammer geiüllt, rieselt etwas Pulver aus einem
kleinen Loch hinter dem Zylinder, worauf die Flügel-
schraube wiedergeschlossen wird. Nun schwenktman
den Abzugbügel in seine Ausgangsstellung zurück, der
wieder in seineArretierung einrastet. Dabei werden die
zwei Zylinder wieder zurückgedreht. und zwar so, daß
der hintere die Kammer hermetisch verschließtund als
Kammerboden Stoßboden dient. und der vordere so
gestellt wird, daß die Kugel genau zwischen die Kam-
mer, in der sich ja das Pulver befindet, und dem Laufzu
liegen kommt.
Wir kennen eine ganze Fieihe von diesen Magazinwal-
fen, Gewehre und Pistolen, lnvielen Sammlungen Euro-
pas von allen Mitgliedern der Familie Klett, doch zwei
Punkte sindandenSalzburger Pistolen auffällig Essind
die einzigen Walten, die wir kennen, die eine Flügel-
schraube als besondere zweite Pulversperre am Hals
besitzen, und bei denen das Kugelmagazin nur Ge-
schossebiszu einem Kalibervon9mm zuläßt, während
der Laul ein solches von 12 mm mißt.
Zusammen mit der Tatsache, daß die Holzteile, aber
v.a.gewisseMetallteile,iastpapierdünn undnichtstark
belastbar sind, konnte man vermuten, daß es sich bei
diesen Pistolen um Prototypen handeln könnte. Um
dalür Gewißheit zu erlangen, müßte man die anderen
bekannten, typengleichen Waffen auf diesen Gesichts-
punkt hin untersuchen.
45
Johannes Ramharter
Thomas Schwanthaler
Ein Literaturüberblick
Die Kunst des 17. Jahrhunderts erfreut sich offenbar,
von wenigen Ausnahmen abgesehen. keines besonde-
ren Interesses. wDerjenigedersich in einem dergroßen
Handbücher der Kunstgeschichte über die deutsche
Bildnerei derersten Hälfte des XVll. Jahrhunderts unter-
richten will, vernimmt in den eineinhalb bis zwei Seiten,
weiche diesem Thema gewidmet sind, einige wenige
deutsche Künstlernamen und mehrere fremde und
schließlich das zusammenfassende Urteil, daß es eine
selbständige deutsche Bildhauerkunst dieser Zeit nicht
gegeben habe?
Diese Worte schrieb Guby im Jahre 1918, und an dieser
Situation hat sich trotz zweier großer Oberüsterreichi-
scher Landesausstellungen wenig geändert. Nureinige
wenige Monographien süddeutsch-dsterreichischer
Bildhauerwu rden gedruckt, die meisten Arbeiten zu die-
sem Thema sind weithin über die verschiedensten Zeit-
schriften verstreut und nur nach langem Suchen auf-
findbar. Die einzige monographische Arbeit über
Thomas Schwanthaler. eine Dissertation von Waltrude
Oberwalder.wurdenie gedruckt.ja noch schlimmer, sie
ist selbst am Kunsthistorischen Institut der Universität
Wien im Moment nicht auffindbar.
Aus diesem Grund soll hierein kurzer Überblick überdie
bisher erschienenen Arbeiten über diesen bedeuten-
den Flieder Bildhauer versucht werden.
Wertvolle Impulse hat die Schwanthaler-Forschung
immerwiederaus derFtiederHeimatforschung empfan-
gen. Bereits 91 Ofand in Ried eineAusstellung überdie-
sen Künstler statt. in mehreren Artikeln in der. leider
schwer zugänglichen. Flieder Zeitschrift wHeimat-
kundeu brachten Franz Berger und W. Gärtner zahlrei-
che Materialien an die Öffentlichkeit, später war es
dann Max Baubbck, dem es immerwieder gelang, durch
neue Archivalien dieSchwanthaler-Forschung zu berei-
chern, Somit ist das Bild vorn Leben dieses Bildhauers
um einiges klarer und lebendiger als das manches sei-
ner berühmteren Zeitgenossen. Diese Tatsache fand
auch in der belletristischen Behandlung Thomas
Schwanthalers ihren Niederschlag.
Die erste stilistische Untersuchung des Schaffens Tho-
mas Schwanthalers brachte RudolfGuby 1919. ein Jahr
nach seinem grundlegenden Artikel über den Salzbur-
ger Bildhauer Hans Waldburger. In seiner Arbeit betont
er vor allem die Kontinuität der heimischen Holzplastik
vom 15. Jahrhundert bis in die Zeit des Barock. Von der
etwas apodiktischen Behauptung ausgehend. Thomas
Schwanfhaler habe italienische Kunst aus eigener An-
schauung gewiß nicht gekannt, sucht Guby nach der
Herkunft des. diesem Künstler eigenen, "Bewegungs-
überschwangsu. Diese dynamische Bewegung in der
Draperie charakterisiertertolgendermaßen ßBei ihnen
den Figuren Thomas Schwanthalers verläuft das
Gewand in schweren zügigen Falten. die sich meist an
die runden Körperformen schmiegen. Die Bewegtheit
erreicht der Künstler dadurch, daß er das Gewand von
den Rändern her aufkräuselt und umstülpt, daß er
Gewandzipfel und Scharpen spiralig dreht und wegflat-
tern läßt. daß er mitten in dem schweren Faltenfluß will-
kürlich eine Gewandpartie herausgreitt, die er im toll-
sten Linienspielzerkniffert und zerknüllt. Die Bewegung
seiner Figuren ist nicht im Innersten der Figuren
begründet, sie stehen gleichsam in einem tosenden
Sturm,derdasanliegsndeGewandanden Kdrperpreßt,
die freiflatternden Gewandteile durchwirbelt. der die
einzelnen willkürlich gewählten Faltenzüge gegenein-
anderpeitscht, so daß sie zerknüllt. sich windend und
überstülpend. gegeneinanderstoßenß Die Anregung
für diesen Stil kämen aus der spätgotischen Kunst des
zweiten und dritten Jahrzehnts des 16. Jahrhunderts.
Nebenbei bemerkt, finden wir auch in Gubys Aufsatz
eine starke Identifizierung mit dem Meister, einen Zug.
der sich auch in einigen anderen Arbeiten über Thomas
Schwanthaler findet. Es ist das Bild des ständig mit den
Schwierigkeiten des Alltagslebens kämpfenden Natur-
burschen. ein wenig streitlustig und verschwenderisch,
aber durchaus liebenswert. So findet man die für eine
stilistische Untersuchung überraschende Aussage,
wwir freuen uns förmlich, wenn sein knausriger Mattig-
hofener Schwager sich vor Gericht beklagt. daß
Schwanthaler die ihm geliehenen 15 Gulden am Lukas-
tag, dem Festtage der Bildhauer- und Malerzunft. mit
seinen Leuten in Küchen und Keller verzehrt und zuge-
bracht haberra. Von diesem eigenartigen Verhältnis zwi-
schen dem Künstler und seiner Nachwelt wird noch bei
der Behandlung der Schwanthaler-Romane die Ftede
sein.
In Fortsetzung des eben behandelten Artikels beschäf-
tigte Guby sich in seinem lnnviertelbuch mit Thomas
Schwanthaler. Er faßt das Werk des Rieder Meisters in
mehrere Gruppen zusammen. deren erste er mit dem
Hochaltar der Sebastianskirche in Andorf enden läßt,
ein Werk, das er zwischen 1665 und 1670 ensetzt. Her-
vorgehoben wird aus dieser Gruppe vor allem der
Floriani-Altar der Ftieder Stadtpfarrkirche. den Guby
wein Hauptwerk der expressionistischen Kunst der ka-
tholischen Gegenreformationszeitf nennt.
nicht Figur und Handlung des Heiligen an sich
stand der Darstellung, sondern das Wunderba
Höhepunkt im Schaffen Schwanthalers wird dar
zweiten Phase erreicht. in der Zeit zwischen
1680. In diese Gruppe fallen insbesondere die
für Maria Plain, der Doppelaltar von St. Wolfgan
die Figuren des Hochalfars in St. Peter am
Guby besonders hervorhebt? In diesen Janrer
"Darstellung...vollunerhörterDrarnatik.seiner
werden schlanker und eleganter, leichtbewegiii
jenederFrühzeit.derGewandstilverliertseineü
ßige Schwere und Wucht, eine überirdische Bes
spricht aus Antlitz und Gebärde seiner Heilige
dem Hochaltar von Mehrnbach um 1690 setzt dl
Phase im Schaffen Schwanthalers ein. Hierwer
dem Einfluß berninesker Kunst ein immer große
der Gewandtläche vergoldet und daher werde
Flächen in reich bewegte. wellenartig sich kräi
Fältchen zerlegtnDieneueModebrachte inden
Stil des Meisters jene zittrige Unsicherheit,
besonders bei seinen Alterswerken beobachte
Die bislang einzige monographische Arbeit v1
wie oben bereits vermerkt, Waltrude Oberwalds
Während Guby noch Schwanthaler völlig isolie
hen hatte, bezog Oberwalder den Umraum in ihr
mit ein. Bei der sorgfältigen Analyse der eii
Werke weist sie immer wieder auf den Gegens
schen ruhigen, verinnerlichten und pathetisi
bewegten Figuren als Mittel dramatischer Er;
hin. Das gilt gerade für die Schalchener
Gruppe von 1672. die sich ungeachtet ihrer
lieblosen Aufstellung großer Beliebtheit erfreut
ln der Gestaltung der Gesichter seien immer wie
gleichen Grundtypen zu finden. die Thomas abv
Besonders gelte das für den Typus des bärtige
nes. der in den reizvollsten Varianten ausgehe
Floriani-Altar in Ftied von 1669 bis zum hl, Andri
Münsteuer aus 1686 immerwieder in seinem IA
zutreffen sei. Charakteristisch seien aber vor al
schwanthalerschen Ausprägungen des Engr
Nebenbei bemerkt stellen die Engelsfiguren
vLeitfossilu für die Zuweisung der, im 17. Jahrl
leider kaum durch archivalische Notizen belei
Werke heimischer Schnitzkunst dar. Sie
äußerst charakteristisches Werkstattgut, in gl
Maße bei Hans Waldburger wie auch bei
Schwanthaler. Der Engelstyp Schwanthaler
46
Thomas Schwanthaler, Akamhusrahmen, Piarrkirche Mün-
steuer, um 1700
Thomas Schwanthaber Flieder Ölbevg, Pfavrkwche Ried.
um 1680?
Thomas Schwanthmer, hl. Paulus, Maltighofen. Stiftskirche,
1676
Alessandrovittoriaml KatharinaVenedigS.Giullano.1584
Jacopo Sansovino. Neptun, Venedig. enpalasl, 1554
Jacopo Palma il Giovane, Christus am lberg. Fitzwilliam
Museum, Cambndge no 3070. 1575
weniger durch seine Beobachtung des Kindlichen und
eine Ausdrucksfähigkeit, als durch seine ebenmäßige
Iartheit und Schönheit. Besonders auffallend ist die
ohe Stirn und die feine zarte Nase. Das Haar umrahmt
teistens in Locken und Löckchen das Gesicht, nur
wanchmal teilt eine lose Locke des gescheitelten Haa-
es die sonst freie Stirne. Fast immer herrscht in den
dienen puppenhafte Ausdruckslosigkeit, dafür sind die
undlichen. aber zart gebauten Körperchen meist leb-
aft bewegtß Abb.
in neuer Problemkreis kam mit Kriegsende in die
ichwanthaler-Forschung. Bruno Thomas publizierte
949 eine barocke Andachtsgruppe. deren Zuschrei-
iung von 1780- 1801 bisum 1680einweites zeitliches
Anmerkungen
Guby Fludcill. Hans Waldburger. Bildhauer zu Salzburg. in' Kunst und
Kunsthandwerk. 21, 1918. 373
Guby Rudolf. Der Bildhauer Thomas Schwanthaler und seine Zeit, in
Kunst und Kunslnandwerk,22,1915248.
Guby Rudolf. wie Anm. 259
Guby Rudolf, Die Kunslderlkmeler des dberüslerrelchischen lnnvler-
lels, Wien 1921, 49.
Waltrude Oberwalder lehnt dieZuschreibung de! Figuren von Peter
m11 glaubhaften Argumenten ab
Guby Rudolf. wie Anm 4. 51
Guby Rudolf. WIE Anm 52
Oberwalder Waltrude, Der Bildhauer Thomas Schwarllhalel. Diss
lrnasch i. Wien 1937. tot
Feld hinter sich brachte, Gemeint ist der sogenannte
wFlieder Ölbergw Abb. überspitzt lormuliert, der
wKelermarkler Flügelallar des lnnvierlelsrg sowohl hin-
sichtlich der Qualität des Werkes, als auch hinsichtlich
der eigenwilligen Restaurierung. Thomas war ieden-
falls einer der ersten, der dieses Meisterwerk dem Tho-
mas Schwanthaler in zwar pathetisch-euphorischen,
aber nicht sehr inhaltsreichen Sätzen zuwies. wKann in
ihm dem Flieder Ölberg das Frühwerk eines ganz jun-
gen. des 1683 geborenen Johann Franz Schwanthaler
überhaupt vorliegen. dernichtlrüherals 171 die Werk-
statt übernimmüSollle dann nicht viel eherderallernde
Thomas Schwanlhaler gestorben 1707, sich selbst
überbietend, ein Denkmal der höchsten Steigerung sei-
47
ner schöpferischen Kräfte in dem abgeklarten Werk
reinster Verinnerlichung und Vertiefung hinterlassen
haben. wie es der Ölberg seiner Vaterstadt, seiner
Stadtpfarrkirche verkörpertihtg Die Argumentations-
kette lautet demnach Ried ist die Stadt derSchwantha-
ler, der Rieder Ölberg ist ein Meisterwerk, also stammt
er vom besten Schwanthaler. dem Thomas. Diese
Conclusio ist freilich dürftig und wenig schlüssig. Aller-
dings liegt im Ölbergfragmenl von Hohenzell. das mit
größter Wahrscheinlichkeit von Thomas Schwanthaler
stammt, eine vergleichbare Arbeit von diesem Künstler
vor, so daß der Streit um die Urheberschaft am Ölberg
noch nicht entschieden scheint.
Ende der 50er Jahre entdeckte man Thomas Schwan-
thaler als Zeichner. Anlaß dazu war die Entdeckung
eines Skizzenbuches im lmster Heimatmuseum im
Jahre 1955. Nach Tirol war es vermutlich über den
Schwanthaler-SchülerAndreas Thamasch gekommen,
der später vor allem für das Stift Stams arbeitete,
Die Schwanthaler-Ausstellung. die vom 3. Mai bis
13. Oktober 1974 in Stift Reichersberg stattfand,
erfreute sich zwar großer Publikumsbeliebtheit.
brachte aber nicht die zu erwartende Fülle an neuer
Schwanthaler-Literatur. Als äußerst aufschlußreich
erwies sich aber die Restaurierung der Werke für diese
Ausstellung. So wurde eine Reihe technologischer
Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Aus den letzten Jahren erscheint vor allem ein Artikel
Waltrude Oberwalders interessant, in dem ein druck-
graphischesWerkdesThomas Schwanthalerpubliziert
wurde. Er scheint demnach der universelle Künstler
gewesen zu sein, als den ihnseinwappenbriet von 1679
preist.
Eine erste belletristische Behandlung erfuhr Thomas
Schwanthaler 1947 in Leopold Schmidts Novelle iiDer
Verzicht-i. Es geht hier. wie auch in Mira Lobes Buch
iiMeister Thomas in St. Wolfgangii um den Doppelaltar
in dieser Wallfahrtskirche. Ausgangspunkt ist in beiden
Fallen die Diskrepanz, die zwischen dem Vorvertrag. in
dem von einem neuen Choraltar die Rede ist. und dem
Werkvertrag besteht, der von der Belassung des
Pacher-Altares ausgeht. Es ist natürlich, daß dieser
Sachverhalt. dervermutlich nicht mehr als ein Mißver-
ständnis ist, den idealen Hintergrund für einen Roman
bildet. der Konflikt des ehrgeizigen Künstlers zwischen
seinem eigenen Werk und dem von ihm als Meisterwerk
erkannten Pacher-Altar,
Freilich verläuft dieser Konflikt bei Leopold Schmidt
allzu unproblematisch. Ein friedlicher gottergebener
Abt von Mondsee Schmidt kannte offensichtlich kein
Porträt des Abtes Coelestin Kolb. erwäre sonst kaum zu
dieser Charakteristik gekommen ist nur allzu gerne
bereit, eine Änderung in der Planung durchzuführen,
und das zu einem Zeitpunkt. zu dem bereits ausgepackt
die Teile des Doppelaitars in der Kirche verstreut
umherliegen. Das erscheint wohl wenig glaubhaft.
Zudem bleibt die Frage nach der seltsamen Form des
Doppelaltaresvöllig unberührt. Demgegenüberist Mira
Lobes Arbeit ausgezeichnet recherchiert. Zahlreiche
Details beleben die Erzählung, die durch die große Zahl
der vemrendeten Eigenschaitswörter zusätzlich an
Farbe gewinnt. Nicht Typen sind es, die hier vorgestellt
werden. sondern glaubhaft geschilderte Charaktere. In
dieser Hinsicht wirkt die Gegenüberstellung von Tho-
mas Schwanthaler. sowohl mitdem jungen, schwärme-
risch veranlagten Meinrad Guggenbichler, als auch mit
dem kühl distanzierten Abt Coelestin Kolb außerordent-
lich reizvoll.
Das jüngste Werk zu diesem Thema ist Carl Oskar Ren-
ners Roman iiDer Rebellen, Durch die Ausdehnung des
Romans zu einer Biographie gerät das Werk zu einer
Anhäufung von Episoden. von denen zudem einige
reichlich unwahrscheinlich sind. Thomas Schwantha-
ler tritt kaum aus dem Typus heraus. es fehlt ihm die
menschliche Note, die den Thomas Mira Lobes so lie-
benswert werden laßt.
Als kleinen eigenen Beitrag mochte ich zuletzt noch
kurz aufzwei Spuren venezianischen Einflusses aufdas
Werk des Meisters hinweisen. Wenn Baubdck meint,
irim wesentlichen hat Thomas den für unsere Gegend
eindeutig neuen Stil des reichen Barocke nach väter-
licherAnregungd0chwohlaussich selbst herausgefun-
den und aus etwas steifen Anfangen weiterentwickelt
zu einer bisher nicht dagewesenen Beseelung der
Naturform bis hinein in die Gewandfaiteiä". so scheint
diese Behauptung, bei aller Hochachtung vor dem
Genie des Thomas Schwanthaler, doch wenig glaub-
haft.
Ein venezianischer Einfiuß wäre nicht weiter verwun-
derlich. waren doch im nahen Salzburg, zu dem Thomas
Schwanthaler gute Beziehungen hatte, mehrere vene-
zianische Bildhauer mit Sicherheit tätig."
Ein Charakteristikum des Schaffens unseres Meisters
sei. so meint Waltrude Oberwalder, nein großartiges
Gefühl fürden organischen Bau des menschlichen Lei-
bes, zu dem das Gewand den Gegenspieler stellt. Anlie-
gende Gewandpartien. durch die die Körperformen
durchschimmern der durchscheinende Nabel ist für
die Figuren unseres Meisters ein Charakteristikum
wechseln mit reichen Faltenstückenm"
Vergleicht man nun die Gewandauffassung einer Figur
wie derdes hl. Paulus aus Mattighoten Abb, mit einer
beliebigen venezianischen Plastik des ausgehenden
16. Jahrhunderts Abb. 4. so zeigen sich. bei allen
Unterschieden. doch auffallende Parallelen, In beiden
Fällen kontrastieren Teile. an denen das Gewand sich
an den Körpergiattanpreßt, als wäre es naß. mitgroßzü-
gig angelegten Faltenzügen. besonders als Faltendrei-
eck am Ansatz der Schenkel sowie als Rahmung im
Bereich der Gewandteile. die sich an die Schenkel
legen. ja in beiden Draperien bildet derSaum einen ver-
gleichbaren Bogen um den vertretenden Fuß. Auch der
durchscheinende Nabel findet sich in beiden Werken,
Auch der Typ des bärtigen Mannes mit der Hakennase.
den wir. wie erwähnt. so oft im Schaffen des Thomas
Schwanthaler finden, scheint in vergleichbarer Weise
in Venedig vorgebildet. So erscheint der Kopf des
hl. Paulus dem Kopf des Neptun, den Jacopc Sansovino
für den Dogenpalast schuf Abb. 5. sehr ähnlich. "Der
Bartweht in großen gewellten Locken zurSeite, von der
Wurzel der schmalen gebogenen Nase laufen die
Brauen fast waagrecht auseinandem" Diese Worte
gelten in gleicher Weise für beide Figuren.
Die zweite Spur venezianischen Einflusses ist im
Bereich der lkonographie zu finden. Im Gegensatz zu
anderen Ölberggruppen des 17, Jahrhunderts ist der
Rieder Ölberg nicht dem Typus nachgebildet, den wir
bereits in der Druckgraphik des 15. Jahrhunderts fin-
den. Während dcrt nämlich Christus und der Engel in
Konfrontation gegeben sind. Christus nach den Worten
des Markusevangeliums zu Boden geworfen und be-
tend, ist dem Rieder Ölberg das Lukasevangelium zu
Grunde gelegt, Denn nur dort findet man die Worte iiDa
erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm neue
Krattß" Diesen Typ des Ölbergs findet man hingegen
in Venedig öfters, So erscheint Veroneses Ölbergbild
BreraNr.241sowieeinedaraufbasierendeZeichnung
Palma Giovanes Abb. dem Rieder Ölberg außeror-
dentlich ähnlich.
Diese beiden aufgezeigten Parallelen lassen es als
wahrscheinlich erscheinen. daß Thomas Schwanthaler
venezianische Arbeiten gekannt hat. wenn auch viel-
leicht nicht aus erster Hand, so doch vielleicht aus
Kleinplastiken. die sicherlich auch in Salzburg vorhan-
den waren. und an denen sich die genannten Merkmale
ebenfalls erkennen lassen.
Anmerkungen 14
Thomas Bruno. Die Oiberggriippe von Riea, Salzburg 1949, 1a.
Bauböck Max. Pri-ibisme und Situation der Schwanthalerlorschung, in
Oberösterreich xviii H1I2. Linz 196a, 2a.
Näheres zu diesemThema holte ichbald in meiner Arbeit über Salzbur-
ger Plastik der Mitte des 7. Jahrhunderts der Öffentlichkeit vorstellen
zu xonnen.
Obenualder Waltrude. wie Anm. B. 9B.
Oberwalder Waltrude. wie Anm. 9. 99.
Lukas. 22. 43.
LITERATUR
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Wien 1921. 4B ff.
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Oberwalder Waltrude. Der Bildhauer Thomas Schwanthal-
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Decker Heinrich. Thomas Schwanthaler. ein Vorlaufer moderr
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richt des Bundesgymnasiums Flied. 1965
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OberwalderWaltrude.Archivalisches zurSchwanthalerforschui
Heimat 144. Ried 1971
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Thomas Schwanthaler. Katalog zur Ausstellung im Oberen Br
Wien 1974
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tori1,inAlte und moderne Kuris1xlx1974. 1361137
Koller Manfred, Vom Barock zum Klassizismus Barockskulpti
Sicht des Restaurators. in' Alle und moderne Kunst XIX 1974,5
Zeheirriaier Giovariha. Die Restaurierung zweier Skulpturen vor
Schwanthaler, in Restauratcreriblatter 2. 1974. 141 lf.
Ulm Benno, Der Doopelaitar von Thomas Schwanthaler. in Der
gang. Katalog zur Ausstellung, si. Wolfgang 197a. 47 ii
Frodl-Kralt Eva. Eine Marienkronurigsgruppe von 1672. in. Mir
der Österreichischen Galerie XXI Nr. es. 1977
Obsrwaldsr Waltrude. Ein Stich Thomas Schwanthalers für der
ger Erzbischof, in Salzburger Museumsbiatter Jg 42. Nr a. ls
Belletristische Arbeiten zum Thema Thomas Schwanthaler
Schmidt Leopold. Der Verzicht. wien 1947
Lobe Mira. Meister Thomas in St. Wolfgang, Wien-Munoheri 19
Renner Carl Oskar. Der Flebeller. München 1978
48
Aus dem Dunkel des
Vergessenseins
Zu Leben und Werk von
Karl Mediz und
Emilie Mediz-Pelikan
Ein Essay von Ludwig Hevesi
aus dem Jahre 1903 und
eine Einführung von Rupert Feuchtmüller
Rupert Feuchtmüller
Karl Mediz wurde am 4. Juni 1868 in Wien geboren. Aus
alten Katalogen erfährt man, daß er seine Jugendtage
in Znaim und dann in Ftetz verbracht hafte, wo er sich
mehr dem Zeichnen als dem vorgesehenen Kauf-
mannsberul gewidmet haben soll. Schließlich wagte er
es, bei Friedrich Amerling vorzusprechen, der ihn zu
weiteren Schritten ermutigte. Er erlangtedie Aufnahme
an die WienerAkademie und studierte zunächst bei den
Professoren L'Allemand und Griepenkerl. um sich hier-
aul an der Münchner Akademie bei den Professoren
P. Wagner und A. D. Goltz weiterzubilden. Vor allem
machten damals die frühen Bilder von Leibl sowie
Gemälde von Uhde und Thema einen großen Eindruck
auf ihn. Die eigentliche Faszination aber war von der
Licht- und Tonmaierei eines Millet, Corot, Troyon und
Courbetausgegangen. Dies bewog Karl Mediz zu einem
einjährigen Aufenthalt in Paris. wo er an derAcademie
Julian arbeitete. Hier in Paris begegnete er auch dem
Farbenzauber der lmpressionisten. Dennoch folgte er
seinem eigenen Weg und lebte zwei Jahre in Zurückge-
Karl Msdiz, Watzmanr
121x17e,5 cm. Sign.
erbst
905. ÖlILein
Emilie Mediz-Pelikan, Berberitze am Alpenbach, 1906.
MlschtechniklPapierlKanon, 44 40 cm. Li. unten sign. und
dat. "E. Pelikan Mayerhofen 28. September 1906u
zogenheif in Knokke. einem belgischen Küstenort nörd-
lich von Brügge. In dieserZeit war Emilie Pelikan, die er
als Malerin in Dachau kennengelernt hatte und mit der
er sich 1891 ehelich verband, bereits seine Begleiterin.
Emilie wurde am 2. Dezember 1861 in Vdoklabruck
geboren und hatte gleichfalls an der Wiener Akademie.
allerdings unter Alberl Zimmermann. studiert. 1884
gingsienachSalzburg, München und Dachau.1889und
1890 nach Belgien. Es folgten gemeinsame Aufenthalte
in Österreich. 1894 iäßt sich das Ehepaar in Dresden
nieder. 1902 wurde Karl Mediz Mitglied des Wiener
Hagenbundes und blieb es bis 1912. im Jahre 1903
erhielt er die neuen Räume in der Zediitzgasse gemein-
sam mit seiner eher lyrisch gesinnten Frau für eine Kol-
lektivaussteilung. die 73 Werke umfaßte. Er selber
gestaltete das Plakat. seine Frau den Katalog. Heinrich
Leffler und der Architekt Josef Urban widmeten sich
dem Schmuck und der Hängung. Wenn man bedenkt.
daßineinerAusstellungzuvor19WerkeArnold Böckiins
ausgestellt waren. wird man daraus eine gewisse Rela-
tion ermessen künnen. Ludwig Hevesi resümiert über
diese Ausstellung nBöcklin. Kiinger. Thema-auch die
Mediz gehören in diese Reihe. die mit starken durchaus
deutschen Eigenschaften ausgerüstet. an den Grenzen
der bürgerlichen Welt sich eine überbürgerllche. poe-
tisch-malerische Schöpfung aufbaut. Aus starken Sin-
nen heraus grellen sie in das Übersinnliche ein. nervig
und nervös. Symboliker des Alltags, gesunde Farben-
dichter. Nach aii dem .Jahrhundertende' der letzten
Dekadenzen scheint in solchen Erscheinungen sich
wieder Jahrhundertanfang anzukündigen." Damit war
der Weiheirühling der Wiener Secession ausgespro-
chen worden. jenes erträumte Paradies längst ent-
schwundener Dinge. die einsame. nahezu religiöse
Andacht. nicht ohne Schwermut. aber auch die kalten
emailartigen Farben. die oft wie Edelsteine glänzen;
Worte und Bilder, die wir den zeitgenössischen Bespre-
chungen der Werke Karl Mediz' entnehmen kennen.
Doch diese Traumwelt war nicht nur an fernen Gesta-
den angesiedelt. sie verwandelte auch unsere Wiesen
und Garten. die Almen am Wetzmann. den Tauernpaß,
die Tiroler und Schweizer Berge oder die anmutige
Wachau. wo dem Künstlerehepaar am 29. Oktober
1893 in Stein an der Donau eine Tochter Gerlrud gebo-
ren wurde, Die heimatliche Bildwelt lenkt die Blicke
nicht nur in Vergangenes, sie gibt auch uns Heutigen zu
denken. die wir inzwischen sowohl den Surrealismus
wie die Neue Sachlichkeit durchschritten haben und
nun ein neues Verhältnis zur Natur suchen.
Nach erfolgreichen Ausstellungen in Dresden ist es still
um das Künstlerehepaar geworden. Frau Emilie starb
bereits am 19. März 908 in dieser Stadt. Kerl Medizfiel
am 11.Jänner 1945 einem Bombenangriff auf Dresden
zumOpfer.
Emilie Mediz-Pelikan. Rankender Fiosenstook vor dem Watz
mann. 1905. MischtechnikIPapierIKarton. 35x 52.5 cm
Sign. und dat. wE. Pelikan Oktober 1905 Eierchtesgadem
Ludwig Hevesi
Unter den Malern des deutschen Neu-Idealismus, die,
aul der Linie Böcklin Leibl fortschreitend, in lruchtba-
rem Ringen bei der eigenen malerischen Persönlichkeit
angelangt sind, tritt seit einigen Jahren das Ehepaar
Medlz ansehnlich hervor. Es gehörte längere Zeit zur
österreichischen Diaspora in Deutschland und hat sich
vor kurzem aus Dresden nach Wien wrepatriiertu.
Der Hagenbund hat das Verdienst, sie durch seine drei
Mediz-Ausstellungen der Heimat wiedergewonnen zu
haben. In der ersten erwarb die österreichische Flegie-
rung das Hauptbild Karl Mediz', nDie vier Eismänneru,
m. A2,. "Hi"..- R..l....t.. I... .1... man.-- "t. ...
Vom Lehrer jener Wiener Landschafts-Plejade, an
deren Spitze Schindler stand. Der Meister ließ seine
letzte Schülerin große Kartons zeichnen und die Bilder
mit Malbutter zubereiten, so daß sie, noch unlertig,
schon an der Leinwand herunterrannen. Aber Geist
lernte man bei ihm noch immer. man wuchs mit Idealen
auLMedizverzog sichdann nach Paris,zu JuIian,w0die
Glasgower und Amerikaner ihre Barbarentrische ver-
scnleitenließen.MitdieserSchuleim Leibegingernach
Knokke. dem belgischen Malerdort, drei Viertelstunden
vom Seebad Heyst. Von den geschniegelten Föhren
krieg daraus. Die Diezpartei erhob die Wouwerman-
sche Palette als Schild wider Emilie Pelikan, die Uhde-
partei stand zu ihr. Es war ein erbittertes Handge-
menge, von sichtbaren und unsichtbaren Händen. und
die Dame zog den kürzeren.
Da kam Karl Mediz aus Paris zurück, auch als Impres-
sionist, recta von Monet, Pissarro. Sisley her. Die bei-
denverfemtenbrachtenihre NovellezumAbschlullAls
Ehepaar gingen sie heim nach Hernals. einem der ren-
teren Gründer Wiens, wo man wederWouwerman noch
Monet kannte. Es kümmerte sich niemand um sie. nur
Karl Mediz. Blumenwiese in den Voralpen, ÖlILeinwand
80 60 cm. Privatbesitz
gern Kleide, mit dem nellgrünen Paletot aus ruppigem
Tuch darüber und weißen Spitzenarmeln und -krausen,
und jede eine Vorsteckmasche mit lang niederhangen-
den Enden aus schwerem, buntgeblümten Seidenband,
und jede einen Lilienstengel in der Hand. Dazu blondes
Haar, helle Gesichter, blaue Augen. Die Figuren selber
haben die Farben der Landschaft. und die schlanke
Birke, die zufällig in ihre Reihe geraten, scheint fast als
zwölfte mitzugehen. Es ist ein Kirchgang in Gottschee.
jenem krainschen Ländchen, dessen Herzöge die Für-
sten Auersperg sind; des Malers Vater war ein deut-
scher Gottscheer. Der Kirchgang ist natürlich nur
gedacht; Giotto hat in der Arena zu Padua so einen
Brautzug gemalt und Mediz sich ihn gemerkt. Aber jede
der lebensgroßen Gestalten ist vorn Scheitel bis zur
Zehe Bildnisstudie. ln Dresden war es eine starke helle
Freskowirkung mitten unter geheiligtem Staffeleilon;
das fiel unverträglich heraus, so daß die Leute sich
schon vomahmen, es nicht vertragen zu können.
Solche lebensgroße Gestalten in urwüchsiger Volks-
tracht hat der Künstler immer wieder gemalt. Ein sol-
ches Mädel. nMiederlevi genannt, sitzt vorelner grauen
Bretterwand. zwei dunkle Hände im Schoße der weißen
Spitzenschürze. Sie tragt das Fronleiohnamskostüm.
dessen eigentlich ungeschickte Farbe-das rotbraune
Mieder und das rosa Gürtelband und dergleichen
doch so unbefangen zusammengehen. Flosmarin hat
sie im Haar, man glaubt. es herausziehen zu können.
wie diegrcßen grünen Eichenblätter und Tannenzweige
52
aus dem Hutband jenes Windisch-Matreier Gebirgs-
bauern. an dessen Tracht den Maler das Schwarz. Rot
und Grün so gereizt hat. Diese groben Tirolerloden und
Wollsamte. Leinen und Seiden. Borten und Hefteln. und
die Augenwimpern und der Zug der Schere im iahlblon-
den Haar man hatdiese Dinge erst seit Leibl so gese-
hen. Und seit Van Eyck allerdings. Frühe Volksfiguren
Mediz' haben diese Art Wahrheit noch nicht, Die alte
Frau. die er wDie Wifweu nennt von 1892 und die mlt
gefalteten Händen auf ihrerTruhe sitzt. ist inToksva bei
Tokaj gemalt und trägt eine ungarische wBundau. näm-
lich einen braunen Schafpelz mit farbiger Lederzier und
gestickten Wollblumen. Das ist nun warmer Münchner
Lederton von anno dazumal. jener spezifische. die
ganze braune Skala herunterspielende Lederhosenton.
der aus dem bayerischen Oberland nach München her-
eindrang und i-Paletteu wurde. Es klingt drastisch. aber
der Lederhose des Holzknechts verdankt Neu-Mün-
chen seinen ersten bodenständigen Kolorismus,
Auch Frau Mediz hat in älterer Art Treffliches gemalt
das Bildnis ihrer Mutter zum Beispiel wPortrat in Blauu,
1891. Die Zeit änderte sich. Luft und Licht wurden frei.
die Farben und Formen verschummerten sich nicht
mehr im Helldunkel. sondern gaben ihren Naturlaut von
sich. Das war noch schöner; im Freien gibt es nichts
Grelles. weil der Raum sich mit den Farben mischt; als
ware schon Luftperspektive mit in die Tube gesperrt.
Aber auch ihre Formen änderten sich. In diese bringt
das scharfe Sehen beider Mediz gleichsam eine eigene
Emllle Mediz-Pelikan. Blühende Glyzinie, 1906. Mischtechrii
Buntstift. Kohle. Kreide. DeckweiByPapierIKarlon, 51 X6
cm. Slgn. und dat. wE. Pelikan Krems Mai 190641
zbärde, es stellt sich ein besonderer Habitus ein.
rlbst den erwähnten Dresdner Porträts, von hohen
id höchsten Persönlichkeiten, von berühmten Künst-
und Gelehrten, sieht man diesen auf den ersten
ick an. Ihre Wahrheit hat gewisse. schier seltsame
genzüge, so die wesenhafte Richtigkeit von allem,
as Haarund Haaresgleichen ist.Wie individuell sehen
wa die Wimpern an jedem Auge aus, wie leibhaftig
eint man den Bürstenstrich des Bedienten an jedem
rckarmel zu unterscheiden. Und das bei den
schränkten Mitteln der Kreidezeichnung. Wie weitda
lS Gesicht selbst ergründet ist, mag man sich denken.
idem großen Bilde wDie vier Eisrnannerr odernDie Eis-
zsenu erregte dies das größte Erstaunen. Das Filzig-
rdenhafte der altertümlichen Schauben, die
aschengenaue Pinselstrickerei der derben Waden-
rümpfe, das Haar-für-Haar der langen struppigen
"aubärte und Haarschbpfe, die Härchen sogar an den
aßen Teilen der Beine wie bei Van Eycks Adam in der
üsseler Galerie, das ist alles wie für die Lupe. Die
idernarbederBergschuhe,derMesserzug amSchnitt
er Ptundsohlen und ganz besonders die Rinde der vier
sch vom Baume geschnittenen Knüttel, Baumrinde
überhauptein Liebling beider Mediz. Wasda an winzi-
in Moosen und Flechten, Sprüngen und Narben, Äst-
in und Knötchen vor sich geht, das ist wieder alles für
Lupe. Man möchte es kindisch nennen, wenn man es
ihe. Aber man sieht es erst, wenn man es sehen will;
m2 wie beim wirklichen Menschen und Baumast. den
man ja für gewöhnlich auch nicht durch die Lupe
ansieht. Denn die Figuren haben dabei Masse. Sie glie-
dern sich ebenso richtig als Ganzes, das man miteinem
Blicke umfassen kann, ohne aufdie Mikroskopikzu ach-
ten. Wiederum wird man an Leibl denken müssen. Oder
an englische Präraffaeliten. An Holman Hunt etwa, des-
sen Gestalten so durchgebildet sind und unter dessen
Sträuchern und Blumen man tatsächlich botanisiert
hat. Die vier Eismanner stehen auf einem Streifen blü-
henderAlpenhalde. Es isteindichtenzäherTeppich aus
winzigen Alpenblumen, jede einzelne einzeln vorhan-
den, wie einfarbigerWollknoten in einem orientalischen
Teppich, Die rote Alpenrose, die gelbe Primel, der blaue
Speik, der blauere Enzian, dicht zusammengedrängt,
ein elastisches Blumenmosaik. Man sah alle diese
Dinge halb ungläubig an, wie vor fünfundzwanzig Jah-
ren die bunt aufgedruckten Blumensträuße auf dem
weißen Umschlagtuch von Leibls Kirchgängerin oder
wie man die unzähligen blauen Schürzenfalten seiner
KellnerinderMiederstudiezu zählen versuchteSogar
in der Fleischfarbe ist ein Zug von Verwandtschaft, ein
bläulichrosiges Etwas von Mitten, das auch Dürer oft-
mals hat. Das sind eben alle drei Deutsche, von jener
scheinbaren Schwere, die sich durch eine innewoh-
nende elementare Spannkraft von selbst wieder aut-
hebt. Seitdem hat Mediz noch einmal zwei solche Eis-
männer in Lebensgröße zusammengestellt wDie Alten
vom Berge-r. Einsiedelbauern sind es, der eine im
Leben ein Naturdichter, der Knittelverse macht, der
andere ein bäuerlicher Tausendsassa, Gemisch von
Schmuggler, Pfadfinder und Wurzelsepp, nebenbei nie
ohne einen alten zottigen Gaul zu sehen, der ihm wie ein
betagter Hund nachhumpelt. Aüf dem Viereismänner-
gebilde ist derAlte links, mit dem langen Schwindschen
Rübezahlbart im Profil, im Original schon neunzig Jahre
alt und hat viel Buntes im Leben erlebt. Das sind solche
Charaktere, und wenn man in ihre hellblauen Augen
schaut. kann man es darin lesen, und in den tausend
Ftunenrunzeln ringsum, deren Rechtschreibung Mediz
im kleinen Finger hat.
Schier befremdlich heben sich solche äußerst wahre
Menschengestalten bei ihm von einer Natur ab, die
eigentlich nicht zu ihnen paßt. Von einer schemenhaf-
ten Hochgebirgs- und Gletscherwelt, in deres am hellen
Tage geologisch und metereologisch zu spuken
scheint. Da entfalten sich weite Hintergründe. in denen
sich ein fast körperlos gegebenes Eiszackensystem in
tausend stürzende Bäche, hüpfende Bachleimtallende,
zerknickende. zerstiebende Wasserfäden auflöst. Es
wird da ein Hochalpenstil gesucht, der sich noch nicht
recht finden läßt. Frau Emilie ist darin glücklicher,
wenigstens soweit sie noch positiver, studienhatter
geblieben. So in ihrem großen nHochtalu, wo verschie-
dene Charakterzüge des Gletschers vortrefflich beob-
achtet sind. Es istderSchlattenkeesgletscheram Groß-
venediger, wo das Paar den vorigen Hochsommer
gearbeitet hat. In einem anderen Bilde stellt Emilie die-
sen Gletscher als solchen dar, als großzügiges, he-
53
Emilie Mediz-Pelikan, Hof am Fluß. 1904. Mischtechnikl
PapierlKanon. 46 80 cm. Sign, und dat. nKrems E. Pelikan
Juni 19041
roisch gestimmtes Bildnis einer geologischen Persön-
lichkeit. Wie der breite Eisstrom als ungeheures
zwischen seinen Felsengestaden talwärlszieht, das hat
etwas Typisches. Dabei fühlt man den Föhn, in dessen
weicher Wärme alles schmilzt. schwitzt. rinnt. Die Eis-
spitze dariiberweg ist die nschwarze Wand". Man
begegnet ihrer kühnen Zacke auf manchem dieser Bil-
der, und sie hat auch ein Gegenüber. mit dem sie sich
durch eine große Linie verbindet. Verbinden würde,
wenn nicht ein fremder Berg sich davor schöbe. Nun,
diesen Berg hat Frau Emilie im nHochthalk beseitigt und
an seine Stelle die große runde Nebeisonne gesetzt.
Dieser Zug mag zeigen, wie die beiden die Landschaft
sichten, ordnen, bauen. Photographen sind sie nicht.
Auf einem großen Bilde Emiliens. Ruine nDürnsteinit,
sieht man das ganze Donautal mit seinen Auen und
Uferdorfern als silbergrau dunstigen, luftigen Prospekt
in der Tiefe schweben; beinahe schon eine Luftballon-
wirkung. Schade, daß das Bild etwas seifig gemalt ist.
Ich ziehe ihre Bildervor, wo die Tiefen und Höhen weni-
ger ins Naturferne gerückt sind. Etwa so. wie in jenem
"Hochthalii der üppige Blumengrund, in dem die bunten
Kühe weiden. Man blickt aufdiesen StreifenAlpenmatte
nieder,unddasAugespürtordentlich.daßsieausnichts
als Blumen besteht. So sind auch die Meerestiefen, in
denen beide schwelgen. Am Fuße der purpurbraunen
Felsen von DuinoKarls wRuine am Meeriqsieht man ein
Wasser voll dunklen. blaugriinen und grünblauen Far-
benspiels. Ebenso in Emillens Meeresweiten, den dal-
matinischen, korfiotischen, triestinischen. Zwei große
Bilder bei Triest füllt sie nur mit See und Luft, mit einer
54
vMeeresdämmerung in Silber und einer "Meeresdäm-
merung in Blau-i. Meer und Himmel, jedes der beiden
scheintsich in dem anderen zu spiegeln. Das leise Spiel
der Elemente lockt beide Künstler, rnitzuspielen. Man
sieht bei Karl Mediz genau, wie die weichen, weißen
Schiroccowolken sich fächerförmig ausspinnen, so
über dem oft gemalten arco natu raie auf Lacroma "Das
Badu. Und überder Hohenloheschen Burgruine Duino
krauseln sich am Abendhimmel feurige Arabesken, der
sogenannte nWetterbaumu.
Diese ganze Atmospharik beider Künstler ist mir um so
lieber, je weniger sie sich ins Abstrakte heben will. Eine
Phantasienatur, wie beim alten Watts, muß angeboren
sein, von selber kommen; experimentell erreicht man
sie nicht. Daß der Künstler daran glaubt, überzeugt den
Beschauer noch nicht, und wenn er nicht überzeugt ist.
will er auch nicht glauben, daß der Künstler daran
glaubt. Selbst bei den nEiSrieSemi steht das helle stilisti-
sche Eisgebirge hinter den so greifbaren Figuren, wie
die grau in grau gemalten Gebirgsprospekte bei den
lschler Photographen. Statt menschlicher Körperlich-
keit, die sich sovon Luft und Luftartigem abhebt, mag es
auch wohl eine mineralogische oder pflanzengeogra-
phische Persönlichkeit sein. Eines jener erstaunlichen
Felsgebilde der adriatischen Küste, die an Cyklopen-
hand gemahnen, mächtige Wände wie aus bunten
Achatquadern. Bogen wie aus Karneolblöcken. Karl
Medic hat manches solche Motiv breit hingemörteit.
Und Emilie setzt sich einmal vor das Grottenloch von
SLCanzian beiTriestund konterfeitjeneganzebuntver-
witterte Karstphysiognomie treulichst ab, Zug für Zug,
mit all den Einfällen und Zufällen, die sich verkar
Kalkgestein erlaubt wZur Unterweltw. Das ist ein
die voll durchdringender Wahrheitsliebe. Ode
Objekt ist eines jener gemischten Gebilde, in
Stein und Pflanze, Natur und Menschenwerk sich'
einem massiven Blumenstrauß vermahlen. Da
jene südlichen Strandpalazzini und lnselkiöstt
ihren hellen Säulen und Bogen zwischen dL
Cypressen und Pinien, sfarrend von graublauen
tus, wallend von silbergrauen Schleiern der
haine. durchwuchert und übersponnen von hellt
Glycinien und dunkelgrünem Kissos.
So malt etwa Karl Mediz nDas Klostera. Es is
berühmte Einsiedelei auf der Mausinsel bei Korfc
Eilande, das man für Bocklins Toteninsel zu
pflegt. Aber Max Klinger weiß von Böcklin selbs
diesersein Motivvon den Ponzainseln bei Neapeli
hat. Die Mausinsel, das versteinerte Schiff der
aken, wie es tief unten in dertiefblauen Bucht lieg
Mediz einmal auch im Niederblick, zwischen dt
Efeugehängen hindurch. gemalt. Diese Darstelli
greifen natürlich schon in Böcklins Gebiet über.
und Pflanzegleich plastisch,aberauchgleichfarb
Natur als Gesamtkünstierin. Aber, möchte man tr
hat nicht jene Naturviel von Böcklin gelernt? An
Geist ist dort ewig nicht mehr vorbeizukomme
Mediz ist der besondere Zug vor allem wieder,
unvermerkt ins kleinste geht. Jede seiner Cypress
für das gemeine Auge gibt es nichts Uniformen
Cypressen und Pappeln ist eine Person für sic
scheinbar so gleichen Wipfeln sind jeder nach
Emiüie Medlz-Pelikan. Das weite Gelreidsland, 1904. Misch-
lechnikIPapieHKartorLM 54,5 cm Slgn. unddat. "E. PeH-
kan Juni 1904 Ber im
besonderen Samtigkeit, Ruppigkeit, Oberflächlichkeit
oder Zerwühltheit, strotzend oder krankelnd. melan-
cholisch cdersanguinisch charakterisiert Und dabei ist
ihr Sprießen. das bewegte Leben in ihrem Organismus,
ersichtlich gemacht. Gerade wo andere zu malen auf-
hören, fängt Mediz erst recht an. Wo der nackte Stamm
beginnt und sich teilt, spaltet, ins Unendliche zerfasert,
Sammelname wird und dabei Abenteuer erlebt in Wind
und Wetter und Sonnenglut. Der Cypressenstamm
erzählt seine Lebensgeschichte. Das hindert übrigens
nichtdaßmanchedieserBildertrotzdem etwas Dürres.
Blechernes, Silhouettenartiges behalten. S0 nEin Park-i,
"Glycinienbrunnenrr und noch andere. Auch diese
Ansichten sind oft frei komponiert. mit Benutzung ein-
zelner, eigentümlich poetischer Gegenstände, wie
eben jenes Glycinienbrunnens die blumengespren-
kelte Parkgeometrie, in die er diese lebendige Fontäne
aus hellhimmelblauen, seidigwallenden Blütendolden
hineingestellt hat, ist Variationenspiel über ein dortzu-
lande gegebenes Thema. Auch Frau Emilie hat ihre
Lieblingsbäume. Mit Passion geht sie in ihren bunten
Kreiden den Capriccios des Ölbaums nach. Aber viel-
leicht noch lieber sind ihrgewisse Bäume und Pflanzen.
die gemeiniglich als langweilig verschrien sind. Wenn
sie ihre zierlichen Studien von Gräsern und Halmpflan-
zen, auch von Papyrusstauden macht, ist ihr merklich
japanisch zumute. Auch wenn sie die fadenfein gefie-
derten Zweiglein der Lärche dünn und dicht und senk-
recht niederhangen Iäßt. Echt deutsch aber ist sie in
ihren blühenden Kastanienbäumen, die sie, unbeirrt
von all dem Gestarre und Gewimmel eines gleichmäßig
ausgestanzten Laubes als eine große, plastische, in
Licht und Schatten gegliederte Masse von eigenem For-
mengeist zu sehen weiß. Ein Prachtstück mit zwei sol-
chen Bäumen an flachem Seegestade. aus Sizilien
geholt, hat die österreichische Regierung enuorben.
Solche Baumindividuen auf eine Terrasse am Meere
hinzustellen, Kübelbäume etwa und kletternde Glyci-
nien als blaue Arabeske darüber, das ist ein Lieblings-
thema Emiliens. Auf wie vielen deutschen Ausstellun-
gen hat man schon solche Bilder von ihr gesehen. Das
ist ihr Sonderrnotiv, ihr Monogramm gleichsam. Auch
diese Bäumchen sind eigentlich undankbar, aber was
ist undankbar. wenn man es dankbar anzusehen weiß?
Ein dünner roter Kirschbaurnzweig, dem man schon das
Pteifenrohr ansieht, in das er sich einst verwandeln
wird, ist bei Mediz voll einzelnster Farbe und Form. Ein
Orangenbäumchen voll purpurner Früchte steht bei
Frau Emilie in einer tiefen Pracht und fast heraldischen
Würde da, daß man ein ehrwürdiges Symbol zu sehen
meint.
Das Kleinleben innerhalb der großen Form zu sehen,
darauf sind beider Augen eigens eingestellt. Beide
haben die Passion des Gewimmelmalens. Der Blumen-
teppich zu Füßen der Eismänner ist ein Musterstück in
dieser Richtung. Gewimmel von hellen Bäumen haben
beide schon früh gemalt; sein Birkenwald von 1894, ihr
Silberpappelhainvon1896sindsolche Stücke. Nochlie-
berabersind ihnen wimmelnde Blumendickichte, unab-
sehbares Blumengestrüpp. Er malt in einer Gärtnerei
bei Krems Vergißmeinnichtfelder mit roten Tulpenhai-
nen und Hyazinthenbeständen vermischt. Dann wieder
blaue Blumen, eine Wifdnis von blühendem ßNattern-
kopfu 1893, Motiv bei Tokaj, doch in Krems gemalt,
worin ein geigendes Mädchen in dunkelrotem, blau
getupftem Kleide wandelt. Sie malt jene gelbe Ginster-
landschaft B90, wo aber der rechte Mut zum Gewim-
mel noch nicht vorhanden ist. Der kommt erst später,
wenn ganze Horizonte sich mit den flaumigen Kugeln
des Löwenzahns füllen oder jener Lärchenbaum aus
einem verworrenen Gewusel und Gewurl gute österrei-
chischeWörtervonAlpenrosenaufsteigt.Vielesolcher
Bilder in allen Farben haben beide gemalt, Wie es denn
überhaupt merkwürdig ist, zwei Menschen in ihrer
Kunst so ganz und gar verheiratet zu sehen. Sie haben
sich gegenseitig gemacht und machen sich noch. Die
beiden sind zusammen ein Künstler. Auch hat Karl
Mediz seiner Frau ein eigentümliches Denkmal errich-
tet. Eines seiner letzten großen Bilder wDer heilige
Brunnen-i stellt die gotische Brunnenkapelle im Stift
Heiligenkreuz vor. Dort steht ein halbtausendjahriger
Brunnen, mit mehreren schweren, runden Becken über-
einander, in Bleiguß, schon ganz verzogen und verbo-
gen vom eigenen Gewicht und über und über polychro-
miert mit alten und uralten Patinafarben. Der Brunnen
ist ein Oxydierungswunder, wiefüreinen solchen Maler
geschaffen. Und aufden steinernen Stufen dieses Brun-
nens sitzt vorn, Iebensgroß, eine Frau. Das ernste
Antlitz. von gesunder Farbe, ist von zwei dichten,
schwarzen Scheiteln eingerahmt, die Hände ruhen
gefaltet im Schoß. Sie tragt ein gutbürgerliches, grünli-
ches Lüsterkleid und darüber eine dunkelblaue Stola
mit dunkleren Tupfen. Eine ehrsame deutsche Bürgers-
55
frau. halb von heute, halb von irgendwann, Doch an den
Schultern hat sie zwei mächtige Fittiche, dunkelblau,
mit Reihen von hellen Pfauenaugen. Ehrsam und wun-
dersam zugleich. hausbacken und erhaben. so sitzt sie
und schaut und sinnt. Hinter ihr im Halbdunkel glühen
rot und blau und goldig die uralten gotischen Glasfen-
ster. Das Bild hieß ursprünglich nDie Gotiku. und das war
der richtige Titel. Die Frau aber ist Frau Emilie. Das
blaue Flügelpaar an ihren Schultern mag wohl ihr Gatte
einmal wirklich erblickt haben.
Alles in allem hat man hier den Anblick einer ehelich-
künstlerischen Gemeinschaft, die sich ihre eigene Welt
geschaffen hat. Ihren besonderen Anschauungs- und
Empiindungskreis und eine eigene Technik dazu. Eine
testbegründete Wahrhaftigkeit berührt sich mit einer
wogenden. ringenden Phantastik, das Sinnentällige
geht Arm in Arm mit dem Unwägbaren. Positivste
Erscheinung und transzendente Neigungen. ein Realis-
mus. der nach Stil strebt, ohne freilich einstweilen den
Widerspruch lösen zu können, Böcklin. Klinger. Thema.
Worpswede auch die Mediz gehören in diese Reihe.
die. mit starken. durchaus deutschen Eigenschaften
ausgerüstet. an denGrenzenderbürgerlichenWeltsich
eine überbürgerliche, poetisch-malerische Schöpfung
aufbaut. Aus starken Sinnen heraus greifen sie in das
Übersinnliche eln. nervig und nervös. Syrnboliker des
Alltags. gesunde Farbendichter. Nach all dem YßJahf-
hundertendeu der letzten Dekadenzen scheint in sol-
chen Erscheinungen sich wieder Jahrhundertanfang
anzukündigen.
iterreichisches Museum für angewandte Kunst
opäische Buntpapiere
ock bis Jugendstil
noch bis 8. April 1985 laufende Ausstellung ist eine gemein-
ie Veranstaltung der Bibliothek und Kunstbiättersammlung
desGraphischen Kabinetts des Stiftes Göttweig. 260 Expo-
geben eine Übersicht, beginnend mit der Arbeit eines
sburger Anonymus bis zu einem Tunkpapier der Wiener
kstätte vor 907. Die Ausstellung ist im Zusammenhang mit
zr Renaissance des handwerklich meisterhaften, bibliophil
rbeiteten Buches, dieanfangsderSOerJahre einsetzte.von
onderer Wichtigkeit. Sie sollte die allerorten eingeleitete
derbelebung und Belassung mit dem individuell gestalte-
künstlerisch handgetertigten Buch festigen. Sie sollte wei-
bewirken, daß man sich auch mit den Buntpapieren des
Jahrhunderts befaßt. Demzufolge könnten in einer interna-
al breiten Folgeausstellung handgelertigte Papiere vorge-
werden, Mit der jetzt laufenden Ausstellung stehen
mals einanderergänzende Bestände vor derÖffentlichkeit.
können in neuen Zusammenhängen der Forschung neue
ichtspunkte vermitteln. lstdiegroBe GöttweigerGruppevon
-rem Zuschnitt in ihrer Gesamtheit, so trägt sie vor allem
otsächlich floralen Charakter in reicher Ornamentierung
stark heraldischem und wenigem figurativen Einschlag.
hingegen löst sich die Wiener Gruppe sichtbar aus alten
Jildern und Traditionen über das Biedermeier hinweg, aut-
ernd,zurtypischenArtderdamaligenweitverbreiteten und
irbeiteten Kleister- und Marmorpapiere. Hauptgewicht die-
Wahl tragen Kolo Moser und seine Schule, durchsetzt mit
einen Beispielen von Josef Hoffmann, Marie von Uchatius,
.Czeschkabiszuanderen PapierenderWienerWerkstätte.
ergibt diese Ausstellung der Bibliothek und Kunstblätt
mlung eine sehr geglückte Zueinanderstellung des in
angesammelten Bestandes von Buntpapieren aus Klein-
iften, Dissertationen, Totenparten und Glückwunsch-
issen aus dem späten 17. Jahrhundert bis zu Anfang des
Jahrhunderts mit den jüngeren Arbeiten aus der musealen
terblattsammlung der Bibliothek des Österreichischen
eums. Letztere trägt vorbildhaften Charakter kommt
aus derVorbildersammlung und diente Künstlern, Stu-
en und sonstigen interessierten zurAnregung. Koloman
Moser, Eluntpapier, um 1900 1906. Sign, 45,6 30 cm.
iwalbenähnlicher Vogelii. ÖMKA, lnv, Nr. K. I. 8678l21
tesische Neujahrsholzschnitte
ick ein ganzes Mondjahr langt
raditionellem Boden, im sog, Chinasaal Vllldes Museums
zt derzeit diese gemeinsame Veranstaltung des Museums
ler Österreichisch-Chinesischen GesellschaftlÖGCF statt.
Ausstellung, die unmittelbar dem Museum Gelegenheit
durch ihren lebendigen Typus entsprechende Aktivitäten
ietzen. Zu einführenden Vorträgen kamen die bekannt
ibten Schattenspiel-Vorführungen. Außerdem die in Kinder-
in so gern geübte Kunst des Linolschneidens, hier demon-
rt von dem chinesischen Maler Mak Siutim. Auf diese Weise
rte das Publikum über Technik und Ausübung eigener Fer-
iit zur hauptsächlich angewendeten Herstellungsweise der
präsentierten chinesischen Neujahrsbilder geführt wer-
Deren bunte Vielfalt begleitet und demonstriert sichtbar
jrößtebei uns mit Weihnachten vergleichbare Fest, das des
wesischen Neujahrsii, Dabei folgtman alljährlich einerjahr-
lertealten Tradition, bei der die sogenannten Neujahrsbil-
meist in Hclzschnittechnik, Chinas Land und Städte total
ziehen. Mit ungewohntem Aufwand wird so der Jahres-
isel ein hochdekoriertes, reich geschmücktes Fest, das bis
abgelegensten Bauernhütten gefeiert wird. Chinesische
ahrsbilder haben als eine ehervolkstümliche Artvon Kunst-
neben den bekannten edlen Werken der Kunst des fernen
im Westen kaum Beachtung gefunden. Dennoch drückt
darin ein unerschopflicher Reichtum an Mythen und über-
nener Tradition chinesischen Lebens aus, Ein sich stets
uerndes, unübersehbar tliegendes Konpendium, indivi-
das, schwer sammelbar, zu den Wurzeln chinesischen
ens führt, über seine Menschen und ihre Eigenart aussagt.
verbreitetzu dem einmaligen, festlichen Anlali, doch weni-
eschätzt neben den Zeugnissen der hohen und angewand-
.unstChinas, istes vorallem die reine Kraft der Farben, die
all den Neujahrsbildern leuchtet. Beherrscht von den drei
iengöttern des Glücks, des Reichtums und des langen
ns, Fuxing, Luxing und Shouxing, finden wir heute chinesi-
Neujahrsbilder auch schon auf westlichen Stadtstraßen
hinesischen Niederlassungen, meist Gastronomen. Wie
die Probleme völkischen Zusammenlebens zu allen Zeiten
ider auf dieser Erde ähnelten, zeigte eines der heitersten
ahrsbildermitdemTitel itDie Last derStaatskarreirund den
sterblichen, diedie älteste SteinbrückederWeltgefährden.
arso belastet dadurch, daß sie sein Erbauer Lu Ban stützen
e. Ein weiteres Beispiel, Abb. ist die kampfwütige Ver-
chung der wZwistigkeit zwischen zwei der 108 Helden vom
jshan-Moosir. l. netopil
zner Werkstätte. Die Modeii
stellung und Publikation.
Ausstellung iiWiener Werkstätte. Die Modeir, die am
bruar1985 geschlossen wurde. wurde die Modeabteilung
Wiener Werkstätte erstmals ausführlich anhand von
Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung
Besucherstatistik der staatlichen
Museen und Kunstsammlungen
1984
Das Bundesministerium für Wissenschaft
und Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
unterstehenden staatlichen Museen und
Kunstsammlungen in den Monaten
Oktober 203.268
November 139.426
Dezember 131.175
Besucher gezahlt wurden.
Modeentwürfen, Fotografien, schriftlichen Quellen und einigen
ausgeführten Modellen präsentiert. Der zur Ausstellung
erschienene Katalog hat gleichfalls als spezielles Gebiet die
Mode, die in der WW erzeugt wurde, und die Modefotografie
zum Thema. Den zahlreichen Büchern überdie WW folgt damit
einübersichtlicheswissenschaftlichfundiertesSachbucndes-
sen einzelne Kapitel den Leser mit der Modeabteilung, den ent-
werfenden Künstlern und deren Erzeugnissen vertraut macht.
Nach einem sehr gerafften betriebsgeschichtlichen Überblick
überdie WW beziehtdie Autorin in einem kurzen Abschnitt Stel-
lung auf die häufig aufgeworfene Frage, ob auch der künstleri-
sche Leiter der Wiener Werkstätte, Josef Hoffmann, Kleider
entworfen hat.
Modisches Beiwerk, wie Hüte, Schals, Schirme usw. scheint
die genannte Institution auch schon vor der Erteilung der
Gewerbeerlaubnisausgeführtzu haben. DieGenehmigung vom
9. März 1911 für das Damenkleidermachergewerbe war iiauf
die Anfertigung von Damenkleidern nach künstlerischen
von Genossenschaftsmitgliedern hergestellten Entwürfenri
beschränkt. In mehreren Kapiteln wird, unterteilt in zeitliche
Abschnitte, die Mode vorgestellt, die in der Wiener Werkstätte
entworfen wurde.
Die Entwicklung der Wiener Mode wird durch Entwürfe, haupt-
sächlich jedoch durch Modefotografien. vorbildlich belegt,
zumalsich ausgeführte Modelle kaum erhalten haben. Diegroß-
teils bisher noch nicht veröffentlichten Fotografien bilden oft
eine reizvolle Gegenüberstellung zu den Entwürfen oder Rein-
zeichnungen. Es bedarf des längeren vEinschauensri in die
Materie, um den Entwurf in den ausgeführten Modellen auch
wiederzu erkennen, was derAutorin auch sehrgutgelungen ist.
Daß die Modeabteilung eine Sonderstellung innerhalb des
Betriebes derWienerWerkstätte innehatte, zeigt zum einen die
Tatsache, daß sie 1924fürkurzeZeit indas i-Modehaus derWie-
ner Werkstätte Primavesi St Coii umgewandelt wurde und zum
anderen, daß es keine ausgebildeten Modeschöpferwaren, die
sich mit der Mode auseinandersetzten. Es waren vielmehr
Architekten, wie Eduard Josef Wimmer-Wisgrill, und in vielen
Bereichen tätige Kunsthandwerker, wie Maria Likarz, die die
Mode entwarfen, anfänglich nat" lich beeinflußt von so bedeu-
tenden Couturiers, wie Paul Poiret. Die Modeabteilung entwarf
wie Volker aufzeigen kann zunächst künstlerische
Reformmode, dann exklusive Tages- und Abendkleider, Büh-
nenkostüme und auch Nachtbekleidung.
Miteinerkurzen Vorstellungdereinzelnen in derModeabteilung
tätigen Künstler schließt das Buch, das durch seine exakte
Erforschung des Themas gegenüber anderen heraussticht.
Abschließend sei noch bemerkt, daß das Buch durch seine all-
gemein verständliche Sprache nicht nur dem Fachmann, son-
dern jedem an diesem Thema interessierten Leser Gewinn
bringt.3,VierSommerkleider, 1917, FotografieArchivderWie-
ner Werkstätte im Österreichischen Museum für angewandte
Kunst Wiener Werkstätte. ArchivIFotografie 16918
Elisabeth Schmuttermeier
Angela Völker, Wiener Mode Modefotografie. Die Modeab-
teilung derWiener Werkstätte 911 1932, Katalog des Öster-
reichischen Museums für angewandte Kunst, Verlag
Schneider-Henn, München Paris 1984, 283 Seiten, 33 Farb-
und 360 Schwarzweißabbildungen, öS 490.7 im Museum
erwerbbar,
Helene Winzberger-Ford iiTextile Körperbilderii
Eine Ausstellung im Rahmen der Reihe vÖsterreichisches
Kunsthandwerk derGegenwartii fand vom 1B. 24. 1985
statt. Helene Winzberger-Ford hat in der Klasse Prof. Hutter an
der Hochschule für angewandte Kunst 1971 ihr Diplom abge-
legt und anschließend mit Hilfe mehrerer Stipendien lange und
weite Reisen unternommen, die sie nach Polen und England,
aber auch nach Nordafrika und in den vorderen Orient führten.
Ähnlich Kontinente überspannend liest sich auch die Liste der
Orte, an denen ihre Werke präsentiert wurden Warschau, Dur-
ham und Passau sind neben Wien zu nennen, aber auch
Ravenna, Paris oder Maschad im Iran. Die Eindrücke ihrer Rei-
sen hat die Künstlerin in wtextile Körperbilderri umgesetzt. Mit
Nadeln und bunten Fäden häkelt, strickt und knüpft sie Werke,
die in die Kategorie der wwearable artir fallen, also im wahrsten
Sinne des Wortes angewandte Kunst sind. Ihre Landschaften,
Bäume oder die Schneedecke sollen nicht nur einen Raum
schmücken, sondern auch den Besitzer selbst sowohl in psychi-
scher als physischer Hinsicht kleiden und warmen. So haben
denn dievon Frau Winzberger-Ford in wweicherTechnikir gestal-
teten Objekte, die sowohl Wandbehang als auch Pullover oder
Jacke sein können, Proportionen, die dem menschlichen Kör-
per entsprechen. Endlich sei noch auf die subtile Farbigkeit auf-
merksam gemacht. die wohl besonders in den Materialien
Wolle, Seide und Pflanzenfasern aller Art zur Geltung kommt.
nOaseri WandbehangIPullover Angela Völker
Weitere laufende Ausstellungen des Museums
Günter Praschak Keramik noch bis 14. 4. 1985
in der Reihe Österreichisches Kunsthandwerk der Gegenwart
Gabriele Hain Arbeiten in Porzellan für Bing S. Griandahl1982
biS 1985
Meisterklasse für Malerei Prof. Unger
gemeinsam mit der Hochschule für angewandte Kunst 22. 3.
bis 21.419857
stlerprofile Erwin Reiter
Erwin Reiterwurde 1933 in Julbach im Muhlviertel geboren, wo
er ietzt wieder sein Hauptquartier unterhält Er besuchte die
Fachschule lür Holzbildhauerei in Hallstatt, wurde Schüler
Wotrubas an der Wiener Kunstakademie, arbeitete als rreier
Bildhauenbeschickte zahlreiche Ausstellungen im ln-undAusr
land u. a. 1973 die Biennale von Sao Paulo, wurde ott preisgee
kront und übernahm 1973 die Leitung derMeisterklassetur Bilde
hauerei an der Hochschule lur Gestaltung in Linz
Erwin Fieiler hat innerhalb des Kreises der ehemaligen
Wotruba-Schuler sehrklar seine Position bezogen, seine Eigene
artausgetormtundauchötlentlich zurWirkunggebracht. Erhat
die Absicht seines Lehrers, die menschliche Figur in Block-
form zu konzentrieren, zunächst auch für sich akzeptiert und
sich dann nicht zuletzt im Kontakt mit Andreas Urteil
davon wieder distanziert, indem er Leben oder schlicht
gesagt Bewegung in seine Blocke einbrachte. Erwurde zum
Schopler der Lamelleriliguren, die sein Markenzeichen bilden,
denen erinnerhalbderMoglichkeiten derStatikimmerstarkere
Bewegung einlormt und denen er erst nach einer langen Pro-
duktion lur kurze Zeit untreu wurde, als er aus Abtallen seiner
Stahtplastiken wieder neue Skulpturen zusammensetze ganz
locker, wie es sich eben ergab, Was sich zu ergeben hatte,
bestimmte allerdings auch hier nicht der Zutall, sondern der
suchende Blick auf den Schrotthauten
Fieiter hat sich lruh zur großen Form, zum großen Wurt, entr
schlossen Die Basis dalur gibt äußerlich das solide handwerkli-
che Konnen irnTieleniedoch die Selbstsicherheit. dieaus einer
inneren Fre.heit lließt. Es ist kein Wagnis. Erwin Reiterals Erben
Fritz Notruoas zu kennzeichnen Seine Persönlichkeit triti uns
unverkennbar in seinen großen Skulpturen aus Chromnickel-
stahl entgegen im "Forum Meiallii am Linzer Donauuler oder
in der Figur iiAulbruchii in Wien, in der Grcißteldsiedlung Sie llflr
del sich ebenso stark in seinen menschengroßen Werken wie in
seinen kleinlormatigen Stucken, die er vielleicht als Multiples
aurlegl Seine Personlichkeil erleidet auch keinen Bruch, wenn
er seine Vorstellungen in Tuschezeichnungen, in Pastelltaleln
oder in der Druckgraphik außert Keine kleinliche Pinselei ist
hier zu linden, sondern derselbeWille zurgroßen Form, dersich
in der Bildhauerei so augenscheinlich manitestiert
Außerlich sind die Wellenbander Erwin Reiters Markenzeichen
geworden Dieses Element laßt sich so vielrältig anwenden, daß
der Kuristler gar nicht in die Getahr gerät, es als iiMascherr
anwenden zu mussen. um eine ldee zu multiplizieren, Ein Blick
in seine Skizzenbucher zeigt, daß allein schon dieses Stilmerk-
mal die Basis lur ein sehr reiches iiLebenswerkii bilden kann.
Der Kunstler selbst laßt die Vermutung gelten, seine Abstamr
mung aus dem welligen Muhlviertet habe ihm die Allinital zu
Wellenclementen mitgegeben Entscheidend wurde aber die
Entdeckung der Herzdiagrarnme in einer Ordination ilch habe
erkannt. daß die Welle imstande ist. alle unsere psychischen
Zustande soweit wir sie als Graduierung von Erregung ver-
stehen sichtbar zu machen Der Entschluß, die Welle als
Gestaliungsrnitlel zu erforschen, hat lortan mein Werk
bestimmt lteule bin ich uberzeugt. da? die bewußt verwendete
Welle rnein Werk von dem aller anderen zeitgenossischen
Arbeiten abhebt und es unverwechselbargepragt hat, Pur mich
ist es ein gesichertes Wissen. daß das Wellenelernent Jenes
Ausdrucksmittel. Jenes Sprachmittel ist, das kosmische Gultig-
keii hat
KosrniscneGulligkeitqlmWerkeErwin Reitersbeganndie Form
den lr-liall zu pragen Aus den Wellen entstanden nicht nur "Sta-
tuenii, sie wurden immer lebendiger und eines Tages stand ein
iiFlugwcsoiiii da. Reiter hatte nicht den irrealen Ehrgeiz. die
Schweikralt zu uberwinden, auch nicht den, besonders ralli-
nierie neuartige Mobiles anzuteriigen Er wollte die Bewegung
des Menschen.seineGestenurrdGebarden. ineinehdhereWelt
iransconiert und allmahlich beland er sich in einer transzen-
dentcnWeltvolleiGeistwesen Flugweseri.ErigeLAslronaulen.
Bot inrn die Welle alle tormalen Moglichkeiten, so ermoglichen
ihm die lliegenden Wesen jede denkbare inhaltliche Kombina-
tion Neben statischen Monokraten linden wirbewegt tandende
Engel. neben monologisierenden Einzelliguren verbunden
Paare und verknotete Gruppen tn Zeichnungen und Graphik-
zyklen werden die Themen durcnubertegt. variiert Jahrelange
Arbeit hat er in seinen Plan lur den i-Saal der toten Astronautenii
investiert ebensolurdie rlMeflSChflellSlamllleli,dielüldle Plaza
der UNO City gedacht war Es ware schon, wenn diese Kon-
zepte eiiiirial realisiert werden konnten.
Reiter ist voll und ganz Bildhauer Dennoch ist er ebenso als
Zeichner anerkannt Betrachtet man seine Zeichnungen. lallt
zunachst auch hier die Kontinuilat aut. In Tierdarstellungen
wollte der Jungling wohl auch die Umwelt bewältigen, ehe er
sich aul sich selbst bezog. Parallel zu seinem Lebens- und
Selbstgeluhl begann er, die Einzelliguren darzustellen. Paare,
dann Figiirengruppen. die als "Familienri gesehen werden
konnen schließlich die großdimensidnterteh außerirdischen
Wesen Die Dominanz der Plastik kann nicht in Frage gestellt
werden Dennoch uberließ Reiter der Zeichnung eine souver
rane Position, die seine Bildhauerei nicht nur begleitet. sondern
mancheSignalelurspatereSkulpturenvorausschickt. Er schur
sehr wenige irBildhauerzeichnungenii, um sich uber die Drei
dirnenslorialilat Klarheitzuverschatten oder um einem Auftrage
geber seinen Vorschlag zu verdeutlichen obwohl es einige
solcher Beispiele gibt Fieiter zeichnet drauf los und spater
erkennt rnan. daß sich in Blattern ankundigte, was dann auch in
der Skulptur in Erscheinung trat Eine Monographie uber seine
Zeichnungen erscheint im Marz im Verlag Widricn in Salzburg
Hans Widricn
ilMondkircheir, 1983. Chromnickelstahl
iiDragoriri. 1983. Chrumritckelstahl
Erwin Heiter vor seinem Freilichtatelier In Julbach
Ateliervolplatl des Künstlers in Jubach
riHODO-PflSSl-r. 1934. Chromnickelstahl
graute;
59
Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
Wien
Graphische Sammlung Aibertina Anton Koiig
Zeichnungen
Über 250 Handzeichnungen Bleistift und Kohle aus den
Jahren 1904 bis 949waren in dieser einmaligen, umfassenden
Schau von dem wohl bekanntesten Maler der Ndtscher Schule
hier zu sehen. Als Rarität ist die erste Aktdarstellung nach dem
Modell aus dem Jahr 1904 anzusehen. Man schätzt heute, daß
Kolig zwischen 2500 und 3000 Zeichnungen schuf, Viele davon
wurden durch die Kriegsereignisse leider vernichtet. Die hier
gezeigten Blätter wurden von den verschiedensten Leihgebern
zur Verfügung gestellt; besonders viele sind Privatbesitz. Die
Auswahl zeigte fast ausschließlich freie, d. h. nicht als Studien
für ein Gemälde angefertigte Zeichnungen, Diejungen Männer
haben eine gelöste. natürliche Haltung Mit ganz wenigen Aus-
nahmen sind es nämlich nur männliche Korper die hier in den
verschiedensten Haltungen. aus den verschiedensten Per-
spektiven wiedergegeben werden. Bei den Biättern um 1919
können wir eine gewisse Ähnlichkeit mit den Arbeiten des
gleichaltrigen Oskar Kokoschka feststellen. Das geht bis zum
Einsatz eines energischen, kurzen Striches und der expressi-
ven Haltung. Spater wird die Körperlichkeit als solche mit
unglaublicher Sicherheit erfaßt und in einer klassischen Ein-
fachheitwiedergegeben. Es isterstaunlich,mitwiewenig Nuan-
cen in der Festigkeit des Striches hierTiefe und Raum. Piastizi-
tat geschaffen werden. Von einem sicheren Gerüst ausgehend
wird Leibiichkeit gegenwärtig. Wir finden diese Beherrschung
der Verbindung von Grundkonzeption zur natürlichen Kreation
in einigen Schülern Boeckis wieder, so bei Joannis Avramidis,
Alfred Kargerund FlobertSchmitt. Ein Katalogbuch, erschienen
bei Ritter in Klagenfurt, das alle ausgestellten Zeichnungen in
einer hervorragenden Wiedergabe bringt, mit Fotos vom Künst-
ler aus verschiedenen Lebensstufen und einer Einleitung von
Peter Weiermair. der auch für die Zusammenstellung verant-
wortlich zeichnet, kann als dauernde Dokumentation betrach-
tet werden. 13. 9.- 14 10. 1984
Georg Pevetz 1839- 1971
im Säulensaal wurden B4 Zeichnungen, Aquarelle und Druck-
graphiken aus den verschiedensten Schaffensperioden des
1893 in Pettau damals Südsteiermark geborenen Künstlers
gezeigt. Die Aktzeichnungen. Pinsel- und Tuschearbeiten, in
den frühen 20er Jahren entstanden. gehören wohl zu den
besten Arbeiten dieses Malers. Auch einige Federzeichnungen
aus den 40er Jahren zeigen Pevetz' großes Einfühlungsvermö-
gen und seine Umsetzungskraft. Weit weniger überzeugend
wirken aberalle Aquarelle. Es handeltsich dabei meist um Land-
schaften, die stumpf, ja unlebendig wiedergegeben sind. Die
Farben machen einen verwaschenen, wenig eigenständigen
Eindruck. Anders die kraftvollen Holzschnitte. Hier wird gute
expressionistische Tradition weitergegeben. 23. 10. 18. 11.
1984 Bretonischer Fischer in Le Croisic, Holzschnitt
Museum des 20. Jahrhunderts Sandro Chia
Es wurden an die 60 meistgroßformatige Bilder gezeigt. die der
1946 in Florenz geborene Maler alle in den letzten Jahren
gemalt hat. Schon aus dieser Fülle ist ersichtlich, daß wir es hier
mit einem von seiner Aufgabe Besessenen zu lun haben. Sicher
kann man Chias kunstierisches Herkommen auch an seinen
Werken deutlich ablesen. Sehr stark. besonders in den knitfri-
gen Formen der Gewänder, aber auch der Umwelt seiner Figu-
ren werden wir an Boccioni erinnert. Das Raumempfinden Cha-
gaiis spielt eine große Rolle. und bei manchen Hintergründen.
großen Flächen. finden wir die Gerinne- und Tropfenfolgen der
Tachisten. Dasalles ist aber mit der größten Selbstverständlich-
keit einem aus der Renaissance übernommenen literarischen
Bildinhalteinverleibt.mitzeitbezüglichen Objekten gekreuzt,so
daß es ein geschlossenes Ganzes ergibt. Der Mensch stehtwie-
der im Mittelpunkt des Geschehens, Dabei wird uns immer wie-
der bewußt, daB der Maler auch Humor hat etwas, das heute
schon selten ist. DaB es sich um ein Geschehen, also um einen
Ablauf bei diesen Bildern handelt, wird uns auch aus den futuri-
stischen Formeneiementen sehr deutlich. Ein Bild wie wVier
FIQUTETW, 1983, das starke Beziehungen zu Cezanne hat, fällt da
ganz aus Chias ubrigem Qauvre. Ein sehr schöner Katalog mit
vielen farbigen Abbildungen informiert den Besucher über die
Entwicklung des Künstlers und belegt eine Publikationsfolge.
wie sie nur wenige in diesem Alter aufweisen können. 24. 11.
1984 -6. 1. 1985 iiSandro Chia, Pittore, Scuitoreii, Öif
Leinwand
Wiener Künstlerhaus Werner Berg
Eine sehr verdienstvolle Ausstellung! Sie zeigte in einmaliger
Dichte das umfangreiche Werk des 1904 in Elberfeld Wupper-
tal geborenen und während seiner fruchtbarsten Jahre in Süd
kärnten lebenden Malers. Besonders das malerische Werk ist
ja von diesem Künstler, der hauptsächlich mit seinen Holz-
achnitten bekannt wurde. viel zu wenig beachtet. Einige noch
dem Jugendstil verhaftete Bilder wiesen auf Bergs Herkom-
men. Seine Begegnung mit Noide wird bald darauf ersichtlich.
Doch schon früh fand der Maler zu einem eigenen sehr fiachi-
gen expressionistischen Stil. Die Motive sind ebenso einfach
wie seine Malweise. Berg malt die Menschen und Dinge seiner
nächsten Umgebung. Ausschnitthaft werden Szenen im Gast-
60
haus festgehalten. Die harten. von schwerer Arbeit geformten
Gesichter der Nachbarn seines von ihm bewirtschafteten Bau-
ernhofes, meist slowenische Kärntner, stehen groß vor uns. Die
zu Grundformen reduzierten Gestalten drücken ein in Kargheit
und Not verwurzeites Leben aus, Auch die Erfassung der Land-
schaft, meist handelt es sich um ddrfiiche Ansichten, ist aus-
schnitthaft. Motive wie nGespaltener Eberschädel-r. irSchiach-
tenii u. erinnern an die expressionistische Dichtung Georg
Trakls. Es ist eine Geisteshaltung, ein Lebensgefühl, das weil
verwandt wohl zu den besten Porträts der Kärntner Lyrikerin
Christine Lavant führte. Natürlich durften bei dieser Dokumen-
tation auch die klaren Holzschnitte nicht fehlen. Holzschnitte,
die von vielen anderen Graphikern nachempfunden, aber doch
nie inihrerschiichtenAussage in dieserDichte erreichtwurden.
Bereits die Skizzenbiätter. Bfeistiftzeichnungen, in denen Berg
eine Situation für eine spätere Ausarbeitung festhält. beweisen
die Ausdruckskraft und den Blick für das Wesentliche, Ein 280
Seiten umfassender Katalog mit vielen farbigen und schwarz-
weißen Abbildungen. mit Fotos vom Maler und seiner Familie
sowie der Landschaft, in der er lebte. mit einem Text. der auch
Briefstelien an undvon Berg bringt. läßt uns nicht nur den Künst-
ler. sondern auch den Menschen Berg ein wenig näher kennen-
lernen. 21. 9. 21. 10. 1984 3. Winternachl, 1934, Holz-
schnüü
Ernst Barlach 1870-1938
Infolge des Kulturabkommens mit der Deutschen Demokrati-
schen Republik konnte unser Bundesministerium für Wissen-
schaft und Forschung diese umfangreiche Übersicht von Wer-
ken Ernst Barlaohs, die sonst nur in der DDR zu sehen ist,
erstmals im Westen präsentieren. Alles in allem waren es über
260 Exponate. Natürlich bildeten die Holzskulpturen und die
Bronzen einen Mittelpunkt. Es waren sowohl die geschlosse-
nen. sehr statischen. alsauch diesehrbewegten Figuren vertre-
ten. Allen ist eine außerordentlich starke Ausdruckskraft eigen.
Danstiilemgequalten Menschenwirdhierein Denkmalgesetzt.
Ein DenkmaLdas in einerZeit, in der nurdas Heroische. nurdas
HeIdisch-Schone Trumpf war, natürlich nicht nur nicht verstan-
den. sondern auch verurteilt wurde. Sehrzahireich waren auch
die Graphiken; z.T. wurden sie auch in dem Aussteilungsraum
der BAWAG gezeigt. Hier konnte man ganz frühe. noch deutlich
dem Jugendstil verbundene Zeichnungen finden, Wie über-
hauptan Hand derGraphiken die Entwicklung des Meisters sehr
deutlich abzulesen war. Von der Doppeibegabung Barlachs
zeugten Erstdrucke seiner Theaterstücke. Programmzettei,
Szenenfotos und zeitgenössische Zeitungsausschnitte von
Berichten über die Aufführungen. Auch die Verfolgung und
Behinderung durch die Nationalsozialisten wird durchgehend
dokumentiert. Sehr gute große Fotos zeigen den Künstler in sei-
nem Lebensraum in den verschiedensten Abschnitten seines
sehr schweren Lebens. Ein großformatiger Katalog, 135 Seiten.
informiert und gleicht einem Kunstbuch. das auch unabhängig
von der Ausstellung seine Berechtigung hat. Besonders schon
sind darin die Tagebuchstelien des Künstlers. 12. 10. 1984 bis
1. was
Ulrike Zehetbauer
im Belgischen Saal waren sehr verschiedene Arbeiten der
Schmuckkünstlerin zu sehen. in den Vitrinen die kostbaren
Objekte, an den Wänden hingen Aquarelle und Emailbilder. Der
schöne Katalog bringt, sehr zu recht, hauptsächlich Wiederga-
ben des Schmucks. Dieser ist freilich nicht frei von Jugendstil-
eiementen, sowohl floraier, als auch geometrischer Art. doch
hier gelingt es der Künstlerin, in etlichen Stücken schlichte und
dadurch besonders überzeugende Arbeiten zu erzielen. Die
meisten der gezeigten Anhänger. Ringe und Broschen. sind
überladen. in den Formen unmotiviert, aufdringlich. irKonse-
quenterweise hat Ulrike Zehetbauer inzwischen den Schritt
zum souveränen Emaitbild vollzogenm So schreibt Frau
Dr. Stöver Bundesrepublik Deutschland irn Vorwort des Kata-
iogs. Ach. hätte sie diese Konsequenz doch nicht! Weder ihre
Emailbilder noch ihre Aquarelle gereichen ihr. noch weniger
dem Künstlerhaus. zur Ehre, Da gibt es nichts als geschmackig
sein wollende Zufälligkeiten. Laut Katalog sind von diesen letz-
teren Arbeiten fast noch alle im Besitz der Frau Zehetbauer.
Erstaunlich! 16. 10.-11. 11. 1984
Wiener Secession nungeduidiges papierii
Es war die zweite Vorstellung der Grazer Künstiergruppe 77.
Diese Künstlerwaren unterder Führung ihres Seniors Gottfried
Fabian und der erfahrenen Vevea Ovlette 1977 aus der Grazer
Sezession ausgetreten und hatten sich zu einer neuen Gruppe
vereinigt. insgesamt sind es 25 Mitglieder; in Wien stellten
davon diesesmal 17 unter dem obigen Titel aus. Von dem leider
schon verstorbenen Fabian wurden Blätter. die seine charakte-
ristische Handschrift bezeugten. aus dem Nachlaß gezeigt. die
bis jetzt noch nie veröffentlicht wurden. Die Ovlette hatte sehr
lockere. treffende Pinseizelchnungen, die noch deutlich figü-
rale Bezüge haben. Ahniiches. wann auch weniger erkennbar.
kann von Fruhmanns Blättern gesagt werden. LoJen setzt
Akkorde, Hirschbäcks Farbaktionen sind in den Linien und in
den Tönungen geradezu poetisch. Er ist einer der besten seiner
Generation. Nager hat kleine. zugezeichnete Biatter, Giegerls
Gegenständlichkeit ist fragmentarisch, wie Erinnerungsfetzen.
Den Arbeiten von Maitz haftet eine gewisse Schwere an, zum
Unterschied von jenen Blättern, die Edith Temmel zeig
in ihrer Farbauswahl und-behandiung hat sie Leichtesi
hes. Rahs und Baur arrangieren hauptsächlich und ve
den Betrachter zu aktivieren. Lackner bietet, laut Wern
der das Vorwort des guten Kataloges geschrieben hz
iranti-design-ansatzu. Am intensivsten geht Doris Jauk-l
Klaus RelsingeraufdenTitelein.DieFrauarbeitetmitm
Papieriagen übereinander und macht dem Betrachter
Eigenständigkeit des jeweils anders bearbeiteten lv
bewußt. Reisinger belebtdieses hingegen, indem er ihr
zungen, Verknitterungen zuiügt. Ungeduldig oder
ist letztlich eine Bezeichnung, die vom Blickwinkel
16.10.-11.11.1984-4,R Hirschbäck, Figuratior
Papier
Neue Galerie Wien Fritz Riedi
Es waren große und kleinere Biidteppiche, die Riedi in
von 1954 1984 gewoben hatte. zu sehen Die Farber
Vergleichzu seinen Frühwerken satter, abgeklarter. Ffic
tet bekannterweise wie ein Maler mit der Farbe direk
Wolle. Als Vorlage benützt er nur eine kleine Skizze. Wa
an Nuancenreichtum erzielt. ist bewundernswert.
große Konzept jedes einzelnen Gobeiins nur einen Aui
zu vernachlässigen. werden auf kleinen Flächen eine
von verschiedenfarbigen Fäden mitgewoben. die da
ungemein beleben. Erst das gemeinsame Bild. der Zus
klang aller Farben und ihrer Abstufungen ergeben die
nie. Riedi,dermitdieserArtderTeppichwebereinach dt
Österreich wieder einen anerkannten Platz in der inter
len Gobelinmanufaktur eroberte. legte hier Zeugnis vo
Meisterschaft ab. 30. 10. 26. 1. 19B4- Kleine
tion lll. 1984. Bildteppich. 110x110 cm
Galerie auf der Stubenbastei Erhard Stoebe
Es waren hauptsächlich große Leinwände oder Moii
Keilrahmen. ohne nähere Begrenzung, die ungrundieri
Acrylfarbe bemalt an den Wänden hingen. Das The
diese Schau beherrschte,war der Wettstreit Marsyas rr
und seine Folgen, und die lose hängende Stoffbahn so
jeweilsdie abgezogene Haut des geschundenen Marsy
ziieren. Schließlich wird der Mensch zum Kopffüßier,
Berufskünstier aufspielt. Die verlorene Einheit, die Wi
barkeit. die Beziehungsiosigkeit bis zur Losgetrennthe
ner Körperteile, auf all das wird hier angespielt. Die Far
unterkühlt, auch sie sprechen von Fremdheit. Stöbe ha
ser Präsentation Stellung bezogen. 4. 27. 10.
Marsayas
Galerie Yppen Robert Weber
NeueArbeiten in Mischtechnik und Acryl. recht sauberi
tet, wurden zu sehr niederen Preisen angeboten, Wie
überhaupt. so man rechtzeitig kommt und gut aussuc
stige Stücke enrverben kann. Diesmal waren es 22
davon 9Acrylbiider auf Leinwand. Alles sehr dynamisc
ren auf strukturreichen Hintergründen, die, etwa bei de
dezeichnungen, in einer Kratztechnik durchgeführt ist
zur Lebendigkeit beiträgt. 9. 10. 3. 11. 1984
Galerie Ariadne Gunter Damisch
Derjunge. in den letzten Jahren zu Recht sehr bekann
dene Oberdsterreicher, bot 40 neue Arbeiten. davoi
erstmals drei auch in seinen kraftvollen Farben bemalt
ken aus Holz ausgestellt. Damischs figurenreiche
einerexpiosiven VielfaltanErscheinungsformen,sprici
sofort an. will aber doch in immer neuer Betrachtung
einem fremden Kontinent erschlossen werden. Der sr
Entdeckungsreisende wird dabei oft hinter Lianengesti
im Urwatddunkei immer neuen geheimnisvollen Dinger
nen. 16. 10.-10. 11. 1984 Verträumt Sze
Augfeid
Galerie am Graben Die Schule um Schmeis
Von Werner Schmeiser 1940, der in Graz Leiter für gi
des Metallhandwerk ist. und seinen Schülern wurd
exquisite Schmuckstücke gezeigt. Dabei haben die
jeweilseinObjektnacheinemEntwurfdesLehrersgem.
ausgestellt und daneben Arbeiten nach eigenen Ideen
Oft sind die Schüierarbeiten weil eher tragbar als
Schmeiser. die sehr häufig reine Schauobjekte mit sta
rarischer Aussage sind. Wenn ich das Motto irSchmucl
Sprachen erst verbaiisieren muB. scheint die Sprar
gestalteten Materials nichtausreichend akzentuiert zu
ist auch fraglich. ob auf dem Gebiet des Schmucks Ki
tungen wie Pop-Art und Konzept-Art überhaupt ihre
gung haben. interessant, daB die jüngeren Künstler
einer ästhetischeren Komponente des Schmucks
gig vorn Material zurückfinden. 1.-27. 10. 1984
Alc
Salzburg
SalzburglKunsthof Weihergut Lena Bosch
Die 1945 geborene Künstlerin tritt hier erstmals in
mit einer Einzeiaussleilung an die Öffentlichkeit. Seit 15
sie sich. angeregt vor allem durch W. Brendei in Sai.
zunehmendem Maße mit Weisen abstrakter Gestattung
61
Aktuelles KunstgeschehenlÖsterreich
ander; als Ergebnis dieses Bemühens wird nun eine große
Anzahl von Ölbildern und Kollagen gezeigt. Man merkt, daß
dahinter konsequente methodische Experimentierarbeit steckt
nicht jemand, der nach Zufallsiösungen suchen, sondern
jemand, der dem angamessensten Ausdruck für das. was zum
Bild werden soll. finden will, ist da am Werk. Die Beschäftigung
mit Fragen der Farbgebung scheint dabei etwas in den Hinter-
grund zu treten. doch kann die Malerin in Ölbiidern wie etwa
nBruckmandlvauch anders als mit scharfen Kontrasten Wirkun-
gen erreichen. im Zentrum jedoch stehen Form und Material.
Diese beiden Gestaltungsbereiche treffen sich zu einer ergiebi-
gen Synthese in vielen wColiagen ohne Rahmen-r. Hier treten
ständig neue Konstellationen zutage, und reizvolle Ergebnisse
können mit Gewinn auf die Ölmalerei übertragen werden.
4. 10. -4. 11. 1984 B. Nach dem Flug. 1983. Collage
SalzburglGaIerie Flopac Jakob Gasteiger
In dieser schönen Schau zeigt Jakob Gasteiger sieben Blätter
in Mischtechnik aus seinem Zyklus nGoidene Stundenx und
zwölf große Arbeiten auf Leinwand. Hervorstechendes Merk-
mal letzterer ist dieTechnik, die zur Anwendung kommt Enkau-
stik. Wiewohl seitderAntika bekannt. wurde sie in der neuzeitli-
chen Kunstentwicklung mit Ausnahme des Klassizismus eher
stiefmütterlich behandelt. Der 1953 geborene und in Wien
arbeitende Künstler führt nun überzeugend vor Augen, daß sie
sich in besonderem Maße flir die Anliegen der Moderne frucht-
barmachenlassen kann. lmGegensatz zum ÖlgeslattetWachs
als Bindemittel, dem Bild haptlsche Qualitäten zukommen zu
lassen. ohne daß sich beim Betrachter das Gefühl einstellt. sie
wären mit im Grunde unangemessenen Mitteln erreicht wor-
den. Der expressive Auftragsgestus wird sozusagen mit dem
Material versöhnt. Ein zweites scheint bedeutsam wird bei Pol-
lockdie Linieerstmalszum autonomen Farbträger, so gerät hier
die Farbfiäche zum ausschließlichen Träger einer Linie; diese
ist in jener eingeritzt. in der malerischen Großform offenbart
sich beim Nähertreten ein Kosmos zeichnerischer Kleinfor-
men. die, obgleich eigentlich nicht sichtbar, dennoch verfolg-
bar, gegenständliche Folien über die farbige Situation legen.
Der Betrachter darf sich also nicht nur mit den Augen auf den
Nachvofizug einlassen. Diese Bilder dulden nichts neben sich
dank ihrer Tiefe und Schönheit brauchen sie aber auch
nichts. 7. 11.-30. 11. 1984
SalzburglRupertinum Günther Selichar
viTageszeit Nachtir zu diesem Thema präsentiert der Salz-
burger Fotograf Günther Seiichar seine Fotoinstallation
xNachtliches Fiealltatenbüroii. Durch einen Eingang mit
schwarzem Vorhang betritt man einen schwarz ausgekleideten
Raum; er wird von zwei Glühbirnen schwach erleuchtet und mit
Musik und Nachtgeräuschen von einer Tonbandkollage erfüllt.
An drei Wänden findet man je neun Tableaus zu je vier Bildern.
Jede dieser Tafeln enthält zwei Fotos von Kinofilmen als einer
repräsentativen und zugleich das eigene Medium aufgreifen
den nächtlichen Erscheinung. diebeidan anderen stammen aus
anderen Wirkliohkeitsbereichen. und alle vier bilden eine the-
matische Gruppe. Die Illusion. der durch das Raumambiente
und das Dargestellte freier Lauf gelassen wird, wird also durch
die formale Gestaltung wieder abgefangen und auf die Ebene
der Reflexion gehoben. Der Filter der Dunkelheit zerfällt die
Tageswir ichkeit in grelle Teilrealitäten, verbindet sie anderer-
seits wieder und ist zugleich Ursache für ihregegenseitige Sub-
stituierbarkeit und eigentliche iiEntzweckung-x. Ebenso werden
mit dem Medium Fotografie einzelne Erscheinungen in den
Blick genommen und herausgegriffen und in der Anordnung in
der Installation in einen in ihnen selbst nicht begründeten neuen
Zusammenhang gebracht, Dieser kann natürlich für jeden
Betrachterein anderersein man muß die eigenen Erfahrungen
mit einbringen. B. 11. -2. 12. 1984 Simon Wagner
Tirol
LandecklGalerie Elefant Arno Heinz
Unter dem Titel xDas Glück des Sisyphusk zeigte der 1941 in
InnsbruckgeboreneArchilektZelchnungen. Mitfeinen Strichen
werden die Blätter bis zum Rand gefüllt. Manches erinnert an
Flora. Doch sehr stark sind in allen Darstellungen geometri-
sche. scheimarchitektonische oder technische Elemente ein-
gebaut, dieeine -wenn auch erstzu entschlüsselnde- erzäh-
lerische Komponente ergeben. Viel Ironie und auch oft feiner
Humorist in diesen Bildern zu beobachten. 9. 10. 9.11.1984
Heu. 1983. Zeichnung
Kärnten
VillachfGalerie an der Stadtmauer Erich Tschinkel
Tschinkel 1948 in Leibnitz geboren. schuf für den Steirischen
Herbst 1982 eine Acrylfolge von 99 Arbeiten unter dem Titel
iiProjekt Friedensnobelpreisträgerx. Die 50x50 cm großen
Tafeln sind in schwarz und grau gehalten und nur die jeweiligen
Rahmen sind in den Landesfarben des Herkunftslandes des ein-
zelnen Preisträtgers. Tschinkal arbeitete nach Fotos oder
Druckwiedergaben von den Persönlichkeiten. und es gelingt
ihm.jeweilsnurrnitwenigenPinselstrichenwieauieinergroßen
Fotopiatte Charakteristisches festzuhalten. Es war an keine
Ehrengalerie gedacht. wArbeit fürden Friedenir sollte dokumen-
62
tiert werden, wenn auch manche der voreilig gekürten später
enttäuschten, 5. -24. 10. 1984
So sahen unsere Vater ihre Umwelt
Am Beispiel von Skizzen, Notizen und Bilddarsteliungen des
Arztes Dr. Ewald Koller1881 1960unddes Architekten Dipl.-
lng. Gustav Mistelbauer 1896- 1979 wurde ein Blick in die
Vergangenheit gemacht, Historisches, vom sogenannten Fort-
schritt Überrolltes ftir immer aufbewahrt. 28. 11 14. 12.
1984
Steiermark
GrazINeue Galerie am Landesmuseum Joanneum
Werke der XIX. internationalen Malerwochen in der
Steiermark
Diesmal haben diese Arbeitswochen im Stift Rein stattgefun-
den. Prof. Hoke hat die Räume des Instituts für künstlerische
Gestaltung der Technischen Universität Graz zur Verfügung
gestellt, Dr. P. Rappold. Abt des Klosters. die Schlafräume. Die
Ergebnisse der 11 an den Treffen Beteiligten waren sehens-
wert. Die Italienerin Annibel 1950 schuf vier Ölbilder. Gitter-
werke spannen sich vor Flaume, Licht und Schatten dominiert.
Äkos Birkäs 1941, ein bedeutender Vertreter neuer Malerei
Ungarns,zeigteein 190 520 cmgroßesBteiIigesÖIIAcryI-Bild.
Vereinfachte Formen, spontan hingesetzt, sollen zu dem Titel
wBerglandschaft Stift Reim führen. Peter Hutter 1954, Villa-
oher. konfrontiert auf Dispersionsbildern je zwei kontrastrei-
che Felder. Bei der Grazerin Doris Jauk-Hinz 1954 dominiert
in ihren6z. T. collagierten Mlschtechniken voraliem die Farbe.
Verhalten und poesievoll. Hans Jochl 1939. ebenfalls Steirer.
hat Arbeiten auf schwarzem Grund geschaffen. Menschen-
zeichenii nennt er die Figuren. Der Jugoslawe Milovan de stil
Markovic 1957 schuf große Bilder. die starke Assoziationen
zu Kirchenfahnen hervorrufen. Geheimnisvolle Schriftzeichen
sind eingeschlossen. Sein Landsmann Dusan Minovski 1953
stellte 12Ölbildervor. Kleinere Formate. Zeichenhaftgeometri-
sche Vereinfachungen, die ihre Wurzeln in der Volkskunst
haben. Der Slowene Jolef Muhoviö 1954 schuf Objekte. Er
kommt von Picasso und Miro, neben Ölbildern und Collagen
hatte er auch einen Stein rundum bemalt. Marco Rotelli 1955,
in Venedig geboren, bot lichtdurchflutete Acrylbilder Hubert
Stecker-Reicher 1963 aus Salzburg malte Ölbilder zum
Thema "Bruneldau. expressiv. aufwühlend. Der Ungar Gabor
Szörtsey 1951 hielt in seinen großflächigen Mlschtechniken
vegetabile Abstraktionen vor landschaftlichen Spurenelemen-
ten fest. 31. 8. 16. 9. 1984 10, de stil Markovic, Sacred
Warrior il, Gold, Silberfarbe, BltumenlLwd
Martin Kaltner
Geboren 1961 in Bruck an der Mur, Melcherschüler derWiener
Akademie. zeigt Kaltner hier 34 sehr unterschiedliche Werke.
Dawaren einmal 14sog. iiunterholzstückex.Aquarelle,dieinfri-
schen Farben langfaserige Strukturen zeigen. Freie Assoziatio-
nen, Ausschnitta aus der Natur, wie der Künstler sie sieht. Viel-
leicht ähnlich jenen Wiedergaben. wie wir sie bei Weiler oder
Hollega finden. Einer allgemeineren Schau nähersind dieAqua-
relle aus Marokko und der Türkei, ebenso die Siebdrucke und
Holzschnitte. Hier kommt auch Kaltners kritisches Element
deutlich zum Durchbruch. Die Fieischberge an den Stränden
werden in ihrer ganzen trostlosen Geistlosigkeit gezeigt, ein
Aufgehenin derOdeihrer Umgebungistevidentwieandersdie
einfachen Viehhändler in Zagora, weich Farbenjubel in Quarza-
zate.19. 9. 7. lO.1984-11. Antibes 3. 1983I84, Siebdruck
Künstlerhaus Märchen Mythen Monster
Die Sammlung wurde durch kunstinteressierte Kaufleute ange-
regt. Künstler aus sechs Ländern Europas trugen dazu bei. Das
Märchenhafte ist aber wohl am wenigsten vertreten, die Mon-
ster sind in vielerlei Gestalt und oft auch rnythisch trapiert auf
dem Vormarsch. Manchmal begegneten wir in diesen Werken
aberauch echten mythischen Bezügen. Ein solchervor allem in
dem großen Bild iDle Barenfraun von Alfred Kiinkan, ebenso.
wenn auch einem anderen Kulturkreis angenörend, in seinem
Diptychon iiTod und Wiedergeburt-t. Auch die Bilder der Deut-
schen isolde Wawrin, viel lockerer, erzählender, haben viel
davon eingebracht. Ein stark erotisches Moment ist in vielen
dieser fast durchwegs in einer heftigen figuralen Malweise
geschaffenen Bildern zu finden. 25. 9.- 14. 10. 1984
Oberösterreich
LinzlStadtmuseum Nordico Andrea Pisecky-Lip-
burger
Die Künstlerin. 1957 in Linz geboren, bevorzugt die graphische
Malweise. Die in den Bildern wiederkehrenden Gegenstände
aus der Sachwelt sind Zitate. sie müssen sich in einen neuen
Kontext einfügen. immer herrscht Unruhe in diesen Bildern,
Ausdruck der Suche nach einem Weg durch diese Welt, die
immer wieder einem Labyrinth gleicht. 10.-SO. 9. 1984
12. Musik und Labyrinth 1983. Acryl
Rudolf Schauberger
1940 in Linz geboren. studierte Schauberger Hoohbau. neben-
bei immerwiederals Gastschülerautder KunstschuleAb 1976
freier Graphiker. Diese Ausstellung bringt Illustrationen zu Tier-
fabeln. Deutlich wird unsdio Sicherheitdes Strichs und die
positionelle Einfachheit und Klarheit bewußt. Es wird ji
ersichtlich, daß hier seine Starke liegt. Erstaunlich. wie se
Charakteristik derTiere getroffen wurde. 1. 10. 4.11.
Neue Galerie Linz Eugene lonescc
in Zusammenarbeit mit dem Landesthealer und dem La
verlag konnte erstmals in Österreich 30 Farblithographie
Künstlers anlaßlich der Aufführung seiner wNashdrneru gr
werden. Es sind eigenständige und kraftvolle Graphike
vitaler Farbigkeit. 11. 10.- 21. 12. 1984 -13, Der Kül
vor seinen Farblithographien
Joseph Beuys
Die in Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Mi
zustandegekommene Retrospektive vermittelte anhand
Arbeiten einen charakteristischen sowie exklusiven
schnittdurchdaszeichnerischeGesamtwerkvon Beuyst
19847 5.1.1985
MAERZ Galerie am Taubenmarkt Klaus Reist
'84
Der aus Graz kommende Reisinger installierte Objekte at
ner letzten Produktion. Es sind großformatige Platten mit
einfachen Formen gegliedert, oftmals mit Lichtquellen,d
und abschwellen. ausgestattet. Ebenso verhält es sich rr
nen dreidimensionalen Gebilden. bei denen noch verschi
farbige Lichtspiele, aberauch Tonfolgeri. etwa Klopfgerau
bei anderenTonbander, dazukommen. Reisinger hatauct
sierende i-Denkmäieri auf diese Weise aufgebaut. 13.
7. 12. t984-14, nspeakers worki. 1984. Multivisionso
Abspielgerät für 10 Min-endl. Tonbandschleife
Niederösterreich
St. Pöiten Dokumentationszentrum für Moderne
Franz Part
160 Arbeiten Malereien, Sandbilder und Zeichnung
gaben einen Überblick über das Schaffen des 35jähriger
spontane, aus der naiven Welt der Kinderzeichnungen
mende Niederschrift, die impulsive Methodik des Action
ing undTachismus.dessurrealistisch-automatischenlrra
lismus. der sich ja ll'f der Verherrlichung des naiy-bildneri"
lmpetus der Geisteskranken konkretisiert, werden zu
gangspunkten der künstlerischen Absichten Franz
F. Kalrldl 15. 9. 7. 10. 1984 15. Sitzende Figur,
Mischtechnik
Johann Fruhmann
Fruhmann, der seit Jahrzehnten im Schloß Lengenfe
Krems lebt, zeigte 140 großformatige Bilder. neben et
wenigen Beispielen frühererArbeitsweise. soder 50eruni
Jahre,warendiemeistenObjekteausdenletzten beidenJ
und zeugten von großem Fleiß. Bei Beibehaltung derThe
seiner vergangenen Epochen hat sich die Palette des Kün
wesentlich aufgehellt. Das graphische Element ist
geworden. Finden wir früher oft aggressives Gegeneinan
den Bildern,sowerdenwirnuneinausgeglichenesNebeni
der gewahr. Ein umfangreicher Katalog begleitet die
t2. 10.-4. 11. 1984
10 Jahre St. Pöltner Künstlergruppe PENTA
Eine Gruppe von Malern bot hier einen Querschnitt
Schaffens. Hildegard Adamowicz schuf ihre besten Arl
auf dem Gebiet des Landschaftsaquarells, auch Franz
bevorzugt das Aquarell schöner Akt. W. E. Suez setzt
tere Tone. Gertraude Erlacher und Hannelore Mann sind
im graphischen Bereich angesiedelt. wobei sie sich nc
sehr vorn Thema überwältigen lassen, statt es zu bewäl
12.10.?4.11.1984
Perdita Mutschmann-Sanchez
Die 1934 in Estland geborene Keramikerin, heute in Großg
lebend. ist eine der wichtigsten Künstlerinnen Nieder
reichs auf diesem Gebiet. Ihre Arbeiten zeichnen sich
ders durch das Einbeziehen ihrertäglichen Umwelt in ihrE
fen aus. Eine vollendete Glasurtechnik wird von der Kün
besonders angestrebt. 30. 10.-25. 11. 1984 16. nl
Frauii, 1983. Schale, Keramik, glasiert
Wiener Neustadt Karmeliterkirche Ferdi
Stransky
Der teiderzu früh verstorbene Künstlerware heuer80 Jal
geworden. Die Ausstellung umfaßte wichtige Beispiele a1
MalereisowieelnenGroßteildeiGraphikemdieaufderSr
burg im Sommer zu sehen waren. Eine Begegnung miti
der letzten wesentlichen Vertreter des österreichi
Expressionismus! 9. 11.-2. 12. 1984 17, Dächer.
ÖlILwd.
Laxenburg Schloß Hans Detlef Dupal
1943 in Wien geboren. steht der Maler in der Tradition
Koiig. Boeckl und Hessing. Ein ursprüngliches Formprinz
er fleckenhaft auf. rhythmisiert es und fügt es durch kra
Pinselhiebe wlederzusammen. Erzeigte hier 32 Ülbilderi
Aquarelle und Gouachen 27. 9. 13 10. 1984 18,
von Bordeaux. 1981. ÖllLwd. Alois
63
otizen
asel Museum für Gestaltung
idre Mueihaupts fotografische wAspekte der MUSIKK. eine
ilig neue Richtung. Musik wird über Fotografie visuell repor-
rtundtransportiert. Mittels Auslösersensibilisiert Mueihaupt
mittelbar Wirkung von Musik. Versuche im Festhalten von
zeichnenden Positionen und Momenten, Musik aus dem
honetisch sichtbaren- so stark ins Bild umzusetzen, daß dies
Beschauer packt. Mueihaupt sucht alle Plätze bis zu denen
Straßenmusikanten.
mik und Gestik sind bildkaikuliertes Bindeglied, durch das er
uschendesoeinbezieht,daßseineBildaussagevisuellkuimi-
zrt Das genau eingefangene. schleppende Vorantreten einer
asmusikkapeile p. e. löst ebenso musikalische Impulse.
heinbar hörbare i-Aspekte der Musik-l, aus.
annlXanten Rheinisches Landesmuseum
insterziehung muß fruh beginnen. Monika Lepere gibt
useumspädagogik mit gründlichen Gedanken zum Vorschul-
1dweiter.Ob.wieundwann und inwelcherweiseKindersinn-
Ill herangezogen werden. Man weiß, daß gerade in diesem
terKinderamaulnahmebereitestensind BeiallerSprunghaf-
jkeit allem Schaubaren gegenüber. Kinder suchen auch im
zheinbarenAuseinanderliatternimmerwiederinstinktivZiele.
ajekte. die ihr Interesse wecken. Wenn Kinder schauen.
ihauen sie sehr aus dem Winkel der alltäglichen Umweitreaii-
t. Einem Schmuckbedürfnis zufolge oder praktischen Hand-
ichungen, Gewohnheiten in Verbindung zu und mit einzelnen
egenständen. Die Sprunghaltigkeit der Kinder im Vorschulai-
ist natürlich Das bedingt. daß das Kind nicht mehr als eine
iappe halbe Stunde in der Weise belaßt sein sollte Das ist
ich der wissenschaftlich erwiesene Zeitraum. in dem Inter-
ise wächst und anhält. Hinterher folgt rasch dessen natür-
zher Abfall. Dann weg von altern Schaubaren und dem Kind
ne Brücke zum Tag schlagen. Praxisgewohnheiten in Verbin-
lng rnit edlen Objekten, das rundet die pädagogische Mu-
zumsarbeit. So können und sollten Kinder im Vorschuialtergut
ir Institution für später herangezogen werden können.
leveland Museum ol Art
nBeispiel ShikoMunakatas ist derCharakter der Ausstellung
Yanslormations in Japans Printmakingk ablesbar. Der Künst-
seinerzeit von Direktor Griessmaier im Österreichischen
useum für angewandte Kunst präsentiert, zeigt mit anderen
eispiele hoher und hervorragender Holzschnittkunst des
Jahrhunderts. Dem voraus stehen Beispiele des 19, Jahr-
lnderts von Utamaro. Hiroshige, Hokusai. 1880 ging deren
wtwickiung zu Ende. undjüngere Künstler wie Munakata such-
unabhängig nach neuen Wegen. Dabei eigneten sie sich
zwisse Elemente westlicher Kunstsprache an. Das führte
vangsläufig zu einer Synthese mit der Tradition alter japani-
zher Kunst. Besonders Munakata bewies schon in Wien in den
Jer Jahren in seinem Oeuvre eine Originalität durchaus neuer
noderneru Prägung, die beispielhaft. völlig aus sich heraus
zwachsen ist. wie sich hier zeigt,
oburg Kunstsammlung der Veste Coburg
oburgerGiaspreis1985-dieseStiftung setztkonsequentdie
ärderung zeitgenössischer Giaskunst europaweit fort. Die
'eite Terminspanne unserer Zeitschrift erlaubte nicht mehr.
tinstier aufzurufen Diese mußten bis 31. Oktober 1984 ihre
lettbewerbsobiekte eingesendet haben. Nach 1977. dem
's1en Coburger Giaspreis für moderne Glasgestaltung in
Jropa. folgt nun der zweite dieser Art. Er vereint neuerlich die
esten Kunsthandwerker Europas mit deren künstlerischen
lasarbeiten in breiter Demonstration. Zu den ansehnlichen
reisen kommtdasWichtigere,dieWertschätzungdie Produk-
!l'1, von einer namhaften Jury als weitaus beste gewählt, Aner-
znnung bringt. Die Wettbewerbsausstellung nach der Konkur-
lfll findet heuer vom 14. 7. bis 13. 10. 1985 statt. Sie wird von
esondererBedeutungsein.weilsiedlevergleichendeParaiiel-
hau iiAmericans in giassk, USA zu Europa in Konfrontation,
ringt.
iüsseldorl Galerie an der Düssel
womas Hefner, Berliner. Jg. 1928, mit Fug ein Tag- und Schaf-
insträumer. Maler zwischen wahrhaftan und angedichteten
ssoziativen Bildträumen Solche sind reiche Figurengespin-
le,Phantasmagorien,abseitsderHeerstraBederfarbspriihen-
en rohen jungen Wilden. Hefners Malereien reizen zum ge-
anklichen Nachspüren, zur passiven, kreativen Lockerung.
estreßten Tagesmenschen sitzt hier Tod vor dem Leben,
chonheit vor dem Bresthaften, wobei Sekus wohltemperiert
titztk. Künstler seiner allmeisterlichen Konstitution träumen
uch heute stets neu und autonom, sind allen künstlerischen
egegnungen offen.
iüsseldorf Galerie Vdmel
ans Reiche! f892 1958 liebte und verehrte Holderlin und
ovaiis. Als Malerpoet verromantisierte er sichtlich seine Bild-
eder. Gebete und Melodien im Schalten einer offenen Ver-
echtung mit Paul Klee. Demnach kann er weitab. aus Zwi-
henreichen. wesensgleiche Organismen hervorzaubern.
enry Miller in seiner Fiede über Hans Reichei, Berlin 1962
seine Rede war bisweilen seltsam befremdend und manch-
i4
mal last unheimlich als habe er Unsagbares gesehen und
erlebt und berichtete davon nun als Augenzeugen
Edinburgh National Gallery of Scotland
Man nimmt sich eine umfassende Präsentation der Fotografie
Schottlands aus eigenen Archiven vor. Dies wird initiiert und
unterstützt durch die Mobil North-Sea Lim. die Gulbenkian
Foundation und The Scottish International Education Trust.
Man sucht Unbekanntes an Fotografien. das in Museen. Biblio-
theken, privaten Sammiungen. Universitäten noch verborgen
ist. DamitwiiimaneinbedeutendesZentrumlürinformationund
Forschung der schottischen Fotografie errichten. Ein Zusam-
menschlußvon TV-Productions und Pubiishes Educationai insti-
tutions sowie der particuiaren Glasgow School of Art und der
St. Andrews University ist geplant. Direktor Colin Thompson
w. .. ein Dreijahresprojekt. durch das Schottlands Flolie im
Bereich der Fotografie und ihrer anhängigen kreativen Berei-
che hervorgehoben werden soll.
Eppan Galerie im Prielhol
Robert Kainrath karikiert aspltzestii. im Umgang an Feder und
Tusche gewöhnt. Exkursiert hauptsächlich in den musikali-
schen Bereich. Verbindet Kritik mit Humor in bildhaften Wort-
beispielen. Auch das Multi-Touristischeverarbeitet er etwas zur
Lächerlichkeit hin, dieden geschätzten Gast aber nichtverietzt.
Der bleibt liebenswertes Objekt. Es ist eher ein Karikieren von
Umständen, Gewohnheiten. anerzogenem Freizeitgehaben.
Karlsruhe- Badisches Landesmuseum
Münzbilder vermitteln meist drastisch geschichtliche Beson-
derheitenin ihrerknappen Darstellung. Anschauliches Beispiel
die hiesige Eule des Großkönigs Ein Vierdrachmenstück, das
nunmehr im Münzkabinett des BLM einer der bedeutendsten
numismatischen Sammlungen der Bundesrepublik Deutsch-
land als sensationelle Neuerwerbung Aufnahme fand. Zum
bekannten Münzbild Athens kommt die Eule. der heilige Vogel
der Athena. Das gilt auf einem persischen Geldstück als aller-
höchste Sensation, da sie die Perser als Münzbild ihre Erzfein-
din Athena verwenden ließ. Das hiesige ist das einzige erhaltene
Exemplar,
Köln Museen der Stadt Köln
Am 7. März 1985 wird das Schnütgen-Museum in der Josef-
Haubrich-Kunsthalle über 500 Werke zu einer Ausstellung
iiOrnamenta Ecciesiae Kunst und Künstler der Flomanik in
Kölnii vereinen. Gleichzeitig erscheint ein umfassendes. reich
ausgestattetes Katalogwerk mit 1000 Selten im Quartformat.
500 farbigen und 500 Schwarzweißabbildungen. Dieses. eine
Trilogie. hat in ihrem ersten und dritten Teil Bezug auf europä-
ische Kunstwerke des Zeitraumes. die hier in Köln zusammen-
treffen. Der zweite. mittlere Teil zeigt Kunst bis zur Mitte des
13. Jahrhunderts, die nach Köln gekommen. hier beheimatet ist
oder aus Köln stammt.
München Bayerisches Nationalmuseum
wwirhaben euch etwas zu sagen Bilder geistig Behinderten.
Sieaus der Rolle des geduldetenAußenseitersder Gesellschaft
zu führen. ist eine vornehme, mühevolle Aufgabe. Wir meinen
jene kleine Guppe geistig und somit seelisch Geschädigter.
weiche alle Anstrengungen unternimmt, gleich uns. den ande-
ren. wBesseren ?ri zu sein und sein zu dürfen. Sie wissen. daß
sieAußenstehendesind. Gerededeshaibwoilen sie sich stärker
mitteilen, um anerkannt zu werden. um nicht nur hilflose Glieder
einer mitunter rohen Gesellschaft zu sein. ihnen sind Wege
offen, die nach innen führen und die uns. den Gesunden, langst
verlorengegangen oderverschüttet sind. Die Flede vom glückli-
chen iiNarrenmrnitVerlaub, istzutiefsteflizientvorden Zeugnis-
sen hier im BNM. Daraus springt uns förmlich eine uns wesent-
iich unbekannte innere Erlebniskraft an, die andere Wurzeln,
viel tiefere, hat. Ein verwirrend summarisch reiches Lebensblld
einer vanderenii lnnenweit. die wir kaum ausloten und erahnen.
Manches nähert sich dem impulsiv-infantilen frühklndllcher
Kunstäußerung an. Wir sollten keine Halbheiten setzen in Igno-
ranz und beachten, wie diese Behinderten stark formulieren, im
Ausdruck echtes Leid und echter Schmerz durch den Schleier
der Trilbnis. Doch ist auch Frohsinn. Frohseln und Lebens-
freude darin.
München-Neuperlach Kunstzentrum Nr. 66
Der Däne Asger Jorn starb überraschend mit 60 Jahren. Hier
erweist man ihm Fleferenz als bedeutendem Maler und Grafiker
derModerne.JungbelLegerundLeCorbusierin Paristätigwar
er später 1948 bei der Cobra-Gruppe, Universell begabt.
schreibt Jorn. stellt aus. illustriert, transkribiert. coiiagiert und
betreibt die dänische Zeitschrift nl-ieihestenl. Nach 1945 ist er
auch Teppichkünstler, lebt in Aarhus. 1960 findet in Silke-
borgIMidjütland eine seiner wichtigsten Künstlerpräsentatio-
nen statt. 1973 erinnert man sich selbst an eine tief beein-
druckende große Jorner Retrospektive in Aalborg. die einem
zeitlebens in Erinnerung bleibt. Ein so umfassendes maleri-
sches Lebensbild voll der Kraft seiner Farben wer dies. Mit all
seinen schöpferischen Aspekten Normannisches. Nordisch-
Mystisches inobskuren Strichverflechtungen irrlichternd. Figu-
rierend in abstrakte Welten voller Stichdichte und illusionisti-
scher Gestaltengespinste. München bot Jorn mit Otto van der
Loo,einem Galeristemeinen Anlaufpunkt. Hierwurde sei
gesammelt undfand zugleich mit dem Eingang in die Sta
Graphische Sammlung Münchens Aufnahme im süddeu
Raum. Jetzt wirkten beide Institutionen zusammen, urr
Jorns Druckgrafik von 1953- 1967 zu zeigen. Dazu mi
wissen,daßvorailemüberdieSchweizJornzurFladierur
Neuperiach gibt hier die Möglichkeit, der Jugend die lt
schalt Jorns erkennen zu lassen, sich an ihr zu entz
Werke in Aquatinta kontrastieren zur dichten Kaltnadels
heitderFladierung JornsLithographiensindsowohlinSc
weiß wie auch in Farbe von jenem wfrdhiich-dunklemii
navischen Grundelement beherrscht, das auch Erbg
jüngeren ist. Nicht zuletzt wesensverwandt in dem Wi
Austrodänen Adi Holzer zu erkennen.
New York American Craft Museum
i-Jeweiry internationalii und i-Jewelry USAu ist eine geli
Doppeidemonstration heutiger außergewöhnlicher Sc
kunst. 222 Werke aus den Händen von 23 Künstlern aus
dem gefertigt, Trendbestimmung einerseits exakte sc
sche Fertigung, andererseits expandierender Drang zi
freien mobilen Form. Dies unter Einbezug auch unedle
riaiien und Emaii wie sonstigen Halbedeisteinen. Die
ein typisch amerikanisches Spektrum von geschlossenr
nentaler Lebendigkeit. Foikioristisches, Fiorales und Vz
les bis hin zur indianischen Figuration. Die Europawahl
traditionelle Fesseln bis hin zu oft skurrilen Forme
erkennt Gemeinsamkeiten und ideelle Befruchtung.
Drutt hier reflektierten aus allem die verschiedene Hi
die wechselnden Ansässigkeiten künstlerischer Existen
Drutterkennt aus dem kreativen ModularüberGeburt-
kunlt. Einflüsse und Wirksamkeiten existenzieiier Nie
sungen im internationalen Chorus. Unter den ausste
Künstlern die Österreicher Simon, Defner. Maierhofer.
St. Gallen Erker-Galerie
Besonderes Ereignis hierkürzlich eine Ausstellung mitz
unbekannten Werken Fritz Wotrubas. Zum wesentliche
schnitt durch das bildhauerische Schaffen kommen bisl
schoilene und der Fachwelt unbekannte Arbeiten. Die
um 1928- 1933 gruppiertes Frühwerk. fällt in der Einc
seines Schaffens in die damalige Zeit völlig neue Maßstl
zen. Es sind Aquarelle und Zeichnungen.
Der Verlag der Erker-Galerie kündigt gleichzeitig die
gabe eines Oeuvre-Verzeichnisses der Skulpturen vi
Wortruba an. in diesem Zusammenhang sucht sie nar
ken, die im Wotrubaarchiv in Wien nicht vermerkt sind.
ler, die solche Werke des Künstlers besitzen. werden
sich mit dem Verlag in Verbindung zu setzen. Gesucht
vor allem Steinskulpturen und Bronzen aus den Jahren
1945.
Adresse Erker-Verlag. Gaiiusstraße 32. CH-9000 St.
Telefon 071123 36 O7 oder 071122 79 79. ieopold
Buchbesprechung
Franz Unterkircher Das Flothschild-Gebetbuch. Die scl
Miniaturen einesflamischen Stundenbuches. Akad. Drt
Verlagsanstalt. Graz 1984. 1. Aufl. 143 S., 60 Abb.
Ein Meisterwerk der Spätzeit und letzten Blüte der flär
Buchmalerei hat sich hier der bekannte Grazer Verlag
nommen; auf 60 Faksimile-Seiten sind die wertvollsten
aufbereitet. Es gibt nur wenige Stundenbücher, an dt
viele berühmte Meister mitgewirkt haben wie am soger
Flothschiid-Gebetbuch, und diese schönen Miniaturer
die Zeiten undJahrhunderte nahezu in perfektem Zustai
dauert.EineAuswahlderwichtigsten Bildervorzusteiiei
ienenzugänglichzumachen,denenderErwerbeinerFa
Ausgabe gar nicht möglich ist, ist das Ziel des Buches
Unterkircher hat den Text geschrieben und will nicht
Miniaturen erklären. sondern Verständnis für das illur
Stundenbuch enuecken.
Während des Zweiten Weltkrieges bewahrte die Östr
sche Nationalbibliothek die Handschrift. Aus Dank für di
sehrteErhaitungschenkte1947 BaroninOlarice Ftothsc
Stundenbuch der Nationalbibliothek. das seither den
Fiothschiid-Gebetbuch tragt.
Außenstellen des Österreichischen Museums fü
wandte Kunst Vorankündigung
Schloßmuseum Riegersburg. i-spitzen des Barock-i
31. 10. 1985
Ausstellung des Österreichischen Museums in St. Polt-
malige Synagoge, i-Japanisches Kunsthandwerk des
hunderts Shogunherrschaft und Kaiserreich 15
31. 10. 1985
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Für den Kunstsammler
Neue Forschungen zur Nordwest-
schweizer Möbelkunst um 1600
Franz Windisch-Graetz hat in dem zweiten, 1953 erschienenen
Band seines monumentalen Werkes über dlß "Möbel Europas"
auf die hervorragenden Leistungen der Schweizer Möbelkunst
des 16. Jahrhunderts hingewiesen nDas wohlhabende Patriziat
in Städten und ländlichen Gemeinden pflegte eine gehobene
Wohnkultur. die in qualitätvollen Tischlerarbeiten vom Geta-
fel bis zum Mobiliar ihren Niederschlag fanda Für Basal war
die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Zeit lebhaften wirts
schaftlichen Aufschwungs gewesen. eine Zeit auch, in der Ita-
liener, Franzosen und Bewohner der spanischen Niederlande,
die ihre Heimat ihrer religiösen Überzeugung wegen hatten ver-
lassen müssen, hier aufgenommen wurden. Allerdings sollte
vjeder Welschew aufgrund des berühmt gewordenen Basler
Ftatsbeschlusses vom 22. Februar 1546 "glatt fortgewiesen
werden, er seye denn ein rycher oder ein kunstrycher Mannii.
Solch ein kunstreicher Mann war gewrß der Tischler und Bild-
hauer Franz PergoFrancois Parregod. dem Dieter Pfister nun
eine ausführliche Monographie' gewidmet hat. Am 22. Oktober
1593 erhielt vFrantz Parregott von Grossbrun. der Byldschnyt-
zerrt das Bürgerrecht der Stadt Basel, und am 23. Dezember
1593wurde l-Frantz Pergo, derSchryner von Grossbrunn in Bur-
gund. ufwelsch Granfontainec, in dieZunftzu Spinnwettern auf-
genommen.
Im Historischen Museum Basel befinden sich ein inschriftlich
auf das Jahr 1593 datierbares Türgericht Abb. und ein doo
pelgeschossiger Schrank, der wohl der gleichen Zeit entstam-
men könnte. Paul Kölner hatte in seiner 1931 erschienenen
vGeschichte der Spinnwetterzunft zu Etaseln die Herkunft der
beiden Stücke aus dem Haus dieserZunft erwähnt unddeshalb,
ohne archivalische Nachweise, den bei Windisch-Graetz unter
Nr. 341 abgebildeten Schrank als das Meisterstück Pergos
angesprochen. Da der Schrank ein Paradebeispiel der die Säu-
lenordnungen streng beachtenden süddeutschen "Fassaden-
schreinereiif darstellt, schien damit Adolf Feulners Annahme
von 1927 bestätigt, daß Pergo libei einem deutschen Meister
gelernt hatm. Windisch-Graetz hat aber mit Recht hinter die
Zuschreibung Kolners das Fragezeichen einer ngroßeh Wahr-
scheinlichkeitrr gesetzt, und Dieter Pfister nun lehnt es vehe-
ment ab, iiPergo ein Meisterstück unterzuschieben. welches
keinerlei Merkmale seines Stils aufweist, welches vor allem
nichtzu beweisen. nicht zu demonstrieren vermag, welch glan-
zender Bildschnitzer Pergo wani.
Pergus Stil kann man dann angemessen beurteilen, wenn man
die besondere Situation Basels zu jener Zeit und den Kreis der
dortigen Auftraggeberbedenkt. wenn man Pergos Herkunft aus
dem Burgund einbezieht, wenn man also südwestdeutsche und
burgundische Möbel und die Charakteristika ihres Ornaments
genau analysiert. Pfister führt dies an vier wichtigen Werken
Pergos vor. an dem Portal im Basler Rathaus von 1595, an dem
Buffet aus dem lselin-Zimmer von 1607. an dem Schrank Im
Schweizerischen Landesmuseum in Zürich aus dem Jahre
1612 und an dem Kunstschrank von 1619.
Pfister sieht im Werk Pergos eine Tendenz zur zunehmenden
Verbindung von burgundrschen und von Basler Elementen.
ifWenn ein Auftraggeber Pergo mit derAusführung eines Werks
betraute. so bedeutet dies. daü er Schnitzwerk im burgundi-
schen Stil schätzte unddiese Spezialität Pergos an dem von ihm
in Auftrag gegebenen Stuck verwirklicht sehen wollten Zudem
fühlten sich Pergos Basler Auftraggeber in ihren Vorlieben und
Wünschen alten Traditionen verpflichtet. die der Künstler
berucksichtigen mußte und konnte. was sicherzu seinem Erfolg
beilrug. Da im damaligen Basel durch die einheimischen
Tischler ein reiches Angebot an eingelegten Möbeln und sol-
chen im ßFassadenstil-r bestand. so scheinen die beschnitzten
Möbel Pergos. die in ihrer Gestaltung dem erhohten Einfluß
fremder Stiltendenzen entsprachen und doch Basler Wohnge-
66
Mrzaaamß "aßäßüßdluääxuzämax
wohnheiten nicht unberücksichtigt ließen. schlechthin zum
um einen Ausdruck unsererZeitzu verwenden Statussyrnbol
geworden zu sein.
lmZusammenhangmitdemburgundischen Mobelschafiendes
späteren 16. Jahrhunderts stand früher stets nur ein Name im
Mittelpunkt, der des Hugues Sambin Um 1520 wohl in Gray
geboren, war er vor allem in Diion als Architekt, Entwerter und
Mobelschnitzer tätig; 1572 erschien in Lyon sein Buch iiwuvre
de la DiversitedesTermes, donton use enArchltecture ..M,W8i'
ches 37 Seiten mit phantasievollen Vorschlagen für die Gestal-
tung von gebälktragenden Frauen und Männern als Mischun-
gen von natürlichem Oberkörper und architektonischem
Schaft, den sogenannten r-Termenr. enthielt Diese Bezeich-
nung hatte Sambin wohl dem Titel des wichtigen, 1560 erschie-
nenen Buches von Hans Vredernan de Vries iiCaryatidum vul-
gustermas vocat-r entnommen. Nrchtzuletztdeshalb scheintes
Erik Forssman Saule undOrnament, Uppsala 1956, S. 141 bis
142mit Recht sinnvoll, wsich auch heute noch stattdes schwer-
ialligen und posihumen Begriffes Karyadtidherme des von der
Zeit selbst allgemeingebrauchtenWortesTermezu bedienenu.
Sambin, der 1601 in Dijon starb, und sein Werk wurden in der
älteren Kunstgeschichtsschreibung manchmal überbewertet,
durch die Forschungen von Andre Laurencinln.L'OeilNr.138,
Paris 1966. Pierre Verlet Style, meubles, decors Paris
1972, William Ftieder in Apollo, Novemberhett London 1977
und Henry Giroux in Memoires de la .. Gote-d'Or, 32, Dijon
1982 wurden die richtigen Relationen hergestellt. Natürlich
war diese burgundische Möbelkunst ihrerseits durch den Hof-
stii der lle-de-France beeinflußt, der außerdem durch die gesto-
chenen Blätter des Jacques Androuet Ducerceau weit verbrei-
tet wurde. Und Adolf Feulner, der das Burgund als Teil der
nsudfranzösischenri Möbelprovinz sah, meinte wJene italieni-
schen Mdbel, die man gemeinhin als ligurische und piernontesi-
sche Mbbel bezeichnet, sind eine Ouelle der Anregungen für
das südfranzosische Möbel gewesen rr Schließlich ist nicht zu
vergessen, daß Basel und die heutige Westschweiz schon im
Mittelalter eng mit dem Burgund verbunden waren. so war zum
Beispiel der Bischof von Basel damals Suttragan des Erzbi-
schois von Besancon
Es ist das Verdienst von Dieter Pfister. das bedeutende Werk
Franz Pergos in den diesem zukommenden Flahmen gestellt
und die Gestaltungsprinzipien in diesem Werk wie deren Veran-
derungen eingehend dargelegt zu haben. Das Historische
Museum Basel war gut beraten, mit diesen Forschungen seine
trefflich ausgestatteten vAbhandlungenrr zu beginnen ver-
bleibtnurdereine Wunsch nach moglichst vielen ähnlichen Ver-
otientlichungen, zum Beispiel uber die einzelnen Wiener Hot-
tischler des 17. und 18. Jahrhunderts. Franz Wagner
DieterPfister,FranzPergofZurNordwestschweizerMöbel-
kunst um 1600 Abhandlungen des Historischen Mu-
seums Basel, Band 1. Basel, 1984.
Turgericht, Basel 1593, aus der Stube der Spinnwelterzunft;
Basel, Historisches Museum, lnv. Nr 1879, 27
Hausportal, Basel 1615, ehemals am Haus "Zum Schwarzen
Radir Steinenvorstadtö. Basel, Historisches Museum, lnv.
Nr. 1882 207
Detail der Fassade des Hauses Milsand, Rue des Forges 38,
Dijon, 1561
Details der lnnenansicht eines Kunstschrankes bei Adolf
Feulner, Kunstgeschichte des Mübels, Berlin 1927, Abb. 162
auf S. 172 in Gesamtansicht gezeigt, Basel 1619. Basel,
Historisches Museum, tnv. Nr. 1905276
Fuß der Kanzel in der Kirche St. Peter in Basel, Eichenholz.
Basel, um 1620.
67
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eranstaltung der 10. Salzburger Kunst- und Antiquitäten-
1985 ein kleines Jubiläum. DiaAFiGE für Fachausstellune
lilien. im Zusammenwirken mit dem Landesgremium des
els mit Antiquitäten und Kunstgegenständen iührt wie bis-
ie Salzburger Veranstaltung durch. Sie bezeichnet das
nehmen, dem reichen Angebot entsprechend, als eine
zkammer edler Kunslobiekie aul Zeit. Unler dem Vorsitz
tossachers lungiert eine Jury, die die Objekte gemäß den
yen Bedingungen selektiert, Der Messerahmen umiaßt
lund Kunstgewerbe bis 1840 Gemälde undGraiiken bis
Skulpturen bis 1815 Teppiche bis 1870 Originale
des Jugendstils von 1900 -1918 Schmuck bis 1815
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Wien, Lambach und Melk, später in
Dresden
Aus der Adil-Besim-Teppich-Kollekth
die Salzburger Antik-Messe Schirwz
betsteppich, ca. 102 90 cm, 19. Jh.
ANTIQUITÄTEN
OTTO BUCHINGER
INH. H. PÖHLMANN
A-4020 LINZ
BETHLEHEMSTRASSE
TEL. O732f7O 117
A-5020 SALZBURG
THEATERGASSE
TEL. 06222176662
Rare. sehr alte wgeknüpfteu Antiquitäten
unaufhaltsam in das lnteressenleld
spruchsvollen Kunst- und Antiquitäten
bers. Somit sind die Orientteppichexpon.
stimmt nicht nur für den ausgesprochene
pichkenner von Interesse.
Adil Besim, das kompetente Haus für Ori
pichein Österreichwirdwieder miteiners
selektierten Kollektion auf dieser Messe
sein. Es handelt sich ausschließlich um er
seltene Stücke aus den klassischen Tr
knüpfländern.
Der laut Messestatuten festgehaltene
punkt für die Anerkennung als Teppichan
also älter als 1870 wird bei allen Expona
zu einem vielfachen unterschritten. Es
splelsweise auch eine Tapisserie aus de
des 16. Jahrhunderts ausgestellt.
Einer der weiteren Höhepunkte ein zie
Schi rwan-Gebetsteppich Ostkaukasus mi
Ausmaß von ca. 102 90 cm aus dem 15
hundert. Ein sehr feines und wohlabgesti
Kolorit verbindet sich mit der ungewöhnlic
essanten Musterung, Der kleine Fond
Diagonalstreifung angelegt. Winkelige, sti
S-Motive oft als Fruchtbarkeitszeicher
sehen teilen sich mit bunten Streumoti"
vorherrschende Musterung. Dieses Mus
zept assoziiert sehr deutlich den nahen
Distrikt. Einegroßzügige,wohlgestalteteE
umschließt das reizvolle lnnenfeld.
Ein Musterbeispiel kaukasischerKnüpfkur
jede Teppichsammlung gehaltvoll bereicl
QMM,
u.
Kumme, Wien, um 1730
DuPaquier-Porzellan
Durchmesser 25 cm
Höhe 12 cm
Antiquitäten
HERBERT
ASENBAUM
Wien 1., Kärn ner Straße 28
Tel.
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v1,'
burgqr-nd
Annqultätenmesse
C. BEDNARCZYK
KUNST UND ANTIQUITÄTEN
WIEN DOROTHEERGASSE 12
TELEFON 0222152 4445
RUDOLF VON ALT WIEN 1812- 1905
"Blick ins Gutensteiner Tale
Aquarell, 32,5X42,5 cm
Karabmlerlsaal, Stand rechts unten signiert und 1865 datiert