S. PAHL-MEHRINGER
Bedeutende Skulpturen
Mittelalter
Barock
Neuzeit
SALZBURGER RESIDENZGALERIE
mit Sammlungen Czcrnin und Schönborn-Buchheim
sowie Sonderschau Wiener Phantastische Realisten"
1. Juni bis 30. September 1973, täglich von bis 18 Uhr
GALERIE FÜHRICH
1010 WIEN. FÜHRICHGASSE
VTELEFON 52 39 51
Aus unserem großen Angebot von Gläsern
aus der Biedermeierzeit
Gemälde
Möbel Antiquitäten Silber
Porzellan Fayencen
Skulpturen
AN KAUF
KOMMISSION
VERKAUF
einrichtung
dekoration
kunsthandvverk
12a kunsf
alte und moderne kunsi 18Juhrgong 1973 Heft 128
Kurt Rossocher
Das neue Sulzburger Burockmuseum
Franz Wagner
Sueviu sucro Dem heiligen Ulrich zu Lob und Ehr ..
Gerhard P. Woeckel
Ein in Wien enlslcindenes Frühwerk Johann Buplisf Sfroubs
die aus der Schwclrzspunierklosferkirche StMuriö slommende
Kanzel in der Pfcrrkirche in LuxenburglNÖ
Wilhelm Mrozek
Wien im Jahre 1873 ..
12
16
27
Künstlerprofile
Jürgen Messensee, Hermann J. Painitz, Erwin Reiter
Österreich auf der 12. Biennule von Sao Paolo
von Peter Baum .. 36
Aktuelles Kunstgeschehen 38
Für den Kunstsammler P4 .. 44
Drei salzburgische Jagdsitze von Nora Watteck 52
Österreichisches Museum für angewandte Kunst 54
Bildnachweis 51
Titelbild Andrea P0220, Kuppelriß, Emblem des Salzburger Barock-
museums. Gicmlorenzo Bernini 1598-1680, ldeenskizze für ein
Reiterdenkmal, Feder auf Papier.
Herausgeber Kurt Rossacher Eigentümer und Verleger AMK-Verlag,
A-502A Salzburg, lmbergstraße Postfach 12, Telefon 06222 73731.
Redaktion Wilhelm Mrazek Chefredakteur, verantwortlich für den Inhalt;
Franz Windisch-Graetz Kunstgeschichte, Peter Baum Wiener Kunstkritik,
Alois Vogel Bundeslönderberichte, Leopold Netopil graphische Gestal-
tung, lmprimatur; alle Österreichisches Museum für angewandte Kunst,
A-1010 Wien, Stubenring Telefon 0222 725696 und 0222 725697.
Zweigredaktion Salzburg Kurt Rossacher Gesamtgestaltung, Franz Wagner
Salzburger Kunstkritik, alle A-5024 Salzburg, lmbergstraße Postfach 12.
Herstellung Wagner'sche Univ.-Buchdruckerei Buchroithner 8t Co., Innsbruck.
Für unverlangte Einsendung von Manuskripten oder Fotos wird nicht gehaftet.
Preis 1973, inkl. Porto Jahresabonnement, Nummern davon ein Doppel-
heft, ÖS 454.- inkl. Mehrwertsteuer, DM 63.-, sfr 72.-, Lit 11.800,-. Einzelheft
öS 81.- inkl. Mehrwertsteuer, DM 13.-, sfr 15.-, Lit 2300-.
Rates 1973, second class mail includet subscription ar issues per anno
28.-, US 22.- by oir US 34.-, single issue 21.70, US 4.50 by air
US S9 6.50.
Vertrieb WUB, A-6010 Innsbruck, Erlerstraße 5-7, Postfach 211. Bank Credit-
anstalt, Filiale Innsbruck, Konto Alte und moderne Kunst", Nr. 89-53291.
Anzeigen AMK-Verlag. Erscheinungsort lnnsbruck.
Honore Frugonard 1732-1806, Alle orie der
Jahreszeiten, Modell für ein ecken resko,
auf Leinwand, 72,5 59 cm
Jahren ist die Situation unserer Kulturein-
ingen Gegenstand heftiger Diskussionen in
Öffentlichkeit. Es vergeht keine Woche, in
iicht in den Kulturfeuilletons der Presse über
Krise des Theaters, die Krise der Oper, des
über die Krise des Museums berichtet
e.
heute angesichts der Fragwürdigkeit der
rwürdigen Institution des Museums mit
Neugründung vor die Öffentlichkeit treten
hat der neuen Gegenwartssituation dabei
ns Auge zu blicken.
Salzburger Barockmuseum ist eine Grün-
ganz besonderer Art, einer ganz beson-
Konstellation, und es darf hoffen, den
eines Museums der Gegenwart nahezu-
nen.
Borockmuseum als Museum der Gegen-
werden viele erstaunt fragen. Zu zeigen,
aehr der Barock lebendige Gegenwartskunst
kann, wie er auch den Menschen von heute
iacken vermag, seine eigenen Fragen als
tur im zeit- und grenzenlosen Kosmos auf-
en lößt, ist das Ziel des Museums.
kann es dies erreichen? Welch besondere
tion liegt für ein derartiges Vorhaben vor?
Voraussetzungen erscheinen besonders gün-
Salzburger Barockmuseum zeigt die Ent-
ung des europäischen Barocks,der Kunst des
und I8. Jahrhunderts, in Künstlerentwürfen.
Entwürfe der Maler vorwiegend Freskan-
welche monumentale Werke für die Kirchen,
er und Paläste schufen sind in einer
von mehr als hundert Ulmodellen bzw.
izzen vorhanden. Diese Gemälde sind Be-
iungsskizzen, Kontraktmodelle oder Arbeits-
ürfe, welche die Idee der großformatigen
ührung in besonderer Frische und Konzen-
Jn, in kraftvollem und lebendigem Farb-
ag vor Augen führen. In vielen Fällen
treffen sie in ihrer künstlerischen Aussage
Brillanz die Ausführung im Großformat,
he meist nur unter der Mitwirkung von Ge-
zustande kam. Ähnlich lebendig und
entriert sind die Bildhauerentwürfe, die
und Holzbozzetti und Modelle für Groß-
iken des europäischen Barocks. Auch vor-
itende Zeichnungen der Maler und Bild-
ar werden gezeigt. Dazu kommt eine Reihe
Architekturrissen für Borockbauten.
ausgestellte Material ist in seinem Aufbau
seiner geschlossenen Zielrichtung geeignet,
Vorstellung des gesamten europäischen Ba-
hinzuführen.
solcher Imagination des Borocks wirkt eine
wichtiger Faktoren in besonderer und ein-
ger Weise mit
zr ungestümen Lebendigkeit ihrer Gestaltung
ien die Ölskizzen und Bildhauerentwürfe bei
srechend zeitloser nicht historisierender
ösentation als Gegenwartskunst empfunden
len.
die Bildersprache der antiken und der
tlichen Mythologie sucht die Barockkunst
allem in den Freskoprogrammen unseren
imten Kosmos zu deuten. In ihren Abstrak-
.werten wird sie damit der modernen in-
iellen Monumentalmalerei vergleichbar.
Francesco de Mura 1696-1762, Die Einheil der
Künste im Schutze Minervos, Freskomodell
Pielro da Corfono 1596-1669, Apotheose eines
Helden, Kompositionsmodell eines Deckenfres-
kos, Feder, lovieri, auf Papier
4696-1770, Die Ein-
eil des Architektur-
35,B 17ä5 cm, ausgeführl
er Kirche cmta Manu del
os
le
oz
Pn
.r
modells, auf Holz,
als Huuptfresko
Rosurio oder dei Gesuari in Venedig.
Franz Anton Maulberlsch 1724-1796, Äneas
fliehf mil den Seinen aus dem brennendgn
Troiu, Kompositionsenfwurf für eine Radle-
rung Grisuille, Öl auf Leinwand, 44 34 cm.
Alessandro Algardi 1602-1654, Attila und Papst
Lea der Große, Terrakottamodell für das Mar-
rßnorrellef IITI Petersdom, ehemals savoyischer
esltz
74;
is
.2
Der umgebende Mirabellgarten und das Mira-
bellschloß eine wohlerhaltene Vedute Bellet-
tos bilden ein Ambiente, einen vorbereitenden
Vorhof, der das Barockmuseum zum erklärenden
Brennpunkt des ganzen Bezirkes machen kann.
Darüber hinaus findet die Architektur der Stadt
selbst seit Erzbischof Wolf Dietrich dem Ge-
staltungswillen des römischen Barock huldigend
in einem derartigen Entwurfsmuseum ihre
Einbindung im Europäischen. Salzburgs Brücken-
stellung im Herzen einer barocken katholischen
Kunstlandschaft Europas zwischen dem Zentrum
Rom und den nördlichen Verbreitungsgebieten
des Stils wird damit manifestiert.
Das Museumsgut ist in einer einzigen Sammler-
generation gebaut worden. Glückliche Umstände
haben es dem Verfasser und seiner Gattin er-
möglicht, gleichsam in letzter Stunde in zahl-
reichen Reisen eine umfassende Entwurfssamm-
lung zusammenzutragen. Sie umfaßt zwei Jahr-
hunderte Kunstgeschichte zwischen Rubens und
Kremser-Schmidt. Es sind vor allem zentrale
Entwürfe zum römischen Barock vorhanden, aus
der ZeitGianlorenzo Berninis, in der eine grund-
sätzliche Metamorphose der Glaubenswelt gleich-
zeitig mit dem neuen Weltbild Keplers und
Galileis und der durch Entdeckungen vergrößer-
ten Welt auch von einer umfassenden Stilerneue-
rung begleitet wurde. Um diese Entwürfe für
römische Monumentalkunst des Seicento ordnen
sich die Erscheinungen des übrigen Italien eben-
so wie die Kunst der Zentren nördlich der Alpen
harmonisch ein. Dem österreichischen und süd-
deutschen Barock ist neben den ltalienern natür-
lich besonderer Raum gewidmet, während Frank-
reich und die Niederlande nur durch einige her-
ausragende Repräsentanten wie Rubens und
Fragonard vertreten werden. Der Verfasser und
Sammler der Objekte betrachtet es als einen be-
sonders glücklichen Umstand, daß seine Funde
mit derartiger Zielrichtung an diesem Orte in
Salzburg in derart zentraler Situation aufgestellt
werden. Ebenso glücklich ist die Tatsache zu
nennen, daß die Raumgestaltung und Aufstel-
lung des Museums in jedem Detail maßge-
schneidert" auf die Bedürfnisse dieser sorgsam
gebauten Sammlung ausgerichtet sind. Das Ge-
bäude in seiner Außenansicht nach teilweise
als Gärtnergebäude aus der Zeit Fischer von
Erlachs erhalten ist im Inneren total neu ge-
baut worden.
Durch die erfolgreiche und straffe Lösung der
lnnengestaltung durch Architekt Gerd Cziharz
und durch die Unterstützung der Baudirektion
konnte der Wunsch des Verfassers verwirklicht
werden, im Raum der zweigeschossigen Haupt-
galerie an die Decke Fresken der Barockmaler
zu projizieren. Durch sorgsame Lichtführung
wurde erreicht, daß im dämmernden Galerie-
raum in indirekter Beleuchtung die Bilderwönde
hell schimmern, während auf zwei große Flä-
chen, Decke und Schauwand, Fresken und Archi-
tekturrisse projiziert werden können, wobei zeit-
weilig Barockmusik aufklingt.
Der große Raum gleicht damit einem Theater
Der Stil wird aufgeführt, die Entwürfe der Künst-
ler sind an den Wänden zweier Geschosse
rundum leuchtend präsent, während ihre Manu-
mentalwerke, die Fresken, an der Decke und die
Architekturrisse an der Schauwand durch das
Licht der Projektion imaginiert werden. Dem Be-
schauer bleibt damit die Einheit der Künste unter
der Führung der Architektur stets präsent.
Die Bild- und Tonanlagen sind so perfekt, claß
in Zukunft durch dramaturgischen Gestaltungs-
willen alle Gebiete des Barock und darüber
hinaus die Kontraste der Gegenwartskunst le-
bendig präsentiert werden könnten. Es ist die
Gicmlorenzo Bernini 1598-1680, ldeenskilze für
ein Reiferdenkmal, Feder auf Papier
Afelier des Gianlorenzo Bernmi, Büste eines
iungen Kavaliers, Terrakoilumodell für eine
Ausführung 11 in Marmor oder Bronze
Cosmos Dcmian Asum 1686-1739, Allegorie
Europas, Teilmodell für ein Deckenfresko, Ul
auf Leinwand
zte Programme una eine Broschüre über
3eschriftungen der Bilder hinaus Informa-
geben. Ein umfassender Katalog der
ce wird erst in einigen Jahren vorgelegt
en, da gerade auf dem Gebiet des Ent-
eine besonders gründliche wissenschaft-
Bearbeitung wichtig ist.
Instrument dieses Galerieroumes im Zu-
nerihang der vorhandenen Multimediamittel
ekt auszuspielen, wird allerdings nach eini-
Jbung bedürfen.
Äusstattungsstil konnten nur strengste, mo-
Linienführung und einfachstes Material
ihlt werden. Vorhergehende internationale
en moderner Museumstechnik in Europa
USA haben den Entschluß bestärkt, auch
ilzburg iedem Streben nach Adaption, nach
risierender Ensemblebildung, nach soge-
tem Charme bei den funktionell notwendi-
Einrichtungen zu widerstehen. Die Versu-
historisch zu illustrieren, zu dekorieren,
an diesem Orte besonders groß. Isolierung,
tellung des Objektes vor einem total zu-
retenden Funktionsraum, mußte erstrebt
en. Wer in der ehemaligen Wagenremise
adaptierte Salzburger Schlösserkultur"
rtet, wird enttäuscht werden. Einfachheit,
iame Farbabstimmung und vor allem viel-
iste Nutzung des künstlichen Lichtes sind
Vlittel, die Kunstwerke wirkungsvoll zu prü-
eren und zugleich die Medien der Licht-
nen einzusetzen.
Abbildungen dieses Beitrages können nur
wenige Beispiele aus dem Ausstellungs-
den Künstierentwürfen, zeigen. Fragonards
enskizze mit der Allegorie der Jahreszeiten
te auch Die Schöpfung" genannt werden.
Blick in solche Himmelstiefen ist lebendige
akte" Kunst, der Mensch wird seines Da-
in der Schöpfung bewußt. Berninis Zeich-
eines sich bäumenden Pferdes für ein
erdenkmal zeigt den Willen der Epoche des
ienkönigs, diese Welt zu ergreifen, Maul-
,chs Grisaille Flucht des Äneas" die Sehn-
den Dunkelheiten zu entrinnen.
Werke stehen im Salzburger Barock-
zum im dunklen Raum hell vor purpurge-
in Wänden, während auf den großen Flä-
der Decke und der Schauwand die monu-
'ale Kraft der Barockkunst als künstlicher
nel im Glanz der zentraleuropäischen Fres-
arke aufleuchtet.
verantwortlichen Stellen von Stadt und Land
aurg hoffen ebenso wie der Verfasser, daß
neue Museum nicht nur eine besondere Er-
zung des Salzburger Kulturlebens bedeuten
sondern darüber hinaus als Verwirkli-
moderner ldeen ein Museum werde für
Menschen von heute.
urt Rossacher, seit 1961 Herausgeber dieser
chrift, und seine Gattin, Else Rnssacher. haben
Sammlungen van Entwürfen europäischer Ba-
künstler teilweise als Schenkung, teilweise als
qaben der Stadt und dem Lande Salzburg für ein
ckmuseum zur Verfügung gestellt, welches im
vergebäude des Mirabellparks aus Mitteln von
und Land nach den Ideen des Sammlers ein-
'htet wurde.
10 Johann Michael Ranmayr 16544730, Sieg des
Zeichens Jesu, Komposiliansmodell für ein Dek-
kenfresko, Feder, lavierr, auf Papier
Das Salzburger Barackmuseum Sammlung Ross-
aoher" wird von einem Kuratorium und einem Direk-
torium betreut, welchem auch der Chefredakteur
dieser Zeitschrift, Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Mrazek,
angehört. Die Funktion des geschäftsführenden
Direktors hat der Gründer selbst in den Händen. Die
Eröffnung findet nach fast zweijähriger Bauzeit am
23. Juli statt.
12
13
Matthäus Günther 1170571738, Minerva als
tranin der schönen Künste und der Wis
schaften, Teilmadell eines Deckenfreskos,
auf Leinwand, 40 55 cm
Domenico Fontana 1543-1607, Aufriß
Brunnens für das Belvedere im vatikanisi
Palast, aquareltierte Federzeichnung auf Pal
Johann Martin Schmidt, genannt Krerr
Schmidt 1718-1801. Die Madonna erscheint
ht, Franz von Assisi, Kompositiansentwurf
ein Ölgemälde, Feder, laviert auf Papier
10
"I4 MaNeo Bonecchi 1672-1726, Die Dämmerung,
Entwurf für ein Deckenfresko
11
Franz Wagner
Suevia sacra
Dem heiligen Ulrich zu Lob
und Ehr'
Evangelist Lukcis aus dem Evan eliar OHos lll.,
Cod. laf. 4453 um 1000. Münc en, Bayerische
Sfaaisbiblioihe
Kopfreliquiar des hl. Mauritius, 1204. Gottfried-
Keller-Stiftung, Bern. Schweizerisdwes Landes-
museum Zürich
Lesepult mit Evangelisfenfiguren, 2. Viertel 12.
Jahrhundert. Originale Fassung. Freudensiadf,
Stadtkirche
Anmerkungen 1-3
'Da1u Sigrid MÜller-Chrislensen L'll" isdle Gewänder
mi! dem Namen des h. Ulrich, In. ugusm 955-1955,
Münduen, 1955, S. 57.
'Kavulog der Ausstellung 1955 im Bayerischen National-
museum weiierer Lirerulur, München, W55.
"Percy Ernst Schrcmm Herrschaffszeichan und Sum-
symbolik, Sfuflgcrä, 1954.
12
EI VW PÄT K7 UUQQXSJS 05 AqNlseljjljT mp5
... O1 9110
1. Juli des Jahres 973 starb iener Bischof
von Augsburg, der 955 zusammen mit
ir Otto I. auf dem Lechfeld die entschei-
Schlacht gegen die Ungarn geschlagen
und der wie seine Zeitgenossen und
öflichen Mitbrüder Wolfgang von Regens-
und Konrad von Konstanz einer der großen
tümlichen Heiligen Süddeutschlands und
'reichs wurde. Schon zwanzig Jahre nach
rn Tode hatte ihm die katholische Kirche
die erste feierliche Heiligsprechung in ih-
Geschichte unter Papst Johannes XV. die
ihrer Altäre verliehen. Ulrich entstammte
iamilie der späteren Grafen von Dillingen,
in der berühmten Klosterschule von Sankt
an erzogen, war bereits seit 923 Bischof
Augsburg gewesen. Als im Jahre H83 seine
ikirche St. Ulrich und Afro in Augsburg
argebrannt war, wurde sein Grab geöffnet.
ird berichtet', daß man damals den Leich-
des Heiligen in seinem Meßgewand samt
aben unversehrt vorgefunden habe. So er-
nt es sicher gerechtfertigt, die in der
tzkammer von St. Ulrich und Afra verwahr-
aeidenen Ulrichs-Gewönder", nämlich eine
tatika, eine Kasel, eine Stola und ein Mani-
ferner einen Kelch, einen Elfenbeinkamm
zwei kleine hölzerne Schüsseln, in ihrer
tionellen Verbundenheit mit der Person des
gen bestätigt zu sehen. Konservierende Ar-
in anlößlich der Ausstellung Sakrale Ge-
ler des Mittelalters" erbrachten den Nach-
daß die Seidenstoffe dieser Gewänder
Jgnisse der byzantinischen Hofmanufoktur
in. Die historisch belegte Tatsache, daß
ie Stoffe vom Kaiserhof in Byzanz häufig zu
ngeschenken verwendet wurden, gibt allein
genügend Hinweis auf die bedeutende
ion des Ulrich von Augsburg innerhalb der
wischen Reichspolitik.
meisten Werke der bildenden Kunst der
tischen und der staufischen Zeit, also der
schert Kaiserzeit im engeren Sinne, vor
aber die lnsignien und liturgischen Ge-
der der priesterlichen Hierarchie, gehör-
zu den hervorragenden Ausdrucksmitteln,
rag und Anspruch der Kirche in der Reichs-
'ik sichtbar zu machen. Auch sind die prie-
ichen Abzeichen und Kleider mehr als nur
enstände einer Amtstracht, indem sie durch
Benediktion vor der Übergabe an den Wür-
röger selbst zu res sacrae" erhoben wer-
und als solche symbolisch gedeutet werden
ien. Es wöre erforderlich", meinte Percy
Schrammi die Bedeutungsgeschichte
ieden Zeichens und der einzelnen Ge-
dstücke zu schreiben; denn zusammen würde
eine Geschichte des mittelalterlichen Ver-
ens ergeben, das Sicht- und Greifbore als
hen des Nicht-Sinnfölligen zu deuten". Denn
bedeutet in der Antike, in der Spütantike,
er Zeit der Völkerwanderung, im frühen, im
an und im späten Mittelalter ieweils etwas
Verschiedenes, mögen auch noch soviele
ogrophische und stilgeschichtliche Zusam-
hänge nachweisbar sein.
war daher die tausendjährige Wiederkehr
Todestages des hl. Ulrich keineswegs nur
erer Anloß zu einer Ausstellung Suevio
die im Augsburger Rathaus vom 30. Juni
16. September 1973 zu sehen ist. Die frühe
st des schwäbisch-alemannischen Raumes aus
Zerstreuung über die halbe Welt hinweg
immenzuholen und zusammen zu zeigen,
seit langem ein Anliegen nicht nur der
dwissenschaftlichen Forschung. Als Veran-
er zeichnen Diözese und Stadt Augsburg,
Durchführung liegt in Händen der Städti-
13
fix schen Kunstsammlungen; die Verantwc
a. trägt deren Leiter Bruno Bushart, der nicf
durch die Neuaufstellung dieser Sammli
seine bedeutende Position unter den Mus
fachleuten markiert hat.
Neben den mit der Person des hl. Ulricf
bundenen Zimelien werden etwa 250 in"
tianal bedeutende Werke der Plastik in
Holz und Elfenbein, der Goldschmiedekuns
der Buchmalerei, ferner Textilien, Bronzer
einige Gläser gezeigt. Eine Reihe von St
kannte anlößlich der Ausstellung restauriert
den, andere wurden erstmalig wissenschc
bearbeitet oder der Besichtigung zugängli
macht. Wichtig erschien den Veranstalter
Frage nach den Einflüssen der verschiet
Kunstgattungen untereinander so wie die
dem Sitz der Werkstätten. Da sind die alß
nischen Fürstenhöfe der Frühzeit, da sini
klösterlichen Zentren wie St. Gallen, die Rei
au, Ellwangen, Hirsau, St. Blasien, Zwief
Ottobeuren, Weingarten oder Salem, da
die Bischofsstüdte Augsburg und Kanstai
nennen. Der zu dokumentierende Zeitraum
sich ungefähr mit den sieben Jahrhunderte-
der Christianisierung der Alemannen bis
Ende des schwäbisch-alemannischen Herzog
im Jahre 1268.
So kann der Besucher nicht nur drei der gi
Prophetenfenster und die Branzeportale
Augsburger Domes oder die sogenannten
scheiben des Konstanzer Münsters aus nöi
Nähe bewundern. Aus den Tresaren der
lichen und weltlichen Schatzkammern entst
die alemannischen Prunkfibeln aus dem
linger Fürstinnengrab, die Vortragekreuze
Zwiefalten und Villingen, die Reliquienbel
aus Ellwangen, Gruol und Rheinau wie
neben vielem anderen, die Fridolinskase
Söckingen. Die Benediktinerabteikirche
beuren entlieh den sogenannten Mantel
hl. Alexander, den Toto, der erste Abt, de
dem Kämmerer des Bischofs von Vienne get
war, von dort mit den Alexanderreliquien
Ottobeuren gebracht hatte. Unter den
malereien und Handschriften glänzen die
Bände des sogenannten Stuttgarter Passion
dem einzigen erhaltenen Werk der Mal-
Schreibschule des Klosters Hirsau, oder
der Landesbibliothek van Fulda verw
Weingartner Welfenchronik. Die Existenz
berühmten Stauferbildes Kaiser Friedrich
barossa zwischen seinen Söhnen König He
und Herzog Friedrich von Schwaben in
Welfenhandschrift wird dadurch verstört
daß Weingarten von Welf VI. H79 an Frie
von Schwaben verkauft worden ist. Für Kt
und Liebhaber ist ein besonderer Leckerbi
bereit Ein Hauptwerk der Reichenauer
malerei vom Ende des lO. Jahrhunderts,
weltberühmte Evangeliar Kaiser Ottos lll.
aus dem Bamberger Domschaiz stammt uni
Bayerischen Staatsbibliothek gehört, kann
Restaurierung und Faksimileeditian zerlegt
allen seinen Illustrationen und dem gleich
entstandenen Einband präsentiert werden.
Handschrift enthält neben zwölf reichgeschr
ten Kanontafeln das Bild des Kaisers und gi
über das der huldigenden Länder, zu Ar
eines ieden Evangeliums das Bild des Evz
listen und 29 ganzseitige Bilder mit Darstt
gen aus dem Leben Christi. Die Mitte des
deren Einbanddeckels, eines Hauptwerks
scher Galdschmiedekunst, schmückt ein by
nisches Elfenbein mit der Darstellung des
rientodes, wohl die feinste Arbeit der soger
ten malerischen Gruppe,
Die Anfänge dieser frühen Kunst in Schw
.5.
14
und hochadeligen Auftraggeber durch das Bür-
XX, gertum, den Ritteradel und die der Mystik zuge-
SKiQ wandten Bettel- und Predigerorden bedeutete.
73 llü Ul k-ll Daß für den Beginn dieses Zeitabschnittes der
Kunst in Schwaben mit den Beigaben aus dem
Grab einer alemannischen Fürstin in Wittislingen
die Vorfahren und für das Ende mit den Stoff-
resten aus dem Grab des 1287 verstorbenen
Augsburger Bischofs Hartmann von Dillingen
der Letzte der Sippe des hl. Ulrichs angespro-
chen, diese wichtige Ausstellung Suevia sacra"
dem Gedächtnis des vor 1000 Jahren verstor-
benen Patrons der Diözese und der Stadt Augs-
burg zu widmen.
die Ablösung der kulturell führenden kirchlichen
Samsonscheibe aus Alpirsbach, um 1200
Flechtwerkplatte aus Lauterach, um 800. Bregenz,
Vararlbergisches Landesmuseum
Kupterdeckel des Ulrichsarges, 1187, Ausschnitt.
Augsburg, Kirche St. Ulrich und Afra
Gruoler KöstchemIViertel I2. Jahrhundert. Frank-
turt a. Main, Museum für Kunsthandwerk
Egino-Stab, 1109-1122. Augsburg, Kirche St.
Ulrich und Afra
Gerhard P. Woeckel
Ein in Wien entstandenes
Frühwerk
Johann Baptist Straubs
die ausder Schwarzspanier-
klosterkirche St. Mariä
stammende Kanzel
in der Pfarrkirche in
LaxenburglNO.
Von der Geschichte der bildenden Kunst aus
gesehen, hat die rund zehn Jahre vor dem Aus-
bruch der Französischen Revolution einsetzende
Durchführung der Josephinischen Reform in
Usterreich insgesamt zweifellos mehr Schatten-
als Lichtseiten aufzuweisen'. Dazu kommt, daß
unter dem Aspekt des neu aufkommenden Klassi-
zismus sich damals zum erstenmal eine ausge-
sprochene Barockphobie bemerkbar machte, die
bis weit in das 19. Jahrhundert hinein anhielt.
Im vorletzten Lebensiohr der Kaiserin Maria
Theresia erging am 6. November 1779 von
höchster Seite aus die Weisung, die im 9. Bezirk
Wiens gelegene Schwarzspanierklosterkirche
St. Mariä zusammen mit dem gleichnamigen
Kloster aufzuheben z. Historisch basiert dies dar-
auf, daß Kaiser Joseph ll., damals noch Mit-
regent, alle beschaulichen Orden aufheben ließ.
Der offizielle Erlaß zur Klosteraufhebung erfolgte
jedoch erst am 12. Jänner 1782. Nach der ra-
tionalistischen Auffassung Josephs Il. brachten
die Klöster dem Staat keinen Nutzen ein, oder,
wie er sich in einem Handschreiben vorn 30. Ok-
tober 1781 ausdrückte, sie leisteten nichts Sicht-
bares zum Besten der bürgerlichen Gesellschaft".
Gegen diese Verordnungen Josephs Il. prote-
stierte vergebens Papst Pius VI., der in einer
Epistel an den Kaiser schrieb, es sei ein offen-
.kundiger Irrtum", die Kirche und Geistlichkeit
ihrer weltlichen Güter zu berauben", ver-
dammt von den Konzilien, verflucht von den
heiligen Vätern und gebrandmarkt von den
erleuchtetsten Schriftstellern als ein giftiges und
verruchtes Dogma".
Kaiser Ferdinand lll. hatte das Schwarzspanier-
kloster de Monte Serrato einst im Jahre 1632
gestiftet. Während der zweiten Türkenbelage-
rung war es jedoch vollständig zugrunde gegan-
gen. An der gleichen Stelle wurde die neue
Klosterkirche in den Jahren 1690 bis 1727 erbaut.
P. Mathias Fuhrmann hatte noch imilahre 1767
von diesem Gebäude rühmend zu berichten ge-
wußt, daß es wegen innerlich- und äußerlicher
Zierlichkeit unter die schönsten Kirchen zu
Wien mägen gezählet werden". Bedauer-
licherweise gibt es von diesem Innenraum weder
zeitgenössische Ansichten noch ausreichende
Beschreibungen über seine Innenausstattung.
Merkwürdigerweise hat sich bis heute noch nie-
mand die Mühe gemacht, den Spuren iener
Kunstschätze nachzugehen, die dort einst in so
reichem Maße vorhanden waren. Durch die
Durchführung der Josephinischen Reform wurden
sie alsbald wahllos in alle Winde zerstreut. Auf
Grund ihres besonderen Ranges kann die einsti-
ge Ausstattung der Schwarzspanierklosterkirche
einen besonderen Platz in der Wiener Kunst-
geschichte des 18. Jahrhunderts beanspruchen.
Von ihrem Typus her gehörte die Klosterkirche
zu den im 18. Jahrhundert nicht eben seltenen
Saalräumen. Sie war zweiiochig. An den Längs-
seiten hatte die Kirche ieweils flache Nischen,
vor denen, wie zu vermuten ist, die beiden
großen Seitenaltäre standen. Über ihre erhalte-
nen Bekrönungen wird noch an anderer Stelle zu
sprechen sein. Der annähernd quadratische, ein-
gezogene Chorraum hatte abgeschrägte Ecken.
Der künstlerisch bedeutendste Schmuck der Kir-
che bestand aus einem einst hier vorhandenen
Kuppelfresko Himmelfahrt Maria". Es war von
dem Venezianer Giovanni Antonio Pellegrini
ausgeführt. Der dazu erhaltene Bozzetto Öl!
Leinwand ist derzeit nicht nachweisbar. Er be-
fand sich früher in der Sammlung Gatti-Casezza
in Venedigi Auf den Pendentifs waren die
Kardinaltugenden dargestellt. Sie waren vielleicht
ein Werk des Bolognesen Domenico Francia
I702-17585. Ein Wandgemälde am Hochaltar
war schon früher von dem aus Mailand beru-
fenen Andrea Lanzani 1639-1712 ausgeführt
worden. Diese Fresken wurden am 12. Oktober
1732 von Kaiser Karl VI. bewundert, als er an
diesem Tag der ausstattungsmäßig damals so
gut wie vollendeten Kirche einen offiziellen Be-
such abstattetef. Eine weitere Festlichkeit wurde
sieben Jahre später 1739 begangen, was aus
einer in diesem Jahre gedruckten Predigt von P.
Franciscus Peikhart SJ hervorgeht. Der barocke
Titel lautet Trastrede vor dem Schutz Mari
dem II-Iochwürdigen und Hoch Edel Gebol
nen Herrn... Antonio... als selber an...
Kirchweyh des von Jhme so herrlich Erbau
neuen prächtigen Gottes-Haus... vorgetragt
Der hier genannte Anton Vogl von Krall
gest. 1751 war von 1708 bis 1751 Prälat
Klosters, das im Jahre 1708 von Kaiser Josep
zur selbständigen Abtei erhoben worden
Vermutlich war das Hochaltargemälde Himn
fahrt Maria" ein Werk von Antonio Bellu
Über die Anzahl der Seitenaltäre ist Ylll
überliefert. Über ihre Form gibt es iedoch
zeitgenössisches Urteil, das bisher kaum Bec
tung gefunden hat. Vor der Umgestaltung
Brixener Domes, mit der Paul Troger beauftr
worden war, fertigte der Maler am 6. April
ein Gutachten über die beabsichtigte Ausmall
an Brixen, Fürstbischöfliches Archiv. Daraus
hier folgende Stelle zu zitieren' Darvon
in Wienn bey denen Schwarzspaniern ..
stattliche Vorbilder zu sehen... In obberier
Kürchen befindet sich in den kleineren Cape
eine Gattung von Seitenalteren ohne Sau
so in dem neuen Domb zu erg. in Brixen
leydentlichen Kosten sehr wohl stehen würc
und können auf Befelch Abriss verförtigt
eingesendet werden". Die da und dort teilwr
an entlegener Stelle zu findenden Berichte
die ursprüngliche Ausstattung der Schwarz
nierklosterkirche werden durch die Kurzgefa
Nachricht" J. K. v. Lipperts irn Augsburgiscl
monatlichen Kunstblatt vorn 31. Juli 1772
willkommener Weise ergänzt. Durch diese un
dingt zuverlässige, zeitgenössische Quelle
Über eine Mitteilung des zu iener Zeit
lebenden Künstlers überliefert, daß der
München stammende Johann Baptist Strr
1704-1784 während eines mehriälirigen Wie
Aufenthaltes den überwiegenden Teil der plc
schen Ausstattung der Schwarzspanierkloster
che schuf, wobei an einer völlig eigenhändig
folgten Ausführung sicherlich nicht im gerings
zu zweifeln ist. Außer einer verschollenen
donna am dortigen Hochaltar in der Gri
derienigen, welche in Spanien zu Monte Serr
verehret wird", wurden von J. B. Straub darr
auch die Oratorien", die sehr schöne Kam
sowie andere erhabene Arbeiten und Ver
rungen" ausgeführt. Auf die letzteren wird
zurückzukommen sein. Zu den zu dieser Kate
rie gehörenden Werken Straubs zählten
einst über den großen Seitenaltären an
brachte, vergoldete und versilberte Wolk
gloriolen, mit Engelkindern und Puttenköpfcl
besetzt, sowie große Engel. Als allegoris
Darstellungen der kirchlichen Musik waren
einst die Bekränungsfiguren der Orgel. Von
sen glücklicherweise größtenteils erhaltenen
beiten J. B. Straubs wird noch später zu sp
chen sein.
Wie schon eingangs erwähnt, waren über
anderweitige Verwendung der beweglichen
der Innenausstattung der Schwarzspanierklast
kirche in Wien schon ausgangs des Jahres
die Würfel gefallen. Gegen entsprechende
zahlung wurden die von Staats wegen
fiszierten Kunstschätze in den darauffolgenr
Jahren in verschiedene Kirchen in- und aufi
halb Wiens gebracht, wobei eine Koordinat
nicht zu erkennen ist, außer der keineswl
zu übersehenden Tatsache, daß der k. und
Fiskus iedesmal einen entsprechenden Profit
bei erzielten. Offiziell wurde freilich nach ei
Verordnung Josephs ll. vorn 28. Februar
der Erlös der konfiszierten Kloster- und Kirch
güter zur Bildung eines Religionsfonds
stimmt, aus dem neue Pfarreien gegründet
ach Westen mit dem Chor estühl van J. B.
traub und der zerstörten rgel von Henge
awie der Kanzel, Entwurf J. F. v. Hohenberg
Warrkirche Laxenburg, Außenansicht von West-
üd-West
farrkirche Laxenburg, J. B. Straub, Gesamt-
insicht der Kanzel
arkungen 1-8
rh. v. Hormayr, Wiens Geschichte und seine Denk-
digkeiten, Wien 1824, S. 82 t. Verachtung der
diichte", Haß gegen alle Vergangenheit, gegen
was bisher als vornehm und heilig gegolten".
Groner-F. Czeike, Wien wie es war, 5. AufL,
tn-München 1965, S. 5231524.
Mathias Fuhrmann, Historische Bescheibung und kurz
zßte Nachricht VON der Römisch. kdiserl. und könig-
en Residenzstadt Wien und ihren Vorstädten, Wien
1,1l. Teil, Bd. ll, XXIV. Cap., S. 496 ff.
Saras, La plafond de la banque Royale de Giavanni
onia Pellegrini in Bulletin du Miisee Hongrois de
ux-Arts, Nr. 21, 1962, S. 75 ft., mit den Abb. 56157.
5. Gidvdnni Antonio Pellegrini in Studi di Storia
'arte in onare die Antonio Morassi, Venezia 1971,
K85 65., bes. S. 289.
Svenssan, Quadraturamdlaren Domenica Francia
isthisioriska Studier. iulsagnade Sten Karling, Sto
1966, S. 212 mit Abb. S. 211. ZU D. Francia
Th XII, S. 319. Wichtig ist das zeitgenössische
sil L. Crespi, Vite de pittore bolognesi. Rom
über das Fresko cosi mnestre volmente vi riitsei
tal verita, che seguirono malte scomesse tra
erse che malte cose dipinte, non tassero altrimente
inte, ma relevate vere".
ner Zeitung Nr. E3 vom 15. Oktober 1732.
L. Peisser, Diarium über die Neuerbauung der
hf stlichen Domkirchen zu Brixen. Bde. Ms. im
linariatsarchiv Brixen, ll, 1747-1749, S. 89 f. J.
ingartner, Der Umbau des Brixner Domes im XVlll.
rhundert in Jahrbuch des Kunsthistarischen Instituts,
1923, S. 146l147. W. AschenbrennerlG. Schweig-
esßzPgul Trager, SGlIbIHQ, ms, s. aa, und Anmerkung
"IE Rücksicht auf Vollständigkeit wurden hier erst-
lig die Kunstwerke zusammengestellt, die sich einst-
Is in der Schwarzspanierklosterkirche befanden. Das
antliche Gnadenbild, eine Sdiwnrzw Madonna, ist
ienwürtig verschollen. Sie kam später in die ehe-
lige Waisenhauskirahe Maria de Mereede Serniner.
ierkungen ff. 10 s. 18
den sollten. Insgesamt wurden damals in Öster-
reich 738 und in Ungarn 138 Klöster aufgehoben.
Mit der Prölatur des Schwarzspanierklosters
wußte man bezeichnenderweise weiter nichts an-
zufangen, als daß man das Gebäude 1781 ge-
gen Höchstgebot versteigern ließ. Im Jahre 1787
wurde schließlich der stattliche Chorturm der
Kirche abgetragen. Für das Kirchengebäude
fand man kennzeichnenderweise keinen anderen
Verwendungszweck, als daß man es im gleichen
Jahre zu einem horribile dictu Militär-
bettenmagazin degradierte. Von dem weite-
ren, recht wechselvollen Schicksal der Kirche ist
hier abzusehen. Durch die Bomben des zweiten
Weltkrieges 1944 wurde das bereits im späten
18. Jahrhundert angefangene uns heute völlig
sinnlos erscheinende Zerstörungswerk schließ-
lich vollendet. Von der einst so prächtigen
Kirche einer Sehenswürdigkeit Wiens im 18.
Jahrhundert blieb nur die Fassade erhalten.
Mit der finanziellen Verwertung und der Trans-
ferierung der aus Klosferbesitz anfallenden
Kunstwerke und ihrer anschließend erfolgten
Neuaufstellung wurde von seiten des Hofes
Johann Ferdinand von Hohenberg eigentlich
Hetzendorf 1732-1816 beauftragt. Er ist die
Zentralfigur des frühen Wiener Klassizismus.
Aus der Stufenleiter seiner rasch aufeinander-
falgenden Beförderungen kann man seine
schnelle Karriere ablesen. Am 14. Jänner 1766
wurde er in den Reichsadelsstand mit dem Prädi-
kat Edler von Hohenberg" erhoben. Vier Jahre
später 1770 wurde er bereits zum ordentlichen
Professor für Architektur an der Maler-, Bild-
hauer- und Baumeisterakademie in Wien er-
nannt, um schließlich 1776 noch zum Wirkli-
chen" Hofarchitekten zu avancieren. Damit
wurde er dauernd in kaiserliche Dienste über-
nommen". Kaiser Joseph II. ordnete an, daß als
erste aller Wiener Kirchen die im I. Bezirk
gelegene Augustinerhofpfarrkirche Abb. wie-
der gotisiert" werden solle. lnspizierende Be-
suche des Kaisers sind für den 4., 6. und 12. Juni
sowie für den 3. August 1784 bezeugt. Nach
einer zutreffenden Charakterisierung A. Schne-
richs ist die Augustinerhofpfarrkirche denn auch
das erste beklagenswerte Beispiel einer Ver-
gotisierung" nach rücksichtsloser Entfernung der
recht bedeutenden Renaissance- und Barack-
ausstattung geworden m. In relativ kurzer Zeit
1784185 wurde diese uns heute reichlich merk-
würdig vorkommende Regotisierung" durchge-
führt. Dazu gehörte beispielsweise auch der da-
mals neuerbaute Musikchor. Bereits am 6. Jön-
17
ner 1785 konnte die erste Predigt in der Kirche
stattfinden, in deren umgestalteten Inneren man
bewußt den Stil des Mittelalters kopieren wollte.
Es ist immerhin erstaunlich, daß damals doch
einzelne, ursprünglich in der Schwarzspanier-
klasterkirche beheimatete und im 18. Jahrhundert
entstandene Kunstwerke Gnade vor den stren-
gen Augen J. F. v. Hohenbergs fanden, der als
kaiserlicher Hofarchitekt unter ihnen die erste
Wahl hatte. So wurden die für die Hofpfarrkirche
gerade noch tauglich erscheinenden Kunstwerke
von ihm begutachtet, ausgewählt und schließlich
ab 1784 ff. in sie überführt. Es sind dies die
eingangs erwähnten Wolkenglorialen mit Engels-
kindern und Puttenköpfchen, heute über den
beiden nördlichen und südlichen Seitenaltciren,
dann das Chorgestühl mit seinen ausgezeichne-
ten Reliefs, die uns noch in anderem Zusammen-
hang beschäftigen werden, und schließlich die
schönen Bekrönungsengel an der Henge-Orgel.
Diese wurden mit der Orgel durch eine Flieger-
bombe 1945 zerstört. Die Vergotisierung"
machte auch vor anderen ehrwürdigen Stücken
der Innenausstattung nicht halt. So wurde am
19. Juli 1784 die alte Kanzel abgebrochen, auf
der einst Abraham Santa Clara gepredigt
hatte. Als Ersatz dafür war anfangs die uns hier
in erster Linie interessierende Straub-Kanzel im
Gespräch, die sich, zur Wiederverwendung vor-
gesehen, damals noch an ihrem ursprüngli-
chen Standort in der seit Jahren geschlosse-
nen Schwarzspanierklosterkirche befand. Von
Kaiser Joseph II. ließ sich J. F. v. Hohenberg
deshalb die Kanzel zunächst für die Augustiner-
hofpfarrkirche zusprechen. Nach dem Pfarr-
protokoll Nr. 234 im Pfarrarchiv von St. Augustin
vom 17. Oktober 1784 hielt es der Architekt ie-
doch für angemessen, die Straub-Kanzel anders-
wohin verkaufen zu lassen, weiI sie sich zu
dem Gathischen Geschmack, der bei der neuen
Umgestaltung der Kirche in sich selber herrschen
wird, nicht schicken würde"". Nach Zeichnun-
gen von J. F. v. Hohenberg, und zwar im Ge-
schmack Vantique", wurde schließlich eine
in den damaligen Modefarben Weiß und Gold
gefaßte Kanzel errichtet, mit deren Aufstellung
man am 17. November 1784 begann. Fertig war
das völlig epigonale Werk bereits am 6. Jänner
1785. Für die heutigen Begriffe zeigt die Hohen-
berg-Kanzel eine bemerkenswert naive Vermi-
schung von gotisierenden mit klassizistischen
Motiven. Die von Kaiser Joseph II. gewünschte
Umgestaltung der Augustinerhofpfarrkirche
durdw J. F. v. Hohenberg führte zu scharfen
Kontroversen, vor allem mit dem damaligen
Hof-Unterarchitekten Gottlieb Niggeli 1744 bis
nach 1812 Er hatte bereits im Jahre 1783
einen Entwurf für den neuen Hochaltar in der
Hopfpfarrkirche gezeichnet. Kurz darauf erschien
ein Pamphlet gegen Hohenberg, geschrieben von
einem Anonymus mit dem angenommenen Na-
men Baumeister", unter dem vielsagenden Ti-
tel Zweytes Stück über den neuen Altar und die
Veredelung sicl der Hof-Pfarrkirche bey den
P. P. Baarfüßer Augustinern" Wien 1785, mit
Weimanschen Schriften. G. Niggeli hatte schon
vorher eine Schrift lanciert, Antibaumeister"
Pseudonym, mit dem Titel Baumeister als
Wiens Trasylus mit einer Prüfung der Apotheosis
seines Lieblingsarchitekten" Wien 1784. lhm
folgte eine zweite Publikation, diesmal unter
seinem eigenen Namen, Ein paar Worte zur
Verteidigung seiner Ehre gegen die vornehmsten
Verfasser der Broschüre Wiens Trasylus oder
Antibaumeister" Wien 1785. Von diesem Streit
sprach ganz Wien. Er endigte mit einer Nieder-
lage Niggelis. Siewor gleichbedeutend mit seiner
Versetzung 1788 an die mährisch-schlesische
18
Provinzial-Baudirektion in Brünn. Erst im Jahre
1793 wurde G. Niggeli, der Vorkämpfer der noch
radikaleren Richtung des Klassizismus, an das
Wiener Hofbouamt zurückberufen, und zwar als
Nachfolger des mit ihm verfeindeten J. F. v.
Hohenberg. Nach dieser Episode, die ein inter-
essantes Schloglicht auf die mit der Durchfüh-
rung der Josephinischen Reform betrauten Pro-
tagonisten in Wien wirft, stand erneut zur De-
batte, was mit der bereits genannten Straub-
Kanzel geschehen solle. Vermutlich war es eben-
falls J. F. v. Hohenberg, der mit Zustimmung
des Kaisers sie ietzt der Administration der
vor den Toren Wiens gelegenen Pfarrkirche bey
dem Heiligen Kreutz" im Kaiserlichen Markt
LaxenburglNO. zum Kauf anbot. Laxenburg war
Iandesfürstliche Patronatskirche Abb. 2. Sie
wurde gelegentlich vom Hof frequentiert, wenn
er in dem unmittelbar benachbarten kaiserlichen
Lustschloß Laxenburg residierte, das seit der
zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Frühsom-
merresidenz der Habsburger war. Nach Aus-
sage der erhaltenen Ankaufsnotiz im Pfarrarchiv
wurde die aus der Schwarzspanierklosterkirche
stammende Straub-Kanzel Abb. von dem
damaligen Laxenburger Pfarrherrn Joseph
Dreyer im Jahre 1785 für den Preis von 120 fl.
erwarben". Wie hoch die Erstsumme war, die
einst vom Schwarzspanierorden vor mehr als
einem halben Jahrhundert für die gleiche Kanzel
bezahlt wurde, ist nicht überliefert. Sehr wahr-
scheinlich war sie beträchtlich höher. Dies ist
indirekt auch aus den Kosten für die Neufassung
zu entnehmen. Über sie verlautbart eine Kirchen-
rechnung 1785, daß einschließlich der dazu
verwendeten Materialien dafür der Betrag von
300 fl. aufgewendet wurde. Daß eine Neufas-
sung damals notwendig geworden war, ergibt
sich aus der Tatsache, daß die Kanzel nicht nur
einen Transport hinter sich hatte, sondern bereits
fast 50 Jahre lang in Benützung gestanden
hatte. Die über rotem Bolusgrund aufgebaute
Vergoldung, deren Ausführung auf eine nament-
Iich nicht bekannte, ausgezeichnete Wiener
Werkstatt schließen Iäßt, zeigt noch keinerlei
klassizistischen Einfluß. Sie wurde technisch so
perfekt durchgeführt, daß sie bis heute nicht
erneuert zu werden brauchte. Es ist zu begrüßen,
daß gerade in der Laxenburger Pfarrkirche die
Straub-Kanzel einen neuen Verwendungszweck
erhielt. Hier paßt sie auch größenmaßstäblich
ausgezeichnet hinein. In dem durch gute Be-
Ieuchtungsverhältnisse sich auszeidmenden,
überkuppelten, völlig weiß getünchten Zentral-
raum wurde die Kanzel, ganz in Gold gehalten,
zum Hauptakzent. So könnte man auf den ersten
Blick hin meinen, daß die Kanzel schon von
Anfang an für diese Kirche konzipiert gewesen
sei, in der sie endgültig ihr adäquates Ambiente
gefunden hat. Die einstmals vorgenommene
Transferierung der Straub-Kanzel nach Laxen-
burg hatte, wie man nachträglich feststellen
muß, auch insofern etwas ausgesprochen Posi-
tives, weil sie hier trotz schwerer Gefährdung
in den letzten Jahren des zweiten Weltkrieges
glücklicherweise völlig unversehrt erhalten blieb.
Im Kircheninnern von Laxenburg befindet sich
die Straub-Kanzel auf der nordwestlichen Seite,
vor einem Doppelpilaster zwischen dem Zen-
tralraum und dem Chorioch. Sie ist etwa acht
Meter hoch bei einer Breite von ca. 3,50 Metern.
Über einem etwa annähernd halbkreisförmigen
Grundriß mit konkav ausschwingenden Seiten
erhebt sich der Kanzelkorb, über den der vor-
gezogene geschweifte Schalldeckel noch hinaus-
ragt. Eine sich entsprechend veriüngende Mu-
schelkansole dient als unterer Abschluß. Sehr
eindrucksvoll ist der figürliche Hauptschmudc des
Pfarrkirche Laxenburg, Prophet Jesaias un
lief Predigt Johannes d. T., Ausschnitt
Kanzelkorb
Pfarrkirche Laxenburg, Prophet Jeremias
Relief Jonas-Predigt in Ninive, Ausschnitt
Kanzelkoib
Pfarrkirche Laxenburg, Engelkindergruppi
Ekklesia-Symbol. Ausschnitt vom Kanzelkoi
Pfarrkirche Laxenburg, Gerichtsengel. Auss
von der Kanzel
Anmerkungen ff. Text S. 16, 17-13
kirche, Wien IX, Balllmdnngasse. Strittig ist dar,
ob das von Antonio Bellucci signierte Gemälde
fahrt Maria", später verkleinert, heute in der Je
kirche St. lgnatius Alter Dorn in Linz eltemdl
Hochaltarbild der Schwarzspanierklosterkirche war
ob es nach anderer Ansicht aus dem ehem
Nikolaikloster in Wien stammte. Vgl. Dehio, Hai
der Österreichischen Kunstdenkmäler, il, Wien-
1935, S. 510 Schwarzspanierklosterkirche bzw.
Oberösterreich, 3. Aufl., Wien 1958, S. 67.
F. Maschek, Baracke Kunstwerke aus der
Schwarzspanierklosterkirche, wiederentderkt in der
tinskirche zu Klosterneubur in Unsere Heimat.
blatt des Vereines für Lan eskunde von Niederösti
und Wien, 26, 1955, Nr. 7-9, S. 115 ff., bes. Anmerk
S. 117. Zusammen mit drei weiteren Seitenaltark
aus der Schwarzspanierklosterkirche, von denen nr
sprechen sein wird, wurde das Gemälde Di
Leopold ründet Klosterneuburg" 557 290 cm
Martino giltomonte signiert und 1736 datiert vor
Präfekten der italienischen Kongregation Joseph
von Kaiser Joseph ll. für die Minoritenkirche
Schnee in Wien erworben, wo sie sich heute bei
Vgl. H. Aurenhammer, Martina Altomonte, Wien
chen 1965, S. 59, Nr. 197, S. 49. Ebendaher
von Bartolomeo Altomonte Glorie-des hl. Johan
Nepomuk" 561 288 cm, heute gleichfalls
Minaritenkir Maria Schnee, Seitenaltar. Vgl. B.
Bartalomeo Altamante, Wien-München 1964, S.
Das dritte Bild ist von Daniel Gran Aufnahm
hll. Maurus und Placidus durch den hl. Bened
seinen Orden", ietzt Seitenaltarbild in der Miflt
kirche Maria Schnee. Zugehörige Entwurfszeic
310x202 mm, ehem. Sammlung Dominik Artaria,
Vgl. K. Garzarolli-Thurnlackh, Die barocke Handzeir
in Österreich, Wien 1928, Abb. 29. Ebenfall
Daniel Gran ist Das Wunder des hl. Nikolaus"
auch in der Minoritenkirche Maria Schnee. Zuge
große Ülskizze in der Prälatur in Stift Geras. Vgl.
XIV, S. 499. In der Gumpendorfer Pfarrkirche
Ägidius, Wien VI, befinden sich zwei aus der Scl
spanierklosterkirche stammende Altargemälde
Drei Könige bez. Cosmos de Lastrofranco um 16
Nudidhniung der Bdisdni, naditräglidi vergrößer
geblich aus der Kunstkammer Rudolfs ll. stam
sowie Hl. Franz Xaver" von Jan Erasmus Que
signiert und datiert 1661. Von einem unbekannten
ausgeführt sind sechs lebens rofie Stuckfiguren mi
Darstellungen hl. Leopold, l. König, die hll.
Evangelist und Baptist heute in der Minoriten
Maria Schnee sowie die hll. Augustinus und Amb
heute in der Augustinerkirche.
Vgl. Dehio-Handbudi der Kunstdenkmäler Usteri
Wien, 3. Aufl" Wien-München 1954, S. 36 und 18.
A. Schnerich, Wiens Kirdien und Kapellen,
Leipzig-Wien m1, s. m9, wurden die GIOCkel
Schwarzspanierklosterkirche in die Pfarrkirche St. Lt
am Schattenfeld, Wien Vll, gebracht, deren Fass
turm im Jahre 1787 vollendet wurde. -Unberüds
darf hier ein großes Kreuzigungsbild 1653
Joachim von Sandrart bleiben, emals in St. St
Wien. Es wurde erst im Verlauf des 19. Jahrhunde
in die ehemalige Schwarzspanierklosterkirohe gek
wo es 1945 zerstört wurde. Vgl. dazu K.
Wiener Kunstgeschichte, Wien 1943, S. 101.
ADB, 12, S. 323 Th XVIII, S. 312-314.
äwschnerich, Wiens Kirchen und Kapellen, a.
Pfarrei-Prof. Nr. 234 in St. Augustin in Wien Zit.
c. Wolfsgruber, Die Hofkirche zu St. Augustin in
Augsburg 1888, S. 24l25. Grundlegend wichtig fü
erstmals hier erbrachten NadiweiS, ddis sdwoi d.
der untern Kirche stehenden Bänke" sic! sowie
24. Au ust 1785 wieder in Betrieb genommene Oigi
der warzspanierklosterkirche stammten. H.
Wiener Gotik im 18. Jahrhundert, in Kunstgeschich
Jahrbuch der k. k. Zentralkommissiori, lll, Wien
S. 162 ff., be 175 f. mit Abb. 117, S. 177 bzw.
124, S. 184 Kanzel. Zu Hohenbergvgl
allem E. Hainisdi, Der Architekt Johann Fifdlhülti
Hohenberg im; Wiener Jahrbudi für Kunstgescl
XII-XIII, 1949, S. 19-90, bes. S. 33.
Th XXV, S. 472l473 E. Hainisch.
"A. llg, Die Pfarrkirche in Laxenburg in. Berichti
Mitteilungen des Alterthurns-Verains zu Wien, XXIII,
S. 1-5, und Nachtrag, S. 130, wo der dem Verf.
laufene Irrtum, die Kanzel stamme angeblich au
ebenfalls damals aufgehobenen Weißspanierklosterli
bbridiiiQiwird-oib übrige Literatur über die Ldleftk
Kanzel ist bemerkenswert gering. So galt sie be
Henle, Die Typenentwicklung der süddeutschen
des 18. Jahrhunderts, Diss. Heidelberg 1933,
irrtümlich als "Umkreis Auwera, nicht vor 1750
Werk Straubs genannt, ist dib Laxenburger Kanzel
L. Pühringer-Zwanawetz, Matthias Steinl, Wien-
dien 1966. S. 147 ff., S. 220 ff., Abb. 98-113, bes.
105 lnnenarisidit gegen den Hochaltar mit Abi
Kanzel. Nadtzutragen ist hier nbdi, ddis n. s.
die Schwarzspanierklosterkirdie in Wien dds
leicht variierte" Vorbild der rofonierten Wiener
städter Karmeliterkirche 1697 f. war. F. Eppel,
im Lande rings Um Wien, Wien D. J. nach
s. so aufwendige vergoldete ROkOkOkßnZeI"
Nennung des Künstlernamens. J. Zykan, LGXGI
Wien-München 19m, S. 190 Straub. Richtii
sehen, ist die Bedeutung der Sirdub- ürllal be
Schweigert, Die Entwicklung der barocken Kanzel
Steiermark. Eine stilkritische Untersuchung des Ki
baues in der Zeit von 1600 bis 1800. Diss. Graz
Ms., bes. s. 73-75 mit Anmerkung 200. Diesen Hi
verdanke ich der Freundlichkeit von Dr. K. Woiset
ger, Graz Mitt. v. 12. März 1973.
Kanzelkorbes gestaltet. In lebhafter Gestik sind
hier zwei sitzende Patriarchengestalten darge-
stellt Abb. 5. Mit Hilfe eines Spruchbandes
und der darauf befindlichen Aufschrift links
QUIESCIT AGERE PERVERSE ISA 16
Waschet, reiniget euch, tut euere bösen
Gedanken von meinen Augen, höret ouf,verkehrt
zu handeln"" bzw. einer Schrifttafel rechts
FACITE IUDICIUM ET IUSTITIAM JERE 22
So spricht der Herr Übet Recht und
Gerechtigkeit, errettet den Unterdrückten aus der
Hand der Gewalttätigen; betrübet nicht Fremd-
linge, Waisen und Witwen, verübet nicht Drudr
und Unrecht an ihnen; und vergießet kein
unschuldig Blut an diesem Orte" lassen die
als Pendants aufgefaßten, sehr räumlich kom-
ponierten Gestalten sich als die alttestament-
lichen Propheten Jesaias links und Jeremias
rechts identifizieren". In der Mitte des Kanzel-
korbes ist in Gestalt von zwei auf einer Volute
postierten Engelkindern und einem dreifenstrigen
und dreitürigen Tempietto ein plastisches Bild"
dargestellt Abb. 6. Dieser Tempietto darf als
das Symbol der Ekklesia" gedeutet werden,
wobei die drei Fenster bzw. die drei Türen auf
die Trinität hinweisen". Zu Füßen des Engel-
kindes mit dem Ekklesia-Symbol liegen kirch-
liche Kleidungsstücke u. a. eine Stolaä. In der
Gestik der beiden Engelkinder spiegelt sich das
Verhältnis von Prediger und Zuhörer wider. Der
rechte Kinderengel hat die rechte Hand zum
Segensgestus erhoben. Sein Gefährte hört ihm
aufmerksam zu und legt im Adorationsgestus die
Linke beteuernd auf die Brust. Zwischen der
Gruppe in der Mittelachse und den seitlichen
Prophetengestalten ist in einer tiefer liegenden
Schicht ein Relief angebracht. Kartuschen in
Hochovalform umrahmen die gemäldeartigen
Reliefs ie ca. 90 65 cm, die an die
leicht konkav ausschwingenden Seitenwände des
Kanzelkorbes angelehnt sind. Durch die ge-
nauestens überlegte Anordnung der vollplastisch
ausgeführten Seitenfiguren und der ebenfalls
vollrund geschnitzten Kinderengelgruppe in der
Mitte bzw. durch die dazwischen liegenden Re-
Iieffelder läßt sich mühelos das dem Kanzelkorb
zugrunde liegende Kampositionsschema erken-
nen. Es hat drei deutlich markierte Ansichtsseiten.
In unmittelbarer Nachbarschaft der links außen
angebrachten Figur des Propheten Jesaias ist
aufdem linken Relief die Bußpredigt desVorläufers
Jesu, Johannes des Täufers, dargestellt, von der
bei Matth. und Luk. 7-14 berichtet wird
Das von großem atmosphärischem Reiz erfüllte
Relief besticht durch die Lebendigkeit der auf
ihm wiedergegebenen Szene man beachte etwa
die Repoussoirfigur im Vordergrund eine zu
dem Täufer hinaufblickende, sitzende Frau, die
ihr Kind im Arm hat bzw. ein anderes Kind,
das im Begriff ist, einen hohen Baum zu erklet-
tern, der am rechten Rand dargestellt ist. Auf
dem rechten Relief zu seiten des Propheten
Jeremias ist thematisch die Szene gewählt, bei
der es um den Gottesauftrag an den Propheten
Jonas ging, der Weltstadt Ninive Buße zu predi-
gen Jon. ff". Beide Szenen aus dem
Alten und Neuen Testament basieren auf einer
lange zurückzuverfolgenden Bildtradition. So ist
etwa die Predigt Johannes des Töufers schon
Gegenstand der Fresken 13. Jh. im Braun-
schweiger Dom bzw. an der Bronzetüre des A.
Pisano am Baptisterium in Florenz zu finden,
sind Szenen aus der Jonas-Erzühlung bereits im
Mittelalter an vielen italienischen Kanzeln dar-
gestellt". Ein deutlich erkennbarer Ansatz zur
Uberleitung von Kanzelkorb und Schalldeckel ist
sowohl durch die Anbringung von reliefiertem
ornamentalem Schmuck auf der Rückwand Blu-
20
menfestons sowie Laub- und Bandelwerkdekar
wie durch eine aufder linken Seite erscheinende,
geflügelte Gestalt eines schwebenden Engels
gegeben Abb. 7. Die rhetorische Geste seiner
linken Hand folgt dem Blick, der nach links
unten gerichtet ist, so, als wolle er sich damit
direkt an den Zuschauer wenden. Als einziges
Attribut trägt der barhäuptige Engel in seiner
ausgestreckten Rechten ein Schwert, einen Bi-
denhänder, dessen Bewegungsrichtung der Ver-
tikalen derTürumrahmung der Kanzel entspricht.
Es ist der Engel des göttlichen Gerichts, auf
das schon die Textstelle des Propheten Jeremias
am Kanzelkorb hinweist. Von diesem Engel als
Schwertträger ist in dem visionären Brief des
Sohnes Gottes an die Gemeinde Pergamus in
der Apokalypse die Rede Das sagt, der da hat
das scharfe, zweischneidige Schwert" Geh. Off.
12. Entsprechend der sich in drei Hauptan-
sichtsseiten gliedernden Einteilung des Kanzel-
korbes Abb. ist auch der Schalldeckel dreifach
geschweift. Die einzige Stelle, wo statt der son-
stigen Vergoldung bei der Fassung eine Versil-
berung gewählt ist, findet sich bei der Taube des
Heiligen Geistes. Von einem vergoldeten Strah-
lenkranz umgeben, schwebt sie auf der Unter-
seite des Schalldeckels. Als Bekrönungsfigur er-
scheint auf dem Schalldeckel die Gestalt Johan-
nes des Evangelisten. Mit dem Blick nach oben
gerichtet und in ekstatischer Gebärde, die Arme
weit ausbreitend, kniet er auf Wolken. Unter
ihm schwebt ein großer Engel, der zu ihm hin-
aufsieht. Zur Rechten der Evangelistenfigur kniet,
ebenfalls auf Wolken, ein Engelkind mit einem
geöffneten Buch. Auf Christus bezieht sich die
darin angebrachte Inschrift DEUS ERAT
VER BUM Jahani Joh. Am Anfange
war das Wort, und das Wort war bei Gott und
Gott war das Wort"". Über dieser Gruppe
schwebt das Auge Gottes im Dreieck, umgeben
von einem Strahlenkranz und einem Wolkenkreis
mit Engelkindern und geflügelten Engelköpf-
chen. Zu erwähnen sind noch zwei besonders
gut geschnitzte, im Blick alternierende Engels-
köpfe mit Blumen im Haar. Beiderseits von Or-
namentdekor eingerahmt, füllen sie die beiden
Zwickel des geschweiften Schalldeckels.
Im Mittelpunkt der einzigartigen lkonographie
der Laxenburger Kanzel steht das Wort. Unter
dem Auge Gottes verkündet der Evangelist Jo-
hannes, daß das Wort Christus von Gott
ausgeht, wobei in Gestalt des Engels mit dem
doppelschneidigen Schwert mahnend an das
göttliche Gericht erinnert wird. Das Wort Gottes
wird im Alten Testament durch die Propheten
Jesaias, Jeremias und Jonas bzw. im Neuen
Testament durch Johannes den Täufer, den Vor-
läufer Christi, verkündet. Das Wort Gottes ist
in Christus Fleisch geworden. Die Offenbarung
Christi wird von der Kirche Ekklesia-Symbol in
Gestalt des Tempietto" weitergegeben. Das
von Christus gegebene Wort wird an Ort und
Stelle von dem realen Priester in der durch die
Kinderengelgruppe allegorisierten Predigt auf
der Kanzel verkündet, deren Realitätscharakter
damit besonders betont ist.
Unwillkürlich legt man sich die Frage vor, wer
die Konzeption dieses singulären Kanzelpro-
gramms erdacht hat. Es ist theologisch derart
sinnvoll ineinandergefügt, daß das der Kanzel
zugrunde liegende Programm mit der Disposi-
tion einer Kanzelpredigt förmlich identisch ist.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist der Autor des
Kanzelprogromms und ihr Auftraggeber ein
und dieselbe Person. Der Auftraggeber für den
Bildhauer Straub war der bereits eingangs er-
wähnte amtierende Prälat des Schwarzspanier-
klosters de Monte Serrato Anton Vogl von
Krallern". In der Trauerrede, die der Barnabit
Don Pius Manzador auf ihn im Jahre 1751 hielt
und die im gleichen Jahre in Wien gedruckt
wurde, rühmte dieser Geistliche besonders die
großen Verdienste, die der Verstorbene sich um
den Bau der Kirche und des Klosters erworben
hatte.
Als typusmäßiges Vorbild für die Laxenburger
Kanzel bietet sich im Wiener Kunstkreis vor
allem eine Kanzel an, deren auffallende Ver-
wandtschaft mit dem etwas iüngeren Werk
Straubs bisher noch nicht erkannt ist. Diese
ebenfalls ganz vergoldete Kanzel, deren Korb
gleichfalls mit zwei sitzenden Patriarchenfiguren
Petrus und Paulus sowie mit Reliefs ausgestattet
ist und deren Bekrönungsfigur eine von zwei
schwebenden Engeln umgebene Ekklesia ist, be-
findet sich in der Pfarrkirche St. Martin in der
unteren Stadt Klosterneuburg einst dem gleich-
namigen Augustinerchorherrenstift inkorporiert.
Diese ausgezeichnete Kanzel erscheint, abgese-
hen von ihrem auffallend großen Format, für die
vergleichsweise schlicht ausgestattete kleine
Pfarrkirche fast etwas zu aufwendig. So ergibt
sich die naheliegende Frage, ob diese Kanzel
auch ursprünglich dort hingehörte oder ob sie,
auch darin dem Schicksal der Straub-Kanzel
vergleichbar, sich einst in einer anderen Kloster-
kirche in Wien befand, die durch Kaiser Jo-
seph Il. aufgehoben wurde. Es spricht vieles da-
für und soweit wir sehen bisher nichts da-
gegen, daß es sich dabei um die Kanzel handelt,
die sich ursprünglich in der im Jahre 1783 auf-
gehobenen Weißspanierklosterkirche Heilige
Dreifaltigkeit Trinitarierkirche in Wien Vlll, Al-
serstraße 17," befand, die der Schwarzspanier-
klosterkirche unmittelbar benachbart war. Ihrer
Ornamentik nach zu urteilen, ist die heute in
Klosterneuburg befindliche Kanzel in der zwei-
ten Hälfte der zwanziger Jahre entstanden, wo-
zu die Jahreszahl der Vollendung der Weiß-
spanierklosterkirche 1727 ausgezeichnet paßt.
Infolge der radikalen Durchführung der Josephi-
nischen Reform gingen bekanntlich unersetzliche
Archivalien verloren. So sind keine Urkunden
mehr erhalten geblieben, aus denen man etwas
über die Werkstatt erfahren könnte, der die
Ausführung der ietzt in Klosterneuburg befind-
lichen Kanzel zu verdanken ist. Mit einiger
Wahrscheinlichkeit ist sie dem mit J. B. Straub
gleichaltrigen Matthäus Donner 1704-1756, dem
Bruder von G. R. Donner, zuzuschreiben, wenn
sie nicht, was auch im Bereich der Möglichkeit
liegt, zu dem Kunstkreis M. J. Gunst bzw. J. Ch.
Mader? gehört, mit dem nach der Mitteilung
von J. K. v. Lippert 1772 der Bildhauer J. B.
Straub befreundet war. Der Vergleich der Klo-
sterneuburger mit der Laxenburger Kanzel zeigt,
daß die gesamte Formensprache des einige
Jahre älteren Werks erheblich strenger ist, ganz
abgesehen davon, daß auch ihre figurale Ge-
staltung wesentlich pathetischer erscheint. Zwi-
schen den einzelnen Figuren und dem Kanzele
gehäuse ist längst nicht die Homogenität der
Form vorhanden, die ein besonderes Kennzei-
chen der Straubschen Kanzel in Laxenburg ist.
Andererseits ist zu vermuten, daß durch die
Klosterneuburger Kanzel die thematische Vor-
aussetzung für die Konzeption des sich zu ihr
variant verhaltenden Programms der Kanzel in
Laxenburg gegeben war. Möglicherweise wurde
die Programmgestaltung der iiingeren Kanzel
zwischen den Geistlichen der beiden benachbar-
ten Klosterkirchen des Benediktinerordens abge-
sprochen. Wenn man von der lkonographie ab-
sieht, kommt also allenfalls der Typus der Klo-
sterneuburger Kanzel als Vorbild für Straub
in Betracht. Stilistisch haben jedenfalls beide
Anmerkungen 14-24
"Vgl. dazu J. F. v. Allioll, Ausführliche Anmerkungen
zur Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments,
Regensburg und New York 1855, S. 238, und ebenda,
S. 290. Dornach bezieht sich Jes. 16 auf Jerusalem,
eine Stadt, die von den Feinden nicht erobert werden
konnte... zu erg. sie steht in dem weit umher
verheerten Lande wie eine Wächterhütte im Weingarten,
zwar unversehrt, doch verlassen".
Diese Schriftstelle bezieht sich auf eine Weissagung.
Nach Allioli gehört sie in die Zeit der Regierung des
Königs Joakim, der den Thron bestieg, nachdem Pharao
Nechao seinen Bruder Jaachaz abgesetzt und nach
Ägypten geführt hatte".
lt Zu ihren Weissogungen und Prophetien über den
Neuen Bund Jes. 1-6 bzw. 11, 1-6 vgl. Lexikon für
Theologie und Kirche, 196D, Sp. 893 t. und 7791.
"So erscheint ebenfalls ein Tempietto als Attribut der
Ekklesia, auf das sie mit ihrer linken Hand hinweist, auf
einem Augsburger Stich von Jos. und Jah. Klauber bei
der Illustration van Pater de coelis Deus" in F. X.
Dorn, Lauretanische Litaney zum Lobe und Ehre der
allerseligsten und unbefleckten Jungfrau Maria durch
biblische Sinnbilder und Gleichnisse vorgestellt, Augs-
burg 1740, S. 10-12 lzlt. nach einer letzten Ausgabe,
8. Aufl., Augsburg 1831.
"Das gleiche Motiv, offenbar in der Nadlfolge der
Straub-Kanzel, findet sich am Karb der von Johann
Michael Feichtmayr und Johann Georg Ueblherr aus
Wessabrunn zwischen 1754 und 1764 errichteten Kanzel in
Engelszell. Die bei A. Henle, Die Typenentwicklung der
süddeutschen Kanzel des 18. Jahrhunderts, a. a.
S. 49 tf., versuchte Deutung auf 1urris Davidica" im
Sinne des marianischen Symbols aus der Lauretanischen
Litanei ist u. Er. ikanographisch abzulehnen.
"Bekanntlich hat Jesus selbst Johannes den Täufer für
mehr als nur einen Propheten, nämlich für den vor der
Ankunft Gottes erwarteten Boten, erklärt Matth.
f. und Luk. 26 f.. Vgl. dazu Lexikon für Theologie
und Kirche, 1960, Sp. 1080 f.
Lexikon für Theologie und Kirche, 1960, Sp. 1113 f.
Zu letzteren Themen vgl. E. D. Sdrakas, Johannes der
Täufer in der Kunst. Münchener Diss. 1943, und O.
Mitius, Jonas auf den Denkmälern des christlichen
Altertums, Freiburg Br. 1897.
Vgl. dazu J. F. v. Alliali, a. O., S. 489 Darnoch
ist das Wart, welches von der Ewigkeit bei Gott war,
von göttlicher Natur und Wesenheit." Ferner Dreierlei
ist also in diesem ersten Verse ausgedrückt Die Ewig-
keit, die Persönlichkeit und die Götllichkeit des Wortes.
Kaiser Karl VI. und Maria Theresia haben den tatkräf-
tigen Pralaten offenbar sehr geschätzt. So beehrten ihn
die Maiestäten durch ihre Anwesenheit bei seinem gol-
denen Priesteriubilüum.
Vgl. R. Groner-F. Czeike, Wien wie es war, 5. Aufl.,
Wien-München 1965, S. 6021603. F. Moschek, Barocke
Kunstwerke aus der Wiener Schwarzspanierkirche wieder-
entdeckt in der Martinskirche zu Klosterneuburg, a. a. O.,
116 Verwechslung mit der Straub-Kanzel in Laxen-
burg. M. Wellner, Die Pfarrkirche St. Martin in
Klosterneuburgl, Klasterneuburg a. J., 5.6 mit Abb. S. 16. 10
11
13
14
15
16
17
18
19
20
Pfarrkirche Laxenburg, Prophet Jesaias, K0;
J. B. Struub, Ftußgott-Personifikution
Moldau, Kopf, um 1751, Augsburg, Stödt
Kunstsammlungen
Pfarrkirche Luxenburg. J. B. Straub, Jt
Predigt in Ninive, Kanzelreliet
Ehem. Stiftskirche Diessen a. Ammersee,
äaredigt dem Volk, Relief vom Kunzelkort
738f39
Benediktinerabtei Kirche Ettol, J. B. St
Anbetung des Kindes, Kunzelretief, 1757-17!
Pfarrkirche Laxenburg, Engelkrndergruppe
Prophet Jeremias, Ausschnitt vom Kanzelkol
Ehem. Stiftskirche Diessen a. Ammersse,
Straub, Engelkindergruppe. Bekrönung de
bernakels auf dem Rosenkranzaltar, um 173'
J. B. Straub, Ausschnitte v. e. Vasenentwur
zwei sitzenden Putten, ca. 78x58 mm Ge
größe 195 149 mm, Bleigrittel. München,
liche Graphische Sammlung, lnv.-Nr.
Halm-Maftei W87
J. B. Struub, Ausschnitt v. e. Vasenentwur
stehenden Putten, ca. 78x59 mm Gesamtg
197x149 mm, Bleigriffel, München, Stau"
Graphische ammlung, lnv.-Nr. 30.502
Maftei W87
Altes Residenztheater München, J. B. Sti
Puttengruppe mit Kurhut über der rei
Proszeniumsloge, 1751-1753
zrke nichts miteinander gemeinsam. Ein festes
tum für die Entstehung der Laxenburger
aub-Kanzel ist nicht überliefert. Ein Terminus
sie ist jedoch dadurch gegeben, daß, wie
'eits erwähnt, Kaiser Karl VI. die Schwarz-
inierklosterkirche durch einen Besuch am "I2.
tober 1732 beehrte. Diese Besichtigung setzt
Sicherheit die zu diesem Zeitpunkt bereits
endete und damals sicher schon in Gebrauch
iindliche Straub-Kanzel voraus. Es wäre ein
Inder, wenn die Straubsche Kanzelinvention
ht ihrerseits wieder weitergewirkt hätte. Tat-
hlich gibt es dafür Beweise. Bei der von
em bisher unbekannten steirischen Bild-
1er geschaffenen, ebenfalls ganz vergoldeten
nzel 1741 in der Wallfahrtskirche Maria
iutz am Semmering BH. Neunkirchen, NU.",
ib. gehen sowohl der Typus der dreifach
erteilten Schalldeckelform wie das Motiv der
auf befindlichen Darstellung einer Himmel-
rt Mariä, umgeben von einem Strahlenkranz,
ilken und Engelkindern, auf das in der Qua-
nicht im entferntesten erreichte Straubsche
Werk zurück, das rund zehn Jahre früher ent-
standen ist. Das gleiche gilt für eine über eine
Generation später ausgeführte Schalldeckel-
bekrönung in Gestalt einer Glorifikation des heili-
gen Paulus. Diese Kanzel wurde um 1764 von
dem Bruder unseres Bildhauers, Philipp Jakob
Straub in Graz, für die Pfarrkirche Schmerzhafte
Mutter Gottes in Ehrenhausen BH. Leibnitz,
Steiermark, ausgeführt".
Mit dem in Laxenburg befindlichen Werk J. B.
Straubs sind Entwürfe bzw. Ausführungen für
Kanzeln zu vergleichen, die sein späterer Schü-
ler in München, Franz Ignaz Günther T725-
1775, etwa eine Generation später schuf. Unter
ihnen ist besonders der 1760 dotierte, ausge-
zeichnete Entwurf für die Pfarr- und Wallfahrts-
kirche Maria Himmelfahrt in München-Ramers-
dorf hervorzuheben Nürnberg, Germanisches
Nationalmuseum, Hz. Nr. 3902". In der Art,
wie hier der Evangelist Johannes, am Kanzel-
korb sitzend, dargestellt ist und über ihm in
einem plastischen Bild" das von einem großen
Strahlenkranz umgebene Apokalyptische Weib
in einer Vision erscheint, ist zweifellos eir
mittelbores Nachwirken von künstlerischer
ventionen zu sehen, die auf seinen LehrerJo
Baptist Straub zurückzuführen sind.
Von der Laxenburger Kanzel aus ergibt
eine Reihe höchst bemerkenswerter Beziehu
zu Werken, die Straub nach seinem Aufen
in Wien schuf. Tratz der abweichenden Zv
bestimmung ist mit der Laxenburger Kanze
um 1739 ausgeführte Kreuzaltartabernakel ll
ehemaligen Stiftskirche in Diessen a. Ammi
Abb. 10 formal zu vergleichen. Man bea
wie ähnlich dort und hier das Komposit
prinzip ist, bei dem jeweils an die Seiten
Gehäuses sitzende Gestalten als deutlich
kierte plastische Akzente gesetzt werden
wie jeweils als unterer Abschluß eine
Muschelkonsole gewählt ist, die an Dekori
innern, wie sie bei gleichzeitigen Möbeln
kommen. Im figürlichen Dekorationsprinzip
mit übereinstimmend ist ein anderes
Straubs, das im höfischen Bereich behein
ist. Es handelt sich dabei um den von
21 Pforrkirche Laxenburg, Gerichtsengel-Ausschnit
von der Kanzel
22 Ehem. Stiftskirche St. Cyriukus Wiesensteig.
J. B. Struub, hl. Aloysius mit ngel, Aussdmitl
slgn. und dm. 1739. Tabernakelstcltuette an
östlldien Altar der Nordwand des Langhause
Anmerkungen 25-27
"Diesen wichtigen Hinweis verdanke ich der bereit
genannten Grdler Diss. 1971 von H. Sdiweigeri, Di
ntwicklung der barodren Kanzel in der Steiermdrl
a. u. O., S. 74.
H. Schweigen, a. a. 0., S. 75,
M. Hetfels, Die Handzeichnungen des 1B. Jahrhundert
Bd. IV Die deutschen Hundxeiuhnungen, Nürnber
969, Nr. 155, S. 131 mit Abb. 131
Bildhauer modellierten figürlichen Schmuck
Relief, ein sitzendes Paar, zwei Putten und
Parträtbüste auf dem von F. Cuvillies
entworfenen prunkvollen DenkmaV-Ofer
wurde in München im Auftrag des Kölner
fürsten Clemens August um 1741 ausgel
Dieser Ofen befindet sich im Erdgeschaß
Süclflügels in Schlaß Augustusburg in Brt
Auch auf anderem Gebiet ergibt sich zwis
der Laxenburger Kanzel und späteren We
Straubs eine erstaunliche Ähnlichkeit. Sie
sich vor allem durch den Vergleich des
des Propheten Jesaias an der Kanzel in Lc
burg Abb. 11 mit dem aus tiefliegenden A1
schauenden Altmännergesicht der Flußgott
sonifikation der Moldau Abb. 12. Beide
sind verblüffend miteinander verwandt.
ders zu beachten ist dabei der enorme Grö
unterschied, denn der bravourös geschn
Kopf des Flußgotfes, 1751 im Miniaturfo
angelegt, erscheint auf einem insgesamt
11,5 Zentimeter hohen Bozzetto für eine Brun
plastik Augsburg, Städtische Kunstsammlun
lnv.-Nr. 6269 11. ln den Vergleich ist auch
Reliefgestaltung J. B. Straubs miteinzubezie
Sind die beiden Predigtdarstellungen an
Kanzeln in Laxenburg und in Diessen um
1739 stilistisch sich noch denkbar nahestel
Abb. 13, 14, ändert sich dies in einem erst
lichen Maße, wenn man sie mit einem we
lich späteren Werk Straubs vergleicht. Ei
ebenfalls ein Kanzelrelief Anbetung des
des" in Ettal um 1757-1762. Das Ettaler
Ptorrkirche Laxenburg, J. B. Straub, Evangelist
Johannes mit Engel, Kanzelbekrönung, vor 1737
Ehem. Klosterkirche Diessen a. Ammersee. J. B.
Straub, hl. Paulus mit Engel. Kanzelbekrönung,
um 1738 39
Ehem. Stiftskirche Diessen a. Ammersee. J. B.
Straub, Engel. Hermenpilaster links unter dem
Kanzelschalldeckel, um 1738 39
Ehem. Stiftskirche Diessen a. Ammersee. J. B.
Straub, Gloriaengel, um 1739
Pfarrkirche Laxenburg, J. B. Straub, Ansicht der
Kanzel, vor 1732
Ehem. Klosterkirche Diessen c. Ammersee. J. B.
Slraub sichi der Kanzel, um 1738139
Ehem. ramonstratenserklosterkirche Schöftlarn.
J. B. Straub, Ansicht der Kanzel, um 1760-1764
Benediktinerwallfahrtskirche Ettal. J. B. Straub,
zwei Seitenaltöre und die Kanzel, um 1757-1762
nerkungen 2B 29
Waeckel, Die drei Rokokoöfen des Schlosses Augu-
Jsburg zu Brühl und in; Alte und Moderne
rnst, was, 70, s. 19-27 bzw. 71, s. 22-28.
Die Brunnenanlagen vor dem Münchener Jesuilenr
oster im Wandel der Jahrhunderle, ll, in; Alte und
aiderne Kunst, 76, 1964, S. 1., bes. 12 mit Abb.
4.
n--. lil ........-...... .........
wg...
faßt, ganz abgesehen davon, daß es gegenüber
seinen beiden Vorgängern im Sinne der Stilent-
wicklung des reiten Rokoka auch wesentlich
lockerer komponiert ist. Ein erstes Werk des
sich als fattore di putti" betätigenden Künstlers
bildet die schöne Engelkindergruppe am Kanzel-
korb in Laxenburg Abb. 16. Zeitlich folgt ihr
die sehr ähnlich komponierte Bekränungsgruppe
am Tabernakel des Rosenkranzaltares um 1739
in Diessen am Ammersee" Abb. 17. In Hal-
tung und Bewegung ihnen nächst verwandt sind
zwei von J. B. Straub für Gartenvasen gezeich-
nete Entwürfe Abb. 18, 19, von denen wir ie
einen Ausschnitt zeigen München, Staatliche
Graphische Sammlung, Halm-Maffei 87; lnv.-
Nr. 30.501 und 30.502. Sie wurden von P. Volk
als Werke Straubs identifiziert. Den Beschluß
dieser sich gegenseitig so nahestehenden Reihe
von Kinderdarstellungen Straubs macht die dem
höfischen Bereich entstammende Puttengruppe
Abb. 20 mit dem Kurhut um 1751-1753 über
der Proszeniumsloge im Alten Residenztheater in
München.
Ein letzter Vergleich soll sich schließlich mit den
großen Engeln J. B. Straubs beschäftigen. Außer
den von uns noch an anderer Stelle zu publizie-
renden, leider nicht erhaltenen Musikengeln,
ehemals an dem Orgelprospekt in der Augusti-
nerkirdie in Wien, sind im Werk Straubs seine
frühesten Schöpfungen dieser Art, die beiden
ausgezeichneten Engel an der Laxenburger Kan-
zel. lhnen nächst verwandt sind die beiden
Engelsfigürchen Abb. 21, 22, die J. B. Straub
im Jahre 1739 für die Heiligenstatuetten schuf,
die in der Pfarrkirche seines Heimatortes Wie-
sensteig an Seitenaltären aufgestellt sind. Einen
weiteren Aufschluß für die ieweils modifizierte
Kampositiansweise Straubs auf diesem Gebiet
hätte man sicherlich auch durch einen van ihm
gezeichneten Entwurf für die Kanzel in Diessen
am Ammersee erhalten, eine Zeichnung, die
heute nicht mehr nachweisbar ist 3'. Van größter
Ähnlichkeit mit der zeitlidi vorausgegangenen
Bekrönungsgruppe am Schalldeckel der Kanzel
in Laxenburg Abb. 23 ist ein im Vergleich zu ihr
entsprechend abgewandeltes Gegenstück eine
Glorifikation des hl. Paulus Abb. 24, eine Fi-
gur, die wie dort von einem Engel begleitet
wird. Diese Gruppe befindet sich am Schall-
deckel der um 1738139 von J. B. Straub ausge-
führten, bereits genannten Kanzel in Diessen am
Ammersee. Durch die weitgehende Mativgleich-
heit mit der Laxenburger Bekrönungsgruppe bie-
tet sich hier die Möglichkeit eines Stilvergleichs
an. Er zeigt, wie stark die Stilverönderung ist,
die zwischen den Jahren kurz nach 1730 bzw.
vor 1739 im Werk Straubs stattgefunden hat. ln
Laxenburg ist die Figurengruppe zweifellos ent-
schieden räumlicher angelegt, bei einer Ober-
fläche, die mit wechselnder Licht- und Schatten-
wirkung rechnet, so daß das Ganze von einer
flackernden Unruhe erfüllt ist. Im Gegensatz
dazu ist die ein knappes Jahrzehnt iüngere
Diessener Gruppe bedeutend flächiger angelegt.
Sie nähert sich damit überraschenderweise be-
reits der Einansichtigkeit, womit zugleich eine
stärkere Reduzierung der Formensprache ver-
bunden ist. In der Diessener Kirche gibt es
außer der Engelherme an der Kanzel Abb. 25
ein weiteres Werk Straubs, das annähernd
gleichzeitig ausgeführt wurde. Es ist ein voll-
plastisch geschnitzter Glariaengel Abb. 26.
Seine Präfiguratian besitzt er zweifellos in dem
Gerichtsengel an der Laxenburger Kanzel. Diese
schwebenden Engelsgestalten Straubs haben
ihrerseits wieder unverkennbare Spuren im Werk
des Straub-Schülers Franz lgnaz Günther hinter-
26
engel aufs nachdrucklichste zeigt. Aus dem für
die Abfolge des Straubschen Schaffens wichtigen
Vergleich geht hervor, daß der Diessener Gloria-
engel seine zweifellos bedeutenden Vorgänge
durch seine wirklich einzigartige Qualität über-
troffen hat. Die formalen Qualitäten der Straub-
Kanzel in Laxenburg hat H. Schweigert ausge-
zeichnet beschrieben". Seine Warte möchten
wir deshalb zu den unseren machen Primärer
Wesenszug dieser Kanzel ist die Spannung zwi-
schen dem Kanzelkorpus und dem sphärisch ge-
krümmten Schalldach, das allseitig konvex nach
oben schwingt. Die feste Schalldachmasse ist
in eine flexible Flache umgewandelt, die als
Untergrund für einen malerisch szenischen Fi-
gurenaufbau dient. Die lineare Korpusfarm wird
durch eine an die Wandungen applizierte Re-
liefschicht sowie durch Brechung aller geraden
Kanten in der Sockelzone verunklärt, wodurch
sich für die Gesamtwirkung der Kanzel eine
flackernde Unruhe ergibt." Die aus der Wiener
Schwarzspanierklasterkirche stammende und spa-
ter nach Laxenburg transferierte Kanzel Abb. 27
ist ein hervorragendes Beispiel einer ausgespro-
chenen BildhaueW-Kanzel. Stilistisch steht sie
unverkennbar am Beginn des Friihrakoko. Sie
wurde zur Präfiguratian der anschließend von
J. B. Straub geschaffenen Kanzeln, die als cha-
rakteristische Werke der bayerischen Rokako-
plastik bisher stets beachtet wurden. Es handelt
sich dabei nicht nur um die großen frei stehen-
den Kanzeln in Diessen Abb. 28 und in Schaft-
larn um 1760-1764 Abb. 29, sondern auch um
ein in der Form wesentlich reduzierteres Werk in
Ettal Abb. 30. Bei ihm war der Bildhauer var
die formal nicht leicht zu lösende Aufgabe ge-
stellt, die Kanzel dem zentralen Hauptraum an-
zupassen. Er half sich JOdUfCh, daß er die
Kanzel zwischen zwei gleich großen Seiten-
altären anbrochte. Zu diesen Kanzeln kommt
noch ein bereits dem frühen Klassizismus nahe-
stehendes spätes Werk in Wiesensteig. Diese
Kanzel wurde nach Entwürfen Straubs von sei-
nem Schüler Joseph Streiter um 1780 geschaf-
fen". Zwischen ihr und dem eigenhändig aus-
geführten Erstlingswerk in Laxenburg ergibt SidN
demnach ein Zeitraum von annähernd 50 Jahren.
Johann Baptist Straub ist nicht in die Linie J. B.
Fischer von Erlach-G. R. Donner einzureihen.
Weder die plastische Form der Figuren Straubs
noch die seiner malerisrh" gestalteten Reliefs
sind vom Wiener Kunstkreis abzuleiten. Als J. B.
Straub die Laxenburger Kanzel schuf, war seine
Stilvorstellung längst voll entwickelt und nicht
mehr zu beeinflussen. Die unmittelbaren Vor-
aussetzungen für den Stil Straubs sind daher
keineswegs in Wien, sondern ausschließlich im
oberschwäbisch-bayerischen Bereich zu suchen,
dem der Bildhauer auf Grund seines Geburts-
ortes und seiner künstlerischen Ausbildung nach
angehört. Wie anhand der obengenannten Kla-
sterneuburger Kanzel einwandfrei nachzuwei-
sen ist, gibt es abgesehen von dem dort be-
reits vorhandenen Typus im Wiener Kunstkreis
für Straub keine stilistischen Voraussetzungen.
Kennzeichnend für die var dem Jahre 1732
ausgeführte Laxenburger Kanzel ist das Zurück-
drängen des Architektonischen und die sich
hieraus ergebende Verwandlung des mäbelarti-
gen kirchlichen Einrichtungsstücks in eine frei
fließende plastische Komposition. Es steht außer
Frage, daß die auch hinsichtlich ihres Programms
einzig dastehende Kanzel in Laxenburg, ein
frühes Meisterwerk J. B. Straubs, zu den schön-
sten Kanzeln gehört, die in der ersten Hälfte
des 1B. Jahrhunderts im deutschsprachigen Kunst-
bereich entstanden sind.
Anmerkungen 30-33
"C. Giedian-Welcker, J. B. Straub, München 1922,
S.2B. Als Werk Straubs bereits unter der Nr. 53
bei J. K. v. Lippert 1772 erwähnt Für das Kloster
Diessen zwey Altäre, zwey Tabernokel, und die Ver-
zierungen Kanzel."
Der Beschreibung nach soll es sidi um eine Tuschzeich-
riung," ehemals im Besitz der Graphischen Sammlung
in Munchen, gehandelt haben. Ihre Maße sind nicht be-
kannt. Vgl. Malerei und Plastik des 18. Jahrhunderts in
Elayeirar; und Grenzlanden, 2. Aufl, München 1913, Kot.-
r.
A. a. 0., S. 73.
"A. Henle, Die
tw'ckl "dd d.
Kanzel deslß. ieiiriiifnfirigfig, Ä. e." er au"
0., S. 38-42.
Cl Unser Autor;
Dr. Gerhard P. Woeckel
Zentralinstitut für Kunstgeschichte!
Forschungsunternehmen
Meiserstraße 10
Z-München
lhelm Mrazek
'ien im Jahre 1873
Kartusche mit Wappen der jäsferreichisch-ungu-
rischen Monarchie und Devise Viribus UniHs"
Kaiser Franz Josephs l.
Franz AN, Rofunde und Aussfellungsgelände der
Welluussiellung 1873. Aquarell
Von der politischen
zur industriellen Revolution
lm Jahre 1848 kam auch in Österreich das
gefährliche Walten des Zeitgeistes" zum Aus-
bruch. Ein um seine politischen Freiheiten ringen-
des Bürgertum wollte mit einer Revolution den
ldeen der Zeit an den Stufen des Thrones"
Ausdruck verleihen. Sechs Jahrzehnte nach der
Französischen Revolution wagte es in Wien auch
der dritte Stand", das Bürgertum, die Forderun-
gen nach Freiheit und Mitbestimmungsrecht,
nach einer neuen Gesellschaftsordnung zu stel-
len. Dieser Versuch scheiterte, obwohl in Eng-
land bereits die Parlamentsreform vom Jahre
1832 dem bürgerlichen Unternehmer, der neuen
industriellen middle-classe", die Wahlberechti-
gung gebracht und damit ein auf liberal-demo-
kratischen Grundsätzen basierendes Vorbild ge-
setzt hatte.
Der Mißerfolg des Wiener Bürgertums gegen-
über der Krone und dem Feudaladel veronlaßte
die aktiven und fortschrittlichen Kreise, sich der
Auswertung des wirtschaftlichen Lebens in Fi-
nanz, Handel, Gewerbe und Industrie zuzuwen-
den. Mit Hilfe der industriellen Produktion, des
Welthandels und einer kapitalistischen Finanz-
wirtschaft dachte man ietzt den Vorsprung
Englands und Frankreichs einzuholen und dem
im Liberalismus, Positivismus und Utilitarismus
verankerten anglikanischen Gesellschaftssystem
auch in Österreich zum Durchbruch zu verhelfen.
Diese nach 1848 beschleunigte industrielle Re-
volution bewirkte die Überführung des bieder-
meierlichen Handwerkes zum Unternehmer und
die Umwandlung des Gewerbes zur Industrie
und der Werkstätte zur Fabrik. Das SChl
der politischen Revolution war zugleich die
burtsstunde der österreichischen Industrie.
damit im Zusammenhang stehenden Ven
rungen der Eigentumsverhältnisse und der
herigen Lebensordnung machten aus dem
reichischen Agrarstaat innerhalb eines Jahr
tes den modernen lndustriestaat. Nach
fung eines durch Zollschranken nicht mehr
derten einheitlichen Wirtschaftsgebietes
nach dem Ausbau der Verkehrswege in
folgenden Jahrzehnt sowie nach Beendi
des Deutschen Krieges begann sich diese
ab 1867 voll zu entfalten. Die Umwandlung
Kaisertums Österreich zur Doppelmonc
Österreich-Ungarn und die damit verbur
politische Neukonstitutionierung ließen das
strebende Bürgertum auf eine bessere Zu
Panorama von Wien 1873 nach einem Gemälde
von Josef Langl. Gesamfansicht der Sladt etwa
aus Nordosten über das Gelände der Well-
ausstellung 1873 im Prater
Wiener Sfraßenleben um 1873. Der Praierslern
mit Haupiallee und Nordbahnhof
Großer AusschniN aus dem Panorama von Wien
Abb. in zentraler Sicht auf das Weitaus-
sfellungsgelönde 1873 mit der Rofunde zum
iradfkern mit S7. Stephan und die Wiener Haus-
erge
ioffen. Hinzu kam im Jahre 1867 noch eine be-
onders reiche Ernte. Diese Wunderernte" in
Jngarn und in den Ländern am unteren Donau-
auf bewirkte, daß man ietzt allgemein von den
Lommenden sieben fetten" Jahren sprach, die
lie vorausgegangenen mageren" ablösen wür-
len. Die Folgen waren eine ständig wachsende
'raduktion, ein Wirtschaftswunder" mit einem
ieuen Lebensstandard, Komfort und Wohlstand
den bürgerlichen Kreisen. Ähnlich wie in
England erlangte schon die Gründergeneration
les neuen Besitzbürgertums eine wirtschaftliche
und kommerzielle Monopolstellung. Aus dem
iürgerlichen Handwerker und Kaufmann, aus
lem Kleinbürger der Biedermeierzeit, wurde
ein selbstbewußter Graßbürger der Gründer-
ehre, der sich mit zunehmender Industrialisie-
ung und offizieller Anerkennung durch die
Irone und dem alten Feudaladel schnell zu
iinem Geldadel" umwandelte, begleitet von
iinem aus den bürgerlichen Vertretern der In-
elligenz, der Wissenschaft und der Kunst sich
ekrutierenden Geistesadel". Für diese beiden
äruppen des Bürgertums war der Besitz" und
lessen politische, wirtschaftliche und wissen-
lO
schaftliche Sicherung ein treibendes Prinzip.
Diese industrielle Revolution mit ihren Devisen
Geld ist Macht" sowie Wissen ist Macht" war
das Ergebnis eines optimistischen Nützlichkeits-
denkens und eines demokratischen Liberalismus,
die sich gänzlich auf die Beherrschung der
Materie und deren Gegebenheiten konzentrier-
ten und Geld sowie Sachwissen als oberste
Wertkategorien setzten.
Von der Festung zur Weltstadt
Bis zum Jahre 1857 war Wien mit seinen Ba-
steien, Fortifikationen und Gräben eine der
größten und bedeutendsten Festungsstödte Eu-
ropas. Die Revolution vom Jahre 1848 hatte das
Problem der Festung noch einmal in den Vorder-
grund gerückt. Aber der rasche Sieg der kaiser-
lichen Armee unter Fürst Windisch-Graetz über
die Revolutionäre ließ die Bedeutung der Wölle
und Basteien bereits fraglich erscheinen. Längst
schon hatten die anderen Metropolen ihren
mittelalterlichen Festungscharakter zugunsten
neuer und prachtvoller Straßen aufgegeben. Der
Schritt Kaiser Franz Josephs, den er mit dem
Handschreiben vom 20. Dezember 1857 an-
kündigte, war daher längst fällig. Es ist
Wille, daß die Erweiterung der inneren
Wien mit Rücksicht auf eine entsprechende
bindung derselben mit den Vorstädten
möglichst in Angriff genommen und hiebei
auf die Regulierung und Verschönerung
Residenz- und Reichshauptstadt Bedacht ge
men werde. Zu diesem Ende bewillige icl
Auflassung der Umwallung und der Fortifik
der inneren Stadt sowie der Gräben um
selbe." Das mit diesem kaiserlichen Handst
ben initiierte städtebauliche Unternehmen
als eines der größten Bauvorhaben des 19.
hunderts angesehen werden. Die im Zug
Stadlerweiterung errichtete Ringstraße mi
Kilometer Länge, 57 Meter Breite und
Alleen wurde am 1. Mai 1865 nach Beendi
der im März 1858 einsetzenden Abbruchsc
ten feierlich eröffnet. Damit war der
zur Umwandlung in eine Großstadt VOllZl
und der Entwicklung zur Weltstadt stand
mehr im Wege.
Die wirtschaftliche und künstlerische Bedei
dieses Unternehmens rief nicht nur die Arcl
len und Baumeister auf den Plan, sondern
Das Innere der Rolunde mit Besuchern aus aller
Welt bei der Weliuussiellung 1873
Begrüßun sszena bei der Wellaussfellung Wien
1373 anlöglich der Eröffnungsfeierlichkeiien, im
Hiniergrund Kaiser Franz Joseph mif Kaiserin
Elisubeih
Tirelvignena des Kaiserl. koenigl. Oesterr. Mu-
seum für Kunsl und lndusirie"
Teilansicht aus Wien, nach 1873, mit Blick
10
11
Parlamenf gegen das neuerbaufe Rafhau
die Universilät
Die Universität von Wien Grundsfeinle
1873 nach einer Originalzeichnung von A."
Das feierliche Ereignis der Eröffnun der
ien Hachquellenwasserleiiung in Wien a1
Okfober 1873. Der Schwarzenbergplafz
Hochstrohlbrunnen im driNen Wiener
nach einer Originalzeichnung von J. Schö
12 Panorama von Wien um 1873 von Gusvav
Feder und Sepic, weiß gehöht, sign. u.
Veiih del. 1873. 56x90 cm. Blick vom
Schworzenberg auf Wien, deutlich zu
die erweiterte innere Stadt sowie der
der Ringslraße und Lusienslruße
ms für eine Erneuerung und Förderung der hei-
iischen Kunstindustrie eingesetzt hatte. Der
ückstand der österreichischen Produktion ge-
enüber der englischen und französischen, der
uf den seit 1851 stattfindenden Weltausstel-
den, Kaum gegeben werden, um die urolse, aie
Macht und den Fortschritt der österreichisch-
ungarischen Monarchie zu demonstrieren. Aller
Ehrgeiz ging dahin, sich mit den übrigen Staaten
der Welt in friedlichem Wettkampf zu messen
Laletan relder war es gelungen, beim lxc
die Freigabe des Paradeplatzareals für den
des Rathauses zu erwirken. Die Grundstei
gung hierfür fand am 14. Juli 1873 in Anwe
heif des Kaisers statt, am 12. September
ungen eklatant in Erscheinung getreten war,
eranlaßte Eitelberger schließlich, die Gründung
eines Museums für Kunst und Industrie vorzu-
chlagen. In einem kaiserlichen Handschreiben
vom 7. März 1863 nahm der Kaiser hierzu
itellung und ordnete an, daß eine Anstalt
tnter Benennung ßsterreichisches Museum für
lunst und lndustrie' ehestens gegründet werde".
iese Gründung erfolgte im folgenden Jahre
864 und hatte die Aufgabe, dem Aufschwung
ler österreichischen Industrie" durch die Be-
eitstellung der Hilfsmittel, welche Wissenschaft
lftCl Kunst zur Förderung der gewerblichen Tä-
igkeit beitragen können, sowie durch die He-
ung des Geschmackes" zu unterstützen.
Älle diese Ereignisse, Maßnahmen, Initiativen
ind Reformen führten zu Beginn der siebziger
lahre zu einem ersten Höhepunkt. Im Hinblick
luf das fünfundzwanzigiührige Regierungsiubi-
öum Kaiser Franz Josephs im Jahre 1873 emp-
and man es als eine patriotische Pflicht, diesen
einmaligen Aufschwung, diesen Triumph eines
nonarchisch-imperialen und eines liberal-groß-
aürgerlichen Zeitalters eindrucksvoll aller Welt
Ior Augen zu führen. Der Gedanke, dies durch
und eine Bestätigung des Erreichten und Errunge-
nen vor der ganzen Welt zu erhalten.
Die Wiener Weltausstellung 1873, die fünfte ih-
rer Art, hatte ihrer Bestimmung nach das Kul-
turleben der Gegenwart und das Gesamtgebiet
der Volkswirtschaft darzustellen und deren wei-
teren Fortschritt zu fördern". Sie übertraf mit
einer Ausstellungsfläche von 116 Hektar bei
weitem ihre Vorgänger. Auf den Wiesen des
Pratergetändes wurde als größte Sehenswürdig-
keit ein gigantischer Ausstellungspalast, die
Rotunde, mit einer Gesamthöhe von 84 Metern
und einem Durchmesser von 108 Metern, er-
richtet. Ein neues Ordnungssystem für den an-
schließenden Bau der Hallen wurde erdacht,
und den Nationen wies man einzelne Plätze zur
eigenen Disposition an. Erstmals traten hier die
Länder des Orients und des Fernen Ostens mit
ihren Exponaten in Wettstreit mit den europä-
ischen Nationen. China und Japan waren ein-
drucksvoll vertreten, und in der Geschichte der
Gewinnung Japans für die abendländische Kul-
tur kommt der Wiener Ausstellung die größte
Bedeutung zu. In der Zeit vom 1. Mcli bis 2.
wurde dann der Schlußstein gelegt. Mit
Ausführung wurde Friedrich Schmidt bet
einer der vielen zugewanderten Archite
der der Überzeugung war, mit diesem Bau
einen Stil der Vergangenheit angestrebt zu
ben, sondern dem Geist der Neuzeit im eig
lichen Sinne des Wortes, der sich voll in
ausspricht", verwirklicht zu haben. Ebenso
am 14. Juli 1873 mit den Bauarbeiten der an
Rathauskomplex anschließenden Universität
gannen. Hier war Heinrich von Ferstel
Architekt, einer der wenigen in Wien gebar
Künstler, der sich schon durch zahlreiche Pc
und Reprösentationsbauten hervorgetan hatt
Noch im selben Jahr, am 24. Oktober,
ein einmaliges kommunalpolitisches Ereigni
feiert die feierliche Eröffnung der ersten
quellenwasserleitung mit der lnbetriebnc
des Hochstrahlbrunnens auf dem Schwa
bergplotz. Diese seit 1870 im Bau befind
Leitung war für den Bedarf der Großstadt
wendig geworden. Sie versorgte die Stad
einem Wasser, das von den Quellen des Scf
berg- und Raxgebietes herkam und von ein
ger Qualität war.
lirr-unIh
yrasaw.r.e..iy.p.....pn..upya4g i...
z. s.
.4... ,...,
Vom Glaserladen zur Weltfirma
Das Jahr I873 war auch für eine Wiener Glas-
warenhandlung von entscheidender Bedeutung.
Die in der Innenstadt ansässige Firma J. L.
Lobmeyr konnte ihren fünfzigiöhrigen Bestand
feiern. Im Jahre 1823 war Joseph Labmeyr aus
Grieskirchen nach Wien zugewandert und hatte
einen Glaserladen in der Weihburggasse er-
öffnet. In der Folge entwickelte sich die Firma
auf Grund der persönlichen Tatkraft, vor allem
des iüngeren Sohnes Ludwig Lobmeyr, sowie des
industriellen und wirtschaftlichen Aufschwunges
zu dem prominentesten Glaswarenhandler in
Wien, ia in der Österreichisch-ungarischen Mon-
archie. Ludwig Lobmeyr, der im Jahre 1864
das Geschäft übernahm, gehörte zu ienen Män-
nern, die die vom Österreichischen Museum aus-
gehende Refarmbewegung von Anfang an un-
terstützten. So waren die Erfolge des Museums
auch seine Erfolge. Die Firma Lobmeyr war seit
1862 auf den Weltausstellungen vertreten und
kannte für ihre Produkte viele Anerkennungen
und Auszeichnungen heimhalen. Nach fünfzig-
iöhrigem Bestand war es unter der Führung
Lobmeyrs gelungen, eine moderne österreichi-
sche Glaskunst von einem ganz bestimmten und
einmaligen Charakter aufzubauen. Ihre Merk-
male erlangten als Lobmeyrstil" Weltgeltung.
Auf der Weltausstellung vom Jahre I873an der
die Firma Lobmeyr hors cancours teilnahm, trat
dies in einer umfassenden und einmaligen Dar-
bietung der Lobmeyrischen Produktion aller
Welt vor Augen.
Ludwig Lobmeyr hatte alle Ideale der vom
Österreichischen Museum getragenen kunstge-
werblichen Refarmbewegung erfüllt. Er hatte die
Künstler gelehrt, ihre Entwürfe wieder dem Glas
anzupassen, und alle Glaskünstler veranlaßt,
das letzte an Wirkungsmöglichkeiten aus dem
Material herauszuholen. Seine Erzeugnisse müs-
sen als die hervorragendsten Beispiele iener
großbürgerlichen Epoche angesehen werden, die
unter der Stilbezeichnung Historismus in die
Kunstgeschichte eingegangen ist.
I3
I4
I5
I6
I7
I8
Lehrbrief Ludwig Lobmeyrs vom I3. Sept
1840, ausgestellt in Wien
J. B. L. Lobmeyr, Venezianischer Spieg
Salon des Kaisers. Entwurf J. Starck, 1873
Theophil Hansen, Originalzeichnung als
rungsvorlage für ein Service Abb. I6
Theophil Hansen, Service mit griechische
namenten, vor I873
Weltausstellung Wien I873. Stand der
warentirma J. 8. L. Labmeyr, k. u. k. Hoflie
Österreichisches Museum für Kunst und lnd
Zeichnung von Heinrich von Ferstel
Unser Autor
Hofrat Prof. Dr. Wilhelm Mrazek
Direktor des Üsterreichischen Museums
für angewandte Kunst
A-IOIO Wien, Stubenring
vhw. .104. 4.
Künstlerprofile
Qmxißv-ßww-
Jürgen Messensee, Fruuenkopf, 1971, Pusiell, 49x48 cm
Jürgen Messensee, Sfehende, 1973, Pnsieii, 65x48 cm
Das Üsielreichirio auf der 17. Eiennuie in Sau Paulo
Erwin Reiier, Hermann J. Puiniiz, Jürgen Messensee links
nach rechis
Hermann J. Pciniiz, Anonymes Pmlräi 1'771. Farbsiiilel
TusdielPopier, B8 62 cm
Erwin Reifer, Besichiiger, 1971.Brunze,Alummium,Chrcm-
nickeisvahl
Erwin Reiier, Raumflivzer ll, 1971. Chromnickelsiahl,
Kupfer
Hermann J. Puinilz, vor seinem Bild der Nuiionulrcls-
wclhl 1971
Erwin Reiter, Durchdringung, 1972. FederfTusche, Papier,
67x 40
Erwin Reirer bei der Feriigsiellung seines Sierbenden
Aslronuulen", Chromnickeisfahlplasilk, 1973
36
Jürgen Messensee, Hermann J. Painitz, Erwin Reiter Österreich auf der 12. Biennale von Sao Paulo
Die österreichische Kunstszene der letzten Jahre wurde in entscheidendemAusmaß durch die Leistungen
ausgesprochener Einzelgänger geprägt. Man kann darin eine Bestätigung für die Subjektivität und Not-
wendigkeit der eigenen freien künstlerischen Entscheidung und ihrer Entwicklung sehen. Zugleich weist
dieser Umstand aber auch auf eine erfreuliche Unabhängigkeit maßgebender jüngerer österreichischer
Künstler von internationalen Modetrends und Tendenzen hin. Bei den interessantesten Begabungen, wie
sie in großer Verschiedenartigkeit vor allem innerhalb der Generation der Fünfundzwanzig- bis vierzigjährigen
anzutreffen sind. dominiert die eigene Konzeption und eine zumeist sehr eigenwillige originäre bildnerische
Umsetzung. Auf dieser Basis des Nichtepigonalen werden innerhalb der Malerei, Graphik, Objektkunst
und Plastik in Osterreich Positionen bezogen, deren Summe zwar durchaus dem vielzitierten pluralistischen
Bild heutiger Kunst entspricht, der internationalen Szene allerdings in herausragenden Leistungen eine
Reihe bemerkenswerter, kaum oder gar nicht vergleichbarer künstlerischer Akzente beisteuert.
Zu Außenseitern und künstlerischen Einzelgängern dieser Art zählen auch die Wiener Jürgen Messensee
und Hermann J. Painitz sowie der Oberästerreicher Erwin Reiter, die Osterreich auf der 12. Biennale von
Sao Paula mit Arbeiten neuen und neuesten Datums vorstellt.
Jürgen Messensee
Seit Beendigung seines Akodemiestudiums 1960
arbeitet der 1936 geborene Wiener Maler und
Zeichner Jürgen Messensee intensiv und
selbstkritisch an der Erschließung und Erprobung
zeitgemäßer Ausdrucksmöglichkeiten einer
gegenstandsgebundenen Kunst. Thematischer
Ausgangs- und Kristallisationspunkt seiner Arbeiten
sind zumeist Kopf und menschliche Figur,
gelegentlich aber auch Requisiten eines lnterieurs.
Messensee sieht in diesen Gegenständen allerdings
nicht mehr als Ansätze, Vorgegebenheiten und
begriffliche ldentifikationsmodelle, die erst durch
den Prozeß inspirierter bildnerischer Umsetzung
künstlerische Verbindlichkeit erhalten. Er entwickelte
mit Konsequenz ein klar abgegrenztes Vokabular,
das formale Strenge mit malerischer Vitalität
harmonisch in Beziehung setzt. Sein stark
abstrahierender expressiver Stil bezieht seinen
besonderen Reiz aus der Balance zwischen rein
malerischen und primär zeichnerisch-graphischen
Elementen. Auffallend ist dabei die klare Farm- und
Raumvorstellung, für die ein in seiner Breite und
Vehemenz stark schwankender Konturstrich ebenso
charakteristisch ist wie seine formale Sicherheit
verratender Einsatz.
Messensees existentielle Gleichnisse provozieren in
ihrer verschlüsselten Symbolik und den Andeutungen
einer ganz und gar antiliterarischen, wenn
auch dialektischen Thematik den Geist und die
Phantasie des Betrachters. Sie bieten keine
Patentlösungen an, erzählen nicht und bilden schon
gar nicht ab, sondern aktivieren über die legitimen
Möglichkeiten der sinnlichen Wahrnehmung
und die ästhetischen Qualitäten vitaler Malerei
unser Sehvermögen und lnterpretationsbedürtnis.
Seine Bilder und Zeichnungen verraten Kraft
und Elan, zugleich aber auch ungewöhnliche
Sensibilität und einen verschwenderischen
Nuoncenreichtum, wie er in derartiger Spontaneität
innerhalb der heutigen Malerei selten ist. Die
Grundhaltung des Künstlers ist flexibel und für neue
Anstöße offen. Die Gefahr bloßer Variation
und routinierten Wiederholens wird so durch
permanent vorgenommene schöpferische Erneuerung
gebannt.
Hermann J. Painitz
Mit voller Absicht wurden aus dem Gesamtwerk des
Wiener Malers, Graphikers und Plastikers
Hermann J. Painitz ausschließlich Beispiele seiner
seit 1970 entstandenen Statistischen Portraits"
ausgewählt. Die Bilder und graphischen Blätter
dieser Serie stellen in ihrer strengen Logik und
Konsequenz einen für die Denkweise und das
bildnerische Vorgehen des 1938 geborenen Künstlers
bezeichnenden Beitrag dar.
Zum Unterschied vom konventionellen Porträt, dem
es um ein Fixieren charakteristischer Äußerlichkeiten
und das dadurch ausgelöste künstlerische
Vordringen zur porträtierten Person geht, wählt
Painitz das Verhalten und die Tätigkeit des
Menschen, die Ergebnisse einer politischen Wahl
oder einen Auszug aus der Weltliteratur Jonathan
Swift als Bildanlaß.
Ausgangspunkt sind für ihn Statistiken, die von
den Personen, die er porträtiert, für die Dauer
vereinbarter Zeiträume unter gleichfalls detailliert
abgesprochenen Gesichtspunkten angefertigt
werden. In diesen Bildstatistiken wird zum Beispiel
festgehalten, welcher Arbeit iemand nachgeht,
was eine bestimmte Person in ihrer Freizeit macht,
wie Tagesablauf und Stundenplan aussehen,
wie bestimmte Körperfunktionen beschaffen sind
und anderes mehr. Für die obiektiven Fakten
dieser Zählungen werden vom Künstler optische
Zeichen und Signale entwickelt, die zwar im Bild der
Anzahl und Abfolge nach vorbestimmte Reihen
ergeben, in ihren bildnerischen und ästhetischen
Wertigkeiten allerdings der freien Entscheidung
und dem persönlichen gestalterischen Vermögen
ihres Urhebers unterliegen. Bei Hermann J. Painitz
treffen somit schöpferische Willkür in zumeist
sehr rationeller, bildökonomischer Form und
statistisch ermittelte Fakten als gleichwertige und
gleichwichtige Faktoren seiner Darstellungen
zusammen.
Erwin Reiter
Der 1933 in Julbach in Oberösterreich geborene
Bildhauer Erwin Reiter absolvierte 1959 die
Meisterklasse von Professor Fritz Wotruba an der
Wiener Akademie der bildenden Künste.
Ausgehend von kraftvollen, zumeist barock und
vegetativ anmutenden Figurationen entwickelte er
vor allem in den letzten fünf Jahren begleitet
von konstanter zeichnerischer Tätigkeit einen
einprägsamen Personalstil, der in gleicher
Weise durch die Art seines formalen Vollzugs wie
seine an eine freie und offene Symbolik gebundenen
Deutungsmöglichkeiten überzeugt.
Reiters nahezu abstrakte Plastiken aus Chromnickel-
stahl, Bronze, Kupfer und Aluminium vereinen
in ihrer räumlichen Dynamik, in ihrem ausgewogenen
und doch spannungsreichen Verbunden- und
Verschlungensein mäanderartiger, kurviger Elemente,
zeitbezogenen und zeitgemäßen Ausdruck mit
gewissen nachvollziehbaren Tendenzen des
Archaischen. Bei aller Eleganz und material-
abhängigen Exaktheit springt von ihnen gleichsam
ein irrationaler Funke auf den Betrachter über,
der sehr wesentlich in der Symbolik dieser Arbeiten,
die zwischen den vermeintlichen Antipoden Engel
und Astronaut eine kühne gedankliche Brücke
schlagen, begründet ist.
Erwin Reiter, den Bibelstellen über Engel und
Erzengel ebenso faszinieren wie gut geschriebene,
phantasieanregende Science-fiction-Romane, sieht
im Weltraumfahrer unserer Zeit mehr als den
mit detaillierten Aufträgen in den Kosmos
oufgebrochenen Angesandten menschlicher Ratio.
Der Astronaut personifiziert für den Künstler
gleichsam das Schicksalhafte einer Epoche, indem
er die Leistungs- und Erlebnisföhigkeit des
Menschen im Technischen Seelischen extrem
beansprucht. Mit Recht charakterisiert daher auch
der Theologe Kurt Lüthi Reiters Plastiken als
lmplikationen, die das Erleben neuer Dimensionen
des Seelischen und Kosmischen zusammenschließen."
Die Denkanstöße und Empfindungen, die sie in
ihrer herben Schönheit und klaren Gliederung,
in ihrer massiven Kompaktheit und überlegten,
sensiblen Rhvthmisierung vermitteln, lohnen den
Einsatz. Peter Baum
Aktuelles Kunstgeschehen, Wien
Albertina
Arnulf Rainer
Nach mehrmaligem Umdispanieren verdiente
Albertina-Ehren für Arnulf Rainer, dem in der
Summe seiner künstlerischen Leistungen wohl
stärksten und extremsten österreichischen Maler und
Graphiker nach 1945. Die Auswahl des Radier-
werkes umfaßte Arbeiten von 1956 bis herauf zu
Blättern aus 1973, in denen Rainer in der Manier
seiner expressiven Face-Farces" Körper-Fotos von
sich gleichermaßen raffiniert wie vehement
überzeichnet. Schade, daß man die Gelegenheit
nicht wahrnahm, den Bogen weiter zu spannen und
über die dominierenden Uberdeckungen hinaus auch
Rainers Lithographien und Siebdrucke in
entsprechender didaktischer Spannweite zu zeigen.
Ein weiteres Manko der fehlende Katalog, den
auch das verdienstvolle Werksverzeichnis der ge-
samten Druckgraphik, herausgegeben von Otto
Breicha in der Edition Tusch, nicht entschuldigen
konnte.
Museum des 20. Jahrhunderts
Tomi Ungerer
Mit dem 1931 geborenen Straßburger holte Dr. Al-
fred Schmeller einen der führenden Stars unter den
gegenwärtig aktuellsten und vielseitigsten Illustra-
toren, Cartoonisten, Plakatentwerfern und Zeichnern
von Kinderbüchern nach Wien. Mehr als 200 Arbei-
ten ergaben in ihrer Vielzahl kritischer Anlässe
einen sehr kompletten Spiegel gesellschaftlichen
Verhaltens und seiner zwischen Sex und Freßsucht
pendelnden Tatbestände.
Ungerer, der heute auf einer Farm in Kanada lebt
seziert die Snobiety beiderlei Geschlechts, er
attackiert Kommerz und Politik, die Auswüchse des
Sports und gibt sich auch sonst nicht zimperlich,
wenn es gilt, eine aus den Fugen geratene Umwelt
in übersteigernder Ungeschminktheit festzuhalten.
Ungerer macht das mit den Mitteln des gebrauchs-
graphischen Vollprofi, zu denen nun einmal eine
gewisse Lautstärke und Direktheit, notwendiges
Simplif eren und sicheres Zupacken im richtigen
Moment gehören. Es wäre daher falsch, den harten
Satiriker und humorvollen Plakatdesigner innerhalb
künstlerischer Gewichtsklassen mit anderen, vielfach
wesentlicheren Voraussetzungen vergleichend zu
reihen. Tomi Ungerer ist ein Großer der Kleinkunst
ein Könner mit brillanten Ideen, ein Mann, der
schnell schaltet, Kritikfähigkeit besitzt und Selbst-
ironie beherrscht, der die Schmutzfinken aufscheucht
und in Beulen sticht, die andere bloß streicheln
Abb. 1.
Galerie Schottenring
Fritz Steinkellner
Die heute nicht nur im Bereich der Bildkünste,
sondern auch in Literatur, Theater und Aktionismus
immer öfter und ausgeprägter feststellbare dia-
lektische Vielschichtigkeit findet in den Arbeiten des
1942 geborenen Kärntners wesensgemäße Ent-
sprechung. Als Vertreter einer neuen Gegenständ-
lichkeit, die das Andeutungsweise, Lapidare und
Fragmentarische bevorzugt und nicht mit Patent-
lösungen aufwarten will, zeigt Steinkellner vor allem
in seinen auch technisch hervorragenden Sieb-
drucken und ähnlich komplexen Gouachen Konse-
quenz und Geradlinigkeit. Steinkellners Arbeiten
einschließlich der beiden mitausgestellten großen
Obiekte suchen nicht das Abbildhafte, sondern
provozieren durch die Autonomie des Neugeschaf-
fenen Assoziationsketten. Trotz einer gewissen
geistigen Verwandtschaft zu Gironcoli, Walter
Pichler und dem Franzosen Titus Carmel bestidit
Steinkellner durch klar abgrenzbare Eigenständig-
keit und ein durch Verfremdungen gekennzeichnetes
Vokabular", das Poesie mit Distanziertheit
verbindet 15. April-M. Mai 1973 Abb. 2.
Dom-Galerie
Wilhelm Traeger
Start einer neuen, von Dr. Rudolf H. Hintermayer
geleiteten Galerie mit einer auf frühe Linolschnitte,
Zeichnungen und Pastelle konzentrierten Werks-
38
auswahl des 1907 in Wien geborenen Künstlers.
Traegers ausdrucksstarke Linolschnitte der 1932 ent-
standenen Wien-Falge" ergeben eine geschlossen
wirkende Suite von 18 Darstellungen aus dem Wien
der Zwischenkriegszeit. Der in Ried im lnnkreis
wirkende Maler und Druckgraphiker erweist sich
darin als genauer Beobachter gesellschaftlicher
Zustände. In Straßenszenen des Alltags läßt er
Revue passieren, was für eine Zeit materieller
Armut, großer Arbeitslosigkeit und politischer Frage-
zeichen kennzeichnend war. Seine Zeit-Bilder schil-
dern Tatbestände, ungeschminkt und realistisch,
handwerklich beherrscht und mit sicherem Ein-
fühlungsvermögen für die Kontrastwirkungen des
reinen, harten Schwarzweiß. Eine verdienstvolle
Ausstellung, die nicht zuletzt im historischen Konnex
zur Druckgraphik der deutschen Expressionisten zu
betrachten war.
12. April-12. Mai 1973 Abb. 3.
Nebehay-Art-Gallery
Brigitta Malche
Nach erfolgreichen Personalen in der Schweiz die
erste Einzelausstellung der Linzer Malerin in
Usterreich. Ausgehend von Erkenntnissen des
Kubismus und der klassischen Geometrischen
Abstraktion, gelangt die Künstlerin zu sehr
beherrschten, malerische Noblesse mit formaler
Ausgewogenheit verbindenden Abstraktionen. Die
Darstellungen im engeren Sinn sind Kreisen einge-
schrieben. Sie greifen verschiedentlich Architektur-
details der Antike und Gotik auf und führen diese
in durchaus persönlicher, eigenständiger bildneri-
scher Synthese fort. Am überzeugendsten iene
Arbeiten, in denen Malche formal und von der
Farbe her um möglichste Reduktion und Klarheit
bemüht ist MailJuni 1973 Abb. 4.
Galerie Ariadne
Reimo S.Wukounig
Innerhalb der zahlreichen realistischen Tendenzen
der iüngeren österreichischen Kunst nimmt der
Kärntner einen der vordersten Plätze ein. Seine
neuen Farbstiftzeichnungen sind Gleichnisse mensch-
licher Isolation. Anders als bei dem abstrakteren"
Steinkellner verbinden auch sie kühle Poesie mit
Distanziertheit, die zum Nachdenken zwingt. Ein
Werk, das zunehmend an Profil gewinnt und nicht
zuletzt Einsatz und adäquat genütztes handwerk-
liches Können beweist Mai 1973 Abb. 5.
Galerie in der Passage
Dietmar Kiffmann
Die thematischen Ausgangs- und Bezugspunkte der
Zeichnungen und Radierungen des 1940 geborenen
Grazers sind Landschaft und Ted1nik. Kiffmann, der
erstmals in Wien ausstellte, faßt sie als einander
bedingende Gegensätze auf, die den Arbeiten
nicht nur in graphischer, sondern auch in inhaltlidi-
assoziativer Hinsicht Spannung verleihen. Kiffmann
kommt in seinen umweltbezogenen Darstellungen
mit wenigen Requisiten aus mit Röhrensystemen
und riesigen Zylindern, mit Sperren und Mauern,
die er in Täler und Hügellandschaften verpflanzt.
Neben der Landschaft gilt dem Schicksolhaften des
Menschen aufgezeigt an Variationen der mensch-
lichen Figur sein Hauptaugenmerk. Er inter-
pretiert das existentielle menschliche Sein in
verschlüsselter Symbolik 3. Mai-B. Juni 1973
Abb. 6.
Galerie in der Blutgasse
Wolfgang Denk, Peter Carer
Zwei iunge Realisten in knapper Aufeinanderfolge.
Denk, 1947 in Seitenstetten in NO. geboren, ent-
wickelte sich als Autodidakt; in den letzten Jahren
mit erfreulicher Folgerichtigkeit, die zu einem
plakativen Personalstil führte, der Elemente der
amerikanischen Pop-Art innerhalb zeitgemäßer
Möglichkeiten eines neuen Landschaftsbildes ein-
setzt. Carers iüngst entstandene Zeichnungen stellen
als Abbilder der Realität den Alltagsmenschen von
heute weniger in Frage, als sie ihn typisieren. Sie
geben die Wirklichkeit in Ausschnitten und Szenen
in einer dem Fotoschnappschuß vergleichbaren
Sicht wieder 12. März-31. März 1973 bzw. 2-22.
April 1973 Abb. 7.
Z-Hauptanstalt
Porträt heute
Eine im Prinzip verdienstvolle, in der Durchführung
allerdings zu breit geratene und vielfach auch zu-
wenig qualitäfsvolle, von Belanglosigkeiten durch-
stückte Festwochendokumentation zu dem inter-
essanten Thema. Unabhängig von grundsätzlichen
Möglichkeiten zeitgemäßen Porträtierens, über die
die Ausstellung allerdings kaum eine Aussage
machte, weil sie nicht zuletzt extreme Standpunkte
wie etwa Rainers Face-Farces vermissen ließ, gab es
immerhin manches von Qualität und Interesse,
darunter die Arbeiten von Schänwald, Pakasta,
Fleck, Eisler, Stark, Karger, Martinz, Zadrozil,
Rusche, Atanasov, Helnwein, Gansert, Klanisek-
Bratke, Pangratz, Bramer und Hausner. Positiv
der mit zahlreichen Abbildungen versehene
Katalog 14. Mai-ö. Juni 1973 Abb. B.
Galerie auf der Stubenbastei
Erhard Sföbe
Eine insgesamt erfolgreiche Ausstellung des 1943
geborenen Wieners. Am stärksten Stöbes durchweg
beherrscht gemalte Aquarelle ironischer Bezug-
nahmen. Ein expressiver Realist, der sich trotz
weiterentwickelter Stilistik und Handschrift den
nötigen malerischen Freiheitsraum bewahrt.
6. bis 31. März 1973 Abb. 9.
Galerie Euro-Art
Ivan Generalic
Anläßlich der Herausgabe einer aufwendigen Farb-
reproduktion in Siebdruckmanier auf Seide
Auflage 5400 Exemplare präsentierte die Edition
eine kleinere Auswahl von Hinterglasbildern und
Zeichnungen des weltberühmten iugoslawischen
Naiven. Generalic kam aus diesem Anlaß erstmals
nach Wien 14.-18. Mai 1973 Abb. 10.
Galerie in der Dommayergasse
Jascha und Leitner
Jaschas emotionsgeladene Niederschriften von
Landschaftsfragmenten, Porträts, Menschen und
anderen ihn bestimmenden Umwelteindrücken als
verdienstvolle Entdeckung einer Serie technisch
raffinierter Graphitstiftzeichnungen. Zweiter Aus-
steller neben dem Oberösterreicher war d'er
Steirer Heinz Günter Leitner, dessen subtile Blätter
mit dem Generaltitel Zeichnungen für bis
Augen" Analogien zur Konzept- und Proiektart,
gelegentlich aber auch Effekte der 3-D-Graphik und
den Einbezug von Fotos aufweisen März 1973
Abb. 11.
Akademie der bildenden Künste
Edelbert Köb
Die erste Fersonalausstellung des 1942 geborenen
Bregenzers, der seit 1966 als Hochschulassistent am
Institut für zeichnerische und malerische Darstellung
der TH Wien tätig ist. Köbs den Zeitraum von
1970 bis 1972 umfassende Plastiken aus Gips und
Stuck sind herausfordernde Formulierungen des
Kreatürlichen, die in einer gewissen geistigen
Verwandtschaft zu den Radierungen Gotthard
Muhrs stehen, die vor kurzem in der Künstlerhaus-
Galerie zu sehen waren. Ebenso bemerkenswert
wie die Ausstellungen die von Köb und Muhr
herausgegebenen bibliophilen Werksverzeichnisse
Mai 1973 Abb. 12.
Peter Baum
ui Ungerer, Einladung Museum des 20. Jahrhunderts F. Steinkellner, Siebdruck, 1972
wgillß Molche, Thasos, 1972, AcryllLeinwund R. S. Wukounig, Farbslichzelchnung, 1972173
ßlfgdng um, Berge uufwärls, 1971172
Rudolf Schönwald, Portrüi Rüdiger Engerlh, 1973,
Blsisiiftzaidunung
Erhard SVöbe, Die Untersuchung der Zimmerexken, 1972
Aktuelles Kunstgeschehen Bundesländer
Salzburg
Galerie in der Goldgasse13"
Wolfgang Denk
Denk setzt Sinneseindrücke von realistischen Gegen-
ständen in großflächige Bilder um, die Einflüsse der
Pop-Art und deren plakativer Farbigkeit nicht
verleugnen können und wollen. Visuelles als
geistiger Eindruck wird gedanklich verarbeitet und
realistisch" dargeboten 19. 2.-11. 3. 1973.
Alfred Karger
Karger zeigte aus seinem reichen expressiven
Schaffen eine Auswahl aus Bildnis, Landschaft und
Aktzeichnung. Er verwandelt dabei das Vorbild
Natur aufregend und sensibel in seine eigene, ganz
und gar nicht naturalistische Formensprache. Seine
Landschafts- und Menschendarstellungen sind durch
die psychologisch erfaßte Situation bestimmt, das
Trübe Wetter" der Seele wird ausgeglichen durch
eine leidenschaftlich leuchtende Farbe 2. 4.-4. 5.1973.
Helmut Kurz-Goldenstein
Der aus Salzburg stammende und ietzt in Wien
lebende Maler betreibt in seinen hier ausgestellten
Zeichnungen expressionistische Gesellschaftskritik;
unter anderem führt er verschiedene Werbeslogans
ad absurdum, in dem er sie wörtlich nimmt
4. 5.-5. 6. 1973.
lndustriehalle der Firma Willi Meingast
In diesem iener hierzulande seltenen Beispiele guter
zeitgenössischer Architektur konnten dank der
Aufgeschlossenheit des Firmeninhabers der Bild-
hauer Herbert Wasenegger und der Maler Helmut
Margreiter eine Auswahl ihrer Werke zeigen.
Margreiter stellt in seinen Bildern, einzeln und
immer namenlas", Menschen dar, die in ihrem
Denken, in ihrer Tätigkeit vom gewöhnlichen Leben
abgewandt sind. Wasenegger geht es um die
MateriaIisation von geistigem Gut", er steigt
hinunter in den Anfang und findet das Gesetz". Es
sind rein abstrakte Arbeiten, ein weiter Spielraum
für die Phantasie des Betrachters", wie er selbst
meinte 12. 4.-25. 4. 1973.
Galerie Welz
Siegfried Strasser
Strasser betrachtet technische Geräte nicht als
etwas Bäsartiges, aber auch nicht als errechnete
Ergebnisse, die Grundlage für voraussehbare
Ergebnisse sein können. Es macht ihm Freude, mit
Schaltelementen und Koordinatensystemen zu
spielen und sie in materialbildartigen Darstellungen
aus Acryl zu verfremden, zu verblödeln". Er
erreicht damit spezifische Aussagen über eine auf
humorvollem Verständnis beruhende Beziehung des
Menschen zur Technik die Chance des Individuali-
sten im heutigen Kunstbetrieb 2. 2.-28. 2. 1973.
Markus Vallazza
ln Heft 126 dieser Zeitschrift hat Kristian Sotriffer
das Künstlerprofil" des 37iährigen Südtirolers
beschrieben. In den Arbeiten des besessenen Zeich-
ners wird Raum kaum angedeutet, immer ist der
Mensch das Wichtige, pulsierend, deutlich; die
Leiblichkeit ist häßlich, die Wirklichkeit nicht
paradiesisch. Die psychische Existenz des Menschen
in unserer Zeit wird erregend spürbar 2. 3. bis
28. 3. 1973.
Die Galerie Welz zeigte nach einer Ausstellung
griechischer und russischer Ikonen 6. 4.-25. 4. 1973
Aquarelle und Zeichnungen von 20 österreichischen
Künstlern" 27. 4.-23. 5. 1973, die eine ungewollt
programmatische hätte genannt werden können.
Denn es wurden aus eigenen Beständen Blätter iener
gezeigt, die hier seit langem Heimatrecht erworben
hatten Kubin, Herzmanovsky-Orlando, Schiele,
Klimt, Baeckl, Thöny, Kakoschka, Hrdlicka, Breiter,
Hradil, Zens, Salzmann, Moldovan, u. a..
Galerie am Markt"
Veronika Fischer-Minnigerode
Aus verschiedenartigen zeitgenössischen Kunst-
strömungen werden im Werk der 28iöhrigen
Künstlerin Einwirkungen in selbständiger Weise
verarbeitet. Eine Malerin, die sicher ihren eigenen,
erfolgreichen Weg ehen wird 21. 3.-5. 4. 1973.
Franz Wagner
40
Tirol
Innsbruck, Galerie im Taxispalais
Gerhard Richter
48 große Porträts, alle gleiches Format, berühmte
Männer der Geistesgeschichte, in der von
Richter bekannten Foto-Malerei. Eine sehr wichtige
Ausstellung 8. 3.-6. 4. 1973.
Paul von Rittinger
Eine Gedächtnisausstellung des 1879 in Oberholla-
brunn geborenen und 1953 in Innsbruck gestorbenen
Künstlers und Gelehrten. 47 Exponate, neben dem
vom Künstler entworfenen und bemalten Schwe-
dentisdt", meist aquarellierte Tusdtezeichnungen.
In der Nähe Herzmanovsky-Orlandos wird P. v. R.
heute sicher mehr als zu seiner Zeit verstanden
11. 4.-7. 5. 1973 Abb. 15.
Tiroler Kunstpavillon
Martha Murphy und Josef Opperer
Die Murphy, 25 Aquarelle, Misditechniken; Opperer,
19 Bilder und Obiekte aus bemaltem Maltofil,
popig, mit Hintergrund 12.1.-3.2.1973.
Willi Stiegler
Architekt, Überblick 1925 bis heute. Fotos und
Zeichnungen 9.-3I. 3. 1973.
Ernst Nepos und Peter Schneider
Nepos 1885-1971 Porträts, Zeichnungen und
Aquarelle, Schneider 1919-1965 Kleinplastiken,
Figuren und Porträts 9. 2.-3. 3. 1973.
Kärnten
Galerie an der Stadtmauer
Herwig Zens
Handzeichnungen, Graphik. Neben den bekannten
Blättern verschiedener Stadtansichten, neben den
durch Hell-Dunkel-Kontraste bestechenden Zeichnun-
gen mit personalen Bezogenheiten zeigte Z. eine
neue ins Technisch-Konstruktive weisende Phase
4.-25. 4. 1973.
Jeanne Rebeau
Obiekte 4.-19. 5. 1973.
Othmar Zechyr
Dichte Strichfalgen technoider Utopien 25. 5.-16. 6.
1973 Abb. 16.
Steiermark
Graz, Neue Galerie am Landesmuseum
im Künstlerhaus Graz
Schweizer Kunst heute
156 Obiekte von 55 Ausstellern. Zusammengestellt
in zwei Gruppen von Margit Slaber und Walter
Schöneberger. Ausgezeichnete Beispiele einer Viel-
falt künstlerischen Schaffens, mit Vertretern welt-
bekannter Namen, aber auch, für uns, manche
Neuentdeckung. Das Spannungsfeld ist reich, und
sowohl die Großzügigkeit der Auswahl als auch
die Gestaltung des Kataloges ist vorbildlich
10. 2.-11. 3. 1973 Abb. 17.
Neue Galerie am Landesmuseum
Heinz Gappmayr
Mit sparsamsten Zeichen und dem Einsatz von
Flächenteilungen gibt der Gestalter Denkanstöße.
Die Darstellung von Begriffsvorstellungen werden
zerlegt und damit in Frage gestellt. G., als Vertreter
visueller Poesie bekannt, gibt optische Anregungen
einer rein intellektuellen Verhaltensweise
16. 2. bis 11. 3. 1973 Abb. 18.
Johannes Molzahn
106 Exponate, Ulbilder, Aquarelle, Zeichnungen
geben einen Querschnitt des Werkes dieses wich-
tigen deutschen Künstlers 1892-1965. Besonders
stark und wirksam in seiner kubistisch-futuristischen
Epoche. Auch die aus konstruktivistischen Bau-
elementen gefiigten Figurationen der frühen drei-
ßiger Jahre sind Zeugnisse eines Wegbereiters
der Moderne. Eine sehr wichtige Ausstellung
17. 3.4. 4. 197a.
Sezession Graz
Heinz Lierg, Hannover
Deckfarbenmalerei und Zeichnungen, oft pattern-
artig 7.-28. 4. 1973.
Oberösterreich
Linz. Neue Galerie
Paul Flora
Zeichnungen aus 25 Jahren. Eine Ausstellung, die,
wie so schnell keine andere, zeigt, wie sehr die
Arbeitsweise eines Künstlers, trotz eines als
verbindlich gefundenen Duktus sich ändern
kann. Bei striktester Beibehaltung des Striches, mit
sparsamstem Einsatz der Krümmung, wird klar,
daß hier mit Verdichtung und Lockerung gearbeite
wird 29. 31.-28. 4. 1973 Abb. 19.
Meisterschule für Bildhauerei
Professor Walter Ritter
Von elf Schülern der Kunstschule der Stadt Linz
46 ausgestellte Objekte. Wenn auch oft noch deut-
lich die Vorbilder spürbar, werden gute Leistungen
erzielt 17. 5.-2. 6. 1973 Abb. 20.
Linz Club der Begegnung Club-Galerie
Wilhelm Hager Grafik und
Heinz Wolkersdorfer Gläser
24. 1.-2l. 2. 1973.
Thomas Römer, Städtische Impressionen
6. 4.-24. 4. 1973.
Niederösterreich
Baden Kleine Galerie am Houptplatz
Paul Flora Neue Zeichnungen
Eine für Baden sehr wichtige Ausstellung, auf der
auch die vielen von Flora illustrierten Bücher ge-
zeigt wurden. 7.-30. 4. 1973.
Perchtoldsdorf Galerie Romanum
Rudolf Krieboum
In den Farbrodierungen dieses Künstlers treffen wir
makrokosmische Elemente in klarem Ordnungs-
gefüge mit ienen von rein graphischen Komponen-
ten. Die Technik erinnert entfernt an Heuer, ist
sauber und ausgewogen, hat neben der lebens-
verbundenen auch eine ästhetische Aussage
4. 4.-24. 4. 1973 Abb. 21.
Gundi Groh
Ölmalerei 25. 4.-15. 5. 1973.
Schönau Kleine Galerie
Guido Kucsko
Der iunge Maler zeigt Ülbilder und Graphiken.
Anklänge an den Jugendstil, ornamentale Gestal-
tungen 7.-2B. 4. 1973 Abb. 22.
Mödling Z-Galerie
Anton Wichtl und Theo Braun
21. 13.-27. 4. 1973.
15. 5-8. 6. 1973.
St. Pölten Kleine GalerielStadtbücherei
Anton Watzl
Landschaffszeichnungen, Aquarelle, Radierungen.
Als besondere Novität Pflanzenstudien in freien
Kompositionen 28. 2.-26. 3. 1973.
Krems Künstlerhaus
Franz Milan Wirth Fritz Dobretsberger
12. 5-19. 5. 1973.
Galerie Jazzkeller
Henny Tamm
Malerei und Glasuren 12. 5. 1973.
Zwettl Galerie im Stüberl
Melk Rathaus
Franz Traunfellner
Holzschnitte und -stiche, Radierungen und Litho-
graphien. Mit wenigen Andeutungen werden Räume
geschaffen. Unabhängig von zeitlichen Strömungen
wird hier ein Terrain behauptet, das immer mehr
und mehr im Rückmarsch vor einer technisierten
Welt begriffen ist 25. 3-24. 4. 27. 4.-5. 5. 1973
Abb. 23.
Mistelbach Galerie Weinviertel
Fritz Laderer
Malerei und Graphik, Ulbilder, zeichenhaft, kraft-
volle Farben, polare Gegensätze von Humanem
und Technoidem. Die Graphik, hauptsächlich auf den
Menschen konzentriert, zeigt eine große
Beherrschung der verschiedenen Drucktechniken
18. 5.-14. 6. 1973 Abb. 24. Alois Vogel
olge 13-24
14 Markus Vullozza, Sludie zu Man de fiev", 1971 15 Paul von Rininger, Ein Vogelnes! im Paradies
lingu-
um, Zeichnung, m7 Max am, Kern aus Doppelungen maxev 1a Heinz Gappmayr, Text, 1972
ul Flora, Kämpfende Zentuuren, 1962 20 Johann Scnrumm, Figurengruppe, Gips, 34 cm, 21 Rudolf Kriebuum, Farbrcdhrung
Bruno Lipp, Torso, Terrclkcmz, 35 cm
uido Kucsko, Ulbild Temoera Kupfer 23 Franz Trnunfellner, Winterliche Lcnndschufl, Hulzschnill 24 Frilz Laderer, Homunculus, Mulenclüefdruck
41
Notizen
Österreichische Galerie Spätgotik in Tirol
Als gemeinsame Veranstaltung der Bundeshauptstadt
Wien im Rahmen des Bundesländerprogramms
und des Landes Tirol zeigen das Landesmuseum
Ferdinandeum, Innsbruck, und die Osterreichische
Galerie im Oberen Belvedere vom 13. Juni
bis 16. September 1973 die Ausstellung
Spätgotik in Tirol, Malerei und Plastik von 1450
bis 1530.
Durch Umbau im Westflügel kann die neuere
österreichische Kunst in erweitertem Umfang
gezeigt werden. Neu zu sehen Werke von Brauer,
Fuchs, Hollegha, Hundertwasser, Leskoschek,
Mikl, Neuwirth, Prachensky, Rainer, Ritter, Stark,
Urbach, Urteil und anderen zusätzlich zu den
bisher ausgestellten Kunstwerken unseres
Jahrhunderts. Durch Wechsel in der Ausstellung
soll in Zukunft die ieweils gezeigte Auswahl aktuell
gehalten werden.
Eine bedeutende Neuerwerbung wurde dank der
Hilfe von Wirtschaft und Industrie ermöglicht.
Im Museum mittelalterlicher österreichischer Kunst
in derOrangerie des Unteren Belvedere ist diese,ein
romanischer Kruzifixus, 1160-1180 aus Stummerberg
im Zillertal, Tirol, nunmehr aufgestellt. Dieses
wahrscheinlich älteste Schnitzwerk Tirols
dokumentiert die charakteristische künstlerische
Leistung der westlichen Alpenländer im hohen
Mittelalter erstmals in einer Wiener öffentlichen
Sammlung.
Österreich Salzburg
Der Salzburger Maler Herbert Breiter veröffentlichte
im Verlag der Galerie Schmücking, Braunschweig,
einen Zyklus von zehn farbigen Lithographien mit
einer ieweiligen Auflage von 60 Slüd unter
dem Titel Dalmatinische Landsdtaften".
Hofrat Walter Koschatzky, der Direktor der
Albertina, wird den zuständigen Stellen von Stadt
und Land Salzburg bei der Vorbereitung und
Planung des Kunstzentrums vgl. dazu den Aufsatz
von Landesrat Herbert Morilz in Nr. 1241125 dieser
Zeitschrift zur Verfügung stehen. Er wird als
Konsulent an der Definition der Funktion des
Kunstzentrums mitwirken und Entscheidungs-
grundlagen für diese Standortwahl liefern.
Zur gemeldeten Einsturzgefahr der Kirche des
ehemaligen Klosters der Ursulinen, einem der vier
Salzburger Kirchenbauten des älteren Fischer
von Erlacl1 Am 10. Februar 1973 veröffentlichte
Professor Friedrich Welz, der Inhaber der gleich-
namigen Galerie, in den Salzburger Nachrichten"
einen ganzseitigen dringenden Appell" zur
Rettung dieses wichtigen Werkes österreichischer
Barockarchitektur. Am 5. April, zum 250. Todestag
des großen Architekten, erschienen in der gleichen
Zeitung Auszüge aus dem Gutachten von
Professor Leopold Müller, Salzburg, dem Leiter der
Abteilung für Felsmechanik am Institut für Grundbau
und Bodenmechanik an der Technischen Hochschule
Karlsruhe. Nun soll im Herbst" mit den
Vorarbeiten" begonnen werden. Da das Mauer-
werk trotz der seit Jahrzehnten festzustellenden
Setzungen des uferseitigen Fundamentes bisher
aus Gewohnheit" gehalten hat, wird es hoffentlich
noch die Freundlichkeit haben, nicht nur alle
Koordinierungsentschließungen, Aktenvermerke und
Restaurierungsarbeiten abzuwarten.
Franz Wagner
Aachen Enkel des Stiil"
Was liegt näher, als den guten Nachbarn quasi
schnell und unkompliziert über den Zaun herüber-
zuholen. Aachen, hart an der Grenze der
Niederlande, praktiziert mit seiner Neuen Galerie
stets aktuelle Aktivitäten. Diesmal im April und
Mai d. J. mit den Enkeln des Stiil" Felix v. d. Beek,
Gerard Caris, Centrum voar cubische Constructies,
Ries Linnartz, Frans H. Peeters, Shinkichi Taiari
und Lex Wechelgaar. Grundaspekt der Schau
Aufzeigen eines niederländischen Phänomens, der
Integration von Kunst in außerkünstlerische
42
Bereiche. Der Niederländer prägte für Ordnung den
Begriff Stiil" Stil. Dieser gilt ebenso für
Mondrian und eine Kunstbewegung, die in den
ersten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts zum
Bauhausstil Bezüge hatte, wie für ein Ordnungs-
prinzip in der niederländischen Kunst seit dem
16. Jahrhundert von Delft u. a. So sind die Enkel
des Stiil", die Cobras, auch keine Künstler, die
man heute im akademischen Sinn so bezeichnen
könnte. Und deshalb zeigt diese Ausstellung auch
weniger Kunst schlechthin als Anwendungsmög-
lichkeiten von Kunst. Demnach also Ordnungs-
prinzipien, die eher wichtig für eine Gesellschafts-
lehre denn eine Kunstlehre sind. Es haftet somit
den Ausstellungsobiekten im einzelnen audt nicht
die Aura des Kunstwerkes an sich an.
Amsterdam Zeichnungen von Titus Carmel
Das StedeIiik-Museum zeigte bis Anfang Mai
Zeichnungen von Gerard Titus Carmel, der seine
erste große Ausstellung in der Bundesrepublik in
der Neuen Galerie der Stadt Aachen hatte.
BudapestlWien Kelemen und
Löszlö Gyemänt in Wien
Einem Künstler, dem Schönheit und Güte mehr sind
als Perfektion, begegneten wir in Gyemant. Er war
den April über im Amerikahaus mit der Exhibition
Jazz 8. Paintings" hier zu Gast. Künstler des
20. Jahrhunderts, als der sich L. Gyemänt fühlt,
empfindet er den Jazz als unmittelbarste Aus-
drucksform und ursprünglichste Form der Kunst.
In der Welt des Jazz ist er heimisch, bezieht er
emotionell seine Inspirationen. Jazz liebt er, und
Liebe zu einer Kunst ist ihm wichtiger als Verstehen.
Er meint, daß sich aus den konkreten und
elektronischen Tönen dieser hektischen Zeit ein Ton
ganz besonders hervorhebt, ein archimedischer
Punkt, manifest ahne Slogan von Mensch zu Mensch
der Jazz. Seine Jazz-Porträts sind demnach Ausdruck
seiner permanenten Erlebniswelt, denen bisweilen
doch etwas vom Odium des gehobenen Platten-
covers anhattet.
Ein anderer Budapester Künstler, Kelemen, 1957
erstmals in Wien mit einer Ausstellung, ist wieder
hier. Nach totaler Verdammnis seines Werkes im
Hexenkessel New York, man meinte dort darüber,
seine Bilder trügen eine achtzigiährige Staub-
schichte", rappelte sich der international doch
bekannte und vielfach angekaufte Ungar wieder
auf, um weiterzumachen. Er stellte sich im Mai
dem Wiener Publikum im Wiener Künstlerhaus und
manifestierte nun dort seine Optisdie Welt" in
neuen Klangfarben, die, wie uns scheint, längst
noch nicht von allem Staub befreit sind Abb. 25.
Brüssel Bury und Kampendonck
Bis zum 15. April d. J. liefen im Palais des Beaux
Art die beiden großen Einzelausstellungen von
Pol Bury und Heinrich Kampendonck.
Düsseldorf Ausstellung Die Straße"
Eine dokumentarische Ausstellung des Van-Abbe-
Museums, Eindhoven, zeigte im April d. J. die
Städtische Kunsthalle Düsseldorf unter dem Titel
Die Straße" Formen des Zusammenlebens.
Esslingen Landschaften
Horst Janssens Wolkentor" aus dem Jahre 1970
repräsentierte am Katalog für viele bekannte
Namen von Barlach, Brauer, Heckel, Kirchner,
Kubin, Nolde, Orlik, Picasso bis Vlaminck die von
der hiesigen rührigen Kunstgalerie veranstaltete
Schau Die Landschaft in der Kunst des 20. Jahr-
hunderts". Interessant für den Kunsttreund einige
Preisangaben, so unter anderem für eine
BaumlandschatW von Otto Müller DM 92.000.-,
für Kubins Gespenst eines betrügerischen Müllers"
DM 7B00.-, Picassos L'Abreuvoir" den gleichen
Preis sowie einen Schmidt-Rattluff, Dorf im Ge-
birge", DM 8200- Abb. 26.
Köln Emil Nolde
Eine große Retrospektive des Werkes von Emil
Nolde war hier den April über in der Kölner
Kunsthalle zu sehen.
Lindau Johannes von Nepomuk
Im Lindauer Haus zum Cavazzen lief vom 14. Mai
bis 8. Juli 1973 die Ausstellung Johannes von
Nepomuk Variationen über ein Thema", die
1971 im Österreichischen Museum für angewandte
Kunst in Wien zu sehen war. Veranstaltet wurde
sie vom Adalbert-Stifter-Verein, München,
gemeinsam mit der Stadt Lindau, dem Landes-
museum von Vorarlberg, Bregenz, und dem
Konstanzer Rosgarten-Museum. Einbegleitet wurde
die Schau von der bekannten Organisatorin der
Wiener Ausstellung, Dr. Johanna von Herzogenberg,
München, und P. Dr. Gerhard Spahr OSB,
Weingarten.
London Aktivitäten in der Themse-Stadt
Die British Craftsman" zeigten durch fast zwei
Monate bis Mitte Mai im Victoria Albert-Museum
eine Ausstellung ihrer neuesten Werke, organisiert
von dem Crafts Advisory Committee".
Figurative Jewellery" lautete der Titel einer
Ausstellung in der Londoner electrum gallery"
vom 4. April bis 5. Mai d. J. Catherine Mannheim,
eine Südafrikanerin, und die drei iungen Briten
Rita Greer, Geli Lukin Johnston und Gunilla Treen
sind iunge Künstler, die im Sog der Wiederbelebung
der figuralen Kleinkunst auf ihre Weise kreativ
sind. Jeder für sich am Werke, stehen sie hier
als Gruppe, die, einem wesensverwandten Konzept
huldigend, ihre Ideen und Bildmotive aus der Natur
und ihrer täglichen Erscheinungswelt mit ihren
Objekten beziehen Abb. 27, 28.
MiddelheimlAntwer en 12.Biennale
17. Juni bis 8. Oktober 1973
Knapp vor Redaktionsschluß lud das Kollegium von
Bürgermeister und Beigeordneten der Stadt
Antwerpen für 16. Juni 1973 zur Eröffnung der
12. FreiIicht-Skulpluren-Biennale in den Park
Middelheim in Antwerpen. Leger, im Straßenonzugl
Wieder einmal das Ereignis des Jahres für Plastiker
in Westeuropas Skulpturenmetropole, diesmal mit
Künstlern aus Deutschland, Italien, Österreich und
der Sdtweiz. Über 150 Werke in strenger Auslese
werden den Sommer über den Besuchern aus aller
Herren Ländern das differente Schaffen der
Künstler der vier genannten Länder aufzeigen.
Eine fesselnde Konfrontation aller Stilrichtungen
der Plastik auf schon traditionsreichem Boden
Abb. 29.
New York Liso M. Starretts Show
der Wiener Phantasien
Das Austrian Institute in der 52nd Street in New
York, 11 East, beherbergte vom 5. bis 30. April d. J.
die Privatkollektion Liso M. Starretts von
Aquarellen und Graphiken der Wiener Schule des
Phantastischen Realismus", der Kerntruppe der
international bekannten Künstler wie Brauer, Fuchs,
Hundertwasser und Hutter.
OttolandlBreitenbrunn de witte
werkplaats bei Frenkens
Fast den ganzen Mai über stellte die Werkstatt
Breitenbrunn vor und konfrontierte mit Nicolette
und Nico van den Dool Arbeiten in 81. Haupt-
anliegen der beiden Niederländer aus alt
mach neu kombinatorische Aktivitäten, zu denen
alles rundum und hinzukommende eingeladen
waren, mitzumachen. Leitgedanke des Vorhabens,
iedermann kreativ sein und werden zu lassen,
wenn's um seine eigene Umwelt geht. Wie sehr
uns auch das Weggewarfene an die Leiber rückt,
wie sehr N. 8. N. van den Dool dieses Problem
in den Bereich der Kunst integrieren und
praktizieren, ab sie's der übrigen Welt im Zuge
einer Bewußtseinsveränderung beibringen werden
können?
Noch kurz zu den Frenkens. Ihre langiährigen
unermüdlichen Aktivitäten in Breitenbrunn sind
längst bekannt. Wer weiß, wie der hier heimisch
gewordene Westfale aus dem Nichts, immer am
Drücker, sein Aktivitätszentrum permanent
ausbaut, Künstler, Literaten und den Mann von der
olge 25-32
sprich auch vom Dorf, zusammenführt, der
eine ganz eigene Weise immer in die Speichen
im das, was er unter moderner fortschrittlicher
versteht, tortzubringen, das rnuß wie
man dazu stehen mag auch dem
ertasten Anerkennung abringen Abb. 30.
45 Jahre Domus
Flacon-Ausstellung
1973, Domus 45 Jahre Architektur, Design,
Seltener festlicher Anlaß einer weltweit
ützten italienischen Zeitschrift. Konzeptionell,
zttungsmößig und gestalterisch schlechthin
ldlich, steht diese in unverwechselbarem Profil,
irzehnten gewachsen, auf einsamer Höhe in
Metier. Lob und Gratulation Editore
ti Mazzocchi und seinem Redaktionsstab,
iit Eugene Claudios Petit, dem Präsidenten der
an Central des Arts Decoratifs, in den
on de Marsan des Musee des Arts Decoratifs
riser Louvre Zv dieser Festßwsßtellvrie lvd- 25 Lauia Gyemant, um Take the man 26 Horst Janssen, Wolkentor, 1970. Radierung
ist noch bis 23. September d. J. zu sehen.
19. März bis 19. April 1973 zeigte Knut Günther
ner Galerie in der Rue Saint-Honore das
Iusmitglied Albert Flocon mit Zeichnungen,
"eien und Gravuren Abb. 31.
Ein Konzept
che Kunst 1900, derzeit im Österreichischen
um für angewandte Kunst, Finnische Kunst
Purnu, dem neuesten Freiluftzentrum
is im Sommer am sauberen
elmövesisee östlich von Tampere. Der Geist
is manifestiert sich wechselnd zwischen einem
lappening, das Künstler anzieht wie dem immer
inströmenden Publikum, Hier öffnen sich neue
zu Kommunikation vor Kunst in der Natur
aperer Atmosphäre Skandinaviens. Heuer
sentieren rund 70 Künstler der Taiteiliiaryhmö
närsgrupp Artistgroup 73" in Purnu.
allen-Skulpturen, Blldhüuefleltillnungen 2a Fi urative Gotdschmiedekunst Rita Greer, Geli Lukin
hiesigen Erker-Galerie lief eine Ausstellung Je riston. Cutheririe Mannheim, Gunillu Treen
iesamten April über unter dem Titel
pturen, Bildhauerzeichnungen", die Werke von
penko, Armitage, Belling, Cesar, Chadwick,
Heiliger, Kemeny, Matschinsky-Denninghotf,
Wotruba und Zadkine zeigte.
"eb Naive '73"
inkt wohl kaum iemand an den großen
men Alten von Aix, Paul Cezanne, wenn
Sommer naive Künstler und Kritiker bei
Weltausstellung, der naivi 73" zusammen-
nen 1. Juni bis 30. August. Und doch, läßt
sein bekenntnisreicher Ausspruch Je suis le
tif d'un art nouveau" kaum gerechtfertigte
Jng dahingehend zu, wenn man sein Werk
ckt, vielleicht aber der Geist, aus dem solches
rundtun mochte.
Werke naiver Künstler Europas und Übersee,
hließlich der Sowietunion und Kanadas, werden
Schaffen und die virulenten Strömungen
K""?'9""'f"9 Wimge" Dam" ßl "eftedmgs 29 Plastikgruppe -i2. Biennale MiddelheimlAntwerpen so Nicolette und Nica van den um, Röhrenplastik, 1973
genheit zu ihrer Sichtung und kunsthistori-
Bewertung gegeben Abb. 32. ft
Leopold Netopil
lundesministerium für Wissenschaft
ind Forschung
lesucherstatistik der staatlichen
Auseen und Kunstsammlungen
as Bundesministerium für Wissenschaft
ind Forschung gibt bekannt, daß in den ihm
interstehenden staatlichen Museen und
lunstsammlungen in den Monaten
iebruar 1973, 85.041,
llärz 1973, 102.021,
kpril 1973, 131.402
tesucher gezählt wurden.
a1 Albert Flacon, La perspective curviligne a2 Cover zur N"73, Wefttretfen der naiven Kunst
43
Für den Kunstsammler
Wiener Kunst- und Antiquitätenmesse
kein Experiment mehr
Die Leistungsschau der graßteils aus Wien
stammenden Gemälde- und Antiquitätenhöndler
erbrachte nach der diesiährigen Messe 18.-25. Mai
die Gewißheit, daß hier nicht mehr experimentiert
wird, sondern daß es den Veranstaltern gelungen
ist, die Fachwelt zu überzeugen. War von vorn-
herein klar, daß dieses kleine Kulturland
Usterreich wohl die Impulse, aber nicht das
Volumen eines internationalen Kunstumschlagplatzes
wie London oder Paris haben konnte, so zeigte
sich der begangene Weg folgerichtig Wien mußte
seine Fähigkeiten in seinen charakteristischen Spe-
zialföchern ausbauen und sich einen Namen im
süddeutschen Raum unter besonderer Berücksichti-
gung des Begriffes Wien" schaffen.
Die dritte Wiener Kunst- und Antiquitötenmesse
zeigte nun den Erfolg dieser Entwicklung und prä-
sentierte sich heuer mehr als in den beiden ver-
gangenen Jahren als ausgesprochene Fachmesse
verschiedener, dem Österreicher gelegener Spezial-
gebiete. Die Mehrzahl der 43 Aussteller bat dem
interessierten Publikum nicht nur Obiekte aller Her-
ren Länder, die gerade am Markt sind, sondern
spezialisierte sich fachlich auf ihre ureigenste
Tradition in einem Maße, das selbst in kritischesten
Kreisen Aufsehen erregte. Das Niveau wurde
teilweise bis in die Regionen musealer Meister-
werke gehoben, ia man fand einzelne Hauptwerke,
die es im Kunsthandel seit vielen Jahren überhaupt
nicht mehr gab. Die österreichische Malerei vom
Biedermeier bis zu den lmpressionisten war in hoher
und höchster Qualität vertreten. Franz Alt, Fried-
rich van Amerling, Julius von Bloas, Tina Blau,
Josef Danhauser, Franz Eybl, Friedrich Gauermann,
Ludwig Halauska, Eugen Jettel, Hans Makart,
Johann Raffalt, August von Pettenkofen, Anton
Romako, Robert Russ, Jakob Emil Schindler, Joseph
Thomo, Georg Ferdinand Waldmüller u. a. Dieses
wichtige Fachgebiet hat Käufer vom Privatsammler
bis zu den prominentesten öffentlichen Stellen auf
den Plan gerufen. Die Kaufabschlüsse waren ent-
sprechend der Qualitöt der gezeigten Exponate
ausgesprochen gut. Hohes Niveau zeigte auch die
Alte Malerei, die vom gotischen Tafelbild über
Jan van Goyen und Klaes Molenaer und von
Todeschini bis Giacomo del Po größte Beachtung
und entsprechendes Interesse fand, wenn sie auch
im europäischen Raum nicht so außer Konkurrenz
stand wie die vorgenannte Sparte. Dies trifft auch
für die gut vertretene Graphik zu. Das öster-
reichische Barockmöbel hat bis auf einzelne Pracht-
stücke etwas enttäuscht, dafür konnte aber das
Kunstgewerbe auf den Gebieten Porzellan, Silber,
Zinn und Glas international konkurrieren.
Renaissancebronzen sah man fast keine, aber dafür
begeisterten eine Anzahl französischer, feuerver-
goldeter Louis-XV.-Decorbronzen. Tapisserien und
Teppiche fanden mit musealen Exponaten höchste
Beachtung, und die mittelalterliche Skulptur lockte
mit einzelnen Meisterwerken bedeutende aus-
löndische Museen an. Mehr auf österreichischer
Basis lagen die wenigen gezeigten Meisterwerke
des Barock, darunter Giovanni Giuliani und
Meinrad Guggenbichler. Schließlich zählten wie in
den vergangenen Jahren eine beachtliche Aus-
stellung russischer Ikonen und nicht zuletzt eine
geschlossene Sammlung unbeschädigter, bäuerlicher
Hinterglasmolerei zu den Hauptonziehungspunkten.
Das Publikum war erfreulicherweise fachlich äußerst
versiert und hat sich das beachtliche Angebot ge-
schickt zunutze gemacht. Die Kollegenschaft kannte
mit den Verkaufsabschlüssen zufrieden sein, die
wenigen Aussteller, die vieles wieder mit nach
Hause nahmen, müssen mit der Kritik wohl bei sich
selbst anfangen. Was die Anzahl der Besucher be-
trifft, konnte festgestellt werden, daß die Zahl der
qualifizierten Käufer stetig im Steigen begriffen ist,
dagegen die Neugierde ausschließlich schaulustiger
Personen in den vergangenen Jahren so weit be-
friedigt wurde, daß sich ein Rummel nicht wieder-
holte. Ein geschöftsstörender Ansturm war lediglich
zu gewissen Stoßzeiten in der neueingeführten
Kaie für den Jungsammler zu beobachten. Der
44
Gesehen im Kunsthandel
Salzburgisch, um 1410, sehr nahe verwandt dem
Vesperbild lBramberglSalzburg.
Galerie Sanct Lucas, Carl Herzig Co.,
Wien Josefsplatz Palais Pallavicini
Ferdinand Waldmüller, Mutterglück, UllHolz,
60 52 cm. Sign. Waldmüller.
Fisher Gallery Ltd., 18 South Lodge,
London Grove End Rd.
NW ES T. 289 3240
Lamprecht Georg, Servierplatte mit Tier-
malereien nach Nicolaus Perchem, 1796,
Antiquitöten" Gerlinde Dutz,
Wien Mahlerstraße und 11
Vanitas, ltalien, um 1700, UllLwd, 34x 42 cm.
Galerie Erich Kuhn,
Wien Doratheergasse 12
Elefanten-Uhr, vergoldete Bronze, Werk und
Bronze sign., Paris, Mitte 18. Jh., 47,5 cm.
C. Bednarczyk, Kunst und Antiquitäten,
Wien Doratheergasse 12
Hallenschrank, 2. Hälfte 18. Jh., Eiche natur,
lntorsia, Originalbesdilöge, 203, 157, 51 cm.
Galerie FührichfBurgmüller KG,
Wien Führichgasse
Vier Louis-XVL-Fauteuils, Frankreich, um 1770,
Nuß massiv, teilweise getaßt, alter Seidenbezug.
Reinhold Hofstätter, Kunst und Kunstgewerbe,
Wien Bräunerstraße 12 und Doratheergasse 15.
Ankleideschrank, um 1904. Entwurf Josef
Hafmann, Ausführung Wiener Werkstätte.
galerie am graben, lnge Asenbaum,
Wien Graben
Auktionen
Dorotheum Wien
600. Kunstouktion, 22. bis 25. Mai 1973
Egon Schiele 1890 TullnlNÜ.-1918
Klosterneuburg" Straße in Klosterneuburg,
UllKarton, 19,4 21,9 cm Kot-Nr. 350.
Taxe 70.000.-
10 Lynn Chadwick 1914 geb., London, Drawing
from Twig", sign. und dat. Chadwick 61,
Tusche-Feder, 72,5 55 cm Kat.-Nr. 303.
Taxe 25.000.-
Neumeister KG vorm. Weinmüller, München
147. Auktion, 9. und 10. Mai 1973
11 Heinrich Biirkel 1802 Pirmasens-1869 München,
Winterlandschaft mit Hufschmiede und
Kahlenmeiler, sign. u.datiert, UllLwd.,59x 89cm
Erlös DM 80.000.-
Kunsthaus Lempertz, Köln
533. Auktion, 6. bis 8. Juni 1973
12 Gott Vater, Weichholz, rüdrseitig ausgehöhlt,
originale übergegangene Fassung,
Oberösterreich, 3. Viertel 18. Jh., 121 cm.
Joh. Peter Schwanthaler d. Ä. 1720-1792
zugeschr. Kot-Nr. 1584. Taxe DM
Galerie Koller, Zürich
29. Auktion, 25. Mai bis 2. Juni 1973
13 Hornbill-Helm, Kopf des Nashornvogels
Calao Casque, ausnehm.seltenes Sammlerstück.
China, Ch-ien lung, 22, 21 cm Kat.-Nr. 403.
Taxe sfr. 3.800.-
Kunsthaus am Museum, Köln
54. Auktion, 21. bis 24. März 1973
14 Max Slevogt 1868 Landshut-1932 Neukastel,
Sonnenuntergang in der Pfalz, Landschaft bei
GodramsteinlWeinstraße. ÖllLwd, 61 74 cm.
Bez. unten rechts Slevagt 1913 KaL-Nr. 2086.
Taxe DM 30.000.-
Sotheby, London
Auktion vom 2. Mai 1973
15 Reichgeschmückter Bücherschrank, ausgeführt
von Michael Orley Firmenetikette, Wien, um
1860, 305, 203 cm Kat.-Nr. 172.
Erlös Gns 620.-
Christie's London
Auktion vom 16. Mai 1973
16 Ein Paar englischer Lang Flintlock Holster
Pistols", sign. John Cozens, Stempel RS, ca. 1670
Kot-Nr. 274.
Erlös Gns 3600.-
Bildfolge 1--16
13
rsßäa-gvmkskigaääw"
12
"I6
45
galerie am graben
inge asenbaum, wien graben telefon 52 3999
art nouveau art deco
modernes
kunsthandvverk
geöffnet9-13 und 14-18 uhr
Dorotheum
KUNSTABTEILUNG WIEN l., DOROTHEERGASSE 11.
Tel. 52 3129
601. Kunstauktion
18.,19., 20. und 21. September 1973
Gemälde alter und moderner Meister, Graphik,
Skulpturen und Holzarbeiten, antikes Mobiliar,
Antiquitäten, Asiatika, Waffen
Besichtigung 13.,14.,15.,16. und 17. September1973
Wien will versuchen, seinen Ruf als qualitäts-
führende Kunsthandelsstadt noch zu steigern. Bei
der nächsten Wiener Kunst- und Antiquitötenmesse
vom 10. bis 17. Mai 1974 werden die Verantwort-
lichen in gleichem Maße besonderen Wert auf
Qualität legen, statt in unübersichtliche Breite zu
gehen und damit ihre durch die beiden Weltkriege
verlorengegangene Stellung im süddeutschen Kunst-
bereich behaupten. Dr. Wolfgang Hofstätter
Internationale Auktionsvorschau
15. August London Phillips
Kunstobiekte
Brüssel Galerie Moderne
Gemälde, Möbel, Antiquitäten
u. a. rn.
27.28. August
29. August Berlin Prinz
Gemälde, Möbel, Antiquitäten
u. a. m.
4.- 7. September Wien Dorotheum
Münzauktian
18.-21. September Wien Doratheum
601. Kunstauktion
25.-27. September Stuttgart Dr. Fritz Nagel
Möbel, Teppiche, Gemälde
Köln Venator KG
Auktion 40
Bücher, Graphik, Autographen
Wien Dorotheum
Münzauktion
Berlin Hotel Kempinski
Theodor Prucha
Juwelen
Mannheim Erwin Gutmann
Drei Nachlaßauktionen
2.- 4. Oktober
2.- 5. Oktober
3. Oktober
6. Oktober
Art-Festival 73, Kunst für elternlose Kinder
Knapp vor Abschluß der 4. Internationalen Kunst-
messe Art" in Basel fand am 23. Juni eine Auktion
von Werken weltbekannter Künstler statt, deren
Erträge dem Schweizer Kinderdorf Pestalozzi
zuflossen. Dem namhaften Patronatskomitee,
prösidiert van Bundesrat Dr. Nello Celio, gehörten
unter anderem Bundesaußenminister Walter Scheel
und zahlreiche Persönlichkeiten der Schweizer
Hochfinanz und Wirtschaft an. Mehr als 30 große
Künstlernamen darunter Antes, Bill, Calder, Chagall,
Corbusier, Picasso, Vasarely, Dali, umfaßte das
von namhaften Galerien, Firmen und privaten
Personen aufgebotene Auktionsgut. Zahlreiche
Künstler des Showbusiness lockerten die
Veranstaltung auf. Hans Joachim Kulenkampff
spielte den Auktionar bei dieser in mehrfacher
Hinsicht lobenswerten Veranstaltung.
Nachschau auf die 4. Westdeutsche
Kunstmesse, Köln
Wie wir es in unserer Nr. 126 bereits in einer
Annahme voraussagten, bradtte die 4. Westdeutsche
Kunstmesse, Köln, ein hervorragendes Ergebnis.
Die Großveranstaltung des deutschen Kunsthandels
mit 149 bundesdeutschen Ausstellern, präsentiert
auf dem 9000-qm-Areal, zog 40.000 Besucher aus
33 Staaten an. Nicht nur die Geschüftserwartungen
im allgemeinen wurden bei weitem übertroffen,
sondern auch sehr rege waren die Geschäfts-
abschlüsse der Kunsthändler untereinander.
Hervarhebenswert die gesunde Konzeption der
Aussteller, das Angebot von Objekten mittlerer
Preisklasse möglichst breit zu fächern und solcher-
maßen auch dem kleinen Geldbeutel Rechnung
zu tragen. Sechs- und fünfstellige Summen wurden
vor allem für Gemälde alter und neuerer Meister
sowie wertvolle Möbel umgesetzt, Ikonen waren
die ganze Messe über sehr gefragt, ebenso alte
Stiche und Graphiken. Wie immer Zufriedenheit
über die Obiektivitüt der Jury, alles in allem
erfreuliche Aspekte für die Zukunft.
47
KU NST und ANTI QU ITÄTEN
C. BEDNARCZYK
speziell
erlesenes Kunstgevverbe
des 18. Jahrhunderts
GEORG PRACHNER
Export und Import
von Büchern und Zeitschriften
KÄRNTNERSTRASSE 30
Telefon 5224241522372
1010 WIEN
"vs-Q"
VERGOLDUNG
und ztaurierung von
prataner sakraler Kunst
und Kunsthandwerk
KUNSTHANDEL
Skulpturen und Bilder,
Mobel und Rahmen sowie
spezielle Antiquitaten
STll HAHNlEN
ltlassiger OUEJllISY
en aller Epochen
Fa Sornrnmi
WILHELM SMOLKA
WIEN Spiegelgasse 25 Telefon 52 30773
GALERIE IQUHN
ANTIQUITATEN
Seltene Münze des Pharnabazos
Neuerwerbung des
Badischen Landesmuseums Karlsruhe
Einem Bericht des Xenophon, der Hellenica",
zufolge bezahlte Pharnabazos, der persische
Satrap, der mit Hilfe Mindarus, des spartanischen
Admirals, die mysische Stadt Kyzikos 411 v. Chr.
eroberte, seine Söldner mit einer am Orte der
Eroberung selbst geprägten Münze. Diese
Pharnabazos-Münze" ist eines der seltensten
Obiekte antiker Numismatik, trägt sie doch anstelle
des bis dahin üblichen Götterkapfes das Porträt
des Prägeherrn. Mit dieser glücklichen Neuer-
werbung ist das Karlsruher Museum nicht nur im
Besitz eines in der antiken Literatur erwähnten
historischen Dokumentes, sondern kann seinen
Besuchern eine antike Münze zeigen, die das erste
menschliche Porträt trägt, eben das des Pharna-
bazos mit der Kyrbasia. Auf der Rückseite trägt
die Münze ein Schiffsvarderteil, das von einem
Thunfisch und Delphinen umgeben ist siehe Abb..
Museum und lndustrial Design
Knapp vor Redaktionsschluß kam uns die
Ankündigung einer Tagung Museum und lndustrial
Design" am 24. und 25. Mai 1973 im Zentralinstitut
für Kunstgeschichte, München Meiserstraße 10,
auf den Tisch.
Die Tagung, vom Deutschen Werkbund Bayern und
dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte getragen,
sollte mit der Erörterung der Frage Wie verhält sich
das Kunstgewerbemuseum gegenüber heutigen und
künftigen qualifizierten Produktformen, die in
Massen industriell hergestellt werden und letztlich
legitime Nachfolger der ehemals handwerklich-
kunsthandwerklichen Erzeugnisse sind?" eine eminent
wichtige Grundsatzentscheidung bringen.
International besteht ein Selbstverständnis, Werke
der Plastik und Malerei oder Handzeichnungen
und Graphik, auch wenn ihre Entstehung iüngsten
Datums ist, dem Bestand von Museen zu integrieren
und sich wissenschaftlich in der zuständigen
Disziplin mit diesen Obiekten auseinanderzusetzen.
Das gleiche gilt für die moderne Architektur,
obwohl sich auf diesem Feld gewisse Entscheidungs-
schwierigkeiten gegenüber dominant technisch
ausgerichteten Bauwerken abzeichnen.
Nach der Klasseneinteilung der bildenden Kunst
zählen iedoch nicht nur die verzeichneten Sparten
zu ihrem Bestand, sondern auch das sogenannte
Kunstgewerbe. Dieses Gut stellt rein quantitativ den
größten Teil der in Museen bewahrten Dinge
überhaupt dar. Das Museum und in konsequenter
Folge auch die Kunstgeschichte haben es iedoch
bisher weitgehend verabsäumt, eine Entscheidung
darüber zu fällen, wie mit den Obiekten verfahren
werden soll, die das ehemalige Kunstgewerbe in
unsere Zeit fortsetzen, gilt es doch zu tragen
Gibt es heute noch ein Kunstgewerbe in der
vorgestellten, üblichen und bisher zumeist
gesammelten Farm, der Form des Unikats nämlich?
Ist nicht das Unikat weitgehend von der industriell
hergestellten Froduktform abgelöst worden,
Export und Import
von Büchern und Zeitschriften
ANTIQUITÄTEN
erßert Amzßaum
Kunstgewerbe
Gemälde, Skulpturen
Möbel
lnh. Pöhlmann
LINZ
Bethlehemstraße Telefon O72 22120278
94W
Gemälde
antike Waffen
Antiquitäten
SALZBU RG, Getreidegasse 34, Tel. 848 23.217 57
A. und G. TRIPOLD
Stets reiche Auswahl
an reizvollen Antiquitäten
SALZBURG, Giselakai 15, Tel. 06222172272
uer verrasser nar sicn aer Aurgaae unrerzagen,
eine spezielle Sparte der Realienkunde zu
bearbeiten, und bietet so erstmalig einen ziemlich
gesdilossenen Überblick über die frühen
europöisdien Fayencen des 15. und 16. Jahrhunderts.
Nur wenige Keramikobiekte aus dieser Zeit sind
in Museen und Sammlungen bis zu uns herauf
erhalten. Reiches Bildmaterial des Autors schafft
hier Abhilfe und läßt erkennen, daß die Bemalung
der Keramiken und Fliesen nicht in der
künstlerischen Phantasie, sondern der Natur-
beobachtung ihren Ursprung haben. Beispiele aus
verschiedenen Regionen zeigen gleiche Gefäß-
formen mit oft gleichen Dekorationen. Andererseits
erweist K. Strauß auch die Tatsache, daß Künstler
der gleichen Region Gefäße bemalten, die,
nur in deren Lokalbereich geschaffen, völlig
kongruent sind. Daraus ergibt sich die Möglichkeit,
auf Grund der hier wiedergegebenen Fayencen
der Provenienz nadi unbekannte Tafelbilder der
richtigen Schule zuzuordnen und anhand iener
wenigen noch erhaltenen Keramikobiekte, deren
lokale Zuschreibung gesichert ist, mit Tafelbildern
zu vergleichen, sofern exakte Schlußfolgerungen
möglich sind. Datierte Tafelbilder, auf denen
Fayencegeföße oder Fliesen wiedergegeben sind,
ermöglichen andererseits wieder die zeitliche
Einordnung der Fayencen. Diesen Wechsel-
beziehungen verdankt der Autor wertvolle
Erkenntnisse; er unterteilt in italienische, spanische
und frühe niederländische Fayencen und in solche,
die nördlich der Alpen geschaffen wurden bzw.
die dort offensichtlich nachempfunden sind.
Selbst für interessierte Laien ist bei Betrachtung
des Bildmaterials eine gewisse Typologie bei den
Obiektdarstellungen erkennbar, Kennern und
Sammlern bereitet es Vergnügen, subtile Unter-
sdiiede zwischen originalen Erzeugnissen und
nachempfundenen zu registrieren.
Strauß kündigt für Spezialforscher bereits den
zweiten Teil dieser Arbeit an.
Weiter bemüht, zusätzliches Material zu sammeln,
bittet der Autor, ihm behilflich zu sein; an die
dreißig neue Darstellungen auf Tafelbildern sollen
bereits aufgefunden werden sein.
Zum Gelingen dieser Veröffentlichung haben auch
die Keramikfreunde der Schweiz beigetragen.
Dr. H. Langer
AMK-Prädikat populörwissenschaftlich, reich
bebildert, im speziellen Bereich.
Bildnqchweis; Seitenungabe in Ziffern
Akademie der bildenden Künste, Wien, 39 Ame-
rikahaus, Wien 43 P. Baum, Wien, 36, 37, 39
Bayerische Staatsbibliothek, München, 12 Bien-
nale Middelheim, Antwerpen, 42 Werkstatt Brei-
tenbrunn, 43 Bildarchiv der Usterreichisrhen Na-
tionalbibliothek, Wien, 16, 25, 27-31, 32 Bundes-
denkmalamt, Wien, 14, 21, 22 electrum-gallery,
London, 43 Abtei Ettal, 22 J. Fiegl, Wien, 17,
19, 22, 23 Galerien Blutgasse, Wien, 39 Do-
mayergasse, Wien,39-Domgalerie,Wien,39 Eura-
Art, Wien, 39 K. Günther, Paris, 43 Kleine
Galerie Baden, 41 Kleine Galerie, Schönau, 41
Rathaus, Melk, 41 Ch. Nebehay, Wien, 39 Neue
Galerie Joanneum, Graz, 41 Neue Galerie, Linz,
41 Romanum, Perchtoldsdorf, 41 Schottenring,
Wien, 39 Stadtmauer, Villach, 41 Stubenbastei,
Wien, 39 Taxispalais, Innsbruck, 41 Weinviertel,
Mistelbach, 41 Zentralsparkasse, Wien, 39 W.
Hege, BRD, 21, 24 Historisches Museum, Frank-
furt a. M., 15 Historisches Museum der Stadt
Wien, 33 Kunstgalerie Eßlingen, 43 Landesbild-
stelle Württemberg, Stuttgart, 13 J. 81 L. Lobmeyr-
Archiv, Wien, 34, 35 M. J. Merk, Wien, 21
naivi '73", Zagreb, 43 Usterreichisches Museum
für angewandte Kunst E. Ritter, Wien, 27, 31
Archiv H. J. Painitz, Wien, 36 Archiv E. Reiter,
Wien, 36, 37 Dr. Schlegel, BRD, 17, 22, 24
Schweizerisches Landesmuseum, Zürich, 12 Salz-
burger Barockmuseum, Sammlung Rossacher, Salz-
burg, Titelbild, 1-11 H. Steinmetz, München, 23
Städtische Kunstsammlungen, Auglsburg, 15, 22
T. Uhland-Clauss, Eßlingen, 23 ictaria Albert
Museum, London, 43 Dr. F. Volk, BRD, 24 Würt-
tembergisches Landesmuseum, Stuttgart, 14.
51
Kirchenrechnungen überliefern meist die Namen der
Bildhauer, die in dem betreffenden Gebiet am
Werke waren, aber keinerlei Quellen fließen über
iene urtümlichen Schnitzarbeiten, die gelegentlich
als Winterarbeit am Bauernhof entstanden sind.
Der Schnitzer wird immer unbekannt bleiben, er
grub seine angeborene Vorstellungswelt in Farm
iener Sinnbilder ein, wie sie auf all den Block-
trüherln, Rahmmessern, Bergstöcken und primitiv
geschnitzten Buttermodeln zu sehen sind.
Meist werden diese Gegenstände mit dem Rahmen-
begriff alpenländisch" oder tiralisch" bezeichnet.
Die im folgenden besprochenen drei Jagdsitze
kann man aber durch ihren Standort, ihre Ähnlich-
keit und durch das auf einem Stück eingeritzte
Wappen als salzburgisdi einordnen. Schon allein
ihre gleichartige Konstruktion verbindet sie mit-
einander. Sie sind einfüßig wie die meisten Jagd-
sessel; auffallend aber ist ihre bogenförmige
Rückenlehne, die durch eine zweifache Strickverbin-
dung beweglich mit der Sitzflüche verbunden ist.
Die Verzierung aller drei Sessel verwendet nur das
Ritzen, vermeidet aber den Tiefschnitt. Alle drei
Objekte sind wohl die Arbeit von Jägern für ihren
Jagdherrn. Daß diese Sitze auch an der Unterseite
verziert sind, weist wohl darauf hin, daß sie vom
Jäger ihrem Dienstgeber vorangetragen wurden,
wobei dieser die Unterseite des Sessels stets vor
Augen hatte. Daher wurde sie mit iadlichem
Getier und einem Glückssinnbild, wie es der
sechszackige Stern ist, verheißend geschmückt.
Der Jagdsitz des Tiroler Volkskunstmuseums in
Innsbruck Abb. zeigt auf dem Rückenbrett das
Wappen des Salzburger Erzbischofs Sigmund Graf
von Schrattenboch 1753-1771. Die Sitzflöche trägt
einen sechsstrahligen Zirkelschlagstern, der von
einem Zweiblott-Kranz umgeben ist. Rundum laufen
ein von einem Hund verfolgter Hirsch, ein Reh, eine
große und zwei kleinere Gemsen. Darüber sieht
man, schwach eingeritzt, ein Schwein ohne Hauer,
das in die Gegenrichtung läuft. Vier Tulpen unter-
brechen die Folge der Tiergattungen. In den vier
Ecken der Fläche ist wieder der sechsstrahlige
Stern angebracht, so wie über dem Reh ein AR".
Dies werden wohl die Anfangsbuchstaben des
Verfertigers sein, denn am oberen Rückenbrettchen
sieht man acht große Buchstaben, die wahrschein-
lich als Titel und Anfangsbuchstaben des Bestellers
zu verstehen sind.
Ein weiterer Jagdstuhl hängt im Jagdzimmer des
Schloßes Moosham im Lungau Abb. 2. Seine
Anlage ist dieselbe, mit der Ausnahme, doß er nur
ein Riickenbrett hat. Statt eines Wappens zeigt er in
einem Sechseck sieben sechszackige Sterne und die
zwei Buchstaben SR". Auf der Rückseite wieder
diesen Stern, aber in Großformat; dazu vier
verschiedene Initialen und das Monagramm Christi.
52
"llugdsiiz des Tiroler Volkskunsfmuseumä, Innsbruck, m11
Wappen des Salzhurger Erzbischof Sigmund Graf von
Schranenbach 1753-1771
Jugdstuhl aus dem Jagdzimmer des Schlosses Moosham
im Lunguu
Ja dsessel aus dem UnterpinzgaulEingang Rauriser Tal
5,6 agdsessel aus dem Unterpinzgau, 1798
7,8 Blocktruherl aus dem Lungau mit Sechsstern, Wirbelrad
und Tierdarstellungen. 26 cm, 11,5 cm
Die Sitzflöche Abb. ist mit einer dreireihigen
Punkteinfassung umgeben. In den Ecken ist wieder
ie ein Sechsstern angebracht. Um das Zentrum
schlingen sich dreireihige Wellenbänder, die einen
neunzackigen Stern bilden. Die Motive der
Unterseite des Sitzes leiten mit ihren verschlungenen
Wellenböndern zu jenen des nächsten Sessels
Abb. über.
Dieser ist heute noch in böuerlichem Besitz, im
Unterpinzgau, am Eingang ins Rauriser Tal. Wieder
findet sich an ihm das freibewegliche Rückenbrett.
Diesmal trägt es den Sechsstern an der Vorderseite.
lhn begleitet rechts und links ein Zweig. Auch auf
der Sitzflöche schmückt er den Mittelpunkt. Ihn
umgeben doppelreihige, verschlungene Kreise. In
den oberen Segmenten findet man die Jahreszahl
1798, weiter CM Caspar, Melchior und Baltha-
sar und das lNRl". In den vier Ecken sehen wir
oben zwei Gemsen, unlen ie einen Löwen und einen
Hirsch.
Die Unterseite der Sitzflüche eines weiteren Jagd-
sessels Abb. zeigt dieselbe verflochtene
Wellenbandornamentik wie iene des Mooshamer
Sessels Abb. 2. Umgeben wird hier die Sternrosette
von zwei Steinböcken und Hirschen, die von einem
Hund verfolgt werden. Steinbockiagd deutet an sich
schon auf salzburgische Herkunft, denn sie war das
exklusive Vergnügen des Landesherrn von Salzburg,
der die Steinböcke zuerst im Zillertal und in den
Hohen Tauern, später im Tennengebirge hegte.
Als Beispiel für gleiche Motivwahl sei aus der
großen Zahl van eindeutig aus dem Lungau
stammenden Blocktrüherln Griffelschachteln nur
eines angeführt Abb. und 8. Auch hier besteht
der Dekor aus dem Sechsstern, dem Wirbelrad
und weiters sind Hirsche, Gemsen und der Doppel-
adler eingeschnitten. Nora Watteck
Dieser Beitrag erscheint auf Anregung der Firma
HOFGALERIE
Dr. Wolfgang Hofstätter
WIEN
.,Spiegelgasse14.Tel.52635O
53
Österreichisches Museum für angewandte Kunst
Sommer 73 Saison der Außenstellen des
Museums
Es ist kein leichtes, das Stammhaus am Stubenring
mit seinem alliährlichen überdurchschnittlichen
Ausstellungsvalumen und die Sammlungen selber im
Normaldienst mit dem vorgesehenen Personal
zu versorgen. Hier werden oft außergewöhnliche
Leistungen vollbracht. Mit dem Anwachsen
der Aufgaben im Stammhaus kam fast gleidizeitig
auch der erweiterte Aufgabenkreis der neuer-
richteten Exposituren Kunstgewerbemuseum Schloß
Petronell, Schloßmuseum Riegersburg, teilweise
Schloß Grafenegg und Gobelsburg hinzu. Im Zuge
einer zeitgemäßen Neuorientierung und Aus-
richtung des Musealwesens setzte die ldee des
sogenannten Schlaßmuseums neue Maßstäbe. Diese
Exposituren sollten dem Publikum echt Neues
bieten. Der Städter, den es immer stärker über
Land zieht, sollte in geradezu idealer Form, inmitten
der Natur, mit Kunst konfrontiert werden. Eine
zwar schöne, auf Dauer iedoch sehr verpflichtende
Aufgabe, die vom Außenstehenden nur vage in
ihrer vollen Bedeutung ermessen werden kann.
Den natürlichen Lohn" sollten stets Gunst und
Interesse des Publikums bilden. Heuer nun stehen
diese so prachtvoll eingerichteten und gut
betreuten Exposituren während ihrer hohen Zeit
im Sommer der Saison unter einem Unstern.
Die noch immer grassierende Tierseuche wirft
überallhin ihre verderblichen Schatten. Eine
Pressefahrt nach Schloß Riegersburg mußte abge-
sagt werden. Sie fiel der Seuche ebenso zum Opfer
wie zahlreiche ähnliche Veranstaltungen. Dennoch,
sowohl das schönste Barockschloß Niederöster-
reirhs, Schloß Riegersburg, Musterbeispiel eines
adeligen Landsitzes des I8. Jahrhunderts, wie auch
das Kunstgewerbemuseum Schlaß Petronell, eines
der bedeutendsten österreichischen Schlösser der
2. Hälfte des I7. Jahrhunderts, und die Wiener
Dependance, das idyllisch in Pätzleinsdorf
gelegene Geymüller-Schlößl, stehen den Besuchern
offen. Wenn die Existenz dieser Außenstellen,
mit viel Mühe und Idealismus aufgebaut, ihren
haben soll, dann doch nur den in erster
Linie vorbestimmten, vorn Publikum geschätzt und
aufgesucht zu werden. In unseren Nostalgie-Zeit-
läufen muß es doch ein selbstverständliches
Vergnügen sein, in der geruhsamen Welt
vergangener Epochen zu verweilen, Freude an
Kunst zu haben mit Ausblick auf einen Schloß-
erker oder träumerischen Schloßteich und sich
dabei aus der Hektik des Alltags zu läsen
Abb. 1-3.
Präsentation eines Bronzetischchens
Leihgabe der Credit-Anstalt, Wien
Altes Haus, Saal
Wien Stubenring
27. März 1973
Neuerliche Bereicherung erfuhren die MöbeIsamm-
lung und ihr unermüdlicher Leiter und Aktivator,
Dr. F. Windisch-Graetz, mit der Übergabe eines
Bronzetischchens aus dem Jahre U69 von
W. G. Martitz, das die CA Wien dem Museum als
Leihgabe zur Verfügung stellte. Der sich zum
vierten Male wiederholende AnlaB läßt uns vorerst
einen Blick in die Werkstatt des Restourators,
FOlnsp. F. Steiner, tun. Ihm oblag es, das in
desolatestem Zustand befindliche feuervergoldete
Bronzetisrhchen in besonders gründlicher Art zu
restaurieren. Das Objekt mußte total auseinander-
genommen werden und die Herstellungsphasen
W. G. Martitz' im einzelnen überdacht werden,
um sie im Restaurierungsprozeß von Grund auf
zu wiederholen. Hauptschwierigkeit verursachte
die unter dem durchbrachenen Tisdwskelett liegende
kupferversilberte Folienunterlage, die vollkommen
unbrauchbar war und durch eine neue, Stärke
0,005 mm, ersetzt werden mußte. Ebenso galt es,
die feuervergoldete Bronze, durch 200 Jahre der
Unbill der Zeit ausgesetzt, in langem, miihevollem
und speziell dosiertem Reinigungsprozeß von
Grund auf zu erneuern. Resultierend kann fest-
gestellt werden, daß der Restaurator hervorragende
Arbeit geleistet hat, die ähnlidien Arbeiten im
privaten Bereich wohl nicht nur ebenbürtig ist.
54
Nun glänzte also das Tischchen, neu und museums-
reif gemacht, im gewohnten Ensemble vor der
illustren Festgemeinde, an der Spitze Frau
Bundesminister Dr. Hertha Firnberg, Vizekanzler
a. D. Dr. Bock, Handelsminister o. D. Dr. Mitterer,
und bekannter Prominenz aus der Industrie und
Hochfinanz sowie der zahlreichen Presse. Wie
immer legte Dr. Windisch-Graetz eingehend die
Geschichte des Möbels im historischen Rahmen dar,
und Generaldirektor Dr. Treichl von der CA
begegnete dem Dank des Direktors Hofrat Dr.
W. Mrazek mit einer ausführlichen Antwortrede,
in der abermals die Bedeutung öffentlichen
Mäzenatentums hervorgehoben wurde. Ein sich
feinsten leiblichen Genüssen offerierendes Buffet
beflügelte die Festgemeinde zu weiteren
Gesprächen rund um den Anlaß Abb. 4-6.
Gertrud Tomasch
Iranische Impressionen Bilder und Grafiken
Altes Haus, Eitelbergersaal Galerie
Wien Stubenring
5. April bis 6. Mai 1973
In Gertrud Tomasch, die in Shiraz in Iran lebt,
vollzog sich der Wandel einer Künstlerin von der
angewandten Kunst als Textilentwerferin zur
freien Kunst. Als Hoffmann-Schülerin an der
Kunstgewerbeschule mit Auszeichnung diplomiert,
beginnt sie nach ihrem Studium, 1950, gleichfalls
unter Prof. J. Hoffmann ihre Tätigkeit an den
Künstlerwerkstätten in Wien. Ist bis 1956
freischaffend tätig, um dann über den großen Teich
nach Kanada zu gehen. Von 1958 an ist sie als
Frau des Univarsitätslehrers Prof. Tomasch an der
Universität Shiraz daselbst ansässig. Man spürt
in Gesprächen mit ihr die echte Liebe zur Wahl-
heimat, und diese ist es auch, die G. Tomasch
von neuem kreativ werden läßt. Unaussctiöpflidie
Quelle ist ihr die unmittelbare Umwelt. Landschaft
und Mensdien, Feste sowie der ironische Alltag.
Schafft sie einerseits äußerst disziplinierte subtile
Schworz-Weiß-Grafiken in Linoldrucken, so malt
sie sich mit echter künstlerischer Verve völlig
frei bis zu gekannten Landschaftsimpressionen
der iranischen Hochländer. In der Graphik, im
klassischen Schwarz-Weiß, ohne Farbzusätze, liegen
künstlerischer Einfall und Kraft. Befreit und
gebändigt von allen experimentellen Zwischen-
formen, öffnet hier ein Doppelweg gangbare
Perspektiven für die Zukunft. Gelegentliche
Exkurse in die Abstraktion bergen Gefahren in sich,
weil sie im Ergebnis in Grenzbezirke führen, in
denen der dekorative Zufallspinsel" Oberhand
bekommt. Die kleine iranische Bildwelt, die
G. Tomasch zeigte, vermittelte in durchaus
persönlich-eigenständiger Weise das Geheimnis-
volle des Orients. Möge diese Sdiau der Künstlerin
Impulse für ihre weitere künstlerische Tätigkeit
geben Abb. 7-9.
Schweizerische Gebrauchsgrafik
Stiftun Pro Helvetia
Altes aus, Säulenhof
Wien Stubenring
9. Mai bis 3. Juni 1973
Wenn uns heute eines iener wahrhaft großen
Plakate Toulouse-Lautrecs ienes Mannes aus Albi,
der am Montmartre als der pariserischste Pariser
residierte und der nicht den Gegenstand als das
Wesentliche des Kunstwerkes ansah, sondern dem
der Ausdruck und das Empfinden, das dieses weckte,
als das Wichtigste schien, Grundforderung des
Plakates schlechthin also vor Augen kommt,
meint man vor der reinsten Inkarnation dieses
Mediums zu stehen. Des Künstlers und Auftrag-
gebers vollendete Botschaft aus hochkünstlerischer
Hand in effektivster Ausführung. Ein Nonplusultra!
Kunst, angewandt und bestimmt für den Mann
von der Straße und von diesem optimal
angenommen. Totaler Überschlag in unser Zeitalter
der Computer und der Massenkommunikation in
allen Spielarten. Jene Sonderleistung der oben
erwähnten Kunst des Plokates nach wie vor als
der Hauptträger der grafischen Werbemedien
ist selten geworden. So selten wie der Humor
eines Savignac, die Brillanz eines Cassandre und
all der anderen Großen dieses Mediums. Plakat
und Gebrauchsgraphik im heutigen übertechnisierten
Zeitalter stehen in steter progressivster Wandlung.
Längst hat die wohlgestaltete Organisierung
der Fläche" die Verve des Pinsels und die einfache
blitzgescheite Idee abgelöst. So müssen wir auch
und gerade hier vor der gewiß vorzüglichen
Schweizer Gebrauchsgraphik feststellen, daß eben
alles manchmal schon etwas zu glatt, zu ästhetisch,
ia, zum Teil schon etwas zu Stereotyp zu werden
beginnt. Wenngleich Gebrauchsgrafik made in
Suisse, in der Tat vom Zeitgeist effektuiert, nach
wie vor Spitze ist. Vergleichsweise könnte man
hier auch im propagierenden Sinn auf die
absoluten Spitzenleistungen der polnischen
Plakatkunst hinweisen. Plakate machen Welt und
Straßen bunter, doch hierzulande trotz Plakat-
wertungsaktionen treibt man's oft zu bunt.
Hier in Österreich! Anders nun doch in der Schweiz.
Dortzulande vermeint selbst das unbefangene
Auge einen deutlichen Grundzug zu erkennen,
den eines grafischen Gewissens und Bewußtseins,
der sich manifestiert vom grafisch akzeptablen
Aufdruck eines Kassenzettels oder Prospektes über
einprägsame Firmen- und Car-Beschriftungen bis zu
perfekter Kleingebrauchsgrafik und ausgewogenen
Sonderleistungen der Plakatkunst schlechthin.
Der Grafiker als Mittler und Sendbote zwischen
Auftraggeber und Konsumenten steht dartselbst in
unverrückbar bester Position. Hineingewachsen
auf gut geackertem Grund, schließt er das Dreieck
in optimalster Form. Vieles von dem hier Gesagten
prägt auch das Wesen der Ausstellung. Extrem
einfache Gliederung, straffste Selektion.
Alles macht ienen klaren Eindruck in der
Präsentation wie das Demonstrationsgut selber.
Dieses im Resümee Exzellente Gebrauchsgrafik in
,Reinkultur' stärkstens ästhetisch akzentuiert, von
klaren Ordnungs- und Gestaltungsprinzipien
dominiert. Bekannt hohe helvetische Farbkultur.
Gelegentlich echte Spitze im Plakat wie bei
Schweiz, Suisse, Sviza, Svizzera blauer Grund,
Hochgebirge aus weißen, in diversen Schraffen-
formatianen gebildeten Namenszügen. Prototyp
eines Fremdenverkehrsplakates. Ferner gute
ldeengrafik im kleinen, ab und zu Aufblitzen
modisch gewandeten Humors, die starke Klaue
eines Piatti, einzeln einen immer noch guten Leupin,
Signets und das eine oder andere wirklich
hervorragende Kunstplakot. Also doch glücklichere
Schweiz! Und ebenso glückliche Stiftung Pro
Helvetia, die solches Schaffen international bekannt
machen darf. Ob einschlägige Kreise Österreichs
die Exhibition überhaupt aufsuchen werden,
ab sie überhaupt wissen, daß diese hier stattfindet?
Vorerst war jedenfalls viel grafische Jugend
zu sehen, der man wünschen möge, das Wesen
des Gesunden und Positiven der Schau in ihr
späteres Wirken mitzuübernehmen. Und noch
einmal Was hat man sich hierzulande von offizieller
Seite her schon bemüht, den Plokatwänden ein
stärkeres Profil zu geben? Die Plakatwertungsaktion
des Kulturamtes, seit Jahrzehnten aktiv, wertet
sie nodw immer, doch besser wurde manches nur
im einzelnen. Aber sonst? Ein Arm ohne Hand
Noch immer trieft dickes Ul in großen Tropfen
von den Salatplätschen die Litfaßsäulen herab oder
räkeln sich breitgegrätscht Monster-Beauties in
Serie. Und der Mann von der Straße, der Konsument,
will er es wirklich so? Abb. lO-l2
Leopold Netapil
nloßmuseum Riegersburg, Gesamlansida! Schloß Felranell, Kunslgewerbemuseum, Schlcß Pelranell, Festsaal gegen Norden
36 nach Plan von J. E. Fischer v. Erlach umgebaut Ecke des inneren Hofes
onzelischchen, 1769, von W. Martin restauriert Phasen der Restaurierung des Bronzeiisduduens s.Abb.4
ihgnbe der Credit-Ansmlv Wien
emud Tomasch, Stimmung, 1969 Gerhud Tomasch, Naturprodukle, 1970 Gerlrud Tamasch, Hochland-Panarama, 1963
noldruck, 100 x70 cm Linoldruck, 100 70 cm Gauuche, 71 8D cm
KUNSTHAUS AM MUSEUM
CAROLA VAN HAM
jamie Carpenter
Rhode Island School ofDesign,
ProvidencelUSA
aus der Ausstellung Glas heute"
Z8. Juni 7. Juli 1973
GEMÄLDE ANTIQUITÄTEN
VERSTEIGERUNGEN
KÖLN
DRUSUSGASSE 1-5, TEL. 238137
Kunstauktionen MärzJuni und Oktober
Sonderauktion außereuropäische Kunst und
archäologische Funde im November
Katalog auf Anfrage
Wechselnde Ausstellungen
Angebote von Sammlungen und
Einzelstücken jederzeit angenehm.
Besichtigung nach Vereinbarung.
Schrank, Normandie,
18. Jahrhundert, Eiche
aus der 55. Auktion
vom 13. -15.uni1973
425 Jahre
Tradition 154a 1973 FOFTSChFiTT
14198995
Wagnefsche Univ.-Buchdruckerei Buchroithner 81 Co.
Innsbruck, Erlerstraße 5-7 Telefon 052 22129761
NEUMEISTER KG. VOIIILWEINMÜIJIJER
München Bricnncr Straße 14, Almcida-Palais, Telefon 28 3011
Alessandro Magnasco. 1677 Genua -1749 Genua. Öl auf Leinwand, 98 74 cm
vergleiche Benno Geiger. Ciclo Monastico
REINHOLD HOFSTÄTTER
Kunst und Kunstgevverbe
WIEN
1., Bräunerstraße 12 Dorotheergasse15 -Telefon 52 89 84 und 5289 85