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Beschreibender Katalog
einer
Sammlung von Spitzen
und Kanten,
darstellend den geschichtlichen Entwickelungsgang
der gesummten Spitzen-lndustrie
vom XVI. bis zum XIX. Jahrhundert,
1] einst
kurzem Ahriss der Geschichte der Fabrikation der
„passements, dentelles und guipures“.
Von
Dr. Fr. Bock.
Diese Sammlung, früher im Eositz des Verfassers, ist jetzt Eigentlmm des k. k. Oesterreichischon
Museums für Kunst und Industrie.
Mai 1874.
WIEN,
Selbstverlag des lc. k. Oesterreichischen Museums.
Beschreibender Katalog
einer
Sammlung von Spitzen und Kanten,
darstellend den geschichtlichen Entwickelungsgang
der gesammten Spitzen-lndustrie
vom XVI. bis zum XIX. Jahrhundert,
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kurzem Abriss der Geschichte der Fabrikation der
„passements, dentelles und guipures“.
Von
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Dr. Fr. Bock.
Diese Sammlung, früher im Rositz des Verfassers, ist jetzt Eigenthmn des k. lc. Österreichischen
Museums für Kunst und Industrie.
Mai 1874.
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WIEN,
Selbstverlag des k. k. Oesterreichischen Museums.
ÖSTERK. MUSHJM
J=. ANGEWANDTE KUNST
Druck Von J. J. Beaufort (F. N. Palm) in Aachen.
Zur Geschichte der Spitzen-Industrie,
Bei Ansammlung der Materialien zur Herausgabe der
Geschichte der Seidenfabrikation und der Stickerei, welche beson -
dere Lieferungen eines grösseren Werkes 1 ) bilden, wurde uns häufig
Gelegenheit geboten, vergleichende Nachforschungen anzustellen,
wie noch vor dem Eintritt der Renaissance die durchbrochenen,
ä jour gewirkten Weisszeugarbeiten nach und nach zu einer
selbstständigen Kunstindustrie sich entwickelt und gestaltet haben.
Nach Vollendung des in der Anmerkung gedachten Werkes waren
wir in der günstigen Lage, unser Augenmerk ausschliesslich diesem
auch in technischer Beziehung höchst interessanten Entwicke -
lungsgange von durchbrochenen Weisszeugarbeiten und der sich
daraus entwickelnden Spitzenfabrikation zuwenden zu können, wie
sich dieselbe sowohl für kirchliche, als auch-für profane Zwecke
erst in neuerer Zeit gestaltet hat. Insbesondere bot uns ein
längeres Verweilen in den verschiedenen Ländern diesseits und
jenseits der Alpen und namentlich in den ehemaligen Industrie -
städten der Spitzen und Kanten erwünschte Gelegenheit, in den letz -
ten zehn Jahren eine möglichst vollständige wissenschaftlich geord-
’) Geschickte der liturgischen Gewänder des Mittelalters, oder Entstehung und
Entwickelung der kirchlichen Ornate und Paramente, in Rücksicht auf Stoff, Ge -
webe, Parke, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung nachgewiesen und durch
zahlreiche Abbildungen in Farbendruck erläutert von Dr. Fr. Bock. I., II. und
III. Band, Bonn, Max Cohen & Comp. 1556—1869.
1
IV
nete Sammlung von sämmtlichen seit der ersten Hälfte des XVI.
bis zum Schlüsse des XV111. Jahrli. gearbeiteten Arten der durch -
brochenen und filochirten Arbeiten, sowie der verschiedenen sowohl
mit der Nadel gewirkten, als auch auf dem Kissen geklöppel -
ten Spitzen und Kanten in einem solchen Umfange anzulegen,
dass bei weitem die meisten Städte und Länder, die sich auf dem
ausgedehnten Gebiete der Spitzenindustrie hervorgethan haben,
darin in reichhaltigster Abwechslung der Musterungen und der
Technik vertreten sind. Bevor in Folgendem die verschiedenen Grup -
pen und Abarten der Spitzen und Kanten unserer Sammlung, je nach
ihrer besondern Technik und je nach ihren für die Distrikte ihrer
Anfertigung 'charakteristischen Mustern möglichst chronologisch
geordnet, in einem kurz beschreibenden Katalog numerisch auf -
geführt werden, dürfte es hier am Orte sein, in kurzen allge -
meinen Zügen den geschichtlichen Entwicklungsgang und den Jk
allmählichen Aufschwung anzudeuten, den die Spitzen und Kanten-
Industrie seit dem XVI. Jahrhundert bis zum Eintritt der grossen
französischen Revolution vorzugsweise im südwestlichen Europa
genommen hat.
Gleichwie die Musik erst seit dem XVI. Jahrh. vornehmlich in
Italien und zwar von Rom aus unter dem Einfluss grosser Ton -
meister, wie Palestrina, Allegri, Orlando di Lassus, den ersten
künstlerischen Aufschwung genommen hat, so begannen auch die
durchbrochenen spitzenartigen Weisszeugarbeiten (points coupes,
p. comptes, points enrelief) unter demselben bevorzugten Himmel -
strich und zwar von Venedig aus gerade in derselben Zeitepodie die
engen Grenzen der mittelalterlich überlieferten Technik zu durch -
brechen und eine seither ungekannte künstlerische Entwickelung
und Gestaltung zu nehmen, als hervorragende Künstler, wie Va-
vassore, Pagani, Calepino, Vinciolo und Andere es nicht unter
ihrer Würde erachteten, durch Entwurf der schönsten und viel -
gestaltigsten Musterungen dieser jugendlich aufblühenden Kunst -
industrie eine stilistische Form und ein künstlerisches Gepräge
zu geben. Sowie ferner im Verlauf des XVI. Jahrhunderts von
Rom aus durch die Meisterwerke namhafter Tonsetzer die Pflege
und das Studium der Musik durch ganz Italien, die Niederlande,
durch Deutschland und Frankreich sich allmählich verbreitete,
V
so fand auch die Vorliebe und der Sinn für kunstreich durch -
brochene Nadelarbeiten bei dem raschen Absatz der vielen im
Laufe des XVI. Jalirh. zu Venedig gedruckten Modelbücher
in den grossen Städten Italiens, desgleichen auch in Spanien,
Flandern, Deutschland, England und Frankreich eine auffallend
schnelle Verbreitung. Dieser rasche, gewinnreiche Absatz der
venetianischen Musterbücher, welcher das Interesse für Anfertigung
sowohl von ausgeschnittenen Arbeiten als auch für solche in
Filet und in Relief allenthalben bei den Frauen und Jungfrauen
der höheren Stände anregte, war auch Ursache, dass insbe -
sondere seit dem Schlüsse des XVI. Jahrhunderts solche sehr
gesuchten Muster- und Modelbücher, in kräftigen Holzschnitten
gedruckt, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich
und England in grosser Zahl zu erscheinen begannen. Diese
von Künstlern diesseits und jenseits der Berge entworfenen
Modelbücher für verschiedenartige Weisszeugarbeiten lehnten
sich hinsichtlich der darin enthaltenen charakteristischen Com-
positionen noch tlieilweise an traditionelle mittelalterliche Vor -
bilder an, tlieilweise jedoch schufen sie auch neue Vorlagen,
welche mit den von Italien neu überkommenen „welschen“
Formen der Renaissance analog waren. Wenn nun dem eben
Gesagten zufolge der Aufschwung und die weitere Entwickelung
der durchbrochenen „lingerie“ von Venedig aus bei dem Auf -
blühen des neuen Styls ihren Anfang nahm, so könnte hier
wohl die Frage eine Stelle finden: ob sich denn nicht schon
früher an älteren Originalstickereien des Mittelalters Beweise
ausfindig machen Hessen, dass die Technik der durchbrochenen
Nadelarheiten in ihrer Verbindung mit Leinengeweben schon
lange vor dem Auftreten der oben gedachten venetianischen
Kunstindustrie im christlichen Abendlande gekannt und geübt
worden sei? Wir antworten darauf kurz. Weder durch Angaben
älterer Schriftsteller, noch durch Andeutungen mittelalterlicher
Schatzverzeichnisse, noch auch durch Auffindung älterer Orginal-
Spitzen ist, soweit heute die archäologische Kenntniss reicht, der
strikte Beweis zu erbringen, dass man in der gothischen, oder
gar schon in der romanischen Kunstepoche das eigentliche
Spitzen- und Kanten werk in seiner weiteren Entwickelung als
VI
dentelles, guipures d. h. Spitzen als reines Nadelwerk (points a
Vaiguille) uncl Kanten als Klöppelarbeit (faites au coussin, au
fuseau) gekannt und geübt habe. Nur zwei oder drei Arten
von Weisszeugarbeiten waren noch vor dem Aufblühen, das die
Spitzenfabrikation mit dem XVI. Jahrh. in der Lagunenstadt
nahm, im westlichen Europa, namentlich in Nonnenklöstern ge -
kannt und geübt, wie das ältere Originalstickereien des XIII. und
XIV. Jahrh. in durchbrochener Leinenarbeit beweisen. Es waren
dies Netz- oder Maschenarbeiten, auch Filetwirkereien oder
Filochirarbeit genannt, welche mit eingewirkten dichten Muste -
rungen ausgefüllt wurden. Das Ken sington Museum zu London
besitzt unter Anderm ein prachtvolles Altartuch mit _ quadra -
tisch eingesetzten Filetstickereien, abwechselnd mit Quadraturen
von dichten Leinenstoffen. In den grossen Quadraten des Netz -
werks sind durch points comptes Wappen und heraldische Thiere
ein ge wirkt, die ihrer Stilisirung nach offenbar der letzten Hälfte
des XIII. Jahrh. angehören. Auch findet sich in unserer Samm -
lung unter Nro. 2 ein unscheinbarer Ueberrest von Netzwirkerei in
Seide vor, welche mit eingestickten Wappen und für das XIV. Jahrh.
charakteristischen Ornamenten verziert ist. Ferner hat unsere
Collection einen merkwürdigen Ueberrest von Filet oder Maschen -
arbeit (filet carre) in groben Leinfäden aus dem Beginne des XIV.
Jahrh. aufzuweisen (vergl. Nro. 1 des Katalogs), welcher mit früh
mittelalterlichen, kreuz- und mäanderförmigen Musterungen ehpoint
compte bestickt ist. Ferner finden sich auch diesseits der Berge
noch aus dem Mittelalter einzelne Ueberreste von a jour durch -
brochenen und im Knopflochstich umstickten Weisszeugarbeiten
vor, namentlich an Corporalien, häufig mit Mäanderformen • ge -
mustert, die zum Belege dienen, dass man bereits im Mittelalter
zur Einfassung von kirchlichen und profanen Weisszeugarbeiten
auf Mittel sann, durch Durchbrechung der gestickten Umrandun -
gen denselben eine grössere Abwechselung der Form, eine Mannich-
faltigkeit der Technik und zugleich auch eine erhöhte Effektwirkung
auf die Ferne zu geben, Ob, wie Mrs. Pallisier und Andere glauben,
die Idee und die Musterungen zur Durchbrechung von Weisszeug -
arbeiten in den obengedachten beiden Arten durch venetianische
Kaufleute aus dem Orient in das Abendland gebracht worden
VII
sei, lässt sich heute mit Sicherheit nicht nachweisen, da, wie
eben vorübergehend bemerkt, auch diesseit der Alpen die ge -
dachten zwei Arten von durchbrochenen Arbeiten seit dem Mit -
telalter vielfach vorkpmmen. Das aber lässt sich nicht im
mindesten in Abrede stellen, dass der industriellen Lagunenstadt
Venedig der Ruhm gebühre, neben den vorher erwähnten mittel -
alterlichen Gattungen der durchbrochenen Weisszeugswirkereien
die Technik der ausgeschnittenen Arbeiten (point covpe), desgleichen
die Reliefstickerei in vielgestaltigem Blu menwerk (point de rose oder
point de Venise en relief) wenn auch nicht geradezu erfunden, so
doch zur weiteren Entwickelung und hoher Blüthe bereits schon
im XVI. Jahrhundert gebracht zu haben. Nach heute noch erhal -
tenen Muster- und Modelbüchern beschränkten sich die a jour
gearbeiteten Weisszeugsachen (lingerie a jour brodee) mit geringen
Abwechselungen auf diese drei oben gedachten Hauptarten der
Technik. Dazu kam noch als Variation hinzu, dass man namentlich
zur Verzierung von grösseren Decken, Spreiten, Vorhängen etc. um
den Reichthum der Arbeit zu heben, diese drei verschiedenen Arten
der Technik zugleich anwandte mit Hinzufügung von eingesetzten
Leinenstoffen, welche wiederum ihrerseits nicht selten mit runden
oder quadratischen Durchbrechungen belebt und im Knopfloch stich
(jpoint noue) garnirt und umrandet waren. Bis zum Schlüsse des XVI.
Jahrhunderts kamen die ebengedachten Arten der durchbrochenen
Spitzen und Kanten sowohl für Privatzwecke, sowie für Verzie -
rung des kirchlichen Leinenzeuges fast-ausschliesslich zur Anwen -
dung. Weil nun die ausgeschnittenen Arbeiten (cidworlc), die nur
mit geometrischen Dessins verziert waren, desgleichen die in
Blumenwerk en relief gearbeiteten Kanten (points de rosej zu -
erst von Venedig, später von Genua ihren Ausgang genommen
haben, so pflegten vorzugsweise diese beiden auch diesseits der
Berge angefertigten, äjour durchbrochenen Nadelarbeiten schlecht -
hin mit dem Namen points de Venise allgemeiner bezeichnet zu
werden. Da indessen die Ausführung dieser mühsamen und zeit -
raubenden Arbeiten vorzugsweise in den vielen ehemals in Italien,
Spanien, Belgien, Deutschland und Frankreich bestehenden Non -
nenklöstern mit besonderer Hingabe und Ausdauer sowohl für
kirchliche Zwecke als auch für Profangebrauch geübt wurde, so
VIII
Messen diese älteren Arten der Technik schlechtweg „Nonnenwerk
oder Kloster-Arbeit“. Aber nicht nur allein die beschauliche Zu -
rückgezogenheit der Klöster bot Veranlassung, dass mit staunens -
werter Hingabe oft die complicirtesten und feinsten ä Jour gear -
beiteten Kanten und Besätze angefertigt wurden, sondern es ge -
hörte auch vornehmlich im XVI. und XVII. Jahrhundert zum
guten Ton, dass in den Patrizier-Häusern der Städte, auf den
Burgen und Schlössern des niedern und hohen Adels durchbro -
chene Nadelarbeiten in den gewähltesten und frappantesten
Mustern nach Anleitung der vielen Modelbücher künstlerisch vol -
lendet wurden. Wie aber erklärt es sich, dass, als am Schlüsse
des Mittelalters andere Kunstzweige in ihren Leistungen zurück -
gingen, gerade die Spitzen-Industrie, die „welsche Arbeit“ sich
als besonderer Kunstzweig grossartig zu entwickeln begann?
Als durch die Glaubensspaltungen im westlichen Europa an
vielen Stellen das Interesse für die Ausstattung der Kirchen und
Altäre nach und nach zu erkalten begann, da kündigte nämlich
mit dem Beginne der Renaissance die Goldschmiedekunst, die im
Mittelalter zur Ausstattung der Altäre Grosses geleistet hatte,
ihrer seitherigen Erzieherin den Dienst und trat über in den
Sold der Höfe und kunstsinniger Mäcenate, wie das die grosse
Zahl der zierlichsten Schau- und Prachtstücke im grünen Ge -
wölbe zu Dresden anschaulicher beweist. Auch die figurale und
ornamentale Seidenstickerei, die im Mittelalter Bedeutendes und
bis jetzt Unerreichtes zur Verherrlichung des Kultus geleistet
hatte, versagte ihrer alten Lehrmeisterin und Führerin den
Gehorsam und fing an, da auch, bei dem Umschwung der
Verhältnisse, der Kirche nicht selten die Mittel für grössere
Aufträge fehlten, dem Wechsel der Mode und dem profanen
Luxus dienstbar zu werden. Gerade in diese Zeit nun fällt die
Einführung der venetianischen durchbrochenen Spitzen- und
Kanten-Arbeiten, die es besonders darauf abgesehen hatten, das
Leinenzeug für den profanen Gebrauch zu entwickeln und künst -
lerisch auszubilden. Mehr und mehr schwindet nun sowohl in
Klöstern, als auch in den Kemenaten der Burgen und Schlösser die
figurale und ornamentale Stickerei in Seide und es macht sich
jetzt überall eine besondere Vorliebe für ausgeschnittene, durch-
IX
brochene und filochirte Arbeiten in Leinen geltend. Es ist nicht
in Abrede zu stellen, dass bei diesem Aufschwung der ä jour
durchbrochenen Weisszeugarbeiten das Aufblühen des Holzschnittes
und mit ihm die Anfertigung der vielen Muster- und Model -
bücher mit ihren Vorbildern und Patronen grossen Vorschub
leistete. Ebenso ist,es nicht zu verkennen, dass die Garnirung
und reichere Ausstattung der Hemds-Aermel und Kragen, ferner
die Ausstattung des Weisszeugs für den häuslichen Gebrauch in
seiner Anwendung zur Verzierung von Kissen, Bettdecken, Tisch -
spreiten, Handtüchern, Bett- und Fenster-Vorhängen der jetzt
. zur Mode gewordenen Vorliebe für Spitzen und Kanten grossen
Vorschub leistete. Gleichwie also mit dem Eintritt der Renaissance
die im Mittelalter so hoch geschätzte figurale und ornamentale
Stickerei auf Sammt, Seide - und Wolle für kirchliche Zwecke
mehr und mehr in den Hintergrund trat, desto grösseren Auf -
schwung nahm dagegen die Nadelarbeit für profane Zwecke auf
durchbrochenen Leinenstoffen und auf netzförmig gearbeiteten
Unterlagen. Nicht lange jedoch sollte es andauern, dass diese
allgemein gewordene Vorliebe für Anfertigung künstlicher Nadel -
arbeiten in durchbrochenen Weisszeugsachen auch dem Kirchen -
leinen in ausgedehntem Maasse zu Gute kommen sollte. Zunächst
war es das Corporale, an welcher die neue „welsche Kunst“
jedoch erst gegen Schluss des XVI. Jahrh. eine b'is dahin ungekannte
Fülle von ä jour durchbrochenen Nadelarbeiten anzubringen be -
gann. An den Corporaltüchern des XVI. Jahrhunderts tritt in ihrer
Gediegenheit besonders die durchschnittene Arbeit (point coupe)
auf, in durchaus verwandten Musterungen, wie sie in venetia-
nischen Musterbüchern und in Siebmacher’s Modelbuch zu ersehen
sind. Auch die Schutztücher in Leinen zur Garnirung der Stolen
fanden seit dieser Zeit eine reiche Entwickelung in ausgeschnittener
Arbeit. Ferner werden die Ränder der Altartücher und besonders
der mit weissem Leinen umkleidete Rand der Antependien und
der Altarpredellen mit den kostbarsten durchbrochenen, Kanten
und Spitzen sowohl diesseits als jenseits der Berge verziert. An
den Röckeln und Alben des XVI. Jahrhunderts tritt die durch -
brochene und durchschnittene Arbeit noch seltener auf, da im
XVI. Jahrhundert das Rochette als weites faltenreiches Gewand
X
noch seinen kirchlich ernsten Charakter sich bewahrt hatte. Wenn
auch im XVI. Jahrhundert die Rocbettes und die Alben
noch nicht mit jenen breiten Spitzensäumen in ausgeschnittener
Arbeit und im Relief-Stich (point de Venise) garnirt zu wer -
den pflegten, wie das im XVII. und XVIII. Jahrhundert
der Fall war, so wurde dagegen schon im XVI. Jahrhundert
von der ausgeschnittenen Arbeit zur Verzierung der Hemds -
kragen und Handkrausen ein sehr ausgedehnter Gebrauch ge -
macht. Insbesondere fanden die ausgeschnittenen Arbeiten mit
geometrisch angelegten Musterungen bei reicher Ausstattung
der laufdecken, mit quadratischen Leinenstoffen zusammen
gesetzt, bei der Aristokratie allgemeine Anwendung. Auch hot
die Einrichtung des bräutlichen Anzuges und die Anfertigung
des trousseau in vornehmen Häusern in Hülle und Fülle Ge -
legenheit, gegen Schluss des XVI. Jahrhunderts die venetia-
nische Technik der Weisszeugarbeiten zur Geltung zu bringen.
Als seit den Tagen lerdinands I. und Philipps II. das spanische
Kostüm und die Anwendung des schwarzen Sammt für Oberge -
wänder zur Mode geworden war, fanden es auch die Diplomaten
und Krieger für angezeigt, dem Gebrauche der Mode folgend,
die spanischen Kragen, die über dem s’chwarzsammtnen Koller
sich ausbreitete, . mit den kostbarsten Spitzen geometrischer
Musterung zu garniren. Ja selbst an dem Todtenhemde auf dem
Paiadebette wurde eine Fülle von feinem Spitzenwerk aufgeboten,
um die Leiche hochstehender Personen auszustatten. Mit einem
^t. Garnirungen von Spitzen war der unentbehrliche Schmuck
für den jungen Weltbürger, wenn er zum Taufbrunnen geführt
wurde, für die Braut und den Bräutigam, wenn sie an den Trau -
altar traten, für den Diplomaten, wenn er bei Hofe erschien, für
den Krieger, v r enn er im vollen Waffenschmuck öffentlich auftrat,
füi den Geistlichen, wenn er mit dem Superpelliceum bekleidet
dem Chordienste beiwohnte, oder wenn er mit der Albe und den
Messgewändern angethan das heil. Opfer verrichtete.
Wenn also dem eben Gesagten zufolge seit dem Schluss des
XVI. Jahrhunderts der Gebrauch und das Tragen von mehr oder
weniger kunstreich gearbeiteten Spitzen bei allen Berufsklassen,
bei Jung und Alt, Hoch und Niedrig so allgemein war, dass mit
XI
dem Beginne des XVII. Jahrhunderts sogar besondere Gesetze
die Einführung von ausländischen kostspieligen Spitzen und
Kanten zu verbieten begannen, so kann es nicht auffallend er -
scheinen, dass zu einer Zeit, wo Kunst und Handarbeit so eng
verbunden waren, sogar Königinnen und Fürstinnen mit den
Patrizier- und Bürgerstöchtern in Anführung von kunstvoll mit
der Nadel angefertigten Weisszeugarbeiten wetteiferten. So be -
richten ältere Schriftsteller, dass Ferdinand, König von Spanien,
nur jene Hemden anzulegen pflegte, die von seiner Gemahlin, der
Königin Isabella, eigenhändig angefertigt und die durch die Kunst
der Nadel mit reich durchbrochenen Borden und Kanten ver -
ziert waren. Die Tochter Isabella’s der Katholischen, Catharina von
Aragonien, verstand sich eben so gut, wie ihre Mutter auf An -
fertigung von feinen durchbrochenen Nadelarbeiten, die für
Zwecke des Kultus und zur Verzierung verschiedener Gebrauchs -
gegenstände verwandt wurden. Auch wird erzählt, dass diese
Fürstin nach ihrer Vermählung mit dem englischen Prinzen
Arthur den Frauen und Jungfrauen von Beffordshire den ersten
Unterricht in Anfertigung von Spitzen und durchbrochenen Nadel -
arbeiten ertheilt haben soll. Ferner wird berichtet, dass die
unglückliche Königin Maria Stuart die langen Jahre ihrer Ge -
fangenschaft hindurch sich mit Anfertigung von kunstreich mit
der Nadel gearbeiteten Spitzen und Kanten in jener Technik und
in jenen Dessins beschäftigt habe, wie sie dieselbe am franzö -
sischen Hofe unter Leitung der Königin Catharina von Medicis er -
lernt hatte, welche mit ihren Töchtern in Anfertigung kunstreicher
Nadelarbeiten äusserst geübt war. Auch die Schwester Franz I.,
Königs von Frankreich, bekannt unter dem Namen Königin
Margot, verstand es, mit äusserst geschickter Nadel vortreffliche
Handarbeiten sowohl in Weisszeug, wie in Seide anzufertigen.
Diese Vorliebe für Anfertigung von kunstreich mit der Nadel
durchbrochenen Arbeiten zur Garnirung kirchlicher Gehrauchs -
gegenstände und zur Ausstattung der Gemächer, welche an fürst -
lichen Höfen und auf den Schlössern des hohen Adels namentlich
im XVI. und XVII. Jahrhundert eine sehr grosse Ausdehnung ge -
funden hatte, erhielt sich noch bis zum Schlüsse des XVII. Jahr -
hunderts, Was in dieser Beziehung Spanien betrifft, so schreibt
XII
noch gegen 1679 eine Dame, dass es fortwährend in den hohen
Familien Madiids Gebrauch sei, die Töchter der Aristokratie
vornehmen Matronen zur Ausbildung zu übergeben, wo sie an -
gehalten würden, die Borden und Säume der Hemden in ver -
schiedener Weise mit der Nadel zu verzieren. Was Frankreich
betrifft, so artete seit der Regierung des prachtliebenden vier -
zehnten Ludwigs die Vorliebe und die Anwendung von kostbaren
Spitzen fast zur Manie aus. Die theuersten, meist ausländischen
Spitzen garnirten nicht nur die Bekleidungsgegenstände des hohen
und niedern Adels, sondern man wandte sie auch in Hülle und
Fülle an zur Ausstattung der Bettdecken, des Bettleinens, ja selbst
zur Ausstattung der Wagen und der Pferde. Dazu kam noch,
dass die Spitzen selbst, theils mit der Nadel auf Pergament
Qa cartisane) gewirkt, theils auf dem Kissen (au fuseau, au
coussin) geklöppelt, sich äusserst verfeinert und vervollkommnet
hatten. Bereits um die Mitte des XVII. Jahrhunderts werden in den
vielen, heute noch erhaltenen französischen inventaires und comptes
veischiedene Sticharten namhaft gemacht. In denselben kommen
vor. der point de Venise, point de G&nes, point de Maguse, point
de Bruxelles, point de Malines, point de Valenciennes, ferner der
p° mt double, auch point de Paris genannt, point d'Aurillac etc.
Um diese Zeit erschienen auch schon verschiedene feststehende
Benennungen für einzelne Arten und Gattungen von Spitzen; die
eine Abart nannte man guipure’), die sowohl in Leinen, als auch
in Seiden- und Goldfäden auf der cartisane von Pergament in
frühester Zeit mit der Nadel angefertigt wurde. Später wurden
die flandrischen guipures,' zu welchen auch die Litzenspitzen
teilweise zu rechnen sind, auf dem Kissen (au fuseau, piüow)
geklöppelt. Eine andere Sorte für gewöhnlichen Gebrauch nannte
man la bisette-, dieselbe wurde von Landleuten zumeist in den
Dörfern um Paris auf dem Kissen geklöppelt. Eine fernere Ab-
1) Eine heute generelle Bezeichnung für die verschiedensten Sorten von
bpitzen. Es dürfte nächstens an der Zeit sein, dass von Sachkennern im
•Hinblick auf grossere Spitzen-Sammlungen die Arten und Abarten der ver-
schredenen dentelles, je nach ihrer Technik und ihren Musterungen mit den
■d eren tra ltionellen Bezeichnungen und Benennungen wieder charakterisirfc
wurden, um der jetzt herrschenden Willkühr in der Benennung ein Ziel zu setzen.
XIII
art von Spitzen führte den Namen la gueuse. Dieselbe gehörte
ebenfalls wie die vorher benannte zu den einfacheren Mittel -
sorten. Der Fond derselben au reseau geklöppelt in groben
Leinfäden war zugleich mit dem Blumenwerk hergestellt. Wie -
derum eine andere Gattung la campane, welche au fuseau ge -
klöppelt war, diente dazu, an andere Spitzen einer feineren
Gattung angenäht zu werden. Die campane wurde auch in Gold-
und Silberfäden, desgleichen auch in farbiger Seide gewirkt, um
Mäntel, Schürzen und sogar Knöpfe damit zu garniren und zu
überziehen. Eine besonders feine Gattung von Spitzen nannte
man la mignonnette, welche auch blonde de fil oder auch point de
tulle hiess. Diese delikaten durchsichtigen Spitzen der mig -
nonnette wurden von dem feineren Leinengespinnst von Lille an -
gefertigt, welches auf Antwerpener Bleichen präparirt wurde.
Diese letzte im Handel sehr gesuchte Spitzengattung wurde be -
sonders in den Thälern der Auvergne, der Lorraine, der Schweiz
und namentlich zu Arras und Bayeux angefertigt. Die Anfer -
tigung der sogenannten guipures en ß d’or et d'argent, welche
die Mitte halten zwischen dem eigentlichen Spitzenwerk und den
Posamentirarbeiten, wurde fast als Monopol in den grossen
Industriestädten Paris und Lyon in den Tagen Louis XIV.
schwunghaft betrieben. Diese eben gedachten, im XVII. Jahr -
hundert zumeist bekannten Spitzen-Gattungen. sowohl in Frank -
reich, als auch in den Nachbarländern angefertigt, werden der
Reihe nach aufgezählt in einem geistreich geschriebenen Gedicht,
das die Ueberschrift trägt: La revolte des passements'). Diese
mit Satyre gewürzte Poesie, die den Luxus geisselt, der damals
mit theuern fremden Spitzen getrieben wurde, erschien in Folge
eines Edictes Ludwig’s XIV., der unter dem 17. November des
Jahres 1660 den Gebrauch der ausländischen kostspieligen Spitzen
und Kanten vollständig untersagte. Darüber nun ein grosses
Jammern in der aristokratischen Frauenwelt, obschon sich die
Männer heimlich freuten, dass endlich ihren Frauen beim An-
1) Dasselbe ist der Mlle. de la Trousse, der Nichte der Mme. de Sdvigne
gewidmet und findet sich dasselbe in dem „Recueil des pieces les plus agrea-
hles de ce temps“. (Paris, chez Cb, de Sercy, 1661.)
XIV
kauf der äusserst kostspieligen Spitzen von Seiten des Gesetzes
eine heilsame Schranke gestellt wurde. Denn ungeheure Summen
wanderten jährlich auf Nimmerwiederkehr aus Frankreich, um
kolossale Quantitäten der von der hohen Damenwelt so sehr ge -
suchten und effektvollen points de Bruxelles, points de Venise, de
Genes, de JRaguse etc. anzukaufen. Was aber vermögen auf die
Dauer noch so strenge Luxusgesetze gegen die Uebermacht der
Mode? Heute erlassen, werden sie morgen schon bei Seite ge -
schoben und eröffnen dagegen den Einschwärzern und Schmugg -
lern einen äusserst ergiebigen Wirkungskreis.
Von der Richtigkeit des Gesagten überzeugte sich bald nach
dem Erlass des Edicts von 1660 der grosse Colbert, indem er
als kluger Minister von der übergrossen Vorliebe für auslän -
disches Spitzenwerk im Interesse der Staats-Revenuen Vortheile
zu gewinnen suchte, anstatt wie früher dem Uebel durch Luxus -
gesetze machtlos entgegen zu treten. Sein Augenmerk richtete
sich deswegen auf die erprobte Kunstfertigkeit einer Mm. Gilberts
aus Alengon gebürtig, die schon seit längerer Zeit mit gelungenen
Imitationen von Venetianischen Spitzen sich beschäftigt hatte.
Colbert ging bei seinem Interesse, die ausländischen theuern
Spitzen auf französischem Boden angefertigt zu sehen, noch wei -
ter, indem er sein Schloss Lonray (Orne) bei Alencon der oben -
gedachten Künstlerin als Atelier zur Herstellung von imitirten
Spitzen einräumte. Mm. Gilbert begann wirklich im Jahre 1665
im Schloss Lonray, umgeben von 30 geübten Spitzenmacherinnen,
die man mit grossen Kosten aus Italien hatte kommen lassen,
den points de Venise auf französischem Boden Concurrenz zu
machen. Der gewagte Versuch gelang vollständig und nach Ab -
lauf einiger Zeit hatte Colbert die Genugthuung, dass er seinem
Souverain die ersten grossartigen Leistungen der Mm. Gilbert im
Schlosse zu Versailles in einer Ausstellung vorlegen konnte.
Ludwig XIV. war .mit diesen unerwarteten Erfolgen, die verführe -
rischen ausländischen Spitzen im eigenen Lande anzufertigen, äus -
serst zufrieden und befahl, dass man diese gelungenen Imitationen
von Venetianischen, Genueser und Spanischen dentelles fernerhin
points de France nennen sollte und dass fortan am Hofe nur
allein diese neuen Spitzen der Mme. Gilbert getragen werden
XV
durften. 1 ) Im Jahre 1666 erschien daraufhin eine königliche
Ordonnanz, welche gesetzlich bestimmt, dass in den Städten
Gucsnoy, Arras, Reims, Sedan, Chäteau-Thierry, Loudun, Alengon,
Aurillac und in anderen des Königreiches Spitzen-Manufacturen für
Herstellung von dentelles, sowohl angefertigt mit der Nadel, als
auf dem Kissen geklöppelt, eingerichtet werden sollten, die sich
zur Aufgabe zu stellen hätten, Spitzen in der Weise von Venedig,
Genua, Ragusa und den benachbarten Ländern herzustellen, und
dass man diese imitirten Spitzen in Zukunft points de France zu
nennen hätte.
Hiermit wäre in kurzen Zügen der Ursprung der Spitzen -
fabrikation auf französischem Boden angedeutet. Dem’ klugen
Colbert war es also vollständig gelungen, für die stets wechselnde
Mode den Schwerpunkt der Spitzenfabrikation nach Frankreich
hin zu verlegen und eine gewinnreiche Industrie seinem Vater -
lande tributpflichtig zu machen, wodurch Jahrhunderte lang
tausend und abermals tausend fleissige Hände in den industriellen
Städten und den gebirgreichen Gegenden des Landes lohnende
und anregende Beschäftigung fanden. Mit Recht konnte daher
gesagt werden, dass die Spitzenfabrikation für Frankreich das
geworden sei, was ehemals die Goldminen von Peru für Spanien
waren.
Was nun zunächst den merkantilen Vertrieb von kunstreich
gewirkten Spitzen auf französischem Boden betrifft, so ist hier
noch hinzuzufügen, dass seit der letzten Hälfte des XVII. Jahr -
hunderts der Absatz und der Verkauf derselben ausschliesslich
einer Corporation von Kaufleuten zu Paris gehörte, welche sowohl
durch wandernde Kleinhändler, als auch in einzelnen Städten
die Hauptmärkte für ihre werthvolle Kunstindustrie inne hatten.
So galten gegen Schluss des XVII. Jahrhunderts in Frankreich als
Hauptmärkte für mehr oder weniger reich angefertigte Spitzen:
Arras, Lille, Valenciennes, Bailleul, Caen, Bayeux, Dieppe, le
Havre, Paris, Aurillac, le Puy, Mirecourt, Dijon, Charlesville,
Muret, Sedan, Lyon, Loudun. Nach diesen Städten wurden zu -
ll Mdmoires historiques sur la ville d’Alemjon, par M. Odolant-Desnos
Alenqon 1787.
XYI
meist auch die Arten der dort fabricirten und in den Handel
gebrachten Spitzen zubenannt. Um dieselbe Zeit blühten in
Belgien, hervorgerufen durch die industrielle Thätigkeit der
Klöppelschulen der verschiedenen Frauenklöster, und besonders
in den Beguinagen der grösseren Städte, Spitzenmanufakturen zu
Brüssel, Mecheln, Gent, Brügge, Courtraj, Ypern, Binche im
Hermegau. Als Stapelplätze für Anfertigung und für den Han -
del von werthvollen Spitzen, die trotz der französischen billigem
Concurrenz diesseits der Berge noch viele Bewunderer und Käufer
fanden, galten für Italien seit alter Zeit noch immer Venedig,
Genua, Mailand, ßagusa, Murano etc. Der Haupthandel wurde
besonders lebhaft in Novi um diese Zeit betrieben. Auch in
Spanien hielt sich im XVII. Jahrhundert die Spitzenfabrikatiön
noch immer auf der Höhe, und waren die Leistungen der kunst -
geübten Spitzenmacherinnen, namentlich die aus Aragonien und Ca-
talonien, auf dem Weltmärkte unter dem Titel dentelles d’Espagne
sehr gesucht und beliebt.
Zur selben Zeit hatte auch in England, namentlich in den
Grafschaften von Bukingham, Bevor, Devon und Dorsey, eine
heimathliche Industrie festen Fuss gefasst, und, aufgemuntert
durch den grossen Absatz und die theuern Preise, die für aus -
ländisches Spitzenwerk fortwährend von der englischen Aristokratie
gezahlt wurden, gelang es den englischen Industriellen, theils neu
erfundene, theils kunstreich imitirte Spitzen unter dem Kamen
dentelles anglaises als gesuchte Modeartikel mit Erfolg auf den
grossen Weltmarkt zu bringen. 1 )
Im Vorhergehenden -ist in kurz gedrängten Zügen der allge -
meine Entwickelungsgang angedeutet worden, den die Spitzen -
fabrikation von Italien aus über Spanien, Frankreich und Belgien
genommen hat. Schliesslich erübrigt noch die Frage: Wann, wie
und wo siedelte die Spitzenindustrie nach Deutschland und in
1) Vgl. hinsichtlich des Ursprungs und der Entwickelung der englischen
Spitzenfabrikation das vortreffliche Werk der Miss Bury Palliser, History of
lace, London 1865, das auch von der Gräfin Gedeon Clermont-Tonnerre im
Französischen erschien unter dem Titel: Histoire de la Dentelle, Finnin Didot
freres et Als. 56, rue Jacob. Paris 1868.
XVII
die nordischen Gegenden über und welche Leistungen sind auf
dem Gebiete der Spitzenfabrikation für Deutschland zu verzeichnen.
Bei den engen Bezügen, die zwischen den flandrischen
Provinzen und den übrigen Ländern des deutschen Reiches in
jenen Zeiten bestanden, als nach Ablauf der spanischen Herr -
schaft ebengedachte Provinzen von einem Mitgliede des Erzhauses
Habsburg regiert wurden, darf es nicht auffallend erscheinen,
dass schon im XVL, aber mehr noch im XVII. Jahrhundert
flandrische Spitzenmacher ihre Industrie auch in den benach -
barten Provinzen des deutschen Reiches einzubürgern suchten.
So scheint es ferner keinem Zweifel zu unterliegen, dass schon
im XVL Jahrhundert, namentlich im sächsischen und böhmischen
Erzgebirge durch flandrische Spitzenklöpplerinnen die ersten An -
fänge einer Industrie begründet worden sind, die im folgenden
Jahrhundert für die ebengedachten armen Gebirgsgegenden eine
Quelle von andauerndem Wohlstand geworden ist. Gleichwie
jedoch der Thatkraft Colberts, dem Yorhergesagten zufolge,
die Begründung und der Flor der Spitzenindustrie in Alen^on
und in den übrigen Industriestädten Frankreichs zu verdanken
ist, so gebührt der reichen unternehmenden Bürgersfrau Barbara
Utmann das unbestrittene Verdienst, dass sie in der letzten Hälfte
des XVI. Jahrhunderts die Spitzenindustrie im Harz und im sächsi -
schen Erzgebirge, wenn auch nicht begründet, doch zu hoher Bliithe
gebracht hat. Barbara Utmann stammte aus einer bürgerlichen
Familie aus Nürnberg, mit Namen Etterlein und heirathete einen
reichen Grubenbesitzer des Harzes. Die Lokaltradition berichtet,
dass Frau Barbara von einer protestantischen Flamänderin,
welche in den religiösen Streitigkeiten unter Herzog Alba ihr
Vaterland verliess, die Kunst der Spitzenmacherei auf dem Kissen
erlernt habe. Im Jahre 1561 liess dieselbe aus Flandern eine
Anzahl Spitzenklöpplerinnen nach Annaberg kommen und grün -
dete unter Beihülfe derselben daselbst, vorerst im kleineren Um -
fange, eine Spitzenschule, welche es sich zur Aufgabe stellte, die
verschiedenen Spitzen anzufertigen, wie sie damals in Flandern
von der Mode gesucht wurden.
Nicht lange Jahre dauerte es und die unternehmende Frau,
die bereits um das Jahr 1575 starb, hatte die Freude, wahr-
XVIII
zunehmen, dass im ganzen Erzgebirge und der bairischen Grenze
entlang die von ihr gegründete Industrie allenthalben festen Fuss
gefasst hatte. Bereits im XVII. Jahrhundert sollen im sächsischen
Erzgebirge 30000 Personen sich mit Anfertigung von Spitzen be -
fasst haben, wodurch mehr als 1 Million Thaler jährlich diesen
von der Natur wenig begünstigten Gebirgsgegenden zufloss. Heute
noch ehrt das Städtchen Annaberg im sächsischen Erzgebirge
dankbar das Andenken der hochherzigen Begründerin der säch -
sischen Spitzenindustrie. Ueber ihrem Grabe auf dem dortigen
Kirchhof erhebt sich ein Monument im griechischen Style,
das folgende Inschrift trägt: „Hier ruht Barbara Utmann, ge -
storben den 15. Januar 1575. Dieselbe gründete die Spitzen -
industrie im Harzgebirge und wurde auf diese Weise die Wohl-
thäterin der Gebirgsbewohner.“ Gegen Schluss des XVI. Jahr -
hunderts scheint auch eine einträgliche Spitzenindustrie in und
um Dresden grössere Fortschritte gemacht zu haben. Es werden
nämlich um diese Zeit in französischen Inventaires und Comptes
solche sächsische Spitzen unter dem Namen treilliz noir d’Allemagne
namhaft gemacht. Unter den Schriftstellern, die von der blühen -
den sächsischen Spitzenindustrie sprechen, sind besonders Ander -
son und Savary hervorzuheben. Die bessern Sorten von säch -
sischen Spitzen, besonders jene, die mit der Nadel hergestellt
wurden, hatten im XVII. und XVIII. Jahrhundert einen solchen
Ruf, dass sogar die Spitzenmacherinnen von England, Schottland
und Irland sich durch diese Erfolge angeeifert sahen, die säch -
sischen Spitzen in ihren Dessins und in ihrer Technik nachzuahmen
und so für billigem Preis auf den Weltmarkt zu bringen. In den
beiden letzten Jahrhunderten hatte fast in den meisten kleineren
Städten und Dörfern des sächsischen Erzgebirges die Spitzenklöp -
pelei festen Fuss gefasst und wurde, was heute auffallend erscheinen
möchte, dieselbe meistens von Knaben und jungen Leuten, nament -
lich zur Winterszeit, wenn der wenig ergiebige Feldbau ruhte,
fleissig betrieben. Die Schriftsteller der damaligen Zeit machen
als eine Eigenthümlichkeit bei den sächsischen Spitzen darauf
aufmerksam, dass man genau habe unterscheiden können, ob die
Spitzenklöppelei von männlichen oder weiblichen Händen ange -
fertigt worden sei. Im ersteren Falle wohne diesen dentelles
IXX
de Saxe eine grössere Solidität bei, wohingegen im zweiten Falle
eine delikatere und feinere technische Ausführung zu ersehen sei.
Aber nicht nur im sächsischen und böhmischen Erzgebirge und
an der bairischen Grenze entlang wurde die Spitzenfahrikation,
wie eben angedeutet, mit Schwung betrieben, sondern auch im
nördlichen Deutschland liessen, nachdem in Folge des Edicts von
Nantes zahlreiche französische Industrielle aus Alengon und aus
anderen Districten der Spitzenfabrikation sich genöthigt sahen,
den heimathlichen Boden zu verlassen, namentlich in Hamburg,
Berlin, Hannover, Leipzig, Anspach, Elberfeld sich diese in grosser
Zahl nieder, denen es durch Fleiss und Umsicht in wenigen
Jahren hei dem massenhaften Verbrauch von Spitzen in da-:
maliger Zeit gelang, auf deutschem Boden die Spitzenindustrie
ergiebig zu machen und zur hohen Blüthe zu bringen. Diese
französischen Flüchtlinge, welche namentlich von dem „grossen
Churfürsten“ als Künstler geehrt und mit besonderen Freiheiten
ausgestattet, in den alten preussischen Provinzen Aufnahme fanden,
brachten in kurzer Zeit ansehnliche Reichthümer zusammen und
gelang es denselben, den Export von Spitzen nach Russland,
Polen und den Skandinavischen Reichen von Norddeutschland
aus auszudehnen. Diese Spitzenmanufacturen im nördlichen
Deutschland, gegründet von französischen Auswanderern, ahmten
mit besonderer Vorliebe jene mit der Nadel gearbeiteten und auf
dem Kissen geklöppelten Spitzen nach, wie sie in Frankreich hin -
sichtlich der Dessins Mode waren und wie sie besonders von den
Industriellen in Brüssel und Mecheln angefertigt zu werden pflegten.
Wie gross die Vorliebe für Spitzen war und wie eine krankhafte
Sucht bis zur Mitte des XVII. Jahrhunderts in den höhern Ständen
Deutschlands vorherrschte, die Profankleider mit allem möglichen
Spitzen werk zu garniren, lässt sich nicht nur entnehmen aus den
vielen in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts gemalten
Porträts, deren Obergewänder mit einer Fluth von allen mög -
lichen Spitzentouren überdeckt sind, sondern auch aus den inte -
ressanten Briefen des anglikanischen Bischofs Douglas von Salisbury,
der zum Jahre 1748 unter anderem berichtet, dass um diese
Zeit die Leipziger Studenten in den Strassen der ebengedachten
sächsischen Universitätsstadt die Vorübergehenden um ein Almosen
XX
angegangen hätten, bekleidet mit Degen, mit Manschetten und
Halskrausen, die mit Spitzenwerk garnirt gewesen seien. Beson -
ders hatte in der damaligen Roccocozeit in deutschen Bädern die
Sucht Ueberhand genommen, auf Promenaden und Bällen einen
Ueberfluss von kostbaren Spitzen zur Scbau zu tragen, wodurch
nicht selten das Vermögen hoher vornehmer Familien arg geschä -
digt wurde. Hinsichtlich des übertriebenen Luxus, den die aristo -
kratische Welt in Baden-Baden mit Aufwendung von meistjaus-
ländischen Spitzen trieb, liest man in den „Merveilleux amuse-
ments des bains de Bade, Londres 1739“, dass man sogar die
Badewagen mit theuren Spitzen ausstattete, und dass man nach
dem Bade in den Wohnungen des hohen Adels und zwar an den
Fenstern diese Spitzen zur Schau ausbreitete. Nach Tisch amü-
sirte sich das vornehme Bade-Publikum damit, diese kostspieligen
Ausstellungen auf der Promenade zu durchmustern und dieses
moderne Spitzenwerk je nach seiner Beschaffenheit einer Kritik
zu unterziehen.
Es würde für den Zweck der vorliegenden allgemeinen No -
tizen über die Entwickelungsgeschichte der Spitzenfabrikation in
den industriellen Districten des südlichen und nordöstlichen Europa
zu weit führen, wenn an dieser Stelle noch das Weitere über
die Spitzenfabrikation in Schleswig-Holstein, Schweden und Däne -
mark berichtet werden sollte. Ausführliches befindet sich in
dem vorhergedachten Werke von Bury Palliser.
Kaum hatte sich in den letzten Jahrzehnten des vorigen
Jahrhunderts auf dem Gebiete der Spitzenindustrie, bei dem Un -
geheuern Verbrauch, den für kirchliche und profane Zwecke die
dentelles und gwipures in allen Klassen der Gesellschaft fanden,
der Einfluss des überladenen Roccocostyles in Bezug auf Compo-
sition und Dessins in einer Weise geltend gemacht, dass meistens
nur platte und nichtssagende Musterungen den Markt über -
schwemmten, da traten am Ende des vorigen Jahrhunderts
zwei Momente ein, die der früheren fast krankhaften Vorliebe
für Anwendung von kostbaren Spitzen eine Grenze setzten.
Wir meinen die Erfindung des Webestuhls für mechanisch an -
gefertigte Spitzen und ferner den Anfang und Durchbruch der
französischen Revolution in Frankreich und den angrenzenden
XXI
Ländern, der tausend und abermals tausend fleissige Hände bei
der Spitzenfabrikation erlahmen machte.
Was die letzte betrifft, so machten schon die Vorwehen der -
selben im Beginn der Neunziger Jahre mit einem Schlage dem
übertriebenen Luxus, der mit theuern Spitzen getrieben wurde,
ein baldiges Ende. Bereits um das Jahr 1794 nahte für die
französische hohe und niedere Aristokratie die Stunde der Emi -
gration. Grosse Kostbarkeiten an Gold und Edelsteinen, die sich
leicht transportiren Hessen, nicht weniger Schätze von werthvollen
Spitzen wanderten mit den Exilirten über den Rhein, um hier zur
Fristung einer oft kläglichen Existenz manchmal für Spottpreise
verkauft zu werden. So gelangten auf deutschen Boden Massen von
prachtvollen Spitzen, deren Anfertigung jahrlangen Eleissund Hin -
gabe und deren Erwerbung grosse Summen erfordert hatte. Auch
die Kleidermode, für beide Geschlechter, welche noch wenige Dezen -
nien vorher in Anwendung von Spitzengarnituren sich überboten
und Ungeheuerliches geleistet hatte, war unter dem republikani -
schen Regime und dem spätem Consulat fast in das Entgegen -
gesetzte umgeschlagen. Man gefiel sich jetzt in einem Kostüm,
welches iü Bezug auf Knappheit der Form und des Stoffes an
griechische Vorbilder streifend, den ehemaligen Bombast von
Spitzen und Kanten fast mit Verachtung von sich wies. Auch nach
den glänzenden. Siegen des ersten Consuls und spätem Welt -
eroberers Napoleon I., gelang es trotz der Anstrengungen des Letz -
tem und seiner Gemahlin Josephine und der spätem Marie
Louise der namentlich auf französichem Boden tief darnieder -
liegenden Spitzenindustrie nicht sich nur vorübergehend von dem
durchgreifenden Ruin zu erholen, den dieselbe beim Ausgange des
vorigen Jahrhunderts erlitten hatte. Die Periode der Blüthe für
Anfertigung kunstreicher dentelles war nun einmal unwiederbring -
lich dahin, die geschicktesten Spitzenklöpplerinnen starben ent -
weder nach und nach aus oder wendeten ihren Jleiss lohnendem
industriellen Erzeugnissen zu. Zur Beförderung dieses bekla-
genswerthen Rückschrittes, welcher ungeachtet der grossen An -
strengungendes französischen Hofes und bedeutender Spitzenhändler
und Fabrikanten in Brüssel, Mecheln, Alen<jon, Chantilly, noch
immer grössere Dimensionen annahm, trug, wie oben angedeutet,
XXII
auch noch der andere Umstand am meisten bei, dass heim Aus -
gange des vorigen Jahrhunderts gegen 1768 ein genialer Engländer
Hammond zu Nottingham einen Stuhl für Strumpfwirkereien in
Gang gebracht hatte, vermittelst dessen man auch ein reseau in
Tüll für Spitzen und Kanten herstellen konnte. Erst im Jahre
1809 wurde von John Heathcoat ebenfalls zu Nottingham eine
Maschine zur Anfertigung eines feinen Tüll erfunden. Dieser Tüll
zur Herstellung von Spitzen hatte anfangs nur die massige Breite
von 3 Centm. und man nannte ihn im Englischen bobbin net und
zwar in Hinblik auf die kleinen Spulen (bobines), welche zur Her -
stellung desselben verwandt wurden. Bis zum Jahre 1823 erhielt
sich dieser Tüll, ausschliesslich auf englischen Webstühlen nach
dem System von Heathcoat angefertigt, verhältnissmässig hoch
im Preise und war in England und auf clem Continent sehr gesucht.
Mit dem Jahre 1824 erlosch jedoch das Brevet des ebengedachten
englischen Fabrikanten, upd alle Klassen der Bewohner Notting-
ham’s warfen sich jetzt mit einer krankhaften Hast auf Anfer -
tigung von Tüllspitzen. Es würde bei Gelegenheit der vorlie -
genden kurzen Uebersicht über die Spitzenfabrikation zu weit
führen, nachzuweisen, wie die patentirte Maschine des Engländers
Heathcoat auch nach Frankreich, trotz der strengen Ueberwachung
von englischer Seite, übergebracht wurde, und wie man auch in
Frankreich, namentlich aber in der Vorstadt St. Pierre zu
Calais, zu St. Quentin, Douay, Cambray Tüllspitzen auf dem
mechanischen Webstuhle anzufertigen begann. 1 ) Erst im Jahre
1837 wurde durch den neuen von Jacquard erfundenen Stuhl
und die Anwendung desselben auf Tüll es überflüssig, den eng -
lischen und französischen Tüll (bobin) mit der Nadel zur Hervor -
bringung von Dessins zu besticken, indem das System Jacquard
es mit Leichtigkeit gestattete, die verschiedenartigsten Muster
auf dem Webstuhl hervorzubringen.
) Diejenigen, die es interessirt, eich hierüber des Nähern zu unterrichten,
mögen das Einschlag ende in dem Werke: Histoire du tulle et des dentelles
mdcaniques en France et en Angleterre par S. Ferguson fils, Paris 1862,-
naebsehen.
XXIII
Durch den Jacquard’schen Stuhl in seiner Anwendung für
gewebte Leinen- und Baumwollenspitzen, besonders in seiner
Vervollkommnung, die er auf englischem Boden gefunden hat, ist
nun in neuester Zeit eine vollständige Revolution auf dem Gebiete
der Spitzenindustrie eingetreten Die früher so hoch geehrte
Kunst der Spitzenmanufaktur, die, wie Eingangs angedeutet wor -
den ist, an Königshöfen, in Burgen und Schlössern, in Patrizier -
wohnungen und Klöstern, nicht weniger aber auch in den letzten
Jahrhunderten von einer fleissigen Landbevölkerung in verschie -
denen Distrikten Frankreichs und Deutschlands mit Hingabe und
Ausdauer als einträgliches Kunsthandwerk betrieben wurde, hat
in den letzten Jahren den platten und geistlosen Erzeugnissen
von meistens in Baumwolle gewebten Spitzen des Jacquard’schen
Stuhls weichen müssen. So ist es gekommen, dass man heute,
sowohl für kirchlichen wie profanen Gebrauch in tändelnden,
nichtssagenden Musterungen prahlendes Spitzenwerk im werth -
losen Material von Baumwolle überall da gewahrt, wo früher
die kunstsinnige Hand in den schönsten und gewähltesten Des -
sins, im feinsten Leinengespinnst gediegene Kunstwerke anzu -
bringen wusste, die heute noch nach Jahrhunderten als Ueber-
bleibsel einer untergegangenen Kunstindustrie bleibenden Werth
haben, und die von Museen und Sammlungen nicht selten für
hohen Preis gesucht werden.
Erst in jüngster Zeit hat sich bei dem Bestreben, das sich
in allen Kreisen geltend macht, die Kunst der freien Hand
wieder zu emanzipiren von dem Druck und der Concurrenz der
x mechanischen Massenerzeugungeu, die Spitzen-Anfertigung in
erfreulicher Weise als Kunstindustrie wieder gehoben. Dank einer
geläuterten besseren Geschmacksrichtung, die sich in vielen
Kreisen der Gesellschaft Bahn gebrochen hat, ist sowohl für
Herstellung von kunstreich geklöppelten Spitzen, als auch für
Spitzen in Nadelarbeiten in den zwei letzten Jahrzehnten von
Industriellen in Frankreich, England und Deutschland Anerken-
nungswerthes geleistet worden. Die letzten grossen Weltaus -
stellungen in Paris, London und Wien lieferten in den zahlreich
eingesendeten Concurrenzarbeiten den schlagenden Beweis, dass
man in Frankreich, Deutschland, Belgien und sogar in Russ-
XXIV
land, wiederanknüpfend an die Traditionen der alten Industrie-
Kreise, mit Eifer und Entschiedenheit abermals bestrebt ist, der
Spitzenfabrikation ihren ehemaligen Rang unter den industriellen
Künsten zu vindiciren und der leeren und unsoliden Massenpro-
duction von meist baumwollenen Fabrikspitzen erfolgreiche Con-
kurrenz entgegen zu stellen. In Belgien sind es besonders die
Spitzen-Industrieschulen von Brüssel, Mecbeln, Gent, Brügge und
Ypern, die mit grossem Erfolge die schönsten Productionen der
Spitzenindustrie früherer Jahrhunderte wieder zu Tage fördern.
Auf dem grossen Weltmarkt finden diese belgischen Erzeugnisse
der freien Hand allgemeine Anerkennung und zahlreiche Käufer.
Auch in Frankreich ist man in den alten Industrie-Distrikten
mit Aufbietung aller Kräfte bestrebt, den ehemaligen französischen
Vorrang auf dem Gebiete der Spitzenfabrikation den Industriellen
Englands und Belgiens gegenüber, dauernd wieder zu erringen.
Namentlich werden zu Mirecourt, Caen, Bayeux, Chantilly, le Puy
und überhaupt in der Auvergne, welche heute mehr als 100,000
Spitzenwirkerinnen beschäftigt, Kunstwerke mit der Nadel und
auf dem Kissen neu hervorgebracht, welche mit den schönsten
Leistungen früherer Jahrhunderte von Alencon, Venedig und
Genua abermals kühn in die Schranken treten können. 1 ) Auch
England und Irland, insbesondere aber Deutschland ist bei
dieser allgemeinen Conkurrenz, die Spitzenindustrie von dem
Druck des Webstuhls zu befreien und dieselbe zu ihrer früheren
Bedeutung wieder zu erheben, nicht zurückgeblieben.
Erfreulich ist es wahrzunehmen, wie namentlich auch in
Sachsen und Böhmen die Spitzenindustrie nach tiefem Verfall
in den letzten Jahrzehnten, neu vergiingt, zu schönerem Schaffen
sich wieder emporgerichtet hat. Zu diesem Aufschwung der
Spitzenfabrikation im sächsischen Erzgebirge trugen nicht wenig
bei die vielen daselbst durch Staatsmittel in jüngster Zeit gegrün -
deten Klöppelschulen. Einem uns in Druck vorliegenden Berichte
des Klöppelschul-Inspektors Richter in Schwarzenberg zufolge,
zählt Sachsen gegenwärtig mehr als 20,000 Spitzenklöpplerinnen
') Vgl. über die Entwickelung der ISpitzenfabrikation in Frankreich:
Rapport du Jury international 1867.
XXV
und ist der Gesammtwerth der sächsischen Spitzenfabrikate in
letzten Jahren durchschnittlich zu l 2 / 3 Million Thaler jährlichs
anzuschlagen. Auch die böhmische Spitzen-Industrie erfreut sich
heute einer gleichen Bliithe, wie dies die grosse Zahl der auf
der Wiener Welt-Ausstellung exponirten böhmischen Spitzen in
reicher Abwechselung der Musterungen und der Technik bewies.
Was ferner zur Hebung und Pflege der heimathlichen Spitzenmai u-
factur das Genie und die Thatkraft einzelner Fabrikanten zu
leisten vermag, wurde uns einleuchtend, als wir erst vor wenigen
Wochen in den Verkaufslokalen von Stram.ileer et Meuter, Sedel-
meyer, Arnold in Wien jene reichhaltigen Lager der schönsten und
vortrefflichsten Spitzen eingehend in Augenschein zu nehmen
Gelegenheit hatten, die im Aufträge und nach den Mustervor -
lagen der ebengedachten kunstsinnigen Industriellen von ausge -
zeichnet geübten Spitzenmacherinnen im böhmischen Erzgebirge
in lohnender Konkurrenz mit französischen und belgischen Erzeug -
nissen angefertigt wurden. Sicherlich wird die sächsische und
österreichische Spitzen-Industrie noch einer schöneren Zukunft
entgegengehen, wenn in der Folgezeit das gebildete Publikum den
bleibenden Werth, und die Gediegenheit kunstreich aus freier
Hand gearbeiteter Spitzen besser würdigen und anerkennen wird.
Am Schlüsse dieser geschichtlichen Notizen über den Ent -
wickelungsgang, den die Spitzenfabrikation vom XVI. bis zum
XIX. Jahrhundert genommen hat, dürfte es hier am Orte sein,
noch einige allgemeinere Andeutungen über die Anlage und Ein-
tlieilung unserer Sammlung folgen zu lassen, deren einzelne
Bestandtheile im folgenden Katalog eine kurze Beschreibung gefun -
den haben, üeberschaut man die Sammlungen der meisten, in
neuester Zeit entstandenen Kunst- und Gewerbe-Museen, Industrie-
Schulen etc., so stellte es sich alsbald heraus, dass man nicht
einmal den Versuch gemacht ,hat, die grossartige und reichhal -
tige Industrie von Spitzen und Kanten in ihren vielgestaltigen
Arten und Abarten so in einer übersichtlich geordneten Samm -
lung dem Studium und der Nachahmung vorzuführen, wie man
dies bereits bei andern industriellen Kunstzweigen mit Erfolg
begonnen hat. Man hat sich nämlich in den meisten Kunst-
und Industrie-Museen darauf beschränkt, eine Anzahl von älteren
XXVI
Spitzen und Kanten in besonders reicher Musterung und delikater
Technik anzusammeln und aufzustellen, die in der Regel darauf
berechnet sind, "Effect zu machen und namentlich die Bewunde -
rung der grossen Damenwelt auf sich zu ziehen. Dass solche
meist kostspieligen Paradestücke den theoretischen und prakti -
schen Bestrebungen zur nachhaltigen Regenerirung der Spitzen -
industrie in heutiger Zeit nur geringe Vortheile bieten, leuchtet
ein. Sollen solche öffentlichen Aufstellungen von Sammlungen
älterer durchbrochener Weisszeugarbeiten dem praktischen Neu -
schaffen dauernde Vortheile zuführen, so müssen nicht nur allein
die feineren und selteneren Spitzen aus der Blüthezeit der Fabrikation
in einzelnen Exemplaren repräsentirt sein, sondern es muss bei sol -
chen öffentlichen Sammlungen besonders darauf Ge wicht gelegt wer -
den, dass sämmtliche genera und species dieser in früheren Jahr -
hunderten so sehr bevorzugten Industrie und zwar in den reichern,
mittleren und einfachen Sorten möglichst vollständig zur Anschauung
gebracht werden. Bei Anlage und Einrichtung solcher instruktiven
Sammlungen, wie sie nur grössere Museen nnd Fachschulen anzu -
schaffen in der Lage sind, entsteht naturgemäss die Frage: welche
Klassißzirung und systematische Eintheilung ist für. die wissen -
schaftliche Aufstellung einer solchen Kollection von Spitzen, welche
das Gesammtbild einer vierhundertjährigen Industrie veranschau -
lichen soll, einzuhalten? Soll dieselbe chronologisch angelegt,
oder nach den Städten und den einzelnen Distrikten der Anfer-
tigung geordnet werden, oder aber soll die Musterung und die
Fabrikationsweise der verschiedenen Spitzengattungen bei der
Eintheilung und Anordnung massgebend sein? Aus mehreren
Gründen gaben wir einer Klassifieirung nach den Dessins und
den technischen 1 abrikationsarten unbedingt den Vorzug. Chro -
nologisch eine solche Sammlung zu ordnen, geht aus dem Grunde
schon nicht an, weil man in verschiedenen Perioden sehr häußg
die Musterungen und die Technik einer ältern Epoche wieder
aufgegriffen und mit grossem Geschick wieder in Schwung gebracht
hat. So wurden, um unter den vielen nur eine Reproduction
von älteren Spitzengattungen hervorzuheben, die schönen vene-
tianischen Spitzen aus der spätem Blüthezeit der Republik,
bekannt unter dem Namen points de rose, in Frankreich unter
XXVII
Louis XIV. und in England unter Jakob II. so täuschend in
Technik und Muster wieder nachgeahmt, dass man sie von den
altern Original-Spitzen Venedig’s und Genua’s gär nicht unter -
scheiden konnte. Auch die Sammlung nach den verschiedenen
Fabrikations-Distrikten einzutheilen und zu benennen, dürfte dess-
wegen nicht zulässig sein, weil die Spitzen-Klöpplerinnen häufig
auswanderten und man in nördlichen Gegenden jene Spitzenmuster
in derselben Technik, je nach Bedarf der Mode, mit Erfolg nach -
ahmte, wie sie in südlichen oder westlichen Fabrikations-Stätten
bereits lange Zeit hindurch geübt und angefertigt worden waren.
Wir haben es desshalb im folgenden Katalog, in Uebereinstimmung
mit den Anschauungen von Miss Bury Palisser, versucht, die
Klassificirung unserer Sammlung möglichst auf Grundlage der
gleichartigen Technik und der form verwandten Musterungen so
durchzuführen, dass dennoch, soviel es angeht, die chronologische
Aufeinanderfolge nicht ausser Aug gelassen wird. Dass die kon -
sequente Durchführung dieser letztgedachten Eintheilung und
Kubrizirung oft grosse Schwierigkeiten bereitet, davon ist der -
jenige am besten überzeugt, der längere Zeit hindurch die ver -
schiedenen genera und species der Spitzen und Kanten genauer
durchforscht hat und dem es dabei klar geworden ist, dass auch
bei den sorgfältigsten Vergleichungen der vielen Spielarten von
durchbrochenen Weisszeugarbeiten manche Spitzensorten Vor -
kommen, die sich nun einmal nicht nach fixirten Normen ein-
theilen und rubriziren lassen. Wir geben die Hoffnung nicht
auf, dass bei Anlage und Aufstellung ähnlicher grösserer Samm -
lungen in nächster Zeit und bei Fortsetzung der erst begonnenen
Vorstudien über den Entwickelungsgang der Spitzenfabrikation
es einem kundigeren Auge möglich werden wird, die Schwie -
rigkeiten zu überwinden und den Irrungen auszuweichen, die bei
der Katalogisirung einer ersten derartigen Sammlung fast kaum
zu vermeiden waren.
Aachen, im Mai 1874.
Dr. Fr. Bock.
1. Maschenwirkerei in ungebleichtem Leinen (lacis, ßet carre)
mit eingestickten, mäanclerförmigen Musterungen. Deutsche Klos -
terarbeit, XIV. Jahrh.
2. Filochirarbeit in Seidenfäden, (lacis, punto a^maglia) mit
eingestickten Wappen. Kölnische Netzwirkerei, I. Hälfte des XIV.
Jahrh,
3. Netzwirkerei in cordonirter, grüner Seide (lacis, ßet) ohne
eingestickten Dessins. Deutsche Maschenarbeit, XV. Jahrh.
4. Seltene Klöppelarbeit (faxte au fiiseau) in Seide mit ä jour
eingewirkte fleurs de lis. Rheinische Klosterarbeit, Beginn des
XV. Jahrh.
5. Pontifikal-Handschuh (Chirotheca) in ungebleichter Seide
mit Durchbrechungen, aus der ersten Zeit der Erfindung des
Strickens. Französische Arbeit, XVI. Jahrh.
6. A jour auf festem Leinen gearbeitete Einfassungs-Borte
eines Corporale mit eingestickten geometrischen und mäanderför -
migen Mustern. Vorläufer der «ausgeschnittenen Arbeit». Rhei -
nisch, Beginn des XVI. Jahrh.
7. Durchbrochene Leinen-Stickerei (brodee ä jour) mit geome -
trischen Musterungen, deren Durchbrechungen in Knopflochstich
(point noue, button-hole-stitch) festonirt sind. Süddeutsche Klo -
sterarbeit, XVI. Jahrh.
8. Zwischenbesatz (entre-deux) eines Bettkissens mit einem ä
jour gearbeiteten geometrischen Muster, das in seinen Vierungen
im Knötchenstich Lilienornamente zeigt. Belgisch, Mitte des XVI.
Jahrh.
2
9. Rand eines Corporale (passement ä Vaiguille) in reicher
Weisszeugstickerei, fast erhaben aufliegend und mit durchschnitte -
ner Arbeit (point coupe, cutworJc) abwechselnd. Aehnliche Muster
vorfindlich in alten italienischen und deutschen Modelbüchern.
Schluss des XVI. Jahrh.
*
10. Zwischenstück eines Bettkissens (entre-deux d’une taie cCo-
reiller) in Leinwand, fast relief gestickt mit geometrisch gemuster -
ter, ausgeschnittener Arbeit (point coupe, cutworJc). Norditalienisch,
zweite Hälfte des XVI. Jahrh.
11. Reiches Muster einer ausgeschnittenen Arbeit (point coupe,
punto tagliato) in grossen Quadraturen mit abwechselndem Mus -
ter geordnet, ehemals zur Ausstattung von kirchlichem Weisszeug
verwendet. Niederländisch-spanisch aus der Zeit des Herzogs
Alba, XVI. Jahrh.
12. Borde in ausgeschnittener Arbeit (punto a reticello) mit
reichen, quadratisch geordneten, über Eck gestellten Musterungen
nach älteren italienischen Modelbüchern. Genuesisch, XVI. Jahrh.
13. Borde in ausgeschnittener Arbeit (point coupe, cutworJc),
auf Pergament in Festonstich gestickt. Spanisch, aus der Zeit
Philipp’s II., XVI. Jahrh.
14. Borde in ausgeschnittener Arbeit in Festonstich (punto
smerlo). Schwäbisch, XVI. Jahrh.
15. Besatz eines Altartuches, netzförmig mit ausgezogenen
Leinfäden (aux fils tires) gestickt, darstellend das eucharistische
Agnus Dei. Rheinische Klosterarbeit des XVI. Jahrh.
16. Zwischenbesatz (entre-cleux) eines Kissens, maschenförmig
in Leinen mit ausgezogenen Fäden (aux fils tires) gestickt. XVI.
Jahrh.
17. Kleines Kissen (taie d’oreiller) mit kunstreich gearbeiteten
Zwischensätzen (entre-deux). Das feine Maschenwerk aux fils tires
m Mousseline gestickt; in dem mittleren breiten Rande sind in
punto tagliato, all' usanza venemana kleine mit Kronen geschmückte
männliche und weibliche Figuren, Seeweibchen, Schmetterlinge
etc. und in den schmäleren Einfassungsstreifen kleine Vögel in
ziemlich erhabener Arbeit (scolpito in basso relievö) ausgeführt.
Nach den Kostümen der Figuren zu urtheilen, italienisch aus der
letzten Hälfte des XVI. Jahrh. •
18. Mustervorlage (palrcn de broderie sur linge, samper) von
einer schwäbischen Stickerin als Pensum der Stickschule mit den
meist vorkommenden technischen Arten des Weisszeugstickens,
streifenförmig geordnet. Musterungen nach deutschen und italie -
nischen Modelbüchern des XVI. Jahrh.
19. Zwischensatz eines liturgischen Handtuches (entre-deux
d'un «manutergium»), gewirkt in feinem filet carre (lavoro di
maglid) mit verschiedenartigen Musterungen in den Blumen.
Zu beiden Seiten der mittleren Vase: müde Hirsche, wie immer
im Hinblick auf den Psalm: «sicut cervus desiderat» etc., daneben
Pelikane.
20. Feine Maschen- oder Filetarbeit (lavoro di maglid) mit
biblisch scenirten Darstellungen des alten Testamentes: Salomons
Urtheil, Besuch der Königin von Saba, Salbung Davids. Kostüm
und Technik erinnern an italienische Vorbilder des XVI. Jahrh.
21. Feines Filet (lacis, point conte), mit der Filochirnadel ge -
arbeitet in retournirendem Renaissance-Muster und mit zwischen -
gesetzten Leinstücken, darin Ornamente in Seide gestickt und mit
Goldfäden conturirt. Das Muster italienisch, Schluss des XVI.
Jahrh.
22. Filetarbeit mit eingesticktem (filet brode, modano ricomato)
Hierogramm in der überlieferten gothischen Schreibweise „tljs“.
Rheinische Klosterarbeit, erste Hälfte des XVI. Jahrh.
23. Besatz in Maschenwerk (passement eh filet brode, counted
point) mit geometrischen Mustern, welche an italienische Vorbil -
der erinnern. Schluss des XVI. Jahrh.
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24. Filochirarbeit (lacis, filet brode) mit einem traditionellen,
französischen Muster und eingestickten Hierogramme nach altern
Lyoner Musterbüchern, veröffentlicht von Coeheris (Patron de
broderie et de lingerie, Abth. IV, Taf, 1. u. 2). Schluss des XVI.
Jahrh.
25. Aeusserst fein ausgeführte Filetarbeit (lacis tnodano rica-
mato) mit trefflichen Renaissance-Musterungen in Guirlanden und
einem quadratischen Eckstück, dessen Dessins noch an deutsch -
mittelalterliche Vorbilder erinnern. Letzte Hälfte des XVI. Jahrh.
26. Palla eines Kelches mit eingestickten Musterungen (aux
fils tires), quadratisch mit ausgezogenen Fäden gestickt. Rhei -
nische Klosterarbeit, letzte Hälfte des XVI. Jahrh.
27. Filet aus gewebtem Leinen (aux fils tires) gearbeitet, ab -
wechselnd mit Festonstichen in geometrischen Musterungen. Rhei -
nische Klosterarbeit, XVII. Jahrh.
28. Spitze (deutelte d’un drap d'autel) in Filet mit eingestickten
Musterungen. Der untere Rand festonirt. Rheinische Kloster -
arbeit, XVII. Jahrh.
29. Netz- oder Filochirarbeit (lacis, filet brode) mit eingestickten
noch streng stylisirten Guirlanden von Weinlaub mit Trauben.
Nach Anleitung deutscher Modelbücher aus der letzten Hälfte
'des XVI. Jahrh.
30. Maschen- oder Netzarbeit (filet, punto a maglia quadra)
mit einem streng stylisirten Muster. Deutsche Klosterarbeit, an -
gefertigt von derselben Hand wie beim vorhergehenden Muster.
Schluss des XVI. Jahrh.
31. Netzstickerei (filet carre, modano des Toscans) mit einge -
wirkten Renaissance-Dessins (aux fleurs semees). Italienisch, Schluss
des XVI. Jahrh.
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32. Maschenarbeit (lavoro di maglia) mit einem ziemlich frei
gearbeiteten Laub- und Rankenwerk ohne stylistiscben Zwang.
Deutsche Arbeit des XVII. Jahrh.
33. Spitzendruck mit Holzmodeln auf Leinen. Anstatt der
Zeichnung auf Pergament in Gebrauch als Unterlage zur Aus -
führung {ä Taiguille) des aufgedruckten Spitzenmusters. Im Hin -
blick auf das venetianische Costüm der weiblichen Figur, die
Mandoline spielend, italienischer Modeldruck aus dem Schluss
des XVI. Jahrh.
34. Modeldruck als Stickunterlage anstatt der Zeichnung auf
Pergament zur Ausführung von Spitzen (point ä Taiguille). Köl -
nischer Holzschnittdruck auf Leinen aus der ersten Hälfte des
XVII. Jahrh.
35. Rheinischer Modeldruck als Unterlage zur Ausführung von
Spitzen mit der Nadel anzufertigen, Ersatz für die sonst übliche
Zeichnung auf Pergament als Unterlage der Spitzenarbeit. XVII.
Jahrh.
36. Schwerer Besatz (passement d’ltalie) in starken Leinfäden
« jour gewirkt. Italienische Arbeit des XVI. Jahrh.
37. Garnitur (passement fait a Taiguille) in Leinen mit der
Nadel gewirkt in geometrisch geordneten Musterungen, den Mo -
delbüchern des XVI. Jahrhunderts entlehnt. Italienisch, XVI.
Jahrh.
38. Bordenwirkerei {passement fait ä Taiguille) der italienischen
Industrie, angefertigt mit der Nadel zur Möbelgarnirung. XVI.
Jahrh.
39. Besatz einer Bettspreite (passement delit), Nadelarbeit nach
spanischen Vorbildern, auf Pergament ohne Urstoff gestickt (point
ä Taiguille) aus der Zeit Philipp II. XVI. Jahrh.
40. Ausgeschnittene Stickerei (point coupe) in schwerem Leinen,
mit geometrisch geordneten Mustern nach Sibmachers Modelbuch.
Deutsche Arbeit, XVI. Jahrh.
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41. Schwere Bordenwirkerei (point coupe, all’ usanm veneziana)
in Festonstich ausgearbeitet. XVI. Jahrh. Die untere angesetzte
Spitze ist ursprünglich hinzugefügt.
42. Musterpatron ([sainper), väriirende Dessins in ausgeschnittener
Arbeit (point Coupe, cutworh), abwechelnd mit eingesetzten Lei -
nenstücken, übereinstimmend mit vielen Vorlagen des Musterbuches
von Foillet (Mömpelgard, 1596). Niederländisch, XVI. Jahrh.
43. Venetianischer Kragen (collerette falte ä Vaiguille) in aus -
geschnittener Arbeit auf Pergament gestickt. Nach italienischen
Vorbildern. Schluss des XVI. Jahrh.
44. Zwischen besatz eines Kopfkissens (entre-deux enpoint coupe);
mit der Nadel auf Pergament gestickte Arbeit, ausgeführt nach
deutschem Muster. XVII. Jahrh.
45. Besatz eines spanischen Kragens (dentelle d’un collet es-
pagnol) mit auf Pergament gestickter, ausgeschnittener Arbeit
(point coupe, cutivorh). Das Muster alternirend. Belgisch, letzte
Hälfte des XVI. Jahrh.
46. Randeinfassung eines Corporale (gurniture d’un corporate)
in ausgeschnittener Arbeit (point coupe) mit interessanten über
Eck gestellten quadratischen Musterungen. Deutsche Nonnen -
arbeit des XVI. Jahrh.
47. Borde eines Corporale (passement d’un corporale) in feinster
venetianischer Technik, geometrisch geordnet nach den Dessins
von Vinciolo. Der untere Rand, ebenfalls ä Vaiguille gearbeitet,
ist jüngeren Ursprungs. Schluss des XVI. Jahrh.
48. Zwischensatz eines Kopfkissens (entre-deux d’une taie
d’oreiller), deutsche Nadelarbeit« Vaiguille mit Anklängen an äl -
tere traditionelle Musterungen. XVII. Jahrh.
49. Besatz einer kleinen Tischspreite in ausgeschnittener Arbeit
(pomt coupe), nach Mustervorlagen aus italienischen Modelbüchern
gearbeitet. Erste Hälfte des XVII. Jahrh.
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50. Schulterstück (erdre-deux), ehemals auf dem Aermel einer
Albe, mit der Nadel gestickt (passement ä Vaiguille). Deutsche
Klosterarbeit. Schluss des XYI Jahrh.
51. Spitze, deutelte faite . ä Vaiguille, eine der älteren Arten
genuesischer Spitzenfabrikation mit der Nadel gearbeitet. Schluss
des XVI. Jahrh.
52. Blumen zur Zusammenstellung eines Spitzenbesatzes in
venetianischer Technik. Zur Zusammensetzung dieser Nadelsticke -
reien (punto afogliami, auch punto a rilievo genannt) fehlen noch
die verbindenden Fasse (picots, brides). XVII. Jahrh.
53. Halskragen (collet), ausgeführt in venetianischer Technik
mit der Nadel (point en relief); das gezahnte picot (brides) als
verbindender Fond (reseuil) ist noch an mehreren Stellen vor -
handen. XVII. Jahrh.
54. Kragen (collerette) im Hochstich mit der Nadel gewirkt
(punto di Venezia). Die das Blumen werk verbindenden picots
(brides) sind sternförmig gezackt. Fond der Blumen verschie -
denartig ä jour gemustert. Venetianisch, XVII. Jahrh.
55. Obere Borde eines Altarvorhanges (passement ä Vaiguille),
Hoch sticharbeit in delikater venetianischer Technik (rose-point).
Der innere Fond der Blumen zickzackförmig mit «Hahnenkäm -
men» ausgerandet, die verbindenden brides mit kleinen Sternchen
oder Dornen (punii in spina) verziert. Norditalienisch, XVII.
Jahrh.
56. Handkrause (manchette), Nadelarbeit auf Pergament ge -
stickt (point de Venise, dit ä la rose). Das äusserst zierliche
Blumenwerk dieser dentelle „volante“, ausgeführt durch den punto
in arm (Luftstich,) gehört zu dem Feinsten und Vollendetsten,
was in der Lagunenstadt im «Kosenstich» angefertigt worden.
Das Muster, von einer mittleren Blume mit doppelter fleur de
lis ausgehend, variirt mit immer neuen Dessins. XVII. Jahrh.
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57. Besatz eines Altar- oder Kommuniontuches (bordure d'une
noppe d'autel), spanisch-niederländische Nadelstickerei. Die grossen
Blumen im Innern in ä jozw-Arbeiten ausgefüllt. Die ursprüng -
lichen verbindenden brides nur stellenweise noch erhalten, das
Uebrige sehr zerstört. Das Muster der Krone des oberen An -
satzes interessant. Auch das picot am unteren Rande (footing)
hat sich in starken Verzahnungen stellenweise noch erhalten.
Spanische Technik, Beginn des XVII. Jahrh.
58. Einfassung eines Aermels (manica), dentelle ä Vaiguille,
auf Pergament gewirkt mit noch gut erhaltenen gezähnten brides.
Das Muster verzweigt sich von der Mitte aus, und ist kaum noch
in dem Wurzelstock ein liegendes Wappen mit Helm und Helm -
decken zu erkennen. Die Laubverzierungen in festem Leinen
riemenförmig gewirkt mit variirenden ä jOMr-Durchbrechungen.
Niederländisch-spanische Nadelarbeit, I. Hälfte des XVI. Jahrh.
59. Spanische Nadelstickerei (point ä Vaiguille) mit regelmässi -
gen Musterungen in zierlich geschwungenen Guirlanden. Diese
dentelles, angefertigt in Belgien in den Tagen der spanischen
Herrschaft, haben in der Technick viel Verwandtschaftliches mit
den schweren points de Venise ou d’Espagne. I. Hälfte des
XVII. Jahrh.
60. Handkrause (manchette faite ä Vaiguille). Die äusserst fein
in point d’Espagne ausgeführte Musterung verzweigt sich dem
Anscheine nach von einer Blumenvase in der Mitte. Doch vari-
irt die Musterung fortwährend und dürfte zu den dessins faits
au frivole zu rechnen sein. Die drei zuletzt besprochenen Spitzen,
angeblich von derselben Hand in den spanischen Niederlanden
angefertigt, dürften nach ihrer Technik zu den dentelles all’
usmza vcneziana zu rechnen sein. I. Hälfte des XVII. Jahrh.
61. Spitzenbesatz in sternförmigen Rundungen (ouvrage de
main ä Vaiguille) gewirkt, und aus einzelnen kleinen Partien
mit stets wiederkehrendem Muster zusammengesetzt. Rheinische
Klosterarbeit des XVII. Jahrh.
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62. Besatz als Hanclkrause eines Aermels (manchette), mit der
Nadel gewirkt (jpoint ä l'aiguille) mit jedesmal retournirendem
Muster in Bundungen, welche an die symmetrischen Dessins der
älteren Modelbücher erinnern. Flandrische Spitze des XVII.
Jahrh.
62a. Besatz (passement au fuseau), ehemals einem liturgischen
Gebrauch gewidmet, in feiner geklöppelten Arbeit (pillow-made)
mit einem älteren quadratischen Muster. Rheinische Klosterarbeit
des XVII. Jahrh.
62b. Besatz (gassement au coussin) mit dichten lilienförmig ge -
arbeiteten Dessins. Belgische Klöppelarbeit des XVII. Jahrh.
62c. Zwischenbesatz (entre-deux), Klöppelarbeit (au coussin,
pillow) mit einem dichten sich schlängelnden Muster, das immer
eine fleur de lis zum Vorschein treten lässt. Rheinische Kioster-
arbeit, XVII. Jahrh.
63. Geklöppelte Spitze (dentelle au coussin, püloiv-made) mit
charakteristischen Dessins aus der Zeit Rubens. Altflandrisch,
XVII. Jahrhundert.
64. Spitze in einfacher Klöppelung, Kissenarbeit, in der Anlage
des Musters und der Technik übereinstimmend mit dem vorher -
gehenden Muster. Zu kirchlichem und Privatgebrauch im XVII.
Jahrh. in flandrischen Städten, namentlich zu Brügge, in Menge
angefertigt.
65. Spitzenbesatz, auf dem Kissen gewirkt (dentelle au fuseau).
Rheinisch, XVI. Jahrh.
66. Geklöppelte Spitze (pillow-made) in dichtem Leinen, aus
einzelnen, jedes Mal das Muster enthaltenden Theilen gearbeitet
mit feinen Zusammensetzungsnähten. Zur Zeit van Dyck’s als
Spitzen an spanischen Kragen in Gebrauch. Spanisch-niederlän -
disch, XVI. Jahrh.
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67. Geklöppelte Spitze (faite au coussin, pillow-mdäe) zur Gar-
nirung des spanischen Kostüms, auf älteren Portraits der nieder -
ländischen und kölnischen Schule in immer yariirenden Mustern
fast stereotyp ersichtlich. XVII. Jahrh.
68. Spitzenbesatz in geklöppelter Arbeit (dentelle faite au fuseau),
herrührend von dem Schutzkragen einer Stola. Das Dessin sehr
beliebt und häufig znrückkehrend. Spanisch-flandrisch, XVII. Jahrh,
69. Spitzenbesatz als Garnitur eines Corporale auf dem Kissen
geklöppelt. Die tief eingeschnittenen, getrennten und reich ajour
durcharbeiteten Musterungen münden in ihrer Spitze jedesmal in
eine fleur de lis aus. Rheinische Klosterarbeit, XVI. Jahrh.
70. Spitzenklöppelei (passement au fuseau) sowohl für kirch -
liche wie Privatzwecke in formverwandten Musterungen in Menge
angefertigt. Aus den Tagen van Dyck’s, XVII. Jahrh.
71. Geklöppelte Spitze (dentelle au fuseau) zur Garnirung
spanischer Kragen, welche auf schwarzsammetnem Koller im
XVI. Jahrh. vom hohen und niederen Adel getragen wurden,
wie dies auf einer grossen Zahl von Portraits des kölnischen
Museums im spanischen Kostüm zu ersehen ist. Beginn des XVII.
Jahrh.
72. Spitzenbesatz (pillow-niade) zur Verzierung verschiedener
liturgischer Gebrauchsgegenstände von Leinen. Flandrisch, XVII.
Jahrh.
73. Spitze als Verzierung an dem leinenen Schutzkragen einer
Stola ehemals kirchlich in Gebrauch. Die grobe Musterung, in
Leinen geklöppelt, wird durch stark durchbrochene Leiterchen
abgegrenzt. Rheinische Klosterarbeit, XVI. Jahrh.
74. Dichtgearbeitete Spitze (au coussin, pillow-made) mit zu -
sammengesetzten, immer wiederkehrenden Mustern, die nach unten
tulpenförmig sich ausrunden. Im Innern des Musters macht sich
ein Ornament in Glockenform kenntlich. Das Dessin findet sich
häufig an (Jorporaltüchern in Anwendung gebracht.
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75. Ueberrest einer technisch äusserst delikat gewirkten Spitze
(au fuseau), wie sie an den Halskrausen und Manschetten des
spanischen Kostüms im XVI. Jahrh. von der spanisch-flandrischen
Fabrikation herrührend immer wieder zur Anwendung kommen.
76. Spitzenbesatz (pilloiv-made) in reich durchbrochenem Muster,
auf dem Kissen geklöppelt, in jenem Dessin, wie es im XVII.
Jahrh. gang und gebe war; rührt als Besatz von einem Ante-
pendium her.
77. Geklöppelte Spitze (/faxte au coussin), in dem im XVI. Jahrh:
beliebten spanisch-flandrischen Dessin und Technik, meistens zur
Garnirung der Handkrausen in Gebrauch.
78. Brabanter Spitze (dentelle de Brabant au car adere d'Espagne) ;
diese und die folgende Nummer sind heute vielfach unter dem
Namen guipures gekannt. Das Muster bildet abwechselnd eine
Stern-, abwechselnd eine Kreuzform. Beginn des XVII. Jahrh.
79. Aeüsserst feine Spitze in vertieft ausgeschnittenen Zickzack -
formen mit einem interessanten Muster in dichtem Leinen ge -
klöppelt als obere Ansatzborte. Flandrisch, XVII. Jahrh.
80. Rest eines Spitzenbesatzes in reich durchbrochener Klöppe-
lung, wie er in durchaus ähnlichen Dessins auf kölnischen Por-
traits im Museum aus der Zeit des van Dyck häufig vorkommt.
81. Spitzenbesatz in reicher Durchbrechung mit geometrisch
geordnetem Dessin, an welches sich Spitzen im Dreieck ansetzen.
Flandrisch-spanisch, Schluss des XVI. Jahrh.
82. Geklöppelte Spitze (faite au coussin) mit geometrischen
Musterungen in dem obern breiteren Theile und angefügten Spi -
tzen im Zickzack. Häufig wiederkehrend an spanischen Kragen
aus dem Schlüsse des XVI. Jahrh.
83. Spitze (dentelle faite au fuseau) mit zierlicher Durchbre -
chung, in jedem Zacken ein kreisrundes Muster mit angesetzter
Verzahnung. XVII. Jahrh.
— 12 —
84. Spitze (denteJle faite au coussin), geklöppelt in den flandri -
schen Industriestädten des XVI. Jahrh.; ehemals Rand eines Cor-
porale.
85. Spitze in Zickzackform mit reicher Durchbrechung und
schmäleren Musterungen in Leinen gewirkt, ziemlich übereinstim -
mend mit dem Dessin von Nr. 83. Niederrheinisch, XVII. Jahrh.
86. Spitze auf dem Kissen gewirkt (pülow-made) mit einem
immer wiederkehrenden, geometrisch geordneten Muster, (iEntre-
deux d’une taie d’oreiller). XVI. Jahrh.
87. Geklöppelte Spitze (faite au fuseau) von der Fabrikation
Brüggens, XVI. Jahrh.
88. Geklöppelte Spitze (faite au coussin) für Garnirung des
Weisszeugs für kirchlichen und Profangebrauch, als stereotypes
Muster rheinischer und flandrischer Fabrikation häufig wieder -
kehrend.
89. Geklöppelte Spitze (pülow-made); der obere Rand ein geo -
metrisch geordnetes Muster, an welches sich Spitzenzacken in
reich durchbrochener Arbeit ansetzen. Rand eines Corporale,
XVI. Jahrh.
90. Geklöppelte Spitze (faite au coussin). Flandrisch, XVII.
Jahrh.
91. Spitze in Klöppelarbeit (au fuseau) als Garnitur an einem
Corporale ehemals kirchlich in Gebrauch. Rheinische Nonnen -
arbeit des XVII. Jahrhunderts.
92. Schutzdecke eines Altartuches, nach dem Morgengottes -
dienste ausgebreitet an jener Stelle des Altares, wo die Conse-
cration vorgenommen wurde. Der äussere Rand dieser interes -
santen Weisszeugstickerei zeigt in Gold und rother Seide gestickt
ein retournirendes Muster, wie es in italienischen Modelbüchern
13
aus dem Schlüsse des XYI. Jahrhunderts häufig wiederkehrt. Das
innere Dessin bildet sich aus eingesetzten quadratischen Filet -
arbeiten, in geometrischen Mustern geordnet (filet carre, lacis) mit
dazwischen befindlichen Quadraturen von feinem Leinen. Nonnen -
arbeit einer rheinischen Abtei, Schluss des XVI. Jahrh.
93. Geklöppelter Kragen (faxt au coussin, pillow-made) mit einem
unregelmässig gewirkten Dessin {faxt ä la fantaisie). Das Dessin
bildet sich aus litzenartig gewirkten grösseren und kleineren
Kreisen, in welchen sich rosenförmige grössere Dessins in durch -
brochener Arbeit befinden. Sächsische Arbeit, XVII. Jahrh.
94. Geklöppelte Spitze mit charakteristischen kreisförmig ge-
- ordneten Dessins (faite ä la fantaisie). Die Verbindung der Muster
wird durch eine Verästelung von brides angestrebt. Deutsche
Fabrikation, XVII. Jahrh.
95. Geklöppelte Spitze (deutelte faite au coussin) mit immer
wiederkehrenden litzenartigen Rundungen, die durch leiterförmige
Verbindungen, nicht durch brides, zusammenhangen. Frühsäch -
sische Fabrikation, XVII. Jahrh.
96. Spitze auf dem Kissen geklöppelt (dentelle faite au coussin)
mit dichten Dessins, die von Leiterchen umfasst den Beginn der
Litzenspitzen erkennen lassen. Deutsche Arbeit, XVII. Jahrh.
97. Einfach gearbeitete geklöppelte Spitze (dentelle au coussin,
pillow-made), im Dessin und in der Technik übereinstimmend mit
den vier letzten Nummern. Deutsche Arbeit, XVII. Jahrh.
98. Geklöppelte Spitze (guipure)\ das ziemlich regelmässig
geordnete Muster im zierlichen Rankenwerk zeigt die deutsch -
flandrischen Guipure-Dessins, welche ä brides d. h. mit gezahn -
ten Verbindungsstäbchen gegenseitig zusammenhangen; diente
ehemals als Randverzierung einer Brustkrause.
99. Geklöppelte Spitze (guipure faite au fuseau); die ziemlich
dichten Muster, in Leinen geklöppelt, sind nicht in Dessins ge-
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ordnet, sondern regellos ä la fantaisie angelegt. Die Musterungen
sind durch gezahnte Verbindungsfäden (brides) zusammengesetzt;
diente ehemals als Spitze eines rochette. Flandrisch, XVII. Jahrh.
100. Aeusserst fein geklöppelte Spitze (pülow-made) mit einem
zierlichen Phantasiemuster, dessen dichte undurchbrochene Dessins
durch verzahnte Verbindungsläden zusammengefügt werden.
101. Spitzenklöppelei (faxte au coussin) mit einem regelmässig
retournirenden Muster, dessen äussere Rände durch Leiterchen
abgegrenzt werden. Die dichteren Musterungen, nicht so fein wie
die in der folgenden Spitze, werden mit starken Durchbrechungen
zusammengesetzt. Flandrisch, XVI. Jahrh.
102. Spitze, auf dem Kissen geklöppelt, (pilloiv-made) mit
Phantasie-Musterungen. Die Verbindung des Musters durch zier -
lich gezahnte, Fäden (Indes). Spanisch-flandrisch, XVII. Jahrh.
103. Klöppelarbeit aus den Klosterschulen wahrscheinlich von
Brügge. Das reich durcharbeitete Muster, ä brides zusammenge -
setzt, in ähnlichen Dessins wie bei Nr. 100. XVII. Jahrh.
104. Spitze auf dem Kissen geklöppelt (.pülow-made). Das zier -
liche Muster in kleinen Verästelungen und mit einem Blumen -
werk, wie es der italienischen Renaissance eigen ist, geht von
einem Wurzelstock aus. Das in dichtem Leinenstoff gewirkte
Dessin wird mit Leiterchen abgefasst und gegenseitig durch ein
doppeltes Netzwerk (’reseau) in Verbindung gesetzt. Italienisch,
Schluss des XVI. Jahrh,
105. Spitzenmuster als Besatz einer Albe herrührend mit einem
Renaissance-Muster, wie es bei den Klöpplerinnen der Renaissance
im nördlichen Italien häufig vorkommt. Schluss des XVI. Jahrh.
106. Interessanter Ueberrest einer geklöppelten Spitze fdentelle
faite au coussin). Das kleine und regelmässig gewürfelte Muster
erinnert an die genueser und venetianischen Muster der Re -
naissance. Genuesisch, XVI. Jahrh.
15 —
107. Geklöppelte Spitze (pillow-made), ehemals als Rand eines
Rochette kirchlich in Gebrauch. Die dichtgewirkten Muster, ein
zierliches immer wiederkehrendes Rankenwerk, ist zu den ita -
lienischen Litzen spitzen zu rechnen, wie sie in Sizilien in der
letzten Hälfte des XVII. Jahrh. in Menge angefertigt wurden.
108. Ueberrest einer geklöppelten Spitze mit feinem dichtem
Rankenwerk; der Fonds au reseau im Doppelschlag. Flandrisch,
XVII. Jahrh.
109. Geklöppelte Spitze in dem stereotypen italienischen Ran -
kengeflecht von dichtem Leinen auf einem Fonds gearbeitet, der
sich ä brides zusammensetzt. Aus Belgien herrührend und wahr -
scheinlich der flandrischen Fabrikation angehörend, XVI. Jahrh.
110. Spitze auf dem Kissen geklöppelt (püloiv-made). Das Des -
sin, ein retournirendes Rankenwerk in dichtem Leinen geklöppelt,
der Fonds au reseau in Doppelschlag. Nordische Fabrikation,
XVI. Jahrh.
111. Spitze mit Dessins in dichtem Ranken werk, abwechselnd
mit Fantasie-Musterungen; Fonds au reseau in Doppelschlag.
Die verbundene Spitze nach rechts, ebenfalls auf einem reseau
in Doppelschlag, ä la fantaisie gearbeitet, gehört der flandrischen
Fabrikation an, wohingegen der Ansatz links zur italienischen
Industrie zu rechnen ist.
112. Ueberrest einer interessanten Spitze. Der Charakter der
Litzen spitze ist in dem Ranken werk deutlich ausgeprägt; die
dichtere Litze, von Leiterchen umzogen, ist von einem Fonds au
reseau in schwerem Doppelschlag umgehen. Sicilianiscli. XVII.
Jahrh.
113. Geklöppelte Spitze (dentellc faite aucoussin). Diese Spitze
rührt, wie auch die drei folgenden, aus Palermo her und war
ehemals kirchlich in Gebrauch. Das zierliche Dessin, in dichtem
Leinen mit runden Durchbrechungen gearbeitet, wird von Lei-
16
terchen abgegrenzt. Aehnliche Musterungen auf einem fonds au
reseau wurden auch in den flandrischen Industriestädten häufig
angefertigt. XVII. Jahrh.
114. Litzenspitze mit einer dichten Musterung, welche der si-
zilianischen Industrie aus dem Schlüsse des XY1. Jahrh. eigen ist.
115. Bruchtheile einer interessanten Spitze. Wie hei den vor -
bei gehenden Spitzen, besteht der fonds au_ reseau in einem Dop -
pelschlag. Zu dem Blumenwerk, in Litzenform gearbeitet, setzen
sich auch schon breit gezogene, vielfach dessinirte Blattformen
an. Palermitanisch, Schluss des XVU. Jahrh.
116. Litzenspitze. Das unvollständige Muster in dem vorlie -
genden Bruchtheile Hesse sich von kundiger Hand für die Imita -
tion leicht ergänzen. Genuesisch, XVII. Jahrh.
117. Litzenspitze mit einem dichten Leinenmuster in einem
charakteristischen Kankenwerk, massgebend für die norditalienische
Industrie; der Fonds au reseau in Doppelschlag. Genuesisch
XVU. Jahrh.
118. Geklöppelte Spitzen (dentelles faites au fuseau). Das Dessin
stellt sich als wellenförmig übereinander geordnete Guirlanden
dar, von welchen, in dichtem Leinen gewirkt, ein Rankenwerk
sich verästelt, dessen durchbrochenes Blumenwerk für die nord-
talieniscke Industrie des XVU. Jahrh. bezeichnend ist.
119. Spitze zur Garnirung von feinerem Bettzeugleinen. Das
Muster, m dichtem Leinen gewirkt, zeigt gleichmässig geschlängelte
Guirlanden auf emem Fonds au reseau im Doppelschlag. Flandrisch.
XVII. Jahrh.
120. Spitze zur Garnirung von Kissen und Bettzeug, in Mu -
sterung und Technik mit der vorhergehenden Nummer überein -
stimmend ; der Fonds au reseau ist nicht so dicht gehalten.
17
121. Geklöppelte Spitze (passement fait au fuseau). Dieselbe
wurde sammt der vorhergehenden Nummer in Genua erworben
und zöigt ihre italienische Herkunft auch durch das charakte -
ristische Muster in dichtem Leinen. XVII. Jahrh.
122. Spitze auf dem Kissen geklöppelt (pillow-made), deren
Fonds ein gleichartiges Netz im Doppelschlag bildet. Die eigen-
thümliche, regelmässig wiederkehrende Musterung erinnert an
parallele Klöppelarbeiten der flandrischen Industrie aus dem
XVII. Jahrh.
123. Einfach geklöppelte Spitze zur Garnirung von Bettleinen,
nach der Musterung und Technik zu urtheilen angefertigt in den
Klosterschulen flandrischer Städte, XVII. Jahrh.
124. Spitze -{dentelle faite au coussin). Das leichtgewirkte, sich
schlängelnde Muster, fast übereinstimmend mit der vorhergehenden
Nummer, trennt sich kaum auf dem dichten Fonds in Doppelschlag
ab. Flandrisch, XVII. Jahrh.
125. Geklöppelte Spitze (pillow-made) mit einem eigentümlichen,
raupenartig gewirkten Dessin, das sich kaum von dem Fonds im
dichten Doppelschlag abhebt. - .
126. Spitze in geklöppelter Arbeit. Der Fonds, ein reseau mit
Doppelschlag, zeigt immer wiederkehrende originelle Dessins,
ziemlich erinnernd an die Musterungen in Nr. 122. Flandrisch,
XVII. Jahrh.
127. Geklöppelte Spitze (dentelle faite au fuseau) mit einem
fadenförmig sich durchschlängelnden dichten Muster auf einem
streifenförmig geordneten Fonds mit Doppelschlag. Diese Technik
und das Dessin soll mit verwandten Musterungen der flandrischen
Industrie des XVII. Jahrh. Aehnlichkeit haben.
128. Litzenspitze einer gröberen Sorte zur Garnirung eines
Albsaumes. Die Litze in dichtem Leinen wird durch grobe Gitte -
rungen abgegrenzt'und durch gedoppelte Fäden in Verbindung
2
18
gesetzt, die jedes Mal rund durchbrochen werden. Rheinische
Klosterarbeit, Schluss des XVI. Jahrh.
129. Litzenspitze, Saum einer Albe. Die gefällige Musterun g
in dichten Litzen gewirkt, wird durch cordonirte Fäden nach
weiten Durchbrechungen in Verbindung gesetzt. Deutsche Nonnen -
arbeit,, Schluss des XVI. Jahrh.
130. Litzenspitze auf dem Kissen gearbeitet (piUow-made).
Das reich durchschlängelte Muster wird durch Leiterchen abge -
grenzt, und ist das dichte Leinen desselben durch Rundungen
und Stäbe gemustert; Durchbrechungendes Grundes seltener und
nur durch grosse Kreise angedeutet. Rheinische Klosterarbeit,
Beginn des XVII. Jahrh.
131. Litzenspitze. Das Dessin, aus dichten Litzen bestehend
mit runden Durchbrechungen, setzt sich in unregelmässigen Win -
dungen ohne bricles zusammen und ist nur von trennenden Lei -
terchen umzogen; innerhalb der Dessins bilden sich reiche Durch -
brüche. Mitte des XVII. Jahrh.
132. Geklöppelte Litzen-Spitze. Der Fond (ä brides) mit ge -
zähnten Brückchen; das Blumenwerk in Litzen mit Klarwerk.
Flämische Arbeit des XVII. Jahrh.
133. Litzen-Spitze mit reicher Musterung und grossen Durch -
brechungen. In England meistens als guipure ä brides bezeich -
net. Die geklöppelten Blumen mit Klarwerk immer wieder durch -
brochen. Flämische Arbeit, Schluss des XVII. Jahrh.
134. Litzen-Spitze in geklöppelter Arbeit. Der Fond aus einem
feinen gezahnten picot, fast als reseau gebildet; die Blumen in
Klärwerk reich durchbrochen. Das untere Fussstück (footiiig)
a brides gearbeitet. Belgische Spitze des XVII. Jahrh.
135. Schmälere Litzenspitze, zur Garnirung von Bettleinen
häufig in Gebrauch; das Blumenwerk ziemlich dicht in geklöp -
pelter Litze mit geringen a jour-Musterungen, der untere Saum
in gezahntem picot gearbeitet. Belgische guipure des XVII. Jahrh.
19
136. Litzen-Spitze (pillow-made). Der Grund stark (ä brides)
durchbrochen. Blumenwerk ist mit gelegter Litze hergestellt,
dazwischen variirt das Klarwerk. Deutsche Klosterarbeit, als
Saum einer Albe. XVII. Jahrh.
137! Litzenspitze (guipure a brides): Das Blumenwerk durch
gelegte Litze erzielt, das Dessin mit geklöppeltem Klarwerk.
Der untere Saum (footing) nur noch stellenweise erhalten. Belgische
Arbeit, XVII. Jahrh.
138. Litzen-Spitze (guipure). Die Litze nicht auf dem Kissen
zugleich mit dem Muster geklöppelt, sondern wie in beiden vor -
herigen Nummern gelegt. Zwischen dem Blumenwerk verbindende
Brückchen mit Dörnchen und mit festonirten Rundungen und
Rosen. Rheinische Klosterarbeit, Beginn des XY111. Jahrh.
139. Geklöppelte Litzen-Spitze, ehemals als oberer Saum an
dem Schutztuch eines Antependium kirchlich im Gebrauch, das
Blumenwerk ä jour gehalten, der Fond ä brides gearbeitet. ' Bel -
gische Technik, XV11.' Jahrh.
140. Litzen-Spitze auf dem Kissen gearbeitet. Das reiche,
zierlich verschlungene Blumenwerk ist vielgestaltig in Klarwerk
gemustert; der Fond, durch gedrehte Fäden erzielt, scheint
nicht mehr primitiv, sondern bei einer spätem Restauration
hinzugeiügt worden zu sein. Flandrische Technik, XVII. Jahrh.
141. Geklöppelte Litzen-Spitze (faitau coussin)\ das prachtvoll
gearbeitete Blumenwerk erinnert an die gleichzeitigen Dessins
der Lyoner Seiden weher aus den ersten Jahren der Regierung
Louis XIV.; der Fond ist noch ursprünglich und a brides gehalten.
Belgische Fabrikation des XVII. Jahrh.
142. Litzen-Spitze (guipure, faxte au fuseau). Wie die vorher -
gehenden Nummern vorherrschend kirchlichen Gebrauchs, daher
auch früher im Handel meistens Kirchenspitze genannt; die Blumen
hervorgebracht durch gelegte Litzen, deren breitere Blätter im
2*
20
Innern durch ziemlich dichtes Klarwerk gemustert sind; der Fond
netzförmig (aureseau) gearbeitet. Flandrische Klöppelarbeit des
XVII. Jahrh.
143. Gelegte Litzenspitze in reicher Musterung, auf einem
netzförmigem Fond (m reseau) gebildet. Das Blumenwerk in
reichen Dessins durchbrochen. Belgische Technik des XVII. Jahrh.
144. Litzen-Spitze in einer verschrobenen Musterung, fast au
frivole ohne bestimmtes Dessin frei gearbeitet. Der Fond in Ho -
nigwaben gebildet. Theil anscheinend einer grösseren Kirchen -
spitze des XVII. Jahrh.
145. Litzenspitze gearbeitet auf einem Fond au reseau. Die
reiche Musterung durch eine vorher fertig geklöppelte nnd ge -
legte Litzenspitze hergestellt. Das Blumenwerk in variirenden
dichten Dessins reich durcharbeitet. Rheinische Klosterarbeit des
XVII. Jahrh.
146. Einfache Litzen-Spitze zur Garniritng von profanen Ge -
brauchsgegenständen, au reseau gearbeitet. Das Muster bildet
eine immer wiederkehrende Guirlande. Flandrische Technik des
XVU. Jahrh.
147. Litzen-Spitze in geklöppelter Arbeit (pülow-made); das zier -
liche, regelmässig wiederkehrende Muster mit gefälligen Durch -
brechungen ist auf einem netzförmig gearbeiteten Grund sehr klar
ausgesprochen. Aus einem rheinischen Kloster herrührend, XVII.
Jahrh.
148. Geklöppelte Litzen-Spitze. Nach dem reichen Muster zu
urtheilen im Charakter der flandrischen Kirchenspitzen des XVII.
Jahrh., auf einem Fond au reseau gearbeitet.
149. Kirchenspitze auf dem Kissen geklöppelt. Die Litze nicht
gelegt. Musterung reich ä jour durchbrochen. Fond einfach in
Honigwaben gehalten, XVII. Jahrh.
21
150. Litzen-Spitze auf dem Kissen gearbeitet. Wenn auch diese
Art von Spitzen von den Industriellen in flandrischen Städten
für den Welthandel in grossen Massen angefertigt zu werden
pflegten, so wurde dieselbe doch auch für Kultzwecke zu gleicher
Zeit in deutschen Nonnenklöstern häufig im XVII. Jahrh. her -
gestellt.
151. Litzenspitze mit reichem, viel verschlungenem Blumenwerk.
Der Fond netzförmig in Honigwaben gebildet. Das vorliegende
Muster, sowie auch die'folgenden 4 Nummern für kirchliche Zwecke
im XVII. Jahrh. vielfach im Gebrauch.
152. Litzenspitze in einem äusserst zierlichen Muster, das sich
für die heutige Nachbildung sehr empfehlen dürfte; dieselbe ist
als Fortsetzung der vorhergehenden Nummer zu betrachten. Flan -
drische Klöppelarbeit des XVII. Jahrh.
153. Geklöppelte Litzenspitzen in einem grossblumigen Muster,
dessen Composition und Stilisirung für die Fabrikation von Brügge
im XVII. Jahrhundert charakteristisch ist.
154. Aeusserst feingeklöppelte Litzenspitze auf dichtem Fond
(au reseau), süddeutsche Klöppelarbeit des XVII. Jahrhunderts.
Der obere Rand und das Fussstiick, die untere Auszahnung,
gleichzeitig.
155. Litzenspitze mit grossem, originell componirtem Blumen -
werk auf einem sehr klar gehaltenen Grund mit Honigwaben. I lan -
drische Industrie des XVII. Jahrh.
156. Litzenspitze mit interessanten, leider sehr beschädigten
und unklar gewordenen Musterungen auf einem Fond au reseau
gearbeitet. Flandrische Technik des XVII. Jahrh.
157. Litzenspitze mit einer Musterung, die sich als Guirlande
gleichmässig fortschlängelt. Die Litze gelegt, das Blumenwerk
regelmässig durchbrochen. Der obere Rand und das Fussstück
ursprünglich. XVII. Jahrh.
22
158. Kirchenspitzen auf dem Kissen wie auch die vorhergehen -
den Muster geklöppelt. Das zierliche Dessin ist der Nachahmung
sehr zu empfehlen, das Fussstück modern, XVII. Jahrh.
159. Kirchenspitze auf dem Kissen gearbeitet mjt einem breit
und schwülstig angelegten Blumenwerk, auf einem einfach netz -
förmig gearbeiteten Grund. Deutsche Klosterarbeit, Schluss des
NV11. Jahrh.
160. Dicht geklöppelte Spitze mit gelegter Litze. Die Musterung
in dem Blattwerk a jour gearbeitet. Fussstück und oberer Rand
ursprünglich. Flandrische Arbeit, Schluss des XVII. Jahrh.
161. Kirchenspitze auf dem Kissen geklöppelt mit einem häufig
wiederkehrenden Muster. Deutsche Klosterarbeit, XVII. Jahrh.
162. Interessante Litzenspitze mit einem originell componirten
Blumenwerk, das fast ohne Klarwerk gearbeitet ist. Leider ist
der Fond nicht mehr primitiv und durch ein unregelmässig ge -
arbeitetes Fadenwerk ersetzt. Schluss des XVII. Jahrh.
163. Litzenspitze in einer breitspurigen dichten Musterung auf
einem Fond au reseau. Die reichen Musterungen in dem Blu -
menwerk zeigen immer abweichende Dessins. Deutsche Nonnen -
arbeit des XVII. Jahrh.
164. Kirchenspitze mit gelegter Litze und einem Fond au reseau
geklöppelt. Rheinische Klosterarbeit des XVII. Jahrh.
165. Litzenspitze in geklöppelter Arbeit; der Fond als reseau
gebalten, das Blumenwerk mit Rundungen und Rosen und andern
Musterungen reich durchbrochen. Der obere Rand und die untere
Verzahnung (footing) ursprünglich Arbeit der flämischen Kloster -
schulen, XVII. Jahrh.
166. Litzenspitze ^(guipure ä indes). Das Blumenwerk sehr
dicht und nur mit wenigen Durchbrechungen gemustert, der
Fonds in Festonstich mit Dörnchen gearbeitet. Deutsche Nonnen -
arbeit, XVII. Jahrh.
— 23
167. Litzenspitze (faite au coussin). Die Litze im Muster ge -
wirkt, der Fonds geklöppelt im Doppelsclilag. Deutsche Arbeit
des XVII. Jahrh.
168. Aeusserst delikat gearbeitete Litzenspitze (pillow-maäe).
Der Fonds sehr leicht au reseau gearbeitet, das dichte Muster
sehr originell mit wenigen Durchbrüchen gehalten. Holländisch,
XVII. Jahrh.
169. Litzenspitze mit dicht gearbeitetem Blumenwerk auf' einem
Fond au reseau. Diese aufgelegte Litze ist nicht auf dem Kissen
geklöppelt, sondern mit der Nadel auf Pergament gewirkt. Nord -
italienische Technik, Beginn des XVII. Jahrh.
170. Kirchenspitze mit der Nadel gearbeitet auf einem unre -
gelmässig gehaltenen Fond au reseau. Die Musterung als Guir-
lande sich schlängelnd ist von einem erhaben aüfliegenden Cordon
umzogen. Norditalienische Technik aus dem Beginne des XVII.
Jahrh.
171. Fein gemusterte Litzenspitze. Die Umrisse der Litze durch-
gehends mit einem starken Cordon umzogen. Der Tiefgrund im
halben Doppelschlag geklöppelt. Norditalienische Klosterarbeit
aus der Mitte des XVII. Jahrh.
172. Litzenspitze, hinsichtlich der Fabrikation abweichend von
den in den vorherigen Nummern beschriebenen Litzenspitzen. Diese
guipure ist in geklöppelter Arbeit mit einem originellen Dessin
gemustert, das sich in Form von Tulpen bildet, die von doppel -
ten Verzahnungen fLeiterchen) umzogen werden. Nordische
Technik des XVII. Jahrh.
173. Ziemlich dicht gearbeitete Litzenspitze (faite au coussin).
Die Litze, in dünnen Riemchen sich immer fortschlängelnd, bildet
streifenförmig ein immer wiederkehrendes Muster. Der Fond ist
durch doppelte Verzahnungen in klar durchbrochenen Leiterchen
gebildet. Nordische Technik des XVII. Jahrh.
24
174. Rest einer geklöppelten Spitze, ehemals zu profanen Zwecken
als Handkrause im Gebrauch. Der Fond au reseau gebildet.
Das grossblumige Muster, durch geklöppelte Litze hervorge -
bracht, retournirt fortwährend. Nordische Technik des XVU
Jakrh.
175. Aeusserst fein geklöppelte Litzenspitze in zierlichen schlan -
genförmigen Windungen, die nicht au reä/gm gearbeitet, von klaren
Leiterchen umzogen und eingefasst werden. Von Einigen werden
diese dichten Litzenspitzen der schwedischen Industrie desXVll.
Jahrh. zugeschrieben.
176. Geklöppelte Litzenspitze in schlangenförmig gewundenem
Dessin auf einem Fond au reseau gearbeitet. Diese dentelle ist nach
unten stark ausgezackt und diente ehemals zur Verzierung von
Hals- oder Hand-Krausen. Nordische Technik des XVII. Jahrh.
177. Geklöppelte Spitze, deren Technik mit jener der drei vor -
herigen Nummern übereinstimmt. Das Blumenwerk bildet sich
jedoch nicht riemenförmig, sondern ist als freies Ornament äusserst
zierlich au reseau geklöppelt. Nordische Fabrikation des XVII.
Jahrh.
178. Schwedische Spitze (dentelle de Suede). Das reiche Blumen -
werk dicht in Leinen geklöppelt auf einem Fond au reseau.
XVII. Jahrh.
^ 179. Dicht geklöppelte Spitze. Das Blumenwerk auf einem
Fond au reseau gearbeitet. Die Umrisse der Dessins nur durch
Leiterchen angedeutet. XVII. Jahrh.
180. i heil eines Corporalbesatzes. Das Blumenwerk in Leinen
dicht geklöppelt und nur durch Leiterchen umzogen. XVII. Jahrh.
181. Theil einer sehr interessanten Spitze, deren Musterung in
dichtem Leinen geklöppelt ist. Die Umrisse der Musterung durch
Leiterchen angedeutet. Das Dessin und die Technik stimmt auf-
&
25
fallend überein mit der Spitze an der Hand-Krause Christian
des IV. von Dänemark, auf bewahrt im Museum zu Kosenborg.
Mitte des XVII. Jahrh.
182. Dichtgewirkte Leinenspitze, der Fabrikation Schleswigs
angehörend. Das Muster, aus kleinen Kompartimenten gebildet,
stellt immer wiederkehrend gleichsam ßlumenvasen mit Henkeln
dar. Diese Art Spitzen wurden meistens zur Garnirung von
feiner Leibwäsche in Gebrauch genommen und dienten auch als
entre-deux an Bettkissen. Schleswig’sclie Fabrikation aus der
Mitte des XVII. Jahrh.
183. Geklöppelte Spitze (fade au füseau). Das Blumenwerk in
Leinen dicht gehalten. Die Conturen durch Leiterchen angedeutet.
Diese und die 3 folgenden Nummern finden sich zur Garnirung
von Weisszeugsachen häufig in kirchlichem und profanem Gebrauch
im Laufe des XVII. Jahrh. vor.
184. Spitze mit reicher Musterung in dichtem Leinen geklöp -
pelt, auf einem Fond au reseau. Wenn auch diese Art Spitze in
grosser Menge in Tondern und Nord-Schleswig fabrizirt wurden,
so ist damit nicht gesagt, dass auch nicht in derselben Technik
und in denselben Dessins gleiche Spitzen in den flandrischen
Industriestädten angefertigt wurden. XVII. Jahrh.
185. Auf dem Kissen geklöppelte Kante mit immer wiederkeh -
renden Musterungen, deren dichte Dessins nur durch eine ä jotir-
Durchbrechung leise angedeutet ist. Aus den belgischen Klöppel -
schulen des. XVII. Jahrh.
186. Alterthümliche Nadelarbeit nicht über ausgezogene Fäden,
sondern über gelegte oder gespannte Fäden gestickt, in einer
Technik, die der spätem ausgeschnittenen Arbeit nahe kommt.
Das immer wiederkehrende Muster ist geometrisch geordnet. In
der Mitte dieser kleinen Schutzdecke für kirchlichen Gebrauch
ist das Agnus dei ersichtlich, auf quadrirtem Maschenwerk (fdet)
in dichtem Leinen gearbeitet; sowohl die Zeichnung des symbo-
26
lischen Lammes, als. auch die unbeholfene Technik der ganzen
Arbeit dürfte zum Belege dienen, dass dieselbe in der ersten
Hälfte des XVI. Jahrh. wahrscheinlich auf deutschem Boden Ent -
stehung gefunden hat.
187. Mechler Spitze (wem point de Malines), mit der Nadel
gestickte alte «Brabangonne», aus der Blüthenzeit der flandri -
schen Fabrikation. Schluss des XVII. Jahrh.
188. Feine Mechler Spitze (vieux point de Malines), ehemals in
Brüssel meistens «Ryssel-Kanten» genannt, deren matte mit «Klar-,
werk» gemusterte Blumen von einem starken Glanzzwirn einge -
fasst sind. Letzte Hälfte des XVII. Jahrh.
189. Brabanter Spitze (point de Malines ä l’aiguille). Das
blumige Dessin auf einem feinen Grund (reseau) abwechselnd mit
contourirten Ornamenten, die a jöur mit der Nadel gemustert'
sind. Schluss des XVII. Jahrh.
190. Mechler Spitze (point de Malines). Die matten Muster
sind wieder au fond reseau mit Fäden in Glanzzwirn umzogen;
in den breiteren Dessins ist sogenanntes Klarwerk ersichtlich.
XVII. Jahrh.
191. Mechler Spitze (point de Malines). Auf dem charakteristi -
schen Fond (reseau) übereinstimmend mit dem Tiefgrund an
sämmtlichen Spitzen von 187—195 ist das matte Blumenwerk
wieder mit „Glanzzwirn“ garnirt und in den Blumen ä jour ge -
arbeitet. Schluss des XVII. Jahrh.
192. Mechler Spitze (point de Malines ä Vaiguille). Auf ein -
fachem Grunde (reseau) zeigen sich in den folgenden Spitzen bis
zu Nro. 195 incl. formverwandte Musterungen, die abwechselnd
mit „Klarwerk“ (point a jour) belebt sind. Schluss des XV II.
Jahrh,
193. Mechler Spitze (point a Vaiguille). Muster verwandt mit
194 und 195. XVII. Jahrh.
27
Sämmtliche dentelles von 187—195 meistens für Profanzwecke
in den Tagen Louis Xlll. und Louis XIV. angefertigt.
194. Mechler Spitze (point de Malines) mit der Nadel gear -
beitet, das ä Jour gewirkte Muster übereinstimmend mit 193 und
195. Schluss des XVII. Jahrh.
195. Mechler Spitze (point de Malines) mit verwandten Muste -
rungen in derselben Technik wie unter 192, 193 und 194. Schluss
des XVII. Jahrh.
196. Mechler Spitze alter Fabrikation (point ä l’aiguille an-
tique) mit einfachem Fond (reseau), das Muster mit Glanzzwirn
eingefasst. XVII. Jahrh.
197. Zwei gröbere Muster Mechler Spitzen, Grund gedoppelt'
(a fand double). Die Dessins mit Klarwerk durchbrochen. Die
gröberen Sorten älter als die feinem; die ersteren wurden meist
geklöppelt und die sehr feinen ä l’aiguille gearbeitet. XVII.
Jahrh.
198. Mechler Spitze (dentelle au f'useau) mit „doppeltem Schlag“
(au fond double)', Blumen mit „Klarwerk“ gemustert und mit
Glanzzwirn umrandet. Schluss des XVII. Jahrh.
199. Flandrische Spitzen in verschiedenen Dessins, Nadelarbeit
(dentelles faites ä Vaiguille). Der Fond abermals in Doppelschlag,
das Blumeiwerk klar gehalten. Schluss des XVII. Jahrh.
200. Mechler Spitze (dentelle de Malines), geklöppelt au fuseau
mit doppeltem Grund und gemustertem Blumenwerk; die matten
Dessins mit Glanzzwirn umzogen. Schluss des XV111. Jahrh.
201. Mechliner Spitze (dentelle de Malines) auf dem Kissen
geklöppelt (au coussin). Der Tiefgruud mit doppeltem Schlag;
das Blumenwerk verschiedenartig gemustert. Das Dessin errinnert
noch an Vorbilder des XVII. Jahrh.
28
202. Flandrische Spitze (dentelle de Malines). Fond ä la fan-
taisie geklöppelt; die Blumen in Klarwerk matt gehalten und mit
Glanzzwirn eingefasst. XVII. Jahrh.
203. Zwei verschiedene Spitzen (dentelles de Malines au fuseau),
Fond in Klarwerk (ä la fantaisie), die Musterungen matt mit
Glanzzwirn umrandet. Schluss des XVII. Jahrh.
204.. Zwei flandrische Kanten (brabangonnes au fuseau), geklöp -
pelt mit doppeltem Schlag; die Blumen platt ohne Glanzzwirn,
im Innern Klarwerk. 202—209 einer Schule in gleicher Technik
angehörend, gröbere Qualität. Schluss des XVII. Jahrh.
205. Zwei flandrische Kanten (brabangonne^ au coussin). Fond
geklöppelt mit doppeltem Schlag; Dessin platt, nur mit einem
„Leiterchen“ eingefasst, im Muster „Klarwerk“. Schluss des
XVII. Jahrh.
206. Flandrische Kante (brabangonne au fuseau)', Fond mit
doppeltem Schlag (fond double), Dessin platt mit ä jour-Werk.
XVII. Jahrh.
207. Flandrische Kante (brabangonne au fuseau). Fond mit
doppeltem Schlag; Musterungen ä jour und matt geklöppelt
ohne Glanzzwirn, nur mit „Leiterchen“ eingefasst. XVII. Jahrh.
208. Flandrische Kante (brabangonne au coussin). Tiefgrund
doppelt geklöppelt; Dessins platt gewirkt und mit „Leiterchen“
contourirt, im Innern Klarwerk. 204—209 meistens für Garni-
rungen von Bettzeug in Gebrauch. Schluss des XVII. Jahrh.
209. Flandrische Kante (brabangonne au fuseau). Grund mit
doppeltem Schlag; Musterung schlängelt sich als Guirlande mit
Klarwerk in den Blumen; Einfassung derselben leiterförmig.
Schluss des XVII. Jahrh.
210. Flandrische Kante (brabangonne au fiiseau). Grund mit
doppeltem Schlag, Muster platt mit Einfassung von Leiterchen;
29
im Innern theilweise Klarwerk. Von 1680—1730. 210—215 incl.
einer Gattung angehörend und einer Schule, übereinstimmend mit
104—109, indessen ganz feine Qualität.
211. Flandrische Kante (brabangonne au coussin). Grund mit
doppeltem Schlag; Blumen matt, „ä la fantaisie“, durchbrochen
und mit Leiterchen eingefasst. 1690—-1740.
212. Flandrische Kante (brabangonne au fuseau). Grund ge -
klöppelt mit Doppelschlag; Blumen Füllhörner darstellend mit
Klarwerk im Innern. Dessins mit Leiterchen umrandet. Von
1690—1730.
213. Flandrische Kante (brabangonne au coussin). Fond doublirt,
Muster matt mit Leiterchen contourirt und theilweise ä jour ge -
klöppelt. Von 1680—1720.
214. Feine flandrische Kante (brabangonne ä Vaiguüle). Fond
und Dessin mit der Nadel gewirkt, der Grund doublirt mit
reichen platten Musterungen von „Leiterchen“ eingefasst. Im
Fond und den Dessins hin und wieder Klar werk. Von 1680—1730.
215. Aeusserst delikate Kante flandrischer Fabrikation (braban -
gonne ä Vaiguille). Fond gedoppelt, Musterungen fein und dicht
mit Zickzackformen, nur weniges Klarwerk. Von 1670—1710.
216. Zwei brabanter Spitzen mit verschiedenen Dessins (den-
telles brabangonnes au fuseau). Grund : Klarwerk ä la fantaisie.
Musterungen dicht mit wenigen Durchbrechungen. Eine Gruppe
mit gleicher Technik und verwandten Mustern von 215—221
inclus.' von der gröberen bis zur feinsten Qualität. Von 1660—1720.
217. Brabanter Spitze (dentelle brabangonne au coussin). Grund:
Klarwerk a la fantaisie. Dessin platt und dicht ohne Durchbre -
chungen. Genter Fabrikation, von 1660—1710.
218. Brabanter Spitze (dentelle brabangonne au fuseau). Grund
a jour fantastisch geklöppelt, darin zierliche dicht gewirkte Guir-
i
— 30 —
landen von Bandstreifen mit Klarwerk umwunden, Genter Industrie
von 1660—1710.
219. Zwei brabanter Spitzen (brabangonne au fuseau). Grund
durchbrochen mit Klarwerk ä la fantaisie. Musterungen platt
und dicht ohne Dessins. Genter Fabrikation von 1680—1720.
|
220. Zwei verschiedene feine Spitzen (brabangonne ä l'aiguiUe).
Fond a la fantaisie mit Klarwerk durchmustert, Blumen jedoch
dicht ohne a jour und mit «Leiterchen» eingefasst. Genter Fa -
brikation von 1690—1730.
221. Feine mit der Nadel gewirkte Spitzen (dentelles de Brabant
a l aiguille). Fond ä la fantaisie reich gemustert, Blumenwerk
jedoch matt und ohne ä jour mit «Leiterchen» umrandet. Genter
Industrie von 1680—1730.
222. Feine Brabangonne (ä Vaiguille). Fond ä jour ä la fan- •
taisie durchwirkt, theilweise auch mit doppeltem Schlag, Mus -
terungen platt und ohne Durchbrechungen, jedoch mit «Leiter -
chen» umzogen. Genter Fabrikation von 1670—1720.
223. Brabanter Spitze (brabangonne au fuseau). Geklöppelte
Arbeit. Anfang der Litzenspitzen. Das immer wiederkehrende
Muster bildet ein S, die Verbindung dazwischen stellen Muste -
rungen « la fantaisie dar. Technik und Musterungen von 223 226
identische Arbeiten der Klöppelschulen von Brügge. 1650 1670.
224. Brabanter Spitze, geklöppelte Arbeit (faite au coussin'),
in dieser Form meist für kirchliche Zwecke in Gebrauch. Die
Litzen-Musterung ist theilweise dicht, theils klar gearbeitet. 1650
—1700.
225. Bi abanter Spitze (dentelle de Brabant), für liturgischen
Gebrauch, meistens in Klosterschulen zu Brügge angefertigt, Klöp -
pelarbeit {au fuseau). Brügger Industrie von 1660—1700.
31
226. Brabanter Spitze, Klöppelarbeit (faite au fuseau). Fond
mit Doppelschlag, Musterung eine immer wiederkehrende stehende
Blume. Aus den Klöppelschulen Brügge’s von 1660—1705.
227. Mit der Nadel gewirkte Spitze holländischer Fabrikation
(point ä l aiguille). Grund in doppeltem Schlag gehalten (au
fond double). Dessin sehr dicht gewirkt, Klosterhandarbeit. Von
1630-1680.
228.. Nadelwirkerei (gassement de Hollande ä l’aiguille) mit
doppeltem Grund; die dichten Musterungen, durch Leiterchen vom
bond getrennt, zeigen drei Kronen, übereinander geordnet. Alt -
holländische Industrie von 1650—1680.
229. Spitze mit der Nadel angefertigt (dentelle de Hollande
faite ä Vaiguille). Grund in doppeltem Schlag, das dicht gear -
beitete Muster stellt die Taube mit dem Oelzweige dar, in der
Mitte, wie immer das stereotype grosse Frucht-Dessin. Hollän -
dische Industrie nach 1650.
230. Spitze mit der Nadel fabricirt (dentelle de Hollande ä
l aiguille); das Muster Blumenkörbchen darstellend, dicht im
Fond mit doppeltem Schlag. Holländische Nadelarbeit nach 1650.
231. Spitzö in Nadelarbeit (dentelle de Hollande faiteäVaiguille),
Technik und Musterung in derselben Weise wie 227—230 incl.
Das Muster nur zur Hälfte erhalten. Holländische Fabrikation
nach 1650,
232. Pöttges-Kanten (dentelle faite au fuseau), der Grund in
doppeltem Schlag geklöppelt, das Muster stereotyp als Blumen -
körbchen. Brabanter Fabrikation von 1710—1750.
233. Pöttges-Kanten (dentelle de pot ä fleurs), in Holland lange
als Garnitur der grossen Hauben in Gebrauch. Der Fond in
doppeltem Schlag, das dichte Blumenmuster geklöppelt und mit
Glanzzwirn umsäumt. Brabanter Industrie von 1600—1750.
32
234. Kante (dentelle au pot a fleurs). Das Muster schlängelt
sich als Guirlande, jedoch nicht ohne das Blumenbouquet in der
Mitte, Technik und Anordnung der Dessins wie unter 232 - 236
incl. Brabanter Industrie des XV111. Jahrh.
235. Pöttges-Kante (dentelle faite aufuseaa). Geklöppelte Spitze,
mit dem in Holland bis zum Anfang dieses Jahrhunderts belieb -
ten pot ä fleurs. Findet sich in grösster Abwechslung des Musters,
doch ist dasselbe selten graziös zu nennen. Brabanter Industrie
von 1690—1750.
236. Flämische Kante, auf dem Kissen geklöppelt und in
Technik übereinstimmend mit den vier vorhergehenden Spitzen.
In Holland zur Garnirung von Häubchen stets im XVII. Jahrh.
in Gebrauch.
237. Einfache Antwerpener Kante als Besatz von Toilettewäsche.
Der Fonds au reseau in Doppelschlag. XVII. Jahrh.
238. Pöttges-Kante, wie die vorhergehenden Spitzen nach dem
Muster benannt. Die beliebte Blume des Musters ist meistens
Repräsentant der annuntiatio. Antwerpener Fabrikation XVIII.
Jahrh.
239. Antwerpener Kante in einem reichen Blumenwerk, das
wiederum mit klaren Dessins gemustert ist; der Fonds au reseau
ist in Doppelschlag geklöppelt. XVII. Jahrh.
240. Einfach-brabander Kante; Fonds au reseau in Doppel -
schlag geklöppelt. Das Blumenwerk macht wenig Effekt XVII
Jahrh.
241. Antwerpener Ivante. Diese und die ähnlichen Spitzen
nach vorliegender Tafel rechnen sämmtlich zu jener Gattung
von Spitzen, wie sie von Schluss des XVII. bis zum Schlüsse des
X\ III. Jahrh. mit Vorliebe zur Garnirung der flämischen und
holländischen Hauben verwandt wurden.
33
242. Pöttges-Kante (dentelle du pol ä fleurs d’Anvers). Die
Vase bildet in vorliegender Kante eine grosse M, vielleicht eine
Anspielung auf das Hierogramm „Maria“, woraus die Blume zuerst
in Kreuzesform hervorsprosst. XVIII. Jahrh.
243. Feinere Sorte der Antwerpener Kante mit einem delikat
geklöppelten reseau in Doppelschlag. Die Dessins als fleurs
semees in feinem Leinen gearbeitet und mit einem Glanzfaden
contourirt. Das Fussstück (footing) besonders reich in Klarwerk
gemustert. XVIII. Jahrh.
244. Brüsseler Kante in einer Technik und in Dessins, wie
sie fast ausschliesslich zum Profan gebrauch am Schlüsse des
XVII. und in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrh. in Mode
waren. Der Fond au reseau gehalten, das regelmässige Blumen -
werk mit klarem Grund.
245. Reichgemusterte Spitze der Brüsseler Fabrikation (dentelle
faxte au coussvn). Diese Art von Spitzen von Nr. 244 bis Nr.
250 incl. wurden im vorigen Jahrh. meistens zur Damentoilette
verwandt und waren sehr häufig als barbes und Kragen in Ge -
brauch. Die Musterung erinnert in ihren Verschlingungen an den
Roccocostil aus dem Beginne des XVIII. Jahrh. Das Blumenwerk
dicht geklöppelt und mit einem starken Faden eingefasst; der
Tiefgrund netzförmig abwechselnd in grossen und kleinen Maschen
geklöppelt. Beginn des XVIII. Jahrh.
246. Auf dem Kissen gearbeitete Spitze Brüsseler Fabrikation.
Das Muster sehr regelmässig in über Eck gestellten Rauten ohne
Klarwerk geai’beitet. Der Tiefgrund im einfachen reseau gehal -
ten. Schluss des XVII. Jahrh.
247. Spitze in belgischer Technik; das Dessin schlängelt sich
wellenförmig als Guirlande und zeigt ein- weit durchbrochenes
reseau; der übrige Fond in kleinen Maschen geklöppelt; das
Blumenwerk platt gehalten und von einem starken Zwirnfaden
eingefasst. Schluss des XVII. Jahrh.
3
34
248. Brüsseler Spitze mit einem einfachen quadratischen Muster,
dicht gehalten; Fonds ein einfaches reseau. Klöppelarbeilfaus dem
Beginn des XV111. Jahrh.
249. Dentelle de Bruxelles. Das Muster regelmässig geometrisch
gearbeitet in jenen Dessins, wie sie für die gleichzeitigen sächsischen
Kirchenspitzen des XVII. und XVIII. Jahrh. massgebend waren;
die Zickzackmuster dicht geklöppelt und mit einem starken
Zwirn eingefasst; der Tiefgrund der Blumen verschiedenartig
gemustert. Flandrisch,-Beginn des XVIII. Jahrh.
250. Kleine Spitze zur Garnirung von Toilettestücken, Brüsseler
Fabrikation. Der Grund dieser dentelle faxte au fuseau dürfte
zu den Bosenfonds mit halbem Doppelschlag zu rechnen sein;
die Musterungen in zusammengesetzten Herzformen bilden acht -
blätterige Rosen, deren Umrisse durch einen starken Faden abge -
grenzt werden. XVIII. Jahrh.
251. Fremdartige Nadelwirkerei (point d’aiguille) im Italienischen
purdo a gröpo genannt. Die Arbeit ist auf grobem Leinen als Un -
terlage in schweren Festons-Stichen oder wie die Franzosen sagen
au point noue gestickt. Sizilianische Technik, in Palermo erworben
und daselbst griechische Arbeit genannt. XVI. Jahrh.
252. Alte Klöppelarbeit au fuseau im spanischen Typus ge -
arbeitet, abwechselnd mit Rundungen und Sternchen gemustert
auf gezogenen Leinfäden. Rheinische Klosterarbeit des XVI.
Jahrh.
253. Theil eines Corporal-Randes mit sehr primitiven geome -
trischen Mustern, wie solche sich in alt-italienischen Mustern und
Modelbüchern des XVI. Jahrh. vorfinden. Aelinliche Arbeit fin -
det sich in dieser Sammlung unter Nr. 6 und 7 beschrieben.
Die Musterungen sind theilweise in Glanzleinen fast en relief auf -
gestickt, theilweise in ungebleichtem Leinen durch ausgeschnittene
Arbeit cutivorlc, point coupe in Knopflochstich erzielt. Aus Venedig
stammend. XVI. Jahrh.
35
254. Spitze (deutelte ä Vaiguille), die man ehemals deiitelles
en point d’Angleterre benannte. Diese Art Spitze und die folgen -
den sechs gehören zu jenen äusserst feinen Nadelarbeiten, die
gegenwärtig sehr gesucht' und welche man allgemein als point
d’Alengon bezeichnet. Beginn des XVIII. Jahrh.
255. Spitze mit der Nadel gewirkt in. einer kleinen zierlichen
Musterung, wie sie an der Damentoilette bei der französischen
und englischen Aristokratie im Beginn des vorigen Jahrh. lange
Zeit in Mode war. Der Fond ist immer bei diesen Spitzen au
reseau gearbeitet. Die Musterung liegt in runden Blättchen er -
haben auf. Durch die Style der Blättchen ist fortlaufend ein
Pferdehaar gelegt, um die .Rundungen des Musters elastisch zu
erhalten. Das Fussstück (footing) in Knopflochstich gearbeitet und
ausgezahnt. Französische Arbeit des XVIII. Jahrh.
256. Spitze, mit der Nadel gewirkt, im Genre der dentelle
d'Alenqon; der Grund au reseau im Spitzenstich gearbeitet. Das
Blumenwerk erhaben aufliegend. Französische Technik. XV111.
Jahrh.
257. Mit der Nadel gearbeitete Spitze im Charakter der dentelle
d'Adenqon. Der Fond au reseau gewirkt. Das erhaben aufliegende
Blumenwerk sämmtlicher runden Blättchen dicht gehalten. Das
Blumenwerk des untern Theiles ist in Klarwerk variirend und von
starken Contouren in gezahnten Stichen eingefasst. Anscheinend eng -
lische Technik, angefertigt im Beginn des XVH1. Jahrh.
258. Spitze, gearbeitet in der Art der dentelles anglaises. Sämmt-
liche Umrisse sind wie die vorherigen Spitzen mit Pferdehaar
unterlegt. Der innere Grund der Musterung in dem untern Tlieil
mit äusserst fein gearbeiteten Sternchen besetzt. Ein Theil der
Blumen in Klarwerk gearbeitet. Das untere Fussstück gut erhal -
ten. XV111. Jahrh.
259. Spitze mit der Nadel gearbeitet im Typus der englischen
Spitze aus der Iloccoco-Zeit, die man heute mit dem Gesammt-
3*
36
namen dentelles cTÄlengon zu nennen beliebt. Die äessins semees
sind sämmtlich dicht in runden Blättchen gehalten, im Gegensatz
zu den spitzen Blättern der echten dentelles d'Älengon, welche unter'
.Nro. 260 folgt. Das Blumenwerk im untern Theil ist verschie -
denartig in Klarwerk gemustert und stellenweise mit den cha -
rakteristischen Sternchen besetzt. Häufig wiederkehrendes Muster
des XV111. Jakrh.
260. Spitze aus der Schule von Alengon (rentable dentelle d’Älengon).
Diese Spitze, in Vergleich zu den fünf letzten Nummern, trägt
einen ausgeprägten französischen Charakter in Bezug auf die
Musterung. Hinsichtlich der Technik stimmt diese Arbeit mit
den vorherigen Nadelarbeiten ziemlich überein. Die dicht gearbei -
teten Blättchen, wie früher bemerkt, fast sämmtlich zugespitzt.
Das Blumenwerk in Klarwerk gemustert, worin die charakteristi -
schen Sternchen immerhin wieder Vorkommen. Der Fond ist
au reseau gearbeitet. Beginn des XV111. Jahrh.
261. Schleife von einem Häubchen, barbe en point de Malines.
Blumen in feinem Leinen gearbeitet und von einem Glanzfaden
abgegrenzt. Der Fond regelmässig mit Klarwerk in immer ver -
schiedenen Musterungen durchwirkt. Das Dessin sehr gut er -
halten. Schluss des XVII. Jahrh.
262. Aeusserst feine point de Malines mit prachtvollen Muste -
rungen stets variirend. Der Fond durchgehends au reseau ge -
arbeitet; in dem dicht mit der Nadel gewirkten Laubwerk erblickt
man immer klare Stellen, welche in verschiedenen Dessins gemustert
sind. Die vorliegende barbe in prachtvoller Technik und reichem
Muster, dürfte als Repräsentant der Mechler oder Brüsseler Spitzen -
fabrikation aus dem Schluss der Regierungszeit des Louis-XIV.
zu bezeichnen sein.
263. Barbe zur Morgentoilette gehörend in dichtem Battist
gewiikt. Das reiche Muster ist in Kettenstich tambourirt. Inner -
halb des Musters ersieht man eine Menge Durchbrechungen, a
jour gehalten, die mit feinen Knopfiochsticlien umrandet sind.
37
Handarbeit der belgischen Klosterschule aus dem Ende des XVII.
Jahrh.
264. Gröbere Sorte der im vorigen Jahrhundert so beliebten
dentelies de Valenciennes. Der Fond fast a la rose gebildet. Das
Muster einfach als regelmässige fleurs semees. Zur Garnirung der
Morgentoilette benutzt. XV111. Jahrh.
265. Spitze, übereinstimmend mit den dentelies, geklöppelt im
Charakter von Valenciennes. Fond und Muster derb gehalten.
XVm. Jahrh.
266. Valencienner Spitze in einfacher Technik, mit einem derben
Muster zur Garnirung des feineren Bettzeuges. XV111. Jahrh.
267. Gröbere Spitze zur Familie der gewöhnlichen dentelies de
Valenciennes gehörend. XV111. Jahrh.
268. Spitze von Valenciennes zur Toilette für täglichen Gebrauch.
Das Muster ziemlich dicht, wie bei allen Valenciennes gehalten.
XVlll. Jahrh.
269. Dentelle de Valenciennes, einer gröberen Sorte, wie sie
im vorigen Jahrh. für den Handel gearbeitet wurde. Der Fond
in Doppelschlag gehalten. XVlll. Jahrh.
270. Valencienner Spitze zu den feinem Sorten der französi -
schen Industrie gehörend. Der Fond gewirkt in einfachem reseau.
Das Muster, in dichtem Leinen gehalten, ist regelmässig von
Leiterchen eingefasst. XV111. Jahrh.
271. Einfache Valencienner Spitze, einer Mittelsorte angehörend
mit getüppeltem Muster. XV111. Jahrh.
272. Spitze in der Technik derer von Valenciennes. Einfache
Arbeit für den Hausgebrauch. Der Fond au reseau, das Muster
platt in Leinen geklöppelt. XV111. Jahrh.
273. Dentelle de Valenciennes, zu den feineren Sorten gehörend,
welche von der hohen Aristokratie in den Tagen Louis XV. mit
38
Vorliebe getragen wurde. Der Fond au reseau gearbeitet. Das
kleine Muster in Leinen dicht gehalten, mit Leiterchen regelmässig
abgefasst. XV111. Jahrh.
274. Spitze von Valenciennes, deren Fond au reseau geklöppelt
ist. Das einfach getüppelte Muster, dicht gearbeitet, ist mit Lei -
terchen eingefasst. XV111. Jahrh.
275. Spitze, deren Fond und Muster im Charakter jener von
Valenciennes gearbeitet ist. Die kleinen Blumen nicht durch
Leiterchen eingefasst, sondern von einem Zwirnfaden umgeben
XV111. Jahrh.
276. Imitation einer Sorte der dentelle de Valenciennes, welche
auch in den belgischen Klöppelschulen von Brügge angefertigt
zu werden pflegte; .gleich der Spitze in der vorherigen Nummer,
fand diese Spitze als beliebte Imitation der Valenciennes-Spitze
durch den Welthandel weite Verbreitung. XV111. Jahrh.
277. Kante in dem sogenannten Spitzenstich mit der Nadel
gearbeitet. Der Fond unregelmässig au frivol gearbeitet. Das
Muster bildet sich regelmässig in kleinen ßuudcompartimenten.
deren Mitte von Fäden in dichtem Leinen zusammengesetzt wird.
Beginn des XV111. Jahrh.
278. Kante, wie in der vorhergehenden Nummer im Spitzen -
stich, mit der Nadel gearbeitet. Diese Spitze, sowie auch sänimt-
liche Nadelarbeiten auf der vorliegenden Tafel gehören, wie die
Technik und das Muster zeigt, zu einer Gattung von Spitze,
welche von Einigen als dentelles de Einehe bezeichnet werden.
Beginn des XV111. Jahrh.
279. Spitze im sogenannten venezianischen 'Kantenstich. Der
Fond unregelmässig ä la fantaisie gearbeitet. Das Muster mit
den vorherigen Nummern übereinstimmend au point serre ge -
halten. XVII. Jahrh.
280. Kante im Spitzenstich in der Manier der dentelles de
Emche mit der Nadel gearbeitet. Der Fond « la fantaisie unre-
39
gelmässig gehalten. Das charakteristische Mustei übereinstim-
mend mit den Musterungen unter Nr. 279. XV111-. Jahrh.
2S1. Aeusserst fein mit der Nadel im Spitzenstich gearbeitete
deutelte de Einehe. Das schön gezeichnete Blumenwerk mit ver -
schiedenartigem Klarwerk gemustert. Die Umrisse. gefüllt mit
zwei Reihen von dicht gewirkten Würfeln. Der Tiefgjünd mit
dicht gearbeiteten Kreuzchen gemustert. Beginn des XV1U. Jahrh.
282. Aeusserst fein und delicat mit der Nadel gearbeitete Kante
der Fabrikation des Hennegau’s. Der Fond wie unter Nr.
278—280 ci la fantaisie gearbeitet. Das charakteristische Muster
äusserst klein und zierlich durch.dicht gewirkte Würfel gebildet,
wie sie auch in den vorherigen Nummern immer wieder Vor -
kommen. Erste Hälfte des XVI11. Jahrh.
283. Brabänder Kante, Fond und Blumenwerk geklöppelt. Arbeit
der Klosterschulen Flanderns aus dem Schlüsse des XVII. Jahrh
284. Brabänder Kante (brabanqonne). Für kirchliche und profane
Zwecke auf dem Kissen geklöppelt. Der Fond des Blumenwerk’s
kaum durch Klarwerk gemustert. Schluss des XVII. Jahrh.
285. Brabänder Kante (brabanqonne) in einfacher Technik mit
kaum erkennbarem Blumenwerk. Diese einfachen Spitzen in
gröberer Technik sind durchschnittlich älter in der Tabrikation
als die nachfolgenden mit feineren ausgeprägten Musterungen.
XVII. Jahrh.
286. Brabänder Kante, meistens im Gebranch zur Garnirung
von Bettleinen im XVil. und XV111. Jahrh., wurde in grossen
Quantitäten für den Welthandel in den belgischen Industriestädten
angefertigt. Schluss des XVII. Jahrh.
287. Reich gemusterte Kante (brabangonne), häufig als Spitzen -
besatz an dem obern Schutztuch von Antependien im Gebrauch.
Charakteristisches Muster der belgischen Spitzen-Industrie des
XVII. Jahrh.
40
288. Flanclerische Kante einer gewöhn liehen Sorte, wie sie für
den täglichen Gebrauch in grosser Menge lange Jahre hindurch
in Belgien fabrizirt wurde. XVII. Jahrh.
289. Brabänder Spitze mit einem oft wiederkehrenden dicht
geklöppelten Muster, das der Zeitfolge nach älter ist, als die
feinem Sorten derselben Spitzengattung, welche unmittelbar folgten
XVII. Jahrh.
290. Einfache Brabänder Kante, meist für kirchlichen Gebrauch
angefertigt und an den Schutzkragen der Stolen mit immer va-
riirenden Musterungen häufig in rheinischen Kirchen anzutreffen.
XVII. Jahrh.
291. Bi abändei Kante (fctitB au fusGctit) mit einem ähnlichen
jedoch grösser entwickelten Muster wie unter Nr. 283, sonst in f)
der Technik gleichartig. Ist zu rechnen zu den in.Holland und
Flandern sogenannten Radges-Kanten. XVII. Jahrh.
292. Gröbere Brabänder Spitze (brabangonne) sowohl in kirch -
lichem, wie im profanen Gebrauch im XVII. Jahrh. häufig wie -
derkehrend.
2J3. Dicht geklöppelte Kante mit einem kräftig hervortreten -
den Muster, das in der Technik von den vorherigen abweicht,
in döi Musterung jedoch mit denselben übereinstimmt. XVII.
Jahrh.
294, Brabänder Kante (brabcmqonne). Das Muster ziemlich
dicht geklöppelt. In der Mitte der grossen Blumen kehrt regel -
mässig ein Stern oder Rad wieder, desswegen auch in Holland
und Flandern Radges-Kanten benannt. XVII. Jahrh.
295. Brabänder Kante (brabangonne). Däs Muster in ähnlicher
lechnik, wie in der vorherigen Nummer, nur im Fond mit
grösseren Durchbrüchen klar gearbeitet. Diente wie die in den
folgenden 4 Nummern bezeichneten Kanten zur Garnirung von
kirchlichen Weisszeugsachen. XVII. Jahrh.
41 —
296. Brabänder Kante (brabangonne). Gröbere Sorte aus'einer
altern Fabrikations-Epoche. Die mittlere Blume immer wieder
durch Endchen gemustert. Letzte Hälfte des XVII. Jahrh.
297. Fein gewirkte brabänder Kante. In^dieser und der Breite
des folgenden Musters, meistens für kirchliche Zwecke im Ge -
brauch, dürfte dieselbe technisch ebenfalls zu der Sorte der so -
genannten Radges-Kanten zu rechnen sein, I XVII. Jahrh.
298. Brabänder Kante mit einem zierlich sich schlängelnden
Muster, das ohne Klarwerk nur yon Leiterchen durchbrochen ist.
Das Muster ist verkürzt und das untere Fussstück nicht ur -
sprünglich. XVII. Jahrh.
299. Ueberrest einer brabänder Kante, die anscheinend in ihrer
ganzen Breite nicht mehr vorhanden ist. Das Muster zeigt in
den einzelnen Blumen wieder jene charakteristischen Rädchen,
nach welchen die Gattung in den Niederlanden häufig benannt
wurde. Der obere Rand und das untere Fussstück modern.
XVII. Jahrh.
300. Flanderische Spitze, deren Fond ä la fantaisie gemustert
ist. Das immer wiederkehrende Muster nicht leicht erkennbar.
Diese und die folgenden fünf Nummern, wenn auch in gröberer
Technik, stimmen mit dem vorhergehenden point de Binche ziem -
lich überein. XVII. Jahrh.
301. Brabänder Spitze {brabangonne). Der Fond unregelmässig
au frivol gearbeitet. Das dichte Blumenwerk besser ausgeprägt,
als in der vorhergehenden Nummer. XVII. Jahrh,
302. Brabänder Kante mit einem verworren ausgeprägten Blu -
menwerk auf einem Fond ä la fantaisie gearbeitet XVII. Jahrh.
303. Fein mit der Nadel gearbeitete dentelle de Braband. Das
Blumenwerk sehr klar ausgesprochen. Der Fond ä la fantaisie
gebildet. "XVII. Jahrh.
42
304. Brabänder Spitze mit einem regelmässig wiederkehrenden
Muster, das sich schlangenförmig windet und parallel sich fort -
setzt. Der Fond unregelmässig und mit grossen Durchbrechungen.
XVII. Jahrh.
305. Brabänder Kante einer gröberen Sorte, sonst im Muster
und in der Technik mit den vorhergehenden und den folgenden
Spitzen ziemlich übereinstimmend. Schluss des XVII. Jahrh.
306. Brabänder Kante mit einem unklar ausgesprochenen Muster
und einem Fond au frivol gearbeitet. Fast übereinstimmend
mit Nro. 300. Schluss des XVII. Jahrh.
307. Geklöppelte Spitze in der Manier der brabänder Kanten,
zu kirchlichen und profanen Zwecken im XVII. Jahrh. häufig im
Gebrauch. Das immer wiederkehrende Muster ist nicht leicht von
dem au frivol gearbeiteten Fond zu unterscheiden.
308. Interessant gemusterte Spitze {falte au fuseau), der Fabri -
kation Flandern’s angehörend und daselbst in Klosterschulen für
Handelszwecke angefertigt. XVII. Jahrh.
309. Flanderische Spitze mit einer verworrenen Musterung,
deren Fond durch Waschen bedeutend gelitten hat. Der obere
Ansatzstreifen ist älter und einer andern Fabrikation angehörend.
XVII. Jahrh.
310. Brabänder Kante auf dem Kissen geklöppelt mit einem
unregelmässig gearbeiteten Blumenwerk. Die Fabrikation stimmt
im Wesentlichen mit der von Binche überein. XVII. Jahrh.
311. Brabänder Kanten mit einem unregelmässigen Muster
au frivol gearbeitet, auf einem Fond mit starken Durchbrechun -
gen. XVII. Jahrh.
312. Ziemlich dicht gearbeitete .Kante, brabändische Klöppel -
arbeit des XVII. Jahrh. Fond und Muster ziemlich unklar und
verworren gewirkt.
43
313. Brabänder Spitze aus belgischen Klöppelschulen herrüh -
rend, mit einem ziemlich klar gearbeiteten Muster, dessen Fond
durch Waschen sehr gelitten hat. Die am Fussstücke angesetzte
Spitze ist modern. XVII. Jakrh.
314. Bruchtheile einer fein geklöppelten brabänder Kante, de -
ren Fond und Dessin ziemlich au frivol geklöppelt sind. XVII.
Jahrh.
315. Brabänder Kante mit einem schlangenförmig sich fort -
setzenden Muster auf einem stark durchbrochenen Fond. XVII.
Jahrh.
316. Dicht geklöppelte Spitze (brabangonne) mit einem grobem
Muster, das gleichmässig zurückkehrt, jedoch schwer zu erkennen
ist. XVII. Jahrh.
317. Fein geklöppelte Spitze von der Gattung der brabangonnes,
angefertigt in den Klosterschulen Mechelns gegen Schluss des
XVII. Jahrh.
318. Feine brabänder Kante mit einem zierlichen Dessin auf
stark durchbrochenem Fond. Sonst im Muster und Technik über -
einstimmend mit den früher beschriebenen points de Binche. XVII.
Jahrh.
319. Brabänder Kante, ähnlich auf einem Tiefgrund au frivol
gemustert, wie dies an der Spitze der vorhergehenden Nummer
der Fall ist. XVII. Jahrh.
320. Brabänder Kante aus derselben Spitzenschule wie bei
Nr. 319 herrührend. Das Muster auf stark durchbrochenem Fond
nicht sehr klar ausgedrückt. XY11. Jahrh.
321. Flanderische Kante für kirchliche und profane Zwecke im
XY11. Jahrh. häufig vorkommend. Das Muster stimmt vielfach
mit den vorher beschriebenen Nummern überein. XVII. Jahrh,
44
322. Gröbere Sorte der brabanqonnes. Das Muster und der
Fond ziemlich übereinstimmend gehalten mit den fein gearbeiteten
Kanten von Nr. 317—319. XVII. Jahrh.
323. Flanderische Kante (brabangonne) in der Technik mit der
vorherigen Nummer ziemlich übereinstimmend, nur ist das Muster
symetrisch geordnet und kehrt nach gleichen Zwischenräumen
gleichmässig zurück. Beginn des XYlll. Jahrh.
324. Brabänder Kante mit einem regelmässig angelegten
Muster, das quadratisch gehalten immer wiederkehrt. Beginn des
XV111. Jahrh.
325. Brabänder Kante in gezwirnten Leinenfäden dicht gear -
beitet. Das Muster gibt sich als Zickzack-Dessin zu erkennen mit
darin gewirkten Quadraten. XV111. Jahrh.
326. Brabänder Kante einer häufig vorkommenden Sorte mit
Dessins in Vierpassformen, die sich fortwährend aneinander
schliessen. XV111. Jahrh.
327. Einfache brabänder Kante dentelle de Braband mit einem
regelmässigen Muster in Vierpassformen. XV111. Jahrh.
328. Brabänder Kante mit einem klar ausgesprochenen syme-
trischen Muster als entre-deux bei Bettleinen in den letzten Jahr -
hunderten häufig im Gebrauch. XVII. Jahrh.
329. Deutsche Kante in dichten Maschen zur Garnirung von
Unterkleidern geklöppelt. Kölnische Industrie des XVII. Jahrh.
330. Deutsche Kante auf dem Kissen für profane Zwecke ge -
klöppelt. Diese und die beiden folgenden Spitzen sind alsUeber-
reste der kölnischen Spitzen-lndustrie des XV111. Jahrh. zu be -
trachten.
331. Ueberrest einer kölnischen Kante mit symetrisch wieder -
kehrendem Muster. Klöppelindustrie der Spitzgasse. XV111. Jahrh.
45
332. Deutsche Kante auf dem Kissen geklöppelt von kölnischen
Industriellen des vorigen Jahrhunderts, Bis in die zwanziger
Jahre sah man noch in Köln im „Spitzgässchen“ fleissige Hände
hei Sommerzeit an der Thiire mit Spitzenklöppeln beschäftigt.
Heute ist diese Industrie in Köln ganz erloschen.
333. Deutscher Spitzenbesatz nach einer mündlichen Mitthei -
lung des früheren Besitzers ebenfalls im vorigen Jahrhundert in
Köln geklöppelt. XV111. Jahrh.
334. Deutsche Kante auf dem Kissen geklöppelt und meistens
für kirchliche Zwecke benutzt, aus dem Beginne des XV111. Jahr -
hunderts herrührend.
335. Deutsche Kante, ähnlich fabricirt und mit den verwandten
Dessins gemustert, wie bei den gleichartigen Kanten auf den
beiden folgenden Tafeln. XV111. Jahrh.
336. Quadratisch gemusterte Kante der deutschen Industrie
für kirchlichen Gebrauch bestimmt. XVI11. Jahrh.
Diese und die folgenden ähnlich gemusterten Kanten wurden
im vorigen Jahrhundert im Jülicher Lande, namentlich aber in
Erkelenz geklöppelt.
337. Erkelenzer Kante mit einem maschenartig gearbeiteten
Fond. Die Blume in dichtem Fäden ziemlich roh gearbeitet.
XVlli. Jahrh.
338. Kante der flanderischen Industrie angehörend. Der Fond
au reseau fast in Bosenform geklöppelt. Das Muster wie immer
in Quadraten gehalten. Beginn des XV111. Jahrh.
339. Kante mit einem stereotypen Dessin und in derb unbe -
holfener Technik. Erkelenzer Industrie des XV111. Jahrh.
340. Einfach geklöppelte Kirchenspitze mit in Zickzack ange -
legten Dessins. Industrie von Erkelenz und Malmedy. Beginn des
XV111. Jahrh.
46
341. Kirchenspitze mit clem beliebten zickzackförmigen Muster.
Fabrikation des jülicher Landes. XV111. Jabrh.
342. Kirchenspitze für alltäglichen Gebrauch. Der Fond ma -
schenförmig in Quadrat ähnlich clen Filet-Arbeiten. Die stereo -
type Musterung als Blumenwerk in dichtem Leinen ausgeführt.
XV111. Jahrh.
343. Einfache Kirchenspitze einer gröbern Sorte mit dem tra -
ditionellen Muster, wie es im vorigen Jahrhundert immer wieder
in Erkelenz, Malmedy etc. geklöppelt wurde.
344. Auf den Kissen geklöppelte Kirchenspitze rheinischer Fa -
brikation. Der Grund in der obern Hälfte in weiten Maschen
durchbrochen, in der untern Hälfte in einem dichtem reseau ge -
halten. XV111. Jahrh.
345. Kirchenspitze in einem traditionellen Dessin zickzackför -
mig gemustert mit dazwischen befindlichen Vierpass-Rosen. Er-
kelenzer Industrie des XV111. Jahrh.
346. Rheinische Kirchenspitze mit einem quadratischen Dessin
und dazwischen befindlichen Vierpässen. Angefertigt von den
Klöpplerinnen in Erkelenz und Malmedy, die mit dem Aufkom -
men der Spitzenweberei erst in diesem Jahrhundert ihre lohnende
Industrie untergehen sahen.
347. Brabänder Spitze in einer gröberen Technik und mit
einem charakteristischen Blumenwerk gemustert, wie es für
die Fabrikation von Brügge im XVII. Jahrh. massgebend ist. Das
Muster macht sich kenntlich durch eine grosse Blume in Mitte
der Dessins, deren Blätterwerk nur durch Durchbrechungen in
Leiterchen angedeutet ist.
348. Flanderische Kante, geklöppelt in den Klosterschulen
Brüggens mit jenem charakteristischen Muster und der grossen
Blume ähnlich der im vorhergehenden Muster. Der Fond au reseau
in Doppelschlag gearbeitet. Diese und die folgenden vier Kanten
47
wurden zu kirchlichen Zwecken am Schlüsse des XVII. Jahrh. in
Menge angefertigt.
349. Kante der Brügger Industrie (brabanqonne) mit dem ori -
ginellen Blumenmuster, das sich in Mitte von 2 Seitenschnör -
keln erhebt. Der Fond an reseau in Doppelschlag gehalten.
Das Bhunenwerk platt gearbeitet. XVII. Jahrh.
350. Ueberrest einer flanderischen Kante mit einfachem,
dem vorhergehenden Muster verwandten Dessin. Zur Garnirung
von Bettzeug häufig im XVII. Jahrh in profanem Gebrauch..
351. Spitze im Charakter derer aus den Kloster- und Klöppel-
schuleu von Brügge.- Der Fond au reseau in Doppelschlag gehal-
en. Die Musterung in dichtem Leinen platt geklöppelt und durch
picot zusammengesetzt. XVII, Jahrh.
352. Kante der Brügger Industrie in einfacher Musterung,
meistens als entre-deux im kirchlichen Gebrauch. Die Technik
an diesem und den vorhergehenden fünf Kanten, durchaus mit
den flanderischen Kanten übereinstimmend, nur die Musterung
verschieden. XVII. Jahrh.
353. Besatz in Leinen geklöppelt, einer altern Fabrikations-
Epoche angehörend. Den alterthümlichen, noch geometrisch ge -
ordneten Dessins nach zu urtheilen, dürfte diese Klöppelarbeit
in den flanderischen Industrie-Städten gegen Mitte des XVII.
Jahrh. als entre-deux angefertigt worden sein.
354. Interessantes entre-deux auf den Kissen geklöppelt in einer
Musterung, wie sie in deutschen Modelbücher des XVII. Jahrh.
häufig anzutreffen ist.
355. Alterthiimlich gemustertes entre-deux mit über Eck ge -
stellten Quadraten, woran sich Kreise und Kreuzformen abwickeln ;
scheint ehemals als obere Rand-Einfassung einer spanischen Spitze'
im Gebrauch gewesen zu sein. Beginn des XVII. Jahrh.
48 —
356. Entre-deux in einfacher derber Technik geklöppelt, als
Zwischenbesatz von Bettkissen herrührend. XVII. Jalirh.
357. Geklöppelte Spitze in einem einfachen dichten Dessin.
Rheinische Klosterarbeit des XVII. Jahrli.
358. Zwischenbesatz mit einem in dichtem Leinen geklöppelten
Muster, welches nur leise durch Leiterchen angedeutet ist. Als
entre-deux an Kopfkissen und Handtücher häufig im XVII. Jahrh.
im Gebrauch.
359. Zwischenbesatz in ziemlich derber Technik mit einem
einfachen Muster, das an deutschen Kl osterarbeiten des XVII.
Jahrh. immer wieder zurückkehrt.
360. Feine Battist-Stickerei ausgeführt auf einem Tiefgrund
h jour in Quadraten gearbeitet. Die Guirlanden zu beiden Seiten
der Monstranz sind in glattem Battist nur mit feinen Einfas -
sungsstichen angedeutet. Das ostensorium im Roc.cocostil ge -
halten, ist ebenfalls in Battist ausgeführt. Unter den in Battist
gewirkten Abzeichen von Palme und Schwert ersieht man nur
undeutlich die Jahreschiffre 1715 oder 1752 ? Deutsche Kloster -
arbeit.
361. Weisszeugstickerei en relief auf einem äusserst feinen Fond
in Battist. Der obere Rand au reseau auf dem Fond heraus -
gearbeitet. Mitte des XV111. Jahrh.
362. Theil einer interessanten Battiststickerei von dem kleinen
Halstuch einer Morgentoilette herrührend. Die Umrisse des viel -
gestaltigen Blumenwerkes in Battist gehalten; das Klarwerk im
Innern der Dessins stets in neuen Formen abwechselnd. Nord -
deutsche Arbeit des XV111. Jahrh.
363. Interessante Battiststickerei auf einem Fond, der quadra -
tisch ä jour gemustert ist. Die Umrisse des Blumenwerks in
■ dichtem Battist ausgeführt. Die verschiedenen Blumen in va-
riirendem Klarwerk ä jour gemustert. XV111. Jalirh.
49
3<54. Interessant gearbeitete Stickerei mit immer abwechselnden
Dessins, welche die a jour gewirkten Battiststickereien auf der
Höhe ihrer Entwickelung im Muster und in der Technik erken -
nen lassen. Diese delikaten Battiststickereien sollen im Norden,
Und zwar in Schleswig und Dänemark im Beginn des XV111.
Jahrh. angefertigt worden sein.
365. Zwischenbesatz (entre-deux), angefertigt im mittelfeinen
Battist. Der Fond ä jour fast in Weise von reseau gebildet.
Die Dessins aus zierlichen Guirlanden bestehend, sind in den
äussern Umrissen durch Vorsatzstiche abgefasst. Dänische In -
dustrie des XV111. Jahrh.
366. Theil einer barbe, ausgeführt in Battiststickerei, bestehend
aus einem Fond in verschiedenartig gemustertem Klarwerk. Ob -
gleich das technische Machwerk in diesen durchbrochenen Bat -
tiststickereien mühevoll und daher kostspielig ist, so wären doch
diese nordischen „lingeries“ gegen Mitte des vorigen Jahrh.
als Modeartikel sehr gesucht. Auch wurden in deutschen und
flandrischen Industriestädten ähnliche Arbeiten in Menge ange -
fertigt. XV111. Jahrh.
367. Brüsseler Spitzen von Nro. 367—379. Bekannt unter dem
Namen Bruxelles antique. Diese und die folgenden Nummern wur -
den meistens für Cultzwecke von der flandrischen Industrie an -
gefertigt. Der Fond au reseau gehalten. Das Blumenwerk platt
geklöppelt. Innerhalb des Musters Klarwerk a indes gebildet.
Beginn des XV111. Jahrh.
368. Theil einer Brüsseler Spitze mittelfeiner Sorte. Der Fond
du resedu in Honigwaben ausgeführt. Das Blumenwerk platt ge -
klöppelt. XV111. Jahrh.
369. Brüsseler Spitze mittelfeiner Sorte. Der Fond au reseau
gewirkt. Das Blumenwerk platt geklöppelt. XV111. Jahrh.
370. Theil eines Kragens in einem genial componirten Muster
im Charakter des Roccoco. Der Fond au reseau in Honigwaben
4
— 50 —
gehalten. Das Blumenwerk platt geklöppelt und mit Klarwerk
gemustert. Erste Hälfte des XV111. Jahrh.
371. Reiches Muster einer ehemaligen Kirchen-Spitze. Das
lumenwerk im Fond ä brides zusammen verbunden. Die Blumen
selbst platt geklöppelt und durch verschiedenes Klarwerk ge -
mustert. Das Fussstück fehlt theilweise. Beginn des XV111. Jahrh.
372 Theil einer flandrischen Spitze (vieille Bruxelles). Das .
reich componirte Muster in feinem Blumenwerk platt gehalten.
Die Musterungen gegenseitig durch gezahntes picot in Verbindung
gesetzt. Beginn des XV111. Jahrh.
373. Antique Brüsseler Kirchenspitze in einem grossblumigen
Dessin, das im Fond au reseau geklöppelt ist; innerhalb der
Blumen Musterungen a brides nebst anderen Dessins. Erste Hälfte
des XV111. Jahrh.
374. Brüsseler Kirchenspitze (Bruxelles antique). Das gross -
blumige Muster platt geklöppelt, dazwischen Klarwerk ä brides.
Der Fond au reseau. Mitte des XV111. Jahrh.
375. Kirchenspitze (Bruxelles antique), mit einem grossartig com-
ponirten Muster, dessen Blumen platt geklöppelt sind. Die Blu -
men selbst theilweise ä brides in Klarwerk gemustert. Diese
Spitze, der besseren Mittelsorte angehörend, ist noch sehr gut
erhalten.
376. Brüsseler Kirchenspitze in reichem Blumenwerk dessinirt.
Der Fond sehr klar in picot gehalten. Die zierlichen Blumen in
den Formen des Roccoco sind noch mit einem dichten Faden zur
Verstärkung des Musters eingefasst. Erste Hälfte des XV111.
Jahrh.
377. Fein geklöppelte Spitze der flandrischen Industrie, deren
Fond au reseau gehalten ist. Die Blumen in Klarwerk gebildet
und stellenweise durch picot verbunden. Beginn des XV111. Jahrh.
51
378. Brüsseler Spitze mit zierlichem Blumenwerk platt geklöp -
pelt und durch stark gezahntes picot gegenseitig in Verbindung
gesetzt. Als entre-deux von einem rochette herrührend. Beginn
des XV111. Jahrh.
379. Einfache Brüsseler Spitze, ehemals als entre-deux an einem
Röcklein benutzt, wie dies die Stickereien zu beiden Seiten in
Knötchenstich andeuten. Beginn des XV111. Jahrh.
380. Spitze in gedrehten Seidenfäden von grüner Farbe. Diese
Art Spitzen in Seidenfäden, statt in Leinen geklöppelt, pflegt man
mit einem generellen Namen in der Spitzen-Industrie als blondes
zu bezeichnen. Die Technik der vorliegenden Spitze dürfte zu
den Litzen-Kanten zu rechnen sein, deren Blumenwerk nur stellen -
weise mit Klarwerk gemustert ist. Italienische Arbeit des XVII.
Jahrh.
381a. Bruchtheil einer interessanten Litzenspitze in weisser
Seide (blonde). Die geklöppelte Litze durch Klarwerk verschie -
denartig durchbrochen. Dieselbe lässt sich leider in ihrer gan -
zen Musterung nicht mehr erkennen. Von der sizilianischen In -
dustrie des XVII. Jahrh. herrührend; wurde in Palermo erworben.
381b. Theil einer Spitze (blonde), deren Fond einfach ä la rose
in weisser Seide geklöppelt ist. In dem Fussstück wickelt sich
ein einfaches Blumenwerk ab, dessen Umrisse von einem Gold -
faden umzogen und eingefasst sind. Deutsche Arbeit des XV111.
Jahrh.
382. Geklöppelte Spitze in einem gedrehten Seidenfaden als
blonde, im Charakter der flämischen Trollkanten gearbeitet, an -
scheinend deutsche Arbeit des XV111. Jahrh.
383. Toilette-Spitze, deren Fond bekannt ist unter dem Namen
Tüll de (Berlin. Dieser Fond ist au reseau als blonde geweht.
Das Dessin ist erhaben auf dem Fond gestickt. Deutsche Arbeit
aus der Mitte des XV111. Jahrh.
•4^
52
-384. Spitzenbesatz aus einem Fond au reseau als blonde ge -
klöppelt. Das Muster am untern Fussstück ist in grossen Pal -
metten auf der blonde tambourirt. Französische Arbeit, Mitte des
XV111. Jahrh.
385. Theil einer breiten Spitze {blonde), deren reiches Muster
im fliegenden Roccoco auf dem seidenen Tüll-Fond applicirt ist.
Diese Spitze dürfte zu den Anfängen der später so beliebten
dentelles apjiliquees zu rechnen sein. XV111. Jahrh.
386. Geklöppelte Kante, wahrscheinlich ehemals einem kirch -
lichen Gebrauche bestimmt. Diese dichte Kante, welche in
solcher Musterung seltner vorkommt, zeigt in ihrer Technik viele
Aehnlichkeit mit den später gebräuchlichen gestrickten und ge -
häkelten Spitzen. Deutsche Arbeit des XV111. Jahrh.
387. Geklöppelte Spitze, feiner als die vorhergehende gearbeitet,
doch in derselben Technik und in derselben Musterung. Deutsche
Klosterarbeit des XV111. Jahrh.
388. Gewebte Seidenkante (faite au melier). Diese orginelle,
leicht als deutelte gewebte Spitze bezeichnet auf dem Gebiete der
Spitzenindustrie den Beginn der Fabrik- und Maschinenarbeit
und mithin den Ruin der Handarbeit. Die kleinen Blümchen
über der durchsichtig gewebten Spitze sind in Seide ausge -
schnitten, bemalt und aufgeklebt'. Französische Arbeit vor der
grossen Revolution.
389. Dichte Kante .aus gewebtem Leinen durch Zusammenzie -
hung der Fäden der Kette im Fond klar gearbeitet. Das breit -
spurige Muster tritt im gewebten Leinen auf halb klarem Fond
nur undeutlich zum Vorschein. Deutsche Klosterarbeit des XV111.
Jahrh.
390. Dichte Leinen-Borde in der Technik mit durchgezogenen
Fäden ähnlich wie im vorigen Muster gearbeitet. In der Musterung
des Fussstückes eine Zickzack-Form in gezogenem Klarwerk
ersichtlich. XV111. Jahrh.
53
391. Dichte Borde aus gewebtem Leinen durch Einziehung der
Fäden des Einschlags klar gearbeitet. Auf diese Weise ist ein
quadratisch sich fortsetzendes Muster erzielt worden. Diese drei
letzten Arten von Spitzen wurden häufig am Rhein und in Flan -
dern «Juden-Kanten» benannt.
392. Einfach geklöppelte Spitze, die im Handel zu den Brüsseler
Kanten im vorigen Jahrh. gerechnet und zur Morgentoilette ver -
wandt wurde. XV111. Jahrh.
393. Brabänder Kante auf einem einfachen Fond au reseau
geklöppelt in einer Musterung, die in derber Technik dem point
d'Älenqon imitirt zu sein scheint. Mitte des X'Vlll. Jahrh.
394. Einfach geklöppelte Spitze mit einem dichten Muster in
Leinen platt gewirkt, das mit einem starken Faden umzogen ist.
XVII. Jahrh.
395. Einfache Brabänder Spitze für die Morgentoilette, in der
Musterung und in der Technik mit der vorhergehenden über -
einstimmend. XV111. Jahrh.
396. Einfach geklöppelte Spitze mit einem derben getüppelten
Muster, in einer Technik, wie sie bei den einfachen dentelles de
Lille immer wieder vorkommt. X'Vlll. Jahrh.
397. Einfache deutelte de Lille mit einem Streu-Muster, wie es
für die französisch-flandrische Fabrikation von Lille in Mitte
des XV111. Jahrh. charakteristisch ist.
398. Einfach geklöppelte deutelte de Lille in einer Technik und
in einer Musterung, die mit der vorhergehenden ziemlich über -
einstimmt. XV111. Jahrh.
399. Verschiedene Theile einer Spitze zu einem Morgenhäubchen
gehörend, wie solche gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts von
der wohlhabenden Klasse am Rheine getragen zu werden pflegten.
XV111. Jahrh.
54
400. Einfache deutsche Kante in geklöppelter Arbeit, wie sie
als Nachahmung von flandrischen Kanten im sächsischen Erzge -
birge angefertigt zu werden pflegte. XVlll. Jahrh.
401. Sächsische Kante als Imitation von flandrischen Vorbil -
dern angefertigt in Mitte des XVlll. Jahrh.
402. Deutsche Kante in einfach derber Technik mit einem tra -
ditionellen Muster des XVlll. Jahrh.
403. Sächsische Kante geklöppelt von den Industriellen des
Erzgebirges. XVlll. Jahrh.
404. Flandrische Spitze mit einem stereotypen Muster au reseau
geklöppelt, wie es für die Spitzen-Industrie in Lille im XVlll.
Jahrh. bezeichnend ist.
405. Brüsseler Kante als barbe im Gebrauch zu der Morgen -
toilette gehörend. Beginn des XVlll. Jahrh.
406. Feinere Brüsseler Spitze auf dem Kissen geklöppelt und
auf einem Fond au reseau gearbeitet. XVlll. Jahrh.
407. Flandrische Spitze (dentelle de Bruxelles); der Tiefgrund
in einem feinen reseau, das Muster als Imitation des point
d'Alenqon gearbeitet. XVlll. Jahrh.
408. Theil einer barbe ehemals zur feinem Morgentoilette ge -
hörend. Fond und Muster stimmen mit den dentelles de Flandre
des XVlll. Jahrh. überein.
409. Feinere Brüsseler Spitze nicht zu kirchlichen, sondern aus -
schliesslich zu feinem Toilettzwecken verwandt. Beginn des
XVlll. Jahrh.
410. Flandrische Spitze, von den Industriellen im vorigen und
in diesem Jahrhundert meistens mit dem generellen Namen dentelle
de Bruxelles benannt. Der Fond bildet ein feines reseau. Das re-
gelmässige Streumuster cliclit ohne Klarwerk geklöppelt und immer
von einem leinenen Faden umzogen.
411. Geklöppelte Spitze für eine bürgerliche Morgentoilette in
dem traditionellen Muster, wie es in der sächsischen Industrie
immer wieder vorkommt. XV111. Jahrh.
412. Deutsche Spitze im Charakter der blondes von der säch -
sischen Industrie im Erzgebirge angefertigt. Der Fond aureseau,
das untere Fussstück in grossen Augenmustern geklöppelt. XV111.
Jahrh.
413. Sächsiche Spitze als entre-deux in Weise einer blonde
gearbeitet. XV111. Jahrh.
414. Spitze der sächsischen Industrie des Erzgebirges ange -
hörend als Imitation der blonde mit dem beliebten Augenmuster-
Dessin. XV111. Jahrh.
415. Deutsche Spitze einer mittelfeinen Sorte mit einem cha -
rakteristischen Muster, das die sächsiche Industrie aus der Mitte
des XV111. Jahrh. kennzeichnet.
416.. Eigenthümlicli gearbeitete Spitze mit einer Musterung, wie
sie an englischen dentelles faites au metier vor der französischen
Revolution in Menge für den Welthandel fabricirt wurde. Der
Fond quadratisch, wie bei der Filet-Arbeit geklöppelt.
417. Einfache deutsche Kante mit dem häufig wiederkehrenden
augenförmigen Muster im Fussstück. Mitte des XV111. Jahrh.
418. Deutsche Kante auf einem lulle de Berlin mit einem er -
haben aufliegenden Muster gestickt. Letzte Hälfte des XV111.
Jahrh.
419. Flandrische Kante mit einfacher Musterung platt ge -
klöppelt. XY111. Jahrh.
56
420. Geklöppelte Spitze einer gröberen Sorte, im Charakter
derer von Valenciennes gehalten. Der Grund in Doppelschlag.
Das dichte Muster mit einem Faden umzogen. XV111. Jahrh.
421. Breite brabänder Spitze aus den flandrischen Klöppel -
schulen meistens zur Garnirung von holländischen Häubchen
im XVII. Jahrh. im Gebrauch.
422. Einfache Spitze, deutsches Fabrikat, npt einem Fond au
reseau geklöppelt und gestickten Dessins, die für den Verfall
der Spitzenfabrikation am Schluss des vorigen Jahrh. beweisfüh -
rend sind.
423. Spitze auf gewebtem Tüll mit eingestickten Blgnjen, di,e
nur stellenweise von Klarwerk durchbrochen sind. Deutsche Ar -
beit. Schluss des XVllh Jahrh.
424. Geklöppelte Spitze der blühenden Brüsseler Industrie, dein
Beginne des XVlll. Jahrh. angehörend.
425. Deutsche Spitze, welche zu den sächsischen Troll-Kanten
aus der Mitte des vorigen Jahrh. zu rechnen ist.
426. Sächsische Kante. Der Fond ä la rose geklöppelt. Das
Blumenwerk platt gehalten und von einem dichten Faden einge -
fasst, daiin Klarwerk. In der lechnik mit Nr. 424 übereinstim -
mend. Beginn des XVlll. Jahrh.
'427. Spitze französischer Fabrikation (faite au nietier) aus dem
Schlüsse des vorigen Jahrh. Ist bezeichnend in der Technik und
in dem Dessin als erster noch unvollkommener Anfang der ge -
webten Spitzen aus französischen Fabriken. Schluss des XVlll.
Jahrh.
428. Theil einer Spitze, wie die vorhergehende, auf dem Web -
stuhl angefertigt von französischen Fabrikanten, aus dem Schlüsse
des XVlll. Jahrh.
51
4-29. Einfache Spitze aus dem Beginne der Spitzenweberei (faite
au metier), aus dem Schlüsse des XV111. Jafarh.
430. Einfache Spitze zu der Gattung der französischen dentelles
faites au metier gehörend, aus der letzten Hälfte des XV111. Jahrh.
431. Interessante und bereits feiner gewebte Spitze, anscheinend
yon der englischen Spitzen-Industrie aus dem Beginne des XIX.
Jabrh. herrührend. Das Muster scheint einem alten italienischen
Dessin nachgebildet zu sein.
432. Moderne Fabrikspitze in ziemlicher Vollendung der Tech-
nik auf dem Stuhl gewebt. Das Muster ist ein verschwommenes
und neugebildetes und schliesst an ältere Dessins sich nicht an.
Süddeutsches Fabrikat aus dem XIX. Jahrh.
433. Theil einer sehr künstlich auf dem Webstuhl fabrizirten
Spitze, hinsichtlich der Dessins älteren Spitzen Italiens nachgebildet.
Die Technik, äusserst fein und regelmässig gehalten, lässt ahnen,
welche Erfolge für den Spitzenstuhl in der Folgezeit noch erreich -
bar sind.
434. Kante in der am Schluss des vorigen Jahrh. so beliebten
Applications-Manier, die auch heute noch in der Spitzen-Industrie
sehr gesucht ist. Die gefälligen Musterungen sind auf dem ges
webten Tüll nachträglich aufgesetzt, Technik aus dem Schlüsse
des XVlll. Jahrh.
435. Delikat gearbeitete Spitze, ebenfalls wie die vorhergehende
zu der beliebten Familie der feineren Äpplications-Arbeiten ge-
gehörend. XVlll. Jahrh.
436. Spitzenkragen, wie die vorhergehenden beiden Nummern auf
einem Fond au fuseau gewirkt. Das stark in Relief aufliegende
Blumenwerk ist eher im Charakter der deutelte d'Alengon, als
in dem der modernen Applications-Arbeiten dicht ausgeführt.
Technik des XVlll. Jahrh.
437. Krause eines Aermels in einer sehr ähnlichen Technik,
die an die guipnres von Venedig aus dem XVU. Jahrh, erinnert.
58
Das Blumenwerk in Litzen erhaben aufregend. Das verbindende
picot stark gezahnt, auch das Fussstück primitiv.
438. Guipure-Spitze venetianischer Technik, übereinstimmend
in der Technik und in dem Muster mit der in der vorhergehenden
Nummer bezeichnten interessanten Klöppelei. XVII. Jahrh.
439. Ueberrest eines auf dem Kissen geklöppelten entre-deux,
dessen Musterung sich in drei Streifen nebeneinander fortsetzt.
In dem breitem Streifen in der Mitte formiren sich ältere Muste -
rungen italienischer Modelbücher, wie dieselbe auch in ähn -
licher Technik unter Nr. 358 der vorliegenden Sammlung
ersichtlich ist.
440. Rest einer dentklle neapolitaine in italienischer Technik
auf Pergament mit der Nadel gestickt. Das reich gewirkte, zier -
liche Dessin ist in italienischen Modelbüchern des XVI. Jahrh.
häufig anzutreffen. Gehörte ehemals als Besatz einem spanischen
Kragen an.
441. Spanische Spitze in einer alterthümlichen Form und Technik,
wie solche in der Zeit der englischen Königin Elisabeth sehr
gesucht war. Die Musterung ist noch geometrisch geordnet und
als cutivorJc mit Festonstichen dicht umnäht, XVI. Jahrh.
442. Spanische Spitze, nicht gehäkelt, sondern mit der Nadel
auf einer Unterlage gestickt in jenen Dessins, wie sie in der
niederländisch-spanischen Zeit gang und gäbe waren. Spanisch -
niederländische Fabrikation aus dem Beginn des XVII. Jahrh.
443. Interessante flandrische Spitze mit historischen Muste -
rungen, wie sie sonst seltener Vorkommen. Der Fond ist ä la rose im
Doppelschlag geklöppelt. Als Dessin wechseln ab, von einem
ovalen Medaillon umgeben, in Form eines Rosenkranzes das Bild
der Himmelskönigin, darüber der kaiserlich-österreichische Doppel -
adler, der von einer schwebenden Kaiserkrone überragt ist. Die
Figur der Madonna, sowie der Doppeladler sind in dichtem Leinen
geklöppelt und die Umrisse nur durch Leiterchen angedeutet.
Mechler Spitzenklöppelei des XVII. Jahrh.
59 —
444. Theil einer Kante, deren Musterungen aus Leinen geschnitten
sind, die sämmtlich von J'e,s7on-Stichen contourirt werden. Der
Fond durch gezahntes picot gebildet, das heute an den meisten
Stellen fehlt. XVII. Jahrh. Erworben in der Schweiz.
445. Interessantes Muster einer Borde, deren Dessins aus mittel-
feinem Leinenstoff als Cütworjc ausgeschnitten und von Feston-
stichen umrandet wird. Das verbindende picot noch gut erhalten.
Interessante Arbeit des XVII. Jahrh. Der heutigen Nachbildung
zu empfehlen. Aus einem Kloster der Schweiz herrührend.
446. Interessante Spitzenklöppelei mit einem regelmässigen
wellenförmig gebildeten Muster, das aus theilweise übereinander
gelegten Litzen mit grosser Itegelmässigkeit gebildet ist. Ehemals
zu kirchlichen Zwecken angefertigt, wurde dasselbe in Born er -
worben. Italienische Klöppelindustrie des XVII. Jahrh.
447. Theil einer ziemlich derb und charakteristisch geklöppel -
ten Kante flandrischer Industrie, welche der Familie der Badges-
Kanten vorgeführt von Nr. 291 bis Nr. 296 angehört. Der
Fabrikation nach älter als die eben bezeichneten Nummern der -
selben Familie.
448. Beich gestickte Kopfbedeckung für die Nacht (könnet de mit).
Seit der Benaissgnce war es in vornehmen Häusern Gebrauch,
die Nachtmütze reich ä jour zu besticken und nicht selten mit
Spitzenwerk zu garniren. Die vorliegende Nachtmütze aus den
Tagen Louis XV. ist nicht ä jour gestickt, sondern die charak -
teristischen Stickereien sind en relief in einzelnen Fäden auf dem
Fond befestigt.
449. Beich gestickte Brustlätze in der sogenannten Pique-Manier
auf doppeltem Leinenfond ausgeführt. Deutsche Arbeit. Beginn
des XV111. Jahrh.
450. Bekleidungsstücke eines Täuflings, in Spitzen von Bruxelles
antique auf einer Unterlage von rosa rother Seide. Diese dentelle
zeigt auf einem ä la rose geklöppelten Fond ein plattes Muster
60
in Leinen mit einem Blumenwerk, wie es dem Beginne des XV111.
Jahrh. angehört. Bührt aus einer adligen Familie am Ober -
rheine her.
451. Wirkerei in Silberfäden (deutelte sur un reseau en argent
brode). Der Fond dieser Stickerei ist aus Silberfäden geklöppelt. Auf
diesem reseau ist das gestickte Blumenwerk applicirt, eine Technik,
wie sie zur Zeit Louis XV. an Hofkostüms häufiger in Anwendung kam.
452. Vielfarbige gewirkte Borde von Seide. Dieselbe ist nicht
mit der Nadel gestickt, sondern au fuseau gearbeitet. Beginn
des XV111. Jahrh.
453. Spitze in Goldfäden (galon d'or). Der Technik nach stimmt
dieser Besatz mit der geklöppelten Borde der vorhergehenden
Nummer überein. Diese galons in Goldfäden h jour gewirkt,
wurden seit dem Beginn des XVI. Jahrh. zur Garnirung von Gala-
Kostüms häufig verwandt.
454. Interessant gewirkter Gold-Galon. Diese Goldspitze ehemals
benutzt als Garnirung eines velurn calicis lässt in ihrer Technik
und Musterung erkennen, dass dieselbe von flandrischen Borden-
wirkern des XVII. Jahrh. herstammt.
455. In Goldfäden h jour gewirkte Tresse, wie sie seit Beginn
des XV111. Jahrh. zur Garnirung von reich gestickten Oberge -
wändern in Gebrauch war.
456. Spitze in Goldfäden geklöppelt, als Besatz einer bursa
calicis, herrührend von den Industriellen Lyon’s aus dem Beginne
des XV111. Jahrh.
457. Zwei Muster von goldgewirkten Borden (faites au coussin)
als Besatz von liturgischen Ornaten, herrührend aus dem Beginn
des XV111. Jahrh.
458. Theil einer Spitze in Goldfäden zur Garnirung eines
Kelchtuches aus dem Schlüsse des XVII. Jahrh. Auf dem Kissen
geklöppelt von flandrischen Bordenwirkern.
— 61 —
459. Best eines Besatzes in Gold- und Silberfäden geklöppelt.
Beginn des XV111. Jahrh.
460. Goldtresse (passement aux fils dores); sowohl die Technik,
als auch das Muster zeigt an, dass diese Posamenterie-Arbeit
gegen Mitte des XV111. Jahrh. au meticr angefertigt worden ist.
461. A jour gearbeitete Goldtresse (passement fait au metier
aux fils dores), zur Garnirung von kirchlichen und profanen Ge -
wändern häufig im XV111. Jahrh. im Gebrauch.
462. Tresse in vergoldeten Fäden auf dem Stuhle gewirkt, wie
die vorhergehende, deutsche Arbeit aus der Mitte des XV111. Jahrh.
463 bis 469. Sieben verschiedene Spitzenmuster mit Dessins,
deren Motive entweder im Quadrat oder Zickzackform geklöppelt
sind. Der Fond einfach in Klarwerk oder wie bei 467 h la rose
gehalten. Diese Kanten wurden meist für kirchliche dekorative
Zwecke vorzugsweise nach alten Mustervorlagen des XVI. und XVII.
Jahrh. im Auftrag der Firma Lamberty in Aachen durch Klöpple -
rinnen der Spitzenindustrie im sächsischen Erzgebirge in Aus -
führung gebracht.
470-476. Sieben im Dessin variirende Vorlagen von Kirchen -
spitzen, deren Musterungen jenen traditionellen Dessins der Spit -
zenindustrie von Erkelenz und Malmedy aus dem XVII. und XVlll.
Jahrhundert nachgebildet sind. Der Fond ist in diesen äusserst
dauerhaft geklöppelten Spitzen meist h la rose gearbeitet. Das
Blumenwerk, häufig quadratisch und mit Klarwerk gemustert, ist
in der Regel platt in Leinen gewirkt und von einem starken
Leinfaden eingefasst. Von der Firma Lamberty in Aachen zu
beziehen und angefertigt von der Spitzenindustrie des sächsischen
Erzgebirges.
477. Spreite eines Credenztisches. Die äussere interessante Üm-
randung ist in einem geometrischen Muster aufgezogenen Leinen -
fäden in Art von Festonsstichen ausgeführt. In der äussern Um -
randung der Schmalseite sind noch fleurs de lis in alterthüm-
licher Form ersichtlich. Handarbeit von Klosterfrauen, aus der
62
Schweiz stammend. Letzte Hälfte des XVI. Jahrh. Auch die
Fransen in Leinenfäden gewirkt sind primitiv und der Nachahmung
zu empfehlen.
478. Theil einer Tischspreite (Couverture de la fable) zusammen -
gesetzt aus Quadraten von feinem Leinenstoff, abwechselnd mit
eingesetzten Filetstickereien, wie sie in stets abwechselnden Muste -
rungen für die Filochir-Arbeiten aus dem Schlüsse des XVI. Jahrh.
charakteristisch sind. Die äusserst dauerhaft gewirkte Franse aus
gezwirnten Leinenfäden ist nicht später angesetzt und Posamen-
tirarbeitern zur Nachahmung zu empfehlen.
479. Interessante Netzarbeit (lacis, fdet). Gemustert mit ornamen -
talen und figuralen Dessins, wie sie in den Modelbüchern des XVI.
Jahrh. immer wieder Vorkommen. In dem obern Rande die
Darstellung der Madonna und eigenthümlicher Weise gegenüber
das Bild Amors mit Pfeil und Bogen. In der Mitte ein
ornamentales Kreuz von zwei Engeln getragen. In der untern
Hälfte links das gestickte Bild einer Heiligen von zwei Engeln
umgeben. Dieser gegenüber die Darstellung des Drachen mit
der in Filet eingestickten Inschrift: «La Salemand»; französische
Arbeit aus dem Beginne des XVII. Jahrh.
480. Weisszeugstickerei, darstellend die Kreuzigung Christi mit
der Passionsgruppe. Diese interessante figurale Stickerei gear -
beitet auf gewebten Leinen mit ausgezogenen Fäden aux fils tires
stimmt hinsichtlich der Technik mit der Weisszeugstickerei unter
477 überein. Dass eine solche figurale Arbeit für diese Technik
sich wenig empfehlen dürfte, ergiebt sich aus der unvollkommen
ausgeprägten Figur des Gekreuzigten nebst der Passionsgruppe.
Dankbarer ist dieselbe für die stilisirten Pflanzen und Thier-
Ornamente zu beiden Seiten des Gekreuzigten.
481. Filochir-Arbeit in gezwirnten Leinenfäden in einem qua -
dratisch geordneten Muster, das den Modelbüchern des XVI. Jahrh.
entlehnt ist. Rheinische Nonnenarbeit XVI. Jahrh.
482. Ornamentaler Rand in Netz- oder Maschenarbeit (lacis).
Dep Fond ist in Filet gearbeitet. Das dessin ist in Leinenfäden
63
auf der Netzarbeit ausgefüllt. Deutsche Nonnenarbeit des XVI.
Jahrh.
483. Klöppelarbeit (faxte au fuseau). Auf dem Kissen her -
gestellt in gezwirnten Leinenfäden. Der Fond ist au reseau ge -
halten. Die Musterung durch doppelt gelegte Leinenfäden her -
gestellt. Ehemals als Saum einer Albe in Gebrauch. Rheinische
Klosterarbeit des XVII. Jahrh.
484. Weisszeugstickerei in ausgeschnittener Arbeit (point coupe).
Die quadratischen Leinenstoffe wechseln mit eingesetzten qua -
dratischen gröbern Leinenstücken ab, Avelche immer variirend
mit spanisch-niederländischen Dessins in ausgeschnittener Arbeit
belebt sind. XVII. Jahrh.
485. Rand einer Verzierung in Filochirung (point campte). Die vor -
liegende Arbeit in gezählten Netzstichen dürfte ihrer Musterung
mit breit gezogenem Blätterwerk nach zu urtheilen den italieni -
schen «Lacis» aus dem Beginne des XVII. Jahrh. zuzuzählen sein
486. Ziemlich derb, aber auf Effekt in die Ferne berechnete Fi -
letarbeit. Als immer wiederkehrendes Motiv ist in point compte
das Agnus occisionis mit dem Kelch der Opferung und dem Banner
der Auferstehung dargestellt. Arbeit aus einem rheinischen Kloster
herrührend, Beginn des XVII. Jahrh.
487. Besatz eines Commutiiontuches in Netz- oder Filetwerk
(point compte) ausgeführt. Das charakteristische Muster erinnert
an ähnliche Compositionen in deutschen Modelbüchern des XVII.
Jahrh.
488. Filetarbeit (lacis, point compte). Die Musterung auf einem
breiten hilet schlängelt sich frei als Guirlande und gibt sich in
ihrer Form und Stilisirung als Ornament des XVII. Jahrh. zu
erkennen, Rand einer Albe. Schluss des XVII. Jahrh.
489. Maschenarbeit in Filet nach gezählten Stichen gestickt
(lacis, au point compte). Die interessante Musterung findet sich
64
in formverwändten Ariklängen häufig in Siebmachers Modelbuch
aus dem Beginne des XVII. Jahrh. vor. Deutsche Klosterarbeit.
490. Randverzierung einer Albe in grobein Filet in gezählten
Stichen (aux points comptes) gestickt. Nach der Musterung zu ur-
theilen der Mitte des XVII. Jahrh. angehörend.
491. Interessante Maschenarbeit in Filochstich gewirkt (au points
comptes) mit reich eingestickten Musterungen nach Vorlage fran -
zösischer Modelbücher aus dem Beginne des XVII. Jahrh.
492. Enrelief gestickte Weisszeugarbeit als Rand eines Commu-
niontuches auf mittelfeinem Leinen. Deutsche Klosterarbeit aus
dem Schlüsse des XVII. Jahrh.
493. Interessante Weisszeugstickerei als Behang eines Crederiz-
tisches. In der Mitte ein Engel als Wappenherold; zu beiden
Seiten die Darstellung des symbolischen Einhorns. Deutsche
Klosterarbeit aus dem Beginne des XVII. Jahrh.
494. Tischspreite, deren Ränder mit .roth gefärbtem Leinen
im Zopfstich überstickt sind. Das interessante Muster ist den
deutschen Modelbüchern des XVII Jahrh. entlehnt.
495. Theil einer Taufdecke. Dieselbe wechselt ab mit einge -
setzten quadratischen Filochirarbeiten, worin sich eingestickte
Laubomamente befinden, und zugleich mit eingesetzten Leinstoffen,
welche verschiedenartig im Knopflochstich durchbrochen und eil
relief bestickt sind. Rheinische Klosterarbeit aus dem Beginne des
XVII. Jahrh.
496. Vorhang eines «Himmelbettes» (lambrequin). An diesem
interessant gemusterten Behang nehmen die (au point compte) ge -
musterten Filet- oder Netzarbeiten die erste Stelle ein. Innerhalb
derselben befinden sich 7 eingesetzte Leinenstoffe in Quadrat,
deren Mitte ebenfalls durch Maschenarbeit gemustert ist. Die
mustergültigen Dessins in Filet erinnern an die bessern Vorbilder
deutscher Modelbücher aus dem Beginn des XVII. Jahrh.
65
497. Bedeckung eines Credenztisch.es aus feinen Leinenstreifen
mit dazwischen eingesetzten Maschenarbeiten (lacis, filet). Diese
interessanten Netzstickereien, deutschen Modelbüchern des XVII.
Jahrhunderts entlehnt, sind zu den points comptes zu zählen. In
den äusseren Netzarbeiten erblickt man die bekannte symbolische
Darstellung des müden Hirsches, der an der Wasserquelle ruht.
Die äussern Bandeinfassungen in verschiedenartigen Mustern ge -
klöppelt. Rhein. Klosterarbeit aus dem Beginn des XVII. Jahrh.
498. Taufdecke aus feinem Leiuenbattist mit vier eingesetzten
ä jour gearbeiteten entre-deux. Diese entre-deux sind gemustert
mit den beliebten fleurs de lis, wie sie in Flandern und am
Rheine am Schlüsse des XVI. Jahrhunderts stereotyp anzu -
treffen sind. Diese Taufdecke ist nach den vier Seiten mit einer
reichen Guipure-Spitze eingefasst, deren Dessins für Anfertigung
in Flandern massgebend sind. Wurde in Amsterdam erworben
und rührt her aus dem Beginn des XVII. Jahrh.
499. Mäschenarbeit (lacis, filet). Das Muster auf dem Netz -
werk in gezählten Stichen (points comptes) ziemlich dicht herge -
stellt, ist auf die Ferne sehr wirksam und der heutigen Nachahmung
sehr zu empfehlen. Die Dessins selbst sind italienischen Model -
büchern aus dem Schlüsse des XVI. Jahrhunderts entlehnt.
Schweizer Klosterarbeit der eben gedachten Epoche.
500. Theil einer Taufdecke, bestehend aus Netzwirkereien mit
gezählten Stichen, abwechselnd mit Quadraturen von Leinen -
stoffen, deren Mitte immer wieder mit durchschnittenen Arbeiten
(cutwork) gemustert ist. Eine besondere Beachtung verdient der
breite reich gemusterte Rand in Filetwirkerei, an welchem ein
zweiter schmälerer Randabschluss sich befindet, welcher nicht in
Filet gearbeitet, sondern in ausgezogener Arbeit (points tires)
hergestellt ist. Rheinische Klosterarbeit aus dem Beginne des
XVII. Jahrhunderts.
501. Taufdecke, deren Fond von mittelfeinem Leinen von vier
a jour gewirkten entre-deux durchbrochen und gemustert ist.
Diese eingesetzten ornamentalen Streifen sind der Technik nach
zu rechnen zur Netz- oder Maschenarbeit mit einem kreuz- und
sternförmigen Ornament, wie es für die Spitzen-Industrie des
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nördlichen Italiens am Schlüsse des XVI. Jahrhunderts charak -
teristisch ist.
502. Abschlussrand eines velum pulpiti, wie dieselben in
rheinischen Kirchen als Behang für tragbare Epistel- und Evan -
gelienpulte an Festtagen ehemals gebräuchlich waren. Der Tech -
nik nach ist diese interessant gemusterte Pultdecke zu den Ar -
beiten aux fils tires zu zählen, welche Technik der Netzarbeit
mit gezählten Stichen vorherging. Die' mustergültigen Dessins
sind den besten Compositionen der rheinischen Modelbiicher
des XVI. Jahrhunderts entlehnt. In den Spruchbändern liest
man. abwechselnd die Worte: «Caritas, Gasitas». Rheinische
Nonnenarbeit aus dem Schluss des XVI. Jahrh.
503. Theil eines Behanges (lambrequin). In den filochirten
Netzarbeiten mit gezählten Stichen und interessanten Musterun -
gen der italienischen Renaissance wechseln ab eingesetzte qua -
dratische Stücke von Leinen, die ihrerseits wieder durch ausge -
schnittene Arbeiten (faites aux points comptes) gemustert sind.
Italienische Arbeit aus dem Schlüsse des XVI. Jahrh.
504. Taufdecke (pallium baptismale). Die quadratische Netzwir -
kerei (filet, lacis) in immer variirenden Dessins wechseln mit
feinen quadratischen Leinenstücken ab. Ober-Rheinische Kloster-
Arbeit aus dem Beginne des XVII. Jahrh.
505. Grösserer Behang in Netzwirkerei, dessen geometrische
Musterungen durch gezählte Stiche (points comptes) in Hinblick
auf Compositionen deutscher Modelbücher hergestellt sind. In dem
unteren Rand ist in gezählten Stichen eine Jahreszahl ersichtlich,
nämlich A. D. 1576.
506. Taufdecke, in filochirter Netzstickerei (filet, lacis) ab -
wechselnd mit eingesetzten Leinenstreifen, welche durch ausge -
schnittene Arbeiten vermittels italienischen Dessins gemustert
und belebt sind. Dies vorliegende pallium baptismale dürfte zu
den reichsten Nonnen-Arbeiten in durchbrochenem Weisszeug zu
rechnen sein, die in rheinischen Klöstern am Schlüsse des XVI.
Jahrh. Entstehung gefunden haben.
ÖSTERR. MUSEUM
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^ Druck von J. J. Beaufort CP. X. Palm) in Aachen. ^
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