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Ausstellunge
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AUSSTELLUNG
Orientalischer Teppiche
1891.
KATALOG
DER
SSTELLUNG ORIENTALIN
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K. K. ÖSTERR. HANDELS-iMUSEUM
1891.
MIT ZAHLREICHEN HOLZSCHNITTEN.
WIEN 1891.
VERLAG DES K. K. ÖSTERR. HANDELS-MUSEUMS.
DRUCK TOS CQ. HEISSER * M. WEKTHXER.
Vor Jahren schon hat die Leitung unserer Anstalt den
Plan gefasst, den Besuchern des Museums in einer Reihe
von Specialausstellungen Gesammtbilder der einzelnen mo¬
dernen und alten Industrien des nahen und fernen Orients
vorzuführen und diese durch beschreibende Kataloge und
andere zweckdienliche Publicationen thunlichst lehrreich zu
gestalten.
In diesem Sinne wurde im Jahre 1884 die Exposition
keramischer Objecte des Orients in den Räumen des Mu-
6 VORWORT.
seums abgehalten, und ihr schliesst sich die Ausstellung
orientalischer Teppiche an.
Wenn auch die Teppichindustrie der verschiedenen
Länder, darunter die orientalische Teppichweberei, früher auf
Weltausstellungen, vor Allem auf der des Jahres 1873, in
zahlreichen und vorzüglichen Exemplaren vertreten war, so
gewährte doch keine der Ausstellungen ein einheitliches
Bild dieses überaus wichtigen Zweiges der Textilindustrie.
Das dort Gebotene fand sich in verschiedenen weit von
einander liegenden Abtheilungen zerstreut und gestattete
bei dem grossen Umfang des Complexes der Ausstellungs¬
gebäude nur schwer ein vergleichendes Studium der einzelnen
Teppichfabrications-Arten nach Gewebe, Dessin und Farbe.
Mit der gegenwärtigen Ausstellung beabsichtigen wir
nun, die ganze Reihe der Teppicherzeugnisse der orientalischen
Welt im weitesten Sinne in typischen Exemplaren, thunlichst
geordnet und classificirt vorzuführen und glauben damit
manchen Zwecken zu dienen.
Die Anschauung und das Studium der herrlichen Werke
der orientalischen Völker, die ihren Schönheitssinn gerade
auf dem Gebiete der Teppichweberei in bewundernswerther
Weise bethätigen, wirkt veredelnd auf den Geschmack des
grossen Publicums.
Ausser der europäischen Teppichindustrie, die wir durch
die ihr hier gebotenen Vorbilder ganz speciell fördern, wird
durch unsere Ausstellung manchem anderen Zweige des mo¬
dernen Kunstgewerbes eine Fülle verwendbarer Motive,
mannigfacher Anregungen gegeben.
Das überaus reiche, allen Productionsstätten des Orients
und allen seinen Kunstperioden entstammende, in unserer
Exposition gebotene Vergleichsmateriale wird der Wissen¬
schaft bisher schwer vermisste Behelfe für die Forschung
auf einem Gebiete an die Hand geben, das von ihr bis jetzt
ziemlich stiefmütterlich behandelt wurde.
VORWORT. 7
Für den Handel in modernen orientalischen Teppichen
"wird durch die Verbreitung von Kenntnissen über die Teppich¬
arten, ihre Provenienz, ihre günstigen und ungünstigen Eigen¬
heiten, über die Technik ihrer Herstellung endlich, eine neue
solide Basis geschaffen, die ihr bis jetzt zum Schaden des
kaufenden Publicums und der gewissenhaften Händler
grossentheils fehlte.
"Wenn die Teppichausstellung diesen Zwecken einiger-
massen dient, so gebührt der Dank hiefür in erster Linie
den Ausstellern.
Wir gedenken hier in diesem Sinne vor Allem des
Allerhöchsten Hofes, aus dessen Besitze wir eine Anzahl der
herrlichsten Teppiche zur Schau bringen dürfen.
Wir gedenken der fremdländischen Museen, des königl.
Kunstgewerbe-Museums in Berlin, des Leipziger Gewerbe-
Museums und des South Ivensington-Museums, welche Insti¬
tute, abweichend von ihrer Gepflogenheit, der Betheiligung
an Expositionen ausserhalb der Grenzen ihres Landes zu
entsagen, diesmal im Hinblick auf die wünschenswerthe
Beschaffung eines möglichst reichhaltigen Studienmate-
riales unsere Ausstellung mit sehr werthvollen Stücken be¬
schickten.
Unser Dank gebührt der bosnischen Landesregierung,
die eine Anzahl von schönen Producten der von ihr aufs Neue
zur Geltung gebrachten bosnischen Teppichindustrie bietet.
Wir nennen unsere Schwesteranstalt, das k. k. öster¬
reichische Museum für Kunst und Industrie, das königlich
ungarische Landes-Kunstgewerbe-Museum und das Nord¬
böhmische Gewerbe-Museum in Reichenberg, die uns ihre
Sammlungen zur Verfügung stellten.
Wir gedenken der zahlreichen Amateure, die sich von
manchem Objecte, das ihren Wohnräumen zur Zierde diente,
für die Dauer der Ausstellung trennten, endlich der Handels¬
firmen dieses Zweiges, welche, die weiteren Ziele unserer
8 VORWORT.
Exposition im Auge haltend, uns die völlig freie W ahl der
Stücke aus ihren reichen Lagern überliessen.
War nun das Materiale für die Ausstellung beschafft, so
galt es, bewährte Kräfte für dessen Bearbeitung zu finden,
und da reiht sich denn an das eben Gesagte eine neue Liste
von Persönlichkeiten, die sich um unser Werk verdient ge¬
macht haben.
An der Herstellung des Kataloges wirkte in erster Linie
der k. u. k. Generalconsul Herr E. v. Kuczynski mit, der
sich während eines langjährigen Aufenthaltes in Persien,
Indien und der Levante eine gründliche Kenntniss dieses
wenig gepflegten Studiengebietes aneignete und dem die so
schwierige Classificirung der modernen Teppiche und die Ab¬
fassung einer Reihe von Monographien für den Katalog oblag.
Den aufopfernden Bemühungen des Custos-Adjuncten
Herrn Alois Riegl, dem bekannten Autor des vor Kurzem
erschienenen Werkes über altorientalische Teppiche, ver¬
danken wir die kunsttechnische Beschreibung sämmtlicher
exponirten Objecte.
Die Arbeiten des Kataloges wurden ferner in ganz
wesentlichem Masse durch die Mitwirkung des k. u. k. Vice-
Consuls Herrn v. Rakowsky gefördert, der, eben aus Persien
heimgekehrt, uns mit seinen dortselbst erworbenen Special¬
kenntnissen über persische Teppiche berathend zur Seite stand.
Mit grossem Dank erwähnen wir des Leiters des Dessi-
nirungs-Ateliers der Firma Philipp Haas & Söhne, Herrn
Costamania, welcher die einzelnen Teppicharten auf ihre
Gewebe- und Knüpfungsart prüfte — eine mühevolle Arbeit,
deren Ergebniss, abgesehen von ihrem directen Werth, uns
auch manchen Behelf für die Bestimmung der Teppiche gab.
Für die bei Abfassung des Kataloges uns zu theil ge¬
wordene Mitwirkung sind wir weiters verpflichtet den Herren:
S. Bing in Paris; k. u. k. Ministerresident Carl Ritter
von Boleslawski in Tanger; George Campbell, Secretär der
VORWORT. 9
kais. chinesischen Seezollbehörde in London; Ministerialrath
Gerhard Ritter v. Chiari in Trapezunt; Franz Haupt Ritter von
Höchstatten, k. u. k. Consul in Athen; Gustav Ritter v. Kreitner,
k. u. k. General-Consul in Yokohama; Fr. Lachmann in Bukarest;
Richard Oppenheimer, k. u. k. Vice-Consul in Athen; Purdon
Clark, Custos des India-Museums in London; Franz Schiessl
Ritter v. Perstorff, k. u. k. Legationsrath in Constantinopel;
J. M. Stoeckel in Smyrna; Hiromoto Watanabe, kais. japanischer
Gesandter; k. u. k. Vice-Consul Weiss Freiherr v. Teuffenstein
in Tanger, und endlich der Firma Ziegler & Co. in Manchester;
des weiteren den Herren Friedrich Grafen Wallis; Ladislaus
Ritter von Lozinski in Lemberg; Dr. J. E. Polak; Dr. G. Troll;
kais. Rath und Generaldirector Laurenz Gstettner; General-
director Dr. E. Jellinek; Jacob Adutt und Theodor Graf.
Was die Aufstellung der Objecte anlangt, so hat sich
um die künstlerische Seite derselben der Maler Herr Hugo
Charlemont in dankeswerthester Weise verdient gemacht.
Wiewohl die geradezu mustergiltigen Leistungen der
k. k. Versuchsanstalt für Photographie und Reproductions-
verfahren erst in dem grossen, aus Anlass der Ausstellung
vom Handels-Museum zu publicirenden Illustrationswerke
€Orientalische Teppiche» zu Tage treten werden, wollen
wir auch hier des genannten Institutes, das mit Bewilligung
des hohen Unterrichtsministeriums eine grosse Zahl von
photographischen Aufnahmen für diesen Katalog geliefert,
dankbarst Erwähnung thun und constatiren, dass auch die
Firmen Ch. Reisser & M. Werthner und C. Angerer & Göschl
in altbewährter Weise der ihnen in der Herstellung dieses
Buches gestellten Aufgabe gerecht wurden.
Es kann dieser Katalog, die Frucht einer mehrmonat¬
lichen Thätigkeit, im Hinblicke auf die noch in so spär¬
lichem Masse vorhandenen literarischen Behelfe auf diesem
Gebiete selbstredend keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit
erheben.
xo VORWORT.
Neue Gesichtspunkte werden sich bei den an die Aus¬
stellung zu knüpfenden Studien gewiss zahlreiche bieten,
und wird diesen in der oberwähnten, im Laufe der nächsten
Jahre zur Vollendung gelangenden Publication, die weit Ein¬
gehenderes über den orientalischen Teppich bringen soll,
als dies der Rahmen eines Kataloges gestattet, Rechnung
getragen werden. Für dieses "Werk erbitten wir uns abermals
und in weit intensiverem Masse die Mitwirkung jener Männer,
die uns bei dem gegenwärtigen Unternehmen hilfreich zur
Seite gestanden sind.
Möge der Erfolg der Ausstellung uns ihre Mitarbeiter¬
schaft sichern!
Wien, April 1891.
A. v. Scala.
ZUR GESCHICHTE
DES
ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
Nur wenige Gebiete kunstgewerblichen Schaffens können
sich einer so weit in die Vorzeit zurückreichenden Geschichte
berühmen wie dasjenige der orientalischen Teppicherzeugung.
Und zwar gilt dies nicht bloss von den kleinen Teppichen,
die noch heute dem besonderen Bedürfnisse der Nomaden
dienen, deren ursprüngliche Entstehung daher notwendiger¬
weise auf jene in dem Dunkel der Urgeschichte verschwim¬
menden Zeiten zurückgeführt werden rauss, da die Höhe der
menschlichen Cultur noch im Xomadenthum gipfelte. Auch
jene andere Classe von Teppichen, die durch gesteigerte
Grösse, Feinheit und künstlerischen Gehalt der Verzierungen
dem verfeinerten Luxus einer höher organisirten Gesellschaft
zu entsprechen geeignet sind, scheint bereits im Alterthum
ausschliesslich im Orient erzeugt worden zu sein.
Zahlreiche Stellen in den Schriften der Alten beweisen,
dass die griechisch-römische Gesellschaft mindestens seit der
Zeit der Diadochen den orientalischen Teppichen, und nur
diesen, ungefähr dieselbe Werthschätzung zukommen liess,
wie es heutzutage von unserer Seite geschieht. Freilich bleibt
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
es wegen der meist ungenauen technischen Bezeichnungen
und wegen unserer dermaligen Rathlosigkeit, diese Be¬
zeichnungen einwandsfrei zu erklären, heute immer noch
fraglich., welche Gattung von Teppichen unter den von
den antiken Schriftstellern erwähnten zu verstehen sei; doch
spricht wohl die überwältigende Wahrscheinlichkeit dafür,
dass jene im Alterthum so vornehmlich beliebten orienta¬
lischen Teppiche von derselben Art gewesen sein werden, wie
die noch heute vorwiegend geschätzten: also Knüpfteppiche.
Es ist nämlich kaum anzunehmen, dass die orientalische
Teppicherzeugung im Alterthum andere Arten von Teppichen
gekannt haben sollte als die noch heute gepflegten, das sind
gewirkte und geknüpfte. Nun erscheint es heute auf Grund
der ägyptischen Textilfunde ganz ausser Zweifel gestellt,
dass die Technik, in welcher die gewirkten Teppiche her¬
gestellt werden, einstmals in der ganzen abendländischenWelt
allgemein und in höherer Ausbildung verbreitet gewesen ist.
Auf diesem Gebiete hatten also die Orientalen mindestens
von der Zeit der Diadochen an den Abendländern nichts
mehr zu lehren. Es konnten somit jene orientalischen Teppiche,
die den Alten so sehr imponirten, doch wohl nur Knüpf¬
teppiche gewesen sein.
Aehnliches lässt sich in Bezug auf das Mittelalter sagen.
Auch dieses wusste orientalische Teppiche allezeit zu schätzen,
und zwar werden wir die bezüglichen schriftlichen Nach¬
richten nicht minder wie diejenigen aus dem Alterthum
hauptsächlich auf Knüpfteppiche zu beziehen haben. Etwa
vom X\ . Jahrhundert ab besitzen wir hiefür sogar unmittel¬
bare Beweise in den gemalten orientalischen Teppichen, die
sich auf zahlreichen Bildern deutscher und italienischer
Meister finden und deren Vorbilder wir zum Theil noch
heute zum Vergleiche heranzuziehen im Stande sind.
Also an Geschichte fehlt es den orientalischen Teppichen
keineswegs. Lässt sich aber diese Geschichte auch nur in
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 13
ihren wesentlichsten Zügen authentisch und zusammenhängend
darstellen ?
Ein Hauptmangel haftet den orientalischen Teppichen
an: ihre Vergänglichkeit. Während Gegenstände aus Metall
und gebranntem Thon Jahrtausende überstanden haben, ver¬
mochten Textilerzeugnisse nur unter ganz besonders gün¬
stigen Umständen eine längere Reihe von Jahrhunderten zu
überdauern. Unter den textilen Rohmaterialien ist wieder die
dem Mottenfrasse ausgesetzte Thierwolle das vergänglichste;
die Thierwolle ist aber gerade jenes Material, das in der
orientalischen Teppicherzeugung so wie noch heute, wohl
schon von Anbeginn die weitaus erste Rolle spielt. Erwägen
wir ferner, dass die Teppiche als Gebrauchsgegenstände der
mechanischen Abnützung im höchsten Masse ausgesetzt sind,
so müssen wir dem Geschicke dankbar sein, dass es uns
überhaupt Teppiche aus früherer Zeit als dem laufenden
Jahrhunderte erhalten hat.
Aeltere Teppiche, sogenannte «altorientalische» Teppiche,
gibt es nämlich zweifellos und, wie die Ausstellung lehrt, in
nicht geringer Anzahl. Es fällt auch nicht schwer, einen alten
Teppich von einem jüngeren zu unterscheiden, sobald man nur
die moderne Waare genauer angesehen hat. Die Schwierigkeit
beginnt aber sofort, wenn man sich mit der vagen Bezeich¬
nung «altorientalisch» nicht mehr zufrieden gibt und eine
genauere Datirung, sei es auch nur nach dem Jahrhundert,
anzustellen versucht.
In einzelnen Fällen hat es uns der orientalische Arbeiter
allerdings leicht gemacht. So lesen wir an Xr. 361 nicht
bloss den Namen des einstigen Besitzers, sondern auch eine
ganz genaue Orts- und Zeitbestimmung. Leider kommen solche
datirte Stücke nur sehr vereinzelt vor und stammen fast
sämmtlich aus unserem Jahrhundert. Man ist daher gezwungen,
nach anderen, minder bequem zu Tage liegenden Criterien
zu suchen.
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
Ein Merkmal, wodurch sich der moderne orientalische
Teppich mehr oder minder strenge vom alten unterscheidet,
liegt in der farbigen Erscheinung. Da aber die Corruption
der orientalischen Farbengebung erst seit dem Eindringen
europäischen Einflusses datirt und die europäische Umwälzung
auf diesem Gebiete auch nicht älter ist als der Aufschwung
der Farbenchemie in unserem Jahrhundert, so erscheint es
klar, dass mit diesem Criterium nicht viel nach rückwärts
gewonnen ist.
Ungefähr das Gleiche gilt von dem Versuche, die
Mache zum Prüfstein des Alters zu machen. Im Allgemeinen
ist es gewiss richtig, dass die Sorgfalt der Ausführung in
früherer Zeit auch auf diesem kunstgewerblichen Gebiete
eine grössere gewesen ist, wobei schon der Umstand allein
entscheidende Bedeutung geübt hat, dass es sich früher über¬
wiegend nicht um die Herstellung von Marktwaare für fremde
Käufer, sondern um Hausfleisserzeugung für den eigenen
Bedarf handelte. Andererseits werden aber noch heute im
Orient Teppiche gefertigt, die, wie z. B. die Senne-Teppiche,
uns durch die Dichte ihres Gewebes in Erstaunen setzen.
Kaum besser steht es mit einem weiteren Criterium, das
sich auf die zweifellos constatirte Abnahme der Feinheit
der künstlerischen Empfindung bei den orientalischen
Teppichknüpfern der neuesten Zeit stützt. Dieses Moment
äussert sich unter anderm in sehr greifbarer Weise in der
Behandlung der Bordüre, die an älteren Teppichen stets von
vornherein unter Berücksichtigung der Ecklösung angelegt
wurde, während der moderne Teppicharbeiter mit dem
Rankenmotiv beginnt, unbekümmert darum, ob es sich auch in
entsprechender "Weise um die Ecken wird herumführen lassen:
die Folge davon ist, dass sich an neueren Teppichen in der
Regel die Langseite der Bordüre an der Schmalseite todtläuft.
Diese Abnahme der Feinheit der künstlerischen Empfin¬
dung datirt nicht von diesem Jahrhundert. Schon bei Chardin,
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 15
der Persien im XVII. Jahrhundert bereist hat, begegnen wir
denselben Klagen. Da aber das erhaltene Teppichmaterial,
etwa mit sehr geringen Ausnahmen, eben aus den letzten
Jahrhunderten stammt, so gewinnt es den Anschein, als ob
uns durch die erhaltenen Originale überhaupt nur die Zeit des
Verfalles der orientalischen Teppicherzeugung illustrirt würde.
Andererseits vermögen wir doch auch an Teppichen, deren
Entstehung wir mit einiger Berechtigung in das vorige Jahr¬
hundert verlegen, die oben gerügten Mängel der künstle¬
rischen Durchbildung noch nicht in so auffallender Weise zu
constatiren. Bevor also in die Geschichte der orientalischen
Teppicherzeugung der früheren Jahrhunderte nicht auf an¬
derem Wege Klarheit gebracht sein wird, vermögen wir auch
auf Grund des letzterwähnten Criteriums nicht viel mehr zu
entscheiden, als dass ein Teppich der neuesten Zeit angehört
oder nicht.
Versagen somit die äusseren für Jedermann greifbaren
Anhaltspunkte, so wollen wir nun nach wissenschaftlichen
Criterien Umschau halten. Diese stützen sich natürlich
grösstentheils ebenfalls auf äussere Merkmale, doch ist die
Beurtheilung dieser letzteren nur unter Voraussetzung ander¬
weitiger besonderer Kenntnisse möglich.
Ein solches äusseres Merkmal zur wissenschaftlichen
Orts- und Zeitbestimmung besitzen wir in den Inschriften.
Einen Fall, wo eine Inschrift unmittelbar Ort und Zeit der
Entstehung nennt, haben wir bereits oben kennen gelernt;
da es aber in solchem Falle nur der entsprechenden sprach¬
lichen Kenntnisse bedarf, um den Sachverhalt festzustellen,
haben wir den erwähnten Fall unter die Besprechung der
rein äusserlichen Criterien subsumirt. Anders steht die Sache,
wenn die Inschrift der Datirung entbehrt. Dann tritt die
moderne Wissenschaft der Paläographie in ihr Recht, mit
deren Hilfe die Orientalisten aus dem jeweiligen Charakter
der Schriftzeichen, wenn auch nicht Tag und Jahr, so doch
16 ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
mindestens das Jahrhundert, ja nicht selten selbst minder
umfassende Zeiträume für die Entstehung eines Teppichs
festzustellen wissen. Leider zählen aber auch diese Fälle
keineswegs zu den häufigen.
Es ist nun der Versuch gemacht worden, die Wissen¬
schaft der Paläographie für die Zeitbestimmung orientalischer
Teppiche auch dort dienstbar zu machen, wo Inschriften zwar
nicht deutlich als solche angebracht sind, aber Grund vorlag,
dieselben als in gewissen Elementen der Decoration ver¬
borgen anzunehmen.
Im Ornamentschatz der Orientalen spielt das Schrift¬
ornament bekanntlich eine sehr grosse Rolle. Es wurde nun
an älteren Teppichen die Wahrnehmung gemacht, dass
gewisse anscheinend vegetabilische Motive die grösste
Aehnlichkeit mit Schriftzeichen aufweisen. Ergab sich über¬
dies aus den supponirten Schriftzeichen ein Sinn, der sich
mit der einstigen Bedeutung und Zweckbestimmung des
Teppichs in natürlichen Einklang bringen liess, so lag es
nahe, die paläographische Zeitbestimmung, die dem Schrift¬
zeichen zukommen würde, auf das Ornament und auf den
Teppich selbst zu übertragen.
Dieser Methode der Zeitbestimmung nach krypto-
grammatischen Criterien mag noch eine grosse Zukunft
bevorstehen, und ist der Scharfsinn des Forschers, der sie zu¬
erst zur Anwendung gebracht hat, nicht genug anzuerkennen.
F reilich erscheint bei Verwerthung dieses Criteriums zunächst
grosse Vorsicht geboten. So hat sich z. B. ein solches krypto-
grammatisches Motiv, dessen paläographische Bestimmung ins
XI\ . Jahrhundert lautet, völlig in derselben typischen Form
auch an unzweifelhaft modernen Teppichen vorgefunden. Es
ist zwar damit allein noch keineswegs bewiesen, dass der
I eppich, an dem jenes Motiv zuerst beobachtet wurde, nicht
im XIV. Jahrhundert entstanden ist; aber das Eine wird sich
selbst dann, wenn man an dem ursprünglich kryptogram-
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 17
matischen Charakter dieses Motivs festhält, nicht bestreiten
lassen, dass nämlich dasselbe Motiv seit dem XIV. Jahr¬
hundert bis auf den heutigen Tag- fortdauernd in Uebung
geblieben ist. Treffen wir also das Motiv an irgend einem
Teppich, so werden wir immer noch im Zweifel bleiben, in
welchem der seit dem XIV. verflossenen Jahrhunderte wir
denselben unterzubringen haben.
Mit der Paläographie allein lässt sich somit die Frage
in solchem Falle nicht lösen. Es bleibt dann nur noch ein
Weg offen, derjenige der Vergleichung mit anderen Kunst¬
werken, deren geschichtliche Stellung wir bereits genauer
kennen. Ein solches vergleichendes Studium ist aber die
Aufgabe der Kunstgeschichte. Es ist nun eine leidige That-
sache, dass es heute noch keine geschriebene Kunstgeschichte
des Orients gibt. Es fehlt damit eine der wesentlichsten Vor¬
aussetzungen, unter denen sich eine Nutzbarmachung einer¬
seits der Paläographie, andererseits des vergleichenden
Studiums für die Orts- und Zeitbestimmung älterer orientali¬
scher Teppiche mit Aussicht auf zuverlässigere Ergebnisse
anbahnen lässt.
An einem Punkte bloss hat die kunsthistorische For¬
schung bereits vor geraumer Weile eingesetzt, um im Wege
des vergleichenden Studiums einige Klarheit über die Ge¬
schichte der orientalischen Teppiche zu verbreiten. Es ist
dies auf Grund von gemalten Teppichdarstellungen ge¬
schehen, die, wie schon vorhin erwähnt, auf Gemälden aus
dem XV. und XVI. Jahrhundert nicht selten anzutreffen
sind. Es ist aber bloss eine ziemlich begrenzte Gruppe von
Teppichen, deren Geschichte uns hiedurch aufgehellt worden
ist. Sie gehören sämmtlich zur geometrischen Classe, die
entweder planimetrische Motive oder doch sehr stark geo¬
metrisch stilisirte vegetabilische Ornamente verwendet. Es
zählen hieher u. a. Xr. 317, 344, die man wegen ihrer
Verwandtschaft einerseits mit kaukasischen, andererseits mit
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
anatolischen Teppichen der Jetztzeit am Südabhang des Kau¬
kasus entstanden denkt, und Xr. 360, die aut syrischen (v on
P. Clark auf spanisch-maurischen) Ursprung zurückgeführt
wird. Ueber die ältere Geschichte der persischen Teppiche
und der ihnen eigenen reichen Blüthenrankenverzierung er¬
fahren wir aus den gemalten Teppichen des XV. und XVI.
Jahrhunderts so gut wie nichts. Immerhin bilden aber diese
letzteren den ersten und bisher einzigen Angriffspunkt, von
dem aus sich ein vergleichendes Studium für die Beurtheilung
älterer orientalischer Teppiche einleiten lässt. Zudem reicht
dieser Angriffspunkt in Zeiten zurück, über welche namhaft
hinauf die Geschichte der orientalischen Teppiche an Ori¬
ginalen zu verfolgen wir kaum eine berechtigte Hoffnung
haben dürfen, namentlich seitdem uns die ägyptischen Fund¬
stätten gelehrt haben, dass wir von der Aufdeckung von
Gräbern nach dieser Richtung nichts zu erwarten haben.
Eine so uralte Kunst wie jene der orientalischen Tep¬
picherzeugung hat naturgemäss manche Phasen der Ent¬
wicklung durchlaufen. Von dem conservativen Charakter
aller orientalischen Cultur steht aber zu erwarten, dass ein
Xiederschlag aus allen diesen Phasen an hiezu geeigneten
Stellen bis heute übrig geblieben ist. Von diesem Stand¬
punkte aus lässt sich nun sogar eine geschichtliche Ueber-
sicht über die bisherige Entwicklung gewinnen — eine Ueber-
sicht, die freilich insoferne einseitig ist, als sie naturgemäss
ausschliesslich die decorative Ausstattung im Auge haben
kann. Da aber eine andere, umfassendere Uebersicht aus
bisher erörterten Gründen unmöglich ist, soll die beschränkte
hier in knappen Zügen Platz finden.
Die älteste Phase der orientalischen Teppichorna¬
mentik erscheint repräsentirt durch jene kleinen Teppiche,
deren Fläche in einfache Streifen zerlegt ist; diese Streifen
sind dann durch zusammenhanglos aneinandergereihte Einzel-
motive ausgefüllt (Nr. 161).- Nomaden sind es naturgemäss,
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 9
die diese Teppiche verfertigt haben. Es ist eben die primi¬
tivste aller Textilverzierungen, die Streifung, wie wir sie
auch an den Costümen der Orientalen offenbar in Folge
einer atavistischen Neigung noch heute mit Vorliebe zur
Schau getragen sehen. Die Einzelmotive innerhalb der Streifen
sind rein geometrisch oder stark stilisirt; bezeichnender-
massen sind die darunter befindlichen Thierfiguren nicht die
alten historischen — Löwe im Kampf mit dem Stier, der
Pfau u. s. w. —, sondern die den Menschen umgebenden
Hausthiere: Pferd, Ziege, Kameel.
Ist nun dieses System der Teppichornamentik wirklich
ein ursprüngliches, primitives? Waren die Gegenden, in
denen die teppichknüpfenden Nomaden heute wandern, vor¬
mals nicht von reichen Culturvölkern bewohnt, und ist ein
Rest dieser Cultur nicht auch in die Erzeugnisse der heutigen
Nomaden eingedrungen?
Diese Zweifel erledigen sich dadurch, dass die heutigen
Nomaden nach den wesentlichen Bestandtheilen ihres Volks¬
thums nicht die in primitive Verhältnisse zurückgesunkenen
Nachkommen der früheren Culturvölker, sondern hauptsäch¬
lich türkische Stämme sind, die erst in verhältnissmässig
später Zeit aus Hochasien eingewandert sind und aus dieser
ihrer Heimat ihre Sitten und Lebensgewohnheiten, und auch
ihre Künste im ursprünglichen Zustande mitgebracht haben.
Daher die überaus originelle Erscheinung, die z. B. die
Teppiche der Teke-Turkmenen darbieten (Nr. 132). Dagegen
ist das Bild, das uns die Teppiche der Kaschkai-Nomaden
gewähren, schon ein ganz anderes. Das primitive geometrische
Ornament findet sich zwar auch an diesen in der Form des
sogenannten Aschkali-Musters (Nr. 64). Dagegen haben sie
das Palmwipfelmuster (Nr. 69) zweifellos aus dem älteren
persischen Kunstfonds entlehnt.
Ein etwas vorgeschritteneres System der Flächen¬
verzierung erscheint bewerkstelligt durch die rechtwinkelige
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
Durchkreuzung zweier paralleler Systeme von Linien, die
die Fläche entweder senkrecht und wagrecht durchschneiden,
wodurch rechteckige (gewöhnlich quadratische, Xr. 186) oder
als schräge Diagonallinien, wodurch rautenförmige (Nr. 158)
Felder entstehen; die letzteren (das sogenannte Rautennetz)
bilden die wohlgefälligere Art dieses Schemas. An Stelle der
Linien können auch breitere Bänder von geometrischer
Charakterisirung treten. In die einzelnen quadratischen oder
rautenförmigen Felder des Netzes werden dann Einzel¬
motive eingesetzt; ist das Liniensystem starr durchgeführt,
so sind dies auch meist geometrische oder sehr stark stilisirte
vegetabilische Füllungen (Xr. 151, 158).
Um aus diesem starren System den Eindruck des
abgezirkelt Geometrischen zu bannen, genügt es schon, die
Kreuzungslinien oder Bänder zu unterdrücken und die
Füllungen für sich allein stehen zu lassen. Dieses Schema
liegt dem Palmwipfelmuster in seiner einfachsten Form
(Shawlmuster) zu Grunde, das nichts Anderes ist als ein mit
Palmwipfeln gefülltes Rautennetz,' wovon die Maschen in
Wegfall gekommen und nur die füllenden Palmwipfel in
versetzten Reihen stehen geblieben sind.
Xoch nach einer anderen Seite hin hat das Rautennetz
den Angriffspunkt für eine weitere Entwicklung der orien¬
talischen Teppichornamentik geboten. Man hat nämlich die
flächentheilenden Linien durch aus vegetabilischen Motiven
zusammengesetzte Bänder ersetzt: dieses Schema liegt dem
sogenannten Herati-Muster (Nr. 14 ff.) zu Grunde. Schon der
mstand, dass sich in den flächentheilenden Bändern dieses
Musters stets dieselben Elemente in der gleichen Reihenfolge
wiederholen, beweist, dass das einfache Rautennetz dem
Muster zu Grunde liegt.
Dieses Schema der Flächenverzierung hat bereits der
antike Orient gekannt und geübt, wie unter Anderm die in Ninive
gefundenen Thürschwellen aus Stein und Bronze beweisen.
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
Das vorgeschrittenste Stadium der Entwicklung- der
orientalischen Teppichornamentik bezeichnet das frei über
die Fläche hingeworfene Rankenwerk. Das Rankenornament
ist eine Errungenschaft der griechischen Antike; der antike
Orient kennt sie nicht vor der alexandrinischen Eroberung,
während wir sie auf griechischem Boden schon in Mykenä
reichlich verwendet finden. Seitdem aber die Ranke auf
orientalischen Boden verpflanzt wurde, hat sie hier allezeit
das fruchtbarste Motiv der Decoration abgegeben. In der
Bordüre als Wellenranke, im Innengrunde in mannigfaltig
convergirendem und divergirendem Linienspiel, erscheint sie
insbesondere für persische Teppiche charakteristisch, an
denen sie häufig selbst in den zartesten Schwingungen und
Rundungen ausgeführt erscheint. Doch findet sie sich nicht
minder in der zur geometrischen Stilisirung neigenden
Teppichclasse; auf solchen Ursprung wird man z. B. das
geknickte lineare Ornament der älteren kaukasischen Teppiche
(Xr. 344) zurückzuführen haben. Die mit dem Rankenornament
in Verbindung gesetzten Blüthenmotive sind zum Theil
historisch-stilisirte, wie die Rosette und die Palmette, oder
naturalistische wie die Xarcissen. Von Thierfiguren begegnen
sich immer dieselben, insbesondere der Löwe, der den Stier zer-
reisst, jene uralte, ursprünglich tief religiös-symbolische Dar¬
stellung, die schon an den Rampen der persepolitanischen
Paläste in Stein gemeisselt zu sehen war. Der Stier ist in
einzelnen Fällen durch die Antilope oder den Hasen ersetzt,
der Löwe durch den Panther. Von Vögeln ist der uralte
Ziervogel aller Künste, der Pfau, mit besonderer Vorliebe
verwendet, ferner Wasservögel, wie schon in der Antike
(ägyptische Textilfunde) und im Mittelalter (Mossul-Bronzen)
Die paarweise, symmetrische Gegenüberstellung der Ihier-
figuren ist nicht minder alte Ueberlieferung aus antiker Zeit.
Die menschliche Figur hat nur in seltenen Fällen in die
orientalische Teppichverzierung Eingang gefunden. An Xo-
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS.
madenteppichen (Nr. 162) treffen wir sie verhältnissmässig noch
am häufigsten, an Luxusteppichen bloss ausnahmsweise. Ein
vereinzeltes Beispiel, allerdings ein ganz einziges in seiner
Art, bietet Nr. 320. Die darauf dargestellte Jagd gewährt über
den künstlerischen Genuss hinaus noch ein bedeutsames
gegenständliches Interesse.
Besondere Erwähnung verdient eine ganz bestimmte
Gattung von Teppichen (Nr. 321), die man in der Regel auf
europäischen Ursprung zurückzuführen pflegt. Sie sind in
der alten Abtheilung ziemlich zahlreich vertreten. Gemeinsam
ist ihnen das Material, das fast ausschliesslich aus Seide und
in den meisten Fällen auch aus Gold und Silber besteht, und
die Art der Ornamentation: Ranken, die sich zu mannigfach
ausgeschweiften Configurationen zusammenschliessen, mit
Palmetten, Rosetten und Wolkenbändern auf wechselndem
Grunde. Es verräth sich in den meisten dieser Teppiche ein
unverkennbarer abendländischer Zug, der in einzelnen Fällen
(Nr. 390) vollständig den Gesammteindruck beherrscht. Man
hat deshalb die Entstehung dieser Teppiche mit Vorliebe auf
eine europäische Fabrik von Teppichen nach orientalischer
Art bezogen, die nach ziemlich vagen Berichten im vorigen
Jahrhundert in Polen existirt haben soll, und die gewöhnlich
mit dem Namen Mazarski in Verbindung gebracht wird, ohne
dass hiefür bisher genügende Anhaltspunkte beigebracht
worden wären. Das reiche Material, das nach dieser Richtung
auf der Ausstellung versammelt ist, lässt eine Klärung der
F rage erhoffen; ohne der Lösung jetzt schon vorzugreifen,
soll nur beiläufig gesagt sein, dass der erste Eindruck nicht
für occidentalischen Ursprung dieser Teppiche spricht. Der
occidentale Charakter mag sich daraus erklären, dass diese
I eppiche eben von Europa aus bestellt, für ausschliesslich
europäische Zwecke (weshalb sie sich im Orient nirgends
finden) und wenigstens zum Theil nach europäischen Vor¬
lagen gearbeitet worden sind, wofür theils Analogien aus
ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 23
anderen Kunstgebieten, theils auch directe Berichte zur Be¬
weisführung" beigebracht werden können.
Das bisher Gesagte betrifft vornehmlich die geknüpften
Teppiche, die man ja gewöhnlich im Auge hat, wenn von
orientalischen Teppichen schlechtweg die Rede ist. Von der
zweiten Classe, den Kilim, braucht nur Weniges gesagt zu
werden, entsprechend der geringen Bedeutung, die dieser
Teppichclasse, wie es scheint schon seit vielen Jahrhunderten,
nur mehr zukommt. Der anatolische Kilim, ja selbst der
Karamani steht nach Technik und Muster noch auf einer
sehr primitiven Stufe der Textilkunst. Dagegen hat sich
in Kurdistan eine Kilimwirkerei erhalten, die in manchen
ihrer Erzeugnisse (Xr. 54) unmittelbar an die schönsten antiken
Wirkereien erinnert, die in den letzten Jahren aus ägyptischen
Gräbern ans Licht gebracht worden sind. Ja, die Art und
Weise, wie die Schlitze — bekanntlich ein natürlicher, der
Wirkereitechnik anhaftender Mangel — dazu benützt er¬
scheinen, um auf dem glatten weissen Grunde ein Muster
hervorzubringen (Xr. 54), verdient im höchsten Grade unsere
staunende Anerkennung. Und auch ein orientalischer Gobelin,
mit Darstellungen figürlichen Inhaltes, in Gold und Seide ge¬
wirkt, ist in die Ausstellung gelangt (Xr. 398); es muss aber
gesagt werden, dass diese orientalische Figurenwirkerei bei
Weitem nicht auf der Höhe derjenigen steht, die die nieder¬
ländischen und französischen Gobelins hervorgebracht hat.
Alois Riegl.
0
Fig. i»).
ZUR HERSTELLUNG DER KNÜPFTEPPICHE.
Der Teppichstuhl der Knüpfteppiche zeigt meist ein
senkrecht oder schief stehendes Gerüste, das oben den
Kettenbaum und unten den Zeugbaum trägt (Fig. i). Die
Kette wird mitunter zur Vermehrung und Ausgleichung der
Spannung über mehrere runde Stäbe geführt.
Die Kettenfäden laufen entweder frei und behufs Bildung
des ersten Faches durch einen Stab getrennt herab, und
wird in diesem Falle das Gegenfach mit der Iland gebildet,
oder iiber ist die haute lisse-Vorrichtung (Fig. 3 a, 4 a und 6)
angebracht und passiren die Kettenfäden die Litzen der¬
selben, in welchem Falle die Bildung jedes zweiten Faches
durch das Ziehen der haute lisse bewerkstelligt wird. Der
erste Schussfaden läuft bei den letztgenannten Teppichen in
*) Aus Brugsch, «Reise der preussischen Gesandtschaft iu Persien».
ZUR HERSTELLUNG DER KXÜPFTEPPICHE.
gerader Linie quer durch, der zweite kreuzt die Kette in
schlangenförmigen Windungen (6 Fig. 3 und 5). Der erste
Schussfaden wird stramm angezogen und
gibt dem Gewebe seine Breite; er wird
entweder durch einen Kamm oder bei
grösseren Teppichen durch einen Stab
gegen die Knüpfungsreihe gedrückt, der
zweite Schussfaden wird
lose eingetragen und
stets durch einen Kamm
gegen den ersten Schuss- =
faden geschlagen.
Nach Art des Gewebes
werden zwischen je zwei 1 3' ^cliema 11 ?
Knüpfungsreihen ein oder mehrere solcher Schussfadenpaare
eingetragen. Durch das starke Anziehen der einzelnen
-L
Fig. 2, Schema I.
.
JP
Fig. 3 a, Schema II.
26 ZUR HERSTELLUNG DER KNÜPFTEPPICHE.
II 1
j p p
III
[ff
i
ihn
! 11 nTiT
Fig. 4, Schema IV.
Knüpfungen wird bei gewissen Knüpfungsarten jeder zweite
Kettenfaden unter einen seiner Nachbarfaden gebracht, so
dass das Gewebe sozusagen
zwei Kettenlagen hat und
auf der Rückseite einen
dichten von den Schuss¬
fäden völlig bedeckten Rips
zeigt.
Bei den ordinären Tep¬
pichgewebearten, so z. B.
bei den chinesischen, fehlt
der schlangenförmig ge¬
wundene Schussfaden und
wird derselbe durch einen
gerade durchlaufenden er¬
setzt.
Was die Knüpfungen selbst anlangt, so
werden dieselben durch die nachstehenden Figuren
erläutert:
Fig. 2 zeigt einen Flor,
bei dem — auf der Zeichnung noch
ungeschnitten dargestellt — jede Knü¬
pfung nur auf je einem Kettenfaden
befestigt ist;
Fig. 3 und 3 a, 4 und 4 a, sowie
Fig. 5 Florarten, bei welchen jede
Knüpfung an je zwei Kettenfaden
befestigt ist;
Fig. 6 endlich eine Florart, bei
der jede Knüpfung an je vier Ketten¬
fäden befestigt ist.
Fig. 5, Schema III. ,,7.
Wir haben es für zweckent¬
sprechend gehalten, eine Anzahl von ausgestellten Teppichen
auf ihre Knüpfweise untersuchen zu lassen, und wird in den
Fig. 4 a,
Schema IV.
J
?
ZUR HERSTELLUNG DER KNÜPFTEPPICHE. 27
nachstehenden Abhandlungen über verschiedene Teppich¬
arten, sowie bei typischen Nummern des Kataloges auf diese
einzelnen Knüpfarten, die mit Schema I bis V, wie bei den
Abbildungen bemerkt, bezeichnet werden, hingewiesen.
TZ' J J vV
Fig. 6, Schema V.
Die Knüpfungsart der einfachen Perser-Teppiche sowie
jene der Smyrna-Teppiche zeigt sich übrigens am besten an
den in der Ausstellung aufgestellten Webestühlen, die je
ein Stück angefangenen Teppichs tragen.
BILDLICHE ERKLÄRUNGEN
EINIGER IM KATALOGE GEBRAUCH TER BENENNUNGEN VON
TEPPICH-ORNAMENTEN.
Palmette, ein vegetabilisches Motiv
mit oblongem centralen Kern, der
von einem geflammten Blattkranz
oder mehreren solchen umgeben
ist. An diese Palmette setzt sich
rechts und links ein Lanzett¬
blatt an. Von einem altpersischen
Teppich.
Palmette mit scharf ausgeschnittenen
Contouren, typisch für Dschou-
schegan -Teppiche.
SS
0
Palmette in schräger Projection. mit
Neigung zu geometrischer Stili-
sirung. Altpersisch.
Palmette mit zwei flankirenden Lan¬
zettblättern, stärker stilisirt. an
modernen Ferahan- und Kurdistan-
Teppichen gebräuchlich.
BILDLICHE ERKLÄRUNGEN. -9
Palmette in geometrischer Stilisirung,
modern kaukasisch.
Centrales Motiv, in dessen Mitte eine
Rosette, an die sich in liegender Kreuz¬
form vier Blüthen mit volutenförmigem
Kelch anschliessen. Für Dschouschegan-
Teppiche typisch.
Rosette mit seitwärts gekrümmten Blättern.
Palmwipfel von einem festen Contour um¬
zogen, in dessen Mitte die Blumenfüllung.
Palmwipfel durch einen Blumenzweig ge¬
bildet, ohne festen Contour.
Granatapfel.
Centrales Motiv, aus acht Spiralen oder
vier Herzblättern zusammengesetzt. Ty¬
pisch für eine Gruppe der Kaschkai-
Teppiche, auch an kaukasischen nicht
selten.
3° BILDLICHE ERKLÄRUNGEN.
Hakenberänderte Raute, typisch für
Xomadenteppiche.
Fortlaufende Wellenranke, gebro¬
chen, mit angesetzten zweispal¬
tigen Motiven.
Intermittirende Wellenranke mit an¬
gesetzten Rosetten. Rechts von
der äussersten linken Rosette ist
die Ranke von einem oblongen
abgestuften Motiv (stilisirten Lan¬
zettblatt) durchsetzt.
Wolkenband.
PERSISCHE TEPPICHE.
EINTHEILUNG DER PERSISCHEN TEPPICHE.
i. Nach dem Webstoffe. Je nach dem Productions-
materiale unterscheidet man Schafwollteppiche, Ziegenhaar¬
teppiche , Kameelhaarteppiche, Seidenteppiche und Filz¬
teppiche. Die Schafwollteppiche sind entweder ganz wollene,
wie bei den Xomadenstämmen im Allgemeinen (speciell bei
den Kaschkai in Südwestpersien, den Nomaden in Azerbei-
dschan, Zendjan und Hamadan, deren Teppiche häufig mit
Kameelhaar vermischt sind, den Turkmenen im Osten und
den Belutschen im Südosten Persiens, endlich bei dem bu-
khariotischen Fabricate), oder halbwollene, d. i. Teppiche
mit Kette und Einschlag aus Baumwolle, Flor aus Wolle.
Hieher gehören die dermalen in Ferahan erzeugten (die
Stücke älteren Datums sind vielfach ganzwollen) mit sehr
starker Kette, dann die in Kurdistan (soweit sie von der
ansässigen Bevölkerung verfertigt werden), Kirman und
Khorassan hergestellten Teppiche. Die besten Wollen sind
die südpersischen, sowohl die der Gegend von Schiraz und
Kirman, als jene des südlichen Theiles von Khorassan.
Diese Wollgattungen, welche sehr häufig mit Ziegen¬
haar vermengt werden, sind diejenigen, welche den aus ihnen
bereiteten Teppichen den prächtigen, namentlich in Europa
beliebten Seidenglanz, von den Persern «mahmali (sammten)
32 EINTHEILUNG DER PERSISCHEN TEPPICHE.
genannt, verleihen. Die tlieuerste olle ist die Flaumwolle
(Khulk), das sind die unmittelbar auf der Haut des Thieres
befindlichen kleinen feinen Haare. Ganz besonders vorzüglich
ist diese Wolle bei einer Ziegenspecies in der Nachbarschaft
von Kirman, dann bei einer in Centraiasien vorkommenden
Art von Bergziegen (Moufflon). Mit Khulk gewebte Teppiche
gehören zu den grössten Seltenheiten und werden nur aut Be¬
stellung hergestellt; die berühmten Kirmaner Shawls sind aus
diesem feinen Materiale. Diese Wolle kommt vielfach theurer
zu stehen als Seide. Bei den Nomadenstämmen wird sie zu
Teppichen, welche als Aussteuer vornehmer Mädchen be¬
stimmt sind, von diesen verwendet. Sonst gibt es, wie be¬
greiflich, je nach Lage, klimatischen Einflüssen, Pflege u. s. w.
alle Abstufungen in der Qualität von den feinen, die zu
dem Senne-Teppich verwebt werden, bis zu den ganz
ordinären von Azerbeidschan und anderen mehr weniger un¬
bekannten Teppichproductionsorten.
Die Baumwolle, welche bei den persischen Teppichen
gebraucht wird, ist kein einheimisches Product.
Aus Kameelhaar werden, wie erwähnt, die Teppiche
der Nomaden in der Gegend von Hamadan, Zendjan und
Azerbeidschan hergestellt; auch dieses Material hat viele
Abstufungen und wird ungefärbt oder in gefärbtem Zustande
gebraucht.
Reine Baumwollteppiche gibt es nur in Yezd, und zwar
sind dies keine geknüpften Teppiche, sondern Kilims,
Zeilüs genannt.
Die Seidenteppiche zerfallen in solche, bei welchen das
11 duptmateriale Seide ist, also die Kette und die zum Flor
\ erw endeten (Tespinnste. Solche I eppiche werden, und zwar
gewöhnlich mit baumwollenem Einschlag, in Kaschan und Sul-
tanabad erzeugt. Sie sind übrigens sehr kostspielig und
können kaum als currente Waare angesehen werden. Dann
gibt es feine \\ ollteppiche, bei welchen die Kette Seide ist,
EINTHEILUXG DER PERSISCHEN TEPPICHE. 33
was zur Erhöhung' der Dauerhaftigkeit geschieht, oder auch
der Einschlag; dies ist aber nur Luxuswaare und auch da
sehr selten (vgl. Kurdistan-Teppiche). Endlich kommt es
vor, dass gewisse Partien der Musterung aus Seide sind,
insbesondere die Umränderungen der einzelnen Motive, am
häufigsten bei den Tekketurkmenen.
Zum Schlüsse sind noch die Filzteppiche erwähnens-
werth, obwohl dieselben nur im übertragenen Sinne Teppiche
genannt werden können, da sie nicht gewebt, sondern ge¬
stampft sind. Diese Teppiche — übrigens ein durch Weich¬
heit ausserordentlich angenehmer Bodenbelag, wenn auch
dem Mottenfrass mehr ausgesetzt als Wollteppiche — werden
vorzüglich in Yezd, Ispahan, Khai'n sowie auch an anderen
Orten Persiens aus verschiedenen Wollarten vermischt, wobei
die des Kameeis vorwiegt, fabricirt. Es gibt eine dünne,
eine mittlere und eine dicke Sorte.
2. Nach der Confection unterscheidet man kurzhaarige
( persisch Khabb-i-kutah) und langhaarige(Khabb-i-bulend); wenn
sie zottlig und schwer sind, werden sie Khersek genannt. Zu
den ersteren gehören die Eerahan-, Serabend-, Kurdistan-,
Gherus-, Khai'n- und Biredschend-, dann die turkmenischen
(Tekke und Yomud) sowie die feinsten Khiva- und afghani¬
schen Teppiche; langgeschoren sind die Erzeugnisse aus der
Gegend von Schiraz (Kaschkai), Hamadan, Zendjan, Khorassan
und die centralasiatischen. Zu den bestgeschorenen gehören
die Kurdistaner (Senne und Gherns), Kirmaner und turk¬
menischen Teppiche. Sehr ungleich geschoren, stufenförmig
sind die Ferahan-Teppiche.
3. Nach dem Gewebe: Danach zerfallen die persischen
Teppiche in glatte und plucheartige. Die ersteren, gemeiniglich
Kilims genannt (entweder wie gewisse kaukasische Sumakhs
mit herabhängenden Haaren auf der Rückseite, oder aut
beiden Seiten gleich, persisch duruje, zweigesichtig), werden
in allen teppichproducirenden Gegenden des Landes erzeugt.
3
3t EIXTHEILUNG DER PERSISCHEN TEPPICHE.
Die stärksten und festesten sind die der turkmenischen No¬
maden und die baumwollenen von \ezd; die feinsten kommen
in Schuschter und Kurdistan vor; der Preis schwankt zwi¬
schen 4 und 7 Kran ') per Quadratmeter und steigt bei be¬
sonderen Qualitäten selbst bis zu 40 Kran und mehr.
Die plucheartigen oder geknüpften Teppiche werden
nach verschiedenen Knüpfsystemen hergestellt. Hierüber
findet sich das Nähere in dem Abschnitte «Zur Herstellung
der Knüpfteppiche» auf Seite 24.
Endlich mag an dieser Stelle nochmals der Filzteppiche
(Nemed) gedacht werden. Dieselben werden aus vermengten
Wollen gestampft, und zwar so lange, bis sie das haarige Ge-
faser verlieren. Der Dessin, meist in farbiger Baumwolle,
wird in besonderer Art eingepresst. Da diese Gattung von
Teppichen bei uns noch wenig bekannt ist, wollen wir hier
auf die Art der Herstellung derselben etwas genauer eingehen.
Die persischen Nevieds werden, wie einem Berichte des
amerikanischen Consuls Benjamin in Teheran zu entnehmen
ist, in der Weise hergestellt, indem ein der beabsichtigten
Dicke des Teppichs entsprechend tiefer Rahmen gebildet
oder im Fussboden ein solcher Raum ausgehoben wird. In
den Rahmen, beziehungsweise in die Grube werden die
Haare gebracht und so lange mit Schlägeln geklopft, bis
die formlose Masse Consistenz gewinnt und sich der Form
des Rahmens einpasst. Ein Muster aus farbigen Fäden wird
in die Oberfläche eingeklopft und wirkt zuweilen recht
effectvoll.
Leber die Erzeugung indischer, respective afghanischer
.\ p.meds, welche sich von den persischen nur wenig unter¬
scheiden, findet sich eine anschauliche Darstellung in dem
W erke The Textile Manufactures and Costumes of the People
') I Kran werthete im Jahre 18g t ungefähr 34 kr. ö. \Y.; 1 Tornau =
10 Kran.
EIXTHEILUXG DER PERSISCHEN TEPPICHE. 35
of India von Dr. Forbes Watson. Danach ist die Erzeugung
der Xemeds sehr einfach. Eine grosse Matte, genannt chappar,
aus den Stengeln von Guineagras gebildet, die mit dünnen
Schnüren zusammengebunden und dann gequetscht sind,
bildet das Hauptwerkzeug; für die feineren Sorten wird ein
grosses Messer verwendet, um die Oberfläche zu glätten und
die Reinheit der Zeichnung zu fördern. Das Un, welches in
der besten Filzsorte aus reiner Schafwolle besteht, ist ge¬
wöhnlich eine Mischung von solcher mit gereinigten Ziegen-
und Kameelhaaren. Dieses Un wird auf der Matte aus¬
gebreitet; diese wird sodann unter festem Druck durch die
Füsse eingerollt, wieder aufgerollt und vom entgegengesetzten
Ende nochmals eingerollt. Dieses Vorwärts- und Rückwärts¬
rollen dauert etwa 4 bis 5 Stunden; die Fasern sind dann fest
und innig ineinander verfilzt. Zur festeren Verfilzung wird
auch heisses Wasser verwendet. Der Filz wird nun mit Wasser
und Seife gewaschen, getrocknet und abermals auf die Matte
gebreitet. Nun werden farbige Wollstücke, dem beabsich¬
tigten Muster entsprechend, auf der Oberfläche vertheilt und
das Ganze abermals dem Roll- und Walkprocess unter¬
worfen, wonach das Stück vollständig gebrauchsfertig da¬
liegt. Feinere Sorten werden mit einem Grasmesser zu¬
gerichtet, welches das Aussehen wesentlich verbessert und
die Farbencontraste mehr hervorhebt.
4. Nach den Dimensionen und dem Format theilen sich
die persischen Teppiche in Khali (Khalitschc), Sedschade und
Dschanemaz (Gebetteppiche). Zwar kommen diese Grössen bei
allen persischen und orientalischen Teppichen vor, doch ist
die eine oder die andere davon für einzelne Teppichgattungen
charakteristisch.
Khalis sind die Teppiche, welche 2 Meter lang und
3 Meter breit sind. Dazu gehören namentlich die Bokhara-
und turkmenischen Teppiche sowie alle über die genannten
Dimensionen hinausreichenden. Eine Grenze ist dabei durch
4*
EIXTHEILUXG DER PERSISCHEN fEPPICHE.
die primitive Art der Weberei gezogen, so dass die meisten
persischen Teppiche zwar nach Belieben lang, aber nur mit
grosser Schwierigkeit sehr breit gemacht werden können.
Trotzdem kommen auch Stücke bis zu 14, ja 16 Meter Länge
und 10 Meter Breite vor; sie gehören allerdings zu den
grössten Raritäten, deren Ruf sich über das ganze Land
verbreitet. Es sei uns gestattet, hier auf die besondere per¬
sische Sitte hinzuweisen, wonach die Eintheilung der Teppiche
in den Wohnräumen des bemittelten Persers eine ganz eigen¬
tümliche ist.
Noch bis vor nicht langer Zeit kamen in Persien aus¬
schliesslich Teppiche in länglicher Gestalt (die Breite ungefähr
ein Drittel der Länge betragend) vor. Bei der Bauart des
modernen persischen Hauses einerseits, welches in Folge des
Alangeis an langen Deckenbalken stets nur längliche Ge¬
mächer mit geringer Breitenentwicklung enthält, und der
Niedrigkeit der Werkstätten, welche die Verwendung eines
hohen Webstuhles unmöglich macht, brauchte auch der als
Fussbodenbelag dienende Teppich nicht quadratisch her¬
gestellt zu werden. Er war eben dem Wohnräume angepasst.
Die Teppicheintheilung des gewöhnlichen persischen Wohn¬
zimmers ist derartig, dass über das obere, dem Eingange
entgegengesetzte Ende desselben ein die ganze Breite des
Raumes einnehmender, meist filzartiger Teppich (Serendaz)
gelegt wird, von dem aus sich den Seitenwänden entlang
zwei schmale, lange Laufteppiche (Ke?iare) bis zum Eingang
hinziehen. Das Mittelstück ist von dem eigentlichen Teppich
derart ausgefüllt, dass dessen Kanten unter die Ränder der
anderen drei Teppiche wie in einen Bilderrahmen zu liegen
kommen. Der Mittelteppich kommt bei dieser Anordnung viel
mehr zur Geltung, da die drei anderen Stücke von hellerem,
meist braunem Grund mit spärlichem Dessin, häufig auch noch
mit Linnen- oder Baumwollstreifen verdeckt sind ; auf diese Art
wird das Mittelstück auch mehr geschont, indem der Haupt-
EIXTHEILUNG DER PERSISCHEN" TEPPICHE. 37
verkehr eben auf den Läufern stattfindet, und der Herr des
Hauses mit seinen Gästen auf dem Serendaz entweder
unmittelbar oder auf Divans platzzunehmen gewohnt ist.
Erst seitdem sich gewisse Gattungen persischer Teppiche,
insbesondere der Ferahan-Teppiche, in Europa eingebürgert
haben und sich zunehmender Beliebtheit erfreuen, endlich
auch Agenten europäischer Häuser in den Productions-
gegenden sich niederliessen, wird bei diesen Fabricaten auch
auf die in Europa gangbaren Grössenverhältnisse Rücksicht
genommen und das früher bestandene Missverhältniss zwischen
Länge und Breite ausgeglichen. Die Nomadenteppiche,
ursprünglich für das Zeltinnere bestimmt, sind sehr selten
lang und proportionirter als die alten, von der sesshaften
Bewohnerschaft fabricirten Teppiche. Eine kleinere Gattung
Khali heisst Khalitschc.
Die nächste Kategorie sind die Sedschadc, die grösseren
dieser Gattung auch Tscharpai (vierfüssig) genannt; erstere
sind gewöhnlich i Meter breit und 2 Meter lang; diese Form
kommt am häufigsten bei den Kurdistan-, speciell den Senneh-,
dann auch bei den Ferahan-Teppichen vor; bei den ost¬
persischen und centralasiatischen Teppichen ist diese Grösse
nicht üblich; dafür umsomehr die nächste, Dschanemaz,
türkisch Nernazi (oder Gebetteppich) benannt. Die gewöhnliche
Grösse dieses Formates, welche übrigens bei allen orienta¬
lischen Teppichen vorkommt, ist 2 Meter in der Länge und
11 i Meter in der Breite. Den Namen hat diese Form davon
erhalten, dass sie dem Mohamedaner als Fussteppich für die
Verrichtung seines Gebetes dient; mit Rücksicht auf die
religiöse Uebung des Muselman, beim Gebet das Gesicht
gegen die heilige Stadt Mekka gekehrt zu haben, wird in
das Teppichmuster gewöhnlich eine Mihrab genannte Nische
von giebelförmiger Form eingewebt an der Stelle, wo dann
bei den Beugungen stets der Kopf des Betenden zu ruhen
kommt.
EIXTHEILUNG DER PERSISCHEN TEPPICHE.
Eine Combination besteht in der Aneinanderreihung
mehrerer derartiger Nischen in einem grösseren Teppich,
in welchem Falle derselbe für die Moschee oder als Wand¬
behang dient; (Nr. 139) Gebetteppiche werden auch solche
genannt, welche zwei einander gegenübergestellte Nischen
haben, wiewohl sie dann das Format von Sedschades an¬
nehmen. Ausserdem kommen noch ganz quadratische, kleine
Tscharhadd genannte Teppichflecke vor.
Endlich wäre noch die Kenari benannte Gestalt der
Teppiche, ganz nach Art unserer Laufteppiche, bis zu 7 Meter
lang und i'2o Meter breit, zu erwähnen.
5. Ueber die Unterscheidung der Teppiche nach Farben
ist in einer besonderen Abhandlung die Rede; ebenso
6. über das Dessin in der allgemeinen Einleitung des
Kataloges.
Selbstverständlich sind in die nach der Provenienz
geordneten Beschreibungen und Schilderungen der einzelnen
1 eppicharten Andeutungen über die vorstehenden sechs
Punkte, namentlich aber über den letzten derselben auf¬
genommen.
V
L v
SS
? / • #
DIE BESCHAFFENHEIT
USD DIE
VERWENDUNG DES PERSISCHEN TEPPICHS.
Es dürfte für das grosse Publicum nicht ohne Interesse
sein, in gedrängter Weise eine Darstellung jener Eigen¬
schaften eines Teppichs zur Verfügung zu haben, welche
denselben als mustergiltig qualificiren. Es ist natürlich, dass
die weiter unten anzuführenden Eigenschaften nur selten
vereint in einem Exemplar anzutreffen sind; man muss sich
deshalb daran genügen lassen, wenn bei einem Teppich
jene Eigenschaften wenigstens annähernd vorzufinden sind.
1. Vor allem Anderen muss jede der vier Seiten des
Teppichs mit der ihr gegenüberliegenden vollkommen parallel
laufen; in demselben Verhältniss müssen auch die Rand¬
linien der Bordüren zu einander stehen, das ist: der Teppich
darf weder an dem den Abschluss bildenden äussersten
Rande, noch in der Bordüre oder in dem Saume von schiefen
oder krummen Linien begrenzt werden.
2. Muss der persische Teppich auf einer ebenen Fläche
ausgebreitet, sich an dieselbe vollkommen anschmiegen
können. Falten oder Wülste im Gewebe werden von den
Persern als grosse Fehler betrachtet.
Ein Teppich, welcher den unter i und 2 angegebenen
Bedingungen nicht entspricht, verliert in den Augen des
persischen Käufers selbst bis zur Hälfte seines Werthes,
DIE BESCHAFFENHEIT ETC. DES PERSISCHEN TEPPICHS.
weshalb in dieser Richtung mangelhafte Exemplare in
Massen auf den europäischen Markt geworfen werden.
3. Die Knüpfung muss eine möglichst gleichmässige
und regelmässige sein, das heisst, die einzelnen Knöpfe
müssen mit gleicher Festigkeit angezogen in möglichst hori¬
zontaler Linie neben und in möglichst verticaler Linie über
einander gereiht sein. Nach kurzer Uebung wird es nicht
schwer fallen, an der Rückseite des Teppichs über die
Gleichmässigkeit und Regelmässigkeit der Knüpfung ein
Urtheil zu gewinnen.
4. Betreffs der Zeichnung des Teppichs muss vor allem
Anderen hervorgehoben werden, dass die Bordüre zum
eigentlichen Teppichmuster sich so verhalten muss wie der
Rahmen zu einem Bild, das heisst, sie muss das Teppich¬
muster zur Geltung bringen und mit demselben im Stile
übereinstimmen. Bei dem Teppichmuster selbst ist auf die
Reinheit des Stiles besonderes Augenmerk zu wenden. Die
Contouren der Dessin müssen sich scharf und deutlich ab¬
heben, weshalb sie auch öfters mit einer dunkleren Nuance
derselben Farbe gewebt werden. Die in dem Gewebe sich
wiederholenden Musterbilder müssen einander in Farbe,
Form und Grösse vollkommen gleichen und müssen nach
irgend einem sich gleich bleibenden Princip mit einander
verbunden sein, respective zu einander in Beziehung stehen.
Bei dem Umstände, als die Bordüre der Schmalseite in der
Regel etwas breiter zu sein pflegt als jene der Langseite,
bringt es auch die Natur der Sache mit sich, dass die in
ersterer befindlichen Motive etwas grösser dargestellt werden
als die in letzterer.
5. Die t arbenwähl in demleppich soll eine harmonische
sein, und ist auch besonders auf die Echtheit der Farben zu
achten. Unter falschen Farben verstehen wir nicht nur jene,
welche mit AVasser oder Weingeist leicht abgewaschen werden
können, sondern auch solche, welche sich zwar nicht abwaschen
DIE BESCHAFFENHEIT ETC. DES PERSISCHEN TEPPICHS. 41
lassen, aber durch den Einfluss der Sonne und den fort¬
gesetzten Gebrauch sich derart verändern, dass die ursprüng¬
liche Nuance kaum mehr zu erkennen ist. Kirmaner Teppiche,
welche Ende der Siebziger- und anfangs der Achtzigerjahre
erzeugt wurden, sind fast durchwegs mit Earben der letzt¬
erwähnten Gattung gefärbt. Xur durch lange Uebung wird
es dem Laien möglich, diese unechte Färbung von der echten
zu unterscheiden. Als Muster echt persischer Färbung sind
die von den Kaschkai erzeugten Teppiche, welche in der
Ausstellung zahlreich vertreten sind, zu betrachten.
Die Färbung dieser Teppiche wird deshalb als muster-
giltig angesehen, weil die Kaschkai selbst heutigen Tages,
wo sich in allen Theilen Persiens falsche Farben Eingang
verschafft haben, die Einzigen sind, welche sich ausschliesslich
ihrer alten Farben bedienen, obschon die Herstellung einiger
der schönsten Nuancen in Vergessenheit gerathen ist.
6. Es ist selbstverständlich, dass die Farbe des Fondes
des Teppichs durchwegs gleichmässig sein muss. Es war
keineswegs, wie vielfach in Europa angenommen wird, in der
Absicht des persischen Teppicherzeugers gelegen, wenn er
in den Fond verschiedene Nuancen einer und derselben Farbe
hineinbrachte. Ein solcher Vorgang ist einzig und allein auf
Rechnung mangelhafter Sorgfalt zu setzen.
7. Eine sorgfältige Egalisirung trägt zur Schönheit des
Teppichs sehr viel bei. Teppiche, deren Oberfläche stufen¬
förmige Absätze aufweist, wie dies bei allen Ferahan- und
Azerbeidschan-Teppichen der Fall ist, können nicht als gut
geschorene betrachtet werden. Als Muster eines gut ge¬
schorenen Teppichs können die kleinen feinen Kaschkai-
Kalitsche betrachtet werden. Gut geschoren sind ausserdem
Kirman-, Kurdistan- und turkomanische Teppiche.
Ueber die Bestimmung und Verwendungsart des
persischen Teppichs in seiner Heimat war zum Theil schon
an anderer Stelle die Rede. Hier soll, so viel es sich um
42 DIE BESCHAFFENHEIT ETC. DES PERSISCHEN* TEPPICHS.
den eigentlichen Fussbodenteppich handelt, nur noch hinzu¬
gefügt werden, dass die kleineren und feineren Teppiche
in unregelmässiger Anordnung über die grossen gelegt
werden, wo sie dann hauptsächlich zur Decoration des
Wohnraumes dienen. Der Kilim dagegen wird, abgesehen
von seiner Verwendung als Fussteppich, vielfach zur L m-
hüllung von Gegenständen, Reiseeffecten etc. gebraucht,
insoferne nicht Reisetaschen (Satteltaschen) in Verwendung
kommen, welche ebenfalls aus teppichartigen Geweben her¬
gestellt werden. Ausserdem dient der Kilim sowie auch die
übrigen Teppichsorten als Divandecke. Als Wanddecoration
werden die Teppiche in Persien sehr selten gebraucht, und
wo dies geschieht, ist es eigentlich bereits eine Nachahmung
der europäischen oder der centralasiatischen Sitte (in den
Theehäusern). Selbst die allerkostbarsten Gewebe aus Seide,
Gold und Silber, ja solche, welche mit Edelsteinen belegt
sind, wurden in früheren Zeiten immer nur zur Bekleidung
des Fussbodens benützt. Eine Ausnahme von dieser Regel
wird nur für den religiösen Gebrauch gemacht; in den
Moscheen kommen Teppiche manchmal als Wandverdeckung
vor; so ist z. B. die Kaaba in Mekka ebenfalls mit kostbaren
Teppichen belegt und verkleidet; auch Gräber der Heiligen
oder angesehener Todten werden mit kostbaren Teppichen
bedeckt.
Die Verwendung des Plucheteppichs als Portiere ist
dem Orientalen unbekannt; die ein Gemach mit dem anderen
verbindenden Thüren des persischen Hauses sind meist nieder
und klein; wenn offen gehalten, werden dieselben gewöhnlich
mit bedrucktem Kattunzeug (Kalemkar) oder mit kilimartigen
Geweben verhängt.
Da die Perser fast niemals gedielte oder parquettirte
Böden haben, sondern der Estrich aus Lehm oder Gyps
besteht, auf welchen Strohmatten und auf diese im Winter
wieder Teppiche gebreitet werden, spielt der Teppich in dem
DIE BESCHAFFENHEIT ETC. DES PERSISCHEN TEPPICHS. 43
persischen Haushalte eine viel hervorragendere Rolle als
bei uns; derselbe ist bei Reich und Arm anzutreffen. In
früheren Zeiten gab es in den Häusern der Grossen ein
eigenes Aufsichtspersonale für die Teppiche, welches auch
von den Teppichen seinen Namen erhielt. Ferraschen (von
Fersch, der Teppich) hiessen diese Leute, und gegenwärtig
wird das niedere Dienstpersonal so benannt. Die kostbaren
Stücke werden nur bei feierlichen Gelegenheiten oder wenn
besonders geehrte Gäste das Haus besuchen, hervorgeholt
und ausgebreitet.
FÄRBEN DER PERSISCHEN TEPPICHE.
Man hört häufig" die Klage, dass die Farben der per¬
sischen Teppiche neuerer Fabrication nicht so beständig,
intensiv und harmonisch seien wie in früheren Zeiten; man
glaubt den Grund hiefür einfach der Anwendung von Anilin¬
farben zuzuschreiben. Auch wir geben die erschlechterung
der Farben in Bezug auf Dauer und Haftung zu: doch liegen
die Ursachen in ganz anderen Verhältnissen. Allerdings drang
gleich nach Erfindung der Anilinfarben der Ruf ihrer Pracht
und der Leichtigkeit ihrer Anwendung auch nach Persien;
jedoch überzeugte man sich bald von ihrer Unbeständigkeit,
man fand sie für den Teppich zu ausgesprochen und zu
schreiend im Ton, und wenn auch jede einzeln schön zu
nennen, stören sie doch in der Gesammtheit die Harmonie,
da jede herrschen und keine der Nebenfarbe weichen will.
So wurden die Anilinfarben denn auch bald aufgegeben;
nicht allein weil der Schah ihre Anwendung streng verbot,
sondern weil sie bei Einheimischen und Fremden keinen
Käufer fanden.
Die Harmonie und Anpassung der Farbentöne, welche
den orientalischen Teppich charakterisiren, sind um so not¬
wendiger, als ein guter orientalischer Teppich vermöge seiner
anderen Eigenschaften berufen ist für eine Lebensdauer hin¬
halten und man dessen Anblicks nie überdrüssig werden soll.
Der eigentliche Grund der Farbenverschlechterung liegt
darin, dass man jetzt nicht die gehörige Sorgfalt und Zeit auf
FÄRBEN DER PERSISCHEN TEPPICHE. 45
die Farbenbereitung verwendet. Man webt und färbt zu schnell,
um die Waare rasch zu verwerthen. In früherer Zeit war es
anders; da bestellten der Schah und die Grossen des Reiches
Teppiche für ihren Haushalt und ihre Salons. Solche Teppiche
bedurften oft jahrelanger Arbeit, um fertig zu werden, es
betheiligten sich daran die besten Meister und Färber; aller¬
dings erregte das fertige Kunstwerk durch seine Feinheit
und Pracht die allgemeine Bewunderung. Auch heutigen
Tages treffen wir bei manchen Nomaden, deren Frauen in
den Mussestunden oft Jahre auf eine Arbeit verwenden,
manche kunstvolle Leistung. Ich will nur ein Beispiel der
Haltbarkeit der Farben des persischen Teppichs anführen:
Im Jahre 1851 kaufte ich von einem Nomadentribus um
massigen Preis einen kleinen Teppich, den ich ununterbrochen
durch vierzig Jahre benütze, und trotzdem haben die Farben
sich nicht verwischt, im Gegentheil, sie stellen sich har¬
monischer zu einander, so dass der "Werth des Stückes nicht
gesunken ist, sondern sich im Gegentheil eher erhöht hat.
Wenn man jedoch in Europa und speciell bei uns in Wien
trotz hoher Zölle, theueren Transports, bedeutender Intercalar-
zinsen und der Zwischenhändler den Quadratmeter etwa um
zehn Gulden kaufen will, dann darf man allerdings keine
Musterwaare erwarten.
Freilich weiss auch der Orientale seine Teppiche zu
schätzen und zu schützen; er bewahrt sie durch Schutz¬
decken gegen die heftigen Sonnenstrahlen, denen zuletzt
keine Farbe widersteht, er betritt sie nur mit Strümpfen;
gegen Mottenfrass birgt er sie in Souterrains. Der Perser
liebt seinen Teppich, weil er mit ihm aufgewachsen und mit
ihm fortzuwirthschaften hofft, er kennt dessen Werth, wie
überhaupt jede Standesperson in seinem Lande sich auf
Teppiche, Shawls, Pferde und Säbelklingen versteht.
Ein weiterer Grund der Verschlechterung ist auch in
der wirthschaftlichen Lage zu suchen.
46 FÄRBEX DER PERSISCHEN TEPPICHE.
Die Formeln für Farbenbereitung und deren Mischung
sind nicht, wie in Europa, chemisch fixirt und in Fach¬
schriften niedergelegt, sondern sie beruhen auf Anwei¬
sungen und auf Erfahrungen, die mündlich vererbt, vielleicht
durch Jahrtausende sich erhalten haben. "Werden nun bei
Kriegen die Meister, d. i. die Bewahrer der Tradition ge-
tödtet, ihre Werkstätten zerstört, so gehen damit auch ge¬
wisse Industrien, die auf Geschicklichkeit und krfahrung
einzelner Künstler und Meister basirt sind, zurück oder gänz¬
lich verloren.
Auch darf man den üblen Einfluss europäischer Muster
und europäischer Anweisung nicht übersehen. Der persische
Teppichweber, der mit der einen kaum bekannt, die andere
nicht versteht, wird in seinen Traditionen irre und glaubt
nachahmen zu müssen; so verliert er die Sicherheit, die ihn
früher rastlos und unbeirrt nach alten Vorbildern fortschaffen
liess. So erleben wir das merkwürdige Schauspiel, dass,
während in Europa seit der Ausstellung 1873 die orientalische
Art der Teppichmuster und Farbenzusammenstellung vor¬
herrschen. die Asiaten wieder zu ihrem Schaden europäische
Musterung vorziehen.
Gehen wir nun zur Färberei über, so müssen wir vor
Allem constatiren, dass sämmtliche Farben vegetabilischen
L rsprungs sind, mit etwaiger Ausnahme des essigsauern und
schwefelsauern Eisens zur Schwarzfärbung; sie finden sich
zumeist im Lande, theils werden sie von Indien (curcuma,
gummi-lacca, Indigo, Zapanholz), theils von Mexico (Coche¬
nille) eingeführt. Die einzelnen Farben werden in Städten
theils in kleinen Etablissements für die Consumenten, theils
von Nomadenweibern für den localen Gebrauch bereitet. Nicht
also in der Substanz der Farbe, sondern in ihrer Mischung,
I ixirung und ihrer Beständigkeit liegt das Geheimniss.
I eber diese Manipulation besitzen wir in Europa keine
genaue Kenntniss, da N.emand an Ort und Stelle Studien
FÄRBEN DER PERSISCHEN" TEPPICHE. 47
gemacht hat. und doch würde dies es in jeder Beziehung
ein lohnendes Unternehmen sein.
Wer durch einige Monate im Bazar von Isfahan den
Handdruck der Kattunmuster (Kalamkar) oder unter den
wilden Kurden die Teppich- und Gobelinfarben studiren
wollte, könnte gewiss viel nützliches Material nach Europa
zurückbringen.
Der primitiven Farbenbereitung einerseits und der langen
Dauer des Webens andererseits ist es allerdings zuzuschreiben,
dass grosse Teppiche nicht durchaus und an allen Stellen die
gleicheSchattirung aufweisen, sie sind bald heller, bald dunkler.
Viel Nutzen ziehen auch die Teppichweber aus den
verschiedenfärbigen Xaturwollen, vorzüglich des Kameeis,
dessen Wolle vom hellsten bis zum tiefsten Braun wechselt.
Als Bleichmittel dient hinreichend die intensive Sonne
Irans, als Beize der Alaun, der vielseitig im Land ge¬
wonnen wird. Als Säuren benützt man Essig, grünen Trauben¬
saft (vert-jus) und den Saft sauerer Orangen. Auch ver¬
stehen sich die Färber auf Gewinnung kleiner Mengen von
Schwefelsäure durch Verbrennen von Schwefel. In einigen
Bezirken (so in Veramin nahe Teheran, in Malajir nahe Hama-
dan etc.) trifft man Erden mit Beimengung von 4 nu wasser¬
freier Schwefelsäure, die nach Bedarf ausgelaugt werden.
Als Alkalien dienen vorzüglich menschlicher und
Kameel-Urin, Verec von den verbrannten Salzsolen der Wüste,
hie und da auch Aschenlauge (qalidb). Vielfach ist die An¬
wendung verschiedener Gerbestoffe, zumeist der Granatapfel¬
rinde, besonders bei Erzeugung von Gelb und Orange; ferner
der verschiedenen Gallen von Euristaner Eichen, von Tamarix
und Pistazie. Jeder der Gerbestoffe hat für die Nuance eine
besondere Indication.
Was nun die einzelnen Hauptfarben, deren der Perser
sieben zählt, und an die Ingredientien. die zur Erzeugung
dienen betrifft, so ist darüber Folgendes zu bemerken:
48 FÄRBEN DER PERSISCHEN TEPPICHE.
Weiss. Natürlich dient dazu die Bleiche. Auffallend ist
es, dass die Perser neuestens die Bleiche zu weit treiben, um
schneeweiss zu erzeugen. Die Farbe wird dadurch zu aut¬
fallend und geradezu störend, ein dem Creme näher stehendes
Weiss wäre viel angemessener. Ueberhaupt wird weiss zu
viel angewendet.
Schwarz von gallussaurem Eisen erscheint am Grund
des Teppichs äusserst selten, es dient nur in einfacher oder
doppelter Noppenreihe zur Einsäumung. Nicht selten bemerkt
man auch am Grund des Stückes prächtige schillernde
schwarze Stellen. Bei näherer Besichtigung entpuppen sich
diese als gesättigtes Indigoblau.
Für roth dient das Krapp frunäs und alitschehrc), daher
die Worte Garance und Alizeris. Der persische Krapp, viel¬
leicht der beste der Welt, wird stark in Khajin in Seistan
gebaut und die Wurzel in Ispahan gemahlen. Durch Mischung
mit den folgenden Schildlausproducten werden die ver¬
schiedenen schönen Rothnuancen erzeugt. Die Schildlaus¬
arten und -Producte wie das Gummi lacca und das Coche¬
nille dienen zur Erzeugung der Purpur-, Scharlach- und
Carmoisinfarben. Die schönste Purpurfärbung erzielt man
durch den Coccus, welcher am Ararat, besonders im Bezirk
Karapapak vorkömmt und den wissenschaftlichen Namen
Porphyrophora Kammelii trägt. Dieser liefert das seit alters-
her berühmte armenische Roth; doch reicht dasselbe nicht
für den Bedarf und dient daher fast ausschliesslich für die
Strickerei-Industrie im Grenzgebirge im Städtchen Choj.
Allgemein ist der Gebrauch des mexicanischen Cochenilles,
von dem die Perser zwei Sorten unterscheiden, nämlich die
weisslich bestäubten (getschkusch) und die schwärzlichen
(scherabkusch). Die Namen bedeuten, dass die ersten behufs der
Tödtung mit Gyps, die letzteren mit Wein behandelt werden.
Zur Blaufärbung dient das Indigo. In früheren Zeiten
war die Cultur der Indigofolia (nil) in Persien sehr verbreitet,
FÄRBEX DER PERSISCHEN TEPPICHE. 49
sie beschränkt sich jedoch jetzt auf zwei Bezirke, nämlich auf
Schuschter im Westen und Kirman im Osten.
Das persische Indigo erreicht in Folge der schlechten
Bereitung nicht das indische an Güte und genügt ausser¬
dem in Quantität nicht dem Bedarf. Ob die Perser auch
sächsisch-blau kennen (nämlich durch Auflösung in Schwefel¬
säure), ist mir nicht bekannt. So viel steht jedoch fest, dass
sie die gleiche Färbung erzielen, welche an Echtheit die
sächsische übertrifft. Man führt auch Blauholz ein (Baqam
bencefsch); >b es zur Teppichfärbung benützt wird, ist fraglich.
Für ge\b und orange dienen curcume (baqame zerd)
aus Indien, Kreuzbeeren (rhamnus infectoria), in der Geeend
von Kaswin hävfig cultivirt, kam auch früher häufig von
dort auf den "Wiener Markt; Safflor (carthamus); endlich
auch Isperek (Reseda luteola?) und dürres Weinlaub.
Der früher zur Färbung gebräuchliche in Persien viel
cultivirte Safran dürfte kaum bei der jetzigen Seltenheit
und Theuerung in Anwendung kommen. Durch Zusatz von
Granatäpfelrinde wird gelb und orange dauernd fixirt.
Ueberhaupt gelten beide in Persien im Gegensatz zu Europa
als sehr gesuchte Farben, besonders ist das letztere sehr
geschätzt.
Grün entsteht natürlich durch Combination von Blau
und Gelb. Die Nuancen von Grün, die besonders die Bor¬
düren schmücken, sind ausserordentlich mannigfaltig, lieblich
und dauerhaft. Violett tritt sehr selten in \ erwendung.
Ueber einige Farben, so die des Coccus, des Safrans,
findet man übrigens in dem vorzüglichen Werke des Aka¬
demikers Prof. KarabaCek «Die Xadelmalerei Susandschird,
Leipzig 1881», reichlichen Aufschluss.
Dr. J. E. Pollak.
4
AZERBEI DSCHAN.
In mehreren Gegenden dieser im nordwestlichen Theile
Persiens gelegenen ausgedehnten, von türkischen, kurdischen
und turkmenischen Xomadenvölkern durchzogenen Provinz,
deren Hauptstadt Täbris (das alte Tauris) ist, -werden sowohl
Knüpf- als Wirkteppiche, meist jedoch minderer Qualität
erzeugt.
KARADAGH.
Die in dem der kaukasischen Grenze zunächst gelegenen
Districte von Karadagh verfertigten Knüpfteppiche lehnen
Karadagh-Teppich Nr. 8 von Theodor Graf.
sich nach dem Aussehen und der textilen Structur, sowie
auch nach ihren Grössenverhältnissen an die in der unmittelbar
PERSISCHE TEPPICHE. — AZERBEIDSCHAN. 31
jenseits dieser Grenze gelegenen kaukasischen Provinz
Karadagh erzeugten Teppiche an. Sie sind daher von
denselben auch nicht leicht zu unterscheiden.
Doch tragen die Dessins, insoweit sie älteren Teppich¬
mustern entnommen sind, den Charakter der persischen
Teppiche an sich. Charakteristisch ist das bei denselben mit
Vorliebe verwendete Rosa. Die Grundfarbe der Teppiche
dagegen ist meist die Naturfarbe des Kameelhaares.
WM
m***
'
SS
%•v • :•••.
Karadagh-Teppich Nr. 6 von Bernhard Lud-^ig.
Die Wolle, aus der sie verarbeitet werden, ist unrein,
vielfach mit Kameelhaar, Ziegenhaar und, wie in einigen der
ausgestellten Exemplare gefunden wurde, mit anderen Fasern
vermischt. Die Dichte dieser Teppiche ist sehr variabel; bei
den ausgestellten Stücken kommen 850 bis 1200 Knüpfungen
auf 10 Ouadratcentimeter. Die Knüpfungsart richtet sich in
der Regel nach dem Schema II.
52 PERSISCHE TEPPICHE. — AZERBEIDSCHAX.
HERIS.
In Heris, einer von der persischen Küstenprovinz
Gilan nicht weit entfernten Ortschaft, wird in neuester
Zeit, wie uns berichtet wird, auf Bestellung der Agenten
europäischer Handelshäuser eine Art von Kameelhaarteppichen
hergestellt, welche in den Proportionen, der Dichte und
Knüpfung den gröberen Sorten der Ferahan-Teppiche gleicht,
in den Dessins aber alte, sonst selten gebräuchliche oder
Phantasie-Muster imitirt. In der Ausstellung ist die genannte
— im Handel fälschlich Iris benannte — Teppichgattung
durch die Nr. 10 in guter Qualität repräsentirt. Es wird
überhaupt bei der Verfertigung dieser Teppiche eine ge¬
wisse Sorgfalt verwendet. Die Anzahl der Knüpfungen
beträgt bei dem letzterwähnten Teppich allerdings nur 600
per Quadratcentimeter. Der Grundton des Teppichs ist
braun, und zwar etwas dunkler als die Naturfarbe der
Kameelhaare, die eben in dunkleren Nuancen gefärbt wird.
Der Preis der H eri s-Teppiche, wie wir sie nach der
Provenienz wohl am besten nennen, stellt sich loco Wien auf
12 fl. per Quadratmeter.
Ausser den, wie erwähnt, europäischer Einwirkung zu
verdankenden Kameelhaarteppichen von Heris werden in
Azerbeidschan auch an anderen Orten Kameelhaarteppiche
verfertigt; ein Muster solcher Teppiche ist das mit 36
numerirte Stück.
Diese Teppiche werden von verschiedenen Wander¬
stämmen türkischer Zunge verfertigt, welche sich bis in die
Provinzen
ZENDJAN UND HAMADAN
südlich von Azerbeidschan gelegen, verbreiten. Es sind
Teppiche, die aus grober Wolle, meist sehr langhaarig und
PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAX. 53
in ordinärster Fa^on, in welchem Falle sie Chersek heissen,
gewoben werden. In dem Districte von Hamadan erzeugen
die Karagözlu-Nomaden derartige Teppiche.
FERAHAN.
EIGENTLICHE FERAHAN.
Der Ferahan-Teppich ist derjenige Teppich, welcher
zuerst aus Persien Eingang in bedeutenderen Mengen auf
dem europäischen Markte gefunden hat. Es ist der persische
Knüpfteppich par excellencc. Vermöge der dem westländischen
Geschmacke angepassten mehr quadratischen Form und dank
dem Umstände, dass er in allen Grössen bezogen werden
kann, wetteifert er erfolgreich als Fussbodendeckung für
grössere Wohnräume mit den Smyrna-Teppichen, von denen
er durch sein kurz geschorenes Haar und durch die ab¬
weichende Zeichnung leicht zu unterscheiden ist.
Noch bis vor wenigen Jahren galt der Ferahan-Teppich
mit Recht als das vorzüglichste marktfähige Product der per¬
sischen Teppichindustrie. Ohne Anspruch auf besondere Fein¬
heit oder ausserordentliches Materiale erheben zu können,
stellte derselbe in den guten Qualitäten einen überaus fest
gearbeiteten, unverwüstlichen, durch seine ruhigen Farben
und das geschmackvolle Dessin wohlthuend wirkenden Boden¬
belag dar. Diese vorzüglichen Eigenschaften waren es, welche
ihm den europäischen Markt eroberten und weshalb er all¬
gemein Verbreitung fand. Aber gerade bei ihm ist in Folge
der massenhaften Ausfuhr nach den Ländern der civilisirten
Welt die Abnahme der Qualität am augenfälligsten, so dass es
den Veranstaltern der gegenwärtigen Ausstellung die grösste
Mühe bereitete, neuere Exemplare von der Güte aufzutreiben,
54 PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN*.
wie sie noch vor wenigen Jahren ohne Schwierigkeit zu Stande
gebracht werden konnten. Heutzutage werden im Handel,
namentlich in unserem Vaterlande, fast ausschliesslich gröbere
Qualitäten abgesetzt. Der Grund für diese Erscheinung liegt,
ausser in den allgemeinen, eingangs dieser Monographie
gekennzeichneten wirthschaftlichen Verhältnissen des Erzeu¬
gungslandes und dem Massenbedarfe des Artikels für den
europäischen Consum, gewiss auch in der rücksichtslosen
Concurrenz, welche die Constantinopler sowie die europäischen
Teppichhändler einander machen.
Theils aus dem Grunde, weil bei der mangelhaften
Reinigung der Wolle die alten Farben nicht genug angreifen,
theils um dem europäischen Massengeschmacke Rechnung
zu tragen, werden neuester Zeit auch grellere Farben (meist
rothe, gelbe und rothgelbe Töne, vielfach auch Imitation der
Farbe der Kameelhaare), im Gegensatze zu den früheren, meist
dunkleren und stumpfen Farbentönen, neben welchen häufig
und namentlich in der Bordüre auch ein lichteres Grün an¬
getroffen wird, angewendet. Dagegen führt man neuester
Zeit auf europäische Initiative und um der Mode entgegen¬
zukommen, Dessinmuster ein, welche Teppichen viel älteren
Datums entlehnt sind, aber zu dem gröberen Materiale der
modernen ziemlich schleuderhaften Erzeugung nicht passen.
«Mannigfache missglückte Versuche,» sagt Robinson an
einer Stelle seines Werkes,') «wurden gemacht, um die in
einem Districte übliche Zeichnung auf einen anderen zu ver¬
pflanzen, ohne Rücksicht auf die Thatsache, dass die von den
localen Verhältnissen bedingte Qualität der Wolle und die
besondere Art der sonstigen für die Herstellung der Teppiche
bestimmten Materialien es eben gewesen sind, welche den
ursprünglichen Charakter der Dessinmuster vorzugsweise be-
einflusst haben.»
') Tfl. 4 (Weschhed).
PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN. 55
Kein Wunder, wenn durch die gerügte Ausserachtlassung
dieses Erfahrungssatzes das Gegentheil dessen eintritt, was
mit der Adoption der alten Zeichnungen angestrebt wird,
wenn nämlich das prächtigste Dessin, anstatt die erwartete
erhöhte Wirkung hervorzubringen, die Mängel des heutigen,
modernen Ferahan-Teppichs noch in gesteigertem Masse zum
Bewusstsein bringt.
Zu den älteren in dieser Gruppe ausgestellten Teppichen
gehören die Nummern 17, 19—21, 23 und 28, welche nach
Dessin und Qualität etwa den Uebergang von der Ende des
vorigen und anfangs des gegenwärtigen Jahrhunderts be¬
standenen Kunstepoche zu der modernen Fabricationsweise
bezeichnen mögen.
Diese Stücke gehören überdies keineswegs alle zu den
besten Erzeugnissen dieser Uebergangszeit.
Da es sich hiebei durchwegs um einen Zeitunterschied
von nur wenigen Jahrzehnten handelt, könnte die frühere
Fabricationsweise gewiss ohne Schwierigkeit wieder aufge¬
nommen werden.
Gegen die Beibehaltung der für europäische Wohnungs¬
verhältnisse passenden modernen Grössen ist natürlich gar
nichts einzuwenden.
Leider spielt der Wiener Platz — wenngleich einer der
bedeutendsten für den orientalischen Teppichhandel in Europa
— doch eine zu untergeordnete Rolle, als dass wir uns Illu¬
sionen darüber hingeben könnten, dass wir mit unseren Aus¬
führungen einen Erfolg erzielen werden. Die Mode ist eben
überall und immer ein schwer zu controlirendes Element.
Nach dieser Excursion auf das kunstgewerbliche Gebiet
kehren wir zu unserem eigentlichen Gegenstande zurück.
Die Haupterzeugungsstätte des nach der gleichnamigen,
im westlichen Theile des Landes befindlichen Provinz be¬
nannten Ferahan-Teppichs ist die Stadt Sultanabad (halben
Wegs zwischen Hamadan und Ispahan gelegen), welche
56 PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAS.
sich inmitten der teppichproducirenden Gegend befindet. In
früheren Jahren ein Product des Hausfleisses der dortigen
Bewohner, wurde der Ferahan-Teppich seit der Nieder¬
lassung von Agenten europäischer Handelshäuser (Ziegler
& Co. in Manchester, Hotz & Son in London) an dem Produc-
tionsorte zum Gegenstande fabriksmässigen Betriebes.
Zwar wird er auch heute noch durch Handarbeit, von
Frauen und auf aufrechtstehendem Webstuhle hergestellt,
doch hat europäisches Capital durch Verbesserung und Yer-
grösserung der Werkstätten den Betrieb erweitert und eine
Aenderung in der Methode desselben durch Bestellung der
Waare auf Vorschuss, nach vorgeschriebenen Grössen und
mit ausgesuchten Mustern bereits herbeigeführt.
Die heutigen Grössen des Ferahan-Teppichs bewegen
sich — abgesehen von besonderer Bestellung — zwischen
4—6 Meter Länge und 2—370 Meter Breite. Bei den älteren
Stücken übertrifft die Länge die Breite um das 3—4fache
ihres Masses. Uebrigens werden in Ferahan auch kleinere
Teppiche (Kalitsche) von durchschnittlich 2 Meter Länge
und 1 Meter Breite, und zwar in feineren Qualitäten erzeugt
(20, 22—24).
Das Webmateriale besteht aus Baumwolle, sowohl in
der Kette als im Einschlag. Erstere ist aus sehr starker Baum¬
wolle; Ivette und Einschlag sind oft bis 7fach gezwirnt. Zur
Knüpfung wird ausschliesslich die von den an Ort und Stelle
gezogenen Schafen gewonnene Wolle verwendet, welche bei
den älteren leppichen mit der Zeit einen leichten Schimmer
annimmt. Je nachdem die \\ olle von der ersten oder zweiten
Schur gewonnen wird, ändert sich auch die Qualität der
1 eppiche. Mit der t laumwolle werden die ganz feinen
kleinen Teppiche erzeugt, bei denen unbeschadet der Dichte
eine grosse Weichheit des Flors erreicht wird. Die bei
diesen Teppichen in der Regel vorkommende Ivnüpfungsart
PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN. 57
geht grösstenteils nach dem Schema IV, bei einzelnen
Stücken auch nach Schema II.
Eine Eigentümlichkeit der in Ferahan erzeugten Tep¬
piche liegt in ihrer mangelhaften stufigen Egalisirung (Schur),
die auch bei den Exemplaren aus älterer Zeit nicht fehlt.
Von Dessins ist oben schon Einiges bemerkt worden.
Im Einzelnen lassen sich folgende Haupttypen unterscheiden:
Khorassan -Teppich Nr. 94 von Jacob Adutt.
Der verbreitetste Typus des Ferahan-Teppichs ist durch
das H erati-M uster gekennzeichnet. Wie der Name bekundet,
stammt dasselbe aus der im nördlichen Afghanistan gelegenen
Stadt Herat, dem einstmaligen Sitze einer weit und breit be¬
rühmten Teppichindustrie, die in Folge der Eroberung der
Stadt durch die Perser im Jahre 1838 der Vernichtung an¬
heimfiel. Das Herati-Muster (14) zeigt ein dichtes, scheinbar
unregelmässig hingeworfenes Gemenge von Blüthen und ge-
58 PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN.
krümmten Lanzettblättern. Bei näherem Zusehen gewahrt
man in dem Gewirre aus geraden Stäben gebildete Rauten¬
figuren, worin eine Rosette sitzt. Feinere Stücke (19) be¬
weisen, dass die Rauten ursprünglich nicht als selbstständige
Figur beabsichtigt, sondern nur durch das Zusammentreten der
gebrochenen Ranken hervorgebracht waren. Diese Rauten¬
figuren wiederholen sich in regelmässigen Abständen und
in versetzten Reihen, ebenso die vegetabilischen Zwischen¬
füllungen, die in schrägem Zickzack die Rauten untereinander
verbinden und jedesmal aus einer Rosette zwischen zwei
Lanzettblättern bestehen.
Auf diese Weise ergibt sich eine dem scheinbar unregel¬
mässigen Muster zu Grunde liegende Gliederung mittelst dia¬
gonaler, einander kreuzender Bänder, deren einzelne Glieder
aus der Combination: Lanzettblatt-Rosette-Lanzettblatt be¬
stehen, und deren Kreuzungspunkte jedesmal durch eine von
einer Stabraute eingeschlossene Rosette bezeichnet erscheinen.
Die durch die Kreuzung dieser Diagonalbänder entstandenen
rautenförmigen Zwischenräume sind durch Blättchen und
Blüthen nach einem Schema ausgefüllt, das stets mehr oder
minder auf das Kreuz als Grundform zurückzuführen ist.
Diesem typischen Innenmuster entspricht eine nicht
minder typische Herati-Bordure (14). Dieselbe besteht
aus einer Reihe von Palmetten, die nach dem Schema der
intermittirenden Wellenranke abwechselnd nach innen und
nach aussen gerichtet erscheinen. Zwischen je zwei Palmetten
kehrt stets eine Rosette zwischen je zwei Lanzettblättern,
einem nach innen und einem nach aussen gerichteten, wieder;
also dieselbe Gruppirung, die wir an den Gliedern der Diagonal¬
bänder des Innenmusters wahrgenommen haben. Der noch
treibleibende Raum ist überdies mit kleinem vegetabilischen
Füllwerk ausgestattet.
Es kommen aber auch Stücke vor, an denen das Herati-
Innenmuster von einer anderen Bordüre begleitet ist, und um-
PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN. 59
gekehrt. Eine zweite, ziemlich häufig vorkommende Ferahan-
Bordure (28) zeigt als Muster eine intermittirendeWellenranke
mit angesetzten Palmetten, woran sich mittelst gebrochener
Stengel je zwei kleine Rosetten ansetzen, jede von zwei
kleinen Blättern flankirt; zwischen je zwei Palmetten ist die
Ranke von einem Lanzettblatt durchsetzt.
Wenn das Herati-Innenmuster in ein inneres polygones
Medaillon eingespannt erscheint, dann werden die freibleiben¬
den Ecken manchmal mit gereihten Rosetten ausgefüllt (19, 20).
Ein zweiter Ty¬
pus von Ferahan-
Teppichen (27) zeigt
im Innern zwei Sy¬
steme von geflammten
Ranken, ein verticales
und ein horizontales,
die einander unter
rechtem Winkel kreu¬
zen und sich zu ausge¬
schweiften oblongen
Configurationen zu-
sammenschliessen. An
den Berührungspunk¬
ten der letzteren
finden sich Rosetten
als Füllsel kleinere Blümchen an gebrochenem Stengelwerk.
Uebrigens ist vielleicht auch dieser Typus auf das eigentliche
Herati-Muster zurückzuführen.
Ein drittes Muster ist das unter dem Xamen «Gule
Henna!» bekannte Motiv (Xr. 30), dessen Hauptfigur aus in
gelblicher Farbennuance dargestellten, und zwar symmetrisch
an einen Stengel gereihten Narcissenblüthen besteht.
Häufig sind die vier Ecken des Teppichs in geradlinigen
Conturen von dem Innern desselben geschieden.
M
W.
m
m
n
Ferahan-Teppich Nr. 28
von Philipp Haas <Sr° Söhne.
6o PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN.
Die Hauptstapelplätze für Ferahan-Teppiche sind Täbris
und Teheran, von wo aus diese Textilproducte über Trape-
zunt per Karawane in den europäischen Handel gelangen. Die
Teppiche werden nach der Grösse verkauft (während sie
früher häufig auch nach dem Gewichte abgegeben wurden),
bei Stücken kleinerer Dimension auch stückweise.
Die Preise für moderne currente Waare schwanken je
nach Qualität und Farbe zwischen 7 und 16 fl. per Quadrat¬
meter.
Es lassen sich
etwa folgende Quali¬
täten unterscheiden,
wenngleich ausdrück¬
lich hervorgehoben
werden muss, dass
diese Unterscheidung,
sammt der Preisscala,
nur beim Detail ver¬
kauf von einzelnen
"Wiener Händlern fest¬
gehalten wird, im
grossen Handel aber
keineswegs gebräuch- Ferahan-Teppich Nr. 30
lieh ist. von 7acob Adutt-
per Quadratmeter
1. Prima (Phantasie) 12 bis 13 fl.
2. Qualität (altes Muster) 8 » 9 »
3- » 71/. » 8';, >
4* * 7 » 8 »
Die erste Qualität wird repräsentirt etwa durch Nr. 29
der Sammlung (mit 782 Knüpfungen auf 10 Quadratcentimeter),
die zweite durch Nr. 15 (700 Knüpfungen), die dritte durch
Nr. 14 (589 Knüpfungen), die vierte durch Nr. 30 (528 und
weniger Knüpfungen).
m
PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN. 6t
Die theuerste auf dem Wiener Platze gangbare Qualität,
feinfärbig genannt, wird mit 16 fl. per Quadratmeter verkauft.
Auf der "Wiener Ausstellung des Jahres 1873 waren
auch sogenannte Teppichstreifen aus Ferahan exponirt, be¬
stimmt, zusammengenäht zu werden. Die Idee hat sich aber
bald als unpraktisch erwiesen und wurde wieder fallen gelassen.
Besonders grosse oder feine Teppiche fallen natürlich
nicht in obiges Preisschema, sowie überhaupt zu erwähnen
ist, dass, da mit der Grösse des Teppichs die Schwierigkeit
der Arbeit und die Dauer der Arbeitszeit zunehmen, sich
der Preis dementsprechend proportionell höher stellt.
Die unter den Katalognummern 16, 18 eingereihten
Teppiche, welche mindestens aus dem Anfange dieses Jahr¬
hunderts, wenn nicht aus dem vorigen Jahrhundert herrühren,
sind, wie auf den ersten Blick zu sehen, in den Farben
(namentlich das schöne tiefe Blau) und in der sorgfältigen
Ausführung der Dessins den heutigen Tageserzeugnissen
überlegen.
Diese Stücke lehnen sich bereits an die Teppiche an,
welche in dem südwestlich von Kaschan gelegenen Orte
DSCHOUSCHEGAN
ehemals fabricirt wurden und zu dem Geschmackvollsten ge¬
hören, was die persische Teppichindustrie hervorgebracht hat.
Sie excelliren nicht so sehr durch die Feinheit des Gewebes
als durch die Pracht der Farben und die Kühnheit der Dessins.
Ein derartiges Exemplar ist der in der Abtheilung antiker
Teppiche unter Nr. 319 ausgestellte grosse, mit dem gross¬
blumigen, alten Schah Abbas-Muster gezeichnete Teppich,
sowie die in unserer Gruppe befindliche Xr. 16. Seit dem
Ende der Vierzigerjahre ist Dschouschegan zu Grunde
gerichtet. Rücksichtslose Steuereintreibung, zur Zeit eine
Hungersnoth haben die Bewohnerschaft zur Flucht getrieben
und dieser berühmten Industrie ein Ende bereitet.
62 PERSISCHE TEPPICHE. — FERAHAN.
SERABEND.
Diese Teppichgattung, nach Art des modernen Ferahan,
nur viel steifer und spröder anzufühlen, gehört zu den
dichtestgewebten des Landes.
Wie der Ferahan-Teppich hat auch der Serabend Kette
und Einschlag aus Baumwollgarn oder -Zwirn, den Flor aus
Schafwolle; geknüpft ist er nach Schema II und IV.
8!SlBSg*P^
d
Sr-CSÜJS
KfiEÄäSiffifi
Serabend-Teppicli Nr. 37 von Jacob Adutt.
Die Zahl der durchschnittlich auf 10 Quadratcentimeter
entfallenden Noppen beträgt iooo bis 1500; doch gibt es
Stücke, die noch viel dichter gewebt sind, so die unter Nr. 40
ausgestellte prächtige Satteldecke, bei welcher 5440 Knü¬
pfungen auf 10 Quadratcentimeter kommen.
Die Serabend kommen in allen Grössen vor; auch in
Form von Laufteppichen werden sie häufig hergestellt.
Die Haupteigenthümlichkeit dieser Teppichgattung liegt
in ihrem sich stets gleichbleibenden Dessin, welcher durch
PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN*. 63
das Palmwipfelmuster (Miri) charakterisirt erscheint (37,
38, 39). Und zwar sind die Palmwipfel hier ohne Verbindung
unter einander einfach in Reihen gesetzt, wobei die Abwechs¬
lung darin besteht, dass die Palmwipfel der einen Reihe mit
dem überhängenden Wipfel nach rechts, die der nächsten
Reihe nach links gerichtet sind. Diese Palmwipfel erreichen
niemals die Grösse einer Manneshand. Auch die Bordüre ist
in den meisten Fällen als fortlaufende Wellenranke mit an¬
gesetzten Palmwipfeln gebildet (37, 38); es finden sich aber
auch Ferahan-Borduren (39). Die überaus fein gearbeitete
Satteldecke 40 hat die Serabend-Bordure verbunden mit dem
Herati-Innenmuster der Ferahan-Teppiche, aber in der feineren
Art, wie sie durch gewisse Typen des Kurdistaner Senne-
Teppichs repräsentirt wird. (Siehe unten S. 64.) Die Bordüre
besteht immer aus mehreren Streifen, von denen einer oder
zwei weiss sind (selten gelb) und die anderen mit dem Grund¬
ton sehr harmoniren. Solcher Streifen sind bis zu neun an
einzelnen Exemplaren gezählt worden.
KURDISTAN.
Mit diesem Gesammtnamen wird die längs der türkischen
Grenze vom Urumiasee bis hinab gegen Kirmanschah sich
hinziehende, von zahlreichen Wanderstämmen der Kurden
durchzogene Hochgebirgslandschaft, welche von jeher zu den
vorzüglichsten teppichproducirenden Gegenden Irans zählte,
bezeichnet. Bei der grossen Ausdehnung dieses Gebietes
haben sich in Kurdistan mehrere Teppichindustriecentren
selbstständig entwickelt, deren Producte in Folge der Eigen¬
art der Erzeugung von Kennern und auch im Handel von
einander unterschieden werden und besondere Xamen führen.
Solche Teppichindustriecentren sind Senne, der Hauptort
des Districtes von Ardilän, halben Weges zwischen der
64 PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN.
jenseits der Grenze gelegenen türkischen Stadt Suleimanie
und Hamadan, dem alten Ekbatana, und Gerus, welche
Landschaft der politischen Eintheilung nach streng ge¬
nommen zwar nicht mehr zu Kurdistan gehört, jedoch,
unmittelbar an dessen östliche Grenze stossend, noch dazu
gerechnet wird. Da, wie gesagt, jede dieser beiden Gegenden
ihre besondere und eigenthümliche Teppichindustrie besitzt,
werden wir dieselben im Nachstehenden auch abgesondert
behandeln.
SENNE.
Als der im Gewebe feinste, trotz verhältnissmässig rauher
Oberfläche in der Zeichnung zierlichste der modernen persi¬
schen Knüpfteppiche gilt der Senne-Teppich. Auch der Handel
kennt ihn unter diesem Namen. Wegen seiner geringen Grössen
und Dicke dient er weniger als Fussbodenbekleidung, sondern
mehr als Zierteppich, und zwar wird er im Heimatlande über
andere Teppiche ausgebreitet, in Europa als Divanteppich,
Wandbehang oder Tischdecke benützt.
Da die hervorstechendste Eigenschaft des Senne-Teppichs
in der Dichte des Flors besteht, wollen wir bei demselben
auch zuerst mit der Erörterung des Gewebes und der Knüpfung
beginnen. Er ist stets auf baumwollener Kette mit wollenem
Einschlag und in feiner Wolle geknüpft. Bei besonders
schönen Exemplaren ist die Kette aus Seide und sind die
Fäden des Einschlages mit Schabseide vermengt (Nr. 49
und 50), was dem Gewebe eine ganz besondere Dauerhaftig¬
keit und bis zu einem gewissen Grade auch Weichheit ver¬
leiht. Bei dem Senne sowie auch bei den ihm verwandten
Arten von Gerus, Serabend und endlich auch bei den feineren
Sorten aus l'erahan ist die Dichte der Noppenreihen so gross,
dass beim Buge die Fäden der Kette nicht sichtbar werden.
Eine Folge dieser Dichtigkeit ist die, dass die auf der
plüschartigen Vorderseite sichtbare Zeichnung sich auf der
PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN*. 65
Rückseite bis in die kleinsten Einzelheiten getreu wieder¬
spiegelt.
Die von uns veranstaltete Analyse der Textur hat als
Maximalzahl der Knüpfungen des Flors auf 10 Ouadrat-
centimeter bei den in der Ausstellung vorhandenen Exem¬
plaren die Summe von 7200 ergeben (Xr. 41), und dennoch
ist, so unglaublich dies klingt, die Dichtigkeit des Flors bei
dieser Teppichgattung noch steigerungsfähig. Derartige
Stücke werden in Persien aber auch mit hunderten von
Tomans bezahlt. Um so wunderbarer muss es daher er¬
scheinen, dass dieses Resultat mit den primitivsten Mitteln,
ohne Maschine, einfach mit der Hand erreicht wird.
Die Thatsache, dass die Xoppenzahl in den gröbsten
Stücken, wie an einigen der ausgestellten Teppiche (46)
wahrzunehmen, bis auf 3000 herabsinkt und fast in jedem
Exemplare eine andere ist, zeigt von der grossen Variabilität
der Qualität dieser Teppichsorte hinsichtlich der Feinheit des
Gewebes, der entsprechend auch der Preis zu- und abnimmt.
Die Knüpfungsart geht nach Schema II.
"Was die Egalisirung des Flors anbelangt, so gehört der
Senne ebenfalls zu den besten Erzeugnissen der persischen
Teppichweberei und wird hierin nur vielleicht von den
Teppichen der Tekketurkomenen übertroffen.
An Feinheit der Wolle kommt der Senne dem Kaschkai-
teppich nahe, wenn ihm auch sonst der sammtartige Glanz
fehlt. Man kann verhältnissmässig grosse Flächen desselben
mit der Hand zusammenballen.
Die Grösse der Senne-Teppiche übersteigt nur selten die
des Sedschade d. i. 2 Meter in der Längen- und 150 Meter
in der Breitendimension. Grössere Teppiche aus Kurdistan
sind gröber in der "Wolle, aber ebenfalls sehr dicht.
Ein weiteres Charakteristiken des grössten Theiles der
Senne ist das ihnen eigenthümliche Dessin, das den Eindruck
einer mit Blumen reich besäten Fläche hervorruft, von einer
66 PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN.
Zartheit, wie sie kein anderer moderner persischer Teppich
auch nur im entferntesten aufweist. Hier fällt uns eine Stelle
aus einer französischen Abhandlung von C hocqueel ') über
die Teppiche und teppichartigen Gewebe ein, aus welcher
hervorgeht, dass man schon in früheren Jahrhunderten das
künstliche Blumengewinde auf den Teppichen mit dem
natürlichen Blüthenflor der AViesen in Beziehung zu setzen
versucht hat.
Nach der Erwähnung der in Frankreich eingebürgerten
Sitte des frühen Mittelalters, den Fussboden der Zimmer mit
trockenen Gräsern, Heu, Stroh etc. zu bestreuen, heisst es dort:
«Wie bald die Verwendung der Teppiche einigen Fortschritt
gemacht, wurden dieselben mit Blumen und Blättern bemalt,
durch welchen Vorgang die Künstler die alten Traditionen
lebendig zu erhalten und dem Geschmacke des Volkes zu
schmeicheln trachteten. Die blumigsten Teppiche und jene,
welche am ehesten in der Einbildung die Erinnerung an die
üppigen AViesen wachzurufen geeignet sind, gehören und
werden auch in Zukunft zu den bei uns mit Arorliebe ge¬
suchten gehören.»
Und wirklich scheint der Perser der Neuzeit in dieser
Auffassung des Schönheitsideals der Teppichindustrie mit
dem Franzosen eines Sinnes zu sein. Nur ist dieses Blumen-
und Blüthenbeet auf dem Senne-Teppich, wie wir gleich sehen
werden, nicht so ganz von ungefähr und regellos, wie es
auf den ersten Anschein aussehen möchte.
Der erste und verbreitetste Typus des Senne-Teppichs
(Nr. 41) trägt innen das Herati-Muster zur Schau, das
wir bereits bei Besprechung der Ferahan-Teppiche als das
bedeutsamste Muster dieser Teppichgattung kennen gelernt
haben. \\ ährend aber an den letztgenannten Teppichen
l) Essai sur Vhistoire et la Situation actuelle de VIndustrie des tapisseries
et tapis, par M. W. Chocquef.i.. Paris 1863, Guillaumin.
PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN. 67
moderner Fabrication mit der Vergröberung der Waare auch
eine solche des Musters unverkennbar zu beobachten ist.
gibt der Senne-Teppich weit weniger Anlass zu solchen
Klagen. Einzelne Stücke (41) sind so fein gearbeitet, dass
die diagonalen Bänder des Herati-Musters, wodurch die
Innenfläche in einzelne rautenförmige Compartimente zerlegt
wird, sich gegenüber den Füllungen ganz scharf und deut¬
lich absondern und hiedurch eine übersichtliche Gliederung
hergestellt erscheint. Die rautenförmigen Zwischenfelder
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Senne-Teppich Nr. 41 aus dem Magazin Orientale IVien.
zwischen den Diagonalbändern zeigen beim ersten Typus
innerhalb eines und desselben Teppichs stets die gleiche
Füllung.
Dem Herati-Innenmuster entspricht beim ersten Typus
des Senne-Teppichs zwar nicht die Herati-Bordure, aber doch
ein nicht minder typisches Bordurenmuster. Es wiederholt
sich nämlich in fortlaufender Reihe eine Gruppe, bestehend
aus einer Rosette, einem weissen, geradlinig projicirten
Lanzettblatt und einer Blüthe in nelkenartiger Profilansicht
68 PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN.
Auch die beiden die Bordüre einfassenden Säume enthalten
gewöhnlich dieselben rothen Blümchen an einer inter-
mittirenden und von weissen Oblongen durchsetzten Wellen¬
ranke. In einzelnen Fällen (43, 44) sind noch zwei in Farbe
und Muster untereinander gleiche Xebenborduren ein¬
geschoben, wodurch sich auch die Zahl der Säume noch um
zwei erhöht, so dass in diesen Fällen die Gesammtbordure
anstatt in drei in sieben Streifen zerfällt. Die Bordüre des
Senne-Teppichs ist gewöhnlich heller als der Fond und
ziemlich schmal im Verhältniss zur Breite des Teppichs.
Eine Yariirung (45, 46, 47), die mehr auffallend als
wesentlich ist, erfährt dieser erste und verbreitetste Typus
dadurch, dass in den Innenraum ein andersfarbiges polygones
Medaillon, in der Regel von sechseckiger Grundform (45),
eingespannt erscheint, von verschiedener Grösse, oft in
concentrischer Wiederholung (46, 47). Aber der Grund in-
und ausserhalb des Medaillons ist in der gleichen eben
behandelten typischen Weise gemustert, desgleichen die
Bordüre.
Weiter entfernt sich von diesem Typus eine andere
Gattung von Senne-Teppichen, die wir als zweiten Typus
desselben bezeichnen können (Nr. 48). Zwar die Anordnung
im Innern ist im Allgemeinen noch diejenige des Herati-
Musters; nur die Stabraute an den Kreuzungspunkten der
Diagonalbänder ist in Wegfall gekommen und die von der¬
selben eingeschlossene Rosette allein übrig geblieben.
Grössere Abweichung beobachten wir aber in den Füllungen
der zwischen den Diagonalbändern freibleibenden rauten¬
förmigen Zwischenräume. Da gewahren wir in den versetzten
Reihen eine Abwechslung von zweierlei Füllungen, die sich
an Nr. 48 namentlich durch den Wechsel von weissen Blüthen
in zweierlei Projection kennzeichnet: einmal in Vollansicht
als Rosette, dann in fünfblättriger Profilansicht. Gemeint
sind darunter Narcissen, wreshalb im Persischen das ganze
PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN. 69
Muster als Xarcissenmuster (grde nargis) bezeichnet wird.
Die Bordüre ist in diesem Falle die typische Herati-Bordure.
Ein dritter Typus (49, 50) kennzeichnet sich durch die
Musterung des Innengrundes mittelst Palmwipfel, die von
stufenweise aufsteigenden Ranken abzweigen. Dieses ins¬
besondere an Shawls sehr gebräuchliche Muster wird daher
Shawlmuster (schalnumä) genannt.
Dem blumigen Muster entsprechend sind die Farben
dieser Gattung von Teppichen meist sehr lebhaft und trotz
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Senne-Teppich Nr. 48 von 5. E. Neriman Khan.
ihrer Buntheit immer sehr harmonisch. Freilich trifft man
heute auch schon unechte und Anilinfarben an, die den
Teppich nicht nur wegen ihrer Vergänglichkeit, sondern
auch wegen ihres grellen, unangenehmen Tones seines
Werthes berauben.
So wie in Ferahan wird auch die Teppichindustrie in
Kurdistan mit geringen Ausnahmen von der sesshaften Be¬
völkerung und zwar von Frauen betrieben.
7° PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN.
Die Preise der Senne-Teppiche sind, wie schon bemerkt,
so bedeutender Abstufungen, je nach Qualität, unterworfen,
dass es kaum möglich ist einen Durchschnittspreis anzu¬
geben. Ein Teppich in der üblichen Grösse von sehr guter
Qualität mag immerhin fl. 250—300 und mehr werth sein.
Die von dem nur wenige tausend Familien zählenden
Kurdenstamme der Gerus herrührenden Teppiche erfreuen
sich in Persien eines besonderen Ansehens; sie sind in
Structur (4— 5000 Noppen auf 10 Quadratcentimeter) und "Wolle
(baumwollene Kette, baumwollener Einschlag und "Wolle zum
Flor) dem Senne-Teppich ähnlich, nur noch etwas rauher
als dieser. Das unter Nr. 53 ausgestellte Stück ist ganz modern,
in modernem Geschmack gezeichnet, also keineswegs typisch.
Nach Robinson bestand das alte Gerus-Muster in gross¬
blumigen Motiven nach Art der Schah Abbas-Blumen.
Die feinsten glatten Teppiche, welche Persien gegen¬
wärtig producirt, sind diejenigen aus Kurdistan. Dieselben
sind nicht geknüpft, sondern gobelinartig gewebt, von ausser-
Senne-Teppich Nr 50 von S. E. Aerirnan Khan.
GERUS.
KILIMS.
PERSISCHE TEPPICHE. — KURDISTAN*. 71
ordentlicher Feinheit, theilweise mit durchbrochenen Dessins
und in der Grösse den Senne-Plucheteppichen gleich, d. h.
sie haben gewöhnlich die Form der Sedschade, nur selten
jene von Khalis; an den beiden Schmalseiten sind sie mit
Fransen versehen.
Was die Zeichnung anbelangt, so lehnt sich dieselbe im
Allgemeinen an das Dessin der Senne-Teppiche an und be¬
steht daher entweder aus dem Herati-Muster oder den Palm¬
wipfeln; die Bordüren, eine mittlere Borde zwischen zwei
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Kurdistan-Kilim Nr. 58 von Baron Schwegel.
gleich dessinirten Säumen, bei dunklem Fond hell, bei hellem
dunkel, sind in vegetabilischen Ornamenten (Palmwipfel,
Rosetten etc.) zarter und einfacher gestaltet als bei den Pluche-
teppichen. Die Vorliebe zu Medaillons im Innengrunde ist
bei den Kilims noch viel ausgesprochener als bei den Senne-
Teppichen. Wie bei diesen gibt es einfache rautenförmige im
Centrum oder aus einer Rosette mit Ansätzen bestehende
(58, 55, 54) oder rautenförmige ineinandergeschachtelte
Medaillons.
-2 PERSISCHE TEPPICHE. — KASCHKAI.
Der Grund ist vielfach weiss; bei älteren Kilims sind
die Farben abgetönter und harmonischer wie bei den ganz
neuen, welche oft recht geschmacklos sind. In Kurdistan
werden auch Kilims aus Seide gewebt.
KASCHKAI.
im europäischen Handel meist unter der Bezeichnung Kir-
manschah oder Schiraz, wohl auch hie und da unter der Be¬
nennung Mekka bekannt, ist ein in den verschiedensten Quali¬
täten und in mehreren Mustern vorkommender Teppich, welcher
von den über den südwestlichen Theil Persiens ausgebreiteten
Nomadenstämmen der Ivaschkai stets ganz in Wolle gearbeitet
wird, und dessen Charakteristik ausser in dem einheitlichen
WebstofFe und der specifischen, phantastischen Zeichnung
noch in dem seidenartigen Lustre zu suchen ist.
Was die oben erwähnte wechselnde Benennung dieser
wichtigen persischen Teppichgattung anlangt, so deutet die¬
selbe nicht etwa auf eine Verschiedenheit in der Provenienz
oder einen wesentlichen Unterschied in der Qualität hin,
sondern erklärt sich, wie dies auch bei anderen persischen
Teppichsorten vielfach der Fall ist, aus dem Umstände,
dass den betreffenden Teppichen im internationalen Handel
die Namen jener Oertlichkeiten beigelegt wurden, über welche
sie in das Ausland gelangen. Es ist also eine reine Handels¬
bezeichnung, eine Bezeichnung nach dem Handelswege. Bei
dem Ivaschkai -1 eppich wird diese Terminologie um so leichter
verständlich, als das Productionsgebiet, um welches es sich
hiebei handelt, in der That ein sehr ausgedehntes ist. Die
unter der Oberhoheit eines Stammesoberhauptes (des in Schiraz
internirten Ilkhani) stehenden, von der persischen Regierungs¬
gewalt fast unabhängigen, der türkischen Race angehörigen
PERSISCHE TEPPICHE. — KASCHKAI. 73
Kaschkai, deren Zahl noch vor wenigen Decennien auf
100.000 Zelte geschätzt wurde, nomadisiren in dem gebirgigen
Ländergebiete, welches im Westen von den an Mesopotamien
grenzenden Bergen der Luren, im Süden von der persischen
Provinz Chuzistan, im Osten von dem mit der Heeresstrasse
zwischen Ispahan und Schiraz parallel laufenden Gebirgszuge
eingeschlossen wird.
Im Norden ziehen die Kaschkai oft bis nach der unter¬
halb von Ispahan gelegenen Stadt Yezdechast. Je nach der
Entfernung des Productionsortes von der persischen Landes¬
grenze gravitiren dessen Producte entweder nach Bagdad,
in welchem Falle sie meist über Kirmanschah verfrachtet,
oder nach dem Persischen Meerbusen, in welchem Falle sie
über Schiraz und Buschir gebracht werden.
Da der grösste Theil dieser Teppiche nach Aegypten
exportirt wird und den Weg über das Rothe Meer, speciell
über Jeddah, den Hafen von Mekka einschlägt, dieselben
häufig auch von den Mekkapilgern nach dem Nillande mit¬
genommen werden, wird auch die namentlich in Constantinopel
sehr gebräuchliche Benennung «Mekka Teppich» leicht be¬
greiflich.
Die Qualitätsunterschiede der Kaschkai-Teppiche, die
Verschiedenheit der Wolle hinsichtlich des sammtartigen
Lustre, welche sich aus der Verschiedenheit der localen
Productionsbedingungen erklären, sowie auch die Grössen-
unterschiede stehen mit den Namen Schiraz und Kirmanschah
in keinerlei ursächlichem Zusammenhang, wenngleich die
Teppiche von den Händlern, wenn länger und schmäler als
Kirmanschah, wenn kürzer und breiter als Schiraz designirt
werden
Wir haben diese etwas weitläufige Auseinandersetzung
nicht gescheut, da ohne sie die von uns im Katalog ge¬
wählte, von der gewöhnlichen abweichende Bezeichnung
dieser Teppichsorte nicht verständlich gewesen wäre.
74 PERSISCHE TEPPICHE. — KASCHKAI.
Wer den in der Abtheilung der antiken Teppiche unter
Nr. 361 ausgestellten, in prächtigen Farben schillernden, kurz
geschornen Teppich neben den unter den Nummern 64, 68,
60, 61, 62 eingereihten, eher langhaarigen, schweren und
dicken, in phantastischen Zeichnungen gemusterten Stücken
oder neben den sonst gleichartigen, aber im Dessin ver¬
schiedenen, feineren, mit 71, 72 numerirten Teppichen
betrachtet, wird wohl erst bei näherer Untersuchung
gewahr, dass diese so verschiedenartig sich präsentirenden
Teppiche einer und derselben grossen Gattung angehören.
Als in dieselbe Gruppe gehörig sind auch die beiden unter
den Katalognummern 76 und 86 aufgenommenen überaus
feinen Satteldecken anzusehen.
All' diesen Teppichen gemeinsam ist die weiche, mehr
oder minder glänzende Wolle. Der exquisiten Beschaffenheit
dieses Webemateriales ist wohl auch die Kunstfertigkeit zu¬
zuschreiben, welche die Ivaschkainomaden im Laufe der
Zeiten sich in der Herstellung der Teppiche erworben haben.
Die im Mittelalter berühmten persischen Teppichwebereien
werden in der That allgemein entweder nach Schuschter
oder nach Schiraz in der Provinz Fars, wo die Kaschkai an¬
angesiedelt sind, verlegt. Es mag am Platze sein, hier eine
Stelle aus dem Robinson'schen Buche zu citiren, die sich
über die Rolle, welche die Teppichweberei dieser Gegenden
im persischen Kunstgewerbe gespielt hat, folgendermassen
äussert: In Schiraz, der Hauptstadt des eigentlichen Persien,
wurden einige der interessantesten persischen Teppiche ver¬
fertigt. Natürliche ebensowohl wie künstlich geschaffene Be¬
dingungen führten zu dem Ruhme, dessen sich diese Industrie
erfreute. \ iertausendfünfhundert Fuss über dem Meeres¬
spiegel gelegen, war die Stadt Schiraz von reichen und
fruchtbaren Gefilden umgeben, welche Heerden von mit der
schönsten \\ olle bekleideten Schafen ernährten. Bis ins Jahr
1850, in welchem Schiraz -—- während der glorreichen Epoche
PERSISCHE TEPPICHE. — KASCHKAI. 75
der Abbassiden die zweite Hauptstadt des Reiches — durch
ein Erdbeben zerstört wurde, war einer der ausgezeichnetsten
Industriezweige desselben die Teppichweberei. Dadurch, dass
die dort gewebten Teppiche entweder für die Person des
Herrschers verfertigt oder als Geschenke für Würdenträger
und sonstige Standespersonen bestimmt wurden, war stets
reichlich Anregung zur Herstellung von Prachtwerken ge¬
boten. Man kann dieselben in die gleiche Kategorie ver¬
setzen wie die Tapisserien des Mittelalters und der Renais-
^ancezeit. Beide waren gleich kostbar und Luxusarbeiten im
wahrsten Sinne des "Wortes. »
Der Kaschkai-Teppich gilt in der That in Persien auch
heute noch als der schönste Teppich neben dem Kurdistan
Senne), der, wie wir gesehen haben, seinerseits durch die
ausserordentliche Dichte des Gewebes hervorragend ist.
Immer bestehen Kette und Schuss sowie auch die zur
Knüpfung bestimmten Faden dieser Teppiche aus Wolle;
letztere ist in der Regel nicht kurz geschoren, weshalb der
Kaschkai-Teppich auch — von auf Bestellung gemachten
Stücken abgesehen — zu dem langhaarigen Typus des per¬
sischen Teppichs gezählt wird. Die Knüpfung ist keine
besonders dichte, sondern ziemlich schütter; bei der currenten
Waare schwankt die Zahl der Knüpfungen zwischen iooo
und 1500 auf 10 Quadratcentimeter. Die Knüpfungsart geht
nach dem Schema II und IV.
Was die Dimensionen des Kaschkai-Teppichs anlangt,
so gehört derselbe meist zur Gattung der Kalitsche; das
Verhältniss der Breite zur Länge stellt sich etwas günstiger
als z. B. bei den Kurdistaner Teppichen; er ist quadratischer
als diese. Die Länge beträgt im Durchschnitt 212— 2 , Meter,
die Breite 170 Meter, jedoch kommen auch Teppiche bis zu
6 Meter Länge bei 3 Meter Breite vor.
Was das Muster dieser Teppichgattung betrifft, so
lassen sich zwei charakteristische, auch mit einander com-
76 PERSISCHE TEPPICHE. — KASCHKAI.
binirte Typen auseinanderhalten. Das erste dieser Muster
ist bei den Nummern 60—62, 64. 68 ganz oder theihveise
vertreten.
Dieses sehr häufig anzutreffende, Asclikali genannte
Muster besteht aus primitiv aufgefassten Pflanzen- und
Thierbildern neben geometrischen Elementen und streng
stilisirten Rankungen und ist namentlich in Xr. 62 so ziemlich
vollständig dargestellt. Die Einzelbilder sind vor Allem die
Cypresse fSelivJ: das in dem vorliegenden Falle zwischen
je zwei Rauten gestellte und mit denselben in Verbindung
gebrachte eher langgestreckte, mit hervorspringenden Zacken
versehene Motiv, zu dessen Identificirung mit dem Baumtypus
der Cypresse kaum noch die angestrengteste Phantasie aus¬
reicht. Bilder, welche dem Thierreich entlehnt sind, sind das
Kameel (Schutur) mit seinem Reiter gedacht, der Vogel
(Murgh), der Hund (Tazi) und das Pferd (Esp). Das mit spitz¬
winkeligen Zackencontouren versehene, diagonal gestellte
oblonge Motiv soll einen Kamm (schaue) vorstellen. Die haken¬
geränderten Rauten, deren Innenfläche punktirt oder mit
kleinen verschobenen Quadraten gefüllt ist, erwecken in der
Phantasie des Teppicherzeugers das Bild eines von Fischen
bevölkerten Teiches, weshalb dieses Motiv auch (Mahi tu
hauz) Teich mit Fischen genannt wird u. s. w. Unter den
geometrischen Elementen, welche theils im Fond, theils in
der Bordüre vertheilt sind, wäre noch hervorzuheben die aus
acht ins Kreuz gestellten Spiralen bestehende Figur. Zwischen
diesen hauptsächlichsten Motiven sind noch kleine Figür-
chen, Sterne, Kreuzchen, S-Figuren u. s. w. in verschiedenen
Farbentönen zerstreut.
Die typische Aschkalibordure, in der Regel hell, besteht
aus hakengeränderten bunten Achtecken, aneinander gereiht
und mittelst gerader Stege unter einander verbunden, die
Stege wiederum gekreuzt von Balken, die oben und unten
in hakengeränderte Rauten auslaufen.
PERSISCHE TEPPICHE. — KASCHKAT. 77
Der zweite Mustertypus, an den mit Nr. 71, 72 bezeichneten
Stücken zu sehen, ist das auch bei anderen Teppichgattungen
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Kaschkai-Teppich Nr. 62 von y<ic. Adutt.
vorkommende Palmwipfelmuster (Bota, Betsche bota, wenn
klein). Die Palmenwipfel sind in der Regel aus einer grösseren
7« PERSISCHE TEPPICHE. — KASCHKAI.
Rosette und einem umgebenden Kranze kleinerer Blüthen
zusammengesetzt und erscheinen auf dem Grunde reihen¬
weise vertheilt; der Wipfel ist reihenweise nach rechts oder
links gewendet. In der Bordüre treffen wir entweder das
Aschkali-Muster oder ein von kelchförmigen Blüthen durch¬
setztes Wellenband (63) oder endlich das lanzettförmige
Blatt, alternirend mit einem eckigen hufeisenförmigen Motiv.
Ausser diesen beiden Zeichnungen wird noch das Granatapfel-
muster (78), sowie das auf dem Teppich Xr. 79 zu sehende
Kaschkai-Satteltasche Nr. 75 von Carl Kaufmann.
Muster häufig angetroffen. Ein Erkennungszeichen dieser
1 eppichgattung ist die an der einen Längsseite eingewebte
Schnur. Es ist noch zu bemerken, dass die Kaschkai-Teppiche
nur von Frauen gewebt werden.
Der durchschnittliche Preis loco Persien variirt, laut
Angabe der grossen Manchester Importfirma Ziegler & Co,
von 18 bis 35 Kran = 6 bis 22 fl. per Quadratmeter; aus¬
nahmsweise feine Qualitäten werden mit 40 bis 150 Kran
und mehr bezahlt.
PERSISCHE TEPPICHE. — KIRMAN. 79
*
Der hiesige Verkaufspreis per Teppich — Stücke von
bedeutenderer Grösse werden in Europa nur höchst selten
angetroffen — beträgt von 70—100 fl. je nach Grösse und
Qualität.
Teppiche, welche den eben genannten in Structur.
Wolle und Dessin ähnlich sind, werden auch, jedoch in
minderer Qualität, in dem südlich von Yezdechast auf dem
bis zu 7000 Fuss ansteigenden Hochplateau gelegenen Orte
Dehbid erzeugt.
KILIM.
In Südwestpersien werden auch glatte, gewirkte
Teppiche und zwar in der Gegend von Schuschter an¬
gefertigt. Sie heissen Djoule. sind zottig an der Rückseite
und sehen den Jacquardgeweben ähnlich. Es befindet sich
kein Stück davon in der Ausstellung.
KI RMAN.
Die Teppiche, welche in der im Südosten Persiens
zwischen den Provinzen Fars und Khorassan gelegenen Stadt
gleichen Xamens erzeugt werden, lehnen sich im Charakter
an die Erzeugnisse des südlichen Theiles letztgenannter Pro¬
vinz an. Einst war Kirman der Mittelpunkt des Reichthums
und des Luxus, das grosse Emporium, wie Ritter schreibt,
zwischen dem Indischen und Arabischen Ocean, auf der ge¬
radesten und kürzesten Strasse nach Seistan, Khorassan, Balkh,
Bokhara. Heute ist von all den Herrlichkeiten, von denen
schon Marco Polo zu berichten weiss, nichts mehr zu'schauen.
In einer Richtung hat aber Kirman seinen altbewährten Ruf
bewahrt, und das ist als ein Centraipunkt für Textilerzeugnisse
aus ausgezeichneter Wolle, welche zu einer Art von Kaschmir- .
shawls verwebt wird. Diese Wolle stammt von einer weissen
Ziegenart, deren Flaumwolle, als die zarteste, wie gesagt
So PERSISCHE TEPPICHE. — KIRMAN.
für die Herstellung der Shawls und in besonderen Fällen
auch der feinsten Teppiche verwendet wird.
Leider ist die Teppichindustrie von Kirman, was die
Bereitung und Zusammenstellung der t arben anbelangt,
keineswegs auf derjenigen Höhe der Vollkommenheit, welche
das reichliche Vorhandensein eines so überaus feinen Web¬
stoffes, wie die dortige Wolle, vermuthen lassen sollte.
Die Farben des modernen Kirman-Teppichs sind grell,
unruhig, das Colorit sehr mangelhaft. Sei es um dieses Ge-
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M
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M
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Kirman-Teppich Nr. 89 vom Grand Magazin Oriental.
brechen zu verdecken, sei es aus anderen Gründen, gefallen
sich die dortigen Teppichweber, ähnlich wie jene von Kho-
rassan in der Erfindung von Dessinmustern, welche dem euro¬
päischen Geschmacke entsprechen sollen, die aber that-
sächlich nur eine Geschmacksverirrung genannt werden
können. Der naturalistische Zug, welcher auf diese Weise in
den persischen Stil hineingeräth, ist hier doppelt unrichtig
angebracht, da die lechnik der A\ eberei demselben nicht zu
folgen vermag. In der Ausstellung ist nur ein Exemplar des
PERSISCHE TEPPICHE. — KIRMAN. 81
modernen Kirman-Teppichs vertreten (Nr. 89), auf welchem
ganz verunglückte, gebundene, bunte Blumenbouquets auf
weissem Grunde dargestellt sind.
Die Textur dieses Teppichs ist auch keine besonders
feine; es kommen etwa 1700 Knüpfungen auf 10 Quadrat-
Centimeter: Kette und Einschlag sind aus grober Baumwolle;
es gibt jedoch auch sehr fein gearbeitete Kirman-Teppiche.
Auf den Stücken aus älterer Zeit wird mit Vorliebe auf
weissem Grunde entweder das Palmwipfel- oder das Cypressen-
muster (letzteres wie auf dem in der Ferahan-Gruppe aus¬
gestellten Teppich Xr. 33) verwendet, und zwar in bedeutend
grösseren Proportionen als bei dem eben angeführten Fera-
haner Teppich; auch Muster in indo-arabischem Stile wurden
vor 30 oder 40 Jahren erzeugt. Das beliebteste und am
häufigsten vorkommende Muster ist das Kaschmir- oder
Kirmaner Shawlmuster.
In allerneuester Zeit, sagen wir seit ungefähr zehn Jahren,
macht sich ein Fortschritt in der Farbentechnik bemerkbar,
indem auf echte Farben mehr Gewicht gelegt wird.
Die Kirmaner Teppiche werden nach indischer Art auf
horizontalen "Webstühlen ausschliesslich von Männern und
unter Anleitung von eigenen Zeichnern in allen Grössen ge¬
webt. Sie gelten dermalen überhaupt für die theuersten
Teppiche, welche Persien erzeugt.
KHORASSAN.
«Vor 20 Jahren,3 so sagt Robinson bei Beschreibung
des schönen auf Tafel 4 in sein Werk aufgenommenen
Teppiches, «hatten die Khorassan-Teppiche noch einige
Aehnlichkeit mit den Erzeugnissen dieser Provinz aus der
besten Kunstperiode. Auch heute noch (1882) sind Spuren
des einstigen historischen und culturellen Zusammenhanges
6
82 PERSISCHE TEPPICHE. — KHORASSAN.
von Meschhed, Herat und den dazwischenliegenden Gegenden
vorhanden; doch anfangs unseres Jahrhunderts gehörten die
Teppiche von Meschhed zu den schönsten Persiens, sowohl
was die Vortrefflichkeit des Gewebes als auch was die
Frische und Feinheit der Farben anlangt, eine Eigenschaft,
welche mehr der Qualität der Wolle als der Methode der
Färbung zuzuschreiben ist.»
Dass das Urtheil des englischen Autors über die älteren
Khorassan-Teppiche kein unbegründetes ist, wird auch durch
das in der Abtheilung antiker Teppiche ausgestellte Stück
Nr. 349 illustrirt. Obwohl dasselbe durch Abnützung bereits
sehr gelitten hat, spricht der Ton der Farben, die Originalität
des Dessins, insbesondere was die etwas naturalistische Auf¬
fassung der eingewebten Thierfiguren und die sonstige An¬
ordnung des dem Herati nicht unähnlichen Musters betrifft,
für den Kunstsinn und die Geschicklichkeit des betreffenden
Erzeugers, welcher nach persischer Sitte in der an dem oberen
Saume des Teppichs angebrachten Inschrift seinen Namen
der Nachwelt überliefert. Ausser an den, früheren Jahr¬
hunderten angehörenden und an den modernen Kaschaner
Seidenteppichen, auf welchen die Darstellung verschiedener
Thierfiguren noch heute üblich ist, sind wir nur bei den älteren
Khorassan-Teppichen über Miniaturgrösse hinausgehenden
Abbildungen von Thiergestalten in naturalistischer Auffassung
begegnet. t~~nd zwar sind dieselben entweder in den durch
ornamental geschwungene Linien getrennten Teppichecken
(Nr. 397 in der Abtheilung antiker Teppiche) oder im
Fond angebracht. An ersterer Stelle werden meist Thier¬
kämpfe in alter 1 radition entsprechender Weise (Ueberfall
der Gazelle, des Hasen durch den Löwen) abgebildet, an
letzterer sind es gewöhnlich verschiedene Vögel, welche im
I Uumengeranke des Musters symmetrisch angeordnet werden.
Doch das gehört, wie g-esagt, der Vergangenheit an; der
moderne Geschmack des Khorassaners wendet sich entweder
PERSISCHE TEPPICHE. — KHÖRASSAN.
den hergebrachten geometrisch-vegetabilischen Motiven oder
grossblumigen Mustern zu.
Von dem Lobe, welches Robinson dem khorassani-
schen Kunstfleisse vergangener Jahre in so reichlichem
Masse spendet, lässt sich Weniges für die Gegenwart über¬
nehmen. "Was wir von neuen Khorassan-Teppichen kennen —
und wir verstehen hierunter auch solche Stücke, deren Ent¬
stehung weit über 20 Jahre zurückreicht — kann kaum den
Anspruch darauf erheben, mit anderen persischen Teppichen
in eine Linie gestellt zu werden, wenngleich in allerneuester
Zeit wenigstens in Bezug auf das Gewebe ein wesentlicher
Fortschritt zu constatiren ist (Nr. 90).
Heutzutage gefällt sich die khorassanische Teppich¬
weberei, namentlich in dem einstmals durch seine Gewebe
berühmten Districte von Khain, in der Erzeugung von
Teppichen mit grellen, unangenehm wirkenden, vielfach
unechten Farben, welche selbstverständlich auch der Dauer¬
haftigkeit entbehren. Die in Khorassan gelegenen Orte, in
welchen Teppiche gewebt werden, sind gegenwärtig:
Meschhed, die Hauptstadt der Provinz. Tuz, in unmittelbarer
Nähe, Turschiz, Khai'n und Biredschend, das erstere südwest¬
lich, die beiden folgenden südlich davon.
Trotz der ziemlichen Verschiedenheit der einzelnen kho-
rassanischen Teppichgattungen lässt sich in Bezug auf das
Dessinmuster dennoch ein gemeinsamer Charakter consta¬
tiren, ebenso wie bezüglich des Materiales, aus welchem sie
gewebt sind.
Die Khorassan-Teppiche sind mit sehr geringen Aus¬
nahmen (92, 94 und 95) in Wolle auf baumwollener Kette
geknüpft; der Einschlag besteht ebenfalls aus Baumwolle.
Was das Muster betrifft, so besteht das Charakteristische
desselben nicht so sehr in der Zeichnung des Innenraumes,
die entweder sich an alte, bekannte Motive anlehnt, oder,
wie bei den Nummern 90 und 101, aus Blumenguirlanden in
6*
84 PERSISCHE TEPPICHE. — KHORASSAN.
höchst naturalistischer, um nicht zu sagen moderner euro¬
päischer Auffassung besteht, als in der typischen Bordüre,
so wie dieselbe an dem unter Nr. 90 in der modernen, bei
den Nummern 349 und 397 in der antiken Abtheilung der
Ausstellung zu beobachten ist. Diese Bordüre zerfällt in drei
breite Streifen und vier schmälere Säume. Der in der Mitte
befindliche breiteste Streifen zeigt zwei Wellenbänder, die in
ihrem undulirenden Zusammenstossen und Auseinandergehen
annähernd spitzovale Räume bilden, deren jeder mit einer
rjm
iü
Khorassan-Teppich (Khain) Nr. 90 von G. N. Zacchiri.
Rosette ausgefüllt ist, während auf die seitlichen dreieckigen
Winkel je eine halbe Rosette entfallt. Die beiden äussersten
Streifen enthalten reciproke Doppelreihen von Zackenblumen
(Lilien), von den beiden Saummustern ist das Wellenband mit
den nelkenartigen Blüthen hervorzuheben, da es an den
meisten Khorassaner Teppichen wiederkehrt.
So breit die eben besprochene Bordüre, so schmal sind
die an anderen Teppichen dieser Gattung zu beobachtenden
Bordüren, die nicht selten zu ganz schmalen Säumen mit
dem letzterwähnten Wellenband zusammenschrumpfen (44).
PERSISCHE TEPPICHE. — KHORASSAN. 85
Die in der modernen Abtheilung der Ausstellung" vor¬
handenen Exemplare des Khorassan-Teppiches gehören ver¬
schiedenen Typen an; die älteren
EIGENTLICHE KHORASSAX
sind mit den gewöhnlichen Herati- oder Palmwipfel¬
mustern ausgestattete Teppiche, deren Farben sehr nachge¬
lassen haben und deren Yliess ziemlich langhaarig ist, so
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Khorassan-Teppich Nr. 92 von Jacob Adutt.
dass die einzelnen Knüpfbüschel sich gewöhnlich umlegen,
was den Teppich leicht von anderen persischen Teppichen
unterscheiden lässt. (Nr. 92, 94 und 95.) Der Flor dieser
Teppiche hat einen atlasartigen Schimmer, allerdings, wie
Professor Karabacek richtig bemerkt, mit etwas beunruhi¬
gender Wirkung, aber die Farben (meist blau und rosa)
wirken harmonisch. Die Teppiche mit dem eben beschrie¬
benen Charakter sind die im Handel schlechtweg Khorassan
86 PERSISCHE TEPPICHE. — KHÖRASSAN.
genannten, welche sich wegen ihrer Weichheit, Leichtigkeit
und ihrer länglichen Form besonders zu Portieren eignen.
Sie sind gewöhnlich 4 bis 4% Meter lang und 2 bis 2
Meter breit.
Eine andere Sorte sind die sogenannten
KHAIN,
welche der gleichnamigen, im Districte Kuhistan gelegenen,
heute durch ihre Filzteppicherzeugung bekannten, zu Fraser's
Zeit (Anfang des Jahrhunderts) wegen ihrer vorzüglichen
Shawlgewebe berühmten Stadt geringe Ehre machen. Die
Zeichnung auf denselben ist das gewöhnliche Herati oder
ein ähnliches Muster, aber in grober Ausführung; der
Flor sieht sich eher zerzaust an, und zudem sind die Farben
(geradeso wie bei dem ersten Typus blau und roth oder rosa)
unecht.
Der Flor dieser Sorte von Teppichen weist 1000 bis
2000 Knüpfungen per Quadratmeter auf. Sie kommen in ver¬
schiedenen Grössen vom Die Preise dieser Teppiche stellen
sich auf ungefähr i1/^—2 Toman.
Der dritte Typus des Khorassan-Teppichs ist derjenige
der in der Stadt
BIREDSCHEND
unterhalb Kha'in, nur einige Meilen von der afghanischen
Grenze entfernt, erzeugten Teppiche. Zu dieser Gattung
gehören die Nummern 102, 103 und 104.
Diese zeichnen sich durch grosse Festigkeit und Dichtig¬
keit des Gewebes aus, so dass 3000 und mehr Knüpfungen
auf den Quadratcentimeter kommen. Dagegen fühlen sie
sich bei aller sammtartigen Weichheit der Oberfläche des
Flors sehr steif an und sind wenig schmiegsam. Die Dessinirung
PERSISCHE TEPPICHE. — KHORASSAX. 87
der Biredschend-Teppiche ist sehr wechselnd. Eines der ge¬
wöhnlichsten Motive ist das der aneinander gereihten Palm¬
wipfel oder des Shawlmusters.
Wie bei den Kirmaner-Teppichen kommt auch bei der
eben besprochenen Teppichgattung Weiss sehr häufig zur
Verwendung. Für das Shawlmuster hat die heutige Generation
der Perser eine wahre Schwärmerei; unserem Geschmacke
entspricht dasselbe auf Teppichen ebensowenig wie das Miss-
verhältniss zwischen dem Umfange des Innenmusters und
dem schmalen Saume, das an diesen Teppichen bemerkbar ist.
Die Knüpfung anlangend, mag erwähnt werden, dass
bei der besprochenen guten und feinen Qualität 8000 Noppen
auf 10 Quadratcentimeter kommen.
Schliesslich sei der Vollständigkeit halber auch noch
der Filzteppiche (Nemed) von Biredschend und Kha'in Er¬
wähnung gethan.
PERSISCHE FILZTEPPICHE.
Diese Gattung des persischen Teppichs, welcher aus
den verschiedensten thierischen Wollen hergestellt wird und
auf welchen das Dessin in bunten Baumwollfäden eingepresst
ist, wird in verschiedenen Gegenden Persiens erzeugt, ebenso
wie auch in Centraiasien und Indien. Die Fabrication ist
für den inneren Consum eine sehr ausgedehnte. Berühmt
sind die Nemeds (so heissen diese Teppiche), welche in der
Gegend von Yezd in dem Dorfe Taft verfertigt werden;
heutzutage erfreuen sich auch die Nemeds von Ispahan be¬
sonderer Beliebtheit. Endlich werden noch in Kha'in und
Biredschend Filzteppiche fabricirt. Die von \ezd und Kha'in
gehören zu den feinsten und theuersten Sorten; sie erreichen
oft eine Dicke von 1 ]/g Zoll. Eine Sorte, welche besonders
88 PERSISCHE EILZTEPPICHE.
leicht und durch Anwendung des Ziegenhaares besonders
schmiegsam ist, wird in Hamadan verfertigt. Dieselbe gibt
nach Dr. Pollak's Darstellung dem Filze von Brussa wenig
nach.
Wie erwähnt, wird der Filzteppich aus verschiedenen
Wollen erzeugt; hauptsächlich kommt Kameelhaar zur \ er-
wendung. Durch Einfilzen von Wollen in verschiedener 1-är-
bung wissen die Perser dem Teppiche oder dem Stoffe
schönes Muster zu verleihen ; gewöhnlich dienen geometrische
Ornamente als Vorwurf, doch kommen oft die kunstreichsten
und complicirtesten Dessins vor.
Die Farbe der Nevieds ist braun in verschiedenen
Schattirungen, je nach der AVoile, aus der sie bestehen; der
Dessin bunt, oft auch ganz weiss.
Je nach Qualität variiren die Preise zwischen 4 und
10 Kran per Quadratmeter. Im Allgemeinen sind die Nevieds
also billiger als Plucheteppiche. Was die Form anbelangt,
so ist die quadratische Gestalt bei diesen Teppichen viel
häufiger zu finden als bei den anderen, da sie oftmals den
ganzen Estrich eines Zimmers zu bedecken bestimmt sind.
Es gibt Nevieds von 75 Fuss Länge und 40 Fuss Breite.
PERSISCHE SEIDENTEPPICHE.
In vergangenen Jahrhunderten gehörten in Persien die
aus Seide gewebten Teppiche trotz ihres werthvollen Materiales
keineswegs zu den Seltenheiten. Ja es scheint, dass die aus
den berühmten Staatsteppichwebereien hervorgegangenen
lJrachtteppiche in der Regel aus dem Producte der Seiden¬
raupe erzeugt worden waren, deren Cultur im Mittelalter und
bis in die jüngste Zeit nicht nur über das chinesische Tur-
kestan, die Ländergebiete des Oxus und Jaxartes und die
Oase von Merw, sondern auch in Khorassan, Mazenderan und
PERSISCHE SEIDENTEPPICHE. 89
Ghilan allgemein verbreitet war, von wo aus sie ihren Weg
nach dem Kaukasus fand. Schon zur Zeit Ibn Haukal's, des
bekannten arabischen Geographen, war die Seidenproduction
Centraiasiens sehr bedeutend, und dessen Bewohner lange
vorher durch ihre Kunstfertigkeit in der Verarbeitung der
Seide ausgezeichnet. Im XVI. und XVII. Jahrhundert gehörte
die persische Provinz Ghilan zu den reichsten seidenprodu-
cirenden Gegenden Asiens und war der Sitz eines schwung¬
haften Seidenhandels nach "West und Ost. In Yezd und
Kaschan gab es Ende des XVII. Jahrhunderts vorzügliche
Seidenweber, welche es verstanden, in ihre Gewebe Figuren
einzuwirken und selbst Schrift, so trefflich wie die beste
Handschrift». Die Seide, welche die Genuesen im XVI. Jahr¬
hundert von den Ufern des Kaspischen Meeres bezogen,
nannten sie Ghile, dieselbe, welche bei den Florentinern des
XIV. Jahrhunderts «Seta Ghella hiess. Die Seidenweberei
war bald über ganz Persien so sehr ausgebreitet, dass die
genaue Bestimmung des Ursprungs der alten auf uns über¬
kommenen orientalischen Seidenteppiche heute wohl zu den
schwierigst zu lösenden Aufgaben gehört. Die Zahl der
persischen Seidenteppiche in unserer Ausstellung ist sehr
bedeutend; das hervorragendste Stück darunter ist der dem
Allerhöchsten Hofe gehörige sogenannte Jagdteppich, welcher
wiederholt bereits der Gegenstand der Untersuchung von
Fachmännern gewesen, über den speciell Herr Alois Riegl
in seinem Buche «Altorientalische Teppiche» geschrieben hat.
Ein für uns interessantes Stück ist auch der unter der Katalog¬
nummer 377 verzeichnete Teppich (aus dem Besitze des Malers
H. v. Rybkowski), da die in der modernen Abtheilung aus¬
gestellten Kaschaner Seidenteppiche — wenigstens einer
derselben (Xr. 109) — sich an dieses Vorbild anlehnen.
In der Gegenwart werden persische Seidenplucheteppiche
nur in der durch den Kunstsinn ihrer Bewohner von altersher
ausgezeichneten Stadt Kaschan, in welcher auch die per-
9° PERSISCHE SEIDEXTEPPICHE.
sische Fayence-Industrie ihren Ursprung nahm, sowie in
Suitanabad erzeugt. In letzterem Orte ist diese Industrie
keine autochthone, sondern eine ganz neue, auf europäische
Anregung entstandene und mit europäischem Gelde gepflegte.
Im Wesentlichen ist die Textur der einen und der an¬
deren Gattung dieselbe: Seidenkette, Baumwolleinschlag
und Seidenflor; nur sind die Sultanabader Teppiche spröder
und steifer, was hauptsächlich von der grösseren Stärke des
in diesem Gewebe zur Verwendung kommenden Seiden- und
Baumwollzwirnes herrührt (2 Einschüsse zu je 16 und 8 Faden
gegen 5fach bei dem Kaschaner).
Bei beiden Arten wird grobe Stickseide (soie platc) ver¬
wendet. Die Zahl der Knüpfungen beträgt bei dem bespro¬
chenen Kaschaner Teppich etwas über 4000, bei dem Sultan¬
abader 3600—4000 auf 10 Ouadratcentimeter. Die Knüpfung
geht nach Schema IV und V.
Die Musterung der Sultanabader Teppiche (Nr. 110—113)
ist zwar ebenfalls orientalisch, doch dem europäischen Ge¬
schmack in der Farbenzusammenstellung mehr angepasst.
Der Preis derartiger Teppiche stellt sich ziemlich hoch.
Die Dimensionen der in Rede stehenden Teppiche sind
6 englische Fuss auf 2% Fuss; grössere Teppiche werden,
wie es scheint, nur auf Bestellung in Angriff genommen.
In der Provinz Yezd, wo ebenfalls Seide, und zwar zu
Vorhängen, Shawls u. dgl. gesponnen wird, werden seidene
Teppiche gegenwärtig nicht erzeugt.
Hier mag noch erwähnt werden, dass die persischen
Seidenteppiche denjenigen kaukasischen, welche wir zu
Gesicht bekommen haben, im Gewebe sowie im Webstoffe
überlegen sind.
PERSISCHE TEPPICHE. 91
1. Teppich aus Karadagh. Knüpfungsart: 850 Kn.; K. 50 F..
Wg. 3 fach gezwirnt; 1 Gr. (in Taffetas) Schuss,
Kameelhaar, 4fach; Kn. grobes Kg., 2fach, geknüpft
nach II. — Die Innenfläche durch braune Wellenbänder
auf blauschwarzem Grunde in Rauten zerlegt, die in
Schrägstreifen alternirend entweder vier ins Kreuz
gestellte Rosetten auf bräunlichem Grunde oder vier
Blumen im Profil um eine mittlere Rosette kreuzweise
gruppirt auf cremefarbigem Grunde enthalten. In der
Bordüre auf ebendemselben Grunde stilisirte Blüthen
und Knospen in Rankenform. L. M. 3*90, Br. M. 1-70.
Jac. Adutt, Wien.
2. Teppich aus Karadagh (Kenari, Laufteppich) mit dem
Muster wie Nr. 1. L. M. 4*43? 3kl- 0*96.
'Jac. Adutt, Wien.
3. Teppich aus Karadagh. (Laufteppich.) Innen Muster fast
gleich wie Nr. 1. Bordüre cremefarbig mit Rosetten
und Palmetten zwischen zwei Lanzettblättern in ast¬
artiger Stilisirung. L. M. 6" 10, Br. M. 0 9$.
Philipp Haas & Söhne) Wien.
y 4. Teppich aus Karadagh. Innen auf cremefarbigem Grunde
gereihte bunte Blumen mit doppeltem Kelch und je
drei grossen Blättern. In der Bordüre auf gelbem Grunde
alternirend Rosetten und symmetrische Pflanzengruppen,
an den Schmalseiten wie Nr. 157 (Schirwan).
L. M. 3-57, Br. M. 1-19.
K. k. österr. Ha?idels-Museum.
. Teppich aus Karadagh. Knüpfungsart: 1156 Kn.; K.
68 F., Bwzw., 3fach; 1 Gr. (in Taffetas) Schuss, wie
Nr. 9 Kn. Wolle; nach II geknüpft. — Innen rauten-
92 PERSISCHE TEPPICHE.
förmiges Mittelstück und vier dreieckige Eckstücke,
mit Herati-Muster, auf blauschwarzem Grunde, der
übrige Raum mit hakenberänderten Rauten in sechs¬
eckigen Netzmaschen auf cremefarbigem Grunde. In
der Bordüre auf hellblauem Grunde Ferahan-Muster,
wie Nr. 28. L. M. 3*74, Br. M. 163.
jfac. Adutt, Wien.
'&ZM
Karadagh-Teppich Nr. 5 von Jacob Adutt.
6. Teppich aus Karadagh. Innen auf braunem Grunde drei
rautenförmige, cremefarbig grundirte Felder mit
festonirten Contouren, an den Langseiten beiderseits je
zwei halbe Rauten, in jeder Ecke eine Viertelraute,
sämmtlich ebenso wie der braune Grund dicht über¬
zogen mit blauen Ranken und rothen und blauen
Blümchen. Iu der cremefarbig grundirten Bordüre
Zweige und Ranken mit Rosetten und kleineren
Blümchen in Roth und Blau. L. M. 3*21, Br. M. 1-64.
Bern/t. Ludwig, Wien.
PERSISCHE TEPPICHE. 93
?' 7. Teppich aus Azerbeidschan. Innen auf cremefarbigem, mit
Kämmen gemustertem Grunde rautenähnliche Medail¬
lons mit ins Kreuz gestellten Blumen. In der Bordüre
Blumenranke. L. M. 4, Br. M. 0*91.
K. k. österr. Handels-Museum.
8. Teppich aus Azerbeidschan. Innen auf weissem Grunde
gereihte symmetrische Pflänzchen mit je einer rosetten¬
artigen Blüthe als Bekrönung. In der Bordüre auf
braunem Grunde ähnliche symmetrische Pflänzchen mit
nelkenartigen Blüthen, in der Längsachse gereiht.
L. M. 5*30, Br. M 1.
Theod. Graf, Wien.
9. Teppich aus Azerbeidschan. Knüpfungsart: 840 K11.;
K. 56 F., grober Bwzw., jfach; 1 Gr. Schuss, grobe
Baumwolle und Kameelhaar gedreht; Kn. grobes
Wg. 2fach, auf 2 Fäden geknüpft, nach II. — Innen auf
grauem Grunde grüne Ranken, die sich zu Spitzovalen
zusammenschliessen: jedes Spitzoval gefüllt mit bunten,
stark stilisirten Blüthen (vorwiegend roth und gelb);
in der Längenaxe drei Blumenkränze um je eine mittlere
Raute. In der Bordüre Rauten, abwechselnd mit schräg
gestellten Blüthenzweigen. L. M. 3, Br. M. i'40.
N. & G. Zaccliiri, Wien.
10. Teppich aus Azerbeidschan. (Heris.) Knüpfungsart: 600 Kn.;
K. 48 F., Wolle gemischt, 3fach gezwirnt; 2 Gr. Schuss,
Bwg.? 3fach gedreht; Kn. Wolle, 2fach, geknüpft
nach II. — Innen in der mittleren Längsachse drei
rautenförmige blaue Medaillons, umgeben von rothem
Grunde, die Ecken blau grundirt, durchaus gemustert
mit symmetrischen Blumensträussen, die Blumen drei¬
eckig stilisirt. Bordüre braun grundirt, Muster wie 5.
L. M. 4-36, Br. M. 276.
Jac. Adutt, Wien.
PERSISCHE TEPPICHE.
1. Teppich aus Azerbeidschan. Innen auf dunkelblauem
Grunde in der Längsachse abwechselnd bunte, huf¬
eisenförmige und achteckige Figuren, erstere mit stili-
sirten Palmetten gefüllt und mit Haken berändert; da¬
zwischen geometrische und stark stilisirte vegetabi¬
lische Motive mit eingestreuten geometrisch stilisirten
Vierfüssern. In der Bordüre auf weissem Grunde ro¬
settenartige Motive, vorwiegend in Roth und Grün.
L. M. 3*61, Br. M. 108.
jfac. Adutt, Wien.
2, 13. Zwei Laufteppiche aus Azerbeidschan. Grund Kameel-
haar. Innen kantenförmige Felder mit stilisirten vege¬
tabilischen Füllungen. In der weissen Bordüre des¬
gleichen an einer grünen Mittellinie.
L. M. 4*95, Br. M. ro8.
Borelli Bey, Kairo.
4. Ferahan-Teppich. Knüpfungsart: 589 Kn.; 2 Gr. Schuss,
Bwzw. 3fach, gefärbt; im Uebrigen wie Nr. 105;
Innen auf dunkelblauem Grunde das Herati-Muster:
diagonal einander kreuzende bunte Blumenbänder,
deren Kreuzungspunkte durch rothe Rauten mit ein¬
geschriebener Rosette und ins Kreuz gestellten vier
kleineren Blüthen bezeichnet sind; jedes der durch die
Diagonalbänder erzeugten Rautenfelder ist dicht gefüllt
mit einem Blumenstrauss in kreuzweiser Anordnung.
Herati-Bordure: Palmetten im Schema der "Wellen¬
ranke, dazwischen je eine Rosette zwischen zwei
Lanzettblättern. L. M. 5-14, Br. M. 3*56.
jfac. Adutt, Wien.
5. Ferahan-Teppich. Knüpfungsart: 700 Ivn.; Iv. 50 F. grobes
Bwg. 6fach gezwirnt; 1 Gr. Schuss (in Taffetas) grobes
Bwg. 8fach gezwirnt und gefärbt; Kn. Kg. 2fach,
PERSISCHE TEPPICHE. 95
auf 2 Fäden geknüpft nach II; Innen auf rothem Grunde
das Herati-Muster (14). In der Bordüre auf weissem
Grunde Rosetten von je zwei Lanzettblättern Üankirt,
verbunden durch Ranken mit je vier fünfblättrigen
Blumen. L. M. 4-13, Br. M. 3-20.
Jac. AJutt, Wien.
16. Ferahan-Teppich, älteres Stück. Knüpfungsart: 1020 Kn.;
K. 60 F. Bw. 5fach gezwirnt; 1 Gr. Schuss Bwg. 8fach
gezwirnt; F. M. auf 2 Fäden geknüpft nach II. Innen
Grund roth. aussen dunkelblau. Herati-Muster.
L. M. 675, Br. M. 2 35.
Philipp Haas & Söhne. Wien.
17. Ferahan-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde das
Herati - Muster. Bordüre lichtgrün grundirt. Muster
ähnlich wie 19. F. M. 2. Br. M. 1*21.
Dr. J. C. Samson, Wien.
18. Ferahan-Teppich, älteres Stück. Innen auf dunkelblauem
Grunde grossblumiges Herati-Muster. In der rothge-
grundeten Bordüre ein Muster ähnlich wie 15.
L. M. 3 40 Br. M. 156.
K. k. österr. Handels-Mnseum, Wien.
ig. Ferahan-Teppich. Knüpfungsart: 1190 Kn.; K. 34 F. Bw.
|fach gezwirnt; 2 Gr. Schuss Bw. 3fach gezwirnt; Kn.
2fach, geknüpft nach II. Innen ein abgetrepptes Polygon
mit Herati-Muster auf dunkelblauem Grunde; in den vier
freibleibenden Ecken auf weissem Grunde reihenweise
verstreute Rosetten, die einzelnen Reihen durch
Bogenlinien getrennt. In der Bordüre auf lichtgrünem
Grunde Palmetten, alternirend nach aussen und innen
PERSISCHE TEPPICHE.
gerichtet, mit grösserer schräg gestellter oblonger
Figur und kleinerem Blumenfüllsel dazwischen.
L. M. 3 40, Br. M. 2 70.
Dr. J. E. Polak, Wien.
Ferahan-Teppich. Innen in lichtgrün grundirtem rauten¬
förmigen Medaillon eine Variation des Herati-Musters,
ringsum auf rothem Grunde verstreute Rosetten in
einem Netze von grünen sechseckigen Maschen.
Herati-Bordure auf dunkelblauem Grunde.
L. M. 2*92, Br. M. 156.
Baron Schwegel, Wien.
Ferahan-Teppich. Innen Grund blau, Bordüre weiss.
Herati-Muster, besonders feine gebrochene Ranken.
L. M. 4 64, Br M. 174.
Jac. Adutt, Wien.
Ferahan-Teppich. Innen auf rothem Grunde Herati-
Muster, in der Bordüre auf lichtgrünem Grunde
Palmetten und kleine Blätterranken dazwischen.
L. M. 3*00, Br. M. 104.
Jac. Adutt, Wien.
Ferahan-Teppich. Innen Herati-Muster auf lichtgrünem
Grunde. Bordüre braun mit Sternen.
L. M. 1*84, Br. M. 1*73.
Fürst Johann Liechtenstein, Wien.
Ferahan-Teppich. Innen auf weissem Grunde ein rothes
Netzwerk von Spitzovalen, in deren jedem ein Blumen-
strauss zwischen zwei Palmwipfeln, unten in symmetri¬
scher Wiederholung das Wort Ala (der Höchste). Herati-
Bordure auf rothem Grunde. L. M. 2"09, Br. M. 1*40.
S. E. Neriman Khan.
PERSISCHE TEPPICHE. 97
25. Ferahan-Teppich. Innen auf weissem Grunde das Herati-
Muster der Senne-Teppiche, in den abgeschnittenen
Eckfeldern das gleiche Muster auf dunklem Grunde.
Bordüre weiss mit fortlaufender Wellenranke, woran
naturalisirende Blumen. L. M. 2"04, Br. M. 1*24.
S. E. Neriman Khan.
26. Ferahan-Teppich. Innen ein grosses weiss grundirtes
Medaillon zwischen zwei kleineren dunkel grundirten,
ringsum prächtiger Zinnobergrund mit Blumen an
Rebenranken. Ecken abgeschnitten. Herati-Bordure
auf dunklem Grunde. L. M. 1*97, Br. M. 130.
S. E. Neriman Khan.
27. Ferahan-Teppich. Knüpfungsart: 552 Kn.; sonst wie 30;
Innen auf cremefarbigem Grunde zwei einander unter
rechtem Winkel durchkreuzende Systeme von ge¬
flammten Ranken, die sich zu ausgeschweiften ob¬
longen Figuren zusammenschliessen; an den Stellen,
wo die Figuren einander berühren, sitzen Rosetten, da¬
zwischen kleinere Blümchen an gebrochenem Stengel¬
werk. In der Bordüre auf blauem Grunde Palmetten,
einseitig nach aussen gewandt, dazwischen je vier ins
Kreuz gestellte Stengel mit Rosetten, ferner kleineres
Blumenfüllwerk. L. M. 4*22, Br. M. y 16.
Carl Kaufviann, Wien.
28. Ferahan-Teppich (älteresStück). Innen auf rothem Grunde
das Muster wie Nr. 27, eckig und geradlinig stilisirt.
In der Bordüre auf dunkelblauem Grunde eine inter-
mittirende Wellenranke mit rosettenartig behandelten
Palmetten, woran sich mittelst gebrochener Stengel je
zwei kleine Rosetten ansetzen, jede von zwei Blättchen
flankirt; zwischen je zwei Palmetten ist die Wellenranke
von einem Lanzettblatt durchsetzt. L. M. 4"6o, Br. M. 225.
Philipp Haas & Söhne.
g8 PERSISCHE TEPPICHE.
2q. Ferahan-Teppich. Knüpfungsart: 782 Kn.; sonst wie Nr. 30.
Innen auf cremefarbigem Grunde das Muster wie Nr. 27.
Herati-Bordure, roth grundirt. L. M. 5*38, Br. M. 2*20.
Jac. Adutt, Wien.
30. Ferahan-Teppich. Knüpfungsart: 528 Kn.; K. 48 F., grober
Bwzw. 6fach; 2 Gr. Schuss, grobes Bwg., 4fach ge¬
zwirnt; Kn. W. 2fach, auf 2 Fäden geknüpft nach IV;
Innen auf dunkelblauem Grunde geradlinig aufsteigende
rothe Ranken, von denen sich symmetrisch nach rechts
und links bunte Blümchen, insbesondere Narcissen
abzweigen. Herati-Bordüre auf rothgelbem Grunde.
L. M. 4*08, Br. M. 3*70.
Jac. Adutt, Wien.
31. Ferahan-Teppich. (Schöner Seidenglanz.) Knüpfungsart:
1364 Kn.; K. 68 F. Bwzw. 5fach ; 2 Gr. Schuss Bw.; Kn.
Wolle 2fach geknüpft nach IV. — Innen auf mattgelbem
Grunde gereihte bunte Palmwipfel, nach rechts ge¬
wendet, alternirend mit Cypressen; jeder Palmwipfel
links von einem Rosettenkranze umzogen, rechts mit
einem Lanzettblatt versehen. In der Bordüre auf rothem
Grunde Muster wie zu Nr. 17. L. M. 2-90, Br. M. i*6o.
Grand Alagasin Oriental, Wien.
32. Ferahan-Teppich. Innen auf blauschwarzem Grunde aus¬
gezacktes rautenförmiges Medaillon, umgeben von
Herati-Muster. In den drei Säumen Wellenranken.
Boreil1 Bey, Kairo.
33. Ferahan-Teppich. Innen auf weissem Grunde Blüthen-
geranke mit Cypressen und Vögeln. In der rothen
Bordüre vegetabilisch gemusterte spitzgeschweifte
Ovale, alternirend mit Rosetten, an die sich je vier
Blätter ansetzen. L. M. 1-89, Br. M. 1-26.
S. E. Graf A. Enzenberg.
PERSISCHE TEPPICHE. 99
34. Ferahan-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde ge¬
reihte Palmwipfel, in der rothen Bordüre Rosetten und
Palmetten mit schrägen Blüthenzweigen alternirend.
Carl Kaufmann.
35. Dschouschegan - Teppich. Knüpfungsart: 990 Kn.; K.
62—64 F. Wolle 2fach gezwirnt; 2 Gr. Schuss, Wolle
2fach gedreht und gefärbt; Kn. Wolle 2fach nach II. —
Grund blauschwarz. Innen in fünf Reihen der Länge
nach vertheilte Palmetten und Rosetten in der typischen
Form aus der Zeit des Schah Abbas, dazwischen neben
kleineren Füllblumen kreuzweise Zusammenstellung
von je vier aus Volutenkelchen sich erhebenden Blüthen
um eine mittlere Rosette (vgl. Robinson, Tafel 6). In
der Bordüre der Längsachse gemäss angeordnete
Blumensträusse, mit je fünf nelkenartigen Blumen über
einer Vase. L. M. 7*45, Br. M. 2*70.
Sadig Poppowits, Wien.
36. Dschouschegan-Teppich. Knüpfungsart: 918 Kn.; K. 54F.
Bwzw. 4fach; 2 Gr. Schuss Bw. 3fach gedreht;
Kn. Kg. 2fach auf 2 Fäden geknüpft nach II. — Innen
auf dunkelblauem Grunde dicht verstreute bunte
Ornamente meist vegetabilischen Inhalts, worunter die
wichtigsten übereinstimmend mit 35. In der Bordüre
auf rothem Grunde Herati-Muster.
L. M. 4-85, Br. M. 1 75.
Philipp Haas & Söhne.
37. Teppich aus Serabend. Innen auf dunkelrothem Grunde
dicht gestellte kleine Palmwipfel, reihenweise abwech¬
selnd nach rechts und links gerichtet, bunt dunkel¬
farbig. In der Bordüre auf cremefarbigem (im Persischen
Schekeri genannten) Grunde eine gebrochene Wellen-
lOO PERSISCHE TEPPICHE.
ranke mit abzweigenden Palmwipfeln: für Serabend-
Teppiche charakteristisches Bordurenmuster (Miri).
L. M. i*95, Br. M. 125.
Jac. Adutt, Wien.
38. Teppich aus Serabend. Knüpfungsart: 1600 Kn.; K 80 F.
feine Bw. 6fach gezwirnt; 2 Gr. Schuss Bw. 4fach
gedreht und gefärbt; Kn. 2fach geknüpft nach II.
Innen ein polygones Feld, moosgrün grundirt, in der
Mitte ein Rautenfeld mit vier ins Kreuz gestellten
Blüthen, ringsherum Palmwipfel wie in Nr. 37. Bordüre
desgleichen, auf rothem Grunde.
L. M. 2 05, Br. M. 123.
Herr Dr. J. E. Polak, Wien.
39. Teppich aus Serabend. Innen auf cremefarbigem Grunde
Palmwipfel wie in Nr. 37. Bordüre roth grundirt, mit
einem an Ferahan-Teppichen nicht ungewöhnlichen
Muster. (28). L. M. 2 04, Br. M. V25*
S. E. Baron Schwegel, Wien.
40. Satteldecke aus Serabend. Knüpfungsart: 5440 Kn.; K.
128 F. Bw. 4fach gezwirnt; 2 Gr. Schuss: erster Schuss
Bw. 4fach gedreht, zweiter Schuss, der sich um die
Kette schlangenförmig windet, 2fach gedreht und
braun gefärbt; Kn. Wolle 2fach auf je 2 ungerade
häden geknüpft nach IV. Der Grund tiefdunkelblau
mit einzelnen von den Rändern hereinragenden Blüm¬
chen in Roth und Gelb. In den beiden dreieckigen ab¬
getreppten Zwickeln auf rothem Grunde das Senne¬
muster von Xr. 41. In der Bordüre auf gelbem Grunde
Muster von Nr. 37. L. M. ror, Br. M. 0-97.
Jac. Adutt, Wien.
PERSISCHE TEPPICHE. JOI
41. Senne-Teppich aus Kurdistan. Knüpfungsart: 7200 Kn.;
K. 180 F. feiner Bwzw. ßfach; 1 Gr. (in Taffetas) Schuss
feiner Bwzw. 3fach; Kn. Kg. 2fach auf 2 Fäden ge¬
knüpft nach II. — Innen auf blauem, fast schwarzem
Grunde diagonale, einander kreuzende Rankenbänder
mit kleinen Blüthen und Blättchen (vorwiegend oliven¬
grün); die hiedurch entstandenen Rautenfelder mit
ähnlichenBlüthenmotiven ausgefüllt In der Bordüre auf
rothem Grunde an einer Ranke abwechselnd Rosetten,
schmale Lanzettblätter und nelkenartige Blumen. (Typi¬
sche Senne-Bordure.) L. M. 1*90, Br. M. 139.
Grand Magasin Oriental, Wien.
42. Senne-Teppich aus Kurdistan. Gelber Grund. Bordüre
rother Grund. Muster wie Nr. 41. L. M. i'go, Br. M. 1*40.
Philipp Haas & Söhne.
43. Senne-Teppich aus Kurdistan. Grund innen weiss, in der
Bordüre blauschwarz. Muster wie in Nr. 41.
L. M. 1*90, Br. M. 1*32.
Philipp Haas & Söhne.
44. Senne-Teppich aus Kurdistan. Innen Grund weiss, in der
Bordüre roth. Muster wie Nr. 41.
L. M. 1*90, Br. M. 14.2.
Baron Mundy.
45. Senne-Teppich aus Kurdistan. Innen in der Mitte ein
roth grundirtes, stufenförmig gerändertes Sechseck, das
ebenso wie der übrige dunkelblaue Grund wie Nr. 41
gemustert ist. Die Bordüre auf rothem Grunde gleich
wie in Nr. 41. L. M. 1*90, Br. M. 1*30.
Philipp Haas & Söhne.
i02 PERSISCHE TEPPICHE.
46. Senne-Teppich aus Kurdistan. Knüpfungsart: 3025 Kn.;
K. 110 F. feinerBwzw. 4fach; 1 Gr. Schuss (in Taffetas)
feiner Bwzw. 4fach; Kn. Kg. 2fach auf 2 Fäden, ge¬
knüpft nach II. — Innen auf rothem Grunde ein weiss
grundirtes Sechseck mit eingeschriebenem blauschwarz
grundirten Rautenfeld. Bordüre gelb grundirt. Muste¬
rung durchwegs wie Nr. 41. L. M. i"53, Br. M. 1*09.
Grand Magasin Oriental.
47. Senne-Teppich aus Kurdistan. Innen zwei ineinander¬
geschachtelte Sechsecke, blau und roth grundirt, die
Bordüre gelb. Muster wie in Nr. 41.
L. M. 1*93, Br. M. 128.
Baron H. Alundy.
48. Senne-Teppich aus Kurdistan. Innen auf schwarzem
Grunde diagonale, einander kreuzende Bänder von roth¬
grünen Rosetten und blauen, gelbgeränderten Lanzett¬
blättern, die rautenförmigen Zwischenräume dicht mit
kleinen Blümchen, vorwiegend Narcissen, gemustert,
weshalb dieses Muster auch gide nargis, Narcissen-
muster genannt wird. In der Bordüre auf rothem Grunde
das gebräuchlichste Ferahan-Muster.
L. M. 2*06, Br. M. 1*32.
S. E. Neriman Khan.
49. Senne-Teppich aus Kurdistan. Innen auf weissem Grunde
buntgemusterte Palmwipfel an stufenweise aufsteigenden
Ranken (Shawlmuster), in der schmalen Bordüre eine
\Y ellenranke mit bunten Blümchen auf rothem Grunde.
An den Schmalseiten angeknüpfte bunte Seidenfransen.
L. M. 2-o6, Br. M. 1*37.
S. E. Neriman Khan.
PERSISCHE TEPPICHE. i°3
50. Senne-Teppich aus Kurdistan. Knüpfungsart: 6400—6700
Kn.; K. 160—164 F. grobe Seide, 2fach gedreht in
sechs verschiedenen Farben, und von jeder Farbe
16 Fäden; 1 Gr. Schuss (in Taffetas) Seidenabfall 2fach;
Kn. Kg. 2fach, nach II. — Innen auf weissem Grunde das
Shawlmuster wie in Nr. 49; von den Farben grün und
roth vorwiegend. In der Bordüre auf schwarzem Grunde
das gebräuchlichste Ferahan-Muster. An den Schmal¬
seiten angeknüpfte bunte Seidenfransen.
L. M. 2*10, Br. M. 1-28.
S. E. Neriman Khan.
51. Teppich aus Kurdistan. Knüpfungsart: 936 Kn.; K. 52 F.
grober Bwzw. 6fach; 2 Gr. Schuss: 1. Schuss Kameel-
haar 2fach, 2. Schuss W. 2fach; Kn. grobes Wg. (ge¬
mischt) 2fach auf 2 Fäden geknüpft nach II. — Innen
auf dunkelblauem Grunde gereihte bunte Palmwipfel,
mit je einer rosettenartigen Blume gefüllt. Umlaufend
die Säume, ein gelber zwischen zwei weissen, mit ob¬
longen hakengeränderten Motiven, auf Rankenwerk auf¬
gereiht. L. M. 1*78, Br. M. 0*83.
Joe. Adutt.
52. Teppich aus Kurdistan. Innen auf orangegelbem Grunde ge
reihte Blumenvasen. In der Bordüre alternirend Zweiglein
mit Palmette oder Palmwipfel. L. M. i'88, Br. M. 1*37.
Architekt Roth.
53. Teppich aus Gerus. Grund weiss. Knüpfungsart: 4500—4900
Kn.; K. 36—140 F.; fein Bw. 8fach gespannt; 1 Gr.
Schuss Bw. 3fach gezwirnt; Kn. 2fach ordinäre ~YY.
auf 2 Fäden nach II. Innen auf weissem Grunde mit
Blumen gefüllte Vase und eingestreute Vögel, ähnlich
wie Xr. 52, desgleichen die Bordüre.
L. M. 2 05, Br. M. 1-35.
S. E. Neriman Khan.
PERSISCHE TEPPICHE.
Kilim aus Kurdistan. Doppelseitig gewirkt. Innen quer-
oblonges Rautenfeld mit zwei kleinen Ansätzen, dunkel
grundirt, mit Herati-Muster; ringsum weisser Grund
mit Zickzack, das in der Wirkerei selbst hervorgebracht
ist; Ecken abgeschnitten, mit Herati-Muster auf grün.
Drei Säume, ein gelber zwischen zwei grünen.
L. M. 2*01, Br. M. 134.
S. E. Neriman Khan.
Kilim aus Kurdistan. Doppelseitig gewirkt. Innen ein
von weissem Bande umzogenes rautenförmiges Me¬
daillon mit dunklem Grunde, ringsum rother Grund, die
abgeschnittenen Ecken weiss, sämmtlich mit Herati-
Muster. In der Bordüre schräggestellte Palmwipfel
auf blauem Grunde. L. M. 2 22, Br. M. 1*34.
S. E. Neriman Khan.
Kilim aus Kurdistan. Doppelseitig gewirkt. Innen auf
weissem Grunde gereihte Palmwipfel, ringsherum Netz¬
werk mit Blüthen auf dunklem Grunde. Drei Säume mit
Blümchen, ein gelber zwischen zwei rothen.
L. M. 2, Br. M. 1*23.
Philipp Haas & Söhne.
Kilim aus Kurdistan. Innen rautenförmiges Medaillon,
mit einem Ansätze oben und unten, auf weissem
Grunde Herati - Muster: ringsum auf hellblauem
Grunde aus eigenthümlichen Blümchen zusammen¬
gesetzte Palmwipfel. In der Bordüre auf weissem
Grunde gereihte Blüthenzweige.
L. M. 2"o8, Br. M. 1*34.
L. & C. Hardtviuth.
PERSISCHE TEPPICHE. 105
58. Kilim aus Kurdistan. Innen auf dunklem Grunde Herati-
Muster, worin ein ebenso gemustertes rautenförmiges
Medaillon mit zwei Ansätzen. Bordüre wie 56.
L. M. 2*62, Br. M. 112.
Baron Schinegel.
59. Kilim aus Kurdistan. Innen auf braunem Grunde symme¬
trische Blüthenpflanzen in versetzten Reihen. In der
Bordüre Schrägstreifen zwischen zwei Wellenranken.
Borelli Bey, Kairo.
60. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart: 2080 Kn.; K. 60 F.;
W. 2fach; 5 Gr. SchussW.; Kn. 2fach auf 2 Fäden, ge¬
knüpft nach II. Innen auf rothem Grunde verstreute
Cypressen und Blüthenmotive in geometrischer Stili-
sirung (Aschkali-Muster), von kleinen geometrischen
Füllmotiven durchsetzt. In der Bordüre auf gelbem
Grunde an den Langseiten ein durchsetztes Wellenband,
an den Schmalseiten eine mit Blüthen durchsetzte
Wellenranke. L. M. 2*40, Br. M. 177.
Theod. Graf, Wien.
61. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart: 34 Kn. K. 68 F. W.
2fach; 4 Gr. Schuss W.; Kn. 2fach auf 2 Fäden, ge¬
knüpft nach II. Innen auf bräunlichrothem Grunde das
Aschkali-Muster (60). Ebenso Aschkali-Bordure auf
weissem Grunde. L. M. 2 30, Br. M. 151.
Baron Alfred Springer.
62. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart wie Nr. 61. In Fond
und Bordüre das Aschkali-Muster.
L. M. 2* 16, Br. M. 168.
jfac. Adutt, IVien.
io6 PERSISCHE TEPPICHE.
63. Kaschkai-Teppich. Innen auf rothem Grunde Aschkali-
Muster mit weissen Cypressen. Doppelte Bordüre mit
durchsetztem Wellenband (60). L. M. 2*67, Br. M. 1.78.
K. k. österr. Handels-Museum.
64. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart: 36 Kn.; sonst wie
Nr. 64, III. Innen auf dunkelblauem Grunde bunte geo¬
metrische Ornamente, in Stil und Anordnung ähnlich
wie in Nr. 61. Am Rande umlaufend gereihte haken¬
geränderte Dreiecke. Bordüre wie bei Nr. 61.
L. M. 172, Br. M. 1-70.
Baron Alfred Springer.
65. Kaschkai-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde rothe
einander kreuzende Diagonallinien, in jedem der hie-
durch entstandenen Rautenfelder vier ins Kreuz ge¬
stellte Blüthen. In der Bordüre zwei Reihen reeiprok
in einander greifender pfeilspitzenförmiger Zacken,
weiss und roth. L. M. 2" 17, Br. M. i"68.
Theod. Graf, Wien.
66. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart: 30 Kn.; K. 60 F.;
4 Gr. Schuss W.; Kn. 2fach; geknüpft nach IV.
Langes, plüschartiges Vlies. Innen auf rothem Grunde
schräg gereihte geometrische Muster (bunte Rauten,
gekreuzte Stäbchen mit Hakenauslauf, Gruppen von je
16 grünen Rauten in vier Reihen). Als Bordüre mehrere
Säume mit Zickzackmotiven. L. M. 2*22, Br. M. 1-33.
Jac. Adutt, Wien.
67. Kaschkai-Teppich. Innen auf dunkelrothem Grunde drei
weissgeränderte Kreuzfiguren mit linear stilisirten
Füllungen. In der Bordüre auf wechselndem Grunde
Achtecke mit je vier ins Kreuz gestellten Doppelhaken.
L. M. 1.81, Br. M. 1.24.
Jac. Adutt, Wien.
PERSISCHE TEPPICHE. 107
68. Kaschkai-Teppich. Innen auf rothbraunem Grunde drei
grosse hakengeränderte Rautenfelder, ein blau zwischen
zwei grün grundirten, in der Mitte eines jeden ein
aus acht kreuzweise zusammengesetzten Spiralen
gebildetes centrales Motiv. Die Contouren der drei
Rauten begleiten rechts und links weisse abgetreppte
und hakengeränderte Zickzackbänder. Die zahlreichen
im Grunde verstreuten geometrisch stilisirten Ornamente
gleich wie in Nr. 61, desgleichen die Bordüre.
L. M. 2 10, Br. M. 177.
Baron Alfred Springer.
69. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart: 2080 Kn.; K. 60 F.
W. 2fach; 2 Gr. Schuss, W. Kn., 2fach auf 2 Fäden, ge¬
knüpft nach II. Innen auf dunkelblauem Grunde an¬
einandergereihte Palmwipfel von kreisähnlicher Grund¬
form, aus bunten Blumen zusammengesetzt, reihen
weise abwechselnd nach rechts und links gewendet.
In der Bordüre auf weissem Grunde einander kreu¬
zende gebrochene Ranken, zwischen je zwei Kreuzun¬
gen eine Rosette. L. M. 165, Br. M. 1*55.
Baron Alfred Springer.
70. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart: 1156 Kn.; im Uebrigen
wie Xr. 61. Innen auf rothem Grunde verstreute Palm¬
wipfel, ähnlich wie 69. In der Bordüre auf wechselndem
Grunde eine gebrochene "Wellenranke, durchsetzt von
Rosetten und eckigen Lanzettblättern.
L. M. 3 40, Br. M. 1*50.
Theod. Graf, Wien.
71. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart: 34 Kn., im Uebrigen
wie Xr. 61. Innen auf dunkelblauem Grunde bunte
Palmwipfel, wie bei 69. In der Bordüre auf weissem
lo8 PERSISCHE TEPPICHE.
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Kaschkai-Teppich Xr. 68 von Baron Alfred Springer.
PERSISCHE TEPPICHE. 109
Grunde schräggestellte Lanzettblätter, abwechselnd
mit eckigen Hufeisen. L. M. 2 50, Br. M. 1 15.
Theod. Graf, Wien.
72. Kaschkai-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde ge¬
reihte Palmwipfel, in der Färbung schräge Streifen
bildend. Auf cremefarbigem Grunde die typische
Aschkali-Bordure. L. M. 2 38, Br. M. 170.
Theod. Graf, Wien.
73. Kaschkai-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde Palm¬
wipfel wie 69. Bordüre dreifach, in der mittleren schräg
gestellte Nelken, in den seitlichen intermittirende
Wellenranke. L. M. 271, Br. M. 152.
Jac. Adutt, Wien.
74. Kaschkai-Teppich. Innen Palmwipfel in rechteckigen
Feldern mit abgeschrägten Ecken und angesetzten
Dreiecken an zwei Seiten, Hakenberänderung an den
beiden anderen; die Grundfarbe in Schrägstreifen
wechselnd. In der Bordüre auf weissem Grunde Theile
des Aschkali-Musters. L. M. 2^30, Br. M. 1 58.
Theod. Graf, Wien.
75. Satteltasche der Kaschkai. Innen zwei grosse Palmwipfel
und zwei Wipfel von solchen, auf dunkelblauem Grunde.
In der Bordüre weisse und rothe Schrägstreifen mit
Blümchen. L. M. 0 59, Br. M. 070.
Carl Kaufmann, Wien.
76. Kaschkai-Satteldecke. Knüpfungsart: 50 Kn.; Iv. 100 FA\ .;
2 Gr. Schuss, Bw.; Kn. W. 2fach geknüpft, nach
II. Innen auf rothem, mit einem Spitzgiebel ab¬
geschlossenem Felde kleine gelbe, blau getupfte Palm¬
wipfel, sogenanntes Flohmuster. (Die blau umränderte
110 PERSISCHE TEPPICHE.
Oeffnung für den Sattelkranz derzeit mit ähnlichem
Grunde gestopft.) In den Giebelzwickeln auf hellgelbem
Grunde bunte Vögel, symmetrisch zu beiden Seiten
von blüthenbekrönten Pflanzen vertheilt. In der Bor¬
düre stark stilisirte bunte Sträusschen auf orange¬
gelbem Grunde, in den stark betonten Säumen Blüm¬
chen an Wellenranken auf blauem Grunde. (Durch
Weichheit des Gewebes und Zartheit der
Zeichnung hervorragend.) L. M. o~gg, Br. M. 0*73.
Jac. Adutt, Wien.
-V
Kaschkai-Laufteppich Nr. 77 von Philipp Haas Söhne.
77. Kaschkai-Teppich. Innen auf rothbraunem, mit kleinem
vegetabilischen 1' üllwerk gemustertem Grunde vertheilte
Achtecke, in deren jedem ein symmetrischer Blumen-
strauss. In der Bordüre auf dunkelblauem Grunde
Rosetten alternirend mit S-Figuren.
L. M. 6*32, Br. M. 1*65.
Philipp Haas & Söhne.
PERSISCHE TEPPICHE. III
78. Kaschkai-Teppich. Knüpfungsart: 784 Kn.; 2 Gr.
Schuss W. 2fach; im Uebrigen wie 61. Innen auf rothem
Grunde ein weissgrundirtes oblonges Sechseck, worin
vier ins Kreuz gestellte Zweige mit geometrisch
stilisirten Blüthen, darunter kleine Streumuster; rings¬
herum bunte Granatäpfel an geraden Stengeln, von
denen unter geraden "Winkeln Seitenstengel abzweigen.
Die Ecken weissgrundirt, mit pfeilspitzenartigen Mo¬
tiven in Rauten. In der inneren Bordüre auf dunkel¬
blauem Grunde Granatäpfel, in der äusseren auf
weissem Grunde rothe geometrisch stilisirte Blüthen
an grünen Stengeln. L. M. 3'05, Br. M. 1*54
Theod. Graf, Wien.
79. Kaschkai - Teppich. Knüpfungsart: 1280—1360 Kn.; im
Uebrigen wie 60. Innen in der Längenaxe zwei ab¬
getreppte weissgrundirte Sechsecke mit je vier ins
Kreuz gestellten Blüthenzweigen, an welche die Blüthen
symmetrisch und mittelst gebrochener Stengel ansetzen.
Ringsherum auf rothem Grunde dicht verstreute linear
stilisirte Blüthenpflanzen. In der blauschwarz grundirten
Bordüre desgleichen, dazwischen paarweise Palmwipfel
und Thierfiguren (Kameel und Ziege).
L. M. 2*80, Br. M. i'58.
Theod. Graf\ Wien.
50. Kaschkai-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde sym¬
metrische Blüthensträusse, aus Vasen emporwachsend,
in versetzten Reihen. In der Bordüre auf grünem Grunde
dieselben Sträusse, der Längsaxe gemäss angeordnet.
L. M. 4-24, Br. M. i'68.
Joe. Adutt, Wien.
51. Kaschkai-Teppich. Innen auf cremefarbigem Grunde ge¬
reihte Bogenrauten, mittelst Palmetten unter einander
112 PERSISCHE TEPPICHE.
verbunden, in jeder Raute eine Rosette, von welcher
vier Lanzettblätter hervorspringen. Bordüre wie in 28
(Ferahan). L. M. 4*40, Br. M. 2*20.
Philipp Haas & Söhne, Wien.
82. Kaschkai-Teppich. Innen vorwiegend hakengeränderte
Rauten, streifenweise vertheilt, auf wechselndem
Grunde. In der Bordüre abgestufte Rauten auf
weissem Grunde. L. M. y87, Br. M. rio.
K. k. österr. Handels-Museum, Wien.
83. Kaschkai-Teppich. Schmale Längstreifen mit kleinen
geometrischen Mustern auf wechselndem Grunde.
L. M. r6o, Br. M. 1-17.
K. k. österr. Handels-Museum, Wien.
84. Kaschkai-Teppich. Innen parallele Längstreifen mit inter-
mittirender Wellenranke auf wechselndem Grunde.
Bordüre wie 74. L. M. 2^29, Br. M. i"28.
Jac. Adutt, Wien.
85. Satteltasche der Kaschkai. Innen auf bräunlichem Grunde
in der Mitte ein grünes Rechteck, worin ein mit acht
Doppelhaken besetztes kleineres Rechteck. Mehrere
Säume: ein blauschwarzer mit Wellenranke, ein weisser
und ein gewebter mit Durchbrechungen.
Carl Kaufmann, Wien.
86. Satteldecke der Kaschkai. Innen blauschwarz, in den
rothen Ecken Herati-Muster. Grüne Bordüre mit fort¬
laufender Wellenranke, desgleichen in den blauen
Säumen.
Baron H. Mundy.
87. Kaschkai-Teppich. Innen Längsstreifen, abwechselnd mit
Palmwipfeln oder Wellenbändern, auf wechselndem
PERSISCH]-: TEPPICHE.
Grunde. In der cremefarbigen Bordüre Rosetten
alternirend mit blättchenbesetzten geraden Stäbchen.
Borelli Bey, Kairo.
88. Kaschkai-Teppich. Innen auf prächtigem dunkelblauen
Grunde in rothen spitzovalen Netzmaschen Palmwipfel.
In der Innenbordure Schrägstreifen, in der Aussen-
bordure Wellenranke.
Haim Vidal, Wien.
89. Teppich aus Kirman. Knüpfungsart: 1700 Kn.; K. 100 F.
Bwzw. 4fach; 2 Gr. Schuss; 1. Schuss Bwzw. 4fachr
2. Schuss Bwg. 2fach; Kn. W. 2fach auf 2 Fäden
geknüpft nach IV. — Innen auf weissem Grunde ge¬
reihte bunteRosensträusse (sehr naturalistisch), zwischen
denen Blüthenguirlanden, von Vögeln besetzt, sich
hindurchwinden. In der blauschwarz grundirten Bordüre
eine gebrochene Wellenranke mit Rosetten und
Knospen. L. M. 3*73, Br. M. 1*87.
Grand Afagasin Oriental.
90. Teppich aus Khorassan. Knüpfungsart: 3025 Kn.; K.
110 F. grober Bwg. 3fach; 3 Gr. Schuss Bwg. 2fach
(gefärbt); Kn. W. 2fach auf 2 und auf 4 Fäden, nach
IV und V. — Innen auf karminrothem Grunde dichtes
und buntes Blüthengeranke, das von den beiden
Schmalseiten aus theils unmittelbar dem Boden ent-
spriessend, theils aus einer Vase aufsteigend gegen die
Mitte zu sich entfaltet. Dreifache, für diese Gattung
Teppiche typische Bordüre: in der Mitte halbe und
ganze Rosetten, von spitzoval verlaufenden Bändern
durchflochten, in den beiden seitlichen hell- und dunkel¬
blaue Zackenblüthen, die nach reeiprokem Schema ab¬
wechselnd ineinandergreifen. L. M. 5*6, Br. M. 2"68.
L. N. Z,acchiri.
H4 PERSISCHE TEPPICHE.
91. Teppich aus Khorassan. Innen auf dunkelblauem Grunde
Blüthenranke und eingestreute ögel, zwei Medaillons
von kreuzartiger Grundform und ausgezackte Eck¬
füllungen. Bordüre wie 90. Siehe Nr. 397.
Borelli Bey, Kairo.
92. Teppich aus Khorassan. Innen auf dunkelblauem Grunde
buntgemusterte Palmwipfel, reihenweise abwechselnd
nach rechts und links gewendet, dazwischen Blüthen-
zweige, die aus einem Väschen emporspriessen. In
der Bordüre auf weissem Grunde bunte, palmwipfel-
artige Motive mit Volutenkelchen, immer je vier um
eine Rosette gruppirt und jede solche Gruppe von
der nächsten durch drei Rosetten geschieden.
L. M. 4*62, Br. M. i-98.
Jac. Adutt, Wien.
93. Teppich aus Baku. Innen auf dunkelblauem Grunde
gereihte Palmwipfel; in den abgestuften Ecken je zwei
Vögel und Rosetten. In der Bordüre Schrägstreifung,
in den Säumen AVellenranken.
Haim 1 'idtil, Wien.
94. Teppich aus Khorassan. Innen auf dunkelblauem Grunde
Herati-Muster. Ilerati-Bordure auf rothem Grunde.
L. M. 4 65, Br. M. 2*12.
Jac. Adutt, Wien.
95- Teppich aus Khorassan. (irund innen blauschwarz, in der
Bordüre rothgelb. llerati-Muster wie 94.
Borelli Bey, Kairo.
96. Teppich aus Khorassan. Datirt 1269 (1855). Innen auf
rothem Grunde versetzte Reihen von kreuzförmig
zusammengesetzten Blüthenzweigen. In der Bordüre
fortlaufende V ellenranke von Rosetten durchsetzt.
Borelli Bey, Kairo.
PERSISCHE TEPPICHE.
97. Teppich aus Khorassan. Datirt 1269 (1855). Innen auf
dunklem Grunde um eine mittlere Sternrosette con-
centrische Rauten, an deren Seiten sich beiderseits
gereihte fünfblättrige Rosetten ansetzen. Im Saume
reciproke Zacken.
Borelli Bey, Kairo.
98. Teppich aus Kain. Knüpfungsart: 2024 Kn.; K. 88 F.
Bwzw. jfach; 3 Gr. Schuss Bwg. 2fach. grau gefärbt;
Kn. W. 2fach, nach V und IV. — Innen auf blau¬
schwarzem Grunde Herati-Muster. Doppelte, sehr breite
Bordüre: in der inneren zwei einander überschneidende
Ranken mit Palmetten und Lanzettblättern auf hell¬
blauem Grunde, in der äusseren Herati auf rothem
Grunde. L. M. 3*12, Br. M. 2*56.
Baronin Baillou.
99. Teppich aus Kain. Innen wie 98, in der Bordüre auf
rothem Grunde blaues Rankenband mit Nelken.
L. M. 139, Br. M. 1*69.
Dr. M. Proskowetz.
100. Teppich aus Kain. Innen wie 98. In der Bordüre auf
rothem Grunde ovale Medaillons mit vegetabilischen
Füllungen gereiht und durch Zwischenglieder getrennt.
L. M. 1*49, Br. M. 0*95.
Dr. M. Proskowetz.
10j. Teppich aus Kain. Innen auf spärlich vortretendem
dunklen Grunde wellige Guirlanden mit Blumen von
schreiend bunter Färbung. In der Bordüre hellblaues
Geranke mit bunten Blümchen auf rothem Grunde.
L. M. 2'8o, Br. M. 1-53.
Philipp Haas & Sühne.
8*
PERSISCHE TEPPICHE.
102. Teppich aus Biredschend. Innen auf weissem Grunde
zusammenhängende Ranken, von Palmwipfeln quer
durchsetzt (Shawl-Muster). In der Bordüre gleichfalls
von der Shawlweberei entlehntes Muster (Palmwipfel
alternirend mit aufrechten Blüthenpflanzen).
L. M. 3-04, Br. M. 1-54.
S. E. Neriman Khan.
103. Teppich aus Biredschend. Knüpfungsart: 70 Kn. auf
10 Cm.; Bwzw. 6- und sfach; 1 Gr. Schuss grober
Bwzw. 3fach; Flormaschen W. 2fach, geknüpft auf 4
und auf 2 Kettenfaden nach IV und V. — Innen auf
spärlich vortretendem weissen Grunde reihenweise ver¬
theilte Palmwipfel mit kleinen füllenden Blüthenmotiven
dazwischen, vorwiegend in Grün und Roth. Anstatt
einer Bordüre zwei schmale Säume mit je einer Wellen¬
ranke. L. M. 275, Br. M. 150.
S. E. Neriman Khan.
104. Laufteppich aus Biredschend (?). Innen Herati-Muster auf
tiefblauem Grunde. In der Bordüre auf rothem Grunde
das Ferahan - Muster wie 28, zwischen zwei weissen
Säumen. L. M. 5-25, Br. M. 0-96.
S. E. Neriman Khan.
05 a. Kaschkai-Teppich. Innen auf blauem Grunde eckig stili-
sirte vegetabilische Rankenmuster. Mehrere Säume
von verschiedener Breite mit geometrischer Musterung.
Jac. Adntt, Wien.
05. Kaschkai-Teppich, Aschkali-Muster, siehe nach Nr. 88.
06. Filzteppich aus Ispahan.
07. Filzteppich aus Ispahan.
08. Filzteppich aus Ispahan.
PERSISCHE TEPPICHE. 117
109. Seidenteppich aus Kaschan. Knüpfungsart: 4096 Kn.;
K. 120 F. Seide (cordonnet) ßfach gezwirnt; 2 Gr. Scliuss
2fach feine Bw. 5fach gezwirnt; Kn. grobe Stickseide,
2fach auf 2 F. geknüpft nach IV. — Innen auf silber¬
grauem Grunde vertheilte Vasen mit symmetrisch
emporspriessenden Blumensträussen, die beiderseits
durch symmetrisch gegenübergestellte Löwen, Drachen,
Gazellen, Vögel u. s. w. flankirt sind. In der Bordüre
auf rothem Grunde fortlaufende grüne Wellenranke
mit abzweigenden Blüthen, abwechselnd in Voll- und
Seitenansicht. Baronin BaiUou.
110. Seidenteppich aus Kaschan. Innen auf gelbbraunem
Grunde in der Mitte eine doppelhenkelige Schale mit
Blumenstrauss und Vogel; Ecken abgeschnitten. Inder
Bordüre Wellenranke mit Blumen auf dunklem Grunde.
L. M. 1*76, Br. M. i'27.
S. E. Neriman Khan.
111. Seidenteppich aus Suitanabad. Knüpfungsart: 3600 bis
4000 Kn.; K. 120—128 F. grobe Seide 3fach gedreht
(soic pla-te)\ 2 Gr. Schuss: 1. Schuss feine Bw. zu 16 F.
gedreht, 2. Schuss feine Bw. zu 8 F. gedreht; Kn. sehr
grobe soie plate 3fach gedreht, auf 2 F. geknüpft nach
III. — Innen auf indischrothem Grunde sternförmiges
Mittelstück mit zwei Ansätzen und vier geschweift
contourirte Eckfüllungen. In der blauen Bordüre Blüthen-
ranken. L. M. 1 98, Br. M. 1*22.
Hotz & Son, London.
112. Seidenteppich aus Suitanabad. Innen auf indischrothem
Grunde von Palmetten und Blüthen durchsetzte Ranken.
In der blauen Bordüre gereihte Palmetten mit Rosetten¬
zweigen dazwischen. L. M. 2*10, Br. M. 1*29.
Hotz & Son, London.
PERSISCHE TEPPICHE.
Seidenteppich aus Suitanabad. Innen auf rothgelbem
Grunde ein sternförmiges Medaillon mit zwei Ansätzen;
Eckfüllungen mit ausgeschweiften Contouren. In der
Bordüre auf braunem Grunde stilisirte Blüthenranke.
L. M. 1-93, Br. M. 118.
Hotz & Son, London.
Seidenteppich aus Suitanabad. Innen auf hellblauem
Grunde eine Variation des Herati-Musters. In der Bor¬
düre auf wechselndem Grunde durch zwei hellblaue,
einander durchkreuzende Linien gebildete achteckige
Sterne und reiche gegliederte Polygone.
L. M. 198, Br. M. 1.15
Hotz & Son, London.
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4.1
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE.
TURKMENEN.
Diese Gattung von in Centraiasien Dschujnabe genannten
Teppichen, im Handel irrthümlich Bokhara geheissen, mit
welchen sie nichts gemein haben, als etwa die eigentümliche
rothbraune Farbe, die dem Indischroth am nächsten kommt,
gehören zu den dauerhaftesten, dichtesten und bestgeschorenen
Teppichen Centraiasiens; die ganz feinen und dünnen Stücke
werden aber immer seltener, und auch die ursprünglichen,
unvergänglichen Farben machen, seit der Massenausfuhr des
Artikels nach Russland und dem übrigen Europa, minder
guten Platz; ebenso beginnt bereits die Reinheit der Zeich¬
nung unter denselben Einflüssen zu leiden.
In Bezug auf die Farbe ist allen turkmenischen Teppichen
gemeinsam, dass der Grundton, der sich unterschiedslos auf
Innengrund und Bordüre erstreckt, ganz besonders vor¬
schlägt. Bei den Yomud-Teppichen ist dieser Ton eisenviolett,
bei den Teke-Teppichen indischroth. Das Gelb, das den Bokhara-
Teppichen so eigenthümlich ist, kommt an den turkmenischen
nur sehr selten vor. Neuerlich, seit der russischen Occupation
von Merw, kommt auch ein Zinnoberroth zur Verwendung,
das auf beginnenden Verfall des Farbensinns auch auf diesem
Gebiete deutet.
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. — TURKMENEN.
Auf allen turkmenischen Teppichen begegnen wir im
Wesentlichen einer und derselben Art der Raumtheilung.
Ueberall haben wir es zu thun mit zwei Motiven von geo¬
metrischer Grundform, die in versetzten Reihen mit einander
abwechseln. Das untergeordnete Motiv ist ein kreuzförmiges,
aus vier Balken gebildetes, an deren jeden ein Doppelhaken
ansetzt. Das zweite, bedeutsamere Motiv ist von achteckiger
Grundform; die Mitte nimmt ein Stern ein, der in der Regel
durch vier ins liegende Kreuz gestellte Motive gefüllt ist.
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55es
Turkmenischer (Yomud-)Teppich Nr. 130 vom k. k. österr. Ilandch-Museum.
Ganz charakteristisch für diese Achtecke ist aber der äussere
Rahmen, der den inneren Stern umgibt; dieser Rahmen ist
nämlich in vier Theile zerlegt, wovon immer die zwei dia¬
gonal einander entgegengesetzten dieselbe Färbung auf¬
weisen. So treten uns die Achtecke an dem Yomud-Teppich 124
entgegen. An den Teke-Teppichen erfahren die Achtecke
durch mehrfache Aus- und Einspränge ihrer Contouren eine
weitere Entwicklung, oft bis zu einem Zweiunddreissigeck (125).
An einer weiteren Gruppe von Teke-Teppichen endlich meta-
morphosiren sich die Achtecke in abgetreppte oblonge
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. — TURKMENEN. 121
Polygone (127). Eine Variation der Achtecke wird dadurch
hervorgebracht, dass dieselben noch einen gleichmässig ge¬
musterten Aussenrahmen erhalten (129).
Eine etwas abweichende Art der Raumtheilung findet
sich an solchen Knüpfereien befolgt, die ganz bestimmten
Sonderzwecken zu dienen haben. So an den Gebetteppichen
der Yomud (130). deren Nischen durch ein klar gezeichnetes
Netzmuster ausgefüllt sind, ferner an den Polsterdecken mit
gewirkten Zwischenstreifen (133). Eine besondere Eigentüm¬
lichkeit der turkmenischen Teppiche liegt darin, dass ihre
Bordüren nicht an allen Seiten gleich behandelt sind. Oft
wechselt das Muster nicht bloss an Lang- und Schmalseite,
sondern auch an den beiden Schmalseiten unter einander.
Turkmenischer (Teke-)Teppich Nr. 125 von Jacob Adutt.
122 CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. — TURKMENEN.
Gewirkte Vorstösse kommen häufig vor; in anderen Fällen
treten geknüpfte Vorstösse an ihre Stelle.
Von Einzelmotiven gehören die allermeisten der geo¬
metrischen Gruppe an. Daneben stösst man gelegentlich auf
den Versuch, Lebewesen in geometrischer Stilisirung einzu¬
streuen, wie z. B. in den Achtecken von 124.
Die Teppichweberei ist bei den verschiedenen um das
alte Merw gelagerten Nomaden türkischen Stammes, ins¬
besondere den Akhaltekkes und den Yomuden, zu höchster
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Polsterdecke, turkmenisch Nr. 132.
Kunstfertigkeit gediehen; sie bildet die Hauptbeschäftigung
der Mädchen und Frauen in den Stunden, welche nicht der
häuslichen Arbeit gewidmet sind. Gleichwie bei den west¬
asiatischen Wanderstämmen sind auch bei den Turkmenen die
wollenen Teppiche und Stoffe, Decken u. s. w. ein werth¬
voller Bestandtheil der beweglichen Habe; sie werden als
eine feste Capitalsanlage angesehen. Das turkmenische
Mädchen bringt ihrem Manne stets eine Anzahl solcher mit
ausdauerndem Fleisse und natürlichem Geschmacke selbst-
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. — TURKMENEN.
gefertigter Stücke mit, unter denen eine feine Decke für das
Pferd des Bräutigams nicht fehlen darf. Je feiner die Sattel¬
decke, desto grösser die Liebe zu dem Manne, für den sie
bestimmt ist, so lautet ein turkmenisches Sprichwort. Diese
auf patriarchalischen Institutionen fussende Erzeugungsart
lenkt aber auch hier in die Bahnen des gewerbsmässigen
Betriebes und wird — seit den Turkmenen das Räuberhand¬
werk gelegt ist — bei diesen zu sesshafter Lebensweise
gezwungenen Nomaden bald zu deren Haupterwerb.
Turkmenischer (Teke-)Teppich Nr. 127 von Jacob Adutt.
Rücksichtlich der Dimensionen lässt sich der turk¬
menische Teppich in die drei verschiedenen, im allgemeinen
Theile aufgezählten Grössen und Kategorien eintheilen; am
häufigsten ist die Sedschadeform und die Grösse der Gebet¬
teppiche.
Die Wolle, aus welcher dieser Teppich ausschliesslich
hergestellt wird, ist oft sehr fein und hat namentlich nach
längerem Gebrauche ein sammtartiges Lustre. Hie und da
werden in die Dessins, und zwar namentlich in die schwarzen
CEXTRALASIATISCHE TEPPICHE. — KHIVA.
und blauen Umränderungen derselben, Seidenfaden eingewebt.
Bei einem ganz neuen Teppich wurde beobachtet, dass die
weissen Dessinfelder in Baumwolle gewebt wurden. Der turk¬
menische Teppich gehört zu dem kurzhaarigen Typus. Nicht
alle turkmenischen Teppiche haben eigene Bordüren, welche
als solche bereits im Dessin gekennzeichnet sind; dagegen
haben sie fast immer einen gewirkten ziegelrothen Fortsatz
mit langen Fransen, der sie als Xomadenteppiche charak-
terisirt.
Der Preis der turkmenischen Teppiche, welche über
Russland in den Handel kommen, ist in den letzten zwei
Jahren fast auf das Doppelte seiner früheren Höhe gestiegen.
Heute werden diese Teppiche, je nach Grösse, den Wiener
Händlern mit 100—200 fl. bezahlt. Die mit eigenen Bordüren
versehenen Stücke sind theurer als die ohne Bordüre.
Xebem dem Plucheteppich wird von den Turkmenen
auch ein kilimartiger, sehr derber, aber ausserordentlich
widerstandsfähiger Teppich gewebt (Xr. 135), welcher aber
in Centraiasien nicht Kilim, sondern Palas heisst.
An die turkmenischen Teppiche lehnen sich im Muster
die im Handel bald
KHIVA,
bald Afghanen genannten Teppiche an, welche gewöhnlich
mit gröberer und langhaariger AVolle gewebt sind. Doch
kommen auch sehr feine und dicht gewebte Teppiche vor,
die sehr sorgfältig geschoren und in ihrer ziegelrothen Ge-
sammtfärbung durch prächtigen Glanz sowie Geschmeidig¬
keit ausgezeichnet sind. Das Muster ist das regelmässige
Polygon des Teke-leppichs, entweder achteckig oder in
zahlreichen Winkeln gebrochen.
CEXTRALASIATISCHE TEPPICHE. — BELUTSCHISTAN. 125
BELUTSCH ISTAN.
Zu denjenigen Teppichen, bei welchen die verlässliche
Feststellung der Provenienz von hier aus am schwierigsten
erschien, gehören die sogenannten belutschische Teppiche.
Dass es sich bei der zu besprechenden Gruppe, welche in
der Ausstellung durch die Xummern 115 bis 122 repräsentirt
ist, nicht um Teppiche handelt, welche aus dem eigentlichen
und unabhängigen Staate Belutschistan kommen, ist sicher.
Die Teppiche, von denen unter obiger Benennung die Rede
,V'
*4 vk
Teppich aus Belutschistan Nr. 117 von Jacob Adutt.
ist und welche sich durch ihre düstere und verschwommene
Färbung von anderen ostpersischen und centralasiatischen
Teppichen unterscheiden, stammen zweifelsohne von jenen im
südöstlichen Persien herumstreifenden belutschischen A\ ander-
stämmen her, deren Raublust von jeher den Schrecken der
friedlichen Karawanen und der ansässigen Bevölkerung der
persisch-afghanischen Grenzgegenden bis hinaut gegen den
eigentlichen Khorassan bildete.
126 CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. - BELUTSCHISTAX.
Der Belutsch-Teppich trägt alle Merkmale des Nomaden¬
teppichs an sich, er ist ganz in Wolle, er hat den kilimartig
angewebten, farbig gestreiften Fortsatz wie diese, mit herab¬
hängenden geknüpften Fransen, die kurzen Ende, endlich
auch die Zeichnung.
In Bezug auf die äussere Erscheinung ist vor Allem der
Seidenglanz hervorzuheben, der den meisten dieser Teppiche
eigen ist. Die farbige Gesammtwirkung ist immer eine düstere,
es trägt hiezu das tiefdunkle Blau und das schwärzliche
Braun ebenso bei wie das eigenthümliche Roth, das zwischen
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Teppich aus Belutschistan.
Rosa und Indischroth etwa die Mitte hält. Ganz unvermittelt
findet sich dann in diesem düsteren Fond ein kleines weisses
(seltener gelbes) Motiv, ein Kreuzchen, eine punktirte Raute
o. dgl. hineingesetzt. Die Raumtheilung wie die Einzelmotive
sind fast immer geometrischer Natur. Die Muster sind so
dichtgestellt und in der Regel von so allgemein geometrischem
Inhalt, dass man in den meisten Fällen zweifelhaft bleibt,
auf welche Parbe das Muster und auf welche der Grund zu
beziehen ist. W ie bei dem Vorherrschen geometrischer Muster
nicht anders zu erwarten, finden sich darin zahlreiche An-
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. — BELUTSCHISTAX.
klänge, ja selbst directe Verwandtschaft mit den Mustern
von Xomadenteppichen. So treffen wir im Innengrunde von 118
das Aschlcali-Muster der Ivaschkai-Teppiche ; die am häufigsten
uns begegnende Bordüre (115, 116, 122) zeigt ein Schema, das
mit kaukasischen Teppichborduren (z. B. 170 aus Derbend)
die nächste Verwandtschaft zeigt.
Der Grösse nach gehört er in der Regel zu der Gattung
der Sedschade, er ist durchschnittlich 2' 2—3 Meter lang und
i]2—2 Meter breit.
Die Wolle ist sehr weich, ziemlich lang geschoren, wes¬
halb die Teppiche dick und schwer sind. Die Knüpfung ist
keine besonders dichte.
Die Teppiche kommen über Meschhed und neuester
Zeit, seit der Eroberung der Oase durch die Russen und seit
dem Ausbaue der transkaspischen Bahn auch über Merw
in den Handel. In Wien ist diese Teppichgattung erst seit
ganz wenigen Jahren aufgetaucht.
TEPPICHE AUS BOKHARA.
Mit Ausnahme der kaukasischen Teppiche ist keine der
in der Ausstellung vertretenen Gruppen, welche sich an
Mannigfaltigkeit der Dessinmuster mit den aus den ehemaligen,
jetzt grossentheils in russischen Besitz übergegangenen, central-
asiatischen Khanaten stammenden Teppichen messen könnte.
Im Grundtone (roth und rothbraun, sehr grell) stimmen sie
alle mehr oder weniger überein, die Einzelheiten der Zeichnung
jedoch wechseln fast in jedem Stücke. Dennoch lassen sie
sich von den eigentlich turkmenischen durch das fast durch¬
wegs reichlich vorkommende Ockergelb, durch den lang¬
haarigen Flor, sowie in der Zeichnung endlich durch die
Menge von phantastischen Figuren auseinanderhalten, welche
128 CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. — BOKHARA.
nach Simakoffs Ansicht sämmtlich auf die in den dortigen
Steppen lebenden giftigen Insecten, den Skorpion und die
Tarantel, zurückzuführen sind. In dem erklärenden Texte zu
dem auf Tafel 6 des Simakoffschen Prachtwerkes') vor¬
kommenden bokhariotischen Teppich heisst es: «Dieser
Teppich ist durch die Pracht seiner Farben und eine be-
merkenswerthe Fülle von Bildern ausgezeichnet, welche an
Skorpione und Taranteln, die stetigen Reisebegleiter der
Volkstraditionen, erinnern. Keine Erzählung, wo nicht der
karakurtischen Tarantel, welche für besonders giftig gilt,
eine besondere Rolle zugewiesen wird.»
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Bokharischer Teppich Xr. 142 von Jacob Adutt.
Die langhaarigen bokharischen Teppiche mit weicher
Oberfläche heissen in den dortigen Gegenden Kilim; zum
Theil werden dieselben von den in der Nähe des Urmitan-
passes überwinternden Üzbegen hergestellt.
Sie sind ganz aus Wolle in Wolle geknüpft und haben
vielfach auch einen seidenartigen Glanz; ' die Özbegen ziehen. >
') VArt de VAsie Centrale, par N. SlMAKOFF, St-Petersbourg 1883.
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. — BOKHARA. 129
wie Robinson erwähnt, «die schönste Wolle, da sie ihre Schafe
mit grosser Sorgfalt pflegen, sie unter Obdach halten und
sie sogar, wenn sie der Witterung ausgesetzt sind, in Kotzen
einhüllen, wie wir die Pferde.»
Das Gewebe dieser Teppiche ist ziemlich schütter; es
kommen ungefähr 6—700 Knüpfungen auf 10 Quadratcenti-
meter; die Knüpfung geht nach Schema IV und hie und da
nach III.
Die bokharischen Teppiche haben alle Formen, die
meisten aber sind grösser als die eigentlichen turkmenischen.
Auch Gebetteppiche (138, 13g) sind in der Ausstellung vor¬
handen.
Auf die Beschreibung des eigentlichen Dessins über¬
gehend, ist Folgendes zu bemerken:
Die Raumtheilung im Innengrunde ist in der Regel eine
geometrische. Häufig erscheint sie durch abgetreppte Zick¬
zackbänder hervorgebracht (19), die von Schmalseite zu
Schmalseite laufen und in ihrer helleren Färbung auf dem
indischrothen Grunde dem Ganzen ein geflammtes Aussehen
geben, das unmittelbar an die ähnlich gemusterten Seiden¬
stoffe von Samarkand erinnert.
Die Motive sind theils geometrischer Natur, theils vege¬
tabilischen Ursprungs, aber auch in letzterem Falle von geo¬
metrischer Stilisirung. Mitunter hält es schwer, die Bedeutung
einzelner besonders phantastisch gestalteter Motive zu er¬
gründen. Mit den von langstieligen Haken umränderten
oblongen Motiven pflegt der dortige Arbeiter, wie oben
bemerkt,, die Vorstellung von Skorpionen und Taranteln zu
verknüpfen. Charakteristisch für bokharische Gebetteppiche
ist die Gestalt der Nische. Diese schliesst nämlich mit dem
Spitzgiebel nicht definitiv ab, sondern setzt sich zuerst in
Form eines schmalen Halses, dann aber in einem annähernd
kreisrunden Anhängsel nach oben fort. Dieses Anhängsel
lässt sich historisch aus dem Hufeisenbogen ableiten, der
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. — BOKHARA.
dann als Bekrönung der Nische zu denken wäre. Die Gesammt-
silhouette dieser bokharischen Gebetnischen erinnert aber
auch an die türkischen Grabsteine mit dem aufgesetzten
Turban. Ueber letzterem erhebt sich ferner in der Regel
eine Doppelvolute, die an Insectenfühler erinnert und viel¬
leicht mit jenen obenerwähnten, der Phantasie der dortigen
Teppichknüpfer vorschwebenden Thieren in \ erbindung ge¬
bracht werden darf.
Von den Farben ist insbesondere das Indischroth tür
Bokhara-Teppiche charakteristisch; als Grundfarbe erscheint
es regelmässig verwendet. In den Motiven findet sich häufig
ein Englischroth und dann ein Ockergelb; alle diese drei
Farben zusammen erzeugen eine gewisse grelle Gesammt-
wirkung.
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Bokhara-Teppich Xr. 138 von Jacob Adutt.
Der gewirkte Vorstoss an den Schmalseiten der Bokhara-
Teppiche ist in der Regel in blossen Streifen gemustert.
Mit den herrlichen Erzeugnissen der centralasiatischen
Textilindustrie längstvergangener Jahrhunderte, deren Ruf
schon vor unserer Zeitrechnung nach Indien und China und
zu den Völkern des classischen Alterthums vorgedrungen war
und deren Spuren noch gegenwärtig in der Schaffenskraft
und dem Kunstsinn der dort ansässigen Bevölkerung arischen
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. 131
Stammes, der Sarten (Tadjiks) zu erkennen sind, haben die
Teppiche der Özbegen, Kirgisen und anderer Racen, welche
diese Gegenden nachmals überflutheten und noch bewohnen,
wenig gemein; immerhin legen sie aber ein vorteilhaftes
Zeugniss ab von dem natürlichen Geschmacke dieser halb¬
wilden Racen.
115. Teppich aus Belutschistan. Innen roth in Blau drei rauten¬
förmige Felder mit weisspunktirten Rauten in der Mitte,
in den vier freibleibenden Zwickeln je ein weiss-
geränderter zwölfstrahliger Stern. In der Bordüre auf
braunem Grunde abwechselnd Rosetten und aus vier
ins liegende Kreuz gestellten dreispaltigen Blättern
gebildete Motive, durch punktirte Ranken unter einander
verbunden. L. M. 2'67, Br. M. 187.
Jac. Aciutt, Wien.
116. Teppich aus Belutschistan. Innen auf schwach vor¬
tretendem dunkelblauen Grunde gereihte Rauten mit
spitzwinkelig abgetreppten oder hakengeränderten
Contouren, geometrisch gemustert. Bordüre ähnlich
gemustert wie 115. L. M. 2-95. Br. M. 170.
Jac. Adutt, Wien.
117. Teppich aus Belutschistan. Innen auf blauem Grunde
gereihte rechteckige Motive mit je fünf langstieligen
Haken nach oben und unten; im dunklen Grunde
drei in einer Diagonale liegende Kreuze, ein weisses
zwischen zwei gelben. In der Bordüre eckig stilisirte
Rosetten. L. M. 3, Br. M. 1*67.
Jac. Adutt, Wien.
9*
132 CENTRALASIATISCHE TEPPICHE.
II8. Teppich aus Belutschistan. Innen auf blauschwarzem
Grunde Theile des Aschkali-Musters der Kaschkai-
Teppiche. In der Bordüre abwechselnd vier ins Kreuz
gestellte Pfeilspitzen und vier Haken, auf rothem Grunde.
L. M. 2*3o, Br. M. 127.
Jac. Adutt, Wien.
i ig. Teppich aus Belutschistan. Innen auf blauem Grunde in
den durch rothe Diagonallinien entstandenen Rauten¬
feldern ebensolche Palmwipfel, reihenweise abwechselnd
nach rechts und links gewandt. In der Bordüre auf
braunem Grunde rothe Blüthen. L. M. i*47> Br- 086.
Jac. Adutt, Wien.
120. Teppich aus Belutschistan. Innen in der Längenachse
verlaufend fünf schmale Streifen neben einander, ver¬
schieden grundirt, mit geometrischen Mustern (Rauten
alternirend mit Conligurationen zweier Dreiecke, die an
den Basen durch einen breiten Steg verbunden sind). In
der Bordüre auf braunem Grunde gereihte bunte Rauten,
in den beiden Säumen ein eckig gebrochener laufender
Hund, weiss und braun reeiprok ineinandergreifend.
L. M. 166, Br. M. 0 79.
Jac. Adutt, Wien.
121. Teppich aus Khiwa. Innen auf indischrothem Grunde
Muster ähnlich wie 137. In der Bordüre Rauten mit
sternförmiger Füllung. Siehe Nr. 137.
Dr. M. Proskowetz.
122. Teppich aus Belutschistan. Innen auf dunkelblauem
Grunde in versetzten Reihen Blüthen in stilisirter Profil¬
ansicht. In der Bordüre auf rothbraunem Grunde
Muster wie 115. L. M. 3*07, Br. M. 177.
Jac. Adutt, Wien.
CEXTRALASIATISCHE TEPPICHE. 133
123. Teppich aus Belutschistan. Innen auf braunem Grunde
Theile des Aschkali-Musters der Kaschkai-Teppiche, in
der Bordüre schräggestellte Nelken, vom laufenden
Hund besäumt. L. M. 1*90, Br. M. 1-44.
Jae. Adutl, Wien.
124. Turkmenischer Teppich (der Yomud). Innen auf eisen¬
violettem Grunde reihenweise abwechselnd Kreuz¬
figuren, deren Arme mit je einem weissen Doppel¬
haken besetzt sind, und Achtecke, worin ein inneres
Feld von vier äusseren eingeschlossen, diese letzteren
in der Grundfärbung diagonal einander entsprechend,
weiss und englischroth, im inneren Felde vier ins
Kreuz gestellte Doppelhaken. In der Bordüre haken-
beränderte oder spitzwinkelig abgetreppte Rauten mit
kreuzförmigen Füllungen auf cremefarbigem Grunde.
Gewirkter Yorstoss. L. AI. 3 49, Br. M. 2*11.
Jac. Adutt, Wien.
125. Teppich der Teke-Turkmenen. Grund ein ins Violette
spielendes Roth. Innen das Grundschema von 124, jedoch
sind die Achtecke zu reichen gegliederten Polygonen
entwickelt. In der Bordüre Langseite und die beiden
Schmalseiten verschieden behandelt.
L. M. 2*88, Br. M. 1*87.
Jac. Adutt, Wien.
126. Teppich der Teke-Turkmenen. Knüpfungsart: 2700 bis
2900 Kn.; K. W. 2fach; 2 Gr. Schuss; 1. Schuss W.
roth gef. 2fach, 2. Schuss W. grau 2fach; Kn. W. gef.
2fach. weiss in Bw. 2fach, Kn. auf 2 F. nach III. Grund
und Innenmuster gleich 125. In der Bordüre einige gelbe
Töne. L. M. 180, Br. M. ri2.
S. E. Graf Edmund Zichy.
'34 CENTRALASIATISCHE TEPPICHE.
127. Teppich der Teke-Turkmenen. Grund indischroth. In
der Mitte versetzte Reihen von Achtecken wie in 124
uitd solche, die zu abgestuften oblongen Polygonen
entwickelt sind. Bordüre in der Lang- und Schmal¬
seite wechselnd. L. M. 1*30, Br. M. 0*97.
Jac. Adutt, Wien.
128. Teppich derTeke-Turkmenen. ImWesentlichen gleich 127.
L. M. 1*30, Br. M. 097.
Jac. Adutt, Wien.
129. Teppich der Teke-Turkmenen. Grund indischroth. Innen
versetzte Reihen von Achtecken wie in 127 und solchen
wie in 124, letztere mit dem Unterschiede, dass sie be¬
sonders umrahmt und umrändert sind.
Baronin Bai/lou.
130. Gebet-Teppich der Yomud Turkmenen. Grund eisenviolett.
Innen durch ins Kreuz gestellte Streifen in vier Felder
getheilt, worin das für Yomud-Teppiche charakteristi¬
sche Xetzmuster. In der Bordüre symmetrische, gerad¬
linig stilisirte Baummuster. L. M. 1*54, Br. M. rio.
K. k. iisterr. Handels-Museum, Wien.
131. Gebetteppich der Yomud-Turkmenen, wie Nr. 130.
L. & C. Hardtmuth, Wien.
132. Polsterdecke der Teke-Turkmenen. Grund indischroth.
Innen mittelst Säume in Rechtecke getheilt, in deren
jedem ein rechtwinkeliges Polygon mit fühlerförmigen
Ansätzen. Bordüre ähnlich 128.
L. M. 1-13, Br. M. o-6o.
Jac. Adutt, Wien.
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. 135
133. Polsterdecke der Teke-Turkmenen. Auf rothem ge¬
wirkten Grunde schmale geknüpfte Streifen mit
Sternen, gebrochenen und gekreuzten Stäbchen, in
Schwarz und Roth auf weissem Grunde; als Ab-
schluss' nach einer Seite eine breite Bordüre mit ge¬
reihten, stilisirten Bäumchen auf weissem Grunde,
die abwechselnd aus je einer Doppelreihe von Haken
oder von spitzwinklig abgetreppten Dreiecken ge¬
bildet sind. L. M. 1*14, Br. M. 075.
Jac. Adutt, Wien.
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S: 3S3SS S S
SSSSs.s
* V. %* fr
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M A H
Teke-Polsterdecke Nr. 133 von Jacob Adutt.
134. Turkmenischer Teppich der Yomud. Innen auf dunkel-
rothem Grunde je drei ineinander geschachtelte läng¬
liche Sechsecke, buntfarbig, mit halbmondförmigen
Ornamenten gemustert. In der umlaufenden Bordüre
auf cremefarbigem Grunde zu Sechsecken gekreuzte
gebrochene Ranken mit abgetreppten Füllmotiven, an
jeder Schmalseite eine breite Aussenbordure mit zwei
136 CENTRALASIATISCHE TEPPICHE.
Reihen stilisirter Pflänzchen, bunt auf dunkelrothem
Grunde. I- M. 3*3 2, Br. M. 1*71.
Jac. Adutt, Wien.
135. Palas der Teke-Turkmenen, sumakartig mit gewirktem
Vorstoss. Innen ein Netz von queroblongen eingewebten
Rauten, mit ins Kreuz gestellten Doppelhaken gefüllt,
an den Berührungspunkten rothe, grünumsäumte
Rauten. L. M. 3*25, Br. M. 1*87.
S. E. Neriman Khan.
---
_
WM ns" Vi"
a§6i__
Afghanistan-Teppich Xr. 136 von Jacob Adutl
136. Teppich aus Khiva. Auf indischrothem Grunde in drei
Reihen je sechs Achtecke, mit stilisirten Blüthen-
motiven in hellerem (englisch) Roth und Blau, in den
Zwickeln zwischen den Achtecken abgetreppte und
hakenberänderte Rautencontouren. In der Bordüre in
den gleichen Farben abwechselnd Kreuze mit Doppel¬
haken und je zwei gekreuzte Balken, die in stärkere
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. 137
Haken auslaufen. Das Muster ähnlich dem bei den
turkmenischen Teppichen vorkommenden.
L. M. 3"i8, Br. M. 195.
Jac. Adutt, Wien.
37. Teppich aus Khiva. Innen auf indischrothem Grunde
versetzte Reihen von Achtecken und von Polygonen
wie 288, in jedem Polygon weiss und englischroth
diagonal wechselnd. In der Bordüre rothe abgetreppte
Rauten, weiss berändert. Seltenes Stück. Siehe Nr. 121.
L. M. 3 59. Br. M. 2-06.
• L. & C. Hardtmuth, Wien.
38. Gebetteppich aus Bokhara. Knüpfungsart: 26 Ivn. sonst
wie Xr. 141. — Innen die cremefarbige Xische (Mihrab),
über deren Giebel eine Fortsetzung, die ganze Nische
gemustert mit gereihten, symmetrisch stilisirten
Blüthenpflanzen, in der Mitte eine schmale Wieder¬
holung der Xische mit bunten Rosetten gemustert,
in den Giebelzwickeln bunte vegetabilische Motive.
In der Bordüre Rosetten, Grund wechselnd.
L. M. 2 08, Br. M. 1-08.
Jac. Adutt, Wien.
39. Teppich aus Bokhara Knüpfungsart: 625 Ivn.; K. 50 F.W .
2fach gezwirnt; 2 Gr. Schuss (gemischte Wolle), 2fach
gedreht; Kn. grobe W. 2fach auf 2 Faden geknüpft
nach V. — Innen neun Xischen. wie 138, cremefarbig
bordirt mit rothen Sternen, in jeder Xische auf indisch¬
rothem Grunde eine symmetrisch aufgebaute Blüthen-
pflanze, der übrige (dunkelblaue) Grund gemustert mit
geometrisch-stilisirten Blumenmotiven, wovon zwischen
je zwei Giebeln vier an den Ecken einer abgestuften
13» CENTRALASIATISCHE TEPPICHE.
Raute ins Kreuz gestellt. In der gelbgrundirten Bor¬
düre symmetrische Zweiglein. L. M. 6t8, Br. M. 1.74.
jfac. Adutt, Wien.
140. Gebetteppich aus Bokhara. Innen auf cremefarbigem
Grunde gereihte Doppelzweige mit nelkenartigen
Blüthen nebst anderen Füllornamenten, welches Muster
von dem Giebel der Nische mit angesetzten Doppel¬
voluten durchschnitten wird. In der Bordüre auf ziegel-
*
Teppich aus Bokhara Nr. 141 von Jacob Adutt.
rothem Grunde zwei Reihen von einander gegenüber¬
gestellten Dreiecken. L. M. 2*11, Br. M. 1-26.
S. E. Graf Enzenberg.
141. Teppich aus Bokhara. Knüpfungsart: 943 Kn. auf
10 Cm.; K. 45 F.; W. 7fach gedreht; 2 Gr. Schuss
Wolle; Kn. 2 Faden gedreht, Wolle; IV. — Innen dia¬
gonale, einander kreuzende weisse Bänder, treppen-
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE. •39
artig gerändert und mit gereihten rothen Blümchen
gemustert, in den Rautenfeldern dazwischen abwech¬
selnd auf indisch-rothem oder auf braunem Grunde ab¬
getreppte, geometrische Configurationen. Im Saume
geometrische Motive im Zickzackschema.
L. M. 372, Br. M. 1-37.
Jac. Adutt, Wien.
Teppich aus Bokhara Nr. 14 J von Jacob Adutt.
142. Teppich aus Bokhara. Knüpfungsart: 622 Kn. auf 10 Cm.,
sonst wie Nr. 141. — Innen versetzte Reihen von Sechs¬
ecken und Rauten, gefüllt mit sehr charakteristischen
ins Kreuz gestellten grossen Blüthenmotiven. die
Rauten vorwiegend mit concentrisch ineinander ge¬
setzten Rautenbändern. Bunt, vorwiegend indischroth.
In der Bordüre eine Schnur von aneinandergereihten
Perlen mit fein eingezackten Contouren. An den Schmal¬
seiten gestreifte Ansätze. L. M. 2*10, Br. M. 1-40.
Jac. Adutt, IVicn.
,40 CENTRALASIATISCHE TEPPICHE.
143. Teppich aus Bokhara. Innen auf indischrothem Grunde
gelblichweisse, rechtwinkelig abgetreppte Bänder, die
von einer Schmalseite zur anderen (flammenähnlich) in
verschiedenartig gebrochenem Zickzackschema ver¬
laufen ; die dadurch entstehenden geometrischen Com-
partimente enthalten kleine Füllmotive. An jeder Lang¬
seite ein Saum mit aneinandergereihten rechtwinkelig
gebrochenen Doppelhaken, in der Farbe abwechselnd
auf ziegelrothem Grunde. L. M. 3*30, Br. M. r86
Jac. Adutt, Wien.
144 Teppich aus Bokhara. Innen auf rothbraunem Grunde
cremefarbige Bänder, die sich zu unregelmässigen
länglichen Sechsecken zusammenschliessen, in jedem
Sechseck sechs grössere stilisirte Bliithen in Blau und
Gelb; sämmtliche Linien stufenweise abgetreppt. In der
Bordüre auf wechselndem Grund gereihte Dreiecke
auf einen Stab aufgesetzt und mit Doppelhaken be¬
krönt. L. M. 5 78, Br. AI. 2*43.
Jac. Adutt, Wien.
145. Teppich aus Bokhara. Knüpfungsart: 840 Kn. auf 10 Cm.;
K. 56 F. W.; 2 Gr. Schuss W.; Kn. auf 2 Faden ge¬
dreht, geknüpft nach IV. — Innen auf wechselndem
Grunde (blau oder braun mit rothen Tupfen) indisch-
rothe oblonge Figuren, durch je zwei Einkerbungen
an jeder Seite gegliedert und an den Enden mit Häk¬
chen besetzt, alternirend mit rothen Rosetten. In der
gelb gesäumten Bordüre Motive wie in 141.
L. M. 3*61, Br. M. 179.
Grand Magasin Oriental, Wien.
146. Teppich aus Bokhara. Knüpfungsart: 1240 Kn. auf
10 Cm.; K. 60 F. W. 2fach gedreht; 2 Gr. Schuss;
Kn. W. 2fach geknüpft nach IV. — Das Innere des
CENTRALASIATISCHE TEPPICHE.
Teppichs in zwölf Quadrate getheilt, die durch creme¬
farbig grundirte, mit geometrischen Motiven von kreuz¬
ähnlicher Grundform gemusterte Bänder von einander
geschieden sind; in jedem Quadrat ein grösseres roth¬
braunes, weiss oder gelb abgetrepptes Rautenfeld und
darin ein kleineres, die wie die freibleibenden drei¬
eckigen Zwickel mit gereihten herzförmigen Blümchen
gefüllt sind. Schmaler Saum. L. M. 4"co, Br. M. 155.
Grand Magasin Oriental, Wien.
47. Teppich aus Bokhara. Grund blau. Innen rothe Blüthen-
kelche in Form von Doppelvoluten, reihenweise ab¬
wechselnd nach rechts und links gewandt. In der
Bordüre gereihte Palmwipfel, in den beiden Neben-
borduren palmettenartig stilisirte Motive.
L. M. 570, Br. M. 2-45.
Thad. Rybkmvski, Wien.
48. Teppich aus Bokhara. Innen auf violettem Grunde in
Schrägstreifen vertheilte Rauten, cremefarbig oder
englischroth; zwischen den Rauten laufen schmale
Zickzackbänder von einer Schmalseite zur anderen.
An den Langseiten eine cremefarbige Bordüre mit
gebrochenen Linien, deren Durchkreuzungen eine
Reihe von Sechsecken ergeben; jedes Sechseck
mit einem Mäanderhaken auf spitzwinkelig abge¬
trepptem Grunde gefüllt. An den Schmalseiten je eine
schmale Innenbordure mit spitzwinkelig abgetreppten
ovalen sechseckigen Medaillons und eine breite
Aussenbordure (specifisches Yomud-Muster).
L. M. 3-40, Br. M. 2*20.
Philipp Haas & Söhne.
KAUKASISCHE TEPPICHE.
Daghestan ist der landläufige, im Handel gebräuchliche
Name für die im Kaukasus erzeugten Teppiche. Nur in dem
Sinne des pars pro toto hätte diese Bezeichnung für die
kaukasichen Teppiche, welche von der gleichnamigen, am
westlichen Ufer des Kaspischen Meeres gelegenen Provinz
herrührt, eine Berechtigung, denn es werden auch ausserhalb
der genannten Provinz in den verschiedensten Gegenden
des Kaukasus Teppiche verfertigt, welche alle ihre eigene
Benennung haben.
Wie die persischen Teppiche sind auch die kaukasischen
ganzwollene oder halbwollene; sie sind meist niedrig geknüpft
und durch lebhaftes Farbenspiel ausgezeichnet.
Der Grösse nach gibt es Khali und Khali/sche, Se¬
dschade, Nemazi (Gebetteppiche) und Laufteppiche.
In Bezug auf die Ornamentik bieten die kaukasischen
Teppiche ein sehr mannigfaltiges Bild, namentlich gegenüber
den persischen. Daraus folgt aber zugleich, dass es bei den
kaukasischen Teppichen ungleich schwieriger als bei den persi¬
schen ist, bestimmte ornamentale Gruppen scharf von einander
zu scheiden. Die Verschiedenheit des Productionsortes lässt
sich bei diesen Teppichen nur äusserlich zur Grundlage einer
Gruppeneintheilung machen. Es wird sonach wohl gerecht¬
fertigt erscheinen, wenn wir die Ornamentik der kaukasischen
Teppiche in eine allgemeine Uebersicht zusammenfassen und
KAUKASISCHE TEPPICHE. •43
im Anhange daran an einer einzigen, allerdings hervor¬
ragenden und in der Ausstellung sehr reich vertretenen
Gruppe das eben geschilderte Verhältniss in einigen Einzel¬
heiten erörtern.
Charakteristisch für sämmtliche kaukasische Teppiche
(ganz ordinäre Marktwaare etwa ausgenommen) ist das bunt¬
farbige, blumige Aussehen. Die Farben sind gut und oft
sehr harmonisch gestimmt (149. 150). Auch die Motive sind
ausserordentlich zahlreich und wechselnd. Einem zusammen¬
hängenden Rankenmuster mit den obligaten vegetabilischen
Motiven der persischen Teppiche (Palmetten, Rosetten) be¬
gegnen wir nur in Ausnahmefällen. In der Regel haben wir
es mit geometrischen oder doch geometrisch stilisirten vege¬
tabilischen Motiven zu thun, die dann in der buntesten
Weise variirt erscheinen. Die Raumtheilung wird anstatt
durch fortlaufende Ranken häufig durch polygone Medaillons
bewerkstelligt, in und zwischen denen die kleinen Füllmotive
verstreut sind. Darin äussert sich eine Verwandtschaft mit
jenen Gattungen persischer Teppiche, die von Nomaden ge¬
fertigt werden — eine Verwandtschaft, die sich auch auf manche
Einzelmotive erstreckt. So zeigt 159 neben den hakengerän¬
derten Rauten auch die acht ins Kreuz gestellten Spiralen, die
für das Aschkali-Muster des Kaschkai-Teppichs besonders
charakteristisch sind. Eine noch primitivere Art der Raum¬
theilung zerlegt die Innenfläche entweder in ein Netz von
Rauten (151) oder in schmale Längsstreifen (161), in denen
lose nebeneinandergereiht die Einzelmotive in reicher Ab¬
wechslung angebracht sind. Eine weitere Eigenthümlichkeit
der kaukasischen Teppiche, die diese mit allen Xomaden-
teppichen theilen, ist die Neigung, Menschen- oder Thier¬
figuren anzubringen (161), und zwar nicht die historischen
Thiere des persischen Teppichs (Löwen. Stiere u. dgl.), son¬
dern einfache Hausthiere. wie Pferde und Ziegen, natürlich
in strenger geometrischer Stilisirung.
144 KAUKASISCHE TEPPICHE.
Betrachten wir nun einige Teppiche der Schirwaner
Gruppe im Einzelnen. Eine durch Farbe und Muster sehr
bestimmt gekennzeichnete Gruppe ist durch 149 und 150
repräsentirt. Die Motive sind streng geometrisch, besonders
charakteristisch die Kämme und die achteckigen Sterne. Auch
das Muster der Bordüre mit alternirenden Lanzettblättern
und hufeisenähnlichen Motiven ist als typisch für viele No¬
madenteppiche hervorzuheben. Eine zweite Gruppe von vor¬
wiegend geometrischer Musterung und Raumtheilung durch
Polygone ist durch eine eigenthümliche Bordüre gekenn¬
zeichnet, in welcher dreieckige, mit einem angesetzten ge¬
krümmten Haken versehene Motive in wechselseitiger Ver¬
schränkung nebeneinander sich wiederholen (157, 159).
Kaukasischer Teppich Nr. 175 von N. G. Zacchiri.
KAUKASISCHE TEPPICHE. '45
Ein grösserer Raum erscheint dem vegetabilischen Ele¬
ment zugewiesen in einer Gattung von Gebetteppichen (140),
deren Innenfläche zuerst in ein Netzwerk von Rauten zerlegt
und sodann in jede Raute ein Blüthenmotiv eingestellt ist;
allerdings ist die Blüthe noch sehr geometrisch stilisirt. Da¬
gegen entfaltet sich das vegetabilische Element mit bemerkens-
werthem Schwünge in 153, 154, worin nur die starre geo¬
metrische Raumtheilung nach dem Rautenschema kaukasisch
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Schirwan-Teppich Xr. 149 von Bernhard Ludwig.
ist. Hervorzuheben wäre an den beiden letztgenannten Bei¬
spielen auch die eigenthümliche Schraffirung des laufenden
Hundes sowie in 154 die Abtönung der Bordüre in zweier¬
lei Roth. Die kaukasischen Gebetteppiche haben eine charak¬
teristische Form der Nische ähnlich jener mit abgestuftem
Giebel bei dem Bokhara-Teppich.
Die kaukasischen Teppiche lassen sich nach der geo¬
graphischen Lage am nördlichen und südlichen Abhänge
der Hauptkette des Kaukasus in zwei Gruppen eintheilen
10
146 KAUKASISCHE TEPPICHE. — KARABAGH.
jene von Ciskaukasien oder Daghesian im engeren Sinne, und
jene von Transkaukasien, welche in die grossen Abtheilungen
der Karabagh und Schinoan zerfallen. Jede dieser Gattungen
zerfallt in mehrere Unterabtheilungen, die nach den Erzeu¬
gungsorten benannt und deren Merkmale nicht immer genau
festzustellen sind.
211
?
^ n 2 in
Bordüren zu Teppich Nr. 157.
Wir beginnen mit der südlicheren, der persischen Grenze
zunächst gelegenen Gruppe der
KARABAGH
welche von den anderen Gruppen durch den Mangel der
Fransen äusserlich kenntlich sind. Hieher gehören:
EIGENTLICHE KARABAGH UND GENDSCHE.
Erstere stellen die ordinäre, letztere die feine Qualität einer
und derselben Provenienz dar. Im Tscharpai-Formate kosten
die eigentlichen Karabagh (165) auf dem Constantinopler
KAUKASISCHE TEPPICHE. — KARABAGH. H7
Markte per Stück 28—30 Francs,1) in der Gebetteppichgrösse
14 Francs, wenn neu, und 21 Francs, wenn alt.
Die Gendsche (169) — dies ist der einheimische Name
für die Stadt Elisabethpol, wo diese Teppiche erzeugt werden
— sind ziemlich langhaarig, kürzer und breiter als die Kara-
iagh und kosten 32 —35 Francs.
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Karabagh-Teppich Nr. 164 von Jac. Adutt.
KASAK
sind Teppiche, welche im Fond gewöhnlich mehrere Grössen
Medaillons haben und bei denen sich als Muster eine Figur
wiederholt, die zwei mit dem Rücken aneinandergestellten
runden Doppelhaken am meisten ähnlich sieht. Die Teppiche
sind für die Grösse dicht geknüpft (Xr. 166 weist 115 2 Knü¬
pfungen auf 10 Quadratcentimeter), haben meist die Khali-
Form (2*20 Meter lang und i*6o Meter breit) und werden in
Constantinopel zu 42—45 Francs, ältere Stücke bis zu
65 Francs notirt.
*) Bei den liier und im Weiterem en gros Constantinopelberechneten Preisen
muss, um den hiesigen Kaufpreis zu bekommen, ein ungefähr 30^iger Aufschlag
-auf dieselben hinzugerechnet werden.
I48 KAUKASISCHE TEPPICHE. — SCHIRWAN
Endlich gehören zu den Karabagh-Teppichen noch die
LESGHI,
welche von dem Volksstamme der Lesgier erzeugt werden
und deren Preis sich auf 41 Francs per Stück stellt.
Wir kommen nunmehr zur zweiten transkaukasischen
Gruppe, den
SCHIRWAN.
Schirwan ist der im Osten zwischen den unteren Lauf
des Kur und die Halbinsel von Apscheron eingekeilte Land¬
strich, dessen Hauptorte Schumacha und Baku sind. Im
Allgemeinen gehören die hier erzeugten Teppiche zu den
feinsten des Kaukasus; sie sind sehr dünn, niedrig geknüpft,
durch sehr harmonische Farbenzusammenstellung ausge¬
zeichnet und haben eine weiche, oft glänzende Wolle. Sie
zerfallen in folgende Unterabtheilungen:
BAKU.
Das sind Teppiche, welche in dem der Stadt Baku be¬
nachbarten Dorfe Amer-Adschan verfertigt werden; in ver¬
schiedenen Grössen, sie haben in der Bordüre meist schräg¬
gestellte farbige Parallelstreifen.
MOGAN.
Die Benennung rührt von der am Flusse Kur gelegenen
Ortschaft gleichen Namens her; die Teppiche sind an der
Bordüre kenntlich, welche auf einer Grundlinie schrägge¬
stellte Haken in blauer Farbe auf weissem Grunde zeigt und
am kurzen Ende Fransen hat (154).
KAUKASISCHE TEPPICHE. — DAGHESTAN. 149
TSCHETSCHEX.
So heisst der in der gleichnamigen Gegend angesiedelte
Stamm der Tschetschenzen; die hier erzeugten Teppiche sind
nicht fein; die Bordüre enthält schräg- und parallelgestellte
Balken.
TW&iM.
KABRISTAX.
Diese Teppiche, mit 36—46 Francs notirt, zumeist im
G-ebetteppich-Format, haben an den schmalen Enden geknüpfte
Fransen; sie sind ziemlich dick, haben ein starkes Gewebe,
oft weissen Fond, sind wollig anzufühlen und nicht glatt
geschoren.
Hieher gehören noch: Hele. Mollah Kendi (158), Sirali
Kendi, Tevcrseran-1)
DAGHESTAN.
Die Landschaft Daghestan liegt am nördlichen Abhänge
<les Kaukasus nach der Küste des Kaspischen Meeres zu;
die Hauptorte derselben sind Derbent und Kuba, mit
welchen Xamen auch die nachfolgenden von einander ver¬
schiedenen Teppichgattungen bezeichnet werden.
DERBEXT.
Sind ganz in Wolle gearbeitete Teppiche verschiedener
Grösse von ziemlich grobem, eher langhaarigem Gewebe;
*) Nicht alle zu dieser Gruppe gehörigen Teppiche sind in der Ausstellung
-vertreten; "wir glaubten sie aber bei der Aufzählung der kaukasischen Teppich-
^rten nicht übergehen zu sollen. A. d. R.
KAUKASISCHE TEPPICHE. — SUMAKH.
das Dessin trägt den Typus der Nomadenteppiche an sich.
Bei Nr. 170 kommen circa 1000 Knüpfungen auf 10 Quadrat-
centimeter; die Knüpfungsart gilt nach II. Die Farben dieser
Teppiche sind gewöhnlich helle, jedoch nicht grell; weiss,
gelb, licht, braun u. dgl. (170, 172).
KUBA.
Für feinere wie die eigentlichen Derbent-Teppiche gelten
die Kuba-Teppiche.
Ausser den Knüpfteppichen werden im Kaukasus auch
noch verschiedene nicht geknüpfte, sondern glatt gewebte
Teppiche erzeugt. Hiezu gehören vor Allem die im europäi¬
schen Handel bekannten
SUMAKH.
Diese Benennung tragen zwei — bis auf die Qualität
und kleine Varianten im Dessin — im Uebrigen in gleicher
Weise gearbeitete Teppichsorten aus dem Dagliestan. Die
feinere Sorte wird in Derbent, die gröbere in dem Orte
Küre hergestellt; letztere hat häufig unechte Farben.
Die Sumakh-Teppiche jeder Art sind brochirte Gewebe,
bei welchen die Schussenden entweder kurz am Gewebe auf
der Rückseite abgeschnitten sind, wie bei den sogleich zu
besprechenden Verne und Sile, oder lose auf letzteren hängen,
wie bei den eigentlichen Sumakhs. Die Bindung ist die in
umstehender Figur dargestellte.
Nach der Grösse unterscheidet man die eigentlichen
Sumakhs von 3 Meter Länge und 2 Meter Breite; dann die
sogenannten Sumakhtsche, d. i. kleine Sumakh, von 2 Meter
Länge und 170 Meter Breite; auch bei diesen gibt es zwei
Qualitäten, je nachdem sie von Derbent oder von Küre
kommen.
KAUKASISCHE TEPPICHE. — SUMAKH. 151
Die Sumakhs stellen sich das Stück (bessere Qualität
auf 85 Francs.
Die neueren Sumakhs stehen den Stücken älterer Fabri-
cation, sowohl was die Sorgfalt der Arbeit, als auch was die
Schönheit der Farben betrifft, nach.
In Bezug auf die farbige Erscheinung haben die kaukasi¬
schen Sumakh-Teppiche mit den Knüpfteppichen derselben
Provenienz das bunte blumige Aussehen gemein. Der Grund
ist am häufigsten ziegelroth,
seltener dunkelblau. Im All¬
gemeinen herrscht das geo¬
metrische Muster. Der Innen¬
grund zerfällt in der Regel
in grosse queroblonge Poly¬
gone von rautenähnlicher
Grundform; diese Polygone
sowie die freibleibenden
Zwickel sind mit kleinen geo¬
metrischen Motiven reichster
Abwechslung überstreut. Die
Contouren sind gewöhnlich
mit Haken berändert oder in
Treppen abgestuft. Die geo¬
metrischen Ornamente der
Bordüre sind am häufigsten
entweder unmittelbar dem
Zickzack entnommen oder lassen sich doch auf diese Grund¬
form zurückführen.
Besonders charakteristisch ist für die Sumakh-Teppiche
der fast niemals fehlende laufende Hund im Aussensaum,
reciprok braun in Roth, durch eine gelbe Zwischenlinie
getrennt.
Eine zweite Art von glatten Geweben, welche ebenfalls
als Fussteppiche verwendet werden, sind die
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Sumakhbindung.
152 KAUKASISCHE TEPPICHE. — SUMAKH.
VERNE,
welche ebenfalls sumakhartig gewebt sind, nur mit dem
Unterschiede, dass das eigentliche, sich stets gleichbleibende
Dessin brochirt ist.
Von dem Verne-Teppich existirt nur ein einziges
Muster, und zwar ist dieses Muster ausschliesslich aus dem
Dreieck und Viereck construirt. Senkrechte und wagrechte
Yer116-Teppich Nr. 186. Ä". k. österr. Handels-Museum.
Bänder umschliessen Quadrate, worin concentrisch kleinere
Quadrate und ganz kleine Rauten als Füllungen. Auch die
flächentheilenden Bänder sind in Rauten gegliedert.
Die Verne kommen in verschiedenen Grössen vor; bei
der einen beträgt die Langseite der Teppiche 3 Meter, die
Breitseite 2 Meter; bei der zweiten die Länge 2 Meter, die
Breite i*6o Meter.
KAUKASISCHE TEPPICHE. — SUMAKH. 153
Der Preis stellt sich ungefähr auf 90 Francs.
Eine ganz mindere Qualität derselben Teppichgattung
heisst
SCHEDE.
Die so benannten Teppiche sind in der Regel 2 Meter lang
und i-6o Meter breit und kosten 11 Francs.
Endlich sind noch zu erwähnen, die unter dem Namen
SILE
bekannten kaukasischen Gewebe; sie haben zumeist in der
Mitte eine Naht, welche sie in zwei Theile theilt; auch bei
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Sil6-Teppich Nr. 187. — K. k. österr. Handels-Museum.
diesen Teppichen gibt es nur ein Dessin. Dasselbe besteht
in S-förmigen Configurationen, deren breite Bänder mit
154 KAUKASISCHE TEPPICHE. — SUMAKH.
kleinen S-förmigen Motiven gemustert sind. In den frei¬
bleibenden rechteckigen Feldern sind einfache geometrische
mit Haken besetzte Figuren angebracht.
Je nachdem die Sile-Teppiche in der Provinz Karabagh
oder in Kuba, d. i. jenseits der Kaukasuskette, verfertigt
werden, sind dieselben gröber oder feiner. Die gröberen
kosten, und zwar moderne Stücke 50—-70 Francs, ältere
Exemplare 100 Francs; wogegen die feinen Teppiche
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Seiden-Teppich Xr. 179 von Fürst Johannes Liechtenstein.
moderner Stücke für 70 Francs, die älteren Teppiche um
130—150 Francs auf dem Constantinopler Markte zu haben sind.
Hiemit sind die im Kaukasus — einem wie wir gesehen
teppichproducirenden Lande ersten Ranges — erzeugten
teppichartigen Gewebe noch nicht erschöpft. Gewisse Theile
des Kaukasus, und zwar insbesondere die Landschaft Schirwan,
betreibt schon seit Jahrhunderten die Seidenraupenzucht.
Das Product derselben wird theilweise im Lande verarbeitet,
unter Anderm auch zu Teppichen.
KAUKASISCHE SEIDENTEPPICHE. 155
Die kaukasischen
SEIDENTEPPICHE
unterscheiden sich von den persischen sowohl im Gewebe
als in der Zeichnung. Was das erstere anbelangt, so stehen
sie den Kaschaner Seidenteppichen nicht minder wie den¬
jenigen von Suitanabad entschieden nach. Der Seidenflor
dieser Teppiche — wenigstens bei den in der Ausstellung
vertretenen beiden mit Xr. 178 u. 179 bezeichneten Exemplaren
— sieht trotz des prächtigen Glanzes etwas zerzaust und
unordentlich aus. Die Textur dieser ganz in Seide gewebten
Teppiche ist ziemlich schütter; es kommen 1380—1600
Knüpfungen auf 10 Quadratcentimeter. Die Knüpfseide ist
soie Grege.
149. Teppich aus Schirwan. Knüpfungsart: 1536 Kn.; K
"\Vg. 4fach gezwirnt; 2 Gr. Schuss Wg. 3fach; Kn.
W., geknüpft nach I. — Auffallend durch die harmo¬
nische Farbengebung. Innen fünf viereckige blau
grundirte Felder mit je einem anders grundirten Acht¬
eck, durch Blattzweige unter einander verbunden und
durch je zwei von den Langseiten her einschneidende
rechteckige Felder getrennt; in den Achtecken je vier
ins Kreuz gestellte mit Haken versehene Balken, ferner
achteckige Sterne und Kämme. In der Bordüre schräg
gestellte Lanzettblätter, durch hufeisenartige Motive
getrennt (typisch für Xomadenteppiche).
L. M. 3*68, Br. M. i'40.
Bernh. Ludwig, Wien.
150. Teppich aus Schirwan mit vier Quadraten im Innenfelde,
im Uebrigen übereinstimmend mit Xr. 149.
L. M. 3*68, Br. M. 1*30.
Bernh. Ludwig, Wien.
»56 KAUKASISCHE TEPPICHE.
151. Gebetteppich aus Schirwan. Knüpfungsart: 2856 Kn.; K.
84 F. Bwzw. 4fach; 2 Gr. Schuss Bw. gedreht 3fach
Kn. 2fach auf 2 Fäden, geknüpft nach I. — Innen
auf weissem Grunde rautenförmiges Netz von ausge¬
zackten Linien, in jeder Raute eine stilisirte Blüthen-
pflanze. In der Bordüre auf rothem Grunde zwei liegend
gekreuzte Stäbe, an die sich rechts und links je zwei
dreieckige Haken ansetzen (typisch für kaukasische
Teppiche).
Baron Scluvegel.
152. Gebetteppich aus Schirwan, gleich 151, in gröberer
Qualität. L. M. 1*47, Br. M. 092.
Jac. Adutt, Wien.
153. Teppich aus Moghan. Knüpfungsart: 1444 Kn.; K.
76 F. W. ßfach gezwirnt; 2 Gr. Schuss W. 2fach ge¬
dreht ; Kn. grobes Wg. auf 2 Fäden geknüpft, nach I.
— Innen auf dunkelblauem Grunde schräg gestellte
oblonge Motive, die sich zu Rauten zusammenschliessen;
inmitten der Rauten und in den Zwickeln stilisirte
Blüthenmotive. Der Gesammtcharakter der Ornamente
ist durch das Schwunghafte von den übrigen kaukasi¬
schen Teppichen streng geschieden. Zwei Bordüren:
eine breite grüne mit Blüthen und eine schmale weisse
mit laufendem Hund, blau mit weissen Schraffirungen,
in Weiss. L. AI. 3-95, Br. M. 1*20.
Philipp Haas & Söhne.
154. Teppich aus Moghan. Innen auf weissem Grunde Muster
ähnlich wie 153. In der Bordüre schmaler Streif mit
Rosettenranken in zweierlei Roth, zwischen zwei
Säumen mit laufendem Hund, wie 153.
L. M. 161, Br. M. 113.
Graf A. Enzenberg.
KAUKASISCHE TEPPICHE. 157
155. Teppich aus Schirwan. Innen auf dunkelblauem Grunde
an gebrochenen Ranken bunte Blüthenmotive, darunter
Palmetten mit je einem Stern in der Mitte und zwei
hervorragende Arten von Rosetten: eine mit schwach
gekerbtem Contour, innen dreispaltige Blätter um
einen mittleren Stern und eine andere mit acht scharf
ausgezackten Blättern. Schriftenbordure in kufischen
Charakteren, deren Füllungen in Rosetten bestehen,
auf rothem Grunde (typisch für kaukasische Teppiche,
als Variante auch an anderen Gattungen vorkommend).
L. M. 377, Br. M. 1*58.
Grand Magasin Oriental.
156. Teppich aus Schirwan. Innen auf dunkelblauem Grunde
stark stilisirte Blüthenmotive, zum Theil Palmetten mit
Lanzettblättern und geometrische Ornamente. Bordüre
grün, Muster wie 155. L. M. 140, Br. M. ro8.
Philipp Haas & Söhne.
157. Teppich aus Schirwan. Innen auf dunkelblauem Grunde
drei sechseckige Felder mit eckig stilisirten Rosetten
in der Mitte. Gegen die Bordüre hin umlaufend eine
Reihe von hakengeränderten Rauten, im Grunde ver¬
streut meist geometrische Motive und einige stilisirte
Thiere und Vögel. In der Bordüre auf gelbem Grunde
Ornamente von dreieckiger Grundform mit einem an¬
gesetzten Haken in versetzter Doppelreihung (typisch
für kaukasische Teppiche). L. M. 3 46, Br. M. 143.
Joe. Adutt, Wien.
158. Gebetteppich aus Molahkand. Innen deutet der weiss-
grundirte Spitzgiebel die Gebetnische an, die mittelst
spitzwinkelig ausgezackter rother und gelber Bänder
in Rautenfelder zerlegt ist, jedes Feld ausgefüllt mit
S8 KAUKASISCHE TEPPICHE.
einer hakenbesetzten Raute. Bordüre auf rothem Grunde,
wie Nr. 151 (Schirwan). L. M. i"66, Br. M. 102.
Jac. Adutt, Wien.
159. Teppich aus Schirwan. Innen auf blauem Grunde vier
abgestufte Rauten, concentrisch durch hakengerän¬
derte Rauten gegliedert; in den dreieckigen Zwickeln
hakengeränderte Rauten und aus acht kreuzweise zu¬
sammengesetzten Spiralen gebildete Motive. Bordüre
ähnlich wie 157.
N. & G. Zacchiri.
60. Teppich aus Schirwan. Innen auf weissem Grunde in der
Mittelachse je zwei Achtecke mit je einer abgestuften
Raute wechselnd; im Grunde verstreut geometrische
Motive und stilisirte Thiere. Bordüre wie 157.
L. M. 3*24, Br. M. o'gi.
Graf A. Enzenberg.
61. Gebetteppich aus Schirwan. Innen in verschiedenfarbige
Längsstreifen getheilt. Jeder Streifen in stilisirten vege¬
tabilischen und animalischen Einzelmotiven gemustert.
In der Bordüre auf gelbem Grunde gebrochene "Wellen-
ranke mit eckig contourirten Motiven (Palmwipfeln?).
L. M. 135, Br. M. 104.
Graf A. Enzenberg.
62. Schirwan-Teppich. Datirt 1276 (1862). Grund weiss, der
gestelzte Spitzgiebel roth, im Grunde verstreut stilisirte
vegetabilische Figuren, Menschen und Panther.
Graf Vincenz Latour.
63. Teppich aus Karabagh, in Wolle über wollener Kette
geknüpft. Innen zehn ganze und an den Schmalseiten
zwei halbe Rauten, mit zwei alternirenden Mustern
KAUKASISCHE TEPPICHE. 159
gleichwie 168, in den dreieckigen Zwickeln Blumen
auf blauem Grunde. In der weissgrundirten Bordüre
geometrisch stilisirte Blüthenmotive.
L. M. 4*55, Br. M. o'gä.
Jac. Adutt, Wien.
164. Teppich aus Karabagh (Laufteppich) in "Wolle über
wollener Kette geknüpft. Innen auf dunkelblauem
Grunde sechs verschiedenfarbig grundirte Rechtecke,
worin kleine Füllmotive verstreut, im Grunde nament¬
lich meist grüne Zweige mit weissen Blüthen. In der
roth grundirten Bordüre Rosetten abwechselnd mit
Gruppen von je vier dreispaltigen Blättern an gemein¬
samem Stamme. L. M. 3*95, Br. M. 1*13.
Jac. Adutt, Wien.
165. Teppich aus Karabagh. Innen Längsstreifen mit fort¬
laufender gebrochener Wellenranke, wovon Palmwipfel
abzweigen, auf wechselndem Grunde. Bordüre wie 155,
bunt auf blauem Grunde. L. M. 7, Br. M. 2*45.
Sadig Poppo-uiits.
166. Teppich aus Kasak. Knüpfungsart: 1152 Kn.; K. 72 W.
gezwirnt, 3fach; 4 Gr. Schuss ~W. 2fach, auf 2 Fäden
geknüpft nach I. — Innen auf blauem Grunde zwei
weissgrundirte unregelmässige Polygone, darin eine
rothgrundirte ähnliche Figur, die blaue Musterung und
die Ansätze gleichfalls mit angesetzten Haken ausge¬
stattet, ausserdem vier rothe Dreisterne im weissen
Grunde. Anstatt der Bordüre drei Säume: ein rother
mit Combinationen von je vier rundgeschwungenen
Haken zwischen zwei weissen, worin je vier drei-
spältige Blätter, ins Kreuz gestellt, mit sechszackigen
alterniren. L. M. 2*20, Br. M. 1*63.
Jac. Adutt, Wien.
l6o KAUKASISCHE TEPPICHE.
167. Kasak-Teppich. Ivnüpfungsart: Iv. und Kn. W. Innen
auf rothem Grunde zwei polygone Medaillons, blau
und grün, in deren Mitte je ein Hakenkreuz; im
rothen Grunde verstreut Rosetten, hakengeränderte
Rauten, stilisirte Vögel und ein Mann. In der weiss-
grundirten Bordüre Sternrosetten, durch rothe Doppel¬
ranken verbunden. L. M. 2*23, Br. M. i*66.
Jac. Adutt, Wien.
168. Kasak-Teppich. Innen auf rothem Grunde weisses
Quadrat mit zwei angesetzten Dreiecken, worin eine
mit Doppelhaken besetzte Raute. In der weissen Bor¬
düre achtfach ausgezackte Sterne aneinandergereiht.
Carl Kaufmann, Wien.
169. Gendsche-Teppich. Innen auf blauem Grunde vier ab¬
gestufte rautenförmige Medaillons und geometrische
Füllmotive. L. M. 2, Br. M. 1*48.
Jac. Adutt, Wien.
170. Daghestan-Teppich. Knüpfungsart: 992 Kn.; Iv. (>2 F.
W. gemischt; 3fach gezwirnt; 2 Gr. Schuss grobe "W\
2fach; Kn. Kg. 2fach, auf 2 Faden geknüpft nach II.
Innen auf grauem Grunde abgetreppte Rauten, jede
durch eine achtblättrige Sternrosette gefüllt, an den
Berührungsstellen der einzelnen Rauten je ein Kreuz.
Bordüre auf weissem Grunde Rosetten, von deren
jeder vier ins liegende Kreuz gestellte Blüthenstengel
ausgehen. In den Säumen eine Wellenranke mit
Xelken. L. M. 2^25, Br. M. ro5.
Theod. Graf, Wien.
171. Teppich aus Daghestan. Innen auf weissem Grunde
sternförmig gemusterte Rauten mit Hakenberänderung.
KAUKASISCHE TEPPICHE. 161
In der roth grundirten Bordüre Rosetten mit je vier
ins liegende Kreuz gestellten Palmetten.
L. M. 2'25, Br. M. 1T5.
172. Teppich aus Derbend. Innen auf weissem Grunde ge¬
kreuzte Ranken mit grossen Palmetten und kleinen
vegetabilischen Füllmotiven, stilisirten Thieren, Reitern
und Inschrift. Bemerkenswerthes Rosenroth. In der
Bordüre auf blauem Grunde aus vier Haken gebildete
liegende Kreuze, alternirend mit kleinen Rosetten, unten
Rosetten und Doppelkämme. L. M. 4 23, Br. M. 2*26
Baron H. Mundy, Wien.
173. Teppich aus Derbend. Innen auf glänzend blauem
Grunde gekreuzte rothe Ranken mit geometrisch
stilisirten vegetabilischen Motiven. In der Bordüre auf
cremefarbigem Grunde alternirend abgestufte Rauten
mit zwei mit den Spitzen zusammenstossenden Drei¬
ecken. Joe. Adutt, Wien.
174. Teppich aus Derbend. Innen auf gelbem Grunde ein
Netz von sechseckigen Feldern, in deren jedem ein
geometrisch stilisirtes Pflanzenmotiv. Bordüre wie 157.
L. M. 2 90, Br. M. 170.
Carl Kaufmann, Wien.
175. Teppich aus Derbend. Innen ein schmaler, roth grun-
dirter Längsstreif, worin hakengeränderte Rauten, um
den Streif herumlaufend ein weiss grundirter mit ähn¬
lichem Muster wie die Bordüre von 170. In der Bordüre
reeiproke Zacken, blau in schwarzbraun.
jV. & G. Zacchiri, Wien.
11
162 KAUKASISCHE TEPPICHE.
176. Kaukasischer Laufteppich. Innen ungemusterter blauer
Streifen. In der Bordüre auf grünem Grunde eckig
stilisirte Palmetten alternirend mit oblongen Motiven,
die oben und unten mit je zwei Haken besetzt sind.
Borelli Bey, Kairo.
177. Kaukasischer Laufteppich gleich 176.
Borelli Bey, Kairo.
178. Kaukasischer Seidenteppich. Knüpfungsart: 1380—1600
Kn.; K. 92— 100F. Stickseide(soieplate)mehrfach gedreht;
3 Gr. Scliuss Stickseide (soic plate) mehrere Faden, roth
gefärbt; Kn. soie grege, auf vielen Faden geknüpft
nach V. — Grund innen roth, in der Bordüre weiss.
Muster ähnlich wie 179. L. M. 2*18, Br. M. 0*97.
Fürst Johann Liechtenstein.
179. Kaukasischer Seidenteppich Innen auf weissem Grunde
drei Paare grosser Rosetten, von je vier Lanzettblättern
und kleineren Rosetten umgeben. In der Bordüre auf
dunkelrothem Grunde eine fortlaufende gebrochene
Wellenranke. L. M. 2*21, Br. M. 1.
Fürst Johann Liechtenstein.
180. Sumakh-Teppich. Innen auf rosenrothem Grunde abge¬
stufte Polygone, worin hakenberänderte oder spitz¬
winkelig abgetreppte Balken in kreuzförmiger An¬
ordnung; geometrische Füllmotive. In der weissen
Bordüre schräge Figuren, worin an ein mittleres Recht¬
eck nach oben und unten ein grösserer und ein
kleinerer Haken ansetzt; im Saum der laufende Hund.
N. & G. Zacchiri.
181. Sumakh-Teppich. Innen auf rosenrothem Grunde vier
rautenförmige Medaillons, von denen strahlenförmige
KAUKASISCHE TEPPICHE. 163
Arme ausgehen; geometrische Füllmotive. In der
weissen Bordüre ins liegende Kreuz gestellte ab¬
gestufte Balken; im Saum der laufende Hund.
IV. & G. Zacchiri.
182. Sumakh -Teppich. Innen auf wechselndem Grunde ver¬
schiedenartige, eckig contourirte geometrische Con-
figurationen mit ebensolchen Füllungen, gebrochene
Bogenranken und Zweiglein.
N. & G. Zacchiri.
183. Sumakh-Teppich. Innen auf rothem, durch Achtecke ge¬
mustertem Grunde drei rechteckige Medaillons mit
ausspringenden Dreiecken in der Mitte jeder Seite,
darin concentrische Rechtecke, als Füllung geometri¬
sche Motive in sternförmiger Zusammensetzung. In
der Bordüre X-Figuren, alternirend mit kreuzförmig
gefüllten Rauten.
Philipp Haas & Söhne.
184. Sumakh-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde ge¬
reihte Blüthenmotive in geometrischer Stilisirung. Bor¬
düre grün mit Muster wie 170 (Derbend).
N. & G. Zacchiri.
1S5. Sumakh-Satteldecke. Innen schräggereihte Achtecke mit
Sternfüllung, darunter Streifen theils mit geometrischen,
theils mit Thierfiguren und Reitern, desgleichen in
den rothen Seitentheilen.
K. k. österr. Handels-Aluseum.
186. Werne-Teppich. Der ganze Raum in Quadrate zerlegt,
zwischen denen rautengemusterte Bänder laufen. In
den Quadraten concentrische kleinere Quadrate und
geometrische Füllmotive. Einziges Werne-Muster.
K. k. österr. Handels-Museum.
64 KAUKASISCHE TEPPICHE.
87. Sile-Teppich. Der rothe Grund durch verschiedenfarbige
5-förmige Bänder gemustert, die ihrerseits wieder
durch kleine ~~L-förmige Figuren dicht gefüllt sind; an
den freibleibenden Stellen geometrische Füllmotive.
Einziges Sile-Muster.
K. k. östcrr. Handels-Museum.
88. Sumakh-Teppich. Innen queroblonge Polygone mit geo¬
metrischer Musterung auf wechselndem Grunde. In der
schwarzbraun grundirten Bordüre gereihte Sechsecke.
Haim Vidal.
89. Sumakh-Teppich. Innen auf röthlichem Grunde quer¬
oblonge [Polygone mit kleinen geometrischen Orna¬
menten. In der Bordüre Zickzack.
Carl Kaufmann.
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ANATOLISCHE TEPPICHE.
Seit unvordenklichen Zeiten wird die Teppichfabrication
in Anatolien betrieben, und zwar auf einfachen Webstühlen
ohne Benützung der in Europa in dieser Beziehung ge¬
machten technischen Fortschritte. Bei den Orientalen, deren
Wohnungen nicht den nöthigen Schutz gegen die Unbilden
der Witterung gewähren, bildet der Teppich den einzigen
Comfort und das werthvollste Stück ihres Mobiliars. Der
Reichthum an Schafwolle beförderte jedenfalls die Ent¬
wicklung dieses Industriezweiges.
In der Regel wird die Teppichfabrication nur in der
Familie von den einzelnen Mitgliedern derselben betrieben,
und nur bei grösseren Bestellungen wird die Arbeitskraft
durch von aussen zugezogene Personen verstärkt. Grössere
gewerbliche Etablissements für Teppichfabrication gibt es
wenigstens in diesen Theilen Anatoliens nicht.
Im Vilayet Trapezunt wird die Teppichfabrication
nicht betrieben.
In den Vilayets Erzerum, Wan, Bitlis, Kharput
oder Manueret-el-Aziz, Diarbekir und Siwas werden
jedoch von den ansässigen Armeniern und Kurden und von
den nomadisirenden Kurden und Turkmenen durchgehends
aus Wolle bestehende echtfarbige Teppiche erzeugt.
Khali, die feinere Gattung von Teppichen, wird in den
Städten Erzerum, Erzinghian, Bayazid, Wan, Bitlis,
Kharput und Diarbekir nach persischen Mustern producirt.
i66 AXATOLISCHE TEPPICHE.
Das Fabricat von Wan und von Ba)*azid wetteifert an Güte
und Schönheit mit dem persischen.
Die Khali werden in Streifen von 2—5 Meter Länge
und 1—2 Meter Breite verfertigt und haben eine mehr oder
minder breite Bordüre. Teppiche grösserer Dimensionen und
jene in regelmässiger Ouadratform werden nur über spe-
cielle Bestellung verfertigt. Uebrigens werden in allen diesen
Orten Khalis auch nach den vom Besteller gelieferten Zeich¬
nungen gearbeitet. Sedschades in der Länge von circa
2 Meter und in der Breite von 1 Meter gehören auch zur
Gattung Khali.
Kilims. In den oberwähnten Vilayets werden aber auch
von der ansässigen oder nomadisirenden Landbevölkerung
kurdischen und turkmenischen Stammes ordinäre Teppiche,
Kilivi genannt, ebenfalls echtfärbig und durchgehends aus
Wolle, in der Grösse von 2—5 Meter Länge und 1—2 Meter
Breite producirt. Der Grund ist schwarz, weiss oder gelb,
mit buntfarbigen breiten Streifen und eingewebten rohen Ara¬
besken und grotesken Thierfiguren. Die Kilims sind die
gebräuchlichste Teppichgattung, welche sich in jedem, auch
noch so armseligen orientalischen Hause und in dem Zelte
des Nomaden vorfindet, während die Khalis wegen des hohen
Preises nur den Vermöglicheren zugänglich sind. Ein Export
anatolischer Teppiche nach Europa findet nicht statt, wahr¬
scheinlich wohl deswegen, weil sie weder in Betreff der
Qualität noch in Betreif der Preise die Concurrenz mit dem
persischen Erzeugnisse aushalten können.
Trapezunt im Monat März 1891.
Carl v. Chiari.
Ueber die Tepichfabrication in Siwas liegt folgender
Bericht des amerikanischen Consuls Jewett') vor:
l) Carpet Manufacture in foreign countries. Special Consular Reports.
Washington 1890.
AXATOLISCHE TEPPICHE. 167
Die Teppiche sind als «türkische» im Handel und
gänzlich aus Wolle erzeugt; die Industrie ist eine Haus¬
industrie und bestehen keine fabriksmässigen Betriebe. In
jedem Dorfe gibt es eine Menge Familien, welche Teppiche
verfertigen, und sind blos Handstühle im Gebrauch. Zumeist
sind Frauen und Mädchen damit beschäftigt, weder Lohn
noch Arbeitszeit sind geregelt. Die Arbeiterinnen nähren
sich von Reis und zerquetschtem Weizen, selten von Schaf¬
fleisch. Ein guter Taglohn beläuft sich auf 3-—4 Piaster
(14—19 Cents), der Lebensunterhalt kostet etwa 12 Cents
pro Tag.
Das Färben, Spinnen, Weben etc. wird nicht getrennt
betrieben; alle diese Arbeiten werden von den weiblichen
Familienmitgliedern besorgt. Die Teppiche sind selten grösser
als 8X4 Fuss.
Das Erzeugniss wird gewöhnlich in der Weise verkauft,
dass die Arbeiterinnen selbst von Haus zu Haus die Teppiche
anbieten, oder es werden dieselben in die Bazars von Con-
stantinopel gesendet.
In der letzten Zeit haben zwei oder drei Familien in Siwas
die Erzeugung einer neuen Teppichgattung eingeführt, welche
wegen ihrer Schönheit und Originalität der Muster und der
vorzüglichen Arbeit höchst bemerkenswerth sind. Für diese
wird auch mehr als sonst gefordert, und zwar im Dmchschnitt
etwa 32 Cents per Quadratfuss.
Die Bevölkerung von Siwas legt ihre Ersparnisse in
Teppichen an, wie etwa anderwärts in einer Sparbank: sie
vererben diese Teppiche vom Vater auf den Sohn und ver¬
kaufen sie nur bei grossem Geldmangel, so dass man oft in
den ärmsten Häusern Sammlungen sehr werthvoller Teppiche
vorfindet.
i68 AN'ATOLISCHE TEPPICHE.
igo. Gebetteppich aus Anatolien. Rothe Nische, in deren
Mitte vier ins Kreuz gestellte blaue Blumen, um¬
geben von anderen stilisirten Blüthen, Sternen u. s. w.;
der Giebel mit einem Kielbogen abgeschlossen, grüne
Zwickel mit Blumen. In der Bordüre grünes Band.
Grund roth und blauschwarz. L. M. r8o, Br. M. 1*05.
191. Teppich aus Anatolien. Innen sieben Reihen von je
drei hakenberänderten Rauten mit kreuzförmigen
Füllungen, Grund wechselnd. In der Bordüre auf rothem
Grunde halbe Rauten von derselben Art, im Zickzack-
192. Teppich aus Anatolien. In der Mitte dichtgestellte, in
der Bordüre gereihte abgetreppte Rauten, innen bunt¬
farbig ineinander geschachtelt, in der Bordüre kreuz-
193. Teppich aus Anatolien. Schütteres, plüschartiges Vlies.
Innen ein roth grundirtes Rechteck zwischen zwei
grünen, jedes mit einem abgetreppten Rautenfelde ge¬
füllt, bunte geometrische Musterung. In der Bordüre
auf cremefarbigem Grunde queroblonge geometrische
Philipp Haas & Söhne.
Schema angeordnet. L. M. 2*22, Br. M. 1 "26.
Jac. Adutt, Wien.
förmig gemustert. L. M. 2*21, Br. M. 124.
Jac. Adutt, Wien.
Figuren. L. M. 1*63, Br. M. 1 • 15.
Jac. Adutt, Wien.
SMYRNA-TEPPICHE1).
Wie wir von altgriechischen Geschichtschreibern er¬
fahren, ist Kleinasien schon im Alterthum das Land gewesen,
dessen Bewohnern die Kunstfertigkeit nachgerühmt wurde,
Teppiche zu weben und Wolle zu färben. Wodurch sich die
Lydier und Phrygier des Alterthums ausgezeichnet haben,
das übten auch ihre Nachkommen und üben die türkischen
Einwohner Anatoliens noch heute. Wer Kleinasien in Bezug
auf Industrie charakterisiren will, kann auf die Frage, was
dort erzeugt wird, mit einem Worte antworten: Teppiche.
Der auf der Halbinsel herrschende ausgedehnte Betrieb der
Schafzucht einerseits und das hier besonders gedeihliche
Vorkommen der rothen Farbstoff liefernden Krappwurzel
(Alizari) andererseits sind ohne Zweifel als die Grundbedin¬
gungen zu betrachten, unter denen sich von jeher bis heute
die Erzeugung von Teppichen entwickeln und erhalten konnte.
Mag diese auch ursprünglich nur für die Bedürfnisse des
Hauses oder der Familie berechnet gewesen sein, so dürfen
') Ein eingehender Bericht über den heutigen Stand der Smyma-Teppich-
fabrication wurde von Herrn J. M. Stockei verfasst, der sich vor Kurzem über
unser Ansuchen nach den Teppichdistricten Kleinasiens begab, um an Ort und
Stelle Studien über diesen Gegenstand zu machen. Leider verzögerten schlechte
Witterungsverhältnisse die Reise des genannten Herrn und sind uns in Folge
dessen seine Aufzeichnungen bis zum Schlüsse der Redaction des Kataloges nicht
zugekommen. A. d. R.
•7° SMYRXA-TEPPICHE.
wir wohl annehmen, dass die Teppiche der Kleinasiaten in
Rücksicht auf den guten Ruf, dessen sie sich im Auslande
erfreuten, stets eine gesuchte Waare gewesen sind, dass man
in ihrer Erzeugung also auch fremdem Bedürfnisse entgegen¬
kam, bis wir sie endlich zu dem wichtigsten Handelsartikel
Anatoliens werden sehen, welchem nicht der Ort seiner
Herkunft, sondern der Hafen, in welchem er zur Ausfuhr
verfrachtet wird, den Xamen gibt: Smyrna- I eppich.
Was wir Smyrna-Teppiche nennen, stammt zum aller¬
geringsten Theile aus Smyrna selbst, sondern grösstentheils
aus dem Innern Vorder-lvleinasiens, von woher sie aus ent¬
legenen Städten und Dörfern zu Pferde und zu Kameel nach
der Küste gebracht werden. Als Hauptsitze der Erzeugung
der beliebtesten Sorten von Smyrna-Teppichen werden heute
genannt: Uschak, Giördes, Kula, Demirdschik. Sparta, Ladik.
Pergamos und Melas. Während die drei letztgenannten Orte
schon seit alten Zeiten der Teppichfabrication obliegen, haben
sich Demirdschik und Sparta erst seit einigen Jahren diesem
Industriezweige hingegeben; von namhafter Bedeutung aber
sind die Erzeugnisse von Uschak, Giördes und Kula, und
zwar deshalb, weil sie verschiedene Erscheinungsformen
repräsentiren oder im Grossen und Ganzen wenigstens re-
präsentiren sollen. Leider sind unsere Gewährsmänner in
dieser Hinsicht oft sehr abweichender Meinung, was uns zu
dem Schlüsse berechtigt, dass der Aufschwung der Teppich¬
fabrication die Ausschliesslichkeit örtlicher Besonderheiten
in der Form und in der Mache theilweise aufgehoben hat.
Uebereinstimmung herrscht nur in Bezug auf die Thatsache,
dass in Uschak türkische Dessins gearbeitet werden, während
in den Teppichen von Giördes persische Muster nachgeahmt
erscheinen.
Die Teppichindustrie wird in den genannten Gebieten
nicht fabriksmässig betrieben, sondern trägt überall, und mag
die Production noch so gross sein, die Merkmale des Familien-
SMYRXA-TEPPICHE.
Charakters. AVenn wir hervorheben, dass ausschliesslich
Frauen, und zwar Türkinnen, die Anfertigung der Teppiche
besorgen, so bedarf Niemand, welcher mit muslimischer Sitte
nur halbwegs vertraut ist, einer sonderen Bekräftigung, dass
das Erscheinen einer Türkin in einem öffentlichen Fabriks¬
iocale ein Ding der Undenkbarkeit ist. Nur zu Hause in der
Familie oder in wohlverschlossenen Räumen, wo die Frauen
und Mädchen zum Zwecke des Teppichwebens zusammen¬
kommen, wird gearbeitet, und man sieht es stets ungern und
mit Misstrauen, wenn ein Fremder den Arbeitsraum betritt,
um die Herstellungsweise der Teppiche zu betrachten. Es
zeigt auch von nationalökonomischem Verständnisse der
Anatolier, dass sie die Teppicharbeit wie ein Geheimniss
hüten, um der im Lande einzig blühenden Industrie keine
fremdländische Concurrenz zu schaffen.
Der grösste Theil der zu verarbeitenden Wolle stammt
von den eigenen Schafen und wird im Hause gesponnen.
Die Wolle ist von fettiger Sorte und verliert durch den
Reinigungsprocess, dem sie unterworfen wird, 40 Percent,
doch glaubt man auch, dass sie nicht immer gewaschen wird,
da gewisse Farben, wie blau und gelb, an der ungewaschenen
Wolle schöner erscheinen. Das Färben der Wolle besorgt
der Mann während der Regenzeit überall im Hause, doch
gibt es in Kula und Uschak auch Färber von Profession.
Was die Farbstoffe selbst anbelangt, ist es vor Allem die im
Lande gebaute Krappwurzel, welche zum Rothfarben benützt
wird; zu diesem Zwecke wird allerdings auch Cochenille an¬
gewendet, doch nicht so häufig, wie die Teppichhändler gerne
behaupten, um wegen der Theuerung der Farbe auch ihre
Waare zu höheren Preisen verkaufen zu können. Indigo gibt
die blaue, die Kreuzbeere die grüne und gelbe, der Gall¬
apfel die schwarze und Valonea die weisse und braune Farbe;
zur Hervorbringung hellerer oder dunklerer Farbentöne
dienen verschiedene Holzgattungen, und von chemischen
172 SMYRNA-TEPPICHE.
Producten werden nur solche verwendet, die, wie \ itriol.
Alaun. Zinn, zur Färberei durchaus nothwendig sind. Der
Billigkeit halber und auch um der Mode, welche zur Zeit des
Sultans Abdul Aziz an gelben Farben Gefallen fand, ein Zu-
geständniss zu machen, bediente man sich einige Zeit lang
der Anilinfarben, doch da man bald merkte, dass darunter
die Güte und Dauerhaftigkeit der Teppiche litt, kehrte man
wieder zu dem alten Gebrauche der vegetabilischen Farb¬
stoffe zurück.
Bezüglich der, der Teppicherzeugung dienenden mecha¬
nischen Vorrichtungen sei hier nur bemerkt, dass jene Form
des Webstuhles in Anwendung kommt, die in ihrer primi¬
tiven Anlage den ältesten Typus ihrer Gattung repräsentirt.
In Uschak ist die Teppichfabrication am ausgedehntesten
und vollendetsten. Von 2000 Webstühlen sind (nach dem
Berichte Routier's aus dem Jahre 1885) 600 in Thätigkeit,
und versehen 4000 Arbeiter und Arbeiterinnen das Weben
der Teppiche und das Waschen und Färben der Wolle.
Nach Routier werden hier hochwollige, nach Anderen auch
die grössten Rollteppiche verfertigt. Die Dessins der hier
erzeugten Teppiche sind türkisch, und die Muster hiezu be¬
stehen in alten Teppichstücken, die entweder in der Familie
vererbt oder von einer anderen Familie entlehnt sind. Jene
Muster haben je nach den in ihnen verwendeten Motiven
eigene technische Bezeichnungen, auf welche wir unten
zurückkommen werden. Der Export von Uschak beträgt bei¬
läufig 100.000 Quadratmeter.
In Giördes, wo man hauptsächlich grosse Teppiche er¬
zeugt, versteht man sich trefflich darauf, sowohl in Bezug
auf den Dessin wie auf die Färbung persische Muster nach¬
zuahmen, und sind hier 2000 Arbeiter und 400 Webstühle
thätig. Die Qualität der hier fabricirten Teppiche ist drei¬
fach: 1. grosse, feine (Khali oder Kilim genannt) bis zu 180
Pics im Quadrat; Scdschiadc (kleine Teppiche von 3—10 Pics)
SMYRXA-TEPPICHE. '73
und Sedschiade kiäri Kadim von ebenfalls 3—10 Pics. Während
Scherzer noch im Jahre 1873 schreibt, dass die Preise der
Teppiche von Giördes in Folge der grösseren Kostspieligkeit
der Wolle, des Arbeitslohnes und der vermehrten Nachfrage
um 40 Percent gestiegen seien, kann uns Routier im Jahre
1885 schon mittheilen, dass Giördes nun in einem Jahre
nur 10.000 Quadratmeter webt, während es beiläufig fünf
Jahre früher das Doppelte webte. Als Grund gibt er den Um¬
stand an, dass in Europa der Daghestan-Wollteppich zum
Theil den Smyrna-Teppich verdrängt habe.
Kula liefert sogenannte Khorassan-Imitation, welche in
Dessin und Farbe an die alten phrygischen Tapeten erinnert;
die Teppichfabrication von Kula concurrirt auch mit Erfolg
mit der von Giördes, da hier nebst den gesuchten persischen
Imitationen auch Rollteppiche, Gebetteppiche und Bett¬
vorleger erzeugt werden.
Auf Bestellung wird aber überall Alles gearbeitet, und
beschränkt sich, wie schon bemerkt, kein Fabriksort auf be¬
stimmte Erzeugnisse. Xur den Versuch, europäische Muster
nachzuahmen, haben die Kleinasiaten aufgegeben und sind
wieder zu ihren gewohnten Vorlagen zurückgekehrt, welche
sie durch einfache Versetzung der Farben ins Unendliche va-
riiren, und die jede geübte Arbeiterin schon auswendig kennt.
In Bezug auf die Dessins lassen sich die Teppiche eintheilen
in Sarpat Killit (schiefe Muster), Japrak (Blattmuster)
und in «Medaillons». Letzteres Muster (rother Grund mit
Grün und Blau) ist hauptsächlich in Frankreich und Amerika
begehrt. Das älteste Muster ist das «Sarpat Killit», von
welchem Teppiche vorhanden sind, die über zweihundert
Jahre alt sind, welches aber heute weniger benützt wird. In
England findet das Japrak- Muster, in rother, grüner und
blauer und etwas Orange-Farbe, am willigsten Abnehmer. In
neuester Zeit werden die Dessins übrigens von den Käufern
oft vorgeschrieben. Kula und Demirdschik führen die meisten
'74 SMYRXA-TEPPICHE.
Phantasiemuster aus, worunter es wirklich vorzügliche
Arbeiten gibt. Uschak und Kula arbeiten zumeist für Eng¬
land, Giördes und Demirdschik für Amerika.
In Hinsicht auf die Qualität lassen sich die Smyrna-
Teppiche in drei Sorten theilen: dicke, mittlere, dünne. Die
dicken sind die geschätztesten, und die besten davon stammen
aus Uschak. Die schlechteste Sorte, die ebenfalls hier erzeugt
wird, heisst Barhana, und wird für die Echtheit ihrer Earbe
nicht garantirt. Die mittleren Sorten stammen aus Kula,
Giördes und Demirdschik. Der Unterschied zwischen diesen
und denen von Uschak besteht auch noch darin, dass in
Kula Hanf, in Giördes und Demirdschik Baumwolle zur Kette
verwendet wird, während Uschak Wolle nimmt. Die feinste
Qualität aus Uschak führt den Xamen Tek- Iplik; Dessin
und Gewebe sind hiebei ausserordentlich fein.
Der Export von Smyrna-Teppichen betrug im Jahre
1889 nach
Uschak Giördes Demirdschik Kula
Constantinopel . . . 3-300 4.400 I.IOO 2.200
Italien, Griechenland.
Rumänien, Bulgarien,
Spanien 4.400 1.100 I.IOO
Oesterreich .... 7.700 1.100 2.lOO I.IOO
Deutschland . . . . 2.200 600 300 500
Frankreich .... 26.000 3-3oo 3.800 2.200
Amerika 17.600 17500 7.600 8.900
England 63.800 6.000 3-IOO 11.500
Türk. Pfd. 125.000 34.000 18.OOO 27.500
^^194. Teppich aus Kula. Innen gelbbraunes Sechseck mit zwei
Reihen von symmetrischen Sträusschen. In der Bordüre
Zickzackornament zwischen zwei Wellenranken.
A. k. östcrr. Ha>idcls-Museum.
SMYRXA-TEPPICHE.
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Smyrna-Teppich Xr. 201 von Philipp Haas ö~' Söhne.
i;6 ANATOLISCHE TEPPICHE.
—+95. Gebetteppich aus Kula. Innen olivgrüne Nische mit ab¬
gestuftem Spitzgiebel. Stilisirte Blumenornamente.
Fünf Streifen als Bordüre.
K. k. österr. Handels-Museum.
196. Gebetteppich aus Kula. Gelbbraune Nische mit abge¬
trepptem flachen Giebel. Stilisirte Blumenornamente.
Zehn Streifen als Bordüre.
K. k. österr. Handels-Museum.
jj.97. Gebetteppich aus Kula. Innen blaue Nische, worin drei
Reihen aufsteigender stilisirter Ranken. Abgetreppter
Spitzgiebel. In der Bordüre schräg gestellte Blumen.
K. k. österr. Handeis-Museum.
198. Gebetteppich aus Giördes. Blaue Nische mit abgetrepptem
Spitzgiebel. Stilisirte Blumenornamente. In der Bordüre
weissrothe Streifen, von Blumenranken besäumt.
Theod. Graf.
Gebetteppich aus Melas. Rothe Nische mit abgetrepptem
Giebel. In der Bordüre Rosetten in Rauten.
K. k. österr. Handels-Museum.
200. Gewirkter Gebetteppich aus Angora. Acht Nischen mit
pfeilförmigen Fortsetzungen über den Spitzgiebeln. In
der Bordüre geometrisches Streumuster.
K. k. österr. Handels-Museum.
201. Smyrna-Teppich. Innen auf rothem Grunde polygones
Mittelstück und vier Eckstücke aus geometrisch stili-
sirten Ranken gebildet; im Grunde verstreute Sterne.
In der blauen Bordüre Wellenranke mit Rosetten.
202. Smyrna-Teppich. Innen auf bräunlichem Grunde ge¬
brochene Ranken mit Palmetten. Variation der Herati-
Bordure auf blauem Grunde.
AXATOLJSCHE TEPPICHE. ?77
203. Smyrna-Teppich. Innen auf rothbraunem Grunde ge¬
brochene Ranken mit Palmetten. Blaue Bordüre mit
rautenförmigen Rosetten und Blüthenzweigen.
iV. & G. Zacchiri.
204. Smyrna-Teppich. Innen auf graublauem Grunde Ranken
mit grossen Palmetten und kleinen Rosetten. In der
gelben Bordüre Rosetten mit Blüthenzweigen alter-
nirend.
205. Smyrna-Teppich. Innen auf gelblichrothem Grunde in
der Mitte ein hellblaues sechseckiges Medaillon zwi¬
schen zwei weissen von dreieckiger Grundform, Ecken
olivgrün, Musterung durch gebrochen stilisirte Blüthen-
ranken. In der blauen Bordüre eine ebenso stilisirte
intermittirende Wellenranke.
N. & G. Zacchiri.
Jacob Adutt.
SYRISCHE TEPPICHE.
DIE TEPPICHWEBEREI IN DEN DÖRFERN.1)
Die Teppichindustrie Syriens befindet sich noch heute
in einem primitiven Zustande, wie dies aus nachfolgenden
Daten zur Genüge hervorgeht:
I. Anzahl der Teppichwebereien. Es gibt in Syrien keine
Fabriken oder Etablissements in dem in Europa üblichen
Sinne des Wortes. Die Teppiche werden ausschliesslich von
Bauernweibern und Bauernmädchen erzeugt, und zwar in
mehreren Dörfern, welche in den politischen Bezirken Hakkar,
Hossu, Safita und Hazzur im Mutessariflik Tripolis (Syrien)
liegen.
Das bedeutendste dieser Dörfer — ungefähr ein Dutzend
an der Zahl — ist zweifellos Haidamur, etwa 30 Meilen öst¬
lich von Tripoli; es scheint alle anderen in Bezug auf Qualität,
Dauerhaftigkeit und Zeichnung der Teppiche zu übertreffen.
Eine Gattung guter Teppiche wird auch im Dorfe Fiki
oder Fakeh erzeugt; dieselben kosten etwa 8—20 Dollars
per Stück. Fakeh liegt etwa 25 Meilen von Baalbek und
gehört zu dem gleichnamigen politischen Bezirke im Vilayet
Syrien.
') Bericht des amerikanischen Consuls E. Bissinger in Beirut an seine Re¬
gierung (Carpet Manufacture in foreign countries. Special Consular Reports.
Washington 1890.)
SYRISCHE TEPPICHE. i;<)
II. Webstühle etc. Mechanische Webstühle gibt es in
Syrien nicht, die Anzahl der Handstühle kann auf ungefähr
350 berechnet werden. Dieselben sind höchst einfach con-
struirt und werden von einem Augenzeugen folgendermassen
beschrieben: Kleine Pflöcke, an welchen die verschieden¬
farbigen Garne befestigt sind, werden nahe nebeneinander in
den Boden getrieben. Das Garn wird längs des Bodens bis
zur gewünschten Entfernung geführt und dann an einer ähn¬
lichen Reihe von Pflöcken festgemacht. Links beginnend
werden die Fäden mit einem Stücke Holz verschiedener
Breite (gewöhnlich 4 Zoll) getrennt, wodurch das Hin- und
Herwerfen eines Knäuels des Schusses ermöglicht wird; ein
Schiffchen ist nicht im Gebrauche, sondern die gewöhnlichen
Knäuel mit dem Garne. Das Holz wird sodann um etwa
1 Fuss vorgeschoben und auf seine flache Seite gedreht, die
Arbeiterin nimmt einen groben hölzernen Kamm, um den
Schuss zusammenzubringen, ein ziemlich langweiliges Ver¬
fahren. Eine Arbeiterin kann kaum mehr als 3—4 Zoll Teppich¬
stoff im Tage erzeugen, bei besonderer Geschicklichkeit
bringt sie es vielleicht auf 6 Zoll. Um einen Teppich von
durchschnittlicher Grösse zu erzeugen (etwa 21ji Yards lang
und i'/j Yards breit), muss mindestens sechs Wochen un¬
unterbrochen gearbeitet werden, was gar nicht möglich ist,
da die Arbeiterin auch häusliche Obliegenheiten zu erfüllen
hat und zu gewissen Zeiten des Jahres auch noch die Feld¬
arbeiten besorgen muss.
An jedem Webstuhle arbeitet eine Arbeiterin, welche zu¬
weilen durch ein junges Mädchen unterstützt wird. Die meisten
Teppiche haben an einer leicht sichtbaren Stelle ein kleines
Viereck in bestimmter Farbe, gewöhnlich blau auf schwarzem
Grunde, welches den «bösen Blick abwehren soll.
III. Qualität. Alle in Syrien erzeugten Teppiche sind
aus «reiner» Wolle von der im Lande producirten Durch¬
schnittsqualität hergestellt.
i8o SYRISCHE TEPPICHE.
IV. Zahl der Arbeiterinnen etc. Die Anzahl der Teppich¬
weberinnen dürfte im ganzen Districte Tripoli 500 nicht
übersteigen. Da es keine Fabriken gibt und jede Frau auf
eigene Rechnung arbeitet, ist auch von Löhnen nicht die
Rede; die Helferin ist gewöhnlich eine Tochter der Arbeiterin,
welche ihre Aufmerksamkeit noch vielen anderen Dingen im
Haushalte zuwenden muss und daher wenig leistungsfähig ist.
V. Färben, Spinnen, Weben etc. Das Waschen und
Färben der Wolle, das Spinnen, Weben etc. ist reine Frauen¬
arbeit; jede dieser Arbeiten wird abgesondert betrieben und
hängt mit den anderen nicht zusammen.
VI. Marktwerth der Erzeugnisse. Periodische Märkte
finden in Kalaat-el-Hosson, i. e. Hosson-el-Akrad statt, be¬
sonders am Georgstage (23. April), am Feste der Kreuz¬
erhöhung (14. September), im Kloster St. Georg und Kloster
St. Elias zu Safita, wo Händler aus Tripoli, Horns und Hamath
zum Einkauf erscheinen. Nach diesen Märkten reisen die
Ehemänner, Brüder oder sonstigen Verwandten der Arbei¬
terinnen mit den Teppichen, die leicht zu Preisen verkauft
werden, die weit unter denen stehen, die sonst von den
Maklern verlangt werden, welche während des Jahres die
Teppichdörfer bereisen. Die Teppiche aus dem Dorfe Hai¬
damur sind besser als alle anderen und erzielen weit bessere
Preise, oft um 25 Percent mehr. Wenn Teppiche von be¬
sonderer Grösse gewünscht werden, so müssen sie bestellt
werden. Der Quadrat-Pik (3/4 Yards) kostet 50 bis 60 Piaster
(2*20 bis 2-64 Dollars) für Haidamur-Teppiche, 40 bis 50 Piaster
(1*76 bis 2*20 Dollars) für andere Gattungen. Diese Preise
sind wohl veränderlich, je nach Zeichnung und dem Quantum
consumirter Wolle. Ein Teppich von 3X2 Pik (21/4Xi1/2 Yards)
braucht etwa 9 '/2 Rottl oder 19 Oka Wolle.
VII. Absatzgebiet. Ausser dem Verkauf an Touristen, die
längs der Küste reisen, werden diese Teppiche nur in die Türkei,
u.zw. durch die Händler von Tripoli, Horns und Hamath, verkauft.
SYRISCHE TEPPICHE. 181
Geschichte der syrischen Teppichindustrie. Zu Beginn
unseres Jahrhunderts wanderte eine Anzahl Familien von
Brussa nach Tripoli und Hamath aus. Diese Leute waren in
der 1 eppichweberei erfahren und führten diese Industrie in
den verschiedenen Dörfern ein.
Das Dorf Haidamur wurde wegen seiner Teppiche be¬
sonders berühmt, und es gibt noch viele Stücke aus jener
Zeit, voll Schönheit in der Farbe und Zeichnung. Merkwür¬
digerweise haben die heutigen Bewohner dieses Dorfes die
ursprünglich aus der Türkei eingeführten Muster und Farben¬
mischungen völlig vergessen, und die heutigen Erzeugnisse
sind im Vergleich zu den alten höchst minderwerthig; die
Hauptfarben sind roth und schwarz, manchmal carminroth
und schwarz, mit schwarzen oder dunkelbraunen Figuren an
den beiden Enden. In einem etwa zehn Meilen von Haidamur
entfernten Dorfe sind die Hauptfarben in der Teppichweberei
roth und grün mit weissen Bordüren, und das Muster zeigt
weisse Kreise von etwa zwei Zoll Durchmesser ihit rothen
oder grünen Mittelpunkten. Ein anderes Dorf erzeugt einen
groben Teppich von 20 bis 30 Fuss Länge und 4 Fuss Breite,
der in Streifen von 2 Zoll Breite, braun abwechselnd mit
trübem Gelb, schwarz und einem schmutzigen AVeiss her¬
gestellt wird. Das weisse und schwarze Garn ist in der
natürlichen Farbe der Wolle.
Die Verschlechterung der Muster liegt wohl darin, dass
die Teppichweberinnen kein Muster vor sich haben, sondern
gänzlich auf ihr Gedächtniss angewiesen sind, welches sie
oft im Stiche lässt.
Bis vor ganz kurzer Zeit wurde ein schöner 1 eppich
von braunschwarzer, sammtartiger Textur erzeugt, doch ist
derselbe ganz vom Markte verschwunden. Die Farbe dieses
Teppichs wurde dadurch erzielt, dass man im Winter Löcher
in die Wasserläufe grub und im Sommer, wenn die Flüsse
austrocknen, die in diese Löcher geschwemmte Erde aus-
182 SYRISCHE TEPPICHE.
wusch und den Rückstand als Färbemittel benützte. Dieser
Farbstoff ist nunmehr ganz vernachlässigt worden, da man
billige Farben aus Frankreich bezieht, die freilich die Qua¬
lität, Schönheit und Dauerhaftigkeit des Teppichs sehr be¬
einträchtigen. Die Grösse der Teppiche schwankt zwischen
2 Quadratfuss und 3X12 Fuss engl.
DIE TEPPICHWEBEREI DER NOMADEN.1)
Ein von dem amerikanischen Consul Bissinger in
Beirut auf Grund von Mittheilungen des commerziellen
Agenten Poche in Aleppo hierüber an die Regierung in
Washington erstatteter Bericht enthält folgende Angaben:
Teppiche werden in ziemlicher Menge im Thale Amouk
durch die Rihanli, einen halb nomadisirenden Stamm, der
mit den Turkmenen verwandt ist, verfertigt; derselbe Stamm
pflegt diese Industrie auch in der Gegend von Marasch,
Benesme und Adiyemen. In Aleppo oder irgend einer
anderen Stadt dieses Vilayets ist die Teppichindustrie ganz
unbekannt.
Unter diesen Halb-Nomaden bestehen keinerlei Werk¬
stätten oder sonst irgend ein organisirtes System der Teppich¬
weberei; dieselbe wird in primitivster Weise, und zwar aus¬
schliesslich durch Frauen betrieben, welche, nachdem sie
die dem Stamme gehörigen Schafe geschoren, das nöthige
Quantum Wolle auswählen und nach vollständiger Wäsche
und Kämmung dieselbe verspinnen und färben.
Die von diesen Frauen verwendeten Webstühle be¬
stehen aus zwei hölzernen Querbäumen, welche durch zwei
kleinere parallele Bäume getrennt sind. Auf diesem rohen
') Carpet manufacture in foreign countries Special Consular Reports.
Washington 1890.
SYRISCHE TEPPICHE. 183
Gerüste, welches senkrecht aufgestellt wird, wird die Kette
gespannt, während der Einschlag mittelst eines hin- und
hergeworfenen Garnknäuels ohne Schiffchen erfolgt.
Daten über die Menge der Production sind nicht zu
erlangen, da sich diese in fortwährender Bewegung mit den
Nomaden befindet. Deshalb werden diese Teppiche auch in
ganz Kleinasien bald hier, bald dort zu Markte gebracht.
Exportirt werden diese Teppiche nicht.
Die syrischen Teppiche sind in der Ausstellung nicht
vertreten.
BOSNISCHE TEPPICHE.
Gleich vielen anderen aus dem Orient herübergelangten
Industriezweigen war in Bosnien und der Herzegowina auch
die Teppichweberei zu einer bemerkenswerthen Entwicklung
gelangt. Doch bei dem in neuerer Zeit eingetretenen allge¬
meinen culturellen Niedergänge in diesen Provinzen war auch
diese einst so blühende Industrie in Verfall gerathen und Hess
dieselbe zu Beginn der Occupation kaum eine Spur ihrer
einstigen Bedeutung erkennen. In den rohen, plumpen
Zeichnungen waren die Ueberreste der schönen alten Muster
nur schwer wiederzufinden, und die echten guten Pflanzen¬
farben hatten Anilinpräparaten weichen müssen, deren Hand¬
habung freilich bequemer war als der mühsame und lang¬
wierige Process des Pflanzenfärbens, und deren lebhafte Töne
einem ungebildeten Geschmack auch zusagen konnten, die
aber wegen ihrer schreienden Farbenwirkungen und geringen
Dauerhaftigkeit den bosnischen Teppichen den letzten Rest
von praktischer und künstlerischer Bedeutung benehmen
mussten.
Zudem waren die Webestühle äusserst primitiv construirt
und so schmal, dass man auf denselben nur Streifen in der
Breite von ungefähr einem Arschin (etwa 40 Centimeter) her¬
stellen konnte. Sollte nun ein breiterer Teppich angefertigt
werden, so behalf sich die Weberin damit, dass sie mehr
BOSNISCHE TEPPICHE.
solcher Streifen zusammennähte, was die bosnischen Arbei¬
terinnen nicht ohne Geschick zu machen verstanden. Des
Curiosums halber sei hier auch erwähnt, dass solche Teppiche
nicht gemessen, sondern gewogen und nach dem Gewichte
verkauft wurden.
Als es sich die österreichisch-ungarische Verwaltung in
Bosnien und der Herzegowina zur Aufgabe gestellt hatte
den in diesen Provinzen einst blühenden Zweigen kunst¬
gewerblicher Thätigkeit zu einem neuen Aufschwünge zu
verhelfen, wurde selbstverständlich in erster Linie auch die
Teppichweberei in Betracht gezogen.
Man hatte sich bald davon überzeugt, dass es den bos¬
nischen Arbeiterinnen weder an manueller Geschicklichkeit
noch an Intelligenz fehlte, und dass es sich vor Allem darum
handelte, ihnen die materiellen Behelfe zu verschaffen, durch
welche sie in Stand gesetzt würden. Erzeugnisse zu liefern,
welche auch höheren Anforderungen entsprechen könnten.
Zu diesem Zwecke wurde von der Landesregierung in
Sarajevo ein eigenes Atelier für Teppichweberei eingerichtet.
Die Webstühle, welche darin zur Aufstellung gelangten, ent¬
sprachen allen Anforderungen der modernen Technik, und
es können auf denselben Teppiche von jeder Grösse und
Breite angefertigt wrerden. L"m die Arbeiterinnen mit diesen
ihnen bisher fremden Apparaten vertraut zu machen und
ihnen die nothwendigsten technischen Kunstgriffe und Be¬
helfe beizubringen, wurde eine Anzahl anstelliger bosnischer
Weberinnen nach Wien berufen und in der Fabrik der Firma
Philipp Haas & Söhne unterrichtet. Bei der Intelligenz und
raschen Auffassungsgabe dieser Mädchen wurden in kurzer
Zeit überraschend günstige Resultate erzielt, und sind heute
im Teppichwebe-Atelier in Sarajevo über 50 Weberinnen
beschäftigt.
Der zweite, gleich wichtige Factor bestand in der Be¬
schaffung guten Materials, nämlich rationell präparirter Schaf-
186 BOSNISCHE TEPPICHE.
wolle und echter Farbstoffe. Damit waren die materiellen
Bedingungen gegeben, und es bedurfte zur Erzielung eines
vollkommenen Erfolges nur noch einer entsprechenden
künstlerischen Anleitung, welche Herr Hofrath Storck be¬
reitwilligst übernahm. Durch Entlehnung der besten Motive
von altbosnischen Teppichen und Stickereien und harmonische
Zusammenstellung derselben zu neuen Mustern und Farben-
combinationen gelang es ihm, eine ganz eigenartige Species
von Teppichen zu schaffen, welche ihren Grundzügen und
ihrem Charakter nach zwar durchaus bosnisch sind, sich aber
in dem Gesammteffecte von den bisherigen bosnischen Er¬
zeugnissen auf das vortheilhafteste unterscheiden.
Dieser moderne bosnische Teppich verbindet die volle
Originalität und Tüchtigkeit des orientalischen Teppichs mit
allen Vorzügen der europäischen Technik. Während man
beim Ankauf eines orientalischen Teppichs sowohl was
Qualität, als auch was Muster und Grösse betrifft — Smyrna-
Teppiche und gewisse persische Sorten ausgenommen — stets
mehr oder weniger auf den Zufall gewiesen ist und die Er¬
langung zweier vollkommen gleicher Stücke beinahe in das
Bereich der Unmöglichkeit gehört, ist man bei Bestellung eines
bosnischen Teppichs sicher, denselben nach Wunsch und
Angabe geliefert zu bekommen. Es bildet dies sozusagen
eine Specialität des modernen bosnischen Erzeugnisses, dass
man hier auf Bestellung orientalische Teppiche in jeder
Grösse, bei Bestimmung von Dessin und Farbe erhalten kann.
Bisher erzeugte man in Bosnien nur gewirkte Teppiche,
doch trägt sich die Landesregierung mit dem Plane, auch
die Teppich-Knüpterei, welche dereinst dort gepflegt wurde,
wieder ins Leben zu rufen.
BOSNISCHE TEPPICHE. 187
206. Bosnischer Teppich. Innen roth, Bordüre weiss, mit
gereihten bunten Blumensträussen.
207. Bosnischer Teppich. Innen weiss, Bordüre roth.
sonst wie 206.
08, 20g. Zwei bosnische Portieren. Innen blau, in der Bor¬
düre kleine Hakenmotive auf wechselndem Grunde.
10, 211. Zwei bosnische Portieren. Innen blau, an der einen
Schmalseite Zickzacksaum, an der anderen auf
grauem Grunde eine gelbe geometrische Figur
zwischen zwei rothen, vom Zickzack besäumt.
12, 213. Zwei bosnische Portieren. Innen weiss, in der Bor¬
düre abgetreppte Rautenmusterung.
214. Bosnische Portiere. Innen weiss, von blauen und
gelben Streifen eingefasst, an jeder Schmalseite in
Silber gewirkte Blumenvase mit Strauss auf hell¬
blauem Grunde.
215. Bosnischer Teppich. Innen blau, mit regelmässig
verstreuten schwarz-weissen Kreuzfiguren, in der
weissen Bordüre spitzwinkelig abgestufte Figuren.
16, 217. Zwei bosnische Portieren. Innen hellblau, mit
weissen, golddurchwirkten Streumustern, an der
Schmalseite eine blaue, kreuzähnliche Figur auf
Goldgrund.
218. Bosnische Portiere, abwechselnd roth und hellblau
gestreift, mit abgetreppten Rautenmustern.
219. Bosnischer Teppich. Innen grün, Ecken schwarz
mit stilisirten Blüthenranken, ebenso in der rothen
Bordüre.
,83 BOSNISCHE TEPPICHE.
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Bosnischer Teppich Nr. 2lC.
BOSNISCHE TEPPICHE. 191
220, 221. Zwei bosnische Portieren. Innen rothe und grüne
Schrägstreifen mit Kreuzfiguren, desgleichen in
der grünen Bordüre.
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Bosnischer Teppich Nr. 219.
222, 223. Zwei bosnische Portieren, in verschiedenfarbigen
Längsstreifen, mit Hakenmotiven gemustert.
I92 BOSNISCHE TEPPICHE.
224. Bosnischer Teppich. Innen abgestufte Rauten¬
musterung, in der weissen Bordüre Rosetten.
225. Polster wie 19.
226, 227. Zwei Polster mit je zwei Blüthensträussen auf Weiss.
228. Bosnischer Teppich und zwei Polster. Muster wie
in 11 und 12.
229. Polster, gemustert wie 10.
230. Bosnischer Teppich, gemustert wie 3 und 4.
231. Polster wie 26.
232. Bosnischer Teppich. Innen braun, in der blauen Bor¬
düre grünes Zickzack mit weissen Rosetten in den
Zwickeln.
233. Polster zu 30.
234. Bosnischer Wirkteppich. Innen rothbraun mit Streu¬
mustern, geflammte Bordüre.
Graf V. Latour.
235. Siehe Bulgarien.
I7Z/Z/Z
BULGARISCHE TEPPICHE.1)
Pirot2) ist das Centrum der Teppichindustrie des Balkans.
In der Stadt gibt es zahlreiche .Magazine, wo die aus dem
Balkan zur Messe gelangten Vorräthe in grossen Ballen auf¬
gespeichert liegen. Auch diese gehen, obschon nicht in der
Stadt gefertigt, unter dem Xamen «Pirocanski kilim» (Piroter
Teppiche) in die Welt. Es sind grösstentheils ordinäre Sorten
kleinen Formats zu äusserst billigen En-gros-Preisen und
durch die vorherrschend dunklen Farben von den zu Pirot
selbst gewebten unterschieden.
Die Fuss-, Sitz- und Gebetteppiche aus dem Balkan
sind gewöhnlich gelb, blau, braun und schwarz, jene aus
Pirot weiss, gelb, blau, grün und hellroth gemustert; letztere
sind auch aus feinerer Wolle, dichter gewebt, grösser und
kostspieliger und machen den asiatischen Fabricaten er¬
hebliche Concurrenz. Etwaige Prachtexemplare von be¬
stimmter Grösse werden voraus bestellt und bezahlt.
Ciporovica, auch Ciporovci und Ciprovec genannt, das
Tschiprowatz unserer Karten, ist ein netter I- lecken von 300
Häusern, einzig bekannt durch seinen 1 eppichexport- In der
Teppichindustrie tritt die reiche Gestaltungskraft des Bul¬
garen, vereint mit angeborenem Gefühl für Linien- und
Farbenrhythmus, am eminentesten zu l äge. Der Bedarf an
') Aus dem Werke «Donau-Bulgarien und der Balkan» von Felix Kamtz.
*) Heute bereits zu Serbien gehörig.
13
BULGARISCHE TEPPICHE.
Sitz- und Fuss-Ivilims im Orient ist ausserordentlich gross;
denn die Vorliebe für solche ist bis in die bescheidenste
Hütte eingedrungen. Der ärmste Moslim benöthigt überdies
den strengen Koranrituell gemäss einen eigenen Gebet-Kiliin.
Dieser ausserordentliche Consum von Teppichen aller Art
bestimmte seit langer Zeit die industrielle Physiognomie zahl¬
reicher Orte dies- und jenseits des Ciprovec-Balkans. Ab¬
gesehen von Pirot und Ciporovica, den Centren dieser einträg¬
lichen Hausindustrie, bildet auch zu Zelesna, Gornji-Zlatina,
Govesda, Vlaskoselo etc. beinahe jedes Haus eine kleinere
Fabrik.
In das Sortiren, Spinnen und Färben der zur Teppich-
fabrication ausschliesslich verwendeten Schafwolle theilen
sich Frauen und Männer, die Bereitung der dunklen Couleurs,
namentlich des Braun und Schwarz, dann die Aufrichtung
des einfachen Webstuhls, ferner die mühsame Herstellung
der Ketten besorgen ausschliesslich die Männer, während
die Wahl der Dessins, der Farben und das Weben den
Frauen überlassen bleibt. Jeder erzeugt seine Teppiche in
herkömmlichen Grössen und Farben, jene von Ciporovec
sind beispielsweise durchschnittlich 2 Meter lang, 1 Meter
breit und vorherrschend schwarz, braun, blau gemustert.
Teppiche, welche diese Grösse überschreiten, werden im
nördlichen Balkan selten und nur auf besondere Bestellung
gearbeitet. Manchmal laufen aus den fernen Städten Rust-
schuk, Adrianopel, ja selbst Stambul Aufträge durch Ver¬
mittlung von Piroter und Berkovicer Kaufleuten ein, welche
den Preis vereinbaren und ein Angeld bezahlen, da die
Herstellung eines Pracht-Kilims vieleWochen und bedeutende
Vorauslagen beansprucht.
An Teppichen grossen Formats arbeiten oft gleich¬
zeitig 4—6 Frauen und Mädchen. Gibt es deren nicht so
viele im Hause, so helfen jene der Nachbarn gegen eine
Entschädigung, welche pro Tag 4—6 Piaster beträgt. Im
BULGARISCHE TEPPICHE. 195
"Winter wird bei Licht bis zur späten Nachtstunde emsig
geschafft. Dabei sitzen die Arbeiterinnen auf einer langen
Holzbank dicht neben einander, jede webt den ihr durch die
beaufsichtigende Hausfrau zugewiesenen Streifen von unten
nach oben, dabei wird wenig gesprochen, manchmal ein
Märchen, eine lustige Geschichte erzählt oder ein Lied im
Chore gesungen. Die Mädchen im zartesten Alter bewegen
gleich den Erwachsenen ihre verschiedenfarbigen Schützen
und Festschlagkämme mit unglaublicher Flinkheit und Kraft.
Staunend sieht man ohne vorliegende Zeichnungen, Farben¬
skizzen oder andereVorlagen, wie sie in europäischen Fabriken
üblich, jene bunten, reizenden geometrischen Linienspiele
im auf- und absteigenden Zickzack entstehen, welche als
Portieren, Divandecken u. s. w. als beliebter Salonschmuck
viel gesucht werden und einige Pariser, Berliner, rheinische
und österreichische Etablissements, darunter beispielsweise
die Weltfirma Philipp Haas & Söhne, zur Nachahmung
dieser farbenprächtigen, einzig auf traditionellem Wege ent¬
standenen Kunstwerke führten.
235. Bulgarischer Wirkteppich. Innen auf rothem Grunde
gerade aufstrebende stilisirte Bäume mit angesetzten
Blattzweigen. In der doppelten Bordüre gleichfalls
geometrisch stilisirte vegetabilische Motive.
S. v. IVysocki.
13*
RUMÄNISCHE TEPPICHE.
Die in Rumänien zur Erzeugung gelangenden Teppiche-
sind Producte der einheimischen Hausindustrie; sie werden
auf gewöhnlichen Handstühlen hergestellt, d. i. gewebt. Ge¬
knüpfte oder gefilzte Teppiche werden nicht erzeugt. Der
Hauptsitz dieses Industriezweiges sind die im Gebirge
liegenden Städte und Dörfer, da dort die Arbeitskräfte
nicht durch die Bedürfnisse der Agricultur in Anspruch
genommen werden.
Die rumänischen Teppiche sind unter der Bezeichnnng
«Velintze» bekannt; sie gleichen den serbischen, bulgarischen
und similaren Torontaler Erzeugnissen, jedoch ohne die
zarten Dessins und die Farbenzusammenstellung. Besondere
Merkmale weisen die rumänischen Teppiche nicht auf. Zur
Herstellung der Teppiche wird gewöhnliche, selbstgesponnene
Schafwolle verwendet. In den letzten Jahren verwendet
man für das Färben fast ausschliesslich Anilinfarben. Die
Durchschnittsgrösse der im Lande erzeugten Teppiche ist
1*50 zu 2 Meter bei einem Preise von 18 bis 25 Francs
per Stück. In der Moldau erzeugt man grössere Teppiche,
aber auch diese nur auf specielle Bestellung, und selbst
dann werden in der Regel mehrere Stücke der Länge nach
zusammengenäht.
Die Teppichfabrication bildet übrigens einen kaum
nennenswerthen Theil der Hausindustrie, der in den Erzeu¬
gungsorten nur Frauen beschäftigt.
RUMÄNISCHE TEPPICHE. 197
Die oben angeführten Teppichsorten werden für den
Verkauf erzeugt, mit dem sich bis zum Beginne der Feld¬
arbeiten die Bauern befassen und damit in den Städten
hausiren. Seit einigen Jahren kaufen die in Bukarest be¬
stehenden Vereine «Furnica» und eMunca», deren Zweck
hauptsächlich die Förderung der weiblichen Hausindustrie
ist, derartige Erzeugnisse von den Bauern an und deponiren
sie zum "Wiederverkaufe in ihren Niederlagen. Es werden
übrigens von den Bauern auch mindere Teppichsorten für
<ien eigenen Gebrauch erzeugt und als Bett- und Möbel¬
decken verwendet.
Bei der Herstellung der Teppiche zeigt sich keinerlei
Arbeitstheilung; das Zurichten und Weben besorgt ein und
-dieselbe Person, die Wolle wird in den Städten gefärbt und
dann verarbeitet.
Europäische Verbesserungen sind in der Teppich-
fabrication nicht wahrzunehmen, man hält nach wie vor an
den alten, von den Vorfahren übernommenen Mustern fest,
und es existiren eigentlich nur die herkömmlichen drei
Muster in Streifen, Zickzacklinien oder eingewebten gerad¬
linigen Figuren. Hie und da tauchen neuerer Zeit auch
Blumendessins in plumper Ausführung und in denkbar un¬
passendster Farbenzusammenstellung auf.
Ueber den Umfang und die Vertheilung dieser Industrie
sind keinerlei Daten zu beschaffen, wie denn bekanntlich
von statistischen Aufzeichnungen im europäischen Sinne
hier nicht die Rede ist. Zudem liegt dieser Fabrications-
zweig ganz darnieder, und von massgebender Seite geschieht
gar nichts, um durch eine zweckentsprechende Anleitung
und sonstige Erleichterungen die Sache zu fördern.
Der einzige Absatz richtet sich nach den grösseren
Städten des Inlandes.
Alte Teppiche, deren Erzeugung aus der Periode vor
•der Säcularisation der Klöster stammt, finden sich zwar vor,
i98 RUMÄNISCHE TEPPICHE.
sie kommen jedoch nicht in den Handel und befinden sich
ausschliesslich in Privathänden. Diese Sorte Teppiche unter¬
scheidet sich von den heutigen Fabricaten durch geschmack¬
vollere Dessins und solidere Arbeit. Unter der Hand werden
dieselben theuer bezahlt.
Bukarest, März 1891.
F. Lachmann.
Die rumänische Teppichindustrie ist auf der Ausstellung
nicht vertreten.
SERBISCHE TEPPICHE.
Unter den Teppich erzeugenden Ländern der Levante
nimmt Serbien einen hervorragenden Platz ein. Im ganzen
Lande werden Teppiche für das Bedürfniss des Hauses pro-
ducirt, doch ist der Hauptsitz der Erzeugung Pirot, jener
Grenzort Südserbiens, der durch den serbisch-bulgarischen
Krieg der occidentalen Welt geläufiger geworden und als
Endstation der serbischen Eisenbahnen erst zu einiger Be¬
deutung gelangt ist. Er liegt am Eusse der «Stara Planina»,
dem gewaltigen Gebirgsstocke des Balkan, der in seinen
unwirthlichen Alpenzügen eine überaus dürftige Bevölkerung
birgt, die, noch unbekannt mit den Bedürfnissen der civili-
sirten AVeit, sich mit dem kleinsten Lohne für ihrer Hände
Arbeit zufrieden gibt.
Nur dieser Bescheidenheit der Bewohner kann es zuge¬
schrieben werden, dass sich hier die Teppicherzeugung als
gewerbsmässige Hausindustrie bis auf unsere Tage erhalten
hat. Früher, und zwar zur Zeit der Türkenherrschaft, als die
Teppiche nicht nur beim reichen Landadel, sondern bis
nach Constantinopel reichlich lohnenden Absatz fanden, be¬
schäftigte sich fast die ganze weibliche Bevölkerung der
circa 10.000 Seelen zählenden Stadt mit der Herstellung
dieses Erzeugnisses, doch heute, wo der wohlhabende Adel
und überhaupt alle Mohamedaner — die grüssten Abnehmer
des Erzeugnisses — das Land verlassen, andererseits die
Zollschranke gegen Bulgarien und die Türkei den Absatz
200 SERBISCHE TEPPICHE.
behindert, zählt man im Ganzen nur circa 900 Personen,
welche sich bescheiden, mit Teppichweberei ihr Leben zu
fristen. Selbst von diesen ist aber nur die Hälfte ständig
beschäftigt.
Die Teppicherzeugung zerfällt in zwei getrennte Zweige
des Gevverbfleisses: das Färben des zum Weben bestimmten
Wollmateriales und das Teppichweben selbst.
Als der wichtigere der beiden Zweige darf wohl das
Färben der Wolle bezeichnet werden, denn die Haltbarkeit
der Farben und die Abtönung der Nuancen verleiht dem
Teppiche den Werth und ist dasjenige Moment, welches
uns bei Betrachtung der serbischen Producte fesselt. Im
Vergleiche mit unseren Erzeugnissen muss dieser Zweig
der Hausindustrie als unerreichte Specialkunst hingestellt
werden, denn ein zwanzigjähriger Gebrauch geht an einem
guten Piroterteppiche fast spurlos vorüber. Die Färberei
ist, wie gesagt, vollkommen getrennt von der Weberei,
bildet durchaus kein Geheimniss, wie meistens angenommen
wird, sondern ist Gegenstand eines öffentlichen Gewerbes,
das in Pirot 12 Repräsentanten mit 22 Hilfsarbeitern auf¬
weist. Es werden nur vegetabilische Färbemittel zur
Teppichwolle verwendet; die wenigen auf chemischem
Wege und mit Mineralien gefärbten Wollen, die man
zeitweilig dort producirt, werden nur zu geringwerthigen
Teppichen verwendet, zu jener Waare, welche, nebst der
armen Classe, fast nur im unkundigen Fremden ihre Käufer
findet.
Im Gegensatze zu dem öffentlichen Gewerbe der Fär¬
berei steht die Teppichweberei, die als reine Hausindustrie,
umgeben von einem Sagenkreise mit vielen Märchen und
Volksliedern, sich von Mutter auf Tochter übererbt. Es gibt
keinen gewerblichen noch Anschauungsunterricht, selbst eine
Mustersammlung fehlt in dieser Hausindustrie, und nur die
Sorgfalt der Mutter verpflanzt die Kunst auf die Nachkommen.
SERBISCHE TEPPICHE. 201
Darum hält sie auch fest an den wenigen hergebrachten Formen
und Ornamenten, die jeder Weberin beim Namen bekannt
sind und staunenswertherweise ohne jedwede Vorlage bei
der Arbeit unter ihren geschäftigen Fingern entstehen. Erst
in allerletzter Zeit — und zwar seitdem Pirot anlässlich des
Bahnbaues vielen Ingenieuren als zeitweiliger Aufenthalt
diente — trat in der alten Tradition eine Aenderung insofern
ein, als man sich gegen gute Bezahlung herbeiliess, auch
nach angegebenen Mustern in Zeichnung und Farbe zu
arbeiten. Sonst kann man aber wohl sagen, dass alle serbi¬
schen Teppiche nach einer Schablone gearbeitet sind, so wie
sie von den Müttern und Grossmüttern der jetzigen Genera¬
tion hergestellt wurden. Sie sind durchgehends auf schwarzem
oder rothem Grund gearbeitet. Der ältere Geschmack zieht
den schwarzen Grund vor, während der neuere den rothen
bevorzugt. Die Form ist jene eines gestreckten Viereckes,
auf dessen Grund Figuren aus geometrischen, fast in allen
(ziemlich grellen) Farben gemusterten Streifen und Ornamente
eingearbeitet sind, die in der Mitte des Teppichs durch die
sogenannte Tafel (Sofra) abgeschlossen werden. Die Ornamente
und Verzierungen sind meist dem Blumenreiche in fast un¬
erkennbarer Defiguration entnommen und umfassen heute
zehn traditionelle Muster. Diese finden sich in allen serbi¬
schen Teppichen, sei es vereinzelt, sei es in ihrer Gesammtheit
vor. Da die Kenntniss dieser Muster (dem Xamen nach
wenigstens) für den Handel von Interesse ist, will ich die
Beschreibung eines solchen Teppiches, in welchem alle
Muster vorkommen, geben. Ich beginne mit dem Randmuster,
welches «Plotscha» (der Huf) heisst, und nenne nach innen
zu die einander folgenden Muster: wir sehen da zuerst die
« Reschme* (Buntgold), dann die geometrisch geformten Muster
«DJennar», hierauf folgen die Verzierungen der 'I eppichmitte,
welche «Kubetja» (Kuppelornament), «Tschulovi* (Blumen¬
ornamente), «Ko/ena» (Kniestücke), « Ogledala* (Spiegelmuster),
202 SERBISCHE TEPPICHE.
«Reschme» (Buntgold), «Saksija» (Blumentopf) heissen und
durch die oberwähnte «Sofra» (Tafel) abgeschlossen werden.
Wie die Form und Zeichnung der serbischen Teppiche
traditionell die gleiche ist, so finden wir auch in den
Dimensionen die alten Verhältnisse, die übrigens durch den
Gebrauch bedingt sind.
Es gibt fünf Grössen von Handelswaaren, die grösste
Sorte, «Bafa/öoj» genannt, misst 375 X 450 Centimeter; die
Mittelsorte heisst «Smetenik» und misst 225 X 300 Centimeter;
der «Schestak» 150 X 225 Centimeter; der «Sidjade» 112 X 150
Centimeter, und endlich wird noch der «Zan» producirt, der
zum Bedecken der türkischen Divans verwendet, je nach
Bedarf sein Längemass erhält. Selbstverständlich wird auch
ausnahmsweise, wie eingangs bereits angeführt, nach Mass
und Bestellung gearbeitet; die Besucher der Budapester
Ausstellung hatten Gelegenheit, einen solchen Teppich zu
sehen, der 10 X 13 Meter mass und auf Bestellung der serbi¬
schen Regierung hergestellt wurde.
Nun wollen wir aber auch einen Blick in die Werk¬
stätte werfen. Letztere bildet meistens die Einfahrt des
Hauses, oft auch nur ein nothdürftig gegen Regen ge¬
schützter Raum, in welchem der Teppichrahmen aufgestellt
wird; dies ist ein primitives, massives Balkengestell, das der
Breite des Teppichs entspricht und am oberen Theile mit
einer beweglichen Walze versehen ist, an welche Fäden aus
feinem Hanf gedreht, in der gewünschten Länge des Teppichs
befestigt werden; diese nehmen wieder die Querfäden und
Grundlinien des Teppichs, kurzum sein ganzes Gerippe auf.
Durch die erwähnte Walze kann das Längenmass des Ge¬
webes beliebig ausgedehnt werden; ist ein Meter fertig ge¬
arbeitet, so wird die Walze um ihre Achse gedreht, der
Teppich also aufgerollt, und es wird wieder Platz zur weiteren
Arbeit frei. Sobald das oberwähnte Gerippe von der Arbeits¬
leiterin hergestellt ist, beginnt die Arbeit des Webens. Als
SERBISCHE TEPPICHE. 203
einziger Behelf dient ein äusserst primitiver Webstuhl, eigent¬
lich nichts anderes als ein an der Decke befestigter beweg¬
licher Rahmen, der die Fäden theilt, ferner eine Holzklampfe,
in der Form einer Kinderhand, mit der die Wollfäden com¬
pact aneinander geschlagen werden. Alle Arbeit wird von
der geläufigen Hand der jungen Arbeiterin verrichtet. Sie
theilt geübten Auges mit ihren Fingern die Längefaden des
Gerippes in der von ihr gewünschten Anzahl, fügt mit der
anderen Hand den gefärbten Faden ein, knüpft, netzt und
webt ihn beim Summen eines Liedes, das von Heldenthaten
längstvergangener Zeiten zu erzählen weiss, in so flinker
und geschickter Weise, dass Vorder- und Kehrseite des
Gewebes gleiche Zeichnung haben; dabei wurden die vor¬
erwähnten Muster und Ornamente aus dem Gedächtnisse,
ohne jedwede Vorlage oder Farbenangabe, eingefügt, und
nach wochenlanger, mühseliger Arbeit kann der Teppich den
Händen des Käufers übergeben werden.
Gewöhnlich müssen an einem mittelgrossen Teppiche
fünf Arbeiterinnen 18 bis 20 Tage fleissig arbeiten, so dass ein
grösseres Stück monatelangen Fleiss und Mühe beansprucht.
Und wie wird diese Mühe entlohnt! Diese Frage erhält eine
Antwort, die unseren Begriffen von Lohn- und Arbeitsentgelt
kaum fasslich erscheint; sie wird nur erklärt durch die ein¬
gangs erwähnte Anspruchslosigkeit der dortigen Arbeiter,
die in ihren Lebensbedürfnissen fast unglaublich genügsam
sind. Da sitzen sie und arbeiten von früh Morgens bis fast
vor Sonnenuntergang bei einem Stück Brot, einem Bischen
Käse oder dem zudringlich riechenden *bela luka» und einem
Kruge Wasser'), und erhalten für ihre mühselige Arbeit
gewöhnlich 30 bis 40 Centimes, höchstens aber 60 Centimes
pro Tag gezahlt. Aber auch die Arbeitsunternehmerin muss
sich mit magerem Gewinne zufrieden geben, denn wenn
*) Diese Nahrungsmittel, abwechselnd mit rothem und grünem Paprika,
bilden ihre ausschliessliche Kost.
204 SERBISCHE TEPPICHE.
man Materiale und Arbeitslohn berechnet, bleibt nur ein
geringer Verdienst an der fertigen Waare übrig.
Die Preise der gangbaren Handelssorten, welche ein¬
gangs beschrieben wurden, sind folgende:
Die I. Sorte erlangt 120 bis 200 Francs,
» II. » » 80 » 120 »
» III. » » 50 » 75 »
» IV. » » 12 » 50 »
Qualität des Materials und der Arbeit, Färbung und
Anordnung der Muster beeinflussen oberwähnte Preisschwan¬
kungen.
Angesichts der dargethanen Lohn- und GewinnVerhält¬
nisse ist es begreiflich, dass sich nur eine kleine Anzahl der
Bevölkerung, und zwar nur der bescheidenste Theil der¬
selben, dieser Industrie zuwendet, und es ist klar, dass letztere
mit fortschreitender Civilisation und wachsender Bedürfniss¬
innigkeit des Volkes bald durch den lohnenderen Verdienst
auf anderen wirthschaftlichen Gebieten verdrängt werden
muss. Um diesem Zweige der Volksindustrie unter die Arme
zu greifen, hat die Alutter des jetzigen Königs vor ungefähr
sechs Jahren die «Piroter Teppichindustrie-Casse» gegründet,
welche den Teppich-Erzeugerinnen Vorschüsse zum Einkauf
des Materiales gibt und auch die fertige Waare — die aus
Geldmangel oft unter dem Gestehungspreise verschleudert
wird — bei Auszahlung von relativ grossen Quoten des
Werthes übernimmt, bis der Consum sie an sich zieht.
Auf diese Art wurde durch die Industriecasse eigentlich
?eine ganz anempfehlenswerthe Central-Verkaufsstelle ge¬
schaffen, bei der der fremde Käufer, wenn auch theuerer, so
doch besser abkommt als bei den Producenten selbst, da nur
gute Qualität und echtfärbige Waare dort angenommen wird,
während bei den Producenten verarbeitet wird, was gerade
an Materiale vorhanden ist; andererseits richtet sich bei den
SERBISCHE TEPPICHE. 20>
letzteren der Verkaufspreis vorwiegend nach der Person des
Käufers. Man thut daher besser, sich an die Industriecasse
zu wenden, die heute wohl den grössten Theil des Consums
vermittelt.
Mangels amtlicher Aufzeichnungen benütze ich die
Umsatzziffern dieses Institutes, weil sie einzig und allein
einen Einblick in die approximative Handelsbewegung dieses
so arg decentralisirten Artikels ermöglichen. Der Umsatz
erreichte im Jahre 1885 1090 Stück mit einem Erlöse von
Francs 73.84150, im Jahre 1886 2314 Stück mit einem Erlöse
von Francs 175.916-40 und im Jahre 1887 2797 Stück mit einem
Erlöse von 228.412 Francs.
Nachdem im freien Handel kaum viel mehr als die Hälfte
obiger Production umgesetzt wird, kann man den Gesammt-
u ms atz in Piroter Teppichen auf circa 350.000 Francs
schätzen.
Zum Exporte gelangten seitens derselben Industrie-Casse
im Jahre 1886 folgende Quantitäten:
nach Oesterreich-Ungarn.... 103 Stück für 7.818 Francs
» Deutschland 42 » » 2.996 »
» Belgien 41 >» » 3.782 »
» Frankreich 28 » » 2.119 »
» England 8 » » 947 »
» der Schweiz 7 » » 1.224 ®
» Italien 5 » » 452 »
« Amerika 3 » » 685 »
Summe. .237 Stück für 20.023 Francs
Die wichtigsten Absatzländer, die Türkei und Bulgarien,
welche nach Angabe mehrerer Sachkundigen je 80.000 Francs
Waare pro Jahr abnehmen, fehlen in dieser Tabelle, da die
dortländischen Käufer sich meist persönlich in Pirot ein¬
finden und ihre Waare — ein Bedarfsartikel, mit dem der
Orientale fast immer reist — nicht als Fracht aufgeben.
SERBISCHE TEPPICHE.
Obigem Ausweise ist noch der Export des freien Handels
zuzuschlagen, der, wie erwähnt, die Hälfte ungefähr betragen
dürfte, und somit findet man für den Gesammtexport eine
Summe von circa 30.000 Francs.
Diese Ziffern zeigen wohl deutlich, dass die Piroter
Teppichindustrie mit ihren Fabricaten eine Bedeutung im
Welthandel nicht besitzt; sie wird dieselbe auch nie erlangen,
im Gegentheile muss sie selbst als Landesindustrie, trotz des
Schutzes von höchster Stelle, mit dem Vordringen der Cultur
und consequenter Werthsteigerung menschlicher Arbeitskraft
einen steten Rückgang erleiden.
Der Erfolg, die Werthschätzung und der Absatz bei
Liebhabern wird ihr aber, so lange sie lebt, gewahrt bleiben.
Pikäus, Jänner 1891.
Die serbische Teppichindustrie ist auf der Ausstellung
nicht vertreten.
Franz Haupt R. v. Höchstatten.
GRIECHISCHE TEPPICHE.
Der forschende Blick des Culturhistorikers wird leicht
•die Umstände herausfinden, welche für die Entwicklung der
griechischen Weberei und speciell der Teppich-Weberei in
den anscheinend so engen Grenzen der Hausindustrie von
Bedeutung waren.
Die Grundlage erschien in der Stellung der Frau ge¬
boten, deren Behandlung in ihrer wenn auch bedeutend
gemilderten und veredelten Foim eine gewisse Verwandt¬
schaft mit dem morgenländischen und speciell mohamedani-
.schen Abschliessungssystem dennoch nicht verleugnen kann.
Entsprach diese Isolirung von vornherein dem oft mehr als
puritanischen Sittlichkeitsgefühle der Griechen, wie es Fremden
gegenüber mit Vorliebe an den Tag gelegt wird, so erschien
während der Dauer der Abhängigkeit Griechenlands das
Verweilen der Frau im Innern des Hauses im Interesse ihrer
persönlichen Sicherheit geradezu geboten. Diese Thatsache,
verbunden einerseits mit der angeborenen Vorliebe für
prunkende, farbenreiche Stoffe, als deren Verkörperung das
griechische Xationalcostüm erscheint, verbunden andererseits
mit der Schwierigkeit, sich diese Stoffe von aussen zu ver¬
schaffen, lassen die quantitativ und qualitativ' hochstehende
Entwicklung dieses Zweiges der Hausindustrie begreiflich
erscheinen, speciell wenn man der Voraussetzung ihr volles
Gewicht angedeihen lässt, dass der gesunde Sinn der Griechen
in der Isolirung der Frau nicht einen Grund zu dem Müssig-
208 GRIECHISCHE TEPPICHE.
gange des orientalischen Haremlebens erblickte. Welche
Bedeutung speciell die Weberei in der allgemeinen Werth¬
schätzung genoss und heute noch geniesst, prägt sich deutlich
auch in den modernen Märchen und Liedern des Volkes aus.
So oft in denselben von den Vorzügen der Frau, und zwar
selbst der Fürstin, gesprochen wird, erscheint an erster
Stelle die Geschicklichkeit und Emsigkeit rühmend hervor¬
gehoben, mit der sie der Kunst des Webens obzuliegen
versteht. Die Liebeslieder des Volkes haben den Handwebe¬
stuhl (ipfa.lz'A — argalio) mit all ihrem eigenthümlichen Zauber
umgeben, und heute noch wird unter der Bevölkerung Kretas
die Brautwerbung mit der Frage eingeleitet, ob das Mädchen
bewandert sei in der Handhabung des «tsXXifiO» (Telläro ist
die auf Kreta übliche Bezeichnung des Handwebestuhles).
Man schätzt die durchschnittliche Jahresproduc.tion
Griechenlands an Teppichen beiläufig auf 60.000 Oka (1 Oka=
400 Dramia = 1280 g), ein Betrag, welcher in Flächenmass
umgesetzt etwa 50.000 Quadratmeter repräsentirt und einen
Gesammtwerth von ca. 1,000.000 Drachmen darstellt (1 Drachme
entspricht nach dem Durchschnittscourse des Jahres 1890
37*8 Kreuzer ö. W.). >
Die hauptsächlichsten für Teppicherzeugung in Be¬
tracht kommenden Productionsorte sind Tripolitza, Leonidi,
Athen, Argos, Korinth, Atalanti, Gortinia, sowTie die Provinz
Thessalien, in letzterer speciell Volo und Makrenitza. Atalanti
ist derjenige Platz, wo die moderne Teppicherzeugung zuerst
aufgenommen wurde, Tripolitza jener, welcher an Leistungs¬
fähigkeit obenan steht und allein ein Fünftel der Gesammt-
production im Werthe von etwa 200 000 Drachmen liefert.
Das Hauptquantum wird ausschliesslich in der Hausindustrie
erzeugt, nur hie und da gibt es berufsmässige Teppichweber.
Dieser Umstand lässt es begreiflich erscheinen, dass betreffs
der Zahl der in diesem Industriezweige beschäftigten Arbeits¬
kräfte ziffermässige Daten, welche auch nur einigermassen
GRIECHISCHE TEPPICHE.
Anspruch auf \ erlässlichkeit erheben sollen, schwer auf¬
zustellen sind. Diesbezügliche Berechnungen, welche be-
rufenerseits auf Grund eingehender Kenntniss der griechischen
Arbeitsverhältnisse angestellt wurden, lassen die Zahl der in
der Teppichweberei sowohl regelmässig wie auch inter-
mittirend Beschäftigten zwischen 4000 und 5000 schwanken.
Während jedoch im Peloponnes die Arbeit das ganze Jahr
hindurch nicht ruht und von der hiebei hauptsächlich in
Betracht kommenden weiblichen Bevölkerung mit unermüd¬
licher Emsigkeit betrieben wird, entfaltet sich in Thessalien
eine über die Grenzen des eigenen Bedarfes der betreffenden
Familie hinausgehende Thätigkeit nur dann, wenn diesbezüg¬
liche Bestellungen einlaufen. Es mag dies wohl mit dem
intensiveren Betriebe der Agricultur zusammenhängen, welcher
in dieser von der Natur landwirthschaftlich am reichsten
bedachten Provinz Griechenlands an die Bewohner grössere
Anforderungen stellt und nur wenig Zeit für eine Beschäfti¬
gung übrig lässt. die ausserhalb dieses Rahmens gelegen ist.
Daher existiren in Thessalien auch keine Teppichhändler
und Teppichgeschäfte, wie es deren in den anderen oben¬
angeführten Orten gibt, und welche die Vermittlung zwischen
Producenten und Consumenten übernehmen. Der Verkehr
zwischen dem Erzeuger und dem Käufer vollzieht sich ganz
direct.
Die einzigen fabriksmässig arbeitenden Erzeugungsstätten
Griechenlands finden sich in Athen. Das Criterium der
fabriksmässigen Production liegt jedoch ausschliesslich in der
grösseren Zahl der Arbeiter sowie in der durch diese Con-
centration ermöglichten Theilung der Arbeit, nicht etwa in
der maschinellen Einrichtung der Werkstätten. Die bedeu¬
tendste derselben ist die «'Epfinufriw i-öpwv •l".v3'.xcöv» — Er-
gastirion apöron ginekon genannte Frauen-Arbeitsanstalt,
welche eine Schöpfung des durch seine grossartigen Wohl-
thätigkeitswidmungen weit über die Grenzen seines engeren
:io GRIECHISCHE TEPPICHE.
Vaterlandes bekannten griechischen Banquiers Syngros ist
und in ihrer inneren Einrichtung fast vollkommen unseren
Frauenerwerbsvereinen entspricht. Mehr als vierhundert
Frauen und Mädchen der armen Classe der Bevölkerung er¬
lernen hier ausser anderen weiblichen Handarbeiten, als
Nähen. Sticken etc., auch die Weberei, und speciell die
Teppichweberei. Einmal geschult, finden sie in der Anstalt
auch für die Folge dauernde und lohnende Beschäftigung.
Abgesehen von seinem humanitären Werthe, liegt jedoch
die grosse Bedeutung dieses Institutes darin, dass es ein
nicht zu unterschätzender Factor für die Hebung und die
Förderung der verschiedenen Hausindustrien Griechenlands
und zwar insbesondere der Teppichweberei ist, eine Bedeu¬
tung. die dadurch noch wesentlich gesteigert erscheint, dass
die Anstalt nicht nur ihre eigenen Erzeugnisse absetzt,
sondern vielmehr auch die Producte der einschlägigen Haus¬
industriezweige im flachen Lande ankauft, respective zum
Weiterverkaufe übernimmt und auf diese Weise gewisser-
massen als Centralabsatzstelle der Hausindustrie des ganzen
Landes functionirt. Der Teppichweber der Provinz findet
dadurch von Seite der Anstalt thatkräftige Unterstützung,
da er mit Sicherheit darauf rechnen kann, für seine Erzeug¬
nisse Absatz zu finden, sowie für seine Arbeit ziemlich gute
Preise und — was besonders wichtig ist — baare Zahlung
zu erhalten, andererseits durch eventuelle, von der Anstalt
gewährte Vorschüsse an Arbeitsmaterial, selbst im Augen¬
blicke momentaner Geldknappheit, nicht in seiner Arbeit
gehindert wird.
Eine genau nach dem Muster des vorerwähnten In¬
stitutes organisirte Arbeitsanstalt, welche jedoch viel kleiner
ist und nicht so sehr für Teppicherzeugung- als vielmehr für
Baumwollweberei in Betracht kommt, befindet sich auf Poros.
Die bei der Teppicherzeugung zur Verwendung ge¬
langenden Rohstoffe sind fast ausschliesslich inländischen
GRIECHISCHE TEPPICHE. 211
Ursprungs. Wolle und Baumwolle kommen theils aus dem
Peloponnes, theils aus Livadia. Der Bedarf an Mineral- (Anilin-)
und Pflanzenfarben wird in Athen gedeckt, welches dieselben
aus dem Auslande, vornehmlich aus England, Frankreich,
Belgien, Deutschland und Italien bezieht. Die findigen
Teppichweber Thessaliens haben es übrigens verstanden, die
Schwierigkeiten, welche aus der seinerzeit ausserordentlich
complicirten und unvollkommenen Verbindung dieser Provinz
mit fremden Bezugsquellen resultirten, dadurch für ihren
speciellen Bedarf einzuschränken, dass sie die benöthigten
Farbstoffe in eigener Regie durch Extrahirung aus gewissen
einheimischen Pflanzen zwar nur empirisch und ziemlich
primitiv, aber doch vollkommen zweckentsprechend dar¬
stellten. Die Wolle wird in rohem Zustande zum Preise von
2 Drachmen per Oka auf den Markt gebracht, der Preis
der gewaschenen Wolle variirt zwischen 4 und 4-40 Drachmen
per Okka. In den Provinzen sind die Preise mit geringen
Abweichungen die gleichen.
Was die Dessins anlangt, so sind dieselben ziemlich
einfach in der Composition, wenn auch mannigfaltig variirt.
Die einzelnen Motive haben eigene Benennungen. Man unter¬
scheidet die eigentlichen griechischen Muster und solche
Zeichnungen, welche sich an die Muster der Smyrna-Teppiche
anlehnen. Neuester Zeit werden in der Fabrik einer Athener
Firma Teppiche mit eingewebten Ansichten von Athener Bau¬
werken und Denkmälern und Sujets aus der altgriechischen
Geschichte — natürlich nicht zum Vortheile der Verbesse¬
rung des Geschmackes — hergestellt.
Was die Arbeitsprocesse betrifft, so ist zu bemerken,
dass die meisten Teppiche auf gewöhnlichen, meist sehr primi¬
tiven Webstühlen hergestellt werden; der Schuss wird theil-
weise noch mit der Hand durch die Kette gezogen. Seit
einiger Zeit werden übrigens ausser den gewebten Teppichen
auch geknüpfte nach Art der Smyrna-Teppiche verfertigt. An-
212 GRIECHISCHE TEPPICHE.
dere Maschinen für Teppicherzeugung sind im ganzen Lande
nirgends anzutreffen, selbst die Garne werden in vielen
Provinzen noch mit der Hand gesponnen. Die Arbeitslöhne,
insoweit von solchen mit Rücksicht auf den mehrerwähnten
hausindustriellen Betrieb der griechischen Teppicherzeugung
überhaupt die Rede sein kann, schwanken zwischen i und
i'6o Drachmen per Tag, je nach der Gegend.
Anlangend die Absatzverhältnisse ist hervorzuheben,
dass beinahe das gesammte Quantum an erzeugten Teppichen
im Inlande bleibt und zumeist nach den grösseren Städten
des Landes verkauft wird. Der Preis variirt für Peloponnes-
Waare zwischen 12 und 18 Drachmen per Oka, für thessalische
Stückwaare beträgt derselbe gewöhnlich 1 türkisches Pfund ')
per Stück von durchschnittlich 21 ä Meter Länge und 1 Meter
Breite. Als hauptsächliche Käufer erscheinen die mittleren
Classen der Bevölkerung, während die oberen Zehntausend,
ferner die besseren Hüteis etc. ihren nicht unansehnlichen
Bedarf speciell an Laufteppichen.(Läufern) aus dem Auslande,
die schönste Stückwaare insbesondere aus Smyrna decken.
Von einem regelmässigen Exportgeschäfte kann bisher
nicht die Rede sein. Im Jahre 1887 wurden 430 Oka im
Werthe von 11,172 Drachmen nach der Türkei ausgeführt,
im Jahre 1889 beschränkte sich dieselbe auf 118 Oka im
Werthe von 2950 Drachmen, wovon b5 Oka (Werth 1625
Drachmen) auf die Türkei, 10 Oka (Werth 250 Drachmen)
auf Belgien und 43 Oka (Werth 1075 Drachmen) auf Ru¬
mänien entfallen. In früheren Jahren wurden Aufträge auch
zuweilen nach England, Amerika, Russland und anderen
Ländern effectuirt, ohne dass jedoch diese Bestellungen die
Grenze von Probesendungen überschritten hätten.
Piräus, März 18<>I.
Richard Oppenheimer m. p.
Die griechische Teppichindustrie ist auf der Ausstellung
nicht vertreten.
INDISCHE TEPPICHE.
Die Geschichte der Woll- und Seidensammtteppiche in
Indien ist, soweit sie sich überhaupt zurückverfolgen lässt.
keine sehr alte. Obwohl die Eingeborenen Indiens zu jeder
Zeit hervorragende AVebekünstler gewesen, so haben doch
weder das Klima noch die religiösen Gebräuche Anlass zur
Erzeugung so dichter Teppichgewebe geboten, und erst als
die Masse muhammedanischer Einwanderer, welche den «Jai-
namaz» oder Gebetteppich einführten, ins Land kam, wurden
die Bewohner Indiens mit einem Material für den Boden¬
belag bekannt, welches eher den kühleren Regionen nördlich
des Himalava angepasst war. Diese Sammtteppiche wurden
auch in anderen Ländern mit ebenso heissem Klima wie
Indien eingeführt, allein der Unbequemlichkeit des dicken
Sammtes stand als Gegengewicht die Nothwendigkeit gegen¬
über, einen dicken Stoff zur Bedeckung des Bodens in den
Lagerzelten zu finden. Die muhammedanischen Eroberer
Persiens, Syriens und Egyptens haben viele Gebräuche aus
ihrem früheren Zeltnomadenleben der neuen geänderten
städtischen Lebensweise angepasst; einer dieser Reformen
— dem Gebrauch des dicken Teppichs — ist es zuzu¬
schreiben, dass sie so wenig Werth darauf legten, ihre Fuss¬
böden zu ebnen und zu glätten, ausser an solchen Orten, die
214 INDISCHE TEPPICHE.
mit Teppichen nicht belegt werden konnten, welche Stellen
daher auch oft in Marmor, Ziegeln oder Mosaikarbeit in
grosser Vollendung ausgeführt wurden.
Bei den Hindus verhielt sich dies anders; die Ebnung
des Fussbodens war ihnen eine religiöse Pflicht, und Indien
wurde berühmt wegen der marmorglatten Dielen, die, durch
verschiedene Methoden erzeugt, oft nur durch tägliche müh¬
same Arbeit in Stand zu halten waren. Viele besondere Um¬
stände machten ein leichteres Gewebe zum Bodenbelag nöthig,
und man begann, gebleichte und gefärbte Baumwollstoffe
und die glatt gewebten Daris» hiefür in Verwendung zu
nehmen. Abulfazl berichtet in seinem «Ain-i-Akbars um das
Jahr 1590, dass unter den vielen Fabriken, welche der Kaiser
errichtete, auch mehrere Teppichwebereien sich befanden;
er bemerkt dabei, dass vor Akbar's Zeit in Indien keine
Sammtteppiche gemacht wurden, da die Hindus sich der¬
selben nicht bedienten. Er erwähnt ferner, dass es in meh¬
reren "Werkstätten gelungen sei, vorzügliche Imitationen
persischer Teppiche zu erzielen, welche den ausländischen
Erzeugnissen völlig ebenbürtig waren. Diese Mittheilung
Abulfazl's kann im Allgemeinen als richtig bezeichnet
werden, obwohl in keinem der bedeutenderen Teppichcentren
Indiens irgend welche traditionelle Spur der von Akbar er¬
richteten Fabriken nachgewiesen werden konnte. Mehrere
Teppiche aus jener Periode sind allerdings in Indien noch
vorhanden, allein der einzige documentarische Beweis wird
durch eine "Anzahl von Teppichen geliefert, die sich im
Palaste des Maharajah von Jeypore befinden und Etiketten
tragen, welche besagen, dass diese Teppiche in der Fabrik
von Lahore ungefähr zu jener Zeit hergestellt wurden. Diese
Etiketten wurden vor zwei oder drei Jahren entdeckt, und
ihre Veröffentlichung wäre höchst interessant und werthvoll
gewesen: aus unbekannten Gründen wurden dieselben jedoch
bisher nicht publicirt.
INDISCHE I EPPICHE 215
AVenn dieses Zeugniss als vollgiltig anerkannt werden
kann, so ist kaum zu bezweifeln, dass die 13 Teppiche des
Assar Mahal in Bijapur in derselben Fabrik erzeugt wurden,
was Abulfazl's Ausspruch bestätigen würde, dass diese
Teppiche an Zeichnung und Ausführung sich den schönsten
persischen Teppichen anreihen. Abulfazl gibt keine Liste
dieser Fabriken, was recht bedauerlich ist, da es kein anderes
Mittel gibt, um festzustellen, inwieweit das Bestehen der
heutigen Teppichindustrie - Centren der weisen Fürsorge
Kaiser Akbar's zuzuschreiben ist.
Zwischen diesen Teppichen aus dem Ende des XYI. Jahr¬
hunderts und den heutigen Erzeugnissen besteht eine grosse
historische Lücke, und wenn wir die ältesten Teppiche
moderner Erzeugung betrachten — Teppiche, die kaum älter
sein dürften als aus dem Anfang unseres Jahrhunderts —
so finden wir einige scharf hevortretende stilistische Cnter-
schiede als Charakteristica der verschiedenen Gegenden.
Beginnen wir mit Scind, so finden wir die Muster in
Uebereinstimmung mit den kleinen Teppichen aus den
Ländern südlich von Afghanistan, doch zeichnen sie sich
durch reichlichere Anwendung von Grün und Orangegelb
sowie kühne Behandlung der Form aus, die ihrem groben
Gewebe sehr wohl entspricht. Im Norden dieser Provinz
war die Stadt Multan ein wichtiges Teppichcentrum. und
einige Teppiche von feiner Zeichnung im Palaste zu Jamu
(Kashmir) sind gleichfalls in Multan unter der Aufsicht von
Kashmiri-Arbeitern erzeugt.
Hier werden auch Teppiche aus Baumwollsammt erzeugt,
gewöhnlich mit blauen Mustern auf weissem Grunde, alle
aber zeichnen sich durch einen nicht zu verkennenden
Charakterzug aus. Weiter im Norden liegt die Hauptstadt
des Punjab, Lahore, die wichtigste der ehemaligen könig¬
lichen Teppichfabriken: heute verdankt es den Ruf seiner
Teppiche den Webern in seinem Gefangenhause, während in
INDISCHE TEPPICHE.
Kashmir und Amritsar alle Ueberlieferung von Dessin und
Farbengebung unwiederbringlich verlorengegangen scheint:
dort haben europäische Shawlmuster die alten Formen
völlig verwischt.
Wenn die Teppiche des Jeypoi'e-Palastes (jetzt im Jey-
pore-Museum) wirklich aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts
und aus Lahore stammen, so kann das Geheimniss vieler
schöner Stücke ähnlichen Musters, die sich irt anderen Län¬
dern noch finden, aufgeklärt werden. In dem theilweise ver¬
fallenen Palaste von Bijapur sind 13 grosse Teppiche von
gleichem Ausmass noch erhalten; sie ähneln den ersteren so
sehr in dem Gewebe, in der Zeichnung und in den Farben,
dass ihre Verwandtschaft nicht zu leugnen ist. Desgleichen
ist der aus dem XVI. Jahrhundert stammende Teppich (viel¬
leicht der grösste der Welt) im grossen Saale des Chelal-
Sutoun Palastes in Ispahan wahrscheinlich in Lahore erzeugt.
Dies würde aus der Ueberlieferung hervorgehen, dass der
Teppich aus fernen Landen auf zwei Elephanten herbei¬
gebracht wurde. Die beiden Teppiche Xr. 236 und 237 1884
sind Copien von zweien der Assar-Mahal-Teppiche und durch
die Firma Proctor «S: Co. (Bombav und London) hergestellt.
Die wenigen als vorhanden bekannten Ivashmir-Teppiche,
welche aus dem Anfang unseres Jahrhunderts datiren, sind
völlig verschieden von den Erzeugnissen der letzten fünfzig
Jahre; erstere sind ebenso schön als die gegenwärtigen
werthlos.
Die gegenwärtige Nachfrage nach indischen Teppichen
in Europa stammt erst aus der grossen 1851er Ausstellung.
Da der Punjab und Scind sich von dem mit Annexion
endigenden Kriege nicht genügend erholt hatten, gestal¬
teten sich die ruhigeren Nordwestprovinzen und Madras
zu Hauptcentren der Teppichweberei. Im Norden ent
wickelte Mirzapur, obwohl es Jahrhunderte hindurch unter
der Mogulherrschaft und unter dem Einfluss turkmenischer
INDISCHE TEPPICHE 217
Kunst stand, Muster, welche in Form und Farbe deutlich
auf Hindu-Ursprung hinweisen; ein Ilauptzug ist die
lebhafte Verwendung- von Schwarz neben Orange und
das lederfarbige Weiss. In Südindien dagegen zeigten die
Muster mehr persischen Ursprung, und dies ist leicht zu
begreifen, wenn man in Erwägung zieht, dass die ver¬
schiedenen Fabriken verhältnissmässig neuen Datums sind
und in allen Fällen ihre Entstehung den muhammedanischen
Prinzen und Xawabs des Carnatic verdanken, welche
mancherlei persische Gewerbetreibende und Künstler zur
Niederlassung in ihren Residenzstädten veranlassten.
Die berühmteste dieser Fabriken ist Warangui im öst¬
lichen Theile des Dekkan. Die drei seidenen und wollenen
Teppiche Xr. 238, 239, 240 und 241 sind Proben der
Weberei von Warangui vor fünfzig Jahren. In diesen springt
der persische Charakter sofort in die Augen, aber gewisse
Besonderheiten, namentlich in den Bordüren, weisen auf
indischen Einfluss hin. Der verstorbene Sir Salar Jung
machte wiederholte Versuche, die verfallende Teppich¬
industrie Waranguis zu heben, und um die Ursachen dieses
Verfalles zu ergründen, sammelte er Alles, was aus der
älteren Geschichte dieser Industrie bekannt war; er fand,
dass die Einführung der Sammtteppich-Weberei in Südindien
nicht früher vor sich ging als zur Zeit Aurungzeb's, unter
dessen Regierung persische Weber ins Land gezogen wurden,
um die Fabriken zu begründen. Zwei Ursachen des Verfalls
wurden festgestellt: Vor Allem die Vernichtung oder Ver¬
armung vieler fürstlicher Hofhaltungen, an denen schöne
Teppiche gehalten und geschätzt wurden, und die überhand
nehmende Verwendung europäischer Teppiche durch die
reichen Eingeborenen, die auch europäische Möbel bei sich
einführten; zweitens der demoralisirende Einfluss des euro¬
päischen Handels, welcher in der letzten Zeit sich zu einem
regelrechten System der Verbilligung der Production auf
218 INDISCHE TEPPICHE.
Kosten der Qualität und der Muster entwickelt hat, indem
die eingeborenen Arbeiter durch sehr grosse Aufträge ver¬
leitet wurden, schlechtes Material und ungeschulte Hilfs¬
arbeiter zu verwenden und so ohne Mühe und Gefahr grosse
Gewinne zu erzielen.
Der «Vellore»-Teppich Nr. 243, stellt eine Abart, welche
von einer kräftigeren indischen Tendenz im Muster Zeugniss
gibt und es erscheint bemerkenswerth, dass die Namen,
welche die eingeborenen Hindu-Arbeiter den Mustern geben,
fast alle persisch sind, allerdings ein wenig verstümmelt,
wie z. B. Hashim Ivani, Gulbanda dashta und Mulkichinamaz.
Die beiden Yarkand-Teppiche Nr. 1436 und 1469 sind
Typen von Teppichen, welche auf verschiedenen Wegen aus
Tibet nach Indien gelangen. Ueber diese hat man zu wenig
Nachrichten, um mit einiger Sicherheit von den Erzeugungs¬
orten zu sprechen, doch kann auf Grund verschiedener An¬
zeichen immerhin angenommen werden, dass die Sammt-
teppiche von Persien, der Türkei und Indien alle eines und
desselben Ursprunges sind und dass viele der allerbesten
Muster des XV. und XVI. Jahrhunderts den Gegenden von
Turkestan oder gar Tibet entstammen.
In moderner Zeit haben die indischen Gefangenhaus-
AVerkstätten viel zur Wiederbelebung der besseren Teppich¬
gattungen sowohl in Bezug auf Muster als auf Ausführung
beigetragen; zugleich haben sie aber unendliches Unheil an¬
gerichtet, weil es völlig an Organisation und künstlerischer
Leitung mangelt. Die Gefangenhaus-Werkstätte war nur ein
Depot, wo mehr oder minder geschulte Hände für die Teppich¬
weberei gemiethet werden konnten. Als daher die grossen
Pariser Häuser — der Louvre und der Bon Marche — hoch¬
erfahrene Kenner des orientalischen Teppichwesens nach
Indien sandten, um in den grösseren Gefangenhäusern die
Herstellung von Copien schöner alter turkestanischer und
persischer Teppiche zu überwachen, ergab dies ein vor-
INDISCHE TEPPICHE. 219
zügliches Resultat. Dort jedoch, wo man diesen "Werk¬
stätten das Copiren abgedroschener Handelsmuster über-
liess oder den Versuch machte, Muster, die für Marmor¬
mosaik oder feine Shawls berechnet waren, in Teppichen zu
verwenden, misslang Alles.
Der erste officielle Versuch, diese in der Entwicklung
begriffene Industrie zu unterstützen, ging im vorigen Jahre
von der Regierung in Madras aus; es wurde die Anfertigung
von Copien sämmtlicher alter Teppiche im Londoner «India
Museum» verfügt und jedes dieser Muster in den Teppichbe¬
zirken umhergesendet. Dies war zum grossen Theil ein Resultat
der Herausgabe von Mr. Vincent Robinson's Buch über
orientalische Teppiche, in welchem Sir George Birdwood's
gelehrte Vorrede die antike Geschichte gewebter Boden¬
belagstoffe völlig erschöpft. Wenn die übrigen Präsident¬
schaften Indiens diesem Beispiele folgen sollten und den
indischen Teppichwebern ihre verlorengegangenen Muster
wieder an die Hand geben, so wird nur wenig Zeit ver¬
streichen, bis die eingeborenen Arbeiter ihre alte Suprematie
auf diesem Gebiete wiedergewinnen und eine blühende Industrie
das verfallende Gewerbe ersetzt, das sicherlich nicht aus¬
gestorben ist.
London, 1891. C. Purdon-Clarke.
236. Indischer Teppich. Copie nach einem im Assar Mahal-
Palaste zu Bijarpur befindlichen Original des XVI. Jahr¬
hunderts. Innen auf rothem Grunde Ranken mit Pal¬
metten von verschiedener Grösse. In der Bordüre auf
blauschwarzem Grunde zwei einander überschneidende
intermittirende Kettenranken, roth und gelb, mit an¬
gesetzten Palmetten.
South Kensington-Museum, London.
220 INDISCHE TEPPICHE.
237. Indischer Teppich. Moderne Copie eines im Assar Mahal-
Palaste zu Bijarpur befindlichen Originals aus dem
XVI. Jahrhundert. Innen auf rothem Grunde von Pal¬
metten durchsetzte Ranken; die grösseren Palmetten
in kreuzweiser Vertheilung. Auf grünem Grunde
Herati-Bordure (typisches Beispiel ohne Beiwerk).
South Kcnsington-Museum, London.
23S. Seidenteppich aus Warangal im Deccan. (Anfang des
XIX. Jahrhunderts.) Innen auf rothem Grunde Variation
des Herati-Musters. In der Bordüre auf orangegelbem
Grunde durch rothe Bänder gebildete oblonge Medail¬
lons, worin je eine Rosette zwischen zwei Palmetten.
South Kcnsington-Museum, London.
23 ». Indischer Seidenteppich aus Warangal im Deccan. (An¬
fang des XIX. Jahrhunderts.) Innen auf weissem Grunde
vier von einer Schmalseite zur anderen laufende
Wellenranken, von rautenförmigen Rosetten durch¬
setzt. In der rothen Bordüre Wellenranke mit ähn¬
lichen Rosetten, die mit Lanzettblättern alterniren.
South Kcnsington-Museum, Lo>idon.
240. Indischer Seidenteppich aus Warangal im Deccan. (An¬
fang des XIX. Jahrhunderts.) Innen auf rothem Grunde
feine blaue Ranken mit achtblättrigen weissen Ro¬
setten, die in der Profilansicht fünfblättrig erscheinen.
In der gelben Bordüre rothe Ranken mit Rosetten
und breiten grünen Lanzettblättern.
South Kensington-Museum-, London.
241. Indischer Teppich aus Warangal im Deccan. Innen auf
rothem Grunde grüne Ranken mit weissen Rosetten,
an die sich je fünf grüne Blättchen ansetzen, und
grünen, gelbgeränderten Blättern. Bordüre w*ie 754.
South Kcnsington-Museum, London.
INDISCHE TEPPICHE.
242. Indischer Teppich. Gearbeitet im Gefängniss von Vellore
sogenannter Jail-1 eppich). Innen auf orangegelbem
Grunde aus abgestuften Diagonallinien gebildetes
Rautennetz, in dessen von Lanzettblättern eingefassten
Indischer Teppich Xr. 243 von Carl Kriss.
Maschen je vier ins Kreuz gestellte rothe Rosetten.
In der weissen Bordüre zwei nebeneinanderlaufende
Wellenranken.
South Kensington-Museum, London.
243. Indischer Teppich. (Jail-Teppich aus Vellore.) Innen auf
dunkelrothem Grunde zarte Blüthenranken in hellerem
Roth und starke grüne Ranken- mit Palmetten und
Lanzettblättern. In der weissen Bordüre grüne Ranke,
von achtblättrigen Rosetten durchsetzt.
Carl Kriss.
INDISCHE TEPPICH]:
245a. Teppich aus Yarkand (Centraiasien). Innen auf rothem
Grunde dichtes Muster von Rauten mit ins Kreuz
gestellten Blumen und Rosettenzweige dazwischen.
In der inneren Bordüre gereihte Volutenkelche, in
der äusseren gereihte Zweiglein mit je drei Rosetten.
South Kensington-AIuseum, London.
u
w
»>?<
. «t *A +* v. U- W i" VI. 1' J 1
Indischer Teppich Xr. 243 c vom k. k. österr. Handels-Museum.
243b. Teppich aus Yarkand (Centraiasien). Innen auf rothem
Grunde Ornamente von chinesischem Charakter: drei
mit Sternrosetten gefüllte Kreisfelder, dazwischen ver¬
streute Zweige; geometrisch betonte Ecken. In der
Bordüre Mäandermotive.
South Kensington-Museum, London.
243c. Indischer Teppich. Jail-Teppich aus Hyderabad. Innen
auf weissem Grunde grünes Rankennetz mit rothen
Rosetten als Füllungen. In der Bordüre Wellenranke.
K. österr. Handels-Museum.
TEPPICHE AUS YEMEN.
244. Arabischer Teppich aus Yemen.
245. Arabischer Teppich aus Yemen.
246. Arabischer Zeltteppich aus Yemen.
CHINESISCHE UND CHINESISCH-
TURKESTANISCHE TEPPICHE.
Die Erzeugung- von Teppichen ist im nördlichen und
westlichen China eine verbreitete Hausindustrie. Man erzeugt
gewirkte, geknüpfte und Filzteppiche. Alle drei Gattungen
werden mehr zur Bedeckung der Betten und als Reise- und
Satteldecken, weniger aber als Bodenbelag verwendet.
In Peking werden für die kaiserlichen Paläste ein¬
zelne Teppiche von besonderer Schönheit in Seide und mit
Goldfaden durchwirkt hergestellt, wiewohl die grössere Zahl
der im Besitze des Hofes befindlichen Teppiche dieser Art
centralasiatischen Ursprungs sein soll.
Die Kette der gewöhnlichen Teppiche ist meist Baum¬
wolle, der Einschlag und die Knüpfung Schaf- oder Kameel-
wolle.
Die Knüpfrahmen oder primitiven Stühle, auf denen
die Knüpfteppiche hergestellt werden, sind meist aufrecht¬
stehend oder vielmehr hängend und wird der Stuhl durch
schwere Steine in seiner^Position erhalten. Der Arbeiter sitzt
auf der Vorderseite des Stuhles und besorgt das Knüpfen
und Eintragen des Schusses mit einem Schiffchen. An grossen
Teppichen arbeiten mehrere Arbeiter gleichzeitig.
CHINESISCHE U CHIXESISCH-TURKESTAXISCHE TEPPICHE
Das Spinnen wird, und zwar auf sehr primitiven Spinn¬
rädern, von Frauen, das Weben von Männern besorgt.
Die meisten chinesischen Teppiche (251—254) zeigen
eine ganz feste, organische Raumgliederung. Vor Allem ist
die Mitte durch ein centrales Motiv betont, ebenso die vier
Ecken durch Configurationen von der Grundform recht¬
winkeliger Dreiecke; endlich fehlt fast niemals eine vom
Innengrunde deutlich geschiedene Bordüre. Sind die Ecken
nicht betont, so erscheint gewöhnlich das centrale Motiv von
vier ähnlichen in de;r Diagonalaxe vertheilten umgeben (247).
Zwischen Mitte und Ecken sind Streumuster in regelmässigen
Abständen, aber nicht allzudicht angebracht.
In Bezug auf die Farbe zeigen die chinesischen Teppiche
keineswegs den Reichthum der orientalischen. Der Grund
ist gewöhnlich weiss, namentlich an den kleineren Stücken:
an grösseren (247) findet sich gelegentlich Roth, auch mit
einem mäanderartigen Grundmuster nach Art eines Damastes,
in zwei Nuancen derselben Farbe. Nächst Weiss findet sich
Blau, gleichfalls in einem helleren und einem dunkleren Ton,
am häufigsten verwendet. Auch die Einzelmotive bewegen
sich in typischen Formen ohne weitergehende Variirung.
Von geometrischen Motiven findet sich vor Allem der Mäander,
insbesondere der fortlaufende (250), und der vom Hakenkreuz
herkommende (272). Das Hakenkreuz treffen wir mit abge¬
rundeten Kreuzarmen, gewöhnlich in Verbindung mit einem
Wolkenband (248). Von vegetabilischen Motiven ist die
Rosette namentlich in Bordüren sehr häufig. Dann auch abge¬
schnittene Zweige (263), ja selbst fortlaufende Ranken (247).
AusdemThierreichbegegnenwirFledermäusen und Schmetter¬
lingen (255), ferner der Gans, als dem Symbol der ehelichen
Treue und Liebe (in Scheiben mehrerer Bordüren. Auch
der Storch als Symbol der Langlebigkeit und der Löwe
als Vermittler einer glücklichen Vorbedeutung kommen auf
Teppichen dargestellt vor, letzterer namentlich an Stücken,
CHINESISCHE U. CHIXESISCH-TURKESTAXISCHE TEPPICHE. 225
die bestimmt sind, bei Hochzeitsfeierlichkeiten zu dienen. Von
Fabelwesen begegnen wir insbesondere dem Drachen und
dem Phönix, dem Sinnbild der Kaiserin in ihrer unver¬
gleichlichen Pracht und Schönheit.
247. Chinesischer Teppich. Knüpfungsart: 450 Kn.; K. 50 F.
Bwzw. 4fach; 2 Gr. Schuss Bwg. jfach; Kn. W. 4- und
ßfach auf 2 Faden IV. Innen auf rothgelbem, mäander¬
gemustertem Grunde fünf kreisrunde Medaillons mit
je einem Drachenpaar in Wolken. Dreifache Bordüre:
perspectivischer Mäander, Wellenranke, gemusterte
Scheiben. L. M. 3*60, Br. M. 2.20.
Ungar. Landes-Kunstgeivcrbe-Museum.
248. Chinesischer Teppich. Innen auf rothem Grunde ein ab¬
getrepptes Polygon mit concentrischen Füllungen,
ringsherum verstreut Fledermäuse und Hakenkreuze
mit Wolkenbändern; die Ecken abgetreppt, mit
Mäanderhaken. In der Bordüre alternirend Rosette
und Mäander, auf wechselndem Grunde.
, L. und Br. M. 4*47.
K. k. österr. Handels-Museum.
249. Chinesischer Teppich. Innen auf braunem Grunde in
der Mitte ein hakengerändertes Polygon mit einer
Rosette, ringsherum Wolkenbänder; Ecken abgetreppt.
Bordüre dunkelbraun grundirt mit alternirenden Ro¬
setten und Mäandern wie 248.
L. M. i-8i, Br. M. 0-93.
K. k. österr. Handels-Museum.
250. Chinesischer Teppich. Grund braun. Innen in der Mitte
ein hakengerändertes Quadrat, kreuzförmig gemustert.
226 < HINESISCHE U. CHIXESISCH-TURKESTAXISCHE TEPPICHE.
Ringsum Wolkenbänder und Fledermäuse, in den Ecken
Mäandermotive. In der Bordüre fortlaufender Mäander.
Blau, schwarz und weiss. L. M. 1*75, Br. M. 0 95.
K. k. öslerr. Handels-Museum.
251. Chinesischer Teppich. Grund weiss, Muster in zweierlei
Blau. Innen in der Mitte ein liakenberändertes Quadrat
mit Mäander gefüllt, daneben Ranken, die Ecken geo¬
metrisch betont. In der Bordüre Rosettenzweige.
L. M. 1*48, Br. M. 0*94.
Dr. J. C. Samson.
252. Chinesischer Teppich. Die blaue Musterung auf weissem
Grunde ähnlich wie 251. L. M. 1*40, Br. M. O Q2.
Dr. J. C. Samson.
253. Chinesischer Teppich. Innen auf weissem Grunde ab¬
gestuftes Rautenfeld, von Ranken flankirt.
L. M. 1 *20, Br. M. 0 67.
K. k. östcrr. Handels-Museum.
'-254. Chinesischer Teppich. Innen auf weissem Grunde ein aus
bunten Schnörkeln zusammengesetztes kreisförmiges
Muster zwischen zwei Blüthenzweigen. In der Bordüre
querlaufendes Zickzack. L. M. 1*64, Br. M. 077.
K. k. öslerr. Ilandels-Muscum.
^255. Chinesischer Teppich. Innen auf weissem Grunde an
einer mittleren sternförmig gemusterten Raute vier an¬
gesetzte Rankenzvveige, zwischen zwei Fledermäusen,
in jeder Ecke ein Schmetterling.
L. M. i*oi, Br. M. 0*62,
K. k. öslerr. Handels-Museuvi.
CHINESISCHE U. CHIXESISCH-TURKESTAXISCHE TEPPICHE. 227
6. Chinesischer Teppich. Innen auf weissem Grunde zwei
Hirsche, in den Ecken je eine Schale. In der Bordüre
bunte Rauten, durch weisse Diaogonallinien getrennt.
L. M. i'io, Br. M. 0*64.
7. Chinesischer Teppich. Innen auf weissem Grunde bunter
Blüthenzweig; in der Bordüre Schachbrett.
L. M. 0 49, Br. M. 0*40.
K. k. österr. Handcls-Museum.
8. Chinesischer Teppich. Grund weiss. Innen ein blauer
Blüthenzweig; in der Bordüre gereihte Sternchen im
1. Halbfertiger chinesischer Teppich. Innen auf weissem
Grunde halbe Rosette und Fledermaus; in der Bordüre
K. k. österr. Handels-Museum.
Chinesischer Teppich Xr. 2^4, 7
Rautenschema. L. M. 0*49, Br. M. 0-40.
IC. k. österr. Handels-Museum.
Zickzack. L. M. 0*50, Br. M. 0-42.
K. k. österr. Handels-Museum
228 CHINESISCHE U. CHINESISCH-TURKESTAXISCHE TEPPICHE.
260. Chinesischer Teppich. Innen auf weissem Grunde in der
Mitte ein abgetreppter Kreis, in Kreuzform geometrisch
gemustert, zwischen zwei Fledermäusen, in den Ecken
geometrische abgetreppte Motive. Bordüre wie 248.
L. M. roi, Br. M. 0 60.
K. k. österr. Handels-Museum.
261. Chinesischer Teppich. Innen auf grauem, violett gespren¬
keltem Grunde zwei menschliche Gestalten, vorne eine
weibliche in langem violetten Mantel, dahinter eine
männliche. In der Bordüre geometrische Motive in
Grau und Violett. L. M. 1-49, Br. M. i'35.
J. v. Ephrussi.
262. Chinesischer Teppich. Bedruckt mit figuralischen Dar¬
stellungen in bunten Farben. L. M. 2M4, Br. M. 1*50.
K. k. österr. Handels-Museums.
263. Chinesisch-Turkestan-Teppich Innen auf röthlichem
Grunde fünf aus kleinen Blüthenzweigen gebildete
Kreisfelder, dazwischen verstreut grössere Zweige und
Schmetterlinge; vorwiegend blau und gelb. In der
Bordüre auf gelbem Grunde ein Zickzackband mit
halben Rosetten als Füllungen. Flor Wolle.
L. M. 1S2, Br. M. 1*27.
Graf Carl Lanckoronski.
264. Chinesisch-Turkestan-Teppich. Innen drei kreuzförmige
Compartimente, roth grundirt, durch Mäanderbänder
getrennt, in jedem ein kreisförmiges hellblaues Feld,
das mittlere mit gelben Kreisen, die seitlichen durch je
vier Hakenkreuze mit abgerundeten Armen gefüllt. In
der roth grundirten Bordüre Rosetten. Flor Wolle.
L. M. 2-46, Br. M. 1-17.
Dr. J. C. Samson.
CHINESISCHE V. CHINESISCH-TURKESTANISCHE TEPPICHE. 229
265. Chinesisch-Turkestan-Teppich. Innen auf rothem Grunde
in der Mitte ein heller Kreis mit vier geometrisch stili-
sirten Zweigen um eine Rosette, gegen die Schmalseiten
hin Ranken mit Rosetten und dreispaltigen Blättern,
in den Ecken Mäandermotive. In der inneren Bordüre
aus Haken gebildete Ornamente, in der äusseren
Wellenranke und Rosetten. L. M. 2'43, Br. M. i'zg.
E. v. Kuczynski.
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* r 1
Chinesisch-turkestanischer Teppich Nr. 264.
266. Seidenteppich aus Khotan (Chinesisch-Turkestan), in Seide
über baumwollener Kette geknüpft. Innen auf dunkel¬
blauem Grunde rothe Ranken mit Granatäpfeln und
grünen, dreispältigen Blättern, die von jeder Schmalseite
aus je zwei Vasen in symmetrischer Verästelung auf¬
steigen. Doppelte Bordüre, roth und blau, mit aneinander¬
gereihten Rosetten, durch einen ungemusterten gelben
Streifen getrennt. L. M. 4*25, Br. M. 2*16.
Baron Alfred Springer.
230 CHINESISCHE U. CHINESISCH-TURKESTAXISCHE TEPPICHE.
-267. Seidenteppich aus Khotan. Innen auf blauem Grunde aus
rother Vase hervorwachsend ein in grünen Ranken sich
verästelnder Baum mit rothen Granatäpfeln und grünen,
dreispältigen Blättern. Doppelte Bordüre: in der inneren
ein rother Mäander auf blauem Grunde, in der äusseren
aneinandergereihte rothe lilienartige Blüthenmotive auf
grünem Grunde. L. M. i'95, Br. M. 177.
K. k. österr. Handels-Museum.
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Chinesisch-turkestanischer Teppich Nr. 265.
268. Seidenteppich aus Khotan. Innen auf rothen Grunde
parallel mit der Längsachse laufende grüne Stengel,
von denen symmetrisch ebenfalls geradlinige Seiten¬
stengel, mit Rosetten oder dreispältigen Blumen in
Profil, abzweigen. In der Bordüre auf blauem Grunde
schräggestellte Zweiglein mit je drei Blumen, alter-
nirend nach aussen und innen gewendet.
L. M. 2*17, Br. M. 1-24.
K. k. österr Handels-Museum.
CHINESISCHE U. CHIXESISCH-TURKESTANISCHE TEPPICHE. 231
26g. Teppich aus Chinesisch-Turkestan. Innen auf rothem
Grunde gebrochene Ranken mit Rosetten und andere
Blüthen. In der Bordüre Wellenranke.
Phil. Haas & Söhne.
270. Theil eines Seidenteppichs aus Khotan (Chinesisch-Turke-
stan), in Seide über baumwollener Kette geknüpft.
Auf rothem Grunde in der Mitte ein mit dreizackigen
Motiven beränderter Kreis, in dessen Mitte eine streng
stilisirte grüne Ranke auf rothem Grunde, umgeben
von einer rothen Ranke mit ebensolchen Palmetten
und grünen, dreispaltigen Blättern auf blauem Grunde.
An jeder Schmalseite eine Reihe von bunt längs¬
gestreiften Spitzgiebeln, abgetreppt und mit Querbalken
bekrönt, dazwischen Verbindungen in Zickzack, von
chinesischen Wolkenbänder durchzogen.
L. M. 2* 18, Br. M. i'io.
K. k. österr. Handels-Museuvi.
271. Teppich aus Chinesisch-Turkestan. Innen auf rothem
Grunde zwei grössere unregelmässige Achtecke, in
concentrischen Zonen um einen mittleren Stern ge¬
mustert, dazwischen kleinere Achtecke; das Uebrige
durch gelbe Bänder in geometrische Felder zerlegt,
zum Theil mit stark stilisirten vegetabilischen Motiven
gefüllt. Zwischen zwei Mäandersäumen doppelte Bor¬
düre, in der inneren eine gebrochene Blüthenranke auf
braunem, in den äusseren Rosetten auf blauem Grunde.
L. M. 3*50, Br. M. 180.
Theod. Graf, Wien.
Teppich aus Khotan. Innen auf rothem Grunde in der
Mitte ein rundes Medaillon mit vier Sternrosetten,
ringsherum verstreut verschiedenartig stilisirte Rosetten
32 CHINESISCHE U. CHINESISCH-TL'RKESTANISCHE TEPPICHE.
und symmetrische Blüthenzweige. Doppelte Bordüre:
umlaufender und schräggestellter Mäander.
A. v. Scala.
73. Teppich aus Chinesisch-Turkestan. Innen auf rothem
Grunde vier kreisförmige Medaillons mit Rosetten. In
der Bordüre gereihte stilisirte Blümchen.
Graf V. Latour.
Chinesisch-turkestanischer Teppich Nr. 271 von Theodor (iraf.
74. Gebetteppich aus Chinesisch-Turkestan, in Seide geknüpft.
Innen sechs grüne Gebetnischen mit überhöhtem Spitz¬
giebel, in den rothen Zwickeln gebrochene Blüthen¬
zweige oder geometrische Füllungen, in der Bordüre
fortlaufende Wellenranke mit grünen, dreispaltigen
Blüthen.
K. k. österr. Museum für Kunst und Industrie.
JAPANISCHE TEPPICHE.
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In den älteren Zeiten war
der Gebrauch von Teppichen in
Japan völlig unbekannt. In den
Wohnräumen der höheren Stände
breitete man die Felle der auf
der Jagd erlegten Thiere auf
einer Unterlage von Gras aus, die
unteren Classen bedeckten den
Boden mit Reisstroh oder Schilf¬
rohr. Später und bis in die neueste Zeit
führte man aus China, Indien, Persien u. s. w.
Teppiche aus Seide und "Wolle ein. Vor
ungefähr zwei bis drei Jahrhunderten be¬
gann man in Japan selbst Teppiche zu er¬
zeugen, welche Nabeshima genannt wurden;
diese Fabrication gerieth jedoch in der Folge
gänzlich in Verfall. Bis in die jüngste Zeit
war der Gebrauch von Teppichen auf die
höheren Stände beschränkt; in
den niederen begnügte man sich
mit Matten (tatami und goza). Seit
der Eröffnung des Landes und der
Zunahme des Verkehrs hat sich
der Gebrauch von Teppichen verbreitet und ahmt man seit
ungefähr fünfzehn Jahren chinesische und europäische Teppich-
234 JAPANISCHE TEPPICHE.
muster nach. In Kishiu und den angrenzenden Provinzen,
wo früher eine Art Flanell, Mompa genannt, erzeugt wurde,
fertigte man Teppiche aus Baumwolle, Hanf und Seide an,
die in Tokio und in anderen Landestheilen einen starken
Absatz fanden.
Baumwollteppiche werden gegenwärtig in Sakai bei
Osaka in der Provinz Idzumi hergestellt. Die Teppicherzeugung
wird als Hausindustrie betrieben, und beschäftigen die Kauf¬
leute, welche sich mit dem Handel dieses Artikels befassen,
die Arbeiter.
Hanfteppiche werden in Fusimi bei Kioto in der Provinz
Yamasiro, in Mikage, zwischen Osaka und Kobe, und in
Komagasaki bei Hiogo erzeugt. An jedem dieser Plätze soll
eine Fabrik, von allerdings primitivster Bauart, bestehen, die
etwa sechzig Arbeiter beschäftigt.
Baumwollteppiche werden bis zu einer Breite von 5 Meter
und Hanfteppiche bis zu einer Breite von 4 Meter angefertigt.
275. Japanischer Teppich. Innen auf weissem Grunde regel¬
mässig verstreute Rosettenmotive von dreierlei Art,
in Blau und Braun, zum Theil umgeben von einem
Kranze von Hakenkreuzen. Bordüre blau grundirt mit
braunen Mäandermotiven. L. M. 1*92, Br. M. 0*96.
Graf Carl Lanckoronski, Wien.
2-jb. Japanischer Teppich. Innen auf lichtgelbem Grunde
Muster wie 131, desgleichen ähnliche Bordüre.
L. M. 2 84, Br. M. 1*91.
Graf Carl Lanckoronski, Wien.
277. Japanischer Teppich. Grund dunkelblau. Innen Rauten¬
musterung durch Kreuzung zweier aus weissen Blättern
JAPANISCHE TEPPICHE. ^35
gebildeter Diagonalbänder, jede Raute mit einem
Blüthenzweig gefüllt. In der Bordüre ausgezackte
Blumenmotive, auf Bogenlinien aufgereiht, dazwischen
ähnlich stilisirte Blüthen auf einer Doppelvolute. Yor-
Graf Carl Lanckoronski, Wien.
8. Japanischer Teppich. Innen gelbbraun grundirte Acht¬
ecke mit Rosetten, reihenweise alternirend mit gelb-
Japanischer Teppich Nr. 275. Graf Carl La?ickoronski.
grundirten Achtecken, die gleichfalls ein centrales
Motiv in zweierlei Blau enthalten. In der Bordüre, blau
auf blau, mit Kielbogen abgeschlossene oblonge Felder,
worin ein lilienförmiges Blatt und ein Kreis.
9. Japanischer Teppich. Grund gelbbraun, in der Mitte in
einem Kreise auf gelbbraunem Grunde der Vogel Ho-o
wiegend blau und weiss. L. M. 1-93, Br. M. 0*94.
L. M, 2*89, Br. M. 2*83.
Graf Carl Lanckoronski, Wien.
36 JAPANISCHE TEPPICHE
zweimal wiederholt, mit Blüthenzweigen dazwischen;
in den Zwickeln des umschriebenen Quadrates je ein
Drache. In der Bordüre Vierfüssler und Vögel mit
Blüthenzweigen dazwischen. Vorwiegend blau und roth¬
braun. L. M. 2 90, Br. M. 2"88.
Graf Carl Lanckoronski, Wien.
80. Japanischer Teppich. Auf rautengemustertem Grunde
in der Mitte ein Kreis mit zwei Drachen, umgeben
von vier Kreisen mit paarweisen Thieren und Vögeln
in Wolken, in den Ecken Quadrate mit aus ausgesackten
Blättern gebildeter sternförmiger Füllung. Rosetten¬
saum. In der Bordüre Blätterranke. Blau und gelb
vorwiegend. L. M. 2*89, Br. M. 2*87.
Graf Carl Lanckoronski, Wien.
81. Japanischer Teppich, in "Wolle über baumwollener Kette
geknüpft. Grund kaffeebraun. Innen dicht verstreute
grössere Blüthenzweige, als Bordüre ohne deutliche
Scheidung neben einander Schachbrett, Xetzmuster.
Sechsecke, Wolken, Frösche in Kreisen u. s. w.
L. M. 2" 10, Br. M. 1 50.
Ul'ich & Cic., Wien.
MAROKKO.
A\ ar der Teppichindustrie Marokkos ehedem eine gewisse
Bedeutung nicht abzusprechen, wie dies einzelne Pracht¬
stücke aus dem XIV., XV., XVI. und XVII. Jahrhundert
belegen, die sich im Palaste des Sultans zu Fez befinden,
so ist dieser Zweig der Hausindustrie gegenwärtig sowohl
was die Quantität als was die Qualität des Erzeugnisses an¬
langt, in entschiedenem Rückschritte begriffen. Auch der
schöne Teppich Xr. 287 in der Ausstellung, aus dem Besitze
des Fürsten Schwarzenberg, in dessen Inventaren derselbe
im Jahre 1724 zum ersten Male vorkommt, spricht für diese
Erscheinung.
Die Dessingebung zeigte übrigens auch bei den alten
marokkanischen Teppichen wenig Originales, sondern lehnte
sich stark an jene anderer orientalischen Teppicharten an.
Die Hauptsitze der Teppichweberei in Marokko waren
einst Fez und Marokko, gegenwärtig sind Rabat und El
Baida (Casa blanca) als solche zu bezeichnen. In Rabat
werden die Knüpfteppiche (Zrbia), in Casa blanca die ge¬
wirkten Teppiche (Hambel) erzeugt.
Die "Webevorrichtung der Marokkaner ähnelt den pri¬
mitiven Stühlen, wie sie auch in Kleinasien im Gebrauche
sind. Das "Weben wird von Männern, die Zubereitung von
Kette und Einschlag, sowie das Färben der \\ olle von Fraueu
besorgt. Von den Europäern hat man bisher nur die schlechten
Farbstoffe angenommen, die trotz des zur Prüfung des Färb-
23» MAROKKO.
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Marokko-Teppich Nr. 288 von Dr. yehnek.
MAROKKO. 239
materiales bestellten Regierungscommissärs in Rabat viel¬
fach in Anwendung kommen.
Die Länge der Teppiche geht bis zu 8 M., während
die Breite 21ji M. selten überschreitet, ein Maximalmaass, das
durch die kleinen "Wohnräume, die die Aufstellung breiterer
Stühle nicht gestatten, gegeben ist. Die gangbarsten Dimen¬
sionen sind 1—2 AI. Breite, 3—5 M. Länge.
Als eine in Europa fast ungekannte Specialität der
Marokkaner Teppiche müssen die Tuarek-Teppiche bezeichnet
werden. Diese Teppiche werden von den Tuarekweibern er¬
zeugt, kommen nicht in den Handel, sondern bleiben Familien¬
eigenthum mit Ausnahme der schönsten Exemplare, die dem
Eigenthümer bei seinem Tode als Leichentuch ins Grab,
mitgegeben werden. Die wenigen Stücke, welche aus dem
Ursprungslande kamen, befinden sich im äussersten Süden
der algerischen Colonie, wo auch der in der Ausstellung
exponirte Teppich, Nr. 289 von einem Tuarekschen Kara¬
wanenführer gekauft wurde.
Der Teppichexport Marokkos werthete 1887 210.000
Frs., 1888 160.000 Frs. und 1889 150.000 Frs.
TUNIS.
Auch die Teppichfabrication in der Regentschaft Tunis
befindet sich im Vergleiche zu jener des grössten Theiles
des übrigen Orients auf einer sehr niedrigen Stufe. Auch
hier sind die zur Verfertigung der Teppiche angewendeten
Vorrichtungen höchst primitiver Xatur. Das an sich stets
unbedeutende Quantum der in Tunis erzeugten leppiche
nimmt von Jahr zu Jahr ab und deckt nicht den inländischen
Consum.
240
Es lässt sich dies bei einem Gang durch die Tuniser
Bazars leicht constatiren, wo man neben den einheimischen
Fabricaten die Producte der persischen und kleinasiatischen
Teppichindustrie massenhaft angehäuft vorfindet.
Die Teppichfabrication Tunesiens wird in grösserem
Massstabe nur in den Städten Kairuan und Gabes, dann
seitens einiger arabischer Tribus in der Gegend zwischen
Feriana und Tebessa betrieben.
Die Fabricate von Keruan sind wegen ihrer grösseren
Dichtigkeit und Solidität mehr begehrt als die anderen
Sorten.
Aber auch bei den Erzeugnissen der keruanischen
Teppichindustrie ist im Vergleiche mit den vereinzelt vor-
findlichen älteren Exemplaren ein bedeutender Rückschritt
sowohl in Betreff der Qualität als auch des Geschmackes in
Dessinirung und Farbengebung unverkennbar.
Man unterscheidet gewirkte und geknüpfte Teppiche.
Die ziemlich hohen Preise stehen mit dem wirklichen Werthe
der Waare nicht im Einklang.
5^82. Teppich aus Tunis, in Wolle über wollener Kette ge¬
knüpft. Innen auf schachbrettgemustertem Grunde
ein roth grundirtes Sechseck mit einer aus vier fünf¬
blättrigen Blüthen gebildeten blauen Kreuzfigur in
der Mitte. In der Bordüre auf blauem Grunde recht¬
eckig ausgesackte Quadrate mit andersfarbigen Dia¬
gonalstreifen. L. M. no, Br. M. o-82.
K. k. österr. Handels-Museuvi, Wien.
^283. Teppich aus Tunis, in Wolle und Baumwolle über
wollener Kette geknüpft. Grund roth. Die Innenfläche
zertheilt in Streifen von ungleicher (Trosse, ausgefüllt
mit geometrischen Mustern. In der Bordüre reeiprok
MAROKKO UXD TUNIS. 241
in einander greifende dreieckige Figuren, in je drei
Haken gegliedert.
K. k. österr. Handeh-Museum.
284. Teppich aus Tunis, in Wolle und Baumwolle über
wollener Kette geknüpft. Innen in zwei Theile getheilt,
worin je eine Nische mit stilisirten vegatabilischen
Mustern; der übrige Raum in Streifen getheilt und geo¬
metrisch gemustert. In der weissgrundirten Bordüre
schräg gestellte dreitheilige Blätter, abwechselnd nach
innen und aussen gekehrt.
K. k. österr. Handels-Museum.
285. Halbfertiger marokkanischer Teppich, Kette und Knüpfung
Wolle. Innen eine halbe abgestufte Raute, umgeben
von schnörkelhaften oder geometrischen Motiven, je
vier in einem rechteckigen Felde zusammengefasst. In
der Bordüre auf rothem Grunde längliche Rosetten.
L. M. 1*31, Br. M. 1*77.
K. k. österr. Handels-Museum, Wien.
2$6. Marokkanischer Teppich, Kette und Knüpfung Wolle.
Innen ein oblonges Feld mit abgetreppten Schmal¬
seiten, worin auf rothem Grunde zwei Reihen über¬
einander aufsteigender Blumensträusse. Anstatt einer
Bordüre mehrere Säume mit kleinen Blümchen zwischen
zwei Wellenranken. L. M. 2, Br. M. vz.
K. k. österr. Handels-Museum, Wien.
287. Marokkanischer Teppich. Kette und Knüpfung Wolle.
Innen unten zwei roth grundirte Gebetnischen, Zwickel
blau, mit stilisirten vegetabilischen Ornamenten; darüber
vier Streifen von wechselnder Grösse mit hakenbe-
16
242 MAROKKO UND TUNIS.
ränderten Rauten und Polygon. In der Bordüre auf
gelbem Grunde gereihte längliche Rosetten.
Fürst Adolf Schwarzenberg.
288. Marokkanischer Teppich. Knüpfung und Kette AVoile.
In zwei Theilen (2 Teppiche), deren jeder innen ein
oblonges, roth gegründetes Sechseck mit zickzack-
beränderten Figuren und kleinerem Füllwerk enthält;
der übrige Raum in Streifen zertheilt und mit Rosetten,
Sternen und anderen geometrischen Mustern auf
wechselndem Grunde gefüllt.
Dr. Jellinck.
289. Marokkanischer Teppich. Knüpfung und Kette Wolle.
Grund dunkelroth, Muster blau und grün. Innen vier
ins Kreuz gestellte Sterne, von einer schachbrett¬
gemusterten Raute eingeschlossen. Aehnliche Fort¬
setzungen gegen die Schmalseiten. An den Schmal¬
seiten gewirkte Bordüren mit querlaufendem Zickzack.
Von Tuarekweibern hergestellt.
Dr. Jelli/iek.
NICHTORIENTALISCHE TEPPICHE ALS
VERGLEICHS-OBJ ECTE.
290. Russischer Teppich. Sumakhartig mit geometrisch stili-
sirten Thier- und Vogelfiguren.
Leipziger Kunstgewerbe-Museurn.
291. Schwedischer Teppich (?), gewebt.
Fürst Johann Liechtenstein.
292. Schwedischer Knüpfteppich. Copie vom Jahre 1876 nach
einem alten Original.
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie.
293—299 nicht ausgestellt.
16*
ANTIKE TEPPICHE.
Die Behelfe, welche zur Bestimmung von altorienta¬
lischen Teppichen zu Gebote stehen, sind heute noch so
ungenügend, dass selbst die spärlichen Daten, die wir im
Nachstehenden bei den einzelnen Teppichstücken geben,
von manchen durch die Familieninventarie festgestellten Daten
abgesehen, mit einer gewissen Reserve aufzunehmen sind.
Die Ausstellung soll, wie an anderer Stelle bemerkt, An¬
regung und Gelegenheit zu vergleichenden Studien auf
diesem Gebiete geben, und mag hier der Hoffnung Ausdruck
gegeben werden, dass das von unserer Anstalt zu publi-
cirende, mehrfach erwähnte umfangreiche Werk über
orientalische Teppiche seinen Lesern bereits manche Frucht
ANTIKE TEPPICHE. 245
der aus Anlass dieser Ausstellung- angestellten Studien
bieten werde.
Von einigen durch die localen Verhältnisse bedingten
Ausnahmen abgesehen, sind in dieser Abtheilung Teppiche
vereinigt, die ein Alter von mehr als hundert Jahren haben.
300. Altpersischer Teppich. Innen in der Mitte ein Polygon,
worin concentrisch ineinandergeschachtelt um einen
innersten Stern mehrere Zonen: eine hellblaue mit
acht Fasanen, eine gelbe mit vier Hasenpaaren und
eine dunkelblaue mit vier Löwenpaaren gegen innen,
und vier Paaren von Löwinnen, die einen Buckel¬
ochsen anfallen, nach aussen. Das Polygon setzt sich
gegen die Schmalseiten zu in je zwei kleineren Feldern
fort, in deren äusserem je ein Pfauenpaar. Zwischen
den Thieren sowie im umgebenden weissen Grunde
reiches Rankenwerk mit vegetabilischen Füllungen.
Die Ecken gleichfalls durch mehrere concentrische
Zonen betont, deren grösste roth grundirt. In der Bor¬
düre zwei Reihen von Zacken, blau und roth, durch
ein gelbes Band getrennt, durchwegs in Palmetten,
Rosetten und Rankenwerk gemustert.
L. M. 6-55, Br. M. 3-30.
Allerhöchster Hof.
301. Alter Dschouschegan-Teppich. Innen auf blauem Grunde
fünf Reihen von verschiedenartig ausgeführten Pal¬
metten, dazwischen neben kleineren vegetabilischen
Motiven an gelbem Geranke besonders charakteristisch
je vier aus einem Volutenkelch aufsteigende Blüthen,
um eine mittlere Rosette ins Kreuz gestellt. In der
Bordüre auf rothem Grunde alternirend blau geflammte
246 ANTIKE TEPPICHE.
Palmetten mit gelb geflammten. (Für das Innenmuster
vgl. Robinson, Eastcrn carpcts, Taf. 6.)
L. M. 9*17, Br. M. 2-46,
Allerhöchster Hof.
302, 30g. Zwei altpersische Teppiche. In der Mitte auf rothem
Grunde ein grünes Geranke, woran sich entlang der
Langseiten je eine Reihe von rosettenartig stilisirten
Blumen, von je zwei Lanzettblättern flankirt, ansetzt^
in der Mittelachse Palmetten alternirend mit kleineren
Rosetten. In der gelb grundirten Bordüre eine ge¬
brochene "Wellenranke, durchsetzt von Palmetten.
L. M. 7-36, Br. M. 2 38.
L. M. 687, Br. M. 2*32.
Allerhöchster Hof.
303. Altorientalischer Teppich. (Nach Karabacek laut Inschrift
in Emessa, Nordsyrien, am Anfang des XIII. Jahr¬
hunderts für einen Herrscher, wahrscheinlich der
Ayubidendynastie, gearbeitet.) Innen auf blauem
Grunde derbe, mit Blüthenzweigen gemusterte Ranken¬
bänder, die sich zu Sechsecken zusammenschliessen;
zwischen je zwei Reihen von Sechsecken eine Reihe von
Palmetten; zwischen den Palmetten und in den Sechs¬
ecken Pflanzen und verziert stilisirte Thierfiguren,
wovon nur je vier an beiden Schmalseiten naturalistisch
als Vögel charakterisirt sind. In der Bordüre auf
weissem Grunde eine Wellenranke mit Rosetten, Pal¬
metten, oblongen Kapseln und zweispaltigen Blättern.
L. M. 6 90, Br. M. 2*20.
Theod. Graf, Wien.
304 Altorientalischer Teppich. Innen auf rothem Grunde
Palmetten, reihenweise abwechselnd von Ranken¬
bändern umgeben oder freistehend und mit länglichen
stilisirten Figuren alternirend. In der schmalen weissen
ANTIKE TEPPICHE.
Bordüre hakengeränderte Stäbchen mit sternförmigen
^ 3°5- Altpersischer Teppich. Innen auf stark abgeriebenem
blauen Grunde Palmettenranken. In der Bordüre auf
dunkelblauem Grunde einander überschneidende derbe
Rankenbänder, mit Palmetten durchsetzt.
306. AltorientalischerTeppich. Innen in der Mitte ein annähernd
kreisrundes Feld, in rundlichen Zacken contourirt,
worin sich von einer innersten Palmette heraus drei
verschiedenfarbige Zonen mit bunter Blumenmusterung
entwickeln; ringsherum auf rothem Grunde gelbe
Ranken, von kleinen weissen Rosetten begleitet, da¬
zwischen grössere palmetten- und rosettenartige Blüthen
und S-förmig geschwungene Lanzettblätter; die Ecken
als Yiertelausschnitte des Mittelfeldes, mit gleicher
Musterung auf andersfarbigem Grunde, behandelt. In
der Bordüre auf rothem Grunde alternirend von einer
Tulpe bekrönte Blüthenzweige in einem blau oder
gelb grundirten Rahmen oder freistehende Blüthen¬
zweige, deren jeder von einer Palmette durchsetzt und
mit einer Xelke bekrönt ist. L. M. 7*28, Br. M. 4*19.
307. Altpersischer Teppich. Innen auf rothem Grunde ver¬
theilte achteckige Sterne, abwechselnd je zwei ganze
und je ein ganzer zwischen zwei halben, in concen-
trischen Zonen vegetabilisch gemustert; dazwischen
Rankenwerk mit Palmetten. In der dunkelgrün grun¬
dirten Bordüre abwechselnd eine gelbe Palmette von
grünen Rankenbändern umzogen und eine blaue von
Motiven alternirend. L. M. 6 20, Br. M. 2 80.
Berliner Kunstgewerbe-Museum.
L. M. 6 90, Br. M. 3'oo.
Allerhöchster Hof.
Allerhöchster Hof.
248 ANTIKE TEPPICHE.
rothen Bändern umzogene, im Schema der Wellen¬
ranke. L. M. ä'Qo, Br. M. 3 00.
Allerhöchster Hof.
308. Altpersischer Teppich. Innen auf rothem, stark abge¬
riebenem Grunde regelmässig verstreute Palmetten
von verschiedenartiger Detailausführung, durch zarte
grüne Ranken unter einander verbunden und ' mit
Wolkenbändern durchsetzt. In der Bordüre auf dunkel¬
blauem Grunde Palmetten mit je zwei verschlungenen
derben Bändern, auf deren abwechselnd hellblauem
und gelbem Grunde kleinere Blüthen und Vögel.
L. M. 777, Br. M. 3-26.
Allerhöchster Hof.
390. Siehe Nr. 302.
310. Dschouschegan-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde
im Rautennetz verlaufende Ranken mit Palmetten an
den Kreuzungspunkten. In der rothen Bordüre Ranke
mit Rosetten und kleineren Blüthen.
L- M. 5-45, Br. M. 2-10.
Philipp Hans & Söhne.
311. Altpersischer Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde
ein in der Mitte der Längsachse aufsteigender rother
Baum, von dem symmetrische Zweige mit weissen
Rosetten und dreispältigen Blättern ausgehen; im
übrigen Räume verstreut verschiedene stilisirte Bäume
und einige Vierfüssler. In der roth grundirten Bordüre
alternirend eine Rosette und eine aus fünf Schäften
symmetrisch zusammengesetzte Pflanze.
L. M. 5*95, Br. M. 2'10.
Philipp Haas & Söhne.
312. Aelterer Dschouschegan-Teppich. Innen auf rothem
Grunde symmetrisch verlaufende Ranken mit ver-
ANTIKE TEPPICHE. 249
schiedenartigen Palmetten von Wolkenbändern durch-
schlungen. In der breiten Bordüre Palmettengeranke
auf blauschwarzem Grunde. Zarte Blumengruppe in
allen Säumen. Prächtiger Farbencharakter.
L. M. 7"oo, Br. M. 3*00.
Berliner Kunstgewerbe-Museum.
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Altpersischer Teppich Xr. 311 von Philipp Haas & Söhne.
313. Dschouschegan-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde
das Muster wie in Xr. 319 und eingeknüpfte Koranverse.
Herati-Bordure auf rothem Grunde.
L. M. 5 85, Br. M. 2*65.
Philipp Haas & Söhne.
314. Laufteppich aus Gherus. Innen auf gelblichem Grunde
gereihte symmetrische Blüthenzweige mit granatapfel-
250 ANTIKE TEPPICHE.
artigen Bekrönungen. In der dunklen Bordüre Blumen¬
ranken. L. M 8*15, Br. M. 1*05,
Borelli Bey, Kairo.
315, 318. Zwei kaukasische Teppiche, beschrieben unter
Nr. 176, 177.
316. Altorientalischer Teppich, im Wesentlichen wie 368.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe- Museutu.
Dschouschegaa-Teppich Nr. 319.
317. Altorientalischer Teppich. Innen aus verschlungenen
Ranken gebildete Polygone in versetzten Reihen. In
der Bordüre gebrochenes weisses Band- (Schrift?)-
Ornament.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
318. Siehe Nr. 315.
319. Dschouschegan-Teppich, beschrieben unter Nr. 301.
320. Altpersischer Seidenteppich. (Aus dem Beginne der
Seffewidenzeit XV.—XVI. Jahrhundert wahrscheinlich
ANTIKE TEPPICHE
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von turkestanischen Arbeitern.) Mit
Gold und Silber durchwirkt. Innen
in der Mitte ein grün grundirter acht¬
eckiger Stern mit vier Drachen- und
vier Vogelpaaren um eine centrale
achtblättrige Rosette, ringsherum auf
gelblichrothem Grunde Darstellung
einer Jagd: Jäger zu Pferd und zu
Fuss verfolgen verschiedenes Wild
vom Löwen bis zum Hasen. Tracht
und Typen weisen zum Theil auf das
nördliche Indien und Hochasien. In
der dunkelroth grundirten Bordüre
ein sich wiederholendes Genienpaar,
Votivgaben spendend und empfangend,
dazwischen Rankenwerk, Vögel und
Wolken. In den Säumen Ranken mit
Palmetten, alternirend mit Köpfen, die
im Innensaume als Löwenköpfe, im
Aussensaume als Menschenköpfe ge¬
staltet sind.
L. M. 6 91, Br. M. 3-21.
Allerhöchster Hof.
ANTIKE TEPPICHE.
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Altindischer Gebetteppich Nr. 323 vom k. k. osterr. Museum f. Kunst u. Industrie.
ANTIKE TEPPICHE.
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Altpersischer Teppich Nr. 324 vom k. k. österr. Handels-Huseum.
2S4 ANTIKE TEPPICHE.
321. Altpersischer Seidenteppich (sogenannter Polenteppich).
Mit Gold- und Silberfäden durchwirkt. Innen auf Gold¬
oder Silbergrund derbe, ausgeschweifte Ranken; die
von ihnen umzogenen Felder (in der Mitte ein kreuz¬
förmiges, an jeder Schmalseite eines von dreieckiger
Grundform) enthalten zartere Ranken mit Palmetten,
Rosetten, Lanzettblättern. Die Bordüre ähnlich ge¬
mustert, im Schema der Wellenranke.
L. M. 5 59, Br. M. 2 06.
Allerhöchster Hof.
322. Dschouschegan-Teppich. (Vermuthlich aus der Zeit Schah
Abbas I., laut Inventar vor der Mitte des vorigen Jahr¬
hunderts gearbeitet.) Innen in der Mitte auf blau-
weissem Grunde vier Gänsepaare, umgeben von ver¬
schlungenen Ranken auf rothem Grunde; im übrigen
dunkelblauen Grunde breitästige Bäume, Cypressen,
Panther, Pfauen u. s. w.; in den Ecken je ein chine¬
sischer Vogel. In der Bordüre reciproke Doppelreihe
von geschweift contourirten Zacken, weiss und roth,
mit Blumenranken und Vögeln.
L. M. 5 70, Br M 270.
Adolf Fürst Schwarzenberg.
323. Altindischer Gebetteppich aus Lahore. Die rothgrundirte
Nische mit kleinen Blüthen an symmetrisch aufsteigender
Pflanzenstaude, von einem Zackenbagen gekrönt, der
auf zwei cypressenartigen Stützen aufsitzt. In der
Bordüre Blumengeranke. L. M. i'55, Br. M. 108.
K. k. österr. Aluseum für Kunst und Industrie.
324. Altpersischer Teppich. Innen auf rothem Grunde drei
Bäume über einander mit kleineren Blüthenpflanzen
dazwischen, ferner zwei Kraniche, Pfauen, Fasan und
zahlreiches kleineres Gevögel, in bunter naturalistischer
ANTIKE TEPPICHE. 255
lärbung. In der Bordüre auf blauem Grunde eine
W ellenranke mit bunten Palmetten, die in der Mitte ab
wechselnd je einen Löwen oder Pantherkopf zeigen
und von rothen Rosetten und Lanzettblättern im Halb¬
kreis umschlossen sind; zwischen je zwei Palmetten
zwei Panther mit einer Kartusche dazwischen Im
Innensaume der Bordüre auf hellem Grunde eine
Wellenranke mit bunten Palmetten, Lanzettblättern
Altpersischer Teppich Xr. 326 vom k. k. österr. Handels-Museum.
und Löwenköpfen, in der Aussenbordüre Vögel zwischen
Palmetten, abwechselnd nach rechts und links gewandt.
L. M. 2-35, Br. M. 1-56.
K. k. österr. Hajidels-Museum.
.325. Altsyrischer Teppich. Innen eine Nische, deren Giebel
aus dem Hufeisenbogen construirt, roth grundirt, mit
einem von der Mittellinie sich symmetrisch verzwei¬
genden Blumenmuster, worunter Palmetten, Lanzett¬
blätter und kleine weisse Rosetten an langen Zweigen.
256 ANTIKE TEPPICHE.
In der Bordüre reich geschwungenes Geranke mit Pal¬
metten, Rosetten und Nelken. Disposition und Detail¬
behandlung unter europäischem Einfluss.
L. M. i-83, Br. M 117.
Allerhöchster Hof.
\_32b. Altpersischer Teppich. Innen auf rothem, in der Bor¬
düre auf grünem Grunde Palmettenranken im Charakter
des Schah Abbas Muster. L. M. 5*30, Br. M. 2"45-
K. k. österr. Handels-Museum.
327. Aelterer Teppich aus Chinesisch-Turkestan. Innen sechs
Spitzgiebelnischen, wechselnder Grund, mit Baum¬
mustern und geometrischen Füllungen. Bordüre des¬
gleichen wie in 332. L. M. 3 75, Br. M. 1-15.
K. k. österr. Museum für Kunst und Industrie.
328. Ecke eines altpersischen Teppichs. Innen auf karmin-
rothem Grunde grüne Ranken mit bunten grossen
Palmetten und kleineren Blümchen, dazwischen ein¬
gestreut Thierfiguren: Löwe einen Stier zerreissend,
Panther, Hirsch, Khilin, Theil eines Drachen u. s. w.
In der weissgrundirten Bordüre ein breites rothes Band
im Schema der Wellenranke, mit bunten Palmetten¬
ranken gemustert, und reciprok angesetzte grosse
Palmetten, auf blauem oder grünem Grunde von
Blumenkränzen umschlossen, der übrigbleibende weisse
Grund von feinen geschwungenen Ranken und von
Wolkenbändern durchzogen. Von den beiden Säumen
der Bordüre ist der innere dadurch bemerkenswerth,
dass der braune Grund seines verschlungenen Ranken¬
musters gewirkt ist, so dass das geknüpfte Muster in
Relief hervortritt. L. M. 1*83, Br. M. 1265.
Herr Carl v. Frey, Salzburg.
ANTIKE TEPPICHE.
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Altsvrischer Teppich Xr. 330 vom k. k. österr. Handels-Museum.
17
ANTIKE TEPPICHE
^29. Altorientalischer Teppich. Innen eine mehrfach geglie¬
derte ganze und eine halbe Kreuzfigur, röthlich, von
gelben und blauen Ranken durchzogen; ringsum auf
gelbem Grunde Inschrift. In der Bordüre auf rothem
Grunde blaue Inschrift, von mäanderartigen Orna¬
menten, braun in gelb, unterbrochen.
K. k. österr. Handels-Museum.
o. Altsyrischer Teppich. Innen auf gelbem Grunde ein
rothes, blau durchzogenes Wolkenband und rothe
Ranken mit bunten Palmetten und Blättern, von
den Rändern gegen die Mitte zu einschneidend fünf
Felder mit geschweiften Contouren, blau oder roth
grundirt, mit gelben Ranken und bunten Palmetten,
die von zahlreichen Vögeln durchsetzt sind. In der
Bordüre auf drei Seiten zwei einander überschneidende
Wellenranken mit bunten Palmetten auf grünem Grunde,
auf der vierten Seite rothes Geranke auf gelbem Grunde.
Ringsum angenähte Seidenfransen.
L. M. 1*45, Br. M. i'oy.
K. k. österr. Handels-Museum.
351. Altpersischer Teppich. (Nach Dr. Troll aus der Re¬
gierungszeit Jakub Beg's 1865—1877.) Uebereinstim-
mend mit Nr. 332. L. M. 3 50, Br. M. 118.
K. k. österr. Handels-Museum.
332. Altpersischer Teppich. (Nach Karabacek in Korkub im
XI\ . Jahrhundert gearbeitet.) Knüpfung in Seide, der
Gold- und Silbergrund mittelst Geflechtes hergestellt.
Innen sechs Nischen mit Spitzgiebeln, darin auf Gold¬
grund je ein symmetrisch aufgebauter Baum mit ver¬
schiedenartigen bunten Blüthen, in den silbergrundirten
Zwickeln rothe Blumen an grünen Stengeln, darunter
ANTIKE TFPPICHE. 259
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Altpersischer Teppich Xr. 33- von Theod. Graf, Ji ien
260 ANTIKE TEPPICHE.
das Schriftornament Ja nebi («O Prophet! >). In der
Bordüre auf rothem Grunde eine Wellenranke mit
grünen dreispaltigen Blättern (als Schriftornament A.li
bedeutend) und bunten Blumen. (Vgl. Karabacek, » Die
persische Nadelmalerei Susandschird».)
L. M. 3-50, Br. M. 118.
Theod. Graf, Wien.
333. Anatolischer Gebetteppich. In Anordnung und Muster
ähnlich wie 340.
K. k. österr. Handels-Museum.
334. Anatolischer Gebetteppich. Nische roth mit Hufeisen¬
bogen, im Bogenfeld eine gestürzte Kanne mit Blumen-
strauss; in den hellblauen Zwickeln Blumenranken, in
der blauen Bordüre Rosetten und schräge Zweige.
K. k. österr. Handels-Museum.
335. Altsyrischer Teppich. Innen auf rothem Grunde ein
durch diagonal gestellte weisse Motive gebildetes
Rautennetz, an dessen Durchkreuzungen je eine Ro¬
sette, in den Füllungen je vier Palmetten um ein
centrales Blumenmotiv ins Kreuz gestellt. Variation
der Herati-Bordure. L. M. 4-10, Br. M. 2-60.
Berliner Kunstgewerbe-Musen in.
336. Altorientalischer Teppich. (Vor 1770 gearbeitet.) Innen auf
rothem Grunde in der Mitte ein Sechseck mit ein¬
gekerbten Contouren, worin geometrisch stilisirtes
Rankenwerk, desgleichen in den vier Ecken. In der
dunkelblau grundirten Bordüre an einer gebrochenen
Bogenlinie aufgereiht symmetrisch aufsteigende Blü-
thenpflanzen, alternirend mit Palmetten, deren jede
von einem spitz zugeschweiften Rankenbande um¬
schrieben ist. L. M. 1*63, Br. M. 1*20.
Graf A. Enzenberg.
ANTIKE TEPPICHE. 261
337. Anatolischer Gebetteppich. Rothe Nische mit schlankem,
wenig geschweiftem Hufeisenbogen, von dessen Scheitel
eine Ampel herabhängt; Giebelzwickel wie 420, im
gelben Fries ein durchsetztes "Wellenband, in der blauen
Bordüre eine von queroblongen Blättern durchsetzte
Wellenranke, mit sechsblätterigen Zweiglein besetzt.
L. M. i'44, Br. M. 1*03.
Fürst Johann Liechtenstein.
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Alttürkischer Teppich Xr. 338 von Graf A. Enzenberg.
338. Alttürkischer Teppich. (Vor 1770 gearbeitet.) Grund weiss.
Innen geometrisch stilisirte Ranken und Blüthen, ähn¬
lich wie 212, in der Bordüre an den Langseiten eine
fortlaufende Wellenranke, durchsetzt von Sternrosetten,
besetzt mit dreitheiligen Blättern, die an den Schmal¬
seiten zu viertheiligen Sternen werden.
L. M. 1*83, Br. M. 1*17.
Graf A. Enzenberg.
262 ANTIKE TEPPICHE.
339. Anatolischer Gebetteppich. "\\ ie 340> der weissen
Bordüre Zweige mit je zwei Blüthen und einem
Lanzettblatt. pau/ Schöller.
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Altorientalischer Teppich Xr. 341 von Fürst Lobanow.
340. Anatolischer Gebetteppich. Grüne Nische; Anordnung,
Muster und Färbung wie 412 und 429. In der gelben
Bordüre Zweige mit je sieben Blättern.
Kgl. tingar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
ANTIKE TEPPICHE.
341. Altorientalischer Teppich. In der Mitte ein in Rund¬
zacken contourirter Stern mit feinen Blüthenranken
auf rothem Grunde, ringsum weisser Grund mit
Drachenpaaren, Damhirschen, Ziegen, Panthern; in
den grünen Ecken Vögel. In der Bordüre auf gelbem
Grunde runde oder oblonge Medaillons mit Inschriften,
Blüthenranken und Thieren (Hund, Hase, Gans, Löwe).
L. M. 2 80, Br. M. 1*70.
Fürst Lobanow.
342. Altpersischer Teppich. Grund roth, mit Ranken, Pal¬
metten und Rosettenzweigen von weissen, wolken¬
artigen Motiven durchzogen.
L. M. 2 92, Br. M. 2 50.
Leipziger Kunstgewerbe-Museum.
343. Altsyrischer Teppich. Innen auf rothem Grunde drei
grüne, geschweift contourirte Felder, von den Lang¬
seiten einschneidend beiderseits je zwei ganze und zwei
halbe blaue Felder in spitzer Kleeblattform, sämmtlich
ebenso wie der übrigbleibende Grund überzogen mit
bunten Palmetten und Lanzettblättern an Rankenwerk.
Ringsumlaufend ein roth gegründeter Saum mit alter-
nirenden Rosetten und Palmetten, die stets durch ein
Lanzettblatt getrennt sind; an den Schmalseiten über¬
dies eine bunte Bordüre mit grossen, von Wolken¬
bändern umzogenen Palmetten, bunt auf rothem Grunde.
Die Behandlung der vegetabilischen Details von euro-
päisirendem Charakter. L. M. 4*31, Br. M. 2 50.
K. k. österr. Handels-Museum.
344. Alttürkischer Teppich. (Vor 1770 gearbeitet.) Innen auf
rothem Grunde gebrochene Ranken, vielfach spitz¬
winkelig abgetreppt oder mit spiraligen Ansätzen ver-
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Altsyrischer Tcppich Nr. 343 vom k. k. österr. Handels-Museum.
ANTIKE TEPPICHE. 265
sehen, zu kreuzförmigen Configurationen sich zusammen-
schliessend. In der gelb grundirten Bordüre gereihte
Polygone, in deren Mitte je eine Kreuzfigur.
L. M. 1*72, Br. M. 1'20.
Graf A. Eitzenberg.
345. Anatolischer Gebetteppich. Auf cremefarbigem Grunde
dreitheilige Xischenarchitektur über gekuppelten Säul¬
chen in der Mitte, während die Seitengiebel ohne
Säulenvermittlung einfach an der "Wand absetzen. In
den Giebelzwickeln stilisirtes Geranke auf dunkel¬
blauem Grunde, im Fries darüber gereihte Blüthen
über einem Zackenband wie 256, darüber ein zweiter
Fries, mit kleinen vegetabilischen Füllungen auf gelbem
Grunde, desgleichen der Sockel. In der Bordüre auf
gelbem Grunde das Muster wie 272.
Philipp Haas er" Söhne.
346. Altorientalischer Teppich (vor der Mitte des vorigen
Jahrhunderts gearbeitet). Innen auf rothem Grunde
dicht gestellte Ranken mit Palmetten und kleineren
Blümchen. In der Bordüre auf blauem Grunde Cy-
pressen, breitästige Bäume mit weissen fünfblätterigen
Blüthen, dazwischen Palmetten und Vögel.
L. M. 3-oo, Br. M. 2-40.
Adolph Fürst Schwarzenberg.
347. Altorientalischer Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde
Muster ähnlich wie 3t:. Senne-Bordure auf rothem
Grunde. L. M. 3-30, Br. M. 2*00.
Leon Heller. Kairo.
348. Altpersischer Teppich (?). Innen auf dunkelblauem
Grunde Ranken mit Palmetten und Lanzettblättern,
paarweise eingestreuten Thieren (Antilopen, Hirschen,
266 ANTIKE TEPPICHE.
Hunden, Vögeln u. s. w.) und Inschrift in Kartusche.
In der rothen Bordüre Blüthenranken.
L. M. 4"co, Br. M. 267.
Leipziger Kunstgewerbe-Museum.
349. Alter Khorassaner Teppich. Innen in der Mitte rothes
in Rundzacken contourirtes Medaillon mit Blumen¬
musterung, ringsum auf blauem Grunde Ranken mit
vier Vögelpaaren, in den rothen Ecken je ein Löwe
einen Hasen anfallend und ein fliehender Hase. Bordüre
wie in 4. L. M. 2-8o, Br. M. 2*30.
V. Miller v. Aichholz.
350. Aelterer Khorassaner Gebetteppich. Innen olivgrüne
Xische mit Keilbogen, darüber auf cremefarbigem
Grunde Herati-Muster. In der rothen Bordüre Geranke
in Variationen des Herati-Musters.
Leon Heller, Kairo.
351. Alter Ferahan-Teppich. Innen auf lichtgrünem Grunde
gereihte Palmwipfel von eigenthümlicher Stiiisirung.
Dreifache Bordüre mit stilisirten vegetabilischen Orna¬
menten und einzelnen verstreuten Thieren.
L. M. 3 00, Br. M. 170.
Paul v. Schöller.
352. Kleinasiatischer Teppich. Innen blauer Grund mit ge¬
reihten Palmwipfeln, innen ein ausgezacktes sechs¬
eckiges Polygon mit linear stilisirten Blüthenranken.
In der Bordüre schräggestellte Zweige mit je drei
Blüthen. L. M. 5-80, Br. M. 2-20.
Paul v. Schöller.
353. Altorientalischer Teppich. (Vor 1724 gearbeitet.) Grund
weiss. Innen in versetzten Reihen Gruppen von je drei
ANTIKE TEPPICHE. 267
kreisförmigen Motiven, alternirend mit je einem dop¬
pelten horizontalen Wolkenbande. Bordüre wie 212.
L. M. 4*08, Br. B. 2 43.
Fürst Adolf Schwarzenberg.
354. Altorientalischer Teppich. (Vor 1724 gearbeitet.) Grund
weiss. Innen gereihte Rosetten, die in verticaler und
horizontaler Richtung durch eckig stilisirte massige
Altpersischer Teppich Nr. 355 von Graf A. Enzenberg.
Rankenbänder unter einander verbunden sind; in den
quadratischen Zwischenräumen um eine mittlere Rosette
vier ins liegende Kreuz gestellte Blüthen. In der Bor¬
düre Palmetten, die sich aus einer dreieckig anlaufenden
Basis erheben, mit dreispältigen Blättern reich besetzt,
alternirend nach aussen oder innen weisend.
L. M. 4'09, Br. M. 2-40.
Fürst Adolf Schwarzenberg.
268 ANTIKE TEPPICHE.
355. Altpersischer Teppich. Innen auf dunkelrothem Grunde
fein geschwungene weisse und grüne Ranken mit
kleinen Blättchen und Blüthen und grösseren Palmetten,
deren Kern in bunter Knüpfung, die geflammte
Aussenhälfte durch eingewirkte Goldfaden hergestellt,
die gegenwärtig in Folge der Abreibung des Goldes
weiss erscheinen; zwischen dem Rankenwerk einge¬
streut paarweise Vögel. Die dunkelgrün grundirte
Bordüre mit den gleichen Motiven im Schema der
Wellenranke gemustert. L. M. 3*70, Br. M. 1*70.
Graf A. Enzenberg.
356. Altpersischer Teppich. Innen auf blauem Grunde feine
Ranken mit grossen Palmetten und Lanzettblättern.
In der Bordüre fortlaufende rothe Wellenranke mit
zweispaltigen Abzweigungen auf grauem Grunde.
L. M. 1-75, Br. M. 2-26.
Baron Alundy, Wien.
357. Altorientalischer Teppich. Innen ein spitz zulaufendes
blaues Feld, das in ein rothes hineinragt und unten
gleichfalls von einem rothen durchbrochen wird, mit
stilisirten Ranken und Wolkenbändern. Im schmalen
Saume gereihte Zweiglein. L. M. i'8o, Br. M. i'20.
v. Angeli.
358. Altorientalischer Teppich. Innen auf dunkelblauem
Grunde symmetrisch aufgebaute Blüthenpflanzen mit
menschlichen Figuren und kleinen Streumustern da¬
zwischen. L. M. 2*05, Br. M. 0*90.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
35g. Altorientalischer Teppich. Innen auf rothem Grunde
drei Blattkränze, worin Ranken in kreuzförmiger Zu¬
sammensetzung. Doppelte Bordüre, innen Kreise mit
ANTIKE TEPPICHE.
Blattfüllung, aussen abgestuft geometrische Musterung.
Xach Vorlage im Stil der italienischen Renaissance.
L. M. 3-oo, Br. M. i*6o.
Berliner Kunstgewerbe-Museum.
60. Altorientalischer Seidenteppich. (Vielleicht spanisch¬
maurisch?) In der durch zwei querlaufende Bänder
Altorientalischer Teppich Nr. 357 v. Angeli.
abgeschlossenen Mitte auf rothem Grunde ein acht¬
eckiger Stern, worin concentrisch ineinandergeschach¬
telte Achtecke, überzogen mit feinen rothen Ranken
und angesetzten halbmondähnlichen Blättchen; der
ganze Grund dicht gemustert durch geometrische
Figuren (Achtecke, Sterne u. s. w.) mit vegetabilischen
Füllungen, worunter am häufigsten die Ranken mit
270 ANTIKE TEPPICHE.
Halbmondblättchen, ferner durch kleine vegetabilische
Streumuster. In der Bordüre auf grünem Grunde die
rothen Ranken wie in der Mitte, mit blauen Blümchen.
(Vergl. Lessing, <, Altorientalische Teppichmuster»,
Taf. 6—8.) L. M. 5-55, Br. M. 3-04.
Allerhöchster Hof.
361. Kaschkai-Teppich. Ein sowohl durch die Feinheit des Ge¬
webes als den Glanz und die Harmonie der Farben her¬
vorragend schönes, offenbar auf Bestellung gearbeitetes
Stück. Knüpfungsart: 36 Kn. auf 10 Cm.; K. W . 2fach;
4 Gr. Schuss Seidenabfall 2fach gedreht; Kn. W.,
2fach, geknüpft nach IV. — Innen Herati - Muster auf
rothem Grunde. In der Bordüre auf weissem Grunde
eine Wellenranke mit bunten Palmetten, Rosetten,
Lanzettblättern und in zwei Ecken Inschriften: auf
braunem Grunde Sahibhu Murtezä Kuli Khan Kaschkai
1248 (sein Besitzer ist Murteza Kuli Khan, Kaschkai
1832), auf schwarzem Grunde Sahibhu Murtezä Kuli
Khan Kaschkai (sein Besitzer ist Murteza Kuli Khan,
Kaschkai). L. M. 4*50, Br. M. 2-8o.
Tlieod. Graf, Wien.
2. Ferahan-Teppich. Innen auf dunklem Grunde eckig ge¬
brochene Ranken mit grossen abgestuft contourirten
Palmetten und kleinerem vegetabilischen Füllwerk. In
der rothen Bordüre fortlaufende Wellenranke mit an¬
gesetzten geometrisch stilisirten Palmetten.
I- M. 3-55, Br. M. 1-70.
K. k. österr. Handels-Musenm.
_363- Altpersischer Seidenteppich (sogenannter Polenteppich).
Innen auf grünem Grunde ein von geschweiften Ranken-
contouren umzogenes Oval, roth grundirt. mit bunten
Palmetten und Lanzettblättern in ähnlicher Weise wie
AXTIKE TEPPICHE. 271
der umgebende grüne Grund gemustert. In der Bor¬
düre zwei Reihen von dreizackigen Blumen, grün und
braun, reciprok ineinander greifend.
L. M. 2-13, Br. M. 1-42.
. Ulerhöchster Hof.
364. Altpersischer Seidenteppich (sogenannter Polenteppich)
mit Gold und Silber. Im Charakter der sogenannten
Polenteppiche. L. M. 210, Br. M. 1-45.
Kathaniel Baron Rothschild.
X
Ferahan-Teppich Xr. 362 vom k. k. österr. Handels-Museum.
365. Altpersischer Teppich, in Wolle geknüpft und mit Gold
und Silber durchwirkt. Innen festonirtes Kreisfeld mit
rothen Blümchen an grünen Ranken und vier Vogel¬
paaren, umgeben von einem silbergrundirten Stern mit
Palmettenranken, im übrigen rothen Grunde silberne
Ranken. In der grünen Bordüre oblonge Medaillons
mit Palmetten, alternirend mit Rosetten und mit kleinen
ovalen Kartuschen, worin Inschriften, dazwischen
Wolkenbänder. L. M. 210, Br. M. 145.
.\~ifh ~nie/ /iirn'i Rothschild.
2-2 ANTIKE TEPPICHE.
366. Altpersischer Seidenteppich (sogenannter Polenteppich)
mit Gold und Silber. Im Charakter der sogenannten
Polenteppiche. L. M. 2-10, Br. M. 1 "45*
Nathaniel Baron Rothschild.
367. Altpersischer Seidenteppich (sogenannter Polenteppich.)
Innen auf röthlichem (stark verblasstem) Grunde regel¬
mässig vertheilte Palmetten, die sich in der Mitte zu
zwei Vierblättern zusammenschliessen, während an
jeder Schmalseite nur die Hälfte dieser Figur sichtbar
ist. Den übrigen Raum füllen an Ranken befestigte
Palmetten aus. In der Bordüre auf grünem Grunde
eine Wellenranke, worin die Palmette von je zwei
Lanzettblättern flankirt immer wiederkehrt.
L. M. 2*oo, Br. M. i'40.
Herr Maryan Bogdanowicz, Lemberg.
368. Altorientalischer Teppich. Innen auf rothem Grunde klar
vertheilte gebrochene Ranken mit zackig geränderten
Blüthenmotiven äusserster Stilisirung, gelb mit je zwei
blauen Kelchblättern. In der Bordüre auf grünem
Grunde ein sich stets wiederholendes weisses Schrift¬
ornament mit volutenförmigen Ansätzen. (Vgl. Lessing,
«Altorient. Teppichmuster», Taf. 15. Das Muster kehrt
auf Gemälden des 16. Jahrh. häufig wieder.)
L. M. 189, Br. M. rio.
Nordböhmisches Gewerbe-Museum in Reichetiber?.
369. Altorientalischer Teppich. (Vor 1770 gearbeitet.) Innen¬
muster ähnlich 233. In der dunkelblau grundirten
Bordüre spiralenbesetzte Ranken mit geometrisch stili-
sirten Palmetten und Rosetten.
L. M. i-8o, Br. M. 1 -13.
Graf A. Eitzenberg.
ANTIKE TEPPICHE. 273
370. Altorientalischer Teppich. Innen auf blauem Grunde ein
roth grundirtes, ausgezackt contourirtesFeld mit bunten
Ranken, die sich kreuzförmig an eine mittlere Raute
anschliessen; die hellblauen ausgeschweiften Eckfiguren
ähnlich gemustert, auf dem dunkelblauen Grunde hell¬
gelbe Ranken. In der schmalen, roth grundirten Bor¬
düre Wellenranke mit kleinen Palmetten, Blüthen
und dreispaltigen Blättchen. L. M. 4, Br. M. 215.
Handels- und Gewerbekamnur Bozen.
m
VH
IM
1
3-5*
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JO
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Altorientalischer Teppich Xr. 368 vom Xordböhmischen Gewerbe-Museum in
Reichenberg.
371. Altorientalischer Teppich. Innen drei rothe ovale Me¬
daillons. Ecken und Zwickelfüllungen hellblau, in Farbe
und Muster gleich 370. Bordüre roth mit weissen
Zacken. L. M. 4*00, Br. M. 2 00.
Grand Magasin Oricntal.
372. Alter Dschouschegan-Teppich. Innen auf dunkelblauem
Grunde in der Mittelachse ein grösseres sternförmiges
274 ANTIKE TEPPICHE.
zwischen zwei palmettenartigen Feldern, der Grund mit
diagonalen Blüthenbändern überzogen, die die Fläche
in rautenförmige Compartimente zergliedern; als Fül¬
lungen einander durchkreuzende grüne Ranken mit
bunten Palmetten und Rosetten. In der Bordüre auf
rothem Grunde zwei einander überschneidende dunkel¬
blaue Wellenranken mit gelben und blauen Blümchen.
L. M. 3*70, Br. M. 1-65.
A. v. Scala, Wien.
373. Altpersischer Seidenteppich mit Gold und Silber. Im
Charakter der sogenannten Polenteppiche.
L. M. 4-oo. Br. M. i*8o.
V. Miller v. Aichholz.
374. Altpersischer Teppich (sogenannter Polenteppich), im
Charakter wie 321. L. M. 2'8o, Br. M. i'50.
K. k. österr. Museum für Kunst und Industrie.
375. Dschouschegan-Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde
lichtes Geranke von Blüthen im Herati-Stil. In der rothen
Bordüre Ranken mit Palmetten, Rosetten und Blüthen-
zweigen. L. M. 2-40, Br. M. 3*90.
K. k. österr. Handels-Museum.
376. Chinesischer Seidenteppich aus Yarkand. Innen fünf
kleingemusterte Kreisfelder auf rothem, mit hellblauem
Mäander gemustertem Grunde, an den RändernWolken.
Doppelte Bordüre mit Ranken und ein Mäandersaum.
L. M. 270, Br. M. 2-30.
IV. v. Ofenheim.
377. Altorientalischer Seidenteppich. Innen auf rothem Grunde
eckig gebrochene Ranken mit Rosetten und Palmetten,
dazwischen in symmetrischer Vertheilung Menschen-
ANTIKE TEPPICHE.
paare, Löwe oder Panther einen Stier zerreissend
Kameele, Pfauen u. s. w. In der Bordüre auf grünem
Grunde zwei einander kreuzende derbe Ranken mit
geometrisch stilisirten Blüthenmotiven. (Verkäuflich.)
L. M. 3'6o, Br. M. 1-70.
W. Rybko'uski, Wie?/.
378. Altpersischer Teppich. Innen auf rothem Grunde Blumen¬
vasen mit Xarcissensträussen, zwischen denen weisse
Ranken sich in vielfach ausgeschweiftem Zickzack auf-
und niederschlingen, durchsetzt von Palmetten und
Rosetten von verschiedenartiger Stilisirung. da¬
zwischen reihenweise vertheilte Blüthenpflanzen. In
der Bordüre (nur an einer Schmalseite) zwei einander
überschneidende intermittirende Wellenranken, Grund
wechselnd. L. M. 350, Br. M. C78.
Willy Ginczkey, Mattersdorf.
379. Altorientalischer Teppich. Innen auf dunkelblauem Grunde
eckig stilisirte Palmetten und kleinere vegetabilische
Füllmotive, durchsetzt von paarweise und symmetrisch
vertheilten Hunden. Damhirschen. Löwen.Panthern u. s.w.
In der Bordüre auf rothem Grunde aus grünen Linien
gebildete Acht- und Sechsecke, nach einwärts zu mit
Haken berändert. L. M. 3*20, Br. M. i'8o.
I.eov Heller, Kairo.
380. Altorientalischer Teppich. Innen aneinandergereihte Me¬
daillons mit Blüthenranken, Fasanen und Pfauen¬
paaren. im rothen Grunde dazwischen verstreute
Blüthenzweige. In der Bordüre oblonge mit rosetten-
förmigen Medaillons alternirend, die so wie der dunkle
Grund dazwischen mit Blüthenranken gemustert sind.
L. M. 5*40, Br. M. 270.
Gräfin Clam-Gallas.
18*
276 ANTIKE TEPPICHE.
381. Anatolischer Gebetteppich. Im Wesentlichen wie 40;
Nische roth, im Giebelfeld eine gestürzte Kanne mit
Blüthenstrauss an der Basis.
Carl Kaufmann, Wien.
382. Anatolischer Gebetteppich. In allem Wesentlichen wie 42,
im Giebelfeld ein kreuzförmiges Blumenmotiv, im Sockel
Zickzack.
Philipp Haas CT* Söhne.
^?3. Anatolischer Gebetteppich. In allem Wesentlichen wie
421. Die Kännchen unter den Säulen nicht gestürzt,
das Giebelfeld leer.
K. k. österr. Handels-Museum.
384. Altpersischer Seidenteppich (sogenannter Polenteppich)
mit Gold und Silber durchwirkt. Im Charakter von 321.
Graf Arthur Schönborn.
3K5. AltorientalischerSeidenteppich(sogenannterPolenteppich).
Mit eingewirktem Gold und Silber. Innen ein oblonges
Medaillon, an den beiden Enden ausgeschweift, der
Grund wechselnd, meist grün, mit stilisirten Blüthen
an Rankenwerk. In der Bordüre auf rothem Grunde
eine intermittirende Wellenranke in Gold, mit fünf¬
blättrigen Rosetten. L. M. 2 20, Br. M. 1-37.
Allerhöchster Hof.
386. Altpersischer Seidenteppich. Innen Grund gelblichroth,
mit Palmetten und Ranken in Gold und Silber. In der
grünen Bordüre silberne dreispitzige Zacken.
Dr. Albert Figdor
387. Altpersischer Seidenteppich. Schmalseitiges Endstück
eines Teppichs. Innen auf rothem Grunde ein Theil
des Mittelstücks mit Palmetten und Wolkenbändern auf
ANTIKE TEPPICHE. 277
grünem und zwei ähnlich gemusterten Eckstücken auf
hell- und dunkelblauem Grunde, dazwischen feine, ge¬
schwungene schwarze Ranken mit bunten Palmetten
und \\ olkenbändern. In der (an der Langseite nur zur
Hälfte vorhandenen) Bordüre bunte Palmetten auf
wechselndem Farbengrund. L. M. 1*5, Br. M. 0-95.
Dr. A. Figcior, Wien.
h/iA.i
*
:W,
. :
' .
Altorientalischer Seidenteppich Xr. ^5^vom Allerhöchsten Hof.
388. Altpersischer Seidenteppich mit Gold und Silber (so¬
genannter Polenteppich). Im Charakter wie 321.
Graf Arthur Schönborn.
38g. Altpersischer Teppich, Technik und Material wie 249.
Zeichnung gleichfalls ähnlich, unter europäischem Ein-
fluss. L. M. 2*04, Br. M. 1*44.
Fürst Johann Liechtenstein.
390. Altpersischer Teppich, Technik und Material wie 249.
Innen auf Goldgrund verschlungene Ranken nach
ANTIKE TEPPICHE.
europäischer Weise, die Details persisch. In der Bor¬
düre auf Silbergrund intermittirende Wellenranke mit
persischen Details in europäischer Stilisirung.
L. M. 209, Br. M. 1-37.
Fürst Johann Liechtenstein.
391. Altpersischer Seidenteppich, mit eingewirktem Gold- und
Silbergrund. In der Mitte ein achteckiger Stern mit
ins Kreuz gestellten Palmetten auf Goldgrund; von
den Ecken gehen starke Rankenbänder aus, dazwischen
auf Gold- oder Silbergrund feine, spiralig geschwungene
Ranken nach europäischen Mustern. In der Bordüre
dreitheilige Zackenblumen, roth in Silber reeiprok
gegenübergestellt. L. M. 2*08, Br. M. 1*43.
Fürst Johann Liechtenstein.
392. Altpersischer Teppich (sogenannter Polenteppich), gleich
wie 34^ 1,6 1
Allerhöchster Hof.
393. Aelterer Ferahan-Teppich. Grund innen dunkelblau, in
der Bordüre gelblichroth. llerati-Muster.
N. & G. Zacchiri.
394. Kurdistan-Teppich. Innen auf rothem Grunde in der
Mitte ein ausgezacktes oblonges Medaillon, hellblau
mit gebrochenen Blüthenranken, die Ecken grün mit
Ranken. In der Bordüre weisse und schwarze Schräg¬
streifen, von Wellenranken besäumt.
Leon Heller, Kairo.
395. Teppich aus Gherus. Innen auf rothem Grunde drei
Medaillons, ein gelbes mit ins Kreuz gestellten
Ranken zwischen zwei blauen mit je einer Palmette.
Typische Senne-Bordure auf dunklem Grunde.
Leon Heller, Kairo.
ANTIKE TEPPICHE. 279
396. Altorientalischer Teppich. (Vor 1770 gearbeitet.) Innen¬
muster gleich 233. In der Bordüre auf rothem Grunde
liegende Rechtecke aus weissem Bandwerk, mit ange¬
setzten Häkchen. L. M. 2-25, Br. M. 1-37.
\ -
Graf A. Eitzenberg.
397. Khorassan-Teppich, siehe Nr. 91.
398. Altpersischer Teppich, in Gold, Silber und Seide über
seidener Kette gewirkt, vielleicht aus dem XVI. Jahr¬
hundert, doch hat sich diese Art der Figurenwirkerei
bis auf neuere Zeit erhalten. Innen auf mit Rund¬
zacken contourirtem oblongen Medaillon auf rothem
Grunde Kraniche in paarweiser Zusammenstellung;
ringsum auf goldenem Grunde geflügelte Genien mit
Votivgaben. dazwischen kleine Medaillons mit Kra¬
nichen und Gänsen. In der Bordüre auf Silbergrund
oblonge goldgrundirte Medaillons mit Panthern, die
Gazellen und Zebras zerreissen, und kleinere runde
Medaillons mit Gänsen. Im inneren Goldgrund und im
Silbergrund der Bordüre verstreute Blumenguirlanden.
L. M. 2-16, Br. M. 1-44.
Fürst Johann Liechtenstein.
399. Seidenportiere. Geschenk des Schah an den Staatskanzler
Fürsten Metternich, vermuthlich europäische Arbeit, mit
orientalisirendem Ornamente auf rothem Grunde und
golddurchwebten Feldern.
Fürstin Pauline Metternich.
400. Kaschkai - Gebetteppich. Innen in der dunkelblauen
Nische drei Reihen von stilisirten Pflänzchen, des¬
gleichen über dem abgestuften Spitzgiebel. In der
Bordüre Blumenmuster und mehrere schmale Streifen.
Leon Heller, Kairo.
28O ANTIKE TEPPICHE.
400a. Anatolischer Gebetteppich. Braune Nische mit eckigem
Hufeisengiebel. In der Bordüre abgetreppte Rauten
mit je zwei Rosetten alternirend.
Auguste v. Hein.
401. Anatolischer Gebetteppich. Nische und Zwickel wie 403,
in Sockel und Fries Blüthenzweige. In der Bordüre
durchwegs Schmalstreifen.
Philipp Haas tS-" Söhne.
402. Anatolischer Gebetteppich. Grund der Nische weiss,
Architektur wie 345, aber anstatt der gekuppelten
Säulen einfache. Sockel fehlt, in der Bordüre brauner
Grund, im Uebrigen wie 345.
V. Miller von Aichholz..
403. Anatolischer Gebetteppich. Grüne Nische mit abge¬
stuftem Spitzgiebel, hellblaue Zwickel mit gereihten
Blümchen, im dunkelblauen Fries liegende S Figuren,
im gleichgrundirten Sockel Blumen. In der Bordüre
mehrere schmale Streifen, abwechselnd hell und dunkel,
kleingemustert, in den breiten Säumen schräggestellte
Blüthenzweige.
404. Anatolischer Gebetteppich. In allem Wesentlichen wie 406,
die Giebelzwickel hellblau, im Sockel Rankenbänder.
Philipp Haas & Söhne.
405. Anatolischer Gebetteppich. Grund weiss, im Zwickelfelde
roth. Die Spitzgiebel stark gestelzt, sonst in allem
Wesentlichen gleich 423.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Afuseum.
406. Anatolischer Gebetteppich. Cremefarbige Nische mit zart
abgestuftem Spitzgiebel, in den Zwickeln auf dunkel¬
blauem Grunde das Blüthengezweige wie 421, des-
ANTIKE TEPPICHE. 281
gleichen ähnlicher Fries. Unter der-Xische ein Sockel
mit liegenden, vegetabilisch behandelten S-Figuren auf
gelbem Grunde. Bordüre wie 421, auf braunem Grunde.
L. M. 1*85, Br. M. i'2o»
Nordböhmisches Gewerbe-Museum in Reichenberg.
407. Anatolischer Gebetteppich. Hellblaue Xische mit Spitz¬
giebel, worin ein Blumenstrauss. Zwickel dunkelblau,
mit regelmässig verstreuten Nelken, Fries gelb. Sockel
dunkelblau mit Blüthenzweigen, in der Bordüre das
Hauptmuster von 412.
K. k. österr. Handels-Museum.
408. Anatolischer Gebetteppich. Xische und Fries cremefarbig,
Bordüre braun grundirt, sonst wie 421.
Philipp Haas & Söhne.
409. Anatolischer Gebetteppich. Im Wesentlichen gleich 401;
in der rothen Xische regelmässig verstreute Xelken.
K. k. österr. Handels-Museum.
410. Anatolischer Gebetteppich. In allemWesentlichen wie 421.
K. k. österr. Handels-Museum.
411. Anatolischer Gebetteppich. Architektur der cremefarbigen
Xische wie 402. In den dunkelblauen Giebelzwickeln
gereihte nelkenartige Blumen, im gelblichen Fries
ähnliche Bordüre wie 421, auf braunschwarzem Grunde.
K. k. österr. Handels-Museum.
412. Anatolischer Gebetteppich. Hellblaue Xische mit Spitz¬
giebel, in den weissen Zwickeln regelmässig ver¬
laufendes Geranke, mit kleinen blauen Blümchen und
grünen Blättern; im hellblauen Fries Blumenranke, im
gelben Sockel horizontale S-Figuren. In der weissen
Bordüre gereihte Zweige mit je drei grossen Blättern,
282 ANTIKE TEPPICHE.
413. Anatolischer Gebetteppich. Cremefarbige Nische, drei-
theilig, auf zwei Pfeilern, Ornament der Zwickel wie
423, in der gelben Bordüre je vier ins liegende Kreuz
gestellte Blüthen aneinandergereiht.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
414. Anatolischer Gebetteppich. Rothe Nische, Architektur
wie 423, ohne Wandsäulchen, Verzierung gleichfalls wie
dort, in den Sechsecken der Bordüre Rosetten, von
je zwei Ranken flankirt.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
415. Anatolischer Gebetteppich. In allem Wesentlichen wie 421
Fries fehlt, die Bordüre hellgrün grundirt.
Kgl. ungar. Landes-LCunstgewerbe-Mtiseum.
416. Anatolischer Gebetteppich, in Wolle über wollener Kette
geknüpft. Innen die hellblaue Nische mit Spitzgiebel,
in welchen Haken hereinragen, in den rothen Giebel¬
zwickeln je ein fein ausgezacktes vegetabilisches Orna¬
ment, im ebenso grundirten Sockel und Fries stilisirte
Blüthenpflanzen und Rosetten, in der gleichfarbigen
Bordüre scharf gebrochene Ranken mit eckig stilisirten
Lanzettblättern und kleinen Blümchen.
N. & G. Zacchiri, Wien.
417. Anatolischer Gebetteppich. Blaue Nische mit Spitzgiebel
auf zwei Säulen. In der Bordüre gereihte Zweige mit
je sieben Blüthen.
Paul v. Schöller.
418. Anatolischer Teppich. Innen blau, Zwickel gelb. Muste¬
rung in stilisirten Ranken. Iu der Bordüre Palmetten
in Polygonen mit Sternen alternirend.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
ANTIKE TEPPICHE. 283
alternirend blau und weiss; bemerkenswert!* der
Aussensaum mit dem röthlichgelben Grunde, worin ge¬
reihte Zweiglein mit blauen oder weissen Blümchen.
K. k. österr. Museum für Kunst und Industrie.
419. Anatolischer Gebetteppich. Rothe Nische mit in Rund¬
zacken gegliedertem Hufeisenbogen. In den blauen
Zwickeln das Geranke von 420, Fries und Bordüre
gleichfalls wie 420.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
420. Anatolischer Gebetteppich. Rothe Nische mit spitzwinkelig
gebrochenem Hufeisenbogen. In den Giebelzwickeln
Zweige mit Blüthengeranke auf gelbem Grunde, im
rothen Fries eine intermittirende "Wellenranke. In der
hellblauen Bordüre Palmetten alternirend mit schräg¬
gestellten Blüthenzweigen.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgeiuerbe-Museum.
421. Anatolischer Gebetteppich. Innen rothe Nische mit in
Rundzacken gegliedertem Hufeisenbogen über zwei
gewundenen Säulchen, die unten in gestürzte Kännchen
auslaufen; am Scheitel hängt eine ähnliche Kanne,
mit Blumenstrauss. In jedem der beiden Giebelzwickel
auf hellblauem Grunde ein Zweig mit reich verästeltem
blüthenbesetzten Geranke, darüber ein Fries mit stili-
sirten Blüthen auf grünem Grunde. In der Bordüre
auf dunkelblauem Grunde alternirend Palmetten und
Rosetten, jede von zwei Lanzettblättern flankirt.
Kgl. ungar. Landes-Kunstge7uerbe-Museum.
422. Anatolischer Gebetteppich. Nische hellgelb, Architektur
wie 423, über den Giebelzwickeln ein Fries mit alter-
nirenden Nelken und Tulpen an langen Stielen. In
der Bordüre gereihte Rosetten auf rothem Grunde.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
284 ANTIKE TEPPICHE.
423. Anatolischer Gebetteppich. Innen die rothe Nische, durch
gekuppelte schlanke Säulchen auf prismatischen Basen
dreigetheilt, der mittlere Spitzgiebel überhöht, die
seitlichen als Doppelgiebel gestaltet; im weissen
Zwickelfelde in der Mitte eine bekrönende Palmette
zwischen zwei Lanzettblättern, an den Seiten je zwei
breite Rankenbänder, die einen achtfachen Stern ein-
schliessen. In der Bordüre auf gelbem Grunde oblonge
Sechsecke mit radianten Nelken um eine mittlere
Raute.
Kgl. Ungar. Landes-Kunstgeioerbe-Museum.
424. Anatolischer Teppich. Innen blaues Sechseck mit rauten¬
förmigem Medaillon, in den Zwickeln violette Nelken
In der Bordüre Palmetten und Rosetten mit Lanzett¬
blättern.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
425. Anatolischer Gebetteppich. Grund und Muster in allem
Wesentlichen wie 423.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-AIuseuvi.
426. Anatolischer Gebetteppich. Anordnung und Muster gleich
403, in Sockel und Fries Blüthenzweige
Philipp Haas & Söhne.
427. Anatolischer Gebetteppich. Grund gelb; die Architektur
der Nische wie 405, über den Spitzgiebeln langstielige
Blumen wie in 422. In der Bordüre gereihte Spitzovale
mit kleinen vegetabilischen Füllungen in kreuzförmiger
Anordnung.
Kgl. ungar. Landes-Kunstgewerbe-Museum.
428. Anatolischer Gebetteppich. Anordnung und Muster nach
dem Schema von 401.
Baron H. Aluudy.
ANTIKE TFPPICHE. 285
429. Anatolischer Gebetteppich. Nische dunkelblau mit Spitz¬
giebel, worin ein Blumenkreuz; Zwickel lichtgrün, mit
regelmässig verstreuten Blumen, Fries dunkelblau,
Sockel lichtgrün, mit Blüthengeranke. Bordüre wie 412,
der charakteristische Aussensaum von 412 hier Innen¬
saum.
K. k. üsterr. Handels-Musenm.
NUMMERN-INDEX.
i — Ii, Vorraum
12— 13, Saal VI
14— 15, Corridor
16, Saal I
17— 20, Corridor
21, Saal I
22— 27, Corridor
28, Saal I
29— 33, Corridor
34, Saal I
35, Saal VI
36, Saal I
37— 39, Corridor
40— 92, Saal I
93, Corridor
94—105, Saal I
106—108, Corridor
109—
115-
149-
201-
206-
234-
236-
244-
247-
275"
282-
293-
300-
401-
114, Saal I
148, Saal II
?200. Corridor
205, Saal IV
-233, Saal V
?235, Saal Va
243^-, Saal IV
246, Corridor
-274, Saal VII
?281, Saal VII
-289, Saal VIII
290, Corridor
291, Saal VIII
292, Saal VIII
299, unbesetzt
400«, Saal VI
430 Saal III.
AUSSTELLER-VERZEICHNISS.
Allerhöchster Hof.
South Kensington-Museum, London.
Kunstgewerbe-Museum, Berlin.
Kunstgewerbe-Museum, Leipzig.
Oesterr. Museum für Kunst und Industrie.
Kön. Ung. Landes-Kunstgewerbe-Museum, Budapest.
Nordböhmisches Gewerbe-Museum, Reichenberg.
Handels- und Gewerbekammer, Bozen.
Jacob Adutt.
Vincenz Graf Baillet-Latour.
A. Baronin Baillou.
M. Behar, Inhaber des Grand Magasin Oriental.
Borelli Bey, Cairo.
Maryan Bogdänowicz, Lemberg.
Clotilde Gräfin Clam-Gallas.
Arthur Graf Enzenberg.
Dr. Albert Figdor.
Carl von Frey, Salzburg.
Willy Ginzkey, MafFersdorf.
Theodor Graf.
Philipp Haas & Söhne.
Frau Auguste v. Hein.
Leon Heller, Cairo.
Carl Kaufmann.
General Neriman Khan.
E. von Kuczynski.
Emil Jellinek.
Carl Graf Lanckororiski.
Johann Fürst von und zu Liechtenstein.
Bernhard Ludwig.
Pauline Fürstin Metternich-Winneburg.
Eugen R. von Miller zu Aichholz.
Henry Baron Mundy.
Wilhelm R. v. Offenheim.
Sadig Poppovits.
M. v. Proskowetz.
Nathaniel Baron Rothschild.
Dr. James Camille Samson.
Arthur v. Scala.
Dr. J. Scheiner.
Paul v. Schoeller.
Adolf Fürst Schwarzenberg.
J. Freiherr von Schwegel.
Alfred Freiherr von Springer.
Haim Vidal.
St. v. Wysocki.
N. & G. Zacchiri.
INHALT.
Seite
Vorwort 5
Zur Geschichte des orientalischen Teppichs II
Zur Herstellung der Knüpfteppiche 24
Bildliche Erklärungen von Teppichornamenten 28
Persische Teppiche:
Eintheilung 31
Beschaffenheit und Verwendung 39
Färben 44
Azerbeidschan 5°
Ferahan 53
Kurdistan ^2
Kaschkai 72
Kirman '9
Khorassan
Filzteppiche ^7
Seidenteppiche
Centralasiatische Teppiche:
Turkmenen 119
Khiva I24
Belutschistan 125
Bokhara I27
Kaukasische Teppiche l^2
Anatolische Teppiche
1
Syrische Teppiche 1' ®
Bosnische Teppiche
Bulgarische Teppiche
Rumänische Teppiche I
Serbische Teppiche 1 99
Seite
Griechische Teppiche 207
Indische Teppiche 213
Chinesische und chinesisch-turkestanische Teppiche 223
Japanische Teppiche 233
Marokkanische Teppiche 237
Tunisinische Teppiche 240
Antike Teppiche 244
Nummern-Index.
Aussteller-Verzeichnis s.
Inserate.
Plan der Ausstellung.
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